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Ländlicher Raum – Schwerpunkt Forstwirtschaft 62 15.Jahrgang; Ausgabe 1-2008; ISSN 1435-4098; Einzelpreis: € 5,– aktuell Waldforschung Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift des Zentrums Wald · Forst · Holz Weihenstephan

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Ländlicher Raum –Schwerpunkt Forstwirtschaft

62

15. Jahrgang; Ausgabe 1-2008; ISSN 1435-4098; Einzelpreis: € 5,–

aktuellWaldforschung

Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift des Zentrums Wald ·Forst ·Holz Weihenstephan

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INHALT

LÄNDLICHER RAUMForstwirtschaft – eine starke Säule des ländlichen Raums 3

LEADER: EU-Förderung für ländlichen Raum 4

Gemeinsam mehr erreichen 6

Bildung macht stark 8

Oasen in Stadt und Land 10

Erholungseinrichtungen im Urteil der Bürger 12

Waldbewirtschaftung mit neuem Schwung 16

Waldbesitzer wohnen nahe bei ihrem Wald 18

Wald ist nicht nur Männersache 20

16 Prozent mehr Holz 22

Forstwirtschaft weiter auf Erfolgskurs 24

WALDFORSCHUNG AKTUELLGehen Sie online! 27

Nachrichten und Veranstaltungen 29

WALD-WISSENSCHAFT-PRAXISWKS-Witterungsreport:Früher und kalter Start in den Herbst 32

WKS-Bodenfeuchtemessungen: Nasse Böden im Herbst 34

Ökologische Leistungen aktiver Mittelwälder 36

Die Walnuss – Baum des Jahres 2008 39

Verkehrssicherung und Baumkontrolle 40

2007: Das Jahr der Mäuse 43

Kinder philosophieren im Wald 46

Wald vor Wild: Wir müssen umdenken und handeln! 48

Verbissgutachten zeichnen realistisches Bild 50

KURZ & BÜNDIGNachrichten 53

Impressum 55

TTiitteellsseeiittee:: Der ländliche Raum ist verstärkt in das Zentrum struktur-politischer Überlegungen geraten. Neben Politikern interessierensich auch immer mehr Bürger für diesen wichtigen Raum außerhalbder Großstädte. (Foto: A. Aleshkin, fotolia.com)

Liebe Leserinnen und Leser,

wir dürfen mit Recht stolz sein auf unsere vielfältigen bayeri-schen Kulturlandschaften und die unterschiedlichsten Natur-räume. In dieser Vielfalt spielt der Wald stets eine besondereRolle. Vor 5.000 Jahren war ganz Bayern noch überwiegendmit Wald bedeckt. Nur gelegentlich war das Waldkleid unter-brochen von Sümpfen, Mooren, Seen oder Flüssen. Erst als derMensch in Süddeutschland sesshaft wurde und mit der Rodungdes Waldes für Landwirtschaft und Siedlungen begann, änder-te sich das Landschaftsbild grundlegend.

Heute unterteilen Landschafts- und Raumordnungsplanerunseren Lebensraum in die Kategorien »Verstädterte Räume«,»Agglomerationsräume« und »Ländliche Räume«. Der Ländli-che Raum wiederum besteht aus ländlichen Siedlungen undland- und forstwirtschaftlich genutzten Flächen, wobei derWald ein wichtiger Bestandteil des ländlichen Raums darstellt.Wir wissen auch um die engen funktionalen Verknüpfungenzwischen ländlichen Siedlungen und Wald. Früher waren die-se Verknüpfungen vielfach vom »Primären Sektor« geprägt.

Seit den 1950er Jahren hat sich jedoch vieles verändert. DerStrukturwandel in Gesellschaft und Wirtschaft und die Globa-lisierung verlangen eine verstärkte Unterstützung des länd-lichen Raumes. So rückte der ländliche Raum in den letztenJahren immer mehr in den Fokus der Politik. Es wurden struk-turpolitische Konzepte entwickelt mit den Zielen, außerland-wirtschaftliche Arbeitsplätze zu schaffen, zusätzliche Einkom-mensquellen in Land- und Forstwirtschaft zu erschließen sowiedie örtliche und wirtschaftlichen Infrastruktur auszubauen.

Den ländlichen Raum zu stärken ist das Ziel verschiedenerFörderprogramme des Freistaates Bayern, der BundesrepublikDeutschland und der Europäischen Union. Wichtig ist dabeiimmer auch eine sektorübergreifende und partnerschaftlicheZusammenarbeit zwischen Bürgern, Wirtschaftsunternehmernund Vertretern aller politischen Ebenen von der EuropäischenUnion bis hinunter zu den Gemeinden.

»Ländlicher Raum – Schwerpunkt Forstwirtschaft«. Das istdas Thema dieser Ausgabe. In den Beiträgen erfahren Sie mehrüber die Bedeutung des Waldes im ländlichen Raum, und wirstellen Ihnen einige Beispiele erfolgreicher Entwicklungsarbeitvor.

Ihr

Olaf Schmidt

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/2008 3

tung in Säge-, Papier-, Zellstoff- oder Holzwerkstoffbetriebenbis hin zur Weiterverarbeitung in Schreiner-, Zimmerer- undHolzbaubetrieben.

Zahlreiche Akteure und vielfältige Strukturen prägen diebayerische Forst- und Holzbranche. In diesem Bereich sindvor allem kleine und mittlere Unternehmen tätig. Die Cluster-Initiative der Bayerischen Staatsregierung will gezielt dieseAkteure untereinander und mit der Wissenschaft vernetzen.Ziel ist die Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der bayeri-schen Forst- und Holzwirtschaft. Damit setzt die Cluster-Ini-tiative gezielt Wachstums- und Innovationsimpulse für denländlichen Raum.

Herausforderungen anpacken

Was bedeuten diese Tendenzen für die Akteure in Politik, Ver-waltung und Verbänden? Wo sind die Ansatzpunkte, um dieEntwicklung weiter positiv zu begleiten und zu gestalten?Zwei Schwerpunkte sind zu erkennen: Sowohl die Sicherungder Wälder selbst (siehe LWF aktuell Nr. 60 »Wälder im Kli-mawandel«) als auch die Nutzungs- und Gewinnungssituati-on entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das beginntbei aktiven Waldbesitzern, den Besitzstrukturen und der Rol-le der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse und endetnicht gleich im Heizkraftwerk oder am Tor des Sägewerks. Ei-ne Vielzahl von Stellhebeln führt zu einer Optimierung derProzesse, der Nutzungsoptionen und der Wertschöpfung.Hierzu will das vorliegende Heft von LWF aktuell Anregun-gen und Impulse geben.

Friedrich Nebl ist stellvertretender Leiter des Referats »Forstpolitikund Umwelt« am Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaftund Forsten. [email protected]

Forstwirtschaft – eine starke Säule des ländlichen RaumsErfolgreiche Balance zwischen Ökologie und Ökonomie

Friedrich Nebl

Klimawandel und Ressourcenverknappung zeigen uns, dass die Zeit scheinbar unbegrenzt nutzbarer fossiler Energie zu Endegeht. In Zukunft werden wir wieder verstärkt auf das zurück greifen müssen, was Mutter Erde und die Sonne uns jedes Jahr zurVerfügung stellen. Die Nachhaltigkeit wird zum globalen Vorsorge- und Überlebensprinzip. Mitteleuropäische Forstwirtschaftpraktiziert das Prinzip der Nachhaltigkeit seit Jahrhunderten erfolgreich. Der Stellenwert des Waldes und der Forstwirtschaftsteigt zusehends und er wird noch weiter steigen. Wald wächst überwiegend im ländlichen Raum.

Ein Drittel der Landesfläche Bayerns ist von Wald bedeckt.Rund eine Milliarde Kubikmeter Holz steht in diesen Wäl-dern. Jede Sekunde wächst ein Kubikmeter Holz hinzu. Miteinem Umsatz von jährlich 31 Milliarden Euro ist der SektorForst und Holz auch wirtschaftlich ein Schwergewicht. Jeder25. sozialversicherungspflichtige Beschäftigte in Bayern ist inder Forst- und Holzbranche tätig. In jüngster Zeit investiertendie holzbearbeitenden Betriebe in Bayern im dreistelligen Mil-lionenbereich für Neu- und Erweiterungsbauten. Insgesamtbesteht eine hervorragende Ausgangslage für eine weiterhinpositive Entwicklung von Forst und Holz in Bayern.

Zukunftsmodell »Nachhaltige Forstwirtschaft«

Wald besteht nicht nur aus Holz. Wald ist die naturnächsteForm der Landnutzung. Wald ist Lebens- und Rückzugsraumfür Tiere und Pflanzen. Er ist Erholungsraum für die Men-schen und schützt vor Naturgefahren. Das Konzept der natur-nahen Forstwirtschaft auf ganzer Fläche umfasst alle dieseFunktionen, allerdings in einem Spannungsfeld, das uns künf-tig verstärkt beschäftigen wird. Mit Totalreservaten kann manweder Holzhäuser bauen noch heizen. Auf der anderen Seitewürde eine Behandlung unserer Wälder wie Kurzumtriebs-plantagen die ökologischen Leistungen schmälern. Kompeten-tes forstfachliches Management mitteleuropäischer Prägungist in der Lage, die notwendige Balance zu halten. Dies gilt esauch in der gesellschaftlichen Diskussion deutlich zu machen.

Cluster Forst und Holz stärkt den ländlichen Raum

Der Cluster Forst und Holz bündelt einen großen Teil derWirtschaftskraft im ländlichen Raum. Wesentliche Teile derWertschöpfungskette Forst und Holz spielen sich unmittelbardort ab. Dies reicht von der Gewinnung des Rohstoffs Holz inZusammenarbeit von Waldbesitzern mit Einschlagsunterneh-mern und forstlichen Zusammenschlüssen über die Verarbei-

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/20084

LEADER: EU-Förderung für ländlichen RaumNeue, zielführende Handlungsansätze stärken ländliche Räume und fördern eine aktive Bürgergesellschaft

Angelika Schaller

Das EU-Förderprogramm LEADER ist ein wichtiger Bestandteil der Politik der Bayerischen Staatsregierung zur Stärkung ländli-cher Gebiete und hat sich bereits in den drei vorangegangenen LEADER-Förderperioden seit 1990 bewährt. Ziel ist es, die länd-lichen Regionen auf dem Weg zu einer eigenständigen und nachhaltigen Entwicklung zu unterstützen. Der bayerische LEADER-Ansatz ist inzwischen zu einem anerkannten Modell für Innovation, sektorübergreifende Ansätze, Nachhaltigkeit und eine aktiveBürgergesellschaft geworden. In der Förderperiode 2007–2013 wird LEADER in das ELER-Programm zur Entwicklung ländlicherGebiete integriert. Dabei bleiben der bewährte bayerische Ansatz und das Förderspektrum von LEADER+ weitgehend erhalten.

Lokale Aktionsgruppen/Bürger und Kommunen

Kernelement von LEADER ist der bürgerorientierte Ansatz,der durch die Lokalen Aktionsgruppen (LAGs) dargestelltwird. Dies sind Partnerschaften zwischen interessierten kom-munalen, wirtschaftlichen, landwirtschaftlichen, sozialen, pri-vaten und anderen Akteuren der Region. Die LAGs erarbei-ten jeweils für ein von ihnen selbst definiertes Gebiet einumfassendes Regionales Entwicklungskonzept (REK) und set-zen dieses um. Im Mittelpunkt stehen dabei das Zusammen-wirken verschiedener Akteure und Maßnahmen, die Umset-zung innovativer Konzepte und die Ausrichtung allerAktivitäten auf ökologische, ökonomische und sozial-kulturel-le Nachhaltigkeit. Hinzu kommt die Möglichkeit der gebiets-übergreifenden und/oder transnationalen Kooperation mit an-deren LAGs. Für ihre erfolgreiche Arbeit ist dabei eine aktiveBereitschaft aller Beteiligten zur Gestaltung einer zukunftsfä-higen Entwicklung sowie die partnerschaftliche Zusammen-arbeit von Haupt- und Ehrenamt wichtig.

LEADER+ in Bayern

In der LEADER+ Förderperiode (2000–2006, Abwicklung bis2008) gab es in Bayern 45 LAGs. In deren Gebieten konnteninsgesamt über 1250 Anträge für LEADER+ Projekte mit ei-nem Investitionsvolumen von gut 155 Millionen Euro bewil-ligt werden. Dafür sind Fördermittel von Land und EU in Hö-he von rund 65 Millionen Euro vorgesehen. Alle diese Projektetragen in vielfältiger Weise zur Stärkung der ländlichen Gebie-te bei. Der Mehrwert von LEADER liegt vor allem in derSchaffung von Synergieeffekten durch den sektorübergreifen-den Ansatz der Entwicklungsstrategie.

Die Erfolge von LEADER+ in Bayern zeigen sich insbeson-dere in der Stärkung der Zusammenarbeit über Gemeinde-und Landkreisgrenzen hinweg, in der Förderung von Ressour-censchonung und Umweltschutz, in der Schaffung regionalerAlleinstellungsmerkmale sowie in der Steigerung der Attrak-tivität der Regionen und Verbesserung der Lebensqualität. Siebestehen aber zugleich auch in der Schaffung zusätzlicher

Der Begriff LEADER ist die Abkürzung des französischenAusdrucks »Liaison entre les actions de développement del’économie rurale« (Verbindung zwischen Aktionen zur Ent-wicklung der ländlichen Wirtschaft). Dieses EU-Förderpro-gramm wurde bisher ergänzend zu den bestehenden Förder-programmen als eigenständige EU-Gemeinschaftsinitiativeangeboten. In der Förderperiode 2007–2013 wird LEADERnun nach Vorgaben der EU fachlich und finanziell in die Ver-ordnung zur Entwicklung des ländlichen Raums (ELER-VO)integriert.

Bei LEADER geht es um neue Wege und Ideen, wie vor-handene Stärken und Potenziale der ländlichen Regionennoch besser genutzt und eventuelle Entwicklungshemmnissebeseitigt werden können. Ziel ist eine zukunftsorientierte re-gionale Entwicklung, insbesondere durch die Erhöhung derWertschöpfung, die Stärkung der regionalen Identität, die Stei-gerung der Lebensqualität und die Verbesserung der Wettbe-werbsfähigkeit in den LEADER-Gebieten. Im Mittelpunkt ste-hen dabei Innovation, sektorübergreifende Ansätze undNachhaltigkeit sowie eine aktive Bürgergesellschaft.

Die Bayerische Staatsregierung unterstützt die Umsetzungvon LEADER mit Landesmitteln und mit erfahrenem Fach-personal der Landwirtschaftsverwaltung. Dies sind v.a. die anneun Ämtern für Landwirtschaft und Forsten eingerichtetenStrukturentwicklungsgruppen bei der Förderabwicklung so-wie die ebenfalls diesen Ämtern zugeordneten LEADER-Ma-nager als Berater, Koordinatoren und zentrale Ansprechpart-ner für alle LEADER-Beteiligten. LEADER ist dabei ein gutesBeispiel dafür, wie der Staat durch finanzielle und personelleUnterstützung im Sinne einer partnerschaftlichen Verwaltungengagierten Menschen vor Ort wirkungsvoll Hilfe zur Selbst-hilfe leisten kann. Bei LEADER begegnen sich alle Beteiligtenauf gleicher Augenhöhe.

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/2008

Wertschöpfung in den Regionen, der Stärkung einheimischerBetriebe und Unternehmen, dem Auf- und Ausbau regionalerWertschöpfungsketten und der Erhaltung bzw. Neuschaffungzahlreicher wohnortnaher Arbeitsplätze.

Davon profitieren der ländliche Raum und speziell auch dieLand- und Forstwirtschaft. Denn LEADER ist ein Förderpro-gramm, das nicht nur, wohl aber in hohem Maße unseren Land-und Forstwirten dient. Dies bestätigen bereits zahlreiche zu-kunftsfähige LEADER+ Projekte, an denen die Land- undForstwirtschaft beteiligt ist. Beispiele hierfür sind die Westall-gäuer Weißtanneninitiative, ein integriertes Kräuterprojekt imAischgrund oder die Sennerei und Käsealp in Lehern.

LEADER 2007–2013

In der Förderphase 2007–2013 wird LEADER fachlich und fi-nanziell in die neue Verordnung zur Förderung der ländlichenEntwicklung (ELER-VO) integriert. Der bayerische LEADER-Ansatz kann damit im Rahmen der von der EU eingeräumtenMöglichkeiten fortgeführt werden. Neben dem federführen-den Landwirtschaftsministerium ist an LEADER auch dasUmweltministerium beteiligt.

Die Umsetzung des LEADER-Ansatzes erfolgt in Bayernim Rahmen des Bayerischen Zukunftsprogramms für Agrar-wirtschaft und Ländlichen Raum (BayZAL 2007–2013). Hier-für stehen die LEADER-Förderrichtlinie zur Umsetzung derEntwicklungsstrategie außerhalb der Hauptmaßnahmen (ähn-lich wie bei LEADER+) und bestimmte Hauptmaßnahmen(Flurneuordnung, Dorferneuerung, Diversifizierung, Natur-schutz / Landschaftspflege) zur Verfügung.

Die Auswahl der insgesamt maximal 50 bayerischen LAGserfolgt, wie von der EU vorgeschrieben, wieder in einem Aus-wahlverfahren im Wettbewerb. An diesem können sich »alte«(aus LEADER+) und neue LAGs mit gleichen Chancen betei-ligen.

Die erste Auswahl der LAGs fand am 12. Dezember 2007statt. Der zweite Auswahltermin ist für Juni 2008 vorgesehen.Die Ausschreibung dafür erfolgt im Januar 2008.

Interessante Beispiele ausgewählter LEADER+ Projektesind in den Broschüren »Blickpunkt LEADER+« nachzulesen,die beim Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaftund Forsten bestellt oder auf der Internetseite des Staats-ministeriums kostenlos heruntergeladen werden können. Weitere Informationen zu LEADER+ (2000–2006, Abwick-lung bis 2008) und zu LEADER 2007–2013 sind unterhttp://www.stmlf.bayern.de/landentwicklung/leader im Inter-net abrufbar.

Dr. Angelika Schaller ist stellvertretende Referatsleiterin im Referat»Strukturentwicklung im ländlichen Raum, EU-Gemeinschaftsinitia-tiven« des Bayerischen Staatsministeriums für Landwirtschaft undForsten. [email protected]

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Schwaben: Zugpferd für Forst und Holz

Am 8. November 2007 eröffnete Staatsminister Miller in Augs-burg die Cluster-Regionalkonferenz, auf der die schwäbischenRegionalergebnisse der Cluster-Studie »Forst und Holz in Bay-ern« vorgestellt wurden. Schwaben hat gute Chancen, zu ei-nem Zugpferd der Forst- und Holzbranche im Freistaat zu wer-den. »Die Branche ist in Schwaben sehr gut aufgestellt«,betonte der Minister. Knapp sechs Milliarden Euro und damitfast 20 Prozent des gesamtbayerischen Umsatzes dieses Sek-tors werden hier erwirtschaftet. Damit steht Schwaben nachdem flächenstarken Oberbayern an zweiter Stelle. Auch beimHolzvorrat ist der Regierungsbezirk mit 428 Kubikmetern Holzpro Hektar Waldfläche absolute Spitze – bayernweit sind es imSchnitt 403 Kubikmeter. Rund 28.000 Mitarbeiter beschäftigtdie schwäbische Forst- und Holzwirtschaft, nur im Maschinen-bau und in der Metallindustrie sind es noch mehr.

Beigetragen zu dieser positiven Entwicklung hat nach Aus-sage Millers die vorbildhafte Kooperation der regionalen Ak-teure. »Viele Betriebe und Unternehmen der schwäbischenForst- und Holzwirtschaft leben den Cluster-Gedanken bereits.Sie haben erkannt, welche Vorzüge vertrauensvolle Zusam-menarbeit und Vernetzung bieten kann«, sagte der Minister.Die beiden Regional-Initiativen »Holzforum Allgäu« und »Netz-werk Forst und Holz« in Augsburg sind laut Miller beispielge-bend für andere Regionen, in denen es solche Einrichtungenbislang noch nicht gebe. Gemeinsam sollen die regionalen Er-gebnisse der Cluster-Studie nun ausgewertet und in Projekteumgesetzt werden, um die Stärke dieses wichtigen Wirtschafts-sektors in Schwaben weiter auszubauen. stmlf

Foto: Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern

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LÄNDLICHER RAUM

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Gemeinsam mehr erreichenRegionaler Cluster fördert Forst und Holz im Bayerischen Wald

Christoph Graf

Steigerung der Wertschöpfung und Innovationsfähigkeit im Bereich Forst und Holz, Erhaltung bestehender und Schaffung neu-er Arbeitsplätze, so lauten die Oberziele der Cluster-Initiative Forst und Holz in Bayern. Mit eben dieser Zielsetzung gründetesich im Jahr 2006 in Ostbayern der regionale Arbeitskreis »Cluster Forst und Holz Bayerischer Wald«.

Unternehmen der Branche soll geholfen werden, an neuestenwissenschaftlichen Erkenntnissen teil zu haben.

Ein bisheriger Höhepunkt war das Engagement bei derFach- und Verbrauchermesse »Holz Passau« im Juni 2007. Un-ter dem Dach der Sonderschau »Wald, Holz, Umwelt« infor-mierten Organisationen der Forst- und Holzwirtschaft überWaldwirtschaft und Waldpflege sowie über Tätigkeitsbereicheund Ausbildungsleistung des Schreiner- und Zimmererhand-werks (Abbildung 1). Diese Themen stießen auf großes Inter-esse nicht nur bei den Besuchern der Messe, sondern auch beiden Akteuren der Branche. Das Amt für Landwirtschaft undForsten Passau begrüßte beim Fachforum zur Thematik Holz-mobilisierung etwa 130 Teilnehmer. »Zusammenarbeit machtstark«, unter diesem Motto stand der Vortrag von MichaelLechner, dem 1. Vorsitzenden der WaldbesitzervereinigungHolzkirchen. Dies ist nicht nur die Voraussetzung für den Er-folg der Waldbesitzervereinigung, sondern gilt auch für die Ak-teure der gesamten Wertschöpfungskette im Forst- und Holz-sektor.

Das landesweite und das regionale Clustermanagementbringen deshalb die Vernetzung mit weiteren Verbünden inder Region voran, beispielsweise die »ARGE Rottaler Holz-haus« oder der »Holzverbund Ökoregion Lam-Lohberg«, diesich dem Clustergedanken anschlossen.

Erste Erfolge am Beispiel der ARGE Rottaler Holzhaus

Das Rottaler Holzhaus ist ein Projekt im Landkreis Rottal-Innfür regionale und nachhaltige Entwicklung im Sinne der Agen-da. Ziel ist es, ein preisgünstiges Holzhaus aus kreiseigenenRohstoffen mit einer guten Energiebilanz in Handwerksquali-tät zu vermarkten. Das architektonische Konzept soll dieHausform als regionaltypisch erkennen lassen und die Voraus-setzungen eines Niedrigenergiehauses erfüllen. Ein Herkunfts-zertifikat garantiert die Verwendung von Holz aus RottalerWäldern. Das Konzept kann bereits erste Erfolge aufweisen.

Im Arbeitskreis »Forst und Holz Bayerischer Wald« fandensich Waldbesitzer, Waldbesitzervereinigungen, Sägewerke,Zimmerer, Schreiner, Heizungsbauer und Architekten zusam-men mit dem Ziel, ein regionales Netzwerk entlang der Wert-schöpfungskette Forst und Holz aufzubauen und weiter zu ent-wickeln.

Für die Leitung und Koordination des Arbeitskreises istdas Amt für Landwirtschaft und Forsten Regen verantwort-lich. Zu den Aktivitäten gehören unter anderem Öffentlich-keitsarbeit sowie der Aufbau »Runder Tische«.

Erfolgreiches Clustermanagement etablieren

In Zusammenarbeit der fünf Bayerwaldlandkreise wird An-fang 2008 ein professionelles regionales Clustermanagementetabliert. Ein/e hauptamtliche/r Clustermanager/in soll Forstund Holz mit Handwerk und Öffentlichkeit zusammenführen.Kooperationen bei Produktion und Absatz werden gegründet,um die einzelnen Bereiche zu einem dichten und tragfähigenNetz zu entwickeln. Besonders klein- und mittelständischen

LWF aktuell 62/2008

Abbildung 1: Sonderschau der Waldbesitzervereinigungen Passau,Vilshofen-Bad Griesbach, Deggendorf, Wegscheid und Freyung-Grafenau auf der Messe »Holz Passau»

Foto: M. Blenk

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/2008

Ökonomische EffekteDer regionale Holzabsatz stieg innerhalb von zwei Jahren umca. 40 %. Die 14 Zimmerer-Betriebe der Arbeitsgemeinschafttätigten Zusatzinvestitionen in Höhe von ca. vier und Bauin-vestitionen von etwa zwei Millionen Euro. Dies trägt zur Si-cherung bestehender Betriebe bei. Bei den Zimmereien ent-standen 35 neue Arbeitsplätze. Etwa die gleiche Zahl sichertenFolgeaktivitäten im Rahmen des Projekts. Der Arbeitsplatzef-fekt insgesamt liegt bei etwa 70 Stellen.

Ökologische EffekteDie Bauten werden ohne chemischen Holzschutz und unternur geringem Einsatz nicht erneuerbarer Rohstoffe errichtet.Der Energiebedarf ist sowohl bei der Erstellung als auch imBetrieb (Niedrigenergiehaus) gering. Die Verwendung vonHolz als nachwachsendem Rohstoff fördert auch die Verjün-gung des Waldes.

Soziale EffekteNeue Kooperationsstrukturen werden aufgebaut, zur ARGEgehören drei Waldbauernvereinigungen, drei Sägewerke und14 Zimmereibetriebe. Auf weiteren Kooperationsfeldern wirdzusammengearbeitet, beispielsweise beim Personal- und Ma-schinentausch zwischen den Zimmererbetrieben. Ein relativgünstiger Preis ermöglicht breiteren Bevölkerungsschichten,ein Haus zu kaufen.

Christoph Graf ist Sprecher des Arbeitskreises »Cluster Forst und HolzBayerischer Wald« und stellvertretender Leiter des Amtes für Land-wirtschaft und Forsten Regen. [email protected]

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Abbildung 2: Für das Rottaler Holzhaus wird nur Massivholz verwendet werden, das nachweislich aus Rottaler Wäldern stammt.Das Niedrigenergiehaus bietet neben konstruktiven und ökolo-gischen Vorteilen auch Geborgenheit und Wohlbefinden.

Foto: ARGE Rottaler Holzhaus

Bayerisches Agrarwirtschaftsgesetz

Das Bayerische Gesetz zur nachhaltigen Entwicklung der Agrar-wirtschaft und des ländlichen Raumes (BayAgrarWiG) ist am1. Januar 2007 in Kraft getreten. Das Gesetz wurde intensivund ausführlich mit Verbänden und Selbsthilfeorganisationenberaten und am 28.11.2006 vom Bayerischen Landtag beschlos-sen. Es ist die bayerische Antwort auf die Herausforderungen,vor denen die Land- und Agrarwirtschaft und der ganze länd-liche Raum stehen.

Das neue Bayerische Agrarwirtschaftsgesetz trägt den ver-änderten Rahmenbedingungen in der Landwirtschaft Rech-nung. Die Liberalisierung der Agrarmärkte verschärft zuneh-mend den Wettbewerb und verstärkt den Preisdruck. Die EUzieht sich immer weiter aus der Marktsteuerung zurück. Hinzukommen die EU-Agrarreform, die Beschlüsse der EU zur Länd-lichen Entwicklung und das geänderte Beihilferecht. Für dielandwirtschaftlichen Betriebe werden Eigenverantwortung, Eigeninitiative und Innovationsfähigkeit zu entscheidenden Erfolgsfaktoren.

Das BayAgrarWiG rückt die Wettbewerbsfähigkeit undMarktorientierung der Unternehmer in der Agrarwirtschaft inden Vordergrund und beachtet gleichzeitig den Nachhaltig-keitsgedanken. Es bezieht sich auf den gesamten ländlichenRaum. Auf Grundlage des Rechtsrahmens erschließt der Frei-staat für die Bauern Einkommensmöglichkeiten, vor allem beider Erzeugung und Verwertung nachwachsender Rohstoffe so-wie im Dienstleistungsbereich. Zu den Kernzielen des Gesetzesgehören die Verbesserung der Tiergesundheit sowie die Qua-lität und Sicherheit von Nahrungsmitteln. Den bäuerlichenSelbsthilfeeinrichtungen werden Betätigungsfelder im Dienst-leistungsbereich für die Land- und Forstwirtschaft eröffnet. Bildung und Beratung der Land- und Forstwirte werden zu-kunftsfähig weiterentwickelt. Die produktionstechnische undbetriebswirtschaftliche Beratung erfolgt künftig im Verbundmit anerkannten Organisationen. Das BayAgrarWiG verbessertdie Fördertransparenz durch die Förderung nach Pauschal-sätzen. red

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LÄNDLICHER RAUM

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Bildung macht starkBayerische Waldbauernschule fördert ländlichen Raum

Manfred Schwarzfischer

Die Bayerische Waldbauernschule in Kelheim ist die Bildungseinrichtung für den privaten wie auch den körperschaftlichen Wald-besitzer in Bayern. Mit ihrem forstfachlichen und forsttechnischen Lehrgangsangebot bringt sie den Waldbesitzern forstlichesWissen für eine erfolgreiche Waldbewirtschaftung näher. In speziellen Kursen können sich auch die Geschäftsführer und das Per-sonal der forstwirtschaftlichen Zusammenschlüsse zu umfassenden Dienstleistern für den Privat- und Körperschaftswald fortbil-den lassen. Mit jährlich 1.800 Lehrgangsteilnehmern aus allen Regionen Bayerns leistet die Waldbauernschule einen wichtigenBeitrag zur Stärkung des ländlichen Raumes.

Das Lehrgangsangebot

Die Fortbildung der Waldbesitzer, ihrer Familienangehörigenund Beschäftigten ist Hauptaufgabe der Waldbauernschule.Sie bietet diesem Personenkreis ein umfassendes Programmin Theorie und Praxis der Waldbewirtschaftung.

Im forstfachlichen Bereich stehen Themen wie Waldbauund Holzverwertung auf dem Lehrplan. Im forsttechnischenBereich geben z. B. Motorsägen- und Freischneiderkurse Ge-legenheit, die fachgerechte Durchführung der Forstbetriebs-arbeiten und die sichere Handhabung der dabei eingesetztenMaschinen, Geräte und Werkzeuge zu erlernen. Die Waldbau-ernschule begleitet die forstwirtschaftlichen Zusammenschlüs-se mit speziellen Fortbildungsangeboten auf ihrem Weg zumumfassenden Dienstleister für den Privat- und Körperschafts-wald. Auch Forstfachkräfte absolvieren hier einen Teil ihrerAus- und Weiterbildung.

Derzeit sind mehr als 50 verschiedene Lehrgänge im Pro-gramm.

Ein Ort der Begegnung für alle Waldbesitzer

Darüber hinaus nutzen Institutionen und Verbände allerWaldbesitzarten, zum Beispiel die Bayerische Forstverwal-tung, die Bayerische Staatsforsten oder der Verein für Forst-liche Standortserkundung, die vorhandenen Räumlichkeitenfür eigene Fortbildungsveranstaltungen und Tagungen. DieWaldbauernschule steht somit den Vertretern aller Wald-besitzarten offen.

Eine Schule, in die man gerne geht

Die Nachfrage nach Lehrgängen der Waldbauernschulewächst seit dem Umzug an den neuen Standort im Herbst2003 stetig. So stieg die Zahl der Teilnehmer in den letzten vierJahren von rund 750 im Jahr 2004 auf nunmehr 1.800 im Jahr2007. Dies spricht für die Akzeptanz der Schule seitens derWaldbesitzer.

Die gezielte Fortbildung an der Waldbauernschule fördert dieEigeninitiative der Waldbesitzer, verbessert ihre Einkommens-situation und leistet damit einen Beitrag zur Stärkung desländlichen Raumes. Träger der Schule ist der Verein »Bayeri-sche Waldbauernschule e. V.«. Dieser wird hauptsächlich vomBayerischen Bauernverband, dem Bayerischen Waldbesitzer-verband und den forstwirtschaftlichen Zusammenschlüssengetragen. Der Schulverein erwirtschaftet den weit überwiegen-den Teil des Sachaufwands aus Lehrgangs- und Veran-staltungseinnahmen, Mitgliedsbeiträgen und Spenden. DieBayerische Forstverwaltung stellt das Lehr- und Verwaltungs-personal zur Verfügung und deckt den Fehlbedarf im Schul-vereinshaushalt. Derzeit sind 26 Mitarbeiter fast ausschließ-lich in Vollzeit an der Waldbauernschule beschäftigt.

Abbildung 1: Bayerische Waldbauernschule in Kelheim am Goldberg

Foto: WBS

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/2008

Die Qualität ist wichtig

In einer Leistungsbilanz zählen nicht nur Zahlen, sondernauch Qualität. Um diese zu sichern und stetig zu verbessern,führte die Waldbauernschule ein Qualitätsmanagementsystemein und ist seit Mitte 2006 hinsichtlich Qualität, Arbeitssicher-heit und Umwelt von unabhängigen Gutachtern zertifiziert.

Ein Modell mit Zukunft

Diese zentrale Fortbildungseinrichtung für Waldbesitzer be-steht seit 70 Jahren. Die enge und vertrauensvolle Kooperati-on zwischen dem Freistaat Bayern und den Waldbesitzernwährend der letzten vier Jahrzehnte ermöglichte es der Wald-bauernschule, sich auf den jetzigen Standard hin zu entwi-ckeln. Dabei zeigten beide Partner Verlässlichkeit.

Der Staat stellt qualifiziertes Personal und geeigneteRäumlichkeiten zur Verfügung; der Schulverein trägt die Schu-le und steigerte im letzten Jahr dank der guten Belegung undder wirtschaftlichen Haushaltsführung den Eigenfinanzie-rungsanteil auf über 80 %.

Die Bayerische Waldbauernschule ist das Bildungs- undSchulungszentrum für den Privat- und Körperschaftswald inBayern.

Manfred Schwarzfischer leitet die Bayerische Waldbauernschule in Kelheim. [email protected]

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Abbildung 2: Teilnehmer eines Motorsägenkurses bei der Baumfällung unter Anleitung eines Lehrmeisters

Foto: WBS

Land schafft Leben – Fachtagung 2008

26. Fachtagung der Ländlichen EntwicklungUnter dem Motto »Land schafft Leben« diskutieren vom 2. bis4. Juni 2008 in Ansbach rund 600 nationale und internationa-le Experten aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Verwal-tung über die Zukunftsentwicklung der ländlichen Räume. Viel-fältige fachliche Anregungen, Informationen, Exkursionen undder Erfahrungsaustausch entwickeln das Dienstleistungsange-bot stetig weiter. Veranstalter ist die Bayerische Verwaltungfür Ländliche Entwicklung.

Ländliche Entwicklung durch integrierte ländliche Entwick-lung (ILE), Dorferneuerung und Flurneuordnung ist eineSchwerpunktaufgabe der Bayerischen Agrarpolitik. Sie verbes-sert die Lebensqualität und stärkt den ländlichen Raum ganz-heitlich und nachhaltig mit derzeit rund 1.900 Projekten. In 70ILE werden große Herausforderungen gemeindeübergreifendgemeistert. Die Einheit aus Planung, Umsetzung und Siche-rung, Bürgermitwirkung sowie die einzigartige Bodenordnungsind dabei die bewährten und bekannten Instrumente. red

Weitere Informationen im Internet unter: www.landentwicklung.bayern.de

Foto: StMLF

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/200810

Oasen in Stadt und LandWald als Erholungsort stärkt den ländlichen Raum

Klaus Spielvogel

Erholung im Wald kann die Belastungen des modernen Menschen hervorragend ausgleichen. Mit seinem hohen Flächenanteilinsbesondere im ländlichen Raum spielt der Wald als Erholungsort hier eine große Rolle – auch für den Tourismus und die örtli-chen Wirtschaftsbetriebe. Mit einem weitläufigen Netz an Waldwegen und zusätzlichen Einrichtungen leisten die Waldbesitzereinen unentgeltlichen Beitrag für die Erholungsmöglichkeiten im Wald. Die Forstverwaltung finanziert Erholungseinrichtungenim Staatswald über Zuwendungen für besondere Gemeinwohlleistungen.

Ein Drittel der Landesfläche Bayerns ist bewaldet. Besondersprägt der Wald die Landschaft im ländlichen Raum. Etwa zweiDrittel des Waldes stehen im Eigentum privater Waldbesitzerbzw. von Gemeinden und Städten. Ein Drittel ist Staatswald.Im ländlichen Raum bildet der Wald eine einzigartige natür-liche Ressource, die auch für den Tourismus und die örtlichenWirtschaftsbetriebe von großer Bedeutung ist.

Erholungsraum Wald

Viele Menschen sitzen heute aufgrund großer Entfernungen zuihren Arbeitsplätzen oder Ausbildungsstätten viel im Auto oderöffentlichen Verkehrsmittel. Sie arbeiten oder lernen vielfachin geschlossenen Räumen, klagen über Lärm- und Stressbelas-tung und werden mit technischen Reizen überflutet. Sie habenzu wenig Bewegung, frische Luft und natürliches Licht. Erkran-kungen von Herz, Kreislauf und Atemwegen nehmen zu.

Erholungsuchende aller Altersgruppen finden daher imWald ihre Bedürfnisse in besonderer Weise befriedigt. Hiersorgen Ruhe oder auch sportliche Aktivitäten für den Aus-gleich. Die Reinheit der Waldluft, das besondere Waldinnen-klima, die natürliche Stille und der beruhigende grüne Halb-schatten fördern das Wohlbefinden von Körper und Geist. FürKinder und Jugendliche ist der Wald Erlebnisraum. Menschenaus städtischen Gebieten finden einen Gegenpol zum häufiglauten und hektischen Alltag. Bewohner des ländlichen Rau-mes sind ohnehin emotional mit ihren heimatlichen Wäldernverbunden. Urlauber erleben besonderen Naturgenuss in vomWald geprägten Landschaften.

Wesentliche Erholungsfaktoren sind vor allem der natur-nah bewirtschaftete Wald selbst und die im Wald vorhande-nen Wege. Darüber hinaus stehen Wald- und Naturlehrpfade,Rodelbahnen, Zeltplätze, Aussichtspunkte, Ruhebänke undviele andere Einrichtungen den Erholungsuchenden zur Verfügung.

Abbildung 1: Stätte der Ruhe und Erholung. Der Wald ist nicht nurin stadtnahen Bereichen ein wichtiger Erholungsfaktor, auch in denländlich geprägten Regionen spielt der Wald eine bedeutende Rollefür Einheimische, Städter und Urlauber.

Foto: a_line, photocase.de

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zu seiner Entwicklung. Auch Dienstleistungen der Forstver-waltung wie Waldpädagogik und Beratung über naturgemäßeForstwirtschaft stärken die Erholungsfunktion des Waldes aufder gesamten Fläche.

Klaus Spielvogel ist Mitarbeiter im Referat »Forstpolitik und Um-welt« im Bayerischen Staatsministerium für Landwirtschaft undForsten. [email protected]

Zwischen Erholungsuchenden, die vor allem auf sportliche Ak-tivitäten fixiert sind, und anderen Erholungsuchenden, aberauch mit Naturschützern oder Waldbesitzern entstehen beider Erholungsnutzung immer wieder Spannungen. Zu unter-schiedlich oder gar gegensätzlich sind die einzelnen Bedürf-nisse dieser Gruppen. Ein anderes Problem stellen aber auchdie Mehrbelastungen der Waldbesitzer beim Unterhalt der We-ge, bei der Verkehrssicherung (z. B. wegen der erforderlichenAbsperrungen bei Hiebsmaßnahmen) oder bei der Beseitigungvon Abfällen dar.

Leistungen der Waldbesitzer für die Erholung

Privatwaldbesitzer stellen vor allem ihre Wirtschaftswege denErholungsuchenden unentgeltlich zur Verfügung. Dies ist vie-len Waldbesuchern nicht bewusst, sondern wird als Selbstver-ständlichkeit hingenommen. Gemeinden, Städte und insbe-sondere der Staatswald bieten neben den Waldwegenzusätzliche Erholungseinrichtungen an. So erbringen dieForstbetriebe der Bayerische Staatsforsten im Auftrag derForstverwaltung besondere Erholungsleistungen im Rahmeneiner flächendeckenden Bereitstellung gesondert ausgewie-sener, qualitativ geprüfter Wander- und Radwege oder be-stimmter Erholungseinrichtungen wie Lehrpfade oder Aus-sichtstürme. Den Erhalt dieser Einrichtungen finanziert zumGroßteil der Freistaat Bayern über Zuwendungen in Höhe vonca. zwei Millionen Euro pro Jahr. Die Sicherung und Verbes-serung der Erholungsfunktion im Staatswald beschränkt sichdabei nicht nur auf die Ballungsgebiete. Viele Erholungsein-richtungen bestehen oder entstehen im ländlichen Raum, stei-gern seine Attraktivität und leisten einen erheblichen Beitrag

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Nutzung + Erholung

Wirtschaftsraum Naturraum Spiel- und Erlebnisraum FitnessraumRückzugsraum

Erholungszeiten

UrlaubWochenendeFeierabendTag und NachtSpiel- und Abenteuer

Erholungsuchende

UrlauberEinheimischeStädterKinder, Jugendliche und Erwachsene

Abbildung 2: Der Wald erfüllt Nutz- und Erholungsfunktionen. Den Erholungsuchenden bietet der Wald besonders vielfältige Möglichkeiten.

Wiedervernässung sichert Naturwaldreservat Seelaub

Im Jahr 2005 zeichnete im Rahmen des Wettbewerbs »Ländli-che Entwicklung« Landwirtschaftsminister Josef Miller das Vor-haben Flurneuordnung Oberhaid mit einer Ehrenurkunde aus.

Mit dem Schwarzerlen-Sumpfwald »Seelaub« wird erstmalsin Oberfranken ein kommunales Naturwaldreservat vom Typus»Au- und Bruchwälder« ausgewiesen. Zwei Kilometer vomMain entfernt am Übergang vom Wald zur freien Landschaftgelegen, ist es seiner natürlichen Eigendynamik überlassen. Miteiner Fläche von 13 Hektar ist das Gebiet ein sehr wertvoller Teil des Maintal-Biotopverbundes. Es dient darüber hinaus wich-tigen Zielen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie wie z. B.der Verbesserung grundwasserabhängiger Landökosystemeund dem Hochwasserschutz durch Wasserrückhaltung in derFläche. Erreicht wurde dies unter anderem durch Verbauungenmit Totholz. Damit wird die eingetiefte Sohle des Mühlbachsund in der Folge der Grundwasserspiegel angehoben. Der stel-lenweise aufgekommene Fichtenbestand geht nun auf natür-liche Weise zurück und die »Seelaub« regeneriert sich bestens.Grundvoraussetzung für diese positive Gesamtentwicklung wardas Bodenmanagement in der Flurneuordnung.

Die »Seelaub« ist heute wirtschaftlich völlig ungenutzt, be-findet sich im Eigentum der Gemeinde Oberhaid und schlägtauf dem Ökokonto der Kommune mit zehn Prozent zu Buche.Hinzu kommen weitere zweiHektar Grünfläche als Puffer in un-mittelbarer Nachbarschaft, die vorher Ackerflächen und in derFlurneuordnung Wunschabfindungen der Gemeinde waren.

red

Foto: Gartenbauverein Oberhaid

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Erholungseinrichtungen im Urteil der BürgerSinnliches Naturerleben im Wald wichtiger als Wege, Hütten, Ruhebänke

Stefan Schaffner und Michael Suda

In den sechziger und siebziger Jahren des letzten Jahrhunderts entstanden in den Wäldern – vor allem in der Umgebung von Verdichtungsräumen – vielfältige Erholungseinrichtungen. Damit wollte man dem wachsenden Erholungsbedarf der Be-völkerung gerecht werden und den Erholungswert der Wälder und ihre Attraktivität steigern. Mit dem Schlagwort von der »Möblierung» des Waldes wurden in späterer Zeit diese Einrichtungen kritisiert. Im Jahre 2003 befragte der Lehrstuhlfür Wald- und Umweltpolitik der TUM Erholungsuchende zu verschiedenen Erholungseinrichtungen im Wald – mit überraschen-den Ergebnissen.

Hauptmotiv für Waldbesuch:Der »Wald der Sinne«

Die Erholungsuchenden wurden gebeten, die Häufigkeit be-stimmter Tätigkeiten zu bewerten. Die den Waldbesuchernvorgelegten Motivationen, sich im Wald aufzuhalten und ihreAntworten sind in Tabelle 1 aufgeführt.

Der Hauptgrund für die Bevölkerung, Wald aufzusuchen,besteht offenkundig darin, »waldtypische Sinneserfahrungen«zu machen, um sich in der »waldtypischen« (unserer Zivilisa-tion scheinbar so fernen) Atmosphäre zu erholen. Der »Waldder Sinne« mit seinen abwechslungsreichen Eindrücken stelltfür die Bevölkerung den größten Attraktivitätsfaktor dar. Der»Gesamtkomplex Wald« und seine Wirkungen auf alle fünf

Wie beurteilen heute Waldbesucher Erholungseinrichtungenim Wald? Was ist für Erholung im Wald notwendig? Was istwünschenswert, auf was kann man verzichten? Mit diesenFragestellungen befasste sich der Lehrstuhl für Wald- und Um-weltpolitik in einer empirischen Studie über Erholungsuchen-de im Spessart, im Bayerischen Wald und in stadtnahen Wäl-dern Nürnbergs und Münchens.

600 Waldbesucher befragt

Die Untersuchung war als Zielgebietsbefragung von Erholung-suchenden angelegt. Von Mitte September bis Anfang Okto-ber 2003 befragten Mitarbeiter des Lehrstuhls an zwei Mittel-gebirgsstandorten in Bayern (Spessart und Bayerischer Wald)und in zwei Ballungszentren (München und Nürnberg) insge-samt 607 Erholungsuchende über ihre Motivation, sich imWald aufzuhalten, und über die Inanspruchnahme von beste-henden Erholungseinrichtungen. Die Einzelgespräche wurdenim Wald nach der Rückkehr der Befragten von einem Wald-aufenthalt geführt.

Das mittlere Alter der Befragten lag bei knapp 48 Jahren.In der Alterskurve zeichnet sich aber eine zweigipfelige Ver-teilung ab. Ein großer Teil der Besucher befindet sich im oderkurz vor Eintritt in den Ruhestand (Alter 63–67), eine zweitegroße Gruppe bilden Menschen in der aktiven Berufs- und Fa-milienphase (Alter 30–40). Kinder und Jugendliche sind meistin Begleitung ihrer Familie im Wald unterwegs.

In den Mittelgebirgen reisen die Besucher überwiegendmit dem Auto an (76 %), in Stadtnähe spielt das Fahrrad (48%) eine wichtige Rolle. In der Stadt besitzen auch die »Pan-toffelwälder«, die direkt zu Fuß (19 %) zu erreichen sind, einegroße Bedeutung.

Abbildung 1: Die Mehrzahl der befragten Waldbesucher hält sich vor allem deshalb im Wald auf, um dort waldtypische Sinnes-erfahrungen zu machen.

Foto: sanjarok, photocase.de

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Alle Entscheidungen, die Erholungseinrichtungen (z. B. Lehr-pfade, Sitzgruppen, Feuerstellen, Schutzhütten, usw.) betref-fen, sollten daher »auf ihre Vereinbarkeit mit und ihren tatsächlichen Beitrag für dieses Erlebnis Wald hinterfragt werden«.

Erholungseinrichtungen im Urteil der Bürger

Folgende Fragestellung liegt dem Werturteil über die Erho-lungseinrichtungen zu Grunde. Die Befragten erhielten hier-zu Kärtchen mit 15 Erholungseinrichtungen in unterschied-licher Reihenfolge vorgelegt. »Sagen Sie uns bitte, ob diese Artder Erholungseinrichtung für Sie persönlich sehr wichtig, wich-tig, unwichtig oder sehr unwichtig ist und ob Sie sie als nichtstörend, störend oder sehr störend empfinden. Bewerten Sie zu-gleich auch, ob es für Sie persönlich zu viel, zu wenig oder ge-nau genug von diesen Einrichtungen gibt.«

Tabelle 2 zeigt das mittlere Urteil aller Befragten zu denSkalen »Wie wichtig sind einzelne Erholungseinrichtungen?«,»Welches Störungspotenzial geht von ihnen aus?« und »Gibtes von ihnen zuviel oder zu wenig?«. Die Mittelwerte sind fürdie Frage »Wie wichtig sind einzelne Erholungseinrichtun-gen?« aufsteigend sortiert und können anhand der aufgeführ-ten Skalen eingeordnet werden.

Sinne zusammen mit der prägenden Motivdimension, »sich inder Natur zu bewegen«, ist entscheidend für die Erholungs-wirkung von Wald. Damit sind Wälder für die Erholung derBürger unersetzlich, weil sie aufgrund ihrer Struktur und flächenmäßigen Präsenz ein Naturerlebnis ermöglichen, dassonst keine andere Landnutzungsform erreicht.

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Beweggründe für Waldbesuche (Tabelle 1)

Häufigkeiten Beweggründe

über 90% aller Befragten

Einfach um Natur zu erleben (96 %)Einfach um mich zu bewegen (93 %)Spazieren gehen (90 %)

über 70% der Befragten

Mit der Familie/Kindern, Freunden unterwegs sein (85 %)Pflanzen oder Tiere beobachten (80 %)Wandern (80 %)Rad oder Mountain-Bike fahren (70 %)

Übrige Einfach im Wald allein sein (64 %)Pilze/Beeren sammeln oder Blumen pflücken (53 %)Picknick/Brotzeit machen (40 %)Joggen, Laufen (34 %)Hund ausführen (17 %)

Erholungseinrichtungen Wie wichtig sind Erholungseinrichtungen?

Welches Störungspotenzialgeht aus?

Gibt es von ihnen zuviel oder zu wenig?

1=sehr wichtig2=wichtig3=unwichtig4=sehr unwichtig

1=nicht störend2=störend3=sehr störend

1=zu viel2=genau richtig3=zu wenig

Wegemarkierungen 1,65 1,01 2,39

Wegetafeln 1,76 1,01 2,37

Ruhebänke 1,85 1,01 2,34

Mülleimer 1,90 1,13 2,48

Infotafeln 1,92 1,01 2,32

Waldlehrpfade 2,01 1,03 2,34

Trinkwasserbrunnen 2,13 1,01 2,48

Parkplätze 2,15 1,06 2,09

Schutzhütten 2,19 1,02 2,29

Tische mit Bänken 2,22 1,04 2,23

Radwege 2,25 1,14 2,10

Kinderspielplätze 2,37 1,11 2,15

Trimm-dich Pfade 2,53 1,06 2,12

Reitwege 2,76 1,18 1,98

Grillplätze 2,96 1,42 1,83

Bewertung von Erholungseinrichtungen (Tabelle 2)

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Waldbesucher benötigen kaum Erholungs-einrichtungen

Für Ruhebänke gilt, dass sie im Idealfall ein Bild ausstrahlen,das »zur Rast und Ruhe einlädt«. Zieht man ins Kalkül, dassdie Mehrheit der Befragten die Anwesenheit anderer Men-schen als störend empfindet, so ist die in der Befragung alswichtig eingestufte Ruhebank unbesetzt und steht allein. ImDenken der Waldbesucher spielen Erholungseinrichtungenaber keine Rolle, d. h. im Grunde erwarten Waldbesucher kei-ne Erholungseinrichtungen. Im Umkehrschluss darf man fol-gern, dass Ruhebänke erst dann als zuwenig empfunden wer-den, wenn man besetzte Bänke sieht. Sieht man keine Bänke,dann fehlen sie auch nicht. Für weite Teile der bayerischenWälder kann man erwarten, dass ein Rückgang von Ruhebän-ken keinen Einfluss auf die Zufriedenheit der Waldbesuchernimmt. Allemal gilt: Lieber keine Bank als eine besetzte odernicht gut instand gehaltene. Ein differenziertes Bild ergibt sichbei näherer Betrachtung der Antworten, die zu wenige Bänke beklagen. Dies sind überproportional ältere Mitbürger im Rentenalter, die wohnortnah (geringe Entfernung zum Wald)regelmäßig in Wäldern spazieren gehen. In stadtnahen Wäl-dern entsteht also wegen der zu erwartenden demogra-phischen Entwicklung tatsächlich ein neuer Bedarf an Ruhe-bänken. Es ist nicht mehr die Ruhebank in klassischenWandergebieten, die schöne Aussichten erschließt (diese Auf-gabe kann getrost Tourismus und Wandervereinen überlassenwerden), sondern es ist die Rolle der Ruhebank, die sie heutein öffentlichen Parks innehat. Die Ruhebank wird hier alsRaststation benötigt, um älteren Menschen zu ermöglichen,sich längere Zeit im Freien zu bewegen. In diesen stadtnahen,von Wohngebieten leicht erreichbaren Wäldern ist es sinnvoll,diesen Bedarf in Absprache mit anderen Trägern wie Gemein-den, Stiftungen, Vereinen oder Privatpersonen als Spender zudecken und vorhandene Ressourcen ballungsgebietsnah zukonzentrieren. Die Standorte für diese Bänke müssen aber gutzu sehen sein, denn aus den Attributen »stadtnah und leichterreichbar« ergibt sich die Problematik des Vandalismus.

Die mögliche Entwicklung, stadtnahe Wälder wie öffent-liche Parks zu nutzen, wird sich auch auf die Beurteilung forst-wirtschaftlicher Wege auswirken. Die Bereitstellung von imIdealfall als Rundweg konzipierten »Hauptspazierwegen«, diealte Menschen und Personen mit Kinderwägen problemlos be-wältigen können (erhöhte Aufwendungen für Splittauflageund Wegepflege), wird diskutiert werden müssen.

Die Einwertung, wie bedeutsam die Befragten Mülleimersehen und in welcher Anzahl sie gewünscht werden, hängt mitdem vom Müll ausgehenden Störpotenzial zusammen. Müll-eimer bieten sich als scheinbare Lösungen geradezu an. DiePraxis zeigt aber, dass Mülleimer nur bei intensiver, zeitauf-wendiger Kontrolle Abhilfe schaffen. Überfüllte Mülleimerscheinen regelrecht weiteren Müll »magisch« anzuziehen.Auch hier heißt es: Lieber keine Mülleimer, denn es gilt die Eigenverantwortung der Bürger für ihren mitgebrachten Müllzu stärken, als dieses Bewusstsein mittels vorhandener Müll-eimer aufzuweichen.

Besucherlenkung vermeidet Konflikte

Allgemein befindet die Mehrheit der Waldbesucher die Erho-lungseinrichtungen an sich als eher wichtig, als kaum störendund in der richtigen Anzahl vorhanden.

Differenziert man das Bild, wie wichtig einzelne Erho-lungseinrichtungen gesehen werden, und zieht man als Ver-gleichsmaßstab das Aktivitätsmuster der Befragten heran, soempfindet die Mehrheit Wegetafeln und Wegemarkierungenneben Ruhebänken am wichtigsten. Eine übersichtliche undbe»folg«bare Markierung wird schlicht nicht wahrgenommen,wenn sie nicht gebraucht wird, ist aber in unbekanntem Ter-rain für alle Aktivitäten im Wald notwendig bzw. wird als feh-lend bemerkt, wenn man sich in unbekanntem Terrain orien-tieren muss.

Macht man sich klar, dass das Erleben des Waldes mit al-len Sinnen entscheidend für den Waldbesucher ist und hierauch der Ursprung für die Erholungswirkung liegt, dann be-sitzt die Art der Wegeführung durch den Wald den größtenEinfluss auf das »Erlebnis Wald« und die Erholung. Entschei-dend ist damit nicht, welche Erholungseinrichtungen Forst-wirtschaft und Tourismus »entlang eines Weges anhäufen«,sondern wie der Besucher durch den Wald gelenkt wird, waser zu sehen bekommt und welche Wege und Pfade er begehenmuss bzw. kann. Die Wegeführung und ihre (durchgängigeund übersichtliche) Markierung können viele Konflikte zwi-schen Erholungsuchenden selbst (Radfahrer-Spaziergänger)und der Forstwirtschaft (kaputte Wege) vorausgreifend ent-schärfen.

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Abbildung 2: Die Ruhebank. Nach Wegmarkierungen und Wegetafeln ist sie die wichtigste Erholungseinrichtung im Wald –wenn sie noch nicht besetzt ist.

Foto: J. Mees, pixelio.de

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auch Reiter eher als störend, so dass eine Entflechtung vonRad- bzw. Reitwegen und »Hauptrouten« des Erholungsver-kehrs zu Fuß geboten ist. Grillplätze oder Feuerstellen solltenaus Sicht der Erholungsuchenden ganz abgebaut werden.

Resümee

Entscheidend für die Konzeption von Erholungseinrichtun-gen ist ihr Beitrag zur Erholung. Für Waldbesuche sind außereiner grundsätzlichen Zugänglichkeit über Wege und einerOrientierungshilfe mit Wegemarkierungen keine weiteren Er-holungseinrichtungen notwendig, da Motivation und Wahr-nehmung der Erholungsuchenden auf den Wald selbst ausge-richtet sind.

Literatur

Auf Anfrage beim Verfasser und unter www.lwf.bayern.de.

Dr. Stefan Schaffner ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhlfür Wald- und Umweltpolitik der Fakultät für Wirtschaftswissen-schaften der TUM. [email protected]

Prof. Dr. Michael Suda leitet den Lehrstuhl für Wald- und Umwelt-politik. [email protected]

Moderne Erlebnispädagogik

Lehrpfade, Infotafeln oder Kinderspielplätze sollten nichtmehr als Erholungseinrichtungen im Zusammenhang mit ei-nem Waldaufenthalt betrachtet werden. Sie tragen nicht zurtypischen Erholung im Wald bei, sondern sollten als eigenstän-dige Attraktionen neu definiert werden. Eine Konzentrationdieser Einrichtungen auf z. B. die Walderlebniszentren trägtdazu bei, das gesamte Register »moderner« Erlebnispädagogikziehen zu können. So lassen sich zielgerecht Informationen(Bildungsauftrag) über eigenständige Erlebnisse und Aha-Ef-fekte vermitteln. Das Verständnis für derartige Einrichtungensollte aber davon absehen, sie als Bereicherungen eines Wald-aufenthalts zu sehen, auf die man mehr oder weniger zufälligstößt. Vielmehr sollten sie zeigen, dass sie selbst einen Besuch»wert« sind, in denen man einige Stunden verbringen kann.Damit führt eine Konzentration dieser Einrichtungen »auch«zu einem flächendeckenden Angebot, da man bereit sein wird,längere Strecken zu fahren.

Lediglich Infotafeln sollten als Instrument immer dannverwendet werden, wenn »walduntypische« Maßnahmen oder»walduntypische« Waldbilder mit hoher Reizwirkung den»normalen« Waldbesucher ratlos alleine lassen würden. Hierbieten sich Infotafeln an, konkrete und problembezogene Ab-hilfe zu schaffen.

Schutzhütten und Tische mit Bänken rangieren in derWichtigkeit und der Anzahl eher auf mittleren Rängen. Da-raus kann geschlossen werden, dass sie kaum jemandem feh-len, wenn sie sukzessive aus dem Wald verschwinden. Über-geordnet betrachtet ist die Existenz von Schutzhütten nursinnvoll, wenn sie in Konzepte für Mehrtageswanderungen(Trekking) eingepasst sind und an peripheren Wegpunkten imFall der Fälle notwendigen Wetterschutz bieten. Wegen ihrerAbgelegenheit wären diese Schutzhütten oder Unterständeauch weitgehend vor Vandalismus geschützt.

Eines öffentlichen Angebotes an Trimm-dich-Einrichtun-gen bedarf es nicht. Auch ohne Geräte – allein durch Bewe-gung und Übungen – können gesellschaftlich erwünschte ge-sundheitliche Aspekte erreicht werden. Fitness-Studios undeine zunehmende Zahl moderner, auf bestimmte Bewegungs-muster abgestellte »Parks« decken den restlichen Bedarf. DieForstwirtschaft kann sich ersatzlos aus der Versorgung mitTrimm-dich-Pfaden oder ähnlichen Angeboten zurückziehen.

Parkplätze – Eingangstore in den Wald

Parkplätze sind für die meisten Waldbesucher das Eingangs-tor zum Wald. Auch in Wäldern rund um Ballungszentrenwird das eigene Auto oft zur Anreise genutzt. Anlage und Ge-staltung von Parkplätzen stellen für viele Waldorte einen wich-tigen Ausgangs- und Endpunkt für Wegeführungskonzeptedar. Sie beeinflussen entscheidend die Besuchshäufigkeit.

Rad- und Reitwege sind nach dem Urteil der Befragten, dieüberwiegend zu Fuß unterwegs waren (75%), ausreichend vor-handen. Erholungsuchende zu Fuß empfinden Radfahrer und

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Abbildung 3: Nicht nur Kinder und Jugendliche können gut auf Erholungseinrichtungen im Wald verzichten. Auch für Erwachsenespielen Erholungseinrichtungen im Wald keine allzu große Rolle.

Foto: L. Friis-larsen, fotolia.com

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Waldbewirtschaftung mit neuem SchwungWaldflurbereinigung und forstliche Beratung erfolgreich Hand in Hand

Stephan Thierfelder und Harald Spiegel

Nach der erfolgreichen Waldflurbereinigung im unterfränkischen Sulzdorf intensivierte die Forstverwaltung im Bereinigungsge-biet ihre Beratungstätigkeit. Gemeinsam mit der örtlichen Forstbetriebsgemeinschaft gelang es dem Amt für Landwirtschaft undForsten, die Fläche der gepflegten Waldbestände massiv zu erhöhen und den Holzanfall und damit auch die Verkaufserlöse deut-lich zu steigern. Waldflurbereinigung und Beratung förderten auf räumlich-struktureller wie auch auf einzelbetrieblicher Ebenedie Entwicklung des ländlichen Raumes.

Circa ein Drittel des Waldes im Markt Stadtlauringen istKleinprivatwald. Gemeinsam mit den vorangegangenen Wald-flurbereinigungen in den Gemarkungen Fuchsstadt und Alten-münster sind nun mit der Gemarkung Sulzdorf etwa 90 % der500 Hektar Kleinprivatwald im Gemeindegebiet neu geord-net. Diese hervorragenden Rahmenbedingungen für die Wald-bewirtschaftung findet man andernorts nur selten in dem vonder Realteilung geprägten Kleinprivatwald der FränkischenPlatte.

Waldflurbereinigung in Sulzdorf: aus 8 mach 1

Die Waldflurbereinigung Sulzdorf 2 wurde 1995 angeordnet.Die Besitzeinweisung erfolgte 2005. Das Neuordnungsgebietumfasst 19 Hektar Gemeindewald und 41 Hektar Kleinprivat-wald. Die Neuordnung vergrößerte die durchschnittliche Flur-stücksgröße von 0,1538 Hektar auf 1,15 Hektar, das entsprichteinem Zusammenlegungsverhältnis von 8:1. Nun besitzt jederprivater Waldbesitzer nur noch ein Flurstück.

Nach der Besitzeinweisung hatte das Amt für Landwirt-schaft und Forsten Schweinfurt das Ziel, die Privatwaldbesit-zer im Wege intensiver Beratung bei der Wiederaufnahme dersachgemäßen Bewirtschaftung ihres Waldes tatkräftig zu un-terstützen. Auf diese Weise wollte man eine flächendeckendeBewirtschaftung im Sinn der nachhaltigen Waldpflege sowiedie Bereitstellung des nachwachsenden Rohstoffes Holz för-dern. Außerdem sollten davon auch Impulse für die örtlicheForstbetriebsgemeinschaft Schweinfurt ausgehen.

Einzelne Waldbesitzer zeigten bereits während des laufen-den Neuordnungsverfahrens Interesse an einer forstlichen Be-ratung.

Deshalb legte das Amt für Landwirtschaft und ForstenSchweinfurt im Jahr 2006 unmittelbar nach der Besitzeinwei-sung einen Beratungsschwerpunkt in das PrivatwaldgebietSulzdorf.

Foto: ALF Schweinfurth

Gmkg. Altenmünster(bereinigt)

Gmkg. Sulzdorf

Abbildung 1: Bewirtschaftungseinheiten vor (oben) und nach der Waldflurbereinigung (unten)

Foto: ALF Schweinfurth

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LWF aktuell 62/2008

Informationsveranstaltung im Saal und Beratung im Wald

Als ersten Schritt luden Amt und ForstbetriebsgemeinschaftSchweinfurt die privaten Waldbesitzer des Bereinigungsgebie-tes zu einer gemeinsamen Abendveranstaltung im Saale ein.

Darauf folgte eine Sammelberatung im Wald. Am Beispielvier repräsentativer Waldbestände informierte die Forstver-waltung über die Themen Standort, Behandlung der wichtigs-ten Hauptbaumarten, Durchforstung und Verjüngung sowieHolzernte. Darüber wurde angeregt diskutiert. Die Forstbe-triebsgemeinschaft stellte zusätzlich ihre Leistungen vor.

Zahlreiche Waldbesitzer wünschten anschließend, vomstaatlichen Revierleiter in ihrem eigenen Waldstück beratenzu werden. Teilweise übernahm dieser auch das Holzauszeich-nen und die Holzaufnahme gegen Kostenersatz. (Die Forstbe-triebsgemeinschaft bot diese Dienstleistung zu diesem Zeit-punkt noch nicht an.) Die örtlich konzentrierte Nachfrageerleichterte Beratung und Dienstleistung.

Nutzen für Wald und Waldbesitzer

Im Winter 2006/07 durchforsteten im Beratungsgebiet, dem43 Hektar großen Hauptkomplex des Flurbereinigungsgebie-tes, etwa 50 % der Besitzer ihren Wald. Ein Drittel der Wald-fläche wurde gepflegt. Dabei fielen knapp 1.100 FestmeterHolz mit einem Marktwert von circa 60.000 Euro an.

Fünf Privatwaldbesitzer traten als neue Mitglieder derForstbetriebsgemeinschaft bei. Gleichzeitig stieg die Vermark-tungsmenge. Der örtlich konzentrierte Holzanfall erleichter-te die Verkaufsverhandlungen.

Für den Winter 2007/2008 planen bereits weitere Wald-besitzer eine Durchforstung. In Kürze erfolgt die Besitzein-weisung in einem weiteren Waldflurbereinigungsgebiet, derGemarkung Forst in der Nachbargemeinde Schonungen. Auchhier wird dann wieder ein Beratungsschwerpunkt des Amtesliegen.

Stephan Thierfelder leitet die Abteilung Forsten 1 am Amt für Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt. [email protected]

Harald Spiegel leitet das Revier Stadtlauringen am Amt für Landwirtschaft und Forsten Schweinfurt.

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Abbildung 2: Bewirtschafteter Kleinprivatwald – nach Waldflur-bereinigung, Erschließung und Beratung

Foto: H. Spiegel

Aktuelle Broschüre mit beispielhaften Projekten

ZukunftsorientierteEntwicklung ländlicherRäume in BayernDas Staatsministerium für Land-wirtschaft und Forsten mit seinen Verwaltungen bietetländlichen Regionen, Gemein-den, Bürgern, Landwirten und Wirtschaftsbeteiligten mit maß-geschneiderten Entwicklungs-,Förder- und Umsetzungsstrate-gien vielfältige und zukunftsori-entierte Hilfen zurSelbsthilfe an.

Die Förderinstrumente setzen sowohl auf einzelbetrieblicherEbene an – z. B. Investitionsförderprogramme oder Bildungs-und Qualifizierungsmaßnahmen – als auch auf räumlich-struk-tureller Ebene. Hierbei spielt die integrierte ländliche Entwick-lung eine herausgehobene Rolle.

Die Broschüre »Zukunftsorientierte Entwicklung ländlicherRäume in Bayern« beschreibt anhand von besonders gelunge-nen Beispielen die vielfältigen Programme und Instrumente, diespeziell für die Stärkung und die Weiterentwicklung des ländli-chen Raumes zur Verfügung stehen. Aus forstlicher Sicht beson-ders erfreulich ist, dass neun der 25 vorgestellten Projekte einenunmittelbaren Bezug zu Wald und Forstwirtschaft haben. DieBroschüre dient auch als Ideensammlung und Impulsgeber fürdie Praxis. red

Im Internet kann die Broschüre kostenlos heruntergeladenwerden: www.stmlf.bayern.de/agrarpolitik/27865/

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Waldbesitzer wohnen nahe bei ihrem WaldNur die Besitzer von zweiProzent der Privatwaldfläche leben in einer Großstadt

Herbert Borchert

Die Eigentümer von über 90 Prozent der privaten Waldfläche Bayerns wohnen höchstens 15 km von ihrem Wald entfernt. Zwei-fellos sind viele Waldbesitzer aufgrund ihres heutigen beruflichen Hintergrundes nicht mehr mit der Waldarbeit vertraut und es ist für die forstlichen Berater schwieriger, an diese Menschen heranzukommen als an Waldbesitzer, die auch Landwirte sind.Die räumliche Nähe der Waldbesitzer gibt den Förstern jedoch nach wie vor die Chance, diese Menschen zu erreichen.

Die Eigentümer von 92 % der Privatwaldfläche Bayerns woh-nen in einer Entfernung von höchstens 15km von ihrem Wald.Berücksichtigen wir zusätzlich die juristischen Personen un-ter den Privatwaldeigentümern, beträgt die Entfernung desWohnsitzes beziehungsweise der Verwaltung bei 90 % der Fläche höchstens 20 km. Nur die Eigentümer von 3,4 % derPrivatwaldfläche wohnen mehr als 25 km von ihrem Wald-grundstück entfernt (Abbildung 1).

Noch sind die meisten Waldbesitzer für Förster zu erreichen

Aufgrund der räumlichen Entfernung sind nur die Eigentümereiner sehr geringen Waldfläche für das Personal der Forstver-waltung und der forstlichen Zusammenschlüsse schwierig zuerreichen. Die Eigentümer von 2 % der Privatwaldfläche woh-nen in Großstädten und nur 10 % in Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern. Dagegen lebt jeder fünfte Einwohner Bayerns in Großstädten von mehr als 100.000 Einwohnernbzw. 37 % in Gemeinden mit mehr als 20.000 Einwohnern(Abbildung 2).

Diese Befunde bestätigen Ergebnisse von Befragungen ausDeutschland, der Schweiz und Österreich, die sich auf die An-zahl von Waldbesitzern beziehen. Nach Schraml (2006) lebtin Deutschland nur jeder zehnte Waldbesitzer in einer Groß-stadt. Nach Zimmermann und Wild-Eck (2007) ist für 30 %der Privatwaldeigentümer in der Schweiz der nächste Punktihres Waldes in einem Umkreis von nur fünf Kilometer vonihrem Zuhause entfernt. Nur für 10 % der Privatwaldeigentü-mer liegt der nächstgelegene Punkt ihres Waldes weiter als 20km von ihrem Wohnort. Auch in Österreich bezeichnen Weiss

et al. (2007) nur 9 % der Waldeigentümer als »Urbane Wald-besitzer«, die oft in größeren Gemeinden und weit entferntvon ihrem Wald leben.

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Waldbesitzer und ihre Entfernung zu ihrem Wald

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Abbildung 1: Mehr als 90 % der Privatwaldfläche gehört Eigen-tümern, die höchstens 15 km von ihrem Wald entfernt wohnen.

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Waldbesitz und Bevölkerung in Bayern

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Waldbesitz Bevölkerung

Abbildung 2: Verteilung der Privatwaldfläche auf Waldbesitzer nachderen Zugehörigkeit zu verschiedenen Gemeindegrößen im Ver-gleich zur Verteilung aller Einwohner auf Gemeindegrößenklassen

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/2008

Beziehung der Besitzer zu ihrem Wald hat sich geändert

Schraml (2006) schrieb vor zwei Jahren in LWF aktuell Nr.52: »Die Vorstellung vom auswärtigen Städter legt jedoch na-he, dass das Problem der Waldbesitzer ist. Sie ist somit nichtsanderes als die einfachste Ausrede für verlorenes Vertrauen,fehlenden Kundenkontakt oder nicht geleistete Überzeugungs-arbeit der forstlichen Institutionen.« Wir können es auch sosehen: Die forstlichen Institutionen haben auch heute dieChance, die Waldbesitzer des weitaus größten Teils der Wald-fläche zu erreichen. Sie müssen sich dabei auf ein anderes Vor-wissen und eine andere Beziehung der Waldbesitzer zu ihremWald einstellen.

Zur vorliegenden Untersuchung

Die Auswertung bezieht sich auf die Grundstücke, die vomStichprobennetz der Waldzustands- und Bodenzustandserhe-bung betroffen sind. Es ist ein Stichprobennetz im 8 x 8 kmRaster mit 386 Stichprobenflächen im Wald. Für die betroffe-nen Grundstücke ermittelten wir, in welchem Abstand die Ei-gentümer zu ihren Waldgrundstücken wohnen. Als Wohnsitzwurde dabei die Mitte des Postleitzahlengebietes angenom-men, in dem der jeweilige Eigentümer wohnt. Bei einem mitt-leren Durchmesser der Postleitzahlgebiete in Bayern von 6,4km dürfte dieses Vorgehen genau genug sein. Unter den priva-ten Waldbesitzern identifizierten wir 175 als natürliche Per-sonen.

Literatur

Schraml, U. (2006): Der »urbane Waldbesitzer« – das unbekannte We-sen. LWF aktuell Nr. 52. S. 24–25

Weiss, G.; Hogl, K.; Rametsteiner, E.; Sekot, W. (2007): Privatwaldin Österreich – neu entdeckt. Schweizerische Zeitschrift für das Forst-wesen 158, S. 293–301

Zimmermann, W.; Wild-Eck, S. (2007): Struktur, Verhalten und Ein-stellung von Schweizer Privatwaldeigentümern. Schweizerische Zeit-schrift für das Forstwesen 158, S. 275–284

Dr. Herbert Borchert leitet das Sachgebiet »Betriebswirtschaft und Forsttechnik« der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft. [email protected]

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Würzburg Bamberg

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München

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Regensburg

Ämter für Ländliche Entwicklung

OberbayernInfanteriestraße 1, 80797 MünchenTelefon: 0 89|12 13-01, Fax: 0 89|12 [email protected]

NiederbayernDr.-Schlögl-Platz 1, 94405 Landau/IsarTelefon: 0 99 51|9 40-0, Fax: 0 99 51|9 [email protected]

OberpfalzLechstraße 50, 93057 RegensburgTelefon: 09 41|40 22-0, Fax: 09 41|40 [email protected]

OberfrankenNonnenbrücke 7a, 96047 BambergTelefon: 09 51|8 37-0, Fax: 09 51|8 [email protected]

MittelfrankenPhilipp-Zorn-Straße 37, 91522 AnsbachTelefon: 09 81|5 91-0, Fax: 09 81|5 [email protected]

UnterfrankenZeller Straße 40, 97082 WürzburgTelefon: 09 31|41 01-0, Fax: 0931|41 [email protected]

SchwabenDr.-Rothermel-Straße 12, 86381 KrumbachTelefon: 08282 92-0, Fax: 08282 [email protected]

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/200820

Wald ist nicht nur MännersacheNoch werden sie unterschätzt, doch die Zahl der Waldbesitzerinnen wächst

Beatrix Enzenbach, Eva Krause und Sabine Kirchner

Wie viele es von ihnen in Bayern wirklich gibt, ist nicht genau bekannt. Doch eines ist sicher: Der Anteil an Waldbesitzerinnenwird in den kommenden Jahren zunehmen. Um ihrem steigenden Anteil gerecht zu werden, ist es wichtig, dass sich der Forst-sektor künftig auch an den Motiven und Bedürfnissen der Frauen in Wald und Forstwirtschaft orientiert.

besitzer« und darunter der Anteil der Waldbesitzerinnen sei(LfWuU 2007a). Die Ergebnisse zeigen große Unsicherheitender Antwortenden zu dieser Thematik auf. Knapp 16 % derBefragten konnten zur Frage nach den urbanen Waldbesitze-rinnen keine Einschätzung abgeben. Die Werte streuen zwi-schen 0 und 80 % (Mittelwert 23,7 %). Jeder fünfte Revierlei-ter schätzt den Frauenanteil auf unter 10%. Es ist daher davonauszugehen, dass der Anteil der Frauen deutlich unterschätztwird. Derzeit bestehen noch große Unklarheiten darüber, wiehoch der Anteil an Waldbesitzerinnen ist, unabhängig davon,welche Waldbesitzerklientel betrachtet wird. Ein Grund ist,dass Waldbesitzerinnen in der forstlichen Öffentlichkeit we-niger häufig in Erscheinung treten als ihre männlichen Kolle-gen. So sind Frauen beispielsweise seltener in forstwirtschaft-lichen Vereinigungen organisiert als Männer (FAO/UNECE2006), ebenso nehmen sie weniger an forstlichen Veranstal-tungen teil. Zum anderen werden die Waldbesitzerinnen in ih-rer Rolle vielfach noch nicht wahrgenommen. Eine Waldbesit-zerin kommentiert die Problematik wie folgt: »Dass eine Fraueinen Wald haben könnte, ist in manchen Köpfen gar nichtvorhanden« (LfWuU 2007b).

Forst – eine Männerdomäne

Die forstliche Welt ist eine Männerdomäne. Für Frauen, dieWald besitzen, ergeben sich vielfältige Hemmnisse, angefan-gen beim sozialen Rollenverständnis von Mann und Frau überabweichende Interessen bei der Waldbewirtschaftung oderfrauengerechten Ausrüstungsgegenständen.

Derzeit verfügen in erster Linie Männer über eine forstli-che Ausbildung. Frauen fühlen sich in reinen Männerkursenoft unsicher oder bevormundet. Einige Ämter für Landwirt-schaft und Forsten, Landwirtschaftliche Berufsgenossenschaf-ten (LBG) oder Waldbauernschulen bieten spezielle Motorsä-genkurse für Waldbesitzerinnen an. 2004 bildete die LBGallein in Ober- und Mittelfranken über 500 Frauen an der Mo-torsäge aus. Die Rückkoppelungen der Ausbilder fallen posi-tiv aus: Frauen »arbeiten mit weniger Kraftaufwand und ge-hen sehr logisch an die Sache heran« (Stemmler 2005).

Die traditionelle Sicht der Rollenverteilung zwischenMann und Frau erschwert die Akzeptanz und das selbstbe-wusste Auftreten von Waldbesitzerinnen. Auf einem 2007

Erhebungen über die genaue Anzahl der Waldbesitzerinnenin Bayern existieren derzeit nicht. Untersuchungen aus Baden-Württemberg, Thüringen und Sachsen sowie Nordrhein-West-falen (FAO/UNECE 2006) lassen Zahlen um die 20 % als rea-listisch erscheinen. Von den etwa 700.000 Waldbesitzern inBayern (STMLF 2006) sind demnach ca. 140.000 weiblich.Hinzu kommt eine große Anzahl Frauen, die im forstlichenFamilienbetrieb verschiedenste Arbeiten von der Durchfors-tung bis hin zur Holzernte übernehmen.

Die Zahl der Waldbesitzerinnen wird weiter zunehmen.Der Anteil der Frauen, die Verantwortung für das Familienei-gentum Wald übernehmen, steigt. Aufgrund des Strukturwan-dels in der Landwirtschaft wird Wald nach der gesetzlichenErbfolge paritätisch an Töchter und Söhne vererbt. Somit wer-den sich in Zukunft deutlich mehr Frauen mit ihrem Wald undder Waldbewirtschaftung auseinandersetzen (müssen). InSchweden beispielsweise erreicht der Anteil der Waldbesitze-rinnen nach einer Reform des Erbrechtes gegenwärtig einenAnteil von 37 % (BECKER 2004).

In einer bayernweiten Befragung wurden forstliche Bera-ter gebeten, unter anderem eine Einschätzung darüber abzu-geben, wie hoch in ihrem Revier der Anteil »urbaner Wald-

Abbildung 1: Ob Holzeinschlag mit der Motorsäge oder Fachdiskus-sion zur Waldpflege, eine Waldbesitzerin braucht ein breites Wissen.

Foto: E. Krause

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/2008

en im Forst«. Den Treffpunkt nahmen die anwesenden Wald-besitzerinnen, aber auch Beraterinnen rege an. Männer undFrauen, die sich am Stand über das Thema »Waldbesitzerin-nen« informierten, reagierten gleichermaßen positiv, die The-matisierung von Waldbesitzerinnen in Bayern sei längst fälliggewesen.

Literatur

StMLF: Bayer. Staatsministerium für Landwirtschaft und Fors-

ten (2006): Wald und Holz in Bayern, Zahlen und Fakten. München

Becker, A. (2004): Biodiversität und Gender. genanet - Leitstelle für Geschlechtergerechtigkeit und Nachhaltigkeit. Studie im Auftrag desBundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit

FAO/UNECE (2006): Time for Action, changing the gender situation in forestry. Food and Agriculture Organisation of the United Nations

Pikkarainen, M.; Komulainen, M. (2001): Female forest ownershipand survival strategies based on forest resources for women in rural are-as. In: Gun Lidestav und Janet Chaseling (Hrsg.): Gender perspectivesin forestry - why and how. Working papers 178, Swedish University ofAgricultural Sciences, Department of Silviculture

Stemmler, P. (2005): Frauenpower im Forst. Landwirtschaftliche Be-rufsgenossenschaft Franken und Oberbayern, Pressemitteilung

Technische Universität München, Lehrstuhl für Wald- und Um-

weltpolitik (LfWuU) (2007a): Revierleiterbefragung. In Bearbeitung

Technische Universität München, Lehrstuhl für Wald- und Um-

weltpolitik (LfWuU) (2007b): Waldbesitzerinnen-Workshop

Beatrix Enzenbach ist WBV-Beraterin am Amt für Landwirtschaftund Forsten Landshut. [email protected]

Eva Krause promoviert am Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitikder TU München. [email protected]

Sabine Kirchner ist Diplomandin am Lehrstuhl für Wald- und Um-weltpolitik. [email protected]

vom Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik veranstaltetenWorkshop mit Waldbesitzerinnen weiß eine der Waldbesitze-rinnen zu berichten: »Ein Freund von mir hat von Wald kei-ne Ahnung, aber er wurde noch eher angesprochen wie ich,zumal ich nicht als Waldbesitzerin, sondern als Mutter zwei-er Kinder wahrgenommen wurde.« Auch fühlen sich vieleFrauen im männlich geprägten Umfeld unsicher und meidenWaldbegänge oder Versammlungen. Besteht Waldeigentum ineiner Gütergemeinschaft, so wird öfter der Mann angespro-chen als die Frau. Auch berichteten die Frauen, wie sie z. B.auf forstlichen Messen ignoriert wurden: »Da wird eher der14-jährige Sohn angesprochen, der männlicher ausschaut.«

Frauen vertreten teilweise andere Interessen im Hinblickauf ihren Wald. Finnische Untersuchungen zeigen, dass Wald-besitzerinnen einen größeren Wert auf eine vielseitige Wald-nutzung legen, die neben der Holzproduktion auch Biodiver-sitätsmanagement und Erholungsaspekte einschließt,(Pikkarainen, Komulainen 2001). Studien aus Nordrhein-Westfalen belegen die stärkeren ökologischen Motive derWaldbesitzerinnen ebenfalls.

Waldbesitzerinnen verstärkt einbinden

Gemeinsam mit forstlichen Beraterinnen erarbeitete der Lehr-stuhl Vorschläge, wie Waldbesitzerinnen im forstlichen Um-feld besser integriert werden können. Grundsätzlich ist eswichtig, bei den Waldbesitzerinnen Hemmschwellen abzubau-en. Eine verstärkte Präsenz von Frauen auf Bildern in forstli-chen Fachzeitschriften, aber auch in Berichten über lokaleforstliche Veranstaltungen wäre hierfür ein erster Fortschritt.Zudem fühlen sich die Waldbesitzerinnen unmittelbarer an-gesprochen, wenn Rundschreiben neben der maskulinen aucheine direkte Anrede der Waldbesitzerinnen enthalten (LiebeWaldbesitzerinnen und Waldbesitzer…). Im Kontakt mit Ehe-paaren sollten beide Partner gleichermaßen einbezogen wer-den. Gleichzeitig können Waldbesitzerinnen mit positiven Er-folgsgeschichten als Multiplikatoren gewonnen und öffentlichgemacht werden. Das Vorstellen von Waldbesitzerinnen als»Leitwölfinnen« kann anderen Frauen einen Impuls geben,selbst im Wald aktiv zu werden.

Wichtig für die Entwicklung von Aktivitäten und Eigen-initiative ist die Erweiterung bereits vorhandener Frauen-kurse, sei es bei der Motorsägenausbildung oder waldbauli-cher Themen. Die Nachfrage nach weiteren Kursangebotenist nach Aussage der Beraterinnen groß. Auch die forstlichenZusammenschlüsse können mit den Waldbesitzerinnen eineneue Zielgruppe für sich erschließen. So gilt es auf die Moti-ve der Frauen stärker einzugehen, beispielsweise mit speziel-len, stärker auf Natur- und Biodiversitätsmanagement ausge-richteten Waldpflegeverträgen. Zudem könnte eine stärkerePräsenz von Frauen in der Vorstandschaft den Waldbesitze-rinnen einen Beitritt in eine solche Vereinigung erleichtern.

Als ein weiteres Ergebnis des Beraterinnen-Workshops or-ganisierte der Lehrstuhl für Wald- und Umweltpolitik auf dem4. Bayerischen Waldbesitzertag in Weihenstephan erstmals ei-ne Anlaufstelle für Waldbesitzerinnen, den »Treffpunkt Frau-

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Abbildung 2: Der »Treffpunkt Frauen im Forst« auf dem Wald-besitzertag in Freising weckte nicht nur bei Frauen großes Interesse.

Foto: S. Wölfl

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/200822

16 Prozent mehr HolzBayerische Waldbesitzer erhöhten Einschlag 2006 auf über 20 Millionen Festmeter

Roland Schreiber

Die gute Konjunktur auf dem Holzmarkt im Jahr 2006 mit Holzpreisen von bis zu 100 Euro je Festmeter für das Leitsortiment Fichte LB 2b trug zu einer weiteren Steigerung des Holzeinschlages in Bayern bei. So wurden 2006 in den bayerischen Wäldernüber alle Besitzarten rund 20,5 Millionen Festmeter genutzt. Der Holzeinschlag lag damit um 16 Prozent oder 2,8 Millionen Fest-meter höher als im vorangegangenen Jahr. Der Bundeswald trägt ca. 0,3 Millionen Festmeter zum Gesamteinschlag bei. DieBayerischen Staatsforsten nutzten mit gemeldeten 5,6 Millionen Festmetern etwas weniger als im Vorjahr.

Einschlag im Privat- und Körperschaftswald deutlich gestiegen

Die Privatwaldbesitzer nutzten insgesamt 12,7 Millionen Fest-meter, das sind ca. zwei Millionen Festmeter oder 20 % mehrals im Vorjahr. Der Vermarktungsanteil lag bei 57 % oder 7,2Millionen Festmetern.

Die Körperschaftswaldbetriebe ernteten im vergangenenJahr 1,8 Millionen Festmeter (Vorjahr 0,7 Millionen Festme-ter). Hier ist der deutliche Anstieg im Vergleich zu 2005 aufdas verbesserte Erhebungsverfahren zurück zu führen, beidem erstmals die LWF die Daten über eine Stichprobenbefra-gung von 212 Betrieben erhob. Der Vermarktungsanteil laghier bei 81 % bzw. 1,5 Millionen Festmetern.

Einschlag nach Baumarten

Die Fichte trägt mit insgesamt 16,9 Millionen Festmetern über80 % zum Gesamteinschlag bei. Gegenüber dem Vorjahr wurden ca. 2,5 Millionen Festmeter (davon 0,3 Millionen Fest-meter unverwertetes Holz) mehr Fichte eingeschlagen, dassind 87 % des Mehreinschlags. Die übrigen Baumarten tragenjeweils etwa 0,1 Millionen Festmeter zum Mehreinschlag bei.

Einschlag nach Sortimenten

Im Jahr 2006 wurden 13,87 Millionen Festmeter Stammholzund 1,79 Millionen Festmeter Industrieholz eingeschlagen,das sind 2,36 Millionen Festmeter mehr Stammholz (davon2,16 Millionen Festmeter Fichte) und 0,17 Millionen Festme-ter mehr Industrieholz (überwiegend Fichte und Kiefer) als imVorjahr (Abbildung 1).

Beim Energieholz ist ein leichter Rückgang um 0,27 Mil-lionen Festmeter auf insgesamt 4,3 Millionen Festmeter zu ver-zeichnen. So wurden bei der Fichte 0,18 und bei der Kiefer0,15 Millionen Festmeter weniger Energieholz aufgearbeitetund der stofflichen Verwertung zugeführt.

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft(LWF) führt die Erhebung des Einschlages im KleinprivatwaldBayerns seit 2000 jährlich nach einem einheitlichen Verfah-ren durch. Dazu werden Waldbesitzer mit Waldflächen bis 200Hektar auf freiwilliger Basis zu ihrem Holzeinschlag und ih-rer Holzvermarktung befragt. Im Jahr 2006 wurden zusätzlichim Rahmen der Clusterstudie Forst und Holz auch größerePrivatwaldbetriebe ab 200 ha um Angaben zu ihrer Holznut-zung gebeten. 2006 gingen in die Auswertung die Angaben von1162 privaten Waldbesitzern ein.

Erstmals Erhebung im Körperschaftswald

2006 wurde das Erhebungsverfahren erstmalig auf den Kör-perschaftswald erweitert. Da die in der Statistik für den Kör-perschaftswald in den zurückliegenden Jahren aufgezeigtenZahlen weit unter den bei der Bundeswaldinventur (BWI II)ermittelten Nutzungen lagen, beauftragte das BayerischeStaatsministerium für Landwirtschaft und Forsten die LWF,nun auch die notwendigen Daten für die Holzeinschlagssta-tistik im Körperschaftswald zu erheben. In einem vorab mitden Verbänden abgestimmten Verfahren wurde eine freiwilli-ge Lösung wie im Privatwald angestrebt.

In Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Staatsministeri-um für Landwirtschaft und Forsten erfasste die LWF über ei-ne landesweite Stichprobe etwa 10% aller Körperschaftswald-betriebe, um über die freiwillige Meldungen dieser Betriebeden Holzeinschlag 2006 im Körperschaftswald in Bayern zuermitteln. Die ersten Kontakte zu den Betrieben nahmen diejeweils zuständigen Ämter für Landwirtschaft und Forstenauf.

In die Auswertung für das Jahr 2006 gingen die Angabenvon 212 der insgesamt 3044 Körperschaftswaldbetriebe ein.

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/2008

noch sehr viel Holz für den Eigenverbrauch. Sie sind aufgrundihrer Waldstruktur häufig nicht in der Lage, den Einschlag zuerhöhen. Die Angst vor Kalamitäten und der Verletzung derNachhaltigkeit führt zu einer verständlichen Zurückhaltungbei der Nutzung, denn ihr Wald erfüllt nach wie vor die Funk-tion einer Sparkasse. Dennoch wären auch diese Waldbesit-zer bereit, bei einem entsprechend guten Holzpreis mehr Holzeinzuschlagen.

Fazit

Die Einschlagserhebung im Kleinprivatwald zeigt für 2006 eine erneute Steigerung der eingeschlagenen Holzmengen.Nach wie vor erreicht ein großer Teil des Holzeinschlags nichtden Markt, sondern wird in den Betrieben selbst verwendet.Allerdings kann ein guter Holzpreis viele Waldbesitzer dazuzu bewegen, über einen höheren Einschlag und eine entspre-chende Vermarktung nachzudenken.

Roland Schreiber leitet das Sachgebiet »Forstpolitik, Wildtier-management und Jagd« der Bayerischen Landesanstalt für Waldund Forstwirtschaft. [email protected]

Gründe für eine Mobilisierung von Holz

Im Rahmen der Einschlagserhebung fragte die LWF die priva-ten Waldbesitzer, ob sie sich vorstellen können, den Einschlagin ihrem Wald zu erhöhen. Des Weiteren wurde nach den er-forderlichen Voraussetzungen bzw. bestehenden Bedenken ge-fragt. Von den antwortenden 1083 Waldbesitzern können sich419 vorstellen, mehr Holz einzuschlagen. Danach spielt nebendem Holzpreis auch die verfügbare Arbeitszeit eine entschei-dende Rolle.

Von den restlichen 664 Waldbesitzern, die nicht mehr Holzeinschlagen wollen, gaben 460 ihre Gründe bzw. Bedenken an(Abbildung 2). Besitzer kleinerer Waldflächen nutzen immer

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Ausgehaltene Sortimente in den Besitzarten 2006

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Abbildung 1: Holzeinschlag 2006 in den Besitzarten, gegliedertnach ausgehaltenen Sortimenten.

Warum wollen Sie den Holzeinschlag nicht erhöhen?

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KalamitätenNachhaltigkeitEigenverbrauchZeit/ArbeitHolzpreisStruktur

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Abbildung 2: Bedenken und Gründe der Privatwaldbesitzer (unter 5 ha und über 50 ha), den Holzeinschlag nicht zu erhöhen

Verband Deutscher Naturparke

»Natur und Landschaft sind nur zusammen mit den Menschen zuschützen und zu erhalten!« So lautet der Leitsatz des VerbandesDeutscher Naturparke (VDN). Der VDN ist der Dachverband derNaturparke in Deutschland. Mitglieder sind die jeweiligen Trägerder Naturparke (Zweckverbände, Vereine, Verwaltungen). DerVDN unterstützt seine Mitglieder dabei, die Naturparke auf-zubauen und zu Vorbildlandschaften zu entwickeln.

Naturparke haben als Schutzgebiete, die die Aufgaben Na-turschutz, Erholung und Tourismus, Umweltbildung und Re-gionalentwicklung integrieren, eine besonders große Bedeu-tung für den ländlichen Raum.

Eine der wichtigsten Aufgaben des VDN in den kommendenJahren wird sein, die erforderliche Unterstützung der Öffent-lichkeit zu mobilisieren. Nur so können die Naturparke die gesetzlichen Aufgaben erfolgreich umsetzen. Darüber hinausfördert der VDN den Erfahrungsaustausch und die Zusammen-arbeit zwischen den Naturparken in Deutschland und Europa.Außerdem vertritt er die Interessen der Naturparke auf poli-tischer Ebene.

In Bayern gibt es 14 Naturparke: Altmühltal, BayerischeRhön, Bayerischer Wald, Fichtelgebirge, Frankenhöhe, Franken-wald, Fränkische Schweiz – Veldensteiner Forst, Hassberge,Nördlicher Oberpfälzer Wald, Oberer Bayerischer Wald, Ober-pfälzer Wald, Spessart, Steigerwald, Steinwald; sowie denbayerisch-hessischen Naturpark Bergstraße-Odenwald. red

Mehr unter: www.naturparke.de

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Anteil der zufälligen Nutzungen

Der durchschnittliche Anteil der zufälligen Nutzungen (ZE)ging im Privatwald auf 30 % zurück (2005: 36 %), im Körper-schaftswald stieg er leicht auf 27 % (2005: 24 %) (Abbildung1). Da der abgefragte ZE-Anteil keine weitere Differenzierungenthält, kann die gegenläufige Tendenz nicht bewertet werden.

Holzerntekosten nahezu unverändert

Die aufgewendeten Arbeitsstunden je Hektar sanken im Pri-vatwald von 2,8 im Jahre 2005 auf 2,4. Im Körperschaftswaldwar eine Steigerung von 4,3 auf 4,7 Stunden je Hektar zu ver-zeichnen.

Die Holzerntekosten blieben mit 21 Euro je Hektar im Privatwald und mit 24 Euro je Hektar im Körperschaftswaldgegenüber dem Vorjahr nahezu unverändert.

37 % der Holzerntearbeiten im Privatwald erledigten Unternehmer (2005: 36 %), 28 % (2005: 24 %) Selbstwerber.Der Anteil der Eigenregie fiel dagegen weiter von 40 % im Jahr2005 auf 35 %.

Im Körperschaftswald ist eine ähnliche Tendenz festzu-stellen: Der Selbstwerbereinsatz erhöhte sich auf 26 % (2005:23 %). In Eigenregie wurde zu 54 % gearbeitet (2005: 56 %).Der Unternehmereinsatz verringerte sich im Jahr 2006 aller-dings geringfügig auf 20 % (2005: 21 %).

Die Kosten für Regie- und Unternehmerarbeit betrugen imJahr 2006 im Privatwald ca. 21 Euro je Festmeter (2005: 20 €/fm) und blieben im Körperschaftswald im Vergleich zu 2005mit ca. 24 Euro je Festmeter unverändert.

Forstwirtschaft weiter auf ErfolgskursTestbetriebsnetz 2006: Weiter steigende Betriebsergebnisse

Klaus Bär

Die bayerischen Teilnehmer am Testbetriebsnetz Forstwirtschaft schlossen das Wirtschaftsjahr 2006 mit einem hervorragendenBetriebsergebnis ab. Dabei steigerte der Privatwald den Reinertrag auf 189 Euro je Hektar (ohne Fördermittel). Der Holzein-schlag erhöhte sich gegenüber dem Vorjahr von 8,9 auf 9,8 Festmeter je Hektar. Auch der Körperschaftswald erzielte mit 67 Euroje Hektar Reinertrag (ohne Fördermittel) ein sehr erfreuliches Betriebsergebnis. Hier wurden 9,5 Festmeter je Hektar eingeschla-gen, 1,2 Festmeter mehr als im Vorjahr.

19 Privat- und 24 Körperschaftswaldbetriebe nahmen an derErhebung des Testbetriebsnetzes Forst für das Wirtschaftjahr2006 teil. Damit stieg die Zahl der teilnehmenden Betriebe ge-genüber dem Vorjahr leicht.

Wie 2005 sind im Privatwald alle drei Größenklassen mitmindestens drei Betrieben besetzt. Die Holzbodenfläche dermeisten teilnehmenden Betriebe liegt unter 500 Hektar. NeunBetriebe stammen aus den Regierungsbezirken Oberbayernund Schwaben, vier aus Niederbayern und der Oberpfalz, vierBetriebe aus Ober- und Mittelfranken und zwei aus Unterfran-ken.

Der Hauptanteil der Körperschaftswaldbetriebe besitzt ei-ne Holzbodenfläche von 1.000 Hektar und mehr. Die Streu-ung der teilnehmenden Betriebe ist im Hinblick auf die Flä-che gleichmäßiger als im Privatwald.

Für das im Jahr 2005 gegründete Unternehmen BayerischeStaatsforsten lagen zum Redaktionsschluss noch keine Zah-len vor. Die BaySF sicherten jedoch zu, auch weiterhin amTestbetriebsnetz Forst teilzunehmen.

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Zufällige Nutzungen im Holzeinschlag

Abbildung 1: Durchschnittliche Anteile der zufälligen Nutzungen in den drei Besitzarten

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LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/2008 25

Aufwand

Der Aufwand beider Besitzarten entsteht überwiegend im PB 1 »Produktion von Holz und anderen Erzeugnissen«. Ererreicht im Privatwald einen Anteil von 95 % (267 €/ha), imKörperschaftswald von 90 % (372 €/ha) (Tabelle 2).Den Aufwand in den Produktbereichen 2 bis 5 verursachenim Privatwald überwiegend »Leistungen für Dritte« (12 €/ha).Im Körperschaftswald setzt sich der Aufwand aus 9 Euro jeHektar für den PB 2, 17 Euro je Hektar für den PB 3, 15 Euroje Hektar für den PB 4 und mit 2 Euro je Hektar zu geringemAnteil aus PB 5 zusammen.

Der Gesamtaufwand betrug im Privatwald 280 Euro jeHektar und im Körperschaftswald 416 Euro je Hektar.

Ertrag

Im Privatwald lag der Anteil der Holzerträge (bezogen auf denHektar Holzbodenfläche) am Gesamtertrag bei etwa 95 %. Inabsoluten Zahlen belief sich der Holzertrag dort auf 435 Euroje Hektar Holzboden (Tabelle 1). Dazu kamen ca. 23 Euro jeHektar aus dem Verkauf forstlicher Nebenerzeugnisse, Jagdund Fischerei sowie der Nutzung von Liegenschaften. Ins-gesamt lag der Gesamtertrag in den Produktbereichen (PB) 1bis 5 bei 469 Euro je Hektar. Die teilnehmenden Privatwald-betriebe erhielten im Durchschnitt für jeden Hektar 17 EuroFördermittel.

Der Körperschaftswald erzielte einen Gesamtertrag von483 Euro je Hektar. Im PB 1 »Produktion von Holz und ande-ren Erzeugnissen« betrug der Holzertrag 422 Euro je Hektar,die sonstigen Erträge aus dem Verkauf forstlicher Nebener-zeugnisse, Jagd und Fischerei sowie der Nutzung von Liegen-schaften lagen bei 31 Euro je Hektar. In den übrigen Produkt-bereichen erzielten die Körperschaften einen Ertrag von 30Euro je Hektar. Dieser setzt sich zusammen aus Leistungenim PB 2 »Schutz und Sanierung« mit 10 Euro (z.B. Ausgleichs-zahlungen, Vertragsnaturschutz), im PB 3 »Erholung und Umweltbildung« mit 2 Euro je Hektar (z. B. Erholungsein-richtungen, Führungen) und im PB 4 »Leistungen für Dritte«mit 18 Euro je Hektar (z. B. Einsatz von Waldarbeitern in anderen Ämtern der Gebietskörperschaften).

Die teilnehmenden Körperschaftswaldbetriebe erhielteninsgesamt für jeden Hektar 21 Euro Fördermittel (inkl. Perso-nalkostenzuschüsse), 15 Euro davon für den PB 1.

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StaatswaldKörperschaftswald Privatwald

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Entwicklung des Einschlags

Abbildung 2: Entwicklung des Holzeinschlags in den drei Waldbesitzarten

Betriebsaufwand für Privatwald€/ha

Körper-schafts-wald €/ha

PB 1 Produktion von Holz und andere Erzeugnisse

Holzernte 121,1 142,9

Walderneuerung 17,8 39,3

Waldpflege 12,7 9,7

Waldschutz 12,1 16,2

sonstige Kostenstellen 19,4 36,8

Verwaltung 83,5 127,1

PB 2 Schutz und Sanierung 0,4 9,2

PB 3 Erholung und Umweltbildung 1 16,6

PB 4 Leistungen für Dritte 11,7 15,1

PB 5 Hoheitliche Aufgaben 0 2,2

Betriebsaufwand nach Kostenstellen im Privat- und Körperschaftswald (Tabelle 2)

Ertrag aus Privatwald€/ha

Körper-schafts-wald €/ha

PB 1 Holz 435 422

forstliche Nebenerzeugnisse 23 31

PB 2 Schutz und Sanierung 0 10

PB 3 Erholung und Umweltbildung 0 2

PB 4 Leistungen für Dritte 11 18

PB 5 Hoheitliche Aufgaben 0 0

Fördermittel PB 1 16 15

Fördermittel PB 2 bis 5 1 6

Ertrag nach Produktbereichen im Privat- und Körperschaftswald (Tabelle 1)

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Erfolgsrechnung

Die neue Erhebung nach Produktbereichen ermöglicht es, ei-ne Reinertragsrechnung für die einzelnen Sparten zu erstel-len und das Gesamtergebnis als Unternehmensertrag auszu-weisen.

Die privaten Testbetriebe schlossen das Wirtschaftsjahrmit einem positiven Gesamtergebnis von 189 Euro je Hektar(ohne Förderung) ab. Der Reinertrag im Produktbereich 1»Produktion von Holz« betrug 191 Euro je Hektar. Somit tra-gen die Betriebe in den Bereichen außerhalb der Holzproduk-tion eine Deckungslücke von 2 Euro ohne entsprechende Er-träge.

Die Zahl der Betriebe mit negativem Reinertrag I sank aufca. 5 % (2005: ca. 25 %). Auch im Körperschaftswald errech-nete sich im Mittel ein positives Ergebnis von 67 Euro je Hekt-ar (ohne Förderung). Im Mittelwert einen negativen Reiner-trag I erzielten die teilnehmenden Betriebe von 500 bis unter1.000 ha Holzbodenfläche. Für den Produktbereich 1 »Pro-duktion von Holz« lag der Durchschnittswert bei 80 Euro jeHektar. In den Produktbereichen 2 bis 5 konnten die Erträge(30 €/ha) den Aufwand (43 €/ha) nicht decken.

Im Körperschaftswald weisen 29 % der teilnehmenden Be-triebe (2005: 44 %) einen negativen Reinertrag I aus. Berück-sichtigt man die gewährten Fördermittel, so rückt ein Betriebin die Gewinnzone und verringert damit den negativen Rein-ertrag auf 25 %.

Der Tabellenteil zum Testbetriebsnetz Forstwirtschaft2006 steht auf der Homepage der LWF (www.lwf.bayern.de)zum Herunterladen bereit. Sie können ihn auch als Ausdruckanfordern oder sich als Excel-Datei schicken lassen. Anfragenbitte an: [email protected].

Klaus Bär ist als Mitarbeiter im Sachgebiet »Forstpolitik, Wildtier-management, Jagd« der Bayerischen Landesanstalt für Wald undForstwirtschaft zuständig für das Testbetriebsnetz [email protected]

LÄNDLICHER RAUM

LWF aktuell 62/200826

Douglasien-Tagung an der LWF am 28.02.2008

Die Douglasie – Perspektiven im KlimawandelDer Klimawandel zwingt uns zu einer raschen Anpassung derWälder an die sich verändernden Standortbedingungen. Nur na-turnahe Mischwälder mit auch künftig geeigneten Baumartenkönnen dem Waldbesitzer Sicherheit und bleibende Ertragsmög-lichkeiten bieten. Die Douglasie wird aufgrund ihrer Eigenschaf-ten zunehmend als Element in einem solchen Wald der Zukunftdiskutiert. Für viele ist sie Hoffungsträgerin für eine Waldbe-wirtschaftung im Klimawandel. Doch immer wieder gibt esauch Rückschläge beim Anbau der Douglasie. Entsprechendhoch ist die Verunsicherung bei den Waldbesitzern. Wo liegendie Chancen, wo die Risiken für eine Waldbewirtschaftung mitdieser Baumart in Bayern?

Die Tagung fasst den aktuellsten Kenntnisstand zusammenund gibt Wirtschaftern und Entscheidungsträgern im WaldHandlungsempfehlungen. Sie soll erster Baustein einer losen Fol-ge von Informationsveranstaltungen zum Thema Baumarten imKlimawandel sein. Die Veranstaltung richtet sich vor allem anbayerische Waldbesitzer, Vorsitzende und Geschäftsführer forst-licher Zusammenschlüsse und forstliche Berater. Weitere Gästesind sehr willkommen. Veranstalter ist die Bayerische Landesan-stalt für Wald und Forstwirtschaft. Schirmherr der Veranstaltungist Staatsminister Josef Miller.

Vortragsprogramm

Klimawandel – Herausforderung für Wissenschaft und Praxis, Staatsminister Josef MillerDie Douglasie in ihrer Heimat, Dr. Gregor Aas, Uni BayreuthStandort- und Klimaverhältnisse für die Douglasie in Bayern,Dr. Christian Kölling, LWFGenetik und Herkunftsfragen, Dr. Monika Konnert, ASPWachstumskundliche Erfahrungen mit der Douglasie, Dr. Ulrich Kohnle, FVA FreiburgWaldbauliche Behandlung der Douglasie, Dr. Ludwig Albrecht, ALF KarlstadtDie Douglasie aus Sicht des Naturschutzes, Dr. Helge Walentowski, LWFErfolgreich mit der Douglasie wirtschaften, Prof. Dr. Thomas KnokeDie Rolle der Douglasie in bayerischen Wäldern, Franz Brosinger, StMLF

red

Schriftliche Anmeldung bis 10. Februar 2008. Tagungsbeitrag beträgt 20.– Euro. Weitere Informationen im Internet unter:www.lwf.bayern.de

Foto: T. Bosch

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Waldforschung aktuell 21/2008 27

Waldforschung aktuellNachrichten aus dem Zentrum Wald · Forst · Holz Nr. 21/2008

AUS WISSENSCHAFT UND PRAXIS

Der Förderverein Zentrum Wald-Forst-HolzWeihenstephan e.V. (Zentrum WFH e.V.)bietet forstlichen Zusammenschlüssen(FZus) die Möglichkeit, sich unter dem ge-meinsamen Dach www.waldbesitzer.netim Internet zu präsentieren. Jede Forstbe-triebsgemeinschaft (FBG) und jede Wald-besitzervereinigung (WBV) erhält eine eigene Homepage, auf der sie sich über-sichtlich in Wort und Bild vorstellen undMitglieder wie Kunden über Aufgaben undServiceleistungen informieren kann. DieSeite und die Inhalte werden individuell gestaltet und von den Zusammenschlüsseneigenverantwortlich unterhalten.

Von der Theorie in die PraxisInternet-Experten des Zentrums Wald-Forst-Holz in Weihenstephan erstellen inenger Absprache mit den Forstbetriebsge-meinschaften/Waldbesitzervereinigungendie Internetseite und richten sie unterwww.IhrName.waldbesitzer.net ein. DieSeite wird individuell gestaltet, beispiels-weise mit einem persönlichen Schriftzug

für die Titelseite oder einer individuellenMenüführung. Als Starthilfe fügt das Fach-team erste Inhalte, Fotos und Informatio-nen zum Herunterladen ein. Es übernimmtdarüber hinaus die dauerhafte technischeVerwaltung der Internetseite, die Adminis-tration, und sorgt dafür, dass sie jederzeittechnisch einwandfrei funktioniert und aufdem aktuellen technischen Stand bleibt. Zu-dem meldet das Team die Internetseitenbei den gängigen Suchmaschinen an, damitder Nutzer die Seite einfach und schnell imInternet findet.

Zusammen mit der Bayerischen Forstver-waltung, der Landesanstalt für Wald undForstwirtschaft (LWF), der WBV Wolfrats-hausen und ihrem forstlichen Berater, Ro-bert Nörr, entwickelte der FördervereinZentrum WFH e.V. einen ersten Internet-auftritt für forstliche Zusammenschlüsse.Das Fachteam des Forstzentrums, JohannSeidl und Katrin Pilz, setzten das erste Kon-zept von der Menüführung bis hin zur Sei-tengestaltung um, die erste Pilotseite fürdie WBV Wolfratshausen entstand. Drei

weitere Pilotseiten folgten, die den Fachleu-ten wichtige Ergebnisse lieferten, so dassder Internet-Service des Fördervereins raschrealisiert wurde. Die Pilotseiten finden Sie im Internet:www.wbv-wolfratshausen.dewww.wbv-ebersberg.waldbesitzer.netwww.fbg-neuulm.waldbesitzer.netwww.wbv-kempten.de

Neue Chancen mit einem eigenenInternetauftritt»Ich möchte heute auf unseren Internet-auftritt nicht mehr verzichten«, erklärt PaulKranz, erster Vorsitzender der WBV Wolf-ratshausen. »Unsere Mitglieder und Kun-den bekommen aktuelle Informationenzum Holzmarkt, zur Arbeit der WBV undzu ihren Serviceleistungen. Interessierte er-halten einen Überblick über unsere WBVund finden den richtigen Ansprechpartner.Wir erhöhen damit die Chancen, neue Mit-glieder oder Partner zu gewinnen und ver-bessern den Service für unsere Mitglieder«.

Gehen Sie online!Professioneller Internetauftritt für forstliche Zusammenschlüsse

Hildegard Vogel, Robert Nörr und Katrin Pilz

Der Förderverein Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan e.V. bietet jedem forst-lichen Zusammenschluss in Bayern an, ihm einen eigenen Internetauftritt mit persön-licher Webadresse unter www.IhrName.waldbesitzer.net einzurichten. Das Internethat sich in den letzten Jahren zu der Informationsplattform entwickelt. Hat man kürz-lich noch im Branchenbuch geblättert, klickt man sich heute auf der Suche nach Informationen mehr und mehr durch das Internet.

Foto: A. Eberhardinger

Abbildung 1: Eine eigene Internetseite bietetforstlichen Zusammenschlüssen die Chance, individuell ihre Arbeit und ihr Service-Angebot einem breiten Publikum zu präsentieren. (Quelle: WBV Wolfratshausen)

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Waldforschung aktuell 21/200828

Die eigene Internetseite dient nicht nur derWerbung, sondern erleichtert auch die all-tägliche Arbeit der forstlichen Zusammen-schlüsse. Bei Standard-Anfragen verweistman einfach auf den eigenen Internetauf-tritt, auf der jeder Interessierte die bereit-gestellten Informationen rund um die Uhrabrufen kann. So spart man aufwendigenund kostenintensiven Briefverkehr oderTelefonate.

Es ist auch möglich, neben dem für je-dermann zugänglichen einen geschütztenMitgliederbereich einzurichten. Die Mit-glieder wählen sich mit einem Passwortein und können dort spezielle oder ver-trauliche Informationen wie beispiels-weise Holzpreise, Formulare, Protokolle,Unterlagen zur Förderung oder Muster zuWaldpflegeverträgen abrufen. Für alle anderen Internet-Nutzer ist dieser Bereichnicht zu sehen und gesperrt.

Die ersten Schritte zum eigenenInternetauftrittDen Internet-Service kann jeder forstlicheZusammenschluss (WBV/FBG), der Mit-glied im Förderverein Zentrum WFH e.V.ist, in Anspruch nehmen. Um eine klareRechtssituation für beide Seiten zu schaf-fen, wird ein umfassender Vertrag ab-geschlossen. Anschließend gestalten dieExperten am Forstzentrum in enger Ab-sprache mit der Forstbetriebsgemein-schaft/Waldbesitzervereinigung die per-sönliche Gestaltung der Internetseite unddie individuelle Menüführung. Sobald dieFBG/WBV erste Inhalte, Bilder etc. liefert,stellt das Fachteam sie online. Für dieseServiceleistung, die etwa 20 Arbeitsstun-den in Anspruch nimmt, entfällt eine ein-malige Einrichtungsgebühr von 200 Euro.

Für die anschließende Pflege und Verwal-tung der Internetseite bietet der Förder-verein zwei Varianten an.

Paket 1: Die Fachleute am Forstzentrumübernehmen sowohl die technische Ver-waltung als auch die Pflege der Internet-seite. Die FBG/WBV sendet ihre Ände-rungswünsche digital per E-Mail oder CDan unsere Fachleute, die die Inhalte auf dieHomepage stellen. Kosten: 200€/Jahr

Paket 2: Die FBG/WBV pflegt selbständigihre Internetseiten. Die Fachleute am Forst-zentrum übernehmen nur die technischeVerwaltung. In einer kostenlosen Schulungwird die benutzerfreundliche Software vor-gestellt, mit deren Hilfe man beispielswei-se Fotos austauschen, Texte ändern oderdas Downloadangebot bearbeiten kann.Für die Software benötigt der Schulungs-teilnehmer keine Programmier-Kenntnisse.Kosten: 150 €/Jahr

Der Förderverein Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan e.V.Der Förderverein Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan e.V. ist ein gemein-nütziger, eingetragener Verein, der sichfür die forstliche Forschung einsetzt undden Wissenstransfer fördert. Insbesonde-re unterstützt er die Kooperation der TUMünchen, der FH Weihenstephan und derLWF am Forstzentrum Weihenstephan.Der Förderverein bietet Plattformen undForen an, wo sich Experten und Laien aufeiner gemeinsamen, verständlichen Basisüber Fachthemen austauschen können.

Internetauftritt als lokales ForumMit dem Internet-Service möchte der Förderverein die forstlichen Zusammen-schlüsse unterstützen und ihre Selbstprä-sentation und Vermarktung stärken. DieInternetseite ist ein lokales Forum, in demWaldbesitzer, Kunden und Dienstleistermit ihrem forstlichen ZusammenschlussKontakt aufnehmen können, um Informa-tionen auszutauschen, Dienstleistungenauszuhandeln oder Beratungen zu verein-baren. Der Förderverein bietet den Inter-net-Service zum Selbstkostenpreis an, dasheißt, er deckt mit den Beiträgen lediglichdie laufenden Kosten ab und erzielt keineEinnahmen.

Da der Internet-Service immer mit einerMitgliedschaft im Förderverein ZentrumWFH e.V. verbunden ist, können die forst-lichen Zusammenschlüsse auch die übrigenVorteile der Mitgliedschaft nutzen. So erhalten sie beispielsweise kostenfrei dasAbonnement für LWF aktuell /Waldfor-schung aktuell sowie vergünstigten Eintrittzum Waldbesitzertag und anderen Veran-staltungen unter dem Dach des Forstzen-trums in Weihenstephan.

Hildegard Vogel ist Mitarbeiterin im Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan. Robert Nörr leitet das Forstrevier Wolfrats-hausen am Amt für Landwirtschaft undForsten Miesbach. Katrin Pilz betreut als Internet-Spezialistindie Internetseiten der forstlichen Zusam-menschlüsse für den Förderverein.

KontaktFörderverein Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan e.V.Am Hochanger 1185354 FreisingTelefon 0 81 61| 71-4951Fax: 0 81 61|[email protected]

Abbildung 2: Katrin Pilz und Hans Seidl, die Experten am Forstzentrum Weihenstephan, richten die Internetseiten ein und kümmern sichanschließend um die technische Verwaltung.

Foto: H. Vogel

Abbildung 3: Neben allgemeinen Informationenkönnen Mitglieder auch Musterverträge oderFormulare schnell und direkt auf der Internetseiteihres forstlichen Zusammenschlusses abrufen.(Quelle: WBV Oberallgäu)

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AUS DEM ZENTRUM WALD-FORST-HOLZ

Neue Homepage des ForstzentrumsDie Homepage des Forstzentrums Wei-henstephan hat ein neues Gesicht: Unterwww.forstzentrum.de finden Sie schnellund übersichtlich nicht nur das Profil unddas weite Spektrum, das das ForstzentrumWeihenstephan in den Bereichen Lehre,Forschung und Beratung abdeckt, son-dern auch aktuelle Nachrichten und Ver-öffentlichungen vom forstlichen Traditi-onsstandort in Freising-Weihenstephan.Der Online-Terminkalender informiert Sieausführlich über Veranstaltungen amForstzentrum sowie über bayerische, bun-desweite und ausgewählte europäischeTermine. Auch der Förderverein ZentrumWald-Forst-Holz Weihenstephan e.V. stelltsich unter www.forstzentrum.de vor. Ne-ben Zielen, Aufgaben und Mitgliedschaftdes Fördervereins können Sie sich detail-liert über den neuen Internet-Service fürforstliche Zusammenschlüsse informieren.

vogel

Waldtag für forstliche Vereine

Auf Initiative des Forstzentrums trafensich in Weihenstephan 13 forstliche Verei-ne aus ganz Bayern, um über einen ge-meinsamen Waldtag zu diskutieren. Alldiese Vereine besitzen, trotz ihrer unter-schiedlichen Blickwinkel, einen gemeinsa-men Nenner: den Wald. Mit Hilfe desWaldtages wollen sie forstliche Themengemeinsam und mit mehr Gewicht in dieöffentliche Diskussion einbringen. Die Ver-treter aus den unterschiedlichen Spartenbeispielweise Berufsstand, Waldbau, Öko-logie oder Wissenschaft beschlossen nacheiner anregenden Diskussion, einen ge-meinsamen Waldtag zu veranstalten. Er

soll forstlichen Vereinen als Forum dienen,um ihre Waldthemen zu präsentieren undsie öffentlich zu diskutieren.

Der kleinste beteiligte Verein zählt ge-rade einmal 30 Mitglieder, der größte1.600. In der Summe erreichen alle Verei-ne rund 5.500 Mitglieder. Eine stattlicheZahl, wenn man bedenkt, dass es sich beiden Mitgliedern ausschließlich um Forst-experten handelt. Die Arbeitsgemein-schaft hat vereinbart, im Juli 2008 den ersten bayerischen Waldtag am Forstzen-trum in Freising-Weihenstephan zu veran-stalten. hamberger

Beteiligte Vereine •Arbeitsgemeinschaft Forstliche Standorts-

und Vegetationskunde (AFSV)•Arbeitsgemeinschaft Naturgemäße

Waldwirtschaft Bayern (ANW)•Bayerischer Forstverein (BFV)•Bund Deutscher Forstleute (BDF)•Bundesverband Freiberuflicher Forstsach-

verständiger e.V. (BvFF)•Die Forstexperten e.V.• IG Bauen Agrar Umwelt -Bereich Forst- (IG BAU)•Münchener Forstwissenschaftliche Gesellschaft

(MfG)•Schutzgemeinschaft Deutscher Wald,

Landesverband Bayern (SDW)•Verband der höheren Verwaltungsbeamten

in Bayern - Forstgruppe - (VHBB)•Verband der Weihenstephaner Forstingenieure

(VWF)•Verein für forstliche Standortserkundung e.V.

München (VfS)•Verein für Waldforschung e.V.

Nobelpreis 2007 streift das Forst-zentrum in Weihenstephan Professorin Annette Menzel vom Forstzen-trum Weihenstephan äußert sich erfreutüber den Friedensnobelpreis für Al Goreund den Weltklimarat (IPCC). Sie selberhat den vierten Bericht des IPCC zu denAuswirkungen des Klimawandels mitver-fasst, der den aktuellen Sachstand des Kli-mawandels für die Politik zusammenfasst.

Menzel sagt: »Das war eine schöneÜberraschung, die nochmals einen wichti-gen Anstoß geben könnte. Das Wissenüber den Klimawandel und seinen Folgenist nun vorhanden, jetzt geht es an dieUmsetzung.«

Zusammen mit ihrem Team untersuchtFrau Prof. Dr. Menzel seit langem, wie sichdie Vegetation im Zusammenhang mitdem Klimawandel verändert. Für den IPCC-Bericht wertete sie über 3.000 Studien zubereits beobachteten Auswirkungen aufbeispielsweise Wasser, Land- und Forstwirt-schaft, Fischerei und Gesundheit aus. Siekam zu dem Ergebnis, dass mit sehr hoherWahrscheinlichkeit viele Veränderungen inden letzten drei Jahrzehnten dem Klima-wandel zuzuschreiben sind.

Zurzeit untersucht Frau Prof. Dr. Men-zel gemeinsam mit ihrem Team die Wech-selwirkungen zwischen Atmosphäre undBiosphäre, etwa wie sich der Klimawandelauf Pflanzen, Tierwelt und die mensch-liche Gesundheit auswirkt. vogel

AG Klimawandel nimmt Fahrt aufDie Arbeitsgruppe (AG) Klimawandel hateine Reihe von Initiativen gestartet, umdas Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenste-phan als kompetenten Ansprechpartnerfür forstrelevante Klimafragen zu positio-nieren. Zurzeit erarbeitet die AG For-schungsansätze zu den Problemen und Ri-siken, die sich aus der Klimaänderunginsbesondere für den bayerischen Gebirgs-wald ergeben, und will sich am neuenBayerischen Forschungsverbund «Klimati-sche Anpassungsstrategien» (BayFOR-KAST) beteiligen. Für Sommer 2008 ist amForstzentrum eine Ringvorlesung zu forst-spezifischen Aspekten des Klimawandelsgeplant, die sich gleichermaßen an Stu-denten und Öffentlichkeit wendet.

In der AG Klimawandel arbeiten derzeit23 Fachabteilungen des Forstzentrums sowie das Bayerische Amt für forstlicheSaat- und Pflanzenzucht eng zusammen.Sie wollen forstspezifische aktuelle Fragendes Klimawandels in gemeinsamen For-schungsprojekten bearbeiten, Vermei-dungs- und Anpassungskonzepte ent-wickeln, deren Umsetzung in die Praxisunterstützen und Ansprechpartner für Öffentlichkeit, Politik und Medien sein.Mehr Informationen über Aufgaben, The-men und Ansprechpartner finden Sie inKürze unter www.forstzentrum.de.

enders

Waldforschung aktuell 21/2008 29

Foto: H. Vogel

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Waldforschung aktuell 21/200830

International Summer School der TU München

Unter dem Motto Sustainability in Forestryand the Wood Industry (=Nachhaltigkeitin der Forst- und Holzwirtschaft) besuch-ten im Herbst 18 Fachleute aus 11 Länderndie 3. International Summer School amForstzentrum Weihenstephan, um mehrüber die vielfältigen Aspekte der nach-haltigen Forst- und Holzwirtschaft inDeutschland zu erfahren. Die Forst- undHolzwissenschaftler lernten in Vorle-sungen und auf Exkursionen die Grund-lagen von Nachhaltigkeit, Bodenschutzund Waldinventuren kennen sowie die Bedeutung von Holz als nachwachsendemRohstoff und das moderne Umweltma-nagement der Forst- und Holzindustrie.

Bereits zum dritten Mal bot die forstli-che Studienfakultät der TU München deninternationalen Sommerkurs in englischerSprache an, den bisher insgesamt 62 Wis-senschaftler und Führungskräfte von Uni-versitäten, Forschungsinstituten und Be-hörden aus 26 Ländern besuchten. DieTeilnehmer erweitern ihre vorhandenenökologischen, technischen und sozioöko-nomischen Kenntnisse und sollen diesesWissen nutzen, um in ihrer Heimat die Ent-wicklung schlüssiger Nachhaltigkeitskon-zepte zu fördern. vogel

Wald bewegt beim München Marathon

Am Zentrum Wald-Forst-Holz Weihenste-phan gibt es viele gemeinsame Interessenund Aktivitäten der drei forstlichen Ein-richtungen. Ein gemeinsames Projekt deretwas anderen Art startete im Herbst2007. Mitarbeiter der Bayerischen Landes-anstalt für Wald und Forstwirtschaft(LWF), der Forstlichen Fakultät der TUMünchen und des Unternehmens Bayeri-sche Staatsforsten (BaySF) starteten ge-meinsam beim München Marathon. Nacheinem Start bei eisigen Temperaturen waren die weiteren Bedingungen für dasRennen optimal. Die sechs Läufer aus demTeam Forstzentrum erreichten das Ziel inZeiten zwischen 3,5 bis knapp über 4 Stun-den.

Ein echter Renner war das gemeinsameLauftrikot im Original-Förstergrün. Diesechs Läufer in grüner Förster-Laufbeklei-dung erregten sogar bei den MünchenerZuschauern, die ansonsten mit eher baye-rischer Ruhe das Geschehen verfolgten,große Aufmerksamkeit. g.seidl

Das Team »Forstzentrum« bildeten: Rudi Seitz, LWF

Gerhard Seidl, LWF

Michael Suda, TU München

Gudrun Faißt, LWF

Bernhard Müller, BaySF

Anja Meir, LGL

Landrat Grein informiert sich am Forstzentrum Weihenstephan

Landrat Armin Grein, Oberhaupt desLandkreises Main-Spessart, besuchte dasZentrum Wald-Forst-Holz Weihenstephan,um sich über die einzigartige Zusammen-arbeit dreier forstlicher Einrichtungen zu informieren. Er war beeindruckt, wie Forschung, Lehre und Beratung am Forst-zentrum Weihenstephan Hand in Handgehen und welch breit gefächerte Arbeits-gebiete und Kompetenzen die Mitarbei-ter bewältigen. Er betonte, dass er an einer guten Zusammenarbeit mit demForstzentrum Weihenstephan sehr inte-ressiert sei.

Grein, Landrat des waldreichsten Land-kreises in Bayern, hegte schon immer eingroßes wirtschaftliches, touristisches undkulturelles Interesses am Wald. Bereits imJuli 2007 hat Landrat Grein dem Arbeits-kreis Forstgeschichte in Lohr mit freundli-chen Grußworten empfangen und im Ok-tober, ebenfalls in Lohr, gemeinsam mitder Cluster-Initiative Forst und Holz in Bay-ern die regionalen Ergebnisse der Cluster-Studie vorgestellt.

Nirgendwo anders in Bayern zeigt derWald ein so abwechslungsreiches Gesichtwie im Landkreis Main-Spessart. Die Palet-te reicht von Elsbeere und Speierling aufder Fränkischen Platte bis hin zu Eiche undBuche im Spessart oder Douglasie undFichte in der Vorrhön. hamberger

Foto: H. Vogel Foto: H. VogelFoto: H. Vogel

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Kalender 2008: Im WaldZwölf eindrucksvolle Waldbilder begleitenden Betrachter durch das Jahr 2008 undlassen die Freude am Wald täglich neu auf-leben. Der Wald ist beliebt für Sport undSpaziergang sowie Arbeitsplatz für Wald-besitzer und Forstleute. Doch nur seltenfindet der Mensch Zeit, stehen zu bleibenund den Wald tiefer zu betrachten. Wil-helm Stölb, Forstmann, Fotograf und Au-tor des Buches »Waldästhetik«, hat sichZeit genommen, stehen zu bleiben undden Wald für seinen Kalender nicht nurmit den Augen, sondern mit dem Herzenzu betrachten. vogel

Preis: 10,80 EuroFormat 21 x 30 cmBestellung: www.waldundmensch.deoder direkt beim Autor, Tel. 08 71|3 58 72

Waldforschung aktuell 21/2008 31

IM BLITZLICHT

Forst ist beliebtes Studienfach

Insgesamt 268 Studenten haben im Win-tersemester 2007 einen forstlichen Studi-engang am Forstzentrum begonnen. DieStudenten hatten die Wahl zwischen denwissenschaftlich ausgerichteten Studien-gängen an der TU München, für die sich95 Erstsemestler entschieden oder dempraxisorientierten Bachelor-Studiengangan der FH Weihenstephan, den 119 Stu-denten begannen. Neben den deutsch-sprachigen Studiengängen bietet die TUMünchen auch den englischsprachigenMaster-Studiengang Sustainable ResourceManagement an, in den sich 54 Studentenaus allen Teilen der Erde, beispielsweiseChina, einschrieben. vogel

20 Jahre Hanskarl-Goettling-Preis

Seit 20 Jahren zeichnet die Hanskarl-Goettling-Stiftung junge Wissenschaft-lerInnen aus, die sich besonders um dieangewandte forstliche Forschung im Be-reich der LWF verdient gemacht habenund neben ihrer herausragenden fach-lichen Arbeit auch ein ausgeprägtes Team-verhalten besitzen. In diesem Jahr gingder Hanskarl-Goettling Preis an Prof. Dr.Christian Ammer und an das auf geogra-phische Informationssysteme (GIS) spezia-lisierte Team der Bayerischen Landesan-stalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF).Prof. Ammer erhielt die Auszeichnung fürsein »Mittelfranken-Projekt«, das ein wich-tiges Element waldbaulicher Anpassungan den Klimawandel darstellt. In der Lau-

datio hieß es, Prof. Ammer habe mit vielTeamgeist engagiert Kollegen, Waldbesit-zer und Förster in das Projekt mit einge-bunden. Das Team »GIS und Fernerkun-dung« unter der Leitung von Frau GudrunFaißt bekam den Preis für ihre herausra-gende dynamische und innovative Ent-wicklungsarbeit im Bereich GIS. Nirgend-wo sonst werden momentan so vieleInstrumentarien für eine moderne Forst-wirtschaft entwickelt wie in diesem Be-reich, beispielsweise um leistungsfähigeflächige Waldstrukturen mittels Radar-oder Lasertechnik zu erfassen oder satel-litengestützte Ortungssysteme für die Lo-gistik in der Forst- und Holzwirtschaft zunutzen.

Die Preisverleihung fand in dieses Jahrin Töging statt, wo der Stifter Dr. HanskarlGoettling vor genau 40 Jahren seine Dis-sertation über den Auwald am Inn abge-schlossen hat. Von 1973 bis 1985 leitete Dr.Hanskarl Goettling die Bayerische Forst-liche Versuchs- und Forschungsanstalt, dieVorläuferin der LWF. Die Laudatio hieltMinisterialrat Franz Brosinger, Waldbau-referent der Bayerischen Forstverwaltung.

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Foto: FH Weihenstephan Foto: LWF

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/200832

Früher und kalter Start in den HerbstWKS-Witterungsreport für September und Oktober

Lothar Zimmermann und Stephan Raspe

September wie Oktober setzten die negative Temperaturabweichung gegenüber dem langjährigen Mittel aus dem August fort.War der September deutlich zu nass, zeichnete sich der Oktober durch Niederschlagsarmut aus. Während kurzer Perioden sank die Schneefallgrenze in den Bergen. Der Nassschnee, kombiniert mit noch hoher Belaubungsdichte, führte dort zu vereinzeltenKronenbrüchen.

abschnitt beendete nach einigen Tagen wieder eine zyklonaleWetterlage. Ein nordwärts ziehendes Tief aus Italien verur-sachte dann landesweit wieder hohe Niederschläge. Die letz-ten beiden Septembertage blieben im Zustrom wärmerer Luftund bei zunehmenden Luftdruck wieder niederschlagsfrei.

Im Mittel aller 22 Waldklimastationen (WKS) fiel 73 %mehr Regen als normal. Die Spanne reicht von -4 % wenigeran der WKS Zusmarshausen bis 156 % mehr an der WKSGoldkronach. Die Werte nahmen von Westen nach Osten zuund erreichten die höchsten positiven Abweichungen im Südosten (WKS Berchtesgaden +135 %) und im Nordosten.Ursache war das nordwärts ziehende Tief über Italien. Auf-gleitprozesse in den Mittelgebirgen führten zu starken Nieder-schlägen, beispielsweise im Fichtelgebirge. Im Mittel war esim September kühler als in der Normalperiode 1961–90, wo-bei es keine deutliche regionale Differenzierung gab. Die Son-nenscheindauer mit insgesamt 137 Stunden lag 15 % unterdem langjährigen Mittel.

So kühl und unfreundlich wie der August aufhörte, begannder September 2007. Der Herbst setzte früh ein. Der Oktoberwar trotz der geringen Niederschläge nur bedingt golden, daer zwar leicht überdurchschnittlich Sonnenschein hatte, abersonst eher kalt und ungemütlich war.

Rasches Wechselspiel zwischen Tief und Hoch im September

Besonders in den ersten Tagen des Septembers brachte der Zu-strom von Meeresluft polaren Ursprungs ergiebige Nieder-schläge mit sich. Zur Monatsmitte (12.–16.) überwogen wie-der mehr Hochdruckeinflüsse, sonniges und heiteres Wetterherrschte vor. Diesen Witterungsabschnitt beendete eine Kalt-front, die Abkühlung und Gewitterschauer im Gepäck hatte.Nachfolgend setzte sich wieder Zwischenhocheinfluss durch.Die Schönwetterperiode war allerdings von morgendlichenNebelfeldern begleitet. Auch diesen freundlichen Witterungs-

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Mittlere Abweichung aller WKS zum Mittel 1961–1990

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Positive Abweichung

Negative Abweichung

September Kürzel für die Waldklimastationen(siehe Tabelle)

September +73 %Oktober -53 %

Oktober

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

lung von Feuchte wegschiebt oder trockenere Luft heranführt.Ein Tiefausläufer mit Schauern und deutlich kühlerer Luft

löste diese Wetterlage in der Monatsmitte auf, in den Alpenfiel am 21.10. der erste Schnee. Auch in den Mittelgebirgenbrachte dieser Frühwinter Schnee. Auf dem Fichtelberg fielen22 cm, im Bayerischen Wald örtlich knapp 10 cm Schnee. Inden Alpen lagen auf der Zugspitze 100 cm und auf dem Wen-delstein 40 cm, wobei aber auch die Tallagen etwas Schnee ab-bekamen, zum Beispiel Garmisch-Partenkirchen 7 cm. Verein-zelt brachen unter der Schneelast Baumwipfel oder ganzeBäumen wurden umgedrückt. Die Bruchfestigkeit der Kronenwird bei ca. 45 kg/m² überschritten (n. Geiger 1956 in Mit-

scherlich 1981). Die Schneedichte schwankt von 100 kg/m³bei Pulver-Neuschnee bis zu 800 kg/m³ bei Altschnee. Bei ei-ner angenommenen Schneedichte von 150 kg/m³ brechen dieKronen also bereits ab einer 30 cm mächtigen Schneedecke.

Danach sorgte wieder ein Tief aus Italien für mehr Nieder-schlag im Süden, der allerdings noch zum Teil als Schneere-gen fiel. Anschließend führte Hochdruckeinfluss mit feucht-kühler Luft zu hochneblig-trübem Wetter, gelegentlich mitetwas Sprühregen. Die Sonne kam nur stellenweise hervor.Ein schwacher Tiefausläufer beendete dieses trübe Herbstwet-ter gegen Monatsende.

Der Niederschlag lag deutlich unter dem langjährigenDurchschnitt. Im Mittel aller WKS wurden weniger als 54 %der normalen Niederschlagsmenge gemessen. Nur in den süd-östlichen Alpen (WKS Kreuth +16% sowie an der WKS Berch-tesgaden +25 %) fiel mehr Niederschlag als normal. Ansons-ten bewegten sich die Mindereinnahmen zwischen -50 bis -75 %. Am wenigsten Niederschlag fiel im Nordwesten Bay-erns (WKS Bad Brückenau -84 %, WKS Würzburg -87 %).Auch dieser Monat fiel kälter als normal aus, wenn auch nichtso stark wie im September.

Die Sonnenscheindauer im Oktober lag landesweit etwaim Durchschnitt. Insgesamt wurden 6 % mehr Sonnenschein-stunden als normal gemessen. Die östlichen Grenzgebirge unddie Alpen verzeichneten weniger Sonnenscheinstunden als ge-wöhnlich, während der Rest des Landes mehr erhielt. Nachdem unbeständigen, feuchten Sommer und dem trüben Sep-tember erschien der Oktober eher»golden«, da besonders derMonatsbeginn Hoffnungen weckte. Aber, soviel sei jetzt schonverraten: Der November brachte als Vorwinter schon früh ordentlich Schnee über’s ganze Land.

Literatur

Mitscherlich, G. (1981): Waldklima und Wasserhaushalt. Wald,Wachstum und Umwelt Bd. 2, Sauerländer’s Verlag, Frankfurt a.M.

Geiger, R. (1961): Das Klima der bodennahen Luftschicht. Verlag Vieweg, Braunschweig

Dr. Lothar Zimmermann und Dr. Stephan Raspe sind Mitarbeiter im Sachgebiet »Klima und Wasserschutz« der LWF. [email protected], [email protected]

Oktober: Kühl, neblig und auch schon Schnee, trotzdem golden?

Im Hinblick auf die Temperaturen konnte sich dieser Oktobermit seinem Vorgänger im letzten Jahr nicht messen. Er war etwa 3,5 °C kühler! Zunächst setzte er aber den Hochdruck-ausklang des wechselhaften Septembers fort, so dass zu Monatsanfang bei viel Sonnenschein Temperaturen um 21 °Cerreicht wurden. Diese Witterung unterbrach dann zunächstein Tiefausläufer mit viel Wolken und einigen wenig ergiebi-gen Schauern bis sich wieder Hochdruckeinfluss durchsetzte.

Hochdruckeinfluss bedeutet aber im Herbst nicht automa-tisch sonnig-warmes Wetter, sondern es kann auch Nebel ent-stehen, in dem die Temperaturen – wie heuer – selten über10°C hinausgehen. Besonders in den klaren Nächten kühltsich die Luft oftmals aufgrund der Ausstrahlung der Boden-oberfläche bis unter den Taupunkt ab. Dichter, bis in den Vor-mittag andauernder Nebel bildet sich. Erst die Kraft der Son-ne vermag ihn aufzulösen. Wenn auch noch Meeresluft einenNachschub an Feuchtigkeit bringt, gestaltet sich so ein Tagtrotz Hochdruckeinfluss eher trüb, es kann sogar etwas tröp-feln. Abhilfe schafft dann nur der Wind, der diese Ansamm-

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Mittlere Lufttemperatur und Niederschlagssumme an den baye-rischen Waldklimastationen im September und Oktober 2007

Waldklimastation Höhe September Oktober

mü. NN Temp °C NS l/m² Temp °C NS l/m²

Altdorf (ALT) 406 10,2 95 6,5 12

Altötting (AOE) 415 10,8 157 6,4 31

Bad Brückenau (BBR) 812 8,4 133 4,9 12

Berchtesgaden (BER) 1500 7,4 248 4,9 107

Bodenwöhr (BOD) 396 10,6 97 6,7 11

Dinkelsbühl (DIN) 468 10,1 64 5,8 23

Ebersberg (EBE) 540 10,5 158 6,3 17

Ebrach (EBR) 410 10,4 110 6,5 8

Flossenbürg (FLO) 840 9,3 130 5,6 29

Freising (FRE) 508 11,0 112 7,0 10

Goldkronach (GOL) 800 8,1 189 4,2 27

Kreuth (KRE) 1100 8,8 288 5,9 105

Landau a.d. Isar (LAN) 333 11,8 102 7,7 27

Mitterfels (MIT) 1025 8,7 183 5,4 30

Pegnitz (PEG) 440 8,6 102 4,5 24

Riedenburg (RIE) 475 10,6 104 6,5 18

Rothenkirchen (ROK) 670 8,9 122 4,9 19

Rothenbuch (ROT) 470 11,2 99 7,5 10

Schongau (SOG) 780 8,0 124 4,3 28

Sonthofen (SON) 1170 7,7 230 4,6 54

Würzburg (WUE) 330 12,1 58 8,1 6

Zusmarshausen (ZUS) 512 11,0 60 7,0 13

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/200834

Nasse Böden im HerbstDas Windwurfrisiko wächst

Winfried Grimmeisen und Stephan Raspe

Sommer und Herbst des Jahres 2007 brachten sehr viel Niederschläge. Die Waldböden waren reichlich mit Wasser versorgt. Trotzeines eher trockenen Oktobers blieben die Wasservorräte auf sehr hohem Niveau. Auf nassen, nicht gefrorenen Böden ist dasWindwurfrisiko deutlich erhöht.

Münchner Schotterebene auf Rekordniveau

Auch im Herbst blieben die Bodenwasservorräte an der WKSim Ebersberger Forst auf Rekordniveau. Die Böden in derMünchner Schotterebene waren seit Beginn der Messungenim Herbst 2006 noch nie so feucht. Im September waren dieBöden extrem feucht, sogar die Sättigungsgrenze wurde über-schritten. Das bedeutet, dass es in dieser Zeit zu einer erheb-lichen Grundwasserneubildung gekommen sein dürfte. Im Ok-tober gingen dagegen die Wasservorräte im Boden aufgrundder geringen Niederschlagsmenge etwas zurück. Sie bliebenjedoch weiterhin im Vergleich zu den Vorjahren ungewöhn-lich hoch.

Mittelgebirge und Südliche Frankenalb sehr feucht,aber nicht extrem

Die WKS im Bayerischen Wald (Mitterfels) und im Oberpfäl-zer Wald (Flossenbürg) wiesen einen ähnlichen Verlauf derBodenwasservorräte wie in Ebersberg auf, allerdings auf ei-nem etwas niedrigerem Niveau. Hier wurden keine Extrem-werte gemessen, die Sättigungsgrenze wurde nicht überschrit-ten. Im September waren die Wasservorräte jedoch auch hierhöher als im Oktober, in dem die Bodenfeuchte leicht zurück-ging. Die Böden blieben jedoch auch weiterhin sehr feucht,auch hier dürften die Novemberniederschläge die Bodenwas-servorräte rasch vollständig aufgefüllt haben.

Stellvertretend für die Südliche Frankenalb steht die WKSRiedenburg. Den Tonboden kennzeichnet eine extrem hoheWasserspeicherfähigkeit. Im Herbst reichten die Niederschlä-ge hier jedoch nicht aus, um die Bodenwasserspeicher voll-ständig aufzufüllen. Im Gegensatz zu den Böden in derMünchner Schotterebene oder in den Mittelgebirgen war derBodenwasservorrat an der WKS Riedenburg im Septemberniedriger als im Oktober, obwohl auch hier im September fastdoppelt so viel Niederschlag gefallen war wie üblich. Offen-sichtlich verbrauchten die Eichen und Buchen auf diesemStandort im September noch kräftig Wasser. Erst im Oktoberstiegen die Wasservorräte im Boden wieder stärker an und lagen zum Ende des Monats auf einem relativ hohen Niveau.

Die Bodenfeuchtemessungen an den Waldklimastationen(WKS) zeigen es: Die Waldböden waren am Ende der Vegeta-tionsperiode 2007 gut mit Wasser versorgt. Nachdem den gan-zen Sommer über ausreichend Niederschlag gefallen war,stand Bayerns Wäldern im Jahr 2007 Wasser im Überfluss zurVerfügung (Grimmeisen, Raspe 2007). Auch im Septemberregnete es reichlich, der Wasservorrat in den Waldböden stiegweiter. Erst der Oktober war wieder etwas trockener. Die Was-servorräte in den Böden gingen zwar überall leicht zurück,blieben jedoch weiterhin auf sehr hohem Niveau. Weitere er-giebige Niederschläge im November führten deshalb schnellzu sehr nassen Bodenverhältnissen, was sich ungünstig auf dieStandfestigkeit der Bäume bei den Herbststürmen auswirkte.

Abbildung 1: Aufgeweichte Böden erhöhen das Windwurfrisiko.

Foto: T. Bosch

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

Tertiäres Hügelland durchschnittlich

Auch an der WKS Freising im Tertiären Hügelland war derBodenwasservorrat bis Ende September niedriger als im Ok-tober. In der letzten Septemberwoche stieg der Wassergehaltim Boden wegen der ergiebigen Niederschläge jedoch kräftig.Aufgrund der warmen Temperaturen in der ersten Oktober-woche gingen die Bodenwasservorräte allerdings rasch wie-der zurück, so dass sie Ende Oktober dem Durchschnitt ent-sprachen.

Literatur

Grimmeisen, W.; Raspe, S. (2007): Wasser im Überfluss. LWF aktuell61, S. 44–45

Winfried Grimmeisen und Dr. Stephan Raspe sind Mitarbeiter im Sachgebiet »Klima und Wasserschutz« der [email protected], [email protected]

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Waldklimastation Flossenbürg

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450Waldklimastation Riedenburg

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450Waldklimastation Mitterfels

Wertebereich 2000−2006 Sättigung

Waldklimastation Ebersberg

Waldklimastation Freising

Hydrologisches Jahr 2006/2007

Wasservorrat im gesamten durchwurzelten Boden

Fische – Krebse – Muscheln

Über 100 Fisch- und Muschelarten leben in den heimischen (ös-terreichischen) Gewässern. Viele sind nur schwer sicher zu unter-scheiden. Damit ist mit diesem Buch nun Schluss. Der Autor Wolf-gang Hauer, Mitarbeiter des österreichischen Bundesamtes fürWasserwirtschaft, hat ein einmaliges Bestimmungsbuch für allein Österreich heimischen, zugewanderten oder eingeschlepptenArten veröffentlicht. Die präzisen und dennoch kurzen Beschrei-bungen der Arten umfassen neben wichtigen Fakten zu Biolo-gie, Lebensweise und Umweltansprüchen auch mögliche Gefähr-dungsursachen und den Gefährdungsstatus in Österreich undDeutschland sowie die Bedeutung der Arten für die Angelfische-rei. Die Textbeschreibungen werden durch exzellente Fotos undDetailaufnahmen hervorragend ergänzt. Text und Bild des Bu-ches weisen den Autor als hervorragenden Kenner der heimi-schen Gewässerfauna und als passionierten Fotografen aus. DasBuch kann mit gutem Gewissen allen Fischern, Gewässerbesit-zern, Umweltschützern und allen Naturbegeisterten nur emp-fohlen werden. red

Wolfgang Hauer (2007)Fische, Krebse, Muscheln inheimischen Seen und Flüssen231 Seiten mit über 350Abbildungen; gebundenLeopold Stocker Verlag Graz, StuttgartISBN: 978-3-7020-1143-7 29,90 €

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LWF aktuell 62/200836

Ökologische Leistungen aktiver MittelwälderSchatztruhen für seltene Tier- und Pflanzenarten, aber auch Anschauungsobjektfür Waldbaukonzepte

Ludwig Albrecht und Jörg Müller

In Bayern gibt es noch knapp 5.000 Hektar »aktive Mittelwälder«, also Wälder, in denen bis heute aktiv Mittelwaldwirtschaftbetrieben wird. Sie beherbergen eine typische Fauna und Flora mit einer Vielzahl seltener Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Die be-deutenden ökologischen Leistungen der Mittelwälder sind heute allgemein anerkannt. Aber nicht nur wegen ihres Artenreich-tums ist diese »mittelalterliche« Wirtschaftsform schützenswert. Gerade auch wegen seiner Strukturvielfalt ist der Mittelwaldein wichtiges Lernobjekt für naturnahe Waldbaukonzepte. Daher sollte auch in Zukunft diese Form der Waldbewirtschaftungauf angemessener Fläche erhalten bleiben.

ten regelmäßig zum Absterben. Die hohe nachschaffendeKraft der Keuperböden verhinderte eine Devastierung derStandorte, die anderswo auf ärmeren Standorten (z. B. Bunt-sandstein) schon frühzeitig zur Abkehr von der Mittelwald-wirtschaft führte.

Für den Artenschutz besonders wertvoll

Von den knapp 5.000 Hektar aktiver Mittelwälder gehen quan-titativ nur sehr bescheidene flächenhafte Waldfunktionen fürBoden, Wasser, Klima und Luft im Hinblick auf den Gesamt-wald Bayerns (2,5 Millionen ha) aus. Gleichwohl entfalten die-se Mittelwälder örtlich wichtige Wirkungen, z. B. als Klima-schutz für Weinlagen. Entscheidend jedoch sind diequalitativen Leistungen zur Generhaltung seltener Tier- undPflanzenarten. Mittelwälder erbringen bei geeigneter Bewirt-schaftung diese Leistungen in besonders hohem Maße, mehrnoch als andere Eichenmischwälder.

Im Rahmen eines Forschungsprojektes der BayerischenLandesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) wurdenEichenmittel-, Überführungs- und Hochwälder sowie Natur-waldreservate hinsichtlich ihrer Strukturen, der Vegetationund verschiedener Tiergruppen (Schnecken, Laufkäfer, xylo-bionte und phytophage Käfer, Ameisen, Nachtschmetterlinge,Vögel) verglichen (MÜLLER et al. 2004). Dazu wurden der Kro-nenraum mit Hilfe von Flugeklektoren und Baumkronen-benebelung sowie die bodennahe Fauna untersucht. DerSchwerpunkt dieses Projektes lag auf dem Vergleich der ver-schiedenen Waldbewirtschaftungsformen hinsichtlich ihresTierartenspektrums und auf der ökologischen Bewertung an-hand seltener Arten. Für die Vielfalt der Tier- und Pflanzenar-ten wurden folgende Schlüsselfaktoren herausgearbeitet:• Standort• Mikroklima-Mosaik• Baum- und Straucharten• Saumstrukturen• Phasenwechsel (Strukturdynamik)• Höhlen

In Bayern stocken noch 4.000 bis 5.000 Hektar aktiv bewirt-schaftete Mittelwälder. Davon befindet sich über die Hälftezwischen Bad Windsheim, Uffenheim und Iphofen, im »Mit-telwaldoptimum« Bayerns (BÄRNTHOL 2003).

Optimale ökologische Rahmenbedingungen

Die nährstoffreichen, kräftigen Tone und Lehme des Gipskeu-pers sowie das Weinbauklima mit geringen Niederschlägenund langen Trockenphasen bewirken, dass Eichen, Hainbu-chen, Linden, Feldahorne, Aspen, Elsbeeren, Speierlinge undWildbirnen vergleichsweise konkurrenzstark sind. Im Gegen-satz dazu ist die Rotbuche hier relativ konkurrenzschwach,insbesondere auf Tonstandorten. Die Umwandlung des Mit-telwaldes in Fichten-, Kiefern- und Lärchenwälder führte meistzu unbefriedigenden Ergebnissen. Trockenereignisse mit an-schließenden Borkenkäferschäden brachten und bringen Fich-

WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

Abbildung 1: Forstlich »ideal« aufgebauter Mittelwald mit hohemOberholzvorrat

Foto: L. Albrecht

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

Nicht nur der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass dieselichten Waldstrukturen auch Eichen-Prozessionsspinner(Thaumetopoea processionea) und Schwammspinner (Lyman-tria dispar) begünstigen (Hacker 1995) sowie das Schalen-wild-Verbissproblem verschärfen.

Mittelwald zwischen Naturschutz und Forstwirtschaft

Die Unterschiede zwischen einem forstlich »ideal« aufgebau-ten Mittelwald (im Anhalt an GÖPFERT 1950) und dem natur-schutzfachlich »idealen« Mittelwald zeigt Tabelle 1. Die Krite-rien für forstlich ideal aufgebaute Mittelwälder sind in ersterLinie bestimmt vom Ziel einer hohen Stockholzproduktionmit hohem Brennwert und einer Oberholzbewirtschaftung mitwerthaltigem Stammholz. Forstliches Ziel ist ein oberholz-reicher Mittelwald mit etwa 50 % Überschirmung, d. h. mit 75 Oberholz-Stämmen und 80 Laßreideln (= jüngste Oberholz-Anwärter) je Hektar (Göpfert 1950). Der Stockhieb sollte ei-ne Wiederkehr von 25 bis 30 Jahren haben, ein Erfahrungs-wert, der ansehnliche Brennholzerträge bei akzeptablerVitalitätserhaltung der Wurzelstöcke berücksichtigt. Viele deraktiven Mittelwälder sind Kommunalwald. Sie sind deshalb

• Totholz an lebenden Bäumen• Totholzqualität• Totholzquantität• »Lichtheit«, lichte Waldstrukturen• Biotoptradition

Der Baum- und Strauchartenreichtum bildet die Lebens-grundlage für zahlreiche spezialisierte Käfer- und Nachtfalter-arten. Der Halsbandschnäpper ist auf Kronentotholz bzw.Baumleichen angewiesen. Unterschiedliche Zersetzungsgradedes stehenden und liegenden Totholzes ermöglichen die Viel-falt der Totholzbesiedler. Hochwaldeichen enthalten im Ver-gleich zu Mittelwaldeichen weniger Kronentotholz, ein Man-ko für Halsbandschnäpper und Wendekreiswidderbock. Dabeifanden sich in den angeblich totholzarmen Mittelwäldern 10 bis 20 m³/ha Kronentotholz in Alteichen. Dies erklärt denErhalt mancher Totholzspezialisten. Außerdem ist zu berück-sichtigen, dass die ursprünglichen Mittelwälder immer mit Hutungen gekoppelt waren. In den dort stockenden Alteichenleben echte Urwaldreliktarten (Bußler 2005).

Als entscheidender Schwellenwert für Holzpilze, Holzin-sekten und Vögel stellte sich eine Totholzmenge von 30 bis 60fm/ha heraus. Während die Larven der Holzkäfer im Holz, imHolzmulm oder in Holzpilzen leben, sind die Imagines dieserArten in der Schwärmphase vielfach auf Blüten angewiesen.Lichtdurchflutete Mittelwälder bieten die größte Blütenviel-falt. Mit zunehmender »Lichtheit« steigt die Zahl der Rote-Lis-te-Arten. Zu den »Kronjuwelen« des Mittel- und Niederwaldesgehören zweifellos Maivogel (Euphydryas maturna) und Heckenwollafter (Eriogaster catax). Die beiden seltenenSchmetterlingsarten benötigen lichte Waldbestände, insbeson-dere lückige, weniger als 25 Jahre alte Stockhiebsflächen. Die-se lichten Waldstrukturen mit einer großflächigen Deckungder Krautschicht schaffen eine hohe Diversität bei den Nacht-faltern.

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Bestandsschicht Naturschutzfachlich »idealer« Mittelwald Forstlich »ideal« aufgebauter Mittelwald(nach GGööppffeerrtt 1950)

Oberholz • höchstens 50 % Überschirmung• Durchsonnung• warmes Bestandsinnenklima• Totholz• Kronentotholz• Bruthöhlenreichtum

• 50 % Überschirmung• 60 bis 100 fm Alteichen/ha• 80 Laßreidel/ha• 50 Oberständer/ha• 25 Hauptbäume/ha

Unterholz • mindestens 50 % Flächenanteil (einschließlich der gehölzfreien Flächen)

• 20- bis 30-jähriger Umtrieb• Pioniergehölze, Frühdynamiker

(v.a. Aspe und Esche)• Blütenreichtum, Blühhorizonte• Vernetzung von Strukturen wie Wald, Lücken,

Säume, Hecken, Trockenrasen, oder Feuchtwiesen(»Mosaik«)

• Kleinstrukturen (z. B. Fahrspuren)

• 50 % Überschirmung• 25- bis 30-jähriger Umtrieb• Eiche, Hainbuche, Linde, Feldahorn

(möglichst wenig Aspe, Hasel)

Tabelle 1: Idealer Mittelwaldaufbau aus naturschutzfachlicher und aus forstlicher Sicht

Abbildung 2: Maivogel(Foto: M. Dolek)

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

terbrochene Ausübung der Nutzung garantiert auch die Bio-toptradition und sichert die Restvorkommen seltenster Fau-nen- und Florenelemente.

Die ökologischen Leistungen des Mittelwaldes beruhen da-bei selbstverständlich auf den Leistungen der Waldbesitzer,insbesondere der Arbeitsleistung der Rechtler. Nur wenn denWaldbesitzern neben einer ausreichenden Wertschöpfung ausdem Holzertrag finanzielle Anreize und angemessene Leis-tungsentgelte zukommen, lassen sich die verbliebenen aktivenMittelwälder mit ihrer Artenausstattung langfristig sichern.

Literatur

Bärnthol, R. (2003): Nieder- und Mittelwald in Franken – Waldwirt-schaftsformen aus dem Mittelalter. Bad Windsheim, 152 S.

Bolz, R.; Bußler, H. (2001): Erfassung der aktuell bewirtschaftetenMittelwälder im Landkreis Neustadt/Aisch - Bad Windsheim. Unveröf-fentlichtes Gutachten im Auftrag des Bayerischen Landesamtes für Um-weltschutz (LfU), 44 S.

Bußler, H. (1995): Die xylobionte Käferfauna der Mittel- und Nieder-wälder des Kehrenberggebietes bei Bad Windsheim (Mittelfranken/Bay-ern). Berichte der Naturforschenden Gesellschaft Augsburg 55, S. 33,Augsburg

Bußler, H. (2005): Die Holzkäferfauna des Vorderen Steigerwaldes(Nordbayern) (Coleoptera: Xylobionta). Beiträge zur bayerischen Ento-mofaunistik 7, S. 9–28

Hacker, H. (1995): Massenvermehrung des Schwammspinners (Lyman-tria dispar L.) in Mainfranken in den Jahren 1993 und 1994 – Untersu-chungen zur Wirkung von Raupenkahlfraß und Dimililn-Behandlungauf das Artenspektrum der Begleitfauna von Eichenwäldern (Lepi-doptera). Berichte der Naturforschenden Gesellschaft Bamberg 69, S. 49–81

Göpfert, F. (1950): Übergang vom Mittelwald in Hochwald. Vortrag ge-halten auf der Tagung der Bezirksgruppe Unterfranken des BayerischenForstvereins am 10.12.1950 in Zeil am Main

Müller, J.; Bußler, H.; Simon, U.; Hacker, H. (2004): Eichenfurniertrotz Widderbock - Ökonomie und Ökologie lassen sich vereinbaren.AFZ/Der Wald, S. 1– 4

Dr. Ludwig Albrecht leitet das Amt für Landwirtschaft und ForstenKarlstadt. [email protected]

Dr. Jörg Müller ist wissenschaftlicher Mitarbeiter in der National-parkverwaltung Bayerischer Wald. [email protected]

nach Artikel 19 des Waldgesetzes für Bayern vorbildlich, alsoam »forstlichen Ideal« orientiert, zu bewirtschaften.

Der naturschutzfachlich ideal aufgebaute Mittelwald soll-te dagegen oberholzärmer, mehr durchsonnt und damit wär-mer sein. Die Überschirmung durch das Oberholz sollte des-halb maximal bei 50 % liegen. Eine häufigere Wiederkehr desStockhiebs in 20 bis 25-jährigem Turnus ist erwünscht, da aufdiese Weise mehr Mittelwaldfläche durch Offenlandstruktu-ren geprägt wird. In der Praxis sind die Mittelwälder in Fran-ken oft »Kompromissformen« zwischen den beiden Idealen,neigen aber in vielen Fällen zur Oberholzarmut.

Intakte Mittelwälder auch für die Zukunft erhalten

Tier-, Pilz- und Pflanzenarten kennen keine Nutzungsformen,sondern nur Strukturen und deren zeitliche Veränderung (Dy-namik). Für Arten mit kleinem Migrationsradius ist die klein-räumige Nachhaltigkeit der Habitatstrukturen entscheidend(»Biotoptradition«). Mittel- und Hutewaldkomplexe bietenvielfältige Habitate mit ausgeprägter Faunen- und Florentra-dition.

Bei guter Kenntnis der Schlüsselstrukturen lassen sichauch in eine Hochwaldbewirtschaftung naturnahe und arten-reiche Lebensgemeinschaften integrieren. Dennoch könnendurchgewachsene Mittelwälder oder Eichenhochwälder denintakten Mittelwald und seine Artenausstattung nicht voll-ständig ersetzen. Die durchsonnte Kraut- und Strauchschicht,die blühenden Sträucher und das Kronentotholz erreichen imEichenwirtschaftswald nicht das Niveau des Mittelwaldes.

Wenn der Mittelwald nicht nur als Freilandmuseum, son-dern mit seiner Strukturvielfalt als wichtiges Lernobjekt fürnaturnahe Waldbaukonzepte dienen soll, muss er in dieser his-torischen Form weiter bewirtschaftet werden. Nur eine unun-

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Abbildung 3: Naturschutzfachlich »idealer« Mittelwald nach Austrieb des Unterholzes; Der häufigere Stockhieb führt zu mehrOffenlandstrukturen.

Foto: H. Bußler

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

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Die Walnuss – Baum des Jahres 2008Edles Holz und beste Nüsse

Helge Walentowski

Das Kuratorium Baum des Jahres wählte die Walnuss (Juglans regia) zum Baum des Jahres 2008. Sie ist ein Baum der Gärten undder Feldflur. Ihre ursprüngliche Heimat reicht von Osteuropa bis hinein ins asiatische Kirgistan. Schon sehr früh kultiviert, ist sieheute in ganz Mitteleuropa verbreitet. Das sehr wertvolle Nussbaumholz wird für edle Furniere, Musikinstrumente oder auch fürGewehrschäfte genutzt. Ihre Früchte werden vielseitig als ganze Nüsse, gehackt und gemahlen oder auch als Nussöl verwendet.

den Römer in weiten Teilen Süd-, West- und Mitteleuropas ein-gebürgert. Bei uns weitgehend auf die Ebene bis mittlere Ge-birgslagen (rd. 800 m) begrenzt, steigt sie in den Alpen bis auf1.200 m und im Himalaja bis auf 3.300 m.

Die Heimat der Echten Walnuss ist das östliche Mittel-meergebiet und die Balkanhalbinsel sowie Vorder- und Mittel-asien. Auch hier wird sie seit langer Zeit als Kulturbaum genutzt. Oft dienen agroforstlich genutzte Wälder der Be-völkerung vor Ort als Lebensgrundlage. In Vorderasien wächst Juglans z. B. in der Halbkulturformation der »Wild Orchards« (Woldring et al. 2001).

Lebensraum, natürlicher Gesellschaftsanschluss

In Mitteleuropa kommt sie in der Regel in kultivierter Formauf Bauernhöfen, in Gärten oder als Einzelbaum in der Feld-flur vor. Verwildert wächst sie in struktur- und holzarten-/wildobstreichen Wäldern, v.a. Eichen-Ulmen-Auenwäldern anRhein und Donau und in Ahorn-Linden-Hangwäldern. In Süd-osteuropa gilt sie als eine Charakterart im Platanen-Auenwaldder makedonischen Flussauen, tritt jedoch auch in Schlucht-wäldern des Berglandes auf (Horvat et al. 1974). Letztererwird als südosteuropäischer Ausläufer von jenen walnuss-reichen Laubwäldern angesehen, die in den Gebirgen asiati-scher Trockenlandschaften an lokalklimatischen feuchtenPlätzen die Formation der sommergrünen Breitlaubwälder ver-treten. Berühmt sind v. a. die süd-kirgisischen Walnuss-Wild-obst-Wälder. Obwohl Kirgistan mit nur 4 % Waldfläche eines der waldärmsten Länder Asiens ist, beherbergt es aberdie größten Nussbaumbestände der Welt (Gottschling 2004;Gottschling et al. 2005).

Weitere Informationen unter: www.baum-des-jahres.de/

LiteraturUnter www.lwf.bayern.de

Dr. Helge Walentowski leitet das Sachgebiet »Naturschutz« an der Bayerischen Landesanstalt für Wald und [email protected]

Mit der Wahl der Walnuss zum Baum des Jahres steht eine eherunscheinbare Baumart im Mittelpunkt, allen bekannt, aberdoch nur von wenigen erkannt. Ihr wertvolles Holz wird viel-seitig und gerne von Holzkünstlern verwendet. In der Bevöl-kerung besser bekannt sind ihre Früchte, die Walnüsse, die zurWeihnachtszeit auf keinem Weihnachtsteller fehlen dürfen.

Im Osten zu Hause

Die Walnuss wächst auf warmen, sickerfeuchten, nährstoff-und kalkreichen Standorten. Sie bevorzugt milde, humose,tiefgründige Lehm- und Tonböden in wintermild-sommerwar-mer Klimalage. Die Echte Walnuss ist genetisch sehr variabel,daher wurden in Asien bereits vereinzelt - aber nicht allgemeinanerkannte – Unterarten beschrieben. Die hiesige Walnuss giltals frostempfindlich, die mittelasiatische »ssp. fallax« als käl-teresistenter (Walter 1974).

Die heutige Arealabgrenzung fällt schwer, da die EchteWalnuss bereits seit der Jungsteinzeit kultiviert wird (frühesubspontane Arealerweiterung). Ihre Verbreitung ist starkvom Anbau als Frucht- und Nutzbaum geprägt; sie wurde von

Abbildung 1: Reife Walnuss in der sich öffnenden Fruchthülle

Foto: CHG, fotolia.com

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Verkehrssicherung und BaumkontrolleArbeitsmethoden eines Baum-Sachverständigen

Alexander von Schönborn

Ein wirtschaftliches Standbein vieler Baum-Sachverständiger ist die Kontrolle von Bäumen hinsichtlich ihrer Verkehrssicherheit.Vor allem in den bebauten Bereichen ist es besonders wichtig, von Bäumen ausgehende Gefahren zu erkennen und rechtzeitigzu beseitigten. Häufig ist es jedoch gar nicht notwendig, Bäume gänzlich zu entfernen. Oftmals reicht ein sachkundiger Rück-schnitt der Baumkrone aus, um Gefahren auszuschalten. So bleiben Bäume, die unsere Städte und Gemeinden bereichern, ingrößerem Umfang erhalten.

Bäume sind in unseren Städten und Gemeinden wichtige undvor allem schützenswerte Individuen. Da Baum- und AstbruchMenschenleben, eigenes und fremdes Eigentum gefährdenkönnen, sind regelmäßige Kontrollen der Bäume auf Stand-und Bruchsicherheit zwingend notwendig.

Baumkontrollen werden unterschiedlich durchgeführt;meist wird ausschließlich die Verkehrssicherheit begutachtet,manchmal auch verbunden mit einer Pflege oder anderen Arbeiten.

Verkehrssicherungspflicht

Der Begriff »Verkehrssicherheit« findet sich in keiner gesetz-lichen Bestimmung, sondern wurde von der Rechtsprechungaus der allgemeinen Haftungsregelung nach § 823 Abs. 1 BGBabgeleitet. Der entscheidende Satz hieraus lautet: Wer vorsätz-lich oder fahrlässig das Leben, den Körper, die Gesundheit, dasEigentum oder ein sonstiges Recht eines anderen widerrecht-lich verletzt, ist dem anderen zum Ersatz des daraus entstehen-den Schadens verpflichtet.

Verkehrssicherungspflichtig ist im Normalfall der Eigentü-mer des Baumes. Da der Baum eine mit dem Grundstück festverbundene Sache ist, wird somit der Grundeigentümer auchEigentümer eines darauf befindlichen Baumes.

Baumkontrolle

Zur Verkehrssicherungspflicht für Bäume sind inzwischenüber 2.000 Urteile gesprochen. Richtungsweisend für den Um-fang der Verkehrssicherungspflicht für Bäume ist das Urteildes Bundesgerichtshofs vom 21. Januar 1965. Aus diesem gehthervor, dass aus rechtlicher Sicht eine visuelle Kontrolle (= Baumkontrolle) ausreicht.

Liegen jedoch Verdachtsmomente für eine mangelnde Ver-kehrssicherheit vor, muss der Baum genau überprüft werden,z. B. mit einfachen Werkzeugen, speziellen Geräten oder Ver-fahren. Hier ist es ratsam, Fachleute (Baumpfleger, Fachagrar-wirte Baumpflege oder öbv-Sachverständige) hinzuzuziehen.

WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

Abbildung 1: Mit der seilunterstützten Klettertechnik lässt sich gefahrlos jeder Punkt in der Baumkrone untersuchen.

Foto: M. Högl

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

Bohrnadelkopf proportionalen Bohrwiderstand auf (Abbil-dung 3). Die Bohrkurven werden anhand der charakteristi-schen Holzdichte des gesunden oder zersetzten Holzes inter-pretiert. Die Interpretation der Resistographbohrkurvenermöglicht, Aussagen über die Holzbeschaffenheit bei Wur-zel, Stamm- und Astquerschnitten bzw. verbauten Hölzern zutreffen.

Für Baumuntersuchungen existieren verschiedene Methodenund Messgeräte.

SKT – Seilunterstützte KlettertechnikUm jeden Untersuchungspunkt des Baumstammes bzw. derBaumkrone gefahrlos zu erreichen, arbeiten Baum-Sachver-ständige und ihre Mitarbeiter häufig in Doppelseilklettertech-nik. Dabei verwenden sie Spezialseile, Klettergeschirre undSitzgurte (Abbildung 1). Eine Funkverbindung zwischen Klet-terer und »Bodenpersonal« erhöht die Sicherheit und erleich-tert die Arbeit.

VTA – »visual tree assessment«: Die Körpersprache des Baumes verstehenZur Minimierung des Bruchrisikos bei Bäumen sollten Wachs-tumsgesetze und Konstruktion verstanden werden. Bäumewachsen in einer Gestalt, bei der alle Spannungen gleichmä-ßig auf die Oberfläche verteilt sind [Axiom der konstantenSpannung (Mattheck, Breloer 1994)]. Wird dieser Zustandgestört, entstehen lokal höhere Spannungen, der Baum bildetdickere Jahresringe.

Diese »Reparaturanbauten« zeigen Defekte. So ist z. B. dieRippe ein Defektsymptom für einen Riss im Baum, die Verdi-ckung oder Beule ein Hinweis auf eine Faulhöhle oder wei-ches Holz.

Erfahrene Baumpfleger achten schon lange auf diese »Kör-persprache der Bäume«. VTA stellt diese traditionelle Sicht-kontrolle auf eine biomechanisch fundierte Grundlage undschafft Versagenskriterien (Mattheck, Hötzel 1997).

Werden Defektsymptome festgestellt, müssen diese mit ge-nauen Untersuchungsmethoden wie der Schallgeschwindig-keitsmessung, der Resistographie oder der Fraktometrie bestä-tigt und bewertet werden.

SchallgeschwindigkeitsmessungDie Schallgeschwindigkeitsmessung (Schalltomographie)dient der Erfassung und graphischen Darstellung des innerenZustands von Bäumen und Hölzern.

Die Schallmethode arbeitet zerstörungsfrei mit Impulswel-len, die frei positionierte Sensoren erfassen. Damit lassen sichBäume und Hölzer nahezu beliebiger Dimensionen messensowie Bruchsicherheit und Holzqualität besser beurteilen (Ab-bildung 2).

Die Schallgeschwindigkeitsmessung dient auch als Ent-scheidungsgrundlage, ob weiterführende Untersuchungen wiez. B. die Resistographie notwendig sind.

ResistographieDer Resistograph ist ein Gerät zur schnellen und einfachenBestimmung der inneren Holzstruktur von Bäumen, Holz-spielgeräten oder sonstigen verbauten Hölzern (Maibaum,Dachträger etc.). Das Gerät wird eingesetzt, wenn bei der vi-suellen Zustandskontrolle Defektsymptome festgestellt wur-den, die einer Verifizierung bedürfen.

Eine 3 mm dicke Bohrnadel wird in die Holzprobe getrie-ben. Das Gerät misst und zeichnet den zur Holzdichte am

Abbildung 2: Mit der Schallgeschwindigkeitsmessung werden Holzfehler zerstörungsfrei aufgedeckt. Der Impulshammer misst die Laufgeschwindigkeit des Schalls von der Schlagschraube biszum gegenüberliegenden Sensor; Versuchsaufbau demonstriert an einer Stammscheibe.

Abbildung 3: Resistograph zur Bestimmung der Holzdichte; eine Bohrnadel wird in den Holzkörper getrieben. Die dabei auf-tretenden Bohrwiderstände werden kontinuierlich aufgezeichnet.Sie geben Aufschluss über die Holzbeschaffenheit.

Foto: A. v. Schönborn

Foto: IML

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

Öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige (öbv)Da in Deutschland die Bezeichnung »Sachverständiger» nichtrechtlich geschützt ist, können sich auch nicht ausreichendqualifizierte Gutachter als Sachverständige bezeichnen undauf dem Markt betätigen. Um wirkliche Experten von solchenAnbietern zu unterscheiden, sieht die Deutsche Gesetzgebungdie öffentliche Bestellung und Vereidigung vor. Sie bescheinigteinem Sachverständigen, dass er auf einem bestimmten Fach-gebiet besonders qualifiziert ist.

Öffentliche und vereidigte Sachverständige sind darauf ver-eidigt, dass sie unparteiisch und unabhängig handeln. Diesheißt, Dritte, denen ein Gutachten vorgelegt wird, können sichauf die Ergebnisse verlassen.

Wer öffentlich bestellte und vereidigte Sachverständige be-auftragt, erhält Sicherheit für unternehmerische, gerichtlicheund private Entscheidungen, sei es für Schadensgutachten, Immobilien, Elektrotechnik, Handwerk, antike Möbel, Bildero. ä. Infos unter: www.gutachter.info.de

L.E.T – Computersimulation

Um zu beurteilen, um wieviel die Krone eines (fäulegeschädig-ten) Baumes konkret zu reduzieren ist, steht den Sachverstän-digen das Computersimulationsprogramm L.E.T. (load estima-tion on trees) zur Verfügung.

Aus dem Vergleich der vor und nach dem Kronenrück-schnitt wirksamen Biegemomente lässt sich die Effektivitätder Schnittmaßnahme quantitativ nachweisen.

Literatur

Mattheck, C.; Breloer, H. (1994): Handbuch der Schadenskunde vonBäumen – Der Baumbruch in Mechanik und Rechtsprechung. RombachVerlag, Freiburg im Breisgau

Mattheck, C.; Hötzel, H.J. (1997): Baumkontrollen mit VTA – Fach-liche Anleitung und rechtliche Absicherung. 2. Auflage, Rombach Ver-lag, Freiburg im Breisgau

Deritec GmbH (2000): load estimation on trees – let. Computerpro-gramm

Augsburger Baumpflegetage (2000): Jahrbuch der Baumpflege 2000.Thalacker Verlag, Braunschweig

Forschungsgesellschaft Landschaftsentwicklung Land-

schaftsplanung e.V. (1993): ZTV-Baumpflege. 2. Auflage, Köllen Ver-lag, Bonn

Rubin, C.; Lanyon, L. (1982): Limb mechanics as a function of speedand gait. Journal of Experimental Biology 101, S. 187–211

Hallé, F.; Oldeman, R.A.A. (1970): Essay sur l.architecture et la dyna-mique de croissance des arbres tropicaux. Masson, Paris

Alexander von Schönborn ist vom Regierungspräsidium Karlsruheöffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Biostatikder Bäume. [email protected]

Die Berücksichtigung der visuellen Zustandskontrolle ermög-licht die Minimierung von Bohrungen. Es ist nicht notwendig,das Untersuchungsobjekt flächendeckend mit dem Resistogra-phen abzurastern, wenn man auf die »Körpersprache der Bäu-me« (MATTHECK, HÖTZEL 1997) achtet.

Fraktometrie

Erscheint es sinnvoll, mit einem Hohlbohrer eine Holzprobe(Bohrkern) zu gewinnen, wird das Fraktometer verwendet.

Ist es mit dem Resistographen möglich, die Restwandstär-ken zu messen, so liefert das Fraktometer Werte, die Aussa-gen über die Resttragfähigkeiten von Faulstellen und Nassker-nen zulassen. Das Fraktometer bestimmt drei mechanischeGrößen der Holzprobe:• Elastizitätsmodul (Steifigkeit)• Bruchspannung (Festigkeit)• BruchenergieMit Vergleichswerten zu intaktem Holz kann anhand einesBohrkernes der Zustand des Holzes geprüft werden.

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Waldvogelmonitoring in Bayern

Vögel sind die arten- und indi-viduenreichste Wirbeltiergrup-pe in unseren Breiten. Dabeikommt Wäldern als Lebens-raum eine besondere Bedeu-tung zu. Dem Artenreichtumder Vögel stand bisher eine ge-ringe Kenntnis über Vorkom-men und Verbreitung gegen-über. Verlässliche Daten überBestandsentwicklungen bildenaber eine wichtige Grundlagefür Vorwarnsysteme, die uns

rechtzeitig alarmieren, wenn sich Bestände einer Vogelart dras-tisch verändern. Mit dem Monitoring der Vögel im bayerischenStaatswald ist nun ein solches System geschaffen. Es beinhal-tet bundesweit als einziges eine umfassende Brutvogelbe-obachtung im Wald. Eine große Zahl hoch motivierter und speziell geschulter Frauen und Männer lieferte über 14.000 Da-tensätze. Dabei wurden neben den umfangreichen ornitho-logischen Aufnahmen auch waldbestandstypische Parametererhoben. Das Waldvogelmonitoring ist ein exzellentes Instru-ment, mit dem sich viele Fragen aus forstlicher Sicht beant-worten lassen. red

LWF Wissen Nr. 56 kann bei der Bayerischen Landesanstaltfür Wald und Forstwirtschaft zum Preis von € 12,50 zzgl.Versandkosten bestellt oder unter www.lwf.bayern.dekostenlos heruntergeladen werden.

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2007: Das Jahr der MäuseMassenvermehrung der Nager bedroht Forstkulturen

Cornelia Triebenbacher

Aufgrund der großen Zahl forstlicher Schadflächen sowie verlichteter Wälder infolge Sturm und Borkenkäfer und wegen des mil-den vorangegangenen Winters vermehrten sich im Jahr 2007 die Kurzschwanzmäuse außerordentlich stark. Dies bestätigen dieMeldungen aus allen Regionen Bayerns. In anderen Bundesländern ist die Situation ähnlich, besonders im angrenzenden Thü-ringen. Bereits im Sommer wurden Nageschäden an Forstkulturen gemeldet – eine außergewöhnliche und sehr seltene Situati-on. Am bedeutsamsten unter der forstschädlichen Kurzschwanzmäusen sind derzeit die Erdmäuse.

Die forstlichen Schäden verursachen ausschließlich die Kurz-schwanzmäuse. Sie gehören zu den Wühlmausarten. Wegenihres massenhaften Auftretens richten sie empfindliche Schä-den in Forstkulturen an. Ihr wichtigstes Merkmal ist der kurze Schwanz. Er umfasst maximal 60 % der Kopf-Rumpf-Länge. Kopf und Körper sind gedrungen, Kurzschwanzmäu-se haben kleine Augen sowie kurze Ohren. All das unterschei-det sie von den nicht forstschädlichen und geschützten Lang-schwanzmäusen. Zu den Kurzschwanzmäusen zählen Erd-,Feld-, Rötel- und Schermaus. Die forstlich bedeutsamste unterihnen ist die Erdmaus Microtus agrestis (Abbildung 1).

Aussehen und Vorkommen

Die Erdmaus neigt unregelmäßig alle zwei bis vier Jahre zurMassenvermehrung. Ihr Körper ist zehn bis zwölf cm lang, wo-bei der drei bis vier cm lange Schwanz nie über die Körperlän-ge hinausreicht. Das Fell ist grobhaarig, locker, graubraun, dieUnterseite unscharf abgegrenzt, hellgrau bis gelblich. Körperund Kopf wirken gedrungen, die Ohren sind klein und rund.Die kleinen Augen stehen näher an der Nase als am Ohr. DerSchwanz ist zweifarbig, oben dunkler, unten heller.

Erdmäuse kommen hauptsächlich in stark vergrasten unddurchsonnten Kulturen mit Grasmoderauflage (Freiflächen)vor. Sie benötigen viel Sonne, um fortpflanzungsfähig zu wer-den. Die Tiere bevorzugen feuchte bis staunasse Böden, imAltholz kommen sie nur in örtlich größeren Lücken mit dich-ter Bodenflora (Grasmoder) vor.

Typisch für die Erdmaus sind die oberirdisch angelegtenGrastunnel und -nester (Abbildung 2). Teilweise legt sie auchkurze Erdgänge an, v. a. in lockeren anmoorigen Böden. Erd-löcher gräbt sie hingegen nur selten.

WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

Abbildung 1: Die Erdmaus ist die forstlich bedeutsamste Art aus der Gruppe der Kurzschwanzmäuse.

Abbildung 2: Grastunnel sind ein sicheres Erkennungsmerkmal für das Vorhandensein von Erdmäusen.

Foto: biopix.dk

Foto: C. Triebenbacher

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

Bekämpfung

Mäuse sind eine wichtige Nahrungsgrundlage vieler Beutegrei-fer. Daher sollten die Grundsätze des integrierten Pflanzen-schutzes besonders beachtet werden. Zuerst sind immer allealternativen Schutzmaßnahmen in Betracht zu ziehen, bevorchemische Mittel eingesetzt werden. Die waldbaulichen Maß-nahmen, die eine Vergrasung vermeiden, können einer Mas-senvermehrung der Kurzschwanzmäuse vorbeugen. Auch dierichtige Baumartenwahl bei der Aufforstung kann von vorn-herein größere Schäden verhindern.

Eine gezielte Abwehr von Mäuseschäden ist vor allem dortnotwendig, wo die Investitionen in stabile, laubholzreiche,ökologisch wertvolle Mischwälder gesichert werden müssen.Mäuse werden insbesondere auf stark gefährdeten, vergrastenLaubholz- und Mischkulturen bekämpft, um Totalausfällebzw. eine schleichende Entmischung hin zu Nadelwald zu verhindern.

Gefährdungseinschätzung – Teil des integriertenPflanzenschutzes

Um unnötigen Einsatz chemischer Mittel zu vermeiden,schreibt der Gesetzgeber vor einer möglichen Bekämpfung ei-ne Gefährdungseinschätzung vor. Prognosen dienen als Ent-scheidungshilfe bei der Frage, ob eine Bekämpfung wirklichnotwendig ist. Deuten keine klaren Hinweise wie z. B. frischeNageschäden oder flüchtende Mäuse beim Betreten der Flä-che auf eine erhöhte Mäusepopulation hin, ist es notwendig,geeignete Prognoseverfahren einzusetzen.

Die Prognose mit Hilfe von Schlagfallen soll möglichstkurzfristig vor dem wahrscheinlichen Bekämpfungsterminstattfinden, also erst ab Oktober (bis Dezember), da die Mäu-sedichte nicht selten im Spätherbst oder Winter aus natürli-chen Gründen innerhalb von ein bis zwei Wochen zusammen-brechen kann. Ab einer Belegung von zehn Prozent derausgebrachten Fallen – abzüglich leer gefressener und nichtzugeschlagener sowie zugeschlagener Fallen ohne Fang bzw.mit Langschwanz- und Spitzmäusen belegten Fallen – wirdmit erheblichen Schäden gerechnet. Bereits im September2007 vorgezogene Prognosen in Niederbayern, Mittel- und Unterfranken ergaben ein Belegungsprozent von 15–50.

Schäden an Forstpflanzen

Schäden verursachen die Erdmäuse durch das Benagen vonRinde und Splint junger Laubbäume. Die Fraßspuren sind v. a. am Stammfuß zu beobachten, bei hoher Schneelage fin-den sich aber auch Schäden bis zum Gipfel.

Erdmäuse ringeln gewöhnlich den ganzen Stamm. Dasführt in der Regel zum Absterben der geringelten Bäumchen(Abbildung 3). Die Stämmchen können auch bis 2 cm ober-halb des Bodens am Wurzelhals abnagt sein. Das Nagen ver-letzt den Splint meist tief.

Unterscheidung der Nageschäden

Eine Unterscheidung zwischen den Nagebildern von Erdmaus,Rötelmaus und Feldmaus (Zahnbreiten, Splintbeteiligung) istoft sehr schwierig, da sich diese in vielerlei Hinsicht ähneln.Eine deutlichere Unterscheidung lässt sich jedoch einerseitsnach dem jeweiligen Lebensraum vornehmen, beispielsweise • Feld-/Waldgrenze, • helle, vergraste Kulturflächen, • stark mit Brombeeren oder Himbeeren bewachsene Flächen

bzw. Erstaufforstungen. Andererseits spielt auch die »Lage« der Schäden eine Rolle beider Unterscheidung. Sind die Bäumchen ober- oder unter-irdisch benagt bzw. befinden sich die Nagespuren v. a. amStammfuß oder in den Ästen und Zweigen?

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Abbildung 3: Von der Erdmaus geringeltes Eschenbäumchen; einen solchen Schaden kann die Pflanze nicht mehr ausheilen.

Foto: C. Triebenbacher

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

Anwenderschutz

Nur geeignete Personen mit Sachkundenachweis dürfen diezugelassenen Rodentizide ausbringen. Dabei sind immer Gum-mihandschuhe zu tragen. Diese schützen vor den in den Mit-teln enthaltenen Wirkstoffen und reduzieren die Gefahr einerKrankheitsübertragung von den Mäusen auf den Menschen,wie z. B. Leptospirose, Tularämie und Hanta-Viren. 2007 nah-men Infektionen mit Hanta-Viren v. a. in Bayern ebenso wienach dem Jahr 2004 stark zu. Diese werden meist über Staub-aufwirbelungen von Mäusekot und -urin übertragen. Deshalbsollte beim Reinigen von Jagd- und Diensthütten sowie beimUmgang mit Köderstationen oder Mäusefallen unbedingt neben den Handschuhen auch Mundschutz und Schutzbrillegetragen werden.

Mehr Informationen finden Sie unter www.lwf.bayern.de.

Cornelia Triebenbacher ist Mitarbeiterin im Sachgebiet »Waldschutz«der Bayerischen Landesanstalt für Wald und [email protected]

Bei Rodentiziden auf den »richtigen« Zeitpunkt achten

Da bei der Bekämpfung der Erd- und Rötelmaus nur eine Be-handlung im Jahr zugelassen ist, ist der richtige Zeitpunkt be-sonders wichtig. In »Normaljahren« ist es sinnvoll, erst nachdem Abwelken der Vegetation nach den ersten scharfen Nacht-frösten im November mit der Bekämpfung zu beginnen. Dennnur bei Nahrungsmangel nehmen die Mäuse die Köder in aus-reichendem Maße an.

Stellt man jedoch aufgrund einer Massenvermehrung wie2007 bereits vor dem November frische Nageschäden fest, soll-te nach Abwägung der tatsächlichen Gefahr bereits vorher miteiner Bekämpfung begonnen werden. Dabei ist zu beachten,dass Rodentizide mit Chlorphacinon nur im Herbst bzw. Win-ter angewendet werden dürfen. Zinkphosphidhaltige Roden-tizide dürfen in verdeckter Weise bei Bedarf, bei Streuen zwi-schen den Kulturpflanzen nur von November bis Januarausgebracht werden.

Ausbringung der Rodentizide

Nach der Ausbringung in Köderstationen ist eine sofortigeWirkung der Präparate nur zu erwarten, wenn die Stationenbereits in den Sommermonaten ausgebracht wurden. Die Mäu-se haben sich dann schon an die Köderstationen gewöhnt undnehmen die dort ausgelegten Köder sofort an. Bei neu ausge-brachten Köderstationen kann dagegen eine Befallsreduktionerst nach zwei bis drei Wochen eintreten. Neu zuwanderndeMäuse werden meist sofort abgefangen, wenn Grastunnel di-rekt zu den Stationen führen. Die Köder sind besser vor Wit-terungseinflüssen geschützt und der Mittelaufwand verringertsich um ca. 10 %. Die Köderannahme wird zunächst in ein-bis zweiwöchigen, später monatlichen Abständen kontrolliert,fehlende Köder werden nachgelegt. Anschließend sollte we-gen der auftretenden Köderscheu ein Chlorphacinonköderausgelegt werden.

Hinweise zur »breitwürfigen« Ausbringung

Ist eine sofortige Reduktion der Mäusepopulation notwendigund sind keine Köderstationen vorhanden, gibt es bei Arrex E,Ratron Giftlinsen und Etisso Mäuse-frei Power-Sticks die Mög-lichkeit der »breitwürfigen« Ausbringung. Diese ist aber nurvon November bis Januar zulässig. Dabei ist sicherzustellen,dass die Köder auf den Boden in den Lauf- und Fraßbereichder Mäuse gelangen und nicht oben im Gras hängen bleiben.Diese Art der Ausbringung darf nicht auf vegetationsfreienFlächen angewendet werden.

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Höchste Kiefer Bayerns

Die »Spitzen-Kiefer« Bayerns steht im Hauptsmoorwald bei Bam-berg. Sie ist 43,5 Meter hoch, 64 cm dick, ca.180 Jahre alt, hat eine Holzmasse von ca. 6m³ und steht im Staatswald des Forst-betriebs Forchheim der Bayerischen Staatsforsten.

Die Waldkiefer wurde vom »Kuratorium Baum des Jahres«zum Jahresbaum 2007 ausgerufen. Deshalb wollten die Schutz-gemeinschaft Deutscher Wald, München (SDW) und die Bayeri-sche Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Freising (LWF)durch diesen Wettbewerb die möglichen Leistungen dieser wich-tigen und schönen Baumart in Bayern noch bekannter machen. Das Ergebnis ist nach Auswertung von 13 Meldungen sowie derDaten der Bundeswaldinventur von großen Kiefern aus ganzBayern bei der Jahresversammlung der SDW durch dessen Vor-sitzenden Eugen Frhr. von Redwitz am 9. November 2007 inMünchen bekannt gegeben worden. Erstaunlich war allerdings,dass in einigen Landesteilen ähnlich hohe Kiefern stehen und einige auch die Grenze von 40 Metern überschreiten, so in den Bereichen Hersbruck, Weiden, Allersberg und Fürstenfeldbruck.

Bei der Überreichung der Urkunde durch MdL Heinrich Rud-rof an den Leiter des Forstbetriebes Forchheim, Herrn Keilholz, wurde dieser Baum »Kunigundenkiefer« benannt, da er in der Nähe der Kunigundenruh steht.

red

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Kinder philosophieren im WaldEine neue Zutat im Kochtopf der Waldpädagogik

Günter Dobler

Die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft betreut den Forstlichen Versuchsgarten Grafrath und nutzt diesenseit über zwei Jahren verstärkt auch für die forstliche Bildungsarbeit. Dabei setzt sie auf Zusammenarbeit mit anderen Organi-sationen. Diese Umstände erlauben es, neue pädagogische Konzepte auszuprobieren, die das klassische Waldpädagogikange-bot um Komponenten im Sinne einer Bildung für nachhaltige Entwicklung ergänzen können. »Kinder philosophieren« ist solchein Konzept. Seine Stärken liegen in der Förderung der Kommunikationsfähigkeit und des selbständigen Nachdenkens über Wer-te, Einstellungen und Lebensstile.

Der Adlerhorst, ein behagliches Nest für kleine Philosophen

An ruhigen Plätzen, etwas abseits der Wege, bauten die Kin-der zunächst einen Adlerhorst, der dann als Philosophierplatzdiente. Nach einer Vorstellungsrunde legten die Kinder selbstdie Gesprächsregeln fest. Bei der Themenstellung »Was istwertvoll?« unternahmen die Kinder zunächst eine angeleite-te Fantasiereise, in der sie versuchten, sich in das Dasein ei-nes Baumes einzufühlen. Danach schwärmten die Kinder er-neut aus, um Naturobjekte zu suchen, die ihnen besonderswertvoll erschienen, um sie dann im Adlerhorst den anderenvorzustellen. Im Anschluss entwickelte sich eine Diskussion,warum etwas wertvoll sein könnte. In der »Sinn und Sinne«-Variante schlossen die Kinder die Augen und erhielten vonder Leiterin verschiedene Naturobjekte in die Hände gelegt,die sie mit ihren Sinnen erforschten. Danach wurden die Ob-jekte mehrmals reihum weiter gegeben, um an einem weiterenGegenstand Erfahrungen zu machen. Über Fragen gab die Lei-terin Impulse zur intensiveren Wahrnehmung. Nach einemAustausch über die dabei gemachten Erfahrungen entwickel-te sich ein Gespräch, das bald grundsätzlichere Fragestellun-gen berührte. Am Ende der Veranstaltung durften die Kinderzur Erinnerung ihre gefundenen »Schätze« bzw. besonderen»Wahrnehmungsobjekte« in einem Säckchen mit nach Hausenehmen.

Der Wald gibt zu denken

Der Bau eines »Adlerhorstes« zum Einstieg hat sich bewährt.Die Kinder müssen zusammenarbeiten und lernen sich ken-nen. Am Ende stehen das positive Erlebnis eines gemeinsamenWerkes und ein geschützter Raum für das Philosophieren.

Wenn Kinder philosophieren, ist es wichtig, konkrete Ele-mente einzubinden, da rein abstraktes Denken noch schwerfällt. Was sonst üblicherweise z. B. über das Malen von Bil-dern oder Erzählen von Geschichten erreicht wird, wurde hierüber die Naturobjekte geleistet.

Im Rahmen der Woche des Waldes 2007 entstand eine Koope-ration mit der »Akademie Kinder philosophieren« in Freising(www.kinder-philosophieren.de). In jeweils ca. zweistündigenVeranstaltungen wurde Waldpädagogik mit »Kinder philoso-phieren« kombiniert. An einem Sonntagnachmittag konnteninteressierte Kinder zwischen acht und zwölf Jahren entwe-der bei Aktivitäten zum Thema »Sinn und Sinne« oder »Wasist wertvoll?« mitmachen. Sieben bzw. acht Kinder fanden sichfür die beiden Themenstellungen. Die Gruppen waren also re-lativ klein, die Kinder aber unterschiedlichen Alters. Am Tagdanach waren 22 Vorschulkinder des Grafrather Waldorf-Kindergartens zu Gast. Sie philosophierten gemeinsam zumThema »Sinn und Sinne«. Die Veranstaltung konnte dadurch zusätzlich an einer recht jungen und großen, aber altershomo-genen Gruppe getestet werden. Die Waldpädagogik-Aktivitä-ten (Adlerhorstbau, Mitgebsel) leitete das Forstpersonal an,die philosophische Gesprächsrunde das Personal der Akade-mie. Bei allen Aktivitäten wurden die Gespräche mit einemDiktiergerät aufgezeichnet.

WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

Abbildung 1: Kleine Philosophen auf der Suche nach »wertvollen Naturobjekten«

Foto: H. Dreher

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»Kinder philosophieren« lässt sich auch auf andere Weise mitWaldpädagogik verbinden. Im Rahmen einer Waldführungkönnten spontan grundlegende Fragen auftauchen, die danngemeinsam erörtert werden. Wichtig ist, solch eine günstigeGelegenheit zu erkennen und zu nutzen. Ansatzpunkt könn-te auch ein dargestelltes Dilemma sein, für das eine Lösunggefunden werden muss, z. B.: Soll hier ein Abenteuerspielplatzentstehen oder soll der Wald mit seinen Tieren stehen bleiben?

Als Fazit lässt sich festhalten, dass es in den Veranstaltun-gen gelang, positive Naturerfahrung mit dem Nachdenkenüber grundlegende Fragestellungen und Zusammenhänge zukombinieren und damit die Stärken von Waldpädagogik und»Kinder philosophieren« zu verbinden. Mit »Kinder philoso-phieren« erhält der Waldpädagoge ein Instrument, mit dem erKompetenzen gezielt fördern kann, die eine Bildung für nach-haltige Entwicklung fordert, aber in üblichen Waldführungenbisher oft noch zu kurz kommen.

Literatur

Dobler, G. 2007: Sophies Wald oder: Selber denken macht schlau! Kinderphilosophie kann Waldpädagogik ergänzen. LWF aktuell Nr. 56, S. 50–52

LWF aktuell Nr. 54/2006 zum Schwerpunkt »Waldpädagogik«

Günter Dobler ist Mitarbeiter im Sachgebiet »Wissenstransfer undWaldpädagogik« und an der Bayerischen Landesanstalt für Waldund Forstwirtschaft für den Bereich Waldpädagogik [email protected]

Die Kinder kommen nicht nur beim Nestbau mit Naturmate-rialien in Berührung, sondern diese liefern auch den »Aufhän-ger« für die anschließende Gesprächsrunde, entweder als Sin-nesobjekt oder als gefundener Schatz. Die Fantasiereise zumBaum-Erleben, die Interpretation von Naturobjekten als Schät-ze und die Waldumgebung beeinflussen das philosophischeGespräch stark, da entsprechende Assoziationen geweckt wer-den und die Kinder vor allem Beispiele aus der Natur heran-ziehen.

Das Selberdenken fördern

Das Gespräch wird von der Leiterin unterstützt, keinesfallsdominiert. Wichtigstes Ziel ist es, die Kinder zum selbständi-gen Denken anzuregen. Das bedeutet auch, dass die Leiterinkeine Bewertung hinsichtlich falsch oder richtig vornimmt.Sie unterstützt, indem sie nachfragt, zusammenfasst, Ansich-ten gegenüberstellt, den Gesprächsfaden wieder aufnimmtoder auf Widersprüche hinweist. Die Kinder merken sehr bald,dass ihre Ansichten ernst genommen werden und sind kon-zentriert bei der Sache, auch die sehr lästigen Mücken konn-ten sie nicht wirklich ablenken.

Kleine und altershomogene Gruppen sind günstiger, umalle Kinder am Gespräch beteiligen zu können. Sind die Kin-der unterschiedlichen Alters, besteht die Gefahr, dass die äl-teren den Gesprächsverlauf dominieren. Bei den Vorschulkin-dern gelang es aufgrund der Gruppengröße leider nicht, alle22 Kinder in die Diskussion einzubinden.

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

Abbildung 2: Der Wald bietet vielfältige Möglichkeiten und Gelegenheiten, Sinneserfahrungen auszutauschen.

Foto: H. Dreher

Karl Gayer zum 100. Todestag

Wie kaum ein anderer bayeri-scher Forstmann bewegte dervor 100 Jahren verstorbeneKarl Gayer die forstlichen Gemüter. Karl Gayer war der erste Waldbauprofessor ander StaatswissenschaftlichenFakultät der Universität Mün-chen. Er gab der noch jungenWaldbauwissenschaft ent-scheidende Impulse. Mit sei-nen Werken »Der gemischteWald, seine Begründung und

Pflege insbesondere durch Horst- und Gruppenwirtschaft« sowie »Über den Femelschlag und seine Ausgestaltung in Bay-ern« legte Gayer den Grundstein für die waldbauliche Entwick-lung in Bayern.

Der Bericht LWF Wissen Nr. 58 fasst die Tagung anlässlichseines 100. Todestages zusammen und würdigt mit den Beiträ-gen der Festredner den großen bayerischen Waldbauer.

red

Berichte der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft

Wissen

Der gemischte Wald –fit für die Zukunft!Zum 100. Todestag von Karl Gayer

58

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

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Wald vor Wild: Wir müssen umdenken und handeln!Fürst zu Castell-Castell sorgt sich um den Wald

Albrecht Fürst zu Castell-Castell

Am 13. Juli 2007 wandte sich der Fürst zu Castell-Castell in einem Artikel an die Leser der Kitzinger Zeitung. Darin appelliert eran die Jägerschaft, sich intensiv mit der Problematik Schalenwildverbiss und Waldumbau auseinander zu setzen. Er selbst alsWaldbesitzer hat die »stürmischen Zeiten«, die aufgrund des Klimawandels für Wald und Forstwirtschaft heraufziehen, erkanntund setzt seine ganze Kraft in einen konsequenten Umbau seiner Waldflächen. Sein Ziel, die Fichte durch standortsgerechteLaubbaumarten zu ersetzen, ist nur über das Bekenntnis »Wald vor Wild« zu erreichen. Die Bayerische Landesanstalt für Waldund Forstwirtschaft freut sich, dass sich Fürst zu Castell-Castell auch in LWF aktuell nochmals in ähnlicher Weise an eine breiteund sich für den Wald verantwortlich fühlende Leserschaft wendet.

Standorten eine echte Katastrophe. Dann kommt die Überle-gung: Was ist zu tun? Unsere Forstleute überzeugten mich,dass eine radikale Umstellung unserer Waldbewirtschaftungnotwendig ist. Es ist keine Zeit zu verlieren, wir müssen han-deln.

Wald vor Wild – daran führt kein Weg vorbei

Nun kommen wir zu einem wichtigen Punkt. Alle Baumarten,die ich als ursprüngliche Steigerwaldarten aufgezählt habe,sind Lieblingsspeise für unsere Rehe. Der sicherste Schutz ge-gen den Rehverbiss ist der Zaun. Es hat aber keinen Sinn, sehrgroße Flächen als Ganzes einzuzäunen, weil es nicht möglichist, Zäune auf Dauer so dicht zu halten, dass kein Reh hinein-kommt.

Hier kommt nun die Aufgabe für die Jagd. Wir können unseinen hohen Rehwildbestand nicht mehr leisten und müssenihn deswegen reduzieren. Das ermöglicht nur eine intensiveBejagung. Im Casteller Wald machten wir gute Erfahrungen.Nach der Verringerung der Rehwilddichte samen sich bereitsüberall deutlich mehr Laubbäume an. In den Herbstwochenlas ich dann aufmerksam die vielfach in den Zeitungen er-schienenen Berichte über die Jagdversammlungen. Und ichwunderte mich, dass es immer noch so viele Stimmen unterden Jägern gibt, die zeigen, dass sie den Ernst der Lage nochnicht erkannt haben.

Ich weiß, dass es schon immer Gegensätze und Meinungs-verschiedenheiten zwischen Jägern und Forstleuten gab. DerJäger - meist der Jagdpächter - hat den Wunsch, möglichst vie-le Tiere in seinem Jagdrevier zu sehen. Denn Jagd und Jagder-lebnis bestehen ja nicht nur aus dem Abschuss, sondern auchaus der Beobachtung und dem Naturerleben. Wenn wir heu-te in manchen Gegenden kaum noch Rehe sehen, dann liegtdas nicht allein am intensiven Abschuss, sondern auch an derUnruhe in unseren Wäldern, die Wanderer, Radfahrer und Pil-zesammler verursachen.Fürstlich Castell’sche Forstabteilung

Noch vor kurzem glaubte ich, dass im Casteller Wald aufgrundunserer langjährigen konsequenten naturgemäßen Bewirt-schaftung keine Kahlflächen mehr entstehen werden. Nun istes ganz anders gekommen. Was ist geschehen?

Stürme, die sich mehrfach auch bei uns zu Orkanen ent-wickeln, richteten große Schäden an. Vor allem die Fichte hieltnicht Stand. Viele umgeworfene, geknickte und abgebrocheneBäume mussten aufgearbeitet werden. Äste, Wipfel und na-türlich auch noch stehende Bäume, deren Wurzeln aber geris-sen sind, waren und sind ein willkommenes Fressen für denBorkenkäfer.

Die Fichtenborkenkäfer vermehrten sich millionenfach. In-zwischen sind es so viele, dass sich in unseren Steigerwaldre-vieren das Waldbild völlig gewandelt hat. Große Kahlflächensind entstanden, auf denen kein Baum mehr steht. In vielenBeständen sind auch junge Bäume, die noch kein verwertba-res Holz bringen, abgestorben oder zeigen Dürreschäden.

Der Klimawandel ist Realität und fordert den Waldumbau

Wir beschäftigten uns intensiv mit Klimabeobachtungen undwissenschaftlichen Erkenntnissen über die zu erwartende Kli-maveränderung. Die Aussagen sind eindeutig und überein-stimmend: Wir werden eine zwar langsam aber stetig fort-schreitende Erwärmung erleben. Ich nehme diese Aussagender Fachleute ernst. Eine Erkenntnis teilen alle Fachleute: DieFichte wird auf den trockenen Steigerwaldböden in Zukunftkeine Lebenschance mehr haben. Wer das erkennt, wird in Zu-kunft keine Fichten mehr pflanzen.

Wir müssen uns wieder auf die seit Jahrtausenden im Stei-gerwald beheimateten Baumarten besinnen. Diese Arten sindvielfach stark zurückgedrängt. Eiche, Esche, Linde, Kirsche,Hainbuche und auch Elsbeere, Ahorn und Speierling müssenwieder in unseren Wald eingebracht und heimisch werden.

Riesige Aufgaben warten also auf uns. Am Anfang stehtdas Erkennen der Situation. Sie ist ernst, sie ist an einzelnen

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

Der Wald: Das Herz des Steigerwaldes

Bei der Abwägung der unterschiedlichen Interessen muss derWaldbesitzer den Erhalt seines Besitzes als oberste Prämissebeachten. Hier spreche ich besonders unsere Bürgermeisteran. Der Wald ist ein kostbares Vermögen unserer Gemeindenund findet im Bewusstsein der Verantwortlichen noch zu we-nig Beachtung.

Meine Familie lebt seit Jahrhunderten mit dem Wald.Durch Generationen hindurch bis heute war der Wald unse-re wirtschaftliche Grundlage und wird sie auch weiterhin blei-ben. Viele Männer und Frauen fanden in unserem Wald Ar-beit und Beschäftigung. Unzählige Häuser, Scheunen undStälle wurden mit Holz aus dem Casteller Wald gebaut. Wirfreuen uns, dass auch das Brennholz wieder Wert und Bedeu-tung gewinnt. Holz ist ein hohes Wirtschaftsgut.

Aber noch etwas ist von großer Bedeutung: Unsere Land-schaft, der Erholungswert, die Freude am Wald und auch ameinzelnen Baum müssen erhalten bleiben. Es ist vielen Men-schen nicht klar, dass auch der Privatwald kostenlos für dasBetreten der Allgemeinheit zur Verfügung steht. Das gibt essonst in keiner anderen Art des öffentlichen und privaten Be-sitzes.

Weil die Zukunft unseres Waldes allgemeines Interesse ver-dient, lud ich die Bürgerinnen und Bürger im Herbst 2007 inunseren Wald ein und informierte über unsere Waldbewirt-schaftung, die anstehenden Aufgaben und Maßnahmen derWalderhaltung.

Der Wald prägt meine Heimatliebe und mein wirtschaftli-ches Denken. Deshalb ist die Erhaltung einer geordneten, zu-kunftssichernden Forstwirtschaft oberstes Ziel unserer Unter-nehmensführung. Um dieses Ziel zu erreichen, musste ichlanggewöhnte und liebgewordene Einstellungen und Maßnah-men verändern. Das fiel mir nicht leicht, weil auch ich gerneauf die Jagd gehe und unser heimisches Wild beobachte.

Jäger, Ökologen und Naturschützer sprechen oft von »un-serem Wald«, auch wenn er ihnen gar nicht gehört. Ich bittealle, die den Wald als einen wichtigen Teil unserer Heimatempfinden und lieben, sich mit unserem Thema der Waldver-änderung zu beschäftigen. Jeder von uns kann mithelfen, mitdem kostbaren Erbe der Väter verantwortungsvoll umzugehenund vielleicht mit einer erneuerten Einstellung zur forstlichenWirtschaftskraft und Schönheit. Wald ist ein kostbarer Be-standteil von Gottes Schöpfung, die uns zum Nutzen und Be-wahren anvertraut ist.

Albrecht Fürst zu Castell-Castell war bis 1996 verantwortlich für den Unternehmenszweig Fürstlich Castell’sche Forst- und Landwirtschaft. [email protected]

Fürstlich Castell’sche ForstabteilungGesamtfläche: 4.478 haForstreviere: 8Lage: zerstreut in Unter-, Mittel- und Oberfranken sowie in ThüringenKlima der fränkischen Reviere: Niederschlag 600-650 mmDurchschnittstemperatur: 8,0 °CBaumarten in %: NH: 28 Fi/Ta, 21 Kie, 4 Dgl, 4 Lä;LH: 28 Bu, 9 Ei, 3 Elbh, 4 sLbhHiebsatz: 31.500 fmErschließung: 45 lfm Lkw-fähiger Wege pro Hektar (der fränkischen Reviere)

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Abbildung 1: Noch mehr als bisher wird im Casteller Wald beimWaldumbau auf die Verjüngung der heimischen Baumarten geachtet. Das Ziel »Waldumbau« ist nur mit einer angepassten Rehwilddichte zu erreichen.

Foto: Fürstlich Castell’sche Forstverwaltung

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/200850

Verbissgutachten zeichnen realistisches BildGutachten zur Situation der Waldverjüngung sind objektiv und zuverlässig

Thomas Knoke, Torsten Hothorn, Reinhard Mosandl und Eckhard Kennel

Die Forstbehörden äußern sich alle drei Jahre im Rahmen Forstlicher Gutachten zur Situation der Waldverjüngung. Dies geschiehtfür jede Hegegemeinschaft in Bayern gesondert. Im Zusammenhang mit den Ergebnissen der Erhebung im Jahre 2006 entstandeine lebhafte Diskussion zur Aussagekraft der Gutachten. Aus diesem Anlass wurde das 1984 entwickelte Verfahren zur Beur-teilung der Situation der Waldverjüngung einer wissenschaftlichen Überprüfung unterzogen.

Objektivität und Aussagekraft des Verfahrens

Zur Beurteilung der statistischen Objektivität und Aussage-kraft des Inventurverfahrens geht die Expertise zunächst aufdie Auswahl der Verjüngungsflächen ein. Hier wurden keinesubjektiven Elemente gefunden. Im Rahmen des Auswahlver-fahrens werden mittels einer Mischung aus systematischenund zufälligen Auswahlelementen in effizienter Weise Verjün-gungsflächen aufgefunden, die repräsentativ für die Verjün-gungsflächen einer Hegegemeinschaft sind. Probleme könnenallerdings entstehen, wenn man anhand der auf den ausge-wählten Verjüngungsflächen erhobenen Daten Aussagen überdie Gesamtzahl vorhandener Verjüngungspflanzen bzw. überdie gesamte Anzahl verbissener oder unverbissener Pflanzentreffen möchte. Es zeigte sich jedoch, dass die absolute Anzahlvorhandener Pflanzen gegenüber dem Verbissprozent nur wenig zusätzliche Informationen enthält.

Vor dem Hintergrund einer nachhaltigen Waldbewirtschaf-tung ist es von entscheidender Bedeutung, dass den Waldbe-sitzern die Möglichkeit erhalten bleibt oder geschaffen wird,im Rahmen der Waldverjüngung vielfältige, nach Baumartenund Baumdimensionen differenziert aufgebaute Wälder zuetablieren oder zu erhalten. Dies lässt sich nur bei einer ver-tretbaren Verbissintensität erreichen. Deshalb hat der Gesetz-geber im Wald- und auch im Jagdgesetz geregelt, dass der Zu-stand der Waldverjüngung zu erfassen und zu beurteilen ist.Diesen gesetzlichen Auftrag erfüllt in Bayern eine quantitati-ve Erhebung des Zustandes der Verjüngung mit Hilfe einesStichprobenverfahrens, die alle drei Jahre wiederholt wird. DieErgebnisse der Verbissaufnahmen fließen in Forstliche Gut-achten mit Empfehlungen zum Abschuss in den einzelnen He-gegemeinschaften ein.

Aussagekraft des Forstlichen Gutachtens in Frage gestellt

Die Ergebnisse der Erhebung im Jahre 2006 entfachten einelebhafte Diskussion zur Aussagekraft der Forstlichen Gutach-ten. Insbesondere die Eignung des Verbissprozentes für die Be-urteilung des Zustandes der Waldverjüngung wurde bezwei-felt. Die Kritiker forderten, anstelle des Verbissprozentes dieabsolute Anzahl unverbissener Pflanzen auszuwerten. Weite-re Vorschläge hoben auf die Berücksichtigung von Sollstamm-zahlen als Beurteilungsreferenz sowie auf die differenzierteBetrachtung von Teilpopulationen innerhalb der Waldverjün-gung ab. Auf diese Weise soll der Schadensfähigkeit der ver-bissenen Bäumchen Rechnung getragen werden. Aufgrunddieser Diskussion wurde das 1984 entwickelte Verfahren zurBeurteilung der Waldverjüngung im Auftrag des BayerischenStaatsministeriums für Landwirtschaft und Forsten nochmalswissenschaftlich überprüft, unter anderem zu folgenden dreiPunkten:• Statistische Objektivität und Aussagekraft des bisherigen

Inventurverfahrens• Eignung des Verbissprozentes als Indikator zur Quantifi-

zierung der Verbisswirkungen• Vorschläge zur Weiterentwicklung des Verfahrens

Abbildung 1: Bei der Verbissaufnahme 2006 erhoben die Mitarbeiter der Forstverwaltung an 22.000 Inventurpunkten den Zustand von Trieben und Knospen.

Foto: R. Günter

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

LWF aktuell 62/2008

zent besonders gut ab. Deshalb kann an der hohen Eignunggerade des Verbissprozentes zur Beurteilung des Zustandesder Waldverjüngung kein ernsthafter Zweifel bestehen.

Dagegen erweist sich der Indikator »Anzahl unverbissenerPflanzen« als deutlich weniger geeignet. Es handelt sich hier,anders als beim Verbissprozent, um eine reine Zustandsgrö-ße. Während das Verbissprozent die Wahrscheinlichkeit quan-tifiziert, mit der ein Bäumchen verbissen wird und sich damitfür Prognosen bzw. zur Unterstützung von Entscheidungeneignet, sagt die aktuelle Anzahl unverbissener Pflanzen nichtsüber die zukünftige Entwicklung der Verjüngungsflächen aus.Die Anzahl unverbissener Pflanzen hat damit keinen Progno-sewert.

Ähnlich kritisch muss in diesem Zusammenhang die Ver-wendung von Sollstammzahlen als Referenz zur Beurteilungdes Zustandes der Waldverjüngung gesehen werden. Von denschon vor längerer Zeit in Österreich eingeführten Sollstamm-zahlen ist man andernorts bereits wieder abgekommen. Zu-nächst bereitet eine generelle Festlegung von Sollstamm-zahlen Probleme, weil jeder einzelne Waldbesitzer ganz unter-schiedliche Ziele verfolgt, die mit unterschiedlichen Pflanzen-dichten zu erreichen sind. Mindestens notwendige Pflanzen-

Die räumliche Einheit, für die die Forstlichen Gutachten Aus-sagen treffen, ist die Hegegemeinschaft. Wahrscheinlich be-einträchtigt der bisherige Zuschnitt der Hegegemeinschaftendie Effizienz des Inventurverfahrens. So wäre eine möglichstgroße Homogenität innerhalb der Hegegemeinschaft wün-schenswert. Dies würde die Effizienz des Verfahrens deutlichheben. Der bisherige Zuschnitt der Hegegemeinschaften rich-tet sich jedoch nicht nach naturräumlichen Gegebenheiten.Eine gewisse Einheitlichkeit bzw. Homogenität innerhalb derHegegemeinschaften ist deshalb meist nicht gegeben. Auchsind manche Hegegemeinschaften so klein, dass eine Stichpro-benaufnahme kaum sinnvoll durchgeführt werden kann. Hiermüssen ohnehin oft alle vorhandenen Verjüngungsflächen auf-genommen werden, um die geforderte Mindestzahl an Flächenzu erreichen.

Zur Beurteilung der Verbisssituation wird das Verbisspro-zent gemessen. Auf manchen Flächen fällt jedoch die Anzahlder beigemischten Baumarten nur sehr gering aus, so dass ei-ne statistisch gesicherte Aussage schwierig ist. Sind die Misch-baumarten bereits in einem frühen Entwicklungsstadiumnach Verbiss ausgefallen, lässt sich diese Beeinträchtigung derVerjüngungsmöglichkeiten nach dem bisherigen Verfahrennicht erfassen.

Die bisher praktizierte Verknüpfung der quantitativen Er-hebungen im Rahmen der Verbissinventur mit einer gutacht-lichen Einwertung der Verbissbefunde, die vor Ort zuständi-ge, gut ausgebildete Forstleute vornehmen, hat sich bewährt.Es wird auch in Zukunft nicht möglich sein, die Verbisssitua-tion allein aufgrund der erhobenen Zahlen mit Hilfe eines ob-jektiven Rechenalgorithmus zu beurteilen. Hierzu müssten dieentscheidungsrelevanten Informationen in viel größerer Inten-sität als bisher erhoben werden. Dies lässt sich schon aus Sichtdes hierfür erforderlichen Aufwandes nicht darstellen.

Verbissprozent: Geeigneter Indikator zur Quantifizierung der Verbisswirkungen

Um die Eignung des Verbissprozentes zu beurteilen, müssendie Wirkungen des Wildverbisses analysiert werden. Aus derLiteratur geht klar hervor, dass Wildverbiss nicht nur zu er-heblichen Verlusten an Biomasse führen kann, sondern oftauch eine Homogenisierung der Waldverjüngung nach sichzieht. Wildverbiss führt zu einer Reduktion des Höhen-zuwachses. Damit geht zum einen eine erwünschte Höhen-differenzierung der Verjüngung verloren. Zum anderen setztab einem verbissbedingten Verlust an Höhenzuwachs von etwa 25 % nennenswerte Mortalität ein, insbesondere bei denmeist stärker verbissenen Mischbaumarten. Ein überhöhterWildverbiss reduziert sowohl die Höhendifferenzierung alsauch die Artendiversität erheblich. Der Verlust an Baumarten-diversität wegen hoher Verbissintensität lässt sich auch mitden Daten der Verbisserhebungen aus den Jahren 2003 und2006 belegen. Gerade diese beiden Effekte – der Verlust anHöhen- und an Baumartendiversität – bildet das Verbisspro-

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Abbildung 2: Die Weißtanne ist besonders verbissgefährdet.

Foto: M. Mößnang

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LWF aktuell 62/2008

Vorschläge zur Weiterentwicklung

In einem dritten Abschnitt führt die Expertise Alternativenauf, deren Vorteilhaftigkeit aus wissenschaftlicher Sicht ge-prüft werden sollte. Zunächst ist es lohnenswert, ein statisti-sches Verfahren (gemischtes logistisches Modell) zur Ablei-tung von Vertrauensgrenzen zu prüfen, die die möglichenStreuungen der Stichprobenergebnisse quantifizieren. Auf die-se Weise lassen sich auch denkbare Verzerrungen der mittle-ren Verbissprozente bei nur geringer Anzahl vorhandenerPflanzen vermeiden.

Weiter wäre es sinnvoll, den derzeitigen Zuschnitt der He-gegemeinschaft zu überprüfen. Eine an naturräumlichenMerkmalen orientierte Ausformung der Hegegemeinschaftenzu Einheiten mit nicht zu stark variierenden Größen würdesicher insgesamt zu präziseren Ergebnissen der Verbissinven-tur führen und eine noch treffendere Beurteilung erlauben.

Darüber hinaus sollte man ein Verfahren entwickeln, dasdie Mischbaumarten gezielter als bisher erfasst und mit derAufnahme einer ausreichenden Anzahl an Bäumchen bei-gemischter Arten einhergeht. Wünschenswert wäre es auch,Weisergrößen abzuleiten, mit denen sich anhand des Verbis-ses häufig vorkommender Baumarten auf den potenziellenVerbiss an seltenen Baumarten oder bereits tot verbissenenBaumarten schließen lässt. Hierzu würden sich eventuellWeiserzäune anbieten. Auch erscheint es lohnenswert, die Zu-sammensetzung des Altbestandes, der sich eventuell nochüber der vorhandenen Verjüngung befindet, einzubeziehen.

Die Expertise, die auch Vorschläge zur Weiterentwicklungdes Verfahrens enthält, wurde den Verbänden der Grundei-gentümer und dem Landesjagdverband Bayern zugeleitet, umgemeinsam mit diesen Verbänden über Inhalt und Ergebnis-se ausführlich zu diskutieren.

Literatur

Knoke, T.; Hothorn, T.; Mosandl, R.; Kennel, E. (2007): Wissen-schaftliche Expertise zum Forstlichen Gutachten zur Situation der Wald-verjüngung in Bayern. 32 S. (unveröffentlicht)

Prof. Dr. Thomas Knoke leitet das Fachgebiet für Waldinventur undnachhaltige Nutzung der TU München. [email protected]

Prof. Dr. Torsten Hothorn arbeitet am Institut für Statistik der Ludwig-Maximilians-Universität München.Prof. Dr. Reinhard Mosandl leitet den Lehrstuhl für Waldbau der TU München. Prof. em. Dr. Eckhard Kennel war bis 2004 Fachgebietsleiter für Waldinventur und nachhaltige Nutzung der TU München.

dichten variieren zudem mit den Standorts- und Überschir-mungsverhältnissen. Diese Faktoren jeweils zu berücksichti-gen ist aber unmöglich.

Bayerisches Verfahren objektiv und zuverlässig

Aufgrund der Analyse steht fest, dass das bayerische Verfah-ren zur Erfassung und Beurteilung des Zustandes der Wald-verjüngung repräsentative Verjüngungsflächen objektiv aus-wählt und den Verbiss dort mit Hilfe eines gut geeignetenIndikators sorgfältig misst. In Verbindung mit einer fundier-ten gutachtlichen Stellungnahme durch die vor Ort zuständi-gen Forstleute wird die Diskussion um den Zustand der Wald-verjüngung auf eine quantitative und belastbare Grundlagegestellt. Dies fehlt bisher in anderen Bundesländern. Die vor-getragenen Kritikpunkte können im Wesentlichen entkräftetwerden.

Wildverbiss hat zugenommenForstliche Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2006Die bayernweite Verbissinventur wurde 2006 zum achten Malseit 1986 durchgeführt. Forstbeamte hatten auf 21.540 Verjün-gungsflächen ca. zwei Millionen junge Bäume auf Verbissschä-den untersucht. Darauf aufbauend erstellten die Ämter fürLandwirtschaft und Forsten für jede Hegegemeinschaft einForstliches Gutachten und übermittelten diese den UnterenJagdbehörden als Grundlage für die Abschussplanung.

Der Verbiss an jungen Waldbäumen, den Rehe, Hirscheund Gämsen verursachen, hat nach dem Rückgang in den letz-ten Jahren wieder zugenommen. Bayernweit stieg der Anteilabgefressener Leittriebe bei Nadelbäumen auf 8 %, bei Laub-bäumen auf 28 %. Hinter den Durchschnittswerten verbergensich jedoch große lokale Unterschiede. Bereiche mit akzep-tablen Wildbeständen und solche mit zu starkem Verbiss lie-gen oft dicht beieinander. Insgesamt müsse in 65 % der 751

Hegegemeinschaften der Ab-schuss erhöht werden. Am ge-ringsten ist die Verbissbelas-tung weiterhin im Staatswald.Der Leittriebverbiss erreichtbei den Laubbäumen im Kom-munalwald 31 %, im Privat-wald 30 % und im Staatswald21 %. Einzelheiten zum Gut-achten finden Sie im Internetunter www.forst.bayern.de inder Rubrik »Jagd in Bayern«.

red

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WALD – WISSENSCHAFT – PRAXIS

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KURZ UND BÜNDIG

LWF aktuell 62/2008 53

NachrichtenNachrichten

Nachrichten Nachrichten

Nachrichten

Neues Walderlebniszentrum

Im Gramschatzer Wald bei Würzburg hat Forstminister JosefMiller ein neues Walderlebniszentrum (WEZ) eröffnet.

Wie in den bereits bestehenden sechs Walderlebniszentreninformiert die Forstverwaltung über das Ökosystem Wald, sei-ne nachhaltige Bewirtschaftung sowie den nachwachsendenRohstoff Holz. Hauptzielgruppe sind die dritten Grundschul-klassen. Die direkte Nachbarschaft zum bekannten Naherho-lungsziel Waldhaus Einsiedel und die Einbindung ins überre-gionale Radwegenetz steigern die Attraktivität, besonders fürden Großraum Würzburg-Schweinfurt.

Zusammen mit anderen Organisationen unterstützt dasWEZ ein Förderverein, in dem sich die umliegenden Gemein-den, Verbände, Unternehmen und Privatpersonen engagieren.Somit ist das WEZ auch ein Beispiel für eine erfolgreiche Zu-sammenarbeit öffentlicher und privater Einrichtungen. red

Klimawandel führt zu Artenverlust in Bayern

Der Klimawandel führt nach Einschätzung des bayerischenUmweltstaatssekretärs Marcel Huber zu einem Artenverlustin Bayern von bis zu 30 %. »Trockene Sommer und nassere,wärmere Winter sind für die bayerische Flora und Fauna be-deutende Stressfaktoren. Um so wichtiger ist es, über Biotop-Trittsteine und vernetzte Wanderwege stabile Populationenund damit die Artenvielfalt zu erhalten«, sagte Huber auf dem30. bayerischen Naturschutztag in Coburg. In den Schutz derArtenvielfalt im Rahmen des Naturschutzes und der Land-schaftspflege investierte Bayern im Jahr 2006 rund 32 Millio-nen Euro. Über 340 BayernNetzNatur-Projekte, 11 % Natura-2000 Gebiete und mehr als 30 % der Landesfläche alsnaturschutzrechtlich geschützte Gebiete bieten bedrohten Tieren und seltenen Pflanzen Rückzugsmöglichkeiten.

Im Rahmen der 30. Bayerischen Naturschutztage referierteLWF-Präsident Olaf Schmidt am 25. Oktober über »Klimawan-del und biotischer Waldschutz« Veränderte Klimabedingun-gen werden sich auch auf das Wechselspiel Wirt und Schader-reger auswirken. Daneben besteht die Gefahr, dass sichwärmeliebende Insekten- und Pilzarten ausbreiten könnten.

red

Europas Bergwälder nachhaltig sichern

Neun Länder mit Bergregionen unterzeichneten am 29. Okto-ber 2007 in Lindau ein Memorandum zum Schutz der euro-päischen Bergwälder und seiner vielfältigen Funktionen. ZumAbschluss des EU-Projekts »Network-Mountain-Forest« gabendie beteiligten Länder Deutschland, Österreich, die Schweiz,Slowenien, Italien, Bulgarien, Griechenland, die Slowakei undLiechtenstein darin Ziele zur Zusammenarbeit und zur Wei-terentwicklung der europäischen Bergwaldpolitik vor. Unteranderem fordern die Unterzeichner die Schaffung eines EU-Programms »Bergwald«. Der Erhalt des Bergwaldes als natur-naher Lebensraum und die Verbesserung seiner Stabilität müs-se höchste Priorität haben. »Wir stehen alle vor ähnlichenHerausforderungen und sitzen daher im gleichen Boot«, sagte Bayerns Forstminister Josef Miller, der zusammen mitÖsterreich die europäische Tagung ausrichtete. Gemeinsamkönne man Synergien nutzen und voneinander lernen.

Etwa 20 % der Bevölkerung der Europäischen Union leben in Berggebieten, ein weiteres Drittel in angrenzendenRegionen. Bergwälder sind zentrale Elemente des ländlichenRaumes in Europa. red

Mehr Informationen unter: www.network-mountain-forest.org

NachrichtenNachrichten

Foto: ALF Würzburg

Foto: LWF-Archiv

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BaySF blasen zur Jagd auf Schwarzkittel

Das Unternehmen Bayerische Staatsforsten (BaySF) gibt nachAbschluss der Feldernte den Startschuss zu einer Bejagungs-offensive des Schwarzwildes in den Staatswäldern. Die BaySF setzen dabei auf großräumige Bewegungsjagden zusam-men mit den Reviernachbarn sowie die gezielte Einzeljagdvom Hochsitz aus. Grund sind die stark angestiegenen Schä-den in der Landwirtschaft. Dies ist vor allem auf den Anstiegder Schwarzwildpopulation wegen des Überangebots an Ei-cheln und Bucheckern, dem letzten milden Winter und demtrockenen Frühjahr zurückzuführen.

Im Januar und Februar können Jagdscheininhaber kosten-lose Jagdmöglichkeiten auf Schwarzwild bei den BayerischenStaatsforsten wahrnehmen. Von der offensiven Bejagungsstra-tegie erwartet sich das Unternehmen eine deutliche Steigerungder Schwarzwildstrecke. BaySF

www.luchserleben.de

Der Nationalpark Bayerischer Wald überarbeitet seine erfolg-reiche Internetseite zum Luchs-Forschungsprojekt.

Mit aktuellen Videos und einer ganz neu gestalteten »Spu-rensuche» sollen sich ab sofort noch mehr Nutzer für die pro-jektbegleitende Seite www.luchserleben.de begeistern. In denersten zwölf Monaten hatten über 55.000 Gäste die Internet-

KURZ UND BÜNDIG

LWF aktuell 62/2008

seite besucht. Für das Jahr 2008 Jahr ist deshalb bereits einemehrsprachige Version geplant. www.luchserleben.de infor-miert über das Forschungsprojekt »Räuber-Beute-Beziehungzwischen Luchs, Reh und Rothirsch».

Das Projekt, an dem die Nationalparke Bayerischer Waldund Šumava (Tschechische Republik) gemeinsam arbeiten, ge-währt Forschern neue Einblicke in das Zusammenleben derTiere. Das Bayerische Umweltministerium, das BayerischeLandwirtschaftsministerium, die EU und der Mobilfunknetz-betreiber T-Mobile fördern die Forschungsarbeit. red

Wie ein Adler über dem Watzmann kreisen

Der Nationalpark aus der VogelperspektiveEinmal wie die Steinadler über dem Watzmann kreisen oderim Tiefflug über den Königssee gleiten – ab sofort sind im Na-tionalparkhaus in Berchtesgaden virtuelle Flüge über den Na-tionalpark möglich. Mit dem Joystick werden Richtung, Höheund Fluggeschwindigkeit bestimmt. Virtuelle 3D-Flüge überden Nationalpark stellen im Nationalpark-Haus die neue At-traktion dar. Auf einer 16:9-Leinwand perfektionieren hoch-auflösende Luft- und Satellitenbilder die Illusion. Damit derBildungseffekt nicht zu kurz kommt, vermitteln Infoboxenwährend des »Fluges« interessante Neuigkeiten über den Na-tionalpark.

Entstanden ist der virtuelle Flug über die Alpen und denNationalpark Berchtesgaden im Rahmen des Gesamtprojek-tes »Alpencom«. Finanziert wurde »Alpencom« über ein Inter-reg-Förderprogramm der EU mit dem Ziel, ein Informations-und Kommunikationssystem für alpine Schutzgebiete aufzu-bauen. red

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Foto: BaySF

Foto: NPV Berchtesgaden

Foto: NPV Bayerischer Wald

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KURZ UND BÜNDIG

LWF aktuell 62/2008 55

Impressum

LWF aktuell – Das Magazin der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft und Mitgliederzeitschrift des Zentrums Wald-Forst-Holz WeihenstephanLWF aktuell erscheint sechsmal jährlich zuzüglich Sonderausgaben. Erscheinungsdatum der vorliegenden Ausgabe: 2. Januar 2008Redaktionsschluss für die nächste Ausgabe: 14. Januar 2008Namentlich gezeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung des Herausgebers wieder.

Herausgeber: Olaf Schmidt für die Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft; Dr. Joachim Hamberger für das Zentrum Wald-Forst-HolzWeihenstephanAm Hochanger 11, 85354 Freising Telefon: 0 8161|71-4881, Telefax: 0 81 61|71-4971 www.lwf.bayern.de und www.forstzentrum.de [email protected]: Michael Mößnang V.i.S.d.P. Redaktion: Dr. Alexandra Wauer, Hildegard Vogel (Waldforschung aktuell)Layout & Gestaltung: Christine Hopf

Druck: Lerchl Druck, Freising Auflage: 2.000 StückPapier: Gedruckt auf PEFC-zertifiziertem PapierBezugspreis: Abonnement: EUR 30,–; Einzelpreis: EUR 5,– zzgl. Versandfür Mitglieder des Zentrums Wald-Forst-Holz Weihenstephan e.V. kostenlos (Mitgliedsbeitrag EUR 25,–/Studenten EUR 10,–) ISSN 1435-4098

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, erwünscht, aber nur nach Rücksprache mit dem Herausgeber (schriftliche Genehmigung). Wir bitten um Quellenangabe und Überlassung von Belegexemplaren.

Nächste Ausgabe:Naturwaldreservate in Bayern

Bayern besitzt über 2,5 Millionen Hektar Wald. Daraus lei-tet sich eine besondere Verantwortung für nachhaltigeForstwirtschaft und Naturschutz ab. Seit 1978 wurden ins-gesamt 154 Naturwaldreservate mit einer Fläche von 6.600Hektar ausgewiesen, überwiegend im Staatswald, aber auchin einigen Körperschaftswäldern. Naturwaldreservate sindFreiland-Laboratorien für die forstliche Forschung, ins-besondere um Waldbau- und Naturschutzstrategien für denWirschaftswald abzuleiten. Das nächste Heft befasst sichmit Bayerischen Naturwaldreservaten und der Biodiver-sität in Wäldern. red

(Foto: M. Blaschke)

Erfolgreiches Geschäftsjahr der BaySF

Das zweite Geschäftsjahr der Bayerischen Staatsforsten(BaySF) war geprägt von dem Orkan Kyrill. Erhebliche Wald-schäden mit etwa 2,5 Millionen Festmetern Schadholz warendie Folge. Die daraus resultierenden Auswirkungen auf denHolzmarkt stellten das Waldunternehmen vor große Heraus-forderungen.

Die Schäden wurden weitgehend bis zum Ende des Ge-schäftsjahres beseitigt. Der Aufsichtsratsvorsitzende, Staats-minister Josef Miller, sieht darin und in der Tatsache, dass dasUnternehmen wirtschaftlich sehr erfolgreich war, den Belegfür das gute Funktionieren der Bayerischen Staatsforsten. Mil-ler hob besonders hervor, dass trotz großer Anstrengungen inder Windwurfaufarbeitung die Waldpflege und die Gemein-wohlleistungen nicht vernachlässigt wurden.

Den wirtschaftlichen Erfolg beziffert die BaySF auf 52,2Millionen Euro. Dies entspricht annähernd einer Verdoppe-lung des Ergebnisses des ersten Geschäftsjahres. Der Gesamt-umsatz erhöhte sich um 25 % auf 337,2 Millionen Euro; 91 %davon entfallen auf das Hauptgeschäftsfeld Holz. Der FreistaatBayern erhält eine Dividende von 27,5 Millionen Euro.

Mit 7,1 Millionen Festmetern Holz musste die BaySF deut-lich mehr einschlagen als geplant. 2,5 Millionen Festmeter da-von entfielen allein auf das Sturmholz.

Im Geschäftsjahr 2008 sollen unter fünf Millionen Festme-ter geerntet werden – deutlich weniger als der jährliche Holz-zuwachs von 6,1 Millionen Festmetern.

Mit Blick auf das dritte Geschäftsjahr betonte der Auf-sichtsratsvorsitzende Miller: »Holz wird in jeder Hinsicht anBedeutung gewinnen. Die Zeichen für eine langfristige Er-folgsgeschichte der Bayerischen Staatsforsten stehen gut.« Diebayerische Sägeindustrie zeigt sich dank der erweiterten Sä-gekapazitäten als aufnahmefähig. Anhaltend hohe Energie-preise sorgen für weiterhin gute Chancen beim Absatz vonWaldhackgut und Brennholz.

Das Geschäftsjahr der Bayerischen Staatsforsten dauertvom 01. Juli bis 30. Juni des Folgejahres. Im ersten Geschäfts-jahr hatte das Unternehmen einen Gewinn von 25 MillionenEuro erzielt. red

Weitere Informationen im Nachhaltigkeitsbericht 2007 im Internetunter: www.baysf.de

Zusätzliche 25 Mio. Euro für ländlichen Raum

Im Jahr 2007 stellte das Landwirtschaftsministerium für In-vestitionen im ländlichen Raum zusätzlich rund 25 MillionenEuro mehr zur Verfügung. Aufgrund der Haushaltspolitik desFreistaats und der stabilen wirtschaftlichen Lage wurden zahl-reiche Haushaltssperren aufgehoben. Damit standen vor al-lem für die Dorferneuerung und die Flurneuordnung, aberauch für die Einzelbetriebliche Investitionsförderung und fürMaßnahmen im Rahmen der bestehenden forstlichen Förder-programme zusätzliche Mittel zur Verfügung. red