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Grundkurs Linguistik Ein Arbeitsbuch für Anfänger Bearbeitet von Piroska Kocsány 1. Aufl. 2010. Taschenbuch. 226 S. Paperback ISBN 978 3 8252 8434 3 Format (B x L): 19,6 x 26,6 cm Gewicht: 563 g Weitere Fachgebiete > Literatur, Sprache > Sprachwissenschaften Allgemein Zu Inhaltsverzeichnis schnell und portofrei erhältlich bei Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft. Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programm durch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr als 8 Millionen Produkte.

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Grundkurs Linguistik

Ein Arbeitsbuch für Anfänger

Bearbeitet vonPiroska Kocsány

1. Aufl. 2010. Taschenbuch. 226 S. PaperbackISBN 978 3 8252 8434 3

Format (B x L): 19,6 x 26,6 cmGewicht: 563 g

Weitere Fachgebiete > Literatur, Sprache > Sprachwissenschaften Allgemein

Zu Inhaltsverzeichnis

schnell und portofrei erhältlich bei

Die Online-Fachbuchhandlung beck-shop.de ist spezialisiert auf Fachbücher, insbesondere Recht, Steuern und Wirtschaft.Im Sortiment finden Sie alle Medien (Bücher, Zeitschriften, CDs, eBooks, etc.) aller Verlage. Ergänzt wird das Programmdurch Services wie Neuerscheinungsdienst oder Zusammenstellungen von Büchern zu Sonderpreisen. Der Shop führt mehr

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UTB 8434

Piroska Kocsány

Grundkurs Linguistik

Ein Arbeitsbuch für Anfänger

Wilhelm Fink

Die Autorin: Piroska Kocsány unterrichtete zwischen 1969 und 2005 am Lehrstuhl für Germanistik an der Universität Debrecen, Ungarn. Sie ist Verfasserin und Mitverfasserin mehrerer Lehrbücher für Schule und Hochschule. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Deutsch als Fremdsprache, Sprachtheorie, Textlinguistik und Rhetorik. Adresse: Universität Debrecen, Institut für Germanis-tik. Egyetem tér 1. 4010 Debrecen; [email protected].

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen National-bibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

© 2010 Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG(Wilhelm Fink GmbH & Co. Verlags-KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn)ISBN 978-3-7705-4964-1

Internet: www.fink.de

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigun-gen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Printed in Germany. Einbandgestaltung: Atelier Reichert, StuttgartHerstellung: Ferdinand Schöningh, Paderborn

UTB-Bestellnummer: 978-3-8252-8434-3

Mein Dank gilt meinen Kollegen an der Universität Debrecen, Ungarn, András Kertész, Csilla Rákosi, Zsuzsanna Darai und Gergely Pethő, die mich bei der Planung und Ausarbei-tung dieses Buches angespornt und unterstützt, die Aufgaben im Unterricht ausprobiert und mit zahlreichen Hinweisen zur endgültigen Gestaltung beigetragen haben. Besonders dankbar bin ich István Terts, von dem ich den ersten Anstoß zum Thema des Buches sowie viele wichtige Textquellen erhalten habe, Rezső László Lovas, der mir bei den Beispielen aus „exotischen“ Sprachen behilflich war, Vilmos Ágel, der die Gestaltung mehrerer Kapitel durch wichtige kritische Bemerkungen begleitet und Karl Katschthaler, der das Manuskript auf korrektes Deutsch geprüft hat.

Und zu Dank verpflichtet fühle ich mich all meinen Studenten, von denen ich sehr viel gelernt habe.

Debrecen, den 30. September 2009 Piroska Kocsány

Lernen ist Erfahrung.

Alles andere ist einfach nur Information.

Albert Einstein

Inhaltsverzeichnis

1. Kommunikation und Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 1. Zum Begriff Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13 2. Partnerhypothese und Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 14 3. Die nonverbale Kommunikation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 15 4. Nonverbale und verbale Kommunikation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17 5. Verbale Kommunikation: die Kommunikationsteilnehmer . . . . . . . . . . . . . . 18 6. Verbale Kommunikation: das Medium. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 19 7. Nähesprechen und Distanzsprechen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20 8. Mitteilung und Anweisung in der Kommunikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22

2. Die Funktionen der Sprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 1. Funktionen, die auf der Hand liegen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25 2. Das Organon-Modell von Karl Bühler. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 26 3. Funktionen können dominieren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 27 4. Roman Jakobsons Funktionsmodell . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 29 5. Texte zum Nachdenken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32

3. Die semiotischen Grundlagen der Sprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 1. Zum Begriff „Zeichen“. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35 2. Es gibt drei Zeichentypen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 36 3. Zuordnungsprobleme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 4. Darstellungstechniken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 37 5. Ikonizität in der Sprache . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

4. Das sprachliche Zeichen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 1. Lautreihen und Zeichen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 45 2. Das bilaterale Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 3. Das Zeichen als Muster und Verwendung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 46 4. Die Konventionalität des sprachlichen Zeichens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 47 5. Die Willkürlichkeit des sprachlichen Zeichens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 50 6. Der Stellenwert der Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 7. Die Verschiedenheit der Sprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 52 8. Die Mehrdeutigkeit der Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53 9. Neben- oder Mitbedeutungen: eine besondere Leistung der sprachlichen

Zeichen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 55 10. Negative und positive Wertung und die Verantwortung des Sprechers . . . . . 57 11. Zeichen und Gesellschaft. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 58

5. Der Zeichenvorrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 1. Zwei Aspekte zur Betrachtung der Zeichen: Semasiologie und

Onomasiologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 2. Schichten im Zeichenvorrat . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 63 3. Änderungen im Zeichenvorrat: Warum sind sie notwendig?. . . . . . . . . . . . . 65 4. Möglichkeiten zur Bereicherung des Zeichenvorrats . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66 5. Typ I: Wortbildung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 66

10 Inhaltsverzeichnis

6. Idiomatisierung und Remotivation. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 68 7. Typ II: Bedeutungswandel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69 8. Die Benennung in der Theorie der kognitiven Metapher . . . . . . . . . . . . . . . . 70 9. Typ III: Entlehnungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 71 10. Das Problem der Wortschöpfung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 73

6. Das System Sprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 1. Das System Sprache: eine Abstraktion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 77 2. System: Was ist das?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 3. Die zweifache Gliederung der Sprache. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79 4. Die Einheiten nach der ersten Gliederung. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81 5. Die Einheiten nach der zweiten Gliederung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 84 6. Phonemvariante – aber von welchem Phonem? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 7. Phoneme und Einzelsprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85 8. Ein Blick in die Phonologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86 9. Die Silbe: eine besondere Einheit der Phonologie. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87 10. Suprasegmentale Phonologie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 87

7. Die Struktur der Sprachen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 1. System und Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 91 2. Paradigmen und Syntagmen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 3. Die Kombinationsregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92 4. Die Strukturierung der Glieder nach der zweiten Gliederung . . . . . . . . . . . . 94 5. Die Opposition . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 95 6. Oppositionen in der Phonologie: Das phonologische Merkmal . . . . . . . . . . . 96 7. Zusammenfassung: die Struktur des „Graugänsischen“ . . . . . . . . . . . . . . . . 97 8. Die lineare und die hierarchische Struktur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97 9. Das System ist „überversichert“ 10. Systemdefinierende Struktureigenschaften und Änderungen

im System . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

8. Die Beschreibung der Sprachstruktur: traditionelle und moderne Grammatiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

1. Der Gegenstand der Grammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103 2. Schnittstellen in der Grammatik. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 3. Grammatik und Wortschatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 104 4. Wortart und Satzglied. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105 5. Die Wortarten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106 6. Das Problem der Satzglieder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110 7. Der Versuch der modernen Grammatiken, das Satzglied zu definieren . . . . 111 8. Satzglied und Satzgliedteil: die hierarchische Struktur. . . . . . . . . . . . . . . . . . 112

9. Moderne Grammatiken und ihre Leistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 1. Zwei Wege der experimentierenden Grammatiken. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 2. Die Grundidee der Dependenzgrammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117 3. Aktanten und Angaben in der Dependenzgrammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . 118 4. Das Verb und seine besondere Fähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 119 5. Ergänzungen und Angaben: ein Stolperstein in der Geschichte der

Dependenzgrammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121 6. Das Problem der Valenzrealisierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

11Inhaltsverzeichnis

7. Die IC-Grammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122 8. Binäre Verzweigungen in verschieden langen Sätzen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124 9. Transformationen in der IC-Grammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125 10. Grammatische Ambiguitäten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 126

10. Von der Linguistik zur Kognitionsforschung: Grundannahmen und Ziele der generativen Grammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129

1. Das Entstehen der generativen Grammatik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 129 2. Der Gegenstand der generativen Grammatik und ihre methodologische

Grundposition. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 132 3. Universalgrammatik: Prinzipien und Parameter. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 133 4. Die Modularität grammatischen Wissens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 137 5. Grammatikalitätsurteile . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138 6. Grammatikalität und Akzeptabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

11. Semantik: Die Bedeutung der Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 1. Semiotik und Semantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145 2. Das doppelte Problem der Semantiken: Was ist die Bedeutung und wie

kann sie beschrieben werden?. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 146 3. Der Problemfall Paraphrase. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 4. Zu den Methoden der Semantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147 5. Was bedeutet „Bedeutung“? Die bahnbrechende Sichtweise von

Gottlob Frege. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 148 6. Das Verhältnis von Intension und Extension. Gattungsnamen und

Eigennamen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149 7. Denotation und Referenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152 8. Kompositionalität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 154

12. Lexikalische Semantik: ein weites Feld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 1. Forschungsziel der lexikalischen Semantiken . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 2. Bedeutungsbeziehungen: logisch untermauert, kognitiv-psychologisch

relevant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 3. Bedeutungsbeziehungen: die sprachliche Seite. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 161 4. Syntagmatische und paradigmatische Relationen im Wortschatz:

Kollokationen und Wortfelder . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 162 5. Die Gliederung der Bedeutung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 163 6. Semantische Merkmale I. Komponentialsemantik . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164 7. Semantische Merkmale II. Lexikalische Dekomposition . . . . . . . . . . . . . . . . 165 8. Prototypen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166 9. Prototypensemantik oder Merkmalssemantik? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 168

13. Das Gesagte und das Mitgeteilte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 1. Der Fall der Deiktika . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173 2. Das Gesagte und das Mitgeteilte: Der Satz und die Äußerung. . . . . . . . . . . . 174 3. Die Prinzipien unserer kommunikativen Strategie: die Konversations-

maximen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 176 4. Das Kooperationsprinzip und die konversationellen Implikaturen . . . . . . . . 178 5. Drei bestimmende Eigenschaften der konversationellen Implikaturen . . . . 179 6. Die Arten der Implikaturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180 7. Probleme der Implikaturentheorie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

12 Inhaltsverzeichnis

14. Sprechen ist Handeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 1. Was heißt Handeln? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 189 2. Sprechen ist Handeln. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 190 3. Performative und konstative Äußerungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 192 4. Was ist ein Sprechakt? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 193 5. Welche Klassen von Sprechakten gibt es? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 194 6. Die Sprechaktregeln . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 195 7. Sprechakte und ihre sprachlichen Erscheinungsformen . . . . . . . . . . . . . . . . 197 8. Das Problem der Indirektheit von Sprechhandlungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198 9. Von der Sprechakttheorie zur Gesprächsanalyse. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 199

15. Linguistik und Text . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 1. Textkompetenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 203 2. Koreferenz und Substitution . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204 3. Indirekte Anaphern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 206 4. Zeitreferenz als Bedingung der Textkohärenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 207 5. Thema und Rhema. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209 6. Perspektivität. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210 7. Junktion. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212 8. Sonderbare Texte und unsere Text(sorten)kompetenz. . . . . . . . . . . . . . . . . . . 213 9. Weitere Erwartungen gegenüber den Texten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214

Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 219

Namenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 224

Das Zeichen weist darauf hin, dass zur Aufgabe Ergänzungen und Lösungsvorschläge im Internet zu finden sind.

1. Kommunikation und Sprache

Zu viele Menschen machen sich nicht klar, dass wirkliche Kommunikation eine wechselseitige Sache ist.

(Lee Iacocca)1

1. Zum Begriff „Kommunikation“

(a) Kommunikation heißt in einer ersten Annäherung, jemandem etwas über etwas – über einen Menschen, einen Zustand, ein Ereignis usw. – auf eine bestimmte Art und Weise mitzuteilen.

Überprüfen Sie die Fälle und überlegen Sie, ob alle als „Kommunikation“ eingestuft werden können. Schreiben Sie in die Kästchen ein , wenn Sie meinen, dass es dabei um einen Fall von Kommunikation geht.

Kommunizieren heißt etwas mitteilen wollen. Dass jemand erbleicht, kann ein Signal seines Seelenzustandes oder seines physischen Zustandes sein, aber kaum könnte es eine inten-dierte (= absichtliche) Mitteilung darstellen.

(b) Lesen Sie den folgenden Text und überlegen Sie, ob es hier um Kommunikation geht.

Sie war alt und saß neben der Tür des Busses. Sie konnte wahrscheinlich schlecht sehen, sonst hät-te sie sich nicht so nah an die Tür gesetzt. Sie hielt ihren Fahrausweis in der Hand. Immer, wenn der Fahrer seinen Kopf in ihre Richtung wandte, hielt sie den Ausweis so, dass sie glaubte, er könne sie sehen. Nur ein Blick des Fahrers hätte genügt, nur ein leichtes Kopfnicken, und sie hätte den

1 DUDEN Bd. 12. Zitate und Aussprüche. Mannheim: Dudenverlag. 1993: 650.

!

3. Wenn ein etwas molliger Mensch im Strandbad den Bauch einzieht

9. Kniefall von Willy Brandt vor dem Ehrenmal des Warschauer Ghettos (1970)

10. Wenn jemand um sein Haus herum einen zwei Meter hohen, undurchsichtigen Zaun bauen lässt

13. Jemandem beim Gespräch näher kommen, die Köpfe zusammen stecken

15. Die Haare grün färben

12. Die zu einem V gespreizten Finger

1. Hände schütteln

2. Hände falten zum Gebet

4. Zähneklappern

5. Befeuchten der Lippen

6. Lachen

7. Graue Haare bekommen

8. Kind dreht sich um und geht aus dem Zimmer

11. Klatschen

14. Erröten

!

1. Kommunikation und Sprache14

Ausweis eingesteckt und die Gewissheit gehabt, dass sie in diesem Bus fahren durfte. Immer wieder bewegte sie ihre magere linke Hand, hoffnungsvoll und zögernd. Dann steckte sie den Ausweis in ihre Tasche. Aber ihre Augen blieben auf den Fahrer gerichtet.

(Frei nach Lothar Dietman)

Zur Kommunikation kommt es erst, wenn sich beide, Sender und Empfänger, daran betei-ligen, also wenn eine Verbindung von Informationsquelle und Empfänger zustande kommt und ein gemeinsamer Kode verwendet wird, in dem festgelegt ist, welchem Zeichen welche Bedeutung zugeschrieben wird.

Wir sind natürlich ständige Beobachter unserer Umwelt, es kann durchaus möglich sein, dass wir auf Grund unseres Wissens über die Welt und über die jeweilige Situation Vieles als Zeichen für etwas verstehen und interpretieren wollen. In diesem Sinn wurde behauptet, es sei nicht möglich, nicht zu kommunizieren.2 Von Kommunikation können wir aber nur sprechen, wenn es um eine als intendiert (= gewollt) erkannte Zeichengebung und um einen ebenfalls intendierten Zeichenempfang geht.3

2. Partnerhypothesen und Strategie

(a) Jede Kommunikation beginnt damit, dass der Sender (oder der Produzent) in einer gegebenen Situation dem Empfänger (= dem Rezipienten) etwas mitteilen will. Diese Intention, die kommunikative Absicht, muss verstanden werden, sonst kommt es zu keiner Kommunikation. (Allerdings kann die Absicht und damit die ganze Mitteilung auch missverstanden werden, dann kommt es zwar zu einer Kommunikation, aber es ist eine weitere Aufgabe der Kommunikationspartner, die Missverständnisse aus-zuhandeln. Im glücklichen Fall kann es ihnen auch gelingen.) Zum (richtigen oder eben falschen) Verstehen muss man einerseits die Situation einschätzen, andererseits muss man auch über bestimmte Kenntnisse oder Annahmen über seinen Partner verfügen und natürlich auch entsprechende Erfahrungen zum Thema der Mitteilung, also ein bestimmtes Weltwissen haben. Im folgenden Witz geht es eben darum, dass die Situation von beiden Partnern unterschiedlich eingeschätzt wird und die Partner-hypothesen (die Annahmen darüber, wie sich der Partner „situiert“, wie er sich in der gegebenen Situation definiert) versagen.4 Besprechen Sie das auf Grund der angege-benen Aspekte!

Im Sprechzimmer des Arztes.

Der Arzt: Trinken Sie? Patient: Danke, Herr Doktor, aber nur ein kleines Gläschen.

1. Seine Annahmen über die Situation

2. Seine Partnerhypothesen

2 Dieser berühmte Satz stammt von dem Psychologen Paul Watzlawick. Vgl.: ders.: Menschliche Kommunikation. Bern – Göttingen: Hans Huber. 1969.

3 Ausführlicher zum Thema Kommunikation: Em, Griffin: A First Look at Communication Theory. Boston: McGraw-Hill. 2003.

4 Hannappel, Hans – Hartmut Melenk: Alltagssprache. München: Wilhelm Fink Verlag. 1984: 12ff.

!

der Arzt

der Patient

3. Die nonverbale Kommunikation 15

(b) Um seine Ziele zu erreichen, verwendet der Sender eine bestimmte Strategie. Beobach-ten Sie im folgenden Text die Situation, die Partnerhypothesen und die Strategie der beiden Gesprächsteilnehmer. Achten Sie auf die Änderungen in der Strategie (u. a. auch durch die Anrede usw.). Markieren Sie die Stellen, wo die Gesprächspartner ihre Stra-tegie auffallend ändern. !

Die Szene: im Hause von J. Peachum, dem „Bettlerkönig“ in London. Peachum lebt davon – und zwar sehr gut – dass er die Bettler in London „beschäftigt“ und ausbeutet. Wir sind in seinem Büro. Ein Bettler Namens Filch meldet sich bei ihm.

Filch: Peachum & Co.?Peachum: Peachum.Filch: Sind Sie Besitzer der Firma „Bettlers Freund“? Man hat mich zu Ihnen geschickt. [...]Peachum: Ihr Name?Filch: Sehen Sie, Herr Peachum, ich habe von Jugend an Unglück gehabt. Meine Mutter war eine Säuferin, mein Vater ein Spie-

ler. Von früh an auf mich selber angewiesen, ohne die liebende Hand einer Mutter, geriet ich immer tiefer in den Sumpf der Großstadt. Väterliche Fürsorge und die Wohltat eines traulichen Heims habe ich nie gekannt. Und so sehen Sie mich denn...

Peachum: So sehe ich Sie denn...Filch (verwirrt):... aller Mittel entblößt, eine Beute meiner Triebe.Peachum: Wie ein Wrack auf hoher See und so weiter. Nun sagen Sie mir mal, Sie Wrack, in welchem Distrikt sagen Sie dieses

Kindergedicht auf?Filch: Wieso, Herr Peachum?Peachum: Den Vortrag halten Sie doch öffentlich?Filch: Ja, sehen Sie, Herr Peachum, da war gestern so ein kleiner peinlicher Zwischenfall in der Highland Street. Ich stehe da

still und unglücklich an der Ecke, Hut in der Hand, ohne was Böses zu ahnen ...Peachum (blättert in einem Notizbuch): Highland Street. Ja, ja, stimmt. Du bist der Dreckskerl, den Honey und Sam gestern

erwischt haben. Du hattest die Frechheit, im Distrikt zehn die Passanten zu belästigen. Wir haben es bei einer Tracht Prügel bewenden lassen, weil wir annehmen konnten, du weißt nicht, wo Gott wohnt. Wenn du dich aber noch einmal blicken lässt, dann wird die Säge angewendet, verstehst du?

Filch: Bitte, Herr Peachum, bitte. Was soll ich denn machen, Herr Peachum? Die Herren haben mich wirklich ganz blau ge-schlagen, und dann haben sie mir Ihre Geschäftskarte gegeben. Wenn ich meine Jacke ausziehe, würden Sie meinen, Sie haben einen Schellfisch vor sich.

Peachum: Lieber Freund, solange du nicht wie eine Flunder aussiehst, waren meine Leute verdammt nachlässig. Da kommt dieses junge Gemüse und meint, wenn es die Pfoten hinstreckt, dann hat es sein Steak im trocknen. Was würdest du sagen, wenn man aus deinem Teich die besten Forellen herausfischt?

Filch: Ja, sehen Sie, Herr Peachum – ich habe ja keinen Teich.(Bertolt Brecht: Die Dreigroschenoper5)

Im Verlauf der Kommunikation müssen die Kommunikationsteilnehmer ihre Annahmen über die Situation und ihre Partnerhypothesen auf Grund der Reaktionen des Partners oft korrigieren. Dementsprechend ändern sie oft ihre Strategie, wie das auch Filch tut, der sich zuerst nicht im Klaren darüber ist, was für ein Unternehmen eigentlich die Firma „Bettlers Freund“ (welch schön klingender und viel versprechender Name!) darstellt. 5

3. Die nonverbale Kommunikation

(a) KörperspracheEin bekannter Kode unserer alltäglichen Kommunikation ist die so genannte „Körperspra-che“. Sammeln Sie verschiedene Möglichkeiten dieser „Sprache“ und Klassifizieren Sie sie nach der unten angegebenen Typologie. Lesen Sie dazu als Anregung den folgenden Text!

5 Brecht, Bertolt: Die Dreigroschenoper. Frankfurt: Suhrkamp. 1968. !

1. Kommunikation und Sprache16

Wer häufig die Arme vor der Brust verschränkt, möchte wohl niemanden an sich „herankommen“ lassen. Wer seine Hände so um die Handgelenke legt, dass sie sich fast im Ärmel verkriechen, der denkt sich dabei: „Lasst mich in Ruhe, ich bin mir nicht sicher – ich fürchte mich!“ Die Haltung „Kopf hoch, Schulter gesenkt, Rücken gerade“ bedeutet Selbstsicherheit, Unabhängigkeit und Tat-kraft. Hände auf den Rücken gelegt, bedeutet im wörtlichen Sinne „Zurückhaltung“, zeigt Vorsicht, Befangenheit und manchmal auch Besinnlichkeit. […] Das sind nur wenige Beispiele aus den Be-obachtungen der „Kinesik“ oder „Ausdruckskunde“. Jeder kann die Reihe ergänzen. Was bedeutet zum Beispiel Stirnrunzeln? Was Augenzwinkern? Was ein kräftiges Ausschreiten?6

(b) RaumverhaltenLesen Sie den folgenden Text und stellen Sie die Informationen fest, die mit den Bewegun-gen der Teilnehmer verbunden sind!

Unser Verhalten im Raum, Abstand und Annäherung, mit anderen Worten: die Entfernung, die wir in verschiedenen Situationen einhalten, vermittelt auch wichtige Informationen. Die mit unserem Raumverhalten verbundene Kommunikation – das proxemische Verhalten (von lat. „proximum“ = ,Nächstes‘) – erscheint auch darin, wie wir den Raum um uns herum gestalten.8

(c) Kulturelle GewohnheitenDie Kommunikation ist entweder eine psychische und körperliche Erscheinung oder ein kulturell gebundenes Phänomen. In weit entfernten Ländern und Kulturen können ganz verschiedene Arten der kulturellen Kommunikation beobachtet werden.

6 Schäfer, Karl Friedrich: Sprachgeheimnisse – Geheimsprachen. München: Franz Schneider Verlag. 1974: 48ff.7 http://gutenberg.spiegel.de/?id=5&xid=1619&kapitel=21&cHash=b97b30b7872#gb_found 8 S. dazu auch: Hall, Edward T.: The Hidden Dimension. Achor Books 1966. [ Die Sprache des Raumes. Düsseldorf :

Pädagogischer Verlag Schwann. 1976]

Die Szene: Das für den Mann unerwartete Treffen zwischen dem Fräulein Minna von Barnhelm und ihrem Bräutigam von Tellheim. Dem im Krieg verwundeten von Tellheim droht inzwischen der Verlust seines Vermögens und (infolge verschiedener Missverständnisse auch) seiner Ehre.

v. Tellheim (tritt ein, und indem er sie erblickt, flieht er auf sie zu): Ah! meine Minna!Das Fräulein (ihm entgegenfliehend): Ah! mein Tellheim!v. Tellheim (stutzt auf einmal und tritt wieder zurück): Verzeihen Sie, gnädiges Fräulein – das Fräulein von Barnhelm hier

zu finden…Das Fräulein: …kann Ihnen doch so gar unerwartet nicht sein? – (Indem sie ihm näher tritt und er mehr zurückweicht:)

Ich soll Ihnen verzeihen, dass ich noch Ihre Minna bin? Verzeih‘ Ihnen der Himmel, dass ich noch das Fräulein von Barnhelm bin!

v. Tellheim: Sie hier? Was suchen Sie hier, gnädiges Fräulein?Das Fräulein: Nichts suche ich mehr. (Mit offenen Armen auf ihn zugehend:) Alles, was ich suchte, habe ich gefunden.v. Tellheim (zurückweichend): Sie suchten einen glücklichen, einen Ihrer Liebe würdigen Mann, und finden – einen Elenden.

(Gotthold Ephraim Lessing: Minna von Barnhelm)7

!

GestikMimik

BlickkontaktTon

KörperhaltungBewegungen

4. Nonverbale und verbale Kommunikation 17

Vergleichen Sie die Begrüßung und die dazu gehörige kulturelle Kommunikation bei den Tupi-Indianern (Stamm- und Sprachengruppe an der brasilianischen Ostküste, 16. Jahrhun-dert) und bei den Europäern (zum Beispiel im neunzehnten oder zwanzigsten Jahrhundert) auf Grund des folgenden Reiseberichts!

Sobald der Reisende im Haus des Familienvaters angelangt ist, muss er sich auf ein aufgehäng-tes Baumwollbett setzen und eine Weile so, ohne ein Wort zu sagen, verharren. Dann treten die Frauen ein und hocken sich um das Bett herum nieder. Sie halten sich beide Hände vor die Augen und weinen so den Willkommensgruß. Dabei sagen sie zum Lob des Gastes tausend Dinge. Als Beispiel seien etwa folgende Worte angeführt: „Du hast die Mühe nicht gescheut, uns aufzusuchen. Du bist gut, du bist tapfer.“ Solche Worte, die zum Teil Lobpreisungen und zum Teil Schmeicheleien sind, bringen sie hervor, während sie gleichzeitig große Tränen vergießen. Wenn der Besucher, der auf dem Bett sitzt, seinerseits gefallen will, setzt er eine freundliche Miene auf. Will man nicht gleich weinen, so muss man doch bei der Antwort einige Seufzer hören lassen. (Jean de Léry: Unter Menschenfressern am Amazonas. Brasilianisches Tagebuch 1557, stark gekürzt)9

4. Nonverbale und verbale Kommunikation

Die nonverbale Kommunikation wird oft danach klassifiziert, ob es um Kommunikations-möglichkeiten geht, die unabhängig von der Sprache wirken (= „einfach“ nonverbale Kom-munikation), oder aber um solche, die die sprachliche (= verbale) Kommunikation „beglei-ten“ (= paraverbale oder koverbale Kommunikation).

(a) Überprüfen Sie die folgenden Fälle. Schreiben Sie in die Kästchen ein , wenn Sie mei-nen, dass es dabei um paraverbale Kommunikation geht. Was kann man durch diese Art Kommunikation mitteilen?

9 Léry, Jean de: Brasilianisches Tagebuch 1557. Aus dem Französischen übersetzt von Ernst Bluth. Tübingen und Basel: Horst Erdmann Vlg. für Internationalen Kulturaustausch. 1967.

!

Kopfnicken

Lautstärke

Stöhnen

viele Ausrufezeichen nach einem Satz

Tonhöhe

Beschaffenheit der Handschrift

Sprechpausen

Sprechtempo

Lachen

Farbe des Papiers und der Tinte bei einem Brief

Gestikulieren

!

1. Kommunikation und Sprache18

(b) Um welche Art Kommunikation geht es im folgenden Witz?

Auf einer Geschäftsreise merkt ein Geschäftsmann, dass sein Kollege auf der Post ein leeres weißes Blatt in einen Umschlag legt und den Umschlag an seine Frau adressiert. Auf seine Frage hin, warum er das tut, erklärt er ihm Folgendes: „Als ich von zu Hause wegkam, hatten wir einen Streit gehabt und schon seit zwei Tagen nicht mehr miteinander gesprochen.“

(c) Fassen Sie Ihre Erfahrungen über das nonverbale Verhalten zusammen. Denken Sie dabei über die folgenden Probleme nach.

Problem Nr. 1:

Können wir immer zwischen bewusstem

Handeln (= Kommunikation)

und unbewusstem Reagieren unterscheiden?

Problem Nr. 3:

Paraverbale Mitteilungen – oder was kann der Mund

schon sagen?Problem Nr. 2:

Die Vieldeutigkeit des nonverbalen Ver-

haltens – oder haben die nonverbalen Signale einen für uns alle verständlichen

Inhalt?

Ein Gespräch in einem Büroraum im pharmazeutischen Werk ORAMAGGesprächsteilnehmer: zwei Männer (Dr. Borsig, Söntgen)Gesprächsthema: Das pharmazeutische Werk ORAMAG braucht gute Werbung für seine Produkte, insbesondere für ein Medi-

kament namens Prokolorit, das sich sehr schlecht verkaufen lässt und für die Firma große Verluste verursachen kann. Söntgen: [...] (durchs Mikrophon): Bringen Sie bitte die Unterlagen über Prokolorit.(Tür wird geöffnet und geschlossen)

!

5. Verbale Kommunikation: die Kommunikations- teilnehmerDie zwischenmenschliche Kommunikation ist nach dem sozialen Status der Kommunika-tionsteilnehmer geregelt. Dementsprechend sprechen wir von symmetrischer Kommunika-tion (= die Kommunikationsteilnehmer haben die gleichen Rechte und den gleichen sozialen Status) oder von asymmetrischer oder komplementärer (ergänzender) Kommunikation (= der eine Kommunikationsteilnehmer ist dem anderen untergeordnet, dementsprechend fügt er seinen kommunikativen Beitrag den Erwartungen des höher gestellten Partners entsprechend in den Prozess der Kommunikation ein – und umgekehrt.)

! Weisen Sie diese soziale Regelung der Kommunikation im folgenden Text nach. Unterstrei-chen Sie im Text, wo nach Ihrer Meinung das soziale Verhältnis der Gesprächsteilnehmer expressis verbis (= in der Sprache nachweisbar) erscheint. Achten Sie auf die Anredeformen.

!

6. Verbale Kommunikation: das Medium 19

6. Verbale Kommunikation: das Medium

Seit der Entstehung der Schrift gibt es zwei Medien, durch die sich verbale Kommunikation manifestiert: das phonische und das graphische = die Lautsprache und die Schrift. Beide Medien haben ihre besondere Leistung.

Das Erscheinen der Schrift ist mit Sicherheit der Meilenstein für die Entwicklung der Wis-senschaften, darunter nicht zuletzt auch für das Nachdenken über die Sprache. (1) Die Schrift verändert unser Verhältnis zur Tradition. Das Aufgeschriebene ist etwas Fes-

tes und Haltbares, das Mitzuteilende wird nicht mehr an die jeweils wechselnde Situati-on gebunden. Es ist immer wieder lesbar, es kann unterschiedlich ergänzt und erklärt werden und die verschiedenen Reflexionen können miteinander verglichen werden.

(2) Die Schrift ermöglicht die Kommunikation auf Distanz. Da die Reaktion des Partners fehlt und der Schreibende nicht wissen kann, ob der Partner alles richtig verstanden hat, fühlt er sich gezwungen, sich möglichst explizit und eindeutig auszudrücken und alle Informationen mitzuteilen, die im Gespräch, durch die Situation gesichert, selbstver-ständlich sein mögen. Um sicher zu gehen, kann er auch immer zum Geschriebenen/Gelesenen zurückkehren und sich selbst korrigieren. Somit richtet sich die Argumen-tation nicht mehr auf den Partner und/oder darauf, ihn zu überzeugen, sondern auf die Sache selbst, über die nachgedacht wird. Dass dabei die Direktheit der mündlichen Kommunikation verloren geht, ist natürlich nicht zu leugnen.

In den folgenden zwei Texten geht es um viel mehr als nur um Schriftlichkeit und Münd-lichkeit: Es geht um die Techniken des Memorierens und um das Verhältnis zur Tradition, zum Wissen und zum Denken – dies alles hängt nämlich auch mit den Möglichkeiten und den Leistungen von Schriftlichkeit und Mündlichkeit zusammen.

!Fassen Sie die Aussagen der Texte über die Schriftlichkeit in einem Satz zusammen.

Söntgen (weiter): Danke – bitte, bringen Sie mir in fünf Minuten einen Kaffee. Für Sie auch, Borsig?Dr. Borsig: Ja, bitte.Söntgen: Zwei also.(Tür auf und zu) […]Das Wort Prokolorit hören Sie wohl nicht gern.Dr. Borsig (leise): Ich weiß, Prokolorit war ein Fehlschlag … ich …Söntgen (schneidend): Es war ein Fehlschlag, aber ich will nicht hoffen, dass Ihr „war“ bedeuten soll, dass Sie Prokolorit aufgeben,

Herr Dr. Borsig. Bei der ORAMAG gibt es keine Fehlschläge. Wenn Prokolorit bisher ein Fehlschlag war – einer der schlimms-ten, den die ORAMAG in ihrer Geschichte erlebt hat – dann wird es bald aufhören, einer zu sein. Und es wird ein Erfolg wie Pantotal werden. (Plötzlich leiser) Ich hoffe, Sie verstehen.

Dr. Borsig: Ich hoffe, Sie werden mir erlauben, an Pantotal zu erinnern.Söntgen: O ja, ich weiß. Sie haben Pantotal zu einem unserer größten Erfolge gemacht, ich weiß, und niemand in der ORAMAG

wird das je vergessen, aber, mein lieber Borsig: Ihr Erfolg liegt zwanzig Jahre zurück […] (Leiser) Etwas wird auch Ihnen hoffentlich klar sein: alle Erzeugnisse, die unter Bechers Präsidentschaft herausgekommen sind, alle, mein Lieber, waren Er-folge. Prokolorit ist das erste, das unter meiner Präsidentschaft herauskommt – und prompt ist es ein Reinfall. Es muss durch, Borsig. Versuchen Sie doch, mit diesem Burschen fertig zu werden.

(Heinrich Böll: Zum Tee bei Doktor Borsig10)

10 Böll, Heinrich: Zum Tee bei Dr. Borsig. Hörspiele. München: Deutscher Taschenbuchverlag. 1964: 36ff.

1. Kommunikation und Sprache20

7. Nähesprechen und Distanzsprechen 13

Die verbale Kommunikation lässt sich durch die bekannten Unterschiede „Monolog versus Dialog“ oder „phonisch versus graphisch“ nur grob erfassen. Diese Unterschiede (die mit-einander zusammenhängen können) sind nämlich mit anderen wichtigen Unterschieden verbunden. Sie werden im Modell „Nähesprechen versus Distanzsprechen“ zusammenge-fasst. Die Termini weisen auf das bestimmende Unterscheidungskriterium hin: auf die Beziehung der Gesprächsteilnehmer bei der Gestaltung des Gesprächs. Je nachdem, ob die

11 Zitiert nach: Pflug, Günther: Schriftlichkeit und Mündlichkeit. In: Muttersprache 104 (1994): 289-298.12 Brecht, Bertolt: Geschichten von Herrn Keuner. In ders.: Gesammelte Werke. Bd. 12. Frankfurt a. M. Suhrkamp. 1967:

379f.13 S. dazu: Ágel, Vilmos – Mathilde Hennig: Theorie des Nähe- und Distanzsprechens. In: Ágel, Vilmos – Mathilde

Hennig (ed.): Grammatik aus Nähe und Distanz. Theorie und Praxis am Beispiel von Nähetexten. 1650-2000. Tü-bingen: Niemeyer Verlag. 2006: 3-33; mit Hinweisen auf: Koch, Peter – Wulf Oesterreicher: Sprache der Nähe – Spra-che der Distanz. Mündlichkeit und Schriftlichkeit im Spannungsfeld von Sprachtheorie und Sprachgeschichte. In: Romanistisches Jahrbuch 36 (1985): 15-43.

Zu Naukratis in Ägypten hat der Daimon Theuth unter anderem auch die Buchstaben erfunden. Da damals in der Stadt Theben König Thamos über Ägypten herrschte, kam Theuth zu ihm und zeigte ihm seine Erfi ndungen mit der Bitte, man möge alle Ägypter darin unterrichten. Der König aber fragte ihn, welchen Nutzen sie denn haben. Dies versuchte nun Theuth, ihm klar zu machen. Er sagte: Diese Kenntnis, o König, wird die Ägypter weiser und erinnerungsfähiger machen. Der König aber erwidert: Du sehr kunstreicher Theuth, es gibt einen Unterschied zwischen dem, der eine Erfi ndung macht, und dem, der sie beurteilt. Du hast über die Buchstaben das Gegenteil von dem gesagt, was wahr ist. Denn Vergessen werden sie in der Seele derer erzeugen, die sie erlernen, und das wegen der Vernachlässigung des Sich-Erinnerns, da dies nun nicht mehr aus dem Innern der Seele kommt, sondern von außen mittels fremder Zeichen. Von der Weisheit aber bietest du deinen Schülern nur den Schein; Vielhörer werden sie und glauben, Vielwisser zu sein. Doch sind sie nur Scheinwisser geworden, nicht weise.11

Heute, beklagte sich Herr K., gibt es Unzählige, die sich öff entlich rühmen, ganz allein große Bücher verfassen zu können, und dies wird allgemein gebilligt. Der chinesische Philosoph Dschuang Dsi verfasste noch im Mannesalter ein Buch von hunderttausend Wörtern, das zu neun Zehnteln aus Zitaten bestand. Solche Bücher können bei uns nicht mehr geschrieben werden, da der Geist fehlt. Infolgedessen werden Gedanken nur in eigener Werkstatt hergestellt, in-dem sich der faul vorkommt, der nicht genug davon fertig bringt. Freilich gibt es dann auch keinen Gedanken, der übernommen werden, und auch keine Formulierung eines Gedankens, die zitiert werden könnte. Wie wenig brauchen diese alle zu ihrer Tätigkeit! Ein Federhalter und etwas Papier ist das einzige, was sie vorzeigen können! Und ohne jede Hilfe, nur mit dem kümmerlichen Material, das ein einzelner auf seinen Armen herbeischaff en kann, errichten sie ihre Hütten! Größere Gebäude kennen sie nicht, als solche, die ein einziger zu bauen imstande ist!

(Bertolt Brecht12)

Die Schriftlichkeit ist gefährlich, weil …. Die Schriftlichkeit ist notwendig, damit….