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Hormonale Wirkungen der Frauenmilch

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Page 1: Hormonale Wirkungen der Frauenmilch

2::. FEBRUAR x93~ K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . IO. J A H R G A N G . Nr . 8 357

Unabh~ingig yon uns ist auch SCHWARZ 6, auf Grund seiner Ver- suche (t~gliche Vergiftung yon Kaninchen dutch Beuzind~mpfe in einer Konzentration bis 2o0 mg pro Liter im Laufe you 2 bis 12 Monaten), zu ~hnlichen Ergebnissen gelangt. In den Versuchen yon SCHUSTROW und SSALISkOWSKAJA ~, bei denen Tiere allt~glich bis zum Eintr i t t yon Kr~impfen mit ~uBerst konzentrierteu (sogar ges~ttigten) Benzindlimpfen vergiftet wurden, wurde zwar Leuko- penie beobachtet, aber selbst in diesem Falle bestand keine st~irkere Verschiebung des u zwischen den Granulocyten und Agrauulocyten. Wit k6nnen also behaupten, dab bei der Wirkung you D~mpfen rus~iseher nati~rlieher Benzine, selbst bei sehr lang- dauernden Vergiitungen es nieht gelingt, die ffir t~enzolvergiJtung typische Leukopenie mit vorherrschender Verriugerung der Granulo- cytenzahl hervorzurufen. Zum gleichen Schlusse ffiliren auch die pathologisch-anatomischen Untersuchungen des einen yon uns (LARIONOW). Diese wurdeD an Kaninchen und weiBen M~iusen aus- geffihrt. Bei Vergiftung an Kaninchen (w~ihrend verschiedener Zeitabschnitte bis zu einem Jahr) mit Benzind~mpfen verscbiedener Konzentration yon 10--3o mg pro Liter Luit, wurden in der Milz keine so bedeutenden Ver~nderungen vorgefunden, wie bei den Ver- suchen yon SCH~IDTMANN. Bei 3--6 akuten Yergiftungen yon ~(auinchen (Konzentration etwa ioo rag/l) wurden in der Milz und im Knochenmark auch keine starken Ver~nderungen festgestellt. Nur bei t~iglicher subcutaner Einverleibung sehr groBer Benzindosen (2,o--5,0 ccm pro Kilo Gewicht) gelang es, bei Kaninchen Hyper- plasie der Milzpulpa und des Knochenmarks, zuweilen auch de- generative Ver/inderungen in letzterem hervorzurufen.

Die Yerschiedenheit der yon SCHMIDTMANN und der in unserem Laboratorium erlangten Resultate l~Bt sich am ungezwungensten dutch die Annahme erkl~iren, dab die bei den Versuchen yon SCHMIDTMANN angewendeten Motorbenzine groge Mengen aroma- tischer Kohlenwasserstoffe, insbesondere Benzol, enthielten, Diese Benzinarten sind bekauntlich gr6gtenteils keine natfirlichen Erd61- benzine, sondern enthalten bedeutende Mengen yon ,,Craking- benzinen" und Produkten der trockenen Destillation der Stein- kohle, die viel Benzol und seine Homologen enthalten. Natfirliche Benzine aus bestimmten Erd61sorten enthalten sehr groge Mengen aromatischer Kohlenwasserstoffe (bis zu 4o% im Benzin yon der Insel Borneo). Die yon uns verwendeten russischen Benzine be- standen vornehmlich aus Cycloparaffinen und Paraffinen und ent- hielten sehr wenig aromatische Kohlenwasserstoffe (ausffihrlicher siehe LAZAREWa). Die anzunehmende Abh~ngigkeit der Wirkung verschiedener Benzine yon ihrem Gehalt an aromatischen Kohlen- wasserstoffen (und vielleicht auch an anderen Komponenten) bietet

einen Hinweis auf die Wege zur rationelien Bek~impfung der schXd- lichen Wirkung bei Einatmung Meiner Benzinmengen. Jedenfalls ist bei Arbeiten fiber die Wirkung des Benzins auf den Organismus stets die chemische Zusammensetzung des Benzins anzugeben, ins- besondere der Gehalt a n aromatischen und unges~ttigten Ver- bindungen und an Schwefel anzuffihren.

Nicht weniger wichtig sind auch die Abweichungen der Ergeb- nisse der Versuche des einen yon uus (LARIONOW) Yon den Angaben yon SCH~IDTMANN fiber die Wirkung des Benzins auf die Atmungs~ organe. Bei geringen Konzentrationen der Benzind~impfe haben wir bei unseren Versuchen keine wesenflichen Ver~nderuugen an den Atmungsorganen yon Kauinchen und weiBen M~iusen fest- stellen k6nnen. Bei hohen Konzentrationen (mehrere Zehner Milli- gramm l) wurden Blutergfisse in den Lungen und gesteigerte Ftfissig- keitsabsonderung in den Bronchien Iestgestellt. Bei akuten u giftungen yon M~usen konnte eine gewisse Vermehrung der Becher- zellen in den kleinen Bronchien nachgewiesen werden, in gleicher Weise eine gesteigerte Epithelabschuppung. Zylindrische Epithelien in den Alveolen und atypische Epithelienwucherung in den Bron- chien wurden nicht beobachtet. Bei ungefiihr 20% der vergiiteten M~use wurden entzfindliche Herde in den Lungen beobachtet, aber auch etwa ein Ffiuftel der Kontrolltiere zeigte den gleichen Befund. Auch die lymphoiden ,Muffe", welche die Gef~iBe und Bronchien um- geben, haben wir in ungefXhr 5 ~ % aller F~lle sowohl bei vergifteten, Ms auch zur Kontrolle dienenden weiBen M~usen Iestgestellt; laut SEE~ANN 7 geh6ren diese ,,Muffe" zu den normalen Eigenschaften des mikroskopischen Lungenbaues bei M~usen.

Zwischen unseren Yersuchen und denjenigen yon SCHMIDTNANN besteht eiu, unserer Meinung nach, wesentlicher Unterschied dar in, da8 wit nicht, wie SC~MIDT~ANN es tat , den Spontantod der Tiere abgewartet, der gew6hnlich, wie es scheint, infolge yon interkurren- ten Iufektionen eintritt*, die das pathologisch-anatomische Bild verdunkeln k6nnen. Begrenzte nekrotisehe Herde in der Leber, wie sie SCHMIDTMANN erw~ihnt, haben in vereinzelten F~illen auch wir gefunden, nehmen aber an, dab sie infolge einer Infektion ent- standen waren.

Li t era tn r : ~ BRI~LLOWA, BRUSSILOWSKAJA, LAZAREW, LLIBI- MOWA trod STALSKAJA, Arch. L Hyg. 104, 226 (z93o).-- ~ LAZAREW, Gigijena, besopasnost~ i 9atologija truda 1930, Nr 8--9, 33 (russ.). -- a LAZAREW, Arch. f. Hygiene 102, 227 (1929). -- * LAZAREW, BRDLLOWA, KREMNEWA LARIO- NOW, Lt3BIMOWA u. STALSKAJA,Arch. f. exper. Path. (ira Druck).-- ~ SCHUSTROW. und SSALISTEWSKAJA, Dtsch. Arch. klin. Med. 13O, 27x (x926). -- ~ SCHWARZ, Trudy inst. soz. gigieny 1, 97 (~929) Kasan (russ.). -- 7 SEEMANN, Zieglers Bei- tr~ge 74, 345 (I925); 78, 526 (x927).

K U R Z E W I S S E N S C H A F T

HORMONALE WIRKUNGEN DER FRAUENMILCH*.

Von

KONRAD HEIM.

]3ei U n t e r s u c h u n g e n fiber die Wirks tof fe der H y p o p h y s e kamen wi t zu d e m Ergebnis , dab sich das Vorde r l appen- h0 rmon auBerhalb der Schwange r scha f t in der F rauenmi l ch ~indet. Wir sp r i t z t en in ve r sch iedenen Yersuchsre ihen in - fant i le weibl iche M~iuse zwischen 6 n n d 8 g Gewicht mi t e inem Zen t r i fuga t ( , ,Serum" zwischen Sed imen t u n d Rahmsch ich t ) . Von 5 Tieren, die mi t 0,2 u n d 0, 3 des Zen t r i fuga tes yon Milch des 2. Wochenbettctages b e h a n d e l t waren, zeigten 2 posi t ive Reak t ionen im Sinne einer Vorde r l appen reak t i o n :

2tfau8 33 (7,I g), ge6ffnet nach ioo Stunden. Stark verdickte Uterush6rner und vergr6Berfe hypefiimische Ovarien. 2111kro- skopische Serienschnitte: In der Scheide besteht das Oberil~iehen- epithel aus einer Lage yon Zylinderzellen, die zum Teil schon abgeplattet oder abgestol3en sind (im entsprechenden Abstrich fast ausschlieBlich Epithelien, stellenweise Schollenbildung), dar- unter ein mehrschichtiges Plattenepithel mit Mitosen in der Basal- schicht. Uter~sh6rner: Proliferierende Schleimhaut mit zahlreichen Mitosen im Zylinderepithel. In den Ovarien s ind die GefiiBe stark erweitert. Strotzend gefiillte Blutr~iume. Follikel verschiedeuer Funktionssfadien mit groBen Follikelh6hlen und Cumulus oophorus. Corpora lutea w61ben sich stark fiber die Oberfl~che hervor. Eier sind in den Tuben nicht zu linden.

Nach In jek t ion yon Mi lchzen t r i fuga t des 8. Wochenbetts- rages in Dosen yon 6 • 0,2 his 6 • 0, 4 s t a rben yon 5 Tieren 2, ein Tier reag ie r te deut l ich pos i t iv :

* Nach einer Demonstration in der Leipz. Ges. f. Geb.

L I C H E M I T T E I L U N G E N .

Mau8 39 (7,5 g), im Abstrich nur Schollen. Bei der 0ffuung sind Dterush6rner und Ovarien deutlich verdickt. Mikroskopisch: Von dem mehrschichtigen Platteuepithel der Scheide heben sich Hornlamellen an der Oberfl~iche ab. In den hyperi~mischen Ovarien Follikel aller Gr6gen mit welter Follikelh6hle und Cumulus oophorus, in einzelnen Follikeln zentraler Zerfall Yon Ei und Cumulus. Bil- dung yon Corpora atretica.

I m R a h m e n der b isher igen A r b e i t s h y p o t h e s e n s ind diese Ergebnisse dah in zu deuten , dab auch in der F rauenmi lch , nachgewiesen in den e rs fen be iden W 0 c h e n b e t t s t a g e n , Vorder - l a p p e n h o r m o n e e n t h a l t e n sind. Die biologischen W i r k u n g e n an der Maus entsprechen der H.V.R. Iund III nach ]3. ZO~DEK und ASCHHEIM. H.V.R. II (]31utpunkte) wurde bisher nicht be- obachtet. Die ]3runsterscheinungen an Scheide und Uterus sind wahrscheinlich durch die Produktion tiereigenen Ovarial- hormons eutstanden. Im Rahmen dieser vorl~ufigen Mitteilung halten wir mit Idinischen und theoretischen SchluBfolgerungen zurfick, his (lurch weitere Untersnchungen an Colostrum, Frfih- milch, Ammenmilch, Tiermilch und an Drfisenimplantaten ein gr6Beres ]3eobachtungsmaterial zur Verffigung steht. Schon jetzt sei bemerkt, dab sich bei der tr~ichtigen und s/iugenden Hi~ndin diese Stoffe weder im Harn noch in der Milch nach- weisen lieBen. ( A u s der Universi t~ts-Frauen~linik .Leipzig [Vorstand: Geh. Med. -Rat Pro/. Dr. Hugo Sdlheim]. )

* In unserem Laboratorium wurde experimentell erwiesen (BROLLOWA und LOBI- MOWA), dab bei Vergiftung mit hochkonzeatficrten Benzind~impfen im Anfange der Vergiftungsserien die Resistenz gegeniiber Infektion (z. B. Tuberkulose) herabgesetzt ist. Bei GewShnnng der Tiere an Benzin vcrgeht abet diese Herabsetzung allmfihlich (eingehend siehe LAZAREW, BROLLOWA, KREMNEWA, LARIONOW, L(~BI- MOWA und STALSKAJA[~I).