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Jahrbuch Berlin Stipendien

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Jahrbuch Humboldt Universitaet zu Berlin

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Jahrbuch Berlin-Stipendien 2009/101. Auflage

HerausgeberinHumboldt-Universität zu BerlinAbteilung InternationalesUnter den Linden 610099 Berlinhttp://evz.hu-berlin.de

Redaktion und LektoratAnnett Peschel, Julia Wunderer. Für die Inhalte der Texte sind die Autoren verantwortlich.

Gestaltung, Grafik, Satz www.mariano-procopio.de

SchriftScala/Scala Sans, Martin Majoor

DruckBucec & Co. Berlin KG Auflage: 250

BildnachweisJan Zappner, Yehuda Swed, Annett Peschel, Julia Wunde-rer, HU Berlin, privat. Die Fotos der Hochschulen (S. 17) wurden von den jeweiligen Pressestellen zur Verfügung gestellt.

Redaktionsschluss30.06.2010

IMPRESSUM

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MIT STOLPERNDEN SCHRITTEN DURCH DIE GESCHICHTE Verena Bunkus, Trudy Dahan, Sheer Ganor, Mar-tin Hagmayr, Héla Hecker, Ewa Miskiewicz

SCHWUL-LESBISCHES LEBEN IM BERLIN DER 1920ER JAHRE. EINE SPURENSUCHE: ORTE DER ERINNERUNG – ORTE DER VERFOLGUNG Ewa Borowska, Patrick Lang, Vivien Laumann

ROMA IN BEWEGUNG – ROMA IN BERLINJonna Josties, Lauren Karplus, Laima Laizane, Veronika Patocková, Jakub Tomišek

RECHTSEXTREME PARTEIEN IN BERLIN – EINE WAHLANALYSE Aliaksandr Kuzmitski, Maria Toropova, Jirí Wald-hauser

π PROGRAMMJAHR IM ÜBERBLICK

PROGRAMMKALENDER

STIPENDIATINNEN UND STIPENDIATEN

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π DAS STIPENDIENPROGRAMM

INTERNATIONALER AUSTAUSCH ALS MEDIUM DER VERSTÄNDIGUNG Günter Saathoff, Vorstand der Stiftung „Erinne-rung, Verantwortung und Zukunft“

RÜCKBLICK UND DANK: DAS PROGRAMM BERLIN-STIPENDIEN IST BEENDET Prof. Dr. Dr. h.c. Uwe Jens Nagel, Vizepräsident der Humboldt-Universität zu Berlin

DAS PROGRAMM – PROFIL UND PROJEKTPARTNER

π DAS PROGRAMMJAHR 2009/10

EINE VÖLLIG ‚NORMALE’ BEGEGNUNG Annett Peschel, Julia Wunderer

VON DER BEWERBUNG ZUM STIPENDIUM

PROJEKTARBEIT „AUSGEGRENZT UND VER-FOLGT: ANTWORTEN AUF DIE ERFAHRUNGEN IM EUROPA DES 20. JAHRHUNDERTS“Dr. Sabine Haustein, Dr. Victoria Hegner

KINDER DER ERINNERUNG – EIN FILMPROJEKTJan Bartknecht, Katarzyna Konczal, Olena Kuk-harets, Ruth Orli Mosser, Rafał Nowatkowski, Viktoriya Trapeznikova

MEMO_RAISING – EIN INTERAKTIVES AUS-STELLUNGSPROJEKTPaulina M. Maciak, Sebastian Neubauer, Alona Tuliakova, Anja Wenzel, Anna Zalikowska

INHALT

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DAS STIPENDIENPROGRAMM

„Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass sie die Möglichkeit bieten, mit Menschen aus

vielen verschiedenen Ländern, Regionen und Fachgebieten gemeinsam an Projekten zu arbeiten, zu

feiern, sich anzufreunden und an einem lebendigen Erinnern zu bauen.“

Jan Bartknecht, Stipendiat aus Deutschland

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Das Programm Berlin-Stipendien ermöglicht seit 2003 jährlich 30 Stu-dierenden aller Fachrichtungen, vor-nehmlich aus Mittel- und Osteuropa, Israel und den USA, für ein Jahr an einer von fünf Berliner Hochschulen zu studieren.

Zentraler Auftrag der Stiftung EVZ war in den ersten Jahren seit ihrer Gründung die Zahlung finanzieller Leistungen an Zwangsarbeiter und andere Opfer des nationalsozialis-tischen Regimes. Diese wichtige Aufgabe ist seit dem Jahr 2007 ab-geschlossen. Der zweite Auftrag der Stiftung bleibt: Sie unterstützt dau-erhaft internationale Projekte, die insbesondere die partnerschaftliche Zusammenarbeit zwischen Deutsch-land und den Ländern stärkt, die un-ter dem Nationalsozialismus beson-ders gelitten haben. Dies gilt gerade auch für Projekte, die sich an junge Menschen wenden.

Die nunmehr im Fokus stehende Fördertätigkeit der Stiftung EVZ umfasst drei Handlungsfelder: Im ersten Handlungsfeld fördert die Stiftung die kritische Auseinan-dersetzung mit der Geschichte in der Überzeugung, dass die Geschichte der nationalsozialistischen Diktatur und auch des millionenfachen Einsatzes von Zwangsarbeitern dau-erhaft in der europäischen Erinnerung verankert werden muss. Die Stiftung unterstützt in diesem Kontext auch die Verständigung über unterschiedliche Geschichtsbilder in Europa.

Die Stiftung fördert in ihrem zweiten Handlungsfeld Engagement für Opfer des Nationalsozialismus exemplari-sche Projekte, die für die spezifischen Bedürfnisse der heute in Mittel- und Osteuropa sowie Israel oftmals in Armut und Isolation lebenden alten Menschen in ihren Heimatländern sensibilisieren und humanitäre Hilfen für diese Überlebenden anbieten. Gleichzeitig möchten wir die wichtigen Lebenserfahrungen dieser Menschen für

unsere Gesellschaften zugänglich machen.

Schließlich fördert die Stiftung in ih-rem dritten Handlungsfeld Handeln für Menschenrechte spezifische Bil-dungsangebote für junge Menschen und Initiativen, die sich für heutige Opfer von Diskriminierung und Ge-walt einsetzen oder Diskriminierun-gen von Minderheiten zum Thema machen. Wir möchten so auch auf die Notwendigkeit des Einsatzes für die Menschenrechte hinweisen und mutiges Engagement unterstützen.In allen drei Handlungsfeldern ist der internationale Austausch als Medium der Verständigung wichtig. Das Programm Berlin-Stipendien soll Brücken der Versöhnung bauen, gerade, weil sich darin junge Men-schen aus Deutschland und denjeni-gen Ländern Mittel- und Osteuropas und Israel begegnen, die am meisten unter dem NS-Regime zu leiden hat-

ten bzw. in denen heute die meisten NS-Opfer und ihre Nachkommen leben. Derlei Brücken können zwischen der Vergangenheit und dem Heute, zwischen Generationen, der Generation der Opfer und der Generation von „heute und morgen“, zwischen unterschiedlichen Ländern und Kulturen konstruiert werden.

Die Stipendiatinnen und Stipendiaten sind Botschafter dieses Anliegens. Unter dem diesjährigen Thema des Sti-pendiatenjahrgangs „Ausgegrenzt und verfolgt: Antwor-ten auf die Erfahrungen im Europa des 20. Jahrhunderts“ haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer in kleinen Gruppen u.a. Dokumentarfilme gedreht, Ausstellungen konzipiert, Stadtrundgänge organisiert und zur Erinne-rung an früheres Unrecht „Stolpersteine“ verlegt. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten haben sich in ihrer Projektarbeit sowohl von der kritischen Sicht auf die Ge-schichte, als auch vom Bemühen um Verständigung über unterschiedliche Perspektiven leiten lassen. Sie haben das Jahresthema erfolgreich umgesetzt.

Grußwort

INTERNATIONALER AUSTAUSCH ALS MEDIUM DER VERSTÄNDIGUNG

„Die Stipendiaten haben sich in ihrer Projektarbeit sowohl von der kritischen Sicht auf die Geschichte, als auch vom Bemühen um Verständigung über unter-schiedliche Perspektiven leiten lassen.“

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Diesen Erfolg verdanken wir nicht nur den Teilnehmerin-nen und Teilnehmern, sondern auch unseren Partnern: der Humboldt-Universität zu Berlin als Trägerin des Pro-gramms sowie der Freien Universität, der Technischen Universität, der Universität der Künste und Hochschule für Wirtschaft und Recht, die den Studierenden als Gast-hochschulen dienten. Nicht zuletzt verdanken wir dies auch dem persönlichen Einsatz aller Beteiligten - den Pro-grammkoordinatorinnen Annett Peschel und Julia Wun-derer, den Seminarleiterinnen Dr. Sabine Haustein und Dr. Victoria Hegner sowie den Dozentinnen und Dozenten der beteiligten Hochschulen. Mein Dank gilt ebenso den Mitarbeiterinnen der Stiftung EVZ, die das Programm seit Jahren mit viel Kompetenz begleiten, Evelyn Geier und zuvor Dr. Gabriele Freitag.

Danken möchten wir natürlich auch den Stipendiatinnen und Stipendiaten. Sie haben sich mit der Annahme des Stipendiums für eine kleine oder größere Wanderung entschieden. Die Erwartungen, die sie an diesen Gastauf-enthalt in Berlin geknüpft haben, waren sicherlich sehr unterschiedlich. Wir hoffen, dass es für sie ein bereichern-des Jahr war, das ihnen viele Anregungen und Impulse für ihr weiteres Leben gegeben und neue Freundschaften geschenkt hat.

Günter SaathoffVorstand der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“

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Die Geschichte des 20. Jahrhun-derts ist geprägt von Zeiten massi-ver Ausgrenzung und Verfolgung. Die dreißig Berlin-Stipendiatinnen und Stipendiaten waren aufgefor-dert, sich mit diesen individuellen und kollektiven Erfahrungen zu beschäftigen und nach Antworten aus ihren Blickwinkeln zu suchen. In Projektteams beschäftigten sie sich ein Jahr lang mit dem zunächst recht abstrakt angekündigten Thema „Ausgegrenzt und verfolgt: Antwor-ten auf die Erfahrungen im Europa des 20. Jahrhunderts“ und entwi-ckelten sehr konkrete Projekte. So arbeiteten sie im Programmjahr 2009/10 über die Verfolgung se-xueller Minderheiten während des Nationalsozialismus, den Wahlerfolg von rechtsextremen Parteien in Ber-lin nach 1990; sie nahmen aber auch aktuelle Entwicklungen in den Fokus und interviewten in Berlin lebende Roma zu ihrer Lebenssituation oder kuratierten eine Ausstellung von Künstlern der sog. Drit-ten Generation.

In einem Dokumentarfilm haben die Stipendiatinnen und Stipendiaten sich auch selbst zum Gegenstand der Untersuchung gemacht. Dort zeigen sie eindrücklich, wie sich Erinnerungsmuster einzelner Stipendiatinnen und Stipendiaten mit so diversen kulturellen wie biografischen Hintergründen zugleich unterscheiden wie auch gleichen. Zugleich setzt er dem Programm, das dieses Jahr zum letzten Mal stattfand, ein filmisches Denkmal.

Als Vizepräsident der Humboldt-Universität zu Berlin bin ich besonders stolz und erfreut, dass dank dem Engage-ment und der intensiven Recherchen der diesjährigen Stipendiatinnen und Stipendiaten zum 200. Geburtstag der Universität 20 Stolpersteine vor dem Hauptgebäude Unter den Linden verlegt werden konnten. Sie erinnern sehr konkret an Studierende der Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität, die auf

Grund ihrer jüdischen Herkunft von der Universität vertrieben und Opfer der nationalsozialistischen Ausgren-zungs- und Mordpolitik wurden. Die Stolpersteine, verlegt vom Künstler Gunter Demnig, geben den Verfolg-ten und Ermordeten exemplarisch einen Namen. Zugleich mahnen uns diese Steine nun tagtäglich, auch in Zukunft wachsam zu sein und ein-zugreifen, wenn Menschen wegen ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ih-res Aussehens, ihrer Ansichten und Lebensweisen ausgegrenzt und ver-folgt werden.

Nach sieben Programmjahren sind dies die letzten Stipendiatinnen und Stipendiaten des Programms Berlin-Stipendien, denen ich alles Gute für das weitere Studium und den beruf-lichen wie persönlichen Werdegang wünschen kann. An dieser Stelle ganz herzlichen Dank für die Be-reicherung der Berliner Hochschul-

landschaft durch Ihr Engagement, Ihre Leistungen und Ihre Persönlichkeit.

Auch wenn nun die an historischen Zeiträumen gemessen kurze Episode der Berlin-Stipendien zu Ende geht, bin ich sehr froh, dass in diesem Programm insgesamt 210 Studierende aus 23 Ländern gefördert werden konnten. Allen gemeinsam war die Begeisterung, in das Berliner Universitätsleben einzutauchen, die Neugier auf ihre Mit-stipendiaten und vor allem der intensive Austausch und die mal schmerzliche, mal aber auch heilsame Auseinan-dersetzung mit der Vergangenheit und der Erinnerung.An dieser Stelle danke ich der Stiftung „Erinnerung, Ver-antwortung und Zukunft“ sehr herzlich für die großzügi-ge Förderung dieses Programms, für die gemeinsamen Bemühungen um eine stetige Verbesserung und die stets partnerschaftliche und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Auch den vier Berliner Partnerhochschulen sei an dieser Stelle sehr für die Kooperation und die Aufnahme der Berlin-Stipendiatinnen und Stipendiaten gedankt.

Grußwort

RÜCKBLICK UND DANK: DAS PROGRAMM BERLIN-STIPENDIEN IST BEENDET

„Allen gemeinsam war die Begeisterung, in das Berliner Universitätsleben einzutauchen, die Neugier auf ihre Mitstipendiaten und vor allem der intensive Austausch.“

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Ein ganz besonderer Dank gilt Annett Peschel, Julia Wun-derer und Franka Ellman, den aktiven Betreuerinnen des Programms, die mit großem persönlichen Engagement und hoher Professionalität unverzichtbar für dessen Er-folg waren.

Prof. Dr. Dr. h.c. Uwe Jens NagelVizepräsident für Studium und InternationalesHumboldt-Universität zu Berlin

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ehemaliger Zwangsarbeiter und anderer Opfer des na-tionalsozialistischen Regimes wurden besonders zur Be-werbung aufgefordert, es waren aber auch Studierende angesprochen, die sich mit der Thematik bereits intensiv befasst haben. Desgleichen wurde auf außeruniversitäres, gesellschaftliches und soziales Engagement der Bewerbe-rinnen und Bewerber Wert gelegt.

π Die Inhalte des Programms

Das Programm ermöglichte den Stipendiatinnen und Sti-pendiaten eine individuelle akademische Weiterbildung an den Berliner Hochschulen gemäß einem vereinbarten Studienplan. Der Studienplan orientierte sich an den An-forderungen der Heimathochschule und dem Lehrprofil der gewünschten Berliner Hochschule.Neben dem Studium im engeren Sinne bot das Programm den Teilnehmenden attraktive Begleitveranstaltungen.

π Der Förderer

Die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ ist Ausdruck der Verantwortung von Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, die Auseinandersetzung mit nationalsozia-listischem Unrecht wach zu halten und für Völkerverstän-digung einzutreten. Die Stiftung fördert internationale Projekte in den Be-reichenπ Auseinandersetzung mit der Geschichte, π Handeln für Demokratie und Menschenrechte sowie π humanitäres Engagement für Opfer des Nationalso- zialismus.

Die Stiftung wurde im Jahr 2000 gegründet, um Zahlun-gen an ehemalige Zwangsarbeiter zu leisten. Diese wur-den im Jahr 2007 abgeschlossen. An über 1,66 Millionen Menschen in fast 100 Ländern wurden 4,37 Milliarden Euro ausgezahlt. Weitere NS-Opfer erhielten insgesamt 400 Mio. Euro. Das Stiftungskapital in Höhe von 5,2 Mrd. Euro wurde vom deutschen Staat und der Wirtschaft zur Verfügung gestellt.www.stiftung-evz.de

Im September 2003 kamen erstmals 30 Stipendiatinnen und Stipendiaten des Programms Berlin-Stipendien der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ aus Mittel- und Osteuropa, den GUS-Staaten, den USA und Is-rael für einen einjährigen Studienaufenthalt nach Berlin. Inzwischen konnten insgesamt 210 junge exzellente und engagierte Studierende gefördert werden. Im Programm, das von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zu-kunft“ gefördert wurde, kooperierten fünf Hochschulen: Humboldt-Universität zu Berlin, Freie Universität Berlin, Technische Universität Berlin, Universität der Künste Ber-lin, Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.

π Die Ziele des Programms

Junge internationale Studierende vor dem ersten Hoch-schulabschluss, vorrangig aus Mittel- und Osteuropa, den GUS-Staaten, den USA und Israel erhielten durch ein Berlin-Stipendium die Möglichkeit, sich nicht nur ein Bild vom modernen Deutschland zu machen, sondern dies auch mit der Fortsetzung ihres Studiums in einer hoch interessanten, Innovation und Kreativität sowie den Dialog mit der Gesellschaft fördernden Lehr- und Forschungsumgebung zu verknüpfen. Pro Jahr wurde 30 Studierenden aller Fachrichtungen ein Studium an den fünf kooperierenden Berliner Hochschulen ermöglicht. Die individuelle akademische Fortbildung in den Studi-enfächern der Stipendiatinnen und Stipendiaten wurde durch interdisziplinär angelegte Projektarbeiten an der Humboldt-Universität ergänzt. Diese bezogen sich auf ein gesellschaftspolitisch relevantes Jahresthema, das sich wie-derum am gesetzlichen Auftrag der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ orientierte. Das Programm wollte damit zur kritischen Auseinandersetzung mit der Geschichte beitragen, zur gesellschaftlichen Verantwor-tung befähigen, die Bildung von europäischen Netzwer-ken fördern und der Völkerverständigung dienen.

π Die Zielgruppe

Für das Stipendium konnten sich Studierende aller Fach-richtungen mit mindestens zweijähriger Studienerfahrung und in erster Linie aus den Zielländern der Stiftung mit guten Deutschkenntnissen und guten Studienleistungen bewerben. Zu den Bewerbungsvoraussetzungen zählte ein familiärer und/oder inhaltlicher Bezug zu den Themen Nationalsozialismus und Zwangsarbeit. Nachkommen

DAS PROGRAMM – PROFIL UND PROJEKTPARTNER

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π Die Partner

Die Berlin-Stipendien der Stiftung „Erinnerung, Verant-wortung und Zukunft“ wurden getragen von den fünf kooperierenden Hochschulen:

Die Humboldt-Universität zu Berlin, 1810 nach dem Kon-zept von Wilhelm von Humboldt gegründet, war Vorbild für Reformen in Forschung und Lehre an anderen Uni-versitäten in Deutschland. Heute zählt sie etwa 35.000 – darunter fast 5.000 internationale – Studierende in über 100 Fächern. Die besondere Förderung des wissen-schaftlichen Nachwuchses, ein professionelles System der Qualitätssicherung in Forschung und Lehre sowie zukunftsorientierte Studienreformen machen die HU zu einer der führenden deutschen Hochschulen.www.hu-berlin.de

Die Freie Universität Berlin ist eine international ausge-richtete Spitzenuniversität. Sie wurde 1948 gegründet und zählt zu den neun deutschen Universitäten, die im Exzellenzwettbewerb des Bundes und der Länder als be-sonders förderungswürdig bewertet und ausgezeichnet worden sind. Gefördert wird sie mit ihrem Zukunftskon-zept als „Internationale Netzwerkuniversität“. Mit mehr als 100 Fächern an 15 Fachbereichen und Zentralinstituten bietet sie eine breite Palette an Studienmöglichkeiten in den Naturwissenschaften sowie den Geistes- und Sozial-wissenschaften. An der Freien Universität forschen und lehren 380 Professoren. Die Zahl der Studierenden liegt bei 31.000.www.fu-berlin.de

Die Technische Universität Berlin zählt mit knapp 28.000 Studierenden zu den größten technischen Hochschulen in Deutschland. Sie bietet in ihren 70 Studiengängen ein breites Fächerspektrum an: Neben den Schwerpunkten in den Ingenieur- und Naturwissenschaften wird an der TU auch in den Planungs-, Geistes-, Sozial- und Wirtschafts-wissenschaften geforscht und gelehrt.www.tu-berlin.de

Die Universität der Künste Berlin zählt zu den größten, vielseitigsten und traditionsreichsten künstlerischen Hochschulen der Welt. Das Lehrangebot der vier Fakul-täten Bildende Kunst, Gestaltung, Musik und Darstellende Kunst sowie des Zentralinstituts für Weiterbildung um-fasst in über 40 Studiengängen das ganze Spektrum der Künste und der auf sie bezogenen Wissenschaften. Mit dem Promotions- und Habilitationsrecht gehört die UdK Berlin darüber hinaus zu den wenigen künstlerischen Hochschulen Deutschlands mit Universitätsstatus.www.udk-berlin.de

Am 1. April 2009 haben sich die FHW Berlin und die FHVR Berlin zur Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin zusammen geschlossen. Die HWR Berlin zählt mit ihren knapp 8.000 Studierenden zu den größten Fach-hochschulen in Berlin. In fünf Fachbereichen und zwei Zentralinstituten werden unter einem Dach Studienmög-lichkeiten in den Gebieten Betriebs- und Volkswirtschaft, Verwaltungs-, Ingenieur- und Rechtswissenschaften sowie im Sicherheitsbereich angeboten. www.hwr-berlin.de

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DAS PROGRAMMJAHR 2009/2010

„Ich schätze vor allem die Freiheit, das Vertrauen und die Inspirationen zur Arbeit in der Zukunft, die

uns in Berlin geschenkt worden sind.“

Paulina M. Maciak, Stipendiatin aus Polen

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Die Erwartungen an dieses letzte Programmjahr der Berlin-Stipendien waren durch die erstmalige Aufnahme deutscher Studierender durchaus besondere. Wir erhoff-ten uns dadurch vor allem zusätzliche Impulse für die Projektarbeit und eine stärkere Integration der ausländi-schen Studierenden in die Berliner Hochschullandschaft. War in den Vorjahren der Zusammenhalt der Stipendi-aten geprägt durch das Merkmal Auslandsaufenthalt, konnten nun die Berliner Studierenden von Beginn an Orientierung in Berlin und an den Universitäten bieten. Das von uns mit Spannung erwartete Aufeinandertreffen von deutschen und internationalen Studierenden vor dem Hintergrund der Nachkommenschaft von ‚Tätern’ und ‚Opfern’ des Nationalsozialismus entwickelte sich wie es 70 Jahre nach Kriegsbeginn sein soll: als völlig ‚normale’ Begegnung von jungen Menschen, welche jedoch durch deren besondere historische und politische Sensibilität von gegenseitigem Interesse an der jeweils anderen Per-spektive und intensivem Erzählen und Zuhören, auch der individuellen Familiengeschichten, getragen wurde.

Gefunden hatten sich rasch sechs Projektgruppen aus drei bis sechs Studierenden unterschiedlicher Herkunft und Fachrichtungen. Eine besondere Dynamik der Gruppe und in den Projekten war verstärkt nach dem Experten-Monitoring Anfang Februar spürbar. Die umfangreichen Recherchen der Studierenden und die bisherige Umset-zung der vielfältigen Projekte konnten externen Experten präsentiert werden, welche auf Grund ihrer Erfahrungen und Fachkenntnisse den Projektteams hilfreiche Unter-stützung mitgaben, mitunter aber auch manch allzu ambi-tioniertes Vorhaben auf ein realisierbares Maß reduzieren konnten. Die Projekte erhielten dadurch zum Teil einen nahezu rasanten Auftrieb.

Am Ende waren wir wieder einmal beeindruckt, was die Stipendiatinnen und Stipendiaten aus eigener Kraft und mit viel Engagement auf die Beine gestellt hatten. Doch lesen Sie selbst! Uns bleibt, uns bei allen diesjährigen sowie ehemaligen Stipendiatinnen und Stipendiaten für ihr Engagement und ihre Begeisterungsfähigkeit, für ihre Offenheit und freundschaftliche Verbundenheit zu bedanken. Lebt wohl!

Annett Peschel und Julia WundererKoordinatorinnen des ProgrammsHumboldt-Universität zu Berlin

Vorwort

EINE VÖLLIG ‚NORMALE’ BEGEGNUNG

„Das Aufeinandertreffen von deutschen und internationalen Studierenden vor dem Hinter-grund der Nachkommenschaft von ‚Tätern’ und ‚Opfern’ des Nationalsozialismus entwi-ckelte sich wie es 70 Jahre nach Kriegsbeginn sein soll: als völlig ‚normale’ Begegnung.“

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Für das Studienjahr 2009/10 hatten sich über 160 Studie-rende aus 27 Ländern beworben. Die Auswahlkommission aus Vertreterinnen und Vertretern der kooperierenden Berliner Hochschulen und der Stiftung „Erinnerung, Ver-antwortung und Zukunft“ einigte sich schließlich auf 30 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus 12 Ländern, dar-unter erstmals auch sechs Studierende aus Deutschland, die bereits an einer der Berliner Partnerhochschulen im-matrikuliert waren.

Mit 15 Stipendiatinnen und Stipendiaten hat die HU die Hälfte der Stipendiatinnen und Stipendiaten aufgenom-men, an der FU studierten 9 Stipendiatinnen und Sti-pendiaten, an der HWR, TU und UdK waren jeweils 2 Studierende immatrikuliert.

Sie studierten überwiegend in geistes- und sozialwissen-schaftlichen Studiengängen (Sozial- und Politikwissen-schaften, Geschichte, Osteuropastudien, Kulturwissen-schaft, Theaterwissenschaft) sowie im Bereich der fremd-sprachlichen Philologien und germanistischen Fächer. Die Wirtschaftswissenschaften (VWL und Business Adminis-tration) und künstlerische Studiengänge (Bildende Kunst und Industrial Design) sowie Psychologie, Gebäudetech-nik und Molekulare Lebenswissenschaften rundeten das interdisziplinäre Profil der Stipendiatengruppe ab.

BelarusAliaksandr Kuzmitski

DeutschlandJan BartknechtVerena BunkusJonna JostiesVivien LaumannSebastian NeubauerAnja Wenzel

IsraelDrudy DahanSheer Ganor

LettlandLaima Laizane

ÖsterreichMartin HagmayrRuth Orli Mosser

PolenEwa BorowskaKatarzyna KonczalPaulina M. MaciakEwa MiskiewiczRafał NowatkowskiAnna Zalikowska

RusslandDmitry ShigaevMaria Toropova

TschechienVeronika PatockováJakub TomišekJirí Waldhauser

UkraineOlena KukharetsAlona Tuliakova

UngarnHéla Hecker

UsbekistanViktoriya Trapeznikova

USALauren KarplusPatrick Lang

π VON DER BEWERBUNG ZUM STIPENDIUM

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* BERLIN

Humboldt-Universität zu BerlinEwa BorowskaSheer GanorMartin HagmayrHéla HeckerJonna JostiesKatarzyna KonczalOlena KukharetsAliaksandr KuzmitskiRuth Orli MosserVeronika PatockováDmitry ShigaevJirí WaldhauserAnja WenzelAnna Zalikowska

Freie Universität BerlinJan BartknechtVerena BunkusLauren KarplusPatrick LangVivien LaumannPaulina M. MaciakSebastian NeubauerJakub TomišekMaria Toropova

Hochschule für Wirtschaft und Recht BerlinViktoriya TrapeznikovaAlona Tuliakova

Technische Universität BerlinEwa MiskiewiczRafał Nowatkowski

Universität der Künste BerlinTrudy DahanLaima Laizane

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Bereits zu Beginn des Projektjahres fanden sich locke-re Gruppen um bestimmte Kernthemen zusammen. So stand sehr schnell fest, dass es einen Film über die Sti-pendiatinnen und Stipendiaten geben wird und dass sich eine Gruppe mit Roma in Berlin und deren Erfahrungen von Ausgrenzung beschäftigen möchte. Darüber hinaus sollten rechtsextreme Parteien in Berlin untersucht wer-den, die Verfolgung sexueller Minderheiten und der Um-gang der „Dritten Generation“ mit der Erinnerung an die Shoah, wie er sich in der Kunst wiederfindet. Alle diese genannten Projektideen einte von Anfang an der Bezug zur Stadt Berlin. Berlin war somit für die Stipendiatinnen und Stipendiaten Lebensmittelpunkt und Forschungsinte-resse zugleich. Schon während des Einführungsseminars zeigten sich einige Erfolge gruppendynamischer Arbeit und die Stärken wortführender Talente, denen es gelang, inhaltliche Schwerpunkte zu setzen und andere für die Mitarbeit zu begeistern.

Innerhalb weniger Wochen konstituierten sich nach in-tensiven Diskussionen zwischen den Studierenden un-tereinander, den Koordinatorinnen des Programms sowie uns als Seminarleiterinnen die einzelnen Projektgruppen. Zu diesem Zeitpunkt fand sich auch die Projektgruppe Stolpersteine, die zu verfolgten und ermordeten jüdische Studierenden der Friedrich-Wilhelms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität, recherchieren wollte. Bereits vor Weihnachten waren somit die Weichen für eine fundierte Arbeit gestellt und damit konkrete Arbeits-aufträge an jede/n einzelne/n in den Gruppen verteilt. Aus unserer Sicht ist dieses zügige Vorankommen einerseits auf das hohe Niveau der Stipendiatinnen und Stipendiaten selbst zurückzuführen, also auf die Bereitschaft jeder/s Einzelnen, sich auf die gemeinsame Projektarbeit einzu-lassen. Andererseits spielte der ergebnisorientierte Ansatz des Projektseminars eine zentrale Rolle. Alle Beteiligten verständigten sich in relativ kurzer Zeit über ihr Erkennt-nisinteresse, die leitenden Fragen sowie über ihr Vorge-hen, ihr Material und das Endprodukt der gemeinsamen Arbeit. Neben einem Film entstanden somit ein Stadt-spaziergang, eine Broschüre und zwei Ausstellungen. Zudem wurden 20 Stolpersteine vor dem Hauptgebäude der HU verlegt. Eine begleitende Broschüre zeichnet die

Lebensläufe der Opfer eindrücklich nach. Außerdem ge-stalteten die diesjährigen Projektgruppen einen Teil der Langen Nacht der Wissenschaften am 5. Juni und prä-sentierten an der Humboldt-Universität dem Publikum die Ergebnisse ihrer Projekte, sicherlich ein Höhepunkt des Studienjahres.

Unser Vorgehen als Seminarleiterinnen orientierte sich daran, den Stipendiatinnen und Stipendiaten einen in-haltlichen Input zu geben. In den ersten Sitzungen haben wir einen Theorie geleiteten Zugriff auf die Projektarbeit vermittelt. Wir diskutierten über die Kategorie des Ande-ren und die sich daraus konstruierenden und gleichzeitig dekonstruierenden Fremd- und Selbstzuschreibungen. Dieser Zugriff schien uns für das Rahmenthema „Ausge-grenzt und verfolgt“ zentral. So muss verstanden werden, wer historisch ausgegrenzt und damit zum vermeintli-chen Anderen wurde und wie sich Vorstellungen vom Anderen geschichtlich sedimentieren und in der Gegen-wart fortschreiben. Zugehörigkeiten, so unser Ansatz, konstituieren sich demnach als ein komplexes System von Differenzen. Dies galt es herauszuarbeiten. Unser Anliegen war es somit, die Studierenden für ihren eige-

Einführung

PROJEKTARBEIT „AUSGEGRENZT UND VERFOLGT: ANTWORTEN AUF DIE ERFAHRUNGEN IM EUROPA DES 20. JAHRHUNDERTS“

„Alle Projektideen einte von Anfang an der Bezug zur Stadt Berlin. Berlin war somit für die Stipendiatinnen und Stipendiaten Le-bensmittelpunkt und Forschungsinteresse zugleich.“

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Besonders hervorzuheben sind nicht nur die Originalität und die Eigeninitiative, mit denen die Projekte gestaltet wurden, sondern auch die Akribie der Forschungsrecher-che und die freundschaftliche Atmosphäre quer durch alle Gruppen. Mit den nunmehr vorliegenden Ergebnissen der Projektgruppen hat der letzte Jahrgang des Stipen-dienprogramms ohne Zweifel Projektstandards bestätigt und neue gesetzt. Eine ambitionierte junge Generation von zukünftigen Akademikerinnen und Akademikern in-nerhalb Europas wird ihren Weg fortsetzen und die ge-sellschaftlichen Herausforderungen an die Erinnerung an Ausgrenzung und Verfolgung im Holocaust wach halten und mitgestalten. Dafür sind alle nach diesem Jahr in Berlin gut gerüstet.

Dr. Sabine Haustein und Dr. Victoria HegnerLeiterinnen des Projektseminars

nen Forschungsprozess zu sensibilisieren und die Pro-jektgruppen theoretisch zu schulen.

Einblicke gaben wir den Projektgruppen ebenfalls in un-sere Forschungsarbeit mit Vorträgen über die Rezeption der Verfolgungsgeschichte von russischen Juden bei der legislativen Gestaltung der Einwanderung nach Deutsch-land/Berlin sowie über die bisher wenig rezipierte, dafür überaus signifikante Geschichte der jüdischen Settlement-bewegung während des Ersten Weltkrieges in Berlin.

Der Fokus unserer Arbeit hat sich innerhalb eines Jahres vom inhaltlichen Input zum organisatorischen Mentoring der einzelnen Projektgruppen gewandelt. Highlights des Projektseminars waren für uns unter anderem die Exper-tenrunde im Februar 2010. Dieses Mentoring durch die Experten bewirkte bei allen Projektgruppen neben dem Motivationsschub für die Gruppenarbeit auch, dass sich die Gruppen ein stärkeres Profil gaben und sich eine spe-zifische Gruppenidentität ausbildete.

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In der filmischen Dokumentation geht es um die individuelle wie kollektive Auseinandersetzung

mit der Erinnerung an Verfolgung und Ausgrenzung. Am Beispiel der interviewten Stipendiatin-

nen und Stipendiaten wird offenbar, wie sehr das sich abbildende persönliche und gemeinschaft-

liche Gedächtnis historisch geformt und zugleich durch gegenwärtige soziale wie politische Ver-

ortungen geprägt ist.

KINDER DER ERINNERUNG – EIN FILMPROJEKTJan Bartknecht, Katarzyna Konczal, Olena Kukharets, Ruth Orli Mosser, Rafał Nowatkowski, Viktoriya Trapeznikova

Page 21: Jahrbuch Berlin Stipendien

Sich selbst zum Untersuchungsgegenstand machen

Im vergangenen Stipendienjahr haben wir zu sechst ei-nen etwa 40minütigen Dokumentarfilm mit dem Titel „Kinder der Erinnerung“ erarbeitet. Ausgangspunkt war unsere Feststellung, dass wir selbst als die Dritte Nach-kriegs-Generation die Antwort bzw. viele verschiedene Antworten auf die Erfahrungen der Ausgrenzungs- und Verfolgungsgeschichte in Europa im 20. Jahrhundert sind. Daraus entstand die Idee, uns selbst, also die diesjährige Gruppe von Stipendiaten und Stipendiatinnen, zum For-schungsgegenstand zu machen.

Wir wollten herausfinden, wie die unterschiedlichen Er-fahrungen, die wir durch individuelles und kollektives Erinnern an die europäische Geschichte des 20. Jahrhun-derts gesammelt haben, unsere Persönlichkeiten, unsere Wahrnehmung, unser Denken und Handeln sowie un-seren ganz normalen Alltag beeinflussen und prägen. Nicht zuletzt war unsere Entscheidung, uns selbst zum Forschungsgegenstand zu machen und als Präsentations-medium einen Film zu wählen, von dem Bewusstsein geleitet, leider der letzte Jahrgang des Programms Berlin-Stipendien zu sein. Wir nahmen damit die Gelegenheit wahr, in Form des Dokumentarfilms Außenstehenden die Hintergründe des Stipendienprogramms zu erklären und den diesjährigen Stipendiaten und Stipendiatinnen eine Stimme zu geben, um sich selbst sowie ihre Motivation für die Teilnahme am Stipendienprogramm darzulegen. Unsere Annahme, dass diese Motivation oft eng mit der Familiengeschichte und nationalen Erinnerungsnarrati-ven verbunden ist, bestätigte sich im Laufe des Projekts.

Familiengeschichte – Erinnerungskultur – Identität

Nachdem wir uns über die Grundidee und Leitgedanken unseres Projekts einig waren, entwarfen wir im Herbst 2009 einen Fragebogen für die narrativen Interviews, die wir dann Anfang 2010 mit unseren Mitstipendiaten und Mitstipendiatinnen einzeln durchführten und aufzeich-neten. In den Interviews fragten wir zunächst nach der Familiengeschichte der jeweiligen Person und der Art und Weise, ob und wie geschichtliche Themen in der Familie besprochen werden. Damit erfuhren wir Näheres über die individuelle Erinnerungskultur im persönlichen Umfeld unserer Mitstipendiaten und –stipendiatinnen. Im zwei-ten Teil der Interviews erweiterten wir diese Ebene und stellten Fragen zur kollektiven Erinnerungskultur (z.B. Feiertage, Erinnerungsorte; in der Schule, in Museen und auf staatlicher Ebene) in dem jeweiligen Herkunftsland unserer Interviewpartner und –partnerinnen. Im dritten und letzten Teil der Interviews erfragten wir nun die Auswirkungen jener Themenkomplexe auf die Persön-lichkeiten und den Alltag unserer Mitstipendiaten und Mitstipendiatinnen.

Hatte die Geschichte ihrer Familie oder die Art und Weise, wie in ihrem Land an Ereignisse des 20. Jahrhunderts erinnert wurde, die Wahl ihres Studiums, ihres Wohn-ortes, ihres gesellschaftlichen Engagements oder gar ihre Bewerbung für das Programm Berlin-Stipendien beeinflusst? Auch die Gliederung unseres Filmes folgt letztendlich der Dreiteilung Familiengeschichte – Erin-nerungskultur – Identität. Auch auf Berlin als Standort unseres Programms gingen wir ein. Wie fühlen wir uns in Berlin? Fühlen wir uns fremd oder sogar ausgegrenzt? Was bedeutet Fremdsein für den einzelnen Menschen?Dadurch, dass wir letztendlich 24 junge Menschen aus 12 verschiedenen Ländern zu jenen Themen befragten, konnten wir einerseits diverse individuelle und kollektive Erinnerungstraditionen beleuchten und gleichzeitig Un-terschiede und Konfliktlinien dieser aufzeigen.

Projektbericht

„Ich war so fünf und er erzählt mir seine Ge-schichten aus der Waffen-SS. […] Er erzählt das so wie ein Urlaubserlebnis, so eine kleine Reise mit dem Nebelwerfer durch die Slowakei. “

„Mit meinen Eltern habe ich über diese Dinge eigentlich nie gesprochen.“

„Alles, was ich denke, und alles, was ich glaube, hat sich durch den Holocaust entwickelt.“

„Wir im Allgemeinen haben unsere Vergangen-heit nicht aufgearbeitet – weder die NS-Vergan-genheit noch die sozialistische Vergangenheit.“

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Langen Nacht der Wissenschaften erstmals präsentierten, hatte keiner außer uns sechs den Film zuvor gesehen.

Fazit

Wie erwartet, fanden wir Unterschiede und Gemeinsam-keiten in der Art und Weise wie und vor allem mit wem in unseren Familien über Geschichte gesprochen wird. Ebenso verhielt es sich in Bezug auf den Umgang mit der eigenen Vergangenheit in unseren Herkunftsländern. Unsere Annahme, dass wir die „Kinder der Erinnerung“ sind, da die Erinnerung an die Ereignisse des 20. Jahr-hunderts in uns präsent ist, wurde bestärkt.

Dass wir als komplette Anfänger und Anfängerinnen das Medium Film gewählt haben, bereuen wir in keiner Weise. Im vergangenen Jahr haben wir die Gelegenheit gehabt, uns gemeinsam und mit Hilfe von Expertinnen und Ex-perten an die verschiedenen Stufen und Aufgaben des Filmemachens heranzutasten und uns diese schrittweise anzueignen – angefangen beim Konzept, über Kamera-handhabung, Licht- und Toneinstellungen bis hin zum Schneiden und Editieren des gesammelten Materials.Wir waren erstaunt und dankbar, wie offen uns unsere Mitstipendiatinnen und Mitstipendiaten oft sehr per-sönliche Erlebnisse erzählten und ihre Erfahrungen und Eindrücke mit uns teilten. Für das Vertrauen, das sie uns damit entgegen brachten, sind wir zutiefst dankbar. Auch bemerkten wir, dass wir uns dadurch sehr viel näher ka-men und die Persönlichkeiten, die das Berlin-Stipendium dieses Jahr zusammen gebracht hat, auf eine ganz neue Art und Weise zu schätzen lernten.

Wir möchten uns dafür an dieser Stelle noch einmal bei allen unseren Mitstipendiatinnen und Mitstipendiaten sowie bei unseren Koordinatorinnen bedanken. Ohne euch wäre unser Projekt nichts geworden. Damit ist es unser und euer Film.

Dreißig Stunden Interviewmaterial - Die Qual der Wahl

Neben den Interviews, die wir Anfang März 2010 abge-schlossen hatten, filmten wir im Laufe des Stipendien-jahres auch Gruppenaktivitäten und –diskussionen. Im April und Mai machten wir uns auf den Weg, Berliner Momentaufnahmen einzufangen – so zum Beispiel bei der jährlichen Feier zum Tag der Befreiung/des Sieges am Sowjetischen Ehrenmal in Treptow am 9. Mai 2010.

Zeitgleich begannen wir im April mit der Sichtung und Auswahl des Materials. Schnell war uns klar geworden, dass wir nicht alle Interviews würden verwenden können – schließlich hatten wir über 30 Stunden Interviewmaterial. Nachdem wir uns eingestehen mussten, dass wir manche Interviews allein aufgrund ihrer mangelnden technischen Qualität – schließlich sind wir ausnahmslos alle Amateure und Amateurinnen und haben demnach gemäß unserem Arbeitsmottos „Learning by doing“ auch einige filmtech-nische Fehler gemacht – ausschließen mussten, einigten wir uns letztendlich auf sechs Protagonisten und Prota-gonistinnen: Sebastian Neubauer aus Deutschland, Sheer Ganor aus Israel, Martin Hagmayr aus Österreich, Anna Zalikowska aus Polen, Jakub Tomišek aus Tschechien und Héla Hecker aus Ungarn. Grundlage der Auswahl war die gleichmäßige Aufteilung zwischen drei Männern und drei Frauen sowie ein möglichst breiter und unterschiedlicher Hintergrund zum Beispiel durch eine west- und osteuro-päische Perspektive, Täter- und Opfergeschichten.

Im Mai 2010 schnitten wir das Material, kontrastierten ähnliche und gegensätzliche Aussagen unserer Protago-nisten und Protagonistinnen, ergänzten die Erzählungen mit Familienfotos und Aufnahmen aus Berlin und stellten mit der großartigen Hilfe der Mitarbeiter und Mitarbeite-rinnen des Computer- und Medienservice der Humboldt-Universität in Adlershof unseren rund 40minütigen Film fertig. Als wir den Film am 5. Juni 2010 im Rahmen der

„Obwohl er Zwangsarbeiter war, hat er nie etwas Negatives über die Deutschen gesagt.“

„Die Emotionen werden auf der Geschichte und auf den Kriegen der Vergangenheit gebildet.“

„Die Geschichte ist nicht im Jüdischen Museum […] sie ist hier in meinem Alltag.“

„Es ist schon ein bisschen komisch, dass die wichtigsten Ereignisse meines Lebens nicht in meinem Leben passiert sind.“

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Jan Bartknechtaus Deutschland studiert in

Berlin Geschichte, Soziologie

und Osteuropastudien an der

Freien Universität.

Katarzyna Konczalaus Polen ist Studentin

an der Adam-Mickiewicz-

Universität in Poznan und

studierte in Berlin Kultur-

wissenschaft und Deutsche

Literatur an der Humboldt-

Universität.

Projektteam

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass sie die Möglichkeit bieten, mit Menschen aus vielen verschiedenen Ländern, Regionen und Fachgebieten ge-meinsam an Projekten zu arbeiten, zu feiern, sich anzufreunden und an einem lebendigen Erinnern zu bauen.

Berlin ist für mich der einzige Ort, an dem ich mich nicht total verloren fühle.

Mein Lieblingsort in Berlin ist mein Zimmer.

In Zukunft möchte ich das Studium abschließen, mit der Promotion anfangen.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass sich die Stipendiaten unterei-nander so sehr unterscheiden und trotzdem eine gemeinsame Sprache (zu) finden (versuchen).

Berlin ist für mich alles, was mit „viel“ anfängt: viel-stimmig, viel-fältig, viel-verspre-chend, viel-farbig und viel-schichtig. Viel-leicht sogar mein Platz zum Leben.

Mein Lieblingsort in Berlin ist nicht einfach zu bestimmen. Ich mag es, stunden-lang mit dem Fahrrad durch die Berliner Straßen zu fahren, am Kanal entlang zu spazieren und auf die Stadt(-bilder) aus der S-Bahn zu schauen. Kurz gesagt: die Stadt in Bewegung zu erleben.

In Zukunft möchte ich sinnvoll arbeiten, das Leben richtig genießen können, die Welt (und mich selbst) ständig hinterfragen.

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Ruth Orli Mosseraus Österreich studiert in

Berlin Geschichte und Regi-

onalstudien Asien/Afrika an

der Humboldt-Universität zu

Berlin.

Olena Kukharetsaus der Ukraine ist Stu-

dentin an der Nationalen

Linguistischen Universität in

Kiew und studierte in Berlin

Germanistik und Sozialwis-

senschaften an der Hum-

boldt-Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich hier in einem multikultu-rellen Kreis bin. Das sind großartige Leute, die mich immer zu etwas anregen und die alle ein Vorbild für mich sind.

Berlin ist für mich wie ein Buch, welches man lesen kann. Ich lese Berlin mit den Augen, mit den Ohren, mit allen Sinnen und bin die Protagonistin in diesem Buch. Ich erlebe Berlin jeden Tag anders. Ich mag seine Geräusche, besonders die S-Bahn, ich mag die Leute hier, ich mag diese Atmosphäre, die sich auf jeden überträgt.

Mein Lieblingsort in Berlin ist der Alexanderplatz. Vielleicht ist es sehr symbolisch, doch immer, wenn ich am Alex bin, fühle ich mich so, als ob ich im Herzen der Welt bin.

In Zukunft möchte ich weiter Europa erleben. Deutschland, Frankreich, Spanien... ich weiß noch nicht wo genau, aber ich träume schon davon.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass sie junge engagierte Menschen aus verschiedenen akademischen und persönlichen Kontexten zusammenbringen und einen vielschichtigen Austausch anregen.

Berlin ist für mich zuhause und doch jeden Tag neu.

Mein Lieblingsort in Berlin ist rund um den Landwehrkanal herum.

In Zukunft möchte ich möglichst viel Verschiedenes, möglichst lange und an mög-lichst vielen verschiedenen Orten studieren, er-leben und lernen.

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Viktoriya Trapeznikovaaus Usbekistan ist Studentin

an der Universität für Welt-

wirtschaft und Diplomatie in

Taschkent und studierte in

Berlin Business Administra-

tion an der Hochschule für

Wirtschaft und Recht.

Rafal Nowatkowskiaus Polen ist Student an der

Technischen Universität

in Poznan und studierte in

Berlin Gebäudetechnik und

Umweltingenieurwesen an

der Technischen Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich neben meinem Wirtschafts-studium die einzigartige Möglichkeit bekommen habe, viel Interessantes über Ge-schichte und Kunst zu erfahren, von anderen Stipendiaten zu lernen und sogar einen Film drehen zu können.

Berlin ist für mich ein Ort, wo ich viele unvergessliche Momente erlebt habe und wo ich die ganze Welt in einer Stadt sehen konnte.

Mein Lieblingsort in Berlin ist Wannsee, und nicht nur wegen des historischen Hintergrunds. Für mich es ist auch ein Ort, wo ich mich ausruhen und nachdenken kann und mich sehr wohl fühle. Aber es gibt noch mehr Orte: z.B. Treptower Park, Tiergarten, Neukölln. Alle sind so verschieden...

In Zukunft möchte ich ein Kulturzentrum organisieren, wo Leute aus verschiede-nen Ländern über die Geschichte, Leute und Kultur Usbekistans mehr erfahren können. Außerdem möchte ich einen MBA bekommen und ab und zu unbedingt nach Berlin fliegen, weil ich hier einen wichtigen Teil meines Lebens lasse: und zwar meine neuen Freunde.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, ein Land, eine Stadt und neue Freun-de zu entdecken.

Berlin ist für mich ständige Bewegung, Spontaneität und positives Chaos.

Mein Lieblingsort in Berlin ist neben der Sushi Kneipe am Zionskirchplatz auch der Landwehrkanal in Kreuzberg.

In Zukunft möchte ich mein eigenes Berlin-Gefühl im Kopf behalten und es nie vergessen.

Page 26: Jahrbuch Berlin Stipendien

Die Projektgruppe fragte danach, wie Künstlerinnen und Künstler, die – wie sie selbst – der

sogenannten „Dritten Generation“ angehören, mit der Erinnerung an die Shoah und den Na-

tionalsozialismus in ihrem Schaffen umgehen. Inwieweit wurden und werden ihre Werke von

der Erinnerung im wahrsten Sinne des Wortes modelliert und wie formt und wandelt wiederum

das Schaffen die Erinnerung? Aus einem Workshop mit acht internationalen Künstlerinnen und

Künstlern heraus entstand die Idee einer interaktiven Ausstellung, für die neue Werke geschaffen

wurden. Die Ausstellung unter dem Titel „MEMO_RAISING“ wurde im Mai 2010 im Freien Mu-

seum Berlin gezeigt.

MEMO_RAISING: EIN INTERAKTIVES AUSSTELLUNGSPROJEKT

Paulina M. Maciak, Sebastian Neubauer, Alona Tuliakova, Anja Wenzel, Anna Zalikowska

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Die Suche nach Antworten auf diese Fragen führte über einige Umwege hin zur Realisierung des Ausstellungs-projektes MEMO_RAISING im Freien Museum Berlin. MEMO_RAISING war für uns ein Gesamtprojekt, dessen wichtigster Teil zweifellos die Ausstellung gewesen ist.

Erste Schritte

In der ersten Phase des Projekts, von September bis Ja-nuar, haben wir uns in das weite Feld von Kunst, Shoah und Dritter Generation vertieft. Hierbei haben wir weniger auf die Beschäftigung mit Texten, als mehr auf ein inter-aktives Abtasten des Themenfeldes im gruppeninternen Dialog gesetzt. Im Zuge dessen haben wir nach Reizen, Spannungen und Friktionen gesucht. Auf dieser inhaltli-chen Basis haben wir Kontakte zu verschiedenen Berliner Künstlerinnen und Künstlern aufgenommen und sie zur Mitarbeit eingeladen. Die Suche nach zu unseren Themen arbeitenden, oder besser nach Kunstschaffenden, die von sich sagten, dass das Thema Shoah für ihre Produktionen in irgendeiner Art und Weise von Relevanz sei, gestaltete sich zunächst als schwierig.

Workshops

Schlussendlich waren wir jedoch erfolgreich, sodass wir im Januar 2010 einen ersten gemeinsamen Workshop aller beteiligten Stipendiatinnen und Stipendiaten mit insgesamt acht Künstlerinnen und Künstlern realisieren konnten. Er diente dem Kennenlernen, dem thematischen Austausch, der Findung von Positionen und der Entwick-lung konkreter Projektideen.Der Workshop ergab schnell, dass es der Wunsch aller Beteiligten ist, ein gemeinsames Ausstellungsprojekt zu realisieren. Die Idee, das Thema eher feuilletonistisch zu erforschen, war damit vom Tisch – das Projekt selbst aber gewann deutlich an Leben und arbeitete sozusagen nicht mehr mit dem Objekt, sondern wurde gleichsam ein autonomes Subjekt.

Vorbereitungen

Damit begann die zweite Phase unserer Projektarbeit. Während zahlreicher gemeinsamer Treffen mit den Künst-lerinnen und Künstlern wurden Formen der Zusammen-arbeit verifiziert, Kunst und Ausstellungskonzepte disku-tiert und stetig weiterentwickelt. Schon bald bekamen wir

Das zentrale Anliegen unseres Projekts war, die Bezie-hung von Kunst und Erinnerung an die Shoah und die Ver-brechen des Nationalsozialismus im Kontext der Dritten Generation auf eine interaktive Art zu beleuchten. Wir, das sind Anja Wenzel und Sebastian Neubauer aus Deutsch-land, Paulina Maciak und Anna Zalikowska aus Polen sowie Alona Tuliakova aus der Ukraine. Große Unterstüt-zung erhielten wir auch von Sheer Ganor aus Israel. Wir studieren verschiedene Fächer an Berliner Universitäten und haben unterschiedliche Erfahrungshintergründe.

Unsere Fragen

Vor diesem Hintergrund haben wir uns im September 2009 als Projektgruppe zusammengefunden, um zu er-gründen, ob und wie Künstlerinnen und Künstler, die wie wir der Dritten Generation angehören, die Erinnerung an die Shoah und den Nationalsozialismus in ihren Werken verarbeiten. Wir sind nicht nur, was die Disziplinen und die Herkunft betrifft, sondern auch und gerade, was die politischen und theoretischen Standpunkte und Zugangs-weisen betrifft, sehr unterschiedlich. Von dieser inneren Spannung lebte unser Projekt. Verbunden hat uns ein gemeinsames Interesse an der Aufarbeitung der Vergan-genheit und der Frage, wie diese sich in den heutigen Diskursen und Narrativen abbildet. Wir wollten wissen:

Wie geht die Dritte Generation (also unsere eigene) mit der Shoah um?

Welche Bedeutungen und Bedeutungsverschiebungen hat das Thema erfahren?

Wird dies im Medium Kunst ausgedrückt?

Gibt es heutzutage junge Kunstschaffende, die sich mit der Shoah im weitesten Sinne befassen? Ist dies überhaupt möglich und sinnvoll?

Wie wird erinnert, was nicht erlebt wurde?

Wie ziehen sich Vergangenheit und Gegenwart in der Kunst zusammen?

Welche Bedeutung ergibt sich schließlich für uns selbst?

Wer sind wir und wo stehen wir?

Projektbericht

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von verschiedenen Seiten sehr positive Resonanz – das Projekt MEMO_RAISING entwickelte eine eigene Dyna-mik und wuchs von Tag zu Tag. Viele Ideen kamen auf, der Prozess war intensiv und nicht immer leicht – letzt-endlich jedoch erfolgreich. Im Zuge der Vorbereitung der Ausstellung nahm die organisatorische Komponente unserer Projektarbeit (Fundraising, Administration etc.) naturgemäß zu. Dennoch haben wir das Projekt auch weiterhin entscheidend inhaltlich mitgestaltet sowie an-hand des laufenden Projekts einen praktisch-empirischen Zugang zu unserem Themenfeld von Kunst, Shoah und der Dritten Generation gewinnen können.

Ausstellung

Nach einer anstrengenden letzten Woche war es am 20. Mai schließlich soweit. Die Ausstellung MEMO_RAISING wurde mit einer Preview in Anwesenheit von etwa 150 geladenen Gästen im Freien Museum Berlin eröffnet. Am Freitag, den 21. Mai fand dann mit etwa ebenso vielen Gästen die Vernissage und damit die offizielle Eröffnung statt. Das Spektrum der ausgestellten Werke reichte von Videoinstallationen, interaktiven Arrangements, über Fo-tografien und Gemälden bis hin zu einer Dunkelkammer. MEMO_RAISING war in der Woche vom 22. bis zum 29. Mai 2010 für Besucher zugänglich. Weitere Informatio-nen finden sich unter:

http://memoraising.com/

Fazit

Die Reaktionen auf die Ausstellung waren großteils po-sitiv – gingen aber in die verschiedensten Richtungen. Inspiriert hat die Besucher die Ausstellung so oder so. Was im Zuge ihrer Realisation jedoch unbestreitbar klar wurde, ist, dass unser Thema in unserer Zeit nach wie vor von großer Relevanz ist. Auf unsere Fragen konnte natürlich auch die Verwirklichung von MEMO_RAISING keine abschließenden Antworten geben. Eindeutige Ant-worten naturgemäß erst recht nicht. Wir wissen nicht, ob sie überhaupt Antworten gegeben hat. Aber der Fortgang des Projekts MEMO_RAISING hat uns nicht nur gezeigt, dass unsere Fragen Relevanz haben, dass unser innerer Impuls der zeitgemäße ist, sondern hat auch und vor allem die Fragen für uns konturiert und geschärft. Heu-te können wir klar benennen, was damals noch Gefühl war. Darin sehen wir unseren großen Gewinn – neben der Tatsache, dass diese Ausstellung in dieser Form zu Stande kommen konnte und wir über ihre Organisation mit vielfältigen interessanten Menschen und Arbeitsberei-chen in Kontakt kamen und unsere eigenen Fähigkeiten, Möglichkeiten und Horizonte ein gutes Stück weiterent-wickeln konnten.

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Sebastian Neubaueraus Deutschland studiert in

Berlin Politikwissenschaft an

der Freien Universität.

Paulina M. Maciakaus Polen ist Studentin an

der Theaterakademie „A. Zel-

werowicz“ und der Univer-

sität Warschau und studierte

in Berlin Theaterwissen-

schaften und Geschichte an

der Freien Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien die Freiheit, das Vertrauen und die Inspirationen zur Arbeit in der Zukunft, die uns in Berlin geschenkt worden sind. Was mich aber am meisten gefreut hat und immer mehr freut, sind die Bekanntschaften mit den Mitstipendiaten, ohne die dieses Jahr nicht so besonders wäre.

Berlin ist für mich eine Stadt, die nicht selbstverständlich ist, die sich selbst ändert und die Menschen verändert. Vor allem aber ist Berlin ein Ort, wo ich mich wohl fühle und der mir viel Energie, Ideen und Freunde gab. Und deswegen muss ich zurückkehren.

Mein Lieblingsort in Berlin ist meine Frühlingsentdeckung, nämlich mein neuer Kiez und seine Gegend – die Admiralbrücke und das Bummeln am Landwehrkanal, der Türkische Markt (dienstags und freitags) und meine Lieblings-U-Bahnlinie U1, die ganz oben fährt und das grüne Kreuzberg durchquert.

In Zukunft möchte ich immer auf dem Weg sein und nicht weniger intensiv und spannend als hier in Berlin leben.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass sie meinen Horizont ein gan-zes Stück erweitert haben und, dass es ihnen gelungen ist, mir neue Einsichten in meine eigene Stadt zu verschaffen.

Berlin ist für mich ein riesengroßer Durchgangsbahnhof. Ich mag Berlin sehr, aber das (mein?) Leben in Berlin ist ein ständiges Kommen und Gehen. ‚Gehen oder Bleiben?’ – das ist die Frage der Stadt. Die Ringbahn fährt immer im Kreis.

Mein Lieblingsort in Berlin ist die S-Bahn-Brücke an der Warschauer Straße (weil sie die Posturbanität der Stadt symbolisiert), die Villen aus der Kaiserzeit in Dahlem und Zehlendorf (weil sie für die vergangene bürgerliche Epoche stehen) sowie Kreuzberg 36 (weil es mich herrlich entspannt).

In Zukunft möchte ich mich stärker auf die Politische Theorie konzentrieren, in die Vereinigten Staaten gehen, eine Promotion verfassen und wo es geht: stärker intervenieren. Aber vor allem möchte ich mir selbst treu bleiben.

Projektteam

Page 30: Jahrbuch Berlin Stipendien

D a s P r o g r a m m j a h r30 |

Alona Tuliakovaaus der Ukraine ist Studen-

tin an der LCC International

University (Litauen) und

studierte in Berlin Busi-

ness Administration an der

Hochschule für Wirtschaft

und Recht.

Anja Wenzelaus Deutschland studiert in

Berlin Psychologie an der

Humboldt-Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass sie die Möglichkeit bieten, über sich nachzudenken sowie darüber, woher man kommt, wo man ist und wohin man gehen möchte.

Berlin ist für mich immer noch sehr groß!

Mein Lieblingsort in Berlin ist ein Raum mit schneeweiß gestrichenen Wänden, extravaganten Bildern, laufendem Hund und im Kreise sitzenden Künstlern.

In Zukunft möchte ich … fly, fly, fly, fly…

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass sie interessierte, engagierte und ausgesprochen nette Menschen aus vielen Ländern zusammenbringen und eine außergewöhnliche Chance zum Kennenlernen, intensiven Austausch und zur Projektarbeit geben. Ich habe in jeder Hinsicht viel lernen können, wofür ich allen sehr dankbar bin.

Berlin ist für mich Vielfalt, Inspiration, Spontaneität, Erinnerung, Überraschung, Bewegung, Offenheit, Freiraum... und meine Heimat.

Mein Lieblingsort in Berlin ist schwierig zu bestimmen, da jeder Kiez seinen Reiz hat. Und genau das zeichnet Berlin schließlich aus!

In Zukunft möchte ich auf jeden Fall mit den StipendiatInnen in Kontakt bleiben sowie weiterhin spannende interdisziplinäre und interkulturelle Projekte mitgestal-ten. Auf ein gemeinsames MEMO_RAISING!

Page 31: Jahrbuch Berlin Stipendien

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Anna Zalikowskaaus Polen ist Studentin an

der Universität Warschau

und studierte in Berlin

Anglistik an der Humboldt-

Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien die Möglichkeit, sich ein ganzes Jahr lang auf die Selbstentwicklung konzentrieren zu können und dies mit der Zusam-menarbeit mit wunderbaren Leuten zu verbinden.

Berlin ist für mich eine ständige Veränderung.

Mein Lieblingsort in Berlin ist montags Kaffee in der Weserstraße, dienstags Einkau-fen am Maybachufer, mittwochs Grillen in Tempelhof oder in der Hasenheide, don-nerstags Berliner Galerien und Museen, freitags Schwimmen im Stadtbad Neukölln, samstags Spaziergang am Schlachtensee und sonntags Karaoke im Mauerpark.

In Zukunft möchte ich die Fähigkeiten nutzen, die ich hier erworben habe.

Page 32: Jahrbuch Berlin Stipendien

Zum Gedenken an im Nationalsozialismus verfolgte und ermordete jüdische Studierende der

Friedrich-Wilhelms-Universität übernahm die Projektgruppe die sensible Aufgabe, die Verlegung

von 20 Stolpersteinen vor dem Hauptgebäude der Humboldt-Universität vor allem inhaltlich zu

begleiten und vorzubereiten. In intensiver Archivarbeit und durch Interviews mit Verwandten

recherchierte die Projektgruppe die einzelnen Lebensläufe und konnte so jedem Einzelnen sein

„individuelles Gesicht“ zurückgeben. Die hierbei entstandene Broschüre hilft, das „Gefühl der

Fassungslosigkeit“ (Saul Friedländer) angesichts des nationalsozialistischen Massenmords auch

in der heranwachsenden Generation zu bewahren und so weiterzugeben.

MIT STOLPERNDEN SCHRITTEN DURCH DIE GESCHICHTE

Verena Bunkus, Trudy Dahan, Sheer Ganor, Martin Hagmayr, Héla Hecker, Ewa Miskiewicz

Page 33: Jahrbuch Berlin Stipendien

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konnten ihr Studium mit spezieller Erlaubnis beenden, in extremen Fällen kam es dazu, dass eine Dissertations-arbeit binnen einiger Monate geschrieben werden musste. Diese Studierenden wurden alle zu Opfern des Regimes – sie fanden den Tod in Ghettos, in Konzentrations-, Ver-nichtungs- oder Internierungslagern, Tötungsanstalten oder wählten den Freitod.

Gesichter und Geschichten entdecken

Ziel des Projekts war es, möglichst viele und präzise In-formationen über diese Studentinnen und Studenten he-rauszufinden. Durch die Rekonstruktion der Lebensläufe sollten das Gesicht und die Geschichte dieser Personen entdeckt werden. Diese „Wieder-Entdeckung“ soll genau das Gegenteil dessen sein, was im Mechanismus des Drit-ten Reiches geschah: Einem enthumanisierenden Prozess soll gezielte Personifikation entgegengesetzt und dadurch die menschliche Würde in Erinnerung gerufen werden.Ein wichtiges Anliegen war außerdem, mit dieser Re-cherche an die düstere Vergangenheit der Friedrich-Wil-helms-Universität, der heutigen Humboldt-Universität zu erinnern. Die Wissenschaft hat sich auch an der sys-tematischen Vernichtung von Menschen beteiligt. Da das Projekt im Rahmen des 200-jährigen Jubiläums der Humboldt-Universität zu Berlin eingebettet wurde, hat dieses Erinnern seinen Platz unter den Feierlichkeiten gefunden.Dank der langjährigen Recherchearbeit von Dr. Peter Nolte erhielt die Projektgruppe im November 2009 eine Liste mit über sechzig Namen derjenigen Studierenden der Friedrich-Wilhelms-Universität, die Opfer des Natio-nalsozialismus geworden sind. Diese Liste war der Aus-gangspunkt der Recherche. Nach der ersten wissbegie-rigen, enthusiastischen Suche im Onlinearchiv von Yad Vashem und nach zahlreichen Internet-Recherchen wurde klar, wer von diesen Personen schon einen Stolperstein in Deutschland erhalten hat und zu wem ein Pfad gefunden werden konnte. Mit diesen ersten Hinweisen begannen die eigentliche Aufdeckungsarbeit und die Rekonstrukti-on. Glücklicherweise konnten Kontakte zu Familienan-gehörigen, die heute in Deutschland, in Großbritannien, in Israel und in den USA wohnen, hergestellt werden. So kam es sowohl in Deutschland als auch in Israel zu persönlichen Treffen, zu berührenden Begegnungen. Diese Gespräche haben einen wesentlichen Beitrag zum ausführlichen Lebenslauf der verfolgten Studentinnen

Wie eine Gruppe von Menschen aufeinander trifft, birgt immer etwas Geheimnisvolles. Besonders wird dies sicht-bar, wenn sich Personen aus unterschiedlichen Ländern begegnen und beschließen, ein Stück ihres Weges ge-meinsam zu gehen. Die Zufälligkeit des Treffens, die verschiedenen kulturellen Prägungen und die daraus resultierenden unterschiedlichen Selbstverständlichkei-ten verstärken das Gefühl des Geheimnisvollen. Aus der anfänglichen Fremdheit wird durch die Zusammenarbeit Vertrautheit, trotz der immer wieder auftauchenden Kon-flikte und Meinungsunterschiede. Diesen spannenden Prozess konnten wir zu sechst, als Mitglieder des Projekts „Stolpersteine“ erleben.

Von der Idee zum Projekt

Die Idee des Projektes entstand im September 2009, als wir uns zum ersten Mal beim Einführungsseminar getrof-fen haben. In diesen Tagen und in den darauf folgenden Wochen kristallisierten sich das Profil des Projekts und die Mitglieder, die sich für diese Arbeit entschlossen, her-aus. So begannen Verena Bunkus aus Deutschland, Trudy Dahan und Sheer Ganor aus Israel, Martin Hagmayr aus Österreich, Héla Hecker aus Ungarn und Ewa Miskiewicz aus Polen mit der gemeinsamen Arbeit.Am Anfang ging es mehr um die Stolpersteine an sich als um die konkreten Aufgaben, die noch nicht festge-legt waren. Das verbindende Element war die Idee der Stolpersteine, ein Projekt des Kölner Künstlers Gunter Demnig zur Erinnerung und Mahnung an die Opfer des Nationalsozialismus. Die Steine aus Messing werden vor ehemaligen Wohnorten, Arbeitsplätzen oder Schulen seit Ende der 1990er Jahre mit Namen sowie Geburts-, De-portations- und Todesdatum der Opfer verlegt. Als in das Stadtbild eingebettete Gegenstände sind die Steine auch übersehbar, aber wenn jemand während seines alltägli-chen Weges über sie „stolpert“, werden die historischen Ereignisse durch das Aufeinandertreffen zweier Indivi-duen (des Stolpernden und desjenigen, dessen Name auf dem Stein steht) gegenwärtig.Die Erinnerung existiert nur durch allmähliche Verge-genwärtigung des Geschehenen. Mit dieser Überzeugung entschloss sich die Projektgruppe, ehemaliger jüdischer Studierender der damaligen Friedrich-Wilhelms-Univer-sität zu gedenken, die wegen ihrer Herkunft im National-sozialismus schwere Hindernisse überwinden mussten. Die meisten von ihnen wurden exmatrikuliert, wenige

Projektbericht

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dieses Mangels an Informationen über sie, war es uns wichtig, die Erinnerung an sie wach zu halten und ihnen mindestens so viel Aufmerksamkeit zu schenken, wie es diese Steine aus Beton und Messing eben ermöglichen. Wir sind uns bewusst, wie wenig das ist. Die gemeinsame Arbeit hat uns nicht nur wissenschaft-lich bereichert und nicht nur die sichtbaren Ergebnisse sind es, die zählen. Die Aufgabenteilung, die gemeinsa-men Erlebnisse (sowohl Stress als auch viel Spaß), die gemeinsame Suche nach Lösungen, die Freude an posi-tiven Neuigkeiten, die Traurigkeit und Enttäuschung bei „Sackgassen“ während der Recherche – dies alles hat dazu beigetragen, dass wir nicht nur miteinander gearbeitet haben, sondern dabei auch Freunde geworden sind. Und das ist mindestens so wertvoll, wie unsere Ergebnisse.Das Ergebnis unserer vielschichtigen Arbeit ist ausführ-lich in der Broschüre „Versteinerte Spuren“ und auf einer Internetseite nachzulesen:

http://www.hu-berlin.de/ueberblick/geschichte/stolpersteine

und Studenten geleistet. Dank der Angehörigen wurde die Recherche auch mit Fotos und persönlichen Briefen bereichert. Ein anderer Weg war die Suche nach Hinweisen in un-terschiedlichen Quellen. Über einige Personen wurden schon wissenschaftliche Arbeiten oder Biografien veröf-fentlicht und diejenigen, die diese Arbeit geleistet haben, haben sich bereit erklärt, der Projektgruppe mit ihren Er-gebnissen und Ratschlägen weiterzuhelfen. Auch diverse Archive wurden kontaktiert, in denen man einige Bausteine des Lebenslaufs aufzufinden vermute-te. So kam es dazu, dass die Projektgruppe eine Exkur-sion mit Recherchearbeiten in der KZ-Gedenkstätte in Auschwitz durchgeführt hat, dass das Universitätsarchiv der Humboldt-Universität zu Berlin, das Brandenburger Landeshauptarchiv, das Entschädigungsamt Berlin und weitere Archive deutschlandweit, in Israel, Österreich, Po-len und in der Schweiz kontaktiert und die vorhandenen Unterlagen und Akten gründlich erforscht wurden.

Die Erinnerung wach halten

Am Ende konnten 15 Lebensläufe ausführlich rekon-struiert werden. Am 3. Juli 2010 wurden jedoch zwanzig Stolpersteine vor dem Hauptgebäude der Humboldt Uni-versität verlegt. Diejenigen fünf Personen, die zu den 15 hinzukamen, haben kaum Spuren hinterlassen und ihre Gesichter haben nur blasse Umrisse. Aber gerade wegen

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Verena Bunkusaus Deutschland studiert in

Berlin Osteuropastudien an

der Freien Universität.

Trudy Dahanaus Israel studiert in Tel Aviv

an der Hamidrasha School

of Art Beit Berl und war in

Berlin Studentin der Bilden-

den Kunst an der Universität

der Künste.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich das Glück hatte, mit vielen tollen Leuten in Kontakt zu kommen und mit ihnen gemeinsam zu arbeiten.

Berlin ist für mich seit einigen Jahren der Ort, an dem ich lebe. Mittlerweile: Mein Lebensmittelpunkt.

Mein Lieblingsort in Berlin ist der Landwehrkanal in Kreuzberg und das historische Rixdorf in Neukölln.

In Zukunft möchte ich die Freude und die Kraft für so manche Dinge nicht verlie-ren.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass dieses einzigartige Programm außerhalb der Universität die Möglichkeit bietet, sowohl Deutsche als auch Ausländer kennen zu lernen – und das alles mit persönlicher Betreuung.

Berlin ist für mich eine Stadt voller Möglichkeiten.

Mein Lieblingsort in Berlin ist ein kleines Sushi-Restaurant in den S-Bahnbögen am Savignyplatz.

In Zukunft möchte ich meine Karriere vorantreiben und vielleicht sogar in Berlin bleiben.

Projektteam

Page 36: Jahrbuch Berlin Stipendien

D a s P r o g r a m m j a h r36 |

Martin Hagmayraus Österreich ist Student

an der Universität Wien und

studierte in Berlin Geschich-

te an der Humboldt-Univer-

sität.

Sheer Ganoraus Israel ist Studentin an

der Universität Tel Aviv und

studierte in Berlin Geschich-

te an der Humboldt-Univer-

sität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich die Möglichkeit habe, Berlin durch 30 verschiedene, intelligente Augenpaare kennenzulernen.

Berlin ist für mich eine Stadt, wo mir jede Straßenecke eine Geschichte erzählt, und ich möchte alle und jede von ihnen hören.

Mein Lieblingsort in Berlin ist das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park. Dieser Ort, der für mich eine räumliche Widerspiegelung der Menschheit ist, löst immer interessante Gedanken aus.

In Zukunft möchte ich die schönsten Zeiten der jüdischen Diaspora in Berlin neu beleben, wenn es noch möglich ist.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich so viele spannende und unterschiedliche Leute treffen durfte und die Möglichkeit hatte, mit ihnen ein Jahr gemeinsam in Berlin zu leben, zu studieren und an den Projekten zu arbeiten.

Berlin ist für mich Vergangenheit und Zukunft zugleich, mit einem Schuss Gegen-wart. Berlin und das Stipendienjahr wurden zu wichtigen Bausteinen in meinem Leben, auf die ich in Zukunft aufbauen kann.

Mein Lieblingsort in Berlin ist mein internationales Wohnheim Siegmunds Hof mit seiner DDR-Architektur mitten in Westberlin und das Spreeufer, welches für mich bei Siegmunds Hof startet und quer durch die Stadt die tollsten Plätze bereit hält.

In Zukunft möchte ich noch mehr mit internationalen Gruppen arbeiten und so bald wie möglich wieder nach Berlin zurückkehren, auch um zu sehen, wie unser Projekt in Zukunft aufgenommen werden wird. Vor allem möchte ich überallhin, wo ich in den nächsten Jahren sein werde, ein Stück der Lebendigkeit Berlins mitnehmen.

Page 37: Jahrbuch Berlin Stipendien

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Héla Heckeraus Ungarn ist Studentin

an der ELTE Budapest und

studierte in Berlin Kulturwis-

senschaft an der Humboldt-

Universität.

Ewa Miskiewiczaus Polen ist Studentin

an der Adam-Mickiewicz-

Universität in Poznan und

studierte in Berlin Germa-

nistische Linguistik an der

Technischen Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien die Förderung der eigenen Projekt-Initiativen.

Berlin ist für mich Freiheit.

Mein Lieblingsort in Berlin ist das Paul-Lincke- und das Fraenkelufer.

In Zukunft möchte ich weiterhin jeden Morgen am Kanal entlang joggen.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien die Vielfalt der Möglichkeiten, die jeder von uns bekommt, sich nicht nur auf der beruflichen, sondern insbesondere auch auf der persönlichen Ebene zu entwickeln sowie die Gelegenheit, so vielen Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen zu begegnen.

Berlin ist für mich eine Stadt, in der sich jeder zurechtfinden und gut fühlen kann. Eine Stadt, die ständig überrascht.

Mein Lieblingsort in Berlin ist der Zoologische Garten und dessen Umgebung. Es fällt mir jedoch schwer, nur einen Ort zu nennen.

In Zukunft möchte ich so leben, dass ich später stolz auf mich sein kann, meinen Platz in der Welt finden und meine Träume verwirklichen.

Page 38: Jahrbuch Berlin Stipendien

Ewa Borowska, Patrick Lang, Vivien Laumann

Die Verfolgung von Homosexuellen im Nationalsozialismus ist erst in letzter Zeit in den Fokus

der wissenschaftlichen Forschung und des öffentlichen Gedenkens getreten. Die Projektgruppe

beschäftigte sich mit dem schwul-lesbischen Leben in Berlin während der Weimarer Republik bis

zu den Anfängen des Nationalsozialismus. Akribisch recherchierte sie Orte, an denen sich homo-

sexuelle Männer und Frauen trafen, wo sie wohnten und ihren Alltag miteinander verbrachten.

Mit der Gewalt des Nationalsozialismus verschwanden diese Orte. Sie wieder zu finden und zu

entdecken, ist eine wirksame Form, gegen das Vergessen vorzugehen und Erinnerung öffentlich

werden zu lassen. Die Projektgruppe entwickelte einen Stadtrundgang, bei dem man diese Orte

aufsuchte.

SCHWUL-LESBISCHES LEBEN IM BERLIN DER 1920ER JAHRE. EINE SPURENSUCHE: ORTE DER VERFOLGUNG – ORTE DER ERINNERUNG

Page 39: Jahrbuch Berlin Stipendien

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Im Rahmen der Berlin-Stipendien beschäftigten wir uns mit schwul-lesbischem Leben in Berlin in den 1920er Jahren sowie mit der Verfolgung Homosexueller während des Nationalsozialismus und heutiger Erinnerungskultur. Die Zeit der Weimarer Republik war von politischen und wirtschaftlichen Unruhen geprägt, zugleich war ein Zu-gewinn an Freiheit zu verzeichnen: Der Krieg war vorbei, die Menschen sehnten sich nach Veränderungen. Das Ber-liner Vergnügungsgewerbe boomte, in der ganzen Stadt entstanden Kneipen und Tanzsäle – eine heute kaum mehr vorstellbare schwul-lesbische Subkultur entwickelte sich und Berlins Ruf als homosexuelle Metropole ging um die Welt. Die einzigartige schwul-lesbische Subkultur Berlins der 1920er Jahre wurde unmittelbar nach der Machtüber-nahme der Nationalsozialisten weitgehend zerstört und hat nie wieder zu ihrer einstigen Blüte zurückgefunden. Die systematische Verfolgung Homosexueller setzte 1934 ein und reichte bis hin zur Inhaftierung und Ermordung Homosexueller in den Konzentrationslagern. Ein wichtiger Aspekt, mit dem wir uns im Zusammen-hang mit der NS-Homosexuellenverfolgung beschäftigten, war der unterschiedliche Umgang mit Schwulen und Les-ben, der auf die nationalsozialistische Ideologie verweist: Lesben wurden im Gegensatz zu Schwulen nicht systema-tisch verfolgt, da sie in bevölkerungspolitischem Sinne als weniger gefährlich galten. Während sich die Verfolgungs-politik der Nationalsozialisten explizit gegen homosexuel-le Männer richtete, wurden homosexuelle Frauen nicht als Lesben verfolgt. Die NS-Verfolgungspolitik richtete sich jedoch gegen Frauen, die ihre ‚natürliche Rolle‘ nicht er-füllten, dazu konnten auch Lesben zählen.

Gestern – heute – morgen

Unser Ziel war es, Orte schwul-lesbischen Lebens wie Kneipen, Klubs, Tanzsäle, Organisationen und Einrichtun-gen zu recherchieren und ihre Geschichte zu erforschen. Sie sind heute im Stadtbild Berlins nicht mehr präsent, da sie der nationalsozialistischen Ideologie zum Opfer gefallen sind. Im Rahmen unserer Projektarbeit wollten wir auf diese zerstörten Orte hinweisen und ihnen ihr ‚Gesicht‘ und ihre Geschichte zurückgeben. Angelehnt an das Jahresthema ‚Ausgegrenzt und verfolgt: Antwor-ten auf die Erfahrungen im Europa des 20. Jahrhunderts‘ war es uns zudem wichtig, nicht in der Vergangenheit zu verharren, sondern ebenso aktuelle Debatten um Erinne-rungskultur und ‚Entschädigung‘ homosexueller Opfer in

unsere Forschung einzubeziehen. Auch nach 1945 setzte sich die strafrechtliche Verfolgung von Homosexuellen fort, der § 175 wurde erst 1994 komplett aus dem Straf-gesetzbuch gestrichen. Ehemaligen KZ-Häftlingen war es kaum möglich, über ihr Schicksal zu berichten oder es öffentlich zu machen, denn dies wäre der Selbstbezich-tigung einer Straftat gleichgekommen – eine finanzielle ‚Entschädigung‘ blieb den meisten der ehemaligen KZ-Häftlinge bis heute verwehrt.Im Zusammenhang mit unserer Recherche zu Berliner Erinnerungsorten an die nationalsozialistische Homosexu-ellenverfolgung entdeckten wir unterschiedliche Formen des Gedenkens, die die nationalsozialistischen Verbrechen sowie ihre Opfer im Stadtbild sichtbar machen. Um die Formen des Erinnerns und Gedenkens an homosexuelle NS-Opfer ranken sich kontroverse Debatten. So geht es vor allem um die Frage, ob auch lesbischer Frauen als NS-Opfern gedacht werden kann und soll, auch wenn sie während des Nationalsozialismus nicht systematisch verfolgt wurden (s.o.). Diese und andere Fragen um den heutigen Umgang mit den NS-Verbrechen beschäftigte auch uns während des Projektjahres.

Den Orten und Menschen ein Gesicht geben – der Stadtrundgang

Als Präsentationsform unseres Projekts wählten wir einen Stadtrundgang, um die lokalgeschichtlichen Spuren, auf die wir während unserer Projektarbeit gestoßen sind, wie-der sichtbar zu machen. Unser Spaziergang thematisierte Orte schwul-lesbischer Subkultur, die heute verschwun-den sind, aber auch Institutionen der NS-Homosexuel-lenverfolgung sowie heutige Orte der Erinnerung. Der Rundgang führte uns durch Schöneberg als ein Zentrum schwul-lesbischer Subkultur der 1920er Jahre. Es ist uns gelungen, die Geschichte einiger Klubs, Tanzsäle und Organisationen zu recherchieren – ihre Geschichten er-zählten wir, um nachvollziehbar zu machen, was heute nicht mehr existent ist. Weiter führte uns der Weg nach Mitte, wo wir als Ort der Verfolgung den Sitz des ehema-ligen Reichskriminalpolizeiamts vorstellten. Dort war die ‚Reichszentrale zur Bekämpfung der Homosexualität und Abtreibung‘ angegliedert, die das zentrale Element der NS-Homosexuellenverfolgung darstellte. Über den Be-belplatz, als Ort der Bücherverbrennung, endete unser Rundgang beim Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Tiergarten. Hier themati-

Projektbericht

Page 40: Jahrbuch Berlin Stipendien

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sierten wir die Geschichte des § 175 und den Umgang mit der NS-Homosexuellenverfolgung nach 1945 sowie den aktuellen Streit um das „Homo-Denkmal“. Heutige Fra-gen des Gedenkens und Formen der Erinnerung bildeten den Abschluss des Stadtrundgangs. Die verschiedenen Stationen bereiteten wir so auf, dass ne-ben Zahlen und Fakten auch immer biografische Notizen oder Berichte aus den 1920er Jahren eine Rolle spielten. Unsere Intention war es, neben der Wissensvermittlung auch die Geschichten der Menschen zu erzählen, die dies heute selbst nicht mehr tun können. Als Anschauungs-material nahmen wir zudem Fotos und Zeitungsanzeigen zur Hilfe, die das rege schwul-lesbische Vergnügungs- und Kulturgewerbe illustrieren sollten.

Fragen statt Antworten

Unsere Spurensuche in das Berlin der 1920er Jahre er-möglichte es uns, die Stadt auf eine ganz andere Art und Weise neu kennenzulernen. Hinter Orten, die zuvor keine besondere Bedeutung hatten, verbarg sich plötzlich eine spannende Geschichte. Wir besuchten diverse Archive – wie z.B. das Archiv des Schwulen Museums, das Spinn-boden Lesbenarchiv und das Berliner Landesarchiv, um Zeugnisse aus der Weimarer Zeit zu recherchieren und sie heute wieder zugänglich zu machen. Eine eindeutige Antwort auf die Erfahrungen im Europa des 20. Jahrhunderts können wir auch nach einem Jahr Projektarbeit nicht geben, es sind viele neue Fragen auf-getaucht, die sich vor allem um das Thema Erinnerung und Gedenken drehen.

Page 41: Jahrbuch Berlin Stipendien

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Patrick Langaus den USA ist Student an

der SUNY University in Buf-

falo und studierte in Berlin

Politikwissenschaft an der

Freien Universität.

Ewa Borowskaaus Polen ist Studentin an

der Jagiellonen Universität

in Krakau und studierte in

Berlin Skandinavistik und

Slawistik an der Humboldt-

Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich die Möglichkeit bekommen habe, in Berlin zu studieren. Das Treffen vieler interessanter, aus verschiedenen Kulturen stammender Menschen, das meine Weltanschauung deutlich verändert hat, ist für mich auch sehr wichtig.

Berlin ist für mich eine wunderschöne, offene Stadt, die mich sehr oft überrascht und in der ich ein Jahr sehr glücklich verbracht habe.

Mein Lieblingsort in Berlin ist „Kreuzkölln“. Ich mag die Atmosphäre, die Vielfäl-tigkeit, das fantastische Essen und das lebhafte Nachtleben.

In Zukunft möchte ich mein Studium abschließen und nach Berlin zurückkeh-ren.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien die Freundschaften, die ich sonst nicht geschlossen hätte. Das Programm hat mir die Gelegenheit gegeben, viele interessante Leute kennenzulernen, und einige sogar näher kennenzulernen, und zwar in einem Zusammenhang, der interessante Gespräche und Einsichten fördert.

Berlin ist für mich immer noch schwierig im Ganzen zu erfassen. Das ist vielleicht die Natur aller Großstädte, aber ich glaube, Berlins geschichtliche Brüche haben hier dazu beigetragen.

Mein Lieblingsort in Berlin ist das Aussichtsplateau im Grunewald, von dem ich sehr gern auf Berlin herabschaue. Dort ist die Stadt übersichtlicher, ihre Grenzen und das Zentrum eindeutig, dort ist der Wind kühler und die Luft auch frischer.

In Zukunft möchte ich zunächst mein politikwissenschaftliches Studium weiter-führen. Alle anderen Pläne sind immer noch zu langfristig und zu unsicher, um sie mitzuteilen.

Projektteam

Page 43: Jahrbuch Berlin Stipendien

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Vivien Laumannaus Deutschland studiert in

Berlin Psychologie an der

Freien Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich Berlin noch mal ganz anders ‚entdecken’ kann.

Berlin ist für mich ein urbanes Dorf.

Mein Lieblingsort in Berlin ist das Ufer des Landwehrkanals.

In Zukunft möchte ich Zeit haben, schöne Dinge zu tun.

Page 44: Jahrbuch Berlin Stipendien

Die Projektgruppe beschäftigte sich mit in Berlin lebenden Roma aus dem ehemaligen Jugoslawi-

en. Wie gehen vor allem jugendliche Roma in Berlin mit Ausgrenzungserfahrungen um? Wie prä-

gen diese Erfahrungen ihr Selbstverständnis? Was macht das Selbstverständnis junger Roma in

Berlin überhaupt aus, jenseits von Diskriminierung und Ausgrenzung? Dies waren die zentralen

Fragen, die sich die Projektgruppe stellte und mit denen sie nicht zuletzt gegen antiziganistische

Klischees Position bezog. Das Resultat war eine Fotoausstellung, in der das Leben junger Roma

porträtiert wurde.

ROMA IN BEWEGUNG – ROMA IN BERLINJonna Josties, Lauren Karplus, Laima Laizane, Veronika Patocková, Jakub Tomišek

Page 45: Jahrbuch Berlin Stipendien

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Projektbericht

Wir beschäftigten uns mit der aktuellen Situation der in Berlin lebenden Roma. Unser Fokus richtete sich dabei auf die Roma aus dem ehemaligen Jugoslawien, die seit 1990 als Flüchtlinge nach Deutschland gekommen sind.Die Lage der Roma ist in der deutschen Mehrheitsge-sellschaft nicht genügend bekannt und beachtet. In Deutschland sind nach wie vor antiziganistische Bilder vom „Zigeuner“ weit verbreitet, sodass das Leben vieler Roma in Deutschland von alltäglichen Ausgrenzungs- und Diskriminierungserfahrungen bestimmt ist. Außerdem leben viele Roma-Flüchtlinge auch nach Jahren oder so-gar Jahrzehnten in Deutschland ohne einen gesicherten Aufenthaltsstatus, was für sie eine ständige Angst vor Abschiebung bedeutet. Unsere Gruppe griff diese Pro-blematik auf, um auf die Situation der Roma in Berlin aufmerksam zu machen und für das Thema allgemein zu sensibilisieren. Als Präsentationsform entschieden wir uns für eine Ausstellung.

Auf der Suche nach Antworten

Unsere Projektarbeit bestand aus vier Teilen. Die Arbeit eröffneten wir mit Recherchen, die wir als Voraussetzung für ein erfolgreiches Projekt betrachteten. Wichtig war uns, uns über die Geschichte und Kultur, aber auch über die gegenwärtige Lage der Roma in ganz Europa zu infor-mieren. Wir beschäftigten uns mit den antiziganistischen Vorurteilen, denen Roma europaweit ausgesetzt sind und mit der spezifischen Entwicklung des Antiziganismus in Deutschland während und nach dem Nationalsozialis-mus. Weil uns die Situation der Roma-Flüchtlinge aus dem ehemaligen Jugoslawien besonders interessierte, in-formierten wir uns zudem über das deutsche Asylrecht und über die rechtlichen Perspektiven der Flüchtlinge in Deutschland. Darüber hinaus befassten wir uns mit der Geschichte Jugoslawiens und dem aktuellen Stand der Minderheitenrechte in den heutigen Nachfolgestaaten.

Kontakte und Begegnungen

Unsere Projektarbeit blieb aber von Anfang an nicht nur bei einem theoretischen Informationensammeln, sondern wir bemühten uns auch, einen Einblick in Themen zu gewinnen, die für Roma selbst aktuell und wichtig sind. Dabei half uns vor allem unsere Teilnahme an verschie-denen Konferenzen und Begegnungen, die den zweiten Teil unserer Arbeit bildete. Schon während der im Oktober

2009 stattfindenden Bundesjugendvernetzung der Sinti und Roma in Berlin knüpften wir Kontakte, unter ande-rem zu Amaro Drom, die uns den Zugang zu anderen Konferenzen eröffneten. Dazu gehörten zum Beispiel der „Bundesjugendtag der Deutschen Jugend in Europa“ im März 2010, die ASF-Jahresversammlung mit dem Thema „Sinti und Roma in Europa“ im April 2010 und letztlich ein Briefing im Deutschen Bundestag zur Situation der Roma, Aschkali und Ägypter im Kosovo, das vom Zentral-rat Deutscher Sinti und Roma im Mai 2010 ausgehandelt wurde. Es waren aber nicht nur politische und informative Veranstaltungen, an denen unsere Gruppe teilnahm. Wir waren außerdem bei der Vorbereitung zweier von Amaro Drom organisierten kulturellen Ereignisse direkt beteiligt: beim Internationalen Tag der Roma am 8. April und der Jugendbegegnung zwischen Roma und Nicht-Roma an-lässlich des St. Georgstages am 8. Mai.Der dritte Teil unserer Arbeit waren Interviews mit Roma-Jugendlichen, die uns ihr alltägliches Leben in Berlin na-hebrachten. Wir lernten vier Jugendliche im Alter von 15 bis 22 Jahren kennen, die sich bereit erklärten, mit uns ein offenes, themenfokussiertes Interview über ihre Her-kunft, ihre Erfahrungen als Flüchtlinge, ihre persönliche Beziehung zu Deutschland und Berlin und ihre Zukunfts-vorstellungen zu führen. Auf diese Weise wurde unsere bisherige Arbeit passend ergänzt und die Ergebnisse, zu denen wir im Laufe der Recherchen kamen, erhielten wortwörtlich ein menschliches Gesicht.

Bewegung als Leitmotiv

Der vierte Teil unserer Arbeit war eine große Herausfor-derung für uns. Wir mussten die Menge an gesammeltem Material in einen kompakten Komplex von Informationen ordnen. Am Ende einigten wir uns auf 15 Ausstellungsta-feln mit Texten und Bildern sowie auf eine Installation, die eine Slideshow mit den Erzählungen der Roma-Jugend-lichen zeigt. Als Leitmotiv der Ausstellung wählten wir die Bewegung. So handelt die Ausstellung einerseits von jungen Roma, die in Berlin leben und sich in der Stadt bewegen und andererseits von Vorurteilen, die immer noch in den Köpfen von Menschen festsitzen, sowie von Verfolgung, Ausgrenzung und erzwungener Bewegung.

Junge Roma in Berlin

Die jungen Roma erzählten uns von ihren Wegen, Umwe-

Jonna Josties, Lauren Karplus, Laima Laizane, Veronika Patocková, Jakub Tomišek

Page 46: Jahrbuch Berlin Stipendien

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gen, von ihren Zukunftsträumen und davon, was Heimat für sie bedeutet. Adrijana, 17, beschrieb ihr Verständnis von Heimat zum Beispiel folgendermaßen:

„Also meine Heimat ist dort, wo ich mich gerade wohl füh-le. Und das wäre jetzt hier, Berlin. Ich komme schon aus Serbien, ich bin auch da geboren, aber dort ist nicht meine Heimat. Ich bin hier aufgewachsen. Wenn mich jemand fragt, wo meine Heimat ist, dann antworte ich: Berlin, Wedding!“

Außerdem zeichneten die Jugendlichen sogenannte „Men-tal Maps“ von ihrem ganz persönlichen Berlin, mit all den für sie wichtigen Orten. Ein junges Roma-Mädchen malte aber statt Berlin ein Land, das sie „Zigoland“ nannte und als „ein Land für mein Volk mit viel Sonne und Strand“ beschreibt. Wir wissen nicht genau, warum sie es malte, aber vielleicht verbirgt sich dahinter der Wunsch nach einem Ort, an dem Roma leben können, ohne Angst vor Diskriminierung und Verfolgung. Denn gegenüber keiner anderen Minderheit ist Diskriminierung und Rassismus so weit verbreitet.

Die fehlenden Antworten

Der Antiziganismus ist in Deutschland sowie in ganz Eu-ropa immer noch präsent und führt zur Diskriminierung, Ausgrenzung bis hin zur Verfolgung. Das hat zur Konse-quenz, dass viele Roma ihre Identität verheimlichen. So

raten viele Eltern ihren Kindern dazu, in der Schule zu verschweigen, dass sie Roma sind. Im Nationalsozialismus wurden rund 500.000 Sinti und Roma ermordet. Bis heute wurde das Mahnmal für die im Nationalsozialismus ermordeten Sinti und Roma nicht realisiert. Mahnung und Gedenken an den Völkermord an Sinti und Roma haben also auch im Jahr 2010 keinen würdigen Platz in der Berliner Stadtlandschaft. Ein weiteres Problem ist die geplante Abschiebung von rund 10.000 Roma in den Kosovo, die nach einem bi-lateralen Abkommen zwischen der deutschen und der kosovarischen Regierung vom 14. April 2010 bis 2013 erfolgen wird. Die rückkehrenden Roma müssen oft in Baracken ohne Heizung und fließendes Wasser hausen, haben fast keine Chance auf eine Arbeitsstelle oder so-ziale Absicherung und sind immer wieder rassistischen Angriffen ausgesetzt. Unter den 10.000 Menschen sind auch Kinder und Jugendliche, die in Deutschland geboren wurden und nur deutsch sprechen. Aus den genannten Gründen ist die Abschiebung der Kosovo-Roma äußerst fragwürdig.„Ausgegrenzt und verfolgt: Antworten auf die Erfahrun-gen im Europa des 20. Jahrhunderts“ – so hieß unser Jahresthema. Am Ende unserer Projektarbeit stellen wir uns die Frage, wo sind die Antworten? Im Bezug auf die Sinti und Roma blieben sie viel zu lange aus bzw. müssen noch gefunden werden. Im Europa des 21. Jahrhunderts werden Sinti und Roma immer noch ausgegrenzt und verfolgt.

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Jonna Jostiesaus Deutschland studiert in

Berlin Geschichte und Eu-

ropäische Ethnologie an der

Humboldt-Universität.

Lauren Karplusaus den USA ist Studentin

an der University of Illinois

und studierte in Berlin Poli-

tikwissenschaft an der Freien

Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass viele verschiedene junge Men-schen aus unterschiedlichen Ländern zusammenkommen, gemeinsam Berlin er-kunden und an Projekten arbeiten. Durch die Projektarbeit habe ich viel gelernt und darüber hinaus neue Einblicke in die Vielfalt Berlins bekommen. Zusammen mit den anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten auf Entdeckungsreise in Berlin zu sein, war ein ganz besonderes Erlebnis für mich!

Berlin ist für mich zu Hause zu sein und immer wieder Neues zu entdecken.

Mein Lieblingsort in Berlin ist Kreuzberg rund um das Kottbusser Tor.

In Zukunft möchte ich immer wieder in interkulturellen Projekten mitwirken.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass man hier in Berlin eigene Projektideen verwirklichen kann.

Berlin ist für mich arm aber sexy! Aber im Ernst, Berlin ist wie ein alter Kumpel. Es gibt immer Überraschungen oder Neuigkeiten, und trotzdem ist alles auch immer dasselbe.

Mein Lieblingsort in Berlin ist meine WG in Tempelhof. Wenn das Großstadtleben zu viel wird, kann ich mich dorthin zurückziehen. Dort fühle ich mich richtig wohl.

In Zukunft möchte ich zuerst mich als Mensch und danach vielleicht auch ein bisschen von der Welt verbessern. Mein Studium werde ich zunächst abschließen, aber wie es danach weiter geht, weiß ich noch nicht.

Projektteam

Page 48: Jahrbuch Berlin Stipendien

D a s P r o g r a m m j a h r48 |

Laima Laizaneaus Lettland ist Studentin an

der Kunstakademie Lettland

in Riga und studierte Pro-

duktdesign an der Universi-

tät der Künste.

Veronika PatockováAus Tschechien ist Studentin

an der Karls-Universität in

Prag und studierte in Berlin

Dolmetschen und Überset-

zen für Deutsch-Tschechisch

und Soziologie an der Hum-

boldt-Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass alles so gut organisiert war. In jedem Moment hatte ich das Gefühl, dass mir geholfen wird, wenn es nötig sein sollte.

Berlin ist für mich eine Stadt der vielen Möglichkeiten. Eine Stadt, voll mit un-entdeckten Orten und Geschichten. Berlin besitzt einen besonderen Charme und Lebendigkeit.

Mein Lieblingsort in Berlin ist mein Bezirk: Schöneberg und der dortige Viktoria-Luise-Platz. Der tägliche Weg zur U-Bahn, die Vögel, die dort leben, die Kaninchen, die man dort früh morgens und spät abends sehen kann.

In Zukunft möchte ich länger in Berlin bleiben.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass die Stipendiaten die Möglichkeit erhalten, durch ihre Aktivitäten zu einer respektvolleren und toleranteren Gesell-schaft beizutragen und ihre eigenen, nicht nur fachlichen Kompetenzen während des Auslandsstudiums und der Projektarbeit zu entwickeln.

Berlin ist für mich eine Stadt, die für viele Menschen eine Chance bedeutet, neu oder anders anzufangen – seien es Auslandsstudenten oder Menschen mit Migra-tionshintergrund. Für mich ist Berlin eine Stadt, in der jeder Suchende genügend Raum finden kann, so dass er sich nicht eingeengt fühlt.

Mein Lieblingsort in Berlin ist erstens mein kleines Zimmer in Kreuzberg und zweitens jeder Kiez in der Umgebung, der für mich eine eigene, einzigartige Be-deutung hat: „mein“ Graefekiez mit der Urbanstraße, der „feine“ Bergmannkiez mit allen seinen Cafés, der „naturgebundene“ Reuterkiez mit dem Landwehrkanal und dem Türkischen Markt, der „abenteuerliche“ Flughafenkiez mit den für unser Projekt wichtigen Orten.

In Zukunft möchte ich mir selbst die Möglichkeiten schaffen, die mir die Berlin-Stipendien angeboten haben.

Page 49: Jahrbuch Berlin Stipendien

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Jakub Tomisekaus Tschechien ist Student

an der Karls-Universität in

Prag und studierte in Berlin

Politikwissenschaft an der

Freien Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich durch den Kontakt mit anderen Stipendiatinnen und Stipendiaten neue Perspektiven gewonnen habe.

Berlin ist für mich eine Stadt, in der man sein ganzes Leben verbringen kann.

Mein Lieblingsort in Berlin ist der Landwehrkanal in Kreuzberg.

In Zukunft möchte ich noch viel mehr lernen.

Page 50: Jahrbuch Berlin Stipendien

Die Projektgruppe ging der Frage nach, wie – mit der Erfahrung des 20. Jahrhunderts und der

Erinnerung an die Verbrechen des Zweiten Weltkrieges – rechtsextreme Parteien in Berlin an

Popularität gewinnen konnten. Welche sozio-kulturellen Bedingungen sind hierfür entscheidend?

Was sind die Argumentationsmuster solcher Parteien? In ihrer Untersuchung verbindet die Pro-

jektgruppe quantitative Untersuchungsformen mit qualitativer Forschung.

RECHTSEXTREME PARTEIEN IN BERLIN – EINE WAHLANALYSE

Aliaksandr Kuzmitski, Maria Toropova, Jirí Waldhauser

Page 51: Jahrbuch Berlin Stipendien

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Projektbericht

Wohlstand fanden wir in den Statistischen Jahrbüchern und den Statistischen Berichten des Amts für Statistik Berlin-Brandenburg.Zum Einen haben wir eine Verlagerung der „Beliebtheit“ der rechtsextremen Parteien aus dem Westen in den Osten der Stadt beobachtet, was dem Trend, der in der ganzen Bundesrepublik zu beobachten ist, entspricht. Zum an-deren haben wir die traditionelle und die neue Hochburg des Rechtsextremismus in Berlin gefunden, nämlich die Stadtbezirke Wedding bzw. Marzahn-Hellersdorf sowie den Bezirk, in dem die rechtsextremen Parteien am schwächsten ist: Zehlendorf-Steglitz. Was die Erklärung des rechtsextremen Wahlverhaltens anhand der Erwerbs-losigkeit, der Ausländeranzahl, des Wohlstands oder der Wahlbeteiligung betrifft, haben wir uns überzeugt, dass, trotz einiger interessanten Fälle, keine vereinfachenden, universellen Aussagen über die Ursachen des rechtsext-remen Wahlverhaltens zu treffen sind.

Programmatik der rechtsextremen Parteien: Eine qualitative Analyse

Im qualitativen Teil unserer Projektarbeit, der von Alexan-der Kuzmitski erarbeitet wurde, sind wir explizit auf die Bundestagswahlprogramme der rechtsextremen Parteien sowie auf einige wichtige Werbemittel, wie z.B. die Wahl-plakate, eingegangen. In unserer Arbeit haben wir ver-sucht, mit Hilfe der Text- und Bildanalyse Ähnlichkeiten und Tendenzen in der Entwicklung der Wahlprogramma-tik und Werbestrategien dieser Parteien zu erschließen.Das Objekt der Studie waren die Bundestagswahlprogram-me der größten rechtsextremen Parteien Deutschlands: der Nationaldemokratischen Partei Deutschlands (NPD), der Deutschen Volksunion (DVU) und der Republikaner (REP), die in der Zeit von 1990 bis 2009 kandidiert haben. Dreizehn Programme aus dieser Zeitperiode standen im Vordergrund unserer Untersuchung, in der alle Parteipro-gramme nach fünf forschungsrelevanten Kategorien ana-lysiert worden sind. Die folgenden Kategorien waren von Schlüsselbedeutung für die gesamte Analyse: Ausländer, Sozialfragen (Arbeitslosigkeit), Wirtschaft (Wohlstand), Einstellung zur Geschichte (Holocaust und NS-Zeit) und besondere Themen, je nach Jahr.Zuerst wurden die allgemeinen Schwerpunkte aller Wahl-programme nach Jahr und Partei festgestellt. Dann hat sich die gesamte Analyse der Parteiprogramme in zwei Teile gegliedert. Die ersten Wahlprogramme (1990–1998)

Unsere Projektgruppe hat sich die Frage gestellt, wie es möglich ist, dass in Berlin, einer Stadt, die das neue, weltoffene und vereinigte Deutschland symbolisiert, Parteien, die nach wie vor Ausgrenzung und Verfolgung in ihrer Programmatik haben, einen nicht zu vernach-lässigenden Anteil der Wählerschaft für sich gewinnen können? Dass der Rechtsextremismus trotz der schreck-lichen Erfahrungen des 20. Jahrhunderts in Europa des 21. Jahrhunderts nicht überwunden ist, veranlasste uns dazu, dieses Phänomen aus zweierlei Sicht zu untersu-chen: das Wahlverhalten in Berlin zu analysieren und sich mit der Wahlprogrammatik der rechtsextremen Parteien auseinanderzusetzen.

Rechtsextremistisches Wahlverhalten in Berlin: Eine quantitative Analyse

Der quantitative Teil unserer Projektarbeit, der von Maria Toropova und Jiri Waldhauser erarbeitet wurde, hatte sich zwei Ziele vorgenommen. Erstens eine der wichtigsten Erscheinungsformen des Rechtsextremismus, das rechts-extreme Wahlverhalten und seine Entwicklungstendenzen in der Stadt Berlin und seiner einzelnen Bezirken zu un-tersuchen; und zweitens den Zusammenhang zwischen der Verbreitung des rechtsextremen Wahlverhaltens und vier potenziellen Erklärungsfaktoren, nämlich der Aus-länderanzahl, der Erwerbslosigkeit, des Wohlstands und der Wahlbeteiligung zu analysieren.Zuerst haben wir uns die offiziellen Wahlergebnisse aller Wahlen, die in Berlin seit der Wiedervereinigung Deutsch-lands 1990 stattfanden, angeschaut und die Entwicklung des Abschneidens der rechtsextremen Parteien in der ganzen Stadt und ihren einzelnen Stadtteilen beobach-tet. Der untersuchte Zeitraum war die Zeit zwischen der ersten gesamtdeutschen Bundestagswahl am 2. Dezember 1990 und der letzten Bundestagswahl vom 27. September 2009, die wir schon als Stipendiaten in Berlin mitverfol-gen konnten. Die Ergebnisse der rechtsextremen Parteien haben wir auch für Stadtbezirke einzeln betrachtet, um untersuchen zu können, wie sich die ehemaligen Ost-berliner im Vergleich mit den ehemaligen Westberliner Bezirken verhalten und in welchen Bezirken die extreme Rechte traditionell besser bzw. schlechter abschneidet. Des Weiteren untersuchten wir, ob es Zusammenhänge zwi-schen dem Abschneiden der rechtsextremen Parteien und den oben erwähnten potentiellen Erklärungsfaktoren gibt. Angaben zur Ausländeranzahl, Erwerbslosigkeit und dem

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haben einen wirtschaftlichen Schwerpunkt, der sich in allen weiteren Programmen (2002–2009) zusammen mit einer autoritären Schattierung in den sozialen Bereich verlagert. Dies entspricht den Bedürfnissen der Wähler, deren Interessen die späteren Parteiprogramme wider-spiegeln.Zwei ganz besondere Themen tauchen in den meisten Programmen auf: die Einstellung zur Geschichte des Drit-ten Reichs und zu globalisierungsrelevanten Themen, wie zum Beispiel der Austritt aus der NATO, der EU und der sich weiter verbreitende Amerikanismus (das Problem „Denglisch“).Eines der wichtigsten Mittel der Wahlwerbung von rechtsextremen Parteien stellt die Plakatierung dar, die auch im Mittelpunkt unserer Studie steht. Dabei wurden bestimmte Ähnlichkeiten in der Wahlplakatierung von NPD und DVU festgestellt, was auch sein Niederschlag in den Wahlprogrammen der beiden Parteien findet. Ein Beispiel dafür wäre die Ausländerfeindlichkeit, vor allem gegenüber Osteuropäern, denen man die meisten sozialwirtschaftlichen Probleme zu verdanken habe. Es wird außerdem mit denselben Farben (schwarz, weiß und rot) wie zur NS-Zeit geworben. Die Plakatwerbung der Republikaner unterscheidet sich insbesondere durch die gewählten Farben. Die Themen bleiben zwar gleich, werden aber unter einem deutlich anderen Blickwinkel dargestellt. Es ist hervorzuheben, dass den Kernpunkt der Parteiprogrammatik der Republikaner die soziale Si-cherheit, der Austritt aus „dieser EU“ und die Gefahr der Islamisierung Deutschlands darstellt.

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Maria Toropovaaus Russland ist Studentin

an der Staatlichen Universi-

tät in Kasan und studierte in

Berlin Politikwissenschaft an

der Freien Universität.

Aliaksandr Kuzmitskiaus Belarus ist Student an

der Janka-Kupala-Universität

in Grodno und studierte

in Berlin Germanistische

Linguistik an der Humboldt-

Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien deren Internationalität und Vielfalt; die Leute, die uns betreut haben; die wunderbaren Mitstipendiaten; die Chance, die mir dieses Stipendium gegeben hat, mich verwirklichen und weiter entwickeln zu können; die neue Perspektive, die ich bekommen habe.

Berlin ist für mich die Stadt, wo ich endlich an mich selbst geglaubt habe, wo ich unschätzbare Erfahrungen gemacht habe, die Stadt, in die ich unbedingt zurück-kehren möchte.

Mein Lieblingsort in Berlin ist der Prenzlauer Berg, wo eine wunderbare Atmosphäre herrscht, wo es wirklich ein Spaß ist, durch die schönen Straßen spazieren zu gehen und in einem gemütlichen Café eine Tasse heißer Schokolade zu trinken.

In Zukunft möchte ich studieren, Karriere machen, die Welt entdecken. Vielleicht werde ich in einer großen Internationalen Organisation tätig sein, um meinen be-scheidenden Beitrag für die positive Entwicklung der internationalen Beziehungen zu leisten.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien die Möglichkeit, mich auf hohem Niveau und mit der partizipativen Unterstützung von Fachleuten mit Fragen aus-einanderzusetzen, auf die man heute immer seltener explizit eingeht, sondern oft-mals außer Acht lässt. Dabei sind sie von einer besonderen Bedeutung für unsere gemeinsame Zukunft.

Berlin ist für mich das Zentrum des zivilgesellschaftlichen Lebens in Deutschland; die Stadt der unzähligen Möglichkeiten, wo man sich in alle Richtungen frei entfalten kann und wo keine der kreativen Initiativen verloren geht.

Mein Lieblingsort in Berlin ist der Treptower Park, wo die Toleranz der Deutschen und ihre Einstellung zur neueren Geschichte am besten zum Ausdruck kommen.

In Zukunft möchte ich in einer interkulturellen bzw. internationalen deutsch-bela-russischen Organisation tätig sein und dadurch meinen eigenen Beitrag zur Annä-herung und Integration Belarus’ in die EU leisten.

Projektteam

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Jirí Waldhauseraus Tschechien ist Student

an der Wirtschaftsuniversität

in Prag und studierte in Ber-

lin Volkswirtschaftslehre an

der Humboldt-Universität.

Mir gefällt besonders an den Berlin-Stipendien, dass ich durch sie einige Menschen kennen gelernt habe, die für immer meine Freunde bleiben.

Berlin ist für mich eine Stadt, die „arm aber sexy“ ist.

Mein Lieblingsort in Berlin ist der Tiergarten bei Regen oder in der Nacht, wenn man dort ganz allein ist.

In Zukunft möchte ich ein nicht allzu anständiges Leben führen, jung bleiben und Spaß haben!

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PROGRAMMJAHR IM ÜBERBLICK

„Mir hat besonders die Möglichkeit gefallen, über sich nachzudenken sowie darüber, woher man

kommt, wo man ist und wohin man gehen möchte.“

Alona Tuliakova, Stipendiatin aus der Ukraine

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S E P T E M B E R 2 0 0 9

π Einführungsseminar in der Bildungsstätte „Kurt Löwen-stein“, Werftpfuhl

π Sprachkurs

π Stadtführung und Rallye durch Kreuzberg

π Besuch der Gedenkstätte Ber-liner Mauer, Bernauer Straße

π Besuch der Gedenkstätte Sachsenhausen

π Besuch im Anne-Frank-Zen-trum und der Blindenwerk-statt Otto Weidt

π Rundgang zur Geschichte der FU mit Prof. Dr. Wolfgang Wippermann

π Besuch im Jüdischen Muse-um Berlin

π Stadtrundgang Prenzlauer Berg

π Theaterbesuch: „Dritte Ge-neration“, Schaubühne am Lehniner Platz

O K T O B E R 2 0 0 9

π Ausstellungsbesuch „Berlin 89/09 – Kunst zwischen Spurensuche und Utopie“, Berlinische Galerie

π Interkulturelles Training

π Auftakt: Projektseminar „Ausgegrenzt und verfolgt: Antworten auf die Erfahrun-gen im Europa des 20. Jahr-hunderts“ Stammtisch im Café Orange

π Vortrag Prof. Dr. Michael Wildt (HU Berlin) über die Geschichte des Nationalsozia-lismus

π Eröffnungsempfang in der Stiftung EVZ

N O V E M B E R 2 0 0 9

π Projektseminar

D E Z E M B E R 2 0 0 9

π Sprechkonzert: „Musik als geistiger Widerstand. Jüdische Komponisten in nationalsozi-alistischen KZ und im Gulag“, Jüdisches Gemeindehaus

π Projektseminar: Vortrag und Führung mit Prof. Dr. Schnal-ke im Medizinhistorischen Museum der Charité

π Weihnachts-/Chanukkafeier

J A N U A R 2 0 1 0

π Vortrag Günter Saathoff zur Arbeit der Stiftung EVZ.Stammtisch

π Projektseminar

π Ausstellungsbesuch: „Frem-de? Bilder von den ‚Anderen‘ in Deutschland und Frank-reich seit 1871“, Deutsches Historisches Museum

PROGRAMMKALENDER 2009/10

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F E B R U A R 2 0 1 0

π Workshop mit Expertenge-sprächen und Zwischenbilanz des ersten Programmhalbjah-res

π Studientag in der Gedenk- und Bildungsstätte Haus der Wannseekonferenz

M Ä R Z 2 0 1 0

π Stammtisch in der „Deponie“

A P R I L 2 0 1 0

π Projektseminar. Stammtisch im Café Chagall

π Exkursion nach Potsdam: Besuch der Gedenkstätte Lin-denstraße und des Kronguts Bornstedt

π Filmabend im Orbis: „Das Massaker von Katyn“ (Regie: Andrzej Wajda)

M A I 2 0 1 0

π Projektseminar

π Projektpräsentation: Vernissa-ge „MEMO_RAISING“

π Theaterbesuch: „Holzschlach-ten. Ein Stück Arbeit“, Schau-bühne am Lehniner Platz

J U N I 2 0 1 0

π Projektpräsentationen: Lange Nacht der Wissenschaften

π Gespräche mit Siegmund Ehr-mann und Wolfgang Thierse, Mitglieder des Bundestages.Vortrag im Plenarsaal zum Deutschen Bundestag. Stammtisch am Bundespres-sestrand

π Auswertung des Projektsemi-nars.

π Stadtrundgang der Projekt-gruppe „Schwul-lesbisches Leben im Berlin der 1920er Jahre“

J U L I 2 0 1 0

π Verlegung von 20 Stolperstei-nen vor dem Hauptgebäude der HU

π Auswertungsseminar in der Jugendbildungsstätte Helmut-Gollwitzer-Haus, Wünsdorf

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Name: Jan Bartknecht Heimatland: DeutschlandBerliner Uni: FUStudienfach: Geschichte, Soziologie, OsteuropastudienE-Mail: [email protected]

Name: Ewa Borowska Heimatland: PolenHeimatuni: Jagiellonen Universität KrakauBerliner Uni: HUStudienfach: Slawische Sprachen und Literaturen, Nordeuropa-StudienE-Mail: [email protected]

Name: Verena Bunkus Heimatland: DeutschlandBerliner Uni: FUStudienfach: OsteuropastudienE-Mail: [email protected]

Name: Trudy Dahan Heimatland: IsraelHeimatuni: Hamidrasha School of Art Beit Berl, Tel AvivBerliner Uni: UdKStudienfach: Bildende KunstE-Mail: [email protected]

STIPENDIATINNEN UND STIPENDIATEN 2009/10

Name: Sheer Ganor Heimatland: IsraelHeimatuni: Tel Aviv UniversitätBerliner Uni: HUStudienfach: Geschichte, Kulturwissen-schaftE-Mail: [email protected]

Name: Martin Hagmayr Heimatland: ÖsterreichHeimatuni: Universität WienBerliner Uni: HUStudienfach: GeschichteE-Mail: [email protected]

Name: Héla Hecker Heimatland: UngarnHeimatuni: ELTE BudapestBerliner Uni: HUStudienfach: KulturwissenschaftE-Mail: [email protected]

Name: Jonna Josties Heimatland: DeutschlandBerliner Uni: HUStudienfach: Geschichte, Europäische EthnologieE-Mail: [email protected]

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Name: Aliaksandr Kuzmitski Heimatland: BelarusHeimatuni: Janka-Kupala-Universität GrodnoBerliner Uni: HUStudienfach: Germanistische LinguistikE-Mail: [email protected]

Name: Lauren Karplus Heimatland: USAHeimatuni: University of Illinois at Urba-na-ChampaignBerliner Uni: FUStudienfach: PolitikwissenschaftE-Mail: [email protected]

Name: Olena Kukharets Heimatland: UkraineHeimatuni: Nationale Linguistische Universität KiewBerliner Uni: HUStudienfach: DeutschE-Mail: [email protected]

Name: Katarzyna Konczal Heimatland: PolenHeimatuni: Adam-Mickiewicz-Universität PoznanBerliner Uni: HUStudienfach: Deutsche Literatur, Kultur-wissenschaftE-Mail: [email protected]

Name: Laima Laizane Heimatland: LettlandHeimatuni: Kunstakademie Riga Berliner Uni: UdKStudienfach: ProduktdesignE-Mail: [email protected]

Name: Patrick Lang Heimatland: USAHeimatuni: SUNY University of Buffalo, NYBerliner Uni: FUStudienfach: PolitikwissenschaftE-Mail: [email protected]

Name: Vivien Laumann Heimatland: DeutschlandBerliner Uni: FUStudienfach: PsychologieE-Mail: [email protected]

Name: Paulina M. Maciak Heimatland: PolenHeimatuni: Theaterakademie „A. Zelwe-rowicz“/ Universität WarschauBerliner Uni: FUStudienfach: Theaterwissenschaften, GeschichteE-Mail: [email protected]

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P r o g r a m m j a h r i m Ü b e r b l i c k62 |

Name: Ruth Orli Mosser Heimatland: ÖsterreichBerliner Uni: HUStudienfach: Geschichte, Regionalstudien Asien/AfrikaE-Mail: [email protected]

Name: Sebastian Neubauer Heimatland: DeutschlandBerliner Uni: FUStudienfach: PolitikwissenschaftE-Mail: [email protected]

Name: Ewa Miskiewicz Heimatland: PolenHeimatuni: Adam-Mickiewicz-Universität PoznanBerliner Uni: TUStudienfach: Germanistische LinguistikE-Mail: [email protected]

Name: Rafał Nowatkowski Heimatland: PolenHeimatuni: Technische Universität PoznanBerliner Uni: TUStudienfach: Energie- und Gebäude-technikE-Mail: [email protected]

Name: Maria Toropova Heimatland: RusslandHeimatuni: Staatliche Universität KasanBerliner Uni: FUStudienfach: PolitikwissenschaftE-Mail: [email protected]

Name: Dmitry Shigaev Heimatland: RusslandHeimatuni: Staatliche Universität Astra-chanBerliner Uni: HUStudienfach: Molekulare Lebenswissen-schaftenE-Mail: [email protected]

Name: Jakub Tomišek Heimatland: TschechienHeimatuni: Karls-Universität PragBerliner Uni: FUStudienfach: PolitikwissenschaftE-Mail: [email protected]

Name: Veronika Patocková Heimatland: TschechienHeimatuni: Karls-Universität PragBerliner Uni: HUStudienfach: Deutsch, Sozialwissen-schaftenE-Mail: [email protected]

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Name: Viktoriya Trapeznikova Heimatland: UsbekistanHeimatuni: Universität für Weltwirtschaft und Diplomatie TaschkentBerliner Uni: HWRStudienfach: Business AdministrationE-Mail: [email protected]

Name: Alona Tuliakova Heimatland: UkraineHeimatuni: LCC International University Klaipeda, LitauenBerliner Uni: HWRStudienfach: Business AdministrationE-Mail: [email protected]

Name: Jirí Waldhauser Heimatland: TschechienHeimatuni: Wirtschaftsuniversität PragBerliner Uni: HUStudienfach: VWLE-Mail: [email protected]

Name: Anja Wenzel Heimatland: DeutschlandBerliner Uni: HUStudienfach: PsychologieE-Mail: [email protected]

Name: Anna Zalikowska Heimatland: PolenHeimatuni: Universität Warschau Berliner Uni: HUStudienfach: AnglistikE-Mail: [email protected]

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Unser Dank für die gute Kooperation gilt den Kolleginnen und Kollegen in den Akademischen Auslandsämtern der Berliner Partnerhochschulen: Dr. Wedigo de Vivanco und Regina Rahm (Freie Universität Berlin), Dr. Carola Beckmeier (Tech-nische Universität Berlin), Ursula Stephan-Re-chenmacher (Universität der Künste Berlin) sowie Ingrid Sperber (Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin). Dr. Gabriele Freitag, Evelyn Geier und Nadine Reimer von der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ danken wir herzlich für die vertrauensvolle Zusammenarbeit und den stetigen Austausch. Ohne das Engagement und die Fachkompetenz der Projektseminarleiterinnen Dr. Sabine Haustein und Dr. Victoria Hegner wären die hier präsentierten Ergebnisse der Projektgrup-pen nicht denkbar gewesen. Den Feinschliff an den Deutschkenntnissen der Stipendiatinnen und Stipendiaten besorgten Marion Schmitt und Knuth Thormählen. Für ihren zuverlässigen und persön-lichen Einsatz sei unserer studentischen Mitarbei-terin Franka Ellman ebenfalls herzlich gedankt.

Annett Peschel und Julia Wunderer

DANKSAGUNG

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