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[pdf-Fassung; weicht in Layout, Paginierung und unbedeutenden Details von der Druckfassung ab, die erschienen ist in: IJDL 1/2004: 19–68. Die Originalpaginierung ist im Text vermerkt.] PETER-ARNOLD MUMM (MÜNCHEN) Altindisch sma Teil 1: Rig- und Atharvaveda Zusammenfassung. In RV und AV hebt sma mit Indikativ Präsens die Realität und Gegen- wärtigkeit eines Sachverhalts hervor, sma mit Imperativ die Wichtigkeit einer Aufforde- rung. Die Hervorhebung ist deiktisch-appellierend. Ihr Hintergrund ist weitgehend unbe- stimmt und nicht epistemischer Natur. Sma wirkt auch nicht iterativierend oder generali- sierend. Die spätere Funktion 'Herstellung eines Vergangenheitsbezugs bei präsentischem Verb' ist in RV und AV nicht nachweisbar. Wie die Entwicklung dahin verlaufen ist, soll in Teil 2 untersucht werden. 1. Das Problem. Kleine Wörter machen große Schwierigkeiten. Satzpartikeln entfal- ten ihre Bedeutung in weiten Kontexten, und ohne diese sind die Partikeln nicht zu verstehen. Dazu kommt die notorische Beweglichkeit der Bedeutung auf temporal- modal-illokutivem Gebiet. Die genaue Funktion der vedischen Partikel sma ist bis heute nicht geklärt. Klar ist, dass sie irgendwie hervorhebend ('fokussierend') wirkt. Aber was hebt sie gegen was und in welcher Beziehung hervor? 1 Sma steht im Rigveda und im Atharvaveda – im RV sind es 108 Belege (bei LUBOTSKY 1997 ist 8.44.11a nachzutragen), im AV ein gutes Dutzend – mit wenigen Ausnahmen immer mit Indikativ Präsens oder mit Imperativ. Die Kombination mit dem Indikativ Präsens legt einen inhärenten Gegenwartsbezug dieser Partikel nahe – oder, bei gene- rellem Präsens, zumindest einen Realitätsbezug –; die Kombination mit dem Imperativ könnte dazu passen, da Aufforderungen ja eine Realität herstellen wollen. Sma wäre soweit eine 'affirmative' Partikel, die den durch die Verbalmodi ausgedrückten asser- tiven oder modalen Wert bekräftigt, deutsch etwa „eben, gerade, fürwahr, wirklich“. So ungefähr ist es bei GRASSMANN gebucht. 19 | 20 Nun gewinnt sma mit Indikativ Präsens aber im jüngeren Veda und im klassischen Sanskrit einen eigenartigen, mit Iterativität und Vergangenheitsbezug verbundenen Wert. 2 Ob dieser bereits ansatzweise dem RV zukommt oder erst in der Prosa einsetzt, ist umstritten. Nach KOZIANKA (1998) dient sma (+ Präs.) im RV 1 „It is particularly unhelpful to hear that a discourse particle conveys 'emphasis', a statement that could be made with equal justification of English too and Malay lah … in Malay the particles pun, pula, and juga could all qualify as 'emphatic'. Obviously, different kinds of emphasis are envolved.“ (GOD- DARD 1998: 166) 2 Pāṇini 3,2,118f. (Wirkungsbereich der regierenden Regel 3,2,84 bhūte „Vergangenheitsbezug“): la

Mumm ai-sma IJDL - epub.ub.uni-muenchen.de · P.–A. Mumm: Altindisch sma. Teil 1: Rig- und Atharvaveda. 3 3 ständige Belegsammlung aus den beiden Saṃhitas. Die Entwicklung zur

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[pdf-Fassung weicht in Layout Paginierung und unbedeutenden Details von der Druckfassung ab die erschienen ist in IJDL 12004 19ndash68 Die Originalpaginierung ist im Text vermerkt]

PETER-ARNOLD MUMM (MUumlNCHEN)

Altindisch sma

Teil 1 Rig- und Atharvaveda

Zusammenfassung In RV und AV hebt sma mit Indikativ Praumlsens die Realitaumlt und Gegen-waumlrtigkeit eines Sachverhalts hervor sma mit Imperativ die Wichtigkeit einer Aufforde-rung Die Hervorhebung ist deiktisch-appellierend Ihr Hintergrund ist weitgehend unbe-stimmt und nicht epistemischer Natur Sma wirkt auch nicht iterativierend oder generali-sierend Die spaumltere Funktion Herstellung eines Vergangenheitsbezugs bei praumlsentischem Verb ist in RV und AV nicht nachweisbar Wie die Entwicklung dahin verlaufen ist soll in Teil 2 untersucht werden

1 Das Problem Kleine Woumlrter machen groszlige Schwierigkeiten Satzpartikeln entfal-ten ihre Bedeutung in weiten Kontexten und ohne diese sind die Partikeln nicht zu verstehen Dazu kommt die notorische Beweglichkeit der Bedeutung auf temporal-modal-illokutivem Gebiet

Die genaue Funktion der vedischen Partikel sma ist bis heute nicht geklaumlrt Klar ist dass sie irgendwie hervorhebend (fokussierend) wirkt Aber was hebt sie gegen was und in welcher Beziehung hervor1

Sma steht im Rigveda und im Atharvaveda ndash im RV sind es 108 Belege (bei LUBOTSKY 1997 ist 84411a nachzutragen) im AV ein gutes Dutzend ndash mit wenigen Ausnahmen immer mit Indikativ Praumlsens oder mit Imperativ Die Kombination mit dem Indikativ Praumlsens legt einen inhaumlrenten Gegenwartsbezug dieser Partikel nahe ndash oder bei gene-rellem Praumlsens zumindest einen Realitaumltsbezug ndash die Kombination mit dem Imperativ koumlnnte dazu passen da Aufforderungen ja eine Realitaumlt herstellen wollen Sma waumlre soweit eine affirmative Partikel die den durch die Verbalmodi ausgedruumlckten asser-tiven oder modalen Wert bekraumlftigt deutsch etwa bdquoeben gerade fuumlrwahr wirklichldquo So ungefaumlhr ist es bei GRASSMANN gebucht 19|20

Nun gewinnt sma mit Indikativ Praumlsens aber im juumlngeren Veda und im klassischen Sanskrit einen eigenartigen mit Iterativitaumlt und Vergangenheitsbezug verbundenen Wert2 Ob dieser bereits ansatzweise dem RV zukommt oder erst in der Prosa einsetzt ist umstritten Nach KOZIANKA (1998) dient sma (+ Praumls) im RV

1 bdquoIt is particularly unhelpful to hear that a discourse particle conveys emphasis a statement that

could be made with equal justification of English too and Malay lah hellip in Malay the particles pun pula and juga could all qualify as emphatic Obviously different kinds of emphasis are envolvedldquo (GOD-

DARD 1998 166) 2 Pāṇini 32118f (Wirkungsbereich der regierenden Regel 3284 bhūte bdquoVergangenheitsbezugldquo) laṭ

Orig in IJDL 12004 19-68

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1 der Hervorhebung eines Worts 2 der Bekraumlftigung eines Sachverhalts 3 der Bezeichnung der Wiederholung einer Verbalhandlung (VH) in Verbindung

mit aacutedha 4 der Bezeichnung einer habituellen VH in der Vergangenheit in Verbindung mit

purā 5 Der Bezeichnung einer einzelnen VH in der Vergangenheit

Im spaumlteren Veda und im Sanskrit sei so KOZIANKA die Funktion 5 ausgebaut worden sma diene dort der einfachen Verschiebung praumlsentisch ausgedruumlckter VHen ndash sowohl (a) ununterbrochener Hintergrundshandlungen als auch (b) im Verlauf einer Ereignis-kette neu eintretender VHen ndash in die Vergangenheit Auch bei der Einleitung in die direkte Rede durch (formal perfektisches semantisch meist praumlsentisches) āha bdquosagtldquo diene sma der Verschiebung vom Gegenwarts- zum Vergangenheitsbezug X sma āha heiszligt bdquoX sagteldquo

Daneben steht die Beobachtung dass die Partikel sma im Vedischen haumlufig neben ver-allgemeinernden Partikeln und Formen steht Daher haben KLINGENSCHMITT (1994 241 mit Anm 11) und TICHY (1995 131 mit Anm 23) im Einklang mit den Funktionen 3 und 4 die Bedeutungen bdquoimmerldquo bzw bdquoallemal in jedem Fallldquo angesetzt Kozianka (1998 387 Anm 8) haumllt diesen Bedeutungsansatz aber zu Recht fuumlr nicht in jedem Fall zutref-fend

So ergibt sich eine Funktionenvielfalt mit der schon Delbruumlck unzufrieden war Einer-seits bezeichne sma etwas das in der Vergangenheit

bdquooumlfter (namentlich gewohnheitsmaumlszligig) geschahldquo Andererseits finde sich im RV bdquofuumlr das Praumlsens mit sma mit der Bedeutung der Vergangenheit kein durchaus sicheres Beispiel Auch sma purā mit praes hat eine etwas abweichende 21|21 Bedeutung insofern ich mit Grassmann finde dass es bedeute jetzt wie auch zuvor zB yeacute smā purā gātūyaacutenti be-deutet welche jetzt wie einst Bahn schaffen ndash Wie sich uumlbrigens die im Brāhmaṇastil vorliegende Bedeutung des Praumlsens mit sma entwickelt hat ist mir nicht recht verstaumlnd-lich und bedarf noch weiterer Untersuchungldquo (DELBRUumlCK 1876 129 131)

Der vorliegende Aufsatz widmet sich dem ersten Teil des Problems der Bedeutungs- bzw Funktionsanalyse3 fuumlr den Rig- und den Atharvaveda Zugrunde liegt eine voll-

(Praumlsens) kann mit sma verwendet werden und zwar sowohl fuumlr Ereignisse bei denen man nicht dabei gewesen ist (Perfekt 32115 parokṣe liṭ) als auch fuumlr die anderen (32119 aparokṣe ca) ndash S wei-ter HOFFMANN 1967 29 und 79

3 Bedeutung und Funktion sind bei Partikeln nicht zu unterscheiden Der Grundidee nach ist die Be-deutung etwas das einem Wort fuumlr sich selber zukommt und daher im Lexikon gebucht wird und die Funktion die zur Syntax gehoumlrige Wirkungsweise eines Worts auf seine Umgebung Beides haumlngt aber auch zusammen und zwar in dem Maszlige wie die Bedeutung selbst relationale Momente hat Bedeutungen von Partikeln sind typischerweise ausschlieszliglich relational bdquomehr Gewicht verlei-hendldquo bdquobezweifelndldquo bdquoBekanntheit praumlsupponierendldquo usw ndash In diesem Aufsatz werden Bedeu-tung und Funktion daher promiscue gebraucht

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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staumlndige Belegsammlung aus den beiden Saṃhitas Die Entwicklung zur klassischen Verwendung soll in Teil 2 untersucht werden

2 Wort- oder Satzhervorhebung Sma steht uumlberall enklitisch an zweiter Stelle im Satz Wenn sma stets das vorhergehende Wort hervorhebt ndash eine kaum zu umgehende Annahme ndash entscheidet sich die Frage nach Wort- oder Satzhervorhebung weiter uumlber die syntaktische Natur oder Rolle dieses vorhergehenden Worts Bei Satzpartikeln oder Konjunktionen ist die Lage klar wenn aacutedha bdquoalsoldquo utaacute bdquoundldquo oder hiacute bdquonaumlmlichldquo hervorgehoben werden wird damit der ganze Satz hervorgehoben Dasselbe gilt fuumlr Woumlrter wie aacutepa aacuteva praacute praacuteti ob diese nun im Einzelfall eher Lokalpartikeln oder ge-trennte Praumlverbien sind in beiden Faumlllen bestimmen sie den ganzen Satz4 Typische Beispiele sind 1422c aacutepa sma taacutem pathoacute jahi bdquoschlag ihn (den Wolf) fort vom Wegldquo 71513bc praacuteti ṣma deva rīṣataḥ taacutepiṣṭhair ajaacutero daha bdquoversenge du Gott mit deinen gluuml-hendsten (Flammen) die Schaumldiger der du nie alterstldquo 86010b praacute sma vājeṣu no ava bdquohilf uns in den Kaumlmpfenldquo 21|22

Anders steht es mit Pronomina Sie wuumlrden einen bestimmten Kontrast gegen einen innerhalb des Satzes oder Kontexts genannten oder praumlsupponierten Mitspieler erlau-ben wie bdquoihr und nicht wirldquo bdquowir und nicht jeneldquo bdquodies und nicht dasldquo usw Ein sol-cher bestimmter Kontrast ist aber mit sma nirgends vorhanden Wo sma mit Pronomi-na steht wird unbestimmter Kontrast ausgedruumlckt zB in RV 1128

yaacutes tvām agne haviacuteṣpatir dūtaacuteṃ deva saparyaacuteti | taacutesya sma prāvitā bhava || bdquoWelcher Opferherr dich Agni als Boten Gott verehrt dessen sei ein Helferldquo5

Wohl wird der Opferherr der die genannte Taumltigkeit ausuumlbt hervorgehoben aber nicht gegen einen bestimmten anderen Opferherrn oder gegen bestimmte andere Menschen Es bleibt offen gegen wen er hervorgehoben wird und es wird nicht ausdruumlcklich aus-geschlossen dass Agni auch anderen helfen mag Der Kontrast ist also vorhanden aber unbestimmt6 Auch bei Personalpronomina ist das so zB RV 553 (3-)5 22|23

4 Da morphosyntaktische Verbkategorien grundsaumltzlich zugleich Satzkategorien sind muss auch eine

Verbhervorhebung zugleich Satzhervorhebung sein vgl zB COMRIE (1976 45 Anm 2) WEHR (1984 193)

5 Uumlbersetzungen sind wenn von mir kein Kompromiss von Woumlrtlichkeit und Eleganz Letztere fehlt 6 HervorhebungFokussierung arbeitet mit einem Gegenstuumlck bzw vor einem Hintergrund Die moumlg-

lichen Relationen zwischen Fokus und Hintergrund sind vielfaumlltig und haumlngen von vielen Gesichts-punkten ab wie frei der Fokus waumlhlbar ist ob der Hintergrund in Kontext oder Situation vorhanden ist oder nicht ua Fuumlr unseren Zusammenhang sind die Gesichtspunkte wichtig (1) wie bestimmt der Hintergrund ist und (2) ob das Fokus-Hintergrund-Verhaumlltnis gegensaumltzlich oder graduell ist (1) Das fokussierte Element x kann einem bestimmten anderen Element a einer Reihe anderer Elemen-te abc oder einer Restmenge nicht-x innerhalb einer Gesamtmenge M gegenuumlberstehen und die Gesamtmenge M kann ihrerseits klar oder vage bestimmt sein Je klarer die Menge M durch ein Merkmal bestimmt ist desto klarer ist die Hinsicht der Fokussierung Dies soll ein Messer sein ndash Das ist ein Messer (Crocodile Dundee ein entsprechendes Exemplar hervorziehend) Das gezeigte Messer er-fuumlllt das Merkmal ein Messer zu sein in hervorragender Weise es hebt sich von allen anderen Mes-sern hervorragend ab Im vagen Extremfall andererseits steht x virtuell der ganzen Welt gegenuumlber

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teacute ma āhur yaacute āyayuacuter uacutepa dyuacutebhir viacutebhir maacutede | naacutero maacuteryā arepaacutesa imān paacuteśyann iacuteti ṣṭuhi || yeacute antildejiacuteṣu yeacute vāśīṣu svaacutebhānavaḥ srakṣuacute rukmeacuteṣu khādiacuteṣu | śrāyā raacutetheṣu dhaacutenvasu || yuṣmākaṃ smā raacutethāṁ aacutenu mudeacute dadhe maruto jīradānavaḥ | vrṣṭī dyāvo yatīr iva || bdquoDie haben mir gesagt die angekommen sind bei Tagesanbruch mit den Voumlgeln in Freude die Maumlnner die makellosen Jungmaumlnner raquodiese sehend preiselaquo ndash raquodie mit Salbe die mit Streitaumlxten selbstglaumlnzend sind mit Kraumlnzen Goldmuumlnzen Spangen in ihren Wagen und Bogen steckenlaquo ndash Eure (sma) Wagen empfange ich zur Freude ihr Marut mit den schnellen Tropfen wie mit Regen kommende Tageldquo

Die in Vers 5 Angeredeten werden hervorgehoben aber nicht gegen bestimmte Ande-re Es sind immer nur die Marut Thema Einzig faumlllt der Wechsel von der 3 zur 2 Per-son auf verbunden mit dem gegenwartsbezogenen dadhe Die Opferrede gewinnt da-durch den Charakter eines Opferdialogs und wird staumlrker praumlsentisch

Die Beobachtung dass sma bei Pronomina keinen bestimmten Kontrast ausdruumlckt fuumlhrt zu dem Schluss dass die von GRASSMANN fuumlr sma bei Pronomina angesetzten Be-deutungen bdquoeben gerade zumalldquo nicht zutreffen GRASSMANN selbst fuumlgt hinzu bdquonur schwaumlcher als diese [sc deutschen Woumlrter eben gerade zumal]ldquo Das macht aber wenig Sinn ndash eine Hervorhebung die doch kaum eine waumlre Eher steht zu vermuten dass GRASSMANN 23|24 die vage Fokussierung wahrgenommen hat ohne aber das treffende deutsche Aumlquivalent zu finden Dazu mehr unter sect 32

Sma ist auch in vielen anderen Liedern mit dem aktuellen Kern der Opferhandlung verbunden in dem die Goumltter angeredet und zur Gegenleistung gebracht werden sol-len (do ut des dabis quia do) wie die Beispiele im folgenden Punkt 3 zeigen Einstwei-len sei festgehalten sma dient nicht der Hervorhebung eines Partizipanten innerhalb eines Satzes gegenuumlber bestimmten Alternativen sondern der Hervorhebung des Sat-zes selbst Es bleibt zu klaumlren in welcher Hinsicht der Satz hervorgehoben wird

zB in Only you ndash can make the darkness bright (The Platters) Da es sich um metaphorisches Leuchten handelt ist der Kontrast nicht auf die Menge aller Lichtquellen beschraumlnkt sondern dem Houmlrer ist es freigestellt als M den Bekanntenkreis oder die Menschheit oder auch den Kosmos einschlieszliglich Sonne zu unterschieben Die in jeder Hervorhebung liegende pragmatische Komponente der Auf-merksamkeitslenkung tritt in dieser Relation am klarsten hervor Ausblendung eines sehr unbe-stimmten Hintergrunds ist gleichbedeutend mit dem Appell einzig an das Hervorgehobene zu den-ken es zu zoomen und sozusagen einen geistigen Tunnelblick zu entwickeln Das fokussierte Ele-ment gewinnt dadurch eine besondere Praumlsenz und folglich eine Affinitaumlt zum hic et nunc Dies wie gesagt nicht durch einen bestimmten Kontrast zu raumlumlich oder zeitlich entfernten Bezugspunk-ten sondern allein durch das Vor-Augen-Ruumlcken vor welchem Hintergrund auch immer ndash (2) Ein mit unbestimmtem Hintergrund fokussiertes Element erscheint automatisch als graduell gesteigert als irgendwie in besonderem Maszlige gewichtig ndash Graduelle Steigerung mit bestimmtem Hintergrund schwaumlcht die Gegensaumltzlichkeit der Fokusrelation (bdquox und nicht aldquo bdquox und nicht nicht-xldquo usw) ab bdquox mehr als aldquo usw

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3 Generelle oder aktuelle Bedeutung Epistemisch-modale oder appellative Be-deutung Die Rolle von sma in der Opferrhetorik Die bereits zitierte Stelle RV 1128 ist auch fuumlr die Frage aufschlussreich

31 ob sma mit genereller oder mit aktueller Bedeutung verbunden ist TICHY uumlber-setzt

bdquoWelcher Herr der Opfergabe dich als den Boten verehrt Gott Agni dem sei allemal ein Weiterhelferldquo (TICHY 1995133)

Fuumlr die von TICHY favorisierte generelle Lesart von sma spricht dass Agni ja immer wieder angerufen wird und die Opferherren seine Leistungen immer wieder beanspru-chen Aber die Anrufung im Opfer hat auch eine andere Seite Denn sie ist doch jedes-mal auch eine Bitte um reale Hilfe Sie nennt nicht nur den allgemeinen Zusammen-hang zwischen Vorleistung im Opfer und dann faumllliger Gegengabe seitens der Gottheit sondern sie erbringt diese Vorleistung auch wirklich und mahnt die Gegengabe dann an

Sma steht in den allermeisten Faumlllen an einer solchen Schluumlsselstelle im rigvedischen Hymnus wo die Opferrhetorik ihre allgemeinen Berufungsgruumlnde und ihr aktuelles praktisches Ziel zu einem Argument zusammenschmiedet Diese Operation macht eine Entscheidung uumlber generelle oder aktuelle Lesart eines Passus oft unmoumlglich Manch-mal spricht die Komposition klar fuumlr generelle Lesart So in RV 4291-3 Zunaumlchst wird Indra angerufen er solle zum Opferer herfahren (ā yāhiacute) und zwar an den Trankop-fern der Konkurrenten vorbei (tiraacuteś cid aryaacuteḥ saacutevanā) Dann heiszligt es 4292 24|25

ā hiacute ṣmā yāti naacuteryaś cikitvān hūyaacutemānaḥ sotŕ bhir uacutepa yajntildeaacutem bdquoHerbei naumlmlich faumlhrt der Mannhafte aufmerksam wenn er von den Pressenden zum Opfer gerufen wirdldquo

Sma mag hier stehen um den aumlquipollenten Gegensatz zu den genannten Konkurren-ten unterstreichen zu helfen Mit dem Praumlsens yāti kann aber jedenfalls keine aktuelle Gegenwart gemeint sein denn in der naumlchsten Strophe ist der Gerufene noch nicht da

śrāvaacuteyeacuted asya kaacuterṇā vājayaacutedhyai juacuteṣṭām aacutenu praacute diacuteśam mandayaacutedhyai bdquoMache seine Ohren hellhoumlrig daszlig er nach dem Ziel fahre (lenke ihn) nach der gewohnten Richtung daszlig er sich berauscheldquo (GELDNER)

Also hebt sma hier einen generellen Zusammenhang hervor An vielen anderen Stellen ist aber aktuelle Lesart zu bevorzugen So in RV 11510

yaacutet tvā turīyam rtuacutebhir draacuteviṇodo yaacutejāmahe | aacutedha smā no dadiacuter bhava || bdquoWenn wir dir zum vierten Male nach den Zeiten opfern du Reichtumgeber so sei uns ein Schenkerldquo (GELDNER)

Bei genereller Auffassung von sma muumlsste man auch den vorangehenden Bedingungs-satz generell verstehen bdquoImmer wenn ldquo Das ist nicht unmoumlglich Aber die Nennung des spezifischen relativen Zeitpunkts ndash bdquozum vierten Malldquo ndash legt in Verbindung mit der 1Person Plural doch eher den Bezug auf das gerade stattfindende Opfer nahe

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Das aktuelle Bedingungsgefuumlge hat auch eine etwas andere Semantik als das generelle Im generellen Fall waumlre eine Regel genannt die die Erfinder dieser Regel dem Gott zur freundlichen Beherzigung unterbreiten Im speziellen Fall haumltte die Regel weil nicht nur benannt sondern zu- 25|26 gleich angewendet eine deutlichere kausale Komponen-te7 Die Regel hat fuumlr den Opferherrn nicht nur Erfahrungswert sondern sie dient ihm auch als Berufungsinstanz dem angerufenen Gott gegenuumlber weil die Regel gilt soll der Gott sich an sie halten

Fuumlr aktuelle Lesart sprechen auch die auffaumllligen Kombinationen von sma und Selbst-nennung des Dichters Opferherren in RV 61714 RV 8274 14 RV 8863 In 61714cd wird der Opferherr Bharadvāja genannt und gleich darauf ein Verweis auf den entscheidenden (pārya-) Tag mit sma verbunden

bharaacutedvāje nrvaacuteta indra sūrīn diviacute ca smaidhi pārye na indra bdquo(Mach) unter Bharadvāja die Lohnherren maumlnnerreich o Indra und sei am entscheiden-den Tage fuumlr uns o Indraldquo (GELDNER)

In 827 dem Manu Vaivasvata zugeschrieben faumlllt der Name Manu viermal Einmal (7) ist der mythische Manu gemeint In den anderen drei Faumlllen handelt es sich wohl um Selbstnennung und zweimal (4 und 14) ist sie mit sma kombiniert bdquomoumlgen alle Allwis-senden dem Manu zum Gedeihen gereichenldquo (4) und bdquodie Goumltter sind naumlmlich dem Manu alle einmuumltig (samanyavaḥ) gleich guumlnstigldquo (14)

886 schlieszliglich ist das Lied des Viśvaka der seinen Sohn Viṣṇāpū herbeisehnt Die ersten drei Strophen enden mit dem Refrain bdquoEuch ruft Viśvaka um der Nachkommen-schaft willenldquo In 8863 heiszligt es dann

yuvaacuteṃ hiacute ṣmā purubhujemaacutem edhatuacuteṃ viṣṇāpvegrave dadaacutethur vaacutesyaiumlṣṭaye | bdquoIhr zwei habt naumlmlich sma ihr Vielnuumltzenden dieses Gedeihen dem Viṣṇāpu zum Heil-suchen gegebenldquo

Die Nennung der Wohltaten der Aśvin gegen den Sohn ndash der laut 11177 und 106512 von den Aśvin auch wieder zuruumlckgegeben worden ist ndash mahnt offenbar die Zustaumln-digkeit der Aśvin an Sma steht hier eindeutig in singulaumlrem und (Perfekt) gegen-wartsrelevantem Kontext 26|27

32 Die Haumlufung von sma an den Schluumlsselstellen der Opferrhetorik legt die weitere Frage nahe ob sma epistemisch8 oder deiktisch-appellierend wirkt Wenn epistemisch

7 HETTRICH (1988 343) zaumlhlt die Stelle zum temporal-effizierend-realisierten Typ der sich zwischen

den Polen Voraussetzungsvariante und Kausale Variante bewegt 8 Modalitaumlt handelt im Kernbereich von den Bedingungen der Realisierung einer Proposition also

von Moumlglichkeit und Notwendigkeit Im Elementarfall sind die Bedingungen als einfach gegeben bzw fehlend unterstellt Assertion und Negation Diese gehoumlren insofern als Grenzfaumllle ebenfalls zur Modalitaumlt die so auf verschiedene Weise eine Proposition in der Realitaumlt verankert Zur einfachen Verankerung koumlnnen zusaumltzliche Kennzeichnungen von (Hinter)gruumlnden treten die die modale Aussage rechtfertigen naumlher beleuchten oder einschraumlnken indem sie sie auf bestimmte Gewiss-heitsquellen beziehen Dazu gehoumlren die persoumlnlichen Uumlberzeugungen des Sprechers oder des Houml-rers kulturell durchgesetzte Uumlberzeugungen individuelle oder allgemeine Erfahrungen der Ver-

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waumlre es etwa als bdquowirklich fuumlrwahrldquo vielleicht auch als bdquobestimmtldquo zu uumlbersetzen wenn deiktisch-appellativ am ehesten durch Interjektionen wie bdquohe siehe houmlrtldquo Grassmanns Bedeutungsansaumltze fuumlr verbhervorhebendes sma sind bdquotraun fuumlrwahr recht zumal aber auch mehr zeitlich schonldquo Traun fuumlrwahr recht zumal (dieses letzte-re fuumlr Kausalsaumltze) wirken alle bestaumltigend dh sie bereichern die Assertion um die zusaumltzliche Aussage des Sprechers uumlber unbezweifelbare Gruumlnde zu verfuumlgen dass die Assertion auch wirklich wahr bzw die Aufforderung auch wirklich ernst gemeint und gut begruumlndet ist 27|28

Nun ist nach den bisherigen Beobachtungen klar dass sma keinesfalls bdquobestimmtldquo hei-szligen kann Bekraumlftigung macht nur Sinn wenn Zweifel im Spiel war Zweifel aber ha-ben in den Kontexten in denen sma steht nichts verloren Inhalte wie bdquoSchlag den Wolf wegldquo bdquoHilf unsldquo bdquoWir sind hierldquo bdquoEure Wagen empfange ich zur Freudeldquo kennen keinen Zweifel und koumlnnen daher auch nicht bekraumlftigt aus ihm hervorgehen Weni-ger schlecht aber immer noch nicht gut passt Bestaumltigung (bdquowirklich fuumlrwahr traunldquo) Denn Bestaumltigung praumlsupponiert zwar keinen Zweifel aber doch eine durch Zusatzgruumlnde angeschwollene Urteilskraft des Sprechers Die genannten Assertionen erfordern aber keine Urteilskraft

Die genannten Aufforderungen freilich koumlnnten ebenso wie relativische oder kondi-tionale Gefuumlge vom Typ bdquower dich verehrt dem hilfldquo im Deutschen mit wirk-lich verstaumlrkt werden Aber das wuumlrde entweder doch einen Zweifel unterstellen (Kommst du ndash Komm (auch) wirklich) oder eine einfache Verstaumlrkung der Aufforderung sein ohne Rekurs auf die Urteilskraft des Sprechers Sma praumlsupponiert aber wie auch die folgenden Textstellen zeigen werden keinen Zweifel und uumlberhaupt keine episte-mischen Hintergruumlnde Es faumlrbt die Modalitaumlt nicht um und es bereichert sie auch nicht Es hebt sie nur hervor gegen einen ganz unbestimmten Hintergrund um diesen sogleich wieder auszublenden Auf diese Weise produziert sma einen geistigen Tun-nelblick auf die Guumlltigkeit Wichtigkeit der Aussage

weis aufs situativ oder logisch Offensichtliche spezielle Erinnerungen die Signalisierung fremder Gewissheitsquellen die einfache Andeutung eines Kreises sicher vorhandener Gruumlnde die Signali-sierung eines eigenen Vorbehalts uvm All diese Kennzeichnungen sind epistemischer Natur weil sie aus Gruumlnden bestehen die in der geistigen Welt der Sprechaktteilnehmer angesiedelt sind Sie gehoumlren zum Randbereich der Modalitaumlt weil sie die Bedingungen der Wahrheit oder Glaubwuumlrdig-keit einer Aussage thematisieren (Etwas anders hierzu VAN DER AUWERA PLUNGIAN 1998 83 f) ndash In unserem Zusammenhang wichtig ist (1) die durch deutsch fuumlrwahr wirklich ausgedruumlckte bestaumlti-gende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher uumlber einen Kreis sicher vorhandener Gruumlnde fuumlr diese Assertion verfuumlgt (zB vermehrte Erfahrung Der Wein ist gut ndash und nach ein zwei drei usw weiteren Schlucken Der Wein ist wirklich gut) (2) die durch deutsch bestimmt sicher gewiss angedeutete bekraumlftigende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher zwar uumlber einen Kreis von bestaumltigenden Gruumlnden verfuumlgt diesen aber fuumlr eventuell nicht ausreichend haumllt (Ich habe meine Tasche in der U-Bahn vergessen ist eine Assertion Ich habe meine Tasche bestimmt in der U-Bahn vergessen eine Vermutung) ndash Beteu-ernde Modalitaumlt (ehrlich) und weitere Spielarten der Assertionsverstaumlrkung bleiben fuumlr den Mo-ment auszliger Betracht ndash

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Also passen auch GRASSMANNs Bedeutungsansaumltze fuumlrwahr traun nicht Fuumlrwahr ist we-nigstens nach dem heutigen Verstaumlndnis dieser etwas altertuumlmlichen Partikel epi-stemisch weil es die Urteilskraft des Sprechers zitiert Traun ist weil obsolet schwerer zu beurteilen Laut GRIMMs Woumlrterbuch war traun schon im 19 Jh veraltet bdquoim 19 jh ist es oft nur ein leeres flickwort der epigonenpoesie oder von stark ironischem klange wo es in der prosa erscheint klingt es bewuszt altfraumlnkischldquo (Bd 11 Sp 1527) Bei Hans Sachs findet sich eine Verwendung von traun im Sinne von bdquowirklichldquo beschawet den gaul wol und eben an seinen zaumlnen in dem maul sprach raquodrauen es ist alt der gaullaquo (GRIMM lc Sp 1528) Dies ist ein klarer Fall von Bestaumltigung Aussage eines durch Pruumlfung gesicherten Urteils Ab dem 16 Jh entwickelt sich dann die Bedeutung aber zu bdquovermutlichldquo fort (ibid Sp 1531f) und entfaumlllt als moumlgliches Aumlquivalent fuumlr sma somit vollends 28|29

Ein passender deutscher Uumlbersetzungskandidat fuumlr sma in Aufforderungs- gelegent-lich auch in Aussagesaumltzen duumlrfte bair fei sein Schmeller fuumlhrt an Kim fei Daacutes dˑ əs fei˜ neacutet və˓liərst Du kimst fei˜ spagravet Fei˜ kagravelt isˑs Zu den Aufforderungssaumltzen bemerkt Schmeller bdquofein (fei˜) dient in Verbindung mit einem ausdruumlcklich gesetzten oder stillschweigend verstandenen Verbum welches in ersterem Fall allemal die schaumlrfere Betonung erhaumllt eine Art von Wunsch auszudruumlckenldquo Fuumlr Aussagesaumltze findet Schmeller die Bedeutung bdquoziemlichldquo9 Die steigernde Bedeutung bei gleichzeitigem Fehlen subjektiv-modaler Komponenten passt gut zu dem was oben (Anm 6) fuumlr Fo-kussierung mit unbestimmtem Hintergrund gesagt worden ist

33 Einige weitere Belege in denen sma ebenfalls am Kulminationspunkt der Opfer-rhetorik angewendet wird sollen die gewonnene Hypothese untermauern RV13714f (Marut)

praacute yāta śībham āśuacutebhiḥ saacutenti kaacuteṇveṣu vo duacutevaḥ | taacutetro ṣuacute mādayādhuvai || aacutesti hiacute ṣmā maacutedāya vaḥ smaacutesi ṣmā vayaacutem eṣatildem | viacuteśvaṃ cid āyur jīvaacutese || bdquoFahrt rasch los mit den Rennern Fuumlr die K aṇ v a s habt ihr eine Vorliebe dort sollt ihr fein schwelgen 29|30 Denn es gibt etwas fuumlr euch zum Schwelgen Wir gehoumlren ihnen (Schenket uns) die volle Dauer zum Lebenldquo (GELDNER)

9 SCHMELLER Bd 1 Sp 721 f Vgl weiter DWB Bd 3 Sp 1457 bdquodie volkssprache weisz noch leisere be-

ziehungen in dieses fein zu legen z b in Schwaben druumlckt es aus sogar oder noch dazu er hats fein versprochen und fein am sonntagldquo ndash bdquoSogarldquo ist allerdings falsch bestimmt Denn bdquosogarldquo druumlckt einen bestimmten Kontrast aus entweder steigernd (bdquonicht nur angedeutet sondern sogar versprochenldquo) oder gegensaumltzlich (bdquoer darf nicht anders handeln er hat es sogar versprochenldquo) Fein duumlrfte hier eher wie bei den oben gegebenen bairischen Beispielen funktionieren mit unbe-stimmtem Kontrast und so eine Emphase auf die Guumlltigkeit legend ndash SchwaumlbWB Bd 2 Sp 1023 bdquonachdruumlcklich auf die Tatsache hinweisend raquonotabenelaquoldquo Das laumlsst du fei bleiben ndash bdquoNotabeneldquo trifft nicht ganz weil es dem lateinischen Wortlaut wie auch der deutschen Verwendung nach an den Houml-rer appelliert sich die fokussierte Assertion fuumlr unbestimmte weitere Verwendung zu merken ndash SuumldhessWB Bd 2 Sp 413 Mein liewer Scholli daumlszlig iszlig aumlwwer mōl fei nedd wohr ndash Weitere ungefaumlhre Uumlbersetzungskandidaten waumlre engl look how interesting frz voici russ vot nl let wel zie hier (so WAKKER 1997 211f zur gr Partikel δή)

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

HS = Hauptsatz NS = Nebensatz SV = Sachverhalt VH = Verbalhandlung

Verwendete Literatur Texte und Uumlbersetzungen

RV

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Von Karl Friedrich GELDNER 3 Bde CambridgeMass 1951

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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LUDWIG Alfred Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Bracirchmana Zum ersten Male vollstaumlndig ins Deutsche uumlbersetzt mit Kommentar und Einleitung 6 Bde Prag (Leipzig Wien) 1876 1876 1878 1881 1883 1888

AV

Atharva Veda Sanhita Hg von Rudolf ROTH und William Dwight WHITNEY Zweite verbesserte Auflage besorgt von Max LINDENAU Berlin 1924

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Atharva Veda Saṃhitā Translated into English with Critical and Exegetical Commentary by Wil-liam Dwight WHITNEY Revised and Edited by Charles Rockwell LANMAN 2 Bde Cam-bridgeMass 1905

The Kashmirian Atharvaveda Ed LeRoy Carr BARRET Book four JAOS 35 (1915) 42-101 ndash Book five JAOS 37 (1917) 257-308 ndash Book twelve JAOS 46 (1926) 34-48 ndash Books sixteen and sev-enteen American Oriental Series Vol 9 New haven Connecticut 1936

The Paippalāda-Saṃhitā of the Atharvaveda Critically edited from palmleaf manuscripts in the Oriya script discovered by Durgamohan Bhattacharyya and one Śāradā manuscript Vol 1 Consisting of the first fifteen Kāṇḍas By Dipak BHATTACHARYA Calcutta 1997

Thomas ZEHNDER Atharvaveda Paippalāda Buch 2 Text Uumlbersetzung Kommentar Eine Sammlung altindischer Zauberspruumlche vom Beginn des 1 Jahrtausends v Chr Idstein 1999

The Pariśiṣṭas of the Atharvaveda Ed by George Melville BOLLING and Julius VON NEGELEIN Vol I Text and Critical Apparatus Part I Pariśiṣṭas I-XXXVI Leipzig 1909

Sanskrit

Pantschatantrum sive Quinquepartitum de moribus exponens Ex codicibus manuscriptis edidit commentariis criticis auxit Io Godofr Ludov KOSEGARTEN Pars prima Bonn 1848

Panchatantra II amp III Edited with Notes by Dr G BUumlHLER Bombay 31886 The Panchatantra A Collection of Ancient Hindu Tales in the Recension Called Panchakhyanaka and

Dated 1199 AD of the Jaina Monk Purnabhadra Critically edited in the original Sanskrit by Dr Johannes HERTEL Cambridge Mass 1908

Pantschatantra Fuumlnf Buumlcher indischer Fabeln Maumlrchen und Erzaumlhlungen Aus dem Sanskrit uumlber-setzt mit Einleitung und Anmerkungen von Theodor BENFEY 2 Bde Leipzig 1859

Pantschatantra Ein altes indisches Lehrbuch der Lebensklugheit in Erzaumlhlungen und Spruumlchen Aus dem Sanskrit neu uumlbersetzt von Ludwig FRITZE Leipzig 1884

Das Pantildecatantram (textus ornatior) Eine altindische Maumlrchensammlung Zum ersten Male uumlbersetzt von Richard SCHMIDT Leipzig oJ

Tantrākhyāyika Die aumllteste Fassung des Pantildecatantra Aus dem Sanskrit uumlbersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Johannes HERTEL Zweiter Teil Uumlbersetzung und Anmerkungen Leipzig und Berlin 1909

Grammatik

Pāṇinis Grammatik Herausgegeben uumlbersetzt erlaumlutert und mit verschiedenen Indices verse-hen von Otto BOumlHTLINGK Leipzig 1887

Aṣṭādhyāyī of Pāṇini in Roman transliteration by Sumitra M KATRE AustinTexas 1987

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Weitere Literatur

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1 der Hervorhebung eines Worts 2 der Bekraumlftigung eines Sachverhalts 3 der Bezeichnung der Wiederholung einer Verbalhandlung (VH) in Verbindung

mit aacutedha 4 der Bezeichnung einer habituellen VH in der Vergangenheit in Verbindung mit

purā 5 Der Bezeichnung einer einzelnen VH in der Vergangenheit

Im spaumlteren Veda und im Sanskrit sei so KOZIANKA die Funktion 5 ausgebaut worden sma diene dort der einfachen Verschiebung praumlsentisch ausgedruumlckter VHen ndash sowohl (a) ununterbrochener Hintergrundshandlungen als auch (b) im Verlauf einer Ereignis-kette neu eintretender VHen ndash in die Vergangenheit Auch bei der Einleitung in die direkte Rede durch (formal perfektisches semantisch meist praumlsentisches) āha bdquosagtldquo diene sma der Verschiebung vom Gegenwarts- zum Vergangenheitsbezug X sma āha heiszligt bdquoX sagteldquo

Daneben steht die Beobachtung dass die Partikel sma im Vedischen haumlufig neben ver-allgemeinernden Partikeln und Formen steht Daher haben KLINGENSCHMITT (1994 241 mit Anm 11) und TICHY (1995 131 mit Anm 23) im Einklang mit den Funktionen 3 und 4 die Bedeutungen bdquoimmerldquo bzw bdquoallemal in jedem Fallldquo angesetzt Kozianka (1998 387 Anm 8) haumllt diesen Bedeutungsansatz aber zu Recht fuumlr nicht in jedem Fall zutref-fend

So ergibt sich eine Funktionenvielfalt mit der schon Delbruumlck unzufrieden war Einer-seits bezeichne sma etwas das in der Vergangenheit

bdquooumlfter (namentlich gewohnheitsmaumlszligig) geschahldquo Andererseits finde sich im RV bdquofuumlr das Praumlsens mit sma mit der Bedeutung der Vergangenheit kein durchaus sicheres Beispiel Auch sma purā mit praes hat eine etwas abweichende 21|21 Bedeutung insofern ich mit Grassmann finde dass es bedeute jetzt wie auch zuvor zB yeacute smā purā gātūyaacutenti be-deutet welche jetzt wie einst Bahn schaffen ndash Wie sich uumlbrigens die im Brāhmaṇastil vorliegende Bedeutung des Praumlsens mit sma entwickelt hat ist mir nicht recht verstaumlnd-lich und bedarf noch weiterer Untersuchungldquo (DELBRUumlCK 1876 129 131)

Der vorliegende Aufsatz widmet sich dem ersten Teil des Problems der Bedeutungs- bzw Funktionsanalyse3 fuumlr den Rig- und den Atharvaveda Zugrunde liegt eine voll-

(Praumlsens) kann mit sma verwendet werden und zwar sowohl fuumlr Ereignisse bei denen man nicht dabei gewesen ist (Perfekt 32115 parokṣe liṭ) als auch fuumlr die anderen (32119 aparokṣe ca) ndash S wei-ter HOFFMANN 1967 29 und 79

3 Bedeutung und Funktion sind bei Partikeln nicht zu unterscheiden Der Grundidee nach ist die Be-deutung etwas das einem Wort fuumlr sich selber zukommt und daher im Lexikon gebucht wird und die Funktion die zur Syntax gehoumlrige Wirkungsweise eines Worts auf seine Umgebung Beides haumlngt aber auch zusammen und zwar in dem Maszlige wie die Bedeutung selbst relationale Momente hat Bedeutungen von Partikeln sind typischerweise ausschlieszliglich relational bdquomehr Gewicht verlei-hendldquo bdquobezweifelndldquo bdquoBekanntheit praumlsupponierendldquo usw ndash In diesem Aufsatz werden Bedeu-tung und Funktion daher promiscue gebraucht

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staumlndige Belegsammlung aus den beiden Saṃhitas Die Entwicklung zur klassischen Verwendung soll in Teil 2 untersucht werden

2 Wort- oder Satzhervorhebung Sma steht uumlberall enklitisch an zweiter Stelle im Satz Wenn sma stets das vorhergehende Wort hervorhebt ndash eine kaum zu umgehende Annahme ndash entscheidet sich die Frage nach Wort- oder Satzhervorhebung weiter uumlber die syntaktische Natur oder Rolle dieses vorhergehenden Worts Bei Satzpartikeln oder Konjunktionen ist die Lage klar wenn aacutedha bdquoalsoldquo utaacute bdquoundldquo oder hiacute bdquonaumlmlichldquo hervorgehoben werden wird damit der ganze Satz hervorgehoben Dasselbe gilt fuumlr Woumlrter wie aacutepa aacuteva praacute praacuteti ob diese nun im Einzelfall eher Lokalpartikeln oder ge-trennte Praumlverbien sind in beiden Faumlllen bestimmen sie den ganzen Satz4 Typische Beispiele sind 1422c aacutepa sma taacutem pathoacute jahi bdquoschlag ihn (den Wolf) fort vom Wegldquo 71513bc praacuteti ṣma deva rīṣataḥ taacutepiṣṭhair ajaacutero daha bdquoversenge du Gott mit deinen gluuml-hendsten (Flammen) die Schaumldiger der du nie alterstldquo 86010b praacute sma vājeṣu no ava bdquohilf uns in den Kaumlmpfenldquo 21|22

Anders steht es mit Pronomina Sie wuumlrden einen bestimmten Kontrast gegen einen innerhalb des Satzes oder Kontexts genannten oder praumlsupponierten Mitspieler erlau-ben wie bdquoihr und nicht wirldquo bdquowir und nicht jeneldquo bdquodies und nicht dasldquo usw Ein sol-cher bestimmter Kontrast ist aber mit sma nirgends vorhanden Wo sma mit Pronomi-na steht wird unbestimmter Kontrast ausgedruumlckt zB in RV 1128

yaacutes tvām agne haviacuteṣpatir dūtaacuteṃ deva saparyaacuteti | taacutesya sma prāvitā bhava || bdquoWelcher Opferherr dich Agni als Boten Gott verehrt dessen sei ein Helferldquo5

Wohl wird der Opferherr der die genannte Taumltigkeit ausuumlbt hervorgehoben aber nicht gegen einen bestimmten anderen Opferherrn oder gegen bestimmte andere Menschen Es bleibt offen gegen wen er hervorgehoben wird und es wird nicht ausdruumlcklich aus-geschlossen dass Agni auch anderen helfen mag Der Kontrast ist also vorhanden aber unbestimmt6 Auch bei Personalpronomina ist das so zB RV 553 (3-)5 22|23

4 Da morphosyntaktische Verbkategorien grundsaumltzlich zugleich Satzkategorien sind muss auch eine

Verbhervorhebung zugleich Satzhervorhebung sein vgl zB COMRIE (1976 45 Anm 2) WEHR (1984 193)

5 Uumlbersetzungen sind wenn von mir kein Kompromiss von Woumlrtlichkeit und Eleganz Letztere fehlt 6 HervorhebungFokussierung arbeitet mit einem Gegenstuumlck bzw vor einem Hintergrund Die moumlg-

lichen Relationen zwischen Fokus und Hintergrund sind vielfaumlltig und haumlngen von vielen Gesichts-punkten ab wie frei der Fokus waumlhlbar ist ob der Hintergrund in Kontext oder Situation vorhanden ist oder nicht ua Fuumlr unseren Zusammenhang sind die Gesichtspunkte wichtig (1) wie bestimmt der Hintergrund ist und (2) ob das Fokus-Hintergrund-Verhaumlltnis gegensaumltzlich oder graduell ist (1) Das fokussierte Element x kann einem bestimmten anderen Element a einer Reihe anderer Elemen-te abc oder einer Restmenge nicht-x innerhalb einer Gesamtmenge M gegenuumlberstehen und die Gesamtmenge M kann ihrerseits klar oder vage bestimmt sein Je klarer die Menge M durch ein Merkmal bestimmt ist desto klarer ist die Hinsicht der Fokussierung Dies soll ein Messer sein ndash Das ist ein Messer (Crocodile Dundee ein entsprechendes Exemplar hervorziehend) Das gezeigte Messer er-fuumlllt das Merkmal ein Messer zu sein in hervorragender Weise es hebt sich von allen anderen Mes-sern hervorragend ab Im vagen Extremfall andererseits steht x virtuell der ganzen Welt gegenuumlber

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teacute ma āhur yaacute āyayuacuter uacutepa dyuacutebhir viacutebhir maacutede | naacutero maacuteryā arepaacutesa imān paacuteśyann iacuteti ṣṭuhi || yeacute antildejiacuteṣu yeacute vāśīṣu svaacutebhānavaḥ srakṣuacute rukmeacuteṣu khādiacuteṣu | śrāyā raacutetheṣu dhaacutenvasu || yuṣmākaṃ smā raacutethāṁ aacutenu mudeacute dadhe maruto jīradānavaḥ | vrṣṭī dyāvo yatīr iva || bdquoDie haben mir gesagt die angekommen sind bei Tagesanbruch mit den Voumlgeln in Freude die Maumlnner die makellosen Jungmaumlnner raquodiese sehend preiselaquo ndash raquodie mit Salbe die mit Streitaumlxten selbstglaumlnzend sind mit Kraumlnzen Goldmuumlnzen Spangen in ihren Wagen und Bogen steckenlaquo ndash Eure (sma) Wagen empfange ich zur Freude ihr Marut mit den schnellen Tropfen wie mit Regen kommende Tageldquo

Die in Vers 5 Angeredeten werden hervorgehoben aber nicht gegen bestimmte Ande-re Es sind immer nur die Marut Thema Einzig faumlllt der Wechsel von der 3 zur 2 Per-son auf verbunden mit dem gegenwartsbezogenen dadhe Die Opferrede gewinnt da-durch den Charakter eines Opferdialogs und wird staumlrker praumlsentisch

Die Beobachtung dass sma bei Pronomina keinen bestimmten Kontrast ausdruumlckt fuumlhrt zu dem Schluss dass die von GRASSMANN fuumlr sma bei Pronomina angesetzten Be-deutungen bdquoeben gerade zumalldquo nicht zutreffen GRASSMANN selbst fuumlgt hinzu bdquonur schwaumlcher als diese [sc deutschen Woumlrter eben gerade zumal]ldquo Das macht aber wenig Sinn ndash eine Hervorhebung die doch kaum eine waumlre Eher steht zu vermuten dass GRASSMANN 23|24 die vage Fokussierung wahrgenommen hat ohne aber das treffende deutsche Aumlquivalent zu finden Dazu mehr unter sect 32

Sma ist auch in vielen anderen Liedern mit dem aktuellen Kern der Opferhandlung verbunden in dem die Goumltter angeredet und zur Gegenleistung gebracht werden sol-len (do ut des dabis quia do) wie die Beispiele im folgenden Punkt 3 zeigen Einstwei-len sei festgehalten sma dient nicht der Hervorhebung eines Partizipanten innerhalb eines Satzes gegenuumlber bestimmten Alternativen sondern der Hervorhebung des Sat-zes selbst Es bleibt zu klaumlren in welcher Hinsicht der Satz hervorgehoben wird

zB in Only you ndash can make the darkness bright (The Platters) Da es sich um metaphorisches Leuchten handelt ist der Kontrast nicht auf die Menge aller Lichtquellen beschraumlnkt sondern dem Houmlrer ist es freigestellt als M den Bekanntenkreis oder die Menschheit oder auch den Kosmos einschlieszliglich Sonne zu unterschieben Die in jeder Hervorhebung liegende pragmatische Komponente der Auf-merksamkeitslenkung tritt in dieser Relation am klarsten hervor Ausblendung eines sehr unbe-stimmten Hintergrunds ist gleichbedeutend mit dem Appell einzig an das Hervorgehobene zu den-ken es zu zoomen und sozusagen einen geistigen Tunnelblick zu entwickeln Das fokussierte Ele-ment gewinnt dadurch eine besondere Praumlsenz und folglich eine Affinitaumlt zum hic et nunc Dies wie gesagt nicht durch einen bestimmten Kontrast zu raumlumlich oder zeitlich entfernten Bezugspunk-ten sondern allein durch das Vor-Augen-Ruumlcken vor welchem Hintergrund auch immer ndash (2) Ein mit unbestimmtem Hintergrund fokussiertes Element erscheint automatisch als graduell gesteigert als irgendwie in besonderem Maszlige gewichtig ndash Graduelle Steigerung mit bestimmtem Hintergrund schwaumlcht die Gegensaumltzlichkeit der Fokusrelation (bdquox und nicht aldquo bdquox und nicht nicht-xldquo usw) ab bdquox mehr als aldquo usw

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3 Generelle oder aktuelle Bedeutung Epistemisch-modale oder appellative Be-deutung Die Rolle von sma in der Opferrhetorik Die bereits zitierte Stelle RV 1128 ist auch fuumlr die Frage aufschlussreich

31 ob sma mit genereller oder mit aktueller Bedeutung verbunden ist TICHY uumlber-setzt

bdquoWelcher Herr der Opfergabe dich als den Boten verehrt Gott Agni dem sei allemal ein Weiterhelferldquo (TICHY 1995133)

Fuumlr die von TICHY favorisierte generelle Lesart von sma spricht dass Agni ja immer wieder angerufen wird und die Opferherren seine Leistungen immer wieder beanspru-chen Aber die Anrufung im Opfer hat auch eine andere Seite Denn sie ist doch jedes-mal auch eine Bitte um reale Hilfe Sie nennt nicht nur den allgemeinen Zusammen-hang zwischen Vorleistung im Opfer und dann faumllliger Gegengabe seitens der Gottheit sondern sie erbringt diese Vorleistung auch wirklich und mahnt die Gegengabe dann an

Sma steht in den allermeisten Faumlllen an einer solchen Schluumlsselstelle im rigvedischen Hymnus wo die Opferrhetorik ihre allgemeinen Berufungsgruumlnde und ihr aktuelles praktisches Ziel zu einem Argument zusammenschmiedet Diese Operation macht eine Entscheidung uumlber generelle oder aktuelle Lesart eines Passus oft unmoumlglich Manch-mal spricht die Komposition klar fuumlr generelle Lesart So in RV 4291-3 Zunaumlchst wird Indra angerufen er solle zum Opferer herfahren (ā yāhiacute) und zwar an den Trankop-fern der Konkurrenten vorbei (tiraacuteś cid aryaacuteḥ saacutevanā) Dann heiszligt es 4292 24|25

ā hiacute ṣmā yāti naacuteryaś cikitvān hūyaacutemānaḥ sotŕ bhir uacutepa yajntildeaacutem bdquoHerbei naumlmlich faumlhrt der Mannhafte aufmerksam wenn er von den Pressenden zum Opfer gerufen wirdldquo

Sma mag hier stehen um den aumlquipollenten Gegensatz zu den genannten Konkurren-ten unterstreichen zu helfen Mit dem Praumlsens yāti kann aber jedenfalls keine aktuelle Gegenwart gemeint sein denn in der naumlchsten Strophe ist der Gerufene noch nicht da

śrāvaacuteyeacuted asya kaacuterṇā vājayaacutedhyai juacuteṣṭām aacutenu praacute diacuteśam mandayaacutedhyai bdquoMache seine Ohren hellhoumlrig daszlig er nach dem Ziel fahre (lenke ihn) nach der gewohnten Richtung daszlig er sich berauscheldquo (GELDNER)

Also hebt sma hier einen generellen Zusammenhang hervor An vielen anderen Stellen ist aber aktuelle Lesart zu bevorzugen So in RV 11510

yaacutet tvā turīyam rtuacutebhir draacuteviṇodo yaacutejāmahe | aacutedha smā no dadiacuter bhava || bdquoWenn wir dir zum vierten Male nach den Zeiten opfern du Reichtumgeber so sei uns ein Schenkerldquo (GELDNER)

Bei genereller Auffassung von sma muumlsste man auch den vorangehenden Bedingungs-satz generell verstehen bdquoImmer wenn ldquo Das ist nicht unmoumlglich Aber die Nennung des spezifischen relativen Zeitpunkts ndash bdquozum vierten Malldquo ndash legt in Verbindung mit der 1Person Plural doch eher den Bezug auf das gerade stattfindende Opfer nahe

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Das aktuelle Bedingungsgefuumlge hat auch eine etwas andere Semantik als das generelle Im generellen Fall waumlre eine Regel genannt die die Erfinder dieser Regel dem Gott zur freundlichen Beherzigung unterbreiten Im speziellen Fall haumltte die Regel weil nicht nur benannt sondern zu- 25|26 gleich angewendet eine deutlichere kausale Komponen-te7 Die Regel hat fuumlr den Opferherrn nicht nur Erfahrungswert sondern sie dient ihm auch als Berufungsinstanz dem angerufenen Gott gegenuumlber weil die Regel gilt soll der Gott sich an sie halten

Fuumlr aktuelle Lesart sprechen auch die auffaumllligen Kombinationen von sma und Selbst-nennung des Dichters Opferherren in RV 61714 RV 8274 14 RV 8863 In 61714cd wird der Opferherr Bharadvāja genannt und gleich darauf ein Verweis auf den entscheidenden (pārya-) Tag mit sma verbunden

bharaacutedvāje nrvaacuteta indra sūrīn diviacute ca smaidhi pārye na indra bdquo(Mach) unter Bharadvāja die Lohnherren maumlnnerreich o Indra und sei am entscheiden-den Tage fuumlr uns o Indraldquo (GELDNER)

In 827 dem Manu Vaivasvata zugeschrieben faumlllt der Name Manu viermal Einmal (7) ist der mythische Manu gemeint In den anderen drei Faumlllen handelt es sich wohl um Selbstnennung und zweimal (4 und 14) ist sie mit sma kombiniert bdquomoumlgen alle Allwis-senden dem Manu zum Gedeihen gereichenldquo (4) und bdquodie Goumltter sind naumlmlich dem Manu alle einmuumltig (samanyavaḥ) gleich guumlnstigldquo (14)

886 schlieszliglich ist das Lied des Viśvaka der seinen Sohn Viṣṇāpū herbeisehnt Die ersten drei Strophen enden mit dem Refrain bdquoEuch ruft Viśvaka um der Nachkommen-schaft willenldquo In 8863 heiszligt es dann

yuvaacuteṃ hiacute ṣmā purubhujemaacutem edhatuacuteṃ viṣṇāpvegrave dadaacutethur vaacutesyaiumlṣṭaye | bdquoIhr zwei habt naumlmlich sma ihr Vielnuumltzenden dieses Gedeihen dem Viṣṇāpu zum Heil-suchen gegebenldquo

Die Nennung der Wohltaten der Aśvin gegen den Sohn ndash der laut 11177 und 106512 von den Aśvin auch wieder zuruumlckgegeben worden ist ndash mahnt offenbar die Zustaumln-digkeit der Aśvin an Sma steht hier eindeutig in singulaumlrem und (Perfekt) gegen-wartsrelevantem Kontext 26|27

32 Die Haumlufung von sma an den Schluumlsselstellen der Opferrhetorik legt die weitere Frage nahe ob sma epistemisch8 oder deiktisch-appellierend wirkt Wenn epistemisch

7 HETTRICH (1988 343) zaumlhlt die Stelle zum temporal-effizierend-realisierten Typ der sich zwischen

den Polen Voraussetzungsvariante und Kausale Variante bewegt 8 Modalitaumlt handelt im Kernbereich von den Bedingungen der Realisierung einer Proposition also

von Moumlglichkeit und Notwendigkeit Im Elementarfall sind die Bedingungen als einfach gegeben bzw fehlend unterstellt Assertion und Negation Diese gehoumlren insofern als Grenzfaumllle ebenfalls zur Modalitaumlt die so auf verschiedene Weise eine Proposition in der Realitaumlt verankert Zur einfachen Verankerung koumlnnen zusaumltzliche Kennzeichnungen von (Hinter)gruumlnden treten die die modale Aussage rechtfertigen naumlher beleuchten oder einschraumlnken indem sie sie auf bestimmte Gewiss-heitsquellen beziehen Dazu gehoumlren die persoumlnlichen Uumlberzeugungen des Sprechers oder des Houml-rers kulturell durchgesetzte Uumlberzeugungen individuelle oder allgemeine Erfahrungen der Ver-

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waumlre es etwa als bdquowirklich fuumlrwahrldquo vielleicht auch als bdquobestimmtldquo zu uumlbersetzen wenn deiktisch-appellativ am ehesten durch Interjektionen wie bdquohe siehe houmlrtldquo Grassmanns Bedeutungsansaumltze fuumlr verbhervorhebendes sma sind bdquotraun fuumlrwahr recht zumal aber auch mehr zeitlich schonldquo Traun fuumlrwahr recht zumal (dieses letzte-re fuumlr Kausalsaumltze) wirken alle bestaumltigend dh sie bereichern die Assertion um die zusaumltzliche Aussage des Sprechers uumlber unbezweifelbare Gruumlnde zu verfuumlgen dass die Assertion auch wirklich wahr bzw die Aufforderung auch wirklich ernst gemeint und gut begruumlndet ist 27|28

Nun ist nach den bisherigen Beobachtungen klar dass sma keinesfalls bdquobestimmtldquo hei-szligen kann Bekraumlftigung macht nur Sinn wenn Zweifel im Spiel war Zweifel aber ha-ben in den Kontexten in denen sma steht nichts verloren Inhalte wie bdquoSchlag den Wolf wegldquo bdquoHilf unsldquo bdquoWir sind hierldquo bdquoEure Wagen empfange ich zur Freudeldquo kennen keinen Zweifel und koumlnnen daher auch nicht bekraumlftigt aus ihm hervorgehen Weni-ger schlecht aber immer noch nicht gut passt Bestaumltigung (bdquowirklich fuumlrwahr traunldquo) Denn Bestaumltigung praumlsupponiert zwar keinen Zweifel aber doch eine durch Zusatzgruumlnde angeschwollene Urteilskraft des Sprechers Die genannten Assertionen erfordern aber keine Urteilskraft

Die genannten Aufforderungen freilich koumlnnten ebenso wie relativische oder kondi-tionale Gefuumlge vom Typ bdquower dich verehrt dem hilfldquo im Deutschen mit wirk-lich verstaumlrkt werden Aber das wuumlrde entweder doch einen Zweifel unterstellen (Kommst du ndash Komm (auch) wirklich) oder eine einfache Verstaumlrkung der Aufforderung sein ohne Rekurs auf die Urteilskraft des Sprechers Sma praumlsupponiert aber wie auch die folgenden Textstellen zeigen werden keinen Zweifel und uumlberhaupt keine episte-mischen Hintergruumlnde Es faumlrbt die Modalitaumlt nicht um und es bereichert sie auch nicht Es hebt sie nur hervor gegen einen ganz unbestimmten Hintergrund um diesen sogleich wieder auszublenden Auf diese Weise produziert sma einen geistigen Tun-nelblick auf die Guumlltigkeit Wichtigkeit der Aussage

weis aufs situativ oder logisch Offensichtliche spezielle Erinnerungen die Signalisierung fremder Gewissheitsquellen die einfache Andeutung eines Kreises sicher vorhandener Gruumlnde die Signali-sierung eines eigenen Vorbehalts uvm All diese Kennzeichnungen sind epistemischer Natur weil sie aus Gruumlnden bestehen die in der geistigen Welt der Sprechaktteilnehmer angesiedelt sind Sie gehoumlren zum Randbereich der Modalitaumlt weil sie die Bedingungen der Wahrheit oder Glaubwuumlrdig-keit einer Aussage thematisieren (Etwas anders hierzu VAN DER AUWERA PLUNGIAN 1998 83 f) ndash In unserem Zusammenhang wichtig ist (1) die durch deutsch fuumlrwahr wirklich ausgedruumlckte bestaumlti-gende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher uumlber einen Kreis sicher vorhandener Gruumlnde fuumlr diese Assertion verfuumlgt (zB vermehrte Erfahrung Der Wein ist gut ndash und nach ein zwei drei usw weiteren Schlucken Der Wein ist wirklich gut) (2) die durch deutsch bestimmt sicher gewiss angedeutete bekraumlftigende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher zwar uumlber einen Kreis von bestaumltigenden Gruumlnden verfuumlgt diesen aber fuumlr eventuell nicht ausreichend haumllt (Ich habe meine Tasche in der U-Bahn vergessen ist eine Assertion Ich habe meine Tasche bestimmt in der U-Bahn vergessen eine Vermutung) ndash Beteu-ernde Modalitaumlt (ehrlich) und weitere Spielarten der Assertionsverstaumlrkung bleiben fuumlr den Mo-ment auszliger Betracht ndash

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Also passen auch GRASSMANNs Bedeutungsansaumltze fuumlrwahr traun nicht Fuumlrwahr ist we-nigstens nach dem heutigen Verstaumlndnis dieser etwas altertuumlmlichen Partikel epi-stemisch weil es die Urteilskraft des Sprechers zitiert Traun ist weil obsolet schwerer zu beurteilen Laut GRIMMs Woumlrterbuch war traun schon im 19 Jh veraltet bdquoim 19 jh ist es oft nur ein leeres flickwort der epigonenpoesie oder von stark ironischem klange wo es in der prosa erscheint klingt es bewuszt altfraumlnkischldquo (Bd 11 Sp 1527) Bei Hans Sachs findet sich eine Verwendung von traun im Sinne von bdquowirklichldquo beschawet den gaul wol und eben an seinen zaumlnen in dem maul sprach raquodrauen es ist alt der gaullaquo (GRIMM lc Sp 1528) Dies ist ein klarer Fall von Bestaumltigung Aussage eines durch Pruumlfung gesicherten Urteils Ab dem 16 Jh entwickelt sich dann die Bedeutung aber zu bdquovermutlichldquo fort (ibid Sp 1531f) und entfaumlllt als moumlgliches Aumlquivalent fuumlr sma somit vollends 28|29

Ein passender deutscher Uumlbersetzungskandidat fuumlr sma in Aufforderungs- gelegent-lich auch in Aussagesaumltzen duumlrfte bair fei sein Schmeller fuumlhrt an Kim fei Daacutes dˑ əs fei˜ neacutet və˓liərst Du kimst fei˜ spagravet Fei˜ kagravelt isˑs Zu den Aufforderungssaumltzen bemerkt Schmeller bdquofein (fei˜) dient in Verbindung mit einem ausdruumlcklich gesetzten oder stillschweigend verstandenen Verbum welches in ersterem Fall allemal die schaumlrfere Betonung erhaumllt eine Art von Wunsch auszudruumlckenldquo Fuumlr Aussagesaumltze findet Schmeller die Bedeutung bdquoziemlichldquo9 Die steigernde Bedeutung bei gleichzeitigem Fehlen subjektiv-modaler Komponenten passt gut zu dem was oben (Anm 6) fuumlr Fo-kussierung mit unbestimmtem Hintergrund gesagt worden ist

33 Einige weitere Belege in denen sma ebenfalls am Kulminationspunkt der Opfer-rhetorik angewendet wird sollen die gewonnene Hypothese untermauern RV13714f (Marut)

praacute yāta śībham āśuacutebhiḥ saacutenti kaacuteṇveṣu vo duacutevaḥ | taacutetro ṣuacute mādayādhuvai || aacutesti hiacute ṣmā maacutedāya vaḥ smaacutesi ṣmā vayaacutem eṣatildem | viacuteśvaṃ cid āyur jīvaacutese || bdquoFahrt rasch los mit den Rennern Fuumlr die K aṇ v a s habt ihr eine Vorliebe dort sollt ihr fein schwelgen 29|30 Denn es gibt etwas fuumlr euch zum Schwelgen Wir gehoumlren ihnen (Schenket uns) die volle Dauer zum Lebenldquo (GELDNER)

9 SCHMELLER Bd 1 Sp 721 f Vgl weiter DWB Bd 3 Sp 1457 bdquodie volkssprache weisz noch leisere be-

ziehungen in dieses fein zu legen z b in Schwaben druumlckt es aus sogar oder noch dazu er hats fein versprochen und fein am sonntagldquo ndash bdquoSogarldquo ist allerdings falsch bestimmt Denn bdquosogarldquo druumlckt einen bestimmten Kontrast aus entweder steigernd (bdquonicht nur angedeutet sondern sogar versprochenldquo) oder gegensaumltzlich (bdquoer darf nicht anders handeln er hat es sogar versprochenldquo) Fein duumlrfte hier eher wie bei den oben gegebenen bairischen Beispielen funktionieren mit unbe-stimmtem Kontrast und so eine Emphase auf die Guumlltigkeit legend ndash SchwaumlbWB Bd 2 Sp 1023 bdquonachdruumlcklich auf die Tatsache hinweisend raquonotabenelaquoldquo Das laumlsst du fei bleiben ndash bdquoNotabeneldquo trifft nicht ganz weil es dem lateinischen Wortlaut wie auch der deutschen Verwendung nach an den Houml-rer appelliert sich die fokussierte Assertion fuumlr unbestimmte weitere Verwendung zu merken ndash SuumldhessWB Bd 2 Sp 413 Mein liewer Scholli daumlszlig iszlig aumlwwer mōl fei nedd wohr ndash Weitere ungefaumlhre Uumlbersetzungskandidaten waumlre engl look how interesting frz voici russ vot nl let wel zie hier (so WAKKER 1997 211f zur gr Partikel δή)

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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staumlndige Belegsammlung aus den beiden Saṃhitas Die Entwicklung zur klassischen Verwendung soll in Teil 2 untersucht werden

2 Wort- oder Satzhervorhebung Sma steht uumlberall enklitisch an zweiter Stelle im Satz Wenn sma stets das vorhergehende Wort hervorhebt ndash eine kaum zu umgehende Annahme ndash entscheidet sich die Frage nach Wort- oder Satzhervorhebung weiter uumlber die syntaktische Natur oder Rolle dieses vorhergehenden Worts Bei Satzpartikeln oder Konjunktionen ist die Lage klar wenn aacutedha bdquoalsoldquo utaacute bdquoundldquo oder hiacute bdquonaumlmlichldquo hervorgehoben werden wird damit der ganze Satz hervorgehoben Dasselbe gilt fuumlr Woumlrter wie aacutepa aacuteva praacute praacuteti ob diese nun im Einzelfall eher Lokalpartikeln oder ge-trennte Praumlverbien sind in beiden Faumlllen bestimmen sie den ganzen Satz4 Typische Beispiele sind 1422c aacutepa sma taacutem pathoacute jahi bdquoschlag ihn (den Wolf) fort vom Wegldquo 71513bc praacuteti ṣma deva rīṣataḥ taacutepiṣṭhair ajaacutero daha bdquoversenge du Gott mit deinen gluuml-hendsten (Flammen) die Schaumldiger der du nie alterstldquo 86010b praacute sma vājeṣu no ava bdquohilf uns in den Kaumlmpfenldquo 21|22

Anders steht es mit Pronomina Sie wuumlrden einen bestimmten Kontrast gegen einen innerhalb des Satzes oder Kontexts genannten oder praumlsupponierten Mitspieler erlau-ben wie bdquoihr und nicht wirldquo bdquowir und nicht jeneldquo bdquodies und nicht dasldquo usw Ein sol-cher bestimmter Kontrast ist aber mit sma nirgends vorhanden Wo sma mit Pronomi-na steht wird unbestimmter Kontrast ausgedruumlckt zB in RV 1128

yaacutes tvām agne haviacuteṣpatir dūtaacuteṃ deva saparyaacuteti | taacutesya sma prāvitā bhava || bdquoWelcher Opferherr dich Agni als Boten Gott verehrt dessen sei ein Helferldquo5

Wohl wird der Opferherr der die genannte Taumltigkeit ausuumlbt hervorgehoben aber nicht gegen einen bestimmten anderen Opferherrn oder gegen bestimmte andere Menschen Es bleibt offen gegen wen er hervorgehoben wird und es wird nicht ausdruumlcklich aus-geschlossen dass Agni auch anderen helfen mag Der Kontrast ist also vorhanden aber unbestimmt6 Auch bei Personalpronomina ist das so zB RV 553 (3-)5 22|23

4 Da morphosyntaktische Verbkategorien grundsaumltzlich zugleich Satzkategorien sind muss auch eine

Verbhervorhebung zugleich Satzhervorhebung sein vgl zB COMRIE (1976 45 Anm 2) WEHR (1984 193)

5 Uumlbersetzungen sind wenn von mir kein Kompromiss von Woumlrtlichkeit und Eleganz Letztere fehlt 6 HervorhebungFokussierung arbeitet mit einem Gegenstuumlck bzw vor einem Hintergrund Die moumlg-

lichen Relationen zwischen Fokus und Hintergrund sind vielfaumlltig und haumlngen von vielen Gesichts-punkten ab wie frei der Fokus waumlhlbar ist ob der Hintergrund in Kontext oder Situation vorhanden ist oder nicht ua Fuumlr unseren Zusammenhang sind die Gesichtspunkte wichtig (1) wie bestimmt der Hintergrund ist und (2) ob das Fokus-Hintergrund-Verhaumlltnis gegensaumltzlich oder graduell ist (1) Das fokussierte Element x kann einem bestimmten anderen Element a einer Reihe anderer Elemen-te abc oder einer Restmenge nicht-x innerhalb einer Gesamtmenge M gegenuumlberstehen und die Gesamtmenge M kann ihrerseits klar oder vage bestimmt sein Je klarer die Menge M durch ein Merkmal bestimmt ist desto klarer ist die Hinsicht der Fokussierung Dies soll ein Messer sein ndash Das ist ein Messer (Crocodile Dundee ein entsprechendes Exemplar hervorziehend) Das gezeigte Messer er-fuumlllt das Merkmal ein Messer zu sein in hervorragender Weise es hebt sich von allen anderen Mes-sern hervorragend ab Im vagen Extremfall andererseits steht x virtuell der ganzen Welt gegenuumlber

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teacute ma āhur yaacute āyayuacuter uacutepa dyuacutebhir viacutebhir maacutede | naacutero maacuteryā arepaacutesa imān paacuteśyann iacuteti ṣṭuhi || yeacute antildejiacuteṣu yeacute vāśīṣu svaacutebhānavaḥ srakṣuacute rukmeacuteṣu khādiacuteṣu | śrāyā raacutetheṣu dhaacutenvasu || yuṣmākaṃ smā raacutethāṁ aacutenu mudeacute dadhe maruto jīradānavaḥ | vrṣṭī dyāvo yatīr iva || bdquoDie haben mir gesagt die angekommen sind bei Tagesanbruch mit den Voumlgeln in Freude die Maumlnner die makellosen Jungmaumlnner raquodiese sehend preiselaquo ndash raquodie mit Salbe die mit Streitaumlxten selbstglaumlnzend sind mit Kraumlnzen Goldmuumlnzen Spangen in ihren Wagen und Bogen steckenlaquo ndash Eure (sma) Wagen empfange ich zur Freude ihr Marut mit den schnellen Tropfen wie mit Regen kommende Tageldquo

Die in Vers 5 Angeredeten werden hervorgehoben aber nicht gegen bestimmte Ande-re Es sind immer nur die Marut Thema Einzig faumlllt der Wechsel von der 3 zur 2 Per-son auf verbunden mit dem gegenwartsbezogenen dadhe Die Opferrede gewinnt da-durch den Charakter eines Opferdialogs und wird staumlrker praumlsentisch

Die Beobachtung dass sma bei Pronomina keinen bestimmten Kontrast ausdruumlckt fuumlhrt zu dem Schluss dass die von GRASSMANN fuumlr sma bei Pronomina angesetzten Be-deutungen bdquoeben gerade zumalldquo nicht zutreffen GRASSMANN selbst fuumlgt hinzu bdquonur schwaumlcher als diese [sc deutschen Woumlrter eben gerade zumal]ldquo Das macht aber wenig Sinn ndash eine Hervorhebung die doch kaum eine waumlre Eher steht zu vermuten dass GRASSMANN 23|24 die vage Fokussierung wahrgenommen hat ohne aber das treffende deutsche Aumlquivalent zu finden Dazu mehr unter sect 32

Sma ist auch in vielen anderen Liedern mit dem aktuellen Kern der Opferhandlung verbunden in dem die Goumltter angeredet und zur Gegenleistung gebracht werden sol-len (do ut des dabis quia do) wie die Beispiele im folgenden Punkt 3 zeigen Einstwei-len sei festgehalten sma dient nicht der Hervorhebung eines Partizipanten innerhalb eines Satzes gegenuumlber bestimmten Alternativen sondern der Hervorhebung des Sat-zes selbst Es bleibt zu klaumlren in welcher Hinsicht der Satz hervorgehoben wird

zB in Only you ndash can make the darkness bright (The Platters) Da es sich um metaphorisches Leuchten handelt ist der Kontrast nicht auf die Menge aller Lichtquellen beschraumlnkt sondern dem Houmlrer ist es freigestellt als M den Bekanntenkreis oder die Menschheit oder auch den Kosmos einschlieszliglich Sonne zu unterschieben Die in jeder Hervorhebung liegende pragmatische Komponente der Auf-merksamkeitslenkung tritt in dieser Relation am klarsten hervor Ausblendung eines sehr unbe-stimmten Hintergrunds ist gleichbedeutend mit dem Appell einzig an das Hervorgehobene zu den-ken es zu zoomen und sozusagen einen geistigen Tunnelblick zu entwickeln Das fokussierte Ele-ment gewinnt dadurch eine besondere Praumlsenz und folglich eine Affinitaumlt zum hic et nunc Dies wie gesagt nicht durch einen bestimmten Kontrast zu raumlumlich oder zeitlich entfernten Bezugspunk-ten sondern allein durch das Vor-Augen-Ruumlcken vor welchem Hintergrund auch immer ndash (2) Ein mit unbestimmtem Hintergrund fokussiertes Element erscheint automatisch als graduell gesteigert als irgendwie in besonderem Maszlige gewichtig ndash Graduelle Steigerung mit bestimmtem Hintergrund schwaumlcht die Gegensaumltzlichkeit der Fokusrelation (bdquox und nicht aldquo bdquox und nicht nicht-xldquo usw) ab bdquox mehr als aldquo usw

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3 Generelle oder aktuelle Bedeutung Epistemisch-modale oder appellative Be-deutung Die Rolle von sma in der Opferrhetorik Die bereits zitierte Stelle RV 1128 ist auch fuumlr die Frage aufschlussreich

31 ob sma mit genereller oder mit aktueller Bedeutung verbunden ist TICHY uumlber-setzt

bdquoWelcher Herr der Opfergabe dich als den Boten verehrt Gott Agni dem sei allemal ein Weiterhelferldquo (TICHY 1995133)

Fuumlr die von TICHY favorisierte generelle Lesart von sma spricht dass Agni ja immer wieder angerufen wird und die Opferherren seine Leistungen immer wieder beanspru-chen Aber die Anrufung im Opfer hat auch eine andere Seite Denn sie ist doch jedes-mal auch eine Bitte um reale Hilfe Sie nennt nicht nur den allgemeinen Zusammen-hang zwischen Vorleistung im Opfer und dann faumllliger Gegengabe seitens der Gottheit sondern sie erbringt diese Vorleistung auch wirklich und mahnt die Gegengabe dann an

Sma steht in den allermeisten Faumlllen an einer solchen Schluumlsselstelle im rigvedischen Hymnus wo die Opferrhetorik ihre allgemeinen Berufungsgruumlnde und ihr aktuelles praktisches Ziel zu einem Argument zusammenschmiedet Diese Operation macht eine Entscheidung uumlber generelle oder aktuelle Lesart eines Passus oft unmoumlglich Manch-mal spricht die Komposition klar fuumlr generelle Lesart So in RV 4291-3 Zunaumlchst wird Indra angerufen er solle zum Opferer herfahren (ā yāhiacute) und zwar an den Trankop-fern der Konkurrenten vorbei (tiraacuteś cid aryaacuteḥ saacutevanā) Dann heiszligt es 4292 24|25

ā hiacute ṣmā yāti naacuteryaś cikitvān hūyaacutemānaḥ sotŕ bhir uacutepa yajntildeaacutem bdquoHerbei naumlmlich faumlhrt der Mannhafte aufmerksam wenn er von den Pressenden zum Opfer gerufen wirdldquo

Sma mag hier stehen um den aumlquipollenten Gegensatz zu den genannten Konkurren-ten unterstreichen zu helfen Mit dem Praumlsens yāti kann aber jedenfalls keine aktuelle Gegenwart gemeint sein denn in der naumlchsten Strophe ist der Gerufene noch nicht da

śrāvaacuteyeacuted asya kaacuterṇā vājayaacutedhyai juacuteṣṭām aacutenu praacute diacuteśam mandayaacutedhyai bdquoMache seine Ohren hellhoumlrig daszlig er nach dem Ziel fahre (lenke ihn) nach der gewohnten Richtung daszlig er sich berauscheldquo (GELDNER)

Also hebt sma hier einen generellen Zusammenhang hervor An vielen anderen Stellen ist aber aktuelle Lesart zu bevorzugen So in RV 11510

yaacutet tvā turīyam rtuacutebhir draacuteviṇodo yaacutejāmahe | aacutedha smā no dadiacuter bhava || bdquoWenn wir dir zum vierten Male nach den Zeiten opfern du Reichtumgeber so sei uns ein Schenkerldquo (GELDNER)

Bei genereller Auffassung von sma muumlsste man auch den vorangehenden Bedingungs-satz generell verstehen bdquoImmer wenn ldquo Das ist nicht unmoumlglich Aber die Nennung des spezifischen relativen Zeitpunkts ndash bdquozum vierten Malldquo ndash legt in Verbindung mit der 1Person Plural doch eher den Bezug auf das gerade stattfindende Opfer nahe

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Das aktuelle Bedingungsgefuumlge hat auch eine etwas andere Semantik als das generelle Im generellen Fall waumlre eine Regel genannt die die Erfinder dieser Regel dem Gott zur freundlichen Beherzigung unterbreiten Im speziellen Fall haumltte die Regel weil nicht nur benannt sondern zu- 25|26 gleich angewendet eine deutlichere kausale Komponen-te7 Die Regel hat fuumlr den Opferherrn nicht nur Erfahrungswert sondern sie dient ihm auch als Berufungsinstanz dem angerufenen Gott gegenuumlber weil die Regel gilt soll der Gott sich an sie halten

Fuumlr aktuelle Lesart sprechen auch die auffaumllligen Kombinationen von sma und Selbst-nennung des Dichters Opferherren in RV 61714 RV 8274 14 RV 8863 In 61714cd wird der Opferherr Bharadvāja genannt und gleich darauf ein Verweis auf den entscheidenden (pārya-) Tag mit sma verbunden

bharaacutedvāje nrvaacuteta indra sūrīn diviacute ca smaidhi pārye na indra bdquo(Mach) unter Bharadvāja die Lohnherren maumlnnerreich o Indra und sei am entscheiden-den Tage fuumlr uns o Indraldquo (GELDNER)

In 827 dem Manu Vaivasvata zugeschrieben faumlllt der Name Manu viermal Einmal (7) ist der mythische Manu gemeint In den anderen drei Faumlllen handelt es sich wohl um Selbstnennung und zweimal (4 und 14) ist sie mit sma kombiniert bdquomoumlgen alle Allwis-senden dem Manu zum Gedeihen gereichenldquo (4) und bdquodie Goumltter sind naumlmlich dem Manu alle einmuumltig (samanyavaḥ) gleich guumlnstigldquo (14)

886 schlieszliglich ist das Lied des Viśvaka der seinen Sohn Viṣṇāpū herbeisehnt Die ersten drei Strophen enden mit dem Refrain bdquoEuch ruft Viśvaka um der Nachkommen-schaft willenldquo In 8863 heiszligt es dann

yuvaacuteṃ hiacute ṣmā purubhujemaacutem edhatuacuteṃ viṣṇāpvegrave dadaacutethur vaacutesyaiumlṣṭaye | bdquoIhr zwei habt naumlmlich sma ihr Vielnuumltzenden dieses Gedeihen dem Viṣṇāpu zum Heil-suchen gegebenldquo

Die Nennung der Wohltaten der Aśvin gegen den Sohn ndash der laut 11177 und 106512 von den Aśvin auch wieder zuruumlckgegeben worden ist ndash mahnt offenbar die Zustaumln-digkeit der Aśvin an Sma steht hier eindeutig in singulaumlrem und (Perfekt) gegen-wartsrelevantem Kontext 26|27

32 Die Haumlufung von sma an den Schluumlsselstellen der Opferrhetorik legt die weitere Frage nahe ob sma epistemisch8 oder deiktisch-appellierend wirkt Wenn epistemisch

7 HETTRICH (1988 343) zaumlhlt die Stelle zum temporal-effizierend-realisierten Typ der sich zwischen

den Polen Voraussetzungsvariante und Kausale Variante bewegt 8 Modalitaumlt handelt im Kernbereich von den Bedingungen der Realisierung einer Proposition also

von Moumlglichkeit und Notwendigkeit Im Elementarfall sind die Bedingungen als einfach gegeben bzw fehlend unterstellt Assertion und Negation Diese gehoumlren insofern als Grenzfaumllle ebenfalls zur Modalitaumlt die so auf verschiedene Weise eine Proposition in der Realitaumlt verankert Zur einfachen Verankerung koumlnnen zusaumltzliche Kennzeichnungen von (Hinter)gruumlnden treten die die modale Aussage rechtfertigen naumlher beleuchten oder einschraumlnken indem sie sie auf bestimmte Gewiss-heitsquellen beziehen Dazu gehoumlren die persoumlnlichen Uumlberzeugungen des Sprechers oder des Houml-rers kulturell durchgesetzte Uumlberzeugungen individuelle oder allgemeine Erfahrungen der Ver-

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waumlre es etwa als bdquowirklich fuumlrwahrldquo vielleicht auch als bdquobestimmtldquo zu uumlbersetzen wenn deiktisch-appellativ am ehesten durch Interjektionen wie bdquohe siehe houmlrtldquo Grassmanns Bedeutungsansaumltze fuumlr verbhervorhebendes sma sind bdquotraun fuumlrwahr recht zumal aber auch mehr zeitlich schonldquo Traun fuumlrwahr recht zumal (dieses letzte-re fuumlr Kausalsaumltze) wirken alle bestaumltigend dh sie bereichern die Assertion um die zusaumltzliche Aussage des Sprechers uumlber unbezweifelbare Gruumlnde zu verfuumlgen dass die Assertion auch wirklich wahr bzw die Aufforderung auch wirklich ernst gemeint und gut begruumlndet ist 27|28

Nun ist nach den bisherigen Beobachtungen klar dass sma keinesfalls bdquobestimmtldquo hei-szligen kann Bekraumlftigung macht nur Sinn wenn Zweifel im Spiel war Zweifel aber ha-ben in den Kontexten in denen sma steht nichts verloren Inhalte wie bdquoSchlag den Wolf wegldquo bdquoHilf unsldquo bdquoWir sind hierldquo bdquoEure Wagen empfange ich zur Freudeldquo kennen keinen Zweifel und koumlnnen daher auch nicht bekraumlftigt aus ihm hervorgehen Weni-ger schlecht aber immer noch nicht gut passt Bestaumltigung (bdquowirklich fuumlrwahr traunldquo) Denn Bestaumltigung praumlsupponiert zwar keinen Zweifel aber doch eine durch Zusatzgruumlnde angeschwollene Urteilskraft des Sprechers Die genannten Assertionen erfordern aber keine Urteilskraft

Die genannten Aufforderungen freilich koumlnnten ebenso wie relativische oder kondi-tionale Gefuumlge vom Typ bdquower dich verehrt dem hilfldquo im Deutschen mit wirk-lich verstaumlrkt werden Aber das wuumlrde entweder doch einen Zweifel unterstellen (Kommst du ndash Komm (auch) wirklich) oder eine einfache Verstaumlrkung der Aufforderung sein ohne Rekurs auf die Urteilskraft des Sprechers Sma praumlsupponiert aber wie auch die folgenden Textstellen zeigen werden keinen Zweifel und uumlberhaupt keine episte-mischen Hintergruumlnde Es faumlrbt die Modalitaumlt nicht um und es bereichert sie auch nicht Es hebt sie nur hervor gegen einen ganz unbestimmten Hintergrund um diesen sogleich wieder auszublenden Auf diese Weise produziert sma einen geistigen Tun-nelblick auf die Guumlltigkeit Wichtigkeit der Aussage

weis aufs situativ oder logisch Offensichtliche spezielle Erinnerungen die Signalisierung fremder Gewissheitsquellen die einfache Andeutung eines Kreises sicher vorhandener Gruumlnde die Signali-sierung eines eigenen Vorbehalts uvm All diese Kennzeichnungen sind epistemischer Natur weil sie aus Gruumlnden bestehen die in der geistigen Welt der Sprechaktteilnehmer angesiedelt sind Sie gehoumlren zum Randbereich der Modalitaumlt weil sie die Bedingungen der Wahrheit oder Glaubwuumlrdig-keit einer Aussage thematisieren (Etwas anders hierzu VAN DER AUWERA PLUNGIAN 1998 83 f) ndash In unserem Zusammenhang wichtig ist (1) die durch deutsch fuumlrwahr wirklich ausgedruumlckte bestaumlti-gende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher uumlber einen Kreis sicher vorhandener Gruumlnde fuumlr diese Assertion verfuumlgt (zB vermehrte Erfahrung Der Wein ist gut ndash und nach ein zwei drei usw weiteren Schlucken Der Wein ist wirklich gut) (2) die durch deutsch bestimmt sicher gewiss angedeutete bekraumlftigende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher zwar uumlber einen Kreis von bestaumltigenden Gruumlnden verfuumlgt diesen aber fuumlr eventuell nicht ausreichend haumllt (Ich habe meine Tasche in der U-Bahn vergessen ist eine Assertion Ich habe meine Tasche bestimmt in der U-Bahn vergessen eine Vermutung) ndash Beteu-ernde Modalitaumlt (ehrlich) und weitere Spielarten der Assertionsverstaumlrkung bleiben fuumlr den Mo-ment auszliger Betracht ndash

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Also passen auch GRASSMANNs Bedeutungsansaumltze fuumlrwahr traun nicht Fuumlrwahr ist we-nigstens nach dem heutigen Verstaumlndnis dieser etwas altertuumlmlichen Partikel epi-stemisch weil es die Urteilskraft des Sprechers zitiert Traun ist weil obsolet schwerer zu beurteilen Laut GRIMMs Woumlrterbuch war traun schon im 19 Jh veraltet bdquoim 19 jh ist es oft nur ein leeres flickwort der epigonenpoesie oder von stark ironischem klange wo es in der prosa erscheint klingt es bewuszt altfraumlnkischldquo (Bd 11 Sp 1527) Bei Hans Sachs findet sich eine Verwendung von traun im Sinne von bdquowirklichldquo beschawet den gaul wol und eben an seinen zaumlnen in dem maul sprach raquodrauen es ist alt der gaullaquo (GRIMM lc Sp 1528) Dies ist ein klarer Fall von Bestaumltigung Aussage eines durch Pruumlfung gesicherten Urteils Ab dem 16 Jh entwickelt sich dann die Bedeutung aber zu bdquovermutlichldquo fort (ibid Sp 1531f) und entfaumlllt als moumlgliches Aumlquivalent fuumlr sma somit vollends 28|29

Ein passender deutscher Uumlbersetzungskandidat fuumlr sma in Aufforderungs- gelegent-lich auch in Aussagesaumltzen duumlrfte bair fei sein Schmeller fuumlhrt an Kim fei Daacutes dˑ əs fei˜ neacutet və˓liərst Du kimst fei˜ spagravet Fei˜ kagravelt isˑs Zu den Aufforderungssaumltzen bemerkt Schmeller bdquofein (fei˜) dient in Verbindung mit einem ausdruumlcklich gesetzten oder stillschweigend verstandenen Verbum welches in ersterem Fall allemal die schaumlrfere Betonung erhaumllt eine Art von Wunsch auszudruumlckenldquo Fuumlr Aussagesaumltze findet Schmeller die Bedeutung bdquoziemlichldquo9 Die steigernde Bedeutung bei gleichzeitigem Fehlen subjektiv-modaler Komponenten passt gut zu dem was oben (Anm 6) fuumlr Fo-kussierung mit unbestimmtem Hintergrund gesagt worden ist

33 Einige weitere Belege in denen sma ebenfalls am Kulminationspunkt der Opfer-rhetorik angewendet wird sollen die gewonnene Hypothese untermauern RV13714f (Marut)

praacute yāta śībham āśuacutebhiḥ saacutenti kaacuteṇveṣu vo duacutevaḥ | taacutetro ṣuacute mādayādhuvai || aacutesti hiacute ṣmā maacutedāya vaḥ smaacutesi ṣmā vayaacutem eṣatildem | viacuteśvaṃ cid āyur jīvaacutese || bdquoFahrt rasch los mit den Rennern Fuumlr die K aṇ v a s habt ihr eine Vorliebe dort sollt ihr fein schwelgen 29|30 Denn es gibt etwas fuumlr euch zum Schwelgen Wir gehoumlren ihnen (Schenket uns) die volle Dauer zum Lebenldquo (GELDNER)

9 SCHMELLER Bd 1 Sp 721 f Vgl weiter DWB Bd 3 Sp 1457 bdquodie volkssprache weisz noch leisere be-

ziehungen in dieses fein zu legen z b in Schwaben druumlckt es aus sogar oder noch dazu er hats fein versprochen und fein am sonntagldquo ndash bdquoSogarldquo ist allerdings falsch bestimmt Denn bdquosogarldquo druumlckt einen bestimmten Kontrast aus entweder steigernd (bdquonicht nur angedeutet sondern sogar versprochenldquo) oder gegensaumltzlich (bdquoer darf nicht anders handeln er hat es sogar versprochenldquo) Fein duumlrfte hier eher wie bei den oben gegebenen bairischen Beispielen funktionieren mit unbe-stimmtem Kontrast und so eine Emphase auf die Guumlltigkeit legend ndash SchwaumlbWB Bd 2 Sp 1023 bdquonachdruumlcklich auf die Tatsache hinweisend raquonotabenelaquoldquo Das laumlsst du fei bleiben ndash bdquoNotabeneldquo trifft nicht ganz weil es dem lateinischen Wortlaut wie auch der deutschen Verwendung nach an den Houml-rer appelliert sich die fokussierte Assertion fuumlr unbestimmte weitere Verwendung zu merken ndash SuumldhessWB Bd 2 Sp 413 Mein liewer Scholli daumlszlig iszlig aumlwwer mōl fei nedd wohr ndash Weitere ungefaumlhre Uumlbersetzungskandidaten waumlre engl look how interesting frz voici russ vot nl let wel zie hier (so WAKKER 1997 211f zur gr Partikel δή)

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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teacute ma āhur yaacute āyayuacuter uacutepa dyuacutebhir viacutebhir maacutede | naacutero maacuteryā arepaacutesa imān paacuteśyann iacuteti ṣṭuhi || yeacute antildejiacuteṣu yeacute vāśīṣu svaacutebhānavaḥ srakṣuacute rukmeacuteṣu khādiacuteṣu | śrāyā raacutetheṣu dhaacutenvasu || yuṣmākaṃ smā raacutethāṁ aacutenu mudeacute dadhe maruto jīradānavaḥ | vrṣṭī dyāvo yatīr iva || bdquoDie haben mir gesagt die angekommen sind bei Tagesanbruch mit den Voumlgeln in Freude die Maumlnner die makellosen Jungmaumlnner raquodiese sehend preiselaquo ndash raquodie mit Salbe die mit Streitaumlxten selbstglaumlnzend sind mit Kraumlnzen Goldmuumlnzen Spangen in ihren Wagen und Bogen steckenlaquo ndash Eure (sma) Wagen empfange ich zur Freude ihr Marut mit den schnellen Tropfen wie mit Regen kommende Tageldquo

Die in Vers 5 Angeredeten werden hervorgehoben aber nicht gegen bestimmte Ande-re Es sind immer nur die Marut Thema Einzig faumlllt der Wechsel von der 3 zur 2 Per-son auf verbunden mit dem gegenwartsbezogenen dadhe Die Opferrede gewinnt da-durch den Charakter eines Opferdialogs und wird staumlrker praumlsentisch

Die Beobachtung dass sma bei Pronomina keinen bestimmten Kontrast ausdruumlckt fuumlhrt zu dem Schluss dass die von GRASSMANN fuumlr sma bei Pronomina angesetzten Be-deutungen bdquoeben gerade zumalldquo nicht zutreffen GRASSMANN selbst fuumlgt hinzu bdquonur schwaumlcher als diese [sc deutschen Woumlrter eben gerade zumal]ldquo Das macht aber wenig Sinn ndash eine Hervorhebung die doch kaum eine waumlre Eher steht zu vermuten dass GRASSMANN 23|24 die vage Fokussierung wahrgenommen hat ohne aber das treffende deutsche Aumlquivalent zu finden Dazu mehr unter sect 32

Sma ist auch in vielen anderen Liedern mit dem aktuellen Kern der Opferhandlung verbunden in dem die Goumltter angeredet und zur Gegenleistung gebracht werden sol-len (do ut des dabis quia do) wie die Beispiele im folgenden Punkt 3 zeigen Einstwei-len sei festgehalten sma dient nicht der Hervorhebung eines Partizipanten innerhalb eines Satzes gegenuumlber bestimmten Alternativen sondern der Hervorhebung des Sat-zes selbst Es bleibt zu klaumlren in welcher Hinsicht der Satz hervorgehoben wird

zB in Only you ndash can make the darkness bright (The Platters) Da es sich um metaphorisches Leuchten handelt ist der Kontrast nicht auf die Menge aller Lichtquellen beschraumlnkt sondern dem Houmlrer ist es freigestellt als M den Bekanntenkreis oder die Menschheit oder auch den Kosmos einschlieszliglich Sonne zu unterschieben Die in jeder Hervorhebung liegende pragmatische Komponente der Auf-merksamkeitslenkung tritt in dieser Relation am klarsten hervor Ausblendung eines sehr unbe-stimmten Hintergrunds ist gleichbedeutend mit dem Appell einzig an das Hervorgehobene zu den-ken es zu zoomen und sozusagen einen geistigen Tunnelblick zu entwickeln Das fokussierte Ele-ment gewinnt dadurch eine besondere Praumlsenz und folglich eine Affinitaumlt zum hic et nunc Dies wie gesagt nicht durch einen bestimmten Kontrast zu raumlumlich oder zeitlich entfernten Bezugspunk-ten sondern allein durch das Vor-Augen-Ruumlcken vor welchem Hintergrund auch immer ndash (2) Ein mit unbestimmtem Hintergrund fokussiertes Element erscheint automatisch als graduell gesteigert als irgendwie in besonderem Maszlige gewichtig ndash Graduelle Steigerung mit bestimmtem Hintergrund schwaumlcht die Gegensaumltzlichkeit der Fokusrelation (bdquox und nicht aldquo bdquox und nicht nicht-xldquo usw) ab bdquox mehr als aldquo usw

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3 Generelle oder aktuelle Bedeutung Epistemisch-modale oder appellative Be-deutung Die Rolle von sma in der Opferrhetorik Die bereits zitierte Stelle RV 1128 ist auch fuumlr die Frage aufschlussreich

31 ob sma mit genereller oder mit aktueller Bedeutung verbunden ist TICHY uumlber-setzt

bdquoWelcher Herr der Opfergabe dich als den Boten verehrt Gott Agni dem sei allemal ein Weiterhelferldquo (TICHY 1995133)

Fuumlr die von TICHY favorisierte generelle Lesart von sma spricht dass Agni ja immer wieder angerufen wird und die Opferherren seine Leistungen immer wieder beanspru-chen Aber die Anrufung im Opfer hat auch eine andere Seite Denn sie ist doch jedes-mal auch eine Bitte um reale Hilfe Sie nennt nicht nur den allgemeinen Zusammen-hang zwischen Vorleistung im Opfer und dann faumllliger Gegengabe seitens der Gottheit sondern sie erbringt diese Vorleistung auch wirklich und mahnt die Gegengabe dann an

Sma steht in den allermeisten Faumlllen an einer solchen Schluumlsselstelle im rigvedischen Hymnus wo die Opferrhetorik ihre allgemeinen Berufungsgruumlnde und ihr aktuelles praktisches Ziel zu einem Argument zusammenschmiedet Diese Operation macht eine Entscheidung uumlber generelle oder aktuelle Lesart eines Passus oft unmoumlglich Manch-mal spricht die Komposition klar fuumlr generelle Lesart So in RV 4291-3 Zunaumlchst wird Indra angerufen er solle zum Opferer herfahren (ā yāhiacute) und zwar an den Trankop-fern der Konkurrenten vorbei (tiraacuteś cid aryaacuteḥ saacutevanā) Dann heiszligt es 4292 24|25

ā hiacute ṣmā yāti naacuteryaś cikitvān hūyaacutemānaḥ sotŕ bhir uacutepa yajntildeaacutem bdquoHerbei naumlmlich faumlhrt der Mannhafte aufmerksam wenn er von den Pressenden zum Opfer gerufen wirdldquo

Sma mag hier stehen um den aumlquipollenten Gegensatz zu den genannten Konkurren-ten unterstreichen zu helfen Mit dem Praumlsens yāti kann aber jedenfalls keine aktuelle Gegenwart gemeint sein denn in der naumlchsten Strophe ist der Gerufene noch nicht da

śrāvaacuteyeacuted asya kaacuterṇā vājayaacutedhyai juacuteṣṭām aacutenu praacute diacuteśam mandayaacutedhyai bdquoMache seine Ohren hellhoumlrig daszlig er nach dem Ziel fahre (lenke ihn) nach der gewohnten Richtung daszlig er sich berauscheldquo (GELDNER)

Also hebt sma hier einen generellen Zusammenhang hervor An vielen anderen Stellen ist aber aktuelle Lesart zu bevorzugen So in RV 11510

yaacutet tvā turīyam rtuacutebhir draacuteviṇodo yaacutejāmahe | aacutedha smā no dadiacuter bhava || bdquoWenn wir dir zum vierten Male nach den Zeiten opfern du Reichtumgeber so sei uns ein Schenkerldquo (GELDNER)

Bei genereller Auffassung von sma muumlsste man auch den vorangehenden Bedingungs-satz generell verstehen bdquoImmer wenn ldquo Das ist nicht unmoumlglich Aber die Nennung des spezifischen relativen Zeitpunkts ndash bdquozum vierten Malldquo ndash legt in Verbindung mit der 1Person Plural doch eher den Bezug auf das gerade stattfindende Opfer nahe

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Das aktuelle Bedingungsgefuumlge hat auch eine etwas andere Semantik als das generelle Im generellen Fall waumlre eine Regel genannt die die Erfinder dieser Regel dem Gott zur freundlichen Beherzigung unterbreiten Im speziellen Fall haumltte die Regel weil nicht nur benannt sondern zu- 25|26 gleich angewendet eine deutlichere kausale Komponen-te7 Die Regel hat fuumlr den Opferherrn nicht nur Erfahrungswert sondern sie dient ihm auch als Berufungsinstanz dem angerufenen Gott gegenuumlber weil die Regel gilt soll der Gott sich an sie halten

Fuumlr aktuelle Lesart sprechen auch die auffaumllligen Kombinationen von sma und Selbst-nennung des Dichters Opferherren in RV 61714 RV 8274 14 RV 8863 In 61714cd wird der Opferherr Bharadvāja genannt und gleich darauf ein Verweis auf den entscheidenden (pārya-) Tag mit sma verbunden

bharaacutedvāje nrvaacuteta indra sūrīn diviacute ca smaidhi pārye na indra bdquo(Mach) unter Bharadvāja die Lohnherren maumlnnerreich o Indra und sei am entscheiden-den Tage fuumlr uns o Indraldquo (GELDNER)

In 827 dem Manu Vaivasvata zugeschrieben faumlllt der Name Manu viermal Einmal (7) ist der mythische Manu gemeint In den anderen drei Faumlllen handelt es sich wohl um Selbstnennung und zweimal (4 und 14) ist sie mit sma kombiniert bdquomoumlgen alle Allwis-senden dem Manu zum Gedeihen gereichenldquo (4) und bdquodie Goumltter sind naumlmlich dem Manu alle einmuumltig (samanyavaḥ) gleich guumlnstigldquo (14)

886 schlieszliglich ist das Lied des Viśvaka der seinen Sohn Viṣṇāpū herbeisehnt Die ersten drei Strophen enden mit dem Refrain bdquoEuch ruft Viśvaka um der Nachkommen-schaft willenldquo In 8863 heiszligt es dann

yuvaacuteṃ hiacute ṣmā purubhujemaacutem edhatuacuteṃ viṣṇāpvegrave dadaacutethur vaacutesyaiumlṣṭaye | bdquoIhr zwei habt naumlmlich sma ihr Vielnuumltzenden dieses Gedeihen dem Viṣṇāpu zum Heil-suchen gegebenldquo

Die Nennung der Wohltaten der Aśvin gegen den Sohn ndash der laut 11177 und 106512 von den Aśvin auch wieder zuruumlckgegeben worden ist ndash mahnt offenbar die Zustaumln-digkeit der Aśvin an Sma steht hier eindeutig in singulaumlrem und (Perfekt) gegen-wartsrelevantem Kontext 26|27

32 Die Haumlufung von sma an den Schluumlsselstellen der Opferrhetorik legt die weitere Frage nahe ob sma epistemisch8 oder deiktisch-appellierend wirkt Wenn epistemisch

7 HETTRICH (1988 343) zaumlhlt die Stelle zum temporal-effizierend-realisierten Typ der sich zwischen

den Polen Voraussetzungsvariante und Kausale Variante bewegt 8 Modalitaumlt handelt im Kernbereich von den Bedingungen der Realisierung einer Proposition also

von Moumlglichkeit und Notwendigkeit Im Elementarfall sind die Bedingungen als einfach gegeben bzw fehlend unterstellt Assertion und Negation Diese gehoumlren insofern als Grenzfaumllle ebenfalls zur Modalitaumlt die so auf verschiedene Weise eine Proposition in der Realitaumlt verankert Zur einfachen Verankerung koumlnnen zusaumltzliche Kennzeichnungen von (Hinter)gruumlnden treten die die modale Aussage rechtfertigen naumlher beleuchten oder einschraumlnken indem sie sie auf bestimmte Gewiss-heitsquellen beziehen Dazu gehoumlren die persoumlnlichen Uumlberzeugungen des Sprechers oder des Houml-rers kulturell durchgesetzte Uumlberzeugungen individuelle oder allgemeine Erfahrungen der Ver-

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waumlre es etwa als bdquowirklich fuumlrwahrldquo vielleicht auch als bdquobestimmtldquo zu uumlbersetzen wenn deiktisch-appellativ am ehesten durch Interjektionen wie bdquohe siehe houmlrtldquo Grassmanns Bedeutungsansaumltze fuumlr verbhervorhebendes sma sind bdquotraun fuumlrwahr recht zumal aber auch mehr zeitlich schonldquo Traun fuumlrwahr recht zumal (dieses letzte-re fuumlr Kausalsaumltze) wirken alle bestaumltigend dh sie bereichern die Assertion um die zusaumltzliche Aussage des Sprechers uumlber unbezweifelbare Gruumlnde zu verfuumlgen dass die Assertion auch wirklich wahr bzw die Aufforderung auch wirklich ernst gemeint und gut begruumlndet ist 27|28

Nun ist nach den bisherigen Beobachtungen klar dass sma keinesfalls bdquobestimmtldquo hei-szligen kann Bekraumlftigung macht nur Sinn wenn Zweifel im Spiel war Zweifel aber ha-ben in den Kontexten in denen sma steht nichts verloren Inhalte wie bdquoSchlag den Wolf wegldquo bdquoHilf unsldquo bdquoWir sind hierldquo bdquoEure Wagen empfange ich zur Freudeldquo kennen keinen Zweifel und koumlnnen daher auch nicht bekraumlftigt aus ihm hervorgehen Weni-ger schlecht aber immer noch nicht gut passt Bestaumltigung (bdquowirklich fuumlrwahr traunldquo) Denn Bestaumltigung praumlsupponiert zwar keinen Zweifel aber doch eine durch Zusatzgruumlnde angeschwollene Urteilskraft des Sprechers Die genannten Assertionen erfordern aber keine Urteilskraft

Die genannten Aufforderungen freilich koumlnnten ebenso wie relativische oder kondi-tionale Gefuumlge vom Typ bdquower dich verehrt dem hilfldquo im Deutschen mit wirk-lich verstaumlrkt werden Aber das wuumlrde entweder doch einen Zweifel unterstellen (Kommst du ndash Komm (auch) wirklich) oder eine einfache Verstaumlrkung der Aufforderung sein ohne Rekurs auf die Urteilskraft des Sprechers Sma praumlsupponiert aber wie auch die folgenden Textstellen zeigen werden keinen Zweifel und uumlberhaupt keine episte-mischen Hintergruumlnde Es faumlrbt die Modalitaumlt nicht um und es bereichert sie auch nicht Es hebt sie nur hervor gegen einen ganz unbestimmten Hintergrund um diesen sogleich wieder auszublenden Auf diese Weise produziert sma einen geistigen Tun-nelblick auf die Guumlltigkeit Wichtigkeit der Aussage

weis aufs situativ oder logisch Offensichtliche spezielle Erinnerungen die Signalisierung fremder Gewissheitsquellen die einfache Andeutung eines Kreises sicher vorhandener Gruumlnde die Signali-sierung eines eigenen Vorbehalts uvm All diese Kennzeichnungen sind epistemischer Natur weil sie aus Gruumlnden bestehen die in der geistigen Welt der Sprechaktteilnehmer angesiedelt sind Sie gehoumlren zum Randbereich der Modalitaumlt weil sie die Bedingungen der Wahrheit oder Glaubwuumlrdig-keit einer Aussage thematisieren (Etwas anders hierzu VAN DER AUWERA PLUNGIAN 1998 83 f) ndash In unserem Zusammenhang wichtig ist (1) die durch deutsch fuumlrwahr wirklich ausgedruumlckte bestaumlti-gende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher uumlber einen Kreis sicher vorhandener Gruumlnde fuumlr diese Assertion verfuumlgt (zB vermehrte Erfahrung Der Wein ist gut ndash und nach ein zwei drei usw weiteren Schlucken Der Wein ist wirklich gut) (2) die durch deutsch bestimmt sicher gewiss angedeutete bekraumlftigende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher zwar uumlber einen Kreis von bestaumltigenden Gruumlnden verfuumlgt diesen aber fuumlr eventuell nicht ausreichend haumllt (Ich habe meine Tasche in der U-Bahn vergessen ist eine Assertion Ich habe meine Tasche bestimmt in der U-Bahn vergessen eine Vermutung) ndash Beteu-ernde Modalitaumlt (ehrlich) und weitere Spielarten der Assertionsverstaumlrkung bleiben fuumlr den Mo-ment auszliger Betracht ndash

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Also passen auch GRASSMANNs Bedeutungsansaumltze fuumlrwahr traun nicht Fuumlrwahr ist we-nigstens nach dem heutigen Verstaumlndnis dieser etwas altertuumlmlichen Partikel epi-stemisch weil es die Urteilskraft des Sprechers zitiert Traun ist weil obsolet schwerer zu beurteilen Laut GRIMMs Woumlrterbuch war traun schon im 19 Jh veraltet bdquoim 19 jh ist es oft nur ein leeres flickwort der epigonenpoesie oder von stark ironischem klange wo es in der prosa erscheint klingt es bewuszt altfraumlnkischldquo (Bd 11 Sp 1527) Bei Hans Sachs findet sich eine Verwendung von traun im Sinne von bdquowirklichldquo beschawet den gaul wol und eben an seinen zaumlnen in dem maul sprach raquodrauen es ist alt der gaullaquo (GRIMM lc Sp 1528) Dies ist ein klarer Fall von Bestaumltigung Aussage eines durch Pruumlfung gesicherten Urteils Ab dem 16 Jh entwickelt sich dann die Bedeutung aber zu bdquovermutlichldquo fort (ibid Sp 1531f) und entfaumlllt als moumlgliches Aumlquivalent fuumlr sma somit vollends 28|29

Ein passender deutscher Uumlbersetzungskandidat fuumlr sma in Aufforderungs- gelegent-lich auch in Aussagesaumltzen duumlrfte bair fei sein Schmeller fuumlhrt an Kim fei Daacutes dˑ əs fei˜ neacutet və˓liərst Du kimst fei˜ spagravet Fei˜ kagravelt isˑs Zu den Aufforderungssaumltzen bemerkt Schmeller bdquofein (fei˜) dient in Verbindung mit einem ausdruumlcklich gesetzten oder stillschweigend verstandenen Verbum welches in ersterem Fall allemal die schaumlrfere Betonung erhaumllt eine Art von Wunsch auszudruumlckenldquo Fuumlr Aussagesaumltze findet Schmeller die Bedeutung bdquoziemlichldquo9 Die steigernde Bedeutung bei gleichzeitigem Fehlen subjektiv-modaler Komponenten passt gut zu dem was oben (Anm 6) fuumlr Fo-kussierung mit unbestimmtem Hintergrund gesagt worden ist

33 Einige weitere Belege in denen sma ebenfalls am Kulminationspunkt der Opfer-rhetorik angewendet wird sollen die gewonnene Hypothese untermauern RV13714f (Marut)

praacute yāta śībham āśuacutebhiḥ saacutenti kaacuteṇveṣu vo duacutevaḥ | taacutetro ṣuacute mādayādhuvai || aacutesti hiacute ṣmā maacutedāya vaḥ smaacutesi ṣmā vayaacutem eṣatildem | viacuteśvaṃ cid āyur jīvaacutese || bdquoFahrt rasch los mit den Rennern Fuumlr die K aṇ v a s habt ihr eine Vorliebe dort sollt ihr fein schwelgen 29|30 Denn es gibt etwas fuumlr euch zum Schwelgen Wir gehoumlren ihnen (Schenket uns) die volle Dauer zum Lebenldquo (GELDNER)

9 SCHMELLER Bd 1 Sp 721 f Vgl weiter DWB Bd 3 Sp 1457 bdquodie volkssprache weisz noch leisere be-

ziehungen in dieses fein zu legen z b in Schwaben druumlckt es aus sogar oder noch dazu er hats fein versprochen und fein am sonntagldquo ndash bdquoSogarldquo ist allerdings falsch bestimmt Denn bdquosogarldquo druumlckt einen bestimmten Kontrast aus entweder steigernd (bdquonicht nur angedeutet sondern sogar versprochenldquo) oder gegensaumltzlich (bdquoer darf nicht anders handeln er hat es sogar versprochenldquo) Fein duumlrfte hier eher wie bei den oben gegebenen bairischen Beispielen funktionieren mit unbe-stimmtem Kontrast und so eine Emphase auf die Guumlltigkeit legend ndash SchwaumlbWB Bd 2 Sp 1023 bdquonachdruumlcklich auf die Tatsache hinweisend raquonotabenelaquoldquo Das laumlsst du fei bleiben ndash bdquoNotabeneldquo trifft nicht ganz weil es dem lateinischen Wortlaut wie auch der deutschen Verwendung nach an den Houml-rer appelliert sich die fokussierte Assertion fuumlr unbestimmte weitere Verwendung zu merken ndash SuumldhessWB Bd 2 Sp 413 Mein liewer Scholli daumlszlig iszlig aumlwwer mōl fei nedd wohr ndash Weitere ungefaumlhre Uumlbersetzungskandidaten waumlre engl look how interesting frz voici russ vot nl let wel zie hier (so WAKKER 1997 211f zur gr Partikel δή)

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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3 Generelle oder aktuelle Bedeutung Epistemisch-modale oder appellative Be-deutung Die Rolle von sma in der Opferrhetorik Die bereits zitierte Stelle RV 1128 ist auch fuumlr die Frage aufschlussreich

31 ob sma mit genereller oder mit aktueller Bedeutung verbunden ist TICHY uumlber-setzt

bdquoWelcher Herr der Opfergabe dich als den Boten verehrt Gott Agni dem sei allemal ein Weiterhelferldquo (TICHY 1995133)

Fuumlr die von TICHY favorisierte generelle Lesart von sma spricht dass Agni ja immer wieder angerufen wird und die Opferherren seine Leistungen immer wieder beanspru-chen Aber die Anrufung im Opfer hat auch eine andere Seite Denn sie ist doch jedes-mal auch eine Bitte um reale Hilfe Sie nennt nicht nur den allgemeinen Zusammen-hang zwischen Vorleistung im Opfer und dann faumllliger Gegengabe seitens der Gottheit sondern sie erbringt diese Vorleistung auch wirklich und mahnt die Gegengabe dann an

Sma steht in den allermeisten Faumlllen an einer solchen Schluumlsselstelle im rigvedischen Hymnus wo die Opferrhetorik ihre allgemeinen Berufungsgruumlnde und ihr aktuelles praktisches Ziel zu einem Argument zusammenschmiedet Diese Operation macht eine Entscheidung uumlber generelle oder aktuelle Lesart eines Passus oft unmoumlglich Manch-mal spricht die Komposition klar fuumlr generelle Lesart So in RV 4291-3 Zunaumlchst wird Indra angerufen er solle zum Opferer herfahren (ā yāhiacute) und zwar an den Trankop-fern der Konkurrenten vorbei (tiraacuteś cid aryaacuteḥ saacutevanā) Dann heiszligt es 4292 24|25

ā hiacute ṣmā yāti naacuteryaś cikitvān hūyaacutemānaḥ sotŕ bhir uacutepa yajntildeaacutem bdquoHerbei naumlmlich faumlhrt der Mannhafte aufmerksam wenn er von den Pressenden zum Opfer gerufen wirdldquo

Sma mag hier stehen um den aumlquipollenten Gegensatz zu den genannten Konkurren-ten unterstreichen zu helfen Mit dem Praumlsens yāti kann aber jedenfalls keine aktuelle Gegenwart gemeint sein denn in der naumlchsten Strophe ist der Gerufene noch nicht da

śrāvaacuteyeacuted asya kaacuterṇā vājayaacutedhyai juacuteṣṭām aacutenu praacute diacuteśam mandayaacutedhyai bdquoMache seine Ohren hellhoumlrig daszlig er nach dem Ziel fahre (lenke ihn) nach der gewohnten Richtung daszlig er sich berauscheldquo (GELDNER)

Also hebt sma hier einen generellen Zusammenhang hervor An vielen anderen Stellen ist aber aktuelle Lesart zu bevorzugen So in RV 11510

yaacutet tvā turīyam rtuacutebhir draacuteviṇodo yaacutejāmahe | aacutedha smā no dadiacuter bhava || bdquoWenn wir dir zum vierten Male nach den Zeiten opfern du Reichtumgeber so sei uns ein Schenkerldquo (GELDNER)

Bei genereller Auffassung von sma muumlsste man auch den vorangehenden Bedingungs-satz generell verstehen bdquoImmer wenn ldquo Das ist nicht unmoumlglich Aber die Nennung des spezifischen relativen Zeitpunkts ndash bdquozum vierten Malldquo ndash legt in Verbindung mit der 1Person Plural doch eher den Bezug auf das gerade stattfindende Opfer nahe

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Das aktuelle Bedingungsgefuumlge hat auch eine etwas andere Semantik als das generelle Im generellen Fall waumlre eine Regel genannt die die Erfinder dieser Regel dem Gott zur freundlichen Beherzigung unterbreiten Im speziellen Fall haumltte die Regel weil nicht nur benannt sondern zu- 25|26 gleich angewendet eine deutlichere kausale Komponen-te7 Die Regel hat fuumlr den Opferherrn nicht nur Erfahrungswert sondern sie dient ihm auch als Berufungsinstanz dem angerufenen Gott gegenuumlber weil die Regel gilt soll der Gott sich an sie halten

Fuumlr aktuelle Lesart sprechen auch die auffaumllligen Kombinationen von sma und Selbst-nennung des Dichters Opferherren in RV 61714 RV 8274 14 RV 8863 In 61714cd wird der Opferherr Bharadvāja genannt und gleich darauf ein Verweis auf den entscheidenden (pārya-) Tag mit sma verbunden

bharaacutedvāje nrvaacuteta indra sūrīn diviacute ca smaidhi pārye na indra bdquo(Mach) unter Bharadvāja die Lohnherren maumlnnerreich o Indra und sei am entscheiden-den Tage fuumlr uns o Indraldquo (GELDNER)

In 827 dem Manu Vaivasvata zugeschrieben faumlllt der Name Manu viermal Einmal (7) ist der mythische Manu gemeint In den anderen drei Faumlllen handelt es sich wohl um Selbstnennung und zweimal (4 und 14) ist sie mit sma kombiniert bdquomoumlgen alle Allwis-senden dem Manu zum Gedeihen gereichenldquo (4) und bdquodie Goumltter sind naumlmlich dem Manu alle einmuumltig (samanyavaḥ) gleich guumlnstigldquo (14)

886 schlieszliglich ist das Lied des Viśvaka der seinen Sohn Viṣṇāpū herbeisehnt Die ersten drei Strophen enden mit dem Refrain bdquoEuch ruft Viśvaka um der Nachkommen-schaft willenldquo In 8863 heiszligt es dann

yuvaacuteṃ hiacute ṣmā purubhujemaacutem edhatuacuteṃ viṣṇāpvegrave dadaacutethur vaacutesyaiumlṣṭaye | bdquoIhr zwei habt naumlmlich sma ihr Vielnuumltzenden dieses Gedeihen dem Viṣṇāpu zum Heil-suchen gegebenldquo

Die Nennung der Wohltaten der Aśvin gegen den Sohn ndash der laut 11177 und 106512 von den Aśvin auch wieder zuruumlckgegeben worden ist ndash mahnt offenbar die Zustaumln-digkeit der Aśvin an Sma steht hier eindeutig in singulaumlrem und (Perfekt) gegen-wartsrelevantem Kontext 26|27

32 Die Haumlufung von sma an den Schluumlsselstellen der Opferrhetorik legt die weitere Frage nahe ob sma epistemisch8 oder deiktisch-appellierend wirkt Wenn epistemisch

7 HETTRICH (1988 343) zaumlhlt die Stelle zum temporal-effizierend-realisierten Typ der sich zwischen

den Polen Voraussetzungsvariante und Kausale Variante bewegt 8 Modalitaumlt handelt im Kernbereich von den Bedingungen der Realisierung einer Proposition also

von Moumlglichkeit und Notwendigkeit Im Elementarfall sind die Bedingungen als einfach gegeben bzw fehlend unterstellt Assertion und Negation Diese gehoumlren insofern als Grenzfaumllle ebenfalls zur Modalitaumlt die so auf verschiedene Weise eine Proposition in der Realitaumlt verankert Zur einfachen Verankerung koumlnnen zusaumltzliche Kennzeichnungen von (Hinter)gruumlnden treten die die modale Aussage rechtfertigen naumlher beleuchten oder einschraumlnken indem sie sie auf bestimmte Gewiss-heitsquellen beziehen Dazu gehoumlren die persoumlnlichen Uumlberzeugungen des Sprechers oder des Houml-rers kulturell durchgesetzte Uumlberzeugungen individuelle oder allgemeine Erfahrungen der Ver-

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waumlre es etwa als bdquowirklich fuumlrwahrldquo vielleicht auch als bdquobestimmtldquo zu uumlbersetzen wenn deiktisch-appellativ am ehesten durch Interjektionen wie bdquohe siehe houmlrtldquo Grassmanns Bedeutungsansaumltze fuumlr verbhervorhebendes sma sind bdquotraun fuumlrwahr recht zumal aber auch mehr zeitlich schonldquo Traun fuumlrwahr recht zumal (dieses letzte-re fuumlr Kausalsaumltze) wirken alle bestaumltigend dh sie bereichern die Assertion um die zusaumltzliche Aussage des Sprechers uumlber unbezweifelbare Gruumlnde zu verfuumlgen dass die Assertion auch wirklich wahr bzw die Aufforderung auch wirklich ernst gemeint und gut begruumlndet ist 27|28

Nun ist nach den bisherigen Beobachtungen klar dass sma keinesfalls bdquobestimmtldquo hei-szligen kann Bekraumlftigung macht nur Sinn wenn Zweifel im Spiel war Zweifel aber ha-ben in den Kontexten in denen sma steht nichts verloren Inhalte wie bdquoSchlag den Wolf wegldquo bdquoHilf unsldquo bdquoWir sind hierldquo bdquoEure Wagen empfange ich zur Freudeldquo kennen keinen Zweifel und koumlnnen daher auch nicht bekraumlftigt aus ihm hervorgehen Weni-ger schlecht aber immer noch nicht gut passt Bestaumltigung (bdquowirklich fuumlrwahr traunldquo) Denn Bestaumltigung praumlsupponiert zwar keinen Zweifel aber doch eine durch Zusatzgruumlnde angeschwollene Urteilskraft des Sprechers Die genannten Assertionen erfordern aber keine Urteilskraft

Die genannten Aufforderungen freilich koumlnnten ebenso wie relativische oder kondi-tionale Gefuumlge vom Typ bdquower dich verehrt dem hilfldquo im Deutschen mit wirk-lich verstaumlrkt werden Aber das wuumlrde entweder doch einen Zweifel unterstellen (Kommst du ndash Komm (auch) wirklich) oder eine einfache Verstaumlrkung der Aufforderung sein ohne Rekurs auf die Urteilskraft des Sprechers Sma praumlsupponiert aber wie auch die folgenden Textstellen zeigen werden keinen Zweifel und uumlberhaupt keine episte-mischen Hintergruumlnde Es faumlrbt die Modalitaumlt nicht um und es bereichert sie auch nicht Es hebt sie nur hervor gegen einen ganz unbestimmten Hintergrund um diesen sogleich wieder auszublenden Auf diese Weise produziert sma einen geistigen Tun-nelblick auf die Guumlltigkeit Wichtigkeit der Aussage

weis aufs situativ oder logisch Offensichtliche spezielle Erinnerungen die Signalisierung fremder Gewissheitsquellen die einfache Andeutung eines Kreises sicher vorhandener Gruumlnde die Signali-sierung eines eigenen Vorbehalts uvm All diese Kennzeichnungen sind epistemischer Natur weil sie aus Gruumlnden bestehen die in der geistigen Welt der Sprechaktteilnehmer angesiedelt sind Sie gehoumlren zum Randbereich der Modalitaumlt weil sie die Bedingungen der Wahrheit oder Glaubwuumlrdig-keit einer Aussage thematisieren (Etwas anders hierzu VAN DER AUWERA PLUNGIAN 1998 83 f) ndash In unserem Zusammenhang wichtig ist (1) die durch deutsch fuumlrwahr wirklich ausgedruumlckte bestaumlti-gende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher uumlber einen Kreis sicher vorhandener Gruumlnde fuumlr diese Assertion verfuumlgt (zB vermehrte Erfahrung Der Wein ist gut ndash und nach ein zwei drei usw weiteren Schlucken Der Wein ist wirklich gut) (2) die durch deutsch bestimmt sicher gewiss angedeutete bekraumlftigende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher zwar uumlber einen Kreis von bestaumltigenden Gruumlnden verfuumlgt diesen aber fuumlr eventuell nicht ausreichend haumllt (Ich habe meine Tasche in der U-Bahn vergessen ist eine Assertion Ich habe meine Tasche bestimmt in der U-Bahn vergessen eine Vermutung) ndash Beteu-ernde Modalitaumlt (ehrlich) und weitere Spielarten der Assertionsverstaumlrkung bleiben fuumlr den Mo-ment auszliger Betracht ndash

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Also passen auch GRASSMANNs Bedeutungsansaumltze fuumlrwahr traun nicht Fuumlrwahr ist we-nigstens nach dem heutigen Verstaumlndnis dieser etwas altertuumlmlichen Partikel epi-stemisch weil es die Urteilskraft des Sprechers zitiert Traun ist weil obsolet schwerer zu beurteilen Laut GRIMMs Woumlrterbuch war traun schon im 19 Jh veraltet bdquoim 19 jh ist es oft nur ein leeres flickwort der epigonenpoesie oder von stark ironischem klange wo es in der prosa erscheint klingt es bewuszt altfraumlnkischldquo (Bd 11 Sp 1527) Bei Hans Sachs findet sich eine Verwendung von traun im Sinne von bdquowirklichldquo beschawet den gaul wol und eben an seinen zaumlnen in dem maul sprach raquodrauen es ist alt der gaullaquo (GRIMM lc Sp 1528) Dies ist ein klarer Fall von Bestaumltigung Aussage eines durch Pruumlfung gesicherten Urteils Ab dem 16 Jh entwickelt sich dann die Bedeutung aber zu bdquovermutlichldquo fort (ibid Sp 1531f) und entfaumlllt als moumlgliches Aumlquivalent fuumlr sma somit vollends 28|29

Ein passender deutscher Uumlbersetzungskandidat fuumlr sma in Aufforderungs- gelegent-lich auch in Aussagesaumltzen duumlrfte bair fei sein Schmeller fuumlhrt an Kim fei Daacutes dˑ əs fei˜ neacutet və˓liərst Du kimst fei˜ spagravet Fei˜ kagravelt isˑs Zu den Aufforderungssaumltzen bemerkt Schmeller bdquofein (fei˜) dient in Verbindung mit einem ausdruumlcklich gesetzten oder stillschweigend verstandenen Verbum welches in ersterem Fall allemal die schaumlrfere Betonung erhaumllt eine Art von Wunsch auszudruumlckenldquo Fuumlr Aussagesaumltze findet Schmeller die Bedeutung bdquoziemlichldquo9 Die steigernde Bedeutung bei gleichzeitigem Fehlen subjektiv-modaler Komponenten passt gut zu dem was oben (Anm 6) fuumlr Fo-kussierung mit unbestimmtem Hintergrund gesagt worden ist

33 Einige weitere Belege in denen sma ebenfalls am Kulminationspunkt der Opfer-rhetorik angewendet wird sollen die gewonnene Hypothese untermauern RV13714f (Marut)

praacute yāta śībham āśuacutebhiḥ saacutenti kaacuteṇveṣu vo duacutevaḥ | taacutetro ṣuacute mādayādhuvai || aacutesti hiacute ṣmā maacutedāya vaḥ smaacutesi ṣmā vayaacutem eṣatildem | viacuteśvaṃ cid āyur jīvaacutese || bdquoFahrt rasch los mit den Rennern Fuumlr die K aṇ v a s habt ihr eine Vorliebe dort sollt ihr fein schwelgen 29|30 Denn es gibt etwas fuumlr euch zum Schwelgen Wir gehoumlren ihnen (Schenket uns) die volle Dauer zum Lebenldquo (GELDNER)

9 SCHMELLER Bd 1 Sp 721 f Vgl weiter DWB Bd 3 Sp 1457 bdquodie volkssprache weisz noch leisere be-

ziehungen in dieses fein zu legen z b in Schwaben druumlckt es aus sogar oder noch dazu er hats fein versprochen und fein am sonntagldquo ndash bdquoSogarldquo ist allerdings falsch bestimmt Denn bdquosogarldquo druumlckt einen bestimmten Kontrast aus entweder steigernd (bdquonicht nur angedeutet sondern sogar versprochenldquo) oder gegensaumltzlich (bdquoer darf nicht anders handeln er hat es sogar versprochenldquo) Fein duumlrfte hier eher wie bei den oben gegebenen bairischen Beispielen funktionieren mit unbe-stimmtem Kontrast und so eine Emphase auf die Guumlltigkeit legend ndash SchwaumlbWB Bd 2 Sp 1023 bdquonachdruumlcklich auf die Tatsache hinweisend raquonotabenelaquoldquo Das laumlsst du fei bleiben ndash bdquoNotabeneldquo trifft nicht ganz weil es dem lateinischen Wortlaut wie auch der deutschen Verwendung nach an den Houml-rer appelliert sich die fokussierte Assertion fuumlr unbestimmte weitere Verwendung zu merken ndash SuumldhessWB Bd 2 Sp 413 Mein liewer Scholli daumlszlig iszlig aumlwwer mōl fei nedd wohr ndash Weitere ungefaumlhre Uumlbersetzungskandidaten waumlre engl look how interesting frz voici russ vot nl let wel zie hier (so WAKKER 1997 211f zur gr Partikel δή)

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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Das aktuelle Bedingungsgefuumlge hat auch eine etwas andere Semantik als das generelle Im generellen Fall waumlre eine Regel genannt die die Erfinder dieser Regel dem Gott zur freundlichen Beherzigung unterbreiten Im speziellen Fall haumltte die Regel weil nicht nur benannt sondern zu- 25|26 gleich angewendet eine deutlichere kausale Komponen-te7 Die Regel hat fuumlr den Opferherrn nicht nur Erfahrungswert sondern sie dient ihm auch als Berufungsinstanz dem angerufenen Gott gegenuumlber weil die Regel gilt soll der Gott sich an sie halten

Fuumlr aktuelle Lesart sprechen auch die auffaumllligen Kombinationen von sma und Selbst-nennung des Dichters Opferherren in RV 61714 RV 8274 14 RV 8863 In 61714cd wird der Opferherr Bharadvāja genannt und gleich darauf ein Verweis auf den entscheidenden (pārya-) Tag mit sma verbunden

bharaacutedvāje nrvaacuteta indra sūrīn diviacute ca smaidhi pārye na indra bdquo(Mach) unter Bharadvāja die Lohnherren maumlnnerreich o Indra und sei am entscheiden-den Tage fuumlr uns o Indraldquo (GELDNER)

In 827 dem Manu Vaivasvata zugeschrieben faumlllt der Name Manu viermal Einmal (7) ist der mythische Manu gemeint In den anderen drei Faumlllen handelt es sich wohl um Selbstnennung und zweimal (4 und 14) ist sie mit sma kombiniert bdquomoumlgen alle Allwis-senden dem Manu zum Gedeihen gereichenldquo (4) und bdquodie Goumltter sind naumlmlich dem Manu alle einmuumltig (samanyavaḥ) gleich guumlnstigldquo (14)

886 schlieszliglich ist das Lied des Viśvaka der seinen Sohn Viṣṇāpū herbeisehnt Die ersten drei Strophen enden mit dem Refrain bdquoEuch ruft Viśvaka um der Nachkommen-schaft willenldquo In 8863 heiszligt es dann

yuvaacuteṃ hiacute ṣmā purubhujemaacutem edhatuacuteṃ viṣṇāpvegrave dadaacutethur vaacutesyaiumlṣṭaye | bdquoIhr zwei habt naumlmlich sma ihr Vielnuumltzenden dieses Gedeihen dem Viṣṇāpu zum Heil-suchen gegebenldquo

Die Nennung der Wohltaten der Aśvin gegen den Sohn ndash der laut 11177 und 106512 von den Aśvin auch wieder zuruumlckgegeben worden ist ndash mahnt offenbar die Zustaumln-digkeit der Aśvin an Sma steht hier eindeutig in singulaumlrem und (Perfekt) gegen-wartsrelevantem Kontext 26|27

32 Die Haumlufung von sma an den Schluumlsselstellen der Opferrhetorik legt die weitere Frage nahe ob sma epistemisch8 oder deiktisch-appellierend wirkt Wenn epistemisch

7 HETTRICH (1988 343) zaumlhlt die Stelle zum temporal-effizierend-realisierten Typ der sich zwischen

den Polen Voraussetzungsvariante und Kausale Variante bewegt 8 Modalitaumlt handelt im Kernbereich von den Bedingungen der Realisierung einer Proposition also

von Moumlglichkeit und Notwendigkeit Im Elementarfall sind die Bedingungen als einfach gegeben bzw fehlend unterstellt Assertion und Negation Diese gehoumlren insofern als Grenzfaumllle ebenfalls zur Modalitaumlt die so auf verschiedene Weise eine Proposition in der Realitaumlt verankert Zur einfachen Verankerung koumlnnen zusaumltzliche Kennzeichnungen von (Hinter)gruumlnden treten die die modale Aussage rechtfertigen naumlher beleuchten oder einschraumlnken indem sie sie auf bestimmte Gewiss-heitsquellen beziehen Dazu gehoumlren die persoumlnlichen Uumlberzeugungen des Sprechers oder des Houml-rers kulturell durchgesetzte Uumlberzeugungen individuelle oder allgemeine Erfahrungen der Ver-

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waumlre es etwa als bdquowirklich fuumlrwahrldquo vielleicht auch als bdquobestimmtldquo zu uumlbersetzen wenn deiktisch-appellativ am ehesten durch Interjektionen wie bdquohe siehe houmlrtldquo Grassmanns Bedeutungsansaumltze fuumlr verbhervorhebendes sma sind bdquotraun fuumlrwahr recht zumal aber auch mehr zeitlich schonldquo Traun fuumlrwahr recht zumal (dieses letzte-re fuumlr Kausalsaumltze) wirken alle bestaumltigend dh sie bereichern die Assertion um die zusaumltzliche Aussage des Sprechers uumlber unbezweifelbare Gruumlnde zu verfuumlgen dass die Assertion auch wirklich wahr bzw die Aufforderung auch wirklich ernst gemeint und gut begruumlndet ist 27|28

Nun ist nach den bisherigen Beobachtungen klar dass sma keinesfalls bdquobestimmtldquo hei-szligen kann Bekraumlftigung macht nur Sinn wenn Zweifel im Spiel war Zweifel aber ha-ben in den Kontexten in denen sma steht nichts verloren Inhalte wie bdquoSchlag den Wolf wegldquo bdquoHilf unsldquo bdquoWir sind hierldquo bdquoEure Wagen empfange ich zur Freudeldquo kennen keinen Zweifel und koumlnnen daher auch nicht bekraumlftigt aus ihm hervorgehen Weni-ger schlecht aber immer noch nicht gut passt Bestaumltigung (bdquowirklich fuumlrwahr traunldquo) Denn Bestaumltigung praumlsupponiert zwar keinen Zweifel aber doch eine durch Zusatzgruumlnde angeschwollene Urteilskraft des Sprechers Die genannten Assertionen erfordern aber keine Urteilskraft

Die genannten Aufforderungen freilich koumlnnten ebenso wie relativische oder kondi-tionale Gefuumlge vom Typ bdquower dich verehrt dem hilfldquo im Deutschen mit wirk-lich verstaumlrkt werden Aber das wuumlrde entweder doch einen Zweifel unterstellen (Kommst du ndash Komm (auch) wirklich) oder eine einfache Verstaumlrkung der Aufforderung sein ohne Rekurs auf die Urteilskraft des Sprechers Sma praumlsupponiert aber wie auch die folgenden Textstellen zeigen werden keinen Zweifel und uumlberhaupt keine episte-mischen Hintergruumlnde Es faumlrbt die Modalitaumlt nicht um und es bereichert sie auch nicht Es hebt sie nur hervor gegen einen ganz unbestimmten Hintergrund um diesen sogleich wieder auszublenden Auf diese Weise produziert sma einen geistigen Tun-nelblick auf die Guumlltigkeit Wichtigkeit der Aussage

weis aufs situativ oder logisch Offensichtliche spezielle Erinnerungen die Signalisierung fremder Gewissheitsquellen die einfache Andeutung eines Kreises sicher vorhandener Gruumlnde die Signali-sierung eines eigenen Vorbehalts uvm All diese Kennzeichnungen sind epistemischer Natur weil sie aus Gruumlnden bestehen die in der geistigen Welt der Sprechaktteilnehmer angesiedelt sind Sie gehoumlren zum Randbereich der Modalitaumlt weil sie die Bedingungen der Wahrheit oder Glaubwuumlrdig-keit einer Aussage thematisieren (Etwas anders hierzu VAN DER AUWERA PLUNGIAN 1998 83 f) ndash In unserem Zusammenhang wichtig ist (1) die durch deutsch fuumlrwahr wirklich ausgedruumlckte bestaumlti-gende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher uumlber einen Kreis sicher vorhandener Gruumlnde fuumlr diese Assertion verfuumlgt (zB vermehrte Erfahrung Der Wein ist gut ndash und nach ein zwei drei usw weiteren Schlucken Der Wein ist wirklich gut) (2) die durch deutsch bestimmt sicher gewiss angedeutete bekraumlftigende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher zwar uumlber einen Kreis von bestaumltigenden Gruumlnden verfuumlgt diesen aber fuumlr eventuell nicht ausreichend haumllt (Ich habe meine Tasche in der U-Bahn vergessen ist eine Assertion Ich habe meine Tasche bestimmt in der U-Bahn vergessen eine Vermutung) ndash Beteu-ernde Modalitaumlt (ehrlich) und weitere Spielarten der Assertionsverstaumlrkung bleiben fuumlr den Mo-ment auszliger Betracht ndash

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Also passen auch GRASSMANNs Bedeutungsansaumltze fuumlrwahr traun nicht Fuumlrwahr ist we-nigstens nach dem heutigen Verstaumlndnis dieser etwas altertuumlmlichen Partikel epi-stemisch weil es die Urteilskraft des Sprechers zitiert Traun ist weil obsolet schwerer zu beurteilen Laut GRIMMs Woumlrterbuch war traun schon im 19 Jh veraltet bdquoim 19 jh ist es oft nur ein leeres flickwort der epigonenpoesie oder von stark ironischem klange wo es in der prosa erscheint klingt es bewuszt altfraumlnkischldquo (Bd 11 Sp 1527) Bei Hans Sachs findet sich eine Verwendung von traun im Sinne von bdquowirklichldquo beschawet den gaul wol und eben an seinen zaumlnen in dem maul sprach raquodrauen es ist alt der gaullaquo (GRIMM lc Sp 1528) Dies ist ein klarer Fall von Bestaumltigung Aussage eines durch Pruumlfung gesicherten Urteils Ab dem 16 Jh entwickelt sich dann die Bedeutung aber zu bdquovermutlichldquo fort (ibid Sp 1531f) und entfaumlllt als moumlgliches Aumlquivalent fuumlr sma somit vollends 28|29

Ein passender deutscher Uumlbersetzungskandidat fuumlr sma in Aufforderungs- gelegent-lich auch in Aussagesaumltzen duumlrfte bair fei sein Schmeller fuumlhrt an Kim fei Daacutes dˑ əs fei˜ neacutet və˓liərst Du kimst fei˜ spagravet Fei˜ kagravelt isˑs Zu den Aufforderungssaumltzen bemerkt Schmeller bdquofein (fei˜) dient in Verbindung mit einem ausdruumlcklich gesetzten oder stillschweigend verstandenen Verbum welches in ersterem Fall allemal die schaumlrfere Betonung erhaumllt eine Art von Wunsch auszudruumlckenldquo Fuumlr Aussagesaumltze findet Schmeller die Bedeutung bdquoziemlichldquo9 Die steigernde Bedeutung bei gleichzeitigem Fehlen subjektiv-modaler Komponenten passt gut zu dem was oben (Anm 6) fuumlr Fo-kussierung mit unbestimmtem Hintergrund gesagt worden ist

33 Einige weitere Belege in denen sma ebenfalls am Kulminationspunkt der Opfer-rhetorik angewendet wird sollen die gewonnene Hypothese untermauern RV13714f (Marut)

praacute yāta śībham āśuacutebhiḥ saacutenti kaacuteṇveṣu vo duacutevaḥ | taacutetro ṣuacute mādayādhuvai || aacutesti hiacute ṣmā maacutedāya vaḥ smaacutesi ṣmā vayaacutem eṣatildem | viacuteśvaṃ cid āyur jīvaacutese || bdquoFahrt rasch los mit den Rennern Fuumlr die K aṇ v a s habt ihr eine Vorliebe dort sollt ihr fein schwelgen 29|30 Denn es gibt etwas fuumlr euch zum Schwelgen Wir gehoumlren ihnen (Schenket uns) die volle Dauer zum Lebenldquo (GELDNER)

9 SCHMELLER Bd 1 Sp 721 f Vgl weiter DWB Bd 3 Sp 1457 bdquodie volkssprache weisz noch leisere be-

ziehungen in dieses fein zu legen z b in Schwaben druumlckt es aus sogar oder noch dazu er hats fein versprochen und fein am sonntagldquo ndash bdquoSogarldquo ist allerdings falsch bestimmt Denn bdquosogarldquo druumlckt einen bestimmten Kontrast aus entweder steigernd (bdquonicht nur angedeutet sondern sogar versprochenldquo) oder gegensaumltzlich (bdquoer darf nicht anders handeln er hat es sogar versprochenldquo) Fein duumlrfte hier eher wie bei den oben gegebenen bairischen Beispielen funktionieren mit unbe-stimmtem Kontrast und so eine Emphase auf die Guumlltigkeit legend ndash SchwaumlbWB Bd 2 Sp 1023 bdquonachdruumlcklich auf die Tatsache hinweisend raquonotabenelaquoldquo Das laumlsst du fei bleiben ndash bdquoNotabeneldquo trifft nicht ganz weil es dem lateinischen Wortlaut wie auch der deutschen Verwendung nach an den Houml-rer appelliert sich die fokussierte Assertion fuumlr unbestimmte weitere Verwendung zu merken ndash SuumldhessWB Bd 2 Sp 413 Mein liewer Scholli daumlszlig iszlig aumlwwer mōl fei nedd wohr ndash Weitere ungefaumlhre Uumlbersetzungskandidaten waumlre engl look how interesting frz voici russ vot nl let wel zie hier (so WAKKER 1997 211f zur gr Partikel δή)

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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waumlre es etwa als bdquowirklich fuumlrwahrldquo vielleicht auch als bdquobestimmtldquo zu uumlbersetzen wenn deiktisch-appellativ am ehesten durch Interjektionen wie bdquohe siehe houmlrtldquo Grassmanns Bedeutungsansaumltze fuumlr verbhervorhebendes sma sind bdquotraun fuumlrwahr recht zumal aber auch mehr zeitlich schonldquo Traun fuumlrwahr recht zumal (dieses letzte-re fuumlr Kausalsaumltze) wirken alle bestaumltigend dh sie bereichern die Assertion um die zusaumltzliche Aussage des Sprechers uumlber unbezweifelbare Gruumlnde zu verfuumlgen dass die Assertion auch wirklich wahr bzw die Aufforderung auch wirklich ernst gemeint und gut begruumlndet ist 27|28

Nun ist nach den bisherigen Beobachtungen klar dass sma keinesfalls bdquobestimmtldquo hei-szligen kann Bekraumlftigung macht nur Sinn wenn Zweifel im Spiel war Zweifel aber ha-ben in den Kontexten in denen sma steht nichts verloren Inhalte wie bdquoSchlag den Wolf wegldquo bdquoHilf unsldquo bdquoWir sind hierldquo bdquoEure Wagen empfange ich zur Freudeldquo kennen keinen Zweifel und koumlnnen daher auch nicht bekraumlftigt aus ihm hervorgehen Weni-ger schlecht aber immer noch nicht gut passt Bestaumltigung (bdquowirklich fuumlrwahr traunldquo) Denn Bestaumltigung praumlsupponiert zwar keinen Zweifel aber doch eine durch Zusatzgruumlnde angeschwollene Urteilskraft des Sprechers Die genannten Assertionen erfordern aber keine Urteilskraft

Die genannten Aufforderungen freilich koumlnnten ebenso wie relativische oder kondi-tionale Gefuumlge vom Typ bdquower dich verehrt dem hilfldquo im Deutschen mit wirk-lich verstaumlrkt werden Aber das wuumlrde entweder doch einen Zweifel unterstellen (Kommst du ndash Komm (auch) wirklich) oder eine einfache Verstaumlrkung der Aufforderung sein ohne Rekurs auf die Urteilskraft des Sprechers Sma praumlsupponiert aber wie auch die folgenden Textstellen zeigen werden keinen Zweifel und uumlberhaupt keine episte-mischen Hintergruumlnde Es faumlrbt die Modalitaumlt nicht um und es bereichert sie auch nicht Es hebt sie nur hervor gegen einen ganz unbestimmten Hintergrund um diesen sogleich wieder auszublenden Auf diese Weise produziert sma einen geistigen Tun-nelblick auf die Guumlltigkeit Wichtigkeit der Aussage

weis aufs situativ oder logisch Offensichtliche spezielle Erinnerungen die Signalisierung fremder Gewissheitsquellen die einfache Andeutung eines Kreises sicher vorhandener Gruumlnde die Signali-sierung eines eigenen Vorbehalts uvm All diese Kennzeichnungen sind epistemischer Natur weil sie aus Gruumlnden bestehen die in der geistigen Welt der Sprechaktteilnehmer angesiedelt sind Sie gehoumlren zum Randbereich der Modalitaumlt weil sie die Bedingungen der Wahrheit oder Glaubwuumlrdig-keit einer Aussage thematisieren (Etwas anders hierzu VAN DER AUWERA PLUNGIAN 1998 83 f) ndash In unserem Zusammenhang wichtig ist (1) die durch deutsch fuumlrwahr wirklich ausgedruumlckte bestaumlti-gende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher uumlber einen Kreis sicher vorhandener Gruumlnde fuumlr diese Assertion verfuumlgt (zB vermehrte Erfahrung Der Wein ist gut ndash und nach ein zwei drei usw weiteren Schlucken Der Wein ist wirklich gut) (2) die durch deutsch bestimmt sicher gewiss angedeutete bekraumlftigende Modalitaumlt die zusaumltzlich zur einfachen Assertion andeutet dass der Sprecher zwar uumlber einen Kreis von bestaumltigenden Gruumlnden verfuumlgt diesen aber fuumlr eventuell nicht ausreichend haumllt (Ich habe meine Tasche in der U-Bahn vergessen ist eine Assertion Ich habe meine Tasche bestimmt in der U-Bahn vergessen eine Vermutung) ndash Beteu-ernde Modalitaumlt (ehrlich) und weitere Spielarten der Assertionsverstaumlrkung bleiben fuumlr den Mo-ment auszliger Betracht ndash

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Also passen auch GRASSMANNs Bedeutungsansaumltze fuumlrwahr traun nicht Fuumlrwahr ist we-nigstens nach dem heutigen Verstaumlndnis dieser etwas altertuumlmlichen Partikel epi-stemisch weil es die Urteilskraft des Sprechers zitiert Traun ist weil obsolet schwerer zu beurteilen Laut GRIMMs Woumlrterbuch war traun schon im 19 Jh veraltet bdquoim 19 jh ist es oft nur ein leeres flickwort der epigonenpoesie oder von stark ironischem klange wo es in der prosa erscheint klingt es bewuszt altfraumlnkischldquo (Bd 11 Sp 1527) Bei Hans Sachs findet sich eine Verwendung von traun im Sinne von bdquowirklichldquo beschawet den gaul wol und eben an seinen zaumlnen in dem maul sprach raquodrauen es ist alt der gaullaquo (GRIMM lc Sp 1528) Dies ist ein klarer Fall von Bestaumltigung Aussage eines durch Pruumlfung gesicherten Urteils Ab dem 16 Jh entwickelt sich dann die Bedeutung aber zu bdquovermutlichldquo fort (ibid Sp 1531f) und entfaumlllt als moumlgliches Aumlquivalent fuumlr sma somit vollends 28|29

Ein passender deutscher Uumlbersetzungskandidat fuumlr sma in Aufforderungs- gelegent-lich auch in Aussagesaumltzen duumlrfte bair fei sein Schmeller fuumlhrt an Kim fei Daacutes dˑ əs fei˜ neacutet və˓liərst Du kimst fei˜ spagravet Fei˜ kagravelt isˑs Zu den Aufforderungssaumltzen bemerkt Schmeller bdquofein (fei˜) dient in Verbindung mit einem ausdruumlcklich gesetzten oder stillschweigend verstandenen Verbum welches in ersterem Fall allemal die schaumlrfere Betonung erhaumllt eine Art von Wunsch auszudruumlckenldquo Fuumlr Aussagesaumltze findet Schmeller die Bedeutung bdquoziemlichldquo9 Die steigernde Bedeutung bei gleichzeitigem Fehlen subjektiv-modaler Komponenten passt gut zu dem was oben (Anm 6) fuumlr Fo-kussierung mit unbestimmtem Hintergrund gesagt worden ist

33 Einige weitere Belege in denen sma ebenfalls am Kulminationspunkt der Opfer-rhetorik angewendet wird sollen die gewonnene Hypothese untermauern RV13714f (Marut)

praacute yāta śībham āśuacutebhiḥ saacutenti kaacuteṇveṣu vo duacutevaḥ | taacutetro ṣuacute mādayādhuvai || aacutesti hiacute ṣmā maacutedāya vaḥ smaacutesi ṣmā vayaacutem eṣatildem | viacuteśvaṃ cid āyur jīvaacutese || bdquoFahrt rasch los mit den Rennern Fuumlr die K aṇ v a s habt ihr eine Vorliebe dort sollt ihr fein schwelgen 29|30 Denn es gibt etwas fuumlr euch zum Schwelgen Wir gehoumlren ihnen (Schenket uns) die volle Dauer zum Lebenldquo (GELDNER)

9 SCHMELLER Bd 1 Sp 721 f Vgl weiter DWB Bd 3 Sp 1457 bdquodie volkssprache weisz noch leisere be-

ziehungen in dieses fein zu legen z b in Schwaben druumlckt es aus sogar oder noch dazu er hats fein versprochen und fein am sonntagldquo ndash bdquoSogarldquo ist allerdings falsch bestimmt Denn bdquosogarldquo druumlckt einen bestimmten Kontrast aus entweder steigernd (bdquonicht nur angedeutet sondern sogar versprochenldquo) oder gegensaumltzlich (bdquoer darf nicht anders handeln er hat es sogar versprochenldquo) Fein duumlrfte hier eher wie bei den oben gegebenen bairischen Beispielen funktionieren mit unbe-stimmtem Kontrast und so eine Emphase auf die Guumlltigkeit legend ndash SchwaumlbWB Bd 2 Sp 1023 bdquonachdruumlcklich auf die Tatsache hinweisend raquonotabenelaquoldquo Das laumlsst du fei bleiben ndash bdquoNotabeneldquo trifft nicht ganz weil es dem lateinischen Wortlaut wie auch der deutschen Verwendung nach an den Houml-rer appelliert sich die fokussierte Assertion fuumlr unbestimmte weitere Verwendung zu merken ndash SuumldhessWB Bd 2 Sp 413 Mein liewer Scholli daumlszlig iszlig aumlwwer mōl fei nedd wohr ndash Weitere ungefaumlhre Uumlbersetzungskandidaten waumlre engl look how interesting frz voici russ vot nl let wel zie hier (so WAKKER 1997 211f zur gr Partikel δή)

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

HS = Hauptsatz NS = Nebensatz SV = Sachverhalt VH = Verbalhandlung

Verwendete Literatur Texte und Uumlbersetzungen

RV

Die Hymnen des Rigveda Hg von Theodor AUFRECHT 2 Bde Bonn 21877 Rig Veda A Metrically Restored Text with an Introduction and Notes Ed by Barend A VAN NOOTEN

and Gary B HOLLAND CambridgeMass - London 1994 Der Rig-Veda aus dem Sanskrit ins Deutsche uumlbersetzt und mit einem laufenden Kommentar versehen

Von Karl Friedrich GELDNER 3 Bde CambridgeMass 1951

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Also passen auch GRASSMANNs Bedeutungsansaumltze fuumlrwahr traun nicht Fuumlrwahr ist we-nigstens nach dem heutigen Verstaumlndnis dieser etwas altertuumlmlichen Partikel epi-stemisch weil es die Urteilskraft des Sprechers zitiert Traun ist weil obsolet schwerer zu beurteilen Laut GRIMMs Woumlrterbuch war traun schon im 19 Jh veraltet bdquoim 19 jh ist es oft nur ein leeres flickwort der epigonenpoesie oder von stark ironischem klange wo es in der prosa erscheint klingt es bewuszt altfraumlnkischldquo (Bd 11 Sp 1527) Bei Hans Sachs findet sich eine Verwendung von traun im Sinne von bdquowirklichldquo beschawet den gaul wol und eben an seinen zaumlnen in dem maul sprach raquodrauen es ist alt der gaullaquo (GRIMM lc Sp 1528) Dies ist ein klarer Fall von Bestaumltigung Aussage eines durch Pruumlfung gesicherten Urteils Ab dem 16 Jh entwickelt sich dann die Bedeutung aber zu bdquovermutlichldquo fort (ibid Sp 1531f) und entfaumlllt als moumlgliches Aumlquivalent fuumlr sma somit vollends 28|29

Ein passender deutscher Uumlbersetzungskandidat fuumlr sma in Aufforderungs- gelegent-lich auch in Aussagesaumltzen duumlrfte bair fei sein Schmeller fuumlhrt an Kim fei Daacutes dˑ əs fei˜ neacutet və˓liərst Du kimst fei˜ spagravet Fei˜ kagravelt isˑs Zu den Aufforderungssaumltzen bemerkt Schmeller bdquofein (fei˜) dient in Verbindung mit einem ausdruumlcklich gesetzten oder stillschweigend verstandenen Verbum welches in ersterem Fall allemal die schaumlrfere Betonung erhaumllt eine Art von Wunsch auszudruumlckenldquo Fuumlr Aussagesaumltze findet Schmeller die Bedeutung bdquoziemlichldquo9 Die steigernde Bedeutung bei gleichzeitigem Fehlen subjektiv-modaler Komponenten passt gut zu dem was oben (Anm 6) fuumlr Fo-kussierung mit unbestimmtem Hintergrund gesagt worden ist

33 Einige weitere Belege in denen sma ebenfalls am Kulminationspunkt der Opfer-rhetorik angewendet wird sollen die gewonnene Hypothese untermauern RV13714f (Marut)

praacute yāta śībham āśuacutebhiḥ saacutenti kaacuteṇveṣu vo duacutevaḥ | taacutetro ṣuacute mādayādhuvai || aacutesti hiacute ṣmā maacutedāya vaḥ smaacutesi ṣmā vayaacutem eṣatildem | viacuteśvaṃ cid āyur jīvaacutese || bdquoFahrt rasch los mit den Rennern Fuumlr die K aṇ v a s habt ihr eine Vorliebe dort sollt ihr fein schwelgen 29|30 Denn es gibt etwas fuumlr euch zum Schwelgen Wir gehoumlren ihnen (Schenket uns) die volle Dauer zum Lebenldquo (GELDNER)

9 SCHMELLER Bd 1 Sp 721 f Vgl weiter DWB Bd 3 Sp 1457 bdquodie volkssprache weisz noch leisere be-

ziehungen in dieses fein zu legen z b in Schwaben druumlckt es aus sogar oder noch dazu er hats fein versprochen und fein am sonntagldquo ndash bdquoSogarldquo ist allerdings falsch bestimmt Denn bdquosogarldquo druumlckt einen bestimmten Kontrast aus entweder steigernd (bdquonicht nur angedeutet sondern sogar versprochenldquo) oder gegensaumltzlich (bdquoer darf nicht anders handeln er hat es sogar versprochenldquo) Fein duumlrfte hier eher wie bei den oben gegebenen bairischen Beispielen funktionieren mit unbe-stimmtem Kontrast und so eine Emphase auf die Guumlltigkeit legend ndash SchwaumlbWB Bd 2 Sp 1023 bdquonachdruumlcklich auf die Tatsache hinweisend raquonotabenelaquoldquo Das laumlsst du fei bleiben ndash bdquoNotabeneldquo trifft nicht ganz weil es dem lateinischen Wortlaut wie auch der deutschen Verwendung nach an den Houml-rer appelliert sich die fokussierte Assertion fuumlr unbestimmte weitere Verwendung zu merken ndash SuumldhessWB Bd 2 Sp 413 Mein liewer Scholli daumlszlig iszlig aumlwwer mōl fei nedd wohr ndash Weitere ungefaumlhre Uumlbersetzungskandidaten waumlre engl look how interesting frz voici russ vot nl let wel zie hier (so WAKKER 1997 211f zur gr Partikel δή)

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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In den vorausgehenden Strophen werden die Marut beschrieben wie sie mit ihrer Ge-walt sich auf den Weg machen alles erzittern lassen usw Dann erfolgt die Aufforde-rung zum Herkommen und darauf der betonte (Verbinitialstellung) Hinweis auf die hier und jetzt bereite(te) Opfersituation Nachdem der Blickpunkt so konsequent auf das hic et nunc geleitet wird ist generelle Auffassung der sma-Saumltze weniger wahr-scheinlich wenn auch nicht letztlich auszuschlieszligen Wahrscheinlicher ist dass sma den Verweis auf das Hier und Jetzt verstaumlrkt

Diese Funktion hat sma auch in RV 11276 obwohl dort in mittelbarer Nachbarschaft ein Injunktiv steht

saacute hiacute śaacuterdho naacute mārutam tuvisvaacuteṇir aacutepnasvatīṣūrvaacuterāsuv iṣṭaacutenir ārtanāsuv iṣṭaacuteniḥ | ādad dhavyāniy ādadiacuter yajntildeaacutesya ketuacuter arhaacuteṇā | aacutedha smāsya haacuterṣato hrṣīvato viacuteśve juṣanta paacutenthāṃ naacuteraḥ śubheacute naacute paacutenthām || bdquoDenn er ist lautrauschend gleich der marutischen Heerschar in den ertragreichen Feldern sich ausbreitend in den sich ausbreitend Der Nehmer hat die Opferspenden an sich ge-nommen wie sichs gebuumlhrt er des Opfers Wahrzeichen Dann wenn er freudig ungedul-dig ist haben alle an seinem Wege ihr Wohlgefallen wie die Herren an dem Wege zur Prunkfahrtldquo (GELDNER)

Dem sma-Satz geht ein aktueller Aorist voraus10 Verbindung dazu ist mit aacutedha gege-ben11 Demnach bezieht sich der sma-Satz auf die aktuelle Si- 30|31 tuation12 Das durch sma hervorgehobene Wort ist die Konjunktion (oder konjunktionale Partikel) aacutedha Damit ist zugleich die Guumlltigkeit der durch aacutedha ausgedruumlckten Folgerungsbeziehung hervorgehoben So ergibt sich die Uumlbersetzung bdquoAngenommen hat (soeben) der An-nehmer die Opferspenden damit wenn er (nun) ndash sieh ndash freudig ungeduldig ist ge-nieszligen alle (seinen) Weg wie die Maumlnner den Weg zur Prunkfahrtldquo

10 ādad ist Stativform in Funktion eines reflexiven Aoristmediums (WACKERNAGEL KS 1 429ff) Die Sta-

tivform ist sicher als Ersatz fuumlr das Medium ātta eingetreten (KUumlMMEL 1996 50f) Die aumlltere Mei-nung dass ādad zugleich Impf von ad bdquoessenldquo sei (GRASSMANN GELDNER) ist unhaltbar und von LU-

BOTSKY (1997) zu Recht nicht beruumlcksichtigt 11 KLEIN (19852 92) stellt fest bdquo76 of the 191 occurences of AacuteDHA show interstanzaic conjunction In-

deed it can be said that AacuteDHA is the most discourse-oriented of all the Rigvedic conjunctionsldquo KLEINs Ergebnisse sind kurz zusammengefasst aacutedha hat nirgends gesicherte deiktische Bedeutung (bdquothe association of the value now with aacutedha is nowhere absolutely certainldquo 19852 111) Die phorischen Konstellationen sind (1) 72 Faumllle mit temporal or logical nexus bdquo(and) then (and) therefore (and) soldquo (2) Loser Nexus zwischen nichtparallelen Saumltzen aumlhnlich wie utaacute (3) in 19 Faumlllen conjoiner of parallel clauses aumlhnlich wie utaacute (4) In Korrelation mit ya- yaacuted yaacutedi (5) aacutedhā ca nuacute (6) aacutedha yaacuted bdquoand thenldquo ndash Also ist die Grundbedeutung von aacutedha bdquoFolgerungldquo

12 Der Injunktiv in Umgebung eines aktuellen Aorists kann sich pace HOFFMANN auch auf die gegenwaumlr-tige Situation beziehen Das steht nicht im Widerspruch zu seiner Grundfunktion Sachverhalte nur zu erwaumlhnen oder zu nennen Mit aktuellem Aorist druumlckt der Injunktiv vielmehr eine selbstver-staumlndliche Folge aus Wenn Agni soeben seine Nahrung zu sich genommen hat dann ist er deshalb freudig erregt ndash dies ist aus der Situation klar und insofern dem Houmlrer ebenso bekannt wie es all-gemein tradierte mythische Eigenschaften sind (MUMM 1995 178ff sowie 183-186 zu adhā (ca) nuacute + Inj) Daraus folgt nun aber wiederum fuumlr sma dass die generelle Lesart weniger wahrscheinlich ist als die spezifische die die konkrete Opfersituation als Bezugspunkt auffasst

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

HS = Hauptsatz NS = Nebensatz SV = Sachverhalt VH = Verbalhandlung

Verwendete Literatur Texte und Uumlbersetzungen

RV

Die Hymnen des Rigveda Hg von Theodor AUFRECHT 2 Bde Bonn 21877 Rig Veda A Metrically Restored Text with an Introduction and Notes Ed by Barend A VAN NOOTEN

and Gary B HOLLAND CambridgeMass - London 1994 Der Rig-Veda aus dem Sanskrit ins Deutsche uumlbersetzt und mit einem laufenden Kommentar versehen

Von Karl Friedrich GELDNER 3 Bde CambridgeMass 1951

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RV 15111f maacutendiṣṭa yaacuted uśaacutene kāviyeacute saacutecāṁ iacutendro vaṅkū vaṅkutaacuterādhi tiṣṭhati | ugroacute yayiacuteṃ niacuter apaacuteḥ sroacutetasāsrjad viacute śuacuteṣṇasya drṃhitā airayat puacuteraḥ || 11 ā smā raacutethaṃ vrṣapānesu tiṣṭhasi śāryātaacutesya praacutebhrtā yeacuteṣu maacutendase | iacutendra yaacutethā sutaacutesomeṣu cākaacuteno anarvānam śloacutekam ā rohase diviacute || 12 bdquoWenn er sich bei Uśanas Kāvya berauscht besteigt Indra die immer schneller eilenden (Rosse) Der Gewaltige (besteigt) den eilenden (Wagen) er lieszlig (oder bdquolaumlsstldquo je nachdem ob man srotasā asr jat oder srotasā sr jat liest vgl HOFFMANN 1967 166) die Gewaumlsser in Stroumlmen laufen Er sprengte [Impf] die festen Burgen des Śuṣṇa Siehe du besteigst den Wagen zu den Stiergetraumlnken [den Somaspenden] Dargebracht [VAdj] sind (die Somatraumlnke) des Śāryāta an denen du dich berauschest So wie du Indra an den somapressenden (Menschen) deine Freude 31|32 hast erreichst du (bdquoersteigst du dirldquo GOTŌ 1987 277) im Himmel unbestrittenen Ruhmldquo (Nach HOFFMANN GELDNER GOTŌ)

Von Str 11 zu Str 12 findet ein Uumlbergang vom durch Injunktiv Praumlsens und Imperfekt ausgedruumlckten Mythologisch-Allgemeinen zum Jetzt statt das sich in der Anrede und dem deiktisch verwendeten resultativen Verbaladjektiv praacutebhrtā manifestiert Der Dichter steuert so wieder auf die Schluumlsselstelle zu in der der herbeigerufene Gott zugegen ist und seine Auftraumlge entgegennehmen soll An dieser Stelle steht sma bdquoSie-he du besteigst nun ldquo

RV 2123-6 yoacute hatvāhim aacuteriṇāt saptaacute siacutendhūn yoacute gā udājad apadhā valaacutesya | yoacute aacuteśmanor antaacuter agniacuteṃ jajāna saṃvrk samaacutetsu saacute janāsa iacutendraḥ || 3 yeacutenemā viacuteśvā cyaacutevanā krtāni yoacute dāsam vaacuterṇam aacutedharaṃ guacutehākah | śvaghnīva yoacute jigīvām laksaacutem ādad aryaacuteh pustāni saacute janāsa iacutendraḥ || 4 yaacuteṃ smā prchaacutenti kuacuteha seacuteti ghoraacutem uteacutem āhur naiacuteṣoacute astītiy enam | soacute aryaacuteh pustīr viacuteja ivā mināti śraacuted asmai dhatta saacute janāsa iacutendraḥ || 5 yoacute radhraacutesya coditā yaacuteḥ krśaacutesya yoacute brahmaacuteṇo nādhamānasya kīreacuteḥ | yuktaacutegrāvṇo yoacute avitā suśipraacuteḥ sutaacutesomasya saacute janāsa iacutendraḥ || 6 3 bdquoDer den Drachen erschlug und die sieben Stroumlme laufen lieszlig [Impf] der die Kuumlhe her-austrieb [Impf] nach Beseitigung des Vala der zwischen zwei Steinen Feuer erzeugt hat [Pf] der Spielgewinner in den Kaumlmpfen ndash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 4 bdquoDurch den alle diese Umwaumllzungen geschehen sind [VAdj oder auch all diese (alles) umwaumllzenden Siegerwuumlrfe (geworfen sind)] der die dasische Rasse unterworfen und ver-dunkelt hat [Ao] der die Reichtuumlmer des groszligen Herrn wegnahm [Ao] wie ein siegreicher Gluumlcksspieler den hohen Einsatzldquo (FALK 1986 129 bdquoDer die Besitztuumlmer des Feindes weg-nahm so wie ein Śvaghnin der gesiegt hat den Einsatz (des Gegners wegnimmt)ldquo) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (GELDNER) 31|32 5 bdquoNach dem sie ndash houmlrt ndash fragen Wo ist er ndash nach dem Furchtbaren und sie sagen von ihm Er ist nicht ndash er laumlszligt die Reichtuumlmer des groszligen Herrn verschwinden wie (der Gluumlcks-spieler) die (schlechten) Wuumlrfel glaubt an ihnldquo (Falk 1986 129 bdquo der laumlszligt die Besitztuumlmer des Feindes schwinden gleich viacutej Vertraut ihmldquo ndash viacutej- bezeichne dabei die bdquoTeileinheit beim Zerlegenldquo der Nussmengen (128)13) bdquondash der ihr Leute ist Indraldquo (Nach GELDNER)

13 FALK (1986 129) gibt dazu folgenden Kommentar Str 5 stellt gegenuumlber Str 4 keine Wiederholung

dar denn bdquoIn Strophe 4 nimmt der Sieger (Indra) als rechtmaumlszligige Beute den Einsatz (sg) des Ge-gners in den folgenden Zeilen steht die Gruumlndlichkeit des Raubs im Vordergrund Indra nimmt die Besitztuumlmer so restlos wie ein (jigīvān) Spieler die viacutej (pl) wegnimmt Und restlos wegzunehmen

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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6 (TICHY) bdquoDer den Ermatteten antreibt (coditaacuter-) den Abgemagerten den notleidenden armen Priester der Schoumlnlippige der demjenigen hilft (avitaacuter-) der die Preszligsteine in Gang gesetzt hat und gepreszligten Soma bereithaumllt ndash das ihr Leute ist Indraldquo (TICHY 1995 183f)

Die Tempusverwendung zeigt eine klare Komposition Bis Str 3 stehen Imperfekte und Perfekte In Str 4 wechselt der Dichter zum Aorist und bezeichnet damit Indras Tat als noch frisch spuumlrbare14 Dadurch bereitet er das folgende vor In Str 5 werden naumlmlich Existenzzweifel von bdquonasty peopleldquo zitiert die dem Indra sein Sein absprechen wollen und mit nachfolgendem generellen Praumlsens zuruumlckgewiesen Str 5 ist so ein Kulmina-tionspunkt des Lieds hinsichtlich der Existenz Indras ndash Dann geht es weiter mit vielen hysterotonen -taacuter-Praumldikaten die Indras Taumltigkeiten im Be- 33|34 darfsfall bezeichnen vgl TICHY lc Die Existenz Indras ist jetzt als selbstverstaumlndlich unterstellt jetzt wird er ausgiebig geruumlhmt bis er in der letzten Strophe (Str 15) noch einmal abschlieszligend mit den Worten saacute kiacutelāsi satyaacuteḥ bdquodu bist fuumlrwahr wirklichldquo als durch und durch existent angesprochen wird Das Lied 212 muumlndet nicht in eine unmittelbare Bitte sondern in Existenzzusicherung Sma steht am kritischen Punkt in Str 5

RV 8720f (Marut) kuacuteva nūnaacuteṃ sudānavo maacutedathā vrktabarhiṣaḥ | brahmā koacute vaḥ sa-paryati || 20 nahiacute ṣma yaacuted dha vaḥ purā stoacutemebhir vrktabarhiṣaḥ | śaacuterdhāṁ rtaacutesya jiacutenvatha || 21 bdquoWo ergoumltzet ihr euch jetzt ihr Gabenschoumlne fuumlr welche das Barhis herumgelegt ist Wel-cher Hohepriester ehrt euch Ist es denn nicht daszlig ihr15 schon fruumlher mit euren Lobgesaumlngen die Heerscharen [die Ma-rut] des Gesetzes ermuntert habt die ihr Barhis umlegetldquo (GELDNER) BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquo(Trinkt ihr) nicht dort wo ihr auch fruumlher schon ihr mit Opferstreu ausgeruumlstete fuumlr eure Lobgesaumlnge begeistertet des Opfers Starkeldquo

LUumlDERS (195159 426f) interpretiert diese Stelle anders Er wendet ein bdquodaszlig vaḥ und vrktabarhiṣaḥ der beiden Strophen sich auf verschiedene Personen beziehen sollen ist so unwahrscheinlich wie moumlglich ebenso unwahrscheinlich daszlig mit nahiacute eine rheto-rische F r a g e eingeleitet sein sollte Nun zeigt die klare Frage in 20 daszlig die Maruts um deren Kommen ja der ganze Hymnus fleht zum Kummer des Saumlngers noch nicht

sind die Vierereinheiten von Nuumlssenldquo

14 HOFFMANN (1967 156 Anm 99) interpretiert diesen Aorist als konstatierend womit er sagen will dass die aoristisch mitgeteilte Begebenheit nicht unbedingt aktuellen Status haben muss sondern auch laumlnger zuruumlckliegen kann Er wendet sich damit gegen die von ihm lc angefuumlhrte Auffassung DEBRUNNERs die Unterwerfung der Dāsa sei zur Zeit der Abfassung des Lieds erst kurze Zeit her ge-wesen Das waumlre in der Tat ein falscher Schluss So wie der aktuelle Aorist sonst eingesetzt wird muumlsste das Lied in wirklich aumluszligerst kurzer Zeit nach der andererseits wohl kaum so exakt festlegba-ren definitiven Unterwerfung der Dāsa gedichtet worden sein Selbst die Arier konnten sich aber kaum auf den Standpunkt stellen bdquoSoeben haben wir Indien unterworfenldquo ndash Die Annahme einer konstatierenden Funktion des Aorists ist andererseits ebenfalls nur ein Notbehelf und traumlgt nicht (naumlheres s MUMM 2002 sect 3) Gluumlcklicherweise ist sie auch nicht noumltig Die aktuelle Auffassung des Aorists in RV 2124 muss naumlmlich gar nichts uumlber die wirkliche Historie implizieren sondern ist in der Gesamtkomposition des Lieds als zur Klimax fuumlhrendes stilistisches Mittel erkennbar

15 GELDNER merkt hier an bdquonach Sāys zweiter Erklaumlrung der ich den Vorzug gebe wendet sich der Dichter hier an die uumlbrigen Saumlngerldquo

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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erschienen sind Unter ihrem Erscheinen ist nach uumlblicher Annahme der Ausbruch des Monsuns zu verstehen auf die Frage Wo seid ihr jetzt folgt in 21 die mahnende Feststellung denn bis jetzt tobt ihr ja noch nicht so wie wir es fruumlher erlebt habenbdquo LUumlDERS uumlbersetzt daher

bdquoWo berauscht ihr euch jetzt ihr schoumln Triefenden fuumlr die das Barhis bereitet ist Wer verehrt euch (fungiert bei euch) als brahmaacuten Denn nicht ists wie fruumlher daszlig ihr denen das Barhis bereitet ist mit euren Stomas die Scharen des r ta (dh euch selbst) anfeuertldquo (LUumlDERS ibid) 34|35

Erst durch LUumlDERS Interpretation wird auch die Position des sma an dieser Stelle ver-staumlndlich Die Strophen 2021 enthalten den Brennpunkt des Interesses des ganzen Hymnus Die Marut sollen kommen Ihre ndash schmerzlich gefuumlhlte ndash Abwesenheit wird durch sma unterstrichen

34 Zwischenfazit Sma im hymnischen Zusammenhang hebt die Realitaumlt Existenz Dringlichkeit eines Sachverhalts hervor und zwar nicht durch Herbeiziehung episte-mischer Hintergruumlnde bzw der entsprechenden Urteilskraft sondern in unbestimm-tem Kontrast So wirkt sma in einfacher Weise steigernd Das was gesteigert wird ist im praumlsentischen Aussagesatz das Gewicht des gegenwartsbezogenen Inhalts im Auf-forderungssatz die Dringlichkeit der Aufforderung Der Wirkungsbereich von sma geht in der Regel weit uumlber den einzelnen Satz hinaus und ist tendenziell mit dem gesam-ten Hymnus identisch Die relativ besten deutschen Aumlquivalente sind siehe houmlrt bair fei

35 Uumlbrige Vorkommnisse von sma im Zusammenhang der Opferrhetorik Nicht uumlberall geht die Analyse so glatt auf Oft mangelt das Textverstaumlndnis Der Hymnus zur vereinfachten Somapressung 128 etwa enthaumllt manche Anspielung die ist trotz der vielen Klaumlrungsversuche (s zuletzt SCHAEFER 1994 164 mit Literatur) noch nicht befriedigend entschluumlsselt ist Auch moumlgen mir Faumllle entgangen sein die zur bis hier-her erschlossenen Bedeutung von sma nicht gut passen und es mag auch dialektale oder idiolektale Variationen geben Die Schwierigkeiten die die Partikelanalyse selbst einem Muttersprachler bieten lassen es fuumlrs Vedische kaum besser erwarten Immer-hin ist aber die Funktion von sma die Klimax des Hymnus zu focussieren ndash oft mit aacutedha ndash wohl wie hier nicht im einzelnen bewiesen werden kann noch in den folgenden Liedern des RV festzustellen 112 128() 142 1102 1104 1128 1133 1173 1180() 231 362 410 416 429 431 523 545 554 556() 62 612() 615 625 644 646 715 721 732 756 783 788 81 824 825() 844 860 88 892 920 987 1029 1087 10134

Nicht in der Klimax des Hymnus steht sma in 128() 1129 (Eigenschaften Indras) 330 (eine Eigenschaft Indras) 43 (dunkel vgl die Kommentare von Geldner zSt und Hoffmann 1967 209) 440 (Dadhikrā) 552 (Taten der Marut) 553 (das Verhaumlltnis Saumln-ger-Gott wird 35|36 zwar angesprochen aber nicht zentral) 666 (eine Begebenheit zwi-

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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schen Marut und Rodasī) 73 (Eigenschaft Agnis) 821(16) 827() 1012 ( dunkel vgl GELDNER zSt) Unklar ist 1013617

Gehaumluft verwendet wird sma in 438 (Begebnisse um Dadhikrā) 57 (verschiedene Ei-genschaften Agnis) 59 (dito)

36 Zur Gegenprobe soll die Funktion 3 (WiederholungGeneralitaumlt) noch einmal an einer Stelle mit wahrscheinlich genereller VH uumlberpruumlft werden RV 75622 (Marut)

saacuteṃ yaacuted dhaacutenanta manyuacutebhir jaacutenāsaḥ śūrā yahvīsuv oacuteṣadhīṣu vikṣuacute | 36|37 aacutedha smā no maruto rudriyāsas trātāro bhūta prtanāsuv aryaacuteḥ || bdquoWenn die Menschen mit ihren Absichten aufeinanderstoszligen werden die Helden (im Kampf) um flieszligende (Gewaumlsser) Pflanzen und Ansiedlungen dann seid in den Kaumlmpfen mit dem Fremdling allemal unsere Beschirmer ihr Maruts Soumlhne des Rudraldquo (TICHY 1995 131)

TICHY fasst den Konjunktiv haacutenanta (zur morphologischen Bestimmung vgl HOFFMANN 1967 258 Anm 296) in ihrer Uumlbersetzung zwar prospektiv auf ndash der Saumlnger haumltte dann eine oder einige bestimmte sich ankuumlndigende Gelegenheiten des Kampfes im Auge ndash aber dazu wuumlrde das bdquoallemalldquo im HS schlecht passen So waumlre der Konjunktiv wohl eher generell zu verstehen18 Das wuumlrde zwar soweit nur aus der generellen Lesart von sma folgen Aber auch die vorausgehende hier nur in Uumlbersetzung gegebene Str 21 spricht fuumlr generelle Lesart

bdquolaszligt uns nicht eurer Gabe Maruts entbehren laszligt uns nicht zu spaumlt kommen ihr Wa-genfahrer bei der Verteilung Gebet uns Anteil an dem begehrenswerten Gute was ihr

16 Dieser Hymnus ist allerdings voll von Houmlhepunkten OLDENBERG (1903 20) hat ihn ndash ohne Stellenan-

gabe ndash als Prototyp berechnender Brahmanenschmeichelei vorgestellt 17 Aus RV 101367 ist kaum etwas zu beweisen Nach PW ist zwar bdquodie spaumltere [naumlmlich Vergangen-

heitsbezug herstellende] Wirkung des Worts houmlchstens R v 101367 anzunehmenldquo Aber Str 7 ist im Lied narrativ isoliert singt von einem typisierten mythischen Ereignis und ist in sich syntaktisch auffaumlllig vāyuacuter asmā uacutepāmanthat pinaacuteṣṭi smā kunannamā | keśī visaacutesya pātren a yaacuted rudreacutenāpibat sahaacute || bdquoVāyu hatte ihm (den Trank) angeruumlhrt Kunamnamā quetschte (ihn) aus als der Langhaarige zu-sammen mit Rudra aus der Schale vom Gifte trankldquo (GELDNER) ndash In der Klassifikation HETTRICHs (1988 420-423) handelt es sich um einen inversen temporal-effizierten Satz dh die VH des NS setzt erst nach der des HS ein yaacuted ist folglich nicht mit bdquoalsldquo sondern mit bdquoworaufldquo zu uumlbersetzen wenn man nicht die HS-Handlung im Deutschen strikt ins Plpf setzen will Auch der HS selbst ist in-vers Anruumlhren setzt Ausquetschen voraus Der Grund der Inversion ist unklar ndash Der Name Kunamnamā oder Kunannamā ist nach AiGr II2 84 und HOFFMANN (KS 43) Eigenname einer Daumlmonin und beruht auf dem Intensivum nannamīti Dessen Bedeutung hat SCHAEFER (1994 143) als bdquosich hin- und herbewegen auf- und abfahrenldquo bestimmt Das passt natuumlrlich gut zum Verb pinaacuteṣṭi bdquozermalmt zerstoumlszligtldquo Der Eigenname hieszlige dann woumlrtlich bdquoDie boumlse Auf- und Abfahrendeldquo oder speziell bdquoDie boumlse Stoumlszligelndeldquo Die fuumlr ku- auch moumlglichen Bedeutungen bdquoschlechtldquo oder bdquoungernldquo passen hier im Kontext von Gift und Rudra (zum bdquoschrecklichenldquo Charakter von Rudra OLDENBERG (1917 336f 455f) nach OBERLIES (1998 213-216) ist Rudra der bdquoHeilgottldquo des R gvedischen Pantheons) weniger gut als bdquoboumlseldquo auch wenn beides dem keśiacuten- nicht schadet ndash Da kein Kontext existiert und nicht einmal klar ist ob die Strophe mythologisch-typisierend oder erzaumlhlend ist lassen sich uumlber die gemeinten Zeitverhaumlltnisse keine Aussagen machen

18 Fuumlr eine eigenstaumlndige generelle Variante des Konjunktivs argumentiert HETTRICH (1988 235f)

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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auch immer (yaacuted īm) an trefflichem (Gute) habt ihr Bullenldquo (HOFFMANN 1967 47 GELD-

NER)

Auch die folgende Str 23 hat generelle Bedeutung Dafuumlr sprechen erstens die akroto-nen nomina agentis sālhā bdquoSiegerldquo und saacutenitā bdquoGewinnerldquo Aber selbst wenn Akrotonie nicht primaumlr generelle Bedeutung impliziert sondern Definitheit (so Jeong-Soo KIM muumlndlich) spricht zweitens der Sinnzusammenhang und das Fehlen deiktischer Ele-ment fuumlr generelle Bedeutung

75623 bhūri cakra marutaḥ piacutetriyāṇiy ukthāni yā vaḥ śasyaacutente purā cit | maruacutedbhir ugraacuteḥ pŕtanāsu sālhā maruacutedbhir iacutet saacutenitā vājam aacutervā || bdquoIhr habt viele vaumlterliche Loblieder veranlaszligt die euch doch schon fruumlher vorgetragen wurden (zu dieser Uumlbersetzung su sect 52) Durch die Marut wird der Gewaltige der Sieger in den Schlachten durch die Marut wird der Renner der Gewinner des Kampfpreisesldquo 37|38

Der generelle Kontext beweist allerdings nicht dass Generalisierung eine genuine Funktion von sma ist sondern nur dass sma auch in generellem Kontext funktioniert Waumlre Generalisierung eine genuine Funktion von sma muumlssten alle spezifischen Kon-texte wegerklaumlrt werden19

37 Sma mit Praumlsens im Atharvaveda Der AV bietet laut Whitneys Index ein gutes Dutzend Vorkommnisse von smasmā Nach DELBRUumlCK (1888 501) tritt sma im AV nur in der Funktion auf die VH hervorzuheben nicht in temporaler Funktion Das haumlngt damit zusammen dass sma im AV nur ein einziges Mal mit Ind Praumls steht ndash sonst im-mer mit Imp ndash naumlmlich in 1046 (su) wo eher generelle als situationsgebundene keinesfalls erzaumlhlende Verwendung vorliegt

Die Stellung von sma ist uumlberall die zweite Stelle im Satz oder Pāda nach einem Prauml-Adverb (71) nach einem deiktischen oder relativen Element (72) nach mā (52211 [P 1225] 12346 [P 17406]) oder yaacutethā (443 [P 454]) (in eckigen Klammern die Paippalāda-Version Paippalāda Orissa = P Paippalāda Kashmir = PK)

371 Mit Imperativ nach Prauml-Adverb (so sect 2) steht sma an folgenden Stellen

4184 [P 5244] praacuteti sma cakruacuteṣe krtyām priyām priyāvate [priyāvato] hara bdquoBring dem Verfertiger die krtyā zuruumlck die eigene liebe dem [dessen] dem sie gehoumlrtldquo

8323 [P 1687 zu b vgl auch P 2382c] viṣeacuteṇa bhaṅgurāvatah praacuteti sma rakṣaacuteso jahi [sam indro rakṣaso daha] aacutegne tigmeacutena [śukreṇa] śociacuteṣā taacutepuragrābhir arciacutebhiḥ bdquoMit Gift schlag gegen die truumlgerischen Rakṣas [verbrenne vollstaumlndig Indra] Agni mit scharfer [leuchtender] Glut mit hitzenspitzen Flammenldquo 38|39

[P 2382] krtyākrtaṃ praty avasānadarśanam agne prati sma budhyasva prati sma deva taṃ daha

19 Dasselbe gilt fuumlr RV 6257 Nach KOZIANKA (1988 388) druumlckt aacutedha smā dort im Zusammenhang mit

dem ndash von HETTRICH (1988 352) uumlbrigens als prospektiv eingestuften ndash Konjunktiv yaacuted eacutejān bdquowenn sie sich in Bewegung setzen (werden)ldquo bdquoWiederholung im Sinne von jedesmal wenn immer wennbdquo aus Tatsaumlchlich ist nur gezeigt dass aacutedha sma in einem solchen Kontext stehen kann

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

HS = Hauptsatz NS = Nebensatz SV = Sachverhalt VH = Verbalhandlung

Verwendete Literatur Texte und Uumlbersetzungen

RV

Die Hymnen des Rigveda Hg von Theodor AUFRECHT 2 Bde Bonn 21877 Rig Veda A Metrically Restored Text with an Introduction and Notes Ed by Barend A VAN NOOTEN

and Gary B HOLLAND CambridgeMass - London 1994 Der Rig-Veda aus dem Sanskrit ins Deutsche uumlbersetzt und mit einem laufenden Kommentar versehen

Von Karl Friedrich GELDNER 3 Bde CambridgeMass 1951

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bdquoDen nach einem Rastplatz ausschauenden Zauberer Agni (den) erwarte also wachend dem brenn also entgegen du goumlttlicherldquo (ZEHNDER 1999 102)

1233ab [P 17363] saacutem asmiacuteṃl lokeacute saacutem u devayāne saacuteṃ smā sameacutetaṃ yamarājyesu bdquoZusammen in dieser Welt zusammen auf dem Goumltterpfad zusammen sollt ihr zwei euch vereinigen in den Reichen des Yamaldquo

[P 5345d] prati sma [PK +sma] gaṅgaṇaṃ [PK gagaṇam] kuru bdquoEntgegen mach ein Geheulldquo (vgl HOFFMANN KS 37)

372 Nach Demonstrativa Relativa und deiktischen Adverbien

3177 [vgl RV 4575a suacutenāsīrāv imām vācam jusethāṃ] śuacutenāsīrehaacute sma me juṣethāṃbdquoŚuna und Sīra Habt mir hier ein Gefallenldquo

52210 [P 12110 dort Schluszligvers] bhīmās te takman hetaacuteyas tābhih [tābhi] sma paacuteri vrṅdhi naḥ bdquoSchrecklich sind deine Fieber Geschosse vor denen verschone unsldquo

1046 [P 16156] paacuteidva preacutehi prathamoacute anu tvā vayaacutem eacutemasi aacutehīn vyasyatāt pathoacute yeacute-na smā vayaacutem eacutemasi bdquoPaidva geh als erster voran Hinter dir gehen wir Die Schlangen sollst du fortschleudern von dem Weg auf dem wir gehenldquo

373 In immerhin zwei Hymnen ist die klimaktische Funktion von sma klar erkenn-bar

3731 Im Hymnus fuumlr die verstorbenen Vaumlter 61231-2 [P 2604-5ab vgl auch 16518-10] steht sma an entscheidender Stelle naumlmlich unmittelbar nachdem der Sprecher in der 1 Person aufgetreten ist und davon 39|40 spricht dass er sein Opferge-schenk als Vorausgabe fuumlr sein spaumlteres Eintreten ins Jenseits uumlbergibt In AVŚ folgen noch drei Strophen allgemein beschwoumlrender Art in AVP gehen drei Strophen vorher in denen zwar auch schon Aufforderungen zur Entgegennahme des Opfers ergehen aber der direkte Zusammenschluss zwischen dieser Aufforderung und der Bitte um gnaumldige dereinstige Aufnahme der eigenen Person noch nicht erfolgt (vgl ZEHNDER 1999 137-140)

etaacuteṃ sadhasthāḥ paacuteri vo dadāmi yaacuteṃ śevadhiacutem āvaacutehāj [yam āvāhac chevadhiṃ] jātaacutevedāḥ anvāgantā yaacutejamānaḥ suvastiacute taacuteṃ sma jānīta parameacute viyoman 1 bdquoDiesen Schatz anwesende (Vaumlter) uumlbergebe ich euch den Jātavedas (zum Himmel) hin-bringen wird der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her gehen den er-kennt dann also im houmlchsten Himmelldquo (ZEHNDER 1999 139)

jānītaacute smainaṃ parameacute viyoman deacutevāḥ saacutedhasthā vidaacute lokaacutem aacutetra [lokam etam] anvāgantā yaacutejamānaḥ suacutevasti- iṣṭāpūrtaacuteṃ sma krṇutāviacuter asmai 2 bdquoErkennt ihn dann also im houmlchsten Himmel ihr Goumltter ihr anwesenden (Vaumlter) ihr kennt die Welt dort [diese Welt] der Opferherr wird (dereinst) wohlbehalten hinter (ihm) her ge-hen Das Opfergeschenk macht ihm offenbarldquo

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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3732 Die sieben Strophen von AVŚ 17 entsprechen zusammen mit den ersten drei von 18 dem zehnstrophigen Hymnus AVP 44 Wie Whitney (Transl 2 7) bemerkt ist letzterer dort bdquomore in placeldquo als AVŚ 17 und 18 zwischen den sonst meist vierstro-phigen Hymnen des ersten Buchs von AVŚ Inhaltlich ist jedenfalls enge Einheit gege-ben Um die Funktion von sma in 182 [P 4410] zu verdeutlichen versuche ich den Gesamtzusammenhang zu geben

178 [P 44] An Agni fuumlr die Entlarvung und Vernichtung von Zauberern

stuvānaacutem agna ā vaha [naya] yātudhānam kimīdiacutenam tuvaacuteṃ hiacute deva vanditoacute [devāntito] hantā daacutesyor babhūvitha 1 40|41 bdquoDen sein (Zauber-)Sāman anstimmenden20 Agni bring her den Zauberer den kimīdin du bist naumlmlich Gott gepriesen [in der Naumlhe] der Schlaumlchter des Dasyu bist du (seit je)ldquo

ājiyasya parameṣṭhiṃ [parameṣṭhin+] jātavedas taacutenūvaśin aacutegne tailaacutesya+ [taulasya] prāśāna [prāśān] yātudhānān viacute lāpaya 2 bdquoVom Opferschmalz an der Spitze stehender Jātavedas (uumlber-sich-)selbst-(oder uumlber die Koumlrper) Gebietender Agni vom Sesamoumll [von dem was in der Waagschale ist]21 iss Lass die Zauberer weich werden22 (lass sie gestaumlndig werden = lass sie schmelzen)ldquo 41|42

viacute lapantu yātudhānā atriacuteṇo yeacute kimīdiacutenaḥ athedaacutem agne no haviacuter iacutendraśca praacuteti haryatam 3 bdquoGestaumlndig werden sollen die Zauberer die gefraumlszligigen () die kimīdins sind dann sollt ihr Agni (du) und Indra23 unser Opfer (freundlich entgegen)nehmenldquo

20 stuvānaacutem WHITNEY bdquospeaking outldquo BLOOMFIELD bdquovaunts himselfldquo Aber da der Zauberer im folgenden

erst gestaumlndig gemacht werden soll passt das schlecht LUDWIGs Uumlbersetzung (Rigveda III 523) bdquoals sich bekennendenldquo wuumlrde eher passen Aber stav hat sonst nirgends die Bedeutung bdquosich bekennen sich offenbarenldquo sondern immer nur bdquopreisen ruumlhmenldquo Zur speziellen Bedeutung des Mediums DELBRUumlCK (1888 257) aktiv bdquolobenldquo mit Akkobj bdquoDagegen das m wird gebraucht vom Vortrag des Sāman-Saumlngersldquo

21 taulasya So alle Hss (s WHITNEY) Wenn mit dem ai Kommentar Vrddhi zu tulā- bdquoWaageldquo waumlre die Bedeutung bdquodas zur Waage Gehoumlrigeldquo und mit uumlbertragener Bedeutung des Grundworts (bdquoWaageldquo gt bdquoOpferloumlffelldquo) bdquodas zum Opferloumlffel Gehoumlrigeldquo tulā- taucht in AVPar XI im Zusammenhang mit der Aufwiegung des Koumlnigs in Gold auf und sonst speziell im Zusammenhang des Gottesurteils (erwaumlhnt auch in VS 3017) s ŚB 112733 Vgl STENZLER ZDMG 9 (1855) 665-669 mit Abb Weitere Abbildun-gen des ved Geraumlteinventars bei Max MUumlLLER Totenritual ZDMG 9 (1855) I-LXXXII) ndash Aber in AV-Par XXXI 91 (zitiert auch von CALAND 1900 183 f) heiszligt es dass bei Hexerei wo alles verkehrt her-um oder zumindest nicht nach dem uumlblichen Verfahren gemacht wird statt Schmelzbutter Sesamoumll (taila-) gebraucht werden soll Das spricht fuumlr die Emendation

22 lāpaya Den wortspielerischen Doppelsinn hat abgesehen vom ai Komm als einziger BLOOMFIELD (1897 238) klar erkannt Kausativum zu laprap bdquoschwatzenldquo (vi-lap dann wohl bdquosich verraten sich verplappern sich kundtunldquo) und zu layi bdquosich aufloumlsen schmelzenldquo (vgl EWAia II 475) Der Doppel-sinn ist zur Not mit bdquolass sie weich werdenldquo wiedergebbar INSLER (1987 5710) stellt das Kausativum zu vi-lap weil 3a viacute lapantu enthaumllt aber es wird gerade der Doppelsinn intendiert sein ndash zumal da wie der weitere Kontext nahelegt (su) eine Fetischhandlung mit zu schmelzender Wachspuppe zum Szenario gehoumlrt bdquoLaszlig sie ausrufenldquo (EWAia nach JAMISON nach WHITNEY) wuumlrde sich auf eine Grundbedeutung bdquoausrufenldquo beziehen die lap nicht hat ndash Zu lay bdquozerlaufenldquo von Gold vgl ŚB 142254 (Uumlbersetzung bei Rau 1973 23f)

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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agniacuteḥ pūrva ā [purastād ā] rabhatāṃ [yacchatu] preacutendro nudatu bāhumān braacutevītu saacutervo yātumān ayaacutem asmīty eacutetya 4 bdquoAgni soll vorn im Osten24 (das Opfer) annehmen25 [(den Bogen) anspannen] Voranstoszligen soll (ihn) Indra der mit den Armen Jeder Zauberer soll sprechen bdquoIch binsldquo nachdem er hergekommen istldquo

paacuteśyāma [paśyāmi] te vīriacuteyaṃ [vīryā] jātavedaḥ praacute ṇo brūhi yātudhānān nrcakṣaḥ tvaacuteyā saacuterve paacuteritaptāḥ puraacutestāt taacute ā yantu prabruvānā uacutepedaacutem 5 bdquoWir wollen sehen [ich sehe] deine Staumlrke Jātavedas verrat uns die Zauberer Maumlnner-Seher Alle von vorn von Osten durch dich umgluumlht26 die sollen hierher kommen sich verratendldquo

ā rabhasva jātavedo asmākārthāya jajntildeiṣe [hrdaḥ kāmāya randhaya] dūtoacute no agne bhūtvā [agniruttiṣṭha] yātudhānān viacute lāpaya [yātudhānān ihā naya] 6 42|43 bdquoNimm (das Opfer) an Jātavedas Um unseretwillen bist du geboren [unterwirf dem Ver-langen des Herzens] Unser Bote Agni geworden [du bist unser Bote Agni steh auf] bring die Zauberer dazu weich zu werden [fuumlhr die Zauberer her]ldquo

tuvaacutem agne yātudhānān uacutepabaddhāṃ ihā vaha [naya] aacutethaiṣām iacutendro vaacutejrena- aacutepi śīrsāni vrścatu 7 bdquoDu Agni fuumlhr die Zauberer gebunden her Dann soll Indra mit seinem Vajra ihre Koumlpfe aufschlagenldquo

181-3

idaacuteṃ haviacuter yātudhānān nadī pheacutenam ivā vahat [vahāt] yaacute idaacuteṃ [yadīdaṃ] strī puacutemān aacutekar ihaacute saacute stuvatāṃ jaacutenaḥ 1 [P 448] bdquoDieses Opfer [soll wird] die Zauberer herbringen wie ein Fluszlig den Schaum Wer das ge-macht hat Frau oder Mann27 der Mensch soll hier seinen Zaubergesang anstimmenldquo

ayaacuteṃ stuvānaacute āgamad imaacuteṃ [taṃ] sma [smota] praacuteti haryata brhaspate vaacuteśe labdhvā- [krthā] agnīṣomā viacute vidhyatam 2 [P 4410] bdquoDieser sein (Zauber-)Sāman anstimmende ist (soeben) hergekommen Den nehmt freund-lich auf Brhaspati mit deinem Willen aufnehmend Agni und Soma durchbohrt ihnldquo

yātudhānasya somapa jahiacute prajām naacuteyasva ca niacute stuvānaacutesya [niṣṭuvānasya] pātaya paacuteram aacutekṣy utāvaram 3 [P 449]

23 Typ vāyav iacutendraśca Vok + hyperelliptische Gruppe der Form (X) und Y Ererbtes Syntagma nach

STRUNK (Vortrag vom 2671999 in Fortfuumlhrung von DELBRUumlCK (1888 474)) 24 Osten ist die richtige Richtung KauśS 47 5f (CALAND 1900 159) 25 Euphemismus fuumlr bdquotoumltenldquo nach OERTEL (1942 7) Derselbe Euphemismus duumlrfte in 173 und 182 praacuteti

hary bdquofreundlich entgegennehmenldquo stecken 26 nrcaacutekṣas- ist Attribut Agnis wie der Sonne In Str 4 und 5 Doppelsinn dass Agni als Himmelsfeuer

(Sonne) die Zauberer verraumlt (ans Licht bringt) und als Opferfeuer die Zauberer durch Brennen zum Gestaumlndnis zwingt

27 Vgl AV 5146 yaacutedi strī yaacutedi vā puacutemān krtyām cakāra pāpmaacutene

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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bdquoSomatrinker schlag des Zauberers Nachkommenschaft und fuumlhre (ihn) mit dir Lass das obere und das untere Auge dessen der seinen Zaubergesang anstimmt herausfallenldquo

In 182 taucht nach allen vorhergehenden Beschwoumlrungen dass Agni die Zauberer offenbaren und herbringen soll der aktuelle Aorist auf dass 43|44 bdquodieser Zaubererldquo bdquosoeben gekommen schon daldquo ist Das laumlsst sich wohl nur so erklaumlren dass bdquodieser Zaubererldquo ein nicht explizit genannter Popanz ist dem in Stellvertretung des wirkli-chen Feinds nun der Garaus gemacht werden soll Von solchen Puppen ist im AV an-dernorts die Rede etwa in 101 vgl BLOOMFIELD (1897 72ff und 602ff) Das Material aus dem die Puppe (krtyā-) gemacht ist kann verschiedenartig sein Holz Metall MehlTeig Sand Reis Wachs28 Da in 17 auch das doppeldeutige (viacute) lāpay bdquoschmelzen gestaumlndig machenldquo benuumltzt wird liegt ein schmelzbares Material wie Wachs nahe Dazu fuumlgt sich auch die Doppeldeutigkeit von paacuteri tap in 175 Die ganze Passage passt dann genau auf AVPar XXXI 94f

khādirā-gnau madhū-cchiṣṭe krtvā pratikrtiṃ ripoḥ tāpayet pratilomāṃ tu sāvitrīṃ manasā japet [Var japan] kaṇṭhe śūlā-rpitāṃ krtvā tāpayet tu dine-dine yāvac chatrur vaśaṃ yāti vilīnāyāṃ vinaśyati bdquoEine aus Wachs verfertigte Figur seines Feindes waumlrme er uumlber einem Feuer von Khadira-Holz indem er im Geiste die Savitr-Strophe ruumlcklaumlufig hersagt er waumlrme die Figur deren Nacken er mit einem Spiess durchbohrt hat Tag fuumlr Tag so lange bis der Feind sich ihm unterworfen hat ist die Figur geschmolzen so geht der Feind zu Grundeldquo (Uumlbersetzung CALAND 1900184)

Die Partikel sma unterstreicht demnach die Klimax der Beschwoumlrung in AV 17f Sie funktioniert im Atharvaveda auf dieselbe Weise wie im Rigveda

4 sma in narrativem oder dramatischem oder doppelboumldigem Zusammenhang Es bleiben drei Verwendungen von sma in Buch 10 des Rigveda die nicht direkt zur bis jetzt gegebenen Erklaumlrung passen RV 1033 und 10102 auszligerdem 1095 In diesen Liedern sind mit sma kombinierte Praumlsensformen in narrative (erzaumlhlende berichten-de dramatisierend beschreibende) oder memorative Kontexte eingeflochten 44|45

41 RV 10102 ndash das vielbehandelte Lied vom Wagenrennen der Frau des Mudgala Der Inhalt ist in vielem immer noch unklar OLDENBERG vermutete zunaumlchst (KS 1 500) Ākhyāna-Charakter zweifelte spaumlter (1912 318) aber daran V BRADKE (1892 446) glaubte an eine Gelegenheitssatire JAMISON (1996 108-110) weist darauf hin dass Mudgalānī in Beziehung zur Figur der parivrktī der ndash wegen Unfruchtbarkeit ndash gemiedenen Frau steht und diesen Status mit dem Sieg im Rennen uumlberwindet also fruchtbar wird Ausfuumlhrlich hat sich noch einmal BRERETON (2002) dem ganzen Hymnus gewidmet und gezeigt dass dieser insgesamt wie ein Raumltsel aufgebaut ist und auf zwei

28 Zu krtyā- in der speziellen Bedeutung bdquoZauberpuppe Popanz Fetischldquo und zum ganzen rituellen

Umfeld HILLEBRANDT (1897 173 177 mit Verweis auf SVBr 251ff wo Anleitungen zum Anfertigen solcher Puppen gegeben werden) CALAND (1900 132ff) OLDENBERG (1917 506f) KEITH (1925 389) GONDA (1980 255f) TUumlRSTIG (1985 75-77 und passim)

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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Ebenen stattfindet der woumlrtlichen Ebene des Rennens und der dahinterliegenden Ebene eines Sexual- und Fruchtbarkeitsrituals

Auf der woumlrtlichen Ebene findet etwa folgendes statt Der Brahmane Mudgala nimmt an einem Wagenrennen mit einem Lastkarren teil dem nur ein Stier vorgespannt ist der zweite Stier ist durch einen Holzpruumlgel ndash zur Stabilisierung ndash ersetzt Fahrer ist die Frau des Mudgala die zusammen mit ihrem Mann das Rennen schlieszliglich trotz denkbar schlechtester materieller Voraussetzungen ndash bdquomit wenig sportsmaumlszligigem Ge-faumlhrtldquo (OLDENBERG 21923 286) ndash nach einigen dramatisch-drastisch-komischen Zwi-schenfaumlllen gewinnt Das wechselnde Versmaszlig entspricht wechselnden Sprecherrol-len Str 1 3 und 12 sind Brhatī in ihnen spricht Mudgala der Rest ist Triṣṭubh und teils Itihāsa teils Zuschauerkommentar

Sma kommt in Str 2 4 und 6 vor Diese Strophen gehoumlren auf der woumlrtlichen Ebene zum Itihāsateil

RV 101022 uacutet sma vāto vahati vāso asyā aacutedhirathaṃ yaacuted aacutejayat sahaacutesram | rathīr abhūn mudgalānī gaacuteviṣṭau bhaacutere krtaacuteṃ viacutey aced indrasenā || bdquoDer Wind hobhebt ihr Kleid empor als sie die Tausende und einen Wagen dazu gewann Mugdalānī war die Wagenlenkerin in dem Bewerb um die Kuumlhe Indras Waffe hat den be-sten Wurf in dem Gewinnspiel getanldquo (vgl GELDNER FALK 1986 127f JAMISON 1996 108 BRE-RETON 2002 228)

Das temporale Verhaumlltnis zwischen Kleidheben und Gewinnen ist merkwuumlrdig unklar Es ist nicht die Rede davon dass der Wind das Kleid waumlhrend der Fahrt hob ndash obwohl man den yad-Satz so auffassen koumlnnte da es 45|46 von der woumlrtlichen Handlung her das Natuumlrlichste waumlre29 Sachlich waumlre dann eine Inzidenzsituation gegeben als sie um den Sieg kaumlmpfte hob der Wind ihr Kleid hoch Ausdrucksmittel sind ein Imperfekt (Grundlage) und ein inzidierendes Praumlsens mit sma Die in Pāda cd folgenden Aoriste abhūd und viacute aced bezeichnen nicht Bestandteile der Handlungskette sondern nennen das positive Ergebnis in einer Vorwegbilanz (zu dieser Funktion des Aorists vgl MUMM 2002 163)

Andererseits ist das Luumlften des Kleids etwas unverkennbar Sexuelles sozusagen ein erster Schritt

In Str 3 bittet Mudgala Indra den Wagen seiner Frau vor ndash nach Geldner (Anm zSt) offenbar uumlblichen ndash sabotierenden Keulenwuumlrfen zu schonen In Str 4 begegnet wie-der sma

RV 101024 udnoacute hradaacutem apibaj jaacuterhrṣāṇaḥ kūtam sma trṃhaacuted abhiacutemātim eti | praacute muṣkaacutebhāraḥ śraacuteva ichaacutemāno ajiraacutem bāhū abharat siacuteṣāsan ||

29 V BRADKE (1892 454) verweist auf RV 438 wo Dadhikrā in seinem Lauf mit dem Zug des Winds ver-

glichen wird (3 vātam iva dhraacutejantam) und mit einem Kleiderdieb (5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER)) Weitere Parallelen die die sexuelle Konnotation des Kleidhebens verdeutlichen bei BRERETON 2002 228

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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bdquoEr trank in (kampf)erregtem Zustand einen See von Wasser aus die Holzkeule ginggeht den feindlichen Anschlag zerschmetternd Der Groszlighodige der nach Ruhm verlangte streckte flink seine Vorderfuumlszlige aus da er gewinnen wollteldquo (SCHAEFER 1994 207 GELDNER)

Das Intensivum jaacuterhrṣāṇaḥ nach SCHAEFER (1994 207) am ehesten mit bdquoin kampferreg-tem Zustandldquo zu uumlbersetzen hat nach BRERETON (2002 229) auch eine sexuelle Note die der Wurzel harṣ auch sonst zukommt trṃhaacuted eacuteti bdquogeht zerschmetterndldquo ist wie GELDNER (Anm zSt) feststellt bdquofast periphrastische Konjugationldquo Der feindliche An-schlag abhiacutemāti- mag der sabotierende Keulenwurf aus Str 3 sein Da man aber nicht weiszlig was und wo das kūta- genau ist ndash ob der Stier sein Horn seine Stirn der Wagen oder der neben dem Stier eingespannte Holzpruumlgel vgl GELDNER und OLDENBERG zSt V BRADKE (1892 458) JAMISON (1996 108) und BRERETON (2002 229) ndash laumlsst sich die genaue Situation nicht fassen mithin wieder 46|47 nicht entscheiden ob Inzidenz vorliegt oder nicht Wenn der Stier selbst bezeichnet ist wofuumlr BRERETON lc plaumldiert ist er immer-hin der gleichbleibende Agens in dieser ganzen Strophe

Andererseits fragt sich doch warum der Stier hier gerade in dieser ungewoumlhnlichen Weise bezeichnet ist Die Vermutung draumlngt sich auf dass das schwer fassbare tempo-rale Verhaumlltnis wieder etwas mit der durchgehenden Doppelboumldigkeit des Hymnus zu tun hat Die Keule ist ja immerhin auch ein elementares Sexualsymbol Dass sie in Ak-tion tritt waumlre sozusagen der zweite Schritt ndash Auffaumlllig ist dass wieder ein Imperfekt mit einem Praumlsens + sma verbunden ist

In Str 5 treten neue Hindernisse auf Herankommende bringen den Stier zum Bruumlllen und zum Pissen ndash also zum Stehenbleiben wie GELDNER erklaumlrt

RV 101025 niacutey akrandayann upayaacutenta enam aacutemehayan vrṣabhaacutem maacutedhya ājeacuteḥ | teacutena sūbharvam śataacutevat sahaacutesraṃ gaacutevām muacutedgalaḥ pradhaacutene jigāya || bdquoHerankommende brachten ihn zum Bruumlllen brachten den Stier zum Pissen mitten im Wettlauf mitten auf der Rennbahn Durch ihn [durch den Stier kaum durch diesen dop-pelten Vorfall so RENOU (1967 159) mit DUMEacuteZIL] hat Mudgala beim Preisspiel ein wohlge-naumlhrtes Tausend Kuumlhe samt Hundert gewonnenldquo

Dass ein Stier mitten beim Rennen bruumlllt und pisst kann einem Rennen wenn woumlrt-lich verstanden kaum foumlrderlich sein Mudgala hat das Rennen aber gewonnen (Das Perfekt jigāya ist bilanzierender Kommentar nicht Erzaumlhlung Waumlre es Erzaumlhlbestand-teil koumlnnte es aufgrund der Verbsemantik allenfalls am Liedende stehen Und das Tempus Perfekt ist eher zusammenfassend als narrativ Pāda c und d sind also wieder mit Bruch der Erzaumlhler-Kommentatorperspektive ex eventu gesprochen Die Erzaumlh-lung wird durch die Imperfekte in a und b getragen) Der Kontrast von Pissen und Ge-winnen deutet entweder auf ein aumluszligerst ungewoumlhnliches und komisches Rennen hin oder darauf dass das Pissen eine Chiffre fuumlr den Samenerguss (wie uumlberhaupt der Bul-le eine Chiffre fuumlr den Ehemann) ist so BRERETON (2002 230) Dieser bzw die dadurch erlangte Fruchtbarkeit der Mudgalānī waumlre dann der Hauptgewinn 47|48

RV 101026 kakaacuterdave vrṣabhoacute yuktaacute āsīd aacutevāvacīt sārathir asya keśī | duacutedher yuktaacutesya draacutevataḥ sahānasa rchaacutenti ṣmā niṣpaacutedo mudgalānīm || bdquoAn den Holzknuumlppel [ RENOU lc mit DUMEacuteZIL bdquout stercus faceretldquo] war der Stier gebun-den sein (lang)haariger Wagenlenker redete unaufhoumlrlich auf ihn ein Die Abgaumln-

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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geAuswuumlrfe des ungestuumlmen Gespanns das mit dem Karren lief trafen die Frau Mudgalaldquo (SCHAEFER 1994 177 SCARLATA 1999 297 GELDNER)

Das Intensivum aacutevāvacīt legt nahe dass es sich um eine Inzidenz- oder wenigstens Par-allelsituation handelt Waumlhrend die Wagenlenkerin immer wieder auf den Stier einre-det wird sie von den bdquoAuswuumlrfenldquo getroffen und am ehesten sind das die in Str 5 er-waumlhnte Pisse resp der Samen bdquoMudgalānī is in literal contact with the potentially fertilizing ordureldquo (JAMISON 1996 109) ndash Der dritte Schritt ndash

Str 2 4 und 5 enthalten jeweils einen Gegensatz zwischen den Pādas ab in denen auffaumlllige und in der woumlrtlichen Lesart kontraproduktive Zwischenfaumllle passieren ndash in 4 und 5 bleibt der Stier jeweils stehen ndash und cd in denen die Erfolgsstory bilanziert (Str 2 5) oder erzaumlhlt (Str 4) wird Wir haben es also auch innerhalb der Itihāsa-partien mit einem steten Wechsel der Erzaumlhlperspektive zu tun (a) die immer wieder eingeflochtene vorwegnehmende Bilanz (b) die das laufende Rennen begleitende Er-zaumlhlungBeschreibung (c) die Zwischenfaumllle in Str 2 4 (5) 6 die eine doppelboumldige Lesart besitzen ndash Die Bilanz steht im Aorist oder Perfekt die Erzaumlhlung im Imperfekt Drei der vier Zwischenfaumllle stehen im Praumlsens mit sma der Doppelzwischenfall in Str 5 im Imperfekt

Die Zwischenfaumllle sind sofern mit Praumls + sma ausgedruumlckt temporal nicht gut zuzu-ordnen Man kann sich zur Not ein temporales Verhaumlltnis vorstellen aber das Vedi-sche kennt eigentlich bessere Ausdrucksmittel fuumlr Gleichzeitigkeit Inzidenz unmit-telbare Abfolge usw Da bietet sich der 48|49 Versuch an die drei praumlsentischen Teil-handlungen versuchsweise aus ihrem Zusammenhang zu loumlsen und direkt aneinan-derzureihen Das Ergebnis gibt einen verbluumlffend klaren Sinn Mudgalānīs Rock wird gehoben die Keule tritt in Aktion Mudgalānī wird von den Auswuumlrfen getroffen Ele-mentarer und weniger verschleiert kann ein Handlungsgeruumlst kaum sein das zu ei-nem Raumltselgedichts gehoumlrt dessen Aufloumlsung in Fruchtbarkeit und Sexualitaumlt liegt

Fuumlr RV 10102 lieszligen sich so zwei Regeln aufstellen 1 Praumlsens mit sma in narrativem Kontext steht bei dramatischer inzidierender Handlung Das waumlre ein Spezialfall der von DELBRUumlCK (1876 90) festgestellten Funktion bdquodass das Praumlsens dazu dienen kann um in einer begonnenen Erzaumlhlung einen neuen Zug lebhaft dem Vorhergehenden anzureihenldquo Sma wuumlrde diese Funktion unterstuumltzen und helfen einzelne Teilhand-lungen in den Vordergrund zu ziehen sie zu zoomen Sma + Praumls wuumlrde damit die Definition des historischen Praumlsens erfuumlllen (vgl WEHR 1984 103) Andererseits ist nicht ganz klar ob es sich wirklich um Inzidenz handelt Es wird uumlberall auch mit ei-ner zweiten Bedeutungsebene gespielt So bietet sich eher die folgende Regel 2 an Praumlsens mit sma in doppelboumldigem narrativ-raumltselhaftem Kontext steht wenn die Per-spektive aus dem narrativen Kontext heraustritt und in die Ebene der eigentlichen zweiten Bedeutung eintritt ndash sofern diese wie in 10102 mit dem hic et nunc der Sprechsituation verbunden ist

Beide Funktionen wuumlrden zu den bisher entwickelten Funktionen von sma an der Klimax des Hymnus und zur deiktisch-appellierenden Bedeutung bdquosiehe houmlrt feildquo passen

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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42 Mit Regel 1 waumlre ein Licht auf die im RV extrem ungewoumlhnliche Haumlufung von sma + Praumls in RV 43845689 (aumlhnlich auch 4403) geworfen Das Rennpferd Dadhikrā wird dort in voller Aktion beschrieben 5 utaacute smainaṃ vastramaacutethiṃ naacute tāyuacutem aacutenu krośanti kṣitaacuteyo bhaacutereṣu bdquoUnd die Voumllker schreien ihm in den Kaumlmpfen nach wie einem Dieb der Kleider raubtldquo (GELDNER) 6 utaacute smāsu prathamaacuteḥ sariṣyaacuten niacute veveti śreacuteṇibhī raacutethānām bdquound unter ihnen als erster laufen wollend stuumlrmt er mit den Wagenreihen immer wieder (auf die Kuumlhe) losldquo (vgl SCHAEFER 1994 190) 8 utaacute smāsya tanyatoacuter iva dyoacuter rghāyatoacute abhiyuacutejo bhayante | yadā sahaacutesram abhiacute ṣīm aacuteyodhīd durvaacutertuḥ smā bhavati bhīmaacute rntildejaacuten || bdquoUnd vor dessen tobendem Angriff fuumlrchten sie sich schrecken zuruumlck wie vor dem 49|50 Donner des Himmels (vgl auch SCARLATA 1999 423) (Gerade) wenn tausend ihn angegriffen haben ist er schwer aufzuhalten furchtbar vordringendldquo (HETTRICH 1988 219) utaacute smāsya panayanti jaacutenā jūtiacuteṃ bdquound die Leute preisen bewun-dernd seinen Eiferldquo All das sind verlebendigende dramatisierende Beschreibungen der typischen Gewinnereigenschaften von Dadhikrā

Wie in 10102 so steht auch hier Str 6 ein praumlsentisches Intensivum in der Umgebung von sma + Praumls Praumlsentische Intensiva in der 3 Person sind aufgrund ihrer repetitiven oder kontinuativen Bedeutung ein passender Hintergrund fuumlr Handlungen sich davor zu profilieren

43 RV 1095 (Purūravas und Urvaśī) ist voll von Spruumlngen zwischen Perspektiven Zeitstufen und illokutiven Intentionen aber man kann im Anschluss an Hoffmann (1967 198-208) doch auch aus diesem Text wahrscheinlich machen dass sma + Praumls als historisches Praumlsens und nicht mechanisch nach der spaumlteren Regel verwendet wird die dieser Konstruktion ohne weiteren stilistischen Wert einfachen Vergangenheits-bezug zuweist

RV 10955 triacuteḥ sma māhnah śnathayo vaitaseacutena- utaacute sma meacute aacuteviyatyai prṇāsi | puacuterūravoacute aacutenu te keacutetam āyaṃ rājā me vīra tanuacutevas taacuted āsīḥ || (Urvaśī) bdquoDreimal des Tages hast du mich mit dem Rohrstock gestoszligen und auch ohne mein Begehren mir gespendet Purūravas deinem Willen kam ich nach Koumlnig meines Lei-bes o Held warst du damalsldquo (HOFFMANN 1967 201)

Der Injunktiv śnathayas und das Praumlsens prṇāsi sind syntaktisch gleichgeordnet und stehen den beiden in ihrem Vergangenheitsbezug noch durch taacuted unterstuumltzten Im-perfekten āyam und āsīḥ gegenuumlber Die Beurteilung des temporalen Werts von Pāda a und b ist etwas kompliziert Fuumlr sich genommen scheint ab das fuumlr ein praesens hi-storicum konstitutive Moment der lebhaften Vergegenwaumlrtigung nicht zu besitzen andererseits gibt es einen temporalen und intentionalen Schnitt gegenuumlber Pāda c und d Hoffmann interpretiert die Strophe daher so bdquoZuerst erinnert sich Urvaśī an das von Purūravas erwaumlhnte Geschehen und malt es noch weiter aus Dann aber be-tont sie mit Schaumlrfe daszlig ihre Willfaumlhrigkeit eben der Vergangenheit angehoumlreldquo (ibid 202) Nun mag ein Blick auf Str 4 diese 50|51 Deutung noch etwas ausbauen Das von Purūravas in Str 4 memorierte Geschehen wird durch einen Indikativ (aacutestaṃ nanakṣe bdquosie hat ein Daheim gefundenldquo) und einen Injunktiv Perfekt (yaacutesmintilde cākaacuten bdquoworan sie ihre Freude hatldquo) ausgedruumlckt Da diese Zeit definitiv vorbei ist und narrativer Wert des Perfekts nicht in Frage kommt handelt es sich um eine bdquoArt sinnierenden Selbst-

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

HS = Hauptsatz NS = Nebensatz SV = Sachverhalt VH = Verbalhandlung

Verwendete Literatur Texte und Uumlbersetzungen

RV

Die Hymnen des Rigveda Hg von Theodor AUFRECHT 2 Bde Bonn 21877 Rig Veda A Metrically Restored Text with an Introduction and Notes Ed by Barend A VAN NOOTEN

and Gary B HOLLAND CambridgeMass - London 1994 Der Rig-Veda aus dem Sanskrit ins Deutsche uumlbersetzt und mit einem laufenden Kommentar versehen

Von Karl Friedrich GELDNER 3 Bde CambridgeMass 1951

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LUDWIG Alfred Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Bracirchmana Zum ersten Male vollstaumlndig ins Deutsche uumlbersetzt mit Kommentar und Einleitung 6 Bde Prag (Leipzig Wien) 1876 1876 1878 1881 1883 1888

AV

Atharva Veda Sanhita Hg von Rudolf ROTH und William Dwight WHITNEY Zweite verbesserte Auflage besorgt von Max LINDENAU Berlin 1924

Hymns of the Atharva-Veda Together with Extracts from the Ritual Books and the Commentaries translated by Maurice BLOOMFIELD Oxford 1897

Atharva Veda Saṃhitā Translated into English with Critical and Exegetical Commentary by Wil-liam Dwight WHITNEY Revised and Edited by Charles Rockwell LANMAN 2 Bde Cam-bridgeMass 1905

The Kashmirian Atharvaveda Ed LeRoy Carr BARRET Book four JAOS 35 (1915) 42-101 ndash Book five JAOS 37 (1917) 257-308 ndash Book twelve JAOS 46 (1926) 34-48 ndash Books sixteen and sev-enteen American Oriental Series Vol 9 New haven Connecticut 1936

The Paippalāda-Saṃhitā of the Atharvaveda Critically edited from palmleaf manuscripts in the Oriya script discovered by Durgamohan Bhattacharyya and one Śāradā manuscript Vol 1 Consisting of the first fifteen Kāṇḍas By Dipak BHATTACHARYA Calcutta 1997

Thomas ZEHNDER Atharvaveda Paippalāda Buch 2 Text Uumlbersetzung Kommentar Eine Sammlung altindischer Zauberspruumlche vom Beginn des 1 Jahrtausends v Chr Idstein 1999

The Pariśiṣṭas of the Atharvaveda Ed by George Melville BOLLING and Julius VON NEGELEIN Vol I Text and Critical Apparatus Part I Pariśiṣṭas I-XXXVI Leipzig 1909

Sanskrit

Pantschatantrum sive Quinquepartitum de moribus exponens Ex codicibus manuscriptis edidit commentariis criticis auxit Io Godofr Ludov KOSEGARTEN Pars prima Bonn 1848

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gespraumlchesldquo (ibid 201) in dem Purūravas sich geistig in die damalige Zeit zuruumlck-fluumlchtet Str 5 schlieszligt hier an Auf HOFFMANNs Uumlberlegung aufbauend kann 5a und b als direkte Fortsetzung der von Purūravas imaginierten Zeitebene aufgefasst werden Urvaśī streut noch Salz in die Wunde fuumlhrt die Imagination fort und bringt so die ver-gangene fuumlr Purūravas so erfreuliche Realitaumlt umso drastischer und quaumllend-lebendiger vor dessen geistiges Auge (der gefuumlhlskalte Charakter Urvaśīs zeigt sich auch in den Strophen 2 11 13 15) Dann macht sie den Schnitt und verweist alles in die Vergangenheit 5a und b koumlnnen so gesehen also sehr wohl das verlebendigende Moment des historischen Praumlsens zu besitzen Der Injunktiv tut dem keinen Abbruch die ganze Geschichte ist Purūravas ja nur allzu bekannt

Das zweite Vorkommnis von sma mit Verbellipse in Str 8 laumlsst uumlber sma nichts Beson-deres erkennen Einfache Hervorhebung genuumlgt und gibt einen guten Sinn In Str 6 sinniert Purūravas daruumlber nach dass die schoumlnen Gespielinnen der Urvaśī so wie sie davongelaufen sind Urvaśī geht in Str 7 darauf nicht ein sondern spricht von der politisch-militaumlrischen Aufgabe des Purūravas der seinerseits nun wiederum darauf uumlberhaupt nicht reagiert sondern sich in Str 8 weiter der Betrachtung hingibt dass die Apsaras ihn wenn er sich zu ihnen gesellt scheuen saacutecā yaacuted āsu niṣeacuteve bdquowenn ich mich zu ihnen gesell(t)e [Ind oder Inj Praumls]ldquo aacutepa sma maacutet taraacutesantī naacute bhujyuacutes bdquo(scheu(t)en sie) von mir weg wie eine scheuende Gazelle ()ldquo

44 RV 1033 die Klage eines beim Sohn seines verstorbenen Koumlnigs in Ungnade gefal-lenen Barden

RV 10331 praacute mā yuyujre prayuacutejo jaacutenānāṃ vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam aacutentareṇa | viacuteśve devāso aacutedha mām arakṣan duḥśāsur āgād iacuteti ghoacuteṣa āsīt || 51|52 bdquoDer Vorschub der Menschen hat mich vorgespannt ich fuhr unterwegs den Pūṣan (auf dem Wagen) Damals schuumltzten mich alle Goumltter Da kam ein Geschrei Ein uumlbler Zuchtmei-ster ist gekommenldquo (GELDNER)

Der Barde beschwoumlrt die vergangenen Zeiten und schildert seine Sorgen Str 1 redet uumlber die einstige Houmlhe und den Fall bewegt sich also in der Vergangenheitsebene So koumlnnte man hier einen Beleg fuumlr die Grammatikerlehre sehen dass sma + Praumlsens eine (wiederholte) Handlung in der Vergangenheit bezeichnet Dann muumlsste man aller-dings auch das Perfekt yuyujre als narrativ (bdquosie haben mich damals vorgespanntldquo) und nicht als perfektisch (bdquosie haben mich vorgespannt und das gilt nochldquo) einstufen Das ist bei einem so relativ spaumlten Hymnus nicht undenkbar (vgl KUumlMMEL 2000 77) Aber das Lied enthaumllt noch eine zweite Stelle an der ein Praumlsens ndash dort ohne sma ndash in einem Vergangenheitskontext steht

10334f kuruśraacutevaṇam āvrṇi rājānaṃ trāsadasyavam | maacuteṃhiṣṭhaṃ vāghaacutetām rṣiḥ || yaacutesya mā hariacuteto raacutethe tisroacute vaacutehanti sādhuyā | staacutevai sahaacutesradakṣiṇe || bdquoDen Kuruśravaṇa vom Stamme des Trasadasyu hatte ich als meinen Koumlnig erwaumlhlt [Impf] den gegen die fahrenden (Saumlnger) Freigebigsten ich der rṣi Dessen drei Falben am Wagen mich aufs Beste fahren (ihn) will ich preisen bei einem Opfer mit tausend (Kuumlhen) als Opferlohnldquo (nach GELDNER)

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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GELDNER kommentiert das Praumlsens in Str 5 als bdquolebhafte Vergegenwaumlrtigung der Zeit da der Saumlnger noch bei dem Vater in Gunst stand oder der stillschweigende Wunsch daszlig dieser wieder auf den Thron kommen moumlgeldquo ndash also als eine Art historisches Prauml-sens Fuumlr die genauere Funktionsbestimmung ist folgende Zusammenfassung des Ge-samtkontexts nuumltzlich

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gutes Einvernehmen mit dem Koumlnig herrschte

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben von ZuwendungAnerkennung bull er mahnt beim (neuen) Koumlnig die Wiederherstellung des alten guten Verhaumllt-

nisses an30 52|53

Das Praumlsens vaacutehanti bezieht sich wie Str 6 zeigt auf die Falben des alten Koumlnigs nachdem dieser den Saumlnger nun gerade aktuell nicht mehr foumlrdert gibt es zwei Moumlg-lichkeiten Entweder enthaumllt dieses Praumlsens die Bedeutungskomponente Gegenwart nicht und ist durch den Kontext auf Vergangenheitsbezeichnung festgelegt Es waumlre dann ein Atemporalis31 eine je nach Kontext auf beliebige Zeitstufen beziehbare Form Das waumlre eine im RV sonst soweit ich sehe nicht nachweisbare Funktionsweise des Praumlsens32 Oder vaacutehanti enthaumllt doch die Bedeutungskomponente Praumlsens Dann fragt sich wie diese zum Mittel der Bezeichnung einer in der Vergangenheit liegenden VH werden kann33 Da boumlte sich die von Geldner 53|54 angenommene Funktion der leb-

30 Dreischritte dieser Art sind im RV gaumlngig und werden meistens durch Praumls + purā ausgedruumlckt su

sect 5 31 Terminus von VENNEMANN (1987) der dort die Ansicht vertritt das deutsche Praumlsens sei im Wesen

ein Atemporalis weil es fuumlr zeitlose allzeitliche zukuumlnftige gegenwaumlrtige und vergangene SVe verwendet werden kann (VENNEMANN 1987 242f ebenso ENGEL 1988 495) THIEROFF (1994 121 123) wendet dagegen ein dass die Verwendung des Praumlsens fuumlr zukuumlnftige und vergangene SVe spezifi-scher Kontexte bedarf um zu funktionieren Dem sei die bereits von PANZER (1963 14f allerdings in der damals noch beliebten psychologistischen Terminologie) geaumluszligerte Uumlberlegung hinzugefuumlgt dass die besonderen stilistischen Werte des historischen Praumlsens nicht existieren koumlnnten wenn das Praumlsens nicht Gegenwart als Bedeutungskomponente haumltte (aumlhnlich VATER 1994 64 mit Lit) Den Default-Bezug auf die Gegenwart erklaumlrt VENNEMANN mit den Worten bdquoDa uns die Gegenwart beson-ders lieb und teuer ist werden wir wenn die Bedeutung eines geaumluszligerten Ausdrucks im Atempora-lis das ansonsten zulaumlszligt zunaumlchst einmal versuchen einen Gegenwartsbezug herzustellenldquo (lc 243) Herr Eugen HILL informiert mich allerdings dass ihm persoumlnlich die Vergangenheit lieber ist

32 In der Verbindung von Praumlsens + purā bdquoJemand tut etwas auch fruumlher schonldquo (oder eher bdquohat es doch fruumlher getanldquo su sect 5) ist allerdings das Residuum einer archaischen tempuslosen Funktion der Praumlsensform vermutet worden die diese synkretistisch nach Aussterben des alten Injunktivs von diesem geerbt und neben ihrer eigentlichen Praumlsensfunktion residual fortgefuumlhrt haumltte (nach WACKERNAGEL (1926 157f) zuletzt STRUNK (1992) zum gegenwartsbezogenen Charakter der eigentli-chen Praumlsensfunktion STRUNK (1969 303 wo der Nachweis gefuumlhrt wird dass das lateinische Praumlsens uumlber die Gegenwart informiert)) Dazu su sect 5 und speziell 53

33 In Sonder- wie in Leerlauffunktionen wird die Grundfunktion nicht einfach auszliger Kraft gesetzt sondern als Mittel eingesetzt So funktioniert zB die generische Bedeutung des deutschen be-stimmten Artikels gerade auf Grundlage der spezifisch-definiten Bedeutung indem sie diese als Be-zeichnung eines Prototypen umdeutet (MUMM 1995b 430 und 443-449) Ein aumlhnlicher und ebenfalls

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

HS = Hauptsatz NS = Nebensatz SV = Sachverhalt VH = Verbalhandlung

Verwendete Literatur Texte und Uumlbersetzungen

RV

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AV

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The Paippalāda-Saṃhitā of the Atharvaveda Critically edited from palmleaf manuscripts in the Oriya script discovered by Durgamohan Bhattacharyya and one Śāradā manuscript Vol 1 Consisting of the first fifteen Kāṇḍas By Dipak BHATTACHARYA Calcutta 1997

Thomas ZEHNDER Atharvaveda Paippalāda Buch 2 Text Uumlbersetzung Kommentar Eine Sammlung altindischer Zauberspruumlche vom Beginn des 1 Jahrtausends v Chr Idstein 1999

The Pariśiṣṭas of the Atharvaveda Ed by George Melville BOLLING and Julius VON NEGELEIN Vol I Text and Critical Apparatus Part I Pariśiṣṭas I-XXXVI Leipzig 1909

Sanskrit

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Panchatantra II amp III Edited with Notes by Dr G BUumlHLER Bombay 31886 The Panchatantra A Collection of Ancient Hindu Tales in the Recension Called Panchakhyanaka and

Dated 1199 AD of the Jaina Monk Purnabhadra Critically edited in the original Sanskrit by Dr Johannes HERTEL Cambridge Mass 1908

Pantschatantra Fuumlnf Buumlcher indischer Fabeln Maumlrchen und Erzaumlhlungen Aus dem Sanskrit uumlber-setzt mit Einleitung und Anmerkungen von Theodor BENFEY 2 Bde Leipzig 1859

Pantschatantra Ein altes indisches Lehrbuch der Lebensklugheit in Erzaumlhlungen und Spruumlchen Aus dem Sanskrit neu uumlbersetzt von Ludwig FRITZE Leipzig 1884

Das Pantildecatantram (textus ornatior) Eine altindische Maumlrchensammlung Zum ersten Male uumlbersetzt von Richard SCHMIDT Leipzig oJ

Tantrākhyāyika Die aumllteste Fassung des Pantildecatantra Aus dem Sanskrit uumlbersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Johannes HERTEL Zweiter Teil Uumlbersetzung und Anmerkungen Leipzig und Berlin 1909

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haften Vergegenwaumlrtigung an Denkbar waumlre auch angesichts des Dreischritts Gute Zeiten ndash Schlechte Zeiten ndash Erwuumlnschte Gute Zeiten der die mittlere gegenwaumlrtige Phase der schlechten Zeiten nicht nur als unerwuumlnscht sondern auch als unverdient unbillig uneigentlich ansieht eine Beeigenschaftung Von allen Falben die den Dich-ter jemals gefahren haben haben dies die Falben des alten Koumlnigs am allerbesten ge-tan Sie sind die Falben die das Praumldikat vaacutehanti eigentlich allein verdienen Sie sind die Fahrer

Der betrauerte fruumlhere Zustand steht so nicht nur in zeitlicher Vorlaumluferschaft son-dern auch in einem inhaumlrenten Gegensatz zum jetzigen Zwar ist es jetzt soundso doch eigentlich waumlre der fruumlhere Zustand richtig wahr und angemessen

Dann heiszligt vaacutehāmi sma pūṣaacuteṇam wohl nicht bdquoich pflegte fruumlher den Pūṣan zu fahrenldquo (zum bdquopraumlterisierendenldquo Charakter von sma an dieser Stelle fragend RENOU (1967 131)) sondern praumlsentisch-beeigenschaftend bdquoich fahre (eigentlich) den Pūṣan ich bin (eigentlich) Fahrer des Pūṣanldquo Fuumlr praumlteritale Auffassung scheint aacutedha zu sprechen Denn aacutedha hat nicht deiktischen sondern temporal oder logisch verbindenden Wert (so Anm 11) heiszligt also nicht bdquodamalsldquo sondern bdquoalsoldquo Ein vergangener Sachverhalt kann aber schlecht aus einem gegenwaumlrtigen folgen (es sei denn im Sinne einer Schlussfolgerung aber das ist hier nicht der Fall) Moumlglich ist aber einen vergangenen Sachverhalt oder Zustand aus einer gegenwaumlrtig festgestellten zeituumlbergreifenden Eigenschaft folgen zu lassen die jetzt gilt aber auch schon damals bestanden hat34

Eine moumlgliche Uumlbersetzung lautet also 54|55 bdquoDer Vorspann (die Crecircme) der Menschheit hat mich vorgespannt Ich bin fei eigentlich der Fahrer des Pūṣan mit (dem Wagen in) meinem Inneren ndash Und daher hatten mich (damals) auch alle Goumltter geschuumltzt Doch dann kam ein Geschrei auf ldquo

Verlebendigende Funktion wird hier am Liedanfang kaum vorliegen sie kann auch wohl nur bei konkreten Ereignissen wirken nicht bei generellen Eigenschaften (vgl WEHR 1984 99-103) Wohl aber kann sma mit seinem deiktisch-appellierenden Wert die beeigenschaftende Aussage verstaumlrken

Auf der anderen Seite ist es auch moumlglich sma + Praumlsens hier im Sinne der spaumlteren Grammatikerlehre zu verstehen Bezeichnung einer wiederholten Handlung in der Vergangenheit bdquoich habe doch fruumlher immer wieder gefahrenldquo Vielleicht ist die se-

typologisch haumlufig beschrittener Weg ist die Erzeugung einer generischen Lesart des Praumlsens via prototypische Guumlltigkeit und Praumlsenz

34 So schraumlnken sich auch die Bedeutungsmoumlglichkeiten fuumlr das unklare aacutentareṇa ein bdquoUnterwegsldquo (GELDNER OLDENBERG) und bdquobei Gelegenheitldquo (KOZIANKA 1998 390 Anm 13) scheiden aus da mit gene-reller Lesart unvertraumlglich SCARLATA (1999 427 mit Anm 603) fasst den SV in seiner Uumlbersetzung bdquoalso fahr ich eben den Pūṣan unterwegsldquo zwar aktuell auf erwaumlgt aber fuumlr aacutentareṇa instrumentativ bdquomit dem inneren (Wagen)ldquo dh bdquomit dem Wagen in meinem Innernldquo oder komitativ bdquomit einem Nahenldquo dh mit einem dem Pūṣan nahestehenden Wesen Zweiteres liegt in einem generellen SV nicht so nahe das vermutete Wesen kommt auch sonst im Lied nicht vor Ersteres wuumlrde im vorlie-genden generellen Kontext aber gut passen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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mantische Entwicklung gerade uumlber solche Gelenkstellen gelaufen ndash Im Rigveda fin-den sich mehrere aumlhnliche Stellen mit dem zusaumltzlichen Adverb purā bdquofruumlherldquo

5 Purā mit Praumlsens oder Perfekt Das Wort purā bietet eine besondere Schwierig-keit Gelegentlich steht es als Adposition oder Adverb neben einem Ablativ mit der Bedeutung bdquovor vorher zum Schutze vorldquo so in 86720 10971 9709 Dort hat purā exklusive Bedeutung bdquovom Bezugsnomen aus gesehen fruumlhervorher (und nicht erst dann wenn der vom Bezugsnomen bezeichnete Zeitraum eingetreten ist bzw nicht im Wirkungsbereich des Bezugsnomens)ldquo Meist wird purā als Temporaladverb ge-braucht dann heiszligt es bdquofruumlher vordemldquo weist also eindeutig auf die Vergangenheit unter Ausschluss der Gegenwart hat also ebenfalls exklusive Semantik Grassmann hat zwar sowohl exklusive (fruumlher zuvor) wie inklusive Bedeutungsansaumltze (schon zuvor schon fruumlher und von Alters her von je her seit lange) aber die inklusiven Bedeutungen sind wenn uumlberhaupt nur unter sehr speziellen Bedingungen anzusetzen Das ist hier zu klaumlren

Gelegentlich kommt purā mit Imperfekt vor so in 11031 und 7911 Da purā in die Vergangenheit weist ist das unproblematisch Einmal steht purā mit Aorist in 10763 Meist steht purā aber mit Perfekt und des oumlfteren auch mit Praumlsens Das Perfekt ist im Rigveda aber noch kein Vergangenheitstempus und das Praumlsens koumlnnte sich allenfalls als historisches Praumlsens auf die Vergangenheit beziehen aber dann gerade ohne Ver-gangenheitsadverb Versucht man zunaumlchst mit exklusiver Semantik fuumlr purā auszu-kommen ndash DELBRUumlCK (1876 112) Perfekt + purā bdquoconstatirt etwas als 55|56 vergangen meist mit Hervorhebung des Gegensatzes zur Gegenwartldquo ndash stellt sich die Frage Wie ist ein mit Gegenwartsbezug nicht vereinbares Temporaladverb damit doch verein-bar

51 purā mit Perfekt

RV 2204 taacutem u stuṣa iacutendaraṃ taacuteṃ grṇīṣe yaacutesmin purā vāvrdhuacuteḥ sāsaduacutes ca | saacute vaacutesvaḥ kāmam pīparad iyānoacute brahmaṇ yatoacute nūtanasyāyoacuteḥ || bdquoDiesen Indra will ich preisen und loben an dem sie vordem ihre Staumlrke und Zuversicht hatten Er moumlge darum gebeten auch des juumlngsten segensprechenden Ayursquos Wunsch nach Gut erfuumlllenldquo (GELDNER)

Purā mit Perfekt druumlckt hier eine alte Gewohnheit bzw eine in der Vergangenheit oft gemachte Erfahrung aus so oft dass sie fuumlr den Saumlnger hinreicht sich auch fuumlr die Gegenwart dasselbe zu erhoffen Die Usualitaumlt kann zusaumltzlich durch cit ausgedruumlckt sein

RV 2304c yaacutethā jaghaacutentha dhrṣatā purā cid evā jahi saacutetrum asmākam indra || bdquoWie du schon fruumlher mutig erschlagen hast so erschlag unseren Feind o Indraldquo (GELDNER)

Auch tritt die Kombination purā nūnaacutem ca bdquofruumlher und jetztldquo mit Perfekt auf

RV 6341 saacuteṃ ca tveacute jagmuacuter giacutera indra pūrv r viacute ca tvaacuted yanti vibhuacutevo manīsāh | purā nūnaacuteṃ ca stutaacuteya rṣīṇām pasprdhraacute iacutendre aacutedhiy ukthaarkā ||

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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bdquoAuf dich vereinigen sich viele Lobreden Indra und von dir gehen reiche Gedanken aus Fruumlher und jetzt haben die Lobpreisungen der R ṣirsquos die Gedichte und Gesaumlnge um Indra gewetteifertldquo (GELDNER)

Das nūnaacutem ca fuumlhrt hier den zunaumlchst als vergangen gekennzeichneten Usus komple-mentaumlr in die Gegenwart fort ndash Die Beispiele die sich vermehren lassen zeigen uumlber-all dass purā + Perfekt auf einen vergangenen 56|57 Usus verweist der nicht oder nicht ohne weiteres in der Gegenwart gilt aber doch als realisierbar und erwartbar angese-hen wird Der weitere Hymnus arbeitet dann auf die erneute Realisierung hin Der Wi-derspruch dass purā die Gegenwart ausschlieszligt aber doch irgendwie einschlieszligt loumlst sich hier zunaumlchst uumlber die eigentuumlmliche Semantik des zusammenfassenden oder komprehensiven Perfekts auf das einen vergangenen Usus bezeichnet der zwar ab-geschlossen ist aber doch Bedeutung fuumlr die Gegenwart hat (KUumlMMEL 2000 73-75 MUMM 2002 175)

52 Purā kann aber auch mit Praumlsens kombiniert sein In diesem Fall finden sich in der Umgebung zusaumltzlich cid oder sma

521 RV 7885 kuacuteva tyāni nau sakhiyā babhūvuḥ saacutecāvahe yaacuted avrkaacutem purā cit | bdquoWo sind diese Freundschaftsbekundungen zwischen uns geblieben da wir fruumlher ohne Feindschaft verkehrtenldquo

fragt der Saumlnger Vasiṣṭha den Gott Varuṇa Das Lied ist wie so oft im RV und insbe-sondere in den Varuṇa-Liedern von jenem Dreischritt gepraumlgt der bereits oben sect 44 zu Lied 1033 festgestellt wurde

bull Der Saumlnger erinnert an fruumlhere Zeiten in denen gute Zustaumlnde herrschten

bull er beklagt das gegenwaumlrtige Ausbleiben der guten Zustaumlnde

bull er wuumlnscht die guten Zustaumlnde wieder herbei (hier er mahnt bei Varuṇa die Wiederherstellung des alten guten Verhaumlltnisses an)

Die Aussage des zitierten Satzes verweist die Zeitschicht von saacutecāvahe eindeutig in die Vergangenheit denn es wird ja gerade gefragt wo die sakhyā geblieben sind (der ety-mologische Zusammenhang des Verbs und des Nomens wird dem Dichter gelaumlufig ge-wesen sein) Aber gleichzeitig soll das Vergangene Norm des Gegenwaumlrtigen sein Die verallgemeinernde Partikel cit unterstreicht wie in 2304 (so sect 51) den usuellen Cha-rakter purā den vergangenen

RV 11057 ahaacuteṃ soacute asmi yaacuteḥ purā suteacute vaacutedāmi kāni cit | 57|58 taacutem mā viyantiy ādhiacuteyo vŕko naacute trṣṇaacutejam mrgaacuteṃ vittaacutem me asyaacute rodasī || bdquoIch bin noch derselbe der fruumlher bei Soma dies und jenes redete Nun verfolgen mich die Sorgen wie ein Wolf das durstige Wild ndash Seid in solcher Lage meiner eingedenk Himmel und Erdeldquo (GELDNER)

Das Lied ndash ein Klagelied ndash wird mit der Geschichte von Trita im Brunnen in Verbin-dung gebracht Trita wird von seinen Bruumldern in einen Brunnen geworfen wo er um die Hilfe der Goumltter bittet und im Gedanken ein Somaopfer vollbringt In Str 7 nimmt der Redner (Trita) der seine gegenwaumlrtige Situation beklagt nun Bezug auf seine fruuml-

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

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Das Pantildecatantram (textus ornatior) Eine altindische Maumlrchensammlung Zum ersten Male uumlbersetzt von Richard SCHMIDT Leipzig oJ

Tantrākhyāyika Die aumllteste Fassung des Pantildecatantra Aus dem Sanskrit uumlbersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Johannes HERTEL Zweiter Teil Uumlbersetzung und Anmerkungen Leipzig und Berlin 1909

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heren Somaopfer und beschwoumlrt trotz des Situationsunterschieds die Kontinuitaumlt wiederum mit einerseits cit und andererseits purā

RV 101172 yaacute ādhrāya cakamānāya pitvoacute annavān saacuten raphitāyopajagmuacuteṣe | sthiraacutem maacutenaḥ krṇuteacute seacutevate purā- utoacute cit saacute mar itāraṃ naacute vindate || bdquoWer obwohl er selbst Speise hat gegen den Notleidenden der Speise begehrt hat den E-lenden () der [zu ihm] hilfesuchend gekommen ist sein Herz hart macht ndash er gesellte sich [doch] fruumlher immer wieder ndash auch der findet kein Erbarmenldquo (GOTŌ 328)

Wiederum wird ein Dreischritt aufgestellt Fruumlherer Zustand des freundschaftlichen Umgangs ndash Bruch durch Verhaumlrtung des Sinns ndash Moralische Folgerung die den fruumlhe-ren Zustand als Norm gegenuumlber dem Bruch unterstellt

522 purā kommt nun auch verbunden mit sma und Praumlsens vor dem eigentlichen Gegenstand dieses Aufsatzes

Ein beruumlhmtes Beispiel ist das Vrṣākapi-Lied Die Deutung dieses Lieds ist durch JAMI-

SON (1996) wieder in Bewegung geraten Nach bisherigem Verstaumlndnis handelt es sich um ein Streitgespraumlch zwischen Indra und Indrānī uumlber sexuelle Leistungskraft und soziales Ansehen angereichert durch den Kontrapunkt des Affen Vrṣākapi ndash dass die-ser ein Affe ist ist wohl immer noch die wahrscheinlichste Deutung s JAMISON (1996 277) ndash eine Art Hofnarr des Indra bdquoeine echte Affennatur geil und voll 58|59 boumlser Streicheldquo (GELDNER) Stephanie JAMISON hat nun in ihrer umfassenden Untersuchung uumlber die Rolle der Frau beim vedischen Opfer gezeigt dass das Vrṣākapi-Lied als Par-odie auf das groszlige Pferdeopfer (bdquomock-Aśvamedhaldquo) verstanden werden kann (1996 74-88) Vrṣākapi uumlbernimmt dabei die Rolle des koumlniglichen Pferdes das geopfert wird und mit dem die Koumlnigin unmittelbar nach seinem Opfer Geschlechtsverkehr hat (1996 65-74) Kurz davor kommt es beim Aśvamedha zu obszoumlnen Spottreden Auch in RV 1086 sind solche Spottreden unterstellt wenn die Frau des Indra in Str 10 sich daruumlber beschwert dass sie die Beleidigungen des Affen Vrṣākapi hinnehmen muss sie die doch eigentlich ndash nach Zeugnis fruumlherer Zeiten ndash viel houmlher steht als er

RV 108610 (Vrṣākapi) saṃhotraacuteṃ sma purā nārī saacutemanaṃ vāva gachati | vedhā rtaacutesya vīriacuteṇī- iacutendrapatnī mahīyate viacutesvasmād iacutendra uacutettaraḥ || bdquolsquoFruumlher zog die Herrin zu gemeinsamem Opfer oder zum Kampf aus (Da) ward sie als Mei-sterin des rechten Wandels als Heldenweib und Indrarsquos Gattin gefeiertrsquo ndash Houmlher als alles steht Indraldquo

MACDONELL 1916 212 A 2 uumlbersetzt rein praumlterital bdquoformerly the woman used to go down to the common sacrifice or the assemblyldquo Aber dem Zusammenhang nach ent-haumllt die Aussage auch einen Bezug zur Gegenwart BRUGMANN (1883 172) uumlbersetzt bdquoAuch fruumlher kam die Frau zum gemeinsamen Opfer oder zur Festversammlungldquo Aumlh-nlich JAMISON (1996 80) bdquoUntil now the woman has been accustomed to come down to the joint offering or to the encounter (Now) she is magnified as the Ordainer of Truth as one having a man hero having Indra as husbandldquo

Mit auch sucht BRUGMANN wohl die Verbindung von Gegenwart und Vergangenheit herzustellen ebenso wie Jamison mit bdquountil nowldquo Diese Verbindung besteht in der

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

Orig in IJDL 12004 19-68

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

HS = Hauptsatz NS = Nebensatz SV = Sachverhalt VH = Verbalhandlung

Verwendete Literatur Texte und Uumlbersetzungen

RV

Die Hymnen des Rigveda Hg von Theodor AUFRECHT 2 Bde Bonn 21877 Rig Veda A Metrically Restored Text with an Introduction and Notes Ed by Barend A VAN NOOTEN

and Gary B HOLLAND CambridgeMass - London 1994 Der Rig-Veda aus dem Sanskrit ins Deutsche uumlbersetzt und mit einem laufenden Kommentar versehen

Von Karl Friedrich GELDNER 3 Bde CambridgeMass 1951

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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LUDWIG Alfred Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Bracirchmana Zum ersten Male vollstaumlndig ins Deutsche uumlbersetzt mit Kommentar und Einleitung 6 Bde Prag (Leipzig Wien) 1876 1876 1878 1881 1883 1888

AV

Atharva Veda Sanhita Hg von Rudolf ROTH und William Dwight WHITNEY Zweite verbesserte Auflage besorgt von Max LINDENAU Berlin 1924

Hymns of the Atharva-Veda Together with Extracts from the Ritual Books and the Commentaries translated by Maurice BLOOMFIELD Oxford 1897

Atharva Veda Saṃhitā Translated into English with Critical and Exegetical Commentary by Wil-liam Dwight WHITNEY Revised and Edited by Charles Rockwell LANMAN 2 Bde Cam-bridgeMass 1905

The Kashmirian Atharvaveda Ed LeRoy Carr BARRET Book four JAOS 35 (1915) 42-101 ndash Book five JAOS 37 (1917) 257-308 ndash Book twelve JAOS 46 (1926) 34-48 ndash Books sixteen and sev-enteen American Oriental Series Vol 9 New haven Connecticut 1936

The Paippalāda-Saṃhitā of the Atharvaveda Critically edited from palmleaf manuscripts in the Oriya script discovered by Durgamohan Bhattacharyya and one Śāradā manuscript Vol 1 Consisting of the first fifteen Kāṇḍas By Dipak BHATTACHARYA Calcutta 1997

Thomas ZEHNDER Atharvaveda Paippalāda Buch 2 Text Uumlbersetzung Kommentar Eine Sammlung altindischer Zauberspruumlche vom Beginn des 1 Jahrtausends v Chr Idstein 1999

The Pariśiṣṭas of the Atharvaveda Ed by George Melville BOLLING and Julius VON NEGELEIN Vol I Text and Critical Apparatus Part I Pariśiṣṭas I-XXXVI Leipzig 1909

Sanskrit

Pantschatantrum sive Quinquepartitum de moribus exponens Ex codicibus manuscriptis edidit commentariis criticis auxit Io Godofr Ludov KOSEGARTEN Pars prima Bonn 1848

Panchatantra II amp III Edited with Notes by Dr G BUumlHLER Bombay 31886 The Panchatantra A Collection of Ancient Hindu Tales in the Recension Called Panchakhyanaka and

Dated 1199 AD of the Jaina Monk Purnabhadra Critically edited in the original Sanskrit by Dr Johannes HERTEL Cambridge Mass 1908

Pantschatantra Fuumlnf Buumlcher indischer Fabeln Maumlrchen und Erzaumlhlungen Aus dem Sanskrit uumlber-setzt mit Einleitung und Anmerkungen von Theodor BENFEY 2 Bde Leipzig 1859

Pantschatantra Ein altes indisches Lehrbuch der Lebensklugheit in Erzaumlhlungen und Spruumlchen Aus dem Sanskrit neu uumlbersetzt von Ludwig FRITZE Leipzig 1884

Das Pantildecatantram (textus ornatior) Eine altindische Maumlrchensammlung Zum ersten Male uumlbersetzt von Richard SCHMIDT Leipzig oJ

Tantrākhyāyika Die aumllteste Fassung des Pantildecatantra Aus dem Sanskrit uumlbersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Johannes HERTEL Zweiter Teil Uumlbersetzung und Anmerkungen Leipzig und Berlin 1909

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Aṣṭādhyāyī of Pāṇini in Roman transliteration by Sumitra M KATRE AustinTexas 1987

Orig in IJDL 12004 19-68

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Tat aber sie enthaumllt auch einen Gegensatz naumlmlich den dass Indrānī sich momentan gerade in einer sehr herabgewuumlrdigten Lage sieht ndash

RV 11695 tuveacute rāya indara tośaacutetamāḥ praṇetāraḥ kaacutesya cid rtāyoacuteḥ | teacute ṣuacute ṇo maruacuteto mrḷayantu yeacute smā purā gātūyaacutentīva devāh || 59|60 bdquoBei dir Indra sind die freigebigsten (GOTŌ 167273 die sich am meisten draumlngenden) Reich-tuumlmer die jeden Rechtwandelnden vorwaumlrts bringen Diese Marut sollen uns fein verzei-hen die Goumltter die schon fruumlher gleichsam den Weg wiesenldquo (GELDNER)

BRUGMANN (1883 172) gibt die Kontinuitaumlt hier mit schon wieder bdquoDiese Maruts sollen uns gnaumldig sein die ja die goumlttlichen schon fruumlher zu foumlrdern bereit warenldquo Auch MACDONELL (1916 250 [sect 180])sieht hier nicht nur einen Vergangenheits- sondern auch einen Gegenwartsbezug bdquowho have always aided = who aids now and formerly did soldquo Das paszligt aber nicht gut zur Situation Der Saumlnger Opferer Agastya sieht sich naumlmlich in diesem Lied einer Konkurrenz von Indra und den Marut gegenuumlber Das Opfer geht an Indra und die Marut ruumlcken bedrohlich an sind also im Moment gerade nicht Hel-fer In dieser Situation weist der Opferer auf den fruumlheren freundlichen Usus im Kon-trast zur gegenwaumlrtigen Situation hin

Diese beiden Beispiele moumlgen hier genuumlgen Ein weiteres Vorkommnis (8721) ist be-reits oben (sect 33) in anderen Zusammenhang besprochen worden Es weist dieselbe Struktur eines Gegensatzes zwischen herkoumlmmlicher erwuumlnschter Norm und uner-wuumlnschter Gegenwart auf Eine Kombination sma + Praumls + purā + cit begegnet im Lied an die Uṣas 6673-5 die Struktur ist wieder die naumlmliche

53 Zwischenfazit Die Konstruktionen purā + cit + Praumls sma + purā + Praumls kommen nur im Kontext der sehr speziellen Struktur bdquofruumlherer Usus als Norm betrachtet ndash Bruch und jetzige unerwuumlnschte Situation ndash gedachte gewuumlnschte Wiederherstel-lungldquo vor Das stets generelle (darin evtl durch cit verdeutlichte) Praumls dient zur Be-zeichnung dieses Usus der (purā) in der Vergangenheit wurzelt und als eigentlich richtig und guumlltig fuumlr die Gegenwart und die (nahe) Zukunft angesehen wird Nirgends findet sich purā + Praumls zur Bezeichnung der bruchlosen Kontinuitaumlt von Vergangen-heit und Gegenwart wie dies durch purā + Perfekt ausgedruumlckt werden kann (so 2304 in sect 51) Daraus laumlsst sich folgern dass purā in der Kombination mit dem Prauml-sens seine exklusive (den gegenwaumlrtigen Zeitpunkt ausschlieszligende) Semantik bewahrt und der Kontinuitaumltsbruch auf diese Weise auch grammatisch ausgedruumlckt wird Se-mantisch ermoumlglicht wird dieser scheinbare Widerspruch durch die beeigenschaften-de Usualitaumlt und Generizitaumlt des Gemeinten bdquojetzt nicht aber wie 60|61 von fruumlher her gewohnt jetzt eigentlich doch und daher bitte jetzt dochldquo Das deutsche Sprachgefuumlhl straumlubt sich gegen Fuumlgungen wie fruumlher spreche ich aber das besagt nichts fuumlrs Altindi-sche Eine klare kontextuell-semantische Bedingung ist jedenfalls gezeigt und auch die semantische Aufloumlsung des scheinbaren Widerspruchs ist geleistet

Auf diese Weise fuumlgt sich die Kombination purā + Praumlsens ins synchrone System der vedischen Partikeln und Tempora Eine diachrone Herkunft aus aumllteren Zeiten in de-nen das Praumlsens noch einen atemporalen Wert besessen haumltte (so Anm 32) ist da-durch nicht ausgeschlossen wird aber nicht mehr zwingend erfordert

Orig in IJDL 12004 19-68

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

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and Gary B HOLLAND CambridgeMass - London 1994 Der Rig-Veda aus dem Sanskrit ins Deutsche uumlbersetzt und mit einem laufenden Kommentar versehen

Von Karl Friedrich GELDNER 3 Bde CambridgeMass 1951

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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LUDWIG Alfred Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Bracirchmana Zum ersten Male vollstaumlndig ins Deutsche uumlbersetzt mit Kommentar und Einleitung 6 Bde Prag (Leipzig Wien) 1876 1876 1878 1881 1883 1888

AV

Atharva Veda Sanhita Hg von Rudolf ROTH und William Dwight WHITNEY Zweite verbesserte Auflage besorgt von Max LINDENAU Berlin 1924

Hymns of the Atharva-Veda Together with Extracts from the Ritual Books and the Commentaries translated by Maurice BLOOMFIELD Oxford 1897

Atharva Veda Saṃhitā Translated into English with Critical and Exegetical Commentary by Wil-liam Dwight WHITNEY Revised and Edited by Charles Rockwell LANMAN 2 Bde Cam-bridgeMass 1905

The Kashmirian Atharvaveda Ed LeRoy Carr BARRET Book four JAOS 35 (1915) 42-101 ndash Book five JAOS 37 (1917) 257-308 ndash Book twelve JAOS 46 (1926) 34-48 ndash Books sixteen and sev-enteen American Oriental Series Vol 9 New haven Connecticut 1936

The Paippalāda-Saṃhitā of the Atharvaveda Critically edited from palmleaf manuscripts in the Oriya script discovered by Durgamohan Bhattacharyya and one Śāradā manuscript Vol 1 Consisting of the first fifteen Kāṇḍas By Dipak BHATTACHARYA Calcutta 1997

Thomas ZEHNDER Atharvaveda Paippalāda Buch 2 Text Uumlbersetzung Kommentar Eine Sammlung altindischer Zauberspruumlche vom Beginn des 1 Jahrtausends v Chr Idstein 1999

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Sanskrit

Pantschatantrum sive Quinquepartitum de moribus exponens Ex codicibus manuscriptis edidit commentariis criticis auxit Io Godofr Ludov KOSEGARTEN Pars prima Bonn 1848

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Pantschatantra Fuumlnf Buumlcher indischer Fabeln Maumlrchen und Erzaumlhlungen Aus dem Sanskrit uumlber-setzt mit Einleitung und Anmerkungen von Theodor BENFEY 2 Bde Leipzig 1859

Pantschatantra Ein altes indisches Lehrbuch der Lebensklugheit in Erzaumlhlungen und Spruumlchen Aus dem Sanskrit neu uumlbersetzt von Ludwig FRITZE Leipzig 1884

Das Pantildecatantram (textus ornatior) Eine altindische Maumlrchensammlung Zum ersten Male uumlbersetzt von Richard SCHMIDT Leipzig oJ

Tantrākhyāyika Die aumllteste Fassung des Pantildecatantra Aus dem Sanskrit uumlbersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Johannes HERTEL Zweiter Teil Uumlbersetzung und Anmerkungen Leipzig und Berlin 1909

Grammatik

Pāṇinis Grammatik Herausgegeben uumlbersetzt erlaumlutert und mit verschiedenen Indices verse-hen von Otto BOumlHTLINGK Leipzig 1887

Aṣṭādhyāyī of Pāṇini in Roman transliteration by Sumitra M KATRE AustinTexas 1987

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Orig in IJDL 12004 19-68

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6 Fazit fuumlr RV und AV Aus allen Teilverwendungen heraus ergibt sich die folgende Schlussfolgerung fuumlr die Grundbedeutung bzw Grundfunktion von sma Sma verstaumlrkt eine Assertion oder Aufforderung Dabei gebraucht sma keine epistemischen Mittel Die Verstaumlrkung besteht in einer Fokussierung vor vagem Hintergrund Dadurch wird das fokussierte Element praumlsent gemacht und gezoomt und die Geltung der Asserti-on hic et nunc wird unterstrichen Das ist der praumlsentisch-deiktische Wert von sma Sma ist daher in erster Linie mit dem Praumlsens auch mit Perfekt und Injunktiv kombinier-bar nicht jedoch mit Imperfekt Aorist oder Futur Modal passt sma zu Indikativ und Imperativ nicht zu Optativ und Konjunktiv Stilistischtextlinguistisch wird sma nicht allzu haumlufig eingesetzt Wo es eingesetzt wird kennzeichnet es meist Schluumlsselstellen eines Hymnus Pragmatisch bewirkt sma eine Aufmerksamkeitslenkung des Lesers Houmlrers bzw in der Aufforderung des Aufgeforderten

Eine Einordnung in den von WAKKER (1997 211f) aufgestellten allgemeinen theoreti-schen Rahmen mag das weiter verdeutlichen Nach WAKKER gibt es (a) representatio-nal particles die Beziehungen innerhalb der dargestellten Welt ausdruumlcken (b) pre-sentational particles die die Art und Weise der Darstellung (Kennzeichnung von Ab-schnittsgrenzen topic shift grounding Resumeacute ua) betreffen (c) interactional par-ticles die sich auf bestimmte Sprecher-Houmlrer-Verhaumlltnisse beziehen wie Admirativi-taumlt Hinweis Versicherung ua ndash Ai sma operiert auf den Ebenen (b) und (c) Ob es Inzidenzen ausdruumlcken hilft und damit auch in Ebene (a) gehoumlrt bleibe dahingestellt Sma gehoumlrt aber klar in Ebene (b) weil es stark in den Vordergrund ruumlckt und in Ebe-ne (c) weil es den Sprechaktpartner auf die Wichtigkeit seines Fokus hinweisen will 61|62

Im RV findet sich kein Beispiel aus dem praumlteritale oder iterative Bedeutung von sma gefolgert werden muumlsste Moumlgliche Gelenkstellen fuumlr diese spaumltere Bedeutung sind 1033 (so sect 44) und die in sect 522 aufgefuumlhrten Beispiele Fuumlr die vedische Dichtung entfallen damit die Funktionen 3-5 aus sect 1

Die weitere Entwicklung soll in Teil 2 dieses Aufsatzes untersucht werden

Abkuumlrzungen

HS = Hauptsatz NS = Nebensatz SV = Sachverhalt VH = Verbalhandlung

Verwendete Literatur Texte und Uumlbersetzungen

RV

Die Hymnen des Rigveda Hg von Theodor AUFRECHT 2 Bde Bonn 21877 Rig Veda A Metrically Restored Text with an Introduction and Notes Ed by Barend A VAN NOOTEN

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Von Karl Friedrich GELDNER 3 Bde CambridgeMass 1951

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LUDWIG Alfred Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Bracirchmana Zum ersten Male vollstaumlndig ins Deutsche uumlbersetzt mit Kommentar und Einleitung 6 Bde Prag (Leipzig Wien) 1876 1876 1878 1881 1883 1888

AV

Atharva Veda Sanhita Hg von Rudolf ROTH und William Dwight WHITNEY Zweite verbesserte Auflage besorgt von Max LINDENAU Berlin 1924

Hymns of the Atharva-Veda Together with Extracts from the Ritual Books and the Commentaries translated by Maurice BLOOMFIELD Oxford 1897

Atharva Veda Saṃhitā Translated into English with Critical and Exegetical Commentary by Wil-liam Dwight WHITNEY Revised and Edited by Charles Rockwell LANMAN 2 Bde Cam-bridgeMass 1905

The Kashmirian Atharvaveda Ed LeRoy Carr BARRET Book four JAOS 35 (1915) 42-101 ndash Book five JAOS 37 (1917) 257-308 ndash Book twelve JAOS 46 (1926) 34-48 ndash Books sixteen and sev-enteen American Oriental Series Vol 9 New haven Connecticut 1936

The Paippalāda-Saṃhitā of the Atharvaveda Critically edited from palmleaf manuscripts in the Oriya script discovered by Durgamohan Bhattacharyya and one Śāradā manuscript Vol 1 Consisting of the first fifteen Kāṇḍas By Dipak BHATTACHARYA Calcutta 1997

Thomas ZEHNDER Atharvaveda Paippalāda Buch 2 Text Uumlbersetzung Kommentar Eine Sammlung altindischer Zauberspruumlche vom Beginn des 1 Jahrtausends v Chr Idstein 1999

The Pariśiṣṭas of the Atharvaveda Ed by George Melville BOLLING and Julius VON NEGELEIN Vol I Text and Critical Apparatus Part I Pariśiṣṭas I-XXXVI Leipzig 1909

Sanskrit

Pantschatantrum sive Quinquepartitum de moribus exponens Ex codicibus manuscriptis edidit commentariis criticis auxit Io Godofr Ludov KOSEGARTEN Pars prima Bonn 1848

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V BRADKE P 1892 = Ein lustiges Wagenrennen in Altindien RV 10 102 ZDMG 46 (1892) 445-465

BRERETON Joel P 2002 = The race of Mudgala and Mudgalānī JAOS 1222 (=FS INSLER ed by Joel P BRERETON and Stephanie W JAMISON) 224-234

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Otto BOumlHTLINGK und Rudolph ROTH St Petersburg 1855-1875 RAU Wilhelm 1973 = Metalle und Metallgeraumlte im alten Indien Akademie der Wissenschaften und

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RENOU Louis 1967 = Eacutetudes veacutediques et pāṇineacuteennes Bd XVI Paris 1967 RIJKSBARON Albert 1994 = The Syntax and Semantics of the Verb in Classical Greek An Introduction

Amsterdam 21994 SCARLATA Salvatore 1999 = Die Wurzelkomposita im R g-Veda Wiesbaden 1999 SCHMELLER Johann Andreas = Bayerisches Woumlrterbuch Bd 1 Muumlnchen 21872 SchwaumlbWB = Schwaumlbisches Woumlrterbuch Bearb von Hermann FISCHER Tuumlbingen 1904-1936 SPEIJER J S 1886 = Sanskrit Syntax Leiden 1886 SCHMITT Ruumldiger 1967 = Dichtung und Dichtersprache in indogermanischer Zeit Wiesbaden 1967 STRUNK Klaus 1969 = bdquoBesprochene und erzaumlhlte Weltldquo im Lateinischen Eine Auseinanderset-

zung mit H WEINRICH Gymnasium 76 (1969) 289-310 STRUNK Klaus 1992 = Agrave propos de quelques cateacutegories marqueacutees et non-marqueacutees dans la

grammaire du grec et de lindoeuropeacuteen In La langue et les textes en grec ancien Actes du colloque Pierre CHANTRAINE (Grenoble 5-8 septembre 1989) Eacuted par Franccediloise LEacuteTOUBLON Amsterdam 1992 29-45

SuumldhessWB = Suumldhessisches Woumlrterbuch Begruumlndet von Friedrich MAURER bearb von Wolfgang MUCH Marburg 1965 ff

THIEROFF Rolf Joachim BALLWEG 1994 (Hgg) = Tense Systems in European Languages Tuumlbingen 1994

THIEROFF Rolf 1994 = Das Tempussystem des Deutschen In THIEROFF BALLWEG 1994 (Hgg) 119-134

THOMAS Werner 1974 = Historisches Praumlsens oder Konjunktionsreduktion Zum Problem des Tempus-wechsels in der Erzaumlhlung Sitzungsberichte der wissenschaftlichen Gesellschaft an der Jo-hann Wolfgang Goethe-Universitaumlt Frankfurt am Main XI2 Wiesbaden 1974

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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TICHY Eva 1995 = Die Nomina agentis auf -tar- im Vedischen Heidelberg 1995 TUumlRSTIG Hans-Georg 1985 = The Indian Sorcery Called abhicāra Wiener Zeitschrift fuumlr die Kunde

Suumldasiens XXIX (1985) 69-117 VAN DER AUWERA Johan Vladimir A PLUNGIAN 1998 = Modality semantic map Linguistic Typo-

logy 2-1 (1998) 79-124 VATER Heinz 1994 = Einfuumlhrung in die Zeit-Linguistik 3 verb Aufl Huumlrth-Efferen 1994 (= KLAGE

Koumllner Linguistische Arbeiten - Germanistik 25) VENNEMANN Theo 1987 = Tempora und Zeitrelation im Standarddeutschen Sprachwissenschaft

12 (1987) 234-249 WACKERNAGEL Jakob KS = Kleine Schriften Bd 1 und 2 hg von der Akademie der Wissenschaften

zu Goumlttingen Goumlttingen 21969 Bd 3 hg von Bernhard FORSSMAN im Auftrage der Akade-mie der Wissenschaften zu Goumlttingen Goumlttingen 1979

WACKERNAGEL Jacob 1926 = Vorlesungen uumlber Syntax Bd 1 2 Aufl Basel 1926 WACKERNAGEL Jacob 1928 = Vorlesungen uumlber Syntax Bd 2 2 Aufl Basel 1928 WAKKER Gerry 1997 = Emphasis and Affirmation Soma Aspects of μήν in Tragedy In New Ap-

proaches to Greek Particles Proceedings of the Colloquium Held in Amsterdam January 4-6 1996 to Honour CJ RUIJGH on the Occasion of his Retirement Ed by Albert RIJKSBARON Amsterdam 1997 209-231

WEHR Barbara 1984 = Diskursstrategien im Romanischen Ein Beitrag zur romanischen Syntax Tuumlbingen 1984

WHITNEY Index = Index Verborum to the Published Text of the Atharva-Veda By William Dwight WHITNEY New Haven 1881

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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LUDWIG Alfred Der Rigveda oder die heiligen Hymnen der Bracirchmana Zum ersten Male vollstaumlndig ins Deutsche uumlbersetzt mit Kommentar und Einleitung 6 Bde Prag (Leipzig Wien) 1876 1876 1878 1881 1883 1888

AV

Atharva Veda Sanhita Hg von Rudolf ROTH und William Dwight WHITNEY Zweite verbesserte Auflage besorgt von Max LINDENAU Berlin 1924

Hymns of the Atharva-Veda Together with Extracts from the Ritual Books and the Commentaries translated by Maurice BLOOMFIELD Oxford 1897

Atharva Veda Saṃhitā Translated into English with Critical and Exegetical Commentary by Wil-liam Dwight WHITNEY Revised and Edited by Charles Rockwell LANMAN 2 Bde Cam-bridgeMass 1905

The Kashmirian Atharvaveda Ed LeRoy Carr BARRET Book four JAOS 35 (1915) 42-101 ndash Book five JAOS 37 (1917) 257-308 ndash Book twelve JAOS 46 (1926) 34-48 ndash Books sixteen and sev-enteen American Oriental Series Vol 9 New haven Connecticut 1936

The Paippalāda-Saṃhitā of the Atharvaveda Critically edited from palmleaf manuscripts in the Oriya script discovered by Durgamohan Bhattacharyya and one Śāradā manuscript Vol 1 Consisting of the first fifteen Kāṇḍas By Dipak BHATTACHARYA Calcutta 1997

Thomas ZEHNDER Atharvaveda Paippalāda Buch 2 Text Uumlbersetzung Kommentar Eine Sammlung altindischer Zauberspruumlche vom Beginn des 1 Jahrtausends v Chr Idstein 1999

The Pariśiṣṭas of the Atharvaveda Ed by George Melville BOLLING and Julius VON NEGELEIN Vol I Text and Critical Apparatus Part I Pariśiṣṭas I-XXXVI Leipzig 1909

Sanskrit

Pantschatantrum sive Quinquepartitum de moribus exponens Ex codicibus manuscriptis edidit commentariis criticis auxit Io Godofr Ludov KOSEGARTEN Pars prima Bonn 1848

Panchatantra II amp III Edited with Notes by Dr G BUumlHLER Bombay 31886 The Panchatantra A Collection of Ancient Hindu Tales in the Recension Called Panchakhyanaka and

Dated 1199 AD of the Jaina Monk Purnabhadra Critically edited in the original Sanskrit by Dr Johannes HERTEL Cambridge Mass 1908

Pantschatantra Fuumlnf Buumlcher indischer Fabeln Maumlrchen und Erzaumlhlungen Aus dem Sanskrit uumlber-setzt mit Einleitung und Anmerkungen von Theodor BENFEY 2 Bde Leipzig 1859

Pantschatantra Ein altes indisches Lehrbuch der Lebensklugheit in Erzaumlhlungen und Spruumlchen Aus dem Sanskrit neu uumlbersetzt von Ludwig FRITZE Leipzig 1884

Das Pantildecatantram (textus ornatior) Eine altindische Maumlrchensammlung Zum ersten Male uumlbersetzt von Richard SCHMIDT Leipzig oJ

Tantrākhyāyika Die aumllteste Fassung des Pantildecatantra Aus dem Sanskrit uumlbersetzt mit Einleitung und Anmerkungen von Johannes HERTEL Zweiter Teil Uumlbersetzung und Anmerkungen Leipzig und Berlin 1909

Grammatik

Pāṇinis Grammatik Herausgegeben uumlbersetzt erlaumlutert und mit verschiedenen Indices verse-hen von Otto BOumlHTLINGK Leipzig 1887

Aṣṭādhyāyī of Pāṇini in Roman transliteration by Sumitra M KATRE AustinTexas 1987

Orig in IJDL 12004 19-68

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Weitere Literatur

AiGr II2 = Jacob WACKERNAGEL Altindische Grammatik Band II2 Die Nominalsuffixe Von Albert DEBRUNNER Goumlttingen 1954

AMMANN Hermann 1928 = Die menschliche Rede Sprachphilosophische Untersuchungen Teil II Lahr

V BRADKE P 1892 = Ein lustiges Wagenrennen in Altindien RV 10 102 ZDMG 46 (1892) 445-465

BRERETON Joel P 2002 = The race of Mudgala and Mudgalānī JAOS 1222 (=FS INSLER ed by Joel P BRERETON and Stephanie W JAMISON) 224-234

BRUGMANN 1883 = Altind purā und griech πάρος mit dem Indicativ des Praumlsens Berichte uumlber die Verhandlungen der koumlniglich-saumlchsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig Philolo-gisch-historische Klasse Bd 35 (1883)169-173

CALAND Willem 1900 = Altindisches Zauberritual Probe einer Uebersetzung der wichtigsten Theile des Kauśika Sūtra Amsterdam 1900

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DELBRUumlCK Berthold 1876 = Altindische Tempuslehre Halle 1876 DELBRUumlCK Berthold 1888 = Altindische Syntax Halle 1888 DELBRUumlCK Berthold 1897 = Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen Zweiter Teil

Straszligburg 1897 DENNISTON J D 1959 = The Greek Particles Second Edition (with corrections) Oxford 1959 DWB = Deutsches Woumlrterbuch von Jacob und Wilhelm GRIMM Bd I-XVI Leipzig (Hirzel) 1854-

1960 ENGEL Ulrich 1988 = Deutsche Grammatik Heidelberg 1988 EWAia = MAYRHOFER Manfred Etymologisches Woumlrterbuch des Altindoarischen Heidelberg 1985-

1996 FALK Harry 1986 = Bruderschaft und Wuumlrfelspiel Untersuchungen zur Entwicklungsgeschichte des

vedischen Opfers Freiburg 1986 GELDNER Karl F 1892 = Vedische Studien 2 Bd I Heft Stuttgart 1892 GODDARD Cliff 1998 = Semantic Analysis A Practical Introduction Oxford 1998 GONDA Jan 1965 = The Savayajntildeas (Kauśikasūtra 60-68 Translation Introduction Commentary) Am-

sterdam 1965 GONDA Jan 1980 = Vedic Ritual ndash The non-solemn rites Leiden-Koumlln 1980 GOTŌ Toshifumi 1987 = Die bdquoI Praumlsensklasseldquo im Vedischen Untersuchung der vollstufigen themati-

schen Wurzelpraumlsentia Wien 1987 HARWEG Roland 1994 = Studien uumlber Zeitstufen und ihre Aspektualitaumlt Zweiter Halbband Bochum

1994 HETTRICH Heinrich 1988 = Untersuchungen zur Hypotaxe im Vedischen Berlin - New York 1988 HILLEBRANDT Alfred 1897 = Ritual-Literattur Vedische Opfer und Zauber Strassburg 1897 HOFFMANN Karl 1967 = Der Injunktiv im Veda Heidelberg 1967 HOFFMANN Karl KS = Kleine Schriften Hg von Johanna NARTEN Bd 1 Wiesbaden 1975 Bd 2

Wiesbaden 1976 INSLER Stanley 1987 = The Vedic causative type jāpaacuteyati In Studies in Memory of Warren Cowgill

(1929-1985) Ed by Calvert WATKINS Berlin New York 1987

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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JAMISON Stephanie W 1983 = Function and Form in the -aacuteya-Formations of the Rig Veda and Atharva Veda Goumlttingen 1983

JAMISON Stephanie W 1996 = Sacrificed Wife Sacrificers Wife Women Ritual and Hospitality in Ancient India New York Oxford 1996

JOHANSON Lars 2000 = Viewpoint operators in European languages In Tense and Aspect in the Languages of Europe Ed by Oumlsten DAHL Berlin - New York 2000 27-187

KEITH Arthur Berriedale 1925 = The Religion and Philosophy of the Veda and Upanishads (HOS 31) CambridgeMass 1925

KLEIN Jared S 1985 = Toward a Discourse Grammar of the Rigveda Vol I Coordinate Conjunction Part 1 Introduction ca utaacute Part 2 u aacutetha aacutetho aacutedha ād vā aacutepi Heidelberg 1985

KLINGENSCHMITT 1994 = Die Verwandtschaftsverhaumlltnisse der indogermanischen Sprachen In In honorem Holger Pedersen Kolloquium der Indogermanischen Gesellschaft vom 26 bis 28 Maumlrz 1993 in Kopenhagen unter Mitwirkung von Benedicte NIELSEN hg von Jens Elmegaringrd RASMUSSEN Wiesbaden 1994 235-251

KOZIANKA Maria 1998 = Zum kommunikativen Funktionswandel einer altindischen Partikel In Sprache und Kultur der Indogermanen Akten der X Fachtagung der Indogermanischen Ge-sellschaft Innsbruck 22-28 September 1996 Hg von Wolfgang MEID Innsbruck 1998 385-394

KRATZER Angelika 1991 = Modality In Semantik Semantics Hg von Arnim VON STECHOW und Dieter WUNDERLICH Berlin - New York (HSK 6) 1991 639-650

KUumlHNER Raphael Bernhard GERTH = Ausfuumlhrliche Grammatik der griechischen Sprache II Satzleh-re Dritte Auflage in zwei Baumlnden In neuer Bearbeitung besorgt von Dr Bernhard GERTH Erster Band Hannover und Leipzig 1898 Zweiter Band 1904

KUumlMMEL Martin 1996 = Stativ und Passivaorist im Indoiranischen Goumlttingen 1996 KUumlMMEL Martin 2000 = Das Perfekt im Indoiranischen Wiesbaden 2000 LfgrE = Lexikon des fruumlhgriechischen Epos Begruumlndet von Bruno SNELL Goumlttingen 1955ff LUBOTSKY Alexander 1995 = Vedic samaha verily IIJ 38 (1995) 257-260 LUBOTSKY Alexander 1997 = A Rgvedic Word Concordance 2 Bde New Haven Connecticut 1997 LUumlDERS Heinrich 195159 = Varuṇa Aus dem Nachlaszlig herausgegeben von Ludwig ALSDORF Bd

1 Varuṇa und die Wasser Goumlttingen 1951 Bd 2 Varuṇa und das Rta Goumlttingen 1959 MACDONELL Arthur Anthony 1916 = A Vedic Grammar for Students Oxford 1916 Zahlreiche Re-

prints Delhi 1955 ff MIGRON Saul 1975 = The Rgvedic Passive Aorist in -i A Functional Study FoL 8 (1975) 271-310 MUMM Peter-Arnold 1995a = Verbale Definitheit und der vedische Injunktiv In Verba et struc-

turae FS Klaus STRUNK Hg von Heinrich HETTRICH Wolfgang HOCK Peter-Arnold MUMM und Norbert OETTINGER Innsbruck 1995 169-193

MUMM Peter-Arnold 1995b = Generische Bezeichnung Onomasiologische Aufgaben und ihre Loumlsungen durch das neuhochdeutsche Artikelsystem Sprachwissenschaft 204 (1995) 420-467

MUMM Peter-Arnold 1996 = Parameter des einfachen Satzes aus funktionaler Sicht Abriszlig ihrer ono-masiologischen Systematik Teil I Relationierung der Lexeme in der Praumldikation Valenz Numera-litaumlt und Aspektualitaumlt des Verbs Muumlnchen - Newcastle 1996

MUMM Peter-Arnold 2002 = Retrospektivitaumlt im Rigveda Aorist und Perfekt In Indogermani-sche Syntax ndash Fragen und Perspektiven ndash Hg von Heinrich HETTRICH unter Mitarbeit von Je-ong-Soo KIM Wiesbaden (Reichert) 2002 157-188

Orig in IJDL 12004 19-68

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MYLIUS Klaus 1988 = Geschichte der altindischen Literatur (1 Aufl Leipzig 1983) 2 Aufl Bern Muumlnchen Wien 1988

NARTEN Johanna 1964 Die sigmatischen Aoriste im Veda Wiesbaden 1964 NARTEN Johanna KS = Kleine Schriften Bd 1 Hg von Marcos ALBINO und Matthias FRITZ Wies-

baden 1995 OBERLIES Thomas 1998 = Das religioumlse System des R gveda Erster Teil ndash Das religioumlse System des

Rgveda Wien 1998 OERTEL Hanns 1942 = Euphemismen in der vedischen Prosa und euphemistische Varianten in den

Mantras Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch-historische Abteilung Jahrgang 1942 Heft 8 Muumlnchen

OLDENBERG Hermann 1903 = Die Literatur des alten Indien Stuttgart und Berlin 1903 OLDENBERG Hermann 1912 = Rgveda Textkritische und exegetische Noten Siebentes bis zehntes Buch

Berlin 1912 OLDENBERG Hermann 21923 = die Religion des Veda Stuttgart 21923 OLDENBERG Hermann KS = Kleine Schriften Bd 1 und 2 Hg von Klaus L JANERT Wiesbaden 1967 PANZER Baldur 1963 = Die Funktion des Verbalaspekts im Praesens historicum des Russischen (Slavi-

stische Beitraumlge Bd 9) Muumlnchen 1963 PW = Sanskrit-Woumlrterbuch Hg von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bearb von

Otto BOumlHTLINGK und Rudolph ROTH St Petersburg 1855-1875 RAU Wilhelm 1973 = Metalle und Metallgeraumlte im alten Indien Akademie der Wissenschaften und

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V BRADKE P 1892 = Ein lustiges Wagenrennen in Altindien RV 10 102 ZDMG 46 (1892) 445-465

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BRUGMANN 1883 = Altind purā und griech πάρος mit dem Indicativ des Praumlsens Berichte uumlber die Verhandlungen der koumlniglich-saumlchsischen Gesellschaft der Wissenschaften zu Leipzig Philolo-gisch-historische Klasse Bd 35 (1883)169-173

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COMRIE Bernard 1976 = Aspect An Introduction to the Study of Verbal Aspect and Related Problems Cambridge 1976

DELBRUumlCK Berthold 1876 = Altindische Tempuslehre Halle 1876 DELBRUumlCK Berthold 1888 = Altindische Syntax Halle 1888 DELBRUumlCK Berthold 1897 = Vergleichende Syntax der indogermanischen Sprachen Zweiter Teil

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sterdam 1965 GONDA Jan 1980 = Vedic Ritual ndash The non-solemn rites Leiden-Koumlln 1980 GOTŌ Toshifumi 1987 = Die bdquoI Praumlsensklasseldquo im Vedischen Untersuchung der vollstufigen themati-

schen Wurzelpraumlsentia Wien 1987 HARWEG Roland 1994 = Studien uumlber Zeitstufen und ihre Aspektualitaumlt Zweiter Halbband Bochum

1994 HETTRICH Heinrich 1988 = Untersuchungen zur Hypotaxe im Vedischen Berlin - New York 1988 HILLEBRANDT Alfred 1897 = Ritual-Literattur Vedische Opfer und Zauber Strassburg 1897 HOFFMANN Karl 1967 = Der Injunktiv im Veda Heidelberg 1967 HOFFMANN Karl KS = Kleine Schriften Hg von Johanna NARTEN Bd 1 Wiesbaden 1975 Bd 2

Wiesbaden 1976 INSLER Stanley 1987 = The Vedic causative type jāpaacuteyati In Studies in Memory of Warren Cowgill

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1 Varuṇa und die Wasser Goumlttingen 1951 Bd 2 Varuṇa und das Rta Goumlttingen 1959 MACDONELL Arthur Anthony 1916 = A Vedic Grammar for Students Oxford 1916 Zahlreiche Re-

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Berlin 1912 OLDENBERG Hermann 21923 = die Religion des Veda Stuttgart 21923 OLDENBERG Hermann KS = Kleine Schriften Bd 1 und 2 Hg von Klaus L JANERT Wiesbaden 1967 PANZER Baldur 1963 = Die Funktion des Verbalaspekts im Praesens historicum des Russischen (Slavi-

stische Beitraumlge Bd 9) Muumlnchen 1963 PW = Sanskrit-Woumlrterbuch Hg von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bearb von

Otto BOumlHTLINGK und Rudolph ROTH St Petersburg 1855-1875 RAU Wilhelm 1973 = Metalle und Metallgeraumlte im alten Indien Akademie der Wissenschaften und

der Literatur ndash Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse Jahrgang 1973 Nr 8 Mainz

RENOU Louis 1967 = Eacutetudes veacutediques et pāṇineacuteennes Bd XVI Paris 1967 RIJKSBARON Albert 1994 = The Syntax and Semantics of the Verb in Classical Greek An Introduction

Amsterdam 21994 SCARLATA Salvatore 1999 = Die Wurzelkomposita im R g-Veda Wiesbaden 1999 SCHMELLER Johann Andreas = Bayerisches Woumlrterbuch Bd 1 Muumlnchen 21872 SchwaumlbWB = Schwaumlbisches Woumlrterbuch Bearb von Hermann FISCHER Tuumlbingen 1904-1936 SPEIJER J S 1886 = Sanskrit Syntax Leiden 1886 SCHMITT Ruumldiger 1967 = Dichtung und Dichtersprache in indogermanischer Zeit Wiesbaden 1967 STRUNK Klaus 1969 = bdquoBesprochene und erzaumlhlte Weltldquo im Lateinischen Eine Auseinanderset-

zung mit H WEINRICH Gymnasium 76 (1969) 289-310 STRUNK Klaus 1992 = Agrave propos de quelques cateacutegories marqueacutees et non-marqueacutees dans la

grammaire du grec et de lindoeuropeacuteen In La langue et les textes en grec ancien Actes du colloque Pierre CHANTRAINE (Grenoble 5-8 septembre 1989) Eacuted par Franccediloise LEacuteTOUBLON Amsterdam 1992 29-45

SuumldhessWB = Suumldhessisches Woumlrterbuch Begruumlndet von Friedrich MAURER bearb von Wolfgang MUCH Marburg 1965 ff

THIEROFF Rolf Joachim BALLWEG 1994 (Hgg) = Tense Systems in European Languages Tuumlbingen 1994

THIEROFF Rolf 1994 = Das Tempussystem des Deutschen In THIEROFF BALLWEG 1994 (Hgg) 119-134

THOMAS Werner 1974 = Historisches Praumlsens oder Konjunktionsreduktion Zum Problem des Tempus-wechsels in der Erzaumlhlung Sitzungsberichte der wissenschaftlichen Gesellschaft an der Jo-hann Wolfgang Goethe-Universitaumlt Frankfurt am Main XI2 Wiesbaden 1974

PndashA Mumm Altindisch sma Teil 1 Rig- und Atharvaveda

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TICHY Eva 1995 = Die Nomina agentis auf -tar- im Vedischen Heidelberg 1995 TUumlRSTIG Hans-Georg 1985 = The Indian Sorcery Called abhicāra Wiener Zeitschrift fuumlr die Kunde

Suumldasiens XXIX (1985) 69-117 VAN DER AUWERA Johan Vladimir A PLUNGIAN 1998 = Modality semantic map Linguistic Typo-

logy 2-1 (1998) 79-124 VATER Heinz 1994 = Einfuumlhrung in die Zeit-Linguistik 3 verb Aufl Huumlrth-Efferen 1994 (= KLAGE

Koumllner Linguistische Arbeiten - Germanistik 25) VENNEMANN Theo 1987 = Tempora und Zeitrelation im Standarddeutschen Sprachwissenschaft

12 (1987) 234-249 WACKERNAGEL Jakob KS = Kleine Schriften Bd 1 und 2 hg von der Akademie der Wissenschaften

zu Goumlttingen Goumlttingen 21969 Bd 3 hg von Bernhard FORSSMAN im Auftrage der Akade-mie der Wissenschaften zu Goumlttingen Goumlttingen 1979

WACKERNAGEL Jacob 1926 = Vorlesungen uumlber Syntax Bd 1 2 Aufl Basel 1926 WACKERNAGEL Jacob 1928 = Vorlesungen uumlber Syntax Bd 2 2 Aufl Basel 1928 WAKKER Gerry 1997 = Emphasis and Affirmation Soma Aspects of μήν in Tragedy In New Ap-

proaches to Greek Particles Proceedings of the Colloquium Held in Amsterdam January 4-6 1996 to Honour CJ RUIJGH on the Occasion of his Retirement Ed by Albert RIJKSBARON Amsterdam 1997 209-231

WEHR Barbara 1984 = Diskursstrategien im Romanischen Ein Beitrag zur romanischen Syntax Tuumlbingen 1984

WHITNEY Index = Index Verborum to the Published Text of the Atharva-Veda By William Dwight WHITNEY New Haven 1881

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1 Varuṇa und die Wasser Goumlttingen 1951 Bd 2 Varuṇa und das Rta Goumlttingen 1959 MACDONELL Arthur Anthony 1916 = A Vedic Grammar for Students Oxford 1916 Zahlreiche Re-

prints Delhi 1955 ff MIGRON Saul 1975 = The Rgvedic Passive Aorist in -i A Functional Study FoL 8 (1975) 271-310 MUMM Peter-Arnold 1995a = Verbale Definitheit und der vedische Injunktiv In Verba et struc-

turae FS Klaus STRUNK Hg von Heinrich HETTRICH Wolfgang HOCK Peter-Arnold MUMM und Norbert OETTINGER Innsbruck 1995 169-193

MUMM Peter-Arnold 1995b = Generische Bezeichnung Onomasiologische Aufgaben und ihre Loumlsungen durch das neuhochdeutsche Artikelsystem Sprachwissenschaft 204 (1995) 420-467

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MUMM Peter-Arnold 2002 = Retrospektivitaumlt im Rigveda Aorist und Perfekt In Indogermani-sche Syntax ndash Fragen und Perspektiven ndash Hg von Heinrich HETTRICH unter Mitarbeit von Je-ong-Soo KIM Wiesbaden (Reichert) 2002 157-188

Orig in IJDL 12004 19-68

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NARTEN Johanna 1964 Die sigmatischen Aoriste im Veda Wiesbaden 1964 NARTEN Johanna KS = Kleine Schriften Bd 1 Hg von Marcos ALBINO und Matthias FRITZ Wies-

baden 1995 OBERLIES Thomas 1998 = Das religioumlse System des R gveda Erster Teil ndash Das religioumlse System des

Rgveda Wien 1998 OERTEL Hanns 1942 = Euphemismen in der vedischen Prosa und euphemistische Varianten in den

Mantras Sitzungsberichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Philosophisch-historische Abteilung Jahrgang 1942 Heft 8 Muumlnchen

OLDENBERG Hermann 1903 = Die Literatur des alten Indien Stuttgart und Berlin 1903 OLDENBERG Hermann 1912 = Rgveda Textkritische und exegetische Noten Siebentes bis zehntes Buch

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Otto BOumlHTLINGK und Rudolph ROTH St Petersburg 1855-1875 RAU Wilhelm 1973 = Metalle und Metallgeraumlte im alten Indien Akademie der Wissenschaften und

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Koumllner Linguistische Arbeiten - Germanistik 25) VENNEMANN Theo 1987 = Tempora und Zeitrelation im Standarddeutschen Sprachwissenschaft

12 (1987) 234-249 WACKERNAGEL Jakob KS = Kleine Schriften Bd 1 und 2 hg von der Akademie der Wissenschaften

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NARTEN Johanna 1964 Die sigmatischen Aoriste im Veda Wiesbaden 1964 NARTEN Johanna KS = Kleine Schriften Bd 1 Hg von Marcos ALBINO und Matthias FRITZ Wies-

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OLDENBERG Hermann 1903 = Die Literatur des alten Indien Stuttgart und Berlin 1903 OLDENBERG Hermann 1912 = Rgveda Textkritische und exegetische Noten Siebentes bis zehntes Buch

Berlin 1912 OLDENBERG Hermann 21923 = die Religion des Veda Stuttgart 21923 OLDENBERG Hermann KS = Kleine Schriften Bd 1 und 2 Hg von Klaus L JANERT Wiesbaden 1967 PANZER Baldur 1963 = Die Funktion des Verbalaspekts im Praesens historicum des Russischen (Slavi-

stische Beitraumlge Bd 9) Muumlnchen 1963 PW = Sanskrit-Woumlrterbuch Hg von der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften Bearb von

Otto BOumlHTLINGK und Rudolph ROTH St Petersburg 1855-1875 RAU Wilhelm 1973 = Metalle und Metallgeraumlte im alten Indien Akademie der Wissenschaften und

der Literatur ndash Abhandlungen der geistes- und sozialwissenschaftlichen Klasse Jahrgang 1973 Nr 8 Mainz

RENOU Louis 1967 = Eacutetudes veacutediques et pāṇineacuteennes Bd XVI Paris 1967 RIJKSBARON Albert 1994 = The Syntax and Semantics of the Verb in Classical Greek An Introduction

Amsterdam 21994 SCARLATA Salvatore 1999 = Die Wurzelkomposita im R g-Veda Wiesbaden 1999 SCHMELLER Johann Andreas = Bayerisches Woumlrterbuch Bd 1 Muumlnchen 21872 SchwaumlbWB = Schwaumlbisches Woumlrterbuch Bearb von Hermann FISCHER Tuumlbingen 1904-1936 SPEIJER J S 1886 = Sanskrit Syntax Leiden 1886 SCHMITT Ruumldiger 1967 = Dichtung und Dichtersprache in indogermanischer Zeit Wiesbaden 1967 STRUNK Klaus 1969 = bdquoBesprochene und erzaumlhlte Weltldquo im Lateinischen Eine Auseinanderset-

zung mit H WEINRICH Gymnasium 76 (1969) 289-310 STRUNK Klaus 1992 = Agrave propos de quelques cateacutegories marqueacutees et non-marqueacutees dans la

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SuumldhessWB = Suumldhessisches Woumlrterbuch Begruumlndet von Friedrich MAURER bearb von Wolfgang MUCH Marburg 1965 ff

THIEROFF Rolf Joachim BALLWEG 1994 (Hgg) = Tense Systems in European Languages Tuumlbingen 1994

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THOMAS Werner 1974 = Historisches Praumlsens oder Konjunktionsreduktion Zum Problem des Tempus-wechsels in der Erzaumlhlung Sitzungsberichte der wissenschaftlichen Gesellschaft an der Jo-hann Wolfgang Goethe-Universitaumlt Frankfurt am Main XI2 Wiesbaden 1974

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WACKERNAGEL Jacob 1926 = Vorlesungen uumlber Syntax Bd 1 2 Aufl Basel 1926 WACKERNAGEL Jacob 1928 = Vorlesungen uumlber Syntax Bd 2 2 Aufl Basel 1928 WAKKER Gerry 1997 = Emphasis and Affirmation Soma Aspects of μήν in Tragedy In New Ap-

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