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3/ 2015 / K11438 Besuchen Sie uns auf Facebook facebook.com/wortundtat Gestrandet wortundtat hilft auf griechischer Insel Seite 4 Indien: Erfolgreiche Schulabschlüsse in Indien – Seite 8 Tansania: Hoffnungszentren werden fertig gestellt – Seite 16 Moldawien: Gloria versorgt sich selbstständig mit Wasser und Energie – Seite 18 Deutschland: Angebot für Flüchtlinge entwickelt – Seite 20 Bitte unterstützen Sie uns beim Aufbau eines Camps auf der Insel Lesbos

Gestrandet - wortundtat · 2017. 6. 16. · Gestrandet wortundtat hilft auf griechischer Insel Seite 4 ... in jeder Nacht zwischen 500 und 2.500 Menschen an. Vom Strand ziehen die

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  • 3/ 2015 / K11438

    Besuchen Sie uns auf Facebookfacebook.com/wortundtat

    Gestrandetwortundtat hilft auf griechischer Insel Seite 4

    Indien: Erfolgreiche Schulabschlüsse in Indien – Seite 8Tansania: Hoffnungszentren werden fertig gestellt – Seite 16Moldawien: Gloria versorgt sich selbstständig mit Wasser und Energie – Seite 18Deutschland: Angebot für Flüchtlinge entwickelt – Seite 20

    Bitte unterstützen Sie uns beim Aufbau eines Camps auf der Insel Lesbos

  • www.wortundtat.de

    www.facebook.com/wortundtat

    www.youtube.de/wortundtat1977

    Kleine Geste, große Wirkung

    Liebe Freunde und Förderer von wortundtat,

    niemand in Europa konnte in den vergangenen Monaten dem Flüchtlingsthema ausweichen. Und anscheinend wollten viele Menschen das auch gar nicht. Im Gegenteil. Die Hilfsbereit-schaft im Land ist ermutigend. Menschen, die hierher flüchten, weil sie in ihrer Heimat momentan keine (Über-)lebenschance sehen, werden von den meisten willkommen geheißen und von vielen konkret unterstützt. Und die Helfer stellen fest, dass auch mit kleinen Gesten viel bewirkt werden kann.

    Diese Erfahrung machen die Helfer in den von wortundtat unterstützten Projekten genauso. Das Flüchtlingskind, das im diakonischen Zentrum ein Essen bekommt, kann endlich wieder einmal den quälenden Hunger vergessen. Das indische Straßen-kind, das wieder ein festes Dach über dem Kopf hat, kann end-lich wieder ruhig schlafen. Die verarmte Familie in Moldawien kann mit dem Sack Brennholz von uns endlich wieder im Warmen wohnen. Über solche und ähnliche Hilfen lesen Sie in unserem Magazin.

    Und solche Hilfen sind auch möglich, weil Menschen wie Sie nicht wegschauen, sondern sich in Wort und Tat engagieren. Vielen Dank dafür!

    Ihre wortundtat-Redaktion

    Editorial

    2 | wortundtat 3/2015

  • Inhalt

    Impressum: wortundtat 3/2015Redaktion: Thomas Brand (Koordination), Ulrich Effing (V.i.S.d.P.), Silke JanssenRedaktionskontakt: wortundtat, Deichmannweg 9, 45359 Essen Telefon: 02 01- 67 83 83, Fax: 02 01- 8 67 64 96 52 [email protected], www.wortundtat.deFotos: Jakob Adolf, AMG India, Thomas Brand, Rüdiger Fessel, KIUMA, Hellenic Ministries, wortundtat Designkonzept, Layout und Prepress: Gute Botschafter GmbH, 45721 Haltern am See, www.gute-botschafter.deDruck: Druckpartner Essen

    Vom Einzelspender zum Verein mit vielen UnterstützernHeinz-Horst Deichmann, Schuheinzel-händler aus Essen, Doktor der Medizin und studierter Theologe, ist Initiator von wortundtat. Nach einem Besuch in Indien begann er in Kooperation mit der Organisation AMG India (Advancing the Ministries of the Gospel) das Werk auf- zubauen. Durch diese Zusammenarbeit sollte jegliche Unterstützung durch Ein-heimische geleistet werden. Die Über-zeugung dahinter: Menschen aus dem gleichen Kulturkreis können den Betrof-fenen besser helfen als Europäer, die eine ganz andere Vorstellung vom Leben und den Problemen der Kranken und Hilfs-bedürftigen haben. Was 1977 durch das finanzielle Engagement einer Einzelper-son begann, ist heute zu einem Hilfswerk geworden, das von mehreren Tausend Spendern getragen wird. Aber auch wenn die Zahl der Unterstützer stetig anwächst, ist weiterhin jede Hilfe gefragt.

    Ein Spendenformular und die Möglichkeit, weitere Informationen anzufordern, finden Sie am Ende des Magazins.

    Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung!

    4 Hingehen, wo die Not istwortundtat hilft auf einer griechischen Insel bei der Versorgung von Flüchtlingen.

    8 Geschafft Schüler in Indien freuen sich über erfolgreiche Schulabschlüsse.

    12 Eingesprungen Neue Helfer begleiten die Straßenkinder in Chirala.

    14 Berufswunsch Chirurg Der ehemalige KIUMA-Schüler Mussa Nihuka hat einen Arbeitsplatz als Mediziner in Daressalam bekommen.

    16 Hoffnung erhält Raum Mehrere Center of Hope werden in den kommenden Monaten fertig.

    18 Selbstversorger Gloria versorgt sich selbstständig mit Wasser und Wärme.

    20 Neue Aufgaben Stern im Norden heißt Flüchtlinge willkommen.

    21 Natur entdecken Kinder finden im Stern eine grüne Oase in der ansonsten sehr zugebauten Nordstadt.

    22 Treffen der Helfer Erstmalig trafen sich alle wortundtat-Projektleiter in Deutschland und nahmen am Hof-Fest teil.

    26 Jahresbericht Die Ausgaben für die Projekte wurden 2014 erneut erhöht.

    28 Daran misst uns die Welt Vitaly Paunov über die geistlichen Herausforderungen bei der Arbeit in Moldawien.

    GRIECHENLAND

    INDIEN

    TANSANIA

    MOLDAWIEN

    DEUTSCHLAND

    WORTUNDTAT E.V.

    BIBLISCHER IMPULS

  • Hingehen, wo die Not istwortundtat hilft auf griechischer Insel

    Was jahrelang unmöglich schien, änderte sich im Sommer von Grund auf: Flüchtlinge aus Afrika und Asien blieben nicht mehr in Athen, sondern zogen weiter durch Mazedonien, Serbien und Ungarn in die nördlichen Länder der Europäischen Union. „Noch nie waren die Grenzen so offen“, berichtet Johnathan Macris, Leiter des griechischen wortundtat-Partners Hellenic Ministries. Über die Inseln, die nah an der türkischen Küste liegen, kamen gleichzeitig immer mehr Menschen ins Land – vor allem Syrer, Iraker und Afghanen. Hellenic Ministries reagierte.

    Bei einer Erkundungsfahrt auf der Insel Lesbos und einem Treffen mit dem dortigen Bürger meister konn-ten die Helfer von Hellenic Ministries konkreten Hilfebedarf er mitteln. Der Bürgermeister, der bereits in verschie-denen Nachrichtensendungen ausge-führt hatte, wie sehr die Insel mit dem Problem überfordert ist, war sehr dank-bar für die angebotene Hilfe. Rasch wurden mehrere Projekte geplant, die Hellenic Ministries nun umsetzt.

    Als Erste Hilfe am Strand will man den häufig durchnässt, hungrig, durstig und verängstigt Ankommenden Handtücher, kleine Snacks und Trinkwasser reichen. Die meisten tragen nur einen Rucksack mit dem dringendsten Bedarf mit sich. Die Zahl der Ankömmlinge schwankt stark. Je nach Wetterlage kamen im August in jeder Nacht zwischen 500 und 2.500 Menschen an.

    Vom Strand ziehen die meisten weiter zu einem ersten notdürftigen Camp. Dieses stattet Hellenic Ministries voraus-sichtlich mit Zelten, Feldbetten und ein-

    fachen Sanitär anlagen aus. Bisher waren dort nur lose Planen aufgespannt, die etwas Schutz vor der Sonne boten. Etwa 60 Kilometer bis zum Hafen der Insel liegen dann vor den Flüchtlingen, die ja zum Festland wollen. Viele müssen die-sen Weg zu Fuß gehen. Camp der Stadt ist unzulänglichAm Hafen angekommen, erwartet sie ein städtisches Camp, in dem sie auf die Fährpassage warten. Dieses ist ebenfalls völlig unzulänglich ausgestattet. Damit sich dort auch im Winter Menschen auf-halten können, stellt Hellenic Ministries Wohncontainer mit einigen Hundert Plätzen auf.

    „Wir haben diese Soforthilfe-Einrich-tun gen so geplant, dass wir sie wieder abbauen und anderswo aufstellen können, wenn hier eines Tages nicht mehr so viele Menschen ankommen“, sagt Johnathan Macris. Er rechnet da-mit, dass bald auch wieder Menschen in und um Athen unter gebracht wer-den müssen. Dort lassen sich Zelte und Container dann ebenfalls einsetzen.

    4 | wortundtat 3/2015

    GRIECHENLAND

  • Am Strand von Lesbos zeugen viele zurück- gelassene Schlauch- boote und Tausende Schwimmwesten von den Flüchtlingen, die von der etwa 10 Kilo- meter entfernten tür-kischen Küste kommen.

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    GRIECHENLAND

    Wie wortundtat

    hilft

    Wie Sie helfen

    können

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    ber Ihre Spende

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    he, die Sie uns

    unter dem Verw

    endungszweck

    „Flüchtlingshilf

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    Ziel und Zweck

    verwendet.

    * Bankverbindun

    gen finden

    Sie auf den geso

    ndert beigehefte

    ten

    Seiten am Ende

    des Magazins,

    online auf www.

    wortundtat.de/sp

    enden

    oder mit dem QR

    -Code und Ihrem

    Smartphone.

    Trinkwasser: 2 BrunnenNahrung: 2.0

    00 Mahlzeiten pro Tag

    Schlafplätze: 1.750

    Betten

    Willkommenspak

    ete: 1.000 Stück pr

    o Tag

    Hygiene: 4 Sanitärcont

    ainer

    u

    HygieH

  • GRIECHENLAND

    6 | wortundtat 3/2015

    An jedem Abend verteilen Mitarbeiter und ehrenamtliche Helfer in einer der Anlaufstellen unseres Partners 150 bis 300 Mahlzeiten an Flüchtlinge und verarmte Griechen.

    Diakonische Arbeit in Athen geht weiter

    Während die Vorbereitungen für die Hilfe auf Lesbos gestartet sind, geht die Arbeit in unseren diakonischen Zentren in Athen unverän-dert weiter. Jeden Abend kommen nach wie vor zwischen 150 und 300 Menschen zu den kostenlosen Mahlzeiten – genau planen lässt sich das nie. Da jedoch neben den neu Ankommenden viele Flücht-linge das Land über Mazedonien auch wieder verlassen, ist der Andrang bei den Mahlzeiten für Flüchtlinge nicht größer als zuvor. „Es gibt momentan keine Notwendigkeit für sie, sich längere Zeit in Athen zu versorgen. Viele blieben nur hier, um die Weiterreise vorzubereiten“, sagt Johnathan Macris. Er geht jedoch davon aus, dass das lediglich ein vorübergehendes Phänomen ist. „Irgendwann werden die Grenzen wieder geschlossen. Dann haben wir hier in Athen rasch die gleiche Situation wie zuvor, dass Flüchtlinge in Parks und leer stehenden Häusern schlafen.“ Außerdem steigt die Zahl der griechischen Bürger, die Hilfe brauchen, weiter. So ist am Standort Athen nicht damit zu rechnen, dass der wortundtat-Einsatz dort reduziert werden kann.

    Daten und Fakten*

    181.000 Menschen kamen zwischen

    1. Januar und 21. August 2015 von der Türkei her über den Seeweg nach Griechenland.

  • Über aktuelle Ent wick-lungen über die Hilfe für Flüchtlinge infor- mieren wir Sie auf www.wortundtat.de und auf unserer Facebook-Seite.

    * Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen (UNHCR), August 2015 Anmerkung der Redaktion: Andere Quellen geben noch höhere Zahlen an.

    GRIECHENLAND

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    Viele Flüchtlinge haben offenbar nichts retten können, außer ihrem Leben und der Kleidung, die sie auf dem Leib tra-gen. Zu Fuß laufen sie die 60 Kilometer von dem Strand, an dem sie gelandet sind, bis zum Hafen.

    Das sind etwa 750 % mehr als im Vergleichszeitraum des Vorjahres.

    Rund 120.000 Ankömmlinge sind vor

    dem Bürgerkrieg in Syrien geflohen.

    Rund 40.000 Flüchtlinge kamen aus Irak und Afghanistan.

    Über 55.000 landeten auf der Insel Lesbos.

  • 8 | wortundtat 3/2015

    Nach der Schule ist vor dem Arbeitsleben – den Absolventen unserer Schulen in Indien stehen viele Ausbildungswege in verschiedenen Berufszweigen offen.

  • Nach acht Jahren Staatsschule kann längst nicht jeder indische Schüler lesen.

    Geschafft!Schulabschlüsse in Indien

    Viel Freude, große Erleichterung, etwas Stolz, natürlich Dankbarkeit und vielleicht auch ein bisschen Unsicherheit, weil noch nicht klar ist, was als Nächs tes kommt – ein Mix aus all dem bewegt überall auf der Welt Schülerinnen und Schüler, die ihre Schulabschluss-Prüfungen geschafft haben. An unseren indischen Schulen war es kürzlich wieder so weit: Die zehnten Klassen bekamen die Ergebnisse. Und es gab viel Grund zur Freude: Die meisten haben die Hürde auf dem Weg ins Berufsleben erfolgreich genommen.

    Insgesamt 644 Schülerinnen und Schüler waren an acht wortundtat-Schulstandorten im Bundesstaat Andhra Pradesh zu den Prüfungen an-getreten. 623 von ihnen schafften sie im ersten Anlauf, die übrigen 21 hat-ten noch eine weitere Chance bei einer Wiederholungsprüfung. „Wir sind sehr froh, dass diese Kinder die erste große Hürde in ihrem Leben genommen haben, um aus dem Abseits herauszukommen, in dem sie aufgrund ihrer Herkunft auf-gewachsen sind“, sagte Arun Mohanty, Direktor des wortundtat- Partners AMG.

    Die Schüler, die in den wortundtat-Schulen lernen, kommen in den aller-meisten Fällen aus Familien, in denen die Eltern nicht oder kaum lesen und schreiben können. Viele von ihnen be-suchten keine Schule, bis die wortundtat- Sozialarbeiter sie in den Dörfern rund um die Schulstandorte ausfindig mach-ten. Oder die Eltern konnten sich den weiteren Schulbesuch nicht mehr leisten und wandten sich mit der Bitte um Hilfe an unseren indischen Partner.

    Bildung noch nicht selbstverständlichWas sich für Deutschland mit seiner all-gemeinen Schulpflicht ganz gewöhnlich anhört, ist in Indien längst nicht selbst-verständlich: Nach dem Besuch von acht Jahren Schule kann bei Weitem nicht jeder indische Schulabgänger lesen und schreiben. Viele Klassen in staatlichen Schulen sind zu groß, als dass sich die Lehrer intensiv um einzelne Schüler kümmern könnten. Oft hört man von Lehrern, die nicht zum Unterricht kom-men oder ihre Aufgabe nicht ernst neh-men. Und regelmäßig kommt es vor, dass Kinder ganz einfach nicht offiziell ge-meldet sind. So fällt es niemandem auf, wenn sie in keiner Schule erscheinen.

    Ein Schulabschluss nach der zehnten Klasse an einer wortundtat-Schule ist für viele Kinder aus benachteiligten Familien daher ein guter Start ins Berufs leben: Sie können die Highschool besuchen oder eine Ausbildung machen. Viele studieren oder ergreifen Berufe, die für ihre Eltern unerreichbar waren.

    Und bei vielen ehemaligen Schülerinnen und Schülern bleibt nicht nur das Wis-sen hängen, das sie an den wortundtat-Schulen erworben haben: In Gesprächen mit längst erwachsenen Schulabgängern betonen diese immer wieder, wie wich-tig die Zeit in den wortundtat-Schulen auch für die Ausbildung ihres Charak-ters war und was sie dort über das Leben in der Gemeinschaft mit anderen lernen konnten.

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    INDIEN

  • Mein Onkel war in einem Internet-Café und hat dort meine Prüfungs-ergebnisse geholt. Erst war ich etwas enttäuscht, dass ich nicht die volle Punktzahl hatte. Ich war so sicher, dass ich alles richtig gemacht hatte. Meine Oma und mein Onkel waren aber sehr glücklich über das Ergebnis. Sie kümmern sich seit dem Tod meiner Eltern um mich. Oma versteht den Unterschied zwischen 9,5 und 10 Punkten nicht – sie ist einfach froh, dass ich so viel gelernt habe. Obwohl sie keine Schule besucht hat, hat sie mich immer wieder daran erinnert, wie wichtig Bildung ist. – Jetzt möchte ich Lehrerin werden, weil das so ein toller Beruf ist: Als Lehrer kann man Menschen vieles beibringen – auch, was es bedeutet, ein verantwortungsvoller Bürger zu sein. Ich hoffe, dass ich eine gute Lehrerin werde.

    10 | wortundtat 3/2015

    INDIEN

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    Yerrabothula Maheswari ist 17 Jahre und hat ihre Prüfungen mit 9,5 von 10 möglichen Punkten abgeschlossen.

  • Elternbesuch im Internat

    Einige unserer Schulen in Indien werden als Internat betrieben. Für die Kinder bedeutet das in vielen Fäl-len, dass sie ihre Eltern nicht jedes Wochenende sehen können. Die vorhandenen Verkehrsverbindungen lassen solche Fahrten nicht ohne Weiteres zu. In Chilakaluripet etwa kommen die Schüler aus Städten und Dörfern, die in einem Umkreis von etwa 70 Kilo-metern um den Standort des Internats liegen.

    Um den Kindern dennoch regelmäßige Kontakte zu den Eltern zu ermöglichen, gibt es festgelegte Eltern-besuchszeiten. So füllt sich am Internat in Chilakaluripet an jedem zweiten Samstag eines Monats der Campus mit etwa 1.000 Eltern der Schüler aus den Klassen 6 bis 10. Sie bringen kleine Mahlzeiten für die Kinder mit, mit denen sie diese dann verwöhnen. Kinder, de-ren Eltern an einem Wochenende die Fahrt vielleicht einmal nicht schaffen, bekommen in der Regel von den Eltern ihrer Klassenkameraden etwas mitgebracht.

    Gleichzeitig nutzt unser Partner AMG die Besuche, damit Eltern und Lehrer sich austauschen können. In der Aula gibt es dann kleine Vorträge über den Lern-stand der Kinder und Jugendlichen oder die Möglich-keit, mit einzelnen Lehrern ins Gespräch zu kommen.

    Meine Eltern haben keine Schule besucht und mein Vater ist schon gestorben, als ich acht Jahre alt war. Meine Mutter hat seitdem alles getan, damit mein Bruder und ich trotzdem eine gute Ausbildung bekommen. Mutter ist die alleinige Verdienerin in der Familie, trotzdem möchte sie, dass ich auch noch die Highschool besuche. Sie war sehr froh, als sie von meinem guten Ab-schluss hörte. Und meine Freude war grenzenlos, als ich das Ergebnis bekommen habe. Mein Kind-heitstraum ist eine Ausbildung als Bauingenieur. Damit kann ich jetzt beginnen. Man hat da gute Aussichten auf einen Arbeitsplatz und vielleicht kann ich irgendwann einmal an einem wichtigen Gebäude mitbauen, das alle Welt kennt.

    INDIEN

    Mmallda

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    Die Eltern bringen zu den Besuchen im Internat immer Leckereien von zu Hause mit. Dass hier eine Mutter ihr Kind mit dem Mitgebrachten „füttert“, ist in Indien ein Zeichen besonderer Zuwendung.

    Sangu Srinivasa Reddy (Foto oben) ist 16 Jahre alt und hat seine Abschlussprüfung nach der 10 ten Klasse mit Bravour bestanden.

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  • Eingesprungen

    Biblische Geschichten lesen, Verse auswendig lernen, Singen oder über Regeln reden – man könnte meinen, dass ehemalige Straßen- kinder in Indien andere Interessen haben. Die Jungen, die in unserem Heim für Straßenkinder in Chirala leben, sehen das offenbar anders. Sie haben das Geschwisterpaar Rupini und Immanuel Chintala schnell ins Herz geschlossen. Die machen seit einiger Zeit genau das mit den Jugendlichen.

    Neue geistliche Leiter im Heim für Straßenkinder

    12 | wortundtat 3/2015

    INDIEN

    Vor einigen Wochen machten die Jugendlichen eine ganz besondere Erfahrung: Mit einem Bus fuhren sie zum nahe gelegenen indischen Ozean, den viele von ihnen zum ersten Mal in ihrem Leben sahen. Die meisten der Jungen können zwar nicht schwim-men aber sie passten aufeinander auf und hatten riesige Freude dabei, in den Wellen und am Strand aus-gelassen zu toben.

  • Vielleicht liegt es daran, dass die beiden altersmäßig sehr gut zu den Bewohnern des Heims passen, das wortundtat in dem kleinen ostindischen Küstenort betreibt. Die Jungen sind zwischen 10 und 18 Jahren alt. Sie sind von zu Hause weggelaufen oder wurden von den (Stief-)Eltern verstoßen. In dem Haus haben sie nun vorübergehend eine neue Heimat gefunden. Rupini ist 23 Jahre alt, ihr Bruder 20 – also kaum älter als die ältesten Bewohner. Und die Verbundenheit beruht auf Gegenseitigkeit: Die Geschwister kümmern sich in den Stunden, die sie dort sind, liebevoll um die Gruppe.

    Eigene Pläne aufgegebenDabei hatten Rupini und Immanuel bis vor Kurzem noch ganz andere Pläne: Rupini wollte Lehrerin werden. Sie hat schon mehrere Jahre Ausbildung hinter sich. Und Immanuel studier-te bis zum vergangenen Sommer Bauingeni-eurwesen. Dann aber verunglückte der Vater der beiden bei einem Autounfall tödlich. Er war Pastor und hatte seit vielen Jahren in dem wortundtat-Heim mit den Jungen gearbeitet, sich um ihre seelischen Belange gekümmert und sie mit biblischen Geschichten vertraut ge-macht. Für die Jungen waren diese Stunden mit dem Pastor, in denen es um das Miteinander und um die geistliche Ausbildung ging, eine wichtige Ergänzung des übrigen Hilfsange-bots. „Wir waren deshalb sehr dankbar, als die beiden Kinder des Pastors diese Aufgabe kurz-entschlossen übernommen haben“, sagt die Leiterin des Hauses.

    Jungen genießen die AufmerksamkeitMorgens und abends kommen Rupini und Immanuel, um jeweils eine Stunde mit den Jungen zu singen, zu tanzen oder über bibli sche

    Geschichten und ihre Bedeutung für das eige-ne Leben zu sprechen. Die Jungen, die häufig jahre lang ohne erwachsene Bezugsperso nen auf der Straße gelebt haben, genießen diese Aufmerksamkeit. Sie lernen von den Geschwis-tern und durch die anderen Angebote des Hauses wieder einen geregelten Tagesablauf kennen und üben Formen des Miteinanders ein, die ihnen bis dahin meist nicht vertraut waren.

    Zum Lernen motivierenNicht allen fällt das leicht, aber Unzufrieden-heit kommt dennoch nur selten auf. „Obwohl keiner zum Bleiben gezwungen ist, entscheiden sich die meisten unserer Schützlinge, das Leben auf der Straße hinter sich zu lassen. Wir versu-chen, sie zum Lernen zu motivieren und ihnen den Wert von Wissen und Bildung zu vermit-teln. So gehen viele von ihnen in die Schule oder machen eine Ausbildung“, sagt Immanu-el. Und Rupini kann sich an einen Bewohner erinnern, der noch zu Lebzeiten ihres Vaters im Heim wohnte und heute auf eigenen Füßen steht: „Vonash hat in der Zeit bei uns eine Aus-bildung als Fotograf gemacht. Heute verdient er mit einem Einsatz bei einer Hochzeit oder bei anderen Festen 1.000 Rupien.“ Das entspricht etwa 15 Euro und ist für indische Verhältnisse ein Einkommen, von dem man schon recht gut leben kann.

    Experten schätzen, dass in Indien etwa 18 Millionen Kinder auf der Straße leben.*

    * www.strassenkinderreport.de: Schätzungen von Unicef, Human Rights Watch und anderen Organisationen. | 13

    INDIEN Rupini und ihr Bruder Immanuel (beide ohne Schuluniform) enga-gieren sich seit dem Unfalltod des Vaters im Heim für Straßen-kinder. Der Vater war dort als Pastor tätig.

  • Mussa Nihuka ist Allgemeinarzt in Tansania. Er arbeitet in Daressalam, der großen Hafenstadt im Osten des afrikanischen Landes. Mit einer Facharztausbildung möchte er gern Chirurg werden. Als Mediziner stehen ihm in dem vergleichsweise armen Land* beruflich dann sehr viele Wege offen. wortundtat konnte mit dazu beitragen, dass er da hinkam, wo er heute ist.

    Mussa Nihuka besuchte die KIUMA-Sekundarschule

    Berufswunsch Chirurg

    „Wir waren zu Hause fünf Kinder – vier Jungen und ein Mädchen. Ich war der Älteste. Mein Vater ist städti-scher Angestellter, meine Mutter verdient etwas Geld mit Landwirtschaft“, erzählt der 29-Jährige. Er kommt aus Matemanga, einem Dorf das im abgelegenen Süden des Landes liegt – gerade fünf Kilometer ent-fernt von der wortundtat-Einrichtung KIUMA.

    Oft hungrig vom Tisch aufgestanden„Als Kinder hatten wir oft Hunger. Weil es kaum sauberes Wasser gab, haben wir immer wieder Durchfall und andere Krankheiten bekommen. Das Leben war nicht leicht in Matemanga, denn in unserer strohgedeckten Hütte gab es keinen Strom und natürlich auch kein fließen-

    des Wasser“, erzählt Mussa. Er brachte in seiner Kindheit und Jugend viel Zeit damit zu, Wasser für die Familie zu holen – so, wie seine Alters-genossen vor und nach ihm. Der nächste Brun-nen war nämlich so weit entfernt, dass jeder Liter, der im Haus gebraucht wurde, zunächst einen kleinen Kraftakt verlangte: Mit einem großen Eimer zur Wasser stelle laufen – Was-ser schöpfen – dann den Eimer wieder zurück schleppen.

    KIUMA-Schule verlangte LeistungNach der Primarschule besuchte Mussa zwei Jahre die Sekundarschule in seinem Heimat-ort. Den Unterricht dort hat er in keiner guten Erinne rung, der Lehrer sei nicht zuverlässig ge-wesen, die Klasse sehr groß und das Lehrma-terial kaum ausreichend. In den Jahren 2003 bis 2006 kam er dann an die Sekundarschule in KIUMA, die wortundtat dort aufgebaut hat-te. „Es war nicht leicht in dieser Schule, weil wir plötzlich etwas leisten mussten. Das Wich-tigste, was ich dort gelernt habe, war aber, dass es möglich ist, mit Menschen anderen Glaubens unter einem Dach zu leben“, erin-

    nert sich der junge Mann. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten schaffte er den Abschluss und konnte dann das Studium der Medizin auf-nehmen. Eine Zeit lang arbeitete er anschlie-ßend im KIUMA-Hospital, bevor er die Stelle in Daressalam antrat. „Heute ist mein Leben völ-lig anders als in meiner Kindheit. Es geht mir viel besser. Aber ich bin noch nicht zufrieden. Deshalb möchte ich noch die Aus bildung zum Facharzt anschließen“, sagt Mussa Nihuka.

    * Tansania belegte im Jahr 2014 auf dem Index für menschliche Entwicklung, den die Vereinten Nationen jährlich veröffentlichen, Platz 159 von 187 gelisteten Nationen (Deutschland: Platz 6 / Österreich: Platz 21 / Schweiz: Platz 3).

    Als Kind holte Mussa täg- lich Wasser von Brunnen.

    14 | wortundtat 3/2015

    TANSANIA

    Das KIUMA-Hospital (Vordergrund) war der erste Arbeitsplatz für Mussa Nihuka nach seinem Medizinstudium. Es ist weit und breit das einzige Krankenhaus.

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    Der ehemalige KIUMA-Schüler Mussa Nihuka bei der Unter- suchung eines Patienten.

    TANSANIA

  • Hoffnung erhält Raumwortundtat nennt sie Center of Hope – Häuser der Hoffnung. Und so erleben die Bewohner im Tunduru-Distrikt im südlichen Tansania sie auch: als Gebäude, in denen Hoffnung einen Raum be-kommt. Sechs neue derartige Center of Hope werden bis Mitte des kommenden Jahres fertiggestellt. Damit verdoppelt sich die Zahl dieser Häuser in der Region. Wir vertrauen darauf, dass auch die Hoffnung ihrer Besucher wächst.

    Center of Hope werden fertiggestellt

    16 | wortundtat 3/2015

    Hoffnung ist dort nämlich bitter nötig: Den Menschen im Süden Tansanias, das sowieso schon zu den ärmsten Ländern der Erde zählt, fehlt es an Vielem: Strom, fließendes Wasser, Gesundheitsversor-gung, zeitgemäße Schulen, Verkehrsanbin-dung, Arbeitsplätze, Ausbildungsmöglichkei-ten – um nur einige Bereiche aufzuzählen, die für Mitteleuropäer völlig selbstverständlich und in anderen Landesteilen Tansanias zu-mindest teilweise verfügbar sind. Mit dem Aufbau des KIUMA-Projekts mitten im völlig abgelegenen und kaum entwickel-ten Distrikt sind seit bald 20 Jahren einige grundlegende Angebote für die Bewohner der weiteren Umgebung erreichbar. In der Sekun-darschule können Schüler der Region zuver-lässig ihren Schulabschluss machen, um dann

    andere weiterführende Schulen oder eine Universität zu besuchen. In den Ausbildungs-stätten des Projekts erlernen einige von ihnen anschließend verschiedene Berufe. So haben sie mehr Perspektiven als die kleinbäuerliche Landwirtschaft, welche die meisten Bewohner der Region eher schlecht als recht ernährt. Im Krankenhaus werden die häufigsten Krank-heiten der Menschen behandelt. Und in der Gemeinschaft der „Kirche der Liebe Christi“ finden sie einen Gott, der sie ohne Vorbedin-gung und Leistung akzeptiert.

    Hilfe vor der HaustürIn einem Umkreis von etwa 70 Kilometern um das KIUMA-Gelände aber gibt es zahlreiche Dörfer, die ähnliche Angebote auch „vor der eigenen Haustür“ brauchen. Straßen und Fahr-zeuge, mit denen sich 10, 20 oder gar 30 Kilo-

    TANSANIA

  • Gott wird den Armen nicht für immer vergessen; die Hoffnung der Elenden wird nicht ewig verloren sein. Psalm 9, 19

    | 17

    TANSANIA

    meter zurücklegen lassen, sind dort einfach nicht vorhanden. Auf Wunsch einiger An-führer der einheimischen Bevölkerung baute wortundtat daher in den vergangenen Jahren bereits mehrere Center of Hope. Dort können junge Menschen seitdem verschiedene Berufe erlernen, die auch auf dem KIUMA-Gelände gelehrt werden. Es gibt in jedem Center einen Pastor, der den Christen des Ortes eine An-laufstelle bietet und aktives Gemeindeleben ermöglicht, zugleich aber auch Ansprechpart-ner für alle im Dorf ist, die sich für die Arbeit

    von KIUMA interessieren. In Kindertagesstätten können Mütter ihre Kinder betreuen lassen und die Dorfgemeinschaft kann die Center in aller Regel als Versammlungsort nutzen.

    Orte beteiligen sich am Bauwortundtat ist zuversichtlich, dass die Ange-bote gut ankommen. „Wir bauen die Center nur dort, wo uns die Bevölkerung darum bittet. Und die Bewohner des Ortes bringen sich selbst mit ein – zum Beispiel, indem sie die Ziegel brennen oder das Land zur Verfügung stellen“, erklärt wortundtat-Projektkoordinator Jakob Adolf. Mit den bald sechs zusätzlichen Gebäu-den kann also erneut vielen weiteren Menschen Hoffnung gebracht werden – in Wort und Tat.

    Ähnlich wie hier in Kidodoma werden in den kommenden Monaten in ande-ren Orten des Tunduru-Distrikts mehrere Center of Hope fertiggestellt.

  • MOLDAWIEN

    Selbstversorger

    Was für die Bewohner Moldawiens gilt, ist für Hilfsorganisationen nicht anders: Energie und Wasser sind kostspielig. wortundtat versucht deshalb, sich durch Eigenversorgung möglichst unabhängig von der Preisentwicklung auf diesem Gebiet zu machen. Auch die Bedürftigen profitieren davon.

    Gloria versorgt sich selbstständig mit Wasser und Heizenergie

    18 | wortundtat 3/2015

  • Besonders deutlich wirkten sich die Biomasseheizungen aus, die im vergangenen Jahr im Medizi-nischen Zentrum, im Hospiz und im Ob-dachlosenheim installiert wurden. Mit der Wärme, die durch die Verbrennung von Biomasse erzeugt wurde, sparte Gloria im Winter große Mengen Erdgas. Der Einkauf von Gas verursachte im Projekt immer wieder besonders hohe Kosten, zumal die Winter meist lang und sehr kalt sind.

    Gespendete HolzvorräteDie Heizungen befeuert Gloria mit Spelzen von Sonnenblumen, die in Moldawien intensiv angebaut werden. Für die Vor-räte gibt es ein großes Lager. „Wir haben dort bereits so viel Material, dass wir sicher zwei Winter damit auskommen und auch noch genug an Bedürftige verteilen können“, sagt Vitaly Paunov, Leiter von

    Gloria. Das Holz und die Sonnenblumen-spelzen wurden zum großen Teil an Gloria gespendet. „Aber die Bewohner unseres Obdachlosenheims gehen auch regel-mäßig los, um weiteres Holz zu sammeln und das gehäckselte Material dann an die Menschen in der Stadt zu verteilen, die sich das Erdgas nicht leisten können.“

    Wasserversorgung mit BrunnenAuch für die Versorgung mit Wasser setzt Gloria an zwei Standorten auf eigene Lösun gen: Da sich das Wasser aus den städti schen Leitungen nicht zum Trin-ken und Kochen eignet, musste Trink-wasser bisher immer mit Kanistern heran-geschafft werden. Das war zeitaufwendig und kostspielig. Die Lösung sind eigene Brunnen, aus denen Grundwasser geholt wird. Am Hospiz und am Medizinischen Zentrum sind bereits derartige Brunnen in Betrieb.

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    Die Bewohner des Obdachlosenheims sammeln Holz und häckseln es. Säcke- weise verteilen sie das Brennmaterial dann an Bedürftige.

    MOLDAWIEN

  • DEUTSCHLAND

    Neue AufgabenStern im Norden heißt Flüchtlinge willkommen

    Neue Aufgaben haben sich den Mitarbeitern des Stern im Norden, dem wortundtat-Projekt in Deutschland, gestellt: Seit einigen Monaten bieten sie Willkommensbegegnungen für Flüchtlinge an. Wo möglich, wird auch längerfristige Unterstützung gewährt.

    „Wir haben überlegt, wie wir auf die Not der Flüchtlinge, die hier in Dortmund ankommen, sinnvoll rea-gieren können. Im Stern haben wir so groß-zügige Räume und Möglichkeiten, da lag es nah, dass wir die Leute zu uns einladen“, sagt Norbert Grieswald, Leiter der Einrichtung. Seit dem Frühling bieten deshalb einige feste Mit-arbeiter und ehrenamtliche Helfer regel mäßige Willkommenstreffen an: Einmal im Monat wer-den Bewohner eines nahe gelegenen Flücht-lingsheims zu einem Essen mit gemütlichem Beisammensein in den Stern geholt. Nach der Mahlzeit wird gespielt, gesungen und sich unterhalten – meist mit Händen und Füßen, um die Sprachbarrieren zu überwinden. „Es ist immer eine sehr schöne Atmosphäre an den Abenden. Und die Treffen geben beiden Seiten

    die Möglichkeit, um Kontakte aufzubauen, die dann in der Folge vertieft werden können“, erklärt Norbert Grieswald. Sprachkurse und BehördengängeAus diesen Treffen entwickeln sich viele weitere Begegnungen: So kommen einige der Gäste zu den Sprachkursen, die Mitarbeiter des Stern im Norden nach den ersten Treffen schnell und un-bürokratisch eingerichtet haben. Und wenn ein Bewohner aus dem Heim eine dauerhafte Bleibe in Dortmund bekommt, helfen die Mitarbeiter nach Möglichkeit beim Einrichten oder statten die Leu-te mit Kleidung aus der hauseigenen Kleiderkam-mer aus. „Darüber hinaus sind wir fast täglich mit dem Ausfüllen von Formularen beschäftigt oder begleiten die Flüchtlinge bei Behördengängen. Es ist ein großartiges Netzwerk für beide Seiten, das sich da entwickelt“, sagt Norbert Grieswald.

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    Kartenspielen geht auch ohne viele Worte – eine Mitarbeiterin im Kreis einiger Besucher des Willkommenstreffens.

  • Viele der Kinder, die im Stern im Nor-den in den Kindertreff am Nachmittag kommen, haben wenig Gelegenheiten, ins Grüne zu kommen. Auch bietet der Stadt-teil kaum Möglichkeiten, um sich draußen aus-zutoben und die Natur zu entdecken. Daher schätzen die Jungen und Mädchen das groß-zügige Außengelände sehr, das immer weiter gestaltet wird. Neben dem kleinen Fußblattplatz steht mittlerweile ein großer Sandkasten. Eine ganze Reihe Spielgeräte kam vor den Sommer-ferien dazu.

    Und bereits im Frühjahr gab es eine großzügige Spende für den Ausbau des Gemüsegartens. Der hat nun mehrere Hochbeete, Blumenkästen und ein Gewächshaus. Hauswirtschaftsleiterin Ulrike Ruopp baut dort mit den Kids verschie-dene Sorten Gemüse und Beeren an. Gemein-sam pflegen sie dann die Pflanzen, prüfen, ob sie reif sind, ernten, wenn es so weit ist, und verarbeiten sie schließlich in der eigenen Küche. Für viele der Kinder ist das ein einzig artiges Er-lebnis – nicht nur für die Geschmacksnerven.

    Natur entdeckenGrüne Oase in der Innenstadt

    | 21

    DEUTSCHLAND Mit kritischem Blick wird geprüft, ob die Gurken schon so weit sind, dass man sie mal probieren kann.

  • HOF-FEST

    Alle Leiter der Projekte, die wortundtat unterstützt, waren im Juni zu einem intensiven Austausch nach Essen gekommen: aus Indien, Tansania, Moldawien, Griechenland und dem Dortmunder Projekt. An drei aufeinanderfolgenden Tagen sprachen sie über ihre Arbeit, berichteten von ihren Aufgaben, erzählten von besonderen Herausforderungen, feierten gemeinsam Gottesdienst und gingen zusammen zum wortundtat-Hof-Fest, dem alljährlichen Treffen der Freunde und Förderer des Hilfs-werks auf dem Leimberghof bei Wuppertal.

    Treffen der HelferErstmalig trafen sich alle Projektleiter in Deutschland

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    Dort richtete Heinrich Deichmann erst-mals in seiner Funktion als Vorstands-vorsitzender des Hilfswerks das Wort an sie und an die Besucher des Hof-Festes. Nach dem Tod seines Vaters im Herbst 2014, der wortundtat seit 1977 geführt hatte, hatte Heinrich Deichmann die Aufgabe des Vor-standsvorsitzenden übernommen. „Ich habe das ausgesprochen gern getan, weil mir die Arbeit von wortundtat wirklich am Her-zen liegt. Mein Vater ist in seinem Leben sehr beschenkt und gesegnet worden, aber er hat diesen Segen in Wort und Tat an viele Menschen weitergegeben. In diesem Geis te und in diesem Sinne wollen wir wortundtat weiterführen“, sagte er bei dem Treffen.

    Heinrich Deichmann berichtete auch, wie und warum mit der Arbeit begonnen worden war. „1977 hatte mein Vater in Indien eine Begeg-nung, die sein Leben tief beeindruckt und ver-ändert hat. Er stand plötzlich vor 500 Lepra-kranken, die zum Teil völlig entstellt waren – teilweise ohne Hände, ohne Füße. Er hat damals empfunden: Entweder laufe ich ganz schnell weg, weil ich diesen Anblick nicht er-tragen kann – oder ich bleibe und helfe.“ Als Kinder hätten Heinrich Deichmann und seine Geschwister gespürt, was ihren Vater beein-druckt hatte, als der von Indien nach Hause gekommen war: Er sei dort Jesus näher ge-kommen. Denn er habe festgestellt, dass die

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    indischen Helfer etwas taten, was Jesus auch getan hatte: „Sie haben sich den Ärmsten der Armen, den Verstoßenen der Gesellschaft zu-gewandt. So hat auch mein Vater beschlossen, diese Arbeit zu unterstützen.“

    Es braucht Wort und TatDaraus entstand dann das Werk, dessen Hilfe heute über 200.000 Menschen in fünf Ländern erreicht. „Mit dem Treffen der Projektleiter woll-ten wir das gemeinsame Fundament weiter festi-gen, das die Basis für unsere Arbeit in Deutsch-land und den anderen Ländern darstellt“, sagte Jakob Adolf, der die Projekte von Deutschland aus eng begleitet und viele der Arbeiten koordi-niert. Bei den Begegnungen sei sehr deutlich ge-worden, wie unverzichtbar die Arbeit nach wie vor sei und wie wichtig die Kombination aus praktischer Hilfe und Verkündigung des Evan-geliums ist. Viele der Hilfeempfänger bräuchten eben nicht nur Nahrung, Unterkunft oder medizi-nische Versorgung. „Oft fehlen den Menschen, die in die wortundtat-Einrichtungen kommen, Hoffnung und Lebensmut. In diesen Situationen spendet die Botschaft des Evangeliums Trost und kann Leben verändern – das zeigten die Berichte aus allen unseren Projekten“, sagte Jakob Adolf.

    Aber nicht nur die Menschen in den Projekten werden beschenkt. Heinrich Deichmann sagte: „Auch wir selber werden beschenkt, wenn wir diese Arbeit für wortundtat tun, denn der Segen kommt zurück – zum Beispiel in den Berichten ehemaliger Schüler, die wir auf unserer Indien-reise im Frühjahr gehört haben. Wir trafen einen jungen Mann am Flughafen, der dort arbeitete und der zuvor eine Ausbildung an unserer Schule hatte machen können. Ein anderer erzählte, dass er als Kind noch mit den Eltern im Steinbruch arbeiten musste und heute einen guten Job in der Millionenstadt Chennai hat. Da sieht man dann, wie nachhaltig die Arbeit ist, die wir tun.“

    „ Jesus ist da, um durch seinen Geist diese Welt und die Not aus den Angeln zu heben, wenn sich Menschen von ihm senden lassen.“ Pfarrer Steffen Kern

    HOF-FEST

    Die Helfer aus den Projekten trafen sich alle erstmals in Deutschland (v. l. n. r.): Johnathan Macris, Hellenic Ministries / Griechenland, Vitaly und Tamara Paunov, Gloria / Moldawien, Matomora und Ann Matomora, KIUMA / Tansania, Arunkumar und Kezia Mohanty, AMG / Indien, Norbert Grieswald, Stern im Norden / Deutschland.

  • HOF-FEST

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    Heinrich Deichmann

    sprach beim Hof-Fe

    st erstmals als

    neuer Vorsitzender

    des wortundtat e. V.

    zu den Gästen.

    „Jesus sucht uns auf und sendet uns in alle Welt“ –

    Pfarrer Steffen Kern beim Hof-Fest.

    Hene

    Die Combo des Gospelprojekt Ruhr (links vorn) bewegte die Besucher mit schwungvoll vorgetragenen

    Liedern zum Zuhören und Mitsingen.

    OF FEEST

    Viele Besucher nutzt

    en das Angebot, mit

    den

    Projektleitern – hier

    mit Arunkumar Moh

    anty aus Indien

    (2. von rechts) – ins

    direkte Gespräch kom

    men.

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    „Liebe ist unsere Mission“Auszüge aus der Andacht von Pfarrer Steffen Kern beim Hof-Fest

    Die Jünger, die mit Jesus unterwegs waren und mit ihm viel erlebt hatten, schlossen sich nach Karfreitag ein – nachdem Jesus am Kreuz gestorben war. Jetzt sitzen sie in einer kleinen, engen Bude und dünsten Angstschweiß aus. Sie haben alles verrie-gelt, alles zugemacht. Dann passiert etwas: Dieser bewegungslose Haufen bekommt Besuch: Jesus ist da. Mit einem Mal. Der Auferstandene ist plötzlich mitten unter ihnen. Und er sagt zu dieser Truppe, die da so ängstlich beieinandersitzt, einen ungeheuren Satz: „So wie mich mein Vater gesandt hat, so sende ich euch.“

    Das ist der Moment, in dem Jesus seine Jünger beauftragt und in alle Welt sen-det. – Kann das sein? Diese Leute, die da eingeschlossen sind? Deren Angst man riechen kann? Deren Mutlosigkeit und Visionslosig keit förmlich mit Händen zu greifen ist? Männer, die davonliefen, als Jesus gefangen genommen wurde? Die weit weg waren, als er ans Kreuz geschla-gen wurde? – Jesus sucht sie auf und sendet sie.

    Dieser Satz macht deutlich: Gott ist in Bewegung. Er sucht die letzten Winkel dieser Erde auf, um die Menschen zu tref-fen, die er gebrauchen will. Er wird nicht ruhen, bis wir einmal bei ihm sind. Jetzt nimmt er seine Jünger – und damit auch uns – in diese Bewegung mit hinein: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch!“ Überlegen Sie einmal, was

    das bedeutet: Welche Würde gibt Jesus unse rem Missions-Auftrag? Wir können das gar nicht ganz begreifen. Wir hören es, und wir lassen es stehen. Mission mit dieser Würde hat eine Motivation, eine Kraft, die sie antreibt: die tiefe Liebe Gottes. Wir sind nicht einfach nur be-auftragt, nicht einfach nur angestellt als Christen. Jesus nimmt uns hinein in seine eigene Bewegung: Liebe! Seine Liebe ist unsere Mission.

    Es kommt darauf an, dass wir das, was wir tun, als Gesandte tun. Ich finde, das ist gar nicht so einfach. Allzu schnell kehrt Gewohnheit ein. Auch in unseren frommen Betrieb. Auch in Missions-werken. Also muss ich mich immer wieder fragen: Lasse ich mich von Jesus be-wegen oder versuche ich selber, etwas voranzutreiben? Es ist nicht auszu-denken, was der lebendige Gott durch Menschen tun kann, die sich senden lassen. Jesus ist da, um durch seinen Geist diese Welt aus den Angeln zu heben, wenn sich Menschen von ihm senden lassen.

    Wer sich von Jesus senden lässt, erlebt Gegenwind – egal, ob in Indien, Tansania, Moldawien, Griechenland oder Deutsch-land. Und deshalb gilt: All unser Einsatz, all unsere Spenden und all das, was wir sonst einbringen, wäre umsonst, wenn nicht Jesus da wäre. Aber er ist da und er begleitet uns auf diesem Weg. Sein Geist wirkt durch uns und seine Ver heißung trägt uns.

    Also, lassen wir uns neu senden!

    HOF-FEST „LiAuKe

    DieunsicaminAnAgegellDieBeAuihndaunVa

    DaJüdeteinrieVis

  • WORTUNDTAT E. V.

    26 | wortundtat 3/2015

    Größere Baumaßnahmen – wie hier ein Anbau an einer unserer Schulen in Indien – schlagen sich im Etat eines Projekts immer besonders deutlich nieder.

  • 5,0

    4,5

    4,0

    3,5

    3,0

    2,5

    2,0

    1,5

    1,0

    0,5

    Indien Tansania Moldawien Griechen- land

    Deutsch- land

    ÖA/ Werbung

    Verwaltung

    Mill

    ione

    n

    - 4,03 %

    2014

    2013

    + 1,3 %+ 15,07 %

    + 16,18 %

    - 25,18 %

    - 16,67 %

    + 25,91 %

    Die Zahlen in Klammern geben den jeweiligen Anteil an den Gesamt ausgaben wieder.

    Geringere Ausgaben in einem Projekt bedeu-ten nicht, dass weniger Hilfe geleistet wurde. Beispielsweise kann der Bau eines Gebäudes in einem Jahr die Aus-gaben in einem Projekt deutlich erhöhen. Ist das Gebäude fertig, fallen in den Folgejahren nur noch die vergleichs-weise geringeren Be-triebskosten an, weshalb dann auch die Ausgaben wieder sinken.

    Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) aus Berlin beschei-nigt wortundtat

    einen verantwortungsvollen und zweckmäßigen Umgang mit Spendengeldern. Seitdem es das Spendensiegel gibt, hat wortundtat die DZI-Standards für seriöse Spendenorganisa-tionen ohne Unterbrechung erfüllt. wortundtat lässt seine Buchhaltung zudem regelmäßig von unabhängigen Wirtschafts-prüfern kontrollieren.

    Verwaltung 0,23 (2,79 %)

    ÖA / Werbung 0,14 (1,76 %)

    Deutschland 0,28 (3,4 %)

    Griechenland 0,46 (5,62 %)

    Moldawien 0,94 (11,63 %)

    Tansania 2,13 (26,32 %)

    Indien 3,93 (48,48 %)

    wortundtat hat seine Ausgaben in den Projekten im Jahr 2014 erneut erhöht. Insgesamt wurden rund 8,64 Millionen Euro investiert. 8,28 Millionen Euro (95,82 Prozent) flossen in die Projekte auf drei Kontinenten (540.000 mehr als 2013). Die übrigen rund 360.000 Euro entfielen auf Verwaltung, Werbung und Öffentlichkeitsarbeit (gut 7.200 Euro weniger als 2013). wortundtat steht dazu: Auch 2014 kam jede private Spende in voller Höhe bei den Bedürftigen an, da die Kosten für Verwaltung und Öffentlichkeitsarbeit mit einer Sonderspende der DEICHMANN-Stiftung gedeckt wurden.

    JahresberichtAusgabenentwicklung im Jahr 2014

    Wie in den Vorjahren hatte auch im Jahr 2014 das Projekt in Indien das größte Finanz-volumen. Verschiedene Baumaßnahmen und andere Sonderprojekte führten dort zu einer deutlichen Steigerung der Aus-gaben im Vergleich zum Vorjahr. Weil in Tansania und Moldawien vor allem der normale Betrieb ohne größere neue Maßnahmen lief, waren die Ausgaben dort

    geringer als 2013. Die Steigerungen im deutschen und griechischen Projekt sind unter anderem auf erweiterte Aufgaben und gestiegene Preise zurückzuführen.

    Im Internet finden Interessierte neben der Satzung des wortundtat e. V. auch Auszüge aus den Jahresabschlüssen der vergangenen Jahre: www.wortundtat.de Wer wir sind Transparenz

    Gesamtausgaben (in Millionen Euro)

    Ausgabenvergleich 2013 zu 2014

    WORTUNDTAT E. V.

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  • Postvertriebsstück K11438Entgelt bezahltDeutsche Post AG

    Unterstützt von der DEICHMANN-Stiftung

    wortundtatAllgemeine Missions-Gesellschaft e. V.Postfach 110 111, 45331 EssenDeichmannweg 9, 45359 Essen-BorbeckTelefon: 02 01- 67 83 83Fax: 02 01- 8 67 64 96 52

    [email protected]

    Hilfe für Menschen in Not.

    Daran misst uns die Welt

    In unserer täglichen Arbeit bei Gloria in Moldawien begegnen wir zahlreichen Men-schen mit Kummer und Sorgen, gebrochen und voller Schmerzen, schwach und einsam. Für uns als Christen gibt es nur eine Möglich-keit, darauf zu reagieren. Wir können gar nicht anders, als uns an das zu halten, was unser Retter, Jesus Christus, seine Jünger gelehrt hat:

    „Denn ich bin hungrig gewesen und ihr habt mir zu essen gegeben. Ich bin durstig gewesen und ihr habt mir zu trinken gegeben. Ich bin ein Fremder gewesen und ihr habt mich aufge-nommen. Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet. Ich bin krank gewesen und ihr habt mich besucht. Ich bin im Gefängnis gewe-sen und ihr seid zu mir gekommen.“(Evangelium des Matthäus, Kapitel 25, Verse 35+36)

    Daran misst uns die Welt. Denn die Leute kümmert es nicht, wie genau wir die Bibel kennen – sie interessiert vor allem, ob wir ihre Bedürfnisse sehen.

    Allerdings: Ohne Mitgefühl und echte Fürsorge können andere Menschen die Liebe Gottes nur schwer verstehen. Die meisten Menschen, die zu uns nach Gloria kommen, kennen Gott nicht. Sie leben unter bedauernswerten Umständen – aber sie sind auch einsam, verzweifelt und voll Kummer. In einem solchen Zustand ist es nicht ausreichend, Kleidung, Lebensmittel oder Schuhe bereitzustellen. In unserer täglichen Arbeit brauchen wir dringend Geduld, Mit-gefühl und echte Liebe zu unseren Patienten. Jeder unserer Mitarbeiter – sei er Hausmeister oder Arzt oder Koch – soll diesen Leuten in Not helfen und diese Hilfe in Liebe leisten.

    Es macht mich persönlich und das gesamte Team von Gloria sehr glücklich, wenn wir einen am Boden zerstörten oder niedergeschla-genen Menschen sehen, der plötzlich lächelt und sagt: „Gelobt sei Gott. Ich weiß, dass er mit mir ist.“ Solche Worte des Dankes an unse-ren Herrn Jesus Christus hören wir jeden Tag. Deshalb ist es so wichtig, das Wort Gottes unter unseren Patienten weiterzugeben. Es macht uns glücklich, das tun zu können.

    BIBLISCHER IMPULS

    Vitaly Paunov ist Leiter des wortundtat-Projekts Gloria in Ceadir Lunga, Moldawien.