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GEOWISSENSCHAFTEN PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

GEOWISSENSCHAFTEN WIRTSCHAFTS WISSENSCHAFTEN

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PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

WIRTSCHAFTS- WISSENSCHAFTENGEOWISSENSCHAFTEN

PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Inserate2

Soft-Rockers und Hard-RockersGeologie studieren in Bern Wir untersuchen alles: vom weichen Sediment bis zum steinharten Granit

Geologinnen / Geologen• erforschen die Entstehung und Entwicklung der Erde• untersuchen Struktur, Chemismus und Eigenschaften von Mineralien• klären Naturgefahren und Umweltprobleme• suchen Ressourcen wie Wasser, Metalle und Energie• rekonstruieren die Klimaentwicklung an fossilen Archiven

Info-Tage im Dezember

Schnuppertage für Mittelschülerinnen im März

www.geo.unibe.ch

Institut für GeologieBaltzerstrasse 1+33012 Bern

[email protected]

One earth – many worldsStudieren am grössten geographischen Institut der Schweiz

Bachelorstudium

• Geographie

• Erdsystemwissenschaften

Masterstudium

• Allgemeine Geographie • Fernerkundung • Geographische

Informationswissenschaft • Human- und

Wirtschaftsgeographie • Physische Geographie • Erdsystemwissenschaften

www.geo.uzh.ch

(konsekutiv und/oder spezialisiert)

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Editorial

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

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LIEBE LESERIN, LIEBER LESER

Die Reise durch das Universum der Geowissenschaften führt von den höchsten Berggipfeln bis in unerforschte Meerestiefen, von einsamen Wüstengebieten bis in dicht besiedelte Regionen, von kleinsten Mikroorganismen bis zu riesigen Kontinentalplatten. Wie kann man Erdbeben voraussagen? Wo befinden sich Bodenschätze und wie kann man nachhaltig mit ihnen umgehen? Wie wird sich unser Klima in Zukunft entwickeln? Kann man eine Aschewolke im Labor simulieren und so die Flugverkehrssicherheit voraussagen? Das sind einige Beispiele von Fragen, die sich Geologinnen und Geologen bzw. Geographinnen und Geographen stellen. Vielleicht überlegen Sie sich deshalb, Geowissenschaften – also Geographie oder Geologie – zu studieren.

Das Perspektivenheft, welches Sie vor sich haben, bietet Ihnen vielfältige Informationen zu den Geowissenschaften. Sie erhalten einen Einblick ins breite Fachgebiet und können sich in Texte vertiefen, die Sie interessieren. Sie erfahren, wie und wo man in der Schweiz Geowissenschaften studieren kann, welche Weiterbildungen in Frage kämen und welche Bereiche beruflich offenstehen. Beson-ders anschaulich sind die Porträts von Studierenden und Berufstäti-gen. Diese teilen mit Ihnen persönliche Eindrücke und Erfahrungen, die sie während des Studiums, bei der Jobsuche oder in ihrem Arbeitsalltag machen.

Wir wünschen Ihnen eine anregende Lektüre – und eine gute Studienwahl!

Nathalie Bucher und Regula Zahno

Dieses Heft enthält sowohl von der Fachredaktion selbst erstellte Texte als auch Fremdtexte aus Fachzeitschriften, Informationsmedien, dem Internet und weiteren Quellen. Wir danken allen Personen und Organisationen, die sich für Porträts und Interviews zur Verfügung gestellt oder die Verwendung bestehender Beiträge er-möglicht haben.

Nathalie Bucher, Studienberaterin Basel

Regula Zahno, Studienberaterin Basel

Verantwortliche Fachredaktorinnen dieser «Perspektiven»-Ausgabe

Auch im Süden Argentiniens reagieren die Gletscher mit grossem Schwund auf die Klimaerwärmung.

4 Überschrift

PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

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ALLE INFORMATIONEN IN ZWEI HEFTREIHEN

Die Heftreihe «Perspektiven: Studien-richtungen und Tätigkeitsfelder» infor-miert umfassend über alle Studiengänge, die an Schweizer Hochschulen (Univer- sitäten, ETH, Fachhochschulen und Päda-gogischen Hochschulen) studiert werden können. Die Reihe existiert seit 2012 und besteht aus insgesamt 48 Titeln, welche im Vier-Jahres-Rhythmus aktualisiert werden.Wenn Sie sich für ein Hochschulstudium interessieren, finden Sie also Informatio-nen zu jeder Studienrichtung in einem Perspektivenheft. > Editionsprogramm Seiten 70/71

In einer zweiten Heftreihe, «Chancen: Weiterbildung und Laufbahn», werden Angebote der höheren Berufsbildung vor-gestellt. Hier finden sich Informationen über Kurse, Lehrgänge, Berufsprüfungen, Höhere Fachprüfungen und Höhere Fach-schulen, die in der Regel nach einer beruf-lichen Grundbildung und anschliessender Berufspraxis in Angriff genommen wer-den können. Auch die Angebote der Fach-hochschulen werden kurz vorgestellt. Diese bereits seit vielen Jahren bestehen-de Heftreihe wird ebenfalls im Vier-Jahres-Rhythmus aktualisiert.

Alle diese Medien liegen in den Berufs- informationszentren BIZ der Kantone auf und können in der Regel ausgeliehen wer-den. Ebenfalls sind sie unter www.shop.sdbb.ch erhältlich.

Weitere Informationen zu den Heftreihen finden sich auf www.chancen.sdbb.ch und www.perspektiven.sdbb.ch.

Chemie, Kunststoff,PaPierChemie PharmaBiotechnologieKunststoffPapierOberflächentechnik

CHANCEN Weiterbildung und laufbahn

INHALT

6FACHGEBIET

7 Von den höchsten Gipfeln bis ins tiefste Meer

9 Projekte aus der Forschung10 Eine Flusslandschaft erwacht zu

neuem Leben12 Wie Schneeflocken entstehen13 Schätze aus der Tiefe15 Wenn das Eis schmilzt, drohen

mehr Bergstürze17 Morden im Ostkongo19 So sein wie alle anderen21 Künstlicher Klimawandel23 Beispiele aus der Lehre an

Schweizer Universitäten

24STUDIUM

25 Geowissenschaften studieren28 Studienmöglichkeiten in

Geowissenschaften 32 Besonderheiten an einzelnen

Studienorten33 Verwandte Studienrichtungen und

Alternativen zur Hochschule34 Wissenswertes rund ums

Studieren

38 Porträts von Studierenden:38 Patricia Hug, Erdwissenschaften40 Jacqueline Riedi, Geowissenschaften,

und Dominik Ziltener, Geographie/ Geschichte

42 Eva Ming, Geographie

25Studium: In den Geowissenschaften geht es um aktuelle Themen wie Umwelt- und Klima-veränderungen, Globalisierung und Urba ni-sierung, soziale Spannungen – kurz gesagt um das Zusammenspielen von Mensch und Umwelt.

15Wenn das Eis schmilzt, drohen mehr Bergstürze: Der Bergsturz von Bondo hängt vermutlich nicht unmittelbar mit dem Klima-wandel zusammen. Trotzdem rechnen For-scher damit, dass die Naturgefahren in den Bergen durch steigende Temperaturen zu-nehmen werden.

Inhalt

PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

5Überschrift

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

44WEITERBILDUNG

46BERUF

47 Berufsfelder und Arbeits markt

50 Berufsporträts:51 Catherine Berger, Fachexpertin

Naturgefahren, Geschäftsleitungs-mitglied, geo7 AG, Bern

54 Thomas Kleiber, Medienmeteo-ro loge, SRG, Zürich

56 Thomas Plattner, Leiter Abteilung «Spezialbereiche», Rapp Infra AG, Basel

59 Lukas Preiswerk, Doktorand, Versuchs-anstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie, Zürich

62 Esther Schlumpf, Projektleiterin, Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis AG (RWO AG), Naters

65 David Szczepinski, Projektleiter Geologie/Geotechnik und Gebäude-schadstoffe, Joppen & Pita AG, Basel

38Studierendenporträts: Patricia Hug studiert im fünften Semester Erdwissenschaften mit Schwerpunkt Geologie an der ETH Zürich. Sie befindet sich momentan in einem Aus-tausch semester in Reykjavik, wo ihr die Exkur-sionen und Feldkurse besonders zusagen.

54Berufsporträts: Thomas Kleiber ist seit über zehn Jahren als Meteorologe bei SRF Meteo tätig und macht Wettervorhersagen im Fern-sehen und Radio. Meteorologe zu sein, war sein Kindheitstraum. Da er aber nicht im Gym-nasium war, musste er für diesen Traum ein paar «Umwege» gehen.

68SERVICE

68 Adressen, Tipps und weitere Informationen

69 Links zum Fachgebiet70 Editionsprogramm71 Impressum, Bestellinformationen

ERGÄNZENDE INFOS AUF WWW.BERUFSBERATUNG.CH

Dieses Heft wurde in enger Zusammen-arbeit mit der Online-Redaktion des SDBB erstellt; auf dem Berufsberatungsportal www.berufsberatung.ch sind zahlreiche ergänzende und stets aktuell gehaltene Informationen abrufbar.

Zu allen Studienfächern finden Sie im Internet speziell aufbereitete Kurzfassun-gen, die Sie mit Links zu weiteren Infor- mationen über die Hochschulen, zu all-gemeinen Informationen zur Studienwahl und zu Zusatzinformationen über Studien-fächer und Studienkombinationen führen. www.berufsberatung.ch/erdwissenwww.berufsberatung.ch/geografie

WeiterbildungDie grösste Schweizer Aus- und Wei ter bil-dungs daten bank enthält über 30 000 re dak-tionell betreute Wei ter bil dungs an ge bote.

LaufbahnfragenWelches ist die geeignete Weiterbildung für mich? Wie bereite ich mich darauf vor? Kann ich sie finanzieren? Wie suche ich effizient eine Stelle? Tipps zu Bewerbung und Vorstellungsgespräch, Arbeiten im Ausland, Um- und Quereinstieg u. v. m.

Adressen und AnlaufstellenLinks zu Berufs-, Studien- und Laufbahn-beratungsstellen, Stipendienstellen, zu Instituten, Ausbildungsstätten, Weiterbil-dungsinstitutionen, Schulen und Hoch-schulen.

5Inhalt

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

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FACHGEBIET7 VON DEN HÖCHSTEN GIPFELN BIS INS TIEFSTE MEER9 TEXTE UND THEMEN ZUM FACHGEBIET

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet 7

innen, Physiker/innen, Chemiker/innen usw.) zusammen. Die Grenzen des Fachgebietes sind zudem nicht fest. So gibt es beispielsweise Überschneidungen mit der Physik (Geo-physik) oder der Paläontologie (Wissenschaft vom Leben in der Vorzeit).

Teilgebiete der GeologieDie Geologie gliedert sich in drei grössere Teilgebiete: Die historische Geologie untersucht die Entstehung und Ent-wicklung der Erde. Dazu beschäftigt sich die Paläontologie mit der fossilen Tier- und Pflanzenwelt und die Strati-graphie bestimmt in Verbindung mit der Geochronologie das Alter von Gesteinen. In der Paläogeographie geht es um die geographischen Verhältnisse der Erdgeschichte und die regionale Geologie liefert Erkenntnisse zu spezifischen Räumen.Die allgemeine Geologie erforscht den Stoffbestand und Auf-bau der Erdkruste sowie die geologischen Vorgänge der Erde. Die geologischen Vorgänge können exogener oder en-dogener Dynamik zugeordnet werden. Bei der exogenen Dynamik wirken Kräfte wie zum Beispiel die Sonnenein-strahlung oder Schwerkraft von aussen auf die Erde ein. Sie beeinflussen nicht nur die Verwitterung, Erosion oder Sedi-mentation, sondern auch Meeresströme oder Gezeiten. In der endogenen Dynamik wirken die Kräfte hingegen aus dem Erdinneren wie dem Magmakern, Spannungen oder Wärmeentwicklung durch radioaktive Zerfallsprozesse. So befasst sich die Tektonik/Strukturgeologie beispielsweise mit dem Aufbau der Erdkruste.In der angewandten Geologie geht es um die Suche und Er-schliessung von Rohstoffen (Hydrogeologie, Erdölgeologie), die Möglichkeit von Lagerung von Abfall (Lagerstätten-geologie), die Beurteilung von Untergrund für grössere Bau-werke (Ingenieurgeologie), die Erhaltung von Lebensräumen (Geoökologie) oder die Darstellung der obersten Erdkruste mit Hilfe von Luft- und Satellitenaufnahmen, Radargeräten und anderen technischen Möglichkeiten (geologische Fern-erkundung).Aktuelle Fragen der Geologie können zum Beispiel sein: Welches Gestein eignet sich für die Lagerung von radioak-tiven Abfällen? Wie wirkt sich menschliches Handeln (z.B. Kiesabbau, Flussbegradigung oder Bau von Wasserkraft-

VON DEN HÖCHSTEN GIPFELN BIS INS TIEFSTE MEER

Wie funktioniert das «System Erde»? Lassen sich Erdbeben und andere Natur-gefahren vorhersagen? Warum verändert sich das Klima? Bei den Geowissen-schaften handelt es sich um ein Studiengebiet mit besonders grosser Bandbreite und viel Praxisbezug.

Hinter den Geowissenschaften verbergen sich die Studien-richtungen Geologie (Erdwissenschaften) und Geographie. Gemeinsam sind beiden Studienrichtungen die Auseinan-dersetzung mit unserer physischen Umgebung. Sie beschäf-tigen sich mit dem System Erde, mit dessen Strukturen, Funktionen und Entwicklung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Es wird wissenschaftlich analysiert, wie der Mensch aber auch die Zeit die Umwelt beeinflussen. Die Bandbreite der Themen reicht von tektonischen Vorgängen in der Erdkruste oder den Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels über die Erkundung von Deponiestandorten und Stoffhaushalt in der Landschaft bis zur nachhaltigen Stadt- und Regionalplanung, einschliesslich der Folgen von Klima- und Landnutzungswandel.

GEOLOGIEBei der Geologie stehen unsere Erde, ihre Geschichte, ihr heutiger Zustand und ihre Entwicklung im Mittelpunkt. Erforscht wird die äussere, aus festen Gesteinen bestehende Schale des Erdkörpers. Die Erde wird als offenes System aus Materie und Energie betrachtet, das seit über drei Mil-liarden Jahren besteht. Prozesse in und auf der Erde formen und verändern sie ständig. Man kann sich die Erde als eine Art Archiv vorstellen, das von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern durchforstet wird. Sie versuchen die Pro-zesse zu verstehen, um zukünftige Entwicklungen vorher-sagen zu können. Dies ist zum Beispiel bei der Vorhersage von Vulkanausbrüchen, Erdbeben oder Überschwemmun-gen wichtig. Aber auch die Gefahrenbeurteilung beim Tun-nelbau, Fragen der Abfallentsorgung oder die Erforschung des Ölvorkommens sind Anwendungsgebiete der geologi-schen Forschung.Die Untersuchungsmethoden reichen von der globalen Be-obachtung durch Satelliten bis zur Materialuntersuchung auf atomarer Ebene. Im Gelände wird die genaue Position von Felsschichten kartiert und später modelliert. Mit mik-rochemischen Analysemethoden werden z.B. Alter und Bil-dungsbedingungen von Gesteinen bestimmt. Eine wichtige Rolle für das Verständnis von grossräumigen Prozessen spielen auch Laborexperimente und Computersimulationen.Geologinnen und Geologen arbeiten meist mit anderen Na-turwissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern (Biologen/-

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Fachgebiet8

werken) auf die Produktion der Sedi-mente in einer alpinen Landschaft aus?

GEOGRAPHIEDer eigentliche Kern der Geographie ist die Betrachtung der Zusammen-hänge zwischen Umwelt und Gesell-schaft und deren gegenseitige Beein-flussung. Die Geographie befasst sich mit der Erdoberfläche, mit Landschaf-ten und den Menschen in ihren geistigen und materiellen Umwelten und verbindet natur- und gesellschafts-wissenschaftliche Sichtweisen und Methoden.Das anhaltende Bevölkerungswachs-tum, weitreichende globale Umwelt-veränderungen, Verknappung der na-türlichen Ressourcen usw. sind Probleme, die unsere Umwelt und das Zusammenleben der Menschen stark beeinflussen. Ein Beispiel ist der inter-nationale Tourismus, der verdeutlicht, wie nah einzelne Orte global bereits «zusammengerückt» sind. Denn mo-derne Transportmittel und erdum-spannende Informations- und Kommu-nikationsmedien lassen den Raum schrumpfen, was wiederum Konflikte und politische Herausforderungen er-zeugt. Geographinnen und Geogra-phen haben hier eine Schlüsselrolle: Sie vermitteln Wissen über Problem-zusammenhänge und wecken Ver-ständnis und Engagement für die Zu-kunftssicherung.

Teilgebiete der GeographieDie Geographie unterscheidet zwei grosse Teilgebiete: Die Physische Geo­graphie und die Humangeographie. Diese haben sich heute zu relativ ei-genständigen Zweigen mit unter-schiedlichen Fragestellungen und Me-thoden herausgebildet, arbeiten aber bei der Lösung zahlreicher Fragestel-lungen eng zusammen.Die Physische Geographie (auch Phy-siogeographie) untersucht Struktur und Dynamik der physischen Umwelt als zusammenhängenden Lebensraum und der in ihr ablaufenden Prozesse. Es geht um die verschiedenen Geo-sphären, die sich gegenseitig beein-flussen: die Gesteinsschicht der Erde (Lithosphäre), den Boden (Pedosphä-

re), die Wasserschicht mit Seen, Flüs-sen und Meeren (Hydrosphäre), die Tier- und Pflanzenwelt (Biosphäre) und die Lufthülle der Erde (Atmosphä-re). Teilgebiete der Physischen Geogra-phie sind beispielsweise die Geomor-phologie, bei der es um die Formen und formbildenden Prozesse der Erdober-fläche geht, oder die Landschaftsöko-logie, die sich mit Komponenten und Elementen von Landschaften und de-ren Wechselbeziehung beschäftigt. Ebenfalls zur Physiogeographie gehört beispielsweise die Vegetationsgeogra-phie, bei der es um die Pflanzendecke der Erde im Zusammenhang mit geo-graphischen Räumen geht.Forschungsfragen könnten sein: Wie wirken sich Klimaeinflüsse auf den Wasserkreislauf bzw. die Wasserres-sourcen aus? Welchen Einfluss hat Sa-harastaub auf die Atmosphäre?Die Humangeographie (auch Anthro-pogeographie und Kulturgeographie) befasst sich mit Struktur und Dyna-mik von Kulturen, Gesellschaften und Ökonomien, mit dem menschlichen Handeln in Beziehung zum Lebens-raum. Wie verändert der Mensch den Raum oder umgekehrt der Raum menschliche Tätigkeiten? Wichtige Teilbereiche der Humangeographie sind beispielsweise die Wirtschafts-geographie, die städtische und regio-nale Ökonomien untersucht, oder die Sozialgeographie, welche die Bezie-hung zwischen Gesellschaft und Raum zum Inhalt hat.Wie entwickeln sich Orte und wie sieht es bezüglich Wettbewerbsfähigkeit und Nachhaltigkeit aus? Welchen Bei-trag können Kommunen für eine be-zahlbare Wohnraumversorgung leis-ten? Dies sind Fragen, mit denen sich die Humangeographie u.a. beschäf-tigt.

Ebenfalls zu den Geowissenschaften können die Meteorologie und deren Anwendung die Klimatologie sowie die Disziplinen Hydrologie, Ozeanogra-phie und Glaziologie gezählt werden: Die Meteorologie befasst sich mit den physikalischen und chemischen Vor-gängen in der Atmosphäre und deren Auswirkungen. Ihr bekanntestes An-wendungsgebiet ist die Klimatologie

(Erforschung der Gesetzmässigkeiten des Klimas) und die Wettervorhersage (Prognose eines Zustandes der Atmo-sphäre zu einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Ort). Wie wird das Klima in einer Stadt beeinflusst (Ge-bäudehöhe, Grünflächen, Verkehrs-achsen, bebaute Flächen, menschliche Aktivitäten usw.)? Welcher Zusam-menhang besteht zwischen der Son-nenaktivität und dem indischen Mon-sun? In der Hydrologie geht es um Wasser über, auf und unter der Erdoberfläche, dessen Eigenschaften, Verteilung und Kreislauf. Die Ozeanographie unter-sucht physikalische und chemische Prozesse in Ozeanen und Meeren, die Glaziologie Eis und Schnee mitsamt ihren Ausformungen als Gletscher, Permafrost und Schelfeis. Woher kommt das Wasser in der Schweiz? Welchen Einfluss hat der Mensch z.B. durch den Bau von Talsperren oder touristischer Infrastruktur auf glazio-logische Naturgefahren? Das könnten Forschungsfragen in diesen Bereichen sein.

VERWANDTE GEBIETE Zu den Gebieten, die mit den Geowis-senschaften verwandt sind oder sich mit ihnen überschneiden, gehören zum Beispiel die Agrarwissenschaft, Geo-matik, Raumplanung, Umweltwissen-schaften oder Umweltingenieurwis-senschaften. Informationen zu diesen Gebieten sind in den jeweiligen Perspektivenheften «Agrarwissenschaft, Lebensmittelwis-senschaft, Forstwissenschaft», «Bau und Planung», «Umweltwissenschaf-ten» zu finden.

Quellen– Einführung in die Geowissenschaften von

Götze, Hans-Jürgen; Mertmann, Dorothee; Riller, Ulrich; Arndt, Jörg; Ulmer, 2015

– www.wissen-digital.de/Geologie– www.spektrum.de/lexikon/geowissenschaf-

ten/geologie/5641– www.geologieportal.ch– http://dgfg.geography-in-germany.de/– www.geographie-studieren.de– Websites der Universitäten und

Fachhochschulen

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet

PERSPEKTIVEN | Altertumswissenschaften

TEXTE UND THEMEN ZUM FACHGEBIET

Die folgenden Beiträge geben exemplarisch Einblick in die Themenvielfalt der Geowissen-schaften.

Projekte aus der ForschungWas hat es mit dem Wirkungsgefüge Vegetation-Oberfläche an der Eiger-nordwand oder der zufälligen Bom-bardierung der Erde auf sich? (S. 9)

Eine Flusslandschaft erwacht zu neuem LebenWie entsteht eine dynamische Ufer - landschaft? Der Programmleiter des Auenschutzparks erklärt. (S. 10)

Wie Schneeflocken entstehenBasler Forschende der Umweltgeo-wissenschaften gehen diesem Phänomen auf den Grund. (S. 12)

Schätze aus der TiefeEin ETH-Geologe unter sucht, wie man abbauwürdige Erzla gerstätten in gros- sen Tiefen entdecken kann. (S. 13)

Wenn das Eis schmilzt, drohen mehr BergstürzeWelche Ursachen haben Bergstürze? Differenzierte Antworten gesucht. (S. 15)

Morden im OstkongoEin Politgeograph untersucht das Phänomen der Binnenflüchtlinge im Ostkongo. (S. 17)

So sein wie alle anderenWelche Themen scheinen unbegleite-te minderjährige Asylsuchende am stärksten zu beschäftigen. (S. 19)

Künstlicher KlimawandelEin Geograph untersucht, mit welchen klimabedingten Veränderungen bei den Schweizer Böden zu rechnen ist. (S. 21)

Beispiele aus der LehreBreites universitäres Angebot (S. 23)

PROJEKTE AUS DER FORSCHUNG

Berichte von drei Projekten zei-gen exemplarisch auf, in welche Richtung die geowissenschaftli-che Forschung aktuell arbeitet.

Wirkungsgefüge Vegetation- Oberfläche an der EigernordwandIm Gebirge bestimmen das Vorhanden-sein von Boden und das Störungs-regime (natürlich und durch den Men-schen) über die Ausbreitung von Wald. Regional spielt die Veränderung von Klima daher nur eine untergeordnete Rolle für die Veränderung der Wald-grenze, wie ein Vergleich der Waldbe-deckung in der Region Grindelwald für das vergangene Jahrhundert zeigt.(Siehe https://physiogeo.duw.unibas.ch > Forschung)

Raumentwicklung und -planungRaumplanungspraktiken sind in der Schweiz im schnellen Wandel. Die Not-wendigkeit, die Dichte zu erhöhen, Qualitätsstandards zu verbessern, al-ternde Infrastruktur und Immobilien zu erneuern, bewirkt einen tiefgreifen-den Einfluss auf Planungsprozesse, da

bezüglich dieser Interessen Lösungen gefunden werden müssen für bereits bebautes Land. Die Forschungsgruppe fokussiert auf die Analyse von Akteu-ren und deren Strategien, um diese gegenwärtigen weitreichenden Verän-derungen zu verstehen.(Siehe www.geography.unibe.ch > Forschung > Raumentwicklung und -planung)

Erde wird zufällig bombardiertAsteroiden schlagen nicht in regelmäs-sigen Zeitabständen gehäuft auf der Erde ein wie bisher vermutet. Zu die-sem Schluss kommen Erdwissen-schaftler/innen der ETH Zürich und der schwedischen Universität Lund. Sie analysierten Einschlagkrater, die in den letzten 500 Millionen Jahren ent-standen sind und konzentrierten sich dabei auf präzis datierte Ereignisse.(Siehe www.ethz.ch > News & Veranstaltungen > ETH News > Archiv > 6.3.2017)

Asteroiden-Einschlagskrater der letzten 500 Mio. Jahre werden analysiert, um die Einschlagshäufig-keit zu erforschen.

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Fachgebiet

EINE FLUSSLANDSCHAFT ERWACHT ZU NEUEM LEBEN

Flussauen sind besonders wertvol-le Lebensräume. Doch in der Schweiz wurden die meisten von ihnen trockengelegt. Bei Koblenz im Kanton Aargau wurde der Chly Rhy, ein zugeschütteter Seitenarm des Rheins, wieder freigelegt, der nun bei Hochwasser über die Ufer treten darf. So ist eine dynami-sche Uferlandschaft entstanden.

Wer als zugereister Besucher die Aue Chly Rhy in Rietheim erkundet, kann den Aargau nur beneiden. Hier konnte in einem Revitalisierungsprojekt für einmal mit der grossen Kelle angerich-tet werden. Kein kleines und feines Vor-haben, sondern eine grosszügige und weitläufig ökologische Aufwertung. Aber schliesslich ist der Kanton Aargau ja auch der einzige, der den Schutz der Auen in seiner Verfassung festgeschrie-ben hat. 1993 nahmen die Aargauerin-nen und Aargauer eine Initiative an, die den Kanton verpflichtet, auf einem Pro-zent seiner Fläche einen Auenschutz-park zu schaffen. Seither wurden im ganzen Aargau Uferlandschaften ge-schützt und ökologisch aufgewertet. Die-se sind von wechselndem Wasserstand geprägt, so die Definition einer Aue.Doch auch im auenbewussten Aargau ist die Revitalisierung des Chly Rhy etwas Besonderes. Sie bildet das Herz-stück des Auenschutzparks: Hier wur-de unter anderem ein rund 1,5 Kilome-ter langer, trockengelegter Seitenarm des Rheins wieder zum Leben erweckt und ein ganzes Mosaik unterschied-lichster Lebensräume geschaffen.

DAS WASSER GESTALTET DIE UMGEBUNGWas das heisst, lässt sich zum Beispiel vom Dach eines ehemaligen Bunkers aus erleben, der zu einer Aussichts-plattform umfunktioniert wurde. Von hier aus sieht man einen besonders

attraktiven Teil des wieder mit dem Hauptfluss verbundenen Seitenarms. Zu unseren Füssen vereint er sich mit dem Dorfbach von Rietheim. Der Blick des Besuchers schweift dem Chly Rhy entlang zu den neu entstandenen Sand-ufern auf der gegenüber liegenden Sei-te und schliesslich zu dessen Mündung in den Rhein. Eindrücklich zeigt sich vom Beobachtungsposten aus, wie das Wasser durch die Revitalisierung sei-ne gestaltende Kraft zurückerlangt hat. Es überflutet, formt Kiesflächen und gräbt Rinnen. Es türmt Schwemm-holz auf, lässt Ufer einsacken und schwemmt Sand, Kies und Steine an. Mit einem Wort: Am Chly Rhy ist ein Stück dynamische und wilde Natur mit Nistplätzen und Habitaten für zahlreiche Arten entstanden, die im und am Wasser leben.Es ist allerdings nur eine Frage der Zeit, bis der Mensch wieder in diese Dynamik eingreifen muss, wie uns Bruno Schelbert, der Programmleiter des Auenschutzparks, erklärt: «Ein natürliches Auengebiet braucht keine Pflege, aber wir haben es hier eben

nicht mit einem natürlichen System zu tun. Revitalisiert wurde ja nur eine begrenzte Strecke des Flusses.» Des-halb werden am Chly Rhy in einigen Jahren wohl wieder die Bagger auffah-ren müssen, um abgelagerten Sand zu entfernen. Sonst drohen unerwünsch-te Überflutungen und Verlandung.

DURCHDACHTE BESUCHERFÜHRUNG IST UNAUFFÄLLIGNur einen Steinwurf von unserem Be-obachtungsposten entfernt, liegt ein Besucherparkplatz. Und den braucht es hier. Seit die Revitalisierungsarbei-ten 2015 abgeschlossen wurden, ist die Aue Chly Rhy zu einer Attraktion für Ausflügler und Naturfreunde gewor-den. Aber schon bald, so glaubt Bruno Schelbert, wird sich der Reiz des Neu-en wieder gelegt und die Zahl der Be-sucher eingependelt haben. Um die Auswirkungen auf Fauna und Flora möglichst klein zu halten, war die Len-kung des Publikums von Anfang an Teil des Revitalisierungsprojekts. Mög-lichst unauffällig sollte sie sein, denn der Leiter des Auenschutzparks propa-giert: «Die beste Besucherlenkung ist eine, die man gar nicht merkt.»Was er darunter versteht, zeigt uns Bruno Schelbert an der Mündung des freigelegten Seitenarms. Man kann sich kaum einen schöneren Picknick- und Badeplatz vorstellen: Zum Rhein hin gibt es einen breiten Kieselstrand, und auch eine Feuerstelle mit Sitzge-

Die Aue «Chly Rhy» in Rietheim.

10

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet 11

legenheiten fehlt nicht. Begrenzt wird der idyllische Ort wie selbstverständ-lich vom einmündenden Chly Rhy. Was sich so naturgewachsen präsentiert, ist akkurat geplant und durch schwere Maschinen geschaffen. Die Idee hinter dem Eingriff: Die Freizeitzone ganz an den Rand der Revitalisierung legen und durch einen breiten Wasserlauf ein Hindernis schaffen, das die Men-schen davon abhält, ins Innere des aufgewerteten Gebiets vorzudringen. «Das nenne ich eine optimale Erho-lungslenkung», sagt Schelbert. Auch der Verlauf der Wanderwege im Chly Rhy ist ein gelungener Kompromiss zwischen den Ansprüchen von Mensch und Natur: Einerseits wurde ein beste-hender Weg entlang des Rheins aufge-hoben – was in der Gegend zuerst für einigen Unmut sorgte, den Tieren aber eine wertvolle Ruhezone beschert. An-dererseits bietet die neu geschaffene Route inklusive Aussichts- und Beob-achtungstürmen den Wanderern heute ein einmaliges Naturerlebnis.

TOD UND WIEDERAUFERSTEHUNG EINES VOGELPARADIESESDie Geschichte der wiederbelebten Rheinaue Rietheim ist lang und ziem-lich verworren – und sie bezeugt die Entwicklung der Nutzungsansprüche im Schweizer Mittelland. Um 1920

wurde der Chly Rhy als Hochwasser-schutzmassnahme vom Rhein abge-trennt. In den 1960er-Jahren wurde das Mündungsgebiet für ein – nie rea-lisiertes – Wasserkraftwerk grossflä-chig aufgeschüttet und mit Zuchtpap-peln aufgeforstet. Später gab es Pläne für einen Golfplatz. Dann aber konn-ten Pro Natura und der Kanton Aar-gau eine 40 Hektaren grosse Landflä-che kaufen, und die von langer Hand geplante Revitalisierung des Chly Rhy wurde langsam konkret. 2014 schliess-lich konnten die aufwändigen Umge-bungsarbeiten endlich an die Hand genommen werden.Was sich so schnell erzählt, ist in Tat und Wahrheit das Resultat jahrelan-ger Überzeugungsarbeit, aber auch von Auseinandersetzungen vor Ge-richt. Vor allem die betroffenen Bauern wehrten sich zuerst mit Händen und Füssen dagegen, für die Wiederaufer-stehung der Rheinaue Land herzuge-ben. Ausgerechnet einer dieser ehema-ligen Gegner sei heute einer der grössten Sympathisanten der Aue, erzählt Bruno Schelbert. Der Land-wirt bietet Kutschenfahrten an und hat seinen Hof so ausgebaut, dass er Gruppen bewirten kann. Werbung für seinen neuen Geschäftszweig betreibt er mit Bildern der verwunschenen Auen landschaft und auf Wunsch bie-

Übersichtsplan der Auen-Renaturierung «Chly Rhy» in Rietheim.

tet er auch selbst Führungen am Chly Rhy durch.Selbstverständlich profitiert von der Revitalisierung nicht nur dieser Bau-er, sondern vor allem die Natur. Ab-wechselnd feuchte und trockene Be-dingungen machen Flussauen zur Heimat ausgesprochen vieler Pflanzen und Tiere – so sind 45 Prozent aller Schweizer Pflanzenarten in Auen ge-funden worden. «Hören Sie diesen Vo-gelruf?», fragt denn auch unvermittelt Parkleiter Bruno Schelbert. Er hat einen Grünschenkel ausgemacht. «Diese Wattvögel hatten hier früher nie eine Chance, heute machen sie in der Rheinaue Station auf ihrem Weg in den Süden.» Zurückgekehrt ist auch eine einheimische Vorzeigeart, der Eisvogel. Der gefährdete Vogel sucht sich seine Bruthöhlen in steilen Wän-den aus Lehm oder festem Sand – in der sich ständig wandelnden Fluss-landschaft des Chly Rhy fühlt er sich sichtlich wohl.

QuelleBundesamt für Umwelt BAFU, Umwelt-Info: Gewässer aufwerten – für Mensch und Natur, Bern, 2017

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Fachgebiet12

WIE SCHNEEFLOCKEN ENTSTEHEN

Kalte Temperaturen allein genü-gen nicht. Damit sich Schneeflo-cken bilden, braucht es häufig auch biologische Partikel als Eis-keime. Nach solchen Teilchen su-chen Basler Forschende der Um-weltgeowissenschaften auf dem Jungfraujoch wie im nördlichsten Norwegen.

Die meisten Fahrgäste, die mit der Bahn hinauf zum Jungfraujoch im Berner Oberland fahren, wünschen sich am Ziel blauen Himmel und Son-nenschein. Nicht so die Umweltfor-scherin Claudia Mignani: Sie hofft auf dichte Wolken, Schnee und Tempera-turen im Minusbereich. Denn genau diese Wetterbedingungen braucht die Doktorandin für ihr Forschungspro-jekt, bei dem sie herausfinden will, wie eigentlich der Schnee entsteht.Diese Frage ist nur scheinbar einfach zu beantworten, denn aus reinem Was-ser können sich Eiskristalle erst ab -36° C bilden. Dass Wolkentröpfchen trotzdem auch bei wärmeren Tempera-turen gefrieren können, liegt an win-zigen Teilchen in der Luft wie Staub, Russ, Pilzsporen und Bakterien. Diese Partikel dienen als sogenannte Eiskei-me, an die sich beispielsweise Wasser aus den Wolken anlagern kann und dabei gefriert. «Die so entstandenen winzigen Eiskristalle wachsen auf dem Weg zum Boden weiter heran und fallen schliesslich als Schneeflocken zur Erde», erklärt Mignani.

FORSCHUNG MITTEN IN DEN WOLKENZiel der Wissenschaftlerin ist es, die Häufigkeit und Beschaffenheit von Eiskeimen genauer zu untersuchen. Die hochalpine Forschungsstation auf dem Jungfraujoch ist dafür ein idea-ler Ort: «Hier sind wir mitten in den Wolken und können die Eiskristalle genau dort sammeln, wo sie gebildet

werden.» Die Möglichkeit dazu bietet sich oft, denn die Forschungsstation befindet sich fast die Hälfte der Zeit in den Wolken.

WINZIGE PARTIKEL FINDENTrotz dieser guten Voraussetzungen ist es nicht einfach, Eiskeime zu finden und zu analysieren: Sie sind nicht nur mikroskopisch klein, sondern treten auch relativ selten auf. «Nicht jede Schneeflocke enthält einen Eiskeim», sagt Emiliano Stopelli, der dazu eben-falls eine Doktorarbeit an der Univer-sität Basel verfasst hat. Durch eine sogenannte Eismultiplikation können auch Schneeflocken entstehen, die kei-nen Eiskeim enthalten. «Dies ge-schieht zum Beispiel, wenn beim Zu-sammenstoss von zwei Eisstückchen kleine Splitter abbrechen, aus denen dann neue Eiskristalle wachsen», so Stopelli. Nach seinen Feldmessungen schwankt die Konzentration der Eis-keime am Jungfraujoch je nach Wet-terbedingungen und Jahreszeit zwi-schen weniger als einem bis zu mehreren hundert Eiskeimen in einem Kubikmeter Luft.Deshalb haben die Basler Umweltwis-senschaftler eine neue Methode entwi-ckelt, mit der sie eine grosse Anzahl an Schneeproben schnell auf Eiskeime testen können: Dafür fängt Mignani die frisch gebildeten Schneeflocken in speziell geformten Behältern auf und versiegelt sie in Plastikbeuteln. Später kühlt sie die inzwischen geschmolze-nen Proben in einem Wasserbad wie-der langsam auf Minusgrade ab und erfasst, bei welcher Temperatur sie gefrieren. «So können wir die Proben identifizieren, die Eiskeime enthalten, welche in dem von uns analysierten Temperaturbereich aktiv sind», so Mignani. Anhand der Ergebnisse die-ser Analyse und unter Einbezug wei-terer Faktoren kann sie dann die Kon-

zentration der Eiskeime in der Luft berechnen.

BAKTERIEN ALS EISKEIMEBei ihren Untersuchungen konzentrie-ren sich die Forschenden auf Tempera-turen zwischen 0 und -15° C. In diesem Bereich sind Teilchen biologischer Her-kunft wie Pollen, Sporen, Bakterien und Bodenpartikel als Eiskeime aktiv. «Wir glauben, dass biologische Partikel bei diesen wärmeren Temperaturen am besten einen Niederschlag auslösen können. Nach unseren Ergebnissen am Jungfraujoch kann dies sehr häufig ent lang von Wetterfronten geschehen», meint Stopelli.Es ist aber noch wenig darüber be-kannt, welche dieser biologischen Eis-keime in der Atmosphäre dominieren. Deshalb versucht Mignani, die in der Luft umherschwirrenden Teilchen ge-nauer zu identifizieren. Dazu saugt sie die Luft wie mit einem Staubsauger durch einen Partikelsammler, in dem die Teilchen auf einer dünnen Sili-zium-Scheibe hängen bleiben. Diese Scheiben werden anschliessend unter Bedingungen, die eine Eisbildung er-möglichen, langsam abgekühlt: «Dort, wo sich Eiskeime auf der Scheibe be-finden, bilden sich kleine Eiskristalle. Diese Stellen schauen wir uns dann stark vergrössert mit einem Raster-elektronenmikroskop an, um die ein-zelnen Eiskeime zu identifizieren.»

Crystal-Blue-Schneeflocke in der Nacht.

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Falls es sich bei den Eiskeimen um le-bende Bakterien handelt, ist es manch-mal auch möglich, diese im Labor zu vermehren und mit einer DNA-Analy-se die genaue Art zu bestimmen: So ist es Stopelli gelungen, aus mehreren Schneeproben Kulturen des Bakte-riums Pseudomonas syringae heran-zuziehen. Von dieser pflanzenschäd-lichen Bakterienart ist vor allem die Landwirtschaft betroffen, denn sie be-fällt Nutzpflanzen wie Sojabohnen, Rüben und Weizen. Mikrobiologen spe-kulieren darüber, dass die Bakterien mit den Wolken weite Strecken zurück-legen, dann als Eiskeim in Schneeflo-cken zur Erde fallen und sich so weiter-verbreiten könnten. Diese Annahme hält Stopelli für möglich: «Es ist span-nend zu sehen, dass die Bakterien meh-rere Tage oder Wochen in grossen Hö-hen bei kalten Temperaturen und hoher UV-Strahlung überleben können.»

GLOBALE ZUSAMMENHÄNGEAufgrund der bisherigen Erkenntnisse glauben die Umweltwissenschaftler, dass die biologischen Partikel bei der Bildung von Niederschlägen eine nicht unwesentliche Rolle spielen: «Unsere Grundlagenforschung trägt dazu bei, die Bildung von Eis in Wolken besser zu verstehen. Dies ist sehr wichtig, da Eis die Eigenschaften von Wolken ver-ändert, was wiederum das Wetter und das Klima beeinflusst», sagt Mignani. Bis jetzt fliesst die Verteilung und Häufigkeit der biologischen Eiskeime nur sehr bedingt in die Berechnung von Klimamodellen ein, denn die Her-kunft der biologischen Eiskeime ist kaum bekannt. Deshalb reist Mignani für ihr Forschungsprojekt auch mehr-mals in die arktische Region: Im Ob-servatorium Haldde am nördlichsten Zipfel Norwegens packt sie dann eben-falls ihre Geräte aus, um Luft- und Schneeproben zu sammeln. Wenn sie jeweils dort ist, wünscht sie sich per-sönlich manchmal auch einen klaren Himmel. Denn dann bekommt sie mit etwas Glück ein Nordlicht zu sehen.

QuelleYvonne Vahlensieck, UNINOVA: Das Wissen-schaftsmagazin der Universität Basel, 130/2017

Manganknollen bestehen bis zu 27 Prozent aus dem Metall Mangan und sind in Tiefen zwischen 4000 und 6000 Metern auf dem Meeresboden zu finden.

SCHÄTZE AUS DER TIEFE

Abbauwürdige Erzlagerstätten fin-den sich in immer grösserer Tiefe. Wie man sie dort unten entdeckt, untersucht der ETH-Geologe Christoph Heinrich.

Eines möchte Christoph Heinrich, ETH-Professor am Institut für Geo-chemie und Petrologie, gleich zu Be-ginn klar festhalten: «Von einer Ver-knappung kann keine Rede sein, zumindest nicht bei den metallischen Rohstoffen.» Zwar stimme es, dass Rohstoffe wie Kupfer, Gold oder Zink nicht mehr so einfach zu gewinnen sind wie früher; aber im physikali-schen Sinn zur Neige gehen diese Me-talle noch lange nicht.Für Heinrich ist nicht die Verknap-pung das zentrale Thema, sondern die Umweltwirkung bei der Rohstoffge-winnung. «Natürlich ist es sinnvoll, Metalle sparsam zu verwenden und wo möglich zu rezyklieren. Aber nicht weil uns die Metalle ausgehen, sondern weil deren technische Gewinnung ohne vor-gängige natürliche Anreicherung mit allzu hohen Umweltbelastungen und Energiekosten verbunden wäre.»

Heinrich sieht demnach das Auffinden geologischer Anreicherungen als limi-tierenden Faktor und betont die Be-deutung einer sozialverträglichen Er-schliessung natürlicher Bodenschätze sowie die umweltgerechte Verarbei-tung von Erzen als unsere wichtigsten Herausforderungen. Entsprechend är-gert er sich auch über das Schlagwort Rohstoff-Fluch. «Dieser Begriff ist un-nötig negativ», erklärt er. «Rohstoffe sind notwendig und für viele Länder ein wertvolles Gut», meint er. «Das Problem sind nicht die Rohstoffe, son-dern die Menschen. Aber wir brauchen seltene Elemente und spezialisierte Materialien, um das wohl grösste Um-weltproblem der Menschheit zu lösen: die nachhaltige Umsetzung von Ener-gie ohne katastrophale Veränderung des Erdklimas.»

METALLE AUS VIER KILOMETER TIEFEHeinrich hat gute Gründe für seine pointierte Position. Denn als Forscher beschäftigt er sich schon seit Jahren mit der Geologie metallischer Rohstof-fe. Ihn treibt eine Frage an: Wie kommt es dazu, dass Elemente, die im

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Durchschnitt nur in Spuren in der Erdkruste verteilt sind, an bestimm-ten Stellen angereichert werden? Und wie hilft dieses Wissen, neue Rohstoff-vorkommen zu finden? Die Frage ge-winnt zunehmend an Brisanz. Denn diejenigen Vorkommen, bei denen man Metalle in abbauwürdigen Mengen di-rekt an der Erdoberfläche findet, sind zu 90 Prozent bekannt – und bereits weitgehend abgebaut. Doch in einer Tiefe von einigen Kilometern gibt es noch viele Stellen, wo abbauwürdige Mengen an Metallen zu erwarten sind. Doch diese sind schwieriger zu finden als diejenigen an der Erdoberfläche.Heinrich erwartet einen Trend hin zum Abbau in unterirdischen Minen, was auch aus ökologischen Gründen gebo-ten sei. Der grossräumige Abbau von Erzen in Tagebauminen benötigt viel Land und ist mit einem hohen Energie-verbrauch verbunden. Um an eine tiefer gelegene Lagerstätte zu kommen, muss man rund um die Kernzone viel un-brauchbares Gestein wegräumen, da man nicht einfach ein senkrechtes Loch in die Erde graben kann. Unter Um-ständen sei es deshalb energetisch effi-zienter, die Kernzone im Untergrund direkt abzubauen. Technisch ist das heute machbar: Die tiefsten Minen rei-chen inzwischen bis vier Kilometer un-ter die Erdoberfläche.

BESSERES VERSTÄNDNIS DER ENTSTEHUNG VON LAGERSTÄTTENWill man künftig vermehrt Erzlager-stätten in grosser Tiefe finden, braucht es ein besseres Verständnis, wie solche Zonen überhaupt entstehen. Dazu liefert Heinrichs Forschung die Grund-lagen. Einerseits geht es um die geolo-gische Charakterisierung von beste-henden Lagerstätten, die Aufschluss über die Geometrie der Metallvertei-lung liefert, und um die genaue Datie-rung geologischer Ereignisse, die ein präzises Bild liefert, wann grossräu-mige erzbildende Prozesse wie Mag-matismus aktiv waren. Aber auch die physikalischen und chemischen Pro-zesse, die zur Anreicherung der Metal-le führen, sind von Interesse.Im Vordergrund stehen für ihn jene Lagerstätten, die im Umfeld von Vul-kanen entstehen, wie man sie bei-

spielsweise in den Anden findet. Diese Vulkane bilden sich bei Subduktions-zonen, wo eine ozeanische Platte unter eine kontinentale Platte geschoben wird. Oberhalb der Subduktionszone entstehen in der Erdkruste Magmen-körper, die beim Aufsteigen heisse, stark salzhaltige Fluidlösungen abson-dern. Diese Fluide transportieren die Metalle aus dem Magma in die umge-benden Gesteine. Doch die Mobilisie-rung alleine reicht nicht: Damit eine Lagerstätte entstehen kann, braucht es einen zweiten, chemischen Prozess, der die Metalle in Form von Erzmine-ralien auf eng begrenztem Raum wie-der ausfällt.Heinrich hat in den letzten Jahren mit seiner Gruppe in den Gesteinen rund um Erzlagerstätten kleine Flüssig-keitseinschlüsse in den Mineralien untersucht. Diese Einschlüsse zeigen den Forschern auf, unter welchen Be-dingungen sich die Mineralien bilde-ten und welche chemischen Eigen-schaften zur Ausfällung beitrugen. In einem nächsten Schritt hat der Exper-te die physikalischen Transportme-chanismen genauer angeschaut. Dabei zeigt sich, dass es zwei gegenläufige Kräfte sind, die für die konzentrierte Ablagerung der Metalle entscheidend sind: das heisse Fluid aus dem Mag-makörper und das kalte Grundwasser, das von der Oberfläche her ins Gestein eindringt. Das Wechselspiel der beiden Faktoren begrenzt im Untergrund eine relativ enge Zone, in der sich die Metalle ablagern.

Um diese Prozesse besser zu verste-hen, hat Heinrichs Gruppe ein nume-risches Modell entwickelt. Es verbin-det die grossräumige Zirkulation des Oberflächenwassers und der Fluide aus dem Magma mit den kleinräumi-gen chemischen Reaktionen. «Im Mo-ment handelt es sich noch um ein ge-nerisches Modell, mit dem wir die Verhältnisse in allgemeiner Form ab-bilden», hält der Forscher fest. «Nun wollen wir das Modell besser an die realen Verhältnisse angleichen, sodass wir künftig konkrete Situationen mo-dellieren können.»Doch bereits das grobe Modell bestä-tigt, dass sich die entscheidende Zone für die Erzbildung in einer Tiefe von zwei bis fünf Kilometern befindet. Man kann also mit guten Gründen da-von ausgehen, dass sich in dieser Tiefe zahlreiche bisher noch unentdeckte Vorkommen gebildet haben. «Für uns Geologen stellt sich die Frage: Wie können wir feststellen, wo sich im Un-tergrund eine abbauwürdige Lager-stätte befindet, obwohl man vom längst vergangenen Fluidprozess an der Erd-oberfläche kaum etwas erkennen kann», sagt Heinrich.

MODELLFALL OSTEUROPADas numerische Modell will Heinrich im Rahmen eines Horizon-2020-For-schungsprojekts weiterentwickeln, zu-sammen mit Forschern aus Genf, Frankreich, England und Deutsch-land. Ziel des Vorhabens ist es, die Entstehung von Lagerstätten in Ost-

Heisse Quellen am Meeresboden deuten auf Metallvorkommen hin, die ausgebeutet werden können.

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WENN DAS EIS SCHMILZT, DROHEN MEHR BERGSTÜRZE

Der Bergsturz von Bondo hängt vermutlich nicht unmittelbar mit dem Klimawandel zusammen. Trotzdem rechnen Forscher da-mit, dass die Naturgefahren in den Bergen durch steigende Tempera-turen zunehmen werden.

Die Alpen sind nicht unverrückbar. Auch wenn es den Anschein haben mag, als wären sie für die Ewigkeit gemacht, verändern sie sich ständig. Meist geschieht das langsam. Manch-mal geht es aber auch Schlag auf Schlag – wie im August 2017, als vom Piz Cengalo vier Millionen Kubikme-ter Fels abbrachen, sich mit Wasser vermischten und als Murgang durchs Val Bondasca donnerten.

BERGSTÜRZE HABEN MEHRERE URSACHENSeither wird darüber gerätselt, wie es dazu kommen konnte. Für die einen ist klar: Es ist der Klimawandel, der den Permafrost auftaut und die Berge brö-ckeln lässt. Fragt man allerdings Geo-logen, fällt die Antwort differenzierter aus. Grosse Bergstürze könne man meist nicht auf eine einzige Ursache reduzieren, sagt etwa der Geowissen-schafter Martin Hoelzle von der Uni-versität Freiburg. Meist habe man es mit verschiedenen sich überlagernden Prozessen zu tun, die sich auf ganz un-terschiedlichen Zeitskalen abspielten. Das Potenzial für einige dieser Prozes-se werde durch den Klimawandel ver-stärkt, so Hoelzle. Man könne aber nicht sagen, dass der Klimawandel alleine verantwortlich sei.Dem pflichtet auch Wilfried Haeberli bei. Die Stabilität von steilen, vereis-ten Felswänden hänge von drei Fakto-ren ab, sagt der emeritierte Glaziologe vom Geographischen Institut der Uni-versität Zürich: der Geologie, der To-pografie und den Eisverhältnissen.

QuelleFelix Würsten, Globe Magazin der ETH Zürich, 3/2015

Von diesen drei Faktoren veränderten sich die Eisbedingungen zwar am schnellsten. Ohne die starke Zerklüf-tung des Gesteins hätte der tauende Permafrost am Piz Cengalo aber wohl keine Folgen gehabt.Wie sich der Klimawandel auf den Per-mafrost auswirkt, ist in den letzten Jahren eingehend untersucht worden. Dabei habe man festgestellt, dass die Temperaturverteilung nicht nur mit der Höhe variiere, sondern auch von der dreidimensionalen Topografie der Berge geprägt werde, sagt Hoelzle.

FELSSTURZ AM HÖRNLIGRATWas passieren kann, wenn der Perma-frost oberflächlich auftaut, liess sich im Hitzesommer 2003 beobachten. Da-mals kam es zu mehreren kleinen Felsstürzen. Unter anderem brachen am Hörnligrat unterhalb des Matter-horn-Gipfels 1000 Kubikmeter Gestein weg, weil der Halt durch den Perma-frost fehlte.Viel ausschlaggebender sei jedoch eine andere Funktion des Permafrostes, sagt Haeberli. Der Permafrost mache die Fel-sen undurchlässig für Wasser. Taue das Eis auf, könne Wasser tief in zerklüfte-tes Gestein vordringen und dort Span-nungen erzeugen. Das mache den Fels instabil. Das sei jedoch ein relativ lang-samer Prozess. Die Instabilität verlage-re sich über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende von unten nach oben.Sehr viel schneller wirkt sich der Kli-mawandel auf die alpinen Gletscher aus. Pro Jahr gehen in den Alpen zwei Kubikkilometer Eis verloren. Diese Entwicklung dürfte sich in den kom-menden Jahrzehnten noch verstärken. Forscher gehen davon aus, dass die Gletscher in den Alpen bis zum Ende des Jahrhunderts weitgehend ver-schwunden sein werden. Nur in den höchsten Lagen dürften noch Reste übrig bleiben.

europa – von Rumänien bis in die Türkei – besser zu verstehen. «Ein Computer-modell kann die klassische geologische Exploration nicht ersetzen», erläutert der ETH-Forscher. «Aber es gibt neue Einsichten zur Entstehung, und das hilft, tief verborgene Vorkommen effi-zienter zu lokalisieren.» Dass die For-scher just Osteuropa für dieses Vorha-ben ausgewählt haben, hat seinen guten Grund: Während der letzten grossen Phase der Gebirgsbildung, als auch die Alpen aufgefaltet wurden, lag diese Region am nördlichen Rand des Meeres Tethys. Im Zuge der Gebirgs-bildung entstand eine Subduktions-zone mit Magmatismus ähnlich den Anden. Damit waren die Vorausset-zungen für die Bildung von Erzlager-stätten gegeben, in denen wichtige Metalle wie Kupfer, Blei, Zink, Gold und Silber, aber auch andere seltene Metalle angereichert wurden.Mit dem Modell der ETH-Forscher lässt sich auch die Bildung von Erzvorkom-men auf dem Meeresgrund untersuchen. So wurden kürzlich vor der neuseelän-dischen Küste interessante Metallabla-gerungen entdeckt. Diese sind zwar auch auf die vulkanische Umgebung zurückzuführen. Doch ihre heutige Po-sition verdanken sie einem anderen Vor-gang. Aufgrund seiner Berechnungen geht Heinrich davon aus, dass die me-tallreichen Fluide aus dem Magma zu schwer sind, um bis zum Meeresboden aufzusteigen, und sich deshalb zunächst im Untergrund ansammeln.Eine wichtige Rolle spielt sodann das salzhaltige Meerwasser, das die metall-reichen Lösungen während des Abklin-gens des untermeerischen Magmatis-mus an den Meeresboden spült und an heissen Quellen besonders kupfer- und goldreiche «schwarze Raucher» bildet. «Dank unserem Modell verstehen wir nun viel genauer, welche Faktoren das Geschehen prägen und leisten damit einen Beitrag zur Exploration von bis-lang ungenutzten Ressourcen für die Zukunft», resümiert Heinrich.

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Durch den Gletscherschwund wird sich das Gesicht der Alpen nachhaltig verändern. Wo früher Eis war, kommt nun der Untergrund zum Vorschein. Zum Teil handelt es sich dabei um Schuttablagerungen, die vom Glet-scher bewegt und aufgehäuft wurden. Befinden sich diese Ablagerungen an steilen Bergflanken, ist die Gefahr gross, dass sie ins Rutschen geraten.

EINE NEUE NATURGEFAHRAls Folge des Gletscherschwundes werden sich am Fuss von steilen Fels-wänden zudem zahlreiche Seen bilden. Haeberli nennt sie «gefährliche Schön-heiten». Was den Wanderer erfreuen mag, birgt nämlich erhebliche Gefah-ren. Brechen von der Felswand grössere Partien ab und stürzen in den See, kön-nen riesige Flutwellen ausgelöst wer-den. Dies sei eine nicht zu unterschät-zende Gefahr, die es bisher in den Alpen so nicht gegeben habe, so Haeberli.Mit einer völlig neuen Situation sehen sich die Forscher auch am Aletschglet-

scher konfrontiert. Der Gletscher habe bald den tiefsten Stand im gesamten Holozän erreicht, sagt Simon Löw von der ETH Zürich. Das habe lokal – ins-besondere im Bereich der Gletscher-zunge – zu massiven Reaktionen an den Talflanken geführt. Seit dem letz-ten September bewege sich die Moos-fluh-Rutschung rasant. Im unteren Teil der linken Talflanke würden heute Ver-schiebungen von bis zu 30 Zentimetern pro Tag gemessen. Im oberen Teil, also dort, wo sich die Endstation der Moos-fluh-Bergbahn befindet, sei es immer noch etwa ein Zentimeter pro Tag.

EIN DROHENDER BERGSTURZInsgesamt seien etwa 75 Millionen Ku-bikmeter Fels in Bewegung, so Löw. Im Vergleich zum Bergsturz von Bondo sei das ein etwa 20-mal so grosses Vo-lumen. Noch werde der Fuss des Han-ges durch das Eis im Bereich der Glet-scherzunge stabilisiert. Falle dieser Gegendruck jedoch weg, könnte sich ein grösserer Bergsturz ereignen. Der-

QuelleChristian Speicher, NZZ, 29.08.2017

zeit getraue sich jedoch niemand, Vor-hersagen zu machen, ob und wann das passiere.Hoelzle rechnet damit, dass die Natur-gefahren in den Alpen in den nächsten Jahrzehnten tendenziell zunehmen werden. Das Klima verändere sich schnell. Deswegen würden sich gewis-se geomorphologische Prozesse be-schleunigen. Auch Haeberli glaubt, dass der Rückgang des Eises nicht ohne Folgen bleiben wird. «Das Hoch-gebirge mit Eis ist definitiv stabiler als ohne.»

Blick auf den Piz Cengalo im Bergell, wo am 23. August 2017 ein grosser Bergsturz niederging, acht Wanderer verschüttete und im Tal grossen Schaden anrichtete.

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MORDEN IM OSTKONGO

Weltweit sind 40 Millionen Men-schen auf der Flucht in ihrem eige-nen Land, vertrieben von Gewalt-regimes. Politgeograph Stephan Hochleithner untersucht das Phä-nomen der Binnenflüchtlinge im Ostkongo.

So richtig Angst musste er nur zweimal haben: einmal, als Milizen die Stadt, in der er sich gerade aufhielt, mit Splitter-granaten beschossen, und einmal, als ihn die kongolesische Staatspolizei fest-nahm, weil er angeblich für regierungs-feindliche Gruppen Söldner anwarb. Dabei war Stephan Hochleithner bloss seiner Forschungsarbeit im Feld nach-gegangen und hatte mit Kleinbauern gesprochen, die sich gegen Land-Ent-eignungen wehrten.Zugang zu kultivierbarem Land – die-ses Thema hat Stephan Hochleithner letztlich in den Ostkongo geführt. Für seine Masterarbeit forschte er über die Vertreibung der San, sogenannten Buschleuten, aus dem zwischen Bots-wana und Südafrika gelegenen Kga-lagadi Transfrontier National Park. In seiner Doktorarbeit vertieft er ein ähn-liches Thema am Beispiel von Klein-bauern, die der Staat dem Naturschutz zuliebe aus dem Virunga National Park im Nordosten der Demokrati-schen Repubik Kongo vertrieben hat.Im Ostkongo begegnete Hochleithner dann Menschen, die sich aus anderen politischen Gründen auf der Flucht be-fanden. Im benachbarten Ruanda wa-ren 1994 blutige Kämpfe zwischen Hutus und Tutsis ausgebrochen und später über die Grenze geschwappt. 2012, als Hochleithner in den Ostkon-go kam, terrorisierte gerade die Rebel-lengruppe M23 das Land; bald waren es die Milizen der Allied Democratic Forces, die in der Bevölkerung Massa-ker anrichteten. Heute kennt man rund 70 bewaffnete regierungsfeindli-

che Gruppierungen, die hier mordend und brandschatzend von Dorf zu Dorf ziehen.

EUROPA IST WEIT WEGAllein im Ostkongo sind zurzeit rund eine Million Menschen auf der Flucht, um ihre nackte Haut vor den selbster-nannten Rebellen zu retten. Die aller-wenigsten haben Mittel und Möglich-keiten, um über die Grenze, ge schweige denn nach Europa zu gelangen. Sie bleiben deshalb Binnenvertriebene im eigenen Land – Internally Displaced Persons oder IDPs, wie sie im Fachjar-gon heissen. Weltweit, so schätzt man, gibt es doppelt so viele IDPs wie grenz-überschreitende, also sogenannt nor-male Flüchtlinge. «Im Gegensatz zu normalen Flüchtlingen sind IDPs in-ternational nicht relevant», sagt Ste-phan Hochleithner. «Das ist der Grund, weshalb wir kaum etwas von ihnen wissen.»Viermal reiste Hochleithner innert drei Jahren in den Ostkongo, insge-samt etwa sechs Monate brachte er dort mit Feldforschung zu. Schon bald kaufte er sich ein geländegängiges Mo-

torrad – das einzige Verkehrsmittel, das in diesem Land ohne Strassen ein einigermassen rasches Fortkommen erlaubt. Hochleithner besuchte Vor-stadtsiedlungen und abgelegene Dör-fer, hielt sich aber nie lange an einem Ort auf. «Die Sicherheitslage war im-mer und überall heikel. Ich blieb des-halb stets in Bewegung.»

ALS ERSTER WEISSER IM DORFHochleithner führte insgesamt rund 50 Einzel- und zehn Gruppengesprä-che mit Binnenvertriebenen. Ein kon-golesischer Berufskollege begleitete ihn und half ihm als Übersetzer – was selbst für den einheimischen Ethno-grafen keine leichte Aufgabe war: In ländlichen Gegenden werden anstelle von Suaheli oft noch alte Lokalspra-chen verwendet. Nicht überall gelang es Stephan Hochleithner zudem, die Interviews aufzuzeichnen; oft fürchte-ten sich die Menschen vor Mikrofon und Computer. Also hielt Hochleithner alles handschriftlich fest. Auch seine Beobachtungen und Gedanken schrieb er in ein Heft. «Ich hatte am Ende Ton-nen von Notizen. Das Feldtagebuch ist in der Ethnografie auch heute noch zentral.»Etwas abenteuerlich war Hochleith-ners Unterfangen mitunter schon. «Als ich in einem Dorf ankam, liefen die Kinder zusammen und stoben gleich wieder angstvoll auseinander. Manche von ihnen hatten wohl noch nie einen Weissen gesehen.» Seine weisse Haut

Anflug auf die Stadt Goma in Nordkivu Ostkongo.

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QuelleMichael Ganz, UZH Magazin: Die Wissen-schaftszeitschrift der Universität Zürich, 3/2016

erschwerte die Arbeit des Politgeogra-phen, denn viele Kongolesen hielten ihn für einen Hilfswerkmitarbeiter. «Bei den Befragungen bekam ich des-halb oft strategische Antworten, die auf Hilfeleistungen abzielten und nicht unbedingt der Realität entspra-chen.» Hochleithner musste sich jedes Mal von Neuem erklären. «Gelang dies, waren die Menschen dann bald sehr offen.»Die Erkenntnisse, die Hochleitner aus seiner qualitativen Studie – den Einzel- und Gruppengesprächen – gewann, überprüfte er mit einer quantitativen Umfrage. Er verteilte rund 2 000 Fra-gebogen an Binnenvertriebene, um so seine Hypothesen zu festigen. Auf die-se Weise liess sich beispielsweise sein Verdacht erhärten, dass es die Mone-tarisierung, also der Wandel von Sach- zu Geldwerten ist, die den Kleinbau-ern im Ostkongo und damit auch der Million ostkongolesischer Binnen-flüchtlinge den Zugang zu nutzbarem Land erschwert.

VERDAMMT ZUM TAGELÖHNERDASEINFrüher funktionierten Landwirtschaft und Handel im Ostkongo nach dem so-genannten Muhako-Prinzip, einer Art Feudalsystem, gemäss dem das Land der Allgemeinheit gehörte und man Landrechte mit Tributen wie etwa Zie-gen oder Ernteanteilen abgalt. «Der Zu-gang zu Land war heiratsrelevant, er bestimmte die Familienstruktur», sagt Hochleithner. «Der Austausch von Land gegen Tribute bildete den eigentlichen Kitt der ostkongolesischen Gesellschaft. Er definierte die sozialen Beziehungen und sicherte die Reproduktion.» Dann brachten die Kolonisatoren den Kapita-lismus nach Afrika. Sie enteigneten die Kleinbauern, um Plantagen und Minen anzulegen; Proteste gegen die Land-nahme schlugen sie mit Waffengewalt nieder. Land wurde zum Privatbesitz und war zu grossen Teilen nur noch ge-gen Geld zu haben.Das ist so geblieben und bringt die Bin-nenvertriebenen heute in grosse Not. Gelingt ihnen die Flucht vor den ge-walttätigen Milizen, versuchen sie ihr Glück am Rand der Städte oder in Dör-fern; Flüchtlingslager existieren im Ostkongo kaum. Oft kommen Binnen-

vertriebene am neuen Ort in der Ge-meinschaft unter, der Zugang zu Land indes bleibt ihnen zumeist verwehrt. So verdingen sie sich als Tagelöhner, tra-gen Wasser vom Fluss zum Dorfplatz, rösten Erdnüsse oder backen Brot, um es auf der Strasse zu verkaufen.Ein Grossteil der ostkongolesischen Binnenvertriebenen landen schliess-lich in den Städten. Allein: Jobs gibt es für sie keine. Viele lassen sich also aus lauter Verzweiflung von den Milizionä-ren anwerben, vor denen sie ursprüng-lich geflohen sind. Denn diese bieten «Arbeit», ein Dach über dem Kopf und gesicherte Verpflegung an. So erhalten die bewaffneten Guerillagruppen im Land stets wieder Verstärkung, und das Rad des Terrors dreht sich weiter.Den internationalen Organisationen gelingt es zwar, die Not der Binnenver-triebenen etwas zu mildern. Neben Wasser und Nahrung bieten Hilfswer-ke etwa medizinische und psychologi-sche Betreuung an, dies insbesondere für die unzähligen Opfer von Massen-vergewaltigungen sowohl durch Mili-zen als auch durch Angehörige der nationalen Armee. Viel mehr lasse sich nicht erreichen, meint Stephan Hoch-leithner, die Dynamik der Gewalt sei von aussen kaum direkt beeinflussbar.

IM WÜRGEGRIFF DER GEWALTDie Vereinten Nationen, die im Ost-kongo ihre erste militärische Offensiv-einheit stationiert haben, versuchen, die Gewalt einzudämmen und die Re-gion zu stabilisieren – auch das ist nach Hochleithners Ansicht nicht viel mehr als Symptombekämpfung. «Sym-ptombekämpfung ist zweifellos not-wendig», sagt er, «man darf bloss nicht glauben, danach sei alles gut.» Auch nach seinen jahrelangen Studien hält Hochleithner kein Rezept für die Lö-sung der Binnenfluchtproblematik be-reit. «Für Lösungsansätze dieser Art gibt es versiertere Leute als mich. Ich stelle meine Forschungsergebnisse gerne der Politik zur Verfügung, aber ich selber bin kein Politiker.» Seine Stärke sei die Analyse, sein Terrain die Wissenschaft.Hochleithners Ziel ist es, die Dynamik von Konflikten, wie sie im Ostkongo herrschen, besser zu verstehen. Zur-

zeit schreibt er an seiner Dissertation. Sein nächster Schritt wird eine Post-doc-Arbeit sein mit einer etwas globa-leren Sicht auf jenes fatale Dreieck von Gewalt, Landnahme und Binnen-flucht. «Ich will einen analytischen Rahmen entwickeln, mit dessen Hilfe sich gesellschaftliche Konflikte um Land international betrachten lassen.»Was sind Stephan Hochleithners wich-tigste Erkenntnisse aus seiner bishe-rigen Forschungsarbeit? «Der Koloni-alismus», so sagt Hochleithner ohne Umschweife, «hat den Grundstein für die heutige Entwicklung gelegt». Die strukturelle Gewalt, die den Ostkongo heute im Würgegriff habe, basiere letztlich auf der physischen Gewalt, mit der sich die Kolonialisten das Land einst angeeignet hätten. Auch die Kon-flikte um den Landbesitz stammen aus jener Zeit: «Wird Land eingefriedet, verändert sich die Sozial- und Wirt-schaftsstruktur, und das Konfliktpo-tenzial wächst schlagartig», sagt Hochleithner.Als Beispiel verweist er auf die Milita-risierung des Naturschutzes, wie sie in vielen afrikanischen Nationalpärken geschieht: Parkwächter gingen heute mit Bluthunden, Panzerfäusten und Kampfhubschraubern gegen ihre eige-nen Landsleute vor, wenn diese ihr Recht auf Land zu beanspruchen such-ten. Stephan Hochleithner: «Die Ge-walt im Kongo, ob staatlich oder regie-rungsfeindlich, ist das Resultat der Ungleichheiten, die der Kapitalismus produziert. Mit meiner Forschung ver-suche ich, dazu beizutragen, dass sich diese Ungleichheiten verringern.»

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SO SEIN WIE ALLE ANDEREN

Elternlose Flüchtlingskinder seh-nen sich vor allem nach Normalität. Dies hat Humangeographin Barba-ra Bitzi festgestellt, die drei Jahre lang Jugendliche in einem kanto-nalen Zentrum beobachtet hat.

Als Barbara Bitzi 2011 beschloss, eine Doktorarbeit im Bereich Migration zu schreiben, wusste die Schweizer Öf-fentlichkeit noch kaum von der Exis-tenz minderjähriger Flüchtlinge, die ohne Angehörige ihre kriegsversehrte Heimat Richtung Europa verlassen. Auch Barbara Bitzi erfuhr nur zufällig davon: An einem vom UNHCR und der Schweizer Flüchtlingshilfe organisier-ten Asylsymposium kamen zwischen zwei Referaten Jugendliche auf die Bühne, stellten sich als unbegleitete minderjährige Asylsuchende vor und schilderten ihre Situation. «Es war ein beeindruckender Auftritt», erinnert sich Bitzi, «mir war nicht bewusst, dass es so etwas gibt».Damit war das Thema für ihre Disser-tation gesetzt, und Bitzi begann zu recherchieren. Sie fand zwar Studien, die sich mit dem Phänomen befassten, «doch die Autoren hatten fast immer Sozialarbeitende oder Verantwortliche im Asylwesen befragt, nicht die Ju-gendlichen selbst.» Diese Lücke wollte Barbara Bitzi schliessen. Sie suchte sich eines der damals noch wenigen kantonalen Zentren für jugendliche Flüchtlinge aus, um dort – wie sie es nennt – «Feldforschung» zu betreiben.

KOCHEN, WANDERN, FUSSBALL SPIELENIm Sommer 2011 verbrachte sie zwei Wochen in der Institution – Bitzi gab ihr das Pseudonym «Waldblick» – und lernte die jugendlichen Asylsuchen-den, ihre Betreuerinnen und Betreuer sowie den Betrieb und seine Regeln kennen. Danach kehrte sie jeden Mitt-

wochnachmittag ins Heim zurück, um mit den rund 50 Jugendlichen aus Af-ghanistan, Eritrea, Somalia oder Sy-rien die Freizeit zu verbringen. «Wir spielten Fussball, versuchten uns auf der Slackline, machten Ausflüge, koch-ten und backten oder hörten einfach mal zusammen Musik.»Nebenbei führte Barbara Bitzi mit den Jugendlichen informelle Gespräche und protokollierte diese abends aus dem Gedächtnis in ihr Feldtagebuch. «Sie erzählten mir auf diese Weise mehr, als wenn ich mit Stift und Notiz-block vor ihnen sass», erklärt Bitzi. Zwölf Jugendliche, deren Vertrauen sie gewonnen hatte und die gut Deutsch sprachen, konnte Barbara Bitzi zu for-mellen Interviews bewegen. Doch das Ergebnis war dürftig: In der künstli-chen Gesprächssituation wurden die

Jugendlichen eher einsilbig. Das all-tägliche Plaudern erwies sich als er-giebiger.Durch ihr Vorgehen geriet Bitzi in eine Doppelrolle. Sie war freiwillige Helfe-rin auf der einen, Forscherin auf der anderen Seite. «Mir war bewusst, dass ich das Vertrauen der Jugendlichen nicht für meine Zwecke missbrauchen durfte», sagt sie. Das Einhalten for-schungsethischer Grundsätze war ihr wichtig. Allen Betroffenen erklärte sie vorab, warum sie jede Woche auftauch-te: weil sie nämlich «ein Buch über den ‹Waldblick› schreiben» wolle – so ver-standen die Jugendlichen ihr For-schungsprojekt am besten.Zudem besprach sie sich regelmässig mit den zuständigen Sozialpädagogen und achtete im Gespräch mit den Ju-gendlichen auf kleinste Signale von Verunsicherung oder Unwohlsein. «Ich stellte einzig Fragen zum Heute und Morgen», erklärt Bitzi. «Über Heimat, Flucht und Trauma sprachen wir nur dann, wenn die Jugendlichen das The-ma selber anschnitten.» Spürte sie Wi-derstand, lenkte sie das Gespräch in andere Bahnen. «Bisweilen musste ich mein Forschungsinteresse zurückste-

Ein Asylsuchender im Deutschunterricht in einer Asylunterkunft in der Zentralschweiz.

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cken. Diese Verantwortung hat man einfach.»Bitzis Vorgehensweise orientierte sich an der «Grounded Theory», einer sozio-logischen Forschungsmethode aus den 1960er-Jahren, die zumeist mit «da-tengestützte Theoriebildung» über-setzt wird. Die Idee ist es, ein Projekt nicht mit einer vorgefertigten Hypo-these anzugehen, sondern die for-schungsrelevanten Themen erst in der Fülle der gesammelten Daten zu er-kennen. «Natürlich hatte ich mir vorab Gedanken zu Schwerpunkten ge-macht», sagt Barbara Bitzi, «aber viele davon kamen im ‹Waldblick› dann gar nicht zur Sprache».Nach einigen Monaten kristallisierten sich vielmehr vier Themen heraus, die die unbegleiteten minderjährigen Asylsuchenden am stärksten zu be-schäftigen schienen: die abwesende Familie, das fehlende Zuhause, die Frage nach der Zugehörigkeit und die Herausforderungen im Hinblick auf Bildung und Beruf. Wobei diese vier Themenfelder, wie Bitzi mittlerweile weiss, zumeist eng miteinander ver-knüpft sind. So etwa Familie und Iden-tität: In Afghanistan beispielsweise kommt den Eltern – oder ganz allge-mein den Älteren – eine wesentlich grösse Rolle bei der Kulturvermittlung zu als in der Schweiz. Wie also sollen Karim und Feysal ihre Kultur allein weiterleben? Müssen sie ihre Identität wechseln, wenn sie in der Schweiz blei-ben wollen? Solche Fragen treiben die Jugendlichen im «Waldblick» Tag für Tag um.

WENIG KONTAKT MIT EINHEIMISCHENWas Barbara Bitzi bald einmal auffiel: Das grösste Anliegen aller unbegleite-ten minderjährigen Asylsuchenden ist es, zur Normalität zurückzufinden. «Fragte ich sie, wie sie sich die Zu-kunft vorstellten, antworteten sie fast immer: ‹Also … einfach normal!›» Ein Zentrum wie der «Waldblick» mit sei-nen 50 eng betreuten, vom Schweizer Alltag isolierten Asylsuchenden stelle für junge Menschen jedoch kaum die Normalität dar, meint Bitzi. «Das Haus liegt am Dorfrand, die Jugend-lichen gehen intern zur Schule, ver-bringen hier auch ihre Freizeit und

kommen kaum mit Einheimischen in Berührung.»Viele dieser Jugendlichen, so Bitzi, schafften denn auch den Übertritt in die öffentliche Dorfschule nicht – und dies erschwere letztlich den Einstieg in den Arbeitsmarkt. Für die Humangeo-graphin ist deshalb klar: Spezialisier-te Zentren für unbegleitete Minderjäh-rige sind sinnvoll, weil sie vorerst Schutz und Betreuung bieten. Doch sollten die Jugendlichen so rasch als möglich öffentliche Schulen besuchen, um Kontakt mit gleichaltrigen Schwei-zerinnen und Schweizern zu knüpfen. «Ihre Familien können wir nicht erset-zen», meint Bitzi, «wir können aber ihre Bildungssituation optimieren».

SPRACHTALENTE UND BEGNADETE HANDWERKERNach der Auswertung ihrer knapp dreijährigen Aufzeichnungen ist Bar-bara Bitzi heute überzeugt: Bei der Integration unbegleiteter minderjäh-riger Asylsuchender gilt es, mehr auf deren Kompetenzen als auf die in der Schweiz geltenden Bildungsnormen zu achten. «Es gibt Jugendliche, die spre-chen zwar nicht gut Deutsch, aber da-für sieben andere Sprachen. Und es gibt solche, die nie eine Schule besucht haben, aber bereits ausgezeichnete Handwerker sind und zweifellos bril-lante und hochmotivierte Lehrlinge wären.»In den sechs Jahren seit Beginn von Barbara Bitzis Forschungsprojekt ist die Zahl unbegleiteter minderjähriger Asylsuchender in der Schweiz explo-diert. Allein zwischen 2013 und 2015 stieg sie um das Achtfache. Das Phä-nomen der elternlosen Flüchtlingskin-der ist heute in aller Munde. Bund, Kantone und Gemeinden arbeiten Konzepte aus, um den Bedürfnissen der Minderjährigen gerecht zu wer-den. In ihr Ursprungsland zurückge-schafft werden sie in der Regel nicht; bislang sind hierzulande nur gerade zwei Fälle von Rückweisungen be-kannt.Umso mehr müsste die Schweiz be-müht sein, solche Flüchtlinge bestmög-lich zu integrieren. Noch gelingt dies nicht allen Kantonen gleich gut. Im Mai 2016 hat die Konferenz der kanto-

nalen Sozialdirektoren deshalb Min-deststandards für den Umgang mit minderjährigen Asylsuchenden verab-schiedet. Im nationalen Parlament ist zudem ein Vorstoss hängig, wonach ein Asylentscheid erst nach Abschluss eines Studiums oder einer Berufsaus-bildung erfolgen soll. Barbara Bitzis Erkenntnisse scheinen sich zu bestäti-gen.Nach Abschluss ihrer «Feldforschung» besuchte Barbara Bitzi die Jugendli-chen im «Waldblick» übrigens weiter-hin – nicht mehr als Wissenschaftle-rin, sondern nur noch als freiwillige Helferin. Selbst wenn ihr Forschungs-projekt die Schweizer Asylpolitik wohl wenig beeinflussen wird: «Dass sich jemand für ihre Wünsche und Ängste interessiert hat, war für die Jugendli-chen bestimmt eine gute Erfahrung», sagt die Forscherin.

QuelleMichael T. Ganz, UZH Magazin: Die Wissen-schaftszeitschrift der Universität Zürich, 1/2017

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

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KÜNSTLICHER KLIMAWANDEL

Unsere Böden enthalten grosse Mengen an Kohlenstoff. Was mit ihm passiert, wenn das Klima wär-mer wird, untersuchen der Geo-graph Samuel Abiven und sein Team mit ausgeklügelten Labor-experimenten.

In den Böden von Wäldern, Wiesen und Äckern ist weltweit gesehen dreimal mehr Kohlenstoff gespeichert als in den Pflanzen oder in der Atmosphäre. Wür-de man den Kohlenstoffgehalt in all diesen Böden jährlich nur gerade um vier Promille erhöhen, liesse sich der menschlich verursachte Ausstoss am Treibhausgas Kohlendioxid vollständig kompensieren. Diese Zahlen zeigen, wie wichtig die Böden für den globalen Koh-lenstoffkreislauf sind und damit auch für das Klima. Im günstigen Fall leis-ten die Böden einen Beitrag, um den Klimawandel abzubremsen. Im un-günstigen Fall werden sie jedoch zu einem Faktor, der die globale Erwär-mung weiter beschleunigt. Dann näm-lich, wenn das organische Material, das in den Böden eingelagert ist, künftig schneller abgebaut wird als heute und dadurch zusätzliches Kohlendioxid in die Atmosphäre gelangt.Genau diese Entwicklung fürchten Klimaforscher. Sie vermuten, dass durch die wärmeren Temperaturen und die veränderte Landnutzung künftig mehr Kohlenstoff freigesetzt wird, weil das organische Material, das von den Pflanzen in den Boden ge-langt, schneller umgewandelt wird. Die Frage, wie sich die Böden unter den künftigen Klimabedingungen ver-halten werden, gewinnt damit an Be-deutung. Der Geograph Samuel Abi-ven untersucht deshalb mit seiner Gruppe in einem Projekt des Nationa-len Forschungsprogramms «Nachhal-tige Nutzung der Ressource Boden», mit welchen klimabedingten Verände-

rungen bei den Schweizer Böden zu rechnen ist. «Die Schweiz ist ein inte-ressanter Modellfall für Europa, weil hier auf engem Raum verschiedene Bodentypen, Klimaregionen und Hö-henstufen zusammenkommen», erläu-tert er.

WALDBÖDEN IM VERSUCHSLABORIn einem ersten Teilprojekt untersucht Beatriz González Domínguez, Dokto-randin in Abivens Gruppe, anhand von ausgewählten Proben, wie viel Kohlen-stoff die Böden in einem wärmeren

Klima freisetzen. Dazu hat sie an 70 verschiedenen Standorten in der gan-zen Schweiz Proben entnommen, die sie nun im Labor veränderten Klima-bedingungen aussetzt. In erster Linie handelt es sich dabei um Proben aus Wäldern, bei denen die Wissenschaft-ler annehmen, dass sich die Klima-veränderung besonders ungünstig auswirken wird. Nach einer mehrmo-natigen Kontrollphase wird ein Teil der Proben einer um fünf Grad erhöh-ten Temperatur ausgesetzt, um das Verhalten in einem wärmeren Klima zu untersuchen. Der andere Teil wird mehrmals eingefroren und wieder auf-getaut. «Durch das Gefrieren und Auf-tauen werden in den Böden tonhaltige Strukturen aufgebrochen, die das or-ganische Material vor der Zersetzung schützen», erläutert Abiven. «Dadurch beschleunigt sich möglicherweise die Freisetzung von Kohlenstoff.»

Waldböden speichern grosse Mengen von CO2 – vielleicht könnte solches auch aktiv darin eingelagert werden?

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Fachgebiet

Die Forscher interessiert dabei nicht nur, wie viel Kohlenstoff freigesetzt wird, sondern vor allem auch, wie alt das organische Material ist, das zer-setzt wird. Dazu bestimmen die Wis-senschaftler die Konzentration des Isotops C-14 im freigesetzten Kohlen-dioxid. Das radioaktive Isotop erlaubt Rückschlüsse auf das Alter des Gases: Je älter das organische Material ist, das umgewandelt und als Kohlendi-oxid freigesetzt wird, desto geringer ist der C-14-Gehalt. «Wenn die Böden un-ter den höheren Temperaturen vor al-lem jungen Kohlenstoff abgeben, dann ist das weniger beunruhigend, als wenn sie alten Kohlenstoff ausstossen. Denn um den älteren Kohlenstoff im Boden wieder zu ersetzen, braucht es viel mehr Zeit», begründet Abiven die Idee hinter den Messungen.Das Vorhaben erwies sich allerdings als unerwartet anspruchsvolle Aufga-be, die den Forschern einiges techni-sches Geschick abfordert. Da die Kon-zentration des Isotops C-14 in den untersuchten Proben sehr gering ist, müssen die Wissenschaftler sehr sorg-

fältig arbeiten, damit sie die Messre-sultate nicht durch äussere Störfakto-ren verfälschen. Immerhin: Inzwischen liegen die ersten Messergebnisse vor. «Wir haben eigentlich erwartet, dass die Bodenproben zuerst jungen Koh-lenstoff freisetzen und dass erst in ei-nem zweiten Schritt älteres Material umgewandelt wird», berichtet Abiven. «Doch die bisherigen Resultate deuten darauf hin, dass es auch Bodentypen gibt, die sich gerade anders herum ver-halten. Warum das so ist, wissen wir noch nicht, und es zeigt, dass wir das Verhalten der Böden letztlich noch nicht ausreichend verstehen.»

WACHSENDE PAPPELNWie viel Kohlenstoff unter den verän-derten Bedingungen freigesetzt oder aufgenommen wird, hängt massge-bend von den physikalisch-chemischen Eigenschaften des Bodens ab. So spielt beispielsweise der Tongehalt eine wichtige Rolle, binden die Tonminera-lien doch organisches Material an sich. Auch der pH-Wert ist ein wichtiger Faktor, wie schnell das organische Ma-

terial im Boden in Kohlendioxid um-gewandelt wird. Eine entscheidende Rolle spielen auch die Pflanzen, die auf den Böden wachsen, denn sie sind massgeblich dafür verantwortlich, dass überhaupt organisches Material im Boden eingelagert wird. Deshalb untersucht Mirjam Studer, Postdokto-randin in Samuel Abivens Gruppe, in einem zweiten Teilprojekt das Zusam-menspiel zwischen Pflanzen und Bö-den. In speziellen Klimakammern lässt sie auf ausgewählten Bodenpro-ben Pappeln unter kontrollierten Be-dingungen wachsen. Damit will sie herausfinden, wie sich Waldböden un-ter veränderten Bedingungen verhal-ten könnten.Die Bedingungen in den Versuchs-kammern simulieren ein Klima, wie es gegen Ende des Jahrhunderts in der Schweiz herrschen könnte: Die Durch-schnittstemperatur ist um 3,5° C höher als heute, die Niederschläge fallen um 20 Prozent geringer aus und der CO2-Gehalt der Luft ist doppelt so hoch. Die Versuche bestätigen, dass sich die Pflanzen schnell an die neuen Bedin-gungen anpassen und unter diesen Voraussetzungen zumindest kurzfris-tig wesentlich schneller wachsen als heute. Dabei nimmt die Biomasse ober-halb und unterhalb der Bodenoberflä-che ungefähr gleich stark zu. Ob die Böden das zusätzliche organische Ma-terial einlagern können oder ob dieses – begünstigt durch die höheren Tem-peraturen – schneller abgebaut wird, lässt sich heute noch nicht definitiv sagen. «Das Besondere an unserem Ansatz ist, dass wir das Zusammen-spiel von mehreren Faktoren gleichzei-tig untersuchen können», erklärt Stu-der. «Höhere Temperaturen, geringere Niederschläge, schnelleres Pflanzen-wachstum – all das beeinflusst das Verhalten der Böden. Und genau diese Komplexität können wir mit unseren Versuchen nun abbilden.»

VERLETZLICHE BÖDEN IDENTIFIZIERENMittelfristig möchte Abiven anhand der Ergebnisse dieser Experimente ein Modell entwickeln, mit dem man die verletzlichen Bodentypen leichter iden-tifizieren kann, diejenigen Böden also, bei denen die Gefahr besonders gross

Das zukünftige Verhalten von Waldböden wird erforscht und ist durch verschiedene Faktoren beeinflusst: höhere Temperaturen, geringere Niederschläge, schnelleres Wachstum.

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Fachgebiet

QuelleFelix Würsten, UZH Magazin: Die Wissen-schaftszeitschrift der Universität Zürich, 1/2016

BEISPIELE AUS DER LEHRE AN SCHWEIZER UNIVERSITÄTEN

Die folgende Zusammenstellung vermittelt einen Eindruck von der Breite des Lehrangebotes an Schwei zer Universitäten. Die ak-tuellen Vorlesungsverzeichnisse sind auf den Websites der Univer-sitäten zu finden.

– Landschaften und deren Entwick-lung (Vorlesung)

– Rohstoffe und Lagerstätten (Vorlesung mit Übungen)

– Einführung in Geographische Informationssysteme (Übung)

– Ethik in den Geo- und Umweltwis-senschaften (Seminar)

– Feldorientierte Methoden in den Geowissenschaften (Geländeprak-tikum)

(Bachelor Geowissenschaften, Universität Basel, FS 2018)

– Gesteinsbildende Mineralien II (Vorlesung)

– Statistik für Naturwissenschaften (Vorlesung mit Übungen)

– Kristallographie II (Vorlesung und Praktikum)

– Sedimentologie (Feldkurs)

– Petrographie (Exkursion)(Bachelor Erdwissenschaften, Universität Bern, FS 2018)

– Atmosphäre und Klima (Vorlesung mit integrierter Übung)

– Gesellschaftliche und natürliche Ressourcen (Vorlesung mit Übun-gen)

– Introduction to Cartography and Geovisualisation (Vorlesung mit Übungen)

– Stochastik für die Naturwissen-schaften (Vorlesung mit Übungen)

– Physische Geographie II, Wasser (Übungen und Exkursionen)

(Bachelor Geographie, Universität Zürich, FS 2018)

– Dynamische Erde II (Vorlesung mit Übungen und Kurzexkursionen)

– Sedimentologie und Stratigraphie (Vorlesung mit Übungen)

– Strukturgeologie (Vorlesung)– Geologischer Feldkurs I– Erdwissenschaftliches Kartenprak-

tikum I(Bachelor Erdwissenschaften, ETH Zürich, FS 2018)

ist, dass sie unter veränderten Bedin-gungen zusätzlichen Kohlenstoff frei-setzen. «Das Bundesamt für Umwelt ist sehr an unseren Resultaten inter-essiert», meint der Wissenschaftler. «Basierend auf einem solchen Modell könnte man Karten erstellen, auf de-nen die schützenswerten Böden ausge-wiesen sind – oder zumindest jene Flä-chen erkennen, bei denen eine genauere Abklärung angezeigt wäre.» Eine mögliche Empfehlung für die Praxis wäre zum Beispiel, dass man auf den empfindlichen Waldböden die Holznutzung entsprechend anpasst.Im Vergleich zu anderen Ländern sei der Bodenschutz in der Schweiz relativ gut entwickelt, findet Abiven. Dennoch sieht er auch hierzulande Handlungs-bedarf. «Veränderungen bei der Land-nutzung sind der wichtigste Grund, warum Böden grössere Mengen an Kohlenstoff freisetzen.» Doch in erster Linie ist es nicht die Schweiz, die Abi-ven Sorge bereitet. «Besonders kritisch ist die Situation in tropischen Ländern und in den arktischen Gebieten», er-klärt er. «Die massive Abholzung von tropischen Regenwäldern und das Auf-tauen der Permafrostböden setzen grosse Mengen an Treibhausgasen frei – mit den entsprechend ungünstigen Folgen für das Klima.»

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

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STUDIUM25 GEOWISSENSCHAFTEN STUDIEREN28 STUDIENMÖGLICHKEITEN IN GEOWISSENSCHAFTEN33 VERWANDTE STUDIENRICHTUNGEN UND ALTERNATIVEN ZUR HOCHSCHULE34 WISSENSWERTES RUND UMS STUDIEREN38 PORTRÄTS VON STUDIERENDEN

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

che Fragestellungen eher in den Vordergrund. Für gewisse Methoden der Geographie ist schliesslich auch ein Interesse an Informatik und Statistik gefragt.Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gelten auf-grund der Breite ihres Fachgebietes als Generalistinnen und Generalisten. Integratives Denken, die Bereitschaft zur interdisziplinären Zusammenarbeit und Teamarbeit sind deshalb unabdingbar.Die im Studium zu besuchenden Exkursionen und die spä-tere Feldarbeit können körperlich sehr anstrengend sein. Körperliche Leistungsfähigkeit und eine gewisse Wetterfes-tigkeit sind dabei hilfreich.

NICHT NUR IM HÖRSAAL – AUCH DRAUSSEN UNTERWEGS Neben klassischen Vorlesungen, (Pro-)Seminaren und Übungen werden in einem geowissenschaftlichen Studium auch Praktika angeboten. Diese finden nicht nur im Labor und am Computer, sondern auch draussen statt. So werden zum Beispiel im Feld bodenkundliche Feldansprachen (= Analyse von Boden bzw. Bodenproben) sowie Methoden zur physikalischen und chemischen Beurteilung von Böden er-lernt und angewandt. Ausserdem nehmen die Studierenden an ein- bis mehrtägigen Exkursionen im In- und Ausland teil: Stadtentwicklung und räumliche Strukturen in Berlin, Bergbau in der Schweiz, Steingletscher am Sustenpass, Wegstationen von Asylsuchenden im Kanton Zürich und zu vielen weiteren Themen. Um den Übergang von der Universität ins Berufsleben etwas zu erleichtern, ist ein längeres Berufspraktikum empfehlens-wert, bei einzelnen Studiengängen auch vorgeschrieben. So kann zum einen geklärt werden, welche Vertiefungsrichtung man wählen möchte resp. welche Aspekte des Fachgebietes

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GEOWISSENSCHAFTEN STUDIEREN

In den Geowissenschaften geht es um aktuelle Themen wie Umwelt- und Klimaveränderungen, Globalisierung und Urbanisierung, soziale Span-nungen – kurz gesagt um das Zusammenspielen von Mensch und Umwelt.

Hinter dem Begriff «Geowissenschaften» verbergen sich Studienrichtungen wie Geographie, Geologie (Erdwissen-schaften), Geowissenschaften, Biogeowissenschaften oder Erdsystemwissenschaften (vgl. Studienmöglichkeiten in Geowissenschaften, S. 28 ff). Gemeinsam ist allen Studien-richtungen die Auseinandersetzung mit unserer physischen Umgebung und der komplexen Wechselbeziehung zwischen Natur und Gesellschaft. Sie beschäftigen sich mit dem Sys-tem Erde, mit dessen Struktur, Funktionen und Entwick-lung in Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Einfluss-faktoren auf die Umwelt wie Zeit und Mensch werden wissenschaftlich analysiert. Die Bandbreite der Themen reicht von tektonischen Vorgängen in der Erdkruste oder den Ursachen und Auswirkungen des Klimawandels über die Erkundung von Deponiestandorten und Stoffhaushalt in der Landschaft bis zur nachhaltigen Stadt- und Regio-nalplanung, einschliesslich der Folgen von Klima- und Landnutzungswandel.Wie sieht nun aber ein solches Studium aus? Welche persön-lichen Voraussetzungen sind hilfreich? Das folgende Kapitel vermittelt die wichtigsten Informationen zum Studium und zu den Studienmöglichkeiten. Ausserdem berichten Studie-rende über ihre Erfahrungen im Studienalltag.

PERSÖNLICHE VORAUSSETZUNGENGrundvoraussetzung für ein Studium der Geowissenschaften sind Begeisterung für die Natur und Interesse an gesell-schaftspolitischen und Umweltthemen sowie für Zusammen-hänge zwischen menschlichem Handeln und seinen Auswir-kungen auf die Natur. Ein gutes räumliches Vorstellungs- und Darstellungsvermögen ist nötig, um Skizzen und Schemata zu erstellen und zu verstehen. Ebenfalls wichtig sind wissen-schaftliche Neugier, eine gute Beobachtungsgabe, vernetztes sowie logisches Denken, selbstorganisiertes Lern- und Ar-beitsverhalten und eine gute Sprachkompetenz. Zudem kommt ein geowissenschaftliches Studium nicht ohne die benachbarten Disziplinen aus: Je nach gewählter Studienrichtung ist deshalb ein Interesse für Mathematik, Chemie und Physik, zum Teil auch für Biologie gefragt. Bei der Geographie mit Schwerpunkt Humangeographie ist die-se Komponente deutlich geringer. Dafür treten bei dieser Studienrichtung sozialwissenschaftliche und wirtschaftli-

WISSENSWERTES RUND UMS STUDIEREN

Was sind ECTS-Punkte? Wie sind die Studiengänge an den Hochschulen strukturiert? Was muss ich bezüglich Zulassung und Anmeldung beachten? Was kostet ein Studium?Im Kapitel «Wissenswertes rund ums Studieren», ab Seite 34 haben wir die wichtigsten Grundinformationen zu einem Studium zusammengestellt.

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Studium26

wird das Bachelorstudium in der Regel mit einer Bachelorarbeit.

FORSCHUNG UND SPEZIALISIERUNG IM MASTERSTUDIUM Im Masterstudium entscheiden sich die Studierenden meist für eine Richtung innerhalb der Geowissenschaften. Je nach Universität geschieht dies durch die Wahl eines spezifischen Masterstu-diengangs oder durch die Wahl einer Vertiefung bzw. eines Schwerpunkts innerhalb des Masterstudiums. Im Vordergrund des Masterstudiums steht die eigene Forschungstätigkeit im Rahmen der Masterarbeit. Nach der Vertiefung der theoretischen und me-thodischen Kenntnisse widmen sich die Studierenden einem eigenen For-schungsprojekt. Sie planen und führen es selbstständig durch und präsentie-ren die Resultate. Dies geschieht häufig innerhalb einer bestehenden For-schungsgruppe der Universität, sei es in der Grundlagen- oder in der ange-wandten Forschung.Mögliche Themen einer Masterarbeit können sein: – Auswirkungen von veränderten

Niederschlagsregimes auf Böden und auf Sommerweizen

– Anwendung hochauflösender Geländemodelle

einen besonders interessieren, und zum anderen können so Kontakte zur Berufswelt geknüpft und ein Bezie-hungsnetz aufgebaut werden.

GRUNDLAGEN IM BACHELORSTUDIUMDie Ausbildung in einem geowissen-schaftlichen Bachelorstudium ist breit: Den Studierenden wird ein solides Ba-siswissen in den Teilgebieten der Geo-graphie vermittelt. Neben klassischen geowissenschaftlichen Veranstaltun-gen zu Themen wie zum Beispiel der Physischen Geographie, Humangeo-graphie, Geologie, Fernerkundung oder Kartographie müssen häufig auch Grundlagenveranstaltungen in Mathe-matik und Informatik(-anwendungen) sowie weiteren Naturwissenschaften wie Chemie, Physik oder Biologie be-sucht werden. Das Erlernen von quali-tativen und quantitativen Methoden sowie der Besuch unterschiedlicher Exkursionen, praktische (Feld-)Arbeit und das Verfassen einer Forschungsar-beit gehören meistens ebenso dazu.Das Bachelorstudium beginnt fast im-mer mit einem einjährigen Grundstu-dium, in dem kaum Wahlmöglichkeiten bestehen. Im darauffolgenden Auf-baustudium können dann häufig be-reits eigene Schwerpunkte oder Vertie-fungen gewählt werden. Abgeschlossen

– Waldflächenveränderungen im Schweizerischen Nationalpark zwischen 1899 und 2008

– Estimating Greenhouse Gas Emissions from Travel – a GIS based Study

– Integrale Bewertung von Hochwas-serpräventionsprojekten – Untersu-chung anhand von Risikoanalysen und Nutzen-Kosten-Betrachtungen

– Strong Wind Events on the Bett-merhorn – Case Analyses and Development of an Empirical Model for Wind Forecasts

– Nachhaltigkeitsanalyse von solidarökonomischen Initiativen in der Schweiz

– Inwiefern und wie schaffen Raumplanungsprozesse Grenzen im urbanen Raum? Thematisierung anhand von Road Pricing

(Auswahl an abgeschlossenen Masterarbeiten der Universitäten Basel und Bern)

ZUKÜNFTIGE LEHRPERSONEN FÜR MATURITÄTSSCHULEN Wer später an einem Gymnasium un-terrichten möchte, kann dies mit einer entsprechenden Weiterbildung nach einem Masterabschluss in Geographie oder Geowissenschaften. Grundsätz-lich kann die Ausbildung zur Lehrper-

Kenntnisse alter Sprachen sind meist Voraus-setzung für die Altertumswissenschaften.

Stundenplan 1. Semester BSc Geographie (Pflichtfächer Hauptfachstudierende) der Universität Zürich, Herbstsemester 2017

Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag

8:00 – 8:45

9:00 – 9:45 Übungsbesprechung

10:15 – 11:00 Vorlesung: Humangeo-graphie I / Physische Geographie I

Vorlesung Kartographie und Visualisierung

Vorlesung Analysis für Naturwissenschaften

Vorlesung Analysis für Naturwissenschaften11:15 – 12:00

12:15 – 13:00 Übungsbesprechung Übungen Analysis

13:00 – 13:45Vorlesung: Dynamische Erde I

Vorlesung: Dynamische Erde I

Vorlesung: Humangeo-graphie I / Physische Geographie I14:00 – 14:45 Übungen Physische &

HumangeographieÜbungen Kartographie und Visualisierung15:00 – 15:45 Übungen Dynamische

Erde16:15 – 17:00

17:15 – 18:00

STUNDENPLAN Für Studierende im ersten Semester könnte der Stundenplan so aussehen.

Quelle: www.geo.uzh.ch

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

son an Maturitätsschulen mit einem oder zwei Schulfächern absolviert wer-den. Das heisst, es wird später entwe-der nur Geographie unterrichtet oder noch ein zweites Fach dazu. Für dieses zweite Fach gelten je nach Hochschule unterschiedliche Bedingungen. Allen gleich ist, dass im entsprechenden Fach eine gewisse Anzahl an Kredit-punkten während oder nach dem Stu-dium erworben werden muss. Details hierzu finden sich im entsprechenden Perspektivenheft oder auf www.berufsberatung.ch > Aus- und Weiterbildung > Hochschulen > Studiengebiete > Unterricht, Pädago-gische Berufe.

UNIVERSITÄT ODER FACHHOCHSCHULE?Geowissenschaften können nur an ei-ner Universität oder ETH studiert werden. An Fachhochschulen werden die angewandten Bereiche angeboten wie zum Beispiel Energie- und Um-welttechnik, Forstwirtschaft, Geoma-tik und Planung oder Raumplanung. Siehe auch Perspektivenhefte «Agrar-wissenschaft, Lebensmittelwissen-schaft, Forstwirtschaft», «Bau und Planung» und «Umweltwissenschaf-ten», Editionsprogramm Seite 70.

WEITERE INFORMATIONEN Auf den Websites der Universitäten und ETH finden sich viele Informatio-nen zum Studium: Studienführer, Wegleitungen, Vorlesungsverzeichnis-se und vieles mehr. Auf www.berufsberatung.ch > Aus- und Weiterbildung > Hochschulen > Studi-engang suchen sind zudem detaillier-tere Angaben zu finden zu allen Studi-engängen der einzelnen Universitäten und ETH.Die Universitäten und ETH stellen an Infotagen für Maturandinnen und Ma-turanden ihre Studiengänge vor – es ist sinnvoll, auch diese Angebote zu nutzen! Daten sind zu erfahren unter www.swissuniversities.ch > Hochschul-raum > Studieren >Studieren in der Schweiz > Informationstage der Hoch-schulen.

UNGEKLÄRTE FRAGEN VOR DEM STUDIUM?Wer in der Studienwahl noch unsicher ist, kann sich an die Studien- bzw. Be-rufsberatung des Wohnkantons wen-den. In einem persönlichen Gespräch kann die persönliche Studienwahl dis-kutiert werden. Adressen sind zu fin-den unter: www.adressen.sdbb.ch.Bei Unsicherheiten in Bezug auf Stu-dieninhalte oder Studienorganisation ist es am besten, direkt im Institut bzw. Departement der Hochschule nachzufragen. Wenn notwendig, kann ein Besprechungstermin vereinbart werden. Die zuständige Person im In-stitut, ein/e Studienfachberater/in, beantwortet Fragen, die im Zusam-menhang mit dem Studium auftau-

chen können. Als Studienanfänger/in – und auch im Studium – wird man ab und zu Wege durch den Informations-dschungel suchen müssen. Das ist völ-lig normal. Lieber einmal zu viel als zu wenig fragen.

QuellenWebsites der Universitäten

Raumplanungsprozesse sind häufig Thema im geographischen Umfeld.

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Studium

Die folgenden Tabellen zeigen auf, wo in der Schweiz Geowissenschaften studiert werden können. Es werden alle berufsqualifizierenden Bachelor- und Masterstudiengänge in Geowissenschaften und Beispiele für inter-disziplinäre und spezialisierte Masterstudiengänge vorgestellt. Ebenfalls wird auf die Besonderheiten der einzelnen Studienorte und die Alternati-ven zur Hochschule eingegangen.

Zu Beginn des Studiums sind die Inhalte recht ähnlich. Forschungsschwerpunk-te, mögliche Spezialisierungen und Masterstudiengänge unterscheiden sich hin-gegen. Es lohnt sich deshalb, die einzelnen Hochschulen und ihre Studiengänge genauer anzuschauen. Ebenso ist es empfehlenswert, den Übergang vom Bache-lor- ins Masterstudium frühzeitig zu planen – allenfalls ist es sinnvoll, für die gewünschte Masterstudienrichtung die Universität zu wechseln. Je nach Hoch-schule ist es möglich, nach einem Bachelorabschluss auch einen eher fachfremden Master zu wählen. Aktuelle und weiterführende Informationen finden Sie auf www.berufsberatung.ch sowie auf den Websites der Universitäten und der ETH.

STUDIENMÖGLICHKEITEN IN GEOWISSENSCHAFTEN

www.berufsberatung.ch/erdwissen

Weitere Informationen

Studiengang Vertiefungsrichtungen/Schwerpunkte

Universität Basel: http://duw.unibas.ch

Geographie BA

Geowissenschaften BSc Geographie und KlimatologieGeologie und MineralogieUmweltgeowissenschaften und Biogeochemie

Universität Bern: www.geo.unibe.ch, www.geography.unibe.ch

Erdwissenschaften/Geologie BSc

Geographie BSc Physische GeographieIntegrative GeographieHumangeographie

Universität Freiburg: www.unifr.ch/geoscience

Erdwissenschaften/Sciences de la Terre BSc

Geographie/Géographie BSc

Université de Genève: www.unige.ch/sciences-societe/geo, www.unige.ch/sciences/terre

Géographie et environnement BA

Sciences de la Terre et de l'environnement BSc

Université de Lausanne: www.unil.ch/gse

Géosciences et environnement BSc GéographieGéologieSciences de l’environnement

BACHELORSTUDIEN AN UNIVERSITÄTEN

BSc = Bachelor of Science; BA = Bachelor of Arts

www.berufsberatung.ch/geografie

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

Studiengang Vertiefungsrichtungen/Schwerpunkte

Université de Neuchâtel: www.unine.ch/geographie, www.unine.ch/sciences

Géographie BA

Systèmes naturels BSc

ETH Zürich: www.erdw.ethz.ch

Erdwissenschaften BSc Geologie und GeophysikKlima und Wasser

Universität Zürich: www.geo.uzh.ch

Erdsystemwissenschaften BSc AtmosphäreErdwissenschaftenLandoberflächen

Geographie BSc Physische GeographieHumangeographieFernerkundungGeographische Informationswissenschaft

Studiengang Vertiefungsrichtungen/Schwerpunkte

Universität Basel: http://duw.unibas.ch

Geographie MA

Geowissenschaften MSc Geography and ClimatologyGeology and MineralogyEnvironmental Geosciences and Biogeochemistry

Universität Bern: www.geo.unibe.ch, www.geography.unibe.ch

Erdwissenschaften/Geologie MSc(gemeinsam mit der Universität Freiburg)

Earth and Life EvolutionEarth MaterialsEnvironmental and Resource GeochemistryGeologyPure and Applied Quaternary Sciences

Geographie MSc Physische GeographieIntegrative GeographieHumangeographie

MASTERSTUDIEN AN UNIVERSITÄTEN

Bei einem Studium an einer universitären Hochschule geht man vom Master als Regelabschluss aus, obwohl auch ein erfolgreicher Abschluss eines Bachelorstudiums bei einigen Studien den Einstieg in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Mit dem Master wird üblicherweise auch ein Spezialgebiet ge-wählt, das dann im Berufsleben weiterverfolgt und mit ent-sprechenden Weiterbildungen vertieft werden kann. Man unterscheidet folgende Master:Konsekutive Masterstudiengänge bauen auf einem Ba-chelorstudiengang auf und vertiefen das fachliche Wissen. Mit einem Bachelorabschluss einer schweizerischen Hoch-schule wird man zu einem konsekutiven Masterstudium in derselben Studienrichtung, auch an einer anderen Hochschu-le, zugelassen. Es ist möglich, dass man bestimmte Studien-leistungen während des Masterstudiums nachholen muss.

Spezialisierte Master sind meist interdisziplinäre Studi-engänge mit spezialisiertem Schwerpunkt. Sie sind mit Ba-chelorabschlüssen aus verschiedenen Studienrichtungen zugänglich. Interessierte müssen sich für einen Studien-platz bewerben, es besteht keine Garantie, einen solchen zu erhalten. Joint Master sind spezialisierte Master, die in Zusammen-arbeit mit anderen Hochschulen angeboten werden und teil-weise ebenfalls nach Bachelorabschlüssen verschiedener Studienrichtungen gewählt werden können.In der folgenden Tabelle finden Sie die konsekutiven Mas-terstudiengänge, die sich nach einem Studium der Geowis-senschaften anbieten.

MSc = Master of Science; MA = Master of Arts

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Studium

Studiengang Vertiefungsrichtungen/Schwerpunkte

Universität Freiburg: www.unifr.ch/geoscience

Erdwissenschaften/Sciences de la Terre MSc(gemeinsam mit der Universität Bern)

Earth and Life EvolutionEarth MaterialsEnvironmental and Resource GeochemistryGeologyPure and Applied Quaternary Sciences

Geographie/Géographie MSc Nature, Society and Politics (Human Geography)Dynamics in Glaciology and Geomorphology (Physical Geography)

Université de Genève: www.unige.ch/sciences-societe/geo, www.unige.ch/sciences/terre

Développement territorial MA Aménagement du territoire et urbanismeArchitecture du paysageDéveloppement territorial des Suds

Géographie politique et culturelle MA

Géologie Msc (gemeinsam mit der Universität Lausanne)

Géologie sédimentaire, environnementale et des réservoirsGéochimie, tectonique alpine, gîtes métallifèresRisques géologiques

Université de Lausanne: www.unil.ch/gse

Biogéosciences MSc (gemeinsam mit der Universität Neuchâtel)

Interactions entre sol et végétationInteractions dans la géobiosphère

Fondements et pratiques de la durabilité MA

Géographie MSc Urbanisme durable et aménagement des territoiresGéomorphologie et aménagement des régions de montagneDéveloppement et environnementAnalyse spatiale et systèmes complexes

Géologie MSc(gemeinsam mit der Universität Genf)

Géologie sédimentaire, environnementale et des réservoirsGéochimie, tectonique alpine, gîtes métallifèresRisques géologiques

Géosciences de l'environnement MSc

Université de Neuchâtel: www.unine.ch/sciences, www.unine.ch/geographie

Biogéosciences MSc (gemeinsam mit derUniversität Lausanne)

Interactions entre sol et végétationInteractions dans la géobiosphère

Géographie MA

Hydrogéologie et géothermie MSc

ETH Zürich: www.erdw.ethz.ch

Erdwissenschaften MSc Engineering GeologyGeologyGeophysicsMineralogy and Geochemistry

Universität Zürich: www.geo.uzh.ch, www.biologie.uzh.ch

Earth System Science MSc(gemeinsam mit der ETH Zürich)

LithosphereHydrosphereBiosphereAnthroposphere

Geography MSc Physical GeographyHuman GeographyRemote SensingGeographic Information ScienceGeneral Geography (Abschluss ohne Spezialisierung)

Paleontology MSc

Die Studiensprache im Masterstudium ist in der Regel Englisch. Die Studienangebote werden laufend angepasst. Informieren Sie sich unter: www.berufsberatung.ch sowie auf den Websites der Hochschulen.

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

INTERDISZIPLINÄRE STUDIENGÄNGE UND SPEZIALISIERTE MASTER

Die folgenden Studiengänge bewegen sich an der Schnitt-stelle der Geowissenschaften zu anderen wissenschaftlichen Disziplinen, häufig handelt es sich um Spezialisierte Master. Bei diesen Masterstudiengängen bestehen zum Teil speziel-le Zulassungsbedingungen.

In der folgenden Tabelle sind einige Beispiele für solche interdisziplinäre Masterstudiengänge zu finden, die sich nach einem Studium der Geowissenschaften anbieten. Für Details zu diesen Masterstudiengängen kann man sich an die betreffende Hochschule wenden.

Studiengang Vertiefungsrichtungen/Inhalte

Universität Bern: www.climatestudies.unibe.ch

Klimawissenschaften/Climate Sciences MSc Climate and Earth System ScienceAtmospheric ScienceEconomicsEconomic, Social and Environmental HistoryStatistics

ETH Zürich: www.erdw.ethz.ch

Applied Geophysics (Angewandte Geophysik) MSc (gemeinsam mit der TU Delft und der RWTH Aachen)

Convergence courses, seismic and electromagnetic theory, exploration geophysics; Seismic data processing, numerical modelling and inversion, geophysics field programme, engineering geophysics; Geothermics, petrophysics, borehole logging

Atmospheric and Climate Science (Atmosphäre und Klima) MSc Weather systems and atmospheric dynamics; Climate processes and feedbacks; Atmospheric composition and cycles; Climate history and paleoclimatology; Hydrology and water cycle

Universität Zürich: www.geo.uzh.ch, www.biologie.uzh.ch

Geography MSc Physical Geography (Glaciology & Geomorphodynamics/Hydrology & Climate/Soil Science & Biogeochemistry/Geochronology)Remote SensingGeographic Information Science (GiScience)Geographies of Global Change: Resources, Markets and Development

Life Sciences (Fast Track): Paleontology MSc

MSc = Master of Science

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Studium

PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

BESONDERHEITEN AN EINZELNEN STUDIENORTEN

Universität BaselDer Studiengang Geowissenschaften beschäftigt sich mit der Struktur, der Funktion und der Entwicklung des Systems Erde in Vergangenheit, Ge-genwart und Zukunft. Es besteht eine besonders enge Verknüpfung der tra-ditionell geographischen mit den geo-logischen Fächern. Das Studienfach Geographie hingegen untersucht den Raum in seiner natür-lichen Gegebenheit und die Wechsel-wirkungen zwischen Mensch und Raum. Das Studienfach beschäftigt sich somit mit der Physiogeographie und dem Umweltwandel sowie der Hu-mangeographie/Stadt- und Regional-forschung. Der Spezialisierte Master in Sustaina-ble Development ist mit verschiedenen Bachelorabschlüssen zugänglich und behandelt drei Grundpfeiler der Nach-haltigkeit (sozial, ökologisch, wirt-schaftlich).

Universität BernIm Geographiestudium sind die Ne-benfächer, mit welchen bereits im Ba-chelorstudium eine gewisse Speziali-sierung vorgenommen werden kann, Bestandteil des Aufbaustudiums und werden in der Regel ab dem zweiten Studienjahr belegt. Der Master Erdwissenschaften/Geolo-gie ist ein Joint Master (BEFRI), wel-cher von den Universitäten Bern und Freiburg gemeinsam angeboten wird.

Universität FreiburgDie Studiensprachen der Bachelorpro-gramme in Erdwissenschaften/Scien-ces de la Terre und Geographie/Géo-graphie sind Deutsch oder Französisch. Die Studiensprache der Masterpro-gramme dieser beiden Studienrichtun-gen ist Englisch.Beim Master Erdwissenschaften/Sci-ences de la Terre handelt es sich um ein gemeinsames Angebot (BEFRI) der Universitäten Freiburg und Bern.

Université de GenèveLes deux principales spécificités du Baccalauréat universitaire en géogra-

phie et environnement sont d’une part la combinaison de plusieurs dimensi-ons de la géographie (historique, culturelle, politique, sociale et environ-nementale...) et d’autre part l’interdis-ciplinarité avec les autres sciences de la société. En outre il sera possible de suivre des orientations facultaires (sci-ence politique, sociologie, histoire éco-nomique et économie historique, soci-ale, politique...).

Université de LausanneLe Baccalauréat universitaire ès Sci-ences en géosciences de l’environ-nement vise à permettre à l’étudiante de décrire les problématiques principa-les de la géologie, de la géographie et des sciences de l'environnement en uti-lisant les concepts de base de ces disci-plines et leurs disciplines voisines. Sa formation lui permettra d’app liquer des concepts des sciences (naturelles et/ou humaines/sociales) de base pertinentes aux diverses disciplines et domaines des géosciences et l'envi ron nement.

Université de NeuchâtelGéographie humaine est un pilier du Master en sciences sociales. Ce pilier du Master a pour thème général la «géo-graphie des grands enjeux contempo-rains». Il forme à l’analyse des questi-ons cruciales auxquelles les sociétés sont aujourd’hui confrontées, telles que la numérisation, l’urbanisation planétaire, les migrations ou le chan-gement climatique. Les enseignements de ce pilier fournissent des clés pour comprendre ces grands enjeux d’un point de vue géographique, c’est-à-dire à travers des phénomènes tels que la mondialisation, la mobilité ou la cons-truction de territoires.

ETH ZürichIm Bachelor Erdwissenschaften wird ein dreisemestriger Kurs «Integrierte Erdsysteme» angeboten. Es handelt sich dabei um eine projektbasierte Un-terrichtseinheit, in welcher Studieren-de spezifische Themenkomplexe aus den Erdwissenschaften interdiszipli-när bearbeiten.

Zudem gibt es die Lehrveranstaltun-gen «Wissenschaft im Kontext», in wel-chen Studierende ihr Fachwissen un-ter gesellschaftlichen und sozialen Gesichtspunkten einordnen und kri-tisch hinterfragen.An der ETH Zürich werden zudem Lehrveranstaltungen in Kartographie angeboten.

Universität ZürichDas Studium der Erdsystemwissen-schaften beinhaltet ebenfalls Vorle-sungen des Instituts für Evolutionsbio-logie und Umweltwissenschaften der Universität Zürich sowie des Departe-ments Erdwissenschaften der ETH Zürich.An der Universität Zürich kann Kris-tallographie als Nebenfach studiert werden. Es handelt sich dabei um eine sehr interdisziplinär ausgerichtete Wissenschaft zwischen Chemie, Bio-chemie, Materialwissenschaften, Mi-neralogie und Festkörperphysik.Zudem kann Paläontologie (im Rah-men eines Schwerpunkts der Biologie) studiert werden. Dieser Schwerpunkt fokussiert auf die Geschichte der Bio-sphäre, die Entwicklung des Lebens und die Biologie fossiler Arten.

FächerkombinationAn den Universitäten Basel, Bern, Freiburg, Lausanne, Neuchâtel und Zürich gibt es die Möglichkeit, Stu-dienrichtungen der Geowissenschaf-ten mit einem anderen Fach oder an-deren Fächern zu kombinieren.

QuellenWebsites der Universitäten

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

VERWANDTE STUDIENRICHTUNGEN

UNIVERSITÄT PERSPEKTIVENHEFT

Studienrichtungen Weitere Informationen

Agrarwissenschaften Agrar-, Lebensmittel- und Forstwissenschaft

Biologie Biologie

Ethnologie/Sozialanthropologie Ethnologie und Kulturanthropologie

Chemie Chemie, Biochemie

Geomatik und Planung Bau und Planung

Informatik Informatik, Wirtschaftsinformatik

Physik Physik

Rechnergestützte Wissenschaften/Computational Sciences

Mathematik, Rechnergestützte Wissenschaften

Soziologie Soziologie, Politikwissenschaft, Gender Studies

Umweltingenieurwissenschaften Umweltwissenschaften

Umweltwissenschaften Umweltwissenschaften

FACHHOCHSCHULE PERSPEKTIVENHEFT

Studienrichtungen Weitere Informationen

Agronomie Agrar-, Lebensmittel- und Forstwissenschaft

Chemie Chemie, Biochemie

Energie- und Umwelttechnik Umweltwissenschaften

Forstwirtschaft Agrar-, Lebensmittel- und Forstwissenschaft

Geomatik Bau und Planung

Informatik Informatik, Wirtschaftsinformatik

Landschaftsarchitektur Architektur und Landschaftsarchitektur

Raumplanung Bau und Planung

Umweltingenieurwesen Umweltwissenschaften

Im Folgenden sind einige Beispiele von Studienrichtungen aufgelistet, welche teilweise ähnliche Fragestellungen und Themen abdecken wie die Geowis-senschaften.Informationen zu den «Perspektiven»-Heften sind zu finden auf www.perspektiven.sdbb.ch.

Ebenso sind zu den einzelnen Studien-richtungen aktuelle Informationen auf www.berufsberatung.ch abzurufen.

ALTERNATIVEN ZUR HOCHSCHULE

Zu den meisten Fachgebieten der Hochschulen gibt es auch alternative Ausbildungswege. Zum Beispiel kann eine (verkürzte) berufliche Grundbil-dung mit Eidgenössischem Fähigkeits-zeugnis EFZ als Einstieg in ein Be-rufsfeld dienen.Nach einer EFZ-Ausbildung bzw. eini-gen Jahren Berufspraxis stehen ver-schiedene Weiterbildungen in der höhe ren Berufsbildung offen: Höhere Fach schulen HF, Berufsprüfungen BP, Höhere Fachprüfungen HFP. Über berufliche Grundbildungen sowie Wei-terbildungen in der Höheren Berufs-

bildung informieren die Berufs in for-mationsfaltblätter und die Heftreihe «Chancen: Weiterbildung und Lauf-bahn» des SDBB Verlags. Sie sind in den Berufsinformationszentren BIZ ausleihbar oder erhältlich beim SDBB: www.shop.sdbb.ch.Bei der Berufs-, Studien- und Lauf-bahnberatung erhalten alle – ob mit EFZ-Abschluss, mit oder ohne Berufs-maturität, mit gymnasialer Maturität oder Fachmaturität – Informationen und Beratung zu allen Fragen mögli-cher Aus- und Weiterbildungswege. Adressen: www.adressen.sdbb.ch

Im Folgenden einige Beispiele von al-ternativen Ausbildungen zu einem Hochschulstudium.

AusbildungenBaumpflegespezialist/in BPFörster/in HFForstwart/in EFZGärtner/in EFZGeomatiker/in EFZTechniker/in HF in Garten- und

LandschaftsbauZeichner/in EFZ im Fachbereich

Raumplanung

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Studium

TYPISCH UNIVERSITÄT

In der Regel Zugang mit der gymnasialen Maturität

Wissenschaftlich ausgerichtetes Studium: Grundlagen- forschung und Erwerb von Fach- und Methodenkenntnissen

Meist keine spezifische Berufsausbildung, sondern Erwerb einer allgemeinen Berufsbefähigung auf akademischem Niveau

Studium in der Regel gemäss vorgegebenen Richtlinien individuell organisiert

Studium in wechselnden Gruppen

Oft Möglichkeit, Neben- und Zusatzfächer zu belegen

Master als Regelabschluss

Lernkontrollen am Semesterende

Studium als Vollzeitstudium konzipiert

TYPISCH FACHHOCHSCHULE

In der Regel Zugang mit Berufsmaturität

Angewandte Forschung und hoher Praxisbezug, enge Zusam-menarbeit mit der Wirtschaft und öffentlichen Institutionen

Oft Ausbildung zu konkreten Berufen inkl. Arbeitserfahrungen (Praktika) in verschiedenen Institutionen

Mehr oder weniger vorgegebene Studienstruktur mit wenig Wahlmöglichkeiten

Studium oft in fixen Gruppen

Studiengänge als Monostudiengänge konzipiert, Wahl von Schwerpunkten möglich

Bachelor als Regelabschluss (Ausnahmen: Kunst, Musik, Theater, Psychologie und Unterricht Sekundarstufe)

Lernkontrollen laufend während des Semesters

Studiengänge oft als Teilzeitstudium oder berufsbegleitend möglich

WISSENSWERTES RUND UMS STUDIERENDie folgenden Informationen gel-ten grundsätzlich für alle Studien- fächer an allen Hochschulen in der Schweiz. Spezielle Hinweise zu den Fachgebieten finden Sie weiter vorne im Heft bei der Be-schreibung des jeweiligen Stu- diums.

STUDIENLEISTUNGEN, ECTSAlle Studienleistungen (Vorlesungen, Arbeiten, Prüfungen usw.) werden in Kreditpunkten (ECTS) ausgewiesen. Ein Kreditpunkt entspricht einem Arbeitsaufwand von 25 bis 30 Stun-den. Bei einem Vollzeitstudium er-wirbt man 60 ECTS-Punkte pro Jahr. Die ECTS-Punkte erhält man, wenn ein Leistungsnachweis wie z. B. eine Prüfung oder ein Referat erfolgreich absolviert wurde.

BACHELOR UND MASTERAn den Hochschulen ist das Studium aufgeteilt in ein Bachelor- und ein Masterstudium. Das Bachelorstudium dauert drei Jahre, das Masterstu-dium in der Regel eineinhalb bis zwei Jahre (90 bis 120 ECTS). Vorausset-zung für die Zulassung zu einem Mas-terstudium ist ein Bachelorabschluss in derselben Studienrichtung. An den Universitäten gilt der Mas- ter als Regelabschluss. An den Fach-hochschulen ist der Bachelor der Re-gelabschluss. Es werden aber auch an Fachhochschulen in vielen Studien-richtungen Masterstudiengänge an-geboten. Hier gelten jedoch teilweise spezielle Aufnahmekriterien.

HOCHSCHULTYPENDie Schweiz kennt drei verschiedene Hochschultypen: Universitäre Hoch-

schulen mit den kantonalen Uni- versitäten und den Eidgenössischen Technischen Hochschulen, Fachhoch-schulen (FH) und Pädagogische Hoch-schulen (PH). Die PH sind für die Lehrer/innenausbildungen zuständig und werden in den meisten Kantonen den FH angegliedert.

MAJOR, MINOR, MONO-, HAUPT-, NEBEN- UND ERGÄNZUNGSFÄCHERDas Bachelorstudium an einer uni-versitären Hochschule besteht entwe-der aus einem Hauptfach (Major), kom-biniert mit einem oder mehreren Nebenfächern (Minor), zwei Hauptfä-chern oder einem Monofach, wie es z. B. in vielen Naturwissenschaften und technischen Wissenschaften der Fall ist. Je nach Universität können diese Modelle leicht variieren. Auch das Masterstudium kann unterteilt

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

wechseln will oder umgekehrt, kann zu fachverwandten Studienrichtun-gen zugelassen werden. Es müssen je nach Fachrichtung Zusatzleistun- gen im Umfang von 20 bis 60 ECTS erbracht werden. Erkundigen Sie sich am besten direkt bei der Hochschule, an die Sie wechseln möchten.

ANMELDUNG ZUM STUDIUMUniversitäre HochschulenDer Anmeldetermin der universitä-ren Hochschulen ist der 30. April für das Herbstsemester. An einigen Uni-versitäten ist eine verspätete Anmel-dung mit einer Zusatzgebühr möglich. Bitte informieren Sie sich direkt an der jeweiligen Universität. Ein Studienbeginn im Frühjahrsse- mester ist nur teilweise möglich und wird nicht empfohlen, da viele Veran-staltungen und Kurse für Erstsemes-trige im Herbstsemester stattfinden. Das Portal www.swissuniversities.ch wartet mit einer Vielzahl von Infor-mationen auf zu Anerkennung, Zulas-sung, Stipendien usw.Informationen zum Ablauf des Anmel-de- und Immatrikulationsverfahrens jedoch sind auf der Homepage der je- weiligen Universität zu finden.

FachhochschulenBei den Fachhochschulen sind die An-meldefristen und -verfahren unter- schiedlich, je nachdem, ob obligato- rische Informationsabende, Aufnah-meprüfungen und/oder Eignungstests

stattfinden. Informieren Sie sich di-rekt bei den Fachhochschulen.

Pädagogische HochschulenBei den meisten Pädagogischen Hoch-schulen ist eine Anmeldung bis zum 30. April für das Herbstsemester mög-lich. Bitte informieren Sie sich auf den jeweiligen Websites.

ZULASSUNG ZUM BACHELOR Universitäre HochschulenBedingung für die Zulassung zum Bachelor an einer universitären Hochschule ist eine eidgenössisch an-erkannte gymnasiale Maturität oder ein gleichwertiger Ausweis sowie die Beherrschung der Studiensprache. Eine Berufsmaturität mit Passerel- le (spezielle Aufnahmeprüfung für BMS- und ab 2018 FMS-Absolven-ten/-innen) gilt als gleichwertig zur gymnasialen Maturität. Für die Stu-diengänge in Medizin sowie Sport-wissenschaften gibt es spezielle Eig-nungsverfahren.An den Universitäten Freiburg, Genf, Lausanne, Luzern, Neuenburg und der italienischen Schweiz ist es mög-lich, auch ohne gymnasiales Maturi-tätszeugnis zu studieren. Dabei kom-men besondere Aufnahmeverfahren zur Anwendung, die von Universität zu Universität, von Fakultät zu Fa-kultät verschieden sind. Unter an- derem wird ein bestimmtes Mindest- alter vorausgesetzt (30 in Freiburg, 25 in Genf, Neuenburg und Tessin).

sein in Haupt- und Nebenfächer. Die Studienstruktur wird von der Hoch-schule vorgegeben; hier lohnt sich ein Vergleich von Studienangeboten an unterschiedlichen Hochschulen.Die Studiengänge an den Fachhoch-schulen sind als Monostudiengänge organisiert. Häufig stehen – vor allem in den letzten Studiensemestern – bestimmte Vertiefungsrichtungen zur Wahl.

ÜBERGANG BACHELOR – MASTER Innerhalb desselben HochschultypsMit einem Bachelorabschluss einer schweizerischen Hochschule wird man zu einem konsekutiven Master-studium in derselben Studienrichtung auch an einer anderen Hochschule zugelassen. Es ist möglich, dass man bestimmte Studienleistungen wäh- rend des Masterstudiums nachholen muss. Konsekutive Masterstudien-gänge bauen auf einem Bachelorstu-diengang auf und vertiefen das fachli-che Wissen. Teilweise werden auch verschiedene konsekutive Master in Teildisziplinen einer Fachrichtung angeboten.Spezialisierte Master sind meist in-terdisziplinäre Studiengänge mit spezialisiertem Schwerpunkt. Sie sind mit Bachelorabschlüssen aus verschiedenen Studienrichtungen zu-gänglich. Interessierte müssen sich für einen Studienplatz bewerben.Joint Master sind spezialisierte Mas-ter, die in Zusammenarbeit mit ande-ren Hochschulen angeboten werden und teilweise ebenfalls nach Bache-lorabschlüssen verschiedener Studien- richtungen gewählt werden können. Master of Advanced Studies (MAS) sind nicht zu verwechseln mit kon- sekutiven und spezialisierten Mas-terstudiengängen. Es handelt sich hierbei um Weiterbildungsmaster, die sich an berufstätige Personen mit Studienabschluss richten (siehe Kapi-tel «Weiterbildung», Seite 44). Sie wer-den im Umfang von mindestens 60 ECTS angeboten.

Wechsel des HochschultypsWer mit einem Fachhochschulbache-lor an eine universitäre Hochschule

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Studium

PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

FachhochschulenWer sich an einer Schweizer Fach-hochschule einschreiben will, benö-tigt eine abgeschlossene berufliche Grundbildung meist in einem mit der Studienrichtung verwandten Beruf plus Berufsmaturität oder eine ent-sprechende Fachmaturität. In den meisten Studiengängen wird man mit einer gymnasialen Maturität auf- genommen, wenn man zusätzlich ein in der Regel einjähriges Berufsprak-tikum absolviert hat. Ebenfalls ein in der Regel einjähriges Praktikum muss absolvieren, wer eine berufliche Grundbildung in einem fachfremden Beruf absolviert hat. In einigen Stu- dienrichtungen werden Aufnahme-prüfungen durchgeführt. In den Fachbereichen Gesundheit, Soziale Arbeit, Kunst, Musik, Theater, ange-wandte Linguistik und angewandte Psychologie werden ergänzend Eig-nungsprüfungen durchgeführt.

Pädagogische Hochschulen Die Zulassungsvoraussetzung für die Pädagogischen Hochschulen ist in der Regel die gymnasiale Maturität. Je nach Vorbildung gibt es besondere Aufnahmeverfahren bzw. Regelun-gen. Erkundigen Sie sich direkt bei der entsprechenden Hochschule.

Studieninteressierte mit ausländischem VorbildungsausweisDie Zulassungsstellen der einzelnen schweizerischen Hochschulen bestim-men autonom und im Einzelfall, unter welchen Voraussetzungen Studieren-de mit ausländischem Vorbildungs-ausweis zum Studium zugelassen werden.

TEILZEITSTUDIUM, BERUFSBEGLEITENDES STUDIUMEin Bachelorabschluss (180 ECTS) dauert in der Regel drei Jahre, ein Masterabschluss (90 bis 120 ECTS) eineinhalb bis zwei Jahre. Je nach in-dividueller Situation kann das Stu-dium länger dauern. Wenn Sie aus finanziellen oder familiären Gründen von einer längeren Studienzeit ausge-hen, erkundigen Sie sich rechtzeitig über Möglichkeiten zur Studienzeit-verlängerung an Ihrer Hochschule. Allgemein gilt Folgendes:

UniversitätenAn den Universitäten sind die Stu- dienprogramme als Vollzeitstudien konzipiert. Je nach Studienrichtung ist es aber durchaus möglich, neben dem Studium zu arbeiten. Statistisch gesehen wirkt sich eine Arbeit bis 20 Stellenprozent positiv auf den Studienerfolg aus. Der Kon-takt zum Arbeitsmarkt und der Er-werb von beruflichen Qualifikationen erleichtern den Berufseinstieg. Es gilt also, eine sinnvolle Balance von Stu-dium und Nebenjob während des Se-mesters oder in den Ferien zu finden.

FachhochschulenZusätzlich zu einem Vollzeitstudien-gang bieten viele Fachhochschulen ihre Studiengänge als viereinhalbjäh-riges Teilzeitstudium (Berufstätigkeit möglich) bzw. als berufsbegleitendes Studium an (fachbezogene Berufstä-tigkeit wird vorausgesetzt).

Pädagogische HochschulenViele Pädagogische Hochschulen bie-ten an, das Studium in Teilzeit bzw. berufsbegleitend zu absolvieren. Das Studium bis zum Bachelor dauert dann in der Regel viereinhalb Jahre. Fragen Sie an den Infoveranstaltun-gen der Hochschulen nach Angeboten.

FernhochschulenEine weitere Möglichkeit, Studium und (Familien-)Arbeit zu kombinie-ren, ist ein Fernstudium. Dieses erfor-dert aber grosse Selbstständigkeit, Selbstdisziplin und Ausdauer.

Weiterführende Informationen Zulassungsbedingungen zu den Hochschu-len: www.swissuniversities.ch > Hochschul-raum > Qualifikationsrahmen

Weiterführende Informationen www.fernfachhochschule.ch www.fernuni.ch

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

STUDIENFINANZIERUNGDie Semestergebühren der Hoch-schulen liegen zwischen 500 und 1000 Franken. Ausnahmen sind 2000 Franken an der Università della Sviz-zera italiana bzw. mehrere 1000 Fran-ken an privaten Fachhochschulen. Für ausländische Studierende und berufsbegleitende Ausbildungsgänge gelten teilweise höhere Gebühren.

Gesamtkosten eines StudiumsWer bei den Eltern wohnt, muss mit 800 bis 1200 Franken pro Monat rech-nen (auswärtiges Essen nicht einge-rechnet); bei auswärtigem Wohnen können sich die Kosten fast verdop-peln. Folgende Posten sollten in einem Budget berücksichtigt werden: – Studienkosten (Studiengebühren, Lehrmittel)– Feste Verpflichtungen (Kranken-

kasse, AHV / IV, Fahrkosten, evtl. Steuern)

– Persönliche Auslagen (Kleider / Wäsche / Schuhe, Coiffeur / Körper-pflege, Taschengeld, Handy)

– Rückstellungen (Franchise, Zahn- arzt / Optiker, Ferien, Sparen)

– Auswärtige Verpflegung (Mensa)

Zusätzlich für auswärtiges Wohnen:– Miete / Wohnanteil – Wohn-Nebenkosten (Elektrizität,

Telefon / Radio / TV, Hausrat- / Privathaftpflichtversicherung)

– Nahrung und Getränke – Haushalt-Nebenkosten (Wasch-

und Putzmittel, allg. Toiletten-artikel, Entsorgungsgebühren)

Beitrag der ElternGesetzlich sind die Eltern verpflichtet, die Ausbildung ihrer Kinder (Ausbil-dungs- und Lebenshaltungskosten) bis zu einem ersten Berufsabschluss zu bezahlen. Für Gymnasiasten und Gymnasiastinnen bedeutet das bis zum Abschluss auf Hochschulstufe.

Stipendien und DarlehenDas Stipendienwesen ist kantonal ge-regelt. Kontaktieren Sie deshalb früh-zeitig die Fachstelle für Stipendien Ihres Wohnkantons. Stipendien sind einmalige oder wie-derkehrende finanzielle Leistungen

Weiterführende Informationen Weitere Informationen zur Finanzierung: http://stipendien.educa.ch

ohne Rückzahlungspflicht. Sie decken die Ausbildungskosten sowie die mit der Ausbildung verbundenen Lebens-haltungskosten in der Regel nur teil-weise. Als Ersatz und / oder als Ergän-zung zu Stipendien können Darlehen ausbezahlt werden. Dies sind wäh-rend des Studiums zinsfreie Beträge, die nach Studienabschluss in der Regel verzinst werden und in Raten zurückzuzahlen sind. Ausschlagge-bend, ob man stipendien- oder dar- lehensberechtigt ist, ist die finanzielle Situation der Eltern.

MOBILITÄTJe nach individuellen Interessen kön-nen Module oder Veranstaltungen an Instituten anderer Hochschulen be-sucht werden. Solche Module können aber nur nach vorheriger Absprache mit den Instituten an das Studium angerechnet werden.Sehr zu empfehlen für Studierende ab dem vierten Semester des Bache-lorstudiums ist ein ein- oder zwei- semestriger Studienaufenthalt im Ausland. Das Erasmus-Programm bietet dazu gute Möglichkeiten inner-halb Europas. Zusätzlich hat fast jedes Hochschulinstitut bilaterale Abkom-men mit ausgewählten Hochschulen ausserhalb Europas.Weitere Informationen zur Mobilität erhalten Sie bei der Mobilitätsstelle Ihrer Hochschule.

38 Überschrift

PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

PORTRÄTS VON STUDIERENDEN

In den folgenden Porträts geben Studierende Einblick in ihren abwechslungsreichen Studien-alltag.

PATRICIA HUGErdwissenschaften, BachelorstudiumETH Zürich

JACQUELINE RIEDI UND DOMINIK ZILTENERGeowissenschaften resp. Geographie/Geschichte, MasterstudiumUniversität Basel

EVA MINGGeographie, Masterstudium Universität Bern

GELERNTES IN DER PRAXIS ANWENDEN KÖNNENPatricia Hug (21) hat im Studium den Schwerpunkt Geologie gewählt. Besonders gefallen ihr die Exkursionen und Feldkurse. Zudem schätzt sie das familiäre Klima im Studiengang sehr. Momentan befindet sie sich in einem Austauschsemester in Reykjavik.

Patricia Hug, Erdwissenschaften, Bachelorstudium, 5. Semester, ETH Zürich

«Da ich sehr vielseitig interessiert bin, war bei mir nicht von Anfang an klar, was ich studieren möchte. Ich habe mich mit verschiedenen Studienrich-tungen befasst und meine Entschei-dung dann im Zwischenjahr nach dem Gymnasium (mit musischem Profil) aus dem Bauch heraus gefällt.

BASISJAHR AN DER ETHIch hatte grossen Respekt vor dem Studium an der ETH, insbesondere vor dem Basisjahr. Nachträglich betrach-tet muss ich sagen, dass ich mir zu viele Sorgen gemacht habe. Im ersten Jahr, in welchem ich unter anderem viel Mathe und Chemie hatte, ver-

38 Studium

PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

stand ich in den Vorlesungen oft eini-ges nicht. Jedoch werden Übungsstun-den angeboten, in welchen alles ein bisschen langsamer erklärt wird. Ebenfalls wertvoll sind Mitstudieren-de sowie Studierende aus höheren Se-mestern, welche einem hilfsbereit zur Seite stehen.Das Lernen auf die Basisprüfung im Sommer empfand ich als mühsam. Meistens lernte ich an der ETH und hatte dadurch vor allem Kontakt mit Mitstudierenden, welche sich in der gleichen Situation befanden wie ich. Das erleichterte die ganze Sache et-was. Besonders im Basisjahr nehmen die Naturwissenschaften eine zentrale Rolle ein. Über das Wissen, welches ich mir in diesem ersten Jahr angeeig-net hatte, bin ich inzwischen sehr froh, denn im weiteren Studienverlauf er-wies es sich als sehr nützlich und wert-voll.

STUDIENGESTALTUNG UND VORAUSSETZUNGENIm Basisjahr ist der Stundenplan vor-gegeben, im zweiten Jahr kann man einige Fächer abwählen und im dritten Jahr ist man relativ frei, was die Stun-denplangestaltung angeht. Der Auf-wand für das Studium variiert. Beson-ders die Prüfungsphasen empfinde ich als anstrengend, doch wenn man sich die Zeit einigermassen einteilen kann, ist das Studium gut machbar.Es ist normal, dass man nicht auf An-hieb alles versteht, was jedoch nicht weiter schlimm ist, denn durch das sehr familiäre Klima in unserem klei-nen Studiengang – ca. 30 Studierende im fünften Semester – hilft man sich gerne gegenseitig. Zudem bietet die ETH ein gutes ‹Auffangnetz›, wo man beispielsweise die Möglichkeit hat, im Rahmen von Präsenzstunden den As-sistentinnen und Assistenten Fragen zu stellen. Dies ist vor allem hinsicht-lich der grossen Fächer des Basisjah-res – Mathe, Chemie, Physik – interes-sant. Weil wir so wenige sind im Studiengang, ist auch der Kontakt mit den Dozierenden sehr persönlich.Das Beste am Studium sind die Exkur-sionstage und der jährlich stattfinden-de einwöchige Feldkurs. Zum einen ist es toll, dass man das Gelernte in der

Praxis anwenden kann und zum ande-ren schweisst es die Studierenden zu-sammen.Zentrale Voraussetzungen, um in die-sem Studium erfolgreich zu sein, sind meines Erachtens das Interesse am Fach und der Durchhaltewillen. Alle Studierenden kennen schwierige Pha-sen. Wichtig ist, wie damit umgegan-gen wird. Oft motivieren wir uns bei-spielsweise gegenseitig.

SPORT, FREIZEIT, MUSIK, NACHHILFE HABEN PLATZNeben dem Studium spiele ich Volley-ball, engagiere mich als Scharleiterin im Jugendverein Jungwacht und Blau-ring, treffe Freunde, spiele ab und zu Fagott und gebe Nachhilfe. Allerdings

«Der Besuch einer anderen Universität stellt für mich eine tolle und horizont­erweiternde Erfahrung dar. Ich besuche verschiedene Kurse, die oft auch lehrreiche Exkursionen beinhalten.»

muss ich sagen, dass ich im Vergleich zu meinen Mitstudierenden jemand bin, die sich für vieles neben dem Stu-dium Zeit nimmt. Eine gute Zeiteintei-lung ist diesbezüglich das A und O. Hätte ich nicht so viele Hobbys, dann hätte ich neben dem Studium Zeit, etwa 20 Prozent zu arbeiten, wie das einige meiner Mitstudierenden tun.

MÖGLICHKEIT EINES AUSTAUSCHSEMESTERSIch befinde mich momentan in einem Austauschsemester in Reykjavik. Der Besuch einer anderen Universität stellt für mich eine tolle und horizont-erweiternde Erfahrung dar. Ich besu-che verschiedene spannende Kurse, wie beispielsweise einen Kurs über die Geologie von Island, dank welchem ich das Land von einer anderen Seite ken-nenlernen durfte. Toll ist, dass die Kurse oft auch Exkursionen beinhal-ten, welche sehr lehrreich sind. Die Freizeit verbringe ich mit dem Ken-nenlernen von Island. Unterstützung bei der Organisation meines Austau-

sches habe ich von unserem Departe-ment an der ETH erhalten, das ziem-lich grosszügig ist bei der Anrechnung dieser externen Kurse.Etwas mühsam ist die Tatsache, dass ich von Reykjavik aus nun beginnen muss, an der ETH eine Bachelorarbeit-Betreuerin oder einen -Betreuer zu finden. Ich muss alle entsprechenden Korrespondenzen per E-Mail führen – aber die Erfahrungen, die ich hier auf Island sammeln kann, sind es mir wert!

WIE GEHT ES WEITER?Nach dem Bachelorstudium möchte ich ein weiteres Zwischenjahr machen, auf Reisen gehen und ein bis zwei Prakti-ka machen, um Einblicke in mögliche Arbeitsalltage zu erhalten und Kon-takte zu knüpfen. Es ist von Vorteil, sich bereits während des Studiums ein Beziehungsnetz aufzubauen, auf das man bei der Stellensuche zurückgrei-fen kann.Bezüglich des Masters habe ich zwar erste Ideen, möchte mich aber noch nicht festlegen. Einerseits würde mich beispielsweise der Bereich Ingenieur-geologie respektive konkreter das The-ma Naturgefahren sehr interessieren. Andererseits reizt mich aber auch das Lehrdiplom in Geographie. Mein aktu-eller Traum wäre, neben meiner Hauptbeschäftigung noch als Lehrerin zu arbeiten. Ich erhoffe mir von den Praktika Klarheit, in welche Richtung es beruflich gehen könnte.»

Porträt Regula Zahno

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Studium40

GEOWISSENSCHAFTEN VERSUS GEOGRAPHIE

Jacqueline Riedi, Geowissenschaften, Masterstudium, 5. Semester, Universität Basel

Wie kamen Sie zu Ihrem Fach?JR: Bereits zu Beginn des Gymnasi-ums wusste ich, dass ich später etwas in Richtung Umwelt studieren wollte, hatte aber noch keine konkrete Vor-

Jacqueline Riedi (24) und Dominik Ziltener (24) befinden sich beide im Masterstudium an der Universität Basel. Sie studiert Geowissen-schaften an der Phil.-Nat. Fakultät, er Geographie in Kombination mit Geschichte an der Phil.-Hist. Fakultät. Diese beiden Beispiele sollen verdeutlichen, wie sich die beiden Studienrichtungen unter-scheiden.

stellung. Ich absolvierte ein Zwischen-jahr, in dem ich in einer Saatgutprü-fung arbeitete. Es kristallisierte sich dann nach und nach heraus, dass Bio-logie oder Geowissenschaften die Fa-

voriten waren. In einem Studienbera-tungsgespräch zeigte sich dann, dass die Arbeitsweise der Geowissenschaf-ten mir eher entspricht, weil ich Feld-arbeit in der Natur der Laborarbeit vorziehe.DZ: Mir war bereits früh klar, dass ich gerne Lehrperson auf gymnasialer Stufe werden wollte. Bezüglich der Fä-cherkombination war ich noch un-schlüssig, entschied mich deshalb für ein Zwischenjahr, in dem ich den Zivil-dienst absolvierte und mich mit derStudienwahl beschäftigte. Geschichte, Sport und Geographie kamen in die engere Auswahl. Aufgrund einer Ver-letzung habe ich mich dann statt für Geschichte und Sport für Geschichte und Geographie entschieden.

Weshalb haben Sie sich für Geowissenschaften und nicht für Geographie bzw. umgekehrt entschieden?JR: Diese Entscheidung fiel mir leicht, da mir die naturwissenschaftlichen Grundlagen wichtig waren. Des Wei-teren interessieren mich die gesell-schaftlichen Aspekte nicht so sehr wie Steine, Pflanzen, Tiere und die Um-welt im Allgemeinen.DZ: Ich habe mich für Geographie entschieden, weil ich dann zwei Fä-cher unterrichten kann. Ich bin aktu-ell neben dem Besuch der Veranstal-tungen an der Universität Basel mit den zu absolvierenden Veranstaltun-gen an der Pädagogischen Hochschu-le beschäftigt, was für das Unterrich-ten auf der gymnasialen Stufe erforderlich ist.

Weshalb haben Sie beide Basel als Studienort gewählt?JR: Es gab vier entscheidende Krite-rien für mich: Mir gefiel der Studien-aufbau in Basel. Dann wird mein be-vorzugter Studieninhalt in Basel angeboten. Zudem wollte ich neue Kon-takte knüpfen und habe mich deshalb bewusst gegen den Studienort ent-schieden, welchen viele meiner ehema-ligen Mitschülerinnen und Mitschüler wählten. Und ich finde Basel als Stadt sehr sympathisch.DZ: Für mich war es wichtig, in der Gegend meines Wohnortes bleiben zu

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium

Dominik Ziltener, Geographie/Geschichte, Masterstudium, 2. Semester, Universität Basel

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können. Zudem schien mir das Studi-um an anderen Orten ähnlich aufge-baut. Deshalb habe ich mich für die Universität Basel entschieden.

Welche Rolle spielen die Natur-wissenschaften im Studium?JR: Die Naturwissenschaften sind die Basis meines Studiums. Diese Grund-lagen helfen, später andere Fächer im Rahmen des Geowissenschaftenstudi-ums zu verstehen: Viele Studienan-fängerinnen und -anfänger haben Angst davor, dass Mathematik oder Physik ihnen das Genick brechen. Aber diese Fächer sind gut zu bewäl-tigen, wenn man die Vorlesung und vor allem die Übungen regelmässig besucht und aktiv daran teilnimmt.

DZ: Dadurch, dass ich Geographie in Kombination mit Geschichte studiere, liegt mein Schwerpunkt eher auf Hu-mangeographie, vor allem bei den Pflichtveranstaltungen. Sonst ist man ziemlich frei und ich belege noch rela-tiv viel Naturwissenschaftliches, wes-wegen ich sagen würde, dass ungefähr ein Viertel meines Studiums naturwis-senschaftlich ist.

Dominik Ziltener: Was gefällt Ihnen besonders am Studienfach Geographie?Mir gefällt, dass die Fächer so viele verschiedene Themen beinhalten und sich teilweise auch überschneiden. Deswegen kann man fast immer etwas finden, was einem passt. Besonders

das Kennenlernen anderer Kulturen und das Verstehen der Prozesse auf der Erde finde ich sehr spannend. Die-se Inhalte kann ich dann auf die Ge-schichte, mein zweites Studienfach, übertragen, bei dem die Prozesse zwar anders sind, aber genau wie in Geogra-phie damit zusammenhängen, wieso die Welt so ist, wie sie jetzt ist.

Jacqueline Riedi: Wie hiess die Veranstaltung, welche Ihnen im letzten Jahr am besten gefallen hat?Das war die Übung «GIS-based Soil Erosion Modelling». Es ging inhaltlich darum, Bodenerosion zu modellieren und mit den aktuellen Computerpro-grammen zu arbeiten. Toll fand ich, dass im Rahmen dieser Übung das in der Vorlesung Gelernte veranschau-licht wurde.

Dominik Ziltener: Können Sie etwas über Ihre Masterarbeit erzählen?Ich habe mich noch nicht definitiv für ein Thema entschieden. Sehr interes-sieren würde mich eine Masterarbeit

«Wetterfestigkeit ist eine Voraussetzung, denn man geht auf Tagesexkursionen oder in Wochenkursen ins Feld. Zudem erfordert das Studium viel selbstständige Arbeit und gutes Organisa­tionsvermögen.» im Bereich Humangeographie, kon-kret im Themengebiet Raumplanung. Geplant ist, nächstes Jahr mit der Masterarbeit zu beginnen.

Sie haben ein Praktikum ge-macht. Wo, wie lange und welche Tätigkeiten beinhaltete dies?JR: Ich konnte in der Abteilung Boden-schutz und Ressourcenwirtschaft beim Kanton Basel-Landschaft ein sechsmo-natiges Praktikum mit einem 50-Pro-zent-Pensum absolvieren. Ich habe ein Projekt zum Thema Arsen im Gestein des Kantons und eine Bodenbeprobung des Laufentals durchgeführt.

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Studium42

DZ: Ich konnte bei Holinger Ingenieu-re in Liestal ein dreieinhalbmonatiges Praktikum absolvieren. Tätigkeiten waren das Probennehmen von Wasser und Feststoff, welche auf verschiedene Entsorgungswege untersucht werden. Zudem habe ich ein eigenes Sanie-rungskonzept für eine Schiessanlage in der Region verfasst. Diese Arbeit war sehr vielfältig, weil sie Befragun-gen, Kartenarbeit, Archivarbeit, Pro-benahme sowie Erstellung von Karten mit GIS beinhaltete.

Welche Voraussetzungen braucht man, um in diesem Studium erfolgreich zu sein?JR: Interesse am Thema und aktive Teilnahme sind wichtig. Zudem sollte man wetterfest sein. Denn während des Studiums geht man ins Feld – un-ter anderem auf Tagesexkursionen oder in Wochen-Kurse –, was sehr lehrreich und spannend ist sowie eine tolle Gelegenheit darstellt, um Kon-takte zu knüpfen.DZ: Man muss diszipliniert und selbst-ständig sein, weil das Studium viel Eigenarbeit und Organisation erfor-dert. Da man oft Übungen in Gruppen lösen muss, ist Teamfähigkeit eben-falls zentral.

Jacqueline Riedi: Haben Sie sich ebenfalls schon Gedanken über Ihre spätere Berufstätigkeit gemacht?Mein Ziel ist, im Bereich Bodenschutz und Altlasten arbeiten zu können. Für die erste Stelle nach dem Studium muss man aber offen sein und darf nicht zu sehr fokussiert sein auf ein bestimmtes Gebiet. Daher werde ich Stellen in den Bereichen Umwelt, Nachhaltigkeit und Geologie suchen.

SCHNITTSTELLE ZWISCHEN NATUR- UND SOZIALWISSENSCHAFTEN

Eva Ming, Geographie, Masterstudium, 3. Semester, Universität Bern

«Mein Geographielehrer beschrieb die Geographie als Schnittstelle zwi-schen den Natur- und Sozialwissen-schaften. Diese Bemerkung führte dazu, dass ich als naturwissenschaft-lich und sozialwissenschaftlich inter-essierte Person mich erstmals mit der

Eva Ming (25), welcher nun die Masterarbeit bevorsteht, gefällt die Vielfältigkeit ihres Studiums sehr. Sie ist gut vernetzt, hat neben dem Studium immer gearbeitet und engagiert sich unter anderem in der Fachschaft Geographie.

Studienrichtung Geographie als mög-liche Option befasst habe. Dabei realisierte ich, dass viele der mich interessierenden Themen im Geogra-phiestudium behandelt werden und entschied mich daher schliesslich für dieses Studium.

Interview Regula Zahno

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Studium 43

VOM BACHELOR ZUM MASTERDas erste Jahr des Bachelorstudiums in Bern war ein Einführungsjahr mit vorgegebenen Veranstaltungen. Ein Grossteil des Bachelorstudiums wurde durch die verschiedenen naturwissen-schaftlichen Fächer geprägt. Schwieri-ge Studieninhalte besprach ich jeweils mit anderen Studierenden und holte mir bei Bedarf Hilfe bei Assistentin-nen oder Assistenten der Universität.Im Masterstudium besuche ich nun

«Es ist meines Erachtens wichtig, dass man eine flexible Denkweise hat, um sowohl die naturwissen­schaftliche als auch die sozialwissenschaftliche Perspektive einnehmen zu können.» weniger rein naturwissenschaftlich aus-gerichtete Fächer, dafür aber einige in-ter disziplinäre Veranstaltungen wie zum Beispiel die Veranstaltung zu nach-haltiger Ressourcennutzung der Abtei-lung Integrative Geographie. Dazu ge-sellen sich Veranstaltungen, die von ver schiedenen Forschungsgruppen aus Human-, physischer- und integrativer Geographie zusammen durchgeführt und angeboten werden.Da jetzt die Masterarbeit ansteht und diese einen grossen Teil des Master-studiums einnimmt, besuche ich nur noch wenige Veranstaltungen. Der zeit-liche Aufwand ist meines Erachtens im Masterstudium trotzdem grösser: Die Veranstaltungen sind oft weniger in Form eines ‹klassischen› Fron tal-unterrichts organisiert, sondern die Themen müssen selbst erarbeitet wer-den, beispielsweise in Form von Sit-zungs gestaltungen, Vorträgen oder Kon zept entwicklungen. So ist es mög-lich, Schwer punkte selber zu legen und sich in spezifische Themengebiete zu vertiefen – diese Veranstaltungen bieten mehr Gestaltungsmöglichkeiten und sind daher abwechslungsreicher.Hinsichtlich meiner Masterarbeit ste-he ich noch ziemlich am Anfang, möch-te mich aber gerne mit dem Thema ‹Nachhaltige Entwicklung unter Ein-

bezug einer Gender-Perspektive› be-schäftigen.Um das Studium erfolgreich zu absol-vieren, ist es meines Erachtens unter anderem wichtig, dass man eine flexi-ble Denkweise hat, um sowohl die natur wissenschaftliche als auch die sozialwissenschaftliche Perspektive einnehmen zu können. Weiter ist Teamfähigkeit erforderlich, weil in vielen Veranstaltungen Gruppenarbei-ten durchgeführt werden. Ebenfalls zum Studium gehören Ex-kursionen und Feldkurse, die jeweils sehr spannend sind und zudem die Möglichkeit bieten, die anderen Stu-dierenden besser kennenzulernen und sich zu vernetzen. Der Feldkurs ‹Gren-zen und Minderheiten in Ostmitteleu-ropa› hat mir beispielsweise besonders gefallen.

ERWERBSTÄTIGKEIT UND HOBBYS HABEN PLATZNeben dem Studium habe ich immer gearbeitet, weil ich einerseits auf das Geld angewiesen bin, es mir aber an-dererseits auch wichtig ist, einen Aus-gleich zum Studium zu haben und dank des Jobs für ein paar Stunden aus der ‹Uniblase› austreten konnte. Meist handelte es sich um 20-Prozent-Stellen, es kam aber auch vor, dass ich bis zu 40 Prozent nebenher gearbeitet habe.Zudem bin ich in der Fachschaft Geo-graphie, bis im vergangenen Frühjahr als Co-Präsidentin. Diese Tätigkeit gestaltet sich teils sehr zeitintensiv, aber die Fachschaftsarbeit ist span-nend und darum toll, weil wir so die Möglichkeit haben, mitzureden und das Studium mitzugestalten.Da ich aktiv bin und verschiedene Tä-tigkeiten neben meinem Studium aus-übe, habe ich für den Bachelor etwas länger gebraucht und dies wird vor-aussichtlich auch beim Master der Fall sein.

PLÄNE NACH DEM STUDIUMDa mich vieles interessiert, habe ich noch keine konkreten Pläne, was ich nach dem Studium machen werde. Spannend finde ich beispielsweise die Bereiche Entwicklungszusammenar-beit und Nachhaltige Entwicklung.

Auch könnte ich mir vorstellen, im Be-reich der Forschung zu bleiben, ebenso gefällt mir das Entwickeln von Kon-zepten und das Planen von Projekten. Ich hoffe, dass ich einen Job finde, mit dem sich einige dieser Aspekte verein-baren lassen.

MEIN RAT AN ZUKÜNFTIGE STUDIERENDEStudiere, besuche und vertiefe das, was dich interessiert. Am Anfang des Studiums erscheint alles oft noch kom-pliziert. Aber man ist nicht alleine mit diesen Schwierigkeiten und es gibt viele, die dasselbe durchmachen oder durchgemacht haben. Daher empfehle ich, sich mit anderen Kommilitonin-nen und Kommilitonen zusammenzu-schliessen oder Studierende aus höhe-ren Semestern um Rat zu fragen.»

Porträt Regula Zahno

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

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Nach rund 17 Jahren Bildung in Volksschule, berufli-cher Grundbildung oder Mittelschule und dem Ab-schluss eines Studiums liegt für viele Studienabgänge-rinnen und Studienabgänger der Gedanke an Weiterbildung fern – sie möchten nun zuerst einmal Berufspraxis erlangen oder die Berufstätigkeit inten-sivieren und Geld verdienen. Trotzdem lohnt sich ein Blick auf mögliche Weiterbildungen und Spezialisie-rungen; für gewisse Berufe und Funktionen nach ei-nem Studium sind solche geradezu unerlässlich.

Direkt nach Studienabschluss ist es meist angezeigt, mit Be-rufserfahrung die eigenen Qualifikationen zu verbessern. Ausgenommen sind Studienrichtungen, die üblicherweise mit einer Dissertation abschliessen (z.B. Naturwissenschaften) oder in stark reglementierte Berufsbereiche führen (z.B. Me-dizin). Weiterbildungen sind dann sinnvoll, wenn sie für die Übernahme von bestimmten Aufgaben oder Funktionen qua-lifizieren. Wo viele Weiterbildungen zur Wahl stehen, emp-fiehlt es sich herauszufinden, welche Angebote im angestreb-ten Tätigkeitsfeld bekannt und bewährt sind.

FORSCHUNGSORIENTIERTE WEITERBILDUNGFür eine akademische Laufbahn ist der Doktortitel unerläss-lich, ebenso für die naturwissenschaftliche Forschung. Für andere Tätigkeiten kann das Doktorat oft eine nützliche Zu-satzqualifikation sein. Voraussetzung dafür ist in der Regel

ein anerkannter Masterabschluss einer universitären Hoch-schule mit guten Noten. In einer Dissertation (= Doktorarbeit) geht es um die vertiefte Auseinandersetzung mit einem The-ma bzw. einer Fragestellung. Daraus entsteht eine umfang-reiche, selbstständige Forschungsarbeit. Wie viel Zeit die Dis-sertation in Anspruch nimmt, ist von Fach zu Fach und individuell verschieden (ein bis fünf und mehr Jahre). Viele kombinieren das Schreiben einer Dissertation mit einer Teil-zeitbeschäftigung, oft im Rahmen einer Assistenz an einer Universität, zu der auch Lehraufgaben gehören. Das Dokto-ratsstudium kann an einer anderen Hochschule als das Ba-chelor- oder Masterstudium – auch im Ausland – absolviert werden. Zur Erlangung des Doktorats müssen nach der Dis-sertation die Doktoratsprüfungen abgelegt werden. Die Pro-motion ist die Verleihung eines Doktortitels. Die offizielle Be-zeichnung für den Doktortitel lautet PhD (philosphiae doctor). Nach dem Abschluss des Doktorats erfolgt als weitere wissen-schaftliche Tätigkeit häufig die Anstellung als Postdoc an einer Universität oder einem Forschungsinstitut. Auf die Dissertation und allfällige Postdocs kann eine weitere Forschungsarbeit folgen: die Habilitation. Sie ist die Voraus-setzung dafür, um an einer Universität bzw. ETH zum Profes-sor bzw. zur Professorin gewählt zu werden.

BERUFSORIENTIERTE WEITERBILDUNGBei den Weiterbildungen auf Hochschulstufe sind die CAS (Certificate of Advanced Studies) die kürzeste Variante. Diese

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WEITERBILDUNG

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Weiterbildung 45

berufsbegleitenden Nachdiplomstudi-en erfordern Studienleistungen im Umfang von mindestens 10 ECTS-Punkten. Oftmals können CAS kombi-niert und allenfalls je nach Angebot zu einem MAS weitergeführt werden.

Mit Diploma of Advanced Studies DAS (auch University Professional UP) wer-den berufsbegleitende Nachdiplomstu-dien bezeichnet, für welche mindes-tens 30 ECTS-Punkte erreicht werden müssen.

Die längste Weiterbildungsvariante sind die Master of Advanced Studies MAS. Sie umfassen mindestens 60 ECTS-Punkte. Diese Nachdiplomstu-dien richten sich an Personen mit ei-nem Studienabschluss, welche bereits in der Berufspraxis stehen.

Nach einem fachwissenschaftlichen Studium kann eine pädagogische, di­daktische und unterrichtspraktische Ausbildung (Lehrdiplom­Ausbildung)

im Umfang von 60 ECTS absolviert werden. Mit deren Abschluss wird das Lehrdiplom für Maturitätsschulen er-worben (Titel: «dipl. Lehrerin/Lehrer für Maturitätsschulen [EDK]»). Diese rund einjährige Ausbildung zur Leh-rerin bzw. zum Lehrer kann im An-schluss an das fachwissenschaftliche Masterstudium absolviert werden oder sie kann ganz oder teilweise in dieses integriert sein. Das gilt grundsätzlich für alle Unterrichtsfächer, unabhän-gig davon, ob der fachliche Studienab-schluss an einer Universität oder an einer Fachhochschule (Musik, Bildne-risches Gestalten) erworben wird.

Traineeprogramme, Praktika, Stages, Volontariate u.a. sind eine besondere Form der berufsorientierten Weiterbil-dung. Sie ermöglichen, sich in einem bestimmten Gebiet «on the job» zu qua-lifizieren. Je nach Tätigkeitsfeld und Programm existieren sehr unter-schiedliche Bedingungen punkto Ent-lohnung, Arbeitszeiten usw. Im Vor-

dergrund steht der rasche Erwerb berufspraktischer Erfahrungen, was die Chancen auf dem Arbeitsmarkt erheblich verbessert.

KOSTEN UND ZULASSUNGDa die Angebote im Weiterbildungs-bereich in der Regel nicht subventio-niert werden, sind die Kosten um eini-ges höher als diejenigen bei einem regulären Hochschulstudium. Sie kön-nen sich pro Semester auf mehrere tausend Franken belaufen. Gewisse Arbeitgeber beteiligen sich an den Kosten einer Weiterbildung.Auch die Zulassungsbedingungen sind unterschiedlich. Während einige Weiterbildungsangebote nach einem Hochschulabschluss frei zugänglich sind, wird bei anderen mehrjährige und einschlägige Praxiserfahrung verlangt. Die meisten Weiterbildun- gen werden nur berufsbegleitend an-geboten.

WEITERBILDUNGSMÖGLICHKEITEN NACH EINEM STUDIUM DER GEOWISSENSCHAFTEN

Ein Studium der Geowissen-schaften bildet den Boden für zahlreiche praxisorientierte Spezialisierungs- und Weiterbil-dungsmöglichkeiten – u.a. auch an Fachhochschulen.

Fast 40 Prozent beginnen im An-schluss an ihren geowissenschaft-lichen Masterabschluss mit einer Wei-terbildung. Im Gegensatz zu anderen Naturwissenschaften ist es hingegen weniger üblich zu doktorieren: Rund 15 bis 20 Prozent machen ein Dokto-rat, bei den Naturwissenschaften ins-gesamt sind es doppelt so viele. Für jene, die in einem Gymnasium unterrichten möchten, ist das Lehr-diplom für Maturitätsschulen eine wichtige Weiterbildung, die an den Pädagogischen Hochschulen absolviert werden kann.

Mögliche Master of Advanced Studies:– Raumplanung, MAS, ETH Zürich– Sustainable Water Resources,

MAS, ETH Zürich– Umwelttechnik und -management,

MAS, FHNW– Urbanisme, MAS, Université

de Genève et EPFL

Mögliche Diplome und Zertifikate:– Angewandte Erdwissenschaften,

CAS, ETH Zürich– Entwicklung und Umwelt,

CAS, FHNW– Integrated Risk Management,

DAS, ZHAW

PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

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BERUF47 BERUFSFELDER UND ARBEITSMARKT50 BERUFSPORTRÄTS

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

47Beruf

werden die Veränderungen der terrestrischen Umwelt sowie Nutzung und Schutz von natürlichen Lebensräumen und Kul-turlandschaften untersucht, beim Schweizerischen Erdbe-bendienst sucht man nach Möglichkeiten, Erdbeben besser vorherzusagen, oder bei der Eidgenössischen Anstalt für Wasserversorgung, Abwasserreinigung und Gewässerschutz EAWAG geht es um Fragen rund um Wasser, sei es zu Trink- und Abwasser, Ökosystemen oder Wasserkonflikten.Ebenfalls anzutreffen sind Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler als Geographielehrpersonen in Schulen, meist in Gymnasien, Berufsschulen oder Schulen der Se-kundarstufe I. Da es momentan nicht einfach ist, eine feste Stelle zu bekommen, empfiehlt es sich, neben Geographie ein zweites Fach unterrichten zu können.

RAUMPLANUNG: STADT- UND REGIONALPLANUNG, WIRTSCHAFTSFÖRDERUNGIn der Raumplanung geht es um das gezielte Einwirken auf die räumliche Entwicklung der Gesellschaft, der Wirtschaft und der natürlichen, gebauten und sozialen Umwelt in ei-nem bestimmten Gebiet. In der Raumplanung und Regio-nalentwicklung sind Geographinnen und Geographen häufig beratend tätig. Sie erstellen z.B. Umweltverträglich-keitsprüfungen, indem sie wirtschaftsgeographische Grund-lagen erarbeiten und Konsequenzen möglicher Entscheide aufzeigen, prüfen, welche Konsequenzen eine geplante Ver-grösserung eines Stausees auf die Umwelt hat, oder sie sind in der Grünflächenplanung oder Städteplanung tätig. Dabei müssen sie jeweils die unterschiedlichen Bedürfnisse von Bevölkerung, Umwelt, Industrie usw. berücksichtigen. In Bereichen wie Wirtschaftsförderung und Standortmarke-ting sind Geographinnen und Geographen für Konzepte der regionalen Standortanalysen zuständig, beraten Unterneh-men, suchen nach Finanzierungshilfen und Fördermöglich-keiten oder führen Genehmigungsverfahren oder Öffentlich-keitsarbeit für Bund, Kantone oder Gemeinden durch.

UMWELT: UMWELT- UND LANDSCHAFTSPLANUNG, UMWELTSCHUTZORGANISATION, NATURGEFAHRENUmwelteinflüsse haben stark an Bedeutung gewonnen, ent-sprechend eröffnen sich in diesem Bereich unterschiedlichs-

Nach einem geowissenschaftlichen Studium stehen verschie-denste Berufswege offen. Geowissenschaftlerinnen und -wis-senschaftler sind Fachleute für Zukunftsthemen wie Klima, Umwelt, Wasser, Energie und Boden. Sind Lebensräume ge-fährdet oder stehen vor grossen Veränderungen, sind Geo-wissenschaftlerinnen und -wissenschaftler gefragt. Geologinnen und Geologen sind mehrheitlich in den Berei-chen Umwelt, Grundwasser, Baugrund- und Bodenuntersu-chungen, Tunnelbau usw. zu finden. Geographinnen und Geographen vermitteln als Generalisten zwischen Natur-, Sozial- und Geisteswissenschaften. Sie arbeiten unter an-derem bei der Raum- und Umweltplanung, bei der Regional-entwicklung, bei Wetter- und Klimadiensten, im Unterricht, in der Entwicklungszusammenarbeit usw. Zudem ergeben sich Tätigkeitsfelder ausserhalb der eigentlichen Fachge biete wie in der Privatwirtschaft, bei den Medien, im Touris mus, im Bereich Information und Dokumentation, in Museen, bei Umweltschutzorganisationen und in der Entwicklungszu-sammenarbeit sowie in der humanitären Hilfe.Die nachfolgend aufgeführten Berufsfelder sind eine Aus-wahl von Möglichkeiten, die nach einem Studium der Geo-graphie oder Geologie ergriffen werden können. Nicht alle Berufsfelder stehen allen offen: Vieles hängt von der fachli-chen Ausrichtung bzw. Spezialisierung während des Studi-ums ab. Es lohnt sich deshalb, sich frühzeitig Gedanken über die Zukunft zu machen, sich schon während des Stu-diums um Praktika zu bemühen und an Forschungsprojek-ten im In- und Ausland mitzuarbeiten.

FORSCHUNG, WISSENSCHAFT UND UNTERRICHTRund 30 Prozent beginnen nach ihrem Masterabschluss eine Tätigkeit an einer Hochschule oder Schule. Die For-schungstätigkeit an der Hochschule beginnt in der Regel mit einem Doktorat. Doch auch ausserhalb der Hochschule wird geforscht: Angewandte Forschung wird an vielen Orten be-trieben, häufig im Auftrag von Bund und Kantonen. So sind Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler auch in For-schungsanstalten des Bundes tätig: Am Paul Scherrer Ins-titut erforscht man z.B. die Auswirkungen der Energienut-zung auf Atmosphäre und Klima, in der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft WSL

BERUFSFELDER UND ARBEITSMARKT

Die breit gefächerten Studienrichtungen können Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in zahlreiche Anwendungs- und Forschungsgebiete führen. Viele von ihnen sind im öffentlichen Dienst – an Hochschulen, in der öffentlichen Verwaltung oder an einer Schule – tätig. Aber auch der private Dienstleistungssektor, vor allem die Ingenieur- und Planungsbüros, gewinnen immer mehr an Bedeutung.

48 Beruf

PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

te Tätigkeiten für Geowissenschaft-lerinnen und -wissenschaftler. In kan to na len Ämtern für Umwelt be-schäftigen sich Geowissenschaftlerin-nen und -wissenschaftler beispielswei-se mit der Luftqualität, der Umsetzung von Umweltschutzgesetzen, Entsor-gungsfragen, dem Boden oder der Landwirtschaft. Im Bundesamt für Umwelt können sie sich mit Themen beschäftigen wie zum Beispiel: Revita-lisierung der Gewässer, nachhaltige Pflege und Nutzung von Wald, Um-setzung des Kyoto-Protokolls, Gefah-renprävention infolge von Lawinen, Hochwasser, Murgängen, Rutschun-gen, Sturzprozessen, Erdbeben und Störfällen. Dienstleistungen im Bereich Natur- und Umweltschutz bieten auch private Umweltbüros an. Sie leiten beispiels-weise Projekte zu Umweltbelastungen wie Schadstoffen in Luft und Boden, führen Aufwertungsmassnahmen von Naturschutzgebieten durch, machen sich in Projekten zur Umweltbildung stark, beraten in Fragen rund um die Umwelt oder planen Gewässerrenatu-rierungen. Ähnlich setzen sich Geo-wissenschaftlerinnen und -wissen-schaftler auch in Umweltschutzorga-

nisationen, Verbänden oder NGO für die Umwelt ein. Zunehmend wichtig sind zudem der Umgang bzw. die Prävention und Früh-erkennung von Naturgefahren: So beo-bachten Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler beispielsweise geolo-gische Veränderungen. Sie messen den Rückgang von Gletschern oder überwa-chen Felsbewegungen, um daraus auf mögliche Naturgefahren wie Murgänge oder Felsstürze schliessen zu können.

INDUSTRIE: BAUINDUSTRIE, ROHSTOFFINDUSTRIE, ENERGIE-GEWINNUNG, ENTSORGUNG Arbeitsfelder – insbesondere von Geo-loginnen und Geologen – sind auch in der Bauindustrie zu finden: So unter-suchen sie beispielsweise Boden und Baugrund für die Planung von Einfa-milienhäusern oder neuen Industrie-standorten sowie als Ausgangslage für die Planung von Strassen- und Bahn-projekten, Tunnelbauten oder Gross-bauprojekten wie Brücken oder Stau-dämmen. Aber nicht nur der Boden interessiert dabei, auch andere Aspek-te wie Erdbebensicherheit, Feuer oder andere Naturgewalten werden dabei berücksichtigt.

Die Suche nach Bodenschätzen stellt ebenfalls ein – wenn auch eher kleines – Arbeitsfeld dar. Ebenfalls anzutref-fen sind die Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler im Bereich der Energieversorgung, insbesondere in der Abwägung klimatischer und ökologischer Folgen der Energiegewin-nung.Bedeutsam ist heute auch die Frage nach möglichen Standorten für die Entsorgung von industriellem Abfall und Aushubmaterial geworden. So prüft beispielsweise die Nagra (Natio-nale Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle) Möglichkeiten zur Entsorgung radioaktiver Abfälle in geologischen Tiefenlagern.

METEOROLOGIE: WETTERVORHER-SAGE, KLIMAFORSCHUNGGeographinnen und Geographen, die sich auf Meteorologie spezialisiert ha-ben, können zum Beispiel als Prognos-tikerinnen und Prognostiker tätig sein: Sie analysieren anhand von Mes-sungen, Karten, Statistiken und eige-nen Beobachtungen die Wetterlage, fertigen Wetterkarten und Wetterbe-richte für die Wettervorhersage an. Sie beraten interessierte Kreise wie zum

Geowissenschaftler/innen können beispielswiese auch Arbeitsfelder im Erdbebendienst oder der Meteorologie finden.

49Beruf

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Beispiel Pilotinnen und Piloten und geben Warnungen vor Unwettern her-aus. Aber nicht nur das Wetter interessiert, sondern auch das Klima: Klimatolo-ginnen und Klimatologen von Meteo-Schweiz, dem Bundesamt für Meteoro-logie und Klimatologie, analysieren beispielsweise kontinuierlich den Wit-terungs- und Klimaverlauf, erstellen Berichte dazu und formulieren Szena-rien für die Zukunft. Die systemati-sche Klimabeobachtung gemäss den Anforderungen aus der UNO-Klima-konvention und dem Kyoto-Protokoll gehört ebenfalls dazu.

ENTWICKLUNG, BERATUNG, INFORMATION UND PLANUNGGeowissenschaftlerinnen und -wissen-schaftler findet man auch in der Pla-nung und Beratung zum Thema Le-bensraum und bebaute Umwelt. So erstellen sie beispielsweise in Pla-nungsbüros Konzepte zur Umnutzung von Arealen, führen geologische Un-tersuchungen für Bauvorhaben oder

sind in der Unternehmensberatung tätig. Oder sie schätzen im Auftrag von Versicherungen die Risiken verschie-dener Naturgefahren wie zum Beispiel Hochwasser, Erdbeben, Erdrutsche usw. ein und erstellen entsprechende Gefahrenzonenpläne.Im Bereich der Information sind Geo-wissenschaftlerinnen und Geowissen-schaftler zunehmend in der Geoinfor-matik tätig: Mit Hilfe geographischer Informationssysteme (GIS) erstellen sie raumbezogene Daten. So werden zum Beispiel auf einem Stadtplan nicht nur Gebäude und Strassen er-fasst, sondern ebenfalls die Einwoh-ner/innendichte oder Altersdurchmi-schung im entsprechenden Gebiet. Solche Datenbanken werden für die Industrie und Behörden, z.B. statisti-sche Ämter, genutzt.

ENTWICKLUNGSHILFE, TOURISMUS UND MARKT- UND SOZIALFORSCHUNGInsbesondere Geowissenschaftlerin-nen und Geowissenschaftler mit Schwerpunkt Humangeographie kom-

men auch in eher sozialwissenschaft-lichen Arbeitsfeldern unter. So erstel-len sie beispielsweise Konzepte für einen nachhaltigen Tourismus oder sind im Standortmarketing einer Tou-rismusregion tätig. Ein weiterer Einsatzbereich ist die Markt- und So-zialforschung, wo sie beispielsweise Unternehmens- oder Konsumentenbe-fragungen planen und durchführen.In der Entwicklungshilfe sind hin-gegen Geowissenschaftlerinnen und Geowissenschaftler mit ganz unter-schiedlichen Profilen tätig: Sie koordi-nieren beispielsweise im Ausland Pro-jekte zur Gewinnung von Trinkwasser, erstellen Gefahrenkarten für die Prä-vention von Naturkatastrophen oder Konzepte zur Verbesserung der Mobi-lität bzw. des öffentlichen Verkehrs.

ARBEITSMARKT FÜR NEU- ABSOLVENTINNEN UND -ABSOLVEN-TEN DER GEOWISSENSCHAFTENDa die Vielfalt der beruflichen Mög-lichkeiten nach dem Studium so gross ist, gestaltet sich die Suche nach der ersten Stelle nicht immer ganz ein-fach. Praktische Erfahrungen wäh-rend des Studiums erleichtern den Einstieg. Im Vergleich zu anderen Na-turwissenschaften doktorieren weni-ge, dafür beginnen vergleichsweise viele ihre Laufbahn mit einem Prakti-kum. Die folgenden Ausführungen zum Arbeitsmarkt verdeutlichen die Situation der Neu-Absolventen/-innen aus dem Jahr 2015. Bei dieser Unter-suchung wurden Absolventinnen und Absolventen befragt, die 2014 ihr Stu-dium abgeschlossen haben. Die Masterabsolventinnen und -absol-venten der Geowissenschaften vertei-len sich über eine sehr breite Palette von Beschäftigungsfeldern, eine typi-sche Einstiegsstelle lässt sich nicht nennen. Viele finden die erste Stelle bei der öffentlichen Hand – etwa die Hälfte arbeitet entweder an der Hoch-schule, in der öffentlichen Verwaltung oder an einer Schule. Daneben ist der private Dienstleistungssektor eben-falls von Bedeutung, hier vor allem die Ingenieur- und Planungsbüros. Ge-genüber Anfang des Jahrtausends, als die Neuabsolventinnen und -absolven-ten der Geowissenschaften jeweils auf

Geologinnen und Geologen haben eine wichtige Funktion bei der Planung und Überwachung von Grossbauprojekten wie z.B. Staumauern.

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Beruf

BERUFSPORTRÄTS

Die folgenden Porträts vermitteln einen Einblick in Funktionen, Tätigkeitsbereiche und den Berufsalltag von Geowissen-schaftlerinnen und Geowissen-schaftlern nach dem Studium.

CATHERINE BERGERFachexpertin Naturgefahren, Mitglied der Geschäftsleitung, geo7 AG, Bern

THOMAS KLEIBERMedienmeteorologe, SRG, Zürich

THOMAS PLATTNERLeiter Abteilung «Spezialbereiche», Rapp Infra AG, Basel

LUKAS PREISWERKDoktorand, Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie, Zürich

ESTHER SCHLUMPFProjektleiterin, Regions- und Wirt-schaftszentrum Oberwallis AG (RWO AG), Naters

DAVID SZCZEPINSKIProjektleiter Geologie/Geotechnik und Gebäudeschadstoffe, Joppen & Pita AG, Basel

Quellen www.admin.ch: Der Arbeitsmarkt für Geographinnen und Geographen, Arbeits-markt-Information H. 3 (2005), Bundesagentur für Arbeit Die erste Stelle nach dem Studium. SDBB (2017).

eine vergleichsweise ungünstige Be-schäftigungssituation gestossen sind, ist in den letzten Jahren eine deutliche Verbesserung zu beobachten. Dies dürfte darauf zurückzuführen sein, dass die Geowissenschaftlerinnen und -wissenschaftler heute sehr stark auf den Umweltsektor ausgerichtet sind, wo die staatlichen Bedürfnisse betref-fend Sicherheit und Umwelt grösser und etablierter sind als vor 20 Jahren. Die Situation der Masterabsolventin-nen und -absolventen der Geowissen-schaften gleicht in den letzten Jahren im Grossen und Ganzen derjenigen der Universitätsabgängerinnen und -ab-gänger insgesamt. Es sind keine über-durchschnittlichen Erwerbslosenzah-len zu beobachten, gleichwohl geben aber eher etwas mehr Absolventinnen und Absolventen an, auf Schwierigkei-ten gestossen zu sein, eine den eigenen Vorstellungen entsprechende Stelle zu finden.Je nach Fachrichtung innerhalb der Geowissenschaften zeigen sich wie in den Vorjahren einige Unterschiede. Die Geographinnen und Geographen haben etwas mehr Mühe, eine ihren Vorstellungen entsprechende Stelle zu finden und weisen dafür die höheren Einkommen auf als die Geologinnen und Geologen. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass letztere stärker auf die universitäre Forschung als Dokto-

Geowissen-schaften

Hochschule Total

Schwierigkeiten, eine den Erwartungen entspre-chende Stelle zu finden

54% 38%

stellensuchend 6% 5%

Jahresbruttoeinkommen* 69 500 78 000

Anteil Teilzeitbeschäftigte 38% 30%

Anteil befristet Angestellte 56% 51%

Hochschulabschluss verlangt:

Ja, im entsprechenden Fach 25% 44%

Ja, auch in verwandten Fächern 48% 33%

Ja, in irgendeinem Fach 8% 9%

Nein 19% 14%

randinnen und Doktoranden ausge-richtet sind. Es zeigt sich hier, dass der Absprung von der Universität in der Regel lukrativer aber steiniger ist. Das Jahreseinkommen der Masterabsolven-tinnen und -absolventen der Geowis-senschaften liegt mit 75 000 Franken um 8000 Franken unter demjenigen der Universitätsabgängerinnen und -ab gänger insgesamt. Da es sich dabei um ein auf eine Vollzeitstelle hoch-gerechnetes Durchschnittseinkommen handelt und fast die Hälfte der Geowis-senschaftlerinnen und -wissenschaft ler teilzeitlich beschäftigt ist, sieht die tat-sächliche Situation etwas anders aus.

* Als statisches Mittel wurde der Median verwendet. Die Einkommen der teilzeitlich beschäftigten Personen wurden auf 100 Prozent hochgerechnet.

KENNZAHLEN ANSTELLUNGSBEDINGUNGEN EIN JAHR NACH DEM MASTERABSCHLUSS

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Beruf

Catherine Berger (34) beschäftigt sich mit Naturgefahren wie Murgängen aus dem Permafrostgebiet, Hochwasser oder Geschiebe-transport und der Frage, wie damit umgegangen werden kann. Die Projekte, die sie betreut, liegen zum Teil in der Praxis (zum Beispiel Erstellung von Gefahrenkarten), teilweise aber auch in

Catherine Berger, Dr. phil. nat. Geographin, Fachexpertin Naturgefahren, Mitglied der Geschäftsleitung, geo7 AG, Bern

VOM UMGANG MIT NATURGEFAHREN

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Beruf

der Methodenentwicklung und reichen bis hin zu Forschungs-projekten.

«Seit jeher bedrohen Naturkatastro-phen den Lebensraum des Menschen. Hochwasser, Murgänge, Rutschun-gen, Stürze und Lawinen betreffen heute jedoch vermehrt den sich aus-breitenden Siedlungsraum und höhe-re Sachwerte. Davon zeugt die erheb-liche Zunahme der Schadenausmasse

«Mit dem integralen Risiko­management wird ange­strebt, die Schäden durch Naturgefahrenprozesse zu begrenzen und die Verletz­lichkeit unserer Gesellschaft mit einer optimalen Kom­bination verschiedener Schutzmassnahmen zu reduzieren.»

infolge von Naturgefahrenereignissen in den letzten Jahrzehnten. Als Folge des Klimawandels drohen die jährlich verursachten hohen Schäden weiter an zusteigen. Mit dem integralen Risi-ko management wird angestrebt, die Schäden durch Naturgefahrenprozes-se zu begrenzen und die Verletzlich-keit unserer Gesellschaft mit einer optimalen Kombination verschiedener Schutzmassnahmen zu reduzieren.» In diesem spannenden Feld ist Cathe-rine Berger tätig. Nach dem Geographiestudium (Schwer-punkt physische Geographie) mit den Nebenfächern Erdwissenschaften, Che-mie und Medienwissenschaften an der Universität Bern doktorierte sie an der Eidg. Forschungsanstalt WSL und am Institut für Geologie der Uni Bern. Zudem absolvierte Catherine Berger ein Nachdiplomstudium in Betriebs-wissenschaften an einer höheren Fach-schule. Seit 2015 ist sie bei geo7 AG als Fachexpertin Naturgefahren und Mit glied der Geschäftsleitung tätig. geo7 AG bearbeitet mit 16 Mitarbei-tenden Projekte im Themenbereich Naturgefahren – Geoinformationssys-teme (GIS) – Umwelt. Ausserdem ist sie für ein zelne Veranstaltungen als

Dozentin an der Berner Fachhoch-schule sowie bei der Vereinigung Kan-tonaler Feuerversicherungen VKF tätig.

PROJEKTARBEIT, AKQUISITION UND GESCHÄFTS LEITUNG«Meine Arbeit gliedert sich in die drei Schwerpunkte: Projektarbeit – Akqui-sition – Geschäftsleitung. Momentan leite ich beispielsweise ein Beratungs-mandat in Bezug auf die Geschiebe-problematik in Braunsbach (Deutsch-land) nach den Hochwasserereignissen 2016. Dann führe ich als Projektleite-rin Gefahrenbeurteilungen in Saas-Baalen (VS) im Zusammenhang mit Gletschersee-/Gletschertaschenaus-bruch, Blockgletscher und Murgang durch. In einem Forschungsprojekt im Rahmen von ANYWHERE/Horizon 2020 sind wir Umsetzungspartner für den Pilotstandort Schweiz und bear-beiten Teilprojekte zu Hangmuren sowie Murgängen aus Permafrost-gebieten.In den Bereich Akquisition gehört die Pflege von Kontakten, um neue Pro-jekte oder Ideen zu generieren, der Besuch von Veranstaltungen, die Be-arbeitung von Offerten sowie die Ko-ordination der Akquisitionstätigkei-ten innerhalb der Firma. Als Mitglied der Geschäftsleitung bin ich zudem bei der Mitarbeiterfüh-rung, Ressourcenplanung, Projekt- und Finanzkontrolle sowie bei strate-gischen Entscheiden in Bezug auf die Weiterentwicklung der Firma invol-viert. Diese drei Schwerpunkte unter einen Hut zu bringen, ist manchmal ein Spagat. Weder das eine noch das andere sollte vernachlässigt werden.

VIEL IN KONTAKT MIT ANDEREN UND VIEL UNTERWEGSIch bin relativ viel unterwegs – etwa die Hälfte meiner Arbeitszeit verbrin-ge ich ausserhalb des Büros: Sitzun-gen ausser Haus, Besuch von Veran-staltungen und ungefähr ein bis vier Tage pro Monat ‹im Feld›. Diese Feld-tage draussen in der Natur – am liebs-ten im alpinen Raum oder an beein-druckenden (Wild-)Bächen – schätze ich sehr. Auch der Kontakt mit ande-ren Personen ist sehr bereichernd und

wichtig für mich. Dazu gehören Kun-den und Kundinnen, Projektpartner anderer Firmen und Hochschulen, Besucher/innen von Veranstaltungen und natürlich Personen aus dem Team von geo7 AG.Meine Arbeitszeiten kann ich zum Glück sehr flexibel einteilen, was für mich wertvollen Freiraum schafft. Die Arbeitslast ist aber zeitweise sehr hoch. Mir gefällt es, dass ich interessante und herausfordernde Projekte mit komplexen Fragestellungen bearbei-ten, neue Projektideen entwickeln und bei geo7 AG mitgestalten kann. Mühe bereiten mir manchmal der Preis- und Termindruck in den Projek-ten, die stete Frage nach neuen Ak qui-si tionen und die interne Ressourcen-planung mit zum Teil kurzfristig eintretenden Auslastungs-Spitzen und -Tiefen.

FRÜH IN KONTAKT MIT NATURGEFAHRENWährend meiner Diplomarbeit arbei-tete ich bereits an der WSL und war im Kontakt mit der Murgang-Gruppe. Die Arbeit und das Umfeld an der WSL haben mir sehr gut gefallen und

«Der Berufseinstieg war relativ einfach, da ich bereits während meiner Dissertation Kontakt zum späteren Arbeitgeber knüpfte, wo ich dann gleich ein spannendes Hochwasserschutzprojekt bearbeiten durfte.»

so packte ich die Möglichkeit einer Dissertation sofort am Schopf. Ent-scheidend waren für mich das faszi-nierende Thema Murgänge, viel Feld-arbeit im Illgraben (VS) sowie die Arbeit an der WSL und am Institut für Geologie der Universität Bern.Der Berufseinstieg war relativ ein-fach. Bereits während der Dissertati-on knüpfte ich den Kontakt zu der Emch+Berger AG, wo ich meine erste Festanstellung hatte. In die Praxisar-beit (Budget- und stärkerer Termin-

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Beruf

Porträt Nathalie Bucher Weitere Informationen: www.geo7.ch

druck, andere Arbeitsmethoden) wuchs ich hinein, das Projektgebiet kannte ich aber bereits in- und auswendig, da ich das Hochwasserschutzprojekt am Ill-graben bearbeiten durfte. Der erste Kontakt zu meinem jetzigen Arbeitge-ber kam auch dank meines Netzwerks zustande.

HILFREICHES WISSEN AUS DEM STUDIUMFür meine jetzige Tätigkeit war ein Abschluss in Geographie nicht zwin-gend. Möglich wäre z.B. auch ein Studienabschluss in Umweltwissen- schaften oder Bauingenieurwesen mit

Vertiefungsrichtung Wasserbau gewe-sen. Die Dissertation gab mir die Möglichkeit, mich über längere Zeit mit einem interessanten Thema zu beschäftigen, mich dabei zu speziali-sieren und wertvolle Kontakte zu knüpfen. Noch immer beschäftige ich mich wie im Studium mit Murgängen und Naturgefahren. Aus dem Stu-dium kann ich vor allem das Fach-wissen der physischen Geographie (v.a. Geomorphologie/Naturgefahren, Hy-drologie, Klimatologie) und die me-thodischen Werkzeuge GIS, quantita-tive Methoden/Statistik und etwas im Hintergrund Vermessung/Photo gram-

metrie anwenden. Da das Naturgefah-ren-Umfeld in der Schweiz überschau-bar ist, stehe ich noch immer im engen Kontakt mit den Personen, die ich während der Studien- und Dissertati-onszeit kennenlernte.

‹BESCHÄFTIGEN SIE SICH MIT DEM, WAS SIE FASZINIERT!›Ich rate zukünftigen Studierenden, sich mit den Themen zu beschäftigen, die einen packen, faszinieren, begeis-tern und nicht mehr loslassen. Schön wäre es doch, wenn die Augen beim Erzählen über ihre aktuelle Arbeit leuchten und die Erzählenden stolz auf ihre Arbeit sind. Neben dem Fach-wissen sind insbesondere Arbeits-werkzeuge wie GIS, quantitative Methoden/Statistik und Modellie-rungskenntnisse wichtig. Es ist sinn-voll, früh die Möglichkeit zu nutzen, ein persönliches berufliches Netzwerk aufzubauen.»

Aufgrund klimatischer Veränderungen treten Murgänge häufiger auf – gefragt sind Schutz-massnahmen.

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Thomas Kleiber, MSc Umweltwissenschaft, Medienmeteorologe, SRG, Zürich

Thomas Kleiber (46) ist seit über zehn Jahren als Meteorologe bei SRF Meteo tätig und macht Wettervorhersagen im Fernsehen und Radio. Meteorologe zu sein, war sein Kindheitstraum. Da er aber nicht im

«ZEITWEISE REGEN UND AM ABEND AUFFRISCHENDER WESTWIND»

Beruf

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Beruf

Gymnasium war, musste er für diesen Traum ein paar «Umwege» gehen. Diese empfand er aber als sehr spannend.

Thomas Kleiber absolvierte zuerst eine Lehre als Chemielaborant, sam-melte ein paar Jahre Berufspraxis und machte einen Abschluss als Chemiker HTL (heute Fachhochschule). Nach wiederum ein paar Jahren Erwerbs-tätigkeit begann er dann an der Uni Basel Geographie zu studieren.

MEHR ALS NUR MODERIEREN…«Die ganze Meteosendung ist die Ar-beit einer einzigen Person. Die meiste Zeit verbringe ich vor dem PC. Ich er-stelle die Prognosen aufgrund von Mo-dellen, Messdaten und Erfahrungen. Da kein Modell korrekt selbstständig prognostizieren kann, ist hier viel Handarbeit gefragt. Wichtig dabei sind auch gute Lokalkenntnisse. Sobald ich die Prognose erstellt habe, diskutiere ich sie mit meinen Kolleginnen und Kollegen im Team. Je nach Wetterlage dauert dies bis zu einer halben Stunde. Danach erstel-le ich alle Graphiken und denke mir meistens ein ‹Extra› für die Sendung aus, also eine unterhaltsame Zusatz-information. Zu diesem Thema re-cherchiere ich und überlege, wie ich es vermitteln will. Dieser Schritt bringt mich meistens in Zeitnot. Am Schluss überlege ich, wie ich meine Information möglichst verständlich rüberbringen kann. Das Schwerste ist das Kürzen. Es gäbe immer so viel zu sagen und ich habe maximal 3 ½ Minuten Zeit. Dann renne ich in die Maske, wo ich fernsehtauglich aufgepeppt werde, steige auf das Dach, probe einmal und dann bin ich live… ohne Teleprompter. In anderen Schichten mache ich Ra-diointerviews oder schreibe Texte für unsere Homepage oder Social Media. Die frühste Schicht beginnt um 3:30 Uhr morgens, die späteste endet um ca. 21:30 Uhr. In meiner Freizeit gebe ich an verschie-denen Orten Weiterbildungen zum Thema Wetter. Diese Publikumsnähe schätze ich extrem, denn vor der Kame-ra ist es erstaunlich einsam.

WISSEN PUBLIKUMSNAH VERMITTELN UND PERMANENTER ZEITDRUCKDer Spagat zwischen Wissenschaft und Publikum macht mir enorm viel Freude: Ich muss mir täglich überle-gen, wie ich kompliziertes Wissen mög-lichst einfach vermitteln kann. Ich lerne viel dabei.Die Zeit, bis die Sendung läuft, ist je-doch immer knapp. Dieser permanente Zeitdruck stresst ziemlich. Hinzu kommt, dass mir stets bewusst ist, dass ich ganz alleine für die meist gesehens-te Sendung des SRF zuständig bin. Die grösste Herausforderung ist aber die Digitalisierung – etwas, worunter alle Medien leiden. Informationen ha-ben heute für viele kaum mehr Wert. Woher die Information kommt und

«Woher die Information kommt und welche Qualität sie hat, ist für viele unwich­tig. Bis die Erkenntnis wächst, dass gute Informa­tion kostet, werden wir einen schweren Stand haben.»

welche Qualität sie hat, ist unwichtig. Hauptsache alles ist gratis. Bis die Er-kenntnis wächst, dass gute Informa-tion kostet, werden wir einen schweren Stand haben.

ARBEIT IM SCHICHTBETRIEBDas Team von SRF Meteo hat 15 Mit-glieder und wir arbeiten alle im Schichtbetrieb, also entsprechend un-regelmässig. Das ist meines Erachtens der negativste Aspekt meines Berufes. Ich würde z.B. gerne regelmässig in einem Sportverein mitmachen oder Sprachkurse besuchen. Das geht mit meinen Arbeitszeiten kaum. Auch die gemeinsame Zeit mit dem Partner lei-det, besonders wenn ich am Wochenen-de arbeite. Es gibt aber auch Vorteile: Ich kann unter der Woche an Freita-gen die fast leere Welt geniessen, wäh-rend andere arbeiten.

GLÜCK BEIM BERUFSEINSTIEGIch war noch nicht mal mit meiner Masterarbeit fertig, als meine jetzige

Stelle ausgeschrieben war und ich sie auch erhielt. Für mich war die Stelle bei SRF Meteo mein Traum, da ich so meine Freude am Wetter mit einem breiten Publikum teilen darf.Noch immer spielt das im Studium Ge-lernte eine grosse Rolle bei meiner Tä-tigkeit: Das wissenschaftliche Denken hat mir sehr geholfen. Da das Wetter Einfluss auf viele Gebiete – wie zum Beispiel Landwirtschaft, Gewässer, Verkehr – hat, brauche ich noch oft Wissen aus meinem Studium.

MEIN TIPP AN STUDIERENDESeid kritisch, auch gegenüber eurem (vermeintlichen) Wissen. Die Praxis und die Wissenschaft decken sich manchmal nicht. Da muss man dann nicht unbedingt den Fehler in der Pra-xis suchen. Das zweite ist, so kitschig es tönt: Live your dream!»

Porträt Nathalie Bucher

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Beruf

Thomas Plattner (44) ist Leiter der Abteilung «Spezialbereiche» und Teamleiter «Sicherheit + Brandschutz» bei Rapp Infra AG. Er studier-te Geographie an der Universität Basel und an der Albert-Ludwig-

Thomas Plattner, Dr. Sc. ETH Zürich, Dipl. Geograph, Leiter Abteilung «Spezialbereiche», Rapp Infra AG, Basel

VERHINDERN VON BRÄNDEN UND ANDEREN STÖREREIGNISSEN

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Beruf

Universität Freiburg im Breis-gau (D), bevor er dann an der ETH Zürich im Bereich des Forstingenieurwesens dokto-rierte und sich zum Sicherheits-ingenieur EigV weiter bilden liess.

«Meine Kolleginnen, Kollegen und ich beschäftigen uns im Bereich Sicher-heit und Brandschutz meist mit Bau-projekten im Hoch- und Tiefbau sowiemit Betrieben, die technische Anla-gen betreiben (z.B. zur Produktion). Wir beraten Fachplaner, also z.B. Ar-chitektinnen, Elektroplaner oder Lüf-tungsplanerinnen, in konkreten Bau-projekten oder Firmen, welche ihre Bauten und Anlagen laufend auf dem neusten technischen Stand halten wollen und müssen. Dabei geht es um die Beurteilung der Bauten und Anla-gen aus sicherheitsspezifischer Sicht, also beispielsweise bezüglich Brand-schutz, Explosionsschutz oder Lage-rung Gefahrstoffe usw. Ein weiteres Thema ist die Umset-zung der Vorgaben gemäss Störfall-verordnung, wofür beispielsweise eine Risikobewertung gemacht wird. Ab und an betreue ich auch Anfragen aus dem Bereich der Naturgefahren: Wie

«Wenn du studierst, studiere ein Fach, das dich wirklich interessiert und engagiere dich dafür. Also studiere nicht einfach nebenbei, sondern studiere mit vollem Engagement.»

kann eine Körperschaft – z.B. eine Gemeinde oder ein Betrieb – auf die vorhandenen Gefährdungen baulich und/oder organisatorisch reagieren? Bei all diesen Fragen sind wir zustän-dig für die fachliche Unterstützung in den genannten Fachbereichen. Wür-den diese Themen, insbesondere die Themen Gefahrstoffe und Störfallver-ordnung, nicht sauber in der Planung und im Betrieb bearbeitet und kont-rolliert, gäbe es deutlich öfter als heu-te Ereignisse, die einen schädigenden Einfluss auf Mensch und Umwelt ha-

ben. Dabei denke ich nicht nur an Ex-plosionen oder Brände, sondern auch an schleichende Ereignisse wie Aus-tritt von Giften usw. Meistens bin ich im Büro oder an Be-sprechungen, gelegentlich mache ich aber auch Begehungen in Firmenare-alen oder einzelner Gebäuden zwecks Aufnahmen und Vor-Ort-Beurteilun-gen zum Thema Sicherheit.

NEUE AUFGABEN DURCH KADERPOSITIONDa ich seit März 2017 Abteilungsleiter ‹Spezialbereiche› und dadurch auto-matisch auch Mitglied der Geschäfts-leitung Rapp Infra AG bin, habe ich unterdessen auch viel Führungsar-beit. Deswegen hat sich der Schwer-punkt meiner Tätigkeiten zu mehr Führung und Steuerung aus dem Hintergrund verlagert anstelle der eigentlichen fachlichen Bearbeitung von Fragen resp. der Bearbeitung von Projekten.Die Mitarbeiter/innenführung und Entwicklung unseres Teams Sicher-heit + Brandschutz sowie der Abtei-lung Spezialbereiche sind Tätigkei-ten, die ich sehr schätze.

HERAUSFORDERUNG DURCH SPANNENDE FRAGESTELLUNGENAusserdem mag ich fachliche Fragen im Bereich Sicherheit, die den Intel-lekt und das kreative Denken heraus-fordern, so dass Fachwissen und logi-sches Denken kombiniert werden müssen. Solche Aufgaben finde ich z.B. bei Fragen zum Explosions-schutz, aber auch der Lagerung von Gefahrgut sowie bei der Erarbeitung von Grundlagen von Steuerungsanla-gen: Wie müssen beispielsweise bei Brandfallsteuerungen die techni-schen Sicherheits- oder Brandschutz-massnahmen wie Brandmeldeanlage und Brandschutztore geregelt wer-den? ‹Unkreatives› Arbeiten im Sinne von Ab arbeiten von Standardlösungen nach vorgegebenen Mustern und Richtlinien mache ich hingegen weni-ger gern. Auch habe ich Mühe, wenn ich in Projekten mit ‹unkreativen› Personen zusammenarbeiten muss, also mit Personen, die nicht ausser-

halb vorgegebener Denkmuster den-ken wollen, können oder dürfen. Spe-ziell herausfordernd ist es für mich zudem, im alltäglichen ‹Arbeitswahn› den Blick für das Wesentliche nicht zu verlieren und mich ständig gegen äus-sere Einflüsse und Ansprüche, die meinen Arbeitsalltag steuern, ab-grenzen zu müssen.

VEREINBARKEIT VON FAMILIE UND BERUF ALS HERAUSFORDERUNGDies gilt insbesondere für die Koordi-nation von Familie und Beruf, ohne das eine gegen das andere auszuspie-len. Zum Glück habe ich einen Arbeit-geber, der mir sehr viel Flexibilität erlaubt. So bin ich mit meiner Teilzeit-anstellung – lange 80 Prozent, jetzt 90 – oft und vor allem flexibel und

«Manchmal ist es schwierig, den beruflichen Kontakten deutlich zu machen, dass Abwesenheiten aus familiä­ren Gründen gleich relevant wenn nicht gar wichtiger sind als solche aus beruf­lichen Gründen.»

selbstbestimmt zuhause; aktuell am Dienstag wegen der Kinder bereits um 15 Uhr und am Mittwoch ganz-tags. Da unsere vier Kinder alle be-reits in die Schule gehen, arbeite ich ab und zu am Mittwochmorgen von zuhause aus. Im Gegenzug arbeite ich dafür in der Regel am Donnerstag und am Freitag von relativ früh am Morgen, also bereits um sechs Uhr oder früher bis abends. Lustigerwei-se ist es manchmal schwierig, den beruflichen Kontakten deutlich zu machen, dass Abwesenheiten aus fa-miliären Gründen gleich relevant wenn nicht gar wichtiger sind als sol-che aus beruflichen Gründen. Aber: Dies ändert sich langsam und je län-ger je mehr scheint es auch in dem bauorientierten Ingenieurbereich, in dem ich tätig bin, normaler zu wer-den, dass auch Männer wegen der Familie kurzfristig abwesend sind. Aber wirklich normal ist das noch lange nicht.

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Porträt Nathalie Bucher

Beruf

ALS GEOGRAPH IN EINER PLANUNGS- UND BERATUNGSGRUPPEDa ich in einem typischen Ingenieur-büro aus der Baubranche arbeite, könnte man meinen, meine Arbeit habe mit Geographie gar nichts mehr zu tun. Ein Ziel meiner Tätigkeit als Si-cherheitsingenieur ist es aber, negative Einflüsse des Menschen auf Mensch und Umwelt zu verhindern. Und mit dieser Wechselwirkung Mensch – Um-welt beschäftigt sich schliesslich ja auch die Geographie. Das Studium der Geographie, insbe-sondere mein Schwerpunkt der Physi-schen Geographie, hilft mir dabei sehr. Einerseits um mich immer wieder in neue Fachgebiete einzuarbeiten, denn dadurch, dass das Geographiestudium ein sehr breites Wissen in den unter-schiedlichsten Fachbereichen und Ein-blicke in andere Wissenschaften ver-mittelt, lernt man vernetzt zu denken, geistig flexibel zu sein und auch Neues strukturiert zu erfassen. Andererseits kann ich Kenntnisse aus dem Studium nutzen, um eine Fragestellung umfas-sender und ganzheitlicher anzugehen,

resp. sich für die Hintergründe der Fragestellung zu interessieren.

BERUFSEINSTIEG: FLEXIBEL SEIN UND AUS ERFAHRUNGEN LERNENDer Berufseinstieg war für mich nicht so schwierig, denn ich versuchte, fle-xibel zu sein. Die erste Stelle war dann allerdings kein Treffer. Im Nachhinein empfinde ich das aber nicht als Niederlage, sondern als eine wirklich wertvolle Erfahrung. Daraus habe ich viel gelernt für meinen wei-teren beruflichen Werdegang: Ich wusste danach, was mir wichtig ist. In diesem Sinne mag ich das Motto: ‹Wenn du fällst, stehst du wieder auf und gehst weiter.› Natürlich gehört auch noch einiges an Glück dazu und v.a. Mut, einen wichtigen Entscheid zu fällen, auch wenn nicht alle Ent-scheidungskriterien klar sind. Ei-gentlich eine klassische Risikositua-tion: Entscheiden unter Unsicherheit. Die jetzige Anstellung hat sich erge-ben, weil ich in meinem privaten und beruflichen Netzwerk angefragt habe, ob eine Person wie ich – also mit mei-

nem Werdegang und Fachkompetenz – gebraucht werden könnte. Dass mir diese Firma dann gerade diese Karri-ere ermöglicht, die ich bislang machen durfte, war jedoch nicht vorausseh-bar.»

Die Beratung von Fachplanern wie z.B. Lüftungsplaner/innen gehört zum Kerngeschäft von Thomas Plattner.

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Beruf

Nach einem Studium an der ETH Zürich befasst sich Lukas Preiswerk (28) nun als Doktorand mit dem Thema Gletscher - seis mologie. Er erforscht im Rahmen seiner Dissertation die Über wachung von instabilen Gletschern mit Seismometern. Die Seismologie erlaubt es, in Gletscher «hineinzuhören» und

Lukas Preiswerk, MSc ETH Applied Geophysics, Doktorand, Versuchsanstalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie, Zürich

ALS DOKTORAND IN GLETSCHERGEBIETEN

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Beruf

so zum Beispiel die Vermehrung von Spalten und Rissen regist-rieren zu können.

«Ich habe den Bachelor in Erdwissen-schaften an der ETH Zürich und an-schliessend den Master in Applied Geophysics absolviert. Mein Master-studium war ein sogenannter ‹Joint Master›, daher habe ich neben zwei Semestern an der ETH je ein Semester an der TU Delft und der RWTH Aa-chen verbracht. Aktuell doktoriere ich im dritten Jahr an der Versuchsan-stalt für Wasserbau, Hydrologie und Glaziologie am Departement Bau, Um-welt und Geomatik der ETH Zürich. Im Rahmen meines Doktorats beschäf-tige ich mich mit der Gletscherseismo-logie. Dieses relativ junge Forschungs-gebiet wächst dank technologischer Fortschritte seit mehreren Jahren ra-pide. Die ETH nimmt dabei eine welt-weit führende Position ein.In der Gletscherseismologie stellen wir Seismometer, welche klassischer-weise bei Erdbeben die Bodenbewe-gung aufzeichnen, auf Gletscher. Die

beobachteten Eisbeben erlauben uns, Rückschlüsse über viele Prozesse in-ner- und unterhalb der Gletscher zu ziehen, welche sonst nicht beobacht-bar sind. Ziele meiner Dissertation

«Da es bis jetzt nur sehr wenige Erfahrungen gibt, wie genau diese oft einzig­artigen Experimente gemacht werden, gibt es jeweils viele Probleme zu lösen, und das oft kurz­fristig und nur mit den Mitteln, die wir dabei­haben.»

sind beispielsweise die Identifikation der wichtigsten Signale und die Ent-wicklung und Testung von Methoden, welche mit wiederholten Messungen Veränderungen feststellen. Mittels der Gletscherseismologie erarbeiten wir uns Schritt für Schritt ein besse-res Verständnis hinsichtlich der Ab-bruchprozesse bei instabilen Glet-

schern, bei welchen immer wieder grössere Teile abbrechen und ins Tal stürzen.

ZENTRALE ASPEKTE DER ARBEITEin wichtiger Teil unserer Arbeit ist die Feldarbeit auf den Gletschern, bei welcher wir Instrumente auf dem Gletscher installieren und dann eini-ge Monate lang messen. Da es bis jetzt nur sehr wenige Erfahrungen gibt, wie genau diese oft einzigartigen Ex-perimente gemacht werden, gibt es jeweils viele Probleme zu lösen, und das oft kurzfristig und nur mit den Mitteln, die wir dabeihaben. Dies er-fordert Improvisationstalent und macht unsere Arbeit interessant und abwechslungsreich. Auch ist der As-pekt der Logistik wie zum Beispiel die Koordination mit dem technischen Personal und den Bergführern, Wet-terverschiebungen, Transporte in un-zugängliche Regionen nicht zu unter-schätzen. Die Tage im Feld sind oft lange, hektisch und zudem körperlich anstrengend, aber trotzdem lohnens-wert.

Gletscherseismologie ermöglicht ein besseres Verständnis hinsichtlich der Abbruchprozesse bei instabilen Gletschern.

61Beruf

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Porträt Regula Zahno

Hauptsächlich sind wir aber mit der Auswertung und der Dokumentation der Daten beschäftigt. Dies geschieht praktisch immer am Computer, indem man Programme schreibt und Daten statistisch auswertet. Zudem ist das Verfassen von Publikationen und der Austausch mit anderen Forschenden zentral. Auch stehen jeweils zahlrei-che Sitzungen und Meetings an, in welchen man die nächsten Feldarbei-ten oder Projekte plant und Resultate mit den Professorinnen und Professo-ren bespricht. Auch gibt es immer wieder Seminare, in welchen man Vorträge von Forschenden aus aller Welt verfolgen kann.

VOM STUDIUM ZUM DOKTORATEs kommt regelmässig vor, dass ich Aspekte aus meinem Studium brau-che, meistens aus dem Bachelorstudi-um. Da das Erdwissenschaften-Stu-dium sehr breit ist, erinnere ich mich an eine Handvoll Vorlesungen, die für meine jetzige Tätigkeit relevant sind.Von meinem Abschlussjahrgang ent-schied sich etwa ein Drittel für ein Doktorat. Es ist also nicht unüblich, diesen Weg einzuschlagen. Ich per-sönlich habe das Angebot erhalten, das Thema meiner Masterarbeit – nu-merische Simulation von Subduk-tionszonen – in einem Doktorat weiter zu erforschen. Allerdings wollte ich die Fachrichtung wechseln, da ich am liebsten etwas mit Naturgefahren ma-chen wollte. Deshalb habe ich im An-schluss ans Studium einige Monate als Geophysiker in der Privatwirt-schaft gearbeitet. Dabei merkte ich, dass mich die reine Abarbeitung von Aufträgen nicht glücklich macht: Ich wollte lieber eine Stelle, bei der ich mich voll und ganz einbringen kann. Deshalb entschied ich mich, doch noch zu doktorieren und habe glück-licherweise schnell eine interessante Stelle bei einem neu berufenen Pro-fessor gefunden.Sehr wichtig erscheint mir, dass ein Doktorat nicht bloss aufgrund des Doktortitels absolviert wird, denn ohne intrinsische Motivation wird ein Doktoratsstudium nicht erfolgreich sein. Beim Thema der Dissertation rate ich dazu, keine Kompromisse ein-

zugehen – man muss sich jahrelang und sehr intensiv mit dem Thema be-fassen können.

ANSTELLUNG ALS DOKTORANDDie Arbeit von Doktorierenden unter-scheidet sich je nach Departement oder sogar je nach Professur. Ich bin mit einem 100-Prozent-Pensum für die Forschung angestellt und habe daher keine Lehrverpflichtungen.In meiner Forschungsgruppe hat man als Doktorand sehr grosse Freiheiten, unter anderem sowohl inhaltlich, als auch von den Arbeitszeiten her. Diese Flexibilität ist zwar ein grosser Vor-teil, stellt aber gleichzeitig auch eine grosse Herausforderung dar. Da bloss der Output und nicht die Anzahl Ar-beitsstunden gemessen werden, muss man jeweils selbst entscheiden, wie viel Arbeit nötig ist. Seinen eigenen Ideen nachzugehen ist sehr reizvoll,

«Als Doktorand den eigenen Ideen nachzugehen, ist sehr reizvoll, kann aber frustrie­rend sein, wenn man beispielsweise nach Tagen oder Wochen realisiert, dass der selbstgewählte Weg doch nicht zielführend ist.»

kann aber auch zu mühsamen Situa-tionen führen. Beispielsweise ist die Erkenntnis nach Tagen oder Wochen, dass der selbstgewählte Weg doch nicht zielführend ist, äusserst frust-rierend. Die Herausforderung besteht darin, seine Lehren daraus zu ziehen und sich rasch wieder zu motivieren.

KONTAKTE INS AUSLANDDa die Forschungsgemeinde weltweit verteilt ist, ist die Kommunikation per E-Mail sehr zentral. Ich beispiels-weise habe regen Kontakt in die USA, nach Belgien, nach Frankreich sowie nach Japan. Regelmässig ergibt sich zudem auch die Möglichkeit, ins Aus-land zu gehen, sei es für Konferenzen, Forschungsaufenthalte oder Feldar-beit. Ich war in den letzten zwei Jah-ren beispielsweise in den USA, in Por-tugal, in Belgien und in Deutschland.

Zudem war ich noch auf sechs ver-schiedenen Gletschern in der Schweiz, meist mehrmals, und einen Monat auf einer Forschungsexpedition in Grön-land.

PLÄNE NACH DEM DOKTORATMeiner Ansicht nach soll man nach einem Doktorat entweder alles auf die Karte universitäre Laufbahn setzen oder alternativ baldmöglichst aus dem universitären Umfeld in die Pri-vatwirtschaft wechseln. Eine univer-sitäre Karriere ist sehr schwierig zu planen und man sollte auch offen sein für Stellen im Ausland. Ich selbst habe mich noch nicht entschieden, was ich nach dem Doktorat machen will.»

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Beruf

Esther Schlumpf (32) ist als Projektleiterin bei der Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis AG für die Leitung und Begleitung von Projekten zuständig und führt diese in enger Zusammen arbeit

Esther Schlumpf, Dr. phil., Projektleiterin, Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis AG (RWO AG), Naters

ALS HUMANGEOGRAPHIN IN DER REGIONALENTWICKLUNG

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Beruf

mit allen Beteiligten durch. Dazu koordiniert sie die Akteu-re, stellt die Projektfinanzierung sicher, führt Analysen durch und erarbeitet inhaltliche Grundlagen.

Esther Schlumpf hat nach dem Ge-schichts- und Geographiestudium an der Universität Basel in Humangeo-graphie doktoriert und u.a. eine Wei-terbildung in Stadt- und Regionalma-nagement absolviert. Nun ist sie als Projektleiterin bei der Regions- und Wirtschaftszentrum Oberwallis AG (RWO AG) – einer Regionalentwick-lungsstelle – beschäftigt. Die Aufgabe der RWO AG ist die För-derung von Initiativen, Projekten und Programmen, welche die Innovation und Wettbewerbsfähigkeit der Region Oberwallis stärken. Räumlich und the matisch verfolgt die RWO AG ei-nen interdisziplinären Ansatz, was zu einer grossen Vielfalt an Zielgruppen, Projektthemen und Lösungsansätzen führt: Beispielsweise leitet oder be-gleitet die RWO AG Projekte in der Agglomeration, in der Landwirt-schaft, im Tourismus, mit Gemeinden und mit privaten Wirtschaftsunter-nehmen.

VIELFÄLTIGE PROJEKTTHEMEN«Alle unsere Projektleitenden sind für mehrere Projekte verantwortlich. Wer welche Projekte leitet, hängt von den Anforderungen des Projekts und von der Kapazität, vor allem aber von den Kompetenzen der Projektleiterin, des Projektleiters ab. So bin ich als Geographin in mehre-ren Projekten im Tourismus invol-viert, wie zum Beispiel in die Erarbei-tung einer regionalen Gästekarten - lösung für Tourismus destinationen, die Erarbeitung eines Betriebskon-zepts und Organi sa tions modells für ein Nordisches Zentrum in der Regi-on oder die strategische Weiterent-wicklung eines Destinationsnetz-werks. Auch mit Gemeinden bin ich in Pro-jekten in volviert. Hier sind es vor al-lem Strategieprozesse, Fusionsabklä-rungen und Organisa tionsoptimie- run gen, welche wir begleiten.

TOURISMUSZIRKEL OBERWALLIS ALS PROJEKTBEISPIELIch leite beispielsweise das Projekt ‹Tourismuszirkel Oberwallis›. Am An-fang des Projekts stand das Bedürfnis der Gemeinden und Tourismusorgani-sationen, die kleinteiligen Strukturen zu optimieren und enger zusammenar-beiten zu wollen. In einem einjährigen Vorprojekt erarbeiteten wir in Zusam-menarbeit mit den Tourismusorgani-sationen eine Projektskizze und stell-ten die Projektfinanzierung für eine erste Projektphase sicher. Im Januar 2017 startete die Grobkonzeptphase mit 19 der ursprünglich 24 beteiligten Gemeinden. Als strategisches Organ haben alle Tourismusorganisationen eine/n Delegierte/n entsandt, welche gemeinsam die Steuerungsgruppe bil-den. Nachdem wir die Aufgaben der

«Die Etappierung der Projekte erlaubt es, schritt­weise Entscheidungspunkte anzustreben, an denen das Projekt vom Auftraggeber in eine neue Richtung gelenkt werden kann und damit flexibel weiter­entwickelt wird.»

verschiedenen Tourismusorganisatio-nen erfasst und die Bedürfnisse für eine regionale Zusammenarbeit bei den Betroffenen abgeholt haben, wurde in der Steuerungsgruppe gemeinsam diskutiert, in welche Richtung eine Zu-sammenarbeit gehen könnte: Von der Kooperation in einzelnen Aufgaben wie zum Beispiel Marketing bis zur gross-flächigen Fusion. Seit Juni sind wir nun mit 17 Gemeinden in die Detail-konzeptphase eingestiegen, in der wir mit den Beteiligten das Zusammenar-beitsmodell erarbeiten. Dazu werden Fragen geklärt wie die Vertretung der Organisationen und das Mitsprache-recht, die Organisationsform oder die Folgen für die Gemeinden z.B. im Be-reich der Tourismusfinanzierung. 2018 werden die Tourismusorganisationen die Resultate abnehmen und dann den Antrag an die Gemeinden für die Um-setzung stellen.

ZUSAMMENARBEIT MIT ALLEN BETEILIGTENWichtig bei allen Projekten ist uns die Zusammenarbeit – in diesem Fall die Zusammenarbeit der Gemeinden und bestehenden Tourismusorganisatio-nen. Wir verfolgen einen Entwickler-ansatz, keinen Berateransatz. Das bedeutet, dass wir Projekte ergebnis-offen und in enger Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber bzw. Projektträ-ger entwickeln. Die Etappierung der Projekte erlaubt es, schrittweise Ent-scheidungspunkte anzustreben, an denen das Projekt vom Auftraggeber in eine neue Richtung gelenkt werden kann und damit flexibel weiterentwi-ckelt wird. Kommunikation und der zielgerichtete Einbezug von Projektbe-teiligten gehören ebenfalls zu unserer Arbeit: Manchmal ist es wichtig, Mei-nungen im Vorfeld von wichtigen Ent-scheidungssitzungen einzuholen, Zu-satzinformationen zu gewinnen oder Befürchtungen abzubauen.

VIEL UNTERWEGSUnser Team von ungefähr zwölf Per-sonen ist interdisziplinär aufgestellt, ich bin die einzige Geographin. Andere kommen aus den Agrarwissenschaf-ten, der Betriebswirtschaft oder der Raumplanung. Vielfältig ist auch mein Arbeitsalltag: Bürotage ohne feste Termine sind selten. Ich arbeite etwa 70 Prozent im Büro, die andere Zeit verbringe ich ausser Haus. Während der Dauer eines Projekts bin ich häufig mit einem Projektteam unterwegs – z.B. für Sitzungen, Workshops, Ar-beitstagungen, Interviews oder Ge-sprächen mit wichtigen Akteuren. Die meisten Projekte werden in der Region Oberwallis umgesetzt, einzelne sind aber auch kantonal oder mit Partner-organisationen in den Nachbarkanto-nen aufgegleist.

VIEL ABWECHSLUNG UND FREIRAUMIch schätze es sehr an meiner Arbeit, dass ich direktes Feedback erhalte über das, was ich mache. Wenn man eng mit Projektbeteiligten zusammen-arbeitet, wird unmittelbar klar, ob z.B. Inhalte verständlich erklärt oder auf-bereitet wurden oder die Qualität stimmt. Zudem gefällt mir die Ab-

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Beruf

Porträt Nathalie Bucher

wechslung: Ich befasse mich mit ganz unterschiedlichen Inhalten, und es kommen immer wieder Projekte in neu-en Themenfeldern auf mich zu. Auch sieht jeder Tag anders aus – für mich die perfekte Mischung, für mich allei-ne, im Team und mit Externen zu ar-beiten. Positiv empfinde ich zudem, dass ich im Rahmen der Vorgaben und Leitlinien in unserer Firma sehr frei bin, die Projekte zu gestalten und vor-anzubringen. So kann ich auch viel Kreativität und Persönliches in die Pro-jekte einbringen. Seit ich hier arbeite, habe ich unglaublich viel an berufli-chen Kompetenzen, aber auch fürs Le-ben dazu gelernt.

Spannend, für mich aber aufgrund meines akademischen Hintergrundes manchmal auch fordernd, kann hinge-gen die Kommunikation sein: Ich musste und muss nach wie vor lernen, Dinge so einfach und verständlich wie möglich auf ein gemeinsames Ver-ständnis mit den Projektpartnern he-runterzubrechen. Schwierig finde ich es auch, wenn Projekte z.B. aufgrund von politischen Prozessen oder Hinter-gründen blockiert sind und vielleicht sogar abgebrochen werden müssen. Aber auch das gehört dazu – Scheitern ist ebenso Bestandteil der Arbeit wie Erfolge feiern zu können – Hauptsa-che, man lernt daraus.

INTERDISZIPLINÄRES UND VERNETZTES DENKEN AUS DEM STUDIUM Vieles aus dem Studium – vor allem aus dem Geschichtsstudium – ist für meine tägliche Arbeit nicht mehr di-rekt relevant. Die interdisziplinäre und vernetzte Denkweise der Human-geographie ist aber der Kern der jetzi-gen Tätigkeit und hilft mir, Sachver-halte ganzheitlich betrachten zu können und Interessen aus unter-schiedlichen Perspektiven abzuschät-zen. Auch das konzeptionelle Denken, das ich im Studium erlernt hatte, bringt mir immer wieder Vorteile, in-dem ich Situationen gekonnt analysie-ren, Themen strukturieren oder auf einer übergeordneten Ebene betrach-ten kann. Inhaltlich sind es vor allem die Themen der Regionalentwicklung und der räumlichen Entwicklung, die mir helfen, die Herausforderungen vor Ort einzuordnen.Für den Berufseinstieg in die Regio-nalentwicklung würde ich empfehlen, sich Grundlagen der Regionalentwick-lung und Regionalpolitik anzueignen, sich mit den raumwirksamen Politiken auseinanderzusetzen, sich in der inter-disziplinären und vernetzten Denkwei-se weiterzuentwickeln, Grund lagen des Projektmanagements zu kennen und eine gewisse analytische und struktu-rierte Denkweise mitzubringen. Ob eine Dissertation hilfreich für mein Arbeitsfeld ist oder nicht, ist schwierig zu beantworten und von Fall zu Fall zu prüfen. Für meine alltägliche Tätig-keit brauche ich keine Dissertation im Sinne eines akademischen Titels, aber die Fähigkeiten, die ich mir in der Doktoratszeit angeeignet hatte, kann ich definitiv anwenden. Für die RWO AG kann es je nachdem ein Vorteil sein, eine/n Mitarbeitende/n mit einem Doktortitel zu beschäftigen. Viel wich-tiger als ein Doktortitel ist aber auf jeden Fall die Freude, eng mit Perso-nen aus den unterschiedlichsten Um-feldern zusammenzuarbeiten und sich immer wieder in neue Themen zu ver-tiefen.»

Als Projektleiterin arbeitet Esther Schlumpf eng mit den Tourismusorten zusammen.

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Beruf

Der Geologe David Szczepinski (34) führt in seiner Funktion als Projekt-leiter bei Joppen & Pita AG bei Bauprojekten u. a. Schadstoffunter-suchungen und allfällige Schadstoff sanierungen durch. Bei Neubauten

David Szczepinski, MSc Geologe, Projektleiter Geologie/Geotechnik und Gebäudeschadstoffe, Joppen & Pita AG, Basel

SCHADSTOFFE IN GEBÄUDEN UND BAUGRUNDUNTERSUCHUNGEN

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Beruf

plant er Baugrund unter suchungen, um den geologischen Untergrund zu kennen und erstellt Konzepte für Aushübe und Entsorgungen.

Nach dem Studium der Erdwissen-schaften an der Universität Basel schnupperte David Szczepinski am Na-turhistorischen Museum und an der Universität erstmals Luft als Geologe. Ihn reizte aber mehr die privatwirt-schaftliche Seite als die wissenschaftli-che Arbeit. Deshalb suchte er nach ei-ner Stelle als Geologe in einem privaten Ingenieurbüro. Den Berufseinstieg hat er schliesslich über ein Praktikum bei Joppen & Pita AG gefunden: Eine Fir-ma, die Dienstleistungen erbringt in den Gebieten Umwelt, Geologie und Geotechnik, insbesondere Planungen und Bauleitungen bei der Erkundung und Sanierung von Altlasten oder Schadstoffbelastungen in Bauten, Bo-den und Gewässer sowie deren Über-wachung. Dort ist er auch heute noch tätig, mittlerweile als Projektleiter in den Bereichen Geologie/Geotechnik und Gebäudeschadstoffe.

Sie arbeiten bei der Joppen & Pita AG in den Bereichen Geolo-gie/Geotechnik und Gebäude-schadstoffe. Was muss ich mir darunter vorstellen? Ich plane z.B. Schadstoffuntersuchun-gen in Gebäuden (Asbest, PCB, PAK usw.), führe die Probenahmen durch und verfasse hierzu Berichte und Kon-zepte, welche beispielsweise einem Baubegehren beigelegt werden. In den Berichten werden gesundheitsgefähr-dende Stoffe ausgewiesen, welche spe-ziell rückgebaut und entsorgt werden müssen. Weiter schreibe ich Schad-stoffsanierungen aus, vergleiche die Angebote und gebe unserem Auftrag-geber eine Vergabeempfehlung. Vor einer Schadstoffsanierung (z.B. vor einem Abbruch oder Umbau) plane ich mit dem Unternehmer und der Baulei-tung die Abläufe. Während einer Schadstoffsanierung begleite und kon-trolliere ich den Schadstoffsanierer. Am Schluss werden die Arbeiten ab-genommen und in einem Schlussbe-richt zum Beispiel zuhanden von Be-hörden zusammengefasst.

Im Bereich Geologie/Geotechnik plane ich die Baugrunduntersuchung im Hin-blick auf das zu erstellende Bauwerk. Auf Basis dieser Erkenntnisse kann dann der Bauingenieur die Statik auf den anzutreffenden Untergrund ab-stimmen. Zusätzlich erstelle ich Kon-zepte für Aushübe und deren Entsor-gung sowie Baugrubenböschungen und Baugrubenabschlüsse (z.B. Nagelwän-de). Im Rahmen der Ausführung beglei-te ich den Aushub, kontrolliere Baugru-benabschlüsse und Baugrubensohle und prüfe, ob die Erkenntnisse aus den Untersuchungen stimmen und ob die Vorgaben erfüllt worden sind.Zusammengefasst erbringe ich den fachplanerischen Beitrag in allen Pha-sen eines Rück-, Neu- und Umbaupro-jekts, also in der Machbarkeitsstudie, während des Vorprojekts, im Baupro-jekt und in der Ausschreibung, Ausfüh-rung sowie beim Abschluss der Bauar-beiten. Ausserdem unterstütze ich andere Planer bei ihren Beiträgen, z.B. den Bauingenieur bei Fundation, den Sanitärplaner bei Versickerungen von Dachwasser, Bauleitungen bei Aus-schreibungen und Ausführungsbeglei-tungen usw.

Womit beschäftigen Sie sich gerade bei der Arbeit?Momentan schreibe ich diverse Offer-ten, plane Baugrunduntersuchungen und eine Probesanierung von dioxinbe-lasteten Verbrennungsöfen, unterstüt-ze meine Auftraggeber in Bewilli-gungsverfahren, schreibe Berichte und Konzepte und begleite Baustellen beim Aushub oder bei Schadstoffsanierun-gen. Zusätzlich kommt noch der admi-nistrative Aufwand – Rechnungen kon-trollieren, Rechnungen schreiben usw. – hinzu. Ich schätze, dass ich ca. 60 bis 70 Prozent meiner Arbeitszeit im Büro verbringe, den Rest bin ich unterwegs an Ortsbegehungen, Besprechungen, Untersuchungen, Probenahmen usw. Es gibt natürlich auch Wochen, in de-nen ich kaum im Büro bin.

Welche Aspekte Ihrer Arbeit be - rei ten Ihnen am meisten Freude?Wenn der Kunde zufrieden ist und mich beim nächsten Projekt wieder dabeiha-ben will, bereitet dies mir am meisten

Freude. Ein positives Feedback ist im-mer schön. Die Arbeit ist sehr abwechs-lungsreich und herausfordernd. Obwohl ich auch Standardabläufe in meinem Berufsleben habe, sind Rahmenbedin-gungen und Anforderungen in einem Projekt unterschiedlich. Kein Projekt gleicht dem anderen. Es ist schön, wenn man in einem Projekt Probleme lösen kann und einen Beitrag zum Gelingen leisten darf.

Welches sind die grössten Heraus- forderungen in Ihrem Beruf?Zum Teil kommt vieles auf einmal und muss immer schon vorgestern erledigt sein. Deshalb ist eine gute Organisati-on wichtig. Manchmal kommen wäh-rend eines Projekts noch neue Fragestel-lungen hinzu, wo man sich Wissen in kurzer Zeit aneignen und es dann auch anwenden können muss. Auch eine kla-re und saubere Kommunikation mit Projektbeteiligten, Unternehmern und Bauherren ist nicht immer einfach. Ein Bericht oder eine Mitteilung darf z.B. nicht zu wissenschaftlich sein, die wich-tigsten Punkte müssen klar und ver-ständlich formuliert werden.

Wie sehen Sie die Beziehung zwischen Studium und Beruf im Rückblick?In meinem Studium der Erdwissen-schaften mit Abschluss in Sedimentolo-gie und Paläontologie wurde ein Haupt-augenmerk auf die wissenschaftliche Arbeit gelegt. In meinem Beruf muss ich, wie im Studium gelernt, immer noch den Untergrund ansprechen/defi-nieren/untersuchen, Profile zeichnen und das «System Untergrund» verste-hen. Es geht aber viel mehr um die An-wendung und nicht die Wissenschaft: Mein Tätigkeitsfeld wird durch Dienst-leistungen und Anforderungen des Auf-traggebers definiert. Technische Anga-ben, Planung von Abläufen usw. sind wichtiger als die Fragen, wie etwas ent-standen ist oder was es bedeutet.

Interview Nathalie Bucher

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

Inserat

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mationen zur Berufsbildung | Berufs-, Stu-

dien- und Laufbahnberatung. Diese finden

Sie bei uns im Shop – oder im nächsten BIZ.

Schweizerisches Dienstleistungszentrum Berufsbildung | Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB

Centre suisse de services Formation professionnelle | orientation professionnelle, universitaire et de carrière CSFO

Centro svizzero di servizio Formazione professionale | orientamento professionale, universitario e di carriera CSFO

SDBB Verlag | Haus der Kantone | Speichergasse 6 | 3011 Bern | Telefon 031 320 29 00 | [email protected] | www.sdbb.ch

SDBB Versandbuchhandlung | Industriestrasse 1 | 3052 Zollikofen | Telefon 0848 999 001 | Fax 031 320 29 38 | [email protected]

www.shop.sdbb.ch

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PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

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ADRESSEN, TIPPS UND WEITERE INFORMATIONEN

SERVICE

STUDIERENwww.berufsberatung.chDas Internetangebot des SDBB (Schweizerisches Dienstleistungs-zentrum Berufsbildung, Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung) ist das Portal für Berufswahl, Studium und Laufbahnfragen. Eine umfangreiche Dokumentation sämtlicher Studienrichtungen an Schweizer Hochschulen, Informationen zu Weiterbildungsange-boten und zu den Berufsmöglichkeiten nach einem Studium.

www.swissuniversities.chDas Internet-Portal von swissuniversities, der neuen Rektoren-konferenz der Schweizer Hochschulen (universitäre Hochschulen, Fachhochschulen und Pädagogische Hochschulen). Allgemeine Informationen zum Studium in der Schweiz und zu Anerken-nungs- und Mobilitätsfragen sowie die Konkordanzliste zur Durchlässigkeit der Hochschultypen.www.studyprogrammes.chBachelor- und Masterstudienprogramme aller Hochschulen. www.swissuniversities.ch/de/services/studieren-im-ausland Allgemeine Informationen zu einem Auslandsemester, einem Studium oder Praktikum im Ausland mit umfangreicher Linkliste zu Ländern auf der ganzen Welt.

Studium in Sicht – Studienrichtungen und Berufsperspektiven, SDBB Verlag

Universitäre Hochschulenwww.unibas.ch: Universität Baselwww.unibe.ch: Universität Bernwww.unifr.ch: Universität Freiburgwww.unige.ch: Université de Genèvewww.epfl.ch: Ecole Polytechnique Fédérale de Lausannewww.unil.ch: Université de Lausannewww.unilu.ch: Universität Luzernwww.unine.ch: Université de Neuchâtelwww.unisg.ch: Universität St. Gallenwww.usi.ch: Università della Svizzera italianawww.ethz.ch: Eidgenössische Technische Hochschule Zürichwww.uzh.ch: Universität Zürichwww.fernuni.ch: Universitäre Fernstudien der Schweiz

Fachhochschulenwww.bfh.ch: Berner Fachhochschule BFH www.hslu.ch: Hochschule Luzern HSLUwww.fhnw.ch: Fachhochschule Nordwestschweiz FHNWwww.fho.ch: Fachhochschule Ostschweiz FHOwww.hes-so.ch: Haute Ecole Spécialisée de Suisse occidentale HES-SOwww.supsi.ch: Scuola universitaria professionale della Svizzera italiana SUPSIwww.zfh.ch: Zürcher Fachhochschule ZFH www.fernfachhochschule.ch: Fernfachhochschule Schweizwww.kalaidos-fh.ch: Fachhochschule Kalaidos FH Zürich

Weiterbildungsangebote nach dem Studiumwww.swissuni.chwww.berufsberatung.ch/weiterbildung

:

Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

69Service

Informationsveranstaltungen zum StudiumDie Schweizer Hochschulen bieten jedes Jahr Informations- veranstaltungen für Studieninteressierte an. Dabei erfahren Sie Genaueres über Anmeldung, Zulassung und Studienaufbau. Ebenso lernen Sie einzelne Dozentinnen und Dozenten (man-cherorts auch Studentinnen und Studenten) sowie die Örtlich-keiten kennen. Die aktuellen Daten finden sich auf den Websites der Hochschulen und Fachhochschulen bzw. unter www.swissuniversities.ch.

Vorlesungsverzeichnisse, Wegleitungen, VorlesungsbesucheDie Ausbildungsinstitutionen bieten selbst eine Vielzahl von Informationen an. Schauen Sie sich mal ein kommentiertes Vorlesungsverzeichnis (auf den meisten Internetseiten der einzelnen Institute zugänglich) des gewünschten Fachbereichs an, konsultieren Sie Wegleitungen und Studienpläne oder besuchen Sie doch einfach mal eine Vorlesung, um ein wenig Uniluft zu schnuppern.

Noch Fragen?Bei Unsicherheiten in Bezug auf Studieninhalte oder Studien-organisation fragen Sie am besten direkt bei der Studienfach-beratung der jeweiligen Universität nach. Vereinbaren Sie einen Besprechungstermin oder stellen Sie Ihre Fragen per E-Mail. Dies ist auch schon vor Aufnahme des Studiums möglich. Die verantwortliche Person beantwortet Unklarheiten, die im Zusammenhang mit dem Studium auftreten können. Für Studienanfängerinnen und Studienanfänger führen viele Universitäten Erstsemestrigentage durch. Bei dieser Gelegenheit können Sie Ihr Studienfach sowie Ihr Institut kennenlernen.

Berufs-, Studien- und LaufbahnberatungDie Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung Ihrer Region berät Sie in allen Fragen rund um Ihre Studien- und Berufswahl bzw. zu Ihren Laufbahnmöglichkeiten. Die Adresse der für Sie zuständi-gen Berufs-, Studien- und Laufbahnberatungsstelle finden Sie auf folgender Internet-Seite: www.adressen.sdbb.ch.

Antworten finden – Fragen stellenAuf www.berufsberatung.ch/forum sind viele Antworten zur Studienwahl zu finden. Es können dort auch Fragen gestellt werden.

FACHGEBIET

LINKS

www.swissgeography.ch: Verband Geographie Schweiz (ASG)

www.sgag.ch: Schweizerische Gesellschaft für Angewandte Geographie (SGAG)

www.chgeol.org: Schweizer Geologenverband

www.geologieportal.ch: Geologie-Portal

www.bafu.admin.ch: Bundesamt für Umwelt (BAFU)

www.meteoschweiz.admin.ch: Bundesamt für Metereologie und Klimatologie MeteoSchweiz

www.climate-change.ch: Klima-Portal

http://wgms.ch: World Glacier Monitoring Service

www.wsl.ch: Eidgenössische Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL)

www.seismo.ethz.ch: Schweizerischer Erdbebendienst (SED)

www.sghl.ch: Schweizerische Gesellschaft für Hydrologie und Limnologie

www.hydrodaten.admin.ch: Aktuelle hydrologische Daten und Vorhersagen

www.permos.ch: Swiss Permafrost Monitoring Network (PERMOS)

www.naturgefahren.ch: Aktuelle Naturgefahrensituation in der Schweiz

www.swisstunnel.ch: Fachgruppe für Untertagbau

LITERATUR

Einführung in die Geowissenschaften: Götze, Hans-Jürgen; Mertmann, Dorothee; Riller, Ulrich; Arndt, Jörg. Ulmer (2015)

Die erste Stelle nach dem Studium. SDBB (2017)

Technik und Naturwissenschaften: Berufslaufbahnen zwischen Megabytes und Molekülen. SDBB (2015)

PERSPEKTIVEN | Heil- und Sonderpädagogik PERSPEKTIVEN | Asienwissenschaften und Orientalistik PERSPEKTIVEN | Geowissenschaften

Die Heftreihe «Perspektiven» vermittelt einen vertieften Einblick in die verschiedenen Studienmöglichkeiten an Schweizer Universitäten und Fachhochschulen. Die Hefte können zum Preis von 20 Franken unter www.shop.sdbb.ch bezogen werden oder liegen in jedem BIZ sowie weiteren Studien- und Laufbahnberatungsinstitutionen auf. Weiterführende, vertiefte Informationen finden Sie auch unter www.berufsberatung.ch/studium.

2016 | Informatik, Wirtschaftsinformatik

2016 | Theologie und Religionswissenschaft

2015 | Kunst

2015 | Pharmazeutische Wissenschaften

2015 | Internationale Studien

2015 | Germanistik und Nordistik

2015 | Geschichte

2015 | Physik

2015 | Sport- und Bewegungswissen-schaften

2015 | Philosophie

2016 | Soziale Arbeit

2016 | Medien und Information

2016 | Biologie

Überschrift

Bild 224465053 (RM)

Spezielle KonditionenCOPYRIGHTPFLICHTIG

AnlassCalligraphy sample book with Chinese characters, China Day, Duesseldorf, North Rhine-Westphalia, Germany, Europe

LegendeKalligrafie-Musterbuch mit chinesischen Schriftzeichen, Chinatag, Duesseldorf, Nordrhein-Westfalen, Deutschland,Europa | Calligraphy sample book with Chinese characters, China Day, Duesseldorf, North Rhine-Westphalia, Germany,Europe (KEYSTONE/imageBROKER/Karl F. Schoefmann)

RechteKEYSTONE

QuelleimageBROKER

Urheber / FotografKARL F. SCHOEFMANN

Erstellungsdatum20120616

Search results http://www.keystone.ch/bild-disp/search/search.action?ts=0&...

1 von 1 09.12.15 13:18

PERSPEKTIVEN STUDIENRICHTUNGEN UND TÄTIGKEITSFELDER

ASIENWISSENSCHAFTEN UND ORIENTALISTIK

2016 | Asienwissenschaf-ten und Orientalistik

2017 | Soziologie, Politik - wissenschaft, Gender Studies

2018 | Geowissen-schaften

2017 | Altertumswissen-schaften

2017 | Pflege, Geburtshilfe

2014 | Musik und Musikwissenschaft

2017 | Sprachwissenschaft, Vergleichende Literatur- wissenschaft, Angewandte Linguistik

2017 | Theater, Film, Tanz

2016 | Medizinische Beratung und Therapie

2016 | Heil- und Sonderpädagogik

2017 | Chemie, Biochemie

2014 | Architektur und Landschaftsarchitektur

2014 | Agrarwissenschaft LebensmittelwissenschaftForstwirtschaft

2017 | Interdisziplinäre Naturwissenschaften

2014 | Bau und Planung

2016 | Umweltwissen-schaften

2016 | Tourismus, Hotel Mana gement, Facility Management

2017 | Medizin

2017 | Anglistik

PERSPEKTIVENEDITIONSPROGRAMM

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Geowissenschaften | PERSPEKTIVEN

IMPRESSUM© 2018, SDBB, Bern. Alle Rechte vorbehalten.

HerausgeberSchweizerisches Dienstleistungszentrum BerufsbildungBerufs-, Studien- und Laufbahnberatung SDBB, Bern, www.sdbb.chDas SDBB ist eine Institution der EDK.

Projektleitung und RedaktionChristof Hegi, René Tellenbach, SDBB

FachredaktionNathalie Bucher und Regula Zahno, Studienberatung Basel

FachlektoratAndreas Demuth, Amt für Jugend und Berufsberatung Kanton Zürich

Porträtbilder von Studierenden und BerufsleutenDieter Seeger, Zürich

Bildquellen:Titelbild: Can Stock Photo/cristiborda; S. 6: Can Stock Photo/vulkanette; S. 9: wikipedia.org; S. 10: Fotoagentur Ex-Press AG, Zürich; S. 11: Pro Natura Aargau und der Kanton Aargau, Departement Bau, Verkehr und Umwelt; S. 12: fotolia/Images By Jefunne; S. 13: wikipedia.org; S. 14: champagne_vent_hirez, www.oceanexplorer.noaa.gov; S. 16: Keystone, Gian Ehrenzeller; S. 17: Keystone, Lukas Lehmann; S. 19, 58, 64: Keystone, Gaetan Bally; S. 21: fotolia, pit24; S. 22: fotolia, Petair; S. 23: Iris Krebs; S. 24, 27, 44: Tierry Parel; S. 46: Keystone, Christian Beutler; S. 48: Tierry Parel; S. 49: Iris Krebs; S. 53: Keystone, Jean-Christophe Bott; S. 60: Keystone, Rene Ruis

Bilder Studierende: Dominic Büttner

GestaltungskonzeptCynthia Furrer, Zürich

Umsetzung Viviane Wälchli, Zürich

Lithos, DruckKROMER PRINT AG, Lenzburg

Inseratecreativeservice agIm Alten Riet 153, 9494 SchaanTelefon +41 44 515 23 [email protected]

BestellinformationenDie Heftreihe «Perspektiven» ist erhältlich bei:SDBB Vertrieb Industriestrasse 1, 3052 ZollikofenTelefon 0848 999 [email protected], www.shop.sdbb.ch

ArtikelnummerPE1-1028

PreiseEinzelheft CHF 20.– Ab 5 Hefte pro Ausgabe CHF 17.– / HeftAb 10 Hefte pro Ausgabe CHF 16.– / HeftAb 25 Hefte pro Ausgabe CHF 15.– / Heft

Abonnemente1er-Abo (12 Ausgaben pro Jahr)1 Heft pro Ausgabe CHF 17.– / HeftMehrfachabo (ab 5 Heften pro Ausgabe, 12 Hefte pro Jahr) CHF 15.– / Heft

Mit Unterstützung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI.

2016 | Unterricht Mittel- und Berufsfachschulen

2016 | Elektrotechnik undInformationstechnologie

2015 | Rechtswissen-schaft und Kriminalwissenschaften

2015 | Kunstgeschichte

2015 | Ethnologie und Kulturanthropologie

2015 | Romanistik

2015 | Maschinenbau, Maschineningenieur-wissenschaften

2014 | Slavistik und Osteuropa-Studien

2014 | Unterricht Volksschule

2017 | Psychologie

2017 | Erziehungs-wissenschaft

2017 | Mathematik, Rechnergestützte Wissenschaften

2014 | Design

2016 | Materialwissen-schaft, Nanowissen-schaften, Mikrotechnik

2014 | Veterinärmedizin 2017 | Wirtschafts-wissenschaften

«Perspektiven»-HeftreiheDie «Perspektiven»-Heftreihe, produziert ab 2012, erscheint ab dem Jahr 2016 in der 2. Auflage.

Im Jahr 2018 werden folgende Titel herausgegeben:GeowissenschaftenAgrarwissenschaft, Lebensmittelwissenschaft, ForstwissenschaftVeterinärmedizinUnterricht VolksschuleSlavistik, Osteuropa-StudienDesignBau und PlanungMaschinenbau, MaschineningenieurwissenschaftenRomanistikMusik, MusikwissenschaftGeschichteArchitektur, Landschaftsarchitektur

71Service

Zürich, 47°24‘36“N 8°30‘26“

Zermatt, 45°59‘18“N 7°45‘47“E

ArbeitsplAtZ erde

Giswil, 46°51‘41“N 8°10‘12“E

Weissmies, 46°07‘42“ N8°00‘04“E

Geomatik:

Spannende Herausforderungen,

exzellente Jobaussichten!

infos auf arbeitsplatz-erde.ch