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1 „Das einzige, was ein Kunstwerk kann, ist Sehnsucht wecken nach einem anderen Zustand der Welt. Und diese Sehnsucht ist revolutionär." Heiner Müller MATERIALMAPPE NO UND ICH Delphine de Vigan / dramatisiert von Juliane Kann / Strichfassung von Carola Unser, Susan Leichtweiß & Team Regie: Carola Unser Bühne & Kostüme: Juliette Collas Politologische & dramaturgische Beratung: Susan Leichtweiß Dramaturgie: Athena Schreiber Regieassistenz: Gabriele Kästner Regiehospitanz: Edith Schriefl, Hannah Spielvogel mit Mechthild Grabner / Zenzi Huber / Christian Simon Premiere: Sa., 31/08/2013 / 20.00 Uhr / Wilhelmshaven, Studio Rheinstr. 91 www.landesbuehnenord.de Konzeption und Erstellung Materialmappe: Susan Leichtweiß

MATERIALMAPPE NO UND ICH - landesbuehne-nord.de · Ihre Mutter, von der sie sich so sehr Liebe und Zuneigung wünscht, ist nach dem Tod der kleinen Schwester von Lou verstummt und

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„Das einzige, was ein Kunstwerk kann, 

 ist Sehnsucht wecken nach einem anderen Zustand der Welt.  

Und diese Sehnsucht ist revolutionär."  

Heiner Müller 

 

 

 

 

MATERIALMAPPE 

NO UND ICH 

 

 

 

Delphine de Vigan / dramatisiert von Juliane Kann /  

Strichfassung von Carola Unser, Susan Leichtweiß & Team 

Regie: Carola Unser 

Bühne & Kostüme: Juliette Collas 

Politologische & dramaturgische Beratung: Susan Leichtweiß 

Dramaturgie: Athena Schreiber  

Regieassistenz: Gabriele Kästner 

Regiehospitanz: Edith Schriefl, Hannah Spielvogel 

mit Mechthild Grabner / Zenzi Huber / Christian Simon 

Premiere: Sa., 31/08/2013 / 20.00 Uhr / Wilhelmshaven, Studio Rheinstr. 91 

www.landesbuehne‐nord.de 

Konzeption und Erstellung Materialmappe: Susan Leichtweiß 

 

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Vorwort  

„Eines Tages wird man offiziell zugeben müssen, 

dass das, was wir Wirklichkeit getauft haben,  

eine noch größere Illusion ist als die Welt des Traumes.“ 

Salvador Dalí 

 

Liebe Lehrerinnen und Lehrer, l iebe Pädagoginnen und Pädagogen! 

Hereinspaziert  in  eine  unbekannte Welt!  Wir  präsentieren:  Armut,  Elend,  ein  Leben  auf  der  Straße. 

Verstoßen vom Rest der Welt fristen hier am Abgrund Menschen ein Dasein ohne Hoffnung auf Normalität, 

auf Liebe und Zuneigung, ohne Spaß und den Luxus einer heißen Badewanne. Abgeschottet und am Rand der 

Gesellschaft – aber für Sie heute Abend auf die Bühne und ins Rampenlicht geholt! Das kann nur Theater: die 

Realität für Sie abgebildet, in Kostüm und Bühne aufbereitet, authentisch und echt.  

Schön, nicht wahr? Oder doch nicht? 

Also gut, um was geht es in dem Stück NO UND ICH wirklich? Sie sind jedenfalls nicht auf der Bühne, die sog. 

Obdachlosen, um die es geht. Wir raten also weiter, lehnen uns aus dem Fenster, versuchen, ein Stück Realität 

zu erhaschen. Und bleiben kritisch. Denn auch darum geht es.  

Und um Freundschaft, Zuneigung und Geborgenheit. Und natürlich Liebe, die darf nicht  fehlen. Um den 

Mut,  anti  zu  sein. Und  darum,  den  Ist‐Zustand  nicht  einfach  hinzu  nehmen  sondern  zu  hinterfragen,  zu 

kritisieren  –  auch wenn  das  furchtbar  anstrengend  ist  oder  gar weh  tut. Denn  das  tut  Lou,  die  13jährige 

Außenseiterin, die  einfach  keine Lust mehr hat die Dinge  so hinzunehmen, wie  sie  sind. Und die  sich  von 

Erwachsenen nicht mehr sagen lassen will: So ist nun mal die Welt! 

Wie  schön,  dass  Sie  sich  für  unser  Stück  interessieren!  Diese  Materialmappe  soll  Ihnen  helfen, 

Unterrichtseinheiten zum Stück und zum Thema Obdachlosigkeit vorzubereiten. Aus diesem Grund finden Sie 

nicht nur Anregungen zur Textarbeit im Fach Deutsch und szenisches Arbeiten im Fach Darstellendes Spiel, 

sondern auch Hintergründe und Diskussionsanregungen, die sich vielleicht für die Fächer Ethik, Religion  oder 

Politik  &  Wirtschaft  eignen.  Oder  auch  Mathe  und  Französisch!  Vertiefende,  über  das  Stück  hinaus 

gehende Anregungen  für  Ihren Unterricht haben wir  im Anhang  zusammenstellt. Verwenden Sie diese 

Mappe nicht stat isch, sondern machen Sie damit das, was für Ihren individuellen Unterricht am besten passt! 

Wenn Sie sich mehr Unterstützung bei der Vor‐ und Nachbereitung wünschen, sprechen Sie uns einfach an. 

Unsere Dramaturgin Athena Schreiber, unser Theaterpädagoge Frank Fuhrmann, sowie Carola Unser, die 

Regisseurin von NO UND ICH  und Leitung der Jungen Landesbühne kommen auch sehr gerne zu Ihnen in die 

Schule, um zusammen mit Ihnen und Ihren Schülern zu arbeiten. 

Übrigens: Wir haben aus den vielen wundervollen Einsendungen für unser Postkartenmotiv nun 

unsere 10 Favoriten ausgewählt  ‐ und sie an verschiedenen Stellen  in der Mappe verewigt. Der 

oder die GewinnerIn wird natürlich extra benachrichtig! 

Wir freuen uns auf Sie!  Herzliche Grüße, das Team von NO UND ICH 

PS:  Sie  finden NO UND  ICH  zusammen mit BUDDENBROOKS, BLUES BROTHERS,  LEONCE 

UND  LENA  sowie WAISEN  auch  im Klassenabo.  Schüler  ab  der  9. Klasse  können  für  26,75  € 

fünfmal  in Wilhelmshaven  ins Theater gehen. Fragen Sie bitte  Ihren Spielortvertreter, ob es ein 

ähnliches Angebot auch in Ihrem Ort gibt. 

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Ein kleiner Fahrplan durch die Mappe 

 

Zunächst finden Sie eine Inhaltsangabe zum Stück und wissenswertes über die Autorin (Kapitel 1 und 2).  

Als nächstes haben wir eine Szene ausgesucht, die Sie für Ihren Unterricht verwenden könnten: Die Szene am 

Bahnhof, aus der Romanvorlage (Kapitel 3) und die Stückversion (Kapitel 4).  

Das Kapitel 5 gibt Ihnen und Ihren SchülerInnen einen Einblick in unsere Arbeit: Ein Stück entsteht, beginnend 

mit den SpielerInnen, über Kostüm‐ und Bühnenentwürfe bis zu den ersten Fotos vom fertigen Stück. Zu den 

Kostüm‐ und Bühnenentwürfen  finden Sie übrigens erste kleine  Ideen, wie Sie das Stück  im Unterricht Vor‐ 

oder Nachbereiten können.  

Ein paar Hintergrundinformationen zum Thema Obdachlosigkeit  haben wir  in Kapitel 6 zusammengestellt. 

Sie sollen Ihnen als Grundlage oder Anregung dienen – je nachdem, wie ausführlich Sie das Thema behandeln 

möchten. 

Das 7. Kapitel soll Ihnen Anregungen für Ihren Unterricht bieten: als Einstieg in das Thema Obdachlosigkeit, 

als Diskussionsanregung und natürlich für szenisches und literarisches Arbeiten. Wir haben das Kapitel in Vor‐ 

und Nachbereitung gegliedert,  aber wie mit  allen  anderen Kapiteln  auch  sehen wir dies  als Anregung, mit 

diesen Sie so verfahren mögen, wie es für Ihre Arbeit am besten passt. 

Die  letzten  drei  Kapitel  8,  9  und  10  drehen  sich  rund  um  das  Theater: Den  Theaterknigge  haben wir  für 

SchülerInnen  zusammengestellt,  die  zum  ersten Mal  ein  Theaterstück  besuchen  und  auch  um  Fragen  zu 

beantworten, die uns  immer wieder gestellt wurden. Ebenso möchten wir  ihren SchülerInnen einige Berufe 

am Theater vorstellen und die Vielfältigkeit an Möglichkeiten zeigen. Vielleicht animiert es  ja die Eine oder 

den Anderen,  sich  in  eine  der Richtungen  zu  orientieren  oder  sich  gar  für  ein Praktikum  zu  bewerben. Zu 

Allerletzt finden Sie die Buchungsinformationen und Kontaktdaten.  

Nun  zum Anhang: Das  Kapitel  11  soll  die Möglichkeit  bieten,  im  Französischunterricht mit  den  gleichen 

Texten  zur Unterrichtsvorbereitung  zu  arbeiten, wie wir  sie  im ersten Teil  in Deutsch bereitgestellt haben. 

Zusätzlich  dazu  haben  wir  auch  den  Liedtext  von  Alors  on  danse  (STROMAE)  beigefügt,  der  im  Stück 

vorkommt. 

Das Kapitel 12 beinhaltet weitere Hintergrundinformationen zum Thema Armut und Obdachlosigkeit, die 

Sie entweder für die beiden folgenden Unterrichtsvorschläge verwenden, oder separat behandeln können. Die 

Literaturhinweise sind ebenfalls als Vorschlag zu verstehen und waren zugleich Quellen für die vorliegenden 

Texte. Die beiden  letzten Kapitel 13 und 14 sind Vorschläge zur Unterrichtsgestaltung: Eine Simulation einer 

Podiumsdiskussion haben wir selbst im Team durchgeführt. Die Idee, Ihre SchülerInnen auf Feldforschung zu 

schicken, entstand durch das Stück selbst.  

Vielleicht haben Sie und  Ihre Schüler Lust, den einen oder anderen Vorschlag umzusetzen – wir  freuen 

uns  sehr, wenn Sie uns  Ihre Erfahrungen mitteilen oder Anregungen  für die nächsten Materialmappen 

geben möchten!  Schreiben Sie uns – carola.unser@landesbuehne‐nord.de oder rufen Sie uns an: 04421‐

9401‐34.  

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Inhalt 

 

1.  Inhaltsangabe .................................................................................................. 5 

2.  Zur Autorin ...................................................................................................... 6 

3.  Szene aus dem Roman: Am Bahnhof .................................................................. 8 

4.  Spielszene aus dem Stück: Am Bahnhof ............................................................ 11 

5.  Ein Stück entsteht .......................................................................................... 15 

6.  Obdachlosigkeit ............................................................................................. 19 

7.  Anregungen für Ihren Unterricht ...................................................................... 21 

8.  Theaterknigge ................................................................................................ 25 

9.  Arbeiten am Theater: Berufe und Ausbildung .................................................... 26 

10.  Buchungsinformation und Kontakt .................................................................. 29 

 

ANHANG:   EXKURSE ZUR VERTIEFENDEN UNTERRICHTSBEGLEITUNG ................. 30 

 

11.  NO UND ICH im Französischunterricht ............................................................. 31 

12.  Armut – was ist das? ....................................................................................... 39 

13.  Simulation einer Podiumsdiskussion ................................................................ 42 

14.  Interviews als Forschungsmethode .................................................................. 46 

 

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1. Inhaltsangabe 

„‘Man kann nicht allen helfen‘, sagt der Engherzige und hilft keinem.“ 

Marie Freifrau von Ebner‐Eschenbach 

 

„No retten!“  ist seit einiger Zeit Lous einziger Gedanke. No hat keine Eltern, kein Zuhause, No  lebt auf der 

Straße. Die Achtzehnjährige muss sich  jede Nacht einen anderen Schlafplatz suchen. Lou weiß das. Für ein 

Schulprojekt hat sie No interviewt, mit ihr in Cafés gesessen, ihr Würstchen gekauft. Jetzt muss sie No retten – 

ein schwieriges Vorhaben für ein dreizehnjähriges Mädchen.  

Außerdem hat Lou eine Menge eigener Probleme: als Hochbegabte hat sie zwei Klassen übersprungen und 

gilt in der Schule als Freak. Ihre Mutter, von der sie sich so sehr Liebe und Zuneigung wünscht, ist nach dem 

Tod  der  kleinen  Schwester  von  Lou  verstummt  und  lebt  lethargisch  vor  sich  hin.  Der  Vater  versucht 

krampfhaft  eine  Familienidylle  aufrecht  zu  halten  und  kann  doch  nicht  verhindern,  dass  Lou  sich  ständig 

alleine und nirgendwo zugehörig fühlt.  

Für  die  Rettung  von  No  braucht  sie  aber  nun  Hilfe.  Nur 

woher? Gut, dass Lucas da ist, der Traumtyp der Klasse und 

ein  Fan  der  kleinen  Lou.  Außerdem  schwärmt  Lou  ein 

bisschen für den super‐coolen Lucas  ... Die beiden Teenager 

holen No von der Straße und  sorgen dafür, dass sie endlich 

ein normales Leben führt. Aber was bedeutet das überhaupt, 

Normalsein? Und wer bestimmt, was normal ist?  

Und  dann  beginnt  die  Fassade  zu  bröckeln  und  die  Frage 

steht  im Raum: Kann der Plan funktionieren? Und wenn  ja, 

wodurch? Und überhaupt: Wer sollte denn wirklich gerettet 

werden – und wovor?  

Delphine  de  Vigan  schrieb  2008  ihren  Roman  über 

Obdachlosigkeit, Freundschaft, alltägliche Menschen; und 

erntete  großen  Erfolg  damit  in  Frankreich.  Das  Stück  NO 

UND  ICH beschreibt den Versuch eines Kindes, der Welt  zu 

beweisen, dass sich alles ändern lässt und stellt vor allem eine 

Frage: Welches Leben möchte ich leben?  

 

6  

2. Zur Autorin 

„Es ist das erste Mal, dass ich ein Buch angefangen habe,  

ohne zu wissen, wie es enden würde.“ 

Delphine de Vigan 

 

BIOGRAFIE DELPHINE DE VIGAN1  

Delphine de Vigan wurde 1966  in Paris geboren, wo sie heute noch mit  ihren zwei Kindern  lebt. Sie arbeitet 

tagsüber  für ein soziologisches Forschungsinstitut und schreibt nachts, wenn alle schlafen,  ihre Romane.  Ihr 

dritter Roman, „No & ich“, wurde in 11 Sprachen übersetzt und vielfach ausgezeichnet (u. a. 2008 mit dem Prix 

des Libraires und dem Prix Rotary International). Auch „Ich hatte vergessen, dass ich verwundbar bin“ war für 

den Prix Goncourt nominiert. 

 

AUSZUG AUS EINEM INTERVIEW2 

Die Erzählerin Ihres Romans No & ich ist Lou, ein junges Mädchen mit 

einem  großen  Herzen.  Warum  haben  Sie  diese  Figur  als  Ihr 

Sprachrohr  gewählt?  War  es  für  Sie  nicht  schwierig,  sich  in  die 

Gedankenwelt  einer  Dreizehnjährigen  hineinzuversetzen  und  ihre 

Sprache zu benutzen? 

Am  Anfang  wollte  ich  über  die  Jugendlichen  schreiben,  die  auf  der 

Straße  leben,  vor  allem  über  die  jungen  Frauen. Und  so  hat  sich  die 

Figur von No herauskristallisiert. Schnell bin ich auf die Idee gekommen, 

die  Geschichte  aus  der  Perspektive  einer  anderen  jungen  Frau  zu 

erzählen, die aus einem ganz anderen  sozialen Umfeld kommen würde, und  so wurde Lou geboren.  Ich wollte, 

dass  man  bei  der  Lektüre  des  Romans  diese  Mischung  aus  Offenherzigkeit  und  Naivität  verspürt,  die  sie 

charakterisiert, denn  sie konfrontiert uns mit dem Blick, den wir Erwachsene auf die Dinge werfen, gleichzeitig 

schockiert und machtlos. Ich habe Zeit gebraucht, um Lous Stimme richtig zu treffen. Ich glaube, dass ich mich an 

mich  selbst  mit  dreizehn  Jahren  erinnert  habe,  aber  ich  habe  auch  Jugendliche  von  heute  beobachtet.  Die 

angebliche Einfachheit von Lous Sprache war an sich eine Herausforderung.  Ich wollte aber vor allem, dass sie 

echt klingt. Ich habe das Gefühl, dass ich ein Jahr lang die Welt mit ihren Augen gesehen habe, bei einer Größe von 

1 Meter 30 … 

Wem fühlten Sie sich näher? Lou oder No? 

Leute,  die  mich  gut  kennen,  sagen,  dass  man  mich  in  beiden  Figuren  wiederfindet,  und  damit  haben  sie 

wahrscheinlich  recht.  No  ist  meine  dunkle  Seite  …  Bei  Lou  habe  ich  mich  von  meinen  eigenen 

Kindheitserinnerungen inspirieren lassen, ohne es wirklich zu merken. Wie sie habe ich Klassen übersprungen, war 

sehr schüchtern und etwas traurig, aber dennoch auch voller Fantasie.  

Was für eine Rolle spielt eigentlich Lucas in der Geschichte von No und Lou? 

                                                            1 Quelle: http://www.droemer‐knaur.de/autoren/359991/delphine‐de‐vigan 2 Quelle: http://www.droemer‐knaur.de/leselounge/2121780/delphine‐de‐vigan‐im‐interview 

BUCHDATEN 

Knaur, 1. Auflage August 2010 

Originaltitel: No et Moi 

Aus dem Französischen von 

Doris Heinemann 

Taschenbuch, 256 Seiten 

EUR (D) 8,95 | EUR (A) 9,20 

ISBN: 978‐3‐426‐50158‐0 

7  

Er ist eine sehr wichtige Figur. Ich sage immer, dass No &  ich die Geschichte von drei Kindern des Chaos erzählt. 

Aus sehr unterschiedlichen Gründen sind alle drei sich selbst überlassen, in einer Welt, die sie nicht verstehen. Ich 

habe Lucas sehr gerne. Er ist der Typ Junge, von dem man mit dreizehn oder siebzehn Jahren nur so träumt.  

Im Laufe des Romans glaubt man irgendwann wirklich, dass es Lou gelingen wird, No zu retten. Alles fängt so 

gut an, doch man merkt allmählich, dass ihr Unterfangen zum Scheitern verurteilt ist … Gab es einen Moment 

während des Schreibens, an dem Sie daran gedacht haben, Ihrem Roman ein anderes – positiveres – Ende zu 

geben? 

Es  ist das erste Mal, dass  ich ein Buch angefangen habe, ohne zu wissen, wie es enden würde. Normalerweise 

habe ich eine sehr genaue Vorstellung von der Struktur und der Entwicklung einer Handlung. Bei No & ich habe ich 

mir gedacht, dass sich  irgendwann  im Laufe der Erzählung ein Ende von selbst behaupten würde, das Ende, das 

am glaubwürdigsten wäre. Allerdings habe ich nie ein Ende wie im Märchen in Betracht gezogen – denn der Traum 

eines  kleinen  Mädchens  reicht  leider  nicht  aus,  um  die  Welt  zu  retten.  No  &  ich  ist  ein  Roman  über  die 

Entzauberung. Und wie wir dadurch erwachsen werden. Auch 

wenn das Buch nicht nur düster ist.  

 

BIOGRAFIE JULIANE KANN3 

Juliane  Kann  wurde  1982  in  Mecklenburg  geboren  und 

studierte Szenisches Schreiben an der Universität der Künste 

Berlin.  Seit  2009  studiert  sie  Regie  an  der  Hochschule  für 

Schauspielkunst  „Ernst  Busch“  Berlin.  Sie war  Stipendiatin 

des  Autorenlabors  am  Düsseldorfer  Schauspielhaus,  ist 

Trägerin  des  Hamburger  Thalia‐Freunde‐Preises  und  des 

Dramatikerpreises  der  deutschen  Wirtschaft.  Ihre  Stücke 

wurden  am Düsseldorfer Schauspielhaus, am Staatstheater 

Stuttgart, am Thalia Theater Hamburg, dem Nationaltheater 

Mannheim,  am  Berliner  Maxim  Gorki  Theater  und  dem 

Schauspiel  Frankfurt  uraufgeführt.  2012  inszenierte  sie  am 

BAT  „Reich  der  Tiere“  von  Roland  Schimmelpfennig  und 

erarbeitete mit  ihrer Romanbearbeitung „No und  Ich“ (nach 

dem  Roman  von  Delphine  de  Vigan)  am  Jungen 

Staatstheater  Braunschweig  erstmals  eine  Inszenierung 

außerhalb des Studiums. 

 

                                                            3 Quellen: http://www.staatstheater‐braunschweig.de/spielplan/premieren/die_drei_raeuber/juliane‐kann/ und 

http://www.theaterportal.de/detail_stueck?stadt=Braunschweig&theater=Staatstheater%20Braunschweig&stueck=Hotel%20Braunschweig  

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3. Szene aus dem Roman: Am Bahnhof 

„Weißt du, Kleine, du solltest nicht mit solchen Mädchen herumhängen. 

 Ich mag Nora gern, aber sie lebt auf der Straße, sie lebt nicht in der derselben Welt wie Du,  

du hast doch sicher Hausaufgaben und noch ein Haufen anderes Zeug zu erledigen,  

du solltest lieber wieder nach Hause gehen.“  

Rothaarige Frau vom Zeitungskiosk. Oder Wurstpalast 

 

Dienstags und freitags, wenn ich früher aus der Schule komme, gehe ich oft zur Gare d’Austerlitz. Ich gehe hin 

und sehe mir die abfahrenden Züge an, wegen der Gefühlsbewegungen, die beobachte ich nämlich gern, die 

Gefühle anderer Leute, deshalb verpasse ich im Fernsehen auch kein Fußballspiel, ich liebe es, wenn sich die 

Leute nach einem Tor umarmen, sie rennen mit hochgestreckten Armen herum und umhalsen sich, und auch 

in Wer wird Millionär?: Man muss die Mädchen nur sehen, wenn sie die richtige Antwort gegeben haben, sie 

halten sich die Hände vor den Mund, werfen den Kopf  in den Nacken, stoßen Schreie aus und so, und dabei 

stehen  ihnen dicke Tränen  in den Augen. Auf den Bahnhöfen  ist es anders, die Gefühle  lassen sich aus den 

Blicken erraten, aus den Gesten und Bewegungen, da trennen sich Liebespaare, Großmütter reisen wieder ab, 

Damen  in  weiten Mänteln  lassen  Herren mit  hochgeschlagenen  Kragen  zurück  oder  umgekehrt,  und  ich 

beobachte diese Leute, die  fortgehen, man weiß weder wohin noch warum, noch  für wie  lange, durch die 

Scheibe hindurch verabschieden  sie  sich,  sie winken diskret oder  rufen  laut, obwohl man  sie  sowieso nicht 

hören kann. Mit ein wenig Glück erlebt man echte Trennungen,  ich meine, dann spürt man deutlich, es wird 

lange dauern, oder es wird den Betreffenden lange vorkommen (was auf dasselbe hinausläuft), dann sind die 

Gefühle sehr dicht, es  ist, als würde die Luft dicker, als wären sie allein und ringsum wäre niemand. Bei den 

ankommenden Zügen ist es genauso, ich stelle mich ans Ende des Bahnsteigs und beobachte die Wartenden, 

ihr angespanntes, ungeduldiges Gesicht, die  suchenden Augen und dann plötzlich dieses Lächeln auf  ihren 

Lippen,  den  erhobenen  Arm,  ihr Winken,  während  sie  loslaufen,  um  sich  in  die  Arme  zu  fallen  –  dieser 

Überschwang, das ist es, was ich am allerliebsten mag. 

Kurzum, deshalb war  ich auf der Gare d’Austerlitz.  Ich wartete auf die Ankunft des TER um 16 Uhr 44 aus 

Clermont‐Ferrand,  der  ist  mein  Lieblingszug,  aus  dem  kommen  alle  möglichen  Leute,  Junge,  Alte,  gut 

Gekleidete, Dicke, Magere, schäbig Gekleidete, einfach alles. Irgendwann merkte ich, dass mir jemand auf die 

Schulter klopfte,  ich brauchte eine Weile, denn  ich war sehr konzentriert, und  in einem solchen Fall könnte 

sich ein Mammut auf meinen Turnschuhen wälzen, ich würde nichts merken. Ich drehte mich um. 

»Hast du mal ’ne Fluppe?« 

Sie  trug  eine  schmutzige  Khaki‐Hose,  einen  alten  Blouson  mit  durchgescheuerten  Ellbogen  und  einen 

Benetton‐Schal, genauso  einen wie den, den meine Mutter  zur Erinnerung  an  ihre  Jugend ganz hinten  im 

Kleiderschrank aufbewahrt. 

»Nein, tut mir leid, ich rauche nicht. Aber ich habe Pfefferminz‐Kaugummis, wenn Sie möchten.« 

Sie  verzog den Mund, dann  streckte  sie die Hand aus,  ich gab  ihr das Päckchen, und  sie  stopfte es  in  ihre 

Tasche. 

»Salut, ich heiße No. Und du?« 

»No?« 

»Ja.« 

9  

»Und ich Lou … Lou Bertignac.« (Normalerweise hat das eine gewisse Wirkung, weil die Leute glauben, ich sei 

mit dem Sänger verwandt, vielleicht sogar seine Tochter. Einmal, auf dem Collège, habe ich auch so getan als 

ob, aber dann wurde es schwierig, ich sollte Einzelheiten erzählen, Autogramme besorgen und so, schließlich 

musste ich doch mit der Wahrheit rausrücken.) 

Es schien sie nicht zu beeindrucken. Ich dachte, es sei vielleicht nicht die Sorte Musik, die sie mochte. Sie ging 

zu einem Mann, der einige Meter entfernt stand und Zeitung  las. Er verdrehte seufzend die Augen und zog 

eine Zigarette aus seiner Schachtel, sie griff danach, ohne ihn anzusehen, und kam dann zu mir zurück. 

»Ich hab dich hier schon öfter gesehen. Was machst du hier?« 

»Ich komme, um mir die Leute anzusehen.« 

»Ach. Und bei dir zu Hause gibt’s keine Leute?« 

»Doch, aber das ist nicht dasselbe.« 

»Wie alt bist du?« 

»Dreizehn.« 

»Du hast nicht zufällig zwei, drei Euro? Ich hab seit gestern Abend nichts gegessen.« 

Ich suchte in meinen Hosentaschen, es waren noch ein paar Münzen da, ich sah sie gar nicht an, sondern gab 

sie ihr alle. Sie zählte sie, bevor sie die Hand schloss. 

»In welche Klasse gehst du?« 

»In die Zehnte.« 

»Das ist doch nicht normal für dein Alter.« 

»Äh … nein. Ich hab zwei Klassen Vorsprung.« 

»Und wie kommt das?« 

»Ich hab Klassen übersprungen.« 

»Das hab ich verstanden, aber wie kommt es, dass du zwei Klassen übersprungen hast, Lou?« 

Ich fand, dass sie  irgendwie komisch mit mir redete,  ich fragte mich schon, ob sie sich nicht über mich  lustig 

machte, aber sie wirkte zugleich sehr ernst und sehr irritiert. 

»Ich weiß auch nicht. Ich hab schon im Kindergarten lesen gelernt, also brauchte ich nicht in die erste Klasse zu 

gehen, und dann hab ich die vierte Klasse übersprungen. Ich hab mich nämlich so gelangweilt, dass ich mir die 

Haare um den  Finger wickelte und den ganzen Tag daran  zog. Nach  einigen Wochen hatte  ich  eine  kahle 

Stelle. Nach der dritten kahlen Stelle wurde ich in die nächste Klasse versetzt.« 

Ich  hätte  ihr  auch  gern  Fragen  gestellt,  aber  ich  war  zu  eingeschüchtert,  sie  rauchte  ihre  Zigarette  und 

musterte mich von oben bis unten, als suche sie nach etwas, was ich ihr geben könnte. Es war still geworden 

(zwischen uns, meine ich, ansonsten brüllte uns die synthetische Stimme aus den Lautsprechern in die Ohren), 

daher fühlte ich mich zu dem Zusatz bemüßigt, es sei jetzt besser geworden. 

10  

»Was ist besser geworden, die Haare oder die Langeweile?« 

»Öm … beides.« 

Sie lachte. 

Da  sah  ich,  dass  ihr  ein  Zahn  fehlte,  und  ich  brauchte  nicht  einmal  eine  Zehntelsekunde  für  die  richtige 

Antwort: ein Prämolar. 

Mein ganzes Leben lang habe ich mich außerhalb gefühlt, wo auch immer, außerhalb des Bilds, außerhalb des 

Gesprächs, neben der Situation, als könnte ich als Einzige Geräusche oder Worte hören, die die anderen nicht 

wahrnehmen, wäre dabei aber taub für die Worte, die die anderen anscheinend hören, als wäre ich außerhalb 

des Rahmens oder auf der anderen Seite einer riesigen unsichtbaren Glaswand. 

Aber gestern war ich dabei, bei ihr, ich bin sicher, man hätte einen Kreis um uns ziehen können, einen Kreis, 

aus dem ich nicht ausgeschlossen gewesen wäre, einen Kreis, der uns beide umfing und uns für einige Minuten 

vor der Welt schützte. 

Ich  konnte nicht  länger bleiben, mein Vater wartete  auf mich, doch  ich wusste nicht, wie  ich mich  von  ihr 

verabschieden  sollte,  ob  ich  sie mit Madame  oder Mademoiselle  anreden  sollte  oder  einfach mit No,  ich 

kannte ja ihren Vornamen. 

Ich  löste  das Problem mit  einem  einfachen  au  revoir, denn  ich  dachte mir,  sie gehöre  schon  nicht  zu  den 

Leuten, die sich über schlechte Manieren und all den anderen Kram aufregen, den man im gesellschaftlichen 

Verkehr beachten muss. Ich drehte mich noch einmal um und winkte ihr kurz zu, und sie stand da und sah mir 

nach, es tat mir weh, denn schon an ihrem Blick, an der Leere ihres Blicks, erkannte man, dass sie niemanden 

hatte, der auf sie wartete, kein Zuhause, keinen Computer und vielleicht auch keinen Ort, an den sie gehen 

konnte. 

 

11  

4. Spielszene aus dem Stück: Am Bahnhof 

„Phantasie ist nicht Ausflucht.  

Denn sich etwas vorstellen heißt, eine Welt bauen, eine Welt erschaffen.“ 

Eugène Ionesco 

 

NO  Geh zum Teufel, glotz woanders hin. Willst du ein Foto von mir?    Bin ich was Besonderes?    Mein Name  ist Nora. Ein gängiger Name –  in der Provence. So what?  Ich 

lebe seit zehn Jahren auf der Straße.  LUCAS  Wie alt bist du denn?   NO  Geht  Dich  n  Scheiß  an.  Ich  verkaufe  die  Straßenzeitung  „Asphalt“.  Die 

kostet 1 Euro 60. Die Hälfte geht an das Projekt, die andere Hälfte an mich.    Ich werde keine alkoholischen Getränke kaufen. Versprochen.    Hoch  und  heilig.  Nur  eine warme Mahlzeit  und  ein warmes  Zimmer  für 

heute Nacht.   Irgendjemand vielleicht eine kleine Spende oder Interesse an einer Zeitung? 

Wenn ich diese eine verkauft habe, dann hab ich mein Soll erfüllt und kann mir eine warme Mahlzeit leisten...  

 LUCAS  Hey  NO  deutet  auf  die  Büchse  auf  dem  Boden. Wenn  du mit mir  sprechen willst, 

musst du da was reinwerfen.   LUCAS  sucht  in  seinen  Taschen  nach  Geld.  Findet  was  und  wirft  es  rein.  Das 

Zähneklappern ist`n bisschen dick aufgetragen.   NO  Es ist arschkalt. Merkst du vielleicht in deinem dickwattierten Wintermantel 

nicht.   LUCAS  Dass  du  keinen  Alkohol  kaufst,  glaubt  Dir  kein  Mensch.  In  Anbetracht 

deiner Situation würde das jeder verstehen.   LOU an der Rampe  Der  Konsum  von  Drogen  ist  für  Straßenbewohner  in  Deutschland  wie 

anderswo ein Mittel zur Lebensbewältigung.    Alkohol  kann  für  eine  gewisse  Zeit  Angst  Komma  Ekel  Komma  Frust 

Komma Wut und Hoffnungslosigkeit besänftigen oder beseitigen.   NO  Danke! Du meinst Mitleid?    Eine von diesen niedlichen sozialen Eigenschaften.   LUCAS  Das schreiben die sich als gute Tat auf.    Eigentlich  bist  du  denen  total  egal.  Das  ist  eine  besondere  Form  von 

Ignoranz: Die geben dir`n Euro und kaufen sich damit ihre Ruhe.   NO  sammelt einen Euro aus ihrer Tasche   Verpiss Dich.     Scheiße. Vielleicht brauch ich `n Hund.   LUCAS  Den willst du wohl klauen.  

12  

 NO  Den brauch ich nicht klauen. Werden doch ständig welche ausgesetzt. Dann 

könnte  ich  sagen:  Ich  brauche Hilfe  für meinen  vierbeinigen  Freund  und mich.  

 LUCAS  Wie lange machst du das schon?   NO  1 Jahr. Pause. Boah, 2 Monate.   LUCAS  Nachher hast du einen Hund und der will auch versorgt werden.   LUCAS  Schläfst du hier?  NO  Mal hier mal da.   LOU   mit einem Buch in der Hand, lernt eine Definition auswendig, das weckt Noras 

Interesse.  Als  Gehirn  bezeichnet  man  den  im  Kopf  gelegenen  Teil  des Zentralnervensystems. Es liegt geschützt in der Schädelhöhle, wird umhüllt von Hirnhaut und besteht hauptsächlich aus Nervengewebe.  

 NO  Wo liegt das Gefühl?   LOU  Was?   NO  Das Gefühl, wo das liegt, würd´ ich gerne wissen.   LOU  zögernd Im limbischen System.   NO  sieht Lou herausfordernd an   LOU  Die Struktur des limbischen Systems/  NORA   /bildet einen doppelten Ring um die Basalganglien und den Thalamus. Es 

wird  gebildet  aus  phyogenetischen  Anteilen  der  Großhirnrinde  und subkortikalen Strukturen, die medial der Hirnhemisphären liegen.  

 LOU  Ja.  NO  Was glaubst du eigentlich?    Das  ist nicht wichtig. Zu wissen wo es  liegt. Es  ist wichtig zu wissen, dass 

man  Gefühle  hat.  Können  die  einem  in  der  Schule  eigentlich  nie  etwas beibringen, was man gebrauchen kann? Glucose? Fructose? Zellteilung. 

  Braucht kein Mensch.    Hast du ne Kippe?   LOU  schüttelt den Kopf. Ich hab Pfefferminz‐Kaugummis. Wenn Sie möchten.   NO  nimmt mit ekelverzogenem Gesicht die Packung.    Sie möchte.    Holt eine Zigarette aus ihrer Brusttasche und zündet sie an.   LOU  Rauchverbot. Theater?   NO  Du darfst nicht so leise reden.    Bei der Entfernung kann kein Mensch verstehen, was du zu sagen hast.   LOU  Du kannst ja näher kommen.   

13  

NO  Hast du ne Ahnung, wie ich stinke.   LOU  lächelt   NO  Ich heiße No. Eigentlich Nora, aber No wie nein find ich besser.   LUCAS  Oh ein Statement.   NO  Ne klare Ansage. Wenn du verstehst, was ich meine.    LOU  Lou Bertignac.  NO  Ich hab kein Wort verstanden. Dabei hab ich mir den Dreck aus den Ohren 

gepult.   LOU  sehr laut ICH HEISSE LOU BERTIGNAC.   NO  Das wissen jetzt alle.   LOU  ‐   NO  Du hast nicht zufällig  zwei oder drei Euro?  Ich hab  schon ne ganze Weile 

nichts gegessen.   LOU  gibt ihr die Münzen, die sie in ihrer Hosentasche finden kann   Willst du einen Kakao trinken oder so?   NO  springt sofort auf und nimmt ihren Rollkoffer  LOU  Ich meinte nicht jetzt.   NO  Fick dich. Distanziert. Au revoir, Lou Bertignac.   LOU  Ich muss gleich in die Schule.   NO  In welche Klasse gehst du?   LOU  Zehnte.   NO  Wie alt bist du?   LOU  Dreizehn.   NO  Ist nicht normal für Dein Alter.   LUCAS  Sie hat zwei Klassen Vorsprung.   NO  Wie das?   LUCAS  Sie hat zwei Klassen übersprungen.   NO  Ich bin nicht schwer von Begriff oder sowas.   LOU  ‐   NO  Warum hast du zwei Klassen übersprungen?   LOU  Fabrikationsfehler.  

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  Stell Dir  vor, du wärst  ein Auto und hättest  viel mehr Funktionen  als die meisten Autos, du wärst schneller und leistungsfähiger.  

 NO  Einfache Frage, einfache Antwort?   LOU   Weil ich weiß, dass der Zahn, der dir fehlt, Prämolar heißt. Deshalb.     Ich wär beeindruckt, wenn du mir sagen könntst, warum mir mein Prämolar 

fehlt.   LOU  Ich weiß nicht. Warum?   NO  Das geht Dich nichts an.   LOU  ‐   NO  Prügelei – nicht weiter von Bedeutung.     Die Einfahrt eines Zuges wird angekündigt  LOU  Das ist mein Zug.   NO  Warte.    Sie  nimmt  aus  einer  Plastiktüte  eine  alte  Salami  und  schneidet  für  Lou  `n 

Stück ab.    Sie gibt ihrer Bierdose einen Tritt, sie fliegt quer über den Steig.   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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5. Ein Stück entsteht 

„Theater muss unterhalten.“ 

Bert Brecht 

 

DIE SCHAUSPIELERINNEN UND DER SCHAUSPIELER 

„Wer kämpft kann verlieren.  

Wer nicht kämpft, hat schon 

verloren!“ Mechthild Grabner 

“It’s all one song.” Zenzi Huber 

„Weiter,  

und immer 

weiter!“  Christian Simon 

16  

DAS BÜHNENBILD 

 

 

 

 

 

UNTERRICHTSANREGUNG 

Welche Stadt könnte es sein?  

 Lassen Sie ihre Schüler 

überlegen, ob  das Bühnenbild Ihre 

Stadt zeigt, wenn ja, woran Sie es 

erkennen. Welche markanten 

Objekte und Gebäude gibt es (z.B. 

in Wilhelmshaven)? Anhand 

welcher Gebäude ist sofort 

erkennbar,  welche Stadt gemeint 

ist?  

 Montagsmaler: Lassen Sie die 

Schüler Skizzen von Städten 

zeichnen: der Kölner Dom, das 

Brandenburger Tor in Berlin usw. 

und der Rest der Klasse, in zwei 

Gruppen aufgeteilt, muss raten! 

 Gibt es prägnante Merkmale, 

anhand derer verschiedene 

Stadteile erkennbar sind? Woran 

erkennt man ärmere, woran 

reichere Stadtteile? 

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DIE KOSTÜME 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

UNTERRICHTSANREGUNG 

Wer ist die Obdachlose?  

 Oft kann man an Kostümen viel ablesen und erkennen: Welche 

Eigenschaften, Alter und Herkunft hat die Figur. Wir haben uns 

dagegen entschieden. Zum einen erkennt man Obdachlose nicht 

mehr unbedingt an ihrer Kleidung. Und zum anderen wollen wir 

es dem Zuschauer nicht so leicht machen: Wenn von vornherein 

ein Klischee bedient wird und eine Erwartung befriedigt, dann 

hört der Kopf auf darüber nach zu denken. Außerdem haben uns 

Experten, die mit Obdachlosen arbeiten, erzählt, dass besonders 

junge Menschen auf der Straße sich sehr bemühen, nicht als 

Obdachlose erkannt zu werden. 

 Diskussionsanregung: Wie sehen Obdachlose aus? Sind sie 

erkennbar? Wenn ja, woran? Was bedeuten für Euch Eure Kleider? 

Was glaubt ihr, wie es ist wenn man kein Geld für Kleidung hat 

und das anziehen muss, was einem geschenkt wird?  

18  

DAS STÜCK: VORSCHAUFOTOS (TEASER) 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

UNTERRICHTSANREGUNG  

nach dem Vorstellungsbesuch 

Figurenstandbild als alternative Szenefotos 

 Fordern Sie die Klasse auf, ein Standbild des 

Verhältnisses von No, Lou und Lucas zu bauen. 

Drei Schüler sind die beiden Protagonisten, 

einer der Arrangeur. Natürlich muss zuvor 

diskutiert werden:  

 Wie ist das Verhältnis der Drei zueinander? 

Wie hat es sich verändert, von der Siebten 

Szene, in der Lou und Luca No kennenlernen, 

bis zu einer der letzten? 

 Lassen sie drei Entwicklungsstadien 

nachstellen: Das Kennenlernen, die Phase des 

Vertrauens und der Freundschaft, und der 

Moment des „Scheiterns“. 

Gibt es eine abweichende Meinung zu dem 

Standbild? 

 Lassen Sie andere Schüler ein neues 

Standbild bauen und sprechen sie mit ihnen 

über die unterschiedliche Wahrnehmung.  

19  

6. Obdachlosigkeit 

„Und sie gebar ihren ersten Sohn  

und wickelte ihn in Windeln und legte ihn in eine Krippe;  

denn sie hatten sonst keinen Raum in der Herberge.“  

Lukas 2:7 

 

Dieses  Kapitel  soll  Ihnen  zur  theoretischen  Einführung  in  das  Thema  Obdachlosigkeit  dienen,  als 

Unterstützung und Anregung beispielsweise  im Fach Politik & Wirtschaft, Deutsch, Ethik oder Religion.  Im 

Anhang finden Sie vertiefende Anregungen und weitere praktische Ratschläge und Anleitungen.4 

 

DEFINITION 

Der Begriff Obdachlosigkeit oder Wohnungslosigkeit wird  verschieden definiert. Umgangssprachlich  ist ein 

Mensch, der auf der Straße  lebt, obdachlos. Amtlich betrachtet haben Obdachlose aber ein Dach über dem 

Kopf  und  leben  zum  Beispiel  in  einer  provisorischen  Notunterkunft. Wohnungslos  hingegen  werden  alle 

genannt,  die  keine  eigene Wohnung  haben  welche  per Mietvertrag  abgesichert  ist.  Das  sind  neben  den 

Menschen,  die  auf  der  Straße  übernachten,  zum  Beispiel  auch  Bewohner  von  Heimen,  Asylen  und 

Frauenhäusern, Menschen die  in Aussiedler‐ und Asylbewerberunterkünften  leben,  sowie Personen, die bei 

Verwandten, Freunden und Bekannten vorübergehend untergekommen sind. 

Es  existieren  weitere  unzureichende,  verallgemeinernde  oder  irreführende  Begriffe  wie  Wohnsitzlose, 

diskriminierende Begriffe wie Penner oder gar  in der Nazizeit entstandene wie „Nicht‐Sesshafte“. Keiner der 

Begriffe  kann  umfassen, was mit Obdachlosigkeit  einhergeht, wie Menschen obdachlos wurden  und  unter 

welchen  Bedingungen  sie  leben:  Mit  dem  Verlust  der  Wohnung  ist  diesen  Menschen  eine  elementare 

Grundlage für ein gesichertes, menschenwürdiges Leben entzogen.   

 

ZAHLEN 

Da  es  keine  einheitliche 

Erhebung  in  Deutschland  zur 

Situation  von  Wohnungslosen 

gibt  hat  sich  die 

Bundesarbeitsgemeinschaft 

Wohnungslosenhilfe  (BAG  W) 

zur  Aufgabe  gemacht,  die 

Situation  jährlich  zu  bewerten. 

Aktuellen  Schätzungen  zufolge 

ergibt  sich  folgendes  Bild:  Im 

letzten  Jahr  waren  284.000 

Menschen  in Deutschland ohne 

Wohnung.  Das  bedeutet  ein 

                                                            4 Alle Zahlen, Daten und Fakten wurden nach bestem Wissen recherchiert, sind aber dennoch ohne Gewähr. Quellenangaben, Links und Literaturvorschläge finden sie in den Kästen in diesem Kapitel, sowie in den Kapiteln des Anhangs. 

20  

Anstieg um 15 Prozent im Vergleich zum Jahr 2010.  

Auch die Zahl der Menschen, die auf der Straße leben, stieg um 2000 Personen auf 24.000 an. 11 Prozent der 

Wohnungslosen  sind  minderjährig  (32.999).  Unter  den  Erwachsenen  ist  der  Männeranteil  75  Prozent 

(189.000), der Frauenanteil 25 Prozent (63.000). 

 

URSACHEN UND AUSLÖSER 

Man traut sich nicht zu fragen. Aber eigentlich wüssten viele gerne um die Hintergründe, die Menschen auf der 

Straße erlebten und die dazu führten, dass sie so leben. Die Gründe sind aber so vielfältig wie die Geschichten 

der  Menschen,  die  sie  erlebten.  Die  Ursachen  für  die  Wohnungsnot  sind  meist  Mietschulden  und 

Arbeitslosigkeiten;  hiervon  betroffen  sind  diejenigen Gruppen,  die  bereits  schon  zu  den  Risikogruppen  der 

Einkommensarmut  gehören,  also  kinderreiche  Familien  und  alleinerziehende Mütter. Die  größte  Zahl  der 

alleinstehenden Obdach‐  und Wohnungslosen  sind  allerdings  alleinlebende Männer mit  einem Prozentsatz 

von 86 %. 

Häufige Auslöser  sind Trennung vom Partner und/oder Verlust des Arbeitsplatzes. 25.000 Zwangsräumungen 

führten  in  2012  zum  Wohnungsverlust.  Neben  der  mehr  oder  weniger  „klassischen“  Abwärtsspirale  aus 

Faktoren wie Gewalt, Alkohol, Jobverlust, Verschuldung und ähnlichem entsprungen gibt es unzählige andere 

Hintergründe. Selten ist es ein Grund, eine Ursache oder ein 

Auslöser allein, sondern eine Kombination von Schicksalen, 

schlechten Bedingungen und Ausgangssituationen.  

Eine Sozialisation, die den Grundstock bildet um mit Verlust, 

Enttäuschung,  oder  anderen  schwerwiegenden  Problemen 

umzugehen  ist  eine wichtige Grundlage  um  nicht  in  diese 

Notlage  zu  geraten.  Ein  schützendes  und 

verantwortungsvolles  soziales  Umfeld  ist  ein  weiterer 

wichtiger  Faktor.  Unter  Wohnungslosen  sind  auch 

Menschen,  die  nach  Haft  oder  Heimaufenthalt  nirgendwo 

anders als auf der Straße Fuß gefasst haben.  

 

 

QUELLEN UND LINKS ZUM THEMA  

www.bgaw.de 

www.igfm.de/menschenrechte/hilfe‐fuer‐

den‐notfall/hilfe‐fuer‐ obdachlose/ 

www.hilfspunkt.de 

21  

7. Anregungen für Ihren Unterricht 

„Die Bildung kommt nicht vom Lesen,  

sondern vom Nachdenken über das Gelesene.“ 

 

Carl Hilty 

 

VORBEREITUNG DES THEMAS OBDACHLOSIGKEIT 

Im Unterricht haben Sie vielfältige Möglichkeiten, praktisch an das Thema heranzugehen. Sprechen Sie mit 

Ihren SchülerInnen über Ihre Wahrnehmung:  

 Wo nehmen Sie Obdachlose wahr?  

 Wo halten sie sich auf und warum? 

 Fallen Sie uns auf oder sehen wir bewusst an ihnen vorbei? 

Was denken Ihre SchülerInnen:  

 Wie wird man obdachlos?  

 Was sind Ursachen und Hintergründe?  

 Vielleicht hat schon mal jemand Kontakt zu Obdachlosen gehabt? Was sind die Erfahrungen? 

Diskussionsanregende Fragen

 Stellen Sie die Frage zur Diskussion, ob man bettelnden Obdachlosen Geld geben soll. Die Schüler können 

sich aufteilen und in zwei Gruppen gegeneinander argumentieren oder eine pro/kontra – Liste führen.  

 Was machen die Schüler mit Ihrem Geld? Finden sie die drei häufigsten Dinge, die Ihre Schüler kaufen. 

Sprechen sie über den Sinn und Unsinn, über den Wert und was es den Schülern bedeutet. Symbolisieren diese 

Dinge etwas Bestimmtes? 

 Klischees: Lassen Sie die SchülerInnen aufzählen, welche Klischees und Vorurteile es zum Thema 

Obdachlosigkeit gibt und stellen Sie diese dann in der ganzen Klasse zur Diskussion. Woher kommen diese 

Klischees? Was stimmt und was stimmt nicht? Welche Möglichkeiten gibt es, sie zu überprüfen?  

Experten 

Schlussendlich  gibt  es  Fragen,  auf  die  es  keine  allgemeingültige  Antwort  gibt,  Fragen,  die  Fachliteratur 

beantworten kann und Fragen, die man am besten Experten fragt! Laden Sie einen Experten ein (zum Beispiel 

einen Mitarbeiter der Tafel oder einer anderen Hilfsorganisation) und bereiten sie  in Kleingruppen konkrete 

Fragen zu verschiedenen Bereichen des Themas vor. 

Ein paar Antworten 

Das Leben auf der Straße ist wohl den wenigsten unter uns vertraut, wir kennen die Regeln nicht und können 

uns schwer vorstellen wie es  ist, nicht zu wissen wo wir nachts schlafen werden. Die Menschen sind uns oft 

fremd, als lebten sie in einer anderen Welt. Im Folgenden versuchen wir ein paar Fragen, die sich vielleicht der 

Eine  oder  die  Andere  stellt,  zu  beantworten.  Auf  den  Internetseiten mancher  Hilfsorganisationen  gibt  es 

weitere  Hilfestellungen  und  Anregungen,  wie  wir  mit  einem  für  uns  fremden  oder  gar  erschreckenden 

Phänomen umgehen können. 

Warum trinken so viele Obdachlose?  

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Es  gibt Menschen,  die  durch  Probleme  Alkoholiker wurden was wiederum  zu  Job‐  und Wohnungsverlust 

führte. Andererseits  ist das Leben auf der Straße hart und Alkohol kann betäuben und die Situation  leichter 

erscheinen lassen. Was auch immer zuerst da war, eine Sucht erschwert es zusätzlich, die Situation zu ändern, 

da  sie  die Menschen  kurzfristig  denken  lässt. Außerdem  braucht man  um  von  einer  Sucht  loszukommen, 

Kraft, Unterstützung und Perspektiven.  

Sind Obdachlose gefährlich? 

Obdachlose sind  im Durchschnitt so gefährlich oder ungefährlich wie  jede andere Gesellschaftsgruppe auch. 

Es gibt Menschen, die grundsätzlich vor Fremden Angst haben. Mitunter  sprechen auch Menschen von der 

Angst,  selbst  in  eine  sog.  „prekäre  Lage“  zu  geraten.  Auf  diese  Menschen  wirken  Obdachlose  mitunter 

abschreckend, da sie etwas verkörpern, wovor sie sich fürchten. 

Sind Obdachlose Opfer von Gewalt? 

Es  kommt  leider  immer  wieder  vor,  dass  Obdachlose  Opfer  von  Gewalttätern  werden,  die  sich  hilflose 

Personen aussuchen, denen sie sich überlegen  fühlen. Es muss heute keiner mehr den Helden spielen, aber 

nicht mal  zum  Handy  zu  greifen  und  die  Polizei  zu  verständigen, wenn man  Zeuge  von  Gewalt wird,  ist 

unterlassene Hilfeleistung. Wenn  ihr  in Gefahr seid, wünscht  ihr Euch auch, dass  jemand, der vorbei kommt, 

Zivilcourage besitzt und Euch hilft.  

Welche Chancen haben Obdachlose wieder zurück ins „normale“ Leben zu kommen? 

Lt. einer Statistik liegt die durchschnittliche Verweildauer in der Obdachlosigkeit  bei etwa 4 Jahren. Immerhin 

sind  aber  immer  noch  11  %  länger  als  10  Jahre  obdachlos.  Natürlich  gibt  es  sie,  die  Wege  aus  der 

Obdachlosigkeit, und so gering die Chance  ist,  jede und  jeder sollte dafür die größtmögliche Unterstützung 

erhalten.  

Welche Rechte haben Obdachlose? 

Unser  Sozialstaat  sorgt  dafür,  dass  Obdachlose 

genau  dieselben  Rechte  auf  medizinische 

Leistungen  und Arbeitslosen/Sozialgeld/Hartz  IV 

haben,  wie  alle  anderen  auch.  In  der 

Durchführung  aber  gibt  es  Schwächen,  in  der 

Praxis  stehen viele Obdachlose vor Hindernissen 

wie  Verwaltung  von  Post,  fehlender  Akzeptanz 

bei  manchen  Ärzten  und  Banken  etc. 

Verschiedene Organisationen und  auch die BAG 

W versuchen Menschen ohne festen Wohnsitz zu 

informieren und zu ihrem Recht zu verhelfen. 

Wie  kann  ich  helfen?  Soll  ich  Obdachlosen  Geld 

geben? 

Ob  man  einen  Euro  übrig  hat  und  hergibt,  wenn  man  höflich  danach  gefragt  wird  oder  nicht,  ist  eine 

persönliche Entscheidung. Ob er oder sie das Geld vertrinkt oder etwas in unseren Augen „Nützliches“ damit 

anstellt,  ist allerdings kein Gedanke wert: Vieles, was wir mit unserem Geld kaufen, finden andere ebenfalls 

sinnlos  oder  gar  schädlich.  Trotzdem wollen wir  uns  das  nicht  vorschreiben  lassen. Man  kann  aber  auch 

„helfen“,  in  dem man  sich Obdachlosen  respektvoll  gegenüber  verhält,  sie  nicht  ausgrenzt,  sie wie  jeden 

anderen Mensch behandelt und im Zweifel einfach mal auf ihn oder sie zugeht und fragt, ob er Hilfe braucht. 

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VORBEREITUNG DES TEXTES NO UND ICH 

Der  Roman  NO  UND  ICH  von  Delphine  de  Vigan  bietet  sich  natürlich  ebenfalls,  zum  Beispiel  im 

Deutschunterricht,  als  Vorbereitung  an.  Wird  das  Buch  nicht  im  Unterricht  gelesen,  empfehlen  wir  zur 

Vorbereitung die Spielszene AM BAHNHOF: 

 Lesen Sie gemeinsam die Szene  (falls der Text zu  lange  ist, gerne kürzen).  Jeder Schüler  liest dabei der 

Reihe  nach  einen  Satz.  Alle  Schüler  sind  nun  auf  dem  gleichen  Kenntnisstand  und  jeder  hat  etwas  dazu 

beigetragen. Lesen Sie die Szenen mit verteilten Rollen. 

  Fordern  Sie  die  Schüler  auf,  den  Text  neutral  zu  lesen.  Experimentieren  Sie  im  Weiteren  mit 

Gemütszuständen:  Wie  kann  man  den  Text  noch  lesen?  Aggressiv,  ängstlich,  wütend,  glücklich,  müde, 

hysterisch, verliebt … Welches Gefühl stimmt mit dem Inhalt der Szene überein, welches nicht? 

 Eine Variante dieser Aufgabe  ist, sie  im Kreis stehend durchzuführen. Man kann  sich gegenseitig besser 

beobachten  und  ist  beim  Lesen  freier. Regen Sie  Ihre Schüler  dazu  an,  auch  körperlich  in  die Emotion  zu 

gehen. Welche Gesten, welche Haltungen und welche Mimik sind den verschiedenen Emotionen zueigen? 

 Sammeln Sie Hinweise zur Figurenbiografie von No, Lou und Lucas. Was kann man über die beiden aus der 

Szene erfahren? Was hat man beim experimentellen Lesen über sie erfahren können? 

 Mädchen (Jungs) lesen die Szene mit verteilten Rollen. Ist es egal, ob die Figuren von Jungen oder Mädchen 

gespielt werden? Fordern sie die Mädchen (Jungs)  in Ihrer Klasse auf, den Dialog als Jungs zu lesen und dann 

als Mädchen.  

Diskussion: Könnten No und Lou auch zwei Jungs sein? Was wäre dann anders? Was sind typisch weibliche und 

typisch männliche Eigenschaften? Wie geht man konstruktiv mit Klischees um? Kennen die Schüler Beispiele 

aus der Literatur, in denen Klischees auf den Kopf gestellt werden?  

Szenisches Arbeiten: Das Entwickeln einer Theaterszene 

Am besten lesen Sie mit der Klasse den Auszug aus der Romanvorlage. Sammeln Sie gemeinsam erste Ideen, 

wie die Szene in einem Theaterstück aussehen könnte. Besprechen Sie die verschiedenen Tätigkeiten, die für 

das Entstehen eines Stückes notwendig  sind, nehmen Sie  sich ggf. das Kapitel BERUFE AM THEATER  zur 

Hilfe. Nun werden Teams  eingeteilt.  Je  nach Möglichkeiten  kann diese  anspruchsvollere Aufgabe mehrere 

Unterrichtsstunden oder auch einen Projekttag oder ‐woche füllen.

  Team  AutorIn:  Ein  Autor  (oder  ein  Autorenteam)  schreibt  die  Szene. Überlegt, welche  Sätze, Wörter, 

Ausdrücke zu den Rollen passen. Achtet darauf, dass Eure Texte von den Spielern gesprochen werden, nicht 

gelesen!

 Team SchauspielerIn: Verteilt die Rollen und sprecht im Team darüber: Was ist aus dem Text zu erkennen, 

wer diese Person ist? Nun fehlt Euch vielleicht eine Menge Hintergrund. Überlegt Euch gemeinsam passende 

Biografien: Was  hat  die  Person  erlebt,  warum  ist  sie  heute,  wie  sie  ist,  wie  reagiert  sie  auf  bestimmte 

Situationen, was mag  sie – und was nicht? Lernt den Text auswendig und überleg, wie  ihr die Rolle gerne 

spielen würdet.

 Team Requisite & Kostüm: Überlegt, welche Kleidung, Make‐up, Accessoires und Requisiten zu den drei 

Rollen  passen. Wenn  ihr  die  fertige  Szene  bekommt,  könnt  ihr  Vorschläge machen,  was  wann  und  wie 

verwendet wird. Achtet darauf, dass die Requisiten die Szene, die Charaktere und den Text unterstützt und 

nicht störend oder befremdlich wirken. 

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 Team Regie & Dramaturgie: Den Text solltet ihr gut kennen und im Vorfeld Ideen haben, wie ihr die Szene 

darstellen wollt. Sprecht die Szene nun mit den Spielern  in verteilten Rollen durch. Die Spieler stellen somit 

ihre Rolle dar. Beobachtet aus der Zuschauerperspektive wie die Szene  rüber kommt und überlegt mit den 

Spielern, wie Position, Lautstärke, Bewegungen verändert werden können, um die Szene für den Zuschauer 

interessant zu machen.  Achtet auf die Interaktion zwischen den Spielern: Wie reagieren sie aufeinander? 

Literarisches Arbeiten: Schlagwörter 

Diese Aktion eignet sich hervorragend, um eine Brücke zwischen der Aufführung und den Unterrichtsstunden 

zu schlagen. 

  Lassen  Sie  die  Schüler  vor  und  nach  dem  Theaterbesuch  je  ein Wort  zum  Stück  auf  eine  Karteikarte 

schreiben. Wie hat sich die Wahrnehmung der einzelnen Schüler verändert? Sprechen Sie mit ihren Schülern 

über erfüllte und unerfüllte Erwartungen, veränderte Einstellung zur Thematik und den Einfluss der Spielweise 

auf die Wahrnehmung von Problemen.  

 

NACHBEREITUNG 

Was habe ich gesehen ‐ Fragenkatalog zur Reflexion des Stückes 

Wie sah das Bühnenbild aus?  

Was konnte das Bühnenbild über die Atmosphäre der Inszenierung verraten?  

Was erzählen Euch die Kostüme?  

Womit beginnt das Stück?  

Wurden die Figuren immer vom selben Schauspieler gespielt?  

Sind die Schauspieler auch aus der Figur ausgebrochen?  

Haben sich die Schauspieler direkt an die Zuschauer gewandt?  

Hatten die Schauspieler selbst Spaß an der Geschichte?  

Wie wurde Musik eingesetzt? Wurde mit ihr gespielt, wurde sie live erzeugt, hat sie zum Fortgang der 

Handlung beigetragen oder hat sie „nur“ Atmosphäre erzeugt?  

Wie wurde mit Konflikten umgegangen?  

Konntet Ihr der Geschichte gut folgen?  

War der Schluss offen, so dass Ihr selbst noch nachdenken musstet, oder hat er alle Fragen beantwortet? 

Szenisches Arbeiten: Verarbeitung des Beobachteten  

Wie ist das Verhältnis von Lou und ihren Eltern?  

Könnt Ihr euch vorstellen, wie das Verhältnis von Lucas und seinen Eltern oder seinem großen Bruder ist?  

Stellt Eure Ideen in einem Standbild da.  

Legt den Figuren des Standbilds die typischen Wörter dazu in den Mund, keine ganzen Sätze.  

Szenisches Arbeiten: Wie könnte die Geschichte weitergehen?   

Lous Eltern holen sie vom Bahnhof ab, wie könnte diese Szene aussehen?  

Wie könnte eine Begegnung zwischen No und Lui in Irland vonstattengehen?  

Wie verhalten sich Lou und No, als sie sich das erste Mal nach 10 Jahren wieder sehen?  

Spielt zu Euren Ideen eine kurze Szene und diskutiert darüber. Eventuell nach der Diskussion die ganze Szene 

mit den neuen Erkenntnissen noch einmal zeigen. 

 

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8. Theaterknigge  

„Auch Schlafen ist eine Form der Kritik, vor allem im Theater.“ 

George Bernard Shaw 

 

Viele Fragen erreichen uns, wenn es um den Theaterbesuch geht: Was passiert im Stück, wie funktioniert der 

Ablauf hinter der Bühne, was ist, wenn jemand mal seinen Text vergisst. Aber auch Fragen zum Verhalten als 

Zuschauer: Was soll  ich anziehen, wann darf  ich klatschen, was  ist, wenn  ich mal raus muss? Wir haben uns 

diese Fragen zu Herzen genommen und einen kleinen Knigge erstellt. Sollten wichtige Punkte fehlen, freuen 

wir uns über einen Hinweis! 

 

Ausweg: Wie komme  ich hier  raus? Wir hoffen natürlich, dass niemand vorzeitig das Stück verlassen muss. 

Wenn dem aber doch so  ist, sollte man versuchen so  ruhig wie möglich zu gehen, ohne die Zuschauer und 

Spieler zu stören. Dann ist das kein Problem! Toiletten sind ausgeschildert! 

Kleiderordnung: Schicke Kleidung  ist heute keine Vorschrift mehr. Wer möchte, darf sich aber gerne schön 

anziehen, um  sich  selbst hübsch  zu  finden oder auch dem Ensemble  zu  zeigen, wie  sehr man  sich auf den 

Theaterbesuch freut. 

Handy: Wie im Kino auch müsst ihr das Handy bitte ausmachen. Das Klingeln und Piepsen, besonders wenn es 

mal ganz still ist, würde wirklich Zuschauer und Spieler sehr stören …  

Fotografieren: Auch das Fotografieren  ist  leider nicht erlaubt. Wenn  ihr aber schöne Bilder von dem Stück 

haben wollt  – unser  Fotograf hat ganz  tolle  für Euch geschossen.  Ihr  könnt direkt  im Theater  fragen oder 

schaut auf der Homepage, dort haben wir welche zum Download bereitgestellt. 

Essen: Das ist nun wirklich anders als im Kino: Im Theater arbeiten die Spieler live auf der Bühne und wenn ihr 

Eure Brote auspackt oder mit dem Chipstüten  raschelt, dann  stört das alle. Bitte seid  so nett und  lasst das 

Essen zuhause.  

Lachen: Aber sicher dürft  Ihr  lachen! Oder weinen, wenn  ihr was traurig findet. Nur reinquatschen, das wäre 

nicht nett. Stellt Euch vor wie es ist, wenn man vor Leuten etwas vorführt und sie hören nicht zu… 

Applaus:  Geklatscht  werden  soll  im  Theater:  besonders  am  Ende,  wenn  das  Stück  vorbei  ist  und  die 

Schauspielerinnen  und Schauspieler  auf  die Bühne  kommen.  Je  besser Euch  das Stück  gefallen  hat,  desto 

lauter und länger kann der Applaus sein, denn Applaus ist der unbezahlbare Lohn der Spieler! Wenn mitten im 

Stück etwas ganz besonders gut gefällt, kann auch hier geklatscht werden. Das nennt man in der Fachsprache 

Szenenapplaus. 

 

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9. Arbeiten am Theater: Berufe und Ausbildung 

Handout für Ihre Schülerinnen und Schüler 

„Erst kommt das Fressen, dann kommt die Moral.“ 

Bertolt Brecht 

 

Die Bandbreite der Berufe, die an einem Theater ausgeübt werden,  ist weit vielfältiger als viele ahnen: Vom 

Schauspieler bis zum Schuhmacher, vom Theaterpädagogen bis zum Tontechniker finden sich im Theater eine 

Fülle unterschiedlicher Arbeitsplätze. Diese Vielfalt und das Arbeiten im Dienst der Künste machen es auch so 

interessant  und  die Ausbildungsberufe  sehr  begehrenswert.  Ein  paar  dieser Berufe möchten wir Euch  hier 

vorstellen.  

Im Moment haben wir zwar keine offenen Ausbildungsstellen, aber es gibt natürlich auch die Möglichkeit, ein 

Praktikum  in  einem der  vielen Bereiche  an  unserem Theater  zu  absolvieren. Hierfür wendet Euch bitte  an 

Frank Fuhrmann, Tel. 04421.9401‐49, frank.fuhrmann@landesbuehne‐nord.de. 

 

BÜHNENMALER/INNEN  verwirklichen  das Konzept  der Bühnenbildner  auf  zeichnerische, malerische 

oder plastische Weise. Sie müssen viele verschiedene Stilrichtungen beherrschen, dazu zählen: Landschaft, 

Architektur,  Porträt,  figürliche  Malerei,  Anatomie,  Schriften  und  Ornamente.  Für  diesen  Beruf  ist  eine 

Absolvierung der Schulpflicht, sowie der Abschluss  in einem artverwandten Beruf zum Beispiel Maler nötig. 

Die Ausbildung an sich dauert noch einmal drei Jahre. 

Jule Schuster: Ein Bühnenmaler malt alles, was später auf der Bühne zu sehen ist. Ich muss von Architektur bis 

hin  zur  Porträtmalerei  oder  der  Holz‐  und  Mamorimitation  alles  beherrschen.  Bühnenmalerin  zu  sein 

bedeutet für mich, mein Hobby zum Beruf zu machen und das zu tun, was ich schon seit der Schulzeit tun 

wollte. 

 

Ein/e  DRAMATURG/IN  kümmert  sich  sowohl  um  die  Gestaltung  des  Spielplans,  als  auch  um  die 

Vermittlung  zwischen  dem  Stück  und  dem  Regisseuren,  bzw.  dem  Stück  und  der  Öffentlichkeit. 

Voraussetzend  für  diesen  Beruf    sind  das  Interesse  an  den  Texten  und  das  Bemühen  um  ein  gutes 

Allgemeinwissen im Bereich klassischer und moderner Literatur. 

Athena  Schreiber:  Als  Dramaturgin  begleite  ich  die  Proben  und  sorge  für  die  Bereitstellung  von 

Hintergrundwissen  sowohl  für  das  Produktionsteam  als  auch  für  die Zuschauer. Zudem  arbeite  ich  an  der 

Spielplangestaltung und an der Stichfassung der Stücke mit. Dramaturg/in zu  sein bedeutet  für mich die 

Schnittstelle zwischen Kunst und Zuschauern zu sein, was wunderbar ist. 

 

Der/die INSPIZIENT/IN betreut den organisatorischen Ablauf eines Stückes und überwacht alle Licht‐ und 

Toneinsätze. Während der Vorstellung sorgt er dafür, dass alle Schauspieler  ihre Einsätze einhalten und die 

Bühne  ordnungsgemäß  eingerichtet  ist.  Der  Beruf  des  Inspizienten  ist  an  keine  gesonderte  Ausbildung 

geknüpft.  Wichtig  sind  eher  Charakterstärken  wie  Gelassenheit,  eine  gute  Kommunikation  und 

Durchsetzungsvermögen. 

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Pascal Simon Grote: Ein Inspizient ist die Stimme aus dem Off für das Off, oder auch der Strippenzieher. Ich 

muss die Musik abfahren, Lichtsignale geben und dafür sorgen, dass der Vorhang auf und zu geht. Inspizient/in 

zu sein bedeutet für mich: Ich liebe die Perfektion im Multitasking, die es mir ermöglicht, meine Hobbys zu 

finanzieren. 

 

KOSTÜMBILDNER/INNEN  entwerfen  und  gestalten  die  Kostüme  und  zumeist  auch  Masken  einer 

Produktion, in enger Absprache mit den Regisseuren und den Bühnenbildnern. An kleinen Häusern sind sie oft 

auch verantwortlich für die Umsetzung und das Erstellen dieser Kostüme. Die Ausbildung zum Kostümbildner 

dauert  circa  vier  bis  fünf  Jahre.  Ähnlich  wie  beim  Bühnenbildner  werden  Kreativität  und  ein  gutes 

Hintergrundwissen vorausgesetzt. 

Cornelia Brey: Ein Kostümbildner liest das Stück und macht sich Gedanken zu den Kostümen. In enger 

Absprache mit dem Regisseur entwickele ich ein Kostümkonzept und entwerfe diese Kostüme. Danach muss 

man gegebenenfalls das benötigte Material zusammensuchen und organisieren. Zudem bestimme ich die 

Maske der Schauspieler. Also alles, was den Kopf der Schauspieler betrifft, sei es die Frisur, die Schminke oder 

eine Perücke. Außerdem stelle ich die Probenkleidung zur Verfügung und leite Anproben. Kostümbildner/in zu 

sein bedeutet für mich mit einer großen Gruppe von Leuten, in der jede verschiedene Dinge gut kann, 

zusammen zu arbeiten und eine Geschichte zu erzählen, die sich die Menschen gerne angucken. 

 

Ein/e MASKENBILDNER/IN fertigt ‐ wie der Name schon sagt – die Masken, aber auch die Perücken einer 

Produktion  an.  Die  Ausbildung  zum Maskenbildner  dauert  drei  Jahre  und  setzte  ein  gewisse  Kreativität, 

Fingerspitzengefühl und Anpassungsfähigkeit voraus.  

Annalena Leber: Ein Maskenbildner schminkt die Schauspieler, knüpft die Perücken und betreut die 

Schauspieler bei den Vorstellungen. Maskenbildner/in zu sein bedeutet für mich genau den richtigen Beruf am 

Theater ergriffen zu haben. Es ist eine gute Mischung zwischen Handwerksarbeit und der Arbeit mit den 

Schauspielern. 

 

Der/die REGISSEUR/IN  inszeniert das Stück nach einem bestimmten  individuellen Konzept und bringt es 

in Zusammenarbeit mit allen anderen Abteilungen auf die Bühne. Er muss kreativ mit dem  ihm gegebenen 

Text  umgehen  können,  ein  hohes  Allgemeinwissen  haben  und  eine  gewisses  Selbstbewusstsein  und 

Führungsstärke an den Tag  legen. Oftmals wird  für den Beruf des Regisseures eine bestimmte Ausbildung 

erfordert, für die es jedoch oft nur eine begrenzte Anzahl an Studienplätzen gibt. 

Carola Unser: Als Regisseurin ist es meine Aufgabe, alle Bausteine eines guten Theaterabends im Blick zu 

haben und sie zusammen zu führen, dass sowohl alle Beteiligten, als auch die Zuschauer eine für sich sinnvolle 

Lebenszeit erleben. Regisseur/in zu sein bedeutet für mich mit dem wundervollen Medium Theater, immer 

wieder die Welt, die Gesellschaft zu hinterfragen, Gespräche anzustoßen, die vielleicht ein bisschen zum 

besseren Gelingen einer guten Gemeinschaft beitragen und das mit Spaß. 

 

Die Aufgabe des/der REQUISITEURs/IN ist es, sich darum zu kümmern, dass alle für ein Stück benötigten 

Gegenstände vorhanden sind. Zudem  ist er  für Pflege,  Instandhaltung und zum Teil auch Herstellung dieser 

Requisiten  verantwortlich.  Ein  Requisiteur  sollte  vor  allem  handwerkliches  Geschick  und  ein  gewisses 

Organisationstalent mitbringen. 

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Jochen Kempa: Ein/e Requisiteur/in deckt alles ab zwischen Bühnenbild und Kostüm. Er ist zuständig für die 

Dekoration, wie Blumenvasen, für alles, was ein Schauspieler in der Tasche hat, wie Portemonnaies oder 

Pistolen und für alles, was der Schauspieler sonst noch bespielt, wie Teddys oder Kaffeegeschirr. Außerdem 

machen wir die Pyrotechnik. Wir organisieren und besorgen die Requisiten auf Flohmärkten oder im Internet. 

Alles, was wir dort nicht finden, wird im Theater selbst angefertigt. Requisiteur/in zu sein bedeutet für mich 

vor allem Arbeit. Aber auch Spaß. Das hält sich so die Waage.  

 

Bevor ein/e SCHAUSPIELER/IN auf der Bühne zu sehen  ist, muss er sich vor  jedem Stück ausgiebig mit 

seiner Rolle  und  seinem Text  auseinander gesetzt haben. Ein Schauspieler muss  sowohl physisch  als  auch 

psychisch belastbar und kreativ sein. Die Ausbildung zum Schauspieler dauert in der Regel vier Jahre. 

Zenzi Huber: Ich habe vor einem Jahr meinen Abschluss gemacht und habe jetzt zwei Gastspiele hier in 

Wilhelmshaven und eines in Bochum. Wenn ich gerade kein Gastspiel habe, mache ich Musik. Als 

Schauspielerin muss ich Text lernen, und spielen. Schauspieler/in zu sein bedeutet für mich einen total 

abwechslungsreichen Beruf mit immer neuen Herausforderungen zu haben. Wenn man von einer guten Probe 

kommt, ist man halt auch mal zwei Zentimeter größer. 

 

Ein/e SCHREINER/IN  fertigt alle größeren Teile aus Holz, die für ein Bühnenbild benötigt werden, an. Sinnvoll für diesen 

Beruf  ist  es,  eine  dreijährige  Ausbildung  zum  Schreiner 

abgeschlossen zu haben. 

Werkstattleiter Günter Rohlfs: Ich stelle alle Dekorationen 

der Landesbühne her. Es ist ein abwechslungsreicher, kreativer 

Job, der einen immer wieder vor neue Herausforderungen 

stellt, weil man Lösungen für schwierige Aufträge finden muss, 

um herauszufinden, wie etwas in der Realität umsetzbar ist. 

Tischler Oliver Hilbers: In der Tischlerei zu arbeiten bedeutet 

für mich als Handwerker mit Holz zu arbeiten und am Ende das 

fertige Produkt zu sehen. 

 

Wer den Beruf des/der MASSSCHNEIDERs/IN Fachrichtung Herren oder Damen erlernen möchte, sollte 

großes handwerkliches Geschick, Geduld und eine ausgeprägte Lernbereitschaft mitbringen, um sich  immer 

wieder auf unbekannte und ungewöhnliche Entwürfe und Materialvorstellungen seitens des Kostümbildners 

einstellen zu können. Um in einem Theateratelier tätig zu werden, benötigt man in der Regel eine Ausbildung 

zum Maßschneider Fachrichtung Herren oder Damen. Ausbildungsplätze sind sowohl am Theater als auch im 

Handwerk nur in begrenztem Umfang vorhanden. 

Monika Kleen: Ein Schneider nimmt die Maße, stellt die Schnitte her und schneidet die Kostüme zu. Zu dem 

fertigt man die Kostüme an. Ein Gewandmeister ist zuständig für die Stoffberatung und begleitet zudem die 

Proben. Man muss die Wäsche waschen, die Abend‐ und die Garderobendienste machen. Die Fundusarbeit 

und die Anproben machen sowohl Schneider als auch Gewandmeister. In der Kostümabteilung zu arbeiten 

bedeutet für mich, mein Hobby zum Beruf zu machen, denn es ist interessant und abwechslungsreich und man 

muss eine große Palette an verschiedensten Kostümen bedienen, von Alt bis Neu. 

 

WEITERFÜHRENDE INFOS 

Der Deutsche Bühnenverein hat auf seine 

Homepage eine ganze Reihe weiterer 

Informationen über einzelne Berufe 

gestellt: 

http://www.buehnenverein.de/de/jobs‐

und‐ausbildung/berufe‐am‐theater‐

einzelne.html 

29  

10. Buchungsinformation und Kontakt 

 

NO UND ICH 

Premiere: 31.08.2013, 20:00 Uhr / Studio Rheinstr. 91 Wilhelmshaven 

ProbeGucken / Lehrersicht: Montag, 26.08.2013 / 19:00 Uhr / Rheinstr. 91 Wilhelmshaven 

(im Anschluss an den Lehrerinfotag) 

Anmeldungen unter Tel. 04421.9401‐34 oder athena.schreiber@landesbuehne‐nord.de  

Wir spielen NO UND ICH voraussichtlich bis zum 03.10.2013 und empfehlen das Stück ab der 7. Klasse.  

Melden Sie sich für einen Wunschtermin in der Rheinstr. 91 Wilhelmshaven oder direkt in ihrer Schule bei 

unserer Disponentin Heike Thies, heike.thies@landesbuehne‐nord.de, Tel. 04421.9401‐27. Wenn Sie bis zum 

03. Oktober keinen passenden Termin finden, merken wir Sie gerne für eine evtl. Wiederaufnahme vor. 

Wenden Sie sich bei Fragen zu den Anforderungen an den Raum ebenfalls an Heike Thies.  

Pro Schüler kostet eine Karte 5,10 €. Lehrer und Aufsichtspersonen sind frei.  

Frühbucherrabatt: Buchen Sie vor der Premiere, kostet eine Karte nur 2,50 €.  

Klassenabo: Sie finden NO UND ICH zusammen mit BUDDENBROOKS, BLUES BROTHERS, LEONCE UND 

LENA sowie WAISEN auch im Klassenabo.  

Schüler ab der 9. Klasse können für 26,75 € fünfmal in Wilhelmshaven ins Theater gehen.  

Fragen Sie bitte Ihren Spielortvertreter, ob es ein ähnliches Angebot auch in Ihrem Ort gibt. 

Für alle inhaltlichen Fragen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung:  

Athena Schreiber, Dramaturgin der Jungen 

Landesbühne  

Tel. 04421.9401‐34  

athena.schreiber@landesbuehne‐nord.de 

Carola Unser, Leitung der Jungen 

Landesbühne  

Tel. 04421.9401‐34 

carola.unser@landesbuehne‐nord.de 

Sie möchten, dass wir zu Ihnen in die Schule 

kommen? Dann sprechen Sie uns an: 

Frank Fuhrmann, Theaterpädagoge der 

Jungen Landesbühne  

Tel. 04421.9401‐49 

frank.fuhrmann@landesbuehne‐nord.de 

 

 

 

 

 

30  

 

 

 

 

 

 

 

ANHANG: 

 

 

EXKURSE ZUR VERTIEFENDEN 

UNTERRICHTSBEGLEITUNG 

 

31  

11. NO UND ICH im Französischunterricht 

 „Um klar zu sehen, genügt oft ein Wechsel der Blickrichtung.“  

Antoine de Saint‐Exupéry 

 

Die Romanvorlage  im Original eignet sich natürlich gut für den Französischunterricht der Oberstufe, ebenso 

empfehlenswert  ist die Verfilmung von 2010  (mit Julie‐Maria Parmentier und Nina Rodriguez, Regie: Zabou 

Breitman).  Im  Folgenden  finden  Sie  jeweils  den Ausschnitt  aus  dem  Roman  sowie  die Übersetzung  der 

Spielszene, die schon  im ersten Teil der Mappe als Anregung  für den Unterricht dienen sollte: À LA GARE 

D’AUSTERLITZ. Natürlich können Sie die Anregungen des ersten Teils ebenso für den Französischunterricht 

übernehmen oder  in  Ihrem Sinne anpassen. Zuletzt haben wir  Ihnen den Songtext ALORS ON DANSE von 

STROMAE beigefügt. Das Lied  ist  Ihren Schülern  sicherlich bekannt und eignet  sich mit einem  thematisch 

passenden Text sehr gut zum Übersetzen.  

 

À LA GARE D’AUSTERLITZ (NOVEL) 

La gare d’Austerlitz, j’y vais souvent, le mardi ou le vendredi, quand 

je finis les cours plus tôt. J’y vais pour regarder les trains qui partent, 

à cause de l’émotion, c’est un truc que j’aime bien, voir l’émotion des 

gens,  c’est pour  ça que  je ne  rate  jamais  les matches de  foot  à  la 

télévision,  j’adore quand  ils s’embrassent après  les buts,  ils courent 

avec  les bras en  l’air et  ils s’enlacent, et puis aussi Qui veut gagner 

des  millions,  il  faut  voir  les  filles  quand  elles  donnent  la  bonne 

réponse, elles mettent leurs mains devant leur bouche, renversent la 

tête en  arrière, poussent des  cris et  tout,  avec des grosses  larmes 

dans  leurs  yeux.  Dans  les  gares,  c’est  autre  chose,  l’émotion  se  devine  dans  les  regards,  les  gestes,  les 

mouvements,  il  y  a  les  amoureux  qui  se  quittent,  les mamies  qui  repartent,  les  dames  avec  des  grands 

manteaux qui abandonnent des hommes au col relevé, ou l’inverse, j’observe ces gens qui s’en vont, on ne sait 

pas où, ni pourquoi, ni pour combien de  temps,  ils se disent au  revoir à  travers  la vitre, d’un petit signe, ou 

s’évertuent à crier alors qu’on ne les entend pas. Quand on a de la chance on assiste à de vraies séparations, je 

veux dire qu’on  sent bien que  cela  va durer  longtemps ou que  cela  va paraître  très  long  (ce qui  revient au 

même), alors  là  l’émotion est  très dense,  c’est  comme  si  l’air  s’épaississait,  comme  s’ils étaient  seuls,  sans 

personne autour. C’est pareil pour  les trains à  l’arrivée,  je m’installe au début du quai,  j’observe  les gens qui 

attendent, leur visage tendu, impatient, leurs yeux qui cherchent, et soudain ce sourire à leurs lèvres, leur bras 

levé, leur main qui s’agite, alors ils s’avancent, ils s’étreignent, c’est ce que je préfère, entre tout, ces effusions. 

Bref, voilà pourquoi je me trouvais gare d’Austerlitz. J’attendais l’arrivée du TER de 16 h 44, en provenance de 

Clermont‐Ferrand,  c’est mon  préféré  parce  qu’il  y  a  toute  sorte  de  gens,  des  jeunes,  des  vieux,  des  bien 

habillés, des gros, des maigres, des mal fagotés et tout. J’ai fini par sentir que quelqu’un me tapait sur l’épaule, 

ça m’a pris un peu de  temps parce que  j’étais  très concentrée, et dans ce cas‐là un mammouth pourrait se 

rouler sur mes baskets, je ne m’en rendrais pas compte. Je me suis retournée. 

— T’as pas une clope ? 

Elle portait un pantalon kaki sale, un vieux blouson troué aux coudes, une écharpe Benetton comme celle que 

ma mère garde au fond de son placard, en souvenir de quand elle était jeune. 

BUCHDATEN 

Delphine De Vigan  

No et moi 

Roman. Ausgezeichnet mit dem 

Prix des Libraires 2008 

ISBN: 225312480X  

2009, 248 Seiten, Maße: 11 x 17,7 

cm, Taschenbuch, Französisch. 

32  

— Non, je suis désolée, je ne fume pas. J’ai des chewing‐gums à la menthe, si vous voulez. 

Elle a fait la moue, puis m’a tendu la main, je lui ai donné le paquet, elle l’a fourré dans son sac. 

— Salut, je m’appelle No. Et toi ? 

— No ? 

— Oui. 

— Moi,  c’est Lou… Lou Bertignac.  (En général,  ça  fait  son petit effet, car  les gens  croient que  je  suis de  la 

famille du chanteur, peut‐être même sa fille, une fois quand j’étais au collège, j’ai fait croire que oui, bon après 

ça s’est compliqué, quand il a fallu que je donne des détails, que je fasse signer des autographes et tout, j’ai dû 

avouer la vérité.) 

Cela n’a pas eu l’air de l’émouvoir. Je me suis dit que ce n’était pas son genre de musique. Elle s’est dirigée vers 

un homme qui  lisait son  journal debout, à quelques mètres de nous.  Il a  levé  les yeux au ciel en soupirant, a 

sorti une cigarette de son paquet, elle l’a attrapée sans le regarder, puis elle est revenue vers moi. 

— Je t’ai déjà vue ici, plusieurs fois. Qu’est‐ce que tu fais ? 

— Je viens pour regarder les gens. 

— Ah. Et des gens, y’en a pas par chez toi ? 

— Si. Mais c’est pas pareil. 

— T’as quel âge ? 

— Treize ans. 

— T’aurais pas deux ou trois euros, j’ai pas mangé depuis hier soir ? 

J’ai  cherché dans  la poche de mon  jean,  il me  restait quelques pièces,  j’ai  tout donné  sans  regarder. Elle a 

compté avant de refermer sa main. 

— T’es en quelle classe ? 

— En seconde. 

— C’est pas l’âge normal, ça ? 

— Ben… non. J’ai deux ans d’avance. 

— Comment ça se fait ? 

— J’ai sauté des classes. 

— J’ai bien compris, mais comment ça se fait, Lou, que t’as sauté des classes ? 

J’ai  trouvé  qu’elle me  parlait  d’une manière  bizarre,  je me  suis  demandé  si  elle  n’était  pas  en  train  de  se 

moquer de moi, mais elle avait un air très sérieux et très embêté à la fois. 

33  

— Je ne sais pas. J’ai appris à lire quand j’étais à la maternelle, alors je ne suis pas allée au CP, et puis après j’ai 

sauté le CM1. En fait je m’ennuyais tellement que j’enroulais mes cheveux autour d’un doigt et je tirais dessus, 

toute la journée, alors au bout de quelques semaines j’ai eu un trou. Au troisième trou, j’ai changé de classe. 

Moi aussi j’aurais bien voulu lui poser des questions, mais j’étais trop intimidée, elle fumait sa cigarette et me 

regardait de haut en bas et de bas en haut,  comme  si elle  cherchait un  truc que  je pourrais  lui donner. Le 

silence s’était installé (entre nous, parce que sinon il y avait la voix synthétique dans le haut‐parleur qui nous 

cassait les oreilles), alors je me suis sentie obligée d’ajouter que maintenant, ça allait mieux. 

— Ça va mieux quoi, les cheveux ou l’ennui ? 

— Ben… les deux. 

Elle a ri. Alors j’ai vu qu’il lui manquait une dent, je n’ai même pas eu à réfléchir un dixième de seconde pour 

trouver la bonne réponse : une prémolaire. 

Depuis  toute  la  vie  je  me  suis  toujours  sentie  en  dehors,  où  que  je  sois,  en  dehors  de  l’image,  de  la 

conversation,  en  décalage,  comme  si  j’étais  seule  à  entendre  des  bruits  ou  des  paroles  que  les  autres  ne 

perçoivent pas, et sourde aux mots qu’ils semblent entendre, comme si  j’étais hors du cadre, de  l’autre côté 

d’une vitre immense et invisible. 

Pourtant hier  j’étais  là,  avec elle, on 

aurait  pu  j’en  suis  sûre  dessiner  un 

cercle autour de nous, un cercle dont 

je  n’étais  pas  exclue,  un  cercle  qui 

nous  enveloppait,  et  qui,  pour 

quelques  minutes,  nous  protégeait 

du monde. 

Je  ne  pouvais  pas  rester, mon  père 

m’attendait,  je  ne  savais  pas 

comment  lui dire au revoir, s’il fallait 

dire madame ou mademoiselle, ou si 

je  devais  l’appeler  No  puisque  je 

connaissais son prénom. J’ai résolu le 

problème  en  lançant  un  au  revoir 

tout  court,  je  me  suis  dit  qu’elle 

n’était pas du genre à se  formaliser sur  la bonne éducation et  tous ces  trucs de  la vie en société qu’on doit 

respecter. Je me suis retournée pour lui faire un petit signe de la main, elle est restée là, à me regarder partir, 

ça m’a fait de  la peine parce qu’il suffisait de voir son regard, comme  il était vide, pour savoir qu’elle n’avait 

personne pour l’attendre, pas de maison, pas d’ordinateur, et peut‐être nulle part où aller.

 

34  

À LA GARE D’AUSTERLITZ (PIÈCE) 

 NO :   Dégage! Regarde ailleurs. Tu veux ma photo? Est ce que j´ai quelque chose 

de particulier?   Mon nom est Nora, c´est un nom courant, en province. So what? Je vis dans 

la rue depuis 10 ans  LUCAS :   T´as quel âge?  NO  Ça te regarde pas. Je vends le journal des sans‐abris „Réverbère“. Il coute 1 

euro 60. La moitié est pour le projet, l´autre pour moi. Je n´achèterai pas de boissons alcoolisées, seulement un repas chaud et une chambre pour cette nuit. Est ce que quelqu’un aurait un peu d´argent ou voudrait acheter un journal? Quand j´aurai vendu celui‐ci, j´aurais rempli mes obligations et je pourrais me payer un repas chaud... 

 LUCAS   Hep.  NO   montrant le chapeau au sol.   Si tu veux me parler, tu dois jeter quelque chose la dedans.  LUCAS   Le claquage de dents est un peu abusé.  NO   Il fait super froid.  LUCAS   Personne ne te croit quand tu dis que tu n´achèteras pas d´alcool. Et au vue 

de ta situation tout le monde peut comprendre.  LOU   en front de scène.   La consommation de drogues est un moyen pour les sans‐abris de 

surmonter le quotidien. L´alcool peut, pour un certain temps, adoucir, éloigner, la peur, virgule, le dégout, virgule, la frustration, virgule, la colère et le désespoir. 

 NO   Merci! De la pitié...  LUCAS   Et comme ça, ils ont fait leur B.A. Au fait ils s´en fichent de toi. C´est une 

forme particulière d´ignorance: ils te donnent 1 euros, et ils ont bonne conscience. 

 NO   sors un euro de sa poche.   Dégage.   Merde. C´est peut‐être un chien dont j´ai besoin.   Comme ça je pourrais dire: J´ai besoin d´aide pour moi et mon ami à quatre 

pattes.  LUCAS   Mais il aura aussi besoin de soins. Depuis combien de temps tu fais ça?  NO  Un an ….bon,  deux mois.  LOU  Maintenant c´est le moment ou on rappe.   No devrait normalement rapper.  NO    On a coupé cette scène, c´était trop gênant.  LUCAS  Tu dors ici? 

35  

 NO   Ici ou là.  LOU  Un livre à la main. Elle apprend une définition par cœur, cela attire l´attention 

de No. On appelle cerveaux la partie centrale du système nerveux. Il est protégé par la boite crânienne et est constitué en majeure partie de tissu nerveux. 

 NO  Où se trouvent les sentiments?  LOU   Quoi?  NO   Les sentiments, où se trouvent‐ils? J´aimerais bien le savoir.  LOU  Dans le système lymphatique?  NO   regarde Lou d´un air de défi.  LOU  la structure du système lymphatique/  NO   / est constituée d´un anneau double autour des glandes basales et du 

thalamus. Elle est constituée des parties phylogénétiques du cerveau principal et des structures néocorticales. 

 LOU  Oui.  NO  Mais qu´est‐ce que tu crois? Ce n´est pas important de savoir où ils sont 

situés. C´est important de savoir qu´on a des sentiments. Est‐ce‐qu´ils ne pourraient pas nous apprendre quelque chose dont on a réellement besoin? Glucose? Fructose? Division cellulaire. 

  T´as une clope?    LOU   secoue la tête   J´ai des chewing‐gums à la menthe. Si vous voulez.  NO   elle prend le paquet en grimaçant de dégout.   Elle veut.   Trouve une cigarette et veut l´allumer.  LUCAS  Il est interdit de fumer dans l´ensemble de la gare. 

 No allume son briquet 

 LUCAS   Interdiction de fumer. Théâtre!  LOU  conciliante   Fais semblant!  NO   si tu parles si bas, à cette distance, personne ne peut  comprendre ce que tu 

as à dire.  LOU  tu peux t´approcher.  NO   tu sais à quel point je pue?  LOU  sourie  NO   je m´appelle No, en fait Nora, mais je préfère No comme non. 

36  

 LUCAS :  Oh un statement.  NO   Une affirmation. Si tu comprends ce que je veux dire  LOU  Lou Bertignac  NO  Je n´ai pas entendu un seul mot, bien que je me sois lavé les oreilles.  LOU   très fort 

JE M´APPELLE LOU BERTIGNAC  NO   maintenant tout le monde le sait.  LOU  ‐  NO   Tu n´aurais pas par hasard deux ou trois euros? Ça fait un bout de temps 

que je n´ai rien mangé.  LOU  Lui donne les pièces qu´elle trouve dans la poche de son pantalon. Tu veux 

boire un chocolat chaud?  NO  se met debout d´un saut et prend sa valise.    LOU   Je veux dire … pas tout de suite …  NO   Vas te faire foutre ! Froidement Au revoir Lou Bertignac.  LOU  Je dois aller à l´école  NO   T´es en quelle classe?  LOU  En seconde  NO   T´as quel âge?  LOU   Treize ans.  NO   C´est pas normal pour ton âge.  LUCAS  Elle a deux ans d´avance.  NO  Comment ça?  LUCAS  Elle a sauté deux classes.  NO   Je ne suis pas débile. Pourquoi tu as sauté deux classes?  LOU   Défaut de fabrication. Imagine que tu sois une voiture et que tu ais plus de 

fonctions que la plupart des voitures, tu irais plus vite et tu serais plus performante. 

 NO  Question simple, réponse simple?  LOU   Parce que je sais que la dent qu´il te manques est une prémolaire, voilà 

pourquoi.  

37  

NO  Je serais impressionnée, si tu pouvais me dire pourquoi ma prémolaire me manque. 

 LOU   Je ne sais pas, pourquoi?  NO  Ça te regarde pas.  LOU   C´est mon train  NO  Attends. 

Elle prend un vieux saucisson dans un sac plastique et en coupe un bout pour Lou.  Elle donne un coup de pied à sa bière qui vole au dessus du quai. 

       

ALORS ON DANSE (STROMAE) 

 

Alors on danse  

Alors on danse  

Alors on danse 

Qui dit étude dit travail.  

Qui dit taf te dit les thunes.  

Qui dit argent dit dépenses  

Qui dit crédit dit créance.  

Qui dit dette te dit huissier.  

Oui dit assis dans la merde.  

Qui dit Amour dit les gosses,  

dit toujours et dit divorce.  

Qui dit proches te dis deuils, car les problèmes ne viennent pas seul.  

Qui dit crise te dis monde dit famine dit tiers‐ monde.  

Qui dit fatigue dit réveille encore sourd de la veille.  

Alors on sort pour oublier tous les problèmes. 

Alors on danse, Alors on danse  

Alors on danse, Alors on danse  

Alors on danse, Alors on danse  

Alors on danse, Alors on danse  

Alors on danse! 

Et la tu t'dis que c'est fini car pire que ça ce serait la mort.  

Qu'en tu crois enfin que tu t'en sors quand y en a plus et ben y en a encore!  

Ecstasy dis problème les problèmes ou bien la musique.  

Ca t'prends les trips ca te prends la tête et puis tu prie pour que ça s'arrête.  

Mais c'est ton corps c'est pas le ciel alors tu t'bouche plus les oreilles.  

Et là tu cries encore plus fort et ca persiste...  

38  

Alors on chante; Lalalalalala, Lalalalalala!  

Alors on chante; Lalalalalala, Lalalalalala!  

Alors on chante, Alors on chante! 

Et puis seulement quand c'est fini, alors on danse. 

Alors on danse, Alors on danse.  

Alors on danse, Alors on danse.  

Alors on danse, Alors on danse.  

Alors on danse. 

Et ben y en a encore, Et ben y en a encore  

Et ben y en a encore, Et ben y en a encore  

Et ben y en a encore. 

 

 

 

 

 

 

 

 

39  

12. Armut – was ist das? 

„Ein Kind, das an Hunger stirbt, wird ermordet.“ 

Jean Ziegler 

 

ARMUT UND EXKLUSION 

Armut  ist  ein  politisch‐normativer  Begriff,  der  sich  schwer  und  nicht  ein  für  alle Mal  definieren  lässt.  Es 

herrscht kein Grundkonsens aller Gesellschaftsmitglieder darüber und es existieren  je nach sozialer Stellung, 

Weltanschauung, Religion, Herkunft und Umfeld unterschiedliche bis hin  zu gegensätzlichen Auffassungen 

dazu. Man unterscheidet allgemein zwischen absoluter und relativer Armut. Armut  in  Industrieländern  ist  in 

der Regel relative Armut, da es nicht um das physische Überleben (wie in vielen Entwicklungsländern) geht, 

sondern  um  ein menschenwürdiges  Leben. Armut  ist  in  jedem  Fall mehrdimensional:  es  ist  nicht  nur  ein 

ökonomisch‐materielles, sondern gleichzeitig auch ein soziales, kulturelles und psychisches Phänomen.   

Zur Messung  von  Armut  bedienen  sich  die  Sozialwissenschaften  verschiedener  Instrumente.  So  lässt  sich 

Armut durch den Ressourcenansatz untersuchen, der  lediglich monetäre Ressourcen berücksichtigt.  In den 

letzten  Jahren  berücksichtigt man  aber  auch  weitere  Defizite  in  Lebensbereichen  wie  z.  B.  Bildung  und 

politische Teilhabe. Während man  in früheren Ungleichheitsforschungen  immer von Armut als das Problem 

der sozialen Frage gesprochen hat, wird seit den 1990er Jahren häufig der der Begriff der Exklusion (oder auch 

in  Deutschland  soziale  Ausgrenzung)  gebraucht.  Exklusion  wurde  zum  Schlagwort  der  Kommission  der 

Europäischen Gemeinschaft  1993:  „Poverty was  no  longer  the  right word.  The  phenomenon was  not  simply 

related to material wealth, or lack of fit, but involved a complicated interaction between – wealth, certainly – but 

also access  to social  rights, attachment  to  the  labor market,  the strength of  informal networks  […] a situation 

involving several dimensions of deprivation; a kind of poverty built  into the structures of society, and not simply 

relevant to a residual minority of the population.” 

 

DIE FOLGEN DER ARMUT 

Die Folgen  von Arbeitslosigkeit und Armut werden hier  stets  sozial bestimmt,  sind also auf Teilhabe oder 

Ausschluss  bezogen.  Heinz  Bude 

formuliert  das  wie  folgt:  „Soziale 

Exklusion  (…)  ist  weder  auf 

gesellschaftliche  Benachteiligung  zu 

reduzieren  noch  durch  relative Armut 

zu  erfassen.  Sie  betrifft  vielmehr  den 

Platz  im  Gesamtgefüge  der 

Gesellschaft. Sie entscheidet darüber, 

ob Menschen das Gefühl haben, dass 

ihnen Chancen offenstehen und dass 

ihnen  ihre  Leistung  eine  hörbare 

Stimme  verleiht,  oder  ob  sie  glauben 

müssen, nirgendwo hinzugehören, und 

dass  ihnen  ihre  Anstrengung  und 

Mühe niemand abnimmt.“  

40  

Lang andauernde Arbeitslosigkeit kann bei den Betroffenen zu einer Abwärtsspirale führen, die den Abstieg in 

immer mehr Lebensbereichen mit sich bringt. Das Wohnen  in städtischen Randgebieten, die ausschließlich 

von  sog.  sozial  Schwachen  bewohnt  werden,  führt  zu  einer  Stigmatisierung  und  Ausgrenzung,  die  die 

Arbeitssuche  und  gesellschaftliche  Teilhabe  erschweren.  Während  bei  anhaltender  Arbeitslosigkeit  die 

Inklusion  der  Betroffenen  in  ein  staatliches  System  der  Hilfsempfänger  erfolgt,  ist  diese  bei  Verlust  der 

Wohnung wiederum gefährdet. Ohne Wohnung wird es ungleich schwerer, die Hilfsangebote zu erhalten 

und Zugang zu Gesellschaftssystemen zu erlangen. 

Obdachlose  und Wohnungslose markieren  die  unterste  Stufe  der  sog.  sozialen  Deklassierung  und  sind, 

gemessen  an  einem monetären  Armutsbegriff,    in  der  Regel  die  am  Stärksten  von  Armut  betroffenen 

Menschen. Die Bedeutung von Wohnung als elementare Grundlage  für ein gesichertes, menschenwürdiges 

Leben  ist  schwer  greifbar,  solange  man  den  Verlust  derselben  nie  erlebt  hat.  Die  Situation  in  der  sich 

Wohnungslose befinden, entspricht keiner anderen: Wohnungslos zu sein bedeutet oftmals gleichzeitig der 

Ausschluss  oder  zumindest  erschwerter  Zugang  zu  den  wichtigsten  Bereichen  und  Systemen  des 

gesellschaftlichen Leben.   

Der Zugang zum Arbeitsmarkt ist ohne festen Wohnsitz sehr erschwert und ein Abrutschen in illegale 

oder kriminelle Milieus somit gefördert.  

Anspruch  auf  staatliche  Unterstützung  nach  dem  SGB  II  besteht,  wird  aber  oft  in  Tagessätzen 

ausgezahlt. D.h. der/die Obdachlose muss sich mitunter das Tagesgeld täglich abholen.  

Ausreichende medizinische Versorgung ist schwierig, nicht nur weil sie häufig – gewiss nicht immer ‐ 

eine schlechte Akzeptanz bei Ärzten haben. Obdachlose haben das Recht auf Krankenversicherung, die 

für sie  kostenlos ist, wenn sie Arbeitslosengeld II beziehen. Die ersten 80€ pro Jahr müssen sie aber für 

Rezeptgebühren  (früher auch Praxisgebühren) bezahlen, bevor sie von weiteren Zuzahlungen befreit 

werden. Das bedeutet außerdem auch, dass  sie die Belege dafür zu sammeln und der Krankenkasse 

vorlegen müssen. 

Die Funktionssysteme unserer Gesellschaft, Wohnung, 

Familie,  Arbeitsplatz,  politisches  System,  sind  für 

Wohnungslose  schwer  erreichbar.    Wohnungslose  sind 

nach  dem  Grundgesetz  mit  allen  anderen  Menschen 

gleichgestellt.  Dennoch  sind  sie  durch  vorhandene 

Strukturen, ob absichtlich oder nicht, exkludiert, werden 

nicht  in  alle  gesellschaftlichen,  sozialen  und  poltischen 

Prozesse eingebunden und  im politischen System nicht 

repräsentiert. 

 

 

 

 

 

 

41  

OBDACHLOSIGKEIT UND DIE WAHRNEHMUNG DER GESELLSCHAFT 

Historisch betrachtet wurde Obdachlosigkeit durch die Gesellschaft völlig unterschiedlich wahrgenommen: Im 

Mittelalter war die Gabe von Almosen an Bettler eine verbreitete und angesehene Geste, mit der man sich 

quasi  eine  Vergebung  der  Sünden  erkaufte.  Im  Absolutismus  wurden  Bettler  geächtet  und  verfolgt, 

Almosen standen unter Strafe. Ein Wirtschaftssystem das auf Leistung und materiellem Verdienst aufgebaut 

war, begründete eine gesellschaftliche Moral, die Arme als Plage und zunehmend auch als Asoziale, die mit 

Gefängnis und Zwangsarbeit umerzogen werden mussten, betrachtete. Mit der Bauernbefreiung  im  frühen 

19.  Jh.  verbesserte  sich  die  Situation  der  Obdachlosen  wieder  etwas  und  kirchliche  Einrichtungen 

beherbergten sie gegen Arbeit.  

Tatsächlich existierte zu Beginn des 20. Jh. 

eine  Theorie,  die manchen Menschen  eine 

Erbkrankheit,  ein  sog.  Nomadengen 

unterstellte,  welches  sie  daran  hindere, 

sesshaft  zu  sein.  In  der  Folge  wurden 

Landstreicher  zwar  nicht  mehr  verurteilt, 

aber  der  Ansatz,  dies  als  psychologische 

Krankheit  zu  betrachten,  verhinderte  eine 

Auseinandersetzung mit den  tatsächlichen, 

strukturelle Probleme und Ursachen.  

Heute widerfährt Wohnungslosen mitunter 

eine  besondere  Stigmatisierung,  da 

mitunter  angenommen  wird,  dass  „im 

Sozialstaat  Deutschland  kein  Mensch 

ohne  Dach  über  dem  Kopf  leben muss“. 

Somit  muss  ihre  Notsituation  „selbst 

verschuldet“  sein  oder  aber  sie  leben 

„freiwillig“ auf der Straße. Es existiert aber 

auch  die  gegenteilige Meinung,  dass man 

nicht von Natur aus „arm“  ist, sondern von 

der  Gesellschaft  bzw.  den  Mechanismen  des  ökonomischen  Systems  oder  durch  konkrete  politische 

Handlungen oder Nicht‐Handeln dazu gemacht wird. Hilfe muss den Bedürftigen entsprechend angepasst 

sein. Ist sie das nicht, kann sie sich für diese nachteilig auswirken.  

 

 

 

QUELLEN UND LITERATURVORSCHLÄGE: 

Christoph Butterwegge (2009): Armut in einem reichen 

Land: wie das Problem verharmlost und verdrängt wird 

Heinz Bude (2008): Die Ausgeschlossenen. Das Ende vom 

Traum einer gerechten Gesellschaft. 

Rainer Geissler, Thomas Meyer (2006): Die Sozialstruktur 

Deutschlands. Zur gesellschaftlichen Entwicklung mit 

einer Bilanz zur Vereinigung. 

Martin Kronauer (1996): "Soziale Ausgrenzung" und 

"Underclass": Über neue Formen der gesellschaftlichen 

Spaltung.  

Jean Ziegler (2011): Der Aufstand des Gewissens: Die 

nicht gehaltene Festspielrede 2011  

42  

13. Simulation einer Podiumsdiskussion 

„Die Welt wird nicht bedroht von den Menschen,  

die böse sind, sondern von denen, die das Böse zulassen.“ 

Albert Einstein 

 

Simulationen  sind  eine  schöne Alternative  zu den üblichen Referaten: Nicht nur die Redekompetenz wird 

geübt, auch Begründung und Untermauerung eines bestimmten Standpunktes, Fairness im Umgang mit 

anderen  im Podium, Rücksichtnahme und Toleranz gegenüber anderen Meinungen. Darüber hinaus wird 

ein  Thema,  hier:  Obdachlosigkeit,  intensiv  bearbeitet. Wir  haben  eine  ähnliche  Simulation  in  der  ersten 

Probenwoche,  der  „Konzeptionswoche“  mit  dem  Team  durchgeführt.  Natürlich  eignet  sich  eine  solche 

Simulation am Besten im Fach Politik und Wirtschaft, aber auch in Religion und Ethik können alle von solch 

einer Methode profitieren. 

 Die SchülerInnen werden  in drei gleichgroße  (und am besten sprachlich gleichstarke) Gruppen eingeteilt 

und erhalten die Aufgabe, für Ihr „Projekt“ Geld von einem fiktiven Investor zu erhalten, der mit 3000 € das 

Team sponsern will, welches zum Thema Obdachlosigkeit das überzeugendste Projekt durchführen will. 

  Lassen  Sie  die  SchülerInnen  selbst  überlegen, was mögliche  Projekte  sein  können. Wenn Anregungen 

gebraucht werden, dann geben Sie Beispiele vor: Ein Begegnungshaus für Obdachlose und Nichtobdachlose, 

eine  regelmäßige  Armenspeisung  per  Bus  weil  Essen  die  wichtigste  Grundlage  ist,  ein  Kunstprojekt mit 

Obdachlosen, eine Aufklärungskampagne durch neue Medien … Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt. 

 Die Gruppen erhalten genügend Zeit  zur Vorbereitung. Zusätzlich  zu den angefügten Positionspapieren 

kann  entweder  durch  eigene  Literarturrecherche  oder  mit  ausreichend  Empfehlungen  vom  Lehrer 

angereichert werden. Die Positionen unterscheiden sich grundlegend und die damit verbundenen Projekte 

entstehen auf diesen Positionen. 

 Alle drei Positionen sind legitim, keine ist besonders radikal oder politisch extrem. Es sollen Argumente 

für das eigene Projekt und Gegenargumente gegen die anderen gefunden werden, mit denen der Investor 

überzeugt wird. Die Position sollte ehrlich vertreten werden, die SchülerInnen sollen sich hineinversetzten 

und  die  für  sich  selbst  stimmigen  und  positiven Aspekte  und Meinungen  hervorheben  und  die  anderen 

argumentativ aushebeln – nicht verurteilen oder polemisch werden! 

  Die  folgenden  Positionspapiere  dienen  als  Grundlage  und  sollten  mit  dem  Lehrer  durchgesprochen 

werden.  Sie  enthalten  verschiedene  Aussagen,  subjektive  Äußerungen,  Zitate  und,  am  Ende,  ein 

Projektziel, welches helfen sollen, eine Position zu behaupten. Die (zum Teil) fiktiven Sätze sind bewusst zum 

Teil  provokant  um  eine  (fiktive)  Position  einnehmen  zu  können.  (Selbstverständlich  spiegelt  keine  dieser 

Position oder Aussagen die Meinung des Teams oder der Landesbühne dar.)

 Ändern Sie die  Inhalte  (der Positionspapiere) und Anregungen nach  Ihren Vorstellungen und passen Sie, 

wo es nicht passt, alles Ihrem Unterricht an! 

 

43  

   

 

 

Positionspapier 

ROMANTISIERUNG & ABLEHNUNG DER NORM 

 

Name des Projektes: ………………………………………………………………………………………….. 

 

„Mit welchem Recht wird Obdachlosen vorgeschrieben, dass Sie unter einem Dach leben und 

sich anpassen müssen, um normal zu sein? Warum glauben wir, dass unser Leben das bessere 

ist?   Was  ist normal – und mit welcher Legitimation? Das Leben auf der Straße ist grausam – 

aber  das  sogenannte  „normale“  Leben  kann  ebenfalls  grausam  sein.  Wir  glauben,  dass 

Obdachlos – Sein ein alternatives Lebenskonzept bedeuten kann! Und das  ist es wert, es zu 

unterstützen.“ 

 

Argumente: 

Niedriglohnsektor:  

„2010 verdienten 1,383 Millionen Menschen in Deutschland so wenig, dass sie als sogenannte 

Aufstocker zusätzlich Arbeitslosengeld II bezogen um die Grundsicherung zu erreichen.“  

„Alleinerziehende Mutter mit 3 Jobs: In Deutschland keine Seltenheit.“  

Burn Out:  

„Die Europäische Agentur für Sicherheit und Gesundheitsschutz am Arbeitsplatz schätzt die 

volkswirtschaftlichen Folgekosten des Burnout‐Syndroms in der EU auf rund 20 Milliarden Euro 

jährlich.“ 

Glücksforschung:  

„Lt. einer Statistik ist zwischen 1973 und 2000 das pro Kopf Einkommen um 55% gestiegen. Im 

gleichen Zeitraum sank die durchschnittliche „Lebenszufriedenheit“ um 10%. Geld allein macht 

nicht glücklich.“ 

 

PROJEKTZIEL: Mehr  Akzeptanz  und  Respekt  vor  anderen  Lebensformen,  Sichtbarkeit  von 

Obdachlosen, menschenwürdiges Leben AUF der Straße ohne den Zwang der Anpassung an 

ein sog. normales Leben. 

44  

 

 

 

Positionspapier 

ENTLARVUNG & STRUKTURWANDEL 

 

Name des Projektes:..………………………………………………………………………………………….. 

 

„Das Thema Armut wird, zum Beispiel in den Medien, emotional verhandelt und dramatisiert. 

Auf diese Weise wird Armut nicht beseitigt: man muss es  rational und nüchtern betrachten. 

Außerdem verdienen Wohlfahrtsverbände Geld damit und haben ein Interesse, sich selbst zu 

erhalten. Das System  funktioniert  – aber nicht  zugunsten der Armen. Man muss effizienter 

herangehen und Ursachen bekämpfen.“ 

 

Argumente: 

Das Geschäft mit der Armut:  

„Wohlfahrtsverbände, Sozialamt (staatliche Bürokratien), Armutsforschung und Medien 

„verdienen“ durch Verstärkung des unguten Gefühls der „dramatisch wachsenden Armut“ – oder 

haben zumindest ein Interesse daran, sei es wegen Spendengelder oder um das System zu 

erhalten.“  

Wohlstand in Deutschland:  

„Aktuell haben wir in Deutschland die wohlhabendste Gesellschaft, die es je gab und der 

Kapitalismus im Modus der sozialen Marktwirtschaft ist das erfolgreichste Wirtschafts‐ und 

Gesellschaftsmodell, das wir je hatten.“ 

Keine Lösung für tatsächliche Probleme: 

 „Die Verringerung der relativen Armut wurde bislang verfehlt – die bisherigen Ansätze waren 

erfolglos. Monetäre Mittel wie Spenden decken das Problem zu und verhindern die nüchterne und 

emotionslose Auseinandersetzung mit den Ursachen.“ 

Abwärtsspiralen:  

„Wo Armut herrscht, verfestigt sie sich, Exklusion verschärft sich und damit verringern sich die 

Chancen. Konkrete Forderungen sind: Zugang zu Kinderkrippen, Bildung, Arbeitsmarkt, 

medizinischer Versorgung, Kultur. Chancengleichheit!“ 

 

PROJEKTZIEL:  Effizientes  Einsetzen  von  Geldern,  politische  Innovation,  Strukturwandel, 

Ursachen  bekämpfen  statt  Problem  verdecken.  Politisches  Umdenken,  Radikale 

Nüchternheit, Aufklärung. Rational, effektiv, effizient! 

45  

 

 

 

Positionspapier 

BETROFFENHEIT & BARMHERZIGKEIT 

 

Name des Projektes:..…………………………………………………………………………………………. 

 

„Wir können nicht  in unserem Wohlstand  leben und Wegsehen. Armut  in Deutschland geht 

uns  alle  an.  Unsere  Gesellschaft,  unsere  Moralvorstellungen  beruhen  u.  A.  auf  christliche 

Nächstenliebe und Humanismus. Es  ist eine Pflicht, abzugeben und Menschen, die weniger 

haben, zu unterstützen. Verteilungsgerechtigkeit!“ 

 

Nächstenliebe:  

„Brich mit den Hungrigen dein Brot, und die so im Elend sind, führe ins Haus; so du einen nackt 

siehst, so kleide ihn, und entziehe dich nicht deinem Fleisch und Blut.“ Jesaja 58,7 

Verteilungsungerechtigkeit:  

„Über 60% des Nettoeinkommens verteilen sich auf die oberen 10% der Haushalte.“  

Spendenaufruf:  

„Um der Armut der Kinder Einhalt zu gebieten, ist die Initiative und Hilfe von uns Allen gefordert. 

Helfen Sie den Kindern mit einer Spende gegen die Armut.“ 

Beispiel Die Tafel:  

„Die möglichen Folgen von relativer Armut sind Mangelernährung, hohe Krankheitsanfälligkeit, 

soziale Isolation, Suchtprobleme. Die Tafeln treten dafür ein, die negativen Folgen der Armut in einem 

Land des Überflusses etwas zu lindern – und den Betroffenen damit ein Stück Lebensmut und Kraft zu 

verleihen, um ihre Lebenssituation zum Positiven zu verändern.“ 

Gerechtigkeit:  

„Wir leben im Luxus. Wir geben Geld für Dinge aus, die wir nicht brauchen!“  

Lou aus NO UND ICH:  

„Wir sind imstande, Raketen ins All zu schicken, eine Tomate zu züchten, die im Kühlschrank drei 

Monate lang völlig faltenfrei bleibt oder Millionen Infos auf einem Mikrochip zu speichern.“ „Wie 

können wir gleichzeitig Menschen im Winter auf der Straße sterben lassen?“ 

 

PROJEKTZIEL: Spenden! Direkte Hilfe  für die ärmsten der Armen, Essen, Kleidung, Wärme, 

Schutz. 

46  

14. Interviews als Forschungsmethode 

„Der Unterschied zwischen dem was wir tun und dem was wir in der Lage wären zu tun 

würde genügen um die meisten Probleme der Welt zu lösen.”  

Mahatma Gandhi 

 

Vielleicht  wurden  manche  Ihrer  SchülerInnen  durch  das  Stück  angeregt,  eigenständig  Forschung  zu 

betreiben und ein bestimmtes Thema nicht nur theoretisch, sondern auch empirisch zu erarbeiten. Sicher: das 

ist  eine  anspruchsvolle  Aufgabe  und  je  nach  Thema  brauchen  die  ForscherInnen mehr  oder weniger  Ihre 

Unterstützung.  Aber  vielleicht  haben  Sie  selbst  schon  einmal  empirisch  gearbeitet  oder  wissen  um  die 

erstaunlichen Resultate,  die Motivation  und  den  großen  Lerneffekt  den  es  hat, wenn Wissen  auf  diese 

Weise erarbeitet wurde? Das Thema und Unterrichtsfach ist dabei fast Nebensache: so gut wie  jedes Thema 

hat empirische Phänomene, die es zu erforschen gilt. Außerdem lässt sich prima fächerübergreifend arbeiten: 

Statistik in Mathematik macht bestimmt mehr Spaß, wenn man die Statistik selbst erhoben hat! 

Im Folgenden  finden Sie eine kleine Hilfestellung  für eine eigene, von den SchülerInnen durchgeführte sog. 

Erhebung (in den beiden Kästen). Je nach Aufgabe, Thema, Erfahrung der Forschenden und Ihrer LehrerInnen 

sowie  vorhandene  Ressourcen  und  InterviewpartnerInnen  können  quantitative  oder  qualitative  Interviews 

sinnvoll sein. Erörtern sie zunächst den Unterschied. 

 

QUANTITATIVE  INTERVIEWS,  die  zur  Erstellung  von  Statistiken  notwendig  sind,  brauchen  große 

Datenmengen um glaubwürdig zu sein. Klar: Fragt man im Juli zehn Menschen in der Nordseepassage ob sie 

lieber Eis oder Schokolade mögen und neun antworten „Eis“, kann man hinterher nicht behaupten 90 Prozent 

aller Deutschen essen lieber Eis als Schokolade.  

Dies ist übrigens ein gutes  Beispiel für die Möglichkeit, mit Statistiken zu lügen. Erklären Sie Ihren Schülern 

worauf man achten kann, will man sich nicht veräppeln lassen.  

Kritisch  bleiben  und  hinterfragen!  Zum  Beispiel:  Wer  wurde  befragt?  Ist  die  Auswahl  der  Befragten 

repräsentativ?  Was  macht  Repräsentativität  aus?  Wie 

erreicht man, dass eine Gruppe Menschen  repräsentativ  für 

die  Bevölkerung  Deutschlands  ist?  Wer  wird  ein‐  oder 

ausgeschlossen, wenn man  

a) in der Fußgängerzone  

b) im Internet  

c) per Post  

d) im Wartezimmer beim Arzt  

eine Umfrage macht? Wann  fand  die Befragung  statt? Wie 

viele Menschen wurden befragt?  

Eine  Aufgabe  kann  nun  sein,  einen  Fragebogen  zu 

erarbeiten,  eine  Befragung  durchzuführen  und  die 

Ergebnisse auszuwerten (siehe Kasten). 

 

 

QUELLEN UND 

LITERATURVORSCHLÄGE: 

Uwe Flick (Hg.) (2008): Qualitative 

Sozialforschung. Eine Einführung 

Barbara Friebertshäuser, Annedore 

Prengel (Hg.) (2003): Handbuch 

qualitative Forschungsmethoden in 

der Erziehungswissenschaft 

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QUALITATIVE  INTERVIEWS  sollen  ermöglichen,  Lebenswelten  aus  der  Sicht  der  handelnden 

Menschen zu beschreiben. Damit sollen sie zu einem besseren Verständnis sozialer Wirklichkeiten beitragen 

und  auf  Abläufe,  Deutungsmuster  und  Strukturmerkmale  aufmerksam machen.  Hier  braucht man  etwas 

Vorbereitung: Literatur über das Thema sowie erste Beobachtungen „im Feld“ bringen Hintergrundwissen und 

sollen helfen, eine exakte Fragestellung zu formulieren.  

Im Kasten finden Sie eine Idee und Anregung für SchülerInnen, die sich dem Thema nähern wollen.  

Einer der anstrengendsten Teile eines Interviews ist die Abschrift und die Auswertung. Legen Sie am besten 

vorher  eine Methode  fest,  die  verhindert,  dass  die  SchülerInnen  sich  verzetteln. Die  Literatur  gibt  hierzu 

genügend Möglichkeiten, suchen Sie diejenige aus, die für Ihre Zwecke am geeignetsten scheint.  

Eine Hilfestellung kann der Hinweis sein, bei dem Ergebnis zu beginnen, welches am spannendsten erscheint: 

Welches Phänomen wurde herausgefunden? Wo sind die Ergebnisse besonders überraschend? 

UNTERRICHTSANREGUNG 

Quantitativer Fragebogen 

1) Findet ein Thema, welches Euch interessiert und zu dem es verschiedenen Meinungen geben kann. 

2) Formuliert drei bis fünf Fragen zum Thema. 

3) Entscheidet Euch für eine Form der Antworten: Noten von 1 bis 6? Oder sind es Fragen, die man mit ja und nein beantwortet kann? In jedem Fall muss es für alle Fragen die gleichen Antworten geben. Vergesst dabei nicht, dass nicht immer alle Fragen beantwortet werden. Die Antwort „keine Antwort“ oder „ich weiß nicht“ darf nicht fehlen! 

4) Nun könnt ihr losziehen und Personen mit Eurem Fragebogen befragen. Das heißt in der Fachsprache: Man geht „ins Feld“. Überlegt Euch vorher, wen ihr fragen wollt: Fremde, oder Mitschüler? Diese Info ist später wichtig, wenn ihr alles auswertet.  

5) Damit hinterher alles ordentlich verläuft und nachvollziehbar ist, solltet ihr ein Forschungstagebuch schreiben: Wann habt ihr das Interview durchgeführt, wer waren die Interviewer, wer waren die Befragten, gab es irgendwelche komischen Vorfälle oder Besonderheiten? 

6) Nun habt ihr es fast geschafft und müsst nur noch auswerten. Eure Mathelehrer könnten Euch nun tolle Sachen zeigen, was man mit den Ergebnissen alles machen kann! Zunächst müsst ihr einfach zählen und daraus Aussagen ableiten:  Soundsoviele Personen von soundsovielen Befragten haben auf die Frage XY mit JA geantwortet. Und so weiter. Eure Lehrer können Euch nun helfen, aus diesen Ergebnissen interessante „wissenschaftliche Erkenntnisse“ zu formulieren, beispielsweise „17% aller Besucher der Nordseepassage wünschen sich verlängerte Öffnungszeiten“ Oder einfacher: „Mehr als die Hälfte der Befragten mögen lieber Eis als Schokolade“ 

7) Das alles schreibt ihr in Euren Abschlussbericht – plus die wichtigen Informationen aus dem Forschungstagebuch. Daraus kann nun ein Vortrag werden, oder eine Präsentation oder einfach ein Bericht. Fügt alle Informationen zusammen (zum Beispiel: Klimaanlage war ausgefallen, 30 Grad Hitze in der Nordseepassage; 13 Leute wurden befragt, es war 15 Uhr nachmittags = viele Schulkinder waren unter den Befragten, über 50 Prozent wollten lieber Eis) und macht die Ergebnisse interessant!  

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Vergessen Sie bei der Vorbereitung und Auswertung auf keinen Fall die sog. Intervieweffekte:  

 Was ist das für eine Situation, wenn zum Beispiel ein 15jähriger einen 50jährigen zu Themen aus den 

Bereichen Politik/Familie/Beruf etc. befragt?  

 Wie war das bei Lou und No? Welchen Effekt hatten Lous Kleider, ihre „gut geschnittene Frisur“? 

 Was bedeutet Wahrheit in diesem Zusammenhang – und was lässt sich alles an Verzerrungen vermuten, 

wenn man zum Beispiel wohnungslose Menschen befragt? 

 Die Ergebnisse lassen sich auf vielfältige Weise präsentieren: Referat, Powerpoint, Präsentation mit 

anschließender, angeleiteter Diskussion. 

UNTERRICHTSANREGUNG  

Qualitative Leitfragen 

1) Findet ein Thema, welches Euch interessiert und zu dem es verschiedenen Meinungen geben kann. Überlegt, ob ihr das Interview aufzeichnen könnt oder ob ihr Euch Stichpunkte mitschreibt. 

2) Formuliert zwei Fragen zum Thema: Diese Fragen sollten   erzählgenerierend  nicht wertend  nicht suggestiv sein Zum Beispiel könnte man No fragen, wie ihr Leben verlaufen ist, nachdem sie Ihre Mutter zum letzten Mal gesehen hat. Schwieriger ist es zu fragen „Wie bist Du auf der Straße gelandet“. Auch wenn man solche Fragen vorsichtig stellt, kann man damit ehrliche Antworten verhindern, wenn sich der oder die Befragte komisch fühlt oder vermutet, ihr wertet ihre Situation herab. 

3) Die Beschreibung des Feldes, Eure Interviewpartner, die Situation und Umgebung ist hier sehr wertvoll und sollte so detailliert wie möglich in‘s Forschungstagebuch. Überlegt selbst, was Euch Informationen bringen könnte. Manchmal merkt man erst hinterher, dass sich viel mehr abgespielt hat als man zunächst wahrnimmt. Achtet auf Störungen: Sind andere Menschen dabei, wie verhalten sie sich? Reflektiert Euch selbst: Seid ihr unsicher, wie tretet ihr auf?  

4) Seid bei der Befragung ehrlich und vertrauenswürdig, nicht nur auch dann, wenn es um heikle Themen geht. Sagt, wer ihr seid, warum ihr fragt, was ihr mit den Interviews macht (auch, wenn es nur für ein Referat vor der Klasse ist). 

5) Natürlich ist es schön, wenn jemand viel erzählt. Wenn ihr das Gespräch aufzeichnet, solltet ihr hinterher wissen, welchen Teil ihr verwendet um nicht zu viel Material durcharbeiten zu müssen… Unterschätzt das nicht! Wenn ein Interviewpartner nach Eurer Frage nicht viel erzählt, dürft ihr nachhelfen. Erklärt mit anderen Worten, was Euer Interesse ist.  

6) Ein Beispiel für die Auswertung: Aus allem, was ihr nun gesammelt habt, sucht ihr Euch Eure Erkenntnisse heraus. Diese müssen nicht zwingend Antworten auf Eure Fragen sein, aber es wäre natürlich gut. Diese Aussagen, die ihr gewonnen habt, könnt ihr nun untermauern: Ihr fangt mit einem Satz aus dem Interview an (z.B. „Das Leben auf der Straße ist anstrengend“) und überprüft den Satz, findet „Beweise“ und untermauert mit anderen Sätzen aus dem Interview („Man muss jeden Tag weit laufen um etwas zu Essen zu bekommen“).  Darüber hinaus könnt ihr Stellen aus der Literatur hinzuziehen und die Interviewsituation beschreiben. Was unterstreicht das, was ihr herausgefunden habt? Wo gibt es Kontroversen? Was ist sonst noch alles relevant? Entstanden etwa neue Fragen? Nun könnt ihr eure Ergebnisse zum Beispiel in einem Referat vortragen. Erzählt dabei auch die Begebenheiten der Interviewsituation, wie ihr vorgegangen seid und was es für Schwierigkeiten gab – für eure Lehrer und Mitschüler ist das sicherlich ebenso spannend.