68
Wegweiser Demenz Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten Menschen betreuen und am Anfang der Pflege stehen. Angehörige und Interessierte erhalten einen Überblick über die wichtigsten Informationen.

Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

Embed Size (px)

Citation preview

Page 1: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

Wegweiser DemenzLern-Kurs fuumlr Personen die einen an Demenz erkrankten Menschen betreuen und am Anfang der Pflege stehen Angehoumlrige und Interessierte erhalten einen Uumlberblick uumlber die wichtigsten Informationen

2 Wegweiser Demenz

EINLEITUNG Diese Dokumentation basiert auf dem E-Learning-Kurs der auf dem Internetportal Wegweiser Demenz zur Verfuumlgung gestellt wird Der Kurs ist ein Projekt der Deutshyschen Alzheimer Gesellschaft eV Selbsthilfe Demenz und wird gefoumlrdert durch das Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend

Der Kurs setzt sich aus sieben Modulen zusammen die unterschiedliche Schwershypunkte rund um das Thema bdquoHilfe fuumlr Angehoumlrigeldquo beinhalten Wir empfehlen die Module nacheinander durchzugehen Sie koumlnnen aber auch jederzeit zwischen den verschiedenen Modulen waumlhlen Vertiefende Informationen zu den Inhalten erhalshyten Sie uumlber die externen Links am jeweiligen Modulende in der Online-Version

INHALT

l MODUL 1 ndash DEMENZ WAS IST DAS

l MODUL 2 ndash NACH DER DIAGNOSE

l MODUL 3 ndash DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

l MODUL 4 ndash ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

l MODUL 5 ndash KOMMUNIKATION

l MODUL 6 ndash UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

l MODUL 7 ndash AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

3 Wegweiser Demenz

WIR STELLEN VOR Gerda und Walter sind ein Paar und seit vielen Jahren verheiratet Seit einiger Zeit macht sich Gerda Sorgen da sich Walter stark veraumlndert Was hat das zu bedeuten

Gerda wendet sich mit ihren Fragen an eine Beraterin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Helga Schneider beraumlt Angehoumlrige Menschen mit Demenz und andere Interessierte am Alzheimer-Telefon rund um das Thema Demenz

Gerda Ehefrau von Walter

Walter Ehemann von Gerda

Helga Beraterin

Gerda und Walter stehen beispielhaft fuumlr einen erkrankten Menschen und eine pflegende Angehoumlrige Beide berichten aus ihrer Perspektive

4 Modul 1 ndash Was ist Demenz

MODUL 1 DEMENZ WAS IST DAS

INHALT

l WAS IST DEMENZ

l UNSER GEHIRN

l WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

l ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

l SYMPTOME

l URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

l FORMEN DER DEMENZ

l DIAGNOSE

l VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND

l FORSCHUNG UND GENETIK

5 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS IST DEMENZ

Jeder vergisst einmal etwas die Milch beim Einkaufen einen Termin beim Zahnarzt oder den Autoschluumlssel auf der Ablage Das ist ganz normal

Treten Gedaumlchtnisluumlcken Stoumlrungen bei der Konzentration oder der Orientierung jedoch haumlufig oder uumlber laumlngere Zeit auf kann es sich um eine Demenz handeln

Demenz ist nicht eine einzelne Stoumlrung zB einen Namen vergessen sondern eine Vielzahl von langsam fortschreitenden geistigen Leistungseinschraumlnkungen und Verhaltensaumlnderungen Sie bestehen in der Regel laumlnger als sechs Monate

UNSER GEHIRN

Unterschiedliche Gehirnregionen uumlbernehmen unterschiedliche Funktionen

l Sinnesempfindungen l Visuelle Eindruumlcke l Geraumlusche l Geruumlche l Gedankenbildung Problemloumlsung Erstellen von Plaumlnen l Erzeugen und Speichern von Erinnerungen l Steuerung willkuumlrlicher Bewegungen

WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Wunderwerk der Natur Es besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen oder Neuronen die durch eine Vielzahl von Synapsen miteinander verbunden sind Kleine elektrische Impulse wandern staumlndig durch unser Gehirn und bilden die Grundlage von Erinnerungen Gedanken und Gefuumlhlen

6 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS PASSIERT IM DETAIL

Der Austausch von Informationen zwischen Nervenzellen im Gehirn erfolgt uumlber die Synapsen Zur Signal uumlbertragung schuumlttet die elektrisch erregte

bdquoSenderzelleldquo Botenstoffe ndash sogenannte Neurotransmitter ndash aus

Diese wirken auf die Empfaumlngerzellen ein Die Empfaumlngerzelle nimmt die Informashytion auf und leitet sie weiter

Die Alzheimer-Krankheit ist ein sehr langsam fortschreitender Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten Er betrifft vor allem jene Abschnitte des Gehirns die fuumlr Gedaumlchtnis Denkvermoumlgen Sprache und Orientierungsfaumlhigkeit wichtig sind

AMYLOID-PLAQUES UND TAU-FIBRILLEN

Ursaumlchlich fuumlr das Absterben der Nervenzellen sind Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen verantwortlich

Amyloid-Plaques entstehen durch eine Fehlfunktion beim gewoumlhnlichen Abbaushyprozess von Nervenzellen Eiweiszlige werden fehlerhaft so in Bruchstuumlcke geschnitten dass sie nicht mehr vom Koumlrper abgebaut werden koumlnnen Diese verklumpen dann zu sogenannten Plaques und wirken toxisch das heiszligt sie bewirken das Absterben benachbarter Nervenzellen Tau ist ein Bestandteil des Nervenzellgeruumlsts Wenn dieses zerstoumlrt wird verliert die Zelle ihren Halt und sinkt in sich zusammen Sie ist nicht mehr funktionsfaumlhig

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=82

ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

Kommt es in bestimmten Regionen des Gehirns zu einem Zellabbau uumlbernehmen in der Regel andere Zellen deren Funktion Wird jedoch ein bestimmter bdquokritischerldquo Punkt uumlberschritten also wenn zu viele Zellen zerstoumlrt sind kann das Gehirn keinen Ausgleich mehr schaffen

shy

Das ist bei einer Demenz der Fall Es kommt zu einem massiven Abbau von Nervenshyzellen anfangs in bestimmten Regionen und spaumlter im ganzen Gehirn Das Gehirn kann seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen und es kommt zu wahrnehmshybaren Stoumlrungen

7 Modul 1 ndash Was ist Demenz

SYMPTOME

l Gedaumlchtnis- und Orientierungsstoumlrungen Termine oder kurz zuruumlckliegende Ereignisse koumlnnen nicht mehr erinnert wershyden Die erkrankte Person bemerkt dies daran dass sie sich beispielsweise trotz groszliger Anstrengung nicht mehr erinnern kann wo sie ihr Auto abgestellt hat

l Stoumlrungen des Denk- und Urteilsvermoumlgens Ein planvolles Handeln ist kaum noch moumlglich Der Tag kann nicht mehr strukshyturiert werden Auch eine scheinbar einfache Aufgabe wie den Tisch zu decken faumlllt schwer

l Sprachstoumlrungen Die Worte werden nicht automatisch erinnert und dadurch ist ein fluumlssiges Sprechen erschwert Durch Floskeln und Umschreibungen kann sich der ershykrankte Mensch anfangs noch behelfen

l Veraumlnderungen der Persoumlnlichkeit Die Persoumlnlichkeit der erkrankten Person veraumlndert sich und bleibt doch irgendwie aumlhnlich

URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

Wie und warum es zum Abbau der Nervenzellen kommt daruumlber gibt es verschieshydene Theorien

Die bekanntesten sind l Amyloid-Plaques

Den Ausgangspunkt des Krankheitsgeschehens bilden Fehler im Stoffwechsel eines normalen Eiweiszlig-Bausteins der in der Wand von Nervenzellen verankert ist

Dieser Baustein wird vom Koumlrper hergestellt und durch mehrere Enzyme in Bruchstuumlcke gespalten Die Fragmente werden zum Teil innerhalb des Gehirns abgebaut oder entlang spezifischer Schleusen aus dem Gehirn abtransportiert Ein Ungleichgewicht innerhalb dieses Abbauprozesses fuumlhrt dazu dass sich ein fuumlr Nervenzellen besonders schaumldliches Bruchstuumlck im Gehirn anhaumluft Beta-Amyshyloid Es bildet zunaumlchst winzige Komplexe aus denen nach und nach groumlszligere rundliche Ablagerungen entstehen Das sind die fuumlr die Alzheimer-Krankheit typischen Plaques

Die Ablagerungen von Beta-Amyloid wirken auf Nervenzellen zerstoumlrerisch Sie fuumlhren zu Verformungen des Zellkoumlrpers und lassen Nervenzellfortsaumltze vershykuumlmmern Die Nervenzellen sterben ab

8 Modul 1 ndash Was ist Demenz

l Tau-Fibrillen Das Eiweiszlig Tau dessen Aufgabe die Stabilisierung des Nervenzellgeruumlstes ist loumlst sich ab und verklumpt zu Faserknaumlueln (Neurofibrillenbuumlndel) welche zunehmend die Lebensvorgaumlnge der Zellen lahm legen

Insgesamt werden durch diese fehlerhaften Vorgaumlnge innerhalb und auszligerhalb der Nervenzellen Nervenzellgruppen in der Tiefe des Gehirns geschaumldigt Einige sind fuumlr die Bildung des Uumlbertraumlgerstoffes Acetylcholin zustaumlndig der fuumlr Aufmerksamshykeit und Gedaumlchtnis elementar ist Acetylcholin wird normalerweise an Nervenzelshylen in der Hirnrinde weitergeleitet um zum Beispiel Lernen zu ermoumlglichen

Durch den Ausfall von Nervenzellen in dieser Region ist die Produktion von Acetylshycholin herabgesetzt Die in der Hirnrinde liegenden Nervenzellen verwenden zur Signaluumlbermittlung nun einen anderen Uumlbertraumlgerstoff Glutamat (nicht zu vershywechseln mit in Nahrungsmitteln enthaltenen Geschmacksverstaumlrkern)

Wenn diese Nervenzellen in der Hirnrinde zu Grunde gehen kommt es zu einer uumlbermaumlszligigen und ungezielten Freisetzung von Glutamat Dadurch verschlechtert sich die Signaluumlbermittlung und es kommt zu einer chronischen Uumlbererregung von benachbarten Nervenzellen die ihre Uumlberlebensfaumlhigkeit weiter einschraumlnkt Dieses biochemische Defizit traumlgt zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit bei

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 2: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

2 Wegweiser Demenz

EINLEITUNG Diese Dokumentation basiert auf dem E-Learning-Kurs der auf dem Internetportal Wegweiser Demenz zur Verfuumlgung gestellt wird Der Kurs ist ein Projekt der Deutshyschen Alzheimer Gesellschaft eV Selbsthilfe Demenz und wird gefoumlrdert durch das Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend

Der Kurs setzt sich aus sieben Modulen zusammen die unterschiedliche Schwershypunkte rund um das Thema bdquoHilfe fuumlr Angehoumlrigeldquo beinhalten Wir empfehlen die Module nacheinander durchzugehen Sie koumlnnen aber auch jederzeit zwischen den verschiedenen Modulen waumlhlen Vertiefende Informationen zu den Inhalten erhalshyten Sie uumlber die externen Links am jeweiligen Modulende in der Online-Version

INHALT

l MODUL 1 ndash DEMENZ WAS IST DAS

l MODUL 2 ndash NACH DER DIAGNOSE

l MODUL 3 ndash DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

l MODUL 4 ndash ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

l MODUL 5 ndash KOMMUNIKATION

l MODUL 6 ndash UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

l MODUL 7 ndash AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

3 Wegweiser Demenz

WIR STELLEN VOR Gerda und Walter sind ein Paar und seit vielen Jahren verheiratet Seit einiger Zeit macht sich Gerda Sorgen da sich Walter stark veraumlndert Was hat das zu bedeuten

Gerda wendet sich mit ihren Fragen an eine Beraterin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Helga Schneider beraumlt Angehoumlrige Menschen mit Demenz und andere Interessierte am Alzheimer-Telefon rund um das Thema Demenz

Gerda Ehefrau von Walter

Walter Ehemann von Gerda

Helga Beraterin

Gerda und Walter stehen beispielhaft fuumlr einen erkrankten Menschen und eine pflegende Angehoumlrige Beide berichten aus ihrer Perspektive

4 Modul 1 ndash Was ist Demenz

MODUL 1 DEMENZ WAS IST DAS

INHALT

l WAS IST DEMENZ

l UNSER GEHIRN

l WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

l ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

l SYMPTOME

l URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

l FORMEN DER DEMENZ

l DIAGNOSE

l VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND

l FORSCHUNG UND GENETIK

5 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS IST DEMENZ

Jeder vergisst einmal etwas die Milch beim Einkaufen einen Termin beim Zahnarzt oder den Autoschluumlssel auf der Ablage Das ist ganz normal

Treten Gedaumlchtnisluumlcken Stoumlrungen bei der Konzentration oder der Orientierung jedoch haumlufig oder uumlber laumlngere Zeit auf kann es sich um eine Demenz handeln

Demenz ist nicht eine einzelne Stoumlrung zB einen Namen vergessen sondern eine Vielzahl von langsam fortschreitenden geistigen Leistungseinschraumlnkungen und Verhaltensaumlnderungen Sie bestehen in der Regel laumlnger als sechs Monate

UNSER GEHIRN

Unterschiedliche Gehirnregionen uumlbernehmen unterschiedliche Funktionen

l Sinnesempfindungen l Visuelle Eindruumlcke l Geraumlusche l Geruumlche l Gedankenbildung Problemloumlsung Erstellen von Plaumlnen l Erzeugen und Speichern von Erinnerungen l Steuerung willkuumlrlicher Bewegungen

WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Wunderwerk der Natur Es besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen oder Neuronen die durch eine Vielzahl von Synapsen miteinander verbunden sind Kleine elektrische Impulse wandern staumlndig durch unser Gehirn und bilden die Grundlage von Erinnerungen Gedanken und Gefuumlhlen

6 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS PASSIERT IM DETAIL

Der Austausch von Informationen zwischen Nervenzellen im Gehirn erfolgt uumlber die Synapsen Zur Signal uumlbertragung schuumlttet die elektrisch erregte

bdquoSenderzelleldquo Botenstoffe ndash sogenannte Neurotransmitter ndash aus

Diese wirken auf die Empfaumlngerzellen ein Die Empfaumlngerzelle nimmt die Informashytion auf und leitet sie weiter

Die Alzheimer-Krankheit ist ein sehr langsam fortschreitender Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten Er betrifft vor allem jene Abschnitte des Gehirns die fuumlr Gedaumlchtnis Denkvermoumlgen Sprache und Orientierungsfaumlhigkeit wichtig sind

AMYLOID-PLAQUES UND TAU-FIBRILLEN

Ursaumlchlich fuumlr das Absterben der Nervenzellen sind Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen verantwortlich

Amyloid-Plaques entstehen durch eine Fehlfunktion beim gewoumlhnlichen Abbaushyprozess von Nervenzellen Eiweiszlige werden fehlerhaft so in Bruchstuumlcke geschnitten dass sie nicht mehr vom Koumlrper abgebaut werden koumlnnen Diese verklumpen dann zu sogenannten Plaques und wirken toxisch das heiszligt sie bewirken das Absterben benachbarter Nervenzellen Tau ist ein Bestandteil des Nervenzellgeruumlsts Wenn dieses zerstoumlrt wird verliert die Zelle ihren Halt und sinkt in sich zusammen Sie ist nicht mehr funktionsfaumlhig

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=82

ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

Kommt es in bestimmten Regionen des Gehirns zu einem Zellabbau uumlbernehmen in der Regel andere Zellen deren Funktion Wird jedoch ein bestimmter bdquokritischerldquo Punkt uumlberschritten also wenn zu viele Zellen zerstoumlrt sind kann das Gehirn keinen Ausgleich mehr schaffen

shy

Das ist bei einer Demenz der Fall Es kommt zu einem massiven Abbau von Nervenshyzellen anfangs in bestimmten Regionen und spaumlter im ganzen Gehirn Das Gehirn kann seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen und es kommt zu wahrnehmshybaren Stoumlrungen

7 Modul 1 ndash Was ist Demenz

SYMPTOME

l Gedaumlchtnis- und Orientierungsstoumlrungen Termine oder kurz zuruumlckliegende Ereignisse koumlnnen nicht mehr erinnert wershyden Die erkrankte Person bemerkt dies daran dass sie sich beispielsweise trotz groszliger Anstrengung nicht mehr erinnern kann wo sie ihr Auto abgestellt hat

l Stoumlrungen des Denk- und Urteilsvermoumlgens Ein planvolles Handeln ist kaum noch moumlglich Der Tag kann nicht mehr strukshyturiert werden Auch eine scheinbar einfache Aufgabe wie den Tisch zu decken faumlllt schwer

l Sprachstoumlrungen Die Worte werden nicht automatisch erinnert und dadurch ist ein fluumlssiges Sprechen erschwert Durch Floskeln und Umschreibungen kann sich der ershykrankte Mensch anfangs noch behelfen

l Veraumlnderungen der Persoumlnlichkeit Die Persoumlnlichkeit der erkrankten Person veraumlndert sich und bleibt doch irgendwie aumlhnlich

URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

Wie und warum es zum Abbau der Nervenzellen kommt daruumlber gibt es verschieshydene Theorien

Die bekanntesten sind l Amyloid-Plaques

Den Ausgangspunkt des Krankheitsgeschehens bilden Fehler im Stoffwechsel eines normalen Eiweiszlig-Bausteins der in der Wand von Nervenzellen verankert ist

Dieser Baustein wird vom Koumlrper hergestellt und durch mehrere Enzyme in Bruchstuumlcke gespalten Die Fragmente werden zum Teil innerhalb des Gehirns abgebaut oder entlang spezifischer Schleusen aus dem Gehirn abtransportiert Ein Ungleichgewicht innerhalb dieses Abbauprozesses fuumlhrt dazu dass sich ein fuumlr Nervenzellen besonders schaumldliches Bruchstuumlck im Gehirn anhaumluft Beta-Amyshyloid Es bildet zunaumlchst winzige Komplexe aus denen nach und nach groumlszligere rundliche Ablagerungen entstehen Das sind die fuumlr die Alzheimer-Krankheit typischen Plaques

Die Ablagerungen von Beta-Amyloid wirken auf Nervenzellen zerstoumlrerisch Sie fuumlhren zu Verformungen des Zellkoumlrpers und lassen Nervenzellfortsaumltze vershykuumlmmern Die Nervenzellen sterben ab

8 Modul 1 ndash Was ist Demenz

l Tau-Fibrillen Das Eiweiszlig Tau dessen Aufgabe die Stabilisierung des Nervenzellgeruumlstes ist loumlst sich ab und verklumpt zu Faserknaumlueln (Neurofibrillenbuumlndel) welche zunehmend die Lebensvorgaumlnge der Zellen lahm legen

Insgesamt werden durch diese fehlerhaften Vorgaumlnge innerhalb und auszligerhalb der Nervenzellen Nervenzellgruppen in der Tiefe des Gehirns geschaumldigt Einige sind fuumlr die Bildung des Uumlbertraumlgerstoffes Acetylcholin zustaumlndig der fuumlr Aufmerksamshykeit und Gedaumlchtnis elementar ist Acetylcholin wird normalerweise an Nervenzelshylen in der Hirnrinde weitergeleitet um zum Beispiel Lernen zu ermoumlglichen

Durch den Ausfall von Nervenzellen in dieser Region ist die Produktion von Acetylshycholin herabgesetzt Die in der Hirnrinde liegenden Nervenzellen verwenden zur Signaluumlbermittlung nun einen anderen Uumlbertraumlgerstoff Glutamat (nicht zu vershywechseln mit in Nahrungsmitteln enthaltenen Geschmacksverstaumlrkern)

Wenn diese Nervenzellen in der Hirnrinde zu Grunde gehen kommt es zu einer uumlbermaumlszligigen und ungezielten Freisetzung von Glutamat Dadurch verschlechtert sich die Signaluumlbermittlung und es kommt zu einer chronischen Uumlbererregung von benachbarten Nervenzellen die ihre Uumlberlebensfaumlhigkeit weiter einschraumlnkt Dieses biochemische Defizit traumlgt zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit bei

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 3: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

3 Wegweiser Demenz

WIR STELLEN VOR Gerda und Walter sind ein Paar und seit vielen Jahren verheiratet Seit einiger Zeit macht sich Gerda Sorgen da sich Walter stark veraumlndert Was hat das zu bedeuten

Gerda wendet sich mit ihren Fragen an eine Beraterin der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Helga Schneider beraumlt Angehoumlrige Menschen mit Demenz und andere Interessierte am Alzheimer-Telefon rund um das Thema Demenz

Gerda Ehefrau von Walter

Walter Ehemann von Gerda

Helga Beraterin

Gerda und Walter stehen beispielhaft fuumlr einen erkrankten Menschen und eine pflegende Angehoumlrige Beide berichten aus ihrer Perspektive

4 Modul 1 ndash Was ist Demenz

MODUL 1 DEMENZ WAS IST DAS

INHALT

l WAS IST DEMENZ

l UNSER GEHIRN

l WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

l ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

l SYMPTOME

l URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

l FORMEN DER DEMENZ

l DIAGNOSE

l VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND

l FORSCHUNG UND GENETIK

5 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS IST DEMENZ

Jeder vergisst einmal etwas die Milch beim Einkaufen einen Termin beim Zahnarzt oder den Autoschluumlssel auf der Ablage Das ist ganz normal

Treten Gedaumlchtnisluumlcken Stoumlrungen bei der Konzentration oder der Orientierung jedoch haumlufig oder uumlber laumlngere Zeit auf kann es sich um eine Demenz handeln

Demenz ist nicht eine einzelne Stoumlrung zB einen Namen vergessen sondern eine Vielzahl von langsam fortschreitenden geistigen Leistungseinschraumlnkungen und Verhaltensaumlnderungen Sie bestehen in der Regel laumlnger als sechs Monate

UNSER GEHIRN

Unterschiedliche Gehirnregionen uumlbernehmen unterschiedliche Funktionen

l Sinnesempfindungen l Visuelle Eindruumlcke l Geraumlusche l Geruumlche l Gedankenbildung Problemloumlsung Erstellen von Plaumlnen l Erzeugen und Speichern von Erinnerungen l Steuerung willkuumlrlicher Bewegungen

WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Wunderwerk der Natur Es besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen oder Neuronen die durch eine Vielzahl von Synapsen miteinander verbunden sind Kleine elektrische Impulse wandern staumlndig durch unser Gehirn und bilden die Grundlage von Erinnerungen Gedanken und Gefuumlhlen

6 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS PASSIERT IM DETAIL

Der Austausch von Informationen zwischen Nervenzellen im Gehirn erfolgt uumlber die Synapsen Zur Signal uumlbertragung schuumlttet die elektrisch erregte

bdquoSenderzelleldquo Botenstoffe ndash sogenannte Neurotransmitter ndash aus

Diese wirken auf die Empfaumlngerzellen ein Die Empfaumlngerzelle nimmt die Informashytion auf und leitet sie weiter

Die Alzheimer-Krankheit ist ein sehr langsam fortschreitender Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten Er betrifft vor allem jene Abschnitte des Gehirns die fuumlr Gedaumlchtnis Denkvermoumlgen Sprache und Orientierungsfaumlhigkeit wichtig sind

AMYLOID-PLAQUES UND TAU-FIBRILLEN

Ursaumlchlich fuumlr das Absterben der Nervenzellen sind Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen verantwortlich

Amyloid-Plaques entstehen durch eine Fehlfunktion beim gewoumlhnlichen Abbaushyprozess von Nervenzellen Eiweiszlige werden fehlerhaft so in Bruchstuumlcke geschnitten dass sie nicht mehr vom Koumlrper abgebaut werden koumlnnen Diese verklumpen dann zu sogenannten Plaques und wirken toxisch das heiszligt sie bewirken das Absterben benachbarter Nervenzellen Tau ist ein Bestandteil des Nervenzellgeruumlsts Wenn dieses zerstoumlrt wird verliert die Zelle ihren Halt und sinkt in sich zusammen Sie ist nicht mehr funktionsfaumlhig

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=82

ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

Kommt es in bestimmten Regionen des Gehirns zu einem Zellabbau uumlbernehmen in der Regel andere Zellen deren Funktion Wird jedoch ein bestimmter bdquokritischerldquo Punkt uumlberschritten also wenn zu viele Zellen zerstoumlrt sind kann das Gehirn keinen Ausgleich mehr schaffen

shy

Das ist bei einer Demenz der Fall Es kommt zu einem massiven Abbau von Nervenshyzellen anfangs in bestimmten Regionen und spaumlter im ganzen Gehirn Das Gehirn kann seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen und es kommt zu wahrnehmshybaren Stoumlrungen

7 Modul 1 ndash Was ist Demenz

SYMPTOME

l Gedaumlchtnis- und Orientierungsstoumlrungen Termine oder kurz zuruumlckliegende Ereignisse koumlnnen nicht mehr erinnert wershyden Die erkrankte Person bemerkt dies daran dass sie sich beispielsweise trotz groszliger Anstrengung nicht mehr erinnern kann wo sie ihr Auto abgestellt hat

l Stoumlrungen des Denk- und Urteilsvermoumlgens Ein planvolles Handeln ist kaum noch moumlglich Der Tag kann nicht mehr strukshyturiert werden Auch eine scheinbar einfache Aufgabe wie den Tisch zu decken faumlllt schwer

l Sprachstoumlrungen Die Worte werden nicht automatisch erinnert und dadurch ist ein fluumlssiges Sprechen erschwert Durch Floskeln und Umschreibungen kann sich der ershykrankte Mensch anfangs noch behelfen

l Veraumlnderungen der Persoumlnlichkeit Die Persoumlnlichkeit der erkrankten Person veraumlndert sich und bleibt doch irgendwie aumlhnlich

URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

Wie und warum es zum Abbau der Nervenzellen kommt daruumlber gibt es verschieshydene Theorien

Die bekanntesten sind l Amyloid-Plaques

Den Ausgangspunkt des Krankheitsgeschehens bilden Fehler im Stoffwechsel eines normalen Eiweiszlig-Bausteins der in der Wand von Nervenzellen verankert ist

Dieser Baustein wird vom Koumlrper hergestellt und durch mehrere Enzyme in Bruchstuumlcke gespalten Die Fragmente werden zum Teil innerhalb des Gehirns abgebaut oder entlang spezifischer Schleusen aus dem Gehirn abtransportiert Ein Ungleichgewicht innerhalb dieses Abbauprozesses fuumlhrt dazu dass sich ein fuumlr Nervenzellen besonders schaumldliches Bruchstuumlck im Gehirn anhaumluft Beta-Amyshyloid Es bildet zunaumlchst winzige Komplexe aus denen nach und nach groumlszligere rundliche Ablagerungen entstehen Das sind die fuumlr die Alzheimer-Krankheit typischen Plaques

Die Ablagerungen von Beta-Amyloid wirken auf Nervenzellen zerstoumlrerisch Sie fuumlhren zu Verformungen des Zellkoumlrpers und lassen Nervenzellfortsaumltze vershykuumlmmern Die Nervenzellen sterben ab

8 Modul 1 ndash Was ist Demenz

l Tau-Fibrillen Das Eiweiszlig Tau dessen Aufgabe die Stabilisierung des Nervenzellgeruumlstes ist loumlst sich ab und verklumpt zu Faserknaumlueln (Neurofibrillenbuumlndel) welche zunehmend die Lebensvorgaumlnge der Zellen lahm legen

Insgesamt werden durch diese fehlerhaften Vorgaumlnge innerhalb und auszligerhalb der Nervenzellen Nervenzellgruppen in der Tiefe des Gehirns geschaumldigt Einige sind fuumlr die Bildung des Uumlbertraumlgerstoffes Acetylcholin zustaumlndig der fuumlr Aufmerksamshykeit und Gedaumlchtnis elementar ist Acetylcholin wird normalerweise an Nervenzelshylen in der Hirnrinde weitergeleitet um zum Beispiel Lernen zu ermoumlglichen

Durch den Ausfall von Nervenzellen in dieser Region ist die Produktion von Acetylshycholin herabgesetzt Die in der Hirnrinde liegenden Nervenzellen verwenden zur Signaluumlbermittlung nun einen anderen Uumlbertraumlgerstoff Glutamat (nicht zu vershywechseln mit in Nahrungsmitteln enthaltenen Geschmacksverstaumlrkern)

Wenn diese Nervenzellen in der Hirnrinde zu Grunde gehen kommt es zu einer uumlbermaumlszligigen und ungezielten Freisetzung von Glutamat Dadurch verschlechtert sich die Signaluumlbermittlung und es kommt zu einer chronischen Uumlbererregung von benachbarten Nervenzellen die ihre Uumlberlebensfaumlhigkeit weiter einschraumlnkt Dieses biochemische Defizit traumlgt zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit bei

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 4: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

4 Modul 1 ndash Was ist Demenz

MODUL 1 DEMENZ WAS IST DAS

INHALT

l WAS IST DEMENZ

l UNSER GEHIRN

l WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

l ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

l SYMPTOME

l URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

l FORMEN DER DEMENZ

l DIAGNOSE

l VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND

l FORSCHUNG UND GENETIK

5 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS IST DEMENZ

Jeder vergisst einmal etwas die Milch beim Einkaufen einen Termin beim Zahnarzt oder den Autoschluumlssel auf der Ablage Das ist ganz normal

Treten Gedaumlchtnisluumlcken Stoumlrungen bei der Konzentration oder der Orientierung jedoch haumlufig oder uumlber laumlngere Zeit auf kann es sich um eine Demenz handeln

Demenz ist nicht eine einzelne Stoumlrung zB einen Namen vergessen sondern eine Vielzahl von langsam fortschreitenden geistigen Leistungseinschraumlnkungen und Verhaltensaumlnderungen Sie bestehen in der Regel laumlnger als sechs Monate

UNSER GEHIRN

Unterschiedliche Gehirnregionen uumlbernehmen unterschiedliche Funktionen

l Sinnesempfindungen l Visuelle Eindruumlcke l Geraumlusche l Geruumlche l Gedankenbildung Problemloumlsung Erstellen von Plaumlnen l Erzeugen und Speichern von Erinnerungen l Steuerung willkuumlrlicher Bewegungen

WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Wunderwerk der Natur Es besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen oder Neuronen die durch eine Vielzahl von Synapsen miteinander verbunden sind Kleine elektrische Impulse wandern staumlndig durch unser Gehirn und bilden die Grundlage von Erinnerungen Gedanken und Gefuumlhlen

6 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS PASSIERT IM DETAIL

Der Austausch von Informationen zwischen Nervenzellen im Gehirn erfolgt uumlber die Synapsen Zur Signal uumlbertragung schuumlttet die elektrisch erregte

bdquoSenderzelleldquo Botenstoffe ndash sogenannte Neurotransmitter ndash aus

Diese wirken auf die Empfaumlngerzellen ein Die Empfaumlngerzelle nimmt die Informashytion auf und leitet sie weiter

Die Alzheimer-Krankheit ist ein sehr langsam fortschreitender Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten Er betrifft vor allem jene Abschnitte des Gehirns die fuumlr Gedaumlchtnis Denkvermoumlgen Sprache und Orientierungsfaumlhigkeit wichtig sind

AMYLOID-PLAQUES UND TAU-FIBRILLEN

Ursaumlchlich fuumlr das Absterben der Nervenzellen sind Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen verantwortlich

Amyloid-Plaques entstehen durch eine Fehlfunktion beim gewoumlhnlichen Abbaushyprozess von Nervenzellen Eiweiszlige werden fehlerhaft so in Bruchstuumlcke geschnitten dass sie nicht mehr vom Koumlrper abgebaut werden koumlnnen Diese verklumpen dann zu sogenannten Plaques und wirken toxisch das heiszligt sie bewirken das Absterben benachbarter Nervenzellen Tau ist ein Bestandteil des Nervenzellgeruumlsts Wenn dieses zerstoumlrt wird verliert die Zelle ihren Halt und sinkt in sich zusammen Sie ist nicht mehr funktionsfaumlhig

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=82

ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

Kommt es in bestimmten Regionen des Gehirns zu einem Zellabbau uumlbernehmen in der Regel andere Zellen deren Funktion Wird jedoch ein bestimmter bdquokritischerldquo Punkt uumlberschritten also wenn zu viele Zellen zerstoumlrt sind kann das Gehirn keinen Ausgleich mehr schaffen

shy

Das ist bei einer Demenz der Fall Es kommt zu einem massiven Abbau von Nervenshyzellen anfangs in bestimmten Regionen und spaumlter im ganzen Gehirn Das Gehirn kann seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen und es kommt zu wahrnehmshybaren Stoumlrungen

7 Modul 1 ndash Was ist Demenz

SYMPTOME

l Gedaumlchtnis- und Orientierungsstoumlrungen Termine oder kurz zuruumlckliegende Ereignisse koumlnnen nicht mehr erinnert wershyden Die erkrankte Person bemerkt dies daran dass sie sich beispielsweise trotz groszliger Anstrengung nicht mehr erinnern kann wo sie ihr Auto abgestellt hat

l Stoumlrungen des Denk- und Urteilsvermoumlgens Ein planvolles Handeln ist kaum noch moumlglich Der Tag kann nicht mehr strukshyturiert werden Auch eine scheinbar einfache Aufgabe wie den Tisch zu decken faumlllt schwer

l Sprachstoumlrungen Die Worte werden nicht automatisch erinnert und dadurch ist ein fluumlssiges Sprechen erschwert Durch Floskeln und Umschreibungen kann sich der ershykrankte Mensch anfangs noch behelfen

l Veraumlnderungen der Persoumlnlichkeit Die Persoumlnlichkeit der erkrankten Person veraumlndert sich und bleibt doch irgendwie aumlhnlich

URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

Wie und warum es zum Abbau der Nervenzellen kommt daruumlber gibt es verschieshydene Theorien

Die bekanntesten sind l Amyloid-Plaques

Den Ausgangspunkt des Krankheitsgeschehens bilden Fehler im Stoffwechsel eines normalen Eiweiszlig-Bausteins der in der Wand von Nervenzellen verankert ist

Dieser Baustein wird vom Koumlrper hergestellt und durch mehrere Enzyme in Bruchstuumlcke gespalten Die Fragmente werden zum Teil innerhalb des Gehirns abgebaut oder entlang spezifischer Schleusen aus dem Gehirn abtransportiert Ein Ungleichgewicht innerhalb dieses Abbauprozesses fuumlhrt dazu dass sich ein fuumlr Nervenzellen besonders schaumldliches Bruchstuumlck im Gehirn anhaumluft Beta-Amyshyloid Es bildet zunaumlchst winzige Komplexe aus denen nach und nach groumlszligere rundliche Ablagerungen entstehen Das sind die fuumlr die Alzheimer-Krankheit typischen Plaques

Die Ablagerungen von Beta-Amyloid wirken auf Nervenzellen zerstoumlrerisch Sie fuumlhren zu Verformungen des Zellkoumlrpers und lassen Nervenzellfortsaumltze vershykuumlmmern Die Nervenzellen sterben ab

8 Modul 1 ndash Was ist Demenz

l Tau-Fibrillen Das Eiweiszlig Tau dessen Aufgabe die Stabilisierung des Nervenzellgeruumlstes ist loumlst sich ab und verklumpt zu Faserknaumlueln (Neurofibrillenbuumlndel) welche zunehmend die Lebensvorgaumlnge der Zellen lahm legen

Insgesamt werden durch diese fehlerhaften Vorgaumlnge innerhalb und auszligerhalb der Nervenzellen Nervenzellgruppen in der Tiefe des Gehirns geschaumldigt Einige sind fuumlr die Bildung des Uumlbertraumlgerstoffes Acetylcholin zustaumlndig der fuumlr Aufmerksamshykeit und Gedaumlchtnis elementar ist Acetylcholin wird normalerweise an Nervenzelshylen in der Hirnrinde weitergeleitet um zum Beispiel Lernen zu ermoumlglichen

Durch den Ausfall von Nervenzellen in dieser Region ist die Produktion von Acetylshycholin herabgesetzt Die in der Hirnrinde liegenden Nervenzellen verwenden zur Signaluumlbermittlung nun einen anderen Uumlbertraumlgerstoff Glutamat (nicht zu vershywechseln mit in Nahrungsmitteln enthaltenen Geschmacksverstaumlrkern)

Wenn diese Nervenzellen in der Hirnrinde zu Grunde gehen kommt es zu einer uumlbermaumlszligigen und ungezielten Freisetzung von Glutamat Dadurch verschlechtert sich die Signaluumlbermittlung und es kommt zu einer chronischen Uumlbererregung von benachbarten Nervenzellen die ihre Uumlberlebensfaumlhigkeit weiter einschraumlnkt Dieses biochemische Defizit traumlgt zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit bei

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 5: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

5 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS IST DEMENZ

Jeder vergisst einmal etwas die Milch beim Einkaufen einen Termin beim Zahnarzt oder den Autoschluumlssel auf der Ablage Das ist ganz normal

Treten Gedaumlchtnisluumlcken Stoumlrungen bei der Konzentration oder der Orientierung jedoch haumlufig oder uumlber laumlngere Zeit auf kann es sich um eine Demenz handeln

Demenz ist nicht eine einzelne Stoumlrung zB einen Namen vergessen sondern eine Vielzahl von langsam fortschreitenden geistigen Leistungseinschraumlnkungen und Verhaltensaumlnderungen Sie bestehen in der Regel laumlnger als sechs Monate

UNSER GEHIRN

Unterschiedliche Gehirnregionen uumlbernehmen unterschiedliche Funktionen

l Sinnesempfindungen l Visuelle Eindruumlcke l Geraumlusche l Geruumlche l Gedankenbildung Problemloumlsung Erstellen von Plaumlnen l Erzeugen und Speichern von Erinnerungen l Steuerung willkuumlrlicher Bewegungen

WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN

Das menschliche Gehirn ist ein komplexes Wunderwerk der Natur Es besteht aus rund 100 Milliarden Nervenzellen oder Neuronen die durch eine Vielzahl von Synapsen miteinander verbunden sind Kleine elektrische Impulse wandern staumlndig durch unser Gehirn und bilden die Grundlage von Erinnerungen Gedanken und Gefuumlhlen

6 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS PASSIERT IM DETAIL

Der Austausch von Informationen zwischen Nervenzellen im Gehirn erfolgt uumlber die Synapsen Zur Signal uumlbertragung schuumlttet die elektrisch erregte

bdquoSenderzelleldquo Botenstoffe ndash sogenannte Neurotransmitter ndash aus

Diese wirken auf die Empfaumlngerzellen ein Die Empfaumlngerzelle nimmt die Informashytion auf und leitet sie weiter

Die Alzheimer-Krankheit ist ein sehr langsam fortschreitender Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten Er betrifft vor allem jene Abschnitte des Gehirns die fuumlr Gedaumlchtnis Denkvermoumlgen Sprache und Orientierungsfaumlhigkeit wichtig sind

AMYLOID-PLAQUES UND TAU-FIBRILLEN

Ursaumlchlich fuumlr das Absterben der Nervenzellen sind Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen verantwortlich

Amyloid-Plaques entstehen durch eine Fehlfunktion beim gewoumlhnlichen Abbaushyprozess von Nervenzellen Eiweiszlige werden fehlerhaft so in Bruchstuumlcke geschnitten dass sie nicht mehr vom Koumlrper abgebaut werden koumlnnen Diese verklumpen dann zu sogenannten Plaques und wirken toxisch das heiszligt sie bewirken das Absterben benachbarter Nervenzellen Tau ist ein Bestandteil des Nervenzellgeruumlsts Wenn dieses zerstoumlrt wird verliert die Zelle ihren Halt und sinkt in sich zusammen Sie ist nicht mehr funktionsfaumlhig

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=82

ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

Kommt es in bestimmten Regionen des Gehirns zu einem Zellabbau uumlbernehmen in der Regel andere Zellen deren Funktion Wird jedoch ein bestimmter bdquokritischerldquo Punkt uumlberschritten also wenn zu viele Zellen zerstoumlrt sind kann das Gehirn keinen Ausgleich mehr schaffen

shy

Das ist bei einer Demenz der Fall Es kommt zu einem massiven Abbau von Nervenshyzellen anfangs in bestimmten Regionen und spaumlter im ganzen Gehirn Das Gehirn kann seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen und es kommt zu wahrnehmshybaren Stoumlrungen

7 Modul 1 ndash Was ist Demenz

SYMPTOME

l Gedaumlchtnis- und Orientierungsstoumlrungen Termine oder kurz zuruumlckliegende Ereignisse koumlnnen nicht mehr erinnert wershyden Die erkrankte Person bemerkt dies daran dass sie sich beispielsweise trotz groszliger Anstrengung nicht mehr erinnern kann wo sie ihr Auto abgestellt hat

l Stoumlrungen des Denk- und Urteilsvermoumlgens Ein planvolles Handeln ist kaum noch moumlglich Der Tag kann nicht mehr strukshyturiert werden Auch eine scheinbar einfache Aufgabe wie den Tisch zu decken faumlllt schwer

l Sprachstoumlrungen Die Worte werden nicht automatisch erinnert und dadurch ist ein fluumlssiges Sprechen erschwert Durch Floskeln und Umschreibungen kann sich der ershykrankte Mensch anfangs noch behelfen

l Veraumlnderungen der Persoumlnlichkeit Die Persoumlnlichkeit der erkrankten Person veraumlndert sich und bleibt doch irgendwie aumlhnlich

URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

Wie und warum es zum Abbau der Nervenzellen kommt daruumlber gibt es verschieshydene Theorien

Die bekanntesten sind l Amyloid-Plaques

Den Ausgangspunkt des Krankheitsgeschehens bilden Fehler im Stoffwechsel eines normalen Eiweiszlig-Bausteins der in der Wand von Nervenzellen verankert ist

Dieser Baustein wird vom Koumlrper hergestellt und durch mehrere Enzyme in Bruchstuumlcke gespalten Die Fragmente werden zum Teil innerhalb des Gehirns abgebaut oder entlang spezifischer Schleusen aus dem Gehirn abtransportiert Ein Ungleichgewicht innerhalb dieses Abbauprozesses fuumlhrt dazu dass sich ein fuumlr Nervenzellen besonders schaumldliches Bruchstuumlck im Gehirn anhaumluft Beta-Amyshyloid Es bildet zunaumlchst winzige Komplexe aus denen nach und nach groumlszligere rundliche Ablagerungen entstehen Das sind die fuumlr die Alzheimer-Krankheit typischen Plaques

Die Ablagerungen von Beta-Amyloid wirken auf Nervenzellen zerstoumlrerisch Sie fuumlhren zu Verformungen des Zellkoumlrpers und lassen Nervenzellfortsaumltze vershykuumlmmern Die Nervenzellen sterben ab

8 Modul 1 ndash Was ist Demenz

l Tau-Fibrillen Das Eiweiszlig Tau dessen Aufgabe die Stabilisierung des Nervenzellgeruumlstes ist loumlst sich ab und verklumpt zu Faserknaumlueln (Neurofibrillenbuumlndel) welche zunehmend die Lebensvorgaumlnge der Zellen lahm legen

Insgesamt werden durch diese fehlerhaften Vorgaumlnge innerhalb und auszligerhalb der Nervenzellen Nervenzellgruppen in der Tiefe des Gehirns geschaumldigt Einige sind fuumlr die Bildung des Uumlbertraumlgerstoffes Acetylcholin zustaumlndig der fuumlr Aufmerksamshykeit und Gedaumlchtnis elementar ist Acetylcholin wird normalerweise an Nervenzelshylen in der Hirnrinde weitergeleitet um zum Beispiel Lernen zu ermoumlglichen

Durch den Ausfall von Nervenzellen in dieser Region ist die Produktion von Acetylshycholin herabgesetzt Die in der Hirnrinde liegenden Nervenzellen verwenden zur Signaluumlbermittlung nun einen anderen Uumlbertraumlgerstoff Glutamat (nicht zu vershywechseln mit in Nahrungsmitteln enthaltenen Geschmacksverstaumlrkern)

Wenn diese Nervenzellen in der Hirnrinde zu Grunde gehen kommt es zu einer uumlbermaumlszligigen und ungezielten Freisetzung von Glutamat Dadurch verschlechtert sich die Signaluumlbermittlung und es kommt zu einer chronischen Uumlbererregung von benachbarten Nervenzellen die ihre Uumlberlebensfaumlhigkeit weiter einschraumlnkt Dieses biochemische Defizit traumlgt zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit bei

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 6: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

6 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WAS PASSIERT IM DETAIL

Der Austausch von Informationen zwischen Nervenzellen im Gehirn erfolgt uumlber die Synapsen Zur Signal uumlbertragung schuumlttet die elektrisch erregte

bdquoSenderzelleldquo Botenstoffe ndash sogenannte Neurotransmitter ndash aus

Diese wirken auf die Empfaumlngerzellen ein Die Empfaumlngerzelle nimmt die Informashytion auf und leitet sie weiter

Die Alzheimer-Krankheit ist ein sehr langsam fortschreitender Untergang von Nervenzellen und Nervenzellkontakten Er betrifft vor allem jene Abschnitte des Gehirns die fuumlr Gedaumlchtnis Denkvermoumlgen Sprache und Orientierungsfaumlhigkeit wichtig sind

AMYLOID-PLAQUES UND TAU-FIBRILLEN

Ursaumlchlich fuumlr das Absterben der Nervenzellen sind Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen verantwortlich

Amyloid-Plaques entstehen durch eine Fehlfunktion beim gewoumlhnlichen Abbaushyprozess von Nervenzellen Eiweiszlige werden fehlerhaft so in Bruchstuumlcke geschnitten dass sie nicht mehr vom Koumlrper abgebaut werden koumlnnen Diese verklumpen dann zu sogenannten Plaques und wirken toxisch das heiszligt sie bewirken das Absterben benachbarter Nervenzellen Tau ist ein Bestandteil des Nervenzellgeruumlsts Wenn dieses zerstoumlrt wird verliert die Zelle ihren Halt und sinkt in sich zusammen Sie ist nicht mehr funktionsfaumlhig

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=82

ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN

Kommt es in bestimmten Regionen des Gehirns zu einem Zellabbau uumlbernehmen in der Regel andere Zellen deren Funktion Wird jedoch ein bestimmter bdquokritischerldquo Punkt uumlberschritten also wenn zu viele Zellen zerstoumlrt sind kann das Gehirn keinen Ausgleich mehr schaffen

shy

Das ist bei einer Demenz der Fall Es kommt zu einem massiven Abbau von Nervenshyzellen anfangs in bestimmten Regionen und spaumlter im ganzen Gehirn Das Gehirn kann seinen Aufgaben nicht mehr nachkommen und es kommt zu wahrnehmshybaren Stoumlrungen

7 Modul 1 ndash Was ist Demenz

SYMPTOME

l Gedaumlchtnis- und Orientierungsstoumlrungen Termine oder kurz zuruumlckliegende Ereignisse koumlnnen nicht mehr erinnert wershyden Die erkrankte Person bemerkt dies daran dass sie sich beispielsweise trotz groszliger Anstrengung nicht mehr erinnern kann wo sie ihr Auto abgestellt hat

l Stoumlrungen des Denk- und Urteilsvermoumlgens Ein planvolles Handeln ist kaum noch moumlglich Der Tag kann nicht mehr strukshyturiert werden Auch eine scheinbar einfache Aufgabe wie den Tisch zu decken faumlllt schwer

l Sprachstoumlrungen Die Worte werden nicht automatisch erinnert und dadurch ist ein fluumlssiges Sprechen erschwert Durch Floskeln und Umschreibungen kann sich der ershykrankte Mensch anfangs noch behelfen

l Veraumlnderungen der Persoumlnlichkeit Die Persoumlnlichkeit der erkrankten Person veraumlndert sich und bleibt doch irgendwie aumlhnlich

URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

Wie und warum es zum Abbau der Nervenzellen kommt daruumlber gibt es verschieshydene Theorien

Die bekanntesten sind l Amyloid-Plaques

Den Ausgangspunkt des Krankheitsgeschehens bilden Fehler im Stoffwechsel eines normalen Eiweiszlig-Bausteins der in der Wand von Nervenzellen verankert ist

Dieser Baustein wird vom Koumlrper hergestellt und durch mehrere Enzyme in Bruchstuumlcke gespalten Die Fragmente werden zum Teil innerhalb des Gehirns abgebaut oder entlang spezifischer Schleusen aus dem Gehirn abtransportiert Ein Ungleichgewicht innerhalb dieses Abbauprozesses fuumlhrt dazu dass sich ein fuumlr Nervenzellen besonders schaumldliches Bruchstuumlck im Gehirn anhaumluft Beta-Amyshyloid Es bildet zunaumlchst winzige Komplexe aus denen nach und nach groumlszligere rundliche Ablagerungen entstehen Das sind die fuumlr die Alzheimer-Krankheit typischen Plaques

Die Ablagerungen von Beta-Amyloid wirken auf Nervenzellen zerstoumlrerisch Sie fuumlhren zu Verformungen des Zellkoumlrpers und lassen Nervenzellfortsaumltze vershykuumlmmern Die Nervenzellen sterben ab

8 Modul 1 ndash Was ist Demenz

l Tau-Fibrillen Das Eiweiszlig Tau dessen Aufgabe die Stabilisierung des Nervenzellgeruumlstes ist loumlst sich ab und verklumpt zu Faserknaumlueln (Neurofibrillenbuumlndel) welche zunehmend die Lebensvorgaumlnge der Zellen lahm legen

Insgesamt werden durch diese fehlerhaften Vorgaumlnge innerhalb und auszligerhalb der Nervenzellen Nervenzellgruppen in der Tiefe des Gehirns geschaumldigt Einige sind fuumlr die Bildung des Uumlbertraumlgerstoffes Acetylcholin zustaumlndig der fuumlr Aufmerksamshykeit und Gedaumlchtnis elementar ist Acetylcholin wird normalerweise an Nervenzelshylen in der Hirnrinde weitergeleitet um zum Beispiel Lernen zu ermoumlglichen

Durch den Ausfall von Nervenzellen in dieser Region ist die Produktion von Acetylshycholin herabgesetzt Die in der Hirnrinde liegenden Nervenzellen verwenden zur Signaluumlbermittlung nun einen anderen Uumlbertraumlgerstoff Glutamat (nicht zu vershywechseln mit in Nahrungsmitteln enthaltenen Geschmacksverstaumlrkern)

Wenn diese Nervenzellen in der Hirnrinde zu Grunde gehen kommt es zu einer uumlbermaumlszligigen und ungezielten Freisetzung von Glutamat Dadurch verschlechtert sich die Signaluumlbermittlung und es kommt zu einer chronischen Uumlbererregung von benachbarten Nervenzellen die ihre Uumlberlebensfaumlhigkeit weiter einschraumlnkt Dieses biochemische Defizit traumlgt zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit bei

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 7: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

7 Modul 1 ndash Was ist Demenz

SYMPTOME

l Gedaumlchtnis- und Orientierungsstoumlrungen Termine oder kurz zuruumlckliegende Ereignisse koumlnnen nicht mehr erinnert wershyden Die erkrankte Person bemerkt dies daran dass sie sich beispielsweise trotz groszliger Anstrengung nicht mehr erinnern kann wo sie ihr Auto abgestellt hat

l Stoumlrungen des Denk- und Urteilsvermoumlgens Ein planvolles Handeln ist kaum noch moumlglich Der Tag kann nicht mehr strukshyturiert werden Auch eine scheinbar einfache Aufgabe wie den Tisch zu decken faumlllt schwer

l Sprachstoumlrungen Die Worte werden nicht automatisch erinnert und dadurch ist ein fluumlssiges Sprechen erschwert Durch Floskeln und Umschreibungen kann sich der ershykrankte Mensch anfangs noch behelfen

l Veraumlnderungen der Persoumlnlichkeit Die Persoumlnlichkeit der erkrankten Person veraumlndert sich und bleibt doch irgendwie aumlhnlich

URSACHEN AMYLOID-PLAQUES

Wie und warum es zum Abbau der Nervenzellen kommt daruumlber gibt es verschieshydene Theorien

Die bekanntesten sind l Amyloid-Plaques

Den Ausgangspunkt des Krankheitsgeschehens bilden Fehler im Stoffwechsel eines normalen Eiweiszlig-Bausteins der in der Wand von Nervenzellen verankert ist

Dieser Baustein wird vom Koumlrper hergestellt und durch mehrere Enzyme in Bruchstuumlcke gespalten Die Fragmente werden zum Teil innerhalb des Gehirns abgebaut oder entlang spezifischer Schleusen aus dem Gehirn abtransportiert Ein Ungleichgewicht innerhalb dieses Abbauprozesses fuumlhrt dazu dass sich ein fuumlr Nervenzellen besonders schaumldliches Bruchstuumlck im Gehirn anhaumluft Beta-Amyshyloid Es bildet zunaumlchst winzige Komplexe aus denen nach und nach groumlszligere rundliche Ablagerungen entstehen Das sind die fuumlr die Alzheimer-Krankheit typischen Plaques

Die Ablagerungen von Beta-Amyloid wirken auf Nervenzellen zerstoumlrerisch Sie fuumlhren zu Verformungen des Zellkoumlrpers und lassen Nervenzellfortsaumltze vershykuumlmmern Die Nervenzellen sterben ab

8 Modul 1 ndash Was ist Demenz

l Tau-Fibrillen Das Eiweiszlig Tau dessen Aufgabe die Stabilisierung des Nervenzellgeruumlstes ist loumlst sich ab und verklumpt zu Faserknaumlueln (Neurofibrillenbuumlndel) welche zunehmend die Lebensvorgaumlnge der Zellen lahm legen

Insgesamt werden durch diese fehlerhaften Vorgaumlnge innerhalb und auszligerhalb der Nervenzellen Nervenzellgruppen in der Tiefe des Gehirns geschaumldigt Einige sind fuumlr die Bildung des Uumlbertraumlgerstoffes Acetylcholin zustaumlndig der fuumlr Aufmerksamshykeit und Gedaumlchtnis elementar ist Acetylcholin wird normalerweise an Nervenzelshylen in der Hirnrinde weitergeleitet um zum Beispiel Lernen zu ermoumlglichen

Durch den Ausfall von Nervenzellen in dieser Region ist die Produktion von Acetylshycholin herabgesetzt Die in der Hirnrinde liegenden Nervenzellen verwenden zur Signaluumlbermittlung nun einen anderen Uumlbertraumlgerstoff Glutamat (nicht zu vershywechseln mit in Nahrungsmitteln enthaltenen Geschmacksverstaumlrkern)

Wenn diese Nervenzellen in der Hirnrinde zu Grunde gehen kommt es zu einer uumlbermaumlszligigen und ungezielten Freisetzung von Glutamat Dadurch verschlechtert sich die Signaluumlbermittlung und es kommt zu einer chronischen Uumlbererregung von benachbarten Nervenzellen die ihre Uumlberlebensfaumlhigkeit weiter einschraumlnkt Dieses biochemische Defizit traumlgt zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit bei

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 8: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

8 Modul 1 ndash Was ist Demenz

l Tau-Fibrillen Das Eiweiszlig Tau dessen Aufgabe die Stabilisierung des Nervenzellgeruumlstes ist loumlst sich ab und verklumpt zu Faserknaumlueln (Neurofibrillenbuumlndel) welche zunehmend die Lebensvorgaumlnge der Zellen lahm legen

Insgesamt werden durch diese fehlerhaften Vorgaumlnge innerhalb und auszligerhalb der Nervenzellen Nervenzellgruppen in der Tiefe des Gehirns geschaumldigt Einige sind fuumlr die Bildung des Uumlbertraumlgerstoffes Acetylcholin zustaumlndig der fuumlr Aufmerksamshykeit und Gedaumlchtnis elementar ist Acetylcholin wird normalerweise an Nervenzelshylen in der Hirnrinde weitergeleitet um zum Beispiel Lernen zu ermoumlglichen

Durch den Ausfall von Nervenzellen in dieser Region ist die Produktion von Acetylshycholin herabgesetzt Die in der Hirnrinde liegenden Nervenzellen verwenden zur Signaluumlbermittlung nun einen anderen Uumlbertraumlgerstoff Glutamat (nicht zu vershywechseln mit in Nahrungsmitteln enthaltenen Geschmacksverstaumlrkern)

Wenn diese Nervenzellen in der Hirnrinde zu Grunde gehen kommt es zu einer uumlbermaumlszligigen und ungezielten Freisetzung von Glutamat Dadurch verschlechtert sich die Signaluumlbermittlung und es kommt zu einer chronischen Uumlbererregung von benachbarten Nervenzellen die ihre Uumlberlebensfaumlhigkeit weiter einschraumlnkt Dieses biochemische Defizit traumlgt zu den Symptomen der Alzheimer-Krankheit bei

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 9: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

9 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORMEN DER DEMENZ

1 Alzheimer ist mit knapp 70 Prozent die haumlufigste Form einer Demenz

Der groumlszligte Risikofaktor an einer Alzheimer Demenz zu erkranken ist das Alter

2 Vaskulaumlre Demenz 15 Prozent

Als vaskulaumlre Demenzen werden Formen bezeichnet bei denen es in Folge von Durchblutungsstoumlrungen des Gehirns zu einem Absterben der Nervenzellen kommt

3 Frontotemporale Demenz Lewy-Koumlrperchen-Demenz zirka 5 Prozent

Lewy-Koumlrperchen Neben einer fortschreitenden Gedaumlchtnisstoumlrung zeigen die Patienten psychotische Symptome undoder Bewegungsstoumlrungen wie bei der Parkinson-Krankheit Schon fruumlh im Verlauf treten optische Halluzinationen auf meist sehen die Patienten Menschen oder groumlszligere Tiere Manchmal werden auch akustische Halluzinationen (Stimmen Musik Geraumlusche) wahrgenommen

4 Sonstige Formen zirka 10 Prozent

Weitere Ursachen einer kognitiven Beeintraumlchtigung Ausloumlser kognitiver Beeinshytraumlchtigungen kann auch eine andere Grunderkrankung sein wie zB eine Schildshydruumlsenunterfunktion ein Gehirntumor oder eine Vergiftung Auch ein Delir eine Nachwirkung einer Narkose kann zu einer Verwirrtheit fuumlhren die jedoch nur voruumlbergehend anhaumllt Eine Depression als psychische Erkrankung kann ebenso dementielle Erscheinungen hervorrufen

MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN

Mein Mann verlegt immer wieder Sachen und dann weiszlig er nicht mehr wo er sie hinshygelegt hat Auszligerdem vergisst er zunehmend Termine Fruumlher kam das nie vor Gestern zum Beispiel hatten wir einen Termin vereinbart mit Freunden zum Abendessen Doch er kam einfach nicht nach Hause

Als ich ihn dann darauf angesprochen habe meinte er nur dass ich es ihm nicht gesagt habe So geht das doch nicht weiter Ich mache mir langsam Sorgen Koumlnnte es Demenz sein

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 10: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

10 Modul 1 ndash Was ist Demenz

EINE DIAGNOSE IST WICHTIG

Nun Sie bemerken die Veraumlnderungen seit laumlngerem und es ist schon ungewoumlhnlich dass sich Ihr Mann an wichtige Termine nicht mehr erinnern kann Das koumlnnte fuumlr eine Demenz sprechen Sie haben jedoch auch erzaumlhlt dass Ihnen die Veraumlnderungen besonders auffallen seit Ihr Mann in Rente ist Es koumlnnten daher auch andere Gruumlnde eine Rolle spielen wie zum Beispiel eine depressive Verstimmung Dies waumlre behandelshybar Um sicher zu sein macht es auf jeden Fall Sinn einen Arzt aufzusuchen und eine Diagnose stellen zu lassen

WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT

Nach wie vor wird Demenz in einer Art Ausschlussverfahren festgestellt Das heiszligt der Arzt klaumlrt zuerst ab ob es fuumlr die Symptome andere Gruumlnde gibt

Blut- und Urintest Der Arzt macht einen Blut- und Urintest um zum Beispiel abzuklaumlren ob eine Schilddruumlsendysfunktion vorliegt

Gespraumlch mit Patienten und Angehoumlrigen Der Arzt spricht ausfuumlhrlich mit dem Patienten Es ist wichtig dass auch mit den Angehoumlrigen gesprochen wird um herauszufinden seit wann es diese Veraumlnderunshygen gibt wie haumlufig diese auftauchen und welche Bereiche diese betreffen

Psychologische Tests wie der Mini Mental Status Test Psychologische Tests wie der MMST (Mini-Mental-Status-Test) uumlberpruumlfen das Kurzzeitgedaumlchtnis und die Faumlhigkeit des raumlumlichen Denkens (zum Beispiel Uhrentest) Weitere psychologische Tests zielen darauf ab eine Depression ausshyzuschlieszligen

Magnetresonanztomographie oder eine Elektroencephalographie Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT) Magnetshyresonanztomographie (MRT) oder Elektroencephalographie (EEG) sind wichtig um Tumore zu erkennen bzw diese auszuschlieszligen In Ausnahmefaumlllen zur Feinshydiagnostik oder bei Unklarheiten wird eine Positronen-Emissions-Tomographie (PET) gemacht die die Gehirnstroumlme misst Welche Verfahren eingesetzt werden entscheidet der Arzt

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 11: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

11 Modul 1 ndash Was ist Demenz

WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG

Nicht immer deuten die Symptome auf eine Demenz hin Durch die Diagnosestelshylung koumlnnen andere Erkrankungen wie zum Beispiel Schilddruumlsenunterfunktion Depressionen Tumore erkannt werden Diese Krankheiten koumlnnen bei entspreshychender Behandlung geheilt werden

Nur wenn die Diagnose gestellt ist kann behandelt werden Je fruumlher eine Demenz erkannt wird desto wirksamer sind die Therapiemoumlglichkeiten zum Beispiel mit Antidementiva

Wenn man von seiner Krankheit weiszlig kann man uumlberlegen wie man sein Leben (anders) gestaltet und man kann Vorsorge treffen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)

Mein Mann hat Alzheimer und meine Tochter hat zwei kleine Kinder Muss ich mir Sorgen machen dass sie ebenfalls irgendwann Alzheimer bekommen

VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)

Wann ist Ihr Mann erkrankt Mit 72 Jahren Gibt es in Ihrer Familie mehrere Faumllle von Alzheimer Nein Dann ist es sehr unwahrscheinlich dass es sich bei Ihrem Mann um eine erbliche Form der Demenz handelt In Deutschland geht man davon aus dass es cirka 150 Familien gibt bei denen eine erbliche Form der Demenz diagnostiziert wurde Das groumlszligte Risiko an Alzheimer zu erkranken ist nach wie vor das Alter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 12: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

12 Modul 1 ndash Was ist Demenz

FORSCHUNG UND GENETIK

Als klinische Forschung bezeichnet man wissenschaftliche Untersuchungen zur Anwendung von diagnostischen therapeutischen und vorbeugenden Verfahren am Menschen

Nach heutigem Wissen sind an der Entstehung der Demenz im Alter zahlreiche Faktoren beteiligt Einige davon sind unveraumlnderlich wie die genetische Konstellashytion oder das Lebensalter Andere dagegen koumlnnen grundsaumltzlich beeinflusst wershyden beispielsweise Bluthochdruck Einnahme bestimmter Medikamente Ernaumlhshyrungsweise koumlrperliche und geistige Aktivitaumlt sowie soziale Kontakte

Erbliche Formen der Alzheimer-Krankheit Weniger als 2 Prozent aller Faumllle von Alzheimer-Krankheit werden dominant vershyerbt Bei dieser erblichen Variante der Alzheimer-Krankheit erkrankt statistisch gesehen die Haumllfte der Nachkommen eines Betroffenen

QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ

Testen Sie Ihr Wissen

l Die Ursache von Demenz isthellip

l Demenz kann dazu fuumlhrenhellip

l Zu einer Demenzdiagnostik gehoumlren

Antwortmoumlglichkeiten l dass das Wiederfinden bestimmter Gegenstaumlnde immer schwieriger wird l noch nicht eindeutig festgestellt dazu gibt es verschiedene Theorien l ein ausfuumlhrliches Gespraumlch des Arztes mit Betroffenen und Angehoumlrigen

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 13: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

13 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

MODUL 2 NACH DER DIAGNOSE

INHALT

l NACH DER DIAGNOSE

l DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

l TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

l VORSORGE TREFFEN

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 14: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

14 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

NACH DER DIAGNOSE

Menschen mit Demenz reagieren unterschiedlich auf die Diagnose Demenz

Manche koumlnnen die Diagnose nicht annehmen Sie haben keine Krankheitseinsicht und verleugnen die Krankheit

Einigen gelingt es sich der Krankheit zu stellen und sich damit auseinander zu setzen Sie entwickeln aktiv Strategien Doch das braucht Zeit

Andere spuumlren die Veraumlnderung und merken dass sie sich an vieles nicht mehr erinnern koumlnnen Sie trauern und manche geraten sogar in eine Krise

WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS

Wenn das Gedaumlchtnis immer mehr Luumlcken aufweist und es schwerer wird sich im Alltag zurecht zu finden dann kann damit auch verbunden sein

Unsicherheit weil die Orientierung verloren geht weil man dem Gespraumlch nicht mehr folgen kann

Angst durch das Fortschreiten der Erkrankung hilflos zu werden und nicht zu wissen was kommen wird

Sorge fuumlr die Familie und andere zur Belastung zu werden

Scham von anderen bloszlig gestellt oder als bdquodoofldquo und bdquobloumldldquo bezeichnet zu werden

Traurigkeit vor allem in Momenten der Klarheit wenn bewusst wird dass viele Faumlhigkeiten verloren gehen dass vieles vergessen wird

Wut oder Resignation weil die einfachsten Dinge nicht mehr gelingen wie zB den Tisch zu decken

Sich ausgeschlossen fuumlhlen weil es schwer wird dem Gespraumlch der anderen zu folgen

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 15: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

15

l

Modul 2 ndash Nach der Diagnose

WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG

In einem Forschungsprojekt wurden Menschen mit Demenz gefragt was ihnen wichtig ist Menschen mit Demenz wuumlnschen sich dass sie hellip

ihre vorhandenen Faumlhigkeiten erhalten koumlnnen

l etwas fuumlr andere tun koumlnnen

l selbst bestimmen koumlnnen was sie moumlchten und was nicht

l gefragt werden wenn es um die Regelung ihrer Angelegenheiten geht

l respektiert und verstanden werden

l moumlglichst lange selbststaumlndig leben koumlnnen

DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT

Die Diagnose ist oft ein Schock ndash fuumlr die Erkrankten aber auch fuumlr die Angehoumlrigen Doch sie bringt auch Klarheit

Es sind nicht Ehekonflikte die hinter dem veraumlnderten Verhalten stehen Es ist nicht das Aussteigen aus dem Beruf das die Stimmung so veraumlndert hat Der Tod des Partners ist nicht der Grund dafuumlr warum die Mutter nicht mehr kochen mag und den Haushalt vernachlaumlssigt Es ist die Krankheit

Wenn die Diagnose klar ist l koumlnnen sich alle besser darauf einstellen l besteht vielleicht noch die Moumlglichkeit dass die Erkrankten Verfuumlgungen treffen

und eigene Wuumlnsche schriftlich niederlegen koumlnnen

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 16: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

16 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE

Menschen mit Demenz erleben dass sie zu allem mehr Zeit brauchen Alles geht viel langsamer und muumlhsamer

Dies steht in krassem Gegensatz zu dem Erleben der Angehoumlrigen l Die Anforderungen des Alltags bleiben l Die Aufgaben nehmen zu l Was man fruumlher zu zweit gemacht hat muss nun haumlufiger alleine erledigt

werden l Viele Entscheidungen muumlssen alleine getroffen werden weil eine gemeinsame

Entscheidungsfindung nicht mehr moumlglich ist

Wichtig Angehoumlrige stehen vor der Aufgabe sich umzustellen und sich ganz auf den Erkrankten einzustellen Denn Menschen mit Demenz koumlnnen sich nicht mehr anpassen Auch wenn Angehoumlrige darum wissen so ist es doch schwierig vertraute und gewohnte Ablaumlufe zu veraumlndern

TIPPS FUumlR DEN ALLTAG

In Gespraumlchen mit Erkrankten und mit Angehoumlrigen haben wir ein paar Tipps zusammengestellt die dabei unterstuumltzen koumlnnen den Alltag zu vereinfachen und Orientierung zu geben

Uumlberpruumlfen Sie vielleicht auch gemeinsam mit dem Erkrankten welcher Tipp Sie anspricht und welchen Sie in die Tat umsetzen moumlchten

l Wiederkehrende Taumltigkeiten immer am Tag einplanen l An Schraumlnken Notizzettel anbringen l Stolperfallen beseitigen l Wichtige Termine aufschreiben l Fuumlr wichtige Dinge einen festen Platz finden

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 17: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

17 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN

Video zu Tipp 1 Die Woche strukturieren Ein Mann laumluft ins Bild Uumlber ihm stehen vier Fragezeichen Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer sich zeitlich zu orientieren Sie finden sich viel leichter zurecht wenn ihre Woche strukturiert ist Deshalb ist es sinnvoll sich wiederholende Termine und Taumltigkeiten immer fuumlr den gleichen Wochentag einzuplanen Die Fragezeichen werden von einer Hand nach und nach entfernt Wenn beispielsweise montags immer eingekauft wird und donnerstags die Enkel zu Besuch kommen hilft das erkrankten Menschen sich zu orientieren Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoMontagldquo findet sich die Zeichnung von einem Einkaufswagen Unter einem Post-It mit der Aufschrift bdquoDonnerstagldquo findet sich die Zeichnung von einem Maumldchen und einem Jungen mit einem Ball Eine Moumlglichkeit ist sich einen Tages- oder Wochenplan anzulegen Dort koumlnnen Sie zB eintragen was in den kommenden Tagen ansteht Vielleicht ein Arztbesuch ein Gang in die Kirche oder die Erledigung von Einkaumlufen In einem Wochenplan werden verschiedene Termin wie bdquoArztldquo bdquoKircheldquo und bdquoEinkaufenldquo eingetragen Es erscheinen die passenden Zeichnungen eines Arztes eines Einkaufshywagens und einer Kirche Wenn der Tages- oder Wochenplan immer am gleichen Platz ist koumlnnen auch Menshyschen mit Demenz ihn noch lange nutzen Sie koumlnnen jederzeit nachschauen und sich orientieren Ein Schrank ein Stuhl mit Tisch und ein offener Kuumlhlschrank sind zu sehen Der Kuumlhlshyschrank schlieszligt sich Auf der Vorderseite ist ein ausgefuumlllter Wochenplan befestigt Der Mann schaut auf den Plan

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=98ampL=0

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 18: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

18 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN

Video zu Tipp 2 Fuumlr Sicherheit sorgen Ein Sofa ein Schrank ein Kuumlhlschrank zwei Tische und eine Stehlampe erscheinen nacheinander im Bild Es sammeln sich verschiedene Gegenstaumlnde auf den Moumlbeln an ein Buumlgeleisen eine Spruumlhflasche Kerzen Schere Hammer Messer und weitere Flaschen Auf dem Boden wird ein Teppich gelegt Ein Mann tritt links unten ins Bild Uumlber seinem Kopf stehen Fragezeichen Er rutscht auf dem Teppich fast aus und setzt sich auf das Sofa Ein Hund erscheint und laumlsst sich von dem Mann streicheln Dann verschwindet er wieder

Es gibt eine Menge Dinge die sich im Laufe der Jahre in einer Wohnung ansamshymeln Und haumlufig raumlumt man gebrauchte Gegenstaumlnde nicht gleich wieder weg Das kann schnell unuumlbersichtlich werden und zu Stolperfallen fuumlhren Menschen mit Demenz gelingt es dann oft nicht mehr sich zurechtzufinden Ihre Wohnung sollte daher sicher gestaltet werden

Gut ausgeleuchtete Raumlume geben Sicherheit Die Lampe wird angeschaltet Stolperfallen und auch gefaumlhrliche Dinge wie Chemikalien zur Reinigung sollten entfernt werden ndash sie koumlnnen leicht mit Trinkbarem verwechselt werden Teppich alle Flaschen Buumlgeleisen Kerzen Messer Hammer und Schere werden aus dem Bild entfernt Kerzen Streichhoumllzer oder scharfe Messer sollten nicht in Reichweite aufbewahrt werden

Orte fuumlr wichtige Dinge finden Helfen Sie Menschen mit Demenz dabei laumlnger selbststaumlndig zu bleiben Dazu tragen schon kleine Hilfestellungen bei Der Mann sitzt auf dem Sofa Neben ihm steht ein Tisch hinter ihm ein Schrank Auf dem Tisch liegt ein Schluumlsselbund und eine Geldboumlrse Der Schrank wird mit Beshyschriftungen wie bdquoGlaumlserldquo bdquoTassenldquo und bdquoTellerldquo versehen l Wichtige Sachen wie Schluumlssel oder Geldboumlrse sollten immer an den gleichen

Platz gelegt werden l Wenn die Schraumlnke mit Zetteln beschriftet werden sieht man schneller

wo die Dinge hingehoumlren

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=99ampL=0

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 19: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

19 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN

Video zu Tipp 3 Aufgaben vereinfachen Es ist ein Schrank mit den Beschriftungen bdquoGlaumlserldquo bdquoTellerldquo und bdquoTassenldquo zu sehen Auf einem Kuumlhlschrank ist ein ausgefuumlllter Wochenplan zu sehen Ein Mann sitzt auf einem Sofa Neben ihm steht eine Lampe und ein kleiner Tisch auf dem ein Buch liegt Eine Frau mit einem Besen laumluft durch das Bild und fegt dabei den Boden Im Laufe eines Tages gibt es eine Menge im Haushalt zu tun Wenn Sie sich auf die neue Situation einstellen koumlnnen Sie vieles gemeinsam erledigen Die Frau kommt zuruumlck in das Bild und nimmt der Mann an die Hand Er steht vom Sofa auf Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Sie koumlnnen beispielsweise gemeinsam die Waschmaschine fuumlllen Oder die Waumlsche aufhaumlngen abnehmen und zusammenlegen Eine Waschmaschine erscheint Die Frau entnimmt Kleidungsstuumlcke aus dem Waumlscheshykorb den der Mann haumllt und packt sie in die Waschmaschine Dann erscheint eine Waumlscheleine an welche die beiden weitere Kleidungsstuumlcke haumlngen Dann raumlumen Mann und Frau Kleidungsstuumlcke in einen Schrank Wenn Sie klare und einfache Anweisungen geben kann der Erkrankte diese Taumltigshykeiten oft noch lange mitmachen Mann und Frau sind wieder in der ersten Einstellung mit Schrank Kuumlhlschrank Sofa und Tisch zu sehen Die Frau gibt dem Mann einen Einkaufszettel Der Mann nimmt den Korb der auf dem Tisch steht und geht Uumlber der Frau entsteht eine Sprechblase mit einer Kasse uumlber der bdquoDonnerstagldquo steht Der Mann kommt mit Broumltchen und Zeitung wieder Auch einkaufen koumlnnen an Demenz erkrankte Menschen noch einige Zeit allein z B die Zeitung an der Ecke holen Wenn Sie einen kleinen Einkaufszettel mitgeben klappt es auch meist noch 5 Broumltchen mitzubringen

Sollte es mit dem Bezahlen Probleme geben kann mit den Geschaumlften vereinbart werden dass man einmal in der Woche selbst vorbei kommt um die Rechnung zu begleichen

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=100ampL=0

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 20: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

20 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN

Setzen Sie zur Erleichterung des Alltags und fuumlr die Sicherheit der erkrankten Person technische Hilfsmittel ein

Hilfsmittel wie zum Beispiel l Telefone mit groszligen Tasten l Herdsicherungs- oder l Ortungs-Systeme halten die Selbstaumlndigkeit laumlnger aufrecht

Weitere Informationen zu technischen Hilfsmitteln finden Sie hier

TIPP 5 AKTIV BLEIBEN

l Behalten Sie vertraute und angenehme Taumltigkeiten bei Unternehmen Sie Dinge die Ihnen Spaszlig machen

l Wenn Sie gerne verreist sind koumlnnen Sie dies auch weiter tun Guumlnstig sind Orte die Ihnen vertraut sind oder an denen Sie sich sicher fuumlhlen Gerade an fremden Orten faumlllt es Erkrankten schwerer sich zurecht zu finden

l Wenn Sie Sicherheit ausstrahlen uumlbertraumlgt sich dies und der Urlaub kann gelingen Entscheidend ist auch dass Sie fuumlr alles mehr Zeit einplanen ndash Hektik bringt Menschen mit Demenz unter Druck und manche reagieren darauf mit Verunsicherung oder Aggressivitaumlt

TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN

Auf aumlrztliche Verordnung koumlnnen Physiotherapie Ergotherapie und Logopaumldie als Behandlungsmoumlglichkeiten eingesetzt werden

Bewegung Gedichte aufsagen oder etwas mit den Haumlnden zu machen sind fuumlr viele Menschen mit Demenz eine angenehme Beschaumlftigung

Fertigkeiten wie Aufmerksamkeit und Gedaumlchtnis koumlnnen mit diesen einfachen Therapiemoumlglichkeiten gestaumlrkt werden Auszligerdem wirken sich diese Beschaumlftishygungen oft positiv auf die Stimmung der Betroffenen aus

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 21: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

21 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

bdquoWenn man es verkraftet hat kommt da ganz viel schoumlnes Leben rausldquo Frau Singer aus Osnabruumlck Betroffene

SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT

Was hat die erkrankte Person schon fruumlher gerne gemacht Gibt es Dinge die Sie gut mit ihr oder ihm gemeinsam machen koumlnnen Welcher Beschaumlftigung gehen Sie am liebsten nach

Gestalten Sie sich damit ihre eigene Wortwolke auf einem Blatt Papier damit Sie sie immer vor Augen haben

l Machen wir besonders gerne l Machen wir ab und zu ganz gerne l Wollten wir immer schon machen

VORSORGE TREFFEN

Mein Mann hat in den letzten Monaten acht Handys gekauft und auch Vertraumlge abshygeschlossen Was soll ich tun

Haben Sie eine Vorsorgevollmacht von Ihrem Mann Nein Dann ist es wichtig dass Sie dies schnell mit ihm besprechen Nur solange Ihr Mann geschaumlftsfaumlhig ist kann er Ihnen eine solche Vollmacht ausstellen Damit koumlnnen Sie die Vertraumlge ruumlckgaumlngig machen

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 22: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

22 Modul 2 ndash Nach der Diagnose

QUIZ

Fuumlgen Sie die richtige Antwort in den Luumlckentext

1 Um den Alltag zu vereinfachen sollte man

2 Um eine Vorsorgevollmacht zu erteilen muss der Erkrankte noch

3 Ist der Erkrankte nicht mehr geschaumlftsfaumlhig kann man eine

4 Damit Sie selbst nicht an den Rand Ihrer Kraumlfte gelangen sollten Sie sich Hilfe und Beratung suchen zum Beispiel beim

oder einem

l den Tag strukturieren l geschaumlftsfaumlhig sein l Betreuung l Alzheimer-Telefon l Pflegedienst

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 23: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

23 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 3 DER ALLTAG VERAumlNDERT SICH

INHALT

l VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

l BEIM ABENDESSEN

l HILFREICHE STRATEGIEN

l FAHRTAUGLICHKEIT

l FUumlR AUSZEITEN SORGEN

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 24: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

24 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

EINERSEITS UND ANDERERSEITS

Einerseits hellip fehlen Worte Termine werden vergessen das Gedaumlchtnis laumlsst nach und alltaumlgliche Taumltigkeiten klappen nicht mehr Die Erkrankten finden sich in fremden Staumldten nicht mehr zurecht

Andererseits koumlnnen Menschen mit Demenz hellip ploumltzlich die ganze Strophe eines Liedes mitsingen beim Tanzen die Partnerin schwungvoll durch den Saal bewegen oder im richtigen Moment troumlstende Worte finden bdquoIch bin so froh dass ich Dich habeldquo

Wie passt das zusammen

VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN

Durch den Abbau der Zellen werdenhellip

neue Informationen nicht mehr automatisch abgespeichert Daher stellen Menshyschen mit Demenz immer wieder die gleichen Fragen zum Beispiel bdquoWie viel Uhr ist es ldquo

aktuelle Informationen nicht mehr mit alten Erfahrungen und Wissen verknuumlpft Einfache Taumltigkeiten wie Tisch decken oder eine Gluumlhbirne auswechseln gelingen nicht mehr

shy

LANGZEITGEDAumlCHTNIS

Alles was im Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert ist bleibt jedoch lange erhalten

Man unterscheidet l Episodisches (autobiographisches) Gedaumlchtnis hier sind komplexe Erlebnisshy

se wie zum Beispiel der erste Schultag oder die eigene Hochzeit abgespeichert Man erinnert sich an viele Details besonders wenn die Ereignisse emotional wichtig waren

l Semantisches (faktisches) Wissen Hier ist unser Allgemeinwissen abgespeichert wie die Namen beruumlhmter Menschen oder wichtige Jahreszahlen

l Prozedurales Gedaumlchtnis beinhaltet gelernte Bewegungsablaumlufe wie Tanzshyschritte Klavier spielen und Fahrrad fahren

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 25: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

25 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

GEFUumlHLE BLEIBEN

Unberuumlhrt von der Demenz ist die Faumlhigkeit zu empfinden Das bedeutet dass erkrankte Menschen l sich sicher und geborgen fuumlhlen wenn sie ernst genommen und verstanden

werden l Scham empfinden wenn in ihrer Anwesenheit daruumlber geredet wird was sie

nicht mehr koumlnnen oder wenn sie vor anderen zurechtgewiesen werden l aumlngstlich und unsicher sind wenn sie die Orientierung verlieren und ploumltzlich

nicht mehr wissen wo sie zu Hause sind l spuumlren dass da jemand ist der ihnen vertraut ist auch wenn sie nicht mehr geshy

nau wissen in welcher Beziehung sie zu dieser Person stehen

Eine Ausnahme bilden Menschen mit FTD (Frontotemporale Demenz) Bei ihnen geht das Mitgefuumlhl die Empathie fuumlr ihre Mitmenschen verloren

WAS TUN

Es macht mich sehr traurig zu sehen dass vieles nicht mehr geht Gestern Abend zum Beispiel beim Abendessen Nichts klappt mehr nicht einmal mehr den Tisch zu decken Dann werde ich ungeduldig und nachher tut es mir leid

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 26: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

26 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

BEIM ABENDESSEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 1 Eine Frau bereitet in einer Kuumlche am Herd in einem Topf Essen zu Im an die Kuumlche anshyschlieszligenden Essbereich sitzt ein Mann am Esstisch mit dem Ruumlcken zur Frau Er dreht seinen Kopf zu ihr um Sie unterhalten sich Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau Gleich sechs Der Mann schaut zuruumlck auf den Tisch Die Frau kocht weiter Nach kurzer Zeit dreht der Mann seinen Kopf erneut zu der Frau um Sie reden wieder uumlber die Uhrzeit Mann (ungeduldig) Wie spaumlt ist es Frau (gereizt) Sechs Uhr ndash das hab ich Dir schon hundertmal gesagt Sei doch nicht so ungeduldig Das Essen ist gleich fertig Die Frau dreht sich veraumlrgert in Richtung des Mannes Der Mann schaut verschaumlmt wieder auf den Tisch Die Frau bereitet weiter das Essen zu Frau Deckst Du schon mal den Tisch Mann (zoumlgernd) Ja Der Mann steht langsam vom Tisch auf und geht zu einer Kommode die sich im Esszimmer befindet Er oumlffnet eine Tuumlr und stellt zwei Teller auf den Esstisch Dann entshynimmt er zwei Tassen mit Unterteller und stellt auch diese auf den Esstisch Die Frau kommt mit einem Topf in das Esszimmer Frau (genervt) Was ist denn das Wir brauchen doch kein Kaffeegeschirr Stell das wieder zuruumlck in die Kommode Mann (enttaumluscht) Och Die Frau stellt den Topf auf den Tisch und schaut den Mann aumlrgerlich an und zeigt mit den Haumlnden auf die Kommode Sie geht zuruumlck in die Kuumlche Der Mann raumlumt das Kaffeegeschirr wieder in die Kommode Die Frau kommt mit Essgeschirr aus der Kuumlche und deckt den Tisch

Der Mann und die Frau sitzen am gedeckten Esstisch und essen Kartoffeln mit Fleisch und Salat Die Frau schaut den Mann an Frau Schmecktrsquos Dir nicht Mann Doch doch Der Mann hat Probleme mit dem Besteck die Kartoffel zu essen Das Stuumlck Kartoffel faumlllt von der Gabel Frau Pass auf pass auf Das ist doch scharf Mann Entschuldigung Frau (genervt schuumlttelt den Kopf) Oh Mann und Frau essen schweigend weiter

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=49ampL=0

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 27: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

27 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

In diesem Film sehen Sie ein Paar beim Abendessen Kennen Sie solche Situationen l Was faumlllt Ihnen auf l Was glauben Sie wie ergeht es der Frau l Was glauben Sie wie sich der Mann fuumlhlt

WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN

l Die Frau ist Bitte waumlhlen entspannt ndash genervt ndash uumlberfordert

l Der Mann fuumlhlt sich Bitte waumlhlen sicher ndash gelangweilt ndash orientierungslos

l Was haumltte der Mann anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Geduldiger sein ndash nichts ndash mehr mithelfen

l Was haumltte die Frau anders machen koumlnnen Bitte waumlhlen Ruhig bleiben ndash lauter werden ndash den Mann mit einbeziehen

l Dass keine entspannte Atmosphaumlre entsteht liegt an Bitte waumlhlen dem Mann ndash der Frau ndash der Krankheit

HILFREICHE STRATEGIEN

Schaumltzen Sie ein was Sie als hilfreich empfinden

Jeweils auszuwaumlhlen Trifft zu ndash teils ndash Trifft nicht zu

l Die erkrankte Person in die alltaumlglichen Handlungen mit einbinden

l Nicht mehr selber kochen sondern das Essen kommen lassen l Ihm die Teller in die Hand geben und dann auf den Tisch zeigen l Eine Aufgabe nach der anderen sagen l Darauf achten dass der andere zuhoumlrt

EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN

Ich wollte Sie noch etwas fragen Mein Mann faumlhrt noch Auto Vor kurzem habe ich in einer Zeitschrift gelesen dass man bei der Diagnose Demenz nicht mehr Auto fahshyren soll Mein Mann faumlhrt aber sehr gerne Auto und auch noch recht sicher Doch vor kurzem hat er sein Auto nicht mehr gefunden Jetzt mache ich mir Sorgen ob es besser ist dass er nicht mehr faumlhrt Aber wie soll ich ihn vom Autofahren abhalten Ich glaube das wird nicht ganz einfach Wir leben auf dem Lande

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 28: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

28 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

ANTWORT DER BERATERIN

Jemanden der immer gerne Auto gefahren ist vom Autofahren abzuhalten ist nicht leicht Haumlufig ist damit der Verlust von Selbstaumlndigkeit verbunden Und doch Sie haben keine andere Wahl Sie sollten Ihren Mann vom Autofahren abshyhalten wenn Sie bemerken dass er

l sich auch auf vertrauten Wegen nicht mehr gut orientieren kann oder l wenn er Verkehrsregeln missachtet oder l wenn Sie nicht mehr gerne mitfahren weil Sie sich als Beifahrerin nicht mehr sicher

fuumlhlen

Es gibt ganz viele unterschiedliche Wege die Angehoumlrige ausprobiert habenhellip

ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER

bdquoDer Arzt hat meiner Frau ziemlich direkt und deutlich gesagt dass sie nicht mehr Auto fahren darf Seitdem laumlsst sie das Auto stehenldquo

bdquoWenn wir gemeinsam Auto fahren sage ich meinem Mann dass ich mal wieder fahren moumlchteldquo

bdquoDurch den Einbau einer Wegfahrsperre kann mein Mann nicht mehr fahren Das war zwar schmerzhaft aber zum Schutz anderer Verkehrsteilnehmer sahen wir keine anshy

dere Moumlglichkeit mehrldquo

bdquoWir haben meiner Mutter erzaumlhlt dass das Auto kaputt ist und in die Werkstatt muss Es kann sein dass der Schaden so groszlig ist dass es nicht mehr durch den TUumlV kommen wuumlrdeldquo

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 29: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

29 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

FAHRTAUGLICHKEIT

Manchmal ist es leichter die erkrankte Person vom Autofahren abzuhalten wenn man sich Unterstuumltzung holt Offizielle Stellen wie zum Beispiel Aumlrzte oder der Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) gelten fuumlr viele Erkrankte als Autoritaumlt deren Rat sie eher folgen

Generell muss der Arzt uumlber die Fahruntauglichkeit bei fortschreitender Demenz aufklaumlren Dritten gegenuumlber zum Beispiel gegenuumlber der Fahrerlaubnisbehoumlrde oder der Polizei ist der Arzt dann von seiner Schweigepflicht entbunden wenn durch weiteres Autofahren die Sicherheit der Mitmenschen gefaumlhrdet sein wuumlrde

Es gibt auch die Moumlglichkeit sich einer freiwilligen Testung beim Technischer Uumlberwachungsverein (TUumlV) zu unterziehen um die Fahrtauglichkeit zu uumlberpruumlfen

Es kann Kontakt zur Fuumlhrerscheinstelle aufgenommen werden Nach Durchfuumlhshyrung eines medizinisch-psychologischen Tests kann dann die Fahrerlaubnis beshystaumltigt oder aber entzogen werden

WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD

Gestern haben wir den Geburtstag von meinem Mann gefeiert Alle Kinder und die Enkel waren da Es war ein sehr schoumlnes Fest Doch die Nacht war ganz furchtbar Walter fand einfach keine Ruhe Wenn er im Bett war wollte er wieder aufstehen und umgekehrt Als ich ihm sagte er soll jetzt endlich liegenbleiben wurde er aggressiv Ich frage mich ob wir uumlberhaupt noch so groszlige Familienfeiern machen sollen

FUumlR AUSZEITEN SORGEN

Es kann gut sein dass Ihrem Mann alles ein bisschen zu viel wurde und er darauf mit Unruhe reagiert hat Es waumlre jedoch schade wenn Sie deswegen auf solche Feste verzichten wuumlrden Es gibt da ein paar Regeln die helfen dass es auch Ihrem Mann gut geht zum Beispiel

l dass eine Person an der Seite Ihres Mannes bleibt und ihm Sicherheit gibt l dass Sie Moumlglichkeiten schaffen damit sich Ihr Mann ab und zu zuruumlckziehen kann

zum Beispiel Spazieren gehen oder ausruhen l dass nicht zu viele Gespraumlche gleichzeitig und laut gefuumlhrt werden l die Zeit zu begrenzen damit es nicht zu lange unruhig ist und l es gibt natuumlrlich viele weitere individuelle Moumlglichkeiten

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 30: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

30 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN

Im Laufe der Erkrankung kann es passieren dass sich kaum noch Besuch ankuumlndigt und dass sich Freunde zuruumlckziehen Es kommt haumlufig vor dass Angehoumlrige vereinshysamen Warten Sie nicht ab sondern beugen Sie vor und laden aktiv ein

l Um nicht von den Vorbereitungen schon bdquofix und fertigldquo zu sein kann man alle Gaumlste bitten etwas mitzubringen

l Wenn die erkrankte Person aktiv in Gespraumlche und Vorbereitungen einbezogen wird fuumlhlt sie sich meist wohler

l Da sich viele Demenzkranke zu Hause am sichersten fuumlhlen laden Sie Freunde und Familie aktiv zu sich ein

l Wenn die Gaumlste uumlber die Erkrankung Bescheid wissen faumlllt allen der gemeinsame Umgang leichter

l Um nicht zu viel Unruhe in den Alltag zu bringen kann man die Einladung zeitshylich begrenzen

l Wenn die Gespraumlche ruhig und nicht durcheinander gefuumlhrt werden ist dies fuumlr den Erkrankten weniger anstrengend

BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN

Den Mut finden auch eigene Interessen zu vertreten

bdquoFuumlr mich selbst kann ich sagen dass der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzunehmen und zu akzeptieren sowohl fuumlr mich als Partnerin als auch fuumlr meinen Mann Wenn ich das nicht gelernt haumltte wuumlrde noch immer zu viel Energie in dieses Gefuumlhl des bdquoNichtwahrhabenwollensldquo flieszligen und mich fuumlr wichshytigere Dinge blockieren

Dieses Annehmen bedeutet natuumlrlich auch dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichtig den Mut zu finden auch meine eigenen Interessen zu vertreten und einen eigenen Lebensplan und neue Ziele zu finden Denn das gibt mir die Staumlrke den Alltag und das Miteinshyander mit meinem kranken Mann zu bewaumlltigenldquo

(M Brinkmann)

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 31: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

31 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Waumlhlen Sie bdquotrifft zuldquo oder bdquotrifft nicht zuldquo

l Die Faumlhigkeit zu fuumlhlen bleibt unberuumlhrt l Neue Informationen werden automatisch richtig abgespeichert l Autofahren klappt sicher bis ins hohe Lebensalter l Es fehlen haumlufig die richtigen Worte l Lieder von fruumlher koumlnnen mitgesungen werden l Es wird haumlufig immer wieder die gleiche Frage gestellt l Einfache Taumltigkeiten wie zum Beispiel Tisch decken gelingen immer l Aktuelle Information werden mit alten Erfahrungen verknuumlpft

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 32: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

32 Modul 3 ndash Der Alltag veraumlndert sich

MODUL 4 ANGEHOumlRIGE AN DER GRENZE IHRER BELASTBARKEIT

INHALT

l PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

l GRENZEN WAHRNEHMEN

l ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

l TIPPS ZUM AUFTANKEN

l SELBSTFUumlRSORGE

l PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 33: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

33 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PLOumlTZLICH IST MAN PFLEGENDE ANGEHOumlRIGE

Manchmal geht es sehr schnell und man ist ploumltzlich in der Rolle der pflegenden Angehoumlrigen Die Gruumlnde fuumlr die Uumlbernahme der Pflege sind dabei sehr untershyschiedlich

Was waren Ihre Gruumlnde

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Es war fuumlr mich selbstverstaumlndlich weil wir ein Paar sind l Aus Verantwortungs- und Pflichtgefuumlhl heraus l Weil ich diejenigederjenige bin dieder in der Naumlhe wohnt l Aus finanziellen Gruumlnden l Weil ersie eine Heimunterbringung voumlllig ablehnt

DAMIT HABE ICH NICHT GERECHNET

Worauf Angehoumlrige in der Regel nicht vorbereitet sind wenn sie die Pflege uumlbershynehmenhellip l dass sich die Persoumlnlichkeit veraumlndert l dass jemanden innerhalb der Familie zu pflegen immer auch bedeutet dass alte

Beziehungsmuster wieder belebt werden Alte Konflikte oder Geschwisterrivalishytaumlten tauchen beispielsweise wieder auf

l dass sich die Rollen aumlndern Zum Beispiel bleibt die Mutter die Mutter doch als Tochter muss man die Fuumlhrung uumlbernehmen

l dass der Gespraumlchspartner ausfaumlllt l dass sich Freunde oder Nachbarn zuruumlckziehen

l dass es in der Gesellschaft oft wenig Verstaumlndnis und Toleranz gibt

STAumlNDIGE BELASTUNGEN MACHEN KRANK

Uumlberlastung zeigt sich am schnellsten in koumlrperlichen Symptomen Viele pflegende Angehoumlrige entwickeln Schlafstoumlrungen und sind erschoumlpft Auch eine erhoumlhte Anfaumllligkeit gegenuumlber Infektionen durch Schwaumlchung des Immunsystems ist zu verzeichnen

Angehoumlrige sind oft unter staumlndiger Anspannung Der unvorhersehbare Verlauf von Demenzerkrankungen laumlsst Pflegende oft keine Routine erwerben Kaum haben sie sich an eine Situation gewoumlhnt muumlssen sie sich wieder neu anpassen und sich von noch vorhandenen Faumlhigkeiten oder Moumlglichkeiten verabschieden

Viele Angehoumlrige vernachlaumlssigen ihre eigene Gesundheit Sie nehmen sich nicht genuumlgend Zeit zum Regenerieren und Kraumlfte sammeln

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 34: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

34 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

GRENZEN WAHRNEHMEN

Jede Pflege ist anders mit Houmlhen und Tiefen Welche der folgenden Saumltze koumlnnten auf Sie zutreffen

Bitte waumlhlen trifft zu ndash teils ndash trifft nicht zu

l Ich fuumlhle mich angespannt l Ich fuumlhle mich frustriert mit der Situation l Ich bin schneller gereizt l Ich bin staumlndig muumlde l Ich habe meine Hobbys aufgegeben

GRENZEN ERNST NEHMEN

Treffen einige der Belastungen auf Sie zu

Wenn Sie sich in den zuvor genannten Aussagen wiederfinden dann haben Sie vielshyleicht schon Ihre persoumlnliche Grenze uumlberschritten dann sind Sie aus der Balance und der bdquoAkkuldquo ist leer Dies zu erkennen ist der erste Schritt zur Veraumlnderung

Was koumlnnen Sie tun Ein Beispiel Wenn andere es immer besser wissen und Sie sich durch deren Ratschlaumlge nicht verstanden fuumlhlen Atmen Sie tief durch und sagen Sie sich selbst folgenden Satz

bdquoDarauf steige ich jetzt nicht ein ndash ich mache es so wie ich es richtig findeldquo Dann bedanken Sie sich bei dem anderen bdquoDanke ndash ich werde daruumlber nachdenkenldquo

Oft machen sich andere Sorgen meinen es gut und wissen aber nicht wie sie es ausdruumlcken koumlnnen

Atmen Sie tief durch

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 35: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

35 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

ENTWICKELN SIE GEGENSTRATEGIEN

Auch in uns selbst gibt es Stimmen die uns das Leben schwer machen sogenannshyte Antreiber (Wolke) Sie sind uns sehr vertraut weil wir sie seit der Kindheit kenshynen Doch diese Saumltze muumlssen nicht so bleiben Wir koumlnnen sie veraumlndern in Saumltze die uns gut tun und uns den Alltag erleichtern (Sonne) Hier einige Beispiele

Wolke l Sei perfekt l Streng dich an l Beeil dich l Sei stark l Machrsquos den anderen recht

Sonne l Auch ich darf Fehler machen l Ich darf es mir leicht machen l Ich darf mir Zeit lassen l Ich zeige wie mir zumute ist l Meine Beduumlrfnisse sind auch wichtig

JEDER KANN ETWAS TUN

Bitten Sie moumlglichst konkret um Unterstuumltzung l Fragen Sie Ihren Partner Ihre Tochter Ihren Sohn eine Freundin ob Sie zum

Beispiel am Montagnachmittag von 15 bis 18 Uhr Zeit haumltten Dies ist meist erfolgreicher als allgemein um Hilfe zu bitten

l Fragen Sie den Nachbarn ob er Ihren Mann an einem Tag auf seinen abendlichen

Spaziergang mitnimmt l Bitten Sie Ihre Besucher Kuchen mitzubringen statt sich abzuhetzen und alles

selbst zu machen l Goumlnnen Sie sich etwas Nehmen Sie sich Zeit fuumlr sich oder verabreden Sie sich mit

Freunden

WO IST MEIN MANN SO WIE ICH IHN KENNE

Das Leben veraumlndert sich Der groumlszligte Lernschritt ist die Alzheimer-Krankheit anzushynehmen und zu akzeptieren Dieses Annehmen bedeutet fuumlr mich dass ich Abstriche machen muss Das Leben verlaumluft nicht mehr so wie ich mir das vorgestellt hatte Ich muss meinen eigenen Lebensplan neu definieren Das halte ich fuumlr ungemein wichshytig Nur so habe ich die Staumlrke den Alltag und das Miteinander mit meinem kranken Mann zu ertragen und zu bewaumlltigen

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 36: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

36 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

MICH BELASTET DASS ICH hellip

Eine gute emotionale Beziehung zu den Erkrankten wirkt sich meist stress-mindernd auf die Pflege aus Wenn die Beziehung bereits vor der Erkankung von Spannungen gepraumlgt war kann dies das Belastungserleben erhoumlhen Hier berichten einige Angehoumlrige welche Situationen fuumlr sie belastend sind Klicken Sie auf den Startknopf um die Stimmen der Angehoumlrigen abzuspielen

Mich belastet dass ich

Houmlrbeispiel 1 bdquoIch finde es sehr anstrengend weil meine Frau nicht mehr versteht was ich von ihr will Wenn ich ihr sage was sie tun soll dann wird sie aggressiv oder lautldquo

Houmlrbeispiel 2 bdquoMein Vater kann sich nicht mehr alleine waschen und er findet auch die Toilette nicht mehr Das belastet mich Ich war ihm nie sehr naheldquo

Houmlrbeispiel 3 bdquoMich bedruumlckt es dass mein Mann keine Orientierung mehr hat Er will staumlndig nach Hause obwohl er doch daheim istldquo

Houmlrbeispiel 4 bdquoFuumlr mich ist es eine groszlige Belastung dass ich kaum noch Zeit fuumlr mich habe Meine Hobbies habe ich komplett aufgegeben und ich treffe mich kaum noch mit Freundenldquo

Link zu den Houmlrbeispielen httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=42

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 37: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

37 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

TIPPS ZUM AUFTANKEN

Neben den Strategien die den Druck von auszligen reduzieren koumlnnen gibt es auch Moumlglichkeiten den bdquoAkkuldquo aktiv wieder aufzutanken

Hier gibt es einige Tipps von Angehoumlrigen l bdquoIch achte jetzt staumlrker auf meinen Koumlrper gehe schwimmen fahre Fahrrad

schlafe ausreichend oder gehe tanzenldquo l bdquoIch habe alte Hobbys wiederentdeckt das bringt Lebensqualitaumlt zuruumlck Ich

mache Musik gehe ins Theater gaumlrtnere und strickeldquo l bdquoIch pflege meine Beziehungen treffe mich mit Freunden und goumlnne mir etwas

Manchmal setze ich mich ins Cafeacute oder lasse mich mit einer Massage verwoumlhnenldquo

WAS TUT IHNEN GUT

Nehmen Sie sich ein paar Minuten Zeit und uumlberlegen Sie was Ihnen gut tut Gestalten Sie sich damit Ihre eigene Wortwolke und drucken Sie sie aus wenn Sie moumlgen

Tragen Sie in das freie Feld unten moumlglichst Dinge ein die Sie gerne umsetzen moumlchten

SELBSTFUumlRSORGE

Tragen Sie hier ein was Sie gerne ganz persoumlnlich fuumlr sich tun wuumlrden Waumlhlen Sie dann unten aus wann oder wie oft Sie dies tun moumlchten

Das moumlchte ich fuumlr mich tun

l Das moumlchte ich in den naumlchsten 2 Monaten tun l Das moumlchte ich regelmaumlszligig einmal pro Woche tun Dafuumlr muss ich eine Beshy

treuung finden l Das wuumlrde ich mir gerne wieder einmal goumlnnen Dafuumlr muss ich mit vertrauten

Personen sprechen

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 38: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

38 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PROFESSIONELLE UNTERSTUumlTZUNG

Vielleicht ist es Ihnen leichtgefallen etwas zu finden Sie wissen aber nicht wie Sie dann die Betreuung organisieren sollen

Es gibt verschiedene Entlastungsangebote auf die Angehoumlrige je nach Situation und Beduumlrfnissen zuruumlckgreifen koumlnnen

l Angehoumlrigen- und Selbsthilfegruppen Angehoumlrigen- beziehungsweise Selbstshyhilfegruppen bieten die Moumlglichkeit mit anderen Menschen die sich in einer aumlhnlichen Pflegesituation befinden ins Gespraumlch zu kommen Viele Angehoumlrige nutzen das Angebot um uumlber ihre Sorgen Aumlngste und Vershyzweiflung zu sprechen aber auch um sich gegenseitig Unterstuumltzung Anregunshygen und Tipps zu geben und die Energiespeicher wieder aufzufuumlllen Haumlufig werden die Gruppen von einer Fachkraft geleitet und begleitet Es koumlnnen je nach Bedarf Gruppensitzungen mit Schwerpunktthemen wie zum Beispiel Pflegeversicherung Betreuungsrecht Vorsorgevollmachten und aumlhnshylichen Themen stattfinden

l Helferinnen Regionale Alzheimer-Gesellschaften Einrichtungen der Wohlshyfahrtspflege Ambulante Pflegedienste unter anderem vermitteln geschulte ehrenamtliche Helferinnen und Helfer Diese kommen fuumlr einige Stunden nach Hause und beschaumlftigen sich mit den Erkrankten Die Termine werden indivishyduell vereinbart Dadurch soll Angehoumlrigen der Freiraum gegeben werden zum Beispiel in Ruhe Ihren eigenen Interessen nachzugehen oder wichtige Termine wahrzunehmen

l Betreuungsgruppen Alzheimer-Gesellschaften in den verschiedenen Regionen sowie unterschiedliche Wohlfahrtsverbaumlnde bieten Betreuungsgruppen zur Entshylastung pflegender Angehoumlriger als niedrigschwelliges ambulantes Angebot an Fuumlr einige Stunden am Tag werden die Betroffenen an 1 bis 2 Tagen pro Woche in Gruppen beschaumlftigt und betreut Aktivierungsangebote die auf die Beduumlrfnisse der Kranken ausgerichtet sind sowie die Betreuung durch geschulte Helferinnen und Helfer sind Bestandteile des Programms Die Betreuung wird durch ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter geleistet und durch eine Fachkraft begleitet Die pflegenden Angehoumlrigen sollen durch die Betreuungsgruppen Entlastung erfahren so dass sie einen zeitlichen Freiraum zur eigenen Verfuumlgung haben

l Ambulante Dienste Die ambulanten Pflegestationen tragen dazu bei dass die Erkrankten weiterhin zu Hause leben koumlnnen Die bdquoHauspflegeldquo umfasst Hilfen im Haushalt sowie die Grundpflege Dazu gehoumlren Koumlrperpflege und Hilfe beim Essen Kostentraumlger hierfuumlr ist in erster Linie die Pflegekasse je nach Umfang des Pflegebedarfs ist eine Zuzahlung notwendig

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 39: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

39 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

Die bdquohaumlusliche Krankenpflegeldquo (Behandlungspflege) wird von examinierten Pflegefachkraumlften durchgefuumlhrt Grundlage hierfuumlr ist eine aumlrztliche Verordnung Die Kosten traumlgt die Krankenkasse (gegebenenfalls ist eine Zuzahlung erfordershylich) Die haumlusliche Krankenpflege umfasst Taumltigkeiten wie das Verabreichen von Medikamenten und Injektionen oder die Versorgung von Wunden

l Tagespflegeeinrichtungen Tagespflegeeinrichtungen zaumlhlen zu den teilstatioshynaumlren Pflege- und Betreuungsangeboten Die Tagespflege dient der Aktivierung und Rehabilitation durch therapeutische und pflegerische Angebote sowie durch soziale Einbindung und einen strukturierten Tagesablauf Der Besuch einer Tashygesstaumltte wirkt sich meist positiv auf das Wohlbefinden der Erkrankten aus und entlastet gleichzeitig die pflegenden Angehoumlrigen In der Regel verfuumlgen die Einrichtungen uumlber einen Fahrdienst so dass der Hin-und Ruumlcktransport problemlos vonstattengehen kann Die Anzahl der Tage an denen der Pflegebeduumlrftige die Tagespflege besucht bestimmen er und seine Familie Empfehlenswert sind mindestens zwei Tage woumlchentlich ansonsten koumlnnen sich die Erkrankten kaum eingewoumlhnen Vor der Aufnahme wird in der Regel ein bdquoSchnuppertagldquo vereinbart Die Tagespflegeeinrichtungen nehmen in der Regel Tagessaumltze zwischen 4500 und 9000 Euro Die Kosten fuumlr den Aufenthalt koumlnnen durch Leistungen der Pflegeversicherung des Sozialamtes oder durch Eigenbeteiligung finanziert werden

l Kurzzeitpflege Die Kurzzeitpflege ist eine Leistung der Pflegeversicherung fuumlr alle Angehoumlrigen die laumlnger als 6 Monate gepflegt haben Die Kurzzeitpflege findet uumlberwiegend in stationaumlren Pflegeeinrichtungen statt die mit den Pflegeshykassen einen Versorgungsvertrag abgeschlossen haben Fuumlr maximal 28 Tage im Jahr kann die Kurzzeitpflege in Anspruch genommen werden so dass die Pflegeshyperson in diesem Zeitraum zum Beispiel einen Erholungsurlaub machen kann Kurzzeitpflegeeinrichtungen uumlbernehmen waumlhrend der Aufnahme die komshyplette Versorgung der erkrankten Person Viele Einrichtungen haben sich auf die Versorgung demenziell erkrankter Menschen eingestellt und bieten zusaumltzlich ein entsprechendes Beschaumlftigungsangebot an

l Verhinderungspflege Innerhalb der Verhinderungspflege uumlbernimmt eine anshydere Person fuumlr einige Stunden Tage oder Wochen die haumlusliche Pflege Tut dies ein Angehoumlriger der bis zum 2 Grad verwandt oder verschwaumlgert ist zahlt die Pflegeversicherung nachgewiesene Kosten bis zur Houmlhe des jeweiligen Pflegeshygeldsatzes Bei einem ambulanten Pflegedienst oder anderen mit dem Pflegeshybeduumlrftigen nicht eng verwandten Personen uumlbernimmt die Kasse die Kosten bis maximal 1612 Euro im Jahr

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 40: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

40 Modul 4 ndash Angehoumlrige an der Grenze Ihrer Belastbarkeit

PFLEGEVERSICHERUNG

Die professionelle Unterstuumltzung kann durch die Pflegeversicherung gefoumlrdert und finanziert werden Seit Januar 2013 gelten fuumlr bdquoPersonen mit eingeschraumlnkter Alltagskompetenzldquo zu denen auch Pflegebeduumlrftige mit einer Demenz gehoumlren nicht nur houmlhere Saumltze beim Pflegegeld den Sachleistungen zur Pflege und bei der Kombination von amshybulanter Pflege und Tagespflege Auch Menschen mit beginnender Demenz die noch keinen Pflegegrad haben bei denen aber ein bdquoerheblicher allgemeiner Betreuungsbedarfldquo anerkannt wurde werdn bessergestellt

Pflegestaumlrkungsgesetz II Ab dem 1 Januar 2017 gilt das Pflegestaumlrkungsgesetz II Fuumlnf Pflegegrade treten anstelle der drei Pflegestufen Durch den neuen Pflegebeduumlrftigkeitsbegriff und die neuen Begutachtungsrichtlinien werden die Individualitaumlt in der Pflege die Selbstshystaumlndigkeit der Pflegebeduumlrftigen und die Anspruumlche von Menschen mit Demenz nachhaltig gestaumlrkt

Links zu Pflegeversicherung ndash Leistungen im Uumlberblick (httpwwwwegweiser-demenzdeinformationengesetzliche-leistungen pflegeversicherunghtml) Das Pflegestaumlrkungsgesetz II (httpwwwpflegestaerkungsgesetzdedie-pflegestaerkungsgesetze)

QUIZ

Was hilft Ihnen die Situation fuumlr Sie befriedigend zu gestalten (4 Antworten bdquorichtigldquo)

l Den Erkrankten kontinuierlich allein pflegen damit die Routine nicht untershybrochen wird

l Auf eigene Freizeitbeschaumlftigungen verzichten und immer mit dem Erkrankten zusammen sein denn er geht grundsaumltzlich vor

l Freunde und Nachbarn ansprechen ob sie einen Spaziergang mit dem Erkrankshyten machen

l Hobbys aufgeben da sonst noch mehr Stress in den Alltag kommt l Tun was Spaszlig macht Fahrrad fahren oder ins Theater gehen l Beziehungen zu Freunden pflegen l Ein aufwendiges Essen vorbereiten und die Nachbarn dazu einladen l Auch auf sich selbst achten l Freunde und Nachbarn nicht mit den eigenen Problemen belasten

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 41: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

41 Modul 5 ndash Kommunikation

MODUL 5 KOMMUNIKATION

INHALT

l SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

l DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

l DIE WICHTIGSTEN REGELN

l BEISPIEL ABENDESSEN

l MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 42: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

42 Modul 5 ndash Kommunikation

SPRACHE ERMOumlGLICHT KONTAKT

Wenn wir reden greifen wir auf Worte Erlebnisse Zusammenhaumlnge Stimmungen zuruumlck die in unserem Langzeitgedaumlchtnis abgespeichert sind Obwohl sich dort unendliche Mengen von Daten befinden besitzen wir die Faumlhigkeit automatisch und blitzschnell die richtigen Informationen abzurufen

WICHTIG Uumlber diese Faumlhigkeit verfuumlgen Menschen mit Demenz immer weniger Es faumlllt ihnen zunehmend schwerer l mitzuteilen was in ihnen vor sich geht und l zu begreifen was andere ihnen mitteilen wollen

DEMENZ GEFUumlHLE WERDEN IMMER WICHTIGER

Mit Worten koumlnnen wir komplizierte Sachverhalte ausdruumlcken

Doch Kommunikation verlaumluft auch uumlber unsere Koumlrperhaltung die Mimik uumlber die Augen die Lautstaumlrke der Stimme wie schnell oder langsam wir reden Man spricht hier von nonverbaler Kommunikation Noch bevor wir sprechen lernen ist es uns schon moumlglich diese Botschaften zu deuten

WICHTIG Da bei Menschen mit Demenz die Sprache und die Bedeutung der Worte verloren gehen orientieren sie sich staumlrker an l Gefuumlhlen l Stimmungen und uumlber die Art und Weise wie wir miteinander in Kontakt treten

Ausnahme Die Wahrnehmung der Gefuumlhlswelt und die Faumlhigkeit zur Empathie nimmt bei Menschen mit frontotemporaler Demenz ab

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 43: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

43 Modul 5 ndash Kommunikation

MENSCHEN MIT DEMENZ WISSEN SICH ZU HELFEN

Zu Beginn merken Menschen mit Demenz dass ihnen Worte und Begriffe fehlen Sie sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesicht zu wahrenldquo und helfen sich beispielsweise indem sie Floskeln verwenden oder Gegenfragen stellen Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben

Floskeln Menschen mit Demenz helfen sich indem sie Floskeln verwenden Floskeln ersetzen die Worte die nicht mehr erinnert werden So versuchen Ershykrankte ein Gespraumlch weiterhin aufrechtzuerhalten Gegenfragen Menschen mit Demenz antworten zum Beispiel auf die Frage

bdquoWie geht es Ihnenldquo bdquoMir geht es gut Und Ihnenldquo Auszligenstehende bemerken zu diesem Zeitpunkt oft keine Veraumlnderung und es kommt zu Aumluszligerungen wie bdquoIch habe mich nett mit Deinem Vater unterhaltenldquo Denn Menschen mit Demenz sind sehr bemuumlht ihr bdquoGesichtldquo zu wahren Ersatzworte Eine andere Strategie von Menschen mit Demenz ist Ersatzworte zu verwenden wie bdquoGib mir mal dieses Dings daldquo oder bdquoIch habe sbquojemandenlsquo getroffenldquo Begriffe die aumlhnlich klingen Manchmal sind es auch Begriffe die aumlhnlich klingen oder eine Gemeinsamkeit haben zum Beispiel bdquoGiblsquo mir mal die Teekasseldquo oder

bdquoSiehst Du den Baum daldquo obwohl es sich um einen Kirchturm handelt

DIE INNERE WELT AKZEPTIEREN

Menschen mit Demenz sind erwachsene Menschen Auch wenn einige gerne Puppen im Arm halten so sind und bleiben sie doch Erwachsene Sie leben zunehmend in ihrer bdquoeigenen Weltldquo Das meint dass Vergangenes erlebt

werden kann als wuumlrde es aktuell in der Gegenwart geschehen In der Kommunikation mit Menschen mit Demenz ist es daher wichtig

l zu versuchen deren innere Welt zu verstehen l nicht auf Fehler hinzuweisen oder darauf zu beharren Recht zu haben l wenn etwas nicht klappt zum Beispiel den Mantel anziehen es nicht erzwingen

wollen Besser ist den Raum zu verlassen Bei einem neuen Anlauf einige Minushyten spaumlter geht es meist viel leichter

Nachfolgend finden Sie einige konkrete Tipps zur Kommunikation

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 44: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

44 Modul 5 ndash Kommunikation

DIE WICHTIGSTEN REGELN DER VERSTAumlNDIGUNG

l Wenden Sie sich dem Erkrankten zu nehmen Sie Blickkontakt auf und vergeshywissern Sie sich dass der Betroffene Sie houmlrt

l Geben Sie nicht zu viele Informationen auf einmal sondern nur eine

l Sprechen Sie einfach und deutlich

l Verwenden Sie einfache kurze Saumltze

l Sprechen Sie langsam und unterstreichen Sie Ihre Worte durch Mimik Gestik und Beruumlhrung

l Versuchen Sie nicht den Kranken von Ihrer Meinung zu uumlberzeugen sondern versuchen Sie ihn mit seiner Meinung zu verstehen

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 45: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

45 Modul 5 ndash Kommunikation

ABENDESSEN ZUM ZWEITEN

Video zu Alltagssituationen Abendessen Variante 2 Ein Mann und eine Frau stehen in der Kuumlche Der Mann steht am Waschbecken und waumlscht Salat Die Frau steht am Herd und bereitet Essen in einem Topf zu Sprecher Es ist grundsaumltzlich vorteilhaft Erkrankte so viel wie moumlglich in alltaumlgshyliche Aufgaben einzubeziehen Die Frau wendet sich dem Mann zu Er schaut Richtung Kochtopf Frau Es ist fast sechs Uhr Gleich gibt es Abendessen ndash Gulasch mit Kartoffeln Mann Schoumln Frau Mh mhm Sprecher Geben Sie immer nur einzelne Auftraumlge und nehmen Sie dabei Blickshykontakt auf Die Frau dreht sich dem Mann zu Sie oumlffnet einen der oberen Kuumlchenschraumlnke Der Mann entnimmt zwei Teller Die Frau weist den Mann in eine Richtung und beruumlhrt ihn an der Schulter Der Mann stellt die Teller auf den Esstisch Frau Wir brauchen heute die groszligen Teller Stellst Du sie dort auf den Tisch bitte Mann Ja Sprecher Mit klar formulierten Anweisungen werden uumlberfordernde Situationen vermieden Der Mann geht zuruumlck in die Kuumlche Die Frau oumlffnet eine Schublade und gibt ihm zwei Messer und zwei Gabeln Der Mann legt das Besteck zu den Tellern auf dem Tisch Die Frau bereitet den Salat zu Frau Gut Und jetzt Messer und Gabel Mann Schoumln Ja

Frau Wunderbar Gut Hast Du gut gemacht Der Mann und die Frau sitzen gemeinsam am gedeckten Esstisch und essen Gulasch mit Kartoffeln und Salat Sie unterhalten sich Frau Anna hat angerufen Max kommt morgen Mann Ach schoumln Ja Frau Ja das ist ein ganz Lieber Mann Ja Frau Da koumlnnen wir wieder spielen zusammen Das macht Dir auch Freude Mann Max Frau Ja Max Mit einem Wasserglas stoszligen sie an Sie trinken aus dem Glas Die Frau bietet dem Mann mehr Kartoffeln an Dann legt sie ihr Hand auf die Hand des Mannes Sie schauen sich an Er legt seine zweite Hand auf ihre Frau Komm wir trinken noch mal auf den Enkel Frau Ich nehme mir noch mal Moumlchtest Du auch noch Kartoffeln Mann Nein danke Aber es schmeckt richtig gut Frau Ach das ist schoumln mein Lieber

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 46: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

46 Modul 5 ndash Kommunikation

Erinnern Sie sich an die Abendessenssituation im Film aus Modul 3 Den Alltag leben Hier sehen Sie eine zweite positivere Variante des Films Schauen Sie selbst

WELCHE ERFAHRUNGEN MACHEN SIE

Nehmen Sie sich kurz Zeit und uumlberlegen Sie was Ihrer Meinung nach am ehesten zur Beruhigung solcher oder aumlhnlicher Situationen beitraumlgt

l langsam sprechen l in die gemeinsame Taumltigkeit einbeziehen l aktive Gespraumlchsangebote bieten und sich zuwenden l raumlumlich zeitlich und zu Personen Orientierung geben l Lob und Anerkennung geben

MENSCHEN MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ BRAUCHEN ANDERES

Menschen mit einer frontotemporalen Demenz l koumlnnen oft mehr verstehen als ihr Verhalten glauben laumlsst l haben Schwierigkeit bei einer Sache zu bleiben denn sie lassen sich leicht abshy

lenken l reagieren spontan auf aumluszligere Reize und koumlnnen diese oft nicht kontrollieren

zum Beispiel koumlnnen sie groszlige Mengen essen ohne dass sich ein Saumlttigungsshygefuumlhl einstellt

l sind schnell frustriert wenn sie von einem Vorhaben abgehalten oder wenn sie

unterbrochen werden l haben oft einen hohen Bewegungsdrang l legen Wert auf Abstand ndash zu viel Naumlhe irritiert l zeigen starkes territoriales und ritualisiertes Verhalten l beschaumlftigen sich gerne mit Zahlen sie ordnen gerne sortieren und raumlumen aus l beharren auf einer klaren Struktur

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 47: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

47

l

l

Modul 5 ndash Kommunikation

STRATEGIEN amp GRUNDSAumlTZE FUumlR DEN UMGANG MIT FRONTOTEMPORALER DEMENZ

l Wissen es ist die Krankheit der andere will nicht verletzen l Aggressives Verhalten kann verschiedene Gruumlnde haben

ndash Unsicherheit ndash Aumlngste ndash Uumlberforderung

l Abbrechen von begonnenen Handlungen ruft Aggression hervor l Vorsicht vor zu viel Reizen

Konkrete Tipps SanftMUTIG ndash Eine Handreichung fuumlr Angehoumlrige als PDF (Portables Dokument Format) httpelearningwegweiser-demenzdefileadmintemplates pdfKurs_Demenz_SanftMUTIG_Handreichung_fuer_Angehoerigepdf

MITEINANDER INS GESPRAumlCH KOMMEN

Menschen mit Demenz faumlllt es immer schwerer von sich aus ein Gespraumlchsthema zu beginnen Sie benoumltigen Anregung von auszligen Sie moumlchten angesprochen werden

Wir haben Angehoumlrigen die Frage gestellt wie es ihnen gelingt miteinander ins Gespraumlch zu kommen Hier finden Sie ein paar Antworten

l Ich hole gerne alte Fotoalben hervor und die schauen wir uns gemeinsam an

Wir sind fruumlher viel gereist Ich besorge immer mal wieder Reisekataloge und wir reden dann uumlber unsere Reisen

Am besten reden wir miteinander wenn wir etwas gemeinsam tun zB im Garten arbeiten oder wenn wir spazieren gehen Dabei rede ich uumlber das was ich sehe

Ich bringe meiner Mutter gerne Spezialitaumlten aus der Heimat mit und wir reden uumlber Rezepte

l

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 48: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

48 Modul 5 ndash Kommunikation

MIT HUMOR GEHT ES LEICHTER

l Mit Humor ist es moumlglich unangenehme Situation zu entspannen l Gemeinsames Lachen staumlrkt die Beziehung l Humor kann dabei helfen Aumlngste und Spannungen abzubauen

Menschen mit Demenz haben oft eine sehr humorvolle Seite Ein Mann mit Demenz der im Schlafanzug auf der Straszlige unterwegs ist wird von einem Passanten angesprochen bdquoWas haben Sie denn da anldquo Der Mann antwortet

bdquoJa da sind Sie neidisch ndash der ist maszliggeschneidertldquo

QUIZ

1 Fuumlr Menschen mit Demenz wird die Kommunikation immer wichtiger uumlber

und Mimik

2 Allmaumlhlich verlieren die Woumlrter ihre

3 Um ihr Gesicht zu wahren greifen die erkrankten Menschen oft zuruumlck auf

4 Wenn sie auf eine Frage nicht antworten koumlnnen stellen sie haumlufig

5 Bei der Verstaumlndigung mit Demenzkranken helfen Gesten

sowie

Antwortmoumlglichkeiten l Bedeutung l Floskeln l Gegenfragen l Koumlrperhaltung l Mimik l klare und einfache Saumltze

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 49: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

49 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

MODUL 6 UMGANG MIT SCHWIERIGEN SITUATIONEN

INHALT

l HERAUSFORDENDES VERHALTEN

l bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

l UMGANG MIT SCHWIERIGEM VERHALTEN

l VIER SCHRITTE

l 1 PROBLEM BENENNEN

l 2 URSACHEN SUCHEN

l 3 WIE FUumlHLT SICH DIES AN

l 4 LOumlSUNGEN FINDEN

l NEUES AUSPROBIEREN

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 50: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

50 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

HERAUSFORDERNDES VERHALTEN

Es gibt sbquoblauelsquo und sbquograuelsquo Tage und es gibt sbquoanderelsquo Tage

Bedingt durch die Demenz kommt es immer wieder zu Verhaltensweisen die Anshygehoumlrige zum Verzweifeln bringen koumlnnen Menschen mit Demenz verweigern die Pflege werden aggressiv beschuldigen Angehoumlrige ihnen Geld gestohlen zu haben oder werden ganz apathisch und lassen sich zu nichts motivieren Die Fachwelt hat dafuumlr den Begriff Herausforderndes Verhalten gepraumlgt

In der Regel versuchen Angehoumlrige dann zu beruhigen oder zu erklaumlren ndash ein Verhalten das lsquonormalerweisersquo funktioniert Doch bei einer Demenz misslingt es haumlufig Es wird eher schlimmer

bdquoMEIN MANN WILL NACHTS ZUR ARBEITldquo

Mein Mann wird in der Nacht oft wach und ist sehr verwirrt Er will dann aufstehen und zur Arbeit gehen Wenn ich ihm sage dass er schon lange nicht mehr arbeitet wird er sehr boumlse und beschimpft mich Letztes Mal hat er mich so wuumltend angesehen dass ich richtig Angst vor ihm bekommen habe Er laumlsst sich dann uumlberhaupt nicht uumlbershyzeugen Tagsuumlber ist er oft sehr muumlde und legt sich schlafen Das bringt unseren ganzen Rhythmus durcheinander Langsam bin ich am Ende meiner Kraumlfte Ich weiszlig nicht mehr was ich tun soll

bdquoER GLAUBT ER MUSS ZUR ARBEITldquo

Wenn Sie ihn vom Gehen abhalten wollen wird er aggressiv Ja Ist er ansonsten

aggressiv Nein Dann ist es wahrscheinlich so dass Ihr Mann in diesem Moment tatshysaumlchlich denkt dass er zur Arbeit muss Ich kann mir vorstellen dass er ein sehr pflichtshybewusster Mensch war Nun kann er sich zeitlich nicht mehr gut orientieren doch sein Verantwortungsgefuumlhl ist geblieben Er will auf gar keinen Fall zu spaumlt kommen In seiner bdquoRealitaumltldquo kann er daher gar nicht verstehen dass Sie ihn nicht unterstuumltzen sondern ihn sogar von seinem Vorhaben abhalten wollen Das ist erst einmal sehr vershywirrend Wahrscheinlich fuumlhlt er sich nicht ernst genommen und wird dann aumlrgerlich hellip

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 51: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

51 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

UMGANG MIT HERAUSFORDERNDEM VERHALTEN

Auch wenn bei einer Demenz die Orientierung fuumlr Zeit und Ort verloren geht so bleiben doch tief verankerte Persoumlnlichkeitsmerkmale erhalten wie zum Beispiel Pflichtbewusstsein Vorlieben Abneigungen alte Gewohnheiten Schamgefuumlhle Aumlngstehellip Aus Sicht des Demenzkranken aus seiner inneren Welt heraus ist sein Verhalten logisch

Der Kranke lebt in seiner Realitaumlt und kann sich nicht mehr anpassen Eine Strashytegie ist dass sich Angehoumlrige auf die Suche machen um herauszufinden Was will der andere mir damit sagen

Gerade bei herausforderndem Verhalten faumlllt es oft nicht leicht dieses Verhalten zu verstehen

Als Leitfaden koumlnnen folgende vier Schritte hilfreich sein

VIER SCHRITTE

Wichtig In vier Schritten zu einer moumlglichen Loumlsung 1 Versuchen Sie das Problem genau zu benennen 2 Was koumlnnte die Ursache fuumlr das Verhalten sein 3 Das Verhalten verstehen 4 Welche Loumlsungen gibt es

1 Das Problem genau benennen

Der erste Schritt ist das Problem moumlglichst klar in ein paar kurzen Saumltzen zu beshynennen Im Falle von Gerda koumlnnte sie also sagen Mein Mann wird aggressiv wenn ich ihn nachts abhalten will bdquozur Arbeit zu gehenldquo

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 52: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

52 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

2 Ursachen suchen

Video zu Tipp 2 Ursachen Suchen Um Ursachen auf die Spur zu kommen koumlnnen folgende Tatsachen unterstuumltzen Der Text bdquoUrsachen suchenldquo erscheint in Groszligbuchstaben in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Wann genau tritt das Problem auf Oft werden Menschen mit Demenz abends unruhiger Sie sind dann weniger belastbar waumlhrend sie vormittags eine eher aktive Phase haben Der Text bdquoWann genau tritt das Problem aufldquo erscheint zusammen mit einer Zeichshynung einer Standuhr Wie haumlufig tritt das Problem auf Handelt es sich um ein regelmaumlszligig auftretendes Verhalten Seit wann tritt dieses Problem auf und kommt es immer haumlufiger vor Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWie oft tritt es aufldquo der zusammen mit der Zeichnung eines Kalenders erscheint Was ging dem Verhalten voraus War es vielleicht zu laut Waren zu viele Menschen da Konnte der Mensch mit Demenz sich nicht entsprechend bewegen Wollte er sich nuumltzlich machen Ein weiterer gruumlner Pfeil erscheint und zeigt auf den Text bdquoWas ging dem Verhalten vorshyausldquo Auszligerdem erscheint das Bild eines Holztisches an dem fuumlnf Menschen gemeinshysam sitzen Steht das Verhalten in Zusammenhang mit einer bestimmten Person Manchmal tritt das Verhalten gerade bei Personen auf bei denen sich Menschen mit Demenz am sichersten sind Bei Ihnen koumlnnen sie es sich lsquoleistenrsquo so zu sein wie sie sind Ein gruumlner Pfeil der auf den Text bdquoHaumlngt es mit jemanden zusammenldquo und das Bild einer aumllteren Frau zeigt erscheint Oder aber das Verhalten tritt bei Personen auf deren Gesicht Sprache und deren Art den Demenzkranken an jemanden erinnern mit dem sie schlechte Erfahrungen gemacht haben Manchmal sind es aber auch Verstaumlndigungsprobleme der Kranke versteht nicht was er machen soll ist verunsichert und verweigert sich dann Wann tritt das Verhalten nicht auf Gibt es Situationen die den uumlblichen Situationen aumlhnlich sind in denen das Verhalshyten nicht auftritt Ein gruumlner Pfeil zeigt auf den naumlchsten Text bdquoWann tritt es nicht aufldquo neben dem eine Sonne erscheint

Link zum Film httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=133

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 53: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

53 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

3 Verhalten verstehen

Stellen Sie sich vor Sie wachen mitten in der Nacht auf sind orientierungslos und erschrecken weil Sie beispielsweise denken Sie kommen viel zu spaumlt zur Arbeit hellip

Wenn Gerda nachvollziehen kann dass auch sie verwirrt waumlre sich nicht verstanshyden fuumlhlen und aumlrgerlich werden wuumlrde wenn sie von einem dringenden Vorhaben abgehalten werden wuumlrde gelingt es ihr leichter ruhig zu bleiben Sie nimmt die Reaktion nicht mehr persoumlnlich

4 Loumlsungen finden

Mit ein wenig Zeit und etwas Fantasie lassen sich Antworten auf die Frage finden bdquoWas braumluchte er in diesem Momentldquo

Koumlnnte es ihm helfen wennhellip l er einen groszligen Wecker in Sichtweite haumltte l ich ruhig bleiben wuumlrde und ihm Orientierung geben wuumlrde l er gesagt bekommen wuumlrde dass noch Wochenende ist oder wir noch Urlaub

haben l der Vorschlag kaumlme gemeinsam aufzustehen um eine Tasse Tee zu trinken l man ihn verstehen wuumlrde und er sich darauf verlassen koumlnnte dass er rechtzeitig

geweckt wird

NEUES AUSPROBIEREN

Ja es stimmt es bringt uns beiden nichts wenn ich anfange mit ihm zu diskutieren Es ist besser wenn ich selber ruhig bleibe und ihn ernst nehme Ich glaube ich sage ihm das naumlchste Mal dass wir noch Urlaub haben und dass er sich wieder schlafen legen darf

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 54: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

54 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

ALLGEMEINE REGELN

Verhalten ist immer auch Kommunikation und damit eine Reaktion auf das was Menschen mit Demenz gerade erleben Wenn beispielsweise das Radio zu laut ist kann sich ein Mensch mit Demenz schnell uumlberreizt fuumlhlen

WICHTIG l In der Regel verhalten sich Menschen mit Demenz nicht so um den anderen zu

aumlrgern oder ihm weh zu tun l Sie haben haumlufig keine andere Moumlglichkeit sich auszudruumlcken l Durch ihr Verhalten wollen sie etwas mitteilen

JEDE REAKTION HAT EINEN AUSLOumlSER

Es gibt viele Situationen im Alltag die schwierig sind fuumlr die sich hilfreiche Erklaumlshyrungen und Loumlsungen finden lassen Jedoch Nicht immer laumlsst sich eine Erklaumlrung und Loumlsung finden

Was glauben Sie was der Grund dafuumlr sein kann l wenn Menschen mit Demenz staumlndig laut rufen

Fuumlr lautes Rufen koumlnnten beispielsweise Schmerzen die Ursache sein oder die erkrankte Person hat keine andere Moumlglichkeit ihr Unbehagen oder

ihre Not auszudruumlcken l wenn Menschen mit Demenz alle Hilfsangebote verweigern

Wenn Hilfsangebote verweigert werden koumlnnte eventuell die Angst bestehen ins Heim zu lsquomuumlssenrsquo oder aber die Angst vor Fremdem und vor dem Verlust von Selbstaumlndigkeit

l wenn Menschen mit Demenz Angehoumlrige beschuldigen Geld gestohlen zu haben Beschuldigungen koumlnnten ein Versuch sein sich Unverstaumlndliches zu erklaumlren Beispielsweise dass das Geld das doch gerade noch in der Handtasche war ploumltzlich vershyschwunden ist Die Erinnerung daran dass das Geld vielleicht vorher zwischen die Bettlaken gesteckt wurde ist verschwunden

l wenn Menschen mit Demenz nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind Wenn erkrankte Menschen nach Hause wollen obwohl sie zu Hause sind koumlnnte dies beispielsweise ein Ausdruck von Pflichtbewusstsein sein (bdquoMeine Mutter wartet auf michldquo) oder der Wunsch nach Geborgenheit

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 55: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

55

l

Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

wenn ein Mensch mit Demenz gegenuumlber der jungen Pflegerin anzuumlglich wird Anzuumlglichkeiten gegenuumlber der jungen Pflegerin koumlnnen daher ruumlhren dass Aussagen missverstanden werden Zum Beispiel wenn die Pflegerin sagt bdquoDann gehen wir mal ins Bettldquo dass es sich um eine Form der Demenz handelt (Frontotemporale Demenz) bei der sich die Betroffenen nicht mehr kontrollieren koumlnnen und entweder ihre sexuellen oder oralen (Essen) Beduumlrfnisse lsquomaszliglosrsquo werden

WEGLAUF- ODER HINLAUFTENDENZ

Manche Menschen mit Demenz haben einen groszligen Bewegungsdrang Sie koumlnnen weite Strecken zuruumlcklegen

Die Angst dass sie nicht mehr zuruumlckfinden oder ihnen etwas zustoumlszligt ist der haumlushyfigste Anlass sie festzuhalten oder den Bewegungsdrang zu unterbinden

Jemanden in seiner Bewegungsfreiheit einzuschraumlnken und ihn ohne dessen Zushystimmung zum Beispiel einzuschlieszligen bezeichnet der Gesetzgeber als bdquofreiheitsshyentziehende Maszlignahmeldquo

Untersuchungen ergaben dass freiheitsentziehende Maszlignahmen ein hohes Gefahshyrenpotential mit sich bringen Sie sollten daher nur als letzte Moumlglichkeit angeshywendet werden Weitere Informationen dazu finden Sie unter Eure Sorge fesselt mich (httpswwwstmgpbayerndemeine-themenfuer-fach-und-pflegekraefte eure-sorge-fesselt-mich)

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 56: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

56 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

FESTHALTEN MUSS NICHT SEIN

Haumlufig ist es nicht erforderlich den Erkrankten festzuhalten Es gibt eine Anzahl von Alternativen den Bewegungsdrang zuzulassen die auch Angehoumlrige entlasten

l Wir organisieren oft Spaziergaumlnge mit Nachbarn oder ich fahre selber mit dem Fahrrad mit wenn meine Frau zu schnell oder zu weit laumluft

l Wir haben auch einige technische Loumlsungen wie einen Chip im Schuh und ein Ortungssystem eingesetzt

l Da mein Mann schon oumlfter weggelaufen ist haben wir Kontakt mit der Polizei aufgenommen und dort ein aktuelles Foto hinterlegt

l Wir haben in den Mantel und die Kleidung meiner Mutter die Adresse eingenaumlht

HELFEN MEDIKAMENTE

Wenn die Verhaltensauffaumllligkeiten sehr ausgepraumlgt sind und fuumlr den Menschen mit Demenz oder seine Bezugspersonen eine groszlige Belastung darstellen koumlnnen Medikamente beispielsweise sogenannte Neuroleptika helfen Jedoch haben Neuroleptika ndash besonders bei aumllteren Menschen mit Demenz ndash oft negative Nebenwirkungen Es kommt zu einer erhoumlhten Sturzgefaumlhrdung und zu einem vermehrten Schlaganfallrisiko Eine Behandlung mit Neuroleptika sollte daher in moumlglichst niedriger Dosierung uumlber moumlglichst kurze Zeit sowie unter engmaschiger Kontrolle des Arztes erfolgen Manchmal gelingt es nicht die Medikamente ambulant einzustellen dann wird ein Aufenthalt im Krankenhaus notwendig

Tipp eines Angehoumlrigen Meine Frau schlaumlft sehr schlecht Daher nehme ich zusammen mit meiner Frau ein- bis zweimal in der Woche gemeinsam eine Schlaftablette Dann sind wir beide ausgeschlafen Das hat sich fuumlr uns bewaumlhrt

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 57: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

57 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

IM KRANKENHAUS

Ein Krankenhausaufenthalt kann wegen einer Operation oder auch zur Einstellung der Medikamente und zur Beobachtung des Erkrankten notwendig werden

Im Krankenhaus zu sein ist fuumlr Menschen mit Demenz oft anstrengend denn hellip l in der fremden Umgebung nimmt ihre Orientierunglosigkeit zu l das Personal ist haumlufig unerfahren mit Menschen mit Demenz und die Verstaumlndishy

gung wird zu einem noch groumlszligeren Problem l sie verstehen die Anweisungen der Aumlrzte und Pflegekraumlfte nicht

HILFREICHE VORBEREITUNGEN FUumlR EINEN KRANKENHAUSAUFENTHALT

Hier die drei wichtigsten Tipps um einen notwendigen Krankenhausaufenthalt lsquoabzumildernrsquo l Informieren Sie das Personal uumlber die Demenzerkrankung und daruumlber was

der Kranke selbstaumlndig kann und bei welchen Verrichtungen er Unterstuumltzung braucht Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft hat einen Krankenhausbogen entwickelt den Sie einsehen und herunterladen koumlnnen

l Wenn jemand aus der Familie die Moumlglichkeit hat mit ins Krankenhaus zu gehen fragen Sie beim Krankenhaus nach ob Rooming-in moumlglich ist und klaumlren Sie im Vorfeld mit der Krankenkasse die Kostenuumlbernahme ab

l Wenn Sie rechtlicher Betreuer oder Bevollmaumlchtigter sind informieren Sie das Krankenhauspersonal und hinterlegen Sie die Kopien Nur dann werden Sie in die aumlrztlichen Entscheidungen einbezogen Wenn vorhanden legen Sie auch eine Kopie der Patientenverfuumlgung bei

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 58: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

58 Modul 6 ndash Umgang mit schwierigen Situationen

QUIZ

Angehoumlrige von Menschen mit Demenz sind oft mit herausforderndem Verhalten konfrontiert Stellen Sie sich vor dass der oder die Erkrankte nachts aufsteht und zur Arbeit gehen moumlchte Was wuumlrden Sie tun um die Situation zu entspannen

Ordnen Sie das Verhalten in hilfreiches und weniger hilfreiches Verhalten ein l erklaumlren dass noch Wochenende ist l den Erkrankten einschlieszligen l streng und mit Nachdruck sagen dass jetzt Schlafenszeit ist l aufstehen und gemeinsam eine Tasse Tee trinken l das Problem ausdiskutieren l einen groszligen Wecker in Sichtweite stellen l ruhig bleiben und Orientierung geben l genau erklaumlren dass die Berufszeit voruumlber ist

Das hilft die Situation zu entspannen

Das ist wenig hilfreich

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 59: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

59 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MODUL 7 AKTIVITAumlTEN TIPPS MATERIAL

INHALT

l AKTIV SEIN

l WORAUF ES ANKOMMT

l DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

l MUSIK UND KULTUR

l SICH TRAUEN

l SICH ERINNERN ndash ABER WIE

l ERINNERUNGSKISTE

l SPIELEN

l SICH BEWEGEN

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 60: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

60 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

AKTIV SEIN

Die meisten Menschen mit Demenz wollen ihre Faumlhigkeiten nutzen und etwas Sinnvolles tun

Doch oft faumlllt es ihnen schwer sich selbst zu beschaumlftigen

Dann sind Impulse von auszligen noumltig die Koumlrper Geist und Sinne anregen Die Anshygebote sollen sich dabei an den vorhandenen Faumlhigkeiten und Wuumlnschen orientieshyren und Spaszlig machen

WORAUF ES ANKOMMT

Wie der gemeinsame Alltag jeweils gestaltet wird ist individuell sehr verschieden und sollte sich an der Lebensgeschichte und den aktuellen Beduumlrfnissen orientieshyren

Grundsaumltzlich gilt l Die Aktivitaumlt sollte Freude bereiten l Sie sollte nicht mit Stress und Leistungsdruck verbunden sein l Nichts abnehmen was der andere noch selbststaumlndig tun kann l Sie sollte weder unter- noch uumlberfordern l Mit einplanen dass alles mehr Zeit braucht l Fuumlr einen sicheren Rahmen sorgen

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 61: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

61 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

DAS ALLTAumlGLICHE MITEINANDER

Video zum Thema bdquoDas alltaumlgliche Miteinanderldquo Der Text bdquo Das taumlgliche Miteinanderldquo erscheint in der Mitte der Einstellung auf einem grauen Hintergrund Das taumlgliche Miteinander Ein Mann und eine Frau die gemeinsam auf einem Sofa sitzen und sich an der Hand fassen sind zu sehen Rechts neben ihnen befindet sich eine Lampe links sind Kuumlchenshymobiliar mit Spuumlle Herd und Ofen zu sehen Oben links ist ein Schrank zu sehen Im Alltag lassen sich eine Fuumllle von Taumltigkeiten finden die Sie mit dem erkrankten Menschen machen koumlnnen Ein Hund laumluft von rechts nach links durchs Bild Die Frau und der Mann stehen auf und folgen ihm Die Moumlbel verschwinden und Frau und Mann stehen nebeneinander vor einem grauen leeren Hintergrund Das schafft Gemeinsamkeit und die erkrankte Person fuumlhlt sich einbezogen und kann sich sbquonuumltzlichlsquo machen Unterschiedliche Gegenstaumlnde wie ein Einkaufswagen Kasse Einkaufskorb eine Spuumlle mit Geschirr und eine Gartenschubkarre Kerrbesen Gieszligkanne Gummistiefel Pflanze Spaten Gartenzange Wasserschlauch und Vogelhaus erscheinen um den Mann und um die Frau herum Sie koumlnnen zum Beispiel gemeinsam einkaufen das Geschirr spuumllen oder im Garten arbeiten Die Gegenstaumlnde verschwinden wieder Nun erscheinen Notenzettel Blasinstrument und Geige sowie Wanderstiefel Rucksack ein angeleinter Hund und ein Wanderstock Wenn Zeit ist macht es Spaszlig gemeinsam ein Lied zu singen oder einen Spaziergang zu unternehmen Oder Sie setzen sich eine Stunde gemeinsam an den Kuumlchentisch und schauen sich alte Fotos an Die Gegenstaumlnde verschwinden abermals Es erscheint ein kleiner Tisch auf dem sich ein Karton mit der Aufschrift bdquoFotos Italien rsquo83ldquo ein Fotoalbum und zwei Fotos befinshyden Auszligerdem erscheint ein Sofa auf dem sich Mann und Frau gemeinsam setzen Dies traumlgt dazu bei dass der oder die Erkrankte sich angesprochen und eingebunshyden fuumlhlt Gemeinsam schauen sich die beiden auf dem Sofa das Fotoalbum an Und das ist ein gutes Gefuumlhl

httpelearningwegweiser-demenzdeindexphpid=147

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 62: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

62 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

MUSIK UND KULTUR

Musik gehoumlrt fuumlr viele Menschen zum Leben Das aumlndert sich auch nicht durch eine Demenz

Musik beruumlhrt die Gefuumlhle auf verschiedene Art und Weise einerseits durch Meloshydie und Rhythmus andererseits weckt Musik Erinnerungen Oft sind Lieder mit bestimmten Anlaumlssen verbunden ob mit Jahreszeiten Festtagen oder Erinnerungen an gemeinsame Lagerfeuer-Runden

Je nach Neigung und Vorerfahrung kann aktiv Musik gemacht werden zum Beishyspiel singen oder ein Instrument spielen Andere gehen gerne in Konzerte oder am Sonntag in die Kirche

SICH TRAUEN

Wir sind fruumlher viel verreist Wir waren auch viel im Ausland Mein Mann hat eine Schwester in Kanada und er wuumlrde sie sehr gerne wieder einmal besuchen Ich wuumlrde ihm auch gerne diesen Wunsch erfuumlllen doch ich bin sehr unsicher Haben Sie Erfahshyrungen damit Ich habe Sorge dass ich meinen Mann damit voumlllig uumlberfordere und hinterher alles viel schlimmer ist

VIELES IST MOumlGLICH

Waren Ihr Mann und Sie fruumlher schon einmal bei seiner Schwester in Kanada hellip Ah ja er kennt sich dort gut aus und seine Schwester weiszlig auch um die Erkrankung

Angehoumlrige berichten dass Reisen an einen bekannten Ort meist noch sehr gut gehen Wichtig dabei ist dass Sie als Angehoumlrige Sicherheit ausstrahlen und dass Sie mehr Zeit einplanen als sonst Wenn Sie selber in Stress geraten uumlbertraumlgt sich dies und dann kann es schwierig werden

SICH ERINNERN ABER WIE ndash ERINNERUNGSREISEN

Auch wenn es zu einem spaumlteren Zeitpunkt nicht mehr moumlglich ist gemeinsam zu verreisen so bleiben doch viele Erinnerungen daran

Fotoalben Reisekataloge oder Bildbaumlnde koumlnnen dabei unterstuumltzen immer noch bdquoauf Reisen zu gehenldquo indem man sich die Fotos anschaut und sich dann gegenseitig die Geschichten dazu erzaumlhlt

Ein Marmeladenglas der Geruch von frischem Heu die Leberwurst oder die duftenden Tomaten aus dem Garten koumlnnen auch Erinnerungen wachrufen

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 63: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

63 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

LEGEN SIE EINE INDIVIDUELLE ERINNERUNGSKISTE AN

Vielleicht haben Sie Lust eine Kiste einen Korb oder eine Schublade mit untershyschiedlichen Gegenstaumlnden zu fuumlllen Es koumlnnen Fotos Postkarten ein besonderes Tuch oder ein Stoff Kuscheltiere Muscheln et cetera sein die fuumlr Sie und Ihre Familie Bedeutung haben und mit positiven Erinnerungen verbunden sind

Welche Gegenstaumlnde oder Fotos fallen Ihnen spontan ein die Sie in eine Erinneshyrungskiste packen koumlnnten Vielleicht ergibt sich demnaumlchst schon eine Gelegenheit zu der Sie die Kiste geshymeinsam packen koumlnnen

Sie koumlnnen die Gegenstaumlnde auf der naumlchsten Seite eintragen und die Wortwolke dann uumlber das Drucksymbol ausdrucken

ERINNERUNGSKISTE

Tragen Sie hier ein welche Gegenstaumlnde Sie in die Erinnerungskiste packen moumlchten

SPIELEN

Wenn die Verstaumlndigung uumlber Worte nicht mehr so gut funktioniert kann Spielen eine schoumlne Abwechslung darstellen Damit das Spielen nicht unter Leistungsdruck geraumlt sind einige Grundregeln zu beachten

l Waumlhlen Sie einfache Spiele aus und vereinfachen Sie die Regeln l Tadeln Sie Menschen mit Demenz nicht wenn sie falsch spielen Ziel ist zusamshy

men zu sein und Spaszlig miteinander zu haben l Es geht weniger um Siegen und Verlieren Alle Mitspieler ndash auch die Kinder ndash

sollten darum wissen

Welche Spiele eignen sich Tast-Kim (Gegenstaumlnde ertasten und merken) Bilderraumltsel Puzzles und einfache Kartenspiele koumlnnen je nach Faumlhigkeiten gut zusammen gespielt werden

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 64: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

64 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SICH BEWEGEN

Sich aktiv zu bewegen kann zu einer deutlichen Verbesserung des Wohlbefindens fuumlhren Gerade Menschen mit Demenz haben haumlufig einen hohen Bewegungsdrang Neben dem gemeinsamen Spazierengehen gibt es eine Vielzahl von Moumlglichkeiten sich zu betaumltigen

In der Natur sein kann auch Balsam fuumlr die Seele sein zum Beispiel gemeinsam in der Sonne sitzen und die Waumlrme auf der Haut spuumlren oder abends in den Sternenshyhimmel sehen

IN GEMEINSCHAFT BLEIBEN

Wenn beispielsweise im Verein die anderen uumlber die Krankheit Bescheid wissen lassen sich oft noch uumlber einen laumlngeren Zeitraum Moumlglichkeiten finden weiter mitzumachen Es kann schon eine Erleichterung sein wenn jemand vorbei kommt um den Erkrankten abzuholen

Inzwischen gibt es Choumlre Theatergruppen Sportgruppen Tanznachmittage fuumlr Menschen mit Demenz die auch gerne von anderen besucht werden

Auch gibt es zahlreiche Urlaubsangebote fuumlr Menschen mit Demenz und ihre Angeshyhoumlrigen Ob Meer Huumlgellandschaft oder Ebene ndash fuumlr (fast) alle ist etwas dabei

Die Liste der Urlaubsangebote erhalten Sie uumlber das Alzheimer-Telefon 030 - 259 37 95 14 (nach Tarif) 01803 - 17 10 17 (009 euro Minute) Ein Service der Deutschen Alzheimer Gesellschaft

QUIZ

Bei Menschen mit Demenz gehen manche Faumlhigkeiten verloren andere bleiben erhalten Entscheiden Sie ob richtig oder falsch

l Menschen mit Demenz moumlchten ebenso wie jede andere Person auch gerne etwas Sinnvolles tun

l Doch brauchen sie dabei Unterstuumltzung und manchmal auch Anregungen von auszligen

l Mit ausreichend Druck lassen sich in der Regel noch Houmlchstleistungen erzielen l Trotz Demenz kann man weiter im Verein aktiv sein wenn die anderen Vershy

einsmitglieder Bescheid wissen und Sie unterstuumltzen

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 65: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

65 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

l Menschen mit Demenz haben die Faumlhigkeit zu singen verloren l Am Alzheimer-Telefon erhalten Sie Informationen zu Reisen die speziell fuumlr

Menschen mit Demenz gedacht sind l Auszligerdem koumlnnen Sie sich beim Alzheimer-Telefon uumlber weitere Beschaumlftishy

gungsangebote in Ihrer Naumlhe informieren die Sie entlasten koumlnnen l Das Alzheimer-Telefon ist nur fuumlr Notfaumllle gedacht

AM ENDE ANGEKOMMEN

Vielen Dank dass Sie sich fuumlr diesen Kurs interessiert haben und dass Sie bis zum Ende dabei geblieben sind

Wenn Sie jetzt zuruumlckblicken

hellip vielleicht haben Sie Interessantes und Neues beim Kurs uumlber Demenz erfahren

hellip vielleicht erinnern Sie sich an einige fuumlr Sie wichtige Gedanken

hellip vielleicht haben Sie mal das eine oder andere umgesetzt

GEBEN SIE IHR WISSEN WEITER

Die Erfahrungen die Sie sammeln sind von Bedeutung ndash auch Ihre Fragen Kraumlnkungen und Unsicherheiten

Reden Sie daruumlber ndash schreiben Sie zum Beispiel einen Beitrag fuumlr das Ratgebershyforum des Wegweisers Demenz (httpwwwwegweiser-demenzdeweblog-undshy

forumrat-im-internetforumhtml) das Forum der Deutschen Alzheimer Gesellschaft (httpswwwdeutsche-alzheimerde) oder fuumlr die Zeitschrift Alzheimer-Info Schreiben Sie uns an infodeutsche-alzheimerde oder rufen Sie uns unter 030 259 37 95-0 an ndash wir tragen es weiter

Nur so kann es gelingen dass es immer mehr Wissen uumlber Demenz gibt und sich die Situation fuumlr Menschen mit Demenz und deren Angehoumlrige weiter verbessert

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 66: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

66 Modul 7 ndash Aktivitaumlten Tipps Material

SIE SIND NICHT ALLEIN

Es wird immer wieder Tage geben an denen Sie sagen koumlnnen Heute war ein guter Tag heute hatten wir eine gute gemeinsame Zeit Und es wird Tage geben an denen es nicht einfach war Weil alles so anstrengend ist und sie sich muumlde und erschoumlpft fuumlhlen

Jeder einzelne Tag hat seine Herausforderungen Weil sich Angehoumlrige oft mit dieser Erfahrung allein gelassen fuumlhlen haben sie sich an vielen Orten zusammenshygeschlossen und sind aktiv geworden Sie treffen sich in Gruppen in Schulungen an gemeinsamen Nachmittagen Sie staumlrken sich gegenseitig und ermutigen sich Sie tauschen Tipps aus und geben Wissen weiter

Moumlchten Sie wissen ob es auch in Ihrer Naumlhe eine Angehoumlrigengruppe gibt Dann folgen Sie dem Link Alzheimer-Gesellschaften und Angehoumlrigengruppen (httpswwwdeutsche-alzheimerdemenschen-mit-demenzgruppen-fuer-menschenshymit-demenzhtml) oder Sie rufen beim Alzheimer-Telefon an

Wir sind fuumlr Sie da

Das bundesweite Alzheimer-Telefon bietet Ihnen kompetente Beratung und Information zum Thema Demenz

030 - 259 37 95 14 oder 01803 - 17 10 17 (fuumlr 9 Cent pro Minute aus dem Festnetz)

Montag bis Donnerstag 9 bis 18 Uhr

Geschaumlftsstelle Freitag 9 bis 15 Uhr

Friedrichstraszlige 236 10969 Berlin-Kreuzberg Tel 030 259 37 95-0 Fax 030 259 37 95-29 E-Mail infodeutsche-alzheimerde wwwdeutsche-alzheimerde

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 67: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

67

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da
Page 68: Lern-Kurs für Personen, die einen an Demenz erkrankten ... · 2 Wegweiser Demenz ... Bildgebende Verfahren (zum Beispiel Computertomographie (CT), Magnet ... Einnahme bestimmter

Dieses PDF ist Teil der Oumlffentlichkeitsarbeit der Bundesregierung es wird kostenlos abgegeben und ist nicht zum Verkauf bestimmt

Herausgeber Bundesministerium fuumlr Familie Senioren Frauen und Jugend Referat Oumlffentlichkeitsarbeit 11018 Berlin wwwbmfsfjde

Fuumlr weitere Fragen nutzen Sie unser Servicetelefon 030 20179130 MontagndashDonnerstag 900ndash1800 Uhr Fax 030 18555-4400 E-Mail infobmfsfjservicebundde

Einheitliche Behoumlrdennummer 115 Zugang zum 115-Gebaumlrdentelefon 115gebaerdentelefond115de

Stand Juni 2017 Gestaltung neues handeln GmbH

Fuumlr allgemeine Fragen an alle Aumlmter und Behoumlrden steht Ihnen auch die einheitliche Behoumlrdenrufnummer 115 von Montag bis Freitag zwischen 800 und 1800 Uhr zur Verfuumlgung Diese erreichen Sie zurzeit in ausgesuchten Modellregionen wie Berlin Hamburg Hessen Nordrhein-Westfalen u a Weitere Informationen dazu finden Sie unter www115de

  • WAS IST DEMENZ
  • UNSER GEHIRN
  • WIE FUNKTIONIERT DAS GEHIRN
  • Was passiert im Detail
  • Amyloid-Plaques und Tau-Fibrillen
  • ZELLABBAU IM ERKRANKTEN GEHIRN
  • SYMPTOME
  • URSACHEN AMYLOID-PLAQUES
  • FORMEN DER DEMENZ
  • MUSS ICH MIR SORGEN MACHEN
  • EINE DIAGNOSE IST WICHTIG
  • WIE WIRD DIE DIAGNOSE GESTELLT
  • WARUM IST DIE DIAGNOSE WICHTIG
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (1)
  • VERERBUNG UND FAMILIAumlRER HINTERGRUND (2)
  • FORSCHUNG UND GENETIK
  • QUIZ ZUM KRANKHEITSBILD DEMENZ
  • INHALT
  • NACH DER DIAGNOSE
  • WAS LOumlST DIE DIAGNOSE AUS
  • WAS IST MENSCHEN MIT DEMENZ WICHTIG
  • DIE DIAGNOSE BRINGT KLARHEIT
  • DER ALLTAG FUumlR ANGEHOumlRIGE
  • TIPPS FUumlR DEN ALLTAG
  • TIPP 1 DIE WOCHE STRUKTURIEREN
  • TIPP 2 FUumlR SICHERHEIT SORGEN
  • TIPP 3 AUFGABEN VEREINFACHEN
  • TIPP 4 TECHNISCHE HILFSMITTEL EINSETZEN
  • TIPP 5 AKTIV BLEIBEN
  • TIPP 6 THERAPIEMOumlGLICHKEITEN NUTZEN
  • SCHREIBEN SIE AUF WAS IHNEN GUT TUT
  • VORSORGE TREFFEN
  • VORSORGE TREFFEN
  • QUIZ
  • INHALT
  • EINERSEITS UND ANDERERSEITS
  • VERARBEITUNG VON INFORMATIONEN
  • LANGZEITGEDAumlCHTNIS
  • GEFUumlHLE BLEIBEN
  • WAS TUN
  • BEIM ABENDESSEN
  • WIE SCHAumlTZEN SIE DIE SITUATION EIN
  • HILFREICHE STRATEGIEN
  • EIN WEITERES BEISPIEL AUTO FAHREN
  • ANTWORT DER BERATERIN
  • ANGEHOumlRIGE GEBEN IHRE TIPPS WEITER
  • FAHRTAUGLICHKEIT
  • WENN ES EINMAL ZU VIEL WIRD
  • FUumlR AUSZEITEN SORGEN
  • PFLEGEN SIE IHRE BEZIEHUNGEN
  • BERICHT EINER ANGEHOumlRIGEN
  • INHALT
  • Ploumltzlich ist man pflegende Angehoumlrigethinsp
  • Damit habe ich nicht gerechnet
  • Staumlndige Belastungen machen krank
  • Grenzen wahrnehmen
  • Grenzen ernst nehmen
  • Entwickeln Sie Gegenstrategien
  • Jeder kann etwas tun
  • Wo ist mein Mann so wie ich ihn kenne
  • Mich belastet dass ich
  • Tipps zum Auftanken
  • Was tut Ihnen gut
  • Selbstfuumlrsorge
  • Professionelle Unterstuumltzung
  • Pflegeversicherung
  • Quiz
  • INHALT
  • Sprache ermoumlglicht Kontakt
  • Demenz Gefuumlhle werden immer wichtiger
  • Menschen mit Demenz wissen sich zu helfen
  • Die innere Welt akzeptieren
  • Die wichtigsten Regeln der Verstaumlndigung
  • Abendessen zum Zweiten
  • Welche Erfahrungen machen Sie
  • Menschen mit frontotemporaler Demenz brauchen Anderes
  • Strategien amp Grundsaumltze fuumlr den Umgang mitFrontotemporaler Demenz
  • Miteinander ins Gespraumlch kommen
  • Mit Humor geht es leichter
  • Quiz (Luumlckentext)
  • Herausforderndes Verhalten
  • bdquoMein Mann will nachts zur Arbeitldquo
  • bdquoEr glaubt er muss zur Arbeitldquo
  • Umgang mit herausforderndem Verhalten
  • 1 Das Problem genau benennen
  • 2 Ursachen suchen
  • 3 Verhalten verstehen
  • 4 Loumlsungen finden
  • Neues ausprobieren
  • Allgemeine Regeln
  • Jede Reaktion hat einen Ausloumlser
  • Weglauf- oder Hinlauftendenz
  • Festhalten muss nicht sein
  • Helfen Medikamente
  • Im Krankenhaus
  • Hilfreiche Vorbereitungen fuumlr einen Krankenhausaufenthalt
  • Quiz
  • INHALT
  • Aktiv sein
  • Worauf es ankommt
  • Das alltaumlgliche Miteinander
  • Musik und Kultur
  • Sich trauen
  • Vieles ist moumlglich
  • Sich erinnern aber wie ndash Erinnerungsreisen
  • Legen Sie eine individuelle Erinnerungskiste an
  • Erinnerungskiste
  • Spielen
  • Sich bewegen
  • In Gemeinschaft bleiben
  • Quiz
  • Am Ende angekommen
  • Geben Sie ihr Wissen weiter
  • Sie sind nicht allein
  • Wir sind fuumlr Sie da