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HOPI EINE INDIANISCHE BOTSCHAFT VON DAN KATCHONGVA

Katchongva Dan - Hopi.eine Indianische Botschaft

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HOPI EINE INDIANISCHE BOTSCHAFT VONDAN KATCHONGVA

Dem Wunsch der Hopi-Ältesten folgend darf diese Botschaft nicht verkauft noch in irgendeiner Form an ihr verdient werden

HOPIEINE INDIANISCHE BOTSCHAFT

von Dan Katchongva, Sonnen-Klan (*ca. 1865, † 1972)Kikmongwi von Hotevilla

In der englischen Sprache aufgezeichnet und mit Erläuterungen versehen von Danaqyumptewa, Hotevilla

Übersetzung ins Deutsche, Einleitung und Zusammen-stellung der Erläuterungen: Gisbert Bölling

Herausgeber: Arbeitsgruppe für Nordamerikanische Indianer

Das Recht der Vervielfältigung (auch auszugsweise oder für wissenschaftliche Zwecke) liegt ausschließlich beim

Ältestenrat von Hotevilla

Hopi Independent Indian Nation / P.O. Box 174 Hotevilla / Arizona 86.030

Dieses Buch ist Yukiuma und seinem Sohn Katchongva gewidmet, die, solange sie auf der Erde lebten, ganz den Lehren und Weisungen des Großen Geistes ergeben waren. Sie blieben standhaft gegen große Mißhelligkeiten, führten einen jahrelangen Kampf gegen die endlos imperialistische weiße amerikani-sche Regierung und gegen Menschen ihres eigenen Volkes, die verblendet worden waren. Eher nahmen sie Bestrafungen auf sich, als daß sie deren Wünschen nachgaben. Ihrer Hartnäckigkeit wegen mußten sie viel Schmerz und Leid erfahren. Sie blieben stand-haft, damit die gute Art der Hopi-Lebensweise für die kommenden Generationen bewahrt blieben. Die Helligkeit dieser Lebensweise kann wieder an Kraft gewinnen, auch wenn sie jetzt dem Verlöschen nahe ist.

Die weiß-amerikanische Regierung hat nicht vor, ihre Position der Überlegenheit und Autorität gegen-über den Ureinwohnern und Eigentümern des Landes aufzugeben, so daß diese selbst über ihre Lebensweise bestimmen könnten. Es gibt keine Alternative, nur eins bleibt: Purification, Läuterung.

Danaqyumptewa

EINLEITUNG

In einem Brief der traditionellen religiösen Führer der Hopi an den amerikanischen Präsidenten vom 4. August 1970 heißt es:

»… Viele Generationen vor der Ankunft des wei-ßen Mannes, viele Generationen vor der Ankunft der Navajos hat das Volk der Hopi auf diesem heiligen Land gelebt, das Ihnen als der Süd-Westen der USA und uns als das spirituelle Zentrum unseres Konti-nents bekannt ist. Diejenigen von uns aus der Nation der Hopi, die dem Pfad des Großen Geistes ohne Kompromiß gefolgt sind, haben eine Botschaft, und es ist uns durch unsere Prophezeiungen aufgetragen, Ihnen diese zu überbringen.

Der weiße Mann hat das Gesicht der Mutter Erde in seiner Gefühllosigkeit für die Weise der Natur entweiht. Die fortgeschrittenen technologischen Fä-higkeiten des weißen Mannes sind nichts weiter als das Ergebnis seines fehlenden Verständnisses für den spirituellen Pfad und die Wege aller lebenden Dinge. Die Begierde des weißen Mannes nach materiellem Besitz und nach Macht hat ihn blind gemacht für den Schmerz, den er der Mutter Erde zufügt in seinem Verlangen nach den Rohstoffquellen der Natur, wie

er sie nennt. Überall auf diesem Kontinent sind die Wasser vergiftet, der Boden ist gebrochen und ge-schändet, die Luft verschmutzt. Lebende Geschöpfe sterben an dem Gift, das die Industrie hinterläßt. Und der Pfad des Großen Geistes ist nur noch schwer zu finden für fast alle Menschen, sogar für viele Indianer, die sich entschlossen haben, stattdessen dem Pfad des weißen Mannes zu folgen. …

Der Große Geist, Maasau, sagte, der Mensch solle in Harmonie leben und ein gutes, sauberes Land be-wahren für alle kommenden Kinder. Das Volk der Hopi und andere indianische Brüder stehen auf diesem religiösen Prinzip, und die traditionelle spirituelle Einheitsbewegung ist dabei, das spirituelle Wesen der Indianer im ganzen Land wiederzuerwecken. Ihre Regierung hat schon fast völlig den Grund unserer Religion zerstört, die in Wirklichkeit eine Art zu leben ist für alle unsere Menschen in diesem Land des Großen Geistes. …

Wir, die religiösen Führer und rechtmäßigen Spre-cher der unabhängigen Hopi-Nation sind vom Gro-ßen Geist angewiesen worden, dem Präsidenten und allen spirituellen Führern überall unsere Einladung zu übermitteln, mit uns zusammenzutreffen und das Wohlergehen der Menschheit zu erörtern, so daß Friede, Einheit und Brüderlichkeit allen Menschen überall zuteil werde.«

Dieser Brief blieb ohne Antwort. Ebenso wie frü-

here Briefe an frühere Präsidenten oder Anträge an die Vereinten Nationen.

Dan Katchongva, einer der Unterzeichner, Kik-mongwi von Hotevilla, dem konservativsten aller Hopi-Dörfer, hat einen erneuten Versuch unternom-men, die Botschaft seines Volkes zu verbreiten. Im Sommer 1971 kam Danaqyumptewa aus Hotevilla nach Europa, um die hier vorliegende Botschaft sei-nes damals 111jährigen Dorfältesten zu überbringen. Allen, die erkannt haben, daß nur eine von Grund auf neue Welt die Ausweglosigkeit der jetzigen überwin-den kann, soll in dieser Botschaft die Weisheit, das Wissen und der Anspruch eines Volkes übermittelt werden, dessen Name schon heute zum Symbol dieser neuen Welt werden kann, einer Welt, die im Grunde genommen eine sehr alte ist: die eine Schöpfung.

G.B.

INHALT

EINLEITUNG 7

DIE BOTSCHAFT 13

DER BEGINN DES LEBENS 15

DER AUFSTIEG IN DIE NEUE WELT 18

DAS ERSTE ZUSAMMENTREFFEN MIT

DEM GROSSEN GEIST 23

EIN EREIGNIS VON PROPHETISCHER

BEDEUTUNG 25

DIE AUFGABEN DER ZWEI BRÜDER 27

DAS TREFFEN MIT MAASAU IN DER NÄHE

VON ORAIBI 32

DIE GRÜNDUNG DES DORFES ORAJBI 34

DIE ANKUNFT EINER ANDEREN RASSE

VORHERGESAGT 38

DIE MÄCHTE DER LÄUTERUNG 39

DIE INNERE FESTIGKEIT DER HOPI WIRD

AUF DIE PROBE GESTELLT 44

DIE VERTREIBUNG DER TREUEN

HOPIS AUS ORAIBI 48

DIE GRÜNDUNG DES DORFES HOTEVILLA 50

ERNEUTE ANGRIFFE 51

DIE SPALTUNG GEHT WEITER BIS ZUM

HEUTIGEN TAGE 54

DIE BEDROHUNG DURCH DAS

BLACK-MESA-PROJEKT 56

DIE ZUKUNFT DER MENSCHEN 59

NACHTRAG 64

ERLÄUTERUNGEN von Danaqyumptewa 65

ERKLÄRUNG zum Symbol auf der Rückseite 75

ERKLÄRUNG zum Symbol auf der Titelseite

(Techqua Ikachi) 77

DIE BOTSCHAFT

15

DER BEGINN DES LEBENS

Irgendwo unten in der Unterwelt wurden wir er-schaffen vom Großen Geist, dem Schöpfer. Zuerst wurden einer, dann zwei und dann drei erschaf-fen. Wir wurden gleich erschaffen, als Einheit. Wir lebten in einer geistlichen Weise, in der das Leben ewig ist. Wir waren glücklich und lebten in Frie-den mit unseren Nachbarn. Alle Dinge gab es im Überfluß, weil unsere Mutter für uns sorgte, die Erde, auf der wir unseren Platz bekommen hatten. Wir brauchten nichts anzubauen oder zu arbeiten um Nahrung zu bekommen. Krankheit und Sor-gen waren unbekannt. Viele Jahre lang lebten wir glücklich und wuchsen an zu großer Zahl.

Als der Große Geist uns erschuf, gab er uns auch Anweisungen oder Gesetze, nach denen wir leben sollten. Wir versprachen, nach diesen Gesetzen zu leben und friedfertig zu bleiben, diese Gesetze als Richtschnur zu gebrauchen, um glücklich auf dem Land zu leben, auf dem er uns erschaffen hatte. Aber von Anfang an warnte er uns, daß wir uns nicht von bestimmten Dingen verführen lassen soll-ten, wodurch wir diese vollkommene Art zu leben verlieren würden.

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Natürlich aber hatten wir auch Zugang zu vielen angenehmen Dingen in diesem Leben, so daß wir nach und nach das Gebot des Schöpfers brachen, indem wir taten, was er uns zu tun untersagt hatte. Daher bestrafte er uns, indem er uns so machte, wie wir jetzt sind, mit Seele und Körper. Er sagte: »Von jetzt ab müßt ihr allein weitergehen. Ihr werdet krank werden und die Länge eures Lebens wird begrenzt sein.«

Er machte unseren Körper nach zwei Grundsät-zen, gut und böse. Die linke Seite ist gut, denn sie enthält das Herz. Die rechte Seite ist böse, da sie kein Herz hat. Die linke Seite ist unbeholfen aber weise; die rechte Seite ist schlau und stark, aber ihr fehlt Weisheit. Es sollte ein ständiger Kampf zwischen den beiden Seiten sein, und durch unsere Handlungen sollten wir entscheiden müssen, welche Seite stärker ist, die böse oder die gute.

Wir lebten in guter Weise viele Jahre lang, aber manchmal erwies sich das Böse als stärker. Einige Leute vergaßen oder beachteten nicht die Gesetze des Großen Geistes und fingen noch einmal an, Dinge zu tun, die gegen seine Vorschriften verstießen. Sie wurden materialistisch, erfanden viele Dinge nach ihrem eigenen Willen und lebten nicht mehr in den Dingen wie bisher. Dies führte zu einer großen Teilung, denn einige wollten den ursprünglichen Anweisungen folgen und einfach leben.

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Die Erfinderischen, schlau, aber ohne Weisheit, schufen sich viele zerstörerische Dinge, durch die ihr Leben haltlos wurde und die alle Völker zu zerstören drohten. Von vielen Dingen, die wir heute sehen, wissen wir, daß sie zu der Zeit existiert haben. Schließlich nahm Unmoral überhand. Das Leben der Leute wurde verdorben durch allzu große ge-sellschaftliche und sexuelle Freiheit, in die bald auch die Frau und die Töchter des Kikmongwi (Stammessprecher) hineingezogen wurden. Diese kamen nur noch selten nach Hause, um ihre Haus-haltspflichten zu erfüllen. Nicht nur Kikmongwi sondern auch die hohen religiösen Führer hatten dasselbe Problem. Bald wurden die Führer und an-dere mit gutem Herzen unwillig darüber, daß das Leben der Leute außer Kontrolle geriet.

Der Kikmongwi rief die Hohen Priester zusam-men. Sie rauchten und beteten darum, daß ihnen ein Weg aus der Verderbtheit gezeigt würde. Viele Male kamen sie zusammen, bis schließlich jemand den Vorschlag machte, sie sollten wegziehen, einen neuen Platz finden und ein neues Leben beginnen.

18

DER AUFSTIEG IN DIE NEUE WELT

Nun hatten sie oft irgendwelche dumpfe Geräusche von oben gehört und wußten daher, daß jemand da oben lebte. Es wurde beschlossen, dies zu untersuchen. Ich werde dies kurz beschreiben, denn die ganze Ge-schichte würde viel Raum beanspruchen.

Da sie mit Weisheit begabte Leute waren, erschu-fen sie Vögel für dieses Vorhaben. Ich werde drei mit Namen nennen. Zwei, die für ihre Stärke und Leichtigkeit bekannt sind, sind der Keyshe (Habicht) und die Pavowkaya (Schwalbe). Der dritte war ein Moochnee (verwandt mit dem Spottvogel). Sein Flug ist linkisch, aber er ist für seine Weisheit bekannt. Sie wurden jeder einzeln erschaffen durch magische Ge-sänge, Tabakrauch und Gebete, aus Erde und Speichel, mit einer weißen Haube bedeckt (einer Ova). Jeder wurde mit Achtung begrüßt und in seine Mission eingeführt, für den Fall, daß er Erfolg haben würde. Die ersten zwei erreichten nicht die Oberseite des Himmels, aber der dritte, Moochnee, gelangte durch die Öffnung in diese Welt.

Die neue Welt war schön. Die Erde war grün und blühte. Der Vogel aber befolgte alle seine Vorschriften.

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Sein weiser Sinn leitete ihn zu dem Wesen, das er suchen sollte. Als er es fand, war es Mittag, denn das Wesen, Maasau, der Große Geist, bereitete gerade sein Mittagsmahl. Maiskolben lagen neben dem Feuer. Er flog herab, setzte sich oben auf sein Kisi (Sonnendach) und meldete seine Ankunft.

Maasau war nicht überrascht über den Besucher, denn durch seine Weisheit und seinen Geruchssinn wußte er bereits, daß jemand auf dem Weg war. Mit Achtung begrüßte er ihn und lud ihn ein, sich zu setzen. Das Gespräch war kurz und kam zur Sache. »Warum bist du hier? Ist es von Bedeutung?«

»Ja«, sagte Moochnee, »die Leute der unteren Welt haben mich hierher geschickt. Sie möchten in dein Land kommen und mit dir leben, denn ihre Wege sind verdorben worden. Mit deiner Erlaubnis möchten sie hierher ziehen und ein neues Leben beginnen. Aus diesem Grund bin ich gekommen.« Maasau erwiderte barsch, aber mit Achtung: »Sie mögen kommen.«

Mit dieser Botschaft kehrte der Vogel zurück in die Unterwelt. Während er unterwegs war, hatten der Kikmongwi und die religiösen Führer ständig gebetet und auf seine erfolgreiche Rückkehr gewartet. Als er mit der guten Nachricht von der neuen Welt und Maasau’s Erlaubnis zurückkehrte, daß sie kommen dürften, waren sie überglücklich. Nun war die Frage, wie sie nach oben gelangen sollten. So rauchten sie wieder und beteten um Führung. Zuletzt kamen sie

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überein, einen Baum zu pflanzen, der bis nach oben wachsen und als Steg dienen sollte. Sie pflanzten den Samen einer Shalavee (Kiefer? ). Dann beteten sie und sangen magische Gesänge. Der Baum wuchs und wuchs zum Himmel. Aber seine Äste waren so weich und so vielzählig, daß er unter dem schweren Druck der Erde von oben gebeugt wurde und nicht den Himmel erreichte. Sie pflanzten einen anderen Samen. Diesmal war es ein Louqu (Fichte). Diese wuchs, als sie ihre magischen Gesänge sangen. Der Baum war stark und kräftig. »Bestimmt wird die-ser nach oben durchkommen«, dachten sie, aber sie hatte keinen Erfolg, denn ihre Äste wurden ebenfalls durch die Berührung mit der festen Masse gebeugt. Wieder pflanzten sie einen Samen. Diesmal war es ein Pakawe (Schilfbaum). Da er eine scharfe Spitze hat, durchbrach er den Himmel und gelangte in die neue Welt.

In der Zwischenzeit war all dies geheim gehalten worden; nur wirklich aufrichtige und unbeirrte Leute wurden in die Pläne, die verdorbene Welt zu verlassen, eingeweiht. Sie wurden auf den Auszug vorberei-tet, und sobald man wußte, daß der Baum sein Ziel erreicht hatte, begannen sie, hinaufzuklettern. Bei ihrem schwierigen Aufstieg machten sie Ruhepausen in den Zweigen.

Als sie auf diese Welt gelangten, war alles schön und friedlich. Das Land war unberührt, unbearbeitet. Sie

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waren sehr glücklich. Sie sangen und tanzten, aber ihre Freude war von kurzer Dauer, denn in dieser Nacht starb plötzlich die Tochter des Häuptlings. Alle wa-ren traurig und niedergeschlagen; die Leute schauten argwöhnisch aufeinander. Ein böser Bann war auf sie gefallen. Daraus entstand die starke Vermutung, daß eine Hexe oder eine zwieträchtige Person unter ihnen war.

Da zeigte der Kikmongwi große Macht, die er ge-brauchen mußte, um dieser Unruhe seines Volkes auf den Grund zu gehen. Er machte eine kleine Kugel aus Maisteig, die er über der Gruppe von Leuten in die Luft warf. Derjenige, auf dessen Kopf die Kugel fallen würde, sollte der Schuldige sein. Sie fiel auf den Kopf eines Mädchens. Man traf die schnelle Entschei-dung, dieses Mädchen durch die Öffnung zurück in die Unterwelt zu werfen. Man mußte endgültig von der Bösartigkeit loskommen, wenn man friedlich in diesem neuen Land leben wollte. Aber die Zauberin schrie um Gnade; sie erzählte ihnen, daß auf ihrer langen Wanderung viele Hindernisse und Gefahren aller Art lauern würden, und daß sie ihnen dann nützlich sein könnte, da sie Macht besäße, das Böse zu bekämpfen. Sie lud den Kikmongwi ein, zurück hinunter in die Unterwelt zu schauen. Er schaute und sah seine Tochter glücklich mit den anderen Kindern in der Unterwelt spielen, dort, wohin wir alle nach dem Tode zurückkehren werden. Die Zauberin wurde

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zwar geschont, aber allein zurückgelassen, vielleicht in der Hoffnung, daß sie aus irgendeinem unbekannten Grund umkommen würde.

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DAS ERSTE ZUSAMMENTREFFEN MIT DEM GROSSEN GEIST

Hier war es, daß ihnen der Große Geist zum ersten Mal auf dieser Erde erschien, um ihnen die Vorschrif-ten zu geben, nach denen sie handeln und wandeln sollten. Sie teilten sich in Gruppen, jede mit ihrem erwählten Sprecher. Vor diese legte er Maiskolben von verschiedener Länge und wies sie an, einen Maiskol-ben mit auf die Reise zu nehmen, als Hilfe für ihren Lebensunterhalt. Einer nach dem anderen suchten sie sorgsam den jeweils längsten und schönsten Mais-kolben aus, bis nur der kürzeste noch übrig war. Sie erkannten nicht, daß hiermit ihre Weisheit erprobt werden sollte. Den kürzesten Maiskolben nahm sich der demütigste Führer. Dann gab ihnen der Große Geist Namen und Sprachen, an denen man sie er-kennen sollte. Der jenige, der den letzten, kürzesten Maiskolben genommen hatte, wurde HOPI genannt.

HOPI bedeutet nicht nur, friedfertig zu sein, son-dern auch die Vorschriften des Großen Geistes zu befolgen, ihnen zu vertrauen und keine seiner Be-lehrungen zu mißachten, um Macht oder Einfluß zu bekommen, oder auf irgendeine Weise die Hopi-Lebensweise zu verderben. Im anderen Fall wird der Name hinweggenommen.

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Dann gab er ihnen Anweisungen, wie sie aus ei-nem bestimmten Grund zu den vier Ecken des neuen Landes wandern und viele Fußspuren, Felsinschriften und Ruinen zurücklassen sollten, denn schon bald würden viele vergessen, daß sie alle eins gewesen waren, vereinigt in dem einzigen Begehren, durch den Baum nach oben zu gelangen.

Nun, da wir oben waren, mußte jeder seinem Führer folgen, aber wir wußten, daß wir nur solange über-leben könnten, wie wir die Vorschriften des Großen Geistes befolgten. Wir waren nun durch ein Gelöbnis gebunden, nach diesen Vorschriften zu leben und unseren Weg der Wanderung zu vollenden. Maasau sagte uns, daß derjenige, der ihn als erster finden würde, der Führer der später Ankommenden sein würde. Dann verschwand er.

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EIN EREIGNIS VON PROPHETISCHER BEDEUTUNG

Wir wanderten viele Jahre lang zu jeder Ecke dieses Kontinents, und markierten an vielen Stellen unseren Anspruch auf das Land, was diese Markierungen bis zum heutigen Tag klar beweisen. Auf unserem Wege hielten wir Rast in der Nähe des großen Flusses, der heute als Colorado bekannt ist. Wir waren weit gereist und hatten viele Kenntnisse erworben, ohne unsere Vorschriften zu vergessen. Die Leitung der Gruppe hatte der Bogen-Klan, ein großer Führer mit Weisheit. Aber es geschah hier, daß dieser große Führer in der dunklen Nacht verschwand. Nachdem er seine Familie angewiesen hatte schlafen zu gehen, machte er sich auf, den Mittelpunkt der Erde zu suchen, wo sich schlaue, erfindungsreiche Leute aus allen Nationen treffen, um die Zukunft zu planen. Irgendwie, durch irgendeine Fügung fand er den Platz und wurde mit Achtung empfangen. Es war ein schöner Platz mit jeder Art von feinen Dingen. Gutes Essen wurde vor ihm ausgebreitet von allerschönsten Mädchen. Es war alles sehr verlockend.

Bis heute wissen wir nicht die Bedeutung dieser Begebenheit. Es hatte mit der Zukunft zu tun. Die-ses sein Tun legte den Keim zu einer Veränderung

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unserer Lebensweise, die eintreten sollte, wenn wir uns dem Ende des Lebenskreises dieser Welt nähern. Zum Beispiel würden dann viele von uns die mate-rialistische Welt und den Genuß all der guten Dinge suchen, die sie anzubieten hat, bevor wir uns dann selbst zerstören. Diejenigen, die mit dem Wissen der heiligen Vorschriften beschenkt sind, werden dann sehr vorsichtig leben, weil sie sich an diese Vorschrif-ten erinnern und ihnen vertrauen, und auf ihren Schultern wird dann das Schicksal der Welt ruhen. Die anderen werden die guten Weisen des Lebens zerstören und ein Leben genau wie das hervorbrin-gen, dem wir aus der Unterwelt entflohen sind. Der geheiligte Körper des Weibes wird nicht länger ver-hüllt sein, weil das Schild des Schutzes emporgehoben wird, – ein Akt der Versuchung sexueller Freiheit und des Vergnügens. Die meisten von uns werden in dieser Verwirrung verlorengehen. Das Bewußtsein, daß etwas Außergewöhnliches vor sich geht, wird sich in den meisten Leuten entwickeln, denn sogar ihre Führer werden verwirrt sein und sich selbst ver-unreinigen. Es wird schwierig sein zu entscheiden, wem man folgen soll.

Die Hopi wußten, daß alles so kommen würde. Denn alle diese Aspekte des heutigen Lebens waren geplant. Daher müssen wir jetzt standhaft in diesem Glauben bleiben, um zu überleben. Es gibt nur einen Weg: den Vorschriften des Großen Geistes folgen.

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DIE AUFGABEN DER ZWEI BRÜDER

Dieser Führer aus dem Bogen-Klan hatte zwei er-wachsene Söhne. Als diese von der Missetat ihres Vaters erfuhren, waren sie sehr niedergeschlagen. Sie hatten aber von ihm ordnungsgemäß die Überliefe-rungen und Unterweisungen erhalten. Nun waren sie auf sich allein gestellt, um ihr Volk zu führen, den am nächsten Tag starb ihr Vater.

Sie erbaten von ihrer Mutter die Erlaubnis, das auszuführen, was die Vorschriften für ein Ereignis solcher Art gebieten. Sie antwortete, daß es nun an ihnen läge, denn ihre Kenntnis sei vollkommen. Sie kamen folgendermaßen überein: der jüngere Bruder würde die Suche nach Maasau fortsetzen und sich dort niederlassen, wo er ihn fände. Dort würde er die Rückkehr des älteren Bruders erwarten. Dieser sollte inzwischen ostwärts reisen, der aufgehenden Sonne entgegen und dort kurz rasten. Auf dieser Rast sollte er auf den Hilferuf des jüngeren Bruders achten, dessen Volk in großer Not sein würde. Denn ein Wechsel der Lebensmuster würde die ursprüngliche Lebensart zerstören. Unter dem Druck eines neuen Führers würden sie sicherlich vom Gesicht der Erde geschleudert werden, wenn er nicht zu Hilfe käme.

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Daher stehen wir noch heute fest innerhalb der Vorschriften des Großen Geistes. Wir werden wei-terhin nach Osten ausschauen und für seine baldige Rückkehr beten.

Der jüngere Bruder wies den älteren vorausahnend darauf hin, daß das Land und die Leute sich ändern würden.

»Aber dein Herz sei unbesorgt«, sagte er, »denn du wirst uns finden. Viele werden sich vom Lebensplan Maasau’s abwenden; aber einige wenige von uns, die seinen Belehrungen treu sind, werden in ihren Woh-nungen bleiben. Das altüberlieferte Aussehen unseres Hauptes, die Art des Landes, auf dem unser Dorf steht und unsere Art zu leben – alles wird in der Ordnung sein. Daran wirst du uns erkennen.«

Bevor die ersten Völker ihre Wanderung begonnen hatten, hatte das Volk mit dem Namen HOPI einen Satz Steintafeln erhalten. Auf diese Tafeln schrieb der Große Geist die Gesetze, nach denen die Hopis reisen und die gute Art des Lebens leben sollten, die friedfertige Art. Er schrieb aber auch eine Warnung darauf, die zu Vorsicht mahnte: bösartige Leute würden bald die Hopis beeinflussen und sie dazu bringen, den Lebensplan von Maasau zu verlassen. Es würde schwer sein, standhaft zu bleiben. Denn eine Reihe von angenehmen Dingen würde viele gute Leute verlocken, diese Gesetze zu verlassen. Die Hopi würden in eine höchst schwierige Lage geraten, aber

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die Steine enthalten Anweisungen, die in einer solchen Situation befolgt werden sollen.

Der ältere Bruder, von dem wir sagen, daß es ein weißer Bruder ist, sollte eine der Steintafeln mit sich nehmen zur aufgehenden Sonne und sie wieder zurückbringen, wenn er den verzweifelten Hilferuf hört. Sein Bruder wird dann in Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sein. Sein Volk mag vielleicht die Belehrungen verlassen, die Älteren nicht mehr ge-achtet, sich gegen sie aufgelehnt und ihre Lebensart vernichtet haben. Die Steintafeln aber werden die letzte Bestätigung ihrer wahren Identität und Bruderschaft sein. Ihre Mutter ist der Sonnen-Klan. Sie sind die Kinder Sonne.

Es muß ein Hopi sein, der von hier zur aufgehenden Sonne reiste und irgendwo wartet. Daher sind es nur die Hopi, die diese Welt in der rechten Drehung halten und es ist der Hopi, der geläutert sein muß, wenn diese Welt gerettet werden soll. Niemand anderes nirgendwo wird dies vollbringen.

Der ältere Bruder mußte schnell sein auf seiner Reise, weil die Zeit knapp war; daher wurde das Pferd für ihn erschaffen. Der jüngere Bruder und sein Volk suchten weiter nach Maasau.

Auf ihrem Weg kamen sie zu einem Land, das frucht-bar und warm aussah. Hier schrieben sie ihre Klan-

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Symbole an den Felsen, um das Land für sich zu beanspruchen. Das wurde vom Feuer-Klan gemacht, dem Spinnen-Klan und dem Schlangen-Klan. Dieser Platz heißt heute Moencopi. Sie liessen sich damals aber nicht dort nieder.

Während die Völker auf der Wanderschaft waren, wartete Maasau auf die, die zuerst ankommen würden. In diesen Tagen pflegte er, in der Nähe des Platzes wo er lebte, Spaziergänge zu machen, wobei er einen Strauß violetter Blumen (du-kyam-sée) an seinem Gürtel trug. Eines Tages verlor er sie auf seinem Weg. Als er nach ihnen suchte, sah er, daß sie von der Hornkröten-Frau aufgelesen worden waren. Er bat sie, die Blumen zurückzugeben. Sie weigerte sich, gab ihm dafür aber das Versprechen, ihm in Notzeiten zu helfen. »Denn auch ich habe einen Metallhelm«, sagte sie ihm (was vielleicht bedeutet, daß gewisse Leute mit Metallhelmen den Hopis helfen werden, wenn sie in Schwierigkeiten geraten).

Maasau ging oft von seinem du-pa-cha (ein damali-ger Haustyp) ungefähr eine halbe Meile nach Norden zu einem Platz, wo ein langer Felsen ein natürliches Schutzdach bildete. Diesen Platz hatte er wohl ausge-sucht als den Ort, wo er und das erste Volk einander finden würden. Während er dort wartete, spielte er zur Unterhaltung ein Geschicklichkeitsspiel, dessen Name (Nadu-won-pi-kya) später eine große Rolle im Leben der Hopi spielen sollte, denn es war hier,

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wo das Wissen und die Weisheit des ersten Volkes erprobt werden sollten. Bis vor kurzer Zeit pflegten Kinder dort ein ähnliches Spiel zu spielen: eine Person versteckt sich und gibt dann ein Zeichen, indem sie an den Felsen schlägt, aber so, daß die anderen nicht genau sagen können, von wo das Geräusch kommt. (Vor einigen Jahren wurde dieser Felsen von Stra-ßenbautrupps der US-Regierung zerstört.) Es war hier, daß sie Maasau wartend fanden.

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DAS TREFFEN MIT MAASAU IN DER NÄHE VON ORAIBI

Vor der Wanderung hatte er sie wissen lassen, obwohl vielleicht nicht durch direkte Anweisungen, daß der-jenige, der ihn zuerst finden würde, der Führer dort sein sollte. Später wurde klar, daß dies ein Verfah-ren war, durch das ihr wahrer Charakter bestimmt werden sollte.

Das Volk kam nun zusammen und setzte sich nieder, um mit ihm zu sprechen. Als erstes wollten sie wissen, wo er lebe. Er antwortete, daß er genau südlich von dort an einem Ort lebe, der Oraibi genannt wurde. Aus einem bestimmten Grund nannte er nicht den vollen Namen. Dieser lautet Sip-Oraibi. Dies be-zeichnet etwas, das verfestigt worden ist, was sich auf die Tatsache bezieht, daß hier die Erde verfestigt wurde.

Sie baten ihn, mit ihm dort leben zu dürfen. Er antwortete nicht direkt, denn er sah, daß auch das Böse bei ihnen war. »Es liegt an euch«, sagte er, »ich habe nichts hier. Ich lebe einfach. Alles was ich habe ist mein Pflanzstock und mein Mais.

Wenn ihr so leben wollt wie ich und meinen An-weisungen, dem Plan des Weges, den ich euch geben werde zu folgen bereit seid, dann dürft ihr hier leben

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und für das Land sorgen. Und ihr werdet ein langes, glückliches und fruchtbares Leben haben.«

Dann fragten sie ihn, ob er ihr Führer sein wolle, in dem Gedanken, daß ihnen dies ein friedliches Le-ben sichern würde. »Nein«, antwortete er, »derjenige, der euch herführte, wird der Führer sein, bis ihr die Art des Lebens, die euch vorgezeichnet ist, erfüllt habt.« Er nämlich sah in ihre Herzen und wußte, daß sie noch viele selbstsüchtige Wünsche hatten. »Da-nach werde ich der Führer sein, nicht vorher, denn ich bin der Erste und ich werde der Letzte sein.« Nachdem er ihnen alle Anweisungen übergeben hatte, verschwand er.

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DIE GRÜNDUNG DES DORFES ORAJBI

Das Dorf Oraibi wurde in Übereinstimmung mit den Anweisungen des Großen Geistes gegründet und erbaut. Der Sprecher des Bogen-Klan war der Vater der zeremoniellen Ordnung. Sie blieben unter der Führung des Bogen-Klan für einige Zeit, vielleicht bis die Verderbnis einsetzte. Wie ihr euch erinnert, hatte der frühere Sprecher des Bogen-Klan seine Stellung mißbraucht, indem er die Änderung der Lebensmuster mit mitverschuldete.

Später übernahm der Bären-Klan die Leitung, viel-leicht deswegen, weil der Bär stark und mächtig ist. Außerdem gibt es eine Prophezeiung, die von einem Bär erzählt, der in Nord-Europa schläft, der erwachen und zum nördlichen Teil dieses Landes herüberkom-men wird, wenn eine bestimmte Zeit kommt, und dort warten wird. Diese Gruppe heißt Bär-Klan, weil sie über einen toten Bären kam an dem Platz mit dem Symbol des Schildes. Die meisten der wichtigen Völ-ker beanspruchen zum Bären-Klan zu gehören, ein-geschlossen der Blauvogel- und der Spinnen-Klan.

Der Bund, den wir mit dem Großen Geist schlossen, verpflichtete uns, seiner Art des Lebens zu folgen. Er gab uns das Land, wir sollten es nutzen und gut

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versorgen durch unsere zeremoniellen Pflichten. Er gab uns Anweisungen und zeigte uns den Plan des Weges, nachdem wir unser Leben ausrichten sollten. Diesen schrieben wir an einen Felsen, so daß wir immer daran erinnert werden, auf der geraden Straße zu bleiben. Der Hopi darf nicht von diesem Wege abweichen, sonst würde er uns das Land nehmen. Diese Warnung gab uns Maasau. Das Dorf Oraibi war fest begründet. Wandernde Völker sammelten sich nun dort und baten, aufgenommen zu werden. Der Kikmongwi und die Hohen Priester berieten jedesmal über deren Wunsch, und ihr Urteil hing von Charakter und Weisheit der Bittenden ab. Diejenigen, die Zeichen von Bösartigkeit aufwiesen, wurden weg-geschickt, und man sagte ihnen, sie sollten nach dem Süden gehen, wo ihre Art von Leuten wohnte. Nur gute Leute, demütig und ernsthaft in ihren Gebeten, wurden zugelassen.

Eine dieser Gruppen war der Koyote-Klan, der von Sh-got-kee in der Nähe von Walpi auswanderte. Aus einigen Gründen hielt man sie für schlechte Leute, obwohl sie sehr schlau waren. Zuerst wurde ihnen nicht erlaubt, dem Dorf beizutreten; bei ihrem vierten Antrag aber wurden sie, übereinstimmend mit der Sitte, zugelassen mit der Vereinbarung, daß sie als Schutz agieren und, im Falle von Schwierigkeiten rechtzeitig für den Sprecher eintreten sollten. Aber man riet ihnen dringend, vorsichtig zu sein, obwohl

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Fromme nicht wanken bis zuletzt. So hielten wir es mit allen Klans, denn im Laufe des Weges wollen die meisten von uns ihre Führer für Ruhm betrügen, was uns dahin bringt, unseren Weg zu verunreinigen und unseren Glauben zu erschüttern.

Die letzte Gruppe, die nach Oraibi zugelassen wurde, war der Grauadler-Klan. Als sie ihre Wande-rung beendet hatten, ließen sie sich zuerst im heutigen Neu-Mexiko nieder. Da sie kriegerisch und Unruhe-stifter waren, wurden sie von den Pueblo-Indianern vertrieben. Als sie in dieses Gebiet kamen, ließen sie sich in Mushongnovi auf der zweiten Mesa nieder, unter der Bedingung, daß sie keinen Streit anzetteln würden. Sollten sie dieses Versprechen brechen, so sollten sie ohne Widerstand weggehen. Sie zettelten jedoch wieder Streit an und gingen, wie versprochen, weg. Dabei kamen sie nach Oraibi und baten, zu-gelassen zu werden. Nach verschiedenen Versuchen erhielten sie Einlaß, unter dem Versprechen wie in dem anderen Dorf, daß sie freiwillig gehen würden, wenn sie Unruhe stiften oder ihr Versprechen brechen sollten. In Übereinstimmung mit dieser Vereinbarung würde der Führer des Dorfes Mushongnovi dann erwägen, sie entweder wieder auf der zweiten Mesa aufzunehmen oder sie nach Neu-Mexiko zurück-zuschicken, wo die Pueblo-Indianer mit ihnen tun könnten, was sie für richtig hielten.

Später, als wir gezwungen waren, das Dorf Oraibi

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zu verlassen und uns in Hotevilla ansiedelten, kamen sie mit uns unter derselben Bedingung, die noch im-mer in Kraft ist. Sie haben wieder Unruhe gestiftet und sind verpflichtet, wegzugehen. Sie sind der Kern aller Störungen in unserem Dorf. Sie verraten die Hopi-Nation, weil sie Bücklinge vor denen machen, die mit schöneren Worten kommen und sie wollen gewisse Vergünstigungen dadurch erhalten. Es gibt für sie nur zwei Wege, der Weg des Großen Geistes oder der Weg von Bahanna, dem Weißen Mann. Sie sind verpflichtet, nach Mushongnovi auszuziehen wie vereinbart, die Leute dort warten sogar auf sie, aber sie haben nicht den Mumm, ihre Vereinbarung einzuhalten und sie verbergen sich feige hinter den von Menschen gemachten Gesetzen Bahannas.

Unter den Zeremonien jeder Gruppe war das Gebet um Regen wichtig, damit der Mais wachsen und einen Überfluß an Nahrung hervorbringen konnte. Der Lebensunterhalt des Volkes hing davon ab. Böswillige Leute wurden nicht zugelassen, damit die Gebete nicht verunreinigt würden. In Oraibi hatte nun alles seinen festen Platz gefunden. Kreis um Kreis zoll-ten wir Respekt der Mutter Erde, dem Vater Sonne, dem Großen Geist und allen Dingen durch unsere Zeremonien, Wir waren glücklich, denn wir waren in Einheit vereinigt.

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DIE ANKUNFT EINER ANDEREN RASSE VORHERGESAGT

Die Zeit verging, die Leute vergingen, und die Pro-phezeiungen über die Dinge, die kommen sollten, wurden von Mund zu Mund weitergegeben. Die Steintafeln und die Felsinschriften des Wegeplanes wurden oft von den Ältesten betrachtet. Ängstlich warteten sie, als sie die Prophezeiung herauslasen, daß eines Tages eine andere Menschenrasse mitten unter uns auftauchen und unser Land beanspruchen würde. Heute nennen wir diese Leute Bahanna, den Weißen Mann. Er würde versuchen, unsere Lebensmuster zu verändern, er würde eine süße Zunge haben, eine ge-spaltene Zunge wie eine Schlange und viele angenehme Dinge bringen, durch die wir versucht würden. Er würde uns mit Gewalt in eine Situation drängen, in der wir Waffen gebrauchen sollten; wir aber dürften auf diesen Trick nicht hereinfallen, denn dann würden wir erobert und in die Knie gezwungen werden, von denen wir uns wohl nicht mehr wieder würden er-heben können. Und wir dürfen auch niemals unsere Hände gegen irgendein Volk erheben.

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DIE MÄCHTE DER LÄUTERUNG

Wir haben Überlieferungen und Prophezeiungen, die uns sagen, daß wir für kommende Zeichen und Vor-zeichen offen sein müssen, die uns den Mut und die Kraft geben, bei unserem Glauben zu bleiben. Blut wird fließen. Unser Haar und unsere Kleidung wird auf die Erde geschmettert werden. Die Natur wird zu uns sprechen mit ihrem mächtigen Atem des Win-des. Es wird Erdbeben und Flutkatastrophen geben, Änderungen der Jahreszeiten und des Wetters, das Wild wird verschwinden, Hunger wird in vielen Arten kommen. Langsam wird Verderbtheit und Verwirrung unter den Führern und Völkern überall in der Welt aufkommen, und Kriege werden hereinbrechen wie mächtige Winde. All dies ist geplant seit dem Anfang der Schöpfung.

Es werden drei Völker hinter uns stehen, bereit, unsere Prophezeiungen zu erfüllen, wenn wir in hoffnungslose Schwierigkeiten geraten. Das MEHA (ein hakenkreuzartiges Symbol, wie die Blüte einer gewissen Pflanze mit einer langen Wurzel, milchigem Saft, die wieder wächst, wenn man sie niedergeschnit-ten hat), das Sonnen-Symbol und das Rote Symbol. Das Eindringen Bahannas in die Lebensweise der

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Hopi wird das MEHA-Symbol in Bewegung setzen, so daß bestimmte Leute für die vier großen Kräfte der Natur arbeiten werden (die vier Himmelsrichtungen, die kontrollierenden, ursprünglichen Kräfte), wodurch die Welt in Kriege gerissen wird. Wenn dies geschieht, wissen wir, daß unsere Prophezeiungen wahr werden. Wir werden Kraft sammeln und fest stehen. MEHA wird fallen, aber weil seine Basis Milch ist, und weil es von den vier Kräften der Natur kontrolliert wird, wird es wieder auferstehen und die Welt in Bewegung setzen und einen anderen Krieg hervorbringen, in dem das MEHA (Hakenkreuz) unter das Sonnen-Symbol an der Arbeit sein werden. Es wird wieder besiegt werden oder zur Ruhe kommen und dann ein drittes Mal aufsteigen. Unsere Prophezeiung sagt vorher, daß das dritte Ereignis das entscheidende sein wird. Unser Wegeplan sagt das Ereignis voraus.

Diese heilige Schrift sagt das Wort des Großen Geistes. Es könnte den geheimnisvollen Lebenssamen mit den zwei Prinzipien von morgen meinen – sie zeigt eins an, in dem zwei ist. Das dritte und letzte, was wird es hervorbringen, Läuterung oder Zerstö-rung?

Dieses dritte Ereignis wird aus der Sonne, dem MEHA, und dem Roten Symbol bestehen. Es wird vom Roten Symbol abhängig sein, das das Kommando übernehmen und die vier großen Kräfte der Natur zum Nutzen der Sonne in Bewegung setzen wird.

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Wenn es diese Kräfte in Bewegung setzt, dann wird die ganze Welt erschüttert und rot werden und sich gegen die Völker wenden, die das kulturelle Leben der Hopi behindern. Zu all diesen Völkern wird der Tag der Läuterung kommen. Demütige Leute wer-den zu ihm rennen in der Suche nach einer neuen Welt und der Gleichberechtigung, die ihnen verwei-gert worden war. Er wird ohne Erbarmen kommen. Seine Leute werden die Erde bedecken wie rote Amei-sen. Wir dürfen nicht nach draußen gehen, um sie zu sehen. Wir müssen in unseren Häusern bleiben. Er wird kommen und die verworfenen Leute sam-meln, die dem roten Volk im Wege stehen, das hier zuerst war. Er wird nach jemandem Ausschau hal-ten, den er an seiner Lebensweise, an seinem Kopf (Haarschnitt) oder am Aufbau seines Dorfes und der Häuser erkennen wird. Er ist der einzige, der uns läutern wird.

Wenn dies passiert, wird das Symbol der Auf-gehenden Sonne sichtbar werden. Da er der Bruder der Hopi ist, wird er mit den anderen zusammen-kommen. Unter dem Befehl des Roten Zeichens, mit der Hilfe der Sonne und des MEHA wird der Läute-rer die Verworfenen austreiben, die die Lebensweise derer gestört haben, die der Lebensart der Hopi fol-gen, der wahren Lebensart auf der Erde. Die Ver-worfenen werden geköpft werden und nicht mehr sprechen. Dies wird die Läuterung aller rechtschaf-

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fenen Völker und aller lebenden Dinge auf der Erde sein. Die Krankheiten der Erde werden geheilt wer-den. Mutter Erde wird wieder blühen und alle Völker werden sich vereinigen in Frieden und Harmonie für eine lange Zeit.

Aber wenn sich dies nicht verwirklicht, dann wird die traditionelle Hopi-Eigenart unter dem Druck Ba-hannas verschwinden. Durch den Einfluß des weißen Mannes, seine Religionen und das Verschwinden un-seres geheiligten Landes werden die Hopi erlöschen. Dies ist der Plan der Welt, verkündet vom Großen Geist seit der Dämmerung der Zeit.

In diesem Bewußtsein werde ich als Hopi keinen Krieg gegen irgendein Land führen, denn wenn ich es tue, wird der Läuterer es herausfinden und mich für das Kämpfen bestrafen. Und da ich ein Hopi bin, schicke ich meine Kinder nicht über den Ozean in den Krieg. Wenn sie es wollen, dann liegt es bei ihnen, es zu tun, aber sie werden nicht länger Hopi sein, wenn sie es tun.

Da ich der Sonnen-Klan bin und die Sonne der Vater aller Lebewesen ist, liebe ich meine Kinder. Und wenn sie erkennen, worüber ich spreche, dann müssen sie mir helfen, die Welt zu retten.

Die Hopi haben ihren Platz auf dieser Seite der Erde erhalten, um in ihren zeremoniellen Pflichten das Land zu bewahren, so wie andere Rassen und

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Völker überall auf der Erde ihren Platz erhalten ha-ben, um auf ihre Weise für sie zu sorgen. Zusammen halten wir die Welt im Gleichgewicht, zusammen sorgen wir dafür, daß sie sich dreht in rechter Weise. Wenn das Volk der Hopi untergeht, dann wird die Erddrehung unterbrochen oder gestört sein. Das Was-ser wird das Land überschwemmen und die Völker werden zugrundegehen. Nur ein Bruder und eine Schwester werden übrigbleiben, um ein neues Leben zu beginnen.

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DIE INNERE FESTIGKEIT DER HOPI WIRD AUF DIE PROBE GESTELLT

Bahanna kam mit großem Eifer und großer Frei-gebigkeit. Geschäftig bot er seine Hand an, um uns zu helfen, unsere Lebensweise zu »verbessern«. Er baut uns Schulen, um uns die »bessere Art« seines Lebens beizubringen. Er bot uns seine Medizin und seinen Gesundheitsdienst an und sagte, das würde uns helfen, länger zu leben. Er bot uns an, unser Land zu vermessen und behauptete, daß wir dann mehr Land bekämen. In allen Dörfern wiesen wir sein Angebot zurück. Er versuchte auf viele Arten, uns zu verführen, aber er hatte keinen Erfolg darin, denn wir waren vereinigt in Einigkeit zu jener Zeit, Gläubige der Anweisungen Maasau’s.

Dann versuchte er es mit Angst. Er baute eine Polizei auf, die zum Teil aus Leuten bestand, die von seinen Angeboten verlockt worden waren und Waffen erhalten hatten, er drohte, uns festzunehmen und ins Gefängnis zu werfen, aber wir blieben stand-haft. Die Drohungen von Arrest und Kerker wur-den wahrgemacht. Dörfer gerieten in Panik, und die schwächeren fingen an, Zugeständnisse zu machen, schließlich begannen auch viele der Dorfführer selbst, sich zu unterwerfen.

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In Oraibi zerfiel unsere Führerschaft, als Lololma (Bä-ren-Klan) ein Abkommen mit der U.S.-Regierung traf. Wir, die wir immer noch Maasau vertrauten, darun-ter die wichtigsten Priester der religiösen Ordnungen, kamen zusammen und verurteilten Kikmongwi’s Auf-forderung, uns zu unterwerfen. Wir setzten uns zu-sammen nieder, rauchten und beteten, daß wir tapfer genug sein würden, um unseren Stand zu halten. Wir nahmen unsere Steintafeln heraus und studierten sie in jeder Einzelheit. Sorgsam lasen wir den Wegeplan auf dem Felsen in der Nähe unseres Dorfes. Dies ist der Plan, dem wir immer folgen müssen, da er die Ordnung enhält und vollständig ist. Wir erkannten, daß der Feuer-Klan (das heißt mein Vater, Yukiuma) die Leitung übernehmen müsse, denn sein Symbol befindet sich auf der rechten Seite des Schilfbaumes, während Maasau geradeaus sieht. Wir lasen weiter heraus, daß wir, da unsere Lebensweise verdorben worden war, zu einem neuen Platz ziehen müßten, wo wir dem Weg ohne Störung folgen und die religiösen Pflichten für alle Wesen fortsetzen konnten.

Wir rauchten und beteten wieder und überdach-ten, daß dieses Dorf, Oraibi, unser Mutterdorf ist. Alle unsere geheiligten Schreine sind hier fest mit dem Land verbunden und können nicht unversorgt zurückgelassen werden. Wir wußten, daß der Weg hart und voller Hindernisse sein würde. Wir wußten, daß wir immer wieder Sorgen mit allen neu dazuge-

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kommenen haben würden und daß wir allen Proben der Schwäche ins Auge sehen müßten. So kamen wir überein, zu bleiben.

Das Unheil begann seinen Lauf. Die Regierung wollte, daß alle Hopi-Kinder zur Schule müßten. Sie sagten, es würde uns gut tun, aber wir wußten, daß dieses ›gut‹ nur auf der Oberfläche sein würde und was darunter wäre, würde das kulturelle Leben der Hopi zerstören. Vielleicht dachten manche, daß die Kinder durch die Erziehung imstande sein wür-den, die Anliegen der Älteren zu unterstützen. Aber wir wußten, daß dies nicht so sein würde; denn sie würden lernen, als Weiße zu denken, und deshalb würden sie niemals den Älteren helfen. Im Gegen-teil, sie würden indoktriniert und ermutigt werden, sich gegen uns zu wenden, so wie sie es gerade heute tun. Daher weigerten wir uns, unsere Kinder in die Schule zu schicken, um im Sinne der Anweisungen des Großen Geistes gut zu bleiben.

Nun schickten sie fast jede Woche Polizisten, und zwar nicht wenige. Sie umzingelten das Dorf und jagten nach Kindern im schulpflichtigen Alter. Wir konnten nicht glücklich sein, da wir an jedem Tag diesen Ärger erwarteten. Väter, die sich weigerten ihre Kinder herauszugeben, wurden festgenommen und ins Gefängnis gesteckt. Wir wurden einer unmenschli-chen Behandlung unterworfen, Hunger, Beleidigun-gen und Demütigungen, um uns zur Unterwerfung

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zu zwingen. Doch über die Hälfte der Klan-Führer und der Führer der religiösen Ordnungen weigerten sich, irgendetwas von der Regierung anzunehmen. Aus diesem Grunde wurden wir verspottet und als Ausgestoßene behandelt von denen, die sich selber schon unterworfen hatten. Schließlich entschlossen sich diese, etwas unseretwegen zu unternehmen; wir waren ihnen nämlich »im Wege«, wenn es darum ging, von der Regierung gewisse Vergünstigungen zu erhalten.

Dies geschah, als Lololma’s Nachfolger, Tawaquap-tewa, Sprecher von Oraibi wurde. In der Zeit seiner Leitung geschah das traurige Ereignis: die gewalt-same Vertreibung der treuen Hopi aus Oraibi. Da wir »Feindlichen«, wie wir von den Missionaren und Regierungsleuten genannt wurden, uns weigerten, Tawaquaptewa’s Wünschen nachzukommen, entschied er sich, uns körperlich zu vertreiben. Er nahm an, daß wir ihn dann nicht mehr daran hindern könnten, Vorteil aus den guten Dingen zu ziehen, die Bahanna anbot.

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DIE VERTREIBUNG DER TREUEN HOPIS AUS ORAIBI

Am 7. September 1906 drangen seine Leute, befehligt von Tawaquaptewa selbst, in das Haus ein, wo wir die Prophezeiungen diskutierten, und warf uns hin-aus. Wir leisteten keinen Widerstand, bis Gewehre und andere Waffen gezeigt wurden und sie uns zu schlagen begannen. Auch dann leisteten wir nur so-weit Widerstand, wie es die Notwehr erforderte. Ich wurde bewußtlos geschlagen. Als ich wieder zu mir kam, waren alle meine Leute fertig zum Aufbruch. Mein Vater, Yukiuma, wurde zum Führer gewählt. Die Frauen und Kinder standen schon bereit mit ein paar Habseligkeiten auf dem Rücken, ein wenig Nahrung, aber ohne Schuhe, das Dorf zu verlassen. Einige ver-suchten, zu ihren Häusern zurückzugehen, um ihre Wertsachen und einige weitere Nahrung zu holen, aber sie wurden zurückgeschickt. (Im »Book of the Hopi« heißt es, man hätte uns erlaubt zurückzugehen und einigen Besitz zu holen, aber das stimmt nicht. Dieses Buch ist ganz allgemein nicht sehr genau.) Nachdem wir aufgebrochen waren, erfuhren wir, daß unsere Häuser niedergerissen und Pferde auf unsere Felder getrieben worden waren, die unser Getreide gefressen hatten, das gerade reif zur Ernte war.

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So mußten wir uns noch einmal auf die Wan-derschaft begeben, um eine neue Heimat zu finden und eine verdorbene Welt der Verwirrung hinter uns zurückzulassen. Wir hatten vor, ein neues Leben zu beginnen, unsere zeremoniellen Kreise weiterzuführen und unsere Lebensart ohne Störung zu bewahren. Jetzt wissen wir, daß dies ein toter Traum war, denn die Störung hat bis zum heutigen Tag nicht aufge-hört.

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DIE GRÜNDUNG DES DORFES HOTEVILLA

Das Dorf Hotevilla wurde mit dem Ziel gegründet, weiterhin fest die Anweisungen des Großen Geistes zu bewahren und die Prophezeiungen bis zum Ende zu erfüllen. Es wurde aufgebaut von guten Leuten, einträchtigen Leuten, die wirklich nach diesen An-weisungen lebten. Wasser war reichlich, und so auch Holz, aus dem wir für’s erste Schutzhütten bauten, um mit sehr wenig Decken den harten Winter zu überstehen. Nahrung war knapp, aber wir richteten es ein, aus dem Land zu leben, indem wir Rotwild jagten und Pflanzen sammelten. Wir waren in Ein-heit vereinigt, aber wir sollten noch einmal entzweit werden unter schärfstem Druck von außen.

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ERNEUTE ANGRIFFE

Kaum waren unsere Fußspuren in Oraibi verblichen, als wir uns eines morgens von Truppen umzingelt fanden. Allen Leuten, den Kindern eingeschlossen, wurde befohlen, zu einem Ort sechs Meilen unterhalb von Oraibi zu marschieren. Von dort aus wurden alle Männer über vierzig Meilen zum Stützpunkt der US-Regierung am Keams Cañyon getrieben, wo sie etwa für anderthalb Jahre gefangengehalten wurden. Dafür, daß sie nicht das großzügige Angebot der Erziehung für ihre Kinder annahmen, neben Anderem.

Das erste, was sie uns zu tun befahlen, war, Papiere zu unterzeichnen. Wir weigerten uns. Dann schlossen sie uns in einem Gebäude mehrere Tage lang ohne Essen und mit sehr wenig Wasser ein, bis wir sehr hungrig waren. Wieder versuchten sie, uns dahin zu bringen, Papiere zu unterzeichnen, versprachen, uns Nahrung zu geben und uns laufen zu lassen. Aber wieder weigerten wir uns. Sie versuchten andere Tricks, aber jedesmal ohne Erfolg. Zuletzt schafften sie uns zu einer Schmiede, wo sie uns Ketten mit Schlingen und Haken um die Beine legten und uns zu zweit aneinanderschmiedeten. In dieser Weise wurden wir zur Arbeit im Straßenbau gezwungen, viele Stunden

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mit gefährlichstem Dynamit auf den felsigen Kliffs in der Nähe der Agentur. Diese Straße wurde spä-ter die Grundlage einer Highway, die heute noch befahren wird.

Nachts wurden wir in Gruppen zu sechs mit langen Ketten zusammengeschlossen. Um unsere Qual zu vergrößern, wurde Seife in das Essen gegeben, wovon wir sehr krank wurden. Wenn einer mal nach draußen mußte, dann mußten alle sechs mit raus gehen. Die ganze Zeit hindurch lag die Möglichkeit, Papiere zu unterzeichnen, offen dar für alle, die schwach wer-den würden. Während dieser Zeit wurde mein Vater Yukiuma an einem anderen Ort festgehalten; daher nahm ich die Stelle des Führers ein.

Solange wir im Gefängnis waren, blieben nur die Frauen und Kinder und vielleicht ein paar alte Män-ner draußen zurück. Sie hatten sehr wenig Nahrung, aber wie durch ein Wunder gab es damals plötzlich viele Kaninchen und anderes Kleinwild, so daß sie mit dieser Fleischnahrung über den harten Winter kamen. Es war aber sehr schwer, solange die Männer weg waren; die alten Leute haben uns davon erzählt. Die Frauen mußten das Holz selber sammeln. Meine Mutter pflegte mir zu erzählen, wie sie mit Hilfe der Hunde Wild jagten. Wir hatten eine kleine Schafherde, die sie hüteten, solange wir weg waren. Während der Anbaumonate pflanzten sie Mais, sorgten für die Fel-

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der und verrichteten, um zu überleben, all die Arbeit, die normalerweise die Männer machen.

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DIE SPALTUNG GEHT WEITER BIS ZUM HEUTIGEN TAGE

Während dieser Zeit kehrte eine Gruppe unter der Führung von Kawonumptewa (Sand–Klan), da sie noch schlimmeren Druck von der Regierung fürch-teten, nach Oraibi zurück, um Tawaquaptewa zu fol-gen und das Leben des weißen Mannes anzunehmen. Sie wurden aber zurückgewiesen und herausgewor-fen. Sie siedelten etwa zwei Meilen von Hotevilla, wo sie das Dorf Bacobi gründeten. Da sie nicht im-stande waren, auf eigenen Füßen zu stehen, baten sie die Regierungsagentur um Hilfe. Die Agentur ver-sorgte sie hocherfreut mit solchen Sachen wie zum Beispiel Baumaterial. Heute haben sie fast völlig die Lebensart des weißen Mannes angenommen samt sei-ner Religion. Nach dem Gesetz des Großen Geistes sind sie jetzt landlos. Ihr einziger Besitz sind ihre Behausungen. Aber sie sind Schuld daran, daß die staatliche Agentur das gegebene Versprechen beim Wort nahm und eine Schule auf das Gebiet von Ho-tevilla setzte. Und mit der Agentur im Rücken haben sie Landraub an den Leuten von Hotevilla begangen. Sie sind auch Schuld daran, daß die Regierung einen Wasserturm auf das Gebiet von Hotevilla gesetzt hat, der fließendes Wasser für die Schule und die Leute

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von Bacobi liefert, während er den natürlichen Was-servorrat der Hotevilla-Leute abgräbt. Die meisten Leute von Hotevilla weigern sich, Wasser von die-sem Turm zu benutzen. Viele Sorgen, die die Baco-bi-Leute hervorgerufen haben, bedrängen uns noch heute. Ich kann mich an viel mehr erinnern als, wie ich hoffe, noch ans Tageslicht kommen wird.

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DIE BEDROHUNG DURCH DAS BLACK-MESA-PROJEKT

Heute sehen wir der Gefahr ins Auge, daß wir unser Land völlig verlieren. Durch den Einfluß der U.S.-Re-gierung haben einige Leute der Hopi-Ältesten etwas organisiert, was sie den Hopi-Stammesrat nennen, aufgebaut nach einem Schema, das die Regierung mit dem Ziel entwickelt hat, direkte Verhandlungen mit der Regierung und dem privaten Kapital zu ermög-lichen. Sie behaupten, im Interesse der Hopi-Leute zu handeln, ungeachtet der Tatsache, daß sie die exi-stierenden traditionellen Führer ignorieren, und daß sie nur eine kleine Minderheit der Leute mit Hopi-Blut vertreten. Weite Gebiete unseres Landes sind verpachtet worden, und diese Gruppe nimmt jetzt eine Entschädigung von der Indian-Claims-Com-mission für die Benutzung von 44 000 000 Morgen Hopi-Land an. Dies ist ein Irrtum, denn wir haben unseren ursprünglichen Anspruch auf dieses ganze Land, Nord Amerika, erhoben, lange schon bevor jemals die Ankömmlinge ihren Fuß darauf setzten. Wir erkennen keine Abmachungen an, die von Men-schen gemacht wurden. Wir wirklichen Hopi sind dem Großen Geist verpflichtet, niemals unser Land aufzuteilen oder zu verkaufen. Aus diesem Grund

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haben wir niemals irgendeinen Vertrag unterschrie-ben oder ein anderes Dokument, in dem wir dieses Land aufgeben.

Wir haben gegen alle diese Winkelzüge protestiert, aber mit keinem Erfolg.

Dieser Stammesrat nun wurde illegal gegründet, sogar nach den Gesetzen des weißen Mannes. Wir traditionellen Führer haben dagegen gestimmt und protestiert von Anfang an. Trotzdem wurde er orga-nisiert und von der Regierung der Vereinigten Staaten anerkannt mit dem Ziel, ihre Falschheiten vor der Außenwelt zu verbergen. Wir haben keine Vertreter in dieser Organisation, noch sind wir nach dem Gesetz Gegenstand ihrer Vorschriften und Programme. Wir Hopi sind eine unabhängige, souveräne Nation nach dem Gesetz des Großen Geistes, aber die Regierung der Vereinigten Staaten will die ursprünglichen Führer dieses Landes nicht anerkennen. Dagegen erkennt sie nur an, was sie selbst aus unseren Kindern heute gemacht hat, um nach dem alten Schema zu verfahren und all unser Land zu beanspruchen.

Daher stehen wir jetzt vor der größten Bedrohung, tatsächlich unsere Maisfelder und Gärten, unsere Tiere und unser Wild, unsere natürlichen Wasserquellen zu verlieren, was der Lebensweise der Hopi ein Ende bereiten würde. Auf Drängen des Innenministeri-ums der Vereinigten Staaten hat der Stammesrat ver-schiedene Pachtverträge mit einem außenstehenden

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privaten Unternehmen abgeschlossen, der Peabody–Coal–Company. Darin wird dieser erlaubt, unser Land nach Kohlevorkommen zu durchforschen, die heiligen Mesas abzubauen und die Kohle an verschie-dene große Elektrizitätswerke zu verkaufen. Dies ist Teil eines Projektes, das vorsieht, Schwerindustrie in unserem Gebiet aufzubauen – gegen unseren Wunsch. Wir wissen, daß dies unsere Felder und Weidegebiete verschmutzen und das Wild vertreiben wird. Große Wassermengen werden aus der Tiefe unseres wüsten-artigen Landes herausgepumpt und dazu gebraucht werden, Kohle durch eine Pipeline zu einem E–Werk in einem anderen Staat (Nevada) zu transportieren. Der Verlust dieses Wassers wird unsere Farmen und auch die Weidegebiete der Tiere schädigen. Er be-droht außerdem unsere heiligen Quellen, unseren einzigen natürlichen Wasserspender, auf die wir seit Jahrhunderten angewiesen sind.

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DIE ZUKUNFT DER MENSCHEN

Wir Hopi wußten, daß all dies soweit kommen würde, denn dies ist der universelle Plan. Es war vom Gro-ßen Geist und Schöpfers so geplant, daß der weiße Mann uns viele Dinge anbieten würde, nachdem er einmal gekommen war. Wenn wir diese Dinge von seiner Regierung annehmen würden, wäre das das Ende der Hopi-Nation. Hopi ist die Schlagader dieses Kontinents, so wie andere Völker die Adern andere Kontinente sind. Wenn also Hopi ausgelöscht wird, dann wird die ganze Welt zerstört werden. Dies wis-sen wir, denn dasselbe geschah schon einmal, in der anderen Welt. Wenn wir also überleben wollen, müs-sen wir wieder leben wie im Anfang: friedfertig, und annehmen, was der Schöpfer für uns vorgesehen hat.

Des weißen Mannes Gesetze sind viele, das meine aber ist eines. Des weißen Mannes Gesetze sind hoch aufgestapelt, viele Leute haben die Paragraphen ge-macht und viele werden jeden Tag gemacht. Aber meine Gesetze sind nur die des Schöpfers, nur eines. Und ich darf keinem Gesetz folgen, das Menschen machten, denn diese ändern sich ständig und zer-stören mein Volk.

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Wir wissen, wenn die Zeit kommt, werden von den Hopi vielleicht nur noch eine, zwei, drei Personen übrig bleiben. Wenn aber nur einer dem Druck der Leute widerstehen kann, die gegen die Traditionen sind, dann mag die Welt die Zerstörung überleben. Wir sind an einem Punkt angelangt, wo ich allein stehen muß, frei von unreinen Elementen. Ich muß fortfahren, mein Volk auf dem Weg zu führen, den der Große Geist für uns bereitet hat. Ich weise niemanden zurück. Alle, die dem Weg des Großen Geistes treu sind und ihm vertrauen, haben die Freiheit, diesem Weg zu folgen. Wir werden auf viele Hindernisse treffen. Die friedfertige Art zu leben kann nur von Menschen mit starkem Mut eingehalten werden und durch die Reinigung aller lebenden Dinge. Die Leiden der Mutter Erde müssen geheilt werden.

Wie wir sagen sind die Hopi die ersten Menschen, die erschaffen wurden. Sie müssen die Krankheiten ihres eigenen Blutes heilen, dann wird alles auf natür-liche Weise nach dem Willen des Schöpfers friedfertig werden. Er wird die Welt heilen. Aber gerade jetzt wird der Hopi verletzt – für uns ist das ein Zeichen, daß die Welt in Not ist. Überall in der Welt hat man Krieg geführt, und es wird noch schlimmer werden. Nur die Läuterung der Hopi wird das Problem hier auf dieser Erde lösen können. Wir haben alle diese Härten und Strafen nicht umsonst erlitten. Wir le-ben nach diesen Prophezeiungen und Überlieferun-

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gen, und – gleich was geschieht – wir werden nicht auf die Knie gehen, unter keinem Druck und vor niemandem.

Wir wissen, daß bestimmte Leute beauftragt sind, die Läuterung herbeizuführen. Das ist der univer-selle Plan seit dem Beginn der Schöpfung. Und wir schauen nach ihnen aus, daß sie die Läuterung zu uns bringen. Das steht in den Felsinschriften über-all in der Welt, auf verschiedenen Kontinenten. Wir werden zusammenkommen, wenn die Menschen in aller Welt davon wissen. Daher drängen wir euch, dieses Wort zu verbreiten, so daß die Menschen davon wissen und die Auserwählten herbeieilen, um Hopi zu reinigen und die beiseitezudrängen, die es uns unmöglich machen, als Hopi zu leben.

Ich habe gesprochen. Ich wünsche, daß diese Botschaft in alle Ecken dieses Landes geht und über die großen Wasser, wo Menschen mit Verständnis diese Worte der Weisheit und des Wissens bedenken mögen. Dies wünsche ich. Denn Menschen mögen verschiedener Meinung sein über manche Dinge, aber wegen der Natur des Glaubens, auf dem das Leben der Hopi aufbaut, erwarte ich, daß wenigstens einer zustimmen wird, vielleicht sogar zwei. Wenn drei zustimmen, dann wird es vielfältigen Wert haben.

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Ständig schaue ich nach Osten und bete zur aufge-henden Sonne, daß der wahre weiße Bruder kommt und die Hopi läutert. Mein Vater, Yukiuma, sagte mir immer wieder, daß ich derjenige sein würde, der zu jener Zeit die Führung übernähme, denn ich gehöre zum Sonnen-Klan, dem Vater aller Menschen auf Erden. Man hat mir erzählt, daß ich nicht aufgeben dürfe, da ich der erste sei. Die Sonne ist der Vater aller lebenden Dinge seit der ersten Schöpfung. Und wenn ich, der Sonnen-Klan, untergehe, dann wird kein lebendes Ding auf Erden übrig bleiben. So bin ich fest geblieben. Ich hoffe, ihr werdet verstehen, was ich euch zu erklären versuche.

Ich bin die Sonne, der Vater. Mit meiner Wärme sind alle Dinge erschaffen. Ihr seid meine Kinder und ich bin sehr um euch besorgt. Ich halte euch, um euch vor Schaden zu bewahren, aber mein Herz ist sehr traurig, wenn ich sehe, daß ihr meine schützenden Arme verlaßt und euch selbst zerstört. Vom Atem eurer Mutter, der Erde, empfangt ihr eure Nahrung, aber sie ist zu gefährlich krank, um euch reine Speisen zu geben. Was wird geschehen? Werdet ihr das Herz eures Vaters erheben? Werdet ihr die Krankheiten eurer Mutter heilen? Oder werdet ihr uns verleugnen und in Traurigkeit belassen? Dann werdet ihr hin-weggeweht. Ich möchte nicht, daß diese Erde zerstört wird. Und wenn sie gerettet wird, dann werdet ihr

alle gerettet sein, und alle, die standhaft geblieben sind, werden mit uns den Plan vollenden und alle werden wir glücklich sein auf friedvolle Weise.

Menschen überall müssen Hopi ihre ernsthafteste Be-achtung schenken, unseren Prophezeiungen, unseren Überlieferungen und unseren zeremoniellen Pflichten, denn wenn Hopi fällt, dann wird dies die Zerstö-rung der Welt und der ganzen Menschheit auslösen. Ich habe gesprochen durch den Mund des Schöpfers. Möge euch der Große Geist auf dem rechten Pfad führen.

NACHTRAG

Nachdem wir die Botschaft erhalten hatten, doch be-vor sie im Druck erscheinen konnte, erhielten wir fol-gende Nachricht von Danaqyumptewa aus Hotevilla:

»Ungefähr sieben Tage nach meinem letzten Brief ist unser Kikmongwi Katchongva am 20. oder 21. Februar von uns gegangen. Es war sehr traurig, als unser großer Kikmongwi uns verließ. Wir waren für einige Zeit hilflos, bis uns schließlich klar wurde, daß wir weiter gehen müßten. Ich selbst war sehr betroffen, denn wir standen uns sehr nahe und ich habe viel von ihm gelernt. Aber als ich wieder zu Sinnen kam, war ich in einer Weise sehr glücklich, daß ich wenigstens etwas für seine Lehren und Pro-phezeiungen erreicht habe, indem ich seine Botschaft mit meinen Fußspuren in Eurem Land zurückge-lassen habe. Und ich bete darum, daß dies nicht umsonst gewesen ist.«

ERLÄUTERUNGEN

von Danaqyumptewa

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Wer ist Hopi?Hopi glaubt, daß er der erste Mensch war, der erschaffen wurde. Von ihm stammen alle weiteren Rassen ab, die auf die verschiedenen Kontinente gesetzt wurden, um für unsere Mutter Erde zu sorgen, – mit der Religion die ihnen gegeben wurde. Die Religionen unterschieden sich voneinander, aber alle standen auf der gleichen Grundlage. Die verschiedenen Völker bekamen ebenso Lehren und Symbole, an denen sie sich erkennen sollten in den Zeiten der Not oder am Ende der Zeit, wenn alle Völker wieder vereint sein werden, – oder am Tag der Läuterung.

Wo lebt Hopi?Hopi sagt: am Mittelpunkt der Erde, von dem aus alle Dinge durch die vier großen Kräfte – die natürlichen oder ursprüng-lichen Kräfte beeinflußt werden. Die Amerikaner nennen das Land den Nordamerikanischen Kontinent; die letzten Ein-wanderer nannten es Arizona. Hopi nennt es »E Techqua« –

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»Mein Land, meine Erde«. Die Dörfer der Hopi liegen im nördlichen Arizona. Da Hopi als erster hier war, erhebt er Anspruch auf das ganze Land. Andere Stämme taten das auch, unterwarfen sich aber dann den Eindringlingen.

Wo ist der Ursprung der Botschaft?Die Lehren und Vorschriften der Botschaft sind vom Schöp-fer seit Beginn der Zeit dem Volk der Hopi als Richtschnur für ihr Leben gegeben.

Hopi sagt, die Menschen haben schon einige Male ihre eigene Zerstörung bewirkt, weil sie sich trotz der Warnungen dem Materialismus ergeben haben. Als sie nun in diese neue Land kamen, gab ihnen der Große Geist nochmals seine Weisungen. Zuerst wollte er sie nicht auf diese Welt lassen, denn er sah, daß ihre Herzen noch unrein waren, daß sie noch üble Gedanken aus der vorigen Welt in sich trugen. Er wußte, daß sie sich noch einmal seinen Vorschriften wi-dersetzen würden. Trotzdem erlaubte er ihnen zu bleiben; vielleicht um ihnen eine letzte Chance zu geben. Diese be-sonderen Anweisungen des Schöpfers an die Hopis wurden von Mund zu Mund weitergegeben bis heute

Da sich die Dinge den Ereignissen der Zeit entsprechend entwickeln, sind wir heute an dem Punkt, wo die Botschaft des Großen Geistes an die Welt gegeben werden soll. Und zwar muß der es tun, der dazu bestimmt ist. Katchongva ist der Sohn von Yukiuma, dem Mongwi des Feuer-Klans. Als Yukiuma starb, übernahm ein anderer Mann des Feuer-Klans

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die Führung. Mit ihm aber kam Hopi in eine schwierige Situation, – es war wohl, so glaube ich, nicht der richtige gewählt. So trat er zurück, und Dan Katchongva aus dem Sonnen-Klan führte das Volk. Dieser, denke ich, ist der Vor-herbestimmte, der die Anweisungen Maasau’s erfüllen sollte Denn die Sonne ist unser Vater, der jeden Tag über uns hinwandert, der für uns sorgt. In seiner Wärme gedeihen alle lebenden Dinge, er beeinflußt alle Dinge, im Einklang mit der Natur zu leben.

An wen ist die Botschaft gerichtet?Die Hopis glauben, daß drei Völker hinter ihnen stehen. Wenn dies stimmt, wer immer dies ist, er wird die Botschaft und ihre Anweisungen verstehen. Und er wird die Anderen, die auch verstehen, zusammen holen und sie müssen dar-über entscheiden, ob die Botschaft mit den Überlieferungen und Lehren der Einzelnen übereinstimmt. Dann werden sie entweder die aufrichtigen Hopis in ihr Land einladen oder in das Land der Hopi gehen und einen Rat abhalten.

Inzwischen ist die Zerstörung der Erde bis in unsere hei-ligen Mesas vorgedrungen. So muß die Hilfe für die Hopis über die vier großen Kräfte der Natur kommen; mit der Hilfe der Gebete der Hopis wird dies gelingen auf natürliche Weise.

Die Botschaft ist also nicht für ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Person gedacht. Was ich meine ist: aufrichtige Menschen überall in der Welt werden sie hören und verstehen und sie werden einig sein in dem Willen,

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unsere Mutter Erde zu retten und den Weisungen des Schöpfers wieder zu folgen. Wenn aber niemand hört noch versteht, dann ist die Erde zum Tode verurteilt, weil niemand Hopi hilft.

Wie entstand die englische Fassung der Botschaft?Der Inhalt, der Kern dieser Botschaft, ist noch nie ge-druckt worden. Gewöhnlich sind die wichtigen Punkte, die Katchongva bekannt machen wollte, nicht in ihrer wahren Form wiedergegeben worden. Ich habe viele seiner Aussagen gedruckt gelesen – sie waren in ihr Gegenteil verkehrt oder doch ziemlich zerstört.

Zuerst war auch ich nicht sehr daran interessiert, mich in die Konflikte zwischen Hopi und der weißen Regierung einzuschalten. Ich dachte damals, Hopi sei wirklich verrückt, weil es keine der Regierungsprogramme annahm. Natürlich dachte ich so, weil ich zu der Zeit gerade frisch aus den großen Städten zurückkam. Ich war mir damals nicht klar, daß ich eine Gehirnwäsche hinter mir hatte. Aber manch-mal bin ich zu den Versammlungen der Stammesältesten gegangen, einfach, um mehr zu hören. Ich habe nichts dazu geredet; ich lernte von meinen Klan-Älteren, daß ich keine Meinung äußern sollte, bevor ich mehr Weisheit erlangt hätte. Ich erfuhr auch, daß die Älteren mich beobachte-ten, um meine Weisheit zu prüfen.

Damals war es schimpflich, auf einer Straße mit den traditionellen Hopis zu gehen. Wer es tat, wurde verhöhnt und angespuckt. Zuerst bin ich auf zwei Straßen gegan-

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gen; aber langsam begann ich zu verstehen, worüber die Älteren sprachen. Manchmal übersetzte ich für den Kik-mongwi Briefe oder dolmetschte, wenn die auserwählten Dolmetscher nicht da waren. Schließlich verließ er sich ganz auf mich, wenn es darum ging, mit Leuten von au-ßen in Verbindung zu treten. Er sprach viel – über viele Dinge; wies mich an, sorgfältig zuzuhören. Wie er sagt, ist die Botschaft in Hoch-Hopi gesprochen; das heißt die ver-borgenen Bedeutungen sind schwer zu verstehen. Wenn ich um eine genauere Erklärung bat, drückte er es oft nicht klarer aus, sondern auf eine andere Weise, die wiederum nur ihm verständlich war. Als ich ihn einmal deswegen be-fragte, antwortete er nur: »Darum sind meine Aussagen niemals richtig gedruckt worden.«

Ich denke, es war seine Herausforderung an mich; würde ich fähig sein, seine Botschaft zu schreiben? Vielleicht war er im Zweifel, ob seine Worte die Menschen erreichen würden.

Er wurde älter. – Sollte er jemals die Erfüllung dessen sehen, was ihm prophezeit war? Ich habe sehr versucht, ihn über die großen Wasser zu bringen – es war auch sein Wunsch.

Es hat Jahre gedauert, diese Botschaft in Sätze zu fassen und ins Englische zu bringen; verbessern, neu schreiben, nachfragen. Oft saß ich bei ihm und stellte Fragen aus verschiedenen Winkeln, in der Hoffnung, tiefer in die Bedeutung zu gelangen. Er hat meiner Fassung nie völlig zugestimmt, sagte nur, daß sie ganz nahe herankomme.

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Nachdem die Botschaft als ganze geschrieben war, sagte er mir, daß die meisten Dinge richtig getroffen seien.

Was weiß Hopi von der vorigen Welt?Im Text heißt es: »Von vielen Dingen, die wir heute sehen, wissen wir, daß sie zu der Zeit existiert haben«.

Wir sind heute dabei, die Welt zu zerstören mit den »fort-geschrittenen Wissenschaften«. Heute sehen das viele Men-schen ein, aber die Einsicht kam zuerst von den Indianern; sie haben das schon vor zwanzig oder dreißig Jahren bewußt gemacht. Und als wir zuerst davon sprachen, dachten die Weißen, wir wären verrückt. Unseren Kindern sagten sie, wir seien verrückt, es sei doch alles gut so, man könne viel Geld verdienen und alle diese netten Dinge kaufen. Jetzt ist das anders, sie haben eingesehen, daß wir unsere Welt mit Erfindungen und Fortschritt zerstören können und Hopi weiß, behauptet, daß die Welt schon einmal auf diese Weise zerstört worden ist – er weiß also, worüber er redet. Er behauptet, daß er all diese Dinge schon einmal erfunden hat – ich weiß nicht, ob man es glauben kann; sie sagen, sie haben all dies schon vor langer Zeit erfunden und sie haben es wieder gelassen, weil die Welt dadurch zerstört worden ist Und seitdem wollen sie nichts mehr damit zu tun haben. Sie haben Luftschiffe erfunden, Elektrizität, Telefon. Ich habe das von den Älteren gehört, es wird nur mündlich weitererzählt und nicht in Felszeichnungen, denn da könnte ja einer herausfinden, was es damals gegeben hat und es von Neuem erfinden – vielleicht ist das schon einmal passiert.

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Sie reden auch von einem Aschenregen, der die Welt zerstört hat, vielleicht meinen sie damit so etwas wie eine Atombombe. Früher glaubten wir das alles nicht, heute aber glauben wir es, denn wir sehen, daß alles so kommt, wie sie es von damals erzählen.

Die Alten sprachen früher nicht so darüber, wie wir es heute tun. Früher wurde das Wissen in Form von Prophezeiungen von Generation zu Generation weitergegeben, lange vor der Ankunft des weißen Mannes. Es lautete so:

Die Zeit wird vergehen; Straßen werden in den Him-mel gebaut werden, die Entfernung zwischen den Orten wird kürzer; Spinnweben werden den Himmel durchkreu-zen, auf denen die Leute reisen werden. Frühstück wird man hier und Mittag dort essen; Spinnweben werden den Himmel durchkreuzen, durch die die Menschen mitein-ander sprechen werden mit der Kraft des Blitzes und der Sonne. Reisen und Arbeit werden einfach werden und als Ergebnis davon wird das Menschenleben auf ein Hunde-leben verkürzt werden. Bilder des Menschen werden vor dir auftauchen, als ob man in Wasser oder festes Eis schaut, vielleicht in einer Form von Kristall. Man wird in Kürbissen reisen, die von Bogensehnen ihre Kraft erhalten. Manche werden einfach von einem Ort zum anderen hüpfen. Der Mensch wird in die Geheimnisse der Natur eindringen und das Gleichgewicht der Schöpfung stören; das Leben wird in alarmierender Weise verwelken. Vieles wird geschehen: Erdbeben, Flutkatastrophen, Hungersnöte, da die Jahres-

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zeiten sich allmählich verändern, Verwirrung unter den Menschen und ihren Führern, Revolutionen auf der Su-che nach einer neuen Welt, zerstörerische Waffen werden aufkommen, Begierden, vermischt mit Frustrationen, die Waffen werden angewendet werden und den Wert des menschlichen Lebens zerstören.

Wie wird es nach der Läuterung sein?Werden Wissenschaft und Technik weiter bestehen, nur eben geläutert? Ich selbst habe das einige Male gefragt, bekam aber keine direkte Antwort. Die Älteren sagten ungefähr so: nach der Läuterung werden nur wenige gute, demütige Menschen übrig bleiben; da sie an ein einfaches Leben gewöhnt sind, werden sie nicht viel brauchen, um zu über-leben; so war es auch früher. Alle werden friedlich sein und einander achten. Sie werden alle gleich sein und die Dinge gemeinsam haben. Alles Zerstörerische wird beseitigt sein, eine Weltregierung wird bestehen, der Wettkampf der Technologien wird beendet sein, ebenso das Wettrüsten, der Kampf um Macht über andere Nationen.

Alles Land wird wieder hergestellt sein für alle Menschen-rassen, wie am Anfang, – Freiheit des Gottesdienstes, der Religion; Hopi sagt sogar, alle Menschen werden die Sprache der Hopi sprechen. Ich vermute, daß soll heißen: sie werden wie Hopi denken und von der Erde leben.

Aber dies ist in etwa alles, oder eben das, was man aussprechen kann. Vielleicht ist das Weitere der Entschei-dung des Läuterers überlassen, – wenn er sich noch an

die Anweisungen erinnert. Solange Hopi sich an die letzten Anweisungen hält, wird dies so ausgetragen werden; – wenn nicht, dann werden wir zerschlagen.

Die Menschen glauben nicht mehr an die Prophezeiungen der Hopi, sie klingen so unmöglich. Aber ich bin dem ver-pflichtet, es ist so etwas wie eine Herausforderung. Und wenn ich lange genug lebe, dann werde ich es bezeugen können. Wenn ich abfalle, dann werde ich mich enthauptet fühlen.

ERKLÄRUNG zum Symbol auf der Rückseite

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Dieses Symbol machen wir jedes Jahr und geben es den Kindern (als Klapper) zum Geschenk. Es soll uns daran er-innern, was geschehen wird, wenn wir die Anweisungen des Großen Geistes verlassen. Innerhalb des inneren Kreises ist es grün, was die Erde darstellt. Das Zeichen darauf stellt ein Kraut dar, das gewöhnlich im Frühling wächst und dann so aussieht.

Wenn die Zeit kommt, wird die Erde erschüttert sein von Leuten, die dieses Symbol tragen, aber sie wird wieder zur Ruhe kommen. Außerhalb des roten Kreises sind Strahlen, die die Sonne darstellen – Leute mit einem Sonnensymbol zusammen mit dem Krautzeichen werden die Erde noch einmal erschüttern. – Und wieder wird sie zur Ruhe kommen. Dann wird der rote Kreis, der das Rote Symbol darstellt, die Leitung übernehmen und mit den beiden anderen Sym-bolen die Erde noch einmal erschüttern. Diesmal wird es sehr schlimm sein – die Erde wird zittern, zucken, und die meisten von uns werden erfrieren – daher ermutigte man uns, in kaltem Wasser zu baden, um abgehärtet zu wer-den, und jeden Tag wenigstens einige Entfernung zu laufen, um sich schnell in Sicherheit bringen zu können, denn alle Transportmöglichkeiten werden mit einem Schlag entfallen. Die Leute werden vom Himmel regnen und uns umzingeln, bevor wir es wissen, sie werden die Lasterhaften heraus-säubern, – zum Guten aller demütigen Menschen. Überall auf der Erde werden die demütigen und armen Menschen Schutz bei dem Läuterer suchen. Die Erde wird rot werden wie rote Ameisen. Dies ist die Läuterung.

ERKLÄRUNG zum Symbol auf der Titelseite

(Techqua Ikachi)

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Dieses Symbol stellt die Welt dar. Vier Nationen oder Ras-sen sind auf diese Welt gesetzt und halten sie im Gleich-gewicht – jede bildet eine Art Gegengewicht. Wenn nun eines der Gegengewichte ausfällt, wird die Erde aus dem Gleichgewicht kommen; sie wird anfangen zu schlingern oder sogar aufhören, sich zu drehen. Fallen aber zwei zusammen aus, wird das die totale Zerstörung der Menschheit und der Erde nach sich ziehen.

Dann, sagt Hopi, werden alle lebenden Dinge auf der Erde von Wasser überflutet. Das letzte Wort, das der Schöpfer, der Große Geist, sagen wird ist dies:

»DAS HABT IHR GEMACHT. IHR HABT ALLE MEINE ANWEI-

SUNGEN UND RICHTLINIEN MISSACHTET, DIE ICH EUCH

GAB. IHR DÜRFT MICH NICHT ANKLAGEN! ICH NEHME

JETZT MEINE ERDE ZURÜCK. ICH WAR DER ERSTE, NUN

WERDE ICH DER LETZTE SEIN.«

Nur ein Bruder und eine Schwester werden überleben und der Anfang einer neuen Menschheit sein. Von welcher Art diese Menschen sein werden und welche Anweisungen sie erhalten, ist unbekannt.

Weil uns viel Wissen verloren ging, halten wir Menschen das alles für Märchen; die meisten von uns werden niemals zur Wahrheit erwachen, bis sie dann schließlich geschieht.

Hopi ist arm und demütig. Er tut sein Bestes, um Euch an die Weisungen des Schöpfers zu erinnern, an das Ergebnis,

auf das wir hinarbeiten und für das wir verantwortlich sein werden.

Wir müssen alle erwachen, die Tatsachen sehen und den-ken.

Oder wollen wir, daß dies alles geschieht?

Eine amerikanische Ausgabe dieser Botschaft (leicht gekürzt und ohne Erläuterungen) ist erhältlich vom »Committee for Traditional Indian Land and Life«, P.O. Box 74 151, Los Angeles, California 90 004, USA. Titel: »From the beginning of life to the day of purification«.

Deutschsprachiges Material über die Situation der Indianer heute, kann von der Arbeitsgruppe für Nordamerikanische Indianer bezogen werden.

Als eines der nächsten Hefte dieser Veröffentlichungsreihe soll eine Schilderung der katastrophalen Folgen des BLACK-

MESA-Kohleabbauprogramms für den gesamten Südwesten der USA sowie Teile Mexikos und besonders das Gebiet der Hopi- und Navajo-Indianer folgen, deren Lebensweise durch die fast totale Zerstörung der natürlichen Umwelt unmöglich gemacht wird.

Kontaktadresse der Arbeitsgruppe: Heide Krüll, 4 Düsseldorf 12, Ludenbergerstr. 31

HOPI EINE INDIANISCHE BOTSCHAFT VONDAN KATCHONGVA