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G O ENTSPANNEN & ENTDECKEN ENTSPANNEN & ENTDECKEN GO sixt NR. 006 HERBST 2007 ST. PETERSBURG n USCHI GLAS n SYLT n TRAUMSCHIFF-REEDERINNEN n KUNST NR. 006 HERBST 2007 EUR 4,80 MÜNCHEN ANTRIEB: TV-STAR USCHI GLAS BRINGT DEM CL 500 BUDDHA-TÖNE BEI. WEITE WELT AUFSTIEG: DIE REEDERINNEN GISA UND HEDDA DEILMANN ZEIGEN KREUZFAHRERN DEN KURS. ST. PETERSBURG AUFSCHWUNG: KUNST UND KOMMERZ PUSCHEN DIE ZARENSTADT ZUR TRENDCITY.

GoSixt 006/2007

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Gosixt Kundenmagazin

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GOentspannen & entdecken

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Nr. 006 Herbst 2007 eur 4,80

München antrieb: tV-Star USchi GlaS brinGt

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WeIte WeLtaUfStieG: die reederinnen GiSa Und hedda deilmann

zeiGen kreUzfahrern den kUrS.

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pUSchen die zarenStadt zUr trendcity.

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welcomeGO Liebe Freunde von Sixt,

andere Länder bedeuten immer neue Erfah­rungen. Meine Arbeit für unser Unterneh­men führt mich um den gesamten Erdball und hat mir stets die Möglichkeit geboten, die Menschen und die Schönheit der unter­schiedlichsten Nationen kennenzulernen. Jeder Ort auf dieser wunderbaren Welt – ob nun in Europa, Südamerika, Asien oder Australien – besitzt eine ganz eigene Atmo­sphäre, vermittelt eine ganz eigene Sicht auf die Dinge und schillert in ganz eigenen Far­ben. Zwei Farben jedoch strahlen den Men­schen in zahlreichen Ländern überall auf der Welt entgegen, die Farben unseres Un­ternehmens: Orange und Schwarz.

Sixt ist ein globales Unternehmen – und eine globale Marke. Wir halten die Men­schen in immer mehr Ländern auf dem gan­zen Erdball in Bewegung. Die Farben von Sixt sehe ich auf meinen Reisen immer wie­der und werde sie in diesem Jahr noch an weiteren Orten sehen können. Denn wir treiben die internationale Expansion von Sixt mit hohem Tempo voran. Ein wichtiger Teil dieser Entwicklung ist der Ausbau des Stationsnetzes in der Karibik sowie in Mit­tel­ und Südamerika. Damit offerieren wir den Kunden unsere umfassenden Mobili­tätsdienstleistungen an einigen der schöns­ten und faszinierendsten Urlaubsorte der Welt und erschließen ebenso hochinteres­sante Wachstums märkte.

Sixt hat auch die Expansion in Nordafrika vorangetrieben und ist nun flächendeckend in allen nordafrikanischen Ländern vertre­ten. Damit leuchten die Farben Orange und Schwarz in Ländern von Marokko über Algerien, Libyen, Tunesien bis Ägypten.

Darüber hinaus wollen wir auch den erfolg­reichen Schritt nach China wagen und dort – zumindest mittelfristig – zu den Markt­führern zählen.

Sixt hat eine Faszination für Mobilität ge­schaffen. Denn Kunden verlangen zuneh­mend grenzüberschreitende Mobilitätslö­sungen – und die kann Sixt ihnen in mehr als 85 Ländern weltweit bieten. Dabei be­schränken wir uns nicht einfach auf die rei­ne Autovermietung, sondern verbinden un­sere Dienstleistungen mit Leasingangeboten oder weiteren Angeboten wie den Sixt­Chauffeur­Service. Wir offerieren das richti­ge Fahrzeug und die richtige Dienstleistung zum richtigen Preis, ob das nun in Europa, in Südamerika, Afrika, Asien oder Australi­en geschieht. Sixt ist ein Premiumanbieter und steht für eine ausgeprägte Dienstleis­tungskultur – überall auf der Welt.

Ich freue mich, dass der spirit of mobility, der Geist, der unseren Dienstleistungen inne­wohnt, in immer mehr Ländern spürbar wird. Die Farben Orange und Schwarz ste­hen weltweit für automobile Mobilität, ver­bunden mit höchstem Komfort, absoluter Sicherheit, Flexibilität und günstigen Prei­sen. Darauf bin ich stolz.

HerzlichstIhre Regine Sixt

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EDITORIAL go sixt 3

Regine Sixt Eine weltweite Dienstleistungskultur

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Herausgeberin regine sixt (V.i.s.d.P.)

sixt gmbH & Co. autovermietung Kg, Zugspitzstr. 1, 82049 Pullach · Telefon: +49 (0) 89 7 44 44-0 · Telefax: +49 (0) 89 7 44 44-8 43 55 · www.sixt.com

Verlag büro Freihafen Verlagsgesellschaft mbH, Zippelhaus 3, 20457 Hamburg · Telefon: +49 (0) 40 37 50-11 13Telefax: +49 (0) 12 12 515 614 026 · www.bfhh.de

CHeFredaKTeur Wolfgang Timpe · CreaTiVe direCTor uwe C. beyer · layouT sibylle Trenck

MiTarbeiTer dieser ausgabe: Carsten anhalt, daniela baetz, gerda Harda brandt, daniela erdmann, daniela Fois (schlussredaktion), Jens Heinen, Jan Keith, Michael link, angela oelckers, sibylle Trenck, angelika Zanggl

FoTograFen: erol gurian (München), www.gurian.de

anZeigen: soundbay Communications ltd. · Wittenbergerstr. 17, 04129 leipzig · Telefon: +49 (0) 341 33 77-600 · Telefax:+49 (0) 341 33 77-112 · www.soundbay.co.uk

druCK + Versand: neef + stumme gmbH & Co. Kg · druck und Verlag · schillerstraße 2, 29378 Wittingen · Telefon: +49 (0) 58 31 23-0 · Telefax: +49 (0) 58 31 23 100 · www.neef-stumme.de

rePro: 4mat Media · arvato · Kleine reichenstraße 1 · 20457 Hamburg · Telefon: +49 (0) 40 76 79 36-22 ·Telefax: +49 (0) 40 76 79 36-28 · e-Mail: [email protected] · www.mohnmedia.de

© gosixt erscheint in der büro Freihafen Verlagsgesellschaft mbH, geschäftsführer: Wolfgang Timpe und uwe C. beyer; Zippelhaus 3, 20457 Hamburg.

alle rechte vorbehalten. nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher genehmigung des Verlags.

alle im Magazin enthaltenen beiträge und abbildungen sind rechtlich geschützt. eine Verbreitung oder Verwertung ohne einwilligung

des Verlags ist nicht zulässig. Für unverlangt eingesandte Manuskripte und/oder bilder wird nicht gehaftet.

Titelfotos: erol gurian

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Sommerzauber Sylt: Blau-weiß gestreifte Strandkörbe dösen dem kommenden Morgen entgegen, milde Nordseeluft wiegt das Gras in den Dünen, friedlich verströmt das Rote Kliff bei Kampen die Sehnsucht nach Sonne, Strand und mehr.

4 go sixt inhalt

Foto: walDhäusl

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3 WelCoMe Herausgeberin regine sixt über Farben, schönheit und fremde orte

8 lounge sixt-news: Fotomodelle mit wilden Haarmähnen treffen Cabrios. Plus: die regine sixt Kinderhilfe e.V.

12 TraVel st. Petersburg: Kunst und Kommerz puschen die Zarenmetropole zur Trendcity

30 TraVel serViCe Hotels, bars, restaurants: die aktuellen in-Treffs der Jeunesse dorée und der businesspeople

34 Cruisen Mercedes Cl 500: Fernsehstar uschi glas bringt dem designschlitten buddha-Töne bei

44 sTyle Men gutsherrenart: englischer Countrystil prägt herbstliche landpartien

46 sTyle WoMen ladylike: Knallige Türkistöne konkurrieren mit gedeckten rock'n'roll-applikationen

50 our Way die reederinnen Hedda und gisa deilmann zeigen Kreuzfahrern den Kurs

60 gasTro Hotel Hohenhaus: das landdomizil bei eisenach bietet rückzug pur und regionale sterneküche

62 relax leuchtendes Fernweh: Hoteltipps für istanbul, los angeles und schloss bensheim

68 HigH end Wo edle Hütten auf feinste Chronos und auf Caffè latte treffen

72 sylT i Maître Johannes King: der Zweisternekoch, die Kräuterinsel und das lifestylerezeptbuch

78 sylT ii Kochen exklusiv: fünf rezepte und ein Menü

80 sylT iii Kolumne vom air-berlin-Vorstandsvorsitzenden Joachim Hunold: „ich mag es gemütlich“

88 sylT iV Tipps: Von der nobelherberge söl’ring Hof bis zur strandbude „sansibar“

90 arTs bildband, ausstellungen, Hörbuch: afrikanische sachlichkeit, russischer Zauber, sprechendes Kino

I n d I e s e m h e f t

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Lounge

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Hallo?Trauen Sie sich. Die neue Cabrio-Kampagne „Beauty“

von Sixt lässt Frauen alle Freiheiten. Einfach mieten

Catwalk Cabrio. Die neue Werbekampagne „Beauty“ von Sixt prä-

sentiert haarige Abenteuer. Wo früher Frauen in Sixt-Kampagnen

schon mal eine kesse Lippe riskierten, zeigen sie hier Cabrio-Lieb-

habern, wo die Locke hängen muss: vorm Gesicht. Ob mit souveränem

Schmollmund im Motiv „Stoppschild“ (o. re.) oder mit wilder Blackout-

Mähne im Motiv „Fußgängerzone“ (u. li.) – immer sehen die Fotomodelle

nichts, aber haben die Lage samt Schupo voll im Griff. „Welche Ampel,

Herr Wachtmeister?“ Mann weiß doch, Frauen sind um Ausreden nicht

verlegen. Aber hallo.

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Flughafen München, morgens 7:30 Uhr. Christopher lä-chelt erwartungsvoll in seinem kompletten Bayern-Mün-chen-Outfit mit Porsche-Cap auf dem kahlen Kopf – und

die zwei Krücken, die ihn stützen, erzählen die traurige Wirklich-keit. Denn eigentlich träumt der 15-jährige Mittelfeldspieler beim 1. FC Nürnberg von einer großen Fußballkarriere. Diese Hoff-nung wird jäh gestoppt, als Christopher nach einem Snow-board-Unfall geröntgt wird und man entdeckt, dass er Kno-chenkrebs im Unterschenkel hat. Seit Februar bekommt der sympathische Junge mit den hellwachen Augen Chemothera-pien bei Dr. Michaela Nathrath auf der Kinderkrebsstation im Schwabinger Krankenhaus. „Die tun manchmal ganz schön weh“, sagt Christopher vor dem Abflug nach Paris.

Zusammen mit seinen Eltern Birgit und Winfried flog der Schüler nach Magny-Cours, wo er Michael Schumacher und den Motorsportchef von BMW, Dr. Mario Theissen, trifft. Ermög-licht haben das Regine Sixt und ihre Kinderhilfe e.V.: „Ich war im Schwabinger Krankenhaus, um mich um die kranken Kinder zu kümmern, als Christopher auf mich zu kam und sagte: ,Sie

sind doch die Frau Sixt, oder? Ich habe einen großen Wunsch: einmal die Formel 1 live zu erleben.‘“

Sie organisierte für Christopher und seine Eltern die Formel-1-Karten für Magny-Cours. Regine Sixt: „Meine Freunde, Thier-ry Antinori von Lufthansa und Mario Theissen, haben spontan ihre Hilfe zugesagt. Schon die Nachricht, dass er seinen Wunsch erfüllt bekommt, stimmte Christopher zuversichtlicher. Seitdem geht es richtig mit ihm bergauf“, freut sich Regine Sixt. Schade nur, so Christopher, dass „Michael Schumacher nicht mehr fährt. Er ist immer noch mein Hero.“

Christophers Vater fasst immer wieder Mut: „Die Chemos, die Christopher regelmäßig bekommt, sind schon ein Hammer, aber wir geben nicht auf.“ Mutter Birgit: „Wir sind überwältigt von der Hilfe, die uns zugute kommt. Hauptsache, er wird wie-der gesund.“ Die Chancen dazu sind leider eher gering.

Auch Sie können chriStopher helfen! Regine Sixt Kinderhilfe e. V., Kto. 744 44 74 BLZ 700 700 10, Deutsche Bank AG München Stichwort: christopher

einmal Formel 1 live erlebenDer 15-jährige Christopher hat Knochenkrebs und träumt vom Live-Erlebnis Formel 1. Die Regine Sixt Kinderhilfe e. V. erfüllte beim Rennen in Magny-Cours bei Paris seinen Herzenswunsch

Kinderwünsche werden wahr: Der 15-jährige krebskranke Christopher trifft in Magny-Cours sein Idol Michael Schumacher und BMW-Motorsportboss Dr. Mario Theissen. Seine Eltern Birgit und Winfriedfreuen sich mit ihrem Sohn (o. re.).

Foto

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TravelGO Tra

P r a c h T v O l l e P e r l e n k e T T e

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P r a c h T v O l l e P e r l e n k e T T e

russlands Boomtown kann alles: St. Petersburg überzeugt als

kunstmetropole, Szenemekka und zaristisches architekturwunder.

Das venedig des nordens schimmert wie ein majestätischer Opal

v O n J a n k e i T h u n D e r O l G u r i a n ( F O T O S )

FaSSaDen Glühen wie in einer TheaTerkuliSSe.Violinenspielerin vorm Winterpalast auf dem Schlossplatz mit Alexandersäule

St. peteRSbuRg go sixt 13

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GO cruising

„ST. PeTerSBurG iST BiS heuTe eine illuSiOn.“ Blick von der Isaakskathedrale über die Dächer von St. Petersburg.

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GO cruising

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GO Travel

Der Kapitän drosselt die Ma-schine, der Bug senkt sich. Eine sanfte Linkskurve und rein in die kleine Wasser-straße. Wir verschwinden im Geflecht der unzähligen Kanäle. Fahren unter Brü-cken hindurch, die so nied-

rig sind, dass man sich ducken muss. Köpfe drehen sich, Kinder zeigen auf uns. Die Sonne wirbt mit Wär-me und Licht. Wir schaukeln durch diese einzigartige Stadt. Und hoffen, dass der Kapitän niemals anlegen wird.

In einem Boot, natürlich, sollte man seine St.-Pe-tersburg-Reise beginnen. Das Wasser, die Lage am Sumpf, und die Brücken haben der Stadt den Namen „Venedig des Nordens“ eingetragen. Ein ungerechter geografischer Vergleich, den sich die zweitgrößte rus-sische Stadt auch noch mit Amsterdam, Brügge und Stockholm teilen muss. Was hat St. Petersburg schon gemein mit den anderen Städten? Vielleicht die Mü-ckenschwärme, die sich in den Sommermonaten wie ausgehungert auf die Körper stürzen. Aber sonst? St. Petersburg sei die „ausgedachteste Stadt der Welt“, hat Dostojewski einmal gesagt. Dieses Künstliche, Ir-rationale, Dekadente haben ihn und viele andere Li-teraten fasziniert. Eine Stadt, die herzeigt, was sie hat: Paläste, Kirchen, Brücken. Den nordischen Himmel mit seinem einmaligen Licht. Und natürlich die Ere-mitage, mit 1.000 Sälen und über 60.000 Exponaten eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt.

ständig auf der suche nach schönheit

Im Grunde ist St. Petersburg gar keine Stadt, sondern eine Theaterkulisse. Das zeigt schon der erste Spa-ziergang. Man flaniert vorbei an glühenden Fassa-den, die so aussehen, als habe man sie am Ende einer Inszenierung einfach stehen lassen. Diese Bauten mit ihren Säulen, Pilastern und Stuckköpfen. Diese Orna-mente und balkontragenden Karyatiden. Diese Torsos in den Eingängen. Tiere und Fabelwesen verzieren die Gebäude, eines fantastischer als das andere. Alles ist hier vertreten: Griechenland, Rom, Ägypten. Wo soll man bloß hinschauen?

Als Anatolij Bissinbaev zum ersten Mal diese Stadt betrat, hat es ihm den Atem verschlagen. Ihm, den jungen Mann aus der Provinz, wo die Existenz vom zentralisierten Sowjetstaat auf eine starre Gleichför-migkeit reduziert worden war. 1975 kam er in das da-malige Leningrad, um an der Akademie der Künste zu studieren. Er, noch nicht einmal 20 Jahre alt, schlenderte auf den Boulevards, die sich über Kilo-

SchauT her, auch MenSchen SinD Schön. Prunkstation Erlöserkirche: Immer wieder säumen kilometerlange Kunstwerke die Kanalufer.

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GO cruising

meter die Wasserläufe entlangziehen, und schüttelte innerlich den Kopf. Wie kann eine Stadt nur so prachtvoll sein? Heute ist er Ende 40 und lebt noch immer in St. Petersburg. Natürlich. Bissinbaev ist ein preisgekrönter Modefotograf. Jemand, der für die besten Magazine arbeitet und auf den Schauen in Mai-land fotografiert. Ein Mann, der ständig auf der Suche nach Schönheit ist. Und der eine Ehefrau an seiner Seite hat, die sich mit Schönheit auskennt: Larissa Pogoretskaya, eine der talen-tiertesten Modedesignerinnen der Stadt.

Jetzt hockt er da, in seinem Fotostudio. 300 Quadratmeter, Holzböden, an den Wänden hängen großformatige Bilder: ein Balletttänzer, nackt mit Engelsflügeln. Eine Frau, deren Kleid verrutscht und die rechte Brust freigibt. Bissinbaev trägt einen

schwarzen Pullover, eine schwarze Hose und schwarze Schu-he. Sogar sein Handy ist schwarz. Sie sei nun mal die „Farbe der Intellektuellen“. Der Mann mit dem silbrigen Haar und kurz gestutztem Bart nippt an einem Glas Weißwein und spielt an seiner Kamera. „St. Petersburg ist die einzige Stadt in Russ-land, in der ich leben kann“, sagt er. Allein schon die Idee der Stadt! Zar Peter der Große, der St. Petersburg 1703 aus dem Bo-den stampfen ließ, wollte Russland so zeigen, wie es nicht ist. Anmutig, feudal, kultiviert. „Die Stadt ist bis heute eine Illusi-on.“ So wie Bissinbaevs Fotos nur Illusionen sind.

Diese Trugbilder sind für den Besucher schwer zu verstehen. Bissinbaev erklärt es so: St. Petersburg sei wie ein Film. „Die Bauten sind die Kulisse“, sagt er, „und wir Menschen spielen

einFach nur Feiern. hier unD JeTzT. ST. PeTerSBurG leBT. Erhaben thronen am Ufer der Newa die fürstlichen Paläste

und verkünden stolz vom unerschütterlichen Selbstbewusstsein der Kunst- und Hafenmetropole.

feiern: ohne foto am Winterkanal heiratet kein Petersburger Paar. schauen: engel schützen die isaakskathedrale.

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hier ein schönes Leben vor, obwohl wir im Grunde nur arme Schauspieler sind.“ Wer sich als Fremder auf die Suche nach Wahrheiten, nach dem „echten St. Petersburg“, begibt, schei-tert unweigerlich. Zu irreal ist diese Stadt. Und einfach zu groß. Unendlich strecken sich die Boulevards, führen über Brücken und münden in riesigen Plätzen. Dann beginnt ein neuer schnurgerader Boulevard, der ebenso in die Unend-lichkeit führt wie der vorherige.

Und immer wieder neue Prachtpalais, die russische Adels-namen tragen: Anitschkow, Kikin, Woronzow, Jussupow. Fremd und schön säumen sie die Straßen, veredeln sie, ma-chen aus ihnen kilometerlange Kunstwerke. Der schönste und berühmteste der Boulevards ist der Newskij Prospekt.

Tausende Menschen bevölkern die Bürgersteige, strömen in die Geschäfte und in neobarocke U-Bahnhöfe. An warmen Sommertagen verwandelt sich der Newskij in einen Lauf-steg. Junge Frauen in zu kurzen Röcken stolzieren an einem vorbei, zeigen selbstbewusst ihre makellosen Körper, so als wollten sie den Besuchern zurufen: Schaut her, in einer so schönen Stadt wie St. Petersburg sind auch die Menschen schön. Und dann verschwinden sie in einer der neuen ultra-modernen Shopping-Malls.

Zum Beispiel in der „Vanity Boutique“, einem gläsernen Bau gleich neben der Kasaner Kathedrale, nur zwei Gehmi-nuten vom Newskij Prospekt entfernt. Wer hier einkaufen geht, gehört zur neuen, wohlhabenden Generation. Schuhe

Wohnen: altstadtromantik im Kirovsky-Bezirk. Baden: urbane strandträume an der newa am fuße der fürstlichen Paläste.

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Flamenco-stim-mung: Fete im

Studio von Fotograf

Bissinbaev.

Venedigmelancholie: der Verwaltungsbau am Gribojedowa-Kanal.

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Flammen-Schauspiel: Feuerkünstler auf der Schlossbrücke.

Kulttreffpunkt: der Torbogen des Generalstabsgebäudes.

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Trinkhalle: konservativer Schick und coole Atmosphäre in

der angesagten „7-Sky-Bar“.

Gourmetwelten: sündhaft teure Edelmenüs im ausschweifenden Swarov-ski-Lichter-Tempel „Lumière“.

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Prachtpalast: Im Rocco-Forte-Hotel „Astoria“ erzeugen Details eine einzigartige Aura.

Livehappening: Mit Jazzkonzerten swingt sich das Open-Café „Shater“ in die Herzen des Publikums.

Die STaDT SchläFT nichT. nichT in Den weiSSen nächTen.

Die Aura des Winterpalastes dominiert die Eremitage bei Nacht. Das größte Kunstmuseum der Welt beherbergt über 60.000 Exponate in 1.000 Sälen.

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„1993 war alleS TOT. keine reSTauranTS, keine ShOPS.“

Großformatige Modestillleben im Fotostudio von Anatolij Bissinbaev und seiner Frau. Grand Palace Mall mit atemberaubenden Shoppingetagen,

Designerlabel-Boutiquen und Bars, Bars, Bars (re.).

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ab 800 Euro. Prada, Escada, Yves Saint Laurent. Auf einer Flä-che von 4500 Quadratmetern werden Waren von über 100 De-signerlabels angeboten. Eine Glamourwelt, wie sie St. Peters-burg bisher nicht kannte. Das Geld kommt aus den Hinterhöfen, dort, wo sich immer mehr Werbeagenturen und Internetfir-men breitmachen. Berauscht vom Wirtschaftsboom, schlen-dern die jungen Leute durch die Luxus-Mall, kaufen sich ihre Statussymbole und begeben sich dann aufs Dachgeschoss. Dort trinken sie im Szene-Café „terrassa“ – mit fantastischem Blick auf den Newskij Prospekt und die Erlöserkirche – einen Espresso und zelebrieren ihren neuen Reichtum.

Warum auch nicht? Das Leben in St. Petersburg war lange hart genug. Viele Jahrzehnte lebten die Menschen in beengten Kommunalwohnungen, teilten sich mit acht Familien eine Kü-che und ein Klo. Dazu kamen der Krieg, die 900 Tage dauernde Belagerung durch die Deutschen, Hunger, harte Winter, häss-liche Kleider, ein kommunistisches Regime. Und schließlich der Zusammenbruch der Sowjetunion. Chaos, Armut, Anarchie.

und dann kam das Nichts. „Als ich 1993 zum ers-ten Mal in die Stadt reiste, war alles tot. Keine Restaurants, keine Shops, während Moskau schon im Wandel war“, erzählt Hervé Le Bail.

Der Franzose ist Generaldirektor des „Lumière“, eines der brandneuen Nobelrestaurants der Stadt. Gerade inspiziert er im Eiltempo die gedeckten Tische, zupft an Servietten, ver-schiebt Gabeln um ein bis zwei Millimeter. Gleich kommen die ersten Gäste, da muss alles stimmen. „Die Zeiten haben sich geändert. Die Stadt boomt. Sieben Jahre in St. Petersburg sind wie 30 Jahre in Frankreich.“

Unzählige neue Shops, Cafés und Restaurants sind in den letzten Jahren entstanden – wie eben das „Lumière“, eröffnet im vergangenen November. Es liegt im obersten Stock der No-

bel-Shopping-Mall „Grand Palace“. Man speist unter 250.000 Kristallkugeln von Swarovski und blickt durch deckenhohe Fenster auf die Stadt. „Die Menschen haben den Sinn für Kuli-narik und Stil entdeckt“, sagt Le Bail. Vor 10 Jahren sei das noch anders gewesen. „Da hielt man Essengehen für Zeit- und Geld-verschwendung.“

läden Kommen und gehen. Kult für eine saison.

Die Stadt ist in Bewegung. Läden kommen und gehen. Werden Kult für eine Sommersaison – und verschwinden dann wieder. Die „Verenda More“ ist so ein Fall. Ein Café auf der Krestovskij-Insel, mitten im Grünen, mit Blick auf Wasser, Rückzugsort für die Künstler- und Boheme-Szene. Eine Oase mitten in der 5-Millionen-Metropole, nur 15 Autominuten vom Zentrum ent-fernt, ein Ort zum Luftholen. Im letzten Sommer eröffnet, wird es jetzt im September wieder schließen – aus baurechtlichen Gründen. Ob es woanders wieder aufmacht? „Kann sein, viel-leicht aber auch nicht. Wer weiß das schon“, sagt Kirill Korobov, der Besitzer. Er zuckt nur mit den Schultern. Für ihn sind Ver-änderungen nichts Schlimmes. Sondern die Chance, etwas an-deres auf die Beine zu stellen.

Das ist die neue Dynamik der Stadt. Es herrscht Aufbruch-stimmung – ein bisschen so wie in Berlin nach der Wiederver-einigung. Und jetzt, da die Stadt endlich auch ein paar Krümel von den gigantischen Öl- und Gas-Milliarden, die Moskau ver-golden, abkriegt, verändert sich auch ihr Gesicht. Nahe der Peter-und-Paul-Festung überragen jetzt schon zwei neostali-nistische Apartmentpaläste die klassizistische Szenerie. Doch am umstrittensten ist der 400 Meter hohe Gasprom-Büroturm, wegen seiner eigenwilligen Gestalt vom Volksmund „Maiskol-ben“ genannt, der in den kommenden 10 Jahren entstehen soll. Glamourös und futuristisch soll das Ungetüm sein. Die Peters-burger sind empört. Ein Hochhaus, das von allen wichtigen

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Im Open-Café „Shater“ trifft sich die Jeunesse dorée : „Die Menschen haben den Sinn für Kulinarik und Stil entdeckt.“

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Plätzen der Stadt aus zu sehen sein wird? Nicht wenige glau-ben, dass die Stadt Puschkins, Lenins und Putins stirbt, wenn das Gebäude kommt. „Wir haben diese fantastische Stadt durch Zufall geerbt. Wir dürfen sie nie beschädigen“, mahnt Eremita-ge-Direktor Michail Piotrowskij.

Ebenso ehrgeizig, dafür aber weniger umstritten ist das Pro-jekt am alten Werftgelände „Neu-Holland“, einem außerge-wöhnlichen Denkmal der Industriearchitektur des Frühklassi-zismus. Neu-Holland ist eine dreieckige, aufgeschüttete Insel, auf der im 18. Jahrhundert zunächst ein Holzlager entstand. Später, im späten 19. Jahrhundert, gingen dort Wissenschaftler der Frage nach, ob der Bau von unsinkbaren Schiffen möglich ist. In der Sowjetzeit war „Neu-Holland“ Sperrzone, weil sich hier die Lagerräume des Leningrader Marinestützpunktes be-fanden.

Jetzt krempelt Stararchitekt Norman Foster das Gelände, dessen Wahrzeichen ein majestätischer Torbogen über dem Ka-nal ist, zu einem supermodernen Business- und Kulturzent-rum um. Francesco Bandarin, Direktor des Welterbe-Zentrums der Unesco, ist voll des Lobes. Foster gelinge eine glückliche Synthese von Prestigebauprojekt und pietätvoller Architektur-konservierung. Und da sind ja noch all die anderen Projekte: Das Mariinskij-Theater bekommt einen neuen Anbau. Geplant

ist auch ein Technologiepark, der ein bisschen so sein soll wie das Silicon Valley. Und ein Miniaturenpark. St. Petersburg, die Stadt der Oktoberrevolution, ist aus seinem Dornröschenschlaf erwacht.

Das weiß auch Adriano Leto. Deshalb kaufte der Mann, ein Engländer mit italienischen Wurzeln, vor einigen Jahren eine marode Wohnung mit-ten in der Innenstadt, nur ein paar hundert Me-

ter von der Isaakskathedrale entfernt, ließ sie sanieren und in eine Nobelherberge umwandeln. Sie heißt „Casa Leto“ und ist eine der schönsten Unterkünfte der Stadt. Ein kleines Bou-tique-Hotel, untergebracht im 2. Stock dieses unscheinbaren Wohnhauses. Wer sich dem Gebäude nähert, glaubt zunächst, er habe sich verirrt. Russische Familiennamen an der Klingel. Das Treppenhaus ist dunkel und grau, Putz blättert von den Wänden.

Dann öffnet man eine Metalltür und tritt ein in eine andere Welt: helle Holzböden, hohe stuckverzierte Decken, edle Anti-quitäten. Hier wohnt man nicht, sondern residiert. Als sei man zu Gast bei einer russischen Adelsfamilie im 19. Jahrhundert. Nur mit einem Unterschied: Jedes der fünf Zimmer bietet den luxuriösen Standard des 21. Jahrhunderts. 300.000 Euro hat

Leto in diese Ex-Kommunalwohnung hinein-gesteckt. „Die Gäste sollen sich so wohl fühlen wie zu Hause“, sagt er.

Und es läuft gut für Adriano Leto. So gut, dass er schon das nächste Projekt plant. Er will ein großes Luxushotel eröffnen – mit 80 bis 100 Zimmern. Ein ausgefallener Wellness-bereich soll Gäste auch im Winter nach St. Pe-tersburg locken. Also dann, wenn die Tempe-raturen schon mal auf Minus 20 Grad sinken und die Kälte beim Einatmen in die Lunge schneidet. „Die Stadt ist anstrengend genug. Das neue Hotel soll eine Oase zum Erholen sein“, sagt Leto. 40 Millionen Euro will er in-vestieren – ein Risiko, denn noch immer ist es nicht leicht, in Russland Geschäfte zu ma-chen, vor allem für Ausländer. So anders ist die Mentalität, zu unberechenbar sind die Be-hörden. Trotzdem glaubt Leto an den Erfolg. „St. Petersburg hinkte lange hinterher“, sagt er, „jetzt aber ist die Stadt im Kommen.“

Die Metamorphose der Stadt bereitet den Menschen in St. Petersburg manchmal Unbe-hagen. An allen Ecken und Enden wird ge-baut und restauriert. Baugerüste und -gru-ben, Zäune, Kräne. Was wohl aus der Stadt wird? Niemand weiß eine Antwort. Vielleicht ist es gerade diese Unsicherheit, die die Men-schen antreibt, weiterzumachen. Das Leben auszukosten. Jetzt und hier. An den Abenden strömen sie in ihre Theater, in ihre Opernhäu-

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Heiraten, renovieren, bauen: Die Zukunft hat auch am Eremitage-Westflügel schon begonnen.

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kempinSki Hotel moika 22moika river embankment 22191186, st. Petersburgtel. +7 812 3359-111www.kempinski.comdas luxushotel mit 197 Zimmern befindet sich in bester lage direkt gegenüber der eremitage. es ist untergebracht in einem historischen gebäude, dessen fassade 1852 erbaut und später originalgetreu rekonstruiert wurde. Vom restaurant auf der dachterrasse hat man

einen spektakulären Blick über die dächer von st. Petersburg. es gibt auch einen kleinen fitnessraum mit sauna – sehr schön, wenn man sich nach einem langen tag entspannen will.

Hotel aStoRiarocco forteBolschaja morskaja ul. 39190000 st. Petersburgtel. +7 812 3135757www.roccofortehotels.comtraditionsreiches luxusho-tel gleich gegenüber der isaakskathedrale. das

gebäude ist ein meister-werk des nordischen Jugendstils. drinnen fühlt man sich in die Zeit zurück- versetzt, als st. Petersburg noch die hauptstadt des zaristischen russlands war. Zum interieur gehören russische antiquitäten und moderne möbel. Bar und restaurants sind viel gerühmt. und die gäste-liste des 1912 eröffneten hotels, das heute zur rocco-forte-gruppe gehört, liest sich wie ein Who is who der internatio-

nalen Politik, Wirtschaft und Kultur.

caSa leto Bolschaja morskaja ul. 34190000 st. Petersburgtel. +7 812 6001096www.casaleto.comeröffnet 2005 ist dieses Boutique-hotel eine der schönsten unterkünfte der stadt. das hotel ist untergebracht in einem typischen stadthaus in der city. die fünf Zimmer sind frisch renoviert und luxuriös, der service ist exzellent.

toP 3 HotelS

Hotel aStoRia Rocco foRte

Das Meisterwerk des nordischen Jugendstils paart sich mit perfektem Rocco-Forte-Service und Designliebe zum Detail.

GO Travelser, in ihre Konzertsäle. Sitzen im Sommer auf Parkbänken in den Parks. Liebespaare halten Händchen. Küssen sich. Trinken Bier. Warten auf die Nacht. Die Stadt schläft nicht. Nicht wäh-rend der weißen Nächte. Nicht wenn kurz vor Mitternacht der Himmel rotgolden leuchtet. Und eine Stunde später ein schat-tenloses Licht die Fassaden der Stadt überzieht.

das licht lässt die räumlichKeit VerschWinden.

Der französische Schriftsteller Alexandre Dumas beschrieb es als „mattes, doch keineswegs trübes Licht“ und verglich es mit dem „irisierenden Schillern eines Opals“. Es ist ein Licht, das die Räumlichkeit verschwinden lässt. Straßen, Flüsse, Kanäle verschwimmen in der bleichen nächtlichen Helligkeit. Pers-pektiven lösen sich auf. Menschen und Gebäude werden zu Geistern. Surreal und wunderschön.

Um 1.35 Uhr öffnet sich dann langsam die Schlossbrücke über der Newa. Das Wasser schimmert silbrig, während die mächti-gen Containerschiffe vorüberziehen. Ein feierliches Schauspiel, dem tausende Menschen zusehen. Ein paar Meter weiter, direkt am Ufer des Flusses, spielen Tänzer mit Feuer. Sie werfen bren-nende Fackeln in die Höhe und bewegen ihre Körper zu den

Rhythmen der Trommeln. Eine Atmosphäre voller Magie. Bis in die Morgenstunden sind die Petersburger unterwegs. Spazie-ren durch die Stadt, lauschen dem Blues in den Jazzclubs, tan-zen bis sechs Uhr in den Diskotheken. Oder sie feiern zu Hau-se. So wie Antaloly Bissinbaev, der Modefotograf. Ganz spontan hat er heute Nacht seine Freunde eingeladen. Nach einem ge-meinsamen Abendessen, bei dem reichlich Wodka floss, kam ihm die Idee. „Lasst uns alle zu mir gehen“, rief er ihnen über den Restauranttisch zu.

Privatparty also. 30 Gäste. Musiker, Schauspieler, Tänzer. Es ist kurz nach zwei. Bissinbaevs Studio verwandelt sich in eine Tanzfläche. Lateinamerikanische Musik donnert aus den Bo-xen. Schwitzende Körper drehen sich auf dem Parkett. Wein-gläser klirren. Und mittendrin dieser Mann. Ein Gesicht voller Melancholie. Bewegungen voller Anmut. Das ist Farukh Ruzimatov, einer der berühmtesten Solotänzer des Mariinksy-Theaters. Ein Mann, der in St. Petersburg so populär ist wie ein Fußballstar. Jetzt tanzt er.

Demi-plié, grand-plié, battement? Spielen heute Nacht keine Rolle. Tanzen ohne Regeln. Trinken ohne Regeln. Einfach nur feiern. Hier und jetzt. St. Petersburg lebt. Mehr denn je.

kempinSki Hotel

moika 22

Klassische Eleganz im Kaminzimmer

konkurriert mit einem spektakulären Blick über St. Petersburg vom Restaurant der

Dachterrasse.

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daS geld kommt auS den HinteRHöfen.

Gourmettreffpunkt der In-Szene unter funkelnden Kronleuchtern im „Tiffany“.

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toP 5 baRS&clubS

GO Service

Xenia nossowa

pRivate touR Die Reiseagentur und Private Tour Agency Xenia Nossowa, persönlich und kompetent durch die Inhaberin gleichen Namens geführt, organisiert oder veranstaltet Tagungen, Seminare, Gruppen- und Individualreisen. Reiseziele u. a.: St. Petersburg, Murmansk, Baltikum und Armenien.

Xenia noSSowa Zennerstr. 16, 81379 münchen tel./fax: +40 (0)89 72 40 29 71info:[email protected]

toP 5 ReStauRantSil gRappoloBelinskogo ul. 5197183 st. Petersburgtel. +7 812 273 4904www.probka.orgdas elegante, aber schlichte „il grappolo“ ist das beste italienische restaurant der stadt. der chef verwendet die besten Zutaten, die in st. Petersburg zu haben sind. nirgendwo anders bekommt man zum Beispiel echten Büffelmozzarella. Köstlich sind auch die hausgemachte Pasta und die antipasti für zwei Personen.

lumièRegrand Palace shopping mall italianskaja ul. 15191025 st. Petersburgtel. +7 812 449 94 62ein nobelrestaurant mit mo-derner Küche, eröffnete im vergangenen november. man speist unter 250.000 Kristallkugeln von swarovski und hat eine herrliche aussicht durch deckenhohe fenster auf den newskij Prospekt und die erlöserkirche. im Winter, wenn es schon früh dunkel wird und die lichter der stadt angehen, ist der Blick besonders schön.

davidov hotel astoriaBolschaja morskaja ul. 39 190000 st. Petersburgtel. +7 812 494 5815www.thehotelastoria.com/restaurant1.htmldas restaurant kombiniert moderne mit klassischer russischer Küche. das ambiente ist stylisch und feudal zugleich: weiche farben, fließende leinen, ausufernde Kristallleuchter. nach dem essen sollte man noch in der ruhigen Wassily-Kandinsky-hotelbar einen der vorzüglichen drinks nehmen.

StRoganoff Konnogvardeiskij boulevard 4190000 st. Petersburgtel. +7 812 314 5514www.stroganoffsteakhouse.runeues steakhouse in der nähe der isaaks-kathedrale. die Preise sind hoch, dafür bekommt man aber richtig gutes fleisch. empfehlenswert sind auch die Burger, serviert mit hausgemachten Pommes frites. das restaurant mit gediegener atmosphäre ist unendlich groß. Platzreservierungen sind daher ausnahmsweise nicht notwendig.

tiffany sadovaja ul. 12191025 st. Petersburgtel. +7 812 925 40 00das restaurant ist ein beliebter treffpunkt der Petersburger Jeunesse dorée. der speiseraum ist in rotes licht getaucht, an der decke hängen swarovski-Kronleuchter. serviert wird ausgezeichne-te, internationale Küche. Besonders lecker: die salate. Wer will, begibt sich nach dem essen nebenan in den loungebereich und trinkt dort noch einen absacker.

Seven Sky baR grand Palace shopping mall italianskaja ul. 15191025 st. Petersburgtel. +7 812 4499462ein idealer ort zum cocktailtrinken. die Bar liegt im obersten stock der prächtigen shopping-mall „grand Palace“, gleich neben dem nobelrestaurant „lumière“. man hat einen herrlichen Blick auf die stadt. ein dJ legt coole, loungige musik auf – ein guter startpunkt für eine lange nacht in st. Petersburg.

cHé Poltawskaja ul. 3195009 st. Petersburgtel. +7 812 7177600der club liegt in einer seitenstraße des newskij und ist treffpunkt der Künstlerszene. abends spielen Jazzbands auf einer kleinen Bühne. in lauen sommernächten kann man auch draußen sitzen.

faSol café gorokhovaja ul. 17190000 st. Petersburgtel. +7 812 5717454www.fasolcafe.ru

stylische Bar mit beleuchte-ter theke. nachmittags trinkt man hier cappuccino, abends cocktails. Wer will, bestellt sich sushi oder genießt traditionelle russische gerichte. manchmal finden im „fasol“ auch szenepartys statt.

onegin sadovaja ul. 11194223 st. Petersburgtel. +7 812 5718384ein Jetset-club. die gäste wollen sehen und gesehen werden. das interieur ist ein wilder mix aus barocker

dekoration, Pariser graffitikunst und spiegel-kabinett.

gRiboedov Voronezhskaja ul. 2191119 st. Petersburgtel. +7 812 7644355www.griboedovclub.rueiner der beliebtesten tanzclubs, gegründet 1996. gespielt wird praktisch alles: disco, funk, Pop, rock, twist, je nachdem, wer auflegt. mittwochs ist „disco-nacht“, dresscode: kommunistischer Kitsch. Bands geben live-Konzerte.

Pulkovo Airport18/4 Pilotov Str.196210, St. PetersburgAir-Berlin-AgentTerminal 1, ATM Office 412Tel. (0)81 0800 20671049Service-Tel. Deutschland:+49 (0)180 5737800 (0,14 Euro/min)

St. petersburg

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MyWayGO My

FeMMe Fatale Deutscher Kinomythos, dynamische Fernsehlegende, Münchner Societyikone:

TV-Star uschi Glas ist nicht zu fassen. Jetzt surft die 63-jährige Marathonschauspielerin gertenschlank durch eine neue ZDF-Serie: Zur Sache, Uschi

Von Wolfgang Timpe und erol gurian (foTos)

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designfan uschi glas mit mercedes Cl 500, Hermès-gürtel und gabriele-Blachnik-Hosenanzug:

„ich mag den audrey-Hepburn-look.“

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»es Gibt keinen bösen GOtt. Meinen habe ich Mir zurechtGeleGt. er steht Für hinGabe,

tOleranz, nächstenliebe und huMOr.«

GO My Way

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unsere Strecke zum Cruisen hat Uschi Glas selbst ausgesucht. „Ich liebe die Fahrt von Nymphenburg über Grünwald durchs hü-gelige Voralpenland zu unserem Golfclub Riedhof bei Wolfratshausen. Wenn ich die Berge sehe, geht mir das Herz auf“, hatte

sie angekündigt und alle spielen mit – auch Petrus. Nach tage-langem Regen reißt für drei Stunden der Himmel auf, die Son-ne lacht in schönster Bayernwerbemanier, und der Fernsehstar strahlt mit dem Edelcoupé CL 500 Mercedes um die Wette. Im Unterschied zum eigenen „eher weiblich kuscheligen“ 500 SL findet sie „die elegante Kühle des hellen Leders“ sehr passend, und für die leidenschaftliche Autofahrerin fährt sich das schnit-tige Designmodell „angenehm weich“. Nach wenigen Augen-blicken hat sie alle notwendigen Bedienfunktionen erfasst. „Se-hen Sie“, lacht sie, „das schätze ich an Mercedes. Ich liebe die schlichten Armaturen, wo man alles sofort im Blick hat und kinderleicht bedienen kann.“ Strahlt, redet, unterhält. Uschi Glas Frohnatur.

„Das bayerische Land is scho schön“, slangt es aus der über-zeugten Münchnerin heraus, „und nach längerem Wegsein verliebe ich mich immer wieder neu. Nirgendwo anders möch-te ich leben.“ Spricht’s und gibt dem 388-PS-Luxusschlitten mit sattem Sound aus wackeren 5,4 Litern Hubraum und standes-gemäßen acht Zylindern mal schnell die Sporen. „Wir müssen uns mit dem Fotoshooting beeilen, mittags soll es anfangen zu regnen.“ Die Schauspielerin, ganz Profi, kann handwerklich nicht anders, sie denkt halt immer mit.

„Uschi, geben Sie alles“, ruft der Fotograf, als sie sich mit ihren zarten 56 Kilogramm bei 1,68 Metern dynamisch auf den Kühler schwingt. Muss er nicht. Die Idee, dem CL 500 auf der Motor-

haube sitzend Buddha-Töne beizu-bringen, mochte sie sofort. „Und ich mache nur, was ich auch wirklich will“, kommt es kurz und trocken. Die Frau weiß, was sie will. Die evangelische Christin aus dem frän-kischen Landau („das ist die totale Diaspora im katholischen Bayern“)

mag das Lebenszugewandte und Offene des Buddhismus. Sie selbst fühlt sich keiner Religion oder Kirche verpflichtet. Und mit Blick auf die aktuellen Auseinandersetzungen im Namen islamischer oder christlicher Weltanschauungen sagt sie: „Für mich gibt es keinen bösen Gott. Meinen habe ich mir persönlich zurechtgelegt. Er steht für Hingabe, Toleranz, Nächstenliebe und Humor.“

Kommt denn so viel Selbstbehauptung gut mit Situationen klar, in denen die Schauspielerin Uschi Glas machen muss, was Regisseure oder Fotografen sagen? „Eindeutig ja, das ist doch mein Handwerk. Ich bin Schauspielerin, bekomme Regieanwei-sungen wie ein Lichtassistent und mache alle Dinge absolut hundertprozentig. Posing ist ein Teil meines Berufes.“ Den übt Uschi Glas nun schon mit einmaligem Dauererfolg seit 40 Jahren aus, seit sie sich 1967 mit dem Kultfilm „Zur Sache, Schätzchen“ unauslöschlich in den deutschen Kinomythen verewigt hat. Sie kennt sich und die Erwartungen der Branche.

Zum Fotoshooting erscheint sie im schnieken weißen Hosen-anzug der Münchner Stardesignerin Gabriele Blachnik, und ein orangefarbener Armreif von Hermès aus Straußenleder und dazu passende Highheels von Dolce & Gabbana runden ihr per-fektes Styling ab. Ist sie markensüchtig? „Quatsch“, reagiert sie locker, „ich habe Spaß an tollem Design und schönen Materia-lien. Es muss aber zur Persönlichkeit passen. Man darf sich nie mit einer Marke verkleiden.“ Und was hat sie am Blachnik-Ho-senanzug gereizt? „Ich mag diesen Audrey-Hepburn-Look“, lacht sie und bewundert die Kunst von (Mode-)Designern, „Mo-nate und Jahre im Voraus den Geschmack der Zukunft“ zu er-spüren und dann möglichst auch noch selbst Trends zu setzen. „Das finde ich sensationell.“

Apropos Audrey Hepburn. Der moderne luxuriöse Retrolook von Modedesignerin Blachnik ist Trend. Auch die Stuttgarter De-signer von Mercedes hatten ein Näschen und platzierten doch mitten im digitalen Zeitalter auf der Kommandobrücke im In-nern des CL 500 eine neoschicke Analoguhr mit strahlendem Chrom und umgeben von feinsten Wurzelhölzern. Man spürt bei Uschi Glas die Lust am Cruisen, als wir nach dem Shooting weiterfahren. Der Fotograf möchte sie gerne aus voller Fahrt mit wehenden Haaren fotografieren. Kein Problem. Sie erledigt wie

zeit Für GeFühleMit dem Unternehmensberater Dieter Hermann (55) ist Uschi Glas (63) seit Oktober 2005 in zweiter Ehe verheiratet. Mit ihrem ersten Mann Bernd Tewaag war sie von 1981 bis 2003 verheiratet. Sie haben die gemeinsamen Kinder Julia (20), Alexander Christoph (25) und Benjamin (31). Schlagzeilen lieferten nicht nur immer wieder ihre erfolgreichen Arbeiten als Schauspielerin, sondern auch der Rosenkrieg mit Bernd Tewaag.

Cl-500-Heimfahrt zurück nach nymphenburg: „er fährt

sich angenehm weich. ich liebe seine schlichten armaturen.“

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GO My Waygewohnt engagiert ihre Aufgabe – und ist plötzlich weg. Da geht der Gasfuß mit der schnellen Uschi durch, und sie muss kurz mal die Spitzengeschwindigkeit von gedrosselten 250 Stunden-kilometern antesten. Was macht ihre Freude am Fahren aus? „Autofahren hat etwas Sinnliches, Entspannendes. Deshalb fah-re ich auch sehr gerne allein mit dem Wagen zum Drehen. Wenn ich allein bin, kann ich am besten abschalten.“

Cut. Landau-Dingolfing, Franken, Ende der 50er Jahre. Ihr Vater arbeitet beim Autohersteller Glas (der Familienname ist nur zufällig identisch), der später von BMW übernommen wird. Das Schwarzweißfernsehen kommt gerade auf, und über die Filmleinwände des Nachkriegsdeutschlands flimmert die „20th Century Fox tönende Wochenschau“ mit Stars, Sternchen und Ereignissen aus aller Welt. Der Teenie Helga Ursula Glas,

Nesthäkchen der Familie mit vier Kindern, spielt im Landschul-heim schon Einakter („im ersten spielte ich einen Professor, der von einer Wespe geärgert wird, mit Kissen in der Hose und unter der Bluse“) und liebt das Kino. Im örtlichen Filmpalast versteckt sich die Göre in den großen Falten des dunkelroten schweren Samtvorhangs und schummelt sich ins Kino. „Ich habe mich davon angezogen gefühlt.“ Die sinnliche Grundlage für die einmalige deutsche Schauspielkarriere in Film- und Fernsehen ist gelegt, den Rest besorgt die ausgebildete Buch-haltungssekretärin selbst – mit nassforschem Selbstbewusst-sein zu Beginn („ich habe mir einfach alles zugetraut, weil ich es wollte“) und später natürlich mit eiserner Disziplin gegen sich und andere, wie sich zeigen wird.

Der große Produzent Horst Wendlandt (Edgar-Wallace-Filme) entdeckt sie, engagiert sie für eine Nebenrolle und gibt ihr einen Ausbildungsvertrag. Schon ein Jahr nach ihrem schwarzweißen Premierenfilm „Der unheimliche Mönch“, in dem sie gleich mit den Kinostars Karin Dor, Harald Leipnitz und Siegfried Lowitz zusammen spielt, bekommt Uschi Glas 1966 ihre erste Hauptrol-le als Apanatschi in „Winnetou und das Halbblut Apanatschi“ mit Pierre Brice, Lex Barker, Götz George und richtigen Filmau-ßendrehs im früheren Jugoslawien – in Farbe und Cinemascope. Der Kinotraum der Helga Ursula aus Landau ist Wirklichkeit

u s c h i G l a s ü b e r

abschalten„Autofahren hat etwas Sinnliches, Entspannendes.

Deshalb fahre ich auch sehr gerne allein mit dem Wagen zum Drehen. Wenn ich allein bin, kann ich am besten abschalten.“

schlechte laune

„Ich muss für mich jeden Abend in den Spiegel schauen können. Wie habe ich mich heute geschlagen? Schlechte Tagesform

mache ich mit mir aus, aber nicht mit Menschen.“

FOtOshOOtinG„Ich bin Schauspielerin, bekomme Regieanweisungen

wie ein Lichtassi, und mache alle Dinge absolut hundertprozentig. Posing ist ein Teil meines Berufs.“

sechziGer Jahre„Ich mag keinen Mainstream. Man musste Ende der 60er Jahre links

sein und Willy Brandt unterstützen. Es wurde von mir erwartet. Da musste ich opponieren, wollte mich nicht diesem Zwang

unter werfen. Das hätte mich fast die Karriere gekostet.“

»Meine schauspiel-lehrerin hat Mich sO

Gequält, dass ich sie erMOrden WOllte.

ich Muss ich sein, saGte ich Mir, verkauFe

dich Jetzt blOss nicht an den beruF.«

TV-star mit armreif aus straußenleder von Hermès, südseeperle mit 30 diamanten von sévigné, Highheels von dolce&gabbana: „ich habe spaß an tollem design. es muss

aber zur persönlichkeit passen. man darf sich nie mit einer marke verkleiden.“

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luxuriöser retrostil feinste Wurzelhölzer, neoschicke analoguhr in der instrumentenmitte: „das helle leder sorgt für elegante Kühle.“

geworden. Aus Helga Ursula ist Uschi Glas alias Apanatschi ge-worden, der Pop-Schwarm einer ganzen „Bravo“-Generation mit Starschnitt, Fanpost und allem Pipapo.

e s ist auch die harte Schule bei der legendär gna-denlosen Schauspiellehrerin Annemarie Hansch-ke. „Sie hat mich so gequält, dass ich sie ermorden wollte.“ Früh zeigt sich ihr Eigensinn. Noch Jung-star und noch in der Ausbildung legt sie sich oft

mit ihr an, denn Uschi Glas war klar: „Ich muss ich sein“, sagte sie sich schon damals, „verkaufe dich jetzt bloß nicht an den Be-ruf.“ Woher kommt denn diese frühe Aufsässigkeit und Klarheit über den eigenen Weg? „Sicher vom Vater“, erzählt sie. Von ihm habe sie mitgenommen, was sie bis heute befolge: „Ich muss für mich jeden Abend in den Spiegel schauen können. Wie habe ich mich heute geschlagen? Schlechte Tagesform mache ich mit mir aus, aber nicht mit Menschen.“

Die größte Prüfung und der größte Erfolg stehen vor der Tür: „Zur Sache, Schätzchen“ mit Werner Enke, Regie: May Spills. Der Kultfilm von 1967 mit ihrem legendären Striptease auf dem Po-lizeirevier, bei dem sie sich nicht wie damals üblich nackt zeigt, sondern zur Überraschung aller, auch der Regisseurin, im edlen weißen Luxusdessous. Das „Schätzchen“ war geboren, Uschi

Glas für den deutschen Film unsterblich geworden. Noch heute freut sie sich diebisch, wie sie May Spills „ausgetrickst“ hat. Sie wollte sich partout nicht ausziehen, nur weil der Zeitgeist es ver-langte. „Die Dramaturgie machte das überhaupt nicht erforder-lich.“ Sie wollte nicht, und sie setzte ihren Kopf mit Cleverness durch. Besorgte sich bei Münchens feinstem Wäscheladen Kri-nes die maßgefertigte Corsage, „nicht so spießig wie die 60er-Jahre-Mode von Triumph & Co.“, sondern den Busen schön he-rausgehoben und feinste Miederspitzen: „Ich wollte ja selbst gerne sexy sein, aber eben nicht nackt wie alle.“ Das war die Ge-burtsstunde von Uschi Glas als Femme fatale.

May Spills und Produzent Peter Schamoni waren hin und weg, das Team, das Publikum und besonders die Münchner. Von einer 20 Meter hohen Filmplakatwand schaute die Corsage-Uschi anno 1967 auf das Alltagsleben am Lehnbachhaus. „Es war sensationell“, staunt sie noch heute über ihren Scoop („habe alles selber bezahlt, nur um mich nicht auszuziehen“). Sie ist jetzt eine Ikone des neuen deutschen Films, Symbol der aufmüpfigen 68er-Stimmung. Wider Willen.

Sie hockt wie alle in der Filmszenekneipe „Hahnhof“, in der es Brot umsonst gibt, Bier und Wein reichlich fließen und man sich „bis morgens um vier Uhr die Köpfe heißredet“ – über Filme und über Politik. Es ist die Zeit, als Willy Brandt „Mehr Demo-

mercedes cl 500. das edelcoupé der Karrosse-rieschmiede aus stuttgart ist stolze 5,07 meter lang und wird von einem geschmeidigen 8-zylinder-motor mit exakt 5,461 liter Hub raum und heftigen 388 Ps angetrieben. die spitzengeschwindigkeit beträgt gedrosselte 250 km/h. dafür muss man allerdings auch den grundpreis von 105.850 euro entrichten. gegen-leistung: neben exquisiten fahrleistungen bietet die Kommandobrücke im innern allerfeinsten retrostil.

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GO My Way

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GO My Waykratie wagen“ ausruft und der „stern“ mit dem Frauenbekenntnis „Wir haben abgetrieben“ die Republik erschüttert. Und die Uschi, das „Schätzchen“? Das soll im Dienste von „Willy wählen“ und beim Abtreibungskampf mit ihrer frischen Popularität helfen. Doch sie will nicht, aus Überzeugung. Die Nonkonformistin aus Landau stemmt sich gegen die kollektive Vereinnahmung. Sie macht kein Kreuz bei Willy. Wie ein Lauffeuer verbreitet es sich in der Münchner Filmbohème. Als sie den „Hahnhof“ betritt, wird sie von rund 150 Kollegen ausgepfiffen. Das „Schätzchen“ war beim neuen deutschen Film unten durch. Der Zeitgeist war links, Uschi Glas hielt an sich fest.

bedauert sie manchmal ihre konservative Rigorosi-tät im Rückblick? „Nein. Ich mag keinen Main-stream. Man musste Ende der 60er Jahre links sein und Willy Brandt unterstützen. Es wurde von mir erwartet. Da musste ich opponieren, wollte mich

nicht diesem Zwang unterwerfen. Das hätte mich fast meine Karriere gekostet.“ Fast. Sie verfolgt mit der ihr eigenen Leiden-schaft die Karriere. Erst im Kino mit Edgar-Wallace- und Pauker-filmen, dann wird sie zum TV-Dauerserienstar mit „Polizeiin-spektion 1“, „Zwei Münchner in Hamburg“ und, und, und. Das Publikum liegt ihr zu Füßen, sie erhält zwei Bambis und drei Gol-dene Kameras und 1998 das Bundesverdienstkreuz. Sie ist auch heute noch „Uschi nazionale“.

Als nach über 22 Jahren die Ehe mit Bernd Tewaag, dem Vater ihrer drei Kinder, in die Brüche geht, ist sie das Boulevardschlag-zeilenopfer. Sie kämpft um ihre Reputation. Als Stiftung Waren-test ihre im Homeshoppingkanal vertriebene Gesichtscreme als gefährlich einstuft, kämpft sie gegen die deutsche Verbraucher-institution. Bis heute.

Mit Dieter Hermann (55), mit dem sie seit Oktober 2005 ver-heiratet ist, hat das persönliche Beziehungsglück wieder Einzug in ihr Leben gehalten. „Meine Frau hat große Selbstdisziplin. Das bewundere ich. Der Glamour ihres Jobs interessiert mich über-haupt nicht. Wenn Partner gleich ticken, werden beide stärker.“ Da passt etwas. Wenn die beiden die Lindenallee ihres Golfclubs Riedhof heraufkommen und ganz bei sich sind, scheint auch die Nonkonformistin gelassener bei sich anzukommen.

Uschi Glas: deutscher Kinomythos, dynamische Fernsehlegen-de und Münchner Societyikone. Eine Frau geht ihren ganz eige-nen Weg. Wie sonst kann man, sorry!, mit 63 Jahren so überzeu-gend eine Rolle als surfende Brauereiunternehmerin für die neue ZDF-Serie „Zur Sache, Lena“ annehmen und im gnadenlos auf-tragenden Neo pren anzug eine perfekte Figur machen? Ihr gefiel das komödiantische Buch, die ironische Anspielung auf ihr un-auslöschbares Kultmovie als „Schätzchen“, und sie wird wieder wie immer mit Volldampf und Begeisterung und jeder Menge persönlichem Spaß schauspielern. Uschi Glas gibt immer alles – für sich und für ihre Rollen und auch für ihren Mann. Die Femme fatale ist einfach nicht zu fassen.

glücksallee uschi glas und ehemann dieter Hermann unter der lindenauffahrt zu ihrem

golfclub riedhof bei Wolfratshausen.

uschi glas eine deutsche karriere

1967 wird Helga ursula „uschi“ glas mit 23 Jahren zur „uschi nazionale“ im Kultfilm „zur sache, schätzchen“, spielt sich als halbblut apanatschi in die „Winnetou“-Herzen der Teenager, dreht viele edgar-Wallace-Filme und wird TV-star u. a.

mit der serie „zwei münchner in hamburg“. sie erhält alle großen preise vom Bambi bis zur goldenen Kamera – und 1998 das Bundesverdienstkreuz. mit ihrem mann dieter Hermann kämpft sie um das leben der deutschen debbie, die in

einer us-Todeszelle sitzt. infos wie auch protestbriefe an gouverneur arnold schwarzenegger auf www.uschiglas.de.

»das bayerische land is schO schön.

nach länGereM WeGsein verliebe ich

Mich iMMer Wieder neu. nirGendWO anders

Möchte ich leben.«

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GO Style Men

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Trend english CounTry

lAndpArTieJetzt bitte nicht an Blümchenmuster von Laura Ashley denken, sondern an Prinz

Charles mit Staffelei in Schottland: Country steht auch in der Mode für einen komfortablen Stil, für Qualität mit Understatement. Wichtig sind Produkte, denen

man Handwerkskunst ansieht. Mit der Zeit gewinnen sie Patina. Leder, Tweed und Filz, Kord und gewalkte Wolle, Karos und Steppstoffe sind Essentials.

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Style Men go sixt 45

GO Style Men

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Seit 106 Jahren steht das Offenbacher Unter-

nehmen Goldpfeil für klassische Eleganz, beste Materialien und erstklassige Hand-werkskunst. Ein leicht englischer Stil wohnt der Marke inne, vielleicht nicht zufällig: Über die Londoner Filiale schaffte die Gründerfa-milie den Sprung in die Welt, zum Symbol und Namen inspirierte 1920 der englische Luxuszug „Golden Arrow“. Geschäftsführer Andreas Mann (oben) sieht in den Wurzeln die Zukunft: „Goldpfeil lebt in einem pro-duktiven Spannungsfeld aus Tradition und Modernität. Jede Kollektion muss unserem hohen Standard an handwerklicher Fertig-keit gerecht werden und gleichzeitig immer in Einklang stehen mit der Realisierung neu-er Designideen und der ständigen Entwick-lung zukunftsweisender Visionen. Denn zu Tradition gehören auch Innovation und Kre-ativität. Es ist eine Herausforderung, eine Tasche zu gestalten, die über Jahrzehnte elegant ist – wir meistern sie.“

gAnZ DER PAPACountry ist traditions-verbunden. Eine Weste, am besten kariert, ist daher unumgänglich. WWW.BOGNER.COM

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Style Men go sixt 45

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GO Style Woman

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GO Style Woman

in tHE sHADEsHauptsache, groß und dunkel: ohne sonnenbrille geht doch ein star nicht aus dem Haus – auch nachts nicht. WWW.DYRBERGKERN.COM

BARoKKoKoZeigt her eure Füße – an den verspielten stil von 80er-star Prince erinnern die Lackpumps mit schnalle. WWW.BALDININI.IT

Trend roCk-sTyle

glAm slAm

In-Models wie Kate Moss ma-chen ihn vor, den heißen Rock- Chick-Style: Die Farbe Schwarz steht im Zentrum, kontrastiert mit Silber und „Bling-Bling“, dem opulenten Schmuck der Hip-Hopper. Und natürlich ge-hören extravagante Lackpumps dazu, nietenbesetzte Taschen und große Sonnen brillen ge-gen das Blitzlichtgewitter der Paparazzi. Ein bisschen Retro-Rock mit Knautschlack und Schlapphut à la Marianne Faith-full rundet den Style ab.

go, gEt itDas Zeug zur neuen it-Bag der Winter-saison hat das glänzende schwarze Beutelchen allemal. WWW.BIASIA.COM

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Hot WHEn CooLDie Bomberjacke aus glänzen-dem Nylon mit Fellkragen ist das definitive Glam-Rock-Item für den Winter. WWW.FAY.IT

BoDY gUARDEr ist zwar an die Kette

gelegt, guckt aber bedrohlich genug, um neugierige und

Langfinger zu verjagen. WWW.BETHGE-HAMBURG.DE

snAKE BitE LoVEFeinstes, glänzendes Pythonleder schlängelt sich hier den Arm hinauf, zartes nappa auf der Unterseite. WWW.LOEWE.COM

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TravelGO Tra

GlamOuR GiRls

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Business, lifestyle, Personality: Die Reederinnen Gisa und Hedda Deilmann mischen die schifffahrt auf.

Zwei schwestern nehmen die weite Welt ins VisierVon Wolfgang Timpe und Erol Gurian (Fotos)

„Die beiden strahlen positiv auf die schiffskultur ab. sehr kurze Wege, viel persönlicher Kontakt.“

Gisa Deilmann, Kapitän Andreas Jungblut und Hedda Deilmann auf der „Traumschiff“-Brücke

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GO Travel

T R a u m s c H i F F m s D E u T s c H l a n D

Heimathafen und Flagge: neustadt in Holstein, Deutschland;

Kabinen und crew: 520 Passagiere, 294 Kabinen (224 außen), 280 Besatzungsmitglieder;

Technik und antrieb: 22.400 Bruttoregistertonnen, 175 m länge über alles, 23 m Breite auf spanten,

4 Hauptmotoren mit zusammen 16.750 Ps, 21 Knoten Geschwindigkeit (38,9 km/h).

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D E i l m a n n - s i s T E R s a u F

a l P H a - K u R s : Hedda und Gisa Deilmann (re.)

zeigen den machoseebären im Kreuz-

fahrtbusiness, wo’s langgeht: „Wir wissen,

was wir wollen, verhandeln sehr konsequent,

arbeiten teamorientiert und sind nicht eifersüchtig.“

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GO Travel

„Das Reedertalent ist vom Vater unbewusst auf uns übergegangen. Wir sind zielstrebig und halten zusammen.“

Hedda (l.) und Gisa Deilmann vorm Porträtgemälde von Papa und Gründungsreeder Peter Deilmann (†).

nein, das sind nicht die nassforschen Hände-druckbegrüßungen, die man von eisernen Karriereladys mit schmalen Ehrgeizlippen im strengen Businesshosenanzug kennt. Char-mantes „Hallo“-Lächeln, gezieltes Taxieren

des Gegenübers unter prägnanten Wimpern hervor und ein zarter, eher schüchterner Händedruck. Die eine, Gisa, im ele-gant-lässigen braunen Wildleder-Etuikleid von Prada; die an-dere, Hedda, im festlich-legeren sommerweißen Etuietwas von Gucci – beide haben die großen Sonnenbrillen stylisch ins hochgesteckte Haar geschoben. Zwei Schwestern, ein Auftritt; aufeinander abgestimmt, dezent individuell. Business, Life-style, Personality. „Hoffentlich haben wir Ihnen Interessantes zu erzählen, wir machen eigentlich nur unsere Arbeit. Aber fangen Sie mal an.“ So sind sie, die beiden einzigen deutschen Kreuzfahrtreederinnen, die Zwillinge Gisa und Hedda Deil-mann, 39: gewinnend, zurückhaltend, klar.

Vater Peter Deilmann führte mit dem Ocean liner „MS Deutschland“ sein Unternehmen zum Erfolg, und bis heute bucht das ZDF das schwimmende Grand-hotel für den Fernsehdauerquotenhit „Traumschiff“. Als der Reeder nach kur-zer Krankheit im Herbst 2003 mit 68 Jah-ren plötzlich von der Brücke gehen musste, haben seine Töchter von einem Tag auf den anderen das Ruder der Ree-derei Deilmann in Neustadt in Holstein bei Travemünde an der Ostsee übernom-men. Sie arbeiteten beide zwar schon

mit, standen aber eben nicht in der direkten Verantwortung als Unternehmensführerinnen. „Unser Vater hat mit uns kaum über die Schwere seiner Krankheit gesprochen und auch nicht wirklich ins Geschäft eingeführt.“ Im Tonfall von Hedda Deil-mann schwingt immer noch Trauer über die so ausgebliebene persönliche Stabübergabe durch den „Fels in der Brandung“ (Gisa) mit, der der Gründerreeder für seine Töchter und das Fami l ien unternehmen Deilmann immer war.

Doch Bange machen gilt nicht. Nix Dauerlehre reicher Töch-ter mit extern angeheuerten Managern. „Wir wussten sofort, dass wir die Reederei als Familienunternehmen weiterführen wollten“, erinnern sich Gisa und Hedda Deilmann. 110 Mitar-beiter am Stammsitz in Neustadt, 700 Besatzungsmitglieder auf der „MS Deutschland“ und den neun Flussschiffen wollen ge-führt sowie über 41.000 Passagiere und rund 100 Millionen Euro Umsatz (2006) gemanagt werden. Die jungen Business-deerns von der norddeutschen Küste packen das so an, wie man es hier im hohen Norden schätzt: persönlich, engagiert und geradeheraus. „MS Deutschland“-Chef Andreas Jungblut

(54), seit der Schiffstaufe 1998 Kapitän des Traumschiffs, haben das Zupacken-de und die Eigenständigkeit der beiden Unternehmenslenkerinnen imponiert. „Sie haben sich von den vielen Besser-wissern um die Reederei herum nichts einflüstern lassen, sondern ihr eigenes Ding durchgezogen“, blickt der silber-gelockte Sky-du-Mmont-Typ entspannt zurück. Inzwischen gewinnt er als An-

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fangsskeptiker der weiblichen Doppelspitze nur noch Vorteile ab. „Die beiden strahlen positiv auf die Schiffskultur ab. Sehr kurze Wege, viel persönlicher Kontakt.“ Der Mann weiß, wo-von er redet, er kennt die männliche Variante. Gründer Peter Deilmann hatte für Jungblut „eine ausgeprägte soziale Ader“, konnte aber bei Krisen durchaus „sehr aufbrausend“ sein. „Ich bin hier glücklich“, stemmt das Superklischee eines Cruisecap-tains sein Loblied auf die Chefinnen dem Autor entgegen. „Wir sind keine Korea-Klitsche, fahren unter deutscher Flagge!“ Das erhöht die (Tarif-)Kosten, aber renditesüchtige Heuschrecken aus dem globalen Kreuzfahrtbusiness und ignorante Banker haben bei den Deilmann-Sisters null Chance.

Partner, Lieferanten und Banken mussten über-rascht feststellen, dass die Damen dem Kreuz-fahrtbusiness ihren ganz persönlichen Stil auf-drücken: „Wir wissen, was wir wollen, verhandeln sehr konsequent, arbeiten teamorientiert und

sind nicht eifersüchtig.“ Kein Zickenkrieg also, wie ihn gerade die Wagnerdynastie Bayreuth rund ums Erbe des Grünen-Hü-gel-Chefs Wolfgang Wagner zum Amüsement fürs Feuilleton und die Peoplepresse bundesweit vorführt. Vielmehr Konzen-tration auf das Wesentliche. Vielleicht hat der frühe Schock der maritimen Machowelt den Reederinnen ja signalisiert: Hier müssen wir ganz pragmatisch unseren eigenen Weg gehen.

Oder was sollen zwei 36-jährige Jungun-ternehmerinnen anno 2004 davon halten, dass sie bei ihrem ersten gesellschaftli-chen Business event mit der Container-reederin Christiane Oldendorff die einzi-gen Unternehmerinnen sind – neben den 200 männlichen 50plus-Gästen beim „Dinner at Kempinski Hotel Atlantic“ von der Schiffshypothekenbank zu Lübeck AG in Hamburg? Selber machen, eigene Wege gehen, wurde für sie zur erfolgreichen Devise. „Das Reedertalent ist vom Vater unbewusst auf uns übergegangen“, sagt Hedda, und Schwester Gisa legt nach: „Wir sind zielstrebig und halten zusammen.“

„Bei uns geht es Durchaus familiär zu.“Vor allem zu Beginn ihrer Regentschaft. Da wurden kosten-technisch Optimierungen veranlasst, unrentable Schiffe wei-terveräußert und klassische Spielregeln über Bord geworfen. Die Schwestern sanieren und konsolidieren nicht nur ein we-nig, sie investieren auch. Sie unternehmen halt etwas. „Wir ha-ben die Marke ,Deutsche Kreuzfahrttradition’ aufgefrischt, ins Marketing und in die Qualität unserer Schiffe und unserer An-gebote investiert“, sagt Gisa. Sie legen Wert darauf, dass Mitar-beiterinnen und Mitarbeiter „selbstständig denken und eigen-verantwortlich handeln“. „Es geht bei uns durchaus familiär zu“, betont Hedda Deilmann, aber jeder müsse eben auch „sei-

ne Leistung an seinem Platz“ erbringen. Schlendrian finden die Damen nicht witzig. Da fallen im Zweifel klare Worte, auch zu Führungskräften, aber auch unter Schwestern „werden die Dinge konsequent ausdiskutiert“, beharrt Gisa, und Hedda be-stätigt: „Wir streiten uns kurz und heftig, aber lösen gemeinsam das Problem und sind vor allem nicht nachtragend.“

Und woher diese Nonchalance im Führungsbusiness? Na, weil sie selber immer ihr „eigenes Geld verdienen mussten“, wie Gisa zurückblickt. Die Familie war immer „sehr beschei-den“, Peter Deilmann hatte vor seiner Kreuzfahrtidee schwere Existenzzeiten durchzustehen und Mutter Anke (66), Real-schullehrerin, sorgte immer für Bodenhaftung. Die Eltern le-ben getrennt, die Mutter übernimmt unter der Woche die eher strenge Erziehung, der Vater ist an Wochenenden der Gute-Laune-Papa. Aber auch konsequent: „Vater hat uns knapp ge-halten.“ Das hat den Damen offenbar nicht geschadet.

„nach Dem aBi Waren Wir total reBellisch.“Da büxen die beiden mit knapp 20 Jahren nach dem Abitur nach Südfrankreich aus, ohne dass die Eltern wissen, wo sie stecken. Hedda surft anno 1987 auf Hawaii, Gisa in Tarifa, Süd-spanien – klar, auf eigene Kosten. „Nach dem Abi waren wir total rebellisch, wollten unsere Freiheit genießen“, sagt Hedda. „Es war vor allem chaotisch“, lacht Gisa. Beide schauen als 39-jährige Unternehmensführerinnen leicht sehnsüchtig bei der

Erinnerung an schöne Jugendtage. Wäh-rend Hedda später Reisekauffrau bei Ha-pag-Lloyd in Hamburg lernt und bald im väterlichen Unternehmen mitarbeitet, lernt Gisa Hotelfachfrau im Hamburger Hotel „Vier Jahreszeiten“ und führt da-nach in Irland erfolgreich ein Hotel. „Da habe ich entspanntes Arbeiten und ein

freundliches Miteinander kennengelernt“, schwärmt sie. Und: „Man ist dort nicht so engstirnig wie wir Deutschen.“

Eigenverantwortung und Selbstvertrauen wird aber auch durch Liveerlebnisse gestärkt, Gisa und Hedda Deilmann schauen, was und wie es andere machen. Als sie Bundeskanz-lerin Angela Merkel zu Beginn ihrer Reederinnenherausforde-rung „souverän und locker“ (Gisa) vor 250 Männern aus der Containerschifffahrt und vor Vertretern einflussreicher Emis-sionshäuser sprechen sehen, fasziniert Hedda die „tolle Aura“ und Gisa findet die Regierungs chefin „schlicht beeindru-ckend“. Was zeichnet denn nun die vom „Spiegel“ jüngst aus-gerufenen „Alpha-Mädchen“ der Generation Merkel aus? Was haben die Ursula von der Leyens und die Deilmann-Sisters, was die Alice-Schwarzer-Heroinen der frauenbewegten 70er- und 80er-Jahre nicht haben? „Wir sind halt keine typischen Karrierefrauen“, sagt Hedda, „wir haben zusammen sechs Kin-der, freuen uns auf das Wochenende mit der Familie und arbei-ten die Woche über hart.“ Und warum nicht typisch Karriere?

GO Travel

Have a walk on the wild side:

Eignerinnen Hedda (l.) und Gisa Deilmann

erobern mit Highheels souverän

das Kapitänsdeck Richtung Brücke. Edle

Plüsch lounge auf der Kaiserempore,

angelsächsischer Clubstil im „Alten Fritz“.

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GO Travel

UNICEF-Gala an Bord:

Hedda (l.) und Gisa Deilmann im

prächtigen Kaisersaal.

Warum nicht männlicher als die Männer? „Weil Frauen Dinge einfach anders anpacken“, ist sich Gisa sicher. „Wir setzen keine Ellenbogen ein, weil wir wissen, dass man mit Diplomatie viel weiter kommt.“ That’s it. Da erinnert man sich doch sogleich an Kanzlerin „Angie“, wie sie auf den jüngsten EU- und G-8-Gipfeln den altvorderen Herren gewinnend Kompromisse und Lösungen aufzeigte. Frauen können kollegialer führen – und sind fortschrittlich durch konservative Werte?

Jedenfalls fühlt man sich „familiar“, wie es so schön im Angel-sächsischen heißt. Auch bei den Deilmanns trägt man selbstbe-wusst Schwarzrotgold. Nein, nicht wegen des Fußball-WM-Sommermärchens 2006 mit enthemmt lockeren Kickerfans, sondern aus langer Tradition. „Bei uns ist das Messing poliert, wir spielen klassische Musik und haben über 60 Prozent Stamm-gäste, die immer wieder kommen – auch um sich wiederzuse-hen.“ Captain Jungblut kennt seine Pappenheimer.

Nur gut, dass die jungen Inhaberinnen zwar bekennende mittelständische, konservative Unternehmerinnen sind und ihr Kernpublikum also gut kennen, aber eben auch ganz im Hier und Jetzt angekommen sind. „Wir setzen neue Akzente“, sagt Gisa mit Blick auf die von ihnen entwickelten neuen An-gebote wie „Exklusive Wellnessentdeckungsreisen“ oder „Ex-klusive Kreuzfahrten für Pferdeliebhaber“. Exklusivität? Möch-te jeder gern verkaufen. Doch wenn beim kreuzfahrerischen Pferdetrip Weltmeister Franke Sloothaak über englische und irische Spitzengestüte führt und man das legendäre Aga-Khan-Gestüt besichtigen kann, löst sich die individuelle Klasse der „MS Deutschland“-Touren ein. Zielgruppengenaue Exzellenz.

Die verkörpern die Eignerinnen Gisa und Hedda Deilmann selbst. Wie sie auf dem Weg zur UNICEF-Gala im Kaisersaal der „MS Deutschland“ in edlen Bottega-Veneta- und flotten Miu-Miu-Highheels (Hedda) souverän alle Hindernisse von Netzstegen, Türschwellern bis zu den tiefen Orientteppichen meistern, nötigt Respekt ab.

„iDeen haBen Wir zWischenDurch.“Dabei kommen die beiden aus einer ganz anderen Kinderstu-be. Sie waren nicht nur „schlechte Esser“, sondern kamen mit ihrem Fahrrad „immer zu spät zur Schule“. Schlechtes Gewis-sen? Fehlanzeige. „Wir haben unsere Gymnastik schon hinter uns“, musste sich der Sportlehrer mit Verweis auf die morgend-liche Fahrradtour zur Schule anhören. Frech kommt weiter. War eine gute Schule, schließlich müssen sich die Reederinnen heute im Paralleljob als Mütter bewähren (Gisa zwei, Hedda vier Kinder). Klarer Fall von Multitasking.

Familienleben, Business, Personality: Die Reederzwillinge zeigen Kreuzfahrern den Kurs – mit neuen Konzepten in die weite Welt hinaus. „Den Anstoß dazu bekommen wir nebenbei, wenn wir miteinander reden“, sagt Hedda. „Ideen haben wir zwischendurch.“ Wie wichtig die beiden neue Märkte nehmen, bestätigt Gisa: „Das Marketing für unsere Produkte ist enorm wichtig. Wir wollen neue Zielgruppen an die Kreuzfahrt her-anführen.“ Der Vorhang zu und eine Frage offen: Was ist denn nun das Geheimnis Ihres bisherigen Erfolgs? „Wir sind nord-deutsch.“ Kurz, präzise, eindeutig. Weibliche (Familien-) Alpha tiere wissen halt genau, was sie tun. Ihren Job.

Deutsche KreuzfahrttraDition 35 Jahre Deilmann-Reederei: Jubiläumskreuzfahrt All Inclusive, 04.12.–19.12.2007 von Dubai nach Phuket

Peter Deilmann Reederei GmbH & Co. KG, Am Holm 25, 23730 Neustadt in HolsteinBuchungsinfos: Tel. +49 (0)4561 39 60, Fax: +49 (0)4561 82 07, E-Mail: [email protected], www.deilmann.de

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Rückzug pur mit SternekücheDie Countryperle „Hotel Hohenhaus“ bietet feinste Natur und kernige Menüs.

Dicke Holzscheite lodern im großen Landhauskamin der Lobby, Gäste loungen entspannt in bequemen Sofafauteuils, der leise Sound eines lebendigen Guts-hofs dringt durch weit geöffnete Flügeltüren, der mil-

de Hauschampagner perlt sanft und das regionale Viergänge-menü wartet auf seine Gäste. Riechen, schmecken, relaxen: Die Countryperle „Hotel Hohenhaus“ bietet lebendige familiäre Landhauskultur und regionale Sterneküche in allerfeinster Na-tur. Rückzug pur.

Hier im nordhessischen Holzhausen sind Wälder, Hotelatmo-sphäre und die Stille im Hohenhaus tal die Helden der Erholung – und die regionale Sterneküche kommt aufs angenehmste hin-zu. Garanten für diese Mischung sind Direktor Hannes Horsch und Küchenchef Ingo Bockler. Der gebürtige Braunschweiger

Bockler (43) wächst in der Gaststube seiner Eltern auf („unser Wohnzimmer“), und in der Großbrigade der Stadthalle hat der Koch, der gerne Biogärtner geworden wäre, „gutes Gulasch ge-lernt“. Heute zieren seine Kochkünste dank seiner Aromasicher-heit („Limetten-Buttermilchschau in der Krokanthippe“!) und Produktsensibilität („Filet vom geangelten Wolfsbarsch mit zwei-erlei Balsamicoessigsaucen auf Zwiebelconfit“!) ein Michelins-tern und 15 Gault-Millau-Punkte.

Hoteldirektor Hannes Horsch („ich bin ein bodenständiger Typ“) hat vieles hinter sich (erfolgreicher Aufbau Ost eines Busi-nesshotels) und noch viel vor sich. Er möchte den hohen Stamm-gästeanteil („unsere Gäste sollen sich wie in ihrem privaten Landhaus fühlen“) um junge Familien ergänzen, weshalb jetzt viele Outdooraktivitäten angeboten und angenommen werden. „Wir verjüngen uns“, schmunzelt Horsch, „obwohl das eigent-lich nicht nötig ist, da die Deutschen immer älter werden und wir lange was von unseren treuen Gästen haben.“ Fröhlicher Schalk und entspannte Gemütlichkeit sind dem gebürtigen Frei-burger (42) in die badische Wiege gelegt.

Auf Hohenhaus pflegt man mit den sternetechnisch erprob-ten Gästen partnerschaftliche Gourmetdebatten. Lässig speisen. Und Maître Horsch strahlt, wenn er erfolgreich eine Überra-schung empfiehlt. Sein 06er Weißburgunder von Korrell über-zeugt den Skeptiker mit Rasse und Charakter. Dann ist der Ma-nager, Sommelier und Gastgeber mit sich im Einklang. Hotel Hohenhaus lebt von seiner familiären Seele, die Familie Horsch und ihr Team uneitel prägen und Bocklers geerdete Sterneküche ergänzt. Das Haus ist der Star. Das Domizil Hohenhaus ver-strömt den diskreten Charme der Intimität. Wolfgang Timpe

Majestätisch wacht die mächtige Rotbuche über

Hotel Hohenhaus, weit schweift der Blick über das

geschwungene hügelige Tal: Die Stille ist der Star.

Hotel Hohenhaus37293 Holzhausen bei Herleshausen Tel. +49 (0)5654 98 70 Fax: +49 (0)5654 13 03Mo.–So. 12–14 + ab 19 Uhrwww.hohenhaus.de

Patron Hannes Horsch und Küchen-

chef Ingo Bockler: „Unsere Gäste

sollen sich wie in ihrem privaten

Landhaus fühlen.“

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Frühstück mit Bückling & Co.

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RelaxGO Re

Ob das Kempinski-Juwel am Bosporus, das Beverly Hilton in Hollywood oder das Barockschloss Bensberg überm Rhein:

Alle Häuser sind für einen One-Night-Stand viel zu schade.

62 gO Sixt traumhotels

leuchtendesfernweh

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Çiragan Palace KemPinsKi istanbul, iStANBul, tüRKei www.kempinski.com

Orientalische Träume gedeihen in üppig dekorierten Residenzen und goldgeschwängerten Wandapplikationen besonders ausschweifend. Das Nobelhaus Çiragan Palace Kempinski Istanbul besticht nicht nur durch seinen märchenhaften Luxus in Ausstattung und durch fürstliches Design, sondern vor allem durch seine enorm weitläufige Anlage direkt am Ufer

des Bosporus in direkter Nachbarschaft zum Palast des letzten türkischen Sultans. Die 315 neu renovier-ten Zimmer bieten jeglichen Businesskomfort. Und bodentiefe Fensterschiebetüren wie etwa im Deluxe-Superior-Zimmer ab 454 Euro lassen den lebhaften Schiffsverkehr der Wasserstraße vorüberziehen. Film-regisseur Federico Fellini hätte an dieser maritimen Sound- und Lichterkulisse seine helle Freude. Im Çiragan Palace Kempinski zu wohnen ist große Oper.

Doch auch vorm Çiragan Palace macht die Klassengesellschaft nicht halt. Muntere 3.245 Euro kostet die Vezir-Suite für eine Nacht. Leistung? Ein lupenreiner 180-Grad-Panoramablick auf den Strom, Livingroom und Schlafzimmer mit eigenen Terrassen, Butler. Ach, Geld. Was soll’s. Istanbul ist zum Träumen da.

Fazit: Royale Residenz. Bei offenem Fenster kann man den Sound von istanbul aufsaugen und die Meeresluft des Bosporus schnuppern. Das Çiragan Palace weckt Sultanfantasien.

oPer Weit geschwungene Treppenfluchten sorgen sorgen in der Lobby für theaterreife Auftritte.

infos: Çiragan Caddesi 32/Besiktas, 34349 Istanbul, Türkei;Tel. +90 212 326 4646, Fax: +90 212 259 66 87; Buchen: www.kempinski.com

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64 gO Sixt traumhotels

GO Relax

N ur wenige Kilometer weiter, den legendären Santa Monica Boulevard hinunter, endet am Pazifik, am Strand von Los An-

geles, die berühmteste Straße der Welt: die Route 66. Auch sonst ist um dieses mythen-umrankte Entertainer-Starhotel der 50er Jahre herum einfach alles nur eins: famous. Hollywood, Sunset Strip, Los Angeles Country Club und, und, und. In typisch amerikanischer Bescheidenheit sieht man sich selbst als „Legende von Glamour und Luxus“. Immerhin ist das 570-Zimmer-Ho-tel mit flotten 80 Millionen Dollar von Grund auf wieder aufgepäppelt worden und bietet jetzt perfektes Businesswohnen ab 165 Euro – große Flatscreens, Wireless-

Lan und kostenlose Traumblicke über das ewig dunstige Los Angeles inklusive.

Wie immer in den USA muss man aktuel-le Packages abfragen. Da kann es passieren, dass man im „Luxury Drive Package“ eine Topsuite mit Edelkarosse für ein Honey-moon-Weekend oder eine Drei-Tage-Busi-nesstour bei drei Nächten für rund 500 Euro buchen kann. Klar, abhängig von Star-Auf-kommen, Hollywood-Events oder Messe-Hype. Keine Bange, auch L. A. kennt in der Hotellerie Saure-Gurken-Zeiten und Best-Price-Wochen. Immer flexibel bleiben!

Fazit: Nach einer totalrenovierung wieder eine topadresse in L. a. und mit herrlichem Panoramablick über die Stadt.

auffahrt Das unprätentiöse 50er-Jahre-Haus bietet

perfektes Businesswohnen.

the beverly hilton, BeveRly HillS, KAliFORNieN, uSA www.beverlyhilton.com

Panoramablicke über los angeles inklusive.Mit über 60.000 Quadratmetern Tagungs- und Konferenzfläche bietet das Beverly Hilton Businesskultur pur.

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infos: The Beverly Hilton, 9876 Wilshire Boulevard/Santa Monica Boulevard, Beverly Hills, CA 90210; Tel. +1 310 274-77 77, Fax: +1 310 285-13 13; Penthouse buchen:

Heather Dieter, Assistant Director; Tel. +1 310 285-13 38

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66 gO Sixt traumhotels

Die Barocklegende lebt! Das Grandhotel Schloss Bensberg, hoch überm Rhein gelegen mit Blick auf den Kölner Dom, ist

das Flaggschiff der hochdekorierten Hotel-gruppe Althoff. Dass man in so einer Luxus-herberge anständig lebt und nächtigt, ver-steht sich von selbst. Aber dass hier im Dreisternerestaurant „Vendôme“ mit Patron Joachim Wissler jeden Tag ein Endspiel der Koch-Champions-League stattfindet, ist ein-zigartig. Eigentümer Thomas Althoff fordert in all seinen Häusern von seinen Spitzen-kräften das Beste der Besten.

Highlight in diesem Spätsommer wird wieder „Althoffs Festival der Meisterköche“

ab 23. September sein, wenn sich 24 Miche-linsterne und 291 Gault-Millau-Punkte zum alljährlichen kulinarischen Kräftemessen vor barocker Kulisse treffen. Im globalen Wettbewerb internationaler Hotelketten bil-den die sechs eignergeführten Häuser der Althoff-Gruppe mit neun Michelinsternen eine unternehmerische Alleinstellung. Qua-lität, Service und atemberaubende Locati-ons sowie hinreißend individuelle Gastro-nomiekonzepte machen die Althoff-Häuser zu einzigartigen Logissuperstars.

Fazit: Das Fünfsternehaus Schloss Bensberg ist mit seinem Dreisternetempel „Vendôme“ ein Pilgerziel für Gourmets.

feinste fresKen Einfache Tagungsräume prunken mit

historischen Deckengemälden.

grandhotel schloss bensberg, BeRgiScH glAdBAcH, deutScHlANd, www.schlossbensberg.com

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Kochende superstars posieren vor barocker Kulisse.24 Michelinsterne und 291 Gault-Millau-Punkte treffen sich 2007 zum 5. Mal zu „Althoffs Festival der Meisterköche“.

infos: Grandhotel Schloss Bensberg, Kadettenstraße, 51429 Bergisch Gladbach;Tel. +49 (0)2204 42-0, Fax: +49 (0)2204 42-888; E-Mail: [email protected];

Buchen: www.schlossbensberg.com oder ww.lhw.com

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EndGO High

68 go sixt Style

rollenspieleDie blassrosa blühende Herbstzeitlose läutet im September den deutschen Indian Summer ein. Die zarte Melan-cholie der krokusähnlichen Blüte verzaubert jede Umgebung. Ob das transparente Glasstyling eines Davinci-Hauses, der mobile Hotspring-Edelwhirlpool oder die feinen Uno-sider-Outdoorzelte: Ein farbiger Herbst liebt Rollenspiele zeitloser Stars.

poolparadieS Wie, Whirlpool kann jeder? Ja, aber nur im stadtbad. Der sanum s 800 des luxusbecken-Herstellers Hotspring kommt mit zwei 7000er-pumpen, 2-ps-Wavemastern und feinstem Teakholzoutfit wie ein Ferrari der Whirlpool-Formel-1 daher. sechs sitzplätze bietet das mobile wassermassierende Masterpiece. Dass die Glamourwanne lockere 17.750 euro kostet, wundert nur den, der das Knetwunder noch nicht ausprobiert hat. www.hotSpring.de

naturtempel Mauern stoppen positiven energiefluss. Das grenzt nicht an Wünschelrouten-romantik und spökenkiekerei, sondern definiert moderne Architektur. Die exklusiven Wohnwelten der Davinci- Häuser mit hohen Holzbalkenkonstruk -tionen und vollflächigen Glasfronten schaffen lichträume und lässige eleganz. Die natur wohnt mit! Davinci-Häuser sind eine Designhymne an die Graswurzelbewegung. Wohnen im Feng-shui-Tempel. www.davinci-hauS.de

SchaumfeSt Wer kann George Clooney widerstehen? Falsche Frage. Wer erliegt nespresso? George Clooney! Der smarte Beau veredelt den Weltmarktführer der kleinen, bunten, hübsch portionierten spitzenkaffee-Cups. ob Mr. ocean den kräftigen schaum der neuen nespresso lattissima sexy findet, ist egal: sie bereitet weiße schaumträume – automatisch. www.neSpreSSo.com

mondSucht in Ausnahmefällen dürfen extravaganter stil und einzigartige Klasse wie bei rennwagen eine nummer tragen: Mp 6428. Die neue Mondphasenuhr von Maurice lacroix lebt den Mondrhythmus. exakt 29 Tage, 12 stunden, 44 Minuten und 2,9 sekunden dauert der Zyklus von neumond zu neu-mond. präzise wie die natur läuft das Kaliber Ml 37, das handdekorierte Automatikwerk. Mit Mp 6428 hält Mann sinnlichen Kontakt zum Universum. www.mauricelacroix.de

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högSchte wertarbeitHandwerk hat maritimen Boden – jedenfalls beim italienischen Uhrenhersteller officine panerai. Mit seiner historischen Marine- Chronometer-serie, setzt der spezialist für Zeitenmesser in der Tiefe der Meere ein signal. Die kardanische Aufhängung ist nicht wie sonst aus Messing, sondern aus Aisi-316l-stahl. Das sorgt für präziseste Zeitmessung auf see, da sie auch bei stärksten roll en- den schiffsbewegungen eine perfekte horizontale position garantiert. limitiert auf 30 exemplare. preis: 22.000 euro. Wie würde Bundestrainer „Jogi“ löw sagen: högschte Wertarbeit. www.panerai.com

funkelnde exzellenz „Form follows function“ lautet der leitsatz des Us-Designpapstes raymond loewy, der u. a. das shell- und Canada-Dry-logo entworfen hat. Auch die funkelnde exzellenz des niessing-spann-rings® hat ein klares Ziel: Der platin-Fingerschmeichler will der Trägerin einen einzigartigen Charakter verleihen. Und der Diamant verströmt luxuriöse nonchalance. www.nieSSing.com

GO High End

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formidableS kraftpaket Die Klischees der Bodybuilder, dass sie vor Kraft nicht laufen können, kostet den Kompakt-pC senyo 530 von Transtec nur ein müdes lächeln. Zauberfor-mel gefällig? 40 prozent gesteigerte performance, gesunkener energieverbrauch, geringere supportkosten. Der gestylte Mini-pC ist nicht nur schnell, sondern bietet mehr Manageability. ein silberner Quickie. www.tranStec.de

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Johannes king stürmische natur, echte insel -

Produkte, herausragende sterneküche – einfach sylt:

sinfonie der sinneVon Wolfgang Timpe und erol gurian (foTos)

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LifestyleGO Life

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Auch für Sternekoch Johannes King waren Lehrjahre

keine Herrenjahre: „Sie heißen King, aber führen Sie

sich bloß nicht so auf.“

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Wenn Johannes King über die Insel stromert und eigenhändig seine geliebten Sylt-Kräuter sammelt, übernimmt ein meditativer Rhythmus die Regie: „Dabei vergesse ich alles, komme vollständig zur Ruhe. Ich spüre mich.“

„ich Träume Von einem schoTTischen casTle miT jagdreVier, Wo jakobsmuscheln

klappern und hummer quieTschen.“

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Maria, hier ist das Paradies, ich habe Queller ge-funden!“ Der große Junge, der da bei strö-mendem Regen im Watt von Rantum auf der Jagd nach frischen Kräutern ist, heißt Johan-nes King, 44. Der hochdekorierte Zweisterne-

koch und Gastgeber der Fünfsterneherberge Dorint Söl’ring Hof Sylt rupft sich mit seiner Kräuterfee Maria Schierz die Zutaten fürs kleine Lunchgericht zusammen. Kurz gebratene Makrele an frischem Queller steht auf dem Speiseplan.

Riechen, reinbeißen, ausspucken. Die Qualitätsprüfung vom Kochgott im Watt ist beinhart. Der Queller muss ausgewogen nach Meer duften und schön knacken, und er darf nicht zu schwach auf der Salzbrust sein. „Unser Söl’ring-Hof-Queller muss zweimal am Tag Meerwasser abbekommen, dann hat er die richtige Würze und Frische“, erklärt Expertin Schierz, wäh-rend sie über die saftige Wiese robbt. „Die meisten Wattkräuter kann man essen, aber die wenigsten schmecken. Queller ist das beste.“ Sie liebt das Sammeln, weil es „wie Meditation“ sei. Und King ergänzt: „Da-bei vergesse ich alles, komme vollständig zur Ruhe. Ich spüre mich wieder.“

Outdoor, indoor. Das Inselleben sorgt für Ab-wechslung. Tatort offene Landhausküche im Söl’ring Hof: Der frische Queller wird kurz in

aufgeschäumter Butter geschwenkt, ein wenig frischen Pfeffer dazu, und die frische Makrele kurz eine Minute in feinem Mehl-staub anschwitzen. Fertig. So simpel kann Sterneküche sein. Der Erfinder weiß warum: „Wir sind übersättigt. Aus einfachen Produkten etwas Raffiniertes zu zaubern, ist Glück.“ Kein Salz, kein Öl, kein Essig, die Standardzutaten von Fernsehköchen? „Wir wollen duftige Aromen und keine Schärfe. Was mit Balsa-mico und Olivenöl passiert, ist Verrat an frischen Produkten!“ Basta. Nachfragen eines Liebhabers scharfer Thaigerichte wir-ken deplatziert. King weiß, warum sein Söl’ring Hof zu einer Sylt-Marke erster Gourmetklasse gereift ist.

Söl’ring Hof, Friesenhof. Wie der Name, so das Haus. Under-statement-Luxus mit schlichten, chinaweiß-silber gestreiften Seidentapeten, bequeme Möbel und Bang&Olufsen-Anlage prägen die gemütliche Exzellenz der Zimmer und Meeressui-ten, die die Nordseeatmosphäre durch die Friesenfenster unter

Reet hereinbitten. Fröhlich-lockere Noblesse strahlt auch der Service aus. Der Chef ist streng beim Stil, aber locker beim Klima. „Wir sind kei-ne Korinthenkacker.“ Den Rest erledigen das umsichtige Team von Gastgeberin Claudia Rei-chelt und die direkte Lage am Strand in den Rantumer Dünen. Johannes King. Wie der Name, so das Programm. Seine regionale Spit-

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„meine küche steht für radikale frische. wir machen kein catering, nichts geht ausser haus.

qualität kommt von gnadenlos.“

Teamchef King, mit Sylter Tageskräutern im

Korb, ist streng, aber schätzt auch gut gelaunten

Service: „Wir sind keine Korinthenkacker.“

GO Lifestyle

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zenküche ist konsequent an den Jahreszeiten, an saisonalen Produkten orientiert. Der Patron verwendet alle Qualitätspro-dukte, die die Frieseninsel Sylt und die Nordsee vor der Haus-tür hergeben: Hering, Krabben, Makrelen, Meeräschen, Loup de Mer, Inselkräuter, Deichwiesenlamm und so weiter – plus die ganz persönliche King-Note.

Mit der Raffinesse der Zubereitung fängt die Hand-schrift des Kochs an“, legt er sich fest und ist im Rückblick froh, dass beim Söl’ring Hof sein Kü-chen- und Logiskonzept aufgegangen ist. „Weg

von der Masse hin zu Individualität und persönlicher Anspra-che.“ Dabei kommt King ohne royalistische Sternekocharro-ganz aus. Alle Liebe und aller Aufwand dem Detail der Zube-

reitung und der Qualität des Produkts widmen. Da allerdings kennt King kein Pardon. „Meine Küche steht für radikale Frische. Wir machen kein Catering. Nichts geht außer Haus. Qualität kommt von gnadenlos.“ Klar, keine Wider-rede. Sitzen machen, Herr Repor-ter. Der smarte Johannes kann auch

kinghart sein. Die Küchenkreationen sind auch Teil seiner Gast-geberidee. „Ich wünsche mir, dass unsere Gäste die Bereitschaft zum Genießen mitbringen. Den Rest übernehmen wir, und vor allem der Geschmack der Produkte.“

Und die Verführung beginnt im Söl’ring Hof eben schon mit dem Arrangement. So natürlich einfach die Zutaten sind, so raffiniert kommt die Inszenierung daher. Da thront neben dem stylisch drapierten Labskaus auf Wachtelei doch das schnöde Schnittlauch wie eine handgedrehte Luxus-Cohiba auf blauem Tellergrund (siehe oben). Form verführt bei King. Und das alles nur für den flüchtigen Genuss, denn wenige Momente später zerstört der Gast das aufwändig drapierte Gesamtkunstwerk. Was soll’s? Wir sind alle nur Helden für einen Tag, warum soll es Gerichten von Kochkönigen besser ergehen? „Ich liebe das

kalbstafelspitz■ 1 kalbstafelspitz à 300 bis 400 g■ 1,5 l Wasser■ 20 g meersalz■ 40 g möhren, 40 g lauch, ■ 40 g staudensellerie■ 100 g Zwiebeln■ 10 g pfefferkörner■ 2 lorbeerblätter■ 2 Wacholderbeeren■ 5 pimentkörner■ 1 stängel petersilie

Das geputzte und grob zerkleinerte Gemüse und die Zwiebeln mit Wasser und Salz zum Kochen bringen und den gewaschenen Kalbstafelspitz einlegen. Etwa 60 bis 90 Minuten sanft köcheln lassen, bis das Fleisch weich ist. Herausnehmen und abgedeckt auskühlen lassen. Den Fond durch ein feines Sieb passieren.

labskaus■ 400 g in meersalzwasser gekochte rote bete■ 400 g in meersalzwasser gekochte festkochende kartoffeln■ 200 g gekochter kalbstafelspitz■ 100 g schalotten■ 30 g butter■ 80 g geschälte essiggurken■ 500 ml Tafelspitzbrühe■ meersalz, weißer pfeffer aus der mühle■ etwas Weißweinessig■ 200 g frischer matjes■ 20 g gehackte blattpetersilie

Die Kartoffeln und die Rote Bete schälen und in 1/2 cm große Würfel

schneiden. Den Tafelspitz in ebenso große Würfel schneiden. Die fein gewürfelten Schalotten in Butter langsam anschwitzen. Rote Bete, Kartof feln, Tafelspitz und fein geschnittene Essiggur ken zugeben und mit Tafelspitz brühe leicht angießen. Mit Salz, Pfeffer und Essig vorsichtig würzen und abkühlen lassen. Dann den gewürfelten Matjes und die Petersilie unterheben und nochmals abschmecken.

wachtelspiegelei■ 6 scheiben friesenbrot (dunkles Vollkornbrot)■ 18 Wachteleier■ rapsöl und butter zum braten

Das Friesenbrot mit einem runden Ausstecher (2,5 cm) ausstechen und in aufgeschäumter Butter von beiden Seiten kurz braten. Auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Wachteleier vorsichtig aufschlagen und in dem Rapsöl bei milder Hitze braten. Vorsichtig das Eigelb mit einem geeigneten Stecher ausste-chen, so dass nur ein dünner Rand Eiweiß verbleibt.

anrichten■ etwas fleur de sel, schnittlauch zum garnieren

Das Labskaus in denselben Ring streichen und auf das Friesenbrot setzen. Eigelbe auf das Labskaus setzen, mit Fleur de Sel würzen und mit Schnittlauch garnieren.

„die meisten wattkräuter kann man essen, aber

die wenigsten schmecken. queller ist das beste.“

k r ä u t e r f e e m a r i a s c h i e r z

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labskaus mitfür 6 personen

WachTelspiegeleiexklusiv: Von labskaus bis gebratenem pfirsich – die folgenden king-rezepte sind auch als fünfgängemenü komponiert

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seit Jahren sind meine Frau und unsere vier Kinder immer wieder gerne auf Sylt. Spötter meinten, dass Air Berlin jetzt nach Sylt fliege, damit ich preiswerter hinkomme. Das ist genau so ein Blödsinn wie das

Klagen vieler über neuen Massentourismus. Ein Ferienhotel von TUI in Rantum und die Air-Berlin-Flüge machen aus Sylt noch kein Massentourismusziel. Das ist reine Panikmache. Sylt geht nicht kaputt – weder mit noch ohne Air Berlin.

Im Gegenteil. Billig fliegen ist doch kein Grund zum Jam-mern. Wahr ist doch: Reiche fliegen gerne preiswert, damit sie mehr Geld vor Ort ausgeben können. Umsätze werden stei-gen, da auch die Menschen mit Ferienwohnung oder Haus jetzt öfter kommen. Außerdem wird der Wert von Ferienimmo-bilien durch die Erreichbarkeit bestimmt, und die verbessern wir mit unseren Flügen deutlich. Was soll’s. Die Deutschen me-

ckern halt gerne und quasseln stundenlang über ihr Befinden statt bestimmte Momente einfach zu genießen.

Ich empfehle Sylt-Besuchern morgens eine Runde 9-Loch-Golf, mittags einen Lunch in der Promi-Holzhütte „Sansibar“ meines Freundes Herbert Seckler, dann nachmittags mit den Kindern ans Meer und lange Strandspaziergänge und abends wieder Sansibar. Ich mag es gemütlich. Und wenn ich dann mein Lieblingsgericht – Nordseebutt mit Sahnemöhrchen und Sahnekartoffeln – zum Glas italienischen Rotwein bekomme, bin ich glücklich. Sansibar und Sylt sind Erholung pur.

Nach der Rückkehr an den Schreibtisch freue ich mich auf den Ausbau der LTU. Wir wollen die Businessklasse auf 30 Sit-ze mit echtem Liegekomfort ausbauen und mit New York, Bangkok und Kapstadt neue Metropolenziele ansteuern. Flie-gen macht Freude – nicht nur nach Sylt.

„ich mag es gemüTlich“Air-Berlin-Vorstandsvorsitzender Joachim Hunold über Sylt, Massentourismus und lange Strandspaziergänge

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croustillant■ 50 g Zanderfarce■ 50 g krustentierfarce■ 1 kg königskrabbenfleisch in der schale (ergibt ca. 400 g reines fleisch)■ 30 g blanchierte fenchelwürfel■ 30 g blanchierte staudenselleriewürfel■ Zitronensaft, meersalz, Zitronenpfeffer■ je 1 Tl fein gehackter kerbel und estragon■ 1 el geschlagene sahne■ 2 el reduzierter noilly prat (4 cl auf die hälfte einkochen)■ ein kleines päckchen kataifi-Teig (Teigfäden, erhältlich im asiatischen oder türkischen feinkostgeschäft)■ erdnuss- oder sonnenblumenöl zum frittieren Die Zander- und Krustentierfarce in einer Metallschüssel auf Eis glattrühren. Die grob gewürfelten Krabbenfleischstücke, Gemüse, Gewürze und Kräuter vorsichtig unterheben. Abschmecken und die ge schlagene Sahne und den Noilly Prat unterheben. Die Masse gut kühlen, damit sie glänzend und cremig bleibt. Von der gekühlten Masse mit einem Suppenlöffel grobe Nocken abstechen und sofort locker in den Kataifi-Teig einrollen. Die Crou stil - l ants kurz bei 175 °C in Erdnuss- oder Sonneblumenöl frittieren. Das Öl darf nicht zu heiß sein, sonst bäckt das Croustillant zu schnell und die Masse ist nicht gar.

krustentierJus■ 700 g königskrabbenschalen■ 50 g butter■ 50 g fenchel■ 50 g staudensellerie■ 50 g champignons■ 50 g schalotten■ 1 Tomate■ 1 Tl Tomatenmark■ 100 ml noilly prat■ 800 g leichter fischfond■ etwas fenchelsamen, knoblauch, je ein estragon- und kerbelzweig, senfsaatkörner, weißer pfeffer, meersalz, etwas koriander■ 40 g eiskalte butterstückchen

Die Krustentierschalen etwas zerstoßen und im vorgeheizten Backofen bei 160 °C ca. 10 Minuten vorrösten. Die gerösteten Schalen in einen großen Topf mit etwas frischer Butter geben und langsam anschwitzen. Das fein geschnittene Gemüse dazugeben und bei schwacher Hitze vorsichtig weiter an schwitzen, damit die Krustentierschalen nicht anbrennen. Das Tomatenmark dazugeben und nochmals anschwitzen, bis sich am Topfboden eine Röstschicht abzeichnet. Mit Noilly Prat ablöschen, ei nkochen lassen. Mit Fischfond aufgießen, die Gewürze dazugeben und alles auf die Hälfte einkochen lassen. Den Jus durch ein feines Sieb geben, dabei die Schalen gründlich ausdrücken. Nochmals aufkochen, abschmecken. Den Fond bei Bedarf noch etwas einkochen lassen. Kurz vor dem Servieren die Butter einrühren und einmal kurz mixen.

rübchenkompott■ 200 g navetten (scharfe, rettichähnliche weiße rübchen)■ 300 g Teltower rübchen (zapfenähnliche weiße rübchen)■ 1 fein geschnittene schalotte■ 30 g butter■ 1 große prise Zucker■ 100 ml heller kalbsfond■ meersalz, frisch gemahlener weißer pfeffer, etwas Zitronensaft Rübchen schälen und in grobe Stücke würfeln. Die Schalotte in Butter anschwitzen, Rübchen und Zucker dazugeben und weiter anschwitzen. Mit Kalbsfond ab löschen, vorsichtig würzen und bei schwacher Hitze zugedeckt ziehen lassen, bis die Rübchen weich sind. Die Flüssigkeit soll fast ganz verdampfen. Anschließend mit einem Stampfer leicht stampfen. Die Rüb chen sollen nicht zu stark gewürzt werden, sondern ihren Eigengeschmack behalten.

anrichten

Das Rübchenkompott in den Teller geben, das Croustillant daraufsetzen und mit der Sauce umgießen.

für 6 personen croustillant von der konigskrabbe auf rübchenkompoTT& krusTenTierjus

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Geschmodder, den Labskaus mit Ei zusammenzumanschen wie beim Tartar“, freut sich der Kochkünstler diebisch und eine anarchische Lust des Zerstörens blitzt aus seinen Augenwin-keln und den Grübchen des Dreitagebarts. Dass Labskaus nor-malerweise grässlich schmecke, liege „immer am schlechten Hering und noch viel mieserer Roter Bete“. Stimmt die Qualität der Grundprodukte, kann beim Gericht wenig schiefgehen. King macht Mut.

Diese Freude am Schlichten („Ich habe eine gute Bo-denhaftung“) wundert beim Werdegang des badi-schen Großfamilienkindes mit neun Geschwistern nicht wirklich. Der junge Johannes musste von

Montag bis Samstag perfekt funktionieren. Zeitung austragen, Schule besuchen, zu Hause mithelfen, Hausaufgaben machen,

in der Küche mitarbeiten, schlafen. Nur Sonntag war frei, nie Ferien. Fast scheint es, als erzählen die ver-rückten Materialgebäude vom Ster-nekoch King immer noch von sei-ner kindlichen Sehnsucht, dem 190-Seelen-Dorf Heiligenbronn im Schwarzwald bei Freudenstadt zu entfliehen. Er wollte schon immer

Koch werden, nein, nicht wie andere Brummifahrer oder Loko-motivführer. „Für mich bedeutete kochen weg von zu Hause sein. Kochen hieß reisen.“ Deshalb habe er seine Lehre bei „der großartigen Irmgard Maier“ begonnen. Hauptsache, weg und raus. Natürlich war das kein Zuckerschlecken, bis er für die Che-fin seine Zubereitung des klassischen Zwiebelrostbratens und

butterfond und kabelJau■ 150 g gemüse- oder fischfond■ 40 ml noilly prat■ 80 g butter■ 1 estragonzweig■ meersalz, weißer pfeffer, etwas limonensaft■ 6 hohe mittelstücke vom kabeljaufilet à 120 g Den Fond mit Noilly Prat aufkochen, die Butterstückchen einmixen, Estragon dazugeben und mit Meersalz, weißem Pfeffer und etwas Limonensaft würzen. Die Kabeljaufilets in dem heißen Butterfond ca. 5 bis 8 Minuten ziehen lassen.

krabbensud■ 500 g frische krabben in der schale■ 50 g butter■ 30 g fenchel■ 30 g staudensellerie■ 30 g champignons■ 30 g schalotten■ 1 Tomate■ 1 Tl Tomatenmark■ 80 ml noilly prat■ 400 ml fisch- oder leichter gemüsefond■ 80 ml sahne■ etwas fenchelsamen, senfsaatkörner, weißer pfeffer, meersalz, etwas koriander■ 40 g kleine eiskalte butterstückchen

Krabben vom Schwanz her pulen und erst zum Schluss den Kopf abdrehen. Einige Krabbenschwänze mit Kopf aufbewahren. Das fein geschnittene Gemüse mit den Krabbenschalen ineinen Topf geben und in der Butter bei milder Hitze vorsichtig anschwitzen. Darauf achten, dass die Krabbenscha-len nicht anbrennen – sie sind sehr dünn. Das Tomatenmark dazugeben und nochmals anschwitzen, bis sich am Topfboden eine Röstschicht abzeichnet. Mit Noilly Prat ablöschen,

einkochen lassen. Mit Fischfond aufgießen, Gewürze dazugeben und auf die Hälfte einkochen lassen. Die Sahne dazugeben und nochmals 5 Minuten köcheln lassen. Den Sud durch ein feines Sieb geben, dabei die Schalen sehr gründlich ausdrücken. Nochmals aufkochen, abschmecken,die eiskalten Butterstückchen mit dem Stabmixer einmixen. Den Fond nicht mehr kochen.

morsumer kartoffeln und schmorgurken■ 12 kleine morsumer kartoffeln mit schale, in meersalzwasser gekocht■ 2 kleine schmorgurken, geschält, mild gewürzt geschmort

Kartoffeln heiß pellen, in 1/2 cm dicke Scheiben schneiden und auf dem Teller fächerförmig anrichten. Die mild gewürzten Schmorgurken würfeln.

anrichten

Die Kartoffelscheiben fächerförmig auf einem Teller anrichten. Die Schmor-gurken in die Mitte geben, darauf das abgetupfte Kabeljaufilet legen. Alles mit etwas grobem Meersalz und weißem Pfeffer aus der Mühle würzen. Die Krabben in einem Sieb ganz kurz in der Sauce erwärmen und dazu geben. Das Ganze mit dem aufgemixten Krabbensud übergießen. Auf den Kabeljau als Dekoration die vorher beiseitegestellten Krabben geben.

TiPP Wenn Sie die Kabeljau-filets in den heißen Fond legen, müssen Sie den Topf nochmals auf die Herdplatte schieben. Es ist besser, die Filetstücke etwas länger ziehen zu lassen, als den Fond zustark zu erhitzen, sonst gerinnt das Eiweiß, der Kabeljau wird trocken und zerfällt.

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für 6 personen kabeljau im krabbensud mit schmorgurken & morsumer karToffel

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arborio-risotto■ 4 schalotten■ 60 ml olivenöl■ 250 g arborio-risottoreis■ 80 ml noilly prat■ 60 ml trockener Weißwein■ ca. 300 ml geflügel- oder gemüsebrühe■ etwas grobes meersalz und weißer pfeffer■ 1 el limonensaft■ 50 g eiskalte butterflocken■ 40 g frisch geriebener alter parmesan■ 2 el geschlagene sahne Die Schalotten schälen, fein würfeln und in dem Olivenöl glasig dünsten. Den Risottoreis dazugeben, kurz mitdünsten, dann mit dem Noilly Prat und dem Weißwein ablöschen. Den Risotto köcheln lassen, bis die Flüssigkeit vollständig aufgesogen ist. Mit Geflügelbrühe aufgießen. DenRisotto unter ständigem Rühren bei schwacher Hitze garen. Mit Meersalz, frisch gemahlenem weißem Pfeffer und Limonensaft abschmecken. Kurz vor dem Servieren die eiskalten Butterflocken und den Parmesan einrühren und die geschlagene Sahne unterheben. Nochmals vorsichtigabschmecken. spinatsalat■ 1 schalotte■ 20 g butter■ 1/2 geschälte knoblauchzehe■ 150 g spinatsalat■ meersalz, weißer pfeffer

Die Schalotte schälen, fein würfeln und in der frischen Butter anschwit-zen, kurz die halbierte Knoblauchzehe dazugeben (höchstens 10 Sekunden). Die gewaschenen, von den Stielen befreiten Spinatsalatblätter dazugeben und sofort wieder vom Herd nehmen. Den Salat ganz leicht mit etwas Meersalz und frisch gemahlenem weißem Pfeffer würzen.

anrichten■ 50 g frischer weißer bianchetti-Trüffel

Spinatsalat sofort auf dem Risotto verteilen und reichlich Bianchetti-Trüffel darüberhobeln.

TiPP Sie können den Risotto schon etwas früher vorbereiten. Dabei müssen Sie nur darauf achten, dass Sie die Garzeit rechtzeitig abbrechen, d. h., Sie müssen den Risotto, wenn er noch einen relativ festen Biss hat, vom Herd nehmen, kräftig umrühren und sofort auf ein Tablett gießen, damit er schnell auskühlen kann. Später fahren Sie wie im Rezept beschrieben fort. Sie brauchen allerdings zusätzlich etwas Gemüse- oder Geflügelfond, um den Risotto wieder auf die richtige Temperatur und Konsistenzzu bringen.

für 4 personen arborio-risotto mit spinatsalat & biancheTTi-Trüffel

die fischer der freiwilligen feuerwehr von rantum bringen meeräschen, makrelen und zur

saison auch feinsten louP de mer mit. des landsmannschaftlichen Nationalgerichts Maultaschen im Schlaf in immer gleicher Quali-tät hinbekam. „Sie heißen King, aber führen Sie sich bloß nicht so auf“, raunzte ihn die Meister-köchin gleich am Premierentag an. Klar, auch für einen hoch dekorierten Zweisternekoch waren die Lehrjahre keine Herrenjahre.

Aber die Basics des Handwerks, wie beste Produkte zu verwenden und gleichbleibende Qualität sicherzustellen, habe er dort gelernt. Der richtige Kick zum anspruchsvol-

len Kochen kommt dann von Jean Berteau, der ihm die franzö-sischen Küche beibringt. Nun lernte der fleißige Johannes die feine Art des Zubereitens, Kombinierens und Drapierens ken-nen. Verwundert es da noch, wenn sich beim Croustillant von der Königskrabbe (siehe S. 80) die fein gerösteten Kataifi-Teig-fäden selbstbewusst wie eine hinreißende Tosca-Arie der Anna

Netrebko von der Königskrabbe aus dem Be-trachter entgegen in die Höhe schrauben? Jo-hannes King kocht nicht, er komponiert eine Sinfonie der Sinne.

Und wie, um Himmels willen, kommt man auf solche Ideen? „Ausprobieren!“, ruft er lust-voll. Das Edle, Gute, Außergewöhnliche fußt im Schlichten. Ein neues Gericht erfinden sei „wie ein Tuschkasten“. Eine Farbe weglassen, neues Material zu den Farben mixen, Ergebnis auf der

Leinwand sehen, wieder übermalen. Künstlerisches Hand-werk halt. So viel Selbstbewusstsein soll sein.

Und was will ein erfolgreicher Koch, Hotelmanager und glücklich verheirateter dreifacher Familienvater mit 44 Jahren noch erreichen? „Dass ich es noch weitere 40 Jahre mache“, lacht der Maître. Na, soll denn Sylt alles gewesen sein? Sind Nordsee und Wattenmeer auf Dauer doch ein wenig einengend? „Nein“, kommt es zackig, „da gibt es keine Kompromisse. Meine Leiden-

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lavendelblüten-eis■ 200 ml sahne■ 200 ml milch■ 1 Vanilleschote■ 2 el lavendelblüten■ 5 eigelbe■ 70 g Zucker■ 1 stück Vanilleschote

Die Sahne, die Milch, die ausgekratzte Vanille und die Vanilleschote aufkochen und 5 Minuten ziehen lassen. Die Lavendelblüten dazugeben. Die Eigelbe und den Zucker kräftig schaumig rühren, bis die Masse fast weiß ist. Nun die heiße Sahne-Milch-Gewürzmischung daraufgeben, gut verrühren und im Topf bei geringerHitze abziehen (also so lange unter ständigem Rühren erhitzen, bis die Masse dicklich wird). Die Creme sofort durch ein Sieb geben, die Vanillescho-te gründlich ausdrücken (die Lavendelblüten nicht ausdrücken), auskühlen lassen und in der Eismaschine frieren.

gebratener pfirsich mit pinien-honig-sirup■ 4 nicht zu weiche, reife weiße pfirsiche■ 30 g puderzucker■ 40 g frische butter■ 40 ml weißer pfirsichlikör■ 1/2 Vanilleschote■ 50 g pinienhonig■ 50 g pinienkerne

Die ungeschälten Pfirsiche halbieren, die Kerne vorsichtig entfernen. Zwei halbe Pfirsiche schälen, in kleine Würfelchen schneiden und beiseitestellen. Die Schnittfläche der

übrigen Pfirsiche mit Puderzucker bestäuben und in einer beschichteten Pfanne vorsichtig anbraten. Der Puderzucker soll dabei karamellisieren und die Schnittfläche so dieRöststoffe erhalten. Die Pfirsichhälften wenden, die Butter dazugeben und von allen Seiten in der braunen Butter braten. Die Butter abgießen, die Pfirsiche mit Pfirsichlikör ablöschen, die Vanilleschote dazugeben undsofort abdecken. 3 bis 4 Minuten ruhen lassen, dann den Deckel abnehmen. Nun lässt sich diePfirsichhaut ganz leicht abziehen.Die Pfirsiche herausnehmen und die entstandene Flüssigkeit einkochen lassen. Den Pinienhonig und die Pinienkerne dazugeben, die Pfirsiche wieder einlegen und leicht mit dem Sud glacieren.

anrichten■ frische himbeeren■ 12 lavendelblüten

Aus 1 EL der fein geschnittenen, beiseitegestellten Pfirsichwürfeln einen kleinen Sockel machen,darauf den gebratenen, glacierten weißen Pfirsich geben. Mit dem Sud nappieren und mit frischenHimbeeren und Lavendelblüten garnieren. Eine Kugel Lavendelblüten-Eis daraufsetzen.

TiPP Weiße Pfirsiche gibt es im Juli, August und September. Sie können das Dessert stattdessenauch mit Aprikosen zubereiten.

GO Lifestyle für 6 personen

gebratener weisser pfirsich mit laVendelblüTen-eis & pinien-honig-sirup

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schaft für Sylt ist ungebrochen.“ Nicht zurück ins Badische? „Als Junge wollte ich kochen, um zu reisen. Auf Sylt kann ich jetzt alle Gerichte der Welt erfinden. Heute koche ich, um zu reisen.“ Ent-waffnende Argumente. So versprüht sein Dessert vom gebrate-nen weißen Pfirsich mit Lavendelblüteneis mediterrane Atmo-sphäre (siehe oben). „Speise und Arrangement sollen nach Spätsommer duften.“ Tut sie, King Koch. Die leichte Kochkunst des Johannes schickt den Gast auf Weltreise.

Und plötzlich haut der Patron noch einen raus. Er erschrecke seine Frau manchmal mit der Idee auszuwandern. „Ich träume

davon, in zehn Jahren auf einem schottischen Castle mit Jagdrevier zu leben, wo Jakobsmuscheln klap-pern und Hummer quietschen“, er-zählt er. Das stille Lächeln und die entspannten Gesichtszüge lassen offen, ob sich da nicht doch eine Sehnsucht nach weniger Pflichtko-chen, Führen und Kalkulieren ver-

steckt. Einfach weniger Stress halt. Die leise Melancholie des Wegträumens wird abrupt unterbrochen.

Der Rantumer Fischer von der Freiwilligen Feuerwehr bringt frische Makrelen vom Kutter aus Hörnum. Cheffe muss sie be-gutachten und dann mit dem Team anstehende Tagesaufgaben besprechen. „Sind die nicht ein Traum“, schwärmt Johannes King im Beisein des Fischers und seine Augen strahlen wie beim Sammeln von frischem Queller im Watt. Sprichts, schnappt sich die Fische und verschwindet gen Küche. „Tschüs, kommen Sie mir gut nach Hause.“ Schottland muss warten.

„wir sind übersättigt. aus einfachen Produkten

etwas raffiniertes zu zaubern, ist glück.“

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hotel dorint söl’ring hof sylt am sandwall 1 25980 rantum/sylt Tel. +49 (0)4651 83 62 00 fax: +49 (0)4651 83 20 20www.soelring-hof.degastgeberin claudia reichelt und ihr Team führen das fünfsternedomizil wie ein gefühltes siebensterne-haus: persönlich, glamou-rös, unprätentiös, aufmerk-

sam. die 15 Zimmer verschiedener kategorien, u. a. einige meeressuiten, liegen unter reet in den dünen direkt am meer. das haus lässt die nordseeat-mosphäre in die luxuszim-mer herein. neben dem gourmetrestaurant von Zweisternekoch johannes king mit offener landhaus-küche wird ein internationa-ler Weinkeller mit knapp 900 spitzengewächsen geboten. Zimmer ab 345 euro.

ferienhaus campomar hörnumer str. 625980 rantum/syltTel. +49 (0)46 51 55 79 fax: +49 (0)46 51 20 16 24 www.3-14hotel.comWer sylt von seiner ur-sprünglichen seite erschla-fen möchte, bekommt im kleinen ferienhaus „campomar“ die insel pur geboten. einfache friesische holzhüttenausstattung, bequeme doppel betten in zwei schlafräumen und Terrassenwohnzimmer mitten in den rantumer dünen – inklusive kleiner outdoorsauna. fünf minuten zum strand und zum Watt. sylt persönlich, sylt

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Wind und kälte, seit über 23 jahren. inhaber karl „kalle“ nissen-hünding und geschäftsführer dirk eitel führen das strandrestaurant „seepferdchen“ in den dünen zwischen rantum und hörnum. exzellente regionale küche (krabben-brot, kräuterrösti mit lachs, tgl. frisch gekochter eintopf). einkehren, abschalten.

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das buch

Der Zweisternekoch Johannes King hat mit seinem gleichnamigen Pracht-

band ein Königskapitel der Kochkunst geschaffen. Einzigartige Rezepte, die Sylt atmen. Gerichte, die zum Nachkochen einfach sind (mit Zeit!). Und exzellente Food- und Sylt-Fotos von Luzia Ellert, die „Johannes King“ als eine Sylter Gourmet-Abenteuerreise inszenieren.

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FOTOGRAFiERT VON LUZiA ELLERT,

TExT VON iNGO SWOBODA, 352 SEiTEN, 78 REZEPTE.

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GO Lifestyle

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Arts

buchkunst und herbstAusstellungen

feine verführungDüsseldorf sagt mit Malewitsch „Bonjour Russland“, Hannover setzt auf „Nouveau Réalisme“ mit Yves Klein und Hamburg präsentiertArnulf Rainers „Misch- & Trennkunst“. Und der teNeues-Verlag zeigt mit „Eyes over Africa“ faszinierende Fotogemälde

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GO Ar

von oben sieht man besser. Stolz strecken sich die leuchtend grünen Blätter gen Himmel, während der kalkweiße Abdruck eines verdörrten Baums in der Steppe

der Se rengeti wie ein lebloser Schatten der frischen Baumkrone wirkt. L’art pour l’art? Inszenierter Afri-ka-Kitsch? Ja, und ganz deutlich: nein! Eher eine prägnante politische Bildchiffre. Mit Kraft kontert der saftige Lebensbaum sein weißes lebloses Röntgenabbild. Die Überlebensenergie der Natur lädt sich mit traurigen afrikanischen Aids- und Bür-gerkriegsszenarien auf. Afrika, mon amour.

Fotokunst adelt das Leben und schärft zugleich den neuen Blick auf den Kontinent, der in aller Trendmunde ist, aber von den Industrienationen weiterhin vorsätzlich niedergehalten wird. Mit sei-nen großformatigen Luftaufnahmen (44,5 x 56,5

cm) leuchtet der deutsche Fotograf Michael Poliza mitten ins Herz seiner Wahlheimat Afrika, lässt die Kraft der Natur wie im Baumstillleben aus Tansania strahlen. Was unterscheidet die prächtig ausge-stattete, limitierte Collector’s Edition (300 Exemp-lare) des teNeues-Verlags von herkömmlichen schwülstigen Coffeetable-Bildbänden, die bürger-liche Wohnwelten schick ausstaffieren? Polizas Momentaufnahmen aus 19 afrikanischen Ländern tragen Seele, sie zeigen, wie Mensch und Natur Strukturen bilden, miteinander zusammenleben, wie Dörfer sich wie von der Natur gewoben in Erd-formationen einschmiegen.

Poliza, der Meister des grafischen Blicks, zeigt mit seinem feinen Gespür für Kontraste und Struk-turen ein sinnenfreudiges Afrika. Es sind einzigarti-ge Blitzlichtmomente anmutiger sozialer Schön-

MiChael Poliza

Eyes over Africa; XXL-

Fotoband, 44,5 x 56,5 cm;

teNeues-Verlag; Texte in

Deutsch, Englisch, Franz.,

Spanisch und Italienisch;

ISBN: 9783-8327-9209-1;

Hardcover mit Umschlag;

408 Seiten, 98,00 Euro Foto

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rayMond hains „Ohne Titel“, 1961, 115 x 115 cm; Ausstellung „Nouveau

Réalisme“ im Sprengel-Museum Hannover. Collagetechnik abgerissener

Plakatwände, Fundstücke von Zivilisationstrash. Neue-Realisten-Mitbegründer

Hains: „Wir gingen von der Welt der Malerei in die Welt der Wahrheit.“

Culture go sixt 91

heit. „Eyes over Africa“ schaut nicht nur mit klarem analytischem Blick auf die faszinie-rende Vielfalt Afrikas, sondern Polizas Heliko-pterbilder erzählen Geschichten. Wie von un-sichtbarer Dirigentenhand geführt, heben majestätisch die Flamingos im Formations-flug über dem Flamingo Lake in Kenia ab. Grafische Zeichen von tiefer Harmonie und spielerischem Einklang im Rhythmus mit der Natur – aus der Vogelperspektive. Der Foto-künstler Michael Poliza zeichnet mit seinen Luftaufnahmen afrikanische Gemälde.

Wo bei Poliza oft grafische Strenge die Aura seiner Naturbilderwelten ausmacht, rückt bei Raymond Hains die plakative Kon-sumwelt der Werbung in den Mittelpunkt. Mit den Künstlerkollegen Yves Klein, Jean Tin-

MiChael Poliza Luftaufnahme mit

Baumstillleben in der Serengeti von Tansania;

Formationsflug von Flamingos über

dem Flamingo Lake in Kenia. Magische

Bildmomente: Fotograf Michael Poliza, ein

Meister des grafischen Blicks, zeigt ein

feines Gespür für Kontraste und Strukturen.

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GO Arts

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BoNJoUR RUSSLANDDÜSSELDoRF15. September 07 bis 6. Januar 08 museum kunst palastEhrenhof 4–5, 40479 DüsseldorfFranzösische und russische Meisterwerke von 1870 bis 1925 aus Moskau und St. Petersburg. 130 Gemälde von Claude Monet, Kasimir Malewitsch, Vincent van Gogh, Wassily Kandinsky u. a., die als Pioniere der künstlerischen Moderne des ausgehenden 19. und beginnenden 20. Jahrhun-derts gelten.Täglich 10–20 UhrTel. +49 (0)211 899 24 60www.bonjour-russland.de

MISCH- UND TRENNKUNST HAMBURG

7. September 07 bis 6. Januar 08Deichtorhallen HamburgHaus der PhotographieAktuelle KunstDeichtorstraße 1–220095 HamburgPräsentiert wird Fotografie, Malerei, Grafik, experimentel-le Gemeinschaftsarbeiten und Videos von Arnulf Rainer und Dieter Roth 1968–2005.Tel. +49 (0)40 32 10 30Di.–So., 11–18 Uhr,Mo. geschlossenwww.deichtorhallen.de

NoUVEAU RéALISME HANNoVER

9. September 07 bis 27. Januar 08Sprengel-Museum HannoverKurt-Schwitters-Platz30169 HannoverEine Zusammenschau der französischen Künstlergruppe „Nouveau Réalisme“, zu der u. a. Yves Klein, Niki de Saint Phalle, Raymond Hains oder Jean Tinguely gehörten. Die Neuen Realisten wollten den fließenden Übergang zwischen Kunst und Leben in ihrer Arbeit widerspiegeln.Tel. +49 (0)511 168-4 38 75Di. 10–20 Uhr, Mi.–So., 10–18 Uhr. Mo. geschlossenwww.sprengel-museum.de

guely, Christo und Niki de Saint Phalle grün-den sie 1960 die Gruppe des „Nouveau Réa-lisme“, wie die gleichnamige Ausstellung im Sprengel-Museum Hannover heißt.

Nicht die Anordnung der Natur grundiert die Bilder wie bei Poliza, sondern der Trash der Zivilisation, die Fundstücke der Großstädte und der Werbewelten bilden den Stoff und das Material, aus dem die Collagen, mono-chromen Bilder und Installationen ihre Energie gewinnen. Abfall ist die Quelle der künstleri-scher Kraft. Während Hains – französischer Maler und Bildhauer (1926–2005) – mit abge-

rissenen Plakaten, seinen „Affiches lacérées“, wie dem Ausstellungsobjekt „ohne Titel“ von 1961 (S. 91) konventionelle Leinwand-Pinsel-welten stürmt, packt Christo Gebäude ein, Yves Klein erklärt die Farbe Blau zum Inbegriff von Revolution und Niki de Saint Phalle fügt dem Ernst der Männer ihre spielerischen run-den Weiberkörper hinzu.

Die knallbunten, vollkommen aus der Form geratenen Megapuppen sind die fröhliche Leichtigkeit des neuen Seins. Die Neuen Re-alisten spielen mit der „Revolution des Alltäg-lichen“ (Untertitel der Ausstellung). „Wir gin-gen von der Welt der Malerei in die Welt der Wahrheit“, blickt Hains 1999 mit Gründer-attitüde auf die Gruppe zurück. Wahrheit? Na, auch mit etwas weniger Pathos dürfen die Neuen Realisten für sich in Anspruch nehmen, die abstrakten Maler der Nachkriegszeit auf-gemischt zu haben. Die Kunst des „Nouveau Réa lisme“ bedient sich der modernen Waren-welt und entlarvt ihre Trugbilder. Sie sind an-

nathan altMan „Bildnis von Anna

Achmatowa“, 1915, Öl auf Leinwand, 123 x

103 cm, Ausstellung „Bonjour Russland“.

Herausfordernde Haltung, souveräner Blick,

stille Grandezza: ein blauer Kosmos

weiblicher Selbstbehauptung zu Beginn

des 20. Jahrhunderts.

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K ennen Sie das? Wenn eine Stimme Urvertrauen weckt, folgt man ihr überall hin: zur verpatzten Premiere, zum Seiten-

sprung oder zur vernichtenden Lebensbilanz der kleinbürgerlichen US-Helden Frank und April, ihrer (Karriere-) Träume, die in Richard Yates’ Roman „Zeiten des Aufruhrs“ brutal zerplatzen. Niemand baut so schillernde Persönlichkeiten wie die raue Stimme von Christian Brückner. Ein Fest der Melancholie! Wenn dieser Sprach-schöpfer Niederlagen erzählt, möchte man sofort opfer sein. Wie er mit leisesten Nuancen Ängste, Hoffnungen und Enttäuschun-gen schildert, ist einfach nur grandios. Gesprochenes Kino. WT

hörbuch gesProChenes Kino

GO Culture

94 go sixt Culture

reiseFührer berlin für entdeCKer!

Toprestaurant „Facil“: lässig-asiatische Stiloper.

Mensch, Berlin, watt bist du dufte! Das ewige Hauptstadtklischee bestätigt

die Neuauflage des „Merian Reiseführer Ber-lin“ mit klassischen und frischen unkonven-tionellen Tipps: vom coolen „Badeschiff“ im Treptower osthafen (im Winter Sauna!) übers „Propeller-Island-Hotel“ mit fliegenden Bet-ten (Stimmt!) und der „unsicht-Bar“ (man isst im Dunkeln – zur Konzentration auf die Sin-ne!). Brillanter Weekend-Navigator. GA

„Merian Reiseführer Berlin“ ISBN: 978-3-8342-0023-5Softcover-Schutzumsclag, 264 S., 180 Fotos, Herausnehmbarer Stadtplan; 22,95 Euro

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Richard Yates, „Zeiten des Aufruhrs“; Sprecher: Christian Brückner; Überset-zung: Hans Wolf; Deutsche Grammo-phon, 5 CDs, 390 Min., 29,99 Euro

arnulf rainer/dieter roth „Zu zweit“, ohne

Jahresangabe; Ausstellung „Misch- & Trennkunst“.

Arnulf Rainer inszeniert aggressive Stillleben.

archische Vorläufer der industriellen Popart eines Andy Warhol.

Radikal individualisiert kommen die Übermalungen der Selbstporträts des Wiener Surrealisten Arnulf Rainer da-her. Mit seinen comichaften Überma-lungen von Fotografien und Selbst-porträts brennt er statischen Bildern mit kräftigem Strich wieder maleri-sches Leben ein – wie im Werk „Zu zweit“ mit dem Künstlerkollegen Die-ter Roth (links). Die beiden bestreiten in den Hamburger Deichtorhallen die Schau „Misch- & Trennkunst“, die u. a. experimentelle Gemeinschaftsar-beiten von 1972 bis 1979 zeigt. Arnulf Rainers Fotoübermalungen sind ag-gressive Stillleben aufgewühlter See-len, faszinierende Psychogramme.

Neben Klassikern wie Manet, Kan-dinsky oder Malewitsch bereichern

herausragende Einzelstücke die Düs-seldorfer Großschau „Bonjour Russ-land“. Die Eremitage St. Petersburg und Moskauer Museen präsentieren französische und russische Meister-werke von 1870 bis 1925. Nathan Alt-mans „Bildnis von Anna Achmatowa“ von 1915 (S. 92) wirkt heute wie ein früher Kommentar zu den Alphamäd-chen Angela Merkel oder Ursula von der Leyen. Anna Achmatowas her-ausfordernde Haltung, der souveräne Blick und ihre stille Grandezza schaf-fen einen blauen Kosmos weiblicher Selbstbehauptung zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Altman hat sie mit „Nordlicht“ gemalt, wie Fotografen den schlank und selbstbewusst ma-chenden Kamerablick von oben nen-nen. Übersicht ist eben alles. Feine Verführung. Gerda Harda Brandt

Christian

brüCKner Die

deutsche Robert-De-

Niro-Stimme erweckt

brüchige Kleinbürger-

Heldenfassaden

zum Hörbuchleben. Foto: isolde ohlbAum

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