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paestum velia leitfaden

guida breve paestum tedesco

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lingua tedesco

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Page 1: guida breve paestum tedesco

paestum velia

leitfaden

Page 2: guida breve paestum tedesco

artdirector

enrica d’aguanno

layout

francesca aletto

wissenschaftliche beratung

laura del verme

übersetzung

wiebke karstens

fotografische referenzen

denkmalamt der provinzen

von salerno, avellino, benevent

und caserta - fotolabor des

archäologischen

nationalmuseums paestum:

giovanni grippo

francesco valletta

© für die bilder ministerium für

kunst und kultur

auf dem einband

paestum, der poseidontempel

und die basilika

auf der rückseite

velia, die porta rosa

arte’m

ist ein eingetragenes

warenzeichen

prismi

editrice politecnica napoli srl

zertifizierungen

qualitätszertifikat iso 9001: 2008

ethik sa 8000: 2008

www.arte-m.net

gedruckt in italien

© copyright 2012 by

prismi

editrice politecnica napoli srl

alle rechte vorbehalten

fertigstellung des druckes

april 2012

druck und aufbau

born to print, neapel

Page 3: guida breve paestum tedesco

inhaltsverzeichnis

4 paestum17 das archäologische nationalmuseum von paestum26 das “erzählende” museum

des heiligtums hera argiva28 elea-velia

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4 archäologische plans von paestum

Legende des

archäologische plans

von paestum

a porta Cereres Eingang

b porta principales

Eingang/Ausgang

c porta Nettunos Eingang

d Eingang von Museum,Kartenverkauf, Bookshop

1 der athene-tempel,früher auch der ceres

zugeschrieben

2 das ekklesiasterion

3 das heroon

4 das comitium

5 der mens bona-tempel

6 das amphitheater

7 das römische forum

8 der poseidon-tempel

9 der hera-tempel, als diebasilika

porta giustizia

b

c 89

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porta sirEna

porta marina

porta aurEa

a

5

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74

3

2

1

d

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Paestum ist für seine griechischen Tem-pel weltberühmt, die wie nur wenige un-beschädigte Monumente der Antike auchheute noch die Blicke und Fantasien,auf sich ziehen. Nach über zweitausend-fünfhundert Jahren an natürlichen und so-zialen Katastrophen hat Paestum sei-nen wohlverdienten Platz in der europäi-schen und mediterranen Kultur in derzweiten Hälfte des achtzehnten Jahr-hunderts, als Wahlziel der “Grand Tour”der Forschungs-und Bildungsreisen, dieGrundlage und die elitäre Voraussetzungdes modernen Kulturtourismus bilden, zu-rückerobert. Zur prähistorischen Zeit wur-de das Gebiet mit den Namen “Gaudo” be-zeichnet. Dies nach dem Stadtviertel, indem Spuren einer großen Grabstätte,die seit Kurzem im archäologischen Mu-seum zu sehen ist, entdeckt wurden.Die griechische Stadt wurde nach Stra-bone, – dem adeligen Vater der westlichenGeografie – von achäischen Bauern aufder Flucht aus Sybaris gegründet. Das sa-krale Gebiet, auf dem die Burg von Agro-poli steht, entspricht dem Heiligtum von

6

Paestum

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Der Athene-Tempel, früher auch der

Ceres zugeschrieben

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8 paestum

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Poseidon Enipeo, dem Flussgott desThessalien, der vom Dichter Lykophron be-sungen wurde. Nach einer zweiten Emigrationswelle wur-de die endgültige Lage Poseidonias – im Sü-den durch Capodifiume begrenzt und be-stand aus Heiligtümern und Privatgebäuden,welche dem konsolidierten Städtebausy-stem des Hellenentums entsprachen.An das Gebiet, das zu jener Zeit von denEtruskern beherrscht, wurde angrenzend,wurde diese griechische Stadt in der Ebe-ne des Flusses Sele von einem Teil derachäischen Minderheit aus Sybaris umetwa 600 v. Chr. – wie das Fundament ei-nes kleinen Tempels südlich vom Tempelder Athene (Ceres-Tempel genannt) doku-mentiert, bemalten Terrakottadach einge-prägt ist. – auf einem Plateau aus Kalkstein,inmitten einer großen Ebene zwischenden Hügeln von Calpazio im Osten und demTyrrhenischen Meer im Westen errichtet.Zu gleicher Zeit erbauten die Siedler zu Eh-ren von Hera das große Heiligtum Hera-ion im Norden an der Sele-Mündung [sie-he S. 26], seine Entstehung wird in der my-thologischen Tradition mit Jason, dem Hel-den des goldenen Vlies – dem Fell des gol-denen Widders, das wie durch Zauber-hand heilte – in Verbindung gebracht. DasHeraion wurde in den dreißiger Jahren desZwanzigsten Jahrhunderts von UmbertoZanotti Bianco und Paola Zancani Mon-tuoro wiederentdeckt. Es war mit in denbehauenen Stein gemeißelten Metopendekoriert (heute im archäologischen Mu-seum von Paestum ausgestellt). Es han-

delt sich um eine der bedeutendstenkultischen Metopenserien der griechischarchaischen Welt.Eine bedeutsame bauliche Entwicklungbeginnt erst in der zweiten Hälfte des 6.Jahrhundert v. Chr. Pflasterte Straßen,neue Häuser, Senkgruben und Kanalisa-tionen bestimmen die Stadt.An der Stadtgrenze befinden sich dieHeiligtümer, im Norden Athene, im SüdenHera geweiht, die von den großen Tempelndominiert wurden. Die Wiederentdeckungder Kultgebäude im 18. Jahrhundert bie-tet einen Interpretationsversuch: Aus derUntersuchung der Gelehrten dieser Zeitentstehen die ersten ‘suggestiven’ Be-zeichnungen. Der tempel der athene

(Ende 6. Jahrhundert v. Chr.; umstruktu-riert um 520-510 v. Chr.) wurde zu dieserZeit, vielleicht auf eine Anregung Vitruvi-us hin, als Ceres-tempel identifiziert, dadieser in seinem de Architectura (1. Jahr-hundert v. Chr.) über die Gewohnheit dergriechischen Siedler berichtete, der Göt-tin der Ernte und des Ackerbaus zur Ver-söhnung einen Tempel an den Türen derStadt zu errichten. Die modernen ar-chäologischen Ausgrabungen haben amEnde die historische “Wahrheit”, dank desFundes von Votivgaben und Statuetten der

Luftaufnahme der Tempel

auf den folgenden seitenDer Poseidontempel und die Basilika

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12 paestum

Göttin Athene wieder hergestellt.Der Hera-tempel (530 v. Chr.), der Älteste,nimmt im achtzehnten Jahrhundert den Na-men Basilika: Nochmals machen es Vo-tivbilder und – inschriften möglich demTempel der Gemahlin Zeus, der Königin desgriechischen Pantheons zuzuschreiben.Auf der Ebene zwischen den beiden Hei-ligtümern ist das agora (später römischesForum), das Zentrum des Kleinstadtle-bens und nimmt in diesen Jahren mit demHeroon (einer unterirdischen Grabkapelle),dem Heiligtum, das die Griechen demGründer der Stadt widmen, der nach sei-nem Tode wie ein göttlicher Held verehrtwird, einen monumentalen Aspekt an. Ausdiesem Gebäude stammen die Bronzeva-sen (die sich heute im archäologischen Mu-seum von Paestum befinden). Es handeltsich um Meisterwerke des Metallhand-werks der Magna Graecia, die zur Zeit ih-rer Ausgrabung noch voller Honig waren.Rund herum befanden sich Privatgebäu-de und weite nicht bewohnte Räume. AmFluss Sele liegt ein anderer Hera gewid-meter Sakralbau, von dem Metopen mittanzenden Mädchen erhalten sind.Die Wachstumsphase der Stadt endet ge-gen 480-470 v. Chr. mit zwei wesentlichenMonumenten: Dem im achtzehnten Jahr-hundert poseidon genannten tempel (inder zweiten Hälfte des 5. Jahrhunderts v.Chr.) einem Emblem der dorischen Ar-chitektur im Westen, und eigentlich Heraoder – mit größerer Wahrscheinlichkeit –Zeus gewidmet, wie die mit Bart und gol-dener Krone bemalten Statuetten be-

zeugen würden; und im Agora, Sitz der Ver-sammlungen, das Ekklesiasterion (480-470 v. Chr.) in runder Form und mit Tri-bünen, glückliche Synthese des Ge-schmacks der Architektonik und derStadtplanung (später wurde diese von denRömern unter Erde und Steinen begrabenund zur republikanischen Zeit wurde andiesem Platz ein Heiligtum mit Säulen-gang, Brunnen und Lager gebaut).Die Beschaffenheit der Nekropole bestätigtdie durch Strabone wiedergegebene Er-oberung Poseidonias durch die Lukaner, ei-nem italienischen Volksstamm der Sam-

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niten, die während der letzten zwei Jahr-zehnte des 5. Jahrhunderts stattfand.Die Grabausstattung zeigt durch den gro-ßen Reichtum an Einzelheiten das neue so-ziale Modell: raffinierte Waffen und Ju-welen, mit Handlungen aus dem täglichenLeben, die auf Bräuche und Rituale ver-weisen und entschieden von der nüchter-nen Art der griechischen Epoche Posei-donias abweichen; Gastmahle, fantasti-sche Tiere, Dämonen, Stillleben, die ade-lige Gesellschaft. Die bemalten Gräber lie-ßen all dies unsterblich werden und sindheute gemeinsam mit den Monumental-

tempeln die Symbole und machen den My-thos der magischen Ebene Paestums aus.Der städtische Stadtbau beginnt erst wie-der wirklich in der zweiten Hälfte des 4. Jahr-hunderts und zwar mit dem Bau der im-posanten Stadtmauern (ursprünglich übersieben Meter hoch), die noch heute, mit ei-nem Umfang von drei Kilometern beein-drucken und das damalige Leben in der an-tiken Stadt noch heute spürbar machen. Esgibt vier Zugangstore: porta aurea im Nor-den, porta della sirena im Westen, porta

Das römische Forum

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14 paestum

giustizia im Süden, porta marina im Osten.Die Konfrontation und die Kontraste zwi-schen den beiden Gründeridentitäten, dergriechischen Seele und der Verpflanzungitalischer Prägung, drücken sich, wie bei al-len kennzeichnenden historischen Erleb-nissen in einem untrennbaren intensivenAustausch zweier Kulturen aus: Zum Trotzjeder politischen und institutionellen Ver-änderung dokumentiert die im Versamm-lungssaal gefundene zwischen zwei Stufeneingebettete Stele mit einer Widmung in Os-kisch “für erwiesene Gnade”, des lukani-schen Richters Statis a Iuppiter die Konti-nuität von Kulten und bürgerlichen Tradi-tionen bis um das Jahr 300 v. Chr.Rom droht. Poseidonia muss zuerst in densamnitischen Kriegen, an der Seite von Pir-ro ziehen und daraufhin für die tarentinische

Armee Partei ergreifen, bis die Stadt und dieLukaner am Ende akzeptieren mussten,eine römische Kolonie zu werden (273 v.Chr.). Paestum wurde seitdem, auch wäh-rend der punischen Kriege, zu einem treu-en Verbündeten Roms. Das Stadtbild ver-änderte sich radikal. Während des 2. Jahr-hunderts zerschnitt auf der Nordseite desForums der sogenannte Friedenstempel,wörtlich das Versammlungsgebäude, dasComitium. Der dorisch korinthische Frie-denstempel (2.-1. Jahrhundert v. Chr.) warmens Bona, der römischen Göttin der Ver-nunft, die gebeten wurde über die Umsichtund Klarheit des Denkens der Politiker zuwachen und später zum Symbol der be-freiten Sklaven, aufgrund der bona mens

der Ex-Herren wurde, gewidmet. Mitte des1. Jahrhunderts wurde hinter dem Forum

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das amphitheater errichtet (1. Jahrhundertn. Chr; erweitert am Ende des 1. und Anfangdes 2. Jahrhunderts n. Chr.). Dieses wurdeaufgrund der 1829 gebauten modernenStraße, die mitten durch die Stadt verläuft,unglücklicherweise zum Teil entfernt.Mit dem christlichen Zeitalter erhält underneuert Paestum sein Ansehen. Der Bi-schofssitz sorgt dafür, dass sich derSchwerpunkt des sozialen Lebens auf dieHügel des Capaccio Vecchio verlegt: BisCaput Aquis im Jahre 1246 von Friedrichdem Zweiten zerstört, für Jahrhundertevergessen blieb und die “romantischen”Ruinen allmählich im Nebel des Sumpfesversanken. Es wird erst wieder zur Zeit desRegimes während des Wiederauflebensder Klassizität, die den Zweiten Welt-krieg einleitet, trockengelegt werden.

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Das Ekklesiasterion[Versammlungsraum der Bürger]

Das Amphitheater

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Erdgeschoss griechisch-lukanische Stadt

souterrain Lehrlaboratorium und Bedienungen

Erster stock Römische Stadt

mezzanin Prähistorie und Frühgeschichte

a Eingang von Museum,

Kartenverkauf, Bookshop

b ausstellungsort

c Lehrzone

1 asteas topf mit

Europas raub

2 metopes zimmer

3 tauchers grab

4 lukanische gemalte

gräber

a

c

2

3

4

b

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Das archäologische Nationalmuseum von Paestum

Das Museum zeigt und rekonstruiert dieIdentität und die lang andauernde Ver-wandlung des archäologischen Gebiets,indem es Zusammenhänge zwischen deneinzelnen Fundstücken darstellt, die imLaufe der Jahrhunderte aus dem Gewirr ausTempeln, Wohnhäusern und öffentlichenÄmtern, Heiligtümern, Gräbern, Theatern undder natürlichen und vom Mensch geschaf-fenen Umwelt hervorgingen. Im Jahre 1952eröffnet, beruht es auf dem ehrgeizigen Pro-jekt von Maurizio De Vita (1938) und liegtinnerhalb der antiken Stadtmauern. Es er-klärt auf einfache Weise die vier entschei-denden Phasen des Lebens Paestums undseiner Umgebung, von der Urgeschichte biszur Osmose und die Diskontinuität dergriechischen, lukanischen und römischen Zi-vilisierungen: von den ältesten Fundstücken,im saal der metopen aus dem Heiligtum derHera an der Sele-Mündung, bis zu den be-

malten gräbern, die seit den sechziger Jah-ren des Zwanzigsten Jahrhunderts ausge-stellt werden, im Mittelpunkt steht dasSymbol der Ewigkeit, die Reise zwischen mu-sikalischen Gastmahlen, Spielen, dem My-sterium des Übergangs vom Leben zum Tod,das in der grabplatte des tuffatore (tau-

chergrab) dargestellt wird, sowie durch dieFundgegenstände aus dem häuslichen Ge-brauch; Bronzevasen, Keramiken, aristo-kratische Statussymbole der Milieus, die dieSammlungen über die lukanische Zivilisa-tion vervollständigen. Die neueste Ausstel-lung ist der urgeschichte gewidmet. Sie be-findet sich im Halbgeschoss und die Sälekondensieren das römische paestum, im er-sten Stock, vervollständigen den Weg zwi-schen verschiedenen Ebenen von Erinne-rungen und Identitäten. Ein absolutes Mei-sterwerk der italischen Keramik mit schwar-zem Anstrich ist der Krater mit dem raub

der Europa, des Keramikers Asteas (der inPaestum um die Hälfte des 4. Jahrhundertv. Chr. wirkte), welcher Paestum 2009 nacheiner abenteuerlichen Reise mit dem ZielMalibu zurückerstattet wurde. Dieser erzähltdie Geschichte Europas, Tochter des Königsvon Phönizien und von Zeus, der sich, umihre Widerspenstigkeit zu besiegen, in einenweißen und sanften Stier verwandelt und siemit sich ins Meer bis nach Kreta zieht, wodie Hochzeitsfeier unter Anwesenheit dergöttlichen Mithelfer stattfindet.

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18 das archäologische nationalmuseum von paestum

Herkules tötet den Riesen AlcioneoMetope des Heratempels in Foce Sele

Charon, Grabplatte aus Andriuolo

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20 das archäologische nationalmuseum von paestum

Grabplatte, auf der ein ins Wasserspringender Taucher dargestellt ist, aus Tempa del Prete

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auf den folgenden seitenGrabplatte, auf der ein ins Wasserspringender Taucher dargestellt ist: dasSymposium, aus Tempa del Prete

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24 das archäologische nationalmuseum von paestum

Wasserkrug aus Bronze [Hydria]aus dem Heroon [unterirdisch

Heiligtum von Poseidonia]

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Vase aus Keramik [Krater], auf der dieEntführung Europas mit roten Figuren

abgebildet ist, signiert von Asteas

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Das Heiligtum von Hera argiva ist außereinem Meilenstein der archäologischenForschung (1934) eines der detaillierte-sten Zeugnisse der Kultur der MagnaGraecia in Italien. Zwischen Geschichteund Legende begann die Reise der fünf-zig Kameraden, die Jason folgten, in Argoauf dem gleichnamigen Schiff. Auf derRückreise, erzählt Strabone, errichtete derHeld des goldenen Vlieses das Hera ge-widmete Heiligtum. Hera war die Schwe-

ster und eifersüchtige Gemahlin von Zeusund zudem die Schutzpatronin der Ehe:Ein heidnischer Kult, der noch bis zum 3.Jahrhundert v. Chr. blühte.Das Christentum interpretierte die Vereh-rung neu mit der “Madonna del Granato”in der auf den Hügeln des Calpazio errich-

Das “erzählende” Museum

des Heiligtums von Hera Argiva

Museums Fassade

Selemündung

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teten Kirche: Der griechische Herakult wirdadaptiert, die imposante Gestalt der Ma-trone mit dem Granatapfel, Symbol derFruchtbarkeit, bleibt erhalten.Das “Erzählende Museum”, das seit demJahre 2001 in dem Bauernhof Prociuali re-

konstruiert das verlorene Gebäude des Tem-pels und dessen Entstehung mit innovati-ven Ausstellungen und multimedialen An-geboten, 3D, Filmen, Soundeffekten und di-daktischen Tafeln inmitten der ruhigenBüffelweiden, wie vor zweitausend Jahren.

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28 archäologisches plans von velia

a Eingang von museum, Kartenverkauf,

Bookshop

b Lehrzone

1 römische nekropolen

2 römische thermen

3 Cobellis Bauernhof

4 asklepeion [Haus von Arztschüle]

5 porta rosa

6 theater

7 akropolis

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ba

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5

6

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Elea – Velia, später, aufgrund der römi-schen Toponomastik – liegt heute in derNähe des Litorals von Ascea Marina, zwi-schen Agropoli und Palinuro, verdankt seinGlück im antiken Mittelmeer seiner stra-tegischen Lage auf dem Kurs zwischen Grie-chenland und Etrurien. Sich über neunzigHektar fruchtbares Land erstreckend, er-oberte Elea, nicht nur hinsichtlich seinesHandels, Ansehen in der griechischenWelt, sondern besonders aufgrund seinergeistigen Vorrangstellung: die Philoso-phieschule der Eleaten, Parmenides, Zenon,Melisso di Samo, wählten aus gutem Grun-de dieses Stückchen Paradies, im südlichenCilento, um zu meditieren und Proselytenzu machen; die Philosophen Senofaneund Leucippo hielten sich zwischen denMauern des gastfreundlichen römischenVelia auf, zudem hielten sich hier minde-stens bis 62 n. Chr. die Protagonisten derVorläufer einer berühmten medizinischenSchule und die Grammatiker Stazio (Vaterdes Dichters) und Palamede auf.Nach Herodot waren es die Einwohner vonFocea, einer Stadt in Kleinasien, von wo sie

von den Persern vertrieben wurden, auf derSuche nach einer neuen Heimat, die dieStadt des Enotria (dem “Land der Wein-berge” nach der griechischen Definition desSüden Italiens) eroberten: Es entsteht Hye-

le [Elea]. Der ursprüngliche Stadtkern (540-480 v. Chr.) befand sich auf der Akropolis,mit Straßen und Kanälen für den Wasser-

Velia

Büste des Philosophen Parmenidesaus dem Kollegium der Augustalen

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30 velia

abfluss und freien Plätzen zwischen denHäusern. All dies wurde im Jahre 1921 wäh-rend der Ausgrabungen von Amedeo Maiu-ri ans Licht gebracht. Zwischen dem 5. und2. Jahrhundert v. Chr. wurde hier Athene ver-ehrt. Das Stadtgebiet dehnte sich bis zu denOrtsvierteln auf den Abhängen der Hügel,im Einklang mit der Landschaft und den Ter-rassenanbauten, aus. Am südlichen undnördlichen Ortsteil befinden sich die beidenTore, vielleicht mit verschiedenen Aufgaben;im Süden liegt der Hafendamm, ein nur fünf-zig Meter vom Strand entfernte, gut aus-gerüstete Anlegestelle.Der Mauerdurchmesser und die verbliebe-nen öffentlichen Gebäude lassen nochheute ein modernes Stadtzentrum erken-nen. Die entlang des Hügels verlaufene Pfla-sterstraße verbindet die beiden Ortsteile, dieAkropolis und die Terrassen des Gebirgs-

kammes, wo die Sakralbauten stehen. Aufdem Höhepunkt des Weges liegt die porta

rosa (4. Jahrhundert v. Chr. nach dem Na-men der Frau des salernitanischen Ar-chäologen Mario Napoli, der seine “Ent-deckung” 1964 seiner Frau widmete, nichts,wenn nicht mit dem Licht bei Einbruch derDämmerung, dem Farbton der Felsblöckedes Bogens, zu tun), ein unerwarteter be-zaubernder Ausblick eröffnet sich dem Be-sucher von dort auf die umliegenden Ge-biete, die Strände, die Küste, die der Hügeltrennt. Das Theater und das kleine Ther-malgebäude neben der Quelle Hyele, auf derAkropolis, die Kanalisation, die das Wasserzum Tal leitet, gemeinsam mit den kleinenWeihstätten, bis zu den Kultstätten, den Al-taren, den Votivsteinen (kleine Monumen-te in rumpfförmiger Säulen- oder Pfeilerform,gewöhnlich mit einer Inschrift), bezeugen einlebendiges und “frommes” bürgerlichesund religiöses Leben im Sinne des Sy-stems der Götter des Olymps.Die beiden besonders effektiven Toreund Befestigungsanlagen, verbunden miteiner üppigen unwegsamen Natur und dentief verwurzelten diplomatischen bäuer-lich-philosophischen Qualitäten, erlau-ben es Elea der lukanischen Expansion,die Poseidonia einverleibt hatte, stand-zuhalten; später garantiert der gleiche Ab-stand in der ständigen Konfliktsituationzwischen den Stadtstaaten der MagnaGraecia, die in der Wahl des Bündnissesmit Rom gipfelt, Velia die absolute Auto-nomie und die Kontrolle der Schiffswegedes Tyrrhener bis zumindest 88 v. Chr.

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Die Akropolis mit mittelalterlichen

Gebäuden

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Zur römischen Zeit gehören zwei Thermal-komplexe, der gedeckte Wandelgang (1.und 2. Jahrhundert n. Chr.), wahrscheinlichSitz der medizinischen Schule (Asklepieion)oder, nach anderen Auslegungen, Gymna-sium oder Turnhalle, und das Kollegium der

augustalen (die Priester, die den römi-schen Kaiser kultisch verehrten), das denmit Zacken geschmückten Kopf, Personi-fikation der Stadt, und die Skulptur mit demAbbild von parmenides und der verdienst-vollen Ärzte hervorgebracht hat.Der Niedergang beginnt, als die neuen Stra-ßen des Kaiserreichs mit der Potenzierungder direkten Verbindungswege zwischenRom und dem Osten über die Adria und derfortschreitenden Verlandung der Häfen, Ve-

lia aus den wichtigsten Schiffswegen aus-schließt, bis die Stadt zu einem kleinen Fi-scherdorf schrumpft, dessen Bewohner,aus Angst vor weiteren Malariafällen undden Überfällen der Sarazenen im 9. Jahr-hundert die Stadt verlassen.Im Mittelalter wird im Jahre 1100 auf der an-tiken Akropolis hinter den Ruinen des thea-

ters (im 2. Jahrhundert n. Chr. auf dem Ge-bäude aus der hellenistischen Zeit um-strukturiert) eine dem hl. Quirinus gewid-mete Hofkapelle errichtet. Die Norman-nen von Guaimar errichten im folgendenJahrhundert die für die Sichtung ideale Burg,um die herum, die bis zur Hälfte des sieb-zehnten Jahrhunderts aktive und arbeitsa-me Stadt Castellamare della Bruca entsteht.

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