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KONZEPT SOMMERTOURISMUS IM KLIMAWANDEL Oktober 2019

KONZEPT SOMMERTOURISMUS IM KLIMAWANDEL · und im Oktober 2019 fertig gestellt. Alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr. It is not the strongest of the species that

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KONZEPT SOMMERTOURISMUS IM KLIMAWANDEL

Oktober 2019

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VORWORT

Der Pongau liegt im Salzburger Land. Eingebettet zwischen dem Tennengebirge und den Hohen

Tauern, bietet diese 434 km2 große, alpine Region, ob Sommer oder Winter, eine breite Vielfalt an

touristischen Aktivitäten.

Die Auswirkungen des Klimawandels sind allerdings auch hier allgegenwärtig. Nicht zuletzt aufgrund

des medialen Hypes, steigt das Problembewusstsein in der Bevölkerung ebenso wie bei den Gästen.

Die Tourismusregionen und -orte sind wichtige Partner bei der Umsetzung von Maßnahmen, die auf

die Klimawandelanpassung und Nachhaltigkeit abzielen. Das bedarf nicht nur einer umfangreichen

Analyse des bestehenden Angebotes, sondern dem Generieren innovativer Ideen unter Einbeziehung

aller Leistungsträger. Dabei ist es notwendig die verschiedenen Aspekte des klimafreundlichen

Tourismus nicht nur im Auge zu behalten, sondern jeweils aktiv zu berücksichtigen und zu optimieren.

Das vorliegende Konzept zeigt Möglichkeiten auf zur internen Verankerung des Themas, zur

Optimierung bestehender Tourismusbausteine sowie zur Entwicklung neuer Angebote. Dabei gilt, dass

jedes Segment entlang der „Reise des Kunden“ nur so klimafreundlich wie die beteiligten

Leistungsträger in der Region ist. Zielsetzung ist es daher nicht nur den mittlerweile sensibilisierten

Gästen gerecht zu werden, sondern auch das Bewusstsein der touristischen Partner zu steigern.

Die klimafreundlichen Aktivitäten und Angebote müssen mit Bedacht kommuniziert, die

unterschiedlichen Zielgruppen berücksichtigt und verschiedene Kanäle genutzt werden. Daher

beinhaltet das Konzept auch Anregungen und Erfolgsfaktoren der modernen, touristischen

Kommunikation. Wobei auch hier der Grundsatz verfolgt wird: Informationen vermitteln,

Einstellungen beeinflussen und Handlungen auslösen.

Die Notwendigkeit zu handeln ist uns mehr als bewusst; das vorliegende Konzept liefert einen Beitrag

zum „WIE“.

Nadine Guggenberger, MSc KLAR! Pongau - KlimawandelAnpassungsModellRegion

Regionalverband - Regionalmanagement Pongau

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INHALT EINLEITUNG…………………………………………………………………………..3

Auswirkungen des Klimawandels Chancen Tourismus & Klima Ausgangssituation Tourismusstatistik Die Region wird aktiv Zielsetzung Säulen einer innovativen Entwicklung Nachfrage Aspekte der Angebotsgestaltung Interdisziplinäres Denken ist gefragt Touristische Nachhaltigkeits-Labels

THEMA KULINARIK & KLIMA……………………………………………..….12

Fakten Worauf kommt es an Österreichischer Nahrungsmittelkonsum Kulinarische Geschäftsbereiche Der Kulinarik-Gast Einflussfaktoren Renaissance der regionalen Lebensmittel Handlungsempfehlungen Good Practice

THEMA MOBILITÄT & KLIMA……………………………………………….23

Fakten Kernfragen der Gäste Demographische & gesellschaftliche Trends Schlüsselfaktoren Bestandsaufnahme Pongau Handlungsempfehlungen Multimodale An- u. Abreise Handlungsempfehlungen Mobilität vor Ort Handlungsempfehlung Mobilitäts-Coach Good Practice

THEMA KOMMUNIKATION…………………………………………………33

Im Tourismus Zentrale Fragen Erfolgsfaktoren Kommunikations-Mix Handlungsempfehlungen Mobilitäts-Infos vorab Handlungsempfehlungen Mobilitäts-Infos vor Ort Storytelling Good Practice

MANAGEMENT SUMMARY…………………………………………………41

IMPRESSUM Herausgeber: KlimawandelAnpassungsModellRegion KLAR! Pongau. Redaktion und Text: Pangerl & Pangerl Optimiertes Tourismus-marketing, Mag. Karinja Pangerl, MBA. Fotos: Nadine Guggenberger, Georg Hofmann, ÖBB Neumayr, TVB Altenmarkt-Zauchensee, TVB Großarltal, TVB Obertauern, Das Konzept wurde in den Monaten Mai bis August unter Einbindung der regionalen Touristiker erarbeitet und im Oktober 2019 fertig gestellt. Alle Angaben trotz sorgfältiger Bearbeitung ohne Gewähr.

“It is not the strongest

of the species

that survives,

not the most intelligent

that survives.

It is the one that is the

most adaptable

to change.”

(Charles Darwin)

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EINLEITUNG

© Nadine Guggenberger © Georg Hofmann

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AUSWIRKUNGEN DES KLIMAWANDELS

CHANCEN

Im Alpenraum schreitet die Erwärmung schneller voran (ca. + 2°C)

als im globalen Mittel (ca. 0,85°C seit Beginn der

Industrialisierung). Hauptverantwortlich für den

Temperaturanstieg ist der Mensch durch seinen hohen Verbrauch

fossiler Energieträger, der unmittelbar mit dem CO2- Ausstoß

zusammenhängt, sowie durch die Änderungen in der Land-

nutzung (Masterplan Klima + Energie 2020, Land Salzburg, 2015, 6). Bis zur

Mitte des 21. Jahrhunderts wird mit einer weiteren Erhöhung der

durchschnittlichen Jahrestemperatur um 1,3°C, bezogen auf die

Referenzperiode 1971−2000, gerechnet und eine signifikante

Zunahme an Hitzetagen (Tage mit Höchsttemperaturen über

30°C) vorausgesagt. Im Bundesland Salzburg ist die Erwärmung im

Winter sowie im Sommer annähernd gleich und betrifft das

gesamte Bundesland gleichermaßen.

Hinsichtlich der Niederschläge ist bereits in naher Zukunft mit

einer leichten Zunahme des mittleren Jahresniederschlags zu

rechnen. Laut Österreichischem Sachstandsbericht Klimawandel

2014 deuten Modellergebnisse darauf hin, dass es zu einer

Verschiebung der Niederschläge von Sommer und Herbst in

Richtung Winter und Frühjahr kommt.

Die Folgen des Klimawandels für das Bundesland Salzburg sind

bereits zu erkennen und betreffen neben dem Naturraum, der die

Bio-, Hydro-, Pedo- und Reliefsphäre umfasst, auch den vom

Menschen geschaffenen Lebensraum, die Anthroposphäre. Siehe

dazu „Strategie zur Anpassung an den Klimawandel in Salzburg“

(Land Salzburg, 2017, 10 ff).

Die Auswirkungen des Klimawandels werden zudem noch von

gesellschaftlichen, ökonomischen und politischen Entwicklungen

(z.B. demographischer Wandel, Urbanisierung, Veränderung der

Landnutzung etc.) verstärkt.

Durch das permanente Ansteigen der Temperaturen bietet der

Klimawandel allerdings auch Chancen, insbesondere in Bezug auf

die Verlängerung der Sommersaison. Es lässt sich die These

ableiten, dass die Alpen vor einer Renaissance der klassischen

Sommerfrische stehen. (Strategieplan Tourismus 2020, Land Salzburg,

2013, 13)

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TOURISMUS & KLIMA

AUSGANGS-SITUATION

Der Klimawandel wirkt auf Land- Wasser- oder Forstwirtschaft

und daher in vielen Bereichen, die unmittelbar mit dem Touris-

mus zusammenhängen. Die Landschaft ist die Basisausstattung

eines Erlebnisraumes, eine attraktive Berglandschaft ist das

Kapital im zukünftigen Tourismus und muss sorgsam bewahrt

werden. Allein ein Viertel der Salzburger Landesfläche liegt direkt

auf Almgebiet. Dem umsichtigen Umgang mit den natürlichen

Ressourcen wird auch vom Land Salzburg höchste Priorität

eingeräumt (Strategieplan Tourismus 2020, Land Salzburg, 2013, 13).

Die Landwirtschaft und ihre kulinarischen Ausprägungen sind

besonders eng mit der Tourismusbranche verbunden. Mit einem

Anteil von rund 60 Prozent an biologisch bewirtschafteter

Landwirtschaftsfläche, trägt das Salzburger Land den stolzen Titel

„Bio-Europameister”. Die strategische Allianz zwischen Tourismus

und Landwirtschaft wird seit vielen Jahren gepflegt und hat

erfolgreiche touristische Produktmarken wie den Salzburger

Almsommer, das BioParadies SalzburgerLand, die Via Culinaria

oder den Salzburger Bauernherbst hervorgebracht (https://unter-

nehmen.salzburgerland.com/das-salzburgerland, abgerufen 25.9.2019). Das

Thema Kulinarik wird ab Seite 13 detaillierter bearbeitet.

Vor dem Hintergrund oben angeführter Szenarien und im Sinne

eines nachhaltigen Klimawandelmanagements, stellen sich

mittlerweile 44 Regionen in Österreich, den Folgen des Klima-

wandels im Rahmen des KLAR!-Programms. Unterstützt durch

den Klima- und Energiefonds werden Maßnahmenpläne erarbeit-

et um den, klimatisch bedingten Herausforderungen bzw. den

Auswirkungen auf Öko- und Sozialsysteme sowie Wirtschaft aktiv

zu begegnen aber auch Chancen, die sich aufgrund der

klimatischen Veränderungen ergeben, aufzugreifen. So auch die

Klimawandelanpassungsregion KLAR! Pongau, die sich aus den

Gemeinden Bischofshofen, Dorfgastein, Flachau, Kleinarl, St.

Martin, Wagrain und Werfenweng zusammensetzt.

Als Hauptziele im Bereich Tourismus, können die Positionierung

als eine nachhaltige Region, das Schaffen eines Klimabewusst-

seins und die Etablierung einer klimawandelanpassungsorien-

tierten Planung genannt werden (KLAR! Pongau Anpassungskonzept,

2017, 5). Folgende Maßnahmen wurden dabei definiert:

„SuperKlima Tourismus“ mit dem Ziel, die Attraktivität der

Region, insbesondere für den Sommertourismus, zu steigern

„KlimaMobil Pongau“ mit dem Ziel, eine klimafreundliche An-

und Abreise sowie Mobilität vor Ort zu attraktivieren

„Klima-Wege-Pongau“ mit dem Ziel, eine gesicherte

Infrastruktur für Alpinisten und Wandertouristen zu erhalten

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TOURISMUS- STATISTIK

Klimaschutz und Energieeffizienz betreffen viele Lebensbereiche,

vom Wohnen über die Mobilität zur Freizeit, von der Produktion

bis zur Ernährung (Masterplan Klima + Energie 2020, Land Salzburg, 2015,

15). All diese Bereiche betreffen aber auch einen wichtigen

Wirtschaftsbereich im Salzburger Land, den Tourismus.

Touristisch betrachtet konnte sich das Bundesland in den letzten

Jahren sehr erfolgreich als unverwechselbare Ganzjahres-

destination etablieren. Jährlich wird viel Engagement in die

Weiterentwicklung touristischer Angebote, in neue Hotels oder

den Ausbau der touristischen Infrastruktur gesteckt. Der Erfolg

dokumentiert sich in einer positiven Ankünfte- und

Nächtigungsstatistik.

Ankünfte Nächtigungen Bundesland Salzburg 3.983.765 13.325.897

Bundesland Salzburg ohne Stadt Salzb. 2.909.345 11.443.587 Politischer Bezirk Pongau 821.990 3.725.678 Gemeinden der KLAR! Region Pongau 269.230 1.230.841

Abb.1 Sommersaison 2018 (Mai – Oktober), Tourismusstatistik Land Salzburg

Der Anteil der Sommernächtigungen der sieben KLAR! Pongau

Gemeinden an den Gesamtnächtigungen des Bundeslandes,

beträgt knapp über 9 Prozent. Betrachtet man die Nächtigungen

ohne jenen der Stadt Salzburg, so beträgt der Anteil der KLAR!

Pongau Gemeinden fast 11 Prozent an den Gesamtnächtigungen

im Zeitraum Mai bis Oktober 2018.

Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Sommernächtigungen in

den KLAR! Pongau Gemeinden um 4,4 Prozent, im gesamten

Bundesland Salzburg um 2,5 Prozent.

In Bezug auf die Bettenauslastung verzeichnen die KLAR! Pongau

Gemeinden mit nahezu 22.000 Betten eine Auslastung von 30,2

Prozent, der Pongau 31 Prozent und das gesamte Bundesland

30,8 Prozent.

Die wichtigsten Herkunftsmärkte sind Deutschland und

Österreich. In den KLAR! Pongau Gemeinden fallen rund 16

Prozent der Nächtigungen auf den Inlandsgast und rund 53

Prozent der Nächtigungen auf den deutschen Gast. Im gesamten

Bundesland verzeichnen die österreichischen Gäste rund 24

Prozent und die deutschen Gäste rund 40 Prozent der

Nächtigungen. Während die durchschnittliche Aufenthaltsdauer

in den KLAR! Pongau Gemeinden im Sommer 4,6 Tage beträgt,

liegt diese im Bundesland bei 3,3 Tagen.

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DIE REGION WIRD AKTIV

ZIELSETZUNG

Der Erfolg bei der Gestaltung klimafreundlicher Angebote ist stark

von der regionsspezifischen Ausgangslage sowie von der Projekt-

bzw. Tourismusorganisation abhängig. Neben Ressourcen und

Fachwissen sind es aber zunächst das Bekenntnis und die

strategische Verankerung des Themas d.h. letztendlich der Wille

zu Veränderung, die die Grundvoraussetzungen darstellen.

Abb.2: Aktionsplan und Ergebnis

Klimafreundliche Angebote sind anspruchsvoll, haben einen

hohen Anspruch hinsichtlich Glaubwürdigkeit. Sie stellen

allerdings eine Möglichkeit dar, aus der Masse touristischer

Angebote herauszuragen und Alleinstellungsmerkmale zu

entwickeln, neue Angebote zu implementieren und einen Beitrag

zum Ganzjahrestourismus zu liefern. Dabei muss allerdings

berücksichtigt werden, dass die Betriebe aufgrund

unterschiedlichster Aspekte (Familienunternehmen, Mitarbeiter,

etc.) auch eine Pause benötigen.

Abb. 3: Verschiedene Zielaspekte

Bewusstseinsbildung

Erstellung eines Regionsprofils (Image)

Aktionsplan

(Angebote, Produkte, Kommunikation)

Gäste werden von der klimabewussten Region angezogen, fühlen sich wohl

(ruhiges Gewissen), atmen auf, befriedigen ihre Urlaubsbedürfnisse

Anpassungsmaßnahmen anderer Akteure (Land-,

Forstwirtschaft, etc.)

Trends & Reisemotive z.B. Wunsch nach Nachhaltigkeit

oder einer intakten Natur

Klimawandel direkt (Temp., Niederschläge, Extremereignisse, etc.)

Klimawandel indirekt (Land-schaftsbild, Biodiversität, etc.)

GANZJAHRES-TOURISMUS

NEUE ANGEBOTEALLEINSTELLUNGS-

MERKMAL

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SÄULEN EINER INNOVATIVEN ENTWICKLUNG

NACHFRAGE

Unter einer nachhaltigen Entwicklung im Tourismus wird eine

Strategie verstanden, die neben der wirtschaftlichen

Leistungsfähigkeit auch die Dimensionen der ökologischen

Verantwortung sowie der gesellschaftlichen Solidarität versteht.

Abb. 4: Innovative Entwicklung

Zahlreiche Studien belegen, dass Gäste zusehends für klimafreundliche Reisen sensibilisiert sind und das Thema Klimabewusstsein auch in der Reisebranche immer mehr an Bedeutung gewinnt. Klimaaktivisten finden, zumindest europa-weit, mediales Interesse. Mit Hilfe neuer Wortkreationen, wie z.B. „flightshaming“ formieren sich Gleichgesinnte und thematisieren z.B. den CO2-Ausstoss im Flugverkehr. Je nach Untersuchungs-methode und Fragestellung variiert der Anteil der nachhaltig-keitsinteressierten oder klimabewussten Personen, nicht zuletzt aufgrund der sehr heterogenen Begriffsverwendungen: Die Reiseanalyse von FUR zeigt, dass 31 Prozent der Befragten

einen ökologisch einwandfreien Urlaub bzw. 38 Prozent eine sozialverträgliche Reise wünschen. 22 Prozent der Befragten geben an, dass sie bei Reisen immer auf Nachhaltigkeit achten (FUR, 2014).

Gemäß TripAdvisor sind international 33 Prozent der Reisenden an umweltfreundlichem Tourismus interessiert (Press release,2010).

Gemäß Tourismus Monitor Schweiz wird Nachhaltigkeit nur relativ selten direkt als Gästebedürfnis genannt (10,1 Pro-zent), allerdings werden andere Aspekte mit Bezug zur Nachhaltigkeit, wie z.B. Natur (44.4 Prozent) als sehr wichtig eingeschätzt (Schweiz Tourismus, 2013).

Folglich spiegeln sich viele Motive, unter unterschiedlichen Begriffen, in der Nachfrage für klimafreundliche Angebote wider. Die Herausforderung besteht in der Verwendung der Begriffe in der Angebotsgestaltung, um Touristen zur Reise zu motivieren.

WIRTSCHAFTLICHE TRAGFÄHIGKEIT

Tourismusunternehmen, Arbeitsplätze,

Standortqualität

UMWELTASPEKTE

Klima, Tierwelt Schutz von Landschaft und

Biodiversität

SOZIALE VERTRÄGLICHKEIT

kulturelle u. regionale Identität, Lebensbe-

dingungen für Einheim., Angebote für Gäste mit

besonderen Bedürfnissen

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ASPEKTE DER ANGEBOTS-GESTALTUNG

Bestandsaufnahme & Analysen

In vielen Regionen der KLAR! Pongau bestehen bereits klima-

freundliche touristische Angebote. Diese gilt es zu identifizieren

um in weiterer Folge, basierend auf der definierten Strategie der

jeweiligen Region, Ansatzpunkte und Handlungsbedarf

abzuleiten.

Ein erster Fragenkatalog könnte beinhalten:

Gibt es spezielle Maßnahmen im Bereich umweltschonender An- und Abreise sowie Mobilität vor Ort? o Wird konsequent auf die Anfahrtsmöglichkeit mit ÖV

hingewiesen? o Wird der Beginn von Führungen und Veranstaltungen

auf die Ankunftszeiten des ÖV abgestimmt? Welche Stakeholder werden angesprochen?

o Welche Anspruchsgruppen werden aktuell miteinbezogen?

o Wird der Dialog mit den verschiedenen Partnern aktiv geführt?

o Werden auch z.B. Zweitwohnungsbesitzer_innen erreicht?

In Bezug auf die Beschaffung (regionale Produkte und Dienstleistungen) o Wird bei der Verpflegung konsequent auf regionale

Produkte geachtet? o Werden diese auch entsprechend mit einer spannenden

Geschichte präsentiert? In Bezug auf einen schonenden Umgang mit der Natur

o Wird auf klimaschädliche Aktivitäten verzichtet? o Gibt es Alternativen, sind Verbesserungen bei der

Infrastruktur oder bei der Besucherlenkung möglich? Hinsichtlich Information der Gäste über die Klimaaspekte

o Werden die Gäste über die Bestrebungen der Region sowie über die Klimaaspekte des Angebots informiert?

o Wird kommuniziert, wie die Gäste ebenfalls einen Beitrag leisten können?

Generierung innovativer Ideen

Ein Ideenpool, Innovationsportale, idealerweise unter Einbezug

der Leistungsträger erweitern den „benchmark-Horizont“ d.h.

ermöglichen es, Best-Practice-Beispiele in Hinblick auf die

Regionsspezifika zu adaptieren. Dabei sind der Erlebniswert und

der Innovationsgrad von zentraler Bedeutung.

Berücksichtigung der Klimaaspekte

Neben der Auswahl und Konkretisierung der Angebotsideen und

dem Festlegen von Zielen beinhaltet dieser Schritt die Integration

der Klimaaspekte.

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INTER-DISZIPLINÄRES DENKEN IST GEFRAGT

Konkret sollen

potenzielle negative Auswirkungen minimiert werden

verschiedene Dimensionen der Klimaanpassung berück-

sichtigt

Regionsspezifische Klimakriterien erarbeitet

Stärken und Schwächen des Angebots entlang der

Servicekette eruiert

spezifische Maßnahmen entlang der Kundenreise („customer

journey“) geplant und umgesetzt

werden.

Einbezug der Partner

Leistungsträger, die im Angebot direkt oder indirekt involviert

sind oder integriert werden könnten, gilt es möglichst früh zu

kontaktieren und in die Planung einzubeziehen.

Bei der Entwicklung klimafreundlicher Angebote stellt sich die

Frage, welche Leistungsträger glaubwürdig einbezogen werden

können bzw. welche Partner bereits zu diesem Thema aktiv sind.

Branchenübergreifende Kooperationen sind das Gebot der

Stunde.

Abb. 5: Interdisziplinäres Denken

Stärkefeld Tourismus

Tourismus & IT, Thema Erneuerbare

Energien/ Energieeffizienz

Kompetenzen in Wirtschaft und Wissenschaft

Tourismus & Gesundheitsbereich,

Landwirtschaft

Tourismus-/ Klima-/ Nachhaltigkeits-

Bewusstsein

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TOURISTISCHE

NACHHALTIG-

KEITSLABELS

Darüber hinaus gibt es eine Reihe an Kooperationen,

Angebotsgruppen und Labels, die sich nach unterschiedlichsten

Kriterien dem Thema Nachhaltigkeit verschrieben haben.

Im Tourismus finden sich neben den Betriebskategorisierungen

(Sterne, Blumen, Sonnen etc.) nunmehr auch eine Fülle an Labels,

die Gastronomie und Hotellerie ebenso wie Freizeitbetriebe nach

unterschiedlichsten Gesichtspunkten deklarieren bzw. aus-

zeichnen.

Meist sind es Maßnahmen zum Schutz der Umwelt, auf die sich

Anbieter verpflichten und überprüfen lassen, was sie zur

Auszeichnung mit dem Label berechtigt. Zunehmend werden

auch wirtschaftliche, soziale und kulturelle Aspekte wie faire

Arbeitsbedingungen für Beschäftigte im Tourismus oder der

Erhalt des kulturellen Erbes in die Anforderungen (Standards) von

touristischen Nachhaltigkeitslabels einbezogen. Oft müssen sich

Anbieter strengen externen Kontrollen unterziehen, um ein Label

zu erhalten. Andere Labels wiederum vergeben sich Anbieter

selbst aufgrund simpler Absichtserklärungen (www.fairunterwegs.org/

vor-der-reise/labelfuehrer, abgerufen 25.9.2019).

An dieser Stelle muss angemerkt werden, dass es für den Gast oft

schwierig ist, einen Durchblick in Bezug auf die unterschiedlichen

Labels zu behalten. Ebenso stellt die Fülle an Label-

Anforderungen eine Herausforderung für die Touristiker dar.

Diese sollten jedenfalls ermutigt werden, sich mit diesem Thema

auseinanderzusetzen, für die jeweilige Region oder für die

unterschiedlichen Betriebe sinnvolle Qualifizierungsmaßnahmen

herauszufiltern und in Bezug auf eine anzustrebende Bewerbung

zu evaluieren.

Auszugsweise seien auf internationaler Ebene erwähnt:

• Biosphere Responsible Tourism • EarthCheck

• Green Globe • Travelife

Auf europäischer Ebene:

• Blaue Schwalbe • European Ecolabel

In Österreich:

• Österreichisches Umweltzeichen für Tourismus

Siehe auch die Auflistung unter:

https://www.fairunterwegs.org/vor-der-reise/labelfuehrer

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THEMA

KULINARIK & KLIMA

© Großarltal

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FAKTEN

WORAUF KOMMT ES AN

Klima und Landwirtschaft sind untrennbar miteinander verbunden

etwa ⅓ der CO2-Emissionen geht auf unseren Nahrungs-

mittelkonsum zurück (BMNT, Lebensmittel sind kostbar, 2014)

10 Prozent unseres Haushaltsabfalls = noch essbare

Lebensmittel 157.000 Tonnen Lebensmittel landen pro Jahr

im Restmüll; pro Haushalt und Jahr entspricht das einem Wert

von durchschnittlich 300 Euro (BMNT, Lebensmittel sind kostbar,

2014)

Dauer der Vegetationsperiode verlängert sich

Zahl der Frosttage sinkt → weniger Heizenergie aber:

Schädlinge (Borkenkäfer, invasive Arten)

Verlängerte Vegetationsperioden können, vor allem im

Alpenraum, positiv zu Buche schlagen

Bauern können nicht einfach übersiedeln, Anpassungsmaß-

nahmen in der Landwirtschaft sind alles andere als trivial

Der „Pferdefuß“: die meisten Studien reichen nur bis 2050.

Langfristige Auswirkungen sind gravierender, tendenziell

negativer und werden dadurch eher unterschätzt

bis 2050: Mehrbedarf von rund 10 Prozent Ackerflächen → Je

nach Bevölkerungswachstum und Wirtschaftsentwicklung

sind bis zu 20 Prozent höhere Preise zu erwarten. Derzeit

werden rund 12 Prozent des Haushaltseinkommens für

Ernährung und alkoholfreie Getränke ausgegeben (Statistik

Austria Konsumerhebung 2014/15)

stärkere Schwankungen der Erntemengen → Lager-

kapazitäten spielen in Zukunft eine größere Rolle

Regional bedeutet nicht automatisch klimaschonend. Relevant

sind (WWF Studie, Klima & Ernährung in Österreich 2015, 6ff):

Größenordnung des Einsatzes von Energie und Technologie

(Intensität) bei der Herstellung

räumliche Struktur der Lebensmittel-Lieferkette: Herstel-

lungsort; Transportweg, Weiterverarbeitungs- und Konsuma-

tionsort

Landbearbeitungstypen: standardisierte Ansätze oder

Anpassung an lokale Umweltbedingungen

Anzahl der Verarbeitungsstufen

Abfallmenge bei jedem Schritt der Lieferkette

Siehe dazu auch: www.klimatarier.com/de/CO2_Rechner

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ÖSTERREICH-ISCHER NAHRUNGS-MITTELKONSUM

2.210 Kilogramm direkte Emissionen in CO2-Äquivalenten*

pro Person u. Jahr

+ 17 bis 29 Prozent an CO2-Emissionen

auf Haushalts- und Gastronomieebene

= 2.600–2.800 Kilogramm CO2-Äquivalente

pro Person und Jahr

Betrachtet man die direkten Emissionen, verursacht der Nahr-

ungsmittelkonsum in Österreich pro Person mehr als 2.500 Kilo-

gramm CO2-Äquivalente pro Jahr. Das entspricht ungefähr den

Emissionen bei einer Autofahrt von Wien nach Peking und zurück.

40 - 55 Prozent der Emissionen: Primärproduktion

19 - 38 Prozent der Emissionen: Weiterverarbeitung der

Lebensmittel

d.h. Verbrennung fossiler

Brennstoffe

Nahrungsmittelbedingte Emissionen:

43 Prozent betrifft Fleisch,

20 Prozent Milch,

8 Prozent Getreide,

6 Prozent Früchte,

4 Prozent Gemüse

→ Emissionen variieren stark zwischen verschiedenen

Lebensmittelkategorien

→ gesündere Ernährung bedeutet weniger Emissionen

* Emissionen aller emittierten Treibhausgase (CO2, N2O, NOx, CH4)

umgerechnet in CO2-Äquivalente auf Basis ihres Treibhausgaspotentials CO2 = Kohlendioxid NOX = Stickstoffoxide N2O = Lachgas (Distickstoffmonoxid): Nutzung von Düngemitteln CH4 = Methan: Tierzucht

Direkte THG-Emissionen: Aktivitäten der landwirtschaftlichen Produktion, Unternehmen oder den Lieferketten: fossile Energie, Düngemittel und Düngermanagement, Methan von Wiederkäuern, Kühlgas usw.

Indirekte THG-Emissionen: Emissionen durch Landnutzungsänderungen d.h. Umwandlung von Wald- oder Grasland zu Landwirtschaftsflächen

(WWF Studie, Klima & Ernährung in Österreich 2015)

Wien Peking

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KULINARISCHE GESCHÄFTS-BEREICHE

Die Kulinarik ist ein wesentlicher Bestandteil des lokalen Lebens

und wird von der Geschichte, Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft

einer Gegend geprägt. Folglich hat der kulinarische Geschäfts-

bereich das natürliche Potenzial, einerseits das Besuchererlebnis

zu bereichern und andererseits eine direkte Verbindung zur

Region, ihren Menschen, ihrer Kultur und ihrem Erbe herzustellen

und „authentische“ Erlebnisse zu bieten.

Das Thema Kulinarik wird seit jeher von den Touristikern

„bedient“. Abb. 6 zeigt die kulinarische Produktpalette d.h. die

vielfältigen Tätigkeitsbereiche (Vertrieb, Kommunikation,

Veranstaltungen, etc.) und Ausprägungen, vom regionalen

Kochbuch bis zur Betriebsführung.

Nun gilt es den klimafreundlichen Aspekt in der Angebots- und

Produktgestaltung zu berücksichtigen. In Anlehnung an

Maßnahme 2/ Super-Klima-Tourismus des Anpassungskonzeptes

2017, bilden die kulinarischen Geschäftsbereiche die Chance,

bestehende und erfolgreiche Angebote „klimafit“ zu

modifizieren. Evaluiert man die diesbezüglichen Angebote der

Tourismusregionen und -orte, zeigt sich, dass im Kulinarikbereich

bereits viele Aktivitäten gesetzt wurden (z.B. Vollmonddinner,

Gipfelfrühstück, Genussweg, „Garantiert regional-Initiative“, etc.)

d.h. es besteht bereits ein solides Potenzial, das nun offensiv

unter dem Aspekt der Klimaanpassung (weiter-)bearbeitet

werden kann.

Abb. 6: Kulinarische Produktpalette

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DER

KULINARIK-

GAST

EINFLUSS-

FAKTOREN

In der kulinarischen Angebots- und Produktentwicklung

müssen grundsätzlich unterschiedliche Konsumententypen

berücksichtigt werden:

Typ 1: Die „Ernährungsbewussten“

Gesunde Ernährung spielt eine große Rolle. Das Augenmerk

liegt auf hochwertigen Lebensmitteln, möglichst abwechs-

lungsreichem Essen, viel Obst und Gemüse.

Typ 2: Die „Verantwortungsbewussten“

Regional, saisonal und biologisch sind wichtige Attribute,

frische Lebensmittel sind bedeutend.

Typ 3: Die „Frischkocher“

Die frische Zubereitung der Speisen ist sehr wichtig, beim

Einkauf werden frische und regionale Lebensmittel kleiner

Erzeuger bevorzugt.

Typ 4: Die „Gleichgültigen“

Das Ernährungsbewusstsein ist wenig ausgeprägt, dieser Typ

isst auch gerne einmal ungesund und „sündigt“ beim Essen.

Typ 5: Die „Vielseitigen“

Essen hat einen hohen Stellenwert. Wichtig sind

hochwertiger Geschmack und die frische Zubereitung der

Speisen. Essen und Trinken ist, als Gemeinschaftserlebnis,

eine Möglichkeit, etwas über andere Kulturen zu erfahren.

Typ 6: Die „Genussmenschen“

Genuss steht im Vordergrund. Dieser Typ isst auch mal

ungesund und am liebsten in Gemeinschaft.

Typ 7: Die „Geselligen“

Das Gemeinschaftserlebnis, der Genuss und sensorisch

anspruchsvolle Speisen sind wichtig.

Selbstverständlich wird man die oben angeführten Typen nicht

immer eindeutig definieren können da die Stärke und die

Richtung der Beeinflussung unterschiedlich ausgeprägt sein

können.

Folglich ist es ratsam auch jene Faktoren zu betrachten, die den

Gast in Bezug auf sein Ernährungsverhalten und seine

Vorlieben bei der Nahrungsbeschaffung und -aufnahm beein-

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flussen. Nur dadurch ist es möglich maßgeschneiderte und

nachfragestarke Produkte zu schaffen.

Themen wie Authentizität, Nachhaltigkeit und Regionalität

gewinnen zunehmend an Bedeutung. Bei der kulinarischen

Produktentwicklung geht es daher darum, eine Geschichte zu

erzählen, Produkte mit einem Erlebnis zu verknüpfen,

authentische Produkte und solche, die einen bestimmten

Lebensstil verkörpern, zu kreieren.

Abb.7: Kulinarischer Tourismus und Weintourismus, 2017

Kulinarische Grund-

einstellung

Soziodemografische Faktoren und ökonomische Überlegungen

Ernährungsphysiologie und gesundheitliche

Überlegungen → Ernährungsbewusst

→ Frische ohne Zusatzstoffe

Der Gedanke der Nachhaltigkeit

→ regional, saisonal, biologisch, fair Konsum und Genuss

→ Sensorik, Geschmack

→ auch einmal preiswert sündigen

Die soziale Dimension – „beim Essen kommen die

Leut´zam“ → Essen als

Gemeinschaftserlebnis

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RENAISSANCE DER REGIONALEN LEBENSMITTEL

Das kulinarische Interesse der Gäste ist in den letzten Jahren

gewachsen, ebenso wie die Frage nach der regionalen Identität.

Die Integration regionaler Produkte in bestehende Angebote und

eine sektorübergreifende Zusammenarbeit ermöglichen es, dem

Gast eine spannende Geschichte mitzugeben und gleichzeitig die

Region näher zu bringen. Zudem kann die regionale Land-

wirtschaft gestärkt werden.

Regionale Produkte

positive Effekte für

die Umwelt, den

Landschafts-und

Naturschutz

Erhaltung der Kulturland-schaft, alter Kultursorten und Rassen als Beitrag

zur Biodiversität

Regionale Lebensmittel

Leitprodukte, Imageträger

visuelle Kennzeich-nung der

Herkunft ist ein wichtiger

Faktor für das

Marketing

Regionale Netzwerke

Informations- und Know-

How-Aus-tausch,

Beratung, aktive Kom-munikation,

Projekte, Fördermittel, Lobbyarbeit, Kooperation

Marketing

Schaffung von Arbeits-

plätzen durch

Wertschöpf-ungssteiger-ung in der

Region

Positive Wahrnehm-

ung der Akteure, Standort-qualität steigt

Aus der Region für die

Region

= ein ursprünglich verbreitetes Distributions

system für die

Nahrungs-mittelver-sorgung

Basiert auf sozialer Nähe

und Kom-munikation

Abb. 8: Effekte regionaler Lebensmittel

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HANDLUNGS-EMPFEHLUNGEN

Speziell im Bereich der Kulinarik, ein Geschäftsfeld, das, wie

bereits erwähnt, von jeher Bestandteil des touristischen

Aufgabenportfolios ist, besteht ein breiter Handlungsspielraum.

Darüber hinaus ermöglicht gerade dieses Thema eine höhere

Flexibilisierung der Saisonzeiten (siehe Anpassungskonzept KLAR!

Pongau 2017, Maßnahme 2/ Super Klima Tourismus, Seite 26).

Maßnahme 1: Bestandsaufnahme

Evaluierung welche Kulinarik-Angebote und -Produkte bereits

regional, u.U. „bio“ UND ressourcenschonend sind. Siehe dazu

auch Abb. 6: Kulinarische Produktpalette

Erstellung eines Angebotsinventars inklusive Ansprech-

personen bzw. Kooperationspartner sowie allfälliger

Verfügbarkeiten (wo sind Potenziale)

Prüfung bestehender Initiativen auf „Klimafitness“; Über-

prüfung allfällig verwendeter Labels (siehe Seite 11) auf

Glaubwürdigkeit

Good practice recherchieren und an Tourismus-Partner

vermitteln. Implementierung eines Ideenpools inklusive

Vermittlung (Kommunikation an Partner, Aufbau Intranet-

Bereich auf regionalen websites etc.)

Zeithorizont: kurzfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisation

Maßnahme 2: Aufbau eines „klimafitten“ Kulinarik-Netzwerks

Abbau von Doppelgleisigkeiten z.B. in der Kommunikation

oder im Vertrieb; konzertierte Vorgehensweise bei der

Kommunikation intern und extern (siehe dazu Seite 34)

Etablierung von Kompetenzzentren entweder nach Produkten

(Wild, Milchprodukte etc.) oder auch nach Maßnahmen

(Bewerbung)

Unterstützung und Stärkung bestehender Initiativen:

Erarbeitung eines Kooperationspapiers inklusive Definition der

Zuständigkeiten und Festlegung von Verantwortlichkeiten

bzw. Kommunikation der Maßnahmen

Bewusstseinskampagne/ Verständnis schaffen – sowohl intern

d.h. innerhalb der Partner als auch extern z.B. zu den Gästen:

Daten u. Fakten aus den Branchen entlang der

Wertschöpfungskette aufzeigen

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Informationsfluss installieren (Erfahrungen, Synergien, Best

practice etc.) z.B. mittels regelmäßiger Abstimmungen,

Newsletter, etc.

Erarbeitung praktikabler, einfacher Logistiklösungen zwischen

Anbieter und Abnehmer

konzertierte Projekteinreichung u. -abwicklung inklusive

Auslotung der Förderoptionen

Zeithorizont: mittelfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisation

Regionalverband

KLAR Managerin

Maßnahme 3: Aufbau eines klimafreundlichen Kulinarik-Profils

Touristische Aufbereitung von Traditionen und regionalen

Zubereitungen

Bündelung der kulinarischen Kernkompetenzen inklusive

Berücksichtigung diverser Qualifikationslabels

Qualifizierungsmaßnahmen bei Betrieben und

Mitarbeiter_innen (siehe dazu auch Maßnahme 4)

Einreichungen bei diversen Wettbewerben, Bewerbung um

diverse Auszeichnungen auf nationaler und internationaler

Ebene im Bereich Tourismus und Nachhaltigkeit

Förderung und Bewerbung von marktgerechten Angeboten

Aufbau und Implementierung von Vermarktungs- und

Kommunikationsmaßnahmen

Aufbau Merchandising

Zeithorizont: mittel- bis langfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisation

Regionalverband

KLAR Managerin

Maßnahme 4: Implementierung eines „Kulinarik-Klimacoaches“

Beratung & Coaching vor Ort: Unterstützung der Touristiker

und Hilfestellung bei den Betrieben inklusive

Qualifizierungsmaßnahmen

Bewusstseinsbildung inklusive Anreizmodelle z.B. im Bereich

Kommunikation (Inseratenkampagne)

Vermittlung Fachwissen zur klimafreundlichen Ernährung,

nachhaltigem Speisenangebot

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Forcierung Lebensmittelabfall vermeidender Küchenkonzepte

wie z.B. von „Nase bis Schwanz“, „Wurzel bis Blatt“

Vermittlung Inhalte zur attraktiven Speisenpräsentation

Branchenübergreifende Vernetzung: von A wie Anreise bis M

wie Merchandising; Verstärkte Zusammenarbeit der

Kooperationspartner, Koordination von Maßnahmen,

gegenseitige Information und Unterstützung

Inhaltliche Unterstützung bei den

Kommunikationsmaßnahmen

Zeithorizont: mittelfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisation

Regionalverband

KLAR Managerin

Maßnahme 5: Förderung von Innovationen

Schaffung von Anreizsystemen z.B. im Bereich der

Vermarktung

Offenes Zugehen auf die ältere, lokale Bevölkerung und

Aufgreifen historisch fundierter Speisen und Getränke,

Zubereitungsarten

Originelle Neuinterpretation von Traditionen

Branchenübergreifende Kooperationen

Gesamte Produktkette berücksichtigen: Produktion/

Herstellung, Verfahrens- und Verpackungsparameter, Logistik,

Vertrieb inkl. neuer Absatzmärkte, Vermarktungs- und

Einkaufsgemeinschaften

„Exklusives vor Ort“, Aufwertung der regionalen Produkte

Unterstützung von kulinarischen Wettbewerben

Auslotung von Fördermöglichkeiten

Zeithorizont: langfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisation

Regionalverband

KLAR Managerin

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GOOD PRACTICE

Thema „Verfügbarkeiten“ Plattform für regionale Rezepte:

https://www.regionale-rezepte.at

Vom Feld auf den Teller – ohne Food Waste: https://mein-kuechenchef.ch

Thema „Netzwerk“ Leithaberg Vinothek:

https://www.haus-am-kellerplatz.at/leithaberg-vinothek.html

Klassenzimmer am Bauernhof: http://www.schuleambauernhof.at

Authentische Genusskultur: http://www.vorarlbergisst.at

Thema „kulinarisches Profil“ Kulinarikroute:

https://chur.graubuenden.ch/de/angebot/chur/kulinarik-tour-churer-hoehenweg

Genussfestival: https://www.burgenland.info/de/aktivitaeten/wein-kulinarik/gans-burgenland.html

Profil: https://www.edelkirsche.at

Thema „Innovationen“ 30 Jahre Mohndorf Armschlag:

http://www.mohndorf.at

24h- Hofladen-Container: https://www.hansagfood.at

Hochzeitsbäcker-Tradition wiederbeleben: http://www.aloisia.at

Regionalität u. Nachhaltigkeit in der Gastronomie: http://www.kochart.tirol

Thema „Marketing“ Foodblogger:

https://www.cookingcatrin.at 40.360 Instagram Follower/ 16.352 fb-likes/ 5.831 Pinterest Follower Austria Food Blog Award: https://www.afba.at https://littlecity.ch 57078 Follower/ 752055 fb-likes

Kultur & Kulinarik: http://uhudlertheater.at

Kulinarischer Reiseführer: https://schmecktakulaeres.almtal.at/fileadmin/user_upload/schmecktakulaeresAlmtal/Pdf_Schmecktakuläres_Almtal/Kochmagazin_web.pdf

Kreative locations: https://www.weinviertel.at/tafeln-im-weinviertel

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THEMA

MOBILITÄT & KLIMA

© ÖBB Neumayr

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FAKTEN

KERNFRAGEN DER GÄSTE

Österreichs Lage im Zentrum Europas

→ Herkunftsgebiete der Österreich-Gäste in einem

Einzugsbereich von 500 bis 1.000 Kilometern

→ Der Pkw ist immer noch beliebtestes Verkehrsmittel der

Österreich-Gäste:

→ ¾ der Gäste reisen mit dem eigenen Auto an

7 Prozent der Gäste reisen mit der klimafreundlicheren Bahn

nach Österreich

10,4 Prozent der Österreicher_innen reisen mit der Bahn in

den Urlaub

14,4 Prozent der Österreicher_innen reisen mit der Bahn in

den Inlands-Urlaub

(Bundesministerium für Nachhaltigkeit und Tourismus/BMNT, März 2019)

CO2 Äquivalent

15 x = 1 x

218,4 g pro km 14,4 g pro km

- Wie komme ich ohne Auto zum Ziel?

- Wie geht es vom Zielbahnhof zur Unterkunft?

- Wie bin ich ohne Auto im Ort / in der Region mobil?

- Wo finde ich all diese Infos?

In Anlehnung an diese Kernfragen und in Bezug auf Maßnahme 2/

SuperKlima-Tourismus sowie Maßnahme 3/ Klima-Mobil-Pongau

des Anpassungskonzeptes 2017, werden ab Seite 27 die

Handlungsempfehlungen abgeleitet: attraktive, klimafreundliche

An- und Abreise-Angebote ebenso wie Mobilitätsangebote vor

Ort sowie die darauf abgestimmte Kommunikation.

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DEMOGRAPH-ISCHE & GESELLSCHAFT-LICHE TRENDS

SCHLÜSSEL-FAKTOREN

Durchschnittsalter der Bevölkerung steigt

Individualisierungswillen (neue Familien- und Haushalts-

strukturen mit anderen Ansprüchen und Reisemotiven

Gesundheits- und Umweltbewusstsein steigt

→ Nachhaltige Mobilitätslösungen und nachhaltiger

Umgang mit Ressourcen gewinnen an Bedeutung im

touristischen Kerngeschäft (Österreich Werbung,

Nachhaltigkeit im Tourismus, 2012)

Wertewandel (ökologisch, sozial, ethisch):

→ „Moderne Nomaden“: gearbeitet wird auch unterwegs

→ „Unterwegs-Märkte“: z.B. Einkaufen an der Tankstelle

→ Bike Boom sowie Anstieg der Mikromobilität

Urbanisierung & neues Mobilitätsverständnis:

2050: ⅔ der Weltbevölkerung in Städten

Motorisierungsraten(BMNT, März 2019):

Österreich: 555 Pkw/ 1.000 Einwohner

Wien: 371 Pkw/ 1.000 Einwohner

Wien: 45 Prozent der Haushalte autofrei

Deutschland: ca. 25 Prozent der Bevölkerung ohne Auto (Stat. Bundesamt D)

In den nächsten 15 Jahren werden nur mehr rund 58 Prozent

der Gäste den Alpenraum mit dem Auto bereisen (VCD, DB/ÖBB)

Das heutige Statussymbol ist nicht mehr, wie einst, das Auto

sondern das Smartphone

„Schlüssel“ für Mobilitäts-Services

wie Car2Go, Uber etc.

Digitales Informations- und Buchungsverhalten

→ 2018 wurden erstmals mehr Urlaubsreisen online

gebucht als im persönlichen Kontakt

→ ¾ der Urlaubs­ und Kurzurlaubsreisenden in Deutsch-

land, nehmen Smartphone oder Tablet mit in den Urlaub

und gehen damit online (FUR, Reiseanalyse 2019)

- Planbarkeit und Mobilitätsgarantie

- Häufigkeit der Wege am Urlaubsort

- Größe und Zusammenstellung der Gruppe

- Kosten

- Gepäck, Ausrüstung

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BESTANDS-AUFNAHME PONGAU

Grundsätzlich sind die nationalen und internationalen

Verbindungen an der Bahnstrecke als sehr positiv zu

bewerten; die direkt an der Bahnstrecke liegenden Orte

profitieren davon:

o zahlreiche, tägliche nationale (RJ, EC, IC) und

internationale Zugverbindungen (EC, IC, RJ) ohne

Umsteigenotwendigkeit

o Wien (2 x), Linz (3 x), Graz (6x), Klagenfurt (8x), Innsbruck

(2x), Düsseldorf (1 x), Köln (1 x), Frankfurt (2 x), Stuttgart

(5 x), München (6 x), Zagreb (1 x), Laibach (1 x), Zürich (1 x)

o zahlreiche internationale Verbindungen mit 1 x

umsteigen via München oder Salzburg rund 40

Verbindungen aus D sowie aus CZ, HU, HR, CH, IT

o tägliche Nachtzugverbindungen entweder direkt oder

mit Umstieg via Salzburg bzw. München u. a. Mailand,

Verona, Venedig, Bozen, Rom und weitere

o 40-Minuten-Takt Salzachtal → Salzburg Hbf.: S-Bahn

bzw. Fernverkehr mit IC, EC und RJ

Regionale Mobilitätszentrale, die Mobilitätszentrale GmbH

(„mobilito“) tritt seit 18 Jahren als Partner für den Tourismus

auf: direkt am Bahnhof Bischofshofen, agiert sie als

Fahrkartenschalter und Reisebüro für Bahnreisen

Aufgrund der Kooperation mit ÖBB können touristische

„Sondertarife“ RIT angeboten werden

Berechnungsbeispiel:

Wien Hbf. → Bischofshofen (HS, 15.06.), 2. Kl.

Standarttarif ÖBB: EUR 60,80; mit ÖBB VC: EUR 30,40

RIT Tarif mobilito: EUR 32,60; mit ÖBB VC: EUR 22,90

Tarif Sparschiene ab EUR 19,00, kein(e) Erstattung/ Storno

Carsharing Standort Bhf Bischofshofen (Rail & Drive ÖBB)

Standorte ausbaubar, wenn Interesse im Tourismus

Kritisch angemerkt muss werden, dass die Mobilität abseits

der Bahnlinie, durchwegs eine Herausforderung darstellt.

Darüber hinaus suchen Gäste und Einheimische neue Formen

öffentlich organisierter Mobilität abseits von 12-Meter-

Bussen mit starren Fahrplänen

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HANDLUNGS- EMPFEHLUNGEN MULTIMODALE AN- U. ABREISE

Maßnahme 1: „Mobilität = Service der Touristiker“

So wie Anfragenbeantwortung oder Zimmervermittlung im

Servicekatalog der Tourismusinformationen verankert ist, muss

auch das Thema Mobilität bzw. dementsprechende

Informationen zur An-, Abreise und Fortbewegung am Urlaubsort,

fix etabliert werden:

Aufbereitung der Anreisealternativen/ des öffentlichen

Verkehrs und dementsprechende Schulung der Mitarbeiter in

den Tourismusorganisationen

Aufbereitung Kosten-Nutzen Modelle für den Gast bei Umstieg

auf öffentliche Verkehrsmittel („was bringt es“…)

Darstellung der Anreisealternativen mit öffentlichem Verkehr

in den Werbe- und Kommunikationsmaterialen der

Tourismusorganisationen

o Online: Menüstruktur anpassen damit die Infos schnell zu

finden sind, Verlinkungen setzen zu Verkehrsanbietern,

Integration von Routen-Eingabemasken, Hinweis zur

Mobilitätszentrale GmbH (mobilito) etc.

o Offline: Hinweise auf sämtlichen Drucksorten inklusive

Inserate und PR-Beiträge

o die klassische „Anreisespinne“ für die Anfahrt per Auto

sollte zukünftig keine Priorität haben

Aufbereitung und Darstellung der Mobilitätsangebote vor Ort

o Online: Menüstruktur anpassen damit die Infos schnell zu

finden sind, Verlinkungen setzen zu Anbietern (öffentliche

und private Verkehrsanbieter), Berücksichtigung von

Freizeitverkehr wie Radverleih, Seilbahn, etc.

o Offline: Integration der Informationen auf bestehenden

und neuen Werbemitteln wie Wanderkarten, Panorama-

pläne etc.

Zeithorizont: kurz- bis mittelfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisation

KLAR-Managerin

Mobilitätszentrale GmbH & Mobilitätscoach

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HANDLUNGS- EMPFEHLUNGEN MOBILITÄT VOR ORT

Maßnahme 2: „Mobilität = Verkaufsargument der Betriebe“

Die Themen öffentliche Anreise und Mobilität vor Ort müssen

auch bei den Tourismusbetrieben (Hotellerie, Gastronomie,

Freizeiteinrichtungen) implementiert werden. Dabei steht neben

dem Servicegedanken gegenüber dem Gast, das Verkaufs-

argument im Vordergrund d.h. der Mehrwert für den Gast.

Aufbereitung der Anreisealternativen/ des öffentlichen

Verkehrs für die Betriebe zwecks Integration in den jeweiligen

Werbemitteln bzw. Kommunikationsmaßnahmen

Schulung der Mitarbeiter in den Betrieben (siehe dazu auch

Maßnahme 4 Mobilitätscoach)

Coaching der Betriebe im Bereich Angebotsgestaltung inkl.

Anreise und Forcierung des RIT (siehe Seite 26)

Auslotung von Fördermöglichkeiten auf betrieblicher Ebene

Zeithorizont: kurz- bis mittelfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisation

KLAR-Managerin

Mobilitätszentrale GmbH & Mobilitätscoach

Maßnahme 3: Entwicklung von touristischen Angebotspaketen

Nachdem Maßnahme 1 und 2 abgearbeitet sind, Transparenz

über die Anreise-/ Mobilitätsoptionen und Anbieter des

Freizeitverkehrs gegeben ist sowie ein Status quo hinsichtlich

engagierter Kooperationspartner im Bereich touristischer

Betriebe vorliegt, kann im Bereich Angebots- und

Produktentwicklung weitergearbeitet werden:

Konzeption einer Angebotsgruppe „Urlaub vom Auto“

Aufbereitung intermodaler Schnittstellen und Anbindung

„erste“ und „letzte Meile“

o Konzeption und operative Umsetzung Gepäcktransport

sowie Bereitstellung von Ausrüstung vor Ort

o Forcierung attraktiver Kombinationsangebote Bahn + Rad

o Bestandsaufnahme und Forcierung Elektro-Leihfahr-

zeuge bzw. regionale E-Carsharing-Systeme inkl.

touristischer Nutzung

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o Forcierung Angebote im Bereich Radverleih:

unterschiedliche Modelle mit oder ohne Elektroantrieb je

nach Gelände, Kenntnissen und Fitness der Gäste

o Forcierung integrierter Tourismus-Mobilitätsangebote

(Gästekarte, Packages etc.) bzw. Ausbau bestehender

Lösungen

Auflegen von Kombitickets öffentlicher/ Freizeit-Verkehr und

Sehenswürdigkeiten oder auch Großveranstaltungen sowie

Initiierung tagestouristischer Lösungen

o Aktives Zugehen auf und Treffen von Vereinbarungen mit

interessierten Partnern

o Kombi-Angebote/ -Tickets im Ausflugsverkehr

o Konzeption und Umsetzung gemeinsamer Kommuni-

kationsmaßnahmen

o Überregionalen Aspekt in den Vordergrund rücken d.h.

Kooperationen überregional konzipieren und umsetzen

Aspekte der Verkehrssteuerung

o Entzerrung An-/Abreise: Berücksichtigung in der

Angebotsgestaltung (z.B. günstigere Übernachtungs-

angebote inkl. Anreise Mo bis Do)

o Parkraummanagement: zeitliche und räumliche

Bedarfserhebung und gegebenenfalls Installierung einer

Parkraumbewirtschaftung inkl. Park- und Ride-Standorte

Zeithorizont: langfristig

Umsetzungsträger: Mobilitätszentrale GmbH & Mobilitätscoach

KLAR-Managerin

Maßnahme 4: Optimierung Alltagsverkehr

Schwerpunkt Barrierefreiheit

o Bestandsaufnahme und Aufzeigen von Schwachstellen

o Konzeption zur Optimierung

Schnittstellensicherung zu regionaler und überregionaler

Anbindung sichern

Initiierung und Ausbau von Sharing-Modellen

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HANDLUNGS-

EMPFEHLUNG

MOBILITÄTS-

COACH

Gewährleistung von attraktiven Geh- und Radwegen in

Absprache mit den jeweiligen Gemeinden

Aufzeigen von Schwachstellen im Bereich Mikro-ÖV-

Zubringersysteme / bedarfsorientierte Angebote

o Erarbeitung von Lösungsansätzen, Konzeption zur

Optimierung und Finanzierung

Vorausschauendes Verkehrsmanagement z.B. bei Großver-

anstaltungen

o Anbahnung Kooperationen mit den Veranstaltern

o Initiierung Spezialtickets, temporäres Parkraummanagement

o Gemeinsame Bewerbung der öffentlichen

Anreiseoptionen

Monitoring/Evaluierung oben genannter Aktivitäten, um die

fortführende Planungsgrundlagen zu verbessern

Zeithorizont: langfristig

Umsetzungsträger: Mobilitätszentrale GmbH

Gemeinden

KLAR-Managerin

Maßnahme 5: Touristischer Mobilitätscoach

In jenen Bereichen, in denen die Tourismusorganisationen sowie

-betriebe involviert sind, ist es zielführend, im Sinne eines

effizienten Qualitätsmanagements, ein Coaching zu

implementieren. Als Bindeglied zwischen der Mobilitätszentrale

„mobilito“ und den Tourismusorganisationen bzw. -betrieben soll

damit die regelmäßige und lösungsorientierte Bearbeitung der

Maßnahmenpakete gewährleistet werden.

Unterstützung der Tourismusorganisationen und der

Betriebe bei der Aufbereitung von Mobilitätsinformationen

für Gäste und/oder MitarbeiterInnen

Aufzeigen von Schwachstellen in der Mobilitätskette

Monitoring/Evaluierung

Zeithorizont: langfristig

Umsetzungsträger: Mobilitätszentrale GmbH & Mobilitätscoach

Tourismusorganisationen

KLAR-Managerin

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Maßnahme 6: Mobilitätscoach Wirtschaftsunternehmen

Zusätzlich zu Maßnahme 5 sollte eine Mobilitätsdrehscheibe für

ÖV-Anliegen der Bevölkerung bzw. der Unternehmer in der

Region implementiert werden.

Fakultativ könnten auch Unterlagen aufbereitet werden, um z.B.

jene Bürgermeister_innen zu unterstützen, die selbst den Kontakt

mit den Unternehmen pflegen und diese Coaching-Tätigkeit

übernehmen wollen.

- Erarbeitung von Kosten-Nutzen-Modellrechnungen in Bezug

auf Stellplätze (Kosten Errichtung Stellplätze versus zur

Verfügung Stellung von Jahreskarten/öffentlicher Verkehr/

E-Mobilität für die Mitarbeiter)

Aufbereitung Kosten-Gegenüberstellung von Dienstreisen und

Einsparungspotenzial für Unternehmer (Privat-, Dienstauto,

Flug-/Bahnreisen) inklusive Optimierung Fuhrpark

Ausarbeitung des Themas Corporate Social Responsibility d.h.

inwieweit Unternehmer allfällige CO2 Einsparungen zu

Imagezwecken nutzen können

- Argumente in Bezug auf Employer Branding d.h. Darstellung

der Unternehmer als attraktive Arbeitgeber aufgrund

nachhaltiger, auf Mitarbeiter zugeschnittene Mobilitäts-

lösungen, Berücksichtigung des Gesundheitsaspektes der

Mitarbeiter („Fit mit Firmen-E-Bike“ etc.)

Zeithorizont: langfristig

Umsetzungsträger: Mobilitätszentrale GmbH

KLAR-Managerin

Gemeinden

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GOOD PRACTICE

Thema „Anreise“

ÖBB Haus - Haus - Gepäck:

https://www.oebb.at/de/reiseplanung-services/vor-ihrer-

reise/haus-haus-gepaeck.html

Bahnhofshuttle Kärnten

https://www.bahnhofshuttle.at

Glarner Ferien-Aktion: ÖV-Anreise geschenkt

https://www.glarnerland.ch/Planen-Buchen/Glarner-Ferien-

Aktion-OeV-Anreise-geschenkt

Thema „Kombitickets/ Kooperationen“:

Westbahn-Kombitickets

https://westbahn.at/angebote/westbahn-kooperationen

Museumobil Card Südtirol

http://www.mobilcard.info

Thema „Mobil am Urlaubsort“

MuehlFerdl E-Car-Sharing

https://www.muehlferdl.at

Tälerbus Hinterstoder:

https://www.urlaubsregion-pyhrn-

priel.at/hinterstoder/taelerbus.html

Weinmobil Südsteirische Weinstraße

https://www.suedsteirischeweinstrasse.com/de/weinmobil

Traunsteintaxi

https://www.diemobilitaet.at/traunstein-taxi.html

Nächtigung inklusive ÖV kostenlos

https://www.neusiedlersee.com/de/neusiedler-see-

card/neusiedler-see-card.html

Thema „Klimaschutz & Urlaub“

Klimainitiative Engadin

https://www.engadin.com/de/cause-we-care

Netzwerk Klima Tour Eifel

http://www.klimatour-eifel.de

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© TVB Altenmarkt - Zauchensee

THEMA

KOMMUNIKATION

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IM TOURISMUS

ZENTRALE FRAGEN

Die Beweggründe, klimaschonende sowie nachhaltige Angebote

und Bestrebungen zu kommunizieren; können vielfältig sein.

Jedenfalls sind sie abhängig von der damit verbundenen

Zielsetzung. Demzufolge ist es wichtig, die Ziele, die durch die

Kommunikationsmaßnahmen erreicht werden sollen, frühzeitig

festzulegen. Diese können sein:

Ansprache neuer Gäste

Wirtschaftlicher Erfolg

Differenzierung von der Konkurrenz

Imageaufbau (intern/ extern)

Grundsätzlich ist zwischen zwei Ebenen zu unterscheiden.

Einerseits die Ebene der Angebote bzw. die Ansprache der Gäste

(B2C). Diese Kommunikation richtet sich an bestehende und

potenzielle Gäste (zu unterscheiden ist zusätzlich zwischen Natur-

/Kulturinteressierten und spezifisch an Nachhaltigkeit interes-

sierten Gästen). Andererseits muss die Ebene der Unternehmens-

bzw. Destinations-/ Regionskommunikation bzw. die Ansprache

der touristischen Partner (B2B) bedient werden.

Abb.9: B2B und B2C Kommunikation im Tourismus

Wie erreiche ich meine Partner (B2B)?

Was ist meine Identität?

Für welche Werte stehe ich?

Was sind authentische Geschichten mit gewachsener

Substanz?

Wo bin ich eigenständig und mit welchen einzigartigen

Inhalten will ich in den Dialog eintreten?

Wie kann eine Marke anziehende Antworten auf

kulturabhängige Sehnsüchte der Zielgruppe geben?

Destinations-/ Regionsmanagement

Tages- und Nächtigungsgäste

Tourismus- und

Wirtschaftspartner Medien

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ERFOLGS-FAKTOREN

Das Thema Kommunikation wird sowohl bei Maßnahme 2/ SuperKlima-Tourismus als auch Maßnahme 3/ Klima-Mobil-Pongau sowie Maßnahme 10/ Klimawege Pongau des Anpas-sungskonzeptes 2017 der KLAR Region Pongau angeführt womit die Relevanz des Themas unterstrichen wird. Neben inhaltsstarken Aussagen sind eine Reihe an Faktoren diesbezüglich zu berücksichtigen:

Aufbereitung der Informationen

graphisch ansprechende und strukturierte Darstellung

guten Überblick über das Klimaengagement, insbesondere auf der Webseite

regelmäßige Informationen

viele kleine (alltägliche) Maßnahmen bzw. deren Kom-munikation untermauern die Positionierung als klimabewusst agierende Region

viele verschiedene Kontaktpunkte (online und offline) unter Berücksichtigung eines multisensorischen Marketings (Ansprache verschiedener Sinne)

Vorsicht vor Widersprüchen: externe Faktoren (Infrastruktur, Werbeaussagen, etc.) widersprechen u.U. der Klimabotschaft

Authentizität

Unverwechselbare Inhalte kommunizieren („schön“ und „atemberaubend“ ist es an vielen Orten).

Eigenes Verständnis von Authentizität deklarieren

Eigene Sprache und roten Faden finden

keine Floskeln, keine leeren Versprechungen

Nicht nur auf Brauchtum und Tradition, sondern auch Hinweise zu Alltäglichem oder Zeitgenössischem

Transparenz

Sämtliche klimarelevanten Aspekte bzw. Maßnahmen thema-tisieren, damit ersichtlich wird, ob es sich tatsächlich um ein nachhaltiges Angebot handelt

Auf Klima-Konflikte offen hinweisen, Kompromisse ver-deutlichen

Emotionen

Emotionale, authentische Sprache

Videos, kurze Erfahrungsberichte (blogs), echte/ reale Geschichten von Mitarbeitern und/oder Gästen. (Siehe dazu auch „storytelling“, Seite 39)

Bildwelten verwenden, die das Thema spürbar werden lassen, die aussagekräftig und in der Region verortet sind

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KOMMUNIKA-TIONS-MIX

Interaktion mit den Gästen

Aktionen in den sozialen Medien

Kommunikationsmix

Konzertierte Abstimmung verschiedener Kommunikations-Tools (siehe dazu Abb. 10)

Veranstaltungen

Pressekonferenzen, Presseeinladungen bzw. Pressereisen im

Print- und Online-Bereich

Print

•Magazin

•Inserate & PR

•PR-Fotografie

•Mailings

Audio•Radio digital und analog

Video/ Aug.

Reality

•TV

•mobile Endgerät

Online & Social Media

•Blogs

•Newsletter Kampagnen

•facebook, insta, twitter

•Programmatic Ads

•Apps

Out of home

•City Light, Rolling Board

•Transport Media

•Innovative & Ambient Media

Diverses•Gästekarten

•Veranstaltungen

Cross-Media

•Gästespezifische Algorithmen

Kommunikation

Abb.10: Kommunikationsmix

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HANDLUNGS-

EMPFEHLUNGEN

MOBILITÄTS- INFOS VORAB

Maßnahme 1: Aufbereitung der Informationen

Website Tourismusregionen/ -betriebe

o Buchungsplattformen: Einbindung von Fahrplanaus-

künften als Eingabemaske

o Direktverlinkung zu Verkehrsanbietern (z.B. ÖBB,

Verkehrsverbünde), Social Media, Chatbots als Ergänzung

zu Telefonhotlines

One-Stop-Shop: zentrale Information über die gesamte

Anreisekette und Links zur Buchung

Übersichtliche und klar ausgezeichnete Information z.B. zu

buchbaren Package- u. Kombi-Angeboten in Katalogen von

Reiseveranstaltern und anderen Druckwerken

Information über Kostenersparnis z.B. bei Kombitickets oder

als Bonus bei Anreise mit ÖV

Persönliche Ansprechpersonen vor Ort (z.B. Telefonhotline

für Mobilitätsfragen)

Bei schriftlicher Anfragenbeantwortung stets Verweis auf

nachhaltige Mobilitätslösungen und Serviceleistungen

Zeithorizont: kurzfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisationen

Maßnahme 2: Kommunikationsmix

Erarbeitung Kommunikationskonzept gemäß Abb. 10

inklusive Budgetierung und Finanzierung

Inhaltliche Aufbereitung der Informationen nach

multisensorischen Gesichtspunkten unter Berücksichtigung

eines emotional fesselnden Stils und mit Hilfe moderner

Kommunikationswerkzeuge z.B. storytelling (siehe Seite 39)

Überregionale Abstimmung der Kommunikations-

maßnahmen mit Partnern aus der Tourismus- und

Mobilitätsbranche sowie pro-aktives Erarbeiten und Nutzung

von Synergien

Zeithorizont: kurz- bis mittelfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisationen

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HANDLUNGS-

EMPFEHLUNGEN

MOBILITÄTS- INFOS VOR ORT

Maßnahme 3: Kommunikation & Besucherlenkung

Aufbereitung Informationen rund um Gästekarte und

Inklusivleistungen zur sanften Mobilität (Broschüre,

Leistungskatalog, beigelegte Fahrpläne u.a.)

Zusammenstellung Infomappe/ -material zur Auflage beim

Beherbergungsbetrieb

Kontaktlisten/ Flyer in kompakter Form zum Einstecken etwa

für Rufbusse, Taxis, Wanderbusse

Bestandsaufnahme und Optimierung Leit- und

Orientierungssystem vor Ort für zu Fuß Gehende,

Radfahrende und ÖPNV-Nutzende

Einsatz von Informations- und Kommunikationstechnologien

vor Ort, wie z.B.:

o Destinations-App einschließlich Mobilitätsinformation

o Augmented Reality (virtuelle Zusatzinformation für die

Umgebung am Smartphone)

o QR-Codes (etwa zum Aufrufen von virtuellen

Informationen oder Funktionen)

Persönliche Beratung vor Ort zentral in Touristinfo und

dezentral in Beherbergungsbetrieben

guter Mix an digitalen und analogen Medien

Zeithorizont: kurz- bis mittelfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisationen

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STORYTELLING

Im Rahmen des 4. Business Talks wurden folgende story telling

Inhalte erarbeitet:

Der Tappenkarsee erzählt (Kleinarl):

Größte Bergsee der Ostalpen (1.762 m, 23,8 ha, 1,14 km

lang, 360 m breit, 48 m tief)

Fische für Erzbischöfe

Lindwurm

Lammentaler Urwald (St. Martin):

Höchsten Bäume Österreichs (höchste Baum = 42 Meter)

Schutzwald für 2 Bauernhöfe

Herman Maier (Flachau)

Weltcupelite

Veränderung für die Region

Werfenweng:

Stroblhaus: 1. Gästehaus

Erfindung der Skistahlkante in Werfenweng

Paragliding-Pionier in Werfenweng

Maßnahme 4: Storytelling

Aufbereitung der Inhalte nach folgendem Schema:

o Wer sind die ProtagonistInnen: Person, Tier, Pflanze,

Element

o Was ist der Inhalt der Geschichte: authentisch, regional

verortet

o Worin bestand die Veränderung: Etwas ist nachher anders

als vorher

Kommunikation der Geschichten gemäß Kommunikationsmix

Zeithorizont: kurz- bis mittelfristig

Umsetzungsträger: Tourismusorganisationen

Interesse wecken

Die älteste Form menschlichen Ausdrucks

neues „Zaubermittel“

Strategie für die externe und interne Kommunikation

in Erinnerungen bleiben

Sehnsucht

Folke Tegetthoff

Bildhafte Sprache

Emotionen Hype

Alle Sinne

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GOOD PRACTICE

Am Ende der, zuvor bearbeiteten Kapiteln wurden bereits

zahlreiche „Good Practice-Beispiele“ inklusive link-Angaben

aufgelistet. An dieser Stelle werden daher einige Regionen bzw.

Angebotskooperationen gelistet, die sich besonders dem Thema

Klimawandel bzw. Klimaanpassung angenommen haben:

Österreich Werbung

https://b2b.austria.info/de/reiseland-

oesterreich/nachhaltigkeit/nachhaltigkeit-zum-nachlesen

Festival mit Nachhaltigkeitsengagement

https://yeah.paleo.ch/de

Neuer Auftritt der UNESCO Biosphäre Entlebuch: „Ein Segen für

alle“

https://www.biosphaere.ch/de/unesco-biosphaere-a-z/ein-

segen-fuer-alle

Klimafreundliche Urlaubserlebnisse in den Alpen

https://www.alpine-pearls.com

Destination Scuol Samnaun Val Müstair - Modellregion für

Nachhaltigkeit

https://www.engadin.com/de/planen-buchen/nachhaltigkeit

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MANAGEMENT

SUMMARY

© Großarltal

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KURZ & BÜNDIG

Klimawandelanpassung fordert Kooperation

Kulinarik & Klima

Der Klimawandel bietet aufgrund des permanenten

Temperaturanstieges auch Chancen, insbesondere in Bezug auf

die Verlängerung der Sommersaison und es lässt sich die These

ableiten, dass die Alpen vor einer Renaissance der klassischen

Sommerfrische stehen. Die Berglandschaft der Region Pongau ist

daher das Kapital im zukünftigen Tourismus und muss sorgsam

bewahrt werden.

Grundsätzlich ist zu berücksichtigen, dass die Klimawandel-

anpassung im Sommertourismus nicht Aufgabe einer einzelnen

Region sein kann. Die Auswirkungen im touristischen Bereich auf

Einheimische wie Gäste, auf Infrastruktur, Wirtschaft und

naturräumliche Gegebenheiten, müssen in einem größeren

Kontext gedacht und konzipiert werden. Die KLAR Region Pongau

stellt sich, mit mittlerweile in Summe 44 KLAR Anpassungs-

regionen, dieser Aufgabe und liefert wertvolle Inputs und

Anregungen für die Tourismusbranche. Zielsetzung ist es, mit

Hilfe eines klimafreundlichen Portfolios aus der Masse

touristischer Angebote herauszuragen, Alleinstellungsmerkmale

zu entwickeln, neue, klimafreundliche Angebote zu

implementieren und einen Beitrag zum Ganzjahrestourismus zu

liefern.

Nicht nur aufgrund der zusehends sensibilisierten Gäste und

einem gewissen Nachfragedruck, bedarf es neben einer

umfangreichen Bestandsaufnahme und Analyse der bestehenden

Initiativen, der Generierung innovativer Ideen, dem Einbezug der

Partner sowie einem branchenübergreifenden und inter-

disziplinäres Denken.

Das vorliegende Konzept fokussiert auf die Themenbereiche

Kulinarik, Mobilität und touristische Kommunikation.

Das Thema Kulinarik wird seit jeher von den Touristikern

„bedient“, die kulinarische Produktpalette d.h. die

Tätigkeitsbereiche und Ausprägungen sind vielfältig. Nun gilt es

den klimafreundlichen Aspekt in der Angebots- und

Produktgestaltung ebenso zu berücksichtigen, wie die

unterschiedlichen Konsumententypen. Themen wie

Authentizität, Nachhaltigkeit und Regionalität gewinnen

zunehmend an Bedeutung. Bei der kulinarischen

Produktentwicklung geht es daher darum eine Geschichte zu

erzählen, Produkte mit einem Erlebnis zu verknüpfen,

authentische Produkte und solche, die einen bestimmten

Lebensstil verkörpern, zu kreieren. Die notwendigen Maßnahmen

lassen sich mit der Bestandsaufnahme, dem Aufbau eines

„klimafitten“ Kulinarik-Netzwerks und eines klimafreundlichen

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Mobilität & Klima

Kommunikation

Kulinarik-Profils sowie mit der Implementierung eines „Kulinarik-

Klimacoaches“ und der Förderung von Innovationen

zusammenfassen.

Die Mobilität hat einen zentralen Stellenwert im Tourismus und

ist gleichzeitig von essentieller Bedeutung für das Klima.

Demographische und gesellschaftliche Trends in Kombination mit

den nachfrageseitigen Schlüsselfaktoren in Bezug auf die

Mobilität zum und am Urlaubsort, stellen die Touristiker zum Teil

vor neue Herausforderungen. Die öffentliche Anbindung der

Region Pongau ist, im Nahbereich der Bahnlinie als sehr gut zu

bezeichnen. Regelmäßige, frequenzstarke Takte garantieren

optimale Voraussetzungen, Einrichtungen wie die

Mobilitätszentrale GmbH „mobilito“ zudem eine hohe Dienst-

leistungsqualität für den bahnreisenden Gast. Die Heraus-

forderung besteht abseits bzw. in der Anbindung zur Bahnlinie.

Als Handlungsempfehlung wird die Aufwertung der Mobilität als

Service der Touristiker für den Gast definiert sowie die

Darstellung einer öffentlichen, klimafreundlichen Mobilität als

Mehrwert und Verkaufsargument der Tourismusbetriebe. Das

Aufgabenportfolio enthält darüber hinaus die Entwicklung von

touristischen Angebotspaketen, die Optimierung des

Alltagsverkehr, das Mobilitätscoaching von touristischen

Einrichtungen und Betrieben sowie klassischen Wirtschafts-

unternehmen.

Die touristische Kommunikation ist geprägt von authentischen

und emotionalen Inhalten. Ein modernes Tourismusmarketing

fordert einen ausgewogenen Kommunikationsmix unter

multisensorischen Gesichtspunkten und unter Einbindung von

dementsprechenden Werkzeugen wie dem „storytelling“.

Aufgrund der Komplexität der Thematik Klimawandel, die welt-

weit Regionen vor große Herausforderungen stellt, bedarf es

vielfältiger Konzepte, um die Lebensqualität der Menschen und

vor allem deren Lebensräume zu erhalten. Das vorliegende

Konzept ebenso wie die Anpassungen im Bereich Tourismus,

können Impulse setzen, müssen allerdings als partielle

Lösungsansätze verstanden werden.

Dennoch ist es speziell in einer tourismusstarken Region wie dem

Pongau wichtig, mit erfolgsversprechenden Maßnahmen, die

kurz-, mittel- und langfristig gesetzt werden, nicht nur

Bewusstsein zu generieren, sondern auch aktiv einen Beitrag zu

leisten. Mit der Umsetzung der definierten

Handlungsempfehlungen soll dieser Vorsatz gelingen.

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Literaturverzeichnis

Bundesministerium Nachhaltigkeit und Tourismus (2014): Lebensmittel sind kostbar, Wien

Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. /FUR (2014): Reiseanalyse, Kiel

Forschungsgemeinschaft Urlaub und Reisen e.V. /FUR (2019): Reiseanalyse, Kiel

Land Salzburg/ Abteilung 1 Wirtschaft, Forschung und Tourismus (2015): Masterplan Klima + Energie

2020, Salzburg

Land Salzburg/ Abteilung 5 Natur- und Umweltschutz (2013): Strategieplan Tourismus 2020, Salzburg

Land Salzburg/ Abteilung 5 Natur- und Umweltschutz, Gewerbe (2017): Strategie zur Anpassung an

den Klimawandel in Salzburg

Leader-Region Lebens.Wert. Pongau/ Regionalverband Pongau (2017): KLAR! Pongau

Anpassungskonzept, Bischofshofen

Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung/ FWF (2014): Österreichischer

Sachstandsbericht Klimawandel 2014

Österreich Werbung (2012): Nachhaltigkeit im Tourismus, Wien

Statistik Austria (2014/15): Konsumerhebung, Wien

Wagner Daniela, Mair Michael Mair, Stöckl Albert Franz, Dreyer Axel (2017): Kulinarischer Tourismus

und Weintourismus, Wiesbaden

WWF Studie (2015): Klima & Ernährung in Österreich, Wien

www.fairunterwegs.org/vor-der-reise/labelfuehrer