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von Reinhold Giovanett O b es wirklich 80 Trommeln und Perkussionsinstrumen- te waren, die die Bühne der Carambolage in Bozen letzten Dienstag, 5. April füllten? Schwer zu sagen. Die drei Musiker brach- ten auf alle Fälle sehr viele davon zum Einsatz. „Il giro del mondo in 80 tamburi” war der Titel des Abends und die ausverkaufte Ca- rambolage wurde in der Tat auf eine Weltreise genommen: Mit der Tiroler Teufelsgeige und den Kuh- glocken, dem Schweizer Hang, nordafrikanischen Trommeln, dem persischem Hackbrett, den Tablas aus Indien, den Steeldrums aus Trinidad und mit lateinamerikani- sche Rhythmen, wurde Stück für Stück der Erdball umrundet. Die beiden Gadertaler Perkussionisten Max Castlunger und Emanuel Va- lentin und der Sterzinger Jack Ale- manno spielen in dieser Form be- reits seit 2005 zusammen. Damals hatte Castlunger seine befreunde- ten Musiker ins Studio geladen, um mit ihm an seiner CD „Lingam” zu arbeiten. Das schickt Freundschaft und gegenseitige Wertschätzung voraus, und die hat auch nach der Produktion von „Lingam” gehal- ten. Castlunger, Alemanno und Va- lentin sind sehr gut aufeinander eingespielt, haben Stücke aus der CD „mitgenommen”, umarran- giert, aber auch neues Material hinzugefügt. Und jeder der drei zeigte sich auf der Bühne so wie sie sind: Castlunger als vielfältiger, verspielter und unterhaltsamer Zeremonienmeister, der neben den Perkussionen das Hackbrett eben- so beherrscht wie diverse Flöten. Jack Alemanno als bekennender Rock-Schlagzeuger mit offenem Bekenntnis zur Worldmusic und der ruhige, etwas zurückhaltende Emanuel Valentin, der dem anwe- senden Publikum mit seinem Hang einige bezaubernde musikalische Momente geschenkt hat. Eigentlich ist die aus Sardinien stammende Tänzerin Cristina Cau fester Bestandteil des präsentierten Programms. Wegen einer Verlet- zung musste sie ihre Teilnahme je- doch absagen. Es spricht für die Mu- sik der drei Drummer, dass die zwei knapp fünfundvierzigminütigen Sets kurzweilig und packend waren. Die drei Musiker denken darüber nach, das neu entwickelte Material für eine CD einzuspielen und sich als feste Band vom ursprünglichen Projekt zu lösen, zumal sich jeder mit seiner Persönlichkeit nicht nur einbringt, sondern sich etwas Ge- meinsames entwickelt hat, das auf eigenen Beinen steht. Fotos vom besagten Konzert kön- nen bei www.airbagpromo.com durchgeklickt werden. Info: www.maxcastlunger.com Freitag, 8. April 2011 – Nr. 68 Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – [email protected] << HEAD LINER Fotos: rhd Machen seit 2005 gemeinsame Sache: Die drei Perkussionisten Max Castlunger, Jack Alemanno und Emanuel Valentin vergangenen Dienstag in der Carambolage in Bozen. Tum-Tum-Tum Die Perkussionisten Max Castlunger, Jack Alemanno und Emanuel Valentin live in der Carambolage.

Headliner #137

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Headliner - Musikmagazin - Freitags in der Neuen Suedtiroler Tageszeitung

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von Reinhold Giovanett

Ob es wirklich 80 Trommelnund Perkussionsinstrumen-te waren, die die Bühne der

Carambolage in Bozen letztenDienstag, 5. April füllten? Schwerzu sagen. Die drei Musiker brach-ten auf alle Fälle sehr viele davonzum Einsatz. „Il giro del mondo in80 tamburi” war der Titel desAbends und die ausverkaufte Ca-rambolage wurde in der Tat aufeine Weltreise genommen: Mit derTiroler Teufelsgeige und den Kuh-glocken, dem Schweizer Hang,nordafrikanischen Trommeln, dempersischem Hackbrett, den Tablasaus Indien, den Steeldrums ausTrinidad und mit lateinamerikani-sche Rhythmen, wurde Stück fürStück der Erdball umrundet. Diebeiden Gadertaler PerkussionistenMax Castlunger und Emanuel Va-lentin und der Sterzinger Jack Ale-manno spielen in dieser Form be-reits seit 2005 zusammen. Damalshatte Castlunger seine befreunde-ten Musiker ins Studio geladen, ummit ihm an seiner CD „Lingam” zuarbeiten. Das schickt Freundschaftund gegenseitige Wertschätzungvoraus, und die hat auch nach derProduktion von „Lingam” gehal-

ten. Castlunger, Alemanno und Va-lentin sind sehr gut aufeinandereingespielt, haben Stücke aus derCD „mitgenommen”, umarran-giert, aber auch neues Materialhinzugefügt. Und jeder der dreizeigte sich auf der Bühne so wie siesind: Castlunger als vielfältiger,verspielter und unterhaltsamerZeremonienmeister, der neben denPerkussionen das Hackbrett eben-so beherrscht wie diverse Flöten.Jack Alemanno als bekennenderRock-Schlagzeuger mit offenem

Bekenntnis zur Worldmusic undder ruhige, etwas zurückhaltendeEmanuel Valentin, der dem anwe-senden Publikum mit seinem Hangeinige bezaubernde musikalischeMomente geschenkt hat.Eigentlich ist die aus Sardinienstammende Tänzerin Cristina Caufester Bestandteil des präsentiertenProgramms. Wegen einer Verlet-zung musste sie ihre Teilnahme je-doch absagen. Es spricht für die Mu-sik der drei Drummer, dass die zweiknapp fünfundvierzigminütigen Sets

kurzweilig und packend waren. Die drei Musiker denken darübernach, das neu entwickelte Materialfür eine CD einzuspielen und sichals feste Band vom ursprünglichenProjekt zu lösen, zumal sich jedermit seiner Persönlichkeit nicht nureinbringt, sondern sich etwas Ge-meinsames entwickelt hat, das aufeigenen Beinen steht.Fotos vom besagten Konzert kön-nen bei www.airbagpromo.comdurchgeklickt werden.Info: www.maxcastlunger.com

Freitag, 8. April 2011 – Nr. 68

Redaktion Tageszeitung „Headliner“: 329/5913560 – [email protected] <<

HEADL I N E R

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Machen seit 2005 gemeinsame Sache: Die drei Perkussionisten Max Castlunger, Jack Alemanno und Emanuel Valentin vergangenen Dienstag in der Carambolage in Bozen.

Tum-Tum-TumDie Perkussionisten Max Castlunger, Jack Alemanno und Emanuel Valentin

live in der Carambolage.

Der Festival-Kalender des „Head-liner” (siehe Info auf Seite 3) ist einBeweisstück dafür, dass im Som-mer extrem viel passiert in SachenJugendkultur. Letztes Jahr konn-ten über 50 Festivals gezählt wer-den, die zwischen April und Sep-tember Bands und MusikerInnenauf die Bühnen bringen und dabeisehr ausgeglichen auf internatio-nale Bands und einheimischeGruppen zurückgreifen. Viele die-ser Festivals werden von Jugend-zentren organisiert, etliche von

privaten Vereinen, einige auch vonöffentlichen Behörden.Diese, bisweilen sehr unterschied-lich denkenden und organisiertenVeranstalter an einen Tisch zubringen war das Ziel des erstenTreffens der Festival-Organisato-ren, das von Karin Husnelder (Ju-gendzentrum Jux Lana) und vom„Headliner” eingefädelt wurde.Eben wegen der Unterschiedlich-keit der einzelnen Veranstaltungenwar die Erwartungshaltung sehrnieder angesetzt, mehr als ein Er-fahrungsaustausch und die Fixie-rung des nächsten Termins solltetrotz vorhandener kleiner Tages-

ordnung nicht angestrebt werden.Schlussendlich aber war besagtesTreffen sehr positiv. Über 10 Festi-vals waren vertreten, darunter„Matscher Au” (Schlanders),„Rock The Lahn” (Meran), „Lau-rin rockt” (Welschnofen), „Rock'nToul” (Ahrntal), „Gaulschlucht”(Lana), „Rock in Dörfl” (Unter-land), „Rock in Dusty Valley”(Sarntal), „Rock im Ring” (Ritten)und „Rock'n'Roll Fever” (Na-turns). Das knapp einstündigeSummit brachte als Ergebnis den

Anwesenden vor allem zweierlei:zum einen die Einsicht, dass vonder Erfahrung und dem Wissenanderer Festival-Veranstaltungkonkreter Nutzen gezogen werdenkann, zum anderen, dass ein jährli-ches Treffen dieser Art für alle vonVorteil sein kann und die Zusam-menarbeit sehr ausbaufähig ist.Der Termin des nächsten Treffenswurde auf Mittwoch, 9. November2011 in Bozen fixiert. Wenn diefrühzeitige Terminübersicht aufairbagpromo.com und im „Headli-ner” auch bereits einige ersteFrüchte getragen hat, so soll imNovember versucht werden, Ter-minüberschneidungen von ähnlichausgerichteten Festivals noch wei-ter zu vermeiden. (rhd)

HEADL I N E RFreitag, 8. April 2011 – Nr. 68

Natürlich gibt es Bands undMusikerInnen, die keinenWert auf den Text legen,

Worte eigentlich als notwendigesÜbel sehen, das zur Melodieführungder Stimme benötigt wird. Aber esgibt auch sehr viele Bands und Mu-sikerInnen, die mit ihren Textenversuchen, die eigene Überzeugung,das eigene Weltbild wiederzugeben.Das Ergebnis der Veranstaltung„Musik, Positionen und Parolen:Junge Musikkultur ist 'poli-tisch'!?” ist schwer vorhersehbar,aber diese, vom Netzwerk der Ju-gendtreffs und -zentren eingefä-delte Veranstaltung, hat eines be-reits erreicht: Den Scheinwerferauf eine Ausdrucksform zu rich-ten, die in der Regel weder wahr-

noch ernstgenommen wird.Diskutiert wird unter anderem zufolgenden Themenblöcken: Was isteure Motivation, Musik zu machen?Engagierte Musik und kommerziel-ler Erfolg, ein Widerspruch? Ju-gendkultur ist auch Provokation:was provoziert heute?Auf dem Podium: Uli Seebacher(DJ Phoolin), Markus Prieth (OpasDiandl), MC Rotzbua il Mocciosound Julian Wörndle, Sänger derNaturnser Skaband Jokerface.Nach der Diskussion, die von 20 bisca. 21 Uhr laufen wird, sind MCRotzbua, IntoXication, Jokerfaceund DJ Phoolin live auf der Bühnezu sehen. Der Termin: Samstag, 9.April, ab 20 Uhr im Jugendzen-trum Kuba in Kaltern. (rhd)

Über Botschaften, leeres Geschwätz und Floskeln

Wie viel Gewicht

hat ein Text

Morgen, Samstag, 9. April, wirdim Kuba in Kaltern Klartext

geredet: Musiker diskutieren überdie Inhalte ihrer Texte und spielen

live, wie etwa die Naturnser Jokerface (im Bild).

Das erste Treffen der Festival-Veranstalter

Smalltalk mit Tagesordnung

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Über zehn Openairs waren vertreten:

Das erste Treffen der Festival-Organisatoren

im Kuba in Kaltern.

Zufrieden und bereit für ein abschließendesGruppenfoto: Die TeilnehmerInnen des ersten Openair-Treffens vergangenen Donnerstag, 31. März in Kaltern.

„Upload” wächst. Jahr für Jahr.Eine der Besonderheiten der die-sjährigen Auflage von „Upload”,ist die Ausdehnung auf die be-nachbarten Provinzen Trentinound Tirol. Heute, Freitag, 8.April, wird beispielsweise dieBozner Band The Little WhiteBunny, begleitet von Bands, die„Upload“ im Vorfeld für „Upload

on Tour” ausgewählt hat, in der„Zone” in Wörgl spielen. Morgenhingegen, am Samstag, 9. April,wird im PMK in Innsbruck diefranzösische Band Alcest zu se-hen sein. Auch hier werden wie-der einige junge Nachwuchs-bands im Vorprogramm zu sehensein. Zudem wird es im Mai u.a. inden Städten Bozen, Meran und

Brixen einen „Upload Day” ge-ben, bei dem gleichzeitig ziemlicheinige Bands live zu sehen seinwerden. Auch hier werden wiederdie einheimischen Gruppen aufdie Bühne(n) geholt.Herzstück von „Upload” ist je-doch der Wettbewerb, der europa-weit ausgeschrieben wurde.Knapp drei Wochen vor Anmelde-schluss wurde die Zahl von 200Anmeldungen bereits ein gutesStück überschritten. Die Jury, dieaus diesen Anmeldungen die Kan-didaten für die Ausscheidungs-runde auswählen muss, hat einhartes Stück Arbeit vor sich. Dasssich die Teilnahme heuer ganz be-sonders lohnt, das braucht bei ei-nem Preisgeld für den Wettbe-werbs-Sieger in der Höhe von5000 Euro und dem Auftritt inner-halb der Popkomm in Berlin nichtbetont werden. Der parallel lau-fende Wettbewerb für die lokalenBands winkt zudem mit der Pro-duktion einer EP und einem Auf-tritt innerhalb des M.E.I. (Mee-ting degli Indipendenti) in Faenza.Die Völser Scrat Till Death habensich diesen Preis 2009, die BoznerFerbegy? 2010 geholt.Bands, deren MusikerInnen nicht

älter als 30 sind, laden einfach ei-nen unveröffentlichten Song überwww.upload.bz.it hoch, inklusiveFoto, Bio und ausgefülltes Teilnah-meformular und warten auf denAnruf seitens „Upload”.Das Grand Finale findet heuerübrigens am Freitag, 10. Juni imEx-Alumix in Bozen statt. (rhd)Info: www.upload.bz.it

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NEWS

Be Music

Per Bus zumFestival

Für 26 Euro zum „Gods of Me-tal” nach Rho/Mailand am 22.Juni oder für 28 Euro zum „So-nisphere”-Festival am 25. und26. Juni nach Imola, hin- undzurück. Das Angebot, das so gut

klingt, macht die in Burgstallansässige Vereinigung „Be Mu-sic”, die seit kurzem ihren Ser-vice Rock-Bus anbietet. DieKonzerte, die per Bus angesteu-ert werden, sind etliche und beschränken sich nicht nur aufItalien. Alle Infos unter:www.bemusic.it

Biker-Weihe

Harleys &Bluesrock

Traditionellerweise nehmen dieUnterlandler Biker des „MFGangsters” die Motorradweihein Neumarkt zum Anlass, zu ei-ner kleinen Fete mit Livemusik.

Auf dem Gelände des „AutoEx-po”, direkt an der Staatsstraßenach Bozen zwischen Auer undBranzoll gelegen, wird an die-sem Sonntag ab 12 Uhr Mittagfür Biker aufgetischt: Bier,Steaks und Bluesrock ... letzte-res von der aus Neumarkt stam-menden Phoenix Blues Band.

Interesse daran,

im Headliner zu

inserieren? Kontaktieren Sie uns:

[email protected]

Aufruf

Festival-Kalender 2011Unser Festival-Kalender, der einen Überblick über die Festivalsund Openairs im Land gibt, erscheint heuer bereits zum drittenMal und wir sind schon gespannt, wie bunt er diesmal wird.Erscheinungstermin des Kalenders ist – so wie im Vorjahr auch – der letzte Freitag im April, also der 29.04.2011. Daher derAufruf an alle Veranstalter und Mitorganisatoren: Teilt uns euerdetailliertes Festival-Programm auch heuer wieder rechtzeitigund vollständig mit, damit wir euer Festival/Openair in den Kalender aufnehmen können! Benötigt werden folgende Infos:Name des Festivals/Openairs, Datum und Uhrzeit, Ort des Geschehens, Eintrittspreis, Programm bzw. LineUp, Auskunftüber Zeltmöglichkeit und (falls vorhanden) den Link zur Festival-Homepage. Einsendeschluss ist Sonntag, 24.04.2011.Email: [email protected] (eva)

Auch heuer erscheint der Festivalkalender: Organisatoren

können uns ab sofort ihr Programm schicken.

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Die Livebühne ist der Dreh- und Angelpunkt des Festivals „Upload”: Vor dem großen Konzert in Bozen gibt es Gigs in Südtirol, im Trentino und in Tirol.

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Upload-Contest 2011

Noch drei Wochen

Vor einem Jahr haben wir das Projekt Fallacy Lens desSinger/Songwriter JohannesNiederhauser im „Headliner“vorgestellt. Der Augsburger,der an der Freien UniversitätBozen studiert und auch einige Male live in Südtirol gespielt hat, hat inzwischenseine EP „Lightship Wolf“ veröffentlicht und absolviertseit Anfang des Jahres einAuslandssemester in Seattle.Wir haben uns mit dem26jährigen Musiker über die Musikszene in Seattle unterhalten.

Headliner: Wird über Musik in

Seattle gesprochen, dauert es

meist nicht lang bis der Begriff

„Seattle-Sound“ in den Raum ge-

worfen wird. Wie sieht’s aber in-

zwischen in Seattle aus? Wirkt

die Grunge-Zeit noch nach oder

ist sie nicht mehr spürbar?

Johannes Niederhauser: Ich glau-be nicht, dass das noch irgendwieaktuell ist. Hier gibt’s unendlich vie-le Bands aller möglichen Stilrich-tungen, irgendwie scheint hier je-der, den ich treffe Musik zu machenoder sich künstlerisch zu betätigen.Seattles Sound und generell dieganze Stadt ist also extrem vielfäl-tig, wenn man zusätzlich bedenkt,

dass hier gerade mal ne halbe Mil-lionen Leute leben, ist das kulturel-le Angebot nahezu unschlagbar.Und ich habe auch noch nie irgend-jemanden hier über Cobain oderNirvana wirklich reden hören -außer vielleicht ein paar Kommen-tare zu seinem Tod und anscheinendlebe ich ganz in der Nähe seinesHauses. Seattle-Sound scheint ein-fach nur ein ‚Label’ zu sein, so dassman von außen etwas beschreibenkann, mit Grunge hat der tatsächli-che aber nichts mehr zu tun. Du nutzt deine Studienzeit in

Seattle auch, um dort musika-

lisch auf die Beine zu kommen.

Was hast du bislang gemacht?

Ich habe bislang ausschließlich aufOpen Mics gespielt. Aber langsamhabe ich ein paar Freunde gefun-den, die in der Musikszene hier ak-tiv sind und so fang ich gerade an zubooken. Im April habe ich in derArabica Lounge mein erstes richti-ges Konzert in den Staaten. Kristi-na Very and the Carousels ist meinSupport, was ziemlich geil ist, da siehier gerade sehr angesagt ist. DieShow in der Arabica Lounge ist zu-dem meine EP-Release-Show inden Staaten. Im Mai spiele ich dannim The Comet, eines der angesagte-sten Venues hier in Capitol Hill.Du hast Ende 2010 deine neue

EP „Lightship Wolf“ in London

aufgenommen. Wo hast du die

Songs eingespielt und wer hat bei

den Aufnahmen mitgewirkt?

Genau, Ende Dezember bin ichnach London geflogen und hab dortim Lightship95 Studio meine EPaufgenommen. Daher auch derName. Die Sache ist wirklich ziem-lich verrückt: Ben Philips, der Pro-duzent von Bands wie ‚NovemberComing Fire’ oder der italienischenHardcore Band ‚Gold Kids’, hat einaltes Leuchtturmboot zum Studioumgebaut. Das Schiff liegt jetzt ge-genüber der O2 Arena in Londonim Hafen. Man spürt also über denTag Ebbe und Flut und das Schiffhat einen ganz eigenen, sehr kühlenund düsteren Klangcharakter. Benist zum Glück neben Tontechnikerund Produzent auch ein viel ge-buchter und sehr guter Studiod-rummer und hat für meine EP alleDrums und Percussion eingespielt,wofür ich ihm unendlich dankbarbin. Die Gitarrenspuren habe icheingespielt und Gesang ist auch vonmir. Instrumental beschränkt sichalso alles auf meine Gibson Super-Dove und Bens Drumparts. Den-noch haben wir einen sehr vollenKlang erzeugen können, dem ichauch live alleine gerecht werdenkann. Wir haben die Songs live auf-genommen, ohne Verschnörkelun-gen, ohne Schneiden. Einen clea-nen, perfekten Radiosound kannstdu zwar so nicht erzeugen, aberdafür ist bei den Aufnahmen vielesspontan entstanden, z.B. der ge-samte letzte Chorus-part von ‚LoveSong to the Dead’ ist improvisiert;ich hatte das vorher nie so gespieltoder gesungen. Das ist es was fürBen spricht: er lässt einen einfachmachen und stellt den Song in denVordergrund, also ein wirklich gut-er Ort, um aufzunehmen. Also, Mu-siker Südtirols, auf nach Londonzum Recording!Info: www.myspace.com/fallacylens

(Interview: eva)

HEADL I N E RFreitag, 8. April 2011 – Nr. 68

Fallacy Lens: „Lightship Wolf“ EPAuf der EP „Lightship Wolf ”zeigt sich Johannes Niederhau-ser, hier Fallacy Lens, wie ge-wohnt von seiner minimalisti-schen, düsteren Folk-Seite. SeineSongs, die von Stimme und Gitar-re getragen werden, erinnern inden besten Momenten leicht anden akustischen Countrypunk,der in den vergangenen Jahrenvor allem in den Staaten undEngland gefeiert wurde. So setztJohannes seine Stimme bei„Lovesong To The Dead“ gegenEnde ähnlich energievoll stei-

gernd ein; ebenso den Rhythmus-wechsel der Gitarre bei „Run Ho-tel“. „This Might Be The Year IDisappear“ hingegen, ist bluesigangehaucht. Percussions, Drumsund Aufnahme übernahm BenPhilips. Da die EP live eingespieltwurde, nahm Niederhauser eini-ge Ungereimtheiten bewusst inKauf, denn aufs Editieren der Ge-sangs- und Gitarrenspuren wur-

de verzichtet. Die Tatsache, dassdie Songs live auf einem altenLeuchtturmboot auf der Themse(siehe Interview) aufgenommenwurden, erhielt hier also Vortrittund das ist - subjektiv gesehen -sehr gut so. Von den sieben Son-gs, die im Leuchtturmboot einge-spielt wurden, prägt sich vor al-lem der Song „We Danced“ starkins Gedächtnis ein, der mit schö-ner Melodieführung, dem Flussvor Augen und durchdachtemSongwriting überzeugt. (eva)Download: http://fallacylens.bandcamp.com

Aufgenommen auf einem alten Leuchtturmboot auf der Themse: „Lightship Wolf“ EP von Fallacy Lens.

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Fallacy Lens

Vom Leuchtturm-Bootnach Seattle

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Bis Ende Juni in Seattle: Johannes Niederhauser nutzt seinen

Auslandsaufenthalt auch für sein Projekt Fallacy Lens.

Bald live in Seattle zu sehen:

Fallacy Lens.