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medianet.at Erfolgreich OÖ MES- Spezialist Industrie Informatik expandiert 74 Neues Werk Greiner Bio-One baut Produktion in Ungarn aus 74 Pilotprojekt Österrei- chische Post startet mit Kofferraumlogistik 78 Eröffnung DB Schenker nimmt neue Anlage in NÖ in Betrieb 79 Sonnenspeicher Power- to-Gas-Forschungsanlage geht in Betrieb 80 industrial technology Freitag, 16. Oktober 2015 COVER 73 © APA/AFP/Kazuhiro Nogi Die Supply Chains müssen neu konzipiert werden Die Industriebetriebe müssen ihre Lieferketten für die vielen neuen Herausforderungen der Zukunft fit machen. 76 Wintersport 4.0 Automatisierung und Big Data im Pistenmanagement. © Standortagentur Tirol 75 Wolfgang Eder Wiederwahl Der voestalpine-Vorstandsvor- sitzende bleibt für ein weiteres Jahr Präsident der World Steel Association. Der weltweit zweitgrößte Branchenverband repräsentiert mit 170 Verbands- mitgliedern 85% der globalen Stahlproduktion. © APA/Rubra Wir automatisieren. automatisieren. Sicher. Pilz GmbH [email protected] www. pilz.at Sicher. www.vsl.at Tel: +43 2236 615 72 0 Verpackung - Koffer - Flightcase © DPD Wachstumsmarkt Laut aktuellem Fraunhofer-Report steigt die Nachfrage nach Logistikimmobilien. 78 © RAG/steve.haider.com

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Erfolgreich OÖ MES- Spezialist Industrie Informatik expandiert 74

Neues Werk Greiner Bio-One baut Produktion in Ungarn aus 74

Pilotprojekt Österrei-chische Post startet mit Kofferraumlogistik 78

Eröffnung DB Schenker nimmt neue Anlage in NÖ in Betrieb 79

Sonnenspeicher Power-to-Gas-Forschungsanlage geht in Betrieb 80

industrial technology

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Die Supply chains müssen neu konzipiert werden Die Industriebetriebe müssen ihre Lieferketten für die vielen neuen Herausforderungen der Zukunft fit machen. 76

Wintersport 4.0 Automatisierung und Big Data im Pistenmanagement.

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Wolfgang EderWiederwahl

Der voestalpine-Vorstandsvor-sitzende bleibt für ein weiteres Jahr Präsident der World Steel

Association. Der weltweit zweitgrößte Branchenverband

repräsentiert mit 170 Verbands-mitgliedern 85% der globalen

Stahlproduktion.

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Wachstumsmarkt Laut aktuellem Fraunhofer-Report steigt die Nachfrage nach Logistikimmobilien. 78

© RAG/steve.haider.com

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medianet.at74 innovation & unternehmen Freitag, 16. Oktober 2015

••• Von Britta Biron

LINZ. „Mit dem Innovations motor Industrie 4.0 kann Österreichs Wirtschaft in den nächsten Jah-ren an Fahrt gewinnen“, meinte Wissenschafts-, Forschungs- und Wirtschaftsminister Reinhold Mit-terlehner kürzlich bei der bei Kon-ferenz der Nationalen Clusterplatt-form in Linz. Und das Beispiel des Linzer MES-Spezialisten Industrie Informatik ist ein Beweis dieser These.

Um immerhin 15% auf knapp sieben Mio. € konnte das Unterneh-men zuletzt seinen Umsatz steigern

– und damit das beste Ergebnis der 25jährigen Firmengeschichte ein-fahren.

Laufende WeiterentwicklungGeschäftsführer Eckhard Winter führt den Erfolg auf drei wesent-liche Säulen der Unternehmens-philosophie zurück.

„Erstens unsere starke Software-Innovationskraft, denn Trends wer-den von uns zeitnah in funktions-bereite Softwarebausteine gefasst. Wenn Kunden wissen, dass der MES-Partner mit den Marktanfor-derungen Schritt hält, führt das zu langjähriger Kundenbindung. Die

zweite Säule ist die hohe Investiti-onssicherheit durch eine garantier-te Releasefähigkeit, und die dritte Komponente ist die am Markt be-kannte Implementierungskompe-tenz der Mitarbeiter.“

Marktkonformes AngebotMit dem neuen Release 17 wurde etwa die cronetwork-Suite um neue Module für Business Intelligence und Energiemanagement ergänzt und zudem der OPC-UA-Standard integriert.

„Unser Portal steht symbolhaft für das Aufbrechen der großen, komplexen und behäbigen Mono-

lithen. Mit dem cronetwork-Portal haben wir es geschafft, dem An-wender genau die richtigen Infor-mationen am richtigen Ort und zum richtigen Zeitpunkt zu liefern“, erläutert Winter das Erfolgskon-zept.

Beliebig viele Portale können strukturiert angelegt, individuell benannt und gruppiert werden, beispielsweise nach Hallen, nach Rollen oder sogar nach speziellen Situationen. Je Portlet lassen sich die Update-Intervalle festlegen – die enthaltenen Informationen werden dadurch in der jeweils not-wendigen Aktualität dargestellt.

Expansion in DeutschlandGrößter Wachstumsmarkt für die Industrie Informatik ist Deutsch-land, denn die Programme der Bun-desregierung zur Förderung von Industrie 4.0-Projekten greifen und haben dazu geführt, dass deutsche Industriebetriebe auf Themen wie die vernetzte Produktion und Los-größe 1 bereits sensibilisiert sind.

Im Zuge der steigenden Nachfra-ge hat Industrie Informatik auch seine Vertriebsmannschaft deut-lich erweitert und baut derzeit in Nordrhein-Westfalen eine weitere Geschäftsstelle, um bestehende und künftige Kunden am wichtigs-ten Markt noch besser betreuen zu können.

industrie 4.0 bringt gute GeschäfteDer Linzer MES-Spezialist Industrie Informatik profitiert vom Trend zur Digitalisierung der Produktion und verzeichnet deutliche Umsatzsteigerungen.

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KREMSMÜNSTER. Anfang der Woche eröffnete die zum OÖ Kunst-stoff-Konzern Greiner gehörende Greiner Bio-One im ungarischen Mosonmagyaróvár einen neuen Fertigungsstandort. Insgesamt 7,4 Mio. € wurden in den Neubau in-vestiert und 40 weitere Arbeitsplät-ze in der Grenzregion zu Österreich geschaffen.

Zusätzlich zum bisherigen Pro-dukt-Portfolio der Greiner Bio-One werden im neuen Werk auch Pipet-ten in einem speziellen Extrusions-verfahren hergestellt.

„Innerhalb der Greiner Gruppe haben wir umfangreiches Know-how in der Verarbeitung von Kunststoff. Dieses kommt uns in der Einführung des Extrusions-verfahrens bei Greiner Bio-One in Ungarn zugute“, sagt Axel Kühner,

Vorstandsvorsitzender der Greiner Holding AG.

„Mit der Erweiterung reagie-ren wir auf die stetig ansteigende

Nachfrage an hochqualitativen Medizinprodukten. Mit dem Extru-sionsverfahren für die Pipetten-produktion erhöhen wir die Wert-

schöpfung bei Greiner Bio-One und sind damit flexibler und un-abhängiger von Zulieferbetrieben“, so Rainer Perneker, Spartenleiter der Greiner Bio-One International GmbH.

Auf innovative Technik hat Grei-ner Bio-One auch bei der neuen Fabrik selbst Wert gelegt. So nutzt man als erster Betrieb im Bereich Medizintechnik Grundwasser zum energieeffizienten Kühlen; das hat nicht nur ökologische Vorteile, son-dern senkt auch die Betriebskosten.

Erfolgreiche SparteDie Greiner Bio-One Hungary Kft.wurde 1989 als erstes Tochterun-ternehmen des labortechnischen Geschäftsbereichs der Greiner Gruppe gegründet. Hauptprodukt waren bisher Petrischalen, von de-nen jährlich rund 160 Mio. Stück hergestellt wurden.

Greiner Bio-One betreibt Pro-duktionsstandorte in Österreich, Deutschland, Ungarn, den USA, Thailand und Brasilien, beschäftigt rund 1.800 Mitarbeiter und erzielte 2014 einen Umsatz von 388 Mio. €. Beliefert werden rund 100 Länder rund um den Globus. (red)

Greiner Bio-one baut ausIm neuen Werk in Ungarn wird erstmals ein neuartiges Verfahren zur Produktion von Pipetten eingesetzt.

Die 2.000 Quadratmeter große Produktionshalle des neuen ungarischen Werks.

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Industrie Informatik-Geschäftsführer Eckhard Winter ist erfreut über das beste Ergebnis der Firmengeschichte.

Mit über 400 Ins­tallationen in Eu­ropa, Asien und den USA zählt Industrie Infor­matik zu den Top­ Anbietern von fertigungsop­timierender MES­Software.

mechatronik-konferenz

Die Megatrends der RobotikWELS. Die diesjährige Mecha-tronik-Konferenz findet am 29. Oktober an der Fachhochschu-le Oberösterreich Campus Wels statt und widmet sich dem Thema „Sensorik & Algorith-mik in der Robotertechnik“.

Keynote-Speaker sind unter anderem Thomas Eder und Manuel Ebner von Fanuc Ös-terreich, Michael Bauer von Kuka Roboter CEE, Philip Rucker von Magna Steyr Fahr-zeugtechnik und Raimund Ed-linge von der FH OÖ. Im Rah-men der Veranstaltung werden übrigens auch die besten Bachelor- und Masterarbeiten prämiert. (red)

Preis für 3D-Druck

Innovationen werden gesuchtFRANKFURT. Der im Vorjahr von AMT (Association For Ma-nufacturing Technology) und VDW (Verein Deutscher Werk-zeugmaschinenfabriken) ge-launchte International Additive Manufacturing Award (IAMA) geht in die zweite Runde; noch bis zum 7. Dezember können Projekte eingereicht werden.

Dotiert ist der Award mit ei-nem Preisgeld von 20.000 USD (rd. 17.500 €) sowie einem Mar-ketingpaket im Wert von ca. 70.300 €. Die Verleihung erfolgt auf der METAV 2016 – 19. In-ternationale Messe für Techno-logien der Metallbearbeitung, die vom 23. bis 27. Februar 2016 in Düsseldorf stattfindet. (red)

Partnerschaft

Rot-weiß-rotes Power-DuoWIEN/LINZ. OMV und Borealis haben vor Kurzem ihre bereits seit dem Jahr 1998 bestehende Partnerschaft um weitere elf Jahre verlängert.

Kernpunkt der Vereinbarung ist wie bisher die Lieferung von Ethylen und Propylen; das sind Basisprodukte für die Kunststoffindustrie, die in den OMV-Raffinerien Schwechat und Burghausen produziert werden. (red)

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Musterschüler bei Industrie 4.0WIEN. Beim „Österreichischen EinkaufsForum 2015“ verleiht der Bundesverband Materi-alwirtschaft Österreich die Austrian Supply Excellence & Industrie 4.0 Awards.

Die Preisträger sind AVL List (Einführung und Konsolidie-rung eines systemübergreifen-den Klassifizierungsstandards), ÖBB-Holding AG (elektroni-scher Beschaffungsprozess mit mobilen Endgeräten), Österrei-chische Post AG (konzernweite Procure2Pay Systeme) und Michael Altmann für seine Dissertation „Environmentally Conscious Supply Chain De-sign“. (red)

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••• Von Britta Biron

INNSBRUCK. Bei vernetzter Pro-duktion und Big Data denkt man vor allem an Industrie- und Lager-hallen, aber die Vorteile der Digita-lisierung lassen sich auch im freien Gelände nutzen.

So nutzt etwa die Mayrhofner Bergbahnen AG ein elektronisches System, um per Satellitenortung die exakte Schneehöhe auf den Skipisten zu messen. Diese Daten werden dann in Echtzeit an Pis-tenfahrzeuge und Schneekanonen weitergegeben, damit der Kunst-schneeeinsatz so gezielt wie mög-lich erfolgen kann.

Kompetenzzentrum für SchneeÜber die Cluster der Standortagen-tur Tirol vernetzen sich Akteure aus Unternehmen und Hochschu-len, um die Produktion von tech-nischem Schnee und das ökologi-sche Pistenmanagement sowohl wirtschaftlich als auch im Bereich der Forschung und Entwicklung zu perfektionieren. Außerdem arbeiten sie gemeinsam am Aufbau eines Kompetenzzentrums für Schnee-technologie, um spezifische Kompe-tenzen und Ressourcen zu bündeln und Synergien leichter nutzbar zu machen; dieses Zentrum wäre das einzige seiner Art in Österreich.

Internationale Unternehmen und F&E-Einrichtungen haben ihr Inte-resse an einer Zusammenarbeit be-reits bekundet.

Ebenso wichtig wie der Schnee ist für Alpinsportler auch die Bekleidung. Textilkonzepte und Hochleistungsmaterialien u.a. für den Alpinsport werden in dem länder übergreifenden Verbundfor-schungsprojekt „Textiles“ entwi-ckelt.

Als größter Fördergeber beteiligt sich das Land Tirol mit 640.000 € an diesem Projekt.

„Tirol profitiert vom Projekt ‚Tex-tiles‘ doppelt. Die Investments der Länder und Firmenpartner sichern und schaffen hochwertige Arbeits-plätze in der Tiroler angewandten

Forschung und bei Tiroler Betrie-ben. Und weiters lädt Textiles die Technologiemarke Tirol mittels der bekannten Stärkefelder Sport und Gesundheit glaubwürdig auf“, nennt Tirols Wirtschaftslandes-rätin Patrizia Zoller-Frischauf die Vorteile.

industrie 4.0 geht auf die PistenTiroler Wintersportregionen setzen neben Gastlichkeit und schöner Landschaft auch auf moderne Computer­technologie, Automatisierung und Hightech­Textilien.

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Sulzau-Werfen

Großauftrag aus China erhaltenSALZBURG. Meishan Steel, einer der größten Stahlproduzenten Chi-nas, hat bei der Eisenwerk Sulzau-Werfen (ESW) 30 bis zu jeweils 15 Tonnen schwere Walzen bestellt. Das Auftragsvolumen für den Pongauer Familienbetrieb beträgt rund 1,7 Mio. €.

Außergewöhnlich an diesem Auftrag ist dabei weder der Um-fang noch das Lieferland (mit ei-ner Exportquote von 98% beliefert ESW Kunden rund um den Glo-bus), sondern, so ESW-Verkaufs-leiter Hubertus Weinberger, „die Dringlichkeit der Bestellung. Die georderten Walzen mussten kurz-fristig produziert und zum Teil innerhalb weniger Tage per Luft-fracht nach China transportiert werden“, erklärt ESW-Verkaufslei-ter Hubertus Weinberger. (red)

Tiroler Wirtschaftslandesrätin Patrizia Zoller Frischauf setzt auf Zukunftsthemen.

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Energieträger:

Wasserkraft 100 %

Stromkennzeichnung gem. § 78 Abs.1 und 2 ElWOG 2010 und Stromkennzeichnungs-VO 2011 für den Zeit-raum 1.1.2014 bis 31.12.2014. Durch den vorliegenden Versorgermix fallen weder CO2-Emissionen noch radioaktive Abfälle an. 100 % der Nachweise stammen aus Österreich.

* Einmaliger, verbrauchsabhängiger Bonus auf das gewählte Strom- bzw. Gasprodukt. Gültig für Neukunden bis 30.11.2015 in Höhe des täglichen Durchschnittsverbrauches entsprechend dem tatsächlichen bzw. errechneten Jahresverbrauch gemäß Jahresabrechnung auf den Energiepreis (exkl. Grundpreis) ohne Netzkosten, Steuern und Abgaben (Division des Arbeitspreises durch 365). Bei einer Belieferungsdauer des gewählten Produktes von unter 12 Monaten erfolgt eine anteilige Verrechnung.

Im Auftrag einer smarten Energiezukunft.Danke, Wasserkraft!

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verstärkt die Auslandsmärkte ins Visier.

Mehr ProduktvariantenDie Personalisierung von Produk­ten, die, ausgehend von der Luxus­industrie, immer mehr Segmente der Konsumgüter betrifft, setzt sich jetzt auch verstärkt auch in der Industrie durch.

Einer Untersuchung von Siemens zufolge ist während der letzten 10 Jahre die Zahl der Produktvari­anten bereits um 250% gestiegen, und laut einer Befragung, die der VDMA im Vorjahr unter seinen Mitgliedsbetrieben durchgeführt hat, gehen 74% der Unternehmen davon aus, dass in ihren Bran­chen die Nachfrage nach maßge­

fertigte Produkte zunehmen wird. Gleichzeitig verkürzen sich aber die Lebenszyklen der Produkte. Im Industriebereich zwar nicht so drastisch wie bei Konsumgütern, aber wie eine Untersuchung von Roland Berger gezeigt hat, hat sich etwa in den Branchen Automotive, Chemie, Pharmazie und Maschi­nenbau zwischen 1997 und 2012 der durchschnittliche Produkt­lebenszyklus um rund ein Viertel verkürzt.

Damit einher geht nicht nur, dass Unternehmen mehr in Forschung & Entwicklung investieren müssen, um in immer kürzeren Interval­len neue Produkte auf den Markt zu bringen, sondern der direkte Kontakt mit den Anwendern wird

76 coverstory Freitag, 16. Oktober 2015

Sich auf seinen Lor­beeren auszuruhen, war noch nie eine gute Lösung, um vo­ranzukommen. Und angesichts der kom­menden Entwicklun­

gen wäre die „das hamma immer schon so gemacht“­Mentalität die direkte Fahrkarte aufs Abstellgleis. Stattdessen gilt es, sogar noch ei­nen Zahn zuzulegen, denn die Liste der künftigen Herausforderungen, denen man sich stellen und für die man passende Strategien parat ha­ben muss, ist lang.

„Generell sehen wir, dass Supply Chain­Manager künftig eine noch höhere Komplexität bewältigen müssen“, erklärt Reg Kenney, Presi­dent Engineering & Manufacturing, DHL Customer Solutions & Inno­vation. Im Report „Building the World – Perspective on Future En­gineering & Manufacturing Supply Chains“ hat der DHL­Fachbereich anhand der Befragung von Indus­triemanagern und der Analyse ver­schiedener Studien die wichtigsten Einflussfaktoren aus Wirtschaft, Umwelt, Politik, Gesellschaft und Technologie ermittelt und daraus die zentralen Auswirkungen auf die künftige Logistikketten abgeleitet.

Neue SpielregelnIn den nächsten 10 bis 20 Jahren ist mit zum Teil radikalen Umwäl­zungen innerhalb der Weltwirt­schaft zu rechnen.

Während Europa mit Deutsch­land (Rang 5), Frankreich (Rang 8) und Großbritannien (Rang 10) nach Asien derzeit noch die stärkste Re­gion im Ranking der Top­Volks­wirtschaften ist, wird 2050 mit Deutschland nur mehr ein einziges EU­Land unter den Top­Ten vertre­ten sein. Im Gegenzug gewinnen die Schwellenländer an Bedeutung: Bereits heute hat China die USA überholt und wird den Vorsprung sogar noch weiter ausbauen. Auch Indien wird sich, so die Prognosen, vor die USA schieben und mit Nige­ria (aktuell auf Rang 20) wird 2050 erstmals auch ein afrikanischer Staat zu den Top­Ten­Volkswirt­schaften zählen.

Etliche Industriebetriebe haben Teile ihrer Fertigung bereits in die künftigen Boom­Länder Asiens ver­lagert. Dabei sind nicht allein die niedrigen Lohnkosten ein wich­tiges Argument. Denn auch als Absatzmärkte werden die Schwel­lenländer für die westlichen Un­ternehmen zunehmend interessant und im Sinne einer möglichst gro­ßen Nähe zu diesen Neukunden ist eine lokale Fertigung mit niedrigen Transportkosten sinnvoll.

Für die nächsten 10 bis 15 Jah­re sehen die DHL­Analysten auf­grund der Interviews mit vielen Industriemanagern allerdings kei­ne weiteren großen Verlagerungen

der Produktion voraus. Die meis­ten Unternehmen planen, die neu­en Märkte in Asien von den bereits bestehenden Niederlassungen aus zu bearbeiten.

Hauptgründe dafür sind neben den hohen Investitionen, die mit neuen Fabriken verbunden wären, vor allem die in etlichen dieser Länder instabilen politischen Ver­hältnisse und die mangelhafte bzw. fehlende Basisindustrie.

Aus den Schwellenländern er­warten sich die befragten Unter­nehmen aber nicht nur neue Kun­den, sondern auch neue Konkur­renz. So sei unter anderem damit zu rechnen, dass der staatliche chinesische Flugzeugbauer Comac ein durchaus ernstzunehmender Mitbewerber für Airbus und Boe­ing sein wird, und auch die chine­sischen Roboter­Hersteller nehmen

B2B2c Unternehmen aus der Maschi-nenbau- und Fertigungsindus-trie werden künftig sehr viel engeren Kontakt mit den Nutzern ihrer Pro-dukte haben. Das beeinflusst nicht nur Konstruktion und Fertigung, sondern erfordert auch neue Kon-zepte in der Auf-tragsverwaltung und im Service..

Wirtschaftsmotor 70% des gesamten globalen Handels-volumens gehen auf das Konto der produzierenden Industrie. Sie erwirtschaftet 17% des globalen BIP und stellt 14% aller Arbeitsplätze, von denen jeder im Schnitt 2,2 weitere in anderen Bran-chen zur Folge hat..

Die neuen Märkte füh-ren zu einem globalen Netzwerk von zuneh-mend regionalisierten Logistik ketten.

••• Von Britta Biron

supply chains für die Märkte der ZukunftHöhere Risiken, strengere Gesetze und kürzere Produktzyklen sind nur einige der vielen Herausforderungen, denen sich die Industrie stellen muss.

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reg Kenney, President Engineering & Manufacturing DHL

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liegen. Direkt betroffen sind zwar in erster Linie Länder in Süd­ und Südost­Asien sowie in der Sub­sahara­Region, die negativen Auswirkungen von Umweltkatas­trophen auf Produktionsstätten, Transportwege und Rohstoffmärk­te bekommen in einer global ver­netzten Wirtschaft aber klarerwei­se alle Teilnehmer zu spüren.

Eine zunehmende Bedrohung or­ten die befragten Industriemanager auch aus der geopolitischen Ecke – und das nicht zu Unrecht. Denn laut Verisk Maplecroft, einem auf Riskoanalysen spezialisiertem Be­ratungsunternehmen, ist der Anteil jener Länder, die aufgrund politi­scher Instabilität, restriktiver Wirt­schaftspolitik, bewaffneter Konflik­te oder Piraterie als Highrisk gel­ten, von 32% (2012) auf 36% (2014) gestiegen.

Zu einem globalen Problem wächst sich der Fachkräftemangel aus. Viele der für die DHL­Studie befragten Manager gaben an, schon jetzt kaum genug Personal für das laufende Geschäft zu haben, ge­schweige denn, alle geplanten neu­en Projekte realisieren zu können.

Berechnungen von Deloitte zufol­ge werden allein in den USA in den nächsten 10 Jahren 3,5 Mio. Indus­triejobs vakant, von denen voraus­sichtlich 2 Mio. nicht besetzt wer­den können.

Der Grund für die fast weltwei­te Problematik ist nicht nur, dass wegen der sinkenden Geburtenra­ten in den westlichen Ländern die Zahl der arbeitsfähigen Bevölke­rung sinkt, sondern dass durch die zunehmende Automatisierung der Prozesse vor allem gut ausgebilde­te Fachkräfte benötigt werden und gerade bei diesen wird die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage größer.

Vor allem auch, weil der weitere technische Fortschritt immer neue Fertigkeiten erfordert, die erst noch in die Bildungssysteme integriert werden müssen. Dazu zählt etwa die Kombination aus Chemie, Me­chanik und Elektronik oder das Know­how, das erforderlich ist, um die rasant steigenden Datenmengen durch das Internet der Dinge nicht nur zu sammeln und zu speichern, sondern auch auswerten zu können.

Vorsichtigen Schätzungen zufol­ge wird die Datenmenge 2020 bei 40.000 Exabytes liegen und werden 25 Mrd. Geräte – vom Industrie­roboter über Autos und Haushalts­geräte bis zur smarten Matratze – weltweit im Netz sein.

Mehr ZusammenarbeitEin Konzept, um der zunehmenden Komplexität zu begegnen, ist die Kooperation. Und es zeigt sich, dass die Industrie in verschiedensten Bereichen zunehmend darauf setzt. So formieren sich nach dem Vorbild der Automobil­Industrie immer mehr Cluster, in denen Unterneh­men, Universitäten, Forschungsins­titute branchen­ und länderüber­greifend ihr Know­how bündeln. Und im Zusammenhang mit der Digitalisierung von Produktion und Logistik bilden sich verstärkt Part­nerschaften zwischen produzieren­der Industrie und IT.

„Kunden erwarten ein breiteres Produktportfolio, das gezielter auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. In Verbindung mit den Markt­verschiebungen, der höheren An­zahl an Dienstleistern, fehlenden Arbeitskräften sowie dem Einsatz neuer Technologien führt dies da­zu, dass Unternehmen ihre aktu­ellen Supply­Chain­Modelle über­denken müssen“, fasst Kenney zu­sammen.

Ressourceneffizienz sowie Re­duzierung ihres Öko­Footprints erhöht, die ökologischen Risiken trotzdem zunehmen.

Der Klimawandel führt zu im­mer größeren Umweltkatastro­phen wie Überschwemmungen, Dürren und Stürmen. Schätzun­gen zufolge werden die damit ver­bundenen volkswirtschaftlichen Kosten bis 2030 bei 288 Mrd. €

deutlich stärker als bisher in den Fokus der Industrie rücken. Gene­rell zeige sich, so der DHL­Report, dass der einstige B2B­Markt im­mer mehr Züge des B2C­Markts annimmt.

Das bedeutet unter anderem auch, dass Industriebetriebe ihre Marketingaktivitäten darauf ab­stimmen müssen und neue Fer­

tigungs­ und Vertriebskonzepte entwickeln müssen. Ein Beispiel dafür ist der 3D­Druck, der sich in immer mehr Bereichen durchsetzen wird.

Neben den Änderungen des Marktumfelds und des Kundenver­haltens sehen sich die Industrie­unternehmen auch mit immer hö­heren Compliance­Anforderungen konfrontiert. Laut einer PwC­Stu­die werden in den nächsten Jahre Gesetze und Normen eine der größ­ten Hürden für Wachstum – gleich hinter der geringen Nachfrage.

Als weiteren Schlüsselfaktor für künftigen Erfolg oder Misserfolg sehen die von DHL befragten Un­ternehmen das Thema Nachhaltig-keit. Denn neben den Gesetzgebern legen auch immer mehr Kunden und Investoren Wert auf eine mög­lichst grüne Industrie. Dabei geht es nicht allein darum, „innerhalb der eigenen vier Wände“ aktiv zu sein, sondern die gesamte Liefer­kette mit einzubeziehen. Bisher fehlen den meisten Betrieben aber die dafür notwendigen Kontroll­ und Einflussmöglichkeiten auf ih­re Lieferanten, die oft für gut die Hälfte des ökologischen Fußab­drucks eines Produkts verantwort­lich sind.

Die Risiken nehmen zuFast paradox ist, dass, obwohl die Industrie ihre Aktivitäten hinsicht­lich Steigerung der Energie­ und

BIP-ranking der volkswirtschaften

rang/Land 2014 2014 2030 2050 rang 2050

1. China 15.523 31.796 53.770 1

2. USA 15.311 22.375 26.383 3

3. Indien 6.398 15.607 37.105 2

4. Japan 4.209 5.280 6.958 7

5. Deutschland 3.183 4.035 5.572 10

6. Russland 3.129 4.267 6.660 8

7. Brasilien 2.702 4.392 8.057 5

8. Frankreich 2.274 3.005 4.578 13

9. Indonesien 2.245 4.823 10.735 4

10. Großbritannien 2.141 3.153 5.050 11

11. Mexiko 1.884 3.503 7.046 6

12. Italien 1.816 2.278 3.180 18

13. Südkorea 1.574 2.477 3.641 17

14. Saudi-Arabien 1.452 2.824 4.825 12

15. Kanada 1.388 1.951 3.150 19

16. Spanien 1.349 1.911 2.723 26

17. Türkei 1.329 2.386 4.485 14

18. Iran 1.129 1.683 2.833 25

19. Australien 967 1.450 2.551 28

20. Nigeria 930 2.256 6.457 9Werte in Mrd. Euro Quelle: IMF World Economic Outlook Database, Berechnungen für 2030 und 2050 von PwC, 2015

Freitag, 16. Oktober 2015 coverstory 77

Digitalisierung verbes-sert die Zusammen arbeit zwischen den unter-schiedlichen Teilen der Logistikkette.

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Problematisch Fachkräfte werden nicht nur in den westlichen Indus-trienationen Man-gelware, auch die Schwellenländer sind zunehmend davon betroffen.

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medianet.at78 transport & logistik Freitag, 16. Oktober 2015

Automatisierte IntralogistikChristian niederreiter, Projekt­ingenieur Logistiksysteme bei Jungheinrich Österreich

Fahrerlose Transportsysteme werden von zahlreichen Be-trieben in Erwägung gezogen, doch bedarf diese Lösung einer eingehenden Ausgangs- und Prozessanalyse von Experten. Wo kann man wertvolle Man-power durch automatisierte Fahrzeuge sinnvoll und wirt-schaftlich ersetzen, um Perso-nalkosten einzusparen bzw. um von der wichtigen Kompetenz des Fachpersonals in anderen Bereichen zu profitieren? Erfahrungsgemäß ist aus wirt-schaftlicher Sicht der Einsatz von automatisierten Fahrzeugen erst im Schichtbetrieb sinnvoll. Zweitens müssen Prozessabläu-fe eingehend analysiert werden. Denn optimal ist ein Fahrerloses Transportsystem bei verschiede-nen, sich ständig wiederholen-den Aufgaben auf vordefinierten Fahrwegen eingesetzt; bei routinierten Abläufen arbeitet die automatisierte Fahrzeuglösung konkurrenzlos wirtschaftlich, schnell und effektiv bzw. mini-miert Fehlerraten sowie Gewalt-schäden auf das Geringste. Ein weiterer Aspekt bei der Beschaf-fung ist die einfache Wartung und Reparatur des Fahrerlosen Transportfahrzeugs, da sie auf der Technik bereits erprobter Standardflurförderzeuge basiert. Hier heißt es wieder: Bei richti-gem Einsatz ist die Anschaffung eines Fahrerlosen Systems auf langfristige Sicht die richtige Entscheidung.

••• Von Britta Biron

ERLANGEN/DÜSSELDORF. „Das Geschäftsjahr 2015 war das bis-lang beste für uns“, freut sich Jordan Corynen, Regional Director für Deutschland, Österreich und die Schweiz beim internationalen Logistikimmobilien-Spezialisten Goodman.

Insgesamt hat das Unternehmen heuer bisher 427.000 m2 neue Lo-gistikflächen zugesagt und Miet-verträge für Bestandsimmobilien mit insgesamt 186.000 m2 gezeich-net. „Wir haben bestehende Part-nerschaften mit Kunden wie DB

Schenker und Kühne + Nagel aus-gebaut und sind gleichzeitig neue Kooperationen mit eBay Enterpri-se, Airbus, WMF, Zufall und vielen anderen eingegangen. Darüber hinaus investieren wir weiterhin in die strategische Sicherung von Top-Grundstücken für zukünftige Entwicklungsmöglichkeiten.“

Denn der Markt für Logistik-immobilien boomt, wie auch die aktuelle Untersuchung der Fraun-hofer-Arbeitsgruppe für Supply Chain Services SCS zeigt.

2014 wurden in Deutschland Neubauten mit einer Gesamtfläche von rund 3,4 Mio. m² realisiert und

heuer werden etwa genauso viele dazukommen – vorausgesetzt, dass alle für dieses Jahr noch ausste-henden Bauvorhaben planmäßig umgesetzt werden.

Steigende NachfrageWichtigster Treiber bei den Neu-bauten bleibt weiterhin der boo-mende Online-Handel; größtes Segment mit einem Anteil von 46% sind dabei die Kurier-, Express- und Paketdienstleister (KEP), die haupt-sächlich für die Distribution des wachsenden Paketaufkommens zu-ständig sind und damit den größ-ten Flächenbedarf (42%) haben.

Eines der jüngsten Neubaupro-jekte kommt vom Paket- und Ex-pressdienstleister DPD, der um 30 Mio. Euro in Nagold bei Stuttgart ein weiteres Paketsortierzentrum – den mittlerweile 77. Standort des Unternehmens in Deutschland – errichtet. Die neue Anlage, die im Jahr 2016 in Betrieb gehen wird, hat eine Tageskapazität von 37.000 Paketen.

Auf die Logistikzentren der gro-ßen Internethändler – darunter etwa der Berliner Online-Möbel-händler Home24.de, der kürzlich sein viertes Logistikzentrum in Betrieb genommen hat – entfallen 36% der Flächen.

Ökonomische FaktorenDie Fraunhofer-Experten rechnen übrigens damit, dass durch die kontinuierliche Ausweitung des Onlinehandels auf neue Branchen künftig rund 600.000 m2 zusätzli-che Logistikflächen jährlich benö-tigt werden.

Und diese sind ein echter Wirt-schaftsmotor. So schafft eine durchschnittliche Logistikansied-lung pro Hektar Grundstücksfläche 42 Arbeitsplätze und bringt eine jährliche Wertschöpfung von rund 1,8 Mio. Euro.

Flächen werden knappAllerdings werden im Zuge der steigenden Nachfrage die infrage kommenden Flächen knapp, vor allem in den Ballungsräume rund um die Städte Hamburg, Berlin und München. Noch vergleichsweise viel Ausbaupotenzial bieten dage-gen die Regionen Niederrhein, Köln und Rhein-Main.

Insgesamt bietet die Fraunhofer-Studie umfassende Detailprofile mit Stärken-Schwächen-Analysen, Ver-fügbarkeit von Arbeitskräften und Flächen oder einer Prognose der Nachfrageentwicklung für 23 deut-schen Logistikregionen und stellt eine wissenschaftlich fundierte Grundlage für Nutzer, Projektent-wickler, Makler, Berater, Investore und kommunale Flächenanbieter dar. Die Studie ist ab Ende Oktober beim Fraunhofer Verlag zum Preis von 235 Euro erhältlich.

Deutliches plus bei logistikflächenDer wichtigste Wachstumstreiber am deutschen Markt für Logistik-Immobilien ist vor allem der boomende eCommerce und hier die Neubauten der KEP-Dienstleister.

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WIEN. Von den rund 74 Mio. Pake-ten jährlich kann die Österreichi-sche Post rund 90% gleich bei der ersten Zustellung dem Empfänger übergeben.

Das ist an sich eine sehr gute Quote, die man aber noch weiter steigern will. „Auf der letzten Mei-le haben wir in den vergangenen Jahren zahlreiche Innovationen umgesetzt. Dafür hat man in den letzten Jahren etliche Neuerun-gen wie etwa die Post App mit der praktischen Paketumleitung, die Abstellgenehmigung oder die Post Empfangsboxen eingeführt“, so Peter Umundum, Vorstand für Pa-ket & Logistik bei der Österreichi-schen Post.

Nun folgt ein weiterer neuer Ser-vice, mit dem das Unternehmen vor allem auf die wachsende Mo-

bilität in der Gesellschaft reagiert. Gemeinsam mit T-Systems und VW bietet die Post derzeit in einen ers-ten Feldtest die Kofferraumlogistik an; dabei erfolgt die Zustellung der Pakete in den Kofferraum des Emp-fänger-Autos.

Steigende NachfrageDas Prinzip ist einfach: Bereits bei der Online-Bestellung geben die Testkunden als Zusatzinfo „Kof-ferraumzustellung“ an. Am Tag der Auslieferung kann der Zusteller über eine App die genaue Position des Empfänger-Fahrzeugs orten. Dort angekommen, wird der hin-ter der Heckscheibe angebrachte QR-Code gescannt, das Fahrzeug identifiziert, durch ein hochsiche-res Identifikations- und Berechti-gungssystem von T-Systems der

Kofferraum entriegelt und die Sen-dung direkt im Kofferraum depo-niert.

Die mobile Identity- und Access-Lösung stellt dabei sicher, dass ausschließlich der autorisierte Zusteller das Auto öffnen kann, und zwar nur ein Mal. Der Zustell-prozess inklusive Öffnen und Schließen des Kofferraums wird dabei genau protokolliert, und der Paket-Empfänger per E-Mail, SMS oder App über die Zustellung infor-miert.

Von der Kofferraumlogistik profi-tieren alle Beteiligten: Der Empfän-ger erhält das Paket rasch, direkt und ohne zeitraubende Wege zu Pa-ketshops (das sorgt für eine höhere Zufriedenheit mit dem Verkäufer), und die Post erspart sich teure, zu-sätzliche Zustellfahrten. (red)

lieferadresse: kofferraumGemeinsam mit T-Systems und Porsche Austria startet die Österreichische Post AG ein Pilotprojekt zur Zustellung in den Empfänger-Pkw.

Das Privatfahrzeug des Empfängers wird zum Teil der Logistikkette.

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Der größte Anteil der neuen Logistikflächen entfällt auf die Branche der Kurier-, Express- und Paketdienstleister.

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WIEN/ST. PÖLTEN. Mit einem Festakt wurde Anfang der Woche das neue Logistik-Zentrum von DB Schenker in St. Pölten eröffnet. Mit dem insgesamt 34.000 Quadratme-ter großen Standort, der innerhalb von nur zehn Monaten errichtet wurde, verdreifacht das internati-onal ausgerichtete Logistikunter-nehmen seine Fläche in Nieder-österreich.

Man habe in die Anlage deshalb investiert, weil sich hier, so DB-Schenker-Vorstand Kurt Leidinger, „extrem viel an Industrie ansiedelt und wir glauben, dass die lokale Industrie Logistikdienstleistung benötigt“.

Fokus auf NachhaltigkeitInsgesamt wurden 11 Mio. Euro in die neue Anlage investiert, die mo-dernste Anforderungen an Ener-gieeffizienz und Umweltschutz erfüllt. So ist das Zentrum nahezu klimaneutral.

Der neue Standort umfasst neben einem 1.200 Quadratmeter großen Verwaltungsgebäude eine 5.000 Quadratmeter-Logistikfläche mit Hochregal- und Blocklagerflächen sowie ein 2.000 Quadratmeter gro-ßes Crossdocking-Areal. Um die Waren schnell und umweltscho-nend transportieren zu können, verfügt der neue Standort über ei-nen eigenen Gleisanschluss an den angrenzenden Verschubbahnhof.

„Mit diesem neuen Standort kön-nen wir nicht nur die individuel-len Anforderungen unserer Kun-den schnellst- und bestmöglich erfüllen, sondern auch ein hohes Maß an Umweltschutz und CO

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Optimierung gewährleisten“, fasst Leidinger zusammen.

Landeshauptmann Erwin Pröll freut sich vor allem über die po-sitiven wirtschaftlichen Impulse der Neuansiedlung auf den Wirt-schaftsstandort Niederösterreich sowie den Arbeitsmarkt. (red)

SALZBURG/LUKA. Auf das stetig wachsende Sendungsaufkommen in Kroatien hat die Lagermax.Gruppe reagiert und insgesamt 8,5 Mio. Euro in eine neue Logistik-

Drehscheibe zwischen West- und Osteuropa sowie den Nord-und Südverbindungen investiert.

Der neue Speditions- und Logis-tikterminal in Luka bei Zagreb, der die bisherigen vier Standorte er-setzt, bietet 17.000 m2 Lagerflächen und 25.000 Palettenstellplätze; für die Verwaltung steht ein 1.300 m2 großes Bürogebäude zur Verfü-gung.

Der Standort wurde in erster Linie aufgrund der direkten Nähe zur kroatischen Niederlassung der Lagermax Autotransport gewählt, wodurch perfekte Synergieeffekte zwischen Speditionsbereich und Automotive-Sektor innerhalb der Lagermax-Gruppe entstehen. (red)

Freitag, 16. Oktober 2015 transport & logistik 79

EtherCAT-Klemmen

(IP 20)

Busklemmen

(IP 20)

EtherCAT Box

(IP 67)

Servomotor

50 V, 4 A W

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Schrittmotor

24 V, 1,5 A W W

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DC-Motor

24 V, 1 A W W

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50 V, 5 A W

transport-Drehscheibe Nach nur 10-monatiger Bauzeit hat DB Schenker jetzt das neue Logistikzentrum in St. Pölten in Betrieb genommen.

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stärkere präsenz am BalkanLagermax nimmt neuen Logistikterminal in Luka bei Zagreb in Betrieb.

Feierliche Eröffnung: Christian Rankl (DB Schenker St. Pölten), LH Erwin Pröll, Matthias Stadler (Bürgermeister von St. Pölten), Kurt Leidinger (CEO von DB Schenker).

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medianet.at80 energie & ressourcen Freitag, 16. Oktober 2015

••• Von Britta Biron

WIEN/PILSBACH. Stromgewinnung aus Sonne und Wind unterliegt starken Schwankungen – an wind-reichen Tagen etwa produzieren die Windkraftanlagen im Burgenland bereits deutlich mehr Strom als benötigt wird –, daher gewinnt im Zusammenhang mit dem weiteren Ausbau der Erneuerbaren Energie die Frage der Stromspeicherung ei-ne immer größere Bedeutung.

Ein „heißer“ Kandidat ist hier die „Power-to-Gas“-Technologie. Mithilfe der überschüssigen Elekt-rizität aus Sonnen- und Windener-

gie wird Wasser in Sauerstoff und Wasserstoff gespalten. Wasserstoff wird entweder direkt in die Erd-gasinfrastruktur eingeleitet oder in einer sogenannten Methanisierung mit Kohlendioxid zu Methan um-gewandelt, dem Hauptbestandteil von Erdgas.

Dabei ist aus heutiger Sicht die direkte Wasserstoffbeimengung aufgrund des höheren Wirkungs-grades und auch aufgrund der schlechten Verfügbarkeit von ge-eigneten Kohlendioxidquellen der wirtschaftlich einfachere Weg. Allerdings sind die Auswirkungen von Wasserstoff auf die Untertage-

Gasspeicher noch nicht erforscht worden.

Rot-weiß-rotes TeamEin österreichisches Konsortium aus Montanuniversität Leoben, Universität für Bodenkultur Wien, Energieinstitut der Johannes Kep-ler Universität Linz, Verbund, Axi-om Angewandte Prozesstechnik GmbH unter Leitung der RAG (Roh-öl-Aufsuchungs Aktiengesellschaft) widmet sich diesem Thema und hat dafür jetzt den Forschungsspei-cher „Underground Sun Storage“ im oberösterreichischen Pilsbach in Betrieb genommen. Bundes-

minister Alois Stöger dazu: „Zur Umsetzung unseres Entwicklungs-schwerpunkts im Bereich der er-neuerbaren Energietechnologien leisten Forschungsanlagen wie diese einen wertvollen Beitrag. Denn Energieforschung ist eine zentrale Investition in die Zukunft und stärkt den Industriestandort Österreichs.“

„Die bis dato im Rahmen des Projekts erzielten Ergebnisse aus Laborversuchen sind vielverspre-chend und konnten bei der Umset-zung der Versuchsanlage berück-sichtigt werden“, sagt RAG-Gene-raldirektor Markus Mitteregger.

Zukunftsinvestition„Die Power-to-Gas-Anlage in Pils-bach ist ein Meilenstein mit Si-gnalwirkung über die Grenzen Österreichs hinaus und liefert richtungsweisende Ergebnisse für ein zukünftiges Energiesystem“, ergänzt Theresia Vogel, Geschäfts-führerin des Klima- und Energie-fonds, der 2,8 Mio. € zu Under-ground SunStorage beisteuert.

Das Projekt, das auch Risikobe-wertung, Life Cycle Assessment sowie die Analyse der rechtlichen und ökonomischen Rahmenbedin-gungen umfasst, wird voraussicht-lich bis 2016 abgeschlossen sein. Die Gesamtkosten des Projekts lie-gen bei 4,5 Mio. €.

Vom Labor in den praktischen TestIm Projekt Underground SunStorage wird die Speicher­fähigkeit von Wasserstoff als Beimengung zu Erdgas im großen Maßstab untersucht.

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GRAZ. Praktisch unbegrenzt vor-handen und weitgehend schad-stofffrei nutzbar ist Wasserstoff eine höchst interessante Basis für die umweltfreundliche Energiege-winnung.

„In zehn Jahren erzeugen wir Wasserstoff aus Wind, Sonne und Wasser, speichern ihn als Druck-wasserstoff und können ihn in Verbrennungskraftmaschinen oder Brennstoffzellen verwerten“, sagt Manfred Klell, Leiter des Hydrogen Center Austria (FyCentA) an der TU Graz.

An dem einzigen österreichi-schen Forschungszentrum für Was-serstoff arbeitet man seit 2005 ge-meinsam mit Partnern – darunter der FVT (Forschungsgesellschaft für Verbrennungskraftmaschinen und Thermodynamik), Magna Steyr

Engineering und der OMV – daran, die Voraussetzungen für die wirt-schaftliche Nutzung von Wasser-stoff zu schaffen.

Dazu zählt vor allem ein kosten-günstiges Herstellungsverfahren. Denn in der Natur kommt Wasser-stoff nur in gebundener Form vor

und ist zudem sehr flüchtig. „Es sind teure Materialien, etwa Spe-zialstähle für Rohre und Anlagen nötig. Das macht den flächende-ckenden Einsatz von Wasserstoff als Kraftstoff momentan noch auf-wendig“, erklärt Klell.

Praktische ForschungZu den Projekten, an denen das HyCentA maßgeblich beteiligt ist, zählt unter anderem Wind2Hydro-gen, die erste Anlage Österreichs, die Wasserstoff aus Windkraft erzeugt und ins Endgasnetz ein-speist.

Weitere Vorzeigeprojekte sind die erste Hallenbetankungsanlage Europas für wasserstoffbetriebe-ne Gabelstapler in Linz sowie der Forschungs-Prototyp des einzigen Wasserstoffautos mit Straßenzu-lassung in Österreich, das in Graz unterwegs ist.

Aufgrund des zunehmenden In-teresses an Wasserstoff und der sehr guten Projektauslastung wer-den nun rund 2 Millionen Euro in die Erweiterung der Anlage inves-tiert, darunter in den modernsten Brennstoffzellenprüfstand Euro-pas. (red)

Der stoff der ZukunftWegen steigender Nachfrage nach sauberer Energie wird die Wasserstoffforschung am HyCentA der TU Graz ausgebaut.

Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft (v.l.): W. Böhme (OMV), H. Kainz (TU Graz), M. Klell (HyCentA), A. Hoffmann (TU Graz), H. Eichsleder (FVT) und W. Kriegler (Magna).

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Theresia Vogel (Klima­ und Energiefonds), Bundesminister Alois Stöger und RAG­Generaldirektor Markus Mitteregger.

Durch den zu-nehmenden Ausbau der Stromerzeugung aus Wind und Sonne gewinnt die Frage der Energiespeiche-rung massiv an Bedeutung.

expansion in asien

Neues ABB-Werk in IndonesienTANGERANG. Aufgrund der ra-santen Urbanisierung und des wachsenden Industriesektors steigt der Energiebedarf Indo-nesiens sprunghaft und macht das Land zu einem immer wichtigeren Markt für ABB-Schaltanlagen.

In dem neu eröffneten Werk werden luftisolierte Mittel-spannungsschaltanlagen her-gestellt; die Jahreskapazität liegt bei mehr als 4.000 Schalt-feldern. (red)

wasserkrafT

Fritzbach ist ans Netz gegangenFITZBACH. Rund 29 Mio. € haben Salzburg AG und die Ös-terreichischen Bundesforste in den Bau des Wasserkraftwerks Fritzbach investiert.

Vor Kurzem ist die Anlage in Betrieb gegangen und wird jährlich 28 Mio. Kilowattstun-den Ökostrom erzeugen und damit etwa 7.300 Haushalte versorgen.

Mit der neuen Anlage Fritz-bach betreibt die Salzburg AG jetzt insgesamt 29 Wasser-kraftwerke. „Mit den Entschei-dungen zum Kraftwerk Gries steht nun unsere 30. Quelle für sauberen, heimischen Strom aus Wasserkraft in den Start-löchern“, freut sich Salzburg AG-Vorstand Leonhard Schitter (red)

wien energie

Mehr Sonne für TraiskirchenWIEN/TRAISKIRCHEN. Der Gewerbepark Traiskirchen baut in Kooperation mit Wien Energie seine Kapazitäten zur Erzeugung von Sonnenenergie weiter aus. Die Photovoltaik-Anlage auf mehreren Dächern im Betriebsansiedelungsgebiet auf den ehemaligen Gründen des Semperitwerks wird erwei-tert. Nach der Fertigstellung wird Österreichs zweitgrößte Photovoltaik-Aufdachanlage auf eine Leistung von 2,9 Me-gawattpeak (MWp) kommen. (red)

Bp energy ouTLook

Die globalen EnergietrendsWIEN. Bis 2035 wird der Pri-märenergieverbrauch, so der BP Energy Outlook, in der EU vor allem aufgrund der höhe-ren Effizienz um voraussicht-lich sechs Prozent sinken – und damit das niedrigste Niveau seit 1984 erreichen.

Weltweit dagegen wird der Energiebedarf allerdings deut-lich ansteigen, und zwar um rund 37%; Erdgas wird dabei mit einem jährlichen Plus von knapp 2% der am schnellsten wachsende fossile Energie-träger sein, hauptsächlich getrieben durch die steigende Nachfrage aus Asien. Bei Öl so-wie Kohle wird ein unterdurch-schnittlicher Anstieg von 0,8% pro Jahr erwartet. (red)