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Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik der Technischen Universität München Konzept für den wirtschaftlichen Einsatz modularer, wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel Airline Catering Jan Schmidt Vollständiger Abdruck der von der Fakultät für Maschinenwesen der Technischen Universität München zur Erlangung des akademischen Grades eines Doktor-Ingenieurs (Dr.-Ing.) genehmigten Dissertation. Vorsitzender: Univ.-Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart Prüfer der Dissertation: 1. Univ.-Prof. Dr.-Ing. W. A. Günthner 2. Univ.-Prof. Dr. M. ten Hompel, Technische Universität Dortmund Die Dissertation wurde am 14.01.2015 bei der Technischen Universität München eingereicht und durch die Fakultät für Maschinenwesen am 22.06.2015 angenommen.

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Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik

der Technischen Universität München

Konzept für den wirtschaftlichen Einsatz

modularer, wandelbarer Materialflusstechnik

am Beispiel Airline Catering

Jan Schmidt

Vollständiger Abdruck der von der Fakultät für Maschinenwesen

der Technischen Universität München zur Erlangung des akademischen

Grades eines

Doktor-Ingenieurs (Dr.-Ing.)

genehmigten Dissertation.

Vorsitzender: Univ.-Prof. Dr.-Ing. G. Reinhart

Prüfer der Dissertation:

1. Univ.-Prof. Dr.-Ing. W. A. Günthner

2. Univ.-Prof. Dr. M. ten Hompel,

Technische Universität Dortmund

Die Dissertation wurde am 14.01.2015 bei der Technischen Universität

München eingereicht und durch die Fakultät für Maschinenwesen am

22.06.2015 angenommen.

Herausgegeben von: Univ.-Prof. Dr.-Ing. Willibald A. Günthner fml – Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik Technische Universität München Zugleich: Dissertation, München, TU München, 2015 Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, der Entnahme von Abbildungen, der Wiedergabe auf fotomechanischem oder ähnlichem Wege und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen bleiben - auch bei nur auszugsweiser Verwendung – bleiben dem Autor vorbehalten. Layout und Satz: Jan Schmidt Copyright © Jan Schmidt 2016 ISBN: 978-3-941702-63-9 Printed in Germany 2016

Danksagung

Die vorliegende Arbeit wurde während meiner Tätigkeit als Berater und Mitarbeiter

der i+o Industrieplanung und Organisation GmbH & Co. KG Heidelberg begonnen

und zu großen Teilen in dieser Zeit erstellt. Deren Geschäftsführer Herr Dipl. Wi.-Ing.

Harald J. Geitz schuf die zeitlichen Voraussetzungen und stellte auch den Kontakt

zum Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik (fml) und Herrn Prof. Wilibald

Günthner an der TU München her. Hierfür spreche ich ihm und der i+o meinen

herzlichen Dank aus.

Mit Herrn Prof. Günthner fand ich einen Doktorvater, der die Bereitschaft aufbrachte,

mich als externen Doktoranden zu betreuen und somit die akademischen

Grundvoraussetzungen an der Universität für mich schuf. Hierfür gilt ihm mein ganz

besonderer Dank. Insbesondere bedanke ich mich in diesem Zusammenhang für das

Verständnis, dass mir für die Verlängerung meines Zeitplans zur Erstellung und die

Änderung der Rahmenbedingungen entgegengebracht wurde, die mit meinem

Wechsel zur Salzgitter Flachstahl GmbH in 2009 einhergingen.

Mit Herrn Dr. Kuzmany und Herrn Dr. Chisu fand ich am fml Ansprechpartner zum

gedanklichen Austausch im Forschungsfeld „Wandelbare, dezentral gesteuerte,

modulare Materialflusstechnik“, die sehr wichtig für mich waren. Ohne sie wäre der

Zugang zum Forschungsprojekt „Internet der Dinge“ bzw. dem BMBF

Rahmenkonzept „Forschung für die Produktion von morgen“ (02PB3073) nicht

möglich gewesen. Ihnen gilt mein Dank.

Meinen Eltern danke ich für die mir gegebenen Möglichkeiten der Ausbildung und die

sonstigen Voraussetzungen. Meiner Frau Janna sei Dank für Ihre Geduld, mit der sie

es über sich ergehen ließ, dass viele Stunden der gemeinsamen Freizeit für diese

Arbeit geopfert wurden und die aufmunternden Worte in den auch bei mir nicht

ausgebliebenen Tiefphasen.

Braunschweig, im November 2014 Jan Schmidt

I

Kurzzusammenfassung

Moderne, wettbewerbsfähige Betriebe müssen in den meisten Fällen ein hohes Maß

an Flexibilität aufweisen, um auch auf nicht geplante Veränderungen der

Produktionsstruktur vorbereitet zu sein. Die Darstellung einer geeigneten

Bewertungsmethodik zur Entscheidungsfindung, ob wandelbare Strukturen

wirtschaftlich und technisch vorteilhaft sind oder aber herkömmliche nur begrenzt

flexible Strukturen und insbesondere deren Materialflusstechniksysteme vorzuziehen

sind, wird exemplarisch an der Branche Airline Catering Industrie untersucht. Hierzu

wird eine Analyse dieser Dienstleistungsbranche durchgeführt und deren

Besonderheiten und daraus resultierende Anforderungen exemplarisch

herausgearbeitet. Die angewendete Vorgehensweise ist geeignet, um sie für andere

Branchen in vergleichbaren Analysen aber auch für Einzelprojekte mit den

projektspezifischen Experten und Entscheidungsträgern anzuwenden.

Darüber hinaus wird gezeigt, dass mit der Airline Catering Branche häufig

Rahmenbedingungen vorliegen, unter denen der Einsatz wandelbarer, modularer,

dezentral gesteuerte Materialflusstechnikanlagen empfehlenswert ist und die

Wirtschaftlichkeit anfänglicher Mehrinvestitionen direkt nachgewiesen werden kann.

Die weitere Durchführung von Entwicklungsaktivitäten zur serienreifen Produktion

von Materialflusstechniksystemen nach dem Konzept „Internet der Dinge“ [Günt-10]

empfiehlt sich nach den Ergebnissen dieser exemplarischen Branchenanalyse.

Aufgrund der Erkenntnisse liegt es nahe, dass sich diese Ergebnisse auch auf

andere Branchen übertragen lassen.

Um die Analysemethodik zu erarbeiten und später anzuwenden, werden zunächst

die Grundlagen zu Flexibilität, Wandelbarkeit und wandlungsfähigen Fabriken und

insb. Materialflusstechnik erläutert. Für quantitative Investitionsbewertungsverfahren

und qualitative Methoden wird der Stand der Forschung und Praxis beschrieben

sowie die Forschungsmethodik von Experteninterviews in Anlehnung an die

Sozialforschung. Daraus wird eine Bewertungsmethodik aus drei Modulen erarbeitet

und angewendet. Auf die Besonderheiten von Dienstleistungsbetrieben, zu denen

Airline Catering Anbieter zählen, wird im Vergleich zu reinen Produktionsbetrieben

eingegangen und dazu die Airline Catering Prozesse dargestellt. Diese Darstellung

beinhaltet auch die Erläuterung der in Airline Catering Großbetrieben praktisch

durchgängig verbreiteten Elektrohängebahnen (EHB).

II

Es wurden 30 standardisierte Experteninterviews im internationalen Airline Catering

Umfeld durchgeführt, dokumentiert und analysiert, um hieraus eine Basis für die

Szenariendefinition und deren anschließende Analyse zu gewinnen. Auf Basis eines

in den letzten Jahren realisierten Objekts wurden 8 x 2 Wandlungsszenarien

analysiert und die Erkenntnis gewonnen, dass bei dem dargestellten Konzept für

wandelbare Produktionsstrukturen und Elektrohängebahnen im Airline Catering auf

Basis des Konzepts „Internet der Dinge“ sowie weiterer baulicher und mechanischer

Vorkehrungen zur Erreichung der Wandelbarkeit eine Wirtschaftlichkeit und

technische Vorteile gegeben sind, falls es im Lebenszyklus des Objekts zu mittleren

bis größeren Wandlungsfällen kommt. Bei lediglich geringfügigen Wandlungsfällen ist

keine Wirtschaftlichkeit gegeben.

Mit der erarbeiteten Bewertungsmethodik und deren exemplarischer Anwendung und

Risikoanalyse für Fälle aus dem Airline Catering steht eine Methode sowohl für

konkrete zukünftige Planungsprojekte als auch für die Analyse weiterer Branchen,

verbunden mit Experteninterviews, bereit.

Für das Airline Catering im Speziellen hat sich gezeigt, dass regelmäßig gravierende

Änderungen von Geschäftsmodellen, Fertigungstiefen, Kundenstrukturen und

Kundenanforderungen vorliegen, die u.a. so beschrieben werden: „Every 5 years the

whole thing changes – but nobody knows exactly when and how“. In der Konsequenz

stellen wandelbare EHB für große Airline Catering Betriebe an internationalen Hub-

Flughäfen eine gute Option dar, um hierfür gewappnet zu sein und so auch die

langfristige Wettbewerbsfähigkeit sicherzustellen.

III

Summary

Modern and competitive factories have to be highly flexible to be prepared for

unexpected changes of their production structure. A method to evaluate if

changeable or conventional concepts and structures with low flexibility and especially

the used conveyor systems are advantageous regarding economical and technical

aspects is approved as an example for the airline catering industry branch.

Based on an analysis of this service industry and their characteristics the special

demands and necessities are described as an example for such analysis. The shown

approach is useful for further analysis of other branches as well as for future planning

projects of production/service facilities where the project specialists and managers

would take the role of the interviewed experts.

Furthermore with this study it is shown that for the airline catering industry in several

cases circumstances are given where the higher initial investment for changeable,

modular and with decentralised IT equipped conveyor systems is useful and should

be preferred regarding economical evaluations.

Following the results of this example analysis of one branch the research and

development activities to develop conveyor systems as described with the concept

“Internet der Dinge” (Internet of objects) should be continued. Most probably the

received results are portable to other branches and similar effects are expected.

To develop the analysis method and to make use of it afterwards the basics of

flexibility, changeability, changeable factories and especially conveyor systems are

described. The state of the art for quantitative and qualitative investments evaluation

methods is described. For the interviews of experts research techniques as used in

social sciences are presented. By these elements an evaluation method is designed

which includes three modules. Because of the specific characteristics of service

industries like airline catering it is useful to point out the differences in comparison to

pure production facilities and to explain the primary process in airline catering.

30 standardised guided interviews were conducted with experts of the airline catering

branch and their equipment suppliers. With the documentation and analysis of these

interviews a basis for the scenario definition and analysis was achieved. The starting

point for the scenario analysis was given by an existing catering facility that is one of

the most modern facilities and realised within the last years. Eight times two

IV

scenarios of changes were analysed with the result that the explained concept for

changeable production facilities and their monorail systems based on the “Internet

der Dinge” concept and further improvements to mechanical components and

construction with the aim of flexibility are reasonable – regarding economical and

technical aspects – if within the lifecycle of the object medium or major changes

occur. In case of only minor changes the economical advantage does not exist which

means that an additional investment at the initial construction of the object to receive

higher flexibility cannot be recommended.

With the developed evaluation method, the exemplary use of it and the risk analysis

for scenarios of airline catering facilities a method is given that can be used on one

hand for further specific planning projects and on the other hand for further analysis

of branches in combination with further guided interviews of experts.

For the airline catering industry the conclusion is that regular changes have to be

expected e.g. modifications of business models, in-house production depth, customer

portfolio and requirements. By the experts statements were given like “Every five

years the whole thing changes – but nobody knows exactly when and how”.

The conclusion is that changeable monorail systems for major airline catering

facilities at international airport-hubs are a good option to be prepared for these

changes and to improve their competitiveness.

Inhaltsverzeichnis

V

Inhaltsverzeichnis

Kurzzusammenfassung ............................... .............................................................. I

Summary ........................................... ........................................................................ III

Inhaltsverzeichnis ................................ .................................................................... V

Abbildungsverzeichnis ............................. .............................................................. IX

Tabellenverzeichnis ............................... ............................................................... XIII

Abkürzungsverzeichnis ............................. ........................................................... XIV

1 Einleitung ........................................ ................................................................ 1

1.1 Ausgangssituation und Motivation .................................................................... 1

1.2 Zielsetzung der Arbeit ....................................................................................... 4

1.3 Spezifizierung des Untersuchungsbereichs ...................................................... 6

1.3.1 Begriffsdefinitionen ...................................................................................................................... 6

1.3.2 Eingrenzung des Betrachtungsbereichs ..................................................................................... 8

1.4 Aufbau der Arbeit ............................................................................................ 12

2 Grundlagen ........................................ ........................................................... 16

2.1 Wandelbarkeit ................................................................................................. 16

2.1.1 Begriffliche Abgrenzung ............................................................................................................16

2.1.2 Flexibilität ..................................................................................................................................16

2.1.3 Reaktionsfähigkeit .....................................................................................................................18

2.1.4 Wandlungsfähigkeit und Wandelbarkeit ....................................................................................18

2.1.5 Wandelbare Fabriken ................................................................................................................21

2.1.6 Wandelbarkeit von Materialflusssystemen/Fördertechnik ........................................................25

2.1.7 Bewertungsansätze für die Wandelbarkeit ...............................................................................29

2.2 Bewertungsverfahren für Investitionen ........................................................... 34

2.2.1 Statische Verfahren der Investitionsrechnung ..........................................................................35

2.2.2 Dynamische Verfahren der Investitionsrechnung .....................................................................37

2.2.3 Lebenszykluskostenrechnung ...................................................................................................38

2.2.4 Investitionsrechnung bei unsicheren Erwartungen ...................................................................42

2.3 Nutzwertanalyse – Paarweiser Präferenzvergleich ........................................ 53

2.4 Experteninterviews - Forschungsmethodik ..................................................... 57

2.5 Dienstleistung ................................................................................................. 61

3 Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Mater ialflusstechnik... 73

3.1 Vorauswahl von Materialflusssystemen .......................................................... 75

3.1.1 Fahrerlose Transportsysteme ...................................................................................................77

VI

3.1.2 Elektrohängebahnen .................................................................................................................78

3.1.3 Hängekran .................................................................................................................................79

3.1.4 Kombination Elektrohängebahn und Hängekran ......................................................................80

3.2 Stand der Forschung und Entwicklung ........................................................... 81

3.2.1 Defizite herkömmlicher Materialflusssteuerungen ....................................................................81

3.2.2 Steuerungs- und Automatisierungstechnik – „Internet der Dinge“ ............................................86

3.2.3 Abwicklung eines Transportauftrags in einer nach dem Konzept „Internet der Dinge“

aufgebauten EHB ......................................................................................................................93

4 Airline Catering .................................. ........................................................... 98

4.1 Funktionen und Zielsetzung des In-flight Caterings ........................................ 98

4.1.1 Aufgabe des Caterings ..............................................................................................................98

4.1.2 Historische Entwicklung des In-flight Caterings ......................................................................101

4.1.3 Darstellung der Marktbeteiligten im Airline Catering ...............................................................106

4.2 Globale Struktur im Airline Catering ............................................................. 111

4.2.1 Art des Flughafens, an dem der Cateringbetrieb sich befindet ...............................................111

4.2.2 Globale Region/Kontinent – Standort des Airline Catering Betriebes.....................................112

4.2.3 Saisonalität und Schwankungen in der Nachfrage .................................................................114

4.2.4 Kostenstruktur von Flugreisen und Catering Dienstleistungen ...............................................116

4.3 Prozesse und Technologien in Airline Catering Betrieben ............................ 117

4.3.1 Erläuterung der Hauptprozesse anhand eines exemplarischen Airline Catering Betriebes ...118

4.3.2 Produktionstechnologien .........................................................................................................122

4.3.3 Materialfluss- und Lagersysteme in den Gebäuden ...............................................................125

4.3.3.1 Eingesetzte Systeme und deren Charakteristika ................................................................................... 125

4.3.3.2 EHB des als Referenz verwendeten Objekts ......................................................................................... 130

4.3.4 PPS-Systeme und Steuerungskonzept in herkömmlichen Airline Catering Betrieben ...........132

4.3.5 Sicherheitstechnologien im Airline Catering ...........................................................................134

5 Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse ...... ............................... 135

5.1 Vorgehensweise ........................................................................................... 135

5.2 Analyse ......................................................................................................... 138

5.2.1 Einschätzungen zur Automatisierung des Trolley –Transports in Airline Catering Betrieben 138

5.2.2 Status und Trends im Airline Catering ....................................................................................139

5.2.2.1 Zielsetzung bei der Verpflegung ............................................................................................................ 139

5.2.2.2 Organisatorische Zugehörigkeit – Kundenstruktur und Größe ............................................................... 144

5.2.2.3 Zeitliche Einordnung von Entwicklungen der letzten Jahrzehnte ........................................................... 147

5.2.2.4 Effizienzsteigerung – LEAN-Konzepte ................................................................................................... 147

5.2.2.5 Effizienzsteigerung – Energiebedarf reduzieren und Umweltschutz ...................................................... 149

5.2.2.6 Reaktionsfähigkeit auf Änderungen von Kundenaufträgen und temporäre Schwankungen .................. 151

5.2.2.7 Know-how und Ausbildungshintergrund des Personals ......................................................................... 153

5.2.2.8 Anlagenauslegung/Anlagenkonzepte ..................................................................................................... 154

5.2.2.9 Betreibermodelle .................................................................................................................................... 155

5.2.2.10 Ausweitung des Kundenportfolios .......................................................................................................... 156

VII

5.2.2.11 Ladungsträger ........................................................................................................................................ 156

5.2.2.12 Service Level ......................................................................................................................................... 158

5.2.2.13 Architektur Steuerungssysteme ............................................................................................................. 159

5.2.3 Erfahrungen mit dem Wandel von Anlagen bzw. veränderten Anforderungen ......................160

5.2.3.1 Layoutflexibilität ..................................................................................................................................... 160

5.2.3.2 Bewertung der Konstruktionsalternativen für EHB-Aufhängungen......................................................... 161

5.2.3.3 Veränderte Qualitäts-, Sicherheits- und sonstige Anforderungen sowie Recycling ............................... 162

5.2.4 Wahrscheinlichkeit von Wandlungen ......................................................................................163

5.2.4.1 Erweiterung von Anlagen – Beeinträchtigung bei Umbau und Lieferdauer ............................................ 165

5.2.4.2 Wandlungswahrscheinlichkeiten für Auftragsstruktur und Mengengerüst .............................................. 166

5.2.5 Bewertung der heutigen Wandlungsfähigkeit von Catering Anlagen......................................167

5.2.5.1 Planung .................................................................................................................................................. 168

5.2.5.2 Stabilität/Reaktionsfähigkeit auf Ausfälle ............................................................................................... 170

5.2.5.3 Erweiterbarkeit ....................................................................................................................................... 170

5.2.5.4 Standardisierung EHB als Voraussetzung für Wandlungsfähigkeit ........................................................ 171

5.2.5.5 Steuerung und Kommunikation .............................................................................................................. 171

5.2.5.6 Gebäude ................................................................................................................................................ 172

5.2.5.7 Alternative Nutzung des Gebäudes ....................................................................................................... 174

5.3 Ergebnisinterpretation – Fazit für die Formulierung der Szenarien ............... 174

6 Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline

Catering“ ......................................... ............................................................ 177

6.1 Erfüllung der Wandelbarkeitskriterien ........................................................... 177

6.2 Technische Anforderungen an eine wandelbare Elektrohängebahn ............ 179

6.2.1 Mechanische Anforderungen ..................................................................................................179

6.2.2 Steuerungs- und Kommunikationstechnik ..............................................................................186

6.2.3 Energietechnik.........................................................................................................................197

6.2.4 Bauwerk ..................................................................................................................................199

6.2.4.1 Anforderungen ....................................................................................................................................... 199

6.2.4.2 Lastaufnahme ........................................................................................................................................ 200

6.2.4.3 Befestigung mittels Rohrhülsen ............................................................................................................. 202

6.2.4.4 Befestigung mittels Halfenschienen ....................................................................................................... 204

6.2.4.5 Aufständerung........................................................................................................................................ 205

6.2.4.6 Gruben ................................................................................................................................................... 206

7 Umsetzung Szenariobewertung ....................... ......................................... 209

7.1 Erläuterung der ausgewählten Methode ....................................................... 209

7.2 Szenariendefinition ....................................................................................... 213

7.2.1 Basis für Szenarien .................................................................................................................213

7.2.2 Beschreibung der definierten Szenarien .................................................................................216

7.3 Bewertungsergebnisse Szenarien ................................................................ 219

7.3.1 Investitionsvergleich ................................................................................................................219

7.3.1.1 Gebäude: EHB-Aufhängung .................................................................................................................. 220

7.3.1.2 Gebäude: EHB-Gruben für Aufgabe- und Abnahmestationen ............................................................... 224

VIII

7.3.1.3 Mechanik und Steuerung ....................................................................................................................... 225

7.3.1.4 Gesamt-Vergleich Investitionen ............................................................................................................. 227

7.3.2 Kapitalwertbetrachtung – NPV ................................................................................................228

7.3.3 Sensitivitätsanalyse – Risikobetrachtung variierender Cash-Flow Beträge ...........................233

7.3.4 Risikobetrachtung – Monte Carlo Simulation variierender Cash-Flow Beträge ......................235

7.3.5 Risikobetrachtung – Monte-Carlo-Simulation variierender Cash-Flow Zeitpunkte .................239

7.3.6 Nutzwertanalyse – Paarweiser Präferenzvergleich ................................................................243

7.3.7 Zusammenfassung Szenarienbewertung ...............................................................................248

8 Zusammenfassung und Ausblick ...................... ....................................... 251

9 Literaturverzeichnis............................... ..................................................... 255

Anhang ............................................ ....................................................................... 270

Gesprächsleitfaden/Questionnaire (deutsche Version) [i+o-09b] ............................ 270

Exemplarische Szenariobewertung: Modul 1 – Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

(Szenario 3.2 - wandelbar) in Auszügen .................................................................. 273

Exemplarische Darstellung: Modul 2 – Risikoanalyse (Szenario 3.2 – wandelbar) in

Auszügen................................................................................................................. 286

Exemplarische Darstellung: Modul 3 - Nutzwertanalyse .......................................... 287

Herleitung Investitionen Feldausführung für EHB-Aufhängung [i+o-06b] ................ 290

Struktur und Kommunikation EHB-Weiche (Skizze + UML-Sequenzdiagramm) ..... 292

Annahmen Kostenunterschied herkömmliche vs. wandelbare EHB ........................ 293

Auszug Projektunterlage i+o: Transportmatrix und Vergleich Transportsysteme .... 294

Abbildungsverzeichnis

IX

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1-1: Entwicklung des Passagieraufkommens in Deutschland (Der

Flughafenverband ADV, Dezember 2008) .............................................. 1

Abbildung 1-2: Herausforderungen im Wettbewerbsumfeld (in Anlehnung an [Müll-

07]) ......................................................................................................... 2

Abbildung 1-3: Ebenenmodell der Produktion (in Anlehnung an Westkämper et al.

2009, Wiendahl et al. 2007, Nyhuis et al. 2005) ................................... 10

Abbildung 1-4: Projektphasen in Fabrik- und Logistikplanungsprojekten (in

Anlehnung an i+o und [Kett-84]) ........................................................... 12

Abbildung 1-5: Aufbau der Arbeit ............................................................................... 13

Abbildung 2-1: Stufen der Flexibilität – Basisflexibilität und erweiterte Flexibilität (in

Anlehnung an [Hein-06]) ....................................................................... 17

Abbildung 2-2: Dreistufige Anpassungsfähigkeit – Basisflexibilität, erweiterte

Flexibilität, Wandelbarkeit (in Anlehnung an [Hein-06]) ........................ 20

Abbildung 2-3: Zielkriterien und Konzepte zur Fabrikplanung im Verlauf der Zeit (in

Anlehnung an [West-09] und [Wien-02a]) ............................................. 21

Abbildung 2-4: Passagieraufkommen in Umsatz Passagierkilometer (aus IATA

Airlines Financial Monitor Juni/Juli 2010, www.iata.or/economics) ....... 23

Abbildung 2-5: Definition der Wandlungsfähigkeit (in Anlehnung an [Rein-00, 3f]) .... 24

Abbildung 2-6: Beurteilung Wandelbarkeit eines Materialflusssystems [Wilk-06] ...... 28

Abbildung 2-7: Merkmale von Investitionsrechenverfahren (in Anlehnung an [Götz-

05]) ....................................................................................................... 35

Abbildung 2-8: Abhängigkeiten der Lebenszyklen von Produkten, Technologien und

Gebäuden (aus [Sche-04]) ................................................................... 40

Abbildung 2-9: Auswahl der wirtschaftlich optimalen Lösung unter Berücksichtigung

der Interdependenz Anfangs- und Folgekosten [Böni-97] .................... 41

Abbildung 2-10: Exemplarische Wahrscheinlichkeitsverteilung des Kapitalwerts ...... 46

Abbildung 2-11: Risikoprofil zur vorherigen exemplarische

Wahrscheinlichkeitsverteilung .............................................................. 46

Abbildung 2-12: Ergebnisdarstellung für drei alternative Investitionen ...................... 47

Abbildungsverzeichnis

X

Abbildung 2-13: Exemplarische Ergebnisdarstellung einer Monte-Carlo-Simulation

(vgl. [Rein-06]) ...................................................................................... 49

Abbildung 2-14: Schematische Darstellung eines Abschnitts eines

Entscheidungsbaums ........................................................................... 50

Abbildung 2-15: Vergleich von Finanz- und Realoptionen (in Anlehnung an [Born-03],

[Sudh-03], [Hege-07]) ........................................................................... 52

Abbildung 2-16: Vorgehensweise bei der Nutzwertanalyse als paarweiser

Präferenzvergleich................................................................................ 57

Abbildung 2-17: Vergleich der Phasen von Sachgüter- und

Dienstleistungsorganisation (in Anlehnung an [Male-08]) ..................... 63

Abbildung 2-18: Konzept der Kundenintegration (in Anlehnung an [Klei-97]) ............ 65

Abbildung 2-19: Typen der Dienstleistungserstellung im Vergleich zur industriellen

Produktion (in Anlehnung an [Höck-05] und [Mais-82]) ........................ 69

Abbildung 3-1: Vorauswahl wandelbarer Materialflusssysteme [Hand-01] ................ 76

Abbildung 3-2: Förderanlage Elektrohängebahn-/Krankombination [Wilk-06] ........... 81

Abbildung 3-3: Hierarchische Steuerungspyramide [in Anlehnung an VDI-3962 und

3628] .................................................................................................... 82

Abbildung 3-4: Funktionsklassen und Vererbung im Internet der Dinge .................... 89

Abbildung 3-5: UML-Sequenzdiagramm - Auftragsbearbeitung durch das

Transportfahrzeug (vgl. [Chis-10]) ........................................................ 96

Abbildung 4-1: Servicekette Flugreise – Catering relevante Services (eigene

Darstellung in Anlehnung an [Schö-94]) ............................................... 99

Abbildung 4-2: Marktbeteiligte Airline Catering ........................................................ 106

Abbildung 4-3: Internationaler Passagier Verkehr (RPK = Revenue-Passenger-

Kilometres) und Passagiere nach Sitzklasse (www.iata.org) .............. 114

Abbildung 4-4: Kostenstrukturen von Fluggesellschaften [Beis-06] ......................... 116

Abbildung 4-5: Materialflüsse in Airline Catering Betrieben [Jone-04, übersetzt ins

Deutsche] ........................................................................................... 119

Abbildung 4-6: Blocklayout moderner Airline Catering Fabrik (Quelle: [i+o-06a]) .... 120

Abbildung 4-7: EHB-Prozesse im Airline Catering [Schi-08] .................................... 121

Abbildungsverzeichnis

XI

Abbildung 4-8: Materialflusssysteme in Airline Catering Betrieben (vgl. Abb. 3.1) .. 126

Abbildung 4-9: Schematische Darstellung Power & Free Anlage [Wamp-09] ......... 129

Abbildung 4-10: Layout der Elektrohängebahn des Referenzobjekts [i+o-06b] ....... 131

Abbildung 5-1: Mehrstufiges Forschungsdesign (in Anlehnung an [i+o-09b]) .......... 136

Abbildung 6-1: Aufbau EHB-Fahrzeug [Schi-06] ..................................................... 180

Abbildung 6-2: Transportgehänge [i+o-06b] ............................................................ 182

Abbildung 6-3: Agenten Management Referenz Modell der FIPA (vgl. [Libe-10]) ... 188

Abbildung 6-4: Architektur der agentenbasierten Steuerung im Internet der Dinge

(vgl. [Libe-10]) .................................................................................... 189

Abbildung 6-5: Seitenansicht EHB-Aufhängung [i+o-06b] ....................................... 200

Abbildung 6-6: Schienenverlauf senkrecht zu den Hauptunterzügen [i+o-06b] ....... 201

Abbildung 6-7: Fahrschienenaufhängung mittels Rohrhülsen [i+o-06b] .................. 203

Abbildung 6-8: Schnitt Halfenschienen [i+o-06b] ..................................................... 204

Abbildung 6-9: Aufständerung Vorderansicht [i+o-06b] ........................................... 205

Abbildung 6-10: Aufständerung Draufsicht [i+o-06b] ............................................... 206

Abbildung 6-11: Grube im Abnahmebereich [i+o-06a] ............................................. 207

Abbildung 6-12: Entscheidung für eine Grubenvariante [i+o-06b] ........................... 208

Abbildung 7-1: Module der gewählten Bewertungsmethode ................................... 209

Abbildung 7-2: EHB-Layout Referenzanlage im IST-Zustand [i+o-06b]................... 214

Abbildung 7-3: Szenarienübersicht .......................................................................... 215

Abbildung 7-4: EHB-Layout nach Umsetzung Szenario 2.1 (rot) [i+o-06b] .............. 217

Abbildung 7-5: EHB-Layout nach Umsetzung Szenario 3.1 (rot) [i+o-06b] .............. 218

Abbildung 7-6: Feld mit aufgehängtem Abschnitt der EHB [i+o-06b] ....................... 220

Abbildung 7-7: Kapitalwerte (NPV) der Szenarien ................................................... 230

Abbildung 7-8: Verteilung der Cash-Flows am Beispiel von Szenario 3.1 –

konventionell ...................................................................................... 232

Abbildung 7-9: Kumulierte, diskontierte Cash-Flow-Werte am Beispiel von Szenario

3.1 – konventionell.............................................................................. 233

XII

Abbildung 7-10: Ergebnis Sensitivitätsanalyse für Szenario 3.2 – wandelbar bei

variierenden Kosten und fixen Einnahmen ......................................... 234

Abbildung 7-11: Histogramm Wahrscheinlichkeitsverteilung NPV und kumulierte

Wahrscheinlichkeiten Szenario 3.2 – wandelbar ................................ 236

Abbildung 7-12: Risikoprofil Szenario 3.2 – wandelbar ........................................... 237

Abbildung 7-13: Histogramm Monte-Carlo-Simulation bei var. Zahlungszeitpunkten

und geringfügig variierender Höhe der Cash-Flows für Szenario 3.2 –

wandelbar ........................................................................................... 240

Abbildung 7-14: Risikoprofil Szenarien 1.4 wandelbar vs. konventionell ................. 241

Abbildung 7-15: Risikoprofil Szenarien 3.2 wandelbar vs. konventionell ................. 242

Abbildung 7-16: Nutzwertanalyse mit einem für diese Arbeit angepassten Excel-

Werkzeug ........................................................................................... 244

Abbildung 7-17: Ergebnis der Nutzwertanalyse - konventionelle vs. wandelbare

Lösung ................................................................................................ 246

Tabellenverzeichnis

XIII

Tabellenverzeichnis

Tabelle 4-1: Tägliche Speisenverteilung – Internationaler Caterer aus dem Nahen

Osten (Datenquelle [i+o-06a]) ............................................................ 118

Tabelle 5-1: Übersicht der befragten Personen ....................................................... 137

Tabelle 7-1: Investitionsübersicht Basis für Szenarien, ohne Gebäude [€] (vgl. [i+o-

06b]) ................................................................................................... 219

Tabelle 7-2: Vergleich Aufhängekosten EHB in [€] (vgl. [i+o-06b]) .......................... 223

Tabelle 7-3: Mehrinvestitionsbedarf zur Vorbereitung eines Feldes für EHB-

Aufhängung mit Rohrhülsen [i+o-06b] ................................................ 224

Tabelle 7-4: Kosten für Schaffung und Entfernung von Gruben [i+o-06b] ............... 225

Tabelle 7-5: Investitionskosten Referenzanlage ohne Bau-Zusatzinvestitionen für

Wandelbarkeit [i+o-06b] ..................................................................... 227

Tabelle 7-6: Investitionsvergleich (in Anlehnung an [i+o-06b]) ................................ 228

Tabelle 7-7: Ergebnis Sensitivitätsanalyse für Szenario 3.2 – wandelbar bei

variierenden Kosten und fixen Einnahmen ......................................... 234

Tabelle 7-8: Übersicht Sensitivitätsanalyse NPV-Veränderung bei in der Höhe

variierende Cash-Flows um +/-10 % und -5 % ................................... 235

Tabelle 7-9: Ergebnisse Monte-Carlo Simulation bei in der Höhe variierenden Cash-

Flow Beträgen .................................................................................... 238

Tabelle 7-10: Wahrscheinlichkeitsverteilung für den ersten und zweiten

Wandlungsfall ..................................................................................... 239

Tabelle 7-11: Ergebnisse Monte-Carlo-Simulation bei variierenden Cash-Flow

Zeitpunkten und +/-5 % der Höhe ....................................................... 242

Abkürzungsverzeichnis

XIV

Abkürzungsverzeichnis

A Alternative

AC Airline Catering

ADV Arbeitsgemeinschaft Deutscher Verkehrsflughäfen (http://www.adv.aero/de/gfx/index.php)

AG Aktiengesellschaft

AKL Automatisches Kleinteilelager

Anh. Anhang

AT Arbeitstage

ATLAS Technische Kooperation von Fluggesellschaften als Normgeber für Trolleyabmessungen um Air France, Iberia (TY), Lufthansa, Alitalia und Sabena; Ursprung zwischen 1960-1970

Aufl. Auflage

BEA British European Airways

BOAC British Overseas Airways Corporation

BRIC Brasilien, Russland, Indien und China

bspw. beispielsweise

bzgl. bezüglich

bzw. beziehungsweise

B2B business-to-business (Abkürzung auch: B-to-B)

B2C Business-to-Customer (Abkürzung auch: BtC)

ca. circa

CEN Comité Européen de Normalisation, Europäische Komitee für Normung

CFn Cash Flow (engl.) in Jahr/Periode n, Zahlungsflüsse in Jahr/Periode n

CHF ISO-Abkürzung für Schweizer Franken

C# von Microsoft im Rahmen der .NET-Strategie entwickelte Programmiersprache

C++ von der ISO genormte Programmiersprache

DC3 Douglas DC-3, Flugzeug der Douglas Aircraft Company, heute Boeing, www.boeing.com

DF Directory Facilitator

DHL DHL International GmbH, www.dhl.de, Teil des Deutsche Post AG Konzerns

DIN Deutsches Institut für Normung

DIN EN Deutsche Übernahme (DIN) einer Europäischen Norm (EN)

Abkürzungsverzeichnis

XV

DO & CO DO & CO Aktiengesellschaft, www.doco.com

DXB IATA-Flughafen-Code für Dubai International Airport

d. h. das heißt

EBIT Earnings Before Interest and Taxes (engl.) – Gewinn vor Zinsen und Steuern

EBITDA Earnings Before Interest, Taxes, Depreciation and Amortisation (engl.) – Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände

EDV elektronische Datenverarbeitung

EHB Elektrohängebahn

Engl. Englisch

€ Euro

ERP Enterprise Resource Planning

ETB Elektrotragbahn

etc. Et cetera, lateinisch für und die übrigen Dinge

EPB Elektropalletenbahn

EU Europäische Union

f. folgende Seite

ff. folgende Seiten

FiFo First In – First Out, engl. der Reihe nach, in chronologischer Reihe

FIPA Foundation for Intelligent Physical Agents, www.fipa.org

fml Lehrstuhl für Fördertechnik Materialfluss Logistik, Technische Universität München

FRA IATA-Flughafen-Code für Frankfurt am Main Airport

FTE Full-time equivalent, Maßeinheit für Kapazität einer Vollzeitarbeitskraft

FTK engl. Freight Tonne Kilometres, Fracht Tonnen Kilometer, Kennzahl für das Luftfrachtaufkommen

FTS Fahrerloses Transportsystem, vgl. VDI-Richtlinie 2510

Fzg. Fahrzeug

gem. gemeinsame

ggf. gegebenenfalls

GJ Geschäftsjahr

GmbH Gesellschaft mit beschränkter Haftung

GPRS General Packet Radio Service (engl.), allgemeiner paketorientierter Funkdienst zur Datenübertragung in GSM-Netzen

Abkürzungsverzeichnis

XVI

HACCP Hazard Analysis and Critical Control Points

HF Hochfrequenz

Hrsg. Herausgeber

IATA International Air Transport Association, www.iata.org

ID Identifikator zur eindeutigen Kennung und autom. Identifizierung

i Kalkulationszins (Diskontierungsfaktor)

I0 Investitionszahlung in t=0 (in Periode 0)

i. d. R. in der Regel

IEC International Electrotechnical Commission, Normungsgremium für Elektrotechnik, www.iec.ch

IEC 61131 internationale Norm zu Grundlagen von speicherprogrammierbaren Steuerungen

IEEE Institute of Electrical and Electronics Engineers (engl.), Herausgeber von techn. Spezifikationen als IEEE-Normen

Inc. Incorporated

insb. insbesondere

IPC Industrie PC als Computer für Aufgaben im industriellen Bereich

IPE Europaische I-Profile für die Bauindustrie gemäß DIN 1025-5

IRR Internal Rate of Return (engl.) – Interner Zinsfuß, theoretische mittlere jährliche Rendite

ISO International Organization for Standardisation (engl.), intern. Vereinigung von Normungsorganisationen, www.iso.org

IT Informationstechnologie

ITCA International Travel Catering Association, www.itcanet.com

Java objektorientierte Programmiersprache

Jg. Jahrgang

Kfz Kraftfahrzeug

KLM KLM Royal Dutch Airlines N.V., niederl.: Koninklijke Luchtvaart Maatschappij, www.klm.com

KLT Kleinladungsträger

KMU Kleine und mittelständische Unternehmen

Kx Kosten pro Einheit für den Einsatzfaktor x, bspw. Betonarbeiten [€/m2]

KSSU Technische Kooperation von Fluggesellschaften als Normgeber für Trolleyabmessungen um KLM, SAS, Swissair und UTA

KW erwartete Wandlungskosten

Abkürzungsverzeichnis

XVII

LAN Local Area Network

LCC Life-Cycle-Cost, Lebenszykluskosten (-rechnung)

LF Low Frequency (engl.), Langwellen als Frequenzbereich

LHR IATA-Flughafen-Code für London Heathrow Airport

LINUX freies, UNIX-ähnliches Mehrbenutzer-Betriebssysteme, auf Basis des Linux-Kernels

LKW Lastkraftwagen

LSG LSG Skychefs, LSG Lufthansa Service Holding AG, www.lsgskychefs.com

Ltd. Limited (engl.), Kapitalgesellschaftskennung im Commonwealthraum

LVS Lagerverwaltungssystem

M Masse [kg]

MA Mitarbeiter

MAPI MAPI-Methode, Rentabilitätsrechnungsmethode des Machinery and Allied Products Institute/Manufacturers Alliance for Productivity and Innovation (Umbenennung in 2011), www.mapi.net

MC-Sim. Monte Carlo Simulation

MES Manufacturing Execution System

MFR Materialflussrechner

min. Minuten

.Net von Microsoft entwickelte Software-Plattform

NOPAT Net Operating Profit After Taxes (engl.) – Geschäftsergebnis nach Steuern

NPV Net Present Value (engl.), Kapitalwert oder Nettobarwert

Nr. Nummer

NWA Nutzwertanalyse

o. g. oben genannt

o. Jg. ohne Jahrgang

p. a. per annum, pro anno, pro Jahr

P Probability (engl.), Wahrscheinlichkeit

P(x,y) Präferenzordnung zwischen zwei Alternativen x und y

Pay-off (engl.) amortisieren, auch Pay-off-period als Amortisationszeit, Refinanzierungszeit

PlantCalc Softwarewerkzeug, Entwicklung von Siemens AG und iwb TU München

Abkürzungsverzeichnis

XVIII

Plug&Play Begriff aus der Computertechnologie, Selbsterkennung und direkte Funktionsfähigkeit eines Computers im Zusammenspiel mit anderen Komponenten, i.d.R. Peripheriegeräten

P&F Power & Free Materialflusssystem, auch als Inverted P&F

PPS Produktionsplanung und -steuerung (-ssystem)

Qp p-Quantil

RBG Regalbediengerät

RFID Radio-Frequency-Identification (engl.) – Identifikation mittels elektromagnetischer Wellen

RFID-Tag RFID-Transponder

ROI Return on Investment (engl.), Rentabilitätsrechnung, Renditemessung

RPK Revenue Passenger Kilometres (engl.), geflogene Passagier Kilometer, Kennzahl für das Personenluftfahrtaufkommen

S. Seite

SARS Schweres Akutes Respiratorisches Syndrom, SARS-Pandemie 2002/2003 mit rund 1.000 Todesopfern

SAS SAS Scandinavian Airlines (früher Scandinavian Airlines System), www.flysas.com

SFB Sonderforschungsbereich der Deutschen Forschungsgemeinschaft

SIN IATA-Flughafen-Code für Singapore Changi Airport

Soft SPS Speicherprogrammierbare Steuerung als Software auf PC realisiert

sog. sogenannte

SPS Speicherprogrammierbare Steuerung

T Lebensdauer der Investition bzw. Betrachtungszeitraum

TCP/IP Transmission Control Protocol / Internet Protocol

TE Transporteinheit

TE-ID Transporteinheit-Identifikator zur eindeutigen Objektkennzeichnung

TU Technische Universität

TUI Touristik Union International AG, www.tui-group.com

TWA Trans World Airlines, US-amerikanische Fluggesellschaft, 2001 von American Airlines übernommen

u. a. und and[e]re, und and[e]res, unter ander[e]m, unter ander[e]n

UHF Ultra High Frequency

UK United Kingdom of Great Britain and Northern Ireland (engl.), Vereinigtes Königreich Großbritannien und Nordirland

Abkürzungsverzeichnis

XIX

ULD Unit Load Device (engl.) – Standard Paletten/Container für den Einsatz in Frachtflugzeugen

UML Unified Modeling Language

UNIX Mehrbenutzer-Betriebssystem, eingetragener Markenname, www.unix.org

usw. und so weiter

US$ United States Dollar, auch USD, offizielle Währungseinheit der Vereinigten Staaten von Amerika

Umwn Umweltzustand n

u. U. unter Umständen

VDI Verein Deutscher Ingenieure, www.vdi.de

VDMA Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau, www.vdma.org

vgl. vergleiche

WACC Weighted Average Cost of Capital (engl.), gewichteter durchschnittlicher Kapitalkostensatz

WMS Warehouse Management System

XML Extensible Markup Language (engl.), erweiterb. Auszeichnungssprache

z. B. zum Beispiel

µ griech. Buchstabe My als Zeichen für den Erwartungswert einer Zufallsvariable

σ griech. Buchstabe Sigma als Zeichen für die Standardabweichung

9/11 11. September 2001 Terroranschläge in den USA, September 11 attacks (engl.) oder kurz Nine-Eleven (engl.)

Einleitung

1

1 Einleitung

1.1 Ausgangssituation und Motivation

Produzierende und dienstleistende Unternehmen befinden sich heutzutage zumeist

in einer Wettbewerbssituation, die durch starke Schwankungen des

Auftragseingangs, kurzfristige Änderungen, Kundenforderung nach hoher

Reaktionsfähigkeit, hohe Variantenvielzahl, Kundenindividualität und höchste

Serviceanforderungen geprägt ist.

In den vergangenen Jahrzehnten nahm die Mobilität der Gesellschaft erheblich zu.

Flugreisen zu dienstlichen als auch privaten Zwecken sind zur Normalität geworden.

Sogenannte Low-Cost-Carrier bieten Flugreisen auf Mittel- und Kurzstrecken mit

Angeboten deutlich unter 100,- Euro an. Im Kontrast dazu werden im

Premiumsegment Dienstleistungen wie eine Dusche im Flugzeug und separate

Schlafkabinen auf ausgewählten Langstrecken angeboten.

Im Zeichen der jüngsten (ab 2008) weltweiten Finanzkrise ist das

Passagieraufkommen rapide gesunken. Dennoch wird von Seiten der

Luftfahrtindustrie kurz- bis mittelfristig, d. h. bereits ab Ende 2010/Anfang 2011 mit

einer Fortsetzung des auf lange Sicht stetigen Gesamtwachstums der

Passagierzahlen gerechnet. Wie die Abbildung 1-1 zur Entwicklung an deutschen

Verkehrsflughäfen verdeutlicht, wurde das Wachstum bereits in der Vergangenheit

immer wieder von temporären Einbrüchen, durch externe Effekte unterbrochen. Im

ersten Halbjahr 2010 wurden 86,6 Mio. Passagiere an deutschen Flughäfen

verzeichnet, was einem Wachstum von 1,7 % gegenüber dem Vorjahreszeitraum

entspricht. (Quelle: Der Flughafenverband ADV, August 2010, www.advaero)

Abbildung 1-1: Entwicklung des Passagieraufkommens in Deutschland (Der Flughafenverband

ADV, Dezember 2008)

Einleitung

2

Neben diesen gesamtwirtschaftlichen Ereignissen befinden sich die

Luftfahrtindustrie, Fluggesellschaften und die damit verbundenen

Dienstleistungsbetriebe in einem Wettbewerbsumfeld, dass von zahlreichen

Einflussfaktoren, wie u. a. Reduzierung der Wertschöpfungstiefe (Outsoucing),

Veränderungen des Servicegrades, weitere Reduzierung der Reaktionszeiten,

Individualisierung des Services, Veränderung der Luftfahrtbesteuerung, Steigerung

der Energieeffizienz oder auch Intensivierung des Recyclings und

Umweltschutzbemühungen gekennzeichnet ist.

Abbildung 1-2: Herausforderungen im Wettbewerbsumfe ld (in Anlehnung an [Müll-07])

In den rasant wachsenden BRIC-Staaten - und hier insbesondere China - aber auch

auf der arabischen Halbinsel ist das Wachstum der Fluggastzahlen noch wesentlich

deutlicher als in Europa und Deutschland. So war vor Einbruch der Finanzkrise ein

Neubau von fast 50 Verkehrsflughäfen allein in China geplant, deren Umsetzung

aufgrund der Entwicklungen teilweise verschoben aber sicher nicht aufgehoben

wurde. Die hohen Turbulenzen in der Branche drücken sich aus in Effekten wie dem

durch die chinesische Regierung Ende 2008 ausgesprochenen Verbot zur

Anschaffung weiterer Flugzeuge durch chinesische Luftfahrtgesellschaften,

Insolvenzen von Fluggesellschaften und Unternehmenszusammenschlüssen, wie

etwa die Fusion der US-Fluglinien Continental und United Airlines zur weltgrößten

Fluggesellschaft.

Eine wichtige und sogar essenzielle Dienstleistung im Luftfahrtumfeld mit einem nur

schwer zu beziffernden Umsatzvolumen stellt das Airline Catering dar. Nach Jones

[Jone-04] lag der weltweite Umsatz im Jahr 2004 bei rund 21,5 Mrd. €. Ohne die Zahl

im Detail verifizieren zu können, ergibt sich eine Größenordnung, die die hohe

“Fünfkamp

der Disziplinen”

Kunde

nnäh

eInnovationskraft

Wirt

schaftl

. Erfo

lg

Schnelligkeit

Mitarbeiter-

orientierung

Innovationsdruck

Systemkomplexität

Kostendruck

FlexibilitätsdruckZeitdruck

Individualisierung

Turbulente Märkte

Globalisierung

Herausforderungen imWettbewerbsumfeld

“Fünfkamp

der Disziplinen”

Kunde

nnäh

eInnovationskraft

Wirt

schaftl

. Erfo

lg

Schnelligkeit

Mitarbeiter-

orientierung

Innovationsdruck

Systemkomplexität

Kostendruck

FlexibilitätsdruckZeitdruck

Individualisierung

Turbulente Märkte

Globalisierung

Herausforderungen imWettbewerbsumfeld

Einleitung

3

Bedeutung des Branchenzweigs innerhalb der Luftfahrtindustrie unterstreicht.

Ebenfalls unterstrichen wird dieses mit der Gründung des ersten auf Airline Catering

spezialisierten Lehrstuhls in Großbritannien an der Universität von Surrey im Jahre

2000.

Aufgabe des Caterings ist es, Flugzeuge und insbesondere Passagierflugzeuge mit

Getränken und Speisen, Duty-Free Artikeln, Decken und sonstigen Bedarfsartikeln

für die Kabine zu versorgen. Ohne Empfang dieser Artikel ist ein Abflug der

Maschinen, insbesondere auf mittleren bis langen Strecken, ausgeschlossen. Selbst

im Falle von Streiks erfolgt immer eine Grundversorgung sämtlicher Flüge. Airline

Catering Betriebe an internationalen Großflughäfen haben sich zu

Dienstleistungsbetrieben mit teilweise hoher Automatisierung, speziellen

Technologien und erheblichen Materialflussbewegungen entwickelt, die eine

umfangreiche Materialflusstechnik erforderlich machen. In Hochleistungsbetrieben an

Großflughäfen, wie etwa Frankfurt am Main, arbeiten trotz Automatisierung über

2.000 Mitarbeiter, die in der Lage sind, bis zu rund 120.000 Mahlzeiten samt

ergänzenden Leistungen an einem Tag bereitzustellen.

In Forschung und Technik wurden in der jüngeren Vergangenheit verschiedene

technische Lösungsansätze erarbeitet für wandelbare Produktionssysteme und

insbesondere wandelbare, modulare fördertechnische Systeme. Ziel dieser Konzepte

ist es, der Forderung nach immer weiterreichender Flexibilität in

Produktionsbetrieben gerecht zu werden. Hierbei lag der Schwerpunkt zunächst auf

Serien- und Kleinserienfertigern. Große Forschungsprojekte, die in diesem Kontext

zu nennen sind, sind der SFB 467 „Wandlungsfähige Unternehmensstrukturen für

variantenreiche Serienproduktion“ und der SFB 582 „Wandelbare Logistikstrukturen

in Minifabriken“. Mit dem jüngst in 2010 abgeschlossenen Forschungsprojekt

„Internet der Dinge“ bzw. dem BMBF Rahmenkonzept „Forschung für die Produktion

von morgen“ (02PB3073) wurden auch logistische Dienstleistungsbetriebe in die

Untersuchungen eingeschlossen.

Aufgrund der beschriebenen turbulenten Wettbewerbsbedingungen, in denen sich

Airline Catering Betriebe befinden, wird ein besonders hoher Bedarf für flexible und

auch wandelbare Strukturen und insbesondere Materialflusstechniksysteme in den

betroffenen Betrieben erwartet. Ferner wird eine wirtschaftliche und zielführende

Umsetzbarkeit wandelbarer, automatisierter Materialflusstechniksysteme als

Einleitung

4

Arbeitshypothese prognostiziert, um so die Wettbewerbsfähigkeit der betroffenen

Unternehmen zu steigern.

1.2 Zielsetzung der Arbeit

In dem dynamischen und turbulenten Wettbewerbsumfeld der Airline Catering

Betriebe wird ein hoher Flexibilitäts- und Wandlungsbedarf bei Produktionssystemen

und insbesondere Materialflusstechniksystemen erwartet. Die Arbeit hat das

übergeordnete Ziel, den Einsatz von wandlungsfähigen, modularen, automatisierten

Materialflusstechniksystemen in Dienstleistungsbetrieben und vordergründig dem

Airline Catering zu fördern auf Basis eines Nachweises der Sinnhaftigkeit und

insbesondere der Wirtschaftlichkeit. Hierzu sollen die konkreten Bedarfe der Branche

mit hohem Praxisbezug zu in diesem Umfeld tätigen Experten und unter

Berücksichtigung der vorliegenden wissenschaftlichen Arbeiten zu wandelbaren

Produktionssystemen aufgezeigt und bewertet werden.

Auf Basis der vorliegenden Konzepte und Lösungsansätze für wandelbare

Materialflusstechniksysteme aus Forschung- und Technik sollen konkrete

Lösungsansätze für wandelbare, automatisierte Materialflusstechnik im Airline

Catering dargestellt und erläutert werden. Ausgangspunkt ist das modulare

mechatronische Konzept für flexible und wandelbare Materialflusstechnik mit

dezentraler Steuerungsfunktion, wie es am fml der TU München in den vergangenen

Jahren erarbeitet wurde und in das „Internet der Dinge“ [Günt-10] beschrieben

wurde. Angrenzende und ebenfalls betroffene Gewerke wie Bau- und Haustechnik

werden in die Lösungsfindung einbezogen.

Es wird erwartet, dass der Einsatz modularer, wandelbarer, automatisierter

Materialflusstechnik im dynamischen Umfeld einen positiven Einfluss auf die

Wirtschaftlichkeit der Anlagen hat. Um dieses nachzuweisen, bedarf es einer

Datenbasis mit Kosten- und Investitionsschätzungen sowohl für die erarbeiteten

Lösungen als auch für die zu vergleichenden Investitionen im Falle von

herkömmlichen Anlagen.

Die über den Lebenszyklus bzw. einen zu definierenden Betrachtungszeitraum

resultierenden Kosten und insbesondere Wandlungskosten sowie Folgeinvestitionen

sind für ausgewählte Maßnahmen zu ermitteln. D. h., es erfolgt die Kalkulation von

Einsparpotentialen durch Einsatz wandelbarer Technologie. Neben diesen

quantitativen Vorteilen gilt es genauso, die funktionalen Vorteile, Einflüsse auf die

Einleitung

5

Prozessstabilität aber natürlich auch ggf. entstehende Nachteile von wandelbarer

Technologie auch qualitativ aufzuzeigen.

Um eine sinnvolle und zielgerichtete Verwendung der ermittelten Einzelkosten und

-investitionen zu ermöglichen, gilt es, relevante Szenarien abzubilden. D. h., es ist in

strukturierter Art und Weise aufzuzeigen, welche Szenarien für eine Entwicklung und

daraus resultierende Veränderung und Wandlung der Anlage zu betrachten sind. Aus

diesem Cluster von Szenarien erfolgt eine Auswahl und Bewertung der aus Sicht von

Praktikern (Anlagenbetreiber, Planer, Lieferanten etc.) als relevant erachteten

Szenarien. Für diese betriebswirtschaftlich technische Bewertung gilt es, aus dem

Fundus der in der Investitionsrechnung zur Verfügung stehenden Methoden eine

Auswahl zu treffen und ggf. erforderliche Adaptionen für den vorliegenden

Anwendungsfall zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit von wandelbaren, modularen,

automatisierten Materialflusstechniksystemen in Airline Catering Betrieben

vorzunehmen.

Wie bereits am Anfang dieses Kapitels erwähnt, liegt das globale Ziel der Arbeit in

dem Nachweis und der Verdeutlichung der Vorteilhaftigkeit modularer, wandelbarer,

automatisierter Materialflusstechniksysteme im Airline Catering und der Ausarbeitung

der erforderlichen Rahmenbedingungen, unter denen dieses gilt. Es hat in einer

methodischen Vorgehensweise zu erfolgen, die eine spätere Übertragung auf andere

Dienstleistungsbranchen und Produktionsbetriebe ermöglicht. Bei der gewählten

methodischen Vorgehensweise wird großer Wert auf Transparenz und

überschaubare Komplexität gelegt, so dass Entscheidungsträgern als wesentlichen

zu überzeugenden Stakeholdern ein guter Zugang zur Materie möglich ist und somit

das Vertrauen in die Ergebnisse gestärkt wird.

Darüber hinaus soll durch diese Vorgehensweise eine zukünftige Anwendung durch

Fabrikplaner in Projekten der Airline Catering Branche und ähnlichen

Planungsvorhaben ermöglicht werden. Erforderliche Anpassungen müssen mit

überschaubarer Komplexität umsetzbar sein.

Als Kurzzusammenfassung formuliert lauten die Ziele der Arbeit:

� Förderung des Einsatzes wirtschaftlicher, wandlungsfähiger, modularer, dezentral

gesteuerter, automatisierter Materialflusstechniksysteme in Dienstleistungs-

betrieben durch

� Nachweis der Wirtschaftlichkeit am Beispiel von Airline Catering Betrieben,

Einleitung

6

� unter Berücksichtigung der geltenden Rahmenbedingungen und auf Basis

einer repräsentativen Expertenbefragung (Entscheidungsträger im

internationalen Airline Catering).

� Darstellung von Methodik und Lösungen mit hohem Praxisbezug und guter

Übertragbarkeit durch angemessene Komplexität und gute Transparenz, sowie

exemplarische Anwendung auf reale und realitätsnahe Szenarien.

1.3 Spezifizierung des Untersuchungsbereichs

1.3.1 Begriffsdefinitionen

Um ein einheitliches Begriffsverständnis im Rahmen dieser Arbeit zu gewährleisten

seien im Folgenden die Termini Produktion , Produktionssystem , Fabrik,

Produktionssystemplanung , Dienstleistungsbetriebe und Airline Catering

erläutert.

Mit dem Begriff Produktion (lat. producere „hervorbringen“, „vorführen“) wird der

technische Prozess der Kombination materieller und immaterieller Güter, also von

Produktionsfaktoren, mit dem Ziel der Herstellung anderer Güter verstanden [Zahn-

96]. Neben den direkten Funktionen, wie Fertigung und Montage zählen unter

ingenieurwissenschaftlichen Gesichtspunkten auch indirekte Funktionen, die

ebenfalls der technischen Auftragsabwicklung zuzurechnen sind dazu. Dabei sei z.

B. an die Materialwirtschaft, Arbeitsvorbereitung oder Fertigungssteuerung gedacht

[Ever-96].

Bei der Definition des Produktionssystems ist zwischen dem Produktionssystem

im weiteren und im engeren Sinne zu unterscheiden. So ist nach Eversheim [Ever-

96] die Leistungseinheit, in der alle zur Produktion erforderlichen organisatorischen

und technischen Tätigkeiten zusammengefasst sind als Produktionssystem

bezeichnet. Grenzt man diese Beschreibung weiter ein auf die Definition im engeren

Sinne, so fokussiert sich die Betrachtung auf den eigentlichen

Transformationsprozess [Zäpf-00, Zahn-96] und das Zusammenspiel von

Inputfaktoren mit dem Ziel der Gütererstellung. D. h. beim Produktionssystem im

engeren Sinne finden betriebliche Funktionen, wie der Absatz oder die Beschaffung

keine Berücksichtigung (vgl. [Wöhe-08], [Zahn-96], [Cors-94]). Ein

Produktionssystem ist auch Bestandteil einer Fabrik (lat. fabrica „Werkstätte“).

Einleitung

7

Nach Felix [Feli-98] ist die Fabrik als Stätte des Transformationsprozesses definiert.

Darüber hinaus finden sich in der Literatur verschiedene Ansätze zur Definition des

Begriffes der Fabrik , hier sei auf die Definition des VDI-Fachausschusses

Fabrikplanung aus dem Jahre 2005 verwiesen: „Eine Fabrik ist die Bündelung von

Produktionsfaktoren, mit Hilfe derer ein definierter Teil der Wertkette abgedeckt wird.

Zu den wesentlichen Produktionsfaktoren gehören: Material, Betriebsmittel,

Personal, Qualifikation, technisches und organisatorisches Wissen, Kapital, Gebäude

sowie Grundstück.“

Nach der systemtechnischen Sicht der Fabrik [Schm-95], umfasst das

Produktionssystem als wichtiges Subsystem des Fabriksystems Maschinen und

Anlagen für technologische Prozesse der Fertigung und Montage, des Transport und

der Lagerung, sowie deren Beziehungen zueinander [Sche-04].

Von Hernandez [Hern-03] wird diese Begriffsdefinition noch weiter differenziert. So

beschreibt er das Produktionssystem mit den Subsystemen Fertigungs-, Montage-

und Logistiksystem, sowie wiederum deren Subsystemen von Arbeitsstationen.

Somit ist es naheliegend die Produktionssystemplanung auch als Teil der

Fabrikplanung anzusehen [Sche-04] mit der Aufgabe, die zukünftigen Aktivitäten mit

Bezug zu den relevanten Systemelementen gedanklich vorwegzunehmen und

festzulegen [Grun-06].

Für die Gliederung von Betriebstypen finden sich in der Literatur eine Vielzahl von

Gliederungstypen [Wöhe-08]. An dieser Stelle soll nur auf einige wesentliche

eingegangen werden, um so die wesentlichen Merkmale von

Dienstleistungsbetrieben im Vergleich zu Produktionsbetrieben herauszustellen.

Das Statistische Bundesamt Deutschland (www.destatis.de) gliedert in seiner

Systematisierung sowohl nach Produzenten bzw. Trägern der Leistung als auch

nach Art der von ihnen produzierten Güter und Dienstleistungen. Den

produzierenden Bereich mit Land- und Forstwirtschaft, Bergbau/Energie,

verarbeitendes Gewerbe und Baugewerbe stellen die Wirtschaftszweige 1. bis 4. dar.

Die andere Gruppe sind Dienstleistungen (Wirtschaftszweige 5. bis 10.) mit

Handelsbetrieben, Verkehrsbetrieben, sonstigen Dienstleistungsbetrieben etc. In

dieser Systematik ist der Bereich 1. der primäre Sektor, die Bereiche 2. bis 4. werden

als der sekundäre Sektor bezeichnet und die Zweige 5. bis 10. als der tertiäre Sektor.

Die Zuordnungen der Bereiche 5. bis 10. sind in der Vergangenheit häufig umgestellt

worden, während im primären und sekundären Sektor praktisch keine

Einleitung

8

Veränderungen erfolgten. Diese Veränderungen spiegeln die Problematik bei der

Zuordnung wieder [Male-08].

Eine weitere Gliederung ist nach der Art der erstellten Leistung möglich [Wöhe-08].

Hierbei wird nach Sachleistungsbetrieben (vornehmlich Industrie und Handwerk) und

als weiterer Untergruppe hierin Rohstoffgewinnungsbetrieben,

Produktionsmittelbetrieben und Verbrauchsgüterbetrieben unterschieden. Die zweite

Hauptgruppe sind Dienstleistungsbetriebe mit den fünf Untergruppen Handel,

Banken, Verkehr, Versicherung und sonstige Dienstleistungen.

Maleri zeigt am Beispiel der LSG (Lufthansa-Service-Gesellschaft), dass häufig in

Unternehmen sowohl Sachgüter als auch Dienstleistungen produziert werden. Die

LSG als 100%ige Lufthansa-Tochter erzielte rund 30 % ihrer Wertschöpfung durch

die Produktion von Sachgütern (Speisen, Getränken etc.) und 70 % durch die

Produktion von Dienstleistungen. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um Airline

Catering Dienstleistungen für die konzerneigene Lufthansa Flotte sowie andere

Fluggesellschaften [Male-08].

Bei Airline Catering Betrieben handelt sich um hocheffiziente, mit kurzen

Durchlaufzeiten agierende Dienstleistungsbetriebe . Neben der Speisenzubereitung

oder der bloßen Speisenzusammenstellung mit vorgelagerter Herstellung an einem

anderen Ort, erfolgt die Kommissionierung verschiedenster für den Flugverkehr

erforderlicher Produkte. Dabei handelt es sich z. B. um Getränke, Duty-Free-Artikel

oder auch Decken und sonstige Hilfsmittel, die den Aufenthalt an Bord angenehm

gestallten sollen. Airline Catering ist zu großen Teilen der Dienstleistungsbranche

und zu einem geringen Anteil der produzierenden Industrie zuzuordnen. Eine

genauere Erläuterung hierzu findet sich im Kapitel 4 „Airline Catering“.

Catering im Allgemeinen wird als Bezeichnung für die professionelle Bereitstellung

von Speisen und Getränken als Dienstleistung an einem beliebigen Ort verstanden.

[Wiki-10a]. Wenn im Folgenden von Catering die Rede ist, so ist hierunter Airline

Catering zu verstehen als Fokus der vorliegenden Arbeit.

1.3.2 Eingrenzung des Betrachtungsbereichs

Um eine Eingrenzung des Untersuchungsbereichs vorzunehmen, erfolgt in diesem

Abschnitt zunächst eine Beschreibung der relevanten und im Fokus der Arbeit

stehenden Unternehmenstypen. Im Weiteren wird die zu erarbeitende Methode in

den Planungsprozess und die Planungsdisziplin eingeordnet. Abschließend wird

Einleitung

9

durch eine subjektbezogene Zuordnung die Gruppe der potenziellen Nutzer dieser

Arbeit festgelegt.

Die in dieser Arbeit angestrebte exemplarische und übertragbare Untersuchung

beschränkt sich auf Airline Catering Betriebe, weil für diese ein besonders hoher

Bedarf an Wandlungsfähigkeit erwartet wird und dieser im Rahmen der Arbeit

aufgezeigt werden soll. Dieser hohe Bedarf an Wandlungsfähigkeit ergibt sich aus

einer hohen Veränderungshäufigkeit und gleichzeitigem hohem

Anpassungsaufwand, wenn herkömmliche, wandlungsträge

Materialflusstechniksysteme zum Einsatz kommen. Die Veränderungshäufigkeit

hängt zum einen von Markt- und Prognoseunsicherheiten ab und zum anderen von

der Lebenszyklusdauer der angebotenen Produkte [Dohm-01, Sest-03], sofern durch

den Produktwechsel Modifikationen an Produktionseinrichtungen erforderlich

werden. Durch häufige Anpassung des Leistungsspektrums in Form neuer Produkte

bzw. Varianten und Prozesse sowie einem hohen Innovationsgrad lassen sich

Wettbewerbsvorteile erzielen. Für Dienstleistungsbetriebe gilt aber darüber hinaus,

dass die von Kundenseite geforderten Anpassungen zeitnah vorzunehmen sind und

somit nicht nur ein Wettbewerbsvorteil erreicht wird, sondern es sich um essenzielle

Voraussetzungen handelt, um die Kundenbeziehung zu erhalten.

Ein großer Anpassungsaufwand ergibt sich, wenn eine hohe Automatisierung bei den

Produktionseinrichtungen vorliegt. Automatisierung ist i. d. R. vorzufinden, wenn

einzelne oder mehrere der folgenden Merkmale zutreffen:

� Effizienzsteigerung: hohe Stückzahlen, die eine Reduzierung der

Produktionskosten durch Automatisierung anstelle manueller Prozesse zulassen

� Hohe Leistungsanforderungen: große Produktionsmengen bzw. großer

Materialfluss im Falle von Materialflusstechnik, der eine Automatisierung

zwingend erforderlich macht, weil ansonsten die geforderte Leistung nicht

erbracht werden kann

� Sonstige Anforderungen: manuelles Handling ausgeschlossen, wie z. B. aufgrund

von Gefahrenzonen, Sicherheitsbereiche, hohen Lasten, Kontaminationen etc.

Im Falle von großen Airline Catering Betrieben ist eine Automatisierung der

Produktionseinrichtungen und insbesondere der Materialflusstechnik unumgänglich,

weil die hohen Leistungsanforderungen nur über Automatisierung abgedeckt werden

können. In sehr kleinen Airline Catering Betrieben kann mit manuellen Prozessen

Einleitung

10

agiert werden. Diese kleinen Betriebe sollen hiermit ausgeschlossen werden. Kern

der Untersuchung sind große Airline Catering Betriebe, wie sie an internationalen

Großflughäfen, wie etwa Frankfurt (FRA), London-Heathrow (LHR), Dubai (DXB)

oder Singapore (SIN), vorzufinden sind. Die Betrachtung ist nicht eingegrenzt

hinsichtlich der Kundenstruktur der betrachteten Betriebe. D. h., es sind sowohl

Betriebe berücksichtigt, die nur für eine Fluggesellschaft Leistungen erbringen -

dabei handelt es sich i. d. R. um die konzerneigene Fluggesellschaft -, als auch

Dienstleister, die für mehrere Fluggesellschaften von der gleichen Betriebsstätte aus

Leistungen erbringen.

Eine weitere Eingrenzung des Betrachtungsbereichs erfolgt durch Anwendung des

hierarchischen Ebenenmodells der Produktion (Abbildung 1-3), bei dem die

Produktion in Detaillierungs- und Abstraktionsebenen nach Ressourcen- und

Raumsicht aufgegliedert wird. In der hier vorliegenden Arbeit werden die obersten

Ebenen der Produktionsplanung mit Netzwerkplanung und Standortwahl nur tangiert.

Gleiches gilt für die unterste Ebene 7 der operativen Prozesse. Hierunter werden die

konkreten Prozessparameter verstanden. Auch diese werden nur am Rande der

Untersuchung beachtet. Diese Inhalte übersteigen den Detaillierungsgrad der

eigentlichen Fabrikplanung und sind der Prozess- und Technologieplanung bzw. dem

operativen Betrieb zuzuordnen.

Abbildung 1-3: Ebenenmodell der Produktion (in Anle hnung an Westkämper et al. 2009,

Wiendahl et al. 2007, Nyhuis et al. 2005)

Ressourcensicht

Netzwerk

Segment

System / Linie

Zelle

Station

Operative Prozesse

Netzwerk

Standort

Generalstruktur

Gebäude

Bereich

Arbeitsplatz

Raumsicht

Fabrik / Betrieb

Fokus

der

Arbeit

System Level

1

2

3

4

5

6

7

Einleitung

11

Kern der vorliegenden Arbeit ist die Optimierung der technischen Ausstattung von

Produktions- bzw. Betriebsstätten und im Speziellen deren automatisierter

Materialflusstechnik. Anhand des Airline Caterings wird eine Methode zum Nachweis

der Wirtschaftlichkeit und der erforderlichen Rahmenbedingungen erarbeitet unter

denen modulare, wandelbare, automatisierte Materialflusstechnik gegenüber

herkömmlichen Systemen von Vorteil ist. Die erarbeitete Bewertungsmethodik kann

in späteren Fabrikplanungsprojekten durch Planer zum Einsatz kommen, womit die

Arbeit der unternehmerischen Disziplin der Fabrikplanung zuzuordnen [Wien-97,

Hern-03] ist.

Ausgeschlossen wird die Phase des operativen Fabrikbetriebes und die damit

verbundene optimale Ausnutzung der bereits vorhandenen Produktionskapazitäten

für ein Produktionsprogramm [Grun-06]. Ebenfalls nicht behandelt wird der

kontinuierliche Verbesserungsprozess, sondern die strategische Initialplanung [Hern-

03]. Somit liegt die Fokussierung nicht auf der kurzfristigen Kostenoptimierung,

sondern auf der mittel- bis langfristigen Investitionsrechnung. Nach Grundig [Grun-

06] und auch Schmigalla [Schm-95] kann der Fabrikplanungsprozess im

betriebswirtschaftlichen Sinne als Investitionsprozess betrachtet werden. Folgt man

dem Schema zur Einordnung der Fabrikplanungsphasen nach Grundig [Grun-06], so

ist diese Arbeit in Teilen der Grobplanung zuzuordnen und in den Abschnitten, in

denen konkrete Lösungen erarbeitet werden, reichen die Planungsinhalte bis in die

Feinplanung (siehe Abbildung 1-4). Es werden die alternativen

Materialflusstechnikvarianten (Produktionssystemvarianten als Inhalt der

Produktionssystemplanung) bewertet und Lösungsmöglichkeiten konkretisiert.

Einleitung

12

Abbildung 1-4: Projektphasen in Fabrik- und Logisti kplanungsprojekten (in Anlehnung an i+o

und [Kett-84])

Adressaten dieser Arbeit sind insbesondere die am Planungsprozess für Airline

Catering Betriebe beteiligten Fabrikplaner mit betriebswirtschaftlichem

Hintergrundwissen. Die Arbeit soll aufzeigen, unter welchen Bedingungen

wandelbare, modulare Materialflusstechniklösungen für Airline Catering Anlagen

wirtschaftlich vorteilhaft sind. Sie stellt eine Methodik bereit, wie sie auf zukünftige

Planungsprojekte angewendet werden kann. Darüber hinaus erläutert die Arbeit

konkrete Lösungsansätze und bewertet diese nach objektiven Kriterien.

Neben den Fabrikplanern richtet sich die Arbeit ebenfalls an die bei der

Systemauswahl beteiligte Managementebene. Im Sinne eines Beitrags zur

Verbreitung wandlungsfähiger, modularer, automatisierter Materialflusstechnik in

Airline Catering Betrieben, ist es von großer Bedeutung, dass die gewählte Methodik

zum Nachweis der wirtschaftlichen und technischen Vorteilhaftigkeit eine hohe

Transparenz aufweist und die verwendeten Bewertungsverfahren von Praktikern mit

angemessenem Aufwand nachvollzogen werden können. Nur wenn dieses erreicht

wird, bestehen gute Chancen für einen Transfer aus der Forschung in die Praxis.

1.4 Aufbau der Arbeit

Die folgende Abbildung 1-5 veranschaulicht den Aufbau der Arbeit. Die Arbeit

besteht aus acht Kapiteln. In den vorherigen Abschnitten des Kapitels 1 wurden

bereits die Ausgangssituation und die Motivation für die Untersuchung dargestellt.

Weiterhin wurde die Zielsetzung der Arbeit formuliert. Basierend auf dieser

� Ausführungsplanung

� Realisierungsüber-wachung

� Qualitätssicherung

� Tests

� Inbetriebnahme

� Abnahmen

� Abschlußbericht

�Aufgabenstellung

�Analysegrundlagen

�Bereitstellung der Grundinformationen

� Lösungskonzepte

�Qualifizierung und Bewertung, Budget

�Dokumentation und Präsentation

Analyse + Konzept

(Grobplanung)

�Detaillierung und Spezifikation

�Freigaben und Budgetbestätigung

�Dokumentation

�Ausschreibung

�Realisierungs-vorbereitung

�Partnerauswahl

Detail + Vorbereitung

(Feinplanung)Umsetzung + Inbetriebnahme

(Realisierung)1 32

Einleitung

13

Zielsetzung wurde der Untersuchungsbereich eingegrenzt und spezifiziert. Um ein

eindeutiges Verständnis zu gewährleisten, wurden wesentliche Begriffe definiert, wie

sie in dieser Arbeit zu verstehen sind. Das Betrachtungsfeld wurde eingegrenzt.

Abbildung 1-5: Aufbau der Arbeit

Im folgenden Kapitel 2 „Grundlagen“ erfolgt eine Darstellung der für die Arbeit

wesentlichen Grundlagen. Es wird dabei auf die angestrebte Wandelbarkeit von

Fabriken und Dienstleistungsbetrieben, vorliegende Bewertungsverfahren für

Investitionen sowie Methoden zur Durchführung von Experteninterviews

eingegangen. Es handelt sich bei diesen drei Elementen um die wesentliche Basis

für den Aufbau der Arbeit und die Grundlagen für die gewählte Methodik. Weiterhin

wird im zweiten Kapitel auf den Unterschied von Dienstleistungen im Vergleich zu

Sachleistungen eingegangen sowie neuere Arbeiten zum Themengebiet Bewertung

von wandlungsfähigen Produktionssystemen beschrieben.

Einleitung

14

Darauf aufbauend beschreibt Kapitel 3 den Stand der Erkenntnisse zu wandelbarer,

modularer Materialflusstechnik. Es werden die prinzipiell und im Speziellen für das

Airline Catering in Frage kommenden Materialflusssysteme beschrieben und

bewertet. Das steuerungstechnische Konzept „Internet der Dinge“, wie es u.a am fml

entwickelt und auf Laborebene umgesetzt wurde, wird erläutert und die damit

entfallenden Nachteile herkömmlicher Materialflusssteuerungen aufgezeigt. Das

Konzept „Internet der Dinge“ stellt die technisch-logistische Basis der in dieser Arbeit

entwickelten und abgeleiteten Lösungsansätze für das Airline Catering dar.

In Kapitel 4 wird auf die speziellen Gegebenheiten im Airline Catering eingegangen.

Ziel ist es, beim Leser ein Verständnis der Abläufe und Prozesse sowie der

Anforderungen des Betriebes zu erzeugen, um die späteren Expertenausführungen

und die daran anschließende Szenariodefinition nachvollziehbar zu machen. Trends

und Rahmenbedingungen dieser Branche werden erläutert. Unterschiede zu den

häufig im Fokus von Untersuchungen zu wandelbaren Produktionsstrukturen

stehenden Serien- und Kleinserienfertigern werden hier und im Folgekapitel

herausgearbeitet. Es wird begründet, weshalb insbesondere in Airline Catering

Betrieben ein großes Potenzial für wandelbare, modulare Materialflusstechnik

Systeme und insbesondere EHB gesehen wird.

Kapitel 5 zielt darauf ab, mit der Arbeit einen möglichst hohen Praxisbezug zu

erlangen. Anhand einer fundierten und international durchgeführten

Expertenbefragung werden Anforderungen und Entwicklungen im Airline Catering

belegt. Die im vorangehenden Kapitel erarbeiteten Darstellungen werden

untermauert.

Auf Basis der bereits ermittelten Anforderungen in Airline Catering Betrieben

hinsichtlich wandelbarer Strukturen und den bislang dargestellten Grundlagen und

Konzepten werden Konzepte und Lösungsansätze für die speziellen Anforderungen

im Airline Catering erarbeitet und abgeleitet. Sie werden in Kapitel 6 dargestellt.

Kapitel 7 erläutert die gewählte Methode zur Bewertung der Szenarien und

Lösungsansätze. Es erfolgt eine Herleitung der relevanten Szenarien und eine

grundsätzliche Strukturierung zu betrachtender Szenarien. Die ausgewählten

Szenarien werden mit der zuvor beschriebenen Methode quantitativ und qualitativ

bewertet. Diese dadurch gewonnenen Ergebnisse werden analysiert und

interpretiert.

Einleitung

15

Zum Abschluss der Arbeit erfolgen in Kapitel 8 eine Zusammenfassung der

Erkenntnisse und eine kritische Bewertung hinsichtlich ihrer weiteren Verwendbarkeit

im Airline Catering und ihrer Übertragbarkeit auf weitere Bereiche und Branchen. In

Kapitel 9 folgt das Literaturverzeichnis sowie danach weitere Anlagen zur Arbeit.

Grundlagen

16

2 Grundlagen

2.1 Wandelbarkeit

2.1.1 Begriffliche Abgrenzung

Der Begriff Wandelbarkeit ist eng verbunden mit den Definitionen der Flexibilität, der

Reaktionsfähigkeit und der Wandlungsfähigkeit. Im Folgenden werden diese

erläutert, um dann, darauf aufbauend, die Eigenschaften und Anforderungen an ein

wandelbares System zu beschreiben. Nach den Begriffsdefinitionen in den ersten

Abschnitten des Kapitels wird zum Ende des Kapitels differenziert auf die

Wandelbarkeit von Produktionsstätten/Fabriken eingegangen sowie im Speziellen

auf die Wandelbarkeit von Materialflusssystemen/Fördertechnik.

2.1.2 Flexibilität

Flexibilität nennt man die Fähigkeit, sich veränderten Umweltbedingungen und

alternativen Situationen, die zukünftig eintreten können, anzupassen [Pfoh-04].

Reinhart bezeichnet Flexibilität als Möglichkeit zur Veränderung in vorgehaltenen

Dimensionen und Szenarios [Rein-00].

In der zu dem Thema reichlich erschienenen Literatur existieren diverse

Auffassungen des Begriffs Flexibilität , so stellt der Autor Chryssolouris [Chry-96] die

Flexibilität als eine Funktion der Anzahl aller zur Verfügung stehenden Optionen

und der Freiheit, aus diesen Optionen auswählen zu können, dar.

Weiterhin wird den Autoren Westkämper und Zahn [West-00] folgend ein System als

flexibel eingestuft, „wenn es im Rahmen eines prinzipiell vorgedachten Umfangs von

Merkmalen sowie deren Ausprägungen an veränderte Gegebenheiten reversibel

anpassbar ist“.

Ein Unternehmen wird immer versuchen, auf all seinen Ebenen flexible Lösungen für

Problemstellungen zu finden. Dabei wird die Wirkrichtung, d. h. die Dimension der

Flexibilität , bereits in der Planung der Systeme fixiert. In einem turbulenten Umfeld

kann es jedoch vorkommen, dass sich die Prognosen und Szenarien, auf denen die

Planung beruht, als falsch erweisen oder sich der Markt in eine andere Richtung oder

mit stärkerer Abweichung als erwartet entwickelt. Dann stößt das System an seine

Grenzen. Die Flexibilität ist zwar noch vorhanden, kann jedoch nicht zum Vorteil des

Unternehmens am Markt eingesetzt werden [Rein-00]. In diesem Fall sind die

Grundlagen

17

Grenzen der für das System vorgesehenen Flexibilität überschritten. Die

erforderliche Anpassungsfähigkeit des Systems übersteigt die gegebene Flexibilität .

Mit Bezug auf die Fabrikplanung sieht Schmigalla [Schm-95] in der Flexibilität die

„Eigenschaft eines in bestimmten zeitlichen Grenzen als konstant betrachteten

Produktionssystems, sich verändernden Anforderungen aus Teileprogramm und

technologischem Prozess ohne Veränderung von Elementmenge und Struktur

anpassen zu können“. Die Veränderung ist somit im Rahmen eines vorgehaltenen

Handlungsspielraums mit definierten Handlungsoptionen und festgelegten

Dimensionen möglich [Wien-02a]. In der Literatur besteht Einigkeit, dass Flexibilität

alleine nicht hinreichend ist, um im turbulenten Marktumfeld ausreichend reagieren

zu können [Rein-99].

Darüber hinaus unterscheidet Günthner nach der operativen und der strategischen

Flexibilität . Dabei wird der Fähigkeit, kurzfristig auf Veränderungen reagieren zu

können, operative Bedeutung und der Fähigkeit, in angemessener Zeit auf

veränderte Umweltbedingungen reagieren zu können, strategische Bedeutung

beigemessen [Günt-97].

Aus Heinecker [Hein-06] wurde die folgende Grafik entnommen.

Abbildung 2-1: Stufen der Flexibilität – Basisflexi bilität und erweiterte Flexibilität (in

Anlehnung an [Hein-06])

Aus der Grafik werden zwei unterschiedliche Formen der Flexibilität sichtbar.

Bereits zum initialen Planungszeitpunkt T0 wird die Flexibilität des Gesamtsystems

Produktionsmenge

Basisflexibilität

erweiterte Flexibilität

T1 = geplante Turbulenz

Zeitraum

Fle

xibi

lität

spot

entia

l/-a

nfor

deru

ng

Erweiterungsinvestition (geplant)

T0 = Initiale Planung

Grundlagen

18

festgelegt. Neben der Basisflexibilität als direkt verfügbare Flexibilität wird darüber

hinaus z. B. in einem Stufenkonzept festgelegt, welche weiteren Ausbaustufen

bereits für das System vorzusehen sind, auf die z. B. das Layout bereits ausgelegt

ist. Die Aktivierung dieser erweiterten Flexibilität erfolgt aber erst zum Zeitpunkt T1,

an dem z. B. der Ausbau mit Erweiterungsinvestitionen erfolgt, weil die

Basisflexibilität nicht mehr für die nun vorliegenden Anforderungen ausreicht.

Entscheidendes Merkmal beider Flexibilitätsarten , sowohl Basis Flexibilität als

auch erweiterte Flexibilität ist es, dass sämtliche Veränderungen auf vorgeplanten,

vorgedachten Veränderungen beruhen. Diese Voraussetzung kann aber in Zeiten

turbulenter Wettbewerbsumfelder nicht mehr dauerhaft gewährleistet werden, so

dass eine darüber hinausgehende, dynamische Form der Anpassungsfähigkeit

erforderlich wird.

2.1.3 Reaktionsfähigkeit

Die Reaktionsfähigkeit definiert sich am einfachsten über die Kreativität und

Innovationsfähigkeit der Menschen, die mit ihrer Hilfe in kurzer Zeit neue Lösungen

finden und vor allem auch umsetzen können [Wilk-06].

Sie ermöglicht es, auch jenseits vorgedachter Dimensionen und Szenarien zu

agieren [Rein-00]. Ein reaktionsfähiges Unternehmen ist auch oft ein erfolgreiches

Unternehmen, da es über die prognostizierbaren Situationen hinaus auch mit dem

Unprognostizierbaren umgehen kann [Pfoh-04].

2.1.4 Wandlungsfähigkeit und Wandelbarkeit

Demzufolge reicht es für ein Unternehmen heutzutage nicht mehr aus, nur flexibel

reagieren zu können, es muss auch die Anforderungen der Wandlungsfähigkeit

erfüllen. Unter ihr versteht man die Erweiterung der Flexibilität um die Merkmale der

Reaktionsfähigkeit, sie wird demnach als eine „neue Dimension der Flexibilität“

gesehen. Denn während sich flexible Systeme nur innerhalb begrenzter Korridore an

neue Bedingungen anpassen können, sind wandlungsfähige Systeme in der Lage,

eigenständig auf unvorhergesehene Ereignisse zu reagieren [Rein-97; Rein-99].

Die Begriffe wandelbar und wandlungsfähig werden in der Literatur meist synonym

verwendet. Wandelbar bezieht sich dabei jedoch nur auf die logische, rein

physische, also die passive Fähigkeit zum Wandel , während wandlungsfähig ein

System meint, dass selbstständig, aufgrund von Veränderungen agiert. Darum

verwendet man wandelbar eher bei der Beschreibung von technischen Systemen

Grundlagen

19

und wandlungsfähig bei Organisationsstrukturen und -formen [Wilk-06; West-00].

Im weiteren Verlauf dieser Arbeit sind die Begriffe synonym zu verstehen.

So versteht Wiendahl [Wien-02b] unter Wandlungsfähigkeit die taktische Fähigkeit

einer ganzen Fabrikstruktur, sich auf eine andere, aber artverwandte Produktfamilie

umzustellen und die Produktionskapazität zu verändern. Solche Umstellungen

greifen in jegliche Unternehmensabläufe ein und erfordern daher einen relativ langen

Planungsvorlauf, müssen dann aber in kurzer Zeit durchführbar sein. Die Umstellung

erfolgt in kleineren abgegrenzten Teilprojekten mit jeweils straffem

Projektmanagement. Hierbei sind flexible, rekonfigurierbare und umrüstbare Systeme

auf den darunter liegenden Ebenen Vorrausetzung für die Wandlungsfähigkeit des

Unternehmens.

„Als Wandlungsfähigkeit wird das Potenzial eines Fabriksystems definiert, durch

systemimmanente Freiheitsgrade der Fabrikobjekte, reaktiv oder proaktiv eine

zielgerichtete Neu- oder Rekonfiguration auf allen Fabrikstrukturebenen bei geringem

Aufwand durchführen zu können.“ [Wien–02a]

Nach Westkämper ist Wandlungsfähigkeit von Unternehmen wie folgt definiert: „Die

Eigenschaft, frühzeitige und vorausschauende Anpassungen der

Unternehmensstrukturen und -prozesse aufgrund von Turbulenzen durchzuführen,

wird als Wandlungsfähigkeit bezeichnet. Die Anpassungen sollten dabei innerhalb

der vom Markt geforderten Reaktionszeit und mit nur geringem Aufwand, also unter

dem Anspruch der Wirtschaftlichkeit, vollzogen werden können.“ [West-03]

Zusammenfassend kann man unter Wandelbarkeit eine Art Steigerung der

Flexibilität verstehen. Denn im Unterschied zu flexiblen Systemen, denen es nur

möglich ist, auf vordefinierte Veränderungsszenarien zu reagieren, können

wandlungsfähige Systeme auch auf ungeplante und unvorhergesehene Ereignisse

selbstständig reagieren.

In Ergänzung zu Abbildung 2-1 verdeutlicht Abbildung 2-2 die weitergehende

Anpassung eines Systems, nachdem die Flexibilitätspotentiale ausgenutzt wurden.

D. h., es konnten mit der Basisflexibilität die ersten Turbulenzen ausgeglichen

werden. In der zweiten Stufe war eine Turbulenz bzw. Anpassung vorgeplant, d. h.,

das System wurde so ausgelegt, dass zum Zeitpunkt T1 eine vorgeplante

Erweiterungsinvestition durchgeführt wurde. Da es darüber hinaus noch zu weiteren

Turbulenzen kam, für die keine Anpassungsmaßnahmen vorgeplant waren, war zum

Grundlagen

20

Zeitpunkt T2 die Nutzung des Potenzials erforderlich, dass erst durch Wandelbarkeit

zur Verfügung steht und mit dem auf ungeplante Turbulenzen, durch ungeplante

Anpassungen reagiert werden kann.

Abbildung 2-2: Dreistufige Anpassungsfähigkeit – Ba sisflexibilität, erweiterte Flexibilität,

Wandelbarkeit (in Anlehnung an [Hein-06])

Die geforderte Anpassungsfähigkeit der betroffenen Unternehmen ist vielschichtig

und betrifft nahezu alle Unternehmensbereiche und Merkmale des Unternehmens.

So sind z. B. in den Unternehmen betroffen (in Anlehnung an [West-09]):

� Immobilien (Standorte, Flächen, Gebäude, Infrastruktur etc.)

� Mobilien (Einrichtungen, Betriebsmittel, Betriebsstoffe, Materialien etc.)

� Systeme (IT-Ausstattung, Hard- und Software, Kommunikationstechnik etc.)

� Organisation (Aufbauorganisation, Abläufe, Methoden)

� Personal (Struktur, Qualifikationen etc.)

Im Rahmen dieser Arbeit liegt der Fokus auf den drei erstgenannten Bereichen

Immobilien, Mobilien und den Systemen. Es erfolgt eine Betrachtung der physischen

Gegebenheiten in Airline Catering Betrieben. Betrachtungsfeld sind somit die

Wandelbarkeit von Fabriken bzw. Dienstleistungsbetrieben und im Speziellen die

Wandelbarkeit der darin befindlichen Materialflusstechnik zur Abwicklung der

intralogistischen Transportbedarfe.

D. h., es erfolgt eine Bewertung und darüber hinaus die Erarbeitung verschiedener

Entscheidungshilfsmittel, unter welchen Bedingungen wandelbare Fabrikstrukturen

Produktionsmenge

Basisflexibilität

erweiterte Flexibilität

T1 = geplante Turbulenz

Zeitraum

Fle

xibi

lität

spot

entia

l/-a

nfor

deru

ng

Erweiterungsinvestition (geplant)

Wandelbarkeit

T2 = ungeplante Turbulenz

Erweiterungsinvestition(ungeplant)

T0 = Initiale Planung

Grundlagen

21

und insbesondere die darin befindlichen Materialflusstechniksysteme gegenüber

weniger Anpassungsfähigen Systemen von wirtschaftlichem Vorteil sind.

2.1.5 Wandelbare Fabriken

Im Bereich der Fabrikplanung erfolgten in den vergangenen Jahren signifikante

Entwicklungen. Es wurden über mehrere Dekaden betrachtet stark voneinander

abweichende Fabrikkonzepte erarbeitet und verfolgt. Diese prinzipiell

unterschiedlichen Lösungen für Fabrik- und Produktionskonzepte basieren auf

voneinander abweichenden Zielgrößen und -kriterien, die teilweise auch in

konkurrierender Bedeutung zueinander stehen. Die folgende Abbildung gibt einen

Überblick über die wesentlichen Konzepte:

Abbildung 2-3: Zielkriterien und Konzepte zur Fabri kplanung im Verlauf der Zeit (in Anlehnung

an [West-09] und [Wien-02a])

Bereits sehr früh galten die Optimierung der Zeitbedarfe und der Kosten als

Zielkriterien zur Erreichung maximaler Effizienz in Fabriken. Abbildung 2-3

verdeutlich schematisch die wesentlichen Zielkriterien, nach denen Fabrikplanungen

ausgerichtet sein können. Des Weiteren sind die wesentlichen Trends und

Grundkonzepte der vergangenen Jahrzehnte dargestellt.

Die Reihe der Konzepte beginnt mit den Rationalisierungskonzepten als Optimierung

von Zeit und Kosten, Automatisierungskonzepte dienten zur Steigerung der

�Smarte Fabrik�Virtuelle Fabrik�Digitale Fabrik

�Temporäre Fabrik�Schnelle Fabrik

�Null Fehler Fabrik�Humane Fabrik

�Agile / Vitale Fabrik�Fraktale Fabrik�Schlanke Fabrik (Lean)

�Segmentierte Fabrik / ModulareFabrik

�Flexible Fabrik�Automatisierte Fabrik

�Rationelle Fabrik

Kostenoptimal

Zeitoptimal

Flexibel

Wandlungsfähig

Humanzentriert

Null-Fehler

Umweltverträglich

Nutzungs-optimal

Automatisiert

Tren

ds in

der

Fabr

ikpl

anun

g

Grundlagen

22

Produktivität und mit Einzug von Informationstechnologie in den Fabriken ergaben

sich Möglichkeiten zur Steigerung der Flexibilität von Automatisierungen.

Nach diesen weitestgehend technologiebasierten Konzepten folgten andere Ansätze

wie die LEAN-Factory (wirtschaftlich und produktiv durch Vermeidung von

Verschwendung), fraktale Fabriken, qualitätsorientierte Null-Fehler Fabriken oder

humanorientierte Fabriken. Diese Ansätze bestehen zu großen Teilen aus

organisatorischen Elementen und Prinzipien. Westkämper betont, dass das heutige

Anliegen bei der Fabrikplanung auf schnell veränderbaren, atmenden oder

temporären Fabriken liegt.

Mit den sich weiter entwickelnden IT- und Planungswerkzeugen nähert man sich

weiter dem Konzept der Digitalen Fabrik. Zukünftige als Smart Factory bezeichnete

Fabriken sind durch eine permanente und ortsunabhängige

Informationsverfügbarkeit gekennzeichnet. Die absolute Wissensverfügbarkeit ist das

wesentliche Merkmal und Ziel dieser neuartigen Konzepte.

Als langfristige Zielsetzung werden bereits heute Fabrikkonzepte angestrebt, deren

Merkmale sind: intelligente, lernende Systeme (Erfahrungswissen), Einsatz von

Höchstleistungstechnologien, Einsatz energiesparender Verfahren. Diese Fabriken

werden auf Basis weiterentwickelter IT-Systeme, Verankerung von Wissen in

Prozessmodellen und Simulationssystemen bessere Möglichkeiten zur Prognose der

Zukunft bieten. [West-09]

Die in der Vergangenheit entwickelten Konzepte behalten auch weiterhin ihre

Berechtigung bei. Jedoch ist die Priorität der verfolgten Zielgrößen im Einzelfall zu

hinterfragen und das jeweilige Konzept entsprechend der vorherrschenden

Bedürfnisse einzuordnen.

Im Sinne der Erhaltung der Wettbewerbsfähigkeit und aufgrund der in den Märkten

zunehmenden Turbulenzen wird sowohl in der Wissenschaft als auch in der

Öffentlichkeit Handlungsbedarf gesehen: „Da wir in Deutschland in den meisten

Wirtschaftssektoren Nachteile in den Rahmenbedingungen wie verfügbaren

Ressourcen und Kosten der Arbeit haben, setzt für uns der Erhalt der internationalen

Wettbewerbsfähigkeit in der direkten Wertschöpfung eine permanente Innovations-

und Wandlungsfähigkeit von Strukturen, Organisation und Technik voraus.“ [West-

09]

Grundlagen

23

Die jüngste Finanzkrise (ab 2008) verdeutlicht in bisher noch nicht dagewesenem

Maße, mit welchen plötzlichen Stückzahlenveränderungen Unternehmen fertig

werden müssen und nur durch besonders innovative Produkte und schnelle Reaktion

eine Möglichkeit haben, im Wettbewerb zu bestehen.

Die folgende Grafik veranschaulicht die Fluggastzahlen bzw. die geflogenen

Passagierkilometer (RPKs: Revenue Passenger Kilometers) in Form der blauen

Kurve sowie in rot die Kennzahl FTKs (Freight Tonne Kilometres – Fracht Tonnen

Kilometer) als relevante Größe für den Luftfrachtmarkt. Deutlich wird eine Differenz

von 20 – 30 % innerhalb 2009 beim Passagierverkehr und eine noch größere

Differenz bei der Luftfracht von bis zu 55 %.

Abbildung 2-4: Passagieraufkommen in Umsatz Passagi erkilometer (aus IATA Airlines

Financial Monitor Juni/Juli 2010, www.iata.or/econo mics)

Nach Betrachtung der verschiedenen in den letzten Jahrzehnten entstandenen

Fabrikplanungskonzepte wäre es naheliegend, als Antwort auf die Forderung nach

Wandlungsfähigkeit , wieder zu den Konzepten der flexiblen Fertigung und Montage

aus den 90er Jahren zurückzukehren. Unter Berücksichtigung der zunehmenden

Marktturbulenzen in vielen Branchen und nachweislich der hier betrachteten Airline

Catering Branche (siehe dazu auch Kapitel 1.1 ) ist dieser Ansatz nicht hinreichend.

Die damaligen Ansätze legten ihren Fokus z. B. auf die Senkung der

Intern ational Passenger and Freight Tonne Kilometres

Source IATA

Grundlagen

24

Umrüstaufwände bei Produktwechseln und optimierten so Arbeitsvorgänge und die

technische, logistische und informationstechnische Peripherie und deren Integration.

Die durch das heutige Marktumfeld vorherrschenden Turbulenzen bedürfen einer

strukturellen Wandlungsfähigkeit in Produktionsstätten, die über die zuvor genannte

Optimierung auf Maschinen und Einzelprozessebene hinausgehen.

Abbildung 2-5 stellt qualitativ den Bedarf an Veränderungsfähigkeit dar mit den

Komponenten Flexibilität, Reaktionsfähigkeit und Wandlungsfähigkeit als deren

Summe. In Abhängigkeit vom vorherrschenden Unternehmensumfeld und dem Grad

der Turbulenz besteht Bedarf flexibel, d.h. im Rahmen vorgeplanter Dimensionen zu

verändern. Handelt es sich um ein eher sicheres Unternehmensumfeld mit vorher

planbaren Veränderungsszenarien, so ist die Flexibilität der entscheidende Faktor

zur Abdeckung des Bedarfs an Veränderbarkeit.

Befindet sich das betrachtetet Unternehmen hingegen im turbulenten Umfeld, so sind

vorher geplante Veränderungsszenarien nur selten ausreichend, womit die

Reaktionsfähigkeit, d.h. die Anpassungsfähigkeit des Unternehmens über die

vorgedachten, vorgeplanten Dimensionen und Korridore hinweg von deutlich höherer

Bedeutung ist als die Flexibilität (vgl. [Hein-06], [Möll-08]).

Abbildung 2-5: Definition der Wandlungsfähigkeit (i n Anlehnung an [Rein-00, 3f])

turbulent indifferent sicher

niedrig

hoch

F, R, W qualitativ

Wandlungsfähigkeit(W=F+R)

Reaktionsfähigkeit(R)

Flexibilität(F)

Unternehmensumfeld

Flexibilität… ist die Möglichkeit zur Veränderung in vorgehaltenen Dimensionen und Szenarien

Reaktionsfähigkeit… ist ein Potential, um jenseits vorgedachter Dimensionen und Korridore agieren zu können

Wandlungsfähigkeit… ist ein Maß für die Fähigkeit eines Unternehmens, sich an ein turbulentes Umfeld zu adaptieren

+

=

Bed

arfa

n V

erän

deru

ngsf

ähig

keit

Grundlagen

25

Neben der grundsätzlichen Fähigkeit zum Wandel der betroffenen Unternehmen und

Fabriken sind die Geschwindigkeit und der Aufwand, mit denen Veränderungen

realisiert werden können, von grundlegender Bedeutung. Erst nach der Veränderung

wird die Fabrik wieder unter betriebswirtschaftlich optimierten Bedingungen arbeiten.

Systeme gelten als wandlungsfähig , wenn sie über Prozess-, Struktur- und

Verhaltensvariabilität verfügen, die gezielt eingesetzt werden kann. Durch

kontinuierliche Adaption der Unternehmensstrukturen, bei vertretbarem Aufwand,

gelingt es, signifikante Effizienzverbesserungen zu erzielen. „Die

Wandlungsfähigkeit eines produzierenden Unternehmens ist ein entscheidender

Faktor für dessen Erfolg im turbulenten Umfeld.“ [West-00]

Im späteren Teil dieser Arbeit erfolgt der betriebswirtschaftliche Nachweis, unter

welchen speziellen Bedingungen die zuvor postulierte These und auch in der

Literatur vorzufindende Aussage [West-09, Günt-10] für das Airline Catering und

wandelbare , modulare Materialflusstechnik im Airline Catering gilt.

Dazu erfolgt im nächsten Kapitel zunächst eine Erläuterung der erforderlichen

Merkmale wandelbarer Materialflusstechnik .

2.1.6 Wandelbarkeit von Materialflusssystemen/Förde rtechnik

Wie bereits an früherer Stelle erläutert, liegt der Fokus der vorliegenden Arbeit auf

der Wandelbarkeit von Materialflusssystemen . Insofern gilt es, die zuvor

beschriebenen Merkmale wandelbarer Produktionssysteme und Fabriken auf

Materialflusssysteme zu übertragen.

Es wurden dazu folgende erforderliche Anforderungen an die Materialflusstechnik

erarbeitet [Hand-01, Günt-02, Günt-03, Hein-06, Wilk-06]:

� Durchsatzflexibilität:

Bedarfsabhängig muss die Möglichkeit zur Steigerung und Senkung der

Durchsatzmenge bestehen. Als Beispiel im Flughafenumfeld sind

Spitzenlastphasen, wie etwa Montagmorgen oder Freitagabend im

Wochenverlauf zu nennen oder aber auf Jahressicht Urlaubszeiten, in denen ein

höheres Charterflugaufkommen und folglich höherer Transportleistungen

erforderlich werden. Mögliche Lösungen hierfür könnten z. B. alternative

Wegstrecken, zusätzliche Transportfahrzeuge oder eine Erhöhung der

Fördergüter je Fördermittel sein.

Grundlagen

26

� Fördergutflexibilität

Beschreibt die Fähigkeit, ein Spektrum von Gütern mit unterschiedlichen

physischen Eigenschaften wie Gewicht und Abmessungen transportieren zu

können.

� Layoutflexibilität

Im Idealfall sollte jeder Ort des Betriebes bzw. der Fabrik mithilfe des

Materialflusssystems erreicht werden können. Wenn dieses nicht der Fall ist,

muss zumindest eine schnelle Anpassung an veränderte Materialflusswege

möglich sein.

Analog zu den Erläuterungen in den vorherigen Kapiteln gilt auch für die Flexibilität

des Materialflusssystems, dass es sowohl technisch als auch wirtschaftlich nicht

machbar sein wird, sämtliche Kriterien bereits in der ersten Baustufe oder der

primären Investition zu 100 % zu erfüllen. Die Flexibilitätsmerkmale der

Materialflusstechnik werden in der ersten Stufe zu einem bestimmten Grad

abgedeckt, mit dem auf die Schwankungen des operativen Betriebes reagiert werden

kann (z. B. Auftragsmengenschwankungen, Auftragsspektrum etc.). Die Flexibilität

wird dann als operative Flexibilität bezeichnet.

Um auch weiter reichenden Schwankungen gerecht zu werden, bedarf es zweier

weiterer Merkmale, die eine Anpassung der Anlage möglich machen. Dabei handelt

es sich um:

� Erweiterungsfähigkeit:

Unter Erweiterungsfähigkeit wird der Ausbau eines bestehenden

Materialflusssystems durch Hinzufügen von systemeigenen Bauteilen und

Transportfahrzeugen verstanden. Hiermit wird sowohl die Erschließung neuer

Hallenbereiche als auch die Ergänzung von weiteren Übergabestationen

innerhalb der bereits erschlossenen Hallenfläche beschrieben.

� Integrationsfähigkeit

Integrationsfähigkeit ist eine zwingend erforderliche Anforderung wandelbarer

Materialflusssysteme . Als Ergänzung zur Erweiterungsfähigkeit benötigen

wandelbare Systeme die Eigenschaft, auch verschiedenartige Systeme

integrieren zu können. Für die Einbindung sowohl anderer Materialflusssysteme

als auch weiterer Hersteller bedarf es einer offenen, standardisierten,

Grundlagen

27

mechanischen, energetischen und steuerungstechnischen Schnittstelle. Diese

wird auch als standardisierte mechatronische Schnittstelle bezeichnet. Die

Integrationsfähigkeit im Kontext „Wandelbarkeit“ beschreibt somit nicht nur die

Fähigkeit, Materialflusssysteme auf der steuerungstechnischen Seite in Leit- und

PPS-Systeme zu integrieren, sondern auch die Eigenschaft, technische und

steuerungstechnische Verbindungen mit Materialflusssystemen einzugehen

[Hand-01].

Wenn ein Materialflusssystem über Erweiterungsfähigkeit und Integrationsfähigkeit

verfügt, so ist es in der Lage, auch auf nicht geplante Änderungen zu reagieren.

Somit kann das System als reaktionsfähig eingestuft werden. Es ist auch bei

Ausschöpfung der operativen Flexibilität in der Lage, auf weitreichende

Veränderungen zu reagieren.

Die folgende Abbildung veranschaulicht beispielhaft die Bewertung der

Wandelbarkeit eines Materialflusssystems und zeigt untere und obere Grenzen auf.

Von Heinecker wurden entsprechende Bewertungen für unterschiedliche Systeme

durchgeführt und die Wandelbarkeitspotentiale ermittelt [Hein-06].

Grundlagen

28

Abbildung 2-6: Beurteilung Wandelbarkeit eines Mate rialflusssystems [Wilk-06]

Bei Darstellung der Flexibilität eines Materialflusssystems in einem

dreidimensionalen Koordinatensystem mit den Achsen Layout-, Fördergut- und

Durchsatzflexibilität entsteht eine Bewertung der Flexibilität als Dreiecksfläche

ausgedrückt. Die untere Grenze stellt die Mindestanforderung an die Wandelbarkeit

dar. Wenn man die vorliegende Flexibilität eines Materialflusssystems aufträgt, so

ergibt dieses die operative Flexibilität. Durch die Eigenschaften „Erweiterbarkeit und

Integrationsfähigkeit“ ergibt sich die strategische Wandelbarkeit eines

Materialflusssystems . Demgegenüber steht die maximale Wandelbarkeit als

Obergrenze mit eigentlich nur theoretisch erreichbaren Werten von 1,0 bzw. 100 %

als Maximum und somit maximaler Fläche des Dreiecks im dreidimensionalen

Koordinatensystem.

1

11

Mindestanforderungan Wandelbarkeit des Materialflusssystems

FördergutflexibilitätLayoutflexibilität

Durchsatzflexibilität

strategischeWandelbarkeit einesMaterialflusssystems

theoretische maximaleWandelbarkeit

operative Flexibilitäteines exemplarischenMaterialflusssystems

Erweiterungs- und Integrationsfähigkeit

Grundlagen

29

Der dargestellte Ansatz ist als qualitativ-quantitative Mischform der Bewertung zu

verstehen. Er liefert eine Basis für den Vergleich von Materialflusssystemen und

Varianten [Zäh-03]. Es ist sowohl eine qualitative Überprüfung der Erfüllung der

Mindestanforderungen an Wandelbarkeit möglich als auch eine Visualisierung

möglicher Defizite, so dass z. B. fehlende Durchsatzflexibilität einer Variante deutlich

wird und Überlegungen zur Steigerung getroffen werden können.

2.1.7 Bewertungsansätze für die Wandelbarkeit

In der Literatur existieren verschiedene Ansätze und Verfahren zur Bewertung der

Wandelbarkeit von Produktionssystemen und vereinzelt auch von

Materialflusssystemen. Aufgrund der Einordnung der vorliegenden Arbeit in das Feld

der Fabrikplanung und speziell der technischen Logistik (auch Intralogistik, gemäß

dem VDI, siehe www.vdi.de/technik/fachthemen/produktion-und-logistik/fachberei-

che/technische-logistik/, Stand 21.04.2014), die alle Arten von Fördertechnik, wie die

hier im Fokus stehenden EHB abdeckt, stammen die beschriebenen Arbeiten

ebenfalls aus diesen Fachgebieten. Sie sind im deutschen Sprachraum entstanden

und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Es sollten aber die wesentlichen

Arbeiten in diesem Themengebiet zur Bewertung der Wandlungsfähigkeit abgedeckt

sein. Im Folgenden ist eine Kurzzusammenfassung dieser Bewertungsansätze in

chronologischer Reihenfolge zu finden:

� Auf Basis der Arbeiten von Hartmann [Hart-95] entwickelte Förster [Förs-99] eine

Bewertungsmethodik zur Wandlungsfähigkeit von Organisationseinheiten. Dabei

wird der Zustand eines Produktionsbereiches anhand der vorhandenen

Ressourcen, der geltenden Randbedingungen und der bestehenden Ziele

ausgemacht. Durch einen Soll-Ist-Vergleich werden erforderliche

Anpassungsmaßnahmen definiert. Als Maß für die Wandlungsfähigkeit dient das

Verhältnis von erforderlicher Zeit für die Anpassung gegenüber der verfügbaren

Zeit. Diese Methodik ist als mehr oder weniger selbsterklärend bzw. leicht

erlernbar, gut zu veranschaulichen und erweiterungsfähig zu bewerten.

Schwachpunkte sind die isolierte Betrachtung von Veränderungen, die fehlende

Betrachtung sich ggf. beeinträchtigender Anpassungsprozesse und das

Auslassen der monetären Bewertung von Veränderungen. Es wird keine

Verbindung von Veränderungszeiten und möglichen Kosten aufgezeigt.

� Kern der Arbeit über die Bewertung und Gestaltung wandlungsfähiger

Produktionsstrukturen von Dohms [Dohm-01] ist ein Kennzahlensystem aus dem

Grundlagen

30

Controlling, mit dem die Effizienz bestehender wandlungsfähiger

Produktionssysteme bewertet werden kann. Es dient zur Information, in welchen

Situationen bzw. bei welchen Entwicklungen strukturelle Anpassungen

anzustreben sind. Die Arbeit beinhaltet nicht den Vergleich von unterschiedlichen

Varianten oder die planerische Definition des richtigen Grades der

Wandlungsfähigkeit.

� Bei Dürrschmidt [Dürr-01] stehen die Planung und der Betrieb wandlungsfähiger

Logistiksysteme in der variantenreichen Serienproduktion im Fokus. Dürrschmidt

trennt, wie in Abbildung 2-5 veranschaulicht, zwischen Flexibilität und

Reaktionsfähigkeit. Er stellt die kritisch zu bewertende These auf, dass die

Reaktionsfähigkeit als Anpassungsfähigkeit auf ungeplante Entwicklungen nicht

planbar und auch nicht bewertbar sei. Er begründet, dass für die Planung

Informationen über die Umwelt, den Zustand des Systems und infrage

kommender Zielszenarien erforderlich sind. Reaktionsfähigkeit sieht er aber im

Kontrast dazu als völlig ungerichtete Systemeigenschaft. Diese These steht im

Widerspruch zu dem unter 3 und bei Heinecker [Hein-06] erläuterten Konzept der

modularen, wandelbaren Materialflusstechnik.

� Hernández [Hern-03] nimmt in seiner Arbeit eine Systematisierung der

Wandlungsfähigkeit in der Fabrikplanung vor. Dieses beinhaltet auch die

Bewertung von Alternativen. Auf Basis von Systematisierung und Visualisierung

erfolgt ein qualitatives Vorgehen zur Unterstützung von Planung und Gestaltung.

Mithilfe des gebildeten Modells werden Szenarien und die daraus resultierenden

Anforderungen an die Wandelbarkeit gebildet und einzelne Gestaltungsobjekte

hinsichtlich ihrer Fähigkeit bewertet. Aus der Arbeit gehen Erkenntnisse hervor,

wie mit der Szenariotechnik zukünftige Anforderungen an Produktionssysteme

abgeleitet werden können. Kritisch zu sehen ist bei der Arbeit, dass keine

Unterscheidung der Eintrittswahrscheinlichkeit von Szenarien erfolgt.

Insbesondere die Verwendung der Szenariotechnik macht die Arbeit von

Hernández zu einer wertvollen Grundlage für die hier vorliegende Arbeit.

� Durch Schuh wurden mehrere Veröffentlichungen zur Bewertung der Flexibilität

von Produktionssystemen verfasst. Im Rahmen des Forschungsprojekts „Modular

Plant Architecture“ wurde durch Ansätze zur Modularisierung der

Produktionsstruktur ein Beitrag zur Steigerung der Wandlungsfähigkeit geleistet.

Es wird ein Kennzahlensystem zur Verfügung gestellt, mit dem sich

Grundlagen

31

Produktänderungs-, Varianten- und Stückzahlflexibilität von Produktionssystemen

bewerten lassen [Schu-04a, Schu-04b].

� In der Arbeit von Vielhaber [Viel-04] wird ein Wandlungsfähigkeitsindex gebildet

als Ergebnis von Zeit und Kosten für erforderliche Anpassungsmaßnahmen. Der

Autor selbst verweist auf die fehlende Gewichtung der Wandlungszeiten. Als

Optimierung der Methode wird eine dynamische Wirtschaftlichkeitsrechnung

vorgeschlagen, die zeitpunktgerecht Zahlungen, Veränderungen der

Systemleistung und Anpassungskosten berücksichtigen sollte.

� Die Arbeit von Heinecker [Hein-06] hat große Bedeutung für die hier vorliegende

Arbeit und Problemstellung. Es wird speziell für wandelbare Materialflusssysteme

ein Bewertungsansatz entwickelt. Analog zur Nutzwertanalyse erfolgt eine

Punktebewertung zur Messung des Erfüllungsgrades für Layout-, Durchsatz- und

Fördergutflexibilität. Der Ansatz von Heinecker bewertet, ob die geforderten

Flexibilitätskriterien durch Erweiterung und Integration erfüllt werden, es wird

jedoch keine wirtschaftliche Bewertung vorgenommen. Hierzu wird auf andere

bestehende Arbeiten verwiesen [Schu-05, Wien-05, Zäh-05]. Wichtig für die

weitere Arbeit sind die durch Heinecker dargestellte Modularisierung, die

Fokussierung seiner Arbeit auf die Fördertechnik/Materialflusssysteme und auch

der qualitative Grad der Veränderungsfähigkeit, wie er für unterschiedliche

Fördersysteme beschrieben wurde.

� Die Arbeit von Heger [Hege-07] baut auf den Erkenntnissen von Hernández auf

und hat die Beschreibung des Vorgehens zur Bewertung der Wandlungsfähigkeit

von Fabrikobjekten zum Ziel. Es erfolgt eine Verbindung von

Wirtschaftlichkeitsanalyse und einer als Wandlungspotenzialwertanalyse

bezeichneten Untersuchung. Darin werden alle Fabrikobjekte hinsichtlich ihrer

Erfüllung allgemeiner Gestaltungsprinzipien, wie z. B. Neutralität, Universalität

usw. bewertet. Dafür werden konkrete technische Merkmale und

Zielerreichungskriterien aufgezeigt. Für die Wirtschaftlichkeitsanalyse wird ein

Kapitalwertverfahren und Erwartungswerte für unsichere Wandlungshäufigkeiten

eingesetzt. Auf diese Vorgehensweise wird auch unter Kapitel 2.2.1 noch näher

eingegangen werden. Hegers Ansatz liegt weniger in der Berechnung monetärer

absoluter Größen zur Bewertung als vielmehr in einer umfangreichen

Spezifizierung von technischen Merkmalen der Wandlungsfähigkeit von

Fabrikobjekten. Aufgrund der vermutlich in allen Unternehmen verbreiteten

Grundlagen

32

Kapitalwertmethode sind die Ansätze von Heger verhältnismäßig gut integrierbar

und sollten auf Akzeptanz stoßen.

� Das von Möller [Möll-08] dargestellte Modell hat die Bewertung und Findung des

richtigen Wandlungsfähigkeitsgrades zum Inhalt. Auf Basis der aus der

Finanztheorie entliehenen Realoptionstheorie, der Lebenszyklusbewertung und

Aspekten der Fabrikplanung wird ein Bewertungsmodell aufgebaut und in das

Tool PlantCalc umgesetzt. Grundlage ist ein stufenübergreifendes, skalierbares

und bewertungsorientiertes Modell für die Produktion, das insbesondere die

Unsicherheiten fokussiert und ein lebenszyklusorientiertes, hierarchisches

Kostenmodell definiert. Aufgrund der Relativbewertung von Handlungsoptionen

dient die Methode mehr der Implementierung der alternativen Optionsbewertung

im Fabrikplanungsprozess als der korrekten Kalkulation des Kalkulationszinses.

Die Methode erfordert eine sehr umfangreiche Explizierung und Formalisierung

des technischen und wirtschaftlichen Verhaltens zum Aufbau des Modells bzw.

der Datenaufbereitung. Prämisse der Methode ist, dass die Lösungsalternativen

und technischen Konzepte bereits vorliegen. D. h., es wird nicht auf die

vorhergehende Systementwicklung oder frühe Grobplanung eingegangen.

� In dem von Günthner und ten Hompel herausgegebenen Werk „Internet der

Dinge“ [Günt-10] erfolgt eine Zusammenfassung der Arbeiten aus dem

Forschungsprojekt „Internet der Dinge – Wandelbare Echtzeit-Logistiksysteme auf

Basis intelligenter Agenten für den produktionsnahen Bereich“, das ab 2006 von

verschiedenen Forschungseinrichtungen und Industriepartnern bearbeitet wurde.

Hierbei wurde nach Vorbild des Internets eine Systemarchitektur entwickelt, die

sich durch dezentralisierte Modularisierung auszeichnet und als solche hoch-

flexibel ist. Das Buch beschreibt aktuelle Innovationen und technologische

Gegebenheiten als Basis für das „Internet der Dinge“ und erläutert

architektonische Konzepte wie die Modularisierung,

Kommunikationsschnittstellen, Steuerungsstrategien und notwendige

Softwaretools. Darüber hinaus werden Vor- und Nachteile des Konzepts über den

gesamten Lebenszyklus von Materialflusstechniksystemen beschrieben.

Weiterhin werden die an Versuchsanlagen gewonnenen Erkenntnisse von der

Engineering- über die Nutzungs- bis hin zur Umbauphase beschrieben und hier

sehr ausführlich auf die Wandelbarkeit eingegangen. Eine wirtschaftliche

Bewertung erfolgt aber nur qualitativ und in Form von Erfahrungen aus der

Grundlagen

33

Projektarbeit im Rahmen des Forschungsprojekts. Das Werk ist von größter

Bedeutung für die vorliegende Arbeit, weil das technische Konzept und die

gewählte Steuerungsarchitektur als Basis verwendet werden soll für das Konzept

wirtschaftlicher, wandelbarer Materialflusssysteme in Airline Catering Betrieben.

Insofern erfolgt eine nähere Beschreibung des Konzepts „Internet der Dinge in

der Intralogistik“ in Kapitel 3.2.2 Steuerungs- und Automatisierungstechnik –

„Internet der Dinge“ und in Kapitel 6.2.2 Steuerungs- und

Kommunikationstechnik.

� In der von Nopper verfassten Dissertation [Nopp-11] wird eine Methodik zur

Quantifizierung von Effizienzgewinnen durch Wandelbarkeit bei

Materialflusssystemen in der Intralogistik beschrieben. Noppers Arbeit widmet

sich selbstorganisierten Materialflusssystemen mit autonomer Steuerung nach

dem Konzept „Internet der Dinge“. Mit einer durchgängigen mathematischen

Formulierung werden die Sachzusammenhänge beschrieben, um diese mit Hilfe

von Operations-Research-Werkzeugen und im Speziellen dem Bellman´schen

Optimalitätsprinzip dynamisch zu optimieren bzw. einfache Zusammenhänge und

Eigenschaften geschlossen, ohne dynamische Optimierung, herzuleiten. Dazu

wird ein Sachzusammenhang zwischen einem Wandlungsbedarf aufgrund

geänderter Umweltbedingungen und der Wandelbarkeit des Systems hergestellt.

Durch den verwendeten Optimierungsansatz werden Systemanpassungen

modelliert und eine konventionelle, hierarchische Materialflusssteuerung den

Ausführungen gemäß dem Konzept „Internet der Dinge“ in zwei unterschiedlichen

Ausprägungsformen gegenübergestellt. Als Maßgröße für den Vergleich wird der

Net Present Value oder Kapitalwert auf Basis von Investitionskosten,

Betriebskosten und Überlastungskosten über den Lebenszyklus ermittelt. Die

dynamische Optimierung erfolgt in der Form, dass der maximale Kapitalwert

angestrebt wird, wobei die gesteigerte Wandelbarkeit aufgrund des gut

wandelbaren Konzepts „Internet der Dinge“ zu mehreren kleinteiligen

Wandlungsschritten führt.

Im Rahmen des Praxisbeispiels setzt sich Nopper, so wie auch die vorliegende

Arbeit, mit der Luftfahrtindustrie auseinander. Nopper betrachtet

Gepäcksortieranlagen an Verkehrsflughäfen. Die Arbeit zielt im Wesentlichen auf

die Umfänge der Steuerung und im Speziellen auf Merkmale wie die Ausstattung

der zukünftig selbststeuernden Transportgüter mit RFID-Tags ab. So werden

Grundlagen

34

praktisch keine Einflüsse der angestrebten Wandelbarkeit auf die Mechanik oder

auch die Gebäudeausführung quantitativ betrachtet. Weiterhin kommt Nopper bei

der Betrachtung des Anwendungsbeispiels der Gepäckförderanlagen zu dem

Schluss, dass die Wandelbarkeit im Wesentlichen auf die Durchsatzänderung

der Gepäckförderanlage zu reduzieren ist.

Nopper weist in seiner Zusammenfassung darauf hin, dass das vorliegende

Ergebnis noch umfangreicher mathematischer Vorkenntnisse zur Anwendung

bedarf, aber gut in ein für größere Anwenderkreise geeignetes Softwaretool

überführt werden könnte. Nopper kommt zu dem Ergebnis, dass für den

untersuchten Anwendungsfall das Konzept „Internet der Dinge“ die

wirtschaftlichere Ausführung für das Steuerungskonzept ist. Nopper zeigt in

seinem Ausblick eine mögliche Verknüpfung seiner Methodik mit der Monte-

Carlo-Simulation und der Szenariotechnik auf, wie sie in dieser Arbeit an späterer

Stelle aufgegriffen werden.

2.2 Bewertungsverfahren für Investitionen

Unter Bewertung versteht man die Einschätzung des Wertes und der Bedeutung

eines Sachverhaltes oder Objektes. Ein verwandter Begriff ist die Evaluation.

Bewertungsverfahren strukturieren die Bewertung und liefern Informationen über das

zu bewertende Objekt, so dass der Entscheider alternative Objekte vergleichen kann

oder die Güte eines einzelnen Objektes evaluieren kann.

In unserem Wirtschaftssystem gilt nach allgemeiner Auffassung, dass das wichtigste

Bewertungskriterium für ein Objekt dessen Wirtschaftlichkeit ist [Baue-96]. Die

Wirtschaftlichkeit wird dabei als Quotient von monetärem Ergebnis und monetärem

Mitteleinsatz gemessen. Als Bewertungsgrößen stellt die Betriebswirtschaftslehre

diverse Kennzahlen zur Verfügung, die in den verschieden Disziplinen des

Controllings und Rechnungswesens zum Einsatz kommen. Darunter fallende

Bewertungsgrößen für das monetäre Ergebnis sind z. B. Erlöse, Erträge, Gewinne,

Einzahlungen und Einnahmen. Diese werden dividiert durch monetäre

Bewertungsgrößen für den Mitteleinsatz, wie etwa Kosten, Aufwände, Verlust,

Auszahlungen und Ausgaben [Brie-02].

In der Betriebswirtschaftslehre und insbesondere in der Investitionsrechnung und

Finanzwirtschaft werden hierzu verschiedene Verfahren zur Verfügung gestellt. In

diesem Abschnitt der Arbeit (Kapitel 2.2) erfolgt eine Erläuterung der grundsätzlich

Grundlagen

35

zur Verfügung stehenden und infrage kommenden Verfahren für die Bewertung der

Wirtschaftlichkeit wandelbarer Materialflusssysteme im Airline Catering. Es werden

die Vor- und Nachteile der jeweiligen Verfahren herausgestellt.

Die Verfahren der Investitionsrechnung können, wie in der folgenden Abbildung

dargestellt, unterschieden werden:

Merkmal Ausprägungen

(Un-)Sicherheit Sicherheit Unsicherheit

Risiko Ungewissheit Unwissen

Alternativen Einzelentscheidung Programmentscheidung

Ziele Ein Ziel Zielbündel

Zeit statisch

dynamisch

einstufig mehrstufig

starr flexibel

Abbildung 2-7: Merkmale von Investitionsrechenverfa hren (in Anlehnung an [Götz-05])

In den folgenden Abschnitten werden die zu den jeweiligen Merkmalen zugehörigen

Verfahren erläutert. Hierbei werden zunächst in Kapitel 2.2.1 die statischen

Verfahren (Zeit) erläutert und dann unter 2.2.2 die dynamischen Verfahren. Bei den

dynamischen Verfahren wird auf das Merkmal „Sicherheit“ eingegangen und

aufgezeigt, welche Methoden bestehen, um das Merkmal der Unsicherheit mit zu

berücksichtigen. Die Erläuterungen zu den Verfahren bei Unsicherheit befinden sich

unter Abschnitt 2.2.4. Im Abschnitt 2.2.3 wird noch einmal auf das Merkmal „Zeit“ im

Sinne einer Gesamtlebensdauer-Betrachtung eingegangen. Hierzu wird das Life-

Cycle-Costing erläutert.

2.2.1 Statische Verfahren der Investitionsrechnung

Bei den relativ einfach anwendbaren statischen Verfahren wird mit

Durchschnittswerten für monetäre Größen gerechnet. Sie betrachten eine Periode

lediglich als ganzen Zeitabschnitt. Es werden keine Einzeldaten aus Nettozahlungen

Grundlagen

36

und Anfangsauszahlung verwendet. Dadurch wird der Datenerhebungsaufwand

gering gehalten und der Rechenaufwand begrenzt. Bei der betrachteten Periode

handelt es sich entweder um eine repräsentative Periode des Lebenszyklus oder um

eine hypothetische Durchschnittsperiode [Götz-05], [Sest-03].

Ausprägungen der statischen Investitionsrechnung sind z. B. die folgenden

Verfahren:

� Kostenvergleichsrechnung

Dient dem Vergleich mehrerer Investitionsalternativen. Hierbei werden die

Gesamtkosten der Alternativen ermittelt und gegenübergestellt, so dass die

kostengünstigste ermittelt werden kann.

� Gewinnvergleichsrechnung

Basiert, wie die Kostenvergleichsrechnung auch, auf dem Vergleich mehrerer

Investitionsalternativen. Ergänzend werden bei der Gewinnvergleichsrechnung

die Erlöse mit einbezogen, was ein umfangreicheres Ergebnis erlaubt. Hierbei

wird der Gewinn der Alternativen ermittelt und die gewinnmaximale Alternative

ermittelt.

� Rentabilitätsrechnung

Sie ergänzt die Gewinnvergleichsrechnung um das eingesetzte Kapital. Es kann

als Bezugsgröße der Kapitaleinsatz zu Beginn der Investition genommen werden

(ohne Abschreibungen). Üblicher ist die Berechnung mit dem durchschnittlich

eingesetzten Kapital (mit Abschreibungen). Andere Bezeichnungen für die

Rentabilitätsrechnung sind Rentabilitätsvergleich, Renditemethode oder Return

on Investment (ROI).

� Amortisationsrechnung

Die Amortisationsrechnung dient der Ermittlung der Kapitalbindungsdauer einer

Investition. Es wird die Rückflussdauer einer Investition bis zur vollständigen

Refinanzierung der Investition berechnet. Diese wird als Amortisationszeit

bezeichnet. Gelegentlich wird die Amortisationsrechnung auch als Pay-Off-

Methode nach dem englischen Begriff (pay-off = amortisieren) bezeichnet.

� MAPI-Methode

Sie stellt eine Weiterentwicklung der statischen Rentabilitätsrechnung dar und

dient zur Lösung von Ersatz- und Rationalisierungsentscheidungen. Sie wurde

von Terborgh am „Machinery and Allied Products Institute“ (MAPI) entwickelt.

Grundlagen

37

Bei stark unterschiedlichen Zahlungsstrukturen kann eine Durchschnittsbetrachtung

jedoch nur Näherungswerte liefern. Da ein wesentliches Merkmal der Wandlung von

Materialflusstechnik in den Realisierungs- und folglich Zahlungszeitpunkten liegt,

sind die statischen Verfahren für die hier vorliegende Aufgabenstellung zur

Beurteilung der Wirtschaftlichkeit wandelbarer Materialflusstechnik nicht ausreichend

und können höchstens als Indikation dienen.

2.2.2 Dynamische Verfahren der Investitionsrechnung

Das wesentliche Unterscheidungsmerkmal der dynamischen Verfahren gegenüber

den zuvor erläuterten statischen Verfahren der Investitionsrechnung ist die explizite

Berücksichtigung von mehreren Perioden. Die betrachteten Investitionsobjekte

werden durch Ein- und Auszahlungen zu definierten Zeitpunkten im Lebenszyklus

beschrieben. Ein- und Auszahlungen erfolgen an diskreten Zeitpunkten [Götz-05].

Zweifelsohne besitzt die Kapitalwertmethode als Standardverfahren der

Investitionsrechnung die größte Verbreitung in der Industrie [Brie-02], [Cope-00].

Der Kapitalwert (engl. Net-Present-Value) berechnet sich als Summe der auf die

Gegenwart abgezinsten Zahlungen, dem sog. Barwert (engl. Present Value),

zuzüglich der Investitionsausgabe [Wöhe-08]. Rückflüsse in das Unternehmen

werden als positive Beträge ausgewiesen, Abflüsse mit negativem Vorzeichen:

∑= +

+=T

tt

ts i

CFINPV

10 )1(

(Gl. 2-1)

SNPV Kapitalwert (Net Present Value) bei sicheren Zahlungen

tCF Aus der Investition resultierende Zahlungsströme (Cash Flows) in Periode t

tCF = Einnahmen zum Zeitpunkt t – Ausgaben zum Zeitpunkt t

i Kalkulationszins (Diskontierungsfaktor)

0I Investitionszahlung in t = 0

T Lebensdauer der Investition bzw. Betrachtungszeitraum

Mit dem Kapitalwert steht sowohl eine Entscheidungshilfe zur Verfügung, ob eine

Investition wirtschaftlich ist (absolute Vorteilhaftigkeit) als auch eine Hilfe, welches

Objekt realisiert werden sollte (relative Vorteilhaftigkeit). Bei einem Kapitalwert

größer Null ist ein Investitionsobjekt absolut vorteilhaft. Wenn der Kapitalwert höher

ist als der des zu vergleichenden Objekts, so spricht man von relativer

Grundlagen

38

Vorteilhaftigkeit. Die Kapitalwertmethode ist die Basis für die Annuitätenmethode, die

dynamische Amortisationsrechnung und auch die interne Zinssatz-Methode [Oste-

99]. Alle vier Verfahren basieren auf der Prämisse des vollkommenen Kapitalmarkts,

wonach ein Kalkulationszinssatz vorliegt, zu dem Finanzmittel in beliebiger Höhe

sowohl angelegt als auch aufgenommen werden können [Götz-05].

Im Gegensatz dazu gehen die Methoden „Vermögensendwert-Methode“,

„Sollzinssatz-Methode“ und „Methode der vollständigen Finanzpläne“ von

unterschiedlichen Zinssätzen für Soll- (Aufnahme) und Habenzinsen (Anlage) aus.

Es wird dadurch eine höhere Realitätsnähe erreicht [Götz-05]. Der Rechenaufwand

bei der Vermögensendwertmethode und der aus ihr ableitbaren Sollzinssatzmethode

ist nur geringfügig höher als bei den zuvor geschilderten Methoden mit Prämisse

eines vollkommenen Kapitalmarkts. Die Methode der vollständigen Finanzpläne

hingegen erfordert einen deutlich höheren Aufwand, bietet jedoch auch eine höhere

Ergebnisqualität. Hierbei werden alle ein Investitionsvorhaben betreffenden

Zahlungsreihen inkl. der Finanzmittelaufnahme und -anlage in tabellarischer Form

betrachtet [Götz-05].

Zusammenfassend lässt sich für die in diesem Abschnitt beschriebenen

dynamischen Verfahren der Investitionsrechnung mit sicheren Erwartungen

festhalten, dass eine höhere Ergebnisqualität über die Vermögensendwert-,

Sollzinssatzmethode und Methode der vollständigen Finanzpläne erreicht werden.

Aufgrund der relativ geringen Verbreitung dieser Methoden und der im Gegensatz

dazu hohen Verbreitung der Kapitalwertmethode und ihrer Derivate, erscheint der

Einsatz der Kapitalwertmethode zum Nachweis der Wirtschaftlichkeit von

wandelbarer Materialflusstechnik in Airline Catering Unternehmen als zweckmäßiger,

effizienter und transparenter. Somit wird bei Anwendung der Kapitalwertmethode

eine höhere Akzeptanz in Industrie- und Entscheiderkreisen erwartet. Im weiteren

Verlauf der vorliegenden Arbeit wird auf der Kapitalwertmethode aufgebaut.

2.2.3 Lebenszykluskostenrechnung

Bereits in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts wurde im militärischen

Umfeld erkannt, dass die reinen Akquisitionskosten für Ausrüstungsgegenstände nur

einen kleinen Teil der Gesamtaufwendungen ausmachen, die von der

Investitionsentscheidung beeinflusst werden. Folglich wurden Richtlinien formuliert,

die definieren, dass bei der Beschaffung von Ausrüstungen eine ganzheitliche

Ausgabenbewertung zu erfolgen hat, die alle Ausgaben über den gesamten

Grundlagen

39

Lebenszyklus der betroffenen Objekte berücksichtigt. D. h., es werden alle Ausgaben

von der Akquisition bis zur Verwertung nach Ausgliederung aus dem operativen

Dienst berücksichtigt (vgl. [Wood-97]). Neben diesem ursprünglichen

Verwendungszweck hat sich die zugrunde liegende Methodik ebenfalls und

insbesondere im Anlagenbau etabliert und wurde auf weitere Branchen übertragen

[Abel-06a], [Fürn-92]. Im Folgenden findet sich eine Erläuterung des Begriffs

Lebenszyklus und Lebenszykluskosten, wie er in dieser Arbeit verwendet wird und

eine Abgrenzung zu weiteren in diesem Kontext stehenden Begriffen.

Unter dem Lebenszyklus eines Objekts wird die Lebensdauer in verschiedene

Phasen unterteilt verstanden, wobei dafür verschiedene Perspektiven bestehen

[Ehrl-03], [Embl-03]:

� Perspektive des Kunden: Kauf, Nutzung, Unterstützung, Wartung und Entsorgung

� Perspektive der Produktion: Konzeption, Entwurf, Entwicklung, Produktion und

Logistik

� Perspektive des Marktes: Einführung, Wachstum, Sättigung und Rückgang

Lebenszykluskosten umfassen die Aufwendungen im Zusammenhang mit dem

betrachteten Objekt von seiner Konzeption und Fabrikation über die Nutzung bis zum

Ende der nutzbaren Lebenszeit, inklusive der nachgelagerten Verwertung und fassen

damit die gesamten Kosten zusammen, die ein System während seines Lebens

verursacht bzw. verursachen wird [Pfoh-02], [IEC-03].

Lebenszykluskostenrechnungen oder Lebenszyklusbetrachtungen bilden dabei keine

besondere Rechenmethodik, sondern eine systematisierte Betrachtung aller

anfallenden Kosten mit dem Ziel, die Gesamtkosten zu minimieren [Riez-96], [Pfoh-

02]. Anstelle des Begriffs „Lebenszykluskostenrechnung“ werden in der Literatur

auch die Begriffe „Lebenswegkosten“, „Life-Cycle-Costing“ (LCC) oder

„Lebenslaufkosten“ synonym verwendet [Biro-91].

Die Methode der Produktlebenszyklusrechnung ist jedoch von der

Lebenszykluskostenrechnung (LCC) abzugrenzen. Produktlebenszyklusrechnungen

berücksichtigen alle anfallenden Zahlungsströme (Ein- sowie Auszahlungen) im

Laufe des Lebenszyklus einer Produktgeneration und berücksichtigen somit auch die

sich ergebenden Erlöse und nicht nur die Kosten.

Bei der Produktlebenszyklusrechnung werden die zur Vermarktung einer

Produktgeneration gehörenden Phasen, wie etwa Marktuntersuchungen,

Grundlagen

40

Markteinführung, Marketing usw., berücksichtigt und der wirtschaftliche Erfolg dieser

Projekte bewertet [Pfoh-02]. Darüber hinaus können Nutzwertanalysen oder Life

Cycle Assessments die Life Cycle Cost-Rechnungen sinnvoll ergänzen, wenn neben

den quantitativ erfassbaren Kosten des Systems auch nicht monetäre Kriterien

(Nutzwertanalyse) oder die Auswirkungen auf die Umwelt (Life Cycle Assessment)

einbezogen werden sollen.

Aus Sicht des Unternehmens stellt ein Materialflusssystem oder ein

Produktionssystem im Allgemeinen ein Produkt bzw. Investitionsgut dar, das für die

Erstellung von Produkten (oder auch Leistungen) verwendet wird [Hild-02].

Problematisch ist in diesem Zusammenhang, mit Blick auf die

sachgüterproduzierende Industrie, dass die Längen der beiden Lebenszyklen

(Produkt und Produktionssystem) immer stärker divergieren [Wien-07]. Ein schneller

Modellwechsel und eine hohe Variantenanzahl verkürzen den Marktlebenszyklus,

wohingegen aus wirtschaftlicher Sicht eine lange Nutzungsdauer von Betriebsmitteln

erforderlich ist, um die Betriebsmittelkosten auf eine möglichst hohe Anzahl von

Produkten verrechnen zu können [Urba-05]. Unternehmen streben aus diesen

Gründen an, auch Folgemodelle eines Produkts auf denselben Betriebsmitteln zu

fertigen. Die folgende Grafik veranschaulicht die zunehmenden Divergenzen von

Gebäude, Technologien (Betriebsmittel) und Produkten.

Abbildung 2-8: Abhängigkeiten der Lebenszyklen von Produkten, Technologien und Gebäuden

(aus [Sche-04])

Ziel der Lebenszykluskostenrechnung ist es, bei der Bewertung von

Investitionsalternativen sämtliche Kosten, die innerhalb der Lebensdauer entstehen

und entstehen werden, zu berücksichtigen, um so eine weitsichtige Entscheidung zu

1

2

3

Lebensdauer1

2

3

Produktlebenszyklus

Technologielebenszyklus

Gebäudelebenszyklus

I. Bauzeit- und Einzelinvestition

Geb

rauc

hsw

ert/

verk

aufte

Men

ge

II. Physikalischeund moralischeWertminderung III. Moderni-

sierung IV. Sanierung

Grundlagen

41

unterstützen und ggf. schon bei der Akquisitionsentscheidung Einfluss auf

Folgekosten zu nehmen.

In diesem Zusammenhang fällt auch häufig der Begriff „Total Cost of Ownership“. Ins

Deutsche übersetzt sind darunter die Gesamtkosten in der Besitzphase zu

verstehen. Ziel der Total Cost of Ownership Betrachtungen ist der Nachweis der

Wirtschaftlichkeit des Betrachtungsobjektes/Investitionsobjektes über den gesamten

Besitzzeitraum [Barr-03] inklusive aller Folgekosten. Um eine einheitliche

Betrachtungsweise der Lebenszykluskosten zu erreichen, sind verschiedene

Normungen und Standardisierungen der jeweils zuständigen Verbände erarbeitet

worden, um z. B. in einer Angebotsphase für Anlagenkäufer und -lieferanten die

Lebenszykluskosten eindeutig berechnen zu können (vgl. [Baum-08], [DIN EN

60300-3-3], [VDMA 34160], [Geis-09]).

Alle Ansätze der Lebenszykluskostenrechnung basieren auf der Analyse von

Zahlungsströmen. Zur Berücksichtigung des Zeitpunktes der jeweiligen Zahlung

erfolgt eine Auf- oder Abzinsung zum Betrachtungszeitpunkt. Insofern basieren die

Methoden auf der Kapitalwertanalyse. Zur Berücksichtigung der Unsicherheit von in

der Zukunft liegenden Zahlungsströmen finden häufig Sensitivitätsanalysen

Anwendung. Die folgende Grafik veranschaulicht schematisch das vorliegende

Optimierungsproblem bei Konfiguration eines Systems bzw. einer Lösung unter

Berücksichtigung von Anfangskosten (Beschaffungskosten) und Folgekosten

(Besitzkosten). Zielsetzung bei der Konfiguration ist es, das Minimum der

Lebenszykluskosten zu identifizieren und die Anlage/Lösung entsprechend zu

gestalten.

Abbildung 2-9: Auswahl der wirtschaftlich optimalen Lösung unter Berücksichtigung der

Interdependenz Anfangs- und Folgekosten [Böni-97]

LösungskonfigurationOptimaleLösung

Life

Cyc

le C

ost

Life Cycle Cost

Anfangskosten(Beschaffungskosten)

Folgekosten (Besitzkosten)

Grundlagen

42

In der Literatur finden sich vereinzelt Empfehlungen, unter welchen

Rahmenbedingungen LCC trotz des höheren Aufwands gegenüber einfacheren

Verfahren vorzuziehen ist. So sieht Barringer [Barr-03] bei Überschreitung einer

Investitionsgrenze von 10.000 bis 25.000 US$ die Verwendung der LCC als sinnvoll

an. Emblesvåg [Embl-03] empfiehlt die Verwendung bei offenen Produkten oder

Systemen, die sich im Laufe der Zeit und mit ihrer Umwelt verändern (vgl. auch [Möll-

08]).

Für wandelbare Materialflusssysteme gilt bei Weitem eine Überschreitung der o. g.

Investitionssumme sowie die Veränderlichkeit im Laufe der Zeit und mit der Umwelt,

so dass eine Verwendung des LCC Ansatzes im Rahmen dieser Arbeit naheliegend

ist.

2.2.4 Investitionsrechnung bei unsicheren Erwartung en

Bei den in den vorherigen Abschnitten dargestellten Verfahren der

Investitionsrechnung handelt es sich um deterministische Modellrechnungen, d. h.,

die Inputgrößen für die Kalkulation gelten als sicher. Die Investitionsrealität sieht

jedoch anders aus, so dass die zu berücksichtigenden Inputgrößen als

Zahlungsflüsse (Einnahmen und Ausgaben), die Nutzungsdauer und der

Kalkulationszinsfuß i. d. R. nicht mit vollständiger Sicherheit prognostiziert werden

können und somit auch die Ergebnisgröße (Outputgröße) als Kapitalwert einer

Unsicherheit unterliegt. So sind für die Zukunft verschiedene Umweltzustände

denkbar, wie etwa Veränderung der Einzahlungen durch Konjunktureinflüsse oder

Veränderung der Auszahlungen durch Lohnkostenentwicklungen.

Für jede Kombination aus Umweltzuständen resultiert ein zugehöriger Kapitalwert.

Mit Zunahme der infrage kommenden Umweltzustände nimmt i. d. R. auch die

Bandbreite der resultierenden Kapitalwerte zu. Selbstverständlich kann es durch

kompensatorische Effekte auch zu Übereinstimmung der Kapitalwerte trotz

unterschiedlicher Umweltgrößen kommen [Wöhe-08].

In der Betriebswirtschaftslehre wird die dann vorliegende Situation mit verschiedenen

möglichen Umweltsituationen als Unsicherheit bezeichnet. Die BWL subsumiert unter

diesem Begriff Risiko, Ungewissheit und auch Unwissen. Wobei Risiko einen

Zustand beschreibt, in dem man die Eintrittswahrscheinlichkeit zukünftiger Ereignisse

schätzen kann oder kennt [Wöhe-08]. Ungewissheit im Gegensatz dazu beschreibt

die Situation, wenn mögliche Ausprägungen der Zukunft bekannt sind, jedoch keine

Grundlagen

43

Erkenntnisse über deren Eintrittswahrscheinlichkeit vorliegen. Im Zustand der

Unwissenheit (Unwissen) sind die Erkenntnisse noch weiter reduziert – die

möglichen Ausprägungen der Zukunft sind nicht vollständig bekannt. Als

Mindestvoraussetzung für die Anwendbarkeit von Investitionsrechenverfahren

müssen Zustände des Risikos oder der Ungewissheit vorliegen. Eine Anwendung der

Investitionsrechenverfahren bei Unwissenheit ist nicht möglich, weil Prognosen über

zukünftige Kosten oder Zahlungen (Input), auf denen diese Verfahren basieren, nur

für bekannte Zustände abgegeben oder hergeleitet werden können.

Durch Unsicherheit über die zukünftigen Umweltzustände kommt es zu mehrwertigen

Investitionsergebnissen. Man spricht in diesem Zusammenhang von stochastischen

Investitionsmodellen. Neben der bereits unter 2.2.2 dargestellten Kapitalwertmethode

finden unter Unsicherheit insbesondere die folgenden Verfahren Anwendung (vgl. u.

a. [Fran-04], [Wöhe-08], [Homm-99b], [Thue-01]).

Hierzu erfolgt nun eine Kurzdarstellung der folgenden Verfahren:

� Korrekturverfahren

� Sensitivitätsanalyse

� Risikoanalyse

� Risikoanalyse mit Monte-Carlo Simulation

� Entscheidungsbaumverfahren

� Realoptionsbewertung

Die genannten Verfahren sind in etwa nach ihrem Aufwand gegliedert. D. h., das

Korrekturverfahren stellt die einfachste Methode dar und portfoliotheoretische

Ansätze die mit dem größten Aufwand verbundene Methode. Proportional zum

eingesetzten Aufwand sind aber auch die mit dem jeweiligen Verfahren zu

erreichenden Erkenntnisse und Absicherungsmöglichkeiten der

Investitionsentscheidung [Wöhe-08].

Korrekturverfahren

Bei dem Korrekturverfahren handelt es sich um eine einfache Faustregel, nach der

zunächst für alle Inputgrößen ein zu erwartender Wert geschätzt wird. Im zweiten

Schritt erfolgt dann ein Sicherheits-Zu- bzw. Sicherheits-Abschlag für alle

Inputgrößen. Das Verfahren kann auch als Worst-Case-Szenario bezeichnet werden,

bei dem der mindestens zu erwartende Kapitalwert ermittelt wird. Somit stellt das

Grundlagen

44

Verfahren eine Absicherung gegen unrentable Investitionsentscheidungen dar, birgt

aber auf der anderen Seite auch das Risiko, lukrative Investitionsentscheidungen zu

pessimistisch zu bewerten. Es erfolgt keine Ursachenanalyse und es besteht die

Gefahr der Doppelberücksichtigung von Risiken über sich addierende Sicherheits-zu-

und -abschläge.

Das Verfahren zählt zu den heuristischen Planungsverfahren und ist eher für kleinere

Investitionsvorhaben gedacht, bei denen kein hoher Planungsaufwand zur

Risikoabsicherung aufgebracht werden soll. Somit ist es für die hier vorliegende

Aufgabenstellung zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit wandelbarer

Materialflusstechnik unter Unsicherheit eher nicht geeignet.

Sensitivitätsanalyse

Die Sensitivitätsanalyse stellt eine Ergänzung zu den in den Abschnitten 2.2.1 und

2.2.2 vorgestellten deterministischen Investitionsrechnungsverfahren dar. Es wird

dabei davon ausgegangen, dass die Inputgrößen des Modells um den für Sicherheit

geschätzten jeweiligen Inputwert schwanken können. Durch systematische Variation

der Inputgrößen soll erstens Aufschluss darüber gewonnen werden, welche

Inputgrößenvariation das Ergebnis besonders beeinflusst und vor allem negativ

beeinträchtigt. Zweitens soll der Toleranzbereich ermittelt werden, in dem bestimmte

Parameter schwanken dürfen, ohne den Vorteil der Investitionsentscheidung

umzukehren.

Für die erste Fragestellung werden die Werte von einer oder mehreren Inputgrößen

gesenkt und gesteigert [Krus-07]. Falls das Ergebnis dadurch nur geringfügig variiert,

kann die Unsicherheit bei der untersuchten Investitionsrechnung vernachlässigt

werden. Auffällige Schwankungen hingegen lassen Schlüsse über den Einfluss

einzelner Inputgrößen zu. Eine weitergehende Analyse dieser Inputgrößen

ermöglicht dem Investor ein Verständnis der Risikostruktur [Götz-05]. Gängig sind

sogenannte Worst-Case- und Best-Case-Betrachtungen, bei denen das aus Sicht

der Beteiligten optimistische Szenario von Inputgrößen und das pessimistische

Szenario zugrunde gelegt werden. Die Unsicherheit kann auf diesem Wege teilweise

beherrscht werden.

Mit der zweiten Betrachtung sollen die Grenzwerte für Inputgrößen ermittelt werden,

bei deren Überschreitung eine Wirtschaftlichkeit der Investition bzw. die

Grundlagen

45

wirtschaftliche Mindestanforderung (z. B. Amortisationszeit unter zwei Jahren) für

entsprechende Investitionen nicht mehr gegeben ist.

Auf Basis der Sensitivitätsanalyse erfolgt kein Variantenvergleich von

Investitionsalternativen, sie liefert aber Erkenntnisse über den Einfluss der

Unsicherheit der Umweltsituation auf die Investitionsentscheidung bei Variation

einzelner Inputgrößen [Hax-93], [Wöhe-08]. Insofern stellt sie einen guten Beitrag für

die hier vorliegende Fragestellung zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit von

wandelbarer Materialflusstechnik im turbulenten Airline Catering Umfeld (unsichere

Umwelt) dar und soll in Kapitel 7 Anwendung finden.

Risikoanalyse

Im Gegensatz zu der zuvor geschilderten Sensitivitätsanalyse, bei der der Fokus auf

den Inputfaktoren liegt, wird mit der Risikoanalyse die Risikostruktur der

Ergebnisgröße analysiert. Durch kombinierte Variation der Inputgrößen wird eine

Wahrscheinlichkeitsverteilung der Ergebnisgröße, die als Entscheidungsbasis

verwendet wird, ermittelt. Grundsätzlich stehen hierzu drei Verfahren zur Verfügung:

� Analytische Verfahren

� Vollenumeration

� Simulation

Bei der analytischen Berechnung kann nur eine kleine Anzahl an Inputgrößen

einbezogen werden [Buss-90]. Das praktische Anwendungsfeld der analytischen

Verfahren ist wegen ihrer zum Teil recht restriktiven Annahmen sehr beschränkt

[Wöhe-08]. Auf der anderen Seite ist der erforderliche Aufwand stark begrenzt.

Insbesondere das Argument des verhältnismäßig geringen Aufwands und die hohe

Transparenz der Vorgehensweise bewegen dazu, die analytische Risikobewertung

bei der weiteren Betrachtung mit einzubeziehen.

Die Vollenumeration soll im Folgenden anhand eines Beispiels beschrieben werden.

Das Beispiel basiert auf der Anwendung der unter Abschnitt 2.2.2 beschriebenen

Kapitalwertberechnung. Es fließen somit als Inputgrößen Einzahlungen,

Auszahlungen, Nutzungsdauer und Kalkulationszinsfuß ein. Ergebnisgröße ist der

Kapitalwert. Bei dem hier konstruierten Beispiel wird von fünf möglichen, zukünftigen

Umweltzuständen der Unternehmensumwelt ausgegangen. Dem Investor ist es

möglich, Eintrittswahrscheinlichkeiten für die verschiedenen Umweltzustände zu

benennen. Die Kalkulation des Kapitalwerts für die fünf denkbaren Umweltzustände

Grundlagen

46

liefert eine Wahrscheinlichkeitsverteilung. Somit liegt eine Information vor, mit

welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmter Kapitalwert zu erwarten ist. Die folgende

Tabelle zeigt eine exemplarische Wahrscheinlichkeitsverteilung des Kapitalwerts:

Abbildung 2-10: Exemplarische Wahrscheinlichkeitsve rteilung des Kapitalwerts

Aus einer solchen Wahrscheinlichkeitsverteilung lässt sich das Risikoprofil der

betrachteten Investitionsalternative ableiten. Es kann somit geschlussfolgert werden,

mit welcher Wahrscheinlichkeit mindestens ein definierter Kapitalwert erreicht wird.

Abbildung 2-11: Risikoprofil zur vorherigen exempla rische Wahrscheinlichkeitsverteilung

In dem vorliegenden Beispiel wird mit einer Wahrscheinlichkeit von 75 % ein nicht

negativer Kapitalwert erreicht. Die Wahrscheinlichkeit eines negativen Kapitalwerts

liegt bei 25 %, nämlich dann, wenn Umweltzustand 1 oder 2 eintreten. Die

Bewertung des Risikoprofils ist eine subjektive Einschätzung des Investors und kann

je nach Risikofreude oder -scheu zu unterschiedlichen Konsequenzen führen. Das

Risikoprofil stellt eine Entscheidungshilfe für die endgültig subjektive Entscheidung

dar.

Als Fortführung des bisherigen Beispiels zur Risikobetrachtung mit Vollenumeration

sollen nun noch Investitionsalternativen mit einbezogen werden. In der dargestellten

Tabelle sind die Kapitalwerte für die Alternativen A, B und C berechnet bei den

bereits eingeführten fünf möglichen, zukünftigen Umweltzuständen Umw1 bis Umw5.

Umweltzustand Umw 1 Umw 2 Umw 3 Umw 4 Umw 5

relative Eintrittswahrscheinlichkeit 0,15 0,10 0,25 0,30 0,20erwarteter Kapitalwert -100 -25 0 +200 +300

0%

20%

40%

60%

80%

100%

120%

-100 -25 0 200 300

Mindesthöhe des Kapitalwertes [€]

Ein

tritts

wah

rsch

einl

ichk

eit %

75%25%

Grundlagen

47

Abbildung 2-12: Ergebnisdarstellung für drei altern ative Investitionen

Die Entscheidung über die Investition hängt von der Risikofreudigkeit des Investors

ab. Wenn der Investor risikoneutral ist, erfolgt die Entscheidung nach dem

Erwartungswert (µ). Danach ist Alternative C die aussichtsreichste Investition. Sie hat

den höchsten Erwartungswert (µ). Der Investor entscheidet nach der µ-Regel oder

auch Bayes-Regel. In der Realität weisen Wirtschaftssubjekte jedoch häufig ein

risikoaverses Entscheidungsverhalten auf. D. h., es wird das Risiko gemieden. In

diesem Falle sollte eine Entscheidung nach der (µ,s)-Regel erfolgen. Diese besagt,

dass bei gleichem Erwartungswert zu Gunsten der Variante mit geringerer

Standardabweichung, d. h. geringerem Risiko entschieden wird. Danach entfällt in

dem o. g. Beispiel Alternative A, da diese eine höhere Standardabweichung als

Alternative B aufweist, bei gleichem Erwartungswert wie B. Bei gleicher

Standardabweichung von zu vergleichenden Alternativen wird zu Gunsten der

Alternative mit höherem Erwartungswert entschieden. In dem obigen Beispiel

verbleiben somit noch B und C in der Betrachtung. Anhand der (µ,σ)-Regel kann

keine Entscheidung zwischen B und C erfolgen, weil C sowohl den höheren

Erwartungswert als auch die höhere Standardabweichung aufweist.

Eine theoretische Lösungsmöglichkeit zur weiteren Entscheidungsfindung bietet das

Bernoulli-Prinzip. Dieses setzt jedoch die Quantifizierung der subjektiven

Risikoneigung in Form einer Risikopräferenzfunktion voraus [Bamb-06].

Risikoanalysen liefern grundsätzlich einen guten Überblick über mögliche

Entwicklungen von Zielgrößen und somit eine umfangreiche Entscheidungshilfe

inklusive der Definition von Risikomaßnahmen. Auf der anderen Seite verursacht die

Bestimmung von Eingangsdaten, insbesondere der Wahrscheinlichkeitsverteilungen

und der stochastischen Abhängigkeiten für Simulationen, einen hohen Aufwand, so

dass deren Einsatz häufig auf Großprojekte beschränkt bleibt [Bloh-06]. Bei der

Ermittlung der Werte der Inputgrößen und deren Eintrittswahrscheinlichkeiten ist eine

rein objektive Werteermittlung nicht möglich. Die Werte zeigen stets eine subjektive

Prägung, was jedoch für zukunftsorientierte Verfahren als kaum vermeidbar

angesehen wird (vgl. [Bamb-06] und [Wöhe-08]).

Umweltzustand Umw 1 Umw 2 Umw 3 Umw 4 Umw 5 Erwartungswertrelative Eintristwahrscheinlichkeit 0,15 0,10 0,25 0,30 0,20 mmmm

erwarteter Kapitalwert Alternative A -100 -50 0 200 300 100,00erwarteter Kapitalwert Alternative B 80 35 50 130 165 100,00erwarteter Kapitalwert Alternative C -300 -100 0 200 600 125,00

Grundlagen

48

Da bei der hier vorliegenden Aufgabenstellung zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit

wandelbarer Materialflusstechnik relativ hohe Investitionsvolumina zu bewerten sind,

scheint aus jetziger Sicht eine Betrachtung der Simulation zur Risikobewertung als

denkbar. Im folgenden Abschnitt wird dazu die Funktionsweise der Monte-Carlo-

Simulation erläutert. Die Simulation zur Risikoanalyse weist in ihrer grundsätzlichen

Methodik keinen wesentlichen Unterschied zur Vollenumeration auf [Fran-04].

Risikoanalyse unter Verwendung der Monte-Carlo-Simu lation

Simulationsrechnungen erlauben die Modellierung komplexer Ausgangsprobleme. Ihr

Einsatz empfiehlt sich daher, wenn die Modellformulierung die Lösungsmächtigkeit

analytischer Ansätze übersteigt [Evan-02].

Die Monte-Carlo-Simulation (MC-Simulation) oder Monte-Carlo-Studie ist ein

Verfahren aus der Stochastik. Hierbei werden theoretische

Wahrscheinlichkeitsverteilungen durch häufige Zufallsexperimente empirisch

angenähert. Analytisch gar nicht lösbare oder nur sehr komplex lösbare Probleme

werden mithilfe der Wahrscheinlichkeitstheorie numerisch gelöst. Es kommt dabei

insbesondere das Gesetz der großen Zahlen zum Tragen. So können die

erforderlichen Zufallsexperimente entweder real durchgeführt werden, z. B. durch

Erzeugung von Zufallszahlen mittels Würfeln oder aber die heutzutage in beinahe

beliebig großem Umfang durch Computersimulation generierbaren Zufallsvorgänge

genutzt werden.

Die Monte-Carlo-Simulation, im hier beschriebenen Kontext, verfolgt das Ziel, aus

den Wahrscheinlichkeitsverteilungen mehrerer Zustände (Inputgrößen oder

Einflussparameter), die sich bei einer bestimmten Alternative ergebende

Wahrscheinlichkeitsverteilung des Kapitalwertes abzuleiten [Fran-04]. Mit diesen

Simulationen lassen sich mehr Informationen gewinnen als die zuvor bei der reinen

deterministischen Sensitivitätsanalyse geschilderten Worst- und Best-Case-

Szenarien. Es lassen sich auch statistische Größen, wie das Quantil, unterhalb dem

ein zu definierender Anteil aller Fälle der Verteilung liegt, ermitteln. Somit ist eine

differenziertere Betrachtung des Risikos einer Investition möglich. Die folgende

Abbildung zeigt exemplarisch eine Ergebnisdarstellung der Monte-Carlo-Simulation,

wie sie häufig in Form von Histogrammen erfolgt.

Grundlagen

49

Abbildung 2-13: Exemplarische Ergebnisdarstellung e iner Monte-Carlo-Simulation (vgl. [Rein-

06])

Entscheidungsbaumverfahren

Bei Anwendung des Entscheidungsbaumverfahrens wird ein zu analysierendes

Problem in einem ungerichteten Graphen, dem sogenannten Entscheidungsbaum,

abgebildet. Inhalt der Darstellung sind endlich viele Umweltzustände, deren

Eintrittswahrscheinlichkeiten und mögliche Folgeentscheidungen zu

unterschiedlichen Zeitpunkten.

In der Literatur wird das Verfahren als flexibel bewertet [Krus-07], weil es unter

anderem die laufende Anpassung an zukünftige Entwicklungen erlaubt. Die folgende

Darstellung (Abbildung 2-14) veranschaulicht den Aufbau eines

Entscheidungsbaums. Wenn Entscheidungsalternativen bestehen, ist dieses durch

einen Entscheidungsknoten dargestellt. Entscheidungen können durch

Zufallsereignisse beeinflusst werden, aus denen mehrere Umweltzustände

resultieren können. Ihr Eintritt ist jeweils mit einer Wahrscheinlichkeit versehen. Auf

den jeweiligen Pfad folgt ein Ergebnisknoten. Wenn der Baum noch über weitere

Perioden fortführt, kann der Ergebnisknoten mit einer weiteren Verzweigung

fortgesetzt werden und der Ergebnisknoten ist mit einer Folgeentscheidung verknüpft

[Götz-05]. Mittels Roll-Back-Verfahren lassen sich die Erwartungswerte des

Kapitalwertes aller Pfade berechnen.

Worst-Case

(Minimum)

Best-Case

(Maximum)

Erwartungs-

wert

Diskontierter Kapitalwert [€]

Wahrscheinlichkeit [%]

Qaaaa Qbbbb

Legende:

Qaaaa: Quantil bei Niveau aaaa

: Werte der Simulation

unter- und oberhalb des

Qaaaa - Qbbbb-Qunatils

Grundlagen

50

Abbildung 2-14: Schematische Darstellung eines Absc hnitts eines Entscheidungsbaums

Das Entscheidungsbaumverfahren ermöglicht die Auswertung flexibler Modelle und

ist somit auch für die Betrachtung von bestimmten Veränderungen in den

verschiedenen Phasen des Lebenslaufs besonders geeignet [Wöhe-08], [Götz-05].

Problematisch beim Entscheidungsbaumverfahren ist, wenn viele

Entscheidungen/Alternativen und eine über mehrere Perioden reichende Betrachtung

erstellt werden muss. Es entsteht dann ein Entscheidungsbaum mit sehr vielen

Ästen. Die Konsequenz ist eine aufwendige Datenbeschaffung und

Erwartungswertberechnung.

Der resultierende Aufwand beim Entscheidungsbaumverfahren ist für die vorliegende

Fragestellung dieser Arbeit als kritisch zu sehen. Zielsetzung ist die Erarbeitung einer

exemplarischen Vorgehensweise zum Nachweis der Wirtschaftlichkeit von

wandelbarer Materialflusstechnik im Airline Catering, die sehr transparent ist und von

den an der Planung Beteiligten gut anwendbar sein muss. Insofern ist die Eignung

des Entscheidungsbaumverfahrens hierfür sehr kritisch zu sehen.

Realoptionsbewertung

Eine Vielzahl von Projekten, insbesondere große Wachstumsprojekte, ist mehrstufig

angelegt. D. h., das Management entscheidet mehrstufig über die Realisierung der

geplanten Investitionen. Die Realisierung der Baustufen wird von den

Umweltzuständen und vorliegenden Informationen abhängig gemacht. Es bestehen

Grundlagen

51

die Handlungsoptionen „Realisieren“ oder „Nicht Realisieren“. Man spricht bei diesen

Handlungsspielräumen von sogenannten Realoptionen. Sie sind von den auf den

Finanzmärkten bekannten Optionen abgeleitet. Charakteristisches Merkmal von

Optionen ist, dass der Optionshalter das Recht zu investieren hat, aber nicht die

Pflicht [Cope-04].

Ein Optionshalter wird eine Option nur nutzen, wenn er sich davon einen Vorteil

verspricht. Demzufolge ist der Wert einer Option immer positiv oder null. Sollte der

Wert negativ sein, so stellt die Alternative keine Option mehr dar. Der Wert von

Optionen steigt mit zunehmender Unsicherheit. Wenn die Zukunft sich sicher

vorhersagen ließe, wären Handlungsspielräume wertlos. Jede nicht optimale

Handlung wäre unsinnig. Unsicherheit ist somit eine zwingende Voraussetzung für

einen positiven Optionswert [Götz-05].

Aufgrund des Ursprungs von Realoptionen in den Finanzoptionen bestehen

Analogien zwischen beiden Produkten. Zur Berechnung von Realoptionen liegt die

Verwendung von Verfahren nahe, die ursprünglich aus der Preistheorie in

Finanzmärkten stammen. Die folgende Tabelle stellt die beiden Objektklassen

gegenüber.

In der Literatur wird das Binomialmodell als besonders geeignet zur Bewertung von

Realoptionen angesehen. Sein Name basiert auf der Tatsache, dass der Optionswert

sich in jedem Zeitabschnitt nur positiv oder negativ verändern kann. Beim

Binomialmodell handelt es sich um ein numerisches Verfahren, bei dem ein diskreter

stochastischer Prozess in einer Baumstruktur modelliert wird [Cope-04], [Erns-02],

[Homm-99a].

Gegen die Investitionsrechnungsverfahren sprechen sich Befürworter des

Realoptionsansatzes aus, weil die Investitionsrechnungen Unsicherheiten,

mehrstufige Entscheidungsprozesse und zukünftigen Informationsgewinn nicht

berücksichtigen [Cope-98], [Homm-99b]. Wenn Kapitalwertmodelle jedoch über das

Entscheidungsbaumverfahren analysiert werden, so ist diese Kritik nur bedingt

berechtigt [Zäh-03].

Grundlagen

52

Bewertungs-

parameter

Option im Finanzmarkt Realoptionen

Recht der

Option

Erwerb der Aktie gegen

Optionsprämie

Erwerb der aus Investition

resultierenden Einzahlungen

gegen Auszahlung der

Investitionssumme

Basisobjekt Objekt des Finanzmarkts Investitionsobjekt

Basiswert Derzeitiger Wert des

Finanzobjekts (z.B.

Aktienkurs)

Abgezinster Wert der

Einzahlungsüberschüsse nach

Realisierung Investition

Basispreis Ausübungspreis der Option Investitionsvolumen zum

Realisierungszeitpunkt der Option

Laufzeit Restlaufzeit der Option Verbleibende Zeit bis

Investitionsentscheidung

spätestens erfolgen muss

Volatilität Standardabweichung

(Kursrisiko)

Unsicherheit über zu erwartende

Einzahlungsüberschüsse

Zinssatz Risikoloser Zinssatz Risikoloser Zinssatz

Zahlungen

während

Optionslaufzeit

Dividende Entgangener Gewinn aus dem

Investitionsprojekt vor der

Ausübung der Realoption

Abbildung 2-15: Vergleich von Finanz- und Realoptio nen (in Anlehnung an [Born-03],

[Sudh-03], [Hege-07])

Entscheidungsbaumverfahren und Realoptionsverfahren weisen viele Ähnlichkeiten

auf [Cope-98]. Vorteile des Realoptionsverfahrens sind darin zu sehen, dass

Eintrittswahrscheinlichkeiten nicht subjektiv geschätzt werden müssen, sondern

stattdessen frei von Präferenzen des Investors und am Markt orientiert ermittelt

werden. Es können jedoch nach einem Zufallsereignis nur zwei alternative Werte

Grundlagen

53

betrachtet werden. Diese Reglementierung besteht beim

Entscheidungsbaumverfahren nicht. Die wesentlichen Kritikpunkte am

Realoptionsverfahren resultieren aber aus der vermeintlichen Analogie zu

Finanzoptionen. Im Gegensatz zu Finanzoptionen besteht i. d. R. für Realoptionen

kein Markt, auf dem diese gehandelt werden und somit auch kein Marktpreis. Eine

Bestimmung des Objektwertes ist mit den aus Finanzoptionsregeln bekannten

Methoden meistens nicht möglich [Cope-04], [Götz-05], [Rudo-02].

In der Literatur finden sich sehr vielschichtige Beurteilungen des

Realoptionsverfahrens. Diese reichen von positiven Bewertungen und der

Einschätzung als bevorzugtes und neues Standardverfahren (vgl. u. a. [Homm-99a],

[Möll-07], [Zäh-05]) bis hin zu sehr negativen Beurteilungen, die das Verfahren als

einen Irrweg bezeichnen [Krus-05]. Im Kontext Wirtschaftlichkeit wandelbarer

Materialflusstechnik lässt sich feststellen, dass Realoptionen einen ähnlich hohen

Datenbeschaffungsaufwand mit sich bringen wie Entscheidungsbaumverfahren,

allerdings jeweils nur zwei Zufallsereignisse zulassen. Somit wäre ein Wandel einer

Materialflusstechnik mit den Optionen „Erweiterung“, „Umbau“ oder „Struktur

beibehalten“ nicht möglich. Außerdem muss eine Option immer erst durch eine

vorherige Investition gebildet werden [Müll-02].

Ein weiterer wesentlicher Kritikpunkt an der Optionspreistheorie ist, dass es sich

dabei keinesfalls um eine im Kreis industrieller Entscheider bekannte oder gar

vertraute Methodik handelt. Im Finanzmarktumfeld ist die Verbreitung hingegen

gegeben. Somit wäre die Forderung nach einer transparenten, leicht übertragbaren

und von Planern anwendbaren Methode mit der Realoptionsmethode nicht oder nur

teilweise gegeben. Realoptionen werden aus den geschilderten Gründen im weiteren

Verlauf dieser Arbeit nicht berücksichtigt.

2.3 Nutzwertanalyse – Paarweiser Präferenzvergleich

Die Nutzwertanalyse ist eine „Analyse einer Menge komplexer Handlungsalternativen

mit dem Zweck, die Elemente dieser Menge entsprechend den Präferenzen des

Entscheidungsträgers bezüglich eines multidimensionalen Zielsystems zu ordnen.

Die Abbildung der Ordnung erfolgt durch die Angabe der Nutzwerte (Gesamtwerte)

der Alternativen.“ [Zang-76] Die Nutzwertanalyse dient zur Alternativenauswahl,

wenn quantitative Kriterien nicht ausreichend vorliegen oder „weiche“, qualitative

Kriterien herangezogen werden sollen.

Grundlagen

54

Durch Parametrisierung der Alternativen und deren Konsequenzen soll zwischen den

schwer miteinander vergleichbaren Alternativen ausgewählt werden. Die

Nutzwertanalyse setzt voraus, dass der Nutzer die Alternative mit dem für ihn

größten Nutzen wählt. Wobei unter Nutzen, die Eignung und das Ausmaß der

Eignung eines Gutes zur Befriedigung der Bedürfnisse des Entscheidungsträgers

verstanden wird. Die Größe des Nutzens wird durch fünf Faktoren bestimmt: den

Nutzer des Gutes, den Nutzungszweck des Gutes, die Nutzungssituation, den

Nutzungszeitpunkt und das Gut selbst.

Als positive Merkmale der Nutzwertanalyse sind hervorzuheben die hohe Flexibilität

des Zielsystems und die damit gegebene Anpassungsfähigkeit an eine Vielzahl von

speziellen Erfordernissen. Es ist die direkte Vergleichbarkeit von einzelnen

Alternativen gegeben, auch wenn diese eigentlich nur schwer miteinander

vergleichbar sind. Mit der Auswahl gemeinsamer Kriterien wird ein Vergleich möglich.

Die negativen Merkmale der Nutzwertanalyse hingegen kommen zum Vorschein,

wenn mehrere Entscheidungsträger mit abweichenden Präferenzen agieren. Die

Definition der Kriterien kann sich mitunter schwierig gestalten. Kritisch ist in gewissen

Situationen die Vergleichbarkeit von Alternativen zu sehen, weil nicht immer

sichergestellt werden kann, dass Alternativen in derselben Hinsicht verglichen

werden.

Das Ergebnis der Nutzwertanalyse ist ausschließlich die Rangfolge von Alternativen.

Die verwendete Wertung lässt aber keine Schlüsse auf die Wertigkeit der

Alternativen zu. So ist z. B. eine Alternative mit der Bewertung 4,0 nicht doppelt so

gut wie eine Alternative mit der Bewertung 2,0. Maximal zulässig ist eine

Betrachtung, ob ein deutlicher oder geringfügiger Unterschied zwischen den

Punktewerten von Alternativen besteht.

Zu beachten bei der Nutzwertanalyse ist, dass keine Ausschlusskriterien als

Bewertungskriterien berücksichtigt werden dürfen. Außerdem muss vermieden

werden, dass Kriterien, die direkt im Zusammenhang miteinander stehen, mehrfach

verwendet werden. Somit würde unbewusst ein Kriterium in seiner Bedeutung

hochgestuft werden, da es mehrfach verwendet wird. Ebenfalls Augenmerk ist darauf

zu legen, dass Konsequenzen von Parametern und nicht die Höhe der Parameter

selbst bewertet werden. So ist nicht die Maximalgeschwindigkeit eines Fahrzeugs

heranzuziehen, sondern ob mit dem Fahrzeug die maximal zulässige

Geschwindigkeit nutzbar ist und somit die Fahrdauer reduziert werden kann. Mit der

Grundlagen

55

Nutzwertanalyse sollten nur eine begrenzte Anzahl von Parametern bewertet

werden. Die wichtigsten Parameter sind auszuwählen [Wiki-10b].

Die theoretischen Grundlagen und Voraussetzungen der Nutzwertanalyse sollen an

dieser Stelle nur sehr komprimiert anhand einiger wesentlicher Punkte dargestellt

werden. Für eine nähere Betrachtung der Hintergründe sei auf Zangemeister [Zang-

76] verwiesen:

� Die Menge der Alternativen A kann durch den Entscheider mittels zweistelliger

Relation P – Präferenzordnung genannt – nach Rangordnung auf der Menge A

geordnet werden.

� Der Entscheider kann anwenden für x,y aus A die Funktion P(x,y).

� Konsistentes Verhalten des Entscheiders während der Bewertung ist gegeben.

� Die Präferenzordnung P ist vollständig und transitiv.

o Vollständigkeit: Der Entscheider kann zwischen zwei beliebigen Alternativen

seine Präferenz in der Form ≥ oder/und ≤ angeben.

),(),(:, yxPyxyx ∨ΡΑ∈∀

o Transitivität: Logisches Verhalten bei der Präferenzordnung durch den

Entscheider, d. h., wenn x gegenüber y präferiert wird und y gegenüber z

vorgezogen wird, so muss auch x gegenüber z vorgezogen werden.

),()),(),((:,, zxPzyPyxzyx ⇒∧ΡΑ∈∀

Insb. Transitivität kann sich bei Gruppenentscheidungen als schwierig

herausstellen und wird nicht immer gewährleistet sein.

� Ziel der Nutzwertanalyse ist es, die Nutzenfunktion u über A auf eine geordnete

Menge U zu finden, so dass gilt:

),())()(( yxPyuxu ⇔≥

� Der Funktionswert von u ist der Nutzwert. Dieser ist dimensionslos und dient

ausschließlich der Ordnung der Alternativen.

� Für die geordnete Menge U werden i. d. R. die reellen Zahlen verwendet:

RAu →:

� Wenn die Alternativen durch mehrere Konsequenzen Ki hinsichtlich ihres Nutzens

vollständig beschrieben werden können, so gilt:

Grundlagen

56

nKKAnNn ××=≥∈ ..;2; 1

Die Nutzenfunktion u erhält dann die Form:

),..,(;..: 11 nn kkuRKKu →××

� Die multilineare Nutzenfunktion beschreibt einen Sonderfall der Nutzwertanalyse:

)(),..,(;:1

1 ii

n

inii kukkuRKu ∑

=

=→

Dabei beschreiben die einzelnen )( ii ku Teilnutzenfunktionen.

� Häufig werden den Kriterien Gewichte zugeordnet, so dass folgende Form der

Nutzenfunktion entsteht:

)(),..,(1

1 iii

n

ini kugkku ×=∑

=

� Die Gewichtung der Teilnutzenfunktionen ist häufig so ausgeprägt, dass die

Summe der Gewichte 1 bzw. 100 % ergibt. Hierbei ist ein mit 0,1/10 % bewertetes

Kriterium halb so wichtig, wie ein mit 0,2/20 % bewertetes Kriterium:

11

=∑=

i

n

i

g

Streng mathematisch gesehen muss die Gültigkeit der beschriebenen multilinearen

Nutzwertfunktion im Rahmen der Nutzwertanalyse u. a. über Sensitivitätsanalysen

nachgewiesen werden. Hierbei gilt es insbesondere sicherzustellen, dass die lineare

Unabhängigkeit des Nutzenbeitrags der einzelnen Konsequenzen von der

Ausprägung anderer Konsequenzen gegeben ist. Zur Prüfung dieser Sachverhalte

sei auf Keeney und Raiffa verwiesen [Keen-76].

Ein populäres Beispiel für die Anwendung der zuvor beschriebenen Form der

Nutzwertanalyse sind Tests, wie sie aus Automagazinen oder auch von der Stiftung

Warentest bekannt sind. Es handelt sich hierbei um einfache Nutzwertfunktionen, die

die Existenz einer multilinearen Nutzenfunktion annehmen, ohne diese zu beweisen.

Die Abbildung 2-16 veranschaulicht die in drei Schritten erfolgende Vorgehensweise

bei der Nutzwertanalyse als paarweiser Präferenzvergleich. Ergebnis ist die relative

Bewertung der Varianten mit dem Ergebnis als Rangfolge auf Basis der vorherigen

Kriteriendefinition und -gewichtung sowie deren Erfüllungsbewertung je Variante.

Grundlagen

57

Abbildung 2-16: Vorgehensweise bei der Nutzwertanal yse als paarweiser Präferenzvergleich

Die Nutzwertanalyse erscheint für die vorliegende Aufgabenstellung als

zielführendes Element für die Gesamtbewertung. Die Ergebnisse der angewendeten

Nutzwertanalyse sowie eine genauere Beschreibung des mit dieser Arbeit

bereitgestellten Bewertungsinstruments zur Durchführung der Nutzwertanalyse und

der damit verbundenen Dokumentation und Visualisierung der Ergebnisse befindet

sich im Abschnitt 7.3.6.

2.4 Experteninterviews - Forschungsmethodik

Zur Airline Catering Branche und speziell im Kontext der Wandlungsfähigkeit dieser

existiert praktisch keine Literatur. Bei den verfügbaren Veröffentlichungen handelt es

sich im Wesentlichen um Quellen aus folgenden Bereichen, die zur Erstellung dieser

Arbeit herangezogen werden, aber Lücken zur vorliegenden Fragestellung deutlich

werden lassen:

� Annual Travel Catering Trends Survey 2008 des Travel Catering Research

Centre [Joha-08]

� Literatur zum Thema „Flexibilität und Wandelbarkeit“ insb. mit Fokus auf die

produzierende Industrie und für die Serien- und Kleinserienfertigung

� Betriebswirtschaftliche Arbeiten zum Thema Dienstleistungsproduktion und

Ökonomie der Airline Industrie

� Betriebswirtschaftliche Werke aus dem Themenfeld Investition und Finanzierung

Aufgrund der Tatsache, dass bisher keine wissenschaftlichen Untersuchungen zur

Analyse der Wandelbarkeit in Airline Catering Betrieben und insbesondere mit Blick

auf die eingesetzte Materialflusstechnik publiziert wurden, ist die Durchführung von

Experteninterviews sinnvoll. Experteninterviews und die dahinter stehende

• Auswahl wesentlicher Kriterien• Paarweiser Präferenzvergleich� Gewichtung Kriterien

1.Kriteriengewichtung

• Auswahl wesentlicher Kriterien• Paarweiser Präferenzvergleich� Gewichtung Kriterien

1.Kriteriengewichtung

• Punktesystem definieren• Punktevergabe je Kriteriumund Variante mit Begründung

2.Kriterienerfüllung

• Punktesystem definieren• Punktevergabe je Kriteriumund Variante mit Begründung

2.Kriterienerfüllung

• gewichtete, relative Bewertungder Varianten

• Erfüllungsprofil

3.Rangfolge

• gewichtete, relative Bewertungder Varianten

• Erfüllungsprofil

3.Rangfolge

Grundlagen

58

Forschungsmethodik sollen im Folgenden erläutert werden [i+o-09b]. Zur Erläuterung

der Forschungsmethodik wird insbesondere auf Literatur aus der Sozialwissenschaft

zurückgegriffen, da hier die aufschlussreichsten und intensivsten Diskussionen der

Forschungsmethodik vorzufinden sind

Wie zuvor geschildert, ist das Themenfeld der Wandelbarkeit in Airline Catering

Betrieben bislang wenig erforscht. Aufgrund des Mangels an wissenschaftlicher

Literatur und empirischer Studien bietet sich eine qualitative Forschungsmethodik an,

da sie zur Beleuchtung neuer und theoretisch noch wenig analysierter

Themenbereiche sehr gut angewendet werden kann [Lamn-05].

Während die quantitative Forschungsmethode als zweite und zugleich häufiger

angewandte Alternative der empirischen Sozialforschung vorab formulierte

Hypothesen auf ihre Falsifizierbarkeit untersucht [Chal-99], [Zaha-98], [Schn-08],

verzichtet die qualitative Forschung auf die Ex-ante-Hypothesenbildung [Lamn-05].

Die Hypothese wird vielmehr im laufenden Prozess der Datenerfassung und der

Datenanalyse generiert, modifiziert und verallgemeinert [Atte-03], woraus Theorien

und Modelle abgeleitet werden [Crop-02], [Bort-02]. Ein induktives Vorgehen sorgt

durch die Erweiterung von Beobachtungen im Einzelfall auf die Gesamtheit für die

Gewinnung wissenschaftlicher Ergebnisse in der qualitativen Forschung [Bort-02].

Während die quantitative Forschung von standardisierten Befragungsschemata für

die Erhebung von Daten Gebrauch macht [Bort-02], [Schn-08], die mithilfe

statistischer Methoden ausgewertet werden, erfordern qualitative Methoden Offenheit

des Forschers gegenüber Entwicklungen sowie Flexibilität und Reaktionsfähigkeit auf

Veränderungen [Lamn-05].

In der Airline Catering Branche sind vor allem die folgenden Stakeholder von

Bedeutung (vgl. 4. Airline Catering, [Joha-08]):

� Airlines

� In-Flight Catering Unternehmen

� Lebensmittellieferanten

� sonstige Lieferanten

Ergänzend dazu sind im Kontext dieser Arbeit und abweichend zu Johan/Jones

[Joha-08] die beiden folgenden Gruppen hervorzuheben:

� Planer von Airline Catering Betrieben (ergänzend)

Grundlagen

59

� Anlagenlieferanten insb. Materialflusstechnik (als Untergruppe der zuvor

benannten sonstigen Lieferanten, die bei Johan/Jones nicht signifikant

repräsentiert sind)

Durch das Travel Catering Research Centre, als von der ITCA in Kooperation mit der

Universität Surrey gegründetem Lehrstuhl, wurde in 2008 die zweite Auflage des

Annual Travel Catering Trends Survey 2008 [Joha-08] erstellt. Hierzu wurden die o.

g. Marktteilnehmer in einer Online-Befragung zu den wesentlichen Einflussgrößen

des Airline Catering Marktes befragt. Hierbei wird zwischen externen Faktoren, wie

der Treibstoffkostenentwicklung und brancheninternen Aspekten, wie etwa dem

Outsourcing der Lebensmittelmittelproduktion unterschieden. Bei der Studie handelt

es sich um eine subjektive Einschätzung der befragten Experten hinsichtlich der

Bedeutung, des Einflusses und der Kurzfristigkeit von Einflussgrößen auf die In-

Flight Catering Branche. Mittels statistischer Untersuchungen wurde analysiert, wie

bestimmte Marktteilnehmergruppen und globale Regionen Abhängigkeiten,

Unterschiede, Korrelationen etc. in ihrer Einschätzung aufweisen. Die Analyse gibt

Indikationen über Einflussgrößen auf die Airline Catering Industrie und deren

Bewertung. Sie gibt jedoch keine Aufschlüsse über die geplanten Reaktionen und

Auswirkungen dieser prognostizierten Veränderungen des Geschäftsumfeldes,

sondern stellt lediglich eine Erwartung bzw. Prognose der Marktbeteiligten dar.

Die Branche stellt sich laut Jones [Jone-04] als relativ überschaubar, mit einigen

wenigen Hauptakteuren dar. Betrachtet man exemplarisch den deutschen Markt, so

sind neben einigen kleineren Gesellschaften insbesondere drei Betreiber von Airline

Catering Betrieben aktiv und decken den Hauptanteil des Marktes an den

internationalen Großflughäfen ab (siehe hierzu auch Kapitel 4.2). Bei den drei

führenden Gesellschaften am deutschen Markt handelt es sich um die LSG (ca. 30 %

Weltmarktanteil; ca. 2,1 Mrd. € Umsatz in 2009 und 2,4 Mrd. € in 2008, rund 405 Mio.

Essen p. a.), GateGourmet (ca. 2,7 Mrd. CHF Umsatz in 2009) und DO & CO (0,4

Mrd. € Umsatz, davon 75 % im Airline Catering).

Die weltweit infrage kommenden Materialflusstechnik Lieferanten für EHB-Lösungen

mit entsprechenden Referenzen beschränken sich auf einige wenige Unternehmen.

Insofern ist die Anzahl der zu Interviewzwecken verfügbaren Experten sehr begrenzt.

Die geringe Grundgesamtheit, auszumachen an der geringen Zahl der hierfür

relevanten Ansprechpartner, lässt keine quantitativen Methoden zu. Im Gegensatz

zum Vorgehen bei den von Johan/Jones verfassten jährlichen Studien, bedarf es für

Grundlagen

60

die vorliegende Fragestellung spezieller Gesprächspartner, die neben den reinen

Prognosen zur Veränderung der Rahmenbedingungen auch in der Lage sind,

konkrete Ableitungen von Maßnahmen für das operative Geschäft und die

Produktionsstätten vorzunehmen. Idealerweise verfügen die Gesprächspartner

darüber hinaus bereits über Erfahrungen mit Wandlungsprojekten. Vor diesem

Hintergrund erweist sich eine empirisch-qualitative Explorationsstrategie als

geeignet, bei der die Erkenntnisse anhand der Erhebung qualitativer Daten

gewonnen werden [Bort-02].

Das qualitative Interview, als eine der wichtigsten Methoden der qualitativen

Forschung [Lamn-05], bietet sich als sehr geeignete Erhebungsmethode an. Die

hierbei geführten Experteninterviews ermöglichen den unmittelbaren Zugang zu den

Interviewten und bieten somit eine authentische Rekonstruktion von besonders

exklusivem, detailliertem und umfassendem Wissen an [Pfad-05]. Die

Interpretationen des ausgewerteten, nicht numerischen Datenmaterials müssen stets

intersubjektiv nachvollziehbar sein, so dass Dritte jeden erfolgten

Forschungsfortschritt als logische Schlussfolgerung auffassen können [Bohn-08].

Im Rahmen der qualitativen Sozialforschung werden Experteninterviews i. d. R. als

leitfadengestützte Interviews durchgeführt [Gläs-04], bei denen eine im Vorfeld

erstellte Liste offener Fragen (Leitfaden des Interviews) als Grundlage des

Gesprächs dient. Diese Art des Interviews bietet sich immer dann an, wenn mehrere

unterschiedliche Themen untersucht und einzelne, genau bestimmbare

Informationen erhoben werden müssen [Gläs-04]. Im Falle offener Fragen ergibt sich

dem Befragten die Möglichkeit, aus einem quasi uneingeschränkten Fundus an

Erfahrungen zu schöpfen und umfangreiche und nicht standardisierte Antworten zu

geben. Dieser Spielraum erlaubt zugleich, individuell auf die auf unterschiedlichen

Wissensständen beruhenden Verständnisfragen einzugehen sowie Ergänzungen

und Anmerkungen aufzunehmen. Der Interviewer hat zudem die Möglichkeit, Fragen

zu stellen, die sich aus dem Verlauf des Interviews ergeben. Auf diesem Wege

können Themen berücksichtigt werden, die bei der Ausarbeitung des

Interviewleitfadens nicht berücksichtigt wurden bzw. werden konnten.

Für die Durchführung der Befragungen im Rahmen der hier vorliegenden Studie

wurde ein mehrstufiges Forschungsdesign gewählt, bei dem die Ergebnisse der

durchlaufenden Phasen in den weiteren Untersuchungen Berücksichtigung finden

[Lamn-05]. Die Vorgehensweise kann in folgende Phasen unterteilt werden:

Grundlagen

61

� Phase 1: Entwicklung des Interviewleitfadens

� Phase 2: Vorinterviews

� Phase 3: Hauptinterviews

� Phase 4: Ergänzende Interviews

Für die Befragung kommen grundsätzlich „Experten“ in Betracht, die im Rahmen

eines Interviews mit ihrem besonderen Wissen zur Lösung der vorliegenden

Problemstellung beitragen können [Gläs-04]. Vor dem Hintergrund der vorliegenden

Problemstellung wurden Interviewpartner aus fünf verschiedenen Gruppen

ausgewählt und befragt. Dabei handelt es sich um Betreiber, Planer,

Anlagenlieferanten, Airlines/Kunden und Sonstige. Die genaue Vorgehensweise,

eine Beschreibung der Interviewpartner und die Ergebnisse der Befragung sind in

dem Kapitel 5. „Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse“ zu finden.

2.5 Dienstleistung

Um die von Airline Catering Betrieben erbrachten Serviceleistungen mit industriellen

Fertigungsprozessen vergleichen zu können und die Unterschiede deutlich machen

zu können, bedarf es einer Erläuterung der Merkmale, die eine Dienstleistung

ausmachen und sie gegenüber einer Sachleistung abgrenzen.

Diese Abgrenzung gestaltet sich nicht leicht, weil in der einschlägigen Fachliteratur

zahlreiche Ansätze und auch kontroverse Diskussionen einzelner Sachverhalte zu

finden sind. Im Folgenden finden sich einige Ansätze wesentlicher und insbesondere

deutschsprachiger Autoren aus den Fachgebieten Dienstleistungen,

Dienstleistungsmanagement und Dienstleistungsproduktion.

Einen umfassenden Überblick über Sichtweisen und Historie des

Dienstleistungsbegriffs geben Maleri [Male-08] und Rück [Rück-00]. Grundsätzlich

sind drei verschiedene Arten von Differenzierungen zur Begriffsdefinition zu finden

[Cors-07]:

� Erläuterung des Servicebegriffs durch Aufzählung von Beispielen

� Unterscheidung von Serviceleistungen und Sachgütern durch eine

Negativdefinition

� Eingrenzen des Begriffs der Dienstleistung mittels konstitutiver Merkmale

Grundlagen

62

Da sowohl die Begriffsbestimmung anhand von Beispielen als auch mittels

Negativdefinition als problematisch zu sehen ist, sollen zunächst wesentliche

Merkmale von Dienstleistungen erläutert werden und dann einige wenige gängige

Definitionen wiedergegeben werden.

Immaterialität: Im Gegensatz zu industriellen Sachgütern sind Dienstleistungen

typischerweise nicht stofflich und damit nicht physisch greifbar [Höck-05]. Trotz

einiger Gegenbeispiele, bei denen entweder der Output oder der

Leistungserstellungsprozess (z. B. eine Autoreparatur) materielle Elemente

enthalten, resultieren gerade aus der Immaterialität der nachgefragten

Leistungsfähigkeit die speziellen Probleme des Managements von Services oder

Dienstleistungen. Leistungen werden häufig als Bündel angeboten, das eine

Kombination von Dienst- und Sachleistungen darstellt. Hierdurch sind

Wechselwirkungen zwischen den Komponenten des Leistungsbündels zu

berücksichtigen [Stev-04]. Häufig basieren Serviceprodukt- oder

Serviceprozessinnovationen auf Ideen und Konzepten, die sich nicht patentieren

lassen. Das Resultat ist ein für viele Dienstleistungsbranchen geltender intensiver

Wettbewerb, der eine überdurchschnittlich hohe Flexibilität der Unternehmen

erfordert [Höck-05].

Simultaneität von Produktion und Absatz (uno-actu-Prinzip):

Für Dienstleistungen gilt das Simultaneitätsprinzip von Produktion und Absatz. Diese

wird auch als uno-actu-Prinzip bezeichnet [Male-08]. Im Gegensatz zu den meisten

Sachgüter herstellenden Industriebetrieben, entfällt in Dienstleistungsunternehmen

die Möglichkeit einer Vorratsproduktion, es sei denn, es handelt sich z. B. um

Software, die auf einem materiellen Trägermedium gespeichert werden kann. Somit

ergibt sich für das Service-/Dienstleistungsmanagement die Synchronisation von

Produktion und Nachfrage als eine wesentliche Aufgabe [Bere-83a]. Erschwerend

kommt hinzu, dass die Dienstleistungsnachfrage i. d. R. durch eine hohe Volatilität

und Prognoseunsicherheit gekennzeichnet ist, während die Service-

/Dienstleistungsproduktion weniger standardisiert ist und verhältnismäßig kurze

Durchlaufzeiten aufweist. Höck schildert, dass bei einer generellen Betrachtung die

Planungs- und Steuerungszyklen im Dienstleistungsmanagement kürzer sind als in

der industriellen Sachgüterproduktion. Es existiert eine stärkere Verzahnung von

produktionswirtschaftlichen und marketingpolitischen Instrumenten bzw.

Vertriebsinstrumenten auf der anderen Seite. So basiert das Revenue Management

Grundlagen

63

auf einer simultanen Preis- und Kapazitätssteuerung [Höck-05].

Nachfrageschwankungen führen direkt zu Beschäftigungsschwankungen, was die

meist niedrigere Produktivität von Dienstleistungsproduktionen im Vergleich zur

Produktion anderer Güter begründet [Male-08].

Abbildung 2-17: Vergleich der Phasen von Sachgüter- und Dienstleistungsorganisation

(in Anlehnung an [Male-08])

Abbildung 2-17 verdeutlicht, dass bei der Dienstleistungsproduktion die benötigten

externen Produktionsfaktoren nicht „autonom“ durch den Produzenten beschafft

werden können. Sie müssen durch den Abnehmer der Dienstleistungen in den

jeweiligen Dienstleistungsproduktionsprozess eingebracht werden. Die Folge ist,

dass der Absatz der Dienstleistungen stets vor der Produktion erfolgen muss, weil

ansonsten die zwingend erforderlichen externen Produktionsfaktoren nicht verfügbar

sind, was die Management- und Koordinationskomplexität unterstreicht. Im

Gegensatz zur Sachgüterproduktion ist bei der Dienstleistungsproduktion die

autonome Disponierbarkeit der Faktoreinsätze auf diejenigen Teile des

Produktionsprozess beschränkt, die der Erhaltung der Leistungsbereitschaft des

Dienstleistungsbetriebes dienen. Somit kann bei der Dienstleistungsproduktion nur

Art und Umfang des Dienstleistungsangebotes bestimmt werden, nicht aber die zu

produzierende Menge der jeweiligen Absatzgüter.

Planung

Beschaffung (interne Produktionsfaktoren)

Herstellung derLeistungsbereitschaft

Endkombination

Sachgut

(Fertigwaren-) Lagerung

Planung

Beschaffung (interne Produktionsfaktoren)

Herstellung derLeistungsbereitschaft

Externe Faktoren

Endkombination

Dienstleistung

Sac

hgüt

erab

satz

Die

nstle

istu

ngsa

bsat

z

Sachgüterproduktion Dienstleistungsproduktion

Planung

Beschaffung (interne Produktionsfaktoren)

Herstellung derLeistungsbereitschaft

Endkombination

Sachgut

(Fertigwaren-) Lagerung

Planung

Beschaffung (interne Produktionsfaktoren)

Herstellung derLeistungsbereitschaft

Externe Faktoren

Endkombination

Dienstleistung

Sac

hgüt

erab

satz

Die

nstle

istu

ngsa

bsat

z

Sachgüterproduktion Dienstleistungsproduktion

Grundlagen

64

Integration des externen Faktors

In enger Verbindung mit der Simultaneität von Produktion und Absatz steht die

Integration der externen Faktoren des Nachfragers in den Produktionsprozess [Cors-

07]. Im Gegensatz zu Sachgütern werden Dienstleistungen unter Anwesenheit,

Mitwirkung oder zumindest partiellem Kontaktzwang zum zukünftigen Abnehmer

hergestellt [Male-08]. Durch das Zurverfügungstellen von Informationen oder sein

Mitwirken hat der Kunde einen maßgeblichen Einfluss auf die Qualität und Effizienz

einer Dienstleistung [Meye-83]. Außerdem beeinflusst diese Mitwirkung die Ablauf-

und Aufbauorganisation des Dienstleisters oder Serviceunternehmens. Im

Gegensatz zu Sachgüter produzierenden Industriebetrieben, die sich zur Erreichung

von Skaleneffekten auf möglichst wenige Standorte konzentrieren können, benötigen

größere Dienstleistungsunternehmen häufig ein Netzwerk von Betriebsstätten.

Standortentscheidungen im Servicesektor unterliegen häufig Gesichtspunkten der

Distribution, wie etwa Erreichbarkeit, Lieferzeit und auch der Anwesenheit vor Ort als

subjektivem Kriterium. Als Alternative zur physischen Anwesenheit bestehen durch

moderne IT- und Kommunikationssysteme Möglichkeiten, den Kunden intensiv in

den Leistungserstellungsprozess zu integrieren.

In der früheren Literatur wurde teilweise der Fehler gemacht, die Integration als

einziges eindeutiges Unterscheidungsmerkmal zwischen Dienst- und Sachleistungen

heranzuziehen. Aufgrund der Berücksichtigung von Kundeninformationen (vgl.

Abbildung 2-18) bei den externen Faktoren könnte damit jede kundenindividuelle

Fertigung des Spezialmaschinenbaus fälschlicherweise den Dienstleistungen

zugerechnet werden.

Grundlagen

65

Abbildung 2-18: Konzept der Kundenintegration (in A nlehnung an [Klei-97])

Um dieses zu vermeiden, findet sich in der Literatur zum Thema „Dienstleistungen

versus Sachleistungen“ eine starke Betonung der im Folgenden beschriebenen

Mehrdimensionalität.

Mehrdimensionalität

Wie aus der zuvor dargestellten Abbildung 2-18 ersichtlich, können grundsätzlich drei

Dimensionen oder Phasen einer Dienstleistung unterschieden werden: Potenzial-,

Prozess- und Ergebnisdimension. Im Sinne der Potenzialdimension können

Dienstleistungen als Leistungsfähigkeiten und -bereitschaften verstanden werden.

Sie stellen somit ein Leistungsversprechen dar, das erst nach dem Vertragsschluss

eingelöst wird.

Außerdem können Dienstleistungen als zeitlich und funktional verknüpfte Tätigkeiten

verstanden werden. Hierbei handelt es sich um die Prozessdimension mit der zuvor

ausführlich beschriebenen Integration des externen Faktors.

Bei der Betrachtung über die Ergebnisdimension steht das Resultat des Prozesses

im Vordergrund. Hierbei stehen die bewirkten, meist immateriellen Veränderungen

Potenzial-faktoren

Verbrauchs-faktoren

Halbfabrikate

Fertigfabrikate

Interne Faktoren

Potenzial-faktoren

Verbrauchs-faktoren

Vor-kombi-nation

Personen

Objekte

Rechte

Nominalgüter

Externe Faktoren

Informationen

Anbieter

Nachfrager

Potenzial Prozess Ergebnis

Leistungsbündel

Grundlagen

66

am Kundenobjekt oder dem Kunden selbst im Vordergrund. Die Kombination aller

drei Aspekte mit Leistungsversprechen, Integration des externen Faktors und der

immateriellen Wirkung zeichnen eine Dienstleistung gegenüber einem Sachgut aus.

Aufgrund der Vielzahl von zu findenden heterogenen Definitionsansätzen für

Dienstleistungen gehen einige Autoren inzwischen dazu über, von einer Definition

abzusehen mit Hinweis darauf, dass eine allgemein akzeptierte Sichtweise nicht

existiert. Die vorzufindenden Definitionsansätze in der betriebswirtschaftlichen

Literatur entstammen häufig dem Marketingbereich. Einige wichtige Definitionen der

deutschsprachigen Fachliteratur sind:

Berekoven [Bere-83]: „Dienstleistungen im weitesten Sinne sind Bedarfsdeckungen

Dritter dienende Prozesse mit materiellem und/oder immateriellen Wirkungen, deren

Vollzug und deren Inanspruchnahme einen synchronen Kontakt zwischen

Leistungsgebern und Leistungsnehmern beziehungsweise deren Objekten von der

Bedarfsdeckung her erfordern.“

Meyer [Meye-91]: „Dienstleistungen sind angebotene Leistungsfähigkeiten, die direkt

an externe Faktoren (Menschen oder deren Objekte) mit dem Ziel erbracht werden,

an ihnen gewollte Wirkungen (Veränderungen oder Erhaltung bestehender

Zustände) zu erreichen.“

Diese beiden Definitionen basieren auf einer Marktfähigkeit einer Leistung, wobei

sich Dienstleistungen nach Ansicht des Marketings insbesondere in der Angebots-

und Wirkungsphase von den Sachgütern unterscheiden. Die beiden folgenden

Definitionen stehen exemplarisch für produktionsorientierte Ansätze.

Corsten [Cors-85]: „Dienstleistungen als zeitraumbezogene Produkte sind

immaterielle Leistungen, bei denen der Leistungsnehmer die Teilnahme an der

Faktorkombination nachfragt und dabei selbst zum Produktionsfaktor wird.“

Murdick, Render, Russel [Murd-90]: „Services can be defined as economic activities

that produce time, form or psychological utilities.”

Neben der Definition von Dienstleistungen und der Unterscheidungsmerkmale zur

Abgrenzung gegenüber Sachgütern sind in der Literatur eine Vielzahl von

Klassifikationen und Typologisierungen von Dienstleistungen zu finden (vgl. [Cors-

01]). Im Sinne der Zielsetzung dieser Arbeit soll an dieser Stelle nur ein kurzer

Überblick über die Typen gegeben werden und eine etwas genauere Beschreibung

des im Kontext Airline Catering relevanten Typus.

Grundlagen

67

Höck [Höck-05] unterscheidet, mit der Zielsetzung, Gemeinsamkeiten zwischen

industrieller Produktion und Dienstleistungserstellung zu veranschaulichen, in faktor-,

prozess- und produktbezogene Eigenschaften:

Faktorbezogene Eigenschaften

Es wird nach arbeits- und betriebsmittelintensiven Serviceleistungen unterschieden,

die außerdem nach Art und Qualität der erbrachten Arbeitsleistung in drei weitere

Unterkategorien differenziert werden.

� Hohe Arbeitsintensität: Menschliche Arbeitskraft dominiert das Leistungsangebot,

Betriebsmittel haben lediglich eine unterstützende oder ergänzende Funktion

� Mittlere Arbeitsintensität: Menschliche Arbeitskraft und Betriebsmittel sind etwa

von gleicher Bedeutung

� Geringe Arbeitsintensität: Betriebsmittel dominieren, der Mensch ist nur steuernd

und kontrollierend tätig

Neben den Potenzialfaktoren (vgl. Abbildung 2-18) können auch Rohstoffe,

Hilfsstoffe oder Halbfabrikate in die Dienstleistungsproduktion einfließen. Im

Gegensatz zu industriellen Fertigungsprozessen oder der Sachgüterfertigung

gehören die Werkstoffe aber nicht zu den dominierenden Einsatzfaktoren einer

Dienstleistung [Flie-09].

Prozessbezogene Eigenschaften

� Ausmaß der Kundenintegration: Die Kundenintegration bestimmt die

Ablauforganisation und die Individualisierungsmöglichkeiten einer Dienstleistung.

Es wird unterschieden zwischen Dienstleistungen mit intensivem Kundenkontakt

(physische Präsenz oder Mitwirkung des Kunden) und quasi-industriellen

Dienstleistungen (geringer Kundenkontakt). Außerdem wird unterschieden nach

der Art des externen Faktors in sach- und personenbezogene Dienstleistungen.

� Wiederholungs-/Individualisierungsgrad der Leistungserstellung: In Anlehnung an

die Sachgüterfertigung wird hierbei unterschieden zwischen Einzel-, Serien- und

Massendienstleistungen. In dieser Reihenfolge steigt auch der

Wiederholungsgrad und sinkt der Individualisierungsgrad. Einzeldienstleistungen

haben einen hohen Individualisierungsgrad und werden einmalig erbracht,

Seriendienstleistungen werden als Varianten mehrfach erbracht und weisen einen

mittleren Wiederholungs- und Individualisierungsgrad auf, wohingegen

Grundlagen

68

Massendienstleistungen für einen anonymen Markt bestimmt sind und aufgrund

ihres minimalen Individualisierungsgrades mit standardisierten Prozessen erstellt

werden [Flie-09].

� Automatisierungsgrad bei der Faktorkombination: Es werden in der Literatur drei

Automatisierungsstufen bei der Faktorkombination gesehen. Hierbei handelt es

sich um manuelle/geistige Dienstleistungen, bei denen überwiegend durch

menschliche Arbeitskraft unter Zuhilfenahme einfacher Werkzeuge Leistungen

erbracht werden. Des Weiteren teilautomatisierte Dienstleistungen, bei denen die

menschliche Arbeitskraft durch Maschinen und IT-Werkzeuge unterstützt wird

sowie vollautomatisierte Dienstleistungen, wie etwa Automatendienstleistungen

zum Ticketverkauf, bei denen der Mensch lediglich kontrolliert und Daten eingibt

[Cors-85].

� Anzahl Fertigungsstufen: Die Anzahl der Fertigungsstufen ist, anders als in der

Sachgüterfertigung, ein ungeeignetes Merkmal zur Typologisierung.

Serviceleistungen sind stets mehrstufig, weil immer eine Vorkombination (Aufbau

Leistungspotenzial) und Endkombination (Integration des externen Faktors) zur

Erstellung der absetzbaren Leistung vorliegt [Cors-01]. Die Anzahl der

Fertigungsstufen richtet sich eher nach den Kundenbedürfnissen als nach

prozesstechnischen Vorgaben.

Produktbezogene Eigenschaften

Produktmerkmale sind neben den zuvor beschriebenen faktor- und

prozessbezogenen Eigenschaften die dritte Systematisierungsmöglichkeit.

Dienstleistungen sind überwiegend immateriell und werden separat oder im Verbund

mit Sachleistungen angeboten. Der Immaterialitätsgrad ist somit ein

Differenzierungsmerkmal und kann über das Werteverhältnis oder die

Herstellungskosten unterschieden nach Sachgüter- und Dienstleistungsanteil

quantifiziert werden. Je größer der Dienstleistungsanteil, also auch der

Immaterialitätsgrad des Leistungsbündels ist, umso schwerer ist die funktionale und

organisatorische Trennung zwischen Produktion und Absatz.

Außerdem lässt sich nach dem Auslöser der Dienstleistungsproduktion in

auftragsbezogene und marktorientierte Serviceleistungen unterscheiden. Beispiele

hierfür sind Unternehmensberatungen mit dem auftragsbezogenen Aufbau eines

Beraterteams (auftragsbezogener Aufbau Leistungspotenzial) und die Kontoführung

Grundlagen

69

in der Bank (marktbezogener Aufbau Leistungspotenzial). Weitere

Unterscheidungskriterien sind Ein- und Mehrproduktunternehmen, Dienstleistungen

als Haupt- oder Nebenprodukt sowie Business-To-Business- (B2B) und Business-To-

Customer-Dienstleistungen (B2C).

Die zuvor exemplarisch dargestellten Systematisierungskriterien machen deutlich,

dass in der Fachliteratur große Schwierigkeiten zur eindeutigen Typologisierung von

Dienstleistungen bestehen. Aus diesem Grund nimmt Höck [Höck-05] ausschließlich

anhand der beiden Kriterien

� Faktorbezogene Eigenschaft: Arbeitsintensität und

� Prozessbezogene Eigenschaft: Integration des Kunden

einen Vergleich von Dienstleistungserstellungsprozessen und der industriellen

Produktion vor, mit dem Ziel, deren Gemeinsamkeiten aufzuzeigen. Es ergibt sich

dabei die folgende Matrix:

Abbildung 2-19: Typen der Dienstleistungserstellung im Vergleich zur industriellen Produktion

(in Anlehnung an [Höck-05] und [Mais-82])

� Service Factory: Hierbei handelt es sich um quasi-industrielle

Dienstleistungsprozesse. So weisen z. B. Transportaktivitäten einer

Fluggesellschaft oder Spedition einen hohen Wiederholungsgrad auf. I. d. R.

werden zur Leistungserstellung technische Anlagen (automatisiert/

teilautomatisiert) eingesetzt. Teilprozesse sind eng miteinander gekoppelt und

niedrig

mittel

hoch

niedrig mittel hoch

Service Factory z.B. Gepäcksortierung

Mass Services z.B. Telefonauskunft

Service Shopz.B. Uhrenreparatur

Professional Servicez.B. Unternehmensberatung

Self-Services z.B. Online-Banking

Integrationsgrad des Kunden

Arb

eits

inte

nsitä

t

Grundlagen

70

häufig an einen vorgegebenen Rhythmus, wie etwa Routen- oder Flugpläne

gebunden, so dass Analogien zur industriellen Fließfertigung zu erkennen sind.

Es ist darauf zu achten, die Kapazitäten der Serviceeinheiten aufeinander

abzustimmen, so dass im Idealfall ein kontinuierlicher Auftragsfluss zwischen den

Stationen entsteht. Nach Maleri [Male-08] und wie sich in Kapitel 4 im Einzelnen

zeigen wird, können Airline Catering Betriebe eindeutig dieser Gruppe von

Dienstleistungsbetrieben zugeordnet werden. Auf die weiteren Beispiele soll

aufgrund der fehlenden Relevanz nur sehr kurz eingegangen werden.

� Mass Services: Massendienstleistungsprozesse mit hoher Arbeitsintensität, d. h.

manuellem Anteil, wie z. B. Call-Center oder Auftragsannahmeabteilungen. Es

wird hohe Spezialisierung und Arbeitsteilung angestrebt. Ressourcen (Personal,

Betriebsmittel, Informationen) werden entsprechend den bereitzustellenden

Produkten angeordnet.

� Service Shops: Weisen eine mittlere Arbeitsintensität und mittleren

Wiederholungsgrad auf. Die Organisation und Struktur erfolgt nach dem

Werkstattprinzip - funktionsgleiche oder ähnliche Ressourcen werden räumlich

zusammengefasst. Der Durchfluss von Kunden oder Objekten orientiert sich an

der Anordnung der Bereiche [Krim-95]. Reparaturwerkstätten oder auch

Krankenhausbereiche sind hierzu zu zählen.

� Self Services: Aufgrund des technologischen Fortschritts haben

Selbstbedienungsprozesse an Bedeutung gewonnen. Typische Beispiele sind

Online-Banking oder Geldautomaten. Häufig dienen Selbstbedienungsservices

als Kapazitätspuffer zu den herkömmlichen Massendienstleistungen.

� Professional Services: Sie sind im Vergleich zu Werkstattdienstleistungen häufig

komplexer. Typische Beispiele sind Unternehmensberatungen oder

Architekturdienstleistungen. Häufig erfolgt die Endkombination ähnlich einer

Baustellenfertigung vor Ort beim Kunden.

Ähnlich wie auch in industriellen Sachgüter produzierenden Betrieben, existieren

diese Prozesstypen selten in Reinform. Es herrschen i. d. R. hybride

Organisationsformen. Dabei sind einzelne Tätigkeiten nach dem Werkstatt-, Fließ-

oder Selbstbedienungsprinzip organisiert und andere Teilprozesse als

Massendienstleistungen. Diese Ansätze zur prozessorientierten Organisation der

Leistungserstellung existieren bereits seit Anfang der 70er Jahre und wurden in der

Grundlagen

71

Just-In-Time-Literatur mit den Schlagworten Group Technology und

Fertigungssegmentierung weiter diskutiert [Höck-05]. In der

Fertigungssegmentierung wird ein Produktionsprozess in mehr oder weniger

unabhängige Subsysteme gegliedert, um so den Material- und Informationsfluss

zwischen den Segmenten und die Steuerung eines Segments zu vereinfachen.

Überträgt man diese Überlegungen auf die Dienstleistungsbranche, so lässt sich ein

Servicesegment definieren als ein Subsystem eines Dienstleistungsbereiches.

Dieses Subsystem (Servicesegment) lässt sich einem der zuvor genannten fünf

Organisationstypen (quasi-industrielle, Massenleistungen, werkstattähnliche,

Selbstbedienung und professionelle Dienstleistungen) zuordnen [Guen-01].

Die für den Leistungserstellungsprozess erforderlichen Subsysteme können

wiederum zu übergeordneten Subsystemen kombiniert werden.

Dienstleistungsbereiche sind dann als Cluster von Servicesegmenten mit

vergleichbaren Tätigkeiten und Kunden zu verstehen. Unter anderem ist hierbei

zwischen den kundennahen Front-Office und kundenfernen Back-Office Bereichen in

Dienstleistungsunternehmen zu unterscheiden. Das Ergebnis ist eine hierarchische

Organisationsstruktur über mehrere Ebenen, die flexibel an Änderungen der

Servicetechnologie und des Marktes anpassbar sein soll [Höck-05].

Um die Brücke von den vorhergehenden Dienstleistungsbeschreibungen und

allgemeinen Schwierigkeiten bei der Einordnung zum Airline Catering zu schlagen,

sei an dieser Stelle Maleri [Male-04] zitiert mit konkreten Ausführungen zur

Lufthansa-Service-Gesellschaft (LSG) als Catering Dienstleister der Lufthansa und

diverser konzernfremder Kunden. Er verweist darauf, dass in der Praxis Sachgüter,

Dienstleistungen und sonstige immaterielle Güter, wie Informationen häufig durch

dieselben Unternehmen produziert und angeboten würden. So produziert die LSG

sowohl Speisen und Getränke als auch Dienstleistungen. Falls in Unternehmen eine

Differenzierung der Wertschöpfungsanteile überhaupt quantitativ möglich sei, so

ergeben sich teils interessante Ergebnisse. Im Falle der LSG steuert das eigentliche

Catering nach Aussage des LSG-Vorstands 70 % des LSG-Ergebnisses bei. D. h.,

auf die Speisen- und Getränkeproduktion entfallen lediglich 30 %, was angesichts

der zahlreichen dargereichten Handelswaren (Speisen und Getränke) plausibel

erscheint. „Das eigentliche Catering besteht darin, die für einzelne Flüge benötigten

Speisen und Getränke in den jeweils erforderlichen Mengen und Konfigurationen, d.

Grundlagen

72

h. differenziert nach First-, Business- und Economy-Class sowie ggf. koscher, Diät

etc. zur rechten Zeit und am rechten Ort bereit zu stellen.“

Nachdem nun der Begriff der Dienstleistung erläutert wurde, soll zunächst auf die

wandelbare, modulare Materialflusstechnik eingegangen werden, bevor die

Dienstleistungsbranche Airline Catering näher beschrieben wird.

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

73

3 Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare

Materialflusstechnik

„Produktions- und Logistiksysteme müssen heutzutage so dynamisch, vernetzt und

wandlungsfähig sein wie die individuellen Anforderungen der Kunden, deren

Wünsche diese Anlagen zu befriedigen haben. Dabei ist es aber kaum möglich,

diesem Umstand mit herkömmlichen Lösungsansätzen gerecht zu werden – auch

wenn dabei modernste Technik eingesetzt wird.“ Mit diesen Worten umschreiben

Güntner und ten Hompel [Günt-10] die aktuellen Tendenzen in der Intralogistik.

Durch immer stärkere Individualisierung von Produkten und Belieferungsformen

bedarf es flexibler Systeme, die entsprechend individuell ausgelegt sind und vor

allem auch im Laufe ihres Lebenszyklus leicht an geänderte Anforderungen

angepasst werden können. D. h., sie müssen flexibel und wandelbar sein. Mit

zunehmender Individualisierung steigt aber auch das Volumen der gespeicherten

und ausgetauschten Daten. Die Steuerung der logistischen Systeme wird immer

komplexer, der Datenaustausch immer datenintensiver und man gelangt so an die

Grenzen des Machbaren mit herkömmlichen, hierarchisch aufgebauten

Steuerungskonzepten, wie sie heute gang und gäbe sind.

Aus diesem Grunde sind im Forschungsumfeld für Produktions- und Logistiksysteme

seit einiger Zeit diverse Ansätze zu finden, die versuchen, die Komplexität der

Gesamtsysteme durch Dezentralisierung zu reduzieren. Vorläufer dazu sind im

Bereich „Software und IT“ zu finden, wo schon deutlich länger Themen wie

agentenbasierte Netzwerke und dezentral, modular aufgebaute Soft- und

Hardwarestrukturen im Fokus stehen. In der nächsten Generation von Logistik- und

Materialflusstechniksystemen wird die Systemarchitektur weg von der heute

vorzufindenden starren hierarchischen Struktur, hin zu reaktiven, dezentral verteilten,

intelligenten Systemmodulen mit lokaler autonomer Steuerungsfähigkeit verändert.

Als jüngste Beispiele hierfür sind aus dem Produktionsumfeld selbstadaptierende

Steuerungssysteme autarker, mechatronischer Module zu nennen, wie sie von

Westkämper et al. [West-09] in „Wandlungsfähige Produktionsunternehmen – Das

Stuttgarter Unternehmensmodell“ beschrieben werden.

Da es in der hier vorliegenden Arbeit im Schwerpunkt um Materialflusstechnik geht,

ist das Konzept „Internet der Dinge in der Intralogistik“ [Günt-10] von besonderer

Bedeutung. Wie an späterer Stelle beschrieben wird, stellt es die fördertechnische

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

74

und insbesondere steuerungstechnische Basis für das hier zu beschreibende

Konzept für eine wandlungsfähige Materialflusstechnik im Airline Catering dar (vgl.

insb. 3.2.2 und 6.2.2).

Modular aufgebauten, kompatiblen und flexiblen Förderelementen kommt in einer

wandelbaren Produktionsumgebung besondere Bedeutung zu. Auf der Seite der

Mechanik haben die Materialflusstechnikhersteller mit modularen Systembaukästen

bereits gute Voraussetzungen dafür geschaffen. Vielfältig kombinierbare

Basismodule ermöglichen die Gestaltung von Fördersystemen in unterschiedlichsten

Ausprägungen für zahlreiche Einsatzfälle. Auf Seiten der Steuerungstechnik kann in

den vorzufindenden industriellen Anwendungsfällen hiervon bisher noch nicht die

Rede sein. Heutige Materialflusssysteme erfüllen neben dem reinen Transport der

Ladungseinheiten hochkomplexe und auf die Kundenbedürfnisse optimierte

Steuerungs-, Visualisierungs- und Kontrollaufgaben. Dazu werden nach heutiger

Praxis regelmäßig zentral, hierarchisch gesteuerte Systeme aufgebaut und der damit

verbundene Programmierungs- und Konfigurationsaufwand bei Erstellung der

Steuerung in jedem Projekt erneut bewältigt. Zwar werden bestimmte Bausteine

wiederverwendet, jedoch entsteht in jedem neuen Projekt wieder ein erheblicher

Individualprogrammierungs- oder zumindest Konfigurierungsaufwand [Niek-10]. Mit

dem Konzept „Internet der Dinge für die Intralogistik“ wurde ein Lösungsansatz

beschrieben und wurden Erfahrungen aus ersten Versuchsprojekten gesammelt, die

zeigen, dass die technischen Grundlagen geschaffen sind, um

Materialflusstechnikprojekte grundlegend zu verändern, durch Analogien zum

dezentral organisierten und nicht hierarchisch arbeitenden, globalen Internet. So

kann auch in der Materialflusstechnik „Plug&Play“ für Anlagenbauer zur Realität

werden, wie man es bereits aus dem IT-Hardwareumfeld kennt, und damit der

Aufwand für Planung, Realisierung, Inbetriebnahme und Umbau drastisch reduziert

werden sowie durch standardisierte Schnittstellen auch für Nutzer der Vorteil

problemloser Kompatibilität von Modulen geschaffen werden [Günt-10].

Es wurde ein Ausweg aus der Komplexitätsfalle aufgezeigt durch ein dezentrales,

kooperatives und beliebig veränderbares Transportnetzwerk, das aus

mechatronischen Modulen besteht, die im Idealfall über kostengünstige Embedded-

PC verfügen, um darauf die Steuerungslogik lokal vor Ort abzubilden. So werden aus

den heute am Markt verfügbaren elektrischen und mechanischen Modulen, wie sie in

den Baukastenmodellen der Hersteller vorzufinden sind, erstmalig komplette,

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

75

autonome Funktionseinheiten, die neben Elektrik und Mechanik auch die

erforderliche Steuerungslogik innerhalb der Modulgrenzen integrieren. Damit wird der

Schritt zu einheitlichen Modulgrenze in der Materialflusstechnik vollzogen.

Weitere Erläuterungen zum Konzept „Internet der Dinge“, das als Basis für einen

wirtschaftlichen Einsatz wandelbarer Materialflusstechnik im Airline Catering dienen

soll, befinden sich im Abschnitt 3.2.2 „Steuerungs- und Automatisierungstechnik –

„Internet der Dinge“ und 6.2.2 „Steuerungs- und Kommunikationstechnik“. Dort wird

insbesondere näher auf die Steuerungstechnik und das ihr zugrunde liegende

Konzept der Dezentralisierung, Modularisierung und Nutzung von Agentendiensten

eingegangen. Im Folgenden soll zunächst auf die für ein wandelbares

Materialflusssystem infrage kommenden Fördertechniken und deren mechanische

Grundkonzepte eingegangen werden.

3.1 Vorauswahl von Materialflusssystemen

Die Flexibilität stellt die wichtigste Voraussetzung eines wandelbaren Fördersystems

dar. Handrich untersucht in seiner Arbeit [Hand-01] die Flexibilität verschiedener

Materialflusssysteme. Es wird eine Vorauswahl manueller und automatischer

Fördermittel getroffen, die aufgrund ihrer systemeigenen Ausprägungen die

Bedingungen erfüllen, die an eine flexible Materialflussanlage gestellt werden.

Manuelle Systeme wie Stapler besitzen demnach eine große räumliche Flexibilität,

weisen aber eine deutlich niedrigere Produktivität als automatisierte

Materialflusslösungen auf. Von Nachteil sind weiterhin hohe Betriebskosten und

hohe Potentiale für Fehler und Gefahren. Eine hohe Durchsatzflexibilität weisen

Rollenbahnen, Tragkettenförderer und Elektrohängebahnen auf. Bedingt durch ihre

fest installierten Förderstrecken ist jedoch die Layoutflexibilität stark eingeschränkt.

Fahrerlose Transportsysteme, Elektrohängebahnen und Hängekrane werden am

ehesten den Flexibilitätsanforderungen, insbesondere denen nach Layout- und

Durchsatzflexibilität gerecht. Um auch die Anforderungen nach Wandelbarkeit zu

erfüllen, müssen die einzelnen Systemkomponenten derart gestaltet sein, dass sie in

ihrer technischen Realisierung auch die Eigenschaften „Erweiterungs- und

Integrationsfähigkeit“ aufweisen [vgl. Kapitel 2.1 „Wandelbarkeit“].

Es sind hierfür bei der Systemgestaltung neue Ansätze in der Modularisierung und

Automatisierung erforderlich, wie sie im Konzept „Internet der Dinge“ aufgegriffen

werden. Die Mechanik betreffend sind durch Baukastenlösungen bereits bei vielen

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

76

Herstellern modulare und flexible Systeme verfügbar. In der industriellen

Realisierung der Steuerungs- und Kommunikationsebene bestehen allerdings noch

Defizite, sie stellt daher einen aktuellen Aufgabenbereich der Forschung und

Entwicklung dar. In den nachfolgenden Abschnitten wird auf grundsätzlich aus

mechanisch-elektrischer Sicht infrage kommende Materialflusstechniksysteme

eingegangen und dabei eine Erläuterung deren Vor- und Nachteile gegeben sowie

eine Beschreibung der aktuellen Entwicklungen im jeweiligen Bereich vorgenommen

[i+o-06b]. Die folgende Grafik veranschaulicht eine Vorauswahl, wie sie von Handrich

[Hand-01] getroffen wurde, für grundsätzlich als wandelbare Materialflusssysteme

geeignete Lösungen.

Abbildung 3-1: Vorauswahl wandelbarer Materialfluss systeme [Hand-01]

Flurgebunden

Band-

förderer

Ketten-

förderer

Rollen- u.

Kugelbahn

Stetigförderer für Stückgüter

Gurtförderer

Kurvengurt-förderer

Teleskopgurt-förderer

Stahlband-förderer

Gliederband-förderer

Drahtgurt-förderer

Riemen-förderer

Plattenband-förderer

Schuppen-förderer

Kippschalen-förderer

Quergurtsor-tierförderer

Schuhsortier-förderer

Schleppket-tenförderer

Tragketten-förderer

Stauketten-förderer

Schaukel-förderer

Rollenbahn angetrieben

Rollenbahn ohne Antrieb

Rollenstau-förderer

Röllchen-bahn

Schlepprollen-förderer

Kugel-bahn

Schubplatt-formförderer

EPB/ETB

Bodentrans-portsystem

Inverted P&F

Kreisförderer

Schlepp-kreisförderer

Schlepp-zugförderer

Schlepp-gurtförderer

Seilhänge-bahn

Elektrohänge-bahn

Krane

Brücken-kran

Hängekran

Staplerkran

Portalkran

Drehkran

Flurfreie

Fördermittel

Unstetigförderer

Flurfördermittel

GleislosGleisge-

bunden

Stapler

Hubwagen

Schlepper

FTS

Handwagen

Regalbedien-gerät

Wagen

Verschiebe-einrichtung

Legende:

: Vorauswahl – Eignung für wandelbare Materialflussysteme

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

77

3.1.1 Fahrerlose Transportsysteme

Bei einem fahrerlosen Transportfahrzeug/-system (FTS) handelt es sich um ein

flurgebundenes Fördermittel mit eigenem Fahrantrieb sowie automatischer Führung

und Steuerung. Dementsprechend sind fahrerlose Transportsysteme

innerbetriebliche (vereinzelt aber auch in Außenbereichen eingesetzte),

flurgebundene Fördersysteme mit automatisch gesteuerten Fahrzeugen, deren

primäre Aufgabe der Materialflusstransport, nicht aber der Personentransport ist

[VDI-2510].

Die Entwicklung der FTS geht in die 50er Jahre zurück. Erste Vertreter waren

Schleppfahrzeuge, die einem Leitdraht an der Decke folgten. Mitte der 70er Jahre

folgten dann erste standardisierte FTS. Bedingt durch hohe Akzeptanz in der

Industrie kam es zu einer starken Verbreitung von FTS in diversen Einsatzbereichen

[Frog-06].

Dem anfänglichen Erfolg von FTS folgte jedoch eine Ernüchterungsphase. Ab

Beginn der 90er Jahre nahm die Einsatzverbreitung von FTS deutlich ab. Gründe

hierfür lagen in mangelnder Flexibilität, vergleichsweise hohen Kosten, geringer

Kompatibilität und erhöhter Störanfälligkeit. Aufgrund neuartiger FTS-Lösungen ist

jedoch in den vergangenen Jahren eine Neubelebung der Branche zu verzeichnen.

Diese sind durch modularen Aufbau der Fahrzeug- und Steuerungskomponenten in

den Anschaffungskosten attraktiver geworden und bieten Erweiterungs- und

Anpassungsfähigkeit. Die Führung der fahrerlosen Transportsysteme erfolgt mittels

Schienen, induktiv über einen in den Boden eingelassenen Leitdraht oder etwa

münzgroße Leitelemente oder auch optisch über Fahrbahnmarkierungen. Alternativ

ist auch eine Laservermessung mittels Reflektoren im Raum möglich. Für die

Energieversorgung stehen u.a. induktive Lösungen oder Lösungen mit stationärer

Batterieaufladung zur Verfügung [Ullr-05]. Für den Schwerlastbereich, bestehen auch

mittels Verbrennungsmotoren angetriebene Lösungen, wie sie vereinzelt z.B. in

deutschen Stahl- und Walzwerken vorzufinden sind.

Fahrerlose Transportsysteme können als layout- und fördergutflexibel eingestuft

werden. Ein Schwachpunkt von FTS liegt in der mit üblichen 1 m/s vergleichsweise

niedrigen Geschwindigkeit und der daraus resultierenden begrenzten

Durchsatzflexibilität. FTS können als anpassungs- und integrationsfähige

Fördersysteme sowohl im innerbetrieblichen Transport als auch außerhalb der Hallen

auf dem Betriebsgelände vielfältige Transportaufgaben wahrnehmen.

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

78

Da bisher kaum auf Einsatzgebiete von FTS im Airline Catering verwiesen werden

kann und sinnvolle Anwendungsmöglichkeiten auch nicht erkennbar sind, soll im

Rahmen dieser Arbeit nicht näher auf FTS eingegangen werden. Dies ist vor allem

der Tatsache geschuldet, dass hohe Transportleistungen in Airline Catering

Betrieben gefordert sind, falls Automatisierungen realisiert werden (vgl. hierzu auch

Transportmatrix im Anhang).

3.1.2 Elektrohängebahnen

Bei Elektrohängebahnen (EHB) spricht man von zwangsgeführten

Transportsystemen mit einzeln angetriebenen, flurfrei angeordneten Fahrzeugen, die

geeignet sind, verschiedene Quellpunkte mit verschiedenen Zielpunkten zu

verbinden [VDI-2345]. Positive Merkmale von EHB sind u.a. Schnelligkeit,

Sauberkeit, Geräusch- und Wartungsarmut. EHB sind universell einsetzbare

Fördersysteme mit Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 3 m/s, die große Distanzen

überbrücken können und hohe Durchsätze ermöglichen. Ein entscheidender Aspekt

bei EHB ist die Verlagerung des Förderprozesses in den Überflurbereich, so dass die

Nutzung von Flächen für z.B. Produktionsaufgaben nur geringfügig beeinträchtigt

wird. Durch die passiven Fahrstrecken und aktive Antriebe in den Fahrzeugen

können auch große Fahrstrecken verhältnismäßig günstig realisiert werden.

Mittels flexibler Lastaufnahmemittel und weiterentwickelter Übernahme- und

Abgabetechniken konnte der Einsatzbereich von Elektrohängebahnen ausgeweitet

werden. Ebenfalls positiv tragen hierzu die Vereinfachung und kompakte Bauweise

elektronischer und elektrischer Bauteile bei sowie die Standardisierung der

Steuerungssoftware. Durch die Funktionsintegration von Funktionen, wie dem

Heben, Senken, Drehen, Schwenken und Greifen in EHB-Fahrzeugen entwickeln

sich diese weiter zu intelligenten Transportmitteln für den innerbetrieblichen

Materialfluss. Somit werden Handhabungsaufgaben bei Bedarf in das Fahrzeug

integriert und stationäre Übergabestationen substituiert [Meye-04]. Selbstverständlich

ist dieses mit erhöhten Stückkosten oder Investitionen je Fahrzeug verbunden, so

dass Vor- und Nachteile dieser Zusatzfunktionen in den Fahrzeugen im Einzelfall

bewertet werden müssen.

Ursprünglich aus dem Bereich der FTS kommend hat sich berührungslose, induktive

Energie- und Datenübertragung ebenfalls im Bereich der EHB etabliert. Damit einher

gehen Vorteile wie höhere Fahrgeschwindigkeiten, geringerer Verschleiß, geringe

Lärmemission und eine integrierte Datenübertragung [Wamp-04]. Verbunden damit

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

79

sind jedoch auch höhere Investitionen im Vergleich zu herkömmlichen

Schleifleitungen.

EHB-Anlagen können eingeordnet werden als durchsatzflexible Systeme, die

aufgrund ihrer zusammenhängenden, fest installierten Förderwege jedoch in der

Layoutflexibilität beschränkt sind. Je nach Gehängeausführung können vielfältige

Fördergüter transportiert werden, so dass die Produktflexibilität des Systems an sich

gegeben ist. Als Voraussetzung dafür muss jedoch eine standardisierte mechanische

Schnittstelle zwischen Fahrzeug und dem Gehänge, mit dem das Transportgut

aufgenommen wird, realisiert sein. Bei näherer Betrachtung der Praxis muss

festgestellt werden, dass an dieser Stelle viele Einzellösungen zum Tragen kommen,

die die Produktflexibilität und damit die Transportgutflexibilität begrenzen.

Anwendungsfälle von Elektrohängebahnen finden sich vielfach in Automobilwerken

sowie in hochautomatisierten Logistikzentren als leistungsstarke Verbindung

zwischen Hochregallager und Warenein- und -ausgang sowie in großen Airline

Catering Betrieben, die eine hohe Durchsatzleistung benötigen und sich dabei über

mehrere Geschossebenen erstrecken.

3.1.3 Hängekran

Bei Kranen handelt es sich um Maschinen, die der horizontalen und vertikalen

Verladung von Stück- oder Schüttgütern dienen. Verglichen mit einem einfachen

Hebezeug zeichnet sich der Kran dadurch aus, dass Lastauf- und –abgabepunkt

variieren können. Wie aus dem Wort Hängekran hervorgeht hängen sowohl Last als

auch Kranfahrzeug unterhalb der Laufschiene, was ihn vom Portalkran

unterscheidet. Somit ist der operative Lastbereich nicht auf die Fläche zwischen den

Schienen begrenzt.

Analog zur EHB weist auch der Hängekran den Vorteil auf, dass Verkehrswege in

den Oberflurbereich verlegt werden und damit Flächen für z.B. Produktionsaufgaben

geschont werden. Die Layoutflexibilität ist bei Hängekranen gegeben, da alle Punkte

im Arbeitsfeld erreicht werden können. Einschränkungen bestehen jedoch bei der

Durchsatzflexibilität aufgrund der geringen Verfahrgeschwindigkeiten. Hinsichtlich

der Automatisierung haben sich Hängekrane von nur selten vorkommenden

automatisierten Individuallösungen zu automatisierten Baukastenlösungen hin

entwickelt. Diese finden ihren Einsatz insb. im Bereich des Transports leichter bis

mittelschwerer Stückgüter [Günt-98a+b]. Aber auch im Bereich höherer Lasten sind

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

80

Anwendungsfälle vorzufinden, mit denen dann allerdings eine aus

Sicherheitsgründen und Arbeitsstättenrichtlinien begründete räumliche Abgrenzung

der Fläche hervorgeht. Ein Beispiel hierfür sind Stahlcoillager mit vollautomatischen

Kranen und elektromagnetischen Lastaufnahmemitteln.

3.1.4 Kombination Elektrohängebahn und Hängekran

Im Falle der Kombination einer EHB mit einem Hängekran resultiert ein als flexibel

einzuordnendes Transportsystem. Dieses ermöglicht eine flächendeckende

Erreichbarkeit aller Punkte bei Verknüpfung der Vor- und Nachteile beider

Einzelsysteme. Hierbei ist insbesondere der Fokus auf die Layoutflexibilität des

Krans zu legen und die hohe Förderleistung/Durchsatzflexibilität der EHB. In

Kombination beider Systeme sinkt allerdings die Förderleistung im Vergleich zur

reinen EHB durch den Kraneinfluss.

Ein solches kombiniertes System kann jeden Punkt im Produktionsfeld von oben

bedienen. Im Falle von Layoutveränderungen, wie etwa umgestalteten

Produktionslinien, besteht weiterhin die Erreichbarkeit durch den Hängekran. Die

Erreichbarkeit der verschiedenen Punkte in der Produktionsfläche wird durch das

Fahren des EHB-Fahrzeugs samt Fördergut auf den Hängekran realisiert.

Eine solche aus Elektrohängebahn und Hängekran kombinierte Transportanlage ist

in Abbildung 3-2 veranschaulicht. Es handelt sich dabei um die Versuchsanlage des

Lehrstuhls für Fördertechnik Materialfluss Logistik der Technischen Universität

München (fml), wie sie auf Werkstatt- und Laborebene vor einigen Jahren entwickelt

wurde und seitdem für verschiedene Forschungsthemen genutzt und

weiterentwickelt wird. Neben dem EHB und Hängekran sind weitere fördertechnische

Systeme, wie ein automatisches Kleinteilelager (AKL) und Rollenförderer sowie

Automationen, wie ein Roboter darin kombiniert.

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

81

Abbildung 3-2: Förderanlage Elektrohängebahn-/Krank ombination [Wilk-06]

Aufgrund der hohen erforderlichen dynamischen Leistung im Airline Catering Umfeld

muss von dem beschriebenen kombinierten System aus Kran und EHB in der

weiteren Betrachtung abgesehen werden. Weiterhin ist nicht davon auszugehen,

dass bestimmte Arbeitsbereiche einer Catering Anlage einer permanenten

Layoutveränderung unterzogen werden, wie es etwa in einer Werkstattfertigung der

Fall ist, in der in bestimmten Arbeitsbereichen immer wieder neue Projekte mit

geänderter Anordnung realisiert werden. Ein Beispiel hierfür sind die Land- und

Baumaschinenfertigung mit kleineren bis mittleren Seriengrößen und stark

variierenden Produktgrößen und -geometrien. Somit würde bei Anwendung im Airline

Catering der Nutzen nicht zum Tragen kommen, lediglich die nachteilige, für den

Anwendungsfall zu geringe Durchsatzflexibilität würde sich niederschlagen.

3.2 Stand der Forschung und Entwicklung

3.2.1 Defizite herkömmlicher Materialflusssteuerung en

Wie eingangs des Kapitels 3 bereits beschrieben, sind heutige Steuerungskonzepte

von Materialflusssystemen i. d. R. hierarchisch aufgebaut. Abbildung 3-3

veranschaulicht die hierarchische Struktur, wie sie auch in der VDI-Richtlinie 3962

und 3628 als Grundlage für Steuerungssysteme von Materialflussanlagen

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

82

beschrieben ist. Ausnahmen zu diesem Grundkonzept finden sich bisher nur sehr

vereinzelt in industriellen Anwendungen.

Abbildung 3-3: Hierarchische Steuerungspyramide [in Anlehnung an VDI-3962 und 3628]

In herkömmlichen hierarchischen Strukturen erfolgt die Aufgabenverteilung so, dass

die administrative Ebene durch den Server oder auch Host abgebildet ist, auf dem

das ERP-System sich befindet. Auf der darunter liegenden Leitebene sind die WMS

Clients oder auch das als LVS bezeichnete Lagerverwaltungssystem platziert.

Darunter wiederum befindet sich die Prozesssteuerung mit dem Materialflussrechner.

In der VDI-Richtlinie werden beide Schichten auch in Unterebenen der Leitebene

unterschieden. Unterhalb der Leitebene ist die Steuerungsebene positioniert. Die

VDI-Richtlinie teilt diese wiederum in drei Unterebenen auf, bei denen es sich um die

Teilsystemsteuerung, Gruppensteuerung und Elementsteuerung handelt. Diese

übernehmen die Funktionen von der Steuerung und Überwachung der

Gruppensteuerungen bis hinunter zur Steuerung und Überwachung der Aktoren und

Sensoren sowie die Visualisierung, die Steuerung im Halbautomatikbetrieb und die

Bewegungsoptimierung. Bei der hier gewählten Darstellung wird im Gegensatz zur

VDI-Richtlinie nicht in drei, sondern lediglich zwei Ebenen unterschieden, nämlich die

Steuerungsebene, auf der sich die SPS (Speicher-Programmierbare-Steuerung)

befinden und die darunter liegende Feldebene mit Sensoren und Aktoren. Hierbei

stellen die Steuerungselemente der Feldebene gemeinsam mit der Mechanik den

ausführenden Teil der Materialflussteuerung dar. Die darüber liegende Ebene, die

Steuerungsebene, hat die Aufgabe, Transporte und Lastübergaben von einem zum

nächsten Transportelement zu koordinieren.

ERP

Leitebene

Prozess-Steuerung

Steuerungs-ebene

Feldebene

Server

WMS Clients

Materialfluss-rechner

SPS

Materialfluss

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

83

Die Hardware auf Ebene der Steuerungsschicht wird, wie geschildert, meist als SPS

ausgeführt. Hierbei spielt es keine entscheidende Rolle, ob es sich dabei um die

klassische Bauform der SPS handelt oder ob diese mittels Industrie-PC und darauf

befindlicher Soft-SPS umgesetzt werden. Als Programmiersprachen kommen

Sprachen zum Einsatz, die entweder dem IEC 61131 Standard gerecht werden oder

ähnlichen herstellerabhängigen Normen. Als Netzwerk zur Anbindung von Sensoren

und Aktoren dienen entweder konventionelle Feldbussysteme, oder aber auch

inzwischen vermehrt Ethernet. Auf den oberen Ebenen ist Echtzeitfähigkeit von

geringer Bedeutung, je weiter unten die Ebene, umso höher ist die Bedeutung der

Echtzeitfähigkeit. Zur Prozessteuerung kommen inzwischen meist PC basierte Client-

Serverlösungen zum Einsatz, wohingegen die früher geläufigen mittels UNIX

agierenden Großrechner inzwischen eher Vergangenheit sind. Dies liegt an der

ausreichenden Leistungsfähigkeit moderner PC-Server und den etablierten

Standards für relationale Datenbanken und Festplatten-Datensicherungen. Die

Kommunikation erfolgt i. d. R. auf Basis TCP/IP. Es stehen sehr leistungsfähige

objektorientierte Programmiersprachen, teilweise sogar als kostenlose Versionen zur

Verfügung, wie etwa in Form von C++, C# oder Java [Niek-10].

Die weit verbreiteten zuvor beschriebenen zentralen und hierarchisch aufgebauten

Materialflusssteuerungen stoßen trotz ausgereifter Technik und Konzeption immer

wieder an ihre Grenzen. Die folgenden Punkte skizzieren die Merkmale und häufigen

Defizite von zentral, hierarchisch aufgebauten Steuerungen in kurzer Beschreibung

[Niek-10]:

� Die Rechenleistung ist bei angemessener Dimensionierung heute kein Problem

mehr, da Systeme mit ausreichender Performance gut verfügbar sind.

� Für die Ausfallsicherheit der Server müssen aufwendige Back-Up Lösungen

eingeplant werden, die je nach Risikoeinordnung als Hot- oder Cold-Standby

umgesetzt werden, d. h. entweder mit parallel laufenden redundanten Systemen,

oder bei Ausfall kurzfristig verfügbaren redundanten Systemen und einer

definierten Wiederanlaufroutine.

� Aufgrund einer i. d. R. höheren Lebensdauer der Mechanik bei ausreichender

Wartung als die der Server von Steuerungssystemen kommt es entweder zur

Überalterung und somit einem unkalkulierbaren Risiko der Rechnerhardware,

oder aber neue baugleiche Systemkomponenten werden integriert oder

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

84

Nachfolgegeräte verwendet. Bei nicht identischen Geräten kommt es zu

erhöhtem Aufwand für Anpassungen.

� Anlagenlebenszyklen verkürzen sich, weil in immer kürzeren Intervallen

geänderte Strukturen und Prozesse abgebildet werden müssen und damit

entsteht hoher Anpassungsaufwand bei zentralen Steuerungsarchitekturen, der

meist alle Ebenen der Steuerungspyramide involviert.

� Es finden komplexe Optimierungsalgorithmen Anwendung, die auf das spezielle

vorliegende Problem ausgerichtet sind und mit einer hohen Datendichte auf der

Ebene der Prozess- und Steuerungsschicht agieren. Es erfolgt hier die

Konsolidierung der Daten aus dem übergeordneten ERP-System und den

darunter gelegenen Anlagensteuerungen. Die optimale Datenbasis in Verbindung

mit den projektspezifischen Optimierungsalgorithmen führen nicht selten zu hoher

Komplexität. Werden während der Inbetriebnahme noch weitere

Steuerungsanforderungen ergänzt, sinkt die Nachvollziehbarkeit der Strategien

und Abhängigkeiten für Dritte weiter.

� Durch das zuvor geschilderte Risiko der Komplexität geht ein Personalrisiko damit

einher - hoch spezialisierte Experten sind erforderlich für die Realisierung, die

nicht immer verfügbar sind. Müssen diese ihre laufenden Programmierarbeiten

unterbrechen, so verursacht das auch an anderer Stelle ein erhöhtes Fehlerrisiko.

� Bei hierarchischem Aufbau können die komplexen Programme schlechter in

Module untergliedert werden. Die involvierten Mitarbeiter setzen sich häufig mit

der Gesamtheit des Systems auseinander. Die Aufgaben können nicht

modulweise durch wechselndes Personal bearbeitet werden, sondern erfordern

erhebliche Einarbeitungszeit, bei im Laufe des Projekts wechselndem

/hinzukommendem Personal. Das führt zu sehr personenbezogenen

Ergebnissen.

� Die hohe Komplexität der Systeme führt häufig zur Erstellung projektindividueller

Lösungen anstelle der Verwendung von Standards. Hierbei kann der

Programmierer nicht jegliche Aspekte abstimmen, sondern trifft Annahmen, die

teilweise abweichend vom ursprünglichen Systementwurf sind, und erzeugt somit

eine programmierabhängige Eigendynamik durch nicht überschaubare Einflüsse

seiner Annahmen.

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

85

� Es besteht eine erhöhte Fehleranfälligkeit bei komplexen, zentralen Systemen,

aufgrund der nicht immer gegebenen konsequenten/vollständigen

Überschaubarkeit. Bei Eintritt der Fehler wirken sich diese dann unter Umständen

auf das gesamte System aus oder zumindest gravierend auf wesentliche

Komponenten des Systems. Es kommt zu Kettenreaktionen, die im schlechtesten

Fall das Gesamtsystem lahmlegen.

� Durch herstellerindividuelle Standards sind die System-/Ebenengrenzen nicht

immer gleich ausgeprägt und Funktionalitäten historisch bedingt, unterschiedlich

den verschiedenen Ebenen zugeordnet. Hierdurch wird die Kombination von

Komponenten unterschiedlicher Hersteller erschwert bzw. erfordert individuelle

Anpassungen und auch heute noch eine hohe Kooperationsbereitschaft der

beteiligten Hersteller. Eine standardisierte Vernetzung von verschiedenen

Teilsystemen ist nach wie vor nur in der Theorie umsetzbar.

� Es treten Probleme bei Erweiterungen und Veränderungen der Systeme auf.

Meist ist zunächst eine umfangreiche und vollständige Ist-Aufnahme aller

Komponenten, Funktionalitäten und Strategien/Optimierungen erforderlich, da

andernfalls Nebeneffekte erzeugt werden, die nicht beabsichtigt sind. Nur durch

den Einsatz des ursprünglichen Programmierpersonals und ausreichender

Dokumentation kann dieses entfallen, was aber automatisch eine erhöhte

personelle Abhängigkeit mit sich bringt.

� Montage und Inbetriebnahme: Durch Eingriff in bestehende Systeme sind

Unterbrechungen unvermeidbar, insb. wenn in zentralen

Kommunikationssystemen geändert wird.

� Ab einer gewissen Eingriffsgröße kommt es durch Änderungen zu Effekten auf

allen Ebenen der Steuerungspyramide. Diese können dann nicht wieder ohne

Weiteres rückgängig gemacht werden. Somit liegt, durch den Eingriff in

bestehende Strukturen, ein hohes Risiko bei der Kombination von neuen und

alten Anlagenteilen vor. Die erforderlichen Tests sind, im Vergleich zu einer

vollständigen Neuinbetriebnahme einer Anlage, nur eingeschränkt möglich. Das

liegt daran, dass das Bestandsystem i. d. R. nicht sämtlichen Tests unterzogen

werden kann. So liegen reale Bestände vor, wohingegen im Testumfeld mit

Testbeständen agiert werden kann, was viel mehr Freiheitsgrade bedeutet und

wesentlich unbedenklicher ist.

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

86

� Zentral gesteuerte Systeme arbeiten mit vorgeplanten Notfallszenarien für z. B.

Ausfälle bestimmter Anlagenteile. Hierbei sind die Szenarien aber stets starr

definiert. Kommt es zu nicht abgebildeten Situationen, so hält das System keine

mögliche Antwort parat und Systemblockaden und somit Ausfallzeiten sind

vorprogrammiert.

In Summe führen diese Defizite dazu, dass eine wandelbare Materialflusstechnik im

Airline Catering eher nicht auf Basis konventioneller hierarchisch aufgebauter und

zentralisierter Steuerungstechnik auszuführen sein wird. Eine bessere Basis ist in

einer dezentralen, selbststeuernden Automatisierungstechnik zu suchen, wie sie im

Konzept „Internet der Dinge“ [Günt-10] formuliert ist und im folgenden Kapitel

beschrieben werden soll.

3.2.2 Steuerungs- und Automatisierungstechnik – „In ternet der Dinge“

Nach dem Vorbild des Internets wurde mit dem „Internet der Dinge“ ein Konzept

definiert und anhand erster technischer Realisierungen die Ausgereiftheit der

Lösungen unter Beweis gestellt zur Abbildung eines sich selbst steuernden

Materialflusses [Günt-10]. Wie bei der Vorlage, dem Internet, handelt es sich dabei

um ein Netzwerk, das aus einer unbegrenzten Anzahl von Netzwerken besteht und

fast vollständig auf zentrale Instanzen verzichtet. Hierdurch wird es komplett

skalierbar und robuster, als es ein zentrales Netzwerk je sein könnte. Nach diesem

Konzept wendet sich die Intralogistik ab von ihrem zentralen, hierarchischen

Steuerungskonzept, hin zu einem dezentralen, hierarchielosen Aufbau.

Transportgüter werden hierbei autonome Einheiten, die sich eigenständig zum Ziel

steuern, indem sie mit intelligenten Förderern und Fahrzeugen kommunizieren, damit

diese Transportaufträge umsetzen können. Hiermit geht eine deutliche Fortsetzung

eines allgemeinen Trends in der Steuerungs- und Antriebstechnik einher – immer

mehr Intelligenz wandert von übergeordneten SPS auf die direkte Feldebene des

Materialflusssystems. Komponenten wie elektrische Antriebe oder

Frequenzumrichter verfügen bereits heute über programmierbare Microcontroller, so

dass dort ein Programmiercode installiert werden kann. Mittels kleiner und auch

inzwischen kostengünstiger Embedded-PC ergibt sich die Möglichkeit, die

Steuerungslogik auf die operative Feldebene zu verlagern. Durch Ethernet-

Schnittstellen ist meist eine Kommunikation über TCP/IP möglich. Der entscheidende

Fortschritt ist, dass bisherige elektrische und mechanische Module um die Steuerung

erweitert werden, d. h., es entstehen vollständige autonome mechatronische

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

87

Funktionseinheiten mit identischen Modulgrenzen für Mechanik, Elektrik und

Steuerung.

Ein weiterer Aspekt der Dezentralisierung liegt in der Datenhaltung. Hier macht sich

das Konzept „Internet der Dinge“ den Fortschritt bei der RFID-Technologie zunutze.

Durch gestiegene Speicherkapazitäten auf RFID-Tags erfolgt der Schritt vom Data-

On-Network-Prinzip hin zum Data-On-Chip-Prinzip. Das bedeutet, dass alle

relevanten Daten, wie Identifikationsnummer aber auch Transportziel, Ladungsart

oder Geometrie und Gewichtsdaten, direkt von der Transporteinheit (TE) mitgeführt

werden. Durch diese physische Verbindung von Transportobjekt und Datenhaltung

entfällt ein erheblicher Anteil der Kommunikation im System und die redundante

Datenhaltung. Die Parallelen zwischen dem World Wide Web und dezentral

gesteuerten Materialflusssystemen mit intelligenten Transporteinheiten werden im

Konzept „Internet der Dinge“ klar erkennbar.

Beim „Internet der Dinge“-Konzept entfällt der hierarchische Aufbau des

Steuerungssystems (vgl. Abbildung 3-3) und damit auch das übergeordnete

Leitsystem. An seine Stelle treten dezentrale, selbstständige Materialflussmodule,

die Aufgaben wie das Schalten von Weichen oder auch die Wegberechnung und

Streckenreservierungen bis hin zur Auslastungsoptimierung (Stauvermeidung)

selbstständig übernehmen. Die autonomen Einheiten kooperieren dazu miteinander,

sind intelligent und damit in der Lage, Aufgaben aus den verschiedenen Ebenen der

konventionellen Steuerungspyramide zu übernehmen.

Bisherige starre, vordefinierte Abläufe werden durch neuartige dezentrale

Verhaltensregeln und Kooperationsmechanismen substituiert, was einen

weitgehenden Wandel in der Steuerungsprogrammierung und den vorhandenen

Lösungen bedeutet. Nach einmaligem hohen Aufwand für die Erstimplementierung

und die damit verbundene Entwicklung beim Hersteller führen diese zu einer

deutlichen Vereinfachung bei der Realisierung von Materialflusssteuerungen. Die

sehr projektspezifische Programmierung des allmächtigen Materialflussrechners mit

seinen Optimierungsregeln und Strategien entfällt. Dieses bedeutet einen

grundlegenden Wandel in der Materialflusssteuerungskonzeption und einen

Zugewinn an Flexibilität, um sich schnell und kostengünstig an neue Anforderungen

und Umweltbedingungen zu adaptieren.

Im Folgenden sollen die Bausteine des „Internets der Dinge“ vorgestellt werden und

ihre wesentlichen Funktionsweisen näher gebracht werden. Bei der Konzeption stand

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

88

die funktionale Modularisierung im Fokus [Wilk-06, Kuzm-10], um die heutige

Schwachstelle der voneinander abweichenden mechanisch-elektrischen und

steuerungsseitig zur Verfügung stehenden Modulbaukästen zu beseitigen und ihre

voneinander abweichenden Schnittstellen anzugleichen. Der Einsatz von wieder

verwendbaren Modulen soll weiter verstärkt werden, indem durch Baukastensysteme

Skaleneffekte und somit Effizienz und Wirtschaftlichkeit von Materialflusslösungen

verbessert werden. Die Module sind dabei aufgebaut nach den Grundsätzen:

• Zerlegbarkeit des Gesamtsystems in Module,

• freie Kombinierbarkeit der Module zu beliebigen Systemen,

• Verständlichkeit der Funktionen des Moduls für den Anwender oder Planer

(ohne seinen inneren Aufbau vollständig durchdringen zu müssen),

• Kapselung der Module erlaubt Änderungen und Fehler innerhalb des Moduls

ohne Auswirkungen über die Modulgrenzen hinaus,

• einheitliche Systemgrenzen (Mechanik, Elektrik und Steuerung) sowie

• funktionsorientierte Systemgrenzen entsprechend der Modulfunktion mit

Möglichkeit zum Testen (ohne in das Gesamtsystem integriert zu sein).

Bausteine des „Internets der Dinge“

Im „Internet der Dinge“-Konzept, in Anlehnung an vorhandene Arbeiten zu

Multiagentensystemen, werden nicht weiter zerlegbare Funktionseinheiten als

Entitäten beschrieben. Eine Entität erfüllt autonom bestimmte logistische Funktionen

und kommuniziert dazu mit anderen gleichberechtigten Entitäten. Dazu verfügt die

Entität über einen eigenen ihr zugeordneten Softwareagenten, der sie in die Lage

versetzt, nach Zuteilung einer Aufgabe, selbstständig nach vordefinierten Regeln

festzulegen, wie diese Aufgabe erfüllt wird. Für die Materialflusstechnik bedeutet das

im Falle eines Transportfahrzeuges, dass dem Fahrzeug z. B. Quelle und Ziel

benannt werden, das jeweilige Fahrzeug aber selbstständig ermittelt, welches der

richtige Weg ist.

In einem Materialflusssystem sind zur Steuerung drei verschiedene Typen von

Entitäten erforderlich. Dabei handelt es sich um mechatronische Module,

Transporteinheiten und Softwaredienste.

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

89

Abbildung 3-4: Funktionsklassen und Vererbung im In ternet der Dinge

Transporteinheiten

Bei den Transporteinheiten handelt es sich um die kleinsten im System bewegbare

Einheiten, die durch Barcodes oder auch RFID-Tags eindeutig gekennzeichnet sind.

Im Falle des Einsatzes von RFID-Tags können, wie zuvor bereits geschildert, auch

Informationen wie das Ziel am Transportgut mitgeführt werden. Reicht der Speicher

des RFID-Tags nicht für die vollständige Datenspeicherung aus, so können die

Daten vom Softwareagenten der Transporteinheit verwaltet werden, wobei sich der

Agent auf einem stationären Rechner befindet. Dies ist aus Kostengründen sinnvoll,

da eine Ausstattung sämtlicher TE mit Controllern zu kostspielig wäre. Mittels des

Agenten kommuniziert die Transporteinheit mit Entitäten, so dass Funktionen

ausgeführt und Informationen ausgetauscht werden. Bei den TE kann es sich z. B.

um Paletten aber auch Kartons handeln, je nachdem welche kleinste Einheit im

System transportiert wird. Im Falle von EHB in Airline Catering Anlagen bietet sich

das EHB-Gehänge als kleinste Einheit an, wenn man davon ausgeht, dass Trolleys

nicht ohne Gehänge automatisiert gefördert werden. Alternativ könnte auch jeder

einzelne Trolley als TE definiert werden, wobei dann zu berücksichtigen ist, dass ein

Gehänge nur ein Ziel je Transportauftrag anfahren kann und nicht Trolleys mit

unterschiedlichen Zielen geladen sein dürfen.

Module

Bei den Modulen handelt es sich um logistische, autonome Funktionseinheiten für

z. B. das Transportieren (Kettenförderer), Lagern (RBG) und Kommissionieren

(Kommissionierstation), die im Idealfall, wenn wirtschaftlich darstellbar, so

abgegrenzt sind, dass sich innerhalb der Systemgrenzen eines Moduls die Elektrik,

Mechanik und Steuerung befinden. Ähnlich dem zuvor beschriebenen Konzept für

Transporteinheiten, ist es aber auch bei Modulen möglich, die für die

Steuerungslogik zuständigen Agenten der jeweiligen Module auf bestimmten

Unstetigförderer

Stetigförderer & Schienen

Verzweigungen & Zusammenführungen

Arbeitsstationen

Entität

ModulTransporteinheit (TE)

Trolley

Palette

Visualisierung

Schnittstellenagent / Datenaustausch

Softwaredienst

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

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Rechnern zu bündeln, was aber negativen Einfluss auf die Robustheit und

Transparenz des Systems hat, jedoch im Gegenzug positiven Einfluss auf die

Kosten.

Softwaredienste

Unter den Softwarediensten werden reine Softwareprogramme verstanden, die

Aufgaben erfüllen, die nicht einzelnen Modulen oder TE eindeutig zugeordnet

werden können. Typische Aufgaben von Softwarediensten sind die Visualisierung

mittels einer Visualisierungsumgebung, die Koordination des Datenaustauschs über

eine Datenaustauschplattform zu externen Systemen, wie etwa einem

Lagerverwaltungssystems oder die Verkehrsoptimierung mittels eines

Verkehrsleitsystems.

Um die erfolgreiche Etablierung des Konzepts „Internet der Dinge“ zu ermöglichen,

galt es bei der Konzeption zwei sich prinzipiell konkurrierende Ziele zu verfolgen. So

sind die Bausteine und insb. deren Schnittstellen maximal zu standardisieren, um

eine Wiederverwendung in weiteren Anwendungsfällen zu ermöglichen und

gleichzeitig die sehr individuellen Projekt- und Kundenanforderungen abzubilden,

ohne dabei sämtliche Varianten als fertige Module im Baukasten vorzusehen. Dieser

Spagat der Anforderungen kann nur bewältigt werden, indem die Modulfunktionen

soweit herunter gebrochen und komplexitätsreduziert werden, dass übergeordnete,

umfangreichere Funktionen daraus wieder zusammengesetzt werden können. Das

ist möglich durch Reduzierung auf die Elementarprozesse der Logistik wie das

Fördern, Lagern, Prüfen, Handhaben, Sortieren usw. Die weitere Verkettung oder

das Zusammenspiel von Modulen zur Abbildung der Kundenanforderungen ist dabei

unabhängig von der eigentlichen Modullogik.

Kern der Betrachtung sind dabei nicht die Module oder die logistischen Funktionen,

sondern vielmehr die Transporteinheiten, die es gilt, logistischen Funktionen zu

unterziehen. Hierzu verfügt die TE über einen Softwareagenten, der sämtliche Daten

der TE kennt und verwaltet und der mit sämtlichen Entitäten kommunizieren und

interagieren kann. Hierzu haben sie die Fähigkeit, Workflows aus logistischen

Funktionen zu koordinieren, wobei diese linear verkettet sein können, aber auch

Alternativen bestehen können, die dann nach Kriterien wie Verfügbarkeit oder

sonstigen Merkmalen ausgewählt werden. Hierzu sucht der Agent Module, die die

jeweils erforderliche Funktion erfüllen. Im Falle von vorhandenen Alternativen erfolgt

eine Auswahl mittels einer Auktion, die einen Transportauftrag für den günstigsten

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

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Anbieter nach sich zieht. Hierfür werden dann wiederum mittels Auktion Module bzw.

eine Reihe von Modulen für den Transport der TE zum Transportziel gesucht und

ausgewählt. Am aktuellen Transportziel löst der TE-Agent die Ausführung der

geforderten Funktion aus. Die Statusrückmeldung nach Funktionsausführung dient

als Basisinformation für den nächsten Arbeitsschritt im Workflow.

Um die Kooperation der verschiedenen Entitäten zu ermöglichen, bedarf es gleicher

Grundfunktionen aller Entitäten, welche in der Kommunikationsfähigkeit mit anderen

Entitäten, der Informationsfähigkeit über eigene Eigenschaften und Funktionen sowie

der Verwaltung der eigenen Belegungs- und Fehlerzustände sowie deren Mitteilung

als Statusinformationen zu sehen sind. Über die Grundfunktionen hinaus haben die

Entitäten entsprechend ihrer Ausprägung weitere Funktionen, so dass bspw.

Transporteinheiten ihren Transport samt Zwischenzielen überwachen und

verhandeln.

Module als komplexeste steuerungstechnische Bausteine verfügen über diverse

Fähigkeiten. Gemein sind allen Modulen Fähigkeiten, wie etwa die Wegplanung,

Lastübergaben oder die Ansteuerung und Überwachung, der dem Modul

zugeordneten Sensoren und Aktoren. Kuzmany [Kuzm-10] unterscheidet im „Internet

der Dinge“-Konzept die Module in vier unterschiedliche Funktionsklassen, innerhalb

derer die zugeordneten Module einander jeweils in ihren Kernfunktionen ähneln.

Zusätzliche Funktionen darüber hinaus können aber ebenfalls durch den

Programmierer abgebildet werden:

� Verzweigungen und Zusammenführungen, wie z. B. Verschiebewagen,

Senkrechtförderer, Drehtische oder Hubtische mit Querförderern

� Stetigförderer und Schienen, wie z. B. eine Rollenbahn oder ein EHB-

Streckenelement, denen gemeinsam ist, dass sie dem Transport von

Fördergütern von der Aufgabe- zur Abgabestelle des jeweiligen Moduls dienen

� Unstetigförderer, wie z. B. EHB-Fahrzeuge oder fahrerlose Transportsysteme

(FTS) zeichnen sich durch die Wegplanung innerhalb ihres eigenen

Aktionsbereiches aus und führen Lastspiele von der Auf- zur Abgabestation durch

� Arbeitsstationen, wie z. B. Kommissionierarbeitsplätze, Wickler (Verpackungs-

anlagen) oder Waschanlagen dienen der Eigenschaftsveränderung von

Transporteinheiten

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

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Beispiel: Aufbau eines Verzweigungsmoduls

Wenn man einmal exemplarisch anhand eines Verzweigungsmoduls den Aufbau und

den daraus resultierenden Betriebsablauf betrachtet (Prozessbeschreibung im

folgenden Abschnitt, 3.2.3 Abwicklung eines Transportauftrags in einer nach dem

Konzept „Internet der Dinge“ aufgebauten EHB), so ergibt sich für eine EHB-Weiche

folgendes (siehe im Anhang „Struktur und Kommunikation EHB-Weiche (Skizze +

UML-Sequenzdiagramm). Im Wesentlichen ist dieses ähnlich aber noch detaillierter

bei Kuzmany [Kuzm-10] für einen Riemen-Ein/Ausschleuser als

Abzweigungselement in einer Rollenbahn beschrieben.

Das Modul verfügt über eine RFID-Lesetechnik (ggf. auch nur ein

Barcodelesesystem), mit der das Modul die eindeutige Identifikationsnummer der TE

ermitteln oder ggf. auch weitere Daten auslesen kann. Optional kann das Modul mit

zwei (ggf. drei) Lichttastern zur Erkennung des Ein- und Austritts eines EHB-

Fahrzeugs in das Modul ausgestattet sein. Alternativ kann dieses aber auch nur über

die Reservierung und Freimeldung des Weichenabschnitts durch das EHB-Fahrzeug

auf dem Blackboard erfolgen. Setzt man den Ansatz „Internet der Dinge“ konsequent

um, so ist die RFID-Technik vorhanden und Daten, wie das Ziel, Inhalt der

Transporteinheit etc. werden direkt auf dem RFID-Tag nach dem Data-On-Chip-

Prinzip mitgeführt und sind ohne Rückkopplung auf übergeordnete Systeme für das

Modul auslesbar. Für die Steuerungstechnik bedeutet die konsequente Umsetzung

des „Internet der Dinge“-Konzepts, dass eine funktionsorientierte Modularisierung

verfolgt wird und das Modul mit einer eigenen lokalen Steuerungseinheit ausgerüstet

ist. Als kostenreduzierte Variante des Konzepts ist aber auch eine ethernetbasierte

Verknüpfung möglich, über die auf einen zentral oder zumindest für mehrere Module

zusammengefassten Steuerungsrechner zugegriffen wird. Sensorik und Aktorik des

Moduls werden über einen ASI-Bus angebunden. Die Software wird als

Zweischichtarchitektur umgesetzt, bei der die obere Schicht eine logische,

agentenorientierte Schicht mit entsprechenden Kommunikationsvoraussetzungen ist,

die nicht über Echtzeitfähigkeit verfügt. Die untere Schicht ist im Gegensatz dazu als

echtzeitfähige, maschinennahe Steuerung auf Komponenten- bzw. Modulebene

ausgeführt mit direkter Anbindung an die Aktorik und Sensorik. Für die

Kommunikation der beiden Schichten untereinander wird eine Middleware

verwendet. Aufgrund der somit erreichten Kapselung kann der Softwareagent

unabhängig vom eingesetzten Bussystem implementiert werden.

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

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3.2.3 Abwicklung eines Transportauftrags in einer n ach dem Konzept „Internet

der Dinge“ aufgebauten EHB

Die Prozessabläufe in einer nach dem Konzept „Internet der Dinge“ aufgebauten

EHB werden von Chisu detailliert beschrieben [Chis-10]. Im Folgenden soll ein

Auszug daraus wiedergegeben werden und eine Überführung auf das

Anwendungsfeld EHB im Airline Catering Betrieb gemacht werden, wie sie für das

weitere Verständnis in dieser Arbeit hilfreich ist.

Der Fokus liegt dabei auf dem Verständnis der grundsätzlichen Funktionsweise, um

daraus resultierende Vor- und Nachteile gegenüber zentralen, hierarchischen

Steuerungskonzepten nachvollziehen zu können und insbesondere die an späterer

Stelle erläuterten Unterschiede im Aufbau der Module mit Bedeutung für

Investitionen und Kosten zu verstehen.

Ausgangssituation für die Beschreibung ist ein Transportauftrag für eine

Transporteinheit, d. h. ein EHB-Gehänge, das mit Trolleys beladen ist und von einer

Quelle zu einer Senke innerhalb des EHB-Netzes befördert werden soll. Es werden

im Konzept dieser Arbeit die Gehänge als Transporteinheiten definiert und nicht die

Trolleys. Das geschieht, um die Einsatzfähigkeit des Konzepts auch für Airline

Catering Betriebe zu erreichen, die Trolleys vieler unterschiedlicher Airlines

verwenden. In diesen Fällen würde nicht kurz- oder mittelfristig sichergestellt werden

können, dass alle Trolleys verschiedener Airlines mit gleichartigen RFID-Tags

ausgestattet sind. Wobei es auch im Airline-Umfeld Tendenzen hin zu RFID gibt, was

an späterer Stelle als Information aus den Experteninterviews auch beschrieben wird

(vgl. 5.2.2.11). Damit wird das „Internet der Dinge“ Grundkonzept zwar

abgeschwächt, aber dadurch auch eine kurzfristige Umsetzbarkeit sichergestellt.

Wenn Airlines ihre Trolleys durchgängig mit RFID-Tags ausstatten, kann das

Konzept für das Airline Catering dahin ausgeweitet werden, dass diese die

Transporteinheiten darstellen. Alternativ könnten Trolleys bei Eintritt in den hier

beschriebenen Airline Catering Betrieb mit RFID-Tags ausgestattet werden, falls sie

nicht ohnehin schon darüber verfügen. Nach dem hier angewendeten Konzept

werden die Daten über den Trolley mit dem Trolley mitgeführt und bei Beladung des

Gehänges mit den Trolleys auf den RFID-Chip des Gehänges teilweise oder auch

ganz übertragen. Die kurzfristige Ausstattung aller Trolleys mit RFID-Chips erscheint

zu optimistisch, insbesondere in Anbetracht der Tatsache, dass dieses nur

ergänzend sein kann, weil nicht alle Elemente des Gesamtsystems, in dem sich

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Trolleys bewegen, mit RFID-Lesetechnik kurzfristig ausgestattet werden können.

Hierbei sei z.B. an die Flugzeuge und fremde Cateringbetriebe gedacht, die sich

teilweise an Kleinstflughäfen und womöglich auch noch in unterdurchschnittlich

industrialisierten Regionen befinden.

Vom übergeordneten ERP-System werden Produktionsaufträge zur

Kommissionierung und Konfektionierung von Ware für einen bestimmten Flug

erzeugt. Die Auftragsdaten werden Mitarbeitern in Form von ausgedruckten Listen

oder aber auch papierlos übergeben. Als Kommissionierbehälter dienen Trolleys, die

flugbezogen zusammengefasst werden. Sobald die geforderte Anzahl von Trolleys

für ein Gehänge erreicht ist kann das Gehänge beladen werden. Nach Abschluss der

Beladung erfolgt eine Beladungsbestätigung und das Übergeben der eindeutigen

Auftragsdaten zur Generierung eines Transportauftrags für die EHB. Dieses kann

durch einen Bestätigungsprozess im Handheld Dialog des Kommissionierers, durch

Einlesen eines Barcodes auf der Kommissionierliste oder auch die Eingabe einer

Auftragsnummer an einem Arbeitsplatz erfolgen, je nach Ausführung im betroffenen

Objekt. Mit der Generierung des Transportauftrags werden auf die UHF-RFID-Chips

der Gehänge Auftragsdaten geschrieben. Dabei handelt es sich um die Destination,

eine eindeutige TE-ID, die Flugdaten, den Ladungsinhalt etc. Die hier dargestellte

Prozessbeschreibung geht davon aus, dass Gehänge an den EHB-Fahrzeugen

hängend in eine Be-/Entladestation gefahren werden und dort auftragsneutral

verweilen bis zu ihrer Beladung.

Im Vorfeld zur Generierung des Transportauftrags haben sich die EHB-Fahrzeuge

bereits mit dem sogenannten Blackboard verbunden und die Daten der

Anlagentopologie abgerufen. Weiterhin haben sie sich im sogenannten Directory

Facilitator (DF) als Anbieter einer Transportfunktion eingetragen. Die

Übergabestationen können auf der Steuerungsseite bei einfachster Ausführung aus

nur einem Agenten bestehen, der den Status der Belegung der Übergabeplätze über

das Blackboard und die Rückmeldung der Fahrzeuge, sowie die bestehenden

Reservierungen abfragt. Ebenfalls denkbar ist eine etwas aufwendigere Ausführung

mit eigenen Aktoren und Sensoren zur Ermittlung der Belegungsstatus der Arbeits-

und Pufferplätze an den Stationen. Der Übergabestation ist ein Agent zugeordnet,

der dafür sorgt, dass nach Statusermittlung und Ermittlung bereits vergebener

Transportaufträge zur Station ggf. weitere Transportaufträge von Fahrzeugen mit

leeren Gehängen zur Station hin generiert werden. Der Agent schreibt die

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Transportaufträge dann über das Blackboard aus. Dazu wird in Form einer XML-

Nachricht (Extensible Markup Language) ein Auftrag auf das Blackboard

geschrieben, der dann wiederum von den EHB-Fahrzeugen abgerufen wird. Wenn

ein Fzg. einen Auftrag erhält, dessen Start- und Zielpunkt es erreichen kann, so wird

im ersten Schritt durch das Fzg. vom Directory Facilitator abgefragt, ob weitere freie

Fzg. im System existieren und somit eine Verhandlung für den Auftrag erforderlich

ist. Falls kein weiteres Fzg. verfügbar ist, wird der Auftrag direkt vom Fahrzeug

angenommen und auf dem Blackboard ein Vermerk gesetzt. Wenn mindestens ein

weiteres verfügbares Fahrzeug existiert, kommt es zur Verhandlung. Hierzu

berechnen die Fzg. ihren kürzesten, reservierbaren Weg zum Startpunkt, d. h. in

diesem Fall der Übergabestation, und schreiben das Kalkulationsergebnis in Form

eines Angebots auf das Blackboard. Nach einer fest definierten Zeit rufen die Fzg.

alle hinterlegten Angebote ab und kennen somit ihren Rang bei der

Angebotsvergabe. Das Fahrzeug mit dem ersten Rang stellt den Gewinner der

Auktion dar und reserviert im nächsten Schritt den Auftrag auf dem Blackboard unter

seinem Namen, so dass keine Doppelvergaben möglich sind und es auch immer

nach einer definierten Zeit zu einer Auftragsvergabe kommt, vorausgesetzt

mindestens ein Fzg. ist verfügbar. Außerdem meldet das Fahrzeug dem Directory

Facilitator seinen Status nun als besetzt zurück, um nicht mehr als verfügbar zu

gelten und so unnötige Verhandlungen zu vermeiden.

Die Wegberechnung selbst, als Kalkulationsbasis für die Angebotsabgabe, und die

Durchführung des eigentlichen Transportauftrags erfolgen mittels Dijkstra-

Algorithmus. Nähere Beschreibungen hierzu finden sich u. a. bei Wilke [Wilk-06]. Bei

der Wegberechnung fließen ein: Anlagentopologie, statisch, wie sie vom Blackboard

bei Initialisierung abgerufen wurde und als dynamische Daten die Positionierung

anderer Fahrzeuge, Wegreservierungen oder Streckensperrungen, sei es durch

manuelle Sperrung oder auch Außer-Betrieb-Rückmeldung. Gemein ist diesen

Daten, dass sie alle vom Blackboard abgerufen werden, wodurch sie korrekt und

aktuell sind und kein Problem der redundanten Datenhaltung entsteht. Der kürzeste

Weg bzw. ein Teilstück dieses Weges, wie er bei der Auftragsvergabe herangezogen

wurde, wird nun von dem Fahrzeug in der Topologie reserviert, um Zusammenstöße

zu vermeiden, insb. wenn man an den Zweirichtungsfahrbetrieb denkt.

Reservierungen werden nach dem Ausfahren aus einem Streckenstück oder einem

Verzweigungspunkt jeweils für diesen wieder gelöscht. Bei der Fahrt dienen die an

der Strecke montierten Transponder zur Grobpositionsermittlung. Nach Erreichen

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

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des letzten Zielbereichs erfolgt die Feinpositionierung über Lochstreifen an der

Schiene, mittels derer eine genauere absolute Positionierung möglich ist. Der

Prozess zur Beladung und der Erteilung des Transportauftrags soll an dieser Stelle

nicht näher beschrieben werden (für Details siehe [Chis-10]).

Geht man im Folgenden davon aus, dass ein EHB-Fahrzeug oder vielmehr das

darunter befindliche Gehänge beladen wurde, so beginnt nach Meldung der

erforderlichen Freigabestatus der eigentliche Transport. Die folgende Darstellung

veranschaulicht das UML-Sequenzdiagramm, das den Prozess des Fahrzeugs an

einer Weiche beschreibt und die Kommunikation der Module mittels Blackboard:

Abbildung 3-5: UML-Sequenzdiagramm - Auftragsbearbe itung durch das Transportfahrzeug

(vgl. [Chis-10])

Nach Durchlauf entsprechender Dialoge und dem Zurücklegen von Wegstrecken

erreicht das Fahrzeug den Entladepunkt. Nach Rückmeldung der

Positionserreichung erfolgt der Entladevorgang und nach Leermeldung kann das

Fahrzeug sich wieder als verfügbar im Directory Facilitator eintragen und steht somit

wieder für weitere Auktionen zur Verfügung. Analoge Transportprozesse beginnen

von Neuem.

EHB-Fzg. Blackboard EHB-Weiche

1. Topologie abrufen

2. Topologie

3. Wegplanung

4. Reservierung vermerken

5. Bis Weiche fahren

6. Schaltauftrag

7. Weiche schalten8. Bestätigung

9. Fahren

10. Reservierung löschen

11. Feinpositionierung

Stand der Erkenntnisse – wandelbare, modulare Materialflusstechnik

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In den vorigen Kapiteln wurde dargestellt, welche Entwicklungen und Tendenzen mit

Bezug zur Wandelbarkeit von Materialflusssystemen in der jüngeren Vergangenheit

erfolgt sind. Die beschriebenen Konzepte auf das Anwendungsfeld des Airline

Caterings zu übertragen und Wege zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit aufzuzeigen,

ist Aufgabe dieser Arbeit. In dem nachfolgenden Kapitel wird daher auf die speziellen

Gegebenheiten und wichtigsten Prozesse des Airline Caterings eingegangen.

Airline Catering

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4 Airline Catering

4.1 Funktionen und Zielsetzung des In-flight Cateri ngs

Die Grundleistung des Produktes Flugreise ist die Beförderung des Fluggastes vom

Ausgangspunkt zum Zielort. Diese Grundleistung wird i. d. R. durch

Serviceleistungen vor, während und nach dem Flug ergänzt. Innerhalb des

Leistungspaketes kommt der eigentlichen Beförderung eine dominante Rolle zu,

wohingegen die anderen Komponenten wie Verpflegung und Unterbringung eine

untergeordnete Rolle einnehmen. Im Bereich der Kernleistung bestehen für die

Fluggesellschaften auf den Massenmärkten nur eingeschränkte Möglichkeiten, sich

durch Produktdifferenzierung von Mitbewerbern abzuheben. So sind die

Produktionsbedingungen des Produktes Flugreise weitgehend identisch durch den

Einsatz der mehr oder weniger gleichen Flugzeugtypen [Pomp-07]. In-flight Catering

stellt somit in erster Linie eine Serviceleistung im Produktpaket Flugreise dar. Im

Folgenden soll näher auf die Merkmale des Airline Caterings eingegangen werden.

Dabei wird zunächst die genaue Aufgabe und Funktion des Airline Caterings

(gleichbedeutend mit In-flight Catering = Cateringleistungen für den Flug) erläutert,

gefolgt von einem kurzen Abriss zur historischen Entwicklung, einer Darstellung der

wesentlichen Marktbeteiligten und deren Rollen. Unter 4.3 wird auf die typischen

Prozesse in Airline Catering Betrieben und die daraus resultierenden grundsätzlichen

Layoutstrukturen eingegangen. Anschließend erfolgt eine komprimierte Darstellung

der eingesetzten und infrage kommenden Produktions- und

Materialflusstechnologien.

4.1.1 Aufgabe des Caterings

Die folgende Grafik veranschaulicht die Servicekette einer Flugreise, wie sie für den

Passagier als Kunden von Bedeutung ist. Aufgrund des Fokus der Arbeit auf den

Bereich des Caterings soll an dieser Stelle nur auf die relevanten

Leistungsbestandteile eingegangen werden.

Airline Catering

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Abbildung 4-1: Servicekette Flugreise – Catering re levante Services (eigene Darstellung in

Anlehnung an [Schö-94])

Abbildung 4-1 verdeutlicht die unterschiedlichen Servicephasen einer Flugreise. In

der ersten Phase der Kundenansprache besteht in aller Regel noch kein Bezug zum

Catering, es sei denn, das Catering weist Alleinstellungsmerkmale auf, die von der

Fluggesellschaft explizit vermarktet werden und den Kunden in seiner Flugwahl

beeinflussen können. In der zweiten Phase der Reservierung besteht in den meisten

Fällen ebenfalls kein Bezug zum Catering. Ausnahmen stellen dispositive Prozesse

zur Auswahl spezieller Menüs dar. Einige Fluggesellschaften ermöglichen im Vorfeld

eine Bestellung besonderer Menüs, die nur mit vegetarischen Komponenten

zubereitet sind oder aber auch nach besonderen ethischen Regeln, wie etwa koscher

oder halal zubereitete Speisen. Sogenannte „No frills Airlines“ (auch „Low-Cost-

Carrier“ genannt) verzichten praktisch auf alle zusätzlich inkludierten

Annehmlichkeiten an Bord. Stattdessen können diese gegen Bezahlung erworben

werden. Bei den Speisen äußert sich dieses so, dass im Vorfeld zur Flugreise ein

warmes Menü online gebucht werden kann, das häufig in Kooperation mit

renommierten Partnern und deren Markenbedeutung angeboten wird. Beispiele für

solche besonders imageträchtigen Partner sind Marken, wie etwa Käfer Feinkost,

Kunden-ansprache

Reservie-rung

Zusatz-leistungenvor dem

Flug

Check-inAufenthalt

am Flughafen

In-Flight Service

Leistungennach dem

Flug

• Flugplan• Transparenz

des Angebots• Produktwerbung• Kundenbindung

• TelefonischeErreichbarkeit

• Onlinepräsenz• Sitzverfüg-

barkeit• Sitzreservierung

• Hotelreser-vierung

• Beförderungzum Flughafen

• Park Service• Gepäckträger

• DezentralerCheck-in

• Warteschlan-gen-Manage-ment

• AutomatenCheck-in

• VorabendCheck-in

• Warteräume• Snacks und

Getränke• Zeitungen und

Zeitschriften• Spieleecke für

Kinder• Service Telefon• Boarding

• Komfort (Sitze, Beinfreiheit)

• persönlicheBetreuung

• Fluginformation• Unterhaltung

• SchnelleGepäckausg.

• Welcome Service

• Transit Service• Limousinen

Service• Beschwerde-

Management

Service Phasen

Flugreise

AllgemeineService

Catering relevanteServices

WeitereOptionenCatering

• VorbestellungspeziellerMenüs(veget., koscher etc.)

• Menüwahl • Lounges

• Snack- und Getränkeverkauf am Flughafen

• kostenpflichtigerSpeisenverkauf

• Boardverkauf• Catering

• Lounges

• Snack- und Getränke-verkauf am Flughafen

Relevante Leistungsphasen für das operative Catering

Airline Catering

100

Sansibar (Air Berlin) oder Four Seasons (Continental, American Airlines). Für das

operative Catering stellt diese Online-Buchungsoption eine mögliche

Bedarfsschwankung dar, die aber mit relativ hoher Planungsvorlaufzeit versehen ist.

In der nächsten Phase der Servicekette „Zusatzleistungen vor dem Flug“ werden

durch das Catering keine Aufgaben wahrgenommen. Nach dieser Phase beginnen

mit dem Check-in die eigentlichen operativen Phasen der Servicekette, an denen das

Catering beteiligt ist und eine operative Leistung durch das Catering erbracht wird.

Von ersten Fluggesellschaften wird bereits beim Check-In Vorgang dem Fluggast

eine Auswahlmöglichkeit für das Menü gegeben. Dieses bietet Vorteile für die Airline

und den Caterer bei der Festlegung der genauen Stückzahl der an Bord zur

Verfügung zu stellenden Menütypen. Dieser Service richtet sich insbesondere an

Business- und First-Class Passagiere. Die Auswahl beim Check-in, auch für Gäste

der Economy-Klasse, hat den Nachteil der Verlängerung des Eincheckprozesses.

Die verschiedenen an Flughäfen vorhandenen Lounges (z. B. im Falle der Lufthansa

die Frequent Traveller Lounge, Business Lounge und Senator Lounge sowie

separater First-Class Bereich) werden ebenfalls von Airline Caterern versorgt. D. h.,

bereits während der Phase „Aufenthalt am Flughafen“ können ausgewählte Gäste

Leistungen des Caterings in Anspruch nehmen. Hier bietet sich als Option für

Caterer an, das Leistungsfeld auszudehnen und diese Leistungen gegen Entgelt

auch anderen Reisenden zu ermöglichen. Denkbare Umsetzungen hierfür sind z. B.

der Verkauf von im Catering zubereiteten Snacks oder auch Menüs zur Mitnahme im

Gate-Umfeld, so dass diese mit an Bord genommen werden können. Angesichts der

Zunahme von Billig-Airlines oder No-Frills Anbietern stellt dieses eine Option zur

Absicherung der Umsätze von Caterern dar. Aber auch bei dieser Form der

Ausweitung des Geschäftsfeldes besteht weiterhin eine direkte Abhängigkeit vom

Passagieraufkommen.

In der nächsten Phase der Servicekette kommen die originären Leistungen des

Caterings zum Tragen. Beim On-Board-Service werden entweder im traditionellen

Sinne Catering Menüs mit warmen Speisen angeboten oder kalte Snacks und

Getränke bei der kostenreduzierten und insbesondere auf kürzeren Strecken

eingesetzten Variante. Auf Langstrecken- und Interkontinentalflügen werden nach

wie vor bei fast allen Airlines mehrere Mahlzeiten mit warmen Bestandteilen

angeboten. Bei Kurz- und Mittelstreckenflügen hat sich in den vergangenen Jahren

im No-Frills Segment die Variante entwickelt, dass Speisen und Getränke optional

Airline Catering

101

gegen Bezahlung vom Fluggast erworben werden können. Auch die

Bereitstellung/Vorbereitung der dafür erforderlichen Produkte wird durch Caterer

wahrgenommen. Besonderheit hierbei ist die gestiegene Komplexität bei der

Disposition aufgrund der Planungsunsicherheit, wie viele Leistungen verkauft

werden.

Neben der Speisen- und Getränkezubereitung liegt eine der Hauptaufgaben von

Airline Caterern in der Konfektionierung und Bereitstellung nahezu aller sonstigen in

der Kabine benötigten Waren für die Zeit des Fluges. Hierbei stellen die auf den

Flügen zum Verkauf angebotenen Duty-Free Artikel einen ganz wesentlichen Anteil

dar. Entsprechend bestückte Trolleys werden von den Caterern aus Zolllagern

kommissioniert, die sich in den Cateringbetrieben und in deren unmittelbarer Nähe

befinden.

Analog zu den Leistungen vor dem Flug bestehen auch in der Phase „Leistungen

nach dem Flug“ operative Services, die von Caterern erbracht werden. So befinden

sich insbesondere Transitreisende u. U. eine weitere Übergangszeit am Flughafen

und können entsprechende Leistungen in Anspruch nehmen.

Auf den Aspekt der Ausweitung des Kundenportfolios und somit einer Verbreiterung

der Kundenstruktur und Reduzierung des Risikos von Umsatzrückgängen durch

Diversifikation wird im Kapitel 5.3 näher eingegangen. Dabei werden dann auch die

Erkenntnisse aus den Experteninterviews berücksichtigt.

Nach Beendigung des Fluges werden meist und bei Langstreckenflügen immer die

vom Caterer am Abflughafen bereitgestellten Trolleys und sonstige Ladungsträger

durch den zuständigen Caterer am Zielflughafen übernommen. Das Entladen der

Galley (Flugzeugküche), der Transport der Ladungsträger zum Cateringbetrieb, die

Sortierung der Ware, die anschließende Reinigung etc. ist Aufgabe des Caterings.

Auf die hierzu erforderlichen Prozesse und insbesondere die in der Cateringanlage

erfolgenden Prozesse wird im Abschnitt 4.3 näher eingegangen.

4.1.2 Historische Entwicklung des In-flight Caterin gs

Die Ursprünge des Airline- oder In-Flight Caterings gehen auf die Anfänge der zivilen

Luftfahrt zurück. Dabei handelte es sich um erste Flüge zwischen Frankreich und

England, auf denen bereits von Anfang an kleine Catering Dienstleistungen erbracht

wurden [Wrig-85]. Mit dem Fortschritt der Luftfahrttechnik und der Entwicklung zu

Interkontinentalflügen mit der DC3 im Jahre 1936 machte das Catering ebenfalls

Airline Catering

102

einen Schritt in seiner Entwicklung. Die DC3 war mit einer sogenannten Galley

(Flugzeugküche) ausgestattet, die es ermöglichte, den Flugpassagieren warme

Mahlzeiten zu reichen. Allerdings waren diese zunächst mittels Thermoisolierungen

warmgehalten. Somit war der nächste Schritt im Jahre 1946 nur eine logische Folge,

bei dem durch die Firma Dobbs in Atlanta (USA) die erste unabhängige Küche für

Flugzeugversorgung aufgebaut wurde, um aus dieser Flüge von Delta Airlines zu

versorgen [Anon-99]. Ab 1946 wurden dann auch erste Öfen in Galleys verbaut, so

dass ab diesem Zeitpunkt die Erwärmung von Speisen während der Flüge möglich

wurde.

Mit zunehmendem Passagieraufkommen, längeren Flugdistanzen, folglich auch

längeren Flugdauern und der weiteren Etablierung der zivilen Luftfahrt wurde in den

1950er Jahren die Tiefkühlkost auf Flügen eingeführt. In den elektrischen Öfen

konnte so das Essen während der Flüge erwärmt werden und hygienische

Anforderungen während des Transports gut erfüllt werden [Jone-04].

Mit Einführung der Boeing 707 im Jahre 1957 wurde der nächste Meilenstein im

internationalen In-Flight Catering Geschäft gesetzt. So servierten bspw. British

Overseas Airways Corporation (BOAC) und British European Airways (BEA) bereits

zu dieser Zeit mehr als 10.000 Menüs pro Tag, von denen manche aus bis zu sieben

Gängen bestanden. Als Folge dieser Intensivierung der zivilen und interkontinentalen

Luftfahrt wurden von den Airlines in den Folgejahren zahlreiche Catering Betriebe an

Flughäfen errichtet.

Mit der Deregulierung des US Flugmarktes im Jahre 1978 erfolgte ein nahezu

vollständiger Wandel des Marktes. Den diversen Kostenreduzierungsmaßnahmen

fielen viele Flugbegleiterstellen und On-Board-Service Aktivitäten zum Opfer. Mitte

der 1980er Jahre wurden viele Airline Catering Betriebe von den Fluggesellschaften

veräußert und an Betreiber abgegeben. In diesem Zuge wurde auch vielfach die

Wertschöpfungstiefe in den Airline Catering Betrieben reduziert und so die

Speisenproduktion durch Outsourcing an Herstellerbetriebe abgegeben, um auf

diesem Wege Economies-Of-Scale auszunutzen und Kosten zu reduzieren.

Neben diesen Kostenreduzierungstrends waren aber auch gegenläufige

Entwicklungen zu verzeichnen. Bestimmte Airlines entwickelten neue Konzepte, um

aus dem einheitlichen kostenminimalen Leistungsangebot durch Premiumangebote

herauszustechen oder aber durch neue Ideen dem Gast sowohl Serviceleistungen

Airline Catering

103

anzubieten und dabei gleichzeitig Kosten zu reduzieren. Um nur einige Beispiele

hierfür zu nennen, seien folgende Konzepte erwähnt:

� SAS: Selbst-Bedienungs-Sandwich-Auswahl

� Swissair: Einführung Nouvelle-Cuisine

� Air-One: Zubereitung der First-Class Menüs an Bord durch Flugbegleiter

� TWA: À la carte Menü mit 24 Stunden Vorlauf

� Japan Airlines: On-board Sushi Bar

� Northwest Airlines: Pizza Hut and Kentucky Fried Chicken Menüs an Board

Die Liste der eingeführten Konzepte ließe sich beliebig verlängern. Aber bereits an

diesen Beispielen wird deutlich, mit welcher Breite von Konzepten und daraus

resultierenden Prozessen Caterer konfrontiert sind bzw. diese umzusetzen haben.

Außerdem ist klar ersichtlich, dass In-flight Catering in der Vergangenheit einem

kontinuierlichen Weiterentwicklungsprozess unterzogen wurde. Selbstverständlich

beinhaltete dieser Prozess auch diverse fragwürdige Entwicklungen, die nach

unzureichendem Erfolg wieder rückgängig gemacht wurden oder zumindest

abgewandelt wurden.

Maßgeblich geprägt und beeinflusst wird die Airline Catering Industrie durch die LSG

Sky Chefs (LSG Lufthansa Service Holding AG im Folgenden LSG) als 100%ige

Tochter der Lufthansa AG, die GateGroup (vorher Gate Gourmet) und DO & CO. Von

den genannten Unternehmen werden heute weit über zwei Drittel des Weltmarktes

beherrscht. Genaue, aktuelle Zahlen hierzu sind nur bedingt verfügbar. Der sonstige

Markt unterteilt sich in eine Gruppe sehr fragmentierter Unternehmen.

Die Ursprünge der LSG gehen zum einen auf das Jahr 1942 zurück, in dem

American Airlines das Catering-Tochterunternehmen Sky Chefs in den USA gründete

und zum anderen auf das Jahr 1966, als die LSG Lufthansa Service GmbH als

100%ige Tochter der Deutschen Lufthansa AG gegründet wurde. Die Gesellschaft

erhielt den Markennamen LSG und operiert seitdem als Airline Caterer auf dem

deutschen Markt. In den frühen 1990er Jahren vollzog die LSG einen weltweiten

Expansionsprozess, insbesondere in Asien, Europa und den USA. Hier kam es 1993

zu einer Minderheitsbeteiligung der LSG an Sky Chefs und einer damit verbundenen

Übernahme von 33 Betrieben in den USA. In einer großen Marketingmaßnahme

wurde die weltweit größte Airline Catering Marke LSG Sky Chefs gebildet und unter

Airline Catering

104

diesem Markennamen das Geschäft sowohl global, als auch das Leistungsportfolio

weiter ausgedehnt. In den Jahren 1999 und 2001 erhöhte die Lufthansa ihren Anteil

an Sky Chefs auf 100 %. Der weltweite Marktanteil der LSG als Marktführer liegt jetzt

bei über 30 % und variiert von Region zu Region. Es werden insgesamt über 200

Standorte in 49 Ländern betrieben, mit denen mehr als 300 Fluggesellschaften

bedient werden. Im Geschäftsjahr 2007 wurden rund 418 Millionen Mahlzeiten

hergestellt. Hiermit und mit den zugehörigen Serviceleistungen wurde ein Umsatz

von rund 2,4 Milliarden € erzielt.

Die Ursprünge der GateGroup gehen auf das Jahr 1992 zurück. Aus dem

ehemaligen Swissair Catering wurde Gate Gourmet als Swissair Tochter gegründet.

Durch mehrere Akquisitionen von Catering Betrieben der SAS, der brasilianischen

Varig und auch der British Airways wurde die Unternehmensgröße kontinuierlich

gesteigert. Der größte Schritt hierbei war der Merger

(Unternehmenszusammenschluss) mit Dobbs im Jahre 1999, bei dem die

Unternehmensgröße verdoppelt wurde. 2002 wurde Gate Gourmet durch die

Swissair veräußert. Über einen Zeitraum von mehr als vier Jahren befand sich Gate

Gourmet mehrheitlich in der Hand des Investors Texas Pacific Group, bis es im Jahre

2007 zu einem Verkauf der Anteile kam, so dass sich die GateGroup (vormals Gate

Gourmet) inzwischen in der Hand von rund 40 institutionellen Investoren befindet. Im

Jahre 2008 wurde die Marke GateGroup ins Leben gerufen, unter der die

verschiedenen Aktivitäten, wie z. B. Gate Gourmet, Purshins, Supplair usw.,

zusammengefasst sind. In 2007 wurde durch Gate Gourmet ein Umsatz von rund 1,7

Milliarden € (2,5 Milliarden CHF) mit mehr als 200 Millionen Mahlzeiten und

operativen Standorten an 101 Flughäfen in weltweit 26 Ländern erzielt. Die Gruppe

der Kunden bestand dabei aus etwas über 250 Airlines.

Der derzeit dritte große Akteur auf dem Markt der Airline Caterer ist die DO & CO

Restaurants & Catering AG (DO & CO). DO & CO wurde 1981 von dem türkisch

stämmigen Attila Dogudan in Wien gegründet. DO & CO konnte im Geschäftsjahr

2007/2008 einen Umsatz von rund 355 Mio. € mit knapp 3.800 Mitarbeitern erzielen.

Innerhalb der ersten drei Quartale im Geschäftsjahr 2008/2009 wurde ein

Umsatzzuwachs von 15 % erzielt, wobei die Entwicklung im Geschäftsfeld Airline

Catering neutral war. Die Umsatzverteilung nach Geschäftsfeldern stellt sich wie folgt

dar (Bezug 1. - 3. Quartal, GJ 2008/2009): Airline Catering 61 %, International Event

Airline Catering

105

Catering 23 % und Restaurant, Lounges & Hotel 15 %. Im Bereich Airline Catering

werden mehr als 60 Airlines von 22 Standorten aus versorgt.

Neben den zuvor dargestellten Airline Caterern ist in der jüngeren Vergangenheit

und auch ganz aktuell ein Trend zu verzeichnen, bei dem weitere Anbieter in den

Markt drängen, deren Ursprung nicht in der Speisenzubereitung als Kern des

Catering Geschäfts liegt, sondern vielmehr in der logistischen Kompetenz besteht.

Für die Speisenzubereitung werden Partner hinzugezogen.

Erstes Beispiel hierfür ist die britische Air Fayre Ltd. Das Geschäftsmodell basiert

darauf, den Kunden logistische Services zur Erfüllung des Caterings zu erbringen.

Die eigentliche Speisenzubereitung wird konsequent an externe Hersteller und

Dienstleister vergeben. Nach persönlicher Aussage des Sales & Marketing Directors

von Air Fayre liegt der wesentliche Vorteil dieses Geschäftsmodells in der höheren

Flexibilität hinsichtlich der Auswahl von Speisen. Je nach Airline Wunsch können

spezialisierte Erzeuger genutzt werden, die Standards wie halal oder koscher oder

auch einfach regionale Spezialitäten gewährleisten. Im Londoner Umfeld von Air

Fayre sind dazu reichlich Auswahlmöglichkeiten gegeben, so dass etwa ein

iranischer Speisenhersteller für die Versorgung der Iranian Airline genutzt werden

kann, was für erhebliches Vertrauen und Erfüllung der speziellen kulturell bedingten

Kundenanforderungen sorgt. Die Auswahl- und Koordinationsaufgabe bei den

Speisen kann dabei entweder durch die Airline selbst oder aber auch durch den

Caterer wahrgenommen werden. Ein jüngeres Beispiel für das gleiche oder

zumindest ein sehr ähnliches Geschäftsmodell ist DHL in Kooperation mit Northern

Foods.

Wenn man einen Blick auf die wesentlichen Einflüsse/entscheidenden Faktoren auf

das Airline Catering in den Anfängen des 21. Jahrhunderts wirft, so kommt man nach

Einschätzung von Jones [Jone-04] auf fünf wesentliche Punkte:

1. Struktur der Catering Industrie und deren Veränderung

2. Wettbewerbssituation

3. Sicherheitsvorkehrungen und Steigerung dieser

4. Outsourcing von Leistungen/Aufteilung der Wertschöpfungskette auf mehrere

Partner

5. IT – Informationstechnologie mit geänderten Prozessen und Systemen

Airline Catering

106

Im Folgenden soll zur weiteren Veranschaulichung eine Erläuterung der

Marktbeteiligten im Airline Catering erfolgen.

4.1.3 Darstellung der Marktbeteiligten im Airline C atering

In Abbildung 4-2 sind die wesentlichen Marktbeteiligten im Airline Catering Umfeld

dargestellt. Die schraffierte Fläche stellt den Fokusbereich hinsichtlich der näher zu

betrachtenden Stakeholder in dieser Arbeit dar. Im Folgenden soll auf die Rollen,

Merkmale und Anforderungsprofile der Gruppen kurz eingegangen werden.

Abbildung 4-2: Marktbeteiligte Airline Catering

Passagiere

Passagiere sind die Endkunden der Dienstleistung „Airline Catering“. Hierbei handelt

es sich um eine Ergänzungsleistung zum eigentlichen Transport, der das Hauptziel

der Reise darstellt. Catering hat die Aufgabe, die erforderliche Versorgung des

Passagiers sicherzustellen und ihm die Reise so angenehm wie möglich zu machen.

Die Möglichkeiten des Services sind dabei durch eine Reihe von Parametern

bestimmt. Als wesentliche Einflussfaktoren gelten u. a.:

� Tageszeit des Fluges

� Fluglänge bzw. Flugdauer

� Start- und Zielflughafen

� Nationalität, ethnische Zugehörigkeit

Airlines

Catering ServiceDienstleister

Lieferanten (Foodu. Non-Food)

Passagiere / Endkunden

AnlagenlieferantenInvestoren(Gebäude)

Fokusbereichder Arbeit

Airline Catering

107

� Flugklasse: Economy, Business oder First Class (ggf. weitere Nischen)

� Von der Airline vorgesehenes Budget für Catering im Gesamtflugpreis

� Eignung der Speisen für Atmosphären mit reduzierter Luftfeuchtigkeit und

reduziertem Luftdruck

� Anzahl des für das Servieren etc. zur Verfügung stehenden Kabinenpersonals

Je nach gewählter Klasse und Airline variieren die Bedeutung und die Anforderungen

des Passagiers an die Versorgungsleistungen während des Fluges erheblich. Diese

reichen von Bedeutungslosigkeit bis hin zu signifikanten Alleinstellungsmerkmalen,

die einen Wettbewerbsvorteil für die Airline ergeben. Caterer stehen in aller Regel

nicht im direkten Kontakt mit Passagieren. Als Mittler zwischen beiden Gruppen

fungieren die Airlines mittels ihres Kabinenpersonals und der für den Einkauf von

Catering Dienstleistungen zuständigen Abteilungen.

Airlines

Airlines bilden die direkten Kunden des Caterers. Es handelt sich dabei um einen

mehrschichtigen Kunden, der durch den Caterer in unterschiedlichen Formen zu

befriedigen ist, um letztlich auch den Anforderungen des Endkunden (Passagiers)

gerecht zu werden. So greift das Kabinenpersonal direkt auf die vom Caterer

bereitgestellten Produkte zu. Der Einkauf der Airline nimmt ebenfalls eine

Kundenrolle gegenüber dem Caterer wahr. Dazu kommen noch weitere Beteiligte,

wie etwa die das Tray-Setting festlegenden Abteilungen der Airline.

Im vergangenen Jahrzehnt und teilweise auch schon seit einem längeren Zeitraum

hat sich der Wettbewerb der Fluggesellschaften verschärft. Wie der

Wirtschaftspresse zu entnehmen ist, stellt sich die Ergebnissituation von einigen

Airlines schlecht bis existenziell gefährdet dar. Konsequenzen daraus sind z. B. der

jüngst in 2008 erfolgte Einstieg der Lufthansa bei der Austrian Airlines oder der im

gleichen Zeitraum vollzogene Akquisitionsprozess der Alitalia durch Air France/KLM.

Ein unabhängiger Geschäftsbetrieb der beiden Airlines war trotz vorangegangener

staatlicher Investitionen durch Österreich bzw. Italien nicht mehr wirtschaftlich

möglich. Der aus der beschriebenen Wettbewerbssituation resultierende

Kostendruck wird von den Airlines direkt an die Caterer weitergegeben, Budgets für

Versorgungsleistungen wurden teils stark gekürzt, so dass die in Flügen

angebotenen Leistungen mitunter deutlich gegenüber früheren Leistungen reduziert

wurden.

Airline Catering

108

Catering Service Dienstleister (Caterer)

Wie in der Historie des Airline Caterings beschrieben, wurden erste Caterer bereits

um 1940 etabliert. Caterer können u. a. nach ihrer Kundenstruktur und ihrer

Firmenzugehörigkeit unterschieden werden. Dabei kann es sich um

� Airline-eigene, auf die Mutter Airline als Kunden beschränkte Dienstleister,

� Airline-eigene, aber als Multi-Airline Dienstleister fungierende oder

� unabhängige, als Multi-Airline Dienstleister (sehr selten auch Single-Airline)

agierende Unternehmen handeln.

Neben der Bereitstellung sämtlicher Speisen, Getränke und ggf. anderer Produkte

wie Papierwaren, Decken, Zeitschriften, Kopfhörer, Hygienebeutel usw. obliegen den

Caterern zwei wesentliche Aufgaben: Vorbereiten der noch nicht direkt durch

Lieferanten verladefähig gemachten Waren und die Konfektionierung von Trays und

Trolleys. Bei den Trays handelt es sich um die dem Passagier dargereichten Tabletts

mit Speisen, Getränken etc.

Für die Erbringung dieser Funktionen in der angemessenen Zeit und mit der

angemessenen Reaktionsfähigkeit befinden sich die Catering Betriebe auf dem

Flughafengelände direkt oder in unmittelbarer Nähe dazu. Bedingt durch die insb. an

städtischen Großflughäfen geltenden Flächen- und Personalkosten werden seit den

1990er Jahren, sehr vereinzelt auch schon früher, die eigentlichen Funktionen der

Speisenzubereitung (Kochen, Backen, Braten etc.) häufig in entfernt gelegene

Produktionsstätten für Speisen verlagert, um die Kosten zu reduzieren (weitere

Überlegungen hierzu finden sich auch in der Analyse der Experteninterviews, vgl.

Abschnitt 5.). Ausgenommen hiervon sind i. d. R. First-Class und teilweise Business

Class Menüs aufgrund der höheren Qualitätsanforderungen.

Direkter Kunde der Caterer sind die Airlines. Für den Dispositions- und

Einkaufsprozess verantwortlich sind teilweise Airlines und teilweise Caterer selbst. I.

d. R. und insb. bei größeren Airlines erfolgt die Rollenteilung zwischen Airline und

Caterer in der Form, dass durch die Airline Getränke, Verpackungsmaterial,

Servietten etc. beschafft werden und durch den Caterer die eigentlichen

Speisenkomponenten, wie etwa Fleisch und Gemüse.

Eine besondere Komplexität ergibt sich durch die Zollbedingungen. So sind

bestimmte Waren, wie etwa alkoholische Getränke oder auch Parfums und

Airline Catering

109

Zigaretten, je Airline separat zu lagern und dürfen nicht als Poolware verwendet

werden, selbst wenn die Waren für den Endkunden identisch erscheinen.

Lieferanten für Verbrauchsgüter (Food und Non-Food)

Lieferanten versorgen Caterer mit jeglichen Verbrauchsgütern. Je nach Art des

Verbrauchsguts stellen sich die Supply-Chain und der Beschaffungsprozess sehr

unterschiedlich dar. So werden einige Produkte, wie etwa Getränke oder

Verpackungen, Schälchen etc., i. d. R. von Airlines direkt beschafft und andere

Produkte, wie etwa Fleisch, Früchte usw., durch den Caterer. Als Gründe für

gebündelte Direktbeschaffung durch die Airline mit anschließender Lieferung an die

Produktionsstätte des Caterers gelten z. B.:

� Economies of scale beim Einkaufsvolumen

� Konstanz und Einheitlichkeit bei den verwendeten Waren auch

standortübergreifend

� Zu berücksichtigende Marketingaspekte hinsichtlich Produkt- und Markenimage

der Airline

� Eigenständige Überprüfung der Erfüllung der Produktanforderungen

Die von Lieferanten bereitgestellten Produkte können nach ihrer Spezialisierung auf

die Luftfahrtindustrie unterschieden werden. Bei der ersten Produktgruppe handelt es

sich um Standardprodukte bzw. nur geringfügig angepasste Produkte, wie sie auch

für andere Verwendungszwecke produziert werden. Ein typisches Beispiel hierfür ist

Coca-Cola® in der Standard 0,33 Liter Dose, die für das In-flight Catering als 0,25

Liter Dose mit reduzierter Dosenhöhe hergestellt wird, so dass diese in das Standard

Trolley Einschubfach passt.

Die zweite Gruppe stellen die für das In-flight Catering spezifisch hergestellten

Produkte dar. Diese sind i. d. R. nicht für andere Distributionskanäle bestimmt. Es

wird bei diesen speziell für die Luftfahrtindustrie bestimmten Produkten der Effekt der

Kostenreduzierung durch Outsourcing ausgenutzt. Hebel für die Kostenreduzierung

sind neben möglichen Skaleneffekten, im Falle der Produktion für weitere Abnehmer

aus dem Bereich Catering, insbesondere in der Ausnutzung von Kostenvorteilen

durch geringere Flächen- und Personalkosten zu sehen. Typisches Beispiel hierfür

ist die Tiefkühlkostproduktion, wie sie z. B. in Europa Standard in der Economy Class

ist. So produziert bspw. die LSG am Standort Alzey u. a. für ihre Catering Betriebe

am Flughafen Frankfurt mit Kostenvorteilen.

Airline Catering

110

Investoren für Gebäude ggf. auch Flughafenbetreiber

Als Investoren für die Cateringbetriebe treten entweder die Catering Betreiber selbst

ggf. sogar die dahinter stehende Fluggesellschaft, die Flughafengesellschaft oder

auch Investorengesellschaften auf. Je nach Art des Investors bestehen

unterschiedliche Tendenzen bei der Ausführung des Gebäudes. So wird es im Falle

externer Investoren i. d. R. zu einer sehr finanzkennzahlengetriebenen Investition

kommen. Die Bereitschaft für zukunftsorientierte Zusatzinvestitionen ohne klaren

Zahlungsrückfluss wird gering sein. Grundsätzlich sind verschiedenste

Investorenmodelle denkbar und vorzufinden, wie sie auch aus sonstigen Bau- und

Industrieinvestitionsprojekten bekannt sind. Diese reichen von sehr einfachen

standardisierten Strukturen mit funktionalen Einschränkungen aber maximaler

Flexibilität für eine nahezu beliebige Nutzung bis hin zu komplett auf den Betreiber

zugeschnittene Strukturen nach dem Prinzip Build-to-suite. Diese werden dann i. d.

R. über eine lange vertragliche Bindung aus Sicht des Investors abgesichert.

Auf die Investoren soll an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden. Im

Endeffekt ist die Art des Investors für die spätere Entscheidungsfindung von größerer

Bedeutung, als dass die Risikoaffinität bzw. die vertragliche Abgrenzung des Risikos

eine Rolle spielen. Auf die grundsätzliche Bewertungsmethodik hat die Art des

Investors keinen Einfluss, jedoch werden Entscheidungen unterschiedlich getroffen

und werden abhängig von der Art des Investors.

Um eine grobe Einstufung des Volumens zu ermöglichen, sei auf Pompl verwiesen

[Pomp-07], der eine Gesamtumsatzerlösübersicht für deutsche internationale

Verkehrsflughäfen mit Stand 06/2006 darstellt. Hiernach entfallen 3,3% der

Umsatzerlöse auf Versorgungsleistungen im Zusammenhang mit Vermietung und

Verpachtung, was 132 Mio. € p. a. entspricht. Weiterhin werden Erlöse aus zentraler

Infrastruktur mit 412 Mio. € p. a. (10,4 %) beziffert. Für Mieten und Pachten werden

428 Mio. € p. a. (10,8 %) benannt. In diesen Angaben sind u. a. Mieten,

Pachtgebühren und sonstige Erlöse aus der Bereitstellung von Catering Gebäuden

an Catering Betreiber sowie Infrastrukturleistungen dafür enthalten.

Anlagenlieferanten für Ausstattung der Catering Bet riebe

Durch Anlagenlieferanten werden sämtliche Produktionseinrichtungen bereitgestellt.

I. d. R. werden diese durch den Caterer bezogen. Die Beschaffung durch Investoren

tritt nur in vernachlässigbarer Häufigkeit auf. Als Lieferanten der Hauptgewerke sind

Airline Catering

111

u. a. zu nennen: Fördertechnik, Reinigungstechnik, Reststoffentsorgungssysteme,

Speisenzubereitung, Lagertechnik, Klima- und Kältetechnik. Die meisten Gewerke

werden von Herstellern realisiert, die Airline Catering nur als eine Zielbranche

bedienen. Vielfach handelt es sich um Lieferanten, die auch in anderen

Industriezweigen tätig sind. Für die Materialflusstechnik und insb. EHB-Lieferanten

gilt dieses praktisch ausnahmslos.

4.2 Globale Struktur im Airline Catering

Zur Einordnung des Caterings bedarf es einer Strukturierung der

Rahmenbedingungen. Airline Catering Betriebe und deren Leistungen werden

maßgeblich durch die im Folgenden erläuterten Parameter und Einflussfaktoren

bestimmt.

4.2.1 Art des Flughafens, an dem der Cateringbetrie b sich befindet

Bei den Flughafentypen wird in vier Klassen unterschieden, Misch- und

Zwischenformen der beschriebenen Klassen treten auf [Trum-06]:

� Primary Hub: Flughafen wird als Hub (Hub ≙ Drehscheibe/Drehkreuz) von einer

oder mehreren Fluggesellschaften verwendet und weist eine entsprechend hohe

Verbindungsanzahl auf. I. d. R. in Wirtschaftszentren mit einer großen Anzahl von

Geschäfts- und Privatreisenden.

� Secondary Hub: Durch Partnerschaft zwischen Flughafenbetreiber und einer

national oder international ausgerichteten Fluggesellschaft wird der Flughafen

zum Hub für Geschäftsreiseverbindungen mit hoher Frequenz. Die Netzdichte ist

jedoch geringer als bei Primary Hubs. Alternativ kann es sich auch um den

„Zweithub“ eines Flag-Carriers (Fluggesellschaft mit nationaler Bedeutung und

dem Image der Herkunftsnation, ähnlich einem Staatsunternehmen, Bsp. Air

France und Alitalia) mit dem Fokus auf Kurz- und Mittelstrecken handeln.

� Regional Airport: In erster Linie weisen sie Punkt-zu-Punkt Verbindungen auf. In

die Gruppe der Regional Airports fallen auch „City Airports“ und Touristikflughäfen

mit den charakteristischen Merkmalen ihrer Lage bzw. ihrer Hauptkunden.

� Cargo Airport: Auf den Frachtflugverkehr ausgelegte Flughäfen. Eine intermodale

Anbindung ist erforderlich. Kombinationen aus einer der zuvor beschriebenen drei

Klassen und einem Cargo Airport ist möglich.

Airline Catering

112

Im Rahmen der hier vorliegenden Arbeit sind insbesondere die erste Gruppe

„Primary Hubs“ von Interesse und bedingt die „Secondary Hubs“. Aufgrund des

geringen Passagieraufkommens und der daraus resultierenden geringen Anzahl von

durch das Catering bereitzustellenden Mahlzeiten können regionale und auf Cargo

spezialisierte Flughäfen vernachlässigt werden. Die dort, soweit vorhanden,

vorzufindenden Caterer agieren in Produktionsstätten, die eher großen Restaurants

bzw. den Produktionsstätten von kleineren Mensen entsprechen und nur minimale

Automatisierungen aufweisen. Somit sind auch keine oder vernachlässigbare

automatische Materialflusstechniken vorzufinden, wie sie und insbesondere deren

Wandelbarkeit Kern dieser Arbeit sind.

4.2.2 Globale Region/Kontinent – Standort des Airli ne Catering Betriebes

Die globale Region, in der sich der Airline Catering Betrieb, der Flughafen bzw. das

Herkunftsland der Airline befindet, hat einen wesentlichen Einfluss auf die

angebotenen Service Leistungen an Bord. Die Erwartungshaltung der Passagiere

bzw. der Stellenwert des Caterings aus Sicht der Airline variieren sehr stark.

Die von den Airlines verfolgten Philosophien lassen sich in Grundmodelle

unterscheiden, die nach Regionen benannt sind. Die übrigen Regionen der Welt

können entsprechend eingeordnet werden. Nach diesem Grundmodell wird zwischen

dem

� nordamerikanischen,

� europäischen und

� asiatischen Cateringmodell unterschieden.

Der nordamerikanische Ansatz kann aus der Historie erläutert werden. Schon früh

wurden diverse Versorgungsleistungen in unterschiedlichen Bereichen wie der

Personal- und Krankenhausgastronomie in den USA outgesourct. Amerikaner

benutzten bereits früh Flugzeuge in einer Art und Weise wie Europäer Busse oder

Züge in Anspruch nahmen. Verschiedene amerikanische Fluggesellschaften haben

deshalb ihren Service auf Flügen mit zwei Stunden und weniger Flugzeit eingestellt,

um so das Kabinenpersonal reduzieren zu können. Auch auf längeren Flügen in den

USA ist der Service in der Economy Klasse häufig auf zur Grundversorgung

ausreichende kalte Speisen und Snacks beschränkt. Southwest Airlines z. B. bot

bereits Mitte der 1990er Jahre auf keinem ihrer täglich 1.500 Flüge warme

Mahlzeiten an [Roma-94]. Zur Kompensation dieser Servicelücke haben große

Airline Catering

113

Hotelketten und auch Restaurants an einigen Flughäfen im Bereich der Gates

(Ausgangsbereich am Flughafenterminal zum Übergang in das Flugzeug) Take-

away Services (Mitnahme Services) etabliert, die dem Fluggast einen Kauf von

Speisen für den anschließenden Verzehr an Bord ermöglichen [Blan-99].

In Europa und Asien haben große Airlines und insbesondere Flag Carrier lange Zeit

an eigenen Catering Facilities mit eigener Speisenproduktion festgehalten. In Folge

des hohen Kostendrucks während der 1990er Jahre wurde jedoch insbesondere in

Europa hiervon Abstand genommen und zahlreiche Betriebe und deren Leistungen

an externe Dienstleister/Lieferanten outgesourct.

In Asien kommt der Speisenzubereitung und dem Catering an sich eine deutlich

höhere Bedeutung zu. Der Mittlere Osten kann teilweise hierbei auch noch

eingeschlossen werden. Einer qualitativ hochwertigen Verköstigung der Fluggäste

kommt hohe Bedeutung zu. Sowohl die Mindestanforderungen als auch die

Möglichkeiten zur Nutzung von Alleinstellungsmerkmalen durch Erfüllung besonderer

Qualitätsstufen liegen hoch. Die Produktion der Speisen wird „als Teil der kulturellen

Identität“ bezeichnet. So wurde z. B. bei SATS, dem Catering der Singapore Airlines

seit den 1980er Jahren intensiv investiert, um die hohen Anforderungen der

Kundschaft zu erfüllen [Jone-04]. Der Airline Catering Betrieb von SATS in Singapur

ist ein Beispiel für einen mit Förder- und Lagertechnik ausgestatteten

hochautomatisierten Betrieb [Tans-96], [i+o-08]. Weitere Beispiele für die hohe

Bedeutung des Caterings in Asien sind Korean Airlines, die mit „Farm-Fresh Food“

die Qualität der verwendeten Rohstoffe bewerben oder Japan Airlines, die Ende der

1990er Jahre Sushi Bars auf Flügen einführten [Dana-99]. Der Betrieb von Korean

Airlines am Standort Seoul stellt ebenfalls ein Beispiel für einen Großbetrieb des

Caterings mit automatisierten Lager- und Fördertechniksystemen dar [i+o-08], [Jone-

04].

Im Vorgriff auf Kapitel 5. ist zusammenzufassen, dass die geschilderte, in der

Literatur zu findende globale Unterscheidung praktisch von allen befragten Experten

bestätigt wurde. Einflüsse der Region resultieren u. a. aus:

� Kundenanforderungen (Bedeutung und Ausprägung der gastronomischen

Leistungen)

� Personalkosten

� Verfügbarkeit von Halbfertigwaren und Dienstleistungen

Airline Catering

114

� Flächenkosten

� Sicherheits- und Hygienestandards

� Wettbewerbssituation

4.2.3 Saisonalität und Schwankungen in der Nachfrag e

Im Bereich des Luftverkehrs treten deutliche Bedarfsschwankungen auf, die sich auf

den Bedarf an Catering Leistungen übertragen [i+o-09b]. Es liegt aber keine direkte

Proportionalität zwischen Fluggastzahlen und Catering Leistungen vor. Hierauf wird

an späterer Stelle am Beispiel der Terroranschläge vom 11. September noch näher

eingegangen.

Zum Leidwesen der Airlines herrschen erhebliche Nachfrageschwankungen nach

Flügen. In der Summe ergibt sich eine durchschnittliche Auslastung der zur

Verfügung stehenden Flugplätze im Linienverkehr von lediglich rund 75 %. Die

genauen Werte hierzu variieren im unteren einstelligen Prozentbereich je nach

Datenquelle (vgl. IATA und Lufthansa Pressemitteilungen) [Pomp-07]. Im

Charterbereich werden Maschinen wesentlich seltener eingesetzt als technisch

machbar und es für eine maximale Kapazitätsauslastung optimal wäre. Die

langfristige Nachfrage verhält sich sowohl im Linien- als auch im

Gelegenheitsverkehr zyklisch und folgt der konjunkturellen Entwicklung.

Über einen mehrjährigen Zeitraum betrachtet hat das Passagieraufkommen sowohl

international als auch in Deutschland rapide zugenommen. Was jedoch auch bei

einer langfristigen Betrachtung deutlich wird, ist, dass in regelmäßigen Abständen

von höchstens zehn Jahren externe Effekte auftraten, die das Passagieraufkommen

vorübergehend, aber steil einbrechen ließen. Nach den Einbrüchen kam es teilweise

zu rasanten Nachfrageanstiegen (vgl. Abbildung 1-1 und Abbildung 4-3).

Abbildung 4-3: Internationaler Passagier Verkehr (R PK = Revenue-Passenger-Kilometres) und

Passagiere nach Sitzklasse (www.iata.org)

Airline Catering

115

Aus Sicht des Caterings haben diese Einbrüche teilweise noch drastischere

Auswirkungen als für die Fluggesellschaften selbst. So sind z. B. im Anschluss an die

Terroranschläge vom 11. September die Fluggastzahlen um rund 25 %

eingebrochen. Da das Flugverhalten auf Kurzstreckenflügen nur bedingt von den

Reisenden beeinflusst werden konnte, hat sich der Rückgang insbesondere im

Segment der Langstreckenflüge bemerkbar gemacht. Bei diesen Flügen handelt es

sich um die besonders umfangreich mit Catering Leistungen ausgestatteten Flüge.

Der Effekt für Caterer war ein Auftragsrückgang von ca. 30 %, was die allgemeinen

25 % Auftragseinbußen der Fluggesellschaften noch übertrifft. Hieraus ist zu

erkennen, dass keine direkte Proportionalität zwischen Fluggastzahlen und Anzahl

im Catering bezogener Mahlzeiten oder Leistungen allgemein besteht. Die

Mengenrelation ist durch weitere Einflussgrößen gekennzeichnet. Dieses Ergebnis

wurde im Rahmen der Experteninterviews von mehreren Gesprächspartnern

mitgeteilt.

Saisonale Schwankungen orientieren sich am Reiseverhalten von Urlaubern. So sind

i. d. R. die Monate von Juli bis September der Zeitraum mit dem stärksten

Fluggastaufkommen. Auf Wochen- und Tagesebene ist zwischen Urlaubs- und

Geschäftsreisenden zu unterscheiden.

Für Geschäftsreisende im Kurz- und Mittelstreckenbereich gilt, dass

Wochenendreisen gemieden werden, so dass Samstage und Sonntage die Tage mit

minimaler Last sind. Der Anfang und das Ende der Arbeitswoche, also Montage und

Freitage, weisen das stärkste Tagesvolumen auf. Innerhalb einzelner Arbeitstage

sind besonders frühe und besonders späte Flüge gefragter, weil diese die Basis für

Eintagesgeschäftsreisen bilden.

Bei Langstreckenflügen und den dafür teilweise erforderlichen Zubringerflügen treten

andere Anforderungen auf. So richten sich die Langstreckenflüge häufig nach der

gewünschten Ankunftszeit am Zielort. Dies kann zu Abflugzeiten mitten am Tag

führen und folglich zu schlecht ausgelasteten Zubringerflügen.

Für Charterflugreisende gelten andere Regeln. Ziel der Reisenden ist i. d. R. eine

möglichst lange Verweildauer am Urlaubsort, d. h., es werden frühmorgendliche An-

und Abreisen am Abend präferiert.

Airline Catering

116

Die zuvor beschriebenen Kundenmerkmale und das Nachfrageverhalten spiegeln

sich in der Preisstruktur wieder und werden von Fluggesellschaften als Instrument

zur Nachfragesteuerung über den Preis eingesetzt [Pomp-07].

Für die vorliegende Arbeit lässt sich festhalten, dass die benötigten Catering

Leistungen Nachfrageschwankungen, sowohl über den Tag als auch innerhalb der

Woche, saisonalen Einflüssen sowie konjunkturellen Perioden unterliegen.

4.2.4 Kostenstruktur von Flugreisen und Catering Di enstleistungen

Die Kostenstruktur einer Fluggesellschaft ist durch hohe Fixkosten und geringe

Grenzkosten gekennzeichnet (vgl. Abbildung 4-4). Aufgrund von für eine Periode

verbindlichen Linienflugplänen sind nicht nur die indirekten Kosten (Verwaltungs-,

Verkaufsorganisations- und Stationskosten) und die direkten Kosten (Technik,

Besatzung und Abschreibung) gleichbleibend, sondern aufgrund der Betriebspflicht

auch die flugabhängigen Kosten für Strecken- und Flughafengebühren, Reisekosten

der Besatzung und die als größte Kostenposition bedeutenden Treibstoffkosten.

Nur die verbleibenden Kosten sind variabel. D. h., nur wenige Kostenbestandteile

von Flugreisen sind im Linienflugverkehr wirklich variabel. Darunter fallen die

Cateringkosten, die mit 4 % im Jahre 2002 und 3 % im Jahre 2005 aber nur einen

relativ kleinen Anteil der Gesamtkosten ausmachen.

Abbildung 4-4: Kostenstrukturen von Fluggesellschaf ten [Beis-06]

Aus dieser Kostenstruktur und Entwicklung werden mehrere Aspekte deutlich, die

von Bedeutung für das Catering sind bzw. Tendenzen und Bestrebungen

beschreiben:

� Reduzierung der Catering Leistungen (mit gewissen Ausnahmen) auf Flügen

2002

Cabin Crew11%

Station und Passagier Services

7%

Zentralbereiche6%

Cockpit Crew7%Abschreibungen auf

Flugzeuge9%

Sonstiges3%

Vertrieb / Marketing15%

Treibstoffkosten11%

Entgelte/Gebühren10%

Wartung9%

Ground-Handling8%

Catering4%

2005

Catering3%

Ground-Handling7%

Cabin Crew9%

Station und Passagier Services

6%

Zentralbereiche5%

Cockpit Crew7%

Abschreibungen auf Flugzeuge

7%Wartung

9%

Entgelte/Gebühren9%

Treibstoffkosten25%

Vertrieb / Marketing10%

Sonstiges3%

Airline Catering

117

� Kostendruck im Airline Catering

� Variabilität der Kosten für das Airline Catering

Die Entwicklung von 4 auf 3 % der Gesamtkosten von Fluggesellschaften

verdeutlicht, dass insbesondere im Economy-Bereich Service Leistungen reduziert

wurden (siehe hierzu auch die Erkenntnisse aus den Experteninterviews 5.2 und

5.3).

Bedingt durch die teils sehr angespannte Lage von Fluggesellschaften (Bsp. hierfür

sind Austrian Airlines und Alitalia, die in den Jahren 2008/2009 zu

Unternehmenszusammenschlüssen gezwungen waren), besteht ein Zwang zur

Kostenreduzierung. Dieser Druck wird direkt auf Caterer übertragen, wie aus den

Interviews zu entnehmen war.

Catering Leistungen sind durch Fluggesellschaften zu fast 100 % variabel

disponierbar. Im Fall spontaner Bedarfsrückgänge fallen die dadurch resultierenden

Umsatzausfälle vollständig auf den Caterer zurück. Verträge zwischen Airlines und

Caterern sehen i. d. R. keine definierten Volumina oder Bonus-Malus-Regelungen für

Kontingent Über- und Unterschreitungen vor. Von Caterern wird eine vollständige

Flexibilität hinsichtlich Bedarfsschwankungen erwartet. Planungsbasis zum Zeitpunkt

des Vertragsschlusses zwischen Airline und Caterer sind häufig lediglich

Orientierungswerte, die sich aus der Anzahl der Flugverbindungen, der eingesetzten

Flugzeugtypen und einer geschätzten Auslastung ergeben.

4.3 Prozesse und Technologien in Airline Catering B etrieben

Wie in den beiden vorherigen Kapiteln dargestellt, variieren das Anforderungsprofil

und die Ausprägung der Leistungen des Caterings aufgrund verschiedener Aspekte.

Im Folgenden ist exemplarisch die Struktur und Verteilung der erstellten Speisen und

deren Flugzuordnung im Falle eines kürzlich realisierten Betriebes aus dem Mittleren

Osten für die Versorgung internationaler Airlines dargestellt:

� Flüge ½ – 1 ½ Std.: 1 kalte leichte Mahlzeit (First-/Busin.-Class warmer Snack)

� Flüge 1 ½ – 6 Std.: 1 warme Mahlzeit

� Flüge 6 – 10 Std.: 2 warme Mahlzeiten

� Flüge 10 – 15 Std.: 3 warme Mahlzeiten

Aus diesem Anforderungsprofil ergibt sich bei einer zugrunde gelegten Anzahl von

rund 69.000 Speisen/Tag folgende Verteilung, die es mit den in den nächsten

Airline Catering

118

Kapiteln beschriebenen Prozessen und Technologien für Produktion und logistische

Funktionen abzudecken gilt.

Tabelle 4-1: Tägliche Speisenverteilung – Internati onaler Caterer aus dem Nahen Osten

(Datenquelle [i+o-06a])

Weiterhin liegt eine Unterteilung nach Destinationen und daraus resultierenden

Geschmacks- und Stilrichtungen vor, die einen Einfluss auf die Art der Speisen und

deren Darreichungsform und auch die angewendeten Herstellungsprozesse haben:

rund 25% Westen, 47% Mittlerer Osten, 11% Orient, 17% Indien und 1% Japan.

4.3.1 Erläuterung der Hauptprozesse anhand eines ex emplarischen Airline

Catering Betriebes

Nach der vorangegangenen Beschreibung der Airline Catering Industrie und der

beteiligten Marktteilnehmer soll in diesem Abschnitt ein Überblick zum Verständnis

der Prozesse innerhalb eines modernen Betriebes des Airline Caterings gegeben

werden. Diese Beschreibung ist erforderlich zum besseren Verständnis der späteren

Ausführungen und insbesondere der Szenarienformulierungen. Neben den

betriebsinternen Prozessen wird auf die Schnittstellen auf Wareneingangs- und

Warenausgangsseite (Airfield) eingegangen.

Speisen ArtAnteil Gesamt First-/Business Economy

Warme Mahlzeit 32% 22.100 3.200 18.900Frühstück 15% 10.400 1.500 8.900Leichte Mahlzeit (warm) 33% 22.800 3.300 19.500Leichte Mahlzeit (kalt) 7% 4.900 700 4.200Snack 7% 4.900 700 4.200Kontinentales Früchstück 6% 4.200 600 3.600

Summe 100% 69.000 10.000 59.000

Speisen

Airline Catering

119

Abbildung 4-5: Materialflüsse in Airline Catering B etrieben [Jone-04, übersetzt ins Deutsche]

Abbildung 4-5 veranschaulicht die Flüsse in einem Airline Catering Betrieb, wie sie

von Jones als in dieser Form üblich beschrieben werden. Er verweist darauf, dass

bei der Gestaltung der Materialflüsse darauf zu achten ist, dass Kreuzungen

vermieden und kurze effiziente Wege realisiert werden. Mit Ausnahme der zusätzlich

erforderlichen Trennung von Speisen- und Abfallflüssen entspricht dieses den

üblichen Forderungen, wie sie auch für Produktions- und Logistikstätten anderer

Branchen gelten.

Zum besseren Verständnis erfolgt die Beschreibung an einem im Zeitraum von 2005

bis 2008 in Westeuropa realisierten hochmodernen Objekt, das an späterer Stelle

auch als Grundlage für die Szenarien- und Investitionsbetrachtungen dienen wird

(vgl. [i+o-06b], [i+o-09b]). Abbildung 4-6 zeigt das Blocklayout des ausgewählten

Objekts. Die Anlage befindet sich an einem der größten Primary-Hubs in Europa (vgl.

4.2.1). Es arbeiten ca. 2.400 Mitarbeiter rund um die Uhr auf einer Produktionsfläche

von 37.000 m² und versorgen etwa 480 Flüge pro Tag, d. h., hier werden täglich

zwischen 70.000 und 80.000 Mahlzeiten bereitgestellt. Die Anlage entspricht dem

aktuellen Stand der Technik und erreicht sehr kurze Reaktionszeiten, so ist es z. B.

möglich, innerhalb von 30 Minuten auf Änderungen der Passagierzahlen zu

reagieren und ggf. Mahlzeiten nachzuliefern.

Wareneingang

Zubehör Produktion

Zubehör LagerLager Besteck

und Verpackung

Zubehör Lager

BereitstellungLebensmittel

Flug Kom-missionierung

Waren-ausgang

Bäckerei

Warme Zubereitung

Kühllager

Lebensmittel Lager

Bereitstellung Zubehör

Lager Sonstiges

BereitstellungVerpackung

Zolllager

Airline Catering

120

Abbildung 4-6: Blocklayout moderner Airline Caterin g Fabrik (Quelle: [i+o-06a])

Der untere Bereich des Layouts zeigt den sog. Inbound-Bereich (1). Hier werden die

benutzten und teilweise noch gefüllten Trolleys angeliefert. Mit diesen Trolleys wurde

an Bord das Essen serviert oder sonstige während des Fluges benötigte Artikel

transportiert. Die Trolleys werden in dieser Zone je nach Inhalt vorsortiert und

anschließend auf ein Transportgehänge der Elektrohängebahn geschoben. Der

Mitarbeiter wählt ein Transportziel, wobei es möglich ist, eine der sieben

Geschirrwaschanlagen (2) oder die Produktions- und Lagerbereiche „Bonded

Goods“, „Dry Goods“ oder „Beverages“ (5) anzusteuern. Die EHB führt entsprechend

der Zieleingabe den Transportauftrag aus.

Mit Trockengut wie Nüssen oder Gebäck beladene Trolleys fahren direkt zum

Rücklaufpuffer des bereits erwähnten Bereichs „Dry Goods“ und werden dort ggf.

wieder aufgefüllt, da es sich bei den Resten um luftdicht verpackte und somit wieder

verwendbare Artikel handelt. Dasselbe geschieht mit den Trolleys, die dem Transport

von Getränken (Beverages) oder Artikeln für den Bord-Verkauf, insb. zollfreie Waren

(Bonded Goods) dienen. Die wieder vollständig beladenen Trolleys werden mit

Airline Catering

121

Informationen zum vorgesehenen Flug versehen und zum Warenausgang, dem sog.

Outbound-Bereich (6) transportiert.

Die mit verschmutztem Geschirr und teilweise nicht verzehrten Mahlzeiten beladenen

Trolleys werden nach Separierung des Abfalls von der EHB-Anlage zu einer der

Geschirrwaschanlagen transportiert. Hier wird das Geschirr manuell entnommen und

anschließend von der Anlage gereinigt. Da das EHB-Gehänge von beiden Seiten mit

Trolleys bestückt ist, dreht es sich an der Waschanlage in einer Drehstation um 180°,

um eine möglichst ergonomische Geschirrentnahme zu ermöglichen. Anschließend

fahren die geräumten Trolleys zur Trolley-Waschanlage. Dort angekommen werden

die Gehänge von den EHB-Fahrzeugen getrennt, vollautomatisch gereinigt und

danach wieder mit dem Fahrzeug gekoppelt. Die gereinigten Trolleys werden nun

nach festgelegten Prozentsätzen von der EHB in den Fahrzeug-Puffer im ersten

Obergeschoß der Anlage oder direkt zum „Tray Set up“ (3) gebracht. Hier werden die

Trolleys mit den zum Verzehr im Flugzeug bestimmten Mahlzeiten bestückt. In

direkter Nachbarschaft zum „Tray Set up“ befindet sich der „Kitchen“-Bereich (4).

Dort werden alle Mahlzeiten für die Passagiere der ersten Klasse (First Class)

vorbereitet und produziert. Die Mahlzeiten für die Passagiere der zweiten (Business

Class) und dritten Klasse (Economy Class) erhalten an Bord ein erwärmtes

Tiefkühlessen, das in einer nahegelegenen Fabrik kostengünstiger produziert wird. In

Abbildung 4-7 werden die wesentlichen EHB-gebundenen Trolley-Transportprozesse

bildlich dargestellt.

Abbildung 4-7: EHB-Prozesse im Airline Catering [Sc hi-08]

Im Outbound-Bereich (6) werden die befüllten Trolleys zu flugzeugspezifischen

Lieferungen zusammengestellt, wie sie anschließend per Spezial-LKW mit

Scherenhubtischaufbau aufs Rollfeld gefahren werden, um ins Flugzeug verladen zu

Airline Catering

122

werden. Um die Schwankungen bei der Anzahl der Flüge pro Stunde im Flugplan

und die daraus resultierenden Spitzenlasten sowie mögliche Flugverschiebungen

soweit wie möglich auszugleichen, sind Pufferflächen (7) vorgesehen, auf denen die

Trolleys vor dem Transport zum Flugzeug zwischengelagert werden.

4.3.2 Produktionstechnologien

In den Abschnitten 4.1 und 4.2 wurden die Marktbedingungen im Airline Catering

beschrieben und einige in dieser Branche vorhandene Geschäftsmodelle aufgezeigt.

Wenn ein Betrieb die gesamte Wertschöpfungskette inkl. der Speisenherstellung/-

zubereitung abdeckt, so kommen insbesondere die folgenden Airline Catering-

spezifischen Verfahren und Technologien zum Einsatz.

Cook-chill: In der Branche am stärksten verbreitetes Verfahren, bei dem die Speisen

vollständig gekocht und anschließend einem abruptem Kühlprozess unterzogen

werden. Die Kühllagerung erfolgt unmittelbar oberhalb des Gefrierpunkts bei 0 bis 3

°C. Hiermit werden mögliche Lagerdauern für kalte Speisen von bis zu 48 Stunden

und für warme Speisen von bis zu 72 Stunden erreicht. Eingesetzte Kühlverfahren

sind: mit hoher Geschwindigkeit zirkulierende gereinigte Luft, nicht oxidierende Gase

und über Kühlbäder in geeigneten Flüssigkeiten sowie mit entsprechenden

geeigneten wasserdichten Behältern. Hinsichtlich des Temperaturverlaufs gelten

folgende Anforderungen:

� Spätestens 30 min. nach Kochprozess Beginn des Kühlprozesses

� Reduzierung einer 50 mm Schicht des Kühlguts von 70 auf 7 °C in weniger als 90

min.

� Je schneller der Abkühlprozess erfolgt, umso weniger Eiskristalle bilden sich, die

eine negative Auswirkung auf die Qualität der Speisen haben

� Spätestens 30 min. nach Ende des Kühlprozesses Beginn der Erwärmung

� Erwärmung mindestens 2 min. auf ≥70 °C

Cook-freeze: Der Kochprozess ist identisch wie beim Cook-chill-Verfahren. Die

Abkühlung erfolgt jedoch auf eine deutlich niedrigere Temperatur von -18 °C bzw.

darunter. Mit Cook-freeze können Lagerdauern von bis zu 8 Wochen realisiert

werden. Somit stellt Cook-freeze ein Verfahren dar, das zum einen bei erforderlicher

Mitnahme von Verpflegung für Rückflüge zum Einsatz kommt und zum anderen,

wenn unerwartete Kapazitätsschwankungen auszugleichen sind. D. h., über Cook-

Airline Catering

123

freeze können Vorräte aufgebaut werden, die bei Bedarfsspitzen verwendet werden

können. Für die geplante Produktion erfolgt eher eine Herstellung nach dem Cook-

chill Verfahren. Es gelten folgende Anforderungen hinsichtlich des

Temperaturverlaufs:

� Erreichung einer Kerntemperatur von -5 °C nach max. 90 min. nach Kühlbeginn

� Lagerung bei -18 °C oder niedriger

Sous-vide: Vakuumgaren stellt eine spezielle Variante des Cook-chill Verfahrens

dar. Es ermöglicht die Herstellung von Speisen, insb. Saucen und Zwischengerichte,

für Perioden von bis zu 21 Tagen. Speisen werden nach der Vorbereitung in

Kunststoffbeuteln eingeschweißt, vakuumiert und bei Temperaturen zwischen 60 und

90 °C in Wasserdampf gegart. Anschließend erfolgt eine schnelle Abkühlung.

Teilweise werden die Produkte in einem Salz-Eis-Bad auf 5 °C abgekühlt, um

anschließend bei 0 bis 2 °C in den vakuumverschlossenen Beuteln gelagert zu

werden. Für die Sous-vide-Produktion werden separate Küchenbereiche benötigt.

Diese sind mit Geräten ausgestattet, um diesen andersartigen Prozess hocheffizient

abzubilden.

Aufgrund der langen zulässigen Lagerdauer können größere Produktionslose

hergestellt werden und hierüber Effizienzvorteile erreicht werden. Flüssige Produkte

werden z. B. in Losgrößen von bis zu 200 Litern hergestellt.

Fleischprodukte können in einem relativ ähnlichen Prozess bearbeitet werden.

Produkte die im Sous-vide-Prozess vorbereitet wurden, können in den erforderlichen

Verpackungsgrößen dem Kühllager entnommen werden. Um eine mikrobiologische

Unbedenklichkeit der Produkte und Prozesse zu gewährleisten, sind die

Verarbeitungsbereiche hinsichtlich der Soll-Temperaturen von 10 bis 15 °C

permanent zu überwachen und strikte Qualitätskontrollen durchzuführen.

Tablett-Konfektionierung: In diesem Bereich erfolgt die Konfektionierung aller

Speisen und Hilfsmittel, die auf dem Tablett zu platzieren sind, so dass dieses im

Trolley gelagert und transportiert werden kann, bis es dem Fluggast übergeben wird.

Trolleys beinhalten Trockeneiselemente für die Kühlung während des Transports.

Die Bereiche sind je nach Größe des Catering Betriebes entweder als Fließband-

Linie aufgebaut oder als Arbeitsstationen/-inseln. Bei Großbetrieben und für die

Hauptprodukte kommen eher Linien infrage, weil hierüber am ehesten die hohen

Stückzahlen von mehreren Tausend Tabletts pro Stunde realisiert werden können.

Airline Catering

124

Für die First-Class Versorgung, die sehr individuell und kleinlosig ausgeprägt ist, sind

eher Fabriklayouts mit Arbeitsstationen geeignet.

Sämtliche Produkte werden umfangreich gelabelt und gekennzeichnet, um Inhalt und

Prozessdaten wie das Herstellungsdatum etc. zu dokumentieren und im Zweifelsfall

rückverfolgen zu können.

Waschsysteme: Sowohl für die in die Flugzeuge gelieferten Trolleys und deren

Inhalt als auch für die Ausstattung und Arbeitsmittel der Airline Catering Betriebe

bedarf es umfangreicher Waschanlagen zu deren Reinigung. Aufgrund der

Lebensmittelverarbeitung ist Sauberkeit und Lebensmittelsicherheit wesentliche

Vorgabe für Airline Catering Betriebe. Ein Großteil der Waschmaschinen wird über

die EHB mit zu waschenden Gütern versorgt. In Abbildung 4-7 rechts ist z. B. der

automatische Einlauf in die Trolley-Waschanlage dargestellt. Wesentliche

Waschanlagen in einem Airline Catering Betrieb sind für Geschirr und Behälter,

Tabletts und Besteck, Gläser, sonstige Gefäße und Werkzeuge aus der Produktion

sowie Trolleys.

Vakuum-Abfallsystem: Es handelt sich um ein mit Unterdruck arbeitendes Abfall-

Sammelsystem zur zentralen Zusammenführung der verschiedenen festen und

pastösen Abfälle aus den unterschiedlichen Funktionsbereichen. Dazu sind die

Abfallaufgabepunkte über ein Rohrsystem miteinander verbunden. Die Abfälle

werden dort manuell in Sammelöffnungen zugeführt. Das System wird betrieben

mittels Vakuumpumpen oder Sauggebläsen. Die entstehende Abluft wird über ein

Filtersystem ausgeblasen. Im zentralen Sammelbereich befinden sich

Sammelcontainer zur Einleitung der Abfälle. Bei einem Betrieb mit rund 110.000

Mahlzeiten pro Tag wird von einem Abfallaufkommen von rund 113 t/Tag

ausgegangen, der sich aus gemischten Abfällen, Kunststoffen, Metallen,

Papier/Pappe und Glas zusammensetzt. Die Aufgabeorte für Abfälle sind

insbesondere Wareneingang (Trolleys aus gelandeten Flügen),

Waschmaschinenbereiche, diverse Küchenbereiche und der Tablett-

Waschanlagenbereich.

Grundsätze für die Gestaltung von Airline Catering Betrieben

Exemplarisch werden im Folgenden die Produktionsgrundsätze für einen

internationalen Airline Catering Großbetrieb im Nahen Osten dargestellt, wie sie im

Airline Catering

125

Vorfeld eines Neubaus im Jahr 2004 durch Behörden, Betreiber und Planer

festgelegt wurden. Aufgrund der hohen Bedeutung der Lebensmittelsicherheit sind

verschiedene einschlägige Standards und Normen für gutes Catering im Flugumfeld

etabliert worden. Die folgenden Regeln basieren darauf, sind im Design Prozess für

dieses Objekt berücksichtigt worden und würden in ähnlicher Form auch für weitere

Planungen Anwendung finden:

� Max. 72 Stunden zwischen Herstellung der Speisen und Verzehr durch den

Fluggast

� Max. 24 Stunden zwischen Tablettierung kalter Speisen bzw. gekühlter warmer

Speisen (Chilled-hot-food) und Lieferung dieser in das Flugzeug

� Max. 48 Stunden Aufbewahrungsdauer von gekühlten warmen Speisen (Chilled-

hot-food: gekochte Speisen, die im Cook-and-chill Verfahren prozessiert werden)

� 100 % Prozesskontrolle und -dokumentation für die gesamte Prozesskette:

Kühlen, Gefrieren, Auftauen und Koch-Gefrierprozess (Cook-and-chill)

� Max. 40 min. Unterbrechung der Kühlkette und kein Anstieg der Kerntemperatur

der Speisen auf über +10 °C mit Ausnahme von Speisen im Kochprozess

� Einsatz von Kennzeichnungssystemen und Lager- und Materialflusssystemen, die

100 % FiFo (First-In-First-Out) sicherstellen

4.3.3 Materialfluss- und Lagersysteme in den Gebäud en

Materialflüsse in großen Airline Catering Betrieben weisen ein erhebliches Volumen

auf. Im Falle der Großbetriebe an internationalen Großflughäfen sind nicht selten

über 100.000 Mahlzeiten pro Tag zu transportieren, wodurch schnell deutlich wird,

dass rein manuelle Systeme zwar eine maximale Flexibilität hätten, jedoch auf

keinen Fall geeignet sind, um die entsprechende Transportkapazität zur Verfügung

zu stellen und den sicheren Transport an die Zielorte zu gewährleisten. Weiterhin

kann durch automatische Transport- und Lagersysteme Effizienz in den

Transportprozessen erreicht werden. Im folgenden Abschnitt soll auf die in Airline

Catering Betrieben verwendeten und in Frage kommenden Materialfluss- und

Lagersysteme eingegangen werden.

4.3.3.1 Eingesetzte Systeme und deren Charakteristi ka

Die folgende in Anlehnung an Handrich erstellte Abbildung (vgl. Abbildung 3-1)

wurde dahingehend ergänzt, dass die im Airline Catering verbreiteten bzw. infrage

Airline Catering

126

kommenden Systeme gekennzeichnet wurden. Weiterhin veranschaulicht sie die

Klassen von fördertechnischen Systemen und deren Eignung für wandelbare

Materialflusssysteme.

Abbildung 4-8: Materialflusssysteme in Airline Cate ring Betrieben (vgl. Abb. 3.1)

Manuell gesteuerte bzw. angetriebene fördertechnisc he Systeme

Hierunter fallen eine Reihe von Systemen, so werden in den Betrieben Stapler

insbesondere für Be- und Entladeprozesse von LKW eingesetzt, aber auch für die

Bedienung von manuellen Palettenlagern, wie etwa für die Lagerung von

unverarbeiteten Lebensmitteln oder auch Verpackungsmaterialien. Handwagen und

Hubwagen finden an verschiedensten Stellen ebenfalls ihre Anwendung, so z. B. für

Flurgebunden

Band-

förderer

Ketten-

förderer

Rollen- u.

Kugelbahn

Stetigförderer für Stückgüter

Gurtförderer

Kurvengurt-förderer

Teleskopgurt-förderer

Stahlband-förderer

Gliederband-förderer

Drahtgurt-förderer

Riemen-förderer

Plattenband-förderer

Schuppen-förderer

Kippschalen-förderer

Quergurtsor-tierförderer

Schuhsortier-förderer

Schleppket-tenförderer

Tragketten-förderer

Stauketten-förderer

Schaukel-förderer

Rollenbahn angetrieben

Rollenbahn ohne Antrieb

Rollenstau-förderer

Röllchen-bahn

Schlepprollen-förderer

Kugel-bahn

Schubplatt-formförderer

EPB/ETB

Bodentrans-portsystem

Inverted P&F

Kreisförderer

Schlepp-kreisförderer

Schlepp-zugförderer

Schlepp-gurtförderer

Seilhänge-bahn

Elektrohänge-bahn

Krane

Brücken-kran

Hängekran

Staplerkran

Portalkran

Drehkran

Flurfreie

Fördermittel

Unstetigförderer

Flurfördermittel

GleislosGleisge-

bunden

Stapler

Hubwagen

Schlepper

FTS

Handwagen

Regalbedien-gerät

Wagen

Verschiebe-einrichtung

Legende:

: Vorauswahl – Eignung für wandelbare Materialflussysteme

: in Airline Catering Betrieben verbreitet

Airline Catering

127

den Transport von Paletten oder auch größeren Sammelcontainern. Wie in praktisch

allen Produktions- und Dienstleistungsbetrieben mit Stückgutmaterialflüssen

kommen ebenfalls verschiedenste Handwagen zum Einsatz.

Behälterfördertechnik

Die Behälterfördertechnik wird für verschiedene Aufgaben verwendet. So werden

etwa für die unter 4.3.2 beschriebene Tablettkonfektionierung Gurtförderer oder auch

Gliederbandförderer eingesetzt. Bei deren Ausführung ist auf die Eignung für

Betriebe mit offenen Lebensmitteln und den damit verbundenen

Hygieneanforderungen zu achten. Um eine maximale Reinigungsmöglichkeit zu

erreichen, werden an vielen Stellen abwaschbare Varianten realisiert. Teilweise

geschieht dies auch in Edelstahlausführungen und mit speziellen Vorrichtungen zur

Vermeidung von Schmutzablagerungen und besonders guter Reinigungsmöglichkeit.

Einige Airline Catering Betriebe verfügen über automatische Kleinteilelager für die

Lagerung von Geschirr, Tabletts etc. Die Zuführung erfolgt dann häufig über

Rollenförderer und sonstige Fördertechnikmodule, wie sie auch für die Förderung

von KLT bekannt sind.

Automatisches Kleinteilelager (AKL) mit Regalbedien gerät (RBG)

Wie bereits unter Behälterfördertechnik erwähnt, finden automatische Kleinteilelager

in einigen Airline Catering Betrieben eine Anwendung. Im Vergleich zu manuellen

Regallösungen, wie etwa Fachbodenregalen, bieten sie sowohl eine sehr kompakte

hohe Lagerkapazität, also effiziente Raumnutzung, als auch eine relativ hohe

dynamische Leistung. Deutlich mehr als 100 Ein- und Auslageroperationen pro

Stunde können realisiert werden.

Als Sonderform sind in einigen Airline Catering Betrieben AKL in Kombination mit

Schwerkraftrollenbahnen vorzufinden. Hierbei ist der Regalbau des AKL in den

oberen Ebenen herkömmlich ausgeführt. Die unteren Ebenen, i. d. R. 5 Ebenen, sind

als Schwerkraftrollenbahn realisiert. D. h., in diese Fächer/Kanäle erfolgt

ausschließlich eine Zuführung von Nachschub über das RBG. Die Entnahme erfolgt

durch Mitarbeiter, die auf der Außenseite der Schwerkraftrollenbahnen

kommissionieren. Hierdurch können sehr effiziente Kommissioniersysteme gebildet

werden, die eine hohe Pick-Leistung ermöglichen, die Nachschubflüsse

automatisieren und dabei 100 % FiFo sicherstellen.

Airline Catering

128

Power & Free

Ältere größere Airline Catering Betriebe sind teilweise mit Power & Free Anlagen

ausgestattet. In neueren Anlagen wird inzwischen regelmäßig EHB als Alternative

mit Vorteilen anstelle von Power & Free realisiert. Vorteile liegen insbesondere in der

höheren Flexibilität und der Tatsache, dass Schienenanlagen in Airline Catering

Betrieben erhebliche Längen aufweisen, die im Falle von Power & Free alle mit

Zugketten ausgestattet sein müssen. Selbst wenn nur ein Fahrzeug in einem

Systemkreis fährt, ist der Kettenbetrieb im gesamten Systemkreis bzw. zumindest

einem Abschnitt erforderlich.

Bei Power & Free handelt es sich um ein Zweischienensystem, bei dem in der

oberen Schiene eine Förderkette läuft. In der unteren Tragschiene befinden sich die

von der Kette geschleppten Laufwagen. Das Transportgut lässt sich von der

Förderkette trennen, so dass diverse Operationen gesteuert ausgeführt werden

können. So wird trotz kontinuierlich laufender Powerkette ein diskontinuierlicher

Materialfluss möglich, bei dem Taktzeiten ziel- und zeitgesteuert nach individuellen

Anforderungen geregelt werden.

Ein zentraler Leitstand steuert und überwacht die Operationen der automatischen

Förderanlage. Jeder Laufwagen kann mit einem Datenträger ausgestattet werden,

der automatisch gelesen wird, um die Laufwagen an jeder Position im System

lokalisieren zu können. Technische Merkmale sind:

� Kontinuierlich laufende Zugketten, die nach Systemkreisen separiert werden

können und so unterschiedliche Transportgeschwindigkeiten zulassen

� Passiv angetriebene Fahrzeuge

� Transportgeschwindigkeit frei wählbar für die einzelnen Systemkreise innerhalb

einer Anlage

� Stellglieder für die einzelnen Bauteile über Elektropneumatik gesteuert

� Realisierbare Steigungen und Gefälle von bis zu 45°

� Kompatibel mit Kreisförderern, Elektro-Hängebahnen, Hub- und Senkstationen

� Geschwindigkeiten bis 0,4m/s realisierbar

� Zulässige Umgebungstemperaturen von 10 bis 80 °C

Airline Catering

129

Die folgende Abbildung veranschaulicht schematisch den Aufbau einer Power & Free

Anlage:

Abbildung 4-9: Schematische Darstellung Power & Fre e Anlage [Wamp-09]

In der obigen Abbildung ist mit (1) die Antriebseinheit für die Kette gekennzeichnet.

(2) zeigt die Führungsschiene, (3) den Horizontalbogen und (4) die Spannstation für

die Zugkette. (5) ist die Befestigungseinheit zur Anbringung der Power & Free Anlage

an die Tragekonstruktion. (6) zeigt die Zungenweiche zum Ausschleusen und (7) den

Transportwagen zur Aufhängung des Gehänges für die Lastaufnahme.

Elektrohängebahn (EHB)

Bei Elektrohängebahnen (EHB) spricht man von zwangsgeführten

Transportsystemen mit einzeln angetriebenen, flurfrei angeordneten Fahrzeugen, die

geeignet sind, verschiedene Quellpunkte mit verschiedenen Zielpunkten zu

verbinden [VDI-2345]. Wie unter 3.1.2 etwas ausführlicher beschrieben, weisen EHB

diverse positive Merkmale, wie Schnelligkeit und Sauberkeit auf und gelten als

universell einsetzbare Fördersysteme mit relativ hohen Fahrgeschwindigkeiten und

der Eignung, große Distanzen zu überbrücken und hohe Durchsätze zu ermöglichen.

Airline Catering

130

EHB-Anlagen können eingeordnet werden als durchsatzflexible Systeme, die

aufgrund ihrer zusammenhängenden, fest installierten Förderwege jedoch in der

Layoutflexibilität beschränkt sind. Je nach Gehängeausführung können vielfältige

Fördergüter transportiert werden, so dass die Produktflexibilität des Systems an sich

gegeben ist. Als Voraussetzung dafür muss jedoch eine standardisierte mechanische

Schnittstelle zwischen dem Fahrzeug und dem Gehänge, mit dem das Transportgut

aufgenommen, wird realisiert sein, um die Transportgutflexibilität nicht zu begrenzen.

In großen Airline Catering Betrieben, die eine hohe Durchsatzleistung benötigen,

sind EHB sehr häufig vorzufinden und erstrecken sich dabei oft über mehrere

Geschossebenen. Für die betriebsinternen Hauptflüsse existieren vielfach keine

alternativ geeigneten automatisierten Materialflusstechniken (vgl. Anhang, Auszug

Projektunterlage i+o: Transportmatrix und Vergleich Transportsysteme).

Die unter 3.1.4 beschriebene Kombination von EHB und Hängekran ist für Airline

Catering Anwendungen weitestgehend ungeeignet, weil insbesondere die geringe

Durchsatzleistung des Krans einen zu starken Engpass darstellt.

4.3.3.2 EHB des als Referenz verwendeten Objekts

Bei der als Referenzobjekt verwendeten Catering Anlage [i+o-06b] handelt es sich

um ein sogenanntes Single-Line-Catering, also eine Fabrik, die nur für die

Belieferung einer Fluggesellschaft dient. Aufgrund der geringeren Artikelvielfalt im

Vergleich zu Fabriken, die mehrere Airlines bedienen, werden eine höhere

Durchsatzleistung und geringere Lagerbestände erreicht. Angesichts der geplanten

70.000 bis 80.000 Mahlzeiten für etwa 53.000 Passagiere pro Tag wurde im

Referenzobjekt der innerbetriebliche Trolley-Transport mit einer EHB automatisiert

(vgl. Anhang, Auszug Projektunterlage i+o: Transportmatrix und Vergleich

Transportsysteme). Nach Erfahrungen von Planern, Anlagenbauern und Betreibern

lohnt dieses sich bereits ab etwa 30.000 gelieferten Mahlzeiten pro Tag. Dieser Wert

ergibt sich aus Wirtschaftlichkeitsrechnungen, die in dem Referenzprojekt ähnelnden

Planungsprojekten im Airline-Catering aufgestellt worden sind (vgl. 5.2 und insb.

5.2.1). Gründe für die Entscheidung für eine EHB waren hohe

Transportgeschwindigkeiten, hohe Durchsatzleistungen und damit Wirtschaftlichkeit

sowie Geräusch-, Wartungsarmut und Sauberkeit bzw. eine gute Reinigungsfähigkeit

von EHB-Anlagen und deren Umgebung. In der Lebensmittelproduktion ist es häufig

von Vorteil, Produktions- oder Transportsysteme so zu gestalten, dass diese nicht

auf dem Boden stehen, sondern von der Decke abgehängt sind. Damit ist eine gute

Airline Catering

131

Zugänglichkeit bei der Reinigung des Bodens gewährleistet. Die Gesamtlänge über

alle Ebenen, der in

Abbildung 4-10 dargestellten EHB-Strecke beträgt 1,4 km; darauf fahren rund 150

Fahrzeuge. In der Anlage befinden sich eine Hubstation, zehn Auf- und

Abgabestationen und sieben Drehstationen. Die Fahrzeuge erreichen

Fahrgeschwindigkeiten von bis zu 1,5 m/s.

Abbildung 4-10: Layout der Elektrohängebahn des Ref erenzobjekts [i+o-06b]

Die transportierten Trolleys sind im Luftverkehr eingesetzte und genormte Standard-

Transportbehälter. Sie finden sowohl Anwendung für den Warentransport und

Bordverkauf als auch den Serviervorgang der Speisen an Bord.

Es kommen Fullsize- und Halfsize-Trolleys zum Einsatz. Die Abmessungen eines

Fullsize-Trolleys sind 85 x 30,5 x 103 cm und das Leergewicht liegt bei rund 30 kg.

Beim Halfsize-Trolley ist die Länge mit 40,5 cm geringer. Er entspricht ansonsten den

Maßen des Fullsize-Trolleys. Die ebenfalls zum Einsatz kommenden

Transportwagen weisen die Maße 100,5 x 48 x 146 cm und ein Leergewicht von

etwa 75 kg auf. Die Aufgabe der Transportwagen ist die Beförderung von Standard-

Units und anderen Kleinteilen, wie Schubläden oder Einsätze für Gläser. Standard-

Units sind, wie der Name schon sagt, standardisierte, stapelbare und fast

würfelförmige Kleinbehälter mit den Abmessungen 40,5 x 29 x 28 cm sowie rund 3

Airline Catering

132

kg Leergewicht. Sie sind befüllt mit den für den Flug benötigte Artikeln, wie etwa

Decken und Zeitschriften. Ein Transportwagen hat ein Fassungsvermögen von bis zu

neun Standard-Units.

Das Fassungsvermögen eines EHB-Gehänges liegt wiederum bei drei Fullsize-

Trolleys, sechs Halfsize-Trolleys, zwei Transportwagen oder einer Palette. Ein

solches EHB-Transportgehänge hat ein Leergewicht von rund 250 kg. Ein mit

Getränken gefüllter Halfsize-Trolley stellt das maximale Trolleygewicht dar. Ein mit

sechs Halfsize-Trolleys beladenes Gehänge erreicht somit in Summe bis zu 430 kg

Gesamtgewicht. Die Maximallast eines Gehänges liegt vor, wenn dieses mit

Ladungsträgern ähnlich Euro-Pool-Paletten beladen ist. Dann ergeben sich bis zu

1.450 kg. Die Tragfähigkeit von Schienen, Stahlkonstruktion und Fahrzeugen ist für

diese statischen Lasten zuzüglich der dynamischen Lasten ausgelegt. Das

Transportaufkommen für einen Langstreckenflug liegt bei rund 15 Transportwagen,

zehn Fullsize-Trolleys und 50 Halfsize-Trolleys. Dimensionierungsgrundlage war eine

Versorgung von rund 480 Flügen pro Tag. Das wiederum bedeutet ein

Transportaufkommen von rund 32.300 EHB-Fahrten im beladenen Zustand. Das

Transportaufkommen erhöht sich noch einmal um rund 30% aufgrund der zu

berücksichtigenden Leerfahrten.

Die zuvor dargestellte Anlage dient als Basis für die im späteren Teil dieser Arbeit

unter 7.2 definierten Wandlungsszenarien.

4.3.4 PPS-Systeme und Steuerungskonzept in herkömml ichen Airline Catering

Betrieben

Das Konzept des im Referenzobjekt realisierten Produktionsplanungs- und

Steuerungsprozess (PPS-Prozess) basiert auf einer abflugnahen Pull-Steuerung, der

Glättung von Produktionsspitzen, einer flexiblen Arbeitsorganisation und einer

visuellen Steuerung [i+o-06b]. Im Kontext des Airline Catering Betriebs muss unter

Produktion die termingerechte Beladung von Flugzeugen unterschiedlichen Typs

gemäß unterschiedlichster Kundenaufträge verstanden werden. Mit dem realisierten

pull-orientierten Steuerungskonzept wird die Minimierung der Lager – und

Pufferbestände verfolgt. Das heißt, es muss zunächst ein konkreter und final

spezifizierter Kundenbedarf vorliegen und die definierte Schwelle oder Vorlaufzeit

unterschritten sein, bevor ein Produktionsauftrag und damit der Produktionsvorgang

ausgelöst wird. Somit wird also nur für ein konkretes bevorstehendes Flugereignis

produziert, was tatsächlich benötigt wird und auf der Rampe bereitgestellt werden

Airline Catering

133

kann. Dazu werden vom PPS-System dem nächsten bevorstehenden Flugereignis

freie Bereitstellungsboxen zugeordnet. Bei diesen Bereitstellungsboxen handelt es

sich um definierte Flächen im Outbound-Bereich, auf denen die Beladungen für die

Flugereignisse gesammelt, bereitgestellt und bei Bedarf kühl gehalten werden

(spezielle Kühlhauben). Die Entladung der Bereitstellungsboxen erfolgt mittels

Hubwagen. Nach Abschluss der Beladung der Hubwagen für ein Flugereignis wird

der Status der Boxen im PPS-System wieder auf „frei“ gesetzt, womit sie wieder für

beliebige folgende Produktionsaufträge bereitstehen. Voraussetzung für den Start

eines Produktionauftrags für ein Flugereignis ist die erfolgte Zuordnung von

Bereitstellungsboxen. Rund acht Stunden vor Flugstart beginnt zunächst die

Zubereitung des Essens. Wesentlich später erfolgt erst das Befüllen von Getränke-

oder Trockengut-Trolleys. In den verschiedenen Produktions- und Lagerbereichen

bestehen praktisch keine Vorlaufpufferflächen, so dass produziertes Material nicht

zwischengelagert wird, sondern direkt in den Outbound-Bereich verbracht wird.

Für die Flugereignisse werden im PPS-System die Stücklisten der Flüge nach den

Produktionsbereichen aufgelöst und die jeweiligen Produktionsmengen in die

Produktionsauftragslisten der Produktionsbereiche übertragen. Innerhalb der

Produktionsbereiche werden Aufträge flugübergreifend zusammengefasst und nicht

für jeden Flug separat gefertigt. Damit wird vom reinen Pull-Steuerungskonzept

abgewichen, was aber nötig ist, um die Produktionskapazität durch rationale

Losgrößen zu steigern. Nach der Produktion bzw. Kommissionierung der Waren

werden die Behälter in die den Flügen zugeordneten Bereitstellungsboxen im

Outboundbereich verteilt. Die Kennzeichnung der Behälter besteht aus einem Etikett,

das in den Produktionsbereichen auf den Behältern angebracht wird. Das Etikett ist

mit Barcode zum Scannen und auch Klartext versehen, so dass die Flugdaten

vorliegen und die Boxenzuordnung erfolgen kann.

Das PPS-System sichert ab, dass alle Behälter vollständig und rechtzeitig in den

Bereitstellungsboxen verfügbar sind. Bei Vollständigkeit einer Bereitstellungsbox wird

ein Signal ausgelöst und der Status im PPS-System vermerkt. Sind alle

Bereitstellungsboxen eines Fluges vollständig, so wird dieser Status im PPS-System

gesetzt. Nun kann die Verladung auf die Fahrzeuge und der Transport zum Flugzeug

erfolgen, sobald der Abruf kommt und die Maschine zur Beladung bereit ist.

Airline Catering

134

4.3.5 Sicherheitstechnologien im Airline Catering

Verglichen mit anderen Branchen kommt der Sicherheit in der Luftfahrtindustrie eine

herausragende Bedeutung zu. Sicherheit hat höchste Priorität. Das Prinzip „safety

first“ ergibt sich sowohl aus einer existentiellen Gefährdung während des Fluges, wo

schon geringfügige technische Defekte oder menschliches Fehlverhalten ein

erhebliches Risiko darstellen können, als auch aus den hohen Mortalitätstraten und

Sachschäden im Falle eines Unfalls. Staatliche Aufsichts- und Zulassungsbehörden

üben daher eine strenge Kontrolle über technische Zuverlässigkeit und

wirtschaftliche Leistungsfähigkeit der am Luftverkehr partizipierenden Unternehmen

aus. Auch im rein wirtschaftlichen Eigeninteresse der Fluggesellschaften, Hersteller

und Dienstleister hat die Einhaltung hoher Sicherheitsstandards eine große

Bedeutung, weil eine unzureichende Berücksichtigung direkten Einfluss auf das

Produktimage und somit das Kaufinteresse hätte. Ein Nachfragerückgang wäre die

negative Konsequenz.

Strukturen und Prozesse im Airline Catering sind durch eine Reihe von

Sicherheitsmaßnahmen gekennzeichnet, die direkten Einfluss haben und teilweise

auch die Wandelbarkeit beeinflussen bzw. im Vergleich zu anderen

Produktionsstätten zumindest berücksichtigt werden müssen. Unterschieden werden

muss zwischen Catering Betrieben, die sich auf der sogenannten Landside

(außerhalb des eigentlichen Flugfeldbereiches) ggf. sogar außerhalb des

Flughafenareals in einigen Kilometern Distanz bzw. auf der Airside (innerhalb des

eingezäunten Rollfeldes) befinden. Sicherheitsvorkehrungen werden in Form von

folgenden Technologien und Prozessen deutlich:

� Röntgen der Fertigware

� Berechtigungs- und Zutrittskonzept, das nur Mitarbeitern nach Identifikation und

mit Zugangsberechtigung einlässt, untergliedert in Zutrittsbereiche

� Torkontrollen, die nur ausgewählte, legitimierte Transporte zulassen und bei

denen LKW zeitaufwendigen Prüfungen unterzogen werden

� Vernichtung sämtlicher Anbruchwaren zur Infektions- und Seuchenvermeidung

� Sofortige Vernichtung von großen Teilen des Rückflusses aus den Flugzeugen

ebenfalls zur Infektions- und Seuchenvermeidung etc.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

135

5 Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

5.1 Vorgehensweise

Für die Durchführung der Befragungen im Rahmen der hier vorliegenden Studie

wurde ein mehrstufiges Forschungsdesign gewählt (vgl. auch [i+o-09b]), bei dem die

Ergebnisse der durchlaufenen Phasen in den weiteren Untersuchungen

Berücksichtigung finden [Lamn-05]. Die Vorgehensweise kann in folgende Phasen

unterteilt werden (vgl. Abbildung 5-1):

� Phase I: Entwicklung des Interviewleitfadens

Zur Entwicklung des Interviewleitfadens wurde zunächst die Fachliteratur zum

Thema wandelbare Produktionssysteme und Materialflusstechnik ausgewertet

und durch Erfahrungen aus praktischen Tätigkeiten des Autors ergänzt. Weiterhin

wurden ausgewählte Kollegen (insb. Mitarbeiter der i+o mit Materialflusstechnik

und Airline Catering Projekterfahrung) und externe Experten persönlich bzw.

telefonisch zu Einzelaspekten des Interviewleitfadens befragt.

� Phase II: Vorinterviews

Mit vier Interviewpartnern wurden im Juli und November 2006 Vorinterviews

durchgeführt, mit dem Ziel, den Interviewleitfaden weiter zu entwickeln und erste

Antworten zu Themen zu gewinnen. Anhand dieser Antworten wurde dann

entschieden, ob weitergehende Fragen erforderlich sind bzw. ob bestimmte

Fragen zu keiner Rückmeldung führen, d. h., dass diese gestrichen oder

verändert werden mussten. Die Verständlichkeit von Fragen wurde überprüft.

� Phase III: Hauptinterviews

Auf Basis des erarbeiteten Fragenbogens wurden im Zeitraum September 2008

bis Februar 2009 persönliche Interviews mit internationalen Experten sowie

telefonisch mit ausgewählten deutschen Experten durchgeführt. Die Interviews

wurden im Anschluss dokumentiert und ausgewertet. Insgesamt wurden in dieser

Phase Gespräche mit 24 Interviewpartnern geführt.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

136

� Phase IV: Ergänzende Interviews

Auf Grundlage dieser Ergebnisse wurden ebenfalls im Februar 2009 ergänzende

Interviews mit zwei ausgewählten Experten durchgeführt, die über langjährige

Erfahrung im Bereich Airline Catering verfügen. So konnten die aus den Vor-,

Haupt- und ergänzenden Interviews sowie aus der Literatur gewonnenen

Erkenntnisse überprüft, fehlende Informationen ergänzt und Ausblicke für den

Airline Catering Markt gewonnen werden.

Mit Abschluss der Interviews liegt somit eine belastbare Basis aus Gesprächen mit

30 Interviewpartnern vor. Nicht berücksichtigt sind hierbei zusätzlich geführte

Gespräche zu Einzelthemenpunkten, die aber nicht systematisch erfolgten, sondern

aus verschiedenen Gelegenheiten heraus und insofern hier nicht benannt werden

sollen. Die Erkenntnisbasis kann somit als gut bezeichnet werden, um hieraus

Szenarien mit dem Fokus auf der Wandelbarkeit von Materialflusstechnik im Airline

Catering zu formulieren.

Für die Befragung kommen grundsätzlich „Experten“ in Betracht, die im Rahmen

eines Interviews mit ihrem besonderen Wissen zur Lösung der vorliegenden

Problemstellung und insbesondere der Erläuterung der Rahmenbedingen und der

allgemeinen Anforderungen beitragen können [Gläs-04].

Abbildung 5-1: Mehrstufiges Forschungsdesign (in An lehnung an [i+o-09b])

Mit dem Hintergrund der zum Zeitpunkt (2008/2009) der Hauptinterviews

herrschenden Finanzkrise konnte eine Gruppe von Interviewpartnern gewonnen

werden, die für das Thema der flexiblen Anpassung an veränderte

Vorinterviews HauptinterviewsErgänzende

Interviews

Entwicklung des

Leitfadens

Phase I Phase IIIPhase II Phase IV

• Vorinterviews (4 Experten)

• Überprüfung auf -

Verständlichkeit - Feed-back

• Anpassung und Ergänzung der Fragen

• 24 Experten aus dem AC

• Anlagenbauer

• Betreiber

• Berater/Planer

• Fördertechnik-lieferanten

• 2 Experten

• breite Erfahrung

• Reflektion der Interview-ergebnisse

• Rückfragen

• Fachliteratur

• eigene Erfahrungen

• Diskussion von Einzelaspekten

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

137

Marktgegebenheiten bereits sensibilisiert war. Ebenfalls befanden sich die

Interviewpartner zu diesem Zeitpunkt in einem Marktumfeld, das durch hohen

Kostendruck bzw. Kostenreduzierungsbemühungen geprägt war. Insofern war

ebenfalls eine akute Sensibilität für wirtschaftlichere und effizientere Lösungen

gegeben.

Mit Einkäufern von Airlines konnten keine Gespräche geführt werden. Aufgrund

mehrerer Interviews mit Gesprächspartnern, die als Betreiber von

konzernzugehörigen Airline Catering Betrieben agieren, die teilweise sogar als Cost-

Center innerhalb der Airline Konzerne geführt werden, ist davon auszugehen, dass

bei den Interviews eine ausreichende Nähe zu den Airlines gegeben ist. Es muss

davon ausgegangen werden, dass auch z. B. von Airline Einkäufern keine wesentlich

abweichenden Aussagen erfolgt wären.

Bei den Airline Catering Betrieben wurde mit den verschiedenen gewonnenen

Gesprächspartnern eine vielschichtige und fundierte Basis geschaffen, jedoch ist

insbesondere darauf hinzuweisen, dass keine direkten Interviews mit den Betreibern

von GateGourmet und DO & CO erfolgt sind. Die direkte Ansprache von als für das

Thema kompetent eingestuften Gesprächspartnern führte zu Verweisen an die

zuständige Abteilung für Öffentlichkeitsarbeit. Daraus gingen im Weiteren keine

relevanten Interviews hervor.

Vor dem Hintergrund der vorliegenden Problemstellung wurden Interviewpartner aus

den folgenden Gruppen ausgewählt. Die Tabelle veranschaulicht die

Zusammensetzung der Gruppe der Interviewpartner:

Tätigkeitsbereich der Befragten

Anzahl der befragten Experten

Betreiber (unabhängige + Airlinekonzern) 7 Planer/Consultants 6 Anlagenlieferant 16 Airline (Einkauf etc.) 0 Sonstige (z.B. Forschung, Verbände) 1 Gesamt 30

Tabelle 5-1: Übersicht der befragten Personen

Eine Erläuterung der Expertengruppen und deren Rolle am Markt ist im Abschnitt 4.2

zu finden. Von einem international tätigen Experten wurde geäußert, dass der

internationale Airline Catering Markt von nur 50 bis 100 Key-Playern dominiert wird,

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

138

was dafür spricht, dass bereits mit einer verhältnismäßig kleinen Grundgesamtheit

von Interviewpartnern ein relativ gutes Marktbild erfasst werden kann.

5.2 Analyse

Analog zur Struktur des Gesprächsleitfadens für die Interviews der Experten sind im

Folgenden die bei der Analyse der Interviews ermittelten Erkenntnisse dargestellt.

Anstelle der im Gesprächsleitfaden unter 1. gegebenen Einleitung soll im folgenden

Kapitel zunächst eine Zusammenfassung der allgemeinen Informationen zum Airline

Catering und dem Thema „Flexibilität und Wandlungsfähigkeit“ erfolgen (vgl. auch

[i+o-09b]).

Danach folgen analog zum Gesprächsleitfaden die Abschnitte „Status und Trends im

Airline Catering“ (5.2.2), „Erfahrungen mit dem Wandel von Anlagen bzw.

veränderten Anforderungen“ (5.2.3), „Wahrscheinlichkeit von Wandlungen“ (5.2.4)

und abschließend die „Bewertung der heutigen Wandlungsfähigkeit von Catering

Anlagen“ (5.2.5). Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse für die Formulierung der

Szenarien werden zusammenfassend in 5.3 dargestellt.

5.2.1 Einschätzungen zur Automatisierung des Trolle y –Transports in Airline

Catering Betrieben

Kleine Catering Betriebe werden auch bei heutigem Neubau noch ohne

Automatisierung für den Trolley-Transport geplant. Je nach Region und den in der

Region geltenden Personalkosten variiert die Anzahl an Mahlzeiten, ab der eine

Automatisierung einer manuellen Lösung vorzuziehen ist.

Die Automatisierung des innerbetrieblichen Trolley-Transports lohnt sich nach

Erfahrungen von Planern, Anlagenbauern, Betreibern ab etwa 30.000 gelieferten

Mahlzeiten pro Tag. Dieser Richtwert wurde auch von einem Experten aus der

Forschung als plausibel bestätigt. Je nach Region und damit verbundenen

Personalkosten kann der Wert teils auch etwas höher sein. So wurde von asiatischen

Catering Anbietern auf eigene Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen verwiesen, die eine

Grenze von 40.000 Mahlzeiten auswiesen. Der Wert von 30.000 Mahlzeiten ergibt

sich aus Wirtschaftlichkeitsrechnungen, die von Planern, Anlagenbauern und

Catering Betreibern im Rahmen von Planungsprojekten ermittelt worden sind.

Spätestens bei rund 50.000 Mahlzeiten pro Tag ist darüber hinaus auch eine

funktionale Grenze hinsichtlich des Materialflusses erreicht. Mithilfe von manuellem

Einsatz oder aber mit Staplern, Zugfahrzeugen und ähnlichen Hilfsmitteln kann die

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

139

erforderliche Förderleistung dann i. d. R. nicht mehr erreicht werden. In diesem Sinne

wurde von einem Betreiber eines weitestgehend manuell arbeitenden asiatischen

Betriebes mit einer Produktionsleistung von etwas über 40.000 Mahlzeiten pro Tag

dennoch darauf hingewiesen, dass es auch an Standorten mit verhältnismäßig

niedrigen Personalkosten bewährte Beispiele für Großbetriebe gibt, die wirtschaftlich

mittels automatisierter Materialflusstechnik arbeiten. Beispiele hierfür seien u. a. die

Objekte von Cathay Pacific in Hong Kong, Korean Airlines in Seoul und auch

Singapore Airlines in Singapur.

Praktisch alle derzeit in Realisierung befindlichen oder in der jüngeren Vergangenheit

realisierten modernen großen Airline Catering Objekte wurden mit EHB realisiert. Als

Beispiele hierfür sind in chronologischer Reihenfolge Betriebe in Dubai, Frankfurt,

Doha und Katar zu nennen. Diese Betriebe haben jeweils eine Leistung von mehr als

60.000 Mahlzeiten proTag.

Catering Betriebe stehen unter hohem Kostendruck. Von den Kunden – den Airlines

werden Prozesskosten intensiv analysiert. Catering stellt einen der wenigen

Kostentreiber bei Flugreisen dar, der weitere Möglichkeiten zur Kostenbeeinflussung

bietet.

5.2.2 Status und Trends im Airline Catering

Im Folgenden werden die bei den Gesprächen ermittelten Informationen zur Situation

im Airline Catering und aktuelle Trends nach Kategorien gegliedert wiedergegeben.

5.2.2.1 Zielsetzung bei der Verpflegung

Die wahrscheinlich grundlegendste Fragestellung hinsichtlich des Airline Caterings

ist die Frage der Zielsetzung bzw. des Zwecks, der mit den im Catering erbrachten

Leistungen erreicht werden soll. Geht es darum, die minimal erforderlichen

Versorgungsleistungen möglichst kostenminimal zu erbringen und nur ein vom

Kunden gefordertes Minimallevel zu erreichen, was in bestimmten Fällen auch einen

fast vollständigen Verzicht auf Catering bedeuten kann, oder soll dem Fluggast ein

hochwertiger Service geboten werden, mit dem ein Alleinstellungsmerkmal erreicht

wird?

In den verschiedenen Interviews wurde meist sehr intensiv auf diese Fragestellung

eingegangen und das Thema aus den verschiedenen Perspektiven von Catering

Betreibern, Anlagen- und Ausstattungslieferanten, Planern oder auch aus Sicht von

Verbänden oder Forschung beleuchtet.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

140

Deutlich wird, dass prinzipiell eine Unterscheidung nach globalen Regionen, der

Flugdistanz und der Flugklasse erforderlich ist. Teilweise spielt darüber hinaus auch

die individuelle Ausrichtung und das Markenkonzept der Airline eine Rolle bei der

Ausprägung der Leistungen. Die von der Airline angebotenen Leistungen haben

direkten Einfluss auf die Anforderungen und die resultierende Ausprägung des

jeweiligen Airline Caterings:

� Globale Regionen: Es ist zu unterscheiden in die wesentlichen Regionen Asien

und Mittlerer Osten, Europa sowie Nordamerika.

Asien und der Mittlere Osten zeichnen sich dadurch aus, dass der Verpflegung

während des Fluges eine hohe Bedeutung beigemessen wird. Nach Angaben der

Experten wird in diesen Regionen versucht, über Catering-Leistungen

Alleinstellungsmerkmale zu generieren. Kunden messen den an Bord

angebotenen Speisen etc. eine hohe Bedeutung bei. Man kann davon ausgehen,

dass die Qualität des Caterings Einfluss auf Flugkaufentscheidung hat. Daraus

resultiert ein noch hoher Eigenfertigungsanteil der Speisen in den jeweiligen

Catering Betrieben. Dem Fluggast werden umfangreiche Leistungen angeboten.

Dies geht soweit, dass z. B. bei einem thailändischen Anbieter die gesamte

Produktion inhouse erfolgt. Außerdem werden bei interkontinentalen Flügen nach

Europa bestimmte Komponenten dem lokalen Catering Dienstleister beigestellt,

um den globalen Standard zu wahren und weltweit eine gleiche geschmackliche

Ausrichtung abzusichern. Nichtsdestotrotz werden auch bei diesem Anbieter

teure Produktionsstätten in unmittelbarer Flughafennähe und damit teurer Lage

durch eigene aber kostengünstigere, mit Distanz zum Flughafen gelegene

Standorte substituiert. Von einem anderen Anbieter wurde der Trend von Airlines

aus diesen Regionen so zusammengefasst, das erklärte Ziel sei es, „nicht

denselben Einheitsbrei“, wie etwa europäische Fluggesellschaften den

Passagieren anzubieten. Der Anteil der Long-Haul Flüge (Erläuterung siehe auf

den folgenden Seiten) ist in Asien und dem Mittleren Osten vergleichsweise groß.

Es wird erwartet, dass Änderungen in naher und mittlerer Zukunft insb. durch die

Weiterentwicklung des chinesischen Marktes und dem damit verbundenen Aus-

und Neubau diverser Flughäfen hervorgerufen wird. Die hohe Bedeutung der

Speisenversorgung zeigt sich in Asien daran, dass ein Beispiel benannt wurde,

bei dem auf einem nur 40 min. dauernden Flug ein warmes Essen serviert wird.

Dieses ist nur möglich, weil die Speisen bereits im warmen Zustand an Bord

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

141

gebracht werden, was aus HACCP-Gründen nur möglich ist, wenn der Inflight-

Manager der Airline die Verantwortung für diesen riskanten Prozess übernimmt.

Die Alternative hierzu wäre das heute ansonsten als Standard servierte kalte

Gourmet-Sandwich.

In Europa hat die Versorgung auf Flügen in den vergangenen Jahren stetig

abgenommen. Es besteht nach Expertenmeinung nur noch wenig

Reduzierungspotenzial bei den Leistungen. Eher wird erwartet, dass sich

mittelfristig wieder ein gegenläufiger Trend abzeichnet, der eine Diversifizierung

bei den Catering Leistungen bedeutet. Derzeit wird der Service auf ähnlichen

Linienflügen als Fluggesellschaften-übergreifend und uniform ohne bedeutende

Alleinstellungsmerkmale bezeichnet. Der Eigenfertigungsanteil in den Catering

Betrieben ist sehr gering. Teilweise wird nur noch im First-Class Segment eine

vollständige Herstellung der Speisen vor Ort in dem jeweiligen Catering

praktiziert. Die Besonderheit am europäischen Markt liegt nach Expertenmeinung

in der hohen Bedeutung und dem Umfang des Charter Marktes, der so in

anderen Regionen nicht vorhanden ist. Die Bedarfe dieses Marktfeldes

unterliegen einer relativ starken Saisonalität mit der größten Spitze im Sommer

und der Ferienzeit, jedoch inzwischen auch einer nicht zu vernachlässigenden

weiteren Spitze in der Winterferienzeit.

Der nordamerikanische Markt ist seinem Volumen nach ungefähr 10mal größer

als die zuvor dargestellten Märkte. Ein großer Anteil der Flüge erfolgt als

Inlandsflüge. Dabei ist ein relativ hoher Short-Haul Anteil vorzufinden. In

Nordamerika wurde der Service auf Flügen noch weiter reduziert als in Europa.

Es finden dort selbst auf mehrstündigen Linienflügen teilweise keine

Speisenversorgungen mehr statt. Nach Expertenmeinung ist eine weitere

Reduzierung der Leistungen nicht mehr möglich. Leistungen während der Flüge

beschränken sich bereits vielfach auf optional erwerbbare Leistungen. Die

zugehörigen Catering Betriebe spiegeln diese Leistungsbeschränkung wieder.

Der Fremdfertigungsanteil ist sehr hoch. Die einzige hiervon abweichende

Ausnahme stellt Continental Airlines mit ihrer Eigenfertigungsstrategie dar. Die in

Nordamerika vorzufindenden Airline Catering Betriebe sind darüber hinaus

vielfach in ihrer Struktur veraltet.

� Flugdistanz: Der angebotene Service hängt von der Länge der Flugstrecke und

somit der Flugdauer ab. Es wird unterschieden in Lang-, Mittel- und

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

142

Kurzstreckenflüge. Häufig verwendet werden auch die englischen Begriffe Long-

(Langstrecke) und Short-Haul (Kurzstrecke). Als Kurzstrecke gelten dabei Flüge

bis zu 1.500 km, Flüge zwischen 1.500 und 3.500 km werden als Mittelstrecke

bezeichnet und Flüge mit über 3.500 km gelten als Langstrecke. Als weiteres

Unterscheidungsmerkmal wurde von Experten die Grenzdauer von bis zu drei

Stunden genannt, bis zu der ein Flug als Short-Haul Flug oder Kurzstreckenflug

gilt. Bei Flügen unter drei Stunden ist es inzwischen Standard geworden, dass

z.B. die spanische Iberia praktisch alle Flüge aus Spanien bereits mit Catering

Artikeln für den Hin- und Rückflug ausstattet. Gleiches gilt für British Airways

Flüge ab London oder Lufthansa Flüge aus Frankfurt.

Handelt es sich hingegen um einen Langstreckenflug, so ist aufgrund der zwei bis

drei Services pro Fluggast auf einem Flug nur eine Catering Versorgung für einen

einfachen Flug möglich. Der Rückflug wird am Zielflughafen versorgt. Die

Ursache hierfür ist sowohl der Lagerplatzbedarf im Flugzeug als auch HACCP-

Regeln, die die Lagerdauer an Bord aus Sicherheitsgründen reglementieren. Die

Motivation der Fluggesellschaften, die Catering Versorgung am Heimatflughafen

zu erbringen, liegt weniger in Kostengründen für die eigentliche Herstellung als

vielmehr in der Vermeidung mehrerer Beladevorgänge mit sog. Highloadern

(LKW mit hydraulischem Scherenhubwerk zur Beladung auf Flugzeughöhe), die

entsprechende Kosten verursachen. Bei All-Economy-Flügen gehen die

Bemühungen soweit, dass Getränke für den gesamten Flugtag bereits beim

ersten Abflug mitgenommen werden.

� Flugklassen: Abhängig von der gebuchten Flugklasse und der Fragestellung, ob

es sich um einen Linien- oder Charterflug handelt, variieren die auf dem Flug

angebotenen Service Leistungen. Im Bereich der First-Class Versorgung ist

eindeutig eine Versorgung auf Niveau von erstklassigen Restaurants und allen

damit verbundenen Service-Leistungen angestrebt. Die Speisenherstellung vor

Ort im Catering Betrieb in einer separaten Küche ist Standard. Im Bereich der

Business-Class kommen bereits die weiter oben erläuterten regionalen

Unterschiede zum Tragen. In Europa oder Nordamerika werden teilweise selbst in

diesem gehobenen Segment Speisen extern hergestellt. Auch auf

Kurzstreckenflügen werden Speisen gereicht. In der Economy Class ist in Europa

und Nordamerika die Versorgung i. d. R. auf das Nötigste begrenzt. Je nach

Fluglänge werden entweder nur kompakte sog. Meal-Boxen (Kompaktpakete mit

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

143

allen Speisekomponenten) gereicht oder eine auf einem Tablett angerichtete

Mahlzeit. Wie zuvor geschildert, sind in anderen Regionen teilweise auch im

Economy-Bereich höherwertige Standards im Angebot. Charterflüge weisen i. d.

R. eine einfachere Verpflegung auf als Linienflüge. Teilweise ist dies auch

dadurch begründet, dass Airlines, wie z. B. die TUI, im innereuropäischen

Flugverkehr vom Heimatflughafen eine Tagesversorgung mitnehmen und mit

diesem Kontingent bis zu vier Flüge versorgen, so dass keine Aufnahme von

externen Catering-Leistungen erforderlich wird. Für den Economy-Bereich und

Charterflüge gilt weitestgehend die Zielsetzung der kostenminimalen

Kundenversorgung. Teilweise werden Catering-Leistungen optional angeboten,

so dass diese entweder im Vorfeld des Fluges gegen Aufpreis bestellt werden

können, oder aber auf dem Flug eine begrenzte Wahlmöglichkeit gegen

Zusatzkosten besteht.

In diesem Kontext ist aber auch zu sehen, dass Low-Cost-Carrier Personen zum

Fliegen gebracht haben, die früher nicht geflogen sind. Mit zunehmendem Alter

der Fluggäste steigen häufig deren Anforderungen. Von mehreren Experten

wurde in diesem Zusammenhang die Empfehlung geäußert, dass sich Linienflüge

stärker durch erhöhten Komfort unterscheiden sollten im Vergleich zu Low-Cost-

Carriern. Inwieweit diese Änderungen kurz oder mittelfristig Realität werden, ist

nicht absehbar. Es wurde von Experten empfohlen, dass Caterer auf mögliche

gravierende Änderungen vorbereitet sein sollten, wie sie etwa auftreten durch

strukturelle Verschiebungen mit den bspw. relativ neu angebotenen reinen

Business-Class Flügen zwischen New York und London durch British Airways.

Hieraus resultieren hohe Catering-Bedarfe, wohingegen im Economy-Bereich

womöglich doch noch weitere Reduzierungspotenziale gefunden werden mögen.

� Individuelles Markenkonzept: Es ist zu unterscheiden zwischen Airlines, die

eine Preisführerschaft anstreben und als sog. „Low Budget Airlines“ platziert sind

und traditionellen Linienfluganbietern. Bei Flügen, die bei Rabatt-Angeboten für

unter 20 € angeboten werden, erwartet der Gast keine Verpflegung im Kurz- und

Mittelstreckenbereich bzw. hat Verständnis für den optionalen Kauf von

Zusatzleistungen, sei es im Vorfeld oder auch spontan während des Fluges.

Dieses kann sogar bei speziellen Langstreckenangeboten der Fall sein. Auf

einem Linienflug einer traditionellen Airline hingegen erwartet der Gast eine

gewisse Verpflegung. Allgemein werden Caterer von den Airlines nach den

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

144

Kriterien Sicherheit/Zuverlässigkeit, Qualität/Sauberkeit/HACCP-Einhaltung,

Abwechslung bei den Produkten und dem Preis beurteilt, schilderten Experten.

Im Hochpreissegment bieten erste Airlines inzwischen eine permanente

Verpflegung an, die dem Gast die Wahlmöglichkeit des Essenszeitpunktes lässt.

Das Konzept ist in den Grundzügen mit dem Versorgungskonzept bei

Kreuzfahrten zu vergleichen, wobei andere Anforderungen durch das

Flugzeugumfeld vorliegen.

Eine Studie der Universität Surrey, UK und der ITCA (International Travel Catering

Association) hat gezeigt, dass noch 2004 eindeutige Strukturen im Catering und den

damit verbundenen Leistungen je Flug galten. Inzwischen hat eine Verwässerung

dieser Grenzen stattgefunden; es gibt diverse Mischformen und eine klare

Zuordnung ist schwierig geworden. So galt damals, dass bei Linienflügen stets eine

Verpflegung integriert ist und bei Low-Cost-Carriern diese gegen Aufpreis erhältlich

ist. Der heute vorzufindende Leistungsmix ist ein komplexes Gebilde und hängt, je

nach Fluggesellschaft, von unterschiedlichen Regeln ab. So sind z. B.

uhrzeitenabhängige Leistungsregeln vorzufinden oder aber das zweite Getränk kann

kostenpflichtig sein. Laut einschlägiger Expertenmeinung ist ein kontinuierlicher

Verbesserungsprozess zu erkennen, indem sich die Airlines mit den beiden

tendenziell konträren Zielsetzungen befassen, die Kundenzufriedenheit zu

maximieren und Kosten zu minimieren. Das Ergebnis sind Turbulenzen in der

Nachfrage und der geforderten Ausprägungen von Catering-Leistungen, die die

Airline-Catering-Betriebe direkt zu spüren bekommen.

5.2.2.2 Organisatorische Zugehörigkeit – Kundenstru ktur und Größe

Abhängig davon, ob es sich um einen konzerneigenen Catering-Betrieb einer Airline

handelt, der ausschließlich die eigene Airline versorgt, oder einen Betrieb zur

Versorgung verschiedener Kunden, ergeben sich unterschiedliche Anforderungen.

Die letztere Gruppe der Betriebe, die diverse Airlines versorgen, können sowohl als

komplett unabhängige Marktteilnehmer auftreten, aber auch als Töchter von Airline-

Konzernen. Handelt es sich um einen Betrieb zur Versorgung der eigenen Airline, so

liegt auch auf längere Sicht relativ hohe Planungssicherheit vor, die häufig eine gute

Basis für Automatisierungen und Investitionen in Effizienz im Allgemeinen ist. Bei

Dienstleistern für diverse externe Kunden stellt sich die Situation komplett anders

dar. So wurde z. B. von einem Experten aus Thailand, der selbst Betreiber ist,

geäußert, dass im Bereich der konzerneigenen Produktion/Dienstleistung weiteres

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

145

Automatisierungspotenzial bestünde. Im Falle der Bedienung fremder Kunden, wo

vom zugehörigen Betrieb rund 60 verschiedene Kunden versorgt werden, liegt ein

großer Flexibilitätsvorteil in der geringen Automatisierung und dem sehr flexiblen

Personaleinsatz.

Vom Betreiber eines kleineren Airline-unabhängigen Caterings wurde eine

Unterscheidung der Betriebe vorgenommen nach Objekten, die sich an der

Homebase (Heimatflughafen) einer Fluggesellschaft befinden und an

Außenstationen. Am Heimatflughafen kommt es zu sehr großen Produktionslosen für

die dort beheimatete Gesellschaft, während an den Außenstationen eine Vielzahl von

Airlines mit kleinlosigen Aufträgen bedient werden. Der Bedarf für automatisierte

Lösungen und damit auch Materialflusstechniken wie EHB besteht nach

Einschätzung des befragten Experten insb. an Heimatflughäfen. Die zuvor

beschriebenen Ausführungen wurden durch einen weiteren im asiatischen Raum

tätigen Experten schweizerischer Herkunft ebenfalls untermauert. Er nahm eine

Kategorisierung nach der Größe in folgenden Stufen vor:

� 1 – 5.000 Mahlzeiten/Tag: Als Beispiel wurde ein durch ihn verantworteter Betrieb

in Koh Samui und ein weiterer in Kambodscha benannt.

� 5.001 – 50.000 Mahlzeiten/Tag: Als Beispiel wurde ein durch ihn verantworteter

Betrieb in Bangkok benannt.

� >50.000 Mahlzeiten/Tag: Als Beispiele wurden Betriebe anderer Betreiber, wie z.

B. LSG in Frankfurt oder Emirates in Dubai, angeführt.

In London Heathrow ergab sich in 2008/2009 eine grundlegende Neuerung am

Airline Catering Markt [i+o-09b]. British Airways hat das Catering für

Langstreckenflüge und Business Class Flüge an GateGourmet vergeben, was für

sich gesehen nicht weiter erwähnenswert wäre. Die Neuerung liegt vielmehr in der

Vergabe des Kurzstrecken Caterings in der Economy-Class, was ein sehr großes

Volumen an ein Konsortium aus DHL und Northern Foods ausmacht. Damit dringt

erstmalig ein aus dem Logistikdienstleistungssektor bekannter Marktteilnehmer in

das Catering Geschäft ein und wird versorgt durch einen etablierten Lieferanten aus

dem Catering bzw. der Food-Industrie, wie er insbesondere aus dem Markt für

Sandwiches, Imbiss Versorgung etc. bekannt ist.

In einem früheren Entwicklungsschritt ist ca. im Jahr 2000 mit der britischen Air Fayre

Ltd. bereits ein Dienstleister im Catering Bereich neu gegründet worden, der

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

146

ebenfalls ein auf einer segmentierten Wertschöpfungskette basierendes

Geschäftsmodell vertritt. Die eigentliche Speisenproduktion findet in von der

Fluggesellschaft selbst auszuwählenden Herstellungsbetrieben statt. Air Fayre Ltd.

bereitet keine Speisen zu. Die Distanz zu Zulieferbetrieben mit frischen Produkten

beträgt maximal 40 Minuten. Diese werden innerhalb von 24 Stunden verwertet. Bei

Tiefkühlkost sind diese Restriktionen entsprechend weiter gefasst. Nach Aussage

von Air Fayre Ltd. setzt das Business-Modell auf totale Flexibilität: „Total flexibility –

total chill chain right through it – that’s what our business model is about!“ Diese

Flexibilität führte nach Aussage von Air Fayre bei bisherigen

Wirtschaftlichkeitsbetrachtungen für Automatisierungslösungen wie automatisierte

Materialflusstechniken stets dazu, dass diese nicht als ausreichend wirtschaftlich

bewertet wurden, weil zu starr.

Wesentlicher Unterschied zu dem Konsortium aus DHL und Northern Food ist die

Herstellerunabhängigkeit und die Tatsache, dass es sich nicht um einen aus anderen

Logistikdisziplinen weltweit bekannten Dienstleister handelt. Die geschilderten

Umbrüche verdeutlichen die derzeitige Dynamik im Markt.

Was die Vertragslaufzeiten der Lieferbeziehungen zwischen Caterer und Airline

angeht, wurden von den Experten zwei bis drei Jahre mit jährlicher

Verlängerungsoption als Standard benannt. In seltenen Fällen kommt es aber auch

zu längeren Verträgen mit Laufzeiten von z. B. zehn Jahren. Dieses ist insbesondere

dann der Fall, wenn umfangreiche Investitionen erforderlich sind. Grundsätzlich sind

die Verträge bzw. die gelebte Vertragspraxis so ausgelegt, dass zwar eine Laufzeit

definiert ist, aber keine verbindliche Mengenvereinbarung besteht, sondern nur

Richtwerte. D. h., es ist vom Caterer gefordert, flexibel auf Nachfrageschwankungen,

wie etwa bei Flugausfällen, zu reagieren. Fällt in Extremfällen, wie bei der

Vulkanaschewolke über Europa im Jahre 2009, der Flugverkehr aus, so können

Caterer keinen Vertrag geltend machen und auf Abnahme der Flugverpflegung

drängen, trotz ausfallender Flüge. Stattdessen sind Caterer gefordert, spontan

alternative Versorgungsleistungen für die am Flugplatz wartenden Passagiere zu

erbringen. Dieses Beispiel verdeutlicht die Dynamik und erforderliche Flexibilität der

Airline Catering Betriebe bei eher kurzen Vertragslaufzeiten, die nur selten eine

Amortisation für umfangreiche bauliche Investitionen innerhalb einer zugesicherten

Vertragsperiode zulassen.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

147

5.2.2.3 Zeitliche Einordnung von Entwicklungen der letzten Jahrzehnte

Experten schilderten, dass in den letzten rund zehn Jahren bereits

Gebäudekonzepte realisiert wurden, die wesentlich bessere

Umgestaltungsmöglichkeiten bieten als eine Vielzahl von Objekten, die aus den

1970er Jahren stammen. Diese Veränderung basiert u. a. auf Erfahrungen, die in

den 1990er Jahren mit der Umstrukturierung des Fertigungskonzepts gemacht

wurden. Vor dieser Zeit wurden rund 80 % der Speisenzubereitung in den Catering

Betrieben selbst durchgeführt. Lediglich ca. 20 % wurden durch Zukauf beschafft und

nur konfektioniert. Heute bzw. nach Ablauf dieser Veränderungsphase in den 1990er

Jahren drehte sich das Verhältnis um, so dass heute von rund 20 % Eigenfertigung

und ca. 80 % Fremdfertigung gesprochen wird. Dieses Outsourcing war weniger

durch die reine Kostensenkung bedingt, als vielmehr durch die Sicherstellung

einheitlicher Standards bei der Verpflegung, so dass eine gleichbleibende Qualität

und Ausprägung der Speisen garantiert werden konnte. Ein Experte fasste den

Trend so zusammen: „Verglichen mit der Situation vor 20 Jahren ist Airline Catering

inzwischen hauptsächlich Logistik geworden“, dort wo Speisenproduktionsfabriken in

erreichbarer Nähe sind, nimmt der Wertschöpfungsanteil in Catering Betrieben ab.

Bis zu welchem Umfang dieses fortgesetzt werden könnte, wurde von den

Gesprächspartnern offen gelassen.

Als Beispiel für die o. g. bereits verbesserte Flexibilität in modernen Objekten wurde

das Catering in Addis Abeba genannt, bei dem nach Aussage eines als Experten

befragten Beraters fast alle Anlagen, Installationen aber auch Gebäudeelemente wie

Wände und Decken veränderbar vorgesehen sind. So könnte man in diesem Objekt

relativ einfach zusätzliche Ausstattung integrieren, wenn bspw. der

Eigenfertigungsanteil kurzfristig um 20 % gesteigert werden müsste.

5.2.2.4 Effizienzsteigerung – LEAN-Konzepte

Nach Ansicht von Experten hat sich in den vergangenen Jahren, insbesondere in

den weitentwickelten Industrienationen mit hohen Lohnkosten, verstärkt eine

Effizienzsteigerung durchgesetzt. So wurden bspw. durch die Lufthansa-Tochter LSG

mittels eines LEAN-Teams Catering Anlagen weltweit optimiert.

Aus Sicht von Anlagenlieferanten haben diese Prozessoptimierungen zur Folge

gehabt, dass für Geschirr oder auch Ladungsträger keine umfangreichen

Pufferflächen mehr zur Verfügung stehen. Stattdessen wird in neugestalteten

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

148

Betrieben weitestgehend ohne Puffer just-in-time gewaschenes Gut bereitgestellt,

was für den nachfolgenden Prozess der Speisenzubereitung bzw. Konfektionierung

zwingende Voraussetzung ist. Neben der Reduzierung der kostspieligen Flächen auf

teurem Flughafengelände hat dieses auch eine Reduzierung der Umlaufbestände zur

Folge.

Somit ist ein Trend zu schlankeren Strukturen mit umfangreichen ausgelagerten

Fertigungsinhalten zu erkennen, ganz im Sinne der LEAN-Konzepte, wie sie auch

aus anderen Industriezweigen bekannt sind und ursprünglich aus der

Automobilindustrie stammen.

Ebenfalls in den Kontext von LEAN-Produktionskonzepten fallen variabel

positionierbare Fertigungs- oder Speisenzubereitungseinrichtungen. Von einem

Hersteller wurde sein Konzept geschildert, das sich dadurch auszeichnet, dass

traditionell gering ausgelastete Kochapparate positionsvariabel ausgeführt werden.

Weiterhin erhalten die Geräte zusätzliche Funktionen (früher drei, heute 17

Funktionen), wodurch sich ein häufigerer Einsatz und somit ein besserer

Nutzungsgrad ergibt. Aus Projekten wurden Ergebnisse gewonnen, die eine 30%ige

Steigerung der Auslastung bei den Anlagen ausweisen und eine Reduzierung von

Energie und Reinigungswasser um 30 – 40 %.

Bezogen auf die Flächen ergab sich durch die Effizienzsteigerungen eine

Optimierung, die von einem Experten und Betreiber eines Caterings so beschrieben

wurde, dass bis vor einigen Jahren ein Daumenwert galt, der besagte, dass rund

1 m² pro Mahlzeit/Tag in einem Catering Betrieb erforderlich sei. Aufgrund der

verschiedenen Effizienzsteigerungsmaßnahmen und auch des Outsourcings von

Wertschöpfungsanteilen in einigen Fällen hat sich dieser Wert inzwischen halbiert

und wird mit nur noch einem halben m² pro Mahlzeit/Tag beziffert.

Mit Steigerung der Logistikbedeutung im Catering und der Einführung von LEAN-

Konzepten wurden neben der zuvor beschriebenen Flächenbedarfsreduzierung

Themen aufgegriffen, wie Just-In-Time Produktion, Cycle-Time-Reduction und ISO-

Standardisierungen von Prozessen. Neben den zahlreichen positiven Aspekten

dieser Maßnahmen sind aber auch die Risiken zu sehen und die damit erforderliche

Flexibilität, wenn z. B. ein outgesourcter Prozess ausfällt. Da der JIT-Anlieferanteil

laut eines interviewten Experten auf 60 – 80 % gestiegen ist, muss im Falle eines

Ausfalls auch kurzfristig ein Prozess wieder ingesourct werden können. In diesem

Zusammenhang ist auch zu sehen, dass die Flexibilität erforderlich ist, je nach

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

149

Kostensituation situativ von externer zu interner Fertigung umschalten zu können

und nicht vollständig abhängig von Zulieferern zu agieren.

Neben den dargestellten LEAN-Methoden wurde von einem Berater erläutert, dass

eine Effizienzsteigerung in der gesamten Airline Catering Industrie dadurch erreicht

werden könnte, wenn die permanente Kostenstrukturanalyse durch

Fluggesellschaften bei Catering Betreibern durch ein stärkeres Target Costing

abgelöst werden würde. Durch stärkere Formulierung von Zielkosten im Sinne des

Target Costings könnten nach Ansicht des Experten administrative Aufwände

deutlich reduziert werden. Ständige Kostenanalysen zur Steigerung des

Preiswettbewerbs könnten durch Pflichtenhefte mit Zielkosten für Caterer abgelöst

werden und eine weitere Beschleunigung und Verschlankung der Prozesse erreicht

werden. Bisher ist aber nicht zu erkennen, dass diese Vorschläge zu einem Trend

und somit Realität werden.

5.2.2.5 Effizienzsteigerung – Energiebedarf reduzie ren und Umweltschutz

Das Thema „Senkung des Energiebedarfs“ wurde von mehreren Befragten unter

verschiedenen Gesichtspunkten als bedeutend genannt. Zusammengefasst werden

kann an dieser Stelle, dass diverse Möglichkeiten genutzt werden, um den

Energieverbrauch zu senken, wenn dies wirtschaftlich ist und keine zu großen

funktionalen Einschränkungen darstellt. Im Folgenden werden einige benannte

Anwendungsfälle für die Reduzierung des Energiebedarfs wiedergegeben. Häufig

wurde mit dem Thema „Energieeinsparung“ auch das Thema „Umweltschutz“ im

Allgemeinen benannt:

� Multi-Purpose-Reinigungsanlagen: Durch Einsatz neuer multifunktionaler Anlagen

können bei Minderauslastung einzelne Linien außer Betrieb genommen werden

und somit die Betriebskosten u. a. für Energie und Betriebsmittel in

größtmöglichem Umfang variabel reduziert werden.

� EHB-Ausschleusung nicht erforderlicher Fahrzeuge: Durch Steuerungs- und

Anlagenkonzepte, die darauf ausgelegt sind, EHB-Fahrzeuge bei nicht

erforderlicher Nutzung auszuschleusen, werden Leerfahrten vermieden und somit

der Energiebedarf sowie die Betriebsstundenzahl der Fahrzeuge reduziert.

� Nutzung von Wind- und Solarenergie: Durch Einsatz von Wind- und

Solarkraftanlagen erfolgt bzw. ist geplant, den externen Bezug elektrischen

Stroms zu minimieren. Befragte Betreiber berichteten von bereits heute

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

150

bestehenden Anlagen bzw. laufenden Investitionsanträgen für derartige Anlagen,

deren Umsetzung jedoch durch die Wirtschaftskrise und die damit verbundenen

erforderlichen Liquiditätssteigerungsmaßnahmen zunächst zurückgestellt wurden.

� Einweggebinde vs. Mehrweggebinde: Studien u. a. von British Airways haben

gezeigt, dass der Einsatz von Einweggebinden bzw. Einweggeschirr

wirtschaftlich, ökologisch und für den operativen Prozess von Vorteil ist. Aufgrund

der Kundenassoziation, dass Einwegartikel immer ökologisch schlecht und von

geringerer Qualität seien, wurde die Bemühung gestoppt, dieses im Economy-

Bereich flächendeckend umzusetzen. Schweres und somit ökologisch

nachteiliges Porzellan wird vom Kunden als gut und hochwertig angesehen und

wird deshalb im First- und teilweise Business-Bereich eingesetzt.

Aufgrund des Kostendrucks durch die Fluggesellschaften sind Airline Caterer

gezwungen, ihre Kosten weiter zu reduzieren. Energieeinsparungen sind hierfür ein

wichtiger Ansatzpunkt.

Betrachtet man die wirtschaftliche Gesamtsituation der Wertschöpfungskette rund um

das Catering, so verdeutlicht dieses das schwierige Marktumfeld. Von einem

Interviewpartner wurde die in 2009 und teilweise auch schon in 2008 geltende

Situation als unausgewogen und instabil bezeichnet. Große Caterer inkl. der

Marktführer und auch Airlines erzielen nur minimale Umsatzrenditen oder

erwirtschaften sogar negative Unternehmensergebnisse. Im Kontrast dazu erreichen

einige wenige Caterer noch Gewinne. Nach Angaben des Experten im Februar 2009

werden bei diesen erfolgreichen Caterern Umsatzrenditen von 12 –14 % erreicht.

Einige Lebensmittellieferanten von Caterern wie die Abfüllindustrie hingegen erzielen

flächendeckend sehr hohe Umsatzrenditen (Bsp. 17 % wurde genannt). Die

Unausgewogenheit in der Wertschöpfungskette wird deutlich. Berücksichtigt man

dann noch die erforderliche massive Geschäftsausweitung in den

Wachstumsregionen wie China oder den zunehmenden Wettbewerb in bisherigen

Monopolregionen, wie etwa Indien, so lässt sich zusammenfassen, dass ein

schwieriges Marktumfeld vorliegt, insb. für die global agierenden Marktführer. Der

Kostendruck für Airlines selbst wird an Caterer direkt weitergegeben, was Flexibilität

bei den Caterern und die intensive Nutzung sich bietender

Rationalisierungspotenziale erforderlich macht. Nur noch in sehr wenigen Fällen

existieren als Cost Center arbeitende Airline Caterer, die sich in einer komfortablen

Ausgangssituation befinden und nur geringen Druck zur Optimierung verspüren, was

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

151

aber wiederum durch einen Betreiber als ebenfalls nicht förderlich, weil sehr

hemmend, benannt wurde.

5.2.2.6 Reaktionsfähigkeit auf Änderungen von Kunde naufträgen und

temporäre Schwankungen

Caterern wird eine hohe Reaktionsfähigkeit abgefordert. Änderungen an der

genauen Spezifikation einer Bestellung variieren in der Menge bis ca. 30 min. vor

Abflug. Teilweise versuchen Caterer die Änderungshäufigkeit durch zeitabhängige

Aufpreise zu reduzieren. Das Vorkommen von Änderungen ist u. a. wetterabhängig

und äußert sich in Flugstreichungen und auch Zusatzflügen. Im Falle von

Zusatzflügen gelten teilweise eingeschränkte Anforderungen an die Spezifikation,

jedoch ist das Branding, d. h. die Auslieferung der Ware in der Airline spezifischen

Aufmachung, ein unumgängliches Muss. Andererseits dürfen Flüge nur stattfinden,

wenn eine entsprechende Versorgung mit Catering Artikeln erfolgt ist.

Heute wird dieser Reaktionsfähigkeit nachgekommen, indem die reguläre Produktion

einen Sicherheitszuschlag berücksichtigt. D. h., es wird ein gewisser Prozentsatz von

zusätzlichen Essen mit produziert, um mögliche Ad-hoc-Lieferungen kompensieren

zu können. Hier wird eine eventuelle Änderung dahingehend gesehen, dass anstelle

dieser Überproduktion auf schnell zusammenstellbare Menüs umgestellt wird, um die

Ad-hoc-Bedarfe abzudecken.

Wesentliche Zielsetzung der Fluggesellschaften ist es, die Turn-Around-Zeit am

Boden soweit wie möglich zu minimieren. Als Werte gelten für den Short-Haul

Bereich ca. 30 – 35 min. und im Long-Haul Bereich aufgrund der umfangreicheren

Be- und Entlademaßnahmen sowie Prüfungen und Reinigungen Zeiten von 90 – 120

min. Der sog. Ramp-Agent verteilt im Falle einer durch das Catering verursachten

Verzögerung eine Kennziffer Nr. 31 in der Statistik. Wird der Zielwert von

durchschnittlich <5 % bei Catering-bedingten Verzögerungen nicht erreicht, kommt

es zu Pönaleforderungen oder auch Auftragsrückzug nach Schilderung eines als

Betreiber tätigem Experten.

Neben dieser kurzfristigen operativen Reaktionsfähigkeit ist auch eine mittelfristige

Reaktionsfähigkeit gefordert, wie sie z. B. nach Insolvenzen erforderlich ist. Weitere

Beispiele bzw. Ursachen für geforderte Reaktionsfähigkeit sind die temporäre

Einstellung von Flugverbindungen, wie es im Beispiel von Delta Airlines aus den

USA nach Wien für einen Zeitraum von ½ bis 1 Jahr passiert ist. Hier war der Caterer

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

152

gefordert, ohne Kompensationszahlungen den kurzfristigen Auftragsrückgang zu

bewältigen. Mit Bezug auf dieses Beispiel ist allgemein zu sagen, dass durch 9/11

Rückgänge von 40 – 50 % im Short-Haul Bereich ab Deutschland zu verzeichnen

waren und noch deutlich höhere Rückgänge für Caterer bei Flügen in die USA, was

ebenfalls eine sehr große Reaktionsfähigkeit der Caterer erforderte.

Weitere Beispiele sind die Zusammenschlüsse von Airlines, wie es im Fall von

Alitalia und Air France 2008/2009 erfolgt ist. Nach entsprechenden

Zusammenschlüssen werden bisher getrennte Aufträge i. d. R. bei Caterern

zusammengefasst, wodurch sich kurzfristige Volumensteigerungen bzw. -senkungen

ergeben.

Getrieben werden die zuvor dargestellten Zusammenschlüsse im Wesentlichen von

der wirtschaftlich negativen Gesamtsituation vieler Airlines. Zwar gab es in der

Vergangenheit ein Wachstum der Fluggastzahlen um rund 3 % p. a., jedoch sind

diese insb. im wenig margenträchtigen Low-Cost Geschäft zu verzeichnen. So ist es

auch nicht verwunderlich, dass Caterer diese 3 % Wachstum p.a. nicht vorweisen

können. Das Problem der gesamten Industrie liegt derzeit in einer gebrochenen

Value Chain. Auf der Stufe der Airlines werden keine positiven Ergebnisse erzielt. So

hat bspw. die amerikanische United Airlines einen Verlust von rund 5 Mrd. US$ in

2008/2009 erreicht. Diese negative Situation wird auch an den Plänen von United

Airlines und Continental Airlines aus dem Mai 2010 deutlich, in denen ein

Zusammenschluss geplant wurde. Positive Geschäftsergebnisse der

Fluggesellschaften sind aber eine Voraussetzung für eine insgesamt positive

Wertschöpfungskette, in der sich auch Airline Catering Betriebe befinden. Es wurde

das Fazit gezogen, dass Caterer somit sehr flexibel sein müssen, um die

angestoßenen Veränderungen begleiten zu können.

Über den Wochenverlauf betrachtet gilt für viele Betriebe, dass erhebliche

Lastschwankungen neben der Tageszeit auch abhängig vom Wochentag auftreten.

In der Woche liegen Hochlastphasen vor, während an den Wochenenden

Schwachlastphasen bestehen. Die Anlagenkapazitäten sind selbstverständlich

anhand der Lastspitzen dimensioniert, also den Werktagen. Eine Glättung der

Spitzen ist im Catering nur sehr geringfügig möglich.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

153

5.2.2.7 Know-how und Ausbildungshintergrund des Per sonals

Im Gegensatz zu den zuvor dargestellten Effizienzsteigerungsmaßnahmen in

Catering-Betrieben sind aber auch vielfach leistungsbegrenzende Aspekte zu

verzeichnen. Das in den Betrieben vorzufindende Personal verfügt größtenteils nur

über einen schwachen Ausbildungshintergrund. Mit Ausnahme der Führungsebene

und einzelnen Spezialisten kommen vielfach nur angelernte Kräfte zum Einsatz. Der

Anteil der Führungskräfte und des administrativen Bereichs (Overhead-Funktionen)

wurde mit 30 % beziffert und der Anteil der angelernten, operativen Kräfte mit rund

70 %.

Neben der Fehlbedienung von Anlagen, wie etwa der Einstellung von falschen

Anlagenparametern, ist auch eine hohe Fluktuation zu verzeichnen, die gegen den

Aufbau kompetenten Personals spricht. Weitere Beispiele aus Gesprächen sind

falsche Nutzungen von Ausstattungen. So wurde z. B. die Nichtnutzung einer

Materialflusstechnik nach einer Spülanlage genannt, die als Unterstützung dienen

sollte, aber manuell aufgrund fehlenden Know-hows umgangen wird.

Das Wartungspersonal insb. in kleineren Catering Betrieben wurde verglichen mit

dem Industriedurchschnitt als zu schwach ausgebildet beschrieben. Große Catering

Betriebe stehen hierzu im Gegensatz. In großen Betrieben mit teilweise

automatisierten Systemen ist i. d. R. gut ausgebildetes Wartungspersonal

vorzufinden, äußerten mehrere Anlagenhersteller.

Für die Ausbildung der operativen Kräfte wurde durch einen Betreiber geschildert,

dass lediglich 3 – 5 Tage zur Ausbildung erforderlich sind, um z. B. anhand der

verwendeten visualisierten Packmuster operativ tätig zu werden. Mit Bezug auf die in

Deutschland ansässigen Betriebe wurde das Personalkonzept erläutert, das auf

Jahresverträgen und zur Abdeckung von Spitzenlasten sog. 400 €-Kräften sowie

Stundenaushilfskräften basiert. Es werden keine Zeitarbeitskräfte eingesetzt und

dennoch eine hohe Flexibilität beim Personal erreicht. Arbeitsplätze im operativen

Bereich des Caterings gelten häufig als nicht attraktiv, was ebenfalls die Fluktuation

bedingt.

Neben dieser kritischen Beurteilung der Personalfluktuation ist aber auch positiv

dabei zu beurteilen, dass kurze Einarbeitungszeiten und geringe

Betriebszugehörigkeitsdauern Grundvoraussetzungen für einen möglichst flexiblen

Personaleinsatz darstellen. Bei Bedarfsschwankungen kann somit grundsätzlich

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

154

schnell neues Personal aufgebaut werden, dessen Fähigkeiten aber i. d. R. begrenzt

sind.

5.2.2.8 Anlagenauslegung/Anlagenkonzepte

Von Anlagenlieferanten wurde geschildert, dass je nach Auslegung des Objektes,

unterschiedliche Anlagenkonzepte angewendet werden. Handelt es sich um Betriebe

mit einer heterogenen Kundenstruktur, also verschiedenen Airlines und einer

Produktionsleistung, die nicht deutlich über 20.000 Mahlzeiten pro Tag liegt, so

kommen möglichst flexible, breitbandige Anlagen zum Einsatz. Deutlich wird dies

insbesondere bei der Spültechnik. Mit dem Einsatz sog. Multi-Purpose Anlagen

können verschiedene verunreinigte Artikel unterschiedlicher Airlines gereinigt

werden. Im Gegensatz dazu stehen hochspezialisierte Anlagenlinien, die nach

Produktgruppen wie Porzellan, Besteck, Glas etc. unterscheiden. Weitere

Spezialisierungen oder Segmentierungen des Sortiments sind auch nach der

Flugklasse vorzufinden, so dass in Economy-, Business- und First-Class

unterschieden wird. Vorteile des in der Branche als „Dedicated Lines“ bezeichneten

Konzepts im Vergleich zum „Multi Purpose“ Konzept sind bessere

Reinigungsergebnisse und die Möglichkeit zur effizienteren Prozesstechnik, bei der

in Anwendungen mit teurem, hochqualitativem demineralisiertem Wasser und

Anwendungen mit günstigem Standardbrauchwasser unterschieden wird.

Insbesondere bei kleineren Objekten ist ein starker Trend zu den flexiblen Multi-

Purpose Anlagen zu verzeichnen, die einen variablen Einsatz je nach Bedarf und

anfallendem Spülgut zulassen. Erst durch entsprechende variable Konzepte kann

vermieden werden, dass trotz Minderauslastung sämtliche Linien aufgrund der hohen

Spezialisierung weiterbetrieben werden müssen,. Durch verhältnismäßig kurze

Rüstzeiten von nur 15 Minuten wird die operative Anlagennutzungszeit nicht

wesentlich gesenkt.

Der hier am Beispiel der Spültechnik veranschaulichte Flexibilitätsgedanke kann laut

Auskunft der Experten verallgemeinert werden und gilt in gleicher Weise für andere

Anwendungsbereiche in Airline Catering Betrieben.

Hinsichtlich der Automatisierung von Prozessen sind unterschiedliche Tendenzen zu

erkennen. In sehr großen Betrieben, die im Idealfall auch einem Konzern einer

Fluggesellschaft angehören, ist weiterhin ein steigender Trend zur Automatisierung

zu verzeichnen. Bei kleineren Betrieben mit heterogener Kundenstruktur und einer

gewissen Unsicherheit, was zukünftige Vertragsvolumina angeht, besteht teilweise

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

155

auch ein Trend zur Reduzierung der Automation. Deutlich wird dies z. B. anhand der

Abfallentsorgungstechnik. Hier kommen in automatisierten Betrieben

Vakuumabsaugtechniken zum Einsatz. Insbesondere bei kleineren und auch in

Niedriglohnländern gelegenen Betrieben ist nach Auskunft von befragten Experten

wieder vermehrt der Einsatz von Sammelbehältern anstelle von

Unterdruckrohrsystemen zu verzeichnen. Ursachen hierfür sind laut Informationen

von Anlagenlieferanten neben den erforderlichen Investitionen auch in den Betriebs-

und Wartungskosten zu sehen.

5.2.2.9 Betreibermodelle

Die Befragung der Experten ergab, dass Betreibermodelle für einzelne Anlagenteile

im Airline Catering bisher nicht geläufig sind. Verglichen wurde etwa mit Modellen,

wie sie aus der Automobilindustrie z. B. für Lackieranlagen bekannt sind. Ein

Anlagenlieferant aus dem Bereich der Reinigungstechnik berichtete auf Nachfrage,

dass in den letzten drei Jahren lediglich einmal ein solches Modell angefragt wurde.

Aus strategischen Gründen hat sich der Hersteller gegen das Angebot von

herstellerbetriebenen Anlagen entschieden. Da aber auch keine signifikante

Nachfrage hiernach besteht, wird seitens der Hersteller kein akuter oder mittelfristiger

Handlungsbedarf gesehen, Betreibermodelle anzubieten.

Ein Experte aus einem Catering Betrieb brachte Betreibermodelle als möglichen

Ansatz, um die Effizienz in leistungsschwachen Produktionssegmenten zu steigern.

Er schlug vor, gewisse Produktionsbereiche an externe Dienstleister zu vergeben,

um hierüber eine Steigerung der Wirtschaftlichkeit zu erreichen.

Von einem Lieferanten aus dem Materialflusstechnikhersteller-Bereich und EHB-

Lieferanten wird erwartet, dass auch im Catering in den nächsten drei Jahren

zunehmend der Wunsch nach Betreibermodellen kommen wird. Verglichen mit

anderen Industriezweigen, wie etwa der Getränkeindustrie, wo solche Modelle

bereits existieren, wird auch im Catering eine Einführung erfolgen. Dabei werden die

Anlagen durch den Hersteller errichtet, finanziert und betrieben. Der Kunde würde

nicht mehr eine EHB-Anlage erwerben, sondern die erforderlichen

Transportleistungen kontinuierlich beziehen und hierfür ein Leistungsentgelt

entrichten.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

156

5.2.2.10 Ausweitung des Kundenportfolios

Es wurde von mehreren Experten bemängelt, dass Caterer bisher zu selten Kunden

außerhalb der Fluggesellschaften akquirieren. In Gesprächen sowie auch in einem

Vortrag im Rahmen des ITCA-Kongress im Februar 2009 wurde dargestellt, dass

Caterer zur Portfolioausweitung z. B. auch Krankenhäuser, Schulen und andere

Verbraucher versorgen könnten. Hierunter fallen auch Betriebe im Flughafenumfeld

wie Hotels oder Imbisse und Restaurants an den Flughäfen.

In einem Interview wurde seitens eines Interviewpartners berichtet, dass der von ihm

geleitete Caterer bereits der größte Krankenhausversorger in Thailand sei.

Die Ausführungen und das praktische Beispiel zeigen Veränderungspotenziale in

Catering Betrieben, die aber auch Veränderungen in Prozessen mit sich bringen

würden und somit Flexibilität und Wandelbarkeit erforderlich bzw. sehr hilfreich

machen würden.

5.2.2.11 Ladungsträger

Bei den Ladungsträgern wurde von allen Experten einheitlich die Meinung vertreten,

dass eine Veränderung der heutigen Trolley-Formate nicht zu erwarten sei. Dieser

durchgängig verbreitete Standard sei bei allen Airlines im Einsatz. Eine Änderung auf

ein anderes Format wäre mit immensen Investitionen verbunden, sowohl im Bereich

der Catering Betriebe als auch in den Flugzeugen und den darin befindlichen Galleys

(Flugzeugküchen und Lagerbereiche) selbst. Heute sind folgende Formate in

Verwendung: KSSU (ursprünglich USA) und ATLAS (ursprünglich Europa). Wobei

das KSSU-Format nur noch punktuell eingesetzt wird. ATLAS ist das dominierende

und mit Abstand am weitesten verbreitete Format. Darüber hinaus besteht eine

Unterscheidung in Half-Size und Full-Size Trolleys mit halber bzw. ganzer Größe

bezogen auf das Grundformat (vgl. auch Abbildung 4-7).

Bestätigt wird diese Prognose durch die Tatsache, dass mit der Einführung des

Airbus A380 im Jahre 2008/2009 kein neuer Standard etabliert wurde, sondern auch

hier wieder die bekannten Trolley-Formate zum Einsatz kommen.

Eine bisher noch nicht in die Praxis umgesetzte Änderung ist die Verwendung von

RFID für Trolleys. Durch die Übernahme der Catering Aktivitäten von British Airways

am Flughafen London Heathrow durch das Konsortium aus DHL und Northern Foods

tritt ein neuer Akteur in den Catering Markt ein, der über ein anderes logistisches

Prozess-Know-how als traditionelle Caterer verfügt. DHL setzt auch in anderen

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

157

Geschäftsfeldern RFID ein. Im Airline Catering wurde dieses bisher nur in Studien

analysiert und Konzepte vorgestellt. Insofern erhalten Ladungsträger aus

Steuerungssicht hiermit eine neue zusätzliche Funktionalität. Wenn Flugzeuge bzw.

die transportierenden Fahrzeuge/Fahrer sowie die Verarbeitungsbetriebe an den

Empfangsflughäfen mit entsprechenden Lesevorrichtungen ausgestattet sind und

diese Daten auch ausgetauscht werden, wird ein Tracking&Tracing möglich oder es

kann zumindest eine Informationshistorie dem Trolley mitgegeben werden und steht

beim Empfänger zum Auslesen bereit sowie weitere relevante Daten. Kritisch wurde

angemerkt, dass bei dem geplanten Konzept bisher keine Dokumentation des

Trolley-Inhalts direkt am Trolley mittels RFID geplant ist.

Die im Trolley befindlichen Ladungsträger oder auch Tabletts und sonstiges

Equipment zum Transport und der Darreichung von Speisen oder sonstigen Artikeln

variieren regelmäßig. Maximale Produktlebenszyklen wurden mit einem halben Jahr

für ein Menü beschrieben und „maximal 18 Monaten für eine Schale, bevor ein

Redesign des Equipments“ erfolgt. Da dies aber praktisch keine Auswirkung auf die

EHB hat, soll an dieser Stelle hierauf nicht näher eingegangen werden.

Eine wichtige zu erwartende Veränderung im Bereich der Trolleys ist das eingesetzte

Material. Unter das branchenübergreifende und globale Ziel der Gewichtseinsparung

mobiler Objekte, wie es auch z. B. für PKW und Nutzfahrzeuge gilt, fällt die

Aufgabenstellung, das Eigengewicht der Trolleys zu reduzieren. Im Falle des

Flugverkehrs ist insbesondere die CO2-Reduzierung ein Thema. Heutige Trolleys

sind zwar bereits aus Leichtbaumaterialien gefertigt, es besteht aber noch weiteres

Optimierungspotenzial. Sie werden heute i. d. R. aus Alulaminat hergestellt, was im

Vergleich zur Fertigung aus PU-Schaum laut Expertendarstellung noch Potenziale

birgt. Carbon hingegen wurde zwar zu Studienzwecken verwendet, sollte aber

ansonsten im Ladungsträgerbereich, wenn überhaupt, eher für ULDs (Unit Loading

Devices = Standard Flugfracht Container/Palette) Verwendung finden, weil diese

höheren Belastungen ausgesetzt sind, die einen entsprechenden Materialpreis durch

Nutzung der technischen Materialeigenschaften rechtfertigen. Durch verändertes

Material für Trolleys ergeben sich keine geometrischen Veränderungen, aber ggf.

Veränderungen im internen Prozess des Catering Betriebes. So sind z. B. bei der

Reinigung andere Prozessanforderungen zu erwarten, die aus

Temperaturrestriktionen, Reinigungsmittelbedingungen oder auch Trocken- und

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

158

Abkühlzeiten resultieren. Dies hätte wiederum Einfluss auf erforderliche

Pufferkapazitäten.

Von einem Experten, der die Catering Sparten führender europäischer Airlines

leitete, wurde das heute auf Basis von Trolleys arbeitende logistische Konzept als

überholt bezeichnet. Die Wahrscheinlichkeit einer Änderung wird aber im Gegenzug

auch als minimal bewertet. Nach seiner Ansicht wäre es erforderlich, eine deutliche

Effizienzsteigerung bei der Beladung zu erreichen. So wäre es sinnvoll, die gesamte

Produktausstattung der Galley in einem Block bzw. mehreren großen Blöcken

auszutauschen, so dass größere Einheiten in das Flugzeug gebracht werden und die

Beladezeit abnimmt, was insbesondere bei Großflugzeugen bedeutsam wäre. Die

heutigen Beladezeiten liegen bei 30 – 35 Minuten im Bereich der Kurzstreckenflüge

und 90 – 120 Minuten bei Langstreckenflügen (siehe auch 4.3). Wichtiges Ziel ist die

Reduzierung der Standzeiten am Boden, die wesentlich durch das Beladen

beeinflusst werden, um damit die mögliche operative Flugzeit zu maximieren und die

Effizienz der Flugzeugflotten zu steigern.

Da dieser Evolutionsschritt mit der Einführung des A380 nicht erreicht wurde, ist

auch mit Einführung der Boeing 777-Dreamliner hierauf nicht zu hoffen. Beide

Produkteinführungen sind für einen Zeitraum von vielen Jahren die voraussichtlich

umfangreichsten Flugzeugneueinführungen. Somit ist auf absehbare Zeit auch kein

entsprechender Entwicklungsschritt zu erwarten, der eine grundlegende Änderung

der Ladungsträgergeometrie mit sich bringen würde.

5.2.2.12 Service Level

Die Bedeutung der permanenten Verfügbarkeit der Anlagen und somit die

erforderliche Reaktionszeit bei Anlagenausfall wurde als sehr hoch bewertet. Der

Trend bei der Reaktionszeit auf Anlagenstörungen wurde als eindeutig sinkend

beschrieben, d. h., es liegen steigende Anforderungen an die Reaktionszeit vor. Von

einem Anlagenlieferanten aus dem Bereich der Reinigungstechnik wurde benannt,

dass die durchschnittliche Anforderung bei einer Vor-Ort-Zeit von weniger als acht

Stunden liege. Von einem zugehörigen Wettbewerber wurde geäußert, dass

innerhalb von zwei Stunden über zu treffende Maßnahmen durch den Hersteller

Auskunft gegeben werden müsse.

I. d. R. kommt es zum Komponentenausfall. Ein Ausfall des Gesamtsystems tritt

äußerst selten auf. Fernwartung wird als optionaler Service angeboten, jedoch nur

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

159

sehr selten von Kunden erworben. Seitens einiger Hersteller wird vermutet, dass

Betreiber bewusst eine Verschleierung ihrer Prozessparameter anstreben und

Transparenz vermeiden. Auf Falschbedienung und schlecht ausgebildetes Personal

seien einige Ausfälle zurückzuführen, die aber so durch das Instandhaltungspersonal

des Herstellers nur schlecht nachvollzogen werden können und damit die

Kostenübernahme unklar werde.

Aus dem Bereich der EHB-Hersteller kam die Information, dass die Tendenz zu einer

Anlagenverfügbarkeit von ≥99 % gehe. Um diese zu erreichen, im Falle einer Anlage

bspw. im Mittleren Osten, ist es nicht möglich, einen Service von Deutschland aus zu

betreiben. Insofern geht aus reinen Gründen der erforderlichen Flugzeit der Trend zu

Technikern vor Ort, um die gestiegenen und weiter steigenden Forderungen der

Anlagenbetreiber erfüllen zu können.

5.2.2.13 Architektur Steuerungssysteme

Im Bereich untergeordneter Prozesstechnik, wie etwa Reinigungsanlagen, ist heute i.

d. R. keine durchgängige Steuerungsarchitektur vorzufinden. D. h., derzeit wird noch

nicht über mehrere Ebenen hinweg mit einem übergeordneten MES (Manufacturing

Execution System) gearbeitet. Anlagen, wie etwa Reinigungsanlagen, sind nicht an

eine übergeordnete Ebene angebunden. Die Visualisierung hingegen erfolgt

bereichsübergreifend. So werden etwa vom Reinigungsanlagenhersteller Meiko

Systeme zur Visualisierung oder auch des Anlagenmonitorings per LAN oder auch

GPRS angeboten. Dort erwartet man nicht, dass in der näheren Zukunft eine

uniforme Schnittstelle definiert wird, die als Standard für die verschiedenen

Systemlieferanten in Airline Catering Betrieben Anwendung findet und über

unterschiedlichste Systeme hinweg gelten würde. Die mechanischen,

materialflusstechnischen Schnittstellen, z. B. im Bereich der Trolley-Waschanlage,

sind bereits heute je nach Kundenanforderung als vollautomatische oder auch

teilautomatische/manuelle Schnittstelle verfügbar und bereits realisiert worden.

Von einem Experten der Eisenmann Anlagenbau GmbH & Co. KG, einem führenden

EHB-Hersteller u. a. im Catering Bereich, wurde der Aufbau der Steuerung so

beschrieben, dass es sich i. d. R. um eine zentrale, hierarchische

Steuerungsarchitektur handelt. Ein Lagerverwaltungssystem (LVS) oder ein

vergleichbares System erzeugt Transportbedarfe, diese werden an einen

Materialflussrechner (MFR) übergeben. Beide Systeme stellen die zentrale Instanz

dar. Der MFR erzeugt Transportaufträge, die wiederum an die darunter liegenden

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

160

sogenannten stationären Segmentcontroller weitergegeben werden. Diese fungieren

als eine Art Mittlerebene und stehen in Kommunikation mit der darunter befindlichen

SPS-Ebene. Eine SPS befindet sich in einem Fahrwerk und steuert dort alle

Funktionen. Sie steuert auch die Weichen an, um eine Weichenstellung

vorzunehmen.

Ansätze zur dezentralen Steuerung beschränken sich bisher auf z. B. eine sehr

große Anlage in den Niederlanden, bei der rund 1.300 Fahrzeuge untereinander

selbst kommunizieren. Die Kommunikation dient allerdings nur der Zugbildung und

der Kommunikation mit Weichen. Im Vergleich zu traditionellen, vollständig zentral

aufgebauten Steuerungskonzepten erweist sich z. B. eine Änderung im Streckennetz

als nur aufwendig umsetzbar, weil eine komplexe Downloadfunktion benötigt wird.

Der im beschriebenen Fall gewählte Ansatz für die Steuerungsarchitektur ist in der

äußerst hohen Durchsatzleistung begründet, was wiederum extrem niedrige

Fahrzeugabstände nötig machte und somit eine Kommunikation untereinander. Im

Falle zentraler Steuerungen stellt sich die Software- und Steuerungswartung aus

Sicht des befragten Experten einfacher dar.

5.2.3 Erfahrungen mit dem Wandel von Anlagen bzw. v eränderten

Anforderungen

Im Folgenden werden bestehende Erfahrungen von befragten Experten dargelegt.

5.2.3.1 Layoutflexibilität

Die Überlegungen zu in der Aufstellposition veränderlichen Senkrechtförderern für

EHB wurden durch einen Experten aus dem Bereich Planung und Anlagenbau

skeptisch beurteilt bzw. auf Einschränkungen hingewiesen. Bei bestehenden

Objekten und vergleichbaren Maßnahmen wurde man in der Vergangenheit insb. mit

Restriktionen durch Böden und Fundamente konfrontiert. Diese Probleme liegen

nicht bei Objekten vor, die mit Böden versehen sind, die dem Standard deutscher

Industrieböden entsprechen, sondern vielmehr bei Objekten, die mit sehr leichten

Böden versehen sind, wie es in anderen Regionen der Erde vorkommt. Als durchaus

geeignete Bodenausführungen sind die Beispiele der LSG in Frankfurt oder auch

Emirates in Dubai genannt worden. Dort wären bereits heute die grundsätzlichen

Voraussetzungen hinsichtlich der Tragfähigkeit gegeben, die von den interviewten

Personen überschlägig auf 4 t pro Heber geschätzt wurde, auf Basis eines

Doppelhebers, der mit 2,4 t Ladegut, Gehänge und Hebewerk selbst angesetzt

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

161

wurde. Bei dem Beispiel des Catering Betriebes von Emirates Abela in Dubai wären

besonders gute Voraussetzungen gegeben, weil die Heber dort im Stahlbau

aufgehängt sind.

Maximale Layoutflexibilität mit einer reinen EHB, ohne Kombination mit einem

Portalkran, kann nach Einschätzung eines EHB-Herstellers nur über Hubgehänge

und modifizierte Steuerungstechnologien erreicht werden. Zwar können bereits heute

existierende stationäre Auf- und Abgabestationen innerhalb von einer halben Stunde

deaktiviert werden, jedoch diese zu versetzen und somit vollständige

Layoutflexibilität zu erreichen, ist sehr aufwendig. Hubgehänge sind aufgrund der

Kosten von rund 13.000 € im Vergleich zu 8.000 € bei herkömmlichen Gehängen

teuer in der Anschaffung und darüber hinaus nur bedingt geeignet für das Catering,

wenn man etwa an das Einfahren des Gehänges in die Trolley-Waschanlagen denkt.

Weiterhin steigt der Steuerungs- und Programmieraufwand bei herkömmlichen heute

eingesetzten Steuerungskonzepten.

5.2.3.2 Bewertung der Konstruktionsalternativen für EHB-Aufhängungen

Bei früheren Umbauten von Streckenführungen hat sich gezeigt, dass Rohrhülsen

gegenüber Halfenschienen als vorteilhaft für EHB-Aufhängungen zu bewerten sind.

Halfenschienen beinhalten das Risiko, dass diese herausbrechen können. Ein

solches Herausbrechen ist dadurch begünstigt, dass Halfenschienen im Falle der

Verwendung für EHB-Aufhängung eigentlich falsch belastet werden. Ursprünglich

wurden Halfenschienen für die Aufhängung von Power&Free-Technik im

Materialflusstechnikbereich geschaffen und genutzt, wo andere Belastungen als bei

EHB in Verbindung mit C1-Profilen vorliegen.

Erfahrungen wurden mit dem nachträglichen Bohren von Löchern für Rohrhülsen

gesammelt, was grundsätzlich möglich ist, jedoch zwangsläufig Schmutz und Staub

verursacht. Aufgrund ihrer Einfachheit kam von interviewten Personen der Einwand,

dass Rohrhülsen bereits im Vorfeld vorgesehen werden könnten. Dieses würde z. B.

auch bei Sporthallen in der Deckenkonstruktion bereits heute häufig gemacht

werden, weil auch hier viele abgehängte Elemente zum Einsatz kämen und somit

vorsorglich Flexibilität geschaffen wird.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

162

5.2.3.3 Veränderte Qualitäts-, Sicherheits- und son stige Anforderungen sowie

Recycling

Gesprächspartner berichteten von gesteigerten Anforderungen aus unterschiedlichen

Beweggründen. Aufgrund der Terrorismusbekämpfung wurden

Sicherheitsanforderungen für Caterer weiter gesteigert, wodurch z.B.

Prozessveränderungen durch Sicherheitsschleusen resultieren. So müssen seit dem

01.01.08 alle Personen, die Zugang zum Rollfeld haben, einem

Metalldetektionsverfahren und einer Sicherheitskontrolle unterzogen werden.

Ebenfalls benannt wurden in diesem Zusammenhang Prozessveränderungen bei

rücklaufenden Trolleys, die aus dem Flugzeug stammen und vor der eigentlichen

Reinigung entladen werden und der Inhalt sortiert wird. Hier hat durch

Recyclingansätze teilweise eine Prozessänderung stattgefunden. Allerdings gilt diese

nicht pauschal, weil in bestimmten Ländern zur Vermeidung von Epidemien

sämtliches rücklaufendes Verpackungsmaterial und Speisenreste aus bestimmten

Ursprungsländern vernichtet werden müssen, um Kontaminationen zu vermeiden.

Somit treten Änderungen im Bereich „Stripping“ (Trolley-Entladung) und den

nachfolgenden Stoffflüssen auf. Aufgrund der sehr hohen geometrischen Vielfalt sind

bisher keine automatisierten Lösungen für den Stripping-Bereich bekannt.

Im asiatischen Raum werden heute teilweise die Mischabfälle unsortiert sehr

profitabel weiterverkauft. Aber auch hier werden Veränderungen zu

Recyclingprozessen erwartet, ähnlich den heute in Europa vorzufindenden

Recyclingaktivitäten. So bestehen erste Ansätze bzw. Konzeptuntersuchungen zur

Umwandlung von Lebensmittelabfällen zu Düngeprodukten für organische

Reisfarmen, deren Produkte dann wiederum durch den Caterer selbst eingesetzt

werden.

Über gestiegene Recyclingaktivitäten wurde aber auch im Zusammenhang mit der

Wiedernutzung von Kopfhörern berichtet. Früher handelte es sich laut eines

Experten dabei um Wegwerfartikel, wohingegen diese heute aufbereitet werden. Im

speziellen Fall wurde dieser Prozessveränderung im Catering Betrieb damit

Rechnung getragen, dass die Tätigkeit an einen externen Dienstleister ausgelagert

wurde. So waren nur minimale Layoutveränderungen erforderlich.

Ebenfalls wurde über Änderungen berichtet, die gesteigerte Hygieneanforderungen

bedeuten. Mit Änderung der sogenannten „Medina-Guidelines“ wurden Thermolabels

in Erwägung gezogen zur Sicherstellung einer ausreichenden thermischen

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

163

Desinfektion und deren Nachweis (Temperatur-Monitoring). Trolleys sind aber nicht

ausreichend thermisch belastbar, so dass die erforderlichen >71 °C nicht prozessiert

werden können. Insofern bleibt eine Verbesserung der alternativen chemischen

Desinfektion, die derzeit von der chemischen Industrie in Zusammenarbeit mit

Anlagenherstellern weiterentwickelt wird. Auch hieraus kann eine Veränderung in

den Produktions- und Logistikprozessen resultieren. Mit dem dann zum Einsatz

kommenden „Low-Temp-Verfahren“ (Niedrigtemperaturverfahren) können Trolleys

desinfiziert werden. Geschirr wäre für diesen Prozess nicht geeignet aufgrund des

damit einhergehenden Chlorgeruchs.

Von einem anderen Anlagenhersteller wurde ein Projektbeispiel aus 2005

beschrieben, bei dem in einem von KLM in Amsterdam betriebenen Objekt, das aus

den 1990er Jahren stammt, die bisherigen 12 Reinigungsanlagen durch sieben neue

Anlagen ersetzt wurden. Die Anlagenreduzierung ist neben der Umstellung auf ein

Multi-Purpose Konzept durch Reduzierung der Automatisierung erfolgt. D. h., auf den

neuen Anlagen erfolgt die Bestückung manuell, wohingegen zuvor eine automatische

Bestückung erfolgte. Der Umbau geschah stufenweise im laufenden Betrieb. Aus

diesem Erfahrungsbericht kann zusammengefasst werden, dass häufig eine

Aufrechterhaltung des laufenden Betriebes zwingend erforderlich ist.

Effizienzsteigerung bei hoher Flexibilität ist die Zielsetzung von Optimierungen und

Erneuerungen.

Allgemein wurde hinsichtlich des Umweltschutzes darauf hingewiesen, dass noch

rund 5 – 7 Jahre, Stand Anfang 2009, erforderlich seien, um wesentliche

Prozessverbesserungen mit dem Ziel „Umweltschutz“ zu erreichen. Eine Ausnahme

hierzu stellen Entwicklungsregionen wie Afrika dar, bei denen zunächst die

Umsetzung von Sicherheitskonzepten erste Priorität genießt. Nach Expertenmeinung

wären die Umweltschutzkonzepte heute schon deutlich weiter umgesetzt, wenn 2008

nicht die weltweite Wirtschaftskrise eingetreten wäre.

5.2.4 Wahrscheinlichkeit von Wandlungen

Die Wahrscheinlichkeit und Häufigkeit von Wandlungsprozessen ist laut einiger im

Rahmen der Befragung interviewter Experten schlichtweg nicht prognostizierbar.

Vielmehr wurde mehrfach die Aussage getroffen, dass Flexibilität ein Muss ist.

Von anderen Experten wurden gravierende Veränderungen im Airline Catering

Geschäft als ständig und zyklisch wiederkehrend beschrieben. Mit der Aussage

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

164

„Every 5 years the whole thing changes – but nobody knows when and how“ wurde

eine grobe Abschätzung getroffen, dass spätestens nach fünf Jahren wesentliche

Veränderungen auftreten. Ebenfalls in diesem Zusammenhang getroffen wurde die

Aussage: „Do regular changes occur in the airline catering business – I completely

agree!“ Dabei wurde „Buy-on-board“, das optionale Erwerben von Catering

Leistungen auf dem Flug, als stärkste Veränderung genannt. Diese von Low-Budget-

Carriern wie Ryan Air und Easy Jet eingeführte Leistung ist inzwischen häufig

vorzufinden. Nach Ansicht einiger Experten ist es aber genauso wahrscheinlich, dass

in den nächsten fünf Jahren wieder eine Gesellschaft ein vollständig konträres

Catering Konzept einführen wird und andere Anbieter folgen werden.

Die zwingende Flexibilität wurde außerdem an Beispielen festgemacht, wie etwa

„wer hätte vor acht Monaten (Anm. des Autors: Mitte 2008) gedacht, dass uns in

Kürze eine weltweite Krise erreicht mit erheblichem Rückgang der Fluggastzahlen

und noch schwerwiegenderen Auswirkungen für die Airline Catering Industrie?“. Für

Fluggesellschaften ergeben sich geringere Fluggastzahlen, teilweise wurden

Flugverbindungen gestrichen oder sogar Flugzeuge vorübergehend stillgelegt. Für

Caterer bedeutete dieses einen kurzfristigen massiven Rückgang der verkauften

Mahlzeiten, keine Nutzung von Gebäudeteilen, freizusetzendes Personal und

entweder das Abstellen von Anlagen bzw. die ineffiziente Weiternutzung von nur

teilausgelasteten Anlagen. Im Endeffekt wurden Caterer noch stärker durch die Krise

getroffen als Fluggesellschaften, weil Catering Leistungen nicht proportional zu den

Fluggastzahlen sind, sondern die Verteilung zwischen den Flugklassen auch eine

Rolle spielt. Die Passagierzahlenrückgänge waren insb. im für Caterer wichtigen

Business-Klasse-Segment gravierend.

Die Vergangenheit hat nach Aussage mehrerer Experten regelmäßig gezeigt, dass

gravierende Umgestaltungen ein Re-Design der Objekte „über Nacht“ erforderlich

machen, um auf makro-ökonomische Einflüsse wie SARS, 9/11, den ersten und

zweiten Irakkrieg, die Finanzkrise in 2008/2009 oder auch die Vulkanaschewolke in

2010 über Europa zu reagieren.

Durch Planer von Airline Catering Betrieben wurden Beispiele aus der Projektpraxis

(Emirates Abela in Dubai, Etihad sowie Katar Airways) geschildert, bei denen die

Planungsprämissen davon ausgingen, dass aufgrund des Wachstums nach 5 – 7

Jahren eine Vollauslastung der Anlagenkapazität erreicht sei. Als Beispiele hierfür

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

165

wurden insb. Objekte im arabischen Raum genannt, weil das dort prognostizierte und

teilweise bereits eingetretene Wachstum besonders ausgeprägt ist.

Aufgrund des genannten Wachstums wäre nach Einschätzung der Planer eine

Steigerung der Wirtschaftlichkeit durch wandelbare EHB-Konzepte möglich, indem

der Bau bereits in der ersten Baustufe vollständig realisiert wird, die

Anlageneinrichtung aber erst stufenweise umgesetzt wird. Somit müssten noch nicht

alle Strecken im ersten Schritt realisiert werden, sondern würden erst bei Bedarf

ergänzt werden. Wenn durch das betriebseigene Instandhaltungsteam eine

Ergänzung von Anlagenstrecken in einer Art „Baukastensystem“ erfolgen könnte, so

wäre dieses nach Einschätzung der Experten aus dem Planungsumfeld ein idealer

Zustand hinsichtlich der Erweiterungsfähigkeit und der Flexibilität dabei.

Von einem Materialflusstechnik-Lieferanten wurde ein Beispiel zitiert, bei dem es sich

um einen ostasiatischen Kunden handelt, der mehrfach pro Jahr

Erweiterungsmaßnahmen anfragt. Die Realisierung ist bisher allerdings nur im

kleineren Rahmen erfolgt und dann häufig auch durch den Betreiber selbst und nicht

durch den EHB-Hersteller. Deutlich wird der regelmäßige Bedarf nach Wandlungen,

die allerdings aufgrund der fehlenden Wandlungsfähigkeit der Anlage häufig wieder

fallen gelassen wurden.

5.2.4.1 Erweiterung von Anlagen – Beeinträchtigung bei Umbau und

Lieferdauer

Die Erweiterung von Anlagen wurde als sehr häufig auftretender Fall beschrieben. I.

d. R. werden Erweiterungsflächen im bestehenden Objekt gesucht, um dann dort

weitere Anlagen zu installieren. Aus Gesprächen mit Reinigungsanlagenherstellern

wurde deutlich, dass derartige Erweiterungen teilweise schwierig zu realisieren sind,

weil bestehende Anlagen meist nach dem Flow-Line Prinzip aufgebaut sind und der

Austausch gegen eine alternative Bandmaschine gewisse Probleme bei der

Layoutgestaltung aufwerfen würde. Die Installation einer solchen Anlage oder Linie

dauert ca. eine Woche. Hinzu kommen die baulichen Vorbereitungsmaßnahmen an

Böden, Wänden und auch der Medienverrohrung. Zielsetzung hierbei ist stets, den

laufenden Betrieb so wenig wie möglich zu beeinflussen, was aber nicht in Gänze

möglich ist. Entsprechende Abschottungsmaßnahmen gegen Stäube und sonstige

Verunreinigungen sind erforderlich, was wiederum die normalen Abläufe

beeinträchtigt. Von Materialflusstechnikherstellern wurde die Anlagenunterbrechung

bei Erweiterung mit i. d. R. weniger als 24 Stunden beziffert.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

166

Allgemein kann festgehalten werden, dass Ausstattungen von Catering Anlagen, wie

etwa Reinigungsanlagen, auf eine Nutzungsdauer von rund zehn Jahren ausgelegt

sind. Trotz häufig auftretender längerer Nutzung bis hin zu 20 Jahren, kommt es

irgendwann zur Ersatzinvestition, wobei dann neue Lösungen realisiert werden, die

teilweise auch veränderte Layoutanforderungen mit sich bringen. Umbauten an

Reinigungsanlagen innerhalb der vorgesehenen Nutzungsdauer treten

vergleichsweise selten auf. Als ein Beispiel aus dem Bereich der Reinigungsanlagen

wurde ein Umbau in Nürnberg genannt, bei dem eine zusätzliche Spüleinheit und

eine weitere Trockeneinheit in eine bestehende Anlage integriert wurde, um die

Kapazität zu erweitern.

Darüber hinaus treten häufig Erweiterungsinvestitionen auf. Diese sind vielfach durch

neue Aufträge von Fluggesellschaften getrieben, die nur eine kurze Vorlaufzeit bis

zum Leistungsstart des Caterers mit sich bringen. Es wird hierbei die Schnelllebigkeit

des Airline Catering Geschäfts deutlich. So bleibt entweder die Möglichkeit, die

bestehenden Anlagen im Rahmen einer Kompromisslösung anzupassen, oder aber

eine neue Anlage zu integrieren. Durch Reinigungsanlagenhersteller wurde von

Beispielen berichtet, in denen kundenindividuelle, auf die Anforderungen

konfigurierte Anlagen bereits acht Wochen nach Vertragsschluss installiert wurden,

was im Bereich des Anlagenbaus als sehr kurze Lieferdauer zu werten ist und die

erforderliche Flexibilität von Airline Caterern verdeutlicht.

Von einem Caterer wurde die hohe Wandlungswahrscheinlichkeit anhand mehrerer

erfolgter Ausbaumaßnahmen an bestehenden Kühlräumen beschrieben. Diese

Erweiterungen stellten sich stets schwierig dar, weil die Isolation im bestehenden

Betonboden nur schwer nachträglich realisierbar sei, wenn gleichzeitig ein

bodenebener Zugang erreicht werden soll. Für zukünftige Planungen würde dieses

anders realisiert werden, weil mit Erweiterungen zu rechnen sei. So könnte durch ein

Stufenkonzept, was Flächen vorsieht, die aber erst bei Bedarf realisiert werden, ein

wesentlich wirtschaftlicher und funktionaler Vorteil erreicht werden.

5.2.4.2 Wandlungswahrscheinlichkeiten für Auftragss truktur und

Mengengerüst

Für das Mengengerüst besteht eine sehr hohe Änderungswahrscheinlichkeit. So

wurden von mehreren Caterern Beispiele zitiert, die bei bisher 20 existierenden

Kunden drei bis fünf weitere Kunden für das Folgejahr prognostizierten oder auch in

einem anderen Fall ein Wachstum von rund 25 % in ca. drei Jahren. Im gleichen

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

167

Zusammenhang wurde jedoch auch auf kurzfristige makroökonomische oder

Umwelteinflüsse hingewiesen, die ein abruptes Einbrechen der Bedarfe zur Folge

haben können oder die Entscheidung eines Kunden zum Wechsel, der mitunter

ebenfalls sehr kurzfristig wirksam werden kann.

Bei der Auftragsstruktur ergeben sich ebenfalls Veränderungen. So ist nicht

langfristig vorhersehbar, zu welcher Tageszeit mit Spitzenlasten zu rechnen ist.

Durch den Neugewinn oder den Verlust von Kunden mit bestimmten Destinationen

ergeben sich ganz bestimmte Abflugzeiten in Abhängigkeit von der Distanz und der

Fragestellung, ob es sich z. B. um den üblichen Früh- oder Spätflug handelt, der zu

einer bestimmten Tageszeit am Zielort ankommen soll.

5.2.5 Bewertung der heutigen Wandlungsfähigkeit von Catering Anlagen

Die heutige Flexibilität in Airline Catering Betrieben wird von Experten als

ausbaufähig bewertet. Kommt Materialflusstechnik und insb. EHB zum Einsatz, so

schränkt diese heute Veränderungen wie Layoutoptimierungen ein. Von einem

Experten wurde bspw. die in einem Münchner Betrieb befindliche EHB als

Beschränkung bei der Optimierung der Anlagenausstattung und des Layouts

benannt.

In hohem Maße manuell agierende Betriebe werden in kleineren

Veränderungsumfängen als flexibler eingestuft, soweit die Veränderungen nicht

bauliche Maßnahmen, d. h. das Versetzen von Wänden, das Schaffen von Gruben

etc. mit sich bringen. Mögliche Veränderungsbeispiele sind das Versetzen von

Arbeitsstationen, Pufferflächen etc.

Von einem anderen Experten aus dem Planungsbereich wurde die Flexibilität in

jüngst realisierten Projekten mit EHB als eher gering bewertet. Enthalten in allen

Planungen waren stets vordefinierte Veränderungsszenarien für die Zukunft, wie

etwa Wachstum in bestimmtem Umfang und auf Basis prognostizierten zeitlichen

Verlaufs. Die Verlegung von EHB-Strecken außerhalb der Wachstumsszenarien, d.

h. die Veränderung der Streckenführungen vor Realisierung der nächsten Baustufe,

ist nur in sehr begrenztem Rahmen möglich. Die hierfür erforderlichen baulichen

Maßnahmen im Vorfeld, wie etwa die Berücksichtigung zusätzlicher EHB-

Aufhängungen in der Statik, sind nicht erfolgt.

Ebenfalls geäußert wurde die Expertenmeinung, dass die Flexibilität heutiger

Betriebe in hohem Maße regional abhängig ist. So werden Objekte in den USA und

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

168

Canada hinsichtlich ihrer Ausstattung und auch der Gebäudestruktur allgemein als

unflexibel und veraltet eingestuft. Europäische Betriebe werden unterschiedlich

bewertet. Bei den unflexiblen Betrieben sei die aufwendige, fixe Infrastruktur aber

auch insb. die organisatorische starre Struktur der wandlungshemmende Faktor.

Begünstigt wurde diese geringe Flexibilität durch über lange Phasen konstante

Strukturen in Europa. Die Catering Betriebe waren bis vor einigen Jahren nur wenig

gefordert, sich in ihrer Organisation anzupassen, was heute aber keinesfalls mehr

gegeben ist.

Asiatische Caterer werden als eher flexibel eingestuft. Jedoch rührt diese Flexibilität

weniger aus flexiblen Gebäudestrukturen und Anlagen als vielmehr daraus, dass

Personal meist relativ günstig ergänzt werden kann und so teilweise ineffiziente,

personalintensive Maßnahmen für Flexibilität sorgen. Außerdem ist ein Vorteil darin

zu sehen, dass entsprechende Turbulenzen im asiatischen Airline Catering Umfeld

nicht ungewöhnlich sind und man insofern damit umzugehen weiß.

5.2.5.1 Planung

Anhand eines erfolgten Planungsprojektes wurde die heute fehlende Wandelbarkeit

erläutert und auf die möglichen Vorteile bei Wandelbarkeit hingewiesen. So liegen z.

B. Vorteile vor, wenn der Kunde die Fahrstrecken zum Zeitpunkt der Planung noch

nicht im Detail bzw. vollständig kennt. Es wurde dazu durch den Interviewpartner ein

Beispiel zitiert, bei dem Abläufe gemeinsam von Kunde, Anlagenlieferant und Planer

definiert wurden und ein anderes, wo der Kunde nicht in der Lage war, zum Zeitpunkt

der Planung die eigentlich erforderlichen Plandaten zu benennen. Die Verwendung

einer Matrix mit Streckenpunkten (vgl. 6.2) bringt deutliche Vorteile, um die

Streckenwahl soweit wie möglich zu flexibilisieren. Im konkreten Beispiel des

Experten, einem Objekt auf der arabischen Halbinsel, besteht der Bedarf, von A nach

C zu fahren. Dies ist aber in der Ursprungsausführung nur über den Umweg und das

Zwischenziel B möglich. Der Fahrkurs A-B-C ist nicht die kürzeste und beste

Verbindung. Durch Änderung in einer Matrix wurde eine neue Streckenführung als

direkte Verbindung zwischen A und C möglich. Das hier in der Praxis realisierte

Beispiel veranschaulicht die Sinnhaftigkeit des unter 6.2 beschriebenen flexiblen

Steuerungskonzepts „Internet der Dinge“. Hierbei wäre die EHB-Anlage in

wandelbarer Ausführung sofort in der Lage gewesen, die im Beispiel nur über

Änderungsaufwände mögliche geänderte Streckenführung durch einfache

Parametervariation umzusetzen.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

169

Außerdem wurde aus existierenden Anlagen ein Beispiel erläutert, bei dem Bedarf

besteht, sogenannte veränderte Card Groups zu ergänzen. Diese Ergänzung oder

Änderung ist im heutigen Zustand nicht ohne Weiteres möglich und mit

beträchtlichem Aufwand verbunden. Bei den Card Groups handelt es sich um

Fahrstreckengruppen. So wird bspw. von der Card Group Meal Class Eco ein Weg

befahren, der mit folgenden Stationen bzw. Prozessen beschrieben werden kann:

Inbound-Warewasher-(Strippen)-Cardwasher-Traysetting usw. Im Gegensatz zur

Card Group Meal Class Eco werden im Falle der Gruppe First Class andere

Warewasher (Spülmaschinen) angesteuert, weshalb hierfür eine andere Fahrstrecke

hinterlegt wurde. Dieses Beispiel zeigt ebenfalls die fehlende Wandelbarkeit

hinsichtlich der Streckenführung.

Das Planungsverhalten im asiatischen Raum wurde von einem einer Airline

zugehörigen Betreiber aus dieser Region als tendenziell kurzfristig beschrieben. Mit

Ausnahme von Japan würden Investitionen häufig mit mangelnder Qualität realisiert,

so dass häufig nach nur wenigen Jahren Nutzungsdauer bereits eine

Ersatzinvestition erforderlich wird. Für die Bewilligung hochwertiger Investitionen sei

viel Überzeugungsarbeit erforderlich. Insofern sind die Objekte auch nicht mit der

erforderlichen Wandlungsfähigkeit, sondern in starrer Struktur geplant.

Von einem anderen Befragten Know-how-Träger wurde herausgestellt, dass er mit

dem Einzug einer neuen Generation von Planern eine stärkere Entwicklung hin zu

flexiblen Konzepten erwartet. Im Bereich der effizienten Produktion besteht noch viel

Potenzial im Catering. Das Thema Produktionsoptimierung ist dabei insbesondere in

den Regionen mit großer Fertigungstiefe, wie etwa Asien und Mittlerer Osten, von

Bedeutung, wohingegen in europäischen Großbetrieben die Logistikoptimierung im

Vordergrund steht.

Häufig gegeben sah ein weiterer Experte eine Grundhaltung bei der Planung und

Entscheidung über Investitionen, die so ausgerichtet ist, dass nicht mit Weitsicht

agiert wird. Primär werden die kurzfristigen Investitionen minimiert, um eine

kurzfristige Gewinnmaximierung zu erzielen. Bei eintretendem Veränderungsbedarf

seien häufig schon wieder andere Akteure in der Verantwortung, so dass geäußert

wurde „ggf. muss halt jemand anderes in der Zukunft darüber entscheiden – in fünf

Jahren ist das nicht mein Problem – und jetzt mache ich ein gutes Geschäft“.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

170

5.2.5.2 Stabilität/Reaktionsfähigkeit auf Ausfälle

Heutige EHB-Anlagen im Airline Catering sind nicht zu 100 % gegen Ausfall

einzelner Komponenten abgesichert. Um diese Stabilität der Anlagen zu erreichen,

wären flächendeckende Redundanzstrecken erforderlich. Aus Kostengründen wird

hiervon bisher abgesehen. In einzelnen Bereichen bestehen bereits heute

Redundanzstrecken, die ein Ausweichen über eine alternative Route ermöglichen,

soweit ein entsprechendes Notfallszenario im System hinterlegt ist. Ist kein Szenario

für den genauen Komponentenausfall vorgeplant und somit in der Steuerung

vorgesehen worden, besteht keine Ausweichmöglichkeit.

Fallen sonstige Anlagen aus oder kommt es gar zu gravierenden Ausfällen, wie etwa

durch einen Brand verursacht, würden Wettbewerber um Unterstützung gebeten

werden. Voraussetzung ist, dass Trolleys noch verfügbar sind. Es wurde durch

Betreiber von Beispielen berichtet, in denen auch bei Arbeitskämpfen durch nicht

bestreikte Betriebe die Leistungen übernommen wurden. Aufgrund des sehr

kompakten und überschaubaren Marktumfeldes besteht eine intensive Kooperation

in Notsituationen unter den Betrieben, weil der jeweils eigene Betrieb mit hoher

Wahrscheinlichkeit zu einem anderen Zeitpunkt auch auf die Hilfe von Mitbewerbern

angewiesen sein wird.

5.2.5.3 Erweiterbarkeit

Im Rahmen der Objektplanung bei Neubau werden i. d. R. von den

Betreibern/Investoren Szenarien definiert, die strategische Überlegungen zu

Erweiterungen beschreiben. Normalerweise werden Mengenszenarien

berücksichtigt, die eine Erweiterung der Kapazität um einen bestimmten Faktor

vorsehen und die dann erforderlichen Maßnahmen und Investitionen beschreiben. I.

d. R. handelt es sich dabei um Wachstum. Reduzierungsszenarien sind von den

interviewten Personen nicht genannt worden.

Für kleinere Erweiterungen der Kapazität wurde von einem Experten ein Beispiel

genannt, in dem in der IST-Situation ein Zweifach-Heber als Senkrechtförderer in der

EHB eingesetzt wird. Bei Steigerung der erforderlichen Durchsatzleistung kann der

Zweifach- durch einen Dreifach-Heber ausgetauscht werden. Es handele sich dabei

um eine typische Lösung zur Erreichung von Erweiterbarkeit, hieß es durch den

befragten Planer.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

171

In einzelnen Fällen werden Erweiterungen explizit ausgeschlossen. So wurde z. B. in

einem Objekt in Doha festgelegt, dass im Falle des Wachstums über eine festgelegte

Anzahl von Mahlzeiten und Flügen pro Tag hinaus ein komplett neues Objekt gebaut

werden soll. Diese Strategie basiert auf den speziellen, lokalen

Rahmenbedingungen.

Von einem EHB-Hersteller wurde beschrieben, dass die Durchsatzflexibilität relativ

leicht genutzt werden kann. So kann die Geschwindigkeit in der Anlage

vergleichsweise einfach reduziert oder auch gesteigert werden. Ein neues Fahrwerk,

soweit verfügbar, kann innerhalb von 2 – 4 Stunden eingebunden werden. Was aber

im Routinebetrieb vorkommt, ist die Nutzungsoptimierung von Fahrwerken durch

einen Fahrwerkspuffer, aus dem die Fahrwerke sehr kurzfristig herausgeholt werden

können bzw. auch automatisch ein- und ausgesteuert werden, um die

Transportbedarfe optimal abzudecken, ohne unnötige Leerfahrten zu verursachen.

Ebenfalls geäußert wurde vom gleichen Gesprächspartner, dass heute errichtete

EHB-Anlagen im Catering keine einfache Erweiterungsmöglichkeit auf vorgeplante

Erweiterungsstrecken bieten. Als Verbesserungsvorschlag wurde eingebracht,

zusätzliche Weichen an den angedachten Verzweigungspunkten vorzusehen.

5.2.5.4 Standardisierung EHB als Voraussetzung für Wandlungsfähigkeit

Die Standardisierung von EHB selbst ist nach Ansicht interviewter Personen bereits

relativ weit vorangeschritten. Als Beispiele hierfür wurden folgende Aspekte benannt:

Für den Bereich der Mechanik ist mit dem C1-Profil ein Standard gesetzt, der in der

VDI 3643 zusammengefasst ist. Weiterhin sind auch die Aufhängebügel für

Tragschienen genormt.

Für die Lieferung der Stromschienen existieren drei namhafte Lieferanten am Markt.

Die Produkte sind ebenfalls gemäß der o. g. Norm ausgeführt und entsprechen somit

einem Standard.

5.2.5.5 Steuerung und Kommunikation

Für den Bereich der Steuerung wurde von einer interviewten Person ein Beispiel des

EHB-Herstellers Eisenmann beschrieben. Es handelt sich hierbei um eine sehr große

Anlage, die in den Niederlanden für einen Pflanzen- und Blumenhandel realisiert

wurde. Die Besonderheit hierbei liegt in der Kommunikation von Fahrzeugen

untereinander. Diese erfolgt zur Zugbildung mehrere EHB-Fahrzeuge. Weiterhin

kamen erstmals Codeschienen zum Einsatz, die der eindeutigen

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

172

Positionsbestimmung dienen. In Verbindung mit einem in der Steuerung hinterlegten

Layout ist somit eine permanente Positionsbestimmung einzelner Fahrzeuge über

die Visualisierung möglich.

Eine wesentliche Neuerung ist durch die Gestaltung der Steuerung erreicht worden.

In früheren Anlagen war ein Software- oder Steuerungsupdate an jedem einzelnen

Fahrzeug erforderlich, was im Falle großer Anlagen mit entsprechendem Aufwand

verbunden war. Für das oben beschriebene Objekt in den Niederlanden mit rund

1.600 EHB-Fahrzeugen wurde eine Lösung geschaffen, bei der nur ein manuell

angestoßenes Update erforderlich ist. Die anschließende Übertragung auf alle

Fahrzeuge erfolgt dann über automatische Datenübertragungs- und

Installationsvorgänge, was den Aufwand erheblich minimiert und die Flexibilität

steigert.

5.2.5.6 Gebäude

Heutige Gebäude von Airline Catering Betrieben können nach Einschätzung der

Experten nur verbunden mit erheblichen finanziellen Aufwendungen gewandelt

werden. Die Medienversorgung erfolgt im Regelfall von oben, so dass eine

entsprechend höhere Flexibilität als z. B. bei der Versorgung über Bodenleitungen

besteht. Es handelt sich um Hallen mit relativ weiten Stützenrastern, so dass für die

Layoutgestaltung entsprechende Freiheitsgrade bestehen. Es kommt jedoch zu

Einschränkungen, weil Reserveflächen nur in geringem Umfang eingeplant werden.

Weiterhin bestehen Einschränkungen durch die weiter oben geschilderten fehlenden

Voraussetzungen zur Aufhängung von EHB-Anlagen oder der Aufstellung von

Elementen an nicht eingeplanten Positionen sowie fehlende und nur aufwendig

nachträglich zu realisierende Gruben im Boden. Bei heute realisierten Gebäuden im

Catering werden teilweise schon zusätzliche Halfenschienen oder auch Rohrhülsen

in den Decken bzw. der Tragwerkskonstruktion vorgesehen, jedoch sind diese nach

Erfahrungen von EHB-Herstellern selten auf die Anforderungen einer EHB-

Veränderung ausgelegt – die Tragkraft ist zu gering. Bei Umsetzung eines EHB-

Umbaus werden somit bauliche Zusatzmaßnahmen erforderlich. Es wurden in

diesem Zusammenhang auch zusätzliche vorausschauend geplante Gruben im

Boden vorgeschlagen.

Es wurden aber auch ausgesprochen negative Beispiele von Befragten genannt, wo

z. B. ein in einer asiatischen Metropole befindliches Objekt trotz vergleichsweise

jungem Baudatums mit im Boden starr verlegten Verrohrungen versehen und mit

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

173

starren Betonwänden ausgeführt ist. Es handelt sich hierbei um „einen altmodischen,

unflexiblen Ansatz trotz relativ neuen Gebäudes“, so der befragte Experte.

Ebenfalls aus dem asiatischen Raum wurde durch einen anderen Betreiber ein

Beispiel geschildert, wo das von ihm genutzte Objekt zwar grundsätzlich unter

Materialflussgesichtspunkten effizient gestaltet wurde, jedoch die Flexibilität durch

Ausführungsmerkmale, wie fest im Boden realisierte Bodenabläufe für Abwasser,

verloren ging. Diese könnten durch andere Reinigungskonzepte, wie den Einsatz von

Reinigungsfahrzeugen, weitestgehend eingespart werden, so dass sie nur noch in

der sog. „Hot Kitchen“ zum Einsatz kommen müssten. Dadurch könnte die Flexibilität

deutlich gesteigert werden. Weiterhin wurde in diesem Zusammenhang als

Negativbeispiel genannt, dass in vielen Objekten noch starre Wände realisiert sind.

Diese würde man bei Neubau als Sandwichkonstruktionen ausführen, um maximale

Flexibilität zu erreichen.

Im Gegensatz zu den zuvor geschilderten Negativbeispielen wurden auch sehr

vereinzelte Beispiele benannt, in denen bereits heute eine hohe Flexibilität erreicht

wird. Es handelt sich jedoch dabei u. a. um ein Objekt ohne automatisierte

Materialflusstechnik. Durch Ausführung aller Wände mit Sandwich-Isolier-Panelen

wird eine maximale Umbaufähigkeit erreicht. Außerdem sind alle Gebäudeteile

prinzipiell geeignet für eine Verwendung als Kühl- oder Gefrierzone. Es besteht somit

eine gewisse Vergleichbarkeit zu flexiblen Logistikhallen. Dem Experten fiel es

schwer, eine Bewertung der Mehrkosten durch die so erreichte Flexibilität

vorzunehmen.

Ebenfalls als positives Beispiel für bereits heute realisierte Flexibilität wurde auf eine

in Bangkok umgesetzte komplette Edelstahldecke verwiesen. Im Gegensatz zu

positionierten Dunstabzugshauben biete diese Mehrinvestition von rund 1 Mio. € die

Möglichkeit, Kochstellen auch flexibel zu versetzen. Es habe sich als vorteilhaft

erwiesen, das gesamte Gebäude so zu realisieren, dass außer den tragenden

Stützen alle Wandelemente versetzt werden können.

Als bisher fehlenden aber möglichen Ansatz wurde auf die Einplanung zusätzlicher

Deckenhöhe verwiesen, um so die Möglichkeit zum Einbau einer nachträglichen

Zwischenebene zu schaffen.

Bei sämtlichen Baumaßnahmen sind die HACCP Regeln zu gewährleisten sowie

weitere Sicherheitsmaßnahmen einzuplanen, so dass der laufende Betrieb zwingend

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

174

fortgesetzt werden kann. Dafür werden in bestimmten Fällen auch temporäre

Übergangslösungen wie mobile Küchen oder Kühlcontainer herangezogen, jedoch ist

deren Anwendbarkeit i. d. R. nur bei kleineren baulichen Umfängen gegeben.

5.2.5.7 Alternative Nutzung des Gebäudes

Die alternative Nutzung von freien Flächen in Airline Catering Gebäuden durch Dritte

gestaltet sich i. d. R. schwierig. In den Fällen, in denen das Gebäude unmittelbar auf

oder am Rollfeld liegt, kommt nur ein anderer Nutzer mit Rollfeldzugang infrage.

Befindet sich das Gebäude außerhalb des direkten Flughafengeländes, so wird es

aus logistischen Gründen immer noch in geringer Entfernung zum Flughafen liegen.

Somit steht es im Einfluss der hohen Mietpreise in Flughafennähe. Eine alternative

Vermietung ist dann nach Expertenansicht i. d. R. erfolglos, falls sie nicht ebenfalls

für eine flugbetriebsbezogene Funktion ist. Hinzu kommt die weiter oben geschilderte

Erwartung eines mind. alle fünf Jahre wiederkehrenden Wandels, der zur Freihaltung

gewisser Reserveflächen zwingt und gegen eine längerfristige Vermietung spricht, es

sei denn die freien Flächen sind viel zu groß.

5.3 Ergebnisinterpretation – Fazit für die Formulie rung der Szenarien

Im Rahmen der Interviews wurde deutlich (siehe 5. bis 5.2.4), dass von vielen

Experten strukturelle und bedeutende Veränderungen in Airline Catering Betrieben

mindestens alle fünf Jahre erwartet werden. Wichtig ist in diesem Zusammenhang

die Aussage, dass die Veränderungen zwar meist nicht vorhersagbar sind, aber

jederzeit auftreten können. Das heutige Airline Catering Umfeld ist in den

vergangenen Jahren deutlich komplexer geworden. Eindeutige Ausprägungen von

Geschäftsmodellen, definierten Fertigungstiefen, Umfang von Catering Leistungen,

Dauer von Lieferbeziehungen etc. liegen nur selten vor – stattdessen kommt es zu

diversen Zwischenlösungen und wechselnden Mischformen, die sich unregelmäßig

ändern. Der Druck zur Kostenreduzierung, durch Kunden impliziert, ist allgemein

hoch, wobei gleichzeitig von ausgewählten Kunden der Druck zur Diversifikation und

zu individuellen Lösungen mit Alleinstellungsmerkmalen besteht. Krisen mit

verheerenden Auswirkungen für die Absatzzahlen und die Produktstruktur, aber auch

ein allgemeiner starker Wachstumstrend mit lokalen oder regionalen rasanten

Steigerungen, sind zu erkennen. In Summe liegt ein komplexes Marktumfeld mit

geringer Planungssicherheit und Konstanz vor.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

175

Die Vergangenheit und Erfahrungswerte aus der operativen Arbeit der Mehrzahl der

befragten Personen, aber auch deren Einschätzungen zu aktuellen und zukünftigen

Trends haben dieses gezeigt. Um den Veränderungen und Veränderungsrisiken

gerecht zu werden, wären nach nahezu einheitlicher Meinung der Befragten

� Durchsatzflexibilität,

� Layoutflexibilität,

� Erweiterbarkeit und

� Integrierbarkeit

von großem Vorteil. Legt man die Interviewergebnisse zu Grunde, so ist

� Fördergutflexibilität

nur bedingt erforderlich. Es sei denn, es käme zu einer Erweiterung des

Geschäftsfeldes im Sinne einer Portfolio-Verbesserung und -Diversifikation, so dass

weitere Kundengruppen, wie etwa Krankenhäuser, Schulen oder Snack-Lokale etc.,

angeschlossen werden können. Dies würde der Streuung des Risikos und der

Nivellierung von Auslastungsschwankungen dienen, aber auf der anderen Seite auch

ggf. andere Ladungsträger erfordern.

Die Ausführungen in den Gesprächen und die Zielsetzung der Erfüllung der o. g.

Wandlungsfähigkeitskriterien legen folgende Wandlungsszenarien nahe, um zu

untersuchen, wie sich eine wandlungsfähige Anlage gegenüber einer konventionellen

Anlage unter technisch-ökonomischen Gesichtspunkten unterscheidet:

1. Durchsatzflexibilität:

Veränderung der Ausbringungsmenge/Durchsatzleistung insb. Steigerung

aufgrund des allgemeinen Wachstumstrends, aber auch kurzfristige rapide

Reduzierung aufgrund temporärer Krisen, Bedarfsausfälle etc.

2. Erweiterbarkeit:

Ausbau, Erweiterung der Anlage inkl. neuer Auf-/Abgabestationen

3. Layoutflexibilität und Erweiterbarkeit:

Veränderung des Layouts, z. B. aufgrund veränderter Prozesse durch Variation

Fertigungstiefe, neue Prozesstechnologien etc.

Experteninterviews – Methodik und Ergebnisse

176

Für die geschilderten drei Hauptszenarien sollen über Unterszenarien unterschiedlich

starke Ausprägungen des jeweiligen Szenarios abgebildet werden. Dies ist

erforderlich, weil nicht vorhergesagt werden kann, in welchem Umfang eine

Veränderung eintreten wird. Die Betrachtung der unterschiedlichen Intensitäten von

Szenarien dient der Gewinnung von Rückschlüssen darauf, in welchem Umfang

Wandlungsszenarien eintreten müssen, damit wandelbare, modulare

Materialflusstechniklösungen wirtschaftlicher sind als herkömmliche Systeme.

Im Kapitel 7.2 „Szenariendefinition“ werden die gewählten Szenarien samt der weiter

darunter aufgeschlüsselten zehn Unterszenarien erläutert und erklärt. In den darauf

folgenden Kapiteln wird dies dann bewertet und interpretiert.

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

177

6 Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik a m Beispiel

„Airline Catering“

Auf Basis der aus den Experteninterviews gewonnenen Erkenntnisse hinsichtlich der

Bedürfnisse für die Wandelbarkeit von fördertechnischen Systemen im Airline

Catering wurde ein Konzept erarbeitet: Dieses besteht aus einer Kombination von

neuen und in der Fachliteratur oder Praxis bereits vorgestellten Lösungsansätzen

aus dem Anwendungsfeld Materialflusstechnik im Airline Catering und dessen

speziellen Charakteristika. Ein Beispiel für einen übertragenen Lösungsansatz ist das

Steuerungskonzept im Sinne des „Internets der Dinge“ (vgl. [Günt-10]). Das EHB-

Gesamtkonzept für das Airline Catering wird im Folgenden vorgestellt, untergliedert

in die Themenfelder Mechanik, Steuerungs- und Kommunikationstechnik,

Energieversorgung und gebäudetechnische Ausführung [i+o-06b].

Es werden zunächst noch einmal kompakt die Wandelbarkeitskriterien erläutert, um

daran zu erinnern, welche Ziele es zu erreichen gilt.

6.1 Erfüllung der Wandelbarkeitskriterien

Im Kapitel 2.1 wurde die Wandelbarkeit von Materialflussstrukturen definiert als

Flexibilität des Systems ergänzt um Integrationsfähigkeit und Erweiterungsfähigkeit.

Dabei wurde die Flexibilität aufgeteilt in die Fördergut-, Layout- und

Durchsatzflexibilität. Auf Basis dieser Definition soll im folgenden Abschnitt

verdeutlicht werden, welche Eigenschaften eine wandelbare EHB-Anlage abdecken

muss, um diese Wandelbarkeitskriterien zu erfüllen.

Um die Fördergutflexibilität, also die Transportfähigkeit einer großen Bandbreite von

verschiedenartigen Fördergütern zu gewährleisten, bedarf es einer genormten

mechatronischen Schnittstelle zwischen EHB-Fahrzeug und Transportgehänge.

Damit kann bei Bedarf unkompliziert ein andersartiges Gehänge verwendet werden.

Weiterhin ist die Tragfähigkeit von EHB-Fahrzeugen und Schienenanlage auf das

maximale Fördergutgewicht mit entsprechender Reserve auszulegen. Die

geometrischen Anforderungen der verschiedenen Fördergüter gilt es, ebenfalls mit

entsprechenden Reserven abzubilden.

Layoutflexibilität wird dadurch erreicht, dass von jedem Punkt im Produktionslayout

möglichst alle weiteren Punkte angefahren werden könnten. Dieses gilt es bei der

Planung der Mechanik und auch der Steuerung zu berücksichtigen. Da sowohl bei

dem gewählten Referenzobjekt als auch praktisch in allen sonstigen Airline Catering

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

178

Anlagen keine automatisierten Fördersysteme wie Kran oder fahrerlose

Transportsysteme zum Einsatz kommen, die sich durch nahezu vollständige

Flexibilität in der Fläche auszeichnen, ist die komplette Erreichbarkeit aller Punkte im

Produktionssystem nicht erfüllt, wenn automatisierte Materialflusstechnik zum

Einsatz kommt. Weitere im Airline Catering eingesetzte Materialflusstechniken sind z.

B. Rollenbahnen, Gurtförderer, Kettenförderer, AKL usw. Damit sind nur Punkte im

Bereich des Schienennetzes der Elektrohängebahn erreichbar. Ausserdem kann das

Transportgut nur an den definierten Auf- und Abgabestationen aufgegeben und

abgesetzt werden. Eine Ausnahme liegt vor, wenn EHB-Fahrzeuge mit integriertem

Hub realisiert werden. Diese Flexibilitätsdefizite gilt es zu mindern durch das

Schaffen von Voraussetzungen, die ein einfaches und schnelles Umbauen und

Versetzen der Anlage ermöglichen.

Im Wesentlichen ist Durchsatzflexibilität gegeben durch die hohe

Fördergeschwindigkeit und damit Transportkapazität einer Elektrohängebahn und die

Berücksichtigung einer angemessenen Reservekapazität. Für eine weitere Erhöhung

des Durchsatzes ist ein geeignetes Steuerungs- und Kommunikationskonzept

einzusetzen, das auf die Optimierung der EHB-Fahrten hinsichtlich des möglichen

Durchsatzes ausgerichtet ist. Wird ein dezentrales Steuerungskonzept realisiert, wie

es an späterer Stelle dieser Arbeit in Form des „Internet der Dinge“-Konzepts

beschrieben wird, so ist das Ergänzen und Reduzieren von Fahrzeugen mit

verhältnismäßig geringem Aufwand möglich, was die Durchsatzflexibilität positiv

beeinflusst.

Spricht man von Erweiterungsfähigkeit der Anlage, so ist damit gemeint, dass die

Vorbereitungen getroffen sind, um schnell und effizient Verzweigungs- und

Schienenelemente sowie Auf- und Abgabestationen anzubinden. Im Idealfall ist

dieses herstellerunabhängig und ohne Unterbrechung des Fahrbetriebes möglich.

Erforderlich sind dafür einheitliche und genormte mechanische,

steuerungstechnische und energietechnische Schnittstellen. Darüber hinaus besteht

Bedarf, die Erweiterungsfähigkeit an allen Schienen- und Verzweigungselementen

vorzusehen.

Wenn verschiedenartige Förderelemente ohne hohen Aufwand ergänzt werden

können, so handelt es sich um ein integrationsfähiges EHB-Fördersystem. Ziel ist es,

sowohl weitere baugleiche EHB-Fahrzeuge als auch andersartige Fzg. von fremden

Herstellern der Anlage hinzufügen zu können. Weiterhin soll ermöglicht werden,

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

179

andere Förderelemente, wie Kettenförderer, Krane oder fahrerlose Transportsysteme

in die Anlage einzubinden. Hierzu ist ein durchgängig offenes Steuerungskonzept,

wie es unter 3.2.2 und 6.2.2 beschrieben ist, erforderlich.

Eine Grundvoraussetzung zum Erreichen der angestrebten Wandelbarkeit ist die

Unterteilung der einzelnen Systemelemente in sogenannte Module. Bei Modulen

handelt es sich um eigenständige Funktionseinheiten, die über mechanische,

steuerungstechnische und energietechnische Schnittstellen miteinander koppelbar

sind. In den folgenden Abschnitten werden die Anforderungen an die Mechanik,

Steuerung und Energietechnik der Module sowie das Kommunikations- und

Bautechnikkonzept der EHB-Anlage beschrieben. Dies geschieht mit Bezug auf und

unter Berücksichtigung der eben genannten Wandelbarkeitskriterien.

6.2 Technische Anforderungen an eine wandelbare Ele ktrohängebahn

6.2.1 Mechanische Anforderungen

In Elektrohängebahnsystemen sind üblicherweise folgende wesentlichen Elementen

zu finden: Schienenanlage, Fahrzeug mit Lastaufnahmemittel, Verzweigungsstellen,

Hubstationen, Auf- und Abgabestationen. Mit dem Schienennetz werden die

verschiedenen Zielpunkte einer EHB-Anlage verbunden. Bei den Schienenelementen

handelt es sich um zusammensteckbare Doppel-T-Profile, die als Gerad- und

Kurvenstücke existieren. Sie werden horizontal oder mit geringen Steigungen verlegt.

Die typische Länge von Standardschienenmodulen beträgt 6 m, die Kurvenradien

betragen 750 oder 1.000 mm. Die Schienenstücke sind geklemmt oder geschraubt

ausgeführt und somit verhältnismäßig leicht umbaufähig. Weitere in einer

Schienenanlage vorzufindende Elemente sind Weichen, Verzweigungen,

Drehscheiben oder Kreuzungen. Bedarf es in der Anlage einer Funktion des

vertikalen Umsetzens auf eine andere Ebene, so erfolgt dieses mittels Hub-

/Senkstationen und Senkrechtförderer. Über diese Elemente wird die EHB-Ebene mit

der Produktionsebene verbunden. Für das horizontale Umsetzen innerhalb der

gleichen Ebene, kommen Umsetzeinrichtungen zum Einsatz. Die folgende Abbildung

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

180

6-1 zeigt die Grundelemente eines konventionellen EHB-Fahrzeugs:

Abbildung 6-1: Aufbau EHB-Fahrzeug [Schi-06]

Man sieht das Grundgehäuse (3) mit den daran angebrachten Antriebselementen

Getriebemotor (1) und Antriebsrolle (4). Kippstabilität und die Übertragung der

Antriebsleistung auf die Lauf- und Tragschiene (8) werden durch die Andruck- und

Führungsrollen (5, 6) sichergestellt. Mittels der als (7) dargestellten und auf der

Tragschiene befestigten Stromschiene erfolgt die Energieversorgung. Als (2) ist die

Fahrzeugsteuerung mit Stromabnehmern dargestellt. Sie regelt die Antriebs- und

Stellfunktionen des Fahrzeugs. Im Falle der wandlungsfähigen Anlagenvariante sind

auch die Fahrzeugsteuerungen intelligent ausgeführt und nehmen dezentral

anspruchsvolle Aufgaben, wie das Bewerben um Fahraufträge und die

Kommunikation mit Anlagenmodulen, wie z. B. Weichen war. Unter dem EHB-

Fahrzeug hängt ein Trageteil, an dem sich das Transportgehänge befindet. Die

Transportgehänge sind mit den zu befördernden Transportgütern bestückt. Dabei

handelt es sich im Airline Catering im Wesentlichen um Trolleys und

Transportwagen.

Um Wandelbarkeit zu gewährleisten, sind die mechanischen Komponenten gemäß

der unter 6.1 genannten Kriterien auszuführen. Um Fördergutflexibilität zu erreichen,

ist zwischen EHB-Fahrzeug und Transportgehänge eine genormte Schnittstelle

vorzusehen. In früheren Projekten wurde diese häufig projektabhängig,

herstellerindividuell nahezu neu konstruiert, weil die Konstruktion stark von Last,

Steigungen, Pendelbewegungen und Sicherheitsanforderungen der jeweiligen

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

181

Anlage abhängt. Es wäre zu begrüßen, wenn Vorgaben zur Konstruktion einer

herstellerübergreifenden, standardisierten Schnittstelle durch ein nationales oder

internationales Normungskomitee definiert würden und in eine Norm oder Richtlinie

einfließen würden. Hierfür kommen auf nationaler Ebene der Verein Deutscher

Ingenieure (VDI) und auf internationaler Ebene das Europäische Komitee für

Normung (CEN) in Frage. In dieser Arbeit kann lediglich betont werden, dass eine

solche Standardisierung relevante Vorteile brächte. Darüber hinaus wird auf diesen

Normungsprozess in dieser Arbeit nicht weiter eingegangen. Generell gilt es zu

betonen, dass auf eine möglichst einfache Ausführung der Schnittstelle zwischen

Fahrzeug und Gehänge zu achten ist. Damit würde die Voraussetzung getroffen

werden, um Transportgehänge unproblematisch an ein vorhandenes Fahrzeug

anzubinden.

Ausser der Schnittstellengestaltung ist auch die Konstruktion des Transportgehänges

von Bedeutung. Hierbei ist eine möglichst große Fördergutflexibilität zu realisieren.

Hierzu ist zu prüfen, inwieweit es möglich ist, das Element so auszuführen, dass

auch eine andersartige Ladung bzw. eine Ladung mit variierenden Abmessungen

und Lasten transportiert werden kann. Es bietet sich an, Gehänge so auszuführen,

dass auch Fördergüter mit größeren Abmessungen und Lasten transportierbar sind.

Darüber hinaus können spezielle Vorrichtungen entwickelt werden, die auch vom

Standard abweichende Fördergüter aufnehmen können. So wäre bei Änderung der

zu transportierenden Güter nicht die Anschaffung neuer Transportgehänge

erforderlich, sondern lediglich ein Austausch der Vorrichtungen notwendig. Bei der

Ausführung der Gehänge mit Reserven ist unbedingt zu beachten, dass Gehänge,

Fahrzeuge und Schienennetz nicht unnötig überdimensioniert werden, da eine hohe

Tragfähigkeit der Elemente immer mit höheren Investitionen verbunden sein wird.

Hierzu ist ein Kompromiss zwischen Flexibilität und entstehenden Kosten zu finden.

Abbildung 6-2 zeigt ein Transportgehänge, wie es heute in Catering Betrieben für

den Transport eines Full-Size-Trolleys zum Einsatz kommt.

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

182

Abbildung 6-2: Transportgehänge [i+o-06b]

Das dargestellte Gehänge entstammt einer älteren Catering Anlage. Bereits im

Referenzobjekt wurde eine optimierte Version mit gesteigerter Flexibilität realisiert.

Beim dargestellten Gehänge bestehen Defizite bzgl. der Fördergutflexibilität, weil nur

der Transport eines speziellen Fördergutes möglich ist. So wurde die

Aufnahmevorrichtung zwischen Fahrzeug und Transportgehänge speziell für den aus

dem Projekt resultierenden Anwendungsfall konstruiert. In der als Vergleichsbasis

dienenden Airline Catering Anlage sind die Gehänge bereits so gestaltet, dass die

Beladung sowohl mit Half- und Full-Size-Trolleys, als auch Transportwagen und

Paletten möglich ist. Nach aktuellem Erkenntnisstand ist es derzeit schwer

vorstellbar, dass Fördergüter darüber hinaus im Bereich Airline Catering eingesetzt

werden könnten. Lediglich bei vollständiger Umwidmung des Betriebes für eine

andere Funktion erscheint dies nach Expertenmeinung vorstellbar (vgl. hierzu auch

5.3). Insofern wird für die Fördergutflexibilität kein signifikanter Steigerungsbedarf

gesehen bezogen auf neueste Anlagen, in denen die oben beschriebenen modernen

Gehänge Anwendung finden.

Um die geforderte Layoutflexibilität in der Förderanlage zu erreichen, sollte die

Möglichkeit bestehen, alle Punkte der Anlage mit jedem Fahrzeug von jedem

Ausgangspunkt aus zu erreichen. Als Voraussetzung hierfür ist die Fähigkeit der

Fahrzeuge zu sehen, dass diese in beide Fahrtrichtungen der Laufschiene fahren

können. Die technische Machbarkeit dafür besteht mit gängigen EHB-Anlagen ohne

weiteres. Jedoch ist zu beachten, dass Sicherheits- und Abstandseinrichtungen in

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

183

alle Richtungen arbeiten müssen. Eine Möglichkeit hierfür stellen Rundum-

Laserscanner dar, die es an jedem Fahrzeug anzubringen gilt. Sie existieren in

kleiner, leichter und kompakter Bauweise und ermöglichen das zuverlässige

Erkennen anderer Fahrzeuge mit bis zu einigen Metern Abstand, so dass die

Fahrzeuge bei Bedarf vor der Kollision anhalten. Nicht außer Acht gelassen werden

darf die Tatsache, dass die Fahrzeuge aufgrund der installierten Schleifleitungen

eine Vorzugsrichtung haben. Bedingt durch die mechanischen Eigenschaften von

Schleifleitungen und -kontakten kommt es bei Fahrten entgegen der Vorzugsrichtung

zu höherer Reibung und in der Folge auch zu Verschleiß. Rückwärtsfahrten sollten

somit nicht die Regel darstellen, sondern nur in Ausnahmefällen erfolgen. Ein solcher

Ausnahmefall kann etwa vorliegen, wenn ein Fahrzeug aufgrund eines

Weichenausfalls in eine Sackgasse geraten ist. Im Falle der wandlungsfähigen

Anlage und einem Fahrzeug mit eigener dezentraler, flexibler Steuerung, kann es

seinen Weg neu berechnen und rückwärts die Sackgasse verlassen. Weiterhin steigt

die Layoutflexibilität, falls das Schienennetz mit vielen Parallelstrecken ausgeführt ist,

die als Ausweich- oder Rückführstrecken genutzt werden können. Wie sinnvoll

solche Parallelstrecken in einer bestimmten EHB-Anlage sind, hängt stark vom

jeweiligen Anwendungsfall ab und damit vom Layout und der jeweiligen

Transportaufgabe der Anlage.

Eine spezielle Variante von Transportgehängen führt zu ausgeprägter

Layoutflexibilität in den Bereichen des installierten Schienennetzes. Dabei handelt es

sich um Hubgehänge, die durch spezielle Scherensysteme und Klapptechniken

höhenvariabel sind. D. h., sie verfügen über eine integrierte Hub-/Senkvorrichtung

(Kosten rund 13.000 €/Fzg.). Diese speziellen Gehänge können mehr oder weniger

an sämtlichen Punkten des Schienennetzes angehoben oder abgesenkt werden.

Auf- und Abgabestationen sowie Hubstationen werden damit weitestgehend

hinfällig. Weiterhin besteht die Möglichkeit, Drehstationen durch eine drehbare

Ausführung der Gehänge zu substituieren. Die Vorteile von Hubgehängen kommen

z.B. bei der Verlegung eines Abgabepunktes zum Tragen, etwa bei Verschiebung

einer Arbeitsstation. Nach lediglich geringfügiger Änderung in der Steuerung kann

das Gehänge am gewünschten neuen Ort abgesenkt werden. Ebenfalls von Vorteil

ist die Möglichkeit zur Einstellung der Arbeitshöhen, die von den Hubgehängen

angefahren werden. Je nach Größe des Mitarbeiters kann diese unter

ergonomischen Gesichtspunkten gewählt werden. Zweckmäßig wäre diese Funktion

z. B. an den Drehstationen, an denen das Geschirr so ergonomischer entnommen

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

184

bzw. beladen werden könnte. Weiterhin kann sich durch den Entfall der ortsfesten

Stationen die Zugänglichkeit und Fluchtwegssituation verbessern, weil keine

Feuerwehrdurchfahrten und Fluchtwege durch Auf- und Abgabestationen verbaut

werden. Somit reduziert sich bei der Planung die Anzahl der Restriktionen, die

diesbezüglich zu beachten sind und das Layout kann freier gestaltet werden. Von

Nachteil sind die höheren Kosten eines solchen Spezialgehänges und die

Einschränkungen aufgrund von Sicherheitsrisiken im Gefahrenbereich des

Gehänges. Bei einem Fahrzeug mit Hub-/Drehgehänge ist bei einer

aufzunehmenden Last von 2.500 kg mit einem Richtpreis von ca. 30.000 € zu

rechnen, was noch einmal deutliche Mehrkosten im Vergleich zum Hubgehänge

bedeutet. Vergleicht man diese Kosten mit denen eines herkömmlichen Fahrzeug, so

schlägt das herkömmliche Fahrzeug lediglich mit einem Richtpreis von nur etwa

8.000 € zu Buche. Im Falle der 150 in der Referenzanlage erforderlichen Fahrzeuge

ergäben sich Investitionen von rund 4,5 Mio. € lediglich für die Fahrzeuge und

Gehänge auf Basis dieser sehr vereinfachten Rechnung, die z.B. mögliche

Skaleneffekte bei der relativ hohen Anzahl von 150 Fahrzeugen vernachlässigt. Dies

entspricht dem Wert von mehr als 60 Auf- und Abgabestationen, so dass sich die

Investition in Hubgehänge für Airline Cateringanlagen i. d. R. nicht rechnen würde.

Derartige Spezialgehänge wären u.U. zielführend bei EHB-Anlagen mit extrem hoher

Wandlungshäufigkeit, geringer Durchsatzleistung und folglich wenigen Fahrzeugen

oder bei vielen Arbeitsstationen, aber weniger bei Anlagen, die vorwiegend

Transportaufgaben erfüllen und durch verhältnismäßig lange Strecken geprägt sind.

Der Nachteil einer EHB-Anlage hinsichtlich der Wandlungsfähigkeit liegt in dem fest

installierte Schienennetz und der durch die Auf- und Abgabestationen vorgegebenen

Aufgabe- und Entnahmepunkte. Sollen neue Orte im Produktionslayout erreichbar

werden und damit Layoutflexibilität und Erweiterungsfähigkeit erzielt werden, so ist

Umbau-, Anbaufähigkeit und Versetzbarkeit der Anlage erforderlich. Positive

Voraussetzungen dafür schafft die VDI-Richtlinie 3643, die eine Empfehlung zur

herstellerunabhängigen Kompatibilität von EHB-Fahrzeugen und Schienenanlagen

beschreibt. Die Befolgung dieser und deren detaillierter Beschreibungen und

Zeichnungen ermöglicht die Konstruktion von Schienensystemen und deren

Fahrzeugen in der Art, dass Fahrzeuge von der EHB-Anlage eines Herstellers auf

die eines anderen auffahren können.

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

185

Die Richtlinie deckt ebenfalls den möglichen Umbau der Anlage ab. So sind

Schienenstücke ohne Schweiß- und Trennarbeiten de- und wieder montierbar

auszuführen. Das Auswechseln eines Schienenstücks oder der Einbau einer

Hubstation ist ohne Veränderung der angrenzenden Stücke möglich [VDI-3643]. In

der Automobilindustrie erfährt diese Richtlinie als Standard bereits hohe Beachtung

und wurde auch bei dem hier beschriebenen Airline Catering Referenzobjekt

angewandt. Somit ist die Erweiterung der Anlage aus rein mechanischer Sicht bereits

heute mit geringem Aufwand möglich. Beispielsweise ist die Demontage eines

Schienenstücks und dessen Ersatz durch ein Weichenstück für den Anschluss neuer

Bereiche unproblematisch. Schienenstücke samt Auf-/Abgabe-, Hub- und

Drehstationen sollten die Standardschienenlänge von 6 m besitzen. Dadurch wird ein

schnellerer örtlicher Umbau einer Station positiv beeinflusst, da Anpassungsarbeiten

an den Schienen entfallen. Im Falle der Erweiterung einer bestehenden Anlage mit

Schienenstücken eines anderen Herstellers ist zu berücksichtigen, dass die

Schleifleitungen herstellerspezifisch ausgeführt sind. Damit werden ggf. Adapter

notwendig, um die Schienenkompatibilität sicherzustellen. Prinzipiell ist nach EHB-

Herstellerbeurteilung jeder EHB-Hersteller in der Lage, die Anlage eines anderen

Herstellers abzubauen, umzubauen und zu erweitern. Kritischer und mit

Schwierigkeiten verbunden ist erwartungsgemäß das Umprogrammieren einer

herstellerfremden, herkömmlichen Steuerung. Bei der Konstruktion von EHB-

Elementen wird heute Priorität auf eine einfache Montage auf der Baustelle gelegt.

Ein schneller und unkomplizierter Aufbau nutzt dabei insbesondere dem Lieferanten

und der Kostenminimierung beim Neubau. Ein weiterer Schritt in Richtung

Wandelbarkeit wäre es, Elemente möglichst kompakt und umbaufähig zu

konstruieren, so dass diese auf Flexibilität ausgerichtet sind.

Fasst man das Beschriebene zusammen, so ist festzuhalten, dass durch die VDI-

Richtlinie 3643 eine gute Grundlage gelegt wurde, um die mechanische

Wandelbarkeit von EHB-Anlagen zu ermöglichen. Es bleibt aber noch Spielraum für

eigene Entwicklungen und Modifikationen der Anlagenelemente. So besteht aus der

Perspektive des Herstellers nur geringes Interesse daran, dass eine von ihm

errichtete Anlage durch Komponenten beliebiger anderer Hersteller nach Bedarf

erweitert werden kann. Somit ergibt sich nur ein begrenztes Interesse daran, eine

vollkommene Standardisierung zu erreichen.

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

186

Laut Herstellerinformationen werden rund 90 % der EHB-Anlagen für die

Automobilbranche gebaut. Damit bestimmen Automobilhersteller maßgeblich die

Entwicklung auf dem EHB-Markt. Nahezu jeder dieser Hersteller hat eigene

Standards, präferierte Zulieferer für Anlagenkomponenten und individuelle Vorgaben

zur konstruktiven Gestaltung der Anlagenelemente. Somit wird auch auf der

Kundenseite keine ganzheitliche Standardisierung durchgängig angestrebt.

Theoretisch müsste sich die Standardisierung der Anlagenmodule positiv auf die

Investitionen und Installationszeiten auswirken. Bisher existieren nach EHB-

Herstellereinschätzung aber kaum Kunden, die sich auf eine umfangreiche

allgemeingültige Standardisierung einlassen würden. Stattdessen sind häufig noch

einzigartige Anlagen gewünscht, so dass EHB-Hersteller für den speziellen

Anwendungsfall die Anlagenelemente neu konstruieren oder Elemente aus den bei

Herstellern bestehenden Anlagenkomponentenportfolios angepasst werden. Um

diesem Status entgegen zu wirken, wurde im Konzept „Internet der Dinge“ erläutert,

wie in Form eines Modulbaukastens die Standardisierung weiter fortgesetzt werden

kann. Hierzu werden die Module in Grundfunktionen weiter aufgeschlüsselt, um aus

diesen Grundfunktionen wiederum für den jeweiligen Bedarfsfall eine kombinierte

Lösung bereitstellen zu können (vgl. hierzu 3.2.2). Diese Lösungen zeichnen sich

dann nicht durch individuelle, konstruktive Anpassung der Elemente aus, sondern

vielmehr die individuelle Kombination von Funktionen aus dem Modulbaukasten,

zugeschnitten auf den jeweiligen Anwendungsfall.

6.2.2 Steuerungs- und Kommunikationstechnik

Zur Realisierung wandlungsfähiger Materialflusssysteme bedarf es einer

dezentralen, selbststeuernden Steuerungsarchitektur. In Forschung und Entwicklung

wurden Konzepte zur dezentralen Steuerung erarbeitet. Die vorliegende Arbeit

basiert auf dem u. a. an der TU München entwickelten Konzept „Internet der Dinge“

[Günt-10]. Wesentliche Inhalte, die grundsätzliche Funktionsweise, sowie Merkmale

und Vorteile wurden bereits an früherer Stelle dieser Arbeit beschrieben (vgl. hierzu

3.2). Die Technik wird im Folgenden näher erläutert.

Die Gestaltung des Steuerungskonzepts hat wesentlichen Einfluss auf die

Wandelbarkeitskriterien Integrationsfähigkeit und Durchsatzflexibilität. Im Folgenden

soll die Umsetzung der Steuerungs- und Kommunikationstechnik nach dem Konzept

„Internet der Dinge“ beschrieben werden, wie es die Integrationsfähigkeit in hohem

Maße unterstützt und die Einbringung weiterer und auch andersartiger Module

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

187

ermöglicht. Ebenfalls erfüllt es das Kriterium Durchsatzflexibilität, weil problemlos

Fahrzeuge ein- und ausgeschleust werden können, in Abhängigkeit vom jeweiligen

erforderlichen Transportvolumen.

Wie unter 3.2.2 beschrieben, sind beim „Internet der Dinge“-Konzept zur Steuerung

eines Materialflusssystems drei verschiedene Typen von Entitäten erforderlich:

� Transporteinheiten (TE)

� Module

� Softwaredienste

Betrachtet man den Modulaufbau bei einem Verzweigungsmodul, wie z. B. einer

Hubstation in der EHB zur Verbindung von unterer und oberer Förderebene, so ist

dieses mit Sensoren ausgestattet, die den Eintritt und das Verlassen einer TE im

Bereich des Moduls erkennen. Weiterhin existiert eine Leseeinheit zum Auslesen von

RFID-Daten, ggf. (allerdings mit Einschränkungen) könnte aber auch Barcode

Technik zum Einsatz kommen, falls erforderlich. Weiterhin ist das Modul im Idealfall

bei vollständiger Modularisierung mit einer eigenen Steuerungseinheit ausgestattet,

wobei aus Gründen der Investitionsreduzierung auch zentrale Lösungen prinzipiell

machbar sind. Dabei würden mehrere Module mit einer gemeinsamen

Steuerungseinheit arbeiten, was aber immer zu Lasten der vollständigen

Modularisierung geht. Die Steuerungseinheiten sind über Ethernet verbunden.

Sensoren und Aktoren werden mit der zugehörigen Steuerungseinheit über einen

ASI-Bus verknüpft.

Die Softwarearchitektur der Modulsteuerung ist in zwei Schichten mit einer

dazwischen agierenden Middleware aufgebaut. Bei den zwei Schichten handelt es

sich um eine logische, agentenorientierte Schicht mit Verwaltungsfunktionen und

Kommunikationsfähigkeit mit sonstigen Agenten und eine maschinennahe,

echtzeitfähige Schicht zur Ansteuerung und Signalverarbeitung mit den Sensoren

und Aktoren. Die untere Schicht kann als SPS ausgeführt sein. Aufgabe der

Middleware ist die Regelung der Kommunikation zwischen oberer und unterer

Schicht.

Softwarearchitektur

Um eine einfache Integration neuer Agenten und deren Interaktion zu ermöglichen,

bedarf es einer allgemeingültigen, erweiterbaren und einfach handhabbaren

Softwarearchitektur. Von hoher Bedeutung ist die Robustheit der agentenbasierten

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

188

Softwarearchitektur, sowie eine einfache Konfigurierbarkeit und Anpassungsfähigkeit

der Software für die Erweiterbarkeit. Hierzu bedarf es eines Agentenbaukastens, der

viele Anwendungsfälle und die damit verbundene Softwareanpassung bereits durch

reine Konfiguration abbilden kann. Weiterhin ist in der industriellen Anwendung von

entscheidender Bedeutung, dass die Softwarearchitektur in ihrer Performance

unabhängig von der Größe des Materialflusssystems ist, d. h., die Skalierbarkeit ist

gegeben ohne wesentliche Leistungseinbußen bei der Steuerung, obwohl es bei

großen Systemen zu einer Vielzahl von Agenten kommen wird [Libe-10].

Im Gegensatz zu hierarchisch aufgebauten Steuerungen herkömmlicher Bauart, mit

zentralem, übergeordnetem Materialflussrechner für strategische Aufgaben, wie die

Auftragsdisposition und Transportkoordination und darunter liegenden SPS für

operative Aufgaben und die Anbindung der Sensoren und Aktoren, ist im Falle der

agentenbasierten Steuerung ein hierarchieloses Steuerungsprinzip mit

kooperierenden, autonomen Einheiten umgesetzt. Im „Internet der Dinge“-Konzept

wurde das FIPA Agenten Management Referenz Modell (Foundation for Intelligent

Physical Agents) angewendet und gegenüber anderen verfügbaren Standards

empfohlen (siehe folgende Abbildung).

Abbildung 6-3: Agenten Management Referenz Modell d er FIPA (vgl. [Libe-10])

Das Modell beschreibt eine abstrakte Agentenplattform und legt Dienste zur

Erzeugung, Registrierung, Auffindung, Kommunikation und dem Entfernen von

Agenten fest. Jeder Agent ist durch einen eindeutigen Agentenidentifikator

gekennzeichnet und wird unter diesem im Agenten Management System verwaltet.

Außerdem überwacht das Agenten Management System die

Agentenlaufzeitumgebung und den Agentenlebenszyklus. Im Directory Facilitator

(DF) wird ein Verzeichnisdienst abgebildet, der alle Agentendienstleistungen

Software

Agent Platform

Agent

Agent

Agent Agent

Management

System

Directory

Facilitator

Message Transport System Message Transport System

Agent Platform

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

189

verwaltet und bei Abfrage durch andere Agenten die verschiedenen

Dienstleistungsprofile der Agenten übergibt. Als Kommunikationsplattform zwischen

Agenten dient das Message Transport System. Bei verteilten Agentenapplikationen

oder mehreren Agentenplattformen erfolgt die Kommunikation von Agent zu Agent

über das jeweilige Message Transport System der Agenten Plattformen und

wiederum zwischen den verschiedenen Message Transport Systemen. Die

Umsetzung von Agenten Management System, Directory Facilitator und Message

Transport System erfolgt in Form von Agenten und ergibt in Summe die

Agentenplattform und die Agenten Management Services der FIPA.

Es kann für die Umsetzung des „Internet der Dinge“-Konzepts nach den FIPA-

Referenzarchitektur-Konventionen auf bereits verfügbare Laufzeitumgebungen für

Softwareagenten zurückgegriffen werden, so dass die Realisierung allgemeiner

Verwaltungsaufgaben für die Entwickler entfällt und weitere Kompatibilitäten

gegeben sind. Folgende Abbildung (Abbildung 6-4) veranschaulicht, wie im „Internet

der Dinge“-Konzept die Steuerungsagenten in einer verteilten Plattform umgesetzt

sind und die Kommunikation über die verfügbaren Mechanismen erfolgt. Weiterhin

stellt die Abbildung die Verknüpfung von Agentensystem und

automatisierungstechnischer Umgebung dar.

Abbildung 6-4: Architektur der agentenbasierten Ste uerung im Internet der Dinge (vgl. [Libe-

10])

Die Realisierung der Agentenlogik erfolgt auf Industrie-PC (IPC). Wegen der PC-

basierten Architektur können Steuerungsagenten und Agentenplattform in einer

höheren Programmiersprache umgesetzt werden. Wie in Abbildung 6-4 abgebildet,

wird auf den Steuerungsrechnern 1 bis n jeweils ein Teil der verteilten

Steuerungsrechner 1

TE-Agent

TE-AgentTE-Agent

Abstraktionsschicht

Nachbar System

Modulagent

Schnittstel-lenagent

Sensor Aktor

Technische Anlage

Dienst-agent

Dienst-agent

2 … … … n

Verteilte Agentenplattform

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

190

Agentenplattform installiert und außerdem einer oder mehrere Agenten instanziiert.

Somit wird durch die Verteilung die erforderliche Leistung jedes einzelnen Rechners

niedrig gehalten, was Einsparpotenziale bei der Hardware mit sich bringt. Mit der

Verteilung werden mechatronische Module bestehend aus Mechanik, Rechner und

Steuerung zusammengesetzt, die in der Folge problemlos einem Modulaustausch

unterzogen werden können.

Mit der Agentenplattform werden die Grundfunktionalitäten zur Verwaltung und

Kommunikation bereitgestellt, wohingegen die eigentliche Steuerungslogik des

Materialflusssystems erst durch die Interaktion der verschiedenen Agenten entsteht.

Hierbei kommen den Agenten verschiedene Aufgaben zu. Schnittstellenagenten

dienen der Kommunikation mit Nachbarsystemen, die nicht nach den „Internet der

Dinge“-Standards aufgebaut sind. Sie transformieren externe Protokolle und

Nachrichteninhalte, so dass diese durch das jeweilige Nachbarsystem genutzt

werden können. Die Ansteuerung der Sensoren und Aktoren wird in herkömmlichen

SPS-Programmen umgesetzt, was insbesondere aufgrund der Echtzeitanforderung

erforderlich ist. Die Agentensysteme und Programmiersprachen aus dem PC-Bereich

wie .Net und Java sind zwar vorteilhaft, erfüllen jedoch, im Gegensatz zu SPS-

Programmen, nicht immer das zwingend erforderliche Kriterium der Echtzeitfähigkeit.

Hierbei kommt auch die weiter steigende Geschwindigkeit von

Materialflusstechniksystemen zum Tragen (aktuell bereits EHB max. 3 m/s Gerade, 1

m/s Kurve [Eise-2010]; Behälterfördertechniken und Sorter im Maximalwert ähnlich,

im Durchschnitt aber höher; Beumer Independent Carrier System für

Flughafengepäck sogar mit bis zu 10m/s [Beum-2014]). Für diese Geschwindigkeiten

und die somit erforderlichen Reaktionszeiten eignen sich insbesondere die in der

Automatisierungstechnik sehr verbreiteten SPS, weil diese Reaktionszeiten unterhalb

definierter Grenzen garantieren. Sie sind auf die Abarbeitung von Programmen mit

fester, garantierter Zykluszeit ausgelegt. Ob hierbei eine herkömmliche SPS oder

eine Soft-SPS auf einem PC zum Einsatz kommt, ist grundsätzlich frei wählbar. Auf

das als Basis für diese Arbeit verwendete Konstrukt aus Embedded-PC und Soft-

SPS wird an späterer Stelle näher eingegangen.

Um die Vorteile von Hochsprachen mit der geforderten Echtzeitfähigkeit zu

kombinieren, wird die Steuerungslogik eines Moduls in zwei Schichten sowie einer

als Vermittler dazwischen fungierenden Middleware realisiert. Bei den zwei

Schichten handelt es sich um den in objektorientierter Hochsprache realisierten

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

191

Softwareagenten und die Maschinensteuerungsebene zur Verarbeitung der digitalen

und analogen Eingangs- und Ausgangssignale der technischen Fördertechnikanlage.

Softwareagent

Durch Verwendung der objektorientierten Hochsprache können alle Vorteile der

Kapselung und Vererbung genutzt werden. Kernaufgabe des Agenten sind der

Datenaustausch, die Kooperation und die Koordination mit anderen Entitäten.

Weiterhin trifft der Agent komplexe Entscheidungen, die allerdings nicht der

Echtzeitfähigkeit unterliegen. Durch die Hochsprache sind bestehende

Agentenframeworks verwendbar. Mit Realisierung der Steuerungslogik auf verteilten

Steuerungsrechnern (vgl. Abbildung 6-4) wird die Materialflusssteuerungsfunktion

durch die Interaktion der verschiedenen Agenten realisiert. Die Agenten enthalten

standardisierte, logistische Funktionen und Strategien, was sie hardwareunabhängig

macht und die Wiederverwendbarkeit des Programmiercodes ermöglicht.

Maschinensteuerungsebene

Die untere Schicht ist im Gegensatz dazu als echtzeitfähige, maschinennahe

Steuerung auf Komponenten- bzw. Modulebene ausgeführt mit direkter Anbindung

an die Aktorik und Sensorik. Sie ist hardwarespezifisch ausgeführt bzw. muss für die

jeweilige Hardware neu programmiert werden, was i. d. R. durch den

Hardwarelieferanten selbst erfolgt oder zumindest auf Basis seiner Bibliotheken für

die Anbindung von Sensorik und Aktorik.

Middleware/Abstraktionsebene

Für die Kommunikation der beiden Schichten untereinander wird eine Middleware

verwendet. Diese ermöglicht, dass die Eigenschaft „Echtzeitfähigkeit“ mit den

Möglichkeiten von Hochsprachen verknüpft wird. Die Middleware sorgt dafür, dass

spezifische Merkmale und Ausprägungen der jeweiligen Mechanikansteuerung für

den Agenten nicht von Bedeutung sind, so dass der Agent unabhängig von der

jeweiligen Modulhardware implementiert werden kann und der

Konfigurationsaufwand minimal ist. So können beliebige Agenten und SPS-

Programme auf ebenfalls beliebiger Hardware mit nur geringem Aufwand

miteinander kommunizieren. Weiterhin ermöglicht die Anwendung der Middleware,

dass der Modulagent während der Entwicklungs- und Testphase auch an einen

Emulator oder eine Simulationsumgebung angebunden werden kann. Hierdurch

kann die Dauer der Inbetriebnahme und Testphase entkoppelt werden. Für die

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

192

Anbindung beider Ebenen stellt die Middleware Funktionen zur Verfügung, mit denen

die verschiedenen Kommunikationsprotokolle zwischen den Ebenen gekapselt und

abstrahiert werden können. Diese Abstraktionsebene ist sehr flexibel und frei

konfigurierbar ausgelegt.

Auf Basis der zuvor beschriebenen abstrakten Systemarchitektur werden die für die

dezentrale Steuerungslogik erforderlichen Agenten realisiert. Wie in 3.2.2

beschrieben, ist eine Entität die elementare Einheit des „Internets der Dinge“, die im

Fall der Module neben dem Softwareagenten auch mechanische und elektrische

Komponenten beinhaltet (vgl. Abbildung 3-4: Funktionsklassen und Vererbung im

Internet der Dinge“). Dienste und Module stellen nach dem „Internet der Dinge“-

Konzept Dienstleister dar, die ihre Leistungen auf einem dynamischen Marktplatz

anbieten, der insb. von Transporteinheiten aber auch anderen Modulen oder gar

Softwarediensten für den Leistungserwerb genutzt wird. In Sonderfällen, wie z. B.

dem Pulkfahren, kann sogar eine TE eine Dienstleistung anbieten. Über die

Entitätsklassen werden den Entitäten bereits Grundfunktionen vererbt wie der

Nachrichtenaustausch, die Registrierung, das Abarbeiten von Kommunikations- und

Interaktionsprotokollen für Prozesse wie Auktionen etc. Module lassen sich eindeutig

Funktionsklassen zuordnen (Abbildung 3-4). Gemeinsam ist allen

Materialflusstechnikmodulen, dass sie über die Modulklasse die Fähigkeiten zur

Ansteuerung und Überwachung von Sensoren und Aktoren, der Verwaltung ihres

Belegungszustandes und auch der Abstimmung mit anderen Modulen im Rahmen

von Lastübergabeprozessen vererbt bekommen.

Steuerungshardware

Entsprechend dem Ansatz der funktionsorientierten Modularisierung gilt es auch, die

Steuerungshardware an die Modulgrenzen anzupassen, um so die vollen Vorteile der

Abgrenzung zu nutzen. Hierzu wird im Idealfall jedes Modul mit seiner eigenen

Hardware ausgestattet, wohingegen bei klassischen, hierarchisch aufgebauten

Steuerungen häufig eine SPS für viele Materialflusstechnikelemente verwendet wird,

über die Modulgrenzen hinaus für ganze Anlagenbereiche und somit ungewollte

Abhängigkeiten entstehen. Als modulare Steuerungshardware stehen grundsätzlich

PC-Systeme und speicherprogrammierbare Steuerungen (SPS) zur Verfügung. Bei

der Wahl der Steuerungshardware sind insbesondere die Kriterien „technische

Eigenschaften“, „Wirtschaftlichkeit“ und „Bedienerfreundlichkeit“ von Bedeutung. SPS

erfüllen klassisch die Aufgabe der maschinennahen Steuerung unter

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

193

Echtzeitbedingungen. PC - und hier insbesondere Industrie-PC - kommen in der

jüngeren Vergangenheit immer häufiger auch als Alternative zu SPS zum Einsatz.

Sie verfügen zwar nicht über eine komplett auf Robustheit, ggf. auch zu Lasten der

absoluten Performance ausgelegte Struktur, wie es bei SPS der Fall ist, jedoch sind

PC-Lösungen günstiger. Besser gewährleistet ist bei SPS die langjährige

Ersatzteilverfügbarkeit von Komponenten. Ebenfalls vorteilhaft ist die kurze

Hochlaufphase und die hohe Verfügbarkeit bei SPS. SPS und PC-basierte Systeme

gewährleisten von Haus aus Echtzeitfähigkeit, wenn echtzeitfähige Betriebssysteme,

wie etwa Windows CE oder Realtime-Linux, zum Einsatz kommen. Erforderlich ist

dies, um eine garantierte Reaktionszeit auf geänderte Eingangssignale sicherstellen

zu können, damit definierte Reaktionen der Steuerungen auch auf jeden Fall

innerhalb der vorgegebenen Zeit eintreten, die z.B. bei Pallettenfördertechnik in

einem Bereich von rund 150 bis 200 ms liegt. Die absolute Rechengeschwindigkeit

von PC ist zwar höher, jedoch reicht die der SPS i. d. R. auch aus.

Was die Konnektivität an Datennetzwerke angeht, sind beide Systeme gut für die

Anwendung im „Internet der Dinge“ geeignet, weil hier eine Kommunikation zwischen

den Entitäten ausschließlich über Ethernet erfolgt. Inzwischen ist auch bei SPS eine

Ethernetschnittstelle nach IEEE-Norm 802.3 Standard. Weiterhin verfügen SPS über

Anbindungsmöglichkeiten an klassische Feldbussysteme, was aber auch bei PC

über Schnittstellenkarten realisierbar ist. Die Sicherheit betreffend, insbesondere

wenn man an Viren denkt, sind PC als vorteilhaft einzustufen. Für PC sind

Virenscanner verfügbar, was von hoher Bedeutung ist, wie die jüngsten

Entwicklungen zeigen, wenn man bspw. an im September/Oktober 2010

aufgetretene Fälle von Befall mit Stux.Net denkt.

Hinsichtlich der Bedienerfreundlichkeit bieten SPS die erforderlichen Funktionalitäten

und Hilfsmittel, um die Steuerungsaufgaben wie die Signalverarbeitung,

Zeitkontrollmechanismen oder die Ansteuerung von Aktoren zu übernehmen, was

vorzugsweise mit den nach der IEC 61131-3 1993 genormten Sprachen umgesetzt

wird. Programmbausteine, Visualisierungsprogramme und die

Anbindungsmöglichkeit über das Netzwerk machen die Konfiguration und

Fehlerbehebung auf SPS bedienerfreundlich. PC heben sich durch die eingesetzten

Hochsprachen, wie etwa C++, C# und Java, gegenüber SPS ab und sind für

komplexere Aufgaben und Datenverarbeitungen, wie etwa aus einer XML-Nachricht

oder die Datenbankanbindung, besser geeignet. Gleiches gilt für die

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

194

Visualisierungsfunktion der Anlagen, was in einer Hochsprache deutlich besser

gelingt.

Als Fazit lässt sich zusammenfassen, dass für die sehr maschinennahe Anbindung

und die damit verbundenen Steuerungsaufgaben die SPS die erste Wahl ist,

wohingegen bei komplexeren Aufgaben, wie sie in hierarchischen Systemen vom

MFR übernommen würden, PC eindeutig von Vorteil sind.

Für die Umsetzung nach dem Konzept „Internet der Dinge“ sind verschiedene

Konfigurationen und Kombinationen aus PC, Embedded PC (EPC) und SPS denkbar

und einsetzbar. Kuzmany erläutert und bewertet diese Alternativen im Detail [Kuzm-

10]. Als Basis für die vorliegende Arbeit und damit das für wandelbare EHB im Airline

Catering betrachtete Konzept, soll ein Embedded PC mit Soft SPS zum Einsatz

kommen. Bei dieser Lösung handelt es sich um einen kleinen modular aufgebauten

Industrie-PC, der einerseits mit einem herkömmlichen hochsprachenfähigen PC-

Betriebssystem ausgestattet ist und andererseits auch über ein SPS-Betriebssystem

mit Eignung für Sprachen nach IEC 61131-3 verfügt. Somit können optimal die

Vorteile der echtzeitfähigen Soft-SPS für die Maschinensteuerungsebene und die

Vorteile der Hochsprachen für die Agentenebene genutzt werden. Ein kleiner

Nachteil liegt in den etwas höheren Kosten im Vergleich zu den drei infrage

kommenden Alternativen, die da wären: eine reine SPS, ein Embedded-PC ohne

Soft-SPS oder auch die Kombination aus PC und SPS. Kuzmany [Kuzm-10] kommt

zu dem Fazit, dass je nach Anwendungsfall entschieden werden kann, welche

Lösung kostenseitig gerechtfertigt ist. In Abhängigkeit von der Komplexität der

Maschinensteuerungsebene kann bei geringer Komplexität z. B. auf die Soft-SPS

verzichtet werden und komplett in Hochsprachen und somit bei geringeren

Lizenzkosten realisiert werden. Allgemein ist aber festzuhalten, dass die Lösung aus

Embedded-PC mit Soft-SPS die technisch und aus Gründen der

Anwenderfreundlichkeit zu bevorzugende ist.

Radio Frequenz Identifikation RFID

Für den Einsatz in wandelbaren Materialflusstechniksystemen, deren Steuerung

nach dem „Internet der Dinge“-Konzept aufgebaut ist, bietet sich der Einsatz von

RFID Technik an. Sie weist diverse Vorteile gegenüber der herkömmlichen Barcode-

Identifizierung auf und soll auch im Rahmen dieser Arbeit berücksichtigt werden. Auf

die Vorteile wird demnächst, nach kurzer grundsätzlicher Beschreibung von RFID,

eingegangen (vgl. auch [Nett-10]).

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

195

Beim RFID-Verfahren werden Daten berührungslos ohne Sichtkontakt ausgetauscht.

Der Austausch des binär codierten Datensatzes erfolgt durch induktive Kopplung

oder alternativ elektromagnetische Wellen. In den Systemen kommen

wiederbeschreibbare oder zumindest einfach beschreibbare Transponder, die auch

Tags genannt werden, zum Einsatz. Weiterhin befinden sich im System Lese- und

Schreibgeräte. Diese sind in Abhängigkeit von den Transpondern ausgeführt.

Passive Transponder werden mittels elektromagnetischer Wellen aktiviert und die

Daten ausgetauscht, wohingegen aktive Transponder eine eigene

Energieversorgung, meist als Batterie ausgeführt, besitzen. Das schränkt ihre

Lebensdauer ein und steigert die Anschaffungskosten, erhöht aber gleichzeitig auch

die mögliche Datenübertragungsrate und Übertragungsdistanzen.

Als Frequenzbereiche stehen LF (Low Frequency) bis Mikrowellen zur Verfügung,

was, bezogen auf die EU (in anderen Regionen abweichend), einem

Frequenzbereich von 125 kHz bis 2,45 GHz entspricht und einer Bandbreite von

5 kHz bis 9 MHz. Damit können, je nach Anwendungsfall, Reichweiten von nur rund

1 m bis hin zu deutlich über 10 m, im Falle der Mikrowellen, eingestellt werden. Für

das Materialflusstechnikumfeld und im Speziellen das „Internet der Dinge“-Konzept

ist es von großer Bedeutung, dass Lesesicherheit und Verfügbarkeit gewährleistet

sind. Falls ein Transponder nicht richtig gelesen werden kann, ist auch keine

Zuordnung des physischen Objekts zum zugehörigen Agenten möglich. Insofern ist

Verfügbarkeit und Lesesicherheit von essenzieller Bedeutung. UHF und Mikrowellen

neigen im metallischen Umfeld zu Reflexionen und damit verbundenen Störungen,

was bei der EHB im Airline Catering ein akutes Risiko ist. Ebenfalls störend für den

Anwendungsfall im Materialflusstechnikumfeld ist die hohe Lesereichweite von UHF

und Mikrowellen, weil u. U. nicht gewährleistet ist, dass korrekt erkannt wird, welches

Objekt Verfolger und welches Vorgänger ist, falls sich beide gleichzeitig im großen

Lesebereich befinden. Im Falle von Low und High Frequency (LF und HF) wird

zweifelsohne nur das direkt vor der Antenne befindliche Objekt identifiziert, so dass

das Problem entfällt. Beim RFID-Einsatz stehen Datenaustausch- und

Materialflusstechnikgeschwindigkeit in direkter Abhängigkeit. Die Kombination muss

so erfolgen, dass bei max. Geschwindigkeit dennoch das erforderliche Volumen

ausgelesen werden kann, während sich das Objekt im Schreib-/Lesefeld befindet.

Somit kommen bei besonders hohen Fördergeschwindigkeiten UHF und Mikrowellen

und deren großes Schreib- und Lesefeld vorteilhaft zur Geltung.

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

196

Sollen mehrere Objekte gleichzeitig vereinnahmt werden und deren Daten im Pulk

erfasst werden, so ist HF, UHF oder Mikrowellentechnik erforderlich. Auf den Fall

EHB im Airline Catering übertragen bedeutet dies, dass bei Ausstattung aller Trolleys

mit RFID und Fahrt eines Transportfahrzeugs mit einem Gehänge und mehreren

Trolleys darauf eine Pulkerfassung bei Durchfahren eines Gates erfolgen könnte.

Eine weitere Wahlmöglichkeit besteht, neben dem Frequenzbereich, auch bei der

Form des Dateninhalts, der auf dem Transponder gespeichert wird. Hier reichen die

Varianten von reiner ID-Speicherung auf dem Datenträger (Id-on-tag) über die

Speicherung weiterer Daten auf dem Datenträger (Data-on-tag) bis hin zur

Speicherung der eigentlichen Software auf dem Datenträger (Agent-on-tag). Das

Verfahren Id-on-tag entspricht den konventionellen Identifikationssystemen, bei

denen mittels Auslesen der eindeutigen ID der jeweilige Agent zugeordnet wird.

Vorteil hierbei ist das geringe zu lesende und zu speichernde Datenvolumen.

Nachteilig ist, dass die Daten vollständig beim Agenten liegen und somit auch

Statusinformationen dort persistent, d. h. nicht flüchtig und rekonstruierbar auch bei

Systemausfall in entsprechenden Datenbanken gespeichert und dynamisch

aktualisiert werden müssen. Der Unterschied zu herkömmlichen Barcodesystemen

ist gering.

Bei Data-on-tag Verfahren werden außer der ID auch Daten für die

Systemsteuerung, wie etwa Destinationen, Routingdaten oder Angaben zum

Transportgut direkt auf dem Transponder gespeichert. Vorteil hierbei ist die

persistente Speicherung direkt am Objekt mittels Transponder, was auch über

Systemgrenzen hinaus angewendet werden kann und den Datenaustausch zwischen

verschiedenen Systemen erleichtert. Gleichzeitig bringt das aber auch die Nachteile

des größeren zwischen Transponder und Lese-Schreibstation auszutauschenden

Datenvolumens sowie dem größeren erforderlichen Speicherchip mit sich. Damit wird

über das Datenvolumen Einfluss auf die geeigneten Frequenzbereiche und/oder die

zulässige Transportgeschwindigkeit genommen.

Mit dem Agent-on-tag Verfahren werden die Agenten auch physisch direkt an das

Transportgut angebunden. Hierbei befinden sich sowohl die Status- und

Identifikationsdaten als auch der Programmcode des Softwareagenten auf dem Tag.

Bei Erreichen einer Lese-/Schreibstation wird der Programmcode ausgelesen und in

einer sicheren Ausführungsumgebung ausgeführt. Vor Verlassen der Station werden

alle Daten wieder zurückgeschrieben auf den Transponder. Nachteilig ist hierbei das

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

197

sehr große transferierte Datenvolumen und von Vorteil die maximale Flexibilität beim

Agenten, die so weit geht, dass Agenten je Transportgut individuell sein können und

dem Transportsystem nicht bekannt sein müssen.

Für den hier vorliegenden Anwendungsfall von EHB und Airline Catering nach dem

Konzept „Internet der Dinge“ lässt sich festhalten, dass Data-on-tag in Kombination

mit HF oder UHF derzeit am zielführendsten einzustufen ist. Die Auswahl zwischen

UHF oder HF muss anhand der örtlichen Gegebenheiten getroffen werden unter

Berücksichtigung der Reflexionen, des Datenvolumens und der

Materialflusstechnikgeschwindigkeit sowie dem minimalen Fahrzeugabstand. Auf

lange Sicht stellt Agent-on-tag eine Option dar, die weitere Flexibilität mit sich

brächte, jedoch ist aktuell nicht in Sicht, dass die dazu erforderlichen RFID-

Entwicklungen mittelfristig zu akzeptablen Kosten verfügbar sind.

Eine industrielle Umsetzung des „Internet der Dinge“-Konzepts im Großmaßstab

erfolgte bisher nicht. Da der weitere erforderliche Entwicklungsaufwand aber

überschaubar ist, soll hierauf innerhalb der vorliegenden Arbeit nicht näher

eingegangen werden. Prämisse der Arbeit ist die marktreife Verfügbarkeit

herkömmlicher hierarchisch aufgebauter Steuerungssysteme sowie wandelbare

Lösungen nach dem Konzept „Internet der Dinge“. Um eine realistische

Vergleichsrechnung aufstellen zu können, wurde zwischen den Jahren 2006 und

2009 das zuvor beschriebenen Konzept bzw. Teile daraus mit Materialflusstechnik

Lieferanten diskutiert und die erforderlichen Änderungen zu bestehenden Lösungen

herausgearbeitet und die Differenzkosten für die selbststeuernde, dezentrale

Steuerung durch Abschätzungen mit Experten insb. von EHB-Herstellern ermittelt.

Für die Wirtschaftlichkeitsrechnung in dieser Arbeit wird somit die Arbeitsprämisse

getroffen, dass die Entwicklung des beschriebenen Systems bis zur großindustriellen

Einsatzreife stattgefunden hat bzw. die weiteren Produktentwicklungskosten nicht

direkt dem betrachteten Neubauprojekt zugerechnet werden sollen.

6.2.3 Energietechnik

Unter dem Oberbegriff „Energietechnik“ wird die Versorgung der Anlagenmodule mit

Strom-, Druckluft- und deren Anschluss an die Hydraulik zusammengefasst. Für EHB

ist dabei insbesondere die Versorgung der aktiven Anlagenkomponenten mit Strom

von Bedeutung. Wandelbarkeit diesbezüglich wird vor allem durch eine gute Umbau-

und Erweiterungsfähigkeit erreicht. In der unter 6.2.1 bereits zitierten VDI-Richtlinie

3643 sind Festlegungen für das Material, die Querschnitte und die

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

198

Betriebsspannungen der stromführenden Leiter getroffen. Weiterhin ist das

Stromschienensystem so auszuführen, dass Schienenstücke ohne Anpassung der

angrenzenden Schienenabschnitte de- und wieder montierbar sind [VDI-3643].

Bisher hat leider fast jeder Hersteller (vgl. 6.2.1) seinen eigenen Standard für die

Gestaltung der Schleifleitungen. Mit Hilfe von Adaptern können Schienen

miteinander verbunden werden, falls deren Stromschienen von unterschiedlichen

Herstellern stammen. Nach Angaben von EHB-Herstellern stellt das Hinzuschalten

neuer Schienenabschnitte keinen kritischen Vorgang dar. Wenn die Anlage

zonenweise und modular aufgebaut ist und Teilbereiche vom Netz genommen

werden können, sind Umbau- und Erweiterungsarbeiten bei laufendem Betrieb mit

nur geringen Einschränkungen möglich. Im Falle eines Umbaus werden die

betroffenen Bereiche außer Betrieb gesetzt, so dass in diesen Abschnitten die

erforderlichen Arbeiten ausgeführt werden können.

Im Bereich der Energietechnik ist die Normung sehr weit vorangeschritten, so dass

bei strikter Befolgung der Vorgaben eine Erweiterungs- und Umbaufähigkeit gegeben

ist. Im Normalfall werden Schaltschränke von den Anlagenbauern bereits heute mit

einer Erweiterungsreserve von mindestens 20 % ausgelegt. Diese Reserven

genügen, um überschaubare Umbaumaßnahmen abzudecken. Umfangreiche

Maßnahmen hingegen bedürfen der Installation weiterer Schaltschränke, womit sich

die Frage stellt, ob ausreichende Platzreserven für die Installation weiterer

Schaltschränke verfügbar sind. Wenn es sich um eine EHB handelt, bei der von

häufigen Positionswechseln bei den Auf- und Abgabe-, Dreh- und Hubstationen

auszugehen ist, so sollte jede Station über einen eigenen Schaltschrank verfügen.

Es empfiehlt sich diesen in unmittelbarer Nähe der Station zu platzieren, um einen

möglichst einfachen und schnellen Umzug der Station samt Schaltschrank zu

ermöglichen.

In bestehenden EHB sind zwei prinzipiell unterschiedliche Ausführungen der

Energieübertragung vorzufinden. Zum einen sind dieses Schleifleitungen und zum

anderen berührungslose Leitungen, bei denen eine induktive Energieübertragung

erfolgt. Der Einsatz berührungsloser Übertragungssysteme ist aber nur unter

bestimmten zweckmäßig, wie etwa in leicht entzündlicher oder explosiver

Atmosphäre. Dieses kann z. B. der Fall sein, wenn die befahrenen Räume mit

Feinstaub belastet sind, der gefährdend ist. Der Nachteil induktiver Leitungen

resultiert in erster Linie aus dem rund doppelt so hohen Investitionsaufwand. Diese

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

199

werden nur geringfügig durch geringere laufende Wartungskosten kompensiert,

aufgrund des geringeren Verschleißes. In Bezug auf die Wandlungsfähigkeit sind

keine signifikanten Unterschiede zwischen beiden Systemen vorhanden, wenn man

einmal von der schlechteren Eignung von Schleifleitungen für den eher selten

genutzten Rückwärtsfahrbetrieb absieht. Auf Basis dieser Bewertung macht der

Einsatz von induktiver Energieübertragung im Airline Catering nur wenig Sinn;

Schleifleitungen sind für das Airline Catering ausreichend.

Bei der Planung und Ausführung der Module ist zur Erreichung einer möglichst guten

Wandelbarkeit darauf zu achten, dass die energietechnischen Modulgrenzen den

mechanischen und steuerungstechnischen Grenzen entsprechen. Daduch wird

Austauschbarkeit und Erweiterungsfähigkeit der Module erreicht. Weiterhin sind

steckbare Verbindungen zu bevorzugen und es ist auf saubere Schnittstellen zu

achten.

6.2.4 Bauwerk

6.2.4.1 Anforderungen

Bauseitige Voraussetzungen sind so zu schaffen, dass eine möglichst

uneingeschränkte Erweiterungs- und Umbaufähigkeit der EHB gegeben ist. Dazu

sind alle Hallenbereiche soweit wie möglich wandelbar auszuführen und

insbesondere für eine nachträgliche Installation von EHB vorzubereiten. Es gilt dazu

insbesondere die beiden nachfolgend beschriebenen Aspekte zu berücksichtigen.

Als erstes ist bereits im Vorfeld planerisch vorzusehen, dass alle grundsätzlich in

Frage kommenden Hallenbereiche zu einem späteren Zeitpunkt mit EHB

ausgestattet werden können. Dazu gilt es die unterschiedlichen Varianten der EHB

Befestigung und die statischen Voraussetzungen dafür zu prüfen. Im Rahmen dieser

Arbeit wurden drei Installationsvarianten überprüft, dabei handelt es sich um die

Befestigung an den Unterzügen des Gebäudes mittels eingelassener Rohrhülsen,

die Einbetonierung von Halfenschienen in die Gebäudedecken sowie die Installation

mittels aufgeständerter Stahlkonstruktion.

Weiterhin ist zu beachten, dass an allen Auf- und Abgabestationen Gruben im Boden

erforderlich sind. Mit Hilfe dieser Gruben werden die Oberkante des

Transportgehängebodens (hierauf stehen z.B. die Trolleyrollen) und die Oberkante

des Hallenbodens auf ein Niveau gebracht, was eine Voraussetzung für das

problemlose Be- und Entladen der EHB mit Trolleys ist. Hierzu wird im Folgenden

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

200

beschrieben, wie diese Gruben realisiert werden können, ohne beim Umbau der EHB

größere Baumaßnahmen zu verursachen.

Durch diese baulichen Vorbereitungsmaßnahmen wird der Zeitaufwand bei

Umbauten reduziert und die Beeinträchtigung des operativen Betriebs eingeschränkt.

In dieser Arbeit sind die EHB-Befestigungsvarianten und die Grubenvarianten

kostenseitig zu bewerten. Hierzu erfolgt im Rahmen der Szenarien ein Vergleich von

in der Bauphase erforderlichen Zusatzinvestitionen und dem gegenüberstehenden

Einsparungen bei späteren Umbauten und Erweiterungen. Im Folgenden werden die

verschiedenen EHB-Aufhängungsvarianten erläutert und bewertet.

6.2.4.2 Lastaufnahme

Für die Installation einer EHB in einer Fabrikhalle bedarf es einer Befestigung der

Schienenelemente. Eine hierfür gängige Lösung im Airline Catering ist die in

Abbildung 6-5 dargestellte Befestigung der Schienenelemente an den Unterzügen

der Deckenkonstruktion.

Abbildung 6-5: Seitenansicht EHB-Aufhängung [i+o-06 b]

Eine Konstruktion aus Stahlträgern (2) ist an den Stahlbetonunterzügen (1) befestigt.

An der Stahlträgerkonstruktion sind in regelmäßigen Abständen Aufhängejoche (3)

so angebracht, dass diese gute Montagepunkte für das Schienensystem (4)

darstellen. Auf diesem Schienensystem fahren die eigentlichen EHB-Fahrzeuge (5),

die aus einem Grundgehäuse, Motor und einer Steuerung bestehen. Unter den

Fahrzeugen hängend sieht man die Transportgehänge (6), mit den darin befindlichen

und zu transportierenden Airline Trolleys (7). Zur Fixierung der

Stahlträgerkonstruktion an den Unterzügen bestehen die beiden Optionen, dieses

über Rohrhülsen oder Halfenschienen an den Unterzügen zu realisieren. Welche

Unterschiede dieses mit sich bringt ist unter 6.2.4.3 und 6.2.4.4 erläutert.

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

201

Die Voraussetzungen für eine aus baulicher Sicht wandelbare EHB werden dadurch

geschaffen, dass alle relevanten Hallenbereiche für das Anbringen von Fahrschienen

vorbereitet sind. Die Auswirkungen davon sind, dass einerseits alle Unterzüge mit

Befestigungssystemen auszuführen sind und andererseits sämtliche Unterzüge so zu

dimensionieren sind, dass diese für die zusätzliche Lastaufnahme aus der EHB

geeignet sind. Im Gegensatz zum Einfluss auf die horizontal verlaufenden Unterzüge

ist der Einfluss aus der abgehängten EHB auf die vertikal verlaufenden Stützen

vergleichsweise bedeutungslos. Die Lasten aus der Dachkonstruktion, der

Hallendecke und technischen Einrichtungen sind erheblich größer, als die aus der

EHB resultierende Last. Deswegen kann hier von einer detaillierten Dimensionierung

unter Einwirkung der EHB abgesehen werden. Die folgende Abbildung 6-6 stellt ein

Feld mit montierter EHB in der Draufsicht dar. Es sind die Abmessungen dargestellt,

wie sie aus dem verwendeten Referenzprojekt bekannt sind und als Basis für die

statischen Grobkalkulationen im weiteren Verlauf dieser Arbeit dienen.

Abbildung 6-6: Schienenverlauf senkrecht zu den Hau ptunterzügen [i+o-06b]

Mit einem Rastermaß von 10,80 m tragen die Stahlbetonstützen (9) die

Hauptunterzüge (8). Weiterhin verlaufen im Raster von 5,40 m die Nebenunterzüge

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

202

(10). Die hier angewendeten Feldrastermaße sind in Airline Catering Objekten

bewährt und kommen des Öfteren vor. Der Verlauf der EHB-Schienen ist senkrecht

zu den Hauptunterzügen. Aus der in einer Ebene verlaufenden EHB resultiert eine

zusätzliche Feldlast von 56 t pro Feld. Die hier veranschlagte Feldlast gilt für eine

EHB-Anwendung im Airline Catering und speziell für das Referenzprojekt. Sie ist

nicht als allgemeingültig anzusehen, stellt jedoch einen für die in dieser Arbeit

erfolgende Kalkulation guten Ausgangswert dar. In anderen Planungsprojekten, an

denen die i+o Industrieplanung & Organisation GmbH & Co. KG beteiligt war galt es

deutlich geringere Feldlasten von rund 20 t zu berücksichtigen. Im Sinne einer

möglichst hohen Fördergutflexibilität fließen in dieser Arbeit 56 t als Basis für die

statischen Berechnungen ein. Der Abstand der an den Unterzügen aufgehängten

Stahlträger (3) beträgt 1,80 m zueinander. Somit erfolgt eine gleichmäßige

Lastverteilung auf die zwölf Befestigungspunkte (11) der Stahlträger. Das bedeutet

eine Lastbeaufschlagung von 4,7 t je Befestigungspunkt. Diese Lasten sind bei der

Auswahl und Dimensionierung der Befestigungssysteme zu berücksichtigen.

6.2.4.3 Befestigung mittels Rohrhülsen

Abbildung 6-7 skizziert einen als Betonfertigteil realisierten Unterzug mit den darin

eingegossenen, ausgesparten zylindrischen Öffnungen. In diesen sich regelmäßig

wiederholenden Öffnungen werden Stahlrohre eingesetzt, die man als Rohrhülsen

bezeichnet. An bzw. in diesen Rohrhülsen befindet sich die Aufhängung der

Schienenelemente der EHB-Anlage.

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

203

Abbildung 6-7: Fahrschienenaufhängung mittels Rohrh ülsen [i+o-06b]

Sie wird in der Form realisiert, dass eine Gewindestange in die Rohrhülse (15)

eingelegt wird und daran an eine Konsole (16) geschraubt ist. Die Konsole dient als

Befestigungselement für die Stahlträger (3) der Tragkonstruktion. Mit einem Abstand

von 1,80 m zueinander sind Aufhängejoche (17) an die Träger geklammert an denen

die Schienenelemente der EHB hängen. Die Realisierung dieser

Konstruktionsvariante setzt existierende Rohrhülsen in ausreichend tragfähigen

Unterzügen voraus. Wie in 6.2.4.2 geschildert ist eine Tragfähigkeit von 4,7 t je

Befestigungspunkt erforderlich, was Rohrhülsen mit einem Durchmesser von

mindestens 42 mm notwendig macht, um entsprechende Gewindestangen einsetzen

zu können. Die dann verbauten Rohrhülsen und Gewindestangen sind für die

Lasteinleitung von 7,5 t ausreichend dimensioniert. Für die Unterzüge ergeben sich

erforderliche Querschnitte von 350 mm in der Breite und 800 mm in der Höhe [Schi-

06].

Als Besonderheit im Lebensmittelproduktionsumfeld ist darauf hinzuweisen, dass

unhygienische Ablagerungen aufgrund von horizontalen Auflageflächen und

Hohlräumen zu vermeiden sind oder zu verschließen sind. Somit sollten für spätere

Erweiterungen vorgesehene aber zunächst ungenutzte Rohrhülsen mit Kappen oder

geeigneten Schaumstofffüllungen versiegelt werden.

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

204

6.2.4.4 Befestigung mittels Halfenschienen

Abbildung 6-8 skizziert den Querschnitt eines Unterzugs mit darin einbetonierter

Halfenschiene. An dieser Stahlschiene können beliebige Anschlußkonstruktionen

angeschraubt werden.

Abbildung 6-8: Schnitt Halfenschienen [i+o-06b]

In der Darstellung sieht man den Stahlanker (1), der mit der Halfenschiene

verbunden ist und für einen festen Sitz dieser sorgt. Im als (3) dargestellten

Stahlprofil befinden sich Schrauben (4), mit denen der Stahlträger der EHB-

Tragkonstruktion zur Befestigung der EHB-Schiene fixiert wird. Bei Halfenschienen

besteht der Vorteil, dass diese im Falle von Hallenbereichen ohne geeignete

Unterzüge in eine ausreichend tragfähige Deckenkonstruktion einbetoniert werden

können. Somit besteht auch in diesen Bereichen ohne geeignete Unterzüge im

Gegensatz zur Rohrhülsenkonstruktion eine Aufhängemöglichkeit. Darüber hinaus

bieten Halfenschienen den Vorteil der variablen Positionierung von

Befestigungspunkten entlang des Schienenverlaufs. Im Fall von Rohrhülsen sind

diese Punkte fix vorgegeben je nach Position der Öffnungen. Für eine Tragfähigkeit

von den benannten 4,7 t pro Befestigungspunkt bedarf es aufgrund der Schrauben-

und Profildimension einer Konstruktion mit den dargestellten Abmessungen [Half-06].

Darin hat das Stahlprofil eine Breite von 72 mm und 48 mm in der Höhe. In Summe

beträgt die Höhe von Anker und Profil 196 mm. Halfenschienen sind sowohl in

Edelstahl als auch als feuerverzinkte Ausführung erhältlich. Edelstahlschienen bieten

einen maximalen Korrosionsschutz. Sie sind im Lebensmittelbereich

uneingeschränkt verwendbar. Aufgrund der unterschiedlichen Materialkosten

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

205

ergeben sich Preisunterschiede von rund 350% höheren Preisen bei

Edelstahlausführung. Da im hier vorliegenden Fall keine unmittelbare Berührung mit

zu verarbeitenden Lebensmitteln zum Tragen kommt, sind die feuerverzinkten

Schienen ausreichend und deren schlechterer Korrosionsschutz sowie die höhere

Oberflächenrauheit kann vernachlässigt werden. Die Kosten der feuerverzinkten

Ausführung werden als Basis für die weiteren Kalkulationen herangezogen. Genauso

wie bei der Ausführung mit Rohrhülsen sind auch bei den Halfenschienen deren

Hohlräume zu versiegeln, um Ablagerungen zu vermeiden. Hierzu bieten sich u.a.

Füllstreifen oder auch Vollschaumfüllungen (5) an.

6.2.4.5 Aufständerung

In Abbildung 6-9 ist eine weitere Variante für die Aufhängung der EHB dargestellt.

Hierbei handelt es sich um eine auf dem Fußboden aufgeständerte Tragkonstruktion.

Diese besteht aus Doppelt-T-Profilen, die auf dem Boden fixiert sind und an denen

die Fahrschiene hängt.

Abbildung 6-9: Aufständerung Vorderansicht [i+o-06b ]

In der Praxis finden aufgeständerte Varianten dann Anwendung, wenn die

Fahrzeuge in nur verhältnismäßig geringer Höhe verfahren. Bei dem hier

betrachteten Airline Catering Umfeld, als Spezialgebiet der Lebensmittelproduktion

oder –verarbeitung ergeben sich Nachteile durch die aufgeständerte

Tragkonstruktion. Die Flächenbedarfe für die EHB steigen im Vergleich zu den von

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

206

oben abgehängten Tragkonstruktionen. Auch wird die Reinigungsfähigkeit bei

zusätzlichen Aufbauten auf dem Boden negativ beeinflusst, weil die Zugänglichkeit

erschwert wird.

Bei der Dimensionierung der Decken und Böden sind die Lasten der

Aufständerungskonstruktion und der daran hängenden EHB zu berücksichtigen. Für

den Fall der wandelbaren Fabrik bedeutet das, dass der gesamte Bodenbereich so

zu dimensionieren ist, dass die Position der EHB nahezu beliebig gewählt werden

kann. Abbildung 6-10 skizziert, wie die Abmessungen der Aufständerung mit den

Stützen (17) und Trägern (16) zu wählen wären, um die resultierenden Lasten beim

Referenzprojekt aufnehmen zu können [i+o-06a].

Abbildung 6-10: Aufständerung Draufsicht [i+o-06b]

Ähnlich zu den zuvor geschilderten Ausführungen von Rohrhülsen bzw.

Halfenschienen beträgt auch hier die Feldlast 56 t pro Feld, bei einer Feldlänge von

10,80 m. Der Stützenabstand in Längsrichtung beträgt 5,40 m zueinander und der

Abstand der Stahlträger zueinander ist auch hier 1,80 m. Bei der Stahlkonstruktion

kommen geschraubte Doppel-T-Stahlträger zum Einsatz. Aufgrund der

Verschraubung sind gute Voraussetzungen für Wandelbarkeit gegeben, da diese

prinzipiell keine Schweiß- und Schneidarbeiten beim Umbauen erforderlich macht.

Das bedeutet eine möglichst geringe Beeinflussung des operativen Betriebs im

Wandlungsfall.

6.2.4.6 Gruben

Neben der Aufhängung der EHB sind Gruben als Einflussfaktor für die bauliche

Wandelbarkeit zu sehen. Sie werden an jeder Auf- und Abgabestation benötigt

zwecks Nivellierung von Fußbodenoberkante und Transportgehängeoberkante für

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

207

den reibungslosen Be- und Entladevorgang mit Trolleys etc. Im Fall des

Referenzprojekts bedarf es einer Grube an jeder der zehn Auf– und

Abgabestationen. Diese haben u.a. in Abhängigkeit vom Transportaufkommen an

den jeweiligen Stationen unterschiedliche Dimensionen, so dass die größte mit

452m2 im Inboundbereich zu finden ist und die kleinste Grube mit nur 7m2 an der

Abnahme der mit Abfall und Reststoffen beladenen Trolleys. In Summe haben die

Gruben eine Fläche von 865 m2. Abbildung 6-11 veranschaulicht eine

Abnahmestation mit zugehöriger Grube und einer Bodenvertiefung von 150 mm.

Abbildung 6-11: Grube im Abnahmebereich [i+o-06a]

Kommt es zum Verlegen von Aufgabestationen oder der Erweiterung der Anlage, so

sind neue Gruben an neuen Positionen zu schaffen und bisher benötigte Gruben

wieder zu schließen. Während der dafür erforderlichen Arbeiten sind im Falle der

Produktionsfortsetzung auch während der Bauphase die

Lebensmittelhygienevorschriften einzuhalten. So sind geeignete Maßnahmen zu

finden, um den Staubschutz sicherzustellen. Alternativ zum sehr staubintensiven

Schaffen von neuen Gruben könnte die ganze Halle von vornherein in regelmäßigen

Abständen mit Gruben ins Standardgröße vorbereitet sein. Solange diese nicht

benötigt werden sind sie mit einer Bodenplatte ausgefüllt und die Fugen versiegelt.

Kommt es zum Wandlungsfall, so stehen die vorbereiteten Gruben zur Verfügung,

um Auf- und Abgabestationen dort zu positionieren. Diese Variante würde die

Layoutflexibilität begrenzen, weil exakt die vorgesehenen Grubenpositionen zu

Techn. Konzept wandelbarer Materialflusstechnik am Beispiel „Airline Catering“

208

nutzen wären. Jedoch wäre im Wandlungsfall der Umbau deutlich schmutzärmer

umsetzbar und auch die Umbaukosten würden deutlich gesenkt werden.

Als weitere alternative Option zu den Gruben ist das Versehen des

Transportgehänges mit Schrägen zu sehen. Hier befinden sich kleine Rampen am

Transportgehänge, über die es die Trolleys zu schieben gilt. Gruben würden damit

entfallen. Die Unterkante des Gehänges würde auf Niveau der Oberkante des

Bodens platziert werden. Kritisch zu überprüfen ist in diesem Fall die Tragfähigkeit

des Bodens des Gehänges, weil aus konstruktiven Gründen lediglich eine geringe

Gehängebodendicke realisierbar wäre. In jedem Fall wird durch das erforderliche

Überwinden der kleinen Rampen ein manueller Zusatzaufwand erforderlich. Es gäbe

bei jedem Auf- und Abgabeprozess einen Zeitverlust und eine ergonomische

Zusatzbelastung, der den Aufwands- und Bauzeiteneinsparungen durch die

entfallenden Grubenmaßnahmen gegenüber steht. Abbildung 6-12 skizziert, wie

diese Variante einzuordnen ist. Lediglich im Fall von sehr hoher

Wandlungswahrscheinlichkeit und –häufigkeit scheint die Variante mit Schrägen am

Gehänge angemessen zu sein.

Abbildung 6-12: Entscheidung für eine Grubenvariant e [i+o-06b]

Die Abbildung gibt qualitativ wieder, dass mit steigender Wandlungshäufigkeit (und –

wahrscheinlichkeit) es sinnvoll ist, in regelmäßigen Abständen Gruben an

bestimmten Positionen vorzusehen, die während der Nichtnutzungsphase mit einer

Bodenplatte ausgelegt und abgedichtet sind. Durch die Vorgabe der genauen

Position von Auf- und Abgabepositionen durch die Gruben muss es sich aber um

eine Anlage handeln, bei der die exakte Positionierung gewisse Freiheiten lässt.

Geht man von noch höherer Wandlungshäufigkeit aus, so ist auch die Anschrägung

der Gehänge als Option einzubeziehen. Wie schon erwähnt ist die Darstellung

qualitativ und es kann kein Grenzwert für die Entscheidungsfindung gegeben

werden, sondern es sind die projektspezifischen Bedingungen zur Variantenauswahl

zu überprüfen.

Wandlungshäufigkeit

niedrig hoch

herkömmliche

Gruben

vorpositionierte

Gruben

Anschrägung

Gehänge

Umsetzung Szenariobewertung

7 Umsetzung Szenariobewertung

7.1 Erläuterung der ausgewählten Methode

Aufbauend auf den vorherigen Ausf

erarbeiteten Konzept für wandelbare, modulare

Catering, nach dem „Internet der Dinge

den Experteninterviews sollen im F

Szenarien definiert werden, um dann

Für die Bewertung wird ein Ansatz aus drei Bewertungsmodulen gewählt. Hierbei

handelt es sich um die in der folgenden

Abbildung 7-1: Module der gewählten Bewertungsmethode

Erstes Element der Bewertung ist eine

Wesentlichen auf der Kapitalwertmethode

Excel basierendes umfangreiches

separat betrachtet und später einander gegenübergestellt wurden. Die Ergebnisse

hieraus werden im Abschnitt

beurteilt.

Das Werkzeug ist so ausgelegt, dass es in

und Logistikumfeld für die wirtschaftliche Bewertung verwendet und der Nachweis

geführt werden kann, ob unter Zugrundelegung entsprechender Prämissen die

Wirtschaftlichkeit eines wandelbar gestalteten Systems gegenübe

konventionellen System gegeben ist.

Szenariobewertung

209

Umsetzung Szenariobewertung

Erläuterung der ausgewählten Methode

Aufbauend auf den vorherigen Ausführungen zum Stand der Erkenntnisse, dem

erarbeiteten Konzept für wandelbare, modulare Materialflusstechnik

Internet der Dinge“-Konzept und auf Basis der Ergebnisse aus

sollen im Folgenden zunächst relevante zu betracht

Szenarien definiert werden, um dann bewertet zu werden.

Für die Bewertung wird ein Ansatz aus drei Bewertungsmodulen gewählt. Hierbei

handelt es sich um die in der folgenden Grafik dargestellten Bewertungsmethoden

der gewählten Bewertungsmethode

Erstes Element der Bewertung ist eine Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die im

auf der Kapitalwertmethode basiert. Hierzu wurde ein auf Microsoft

umfangreiches Werkzeug geschaffen, mit dem alle Szenarien

separat betrachtet und später einander gegenübergestellt wurden. Die Ergebnisse

hieraus werden im Abschnitt 7.3 „Bewertungsergebnisse Szenarien

Das Werkzeug ist so ausgelegt, dass es in zukünftigen Projekten im Produktions

und Logistikumfeld für die wirtschaftliche Bewertung verwendet und der Nachweis

geführt werden kann, ob unter Zugrundelegung entsprechender Prämissen die

Wirtschaftlichkeit eines wandelbar gestalteten Systems gegenübe

konventionellen System gegeben ist. Als Ergebnisse werden ausgewiesen:

ührungen zum Stand der Erkenntnisse, dem

Materialflusstechnik im Airline

und auf Basis der Ergebnisse aus

vante zu betrachtende

Für die Bewertung wird ein Ansatz aus drei Bewertungsmodulen gewählt. Hierbei

Bewertungsmethoden.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, die im

basiert. Hierzu wurde ein auf Microsoft-

, mit dem alle Szenarien

separat betrachtet und später einander gegenübergestellt wurden. Die Ergebnisse

Szenarien“ dargestellt und

zukünftigen Projekten im Produktions-

und Logistikumfeld für die wirtschaftliche Bewertung verwendet und der Nachweis

geführt werden kann, ob unter Zugrundelegung entsprechender Prämissen die

Wirtschaftlichkeit eines wandelbar gestalteten Systems gegenüber einem

Als Ergebnisse werden ausgewiesen:

Umsetzung Szenariobewertung

210

� Abgezinster Kapitalwert (NPV – Net Present Value)

� EBIT (Earnings Before Interest and Taxes) – Gewinn vor Zinsen und Steuern

� EBITDA (Earnings Before Interest, Taxes, Depriciations and Amortization) –

Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und

Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände

� NOPAT (Net Operating Profit After Taxes) – Geschäftsergebnis nach

Steuern/operativer Gewinn

� IRR (Internal Rate of Return) oder interner Zinsfuß/Zinssatz

� Amortisationszeit (Payback Period)

� Bilanzielle Veränderungen (Delta Working Capital)

� Abgezinster Wert aller Investitionen über den Betrachtungszeitraum (PV

Investment Expenditures)

� Zeitlicher Verlauf aller Zahlungsflüsse (Cash-Flows)

� Risikoprofile und Projektsensitivität mithilfe von Monte-Carlo Simulation (Variation

der Cash-Flow Höhe)

� Sensitivitätsanalysen

� Ergebnisdarstellung inkl. Steuer-Auswirkungen, soweit gewünscht

Zur Erfassung der Eingangsgrößen sind selbsterklärende Eingabeblätter gestaltet

worden. Außerdem wurde eine Checkliste (siehe Anhang: „Exemplarische

Szenariobewertung: Modul 1 – Wirtschaftlichkeitsbetrachtung (Szenario 3.2 -

wandelbar) in Auszügen/ App B Checklist“) kreiert, um dem Nutzer bereits im Vorfeld

der Eingabe eine Prüfmöglichkeit zu geben, ob die mindestens erforderlichen Daten

verfügbar sind und ob auch weitergehende Daten bereitstehen, die eine optimale

Nutzung des Werkzeugs zulassen. Für die Nutzung des Tools werden folgende

Eingangsgrößen genutzt:

� Annahmen/Prämissen: Kapital- und Personalkosten, Lohn- und

Gehaltsempfänger und deren Wachstum, Steuersätze, Entwicklungen der

laufenden Kosten etc.

� Beschreibung der Ausgangssituation: Umsatz, Anzahl Mitarbeiter, laufende

Kosten etc.

Umsetzung Szenariobewertung

211

� Umsatzentwicklung: Mengenwachstum, Preisveränderungen etc.

� Kostenentwicklung: u. a. laufende Kosten und Mitarbeiter

� Investitionsausgaben: Projektinvestitionen beliebig strukturierbar als Schätzwerte

oder auf Basis vorliegender Angebote

� Einmalkosten: wie z. B. Ausfallkosten bei Wandlung gem. Kostenschätzung

� Desinvestitionen: im Projektverlauf vorgesehene Reduzierungen, Bilanzwerte der

reduzierten Objekte und zu erwartende Wiederverkaufswerte der Objekte

� Bilanzveränderungen: Lagerbestandsveränderungen, Bewertung des Inventars

gem. Bilanz

Eine exemplarische Fallbetrachtung für ein Szenario befindet sich im Anhang

(„Exemplarische Szenariobewertung“). Daraus wird der Umfang der bereitgestellten

Informationen deutlich. Eingabefelder sind mit orangem Rahmen gekennzeichnet.

Neben der umfangreichen Wirtschaftlichkeitsbetrachtung mit praktisch allen

gebräuchlichen betriebswirtschaftlichen Kennzahlen wird als zweites Element eine

Risikoanalyse zur Verfügung gestellt. Im Gegensatz zu der zuvor erwähnten

Risikobetrachtung im Rahmen der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung werden hierbei die

Eintrittszeitpunkte der Wandlungsfälle und somit der resultierenden Cash-Flows

variiert. Im Gegensatz zur Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, bei der von definierten

Zahlungszeitpunkten ausgegangen werden muss, die lediglich in der Höhe variieren

können und ansonsten auf den getroffenen Annahmen basieren, fließt somit auch

eine Risikoüberprüfung bei veränderten Zahlungszeitpunkten ein.

Mittels einer dynamischen Simulation, wird jedes Szenario 2.000-fach simuliert und

die statistischen Verteilungen auf Basis der zugrunde gelegten

Eintrittswahrscheinlichkeiten ermittelt. Sollte der Wunsch nach einer noch weiteren

Erhöhung der Anzahl der statistisch betrachteten Fälle bestehen, so kann dies mit

überschaubarem Arbeitsaufwand in dem Excel-Tool realisiert werden.

Als Eintrittswahrscheinlichkeiten für die Wandlungsfälle wurden aus den

Experteninterviews folgende Werte abgeleitet. Danach gelten folgende kumulierte

Eintrittswahrscheinlichkeiten für den Wandlungsfall:

� 20 % nach 2 Jahren

Umsetzung Szenariobewertung

212

� 50 % nach 3 Jahren

� 70 % nach 4 Jahren

� 100 % nach 5 Jahren

D. h., es kann mindestens alle fünf Jahre von einem Wandlungsfall ausgegangen

werden. Mit einer angenommenen Schwankungsbreite von +/-5 % für die

Wandlungskosten wird die statistische Verteilung der Kapitalwerte ermittelt und die

bekannten statistischen Kenngrößen wie Erwartungswert, Standardabweichung und

min. und max. Kapitalwert ermittelt. Die Ergebnisse der Risikoanalyse für die

Szenarien sind in Kapitel 7.3.3 und 7.3.5 erläutert. Ein exemplarischer Ausdruck der

Ergebnisse für ein ausgewähltes Szenario befindet sich im Anhang („Exemplarische

Szenariobewertung“). Die Risikoanalyse ist, wie auch die

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, allgemein für zukünftige Projekte einsetzbar und

bietet die Möglichkeit, wandelbare Systeme mit konventionellen Systemen im

Produktions- und Logistikumfeld zu vergleichen und zu bewerten, in Kombination mit

einer Experteneinschätzung zu Wandlungswahrscheinlichkeiten.

Als drittes Element der Bewertung erfolgt in Ergänzung zur finanzwirtschaftlichen

Bewertung eine qualitative Bewertung mittels einer Nutzwertanalyse auf Basis des

paarweisen Präferenzvergleichs, wie in Kapitel 2.3 vorgestellt. Hierbei handelt es

sich um eine Methodik zur objektiveren Bewertung qualitativer Merkmale. Durch

vorherige Priorisierung von Merkmalen und anschließende Bewertung, bewusst ohne

vorab ersichtliche Transparenz hinsichtlich des Einflusses auf das

Gesamtbewertungsergebnis, wird die subjektive Meinungsbildung vermieden oder

zumindest eingeschränkt. Es soll vermieden werden, dass von den bewertenden

Personen bereits im Vorfeld Ergebnisse angestrebt werden und sämtliche

Bewertungen auf die Erreichung dieses Ergebnisses ausgelegt werden. Dieses

Phänomen kann sowohl vorsätzlich als auch unbewusst erfolgen und den Versuch

einer objektiven Bewertung zunichtemachen bzw. negativ beeinflussen. Mit der

Methodik des paarweisen Präferenzvergleichs besteht ein Hilfsmittel, das im

konkreten Anwendungsfall dazu dient, die nicht quantitativ bewertbaren

Eigenschaften von konventionellem und wandelbarem System miteinander zu

vergleichen.

Die Sensitivitäten des Modells und insbesondere deren Einfluss auf das

Gesamtergebnis werden folgendermaßen ermittelt:

Umsetzung Szenariobewertung

213

1. Verschieben der Zahlungszeitpunkte für durch Wandlung hervorgerufene

Ausgaben

2. Variieren der Höhe der Wandlungskosten bzw. Ausgaben für Wandlungen durch

statisches Verändern mit vorgegebenen Prozentsätzen

3. Variieren der Höhe der Wandlungskosten bzw. Ausgaben für Wandlungen und

Untersuchung der Auswirkungen mithilfe der Monte-Carlo-Simulation

Die bei diesen Sensitivitätsanalysen ermittelten Ergebnisse werden dokumentiert,

analysiert und interpretiert.

In den folgenden Szenarien werden Kennwerte für Investitionen und Kosten

verwendet. Sie wurden auf Basis folgender Informationsquellen ermittelt:

� Reale innerhalb der letzten 3 – 5 Jahre realisierte Projekte (Angebote,

Vergabeunterlagen etc.)

� Gemeinsam mit Planern erstellte Kostenschätzungen (insb. Architekten für

bauliche Ausführungen)

� Gemeinsam mit Herstellern und Anlagenlieferanten ermittelte Kennwerte

(insbesondere Materialflusstechnik und Kostenveränderung bei Einsatz

wandelbarer Systeme)

7.2 Szenariendefinition

Für die Arbeit wurde die Szenariotechnik gewählt, um mögliche Wandlungsfälle auf

Basis der wandelbaren Anlage und auf Basis der herkömmlichen Anlage zu

vergleichen. Im Folgenden wird die Basis und die konkrete Ausprägung der

Szenarien erläutert, um zu zeigen, wie Szenarien für eine derartige Analyse

ausgeprägt sein müssen [i+o-06b].

7.2.1 Basis für Szenarien

Die Ausgangsbasis orientiert sich sehr stark an einem in den letzten Jahren

realisierten und bedeutenden Airline Catering Projekt in Zentraleuropa.

Umsetzung Szenariobewertung

214

Abbildung 7-2: EHB-Layout Referenzanlage im IST-Zus tand [i+o-06b]

Aufgrund der Verwendung eines realen Objekts als Basis für die im Folgenden

beschriebenen Szenarien wird ein hohes Maß an Praxisnähe erreicht. In zukünftigen

Anwendungsfällen der vorgestellten Analysemethode wäre ebenfalls davon

auszugehen, dass eine vergleichbare Planungsbasis vorliegt, auf welcher dann

ebenfalls Szenarien untersucht werden könnten.

Wie in Kapitel 2.1.6 beschrieben, sind die Aspekte

� Durchsatzflexibilität,

� Layoutflexibilität,

� Fördergutflexibilität,

� Erweiterbarkeit und

� Integrierbarkeit

für wandelbare Fördersysteme entscheidend. Die Experten-Interviews haben

gezeigt, dass diese Aspekte größtenteils aber nicht vollständig im Airline Catering

von Bedeutung sind. So wurde die Fördergutflexibilität als mehr oder weniger ohne

Bedeutung eingestuft, weil mit einer Veränderung der Trolleys mittelfristig

schlichtweg nicht zu rechnen ist (vgl. auch 5.3). Die Kombination aus sogenannten

Umsetzung Szenariobewertung

215

Full-Size- und Half-Size-Trolleys weist von sich aus eine ausreichende Flexibilität der

Ladungsträger (Trolleys) auf, um die unterschiedlichen Fördergüter zu transportieren.

Um die o. g. erforderlichen Eigenschaften und Fälle eines wandelbaren Systems

abzubilden und zu bewerten, sollen Szenarien gebildet werden, bei denen

Wandlungsfälle auftreten, die hierauf eingehen. Hierzu werden drei Oberkategorien

gebildet:

� Veränderung der Produktionsleistung ohne Layoutveränderung

� Durchsatzflexibilität

� Erweiterung um Auf-/Abgabestationen

� Erweiterbarkeit

� Layoutveränderungen – zus. Schienen, Versetzen Auf- und Abgabestationen

� Layoutflexibilität und Erweiterbarkeit

Für jede der betrachteten Kategorien werden zusätzliche Unterkategorien gebildet,

die z. B. die Steigerung aber auch die Senkung des Durchsatzes berücksichtigen

bzw. die Intensität der Szenarien variieren, um Wandlungsfälle von geringem bis hin

zu einem hohen Ausmaß zu betrachten.

Es werden die folgenden acht Szenarien jeweils für die wandelbare

Systemausführung und die konventionelle Ausführung betrachtet, so dass sich in

Summe sechzehn zu vergleichende Fälle (Business Cases) ergeben:

Abbildung 7-3: Szenarienübersicht

Nicht explizit betrachtet wird ein Szenario zur Bewertung der Integrationsfähigkeit

und zum wirtschaftlichen Nachweis der Vorteile eines wandelbaren Systems durch

Integrationsfähigkeit. Sehr wohl wird aber die Integrationsfähigkeit in der Form

berücksichtigt, dass die Annahmen zur Kosten- und Investitionsschätzung auf der

Nr. Wandlunsgursache Intensität Merkmale

1.0 Veränderung Produktionsleistung ohne Layoutveränderung

1.1 Steigerung Produktionsleistung gering bis mittel 10 zusätzliche EHB Fahrzeuge1.2 Steigerung Produktionsleistung hoch 20 zusätzliche EHB Fahrzeuge1.3 Reduzierung Produktionsleistung gering bis mittel 10 EHB Fahrzeuge ausschleusen1.4 Reduzierung Produktionsleistung hoch 20 EHB Fahrzeuge ausschleusen

2.0 Erweiterung um Auf-/Abgabestationen

2.1 Ergänzen einer Auf-/Abgabestation gering bis mittel 1 zus. Station, 2 zus. Weichen, 45 m zus. Schienen2.2 Ergänzen zwei Auf-/Abgabestation hoch 2 zus. Stationen, 4 zus. Weichen, 90 m zus. Schienen

3.0 Layoutveränderung - zus. Schienen, Versetzen von Auf-/Abgabestationen

3.1 Layoutveränderung - zus. Schienen, Versetzen von Auf-/Abgabestationen gering bis mittel 1 Station versetzen, 100 m zus. Schiene3.2 Layoutveränderung - zus. Schienen, Versetzen von Auf-/Abgabestationen hoch 2 Stationen versetzen, 200 m zus. Schiene

Umsetzung Szenariobewertung

216

Prämisse basieren, dass es sich um integrationsfähige Systeme mit entsprechenden

Schnittstellen handelt.

Mittels einer Szenariendefinition ist es selbstverständlich nicht möglich, sämtliche

potenzielle Szenarien vollständig abzudecken. Jedoch können gut der Einfluss und

die Bedeutung sowie kritische Grenzen von Wandlungseinflüssen aufgezeigt werden,

die eintreten müssen, um ein wandelbares System wirtschaftlich vorteilhaft werden

zu lassen. Bei den gewählten Szenarien wird von in der Ursache reinen

Wandlungsszenarien ausgegangen, d. h., es werden einzelne Szenarien betrachtet

und keine weiteren Kombinationen aus diesen. Da praktisch unendlich viele

Kombinationen von Szenarien denkbar sind, wäre es keinesfalls möglich, alle

Szenarien abzudecken. Mit der gewählten Methodik soll vielmehr eine Indikator

gegeben werden, unter welchen Rahmenbedingungen eine wandelbare Anlage auf

jeden Fall wirtschaftlicher sein wird als eine herkömmliche bzw. negativ formuliert,

welche Wandlungsfälle bzw. deren Erwartung nicht ausreichen, um eine wandelbare

Anlage unter betriebswirtschaftlich-technischen Gesichtspunkten zu rechtfertigen.

In späteren Projekten sollte es dem Projektteam in Zusammenarbeit mit der in

strategische Fragestellungen eingebundenen Unternehmensführung/Betriebsleitung

gut möglich sein, potenzielle Szenarien zu definieren. Sowohl aus den geführten

Interviews als auch durch Erfahrungen aus anderen Airline Catering

Planungsprojekten hat sich gezeigt, dass die Unternehmensführung i. d. R. ein

relativ gutes Gespür für grundsätzlich mögliche und andererseits komplett zu

verwerfende Entwicklungen hat. Da es sich immer um eine Prognose zukünftiger

Veränderungen handelt, wird nie eine 100%ige Sicherheit erreichbar sein, aber eine

qualitativ hochwertige Abschätzung möglich sein, die ein wirtschaftliches Handeln

sicherstellt.

7.2.2 Beschreibung der definierten Szenarien

Bei den Szenarien 1.1 und 1.2 erfolgt eine Steigerung der Durchsatzleistung, wie es

in einer EHB allgemein gut möglich ist, durch Einbringung zusätzlicher Fahrzeuge.

Hierzu werden bei 1.1 zehn zusätzliche Fahrzeuge eingebracht, was bezogen auf die

ursprünglichen 150 Fahrzeuge als geringe bis mittlere Maßnahme gewertet wird. Als

hohe Steigerung der Durchsatzleistung wird Szenario 1.2 eingestuft, bei dem

zwanzig zusätzliche Fahrzeuge hinzukommen. Analog dazu wurden die

Reduzierungsszenarien 1.3 und 1.4 definiert. Hierbei erfolgt eine Reduzierung von

zehn bzw. 20 Fahrzeugen.

Umsetzung Szenariobewertung

217

Als Erweiterungsszenarien wurden 2.1 und 2.2 ausgelegt. Es handelt sich bei den

Szenarien um häufiger in Airline Catering Betrieben vollzogene Maßnahmen. Hierbei

wird im Falle von 2.1 eine zusätzliche Auf-/Abgabestation errichtet und bei 2.2 zwei

Stationen. Damit verbunden sind jeweils zwei bzw. vier zusätzliche Weichen und 45

m bzw. 90 m zusätzliche Schienenstrecke. Die folgende Abbildung veranschaulicht in

rot den Ausbau der Materialflusstechnik im Inbound-Bereich, also im

Wareneingangsbereich von der Flugfeldseite um eine zusätzliche Auf- bzw.

Abgabestation.

Abbildung 7-4: EHB-Layout nach Umsetzung Szenario 2 .1 (rot) [i+o-06b]

Ausser den bereits beschriebenen Szenarien für Durchsatzsteigerung und

Anlagenerweiterung sollen Szenarien berücksichtigt werden, die eine Veränderung

der Streckengeometrie abbilden. Die Szenarien könnten sich in der Realität dann

ergeben, wenn eine Erhöhung der Variantenvielfalt stattfindet und somit

Produktionskapazitäten ausgeweitet werden müssen oder die Produktionsstrukturen

zu verändern sind. Ein ausgeprägter Fall der Erhöhung der Variantenvielfalt ist dann

gegeben, wenn eine zusätzliche Produktgruppe hinzukommt. Ein mögliches Beispiel

für das Airline Catering wäre die Aufnahme von Hygieneausstattungen für die

Bordtoiletten, so dass diese in der Airline Catering Anlage kommissioniert würden

und für den jeweiligen Flug bereitgestellt würden. Diese Artikel werden heute vom

Reinigungspersonal mitgebracht. Bei dieser Prozessänderung müsste ein

Umsetzung Szenariobewertung

218

zusätzlicher Produktions- oder Kommissionierbereich in der Catering Anlage

geschaffen werden, der die Erweiterung der Schienenanlage nahelegt. Abbildung 7-5

veranschaulicht, wie diese beschriebene Veränderung für das Szenario 3.1

aussehen könnte und in der weiteren Analyse berücksichtigt werden soll.

Abbildung 7-5: EHB-Layout nach Umsetzung Szenario 3 .1 (rot) [i+o-06b]

Dazu wird die sich links am Rand des Layouts befindliche Outbound-Station rund 20

m in oberer Richtung auf dem Plan versetzt. Der damit frei werdende Platz wird für

den neu zu schaffenden Produktionsbereich genutzt. Wie in Abbildung 7-5

dargestellt, muss dazu auch die Auf- und Abgabestation des Produktionsbereichs

„Getränke“ verschoben werden. Sie wird um 10 m weiter nach oben versetzt.

Als Steigerung zu 3.1 wird das Szenario 3.2 definiert. Die Szenarien 3.1 und 3.2

bilden den Bedarf für veränderte Positionen von Auf- und Abgabestationen ab.

Hierbei werden eine bzw. zwei bestehende Stationen versetzt und die dafür

erforderlichen 100 m bzw. 200 m Schienen ergänzt.

Die zuvor beschriebenen acht Szenarien wurden jeweils als konventionelle

Ausführung und als wandelbare Ausführung bewertet. Im Folgenden sind die daraus

Umsetzung Szenariobewertung

219

gewonnenen Ergebnisse für die resultierenden sechzehn Szenarien beschrieben und

insbesondere die jeweiligen Vergleiche wandelbarer vs. herkömmlicher Lösung.

7.3 Bewertungsergebnisse Szenarien

Die konkreten Ergebnisse der Szenarienbewertung stellen sich wie folgt dar: Im

Sinne der Abbildung 7-1 und der für diese Arbeit gewählten Bewertungsstruktur

werden in den Abschnitten 7.3.1 bis 7.3.3 zunächst die Ergebnisse aus dem Modul 1.

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung dargestellt. Der Abschnitt 7.3.4 erläutert die

Erkenntnisse aus Modul 2., d. h. die Risikobetrachtung bei variierenden Cash-Flow-

Zeitpunkten.

Neben den dargestellten quantitativen Ergebnissen aus den Modulen 1. und 2.

werden im Abschnitt 7.3.6 die Ergebnisse der qualitativen Bewertung dargestellt.

Hierbei handelt es sich um das Modul 3. Nutzwertanalyse/Paarweiser

Präferenzvergleich.

7.3.1 Investitionsvergleich

Als Ausgangsbasis für die Investitionsschätzungen der Szenarien wurde das bereits

dargestellte reale Airline Catering Projekt verwendet. Die erforderlichen

Investitionsbeträge wurden aus Lieferantenangeboten und Projektbudgets ermittelt

und wie folgt gegliedert [i+o-06b]:

Tabelle 7-1: Investitionsübersicht Basis für Szena rien, ohne Gebäude [€] (vgl. [i+o-06b])

Hierbei wird nach den Bereichen Materialflussrechner, Anlagenüberwachung und

Mechanik unterschieden. Entsprechend dem hohen Anteil am

Gesamtinvestitionsvolumen ist die Mechanik in weitere Untergruppen

aufgeschlüsselt. Bewusst nicht enthalten in der als Ausgangsbasis verwendeten

K I [€] Anzahl Einzelkosten Gesamtkosten

Materialflussrechner 500.961,00

Anlagenüberwachung 97.368,00

Schienenanlage [lfd M] 1400 927,00 1.297.800,00Fahrzeug inkl. Gehänge 150 7.541,00 1.131.150,00Auf- / Abgabestation 10 62.376,00 623.760,00Hubstation 1 19.185,00 19.185,00Drehstation 7 12.233,00 85.631,00Stahlbau, Bühnen etc. [lfd M] 1400 289,00 404.600,00Gesamt Mechanik 3.562.126,00

Gesamt EHB-Anlage 4.160.455,00

Konventionelle Anlage

Umsetzung Szenariobewertung

220

Investitionsstruktur sind die Gesamtinvestitionen für das Gebäude. Der

Szenarienvergleich ist so aufgebaut, dass Bauinvestitionen lediglich über den

Differenzbetrag zum Basisprojekt berücksichtigt werden. D. h., es werden

ausschließlich die für ein wandelbares Objekt erforderlichen Mehrinvestitionen im

Bau berücksichtigt. Würden sämtliche oder Teile der Bauinvestitionen bereits beim

Ausgangsobjekt einbezogen werden, so würde sich die Vergleichsbasis in der

Gesamtsumme erheblich erhöhen. Beim späteren Investitions- und

Wirtschaftlichkeitsvergleich würde hierdurch das Bild verzerrt werden. Die

eigentlichen Unterschiede wären nur noch bedingt bzw. abgeschwächt sichtbar.

Dieses ist nicht sinnvoll, da hohe Grundinvestitionen für den Bau in beiden Fällen

erforderlich sind und keinen Einfluss auf die Entscheidungsfindung haben dürfen

hinsichtlich konventioneller vs. wandelbarer Lösung. Somit sind für die vorliegende

Betrachtung ausschließlich die Differenzbeträge, die in der einen oder anderen

Variante in das Gebäude fließen, von Interesse.

7.3.1.1 Gebäude: EHB-Aufhängung

Bei dem Referenzobjekt handelt es sich um ein Gebäude mit 492 gleichartigen

Feldern mit einer jeweiligen Kantenlänge von 10,80 x 5,40 m. Im Falle der

realisierten konventionellen Anlage sind 112 dieser Felder für eine Aufhängung der

EHB vorgesehen und auch größtenteils mit EHB belegt. Die folgende Abbildung zeigt

die Draufsicht eines Feldes, in dem ein Abschnitt der EHB aufgehängt ist.

Abbildung 7-6: Feld mit aufgehängtem Abschnitt der EHB [i+o-06b]

Umsetzung Szenariobewertung

221

Wie in Kapitel 6.2 geschildert, wurde das Gebäude hinsichtlich der überhaupt

denkbaren Einsatzbereiche der EHB innerhalb des Grundrisses überprüft. Ziel dieser

Überprüfung war es, die Bereiche und insb. die Anzahl der Felder zu ermitteln, die

für eine mögliche EHB-Aufhängung infrage kommen. Aufgrund der nicht

unerheblichen Bau-Mehrinvestitionsbedarfe ist die komplette Vorbereitung aller

Gebäudeteile für eine mögliche spätere EHB-Aufhängung zum einen zu kostspielig

und zum anderen die Wahrscheinlichkeit der Nutzung schlichtweg zu gering.

Aufgrund der Überprüfung wurden 56 weitere Felder, d. h. weitere 50 % zu den

bisherigen 112 Feldern im Falle der realisierten Anlage für EHB-Aufhängung

vorgesehen. Hiermit sollte eine erhebliche Steigerung der Layoutflexibilität und

folglich der Wandelbarkeit erreicht werden.

Im Folgenden soll die Kosten-/Investitionsermittlung und die Auswahl der Lösung

unter Kostengesichtspunkten dargestellt werden.

Die Investitionen für die Schaffung der baulichen Voraussetzungen setzen sich

zusammen aus Befestigungskonstruktionen für die zu installierende EHB-Anlage

sowie der in späteren Erweiterungsbereichen angebrachten Vorrichtungen. In dem

Entscheidungsmodell sind die Investitionen und Kosten zu betrachten, die für das

flächendeckende Vorsehen von Befestigungskonstruktionen für die gesamte Halle

anfallen. Berücksichtigt werden die Varianten Rohrhülsen, Halfenschienen und

Aufständerung, wie sie in den Abschitten 6.2.4.3 bis 6.2.4.5 beschrieben sind.

Halfenschienen oder Rohrhülsen sind zu bevorzugen, weil sie aufgrund der

Aufhängung an den Unterzügen sicherstellen, dass alle Produktionsbereich mühelos

von oben erreicht werden können und ausserdem Hallenflächen eingespart werden.

Die abgehängte Lösung hat somit klare Vorteile ggü. einer Aufständerung auf dem

Boden. Kostenseitig gilt es im Folgenden zu beurteilen, wie es sich auswirkt, dass

bereits zum Erstinvestitionszeitpunkt flächendeckend an allen Unterzügen der

ausgewählten Hallenbereiche umfangreiche Vorkehrungen erfolgen.

Wenn im Anwendungsfall eine hohe Wandlungswahrscheinlichkeit- und häufigkeit

vorliegt, empfehlen sich die abgehängten Lösungsvarianten. Mit Vorsehung dieser

können dann neue EHB-Bereiche bei nahezu ungestörter Fortsetzung des

operativen Betriebs erschlossen werden. Längs- und Querträger der

Tragkonstruktion können ohne größere Baumaßnahmen und damit fast ohne

Staubausbreitung montiert werden. Im Vergleich dazu benötigt die Montage der

aufgeständerten Tragkonstruktion einen größeren Bauaufwand, der Staub mit sich

Umsetzung Szenariobewertung

222

bringt. Dieses gefährdet die Verletzung der strengen Hygienevorschriften, wie sie für

die Lebensmittelproduktion gelten. Sind aufgrund nur niedriger

Wandlungswahrscheinlichkeit gewisse Bereiche nicht mit Deckenvorkehrungen

(Rohrhülsen oder Halfenschienen) vorgesehen, so ist es denkbar spätere

Erweiterungen der EHB-Strecke aufzuständern. Hierfür bedarf es aber bereits im

Vorfeld der Berücksichtigung einer ausreichenden Bodentragfähigkeit in allen

Bereichen.

Um einen einheitlichen Variantenvergleich zu gewährleisten, wird für alle Varianten

jeweils ein Feld in der Kostenrechnung verglichen. Alle Felder sind dabei so normiert,

dass eine EHB-Strecke in der Länge von 10,80 m darüber verläuft. Weiterhin wurden

Kosten- bzw. Investitionskennwerte je laufendem Meter EHB-Strecke zur

Vergleichbarkeit ermittelt. Auf diesen Kennwerten erfolgt die Berechnung der zuvor

dargestellten Erweiterungs- und Umbauszenarien. Sämtliche Dimensionen basieren

auf den ebenfalls an früherer Stelle erläuterten 56 t Feldlast pro Feld. Beim

Variantenvergleich werden folgende Kostengruppen berücksichtigt:

� Kosten für Betonbauten:

o zusätzlicher Beton zur Verstärkung der Unterzüge

o Fundamente im Fall der Aufständerungsvariante

� Kosten für Stahlbauten:

o Befestigung von Schienenelementen mittels Stahlträgern

o Aufständerungskonstruktion aus Stahlträgern

� Kosten für Aufhängekonstruktionen:

o Diverse Befestigungselemente (Schrauben, Klammern, Konsolen,

Halterungen)

o Halfenschienen und Rohrhülsen

In den verschiedenen Kostenwerten sind Anliefer- und Montageaufwände von Stahl-,

Beton- und Aufhängeelementen inkludiert. Am Beispiel des Referenzprojekts sind in

der folgenden Tabelle die verschiedenen Kostenbestandteile für alle drei Varianten

dargestellt in [€]:

Umsetzung Szenariobewertung

223

Rohrhülsen Halfenschienen Aufständerung

Stahlkosten / Feld 12.960,00 12.960,00 32.640,00Betonkosten / Feld 2.160,00 2.160,00 7.200,00Aufhängekonstruktion / Feld 1.560,00 1.808,00 1.500,00Gesamtkosten / Feld 16.680,00 16.928,00 41.340,00

Tabelle 7-2: Vergleich Aufhängekosten EHB in [€] (v gl. [i+o-06b])

Die Gegenüberstellung zeigt, dass die auch funktional nachteilige

Aufständerungsvariante die kostenintensivste ist mit 41.340 € je Feld. Bei den

Varianten mit Halfenschienen und Rohrhülsen besteht nur ein geringfügiger

Unterschied von 328 €/Feld. Für die Halfenschienenvariante ergeben sich Kosten

von 16.928 € pro Feld und am günstigsten schneidet die Rohrhülsenvariante mit

16.680 € pro Feld ab. Weitere Details zur Berechnung können dem Anhang unter

„Herleitung Investitionen Feldausführung für EHB-Aufhängung“ entnommen werden.

beigefügt. Im Fall des als Referenz verwendeten Catering Projekts fiel die

Entscheidung auf die Aufhängung mittels Rohrhülsen. Dabei wurden von den

insgesamt 492 im Objekt vorhandenen Feldern mit dem Raster 5,40 x 10,80 m 112

Stück so vorbereitet, dass EHB an den Unterzügen aufgehängt werden kann. Für

diese 112 Felder ergeben sich Bauinvestitionskosten von 1.868.160 €.

Gleiche Investitionen wären für die ersten 112 Felder der wandelbaren Ausführung

zu tätigen. Da aber entschieden wurde, weitere 50 % bzw. 56 weitere Felder für die

EHB aus Flexibilitätssteigerungsgründen vorzusehen, entstehen die im Folgenden

erläuterten Mehrinvestitionsbedarfe für die wandelbare Lösung.

Bei den zuvor ermittelten Kostenkennwerten für die Varianten ist darauf hinzuweisen,

dass die Investitionen für Stahlträger und Befestigungsmittel, die zur Montage der

EHB erforderlich sind, bereits inkludiert sind. Da sie aber erst zum tatsächlichen

Montagezeitpunkt, d.h. bei Erweiterung oder Umbau benötigt werden, ist zu

differenzieren gegenüber den reinen Kosten/Investitionsaufwänden zur Schaffung

der Befestigungsvoraussetzungen, die sich reduzieren auf Betonbaukosten zur

stärkeren Ausführung der Unterzüge und die Kosten für Rohrhülsen. Damit

reduzieren sich die zusätzlichen Aufwände je Feld zur Vorbereitung der

Wandelbarkeit auf 2.760 € je Feld.

Umsetzung Szenariobewertung

224

Rohrhülsen Beschreibung Anzahl Einzelpreis/€ Gesamtpreis/€

Verstärkung Unterzüge à 10,80 m(KBeton=100 €/m)

Aufhängekonstruktion / Feld Rohrhülsen Ø 42mm 12 50,00 600,00Feldkosten 2.760,00

Betonkosten / Feld 2 1.080,00 2.160,00

Tabelle 7-3: Mehrinvestitionsbedarf zur Vorbereitun g eines Feldes für EHB-Aufhängung mit

Rohrhülsen [i+o-06b]

Bestimmte Bereiche des Objektes können für eine mögliche spätere Erweiterung

nahezu ausgeschlossen werden. Dabei handelt es sich u.a. um als Büros und

Technikräume genutzte Flächen sowie bestimmte Produktionsbereiche. Aus diesem

Grund wird ein Ansatz gewählt, dass alle naheliegenden, potenziellen

Erweiterungsflächen der Fabrik nutzbar zu machen sind. Dafür sind weitere 56

Felder mit Rohrhülsen auszustatten. In Summe entsprechen die 168 Felder rund

einem Drittel der Halle. Daraus ergeben sich für die wandelbare Ausführung des

Bauobjekts zusätzliche kalkulierte Baukosten für das Referenzobjekt in Höhe von

154.560 €. Diese gehen in die späteren Vergleichsrechnungen für wandelbare und

konventionelle Ausführung ein.

7.3.1.2 Gebäude: EHB-Gruben für Aufgabe- und Abnahm estationen

Es gilt die Kosten zu berechnen, die anfallen, wenn ein Umbau- oder

Erweiterungsfall eintritt und die im Abschnitt 6.2.4.6 beschriebenen zusätzlichen

Gruben zu schaffen sind. Im Weiteren werden nur konventionelle Gruben

entsprechend der ersten Variante geschaffen. Von Standardgruben an definierten

Positionen kann abgesehen werden, weil hiermit die Layoutflexibilität zu stark

eingeschränkt wird. Ebenfalls unberücksichtigt bleiben Gehänge mit angeschrägten

Seitenkanten, weil es hierdurch zu einem erschwerten Be- und Entladeprozess

kommt.

In der folgenden Tabelle (Tabelle 7-4) ist dargestellt, welche Kosten für

Arbeitsschritte zum Schaffen der neuen und Schließen der alten Grube anfallen auf

Basis eine Grube von 6 x 10 m. Als Kennwert werden die Kosten je 1 m² ermittelt,

woraus sich 51 €/m² zum Schaffen der neuen Grube ergeben und 106 €/m² zum

Schließen der bestehenden Grube.

Umsetzung Szenariobewertung

225

Grube schließen Bodenplatte 4.680,00 € Seite zuspritzen 1.680,00 €

Kosten 60m² 6.360,00 € Kosten 1m² 106,00 €

Neue Grube Beton schneiden 1.560,00 € Abbruch 480,00 € Oberfläche glätten 1.000,00 €

Kosten 60m² 3.040,00 € Kosten 1m² 51,00 €

Tabelle 7-4: Kosten für Schaffung und Entfernung vo n Gruben [i+o-06b]

7.3.1.3 Mechanik und Steuerung

Die Anfangsinvestitionen für eine EHB-Anlage bestehen im Wesentlichen aus dem

mechanischen und dem steuerungstechnischen Anteil. In den Investitionen sind

Montage und Inbetriebnahmeaufwände inkludiert. Unter Mechanik sind das

Schienennetz, die Fahrzeuge, Auf-, Abgabe- und Hubstationen sowie Weichen

inklusive der anlagengebundenen Steuerungskomponenten zusammengefasst.

Unter Steuerung sind die Investitionen für die Steuerungselemente gemäß der unter

6.2.2 beschriebenen Steuerungsarchitektur nach dem Konzept „Internet der Dinge“

zusammengefasst. Wie an früherer Stelle beschrieben, sind die Mechanik betreffend

bereits einige Voraussetzungen für wandelbare EHB geschaffen. Es liegt aber noch

keine vollständige Erfüllung der Wandelbarkeit vor, die sich aber weniger aus den

technischen Möglichkeiten ergibt, als vielmehr durch das Bestreben von Herstellern

nach einfachen und günstigen Lösungen und dem Bestreben von Anlagenbetreibern

nach möglichst niedrigen Investitionen. In 6.2.1 wurde bereits geschildert, dass

sowohl durch Hersteller als auch durch Kunden keine durchgängige

Standardisierung angestrebt wird.

Im Falle der wandelbaren Lösung werden höhere Investitionen insbesondere durch

die anspruchsvolleren Modulsteuerungen für die Selbststeuerung der Anlage

verursacht. Durch die Dezentralisierung der Steuerungskomponenten müssen im

Vergleich zu herkömmlichen Steuerungsarchitekturen mehr Komponenten

vorgesehen werden. Module, die heute vielfach zu SPS-Gruppen zusammengefasst

sind, würden bei konsequenter Modularisierung vereinzelt werden und innerhalb der

Modulgrenzen mit eigenen, individuellen Steuerungskomponenten ausgestattet

werden. Das führt zweifelsohne bei der Anfangsinvestition zu erhöhten Aufwänden.

Umsetzung Szenariobewertung

226

Hinsichtlich der Steuerungstechnik besteht noch Bedarf für die Fortsetzung der

Entwicklungsarbeit. Im Forschungs- und Entwicklungsumfeld wird die dezentrale

Selbststeuerung weitgehend als vielversprechende Zukunftstechnologie für

Materialflusssteuerungen gesehen (vgl. hierzu auch [Günt-10]). Es gilt auf den auf

Versuchsfeldebene erfolgreich umgesetzten Konzepten aufzubauen und diese auf

ein für die industrielle Großanwendung zuverlässiges und leistungsfähiges Niveau zu

bringen. Aktivitäten mit dieser Zielsetzung werden nachweislich bei den

Anlagenbauern unternommen, jedoch ist es schwierig und wahrscheinlich auch nicht

zielführend für die vorliegende Arbeit, den noch verbleibenden Entwicklungsaufwand

auf der Seite der Anlagenbauer in Form von Kosten abzuschätzen. Mit dem Konzept

„Internet der Dinge“ [Günt-10] wurde verdeutlicht, wie gering der verbleibende

Aufwand und wie konkret bereits das technische Konzept zur Realisierung dieser

selbststeuernden Materialflusstechnik im industriellen Umfeld ist.

Für die weiteren Überlegungen soll somit von der Prämisse ausgegangen werden,

dass die noch ausstehenden Entwicklungsaufwände abgeschlossen seien und

sowohl steuerungsseitig als auch mechanisch wandelbar ausgeführte Systeme frei

auf dem Markt verfügbar sind. Diese Prämisse ist insofern zulässig, als dass das Ziel

der Arbeit der Nachweis der Wirtschaftlichkeit entsprechender Systeme für den

Nutzer und Investor ist.

Höhere Investitionen kommen vor allem durch intelligente Steuerungen der

Systemmodule zustande und dem Entwicklungs- und Programmieraufwand für

dezentrale Steuerungen. Es fließen aber auch Mehraufwände für das Schaffen

mechanischer Komponenten ein, die sich leicht umbauen und versetzen lassen.

Im Rahmen von Interviews der im Wesentlichen für die Lieferung von EHB-Anlagen

infrage kommenden Hersteller wurden Lösungsansätze für wandelbare Module

diskutiert und auf dieser Basis gemeinsame Abschätzungen vorgenommen, in

welchem Umfang sich die Preise für Anlagenkomponenten im Falle von wandelbaren

Anlagen erhöhen würden. Die nachfolgende Tabelle 7-5 stellt diese prozentualen

Abweichungen und die daraus resultierenden Einzelpreise dar am Beispiel des

gewählten Referenzobjekts.

Umsetzung Szenariobewertung

227

Tabelle 7-5: Investitionskosten Referenzanlage ohne Bau-Zusatzinvestitionen für

Wandelbarkeit [i+o-06b]

Die in der Tabelle in Spalte 3 ausgewiesenen Einzelkosten für die konventionelle

Anlage sind den Ausschreibungs-/Angebotsunterlagen für das Referenzprojekt

entnommen [i+o-06a].

Es werden die Gesamtkosten für die Anlage (4) berechnet durch Multiplikation mit

der für die Referenzanlage benötigten Anzahl von Elementen (2). Zur Ermittlung der

Investitionskosten (bezeichnet hier die Summe aller bei der Anschaffung getätigten

Ausgaben) im Falle der wandelbaren Variante (5), werden die gemeinsam mit

Herstellern ermittelten und prognostizierten Prozentwerte (7) für Mehrkosten IK∆

verwendet. Die somit errechneten Werte für Investitionen für die konventionelle und

auch wandelbare Anlage finden Anwendung in der Szenarienbewertung. In den

Szenarien werden die genauen Merkmale und Ausprägungen des jeweiligen

Szenarios berücksichtigt. Der in Tabelle 7-5 dargestellte Vergleich berücksichtigt nur

die gewählte Konfiguration des Referenzobjekts. D. h., es sind z. B. die zusätzlichen

Investitionen für den Bau zur Vorbereitung weiterer Felder des Gebäudes für eine

spätere EHB-Aufhängung darin noch nicht berücksichtigt.

Im Abschnitt 7.3.1.4 in der Tabelle 7-6 befindet sich auf der obigen Tabelle

aufbauend eine Darstellung inklusive Berücksichtigung der Zusatzinvestitionen für

die bauliche Ertüchtigung weiterer Felder für eine spätere EHB-Aufhängung.

7.3.1.4 Gesamt-Vergleich Investitionen

Die folgende Tabelle fasst die Investitionen für die Anlage zum Zeitpunkt t = 0

zusammen. Es handelt sich somit um die Erstinvestitionen. Sie zeigt den

Investitionsvergleich auf Basis der zuvor erläuterten Investitionsschätzungen mit

Expertenunterstützung.

1 2 3 4 5 6 7

K I [€] Anzahl Einzelkosten Gesamtkosten Einzelkosten Gesamtkosten ∆KI [%]

Materialflussrechner 500.961,00 551.057,10 10,00Anlagenüberwachung 97.368,00 121.710,00 25,00Schienenanlage [lfd M] 1400 927,00 1.297.800,00 973,00 1.362.200,00 5,00Fahrzeug inkl. Gehänge 150 7.541,00 1.131.150,00 7.918,00 1.187.700,00 5,00Auf- / Abgabestation 10 62.376,00 623.760,00 68.614,00 686.140,00 10,00Hubstation 1 19.185,00 19.185,00 22.063,00 22.063,00 15,00Drehstation 7 12.233,00 85.631,00 14.068,00 98.476,00 15,00Stahlbau, Bühnen etc. [lfd M] 1400 289,00 404.600,00 303,00 424.200,00 5,00Gesamt Mechanik 3.562.126,00 3.780.779,00 6,14Gesamt EHB-Anlage 4.160.455,00 4.453.546,10 7,04

Konventionelle Anlage Wandelbare Anlage

Umsetzung Szenariobewertung

228

Tabelle 7-6: Investitionsvergleich (in Anlehnung an [i+o-06b])

Hiernach ergeben sich Mehrinvestitionen beim Materialflussrechner für die

wandelbare Anlage von rund 50.000 €, was einer Erhöhung von 10 % gegenüber der

herkömmlichen Variante des Materialflussrechners entspricht. Bei der

Anlagenüberwachung fällt die Differenz relativ gesehen mit 25 % des Betrages

weitaus deutlicher aus. Absolut gesehen macht dies jedoch nur rund 24.000 € aus.

Bei der Mechanik ergibt sich insgesamt eine Investitionsdifferenz von etwas über 6,1

% bzw. rund 220.000 € zusätzlich im Falle der wandelbaren Anlage. In der oben

dargestellten Tabelle sind die Einzelpositionen weiter aufgeschlüsselt. Daraus wird

ersichtlich, dass bei einer Anlage dieser Größe der Einfluss der

Investitionsunterschiede für die Mechanik von der größten Bedeutung ist. Die

relativen Unterschiede der Mechanikkomponenten wurden insbesondere mit

Unterstützung von Anlagenbauern auf Werte von 5 % bis max. 15 % geschätzt.

Für den Bau sind zusätzliche Investitionen in Höhe von errechneten 154.560 € im

Falle der wandelbaren Ausführung erforderlich. Wie zuvor geschildert, gilt hierbei die

Annahme, dass 56 Felder des Gebäudes präventiv ertüchtigt werden, um in diesen

Bereichen ggf. zum späteren Zeitpunkt die Elektrohängebahn zu betreiben.

Insgesamt liegen die ermittelten Investitionsunterschiede bei 10,76 % höheren

Investitionen für die wandelbare Ausführung. Das entspricht 447.651 € zusätzlich im

Vergleich zur Ausgangsbasis von 4.160.455 € für die konventionelle Anlage.

7.3.2 Kapitalwertbetrachtung – NPV

Wie in Kapitel 2.2.2 geschildert, berechnet sich der Kapitalwert (engl.: Net-Present

Value) als Summe der auf die Gegenwart abgezinsten Zahlungen, dem sog. Barwert

(engl.: Present Value), zuzüglich der Investitionsausgabe [Wöhe-08]. Rückflüsse in

K I [€] Anzahl Einzelkosten Gesamtkosten Einzelkosten Gesamtkosten ∆KI [%]

Materialflussrechner 500.961,00 551.057,10 10,00Anlagenüberwachung 97.368,00 121.710,00 25,00Schienenanlage [lfd M] 1400 927,00 1.297.800,00 973,00 1.362.200,00 5,00Fahrzeug inkl. Gehänge 150 7.541,00 1.131.150,00 7.918,00 1.187.700,00 5,00Auf- / Abgabestation 10 62.376,00 623.760,00 68.614,00 686.140,00 10,00Hubstation 1 19.185,00 19.185,00 22.063,00 22.063,00 15,00Drehstation 7 12.233,00 85.631,00 14.068,00 98.476,00 15,00Stahlbau, Bühnen etc. [lfd M] 1400 289,00 404.600,00 303,00 424.200,00 5,00Gesamt Mechanik 3.562.126,00 3.780.779,00 6,14Gesamt EHB-Anlage 4.160.455,00 4.453.546,10 7,04

Zusatzinvestitionen für bauliche Ertüchtigung (zum Zeitpunkt t=0)

Statik erhöhen + Rohrhülsen 56 0 0,00 2.760,00 154.560,00

Summe Investitionen 4.160.455,00 4.608.106,10 10,76

Konventionelle Anlage Wandelbare Anlage

Umsetzung Szenariobewertung

229

das Unternehmen würden als positive Beträge ausgewiesen werden, Abflüsse mit

negativem Vorzeichen.

Das für diese Arbeit erstellte Rechenmodell zur Bewertung der Wirtschaftlichkeit

wandelbarer Lösungen gegenüber konventionellen Lösungen ist, wie in Kapitel 7.1

geschildert, so aufgebaut, dass von dem mit der Bewertung beschäftigten

Projektteam sämtliche Daten zu Kosten, Erlösen, Ausgaben und Einnahmen in

vordefinierte und selbsterläuternde Datenblätter mit Periodenbezug eingegeben

werden. Hieraus wird dann unter anderem der hier beschriebene NPV ermittelt.

Bei der Erstellung der vorliegenden Arbeit wurde davon abgesehen, sämtliche im

Modell verwendbare Informationen aufzunehmen, weil diese entweder nicht in

ausreichender Form vorlagen bzw. eine ausreichende Bewertungsmöglichkeit für die

hier zu behandelnde Fragestellung auch ohne deren Aufnahme gegeben ist. In

zukünftigen Projekten kann sich aber durchaus eine Situation ergeben, dass

folgende Informationen in die Ergebnisberechnung einfließen sollen, so dass es

sinnvoll war, hierfür entsprechende Vorbereitungen zu treffen. Bei den in der

vorliegenden Szenarienbewertung nicht verwendeten, aber dennoch im

Kalkulationsmodell vorgesehenen Daten handelt es sich u. a. um:

� Laufende Kosten aus dem operativen Betrieb der Anlage, Personalkosten von

Lohn- und Gehaltsempfängern und deren Wachstum

� Beschreibung der Ausgangssituation: Umsatz, Anzahl Mitarbeiter, laufende

Kosten etc.

� Umsatzentwicklung: Mengenwachstum, Preisveränderungen etc.

� Bilanzveränderungen: Lagerbestandsveränderungen, Bewertung des Inventars

gem. Bilanz

� Desinvestitionen: im Projektverlauf vorgesehene Reduzierungen, Bilanzwerte der

reduzierten Objekte und zu erwartende Wiederverkaufswerte der Objekte

Berücksichtigt hingegen wurden sämtliche Positionen, die Informationen beinhalten

zu:

� Investitionsausgaben: Projektinvestitionen beliebig strukturierbar, als Schätzwerte

oder auf Basis vorliegender Angebote

� Einmalkosten: wie z. B. Ausfallkosten bei Wandlung gem. Kostenschätzung,

Personalkosten für Wandlungen etc.

Umsetzung Szenariobewertung

230

Zusammengefasst ist festzuhalten, dass keine positiven Cash-Flows oder

Einnahmen berücksichtigt wurden. Es wurde mit reinen Auszahlungsflüssen

gearbeitet. Für die vorliegende Aufgabenstellung wäre die Berücksichtigung von z. B.

Umsatzerlösen oder der Veränderungen von Stückpreisen für die verkauften

Mahlzeiten einerseits nicht zielführend und zum anderen wären die erforderlichen

Daten aufgrund des sehr wettbewerbsintensiven Marktfeldes auch nur schwer oder

gar nicht zugänglich. Die Berücksichtigung der sich daraus ergebenden positiven

Cash-Flows würde ein weiteres erhebliches Fehlerpotenzial beinhalten. Hieraus

ergibt sich aber auch die Situation, dass die NPV aller Szenarien negativ ausfallen,

weil ausschließlich Ausgaben und keine Einnahmen berücksichtigt werden. D. h. für

das Modell, dass weder die Internal Rate of Return (IRR) noch eine Amortisationszeit

oder eine Aussage zur Differenz des eingesetzten Umlaufvermögens (Delta of

Working Capital) ausgewiesen werden. Das Modell bietet die Option hierfür, sie wird

in dieser Arbeit aber aus den zuvor beschriebenen Gründen nicht angewendet. Es ist

davon auszugehen, dass bei zukünftigen Anwendungen des Bewertungsmodells von

Vertretern des Auftraggebers diese Daten problemlos ergänzt werden könnten,

soweit es gewünscht ist.

Die folgende Grafik veranschaulicht die resultierenden NPV der analysierten

Szenarien. Hierbei ist das konventionelle Szenario jeweils in blau dargestellt und das

wandelbare Szenario in orange. Die relative Vorteilhaftigkeit einer Variante ist jeweils

bei geringerem negativem Betrag gegeben.

Abbildung 7-7: Kapitalwerte (NPV) der Szenarien

NPV-Vergleiche

-4.6

80.3

38

-4.8

41.2

47

-4.5

36.4

51

-4.5

38.0

71

-4.9

68.6

95

-5.3

62.2

00

-5.4

69.8

06

-6.7

61.5

43

-5.0

53.4

77

-5.1

72.7

05

-4.9

18.3

28

-4.9

18.8

23

-5.1

66.2

40

-5.3

90.7

25

-5.2

57.7

74

-5.5

95.6

23

-8.000.000

-7.000.000

-6.000.000

-5.000.000

-4.000.000

-3.000.000

-2.000.000

-1.000.000

0

1.1 1.2 1.3 1.4 2.1 2.2 3.1 3.2

Szenarien

NP

V (

€) Konventionell

Wandelbar

Umsetzung Szenariobewertung

231

Es zeigt sich für die Szenarien:

� 1.1 bis 1.4 – Veränderung Produktionsleistung ohne Layoutveränderung:

Die hierunter beschriebenen Szenarien weisen die geringsten Investitionen und

Kosten bei Wandlungsmaßnahmen auf, weil die Eingriffe verglichen mit den

sonstigen Szenarien relativ geringen Umfangs sind. Sowohl bei den Szenarien

1.3 und 1.4, bei denen eine Reduzierung der Leistung erfolgt durch Entfernen von

zehn bzw. 20 Fahrzeugen als auch bei den Steigerungsszenarien 1.1 und 1.2 mit

zusätzlichen zehn bzw. 20 Fahrzeugen, sind die konventionellen Varianten

jeweils im relativen Vergleich wirtschaftlicher. Die Mehrinvestition zum

ursprünglichen Bauzeitpunkt t0 kann nicht durch spätere Wandlungsmaßnahmen

geringeren Umfangs ausgeglichen werden.

Die Kapitalwerte der Szenarien 1.1 – 1.4 bewegen sich in einem Korridor von

4.536.451 € – 5.172.705 €. Im jeweiligen Vergleich von konventionell zu

wandelbar für ein Szenario liegen die prozentualen Differenzen der Kapitalwerte

max. bei 8,4 % bzw. 381.877 €. Die min. Differenz beträgt 6,8 % bzw. 331.458 €.

Bei reiner Kapitalwertbetrachtung der zuvor beschriebenen Szenarien kann die

Ausführung als wandelbare Lösung nicht gerechtfertigt werden. Es besteht ein

geringer Nachteil bei wandelbarer Ausführung.

� 2.1 und 2.2 – Erweiterung um Auf-/Abgabestationen:

Im Falle der Szenarien 2.1 und 2.2 werden ein bzw. zwei Schienenabschnitte mit

45 m bzw. 2 x 45 m ergänzt und darüber ein bzw. zwei Auf-/Abgabestationen

ergänzt.

Wie Abbildung 7-7 zeigt, liegen für 2.1 und 2.2 die abgezinsten Kapitalwerte

jeweils sehr nahe beieinander. Die absoluten Beträge liegen in einem Bereich von

4.968.695 € – 5.390.725 €. Die Differenzen innerhalb der Szenarien belaufen sich

auf 197.545 € bzw. 28.524 € zu Ungunsten der wandelbaren Ausführungen. Das

entspricht 4,0 % bzw. 0,5 %.

� 3.1 und 3.2 – Layoutveränderung mit zus. Schienen und versetzten Stationen:

Die Szenarien 3.1 und 3.2 stellen die umfangreichsten Wandlungsszenarien dar.

Hierbei werden ein bzw. zwei bestehende Stationen versetzt und 100 bzw. 200 m

zusätzliche Schienenstrecke ergänzt.

Umsetzung Szenariobewertung

232

3.1 weist einen geringen relativen Vorteil der wandelbaren Variante auf, 3.2 sogar

einen sehr deutlichen Vorteil der wandelbaren Variante. Quantitativ ausgedrückt

bedeutet das bei 3.1 eine Differenz von 212.032 € bzw. 3,9 % zugunsten der

wandelbaren Ausführung. Für 3.2 sogar eine Differenz von 1.165.920 € bzw.

17,2% zugunsten der wandelbaren Ausführung.

Zur Berechnung der Kapitalwerte für die Szenarien und dem damit verbundenen

Vergleich von wandelbaren und konventionellen Ausführungen ist zu ergänzen, dass

die Lebenszyklusbetrachtungen so aufgebaut sind, dass ein Zeitraum von insgesamt

20 Jahren, also von 2009 bis einschließlich 2028 betrachtet wurde. Auf Basis der

Ergebnisse aus den Experteninterviews (vgl. Kapitel 5.3) wurde von einem Wandel

mindestens alle fünf Jahre ausgegangen. Die Cash-Flow Betrachtung ist so

ausgeführt, dass in 2009 die Zahlungsflüsse für die Erstinvestition erfolgen. In 2012,

also nach drei Jahren, tritt dann der erste Wandlungsfall auf, in der jeweils für das

Szenario definierten Ausprägung. Nach weiteren fünf Jahren, also im Jahr 2017,

wurde ein weiterer Wandlungsfall angenommen mit der jeweils gleichen Ausprägung

wie in 2012. Die für die Kapitalwertbetrachtung zugrunde gelegten

Zahlungszeitpunkte und deren Höhe gehen aus Abbildung 7-8 hervor.

Abbildung 7-8: Verteilung der Cash-Flows am Beispie l von Szenario 3.1 – konventionell

Bei dieser Betrachtung und basierend auf den Interviewergebnissen und der daraus

gewonnenen Schlussfolgerung wäre es denkbar, im Anschluss an das Jahr 2017

weitere fünf Jahre später einen weiteren Wandlungsfall anzunehmen. Hiervon wurde

im Sinne einer eher konservativen Betrachtungsweise aber abgesehen. Hätte man

Distribution of Cash Flows

-4.500.000

-4.000.000

-3.500.000

-3.000.000

-2.500.000

-2.000.000

-1.500.000

-1.000.000

-500.000

0 2009 2013 2017 2021 2025

Umsetzung Szenariobewertung

233

dies getan, so ergäbe sich eine Verschiebung der relativen wirtschaftlichen

Vorteilhaftigkeit auf Basis des Kapitalwertes zugunsten der wandelbaren Variante.

Ebenfalls dem im Anhang befindlichen Excel-Werkzeug aus Modul 1 entnommen ist

die Abbildung 7-9. Sie stellt die kumulierten diskontierten Zahlungsflüsse am Beispiel

des Szenarios 3.1 – konventionell dar.

Abbildung 7-9: Kumulierte, diskontierte Cash-Flow-W erte am Beispiel von Szenario 3.1 –

konventionell

7.3.3 Sensitivitätsanalyse – Risikobetrachtung vari ierender Cash-Flow Beträge

Um das Risiko bei in der Höhe variierenden Cash-Flows bewerten zu können, wurde

als eine der einfachsten Formen der Risikobetrachtung eine Sensitivitätsanalyse in

das Bewertungswerkzeug integriert und für die Szenarien durchgeführt. Wie in

Kapitel 2.2.4 zur Sensitivitätsanalyse beschrieben, werden die Inputgrößen in

definierten Schwankungsbreiten variiert, um den Einfluss auf die Wirtschaftlichkeit

und hier als konkreten Kennwert den NPV zu analysieren.

Das erstellte Bewertungswerkzeug bietet hierzu die Möglichkeit, jeweils positive und

negative Cash-Flows in drei Stufen schwanken zu lassen. Im Konkreten wurde um

+/-10 % und -5 % der Wert der Investitionen in den Szenarien variiert. Wie zuvor

beschrieben, bietet das Werkzeug die Möglichkeit, positive Cash-Flows wie Erlöse

einzubeziehen, was bei der hier vorliegenden Arbeit aber nicht geschehen ist.

Insofern bleibt die Variation der positiven Cash-Flows somit auch wirkungslos.

Cumulated Discounted Cash Flows

-20.000.000 €

-16.000.000 €

-12.000.000 €

-8.000.000 €

-4.000.000 €

0 €

2008 2013 2018 2023 2028 2033

Year

Umsetzung Szenariobewertung

234

Tabelle 7-7 zeigt die resultierenden Werte am Beispiel des Szenarios 3.2 –

wandelbar. Erkennbar ist, dass die Werte in den Zeilen identisch sind und die NPV

nur bei Variation der Ausgaben (Spalten) schwanken.

Tabelle 7-7: Ergebnis Sensitivitätsanalyse für Sze nario 3.2 – wandelbar bei variierenden

Kosten und fixen Einnahmen

Neben der tabellarischen Form der Darstellung sind die Ergebnisse ebenfalls als

Grafik visualisiert. Aufgrund der negativen NPV ergibt sich im vorliegenden Fall keine

Payback Periode, dies wird in der Tabelle mit „Not valid“ ausgewiesen und in der

Grafik mit dem Wert Null.

Abbildung 7-10: Ergebnis Sensitivitätsanalyse für S zenario 3.2 – wandelbar bei variierenden

Kosten und fixen Einnahmen

Sensitivity Analysis

Cash-Out

-10% -5% 10%

-5.198.864 -5.397.244 -5.992.381

Not valid Not valid Not valid

-5.198.864 -5.397.244 -5.992.381

Not valid Not valid Not valid

-5.198.864 -5.397.244 -5.992.381

Not valid Not valid Not valid

Cash-out: + equals additional cash-out / - equals less cash-out

Cash-In: + equals additional Realized Benefits / - equals less Realized Benefits

Net Present Value

Payback Period

Net Present Value

Payback Period

Net Present Value

Payback Period

10%

-5%

-10%Rea

lized

Inco

me

Ben

efit

s / C

ash

-In

-5.595.623

-5.198.864

-5.397.244

-5.992.381

-5.198.864

-5.397.244

-5.992.381

-5.198.864

-5.397.244

-5.992.381

0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0-6.200.000

-6.000.000

-5.800.000

-5.600.000

-5.400.000

-5.200.000

-5.000.000

-4.800.000

Scenario 0: Basic

Case

Scenario 1: Cost: -

10% Realized

Benefits: 10%

Scenario 2: Cost: -

5% Realized

Benefits: 10%

Scenario 3: Cost:

10% Realized

Benefits: 10%

Scenario 4: Cost: -

10% Realized

Benefits: -5%

Scenario 5: Cost: -

5% Realized

Benefits: -5%

Scenario 6: Cost:

10% Realized

Benefits: -5%

Scenario 7: Cost: -

10% Realized

Benefits: -10%

Scenario 8: Cost: -

5% Realized

Benefits: -10%

Scenario 9: Cost:

10% Realized

Benefits: -10%

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

Mo

nth

s

Net Present Value Payback Period (Months)

Umsetzung Szenariobewertung

235

Für alle Szenarien zusammengefasst ergeben sich die in Tabelle 7-8 dargestellten

Werte für die Sensitivitätsanalyse.

Tabelle 7-8: Übersicht Sensitivitätsanalyse NPV-Ver änderung bei in der Höhe variierende Cash-

Flows um +/-10 % und -5 %

Die Analyse zeigt, dass sich auch bei Variation der Werte in den genannten Grenzen

kein grundlegender Unterschied zu der Analyse aus 7.3.2

Kapitalwertbetrachtung – NPV ergibt.

Szenario 3.2 ist auch bei Eintritt der Schwankungen stets deutlich wirtschaftlicher in

der wandelbaren Ausführung und 3.1 leicht vorteilhafter in wandelbarer Ausführung.

Szenario 2.2 ist wandelbar knapp unwirtschaftlicher als die konventionelle

Ausführung und die anderen Szenarien mit geringerem Wandlungsvolumen erweisen

sich auch unter Berücksichtigung der Sensitivitätsanalyse als günstiger in der

konventionellen Ausführung. Insofern sind auch bei Eintritt dieser Schwankungen die

in 7.3.2 Kapitalwertbetrachtung – NPV beschriebenen Erkenntnisse weiterhin gültig

und somit auch zusätzlich mittels Sensitivitätsanalyse gegen Schwankungseinfluss

abgesichert.

7.3.4 Risikobetrachtung – Monte Carlo Simulation va riierender Cash-Flow

Beträge

Zur Bewertung des Risikos durch variierende Höhe der Zahlungsflüsse (Cash-Flows)

wurde neben dem zuvor beschriebenen Instrument der Sensitivitätsanalyse auch

eine Monte-Carlo-Simulation in das Bewertungsinstrument integriert, die nach den

Beschreibungen aus 2.2.4 zur Monte-Carlo-Simulation aufgebaut ist. Es wird dabei

Szenario

NPV (aus Cash-Flow-

Rechnung)

NPV bei Kosten -10%

NPV bei Kosten

-5%

NPV bei Kosten+10%

NPV (aus Cash-Flow-

Rechnung)

NPV bei Kosten -10%

NPV bei Kosten

-5%

NPV bei Kosten+10%

1.1 -4.680.338 € -4.344.004 € -4.512.171 € -5.016.672 € -5.053.477 € -4.691.919 € -4.872.698 € -5.415.035 €1.2 -4.841.247 € -4.493.978 € -4.667.613 € -5.188.517 € -5.172.705 € -4.802.182 € -4.987.443 € -5.543.229 €1.3 -4.536.451 € -4.211.332 € -4.373.892 € -4.861.570 € -4.918.328 € -4.566.545 € -4.742.436 € -5.270.112 €1.4 -4.538.071 € -4.211.659 € -4.374.865 € -4.864.483 € -4.918.823 € -4.567.002 € -4.742.913 € -5.270.644 €2.1 -4.968.695 € -4.617.700 € -4.793.198 € -5.319.691 € -5.166.240 € -4.797.325 € -4.981.782 € -5.535.155 €2.2 -5.362.200 € -4.988.087 € -5.175.144 € -5.736.313 € -5.390.725 € -5.005.857 € -5.198.291 € -5.775.592 €3.1 -5.469.806 € -5.093.776 € -5.281.791 € -5.845.836 € -5.257.774 € -4.884.083 € -5.070.928 € -5.631.466 €3.2 -6.761.543 € -6.319.414 € -6.540.479 € -7.203.672 € -5.595.623 € -5.198.864 € -5.397.244 € -5.992.381 €

Prozentuale Abweichung des NPV Sensitivitätsanalys e gegenüber NPV aus Cash-Flow-Rechnung1.1 7,19% 3,59% -7,19% 7,15% 3,58% -7,15%1.2 7,17% 3,59% -7,17% 7,16% 3,58% -7,16%1.3 7,17% 3,58% -7,17% 7,15% 3,58% -7,15%1.4 7,19% 3,60% -7,19% 7,15% 3,58% -7,15%2.1 7,06% 3,53% -7,06% 7,14% 3,57% -7,14%2.2 6,98% 3,49% -6,98% 7,14% 3,57% -7,14%3.1 6,87% 3,44% -6,87% 7,11% 3,55% -7,11%3.2 6,54% 3,27% -6,54% 7,09% 3,55% -7,09%

Konventionell Wandelbar

Umsetzung Szenariobewertung

236

von definierten Zahlungszeitpunkten ausgegangen. Eine Variation der

Zahlungszeitpunkte wird ergänzend aber separat in 7.3.5 vorgenommen.

Ausgehend von den in Abbildung 7-8 dargestellten Cash-Flows in den Jahren 2009,

2012 und 2017 für Investitionen und Wandlungsmaßnahmen wurde jeweils mit einer

Anzahl von 5.000 Szenarien simuliert. Die Schwankungsbreite der jeweiligen

Zahlungsflüsse beträgt dabei +/-20 %.

Abbildung 7-11: Histogramm Wahrscheinlichkeitsverte ilung NPV und kumulierte

Wahrscheinlichkeiten Szenario 3.2 – wandelbar

Abbildung 7-11 zeigt für Szenario 3.2 – wandelbar die Wahrscheinlichkeitsverteilung

der simulierten NPV. Dabei wurde der Wertebereich zwischen minimalem und

maximalem Wert in 20 gleichmäßig große Klassen aufgeteilt und die auftretende

prozentuale Häufigkeit gemessen. Die Ergebnisse sind als Histogramm dargestellt.

Außerdem wurde in der Grafik der kumulierte Wert der Wahrscheinlichkeiten

aufgetragen. Diese Werte werden für das Risikoprofil übernommen, das in Abbildung

7-12 dargestellt ist, ebenfalls am Beispiel des Szenarios 3.2 – wandelbar.

Probability Distribution

0%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

8%

9%

10%

-4.10

0.00

0 €

-4.26

5.00

0 €

-4.43

0.00

0 €

-4.59

5.00

0 €

-4.76

0.00

0 €

-4.92

5.00

0 €

-5.09

0.00

0 €

-5.25

5.00

0 €

-5.42

0.00

0 €

-5.58

5.00

0 €

-5.75

0.00

0 €

-5.91

5.00

0 €

-6.08

0.00

0 €

-6.24

5.00

0 €

-6.41

0.00

0 €

-6.57

5.00

0 €

-6.74

0.00

0 €

-6.90

5.00

0 €

-7.07

0.00

0 €

-7.23

5.00

0 €

-7.40

0.00

0 €

Pro

babi

lity

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

(%)

Histogramm Cumulated probability

Umsetzung Szenariobewertung

237

Abbildung 7-12: Risikoprofil Szenario 3.2 – wandelb ar

Trotz der hier vorgenommenen verschiedenen Risikoanalysen ist die eigentliche

Bewertung des Risikos jedoch eine subjektiv geprägte Entscheidung, die in hohem

Maße von der Ausprägung des Risikoverhaltens des Entscheiders abhängt. Ablesbar

ist z. B. für Szenario 3.2 – wandelbar, dass der NPV mit einer Wahrscheinlichkeit von

ca. 80 % größer als -6.080.000 € und mit einer Wahrscheinlichkeit von ca. 95 %

größer als -6.410.000 € sein wird. Auf dieser Basis können die Szenarien für die

Entscheidungsfindung, ob wandelbar oder konventionell ausgeführt werden soll,

neben dem reinen NPV-Vergleich in der Wirtschaftlichkeitsrechung (siehe Kapitel

7.3.2) auch unter Berücksichtigung von Risikoeinflüssen miteinander verglichen

werden. Es zeigt sich, dass der ermittelte NPV von -5.595.623 € mit einer

Wahrscheinlichkeit von ca. 42,3 % abgesichert ist bei einer Schwankungsbreite von

+/-20 % der Cash-Flow Beträge. D. h., der NPV wird mit 42,3%iger

Wahrscheinlichkeit mindestens diesen Betrag erreichen, wenn man eine

Unsicherheit von +/-20 % bei der Cash-Flow Höhe zugrunde legt.

Fasst man alle Ergebnisse der Monte-Carlo-Simulation bei um +/-20 % variierenden

Cash-Flow Beträgen zusammen, so ergibt sich das in Tabelle 7-9 dargestellte Bild.

Risk Profile

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

-4.10

0.000

-4.43

0.000

-4.76

0.000

-5.09

0.000

-5.42

0.000

-5.75

0.000

-6.08

0.000

-6.41

0.000

-6.74

0.000

-7.07

0.000

-7.40

0.000

Project Value smaller than

Zu 42,3% >

- 5.595.000 €

Zu 80% >

- 6.080.000

Zu 95% >

- 6.410.000

Umsetzung Szenariobewertung

238

Tabelle 7-9: Ergebnisse Monte-Carlo Simulation bei in der Höhe variierenden Cash-Flow

Beträgen

Hierin sind dargestellt, jeweils nach konventionellen und wandelbaren Szenarien

unterschieden, die NPV der Szenarien, wie sie in der Cash-Flow Rechnung (siehe

7.3.2) ermittelt wurden. In der Spalte „Wert im Risikoprofil“, jeweils links neben dem

NPV, ist der Wert im Risikoprofil dargestellt, d. h., mit welcher Wahrscheinlichkeit der

NPV mindestens diesen Wert erreicht oder größer ausfallen wird. Auf Basis der

statistischen Untersuchung, bei einer Grundgesamtheit von 5.000 Zufallsereignissen

je Szenario, wurde der Erwartungswert (µ) für den NPV ermittelt. Wie in statistischen

Analysen üblich und für deren Interpretation erforderlich, wird die

Standardabweichung (б) ebenfalls ausgewiesen je Szenario. Je nach Szenario

liegen die Werte des NPV im Risikoportfolio von 33,6 % bis 50,4 %. Die

Erwartungswerte sind rund 54.000 € bis 202.000 € (Szenario 3.1 – konventionell)

höher als die berechneten NPV aus der Cash-Flow Rechnung. Die

Standardabweichungen weisen Werte von 486.500 € bis zu 596.867 € auf.

Entscheidend neben diesen statistischen Details ist aber die Erkenntnis, dass auch

nach statistischer Überprüfung mittels der Monte-Carlo-Simulation durch Variation

der Cash-Flow Werte um +/-20 % die gleichen Relationen wie bei der reinen

Kapitalwertbetrachtung und nach der Sensitivitätsanalyse gelten. Für die Szenarien

3.1 ist die wandelbare Ausführung knapp vorteilhaft und für das Szenario 3.2 ist die

wandelbare Ausführung deutlich vorteilhaft. In den anderen Szenarien und den hier

zugrunde gelegten Prämissen ist die konventionelle Ausführung vorteilhaft, wobei die

Vorteilhaftigkeit von deutlich bis zu geringfügig, wie im Falle des Szenarios 2.2,

reicht.

Szenario

NPV (aus Cash-Flow-

Rechnung)Wert im

Risikoprofil

Erwartungs-wert NPV

Monte-Carlo-Sim. (µ)

Standardab-weichung ( б)

NPV (aus Cash-Flow-

Rechnung)Wert im

Risikoprofil

Erwartungs-wert NPV

Monte-Carlo-Sim. (µ)

Standardab-weichung ( б)

1.1 -4.680.338 € 40,6% -4.598.120 € 519.739 € -5.053.477 € 50,4% -4.986.072 € 596.867 €1.2 -4.841.247 € 42,3% -4.779.016 € 500.968 € -5.172.705 € 42,0% -5.102.316 € 565.241 €1.3 -4.536.451 € 41,8% -4.470.747 € 514.371 € -4.918.328 € 42,0% -4.841.810 € 565.029 €1.4 -4.538.071 € 43,1% -4.481.925 € 509.513 € -4.918.823 € 42,4% -4.846.580 € 576.159 €2.1 -4.968.695 € 43,6% -4.915.324 € 520.249 € -5.166.240 € 41,6% -5.082.290 € 571.012 €2.2 -5.362.200 € 40,9% -5.280.058 € 518.072 € -5.390.725 € 42,0% -5.314.240 € 572.783 €3.1 -5.469.806 € 33,6% -5.268.061 € 486.500 € -5.257.774 € 41,9% -5.171.936 € 572.765 €3.2 -6.761.543 € 39,4% -6.665.725 € 554.107 € -5.595.623 € 42,3% -5.520.485 € 562.627 €

Konventionell Wandelbar

Umsetzung Szenariobewertung

239

7.3.5 Risikobetrachtung – Monte-Carlo-Simulation va riierender Cash-Flow

Zeitpunkte

Nachdem in den beiden Abschnitten zuvor die Risikoanalyse auf die Variation der

Cash-Flow Höhe beschränkt wurde, werden nun im Folgenden dargestellt, welche

Erkenntnisse bei Variation

� der Cash-Flow Zeitpunkte und

� gleichzeitiger geringfügiger Variation der Cash-Flow Höhen

gewonnen werden. Für die Analyse des Einflusses variierender Zahlungszeitpunkte

wurde ebenfalls die Monte-Carlo-Simulation gemäß der Beschreibung aus Abschnitt

2.2.4 verwendet. Das Modell ist in Anlehnung an die Experteninterviews so ausgelegt

worden, dass die Aussage „mind. alle 5 Jahre kommt es zum Wandel“ als Prämisse

gilt. Die Wahrscheinlichkeitsverteilung für den ersten Wandlungsfall ist so angesetzt,

dass, wie in Tabelle 7-10 beschrieben, mit einer kumulierten Wahrscheinlichkeit von

20 % ein Wandlungsfall nach mind. zwei Jahren eintritt. Die Wahrscheinlichkeiten

eines Wandlungsfalls steigen auf 50 % nach mind. drei Jahren, 70 % nach mind. vier

Jahren und 100 % nach mind. fünf Jahren. Für den zweiten Wandlungsfall, der dem

ersten folgt, wurden analog zum ersten Wandlungsfall die gleichen

Wahrscheinlichkeitsstufen definiert. Die Folgende Tabelle stellt dies dar:

Tabelle 7-10: Wahrscheinlichkeitsverteilung für den ersten und zweiten Wandlungsfall

In die Monte-Carlo-Simulation sind weiterhin folgende Prämissen eingeflossen:

� Wahrscheinlichkeitsverteilung für ersten Wandlungsfall gemäß o. g.

Wahrscheinlichkeiten

Wahrscheinlichkeitsverteilung 1. Wandlungsfall

Wandel nach x Jahren Kumulierte Wahrscheinlichkeit P(i)2 20%3 50%4 70%5 100%

Wahrscheinlichkeitsverteilung 2. Wandlungsfall

Wandel nach x Jahren Kumulierte Wahrscheinlichkeit P(i)2 20%3 50%4 70%5 100%

Umsetzung Szenariobewertung

240

� Wahrscheinlichkeit für das grundsätzliche Eintreten eines zweiten

Wandlungsfalls: 100 %, d. h., es folgt innerhalb von max. fünf Jahren nach dem

ersten Wandlungsfall ein weiterer Wandlungsfall

� Wahrscheinlichkeitsverteilung für zweiten Wandlungsfall gemäß o. g.

Wahrscheinlichkeiten

� Anzahl Wandlungsfälle insgesamt: zwei: d. h., es wurde kein dritter möglicher

Wandlungsfall im betrachteten Zeithorizont berücksichtigt, obwohl der

Zeithorizont größer als zehn Jahre ist

� Die Ausgaben (Cash-Out) für Wandlungen unterliegen Schwankungen von +/-

5 %

Das folgende Histogramm veranschaulicht am Beispiel des Szenarios 3.2 –

wandelbar die Wahrscheinlichkeitsverteilung der zu erwartenden NPV laut Monte-

Carlo-Simulation bei zuvor beschriebenen Randbedingungen und dargestellter

Vorgehensweise. Weiterhin ist in der Grafik die kumulierte Wahrscheinlichkeit

dargestellt.

Abbildung 7-13: Histogramm Monte-Carlo-Simulation b ei var. Zahlungszeitpunkten und

geringfügig variierender Höhe der Cash-Flows für Sz enario 3.2 – wandelbar

Übernimmt man die Daten in ein Risikoprofil, so ergeben sich z. B. die in Abbildung

7-14 und Abbildung 7-15 veranschaulichten Darstellungen. Hierbei sind für ein

Probability Distribution - Scenario 3.2 "wandelbar"

0%

2%

4%

6%

8%

10%

12%

-5.19

5.69

6

-5.22

9.57

9

-5.26

3.46

1

-5.29

7.34

4

-5.33

1.22

7

-5.36

5.11

0

-5.39

8.99

2

-5.43

2.87

5

-5.46

6.75

8

-5.50

0.64

0

-5.53

4.52

3

Pro

babi

lity

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

(%)

Histogramm Cumulated probability

Umsetzung Szenariobewertung

241

Szenario jeweils die Kurven des wandelbaren und des konventionellen Falles

miteinander verglichen. Aussage des Risikoprofils ist hierbei, mit welcher

Wahrscheinlichkeit der Projektwert (NPV) unterhalb einer bestimmten Grenze liegt.

Abbildung 7-14: Risikoprofil Szenarien 1.4 wandelba r vs. konventionell

Im Falle des Szenarios 1.4 zeigt sich, wie auch zuvor bei der reinen NPV

Betrachtung, der Sensitivitätsanalyse und der Monte-Carlo-Simulation für variierende

Cash-Flow Beträge, dass die konventionelle Ausführung im Szenario 1.4 stets bei

wirtschaftlicher Bewertung mittels NPV vorteilhaft ist.

Bei der nachfolgenden Abbildung für die Szenarien 3.2 ist die Situation, analog zu

den vorherigen Untersuchungen, konträr, d. h., das wandelbare Szenario ist

wirtschaftlicher auf Basis der Bewertung mittels NPV.

Risikoprofil Szenario 1.4

0%

20%

40%

60%

80%

100%

120%

-4.4

87.5

25

-4.4

89.7

03

-4.4

91.8

81

-4.4

94.0

59

-4.4

96.2

37

-4.4

98.4

15

-4.5

00.5

93

-4.5

02.7

71

-4.5

04.9

49

-4.5

07.1

27

-4.5

09.3

05

-4.9

18.0

32

-4.9

18.1

25

-4.9

18.2

17

-4.9

18.3

09

-4.9

18.4

02

-4.9

18.4

94

-4.9

18.5

87

-4.9

18.6

79

-4.9

18.7

71

-4.9

18.8

64

Project Value (NPV) smaller than [€]

Wah

rsch

einl

ichk

eit [

%]

Konventionell

Wandelbar

Umsetzung Szenariobewertung

242

Abbildung 7-15: Risikoprofil Szenarien 3.2 wandelba r vs. konventionell

Fasst man alle Ergebnisse dieser Risikoanalysen mittels Monte-Carlo-Simulation bei

variierenden Cash-Flow Zeitpunkten sowie geringfügig variierenden Cash-Flow

Höhen zusammen, so ergeben sich die in Tabelle 7-11 gezeigten Werte.

Tabelle 7-11: Ergebnisse Monte-Carlo-Simulation bei variierenden Cash-Flow Zeitpunkten und

+/-5 % der Höhe

Hierbei sind abgebildet, unterschieden nach konventionellen und wandelbaren

Szenarien, die NPV der Szenarien, wie sie in der Cash-Flow Rechnung (siehe 7.3.2)

ermittelt wurden. Die Spalte „Wert im Risikoprofil“, jeweils links des NPV, ist der Wert

im Risikoprofil, mit dessen Wahrscheinlichkeit der NPV mindestens die Höhe des

ermittelten NPV erreicht oder größer ausfallen wird.

Die durchgeführten statistischen Untersuchungen, basieren auf einer

Grundgesamtheit von 2.000 Zufallsereignissen. Hieraus wurde je Szenario der

Risk Profile Scenario 3.2

0%

20%

40%

60%

80%

100%

120%

-5.1

95.4

80

-5.2

46.2

94

-5.2

97.1

08

-5.3

40.6

18

-5.3

81.7

99

-5.4

15.6

75

-5.4

49.5

51

-5.4

99.5

07

-5.5

34.2

41

-5.6

58.3

97

-5.8

17.2

86

-5.9

76.1

76

-6.1

35.0

65

-6.2

93.9

55

Project Value (NPV) smaller than [€]

Pro

babi

lity

[%]

Konventionell

Wandelbar

Szenario

NPV (aus Cash-Flow-

Rechnung)Wert im

Risikoprofil

Erwartungs-wert NPV

Monte-Carlo-Sim. (µ)

Standardab-weichung ( б)

∆ NPV (Cash-Flow) zu

Erwartungsw. (µ)

NPV (aus Cash-Flow-

Rechnung)Wert im

Risikoprofil

Erwartungs-wert NPV

Monte-Carlo-Sim. (µ)

Standardab-weichung ( б)

∆ NPV (Cash-Flow) zu

Erwartungsw. (µ)

1.1 -4.680.338 € 40,6% -4.601.908 € 19.184 € -78.430 € -5.053.477 € 50,4% -5.020.780 € 15.041 € -32.697 €1.2 -4.841.247 € 42,3% -4.712.572 € 36.589 € -128.676 € -5.172.705 € 42,0% -5.117.355 € 29.123 € -55.350 €1.3 -4.536.451 € 41,8% -4.498.724 € 4.341 € -37.727 € -4.918.328 € 42,0% -4.918.111 € 134 € -217 €1.4 -4.538.071 € 43,1% -4.499.984 € 4.349 € -38.087 € -4.918.823 € 42,4% -4.918.510 € 190 € -313 €2.1 -4.968.695 € 43,6% -4.824.371 € 50.160 € -144.325 € -5.166.240 € 41,6% -5.106.199 € 27.923 € -60.041 €2.2 -5.362.200 € 40,9% -5.122.921 € 97.740 € -239.279 € -5.390.725 € 42,0% -5.282.818 € 53.732 € -107.907 €3.1 -5.469.806 € 33,6% -5.276.721 € 119.037 € -193.085 € -5.257.774 € 41,9% -5.152.946 € 34.007 € -104.828 €3.2 -6.761.543 € 39,4% -5.925.524 € 224.529 € -836.020 € -5.595.623 € 42,3% -5.387.684 € 69.397 € -207.939 €

Konventionell Wandelbar

Umsetzung Szenariobewertung

243

Erwartungswert (µ) für den NPV ermittelt. Ebenfalls ermittelt und dargestellt ist die

Standardabweichung (б) je Szenario. Abhängig vom betrachteten Szenario liegen die

Werte des NPV im Risikoportfolio zwischen 33,6 % und 50,4 %. Für die

Erwartungswerte ergeben sich Werte die zwischen rund 836.000 € (Szenario 3.2 –

konventionell) und rund 200 € (Szenario 1.3 – wandelbar) höher/niedriger liegen als

die berechneten NPV aus der Cash-Flow Rechnung. Für die Standardabweichungen

wurden Werte von 134 € bis zu 224.529 € ermittelt.

Als Fazit aus dieser letzten Risikoanalyse kann geschlussfolgert werden, dass auch

bei Variation der Zahlungszeitpunkte und paralleler Variation der Zahlungshöhen um

+/-5 % die zuvor gemachten Aussagen weiterhin Bestand haben:

� Für die Szenarien 1.1 – 2.1 ist die konventionelle Ausführung deutlich vorteilhaft.

� Für das Szenario 2.2 ist die konventionelle Ausführung geringfügig vorteilhaft, so

dass es eine knappe Entscheidungsfrage ist.

� Für die Szenarien 3.1 und 3.2 ist die wandelbare Variante vorteilhaft bis sehr

deutlich vorteilhaft.

Somit liegen mehrfach hinsichtlich des Risikos überprüfte Erkenntnisse zur

Bewertung der Szenarien vor und ein Fazit, unter welchen Bedingungen und

Wandlungsprämissen eine wandelbare Ausführung der Anlage nach wirtschaftlichen

Gesichtspunkten von Vor- bzw. Nachteil ist.

7.3.6 Nutzwertanalyse – Paarweiser Präferenzverglei ch

In Abschnitt 2.3 wurde erläutert, dass die Nutzwertanalyse (NWA) ein Instrument ist,

das geeignet ist, um anhand sogenannter „weicher“ Kriterien über verschiedene

Varianten zu entscheiden, wenn rein quantitative Bewertungsmöglichkeiten hierfür

nicht ausreichen.

In der vorliegenden Arbeit wurde mit der Nutzwertanalyse, als drittem Modul (siehe

Abbildung 7-1: Module der gewählten Bewertungsmethode) ein ergänzendes

Werkzeug zu den quantitativen Bewertungen mittels Wirtschaftlichkeitsbetrachtung

und Risikoanalyse (Module 1 und 2) verwendet. Es erfolgte hierbei eine qualitative

Bewertung von wandelbaren und konventionellen Varianten auf Basis der aus den

Experteninterviews gewonnenen Informationen.

Abbildung 7-16 veranschaulicht das in dieser Arbeit hierfür verwendete Excel-

Werkzeug (Anpassung eines ursprünglich aus der i+o stammenden

Umsetzung Szenariobewertung

244

Projektwerkzeugs). Im ersten Schritt (Kriteriengewichtung) wurden dabei die fünf

wesentlichen Kriterien definiert und mithilfe des paarweisen Präferenzvergleichs

gewichtet. D. h., es werden jeweils alle Kriterien einander gegenübergestellt und eine

Entscheidung gefällt, welches Kriterium beim jeweiligen Einzelvergleich als wichtiger

bewertet wird. Als voneinander unabhängige Kriterien wurden an dieser Stelle die

� Dauer von Unterbrechungen der Produktion bei Umbaumaßnahmen,

� Stabilität der Systeme bei Teilstörungen,

� Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung,

� minimaler Invest und minimale Lebenszykluskosten ausgewählt.

Das Werkzeug zur NWA ist so aufgebaut, dass das beim paarweisen

Präferenzvergleich im direkten Vergleich als „wichtiger“ beurteilte Kriterium auch die

höchste Gewichtung bekommt.

Im zweiten Schritt werden die Alternativen dahingehend bewertet, inwieweit sie die

jeweiligen Kriterien erfüllen. Hierzu wird das Bewertungsschema

� 3: sehr gute Erfüllung des Kriteriums,

� 2: gute Erfüllung des Kriteriums und

� 1: befriedigende Erfüllung des Kriteriums verwendet.

Im dritten Schritt erfolgt die Rangfolgebildung der Varianten durch Multiplikation der

verschiedenen Kriterien mit dem jeweiligen Erfüllungsfaktor und Addition aller Werte

für eine Variante. Das Ergebnis ist die Rangfolge in absteigender Reihenfolge der

Werte der Varianten. D. h., die Alternative mit dem höchsten Gesamtwert belegt den

ersten Rang gefolgt von der Variante mit dem nächst niedrigeren Wert.

Abbildung 7-16: Nutzwertanalyse mit einem für diese Arbeit angepassten Excel-Werkzeug

1.Kriteriengewichtung 1.Kriteriengewichtung

2.Kriterienerfüllung 2.Kriterienerfüllung

3.Rangfolge 3.Rangfolge

Umsetzung Szenariobewertung

245

Das im konkreten Fall gewonnene Bewertungsergebnis ist eher exemplarisch zu

verstehen. Mit dem hiermit zur Verfügung stehenden Nutzwert-Analyse-Instrument

kann durch das jeweilige Projektteam bzw. den relevanten Entscheidungskreis eine

Bewertung erfolgen, die einen weiteren Aufschluss in Ergänzung zu den

quantitativen Ergebnissen aus Modul 2 und 3 ermöglicht, ob die konventionelle oder

die wandelbare Lösung sich im zu bewertenden Projekt empfiehlt. Die hier

durchgeführte Bewertung nimmt die Erkenntnisse aus den Interviews und ein relativ

umfangreiches Wandlungsszenario als Grundlage, wie es im Rahmen dieser Arbeit

z. B. mit den Szenarien 3.1 oder 3.2 beschrieben ist.

Danach sind die minimalen Lebenszykluskosten von höchster Bedeutung, was sich

in der Kriteriengewichtung von 40 % wiederspiegelt. Im Sinne wirtschaftlichen

Handels als elementarem Unternehmensziel ist diese hohe Gewichtung des

Kriteriums „Lebenszykluskosten“ nur allzu verständlich und wird auch mit Modul 1 zur

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung auf Basis der Kapitalwertrechnung und somit über den

Lebenszyklus gewürdigt. Als zweitwichtigstes Kriterium wurde die Stabilität der

Systeme bei Teilstörungen mit 30 % bewertet. Hierbei kommen die zeitkritische und

eng terminierte Arbeitsweise im Airline Catering sowie die Pflicht zur Einhaltung

vorgegebener Flugpläne zum Ausdruck. Auch bei Systemausfall ist eine Versorgung

der Maschinen zwingend termingerecht zu erfüllen, weil in vielen Fällen ein Flug

ohne Versorgung durch das Airline Catering nicht stattfinden kann oder darf.

Ausweichmöglichkeiten auf andere Versorger sind äußerst begrenzt bzw. nur in

Einzelfällen möglich.

Die weiteren drei Kriterien wurden gleichmäßig hoch bewertet mit jeweils 10 %.

Hierbei handelt es sich erstens um die Dauer der Unterbrechungen bei

Umbauarbeiten. Die entsprechend niedrigere Bewertung ist darauf zurückzuführen,

dass geplante Umbaumaßnahmen mit vorheriger umfangreicher Planung zur

Alternativversorgung auch heute möglich sind. Selbstverständlich ist aber eine

entsprechend kürzere Unterbrechung von Vorteil. Je schneller die Umbauten

umgesetzt werden können, umso weniger ist der Normalbetrieb beeinträchtigt. Ggf.

wird sogar ein Umbau in Ruhezeitfenstern möglich, wie sie etwa bei Nachtflugverbot

vorliegen, ohne eine alternative Bezugsquelle für die Umbauzeit in Anspruch nehmen

zu müssen.

Das zweite ebenfalls mit 10 % gewichtete Kriterium ist die Möglichkeit zur

Durchsatzsteigerung. Hierbei kommt es sehr stark auf den Einzelfall an. Abhängig

Umsetzung Szenariobewertung

246

vom jeweiligen Flughafen bzw. der Wettbewerbssituation mit anderen Caterern kann

eine Durchsatzsteigerung sehr relevant oder auch nur theoretisch von Bedeutung

sein. Im Sinne effizienter Materialflusstechniksysteme ist aber eine angemessene

Kapazitätsreserve der betriebenen Anlage anzustreben. D. h., die Möglichkeit zur

nachträglichen Durchsatzsteigerung vermeidet einen ineffizienten Betrieb mit

vorhandenen Überkapazitäten. Beispielhaft beschrieben bedeutet das, wenn es

entsprechend einfach und schnell umsetzbar ist, weitere Fahrzeuge in eine EHB

einzuschleusen, kann vermieden werden, die Anlage schon frühzeitig mit diesen

Überkapazitäten zu betreiben und so die Betriebskosten gesenkt werden durch

Energieeinsparung oder auch Verschleißminderung.

Das dritte und somit letzte mit 10 % gewichtete Kriterium ist die Höhe der

Erstinvestition zum Zeitpunkt t0. Die mit nur 10 % vorgenommene Bewertung dieses

Kriteriums bringt zum Ausdruck, dass die Lebenszykluskosten weitaus bedeutender

sind. Diese Gewichtung spiegelt die Grundlagen der Lebenszykluskostenbetrachtung

und Kapitalwertmethode und der dabei angewendeten Auf- und Abzinsung von

sämtlichen Zahlungsflüssen über den Lebenszyklus wieder. Eine geringe Investition

kann bei hohen Folgekosten von großem Nachteil sein.

Im Vergleich zu konventioneller und wandelbarer Lösung wurde die wandelbare

Alternative höher bewertet als die konventionelle Alternative. Abbildung 7-17 zeigt

den Vergleich:

Abbildung 7-17: Ergebnis der Nutzwertanalyse - konv entionelle vs. wandelbare Lösung

0,00

0,50

1,00

1,50

2,00

2,50

konventionelle

Lösung

wandelbare

Lösung

Wer

tun

g

Minimale Lebenszykluskosten

Minimaler Invest

Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung

Stabilität der Systene bei Teilstörungen

Dauer Unterbrechung der Produktion beiUmbau

Umsetzung Szenariobewertung

247

Beim Kriterium „Dauer der Unterbrechung der Produktion bei Umbaumaßnahmen“

wurde die konventionelle Variante mit zwei Punkten bewertet, wohingegen die

wandelbare Lösung drei Punkte erhält, weil sie sowohl für den Umbau der

mechanischen, elektrischen und auch den Bau betreffenden Komponenten bessere

Vorkehrungen vorsieht als auch bei der Inbetriebnahme Zeiteinsparungen

ermöglicht, die einen insgesamt kürzeren Umbauprozess zulassen.

Da die wandelbare Lösung mit einem dezentralen Steuerungskonzept agiert, das die

Möglichkeit der selbstständigen Steuerung der logistischen Prozesse beinhaltet, ist

diese Variante vorteilhaft im Falle von Teilstörungen. Sie weist eine höhere Stabilität

auf und ist in der Lage, selbstständig alternative Routen zu erkennen oder auch die

Fahrtrichtung zu ändern, um z. B. aus einer Sackgasse zu entweichen (vgl. 3.2 und

6.2.2 Steuerungs- und Kommunikationstechnik). Dennoch wurde in den Szenarien

nicht vorgesehen, sämtliche Routen mit alternativen Ausweichstrecken zu

hinterlegen, was eine maximale Stabilität bedeuten würde. Die hierdurch

verursachten Zusatzinvestitionen würden sehr hoch werden und wären im hier

vorliegenden Kontext keinesfalls als wirtschaftlich darstellbar. Bei sehr speziellen

Anwendungsbedingungen, die eine fast 100%ige Verfügbarkeit voraussetzen, wäre

das ggf. anders. In der vorliegenden Arbeit wurde davon abgesehen. Die Bewertung

ergibt somit zwei Punkte bzw. ein „Gut“ für die wandelbare Alternative und einen

Punkt bzw. ein „Befriedigend“ für die konventionelle Alternative.

Das Kriterium „Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung“ wurde mit zwei Punkten für die

konventionelle Alternative und drei Punkten für die wandelbare Alternative bewertet.

Durch Ein- oder Ausschleusen von EHB-Fahrzeugen kann die Durchsatzleistung

variiert werden. Im Falle der konventionellen Lösung ist dies bereits verhältnismäßig

einfach umsetzbar. Der Programmieraufwand in der Materialfluss- und

Steuerungstechnik wird aber durch die wandelbare Lösung noch einmal deutlich

reduziert. Es ist lediglich ein physisches Einschleusen der Fahrzeuge und Anmelden

dieser erforderlich. Somit ist das Minimum für den Aufwand zur Veränderung der

Durchsatzleitung erreicht.

Die Anfangsinvestitionen betreffend ist die wandelbare Alternative in allen Szenarien

nachteilig gegenüber der konventionellen Alternative. Es sind stets höhere

Investitionen für die Erreichung der Wandelbarkeit erforderlich, jedoch bei

variierenden Differenzen. Im Rahmen der wirtschaftlichen Bewertung und der

Risikobewertung in den Modulen 1 und 2 finden diese Aspekte Berücksichtigung.

Umsetzung Szenariobewertung

248

Folglich wird die konventionelle Alternative mit den maximalen drei Punkten und die

wandelbare Alternative mit nur einem Punkt hinsichtlich der Anfangsinvestition

bewertet.

Außer der Anfangsinvestition sind aber die Kosten während des gesamten

Lebenszyklus zu betrachten. In den Szenarien hat sich gezeigt, dass wandelbare

Alternativen bei größeren Veränderungen und Wandlungsbedarfen von Vorteil sind.

Bei sehr kleinen Veränderungen im Laufe des Lebenszyklus sind die konventionellen

Alternativen vorteilhaft. Da im Voraus, also unmittelbar vor dem Investitionszeitpunkt,

nur schlecht abgesehen werden kann, welche Wandlungsprozesse im Laufe des

Lebenszyklus auftreten werden, wurde die wandelbare Alternative hinsichtlich der

Lebenszykluskosten mit zwei Punkten bewertet und die konventionelle Alternative

mit einem Punkt.

In Summe ist die wandelbare gegenüber der konventionellen Alternative im Rahmen

der NWA als vorteilhaft bewertet worden. Die Bewertung erfolgte mit 2,1 Punkten für

die wandelbare Alternative und 1,4 Punkten für die konventionelle Alternative. Ein

quantitativer Rückschluss aus dem Differenzbetrag ist nicht zulässig. Es lässt sich

lediglich feststellen, dass die Differenz deutlich ist und somit als klares Votum

interpretiert werden darf.

Abschließend lässt sich zur hier angewendeten Bewertungsmethodik mithilfe der

NWA kritisch festhalten, dass es sich trotz Formalismen und Hilfsmitteln zur

Objektivierung weiterhin um eine subjektive Bewertungsform handelt. Durch den

paarweisen Präferenzvergleich wird vermieden, dass vorschnell eine subjektive

Vorauswahl einer Alternative erfolgt anhand der vermeintlich wichtigsten Kriterien. Im

Gegensatz zu aus der Praxis bekannten Fällen, bei denen mitunter

Bewertungsergebnis aus der NWA im Nachhinein infrage gestellt wurden, da nicht

die von Einzelakteuren gewünschten Bewertungsergebnisse erreicht wurden. Das

hier gewonnene Ergebnis ist nicht verwunderlich und harmoniert mit den in den

Experteninterviews gewonnenen Erkenntnissen.

Im Anhang „Exemplarische Darstellung: Modul 3 – Nutzwertanalyse“ befindet sich

eine detaillierte Darstellung des Excel-Werkzeuges zur Durchführung der NWA, wie

es für spätere Projektanwendungsfälle verwendet werden kann.

7.3.7 Zusammenfassung Szenarienbewertung

Mittels der angewendeten Bewertungsmethodik, bestehend aus den drei Modulen

Umsetzung Szenariobewertung

249

� Modul 1 – Wirtschaftlichkeitsbetrachtung,

� Modul 2 – Risikoanalyse und

� Modul 3 – Qualitative Bewertung

wurde ein konsistentes Bild bei der Bewertung der Szenarien gewonnen. Es ergibt

sich sowohl nach der reinen Wirtschaftlichkeitsanalyse, als auch nach weiterer

Überprüfung der Ergebnisse mittels Risikoanalyse das Ergebnis, dass im Falle der

Szenarien mit verhältnismäßig kleinen Wandlungen keine Wirtschaftlichkeit der

wandlungsfähigen Ausführung gegeben ist. Im Falle der umfangreicheren

Veränderungen im Laufe des Lebenszyklus, wie es in den Szenarien 3.1 und 3.2

formuliert ist, liegt der Vorteil bei der wandlungsfähigen Ausführung.

Bei der Berechnung und Szenarienausgestaltung wurde ein eher konservativer

Ansatz gewählt. Würde man offensiver vorgehen, d. h. weitere Wandlungsfälle über

den Lebenszyklus ansetzen, so würde dies zu einer weiteren Verschiebung

zugunsten der wandelbaren Ausführung führen. Aufgrund des nur geringen NPV-

Unterschiedes zwischen wandelbar und konventionell bei den Szenarien 2.1 und 2.2

ist damit zu rechnen, dass danach auch für diese Szenarien die

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung zugunsten der wandelbaren Ausführung entschieden

würde.

Grundlegende Eingangsgröße bei den Szenarienbetrachtungen ist die aus den

Expertengesprächen mit Materialflusstechnikherstellern gewonnene Erkenntnis, dass

bei der wandelbaren Ausführung der EHB im Vergleich zur herkömmlichen Variante

die Investitionsbedarfe für Funktionen, die bisher dem MFR und der

Anlagenüberwachung zugeordnet sind, um +10 % und +25 % erhöht anzusetzen

sind. Diese Annahmen und Einschätzungen sind in die Betrachtung eingeflossen.

In Summe lässt sich festhalten, dass ab einem Wandlungsumfang von ein bzw. zwei

Schienenabschnitten mit 45 m bzw. 2 x 45 m und ein bzw. zwei Auf-/

Abgabestationen, wie es in den Szenarien 2.1 bzw. 2.2 formuliert ist, eine kritische

Grenze erreicht wird (Differenz der NPV kleiner 4 %), ab der eine wandlungsfähige

Ausführung infrage kommt. Bei Wandlungsumfängen größeren Ausmaßes, wie es

etwa in 3.1 und 3.2 mit 100 bzw. 200 m zusätzlicher Schienenstrecke und versetzten

Auf-/Abgabestationen formuliert ist, empfiehlt sich die wandelbare Ausführung

deutlich (Differenz von bis zu 17 %). Für die Wandlungshäufigkeit sind mindestens

Umsetzung Szenariobewertung

250

alle fünf Jahre zugrunde gelegt worden, was sehr häufig in den Experteninterviews

als praxisnahe Annahme benannt wurde.

Mittels der Risikoanalysen wurde bestätigt, dass auch bei Variation bestimmter

Eingangsgrößen die gleiche Grundaussage gilt und diese hierüber abgesichert ist.

Auch die statistische Untersuchung mittels Monte-Carlo-Simulation bestätigt dieses.

Durchgeführt wurden dazu:

� Sensitivitätsanalyse mit um -5 %, -10 % und +10 % in der Höhe variierenden

Cash-Flows bei konstanten Zahlungszeitpunkten

� Monte-Carlo-Simulation mit konstanten Zahlungszeitpunkten und um +/-20 %

schwankende Cash-Flow Beträge bei einer Simulationsanzahl von 5.000

Vorgängen und zwei Wandlungsfällen im Lebenszyklus

� Monte-Carlo-Simulation mit variierenden Zahlungszeitpunkten und um +/-5 %

schwankende Cash-Flow Beträge bei einer Simulationsanzahl von 2.000

Vorgängen und zwei Wandlungsfällen im Lebenszyklus, die spätestens nach

jeweils fünf Jahren eintreten

� Nutzwertanalyse (NWA) auf Basis der Experteninterviews, hier verwendet zum

allgemeinen Vergleich von wandelbarer vs. herkömmlicher Ausführung ohne

konkreten Bezug auf spezielle Szenarien und ein bestimmtes Fabrik- und

Anlagenlayout

� Bestätigung über die Risikoanalysen sowohl bei Variation der Cash-Flow Höhe

als auch bei Variation der Zahlungszeitpunkte

Für Entscheider ist mit der Risikoprofilanalyse eine weitere Entscheidungsgrundlage

geschaffen, um abhängig von der Risikoaffinität eine Entscheidung zu fällen.

Zusammenfassung und Ausblick

251

8 Zusammenfassung und Ausblick

Ausgehend von 30 Experteninterviews, zusätzlichen Gesprächen sowie einer

Analyse der Airline Catering Branche und der für sie geltenden Bedingungen und

Anforderungen wurde abgeleitet, welche Bedeutung der Flexibilität in dieser Branche

zukommt. Fazit der Interviews und praktischen Erfahrungen aus Planungsprojekten

ist, dass Flexibilität und auch Wandlungsfähigkeit als weitere Steigerung der

Flexibilität aufgrund regelmäßiger unerwarteter, unvorhersehbarer Entwicklungen

von hoher Bedeutung für Airline Caterer ist.

Aus den Interviews wurden Zitate wie „Every 5 years the whole thing changes“ und

„Do regular changes occur in the airline catering business? – I completely agree“

gewonnen. Die Analyse der Airline Catering Industrie und ihrer Partner, wie z. B.

Fluggesellschaften und Anlagenlieferanten, hat deutlich gemacht, dass die Branche

und Caterer im Speziellen von makroökonomischen Einflüssen, wie etwa 9/11 oder

auch der weltweiten Finanzkrise ab 2008, in besonders hohem Maße betroffen sind.

Auf lange Sicht ist jedoch ein stetiger Wachstumstrend zu verzeichnen, der die

logische Konsequenz aus steigender individueller Mobilität und den heute teilweise

sehr günstigen Flugmöglichkeiten ist. Caterer haben dabei in vollem Umfang die von

Airlines geforderte Flexibilität, sowohl die Mengen, kurzfristige Terminänderungen als

auch die Umgestaltung des Sortiments betreffend, zu erfüllen. Ebenfalls ist eine nur

geringfügig unter 100% liegende Verfügbarkeit unabdingbar, weil Passagierflüge

immer auf einen Mindestumfang an Catering Leistungen angewiesen sind und der

jeweilige Caterer nur sehr begrenzt kurzfristig substituierbar ist. Die Umfänge der

Catering Leistungen variieren dabei je nach Ausprägung der Flugmarke von minimal

bis zu hochluxuriös. Caterer müssen beides anbieten: Preisführerschaft sowie

individuelle Höchstleistungen auf Spitzenniveau, die dann nicht selten als

Alleinstellungsmerkmale der Airline für höchsten Komfort dienen. Regelmäßig kommt

es zu neuen Trends, mit denen Airlines ihr Catering verändern.

Mit dem Konzept „Internet der Dinge“ [Günt-10] wurde ein Konzept zur modularen

Selbststeuerung von fördertechnischen Anlagen wie EHB erarbeitet, das hier

aufgegriffen wurde und hinsichtlich der Gewerke Bau und einiger mechanischer

Komponenten an die speziellen Anforderungen für EHB im Airline Catering adaptiert

wurde. EHB stellen dabei in Catering Großbetrieben an internationalen Hub-

Flughäfen wie etwa London, Frankfurt oder Dubai das fördertechnische Kernelement

dar. Nur mit EHB kann den Materialflussanforderungen Rechenschaft getragen

Zusammenfassung und Ausblick

252

werden, die sich aus Produktionsleistungen von bis zu 120.000 Mahlzeiten pro Tag

ergeben. Außerdem bieten sie eine gute Voraussetzung, um die im Airline Catering

und in Passagierflugzeugen als weltweitem Standard genutzten Trolleys zu fördern.

Es wurde eine Bewertungsmethodik bestehend aus den drei Modulen

Wirtschaftlichkeitsbetrachtung, Risikoanalyse und Nutzwertanalyse erarbeitet und

angewendet, die eine umfangreiche Bewertung und den Vergleich von wandelbarer

und konventioneller Ausführung ermöglicht. Hierzu wurden, basierend auf den

Experteninterviews und der Branchenanalyse, zehn sehr realitätsnahe Szenarien

definiert und jeweils in wandelbarer Ausführung und konventioneller Bauart

miteinander verglichen. D. h., es erfolgte eine Investitions- und Kostenanalyse

exemplarisch anhand eines realen in den letzten Jahren umgesetzten Catering

Projektes, ergänzt um gemeinsam mit Experten durchgeführte Kostenschätzungen,

für die im Falle der wandelbaren Ausführung veränderten Investitionsbestandteile.

Hierbei kann zusammengefasst werden, dass von einer Investitionszunahme von 10

% und 25 % insbesondere bei Funktionsumfängen des MFR und der

Anlagenüberwachung auszugehen ist. Diese Methodik wurde in der vorliegenden

Arbeit einerseits exemplarisch angewendet und die Ergebnisse interpretiert sowie mit

der Bewertungsmethodik selbst eine Vorgehensweise für zukünftige Projekte

aufgezeigt, um dann projektspezifische Entscheidungen zu treffen, ob eine

Mehrinvestition bei anfänglicher Projektrealisierung wirtschaftlich und funktional

sinnvoll und vorteilhaft gegenüber einer Realisierung der konventionellen Ausführung

ist. Hierzu wurden die über den Lebenszyklus anfallenden Cash-Flows betrachtet für

die verschiedenen Szenarien. Da es sich um eine Studie für mögliche zukünftige

Entwicklungen handelt, sind sämtliche Annahmen stets mit einer

Prognoseunsicherheit behaftet, was eine geeignete Methodik zur Risikoanalyse und

Sensitivitätsüberprüfung erforderlich machte, die sowohl auf die Veränderung der

Zahlungszeitpunkte als auch die Höhe der Zahlungsflüsse eingeht.

Für die konkreten Szenarien wurde die Erkenntnis gewonnen, dass im Falle

geringfügiger Wandlungsumfänge keine Wirtschaftlichkeit bei Realisierung der

wandelbaren Ausführung gegeben ist. Versucht man, aus den Szenarien eine Größe

zu benennen, an der die Grenze erreicht ist, so lag im Falle des Verhältnisses von

Anfangsinvestition und weiteren Zahlungen für Wandlungen im Laufe des

Lebenszyklus die Grenze bei einem Verhältnis von Anfangsinvestitionen in Höhe von

rund 4.920.000 € und Folgeinvestitionen in Höhe von rund 580.000 € (abgezinst auf

Zusammenfassung und Ausblick

253

das Jahr der Anfangsinvestition 435.000 €) auf zwei Zeitpunkte im Lebenszyklus

aufgeteilt. Die Angaben beziehen sich auf Szenario 2.2, bei dem wandelbare und

konventionelle Variante nahezu einen identischen NPV aufweisen. D. h., bei

Folgeinvestitionen von über 8,1 % (abgezinst) bzw. über 10,6 % (nicht abgezinst)

bezogen auf die Anfangsinvestition, ergab sich eine Situation, dass die wandelbare

Ausführung der konventionellen Ausführung vorzuziehen ist. Praktisch

vernachlässigbar sind hierbei aufgrund der geringen Höhe die sehr konservativ

angesetzten Anlagenausfallkosten von zweimal rund 13.000 € zu den jeweiligen

Wandlungszeitpunkten.

Wenn man diese Erkenntnisse aber um die Expertendarstellungen ergänzt, die von

hoher Unsicherheit berichten und der nicht planbaren Entwicklung sowie der

Unmöglichkeit Kundenanforderungen der Zukunft zu prognostizieren, so wird

deutlich, dass sich eine wandelbare Ausführung im Airline Catering vielfach anbietet.

Das Konzept „Internet der Dinge“ und die in dieser Arbeit dargestellten Lösungen für

ein wandelbares Konzept bieten für das Airline Catering gute Möglichkeiten, um den

extremen Veränderungen gerecht zu werden. Einschränkend sei an dieser Stelle

noch einmal betont, dass diese Automatisierung nur für Anlagen an Großflughäfen

gilt. Kleinbetriebe im Catering greifen zu grundsätzlich anderen Ansätzen, um die

geforderte Flexibilität zu erreichen. Hier erfolgt in den meisten Fällen eine

konsequente Vermeidung von Automatisierungen, so dass über flexible

Personalkonzepte und hohe manuelle Arbeitsanteile die maximale

Anpassungsfähigkeit gewährleistet wird.

Die im Rahmen dieser Arbeit erstellte und angewendete Bewertungsmethodik stellt

eine gute Grundlage für die Beantwortung der Fragestellung dar, ob wandelbare oder

konventionelle Materialflusstechnik in zukünftigen Projekten ausgeführt werden

sollte. Die Vorgehensweise ist auch für andere Branchen, sowohl aus dem

Produktions- als auch dem Dienstleistungssegment, geeignet. Als Experten zur

Definition von Szenarien wären dann die Projektspezialisten bzw.

Entscheidungsträger dafür heranzuziehen, um in ähnlicher Weise, wie in dieser

Arbeit durchgeführt, Szenarien herzuleiten, die nahezu die gesamte Bandbreite

möglicher Entwicklungen darstellen, um hieran eine Wirtschaftlichkeitsbewertung und

Risikoanalyse zu vollziehen.

Vorausgesetzt wird hierbei stets, dass die von Materialflusstechnikherstellern

begonnenen Entwicklungsschritte zur Etablierung von Modulbaukästen nach dem

Zusammenfassung und Ausblick

254

Konzept „Internet der Dinge“ [Günt-10] weiter fortgesetzt werden und die guten und

bereits weit vorangeschrittenen Konzepte so die industrielle Reife für den

großflächigen produktiven Einsatz erlangen. Mit dieser Arbeit wurde ein Beitrag dafür

geleistet, um zu untermauern, dass eindeutig Anwendungsfelder existieren, die einen

wirtschaftlichen Einsatz dieses Konzeptes bedeuten und in denen hierdurch ein

wesentlicher Beitrag zur langfristigen erfolgreichen Unternehmenstätigkeit erreicht

werden kann.

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Verzeichnis betreuter Studienarbeiten

Im Zuge dieser Dissertation wurden mehrere Studienarbeiten unter wissenschaftlicher und inhaltlicher Anleitung des Autors im Bereich des Airline Caterings und wandelbarer, flexibler EHB-Systeme erstellt, aus denen teilweise Inhalte für diese Arbeit entstanden sind. Wenn ein direkter Bezug zwischen Inhalten einer Studienarbeit und Inhalten der vorliegenden Dissertation besteht, dann wird in dieser Arbeit auf sie verwiesen. Der Dank des Autors gilt den Studenten für die erbrachten folgenden Arbeiten: [i+o-06b] Gerdel, K.: Entwicklung eines Entscheidungsmodells zum Einsatz wandlungsfähiger Materialflusssysteme im Airline-Catering, Diplomarbeit, Technische Universität Chemnitz, 2006. Betreut durch Dipl. Wirtsch.-Ing. Jan Schmidt in der i+o und Prof. Klaus Nendel, Dipl.-Ing. Mathias Schumann in der Fakultät für Maschinenbau der Technische Universität Chemnitz [i+o-07] Xu, P.: Analysis of different flexibility levels of electric monorail systems in airline-catering facilities, Master Thesis, Universität Duisburg-Essen, 2007. Betreut durch Dipl. Wirtsch.-Ing. Jan Schmidt in der i+o und Prof. Bernd Noche, Dr. Manfred Bachthaler am Institute of Engineering Science, Faculty of Transportation Systems and Logistics, Department of Logistics Engineering an der Universität Duisburg-Essen [i+o-09a] Hassani, A.: Vertikale Integration im Airline Catering – Eigentumsrechte, Verhandlungsmacht und Effizienz, Diplomarbeit, Universität Heidelberg, 2009. Betreut durch Dipl. Wirtsch.-Ing. Jan Schmidt in der i+o und Prof. Andreas Roider in der Fakultät für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg [i+o-09b] Künicke, M.: Risikoanalyse und Risikomanagement von wandelbaren Elektrohängebahnanlagen im Vergleich zu herkömmlichen Anlagen im Airline Catering Umfeld, Diplomarbeit, Fachhochschule für Technik und Wirtschaft Berlin, 2009. Betreut durch Dipl. Wirtsch.-Ing. Jan Schmidt in der i+o und Prof. Rudolph im Fachbereich 4 der FHTW Berlin

Anhang

270

Anhang

Gesprächsleitfaden/Questionnaire (deutsche Version) [i+o-09b]

Anhang

271

Anhang

272

Anhang

273

Exemplarische Szenariobewertung: Modul 1 – Wirtscha ftlichkeitsbetrachtung

(Szenario 3.2 - wandelbar) in Auszügen

1 Cover:

2 Glossary:

Business CaseProject Number

Project Name

Project Owner

Year

S3.2

JS

2009

Szenario Wandelbar

Version 1.0

Business CaseGlossary

FTE Full Time Equivalent

Calculation Model of Cashflows (indirect method)

Net Present Value of an investment by using a discount rate and a series of future payments (negative values) and income (positive values).

Internal Rate of Return for a series of cash flows. The internal rate of return is the interest rate received for an investment consisting of payments (negative values) and income (positive values) that occur at regular periods.

Number of months, after which the savings are bigger than the investment

NPV

IRR

Payback Period

(Free) Cash Flow

Effect on EBIT

Calculatory Tax

NOPAT

Decrease in Finished Goods and Material

Investments in fixed Assets

Desinvestments

Baseline Cost

Cost Development

Increase in Finished Goods and Material

Depreciation

Appreciation

Cost

Revenue vs. Expense

Cash-in - Cash-OutCashflow Statement: e.g. investments, desinvestments

Profit and Loss Statement:e.g. depreciation; rent; leasing fees

Management Accounting / Controlling:e.g. internal depreciation rates; allocated accounting cost

Three Basic Systems of Accounting

+

-

-

+

+

-

+

-

+-

+

Anhang

274

3 Business Case Summary:

SummaryDiscount Rate 5,6%NPV [€] -5.595.623IRR #DIV/0!Payback Period [months] 0Delta Working Capital [€] 0PV Investment Expenditures [€] 5.410.784

562.627 € 5.520.485 €-

Expected standard deviation of returns [ δ]Expected mean value of project [ µ]

Project Sensitivity

Cumulated Discounted Cash Flows

-18.000.000

-16.000.000

-14.000.000

-12.000.000

-10.000.000

-8.000.000

-6.000.000

-4.000.000

-2.000.000

0

2008 2013 2018 2023 2028 2033

Distribution of Cash Flows

-6.000.000

-5.000.000

-4.000.000

-3.000.000

-2.000.000

-1.000.000

0

2009 2013 2017 2021 2025

Distribution of Benefits

-806.174

68%

10.298

1%

-89.766

7%

3.088

0%

192.752

16%

-61.341

5%

-33.985

3%

-5.645

0%

0

0

0

0

0

1

1

1

1

1

1

Labo

r C

osts

-

0 0 0 0 0 0

Risk Profile

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

-4.10

0.000

-4.43

0.000

-4.76

0.000

-5.09

0.000

-5.42

0.000

-5.75

0.000

-6.08

0.000

-6.41

0.000

-6.74

0.000

-7.07

0.000

-7.40

0.000

Project Value

Pro

ba

bili

ty

Anhang

275

4 Sensitivity :

Sensitivity Analysis

Cash-Out

-10% -5% 10%

-5.198.864 -5.397.244 -5.992.381

Not valid Not valid Not valid

-5.198.864 -5.397.244 -5.992.381

Not valid Not valid Not valid

-5.198.864 -5.397.244 -5.992.381

Not valid Not valid Not valid

Cash-out: + equals additional cash-out / - equals less cash-out

Cash-In: + equals additional Realized Benefits / - equals less Realized Benefits

Scenario 0: Basic

Case

Scenario 1:

Cost: -10%

Realized

Benefits: 10%

Scenario 2:

Cost: -5%

Realized

Benefits: 10%

Scenario 3:

Cost: 10%

Realized

Benefits: 10%

Scenario 4:

Cost: -10%

Realized

Benefits: -5%

Scenario 5:

Cost: -5%

Realized

Benefits: -5%

Scenario 6:

Cost: 10%

Realized

Benefits: -5%

Scenario 7:

Cost: -10%

Realized

Benefits: -10%

Scenario 8:

Cost: -5%

Realized

Benefits: -10%

Scenario 9:

Cost: 10%

Realized

Benefits: -10%

Net Present Value -5.595.623 -5.198.864 -5.397.244 -5.992.381 -5.198.864 -5.397.244 -5.992.381 -5.198.864 -5.397.244 -5.992.381Payback Period (Months) Not valid Not valid Not valid Not valid Not valid Not valid Not valid Not valid Not valid Not valid

Sensitvity Analysis Scenario 0

Year 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028

Realized Income Benefits 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Cost Benefits 0 -445.744 -445.744 -507.376 -477.130 -477.130 -477.130 -477.130 -538.762 -508.516 -508.516 -117.635 -117.635 -117.635 -87.865 -87.865 -51.549 -51.549 -51.549 -20.883

EBIT 0 -445.744 -445.744 -507.376 -477.130 -477.130 -477.130 -477.130 -538.762 -508.516 -508.516 -117.635 -117.635 -117.635 -87.865 -87.865 -51.549 -51.549 -51.549 -20.883EBITDA 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0NOPAT 0 -445.744 -445.744 -507.376 -477.130 -477.130 -477.130 -477.130 -538.762 -508.516 -508.516 -117.635 -117.635 -117.635 -87.865 -87.865 -51.549 -51.549 -51.549 -20.883

After Tax Cash Flow -4.917.226 0 0 -452.404 0 0 0 0 -452.404 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0Present Value of after tax cash flow -4.917.226 0 0 -384.726 0 0 0 0 -293.671 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

NPV after Tax -5.595.623

Cumulated cash flow

Payback period (Months) Not valid -4.917.226 -5.190.132 -5.478.184 -6.234.628 -6.580.650 -6.945.876 -7.331.372 -7.738.263 -8.620.140 -9.098.558 -9.603.528 -10.136.524 -10.699.101 -11.292.901 -11.919.657 -12.581.198 -13.279.455 -14.016.464 -14.794.378 -15.615.466

IRR N/A

Sensitvity Analysis Scenario 1

Year 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028

Realized Income Benefits / Cash-In + 10% 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Cash-Out -10% 0 -401.169 -401.169 -456.638 -429.417 -429.417 -429.417 -429.417 -484.886 -457.664 -457.664 -105.872 -105.872 -105.872 -79.079 -79.079 -46.394 -46.394 -46.394 -18.795

EBIT 0 -401.169 -401.169 -456.638 -429.417 -429.417 -429.417 -429.417 -484.886 -457.664 -457.664 -105.872 -105.872 -105.872 -79.079 -79.079 -46.394 -46.394 -46.394 -18.795

EBITDA 0 44.574 44.574 -10.894 47.713 47.713 47.713 47.713 -7.756 50.852 50.852 11.764 11.764 11.764 8.787 8.787 5.155 5.155 5.155 2.088

NOPAT 0 -401.169 -401.169 -456.638 -429.417 -429.417 -429.417 -429.417 -484.886 -457.664 -457.664 -105.872 -105.872 -105.872 -79.079 -79.079 -46.394 -46.394 -46.394 -18.795

After Tax Cash Flows -4.917.226 44.574 44.574 -401.666 47.713 47.713 47.713 47.713 -398.528 50.852 50.852 11.764 11.764 11.764 8.787 8.787 5.155 5.155 5.155 2.088Present Value of after tax cash flows -4.917.226 42.231 40.010 -341.579 38.442 36.420 34.505 32.691 -258.698 31.274 29.629 6.494 6.152 5.829 4.125 3.908 2.172 2.058 1.950 748

NPV after Tax -5.198.864

Cumulated cash flow

Payback period (Months) Not valid -4.917.226 -5.145.558 -5.386.562 -6.087.182 -6.377.308 -6.683.536 -7.006.759 -7.347.921 -8.154.259 -8.555.968 -8.979.973 -9.466.598 -9.980.231 -10.522.370 -11.097.575 -11.704.704 -12.349.160 -13.029.383 -13.747.359 -14.508.249

IRR N/A

Net Present Value

Payback Period

Net Present Value

Payback Period

Net Present Value

Payback Period

10%

-5%

-10%Rea

lize

d In

com

e

Ben

efit

s /

Cas

h-I

n

-5.595.623

-5.198.864

-5.397.244

-5.992.381

-5.198.864

-5.397.244

-5.992.381

-5.198.864

-5.397.244

-5.992.381

0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0-6.200.000

-6.000.000

-5.800.000

-5.600.000

-5.400.000

-5.200.000

-5.000.000

-4.800.000

Scenario 0: BasicCase

Scenario 1: Cost: -10% RealizedBenefits: 10%

Scenario 2: Cost: -5% Realized

Benefits: 10%

Scenario 3: Cost:10% RealizedBenefits: 10%

Scenario 4: Cost: -10% RealizedBenefits: -5%

Scenario 5: Cost: -5% RealizedBenefits: -5%

Scenario 6: Cost:10% RealizedBenefits: -5%

Scenario 7: Cost: -10% RealizedBenefits: -10%

Scenario 8: Cost: -5% Realized

Benefits: -10%

Scenario 9: Cost:10% RealizedBenefits: -10%

0,0

0,1

0,2

0,3

0,4

0,5

0,6

0,7

0,8

0,9

1,0

Mo

nth

s

Net Present Value Payback Period (Months)

Sensitivity matrix can be customized by changing the values (percentages) in the headers of the matrix

Anhang

276

5 Monte-Carlo-Simulation:

Monte Carlo Scenario Analysis

Input Parameters Ranges

Min. Max

Nominal Values -20% 20% Distribution2009 4.917.226 €- 3.933.781 €- 5.900.671 €- Discrete2010 - € - € - € Discrete2011 - € - € - € Discrete2012 452.404 €- 361.923 €- 542.885 €- Discrete2013 - € - € - € Discrete2014 - € - € - € Discrete2015 - € - € - € Discrete2016 - € - € - € Discrete2017 452.404 €- 361.923 €- 542.885 €- Discrete2018 - € - € - € Discrete2019 - € - € - € Discrete2020 - € - € - € Discrete2021 - € - € - € Discrete2022 - € - € - € Discrete2023 - € - € - € Discrete2024 - € - € - € Discrete2025 - € - € - € Discrete2026 - € - € - € Discrete2027 - € - € - € Discrete2028 - € - € - € Discrete

i 5,6% δ 0,08% Standard Normal Deviation

Enter number of scenarios to calculate: 5000

5103

Analysis Parameters

Bins Probability Cumulated Probability (Pi) Risk profile (1-Pi) Results:

4.100.000 €- 0 0% 0% 100% (1) Probability for of an NPV > 0 #NV4.265.000 €- 0 0% 0% 100% (2) Probability of an NPV < 4.763.746 €- 91,95%4.430.000 €- 35 1% 1% 99% (3) Probability of an NPV > 6.445.069 €- 85,89%4.595.000 €- 359 7% 8% 92%

4.760.000 €- 407 8% 16% 84%

4.925.000 €- 388 8% 24% 76% (4) µ 5.520.485 €- 5.090.000 €- 390 8% 32% 68% (5) δ 562.627 € 5.255.000 €- 442 9% 40% 60% Used for Graph Actual extrems Median

5.420.000 €- 421 8% 49% 51% Min: -4.100.000 € 4.537.051 €- -5.604.408 €

5.585.000 €- 413 8% 57% 43% -7.400.000 € 6.698.424 €-

5.750.000 €- 432 9% 66% 34%

5.915.000 €- 431 9% 74% 26%

6.080.000 €- 426 9% 83% 17%

6.245.000 €- 418 8% 91% 9%

6.410.000 €- 366 7% 99% 1% -5.595.623 NPV from "6 NPV Calculation"

6.575.000 €- 72 1% 100% 0% 42,3% Value in Risk Profile

6.740.000 €- 0 0% 100% 0%

6.905.000 €- 0 0% 100% 0%

7.070.000 €- 0 0% 100% 0%

7.235.000 €- 0 0% 100% 0%

7.400.000 €- 0 0% 100% 0%

∑Datasets 5000

Discount factor

Cash flow year 2021Cash flow year 2022Cash flow year 2023

Cash flow year 2028

Cash flow year 2024Cash flow year 2025Cash flow year 2026Cash flow year 2027

Cash flow year 2020

Cash flow year 2015

Cash flow year 2009Cash flow year 2010Cash flow year 2011

Cash flow year 2019

Cash flow year 2012Cash flow year 2013Cash flow year 2014

Variable

Cash flow year 2016Cash flow year 2017Cash flow year 2018

Probability Distribution

0%

1%

2%

3%

4%

5%

6%

7%

8%

9%

10%

-4.1

00.0

00 €

-4.2

65.0

00 €

-4.4

30.0

00 €

-4.5

95.0

00 €

-4.7

60.0

00 €

-4.9

25.0

00 €

-5.0

90.0

00 €

-5.2

55.0

00 €

-5.4

20.0

00 €

-5.5

85.0

00 €

-5.7

50.0

00 €

-5.9

15.0

00 €

-6.0

80.0

00 €

-6.2

45.0

00 €

-6.4

10.0

00 €

-6.5

75.0

00 €

-6.7

40.0

00 €

-6.9

05.0

00 €

-7.0

70.0

00 €

-7.2

35.0

00 €

-7.4

00.0

00 €

Pro

babi

lity

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

(%)

Histogramm Cumulated probability

Run Simulation!

Reset Simulation Results!

Risk Profile

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

100%

-4.10

0.000

-4.430.0

00 €

-4.76

0.000

-5.090.0

00 €

-5.42

0.000

-5.750.0

00 €

-6.08

0.000

-6.410.0

00 €

-6.74

0.000

-7.07

0.000

-7.40

0.000

Project Value smaller than

Anhang

277

6 NPV Calculation:

7 Depreciations:

All values in €

NPV 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028

Cummulated Cash Inflow / Outfow -4.917.226 -5.190.132 -5.478.184 -6.234.628 -6.580.650 -6.945.876 -7.331.372 -7.738.263 -8.620.140 -9.098.558 -9.603.528 -10.136.524 ########## ########## ########## ########## ########## ########## ########## ##########Discounted Gross Cash Flows (in t=0) -5.595.623 -4.917.226 0 0 -384.726 0 0 0 0 -293.671 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Cashflows -5.595.623 -4.917.226 0 0 -452.404 0 0 0 0 -452.404 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

NPV 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028

Income Benefit 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Realized Cost Benefit 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Delta Depreciations -3.540.808 0 -445.744 -445.744 -445.744 -477.130 -477.130 -477.130 -477.130 -477.130 -508.516 -508.516 -117.635 -117.635 -117.635 -87.865 -87.865 -51.549 -51.549 -51.549 -20.883 Non-recurring cost 96.984 0 0 0 61.632 0 0 61.632

Effect on EBIT -3.633.227 0 -445.744 -445.744 -507.376 -477.130 -477.130 -477.130 -477.130 -538.762 -508.516 -508.516 -117.635 -117.635 -117.635 -87.865 -87.865 -51.549 -51.549 -51.549 -20.883 Effect on EBITDA -92.420 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Calculatory Taxes -1.271.630 0 -156.010 -156.010 -177.582 -166.995 -166.995 -166.995 -166.995 -188.567 -177.981 -177.981 -41.172 -41.172 -41.172 -30.753 -30.753 -18.042 -18.042 -18.042 -7.309 NOPAT* -92.420 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

* Simplified approach: in case of a negative EBIT, tax effects are considered as neutral.

Baseline Cost - Running Cost NPV 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028

Labor Costs 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 - 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Total 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Basline Income - Post Project Income NPV 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028

Baseline Income 0,00 - - - 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Post Project Income 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Total Effect 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Position NPV 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028

Project Income (Developement - Baseline) 0,00 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Investments -5.197.128,07 -4.917.226 0 0 -329.140 0 0 Inventory Reductions / Increases 0,00 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Cashflows from Asset Disposals 0,00 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Cash relevant cost of project 92.419,50 0 0 0 61.632 0 0 0 0 61.632 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Non-recurring cost -92.419,50 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Total -4.393.485,68 -4.917.226 0 0 329.140 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Adjustments to NOPAT Factor 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028

Investments -1 -4.917.226 0 0 -329.140 0 0 0 0 -329.140 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Non Recurring Cost 1 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 -61.632 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Cashflows from Asset Disposals 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Inventory Reductions / Increases 1 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 Total Adjustment 0,00 -4.917.226 0 0 -390.772 0 0 0 0 -390.772 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0

Year

NP

V C

alcu

lati

on

Year

Year

Rea

lized

co

st b

enef

its

Eff

ect

on

P+

L S

tate

men

t

Year

Year

Rea

lized

Inco

me

Ben

efit

s

Year

Ad

just

men

ts

NO

PL

AT

to

FC

FC

ash

Flo

w o

f P

roje

ct

Depreciations

Year Item 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

2009 Materialflußrechner 55.106 55.106 55.106 55.106 55.106 55.106 55.106

2009 Anlagenüberwachung 12.171 12.171 12.171 12.171 12.171 12.171 12.171

2009 Schienenanlage [lfd. m] 136.220 136.220 136.220 136.220 136.220 136.220 136.220

2009 Auf- und Abgabestation 68.614 68.614 68.614 68.614 68.614 68.614 68.614

2009 Hubstation 1.471 1.471 1.471 1.471 1.471 1.471 1.471

2009 Drehstation 6.565 6.565 6.565 6.565 6.565 6.565 6.565

2009 Stahlbau, Bühnen etc. [lfd. m] 28.280 28.280 28.280 28.280 28.280 28.280 28.280

2009 Fahrzeuge inkl. 118.770 118.770 118.770 118.770 118.770 118.770 118.770

2009 Bau - konstruktive Maßnahmen für Aufhängung und Rohrhülsen 12.364,80 12.364,80 12.364,80 12.364,80 12.364,80 12.364,80 12.364,80

2009 Bau - konstruktive Maßnahmen für Aufhängung und Rohrhülsen 6.182,40 6.182,40 6.182,40 6.182,40 6.182,40 6.182,40 6.182,40

2012 Schienenanlage 19.460,00 19.460,00 19.460,00 19.460,00

2012 Stahlbau 6.060,00 6.060,00 6.060,00 6.060,00

2012 Befestigungskosten 896,00 896,00 896,00 896,00

2012 Grubenkosten 720,00 720,00 720,00 720,00

2012 Personalkosten Erweiterungsarbeiten + Reisekosten 4.190,00 4.190,00 4.190,00 4.190,00

2012 Programmierung 60,00 60,00 60,00 60,00

2017 Schienenanlage

2017 Stahlbau

2017 Befestigungskosten

2017 Grubenkosten

2017 Personalkosten Erweiterungsarbeiten + Reisekosten

2017 ProgrammierungTotal annual depreciation - 445.744 445.744 445.744 477.130 477.130 477.130 477.130

Anhang

278

8 Assumptions:

9 Baseline Situation:

Assumption Value Source CommentFinancialsCurrency € Enter Currency Symbol

Discount Factor / Cost of Capital 5,55% WACC --> see appendixCorporate Tax Rate 35% fixed, calculatory tax ratePersonellGrowth Factor Personell cost per year 3,5%Average Growth Factor Running Cost per year 5%

Manager 126.750 Gross income PLUS Benefits….

White Collar 62.400 Blue Collar 48.750

All values except FTEs and Volumes in €

Income Statement without InvestmentsIncome 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

VolumeAverage Margin per UnitOther Income PositionsTotal - - - - - - - -

Labor CostsPersonnel Costs FTE 2009 FTE 2010 FTE 2011 FTE 2012

Manager - - - - - - - White Collar - - - - - - - Blue Collar - - - - - - - Total - - - -

DepreciationsIncome 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

DepreciationsAmortizations

Total - - - - - - - -

Other Running CostOther Running Cost Cashflow relevant? 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015

Total Other Running Cost - - - - - - -

Financial Situation in Baseline ScenarioFinancial Situation in Baseline

Scenario 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

EBIT - - - - - - - -

Baseline

Total Income Total Running Cost Depreciation/Amortization

Anhang

279

10 Income Development:

Income Development

All values except FTEs and Volumes in €

Item 2009 2010 2011 2012

Volume without Project - - - - Expected Increase in Volume to t-1 [%]

Volume with Project - - - -

Price DevelopementItem 2009 2010 2011 2012

Average unitprice - - - - Average variable Cost per unit

Estimated growth rate of variable cost:

Income DevelopementItem 2009 2010 2011 2012

Income from Operations - - - -

Other IncomeTotal Income - - - -

Vol

ume

Pric

eIn

com

e

Anhang

280

11 Cost Development:

Labor Cost

Labor Cost 2009 FTE 2010 FTE 2011

Manager - - -

Professional - - -

Clerical - - - Total Annual Labor Cost - - -

Other Running Cost

Other Running Cost Cashflow relevant? 2009 2010 2011 2012 2013

- -

- -

- - - -

Total Other Running Cost - - - - -

Non-recurring Cost (related to project)0 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Non-recurring Cost (Project) - - 61.632 - -

Non-recurring Cost (Other)

Total - - - 61.632 - -

Total Cost

Total Cost 2009 2010 2011 2012 2013 2014

Labour - - - - - -

Other - - - - - -

Depreciations (New Investments) - 445.744 445.744 445.744 477.130 477.130 Non-recurring Cost - - - 61.632 - -

Total - 445.744 445.744 507.376 477.130 477.130

Anhang

281

12 Investment Expenditures:

Summary

Year Item

Total Investment

Value

Invest

Distribution

2009 Total Invest 4.917.226 91%

2010 Total Invest - 0%

2011 Total Invest - 0%

2012 Total Invest 329.140 6%

2013 Total Invest - 0%

2014 Total Invest - 0%

2015 Total Invest - 0%

2016 Total Invest - 0%

2017 Total Invest 329.140 6%

2018 Total Invest - 0%

2019 Total Invest - 0%

2020 Total Invest - 0%

2021 Total Invest - 0%

2022 Total Invest - 0%

2023 Total Invest - 0%

2024 Total Invest - 0%

2025 Total Invest - 0%

2026 Total Invest - 0%

2027 Total Invest - 0%

2028 Total Invest - 0%

∑ Grandtotal @ Present Value in 2009 5.410.784

--> Next --> Go to Depreciation Calculator

Initial Investment 2009

Total Invest 2009 Item

Total Investment

Value

Invest

Distribution

I IT & Software 672.767,10 14%II Einrichtungen / Anlagen 2.593.079,00 53%III Fahrzeuge 1.187.700,00 24%IV Gebäude 463.680,00 9%V 5 - 0%VI 6 - 0%VII 7 - 0%VIII 8 - 0%IX 9 - 0%X 10 - 0%XI 11 - 0%XII 12 - 0%I -XII Total 4.917.226,10

IT & Software Item Required Quantity Unit Price

1 Materialflußrechner 1 551.057,10 2 Anlagenüberwachung 1 121.710,00

1 - Total

Einrichtungen /

Anlagen Item Required Quantity Unit Price

1 Schienenanlage [lfd. m] 1400 973,00 2 Auf- und Abgabestation 10 68.614,00 3 Hubstation 1 22.063,00 4 Drehstation 7 14.068,00 5 Stahlbau, Bühnen etc. [lfd. m] 1400 303,00

1 - 5 Total

Fahrzeuge Item Required Quantity Unit Price

1 Fahrzeuge inkl. 150 7.918,00

Anhang

282

13 Non-recurring Cost:

Non recurring cost

Pos. No. Total of Year Total Cost

Part of total

Cost

(1) 2009 - 0%

(2) 2010 - 0%

(3) 2011 - 0%

(4) 2012 61.632,00 67%

(20) 2028 0%

(21) 2029 0%(1)-(12) Total @ Present Value in 2009 92.419,50 100%

--> Next

2009 2009 Item Required Quantity Unit Price Total Cost

Part of total

Cost

2010 2010 Item Required Quantity Unit Price Total Cost

Part of total

Cost

2011 2011 Item Required Quantity Unit Price Total Cost

Part of total

Cost

2012 2012 Item Required Quantity Unit Price Total Cost

Part of total

Cost

(1) Anlagenausfallkosten 24 2.568,00 61.632,00 100%(2) 0%

(3) 0%(4) 0%(5) 0%(6) 0%

(7) 0%(8) - 0%(9) - 0%(1)-(9) Total 61.632,00

2013 2013 Item Required Quantity Unit Price Total Cost

Part of total

Cost

2014 2014 Item Required Quantity Unit Price Total Cost

Part of total

Cost

Anhang

283

14 Desinvestments:

Desinvestments / Asset Disposals

Pos. Item

Balence

Sheet

Reduction

Scrap Value /

Market Value

Proceeds

from Asset

Disposal

(1) Total Asset Disposals 2009 - - - (2) Total Asset Disposals 2010 - - -

(3) Total Asset Disposals 2011 - - - (4) Total Asset Disposals 2012 - - - (20) Total Asset Disposals 2028 - - - (21) Total Asset Disposals 2029 - - -

(1)-(9) Total PV @ 2009 - - -

--> Next

2009Pos. Item Quantity Remaning book value

Total

Desivestment

Value

Scrap Value /

Market Value

Proceeds from

Asset Disposal

(1) -

(2) -

(3) - (4) -

(5) -

(6) - (7) -

(8) - (9) -

(1)-(9) Total - - -

2010Pos. Item Quantity Remaning book value

Total

Desivestment

Value

Scrap Value /

Market Value

Proceeds from

Asset Disposal

2011Pos. Item Quantity Remaning book value

Total

Desivestment

Value

Scrap Value /

Market Value

Proceeds from

Asset Disposal

2012Pos. Item Quantity Remaning book value

Total

Desivestment

Value

Scrap Value /

Market Value

Proceeds from

Asset Disposal

Anhang

284

15 Inventory:

Inventory / Working Capital Reduction

Changes in Current Assets

Item

Remaning book

value

Total book value

reduction Delta %

Changes in Current Assets 2009 - - #DIV/0!Changes in Current Assets 2010 - - #DIV/0!Changes in Current Assets 2011 - - #DIV/0!Changes in Current Assets 2027 - #DIV/0!Changes in Current Assets 2028 - #DIV/0!Total Reduction as PV @2009 - #DIV/0!

--> Back to calculation

2009 Pos. Item Book value in t-1

Remaning book value at year

end

Total book value

reduction

(1) Raw Material -

(2) Finished Goods - (3) Supplies -

-

- -

- (1)-(7) Total - -

2010 Pos. Item Book value in t-1

Remaning book value at year

end

Total book value

reduction

(1) Raw Material - -

(2) Finished Goods - - (3) Supplies - - (4) -

This tool follows a simplified approach. Changes in the balance sheet positions Accounts Payable, Accounts Receivable and Cash are not considered in the basic case. If required, they may be entered in the tables below.

Anhang

285

App A WACC Rates:

App B Checklist:

Cost of Capital by Industry

(Last update from Jan 2009) Back to Assumptions

Scource: New York University, Stern School of Business (http://pages.stern.nyu.edu/~adamodar/New_Home_Page/datafile/wacc.htm)

Industry Name

Number of

Firms βCost of

Equity E/(D+E)

Std Dev in Stock

δ Cost of Debt Tax Rate

After-tax Cost of

Debt D/(D+E)

Cost of

Capital

(WACC)

Advertising 30 1,43 9.37% 44.19% 102.72% 6.21% 18.90% 5.04% 55.81% 6.95%

Aerospace/Defense 66 1,27 8.58% 78.61% 47.22% 4.71% 24.10% 3.57% 21.39% 7.51%

Air Transport 44 1,15 7.98% 56.11% 64.45% 6.21% 23.00% 4.78% 43.89% 6.58%

Water Utility 16 1,86 6.51% 54.71% 37.51% 4.21% 35.46% 2.72% 45.29% 4.79%

Wireless Networking 57 1,54 9.90% 73.33% 63.40% 6.21% 14.08% 5.34% 26.67% 8.68%

Public/Private Equity 10 2,08 12.63% 20.36% 50.12% 5.21% 6.70% 4.86% 79.64% 6.44%

Funeral Services 6 1,41 9.24% 59.79% 29.77% 3.71% 33.26% 2.48% 40.21% 6.52%

Total Market 6870 1,19 8.15% 67.20% 64.10% 6.21% 16.67% 5.17% 32.80% 7.18%

Sheet # Item Available Not availableAssumptions 1 Cost of Capital � �

2 Taxrate � �

3 Growth factor personell cost � �

4 Growth factor running cost � �

5 Average personell cost white collar employees � �

6 Average personell cost blue collar employees � �

7 Average personell cost management � �

Baseline Situation 1 Income Volume / Units sold � �

2 Income: Expected gross margin per unit (income - variable cost) � �

3 Other Income Positions � �

4 FTE / headcount numbers � �

5 Depreciation cost per annum � �

6 Amortization cost per annum � �

7 Other Running Cost: Categories as required by project & values � �

Income Developement 1 Expected volume increase based on project implementation � �

2 Average unitprice expected � �

3 Average variable cost expected � �

4 Estimated growth rate of variable cost � �

5 Other Income (if applicable) � �

Cost Developement 1 FTE / headcount numbers � �

2 Other running cost as specified in "Baseline Situation" � �

Investment Expenditures 1 Investment categories as applied by client � �

2 Investment postitions as specified in tender / investment plan � �

Non-recurring Cost 1 Non-recurring cost as specified in project budget � �

2 Other Non-recurring cost as specified in cost center budget � �

Desinvestments 1 Planned Asset Disposals as specified in project plan � �

2 Balance sheet values of asset � �

3 Expected liquidation value of asset � �

Inventory 1 Planned Inventory reductions � �

2 Client structure of balance sheet positions current assets � �

3 Current balance sheet positions based on accounting / system data � �

Appendix B: Checklist: Required Information

Anhang

286

Exemplarische Darstellung: Modul 2 – Risikoanalyse (Szenario 3.2 –

wandelbar) in Auszügen

Wahrscheinlichkeitsverteilung 1. Wandlungsfall

Wandel nach x Jahren Kummulierte Wahrscheinlichkeit P(i) Dummy Variable2 20% 03 50% 04 70% 05 100% 1

Zufallszahl() 0,881954578

Wahrscheinlichkeitsverteilung 2. Wandlungsfall

Wandel nach x Jahren Kummulierte Wahrscheinlichkeit P(i) Dummy Variable2 20% 03 50% 14 70% 05 100% 0

Zufallszahl() 0,439814638Kalkulationszins: 10%

Scenario S1

NPV0 CF0 CF1 CF2 CF3 CF4 CF5

5.166.783,99 € 4.917.226 € - € - € - € - € 401.915 € 2. Wandlungsfall nach Jahr 2 - € - € 2. Wandlungsfall nach Jahr 3 - € 2. Wandungsfall nach Jahr 32. Wandungsfall nach Jahr 4

5.354.280,53 € 4.917.226 € - € - € - € - € 401.915 € Modellannahmen

Annahme I: Wahrscheinlichkeit für

Eintreten eines zweiten

Wandlungsfalls 100%

Annahme II: Wenn 2. Wandlungsfalleintritt gilt für den Zeitpunkt die obige Wahrscheinlichkeitsverteilung

Annahme III: Es kommt zu keinem 3. Wandlungsfall im betrachteten Zeithorizont

Annahme IV: Die Wandlungskosten unterliegen Schwankungen von +/- 5%

Wandlungskosten erwartet (KW1) 389.572 € Wandlungskosten min. 95% 370.093 € Wandlungskosten max. 105% 409.051 € Wandlungskosten simuliert 401.915 €

Simulation 5.354.280,53 € Ergebnisse:

1 5332492,584 Max 5.534.423 €

2 5528784,068 Min 5.195.288 €

3 5378971,596 δ 68.655 €

4 5315805,682 µ 5.387.781 €

5 5454301,4546 5359625,408 Grenzen für KlassenKlassen Häufigkeit Wahrscheinlichkeit (pKumm. Wahrsch. [PRisiko Profil [1-Pi]

7 5425373,823 5.534.423 € 5195287 0 0% 0% 100%8 5358197,165 5.195.287 € 5212243,8 75 4% 4% 96%9 5465620,425 5229200,6 42 2% 6% 94%

10 5387082,987 5246157,4 0 0% 6% 94%11 5346053,1 5263114,2 0 0% 6% 94%12 5395620,349 5280071 0 0% 6% 94%13 5221587,774 5297027,8 28 1% 7% 93%14 5364846,837 5313984,6 97 5% 12% 88%15 5198674,524 5330941,4 206 10% 22% 78%16 5490002,829 5347898,2 185 9% 32% 68%17 5534422,517 5364855 182 9% 41% 59%18 5311373,707 5381811,8 178 9% 50% 50%19 5330060,805 5398768,6 211 11% 60% 40%20 5358867,041 5415725,4 197 10% 70% 30%21 5352884 5432682,2 173 9% 79% 21%22 5433173,683 5449639 129 6% 85% 15%23 5369896,48 5466595,8 118 6% 91% 9%24 5349874,98 5483552,6 50 3% 94% 6%25 5357281,702 5500509,4 61 3% 97% 3%26 5517424,215 5517466,2 39 2% 99% 1%27 5327705,235 5534423 29 1% 100% 0%28 5326440,918 200029 5370174,46630 5320080,518

Anhang

287

Exemplarische Darstellung: Modul 3 - Nutzwertanalys e

Gewichtung Kriterien:

Erfüllungsfaktoren:

Kriterien für die Bewertung B C D E F G H J K L M

Anzahl Nennungen

resultierende Wichtung

A Dauer Unterbrechung der Produktion bei Umbau B A D E ### ### ### ### ### ### ### 1 10%

### ### ### ### ### ### ### ### ### ### ###

B Stabilität der Systene bei Teilstörungen B B E ### ### ### ### ### ### ### 3 30%

### ### ### ### ### ### ### ### ### ###

C Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung C E ### ### ### ### ### ### ### 1 10%

### ### ### ### ### ### ### ### ###

D Minimaler Invest E ### ### ### ### ### ### ### 1 10%

### ### ### ### ### ### ### ###

E Minimale Lebenszykluskosten ### ### ### ### ### ### ### 4 40%

### ### ### ### ### ### ###

F ### ### ### ### ### ### 0 0%

### ### ### ### ### ###

M 0 0%

Summe: 10 1

Bewertet durch:

absoluterGewichtungsf

aktor

normierterGewichtungsf

aktor

Kriterien für die Bewertung Konzepte E Begründung E Begründung

A Dauer Unterbrechung der Produktion bei Umbau 2 teils modular 3 schneller

B Stabilität der Systene bei Teilstörungen 1 def. Notfallstrategien 2 Ausweichstrecken

C Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung 2 Fzg. erg.+Steuer. anp. 3 schnell + gut

D Minimaler Invest 3 immer geringer 1 gering höher

E Minimale Lebenszykluskosten 1 hoch bei gr. Wandel 2 gut ab mit. Wandel

F

M

Erklärung der Punktwerte:

3: ... Sehr gut 2: ... Gut 1: ... Befriedigend

konventionelle

Lösung

wandelbare

Lösung

Anhang

288

Profil Erfüllungskriterien:

Ranking:

konventionelle

Lösung

wandelbare

Lösung

Kriterien für die Bewertung Konzepte Punkte Punkte

A Dauer Unterbrechung der Produktion bei Umbau 2 3

B Stabilität der Systene bei Teilstörungen 1 2

C Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung 2 3

D Minimaler Invest 3 1

E Minimale Lebenszykluskosten 1 2

F

M

wandelbar

0

1

2

3A

B

C

D

E

F

konventionell

0

1

2

3A

B

C

D

E

F

Kriterien für die Bewertung Konzepte

ermittelte Wichtung Punkte Wertung Punkte Wertung

A Dauer Unterbrechung der Produktion bei Umbau 10% 2 0,20 3 0,30

B Stabilität der Systene bei Teilstörungen 30% 1 0,30 2 0,60

C Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung 10% 2 0,20 3 0,30

D Minimaler Invest 10% 3 0,30 1 0,10

E Minimale Lebenszykluskosten 40% 1 0,40 2 0,80

Punkte: 1,40 Punkte: 2,10

Rang: 2 Rang: 1

konventionelle

Lösung

wandelbare

Lösung

Anhang

289

Arbeitssystemwert:

konventionelle

Lösung

wandelbare

Lösung

Kriterien für die Bewertung Konzepte Werte Werte

A Dauer Unterbrechung der Produktion bei Umbau 0,20 0,30

B Stabilität der Systene bei Teilstörungen 0,30 0,60

C Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung 0,20 0,30

D Minimaler Invest 0,30 0,10

E Minimale Lebenszykluskosten 0,40 0,80

F

M

wandelbar

0,00

0,25

0,50

0,75

1,00A

B

C

D

E

F

konventionell

0,00

0,25

0,50

0,75

1,00A

B

C

D

E

F

0,00

0,50

1,00

1,50

2,00

2,50

konventionelle

Lösung

wandelbare

Lösung

Wer

tun

g

Minimale Lebenszykluskosten

Minimaler Invest

Möglichkeit zur Durchsatzsteigerung

Stabilität der Systene bei Teilstörungen

Dauer Unterbrechung der Produktion beiUmbau

Anhang

290

Herleitung Investitionen Feldausführung für EHB-Auf hängung [i+o-06b]

Variante 1 – EHB-Aufhängung mittels Rohrhülsen:

Rohrhülsen Beschreibung Anzahl Einzelpreis/€ Gesamtpreis/€

Stahlträger IPE 160 à 5,40 m(m=160 kg/m, KStahl=2500 €/t)Verstärkung Unterzüge à 10,80 m(KBeton=100 €/m)Rohrhülsen Ø 42mm 12 50,00 600,00Befestigungen (Konsole, Schrauben) 12 80,00 960,00

Feldkosten 16.680,00

2.160,00 12.960,006

1.080,00 2.160,00

Stahlkosten / Feld

Aufhängekonstruktion / Feld

Betonkosten / Feld 2

Variante 2 – EHB-Aufhängung mittels Halfenschienen:

Halfenschienen Beschreibung Anzahl Einzelpreis/€ Gesamtpreis/€

Stahlträger IPE 160 à 5,40 m(m=160 kg/m, KStahl=2500 €/t)Verstärkung Unterzüge à 10,80 m(KBeton=100 €/m)Halfenschienen 72/48 à 10,80 m(KSchiene=65,2 €/m)

Feldkosten 16.928,00

904,002 1.808,00

2.160,00 12.960,00

2 1.080,00 2.160,00Betonkosten / Feld

Aufhängekonstruktion / Feld

Stahlkosten / Feld 6

Variante 3 – Aufständerung Stahlkonstruktion:

Anhang

291

Aufständerung Beschreibung Anzahl Einzelpreis/€ Gesamtpreis/€

Träger IPE120 à 2,00m (m=100kg/m) 6 500,00 3.000,00Träger IPE220 à 10,80m (m=260kg/m) 2 7.020,00 14.040,00Träger IPE220 à 4,00m (m=260kg/m) 6 2.600,00 15.600,00

Betonkosten / Feld Fundamente 6 1.200,00 7.200,00Aufhängekonstruktion / Feld Befestigungsmittel 1 1.500,00 1.500,00

Feldkosten 41.340,00

Stahlkosten / Feld

Variantenvergleich:

Rohrhülsen Halfenschienen Aufständerung

Stahlkosten / Feld 12.960,00 12.960,00 32.640,00Betonkosten / Feld 2.160,00 2.160,00 7.200,00Aufhängekonstruktion / Feld 1.560,00 1.408,00 1.500,00Gesamtkosten / Feld 16.680,00 16.528,00 41.340,00

Anhang

292

Struktur und Kommunikation EHB-Weiche (Skizze + UML -Sequenzdiagramm)

Grau: optionale Schritte bei zusätzlicher Absicherung mittels Lichtschranken, alternativ nur über RFID Transponder und Reservierung auf Blackboard, Feinpositionierung mittels Absolutwegmesssystem

: RFID Schreib-Lese-Einheit

: Lichtschranke (optional)

: Weiche

: Fahrzeug

: WLAN-Sender-Empfänger: Absolutwegmesssystem

: Fahrschiene

: Distanzsensor vorne/hinten

EHB-Fzg. Blackboard EHB-Weiche

1. Topologie abrufen

2. Topologie

3. Wegplanung

4. Reservierung vermerken

5. Bis Weiche fahren

6. Schaltauftrag

7. Weiche schalten bzw. Zielstellung erreicht8. Bestätigung

9. Fahren

10. Reservierung löschen

11. Feinpositionierung

5.1. Abfragen des Status Weiche

5.2. Bestätigung Weiche „frei“

9.1. Einfahrt / Belegung vermerken

9.2. Ausfahrt / Freigabe vermerken

Anhang

293

Annahmen Kostenunterschied herkömmliche vs. wandelb are EHB

Erläuterung der getroffenen Annahmen zum Kostenunterschied für herkommliche vs.

Wandelbarer EHB-Fördertechnik, Aufwände und anzunehmender Kostensätze (auf

Basis von Expertengesprächen insb. Mitarbeiter von Schierholz, Siemens,

Eisenmann, i+o). Verwendet u.a. für Tabelle 7-5: Investitionskosten Referenzanlage

ohne Bau-Zusatzinvestitionen für Wandelbarkeit.

1 Umfang Umbauarbeiten Dauer [h] Anzahl MA Dauer [h] Anzahl MA

Anbringen Schienenanlage [lfd.M.] 2 1 2 1

Aufbau/Umbau Stahlbau, Bühnen etc. [lfd.M.] 2,5 1 2 1

Umsetzen Auf- und Abgabestation um 10m 20 2 18 2

Umsetzen Auf- und Abgabestation um 100m 25 2 22 2

Umsetzen Hubstation um 10m 22 3 20 3

Umsetzen Hubstation um 100m 27 3 24 3

Umsetzen Drehstation um 10m 22 3 20 3

Umsetzen Drehstation um 100m 27 3 24 3

Neu Hinzufügen eines Fahrzeuges 1,5 2 1,5 2

Neu Hinzufügen 10 Fahrzeuge 6 2 6 2

Einfügen einer Weiche 35 2 30 2

Austausch einer defekten Weiche 20 2 18 2

2 Aufwand Programmierarbeiten bei Layoutänderungen

Ein neuer Bypass mit 50m Länge und 2 Weichen 16 1 14 1

Zusatzstrecke mit 6 Weichen, 2 Auf-/Abgabestationen 42 1 34 1

Zusatzstrecke mit 12 Weichen, 5 Auf-/Abgabestationen, 2 Drehstationen 70 1 50 1

3 Personalkosten [€/h]

für mechanische Arbeiten 55

Arbeiten an der Steuerung / Programmierung 75

Anreise zur Baustelle (bis 500km Entfernung) 300

Anreise zur Baustelle (3000 km Entfernung - Flug) 1800

Ferndiagnose 75

4b Mehrkosten wandlungsfähiger EHB-Anlagen gegenüber konventionellen [%]

Mechanikteil (schnelle Umbaubarkeit, Austauschbarkeit)

1) Fahrzeug 5

2) Hubstation 15

3) Drehstation 15

4) Auf-/Abgabestation 10

5) Schienenanlage / lfd. M 5

6) Stahlbau / Bühnen 5

Steuerungsteil (dezentrale Steuerung über Software-Agenten) 10

konventionell wandelbar

Anhang

294

Auszug Projektunterlage i+o: Transpo rtmatrix und Vergleich Transportsysteme

Transportmatrix für 7.2.1 Basis für Szenarien (Quelle i+o):

Vergleich Transportsysteme für 7.2.1 Basis für Szenarien , Auszugsweise (Quelle:

i+o mit Ergänzungen des Autors):

Anhand der Ergänzungen des Autors (mit hellblau hinterlegt) wird deutlich, dass FTS

im hier vorliegenden Fall keine plausible Alternative zu EHB darstellt. Im Projekt

erfolgte ein Vergleich von einer automatisierten Transportlösung mittels EHB

T R A N S P O R T M A T R I X (Anzahl Transporteinheiten pro Tag im Durchschnitt)je Tag =16 Arbeitsstunden

IB 1+2 BD 1 DG 1 BV 1 DW 1-7DW 8 (Waste trolley)

DW 9-10 (Trolley Wascher) EP1+2 OB 1 OB 2 OB 3 OB 4 SUMME

IB 1+2 0,0 386,0 1163,0 2919,0 4656,0 1225,0 0,0 0,0 55,5 55,5 55,5 55,5 10571,0

BD 1 0,0 0,0 0,0 0,0 0 0,0 38,6 0,0 96,5 96,5 96,5 96,5 424,6

DG 1 0,0 0,0 0,0 0,0 0 0,0 232,6 0,0 290,8 290,8 290,8 290,8 1395,6

BV 1 0,0 0,0 0,0 0,0 0 0,0 875,7 0,0 729,8 729,8 729,8 729,8 3794,7

DW 1-7 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 4656,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 4656,0

DW 8 (Waste trolley) 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0

DW 9-10 (Trolley Wascher) 0,0 38,6 232,6 875,7 0,0 0,0 0,0 2544,0 0,0 0,0 2112,0 0,0 5802,9

EP1+2 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 843,0 843,0 843,0 1240,0 3769,0

OB 1 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0

OB 2 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0

OB 3 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 528,0 528,0 0,0 528,0 1584,0

OB 4 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 0,0 99,3 99,3 99,3 0,0 297,8

SUMME 0,0 424,6 1395,6 3794,7 4656,0 1225,0 5802,9 2544,0 2642,8 2642,8 4226,8 2940,5 32295,6

Legende:Transporteinheit= : 1 NTW IB: Inbound (Wareneingang) DW: Dish Washer (Reinigun g, Spüler)

1 Standard Trolley DG: Dry Goods (Trockengüter) EP: Equipment Packing ( Kommissionierung und Verpackung Flugausstattungsart ikel)2 Half Trolley BV: Beverages (Getränke) OB: Outbound (Warenausgang)

BD: Bonded Goods/Bonded Warehouse (Zolllager für On board-Verkauf)

max. Beladung/Transport-gehänge=: 2 NTW

2-3 Standard Trolley4-6 Half Trolley1 Palette

Anmerkung: für die stündliche Spitzenbelastung ist ein Spitzenfaktor von 1,2 zusätzlich zu berücksicht igen

Auszug aus Projektunterlage i+o mit Ergänzungen des Autors:

Systemvergleich Transport gesamt Ergänzungen des Autors:

Bezeichnung Einheit Variante Transportsystem Variante manueller Transport Variante FTS - "Grobbetrachtung" FTS Hintergrundrechnung

#Transporte/AT CU 20922,6 20922,6 20922,6 durchsch. Fahrgeschw. m/s 0,7

#Transporte/h CU 1394,84 1394,84 1394,84 Fahrzeit pro T ransport in s 297

Entfernung m 30 198 198 Handlingszeit pro Transpoirt in s 15

Entfernungsmeter m 313839 690445,8 313839 Summe Zeit pro T ransp. in s 312

Handlingszeit Systemaufgabe/CU s 20 15 15 Anzahl T ransporte pro h 1.395

durchschn. Geh-/Schubgeschwindigkeit m/min 40 40 40 Spitzenfaktor 1

Faktor Kombifahrten / Reduz. Leerfahrten 1 Annahme: Spitzen- + Leerfahrten heben sich auf!

FTS Kapazitätsbed. pro h in s 435.190

effektive Arbeitszeit/Schicht h 7,466 7,466 Anzahl FTS 121 Annahme: 100% Verfügbarkeit

Zuschlagsfaktor Krankheit/Urlaub 1,2 1,2 Investschätzung nur FT S ohne Überg. 100.000 €

Zuschlagsfaktor Samstag/Sonntag 1,4 1,4 Summe Invest 12.100.000 €

# AK (incl. AK für Aufgabe/Abnahme bei x-ray) AK 55,58 104,51

Personalkosten/AK Fazit FTS als Transportsystem:

- Lohngruppe 1 € 38.000 38.000

- Lohngruppe 2 € 40.000 40.000

- Lohngruppe 3 € 42.000 42.000

- Lohngruppe 4 € 44.000 44.000

- Lohngruppe 5 € 46.000 46.000

- Lohngruppe 6 € 48.000 48.000

- Lohngruppe7 € 50.000 50.000

Investitionskosten System+Gebäude € 7.917.750 2.977.563

Personalkosten € 2.556.708 4.807.541

Anlagenbetriebskosten € 208.518 51.656

AfA € 930.750 217.108

Kapitalverzinsung(8% auf Invest/2) € 316.710 119.103

Betriebskosten € 4.012.686 5.195.407

Differenzbetriebskosten € -1.182.721 1.182.721

Amortisationszeitraum(statisch) Jahre 2,61

- vereinfachte Betrachtung ohne Einfluss der Mehrgeschossigkeit --> diverse

Heber neben FTS erforderl., die in EHB bereits enthalten sind

- ~50% höherer Invest.betrag als EHB

- erhebliches Fzg.aufkommen

- Auswirkung Begegnungsverkehr negativ (Mensch-Maschine, Maschine-Maschine)

- ungeeignet für diesen Anwendungsfall - Systementscheidung des Projektteams

erscheint plausibel!

Anhang

295

gegenüber einem manuellen Transport, der aufgrund technischer, qualitativer und

auch wirtschaftlicher Gründe zugunsten der EHB entschieden wurde. Die hier

nachträgliche Betrachtung von FTS soll verdeutlichen, dass FTS keine sinnvolle

Alternative darstellt (detaillierte Gründe, siehe oben).

Amortisationszeit für Austomatisierung vs. Variante mit manuellen Transporten, vgl.

auch Tabelle oben, (Quelle: i+o Projektunterlagen):

0 €

2.000.000 €

4.000.000 €

6.000.000 €

8.000.000 €

10.000.000 €

12.000.000 €

14.000.000 €

16.000.000 €

18.000.000 €

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14

Inve

stiti

on/Z

ahlu

ngsr

ückf

lüss

e

Jahr

Amortisationszeit

Zahlungsrückflüsse Investition