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Grundlagen der Wundversorgung/Physiologische Wundheilungsphasen Sabrina Gaiser-Franzosi Geschäftsführerin Wundmitte GmbH, Wundexpertin ICW e.V., zertifizierte Ernährungsberaterin, Krankenschwester,Medizinprodukteberaterin, Gerichtlich bestellte Sachverständige des Sozialgerichts Stuttgart

Grundlagen der Wundversorgung/Physiologische ... · Besonderheiten chronischer Wunden (Panfil/Schröder2009:144) Die eigene Pathophysiologie (krankhafte Veränderung) die einer chronischen

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Grundlagen der

Wundversorgung/Physiologische

Wundheilungsphasen

Sabrina Gaiser-Franzosi Geschäftsführerin Wundmitte GmbH, Wundexpertin ICW e.V.,

zertifizierte Ernährungsberaterin, Krankenschwester,Medizinprodukteberaterin,

Gerichtlich bestellte Sachverständige des Sozialgerichts Stuttgart

Unterscheidung Akute Wunde / Chronische Wunde (Panfil Schröder 2009: 143-144)

Akute Wunde:

Entstanden in intaktem Gewebe (z.B. Schnittverletzung)

Geht keine eigenen Pathophysiologie (krankhafte Veränderung) des

Gewebes voraus

In der Regel in maximal 21 Tagen verheilt

Vorwiegend „primäre Wundheilung“ aber auch sekundär heilende

Wunden (z.B. nach Infektion)

Sind in der Regel gut durchblutet und haben ein aktives lokales

Abwehrsystem

Chronische Wunden:

Wunden die länger als 4-12 Wochen keine Heilungstendenz zeigen

Sind gekennzeichnet durch eine eigene Pathophysiologie des

betroffenen Gewebes

Bsp. Dekubitus, DFS, Ulcus cruris

Wundmanagement 2

Besonderheiten chronischer Wunden (Panfil/Schröder2009:144)

Die eigene Pathophysiologie (krankhafte Veränderung) die einer

chronischen Wunde zugrunde liegt macht sie zu einer „speziellen“

Wunde mit unterschiedlichen Eigenschaften. Deshalb gelten

nicht die gleichen Prinzipien und physiologischen Vorgänge wie bei

der physiologischen Wundheilung.

Ohne Berücksichtigung der Ursache und jeweils besonderen

Eigenschaften der chronischen Wunde ist keine Wundheilung

möglich!!!

Voraussetzung ist ein langfristiges und wundspezifisches

Versorgungskonzept und die individuelle mit Einbeziehung des

betroffenen Patienten.

Wundmanagement 3

Genese Chronischer Wunden

Gefäßerkrankungen ( CVI, pavK, Lymphödeme, Wegener Granulomatose

-nekrotisierende Entzündung der Gefäße, Churg –Strauss Syndrom –

Allergische Granulomatose)

Dermatologische Erkrankungen ( Pyoderma Gangränosum, Necrobiosis

lipoidica Oppenheim Urbach Syndrom Entzündliche Hauterkrankung, Akne

Inversa)

Neoplasien ( Basalzellkarzinom, Plattenepithelkarzinom, malignes

Melanom)

Metabolische Erkrankungen ( Oxalose, Hyperhomocystinämie)

Infektionskrankheiten ( grammnegativer Fußinfekt, Herpes Simplex,

Blastomykose

Hämatologische Erkrankungen ( Leukämie)

Gerinnungsstörungen ( plasmatische Gerinnungsfaktoren)

Genetische Defekte ( Wyburn-Mason-Syndrom)

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Zustand der Wunde (Entstehung, Art, Tiefe…)

Verschmutzungsgrad (Fremdkörper, Keime…)

Lokalisation der Wunde

Beschaffenheit der Wundumgebung und der Wundränder

Durchblutung des Wundgebietes

feuchte oder trockene Wundverhältnisse

Lokale Einflüsse

Allgemeine Einflüsse (systemisch)

Alter

Ernährungsstatus

Immunstatus

Grunderkrankungen

Postoperative Komplikationen

Akute Traumen

Medikamente

Psychosoziale Situation

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Komplikationen einer chronischen Wunde

Unterminierungen

Taschenbildungen

Fistelung

Unerkannte Malignität (z.B Basaliom)

Infektionen

Nekrosen

Wunddehiszenz, Nahtdehiszenz,

Hämatome,

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Klinische Anzeichen für eine gestörte Wundheilung

Fehlen von gesundem Granulationsgewebe

Nekrotisches bzw. pathologisches Gewebe am Wundgrund

Starke Exsudatbildung

Bildung von schmierigen Belägen

Schlechte Durchblutung

Mangelnde Epithelisierung

Rezidivierende oder anhaltende Schmerzen

Infektion

Störungen der Narbenbildung

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Wundheilungsphasen / Phasengerechtes Arbeiten

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Exsudationsphase

lokale Entzündungsreaktion

Verstärkte Exsudation

Makrophagen und Granulozyten beginnen mit der Wundreinigung

Ausschwemmung von Zelltrümmern , Fremdkörpern und Bakterien

Ziel: Wundreinigung + Debridement

Verbandwechselintervall: alle 1- 2 Tage je nach Exsudation

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Granulationsphase

Die Fibroblasten beginnen mit der Bildung von Kollagen –

Granulationsgewebe wird aufgebaut

Granulationsgewebe ist gefäß-, zell- und kollagenreich und rot

glänzend

Exsudation lässt deutlich nach

Neubildung von Gefäßen im Wundgebiet = Neoangiogenese

Ziel: Gewebeaufbau und Proliferationsförderung

Verbandwechselintervall: alle 2- 5 Tage je nach Exsudation

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Granulationsgewebe

„Schlechte“ Granulation:

Gewebe blass-rosa mitunter leicht gräulich

weich-schwammige Konsistenz

exsudiert stark

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Epitelisierungsphase

Entstehung von Narbengewebe

Verkleinerung der Wunde durch anhaltende Wundkontraktion

Epithelisierung ist abgeschlossen, sobald die gesamte

Wundoberfläche mit Epithel bedeckt ist

Ziel: Regeneration + Schutz + Wundruhe

Verbandwechselintervall:

bis zu 7 Tage je nach Verband,

Lokalisation und Exsudation

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Heilungsmechanismen des Körpers

Reparatur: hingegen heißt, dass Ersatzgewebe aufgebaut werden

muss, um den Hautdefekt zu schließen. Dies ist immer dann der

Fall, wenn die Verletzung tiefe Hautschichten mit betrifft. Verletztes

Gewebe wird durch Bindegewebe ersetzt, es kommt zur

Vernarbung

Regeneration: Verletzte Zellen werden durch identische Zellen

ersetzt. Die verletzte Haut heilt narbenlos ab. Ist nur möglich wenn

die oberste Hautschicht geschädigt ist.

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