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HOCHSCHULE WEIHENSTEPHAN-TRIESDORF Fakultät Wald und Forstwirtschaft Bachelorarbeit Bewertung einer Waldverjüngung aus ökologischer und ökonomischer Sicht Verfasser: Neubauer Sebastian Tulpenweg 6 82234 Weßling Kontakt: [email protected] Koschka Tobias Kellerstraße 42 84036 Landshut Kontakt: [email protected] Betreuer: Prof. Dr. Erwin Hussendörfer Ort, Abgabetermin: Freising, 27.02.2013 Diese Arbeit unterliegt dem Urheberrecht und anderen Gesetzen zum Schutz geistigen Ei- gentums. Inhalte dieser Arbeit dürfen für den privaten Gebrauch sowie im Rahmen von Studium und Ausbildung genutzt werden. Kommerzielle oder anderweitige Verwendung, insbesondere Kopie, Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung, Einspeicherung, Verar- beitung bzw. Wiedergabe von Inhalten in Datenbanken oder anderen elektronischen Medi- en und Systemen sowie Printmedien bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autoren.

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HOCHSCHULE WEIHENSTEPHAN-TRIESDORF Fakultät Wald und Forstwirtschaft

Bachelorarbeit

Bewertung einer Waldverjüngung aus ökologischer und ökonomischer Sicht

Verfasser: Neubauer Sebastian Tulpenweg 6 82234 Weßling

Kontakt: [email protected]

Koschka Tobias Kellerstraße 42 84036 Landshut Kontakt: [email protected]

Betreuer: Prof. Dr. Erwin Hussendörfer

Ort, Abgabetermin: Freising, 27.02.2013

Diese Arbeit unterliegt dem Urheberrecht und anderen Gesetzen zum Schutz geistigen Ei-gentums. Inhalte dieser Arbeit dürfen für den privaten Gebrauch sowie im Rahmen von Studium und Ausbildung genutzt werden. Kommerzielle oder anderweitige Verwendung, insbesondere Kopie, Vervielfältigung, Bearbeitung, Übersetzung, Einspeicherung, Verar-beitung bzw. Wiedergabe von Inhalten in Datenbanken oder anderen elektronischen Medi-en und Systemen sowie Printmedien bedürfen der schriftlichen Genehmigung der Autoren.

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Eidesstattliche Erklärung 2

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Eidesstattliche Erklärung 3

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Inhaltsverzeichnis 4

Inhaltsverzeichnis Eidesstattliche Erklärung…………………………………………………………………....S.2 Inhaltsverzeichnis………………………………………………………………………...….S.4 Abbildungsverzeichnis……………………………………………………………………….S.7 Tabellenverzeichnis………………………………………………………………………….S.9 1 Einleitung (Koschka)………………………………………………………………………S.10

2 Erläuterung der Themafrage und Vorgehen in dieser Arbeit (Neubauer)………………….S.11

3 Beschreibung des Aufnahmeverfahrens (Koschka)………………..………………………S.12

3.1 Verjüngungsinventur auf der gesamten Waldfläche……………………………S.12

3.2 Verjüngungsinventur in drei einzelnen Beständen……………………………..S.15

4 Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung……………………………S.15

4.1 Geologie und Standort (Neubauer)……………………………………………….S.15

4.2 Potenzielle natürliche Vegetation (Neubauer)……………………………………S.19

4.3 Beschreibung des Reviers Törring II-Nord (Koschka)…………………………...S.22

4.4 Beschreibung des untersuchten Waldgebiets (Neubauer)………..……………….S.23

5 Waldfunktionen und Eigentümerzielsetzung (Koschka)……………………………….......S.27

5.1 Die Funktionen des untersuchten Waldgebietes………………………………..S.27

5.2 Eigentümerzielsetzung.........................................................................................S.29

6 Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden (Neubauer)...............................................S.31

6.1 Das Rehwild und seine Bedeutung für Verbissschäden im Wald........................S.31

6.2 Gefährdung der Baumarten durch Schalenwildverbiss........................................S.32

6.3 Gefährdung der Baumarten durch Fege- und Schlagschäden..............................S.33

6.4 Folgen des Wildverbisses.....................................................................................S.35

6.5 Folgen von Fege- und Schlagschäden..................................................................S.36

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Inhaltsverzeichnis 5

6.6 Verbissprozent und Mindestpflanzenzahlen........................................................S.37

7 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse...................................................................S.39

7.1 Waldverjüngung der einzeln aufgenommenen Bestände (Koschka)......................S.39

7.2 Waldverjüngung der gesamten Waldfläche.........................................................S.43

7.2.1 Darstellung der Baumartenverteilung der Verjüngung (Koschka)......................S.43

7.2.2 Darstellung der Pflanzendichten (Neubauer).......................................................S.45

7.2.3 Darstellung der Verbiss- und Fegeschäden (Koschka)........................................S.51

8 Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht................................................S.55

8.1 Zustand der Naturverjüngung im Revier Törring II-Nord...................................S.55

8.1.1 Verbissbelastung und artspezifische Auswirkungen (Neubauer).............S.55

8.1.2 Fegeschäden und deren Bedeutung (Neubauer).......................................S.59

8.1.3 Höhenstruktur und Alter der Verjüngung (Neubauer).............................S.59

8.1.4 Verjüngung unter Schirm (Koschka).......................................................S.60

8.1.5 Kleinflächige Mischung und Ungleichmäßige Verteilung der Verjüngung (Koschka).............................................................................S.61

8.1.6 Vitalität (Neubauer)..................................................................................S.64

8.1.7 Standortseignung der Baumarten in der Verjüngung (Koschka).............S.64

8.2 Vorteile von Naturverjüngung im Überblick (Neubauer).......................................S.65

8.3 Baumartenanteile von Altbestand und Naturverjüngung im Vergleich

(Neubauer)..............................................................................................................S.68

8.4 Verjüngungspotenzial und Entmischung (Neubauer).............................................S.70

8.5 Seltene Baumarten und ihre Bedeutung im Revier Törring II-Nord (Koschka).....S.72

8.6 Vorteile von Mischbeständen aus ökologischer Sicht (Neubauer).........................S.74

8.7Auswirkungen der veränderten Baumartenzusammensetzung auf den Standort (Neubauer)...............................................................................................................S.76

8.8 Naturnähe und Biodiversität (Neubauer)................................................................S.78

8.9 Die Tanne im Jagdrevier Törring II-Nord............................................................S.80

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Inhaltsverzeichnis 6

8.9.1 Bedeutung der Weißtanne in der Verjüngung des untersuchten Waldgebiets (Koschka)............................................................................S.80

8.9.2 Die Ökologie der Tanne (Neubauer)........................................................S.80

8.9.3 Die Weißtanne und ihre Bedeutung für den Waldumbau (Koschka).......S.82

8.9.4 Die Weißtanne als Weiser einer waldorientierten Jagd (Neubauer)........S.82

8.10 Zukünftige Erfüllung der Wasserschutzfunktion (Koschka)................................S.84

8.11 Bewertung der Verjüngung als Habitat für das Rehwild (Koschka)....................S.85

9 Bewertung aus ökonomischer Sicht....................................................................................S.86

9.1 Grundlagen für die Berechnung des Wertes der Naturverjüngung (Koschka).......S.86

9.2 Monetäre Bewertung typischer Verjüngungssituationen (Koschka)......................S.88

9.3 Berechnung des monetären Wertes der Naturverjüngung im gesamten Waldgebiet (Koschka).............................................................................................S.91

9.4 Staatliche Förderung (Koschka)..............................................................................S.94

9.5 Vermarktung und Eigenschaften von Tannenholz (Neubauer)...............................S.96

10 Waldverjüngung im lokalen und regionalen Vergleich....................................................S.98

10.1 Waldverjüngung und Verbiss in der Hegegemeinschaft Salzach-Nord (Koschka)..............................................................................................................S.98

10.2 Vergleich mit der Situation in Bayern (Neubauer).............................................S.101

11 Zusammenfassung (Neubauer)..........................................................................................S.102

12 Eigenevaluation (Koschka)...............................................................................................S.103 Literaturverzeichnis.............................................................................................................S.105 Anhang................................................................................................................................S.109 Abstract...............................................................................................................................S.110

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Abbildungsverzeichnis 7

Abbildungsverzeichnis

Abb.1: Dichte Tannennaturverjüngung im Revier Törring II-Nord (S.10)

Abb.2: Karte des Inventurgebiets (S.13)

Abb.3: Baumartenanteile in % der Grundfläche (S.24)

Abb.4: Lange Schäfte und kurze Kronen (S.25)

Abb.5: Lärchenkultur auf einer Freifläche (S.26)

Abb.6: Häufiges Waldbild im Jagdrevier Törring II-Nord (S.26)

Abb.7: Natürliche Tannen- und Bergahornverjüngung (S.27)

Abb.8: Waldfunktionskarte (S.28)

Abb.9: Verbissprozent der einzeln aufgenommen Bestände (S.42)

Abb.10: Baumartenanteile in der Verjüngung > 20cm in Prozent (S.43)

Abb.11: Baumartenanteile der Verjüngung < 20cm in Prozent (S.44)

Abb.12: Baumartenanteile in Prozent in den verschiedenen Höhenstufen (S.44)

Abb.13: Pflanzendichten in der Verjüngung > 20cm nach Bestandesalter (S.46)

Abb.14: Pflanzendichten in der Verjüngung > 20cm nach Schlussgrad (S.47)

Abb.15: Pflanzendichten in der Verjüngung < 20cm nach Alter (S.48)

Abb.16: Karte der Verjüngungsdichte (S.49)

Abb.17: Verbissprozent der Baumarten in der Verjüngung > 20cm (S.51)

Abb.18: Fegeschäden in Prozent nach Baumarten (S.53)

Abb.19: Karte der Verbissintensität (S.54)

Abb.20: Verbiss an der Bergahornverjüngung > 20cm differenziert nach der Verbissart (S.56)

Abb.21: Foto einer Gruppe junger Bergahorne mit Leittriebverbiss (S.57)

Abb.22: Verbiss der Tannenverjüngung > 20cm differenziert nach der Verbissart (S.58)

Abb.23: Höhenstruktur der gesamten Verjüngung > 20cm (S.60)

Abb.24: Variationskoeffizient der Pflanzendichte > 20cm nach Schlussgrad (S.62)

Abb.25: Anteile der Natur- bzw. Kunstverjüngung im untersuchten Waldgebiet (S.65)

Abb.26: Baumartenanteile des Altbestandes in Prozent der Grundfläche (S.68)

Abb.27: Baumartenanteile der Verjüngung > 20cm in Prozent (S.69)

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Abbildungsverzeichnis 8

Abb.28: Baumartenanteile der Verjüngung < 20cm in Prozent (S.70)

Abb.29: Flächenanteile der unterschiedlichen Schlussgrade des Altbestandes (S.76)

Abb.30: Höhenstruktur junger Weißtannen in der Verjüngung > 20cm (S.83)

Abb.31: Vergleich der Kosten eines Hektar Tannenvoranbau mit und ohne Zaunschutz (S.88)

Abb.32: Vergleich der ermittelten Gesamtwerte der Naturverjüngung (S.93)

Abb.33: Wert des Modellhektars und der darin enthaltenen Mischbaumarten (S.94)

Abb.34: Anteil der förderfähigen Waldfläche am untersuchten Waldgebiet (S.96)

Abb.35: Vergleich der Baumartenanteile im Revier Törring II-Nord und der gesamten Hegegemeinschaft (S.99)

Abb.36: Verbissprozent im Revier Törring II-Nord im Vergleich zur gesamten Hegegemeinschaft in den Höhenstufen von 20cm bis 1,3 Meter (S.100)

Abb.37: Vergleich der Verbissprozente in ganz Bayern mit dem Ergebnis des Reviers Törring II-Nord (S.101)

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Tabellenverzeichnis 9

Tabellenverzeichnis

Tab.1: Standortseinheiten mit Erklärung (S.16)

Tab.2: Baumarteneignungstabelle (S.18)

Tab.3: Übersicht der natürlichen Waldgesellschaften im untersuchten Waldgebiet (S.20)

Tab.4: Verbissgefährdung der Baumarten nach Prien und Müller (S.33)

Tab:5: Gefährdung der Baumarten für Schlag und Fegeschäden nach Prien und Müller (S.34)

Tab.6: Auswirkungen von Verbiss auf die Einzelpflanze (S.35)

Tab.7: Auswirkungen von Verbiss auf Verjüngungskollektive (S.36)

Tab.8: Folgen von Fege -und Schlagschäden (S.36)

Tab.9: Wirtschaftlich tolerierbare Grenzwerte in Kulturen für Terminal- und Leittriebverbiss nach Prien und Müller (S.37)

Tab.10: Mindestpflanzenzahlen für Naturverjüngungen nach Prien und Müller (S.38)

Tab.11: Legende zur Karte der Verjüngungsdichte (S.50)

Tab.12: Legende der Karte der Verbissintensität (S.55)

Tab.13: Vor- und Nachteile von Naturverjüngung (S.66)

Tab.14: Stammzahlreduktion der Verjüngung >20cm im Vergleich zur Verjüngung < 20cm (S.71)

Tab.15: Überblick über die seltenen Baumarten in der Verjüngung des untersuchten Waldge-biets (S.73)

Tab.16: Vorteile von Mischbeständen (S.74)

Tab.17: Übersicht der Pflanzenkosten und Pflanzverbände (S.87)

Tab.18: Wert eines Hektars Tannenvoranbaus verzinst über 100 Jahre (S.89)

Tab.19: Monetärer Wert der Verjüngung des Bestandes 3 pro ha mit und ohne Zaunkosten sowie der benötigten Pflanzenzahlen (S.90)

Tab.20: Monetärer Wert der Verjüngung des Bestandes 2 pro ha mit und ohne Zaunkosten sowie der benötigten Pflanzenzahlen (S.91)

Tab.21: Wert eines Hektars mit der errechneten Baumartenzusammensetzung der Verjüngung im untersuchten Waldgebiet (S.92)

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Einleitung 10

1 Einleitung

Im Jahr 2012 beschäftigte, einmal mehr, das dreijährliche forstliche Vegetationsgutachten die

bayerische Jägerschaft und die Beamten der Ämter für Ernährung, Landwirtschaft und Fors-

ten. Das Thema erhitzte die Gemüter wie eh und je. Häufig wird das zur Herleitung der Ab-

schusspläne benötigte Gutachten kritisiert. Die Ablehnung seitens großer Teile der Jäger-

schaft, welche dem statistisch gesicherten Vegetationsgutachten entgegenschlägt, ist enorm.

Daher bietet es sich an, als Forststudent einmal von außen einen Blick auf die Thematik des

Wald-Wild-Konflikts und der Waldverjüngung zu werfen. Unabhängig von der staatlichen

Zustandserhebung der Verjüngung in den bayerischen Wäldern, wurde im Rahmen dieser

Bachelorarbeit der Zustand der Verjüngung im Wald des Gemeinschaftsjagdreviers Törring

II-Nord im Landkreis Traunstein stichprobenartig erhoben. Die Naturverjüngung im genann-

ten Revier kann als seltene Rarität beschrieben werden. Nur vereinzelt finden sich in oberbay-

erischen Privatwäldern so üppige Naturverjüngungen aus verschiedensten Baumarten gänz-

lich ohne Schutzmaßnahmen.

Das folgende Bild soll einen ersten Eindruck vermitteln:

Abb.1: Dichte Tannennaturverjüngung im Revier Törring II-Nord

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Einleitung 11

Durch konsequente und waldorientierte Jagd seit dem Pächterwechsel im Jahr 2004 konnten

in kurzer Zeit erhebliche Verbesserungen hinsichtlich der Verjüngungssituation erreicht wer-

den. Im Sommer 2012 fand sich in dem Waldteil des Reviers eine artenreiche Waldverjün-

gung mit vielen standortsheimischen Baumarten. Der Abschuss von Rehwild nach der Devise

„Zahl vor Wahl“ und großes Engagement sind nötig, um in wenigen Jahren deutliche Resulta-

te zu erzielen. Neben den Schonzeitaufhebungen der letzten Jahre, den Abschusszahlen auf

durchgängig hohem Niveau sowie der Konzentration der Rehwildbejagung auf die Waldteile

des Reviers, ist vor allem der Wille zum Erhalt und zur Schaffung artenreicher Mischwälder

für den deutlich sichtbaren Erfolg mitverantwortlich.

In dieser Bachelorarbeit wird in erster Linie auf die Auswirkungen einer artenreichen, stand-

ortsangepassten Naturverjüngung, auf die Ökologie des Waldgebiets sowie auf die ökonomi-

schen Konsequenzen für den Waldbesitzer eingegangen.

2 Erläuterung der Themafrage und Vorgehen in dieser Arbeit

Das Thema der vorliegenden Bachelorarbeit lautet „Bewertung einer Waldverjüngung aus

ökologischer und ökonomischer Sicht“. Um die Verjüngung im Wald des Reviers Törring II-

Nord bewerten zu können, wurden die unten aufgeführten Kriterien mit Hilfe einer Stichpro-

beninventur hergeleitet.

• Baumartenzusammensetzung und Höhenstruktur der Verjüngung

• Pflanzendichte der Verjüngung in Stück/ha

• Verbissprozent und Art des Verbisses

• Häufigkeit von Fegeschäden

Mittels der erhobenen Daten und geeigneter Literatur wird in den nachfolgenden Kapiteln auf

die Fragen eingegangen:

• Wie ist die Baumartenzusammensetzung hinsichtlich der zukünftigen Stabilität des

Waldes zu bewerten?

• Sind ausreichende Pflanzendichten in der Verjüngung vorhanden?

• Wie hoch ist die Verbissbelastung und sind negative Entwicklungen wie Entmischung

erkennbar?

• Wie ist die Naturverjüngung hinsichtlich der Naturnähe zu bewerten?

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Erläuterung der Themafrage und Vorgehen in dieser Arbeit 12

• Welche finanziellen Vorteile ergeben sich für die Waldbesitzer?

• Wie wirkt sich die Baumartenzusammensetzung hinsichtlich der Funktionserfüllung

des Waldes aus?

• Ist die Naturverjüngung des Waldgebiets förderfähig?

• Welche Bedeutung hat die Weißtanne in dem untersuchten Waldgebiet?

• Ist die neue Waldgeneration gegen den prognostizierten Klimawandel gewappnet?

• Welche Vorteile besitzt Naturverjüngung gegenüber gepflanzten Kulturen?

• In wie fern unterscheidet sich die Baumartenzusammensetzung in der Verjüngung von

der des Altbestand?

• Wie wirkt sich die Baumartenzusammensetzung der Naturverjüngung auf den Standort

aus?

Zunächst wird jedoch auf das Verfahren bei der Stichprobeninventur, die standörtlichen Be-

dingungen, die potenzielle natürliche Vegetation sowie auf die Eigentümerzielsetzung einge-

gangen. Außerdem wird ein allgemeiner Überblick über die Auswirkungen von Verbissschä-

den auf Forstgehölze gegeben.

Diese Arbeit ist ein Versuch, die positiven Auswirkungen einer waldorientierten Jagd auf die

Verjüngung von Waldbeständen aufzuzeigen und diese hinsichtlich ökologischer und ökono-

mischer Kriterien zu bewerten. Die Autoren richten sich dabei in erster Linie an die Mitglie-

der der Jagdgenossenschaft Törring und deren Jägerschaft, sowie an Privatwaldbesitzer,

Forststudenten und Jäger.

3 Beschreibung des Aufnahmeverfahrens

3.1 Verjüngungsinventur auf der gesamten Waldfläche

Um Aussagen über den Zustand der Verjüngung im gesamten Waldgebiet des Jagdreviers

Törring II-Nord treffen zu können, war es nötig eine Stichprobeninventur, nicht nur in einzel-

nen Beständen, sondern auf der gesamten Waldfläche durchzuführen.

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Beschreibung des Aufnahmeverfahrens 13

Auf der folgenden Karte ist das Aufnahmegebiet mit den Rasterpunkten und der Lage der drei

einzeln aufgenommenen Bestände abgebildet.

Abb.2: Karte des Inventurgebiets mit Rasterpunkten und den separaten Untersuchungsflächen

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Beschreibung des Aufnahmeverfahrens 14

Die einzelnen Rasterzellen haben eine Ausdehnung von 100m x 200m. Dadurch ergeben sich

89 Punkte auf 178,76ha, folglich repräsentiert ein Rasterpunkt ca. 2,01ha.

Mit Hilfe der Formel n = ��α������•�

lässt sich, mit dem aus Probemessungen errechneten Variationskoeffizient von 87% und einer

gewünschten Genauigkeit von 20%, sowie einem t-Wert von 2 (Irrtumswahrscheinlichkeit

von 5%), ein Stichprobenumfang von 73 berechnen.

Durch den gewählten Stichprobenumfang von 89 kann von einer etwas höheren Genauigkeit

ausgegangen werden. Die Genauigkeit liegt somit rechnerisch bei 18,6 Prozent. Von einem

leicht zu bestimmenden Startpunkt aus wurden die Stichprobenpunkte mittels Ultraschall-

messgerät eingemessen. An jedem dieser Punkte ist ein Probekreis von 10m² Flächengröße (r

= 1.78m) und ein weiterer mit 100m² (r = 5,64m) Flächengröße aufgenommen worden. Die

kleineren Probekreise dienten der Erfassung der Verjüngung < 20cm. In den 100m² großen

Probeflächen wurden die jungen Bäumchen > 20cm aufgenommen, sowie die Fegeschäden

vermerkt. Beachtung fand lediglich der Verbiss durch das europäische Rehwild (Capreolus

capreolus). Berücksichtigt werden muss, dass, anders als beim forstlichen Vegetationsgutach-

ten, die Aufnahmen im August stattfanden. Ein bevorzugter Verbiss der Laubbäume war da-

her zu erwarten (Prien, 1997). Um eine Verfälschung der Messergebnisse durch Zählfehler zu

vermeiden, ist bei der Zählung junger Bäume ein sorgfältiges Vorgehen notwendig.

Bei den jungen Bäumchen > 20 cm erschien eine Einteilung in drei Stufen sinnvoll. Folgende

Höhenstufen wurden dabei unterschieden:

Stufe 1 = 21cm - 50cm

Stufe 2 = 51cm – 130cm

Stufe 3 = 131cm – 200cm

Ebenso ist der Verbiss in drei verschiedenen Stufen aufgenommen worden:

Stufe 1 = Leittriebverbiss

Stufe 2 = Seitentriebverbiss

Stufe 3 = Leit- und Seitentriebverbiss

Zu beachten ist an dieser Stelle dass, anders als beim staatlichen Vegetationsgutachten, die

Aufnahme des Seitentriebverbisses an der gesamten Pflanze und nicht nur im oberen Drittel

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Beschreibung des Aufnahmeverfahrens 15

erfolgte. Bei der Verjüngung < 20cm war eine Unterscheidung lediglich nach Verbiss und

Baumart notwendig.

Neben des Zustands der Verjüngung wurden folgende Daten des Altbestandes erhoben:

• Geschätztes Alter • Schlussgrad in sechs Stufen (von gedrängt bis Freifläche) • Grundfläche am jeweiligen Stichprobenpunkt, nach Baumarten getrennt (Winkelzähl-

probe (nicht gekluppt) mit Spiegelrelaskop nach Bitterlich)

3.2 Verjüngungsinventur in drei einzelnen Beständen

Um genauere Aussagen über die Altbestände (Vorrat, Schlussgrad) und den Zustand der Ver-

jüngung treffen zu können, ist es sinnvoll einzelne Bestände, die typische Waldbilder wider-

geben, separat zu betrachten. Es wurden Bestände im Alter von etwa 40, 50 und 80 Jahren

ausgewählt, die jeweils eine Flächengröße von mindestens zwei Hektar besitzen. Bei den aus-

gewählten Beständen (vgl. Abb.2) handelt es sich um Fichtenreinbestände bzw. um deutlich

von der Fichte dominierte Bestände, wie sie für dieses Waldgebiet typisch sind. Aus diesen

Waldteilen wurde je eine Fläche von 2ha ausgewählt, über die jeweils ein Raster mit einer

Gitterweite von 40m x 50m gelegt wurde. An jedem Rasterpunkt ist die Verjüngung wie bei

der großen Inventur aufgenommen worden, allerdings wurde auch für die Bäumchen > 20cm

ein 10m² großer Probekreis gewählt.

Die Winkelzählprobe wurde gekluppt. Um bei der Vorratsberechnung den Krenn’sche Tarif

anwenden zu können, musste der Grundflächenmittelstamm ermittelt und bei den Bäumen,

die einen BHD in der entsprechenden Größenordnung besitzen, die Höhe gemessen werden.

4 Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung

4.1 Geologie und Standort

Das Jagdrevier Törring II-Nord befindet sich im Wuchsgebiet 14 „Schwäbisch-Bayerische

Jungmoräne und Molassevorberge“, Wuchsbezirk 4 „Oberbayerische Jungmoräne und Molas-

sevorberge“, Teilwuchsbezirk 3 „Östliche kalkalpine Jungmoräne“ (siehe auch Karte Forstli-

che Wuchsgebietsgliederung Bayerns).

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 16

Die landschaftprägenden geologischen Formationen entstanden während der letzten Eiszeit

(Würmeiszeit), als sich der Salzachgletscher weit ins Alpenvorland erstreckte. Die mächtigen

Vorlandgletscher hinterließen nach dem Abschmelzen ein bewegtes Relief aus Endmoränen-

zügen, tief ausgeschürften Glazialbecken und ausgedehnten Schotterebenen im oberbayri-

schen Alpenvorland (Jerz, 1996). Das untersuchte Waldgebiet liegt nordwestlich des Wagin-

ger Sees auf einem Endmoränenzug der östlichen kalkalpinen Jungmoräne auf einer Höhe von

520m bis 560m ü. NN. Das Ausgangsgestein setzt sich aus kiesig, sandig bis tonig-

schluffigen Lockergesteinsedimenten der kalkalpinen Jungmoräne zusammen (siehe auch

Geologische Karte von Bayern). Die mittlere Jahreslufttemperatur liegt zwischen 7°C und

8°C. Unter Berücksichtigung der erhöhten mittleren Jahresniederschläge von 1100mm-

1299mm (siehe auch Karte des mittleren Jahresniederschlags in Bayern), bedingt durch die

Alpennähe, kann die Höhenstufe als tiefmontan beschrieben werden (Walentowski, 1998).

Aus der Standortskarte (siehe Anhang) lassen sich die in nachfolgender Tabelle dargestellten

Standortseinheiten und Bodenarten entnehmen.

Standortseinheit Bodenart

102 mäßig frischer, steinig-sandiger Lehm

103 mäßig frisch bis frischer, steinig-sandiger Lehm

141 mäßig trocken bis mäßig frischer, kalkreicher, steinig-sandiger Lehm

142 mäßig frischer, kalkreicher, steinig-sandiger Lehm

143 mäßig frisch bis frischer, kalkreicher, steinig-sandiger Lehm

202 mäßig frischer Lehm

203 mäßig frisch bis frischer Lehm

204 frischer, tiefgründiger Lehm

234 frischer, tiefgründiger, humusreicher Lehm

242 mäßig frischer, kalkreicher Lehm

243 mäßig frisch bis frischer, kalkreicher Lehm

304 frischer, tiefgründiger, kiesig(-toniger) Schlufflehm

374 frischer, tiefgründiger, kiesig(-toniger) Schlufflehm mit Verdichtung im Unterboden

999 quellnasses Anmoor

Tab.1: Standortseinheiten mit Erklärung

Bei den Waldböden handelt es sich um mittel bis sehr gut basenversorgte Lehme mit unter-

schiedlichen Entwicklungstiefen aus verwitterter Jungmoräne. Die vorherrschenden Bodenty-

pen sind Braunerde und Parabraunerde. Auf erosionsanfälligen Hangkuppen finden sich aber

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 17

auch Pararendzinen unterschiedlicher Entwicklungsstufen. In den Tallagen und Senken haben

sich, bedingt durch Erosion auf den Hangkuppen und Kolluviation in den Tälern, Senken und

an Hangfüßen tiefgründige Feinlehme gebildet, welche sich ebenfalls zu Parabraunerden wei-

ter entwickelt haben. Die eben erwähnten tiefgründigen Feinlehme zählen zu den produktivs-

ten Standorten in diesem Waldgebiet. Dem gegenüber stehen die steinig-sandigen Lehme mit

mittlerer Wasserversorgung als am wenigsten wuchskräftige Standorte. Der Wasserhaushalt

reicht von mäßig trocken bis mäßig frisch über mäßig frisch bis frisch bis hin zu frisch. Bis

auf eine flächenmäßig unbedeutende Ausnahme (quellnasses Anmoor) handelt es sich um, für

das Jungmoränengebiet typische, terrestrische Böden. Die aktuellen Humusformen weisen

eine weite Spreitung vom L-Mull unter Bergahornstangenhölzern bis zum rohhumusartigen

Moder unter Fichten-Kiefern-Forsten auf.

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 18

Zur Verdeutlichung der standortsabhängigen Eignung der einzelnen Baumarten ist es zweck-

dienlich auf Grundlage der Standortskartierung eine Baumarteneignungstabelle zu erstellen.

Die folgende Baumarteneignungstabelle gibt einen Überblick über die wirtschaftlich bedeu-

tendsten Baumarten in dem untersuchten Waldgebiet.

Standorte

Tan-

ne

Bu-

che

Fich-

te

Berg-

ahorn

Esch

e

Ei-

che

Kie-

fer

Lär-

che

Dougla-

sie

Schwarzer-

le

102/103 m g w m m g m m m u

141/142 m g w m m g m m m u

143 g g w m m m w m m u

202/203 g g w m m m w m m u

204 g g m g g m w m m u

242/243 g g w g g m w m m u

234 g g m g g m w m w u

304 g g g g g m w m w w

374 g m w g g g w u w w

999 m u u w w w u u u g

Tab. 2: Baumarteneignungstabelle g (geeignet) als dominierende Baumart geeignet m (möglich) als dominierende Baumart in einem Mischbestand geeignet w(wenig geeignet) für geringe Beimischungen geeignet u (ungeeignet) sollte an diesem Standort nicht bewirtschaftet werden

Bei der Erstellung der Baumarteneignungstabelle wurden besonders die Kriterien Wirtschaft-

lichkeit, Standortseignung und Konkurrenzkraft der einzelnen Baumarten berücksichtigt.

Grundlage hierfür ist Vegetation Mitteleuropas mit den Alpen in ökologischer Sicht von El-

lenberg.

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 19

4.2 Potenzielle natürliche Vegetation

Ohne menschliches Zutun wäre Bayern, mit Ausnahme der für Wald zu nassen bzw. zu tro-

ckenen Standorten sowie die Hochlagen der Alpen, heute nahezu vollständig mit Wald be-

deckt. Könnten die natürlichen Standortskräfte frei walten, wäre die Landfläche Bayerns zu

ca. 85% von Buchen- und Buchenmischwald-Gesellschaften besiedelt (Walentowski et al.,

2006). Die Rotbuche (Fagus sylvatica) stellt nur geringe Ansprüche an Nähstoffversorgung

und Bodenazidität (Meyer, 2011), außerdem ist sie besonders in ihrer Jugend in der Lage den

Schatten von Altbäumen zu ertragen und gedeiht auf diesem Wege auch unter dem geschlos-

senen Kronendach eines von Altbäumen dominierten Waldes (Meyer, 2011). Die Schattento-

leranz der jungen Bäume, die hohen Wachstumsraten sowie die Fähigkeit des raschen Kro-

nenausbaus ermöglichen der Rotbuche sich auf nahezu allen Standorten zu behaupten und

andere Baumarten auf Sonderstandorte wie Schlucht-, Auen- oder Bruchwälder zu verdrängen

(Meyer, 2011).

Das untersuchte Waldgebiet liegt im nördlichen Teil der östlichen kalkalpinen Jungmoräne.

Die Bayerische Jungmoränenlandschaft verfügt, bedingt durch das Vorkommen von zahlrei-

chen Sonderstandorten, über eine große Vielfallt an Waldgesellschaften (Walentowski et al.,

2006). In der heutigen potenziellen natürlichen Vegetation des bayerischen Jungmoränenge-

biets spielen Bergmischwälder eine wichtige Rolle (Walentowski et al., 2006). Auch in den

Bergmischwäldern des Alpenvorlands ist die Buche die dominante Baumart. Besonders in den

tief ausgeschürften Glazialbecken und in den nördlichen Randbereichen des Jungmoränenge-

biets, wo die Tannenkomponente wesentlich geringer ist als im alpennahen südlichen Bereich

der Jungmoräne sind die Wälder von der Buche dominiert (Walentowski et al., 2006). Außer

der Rotbuche (Fagus sylvatica) und der Weißtanne (Abies alba), die im südlichen Alpenvor-

land bei starkem Anstieg der jährlichen Niederschlage örtlich zur Dominanz gelangen kann

(Walentowski et al., 2006), sind vor allem Edellaubbäume wie Bergahorn, Esche und die

selten gewordene Bergulme am Aufbau der natürlichen Wälder beteiligt (Walentowski et al.,

2006). Im mittleren Postglazial wurde die Fichte (Picea abies) von der Buche und der Tanne

auf Sonderstandorte verdrängt (Walentowski et al., 2006), hier ist besonders der Fichten-

Moorwald des Alpenrandes zu nennen (Walentowski et al., 2006). Örtlich gehört die Fichte

trotzdem, neben Buche und Tanne, mit zur zonalen potenziellen natürlichen Vegetation der

bayerischen Jungmoräne (Walentowski et al., 2006). Von Norden nach Süden hin zum Alpen-

rand nehmen die jährlichen Niederschläge drastisch zu, bedingt dadurch vollzieht sich ein

Wechsel der Zusammensetzung der natürlichen Wälder von submontanen Buchenwäldern hin

zu Buchen-Tannenwäldern mit Edellaubbaumanteilen (Walentowski et al., 2006). Bedingt

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 20

durch die Lage, des zum Jagdrevier Törring II-Nord gehörenden Waldgebiets, nordwestlich

des Waginger Sees und mit Hilfe der Standortskarte sowie mit einem gutachterlichen Ab-

gleich der Waldvegetation in der Moos-,Kraut- und Strauchschicht, ergeben sich die in nach-

folgender Tabelle dargestellten und nach Standortseinheiten gegliederten Waldgesellschaften.

Standortseinheiten Waldgesellschaften Bemerkung

141 Seggen-Buchenwald südexponiert auf Hangkuppen sonst Waldgersten-Buchenwald

102, 103 202,203,204 234 304,374

Waldmeister-Buchenwald

142, 143 242,243

Waldgersten-Buchenwald bei Carbonat im Oberboden

999 Walzenseggen- Schwarzerlen-bruchwald

Tab.3: Übersicht der natürlichen Waldgesellschaften im untersuchten Waldgebiet

Seggen-Buchenwald (Caricialbae-Fagetum)

Beim Seggen-Buchenwald handelt es sich um einen Kalkbuchenwald warmer trockener oder

sehr flachgründiger Standorte, häufig auch als Orchideen-Buchenwald bezeichnet (Walen-

towski et al., 2006). Der Schwerpunkt seiner Verbreitung liegt im Hügelland auf sonnenexpo-

nierten Hängen (Walentowski et al., 2006). Im nördlichen Teil des oberbayerischen Jungmo-

ränengebiets klingt sein Vorkommen aus (Walentowski et al., 2006). Bei den Standorten han-

delt es sich um flachgründige, trockene bis mäßig trockene Kalk oder Dolomitböden, die bis

in den Oberboden hoch basengesättigt und häufig skeletthaltig sind (Walentowski et al.,

2006). Die Buche ist die einzige Hauptbaumart, an Begleitbaumarten sind vor allem die Trau-

beneiche, der Bergahorn, die Hainbuche sowie Elsbeere und Feldahorn zu nennen (Walen-

towski et al., 2006).

Waldgersten-Buchenwald (Hordelymo europaei-Fagetum)

Der Waldgersten-Buchenwald zählt zu den Kalkbuchenwäldern frischer Standorte (Walen-

towski et al., 2006). Er ist im nördlichen Jungmoränengebiet eine häufig auftretende Waldge-

sellschaft. Das Vorkommen des Waldgersten-Buchenwaldes ist stark an Kalk gebunden. Im

Jungmoränengebiet kommt er häufig auf mäßig trockenen bis frischen Pararendzinen und

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 21

Parabraunerden vor(Walentowski et al., 2006). Es werden aber auch flachgründige, carbonat-

reiche Böden bestockt, solange die Wasserversorgung nicht zusätzlich durch die Südexpo-

niertheit weiter verschlechtert wird, sonst stellt sich der Seggen-Buchenwald ein (Walen-

towski et al., 2006). Die Buche ist die dominierende Baumart, im alpennahen Jungmoränen-

gebiet steigt der Tannenanteil mit der Zunahme der Jahresniederschläge hin zum Alpenrand

an. Die Tanne, wie auch die sehr seltene Eibe, sind neben der Buche die wichtigsten zu nen-

nenden Schattbaumarten. Des Weiteren ist das Hordelymo europaei-Fagetum durch das Vor-

kommen zahlreicher Edellaubbaumarten wie dem Bergahorn, der Esche und der Bergulme

geprägt (Walentowski et al., 2006). Seltener finden sich Hainbuche, Spitz- und Feldahorn.

Waldmeister-Buchenwald (Galioodorati-Fagetum)

In dem untersuchten Waldgebiet muss davon ausgegangen werden, dass es sich bei dem Vor-

kommen des Waldmeisterbuchenwaldes um die Hügellandform handelt. Der Waldmeister

oder auch Braunmull-Buchenwald ist im bayerischen Jungmoränengebiet auf tiefer entkalkten

Standorten sehr häufig anzutreffen. Das Galioodorati-Fagetum bestockt mäßig frische bis sehr

frische Braunerden oder Parabraunerden die zwar im Oberboden versauert sind, aber im Un-

terboden eine relativ hohe Basensättigung aufweisen (Walentowski et al., 2006). Auch beim

Hügelland-Waldmeister-Buchenwald ist die Buche die vorherrschende Baumart, die häufigste

Begleitbaumart ist die Traubeneiche die aber im Jungmoränengebiet fehlt (Walentowski et al.,

2006). Die Tanne ist am niederschlagsreichen Alpenrand natürlicherweise beteiligt. Ansons-

ten finden sich als begleitende Baumartern vor allem der Bergahorn und die Esche (Walen-

towski et al., 2006). Natürlicherweise finden sich alle anderen Begleitbaumartern nur sehr

selten oder in regionalen Randausbildungen (Walentowski et al., 2006).

Walzenseggen-Schwarzerlenbruchwald (Caricielongatae-Alnetumglutinosae)

Beim Schwarzerlenbruchwald handelt es sich um eine azonale Waldgesellschaft, die bis in die

montane Höhenstufe des Alpenvorlandes verbreitet ist (Walentowski et al., 2006). Das Vor-

kommen ist an vernässte Waldgrenzstandorte gebunden. Bei den Böden handelt es sich um

meso- bis eutrophes Niedermoor, seltener Anmoorgley (Walentowski et al., 2006). Bei dem

hier beschriebenen Vorkommen handelt es sich voraussichtlich um ein Todeisloch, bzw. eine

vernässte Mulde. Die Bestockung ist von der Schwarzerle geprägt, als Begleitbaumarten

kommen, je nach standörtlicher Ausprägung, die Fichte und Moor-Birke oder die Esche und

Traubenkirsche vor (Walentowski et al., 2006).

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 22

Insgesamt kann davon ausgegangen werden, dass es sich bei der heutigen potenziellen natür-

lichen Vegetation des untersuchten Waldgebiets um von der Buche dominierte, tiefmontane

Buchenmischwälder mit einer bedeutenden Tannenkomponente und Edellaubbaumanteilen

handelt. Natürlicherweise kommt die Fichte, wenn überhaupt, nur örtlich als sehr seltene Be-

gleitbaumart vor. Edellaubbaumarten wie Bergahorn, Esche und Bergulme können in lichte-

ren Bestandesphasen hohe Bestockungsanteile erreichen (Walentowski et al., 2006).

4.3 Beschreibung des Reviers Törring II-Nord

Das Revier Törring II-Nord liegt nordwestlich des Waginger Sees im Landkreis Traunstein.

Es umfasst eine Fläche von 520ha, wovon 439ha jagdbare Fläche darstellen. Neben kleinen

Feldgehölzen gibt es einen größeren Wald, der den Westteil des Reviers bedeckt. Dieser Wald

hat mit 178,76ha einen Anteil von 34,4% am Revier. Es handelt sich um ein Niederwildrevier.

Das einzige Schalenwild, das als Standwild vorkommt, ist das Rehwild. Gemäß Bayerischem

Waldgesetz wird das Revier auf neun Jahre verpachtet. Das Revier entstand 2004 durch Tei-

lung eines größeren Reviers. Wichtig ist es, an dieser Stelle die Hauptbaumarten dieses Revie-

res zu nennen. Es handelt sich dabei laut Pachtvertrag um: Fichte, Tanne Kiefer, Lärche, Ei-

che, Buche, Ahorn, Esche, Erle1. Entsprechend §32 des Bundesjagdgesetzes müssen sich die-

se Baumarten ohne Schutz verjüngen können.

Die Jagd im Revier Törring II-Nord

Nach Aussage des Vorstands der Jagdgenossenschaft handelte es sich vor der Teilung des

Reviers um eine „Herrenjagd“, damit einher ging ein hoher Rehwildbestand.

In Folge der Neuverpachtung im Jahr 2004 wurde durch den neuen Pächter eine neue Jagd-

strategie eingeführt. Diese lässt sich durch folgende Stichpunkte charakterisieren:

• Ansitzjagd in der Nähe von Wechseln und Verjüngungsbereichen die Fegeschäden

und deutliche Verbisschäden aufweisen

• Dazu Abfährten der Wechsel und stetige Kontrolle der Verjüngung

• Jagd findet meist allein, selten zu zweit statt

• Intervalljagd

• Keine Jagd bei starkem Wind, Hitze oder Regen

1 Pachtvertrag, §7

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 23

• Stattdessen Ansitz nach Regen und bei Kälte

• Keine Jagd während der Zeit des Haarwechsels

• Aufhebung der Schonzeit, wenn es wildbiologisch geboten ist (beginnendes Auftreten

von Fegeschäden)

• Hohe Abschusszahlen bei den Kitzen2

Diese moderne Jagdstrategie machte sich in den folgenden Jahren positiv bemerkbar. Bei ei-

ner Verkleinerung der jagdbaren Fläche um knapp 49% im Jahr 2004, sanken die Abschuss-

zahlen beim Rehwild jedoch nur um ca. 40%. An dieser Stelle soll kurz auf die Vegetations-

gutachten der Vergangenheit eingegangen werden. Bereits im Jahr 2006 wurde der Verbiss im

Revier Törring II-Nord als günstig eingeschätzt. Es wurde gestattet den Abschuss „moderat“

zu senken. Eine Beurteilung, die im Vergleich eher selten vorkommt, wie der Blick auf die

anderen Reviere der Hegegemeinschaft bestätigt (Gutachtl. Äußerung zur Situation der Wald-

verjüngung, 2006). Dieses positive Ergebnis des forstlichen Vegetationsgutachtens setzte sich

2009 fort (Gutachtl. Äußerung zur Situation der Waldverjüngung, 2009).

4.4 Beschreibung des untersuchten Waldgebiets

Das zum Jagdrevier Törring II-Nord gehörende Waldgebiet besitzt eine Flächengröße von ca.

178,76 Hektar. Der Großteil der Waldfläche ist mit Fichten (Picea abies) oder Kiefern (Pinus

sylvestris) bestockt. Im Norden der Fläche befindet sich der einzige größere zusammenhän-

gende Buchenbestand. In dem gesamten Waldgebiet finden sich meist einzelstammweise bei-

gemischte, voraussichtlich aus Naturverjüngung hervorgegangene, Weißtannen (Abies alba).

Der Anteil an Mischbaumarten ist im Allgemeinen gering. Bis auf wenige ca. 20 Jahre alte

Bergahornbestände sind Edellaubbäume nur sehr selten und einzeln beigemischt.

2 Mündliche Aussagen Joachim Käs (Revierpächter Törring II-Nord)

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 24

Die Baumartenverteilung im Altbestand stellt sich folgendermaßen dar:

Abb. 3: Baumartenanteile in % der Grundfläche

In dem untersuchten Waldgebiet kommen nahezu alle Altersklassen vor, das durchschnittliche

Alter liegt bei ca. 70 Jahren. Der Großteil der Bestände zeichnet sich durch hohe Stammzah-

len und Vorräte aus. Die durchschnittlich errechnete Grundfläche beträgt 34,47m²/ha. Bedingt

durch die hohen Stammzahlen, den Dichtstand in den Fichtendominierten Beständen und die

damit verbundenen kurzen Kronen führen zu erhöhter Instabilität der Waldbestände. Das ge-

samte Gebiet ist von den Kalamitäten der letzten Jahre gezeichnet. Windwurf und anschlie-

ßender Borkenkäferbefall sowie Gradationen (Massenvermehrung) der kleinen Fichtenblatt-

wespe haben die Waldstruktur stark beeinträchtigt. Im Sommer 2012 handelt es sich bei rund

18ha der Waldfläche um Jungwuchs- bzw. Freifläche. Ein Teil der Waldbestände, vor allem

die teilweise überalterten Fichtenbestände, sind im Begriff sich aufzulösen. In Hinblick auf

die fortschreitenden klimatischen Veränderungen und der zunehmenden Gefährdung der vor-

herrschenden Baumart Fichte durch Sturm, Trockenheit und Borkenkäferbefall, kommt dem

gezielten Waldumbau in stabile Mischbestände besondere Bedeutung zu. Die gesamte Wald-

fläche ist im privaten Besitz, was einen kleinflächigen Wechsel der Bestandesstruktur zur

Folge hat. Obwohl in dem gesamten untersuchten Waldgebiet keine Zäune vorhanden sind, ist

die Verbissbelastung sowohl an gepflanzten Kulturen, als auch an der üppig vorhandenen

Naturverjüngung gering. Annähernd die gesamte Waldfläche ist, unabhängig von Alter und

Durchforstungsgrad, mit Naturverjüngung bestockt. Auf Freiflächen und in lichteren Bestän-

77,05%

10,56%

8,34%

1,30%1,17% 1,04% 0,26%

0,26%

Baumartenanteile in % der Grundfläche

Fichte Kiefer Tanne Bah Buche Dgl Eiche SalW

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 25

den ist der Waldboden zum Teil mit einer dichten Vegetation aus Brombeere, Springkräutern

und verschiedenen Gräsern bedeckt.

Abb.4: Lange Schäfte und kurze Kronen führen zu verstärkter Instabilität der Waldbestände, ca. 70 jähriger Fichtenbestand im Jagdrevier Törring II-Nord

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 26

Abb.5: Lärchenkultur auf einer Freifläche, im Revier Törring II-Nord können junge Lärchen auch ohne Schutzmaßnahmen aufwachsen

Abb.6: Häufiges Waldbild im Jagdrevier Törring II-Nord nach Sturmwurf wieder bewaldete Fläche mit einer Lärchenpflanzung die durch üppige Naturverjüngung aus Birke, Tanne und

Kiefer ergänzt ist

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Standörtliche Rahmenbedingungen und Revierbeschreibung 27

Abb.7: Natürliche Tannen- und Bergahornverjüngung in einem ca. 80 jährigen Fichten-Tannen-Bestand, in vielen Beständen des Reviers Törring II-Nord ist dichte Tannen-

Naturverjüngung unter dem Schutz des Altholzschirms vorhanden

5 Waldfunktionen und Eigentümerzielsetzung

5.1 Die Funktionen des untersuchten Waldgebietes

Grundlegend für die Bewirtschaftung eines Waldes ist die Kenntnis seiner Funktionen. Die,

die jeder Wald leisten muss und jene, die der spezifische Wald erbringen muss.

Landläufig sind folgende Waldfunktionen bekannt:

• Nutzfunktion • Bodenschutzfunktion • Wasserschutzfunktion • Klimaschutzfunktion • Immissionsschutzfunktion • Lawinenschutzfunktion • Sichtschutzfunktion • Erholungsfunktion • Naturschutzfunktion

(Rittershofer, 1999)

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Waldfunktionen und Eigentümerzielsetzung 28

Im Rahmen dieser Arbeit ist es wichtig, die Funktionen des untersuchten Waldgebietes zu

kennen, um die Verjüngung auch in Hinblick auf die zukünftig zu erwartende Funktionserfül-

lung des Waldes bewerten zu können. In Bayern existiert eine Kartierung der Waldfunktio-

nen. Nutz-, Schutz- und Erholungsfunktionen werden für 18 Planungsregionen kartiert. Das

Revier Törring II-Nord liegt in der Planungsregion 18 Südostoberbayern (www.region-

suedostoberbayern.bayern.de, 2013). Die nachfolgende Karte zeigt, welche Waldfunktionen

für das im Rahmen dieser Bachelorarbeit untersuchte Gebiet kartiert wurden.

Abb.8: Waldfunktionskarte

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Waldfunktionen und Eigentümerzielsetzung 29

Es zeigt sich, dass ca. 57,8ha des Waldes der Wasserschutzfunktion unterliegen. Ein Wald,

welcher der Wasserschutzfunktion unterliegt, weist idealerweise folgende Merkmale auf:

• Dauerhafte Bestockung • Ausgepräge vertikale Stufung • Laubholzreiche Baumartenmischung

Ein solchermaßen aufgebauter Wald zeichnet sich durch eine reichere Wasserspende aus als

Nadelwälder. Auch die Qualität dieser Wasserspende ist höher, was an der geringeren Inter-

zeption von Stickstoff aus der Luft liegt. Bei den Laubbäumen liegt die Interzeption des Re-

genwassers bei ca. 10 bis 20%, bei den Nadelbaumarten Fichte, Douglasie und Tanne hinge-

gen bei 40% bis 60% (Hasel, 1970). Eine Dauerbestockung ist wichtig, da bei Verlust der

Vegetation eine verstärkte Mineralisation des Auflagehumus stattfindet, in deren Folge Stick-

stoff und Nährstoffe wie Kalium und Magnesium ins Grundwasser ausgewaschen werden

(Wenger, 2002). Günstig erweist sich eine Bestockung mit tiefreichendem Wurzelwerk, da

dieses den Waldboden besser durchlüftet als flachstreichende Wurzeln und so ein erhöhtes

Aufnahmevermögen des Waldbodens verursacht (Hasel, 1970).

Im Zusammenhang mit Punkt 5.2 ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Nutzfunktion, ent-

sprechend den Vorgaben der Waldbesitzer in diesem Wald, eine entscheidende Rolle spielt.

Auch wenn keine weiteren Funktionen für diesen Wald kartiert sind, so leistet er dennoch

seinen Beitrag zur Speicherung von CO2 und Neubildung von Sauerstoff. Des Weiteren hat

Wald stets eine bedeutende Auswirkung auf das Landschaftsbild und, was in dieser Voralpen-

region nicht unterschätzt werden darf, landwirtschaftliche Flächen, welche im Windschatten

von Wäldern liegen, weisen aufgrund niedriger Verdunstung eine höhere Produktivität als

landwirtschaftliche Flächen ohne Windschutz auf (Hasel, 1970).

5.2 Eigentümerzielsetzung

Um eine Bewertung der Verjüngung aus ökonomischer Sicht vornehmen zu können, ist es

wichtig, die wirtschaftlichen, waldbaulichen und jagdwirtschaftlichen Ziele der Waldbesitzer

zu kennen. Wie unter Punkt 4.4 erwähnt, befindet sich der Wald in Privatbesitz. Die Besitz-

verhältnisse genau zu erfassen ist schwierig, es ist aber davon auszugehen, dass es sich nahe-

zu vollständig um landwirtschaftliche Betriebe handelt. Nach Speidel gibt es drei Zielarten für

Forstbetriebe: Produktziele, monetäre Ziele und Sicherheitsziele (Speidel, 1984). Es war her-

auszuarbeiten, wie diese Ziele für die Besitzverhältnisse der Waldbesitzer präzisiert werden

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Waldfunktionen und Eigentümerzielsetzung 30

können, daher wurden Gespräche mit Waldbesitzern verschiedener Generationen geführt und

Literatur ausgewertet. Haug nennt als Ziele im Kleinprivatwald die Deckung des eigenen

Holzbedarfes, die Erhaltung des Waldes und den Spaß an der Waldarbeit (Haug, 2004). Ob-

wohl er sich auf eine Untersuchung im Raum Ostbayern beruft, finden sich diese Ziele auch

bei den Waldbesitzern im Landkreis Traunstein wieder. Hier wurden im Gespräch der Erhalt

des Waldes für zukünftige Generationen sowie die Versorgung des eigenen Haushaltes und

Betriebes mit Brennholz bzw. Hackschnitzeln und gelegentlich mit Bauholz als wichtigste

Ziele genannt. Aber auch die Einnahmen aus der Jagd sind den Waldbauern wichtig3. Eine

eigentliche Einkommensfunktion - Wald als Grundlage des Lebensunterhaltes - kommt für

viele Waldbesitzer erst ab einer Besitzgröße von mehreren 100 Hektar Wald in Betracht. Der

Waldbesitz im Revier Törring II-Nord ist jedoch wesentlich kleinstrukturierter. Eine Statistik

hierzu gibt es nicht. Außerdem war es im Rahmen dieser Bachelorarbeit nicht möglich alle

Waldbesitzer ausfindig zu machen und zu befragen. Der Vorstand der Jagdgenossenschaft

nannte auf Nachfrage eine Betriebsgröße von 5ha bis 10ha.

In der folgenden Auswertung und Beurteilung der Verjüngungssituation sind neben den öko-

logisch und gesamtgesellschaftlich wirksamen Funktionen von Wald und Waldverjüngung

auch die hier herausgearbeiteten Aspekte zu berücksichtigen.

3 Gespräche mit Fam. Kettenberger, Helmberg

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 31

6 Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden

6.1 Das Rehwild und seine Bedeutung für Verbissschäden im Wald

Das Rehwild ist die in Deutschland häufigste Hirschart, es ist von der Küste bis ins Hochge-

birge verbreitet (Hespeler, 2010). Das weite Verbreitungsgebiet ist der beste Beweis für seine

enorme Anpassungsfähigkeit an sich verändernde Umweltbedingungen (industrielle Land-

wirtschaft, Forstwirtschaft, Flächenverbauung). Aufgrund seines Körperbaus ist das Rehwild

als Schlüpfertyp ideal an unterholzreiche Biotope angepasst (Hespeler, 2010). Das Reh zählt

man vom Ernährungstyp zu den Konzentratselektierern, es bevorzugt eine stärke- und eiweiß-

haltige leichtverdauliche Äsung (Hespeler, 2010). Bedingt durch die spezielle Ernährungswei-

se und aufgrund des flächigen Vorkommens in allen Waldgebieten Mitteleuropas verursacht

das Rehwild die stärksten Verbissschäden aller Schalenwildarten in unseren Wäldern (Prien,

Müller, 2010). Das Reh äst neben zahlreichen krautigen Pflanzen und Sträuchern besonders

auch an jungen Bäumen. Beinahe alle Laubbaumarten werden verbissen, bei den Nadelbaum-

arten ist besonders die gegen Wildverbiss empfindliche Weißtanne betroffen (Prien, Müller,

2010). Besonderer Bedeutung kommt der Tatsache zu, dass das Rehwild bevorzugt die Ter-

minaltriebe und seine Knospen verbeißt (Prien, Müller, 2010). Über viele Jahre anhaltender

erhöhter Verbiss hat ökologische wie ökonomische Auswirkungen. Vor allem die Entmi-

schung der Waldverjüngung hat weitreichende Folgen für den im Waldumbau engagierten

Waldbesitzer. Auch sind mit überhöhten Rehwildpopulationen häufig enorme finanzielle

Aufwendungen in Form von Zaun oder intensiven Einzelschutzmaßnahmen nötig, soll das

angestrebte Verjüngungsziel erreicht werden. Aber nicht nur die forstlich relevanten Baumar-

ten sind von der Entmischung durch das Rehwild betroffen, auch die Artenvielfalt der krauti-

gen Vegetation sowie die der Sträucher kann durch zu hohe Wildstände beeinträchtigt werden

(Prien, Müller, 2010). Dies verhindert vielerorts eine natürlichen Entwicklung der Vegetation

Die geringere Artenvielfalt in der Bodenvegetation wirkt sich meist direkt auf die von ihr ab-

hängigen Kleinstlebewesen, hier sind besonders Insekten zu nennen, aus (Hespeler, 1999).

Aber es muss an dieser Stelle deutlich gemacht werden, dass das Rehwild zum Ökosystem

Wald gehört und auch das Abäsen von jungen Bäumen und der Bodenvegetation ein natürli-

cher Vorgang ist. Jedoch müssen die Wildbestände in einer umweltverträglichen Höhe gehal-

ten werden, damit alle Arten in einem ausgewogenen Verhältnis nebeneinander existieren und

sich artenreiche Mischwälder entwickeln können.

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 32

6.2 Gefährdung der Baumarten durch Schalenwildverbiss

Nahezu alle Baumarten werden vom Schalenwild verbissen. Besonders die Laubbaumarten

und die Weißtanne unterliegen erhöhter Verbissbelastung. Es gibt zahlreiche Hinweise darauf,

dass verstärkt die Baumarten, welche nur selten vorkommen, verbissen werden (Prien, Müller,

2010). So kommt es in Nadelholzrevieren verstärkt zu Verbiss an Laubbaumarten und in

Laubbaumrevieren zu erhöhten Verbiss von Nadelbäumen (Prien, Müller, 2010). Der selekti-

ve Verbissdruck auf ohnehin seltene Baumarten zum Beispiel bei der Weißtanne (Abies alba)

kann sich nachteilig auf das Erreichen, der vom Waldbesitzer angestrebten, Verjüngungziele

auswirken. Des Weiteren gibt es eine Tendenz, dass vom Wild bevorzugt gepflanzte Bäume

aus Baumschulen verbissen werden. Der Grund hierfür ist im erhöhten Mineralstoffgehalt der

Baumschulpflanzen zu sehen (Prien, Müller, 2010). Es bestehen offensichtlich auch jahres-

zeitliche Unterschiede in der Verbissbelastung der jungen Waldbäume. Dem Winterverbiss

unterliegen mit Ausnahme der Rot-Erle alle Baumarten. Durch Sommerverbiss sind beson-

ders die Laubbaumarten (außer Rot-Erle und Sandbirke) gefährdet (Prien, Müller, 2010).

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 33

Prien und Müller schlagen folgende Reihenfolge der Verbissgefährdungen für die wichtigsten

Baumarten vor (Prien, Müller 2010):

Tab.4: Verbissgefährdung der Baumarten nach Prien und Müller, angepasst an die im unter-

suchten Revier vorkommenden Baumarten

6.3 Gefährdung der Baumarten durch Fege- und Schlagschäden

Das Geweih bzw. Gehörn ist während des Wachstums von einer stark durchbluteten Bast-

schicht umgeben, nach dem Ende der Wachstumsphase müssen die Hirschartigen (Cervidae)

den abgestorbenen Bast durch Fegen an Sträuchern und jungen Waldbäumen entfernen. Dabei

kommt es häufig zum Absterben der gefegten Bäume. Auch das schlagen von Sträuchern und

Bäumen, das der Reviermarkierung sowie dem Abbau von Aggressionen während der Brunft-

Gefährdungsgrad Baumart

Stark verbissgefähr-det

Eberesche (Sorbus aucuparia) Weiden-Arten (Salix spec.) Aspe (Populus tremula) Rot-Eiche (Quercus rubra) Trauben-Eiche (Quercus petraea) Stiel-Eiche (Quercus robur) Weiß-Tanne (Abies alba) Hainbuche (Carpinus betulus) Gemeine Esche (Fraxinus excelsi-or) Ahorn-Arten (Acer spec.) Ulmen-Arten (Ulmus spec.)

Verbissgefährdet

Rot-Buche (Fagus sylvatica) Linden-Arten (Tilia spec.) Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris) Gemeine Fichte (Picea abies) Moor-Birke (Betula pubescens)

Gering Verbissge-fährtet

Douglasie (Pseudotsuga menziesii) Europäische Lärche (Larix decidua) Japanische Lärche (Larix kaempfe-ri) Gemeine Birke (Betula pendula)

Nicht Verbissgefähr-det

Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 34

zeit dient, kann zu bedeutenden Schäden an der Waldvegetation führen (Prien, Müller, 2010).

Für das Fegen und Schlagen sind besonders Lärchen-Arten, Douglasien, Tannen-Arten und

die Eberesche sowie einige andere Baumartengruppen gefährdet. Ähnlich wie bei der Ver-

bissgefährdung gibt es Anzeichen, dass bevorzugt die im Revier selten vorkommenden

Baumarten gefegt werden. Außerdem werden freistehende oder an Schneisen wachsende

Bäume bevorzugt gefegt oder geschlagen (Prien, Müller, 2010).

Für die Gefährdung der Baumarten durch Schlagen und Fegen schlagen Prien und Müller fol-

gende Einteilung vor (Prien, Müller 2010):

Gefährdungsgrad Baumart Stark fegegefährdet Europäische Lärche (Larix de-

cidua) Japanische Lärche (Lari kaemp-feri) Douglasie (Pseudotsuga men-ziesii)) Tannen-Arten (Abies spec.) Pappel-Arten (Populus spec.) Weiden-Arten (Salix spec.)

fegegefährdet Gemeine Kiefer (Pinus sylvest-ris) Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) Eberesche (Sorbus aucuparia) Ahorn-Arten (Acer spec.) Linden-Arten (Tilia spec.)

Gering fegegefährdet Gemeine Fichte (Picea abies) Moor-Birke (Betula pubescens) Gemeine Birke (Betula pendu-la) Schwarz-Erle (Alnus glutinosa)

Nicht fegegefährdet Rot-Buche (Faguss ylvatica) Hainbuche (Carpinus betulus) Eichen-Arten (Quercus spec.)

Tab.5: Gefährdung der Baumarten für Schlag und Fegeschäden nach Prien und Müller, an-

gepasst an die im Revier vorkommenden Baumarten

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 35

6.4 Folgen des Wildverbisses

Durch das Abäsen von Blättern, Knospen oder ganzen Trieben durch Schalenwild kommt es

bei den meisten Baumarten zu erheblichen Wachstumsverzögerungen und Formfehlern. Vor

allem der Verbiss des Terminaltriebs (Leittreib) ist als besonders schwerwiegend zu beurtei-

len, da dadurch das Höhenwachstum stark beeinträchtigt wird (Eiberle 1978). Des Weiteren

kommt es nach dem Verbiss des Leittriebes bei den meisten Edellaubbäumen, Eichenarten

und der Weißtanne zur Zwieselbildung (Hespeler 1999). Einmaliger Verbiss wird in der Regel

schnell regeneriert, besonders die Laubbaumarten zeigen eine besonders gute Regenerations-

fähigkeit (Prien und Müller 2010). Jedoch führt mehrjähriger bzw. wiederholter Verbiss zur

starken Verbuschung bis hin zum Absterben der betroffenen Pflanzen. Der Verbiss der Seiten-

triebe wird im Allgemeinen als weniger problematisch eingeschätzt. Der Verbiss von einzel-

nen jungen Bäumchen ist jedoch bei Weitem nicht so kritisch zu betrachten wie der gehäuft

auftretende Verbiss in forstlichen Kulturen oder Naturverjüngungen. Sollen die vom Waldbe-

sitzer festgelegten Betriebsziele (Bestockungsziele, Verjüngungsziele) erreicht werden, ist es

von großer Bedeutung, dass eine Ausreichende Anzahl an unverbissenen Pflanzen dem Äser

des Wildes entwachsen. In Kulturen und besonders in Naturverjüngungen spielt der selektive

Verbiss einzelner, meist seltener Baumarten, durch das Wild eine entscheidende Rolle. Auch

die erheblichen Qualitätseinbußen die durch den Verbiss des Schalenwilds zu erwarten sind,

stellen besonders bei der Wertholzproduktion eine deutliche Beeinträchtigung der betriebs-

wirtschaftlichen Ziele dar (Prien, Müller, 2010).

Die beiden nachfolgenden Tabellen stellen die Auswirkungen von Schalenwildverbiss für die

Einzelpflanze und für forstliche Kulturen dar:

Verbissart Folgen für die Einzelpflanze Quelle Leit-bzw. Terminal-triebverbiss

Zwieselbildung/Qualitätsverluste Zuwachsverluste Absterben von Pflanzen

Eiberle 1975, Hespeler 1999 Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010 Eiberle 1978 Prien und Müller 2010

Seitentriebverbiss Verbuschung Zuwachsverluste bei starkem Verbiss

Prien und Müller 2010 Hespeler 1999 Prien und Müller 2010, Kampmann 1983

Verbiss von Keimlingen Verbuschung Absterben von Pflanzen

Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010

Tab.6: Auswirkungen von Verbiss auf die Einzelpflanze

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 36

Verbissart Folgen für Kultu-ren/Naturverjüngungen

Quelle

Leit-bzw. Terminal-triebverbiss

Entmischung schlechtere Qualität spätes Erreichen des Dickungs-schlusses

Hespeler 1999 Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010

Seitentriebverbiss Qualitätseinbußen

Prien und Müller 2010

Verbiss von Keimlin-gen

schleichende Entmischung der Naturverjüngung Qualitätsbeeinflussung der Natur-verjüngung

Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010

Tab.7: Auswirkungen von Verbiss auf Verjüngungskollektive

6.5 Folgen von Fege- und Schlagschäden

Beim Fegen von jungen Waldbäumen kommt es häufig zu starken Beschädigungen an der

Rinde und dem Bast. In Folge dessen wird die Wasser- und Nährstoffversorgung teilweise

oder sogar gänzlich unterbrochen, was häufig zum Absterben der betroffenen Pflanzen führt

(Hespeler, 1999). Die Deformation, der durch Fegen beschädigten Bäumchen, führt zu we-

sentlichen Qualitätseinbußen und dadurch zu ähnlichen wirtschaftlichen Beeinträchtigungen

wie bei den durch Verbiss geschädigten Pflanzen. Die nachfolgende Übersicht stellt die Fol-

gen von Fege- und Schlagschäden zusammenfassend dar.

Schadursache Folgen von Fege- und Schlagschäden

Quelle

Fege- und Schlagschäden

Absterben einzelner Pflan-zen starke Deformation des Sprosses und teilweise der Krone Infektion der geschädigten noch lebensfähigen Bäume mit Pilzsporen

Prien und Müller 2010 Hespeler 1999 Prien und Müller 2010 Prien und Müller 2010 Hespeler 1999

Tab.8: Folgen von Fege -und Schlagschäden

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 37

6.6 Verbissprozent und Mindestpflanzenzahlen

Der Wald ist ein komplexes Ökosystem, das in ständiger Wechselwirkung mit seinen Bewoh-

nern steht. Aus diesem Grund muss auch der Verbiss an jungen Waldbäumen durch Schalen-

wild als Teil dieses Ökosystems gesehen werden. In Bayern führen jedoch vielerorts überhöh-

te Schalenwildbestände zu Schäden an der Waldvegetation, die weder aus ökologischer noch

ökonomischer Sicht tragbar sind. Jedoch ist auch im Wirtschaftswald nicht jeder durch Ver-

biss geschädigter junge Baum automatisch als betriebswirtschaftlicher Schaden zu verstehen.

Um alle subjektiven Eindrücke über das Ausmaß von Schäden an Naturverjüngungen oder

gepflanzten Kulturen auszuschließen, ist es zielführend, klare und das heißt wirtschaftlich

tolerierbare Grenzen für Verbiss und Fegeschäden festzusetzen. Dies geschieht meist in Form

von Verbissprozent. Für Kunstverjüngungen ist die Angabe von Verbissprozent sinnvoll. So

kann ermittelt werden, ob eine ausreichende Anzahl an unverbissenen (gut geformten) jungen

Bäumen dem Äser entwachsen sind. Als wirtschaftlich tolerierbarer Verbissschaden an forst-

lichen Kulturen haben Prien und Müller folgende Grenzwerte für den Terminal- bzw. Leit-

triebverbiss festgesetzt (Prien, Müller, 2010).

Baumart Terminal-bzw. Leittriebverbiss in % Wald Kiefer 15-20 Gemeine Fichte 20-30 Lärchen-Arten 5-15 Tannen-Arten 5-15 Douglasie 10-20 Rot-Buche 10-20 Eichen-Arten 15-25 Gemeine Esche 10-20 Ahorn-Arten 10-20 Linden-Arten 10-20 Hainbuche 15-25

Tab.9: Wirtschaftlich tolerierbare Grenzwerte in Kulturen für Terminal- und Leittriebverbiss,

eigene Darstellung nach Prien und Müller

Im Vergleich zu gepflanzten Kulturen mit festen Pflanzenzahlen pro Hektar und gleichmäßi-

ger Verteilung der Pflanzen sind Naturverjüngungen häufig inhomogen und durch starke

Schwankungen der Dichte (Pflanzen/Hektar) gekennzeichnet. Deshalb ist das Festlegen einer

relativen Prozentangabe zur Ermittlung der tolerierbaren Verbissbelastung in Naturverjün-

gungen nicht geeignet (Prien, Müller, 2010). Vielmehr sollte sich an einer Mindestpflanzen-

zahl pro Hektar orientiert werden. Prien und Müller haben geeignete Zielpflanzenzahlen pro

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 38

Hektar auf Grundlage der „Rahmenpflanzenzahlen“ der Landesforstdirektion Thüringen er-

mittelt, indem sie diese um 150%-250% erhöht haben. Folgende Tabelle nach Prien und Mül-

ler zeigt geeignete Pflanzenzahlen für die Bewertung von Naturverjüngung (Prien, Müller,

2010).

Nichtverbissene Pflanzen in Stück/ha

Baumart

minimal (150%)

optimal (200%)

maximal (250%)

Nadelbäume Wald-Kiefer (Pinus sylvestris) Gemeine Fichte (Picea abies) Weißtanne (Abies alba)

12000 2500 3800

16000 3500 5000

20000 4500 6300

Laubbäume Eichen-Arten (Quercus spec.) Rotbuche (Fagus sylvatica) Gemeine Esche (Fraxinus excelsior) Ahorn-Arten (Acer spec.) Linden-Arten (Tilia spec.) Hainbuche (Carpinus betulus)

15000 12000 4500 3000 9000 6000

20000 16000 6000 4000 12000 8000

25000 20000 7500 5000 15000 12000

Tab.10: Mindestpflanzenzahlen für Naturverjüngungen nach Prien und Müller

Bei den dargestellten Pflanzenzahlen handelt es sich um Soll-Pflanzenzahlen, die unverbissen

pro Hektar vorhanden sein sollten, um genügend Dichtstand und Auslesepotenzial zu gewähr-

leisten. Allerdings sind die von Prien und Müller geforderten Pflanzenzahlen für einige

Baumarten, besonders die Laubbaumarten sehr hoch angesetzt und nur durch ein aktives und

flächiges Auflichten des Kronendachs und somit einem gezielten Einleiten der Verjüngung zu

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Grundlagen für die Bewertung von Wildschäden 39

erreichen. Bei geringerem Samenangebot durch das Fehlen von Samenbäumen im Altbestand

werden die geforderten Pflanzendichten nicht zu erreichen sein.

7 Darstellung und Interpretation der Ergebnisse

7.1 Waldverjüngung der einzeln aufgenommenen Bestände

Da der Wald des Reviers Törring II-Nord in weiten Teilen sehr dunkel und vorratsreich ist,

stellt sich die Frage, wie sich diese, für Verjüngung eher nachteiligen, Umstände auf das An-

kommen von Naturverjüngung auswirken. Deshalb wurde die Verjüngung in drei unterschied-

lich alten Beständen, unter Berücksichtigung der Aspekte Vorrat und Licht, untersucht.

Für die ausgewählten Bestände ergeben sich folgende Bestandesdaten:

• Bestand 1: ca. 40 Jahre alt, 252Vfm Vorrat

• Bestand 2: ca. 50 Jahre alt, 477Vfm Vorrat

• Bestand 3: ca. 80 Jahre alt, 636Vfm Vorrat

Die drei Bestände weisen im Altbestand folgende Mischungsgrade auf:

• Bestand 1: 92Fi 3 Bu 1 BUl 1Bi 1Ei 1 Es 1Ta

• Bestand 2: 100Fi

• Bestand 3: 78Fi 19Kie 3Ta

Alle drei Bestände sind für ihr jeweiliges Alter vorratsreich.

Ein vierzig Jahre alter Fichtenreinbestand, weist nach Assmann-Franz bei Oberhöhenbonität

36 lediglich einen Vorrat von 234Vfm auf. Ein fünfzig Jahre alter Fichtenreinbestand weist

bei Oberhöhenbonität einen Vorrat von 416Vfm auf. Die Lichtverhältnisse im vierzig jährigen

Bestand sind überwiegend gedrängt bis geschlossen, ebenso wie in dem fünfzig jährigen Be-

stand, wobei es hier auch locker geschlossene Partien gibt. Das Kronendach im achtzig jähri-

gen Bestand ist überwiegend geschlossen, vereinzelt finden sich locker geschlossene Berei-

che. Fasst man dies zusammen, weisen alle drei Bestände ein geschlossenes Kronendach und

damit diffuse Lichtverhältnisse auf. Überraschend mag sein, dass in allen drei Beständen Na-

turverjüngung vorhanden ist. Dies ist jedoch nur die Konsequenz der aktuellen Jagdverhält-

nisse.

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 40

Bemerkenswert ist die mittlere Dichte der Verjüngung im jüngsten und dunkelsten Bestand.

Im Schnitt stehen hier 1800 kleine Bäume, die höher als 20cm sind, und 6900 Bäumchen, die

diese Grenze unterschreiten. Dies ist ein eindrückliches Zeugnis, dass in diesem Wald die

Verjüngung auch unter widrigen Lichtverhältnissen ankommt.

Der fichtendominierte Bestand ist instabil. Die h/d- Werte liegen hier im Bereich von 100 bis

115. Auch in den beiden älteren Beständen sind die h/d Werte sehr hoch. Sie liegen im fünf-

zig jährigen Bestand ebenfalls bei über 100, im achtzig jährigen Bestand etwas unter 100. Bei

einer Kalamität – Sturmwurf oder Schneebruch – steht eine neue Waldgeneration bereits in

den Startlöchern. Das ist besonders bedeutsam, wenn beachtet wird, dass ein wichtiges Ziel

der Privatwaldbesitzer der Erhalt des Waldes als solcher ist (siehe Punkt 5.2).

Der Vorteil, dass in instabilen Beständen bereits eine Vorausverjüngung vorhanden ist, trifft

noch viel stärker auf die beiden anderen Bestände zu. Im fünfzig jährigen Bestand liegt die

mittlere Pflanzenzahl (>20cm) bei 3700 Bäumchen/ha und im ältesten Bestand bei 7400

Bäumchen/ha. Hinzu kommen noch die hohen Zahlen an Bäumchen unter der Grenze von

20cm Höhe, sie liegen im mittleren Bestand im Durchschnitt bei 19700 Bäumchen/ha und im

ältesten Bestand bei 13200 Bäumchen/ha.

Im Zusammenhang mit den Pflanzendichten der Verjüngung die höher als 20cm ist, müssen

auch die Variationskoeffizienten beachtet werden.

Der Variationskoeffizient liegt im Bestand 1 bei 51,1%, im Bestand 2 bei 47,8% und im Be-

stand 3 bei 33,8%.

Zu beachten ist auch, aus welchen Baumarten sich die junge Waldgeneration zusammensetzt.

Im jüngsten, dichtesten Bestand überwiegen die Schattbaumarten Buche und Tanne mit insge-

samt 60% Anteil an der Verjüngung. Im mittleren Bestand ist die Tanne mit 38% führend, es

folgend jedoch die Eiche mit 25% und der Bergahorn mit 16%. Im ältesten und vergleichs-

weise lichteren Bestand ist der Bergahorn mit 35% am stärksten vertretend. Dahinter folgend

Tanne (33%) und Fichte (26%).

Man sieht hier, dass mit steigender Lichterversorgung der Anteil der Schattbaumarten sinkt,

der der Halbschatt- und Lichtbaumarten hingegen steigt. Zu beachten ist jedoch auch, dass

viele Baumarten in der Jugend schattenverträglicher sind als im höheren Alter, vor allem sind

hier der Bergahorn und die Fichte zu erwähnen (Ellenberg, 1978).

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 41

Die gesamten Baumartenverteilungen in der Verjüngung sehen wie folgt aus:

• Bestand 1: 40Bu 22Ta 11 BAh 11FAh 11Fi 5Ei

• Bestand 2: 38Ta 25Ei 16BAh 13Fi 5Kie 3VoBe

• Bestand 3: 35Bah 33Ta 26Fi 4Bu 1Ei 1VoBe

Man sieht deutlich, dass die Vorausverjüngung sehr stark gemischt ist. Es sind wesentlich

stabilere und ertragreichere Folgebestände zu erwarten. (Quercus petraea und Quercus robur

wurden nicht unterschieden)

Hier müssen jedoch auch die Standortsverhältnisse beachtet werden, sie stellen sich wie folgt

dar:

• Bestand 1: StaOE103, mäßig frisch bis frischer steinig-sandiger Lehm

• Bestand 2: StaOE304, frischer tiefgründiger kiesig toniger Schlufflehm

• Bestand 3: StaOE 204, frischer tiefgründiger Lehm; StaOE243, mäßig frisch

bis frischer kalkreicher Lehm

(siehe Anhang, Standortskarte)

Für Bestand 1 fällt auf, dass alle Baumarten in der Verjüngung mit Ausnahme der Fichte

standörtlich geeignet sind. Dasselbe gilt für Bestand 2, wobei hier eine geringe Beteiligung

der Fichte möglich ist. Günstig ist, dass sie hier tatsächlich auch nur mit 13% Anteil vorhan-

den ist. Die Standorte, welche im Bestand 3 vorkommen, eignen sich sehr gut für Edellaub-

holz, aber auch für Buche und Tanne. Tatsächlich ist das Edellaubholz durch den Bergahorn

anteilsmäßig stark vertreten, auch die Tanne hat einen bedeutenden Anteil von 33%. Der fri-

sche, tiefgründige Lehm ist auch für die Fichte gut geeignet, sie kann hier stabil wachsen. Auf

dem kalkreichen Lehm hingegen ist sie durch Rotfäule stark gefährdet. Ihr Anteil von 26% ist

aber durchaus noch als wirtschaftlich sinnvoll zu betrachten.

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 42

Durch eine niedrige Anzahl verbissener Bäumchen bestätigt diese Aufnahme die Inventur des

gesamten Waldes. Die folgende Grafik veranschaulicht den Verbiss.

Abb.9: Verbissprozent der einzeln aufgenommen Bestände

Die Tanne weist über alle drei Bestände hinweg ein Verbissprozent von 7,14% auf, die Buche

10%, die Eiche 27,3%. Allein der Bergahorn und die Vogelbeere weisen hier eine ver-

gleichsweise hohe Verbissbelastung auf.

Gesichert ist die Verjüngung in diesen Beständen noch nicht. Fast alle aufgenommenen Pflan-

zen liegen in dem Bereich von kleiner 20cm bis maximal 130cm.

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Verbissprozent

Fichte

Tanne

Kiefer

Buche

Eiche

Bergahorn

Feldahorn

Vogelbeere

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 43

7.2 Waldverjüngung der gesamten Waldfläche

7.2.1 Darstellung der Baumartenverteilung der Verjüngung

Abb.10: Baumartenanteile in der Verjüngung > 20cm in Prozent

Diese Graphik stellt die Baumartenverteilung in der Verjüngung von 20cm bis 200cm Höhe

dar. Bei dieser Vegetationsinventur wurden die Baumartenanteile in Prozent anhand der

Stückzahl und nicht über ihre Flächendeckung hergeleitet.

Auffallend ist der hohe Anteil an jungen Fichten mit 48%, dahinter folgen die jungen Weiß-

tannen mit 28%. Zusammen stellen sie über drei Viertel der Verjüngung dar. Mit einigem

Abstand folgen der Bergahorn (6%), die Rotbuche (5%) und die Eiche (5%). Eine unterge-

ordnete Stellung nehmen Waldkiefer, Esche, Vogelbeere, Birke, Lärche, Schwarzerle, Doug-

lasie, Hainbuche und Roteiche ein. Die Eichenarten Quercus robur und Quercus petraea wur-

den bei der Inventur nicht unterschieden und werden im Folgendem Text als Quercus spec.

bezeichnet.

48%

28%

6%

5%

5%3%

2%2% 1%

0,31%0,14%

0,11%

0,06%

0,03% 0,03%

Baumartenanteile >20cm in %

Fichte

Tanne

Bergahorn

Buche

Eiche

Kiefer

Esche

Vogelbeere

Birke

Lärche

Schwarzerle

Douglasie

Hainbuche

Roteiche

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 44

Abb.11: Baumartenanteile der Verjüngung < 20cm in Prozent

Im Vergleich zur Baumartenverteilung in den Höhenstufen 1 bis 3 fällt bei den jungen Bäu-

men unter 20cm sofort der wesentlich höhere Fichtenanteil auf (82%). Die Tanne besitzt hier

ebenfalls einen geringeren Anteil als die Fichte. Mit 13% ist sie die zweithäufigste Baumart,

tritt in diesem Höhenbereich jedoch seltener auf als bei den größeren Bäumchen. Alle anderen

Baumarten spielen hier nur eine unwesentliche Rolle mit Anteilen von höchsten 2% (Eiche).

Abb.12: Baumartenanteile in Prozent in den verschiedenen Höhenstufen

82%

13%

2%

1% 1% 0,3% 0,06%

0,06%

1%

Baumartenanteile <20 cm in %

Fichte

Tanne

Eiche

Bergahorn

Esche

Buche

Birke

Lärche

Kiefer

Bah Bi Bu Dgl Ei Es Fi Kie Ta VoBe

Baumartenanteile <20cm 1% 0% 0% 0% 2% 0% 81% 1% 13% 0%

Baumartenanteile Stufe 1 3% 0% 5% 0% 5% 3% 50% 3% 30% 1%

Baumartenanteile Stufe 2 8% 0% 4% 0% 6% 0% 48% 3% 27% 1%

Baumartenanteile Stufe 3 17% 3% 11% 0% 3% 0% 35% 1% 25% 4%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

70%

80%

90%

Ach

sen

tite

l

Baumartenanteile nach Höhenstufen

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 45

Bei dieser Graphik werden die Anteile der Baumarten in den verschiedenen Höhenstufen dar-

gestellt. Es lassen sich folgende Trends erkennen:

• Der Anteil des Bergahorns steigt von 1% bei den kleinsten Bäumchen auf 17% in der

Höhenstufe 3, ähnliches zeichnet sich bei der Buche ab. Der Anteil der Fichte hinge-

gen sinkt von 82% bei den Bäumchen unter 20cm auf 35% in der Höhenstufe 3, wobei

sie auch hier den größten Anteil einer Baumart stellt.

• Die Tanne, die in der niedrigsten Höhenstufe nur bei 13% liegt, liegt in der nächsthö-

heren Stufe bereits bei 30%. Trotz der leicht niedrigeren Anteile in den Höhenstufen 1

und 2 hat sie sich in der Höhenstufe ab 1,30m mit 25% sehr stark an den Fichtenanteil

angenähert.

• Die Anteile der wichtigen Mischbaumart Eiche (Quercus spec.) reichen von 2% in der

niedrigsten Höhenstufe bis 6% in der zweiten Höhenstufe. In der dritten Höhenstufe

hält sie nur noch einen Anteil von 3%.

Die restlichen Baumarten liegen mit unterschiedlichen Anteilen in den Höhenstufen auf einem

vergleichsweise niedrigen Niveau.

Aus obiger Graphik lässt sich kein Trend zur Entmischung der Verjüngung im Revier Törring

II-Nord erkennen. Stattdessen ist die Verjüngung in den oberen Höhenstufen heterogener auf

die Baumarten verteilt als in den niedrigeren.

Durch die geringeren Anteile der Fichte, der Eiche sowie der Kiefer in der Höhenstufe drei

lässt sich allenfalls ein leichter Trend hin zur Ausdunklung der Verjüngung in dem insgesamt

sehr dicht bestockten Waldgebiet erkennen.

7.2.2 Darstellung der Pflanzendichten

Im Mittel wachsen in dem untersuchten Waldgebiet 4047 junge Bäume pro Hektar (Höhen-

stufe 1-3, alle Baumarten). Da die Dichte der Verjüngung sehr stark variiert, ist es sinnvoll die

aufgenommenen Pflanzenzahlen nach dem Schlussgrad des Kronendachs und dem Alter der

Bestände, welcher über der Verjüngung stocken, zu differenzieren, um gegebenenfalls Trends

aufzeigen zu können. Man unterscheidet folgende Altersstufen: Freifläche, 20-40 jährig, 50-

60 jährig, 70-80 jährig sowie 90-100 jährig. Des Weiteren wird zwischen den Schlussgraden 1

(gedrängt), 2 (geschlossen), 3 (lichtgeschlossen), 4 (licht), 5 (räumig) und 6 (Freifläche) un-

terschieden.

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 46

Pflanzendichte der Verjüngung über 20cm Höhe

Abb.13: Pflanzendichten in der Verjüngung > 20cm nach Bestandesalter

Werden nun die nach Bestandesalter differenzierten Pflanzenzahlen pro Hektar betrachtet,

können folgende Aussagen getroffen werden:

Die Pflanzendichte von 2478 jungen Bäumen pro Hektar auf den Freiflächen lässt sich

schlichtweg damit erklären, dass hier in den meisten Fällen Kulturen mit Bergahorn oder Lär-

che angelegt wurden. In der Praxis gängige Pflanzenzahlen sind für den Bergahorn 3333

Stück/ha und für die Lärche 2500 Stück/ha.

Bei den 20 bis 40 jährigen Beständen ist die hohe Zahl von 1936 jungen Waldbäumen in den

zuweilen dichten und damit verbunden auch dunklen Beständen der ersten und zweiten Al-

tersklasse besonders beachtlich. Die erstaunlich hohen Werte in den noch jungen Beständen

zeigen deutlich wie groß das Verjüngungspotenzial in dem untersuchten Waldgebiet ist.

Wie zu erwarten war, steigt die Verjüngungsdichte mit zunehmenden Bestandesalter an. In

den 50 bis 60 jährigen Beständen finden sich durchschnittlich 3576 Bäumchen/ha und in den

70 bis 80 jährigen sogar 5056 junge Bäume pro Hektar. Der Gründe hierfür sind vermutlich in

den Auflichtungen im Kronendach zu sehen, die durch das höhere Alter und den Befall durch

Borkenkäfer entstanden. Dieser Trend hält jedoch nicht weiter an. Im Alter von 90 bis 100

Jahren sinkt die Dichte der Verjüngung auf durchschnittlich noch 4700 Stück/ha. An dieser

Stelle müssen zudem die Variationskoeffizienten erwähnt werden. In den Beständen im Alter

von 20 bis 40 Jahre liegt er bei hohen 172,6% und sinkt mit zunehmendem Bestandesalter (90

bis 100 jährige Bestände: 77,1%).

24781936

3576

50564700

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

Pflanzendichte nach Bestandesalter

Mittlere Pflanzenzahl je

ha

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 47

Abb.14: Pflanzendichten in der Verjüngung > 20cm nach Schlussgrad

Der Schlussgrad stellt ein Maß für die Beschattung des Waldbodens durch den Baumbestand

dar. Die Schlussgrade werden folgendermaßen unterschieden:

Gedrängt: die Kronen greifen tief ineinander Geschlossen: die Zweige der Kronen berühren sich Lichtgeschlossen: der Kronenabstand ist kleiner als eine mittlere Krone Licht: der Kronenabstand entspricht einer mittleren Krone Räumig: der Kronenabstand entspricht mehreren mittleren Kronen Freifläche: es sind keine Bäume auf der Fläche vorhanden, es herrscht Freiflächen-

klima

Es ist zu erwarten, dass die Verjüngungsdichte mit zunehmendem Lichtgenuss ansteigt.

Das obenstehende Säulendiagramm bestätigt diese Vermutung deutlich. Unter den Be-

ständen mit einem gedrängten Kronendach findet sich daher auch die geringste Anzahl an

jungen Bäumchen. Bemerkenswert ist jedoch, dass trotz der geringen Lichtintensität in

diesen Beständen immer noch durchschnittlich 1494 Bäumchen/ha aufwachsen. Erwar-

tungsgemäß steigt die Verjüngungsdichte mit zunehmender Öffnung des Kronendachs

stark an. Zwischen geschlossenen und lichtgeschlossenen Beständen bestehen hinsichtlich

der Dichte der Verjüngung nur unwesentliche Unterschiede. Ein erneuter und gleichzeitig

massiver Anstieg der Dichte kann bei dem Schlussgrad „licht“ verzeichnet werden. Hier

steigt die Pflanzendichte auf durchschnittlich 7386 Pflanzen pro Hektar an. Öffnet sich

das Kronendach weiter, sinkt die Anzahl der jungen Bäumchen wieder ab. Bei „räumigen“

Kronenschluss finden sich noch 6880 kleine Bäume/ha und auf den Freiflächen schließ-

1494

4289 4484

73866880

2478

0

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

1 2 3 4 5 6

Pflanzendichte nach Schlussgrad

Mittlere Pflanzenzahl je

ha

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 48

lich nur noch 2478 Stück/ha. Auf den Freiflächen ist die Anzahl an kleinen Bäumen mit

den erwähnten Pflanzverbänden in forstlichen Kulturen zu erklären. Bei den Beständen

mit dem Schlussgrad „räumig“ ist vermutlich die erhöhte Konkurrenz durch Gräser und

Springkräuter als Grund für den Rückgang der Verjüngungsdichte zu sehen. Die Variati-

onskoeffizienten sind hier deutlich niedriger als bei der Ausscheidung der Dichten nach

Alter. Der Variationskoeffizient ist bei den geschlossenen Beständen mit 114,7% am

höchsten. Er sinkt auf 51,7% bei den lichten Beständen, 39,4% bei den räumigen Bestän-

den und 34,2% auf den Freiflächen.

Pflanzendichte der Verjüngung unter 20cm Höhe

Abb.15: Pflanzendichten in der Verjüngung < 20cm nach Alter

Diese Graphik zeigt die mittleren Pflanzendichten der Verjüngung unter 20cm Höhe nach

Alter geordnet. Es zeigt sich, dass die geringsten Dichten auf den Freiflächen vorherrschen.

Sie steigen auf über 20.000 Bäumchen/ha in Beständen der zweiten Altersklasse und nahezu

30.000 Bäumchen/ha in Beständen der dritten Altersklasse. Hier ist also ein enormes Potential

an nachwachsenden Bäumen vorhanden.

In den älteren Beständen gehen die Dichten wieder zurück, was sich möglicherweise durch

die Konkurrenz durch höhere Verjüngung und verdämmende Begleitflora (Brombeere) erklä-

ren lässt. Dennoch findet sich auch in diesen älteren Bereichen ein großes Reservoir an jungen

Bäumen.

0

5000

10000

15000

20000

25000

30000

35000

Pflanzendichte nach Alter

Mittlere Pflanzendichte

Dichte je ha

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 49

Karte der Verjüngungsdichte

In die nachfolgende Karte wurden die unterschiedlichen Verjüngungsdichten eingezeichnet.

Abb.16: Karte der Verjüngungsdichte

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 50

Die Verjüngungsdichte wird hier durch sieben Kategorien dargestellt:

Kategorie Kriterium

0 0 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 1 bis 1000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 2 1001 bis 2000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 3 2001 bis 4000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 4 4001 bis 6000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 5 6001 bis 8000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha 6 Mehr als 8000 junge Bäume von 20cm bis 2m Höhe je ha

Tab.11: Legende zur Karte der Verjüngungsdichte

Es ist zu beachten, dass die Karte generalisiert ist. Natürlich finden sich nicht auf der ganzen

Fläche eines Bereichs eine bestimme Verjüngungsdichte. Diese Karte soll lediglich einen

Überblick über die Verteilung der Verjüngungsdichte im Wald des Reviers Törring II-Nord

geben.

Bei der Betrachtung der Karte fallen mehrere Aspekte auf:

• Im Süden des Waldes entlang der Straße finden sich die geringsten Dichten an jungen

Bäumen. Dies mag daran liegen, dass die Bestände hier noch sehr jung und dunkel

sind. Weitere Gründe sind wohl auch die Grenze zu einem anderen Revier und die hier

häufigen Wald-Feld Grenzen sowie die damit verbundene höhere Rehwilddichte.

• Im Westen des Waldes finden sich höhere Verjüngungsdichten, obwohl es auch hier

Grenzen zu anderen Revieren gibt. Allerdings finden sich in diesem Bereich kaum

Randlinien - welche von Rehen bevorzugt werden - und die Bestände sind älter und

somit lichter.

• Im Norden des Waldes, zwischen den beiden Ausläufern, fallen die vergleichsweise

geringen Verjüngungsdichten auf. Dies liegt daran, dass auf den hier vorhandenen

Freiflächen Kulturen mit modernen, weiten Pflanzverbänden angelegt wurden. Das-

selbe gilt für die größeren Freiflächen im Inneren des Waldes.

• Weitere hohe Verjüngungsdichten finden sich im zentralen Bereich des Waldes.

Der oben beschriebene Randlinieneffekt zeichnet sich auch in großen Teilen des Ostrandes

ab. Es muss jedoch bedacht werden, dass diese Bereiche immerhin mit 1000 bis teils 6000

jungen Bäumen verjüngt sind.

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 51

Das besondere jedoch ist, dass diese Karte nahelegt, dass beinahe der gesamte Wald, mit

Ausnahme eines kleinen Bereiches an der südlichen Reviergrenze, verjüngt ist.

7.2.3 Darstellung der Verbiss- und Fegeschäden

Verbiss in der Verjüngung über 20cm bis 200cm Höhe

Abb.17: Verbissprozent der Baumarten in der Verjüngung > 20cm

Diese Graphik stellt den Verbiss in Prozent dar. Gezeigt werden das jeweilige Verbissprozent

sowie die unteren und oberen Grenzen der Vertrauensbereiche. Innerhalb dieser liegt das Ver-

bissprozent mit 95%iger Wahrscheinlichkeit. Der Vertrauensbereich wurde für ein Stichpro-

benverfahren mit ungleichgroßer Klumpengröße berechnet.

Gesa

mtTanne Buche Fichte

Berga

hornEiche

Vogel

beereEsche Kiefer

Untergrenze Vertrauensbereich 5,38 8,30 1,40 0,00 12,50 17,80 19,90 0,00 0,00

Verbissprozent 6,80 10,60 5,35 0,70 20,44 25,00 29,31 3,17 0,88

Obergrenze Vertrauensbereich 8,22 12,90 9,30 1,50 28,30 32,20 38,70 6,39 2,60

0,00

5,00

10,00

15,00

20,00

25,00

30,00

35,00

40,00

45,00

Verbissprozente

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 52

Die Grenzen des Vertrauensbereichs werden wie folgt berechnet:

p ± t ×Sp

und

Sp = � ��� × ���²��²��²������

� �

p = Verbissprozent t = t- Wert bei 95%iger Wahrscheinlichkeit Sp = Standardfehler x = Durchschnittliche Baumzahl der Baumart in der Verjüngung Sy² = Varianz der Anzahl verbissener Bäumchen Sx² = Varianz der Bäumchenzahl pro Punkt Syx = Kovarianz

Beachtet werden muss, dass in dieser Berechnung jeglicher Verbiss einfließt (Leittriebverbiss,

Seitentriebverbiss sowie deren Kombination an der gesamten Pflanze).

Errechnet wurde das Verbissprozent über alle Höhenstufen größer als 20cm hinweg. Natürlich

fällt der Leittriebverbiss in der dritten Höhenstufe geringer aus, da die Bäumchen dem Äser

des Rehwildes entwachsen sind. Es tritt dennoch Seitentriebverbiss auf und auch die Leittrie-

be junger Bäume, die nur wenig über 1,30m hoch sind, können vom Rehwild durchaus er-

reicht werden (z.B. hängiges Gelände, Schnee). Grundsätzlich ist der im Vergleich geringe

Verbiss an allen Baumarten beachtenswert (siehe Punkt 8.3.2).

Der Gesamtverbiss liegt bei geringen 6,8%. Die verbissgefährdete Tanne weist einen Verbiss

von 10,6% auf und liegt damit genau wie die anderen Baumarten auf einem, im lokalen und

regionalen Vergleich, niedrigen Niveau (siehe Punkt 8.3.2).

Werden die Verbissprozente des Waldes für sich betrachtet, fällt auf, dass der Schwerpunkt

des Verbisses bei den Laubbaumarten Bergahorn, Eiche und Vogelbeere liegt. Fichte und

Kiefer werden nahezu überhaupt nicht verbissen. Unter Berücksichtigung der hohen Verjün-

gungsdichten entsteht der Eindruck, dass der Verbiss im Revier Törring II-Nord einen ver-

gleichsweise geringen Einfluss auf den Zustand der Verjüngung haben muss.

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 53

Verbiss an der Verjüngung unter 20cm Höhe

In dieser Höhenstufe ist der Verbiss sehr gering, er beträgt über alle Baumarten hinweg

0,36%. Von den verbissenen Pflanzen ist nur die Eiche mit 15% stärker betroffen und damit

stellt sie, wie bei der höheren Verjüngung, die am stärksten verbissene Wirtschaftsbaumart

dar. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass der Verbiss an Sämlingen nur sehr schwer aufzu-

nehmen ist, da ein Sämling, der verbissen wurde, sich kaum erholen kann und so davon aus-

gegangen werden muss das er abstirbt. Es scheint einen Zusammenhang zwischen der Höhe

der Verjüngung und der Verbissbelastung durch das Rehwild zu geben.

Darstellung der Fegeschäden

Abb.18: Fegeschäden in Prozent nach Baumarten

Wie die Verbissschäden, befinden sich auch die Fegeschäden auf einem niedrigen Niveau

(max. 3,11%).

Betroffen sind die Baumarten, die bevorzugt verfegt werden, nämlich der Bergahorn und die

Tanne (siehe Punkt 6.3). Die Kiefer steht hier an zweiter Stelle, was vermutlich daran liegt,

dass sie in der Verjüngung nur selten vorkommt und so für den Rehbock besonders attraktiv

ist.

0,00%

0,50%

1,00%

1,50%

2,00%

2,50%

3,00%

3,50%

Bah Kie Ta Bu Ei Fi

Fegeschäden in %

Fegeprozent

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 54

Karte der Verbissintensität

Ausgehend von der Überlegung, wo sich die Verbissschwerpunkte befinden, bzw. wo die

Verjüngung am Rampelsberg gefährdet ist, wurde eine Karte der Verbissintensität erstellt. In

diese Karte wurden an Hand der Aufnahmepunkte Gebiete mit unterschiedlichen Verbisspro-

zenten ausgeschieden. Es ist anzumerken, dass folgende Karte generalisiert ist. Sie soll ledig-

lich Schwerpunkte der Verbissbelastung und Bereiche mit sehr geringem Verbiss aufzeigen.

Abb.19: Karte der Verbissintensität

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Darstellung und Interpretation der Ergebnisse 55

Die in der Legende genannten Verbissklassen werden wie folgt eingeteilt:

Verbissklasse Verbissprozente 0 0% 1 0,1% bis 4,9% 2 5% bis 9,9% 3 10% bis 14,9% 4 15% bis 19,9% 5 20% bis30% 6 mehr als 30%

Tab.12: Legende der Karte der Verbissintensität

Es fällt zunächst der hohe Anteil der Verbissklassen 0 bis 2 auf. Die Karte stellt somit An-

schaulich die Ergebnisse aus Punkt 7.2.3 dar. D.h. der Verbiss ist in weiten Teilen des Waldes

sehr gering. Seine negativen Auswirkungen können sich hier kaum entfalten. Ein Verbiss-

schwerpunkt zeichnet sich jedoch im Südosten des Waldes an der Grenze zum Nachbarrevier

ab. Hier finden sich mehrmals die Verbissklassen 5 und 6. Zu beachten ist, dass die Verjün-

gungsdichte hier auch eher gering ist (vgl. Abb.16). Der Verbiss fällt also mehr ins Gewicht.

In diesem Bereich hat es die Verjüngung augenscheinlich schwerer als im Rest des Waldes.

8 Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht

8.1 Zustand der Naturverjüngung im Revier Törring II-Nord

8.1.1 Verbissbelastung und artspezifische Auswirkungen

Wie schon erwähnt, ist die Verbissbelastung über alle Baumarten hinweg mit lediglich 6,8%

sehr gering. In Abb.17 zeigt sich allerdings, dass einige Baumarten wesentlich höheren Ver-

biss aufweisen als andere. Besonders die nur in geringen Anteilen vertretenen und aus ökolo-

gischer Sicht besonders wertvollen Laubbaumarten wie Bergahorn, Eiche und Vogelbeere

sind erhöhtem Rehwildverbiss ausgesetzt. Die Weißtanne besitzt angesichts der hohen Pflan-

zenzahlen mit rund 10% eine erfreulich niedrige Verbissbelastung. Dies bestätigt die landläu-

fige Meinung, dass vom Rehwild bevorzugt die seltensten Baumarten verbbissen werden. Die

allgemeinen Auswirkungen von Schalenwildverbiss auf junge Bäume sind in Tab.6 und Tab.7

erläutert.

Nachfolgend soll anhand zweier Beispiele auf die Verbissart und die artspezifischen Auswir-

kungen eingegangen werden.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 56

Der Bergahorn (Acer pseudoplatanus) ist in dem untersuchten Waldgebiet die wichtigste

Edellaubbaumart, jedoch gleichzeitig auch eine der am häufigsten verbissenen Baumarten.

Um die Auswirkungen des Rehwildverbisses auf die jungen Bergahorne bewerten zu können,

ist in dem nachfolgenden Diagramm die Verbissart (Leittrieb-, Seitentrieb- und Vollverbiss)

in Prozent dargestellt.

Abb.20: Verbiss an der Bergahornverjüngung > 20cm differenziert nach der Verbissart

Der Bergahorn leidet offensichtlich nicht nur unter einer erhöhten Verbissbelastung, sondern

wird verstärkt an den Leittrieben verbissen oder zeigt sogar am gesamten Spross Spuren von

Verbiss. Doch wie wirkt sich der Verbiss der Triebe auf das Wachstum und die Entwicklung

des Bergahorns aus? Laut einer Untersuchung von Göbel hat der Verbiss keinen signifikanten

Einfluss auf das Höhenwachstum junger Bergahorne. Des Weiteren zeigt sich auch kein Ein-

fluss auf das Wurzelgewicht, die Wurzelform und die Wurzeltiefe (Göbel, 2009). Es kann

außerdem davon ausgegangen werden, dass sich der Verbiss der Seitentriebe ebenfalls nicht

wesentlich auf das Wachstum des Bergahorns auswirkt. Auch wenn sich keine direkten nega-

tiven Auswirkungen von Rehwildverbiss auf das Spross- und Wurzelwachstum aufzeigen

lassen, ist besonders der Verbiss des Leittriebs mit einem erheblichen Qualitätsverlust durch

Zwieselbildung verbunden. Dies stellt besonders bei hohen Verbissbelastungen einzelner

Baumarten eine Gefahr für die Wertholzzucht dar.

0,00%

1,00%

2,00%

3,00%

4,00%

5,00%

6,00%

7,00%

8,00%

9,00%

Leittrieb Seitentrieb Vollverbiss

Verbiss an Bergahorn

Leittrieb

Seitentrieb

Vollverbiss

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 57

Abb.21: Foto einer Gruppe junger Bergahorne mit Leittriebverbiss, gut zu erkennen sind die

Ersatztriebe, die sich nach dem Verbiss des Leittriebes gebildet haben; trotz der Verbissbe-

lastung weisen die jungen Bäume ein beachtliches Wachstum auf jedoch bei stark verringer-

ter Qualitätserwartung

Die Weißtanne (Abies alba) ist die wichtigste Mischbaumart im Revier Törring II-Nord und

ist, dank der waldorientierten Jagdausübung, nur einer moderaten Verbissbelastung ausge-

setzt.

Bei der Tanne zeigt sich nur ein geringer Vollverbiss. Leittrieb- und Seitentriebverbiss sind in

etwa gleich häufig zu finden.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 58

Das folgende Diagramm stellt die Verbissarten an der Weißtanne dar.

Abb.22: Verbiss der Tannenverjüngung > 20cm differenziert nach der Verbissart

Die Weißtanne ist eine gegen Wildverbiss empfindliche Schattbaumart (Schütt et al., 2002).

Höllerer konnte bei vergleichbarer Konkurrenz und Standortsverhältnissen einen signifikanten

Zusammenhang zwischen Terminaltriebverbiss und Höhenwachstum der Tanne nachweisen.

Auch das Wurzelwachstum, die Wurzeltiefe und das Wurzelgewicht zeigen eine deutliche

Reaktion auf Verbiss (Höllerer, 2009). Des Weiteren muss davon ausgegangen werden, dass

die Tanne mit Zuwachsverlusten auf starken Seitentriebverbiss reagiert. (Prien, Müller, 2010).

Die Tanne als monopodiale Baumart neigt beim Verbiss des Leittriebes zur Zwieselbildung

und ist dadurch in ihrer Qualitätsleistung gehemmt.

Nicht jede Baumart reagiert also mit dem gleichen Maße auf Wildverbiss. So zeigt die

schnellwachsende Halbschattbaumart Bergahorn kein reduziertes Höhenwachstum in der Fol-

ge von Wildverbiss und ist so, im Vergleich zu andern Baumarten, in der Lage, auch bei er-

höhter Verbissbelastung dem Äser zu entwachsen. Die Weißtanne reagiert hingegen mit er-

heblichen Zuwachsverlusten und Ausfällen auf Verbiss. Bei beiden Baumarten ist außerdem

mit Qualitätseinbußen, besonders durch den Verbiss des Leittriebes, zu rechen. Für das unter-

suchte Waldgebiet ergeben sich daraus unterschiedliche Schlussfolgerungen. Die Verbissbe-

lastung bei Fichte, Kiefer und Buche ist so gering, dass sich keine wesentlichen Beeinflus-

sungen auf die Verjüngung feststellen lassen. Die Weißtanne reagiert zwar deutlich auf Wild-

verbiss, bei lediglich 10,6% verbissenen Jungtannen sind aber keine, die Population gefähr-

dende, Auswirkungen zu erwarten. Die am stärksten verbissenen Baumarten Bergahorn, Eiche

0,00%

0,50%

1,00%

1,50%

2,00%

2,50%

3,00%

3,50%

4,00%

4,50%

5,00%

Leittrieb Seitentrieb Vollverbiss

Verbiss an Tanne

Leittrieb

Seitentrieb

Vollverbiss

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 59

(Quercus spec.) und Vogelbeere (Sorbus aucuparia) zeigen deutlich negative Auswirkungen

des Rehwildverbisses. So leisten die zurückgebissenen Bergahorne zwar weiterhin ein deutli-

ches Höhenwachstum, sind aber häufig so stark verbissen, dass langfristig Qualitätseinbußen

zu erwarten sind. Der Zustand der jungen Eichen ist noch kritischer zu sehen. Vielerorts wa-

ren sie so stark verbissen, dass keine echten Leittriebe und kaum noch Höhenwachstum er-

kennbar waren. Die Kombination aus hohem Verbiss und häufigen Lichtmangel wird wohl zu

erheblichen Ausfällen bei den Eichen in der Verjüngung führen. Die, aus ökologischer Sicht

bedeutende, Vogelbeere ist zwar erheblichen Verbiss ausgesetzt, schafft es aber ähnlich häu-

fig, wie der Bergahorn, dem Äser des Wildes zu entwachsen und so in Zukunft am Waldauf-

bau beteiligt zu sein (vgl. Abb.12).

8.1.2 Fegeschäden und deren Bedeutung

Schäden an jungen Bäumen durch das Fegen des Rehbocks sind im Revier Törring II-Nord

relativ selten und von untergeordneter Bedeutung. Der Bergahorn und die Waldkiefer sind am

häufigsten durch Fegen geschädigt (vgl. Abb.18). Die Auswirkungen von Fegeschäden auf die

einzelne Pflanze sind unter Punkt 6.5 in Tab.8 erläutert. Besonders für den bereits verbissbe-

lasteten Bergahorn stellen die Fegeschäden eine weitere Gefahr für Ausfälle und Qualitätsver-

luste dar.

8.1.3 Höhenstruktur und Alter der Verjüngung

Unter Betrachtung der Höhenstruktur der Jungwüchse in dem Waldgebiet zeigt sich deutlich,

dass der Großteil der jungen Bäume kleiner als 50cm ist. Rund 39 Prozent finden sich in der

Höhenstufe 2. Lediglich 10,19% der Verjüngung sind bereits größer als 1,3 Meter und können

so als gesichert betrachtet werden.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 60

Die Höhenstruktur der Verjüngung wird in folgendem Diagramm dargestellt:

Abb.23: Höhenstruktur der gesamten Verjüngung > 20cm

Es muss davon ausgegangen werden, dass ein großer Teil der jungen Bäume nur wenige Jahre

alt ist. So sind nach einer gutachterlichen Einschätzung die jungen Weißtannen kurz vor dem

herauswachsen aus der Höhenstufe 1 ca. 5 Jahre alt und die der Höhenstufe 2 selten älter als

10 Jahre. Dies lässt die Vermutung zu, dass sich die meisten jungen Bäume erst nach dem

Pächterwechsel etabliert haben. Es besteht also ein Zusammenhang zwischen dem Aufkom-

men der Naturverjüngung und dem reduzierten Wildbestand.

8.1.4 Verjüngung unter Schirm

Wie Abb.29 zeigt, werden 90% der Verjüngung von Altbeständen überschirmt. Dies hat ver-

schiedene Auswirkungen auf die darunter befindliche Verjüngung. Positiv wirkt sich der

Schutz der Verjüngung vor Frost, Hitze und Strahlung durch die Überschirmung aus (Bur-

schel, Huss, 1997). Die Verjüngung auf den Freiflächen genießt diesen Schutz nicht. Zwar

besitzen die frostgefährdeten Baumarten Tanne und Buche auf diesen Flächen einen geringe-

ren Anteil als in den überschirmten Bereichen des Waldes. An den Stellen wo Rotbuche und

Weißtanne auf Freiflächen vorkommen, sind diese jedoch besonders durch Spätfrost gefährdet

(Rittershofer, 1999).

53,39

38,17

8,440

10

20

30

40

50

60

20-50 51-130 131-200

Höhenstufen in cm

Höhenstruktur der Verjüngung

> 20cm

Pflanzenzahl in der

jeweiligen Höhenstufe in

%

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 61

Ein weiterer positiver Effekt der Überschirmung der Verjüngung durch den Altbestand ist die

Extensivierung der Jungbestandspflege durch das Ausnutzen von natürlicher Differenzierung

und Reduzierung der Stammzahl (Rittershofer, 1999).

Des Weiteren führt das Aufwachsen unter dem Altholzschirm zu verstärkter Feinastigkeit der

jungen Bäume und zu einem engeren Jahrringaufbau (Rittershofer, 1999, Reininger 2000).

Allerdings lässt sich bei überschirmten jungen Bäumen häufig ein vermindertes Höhenwachs-

tum aufgrund von geringerem Lichteinfall und der erhöhten Konkurrenz um Wasser erken-

nen.

8.1.5 Kleinflächige Mischung und Ungleichmäßige Verteilung der Verjüngung

Die Aufnahmen zeigten, dass in der Naturverjüngung die Mischbaumarten Eiche, Bergahorn

und Esche (Fraxinus excelsior) besonders häufig einzelstammweise beigemischt sind. Die

Esche und der Bergahorn besitzen in der Jugend eine relativ große Schattentoleranz, die Eiche

(Quercus spec.) hingegen benötigt rasch mehr Sonnenlicht (Ellenberg 1978). Oft können diese

Baumarten nur durch zügiges Lichten des Altholzschirms oder durch regulierende Eingriffe in

den Jungwuchs gehalten werden (Rittershofer, 1999).

Durch die klein- bis kleinstflächige Mischung besitzt die Verjüngung im Revier Törring II-

Nord jedoch den Vorteil, dass sie sich optimal an kleinstandörtliche Gegebenheiten anpassen

kann (Burschel, Huss, 1997).

Des Weiteren konnte sowohl beim Begang der Fläche als auch bei der Auswertung festgestellt

werden, dass die Verjüngung im untersuchten Wald relativ ungleichmäßig verteilt ist.

Auskunft hierüber geben die Variationskoeffizienten der Pflanzendichten.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 62

Abb.24: Variationskoeffizient der Pflanzendichten > 20cm nach Schlussgraden;

der Variationskoeffizient stellt ein Maß für die Streuung der Pflanzendichte dar

Insgesamt liegen die Variationskoeffizienten durchweg auf einem hohen Niveau. Vor allem in

den dichten Beständen mit den Schlussgraden gedrängt, geschlossen und licht geschlossen

fallen die hohen Prozentzahlen auf. In den hellen Bereichen des Waldes und auf den Freiflä-

chen liegen sie auf einem eher niedrigen Niveau. Dies lässt darauf schließen, dass die Verjün-

gung in den dunkleren Bereichen des Waldes wesentlich ungleichmäßiger verteilt ist. Außer-

dem ist die Pflanzendichte in den dunkleren Beständen einer wesentlich höheren Schwankung

unterworfen. Begründet werden kann dies dadurch, dass die Ressourcen Wasser und Licht

hier stärker umkämpft und viel ungleichmäßiger verteilt sind. An manchen Stellen ist der Alt-

holzschirm durchbrochen und so kann sich, dank des geringen Verbissdrucks, schnell Natur-

verjüngung einstellen. So kommt es in jungen oder geschlossenen Beständen zu einer punktu-

ellen Verjüngung und dadurch zu hohen Variationskoeffizienten. Ist das Kronendach gleich-

mäßig unterbrochen (z.B. licht), stellt sich auch ein gleichmäßiger Jungwuchs ein. Dies hat

eine geringere Abweichung in der Pflanzendichte zur Folge. Auf den Freiflächen ergeben sich

die niedrigsten Variationskoeffizienten. Dies lässt sich damit erklären, dass hier meist Kultu-

ren mit Bergahorn oder Lärche vorzufinden sind, welche bedingt durch den Pflanzverband

eine regelmäßige Pflanzendichte aufweisen.

Eine geringere Schwankung der Verjüngungsdichte konnte bei der Untersuchung der drei

einzeln aufgenommenen Bestände festgestellt werden. Auch diese weisen überwiegend die

Schlussgrade gedrängt, geschlossen und lichtgeschlossen auf. Die Variationskoeffizienten

liegen hier jedoch bei 51,1% im Bestand 1, bei 47,8% im Bestand 2 und bei 33,8% im Be-

0,00%

20,00%

40,00%

60,00%

80,00%

100,00%

120,00%

140,00%

1 2 3 4 5 6

Variationskoeffizienten nach Schlussgrad - Verjüngung > 20 cm

Variationskoeffizient

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 63

stand 3. Diese, im Vergleich niedrigen Variationskoeffizienten, ergeben sich vermutlich durch

die genaueren Aufnahmen in diesen Bereichen. Mit Hilfe des Variationskoeffizienten kann an

dieser Stelle ein Zusammenhang zwischen dem Alter und der Variation der Pflanzendichte

aufgezeigt werden. Am gleichmäßigsten erscheint die Verjüngung des Bestandes 3, der mit 80

Jahren am ältesten ist. Der nur halb so alte Bestand 1 zeigt die größten Unregelmäßigkeiten in

der Pflanzendichte. Diese Beobachtung lässt sich plausibel mit einer besseren Bodengare,

einem etwas höheren Lichteinfall sowie dem höheren Samenangebot in dem 80 jährigen Be-

stand erklären.

Aus der ungleichmäßigen Verteilung der Naturverjüngung des untersuchten Waldes ergeben

sich zwei wesentliche Konsequenzen:

• Bei einem Ausfall des Altbestandes müssen Fehlstellen durch Saat oder Pflan-

zung ergänzt werden, um Produktionsverluste zu vermeiden.

• Die ungleichmäßige horizontale Verteilung der Verjüngung bietet die Chance,

strukturreichere, dauerwaldartige Bestände zu schaffen. Vor allem in den noch

jungen und stabilen Beständen mit entwicklungsfähigen Kronen kann, mit Hil-

fe der spontan ankommenden Naturverjüngung, eine Überführung in Dauer-

wald angestrebt werden. Aber auch die älteren Bestände lassen sich mit Hilfe

der Naturverjüngung in strukturreichere Waldformen umbauen.

In den noch geschlossenen Beständen weisen die Pflanzendichten aufgrund von ungleich ver-

teilten Ressourcen hohe Schwankungen auf. Auch die Pflanzenzahlen insgesamt sind deutlich

niedriger als in den lichteren Waldteilen (vgl. Abb.14). Wo der Schlussgrad licht oder räumig

ist, weist die Verjüngung im Durchschnitt höhere Stammzahlen bei geringeren Schwankun-

gen auf. Mit 6880 bzw. 7386 jungen Bäumen je Hektar liegen die Pflanzenzahlen weit über

den in Forstkulturen üblichen Stammzahlen. Die hohen Stückzahlen resultieren häufig aus

Fichten- und Tannenbürstenwüchsen. Nachteilig wirken sich Bürstenwüchse bei den Nadel-

holzarten aus, wenn der Altholzschirm verloren geht. Da in diesem Fall Stammzahlreduktio-

nen notwendig werden, ergeben sich hohe Pflegekosten (Rittershofer 1997). Der beim Laub-

holz erwünschte Dichtstand führt zu einer frühen Astreinigung und damit zu qualitativ hoch-

wertigem Holz (Rittershofer 1997).

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 64

8.1.6 Vitalität

Um die Vitalität der Naturverjüngung des Reviers Törring II-Nord zu bewerten, sind die Kri-

terien Lichtgenuss und Verbiss von Bedeutung. Gutachterlich kann die Verjüngung als wüch-

sig und gesund beschrieben werden. Lediglich die unter Lichtmangel leidenden und die durch

mehrfachen Verbiss geschwächten Jungpflanzen zeigten eine verminderte Vitalität. An

Lichtmangel leidet besonders die Fichte, was die starke Stammzahlreduktion (vgl. Tab.14)

und das häufig beobachtete, verringerte Höhenwachstum zeigt. Unter erhöhtem Verbiss und

damit verbundenen Vitalitätseinbußen leiden besonders die Baumarten Bergahorn und Eiche.

Die Eichen leiden zusätzlich häufig unter den Lichtverhältnissen, was einen vermehrten Aus-

fall erwarten lässt. Die jungen Weißtannen zeigen sich bei moderatem Verbiss erfreulich vital

und wüchsig.

8.1.7 Standortseignung der Baumarten in der Verjüngung

Große Teile des untersuchten Waldgebietes weisen die Feuchtestufen mäßig frisch und mäßig

trocken auf (vgl. Tab.1). Die Fichte ist für solche Standorte nur wenig geeignet, sie sollte also

nur in geringen Anteilen beigemischt sein (vgl. Tab.2). Ihr Anteil an der Verjüngung die über

20cm hoch ist beträgt jedoch 47%. Sie kommt daher nach wie vor auch auf ungeeigneten

Standorten vor. Besser geeignet für Böden mit den oben genannten Feuchtestufen sind vor

allem die Buche (Fagus sylvatica), aber auch die Weißtanne (Abies alba) und die Eiche

(Quercus spec.) (vgl. Tab.2). Die Buche stellt jedoch, ebenso wie die Eiche, im Höhenbereich

20cm bis 200cm lediglich einen Anteil von 5%. Die Tanne hingegen, die auf mäßig frischen

und auch mäßig trockenen Standorten durchaus als dominierende Baumart geeignet ist, stellt

hingegen einen bemerkenswerten Anteil von 28%. Frische Standorte (z.B. 204, 234, 304), auf

denen auch die Fichte in dominierenden Anteilen gehalten werden kann, nehmen einen we-

sentlich geringeren Raum ein (siehe Anhang, Standortskarte). Weitere Baumarten, die eine

hohe Standortseignung im untersuchten Wald besitzen, sind der Bergahorn, die Esche, sowie

Lärche und Douglasie (vgl. Tab.2). Von diesen besitzt in der Verjüngung jedoch nur der

Bergahorn einen nennenswerten Anteil von 5%. Kaum oder gar nicht geeignet für die meisten

Standorte im Revier Törring II-Nord ist die Waldkiefer (vgl. Tab.2). Obschon sie in den Alt-

beständen noch häufig zu finden ist, liegt ihr Anteil in der Verjüngung über 20cm nurmehr bei

3%. Über alle Standorte hinweg zeigt sich die Weißtanne als am besten geeignetste Baumart

(vgl. Tab.2). Daher ist ihr Anteil von 28% an der Verjüngung über 20cm bzw. 25% an der

gesicherten Verjüngung begrüßenswert. Die Rotbuche ist ebenfalls, im Hinblick auf die

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 65

Standorte, bestens geeignet, um in großen Mischungsanteilen vorzukommen. Ihr Anteil von

5% ist aus diesem Blickwinkel als zu gering anzusehen.

8.2 Vorteile von Naturverjüngung im Überblick

In dem untersuchten Waldgebiet ist, wenn auch mit schwankender Dichte, auf nahezu der

gesamten Fläche Naturverjüngung vorhanden (vgl. Abb.16). Der Anteil der natürlichen Wald-

verjüngung am gesamten Jungwuchs ist bemerkenswert hoch. Das nachfolgende Diagramm

stellt die Verhältnisse zwischen Naturverjüngung und gepflanzten Kulturen in Prozent der

verjüngten Fläche dar.

Abb.25: Anteile der Natur- bzw. Kunstverjüngung im untersuchten Waldgebiet

Dieser hohe Anteil an Naturverjüngung ist als äußerst positiv zu bewerten. Neben dem kos-

tenlosen Ankommen, besitzt Naturverjüngung zahlreiche ökologische Vorteile gegenüber

gepflanzten Bäumen. Beispielsweise kann sich Naturverjüngung ideal an Klein- und Kleinst-

standorte anpassen. Die ist gerade im Hinblick auf die kleinflächig wechselnden Standorts-

verhältnisse im untersuchten Waldgebiet von Bedeutung. Außerdem besteht bei natürlicher

Verjüngung ein enormes genetisches Potenzial durch die zahlreichen Samenjahrgänge. Des

Weiteren treten bei wurzelnackt gepflanzten Bäumen häufig, durch die Pflanzung verursachte,

Beeinträchtigungen wie Wurzeldeformationen und Pflanzschock auf (Burschel, Huss, 1997).

Kultur

6%

Naturverjüngun

g

94%

Anteile künstlicher und natürlicher

Verjüngung

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 66

Die folgende Tabelle gibt einen kurzen Überblick über die allgemeinen Vor- und Nachteile

von Naturverjüngung.

Tab.13: Vor- und Nachteile von Naturverjüngung (nach Burschel und Huss 1997)

Der wesentliche Vorteil der Naturverjüngung gegenüber gepflanzten Bäumen liegt in der

Pflanzung selbst. Auch bei sorgfältiger Ausführung der Pflanzung treten häufig Schäden an

den Wurzeln auf. So wird bei der Pflanzung von Forstgehölzen häufig ein Wurzelschnitt

durchgeführt. Der Wurzelschnitt stellt eine potenzielle Eintrittspforte für Krankheitserreger

und Pilze dar. Laut einer Untersuchung von Dahmer und Raab sind gepflanzte Bäume signifi-

kant häufiger von Pilzbefall betroffen als junge Bäumchen die aus Naturverjüngung hervor-

gegangen sind. So zeigt sich, dass bei der Buche und dem Bergahorn, die Zahl der von Pilzen

befallenen Wurzeln bei gepflanzten Bäumen rund dreimal so hoch ist, wie bei jenen aus natür-

licher Verjüngung. Bei der Esche wurden von Pilzen geschädigte Wurzeln ausschließlich bei

Pro Kontra ökologisch

steht der natürlichen Wald-entwicklung näher als forst-liche Kulturen hohe Anpassung an Klein-standorte ungestörtes Wurzelwachs-tum natürliche Differenzierung hohe genetische Vielfalt durch zahlreiche Samen-jahrgänge

auch nicht geeignete Her-künfte oder nicht standorts-gerechte Baumarten können sich verjüngen Abhängig vom Samenange-bot und von Mastjahren (z.B. Buche)

ökonomisch

keine Kosten für das Anle-gen von forstlichen Kultu-ren nur in Ausnahmen Boden-bearbeitung nötig

Unregelmäßigkeit der Ver-jüngungsdichte erschwerte Bringung und Holzernte bei üppiger NVJ häufige Hiebswiederkehr (Nachlichten) hoher Pflegeaufwand in zu dichten Naturverjüngungen (Bürstenwuchs)

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 67

gepflanzten Bäumen festgestellt (Dahmer, Raab, 1997). Bei der Pflanzung von Bäumen

kommt es also häufig zu Infektionen mit Pilzsporen, welche vermutlich die Vitalität der jun-

gen Pflanzen beeinflussen können. Offenbar besteht ein deutlicher Zusammenhang zwischen

der Vitalität von jungen Bäumchen und dem Begründungsverfahren (Dahmer, Raab, 1997).

Die aus Naturverjüngung hervorgegangenen Eichen und Bergahorne zeigen bei der oben er-

wähnten Untersuchung eine wesentlich höhere Vitalität als gepflanzte Bäume. Lediglich die

Saat erreicht ähnlich gute Vitalitätswerte wie die Naturverjüngung. Auch die Buche besitzt

die höchste Vitalität bei der Naturverjüngung, allerdings werden auch bei der Hohlspaten-

pflanzung hohe Werte erreicht (Dahmer, Raab, 1997). Es besteht also eine Abhängigkeit der

Vitalität junger Bäumen von dem Begründungsverfahren. Die Naturverjüngung besitzt in den

meisten Fällen höhere Vitalitätswerte als die gepflanzten Bäume aus Baumschulen. Die Un-

tersuchung von Dahmer und Raab zeigt ferner, dass das Sprosswachstum (Höhenwachstum)

bei der Naturverjüngung aller vier untersuchten Baumarten (Eiche, Esche, Bergahorn und

Buche) wesentlich höher ist, als bei allen anderen Begründungsverfahren (Dahmer, Raab,

1997). Auch hier zeigt sich ein signifikanter Vorteil der Naturverjüngung gegenüber gepflanz-

ten Bäumen. Die Pflanzung von jungen Bäumen kann sich nachweislich auch auf die Stabili-

tät des zukünftigen Bestandes auswirken. In Abhängigkeit von den verschiedenen Pflanzver-

fahren zeigen sich unterschiedlich starke Wurzeldeformationen. Die Untersuchung von Nörr

und Baumer bestätigt den Zusammenhang zwischen Wurzeldeformationen und Bestandessta-

bilität. Wurzeldeformationen, wie sie bei Pflanzung aus verschieden Gründen häufig auftre-

ten, führen zur Verringerung der Wurzeltiefe und behindern das Erschließen des Wurzelraums

(Nörr, Baumer, 2002). Die reduzierte Wurzeltiefe führt dazu, dass die Bäume weniger gut im

Boden verankert sind und so die Bestandesstabilität langfristig beeinträchtigt wird.

Schlussfolgerungen für das untersuchte Waldgebiet

Durch den hohen Anteil von Naturverjüngung im Revier Törring Nord-II ergeben sich we-

sentliche Vorteile gegenüber gepflanzten Kulturen. Die neue Waldgeneration wird eine größe-

re genetische Vielfalt besitzen und sich so besser an Veränderungen, wie sie durch den Kli-

mawandel erwartet werden, anpassen. Außerdem wird einem Großteil der jungen Bäume im

untersuchten Waldgebiet ein ungestörtes Wurzelwachstum ermöglicht. Davon profitieren vor

allem die vielen jungen Weißtannen, die so auf natürlichem Wege eine tiefreichende und

stabile Pfahlwurzel entwickeln können. Auch die zuvor erwähnte hohe Vitalität bei den aus

Naturverjüngung hervorgegangenen Bäumchen ist für die Verjüngung am Rampelsberg be-

zeichnend. Alle diese Faktoren begünstigen die Entwicklung eines anpassungsfähigeren und

gegen biotische und abiotische Schäden, widerstandsfähigeren Wald.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 68

8.3 Baumartenanteile von Altbestand und Naturverjüngung im Vergleich

Bei den Beständen des untersuchten Waldgebiets handelt es sich größtenteils um Fichten-

oder Fichten-Kiefer-Mischbestände. Das von Nadelholz dominierte Waldgebiet hat nur gerin-

ge Anteile an Mischbaumarten. Vor allem die Weißtanne ist nach Fichte und Waldkiefer mit

rund 8% die wichtigste Mischbaumart im Revier Törring II-Nord. Als weitere Nadelbaumart

kommt örtlich die Douglasie vor, ihr Anteil ist mit ca. 1% aber sehr gering. An Laubbaumar-

ten sind der Bergahorn, die Buche und die Eiche zu nennen. Alle Laubbäume kommen nur in

geringen Anteilen vor und sind in der Regel einzelstammweise beigemischt. Die Ausnahme

sind wenige ca. 20 jährige Bergahornbestände (ehemalige Sturmwurfflächen) und ein größe-

rer Buchenbestand (ca. 2ha) im Norden des Waldgebietes. Die sonstigen Laubbaumarten wie

Sandbirke, Vogelbeere und die verschiedenen Weidenarten fehlen im Altbestand weitgehend.

Die nachfolgende Grafik zeigt die im Altbestand vorkommenden Baumarten mit Ausnahme

der Salweide (Salix caprea).

Abb.26: Baumartenanteile des Altbestandes in Prozent der Grundfläche

Da ein Zusammenhang zwischen den im Altbestand vorkommenden Baumarten, die als Sa-

menbäume dienen und der aufkommenden Naturverjüngung besteht, sollen die Baumartenan-

teile des Altbestands mit denen der Verjüngung verglichen werden. Nachfolgendes Säulendi-

77,05

10,568,34

1,3 1,17 1,04 0,260

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Anteile in %

Baumartenanteile des Altbestandes

in % der Grundfläche

Fichte Altbestand Kiefer Altbestand Tanne Altbestand

Bergahorn Altbestand Buche Altbestand Douglasie Altbestand

Eiche Altbestand

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 69

agramm zeigt die Baumartenanteile der Verjüngung >20cm bis 200cm Höhe bei einer mittle-

ren Pflanzendichte von 4047 Stück/ha.

Abb.27: Baumartenanteile der Verjüngung > 20cm in Prozent

Die Fichte besitzt, wie auch im Altbestand, den höchsten Anteil. Jedoch ist dieser mit rund

47% deutlich geringer. Auch der Anteil der Kiefer ist in der Verjüngung >20cm mit 3,16 Pro-

zent deutlich niedriger als im Altbestand. Die Weißtanne zeigt einen enormen Anstieg von ca.

8% im Altbestand auf über 28 Prozent in der Verjüngung >20cm. Die Gründe für das ver-

mehrte Tannenaufkommen sind zum einen die starke Fruktifikation der Weißtanne, sowie die

Fähigkeit auch bei starker Beschattung noch lebensfähig zu bleiben (Schütt et al., 2002). So

kann sie sich gegenüber der viel häufiger vorkommenden Fichte in den meist dicht bestockten

Beständen behaupten. Der Douglasienanteil sinkt im Vergleich mit dem Altbestand von 1,04

Prozent auf 0,11 Prozent in der Verjüngung >20cm ab. Bei allen Laubbaumarten kann eine

positive Entwicklung festgestellt werden. Besonders auffällig ist das erhöhte Eichenvorkom-

men. Die Eiche ist im Altbestand mit nur 0,26 % vertreten. In der Verjüngung >20cm kommt

sie schließlich auf einen Anteil von über 5 Prozent. Trotz des geringen Vorkommens an alten

Eichen zeigt sich ein positiver Trend in der Verjüngung hin zu höheren Eichenanteilen. Dies

ist letztendlich der Verdienst des Eichelhähers, der auch aus den Nachbarbeständen Eicheln

zusammenträgt, um einen Wintervorrat anzulegen. Auch bei der Rotbuche (5,19%) und dem

Bergahorn (6,25%) lässt sich eine deutliche Zunahme bei den Anteilen in der Verjüngung

verzeichnen. Zusammenfassend kann eine durchweg positive Entwicklung hinsichtlich der

Baumartenzusammensetzung festgestellt werden. Der Laubholzanteil hat sich deutlich erhöht.

47,47

3,16

28,29

6,25 5,19

0,11

5,11

0

10

20

30

40

50

Anteile in %

Baumartenanteile der Verjüngung >20cm in %

der Stückzahl

Fichte Verjüngung Kiefer Verjüngung Tanne Verjüngung

Bergahorn Verjüngung Buche Verjüngung Douglasie Verjüngung

Eiche Verjüngung

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 70

Auch der Anteil der gegen Verbiss empfindlichen Weißtanne hat sich enorm gesteigert. Au-

ßerdem hat sich der Anteil der durch biotische und abiotische Schäden gefährdeten Fichte auf

unter 50% verringert. Alles in allem wird die neue Waldgeneration reicher an Mischbaumar-

ten sein.

8.4 Verjüngungspotenzial und Entmischung

In dem untersuchten Waldgebiet zeigt die Verjüngung unter 20cm Höhe nur geringe Verbiss-

schäden. Da kaum junge Bäume dieser Höhenstufe in der Folge von Schalwildverbiss ausfal-

len oder selektiver Wildverbiss die Artenzusammensetzung verändert, eignet sich diese be-

sonders gut, um das Verjüngungspotenzial der einzelnen Baumarten sowie die natürliche

Entmischung aufzuzeigen. Das unten dargestellte Diagramm stellt die Baumartenverteilung in

der Verjüngung < 20cm bei einer mittleren Pflanzendichte von 18449 Stück/ha dar.

Abb.28: Baumartenanteile der Verjüngung < 20cm in Prozent

81,23

1,22

13,3

1,28 0,3 0 1,94

0

10

20

30

40

50

60

70

80

90

Anteil in %

Baumartenanteile der Verjüngung <20cm in %

der Stückzahl

Fichte Kiefer Tanne Bergahorn Buche Douglasie Eiche

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 71

Betrachtet man die Baumartenverteilung der Verjüngung < 20cm und > 20cm, unter Berück-

sichtigung der jeweiligen mittleren Pflanzendichte, ergeben sich die in der folgenden Tabelle

zusammengestellte Ergebnisse.

Verjüngung <20cm Verjüngung >20cm Stammzahlreduktion

in Prozent

mittlere Dichte in

Stück/ha

18449 4047 -78%

Stückzahl/ha nach

Baumarten

Fichte: 14986

Kiefer: 225

Tanne: 2435

Bergahorn: 236

Buche: 55

Douglasie: 0

Eiche: 358

Fichte: 1902

Kiefer: 128

Tanne: 1133

Bergahorn: 253

Buche: 210

Douglasie: 4

Eiche: 207

-87%

-43%

-53%

+7%

+382%

k.a.

-42%

Tab.14: Stammzahlreduktion der Verjüngung >20cm im Vergleich zur Verjüngung < 20cm

Beim Vergleich der mittleren Pflanzendichte der Verjüngung > 20cm und < 20cm zeigt sich

ein deutlicher Rückgang bei den Stückzahlen der jungen Bäumchen um mehr als das 4,5-

fache. Für diese Beobachtung kommen mehrere Ursachen in Betracht. Von den jeweiligen

Baumarten ist die Fichte die Baumart mit dem höchsten Verjüngungspotenzials. Durch-

schnittlich sind 14986 junge Pflanzen unter der 20cm Grenze pro Hektar zu finden. Der

Grund dafür ist darin zu sehen, dass sie schlichtweg die häufigste Baumart im Altbestand ist.

Jedoch fallen durchschnittlich, trotz des nachweislich niedrigen Wildverbisses, (siehe Punkt

7.2.3) mehr als 13000 junge Fichten pro Hektar aus, bevor sie eine Höhe von mehr als 20cm

erreichen. Unter Berücksichtigung der Tatsache, dass der Großteil der Waldfläche dicht be-

stockt ist und so eher mäßige Lichtverhältnisse vorherrschen, muss davon ausgegangen wer-

den, dass der reduzierende Faktor für die Fichte wohl das Fehlen von Sonnenlicht ist. Die

Waldkiefer ist eine ausgesprochene Lichtbaumart (Ellenberg, 1978), daher ist sie in den dunk-

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 72

len Beständen des untersuchten Waldgebiets, obwohl sie die zweithäufigste Baumart ist, eher

selten in der Verjüngung anzutreffen. Dank der hohen Schattentoleranz schafft es die Weiß-

tanne, sich auch in den dunklen Bestandesteilen zu behaupten. So stellt sie mit durchschnitt-

lich etwas über 1100 jungen Bäumchen pro Hektar die zweithäufigste Baumart in der Verjün-

gung > 20cm. Auch das Verjüngungspotenzial der Tanne ist erwähnenswert. Im Altbestand ist

die Weißtanne zu meist einzelstammweise beigemischt und mit rund 8% die dritthäufigste

Baumart. Die Tatsache, dass im Durchschnitt 2435 kleine Tannen unter 20cm Höhe pro Hek-

tar wachsen, ist äußerst bemerkenswert. Bei der Eiche zeichnet sich ebenfalls ein positiver

Trend ab. Eichen kommen im Altbestand so gut wie nicht vor, trotzdem finden sich rechne-

risch 358 junge Eichen pro Hektar, die sich jedoch, bedingt durch die erhöhte Verbissbelas-

tung und den reduzierten Lichteinfall, vielerorts auf 207 Stück/ha verringern. Bei Bergahorn

und Rotbuche finden sich sogar mehr junge Bäume der jeweiligen Art in der Verjüngung grö-

ßer als 20cm.

Das Verjüngungspotenzial des untersuchten Waldgebiets ist mit durchschnittlich 18449 jun-

gen Waldbäumen < 20cm erfreulich groß. Mittels Abbildung 15 kann festgestellt werden, dass

sich unter den 50-60 jährigen Beständen im Durchschnitt sogar rund 30000 Bäume < 20cm

finden. Außerdem ist zu beachten, dass mit 4047 Stück/ha eine ausreichende Zahl an jungen

Bäumen in die Höhenstufen > 20cm einwachsen. Die Ursache für die Abnahme der durch-

schnittlichen Pflanzenzahl pro Hektar ist vermutlich das ausdunkeln der lichtbedürftigen Ar-

ten wie Eiche, Waldkiefer und Fichte. Wildverbiss spielt im Revier Törring II-Nord bei der

Verjüngung < 20cm keine große Rolle. Nur die jungen Eichen sind häufiger von Wildverbiss

betroffen. Die jungen Weißtannen sind dank der hohen Schattenverträglichkeit und des gerin-

gen Verbissdrucks in der Lage, beim Vergleich der Höhenstufen < 20cm und > 20cm, ihren

Anteil in der Verjüngung zu erhöhen. In der Verjüngung ist keine Entmischung (negative

Veränderung der Baumartenanteile) der Baumarten beim Vergleich der Höhenstufen < 20cm

und > 20cm festzustellen. Es besteht eine relativ gleichmäßige Reduktion der jungen Bäum-

chen. Nur die Anzahl der Fichten nimmt überproportional stärker ab, folglich erhöht sich der

Anteil aller anderen Baumarten im Vergleich zur Fichte deutlich.

8.5 Seltene Baumarten und ihre Bedeutung im Revier Törring II-Nord

In der Verjüngung des Waldgebiets finden sich, neben den zuvor erwähnten, noch einige wei-

tere Baumarten. Die meisten sind nicht oder nur in sehr geringen Anteilen im Altbestand ver-

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 73

treten. Daher sind die Anteile dieser seltenen Baumarten äußerst gering und liegen durchweg

unter 2 Prozent.

Die folgende Übersicht zeigt die Anteile der seltenen Baumarten in der Verjüngung > 20cm.

seltene Baumarten in der Verjüngung > 20cm

Hainbuche (0,06%) Esche (1,75%)

Lärche (0,31%) Roteiche (0,03%)

Vogelbeere (1,61%) Vogelkirsche (0,03%)

Sandbirke (0,5%)

Tab.15: Überblick über die seltenen Baumarten in der Verjüngung des untersuchten Waldge-

biets

Durch den geringen Anteil der oben abgebildeten Baumarten ist ihre Wirkung auf das Öko-

system verschwindend gering. Lediglich die Esche und die Vogelbeere besitzen nennenswerte

Anteile. Die Esche wurde nur an wenigen Messpunkten aufgenommen, dafür fand sie sich an

diesen Punkten in größeren Dichten. Die Vogelbeere hingegen ist in relativ gleichmäßigen

Dichten vorhanden, so kommen rechnerisch 65 Vogelbeeren auf ein Hektar Waldfläche. Die

beiden Baumarten besitzen hinsichtlich der Abbauraten ihrer Laubstreu hervorragende Werte.

Dies kann sich wiederum positiv auf die Humuszusammensetzung und damit auf die Nähr-

stoffversorgung des Waldbodens auswirken (Ellenberg, 1978).

Schlussfolgerungen und zukünftige Entwicklung

Die neue Waldgeneration ist wesentlich reicher an Mischbaumarten als der Altbestand. So hat

sich der Anteil der Fichte in der Verjüngung > 20cm auf rund 47% verringert. Während der

Laubholzanteil im Altbestand lediglich 3% beträgt, sind Laubbäume in der Verjüngung >

20cm mit rund 20% vertreten. Die Weißtanne ist mit großem Abstand zur wichtigsten Misch-

baumart geworden und besitzt einen Anteil von über 28% in der Verjüngung > 20cm. Neben

den dominanten Baumarten aus dem Altbestand finden sich 7 weitere Baumarten in den

Jungwüchsen. Bei großem Verjüngungspotenzial kann gleichzeitig keine Entmischung der

Artenzusammensetzung innerhalb der Verjüngung festgestellt werden. Die neue Waldgenrati-

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 74

on zeichnet sich durch eine wesentlich höhere Artenvielfalt der Bäume aus. Es kann mit gro-

ßer Wahrscheinlichkeit davon ausgegangen werden, dass sich ein artenreicher und stabilerer

Mischbestand einstellen wird. Da der Großteil der Verjüngung unter dem Altholzschirm auf-

wächst, wird die zukünftige Baumartenzusammensetzung hauptsächlich von der Lichtsteue-

rung durch waldbauliche Maßnahmen bestimmt werden. Bei längerer Beschattung durch den

Schirm des Altbestandes kann sich der Anteil der Schattbaumarten wie Weißtanne und Rot-

buche noch erhöhen. Im Umkehrschluss können bei mehr Lichtgabe die Lichtbedürftigeren

Arten wie Eiche, Fichte und Kiefer gefördert werden. Hierbei besteht jedoch die Gefahr, dass

die üppig vorhandene Fichteverjüngung die weniger häufigen Baumarten überwächst und so

seltene und einzeln beigemischte Arten wieder verschwinden. Unter Umständen kann so ein

enormer Pflegeaufwand entstehen, sollen die seltenen Mischbaumarten nicht überwachsen

werden.

8.6 Vorteile von Mischbeständen aus ökologischer Sicht

Dank der engagierten und waldorientierten Jagd werden die Bestände am Rampelsberg in

Zukunft reicher an Mischbaumarten sein. Mischbestände besitzen gegenüber Reinbeständen

vielseitige ökologische Vorteile. Autoren gängiger Waldbauliteratur schreiben Mischbestän-

den die in der nachfolgenden Tabelle dargestellten Vorteile zu.

ökologische Vorteile von Mischbeständen Quelle

bessere Bodendurchwurzelung und Er-

schließung mehrerer Bodenschichten

Mischungen sind stabilitätsfördernd

Bildung günstigerer Humusformen und ra-schere Streuabbau

Schaffung eines vielseitigen Lebensraums für

Tiere und Pflanzen

besserer Nährstoffkreislauf

Risikostreuung bei biotischen und abioti-schen Schadereignissen

Rittershofer 1994

Burschel und Huss 1997

Rittershofer 1994

Burschel und Huss 1997

Rittershofer 1994

Burschel und Huss 1997

Tab.16: Vorteile von Mischbeständen

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 75

Nadelholzbestände aus Fichte oder Waldkiefer neigen im Allgemeinen zur Bildung von un-

günstigen Humusformen. Der Grund dafür ist in der schlechter zersetzbaren Streu von Nadel-

bäumen zu sehen. Nadelstreu ist im Vergleich zur Streu von Laubbäumen reicher an Lignin

und Harzen. Dies führt zu einer erschwerten Zersetzung und damit zur Bildung von Moder

oder Rohhumus (Ellenberg, 1978). Werden in Nadelholzbestände Laubbäume eingemischt,

bewirkt diese eine raschere Streuabbau und eine günstigere Humusform (Rittershofer, 1994).

Wie stark dieser Effekt ausgeprägt ist, hängt jedoch von der Streubeschaffenheit und dem

Mikroklima innerhalb des Bestandes ab (Rothe, 1997). Auch die Standortsgüte nimmt großen

Einfluss auf den Humuszustand. So können auf gut basenversorgten Standorten schon gerin-

gere Anteile an Mischbaumarten wie Buche oder Bergahorn eine Verbesserung bewirken

(Rothe, 1997). Außerdem führt die Mischung verschiedener Baumarten zu einer besseren

Durchwurzelung des Waldbodens. Für Fichten-Buchen-Mischbestände konnte eine vertikale

Differenzierung des Wurzelraums nachgewiesen werden, wobei die Fichtenfeinwurzeln fla-

cher und die Feinwurzeln der Buche tiefer reichen, als im jeweiligen Reinbestand. In direktem

Zusammenhang damit sieht Rothe eine verbesserte Nährstoffaufnahme für den Einzelbaum,

die vermutlich durch die verminderte Konkurrenz der beiden Baumarten um Ressourcen her-

vorgerufen wird (Rothe, 1997). Des Weiteren findet in Mischbeständen eine Umverteilung

des Streumaterials statt. Das bedeutet, dass das Laub der Mischbaumarten unter die Fichten-

teile eingeweht wird und so für eine bessere Nährstoffversorgung der Fichten sorgt. Dadurch

kann die verlagerte Nährstoffmenge auf leistungsfähigen Standorten innerhalb von 10 Jahren

einer Volldüngung gleich kommen (Rothe, 1997). Im Zusammenhang mit Mischbeständen

wir in der Literatur immer wieder eine mögliche Zuwachssteigerung erwähnt. Bei der Verge-

sellschaftung von möglichst unterschiedlichen Baumarten hinsichtlich ihrer ökologischen

Eigenschaften z.B. die Mischung von Licht- und Schattbaumarten können Zuwachssteigerun-

gen von bis zu 30% beobachtet werden (Matyssek et al., 2010). Am Standort Höglwald konn-

te Rothe feststellen, dass der Zuwachs von Fichten-Buchen-Mischbeständen zwar unter dem

Zuwachs von Fichtenreinbeständen liegt. Bei einem Buchenanteil von 40% jedoch immer

noch beachtliche 90% des Zuwachses des Fichtenreinbestandes erreicht werden und somit der

Zuwachs höher liegt, als bei einem getrennten Anbau der beiden Baumarten zu gleichen An-

teilen (Rothe, 1997). Mit das schlagkräftigste Argument für Mischbestände ist die Risi-

kostreuung. Dabei wird davon ausgegangen, dass mehrere verschiedene Baumarten zusam-

men besser gegen unabsehbare biotische und abiotische Schädigungen gewappnet sind. Fällt

die eine Baumart wegen einer Erkrankung oder einer Störung aus, so kann eine andere Baum-

art die freiwerdenden Ressourcen nutzen. Dies stellt in erster Linie eine betriebswirtschaftli-

che Absicherung ähnlich einem gemischten Aktienpaket dar.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 76

8.7Auswirkungen der veränderten Baumartenzusammensetzung auf den

Standort

In dem untersuchten Waldgebiet wächst ein Großteil der Naturverjüngung im Schutz des Alt-

bestandes auf. Bei lediglich 10% der Gesamtfläche handelt es sich um Freiflächen, die zu

meist mit wenigen Jahre alten Kulturen bestockt sind. Auf den restlichen 90% der Waldfläche

stockt ein Baumbestand mit einem mehr oder weniger dicht geschlossenen Kronendach. Das

folgende Diagramm zeigt die Flächenanteile der unterschiedlichen Schlussgrade in Prozent

der Gesamtfläche.

Abb.29: Flächenanteile der unterschiedlichen Schlussgrade des Altbestandes

Im Folgenden sollen die Auswirkungen der veränderten Baumartenzusammensetzung in den

Jungwüchsen auf verschiedene Bodenparameter beschrieben werden. Heitz untersuchte die

Auswirkungen auf den bodenchemischen Zustand und den Bioelementehaushalt von Voran-

baugruppen unter Fichtenreinbeständen. Da die Verjüngung am Rampelsberg vorwiegend

unter dem Schirm des Altbestandes aufwächst, liegt der Vergleich mit künstlich eingebrach-

ten Voranbaugruppen nahe. Bei der erwähnten Untersuchung wurden Voranbaugruppen aus

den Baumarten Weißtanne (Abies alba), Rotbuche (Fagus sylvatica) und Bergahorn (Acer

pseudoplatanus) auf verschiedenen Standorten betrachtete. Das Waldgebiet im Revier Törring

II-Nord ist am besten mit den Standortsverhältnissen auf den von Heitz untersuchten Probe-

flächen im Deisenhofer Forst zu vergleichen. Die nachfolgend beschriebenen Auswirkungen

von Voranbaugruppen auf den Humusumsatz, den Stickstoffeintrag, den Nitratgehalt im Si-

ckerwasser und die Bodenfruchtbarkeit beziehen sich also auf gut mit Basen versorgte Wald-

böden, ähnlich denen im Revier Törring II-Nord.

Freifläche

10%

Gedrängt

18%

Geschlossen

30%

Licht

geschlossen

28%

Licht

8%

Räumig

6%

Flächenanteile der unterschiedlichen

Schlussgrade in %

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 77

Unter einer Bestockung aus Bergahorn und Linde konnte der bedeutendste Humusumsatz

festgestellt werden. Hier zeigte sich einen deutliche Verbesserung der Humusform ausgehend

von einem typischen Moder hin zu F- und L-Mull. Auch die Voranbaugruppen mit Buche und

Weißtanne zeigten leichte Verbesserungen, jedoch nicht in der Deutlichkeit wie bei den Berg-

ahorn/Lindengruppen (Heitz, 1998). Diese Beobachtung lässt darauf schließen, dass die Ver-

änderung der Humusform auf die Qualität der Streu der als Voranbaugruppe eingebrachten

Baumarten zurückzuführen ist. Für das untersuchte Waldgebiet bedeutet dies im Rückschluss,

dass sich der erhöhte Anteil an Baumarten mit einer leicht zersetzbaren Streu positiv auf die

Humusform auswirken kann. Vor allem die vom Rehwild bevorzugt verbissenen Baumarten

Bergahorn, Esche und Vogelbeere besitzen eine leicht zersetzbare Laubstreu und so die Ei-

genschaft, die Humusform zu verbessern (Ellenberg, 1978). Des Weiteren konnte Heitz eine

positive Verbesserung hinsichtlich der Austragsverluste von Stickstoff auf den Umbauflächen

nachweisen. Der Stickstoffaustrag und die damit verbundene Nitratbelastung spielen hinsicht-

lich der Trinkwasserqualität eine besondere Rolle (siehe Punkt 8.10). Besonders zu erwähnen

ist an dieser Stelle, dass auch unter Tannenvoranbaugruppen die Nitratausträge äußerst gering

waren (Heitz, 1998). Heitz schreibt den Umbaubaumarten Bergahorn, Buche und Weißtanne

ein deutliches Potenzial zur Verbesserung der Oberbodenfruchtbarkeit zu. So konnte am

Stofffluss der Umbaubestände für alle drei Baumarten eine „Ca-Pumpwirkung“ aus dem car-

bonatreichen Unterboden in dem Oberboden festgestellt werden (Heitz, 1998). Im Zusam-

menhang mit den erhöhten Kalziumvorräten im Oberboden beschreibt Heitz die Minderung

von Austragverlusten der Begleitkationen besonders bei der Nitratauswaschung (Heitz, 1998).

Der Verlust an basisch wirksamen Kationen (Ca, Mg, K) im Zuge der Nitatauswaschung führt

häufig zur Versauerung und so zur Minderung der Wuchskraft von Waldböden (Blum, 2007).

Der Einfluss der Baumarten auf die Verbesserung der Oberbodenfruchtbarkeit wird offenbar,

ähnlich wie die Humusumsetzung, von der Qualität der Streu beeinflusst. Besonders der

Bergahorn ist zur Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit geeignet. Aber auch die Rotbuche be-

wirkt, wenn auch bei langsamer ablaufenden Prozessen (schwerer zersetzbare Streu), eine

Melioration der Oberbodenfruchtbarkeit (Heitz, 1998).

Aufgrund der positiven Entwicklung der Baumartenmischung und dem erhöhten Anteil an

bodenverbessernden Arten wie Bergahorn, Buche, Vogelbeere (Sorbus aucuparia) und Esche

(Fraxinus excelsior) (Ellenberg, 1978), kann in dem untersuchten Waldgebiet mittelfristig mit

verbesserten Wachstumsbedingungen gerechnet werden. In den von Fichten und Kiefern be-

tonten Beständen am Rampelsberg sind die häufigsten Humusformen der typische Moder und

der rohhumusartige Moder. Bei beiden Humusformen ist die biotische Aktivität im Vergleich

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 78

zum Mull verringert (Blum, 2007). Es ist zu erwarten, dass sich die Humusformen in den

nächsten Jahrzehnten verbessern werden. Außerdem kann mit einer verbesserten Basenver-

sorgung im Oberboden durch die Pumpwirkung der häufigen Baumarten Bergahorn, Buche

und Tanne gerechnet werden. Die Naturverjüngung im Revier Törring Nord-II wird mittelfris-

tig die Grundwasserqualität verbessern sowie die Standortskraft erhalten.

8.8 Naturnähe und Biodiversität

Bei der Beschreibung der Naturnähe des untersuchten Waldgebiets muss beachtet werden,

dass das Ökosystem Wald nicht nur aus Bäumen besteht. Die natürliche Waldgesellschaft

wird aus den Pflanzen der Moos-, Kraut-, Strauch und Baumschicht gebildet (Walentowski et

al., 2006). Da aber nur Informationen zu den Baumarten des Altbestandes und der Verjün-

gung vorliegen, muss die Bewertung der Naturnähe an Hand der Baumartenanteile erfolgen.

Für die Bundeswaldinventur wurde ein System zur Bewertung der Naturnähe mit Hilfe der

Baumarten verwendet. Dabei wird überprüft, in welchem Umfang die Haupt- Begleit-, Ne-

ben- und Pionierbaumarten der jeweiligen natürlichen Waldgesellschaft vertreten sind und ob

Gastbaumarten vorkommen (Michiels, 2005). Unter Betrachtung der durchschnittlichen

Baumartenverteilung des Altbestandes wird deutlich, dass die Fichte (Picea abies) und die

Waldkiefer (Pinus sylvestris) zusammen über 87 Prozent der Grundfläche besitzen. Bei den

Mischbaumarten stellt lediglich die Weißtanne einen nennenswerten Anteil mit etwas über

8%. Dazu kommt der vielfach ausgeprägte Kulturcharakter der Bestände. Zusammenfassend

ist das Waldgebiet als naturferner Nadelholzforst zu bewerten. Nach Michiels würde der Alt-

bestand mit weniger als 25% der Baumarten inkl. Neben-/Begleit- und Pionierbaumarten der

natürlichen Waldgesellschaft als kulturbestimmt beschrieben werden. In diesem Zusammen-

hang muss allerdings erwähnt werden, dass nicht alle Bestände in dem Waldgebiet als kultur-

bestimmt beschrieben werden können. Einige Bestände mit höherem Buchen und Tannenan-

teil im Altbestand besitzen eine größere Naturnähe als reine Fichten- oder Waldkieferbestän-

de. Bei der Artenzusammensetzung der Naturverjüngung hinsichtlich der Naturnähe ist der

erhöhte Mischbaumartenanteil im Vergleich zum Altbestand zu erwähnen. Besonders der

deutliche Anstieg des Tannenanteils ist positiv zu bewerten. Bei der potenziellen natürlichen

Vegetation handelt es sich auf großer Fläche um Buchen-Tannen-Mischwälder mit mehr oder

weniger hohen Anteilen von Edellaubbäumen (siehe Punkt 4.2). Die Buche ist hier die domi-

nanteste Baumart. Ihr Anteil an der Verjüngung ist mit knapp 5% jedoch sehr gering. Die

Entwicklung der Edellaubhölzer hingegen ist erfreulich. Obwohl der Bergahorn mit Abstand

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 79

am häufigsten zu finden ist, kommen auch die Esche und die seltene Bergulme (Ulmus glab-

ra) in der Verjüngung vor. Als fremdländische Baumart ist die Douglasie (Pseudozuga men-

ziesi) zu nennen, deren Anteil in der Verjüngung jedoch sehr gering ist. Es wird sich in Zu-

kunft wohl ein der Natur näherer stehender Wald mit mehr Mischbaumarten und einem höhe-

ren Anteil an Baumarten der natürlichen Waldgesellschaft einstellen. Nach der Einteilung von

Michiels ist die Zusammensetzung der Naturverjüngung momentan zwischen kulturbetont

und bedingt naturnah einzuordnen. Ist mehr Naturnähe vom Waldbesitzer erwünscht, muss

allen voran die Buche in größerem Umfang gefördert werden. Da Samenbäume weitestgehend

fehlen, wird ein höherer Anteil der Rotbuche nur mittels Pflanzung zu erreichen sein.

Der erhöhte Anteil an Mischbaumarten ist zunächst einmal gleich bedeutend mit einer erhöh-

ten Biodiversität. Da sich in der Naturverjüngung zahlreiche Baumarten finden die nicht oder

nur zu geringen Anteilen im Altbestand vertreten sind. Außerdem ist der Anteil der seltenen

Tanne deutlich gestiegen. Mit steigender Vielfalt der Baumarten vergrößert sich auch die

Vielfalt des Lebensraums. So bietet ein baumartenreicher Wald vielen, auf bestimmte Baum-

arten angewiesenen, Arten einen Raum zum Leben. Bei der Untersuchung von Kiefernbestän-

den die mit Eiche, Bergahorn und Hainbuche vorangebaut wurden, konnte Nicolai einen be-

deutenden Anstieg von Insektenarten in den Umbaubeständen feststellen (Nicolai, 2000). Ob

und in welchem Umfang die artenreiche Naturverjüngung des untersuchten Waldgebiets letzt-

endlich auch eine Steigerung der Artenvielfalt der im Wald lebenden Organismen zur Folge

hat, ist unter den gegebenen Voraussetzungen kaum zu beantworten. Mit Sicherheit kann je-

doch behauptet werden, dass die bereits vorhandene Artenvielfalt in dem Waldgebiet durch

das nachwachsen zahlreicher verschiedener Baumarten gesichert werden kann. So stellen die

im Altbestand wachsenden Weißtannen einen in Bayern seltenen Lebensraum für zahlreiche

spezialisierte Waldtiere und Pilze dar. Als Beispiele währen an dieser Stelle die Tannenmeise,

das Sommergoldhähnchen, der Schönfußröhrling, der zitronengelbe Knollenblätterpilz sowie

zahlreiche andere Pilz- und Insektenarten, die auf die Weißtanne angewiesen sind, zu nennen

(Blaschke, 2004, Müller, Goßner, 2004). Durch das ungestörte Aufwachsen einer neuen Ge-

neration an Weißtannen kann der Lebensraum für viele mit der Tanne vergesellschafteten

Arten auch in Zukunft erhalten werden.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 80

8.9 Die Tanne im Jagdrevier Törring II-Nord

8.9.1 Bedeutung der Weißtanne in der Verjüngung des untersuchten Waldgebiets

Die Weißtanne (Abies alba) ist in dem untersuchten Waldgebiet eine der häufigsten Baumart

in der Verjüngung. Mit einem Anteil von rund 28% an der gesamten Verjüngung und einer

rechnerisch gemittelten Pflanzendichte von 1133 jungen Tannen pro Hektar ist sie mit großem

Abstand die wichtigste Mischbaumart. Durch die Tatsache, dass die jungen Weißtannen aus-

schließlich aus natürlicher Verjüngung hervorgegangen sind, erscheint ihr Anteil mit über 28

Prozent als bemerkenswert hoch. Daher spielt die Weißtanne bei der Bewertung der Naturver-

jüngung im Revier Törring II-Nord eine zentrale Rolle.

8.9.2 Die Ökologie der Tanne

Abies alba (Weißtanne) ist ein immergrüner Nadelbaum, der sich ähnlich der Buche, durch

eine sehr hohe Schattentoleranz auszeichnet. Sie ist stark Spätfrost gefährdet und wird bevor-

zugt vom Schalenwild verbissen. Auf Verbiss reagiert die Weißtanne äußerst empfindlich

(Schütt et al., 2002), verjüngt sich jedoch bei Ausschluss von Verbiss auf allen Standorten

problemlos natürlich (Burschel, Huss, 1997). Im Optimum wird sie bei einem maximalen Al-

ter von 500 Jahren bis zu 65 Meter hoch (Schütt et al., 2002). Ausgehend von ihren eiszeitli-

chen Refugien im Mittelmeerraum (Schwerpunkt italienischer Apennin und Griechenland)

verbreitete sich die Weißtanne um 4000 v.Chr. in den Berglagen Süddeutschlands (Kölling et

al., 2004). Abies alba bevorzugt die montanen Lagen mit Niederschlägen > 1000 mm/a.

Die Weißtanne (Abies alba) ist, neben der Rotbuche (Fagus sylvatica), von Natur aus in Bay-

ern die zweithäufigste Schattbaumart. Der potenzielle natürliche Tannenanteil Bayerns liegt

zwischen 8% und 15%, aktuell besitzt die Weißtanne jedoch nur noch einen Anteil von ca.

2% der Waldfläche Bayerns (Walentowski et al., 2006). Grund für die starke Reduktion der

Tannenvorkommen von 14,3% im Jahre 1830 auf ca. 1% 1960 sind, neben übertriebener

Kahlschlagwirtschaft, hohe Schadstoffimmissionen (Tannensterben) sowie überhöhte Scha-

lenwildbestände (vgl. Schütt et al., 2002). Das Verbreitungsgebiet der Tanne ähnelt dem der

Rotbuche, jedoch ist die Weißtanne, im Gegensatz zur Rotbuche, deutlich stärker an die Be-

dingungen der europäischen Hoch- und Mittelgebirge gebunden (Walentowski et al., 2006).

In den bayerischen Alpen steigt sie, ähnlich wie die Buche, auf bis zu 1500 Meter (Schütt et

al., 2002). Die Weißtanne ist von Natur aus über ein großes Areal der Hochgebirge, der Mit-

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 81

telgebirge und des Hügellandes verbreitet. Abies alba stellt nur geringe Ansprüche an die

Nährstoffversorgung, sowohl basenarme, als auch Böden mit guter Basenversorgung werden

besiedelt (Walentowski 1998).

Hinsichtlich der Wasserversorgung zeigt sich die Weißtanne sehr flexibel. Mit ihrer tiefrei-

chenden Pfahlwurzel ist die sie in der Lage, sowohl schwere und staunasse Substrate, als auch

flachgründige Humuscarbonatböden erfolgreich zu bestocken. Auch auf vernässten Standor-

ten ist die Tanne dank ihrer hohen Wurzelenergie stabil und im Gegensatz zur Fichte nur we-

nig sturmwurfgefährdet. Die Fähigkeit der Weißtanne, den Boden mit Hilfe ihrer kräftigen

Pfahlwurzel tief zu durchdringen, ist unter anderem auch auf mittleren (normal Standort)

Standorten ein enormer Vorteil, falls es im Zuge von Trockenperioden zum Austrocknen des

Oberbodens kommt und Wasser aus tieferen Teilen des Solums bezogen werden muss

(Kölling et al., 2004). Natürliche, von der Tanne dominierte Wälder, bilden sich nur dort, wo

die Wuchskraft der Buche aufgrund der standörtlichen Bedingungen stark nachlässt. Beson-

ders auf vernässten, stark verdichteten und schweren tonigen Substraten ist die Weißtanne der

Buche überlegen (Walentowski et al., 2006). Die verschiedenen, in Bayern vorkommenden

Tannenwaldgesellschaften, lassen sich im Wesentlichen nach dem Basenhaushalt und dem

Tiefenverlauf der Basensättigung der Böden differenzieren (Kölling et al., 2004).

Folgende Tannenwaldgesellschaften werden unterschieden (Walentowski, 1998):

Krautreiche Tannenwälder

• Rundblattlabkraut-Tannenwald (mäßig sauer, hangfeucht/feucht)

• Wintergrün-Tannenwald (schwach sauer, hangfeucht/feucht mit sommerlichen

Austrocknungen)

• Montaner Carbonatschutt- und -fels-Tannenwald der Kalkalpen (saurer Aufla-

gehumus über Kalk- und Dolomitgesteinen, mäßig frisch)

Beerstrauchreiche Tannenwälder

• Preiselbeer-Fichten-Tannen-Kiefernwald (stark sauer und sehr nährstoffarm,

wechselfeucht/feucht)

• Hainsimsen-Fichten-Tannenwald (sauer und nährstoffarm, hangfeucht/feucht)

Der Verbreitungsschwerpunkt der Tanne liegt aber nicht in den natürlichen Tannenschluss-

waldgesellschaften, vielmehr ist sie eine bedeutende Mischbaumart in verschiedenen Bu-

chenwaldgesellschaften des Hügel- und Berglandes. Besonders im Bergmischwald der Alpen

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 82

und der östlichen Mittelgebirge, wo die Konkurrenzkraft der Rotbuche nachlässt und dadurch

Mischbaumarten wie die Tanne, die Fichte und der Bergahorn am Waldaufbau wesentlich

beteiligt sind. Im Alpenvorland, Tertiärhügelland sowie in Teilen des fränkischen Keupers ist

die Weißtanne ebenfalls ein wichtiges Mietglied der natürlichen Buchenwaldgesellschaften

(Kölling et al., 2004).

8.9.3 Die Weißtanne und ihre Bedeutung für den Waldumbau

Aufgrund der oben beschriebenen ökologischen Eigenschaften besitzt die Weißtanne beson-

dere Bedeutung für den Waldumbau. So ermöglicht die hohe Schattentoleranz der Tanne in

besonderer Weise den Aufbau von gestuften Wäldern und ist daher neben der Rotbuche die

wichtigste Baumart für den frühzeitigen Voranbau unter Schirm. Die Misserfolge bei der Be-

wirtschaftung von reinen Fichtenbeständen durch Sturm und Insektenkalamitäten haben dazu

geführt, dass die Weißtanne wieder mehr in den Fokus der Forstwirtschaft gelangte. Abies

alba vereint gleich mehrere, für den Waldumbau relevante, Eigenschaften wie Stabilität,

Langlebigkeit und Schattentoleranz. Dank der konsequenten Rehwildbejagung im Revier Tör-

ring II-Nord ist die Tanne heute die wichtigste Mischbaumart. Mit ihrer Hilfe können die Be-

stände des untersuchten Waldgebiets in Abhängigkeit vom Alter und der waldbaulichen Be-

handlung in strukturreichere und stabilere Waldformen überführt werden.

8.9.4 Die Weißtanne als Weiser einer waldorientierten Jagd

Georg Meister wies 2004 in der 45.Ausgabe der LWF Wissen auf den Zusammenhang zwi-

schen dem Erfolg von Tannenverjüngungen und der Jagd hin. Nur bei waldorientierter Jagd

ist es möglich, die wertvolle Mischbaumart Tanne in nennenswerten Anteilen aus dem Äser

des Wildes herauswachsen zu lassen. Die Weißtanne kann daher als Weiserbaumart für den

Wildverbiss bezeichnet werden. Wird sie nur wenig verbissen, sind auch andere Mischbaum-

arten in der Regel weniger von Wildverbiss betroffen.

Die waldorientierte Jagd hat im Revier Törring II-Nord zu einem sprunghaften Anstieg von

jungen Weißtannen in der Verjüngung geführt. Durchschnittlich wachsen heute mehr als 1100

junge Weißtannen pro Hektar Waldfläche. Des Weiteren ist zu bemerken, dass der Großteil

der jungen Tannen kleiner als 1,3 Meter ist.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 83

Die folgende Grafik zeigt die Verteilung der jungen Tannen auf die verschiedenen Höhenstu-

fen.

Abb.30: Höhenstruktur junger Weißtannen in der Verjüngung > 20cm

Aus dem Diagramm ist zu entnehmen, dass ca. 53% der Weißtannen in der Verjüngung >

20cm kleiner als 50cm sind. Der Großteil der Tannen in dem Waldgebiet ist also nur wenige

Jahre alt. Damit lässt sich die positive Auswirkung der engagierten Rehwildbejagung auf die

örtliche Tannenpopulation deutlich aufzeigen.

Schlussfolgerung für das untersuchte Waldgebiet

Die Weißtanne besitzt viele positive ökologische Eigenschaften, die sich nicht nur im Wald-

umbau als nützlich erweisen. Dank einer waldorientierten Jagdausübung, ist die Weißtanne in

dem untersuchten Waldgebiet die zweithäufigste Baumart in der Verjüngung. Der erfreulich

hohe Anteil an Jungtannen wird sich in Zukunft positiv auf die Stabilität und die Struktur der

Waldbestände auswirken.

53,39

38,17

8,440

10

20

30

40

50

60

20-50 51-130 131-200

Höhenstufen in cm

Höhenstruktur der Tannenverjüngung

> 20cm

Pflanzenzahl in der

jeweiligen Höhenstufe in

%

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 84

8.10 Zukünftige Erfüllung der Wasserschutzfunktion

Die Versorgung der Bevölkerung mit qualitativ hochwertigem Trinkwasser ist weltweit zu

einem essentiellen Thema der Politik geworden, in Ländern der Dritten Welt noch mehr als in

Mitteleuropa. Aber auch hierzulande steigt, unter anderem aufgrund des Bevölkerungswachs-

tums und des hohen Wasserverbrauchs der Industrie, die Bedeutung der Bewirtschaftung von

Trinkwasser.

Hasel erkannte schon Anfang der 70er Jahre des 20.Jahrhunderts, dass die Trinkwassergewin-

nung aus Wald in Zukunft neben der Holznutzung als ein bedeutender Ertrag aus dem Wirt-

schaftswald gesehen werden muss (Hasel, 1970).

Da das untersuchte Waldgebiet zu ca. einem Drittel seiner Fläche in einem Wasserschutzge-

biet liegt, ist es naheliegend, die Verjüngung auch unter dem Aspekt des Wasserschutzes zu

beurteilen. Unter Punkt 5.1 wurden die Strukturmerkmale eines idealen Wasserschutzwaldes

genannt. Ein Aspekt ist die dauerhafte Bestockung des Waldbodens. Bei Betrachtung der Kar-

te der Verjüngungsdichte und der Waldfunktionskarte fällt auf, dass die vom Wasserschutz-

gebiet betroffenen Flächen reich und flächendecken verjüngt sind. Diese Verjüngung stellt

eine wichtige Nährstoffsenke im Falle des Verlustes des Altbestandes dar. Nährstoff- und vor

allem Stickstoffauswaschungen, welche sich negativ auf die Trinkwasserqualität auswirken,

können dadurch im Falle einer Kalamität oder eines Kahlschlags weitgehend verhindert bzw.

eingedämmt werden (Hegg et al., 2004).

Des Weiteren wird von Seiten der Wissenschaft ein laubholzreicher Mischwald gefordert.

Wie Punkt 8.3 zeigt, erfüllt die nachfolgende Waldgeneration diese Forderung weit besser als

die Altbestände. Die Anteile von Laubbaumarten wie Buche, Eiche, Bergahorn und Esche

steigen, der Nadelholzanteil sinkt. Dadurch wird die Wassermenge die der Wald bereitstellt

erhöht und die Trinkwasserqualität verbessert (Verdünnungseffekt). Laubbäume filtern weni-

ger Stickstoff aus der Luft als Nadelbäume. Unter den Nadelbäumen ist unter dem Aspekt der

Trinkwasserqualität die Tanne besser zu bewerten als die Fichte (Hegg et al., 2004). Mit ei-

nem Anteil der Weißtanne von 28% in der Verjüngung gegenüber 8% im Altbestand stellt

dies einen bedeutenden Fortschritt hinsichtlich der zukünftigen Wasserqualität dar. Die Forde-

rung nach einem vertikal gestuften Wald wird durch die Naturverjüngung in Zukunft auch

erfüllt werden können. Schattenertragende Baumarten wie Tanne, Buche und Fichte können

im Zwischen- und Unterstand überleben. Durch entsprechende waldbauliche Behandlung ist

mit der Baumartenzusammensetzung der Verjüngung und ihrem flächigen Vorhandensein der

Aufbau eines gestuften Bestandes sehr gut zu verwirklichen.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 85

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Wasserschutzfunktion des untersuchten

Waldgebietes in Zukunft voraussichtlich besser erfüllt werden kann, als es bisher der Fall war.

8.11 Bewertung der Verjüngung als Habitat für das Rehwild

Da Anfang des Jahres 2013 eine Neuvergabe des Revieres Törring II-Nord ansteht, muss sich

unter anderem die Frage danach gestellt werden, wie sich die Rehpopulation entwickeln wür-

de, wenn ein neuer Pächter eine der Verjüngung nicht angemessene, überhegende Jagd betrei-

ben würde und welche Auswirkung auf die Verjüngung zu erwarten wäre. Dieses Szenario

sieht vor, dass ein neuer Pächter, wie vielerorts in Bayern üblich, den Schwerpunkt seiner

Jagd auf den bequemer zu bejagenden Waldrand und das Feld verlegt, weibliches Rehwild

schont und auch auf Drückjagden weniger Wert legt. Allgemein also eine weniger am Wald

orientierte Jagd Einzug hält. Hinzu kann auch noch das Füttern des Rehwildes im Winter

kommen. Das Rehwild als sogenannter Schlüpfer- bzw. Duckertyp ist ein typischer Wald-

/Waldrandbewohner. Sein Lebensraum sind bevorzugt deckungsreiche Altholzbestände, wie

sie im Wald am Rampelsberg sehr häufig zu finden sind (Claußen, 1996).

Des Weiteren ist zu beachten, dass eine Rehgeiß bis zu drei Kitze setzen kann (Claußen,

1996). Zur Nahrung des naschhaften Rehwildes zählen neben verschiedenen Kräutern, Ge-

treide, Bucheckern und Eicheln auch die Triebe und Knospen junger Bäume (Claußen, 1996).

Sie äsen die Knospen hauptsächlich in einer Höhenstufe von 20cm bis 130cm/150cm; dies ist

abhängig von der Schneelage. Nahrung findet das Rehwild hier reichlich, denn Knospen gibt

es in diesem Wald ausreichend. Auch Begleitvegetation in Form von Brombeeren, Himbeeren

und Heidelbeeren gibt es in hoher Dichte.

Die hohen Abschüsse der letzten Jahre, verbunden mit der konzentrierten Jagd im Wald unter

weitgehender Ausblendung des Feldanteils, führten zu einer vergleichsweise geringen Reh-

wilddichte. Dies wird durch die geringen Verbissprozente und die hohe Naturverjüngungs-

dichte belegt. Gleichzeitig ist die Umweltkapazität (bezogen auf das Rehwild) sehr hoch.

Nahrung und Deckung sind im Übermaß vorhanden. Die Karte der Verjüngungsdichte stellt

dies anschaulich dar (vgl. Abb.16). Vor allem in den zentralen Bereichen des Waldes ist reich-

lich Verjüngung vorhanden. In Bereichen mit Verjüngungsdichten von über 6000 bis weit

über 10000 Pflanzen je Hektar ist sowohl Nahrung als auch als Deckung reichlich vorhanden.

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Bewertung der Inventurergebnisse aus ökologischer Sicht 86

Es ist folglich davon auszugehen, dass stets Rehwild aus Nachbarrevieren zuzieht und freige-

wordene Territorien besetzt. Bei dem oben beschriebenen Szenario würde sich auch das im

Revier vorhandene Rehwild wieder vermehren. Aufgrund der geringen Rehwilddichte im

Vergleich zur hohen Umweltkapazität ist ein sehr rascher Anstieg der Rehwildpopulation

durch Zuzug und hohe Nachkommenzahlen zu erwarten. Das Wachstum der Rehwildpopula-

tion wäre beinahe exponentiell (Schröder 1984). Neben dem Verhältnis von Rehwilddichte zu

Umweltkapazität, liegt der Grund darin, dass sich nur ein kleiner Teil der Rehwildpopulation

auf dem Feld abschöpfen lässt. Besonders dann, wenn das Innere des Waldes so viel an Nah-

rung und Deckung zu bieten hat wie der untersuchte.

Hinzu kommt, dass Randlinien wie sie von Rehen oft als Habitat genutzt werden, auch im

Inneren des Waldes zu finden sind. Es gibt hier viele, durch Sturm und Käfer entstandene

Freiflächen, die stark verunkrautet und teilweise mit hoher Verjüngung bestockt sind. Ent-

sprechend schwer ist auch hier die Ansitzjagd. Vermutlich würde ein Zukunftsausblick so

aussehen, dass ein Großteil der Verjüngung in der ersten (bis 20cm) und zweiten Höhenstufe

(21cm bis 50cm) sehr bald so stark verbissen wäre, dass die Verjüngung beträchtlicher Teile

des Waldes wieder ausfallen würde. Wobei die ungünstigen Lichtverhältnisse in weiten Be-

reichen das zügige Entwachsen der Pflanzen aus dem Äser des Rehwildes verhindern.

9 Bewertung aus ökonomischer Sicht

9.1 Grundlagen für die Berechnung des Wertes der Naturverjüngung

Der Schaden, der auf Verjüngungsflächen durch Wild entsteht, wird sehr häufig bewertet,

jährlich findet am 1. Mai und am 1. Oktober die Anmeldung des Wildschadens an Forstpflan-

zen statt. Bei kleineren Flächen wird auch mal der Wert der Verjüngung selbst berechnet. Den

Autoren ist jedoch bis jetzt nicht bekannt, dass die Verjüngung eines größeren Waldgebietes

finanziell bewertet wurde. Daher wird im Rahmen dieser Bachelorarbeit versucht, die Natur-

verjüngung im Wald des Reviers Törring II-Nord finanziell zu bewerten.

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 87

Die Werte, die in folgender Tabelle dargestellt werden, sollen als Grundlage für die Berech-

nungen dienen.

Tab. 17: Übersicht der Pflanzenkosten und Pflanzverbände

Die Kosten pro Pflanze sind als Mittelwerte aus den aktuellen Katalogen von vier verschiede-

nen Baumschulen in Bayern errechnet (Hörmann, Sailer, Blaha, Wörlein)4.

Die Kosten für die Pflanzung wurden auf Anfrage von verschiedenen WBV- Förstern ge-

nannt. Die Pflanzverbände beruhen auf den Empfehlungen der Ämter für Ernährung, Land-

wirtschaft und Forsten in Bayern. Sie orientieren sich auch an den Mindestpflanzenzahlen,

wie sie in der Richtlinie für Zuwendungen zu waldbaulichen Maßnahmen im Rahmen eines

forstlichen Förderprogramms (WALDFÖPR 2007) genannt werden.

Zudem wurden die Kosten für den Schutz von einem Hektar durch einen rehwilddichten Zaun

berechnet. Es soll mit den Kosten für einen Scherenzaun gerechnet werden; diese Art des

Wildzauns ist aufgrund der einfachen Bauweise häufig im Privatwald anzutreffen. Außerdem

ist er vergleichsweise günstig, woraus sich eine vorsichtige Rechnung ergibt. Auf Nachfrage

wurden von vier forstlichen Unternehmern bzw. Baumschulen (Forst Heubusch, Harrer &

Mayer Forstservice, Steingaesser, Sailer) Preise für das Material und den Aufbau von einem

Laufmeter Zaun genannt.

Im Mittel ergaben sich Kosten von 4,37€/lfm. Ein Hektar weist bei quadratischer Flächenform

einen Umfang von 400m auf.

4 Alle Preise inkl. 7% MwSt.

Kosten pro Pflanze

Kosten Pflanzung

Kosten Pflanze + Pflanzung

Pflanzverband Stück pro ha

Fichte

0,56 € 0,50 € 1,06 € 2 x 2 m 2500

Tanne

1,48 € 0,50 € 1,98 € 2 x 2 m 2500

Buche

1,35 € 0,50 € 1,85 € 1 x 1,5 m 6667

Eiche

1,24 € 0,50 € 1,74 € 1 x 1,5 m 6667

Bergahorn

1,02 € 0,50 € 1,52 € 2 x 1,5 m 3333

Kiefer

0,58 € 0,50 € 1,08 € 1 x 1,5 m 6667

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 88

Dadurch ergeben sich für den Schutz von einem Hektar durch einen Scherenzaun (160/20/15)

Kosten von 1.893,33€ (inkl. MwSt.).

Nicht mit eingerechnet wurden die Kosten für Kontrolle, Reparatur und Abbau, es handelt

sich hier also um Mindestkosten.

9.2 Monetäre Bewertung typischer Verjüngungssituationen

Bevor eine Einschätzung der Gesamtverjüngung erfolgt, werden zunächst drei typische Ver-

jüngungssituationen finanziell bewertet.

Besonders typisch für das untersuchte Waldgebiet sind flächig mit Tannen verjüngte Fichten-

bestände. Die Überlegung, diese Flächen mit Beständen, in denen die Tanne durch Voranbau

künstlich eingebracht wurde, zu vergleichen ist naheliegend.

Der Vergleich der Tannennaturverjüngung mit der künstlichen Einbringung von Tannen gibt

einen ersten Hinweis auf den Wert der Naturverjüngung am Rampelsberg.

Die folgende Graphik stellt die Kosten für einen Tannenvoranbau auf einer Fläche von einem

Hektar dar.

Abb.31: Vergleich der Kosten eines Hektar Tannenvoranbau mit und ohne Zaunschutz

€4.950,00

€6.843,33

€0,00

€2.000,00

€4.000,00

€6.000,00

€8.000,00

Kosten Tannenvoranbau pro ha

ohne Zaunschutz

Kosten Tannenvoranbau pro ha

mit Zaunschutz

Kostenvergleich

Tannenvoranbau

Kosten

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 89

Ein künstlicher Tannenvoranbau mit einem Pflanzenbedarf von 2500 Tannen/ha ergibt also

Kosten von mindestens 4.950,00€. Wird aufgrund der Verbisssituation ein Wildzaun benötigt,

so steigern sich die Kosten auf 6.653,33€.

Es handelt sich hierbei um Investitionen, die zu Beginn des Bestandeslebens getätigt werden.

Bis zum Ende der Umtriebszeit verzinsen sich diese Kosten, unterstellt man eine Verzinsung

von 2% bei einer für die Tanne üblichen Umtriebszeit von 100 Jahren, so ergeben sich fol-

gende Werte:

Tannenvoranbau ohne Zaunschutz Tannenvoranbau mit Zaunschutz

35.861,00 €

49.577,53 €

Tab.18: Wert eines Hektars Tannenvoranbaus verzinst über 100 Jahre

Einen solchen Mehrwert kann eine künstliche Verjüngung nicht erbringen. Des Weiteren ist

zu bedenken, dass in diesen Berechnungen nicht die in dieser Arbeit beschriebenen ökologi-

schen Vorteile der Naturverjüngung, mit einfließen. Dichten von über 2500 Tannen pro ha

fanden sich an zwölf Stichprobenpunkten, das entspricht einer Fläche von ca. 24,1ha. Diese

Zahl kann als realistisch angenommen werden. Ein im untersuchten Waldgebiet gefundener

Tannenvoranbau fällt nicht in diese Flächen. Müssten auf diesen Flächen die Tanne künstlich

eingebracht werden, so ergäben sich Kosten von

119.307,24 €.

Zaunkosten sind hier nicht berücksichtigt.

Diese Pflanzkosten können als Wert der Verjüngung für 24,1ha angesetzt werden.

Zu beachten ist, dass sich der Wert pro ha nicht steigert, wenn eine Fläche dichter bestockt ist.

Da höhere Pflanzenzahlen als die durch den Pflanzverband vorgegebenen nicht in die finanzi-

elle Bewertung von Naturverjüngung einfließen (übliche Praxis bei der Bewertung von Ver-

jüngung). Weitere typische Verjüngungssituationen fanden sich auf zwei der einzeln unter-

suchten Bestände.

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 90

Bestand 3 - Baumartenanteile in der Verjüngung: 35Bah 33Ta 26Fi 4Bu 1Ei 1VoBe

Baumart Benötigte Pflanzenzahl

Kosten Pflanze + Pflanzung

Zaunkosten pro ha

Kulturkosten gesamt ohne Zaunschutz pro ha

Kulturkosten gesamt mit Zaunschutz pro ha

Bergahorn 1167 1,52 €

1.893,33 €

4.705,02 €

6.598,35 €

Tanne 825 1,98 € Fichte 650 1,06 € Buche 267 1,85 € Eiche 67 1,74 €

Tab.19: Monetärer Wert der Verjüngung des Bestandes 3 pro ha mit und ohne Zaunkosten

sowie der benötigten Pflanzenzahlen

Diese Tabelle stellt dar, welche Pflanzenzahl benötigt würde und welche Kosten entstünden,

wenn ein Hektar entsprechend der oben angegebenen Baumartenverteilung ausgepflanzt wer-

den würde, dabei wurden nur die wirtschaftlich wichtigen Baumarten berücksichtigt. Die mitt-

lere Pflanzenzahl pro ha liegt bei 7400. Sie liegt also weit über der Bäumchenzahl von 2976,

welche sich durch die Pflanzabstände und die Baumartenverteilung ergibt. Dadurch wird si-

chergestellt, dass eine ausreichende Zahl an unverbissenen Pflanzen vorhanden ist.

Dieser Bestand ist interessant, da er eine aus wirtschaftlichen und waldbaulichen Aspekten

sehr günstige Baumartenverteilung in der Verjüngung aufweist. Wie auch die oben erwähnten

Tannenverjüngungsflächen ist auch hier die Verjüngung kostenlos entstanden. Es musste

nicht der errechnete Betrag von 4.705,02€ bzw. 6.598,35€ je Hektar aufgewendet werden.

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 91

Bestand 2 – Baumartenanteile in der Verjüngung: 38Ta 25Ei 16BAh 13Fi 5Kie 3VoBe

Tab.20: Monetärer Wert der Verjüngung des Bestandes 2 pro ha mit und ohne Zaunkosten

sowie der benötigten Pflanzenzahlen

Wie Bestand 3 weist auch dieser Bestand eine wirtschaftlich und ökologisch sinnvolle Baum-

artenmischung in der Verjüngung auf. Der Eichenanteil ist jedoch wesentlich höher. Dieser

Umstand erhöht den Wert der Kultur stark, da Eiche (Quercus spec.) in der Regel dicht ge-

pflanzt wird. Die mittlere Pflanzendichte auf der Fläche liegt bei 3700 Bäumchen je ha. Die-

ser Wert liegt dicht an der benötigten Pflanzenzahl von 3808 Stück pro Hektar. Der Wert der

Verjüngung liegt in diesem Bestand folglich geringfügig unter dem errechneten Wert von

6.296,25€ bzw. 8.189,58€ je Hektar. Trotz der, im Vergleich zur modellhaft errechneten

Pflanzendichte, etwas zu geringen Bäumchenzahl, wird sich in der Folgegeneration ein arten-

reicher Mischbestand mit stabiler Wertentwicklung kostenlos einstellen.

9.3 Berechnung des monetären Wertes der Naturverjüngung im gesamten

Waldgebiet

Nachdem durch die monetäre Bewertung bestimmter Verjüngungssituationen ein Eindruck

vermittelt wurde, wie wertvoll Naturverjüngung sein kann, soll nun auch der Wert der Natur-

verjüngung im gesamten Waldgebiet des Reviers Törring II-Nord herausgestellt und berech-

net werden. Zu diesem Zweck werden entsprechend der Baumartenanteile in den Teilen der

Verjüngung, die höher als 20cm sind, die Kosten für einen Hektar berechnet. Baumarten mit

einem Anteil von unter 1% werden nicht berücksichtigt, ebenso die Vogelbeere, die einen

Anteil von 1,61% besitzt. Da der Anteil der Bäumchen in Höhenstufe 3 (über 1,30m) nur bei

Baumart Benötigte

Pflanzenzahl

Kosten

Pflanze +

Pflanzung

Zaunkosten

pro ha

Kulturkosten

gesamt ohne

Zaunschutz

pro ha

Kulturkosten

gesamt mit

Zaunschutz

pro ha

Tanne 950 1,98 €

1.893,33 €

6.296,25 €

8.189,58 €

Eiche 1667 1,74 € Bergahorn 533 1,52 €

Fichte 325 1,06 € Kiefer 333 1,08 €

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 92

10% liegt, wird bei dieser Rechnung davon ausgegangen, dass die Pflanzen der Naturverjün-

gung in etwa dem Alter und der Größe bei Pflanzung entsprechen und daher keine Prolongie-

rung der Kulturkosten auf ein höheres Bestandesalter stattfinden muss.

Durch die oben erwähnten Pflanzabstände und die Baumartenverteilung von 47Fi 28Ta

6BAh 5Bu 5Ei 3Kie 2Es ergibt sich die in folgender Tabelle dargestellte Kostenrechnung für

einen Hektar.

Baumart Benötigte Pflanzen-

zahl

Kosten Pflanze +

Pflanzung

Kulturkosten pro

ha

Fichte 1187 1,06 €

4.528,93 €

Tanne 707 1,98 € Bergahorn 208 1,52 €

Buche 346 1,85 € Eiche 341 1,74 € Kiefer 211 1,08 € Esche 58 1,60 €

Tab.21: Wert eines Hektars mit der errechneten Baumartenzusammensetzung der Verjüngung

im untersuchten Waldgebiet

Es muss nun festgestellt werden, wie groß der Flächenanteil ist, der eine ausreichende Pflan-

zendichte aufweist, um mit diesem Modellhektar verglichen werden zu können. Es muss also

eine Mindestpflanzenzahl von 3058 Bäumchen je ha erreicht werden. 44 von 89 Stichproben-

punkten erreichen diese Pflanzendichte. Im Mittel weisen diese Punkte sogar eine Pflanzen-

dichte von 6775 Bäumchen/ha auf. Es kann daher angenommen werden, dass Verbiss, wel-

cher als Schaden angerechnet werden müsste, keine Rolle spielt. Um jedoch eine vorsichtige

Rechnung präsentieren zu können, wurde noch ein zweiter, strengerer Maßstab angesetzt.

Dazu wurden die Mindestpflanzenzahlen nach Prien und Müller, die sie unter Punkt 6.6 dar-

gestellt wurden, berücksichtigt. Dadurch müssen 4297 Bäumchen je Hektar als Mindestpflan-

zendichte angenommen werden. In Folge dessen reduziert sich die Anzahl der Stichproben-

punkte mit ausreichender Dichte auf 31, was einer Fläche von etwa 62ha entspricht. Unter

Berücksichtigung der Ortskenntnisse kann diese Zahl als realistisch betrachtet werden.

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 93

Die folgende Grafik stellt die errechneten Werte für die Flächen mit entsprechenden Mindest-

dichten gegenüber.

Abb.32: Vergleich der ermittelten Gesamtwerte der Naturverjüngung im Bereich der jeweili-

gen Flächen, die die entsprechenden Mindestpflanzenzahlen aufweisen

Diese Werte sind überraschen hoch, selbst der vorsichtigere Wert nach den Pflanzendichten

von Prien liegt bei knapp 300.000€. Nicht berücksichtigt ist der Wert der Flächen, auf denen

die Verjüngung die geforderten Pflanzendichten nicht erreicht. Dort ist der Wert pro Hektar

natürlich geringer. Ihn festzustellen ist mit sehr großen Ungenauigkeiten und hohem Aufwand

verbunden, weshalb auf die Berechnung an dieser Stelle verzichtet wurde.

Außerdem sieht die obige Rechnung keinen Kulturschutz durch Zaun vor. Es dürfte sich hier

also tatsächlich um realistische Werte handeln. Der Wert von 281.992,43€ entspricht 175,28€

pro Hektar und Jahr (Fläche:178,76ha Pachtdauer: 9 Jahre). Dies kommt dem 87,64-fachen

einer Jagdpacht von 2,00€ pro Hektar und Jahr gleich.

Um die Besonderheit einer solchen Situation im Privatwald zu zeigen, muss auch auf den

Wert der Mischbaumarten hingewiesen werden. Die Fichte kann sich auch unter deutlich

schlechteren jagdlichen Bedingungen verjüngen, Mischbaumarten wie Tanne, Buche und

Bergahorn haben es andernorts jedoch deutlich schwerer.

400.247,32 €

281.992,43 €

0,00 €

50.000,00 €

100.000,00 €

150.000,00 €

200.000,00 €

250.000,00 €

300.000,00 €

350.000,00 €

400.000,00 €

450.000,00 €

Wert der Flächen mit

ausreichenden

Pflanzendichten

Wert der Flächen mit

ausreichenden

Pflanzendichten nach Prien

Finanzielle Bewertung der Naturverjüngung

Finanzieller Wert des Modells

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 94

Die folgende Grafik zeigt den finanziellen Wert der Mischbaumarten und stellt ihm den Wert

des Modellhektars gegenüber.

Abb.33: Wert des Modellhektars und der darin enthaltenen Mischbaumarten (alle Baumarten

außer Fichte)

Es zeigt sich also, dass obwohl die Fichte einen Anteil von ca. 47% besitzt, ihr Anteil am fi-

nanziellen Wert nur bei 27,8% liegt. Anders ausgedrückt macht der Wert der Mischbaumarten

72,2% des gesamten Wertes aus. Die positiven ökologischen Auswirkungen können finanziell

gar nicht bemessen werden.

Abschließend ist zu erwähnen, dass mit den in diesem Abschnitt errechneten Zahlen tatsäch-

lich nur die Naturverjüngung bewertet wird. Die gepflanzten Kulturen fallen durch die gerin-

gen Dichten je Hektar aus der Rechnung heraus.

9.4 Staatliche Förderung

Die staatliche Förderung spielt bei der Finanzierung von waldbaulichen Maßnahmen im Pri-

vatwald oft eine große Rolle und ist ein wichtiger Beitrag zur Erreichung eines positiven De-

ckungsbeitrags im Forstbetrieb.

Bei der Bewertung der Verjüngung aus ökonomischer Sicht ist es daher u.a. wichtig, die

Möglichkeiten staatlicher Förderung zu bewerten.

4.528,93 €

3.270,88 €

0,00 €

500,00 €

1.000,00 €

1.500,00 €

2.000,00 €

2.500,00 €

3.000,00 €

3.500,00 €

4.000,00 €

4.500,00 €

5.000,00 €

Wert des

Modellhektars

Wert der

Mischbaumarten

Finanzieller Wert des Modells

Finanzieller Wert des

Modells

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 95

In Betracht kommt hier Punkt 2.1.5 der Richtlinie für Zuwendungen zu waldbaulichen Maß-

nahmen im Rahmen eines forstlichen Förderprogramms von 2007 (WALDFÖPR 2007).

Er sagt aus, dass gesicherte und standortsgemäße Naturverjüngung gefördert wird. Dabei

muss es sich um Laub- oder Mischbaumarten handeln.

Weitere Voraussetzungen sind:

• Die Verjüngung muss einen gesicherten Laubholzanteil von mind. 30% aufweisen

(Tanne ist nach Punkt 4.11 dem Laubholz gleichgestellt)

• Die Förderfläche muss mindestens zu 50% Verjüngung aufweisen

• Dichtschluss darf noch nicht erfolgt sein

• Der Anteil gepflanzten Nadelholzes darf 30% nicht überschreiten

• Die Fläche muss mindestens 0,100ha groß sein.

Quelle: Richtlinie für Zuwendungen zu waldbaulichen Maßnahmen im Rahmen eines

forstlichen Förderprogramms, Bayerisches Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Mün-

chen, 2007 (WALDFÖPR 2007)

Gefördert wird Naturverjüngung mit 1000€/ha. Es handelt sich hier um die allgemeine Förde-

rung, da es sich um keinen Schutz-, Erholungs- oder Bergwald handelt (Anlage zur WALD-

FÖPR 2007).

Bisher wurden lediglich 0,517ha als Naturverjüngungsflächen gefördert5. Dies mag zum Ei-

nen an mangelnder Information der Waldbesitzer liegen, der Hauptgrund jedoch ist, dass gro-

ße Teile der Naturverjüngung noch nicht gesichert sind. Von einer gesicherten Naturverjün-

gung wird gesprochen, wenn die Verjüngung der Konkurrenz durch die Begleitvegetation und

dem Äser des Schalenwildes – hier nur Rehwild – entwachsen ist.

Wie groß die Fläche ist, die in den nächsten 5 Jahren gefördert werden kann, lässt sich über

die Ergebnisse der Stichprobeninventur näherungsweise herleiten. Dazu werden die Stichpro-

benpunkte herausgerechnet, die einen Laubholzanteil von <30% in der Verjüngung besitzen,

sowie jene Stichprobenpunkte, bei welchen der Altbestand so jung, bzw. so dunkel ist, und

die Verjüngung so wenig vorhanden, dass damit zu rechnen ist, dass die Verjüngung hier in

den nächsten Jahren wieder ausfällt. Es bleiben 66 Stichprobenpunkte übrig. Dies entspricht

einer Flächengröße von 132,56ha bzw. 74% des gesamten Waldes. Zu erwarten sind daher

künftige Einnahmen in Höhe von 132.563,60 €.

5Revierleiter Maximilian Poschner, Schriftliche Aussage, AELF Traunstein, vom 30.09.2012

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 96

Etwaige Lücken in der Verjüngung werden durch die 50%-Regelung der Förderrichtlinie auf-

gefangen. Dadurch ist die errechnete Flächengröße von 132,56ha als realistisch anzusehen.

Zu beachten ist, dass nach WALDFÖPR 2007 die Förderhöchstgrenze pro Jahr und Besitzer

bei 10ha liegt. Diese Ergebnisse weisen, bedingt durch die Stichprobeninventur, eine Genau-

igkeit von 18,6% auf, bei einer Wahrscheinlichkeit von 95%.

Das Ergebnis deckt sich mit dem gutachterlich erworbenen Eindruck beim Begang der Fläche.

Abb.34: Anteil der förderfähigen Waldfläche am untersuchten Waldgebiet

9.5 Vermarktung und Eigenschaften von Tannenholz

Aufgrund des für die Region außergewöhnlich hohen Anteils der Tanne in der Verjüngung, ist

es von Bedeutung, die Auswirkungen dieses hohen Tannenholzanteils in die ökonomische

Bewertung der Waldverjüngung mit einfließen zu lassen. Um die Auswirkungen eines stark

erhöhten Tannenanteils abschätzen zu können, müssen einige Eigenheiten bei der Vermark-

tung von Tannenholz und die technischen Eigenschaften des Tannenholzes näher beleuchtet

werden.

Die Weißtanne (Abies alba) hat aufgrund ihres geringen Vorkommens auf dem bayerischen

Holzmarkt momentan keine große Bedeutung. Jedoch werden im Zuge des Waldumbaus im-

mer häufiger Tannen als Voranbaugruppen in unsere heimischen Wälder eingebracht. Auch

die natürliche Verjüngung der Tanne wird durch die engagierte Jagd vielerorts gefördert. Da-

her muss in der Zukunft wieder vermehrt mit dem Aufkommen von Tannenholz auf dem

Förderfähige

Fläche in ha

74%

Restfläche in ha

26%

Anteil förderfähiger Flächen

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 97

deutschen Holzmarkt gerechnet werden. Das Holz der Weißtanne unterscheidet sich hinsicht-

lich des Aussehens und der technischen Eigenschaften nur geringfügig von dem der Fichte

(Picea abies). Es handelt sich um ein helles, weiß bis gelblich gefärbtes Holz mit hellem

Kernholz und deutlichen Jahrringen (Schütt et al., 2002). Der größte Unterschied besteht da-

rin, dass die Tanne dazu neigt einen Nasskern auszubilden, der zu einer wesentlich höheren

Holzfeuchte im Kernholz führt (Grosser, 2004). Aufgrund des höheren Feuchtegehalts des

Tannenholzes, vor allem bei der Nasskernbildung und dem damit verbundenen höheren Auf-

wand bei der Trocknung, ist das Holz der Weißtanne bei vielen Holzeinkäufern bei Weitem

nicht so beliebt, wie das der Fichte. Trotzdem erzielt Tannenholz ähnlich hohe Preise wie

Fichtenholz. Auch bei der technischen Verarbeitung unterscheidet sich das Holz von Weiß-

tanne und Fichte nur geringfügig. Tannenholz gilt als etwas spröder, jedoch immer noch elas-

tisch mit guter Eignung als Bau- oder Möbelholz. Auch die Bruchfestigkeit und die Rohdichte

des Tannenholzes sind mit denen der Fichte vergleichbar (Grosser, 2004). Aufgrund der ähn-

lichen Holzeigenschaften lässt sich in Zukunft mit Sicherheit ein Großteil des Fichtenholzes

durch das Holz der Tanne ersetzten.

Da also die Möglichkeit der Substitution des Fichtenholzes durch Tannenholz möglich ist, ist

es notwendig die Vor- und/oder Nachteile der Bewirtschaftung von Tannen gegenüber der

von Fichten aus betriebswirtschaftlicher Sicht zu bestimmen.

Die Weißtanne (Abies alba) leistet einen der höchsten Zuwächse unserer heimischen Baumar-

ten. In der Literatur finden sich für die Tanne Angaben von bis zu 1600 Festmetern/Hektar

Gesamtwuchsleistung im Alter von 120 Jahren (Schütt et al., 2002). Die BWI 2 zeigte, dass

der Zuwachs der Weißtanne in Bayern mit durchschnittlich 15,57 fm/ha*a nur wenig geringer

ist als der der Fichte, welche einen Zuwachs von durchschnittlich 16,53 fm/ha*a aufweist

(www.bundeswaldinventur.de, 2013).

Des Weiteren beschreibt Utschig in der 45. Ausgabe der LWF Wissen, dass die Volumenleis-

tung von Tannenreinbeständen geringer ist als die von Fichtenreinbeständen. In Mischbestän-

den, wie sie in Zukunft im Untersuchten Waldgebiet zu erwarten sind, wird jedoch laut Ut-

schig das Volumenwachstum der Weißtanne gefördert. Diese Fichten-Tannen-Mischbestände

weisen sehr ähnliche Volumenleistungen wie Fichtenreinbestände auf (Utschig, 2004). Bei

mit der Fichte (Picea abies) vergleichbaren Wuchsleistung und Holzeigenschaften besitzt die

Weißtanne (Abies alba) jedoch hinsichtlich der Stabilität sowie der Anfälligkeit gegenüber

Schadinsekten große Vorteile (Meister, 2004). Mit ihrer tiefreichenden Pfahlwurzel ist die

Tanne in der Lage, auch schwere und vernässte Böden gut zu durchwurzeln. Auch auf flach-

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Bewertung aus ökonomischer Sicht 98

gründigen Substraten ist die Tanne wesentlich widerstandsfähiger gegenüber Sturm als die

Fichte (Kölling et al., 2004). Des Weiteren sind keine so schwerwiegenden Massenvermeh-

rungen von holzbrütenden Insekten wie dem Buchdrucker oder dem Kupferstecher bekannt.

Lediglich der krummzähnige Tannenborkenkäfer (Pityokteinescurvidens) und der kleine Tan-

nenborkenkäfer (Cryphaluspiceae) können bei Massenvermehrung Tannenbeständen gefähr-

den. Bei dem kleinen Tannenborkenkäfer handelt es sich um einen sekundär Schädling, bei

dem es infolge „unsauberer Waldwirtschaft“ zur Massenvermehrung kommen kann, in deren

Verlauf auch gesunde Bäume befallen werden können. Der krummzähnige Tannenborkenkä-

fer befällt bevorzugt geschwächte oder absterbende Tannen der höheren Altersklassen. In

Trockenjahren kann es zu Gradationen (Massenvermehrung) kommen (Ebner, Scherer, 2007).

Bedingt durch die geringere Gefährdung durch biotische und abiotische Schäden kann die

Tanne im Vergleich zur Fichte also eine wesentlich höhere Betriebssicherheit garantieren.

Außerdem ist sie enorm Schattentolerant und somit ideal für den Aufbau von gestuften, struk-

turreichen und deshalb stabilen Wäldern geeignet (Schütt et al., 2002).

Besonders im Hinblick auf den vergleichsweise hohen Tannenanteil von 28%, der in der Ver-

jüngung des untersuchten Waldgebietes festgestellt werden konnte (siehe Punkt 7.2.1), lässt

sich also erkennen, dass für den Wald am Rampelsberg im Vergleich zu anderen Wäldern der

Region mit geringeren Tannenanteilen eine deutlich bessere Prognose hinsichtlich der wirt-

schaftlichen Leistungsfähigkeit und der Kapitalerhaltung ausgestellt werden kann.

10 Waldverjüngung im lokalen und regionalen Vergleich

10.1 Waldverjüngung und Verbiss in der Hegegemeinschaft Salzach-Nord

Um den Zustand der Waldverjüngung im Revier Törring II-Nord im Vergleich mit anderen

Wäldern einnorden zu können, ist der Vergleich mit der Hegegemeinschaft gut geeignet. Die-

ser Vergleich ist lohnenswert, da in der Hegegemeinschaft sehr ähnliche Standortsverhältnisse

vorherrschen. Außerdem kommt in der gesamten Hegegemeinschaft das Rehwild als einzige

Schalenwildart vor. Auch die waldbaulichen Verhältnisse sind sehr ähnlich. Für die Hegege-

meinschaft werden als bestandsbildende Baumarten Fichte, Tanne, Kiefer, Buche, Eiche so-

wie Edellaubholz genannt. Als weitere Mischbaumarten: Lärche, Eiche und sonstiges Laub-

holz (Gutachtl. Äußerung zur Situation der Waldverjüngung, 2009).

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Waldverjüngung im lokalen und regionalen Vergleich 99

Die nachfolgende Grafik stellt die aktuellen Baumartenanteile der Pflanzen ab 20 Zentimeter

Höhe bis zur maximalen Verbisshöhe der Hegegemeinschaft Salzach-Nord der Verjüngung

des Reviers Törring II-Nord gegenüber. Zu beachten ist, dass bei den Zahlen des Reviers Tör-

ring II-Nord auch die größeren Pflanzen bis zur Derbholzgrenze enthalten sind.

Abb.35: Vergleich der Baumartenanteile im Revier Törring II-Nord und der gesamten Hege-

gemeinschaft (Quelle: Auswertung der Verjüngungsinventur 2012 für die Hegegemeinschaft

Nr. 152 Salzach Nord, AELF Traunstein 2012)

Es fällt der wesentlich höhere Tannenanteil im Revier Törring II-Nord auf, sowie der um fast

28% geringere Buchenanteil. Der hohe Anteil der Tanne lässt sich durch die Jagd erklären,

durch die die Tanne die Chance erhält dem Äser des Rehwildes zu entwachsen. Der geringe

Buchenanteil ist auf den geringen Anteil an Altbuchen im Wald am Rampelsberg zurückzu-

führen. Außerdem fällt sofort der geringe Anteil an Edellaubholz im Revier Törring II-Nord

auf. Dieser große Unterschied lässt sich dadurch erklären, dass Teile der Hegegemeinschaft

Salzach-Nord im Auwald liegen, wo der Anteil des Edellaubholzes natürlicherweise höher ist

(Gutachtl. Äußerung zur Situation der Waldverjüngung, 2009). Beachtenswert ist auch der

höhere Anteil der seltenen Eiche, auch dieser Umstand ist auf Grund ähnlicher klimatischer,

standörtlicher und waldbaulicher Bedingungen vermutlich auf die Jagd zurückzuführen.

Der Verbiss in der Hegegemeinschaft Salzach-Nord und der Verbiss im Revier Törring II-

Nord werden in der folgenden Graphik gegenüber gestellt. Es muss darauf hingewiesen wer-

den dass, anders als beim staatlichen Vegetationsgutachten nicht nur das obere Drittel der

Pflanze auf Verbiss untersucht wurde, sondern die gesamte Pflanze. Für die Berechnung der

Datengrundlage nachfolgender Graphik wurden Leittrieb- und Seitentriebverbiss zusammen-

0,00%

5,00%

10,00%

15,00%

20,00%

25,00%

30,00%

35,00%

40,00%

45,00%

50,00%

Baumartenanteile in der Verjüngung

Hegegemeinschaft

Törring II-Nord

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Waldverjüngung im lokalen und regionalen Vergleich 100

gefasst. Die in dieser Grafik dargestellten Verbissprozente beziehen sich auf die Höhenstufen

1 und 2 der Untersuchung, das bedeutet junge Bäume von 20cm bis 130cm Höhe.

Abb.36: Verbissprozent im Revier Törring II-Nord im Vergleich zur gesamten Hegegemein-

schaft in den Höhenstufen von 20cm bis 130cm (Quelle: Auswertung der Verjüngungsinventur

für die Hegegemeinschaft Nr. 152 Salzach Nord, AELF Traunstein, 2012)

Bei dieser Graphik ist zu beachten, dass im Revier Törring II-Nord der Verbiss beim sonst.

Nadelholz nur deshalb bei 25% liegt, da eine von vier aufgenommenen Douglasien verbissen

wurde. Davon abgesehen fällt auf, dass der Wildverbiss im untersuchten Waldgebiet wesent-

lich niedriger ist, mit Ausnahme des Verbisses beim sonstigen Laubholz. Dies liegt an den

hohen Verbissprozenten bei der Vogelbeere. Dieser Unterschied im Zustand der Verjüngung

wurde auch schon im Vegetationsgutachten des Jahres 2009 berücksichtigt, in dem der Ver-

biss im Revier Törring II-Nord für günstig erklärt wird. Diese Bewertung erging in dieser

Hegegemeinschaft nur noch an das benachbarte Revier Kay. In den restlichen Revieren wurde

der Verbiss als tragbar oder zu hoch bewertet. Törring II-Nord war das einzige Revier, dem

zugestanden wurde, den Abschuss „moderat“ zu senken (Gutachtl. Äußerung zur Situation der

Waldverjüngung, 2009). Im aktuellen forstlichen Vegetationsgutachten kommt das AELF

Traunstein zum selben Ergebnis. Während der Verbiss in den Wäldern der Hegegemeinschaft

Salzach Nord insgesamt als „noch tragbar“ bewertet wird, erhält das Revier Törring II-Nord

die Bewertung günstig (Gutachtl. Äußerung zur Situation der, 2012).

Diese Einschätzung deckt sich mit den Ergebnissen der Verjüngungsinventur, die im Rahmen

dieser Bachelorarbeit stattfand. Auch sie zeigt, dass die Verbissbelastung in diesem Revier

sehr niedrig ist (siehe Punkt 7.2.1).

0,00%

10,00%

20,00%

30,00%

40,00%

50,00%

60,00%

Verbissprozente

Hegegemeinschaft

Törring II-Nord

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Waldverjüngung im lokalen und regionalen Vergleich 101

10.2 Vergleich mit der Situation in Bayern

Beim Vergleich des Reviers Törring II-Nord mit der Situation in Bayern ist es nicht sinnvoll,

die Baumartenanteile in der Verjüngung zu vergleichen, da die Wuchsgebiete zu unterschied-

lich sind. Jedoch ist es interessant zu sehen, wie der Abgleich des Verbisses im Revier mit

dem in ganz Bayern aussieht. Die folgende Graphik stellt die erhobenen Verbissprozente im

Revier den Ergebnissen des forstlichen Vegetationsgutachtens von 2009 gegenüber.

Abb.37: Vergleich der Verbissprozente in ganz Bayern mit dem Ergebnis des Reviers Törring

II-Nord (Quelle: Forstliches Gutachten zur Situation der Waldverjüngung 2009, Bayerisches

Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, München, 2009)

Für das sonstige Laubholz und Nadelholz gelten dieselben Aussagen wie oben. Es fallen wie-

derum die deutlich niedrigeren Verbissprozente auf, wobei im bayernweiten Vergleich die

Unterschiede dieser Verjüngung zu anderen deutlicher hervortreten. Die Differenzen zwi-

schen den Verbissprozenten sind noch höher, sogar der Verbiss bei der Tanne ist im Revier

Törring II-Nord deutlich geringer. Der Anteil der Naturverjüngung im Revier Törring II-Nord

entspricht mit 94% in etwa dem Anteil, den die natürliche Verjüngung in Vorausverjün-

gungsbeständen (älter als 80 Jahre) in Bayern hat, dieser beträgt 93% (Schnell, Bauer, 2005).

Zusammenfassend ist festzustellen, dass die Verjüngung im untersuchten Waldgebiet im Ver-

gleich deutlich besser aufgestellt ist, als in vielen anderen Wäldern der näheren Umgebung,

aber auch ganz Bayerns. Die negativen Auswirkungen des Wildverbisses wurden in Kapitel

6.4 beschrieben. Es soll jedoch hier darauf hingewiesen werden, dass diese Nachteile im un-

tersuchten Waldgebiet viel weniger zu Tage treten können als in anderen Wäldern.

0,00%

10,00%

20,00%

30,00%

40,00%

50,00%

60,00%

70,00%

Verbissprozente

Bayern

Törring II-Nord

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Zusammenfassung 102

11 Zusammenfassung

In dieser Arbeit wurde gezeigt, dass in dem Revier Törring II-Nord ein enger Zusammenhang

zwischen den veränderten Jagdverhältnissen durch den Pächterwechsel im Jahr 2004 und dem

Ankommen einer artenreichen Naturverjüngung besteht. Der Artenreichtum und die hohe

Pflanzendichte beruhen vorrangig auf der geringen Verbissbelastung, selbst die vom Rehwild

bevorzugt verbissenen Baumarten wie Weißtanne (Abies alba), Bergahorn (Acer pseudopla-

tanus) und Eiche (Quercus spec.) konnten sich in hohen Anteilen in der natürlichen Verjün-

gung etablieren.

Aus ökologischer Sicht ist die artenreiche Naturverjüngung, die sich in den letzten Jahren im

Waldteil des Jagdreviers Törring II-Nord eingestellt hat, insgesamt äußerst positiv zu bewer-

ten. Zum Einen besteht ein enormes genetisches Potential, besonders für die vermutlich au-

tochthone Tannenpopulation ist dies von großer Bedeutung. Des Weiteren kann sich die Na-

turverjüngung erheblich besser an das Standortsmosaik anpassen, als gepflanzte Bäumchen.

Auch hinsichtlich der Naturnähe zukünftiger Bestände lässt die Verjüngung positive Erwar-

tungen zu. Der erhöhte Laubholzanteil in der Naturverjüngung führt zu einer qualitativ hoch-

wertigeren Streu. In Verbindung mit der „Basenpumpwirkung“ einiger Baumarten lässt sich

so die Standortskraft mittelfristig erhalten oder sogar verbessern. Aus dem erhöhten Laub-

holzanteil sowie der Senkenwirkung der Naturverjüngung auf die Nitratauswaschung resul-

tiert eine auch in Zukunft gesicherte Trinkwasserqualität. Die Verjüngung in dem untersuch-

ten Waldgebiet weist vielerorts hohe Stammzahlen auf, mit zunehmendem Kronenschluss

variieren diese jedoch stark. Viele Bestände besitzen in Folge von kleinflächigem Borkenkä-

ferbefall femelartige Strukturen. Dies wird bei entsprechendem waldbaulichen Vorgehen

langfristig zu vertikal, als auch zu horizontal strukturierten Beständen führen. Im Hinblick auf

den, von vielen Seiten geforderten, Waldumbau bietet die struktur- und artenreiche Naturver-

jüngung unter Schirm eine gute Ausgangsposition.

Neben den zahlreichen ökologischen Vorteilen, die eine artenreiche Naturverjüngung mit sich

bringt, ist auch ein erheblicher finanzieller Nutzen für den einzelnen Forstbetrieb zu verzeich-

nen. Eine ökonomische Bewertung führte jedoch zu dem Ergebnis, dass eine exakte Bestim-

mung des finanziellen Wertes der Verjüngung des gesamten Waldgebietes nur näherungswei-

se möglich ist. Dennoch ergaben sich durch die Berechnung der monetären Werte für be-

stimmte Verjüngungsflächen und eines näherungsweisen Wertes für die gesamte Verjüngung

hohe finanzielle Werte.

Die finanzielle Bedeutung von Naturverjüngung wird von vielen Waldbesitzern übersehen.

Häufig liegt der Fokus nur auf dem Altbestand und der Höhe des Jagdschillings. Der Wert der

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Zusammenfassung 103

derzeitigen Naturverjüngung liegt mindestens bei 280.000 Euro, dies entspricht in etwa 175

Euro pro Jahr und Hektar über den Zeitraum der letzten neun Jahre. Hinzu kommt die Mög-

lichkeit, in den nächsten Jahren, mittels staatlicher Förderung, im Rahmen des waldbaulichen

Förderprogramms, Einnahmen in Höhe von ca. 130.000 Euro zu erzielen. Diese Zahlen stehen

in keinem Verhältnis zu den Einnahmen aus der Jagdpacht, die lediglich 2 Euro pro Jahr und

Hektar betragen. An dieser Stelle muss erwähnt werden, dass nur die Jagdgenossen mit Wald-

grundstücken diese finanziellen Vorzüge haben. Für die Waldbesitzer ist es wichtig, das Kapi-

tal, welches sie in Form ihrer Naturverjüngung besitzen, als solches zu erkennen, dieses zu

erhalten, zu pflegen und zu vermehren. Dies gewinnt noch mehr an Bedeutung, wenn in die

ökonomische Betrachtung auch die Zielsetzung der bäuerlichen Waldbesitzer einfließt. Das

wichtigste ökonomische Ziel der örtlichen Waldbesitzer, die Versorgung der Höfe mit Brenn-

und Bauholz, wird voraussichtlich auch auf lange Sicht durch die reiche Verjüngung des

Waldes ermöglicht. Mit der gemischten Naturverjüngung wächst ein stabiler Wald heran,

welcher auch der nachfolgenden Waldbesitzergeneration als Einkommens- und Ressourcen-

quelle zur Verfügung stehen kann. Vor allem die Weißtanne in Mischung mit der Fichte lässt

auch in Zukunft hohe Zuwächse an wertvollem Nadelstammholz erwarten.

Die Jagd trägt große Verantwortung für die Entwicklung naturnaher Mischbestände. Mittels

angepasster Wildbestände konnte in dem untersuchten Waldgebiet innerhalb von neun Jahren

der Startschuss für die Entstehung eines artenreichen und gegen biotische und abiotisch Schä-

den stabilen Waldes gegeben werden.

Die Ergebnisse dieser Arbeit zeigen die vielseitigen ökologischen Vorteile einer standortsan-

gepassten Naturverjüngung auf sowie die nicht zu unterschätzenden finanziellen Vorzüge. Es

ist von zentraler Bedeutung, dass die Waldbesitzer den ökologischen und ökonomischen Nut-

zen einer waldorientierten Jagd erkennen. Vor allem bei Neuverpachtungen von Jagdrevieren

sollte dies stärker berücksichtigt werden. Anhand der positiven Ergebnisse kann das Jagdre-

vier Törring II-Nord in Bezug auf die Waldverjüngung durchaus als Vorbild für viele Reviere

in Bayern fungieren. Trotz der aktuell sehr zusagenden Entwicklung der Naturverjüngung

muss in erster Linie die konsequente Rehwildbejagung fortgesetzt werden. Da die Gefahr be-

steht, dass aufgrund steigender Verbissbelastung, bedingt durch eine höhere Rehwilddichte,

viele junge Bäumchen, in der zum Großteil noch nicht gesicherten Verjüngung, ausfallen oder

sich die Artenzusammensetzung stark negativ verändert (selektiver Verbiss). Der Schlüssel

für die Entwicklung eines artenreichen und stabilen Mischwaldes, der auch in Zukunft alle

geforderten Funktionen erfüllen kann, ist also eindeutig in einer waldorientierten Jagd zu se-

hen.

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Eigenevaluation 104

12 Eigenevaluation

Bei der Auswertung der Ergebnisse ergaben sich folgende Verbesserungsvorschläge:

• Um mit dem Vegetationsgutachten besser vergleichbare Ergebnisse zu erhalten, würde

es sich anbieten, derartige Aufnahmen zu Beginn des Frühjahrs durchzuführen.

• Um den Altbestand besser charakterisieren können, wäre es bei der Aufnahme dessen

vorteilhaft, eine kleinere Zählbreite z.B. Zählbreite 2 bei dem Spiegelrelaskop zu ver-

wenden, damit eine höhere Zahl an Bäumen erfasst werden kann.

• Damit das Alter der Verjüngung exakter bestimmt werden kann, wäre das Erheben des

Alters der Verjüngung pro Stichprobenpunkt nach Baumarten getrennt zielführend.

• Für eine Bewertung der Vitalität wäre es sinnvoll weitere Parameter wie das Gipfel-

triebwachstum aufzunehmen.

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Anhang 109

Anhang

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Abstract 110

Abstract

Tobias Koschka, Sebastian Neubauer

Bewertung einer Waldverjüngung aus ökologischer und ökonomischer Sicht

Bachelorarbeit, Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, Fakultät Wald und Forstwirtschaft, Februar 2013, 110 Seiten

Das Untersuchungsobjekt dieser Bachelorarbeit ist die Verjüngung des Waldes im Jagdrevier

Törring II-Nord. Das Gemeinschaftsjagdrevier befindet sich östlich der Gemeinde Fridolfing

im Landkreis Traunstein. Das Ziel dieser Untersuchung ist, den Zustand der Verjüngung in

diesem Wald zu erheben und darauf aufbauend, diesen aus ökologischer und ökonomischer

Sicht zu bewerten.

Bewertung aus ökologischer Sicht bedeutet hier, dass im Rahmen dieser Bachelorarbeit die

Verjüngung unter anderem auf ihre Verbissbelastung, ihre Vitalität und ihr Verhältnis zur

potentiellen natürlichen Vegetation untersucht wird. Besonders der Abgleich mit dem Aufbau

und der Baumartenzusammensetzung des Altholzes spielt dabei eine zentrale Rolle.

Darüber hinaus sollen Aussagen über den finanziellen Wert der Verjüngung getroffen werden,

auch der Einfluss der Verjüngung auf die (zukünftige) Wirtschaftlichkeit der Forstbetriebe

fließt in die ökonomische Wertung mit ein.

Zum Zweck der Datenerhebung fand im August 2012 eine Stichprobeninventur mit Hilfe ei-

nes Gitternetzes statt. An jedem Rasterpunkt wurde die Verjüngung nach Baumarten, Höhen-

stufen und Wildschaden differenziert aufgenommen. Zudem wurden an jedem Stichproben-

punkt Daten zum Altbestand erhoben. Des Weiteren sind drei, für das untersuchte Waldgebiet

typische, Bestände durch eine kleinflächigere Stichprobeninventur erfasst worden.

Die wichtigsten Ergebnisse der vorliegenden Untersuchung sind ein unerwartet hoher finanzi-

eller Wert der Naturverjüngung, eine wesentlich höhere Baumartenvielfalt in der Verjüngung

als im Altbestand sowie eine geringe Verbissbelastung über alle Baumarten hinweg, außer-

dem eine hohe Pflanzendichte in der Verjüngung. Ferner wird die Schaffung eines strukturrei-

chen und stabilen Mischwaldes ermöglicht.