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Kommunale/er Gesundheitsmoderator/ in Weiterbildung zum Aufbau vernetzter Strukturen für die Gesundheit unserer Kinder Modul 1 Grundlagen der Gesundheitsförderung partizipieren, Stärken fördern, Verhältnisse ändern ________________________________ Bielefeld, am Freitag, 20.September 2013 1

Grundlagen der Gesundheitsförderung Katrin Willmer · 2 Katrin Willmer MA Erwachsenenpädagogik - Diplom Gesundheitswirtin – Systemischer Berater Was bin ich? Lehrbeauftragte der

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Kommunale/er Gesundheitsmoderator/ in

Weiterbildung zum Aufbau vernetzter Strukturen für die Gesundheit unserer Kinder

Modul 1

Grundlagen der Gesundheitsförderungpartizipieren, Stärken fördern, Verhältnisse ändern

________________________________

Bielefeld, am Freitag, 20.September 2013

1

2

Katrin Willmer

MA Erwachsenenpädagogik - Diplom Gesundheitswirtin – Systemischer Berater

Was bin ich?Lehrbeauftragte der Hochschule Magdeburg-Stendal am Fachbereich Sozial- und

Gesundheitswesen

Geschäftsführung des

GesundheitsZentrum – Verein an der Hochschule Magdeburg-Stendal e.V.

und der

GesundheitsAkademie gUG (haftungsbeschränkt)

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Was Sie erwarten dürfen …

Womit Sie rechnen können …

� sind einige Begriffsklärungen zu „ Gesundheit“ und Definitionen, Ziele, Prinzipien,

Handlungsebenen und –strategien im Zusammenhang.

� ist ein Überblick über diverse Einflussfaktoren auf Gesundheit.

� ist eine Einführung in das Modell des Gesundheits-/Krankheitskontinuums.

� die Klärung des Präventionsbegriffes in Abgrenzung zur Gesundheitsförderung.

� sind bezüglich des Begriffes der Gesundheitsförderung: Definition, Ziele, Prinzipien,

Handlungsebenen und –strategien.

• ist eine Einführung zum Modell Gesundheitsförderung in Lebensspannen.

• sind Input´s, Dialoge, Plenumsgespräche und … Ambivalenzen.

Gibt es etwas, wovon Sie sich mehr oder weniger

wünschen?

Quelle: http://www.google.de/imgres?imgurl=http://4.bp.blogspot.com/-P18rZtnMjG0/TcAWyG4sbZI/AAAAAAAAABg/ZrR88PatZ38/s200/U1_978-3-314-10038-3_3D-NSV.jpg&imgrefurl=http://callystronk.blogspot.com/2011/05/hatschi-

… oder der ganz persönliche„Gesundheitswunsch“ von mir zu dir!

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Es geht weiter mit dem gedanklichen Warm up.

Erstellen Sie eine ABC-Liste mit den Ihnen eigenen Assoziationen zum Thema:

„Alles rund um die Gesundheit!“

A … … … … … B … … … … … C … … … … …

Sortieren Sie zuerst allein jeweils einen Begriff zum Buchstaben.

Ergänzen Sie zu Zweit (so wie Sie beieinander sitzen) Ihre

Sammlung und finden Sie zu jedem Buchstaben weitere 4

gemeinsame Assoziationen zum Thema!

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Weiter geht´s mit Denksport zu zweit:

„Gesundheit als ein besonders Gut“

Was ist für Sie persönlich „Gesundheit“?

Was ist für Sie persönlich „Krankheit“?

Was bringt Sie zusammen?

Was unterscheidet Sie?

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Gesundheit und Krankheit im Wandel

Gesundheit und Krankheit sind keine festen Größen, sie variieren

� über die Jahrhunderte,

� in den verschiedenen Kulturen,

� in den sozialen Schichten,

� und unter den Fachleuten.

Es gibt keine einheitliche Auffassung in den verschiedenen

Forschungsfächern.

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Gesundheitsdefinitionen

Blaxter „Health and lifestyles“ 1990

„Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit“ 11,5%

„Gesundheit als körperliche Energie und Stärke“ 28%

„Gesundheit als funktionale Leistungsfähigkeit“ 25%

„Gesundheit als psychisches und körperliches Wohlbefinden“ 35,5%

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10

Gesundheitsdefinitionen

Monodisziplinäre Definitionen:

„Gesundheit ist das geordnete Zusammenspiel normaler Funktionsabläufe und des

normalen Stoffwechsels...“ (Büchner)

„Gesundheit ist die Fähigkeit, lieben und arbeiten zu können...“ (Freud)

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Gesundheitsdefinitionen

Interdisziplinäre Definitionen:

„Gesundheit heißt, man muss sich wohlfühlen, sich frei bewegen können, guten Appetit

haben, normal in seinen Funktionen sein und daher keinen Arzt aufsuchen müssen...“

(Gandhi)

„Gesundheit bezeichnet einen Prozess der Anpassung. Sie bezeichnet die Fähigkeit, sich

auf ein wechselndes Milieu einzustellen, erwachsen und älter zu werden, im Falle einer

Verletzung oder Krankheit zu gesunden, zu leiden und in Frieden den Tod zu erwarten...“

(Berger)

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Gesundheitsdefinition der WHO

„Gesundheit ist ein Zustand vollkommenen körperlichen, geistigen und sozialen

Wohlbefindens und nicht allein das Fehlen von Krankheit und Gebrechen“ (WHO 1946)

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Gesundheit als Gut, als Ressource

Gesundheit ist eine grundlegende Lebensvoraussetzung.

Gesundheit muss vorausgesetzt werden, damit der Einzelne seine Lebensziele überhaupt angehen, verfolgen und ausbauen kann.

Gesundheit ist also ein Primärgut.

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Definition Krankheit

� Im alltagsüblichen Sinne bezeichnet Krankheit die Abwesenheit von Gesundheit.

� Im semantischen Sinne bezeichnet die „Krankheit“ einen Zustand, in der subjektiv

empfundene oder objektiv feststellbare körperliche, geistige oder seelische

Veränderungen oder Störungen (Symptom) vorhanden (empfunden/diagnostiziert)

sind. Aus der medizinisch - pathologieorientierten Sicht geht es um einen Zustand,

der durch die Diagnose einer Krankheit festgestellt wird.

� Krankheitsorientierung = Pathologie

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Biomedizinische Krankheitsmodell- nach Ursachen/ Entstehen und Entwicklung

(Noxen: sowohl Substanzen als auch Ereignisse)

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Kritik am Biomedizinischen Krankheitsmodell

� krankheitsorientiert,

� Krankheit als körperliches Phänomen (Vernachlässigung sozialer und psychischer

Aspekte),

� auf das Individuum bezogen,

� naturwissenschaftlich geprägt,

� dogmatisch (widersprechende Daten werden nicht

berücksichtigt).

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Biomedizinische Krankheitsmodell

Fazit:

Wie hilfreich ist es für die Stärkung von Gesundheit?

Für zwei Minuten Zweier-Murmelgruppen, bitte!

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Einflussfaktoren auf die Gesundheit

Hancocks „Mandala-Modell der Gesundheit“ (in: Waller H, Gesundheitswissenschaft, Stuttgart 2006, 30)

Sehen Sie Ihr zukünftiges

oder auch gegenwärtiges

Interventionsfeld?

Wenn ja, wo?

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Gesundheits-Krankheits-KontinuumZwischen Gesundheit, Gesundheitsrisiken und Krankheit bestehenWechselbeziehungen mit fließenden Übergängen. Diese Wechselwirkungen werdenbeeinflusst durch Anlagefaktoren wie z.B.

� genetische und physiologische Dispositionen,

� psychosoziale Verwundbarkeit im Gegenteil zur seelischen Widerstandsfähigkeit,

� natürliche Alterungs- und Abbauprozesse,

� lebensgeschichtlich erworbene Erfahrungen, Motivationen und

Handlungsbereitschaften,

� soziokulturelle, ökonomische und ökologische Rahmenbedingungen.

Aufbauend auf der Salutogenetischen Perspektive verstehtdie Gesundheitsförderung Gesundheit und Krankheit nichtals alternative Zustände, sondern als gedachte Endpunkteeines gemeinsamen Kontinuums.

20

Gesundheits-Krankheits-Kontinuum

Das Gesundheits-Krankheits-Kontinuum (aus: Hurrelmann 2006, 125)

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Prävention – hier auch unabhängig vom Begriff Gesundheit

... ist eine gegenwärtige Maßnahme, mit der man zukünftige unangenehme oder

unerwünschte Zustände zu vermeiden versucht.

Diskurs: Institut für Gesundheitsprävention …was ist das denn?

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Prävention bzgl. Gesundheit

���� Vermeidung bzw. Vorbeugung (lat.)

� „Verhütung von Krankheiten durch Ausschaltung von Krankheitsursachen, durch

Früherkennung und Frühbehandlung oder durch die Vermeidung des Fortschreitens

einer bestehenden Krankheit“ (BzgA 2006)

� zielt häufig auf ein bestimmtes Krankheitsbild ab

� Einteilung nach dem Zeitpunkt, der Zielgröße und der Methode

der Intervention

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Prävention Präventionsformen nach der Interventionsform (Leppin 2004)

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Primärprävention

Sekundärprävention

Terziärprävention

� Maßnahmen vor dem Auftreten eines unerwünschten Zustandes sowieVorbeugung und Früherkennung bestimmter Risikofaktoren,

� Ziel ist die Krankheitsvermeidung (Impfungen).

� Maßnahmen der Krankheitsfrüherkennung und Krankheitseindämmung durch Diagnose und Behandlung von Patienten im Frühstadium,

� Ziel ist, die Ausbreitung und Dauer von Krankheit zu reduzieren (Sreenings).

� Maßnahmen der möglichst weitgehenden Wiederherstellung vonFunktionsfähigkeit und Lebensqualität nach bzw. bei einerErkrankung,

� Ziel ist die Schwere von Krankheiten und derenAuswirkungen von Funktions-einschränkungen,Begleiterkrankungen und Folgeschäden zu reduzieren(Rehabilitation).

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Kritikpunkte an der Prävention

� greift in die private Lebensgestaltung von Menschen ein

� hat körperliche, psychische und soziale Nebenwirkungen

� verschiebt die Verantwortung für die Erkrankung auf den Einzelnen

� ist kostenintensiv

� Evaluation (Erfolge nur durch Langzeitstudien messbar)

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Gesundheitsförderung

…umfasst Maßnahmen und Aktivitäten, mit denen die Stärkung der Gesundheits-

ressourcen und -potenziale der Menschen erreicht werden sollen.

Gesundheitsförderung ist als Prozess zu verstehen, der darauf abzielt, alle Bürger zu

verantwortungsbewussten Entscheidungen hinsichtlich ihrer Gesundheit zu befähigen.

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Gesundheitsförderung

Ursprünglich wurde das Konzept der Gesundheitsförderung 1986 von der

Weltgesundheitsorganisation (WHO) entwickelt und in der Ottawa-Charta

zusammengefasst.

Diese erste Internationale Konferenz zur Gesundheitsförderung hat am 21. November

1986 in Ottawa die Charta verabschiedet.

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Die Gesundheitsförderung …

� beeinflusst die Determinanten (Verhalten und Verhältnisse) von Gesundheit.

� setzt auf allen gesellschaftlichen Ebenen an.

� zielt auf die Analyse und Stärkung der Gesundheitsressourcen und -potenziale der

Menschen.

� orientiert sich am Konzept der Salutogenese.

� setzt komplex an der Verbesserung gesundheitsrelevanter Verhaltensweisen

(verhaltensorientierte bzw. individuelle GF) und an der

Verbesserung von gesundheitsrelevanten Lebens-

und Arbeitsbedingungen (verhältnisorientierte bzw.

strukturelle GF) an.

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Das Mehr-Ebenen-Modell der Gesundheitsförderung

im Verständnis von Handlungsebenen

BZgA „Leitbegriffe der Gesundheitsförderung“

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Prävention vs. Gesundheitsförderung

Gesundheitsförderung und Prävention: Strategien und Methoden (aus: Waller 2006, 161)

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Gesundheitsförderung im Wandel

Gottlieb Duttweiler Institut (Schweiz) – Studie 2006: Zukunftsperspektiven des

Gesundheitsmarktes

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Der klassische Generationenvertrag

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Demographie und Gesundheit

Nur mal angenommen, Sie würden einen Vertrag der

Generationen Verantwortung für Gesundheit“ ausgestalten

dürfen?

Was ist/sind Ihre Zielgruppe/n?

Welche kleinen oder großen Strategien fallen Ihnen ohne

„Wenn & Aber“ ein?

Und in Ihrem ganz persönlichen Leben: Welche

Verantwortung für Gesundheit bezüglich der

Generationen in Ihrer Familie können Sie

sich vorstellen?

Lebenslanges Lernen

Lebensspannenorientierte Gesundheitsförderung

Titel Gesund aufwachsen Gesund leben & arbeiten Gesund älter werden

ZielgruppeKinder, Jugendliche

(0-18)

Erwachsene (18-

65)Senioren (>65)

Settings

KiTa & -träger, Schule,

Freizeiteinrichtung,

Sportverein

Betrieb, Verein,

Ausbildungsbetriebe & -

schulen

Pflege- & Altenheim,

Seniorentreff, Verein

Multiplikat

oren

Erzieher, Lehrer,

Sozialpädagogen,

Trainer

Führungskräfte,

betriebseigene

Präventionsfachkraft,

Ausbilder

Pflegepersonal,

Sozialpädagogen,

Mitarbeiter der

Wohlfahrtsverbände

Denkmodell der GesundheitsAkademie

Unveröffentlichtes Manuskript GA – Magdeburg – Dr.Kerstin Baumgarten/ Jenny Hase

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Der Settingansatz in der Gesundheitsförderung

� geeigneter Zugangsweg für Gesundheitsförderung

� fokussiert die Rahmenbedingungen unter denen Menschen leben, lernen, arbeiten

und konsumieren (Abkehr vom ausschließlich individuellen Ansatz)

� Im Vordergrund settingbezogener Maßnahmen steht nicht der einzelnen Mensch

sondern die Einführung von Gesundheit als Organisationsprinzip in

die sozialen Systeme (z.B. Familie, Betrieb, Schule).

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Settings in der Gesundheitsförderung (nach Siebert 2005)

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Differenzierung von Gesundheitsförderung im Setting

GF im Setting Gesundheitsförderndes Setting

- Durchführung gesundheits-

fördernder Maßnahmen in einem

Setting (z.B. Kursangebote und

Gesundheitstage)

- Setting wird als Zugangsweg zur Erreichung spezifischer

Zielgruppen genutzt

- Politik- und Strategiewechsel des

Settings durch Einbeziehung

gesundheitsförderlicher Aspekte in

die täglichen Aktivitäten

(volle Partizipation der

Statusgruppen, Evaluation der

Maßnahmen)

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Qualitätskriterien von Gesundheitsförderung

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Das Modell der Salutogenese

Semantische Bedeutung:

Der Begriff „Salutogenese"

� Salus, lat.: Unverletztheit, Heil, Glück;

� Genese, griech.: Entstehung

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Das Modell der Salutogenese von Antonovsky

� 1923-1994, in Brooklyn / USA geboren, wanderte 1960 nach Israel aus,

� studierte Soziologie und Medizinsoziologie,

� arbeitete an Forschungsprojekten zum Zusammenhang von Stressfaktoren und

Gesundheit bzw. Krankheit,

� entwickelte das Modell der Salutogenese in den 1970 er Jahren.

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Das Modell der Salutogenese

Flussmetapher

� Antonovsky sieht den Fluss als Strom des Lebens.

� Menschen schwimmen in dem Fluss voller Gefahren.

� Pathogenetische Medizin, versucht den Ertrinkenden aus dem Fluss zu retten.

� Antonovsky: Wie macht man den Menschen zu einem guten Schwimmer?

� Die individuelle Fähigkeit zu „schwimmen“ entspricht einer

Persönlichkeitseigenschaft (SOC).

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Das Modell der Salutogenese

und wie es Orientierung für Gefö ist:

Die salutogenetischen und resilienten Fragestellungen:

� Warum bleiben Menschen - trotz vieler potentiell gesundheitsgefährdender

Einflüsse gesund?

� Wie schaffen sie es, sich von Erkrankungen wieder zu erholen?

� Was ist das Besondere an Menschen, die trotz extremer

Belastungen nicht krank werden?

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Das Modell der Salutogenese - Kohärenzgefühl

(Sense of coherence - SOC)

Komponenten

� Das Gefühl der Verstehbarkeit (Verstehen von Zusammenhängen = kognitiv)

� Das Gefühl der Handhabbarkeit (Vertrauen und Überzeugung, das eigene

Leben bewältigen zu können = kognitiv-emotional)

� Das Gefühl der Sinnhaftigkeit

(Überzeugung, dass das Leben einen Sinn hat

= affektiv-emotional)

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Das Modell der Salutogenese - Kohärenzgefühl

(Sense of coherence - SOC)

Wie entwickelt sich ein Kohärenzsinn?

� Verstehbarkeit:

Konsistenz, gleichmäßig berechenbare Umwelt

� Handhabbarkeit:

ausgewogene Belastung, lösbare Herausforderungen

� Sinnhaftigkeit:

Partizipation, sich bedeutsam und liebenswert erleben

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Das Modell der Salutogenese

Zusammenfassung:

� Das Salutogenesemodell ist ein Modell zur Gesunderhaltung und betrachtet den

Menschen mit seiner Umwelt in seiner Ganzheitlichkeit.

� Nicht nur die auf den Menschen einwirkenden Stressoren finden Beachtung,

sondern auch die möglichen positiven Schutzfaktoren.

� Das Modell berücksichtigt medizinische und sozial-

wissenschaftliche Parameter.

… und nun?

Lassen Sie es einfach wirken!

www.in-form.dewww.regionen-mit-peb.de

Impressum

Herausgegeben von Plattform Ernährung und Bewegung e.V., Wallstr. 65, 10179 Berlin

mit Förderung durch das Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages.

Illustration: Andreas Gärtner