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Gefördert von: PUBLIKATION DER BILD UNGSALLIANZ MINT.ONLINE: UNIVERSITÄT OLDENBUR G, UNIVERSITÄT KASSEL, UNIVERSITÄT STUTTGART, FERNUNIVERSITÄT IN HAGEN, FRAUNHOFER -GESELLSCHAFT, FORWIND, NEXT ENERGY Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften (infernum) Anhang zu Studienbrief Umweltmedizin I Biologische, chemische und physikalische Grundlagen

Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

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Page 1: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

Gefördert von:

PUBLIKATION DER BILDUNGSALLI ANZ MINT.ONLINE: UNIVERSITÄT OLDENBURG, UNIVERSITÄT K ASSEL, UNIVERSITÄT STUTTG ART, FERNUNIVERSITÄT IN HAGEN, FRAUNHOFER-GESELLSCHAFT, FORWIND, NEXT ENERGY

Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften (infernum)

Anhang zu Studienbrief Umweltmedizin I Biologische, chemische und physikalische Grundlagen

Page 2: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften - infernum

Umweltmedizin I

Biologische, chemische und physikalische Grundlagen

Anhang

von

Susanne Wohlfarth

Page 3: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

1

Anhang

Provitamin D

Vitamin D, auch als Calcitriol bezeichnet, ist ein Hormon, welches der menschliche Organismus selbst aus Cholesterin synthetisieren kann. Entsprechend muss es nicht mit der Nahrung aufgenommen werden. Calcitriol dient der Steigerung der Kalzium- und Phosphat-aufnahme des Körpers. Die einzelnen Syntheseschritte des Hormons erfolgen nacheinan-der in der Leber, der Haut, erneut in der Leber und abschließend in der Niere. Im lichtabhängigen Schritt in der Haut wird durch UVB-Strahlung der Wellenlänge 270 – 315 nm aus 7-Dehydro-cholesterol (= Provitamin D) Cholecalciferol oder kurz Calciol (= Vitamin D3) gebildet. Mechanistisch besteht dieser Schritt in der Aufspaltung eines Ringes im Grundgerüst des Moleküls (= Prävitamin D3) und einer anschließenden spontanen Umlagerung in das energetisch stabileres Produkt Vitamin D3.

Hautkrebs

↑2.1.1

Die Hautkrebsinzidenz hat weltweit deutlich zugenommen. Einer-seits altert die Bevölkerung zunehmend, der Hautschutz (aus kos-metischen Lifestyle-Gründen) wurde eine Zeit lang vernachlässigt und andererseits haben sich Regionen mit erhöhter UV-Strahlenbelastung ausgeweitet.

Das Umweltbundesamt hat 2012 eine wissenschaftlich fundierte und kompakte Darstellung zum Thema UV-Strahlung und Gesund-heit mit folgenden Themen herausgegeben:

• Das UV-Bündnis • Wirkungen von UV-Strahlung • UV-Strahlung und Vitamin D • Wie stark ist die UV-Strahlung? – Der UV-Index • Hautkrebserkrankungen – ein noch weit unterschätztes Ge-

sundheitsrisiko • Hautkrebs – Epidemiologie und Früherkennung • Schönheit ohne Risiko – Aktuelle Probleme bei der Bewertung

von UV-Filtersubstanzen in der EU • Nanomaterialien in Sonnenschutzmitteln: Konsequenzen für

die Umwelt? • Das Hautkrebs-Screening in Deutschland • Schutz vor solarer UV-Strahlung im beruflichen Bereich. • „Sonne – Aber sicher!“ – UV-Schutzkampagnen in Deutschland • Prävalenz von Sonnenbrand, UV-Exposition und Sonnenschutz-

verhalten von Eltern bei ihren Kindern: Aktuelle Ergebnisse aus Bayern

• Mehr als Wissen und Risikowahrnehmung: Sonnenschutz effek-

↑15.2

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tiv kommunizieren

(Quelle: UBA 2012: „Sonne aber sicher!“ Umwelt und Mensch - Informations-

dienst, Themenheft UV-Strahlung; Hrsg: BfS, BfR, RKI, UBA

Im Internet abrufbar unter:

http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/umid0212.pdf)

Nicht nur Menschen können durch UV-Bestrahlung Melanome entwickeln, auch Tiere, wie in einer britischen Studie eindrücklich dargestellt wird. (Quelle: Sweet et al. 2012: Evidence of Melanoma in Wild Marine Fish Popula-

tions. Plos ONE 7(8). S. 1 – 7.

Im Internet abrufbar unter: http://www.plosone.org/article/fetchObject.action?uri=info%3Adoi%2F10.1371%2Fjourna

l.pone.0041989&representation=PDF)

Die Melanomentwicklung ist besonders in vom Ozonloch betroffe-nen Gebieten evident. Dazu gehört insbesondere Australien, wo Hautkrebs im Zeitraum von 1983 bis 2001 insgesamt um 65 % zu-genommen hat. Dabei bestehen geschlechterspezifisch sehr große Unterschiede. So ist die Rate an Hautkrebserkrankungen bei Män-nern in diesem Zeitraum um 96 % gestiegen, bei Frauen dagegen „nur“ um 36 %. Über 65-jährige zeigen den höchsten Anstieg.

(Quelle: Australian Government, Department of the Environment; Indicator: A-15

Skin melanoma rates;

http://www.environment.gov.au/node/22250; abgerufen am 28.10.2013)

jodiertes Speisesalz

Zusammenfassende Präsentation zum Thema: Ehlers, A. 2012: Nutzen und Risiken der Jodprophylaxe in Deutsch-land. Bundesinstitut für Risikobewertung (Abrufbar im Internet unter: http://www.bfr.bund.de/cm/343/nutzen-und-risiken-der-

jodprophylaxe-in-deutschland.pdf)

Radonatlas

↑2.1.2

↑8.1

↑15.1

Eine Karte zur regionalen Radonverteilung in Deutschland stellt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) zur Verfügung.

Weltweit werden besonders hohe, wenn auch noch nicht kritische Radonbodenluftkonzentration in Nordeuropa (Schweden, Finnland) und in Süd-Westeuropa (Serbien, Tschechien, Albanien), aber auch in Mexiko und Mittelamerika gemessen. (Quelle: University of Ottawa, McLaughlin Center, Canada.

http://www.mclaughlincentre.ca/research/map_radon/Index.htm;

abgerufen am 28.10.2013)

Biowetter

Auf der Homepage des Deutschen Wetterdienstes kann man unter dem Begriff „Biowetter“ verschiedene Fragestellungen regional aufgeschlüsselt und interaktiv abrufen: Pollenflug, UV-Index, Ge-fahrenindizes-Gesundheit, thermische Bedingungen und Wetter-fühligkeit.

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Schimmelpil-ze

↑4.1

↑4.1

↑8.3.2

Penicillium chrysogenum (früher: P. notatum): dieser Pilz bildet grüne Beläge und kommt häufig bei Innenraumfeuchteschäden vor. Der Sporenträger erinnert an einen Pinsel, daher der deutsche Na-me „Pinselschimmel“.

Abbildung A-1: Schematische Darstellung einer mikroskopischen Aufnahmen des Sporenträgers des Penicillium chrysogenum Aspergillus fumigatus: die deutlich schwarz gefärbten Sporen tra-gen die allergenen Proteine. Aufgrund der Form des Sporenträgers (s. u.) werden Aspergillen auch als „Gießkannenschimmel“ be-zeichnet.

Abbildung A-2: Schematische Darstellung einer mikroskopischen Aufnahme des Sporenträgers des Aspergillus fumigatus

Fusarium roseum wird bei bestimmten Innenraumbelastungen ge-funden, bevorzugt kommt dieser Pilz allerdings als Getreideschäd-ling vor, der eine Reihe von Toxinen produziert.

Problemfel-der

Max von Pettenkofer wurde 1865 zum ersten deutschen Professor für Hygiene an der Maximilians Universität in München ernannt. Mit seinen „Vorträgen zur Hygiene“ gliederte er das umfangreiche Themenfeld erstmals in Problemfelder. Hygiene ist dabei im Sinne einer allgemeinen Gesundheitsvorsorge (vergleichbar der Um-welthygiene) zu verstehen und nicht nur auf übertragbare Infekti-onskrankheiten beschränkt.

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Für wissenschaftshistorisch Interessierte: Originalvorträge von Max von Pettenkofer zu ausgewählten (umwelt)hygienischen Themen können über die „search“-Funktion des Internet Archivs abgerufen und gelesen werden.

oral

Abbildung A-3: Schematische Darstellung des Magen-Darm-Traktes (verändert nach Anderson, 2009;

Quelle: http://hagaclicparacontinuar.blogspot.de/2009/05/ultima-parada.html)

Ein Mensch besitzt ca. 4 Millionen Dünndarmzotten, die eine Ober-fläche zur Resorption von chemischen Stoffen – bevorzugt Nähr-stoffen – von 400 – 500 m2 aufweisen - andere Quellen geben auch eine kleinere Gesamtoberfläche an.

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Abbildung A-4: Schematische Darstellung einer Darmzotte (eigene Darstellung)

inhalativ

Der Gasaustausch findet in den endständigen Lungenbläschen, den Alveolen statt. Der Mensch hat davon ca. 300 Millionen mit einer Gesamtoberfläche von ca. 100 – 140 m2.

Abbildung A-5: Schematische Darstellung einer Alveole

In die Alveolen eingedrungener Feinstaub kann dort über längere Zeit persistieren und von hier aus auch in das Blutsystem übertre-ten.

dermal

↑5

↑9.1

1,5 – 2 m2 Haut, aufgebaut aus unterschiedlichen Schichten, gren-zen den Körper gegen die Umwelt ab. Dabei ist sie stark innerviert und mit vielen Rezeptoren (Schmerz-, Kälte-, Wärme-, Druckrezep-toren) ausgestattet, die Signale aus der Umwelt aufnehmen. Die äußere, unverletzte Lederhaut stellt eine gute Barriere für das Ein-dringen verschiedener Stoffe dar.

transplazen-tal

Die Plazenta dient einerseits zur Versorgung des Fötus mit Nähr-stoffen und Sauerstoff sowie zum Abtransport von Stoffwechsel-endprodukten. Darüber hinaus hat sie aber andererseits auch eine

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↑ Schutzfunktion, indem sie infektiöse Agenzien (Bakterien, Viren) und auch bestimmte chemische Verbindungen nicht passieren lässt. Allerdings ist die Plazentaschranke nicht vollständig „dicht“, nicht für alle Substanzen gegeben und verändert zudem ihre Durch-lässigkeit im Laufe der Entwicklung.

Lebensmittel

Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit hat 2011 in „Berichte zur Lebensmittelsicherheit“ Ergebnisse des Schadstoff-Monitorings zusammengefasst. Es werden Kontamina-tionen mit Pestiziden, Dioxinen/Furanen, PCB, PFAS, Mykotoxinen und verschiedenen anorganischen Substanzen überwacht.

(Quelle: Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL):

Berichte zur Lebensmittelsicherheit 2011. Berlin, 2013)

Solanin

Solanin steht bei der Kartoffel als Sammelbezeichnung für die bei-den Glykoalkaloide α-Solanin und α-Chaconin, die gegen Fäulniser-reger wirksam sind. Sie setzen sich jeweils aus einem lipophilen Steroidgrundgerüst (Solanidin) aber unterschiedlichen hydrophilen Zuckerkomponenten zusammen. Die Moleküle sind bis ca. 240 °C hitzeresistent.

Die Glykoalkaloidgehalte variieren

− je nach Kartoffelsorte (0,002 – 0,01 %), wobei die neueren Sor-ten im Gegensatz zu alten Sorten einen geringeren Solaninge-halt aufweisen,

− je nach Lagerungsbedingungen (Temperatur, Licht), − innerhalb der Kartoffelknolle (besonders in der Schale, in Kei-

men und Augen) und − je nach Zubereitungsart (S. geht teilweise ins Kochwasser

über).

Als Unbedenklichkeitswert für den Glykoalkaloidgehalt gilt: 200 mg/kg Frischmasse, ein Grenzwert ist noch nicht festgelegt.

Der unangenehme Geschmack (ab ca. 0,01 %) glykoalkaloidbelaste-ter Kartoffeln dient als Warnsignal, so dass deutlich belastete Knol-len entsprechend nicht verzehrt werden. Je nach Menge, ab ca. 200 mg Solanin, treten zeitverzögert (4 – 19 h) unspezifische Symp-tome auf (Brechdurchfall, Kopfschmerzen, Halskratzen). 2 – 5 mg/kg KG, bei anderen Autoren 1 – 3 mg/kg KG, gelten als akut toxische Dosis (Ängste, Krämpfe, Sehstörungen, Schwäche).

Berechnung: 1 kg Kartoffeln mit 75 mg Solanin/kg Frischgewicht, gegessen mit Schale, führen bei einem Menschen (70 kg) zu einer Solaninaufnahme von ca. 1 mg/kg KG. Die minimale letale Dosis (Atemnot, Atemlähmung) wird mit

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3 – 6 mg/kg KG angegeben.

(Quelle: Deutsche Gesellschaft für Ernährung: Solanin in Kartoffeln)

Blausäure

Abbildung A-6: Strukturformel der Blausäure (eigene Darstellung)

Von der Blausäure (HCN) ist das Zyanid-Ion (CN-) für die Vergiftung entscheidend. Es bindet an dreiwertiges Eisen (Fe3+), wovon beson-ders die Cytochrom Oxidase der Atmungskette betroffen ist. Dort stoppt dann der Elektronentransfer und damit die ATP-Synthese.

Zyanid führt zum „inneren Ersticken“. Auffallend ist, dass die Opfer eine rosige Hautfarbe haben, denn das Hämoglobin ist gut mit Sau-erstoff gesättigt, weil dieser in der eigentlichen Atmungskettenre-aktion dann nicht „abgerufen“ wird.

Butolinumto-xin

Das Robert Koch Institut (RKI) hat zusammen mit dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in der Veröf-fentlichung „Biologische Gefahren II“ von 2007 auf S. 205-217 eine umfassende Zusammenstellung zu Botulismus/ Botulinumtoxin herausgebracht. Insbesondere der interessante Aspekt, Botulinum-toxin als B-Waffen-Agens zu betrachten, geht über eine umwelt-medizinische Schwerpunktsetzung hinaus. Botulinumtoxin (Botox) in der schönheitskosmetischen Anwendung finden Sie vielfach an-gepriesen auf diversen Webseiten.

(Quelle: BBK und RKI (Hrsg.): Biologische Gefahren II: Entscheidungshilfen zu

medizinisch angemessenen Vorgehensweisen in einer B-Gefahrenlage. 1. Auflage,

Bonn, 2007)

Unverträg-lichkeit

Leonardi et al. stellen die Entwicklung und Ausbreitung der Lakto-se-Intoleranz in Europa dar. Übrigens: „Ötzi“ war Laktose-intolerant.

(Quelle: Leonardi et al. (2012): The evolution of lactase persistence in Europe. A

synthesis of archaeological and genetic evidence. International Dairy Journal

22(2), S. 88 – 97)

allergen wir-kendes tieri-sches Eiweiß/ Milcheiweiß

Der Deutsche Allergie und Asthmabund DAAB hält insbesondere auch hier für die einzelnen allergenen Stoffe in der Nahrung eine gute Zusammenstellung bereit.

Auf den Seiten der International Union of Immunological Societies in Zusammenarbeit mit der World Health Organization, sind alle publizierten Informationen zu den molekularen Parametern der bekannten Allergene zusammengetragen und abrufbar. Die Infor-mationen richten sich an biologisch-medizinisch ausgebildete Per-

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sonen.

Hier ein Beispiele aus den Datenbanken zu den Haupt-Proteinallergenen der Kuhmilch: Bos d 4 - 6. Ca. 90 % der Kuhmilchallergiker bilden IgE-Antikörper gegen diese Milcheiweiße.

− Bos d 4 = α-Lactalbumin; aus Bos domesticus, 123 Aminosäuren lang, 14,2 kD schwer, 5 Proteinketten; sehr hitzestabil, renaturiert nach dem Kochen wieder

− Bos d 5 = β- Lactalbumin; aus Bos domesticus, 178 Aminosäuren lang, 18.3 kD schwer;

− Bos d 6 = Serum Albumin 607 Anminosäuren lang; 67 kD schwer, 2 Proteinketten; hohe Bindungskapazität (Ionen, Fettsäuren, Hormone etc.), ganz be-sonders für Zink

Kreuzreakti-onen

Hauser et al. fassen die Vielzahl der Panallergene zusammen, also solche Allergene, die in vielen verschiedenen Pflanzen vorkommen und eine allergische Kreuzreaktion aufgrund ihrer strukturellen Ähnlichkeit/Gleichheit hervorrufen.

(Quelle: Hauser et al. (2010): Panallergens and their impact on the allergic pa-

tient. AACI 6(1), S. 1-14)

Apfelsorten

Bei 2 – 3 % der europäischen Bevölkerung wird eine allergische Reaktion beim Verzehr von Äpfeln gefunden. Nord- und Mitteleu-ropäer, primär auf Frühblüher (Hasel, Birke) sensibilisiert, reagieren dabei relativ schwach mit einer Nahrungsmittel-Kreuzreaktion auf Äpfel. Anders sieht es in Südeuropa aus, hier verläuft die allergische Reaktion auf Äpfel vergleichsweise schwerer. In den meisten Fällen geht eine gleichzeitige Sensibilisierung auf verschiedene Kernobst-sorten (Pflaume, Kirsche etc.) damit einher. Der Grund für diese Unterschiede lässt sich auf die Wirkung unterschiedlicher Apfel-Allergene zurückführen. Im Norden sind bis zu 85 % der Apfelaller-giker gegen das dort in den Früchten vorherrschende Hauptaller-gen Mal d 1 sensibilisiert. Mal d 1 gehört zur Gruppe der stressin-duzierten Proteine der Pflanzen. Dies in Schale und Fruchtfleisch vorkommende Allergen ist hitzelabil und durch Kochen zu zerstö-ren. Im Süden tritt besonders das Allergen Mal d 3 hervor. Es befindet sich bevorzugt in der Apfelschale und dient der Abwehr infektiöser Organismen (Pilze, Bakterien). Dies Protein bewirkt andere Kreuz-resistenzen, besonders gegen Pfirsiche. Aufgrund seiner Hitze- so-wie proteolytischen Resistenz können auch gekochte Äpfel schwere Symptome hervorbringen.

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Mal d 2 gehört nicht zu den obigen Major-Allergenen und lässt sich auch geographisch nicht entsprechend zuordnen. In reifem Frucht-fleisch und in der Schale wirkt es fungizid, ist hitzestabil und schwer enzymatisch abbaubar. Es wird ebenfalls als Auslöser für Allergie-symptome angesehen. Ein weiteres Minor-Allergen ist das Mal d 4. Dies Profilin, ein bei Eukaryonten verbreitetes Genprodukt zur Zellstabilisierung, wurde bei 10 – 20 % der Apfelallergiker mit gleichzeitiger Birkenpollenal-lergie gefunden. Mal d 4 wird in Äpfeln vergleichsweise weniger exprimiert. Seit 1990 werden verschiedene Apfelsorten auf ihre allergene Po-tenz untersucht. Der Gehalt an Mal d 1 variiert je nach Apfelsorte, Anbaugebiet, Reife, Lagerung, klimatischen Bedingungen etc. Bleibt zu überlegen, welche Zusammensetzungen und welchen allergenen Einfluss Äpfel aus Übersee haben.

Tabelle A-1: Gehalt des Allergens Mal d 1 in Abhängigkeit der Sorte und des Anbauorts

Abbildung A-7: 2 Beispiele von 402 Apfeldarstellungen (entstanden: 1912 - 1960) durch den „Apfelpfarrer“ Korbinian Aigner – ausge-stellt 2012 auf der documenta 13 in Kassel (Quelle: eigenes Bild)

Grafe hat 2010 „Wissenswertes zur Apfelallergie“ zusammenge-fasst. (Quelle: Grafe (2010): Wissenswertes zur Apfelallergie. ppt-Vortrag auf

dem Pillnitzer Kernobsttag am 28.01.2010;

http://www.landwirtschaft.sachsen.de/landwirtschaft/download/Wissenswertes_zur_Apf

elallergie.pdf; abgerufen am 28.10.2013)

Latex Mittlerweile ist die Latexallergie als berufsbezogene Allergie rück-läufig. Grund dafür ist der vermehrte Einsatz anderer Kunststoffe

Sorte Anbauort 1 Anbauort 2 Mal d 1 (µg/g FM) Jonagold 1,3 8,7 Greenstar 2,4 7,2 Topaz 4,7 5,5 Golden Delicius 6,2 7,6 Braeburn 6,4 2,3 Fuji 8,9 6,2 Gala 14,6 --

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↑ (z. B. Polyurethan, Polyisopren, Polychloropren) insbesondere im Pflege- und Küchenbereich. Bei der Berufsgenossenschaft für Ge-sundheitsdienste und Wohlfahrtspflege sind entsprechend die Meldungen zurückgegangen.

Abbildung A-8: Rückgang der Latexallergie von 1998 bis 2007 (eige-ne Darstellung nach Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege)

denaturiert

Mittels Harnstoff kann die dreidimensionale Struktur des Proteins β-Lactalbumin (aus Kuhmilch) verändert werden, so dass ein Pro-tein entsteht, welches ganz anders gefaltet ist, seine reguläre 3D-Struktur wird verändert/zerstört. Die entsprechenden, allergenen Strukturen liegen dann nicht mehr exponiert zugänglich für das Immunsystem an der Proteinoberfläche. Die Denaturierung erfolgt mit Hitze prinzipiell genauso. (Quelle: Eberini et al (2011): Simulation of urea-induced protein unfolding: A

lesson from bovine β-lactoglobulin. Journal of Molecular Graphics and Modelling

30, S. 24 – 30)

Der Proteindenaturierungsvorgang kann anhand unterschiedlich lange gekochter Eier aufgrund der Konsistenzveränderung auch „makroskopisch“ beobachtet werden.

POPs = Per-sistent Orga-nic Pollutants

Auf der Internetseite zur Stockholm Konvention (Protecting human health and the environment from persistent organic pollutants) der UNO und UNEP können aktuelle Informationen rund um die ver-schiedenen POPs abgerufen werden. Hier werden chemische, bio-logische, medizinische und politische Aspekte behandelt.

Das „dreckige Dutzend“ der Stockholm Konvention von 2004 um-fasst: Aldrin, Chlordan, DDT, Dieldrin, Endrin, Heptachlor, Mirex, Toxa-

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phen, Polychlo-rierte Biphenyle, Hexachlorbenzol, Dioxine, Furane.

Seit der Stockholmer Konvention 2009/10 sind neun weitere Stoffe hinzugekommen (The nasty nine): α- und β-Hexachlorcyclohexan, Chlordecon, Endosulfan, Pentach-lorbenzol, Hexabrombiphenyl, Tetra-, Penta-, Hexa- und Hep-tabromdiphenylether, Lindan, Perfluoroktansulfonat.

Darüber hinaus stehen zur Debatte u. a.: Kurzkettige Chlorparafine, chlorierte Naphthalene, Hexachlorbuta-dien, Pentachlorphenol.

Von der folgenden Seite der Stockholm Konvention ausgehend, kann interaktiv Information über die verschiedenen Stoffe abgeru-fen werden.

Schwerme-tallverteilung in Pflanzen

Der Biokonzentrationsfaktoren (BCF) ist ein Maß für die Anreiche-rung von Schwermetallen in Pflanzen. In Abhängigkeit der Pflanzen-teile kann so für jedes Schwermetall ein Verteilungsmuster für die Aufnahme und Speicherung des betrachteten Stoffes in der jeweili-gen Pflanze erstellt werden. Der BCF errechnet sich:

𝐵𝐶𝐹 = 𝐾𝑜𝑛𝑧𝑒𝑛𝑡𝑟𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 (𝑐)𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑟 𝑃𝑓𝑙𝑎𝑛𝑧𝑒

𝐾𝑜𝑛𝑧𝑒𝑛𝑡𝑟𝑎𝑡𝑖𝑜𝑛 (𝑐)𝑖𝑚 𝐵𝑜𝑑𝑒𝑛

BCF < 1: Abreicherung der gegebene Stoff ist in der Pflanze ge-ringer als im Umgebungsmedium konzentriert BCF = 1: Konzentrationsgleiche BCF > 1: Anreicherung die Stoffkonzentration liegt in der Pflanze höher als im Umgebungsmedium

Untersuchungen haben ergeben, dass Kupfer und Zink in ver-gleichsweise hohen Konzentrationen im Boden vorkommen, Arsen, Cadmium und Nickel sind im einstelligen Milligramm-Bereich im Boden zu finden. Cadmium dagegen zeigt eine starke Anreicherung in Blättern des Tabaks und der Tomate (BCF > 1). Die stärkste Cad-miumbelastung des Menschen ist entsprechend auch das Tabak-rauchen. In der Tomatenfrucht sowie der Betarübe liegt hingegen eine Abreicherung vor (BCF < 1). Cadmium ist in Sonnenblumenöl nicht enthalten. (Quelle: Strumpf (2013): Risikobewertung von Schadelementen (Schwermetallen)

im System Boden – Pflanze. ppt-Vortrag im Rahmen des Symposiums „Alle(s)

Wild?“ am 18./19. März 2013 in Berlin;

http://www.bfr.bund.de/cm/343/risikobewertung-von-schadelementen-schwermetallen-

im-system-boden-pflanze.pdf, abgerufen am 28.10.2013)

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Pestizidge-halt

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) hat im Februar 2013 „The 2010 European Union Report on Pesticide Resi-dues in Food“ herausgebracht.

(Quelle: EFSA (2013): The 2010 European Union Report on Pesticide Residues in

Food. EFSA Journal 11(3) : 3130; Parma, Italy)

Am 01.09.2013 tritt die „Verordnung (EU) Nr. 528/2012 des Euro-päischen Parlaments und des Rates vom 22. Mai 2012 über die Bereitstellung auf dem Markt und die Verwendung von Biozidpro-dukten“ in Deutschland in Kraft. Dadurch wird die bis dahin gelten-de Biozid-Richtlinie (RL 98/8/EG) ungültig. Die Veröffentlichung der neuen Rechtsvorschrift ist hier abrufbar.

Zum Thema Pflanzenschutzmittel hat das Bundesinstitut für Risiko-bewertung (BfR) im Jahr 2010 einen Ergebnisbericht zur Risiko-wahrnehmung durch die deutsche Bevölkerung bezüglich des Ein-satzes von Pestiziden herausgegeben. Quelle: Epp et al. (Hrsg.) 2010: Pflanzenschutzmittel-Rückstände in Lebensmit-

teln. Die Wahrnehmung der Deutschen Bevölkerung – Ein Ergebnisbericht. BfR-

Wissenschaft 07/2010. Berlin

Biomonito-ring von Luft-schadstoffen

Biomonitoring von Luftschadstoffen erfolgt standardisiert mithilfe von Grünkohlpflanzen. Die im Gewächshaus vorgezogenen Pflan-zen werden am gegebenen Standort den Immissionen ausgesetzt, dort nach vorgeschriebenem Protokoll „gepflegt und betreut“ und abschließend auf Schadstoffbelastung untersucht. Diese Pflanze hat sich als Testsystem aufgrund der robusten Blätter bewährt, die zudem durch ihre starke Auffaltung eine große Oberfläche bilden.

Maronen-röhrlinge

Auch im Jahr 2009 wurden in Bayern noch Maronenröhrlinge mit mehr als 600 Bq/kg gefunden. Dies betraf sieben kontaminierte Proben von 15 untersuchten und ist regional zu differenzieren. Gleiches gilt für weitere Waldpilze. Seit dem 12. April 2011 gelten 500 Bq/kg als neuer EU-Grenzwert (vorher 600 Bq/kg) beim Inver-kehrbringen von Nahrungsmitteln.

Nitratbelas-tung

Hohe Nitratgehalte bis 4.000 mg/kg enthalten z. B. Salate, Spinat, Mangold, Grün- und Weißkohl, Rote Rüben, Radieschen und Ret-tich. Mittlere Nitratgehalte zwischen 500 und 1.000 mg/kg kommen u. a. vor in Karotten und Sellerie, Kopfkohl,Lauch, Auberginen und Zucchini. Geringe Nitratgehalte mit weniger als 500 mg/kg enthalten z. B. Erbsen, Gurken, Paprika, Tomaten, Rosenkohl, Knoblauch, Zwiebeln und Kartoffeln.

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Nitrit

Unter anaeroben Bedingungen sind viele Enterobacteriaceae (u. a. auch Escherichia coli) zur Nitratammonifikation in der Lage. Dabei läuft der erste Reaktionsschritt über die membranständige Nitrat-reduktase ab, hierbei entsteht Nitrit und es wird gleichzeitig Ener-gie frei. Nitratreduktase katalysiert:

NO3− +2e− +2H+ → NO2

− +H2O

Im anschließenden Reaktionsschritt wird das Nitrit mit Hilfe eines Nitritreduktase-Komplexes weiter zum Ammonium reduziert. Nicht alle nitratreduzierenden Bakterien sind auch hierzu befähigt.

Radioaktive Belastung von Import-waren

Mit zunehmender Globalisierung unserer Nahrungsmittel interes-siert seit dem Reaktorunglück von Fukushima insbesondere auch die radioaktive Belastung von Importware aus Japan. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) gibt momentan (Frühjahr 2013) eine laufend aktualisierte Liste mit Messergebnissen zur Strahlenbelastung japanischer Le-bensmittel heraus (auf Basis der Meldungen an die EU-Kommission; rechte Spalte unter Berichte). Abrufbar unter: http://www.bvl.bund.de/DE/01_Lebensmittel/02_UnerwuenschteStoffeOrganismen/06_R

adioaktivitaet/lm_radioaktivitaet_node.html

WTO-Schiedsver-fahren

Das Europäische Parlament hat im März 2012 eine Pressemitteilung zur Beilegung des Handelsstreits um nordamerikanisches Hormon-Fleisch herausgegeben. Darin heißt es, dass nach einem 20 Jahre währenden Streit um Einfuhrquoten von hormonbelastetem Rind-fleisch einem Kompromiss der Europäischen Kommission durch das EU-Parlament zugestimmt wurde. Der Kompromiss sieht vor, hor-monbelastetes Fleisch weiterhin von der Einfuhr auszuschließen, im Gegenzug dafür die Einfuhrquoten für hochwertiges Rindfleisch aus Nordamerika zu erhöhen. Die neuen Regelungen traten im Sommer 2012 in Kraft.

Rückstands-kontrollplan

Einen übersichtlichen Einstieg ins Thema „Nationaler Rückstands-kontrollplan (NRKP) und Einfuhrüberwachungsplan (EÜP) für Le-bensmittel tierischen Ursprungs“ liefert die Homepage des Bun-desamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL). Hier kann man auch weitere, für die einzelnen Tiergruppen und Tierprodukte ermittelte Überschreitungswerte spezieller, kontami-nierender Stoffe abrufen.

kontaminie-rende In-haltsstoffe

PCDD/F (polychlorierte Dibenzodioxine, polychlorierte Dibenzof-urane) und PCB (polychlorierte Biphenyle) werden immer wieder im Rahmen von Lebensmittelskandalen in Hühnereiern gefunden. Hiervon sind insbesondere auch freilaufende, nach Ökolandbauge-

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↑ sichtspunkten gehaltene Hühner und ihre Eier betroffen. Dies geht auf das ubiquitäre Vorkommen obiger Stoffe in unserer Umwelt zurück und das natürliche Verhalten von Hühnern, die bei der Nah-rungssuche im Boden scharren und beim Körnerpicken auch Er-de/Staub mit aufnehmen.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat dazu 2010 eine Stellungnahme herausgegeben. Quelle: BfR 2010: Bewertung von Dioxingehalten in Eiern auf Grund einer War-

nung im EU- Schnellwarnsystem. Stellungnahme Nr. 020/2010; 05.05.2010, Berlin

Entgiftung

Entgiftung durch Stillen: Je länger ein Kind gestillt wird und je mehr Kinder gestillt werden, umso stärker verringert sich die Belastung der Mutter mit fettlöslichen POPs (persistent organic pollutants). In der Abbildung A-9 ist die Konzentration der verschiedenen Verbin-dungen im Fettanteil der Muttermilch in Abhängigkeit von der An-zahl gestillter Kinder dargestellt.

Abbildung A-9: Mittlere Fremdstoffkonzentration in der Mutter-milch in Abhängigkeit von der Anzahl der gestillten Kinder.

(Quelle: Umwelt und Gesundheit, Report 2: 5 Jahre Muttermilch-

Untersuchungsprogramm des Landes Niedersachsen Auswertungen von 1999 –

2003. Niedersächsisches Landesgesundheitsamt, Hannover, 2004, S. 33)

Rückstände

↑6.2.2.3

↑10.3

PCDD/F (polychlorierte Dibenzodioxine, polychlorierte Dibenzof-urane) in Muttermilch, gemessen in TEQ (Toxizitätsäquivalenten) sank seit den 1990-er Jahren kontinuierlich um ca. 80 % und stag-niert jetzt bei ca. 6,0 pg WHO-TEQ/g Fett. Die PCB-Belastung ver-ringerte sich im gleichen Zeitraum ebenfalls und betrug im Jahr 2009 für die dioxinähnlichen dl-PCB ca. 13,8 pg WHO-TEQ/g Fett.

Zur Bewertung schreibt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR): „Nach heutiger Datenlage nimmt ein drei Monate alter Säugling, der ausschließlich gestillt wird, im Mittel täglich 35 pg WHO-PCDD/F-TEQ/kg Körpergewicht an Dioxinen auf. Im Vergleich dazu betrug im Zeitraum 1985 bis 1990 die durchschnittliche Dioxinauf-

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nahme eines Säuglings 200 pg WHO-PCDD/F-TEQ/kg Körpergewicht und Tag. Die heutige durchschnittliche Gesamtaufnahme für die Summe von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB liegt bei 77 pg WHO-TEQ/kg Körpergewicht und Tag. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat 1998 eine tolerable tägliche Aufnahmemenge (TDI) von 1 - 4 pg WHO-TEQ/kg Körper-gewicht abgeleitet. Der Wert gilt für die Summe von Dioxinen und dioxinähnlichen PCB. Der TDI charakterisiert die Aufnahmemenge, die bei lebenslanger täglicher Einnahme als unbedenklich betrach-tet wird. Die vom gestillten Säugling aufgenommene Menge an Dioxinen und dioxinähnlichen PCB überschreitet diesen TDI-Wert deutlich. Trotzdem empfiehlt die WHO uneingeschränkt das Stillen, weil dies mit gesundheitlichen Vorteilen für das Kind verbunden ist.“ (Quelle: Frauenmilch: Dioxingehalte sinken kontinuierlich. Information Nr.

011/2011 vom 23.03.2011. BfR, Berlin)

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicher-heit veröffentlichte 2012 ein Konzept zur Neuausrichtung der Mut-termilchuntersuchungen. Darin wird insbesondere darauf hinge-wiesen, dass auch das Vorkommen neuerer Substanzen wie poly-bromierte Diphenylether, Phthalate und perfluorierte Verbindun-gen in Muttermilch untersucht werden muss. Deutschland hat diesbezüglich gegenüber z. B. Schweden Nachholbedarf.

Lebensmit-telzusatzstof-fe

Die EU-Kommission betreibt eine Datenbank, welche alle zugelas-senen Lebensmittelzusatzstoffe enthält. Man kann darin umfas-send nach verschiedenen Kriterien suchen und erhält gesicherte Zusatzinformationen. Die Seite ist auf Englisch.

Darüber hinaus kann man sich auf der Seite der Europäischen Be-hörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) im Themengebiet „Le-bensmittelzusatzstoffe“ über laufende Verhandlungen bezüglich bereits zugelassener, aber auch neuer Lebensmittelzusatzstoffe informieren.

Geschmacks-verstärker

Hefeextrakt wird häufig als Geschmacksverstärker eingesetzt. Al-lerdings muss der Zusatz nicht als solcher gekennzeichnet werden. Hefeextrakt enthält ca. 5 – 7 % Glutaminsäure. Das zugehörige Salz der Glutaminsäure, Natrium-Glutamat, ist als E 620 – 640 bekannt. Glutaminsäure ist eine natürliche Aminosäure, die in allen Nah-rungsmitteln vorkommt. Hefeextrakt hat außerdem eine würzende Funktion, da dieses Hefezellen-Lysat aus vielen verschiedenen Stof-fen komplex zusammengesetzt ist - man denke auch an den Vita-min B-Gehalt.

Süßungsmit- Stevia = E 960 ist ein seit Dezember 2011 in Deutschland neu zuge-

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tel

lassener Süßstoff, welcher aus dem in Süd- und Zentralamerika beheimateten Süß- oder Honigkraut (Stevia rebaudiana) isoliert wird. Die Steviolglykoside sind dabei für den süßen Geschmack ver-antwortlich; die Süßkraft entspricht bei handelsüblich verarbeite-tem Stevia ca. der 300-fachen Süßkraft von Zucker, dabei ist Stevia kalorienfrei. Die EFSA empfiehlt eine Dosis (ADI) von 4 mg Stevia/kg KG und Tag. Von Steviosid können verschiedene Zuckersubstituenten glykosi-disch gebunden vorliegen – zehn Derivate sind bekannt.

Bananen

Bananenschalen werden bevorzugt mit Thiabendazol und Imazalil, aber auch Chlorthalonil und weiteren Substanzen gegen Schimmel-pilzwachstum und mit Chlorpyrofos gegen Insekten behandelt. Thi-abendazol galt bis 1998 als Lebensmittelzusatzstoff, seitdem wird es als Fungizid (INS 233) deklariert. Eine Kennzeichnungspflicht ist bei Zitrusfrüchten vorgeschrieben, nicht aber bei Bananen. Zitrus-früchte dürfen insgesamt (außen und innen) 6 mg Thiabendazol/kg und Bananen 3 mg Thiabendazol/kg enthalten. Höchstmengen in Früchten werden historisch bedingt im ungeschälten Obst ermit-telt, auch wenn es sich um Früchte handelt, deren Schale – wie bei Zitrusfrüchten oder Bananen – nicht mitgegessen wird. Die Pestizi-de befinden sich hier konzentriert auf der Schale und werden beim Schälen über die Haut der Hände aufgenommen. Hieran ist insbe-sondere zu denken, wenn Kleinkinder Bananen „ zum Selberhalten und Abbeißen“ lange in der Hand halten. Ökoware ist meist (leider nicht immer) frei von Pestizidrückständen. Die verschiedenen Landesämter für Lebensmittelsicherheit über-prüfen regelmäßig exotisches Obst auf die Kontamination mit Pes-tiziden und publizieren die Ergebnisse.

verpackte Nahrungs-mittel

Mit dem spezifischen Migrationsgrenzwert (SML = specific migrati-on limit) wird festgelegt, wie viel eines Stoffes aus der Verpackung ins Lebensmittel übergehen darf. Die aktuelle EU-Verordnung vom Frühjahr 2011 bezieht sich spezi-ell auf Plastik-Verpackungen.

Acrylamid

Der Acrylamid-Gehalt von Lebensmitteln wird seit 2011 europaweit untersucht und unterliegt entsprechenden EU-Richtwerten. Für Lebkuchen, Kartoffelpuffer und Kaffeeersatz gelten in Deutschland abweichend nationale Signalwerte mit Minimierungsgebot. Siehe dazu Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit – BVL.

Grenzwerte

Aktuelle Grenzwerte für chemische Verbindungen im Trinkwasser sind in „Anlage 2: Chemische Parameter“ in der Trinkwasserver-ordnung aufgelistet.

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Im Vergleich zur Tabelle im Skript haben sich die Werte für Blei (jetzt 0,010 mg/l) und Cadmium (jetzt 0,003 mg/l) verändert.

Nitratbericht

Auf Grundlage der Richtlinie 91/676/EWG müssen in Deutschland in gegebenen Zeitabständen Informationen zur Nitratentwicklung in verschiedenen Umweltkompartimenten zusammengefasst wer-den. Der letzte Nitratbericht erschien 2012. Er enthält eine detail-lierte Übersicht und Einschätzung zu Nitratbelastungen im Boden, insbesondere Ackerboden, in Gewässern und in den küstennahen Meeren. Als ein Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Anzahl der Messstellen mit einem Nitratgehalt höher 50 mg/l kontinuierlich rückläufig ist, dass aber die geringsten Belastungen (unterhalb 25 mg/l) stagnieren. (Quelle: Nitratbericht 2012. BMU und BMLV (Hrsg.); Bonn)

Zielwert

Die Trinkwasserkommission des Bundesgesundheitsministeriums hat 2009 zum Thema PFT in Trinkwasser eine Empfehlung zusam-mengestellt. Dabei gilt für den toxikologisch abgeleiteten „lebens-lang gesundheitlich duldbaren Leitwert“ für PFT eine Konzentration von 0,3 µg/l, der Zielwert liegt deutlich darunter bei 0,1 µg/l. Wei-tere Einteilungen und Werte sind ebenfalls dort zu entnehmen. (Quelle: Empfehlung der Trinkwasserkommission des Bundesgesundheitsministe-

riums beim Umweltbundesamt (Zusammenfassung). Ministerium für Umwelt und

Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-

Westfalen (Hrsg.), 2009.

http://www.umwelt.nrw.de/umwelt/pdf/pft/pft_trinkwasser_0912.pdf abgerufen am 28.10.2013)

PFT im Blut

In der „Zweiten Folgestudie zur PFT-Belastung des Blutes von Per-sonen aus Arnsberg“ wurden 2009 von der Abteilung für Hygiene, Sozial- und Umweltmedizin der Ruhr-Universität Bochum die aktu-ellen Belastungswerte aufgearbeitet und die Abbaukinetik im menschlichen Körper verdeutlicht. (Quelle: Zweite Folgestudie zur PFT-Belastung des Blutes von Personen aus Arns-

berg. Darstellung erster Ergebnisse. Universität Bochum et al. (Hrsg.), 2009.

http://www.lanuv.nrw.de/gesundheit/pdf/kurzbericht_PFT_090417.pdf abgerufen am 28.10.2013)

bleihaltige Wasserlei-tungen

Ab 01.12.2013 gilt laut Trinkwasserverordnung ein Bleigrenzwert im Trinkwasser von 10 µg Pb/l Wasser. Dieser strenge Wert ist nur einzuhalten, wenn keine bleihaltigen Wasserrohre mehr in der Hausinstallation vorhanden sind. Durch Sanierungen von Altbauten konnte zwischen 2004 und 2010 eine Verbesserung der Qualität der Trinkwasserversorgung erreicht werden. (Quelle: Stiftung Warentest, 2010: Weltwassertag: Blei muss weg. )

Mineralwas- Der Mineralwasserverbrauch pro Kopf hat sich in Deutschland zwi-

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ser-Pro-Kopf-Verbrauch

schen 1970 und 2006 von 12,5 l auf 134,3 l mehr als verzehnfacht. Seit ca. 6 Jahren stagniert der Verbrauch auf diesem hohen Niveau. (Quelle: Entwicklung des Pro-Kopf-Verbrauchs von Mineral- und Heilwasser in

Deutschland in den Jahren 1970 bis 2012. Statista, 2013

http://de.statista.com/statistik/daten/studie/2809/umfrage/pro-kopf-verbrauch-von-

mineral-und-heilwasser/

abgerufen am 28.10.2013)

Algenblüte

Algenblüten kommen sowohl im Salz- als auch Süßwasser vor. In besonders eutrophierten Badegewässern ist insbesondere die star-ke Vermehrung von Blaualgen (Cyanophyceae, Cyanobakterien) zu beobachten. Eine solche Algenblüte ist an der blaugrünen Färbung des Wassers erkennbar, sie geht mit einer erheblichen Wassertrü-bung (Sichttiefe eingeschränkt) einher. Der Algenteppich erscheint schlierig und flockig und wird mit dem Wind verteilt. Darüber hin-aus riecht das Wasser muffig abgestanden. Algenblüten ereignen sich bevorzugt im Sommer bei erhöhten Temperaturen und gerin-ger Wasserbewegung. Einige der sich hier vermehrenden Cyanobakterien bilden Toxine, die für den Menschen und andere Warmblüter (Hunde, Katzen) gesundheitsschädlich sind. Das reicht von Haut- und Schleimhautreizungen bis zu Augen- und Ohrenent-zündungen nach Hautkontakt. Beim Verschlucken können Magen-Darm-Erkrankungen mit Fieber auftreten, bei Inhalation auch Atemwegsirritationen und allergische Reaktionen.

Bekannte Cyanobakterien sind: Anabeane, Nostoc oder Oscillatoria. Anabaena produziert beispielsweise das hepatotoxische Microcys-tin sowie die Neurotoxine Anatoxin sowie Saxitoxin.

Zusammen-setzung der Luft

Abbildung A-10: Zusammensetzung der Luft in Säulendiagramm-Darstellung der Hauptkomponenten und Angabe ausgewählter Nebenbestandteile (eigene Darstellung)

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anthropoge-ne Kompo-nente

Tabelle A-2: Veränderung anthropogen erzeugter Spurengase von 1800 bis 2000 (nach: Schönwiese 2003)

Spuren-gas

Entwicklung 1800 - 2000*

Emission im Jahr 2000

Antstieg pro Jahr

CO2 280 ppm → 370 ppm

30 ± 3 Gt 1,5 ppm

CH4 0,28 ppm → 0,31 ppm

400 ± 80 Gt 13 ppb

FCKW 0 → 0,5 ppb

0,3 Mt 0,02 ppb

N2O 15 ± 8 Gt 0,75 ppb

O3 5 ppb → 40 ppb

0,5 Mt 3 ppb

*: geschätzt; ppm: Parts per Million; ppb: Parts per Billion; Gt: Gigatonne;

MT: Megatonne

(Quelle:

http://www.geo.fu-berlin.de/fb/e-learning/pg-

net/themenbereiche/klimaschwankungen/ursachen/anthropogene_ursachen/anthropoge

ner_treibhauseffekt/spurengase_tabelle/index.html; abgerufen am 04.11.2013)

NASA Earth Observatory

Das NASA Earth Observatory bietet verschiedene Weltkarten, auf denen sich animiert und interaktiv die Entwicklung und Verteilung verschiedener Luftinhaltsstoffe abfragen lässt. Parallel zur einfachen Darstellung der Stoffverteilung (z. B. CO) können weitere Animationen ausgewählt, parallel dargestellt und korreliert werden: Waldbrände, Hitzeentwicklung, Niederschlag etc.

Reinluftge-biet

Definition: Gebiet ohne besonderen Einfluss durch anthropogene Schadstoff-Emissionen/-Immissionen. Entsprechend sind die Schadstoffkonzentrationen dort sehr gering und dienen bei Verglei-chen als Hintergrundbelastung (Hintergrundgebiet). Nach einer enger ausgelegten Definition werden nur solche Gebiete unter die-sem Begriff erfasst, die eine möglichst natürliche Luftzusammen-setzung aufweisen und fernab dichter menschlicher Besiedlung liegen (hochalpine Regionen, Arktis etc.).

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Abbildung A-11: Reinluftgebiet Salzkammergut (Quelle: Wohlfarth)

Besonderheit: Die Ozonbelastung ist typischerweise in Reinluftge-bieten (ländlicher Hintergrund) höher als in belasteten, verkehrs-nahen Regionen. Dies liegt am troposphärischen Ozonbildungszyk-lus.

Partikelgröße

tho: thorakal; Gasm.: Gasmolekül Abbildung A-12: Übersicht über die Größe der verschiedenen Staubfraktionen und Einordnung bekannter partikulärer Luftin-haltsstoffe in Bezug zur Inhalationstiefe (nach: C. Bliefert, Umwelt-chemie, Wiley-VCH, 1997)

Gesamt-staubauf-kommen

2010 betrug die Gesamtstaub-Emission in Deutschland 270 kt; da-bei schlägt die PM 10-Fraktion mit 190 kt zu Buche, die PM 2,5-Menge wird mit 100 kt angegeben. Letztere Feinstaubfraktion ist medizinisch besonders relevant, da sie die alveolengängigen Parti-kel enthält und sich insbesondere aus Partikeln (Ruß) von Verbren-nungsrückständen zusammensetzt. (Quelle: Umweltbundesamt, 2013)

Messstatio- Ausgehend von den Seiten des Umweltbundesamtes können unter „Karten und Daten“ die jeweils am Vortag an allen Messstationen

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nen

im Bundesgebiet gemessenen Luftschadstoffe, aufbereitet als geo-graphische Verteilung in Kartenansicht, abgerufen werden – u. a. die Staubbelastung. Der Link „Auswertungen“ führt zu kumulierten Ergebnissen aus den Vorjahren.

Asbestfasern

Eine übersichtliche und kompakte Zusammenfassung zum Thema Asbest wurde im Jahr 2013 vom Bayerischen Landesamt für Um-welt herausgegeben. Zu finden unter:

UmweltWissen – Praxis: Asbest. 3. Überarbeitung von Feb. 2012. Bayerisches

Landesamt für Umwelt, 2013.

http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_9_asbest.pdf ; abgerufen am

04.11.2013

Asbestose

Tabelle A-3: Entwicklung von Berufskrankheiten zwischen 2009 und 2011, die in Verbindung mit der Verwendung/Handhabung von Asbest stehen und von der Deutschen Gesetzlichen Unfallversiche-rung anerkannt sind (nach Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung (DGUV))

2009 2010 2011 BK*-Verdachtsanzeigen Asbestose 3971 3732 3662 Lungen-/Kehlkopfkrebs (Asbest) 3909 3709 3824 Mesotheliom (Asbest) 1474 1479 1312 Lungenkrebs (Asbest + PAK) 42 89 109 Gesamtzahl Verdachtsfälle 66951 70277 71269 BK-Verdacht bestätigt und BK anerkannt Asbestose 1986 1749 1818 Lungen-/Kehlkopfkrebs (Asbest) 708 719 799 Mesotheliom (Asbest) 1030 931 980 Lungenkrebs (Asbest + PAK) 2 15 17 Gesamtzahl anerkannt 16078 15461 15262 Tod als Folge der BK Asbestose 112 101 129 Lungen-/Kehlkopfkrebs (Asbest) 512 497 581 Mesotheliom (Asbest) 1 3 9 Lungenkrebs (Asbest + PAK) 2767 2486 2548

*BK: Berufskrankheit;

Die Werte zeigen nach wie vor hohe Fallzahlen der Asbest beding-ten Krankheiten. Darüber hinaus ist auch die Todesrate bemer-kenswert hoch.

geraucht

Staub ist ein guter Träger oder Carrier für die verschiedensten flüchtigen Luftinhaltsstoffe, die an der Hausstauboberfläche adsor-bieren können. Messungen verschiedener VOC in Haushalten wer-den einerseits in der Luft vorgenommen und um längerfristige Kon-

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taminationen zu untersuchen auch im Hausstaub. Dahingehend dient er immer wieder als Untersuchungsobjekt.

Sleiman et al. fanden heraus, dass Nikotinrückstände aus Tabak-rauch auf Wohnraumoberflächen mit salpetriger Säure aus der Umgebungsluft reagieren und krebserzeugende, tabakspezifische Nitrosamine bilden.

(Quelle:

Sleiman et al. (2010): Formation of carcinogens indoors by surface-mediated

reactions of nicotine with nitrous acid, leading to potential thirdhand smoke hazards. PNAS 107(15); S. 6576 – 6581)

Schwellen-wert

Der Deutsche Wetterdienst gibt zuverlässig Auskunft über das je-weils momentane Pollenfluggeschehen.

Der Pollenflug-Gefahrenindex des Deutschen Wetterdienstes gibt an, welche allergische Belastung bei welcher spezifischen Pollen-konzentration (Anzahl Pollen im Tagesmittel pro m3 Luft) zu erwar-ten ist.

Tabelle A-4: Einteilung der allergischen Belastung nach Anzahl der Pollen im Tagesmittel pro m3 Luft in Abhängigkeit der Pflanzen (nach: Deutscher Wetterdienst, 2013)

Die Ausbreitung von Pollen wird unter verschiedenen Gesichts-punkten durch Messungen und mathematische Modellierungen untersucht:

− zur Pollenflugvorhersage im Rahmen der Allergieprävention − zur Vorhersage der Ausbreitung von Pflanzen – hier allerdings

besonders basierend auch auf dem Samenflug (z. B. Modellie-rung der Verbreitung des Neophyten Ambrosia artemisiifolia)

− zur Risikoanalyse beim Anbau gentechnisch veränderter Pflan-zen (Pollenflug und Auskreuzung)

Epitop Hauser et al. fassen die Vielzahl der Panallergene zusammen, also solcher Allergene, die in vielen verschiedenen Pflanzen vorkommen

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↑ und eine allergische Kreuzreaktion aufgrund ihrer strukturellen Ähnlichkeit/Gleichheit hervorrufen.

(Quelle:

Hauser et al. (2010): Panallergens and their impact on the allergic patient. Allergy,

Asthma & Clinical Immunity (6), p. 1 – 14)

Bewertung von Schim-melpilzkon-zentrationen

Verschiedene Literatur zum Weiterlesen:

1.) Zur Bestimmung der Konzentration biologischer Agenzien in der Außenluft:

Kolk et al. (2009): Mikrobiologische Hintergrundwerte in der Außenluft – Auswer-

tung der BGIA-Expositionsdatenbank MEGA. Gefahrstoffe – Reinhaltung der Luft

69, S. 130 – 136

2.) Zum Umgang mit Belastungen von Innenräumen durch Schim-melpilze:

RKI (Hrsg.) (2007): Schimmelpilzbelastung in Innenräumen – Befunderhebung,

gesundheitliche Bewertung und Maßnahmen. Mitteilung der Kommission „Me-

thoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“; Bundesgesundheitsbl. –

Gesundheitsforsch. - Gesundheitsschutz 50; S. 1308 – 1323

3.) Eine neue „Handlungsempfehlung für die Sanierung von mit Schimmelpilzen befallenen Innenräumen“ vom Landesgesund-heitsamt Baden-Württemberg:

Landesgesundheitsamt BW (Hrsg.) (2011): Handlungsempfehlung für die Sanie-

rung von mit Schimmelpilzen befallenen Innenräumen. 2. überarbeitete Auflage,

Stuttgart

Abluftschwa-den

Abbildung A-13 zeigt die Ausbreitung von Staphylococcen-belasteter Stallluft aus einer Massentieraufzucht. Aufgrund der Messungen in Hauptwindrichtung an den Stationen P31, P32 und P33 wurde die Gesamtausbreitung modellhaft errechnet. Die Aus-breitung von Endotoxinen kann parallelisiert werden.

Abbildung A-13: Mit LASAT berechnetes Konzentrationsfeld für die Staphylokokken in Hauptwindrichtung von Stall 2 am 25.08.2004 mit Lage der Messorte P31, P32 und P33; 1,5 m über Grund. Wind:

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226 °, 6,3 m/s; Ausbreitungsklasse: 3.1.

(aus: Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (Hrsg.) (2005): „Gesundheitliche

Bewertung von Bioaerosolen aus Anlagen in der Intensivtierhaltung“ - Teilprojekt

A Erfassung und Modellierung der Bioaerosolbelastung im Umfeld von Geflügel-

ställen. Abschlussbericht. Hannover)

INCI

Auf der Seite der INCI ist eine Reservierung notwendig. Im Gegen-satz dazu hat die Europäische Kommission unter „Health and Con-sumers“ eine interaktive Plattform (Inventory of Cosmetic Ingre-diences) zum frei zugänglichen Abfragen von Kosmetikinhaltsstof-fen eingerichtet (englisch). Abrufbar unter:

http://ec.europa.eu/consumers/cosmetics/cosing/????

Hier kann nach Eingabe des Inhaltsstoffnamens (INCI-Bezeichnung ist nicht notwendig) ein Übersichtsdatenblatt abgerufen werden.

Der Link „Scientific Opinions on Cosmetic Substances” auf dieser Internetseite führt zu aktueller Literatur zu Untersuchungen ver-schiedener Inhaltsstoffe.

-glyceride, -lipide und –acid

Glyceride/Glyzeride (auch Acylglycerine) bestehen aus dem drei-wertigen Alkohol Glycerin, der mit ein bis maximal drei Säuren verestert ist. Im gegebenen Zusammenhang sind die Triglyceride (Glycerin verestert mit drei Fettsäuren) am häufigsten.

Lipide ist ein Sammelbegriff hydrophober/lipophiler Verbindungen. Dazu zählen die einfachen Fettsäuren (u. a. Bausteine der Acylgly-cerine), die Triacylglycerine wie Fette und Öle, die Wachse, die Membran aufbauenden Lipide sowie Isoprenoide (sekundäre Pflan-zeninhaltsstoffe und Hormone). Acid(e) ist die chemische Bezeichnung für „Säure“, also für alle jene Verbindungen, die Protonen abgeben können, ein Medium ansäu-ern (pH wird abgesenkt) und die durch Basen neutralisiert werden.

D-Panthenol

Panthenol wird auch synonym mit Dexpanthenol oder D-Panthenol bezeichnet. Die verwandte Pantothensäure ist als wasserlösliches Vitamin B5 bekannt. In Kosmetika ist ein Dexpanthenolgehalt von 2 – 5 % üblich, in me-dizinischen Anwendungen (Cremes) können bis zu 7 % enthalten sein. Ein gesundheitliches Risiko liegt laut Bundesinstitut für Risiko-forschung (BfR) auch bei diesen hohen Dexpanthenol-Konzentrationen nicht vor. Die Resorption des Dexpanthenols ist von der speziellen Creme-/Salbenzusammensetzung abhängig. Dexpanthenol dient insbe-sondere zur schnelleren Abheilung von oberflächlichen Hautirrita-tionen. In hohen Dosierungen (über 6 %) wird es zur Beschleuni-

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gung der Penetration von Wirkstoffen und als Enhancer von Hor-monen verwendet. Gleichzeitig hält die oberflächliche Anwendung Wasser vermehrt in der Haut. Zum Wirkmechanismus: Dexpanthenol wird im Körper zunächst in die wirkaktive Pantothensäure umgewandelt, welche dann Einfluss auf die Lipidbildung der Zellmembran der Hautzellen nimmt. Einige in vitro Studien weisen darauf hin, dass auch die Proliferation (Zell-teilung und –differenzierung) der Epidermis- und Bindegewebszel-len befördert wird. So wird die Barrierefunktion der Haut wieder hergestellt. Die antiinflammatorische Wirkung wurde in vitro auf molekularer Ebene, aber auch in einer randomisiert-kontrollierten Analyse un-tersucht. Dabei wirkt die Pantothensäure regulierend auf die Ex-pression verschiedener Gene, welche die Wundheilung steuern. So werden je nach Stadium der Wundheilung verschiedene Mediato-ren aus der Klasse der Zytokine und Interleukine vermehrt gebildet und ausgeschüttet. In begleitenden immunohistochemischen Un-tersuchungen konnte der Heilungsfortschritt parallel verfolgt wer-den. (Quelle:

Hahne, D. (2012): Dexpanthenol: Wirkmechanismus aufgeklärt. Dtsch Artzebl,

109(14); A-721

BfR (Hrsg.) (2009): 3. Sitzung der BfR-Kommission für kosmetische Mittel. Proto-

koll des BfR vom 5. Mai 2009.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/3_sitzung_der_bfr_kommission_fuer_kosmetische_mitt

el.pdf; abgerfuen am 04.11.2013)

Xanthan

Ca. 20.000 Tonnen Xanthan werden jährlich mit Hilfe von Xantho-monas campestris mikrobiell hergestellt. Dies bewegliche, Gram-negative, stäbchenförmige Bakterium, das neben dem Polysaccha-rid Xanthan auch noch einen gelben, zellwandgebundenen Farb-stoff produziert, ist als pflanzenpathogen bekannt. Xanthan ist ein aus verschiedenen Zuckern hoch komplex zusam-mengesetztes Polysaccharid. Es wird als extrazelluläres, farbloses Produkt aus der Bakterienzelle nach außen abgegeben.

Mallorca-Akne

Bei den polymorphen Lichtdermatosen handelt es sich um morpho-logisch stark unterschiedliche Hautreaktionen auf erhöhte UV-A-Bestrahlung. Insbesondere im Frühsommer oder bei Reisen in den Süden rea-giert die unvorbereitete Haut zeitverzögert mit juckenden Irritatio-nen auf die Belichtung. Bei Personen aus nördlichen Breiten treten diese lichtabhängigen Dermatosen mit einer Häufigkeit von 10 – 20 % auf, wobei Frauen 9-mal so häufig wie Männer betroffen sind. Eine spezielle Krankheit aus diesem Spektrum stellt die Mallorca-

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Akne oder Acne aestivalis dar. Andere umgangssprachliche Benen-nungen sind: Sommer- oder Sonnenakne bzw. –allergie. Dabei han-delt es sich um eine Entzündung an den Talgdrüsen der Haarfolikel im Bereich der Haarfolikelöffnungen. Die stark juckende Erkran-kung mit bindegewebsartigen Neubildungen stellt sich ähnlich wie Akne dar, führt allerdings nicht zu eitrigen Prozessen. Als Ursache werden freie Radikale diskutiert, die durch UV-A-Bestrahlung entstehen und bekanntermaßen zellschädigende und/oder inflammatorische Prozesse in Gang setzen. Insbesondere Fette der Haut, aber auch Fette und Emulgatoren aus den Sonnen-cremes werden für die lichtabhängige Radikalproduktion diskutiert. Sonnencremes auf Gelbasis verhindern/mindern häufig das Auftre-ten der Mallorca-Akne. (Quelle:

Lehmann, P. und Schwarz, T. (2011): Lichtdermatosen: Diagnostik und Therapie.

Dtsch Arztebl Int. 108(9); S. 135 – 141 )

Moschusver-bindungen

Das Bayerische Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicher-heit (LGL) hat eine Zusammenfassung von Untersuchungen zu Mo-schusverbindungen in der Muttermilch herausgegeben. Die Dar-stellung zeigt einen deutlichen Rückgang der entscheidenden Mo-schusverbindungen (Moschus-Keton und Moschus Xylol) seit Ver-bot in der EU. (Quelle:

Schwelger, U. (2008): Untersuchungen zu Moschusverbindungen in Muttermilch.

Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL).

http://www.lgl.bayern.de/gesundheit/praevention/kindergesundheit/stillen/moschusverbi

ndungen_muttermilch.htm; abgerufen am 04.11.2013)

Parabene

Literatur zum Thema:

BfR (2011): Verwendung von Parabenen in kosmetischen Mitteln. Stellungnahme Nr. 009/2011. http://www.bfr.bund.de/cm/343/verwendung_von_parabenen_in_kosmetischen_mitteln.pdf; abgerufen am 04.11.2013

BfR (2004): Paraben-haltige Deodorants und die Entstehung von Brustkrebs. Stellungnahme des BfR vom 13.02.2004 http://www.bfr.bund.de/cm/343/parabenhaltige_deodorants_und_die_entstehung_von_brustkrebs.pdf; abgerufen am 04.11.2013

Verwendung verschiede-ner Reiniger

In der Türkei werden häufig sehr „scharfe“ Reinigungsmittel ange-wendet. Je stärker (ätzender) diese riechen, umso besser ist ihr Ruf, gründlich zu säubern. Dabei wurde insbesondere der Reiniger Por Cör verwendet, der auch in türkischen Läden in Deutschland ver-trieben wurde. Handel und Verkauf sind hier allerdings seit Oktober 2010 verboten. Das Verbot wurde aufgrund der Gefahr für Ge-

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sundheit und Umwelt erlassen, denn Por Cör enthielt mindestens 20 % Salpetersäure. Diese stark ätzende Verbindung hatte zu vielen Haut- und Schleimhautverätzungen geführt. Zusätzlich wurden die entstehenden giftigen nitrosen Gase eingeatmet und insbesondere erlitten einige türkische Kinder teils schwere Vergiftungen nach Verschlucken von Por Cör.

(Quelle:

BfR (Hrsg.)(2010): Ärztliche Mitteilungen bei Vergiftungen 2010. Berlin.

http://www.bfr.bund.de/cm/350/aerztliche-mitteilungen-bei-vergiftungen-2010.pdf;

abgerufen am 04.11.2013)

(Öko-) Waschgän-gen

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat eine Übersicht herausgegeben zu der Fragestellung: „Überleben Bakterien das Waschen in der Waschmaschine?“. Hier wird besonders darauf eingegangen, mit welcher Keimzahlreduktion man auch bei niedri-gen Waschtemperaturen – in Abhängigkeit des eingesetzten Waschmittels – rechnen kann. Spezielle antibakterielle Waschmit-tel müssen dabei nicht verwendet werden. Nur bei ansteckenden Krankheiten oder immunsupressierten Personen im Haushalt muss dies berücksichtigt werden. Waschen belastet immer irgendwie die Umwelt – es bleibt eine Optimierung zwischen Energiesparen, Wasserverbrauch und Chemikalieneinsatz.

(Quelle:

BfR (Hrsg.) (2006): Überleben Bakterien das Waschen in der Waschmaschine?

Information Nr. 008/2006

http://www.bfr.bund.de/cm/343/ueberleben_bakterien_das_waschen_in_der_waschmas

chine.pdf; abgerufen am 04.11.2013)

Kennzeich-nungspflicht

Auch in der neusten Fassung des Textilkennzeichnungsgesetzes ist keine Kennzeichnungspflicht für die hier erwähnten Kleiderinhalts-stoffe vorgeschrieben. Die Regelung betrifft ausschließlich die ver-wendeten Fasern. Eine Kennzeichnungspflicht für gentechnische Baumwolle ist ebenfalls nicht vorgesehen. In Internet einsehbar unter: http://www.gesetze-im-internet.de/textilkennzg/BJNR002790969.html

Lebensmittel- und Bedarfs-gegenstän-degesetzt

Die Bedarfsgegenständeverordnung regelt u. a. zulässige Inhalts-stoffe in Textilien, insbesondere sei auf die eingeschränkte Ver-wendung von Azofarbstoffen hingewiesen. Weitere Regelungen, die Textilien betreffen: Anlage 5a: „Bestimmte Stoffe dürfen nur bis zu einer festgelegten Höchstmenge freigesetzt werden“: Nickelhaltige Bedarfsgegenstände, die längerfristig direkt mit der Haut in Kontakt stehen (Reißverschlüsse, Knöpfe, Schnallen etc.),

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dürfen je Woche nur 0,5 mg Ni/cm2 freisetzen. Anlage 7: „Bedarfsgegenstände, die mit einem Warnhinweis verse-hen sein müssen“: Imprägniermittel in Aerosolverpackungen. Anlage 9: „Bedarfsgegenstände, bei denen bestimmte Inhaltsstoffe anzugeben sind“: Textilien mit mehr als 0,15 % freiem Formaldehyd bei Hautberüh-rung; die Kennzeichnung muss lauten: "Enthält Formaldehyd. Es wird empfohlen, das Kleidungsstück zur besseren Hautverträglich-keit vor dem ersten Tragen zu waschen."

(Quelle: Bedarfgegenständeverordnung (2013).

http://www.gesetze-im-internet.de/bedggstv/BJNR008660992.html; abgerufen am

04.11.2013)

Baumwoll-produktion

Baumwollproduktion und –nachfrage haben seit dem Jahr 2004/5 weltweit nochmals deutlich zugenommen. Dabei haben insbesondere Indien, China und Brasilien ihre Produktion gesteigert. 2007 wurde in 90 Ländern Baumwolle angebaut, 83 % der Gesamtmenge wurde in nur 6 Ländern produziert.

(Quelle: UNCTAD (2013): Cotton.

http://r0.unctad.org/infocomm/anglais/cotton/market.htm#conso; abgerufen am

04.11.2013)

GVO-Baumwolle

Der weltweite Anbau gentechnisch veränderter Baumwolle hat stark zugenommen. Dabei stagniert in China und den USA die Ausdehnung der Anbauflächen, im Gegensatz dazu ist seit 2005 in Indien eine starke Expansion erkennbar.

Abbildung A-14: Anbaufläche gentechnisch veränderter Baumwolle von 1997 bis 2011 (in Mio.-ha) (aus: transGEN Datenbank; http://www.transgen.de/anbau/flaechen_international/193.doku.html; abgerufen am 13.11.2013)

textile Ar- Eine umfassende Zusammenstellung u. a. zu Inhalten, welche die ehemalige Textile Arbeitsgruppe erarbeitet hat, ist in der 33-

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29

beitsgruppe

seitigen „Einführung in die Problematik der Bekleidungstextilien“ vom Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 2012 zusammengestellt worden. Hier geht es ausführlich um die biologisch-medizinischen Auswirkungen der nicht deklarationspflichtigen Inhaltsstoffe von Bekleidungstextilien.

(Quelle:

BfR (2012): Einführung in die Problematik der Bekleidungstextilien. Aktualisierte

Stellungnahme Nr. 041/2012.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/einfuehrung-in-die-problematik-der-

bekleidungstextilien.pdf; abgerufen am 13.11.2013)

Öko-Tex Standard

Alles zum Thema Öko-Tex 100, 100+ und 1000 ist auf den zugehörigen Homepages nachzulesen:

Öko-Tex 100: https://www.oeko-tex.com/de/consumers/consumers.xhtml

Öko-Tex 100+: https://www.oeko-tex.com/de/manufacturers/concept/oeko_tex_standard_100plus/oeko_tex_standard_100plus.xhtml

Öko-Tex 1000: https://www.oeko-tex.com/de/manufacturers/concept/oeko_tex_standard_1000/oeko_tex_standard_1000.xhtml

Rückstände

Über Rückstände in Textilien wird regelmäßig in der Presse berichtet. Davon ist insbesondere Funktionsbekleidung betroffen (Sport, Regen, Beruf), die mit speziellen Chemikalien für eine gegebene Funktion ausgerüstet ist. Darüber hinaus wird insbesondere häufig speziell über belastete Kinderbekleidung (Regenjacken, Gummistiefel etc.) berichtet. Zur Aktualität findet man immer einen Artikel in den Medien. In der Publikation: „Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt“ hat Greenpeace eine reich bebilderte, selbst durchgeführte Analyse des Schadstoffs Nonylphenolethoxylat (NPE) in Sport-Bekleidung veröffentlicht. Es wird ein „Ranking“ der belasteten Textilien und der sie herstellenden Produzenten vorgenommen.

(Quelle:

Greenpeace (Hrsg.) (2013): Schmutzige Wäsche: Zum Trocknen aufgehängt.

Giftige Spuren vom Abflussrohr bis zum T-Shirt.

http://www.greenpeace.de/fileadmin/gpd/user_upload/themen/chemie/Dirty_LaundryH

ung_Out_to_Dry_WEB_FINAL2.pdf; abgerufen am 13.11.2013)

Page 32: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

30

DIN 16920

Die DIN-Normen 16920 bzw. 16921 sind ersatzlos gestrichen, die Einteilung der Klebstoffe aufgrund ihrer Zusammensetzungen bleibt aber – wie im Text dargestellt - bestehen.

Pflanzen-schutzmittel

In Landwirtschaft, Gartenbau und Haushalt werden zum Pflanzenschutz und gegen Insekten bevorzugt Carbamate, Organophosphate und Pyrethroide verwendet. Die Belastung der Bevölkerung mit diesen Stoffen erfolgt einerseits überwiegend durch die Aufnahme mit Lebensmitteln und andererseits durch die Inhalation in belasteten Räumlichkeiten. Organophosphate und Pyrethroide wirken neurotoxisch bzw. hormonähnlich. Im Rahmen des Kinder-Umwelt-Surveys von 2003 – 06 wurde eine Neubewertung der Belastung mit den drei vorgenannten Pestiziden erarbeitet und im Bundesgesundheitsblatt im Jahr 2009 als Stellungnahme der Kommission „Human-Biomonitoring“ des Umweltbundesamtes veröffentlicht. Als Ergebnis wurden Referenzwerte sowohl bestätigt, herabgesetzt aber auch erhöht.

Dies zeigt, dass in gewissen zeitlichen Abständen Referenzwerte zur tatsächlichen Belastung der Bevölkerung jeweils neu erhoben werden müssen. Referenzwerte sind keine medizinisch toxikologisch bedeutsamen Werte, sie sagen nur etwas über die momentane, tatsächliche Belastung mit dem untersuchten Stoff aus. Der Referenzwert ergibt sich aus der 95. Perzentile, d. h. 95 % aller untersuchten Proben weisen eine Konzentration unterhalb dieses Wertes auf.

(Quelle:

UBA (Hrsg.) (2007): Kinder-Umwelt-Survey 2003/06 – KUS – Huma-

Biomonitoring. Stoffgehalte in Blut und Urin der Kinder in Deutschland. In:

WaBoLu 01/07. Dessau

http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3257.pdf;

abgerufen am 13.11.2013)

Entwicklungs-länder

Der Absatz fair gehandelter Rosen hat in Deutschland zugenommen und lag im Jahr 2011 bei ca. 80 Millionen Stielen. Damit wird ein Beitrag zum nachhaltigen und biologischen Anbau gerade in den produzierenden Entwicklungsländern geleistet (Financal Times Deutschland, 05.06.2012).

Insgesamt wurden im Jahr 2011 laut Statistischem Bundesamt ca.1.150 Millionen Stück Rosen nach Deutschland importiert – davon waren nur knapp 7 % aus fairem Handel (Statistisches Bundesamt, 2013).

Öko-Test Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) kommt in seiner Stellungnahme aus dem Jahr 2010 zur Problematik von Pestizidrückständen in Schnittblumen und Zimmerpflanzen zu der

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31

↑ summarischen Bewertung, dass davon sowohl für Floristen als auch Verbraucher kein Risiko ausgeht.

(Quelle:

BfR (2011): Bewertung möglicher gesundheitlicher Risiken von

Pestizidrückständen auf Schnittblumen. Stellungnahme Nr. 008/2011

http://www.bfr.bund.de/cm/343/bewertung_moeglicher_gesundheitlicher_risiken_von_p

estizidrueckstaenden_auf_schnittblumen.pdf; abgerufen am 13.11.2013)

Drucker und Kopierer

Vom Department „Material Analysis and Indoor Chemistry“ des Fraunhofer Wilhelm-Klauditz-Institutes (WKI) in Braunschweig wurde im Januar 2011 der Abschlussbericht zur Untersuchung „Measurement and characterization of UFP emissions from hardcopy devices in operation”, beauftragt von BITKOM, veröf-fentlicht. Mit Hilfe neu entwickelter Messmethoden wurden 26 Laserdrucker von 13 verschiedenen Herstellern untersucht. Ihre Feinstaub-emission ließ sich in „initial burst emitter" und „constant emitter“ einteilen, die weder gerätetyp- noch herstellerspezifisch war. Die chemische Zusammensetzung der Feinstaubpartikel macht eine Entstehung durch Wärmezufuhr während des Druckens wahr-scheinlich. Die aus den Druckern freigesetzten Partikel bestanden aus wasserunlöslichen, schwerflüchtigen organischen Verbin-dungen (SVOC), die bei hohen Temperaturen verdampfen. Sie entstammen beispielsweise den Schmierstoffen der Geräte. Dagegen wurden keine Feinstaubpartikel, die Carbon Black, also Druckerfarbe oder Toner enthielten, nachgewiesen.

(Quelle:

Fraunhofer WKI (Hrsg.) (2011): Measurement and characterization of UFP

emissions from hardcopy devices in operation. Final Report – Abstract.

Braunschweig.

http://www.bitkom.org/files/documents/BITKOM_Final_Report_January_2011_Abstract_

print.pdf; abgerufen am 13.11.2013)

Trichinen-Frei-Stempel

Die Stempelfarbe bei der Fleischbeschau muss in Europa der EU-Richtlinie 94/36/EG für Farbstoffe, die in Lebensmitteln verwendet werden dürfen, entsprechen. In der Regel werden dazu E 129 (Allurarot AC), E 133 (Brilliant Blau FCF) und E 155 (Braun HT) verwendet. Methylviolett B darf nur noch zur optisch auffälligen Kennzeichnung von nicht zum Verzehr geeigneten Tierteilen verwendet werden.

Sicherheit von Spielzeug

Trotz einer europaweit geltenden Richtlinie über die Sicherheit von Spielzeugen, werden regelmäßig Verstöße dagegen aufgedeckt. Dies betrifft insbesondere die Verwendung nicht zulässiger, chemischer Inhaltsstoffe, die Verwendung zu hoher Konzen-

Page 34: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

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trationen regulierter Verbindungen oder mangelnde Stabilität bei Gebrauch. Häufig sind Importprodukte betroffen. Der zweite Teil der EU-Spielzeugrichtlinie ist ab 20. Juli 2013 anzuwenden. Allerdings hat Deutschland eine Sonderregelung bewirkt und darf seine nationalen, strengeren Grenzwerte für Antimon, Arsen, Barium, Blei und Quecksilber auch weiterhin anwenden. (Quelle: Richtlinie 2009/28/EG;

http://eur-lex.europa.eu/LexUriServ/LexUriServ.do?uri=CELEX:32009L0048:DE:NOT;

abgerufen am 13.11.2013

BMELV, 2013: EU-Spielzeug-Richtlinie: Deutschland darf seine strengeren

Grenzwerte für Kinderspielzeug vorerst weiter anwenden. Pressemitteilung vom

13.05.2013;

http://www.bmelv.de/SharedDocs/Standardartikel/Verbraucherschutz/Produktsicherheit/

Spielzeugrichtlinie.html; abgerufen am 13.11.2013)

Drei Beispiele seien hier kurz erwähnt:

− Organozinnverbindungen, eingesetzt als Stabilisatoren in Plastik, und (poly)bromierte Flammschutzmittel; insbesondere in Puppen und Kuscheltieren aus fernöstlicher Produktion. Beide Stoffklassen sind nicht deklarationspflichtig, einige bromierte Flammschutzmittel sind in der EU verboten.

− Nickelfreisetzung aus Spielzeugen. Die maximal erlaubte Freisetzung bei längerem Hautkontakt aus Schmuck und Bekleidungsbestandteilen ist geregelt. Hingegen legt die Europäische Spielzeugrichtlinie hierzu keinen Grenzwert fest. Nickel ist der häufigste Auslöser von Kontaktallergien – Kinder sind durch Spielzeuge stark exponiert.

− Duftstoffe in Spielzeugen. 55 allergene Duftstoffe sind verboten, werden aber immer wieder bis zu 100 mg/kg Spielzeugmaterial nachgewiesen, was auf eine schlechte Herstellungspraxis zurückzuführen ist. 11 weitere Stoffe müssen ab 100 mg/kg Spielgut deklariert werden; hier ist eine Absenkung wünschenswert.

(Quelle: BfR (2012): Kontaktallergene in Spielzeug: Gesundheitliche Bewertung

von Nickel und Duftstoffen. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 010/2012.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/kontaktallergene-in-spielzeug-gesundheitliche-

bewertung-von-nickel-und-duftstoffen.pdf; abgerufen am 13.11.2013)

In regelmäßigen Abständen testen Stiftung Warentest (2010/2012) und Ökotest (2008/2011) Plüschtiere und finden dabei immer wieder zu stark belastete Beispiele; weiterhin spielen insbesondere auch PAK dabei eine wesentliche Rolle.

Phthalate

Die in der Tabelle A-5 zusammengestellten Phthalate (Weichmacher) wurden der vorläufigen EU-Prioritätenliste für endokrine Stoffe entnommen. Eine Einordnung und Bewertung

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erfolgt über das Schädigungspotential, den TDI und die bereits vorhandenen Verwendungsverbote dieser Stoffe. Das Phthalat DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat) beeinflusst als hormonähnlich wirkende Substanz die Fortpflanzung sowie foetale Entwicklung beim Menschen, es wirkt reproduktionstoxisch. Der TDI wurde von der Europäischen Behörde für Lebens-mittelsicherheit (EFSA) auf 50 µg/kg Körpergewicht und Tag festgelegt. In Deutschland liegt die tägliche Aufnahme (Erwachsene) mit 13 - 21 µg/kg Körpergewicht noch darunter. DEHP gelangt während der Verarbeitung, besonders aber aus Verpackungsmaterial in die Nahrungsmittel. Seit 2007 ist DEHP zur Verpackung fetthaltiger Speisen (Bsp. Majonäse) verboten. Ab 2015 benötigt die Verwendung in Verbraucherprodukten eine Zulassung gemäß REACH-Verordnung. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) beziffert die Phthalatproduktion in Westeuropa auf eine Million Tonnen pro Jahr. Dabei wird mittlerweile das reproduktionstoxische DEHP (Di(2-ethylhexyl)phthalat) vermehrt durch DINP (Di-isononylphthalat) und DIDP (Di-isodecylphthalat) ersetzt. Dies spiegelt sich auch in den Produktionszahlen wieder: Der Anteil DEHP an der Gesamtphthalatproduktion betrug 1999 noch 42 %, hat aber 2008 auf ca. 17 % abgenommen. Im gleichen Zeitraum wuchs der DINP/DIDP-Anteil von 35 % auf 67 %.

Tabelle A-5: Bewertung des Schädigungspotentials ausgewählter Phthalate (nach Häusser, 2012)

Name Schädigungs-

potential TDI* Verbote

DEHP reproduktions-

toxisch 0,05

Spielzeug, Kinderartikel, Kosmetika

DBP reproduktions-

toxisch, entwick-lungsschädigend

0,01 Spielzeug, Kinderartikel,

Kosmetika

DIDP leberschädigend 0,15 Spielzeug, das dafür ge-dacht ist, in den Mund genommen zu werden

BBP reproduktions-

toxisch, entwick-lungsschädigend

0,5 Spielzeug, Kinderartikel,

Kosmetika

DINP leberschädigend 0,15 Spielzeug, das dafür ge-dacht ist, in den Mund genommen zu werden

DIBP reproduktions-

toxisch,entwick-nicht

verfüg-Ab 07/2013 in Spielzeug

verboten

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lungsschädigend bar *TDI: Tolerierbare tägliche Aufnahme in [mg/kg Körpergewicht und Tag]

(Quellen:

Häusser, S. (2012): Phthalat-Weichmacher – EinRisiko für die Kindergesundheit.

PPT-Vortrag im Rahmen des Expertengesprächs im Ministerium für Umwelt,

Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten, Rheinland-Pfalz; Mainz,

25.01.2012;

http://www.mulewf.rlp.de/fileadmin/mufv/img/inhalte/luft/Vortrag_Häusser.pdf;

agberufen am 13.11.2013

BfR (2013): Weichmacher DEHP wird hauptsächlich über Lebensmittel

aufgenommen. Pressemitteilung vom 07.05.2013;

http://www.bfr.bund.de/de/presseinformation/2013/13/weichmacher_dehp_wird_haupt

saechlich_ueber_lebensmittel_aufgenommen-186791.html; abgerufen am 13.11.2013

BfR (2013): Fragen und Antworten zu Phthalat-Weichmachern. FAQ des BfR und

des UBA.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/fragen-und-antworten-zu-phthalat-weichmachern.pdf;

abgerufen am 13.11.2013)

Weitere Informationen: Bayerischen Landesamt für Umwelt (2012): Stoffinformation zu besorgniserregenden Stoffen – Phthalate. http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_120_phthalate.pdf; abgerufen am 13.11.2013

Richtwerte

Die verschiedenen, während der Vulkanisierung entstehenden Nitrosamine sind genotoxisch bzw. kanzerogen. Deshalb sollte – da kein Schwellenwert für die Gefährdung festgelegt werden kann - eine größtmögliche Minimierung angestrebt werden. Luftballons fallen unter die Bedarfsgegenständeverordnung. Je Kilogramm Luftballon dürfen nur 0,05 mg N-Nitrosamine bzw. 1,0 mg in N-Nitrosamine umsetzbare Stoffe bei Benutzung (z. B. Aufblasen) aus dem Produkt austreten. Außerdem muss ein Warnhinweis angebracht sein: „Zum Aufblasen eine Pumpe verwenden“. Aufgrund obiger Werte und der Abschätzung der Exposition wird eine entsprechende N-Nitrosamin-Aufnahme durch Luftballons von 50 ng pro Jahr ermittelt, was auf das Lebenszeitrisiko berechnet zu vernachlässigen ist. Nitrosamine werden bevorzugt mit der Nahrung aufgenommen. Eine andere Regelung gilt für Kleinkinder-Produkte (bis 36 Monate) aus Natur- und Synthesekautschuk, die in ihrer bestimmungs-gemäßen Funktion in den Mund genommen werden (Sauger, Schnuller, Beißringe). Hier gilt in Deutschland nach der Bedarfsgegenständeverordnung ein Migrationshöchstwert von 0,01 mg N-Nitrosamine pro kg Material. Nach in Krafttreten der EU-

Page 37: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

35

Spielzeugrichtlinie sollen auch für diese Produkte die weniger strengen Richtwerte wie für Luftballons gelten. Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat dazu 2011 eine kritische Stellungnahme herausgebracht.

(Quelle:

BfR (2012): Spielzeug aus Natur- und Synthesekautschuk für Kinder unter drei

Jahren: Freisetzung von N-Nitrosaminen sollte so gering wie möglich sei.

Stellungnahme Nr. 005/2012.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/spielzeug-aus-natur-und-synthesekautschuk-fuer-kinder-

unter-drei-jahren-freisetzung-von-n-nitrosaminen-sollte-so-gering-wie-moeglich-sein.pdf

abgerufen am 13.11.2013)

Aldehyde

Abbildung A-15: Schematische Darstellung der Aldehyd-Gruppe; R = Rest: H+, Alkyl, Aryl-, Phenyl-, etc. (eigene Darstellung)

Aldehyde werden in drei Gruppen unterschieden: − niedrige: kurzkettige Aldehyde mit 1 – 2 C-Atomen − mittlere: mittelkettige Aldehyde mit 3 – 5 C-Atomen − höhere: langkettige Aldehyde mit mehr als 6 C-Atomen

R

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niedrige Al-dehyde

Abbildung A-16: Strukturformeln der wichtigsten Vertreter niedriger Aldehyde (eigene Darstellung)

Acetaldehyd kommt als natürlicher Bestandteil in Lebensmitteln vor (Tabelle A-6).

Tabelle A-6: Gehalt von Acetaldehyd in [mg/kg] ausgewählter Lebensmittel

Lebensmittel Gehalt Acetaldehyd in mg/kg Grapefruitsaft bis zu 190 Orangensaft bis zu 132 frische Feigen 7 – 40 Erbsen 1 – 400 Möhren 2,5 – 17 Tomaten 5 – 9 andere Gemüse bis zu 22 Brot (Weizenbrot) 4 – 10 (7) Joghurt 0,7 – 76 Cheddarkäse 7,5 Weißwein 7 – 142 Essig 60 – 1060

Acetaldehyd wird vielfach als Aromastoff (Zitrusgeschmack) eingesetzt. Insbesondere in diesem Zusammenhang wird eine mögliche Kanzerogenität diskutiert. Im Jahr 2008 wurden Mineralwässer in PET-Flaschen auf ihren Acetaldehydgehalt getestet. Man fand 10 – 39 µg/l. Acetaldehyd

Page 39: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

37

entstammt der PET-Produktion und wird besonders in Billig–Wässern, verpackt in Einwegflaschen, nachgewiesen. Es ist durch seinen „zitronigen“ Geschmack zu identifizieren. Laut EU-Recht dürfen 6 mg Acetaldehyd pro kg Lebensmittel übergehen. Mittlerweile werden PET-Flaschen meist so produziert, dass kein Acetaldehyd mehr übertritt.

(Quelle:

BfR (2010): Gesundheitliche Bewertung von Acetaldehyd in alkoholischen

Getränken. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 022/2010.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/gesundheitliche_bewertung_von_acetaldehyd_in_alkoh

olischen_getraenken.pdf; abgerufen am 13.11.2013)

Schulte et al. (2006) stellen eine umfassende Bewertung des kanzerogenen Potentials von Formaldehyd, basierend auf einer detaillierten Literaturauswertung (ca. 150 S.) vor.

(Quelle:

Schulte et al. (2006): Assessment of the Carcinogenicity of Formaldehyde [CAS

No. 50-00-0]. BfR-Wissenschaft 02/2006. Berlin)

höhere und aromatische Aldehyde

Abbildung A-17: Strukturformeln der wichtigsten Vertreter höherer und aromatischer Aldehyde (eigene Darstellung)

Page 40: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

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Polychlorier-te Biphenyle (PCB)

Abbildung A-18: Einteilung von PCB-Kongeneren nach Chlorierungsgrand (eigene Darstellung)

Eine wichtige Einteilung der PCB erfolgt in die Kategorien dl-PCB = dioxinähnlich und ndl-PCB = nicht dioxinähnlich. Aufgrund dieser unterschiedlichen Charakteristik ist auch das medizinische Gefahrenpotential unterschiedlich.

Abbildung A-19: Einteilung von PCB-Kongeneren nach ihrer Ähnlichkeit zu Dioxinen und Darstellung der Berechnung von Toxizitätsäquivalenten (eigene Darstellung)

(eigene Darstellung nach: BfR (2010): Aufnahme von Umweltkontaminanten über

Lebensmittel (Cadmium, Blei, Quecksilber, Dioxine und PCB). Ergebnisse des

Forschungsprojektes LExUKon)

Tabelle A-7: EU-Auslöse*- und Höchstwerte♦ von Dioxinen und dl-PCBs sowie tägliche orale Aufnahmedosis von dl-PCBs in ausgewählten Lebensmitteln

Page 41: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

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*Empfehlung der Europäischen Kommission vom 23. August 2011 zur Reduzie-

rung des Anteils von Dioxinen, Furanen und PCB in Futtermitteln und in Lebens-

mitteln (2011/516/EU; Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 218, S. 23-25) ♦Verordnung (EU) Nr. 1259/2011 der Kommission vom 2. Dezember 2011 zur

Änderung der Verordnung (EG) Nr. 1881/2006 hinsichtlich der Höchstgehalte für

Dioxine, dioxinähnliche PCB und nicht dioxinähnliche PCB in Lebensmitteln

(Amtsblatt der Europäischen Union Nr. L 320 vom 03.12.2011, S. 18-23)

Der Hauptaufnahmepfad für PCB ist die Nahrung, wobei insbesondere eine Anreicherung im Fett zu beachten ist. Deshalb gelten seit dem 1. Januar 2012 europaweit neue Auslösewerte und Höchstgehalte für Dioxine und dioxinähnliche PCB (dl-PCB) in ausgewählten Lebensmittelgruppen. In Tabelle A-7 sind die Auslöse- und Höchstwerte sowie die tägliche orale Aufnahme von dl-PCBs in Deutschland gegenübergestellt.

Das oral aufgenommene PCB-Gemisch besteht aus 10 % dl-PCB und 90 % ndl-PCB.

Darüber hinaus gilt für die nicht dioxinähnlichen (ndl)-PCB ein Höchstgehalt von 40 ng/g Fett (Fleisch, Leber, Kuhmilch, Eier).

(eigene Zusammenfassung nach:

BMU (2012): EU-weiter Verbraucherschutz vor Umweltkontaminanten in

Lebensmitteln. http://www.bmu.de/themen/gesundheit-chemikalien/gesundheit-und-

umwelt/lebensmittelsicherheit/verbraucherschutz-eu/verbraucherschutz-vor-

umweltkontaminanten-in-lebensmitteln-eu-weit-dioxine-und-pcb/; abgerufen am

13.11.2013

BMU (2013): Umweltschutz – Standbein der Lebensmittelsicherheit Dioxin- und

PCB-Einträge vermeiden. 5. Auflage.

Page 42: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

40

http://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Pools/Broschueren/Dioxin_bf.pdf;

abgerufen am 09.01.2014)

In Tabelle A-8 sind die Referenzwerte für die Belastung mit nicht dioxinähnlichen (ndl)-PCB im Vollblut von Personen in Deutschland, aufgeschlüsselt nach Altersgruppen dargestellt. Referenzwerte sind keine medizinisch toxikologisch bedeutsa-men Werte, sie sagen nur etwas über die momentane, tatsächliche Belastung mit dem untersuchten Stoff aus. Deshalb sind diese Werte nicht bevölkerungsrepräsentativ und können nur einen Anhaltspunkt über die tatsächliche Belastung mit den untersuchten PCB darstellen.

Tabelle A-8: Gehalt an Ndl-PCB im Vollblut, aufgeschlüsselt nach Altersgruppen

PCB* Personengruppe Referenzwert in µg/l Vollblut

7 – 14 Jahre 1,0

18 – 19 Jahre 1,1

20 – 29 Jahre 2,0

30 – 39 Jahre 3,2

40 – 49 Jahre 5,1

50 – 59 Jahre 6,4

60 – 69 Jahre 7,8

*Summe der drei ndl-Indikator-PCB (Σ = 138 + 153 + 180), die regelmäßig

oberhalb der Bestimmungsgrenze im Vollblut nachgewiesen werden.

(Quellen: UBA (Hrsg.) (2007): Kinder-Umwelt-Survey 2003/06 – KUS – Huma-

Biomonitoring. Stoffgehalte in Blut und Urin der Kinder in Deutschland. In:

WaBoLu 01/07. Dessau

UBA (Hrsg.) (2002): Umwelt-Survey 1998. Band III: Human-Biomonitoring,

Stoffgehalte in Blut und Urin der Bevölkerung in Deutschland. In: WaBoLu 1/02.

Page 43: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

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Dessau

UBA (2003): Aktualisierung der Referenzwerte für PCB-138, -153, -180 im Vollblut

sowie Referenzwerte von HCB, β-HCH und DDE im Vollblut. Stellungnahme der

Kommission „Human-Biomonitoring“. Beschundheitsblatt –

Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz : 46, 161 – 168)

Für Frauen im gebärfähigen Alter, Säuglinge und Kleinkinder wurden mittlerweile HBM-Werte für PCB festgelegt:

HBM I: 3,5 µg PCB/l Serum HBM II: 7,0 µg PCB / l Serum

HBM-Werte stellen Konzentrationsangaben (in einem Körper-medium) dar, deren Überschreitung zu einer möglichen gesund-heitlichen Beeinträchtigung führen können. Sie sind epidemio-logisch toxikologisch abgeleitet. Konzentrationen unterhalb des HBM I: kein Handlungsbedarf; Konzentrationen ab HBM II: sofortiger Handlungsbedarf (weitere Informationen dazu in Umweltmedizin II)

Weitere umfangreiche Literatur zu dem Thema: UBA (2012): Ableitung von Human-Biomonitoring-(HBM)-Werten für Polychlorierte Biphenyle (PCB) im Blut. Bekanntmachung des Umweltbundesamtes. Stellungnahme der Kommission Human-Biomonitoring des Umweltbundesamtes. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/ableitung_h

bm_werte_fuer_pcb.pdf; abgerufen am 13.11.2013

UBA (2011): Expositionsbetrachtung und Beurteilung des Transfers von Dioxinen, dioxinähnlichen PCB und PCB. In: Texte 57/2011 http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/461/publikationen

/4170.pdf; abgerufen am 13.11.2013

Inhalation

Immer wieder werden in öffentlichen Gebäuden, die in den späten 60-er bis 70-er Jahren errichtet wurden, nennenswerte Belastungen der Innenraumluft mit PCB gefunden, welches aus den verwendeten Fugendichtmassen ausgast. Diese Gebäude müssen aufwändig saniert und dekontaminiert werden. Ein Beispiel zeigt der aktuelle Fall an der Ruhr-Universität Bochum. Hier erfolgt eine Darstellung der Innenraumbelastung mit PCB und damit korreliert die PCB-Belastung der dort Tätigen, dargestellt anhand ihrer PCB-Werte im Serum/Blut. (Quelle: McMonagle-Auffenberg, C. (2013): PCB Biomonitoring an der RUB 2013.

PPT-Vortrag. http://www.ruhr-uni-bochum.de/pcb/Anlagen/PCB_Biomonitoring.pdf;

abgerufen am 13.11.2013)

FCKW Das NASA Earth Observatory bietet auf seiner Website unter Features/Atmosphere eine Slideshow, welche die Dynamik des Ozonlochs über dem Südpol vom 1979 bis 2011 darstellt. Der

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↑ begleitende Text gibt allgemeine Auskünfte zum Ozonloch.

Perfluorierte Tenside (PFT) stellen eine neue Klasse von halogen-haltigen Verbindungen dar, die für die Umweltmedizin relevant sind. Diese Verbindungen wurden medial erstmals bekannt, als sie 2006 im Wasser der Ruhr und Möhne im Sauerland (NRW) in hohen Konzentrationen nachgewiesen wurden und gleichzeitig aus den Flüssen auch kontaminierte Fische gefangen wurden. In einem groß angelegten Umweltmedizinprogramm der Ruhr-Universität Bochum werden betroffene Personen begleitet und gleichzeitig wissenschaftliche Erkenntnisse zu diesem Thema erarbeitet. PFT wirken sich nicht auf die Ozonschicht aus. Es handelt sich um amphiphile, oberflächenaktive Moleküle, die insbesondere in fett- und wasserabweisenden Beschichtungen eingesetzt werden. PFT reichert sich im Blut an, ist nur langsam abbaubar und potentiell kanzerogen. Übersicht und Einstieg ins Thema PFT:

− Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW (LANUV) unter Umwelt/PFT.

− UBA (2009): Per- und polyfluorierte Chemikalien: Einträge vermeiden – Umwelt schützen. Dessau

Benz(a)pyren

Abbildung A-20: Strukturformel von Benz(a)pyren (eigene Darstellung)

Aufnahme

Benz(a)pyren (BaP) wird in der Außenluft als Leitsubstanz für die Verunreinigung mit PAK gemessen; in der EU gilt ein Zielwert von 1 ng/m3. Im Jahr 2010 traten in Deutschland lediglich an 6 % der Messstandorte – besonders verkehrsnah – Überschreitungen auf. BaP dient zusammen mit drei weiteren PAK als Leitsubstanz zur Kontaminationsbegutachtung von Lebensmitteln. Bei Säuglingsan-fangs- und -folgenahrung muss ein Grenzwert von 1 µg/kg einge-halten werden. Der höchste Grenzwert von 35 µg/kg gilt für geräucherte Muscheln. Nach der Trinkwasserverordnung darf die BaP-Konzentration in Trinkwasser 10 ng/l nicht überschreiten. Für weitere Verbreitungsmedien gelten jeweils spezifische Grenzwerte. Die Belastung der Bevölkerung mit PAK wird aufgrund der Refe-

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renzwerte für das Abbauprodukt 1-Hydroxypyren im Morgenurin ermittelt: Für nicht aktiv rauchende Kinder (3 – 14 Jahre) und ebenso nicht aktiv rauchende Erwachsene (18 – 69 Jahre) wurde ein Referenzwert von 0,5 µg/l bestimmt. Der Referenzwert für Raucher liegt ca. doppelt so hoch.

(Quellen:

UBA (2012): Polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe -

Umweltschädlich! Giftig! Unvermeidbar? Hintergrundpapier. Dessau

UBA (2007): Kinder-Umwelt-Survey 2003/06 – KUS – Huma-Biomonitoring.

Stoffgehalte in Blut und Urin der Kinder in Deutschland. In: WaBoLu 01/07.

Dessau

UBA (Hrsg.) (2002): Umwelt-Survey 1998. Band VIII: PAK-Metabolite im Urin der

Bevölkerung in Deutschland – Belastungsquellen und -pfade. In: WaBoLu 04/04.

Berlin)

Recycling Papier wird aus bedrucktem Altpapier hergestellt. Die darin enthaltene Druckerfarbe weist aromatische Kohlenwasser-stoffe (aus Mineralöl) auf. Wird dieses aufbereitete Papier als Kartonage für die Umverpackung von Lebensmitteln verwendet, treten die flüchtigen Mineralölchemikalien aus und auch in das Nahrungsmittel über. Dabei sind fetthaltige Produkte besonders gefährdet. In der Weihnachtszeit 2012 war die Schokolade in Adventskalendern positiv auf aromatische Kohlenwasserstoffe getestet worden. Hier war die recycelte Umverpackung der Verursacher. Das Verbraucherschutzministerium arbeitet an Regelungen zur Reduzierung von Mineralölbestandteilen in Nah-rungsmitteln. Weitere Informationen zum Vorkommen von PAK in Verbraucher-produkten: BfR (2010): Krebserzeugende polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) in Verbraucherprodukten sollen EU-weit reguliert werden – Risikobewertung des BfR im Rahmen eines Beschränkungsvorschlages unter REACH. Stellungnahme Nr. 032/2010; http://www.bfr.bund.de/cm/343/krebserzeugende_polyzyklische_aromatische_

kohlenwasserstoffe_pak_in_verbraucherprodukten_sollen_eu_weit_reguliert_werden.pdf; abgerufen am 20.11.2013

Benzol

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Abbildung A-21: Strukturformel des Benzols (eigene Darstellung)

Die Benzolbelastung in der Außenluft hat deutlich abgenommen, sie lag im Jahr 2011 im städtischen Hintergrund bei ca. 1,0 µg/m3 Luft und an verkehrsnahen Messstationen knapp doppelt so hoch bei 1,7 µg/m3. Diese Werte liegen deutlich unterhalb des seit 2010 geltenden Grenzwertes (Jahresmittel) von 5 µg/m3. Benzin darf laut EU-Norm EN 12177 bzw. EN 14517 maximal 1 Vol - % Benzol enthalten. In den USA dagegen konnte Benzol in Automobiltreibstoffen noch nicht verboten werden (entgegen anderslautenden Informationen bei Erstellung des Skriptes). Die United States Environmental Protection Agency (EPA) hat Benzol als gefährlichen, krebser-regenden, luftverschmutzenden Inhaltsstoff aus Fahrzeugkraft-stoffen charakterisiert und hat ein Programm zur Benzolreduktion gestartet. Ziele waren: Bis 01.01.2011 sollten Raffinerien in ihren neuen und alten Kraftstoffen im Durchschnitt nur noch 0,62 % (Vol.) Benzol einsetzen. Von Mitte Juli 2012 an darf der Maximalgehalt an Benzol von 1,3 % (Vol.) dann in keinem Treibstoff mehr überschritten werden. Kalifornien hält diese Werte bereits seit Beginn der Kampagne ein. Im Jahr 2012 erschien ein Report bezüglich des Fortschritts der Benzolreduktion. Darin wird von einem Erreichen des Zielwertes 0,62 % (Vol.) im Jahr 2015 ausgegangen, wenn alle Raffinerien entsprechend nachgerüstet sind und arbeiten.

(Quellen: UBA (2013): Luftqualität in Ballungsräumen – Benzol.

http://www.umweltbundesamt.de/daten/luftbelastung/luftqualitaet-in-ballungsraeumen;

abgerufen am 14.01.2014)

British Petrol (BP) (2010): Technisches Produktdatenblatt BP Benzin bleifrei 95.

Zug (Schweiz).

http://www.bp.com/liveassets/bp_internet/switzerland/corporate_switzerland/STAGING/

local_assets/downloads_pdfs/pq/TDS_BP_Benzin_bleifrei_95_d.pdf; abgerufen am

20.11.2013

EPA (2012): Summary and Analysis of the 2011 Gasoline Benzene Pre-Compliance

Reports. http://www.epa.gov/otaq/regs/toxics/420r12007.pdf; abgerufen am

20.11.2013)

Page 47: Interdisziplinäres Fernstudium Umweltwissenschaften

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Toluol

Abbildung A-22: Strukturformel des Toluol (eigene Darstellung)

Toluolkonzentrationen im Innenraum, gültig seit 1996: Richtwert I: 0,3 mg/m3 Luft Richtwert II: 3 mg/m3 Luft

(Quelle: UBA (2013): Empfehlungen und Richtwerte der Kommission

Innenraumlufthygiene.

http://www.umweltbundesamt.de/gesundheit/innenraumhygiene/richtwerte-irluft.htm;

abgerufen am 20.11.2013)

Phenol

Abbildung A-23: Strukturformel des Phenols (eigene Darstellung) Phenol (Carbolsäure) selbst wird heute nicht mehr zur Desinfektion verwendet. Phenolderivate werden häufig zur Flächen- und Hautdesinfektion eingesetzt. Sie reagieren als schwache Säuren, aufgrund ihrer polaren Eigenschaften besteht eine Detergenz-Wirkung. Phenole wirken unspezifisch bakteriostatisch bis bakterizid, fungizid und virozid, indem sie an der Zelloberfläche der Mikroorganismen adsorbieren, die Membran destabilisieren und somit die Semipermeabilität der Zellmembranen zerstören. Nach Übertritt ins Protoplasma erfolgt eine weitere (zerstörerische) Reaktion mit den zellulären Proteinen.

Quelle: Fuchs, G. (Hrsg.) (2006): Allgemeine Mikrobiologie. Thieme-Verlag :

Stuttgart, New York

Terpene

In der chemischen Stoffklasse der Terpene werden ca. 8000 verschiedene Verbindungen zusammengefasst, die strukturell jeweils aus Isopreneinheiten aufgebaut sind. Pflanzen produzieren flüchtige Terpene zum Anlocken von bestäubenden Insekten bzw. um eine Schutzatmosphäre gegen Schadinsekten aufzubauen.

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Hochmolekulare, ölartige Terpene dienen der Abschreckung von u. a. (Fraß-)Feinden, so wird das in der Krebstherapie eingesetzte Taxol von Eiben beispielsweise bei Pilzbefall synthetisiert. Nadelwälder emittieren insbesondere flüchtige Mono- und Sequiterpene, Laubwälder geben Isoprene ab, so dass insgesamt ungefähr 10 % der flüchtigen Kohlenwasserstoffemissionen in Deutschland auf diese biologischen Quellen zurückzuführen sind. Terpene, die durch atmosphärisches Ozon oxidiert werden, bilden Radikale (OH, NOx

-) und sekundäre Aerosole mit ca. 0,5 µg Partikel/m3 Luft. An diesen Partikeln wird das einfallende Sonnenlicht gestreut – die entstehende Rayleigh-Strahlung erscheint blau. So wirken Wälder mit starkem Baumbewuchs aus der Ferne häufig blau (Blaue Berge etc.). Die charakteristische Zusammensetzung der Terpene (α-Pinen, β-Pinen, 3-Caren) ist einerseits von der entsprechenden Baumart, aber zusätzlich auch von der Wuchsumgebung abhängig. So lässt sich ein typischer „Fingerprint“ herstellen: Terpentinöl von Pinus-Arten aus Griechenland enthält 90 % α-Pinen, solches aus Polen nur 40 – 70 % mit entsprechend mehr 3-Caren. Die Innenraumbelastung mit verschiedenen Terpenen ist gerade in Kindergärten sehr hoch, da hier vielfach Vollholzmöbel verwendet werden. Neben der Sensibilisierung - insbesondere auch nach Hautkontakt (Typ IV-Kontaktallergie) - können α-Pinen, β-Pinen und 3-Caren auf Schleimhäute reizend (toxisch-irritativ) wirken und in Laborversuchen wurden auch Entzündungen des Atemtraktes sowie die Erhöhung des Atemwiderstandes nachgewiesen.

(Quelle: Mücke, W. und Lemmen, C. (2008): Bioaerosole und Gesundheit –

Wirkung bilogischer Luftinhaltsstoffe und praktische Konsequenzen. ecomed-

Verlag : Landsberg am Lech; S. 55 - 57)

Pestizide

Eine alphabetische Liste der im Jahr 2013 zugelassenen Pflanzenschutzmittel wird vom Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) unter der Kategorie Pflanzenschutzmittel bereitgestellt. Von dieser Seite ausgehend können weitere Spezialinformationen über die einzelnen Produkte abgerufen werden.

Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) stellt ein Biozid-Portal zur Verfügung. Hier lassen sich alle aktuellen Fragen, Entwicklungen und Hintergrundinformationen abrufen. Dieser Internetauftritt verlinkt auch weitere Bundesanstalten und Bundesinstitute, sowie das Robert-Koch-Institut (RKI) und das Julius Kühn-Institut (JKI).

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2,4-D

Ein Strukturformelvergleich zwischen dem Pflanzenhormon Indol-3-essigsäure, dem wichtigsten Auxin, und dem Wuchsstoffherbizid 2,4-Dichlorphenoxyessigsäure (2,4-D) zeigt ihre offensichtliche strukturelle Ähnlichkeit. Das Herbizid übernimmt in der Pflanze – fälschlicherweise - die hormonelle Funktion.

Abbildung A-24: Schematische Darstellung der Strukturformeln von 2,4,Dichlorphenoxyessigsäure (2,4-D; links), einem Herbizid und Indol-3-essigsäure (rechts), einem natürlichen Pflanzenhormon (eigene Darstellung)

2,4-D wirkt nur bei einer bestimmten Pflanzengruppe (Dikotyledonen), indem es ihr Wachstum ankurbelt und diese durch Überbeanspruchung absterben. Monokotyledonen (Gräser, Getreide) sind nicht betroffen.

Diuron

Diuron wird als sogenanntes Urbanherbizid auf Plätzen und Wegen eingesetzt und kommt bei Pflasterungen und in Hausfassaden-anstrichen zum Einsatz.

Die European Food Safety Authority (EFSA) hat im Jahr 2011 zum Thema Diuron eine umfassende Publikation, insbesondere auch hinsichtlich der medizinischen Auswirkungen, herausgebracht.

EFSA (2011): Review of the existing maximum residue levels (MRLs) for diuron according to Article 12 of Regulation (EC) No 396/20051. EFSA Journal 9(7) 2324; http://www.efsa.europa.eu/de/efsajournal/doc/2324.pdf; abgerufen am 20.11.2013

kontroverse Diskussion

Auf ihrer 6. Sitzung im Mai 2013 erlaubt die DDT-Expertengruppe der Stockholmer Konvention weiterhin den Einsatz von DDT zur Bekämpfung der Anopheles-Mücke als Überträger von Malaria. Weitere Schritte für Alternativen, die bis 2020 DDT vollständig ablösen sollen, werden diskutiert. Laut Aussage der Expertengruppe DDT kommen jährlich immer noch ca. 6.000 – 7.000 t DDT zum Einsatz.

Lindan Die chemische Bezeichnung für Lindan lautet Hexachlorcyclohexan, abgekürzt HCH.

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Abbildung A-25: Schematische Darstellung der Strukturformel von Hexachlorcyclohexan (Lindan) (eigene Darstellung)

Pyrethroide

Die U.S. Environmental Protection Agency (EPA) hat 2011 ein umfassendes Review zur Bewertung der gesundheitlichen Gefahren von Pyrethrinen und Pyrethroiden herausgegeben. EPA (2011): Memorandum. Subject: Pyrethroid Cumulative Risk Assessment. Washington D.C. (USA). http://www.regulations.gov/#!documentDetail;D=EPA-HQ-OPP-2011-0746-0003; abgerufen am 20.11.2013

Pentachlor-phenol

Obwohl die Verwendung von PCP seit 1989 verboten ist, findet man diese persistente Substanz immer noch im Hausstaub. PCP wird zusammen mit seinen Dioxin- und Furan-Verunreinigungen in die Gruppe 2B der IARC-Liste (Liste der International Agency for Reasearch on Cancer of the World Health Organization (WHO)) als „möglicherweise Krebs erzeugend“ eingeordnet. Die Ergebnisse aus dem Kinder-Umwelt-Survey von 2003/06 zeigen für Haushalte mit 3- bis 14 –Jährigen im Mittel einen Gehalt von 0,097 mg PCP/kg Hausstaub. Dabei liegt das Mittel in den neuen Bundesländern bei 0,057 mg PCP/kg Hausstaub deutlich unter demjenigen in den alten Bundesländern mit 0,105 mg PCP/kg Hausstaub. Eine weitere Korrelation ergibt sich mit dem Alter der bewohnten Wohnung: je älter, umso höher die Staubbelastung mit PCP. Bei den Biomonitoring-Untersuchungen ließ sich nur in der Hälfte der Kinder-Urinproben PCP überhaupt nachweisen; der mittlere Gehalt wird mit der Bestimmungsgrenze (0,6 µg PCP/l Urin) angegeben.

(Quelle:

UBA (Hrsg.) (2007): Kinder-Umwelt-Survey 2003/06 – KUS – Huma-

Biomonitoring. Stoffgehalte in Blut und Urin der Kinder in Deutschland. In:

WaBoLu 01/07. Dessau)

Weitere Information zu diesem Thema: LfU Bayern (2008): Pentachlorphenol (PCP). http://www.lfu.bayern.de/umweltwissen/doc/uw_50_pentachlorphenol_pcp.pdf; abgerufen am 20.11.2013

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zinnorgani-sche Verbin-dungen

In einer Stellungnahme des BfR werden insbesondere auch die biologisch-medizinischen Probleme in Hinblick auf das Sensibilisierungspotential, die Immuno-, Reproduktions- und Neurotoxizität, Mutagenität, Kanzerogenität sowie das endokrine Potential von Organozinnverbindungen dargestellt.

BfR (2011): Organozinnverbindungen in verbrauchernahen Produkten. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 034/2011. http://www.bfr.bund.de/cm/343/organozinnverbindungen_in_verbrauchernahen_produkten.pdf; abgerufen am 20.11.2013)

Zink

Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt eine tägliche Zinkzufuhr von 7,0 – 10 mg. In einer Verzehrstudie wurde für die 25 – 50-Jährigen in Deutschland eine tägliche Zinkaufnahme (ohne Nahrungsergänzungsmittel) von ca. 9,6 mg ermittelt. Entsprechend ist die Versorgung mit diesem Spurenelement als ausreichend zu charakterisieren. Die maximale tägliche Aufnahmemenge (TDI) für Zink, bis zu der keine gesundheitlichen Gefahren für den erwachsenen Menschen zu erwarten sind, liegt bei 40 mg.

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat im Jahr 2004 eine Zinkhöchstmenge von 2,5 g für Nahrungsergänzungsmittel vorgeschlagen, damit eine Überdosierung vermieden wird. Viele Nahrungsergänzungsmittel enthalten allerdings immer noch eine höhere Dosierung. Zink interagiert mit Stoffwechselabläufen, die Kupfer und/oder Eisen abhängig sind. Zinkhaltige Präparate sind für Kinder und Jugendliche nicht geeignet.

(Quelle: Bundesinstitut für gesundheitlichen Verbraucherschutz und

Veterinärmedizin (2002): Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte

der Verwendung von Mineralstoffen und Vitaminen in Lebensmitteln. Teil I:

Mineralstoffe (einschließlich Spurenelemente). Berlin.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/verwendung_von_mineralstoffen_und_vitaminen_in_le

bensmitteln.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Domke, A. et al. (Hrsg.) (2004): Verwendung von Mineralstoffen in

Lebensmitteln - Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte. Teil II. In:

BfR Wissenschaft. Berlin.

http://www.bfr.bund.de/cm/350/verwendung_von_mineralstoffen_in_lebensmitteln_bfr

_wissenschaft_4_2004.pdf; abgerufen am 26.11.2013)

Nano-Beschichtung

Die Problematik der Nanosilberbeschichtung zur bakteriziden Ausrüstung von Bekleidung wird thematisiert in:

− BfR (2012): Einführung in die Problematik der Bekleidungstextilien. Aktualisierte Stellungnahme Nr. 041/2012. http://www.bfr.bund.de/cm/343/einfuehrung-in-die-

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problematik-der-bekleidungstextilien.pdf; abgerufen am 26.11.2013

− UBA (2013): Datenblatt Nanoprodukte: Einsatz von Nanomaterialien in Textilien. http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/378/publikationen/datenblatt_nanoprdukte_textilien_0.pdf; abgerufen am 26.11.2013)

Belastung in der Bevölke-rung

Tabelle A-9: Referenzwerte für Blei im Vollblut

Gruppe Referenzwert in [µg Pb/l Blut]

3 – 14-jährige 35 18 – 69-jährige Frauen 70 18 – 69-jährige Männer 90

(Quellen: UBA (Hrsg.) (2007): Kinder-Umwelt-Survey 2003/06 – KUS – Huma-

Biomonitoring. Stoffgehalte in Blut und Urin der Kinder in Deutschland. In:

WaBoLu 01/07. Dessau

UBA (Hrsg.) (2002): Umwelt-Survey 1998. Band III: Human-Biomonitoring,

Stoffgehalte in Blut und Urin der Bevölkerung in Deutschland. In: WaBoLu 1/02.

Dessau)

Kinder, Frauen im gebärfähigen Alter und Personen mit spezieller Mangelernährung sind bezüglich der chronischen Toxizität von Blei besonders empfindliche Personengruppen. Die tägliche Bleiauf-nahme erfolgt bevorzugt über die Nahrung. Bei Kleinkindern spielen darüberhinaus Staub und Spielzeug als Quellen für Blei eine besondere Rolle. In Europa wird im Schnitt von einer Bleiaufnahme von ca. 0,8 µg/kg KG und Tag ausgegangen. Davon abweichend wird speziell für Kinder eine Aufnahme von 0,1 – 4,3 µg/kg KG und Tag geschätzt.

Zur Risikocharakterisierung: Gesicherte Erkenntnisse zur Neurotoxizität bei Kindern gehen von neurologischen Veränderungen mit irreversiblem Intelligenzverlust und psychosomatischen Beeinträchtigungen bei einem Blut-Bleigehalt > 100 µg/l Blut aus. Darüber hinaus gilt auch die Kanzerogenität von Blei als gut beschrieben.

Blei wurde von der IARC in Kategorie 2A „wahrscheinlich Krebs erzeugend beim Menschen“ eingestuft. (IARC = International Agency for Research on Cancer der World Health Organization (WHO))

Aufgrund des Fehlens einer Wirkungsschwelle sowohl für die neurotoxischen Effekte als auch die Kanzerogenität wurden die medizinisch relevanten Human-Biomonitoring-Werte (HBM I und

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HBM II) ausgesetzt. Diese Werte sagen aus, ab welcher Konzentrationsgrenze keine/eine Gesundheitsgefahr vom betrachteten Stoff ausgeht.

(Quelle: BfR (2012): Kinder sollten keinen bleihaltigen Modeschmuck tragen.

Stellungnahme Nr. 045/2012.

http://www.bfr.bund.de/cm/343/kinder-sollten-keinen-bleihaltigen-modeschmuck-

tragen.pdf; abgerufen am 14.01.2014)

Weitere Informationen zum Thema: EFSA (2013): Scientific Opinion on Lead in Food. Parma, Italien. http://www.efsa.europa.eu/de/scdocs/doc/1570.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Richt- und Grenzwerte

Anmerkungen zu Tabelle 12.1:

− Die wöchentlich tolerierbare Cadmiumaufnahmemenge wurde in Abstimmung zwischen FAO und WHO im Jahr 2011 auf 2,5 µg Cd/kg KG und Woche herabgesetzt (vergleiche dazu letzte Zeile Tabelle 12.1). (Quelle: EFSA (2013); http://www.efsa.europa.eu/de/topics/topic/metals.htm; abgerufen am 26.11.2013)

− Ab 2013 gilt als Zielwert für Cadmium in der PM 10 Staub-fraktion eine Menge von 5 ng Cd/m3 Luft. (Quelle: Juris (2010): Neununddreißigste Verordnung zur Durchführung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes – Verordnung über Luftqualitätsstandards und Emissionshöchstmengen (39. BImSchV; http://www.gesetze-im-internet.de/bimschv_39/BJNR106510010.html; abgerufnen am 14.01.2014)

Die Kommission Human- Biomonitoring des Umweltbundesamtes hat 2011 folgende aktualisierte Referenz- und Human-Biomonitoring(HBM)-Werte für Cadmium herausgegeben.

Tabelle A-10: Referenz- und HBM-Werte für Cadmium

Personengruppe Proben-material

Ref.-wert [µg Cd/l]

HBM I [µg Cd/l]

HBM II [µg Cd/l]

Kinder/Jugend-liche

Urin 0,2 0,5 2,0

Erwachsene Urin 0,8 1,0 4,0

Die Human-Biomonitoring-Werte (HBM I und HBM II) sind medizi-nisch relevant. Diese Werte sagen aus, ab welcher Konzentrations-grenze keine/eine Gesundheitsgefahr vom betrachteten Stoff

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ausgeht.

(Quellen:

UBA (2012): Referenzwerte (RV95) für Antimon, Arsen und Metalle (Pb, Cd, Ni,

Hg, Pt, Tl, U) im Urin oder im Blut.

http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/1/dokumente/tabelle-ref-

werte-metalle_2011.pdf; abgerufen am 14.01.2014

UBA (2012): HBM-Werte: Beurteilungswerte der HBM-Kommission.

http://www.umweltbundesamt.de/themen/gesundheit/kommissionen-

arbeitsgruppen/kommission-human-biomonitoring/hbm-werte-beurteilungswerte-der-

hbm-kommission; abgerufen am 14.01.2014)

Amalgam

Tabelle A-11: Aktualisierte Referenz- und HBM-Werte für Quecksilber

Personengruppe Proben-material

Ref.-wert [µg Hg/l]

HBM I [µg Hg/l]

HBM II [µg Hg/l]

Kinder/Jugend-liche

Urin 0,41 7,0 25,0

Erwachsene Urin 1,01 7,0 25,0 Kinder/Jugend-liche

Blut 0,82 5,0 15,0

Erwachsene Blut 2,02 5,0 15,0 1 Personen ohne Amalgamfüllungen; 2 Personen mit bis zu 3 Mal Fischkonsum pro

Monat

(Quellen: UBA (Hrsg.) (2007): Kinder-Umwelt-Survey 2003/06 – KUS – Huma-

Biomonitoring. Stoffgehalte in Blut und Urin der Kinder in Deutschland. In:

WaBoLu 01/07. Dessau

UBA (Hrsg.) (2002): Umwelt-Survey 1998. Band III: Human-Biomonitoring,

Stoffgehalte in Blut und Urin der Bevölkerung in Deutschland. In: WaBoLu 1/02.

Dessau)

Zwei Beispiele für Veröffentlichungen, die eindrücklich zeigen, wie in manchen Bereichen der Umweltmedizin – hier am Beispiel der Amalgamverwendung – gegensätzliche Aussagen und Bewertungen nebeneinander publiziert werden.

1. RKI (2007): Amalgam: Stellungnahme aus umweltmedizi-nischer Sicht - Mitteilung der Kommission„Methoden und Qualitätssicherung in der Umweltmedizin“. In: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 50, S. 1304-1307. http://edoc.rki.de/documents/rki_ab/re67flHRghoUo/PDF/2569lt94O74HM.pdf; abgerufen am 26.11.2013

2. Daschner , F. und Mutter, J. (2007): Sondervotum zu „Amalgam: Stellungnahme aus umweltmedizinischer Sicht“, Mitteilung der Kommission „Methoden und Quali-

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tätssicherung in der Umweltmedizin“ des Robert Koch-Instituts, Berlin. In: Bundesgesundheitsblatt - Gesundheitsforschung - Gesundheitsschutz 50, S. 1432-1433. http://edoc.rki.de/documents/rki_ab/re67flHRghoUo/PDF/26670oqIxZYff.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Ni-Kontakt-allergie

Die Bedarfsgegenständeverordnung regelt u. a. Ni-haltige Bedarfs-gegenstände, die längerfristig direkt mit der Haut in Kontakt stehen (Reißverschlüsse, Knöpfe, Schnallen etc.). Sie dürfen je Woche nur 0,5 mg Ni/cm2 freisetzen.

(Quelle: Bedarfgegenständeverordnung (2013).

http://www.gesetze-im-internet.de/bedggstv/BJNR008660992.html; abgerufen am

26.11.2013)

Weitere Ni-Quellen sind Tätowiermittel und Piercings. Dazu folgende Literaturhinweise:

− BfR (2013): Nickel in Tätowiermeitteln kann Allergien auslösen. Stellungnahme Nr. 012/2013. http://www.bfr.bund.de/cm/343/nickel-in-taetowiermitteln-kann-

allergien-ausloesen.pdf; abgerufen am 26.11.2013 − BfR (2008): Piercing kann zur Sensibilisierung gegenüber

Nickel führen. Stellungnahme Nr. 046/2008. http://www.bfr.bund.de/cm/343/piercing_kann_zur_sensibilisierung

_gegenueber_nickel_fuehren.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Raucher

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) bietet auf seiner Homepage unter „Schnelleinstieg Tabakkontrolle“ eine fun-dierte und umfassende Information über die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens und des Passivrauchens.

Die neuste Raucherstatistik des Deutschen Statistischen Bundes-amtes zeigt für 2012, dass der Anteil der Raucher in Deutschland (26 %) unter dem Durchschnitt in der EU (28 %) liegt. Gleichzeitig hat die Zahl der Ex-Raucher zugenommen.

Weitere Informationen zum Thema:

Deutsches Krebsforschungszentrum (Hrsg.) 2009: Tabakatlas Deutschland 2009. Heidelberg. http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/sonstVeroeffentlichungen/Tabakatlas_2009.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Rauchen

Eine Übersicht über die bis jetzt bekannten und bewerteten ca. 90 kanzerogenen Verbindungen im Tabakrauch hat das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) veröffentlicht. Deutsches Krebsforschungsszemtrum (Hrsg.) (2009): Fakten zum

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Rauchen: Krebserzeugende Substanzen im Tabakrauch. http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/FzR/FzR_Kanzerogene_im_Tabakrauch.pdf; abgerufen am 26.11.20113

Zur momentan aktuellen Diskussion über den Zusatzstoff Menthol, der in der EU in Tabakprodukten verboten werden wird, liefert die folgende Arbeit Hintergrundwissen:

Kahnert, S. et al. (2012): Wirkungen von Menthol als Zusatzstoff in Tabakprodukten und die Notwendigkeit einer Regulierung. Bundes-gesundheitsblatt 2012 (55), S. 409–415. http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/WissPublikationen/Wirkungen_von_Menthol_als_Zusatzstoffe_in_Tabakprodukten.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Der neuste Trend sind elektronischen Zigaretten. Sie sollen ohne die üblichen Tabakverbrennungsprodukte trotzdem zum Nikotin-genuss verhelfen. Über den Stand der Forschung zur gesund-heitlichen Auswirkung dieser Produkte informiert das (DKFZ). Deutsches Krebsforschungszentrum (2010): Elektrische Zigaretten. http://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/AdWfP/AdWfP_Elektrische_Zigaretten.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Weitere Informationen über verschiedene Zusatzstoffe in Tabak-produkten, die in einem EU-Projekt beurteilt wurden, sind auf den Seiten des DKFZ abzurufen.

Folgen des Rauchens

Informationen zu den Folgen des Rauchens werden in folgenden Publikationen zusammengefasst.

1. DKFZ (2009): Die Kosten des Rauchens für Gesundheitswesen und Volkswirtschaft in Deutschland. https://www.dkfz.de/de/tabakkontrolle/download/Publikationen/Ad

WfP/AdWfP_Die_Kosten_des_Rauchens.pdf; abgerufen am 26.11.2013

2. RKI (2008): Gesundheit und Umwelt: Passivrauchen. In: Erkennen – Bewerten – Handeln: Zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Berlin und Köln. S. 109 – 111 http://www.rki.de/DE/Content/Gesundheitsmonitoring/Studien/Kigg

s/Basiserhebung/KiGGS_GPA.pdf?__blob=publicationFile; abgerufen am 26.11.2013

Kommission der Innen-raumlufthy-giene

Die Innenraumlufthygiene-Kommission (IRK) beim Umwelt-bundesamt (UBA) stellt Informationen zu Stoffen, die die Innenraumluft belasten, zur Verfügung.

Die dort angegebenen aktuellen Richtwerte I und II sind wie folgt

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↑ definiert:

Richtwert I (RW I): Vorsorgewert, unterhalb dieser Grenze ist der betrachtete Einzelstoff auch bei lebenslangem Einfluss ungefährlich.

Richtwert II (RW II): wirkungsbezogen, bei Überschreitung ist sofortiges Handeln geboten.

Die Einhaltung von Richtwerten ist nicht rechtlich bindend.

Einen Überblick über typische Innenraumbelastugen, die auch kombinatorisch wirken können, ist in Abbildung A-26 zu sehen.

Abbildung A-26: Typische Innenraumbleastungen (verändert nach lafu-gmbh, 2013)

Autos

Eine aktuelle, im Jahr 2012 in den USA durchgeführte Untersuchung findet weiterhin erhöhte Konzentrationen einer Vielzahl flüchtiger Luftschadstoffe (VOC) in neuen PKW. Honda ist diesbezüglich eine Reduktion aufgrund des Verzichts von PVC gelungen.

Die Untersuchung beinhaltet auch ein Ranking der Belastungen. Allerdings sind die Werte nicht unbedingt mit Verhältnissen in Deutschland gleichzusetzen, da in den einzelnen Ländern unterschiedliche Maßstäbe an bestimmte Innenraumausstattungen gelegt werden (z. B. Flammschutz etc.), was entsprechend zu anderen VOC-Emissionen führt.

Quelle: Ecology Center (2012): Model Year 2011/2012 – Guide to new Vehicles. http://www.healthystuff.org/documents/2012_Cars.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Stoffwech- CO2 gilt nicht als Innenraumschadstoff. Es ist aber als leicht zu

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selgas CO2

messender Indikator eine verlässliche Größe, um auf die Innenraumluftqualität schließen zu können und Lüftungs-anweisungen abzuleiten. CO2 entsteht durch biologische Prozesse, reichert sich im Innen-raum an, bevor es durch Lüften wieder entlassen wird. Darüber hinaus enthält die Innenraumluft weitere flüchtige Verbindungen aufgrund von Stoffwechselaktivitäten und/oder ausdünstenden Einrichtungsgegenständen. Dieses Kontinuum an Stoffen kann nicht einzeln gemessen werden, aber als Korrelat zum CO2-Gehalt der Innenraumluft abgeschätzt werden und über das CO2-abhängige Lüftungsregime mit „entsorgt“ werden. Insbesondere für Schulen liegen dezidierte Lüftungsvorschriften vor, wo das CO2 mit sogenannten „Mief-Ampeln“ gemessen wird.

Tabelle A-12: Leitwerte, Bewertung und Gegenmaßnahmen für CO2 in der Innenraumluft (nach UBA, 2013)

CO2-Konzentration in ppm

Bewertung Gegenmaßnahme

< 1000 hygienisch

unbedenklich keine

1000 – 2000 hygienisch auffällig es sollte gelüftet

werden

> 2000 hygienisch

inaktzeptabel sofortiges Lüften

notwendig

Bereits 1857 hat Max von Pettenkofer nach vielen wegweisenden Versuchen zur Innenraumluftqualität festgestellt: „Aus diesen Versuchen geht die Evidenz hervor, dass uns keine Luft behaglich ist, welche in Folge der Respiration und Perspiration der Menschen mehr als 1 pro mille Kohlensäure enthält.“ (Pettenkofer, 1857; http://luftdicht.de/geschichte/pettenkofer1858.pdf; abgerufen am

26.11.2013)

1000 ppm CO2 ist auch heute noch als Pettenkofer Zahl bekannt.

Mit Hilfe des Innenraumluft-Indikators CO2 kann der Effekt verschiedener Lüftungsarten gezeigt werden. Gleichzeitig mit dem Indikator-CO2 werden alle flüchtigen Innenraumschadstoffe durch „Herauslüften“ verdünnt. Die Abbildung A-27 verdeutlicht, dass fünfminütiges Stoßlüften den schnellsten, größten und nachhaltigsten Erfolg ergibt.

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Abbildung A-27: CO2-Reduktion in Innenräumen durch verschiedene Lüftungsarten (Quelle: Landesgesundheitsamt BW, 2008;

http://www.gesundheitsamt-

bw.de/SiteCollectionDocuments/40_Service_Publikationen/Richtiges_Lueften_in_Schulrae

umen.pdf; abgerufen am 26.11.2013)

Weiter Informationen zum Thema CO2 in der Innenraumluft:

IRK (2008): Gesundheitliche Bewertung von Kohlendioxid in der Innenraumluft. – Mitteilungen der Ad-hoc-Arbeitsgruppe Innen-raumrichtwerte der Innenraumlufthygiene-Kommission des Um-weltbundesamtes und der Obersten Landesgesundheitsbehörden. Bundesgesundheitsblatt (51), S. 1358–1369; http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/kohlendioxid_2008.pdf; abgerufen am 26.11.2013

VOC

Das Umweltbundesamt hat im Jahr 2008 eine umfängliche Zusammenstellung über Vorkommen, Wirkung, Messung etc. von VOC im Innenraum herausgebracht. Es wurden über 420 Stoffe und Stoffgemische als Innenraumkontaminanten gefunden und untersucht, 300 Einzelstoffe werden im Anhang tabellarisch zusam-mengefasst und genauer beschrieben. 70 % der untersuchten Stoffe lagen bei den durchgeführten Innenraumuntersuchungen unter der Bestimmungsgrenze, demgegenüber waren für andere Proben sehr hohe VOC-Einzelkonzentrationen nachweisbar. Nur Formaldehyd und Toluol waren in allen Proben enthalten. Auch Terpene, α-Pinen und Limonen waren fast durchgängig detektierbar, allerdings in geringeren Konzentrationen im Vergleich zu früheren Untersuchungen. Es konnte auch bestätigt werden, dass der Zeitpunkt des Neubaus bzw. der Renovierung Einfluss auf die Zusammensetzung, Konzentration und zeitabhängige Abnahme der VOC hat.

Quelle: UBA (2008): Bereitstellung einer Datenbank zum

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Vorkommen von flüchtigen organischen Verbindungen in der Raumluft. In: WaBoLu-Hefte 05/08; Berlin. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3637.pdf; abgerufen am 26.11.2013

Die Normen DIN EN ISO 16000-1 bis -32, ausgegeben in den Jahren 2006 – 2013, befassen sich alle mit Innenraumluftverun-reinigungen, mit Probenahmestrategien, Bestimmungsmethoden einzelner Stoff, mikrobieller Kontaminanten etc. Ein Überblick mit Kurzbeschreibung ist auf der Seite des VDI zusammengefasst.

Quelle: VDI, Richtlinien. http://www.vdi.de/index.php?id=49777&tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5brilinr%5d

=1600&tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5bblattnr%5d=0&tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5bCMD%5d=redirect&tx_wmdbvdirilisearch_pi1%5bmode%5d=1; abgerufen am 26.11.2013

Radionuklide in Lebensmit-teln

Die effektive jährliche Aufnahme von Radionukliden mit der Nah-rung basiert auf den mittleren Verzehrraten von Referenzpersonen. Altersgewichtet und auf die durchschnittliche Ernährung bezogen, ermittelt das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) eine jährliche Strahlenbelastung der deutschen Bevölkerung von 0,27 mSv durch ihre Nahrung. Die Vereinten Nationen haben im Jahr 2000 eine weltweit gemittelte Belastung von 0,29 mSV/a durch Nahrung veröffentlicht.

Tabelle A-13: Aufnahme von Radionukliden durch Nahrung und Trinkwasser in Abhängigkeit des Alters (nach BfS (2013))

Lebensmittel Radionuklid in mSv/A Altersgruppe (in Jahren) < 1 2-7 12-17

Trinkwasser + Nahrung

Uran, Thorium Zer-fallsprodukte

0,336 0,149 0,173

Trinkwasser + Nahrung

Kalium-40 0,185 0,185 0,185

Summe der effektiven Dosis 0,521 0,334 0,358

Eine Übersicht zur Radioaktivität in Lebensmitteln bietet das Bun-desamt für Strahlenschutz (BfS) unter der Rubrik „Ionisierende Strahlung“.

künstliche ionisierende Strahlung

Das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) stellt unter der Rubrik „Ionisierende Strahlung“ Texte und Videos zur Erklärung von Begriffen wie „ionisierende Strahlung“ und „Radioaktivität“ zur Verfügung. Um spezielle Verständnisfragen abzuklären, eignet sich das „Glossar Strahlenschutz“ des Forschungszentrums Jülich im

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Geschäftsbereich „Sicherheit und Strahlenschutz“

Eine Übersicht über diagnostische und therapeutische Strahlenanwendungshäufigkeiten ist nachzulesen im Review des Bundesamtes für Strahlenschutz (o. J.): Strahlenexposition durch medizinische Maßnahmen. http://www.bfs.de/de/ion/medizin/Medizin.pdf; abgerufen am 02.12.2013

Bestrahlung von Lebens-mitteln

Laut EU-Richtlinien 1999/2/EG und 1999/3/EG dürfen in Deutschland lediglich getrocknete Kräuter und Gewürze durch Behandlung mit ionisierender Strahlung haltbar gemacht werden. Das Ziel ist es, kontaminierende Mikroorganismen abzutöten. Bestrahlte Lebensmittel, auch Teile davon, müssen gekennzeichnet werden. Der Einsatz dieser Kräuter und Gewürze ist in Deutschland selten. In anderen EU-Ländern (Belgien, Frankreich, Italien, den Niederlanden, Großbritannien) ist eine Lebensmittelbestrahlung erlaubt. Weltweit werden ca. 200.000 Tonnen Lebensmittel bestrahlt – meist Kräuter und Gewürze. Die Bestrahlung wirkt bei Kartoffeln und Zwiebeln gegen das Austreiben und bei Obst verzögert es die Reifung.

elektrifiziert

Das Forschungszentrum für Elektro-Magnetische Umweltver-träglichkeit (femu) des Instituts für Arbeitsmedizin und Sozial-medizin Aachen unterhält das EMF-Portal zur Information über die Wirkung elektromagnetischer Felder. Hier sind Publikationen zum Thema aufgelistet und zumindest als Zusammenfassungen abrufbar. Kurzbeschreibungen ermöglichen eine Einschätzung über die Validität und Aussagekraft der gelisteten Arbeiten. Neben diesen primären Literaturquellen können auch Grundlageninformationen zum Thema abgerufen werden.

Weitere Informationen zum Thema: LUBW (2010): Elektromagnetische Felder im Alltag. 2. Auflage; Karlsruhe. http://www.lubw.baden-

wuerttemberg.de/servlet/is/6515/felder_im_alltag.pdf?command=downloadContent&filename=felder_im_alltag.pdf; abgerufen am 02.12.2013

Erdmagnet-feld

Der Mensch kann das Erdmagnetfeld nicht wahrnehmen. Aller-dings ist bekannt, dass sich Tiere, beispielsweise Brieftauben und andere Vögel bei ihrem Flug u. a. nach dem Erdmagnetfeld ausrich-ten. Weniger bekannt ist, dass es Bakterien mit eingelagerten Stabmagneten gibt. In Gewässersedimenten existieren Bakterien, die im Zellinneren feinste, nano-partikelgroße Stabmagnete aus eisenhaltigem Magnetit eingelagert haben. Diese sind in speziellen

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Zellorganellen, den Magnetosomen, organisiert. Proteine, die parallel zu den ausgerichteten Stabmagneten angeordnet sind, unterstützen ihre regelrechte Ausrichtung. Zur Funktion der Magnetosomen wird angenommen, dass sich die Bakterien mit ihrer Hilfe entlang der Erdmagnetfeldlinien quasi passiv ausgerichtete ins Sediment hinein, in Richtung auf ihre Nahrungsquelle, bewegen. Die Magnetosomen von Bakterien, die auf der Nord- bzw. Südhalbkugel isoliert wurden, sind gegensätzlich gepolt.

elektrische Hypersensibi-lität

Das Bundesamt für Umwelt der Schweiz hat 2011 eine detaillierte Metaanalyse von Untersuchungen zur elektromagnetischen Hypersensibilität angefertigt. Sie kommen zu dem Schluss, dass eine eindeutige Kausalität zwischen elektromagnetischen Feldern und einer elektromagnetischen Hypersensibilität (EHS) wissenschaftlich nicht belegbar ist. (Quelle: BAFU (2012): Elektromagnetische Hypersensibilität.

http://www.bafu.admin.ch/publikationen/publikation/01669/index.html?lang=de;

abgerufen am 02.12.2013)

Weiterführende Literatur zum Thema Felder:

Dehos, A. et al. (2013): Gesundheitliche Risiken durch die niederfrequenten Felder der Stromversorgung – Stand der wissenschaftlichen Erkenntnisse und offene Fragen. UMID 2013(1); S. 47 – 57. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/419/publikatione

n/gesundheitliche_risiken_durch_niderfrequente_felder_der_stromversorgung.pdf; abgerufen am 02.12.2013

BMU (2013): Hintergrundpapier: Grenzwerten im Bereich nieder-frequenter Felder (u. a. Stromübertragung). http://www.bmu.de/fileadmin/Daten_BMU/Download_PDF/Luft_Laerm_Verkehr/Hintergrundpapier_Grenzwerte_Niederfrequenz_Februar_2013_bf.pdf; abgerufen am 02.12.2013

Krebsrate

Die Strahlenschutzkommission kommt in einer Stellungnahme vom April 2011 nach einer Metaanalyse der vorliegenden Unter-suchungen zu dem Schluss, dass im Bereich des Mobilfunks keine Evidenz für einen Zusammenhang zwischen elektrischen Wechselfeldern sowie statischen Magnetfeldern und Läukemie im Kindesalter besteht. Für magnetische Wechselfelder kann die Evidenz für einen Zusammenhang mit Leukämie im Kindesalter in Übereinstimmung mit der Klassifizierung nach IARC nur als schwach eingestuft werden. Für elektrostatische Felder ist eine Evidenz für das Nicht-Vorhandensein eines Zusammenhanges zwischen

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Exposition und Krebserkrankungen festzustellen.

(Quelle:

SSK (2011): Vergleichende Bewertung der Evidenz von Krebsrisiken durch

elektromagnetische Felder und Strahlungen – Stellungnahme der

Strahlenschutzkommission mit wissenschaftlicher Begründung.

http://www.ssk.de/SharedDocs/Beratungsergebnisse_PDF/2011/2011_06.pdf?__blob=pu

blicationFile; abgerufen am 02.12.2013)

In der groß angelegten, internationalen Epidemiologie-Studie INTERPHONE wurde das Tumorrisiko im Kopfbereich aufgrund von Handynutzung untersucht. Fazit: Bei regulärem Gebrauch über ca. zehn Jahre konnte bis jetzt keine erhöhte Inzidenz für das Auftreten von Gliomen, Meningiomen oder Akustikusneurinomen gefunden werden. Allerdings wachsen letztere sehr langsam, so dass allgemein noch längere Untersuchungsperioden abgewartet werden müssen.

(Quelle:

IARC (2011): IARC Report to the Union for International Cancer Control (UICC) on

the Interphone Study. Lyon, Frankreich.

http://interphone.iarc.fr/UICC_Report_Final_03102011.pdf; abgerufen am 02.12.213)

Risiken

Auf der Internetplattform „Biosafety Clearing-House (BCH)“ der Convention on Biological Diversity werden alle Ansprechpartner, Risikobewertungen, rechtlichen Regelungen und Entscheidungen zu gentechnisch veränderten Organismen (GVO) eingestellt. So werden alle internationalen Entwicklungen öffentlich zugänglich.

unvollständi-ge Liste

Die Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften, ein Zusammenschluss von international bekannten Wissenschaftlern, die u. a. wichtige Forschungsprogramme in Deutschland koor-dinieren, hat 2006 ein Memorandum zur Grünen Gentechnik herausgebracht mit dem Titel „Gibt es Risiken für den Verbraucher beim Verzehr von Nahrungsprodukten aus gentechnisch veränderten Pflanzen?“ Das Fazit lautet: „Nach Abwägung der vorangegangenen Erör-terungen erscheint es äußerst unwahrscheinlich, dass beim Verzehr der in der Europäischen Union zugelassenen GVO-Nahrungsmittel ein höheres Gesundheitsrisiko besteht als beim Verzehr herkömm-licher Nahrungsmittel. Im Gegenteil: die GVO-Produkte sind umfas-send geprüft, sind als sicher eingestuft worden und unterliegen strengen gesetzlichen Regelungen.“

(Quelle: Union der Deutschen Akademien der Wissenschaften, Kommission

Grüne Gentechnik (2006): Gibt es Risiken für den Verbraucher beim Verzehr von

Nahrungsprodukten aus gentechnisch veränderten Pflanzen? Berlin.

http://www.akademienunion.de/_files/memorandum_gentechnik/MemorandumGG.pdf;

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abgerufen am 02.12.2013)

Risikofor-schung

Weitere Informationen zu Risikoforschung von Nano-Materialien:

SRU (2011): Vorsorgestrategien für Nanomaterialien. Kurzfassung für Entscheidungsträger. http://www.umweltrat.de/SharedDocs/Downloads/DE/02_Sondergutachten/201

1_09_SG_Vorsorgestrategien_Nanomaterialien_KurzfassungEntscheid.pdf;jsessionid=861DD1DA7B740F1EB22AF219E4351E2C.1_cid335?__blob=publicationFile; abgerufen am 02.12.2013

BfR (2012): Nanomaterialien: Sondergutachten des Sachverstän-digenrats für Umweltfragen bestätigt BfR-Einschätzung. Stellung-nahme Nr. 013/2012. http://www.bfr.bund.de/cm/343/nanomaterialien-sondergutachten-des-sachverstaendigenrats-fuer-umweltfragen-bestaetigt-bfr-einschaetzung.pdf; abgerufen am 02.12.2013

BfR (2011): Beurteilung eines möglichen Krebsrisikos von Nanomaterialien und von aus Produkten freigesetzten Nanopartikeln. http://www.bfr.bund.de/cm/343/beurteilung_eines_moeglichen_krebsrisikos_von_nanomaterialien_und_von_aus_produkten_freigesetzten_nanopartikeln.pdf; abgerufen am 02.12.2013

Butz, T. et al. (2007): NANODERM – Quality of Skin as a Barrier to ultra-fine Particles. Final Report – Summary. Leipzig. http://www.uni-leipzig.de/~nanoderm/Downloads/Nanoderm_Final_Summary.pdf; abgerufen am 02.12.2013

Wick, P. et al. (2010):Barrier Capacity of Human Placenta for Nanosized Materials. Environmental health Perspectives, 118(3), S. 432-436 http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC2854775/?tool=pubmed; abgerufen am 02.12.2013

nicht dekla-riert

Mittlerweile gibt es eine Deklarationspflicht für Nanomaterialien in Kosmetika (Kosmetik-Verordnung (EG) Nr. 1223/2009, vollständig ab 11. Juli 2013 anzuwenden) und demnächst auch in Nahrungsmitteln (Lebensmittelinformationsverordnung (EG) Nr. 1169/2011 ab 2014 eine Kennzeichnung aller Zutaten). Die betreffende Zutat muss in der Zutatenliste in Klammern den Begriff (Nano) enthalten. Eine Kennzeichnung von Nanomaterialien in Textilien ist nicht vorgesehen.

(Quelle:

BfR (2012): Fragen und Antworten zur Nanotechnologie.

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http://www.bfr.bund.de/de/fragen_und_antworten_zur_nanotechnologie-

8552.html#topic_131545; abgerufen am 02.12.2013)

Eine allgemeine Meldepflicht für Nanomaterialien existiert in Deutschland nicht. Es finden sich verschiedene verbrauchernahe Portale, die ohne Überprüfung Nano-Produkte aufführen. Zwei Beispiele:

1.) PEN. The Project on Emerging Nanotechnologies. http://www.nanotechproject.org/cpi/

2.) BUND: Alles über Nano. http://www.bund.net/nc/themen_und_projekte/nanotechnologie/nanoproduktdatenbank/produktsuche/?tx_skpagecomments_pi1%255Boffset%255D=0

Lärm

Weitere Informationen zu Beeinflussung durch Lärm:

Babisch, W. (2011): Quantifizierung des Einflusses von Lärm auf Lebensqualität und Gesundheit. UMID 1/2011, S. 28 – 36. http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/umid_11_04_01_sonderdruck_laerm.pdf; abgerufen am 02.12.2013

Gebauer, D. et al. (2012): Lärmbilanz 2012 – Lärmaktionsplanung in Deutschland. UMID 4/2012. S 15 – 22 http://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/pdfs/umid0412.pdf; abgerufen am 02.12.2013