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LEBEN 41 Mallorca Zeitung Nr. 389/Woche 43/2007 Die Überflieger aus der New Economy Eine Gruppe von Dotcom-Unternehmern will von Mallorca aus die Welt umrunden Start ist am 3. November auf Mallorca. Bis Ende Februar 2008 wollen die „Smiling Flyer“ in zwei Etappen insgesamt 60.000 Kilometer und 25 Flughäfen hinter sich gebracht haben. KARTE: SMILING FLYER.COM Turboprop-Motor mit 1.200 PS. FOTO: SOLO Von Andreas John R ekordjagd, Abenteuerlust, Fern- weh oder Midlife-Crisis. Es gibt viele Gründe, warum Männer auf die Idee kommen, mit einem Flugzeug um die Welt zu flie- gen. „Uns geht es vor allem darum, sich einer neuen Herausforderung zu stellen, also ein Risiko einzugehen, das nicht zu 100 Prozent kalkulierbar ist“, sagt Morten Sondergaard. Der auf Mallorca lebende Finanzinvestor und Gründer von über 50 Unternehmen in der in- ternationalen Informatik- und Telekommuni- kationsbranche (IT) plant, am 3. November von Palmas Sportflughafen Son Bonet aus zu einer Weltumrundung aufzubrechen. „Smiling Flyer“ nennt Sondergaard sein vor rund einem Jahr ausgehecktes Projekt. Bis Anfang Dezem- ber will er in einem einmotorigen Propeller- flugzeug, einer Pilatus PC-12, rund 30.000 Kilometer über Ägypten, Dubai, Neu-Delhi, Nepal, Bhutan und Bangkok bis nach Sydney zurücklegen. Mitte Januar soll die zweite fast gleichlange Etappe beginnen, die Sondergaard und seine Crew von Australien über Tonga, die Fidschi-Inseln, Samoa, die Osterinseln, Chile, Uruguay, Brasilien, die Kapverden und Marok - ko Ende Februar wieder nach Mallorca führt. Mit dem Eingehen von unkalkulierbaren Risiken haben der Hobbyflieger und viele seiner Begleiter bereits Erfahrung. Sonder- gaard wird zum Beispiel von Morten Lund begleitet, Dänemarks größtem Risiko-Investor und einem der ersten Geldgeber des Internet- Telefon-Anbieters Skype. Mit dabei ist auch Sven Donhuysen, ebenfalls Finanzier in der IT-Branche und Vorstandsvorsitzender des Schweizer Telekomunikationsunternehmens United Mobile. Donhuysen will die Weltum- rundung unter anderem dazu nutzen, eine von ihm entwickelte Roaming-Card zu testen. So wie Sondergaard und Donhuysen gehört ein anderer Mallorca-Fan zur „Smiling-Flyer“- Crew, Uno Gomes, Entwickler und Investor in der Medienbranche. Weiterer hochkarätiger Passagier an Bord ist der Schwede Mats Wahlström, Gründer der PuroGrup und Betreiber des Purobeach-Clubs in Can Pastilla sowie des Puro-Hotels in Palmas Altstadt. Zu ihnen werden sich im Laufe der Reise noch ein Dutzend weiterer Bekannter aus der internationalen Dotcom-Szene gesellen, die je nach Etappenziel dazusteigen wollen. „Wir nehmen das Wort Globalisierung bei unserer Reise sehr wörtlich“, scherzt Sondergaard. Er selbst wird beim Fliegen der Pilatus von seinem Freund Joern Heilberg unterstützt. „Der war schon Buschpilot im Amazonas-Gebiet und be - sitzt über 20 Jahre Flugerfahrung.“ Kaum oder keinerlei Erfahrung in Sachen Fliegen, Weltumrundung und New Economy besitzt dagegen Tom Solo. Dennoch wird der 34-jährige deutsche Fotograf aus Palma von Anfang bis Ende mit an Bord sein, um die Abenteuer der „Smiling Flyer“ in Wort und Bild festzuhalten. „Morten und ich haben uns im Sommer im Purobeach kennengelernt. Als er mir von der Idee mit der Weltumrundung erzählte, war ich natürlich sofort Feuer und Flamme“, so Solo. Neben Foto- und Videoaufnahmen zur Dokumentation der Weltumrundung will der Deutsche die Reise aber auch in eigener Sache nut- zen. „Von unseren exotischen Reisezielen verspreche ich mir jede Menge Motive für Por- trät- und Landschaftsaufnahmen“, sagt Solo. Er hofft, sie nach seiner Rückkehr auf Mallorca oder später in Deutschland ausstellen zu kön- nen. Über die Homepage www.smilingflyer. com will Solo in regelmäßigen Abständen in einem Weblog von der Weltumrundung berich- ten. Angst hat er davor ebenso wenig wie die anderen „Smiling Flyer“. „Eine Kaffeefahrt wird es natürlich nicht“, verspricht Sondergaard. „Inbesondere auf der zweiten Etappe müssen wir an einigen Tagen mehr als zwölf Stunden über offenes Meer flie - gen. Der Treibstoffvorrat reicht dafür gerade aus. Bei Gegenwind müssten wir vor dem point of no return umdrehen“, erklärt Sondergaard die wohl größte Gefahr unterwegs. Die etwa zwei Jahre alte Pilatus hält er für weltumrun- dungstauglich. „Die Turbopropeller-Maschine mit 1.200 PS Leistung ist für Langstreckenflü- ge wie gemacht und bietet ausreichend Platz für sechs Mann an Bord plus Gepäck.“ Kopfzerbrechen bereitet ihm nur die insta- bile politische Lage in einigen der Länder, die sie anfliegen wollen. „Burma haben wir wegen der jüngsten Unruhen bereits gestrichen. Nepal und Bhutan sind aber auch problematisch“, sagt Sondergaard. Dort bekomme man zwar eine Landeerlaubnis, einmal unten dann jedoch oft - mals keine mehr, um wieder abzuheben. Er selbst hat sich für die große Reise vor allem drei Dinge vorgenommen: neue Men- schen zu treffen, interessante Orte kennenzu- lernen und Spaß zu haben. „Unser Name ist schließlich Programm.“ Sollten die „Smiling Flyer“ ihre Reise erfolgreich beenden, gehören sie übrigens nach Angaben des internationalen Fliegerverbandes IPA zum exklusiven Club von insgesamt 255 Flugzeugbesatzungen weltweit, die die Erde in einer Ein-Propeller-Maschine umrundeten. Weitere Info unter www.smilingflyer.com. „Smiling Flyer“ auf dem Flughafen Son Bonet. Morten Sondergaard, Sven Donhuysen, Tom Solo und Uno Gomes (v.li.). FOTO: SOLO

Morten Sondergaard on SmilingFlyer.com

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Page 1: Morten Sondergaard on SmilingFlyer.com

L E B E N 41Mallorca Zeitung Nr. 389/Woche 43/2007

Die Überflieger aus der New Economy

Eine Gruppe von Dotcom-Unternehmernwill von Mallorca aus die Welt umrunden

Start ist am 3. November auf Mallorca. Bis Ende Februar 2008 wollen die „Smiling Flyer“ in zwei Etappen insgesamt 60.000 Kilometer und 25 Flughäfen hinter sich gebracht haben. KARTE: SMILING FLYER.COM

Turboprop-Motor mit 1.200 PS. FOTO: SOLO

Von Andreas John

Rekordjagd, Abenteuerlust, Fern-weh oder Midlife-Crisis. Es gibt viele Gründe, warum Männer auf die Idee kommen, mit einem Flugzeug um die Welt zu flie-

gen. „Uns geht es vor allem darum, sich einer neuen Herausforderung zu stellen, also ein Risiko einzugehen, das nicht zu 100 Prozent kalkulierbar ist“, sagt Morten Sondergaard. Der auf Mallorca lebende Finanzinvestor und Gründer von über 50 Unternehmen in der in-ternationalen Informatik- und Telekommuni-kationsbranche (IT) plant, am 3. November von Palmas Sportflughafen Son Bonet aus zu einer Weltumrundung aufzubrechen. „Smiling Flyer“ nennt Sondergaard sein vor rund einem Jahr ausgehecktes Projekt. Bis Anfang Dezem-ber will er in einem einmotorigen Propeller-flugzeug, einer Pilatus PC-12, rund 30.000 Kilometer über Ägypten, Dubai, Neu-Delhi, Nepal, Bhutan und Bangkok bis nach Sydney zurücklegen. Mitte Januar soll die zweite fast gleichlange Etappe beginnen, die Sondergaard und seine Crew von Australien über Tonga, die Fidschi-Inseln, Samoa, die Osterinseln, Chile, Uruguay, Brasilien, die Kapverden und Marok-ko Ende Februar wieder nach Mallorca führt. Mit dem Eingehen von unkalkulierbaren Risiken haben der Hobbyflieger und viele seiner Begleiter bereits Erfahrung. Sonder-gaard wird zum Beispiel von Morten Lund begleitet, Dänemarks größtem Risiko-Investor und einem der ersten Geldgeber des Internet- Telefon-Anbieters Skype. Mit dabei ist auch Sven Donhuysen, ebenfalls Finanzier in der IT-Branche und Vorstandsvorsitzender des Schweizer Telekomunikationsunternehmens United Mobile. Donhuysen will die Weltum-rundung unter anderem dazu nutzen, eine von ihm entwickelte Roaming-Card zu testen. So wie Sondergaard und Donhuysen gehört ein anderer Mallorca-Fan zur „Smiling-Flyer“-Crew, Uno Gomes, Entwickler und Investor in der Medienbranche. Weiterer hochkarätiger Passagier an Bord ist der Schwede Mats Wahlström, Gründer der PuroGrup und Betreiber des Purobeach-Clubs in Can Pastilla sowie des Puro-Hotels in Palmas Altstadt.

Zu ihnen werden sich im Laufe der Reise noch ein Dutzend weiterer Bekannter aus der internationalen Dotcom-Szene gesellen, die je nach Etappenziel dazusteigen wollen. „Wir nehmen das Wort Globalisierung bei unserer Reise sehr wörtlich“, scherzt Sondergaard. Er selbst wird beim Fliegen der Pilatus von seinem Freund Joern Heilberg unterstützt. „Der war schon Buschpilot im Amazonas-Gebiet und be-sitzt über 20 Jahre Flugerfahrung.“ Kaum oder keinerlei Erfahrung in Sachen Fliegen, Weltumrundung und New Economy besitzt dagegen Tom Solo. Dennoch wird der 34-jährige deutsche Fotograf aus Palma von Anfang bis Ende mit an Bord sein, um die Abenteuer der „Smiling Flyer“ in Wort und Bild festzuhalten. „Morten und ich haben uns im Sommer im Purobeach kennengelernt. Als er mir von der Idee mit der Weltumrundung erzählte, war ich natürlich sofort Feuer und

Flamme“, so Solo. Neben Foto- und Videoaufnahmen zur Dokumentation der Weltumrundung will der Deutsche

die Reise aber auch in eigener Sache nut-zen. „Von unseren exotischen Reisezielen

verspreche ich mir jede Menge Motive für Por-trät- und Landschaftsaufnahmen“, sagt Solo. Er

hofft, sie nach seiner Rückkehr auf Mallorca oder später in Deutschland ausstellen zu kön-nen. Über die Homepage www.smilingflyer.com will Solo in regelmäßigen Abständen in einem Weblog von der Weltumrundung berich-ten. Angst hat er davor ebenso wenig wie die anderen „Smiling Flyer“. „Eine Kaffeefahrt wird es natürlich nicht“, verspricht Sondergaard. „Inbesondere auf der zweiten Etappe müssen wir an einigen Tagen mehr als zwölf Stunden über offenes Meer flie-gen. Der Treibstoffvorrat reicht dafür gerade aus. Bei Gegenwind müssten wir vor dem point of no return umdrehen“, erklärt Sondergaard die wohl größte Gefahr unterwegs. Die etwa zwei Jahre alte Pilatus hält er für weltumrun-dungstauglich. „Die Turbopropeller-Maschine mit 1.200 PS Leistung ist für Langstreckenflü-ge wie gemacht und bietet ausreichend Platz für sechs Mann an Bord plus Gepäck.“ Kopfzerbrechen bereitet ihm nur die insta-bile politische Lage in einigen der Länder, die sie anfliegen wollen. „Burma haben wir wegen der jüngsten Unruhen bereits gestrichen. Nepal und Bhutan sind aber auch problematisch“, sagt Sondergaard. Dort bekomme man zwar eine Landeerlaubnis, einmal unten dann jedoch oft-mals keine mehr, um wieder abzuheben. Er selbst hat sich für die große Reise vor allem drei Dinge vorgenommen: neue Men-schen zu treffen, interessante Orte kennenzu-lernen und Spaß zu haben. „Unser Name ist schließlich Programm.“ Sollten die „Smiling Flyer“ ihre Reise erfolgreich beenden, gehören sie übrigens nach Angaben des internationalen Fliegerverbandes IPA zum exklusiven Club von insgesamt 255 Flugzeugbesatzungen weltweit, die die Erde in einer Ein-Propeller-Maschine umrundeten.Weitere Info unter www.smilingflyer.com.

„Smiling Flyer“ auf dem Flughafen Son Bonet. Morten Sondergaard, Sven Donhuysen, Tom Solo und Uno Gomes (v.li.). FOTO: SOLO