Münzen u. Münzwesen des Patriarchenstaates Aquileja / von Jakob Themessl

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    Mnzen u. Mnzwesen desPatriarchenstaates quileja.DonJakob Chemesslkaiserl. Ra1.Wien 1911.Derlag der Gestern Gesellschail ir 11111n1- und medaillenkunde.

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    StackAnno!501'7061ines der interessantesten und merkwrdigsten Staaten-w gebilde des Mittelalters ist das Patriarchat Aquileja. Es verdankt die Raschheit seines Aufsteigens, die Grsseseiner Erfolge und den Glanz seiner vielumworbenen Stellung zu-

    nchst den hervorragenden geistigen Eigenschaften einzelner seinerFrsten, deren Einuss auf das ffentliche Leben durch die Doppel-gestaltung ihres weltlichen und geistlichen Amtes mchtig gefrdertwurde. nicht weniger aber auch seiner gnstigen geographischenLage, durch welche es der Sehnsucht der deutschen Knige nachden Gelden Italiens und der rmischen Kaiserwrde als Pfrtnerzum gelobten Lande erscheinen musste, dessen Anhnglichkeit undTreue hoch bewertet und bezahlt wurde.Wenngleich das Thema dieser Abhandlung rein numismatisch

    sein sollte, kann ich es mir doch nicht versagen, wenigstens chtig,auch die Geschichte Aquilejas zu streifen, die schon dadurch, dassdie weltliche Macht des Staates von Deutschen begrndet und er-halten wurde, sowie durch den Umstand, dass der Adel des Landeslange Zeit hindurch rein deutsch war, fr uns hohes Interesse hat.Die Stadt Aquileja, die spter dem ganzen Staate den Namengeben sollte, wurde zwischen 183181 v. Chr. als Grenzfestunggegen die nrdlich und stlich des rmischen Reiches sitzendenBergkelten gegrndet und mit Kolonisten aus Latium besiedelt.

    Unter Kaiser Augustus war es der Hauptsttzpunkt fr seine Opera-tionen gegen Noricrgm, Pannonien und Japydien; von dort beganner seine Zge gegen die Alpenvlker.Bald war Aquileja Roms grsster Waffenplatz, Station einesTeiles der rmischen Flotte und der Mittelpunkt des rmischenWelthandels vom Norden Europas mit dem Orient. Ueber Aquilejafhrten die grossen Strassen nach Pannonien ber den BirnbaumerWald und Aemona (bei Laibach), dann ber Triest nach Siscia, demheutigen Sissek, und nach Ostrom; nrdlich ber ]ulium Carnicum

    (dem heutigen Zuglio) und den Pleckenpass ins Gailtal nach Aguntum1*

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    (Jnnichen) und von da weiter durch Tirol nach Sddeutschland, undnordstlich durch das Fellatal und ber den Predil nach Virunum(bei Klagenfurt), Vindobona und Carnuntum.In den hugen Kmpfen um den rmischen Thron wurde

    Aquileja des fteren belagert und erobert, hielt sich jedoch aufseiner Hhe.Von den Goten, Alanen und Vandalen so ziemlich verschont,wurde Aquileja im Sommer 452 von Attila belagert, unter entsetz-lichen Grausamkeiten erobert und dem Erdboden gleichgemacht.Wohl wurde es wieder aufgebaut, gelangte jedoch nie mehr zuseiner frheren Blte, da der grsste und reichste Teil seiner Be-wohner nach den Laguneninseln gechtet und das Hinterland fr

    den Handel verloren war.Die Kunstwerke wanderten nach Venedig, dessen Palste undKirchen aus den rmischen Quadern Aquilejas erbaut wurden.Der Fall Aquilejas war der Vorlufer der Auflsung des west-rmischen Reiches. Die Einflle der nordischen Vlker wurdenimmer huger, der Widerstand Roms, entkrftet, entvlkert unddemoralisiert, immer schwcher, bis der Germane Odoaker durchdie Absetzung des letzten Schattenkaisers Romulus Augustulus dem

    westrmischen Reiche ein Ende machte.Odoaker wurde im April 489 durch den Ostgoten Theodorichin der Nhe Aquilejas besiegt und 493 gettet. Whrend der38 jhrigen Regierung Theodorichs des Grossen genoss das Reichund mit ihm Aquileja Ruhe und erholte sich langsam, wurde jedochspter im Kampfe Ostroms gegen die Ostgoten mehrfach verheert.Im Jahre 568 erfolgte der Einfall der Langobarden unterAlboin. Im 7. Jahrhundert brachen die Slawen, welche sich mittler-

    weile im heutigen Krain und Grz festgesetzt hatten, in Friaul ein,wurden jedoch schliesslich von den Langobarden wieder vertrieben.Im Jahre 774 besiegte Kaiser Karl der Grosse die Lango-barden und Aquileja kam unter die Herrschaft der von ihm ein-gesetzten frnkischen Markgrafen von Friaul, spter in Abhngigkeitvon den Herzogen von Bayern und Krnten.In kirchlicher Beziehung trat aber Aquileja neuerdings in denVordergrund und wurde von weltgeschichtlicher Bedeutung. InAquileja fasste von Rom aus die christliche Religion zuerst Wurzelund von hier aus erfolgte die Bekehrung Oberitaliens und unserer

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    5Alpenlnder. Nach der Tradition kam, vom heil. Petrus gesandt, derEvangelist Markus im Jahre 46 nach Aquileja und bekehrte die Be-wohner zum Christentum. Sein Nachfolger war der heil. Hermagoras,der in den ofziellen kirchlichen Listen als Deutscher bezeichnetwird und vorn heil. Petrus als erster Bischof von Oberitalien ein-

    gesetzt wurde. Aquileja ist daher nach Rom die lteste Dizeseder abendlndischen Christenheit und deren Vorsteher erhielt denersten Rangnach dem Papste eingerumt.Im Jahre 69 erlitt der heil. Hermagoras den Mrtyrertod; esfolgten dann weiter die vielen Christenverfolgungen, bis endlichKaiser Konstantin der Grosse die christliche Religion zur herrschendenerklrte.

    Mit dem heil. Valerianus (369389) beginnt die Reihe derMetropolitanerzbischfe von Aquileja, denen die Bischfe von Istrien,Noricum, Pannonien, Venetien, Como, Sirmien und. Augsburg unter-stellt waren. .Im Jahre 452 chtete sich beim Hera_nnahen der Hunnender damalige Metropolit Secundus nach dem auf einer Lagunen-insel gelegenen Kastell von Grado, das nun mit zeitweiligen Unter-brechungen der Sitz der Erzbischfe von Aquileja blieb.

    Durch diese Uebersiedlung traten Doppelwahlen ein und eserfolgte eine Spaltung in die Dizesen Aquileja und Grado. BeideMetropoliten beanspruchten die Oberhoheit ber die untergeordnetenBistmer und befehdeten sich aufs usserste, wobei Aquileja vonden Langobarden, Grado aber von den Griechen, respektive Ost-rom untersttzt wurde.Im Jahre 617 verlegten die Metropoliten ihren Sitz von

    Grado nach Cormons und im Jahre 737 nach Cividale, der Re-sidenz der langobardischen Herzoge. Im Jahre 774 erfolgte derSturz des Langobardenreiches und die Eroberung Oberitaliensdurch Karl den Grossen, der den Titel Patriarch der Erzbischfevon Aquileja ofziell anerkannte.Patriarch Paulinus II. (776803) war ein treuer Freund undBerater Kaiser Karls und untersttzte ihn eifrig bei der Bekehrungder heidnischen Alpenslawen zum Christentum.Unter seinem Nachfolger Ursus I. (804811) entbranntenStreitigkeiten zwischen den Patriarchen von Aquileja und den Erz-bischfen von Salzburg wegen der kirchlichen Gerichtsbarkeit und

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    6Kaiser Karl bestimmte den Lauf des Drauusses als Grenze derbeiden Dizesen (14.Juni 811).Daraus entwickelte sich nach dem Sturze Herzogs Thassilo II.von Bayern auch die Territorialgrenze, da Karl der Grosse ausdessen Landen zwei Markgrafschaften bildete: Bayern mit Karan-

    tanien nrdlich der Dran und Karantanien sdlich der Dran mitFriaul. In kirchlicher Beziehung blieb diese Abgrenzung ber einJahrtausend bestehen.Um das Jahr 900 beginnen die Einflle der Magyaren, durchwelche Friaul und mit ihm Aquileja viel zu leiden hatte.Das Patriarchat hatte im 9. und 10. Jahrhundert durch dieGunst der deutschen Kaiser seine Besitzungen in Friaul und in Istrien

    ganz bedeutend vermehrt und umfassende Jurisdiktionen sowie vieleandere Privilegien erworben. Zur politischen Selbstndigkeit wares jedoch noch nicht gelangt. Dies blieb erst dem 11.Jahrhundertvorbehalten,v in welchem durch die Staatsklugheit der Patriarchenund unter dem Schutze und der ttigen Mitwirkung der deutschenKaiser und Knige der Grund zur spteren Machtentwicklung undReichsunmittelbarkeit Aquilejas gelegt wurde.Das Land Friaul selbst war zu dieser Zeit fast ganz deutsch,

    wenigstens was die herrschende Klasse betrifft. Von den Lango-barden sassen noch viele Familien im Lande; mit Karl dem Grossenkamen frnkische Edlinge, die sich ansiedelten; jeder Patriarch, undin dieser Periode waren alle deutsch, brachte Freunde und Ver-wandte mit, die im Lande blieben und nun ihrerseits wieder deutscheKolonisten anzogen. In Friaul entwickelte sich reges deutschesLeben, ein Kranz von deutschen Burgen und Orten entstand, in

    deren Namen man noch heute vielfach die deutsche Abstammungerkennt, z. B. Arispergo (Auersperg), Gronumbergo (Grnberg),Partistagno (Pertenstein), Prampero (Pramberg), Rivistagno (Ruben-stein), Soffumpergo (Scharfenberg), Spilimbergo (Spielberg) u. a.Im Karnien, dem gebirgigen Teil Friauls an der KrntnerGrenze, Werden heute noch italienische Kirchenlieder nach lango-bardischen Weisen gesungen.Solange Aquileja treu zu den deutschen Kaisern stand, konnteman es auch, obwohl durch die Mauer der Alpen von Deutschlandgetrennt, als deutsches Land bezeichnen. Mit dem Moment aber,in dem sich die Patriarchen von den deutschen Kaisern ab- und

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    7den Ppsten zuwendeten, verlor das Land fr erstere seine Wichtig-keit, wurde dem deutschen Einusse entzogen und romanisiert.Der eigentliche Grnder der Macht und des Ansehens Aquilejas,der die knftige Entfaltung und Blte des Patriarchenstaates ein-leitete, war Patriarch P 0 p p o.Schon unter seinen Vorgngern, den Patriarchen Rodoald und

    Johann IV. (9841019), einem Gnstling Kaiser Heinrich II. warAquileja in den Besitz wichtiger Burgen und Gebiete gelangt. Sobesttigt Kaiser Otto II. im Jahre 983 dem Patriarchen Rodoald berVerwendung des Krntner Herzogs Otto I., zugleich Markgraf vonVerona und Graf von Friaul, den Besitz der Kastelle Buggia,Fagagna, Groang, Udine und Pratta, und Patriarch Johann IV. er-warb durch Schenkung das wichtige Gebiet von Grz und denLandstrich zwischen Wippach und Isonzo.

    Patriarch Poppo (l0191045), eine der grssten Gestaltenunter den Patriarchen, entstammte einem vornehmen Krntner Ge-schlechte. Er war unstreitig einer der bedeutendsten und begabtestenPatriarchen, von grosser Tatkraft, schpferischem Geiste und kriege-rischem Mute, der sich der besonderen Gunst dreier deutscher Kaisererfreute und dieselbe fr die Interessen seines Staates bestens zu be-ntzen wusste. Es gelang ihm mit Hilfe Kaiser Konrad II. im Jahre 1027sich der faktischen Oberhoheit der Krntner Herzoge zu entziehen undsein Land unmittelbar unter Reichshoheit zu stellen 1. Den Krntnernblieb n_ur mehr die nominelle Hoheit als Patrone oder Schutzvgte derKirche von Aquileja. Ausserdem erhielt Poppo vom Kaiser ausge-dehnte Besitzungen verliehen, so dass er (nach Czrnig) ein jhrlichesEinkommen von 150.000 Dukaten hatte, umgerechnet die Regalien.Wie Poppo das Ansehen Aquilejas nach aussen hob, ebensoverbesserte er auch die Lage und die Verwaltung im Innern. Erschaffte das Durcheinander des langobardischen, frnkischen, bayeri-schen und salischen Rechtes (jeder Angehrige der betreffenden

    Stmme lebte bisher nach seinem Stammesrecht) ab und fhrte dasrmische Recht als das allein gltige ein; er befestigte und ver-' 30. Mai 1027. Adalpero, Herzog von Krnten, und sein Vogt Vizelin ent-sagen im ffentlichen Gerichte, welches Kaiser Konrad II. zu Verona hielt, demAnspruche, welchen sie gegen den Patriarchen Poppo von Aquileja hinsichtlichder Gaben und die Dienste erhoben, die von allen Hfen, Schlssern und Weilernder Kirche von Aquileja und von allen auf dem Kirchengute Wohnenden, Freienoder Unfreien, dem Herzoge zu leisten sein sollen. (De Rubeis II, eo]. 500.)

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    --- -"*1 31337 jrv-h_u ---_schnerte die Stadt Aquileja und die Wiedererrichtung des herr-lichen Domes und des Glockenturmes ist sein Werk.Mit ihm tritt Aquileja in die Numismatik ein.Die Mnzen des Patriarchenstaates, erst einfach Nachahmungen

    der Friesacher, nehmen im Mnzwesen des 13., 14. und in der erstenHlfte des 15. Jahrhunderts einen hervorragenden Platz ein und ver-drngen in der ersten Hlfte des 14. Jahrhunderts sogar die in einemgrossen Teile Oesterreichs bis tief nach Kroatien hinein in Umlaufbendlichen Friesacher Pfennige.In den Urkunden des 13. bis zum 15. Jahrhundert kommenfr die Mnzen des Patriarchen von Aquileja die Formen: Aglaier,Aglyer, Agleyr, Agloier Agleyger, Agellaerer" und Aglayer Silber

    vor, spter heissen sie dann Friauler oder Vrawler Mnz.Ursprnglich jedoch waren die Aglaier, mit Ausnahme desersten bekannten Stckes, auf das ich spter komme, nichts anderesals Friesacher Pfennige, fhrten die Namen Friesacher, Frisacen-sis, Frissachenses, Frisserio usw. und behielten diese auf ihren Ur-sprung hinweisenden Namen auch dann noch, als in Krnten, inFriesach schon lange nicht mehr geprgt wurde.In der ersten Zeit drften die Friesacher, die sich bald nach

    Beginn ihrer Ausprgung (um 1130) grosser Beliebtheit und Ver-breitung erfreuten und durch die starken HandelsbeziehungenAquilejas mit Deutschland, die durch Krnten fhrten, in grosserZahl ins Land gekommen waren, die etwa gebruchliche Mnze,wahrscheinlich nach Veroneser oder Regensburger Schlag, ver-drngt haben und einfach im Verkehr angewendet worden sein.Spter wurden sie wohl im Patriarchate nachgeprgt, und zwar mitmglichst genauer Beibehaltung des Mnzbildes und der Umschrift,

    um von der Beliebtheit der Friesacher Nutzen zu ziehen. Erst imLaufe der Zeit, ungefhr mit Wolfker beginnend, erreichen sie jenen,in Oberitalien heimischen, schsselfrmigen Typus der Agleyer, dernun wieder seinerseits von den Grzer Grafen in Lienz und Latisana,in Triest und auch vom Krntner Herzoge Bernhard fr Laibachnachgeahmt wurde. * **Ueber das Mnzrecht von Aquileja und ber den Beginn derPrgung daselbst herrschte lange Zeit Unklarheit und die Meinungender verschiedenen Numismatiker gingen sehr weit auseinander.

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    9Schon der Patriarch Rodoald soll im Jahre 963 von KaiserOtto I. mit dem Mnzrechte begnadet werden sein, doch ndetsich nirgends eine Spur dieser Verleihung und bei dem Umstande,dass der weitaus grsste Teil der Mnzprivilegien aus der Ottonen-zeit sptere Flschungen sind, ist der Glaube an dieses Mnzprivileg

    nicht aufrecht zu erhalten.Auch die Mnzrechtsverleihung an Patriarch Poppo im. Jahre 1028, auf welche sich das ganze sptere Mnzwesen Aquilejasrechtlich aufbaute, war lange Zeit umstritten und es berwog dieMeinung jener, die sie ebenfalls fr eine sptere Flschung hielten.Die betreffende Urkunde selbst, ausgestellt zu Immideshuson,flschlich Imideshirton (Imbshausen bei Hildesheim), durch Knig

    Konrad II. am 11. September 1028, ist uns im Originale nicht er-halten, sondern nur in einer notariellen Abschrift (Liruti bei Arge-lati II, 96) aus dem Jahre 1195 im Archivio capitolare zu Udine.Liruti selbst hlt das Mnzprivileg fr vollkommen echt undmeint, dass der Patriarch Poppo auf Grund des ihm im Jahre 1028von Konrad II. ber Frsprache Herzog Adalberos von Krnten ge-whrten Rechtes der erste italienische Frst gewesen sei, welcherseine eigenen Mnzen schlug, whrend die anderen nur auf

    Rechnung des Kaisers oder Knigs und in dessen Namen mnzten.Auch de Rubeis ist derselben Meinung und hlt das Diplom Kon-rad II. fr vollkommen authentisch.Dieses Diplom lautet im bezglichen Teile: . . . monetampublicam infra civitatem Aquileje faciendi. Igitur denarios ipsiusmonete ex puro argento rmiter precipimus eri et Veronensismonete denariis aequiparari, nisi prenominatus patriarcha sua spon-

    tanea voluntate velit meliorare (. . . ffentliches Geld zu schlageninnerhalb der Stadt Aquileja. Daher befehlen wir strenge, dass dieDenare derselben Mnze [Mnzsttte] aus reinem Silber hergestelltwerden und den Denaren der Veroneser Mnze gleichwertig seien,wenn nicht der vorgenannte Patriarch aus freiem Willen sie ver-bessern [besser machen] will). (De Rubeis II, col. 505 u. 506.)Es ist ja an und fr sich nicht gerade unglaubwrdig, dassPoppo das vorstehende Mnzprivileg wirklich erhielt, wenn manbedenkt, welche grosse Bedeutung die Patriarchen in geistlicherund weltlicher Beziehung erlangt hatten. In geistlicher Beziehungdadurch, dass ihr Sprengel sich ber das ganze F riaul bis tief nach

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    10Krnten und Krain hinein erstreckte, in weltlicher durch den Um-stand, dass sie als Herren eines aufblhenden Staatswesens an derfr die deutschen Herrscher der damaligen Zeit so wichtigen st-lichen Einfallspforte nach Italien sassen. Ausserdem waren ja ihreNachbarn, die Erzbischfe von Salzburg (28. Mai 996), sowie die Bi-

    schfe von Freising und Augsburg schon vor ihnen mnzberechtigt.Wie bereits gesagt, kennen wir das Mnzprivileg vom Jahre 1028nur aus einer vom kaiserlichen Notar Peter unterm 25. November 1195 -beglaubigten Abschrift.Die Notariatsklausel lautet: Ego Petrus imperialis notarius ut vidiin authentico domini Conradi invictissimi imperatoris ita transcripsi niladdens vel minuens quod sensum mutaret (Ich Peter, kaiserl. Notar,habe, wie ich in dem Original des unbesiegbarsten Kaisers Herrn Kon-

    rad gesehen habe, [es genau] so abgeschrieben, ohne irgend etwashinzuzufgen oder wegzulassen, was den Sinn ndern wrde)Carli Rubbi, der im Einklange mit Muratori die Echtheit dieserUrkunde absolut nicht gelten lsst, fhrt als Grnde hierfr Fehlerim Wortlaute und in der Schreibweise an und legt dar, dass wederder Stil noch die Ausdrcke in Uebereinstimmung sind mit anderenUrkunden Konrad II. und seiner Epoche. Hofrat v. Luschin, unserberhmter Mnzforscher fr das Mittelalter, glaubt jedoch, die Grnde

    Carlis auf Rechnung der Flchtigkeit in der Abschrift zu setzen.Wichtiger erschien schon der Umstand, dass in keiner derKaiserurkunden, welche der verschiedenen Schenkungen an Aquilejagedenken und die Gerechtsame der Patriarchen anfhren, irgendwiedes Mnzrechtes oder einer Mnzsttte Erwhnung getan wird,auch nicht in dem Diplom Friedrich I. vom Jahre 1180, in welchemgenau angegeben ist, worin die Regalien etc. des Patriarchen be-stehen. Allerdings kommt auch in einem Diplom Friedrich II. vom

    24. Februar 1214, also zu einer Zeit, als Aquileja schon sicherprgte, unter den aufgezhlten Rechten das Mnzrecht nicht vor.Am verdchtigsten jedoch schien es, dass das vollkommen ver-schollene und nie erwhnte Mnzprivileg Konrad II. vom Jahre 1028auftauchte, als es die Patriarchen dringend bentigten.Die Patriarchen hatten nmlich gegen Ende des 12. Jahr-hunderts die in ihrem Lande als landluge Mnze geltenden Frie-sacher wahrscheinlich einfach nachgeprgt. Die Salzburger Bischfe,als Herren der Friesacher Mnze,'fhrten nun Klage bei Kaiser

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    11Heinrich VI. und erwirkten auf dem kaiserlichen Hoftage zu Mailandam 1.Juni 1195 folgende Entscheidung: . . . quod nullus omnino per totum archiepiscopatum Salz-burgensem monetam cudere debeat in forma monetae Salzburgensisnisi tantum monetarii Archiepiscopi Salzburgensis, hii scilicet, qui-bus ipse hoc faciendum commiserit ( . . . dass berhaupt niemand

    im ganzen Erzbistum Salzburg Mnzen schlagen soll in Form derSalzburger Mnze ausser nur die Mnzer des Erzbischofs von Salz-burg, d. h. diejenigen, denen er selbst das zu tun auftragen wird)Dieses Urteil bedeutete also fr die Patriarchen von Aquilejadas kaiserliche Verbot, weiterhin Salzburger, das ist FriesacherMnzen nachzuahmen. Vorn 25. November desselbenJahres datiertnun jene notarielle Ausfertigung des kaiserlichen Notars Peter, inwelcher uns das angezweifelte Mnzprivilegium Konrad II. vom

    Jahre 1028 berliefert wird!Carli nimmt die Flschung als feststehend an. Der Vorgangbei derselben mge etwa der gewesen sein, dass das Privilegium,als man es so notwendig brauchte, einfach fabriziert worden sei, wiees ja zur damaligen Zeit oft geschah, und zwar derart, dass maneine echte Urkunde hnlichen Wortlautes, vielleicht eine solche aufdas Recht der Wechselbank, welche gleichfalls moneta hiess, alsVorlage bentzte und entsprechend abnderte. Durch den Verweis

    dieses kniglichen Gnadenbriefes vermochten dann die Patriarchenalle Bedenken, die sich etwa gegen ihre Mnzberechtigung erhoben,zu zerstreuen. Carli Rubbi glaubt, dass Patriarch Wolfker (1204-1218)der erste war, welcher das Recht erlangte, Mnzen zu schlagen, undzwar anfangs des 13. Jahrhunderts als Entschdigung fr die Hilfs-gelder, welche er Otto IV. gegeben und bersieht dabei, dass esja schon vor Wolfker Denare der Patriarchen Pilgrim und G ott-fried gab, welche deren Namen tragen.

    Direktor Albert Puschi ist in seinem mustergltigen WerkeLatelier monetaire des Patriarches dAquile der Ansicht, dassdas Mnzrecht den Patriarchen von Aquileja von keinem derHerrscher verliehen worden war, sondern dass sie aus eigenerMachtvollkommenheit zu prgen begonnen htten, wahrscheinlichnach dem Frieden von Konstanz im Jahre 1183, und dass sie darindem Beispiele einer grossen Zahl italienischer Kommunen gefolgtwren, die sich dieses Recht flschlich anmassten.

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    12Puschi meint, dass, falls Konrad II. wirklich im Jahre 1028 dasMnzprivileg gegeben htte, es mehr als verwunderlich sein msste,wenn ein Frst wie Poppo, so mchtig und bestrebt, den Glanzseines Namens und seiner Macht zu vergrssem, davon nicht Ge-brauch gemacht habe, ebensowenig seine Nachfolger und dass

    man einen Zeitraum von zirka 150 Jahren verstreichen liess, bevorman das Mnzprivilegium ausntzte.Puschi glaubt daher als feststehend annehmen zu drfen, dassdie Patriarchen gegen Ende des 12. Jahrhunderts mit der Prgung,resp. Nachprgung der Friesacher begannen und dass sie, durchdas Urteil vom 1.Juni 1195 gentigt, zur Rechtfertigung ihresUebergriffes und um weiter mnzen zu knnen, zur Flschungeines Mnzprivilegs schritten, ein Kunststck, zu welchem damals

    viele Frsten und Kommunen Italiens ihre Zuflucht nahmen.Man muss gestehen, dass die Zweifel und Grnde, welchegegen die Echtheit des Mnzprivilegs vom Jahre 1028 sprechen,ausserordentlich schwerwiegend und berfhrend wirken und selbstHofrat v. Luschin, der am lngsten einer mglichen Echtheit des-selben das Wort geredet und alle gnstigen Umstnde zusammen-getragen hatte, musste zum Schlusse zugeben, dass die Beweisegegen die Echtheit geradezu niederdrckende wren.

    Nun bringt aber Dan nenb e rg in seinen Deutschen Kaiser-mnzen II, Taf.88, Nr. 1731 die Abbildung eines Pfennigs des Patri-archen Pop po von Aquileja. Dieses bisher nur in einem Exemplarim Berliner Mnzkabinett vorhandene Stck soll aus dem Funde vonJarocin, Kreis Pleschen (Posen), stammen, der imJahre 1878 gehobenwurde. Beschrieben in v. Sallets rZeitschrift fr Numismatik,Vll, 146.Die Mnze ist nach Regensburger Schlag und zeigt auf derVorderseite im Perlkreise den Kopf Kaiser Konrads nach rechts

    (vom Beschauer). Die Umschrift lautet: + CHNRAD"IMPF'

    Die Umschrift der Rckseite lautet: + POPPO'PTHA --, imPerlkreise kleines Kirchengebude oder Turm, daneben: AO< L:

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    13Die erste Erwhnung dieser Mnze geschieht in der Sitzungder Berliner numismatischen Gesellschaft vom 5. April 1880. Dannen-berg nimmt sie fr Aquileja in Anspruch und schreibt, sie sei sovllig deutscher, insbesonders Regensburger Fabrik, wenn auchnicht Regensburger Geprges, und so weit ab von italienischer

    Art, dass jeder auf den ersten Blick und ohne weitere Prfungder Umschrift sie fr deutsch erklren wird.Es wurden jedoch Zweifel gegen die Zugehrigkeit zu Aqui-leja laut und A. Busson meinte, das Stck eher nach Paderbornlegen zu sollen. Als Hauptargument gegen Aquileja fhrt er ineinem von Hofrat v. Luschin in seinem Nachlasse vorgefundenenManuskript an, dass doch in dem Mnzprivileg Konrads II. aus-

    drcklich vorgeschrieben wird, sich an die Veroneser Mnze an-zuschliessen und dass die Uebertragung eines derart deutschenTypus in ein italienisches Gebiet etwas ganz Unbegreifliches wre.Hofrat v. Luschin pichtet jedoch vollkommen DannenbergsAnsicht bei und meint, dass Busson einen Augenblick die Zu-teilung dieses Stckes an den Bischof Poppo von Holte in Paderborn(10761084) fr mglich hielt, obwohl damals kein Kaiser Konradregierte und dass er PTHA als verderbte Abkrzung von PATER

    BRVNNVM gedeutet habe.Luschin schreibt: Bei reiferer Ueberlegung scheint Bussonselbst von dem Gedanken an Paderborn zurckgekommen zu sein.In der Tat halte ich Dannenbergs Bestimmung fr richtig. Knnteman selbst das PTHA, das die ungezwungene Krzung von PATRIARCHA ist, fr den verderbten Ortsnamen von Paderborn halten,so bleibt fr A0>< L keine andere Lesung als Aquilegensis, da ja

    die beiden ersten Silben bei Auflsung des Krzungszeichens vollausgeschrieben erscheinen. _Der von Busson und anderen gemachte Einwurf des deutschenTypus der Mnze, der gar nicht zum italienischen Gebiete und zudem vorgeschriebenen Veroneser Schlage passe, erledigt sich vonselbst dadurch, dass Patriarch Poppo nicht nur deutscher Abkunftwar, sondern dass er auch in einem Lande herrschte, dessen Adelzum grssten Teile deutsch war, in welchem in einzelnen Stdtendas Deutsche in der Majoritt war, welches grosse Besitzungen indeutschen Lndern besass und mit letzteren rege Handelsbeziehungenunterhielt.

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    14Ueberdies haben ja die spteren Nachfolger Poppos ohneRcksicht auf das .et Veronensis monetae denariis equipararides Mnzprivilegs sich genau an den Friesacher Schlag gehalten.Dass der Pfennig Poppos nach Regensburger Schlag aus-gebracht wurde, darf nicht wundemehmen, wenn man bedenkt,

    dass Regensburg schon unter den Karolingern Mnzsttte war unddass es die fhrende Stellung im Donauhandel durch das 10., 11.und bis tief ins 12. Jahrhundert hinein behauptete. Die RegensburgerMnze beherrschte zu dieser Zeit den Verkehr in unseren Gegenden,und Salzburg sowie die Krntner Herzoge Konrad I. (10041011)und Adalbert (10121036) mnzten auf den Regensburger Schlagund die einzelnen bekannten Mnzen dieser Herren weisen im

    Typus vollstndige Uebereinstimmung mit dem vorliegenden PfennigPoppos auf. Es ist brigens naheliegend, dass Aquileja, welchesdamals politisch zu Deutschland, in losem Verbande zu Krntengehrte und in regen Handelsbeziehungen mit Regensburg, derMetropole des sdstlichen Deutschlands, stand, seine Mnze eben-falls nach dem weitverbreiteten Regensburger Schlage einrichtete.Nach dem Gesagten ist es also als feststehend anzunehmen,dass die Zuteilung des im Funde von Jarocin vorgekommenen und

    von Dannenberg dem Patriarchen Poppo von Aquileja zugeschrie-benen Pfennigs unzweifelhaft richtig ist und damit ist wohl auchdas so lange Zeit unsichere und umstrittene Mnzprivileg Konrad II.vom Jahre 1028 als echt besttigt. Die neueren Urkundenforscherund Kenner nden an dem Notariatsakte vom Jahre 1195 nichtsBedenkliches, und Mnner wie Stumpf, Ficker und Breslau er-whnen diese Urkunde, ohne etwas gegen sie einzuwenden.

    Dem Patriarchen Poppo folgten Eberhard (10451049),frher Domherr zu Augsburg, Gote pold (10491060) und Ra-van gar (10601068), smtliche deutscher Abkunft, von denenausser kirchlichen Zwistigkeiten mit Grado, Ravenna und denPpsten wenig Bedeutendes zu sagen ist.Patriarch Sieghard Graf v. Playen (10681077) war indem unseligen Investiturstreite zwischen Kaiser Heinrich IV. undPapst Gregor VII. ein treuer Freund des ersteren, der ihn dadurchbelohnte, dass er das Patriarchat vollstndig aus der wenn auchnur nominellen Gewalt der Herzoge von Krnten, und zwar mitZustimmung des Herzogs Luitp01d, befreite, ihm die durch den

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    15Tod des Grafen Ludwig von Friaul erledigte Grafschaft Friaul mitallen dazugehrigen Lehen verlieh und ihn mit allen herzoglichenund markgrflichen Rechten daselbst bekleidete (Urkunde dto. Pavia,3. April 1077). Patriarch Sieghard wurde dadurch tatschlich selbst-stndiger und unmittelbarer Reichsfrst.

    Dieser Schenkung folgte dann am 11. Juni desselben Jahres zuNrnberg die Verleihung der Mark Krain und der Grafschaft Istrien.Patriarch Heinrich (10771084), frher Kanonikus vonAugsburg, stellte sich im Kirchenstreite auf Seite des Papstes, wes-halb ihm vom Kaiser Krain und Istrien wieder entzogen und an dieKrntner Herzoge aus dem Hause Eppenstein verliehen wurde.Sein Nachfolger, Patriarch Friedrich II. (10841085), einNeffe des Bhmenknigs Wratislav und frher Propst von Brnn, der

    einzige Patriarch slawischer Abstammung, wurde gleich nach seinemRegierungsantritte von seinen slawischen Untertanen erschlagen.Ulrich I. (10851121), ein Sohn des Herzogs Marquardvon Krnten aus dem Hause Eppenstein, frher Abt von St. Gallen,war ein kriegerischer Herr, der das Schwert ebenso gut zu fhrenwusste als das Kreuz; von grossem Mute und von zher Ausdauer,hielt er mit seinem Bruder Liutold, Herzog von Krnten, treu zu

    Kaiser Heinrich IV., fr den er durch die in seinen Hnden bend-lichen Alpenpsse von ausserordentlicher Wichtigkeit war. Er erhieltdafr im Jahre 1093 neuerdings die Markgrafschaft Krain. Durchseine Vermittlung wurde endlich im Jahre 1111 die Ausshnungzwischen Papst und Kaiser herbeigefhrt.Ulrich erwarb fr das Patriarchat grosse Besitzungen in Istrienund erreichte es, dass sein Bruder Heinrich, der inzwischen Herzogvon Krnten geworden war, endgltig auch auf die Schutzvogtei

    ber die Kirche von Aquileja verzichtete, daher die Gerichtsbarkeitan das Kapitel berging (1121). Die Klster Mosach (Moggio) bei Ven-zone, Rosazzo und das Chorherrenstift Ebemdorf in Krnten ver-danken ihm ihr Entstehen.Er zog viele deutsche Adelige aus Krnten, Steiermark undaus dem Reiche ins Land und unter seiner Regierung gelangte derPatriarchenstaat zu einem Ansehen, zu einer Macht und Ausdehnung

    wie nie zuvor und kaum jemals nachher. .Sein Nachfolger war Gerhard von Premariaccio (11221128),dessen Regierung jedoch ziemlich bedeutungslos verlief.

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    16Nach einer Sedisvakanz bestieg Pilgrim I. [Peregrin] (1130bis 1162), ein Sohn Herzog Heinrichs von Krnten aus dem HauseSponheim, den Patriarchenstuhl. Er erhielt vom Papste die geist-liche Gerichtsbarkeit ber 16 Bistmer endgltig zugesprochen, dar-unter im heutigen Oesterreich Pola, Triest und Parenzo, so dass er

    in geistlicher Beziehung das ganze Gebiet von den rhtischen Alpenbis an die Dran und Save beherrschte.Pilgrim war ein treuer Freund und Berater der hohenstauschenKaiser, erschien auf den deutschen Reichstagen und erhielt vonKaiser Friedrich I. fr seine Treue im Jahre 1160 die GrafschaftBelluno an der Tiroler Grenze. Unter ihm beginnen aber auchschon die Zwistigkeiten mit den aufstrebenden Grafen von Grz,

    welche dann durch Jahrhunderte fortdauem und den Patriarchen-staat mehr als einmal dem Untergange nahebringen.Von den bis hieher angefhrten Nachfolgern des PatriarchenPoppo ist in numismatischer Beziehung nichts zu sagen und mankennt keine Mnzen, die mit einem Anschein von Berechtigung demeinen oder anderen zugeschrieben werden knnten. Welcher Artdie Mnzen und das Mnzwesen in dem verstrichenen Zeitraumevon zirka 100 Jahren im Patriarchenstaate waren, lsst sich heute

    nicht bestimmen; es ist jedoch mglich, dass in Zukunft, geradesowie im Funde von Jarocin der Pfennig Poppos, Mnzen dieser Epocheauftauchen, die dann den Schleier der Ungewissheit etwas lften.Mglich ist es, dass in Aquileja nach dem Mnzfusse vonVerona oder in Verona selbst auf Rechnung der Patriarchen geprgtwurde. Sehr wahrscheinlich jedoch ist es, dass man an dem Regens-burger Schlage festhielt, denn diese Stadt behauptete ihre Handels-

    vorherrschaft fr die in Betracht kommenden Gegenden bis ins12. Jahrhundert hinein und da, wie schon bemerkt, der Patriarchen-staat in lebhaften Handelsbeziehungen zu eben diesen Gegendenstand, wird er wohl auch sein Mnzwesen, wie es schon Poppogetan, weiterhin dem beliebten und verbreiteten RegensburgerSchlage angepasst haben.In der zweiten Hlfte des 12. Jahrhunderts bahnte sich jedochim Mnzwesen der stlichen Alpenlnder eine grosse Umwlzungan, indem die Friesacher Pfennige alle anderen verdrngten.Seit ungefhr dem Jahre 1130 hatten die Salzburger Erzbischfeauf ihrer Besitzung Friesach in Krnten eine Mnzsttte in Betrieb,

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    17deren Erzeugnisse als Friesacher Pfennige Denarii Frisacenses,Frixahenses, Frexachenses, Frixeria, Frisacchi usw. sich bald grosserBeliebtheit erfreuten.Da der Patriarchenstaat in Krnten grosse Besitzungen hatteund namhaften Handel mit diesem Lande trieb, da ferner dieLehenstrger des Patriarchates und die Untertanen von den Be-

    sitzungen desselben in Krnten (die Abteien Ossiach, Viktringund die Propstei Ebemdorf) den Kirchenzehnten und andere Ab-gaben in den landlugen Friesacher Pfennigen abstatteten,strmten bald grosse Mengen dieser Mnzart nach Aquileja, wosie nach verhltnismssig kurzer Zeit die gangbarste Mnze wurde,und wo ihr Name auch dann noch fortbestand, als sie in ihrerHeimat lngst nicht mehr geprgt wurde und jede Geltung ver-loren hatte.

    Es ist interessant, dass die italienischen Numismatiker derfrheren Zeit absolut sich die Herkunft des Namens Frisacenses,Frexachenses, Frisacchi, Frixerii usw. nicht erklren konnten, zuden unmglichsten Deutungen ihre Zuucht nahmen und unteranderen Meinungen die Friesacher Pfennige den Langobarden oderTrevisanem zuschrieben, ja, Carli Rubbi glaubt sogar, dass dieBenennung Frixigerii oder Frixingerii zu lesen sei und mglicher-weise von Freisingen in Bayern stamme, wo sich ja ebenfalls

    eine Mnzsttte befand.In Friauler Urkunden werden die Friesacher zuerst imJahre 1169 und dann im Stadtrecht von Cividale vom Jahre 1176erwhnt, in welchem die Abgaben der ansssigen Kaufleute aufeine Anzahl Denarios Frisacensis monetae, je nach Grsse desBangrundes festgesetzt werden. Nach Luschin gestattet der Wortlautdieser Urkunde sogar den Rckschluss, dass die Friesacher Pfennigeschon zur Zeit Pilgrims landluge Mnze waren.

    Eine Zuteilung der Pfennige aus dieser Periode ist nicht mg-lich, da die Geprge stumm sind, das heisst keine Inschrift tragen,und diese Friesacher nicht bloss in Friaul, sondern auch in VenedigKrnten, Steiermark, Krain und besonders in Ungarn gefundenwurden. Auch lsst sich nicht nachweisen, ob als Mnze nur diedurch Zehentzahlungen oder als Handelsgeld ins Land gekommenenFriesacher verwendet wurden oder ob die Patriarchen fr ihre Rech-nung inFriesach mnzen oder im Lande nachprgen liessen.

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    18Im Katalog der Sammlung Windischgrtz, bei Puschi undanderen werden Friesacher Pfennige stummen Geprges, die wahr-scheinlich dieser Periode angehren, als lteste Aquilegier be-schrieben. Ich setze diese Stcke ohne jede weitere Kritik hieher.2. Vs.: Ein sehr roh ausgearbeiteter Kopf, darber ein Kreuz, rechts

    und links davon ein Ringel, rechts vom Kopfe (vom Be-schauerl) ein Stern, links der Krummstab.

    Rs.: Im Perlkreise ein grosses Krckenkreuz mit vier grossen,stark ausgeprgten Kugeln in den Winkeln.Durchm.: 17 bis 19 mm, Gewicht: 0'85 bis 124 g.

    Diverse Varianten.3. Vs.: In einfachem Kreise ein roh ausgefhrtes Brustbild, dar-ber ein aus vier kleinen Punkten gebildetes Kreuz, rechtsund links davon je ein grsserer Punkt oder Kugel; rechtsvom Kopfe der Krummstab, links ein fnf- bis siebenstrahligerStern. Die Konturen des Halses und der Brust sind durchPerllinien angedeutet.

    Rs.: Im Perlkreise ein doppelter Bogen, in welchem sechs bissieben, darunter zwei bis drei Punkte. Auf dem Bogen dreiTrme mit je einem aus vier Punkten gebildeten Kreuz.Durchm.: 17 bis 20 mm, Gewicht: 1'20 bis 128 g.Die Varianten beschrnken sich auf die Punktzahl, sowie aufdie Anzahl der Strahlen des Sternes. Raimann erwhnt in der Be-schreibung des Fundes von Dorosma, dass auf einigen Stckendieser Art anstatt des Sternes der Buchstabe sichtbar sei, drfteaber dabei wohl die nachfolgende Art gemeint haben. Ob diesezwei beschriebenen Stcke nach Aquileja gehren und welchem

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    19Patriarchen sie zuzuteilen sind, lsst sich nicht bestimmen und allederartigen Versuche beruhen nur auf Vermutungen oder willknlieber Annahme.Auf etwas festeren Boden gelangen wir schon mit dem nchst-folgenden Stcke:4. Vs.: Ein Kopf auf sehr langem Hals- und Brustansatz; ber

    dem Kopfe ein Ring, bei Varianten ein Stern oder eineRose. Links (vom Beschauer) der Krummstab, danebenein P, welches bei einigen Arten fehlt, rechts ein , dar-ber ein Stern oder Ring, darunter oder daneben drei odervier Punkte.

    Rs.: In gebrochenen Linien ein dreitrmiges Kirchengebude.

    Der mittlere Turm ist auf einem Giebel aufgesetzt unddaher hher als die zwei Seitentrme, im Giebel, resp. immittleren Turm ein oder zwei Ringel oder Punkte. Diedrei Trme tragen je ein Kreuz, welches bei einigenVarianten fehlt.Durchm.: 16 bis 18 mm, Gewicht: 1 bis 1'50 g.Zu bemerken wre noch, dass diese Gruppe von etwas dickeremund sorgfltiger gehmmertem Schrtling ist. Durch die Buchstaben

    P und , die auf den Mnzen des Friesacher Schlages nur einenSinn haben knnen, lassen sie sich als bestimmt fr Aquileja be-zeichnen. Hofrat Luschin bemerkt in seinen Umrissen einer Mnz-geschichte der altsterreichischen Lande im Mittelalter zu diesemStcke um 11601175 Ulrich 11., fgt jedoch ein Fragezeichen bei.Im Friesacher Typus und damit auch bei den im Patriarchate in Umlauf bendlichen Friesacher Pfennigen tritt gegen Ende des12.Jahrhunderts eine Aenderung insoferne ein, als die stummen

    Geprge verschwinden und an ihre Stelle Mnzen treten, welchedirekt durch eine Umschrift auf Friesach als Mnzsttte hinweisen.Die Vorderseite zeigt das immer noch roh gezeichneteBild des Patriarchen oder Bischofs (gewhnlich bis zu den Knien)21

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    20mit Mitra, dem Krun.mstab in der rechten und dem Buche in derlinken Hand. Die Umschrift ist rcklug und lautet: ERICEI\Imlw oder FRI7ICEI\IIDIUI zwischen zwei einfachen Kreislinien.Die R c k s eite trgt in doppeltem Perlkreise einen Kirchen-giebel mit zwei Spitztrmen, darauf je ein Punkt, auf dem Giebel

    ein Punkt und darber ein freistehendes Kreuz. Der Durchmesserbetrgt zwischen 17 und 21 mm, das Gewicht 090 bis 1'27 g.Diese Art ist die unter den Friesachern am hugsten vor-kommende. Dadurch, dass eine Variante die Aufschrift HBERTVt/JBP (Abb. 5) trgt, ist es mglich, die Zeit dieser Mnzen zu be-

    stimmen und man wird sie daher in die Jahre 11831200, derzweiten Regierungszeit Erzbischof Albrechts von Salzburg, desMnzherrn von Friesach, und in die Zeit des Patriarchen Gott-fried 11821199 legen mssen.Die Patriarchen von Aquileja scheinen sich nun nicht mehrdamit begngt zu haben, die ins Land kommenden Friesacher alsLandesmnze kursieren oder fr ihre Rechnung in Friesach prgen

    zu lassen, sondern haben die Friesacher Pfennige in ihrem Staatenachgeprgt. Hofrat v. Luschin schreibt darber in seinem WerkeDie Agleier sehr interessant.Unter den oben beschriebenen Pfennigen mit der UmschriftERICEHUJIED wird man bei genauerer Betrachtung bald zweiGruppen herausnden knnen.

    Die eine Gruppe (Abb. 6) zeigt den unebenen, dnnenSchrtling, die rohe, aber geniale Zeichnung, wie sie eben denFriesachern eigen ist.

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    21Die zweite Gruppe (Abb. 7) zeigt dasselbe Mnzbild, jedochist der Schrtling strker, die Rnder etwas aufgebogen, die Zeich-nung sorgfltiger, aber auch steifer als die keck hingeworfene

    der ersten Gruppe, das Buch in der Hand des Bischofs zeigt beieinigen Varianten eine Verzierung in Form eines Andreaskreuzes,die Schrift ist dicker und die Buchstaben ausgebaucht. Auf derRckseite benden sich unter dem Kirchengiebel zwei, manchmalauch drei Punkte.Luschin nimmt an, dass die Pfennige der zweiten Gruppe nachihrem ganzen Habitus Erzeugnisse italienischer Stempelschneider

    und bereits in Aquileja, resp. in einer Mnzsttte des Patriarchateshergestellt seien.Direktor Puschi meint zwar, dass diese Annahme ProfessorLuschins sich auf keinen dokumentarischen Nachweis sttzen knne,und dass auch die Stcke dieser Gruppe in Friesach hergestelltwurden, vielleicht durch einen geschickteren Mnzmeister, mglicher-weise italienischer Nation.Nachdem aber die nachfolgenden Stcke mit der Umschrift

    QVII1GI und diejenigen mit dem Namen der Patriarchen Gott-fried und Pilgrim, die doch ganz gewiss schon in Aquileja her-gestellt waren, genau denselben Typus aufweisen wie die Pfennigeder zweiten Gruppe, glaube ich mich vollkommen der MeinungProfessor v. Luschins anschliessen zu mssen. Die Klage des Erzbischofs von Salzburg wegen des Nach-prgens seiner Friesacher kann sich ebenso gegen die Herzoge

    von Krnten gerichtet haben, wie an die Adresse der Patriarchenvon Aquileja. Am 1.Juni 1195 eross auf dem kaiserlichen HoftageHeinrich VI. zu Mailand das oben Seite 11 bereits im Wortlauteangefhrte Urteil, das heisst die Ausprgung auf Salzburger Artwar ausschliesslich den Mnzern des Erzbischofs vorbehalten. 'Htten die Patriarchen von Aquileja nicht die Friesacher nach-geprgt, wre es wohl nicht ntig geniesen, dass sie im Herbst des

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    22Jahres 1195 auf das verschollene Mnzprivileg Konrad II. vomJahre 1028 zurckgriffen und gleichzeitig die Mnzen insofernenderten, als sie statt ERICENUJIUJ die Inschrift TYO.VIIr(-IGIFeinsetzten.8. Das Mnzbild auf beiden Seiten wie Nr. 7. Auf der Vorder-

    seite: 7IQV-I-DEGI-P-Durchm.: 17 bis 21 mm, Gewicht: 0'97 bis 1'17 g.

    Diese Stcke drften also gleich in die Zeit nach 1195 ein-zulegen sein.Patriarch Gottfried ging noch weiter, indem das nchste Stckschon seinen Namen trgt.

    9. Vs. und Rs. wie vorher; auf dem Buche in des Bischofs Handjedoch die Buchstaben: i, also Gottfried.Durchm.: 17 bis 19 mm, Gewicht: 099 bis 1'26 g.

    Sein Nachfolger Peregrin brachte ebenfalls die Anfangsbuch-staben seines Namens an.

    10. Vs. und Rs. wie vorher; auf dem Buche: Ei == Piligrim (nachdeutscher Schreibweise).Durchm.: 18 bis 21 mm, Gewicht: 098 bis 126 g.Diese beiden letzteren Stcke entstammen dem grossen Fundevon Detta in Ungarn, welcher zum grossen Teile von Hofratv. Luschin erworben wurde, dem wir auch die Entdeckung derBuchstaben auf dem Buche verdanken.Das nchste Stck bildet den Uebergang zum eigentlichen

    Aglaier-Typus. Der Schrtling ist bereits schsselfrmig aufge-

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    23bogen, die Zeichnung Weit zierlicher als bei den vorhergehendenStcken.11. Vs : Im Doppelkreise das Bild eines Bischofs in ganzer Figursitze n d, in der rechten Hand den Krummstab, links dasBuch, auf dem Messkleid rechts und. links je drei Punkte

    ins Dreieck gestellt. Der innere Kreis wird durch dieKnie unterbrochen. Die Umschrift lautet: + 7IQVII(E(5171-P-

    Rs.: Im doppelten Perlkreise das Kirchengebude, jedoch inganz anderer Art als bei den frheren Stcken. Das Ge-

    bude selbst ruht auf fnf Sulen, resp. vier Bgen, derGiebel ist dreieckig, darber ein Punkt und das freistehendeKreuz; die beiden Seitentrme haben statt des Spitz-daches Kuppeldcher von ganz eigener Form, die in einerKugel endigen.Durchm.: 20 bis 22 mm, Gewicht: 1 bis 129 g.Dieses Stck drfte noch dem Patriarchen Peregrin II. ange-

    hren und man wird Hofrat v. Luschin beipichten mssen, wenner in seinen Agleyer meint, dass ja, von einigen Stempel-kreuzungen abgesehen, die Mnzen der Patriarchen von Wolfkerangefangen alle den Namen des Mnzherrn aufweisen, und dasssie ferner statt des Krummstabes den Kreuzstab fhren, whrenddas vorliegende Stck noch den Krummstab hat.Jedenfalls bildet dieses Stck den Uebergang vom FriesacherSchlag zum Aquilejer oder Aglaier-Typus, der nun wieder vonden Bischfen von Triest, den Grafen von Grz und den Herzogenvon Krnten (fr Laibach) nachgeahmt wird.* **Bevor ich nun die Zeit Wolfkers bespreche, ist noch dasHistorische ber die Patriarchen Ulrich II., Gottfried und Peregrin II.nachzuholen.

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    24Patriarch Ulrich II., Graf von Treffen in Krnten (1162 bis1182), war ein Anhnger Kaiser Friedrich Barbarossas, verstand esaber auch, sich mit dem Papste gut zu stellen, weshalb ihm schliess-lich auch die Vershnung des Rotbart mit dem Papste Alexander III.gelang. Er wurde in Kriege mit der damals schon mchtigen Re-

    publik Venedig verwickelt und gefangen. Das Patriarchat ver-grsserte er durch die ihm von seinem Vater zugefallene GrafschaftTreffen in Krnten und durch viele Burgen.Gottfried II. (11821199), war ein Verwandter und An-hnger der Hohenstaufen und wurde vom Kaiser zum Reichsvikarvon Italien ernannt. Unter ihm kam es vielfach zu Fehden seinermchtig gewordenen Vasallen.

    Sein Nachfolger Peregrin oder Pilgrim II. (11991204),aus der Familie Dornberg, wurde in huge Fehden mit den Grafenvon Grz und mit Ezzelino von Romano verwickelt, die viel zurSchwchung des Patriarchates beitrugen. Von den Trevisanemwurde er im Jahre 1201 am Tagliamento empndlich geschlagenund suchte Hilfe bei Venedig. Diese wurde ihm auch gewhrt, dochwurde dieses Schntzverhltnis die Ursache der spteren Abhngigkeitund des schliesslichen Unterganges.

    Ihm folgte Wolfker von Leubrechtskirchen (12041218),geboren zu Kln, studierte zuerst in Hildesheim, dann in Palermo,war Erzieher der Shne Friedrich Barbarossas, Bischof von Passauund Padua und. Domherr in Aquileja.Er war ein durch grosse Staatsklugheit, Frmmigkeit und ritter-lichen Sinn ausgezeichneter Frst, der es verstand, sich in politischerBeziehung weder mit dem Papste noch mit dem Kaiser zu ver-

    feinden, er war in Italien Guelfe, in Deutschland Ghibelline. ImPatriarchate gelang es ihm, whrend seiner Regierungszeit viele ver-pfndete Kirchengter einzulsen und Schulden zu tilgen.Mit Patriarch Wolfker beginnt im Mnzwesen Aquilejas einneuer Zeitabschnitt. Die Form der Mnzen nimmt vollkommenden charakteristischen schsselfrmigen Typus an, der sich dann alsAglayer-Mnze so ausserordentlicher Beliebtheit und Verbreitungerfreut und die Friesacher vollkommen verdrngt. Die Stckewerden redend und in der Hand des Bischofs erscheint zumerstenmal statt des Krummstabes das Kreuz.

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    26von Salzburg in Friesach in Krnten, und zwar wie Luschin be-weist seit 1130.Ihre grosse Beliebtheit und Verbreitung brachte es mit sich,dass sie bald und hug nachgeprgt wurden und dass sich benach-barte Staaten und Mnzherren nach dem Friesacher Mnzfusse

    richteten. Ueber denselben nden sich im 12. Jahrhundert nur sehrsprliche Nachrichten.Im Jahre 1207 werden Friesacher Pfennige erwhnt, vonwelchen 5 Vierting einer Zahlmark von 160 Pfennigen, also 200 Stckeine Mark Feinsilber machten, daher der Name Fumfvierdunger.Im Jahre 1217 werden phuntere erwhnt, die leichter sind undvon denen 240 Stck auf die feine Mark gingen. Dieser Fuss hieltsich dann lnger und noch im Jahre 1244 wird das Pfund Pfennige

    (also 240 Stck) mit einer Anfzahl von 5 Pfennigen fr eine MarkFeinsilber gerechnet. Ausgebracht wurden die Friesacher und dieihnen nachgeahmten Aquilejer nach der Friesacher Mark, dempondus publicum Frisacense.Luschin meint in seinen Mnzgeschichtlichen Vorstudien,dass die Friesacher Mark nicht daselbst heimisch gewesen sei,sondern von auswrts eingebrgert und dann nach dem auf blhenden

    Handelsplatze so genannt wurde. Je grsser die Beliebtheit undVerbreitung der Friesacher Pfennige wurde, desto mehr verbreitetesich auch das Friesacher Gewicht, bis es im Jahre 1286 durch dasWiener Gewicht verdrngt wurde.Luschin kommt durch seine Berechnungen zu dem Schlusse,dass die alte Friesacher Mark 231'048 g hatte und daher der altenClner Mark von 233'682 g ausserordentlich nahe kam. Nachdemdie letztere in Deutschland und Oberitalien vielfach in Anwendung

    war, kann man annehmen, dass die alte Friesacher Mark nichtsanderes war, als das alte Clner Gewicht.In der zweiten Hlfte des 12. Jahrhunderts trat Venedig, dieaufstrebende Lagunenknigin, in starke Handelsbeziehungen mitFriaul und seinen Hinterlndern. Eine Folge davon war, dassVenetianer Mass und Gewicht im Patriarchenstaate immer mehr zurGeltung gelangte.

    Wir haben gesehen, dass schon Peregrin II. um 1200 denMnzfuss von Friesach verliess und mit dem unter Nr. 11 be-

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    27sprochenen Stcke den Uebergang zum neuen Mnzsystem an-bahnte.Den neuen Typus der Agleyer oder Aglaier, auch FriaulerPfennige habe ich schon frher besprochen. Trotz des raschenZurckweichens der Friesacher, die nicht nur in ihrem frheren

    Verbreitungsgebiete, sondern auch in ihrem Stammlande bald ver-schwanden, behielten im Patriarchenstaate auch die schwereren undgrsseren Mnzen nach dem neuen Schlage noch lange den NamenFriesacher, whrend fr die leichteren der Ausdruck parvuliVerenenses diente.Die Aglaier wurden nach der Venetianer Mark ausgebracht,die auch anderwrts Verbreitung fand und etwas schwerer war alsdie Clner, da sie 238'3437 g betrug.

    Die Einheit des Mnzwesens war der silberne Denar von Aqui-leja, auch Frisserio usw. genannt. Dieser teilte sich in 12, spter14 piccolis, parvus Veronenses, auch bagattino.Patriarch Bertrand prgte auch halbe Pfennige, vom Volkemezzini genannt, und doppelte Pfennige grossi, ohne jedochhierin von seinen Nachfolgern nachgeahmt zu werden.Der Denar hatte 17 bis 23 mm Durchmesser und war im Ge-

    wicht ausserordentlich variabel.Der Piccolo war eine kleine Kupfermnze mit einem AchtelSilberzusatz, also eine Billonmnze. Das Gewicht der Piccolisvariiert ausserordentlich und betrgt 025 bis 0'60 g. Sie wurdenzuerst von Patriarch Gregor von Montelongo geschlagen.Denare oder Pfennige und Piccolis waren reale Mnzen; esgab aber auch ideale Zhlungsmnzen, um eine bestimmte Anzahlin einem Begriff oder durch ein Wort auszudrcken. Zu diesen

    gehrt der Solidus, die Lira, die Fertons und die Mark.Der Solidus bezeichnete eine Summe von 12 gleichwertigenMnzen.Die Lira di denari waren 20 Denare, die Lira di soldi =20 soldi 12 piccoli oder Lira di piccoli veronesi.Die Zahlmark-Denare waren 160 Denare, der Fertone dasViertel davon = 40 Denare oder 2 Lira di denari.

    Im 14. Jahrhundert gab es noch eine Lira schiavonese zu8 Denaren. Die grsste Zhlungsmnze war die Marca ad usumcuriae, in welcher die Einknfte und Leistungen der Gter etc. be-

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    28rechnet wurden und welche mit der Zeit und den Verhlt-nissen, sowie den Preisen der Produkte immer mehr im Wertezunahm.Die Mnzsttte der Patriarchen von Aquileja wechselte sehrhug ihren Standplatz, was ja bei der damaligen primitiven Ein-richtung mit keinen Schwierigkeiten verbunden war. Nachdem sie

    von der Stadt Aquileja, die in ungesunder und sehr wenig sichererLage sich befand, wegverlegt war, befand sie sich bald in Udine,bald in Cividale oder Getnona, um endlich denitiv in Udine zubleiben.Die Prgung selbst wurde namentlich in spterer Zeit vonden Patriarchen an Mnzunternehmer verpachtet, manchmal sogarausser Landes gegeben und warf den Patriarchen einen bedeutendenGewinn ab, der noch durch die Einhebung eines immer steigenden

    Schlagschatzes von den Unternehmern und durch Verschlechterungder Mnze erhht wurde. So kam es, dass z. B. im Jahre 1359 dieDenare einen Zusatz von 40 / Kupfer hatten und bei den Piccolisdieser Zeit der ohnedies geringe Silberzusatz ganz entfllt.Das Personale des Mnzamtes bestand, wenn, wie es ja meistder Fall war, die Mnze an Unternehmer auf krzere oder lngereZeit verpachtet war, aus einem Vertrauensmann' des Landesherrn,dem sogenannten Prsidenten, meist aus einer adeligen Familie, der

    die ganze Gebarung zu berwachen hatte. Unter ihm stand derMnzmeister (monetario), der Mnzprobierer (saggiatore), der Schrotund Korn zu prfen hatte, und ein Kontrollor (custode), der dieAusprgung berwachte und die Mitsperre bei der Verwahrung derStempel und der noch nicht geprften Mnzen hatte. Auf Mnz-verflschung waren die strengsten Strafen gesetzt.Wir kehren nun zur geschichtlichen Reihenfolge der Patri-archen zurck und werden bei jedem derselben eine kurze histo-

    rische Skizze, die von ihm ausgebrachten Mnzen, soweit sie be-kannt sind, geben und die auf die Mnzttigkeit whrend seiner Re-gierung bezughabenden Urkunden etc. anfhren.' Ausserordentlich genaue und interessante Berechnungen und Auf-stellungen ber den Wert und die Verschlechterung der Mnzen, sowie berdie Gewichtsverhltnisse bringt Direktor Albert Puschi in seinem WerkeLatelier monetaire des patriarches dAqnile, Macon 1887.

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    29Bertold von Meranien (12181251).Patriarch Bertold stammte aus dem Hause der Andechs-Meranier und war ein Schwager des Ungarknigs Andreas II. undfrher Erzbischof von Kalocsa und Bau von Kroatien.Er wurde infolge einer schwankenden Wahl vom Papste Hono-

    rius III. zum Patriarchen ernannt und hiedurch das dem Kapitelvon Aquileja zustehende Recht der freien Patriarchenwahl durch-brochen. Durch diesen Vorgang wurde der Einuss der Ppste aufden Patriarchenstaat naturgemss grsser, whrend derjenige derdeutschen Kaiser zu schwinden begann.Die Ppste ernannten natrlich nur ihnen genehme Personen,fast ausnahmslos Italierier und Franzosen, die nun ihrerseits wieder

    ihre Landsleute heranzogen. Die Deutschen in Friaul erhieltenkeinen Nachschub mehr, ihre Adeligen wurden verdrngt, starbenaus oder wurden, gleich den deutschen Brgern in den Stdten,romanisiert und so wurde aus dem, zumindest in seinen hherenSchichten deutschen Lande in verhltnismssig kurzer Zeit einitalienisches.Pat1 iarch Bertold versuchte es mit Erfolg, die etwas lssig ge-

    wordene kirchliche Disziplin in seinem Bereiche wieder zu festigen,sorgte fr gute Strassen, erwies sich als Herrscher von grosserKlugheit und Unternehmungsgeist und suchte das Landvolk nachMglichkeit gegen die Uebergriffe der Burgherren zu schtzen.Trotzdem herrschte im Lande steter Unfriede und seine eigenenVasallen verbanden sich mit Treviso und Venedig gegen ihrenLehensherrn; ebenso war er in bestndiger Fehde mit dem un-ruhigen Ezzelino von Romano und dem Grafen Meinhard von Grz.Durch die Verwahrlosung und Versumpfung der Kanle wardie Stadt Aquileja ausserordentlich ungesund und hug von Fieberheimgesucht werden und Bertold verlegte daher im Jahre 1238seine Residenz nach Weiden, dem heutigen Udine, das von nunan auch der Hauptort des Patriarchates blieb, whrend die StadtAquileja immer mehr verel.14. Vs.: Im Doppelkreise die Figur des Patriarchen mit Mitra und

    Pallium sitzend, in der rechten Hand den Kreuzstab, inder linken das Evangelium. Um die Figur im Felde:BRTO HDVS - P-

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    Rs.: Im Doppelkreise die Inschrift: + -CIVITYIS - QVIHGI-Im Felde der heil. Hermagoras mit erhobenen Hnden.Durchm.: 20 bis 21 mm, Gewicht: 0'98 bis 1'22 g.

    Puschi meint zwar, es wre dies das Bild der heil. Jungfrau,doch ist bei zwei tadellos erhaltenen Stcken meiner Sammlung derVoll- und Schnurrbart des Heiligen zu sehen.15. Vs.: Wie vorher.

    Rs.: Im doppelten Perlkreise ein bezinntes Tor, darauf ein links

    sehender Adler mit offenen Fngen und lilienfrmigemStosse. Die Umschrift lautet: +CIVITTIS-QVIIri-IGIDurchm.: 20 bis 21 mm, Gewicht: 1 bis 1'20 g.16. Vs.: Wie vorher.

    Rs.: Im doppelten Perlkreise ein Kastell mit einem Tor unddrei Trmen, davon der mittlere mit drei Zinnen etwas

    breiter und hher als die beiden Seitentrme, welche nurzwei Zinnen haben. Umschrift wie oben.Durchm.: 20 bis 21 mm, Gewicht: 1 bis 120 g.Direktor Albert Puschi beschreibt in seinem schon des ftemzitierten Buche: Latelier mone'taire etc. ein sehr interessantesStck des Patriarchen Bertold:

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    3117. Vs.: Im Doppelkreise die sitzende Figur eines Priesters mit un-bedecktem Haupte, in der Rechten den Krummstab, inder Linken den Kreuzstab. Der innere Kreis schneidetdie Knie. Die Umschrift lautet: + BRTO IrDVS-P-

    Rs.: Ohne Schrift; im doppelten Perlkreise ein Mnzbild,welches ausserordentlich den Fri esach ern der gleichenPeriode hnelt, nmlich einen dreieckigen Kirchengiebelmit zwei Seitentrmchen, jedes mit einem Ringel auf derSpitze; auf dem Giebel als Abschluss ein grosses Kreuz.Unter dem Giebel ein Kopf, zu dessen Seiten je ein Ringel.

    Durchm.: 19mm, Gewicht: 1'13g. Sammlung Puschi.Diese Mnze scheint nicht im Lande, sondern in Friesachoder in einer der Mnzsttten, die nach Friesacher Schlag aus-brachten, geprgt werden zu sein, und zwar fr die Besitzungen desPatriarchen in Krain und Krnten mit Windischgratz und Stein alsMittelpunkt, die er von seinem Bruder Heinrich von Meranien ge-erbt hatte. Nach Bertolds Tode elen diese Besitzungen an das

    Patriarchat.Von den Stcken Nr. 14 und 15 habe ich in meiner Sammlungverschiedene Stcke mit kleinen Abweichungen in der Zeichnung.Gregor von Montelongo (12511269).Bertolds Tod el mit dem vollstndigen Sinken des kaiser-lichen Ansehens in Italien und dem Anwachsen der ppstlichenMacht zusammen. Patriarch Gregor, ppstlicher Notar und Legat,wurde vom Papste Innozenz IV. aus Neapel auf den Patriarchen-stuhl berufen. Er war als Fhrer der ppstlichen Truppen einerder Hauptwidersacher Kaiser Friedrich II. gewesen und hatte ihnin der Lombardei erfolgreich bekmpft. 'Als Patriarch war er weniger glcklich, da er fortwhrendeKmpfe mit seinen widerspenstigen Vasallen und Kommunen, mitVenedig und Ezzelino Von Romano und besonders mit den Herzogen

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    32von Krnten und dem Grafen Albert II. von Grz zu fhren hatte.Von letzterem wurde er im Jahre 1276 bei Rosazzo gefangen underst ber Vermittlung Ottokars von Bhmen (als Herr der ster-reichischen Besitzung Portenau) wieder freigelassen, verlor aber dieKrainer Besitzungen. Als Patriarch war er gerecht und tapfer, in

    seiner Lebensfhrung jedoch ausserordentlich unsittlich18. Vs.: Im doppelten Perlkreise die stehende Figur eines brtigen,reich gekleideten Priesters mit Kppchen, in beidenHnden an die Brust gedrckt ein Buch. Umschrift imFelde: GRGORI P IrCTVm

    Rs.: Im doppelten Perlkreise die Umschrift: + CIVITYIUJQVIHGI7Y Im Felde kleine Lilie mit zwei gestieltenKleeblttern.Durchm.: 20 mm, Gewicht: 099 bis 1'20 g.Variante: Vs.: Die Figur ohne Kppchen und das Ober-kleid weniger bauschig.19. Vs.: Wie vorher, aber Figur ohne Kppchen; Umschrift: -GR

    GORI IrCTVS-

    Rs.: Im einfachen Perlkreise zwei stehende Figuren, von denendie rechte mit Mitra und Pallium bekleidet ist und derlinksstehenden, welche ein Buch hlt, den Kreuzstab reicht.(St. Hermagoras und Gregorius ?) Umschrift im Felde:CIVITt/i QVIHGI-Durchm.: 19 bis 20 mm, Gewicht: 1 bis 112g..

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    3320. Vs.: Aehnlich den Mnzen seines Vorgngers. Im doppeltenPerlkreise der sitzende Patriarch mit Kreuzstab und Buch ;auf letzterem fnf Punkte. Umschrift im Felde: GREGO RIV- P71

    Rs.: Im einfachen Perlkreise eine grosse Lilie mit zwei ge-stielten Kleeblttern in den Blattwinkeln, oben und untenje zwei fnfblttrige Rosetten. Umschrift im Felde:-QVL 'BGIYLDurchm.: 20 mm, Gewicht: 098 bis 1'03 g.21. Vs.: Wie vorher.

    Rs.: Ein Krckenkreuz, dessen unterer Arm in eine Spitzeendigt; in den Winkeln vier gestielte Kleebltter, an derenEnde je ein sechsstrahliger Stern steht. Umschrift im Felde:'YIQVI HEGI-Durchm.: 20 bis 22 mm, Gewicht: 0-90 bis 1'32 g.

    22. Vs.: Wie vorher.

    Rs.: Im doppelten Perlkreise sitzender, nach rechts sehenderAdler mit geffneten Flgen; zu beiden Seiten des Kopfesje ein Punkt. Im Felde: -'AQVI- LGI'Durchm.: 20 mm, Gewicht: 086 bis 1'10 g.Die Rckseite von Nr. 19 zeigt auffallende Aehnlichkeit mitVenetianer Mnzen dieser Epoche und drfte daher in die Zeit nach1255 zu legen sein.

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    34Am 3. Mai dieses Jahres schliesst nmlich Patriarch Gregormit Matthus, genannt Tervisinus (Trevisanus), Johannes undMarinus Zorzanis und Nikolaus Venerius und ihren Genossen,Brgern von Venedig, einen Vertrag, in welchem er ihnen dieMnze von Aquileja auf zwei Jahre verpachtet. (Liruti bei Argelati,

    II, 111.)Von den Mnzen des Patriarchen Gregor gibt es eine grosseAnzahl Buchstaben- und Teilungsvarianten.Die Stcke mit IrCTVS sind aus der ersten Zeit seinerRegierung, da Gregor einige Jahre auf die ppstliche Besttigungwarten musste und wohl ein Erwhlter war, den Titel einesPatriarchen aber infolge der mangelnden ppstlichen Besttigungnoch nicht zu Recht fhren durfte.

    Patriarch Gregor ist der erste, von dem wir Piccolis kennen.23. Vs.: Im Perlkreise ein Krckenkreuz mit je einer Kugel in denvier Winkeln. Umschrift: + GREGRI PETI-Rs.: Langes, die ganze Mnze teilendes Kreuz mit je einerKugel in den Winkeln. Umschrift zwischen zwei Perl-kreisen: 71 QVI Ir 6171Durchm.: 11 mm, Gewicht: 028 g.

    2b. Vs.: Im Perlkreise Krckenkreuz. Umschrift: + GREGORIPTI

    Rs.: Im Perlkreise eine kleine Lilie. Umschrift zwischen zweiPerlkreisen : + HQVII.IGI'Durchm.: 11 mm, Gewicht: 029 g.218. Vs.: Im Perlkreise gleichschenkeliges Krckenkreuz. Umschrift:

    + GREGORLPTITI vRs.: -Krcke.nkreuz; zwischen zwei Perlkreisen: + -TIQVIHE6'171-Sammlung Dr. E. v. Pitzinger (Wien).

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    3525. Vs.: Wie Nr. 23.Rs.: Im doppelten Perlkreise die Umschrift: + QVIHGIISIS-Durchm.: 13 mm, Gewicht: 040 g.Sammlung Frst Ernst Windischgrtz.

    Direktor Albert Puschi beschreibt die Rckseite eines hn-lichen Stckes:26- Vs.: Wie Nr. 24.Rs.: Im Perlkreise ein grosses, die Mnze teilendes Kreuz;zwischen den Armen desselben: 710 Ix GI 71 *Durchm.: 13 bis 15 mm, Gewicht: 0'40 bis 0'60 g.Mehrere Varianten.Die Mnzen Nr. 25 und 26 sind grsser und schwerer als die

    Piccolis, drften wahrscheinlich vier von ihnen gegolten haben undhiessen Quartos oder Quattrinis.Nach Gregors Tode whlte das Kapitel von Aquileja denHerzog Philipp von Krnten zum Patriarchen, derjedoch vomPapste nicht besttigt wurde. Es trat ein vierjhriges Interregnumein, whrend dessen Herzog Ulrich von Krnten als Generalkapitndas Patriarchat verwaltete.

    Raimund della Torre (12731298).Einem alten mailndischen Geschlechte entstammend und zu-erst Bischof von Como, wurde Raimund vom Papste Gregor X.zum Patriarchen ernannt. Mit ihm kamen viele seiner Familie, diealle von ihm mit geistlichen oder weltlichen Benezien ausgestattetwurden, so dass unter Patriarch Paganus schon 48 mnnliche Mit-glieder der Familie della Torre sich im Lande befanden.Raimund war ein tapferer Soldat und geschickter Politiker und

    suchte durch zweckentsprechende Massnahmen den Wohlstand desLandes zu heben, war jedoch in seinen vielen Fehden und Kriegenusserst unglcklich. Er kmpfte gegen Grz, dann mit Grz gegenVenedig und gegen die Viscontis in Mailand, die seine Familie vondort vertrieben hatten.Die fortwhrenden Kriegszge und die huge AbwesenheitRaimunds versetzten Friaul in einen beklagenswerten Zustand, da

    die unbotmssigen Vasallen durch ihre Gewalttaten, gegenseitigen'

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    36Fehden 111'1Cl ruben'schen Ueberflle auf den Heerstrassen vlligeAnarchie herbeifhrten.Graf Gerhard von Camino, einer seiner Vasallen im soge-nannten Karnien, bedrngte den Patriarchen schwer und die StdteFriauls schlossen eine Verbindung gegen ihren Oberherrn. Raimund

    hielt jedoch mit bewunderungswrdiger Festigkeit und Klugheit alldiesen Widerwrtigkeiten stand; die Besitzungen des Patriarchatesin Krnten und Krain gingen allerdings an Oesterreich, resp. Grzverloren.Die Chronik des Julianus erwhnt, dass Patriarch Raimund vier-mal seine Mnze nderte, und zwar 1274, 1278, 1281 und 1287.Grete meint, dass Patriarch Raimund der erste war, der auf den

    Mnzen sein Familienwappen anbrachte.27. Vs.: Im Perlkreise der sitzende Patriarch, in der Rechten denKreuzstab, in der Linken das Evangelium mit fnf Punkten.Umschrift: -RIMO III)V PH.

    Rs.: Im Felde das Wappen Raimunds, ein bezinnter Turmmit Tor und zwei Fenstern im Perlkreise. Umschrift:

    -71QVIIt GIISIS-Durchm.: 20 bis 21 mm, Gewicht: 090 bis 1'35 g.28. Vs.: Wie vorher. Umschrift: RIMV I/II)V P71

    Rs.: Im Perlkreise ein grosses Fadenkreuz, in dessen Winkelnoben zwei Schlssel. unten zwei Trme. Die Umschrift

    im Felde durch die Krenzarme geteilt: QV Ih - GEN SISDurchm.: 22 mm, Gewicht: 1'04 bis 116 g.

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    3729. Vs : Im Perlkreise die heil. Jungfrau mit dem Kinde sitzend.Umschrift: >< RIMO >< >< NDV P7I X

    Rs.: Im Perlkreise der Adler von Aquileja nach links sehend.Umschrift im Felde: >< YIQVIIx >< >< GNSIS >