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 1 Vorwort Seit dem Bestehen des Fachbereiches Agrarwirtschaft und Landespflege konnte in nur wenigen Jahren ein umfangreicher Bibliotheksbestand angeschafft werden, der einer der umfangreichsten zu diesem Thema in Mecklenburg-Vorpommern ist. Neben den Neuerscheinungen wurde aufgrund der jungen Geschichte der Fachhochschule auch darauf geachtet, historische Literatur zu beschaffen, um Lücken zu schließen und den Bestand abzurunden. Der Ankauf des Buch- und Diasbestandes des ehemaligen Lehrer der Humboldt-Universität Professor Klaus-Dieter Gandert im Jahre 1998 ist hier ebenso zu nennen wie ein Konvolut aus dem Besitz eines Privatmannes aus Kronsberg/Taunus. Der Katalog und die Ausstellung haben sich zur Aufgabe gemacht, exemplarisch einige Werke aus den insgesamt DM 35.000.- teuren Beständen vorzustellen. Das Spektrum reicht dabei von einem Gartenführer des 18. Jahrhunderts bis zu nationalsozialistischen Landschaftsplanung der 1940er Jahre. Themen wie Obst- und Blumenzucht werden angesprochen, ebenso aber auch Gartengestaltung, Gartenarchitektur und Botanik. Selbst landwirtschaftliche Ratgeber fehlen nicht. In der Vorbereitungsgruppe unter Leitung von Professor Hermann Behrens und Professor Marcus Köhler wirkten die Studenten Torsten Bröcker, Jörg Freytag und Martin Heller mit. Die entsprechenden Artikel wurden mit den  jeweiligen Anfangsbuchstaben gekennzeichnet. Ausschlaggebend für die Auswahl war nicht nur der Stellenwert der Literatur, sondern auch die persönlichen Vorlieben der einzelnen Autoren. Deutlich wurde dabei, daß die Bibliothek noch ausgebaut werden sollte, um Recherchen nicht ständig anderenorts vornehmen zu müssen, wie beispielsweise in der Gartenbau- Bibliothek der Technischen Universität Berlin und der Bibliothek des Botanischen Gartens, denen an dieser Stelle Dank gesagt sei. Es wird mit der Ausstellung auch die Hoffnung verknüpft, daß der einige hundert Bücher umfassende Bestand erweitert und weitere Projekte nach sich ziehen wird. Der wachsenden Bedeutung des Studienganges Landespflege entsprechend und ausgedrückt durch zahlreiche auch historisch ausgerichtete Forschungsvorhaben, soll hier entsprochen werden. Das Heftchen soll anregen, in der Sammlung zu arbeiten und sie auszubauen. Hermann Behrens, Marcus Köhler Fachbereich Agrarwirtschaft und Landespflege Anita Olsowski Hochschulbibliothek

GartenhistorischeLiteratur2000_01

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Catalog of the important books about gardens and plant, edited from 18th century until 1940-ies, and presentation authors - specialists in agronomy, gardening, garden history and landscape architecture.

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    Vorwort

    Seit dem Bestehen des Fachbereiches Agrarwirtschaft und Landespflege konnte in nur wenigen Jahren ein umfangreicher Bibliotheksbestand angeschafft werden, der einer der umfangreichsten zu diesem Thema in Mecklenburg-Vorpommern ist. Neben den Neuerscheinungen wurde aufgrund der jungen Geschichte der Fachhochschule auch darauf geachtet, historische Literatur zu beschaffen, um Lcken zu schlieen und den Bestand abzurunden. Der Ankauf des Buch- und Diasbestandes des ehemaligen Lehrer der Humboldt-Universitt Professor Klaus-Dieter Gandert im Jahre 1998 ist hier ebenso zu nennen wie ein Konvolut aus dem Besitz eines Privatmannes aus Kronsberg/Taunus. Der Katalog und die Ausstellung haben sich zur Aufgabe gemacht, exemplarisch einige Werke aus den insgesamt DM 35.000.- teuren Bestnden vorzustellen. Das Spektrum reicht dabei von einem Gartenfhrer des 18. Jahrhunderts bis zu nationalsozialistischen Landschaftsplanung der 1940er Jahre. Themen wie Obst- und Blumenzucht werden angesprochen, ebenso aber auch Gartengestaltung, Gartenarchitektur und Botanik. Selbst landwirtschaftliche Ratgeber fehlen nicht. In der Vorbereitungsgruppe unter Leitung von Professor Hermann Behrens und Professor Marcus Khler wirkten die Studenten Torsten Brcker, Jrg Freytag und Martin Heller mit. Die entsprechenden Artikel wurden mit den jeweiligen Anfangsbuchstaben gekennzeichnet. Ausschlaggebend fr die Auswahl war nicht nur der Stellenwert der Literatur, sondern auch die persnlichen Vorlieben der einzelnen Autoren. Deutlich wurde dabei, da die Bibliothek noch ausgebaut werden sollte, um Recherchen nicht stndig anderenorts vornehmen zu mssen, wie beispielsweise in der Gartenbau-Bibliothek der Technischen Universitt Berlin und der Bibliothek des Botanischen Gartens, denen an dieser Stelle Dank gesagt sei. Es wird mit der Ausstellung auch die Hoffnung verknpft, da der einige hundert Bcher umfassende Bestand erweitert und weitere Projekte nach sich ziehen wird. Der wachsenden Bedeutung des Studienganges Landespflege entsprechend und ausgedrckt durch zahlreiche auch historisch ausgerichtete Forschungsvorhaben, soll hier entsprochen werden. Das Heftchen soll anregen, in der Sammlung zu arbeiten und sie auszubauen.

    Hermann Behrens, Marcus Khler Fachbereich Agrarwirtschaft und Landespflege

    Anita Olsowski Hochschulbibliothek

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    Der Bestand Gandert

    Mit dem Ankauf der umfangreichen privaten Fachbibliothek und Diathek von Professor Dr. Klaus-Dietrich Gandert, emiritierter Professor an der Humboldt-Universitt zu Berlin, konnte im Studiengang Landespflege ein Mangel teilweise behoben werden: Bekanntlich gibt es den Studiengang an der Fachhochschule erst seit wenigen Jahren. Der Bibliotheksbestand fr diesen Studiengang enthlt daher naturgem vor allem aktuelle Titel. An anderen Hochschulorten knnen vergleichbare Studiengnge auf z.T. jahrzehntelange Traditionen zurckblicken. Entsprechend alt und traditionsbehaftet sind auch die dortigen Bibliotheksbestnde. Durch die bernahme der einschlgigen privaten Fachbibliothek hat die Fach-hochschule um Jahre in die Vergangenheit aufgeholt. Die Bibliothek und Diathek entstand in der mehr als 50jhrigen Lehr- und Forschungsttigkeit Prof. Ganderts. Prof. Dr. Gandert wurde am 14.5.1925 in Berlin geboren. Er studierte nach einer vorangegangenen fnfjhrigen grtnerischen Praxis von 1950 bis 1953 an der landwirtschaftlich-grtnerischen Fakultt der Humboldt-Universitt und erwarb dort sein Diplom in der Fachrichtung Garten- und Landeskultur. Danach war er als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut fr Garten- und Landeskultur, dessen Prof. Dr. Georg Bela Pniower war, der in der Zeit von 1945 bis 1960 mageblich die Garten- und Landeskultur in der Sowjetischen Besatzungszone bzw. der DDR prgte. Spter war Prof. Gandert am Institut fr Grnanlagengestaltung ttig, das Reinhold Lingner leitete. Lingner war zusammen mit Frank-Erich Carl verantwortlich fr die Landschafts-diagnose der DDR, bei der Gandert seinerzeit bereits als Kartierer ttig war. Die Arbeiten an der Landschaftsdiagnose, einer flchendeckenden Aufnahme von Landschaftsschden in der DDR Anfang der 50er Jahre, prgten dort eine ganze Generation von Landschaftsarchitekten und Landesplanern. 1967 wurde Gandert zum amtierenden Direktor des Instituts fr Grnanlagengestaltung ernannt. Nach seiner Habilitation wurde er 1980 zum Hochschuldozenten und 1990 noch zum Professor berufen. Prof. Dr. Gandert widmete sich Themenstellungen der Freiraumplanung, Landschaftspflege, Gestaltung lndlicher Siedlungen, Pflanzenverwendung in Grnanlagen und Landschaft, Rasenforschung sowie der Erforschung der Gartengeschichte und Aufgaben der Gartendenkmalpflege. Fast 200 Verffentlichungen, darunter mehrere Fachbcher, zeugen von seiner Ttigkeit. In wichtigen Fachgremien, so der Fachgruppe Landschafts-architektur des Bundes der Architekten der DDR und fachlich orientierten Vereinigungen wie dem Zentralvorstand der Gesellschaft fr Natur und Umwelt (GNU) im Kulturbund der DDR und in der GNU dem Zentralen Fachausschu Dendrologie und Gartenarchitektur nahm er Leitungs-funktionen wahr und betrieb eine intensive ffentlichkeitsarbeit, wodurch

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    er viele Menschen fr die Erhaltung von Natur und Umwelt mobilisierte. Bis heute ist er der Herausgeber der Zwei-Jahres-Fach-Zeitschrift fr Gehlzkunde. Der Bestand spiegelt das genannte Fcherspektrum wider. Er umfat mehr als 1.300 Titel; der Bcherbestand, der aus vielen, bereits selten gewordenen lteren und deshalb auch antiquarisch wertvollen Mono-graphien, Handbchern, langen Zeitschriftenreihen, aber auch aus vielen anderen Schriften zu speziellen Parkanlagen und fachlich bedeutsamen Themen der Garten- und Landeskultur besteht, gibt Auskunft ber fast alle fr die Landespflege relevanten Fachgebiete. Im Prinzip konnte die Fachhochschule mit dieser Bibliothek einen Grundbestand an landespflegerischer Fachliteratur bernehmen. Anteilmig gut vertreten sind zahlreiche Schriften zu einzelnen Regionen auf dem Gebiet der neuen Bundeslnder mit ihrer Geschichte, Architektur, Kultur, Landschafts-entwicklung, Natur- und Siedlungsgeschichte. Schwerpunkte des Bestandes bilden: Standardwerke zur Geschichte der Gartenkunst und Gartenkultur im

    In- und Ausland; Monographien und Schriften zu einzelnen Grten und Parks, zu

    Gartenstilen, Anlagen in einzelnen Regionen, Gartendenkmalpflege; Werke zur Freiraumplanung; Bcher und Schriften zu Natur- und Landschaftsschutz,

    Heimatpflege, Landschaftsplanung; Zahlreiche Monographien und Schriften zur Verwendung der

    Pflanzen in Garten und Landschaft (Gehlze, Stauden, Sommer-blumen, Grser, Wildkruter, Kbelpflanzen, Wasserpflanzen, Dach-begrnung);

    Handbcher und Monographien zur Pflanzenbestimmung, kologie, zu Windschutzanlagen, botanischer Nomenklatur, allgemeinen Botanik und Naturwissenschaften;

    Sammelwerke ber Gartenbau, Zierpflanzen, Gartentechnik und Landschaftsbau;

    Zahlreiche Titel zu lokalen und regionalen Problemen von Kulturlandschaften;

    Sammelwerke und Spezialarbeiten zur Architektur- und Kunst-geschichte, zum Stdtebau, Denkmalpflege, Siedlungsgeschichte, allgemeiner Kulturgeschichte, zu Biographien usw.;

    Zahlreiche Titel zur Dendrologie, Gehlzkunde und ihrer Anwendung.

    Hinzu kommt ein Spezialbestand zur Anlage und Pflege von Rasen. Der Wert der Bibliothek fr Lehre und Forschung an der FH ist kaum adquat zu beschreiben. So soll an dieser Stelle lediglich ein Eindruck von dem Teilbestand Standardwerke zur Geschichte der Gartenkunst und Gartenkultur gegeben werden. Es finden sich u.v.a. die Monographien

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    von Jger: Lehrbuch der Gartenkunst, Berlin u. Leipzig 1877; ders: Gartenkunst und Grten sonst und jetzt, Berlin 1888; Lux: Schne Gartenkunst, Esslingen 1907; Ranck: Geschichte der Gartenkunst, Leipzig 1909; Schumacher: Ein Volkspark - dargestellt am Hamburger Stadtpark, Mnchen 1926; Hallbaum: Der Landschaftsgarten, Mnchen 1927; Boeck: Alte Gartenkunst, Leipzig 1939; Le Blond: Die Grtnerey..., (Faksimile-Druck der Ausgabe von 1731) Leipzig 1986; Elholtz: Vom Garten-Baw (Faksimile-Druck der Ausgabe von 1684), Leipzig 1987; Schneider: Landschaftliche Gartengestaltung, Leipzig 1907; Migge: Die Gartenkultur des 20. Jahrhunderts, Jena 1913; Encke: Der Hausgarten, Jena 1907; Hampel: Die Deutsche Gartenkunst, Leipzig 1911; Landau/ Schneider: Der deutsche Garten, Berlin 1928; Brinkmann: Schne Grten, Villen und Schlsser aus 5 Jahrhunderten, Mnchen 1925; Reichow: Alte brgerliche Gartenkunst, Berlin 1927; Shepherd/ Jellicoe: Italian Gardens of the Renaissance, London 1953; Carl: Kleinarchitekturen in der deutschen Gartenkunst, Berlin 1956; Ciolek: Grten in Polen, Warszawa 1954; Hennebo: Geschichte der Deutschen Gartenkunst, Bd. I und II, Hamburg 1962/1965; ders.: Geschichte des Stadtgrns, Hannover 1970; Hauser: Bauerngrten der Schweiz, Zrich und Mnchen 1976; Heyer: Historische Grten der Schweiz, Bern 1980 oder Agnelli: Italienische Grten und Villen, Herford 1988. Wie gesagt, das ist eine kleine Auswahl eines viel umfangreicheren Teilbestandes. Ungemein wertvoll ist auch der Teilbestand Zeitschriften. Er umfat nahezu lckenlose Reihen von bedeutsamen Fachzeitschriften, z.B. Das Gartenamt (Jahrgnge 1953-1990); Gartenkunst (vom 1. Jahrgang 1899-1944/45); Deutsche Gartenarchitektur / Landschaftsarchitektur (vom 1. Jahrgang 1960-1997); die Jahrbcher Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft e.V. der Jahre 1919 bis 1942 und sptere Ausgaben und darberhinaus mehrjhrige Reihen von der Gartenschnheit (1933-1944); Zeitschrift fr Vegetationstechnik (1980-1990); Rasen-Turf-Gazon (1973-1976). Zum Bestand gehrt auch die sehr umfangreiche, zahlenmig bisher noch nicht erfate, aber sicher mehr als 10.000 Exemplare umfassende Farbdia-Sammlung zu Fachthemen der Landespflege und von Studienreisen im In- und Ausland. Die Dias sind in speziellen Kassetten und Ksten thematisch geordnet, beschriftet und datiert. Die Aufnahmen erfolgten von 1954 bis 1997 und haben z.T. bereits dokumentarischen Wert. Aufgenommen wurden Grnanlagen aller Art mit zahlreichen Details, Freilandpflanzen und ihren Verwendungsformen, Gartenbauausstellungen, Landschaften und Manahmen der Landschaftsgestaltung und pflege, bedeutsame Architektur, Denkmale, stdtebauliche Motive und Gartentechnik. Speziell fr Lehrzwecke sind reprsentative Sammlungen vorhanden von historischen Gartenanlagen, zur Gartenkunstgeschichte, zur Dorf-begrnung, Dorfkologie, Dorfentwicklung und gestaltung, zu

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    Bauerngrten, lndlichem Wasserbau, Windschutz, Freilandpflanzen und ihrer Verwendung in Garten und Landschaft, insbesondere Verwendung von Gehlzen, Stauden, Sommerblumen, Wasserpflanzen, Wildkrutern, Rasen u.a. Die Dias wurden aufgenommen in der DDR, BRD, Polen, Tschechien und Slowakei (CSSR), Ungarn, Bulgarien, sterreich, Schweiz, Italien, Ruland, England, China, Japan u.a. Lndern.

    Auch fr die Forschung und planerische Praxis haben die Dias einen unschtzbaren Wert. Sie knnen z.B. objektbezogene Vergleiche heutiger und frherer Ausstattungen von Grten und Parks ermglichen. Es war das Anliegen Prof. Ganderts, da seine Sammlung weiterhin der Lehre und Forschung zur Verfgung steht. Das wird nunmehr gewhrleistet. Als geschlossener Sonderbestand wird sie in die Bibliothek der Fachhochschule integriert und nach Aufnahme der Titel und der Inventarisierung der Diathek zur Nutzung fr Lehre und noch mehr zur Forschung zugnglich sein. Derzeit wird durch eine studentische Hilfskraft im Studiengang Landespflege, Fachgebiet Landschaftsplanung/ Planung im lndlichen Raum darber hinaus geprft, welche Mglichkeiten es gibt, die Diathek zu kopieren und welche Kosten dies verursachen knnte. Ziel ist es, nicht dauernd mit dem Primrbestand, sondern mit gescannten Dias zu arbeiten. (H.B.)

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    Zur Titelgrafik von Matthias Jaeger, 1976:

    Der Auftrag.

    Lange hlzerne Parkbnke stehen willig wartend in voller Abendsonne. Bejahrte Bcher flssig besprechend etablieren sich schlanke Fachtermina zu massigen Stzen. Konditorhaufen jagende Brotbume werden von Mhlenspendern und Lawinengalerien abgelst. Nach abschlieender stimation schreiend lassen beharrliche Wortbildungen die Gradation diffiziler Zitate erleben. Frhsommerlichen und sen Einfllen nachsinnend rollt etwas Feines gemchlich vorber. Leise flstert der Realitt enteilend die Lektre: Die ist rein. Geh jetzt heim.

    Jrg Freytag.

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    Alicia Amherst (Cecil)

    A History of Gardening in England, London: Bernard Quaritch, 1895, 398 Seiten mit Anhang, teilweise nicht aufgeschnittenen Bgen, zahlreiche photographische Illustrationen oder Reproduktionen nach Gouachen Howard Carters u.a., grner Leineneinband mit Golddruckmotiven, handschriftl. Sign.: 1444 R.e Billard 15.3, Quart, Inv.-Nr. 13601/99

    In dem Vorwort berichtet die Autorin von der Entstehung des Buches, welches sie durch Anraten von Percy Newberry 1891 begann. Das Vorhaben, zunchst einige publizierte Artikel zu verwenden und zu erweitern, wurde schnell zugunsten eines eigenen Buches ausgeweitet, welches sich zwar der ganzen englischen Gartengeschichte widmen mchte, jedoch durch unvermeidbare Krzungen lediglich serve as a handbook by wich to classify gardens, and fix the dates to which they belong. (S. X) Die Quellenstudien, d.h. Manuskripten und Bchern, fuende Schrift behandelt im Abri die Gartengeschichte, angefangen von Klostergrten bis zu den zeitgenssischen des 19. Jahrhunderts. Amherst zitiert dabei nicht nur historische Gedichte, gibt zeitgenssische Ansichten wieder und stellt Pflanzenlisten zusammen, sie erwhnt auch die mageblichen Anlagen, die fr andere Vorbild waren, oder aber noch besonders gut erhalten sind. Die Abbildungen stellen teilweise schon Raritten dar, da sie Anlagen zeigen, die heute verfallen oder verndert sind. Deutlich wird, da der Schwerpunkt der Arbeit auf den Tudor und elisabethanischen Grten liegt, die in fast 200 Seiten besprochen werden. Diese Renaissancegrten sind stark von italienischen und franzsischen Einflssen geprgt, formten jedoch eine eigenen Sprache, die als typisch englisch zu bezeichnen ist: Knotenbeete und Baumschnitt waren Hauptgestaltungselemente. Auch wenn die Autorin am Ende ihres Buches nicht detailliert auf die zeitgenssische Gartenkunst eingeht, so darf man dennoch vermuten, da die Arts and Crafts-Bewegung, die alle gesellschaftlichen Kreise in England erfate, einen mageblichen Einflu auf diese Ausrichtung hatte: Das Vorbild des 16. und beginnenden 17. Jahrhunderts wirkt nicht nur auf die Architektur und Innenausstattung, sondern auch in den Garten, der wieder formal angelegt wird. Dabei sind es nicht die neobarocken Terrassenanlagen wie Harewood (Abb. S. 296), sondern vielmehr kleinteilige Hausgrten mit Mauern, Blumenrabatten und Buchs, welche von der Arts and Craft-Bewegung beeinflut, in Anlagen wie etwa in Sissinghurst in den 1930er Jahren zu Ehre kommen. Im Anhang der Gartengeschichte befinden sich einige transkribierte Quellen, wir etwa ein Garten-Inventar von Wimbledon (S. 307-322) und

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    eine mit Friedrich Dochnahl1 vergleichbare Bibliography of Works on English Gardening. Printed Books (S. 323-378), welche den Zeitraum von 1516 bis 1836 abdeckt. Bereits 1829 verffentlichte G.W. Johnson A History of English Gardening: Chronological, biographical, literary and critical, welches jedoch nur als Annherung zu bezeichnen ist. Amhersts Buch ist somit der erste Versuch einer wissenschaftlichen Zusammenfassung, welcher in H. Avray Tippings Buch English Gardens einen weniger ausfhrlichen Nachfolger fand. Eine kritische Kompilation der aktuellen Forschungsergebnisse brachte 1960 Miles Hadfield2, der jedoch keine Fortschreibung mehr fand. Die zeitgenssische Literatur widmet sich nicht mehr dem berblick, sondern Teilbereichen und Monographien. In Deutschland fehlt gar entsprechende Literatur ganz. Allein Marie-Luise Gotheins Geschichte der Gartenkunst geht in einzelnen Kapiteln auf sie ein. Alicia M.T. Amherst, die ihre Gartengeschichte in Didlington Hall in Norfolk beendete, trgt nach ihrer ersten Hochzeit den Namen Cecil, unter dem sie auch das unten genannte Buch schrieb. Spter trgt sie den Namen Lady Rockley. Mit beiden Bchern hat sich Amherst einen bleibenden Namen geschaffen, wobei ihre Gartengeschichte auch heute noch zu einem Standardwerk der englischen Gartenforschung gehrt. (M.K.)

    Thomas Blaikie (1750-1838)

    Journal de Thomas Blaikie. Excursion dun botaniste cossais dans les Alpes et le Jura en 1775. Traduit de langlais avec introduction et notes par Louis Seylaz, Neuchatel: La Baconniere, 1935, 160 Seiten, 12 Tafeln, erschienen in 700 Exemplaren, hier Nr. 280, Quart, Inv.-Nr. 13805/99

    Sptestens seit dem Gedicht Die Alpen, die der Berner Mediziner und Poet Albrecht von Haller (1708-1777) nach einer Reise 1729 edierte, fand die schweizerische Berglandschaft Eingang in die Literaturgeschichte. Er schildert dabei eine Welt der Ursprnglichkeit und des lndlichen Anstandes, welche von den Lesern als ein Gegenentwurf zum stdtisch-hfischen Leben verstanden wurde. Alle alpentypischen Elemente tauchen auf, auch Pflanzen und Tiere. Der Botanik, die ihn besonders interessierte, widmete er einen breiten Teil bis hin zu botanischen Beschreibungen

    1 Dochnahl, Friedrich Jacob: Bibliotheca Hortensis. Vollstndige Garten-Bibliothek

    oder Alphabetisches Verzeichnis aller Bcher, welche ber Grtnerei... und bildende Gartenkunst von 1750 bis heute erschienen sind, Nrnberg 1861 2 Hadfield, Miles: A History of British Gardening, London 1960

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    einzelner Pflanzen. hnlich wie Haller schreiben auch Salomon Gessner und Jean-Jacques Rousseau ber die Alpen der erste in seinen Gedichten, der zweite in seinem weitverbreiteten Roman La Nouvelle Hloise (1761), der auch schweizerische Grten behandelt. Der deutsche Gartentheoretiker Christian Cay Lorenz Hirschfeld bereist auf diesem Hintergrund die Schweiz und ediert 1768 in Bern "Das Landleben".3 Es verwundert also nicht, wenn die Schweiz zunehmend ins Bewutsein dringt und fast zu einer Art Modeland des 18. und 19. Jahrhunderts wird. Blaikie, der zur Zeit seiner Reise 25 Jahre alt war, wurde von den Medizinern John Fothergill (1712-1780) und William Pitcairn (1711-1791) in die Schweiz geschickt, um dort Pflanzen zu sammeln und deren Standortbedingungen zu erkunden. Diese Expeditionsreisen waren keinesfalls auergewhnlich, setzte doch im 18. Jahrhundert geradezu eine Sammelwut bei Pflanzen ein. So ist anzunehmen, da die beiden Mediziner, die sich in der Einfuhr von Pflanzen nach England einen Namen gemacht haben, in ihren eigenen botanischen Grten in Upton bei Stradford und in Islington in London eine Art Alpinum aufbauen wollten. Das Problem dabei war, da die in dem von Haller publizierten Standardwerk Enummeratio Helvetica (1768) aufgefhrten Pflanzen nicht nach der aktuellen unmiverstndlichen binren von Carl von Linn entwickelten, sondern grtenteils nach der veralteten umstndlich-deskriptiven Methode benannt wurden. Blaikie, der im botanischen Garten Edinburgh Erfahrungen sammeln konnte, oblag also die Aufgabe, Pflanzen ausfindig zu machen und zu bezeichnen. Vom April bis November 1775 dauerte seine Reise, die ihn hauptschlich in die franzsisch sprechende Westschweiz und in den Kanton Bern fhrte. Obwohl er eine Ausbildung als Grtner hatte, achtet Blaikie nur wenig auf Grten. Besuche sind verzeichnet in Talfre und Argentire bei Chamonix, Saint-Genix und in dem geometrischen angelegten Garten und Arboretum von Paul Gaussens (1720-1806) in Bourdigny. Er trifft in Bern den konomen Samuel Engel (1702-1784), den Naturforscher Abraham Gagnebin (1707-1800), und in Neuchatel den Amateurgelehrten und Botaniker Jean-Laurent Garcin (1733-1781), im Vaadtland Peter und sein Sohn Abraham Thomas, die spter einen regen Handel mit alpinen Pflanzen nach Grobritannien aufbauen werden. Zu einer Begegnung mit Haller kommt es aus Krankheitsgrnden nicht, dafr berichtet Blaikie ber Voltaire: Ich empfing an jenem Tag die Visite des gefeierten Voltaire, der meine Pflanzensammlung sehen wollte. Er spricht Englisch und ist dabei, einer der grten Persnlichkeiten Europas und ein universeller Geist zu werden. (orig. frz., S.59)

    3 Siehe auch Hirschfelds "Neue Briefe ber die Schweiz", die nach Abschlu seiner

    "Theorie der Gartenkunst" 1785 in Kiel herausgab.

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    Anders als die oben genannten Literaten schreibt Blaikie nur fr sich selbst, d.h. intellektuelle Kommentare fehlen zugunsten von Kurzbeschreibungen von Gegenden und Sitten. Sprachschwierigkeiten machen es sicherlich auch unmglich, nher in die Volksseele zu schauen, weshalb er sich darber auch nicht weiter auslt. Ihn interessiert vor allem die Pflanzenwelt, die er genau beschreibt und teilweise auch kommentiert. Blaikies besucht die Schweiz spter nicht mehr.4 Er wird nach Frankreich berufen und findet Anstellung als Hofgrtner des Grafen von Artois (spterer Karl X) und des Herzogs von Orleans. Sein Hauptwerk ist zweifelsohne der Garten von Bagatelle und der Park von Monceau.5 Er gehrt zu einer Generation von englischen oder schottischen Grtnern, die nicht nur firm in der Anlage der damals modernen Landschaftsgrten war, sondern auch ber weitreichende botanische Kenntnisse verfgte, die nicht nur Grundlage fr die Unterhaltung groer frstlicher Orangerien war, sondern auch gewhrleistete, da neue Pflanzen entsprechend gepflanzt und zur Geltung gebracht wurden. Der Grtner des Frsten Potemkin James Gould, der Deutsch-Englnder Andreas Geafer in Neapel oder Michales in den Niederlanden sind in diesem Zusammenhang zu nennen. Allen diesen, von der englischen Forschung als botanist gardeners bezeichneten Persnlichkeiten, ist gemein, da sie die Idee des Landschaftsgartens in den jeweiligen Lndern verbreiteten und sie auf die gegebenen Verhltnisse bertrugen. Blaikie gehrt somit zu den wichtigsten Grtnern Frankreichs im 18. Jahrhundert. Die Reise Blaikies in die Schweiz ist angesichts seiner weiteren Verdienste insofern nur als eine Episode zu werden. (M.K.)

    J.F.W. Bosse (1788-1864)

    Vollstndiges Handbuch der Blumengrtnerei, oder genaue Beschreibung fast aller in Deutschland bekannt gewordenen Zierpflanzen, mit Einschlu der Palmen und der vorzglichsten Strucher und Bume, welche zu Lustanlagen benutzt werden, nebst grndlicher Anleitung zu deren Cultur und einer Einleitung ber alle Zweige der Blumengrtnerei; mit besonderer Rcksicht auf Zimmer - Blumenzucht, theils nach eigenen vielfltigen Erfahrungen, theils nach den Angaben der ausgezeichneten Pflanzen - Cultivatoren. Hannover: Hahn, 1859 (3. erw. und verb. Ausg.), 3. Bde., Oktav, Pappdeckel mit ledergebundenen Rcken, Bd. 1: 994

    4 Nur spter gibt es noch einmal eine Beschreibung des Massakers an der Schweizer

    Garde in den Tuillerien am 10. August 1792, Journal, ebd. S. 154-158. 5 Zu seinem Lebensweg siehe: Thomas Blaikie: Diary of a Scotch Gardener, hrsg. von

    Francis Birrell, London 1931

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    Seiten, Inv. Nr: 13624/99. Bd. 2: 964 Seiten, Inv. Nr: 13625/99. Bd. 3: 971 Seiten, Inv. Nr: 13626/99

    Die drei Bcher richten sich inhaltlich an den Pflanzenliebhaber sowie an Grtner, welche die Bcher als Nachschlagewerk nutzen wollten. Der Autor selbst ist ein auf dem behandelten Gebiet beschlagener Mann, der u.a. als groherzoglich-oldenburgischer Garteninspektor a.D., Mitglied mehrerer naturforschender und landwirtschaftlicher Gesellschaften sowie auch als Mitglied und Vorstand mehrerer Gartenbauvereine von sich Reden gemacht hat. Er stammt aus einer Hofgrtnerfamilie mit groer grtnerischer Tradition.6 Als Grund fr die dritte Auflage des Buches nennt Bosse die in den letzten Jahren angestiegene Zahl an Pflanzenarten und Sorten sowie modernere Kenntnisse in deren Pflege. Auch wurden bereits unmodern gewordene Pflanzen diesmal nicht erwhnt.7 Der erste der drei jeweils ca. 900-1000 Seiten umfassenden Bnde beinhaltet eine detaillierte Einleitung zu den relevanten Themen des Gartenbaus sowie den ersten Teil des Pflanzenverzeichnisses (Abelia - Dysophylla), welches auch in den anderen Bnden bernommen wird. Er ist zugleich auch der interessanteste Band aus der Reihe, da in den neun Hauptkapiteln unter anderem die folgenden Bereiche des Gartenbaus behandelt werden. Gewchshuser, wobei damals schon die noch heute gltige Unterscheidung in Warm-, Lauwarm- und Kalthaus gemacht wird. Auch Lohebeete und Frhbeetksten zhlt der Autor in diesen Bereich. Die Konstruktion der verschiedenen Gewchshaustypen ist sehr detailliert beschrieben, sowohl die Materialien werden hinsichtlich ihres Verwendungszwecks behandelt, als auch Pflege- und Betriebshinweise gegeben. Fr heutige Verhltnisse etwas skurril muten die damalige Versuche an, die Glashuser zu heizen. Neben verschiedenen Ofen-varianten existierten auch Heiluftrhren und Vorlufer einer Wasser-heizung. Selbst Frhbeete konnten damals schon mittels einer Fu-bodenheizung gewrmt werden.8 Erd- und Dngerarten: Sowohl die Herkunft als auch die Mischungsverhltnisse und Pflanzenwahl wird besprochen. Empfohlen fr Blumentpfe wird z. B. ein Gemisch aus Maulwurfshaufenerde, Sand und Waldlaub. Interessante feste wie flssige Dngerkombinationen lernt man ebenso kennen, so auch einen aus Holz-

    6 ausfhrlich zu Bosse: Phl, Eberhard: Dissertation ber das Wirken Bosses, TU Berlin

    1988. 7 Die Kultur exotischer Zimmerpflanzen war zu jener Zeit sehr in Mode. Durch den

    Import von Pflanzen aus neu entdeckten Erdteilen waren auch Pflanzen in Kultur, die spter aus verschiedenen Grnden ausgemustert wurden. Die Pflanzenbcher und Verzeichnisse jener Zeit waren hinsichtlich der Artenzahl umfangreicher als heutige Listen. 8 Siehe Beschreibung im Buch.

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    und Hornsphnen, Schafsmist und Abtrittsdnger. Pflege der Zierpflanzen sowie Schdlingsbekmpfung, wobei neben der Beschattung, dem Schneiden und Bewssern der Pflanzen im Gewchshaus auch auf eine sthetische und strategisch gnstige Aufstellung der Pflanzen Wert gelegt wird. Hinsichtlich der Schdlingsbekmpfung fllt die Empfehlung, Glasscherben in Whlmausgnge zu werfen. Auch Ameisennester und Regenwrmer in den Pflanzenkbeln waren aufgrund der umfangreichen Ausfhrungen wohl ein weit verbreitetes Problem. Vermehrungen betreffen hauptschlich das Teilen von Stauden sowie die Stecklingsvermehrung und Aussaat. Auch die Okulation wird angesprochen. Anlage eines Blumengartens: dort werden die verschiedenen dafr in Frage kommenden Blumen angesprochen. Pflanzenversand, der zu dieser Zeit sehr ausgeprgt war. Man erfhrt von der Behandlung und Eingewhnung neu eingefhrter Pflanzen sowie den Manahmen beim Versenden. Die Pflanzen wurden in Holzkisten, die mit Moos oder Wolle ausgestopft waren, transportiert und im Inneren der Kisten mit Holzlatten gegen das Verschieben gesichert. Italienische Zitrusgewchse waren damals bis zu neun Monate auf dem Transportweg, und bedurften daher bei ihrer Ankunft am Ziel eine schonende Behandlung. Eine bersicht ber die Botanische Systematik nach Linn wird am Ende der Einleitung hinzugefgt, um den Leser mit den botanischen Begriffen und Namen vertraut zu machen, welche in den Bchern von groer Bedeutung sind. Mit dem Ende der Einleitung beginnt der alphabetisch geordnete Pflanzen-teil, in welchem die Zierpflanzen, Bume und Strucher kurz aufgelistet werden, mit einer kurzen individuellen Beschreibung zur Herkunft und Pflege versehen. Den Palmen und Farnen wird je eine angehngte Tabelle gewidmet, welche die wichtigsten fr Gewchshaus / Kbelkultur geeigneten Arten zeigt.9 Auch Hinweise auf die Versuche mit berwinterung im Freiland finden sich hier. Die Pflege von Wasserpflanzen und Orchideen wird abschlieend ebenfalls erwhnt: Einige Orchideenliebhaber halten es fr das Wachstum zutrglich, die Atmosphre durch eine Verdunstung von Hornspnen mit nhrenden Stoffen zu schwngern; allein solches ist wegen Anlockung des Ungeziefers und wegen des uerst blen Geruchs nicht zu empfehlen. (1, S. 168) Der zweite Teil des ersten Bandes sowie die beiden folgenden Bnde beinhalten eine alphabetische Auflistung smtlicher damals in Kultur befindlicher Pflanzenarten nach ihrem botanischen Artnamen. So werden neben den einheimischen Bumen und Struchern auch krautige Pflanzen, Zwiebelgewchse, tropische Gewchshausraritten und diverse Kbel-pflanzen besprochen.

    9 Siehe auch: Brinkmeier, Palmen in Gewchshaus und Zimmer, Berlin 1884

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    Der erste Band enthlt alle Pflanzen von Abelia bis Dysophylla, alleine den Citrus Arten werden ca. 11 Seiten gewidmet. Im zweiten Band werden die Arten von Ecbalium bis Oxyura abgehandelt. Unter der Gruppe der Bananen bzw. Musa findet man zum Beispiel zehn Unterarten. Der dritte Band schlielich enthlt alle Pflanzen zwischen Pachyra und Zygophyllum. Der Hofgrtner Bosse ist einer der groen Pflanzen- und Blumenspezialisten des 19. Jahrhunderts gewesen, der sein umfangreiches Wissen in zahlreichen Publikationen kund tat. Die Pflanzenverwendung im Garten, ebenso auch Gartenbaubetriebe haben durch sein Hinzutun weitreichende Anregungen erhalten. Als ein magbliches Handbuch ist deshalb die vorliegende Publikation zu werten. (M.H.)

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    Robert N. Brown

    A Hand Book of the Trees, Shrubs and herbaceous Plants growing in the Madras Agri-Horticultural Societys Gardens and Neighbourhood of Madras, Second edition, with a Supplement by J.J. Wood, Madras: J. Higginbotham, 1866, 303 Seiten, Pappeinband, Oktav, Eignerstempel A.M. & J. Ferguson, Publishers of Books on all Tropical Products. Colombo, Ceylon. Und: Boekerij A.P.M. de Kluijs, Tilburg mit expressionistischem Exlibris, Inv.-Nr. 13628/99

    Das Buch, so weit der Autor hin, soll dem Besucher des Gartens als Fhrer und den ansssigen Gartenliebhabern als Anregung dienen, eigene Anlagen vermehrt mit Pflanzen auszustatten. Da die meisten Leser keine Reisen ins Land machen knnen, hofft der Autor, wird das Werk auch Anregung sein, mehr ber die einheimische indische Flora in Erfahrung zu bringen. Im Unterschied zu der 1862 erschienen Erstausgabe, erhlt die zweite einen Anhang, der Pflanzen vorstellt, die im ersten Band fehlten. Hinweise auf medizinisch verwendbare, auf schne und ntzliche Pflanzen werden gegeben. Das Pflanzenverzeichnis ist so geordnet, da die einzelnen Familien in ihrem Aussehen ("Desription") und ihren Eigenschaften ("Properties") beschrieben werden. Ein Hinweis auf das Verbreitungsgebiet folgt. 978 einzelne Arten sind verzeichnet. Es handelt sich bei dieser Auflistung nicht um einen berblick ber die indische Flora insgesamt, sondern vielmehr um eine Auflistung derjenigen Pflanzen, welche in dem Klima von Madras vorkommen oder kultiviert werden knnen. In der Liste Full Titles of the Book Quoted (unpag.) wird ein Einblick ber die botanische Forschung des indischen Subkontinents gegeben: Obwohl der botanische Garten in Burdwan bereits 1605 gegrndet wurde, setzt erst Ende des 17. Jahrhunderts ein von den Niederlndern gefrdertes Studium der indischen Pflanzenwelt ein. Der Besuch des dnischen Botanikers Johann Gerhard Knig 1768 brachte eine erste erste Systematisierung hervor, die im Werk Nicolas Laurenz Burmanns Flora Indica (1768) eine Entsprechung fand. Eine annhernde Gesamtbersicht liefert 1834 Robert Wights Podromus Florae Indiae Orientalis.10 Der Schotte Brown, der beim Botaniker John Hutton Balfour im Botanischen Garten in Edinburgh lernte, hatte also keine groen Vorlufer, lediglich der Deutsche Voigt brachte 1845 eine Beschreibung des 1786/1820 gegrn-

    10 siehe: Wight, Robert / Walker-Arnott, G.A.: Podromus Florae Peninsulae indiae

    Orientalis, London 1834, im Vorwort gibt es eine Kurzbersicht ber die indische Botanikgeschichte. Gewidmet ist dies Buch ebenso wie das vorliegende dem Direk-torium der Ostindischen Handelskompanie

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    deten Botanischen Gartens der Ostindischen Handelskolonie heraus, ansonsten fehlen entsprechende Werke.11 Das Interesse an der Botanik in den Kolonien wurde im ausgehenden 19. Jahrhundert vor allem von England aus gesteuert. Bestanden bereits mehrere botanische Grten auf Ceylon, so wurden auf dem Subkontinent zunehmend solche eingerichtet. Die Grnde hierfr sind nicht nur wissenschaftliche, sondern vor allem auch wirtschaftliche, wie dies bereits durch die Stellung Browns als Leiter des Agro-Horticulturist Societys Garden markiert wird, fr den sich die Ostindische Handelscompanie mageblich verantwortlich fhlt. Die wirtschaftliche Frderung Indiens und damit auch der wirtschaftliche Aufschwung Grobritanniens hngen in einem nicht geringen Mae von der Frderung der indischen Land-wirtschaft ab. Das Buch selber ist ein Stck indischer Botanikgeschichte, wobei diese nicht mageblich von der Publikation geprgt wurde. Brown selber tritt nicht mehr hervor, der Co-Autor Julius John Wood publiziert 1902 in Calcutta noch ein kleines Werk Plants of Chutia Nagpur including Jaspur and Sirguja. (M.K.)

    Evelyn Cecil (auch: Alicia M. Cecil, geb. Amherst)

    Childrens Gardens, London: Macmillan and Co., 1903, 216 Seiten mit Illustrationen, blauer originaler Pappeinband mit grtnerndem Kind, Oktav, Signatur 55:RUQ 253

    Das Buch ist das Reprint der ersten erfolgreichen Ausgabe von 1902, die sowohl in England als auch in den USA verlegt wurde. Wahrscheinlich ist das Werk eines der ersten, welches sich mit Grten fr Kinder auseinandersetzt. Als Ziel formuliert Cecil: This little volume may be fortunate in directing their ideas to the work required to produce bright gardens. (S.IX). Sie betont die extra einfach gewhlte Sprache, die nach praktischen Gesichtspunkten vorgestellten Pflanzen und die nach Jahreszeiten ausgerichtete Grobgliederung. Die Autorin geht kaum auf die Belange von Kindern ein, noch versucht sie die kindliche Welt im Garten umzusetzen. Ihr Interesse besteht vielmehr darin, Kinder in die Welt der Erwachsenen grtnerisch einzufhren. Wie in einem englischen Garten des ausgehenden 19. Jahrhunderts stellt sie geometrische und landschaftliche Grten (wild gardens) vor. Mastab ist dabei immer der Garten ihrer Mutter, in dem sie auch als Kind manche Zeit

    11 Voigt: Hortus Suburbanus Calcuttensis, Calcutta 1845

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    verbrachte. Anhand der heute seltsam anmutenden Tatsache, da Kinder keine Blumenzwiebeln setzen sollen, da genau in der Bltezeit sie mit ihren Eltern vom Stadthaus auf den Landsitz wechseln, wird deutlich, da die Oberschicht angesprochen wird. Das Design, welches sie fr die Kinder-Grten vorschlgt, entspricht den damals verbreiteten Teppichbeeten (Abb. S. 21, 24 My own small formal garden). Als einen mageblichen Garten erwhnt und zeigt sie den von Osborne House, wo Queen Victoria an einem Bayrischen Haus fr ihre Kinder eine Art Versuchsgarten hat anlegen lassen (Abb. S. 26). Diese Mode war bereits vorher auch schon durch Queen Charlotte und George III. in Kew eingefhrt worden, aber auch Alexander von Ruland bekam von seiner Gromutter Katharina II. einen eigenen Garten, die Alexander Datscha, geschenkt. Die Intention des Buches darf jedoch nicht darber hinweg tuschen, da die Erziehungsbewegung, die mit Namen wie Pestalozzi, Frbel oder Montessori ihren Anfang fand, gar keinen Niederschlag gefunden hat. Tatsache ist, da Grten fr Kinder, ebenso wie andere meist kleinteilige Ziergrten im ausgehenden 19. Jahrhundert ein zunehmendes Interesse hervorriefen und das Buch darauf antwortet. Eine Arbeit zu dem Themenkomplex Grtnerei fr Kinder fehlt bislang. (M.K.)

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    Johann Ludwig Christ (1739-1812)

    Die Krankheiten, Uebel und Feinde der Obstbume und ihre Abhlfe. Nebst Vorschlgen, die Obstkultur zu befrdern von Joh. Ludwig Christ, Oberpfarrern zu Kronberg bei Frankfurt a.M. der Landwirthschaftsgesellsch. zu Zelle, der K. Preu. konom. Gesellsch. zu Potsdam, der Ru. Kais. Lieflnd., gemeinntz. und konom. Societt in Riga, u.d. Gesellsch. des Ackerbaues, der Wissensch. u. Knste des Niederrhein. Departem. zu Strasburg Ehrenmitglied, Frankfurt am Mayn, bei Philipp Heinrich Guilhauman, 1803, 310 Seiten (Oktav), im Anhang zweiseitiges: Verzeichnis der meisten bisherigen Schriften des Herrn Oberpfarrers Christ, welche smmtlich in den Guilhaumanschen Buchhandlung zu bekommen sind. Blauer Pappeinband aus der Entstehungszeit. Inv.-Nr.: 13637/99

    Der Lebensspanne des evangelischen Pfarrers Johann Ludwig Christ umfat die Zeit der Aufklrung, die in Deutschland nicht nur Leistungen im Bereich der Philosophie und Literatur hervorbrachte, sondern auch praktischerseits auf allen Gebieten des ffentlichen Lebens versuchte, die gesellschaftliche und konomische Situation zu verbessern und zu erneuern. Christ zielt mit seinen Werken auf die Landbevlkerung ab, die ihm durch seine Ttigkeit als Pfarrer bekannt ist. In seinen Ratgeber-Schriften widmet er sich der Naturerforschung und deutung, der Bienenkunde, Landwirtschaft, Weinbau, dem Kaffee, aber auch der Pomologie und dem Gartenbau.12 Es verwundert nicht, da seine Werke, die sich stets auf Erfahrungen grndeten, bald zu den beliebtesten Ratgebern ihrer Zeit zhlten, und auch seine Nachfolger noch lobten: Niemand wird... die Einfachheit und Klarheit in der Darstellung vermissen, durch welche sich der verstorbene Verfasser in allen seinen Schriften ber konomische Gegenstnde sehr ausgezeichnet hat.13 Das Buch ber die Krankheiten, bel und Feinde der Obstbume beginnt mit einem achtstrophigen Gedicht ber den Segen des Obstes und gibt danach in didaktisch aufgearbeiteten Kapiteln Auskunft ber alle Krank-heiten und Schden eines Baumes: Vom Abfallen der Blte und Frchte bis zur Wurmkrankheit stellt er im ersten Kapitel 35 Mistnde und Abhilfen dar. Drei kurze Kapitel widmen sich Raupen und deren Beseitigung, sowie daran anschlieend den Insekten vertilgenden Vgeln und den

    12 Eine vollstndige, kritische Bibliographie liefert Helmut Bode: Johann Ludwig

    Christ. Pfarrer, Naturforscher, konom, Bienenzchter und Pomologe 1739-1813, Frankfurt a.M. 1984, S. 367-375 13

    Christs Gartenbuch fr den Brger und Landmann, hrsg. v. Eduard Schmidlin, Heilbronn 1840 (2. Aufl.), zit. nach Bode, a.a.O., S. 408

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    Raupenschdlingen im allgemeinen. Im siebten Kapitel schreibt Christ von mancherlei andern, den Obstbumen schdlichen Insekten, und den mglichsten Mitteln dagegen. Der letzte Abschnitt ist den Tieren gewidmet, die Bume und Rinden anfressen, sie unterhhlen u.. Von Seite 255 bis 300 folgt ein weit rezipiertes Kapitel ber die Verbesserung und Verbreitung der Obstkultur, welches er umso ntiger hlt, da diese trotz der Werke der barocken Gartenschriftsteller wie La Quitinye oder Duhamel du Monceau erst allmhlich in der zweiten Hlfte des 18. Jahrhunderts in das Bewutsein der landwirtschaftlichen konomie rckt. Ausschlaggebend dafr war die Abwendung von den vielfltigen aber auch kostspieligen Obstzchtungen, wie sie die europischen Frstenhfe liebten und zchteten, hin zu weitverbreiteten, gut zu unterhaltenen Obstsorten, d.h. letztendlich zu einer systematischen Pomologie. So schreibt Christ noch 1808: Es gibt noch obstarme Gegenden in Deutschland genug, so sehr auch seit 30 Jahren der Garten- und Obstbau gewonnen und beliebt geworden.14 Um diesen Mistand zu beheben, schlgt er in seinem Werk entsprechende Baumschulen, Unterricht in dem Fach und Obstbaumalleen vor. Dabei scheint er seine Leserschaft durch die ausfhrliche Unterrichtung in der Herstellung von Obstweinen und -champagnern kdern zu wollen. Als Vorlufer zu dem Band ber die Krankheiten kann das vom Weltumsegler Johann Georg Forster aus dem Englischen bersetze Werk William Forthys (1737-1804) Observations on Diseases, Defects and Injuriesin all Klinds of Fruit Trees (1791) gelten, welches Christ mit Anmerkungen versieht, und von dem drei Auflagen bekannt sind.15 Tatsache ist, da zahlreiche Schriftsteller wie J.C.E. Schmid, H.L. Manger, F.Z. Salzmann, J.J. Meyens, D.J.C. Gotthard oder auch der Gartenknstler und -theoretiker C.C.L. Hirschfeld sich zur gleichen Zeit dem Thema Pomologie auseinandersetzen. Am ehesten mit Christ zu vergleichen sind dabei der Pfarrer Sickler aus Kleinfahnern in Thringen mit seinem 22bndigen Der teutsche Obstgrtner (Weimar 1794-1804) und der im freundschaftlichen Kontakt zu Christ stehende August Friedrich Adrian Diel (1756-1839) aus Bad Ems mit seinem zehnbndigen Versuch einer systematischen Beschreibung in Deutschland vorkommender Obstsorten

    14 Christ, Krankheiten, a.a.O., S. 255. Einen allgemeinen berblick bietet Silvio

    Martini: Geschichte der Pomologie in Europa, Bern 1988, oder spezieller: Gnther Liebster: Der deutsche Obstbau seit dem 18. Jahrhundert, in: Gnther Franz (Hrsg.): Geschichte des deutschen Gartenbaues, Stuttgart 1984, S. 143-205 15

    zu dem englischen Werk siehe: Ray Desmond: British and Irish Botanists and Horticulturists, London 1977, S. 232; Ronald Webber: The Early Horticulturists, Newton Abbot 1968, S. 101-114. Im Deutschen heit der Titel: ber die Krankheiten und Schden der Obst- und Fruchtbume nebst Beschreibung eines von ihm erfundenen Heilmittels, Leipzig / Mainz 1791(1), 1796(2), 1801(3), Raubdruck 1808, dazu Bode, a.a.O.

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    (1799-1819). Parallel dazu schreibt Christ 1802 das Pomologische theoretisch-praktische Hand-Wrterbuch und 1809/12 die Vollstndige Pomologie und zugleich systematisch richtiges und ausfhrliches beschriebenes Verzeichnis des Kern- und Steinobstes. Am bekanntesten bleiben jedoch seine Werke Handbuch ber die Obstbaumzucht und Obstlehre (1784), Der Baumgrtner auf dem Dorfe (1792) und das Allgemein-praktische Gartenbuch fr den Brger und Landmann ber den Kchen- und Obstgarten (1815). Obwohl alle Werke mehrere Auflagen erfuhren, stellt das letztgenannte, schon gartenknstlerisch ausgerichtete, mit seiner bis 1930 erscheinen 30sten erweiterten Auflage eine Besonderheit dar, wurde doch innerhalb eines Jahrhunderts aus dem Aufklrer ein Synonym fr einen bestndigen Ratgeber und Praktiker. (M.K.)

    Walter Dnhardt

    1826 - 1926. Festschrift aus Anla des hundertjhrigen Bestehens der Flora. Schsische Gesellschaft fr Botanik und Gartenbau in Dresden. Im Auftrage der Gesellschaft bearbeitet und herausgegeben von ihrem Bcherwart Walter Dnhardt, Dresden 1926, 278 Seiten, grner Papiereinband mit Buchtitel sowie schsischem Wappen aus Golddruck verziert ist, zahlr. sw-Fotos, Quart, 13662/99, handschriftlich Besitzer Butte, zweites Exemplar mit grnem Hardcover und Buchtitel sowie schsischem Wappen aus Golddruck, Quart, Inv.-Nr. 12396/99

    Der Bearbeiter und Herausgeber Walter Dnhardt war der Direktor der Fachkammer fr Gartenbau in Dresden sowie auch Mitglied im Reichs-verband der deutschen Gartenbaubeamten. Einige weitere Verffent-lichungen durch ihn sind bekannt.16 Beginnend mit einer Einleitung in Gedichtform, welche die Geschichte der Gesellschaft vermittelt, teilt sich das restliche Werk in zwei unterschiedliche Abschnitte. Das erste Abschnitt befat sich ausfhrlich mit der geschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft ab 1826. So erfhrt man etwas ber die 30 ersten Grndungsmitglieder, die berwiegend aus den gebildeteren Schichten der Stadt Dresden stammten. Mageblicher Antrieb fiel hierbei dem geheimen Hofrat Dr. Ludwig Reichenbach (1793-1879) zu. Er war auch Professor der Botanik und Direktor des kniglich - botanischen

    16 Publikationen, in: Die neue schsische Gartenbaukammer : Behrden - Gartenbau, 2,

    1925 sowie Gartenwelt, 29, 1925

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    Gartens in Dresden. Nach der Vereinsgrndung der Flora und war von 1826-39 der Sekretr und von 1830-43 der erste Direktor. Die erste Satzung der Gesellschaft sah neben Monatlichen Informations-abenden und einer jhrlichen Ausstellung auch die Zusammenstellung einer Bchersammlung sowie einer Samen- und Pflanzenbrse vor. Durch den Knig von Sachsen, Anton dem Gtigen, wurde dem frisch gegrndeten Verein Rumlichkeiten im Zwinger und Teile der kniglichen Grten berlassen. Auch die Mithilfe der kniglichen Hofgrtner kam dem Verein zugute. So konnten bei einer ersten Blumenausstellung 1830 rund 700 Pflanzen prsentiert werden.17 Zudem gab es Vortrge berhmter Persnlichkeiten wie Prof. Dr. Ehrenberg, welcher eine botanische Reise zum Ural und ins Altai-Gebirge mit Alexander von Humboldt unternommen hatte.18 Auch Humboldt selber hielt vor der Gesellschaft in den 1830er Jahren einen Vortrag, bei dem auch der Amateurbotaniker und Knig von Sachsen, Friedrich August II. anwesend war, der fters an den Versammlungen der Gesellschaft teilnahm. 1845 war die Bcherei im Zwinger des Dresdener Schlosses schon auf 250 Werke in 500 Bnden angewachsen, die auch von interessierten Grtnergehilfen genutzt werden konnten. In den Wirren der Aufstnde von 1848/49 ging der neben dem Schlo befindliche Zwinger mit dem Bestand der 5000 Bcher und 6000 Herbarbltter der Gesellschaft in Flammen auf und war verloren. Dennoch wurde nach dem Verlust von 1849 die Gesellschaft schnell wieder aufgebaut und erreichte stetig steigende Mitgliederzahlen. Auch weitreichende Exkursionen zu Blumenschauen und Grtnereien wurden durchgefhrt. Mehrere Grtnereien arbeiteten mit der Gesellschaft zum Zweck des Informationsaustauschs zusammen, so z.B. die Grtnerei Seidel, die erst 1813 von zwei Brdern gegrndet worden war, sich aber schnell zu einem bedeutenden Produzenten fr Camelien, Azaleen und Rhododendren entwickelte. Durch Einbeziehung privater Pflanzenliebhaber und gro angelegter Zuchtauslesen konnten sehr viele neue Sorten bekannt gemacht und verbreitet werden. So waren bereits zu dieser Zeit (um 1850) mehr als 500 Rhododendron - Sorten im Sortiment der Grtnereien vertreten.19 Auch die 1804 von Humboldt eingebrachten Dahlien wurden innerhalb kurzer Zeit

    17 Zitat S. 18: neben reichhaltigen Weintrauben- und Kernobstsammlungen,

    Kappflanzen und Neuhollndern, Camelien, Zwiebelgewchsen und Fettpflanzen... stellte Friedrich Seidel wieder 120 Sorten Zierkrbisse aus. 18

    Zitat S. 22: Eine besondere Ehre war es fr die >Flora

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    zchterisch bearbeitet. So gelang es dem Leipziger Kunstgrtner Breiter bereits 1809 von diesen 103 Sorten zu selektieren. Erwhnenswert ist auch die folgender Kuriositt: In Ermangelung eines eigenen Versuchsgartens nahm die Gesellschaft Kontakt auf mit der sogenannten Durch plutonische Krfte regierten Gewchshaustreiberei auf den Erdbrnden bei Planitz, bei der man sich mittels Aktien einkaufte. Im untersten von zehn Kohleflzen bei Planitz soll 1505 ein Erdbrand ausgebrochen sein, welcher sich ber Jahrhunderte gehalten hat, und nicht gelscht werden konnte. Die Folge war eine Erderwrmung, die den Boden frei von Frost hielt. Eine darauf gebaute Grtnerei ging allerdings Bankrott und die Flora verlor das Investitionskapital. In der Zeit des Ersten Weltkriegs mute die Gesellschaft unrentable Ttigkeiten beenden und kmmerte sich vermehrt um den Anbau bekannter und unbekannter Nutzpflanzen, um die Versorgung mit Lebensmitteln aufrechtzuerhalten. Im zweiten Abschnitt des Buches werden von unterschiedlichen Autoren mehrseitige Kapitel ber die verschiedensten Themen des Gartenbaus gezeigt. Die interessantesten sind: Vom schsischen Weinbau: Von den ersten Anpflanzungen durch die Sorben im 8. Jh., die Ursachen fr die groen bis zu Schwankungen in der schsischen Anbauflche. Neben der Reblaus drckten vor allem klimatische und wirtschaftliche Grnde den Weinbau dieser Region. Hundert Jahre stdtische Grnanlagen in Dresden, wo ab 1820 die alten Befestigungsanlagen zu Erholungsflchen umgestaltet wurden. Wintergrne Grten mit Vorstellung neuer immergrner Strucher und Stauden. Es sollte versucht werden, mit Pflanzen wie Prunus laurocerasus, Stranvesia Davidiana, wintergrnen Eichen und Zierstauden auch fr den Winter ansprechende Parks zu gestalten. In Der rmische Grtner und sein Werk wird die Rolle des Grtners in der antiken rmischen Gesellschaft vorgestellt, die sich nicht nur auf die Gestaltung von Atrium- Grten bezog, sondern auch groe Landschaftsparks umfate. Aus Steppe und Wald West- Usambaras handelt von der ehemaligen Kolonie Deutsch-Ostafrika. Die verschiedenen Vegetationsgesellschaften werden hier neben der Forstbewirtschaftung aufgezeigt. Dresden selber ist durch eine traditionsreiche hfische Gartenkultur geprgt, die in der Flora einen brgerlichen Gegenpol bekommen hatte. hnlich der Mnchner Gartenbaugesellschaft20 frderte die Vereinigung von Garteninteressierten nicht nur den allgemeinen Gartenbau, sondern wirkte auf die Gartengestaltung und die Stadtplanung. Entscheidende Impulse konnten von ihr ausgehen. Die Flora versteht sich deshalb auch als

    20 Siehe hier entsprechenden Jahresbericht von 1863, Karl Effner, Bericht ber die

    Thtigkeit der bayerischen Gartenbau Gesellschaft, Mnchener Universittsdruckerei. Inv: 13660/99

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    ein Sammelbecken und Diskussionsforum unterschiedlichster Interessen, wie dies in der Auflistung der unterschiedlichen Beitrge deutlich wird. Entsprechende Gruppierungen ermglichen und vor allem durch entsprechende Festschriften einen hervorragenden Einblick in die stdtische Gartengeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts. (M.H.)

    Theodor Echtermeyer (1863 1932)

    Die Knigliche Grtner Lehranstalt am Wildpark bei Potsdam. Festschrift zum fnfundsiebzigjhrigen Bestehen bearbeitet von Theodor Echtermeyer, Professor und Direktor der Kgl. Grtnerlehranstalt in Wildpark Potsdam und Berlin Dahlem, Honorarprofessor und Mitglied des Senats der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, Berlin: Paul Parey, 1899, 215 Seiten (Quart), ab Seite 128: Plan der Palais Baumschule, der Grtnerlehranstalt von 1874, der Grtner-Lehranstalt 1899, Grundri des Hauptgebudes und des Wirtschaftsgebudes, incl. zahlreicher Abbildungen; brauner Pappeinband mit Titelornamentik. Inv. Nr.: 1367/99

    Die knigliche Grtnerlehranstalt am Wildpark zu Potsdam war in der Zeit des ausgehenden 19. Jahrhunderts eine der fhrenden Ausbildungssttten fr Gartenbau Preuens und Deutschlands, die viele bekannte Grtner, wie Bouch, Hampel, Encke, Koeber oder Lauche hervorbrachte. Schon 1821 stellte Peter Joseph Lenn, seit 1816 am preuischen Hof ttig, den Antrag fr die Errichtung einer Landesbaumschule. Doch erst mit Untersttzung des Vereins zur Befrderung des Gartenbaus in den kniglich preuischen Staate gelang es Lenn, die am 23. August 1823 durch Friedrich Wilhelm III. erlassene Kabinettsorder zur Grndung der Landesbaumschule und Grtnerlehranstalt zu erwirken. Neben der Ausbildung von Grtnern, der Vervollkommnung des Obstbaues und der allseitigen wissenschaftlich - knstlerischen Betrachtung des Gartenbaus ist die Grndung der Anstalt in engem Zusammenhang mit der von Lenn beabsichtigten Umgestaltung der kniglich preuischen Garten- und Parkanlagen zu sehen. Die Landesbaumschule wurde unter Leitung Lenns 1823 am Wildpark zu Potsdam errichtet; die Grtnerlehranstalt in Schneberg im Frhjahr 1824 erffnet. Die Grtnerlehranstalt und die Landesbaumschule wurden durch den preuischen Staat finanziell untersttzt, doch whrend durch Lenns Leitung der Baumschule Ersparnisse anlegt werden konnten, tauchten in der Schneberger Grtnerlehranstalt nur Defizite auf. Dies bewirkte

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    letztendlich die von Lenn geforderte Verlegung der Schneberger Lehranstalt nach Potsdam. Von 1866 bis 1899 wurde eine weitere Umbildung der Anstalt durch Garteninspektor Lauche, der in erster Linie dem Obstbau- und Gehlzschnitt sowie die Anlage von Gewchshusern vorstand und durch seinen Nachfolger Garteninspektor Koopmann21, der whrend seiner Ttigkeit in der Anstalt das Gebiet des Obstbaus- und Gehlzschnittes vertiefte, vorgenommen. Nachfolger Koopmanns wurde Garteninspektor Theodor Echtermeyer, der im ersten Kapitel der Festschrift die Geschichte der Anstalt aufzeichnete. Echtermeyer, war bis 1903 Direktor der Grtnerlehranstalt zu Potsdam und prgte die Anstalt am Ende des 19. und Anfang des 20. Jahrhunderts. Im Jahre 1903 wurde die Lehranstalt von Potsdam Wildpark nach Berlin - Dahlem verlegt, wo Echtermeyer entscheidenden Anteil am Aufbau der neuen Lehranstalt als stellvertretender Direktor (1903 1909) und Direktor (ab 1909) hatte.22 Im zweiten Kapitel der Festschrift wurde durch Echtermeyer der Zweck der Anstalt verdeutlicht: Dem Strebsamen die Mittel an die Hand zu geben und die Wege zu zeigen, wie er auf diesem vielumfassenden Gebiet23 mit Sicherheit arbeiten und mit Erfolg schaffen knne, ist die Aufgabe einer Grtner Lehranstalt(S. 61). Die Bildung von Fachschulen Ende des 19. Jahrhunderts und damit auch die Bildung von Grtner Lehranstalten sowie die Bndelung und Lehre des Fachwissens bestrkte den Zweck der Grtner Lehranstalt. Auerdem fordere der Staat fr seine Anstalten in diesem Gebiete durchgebildete, erfahrene Grtner, viele Stdte fordern sie fr ihre stdtischen Anlagen und Volksgrten, Frsten und Privatbesitzer fr grere Park-, Obst-, und Gemseanlagen (S. 62). Zweck der Anstalt war nach Meinung Echtermeyers, die Heranbildung von Fhrungspersonen auf den Gebiet des Gartenbaus, die neben einer wissenschaftlichen Ausbildung auch eine praktische und technische Ausbildung nach den Grundstzen einer grtnerischen Hochschule vermittelt bekommen sollten. Neben dem Kuratorium24 und der Lehrerschaft25 werden in der Festschrift auch die Aufnahme Bedingungen auf die Anstalt aufgezeigt, so

    21 Koopmann, Karl (1851-?), Inspektor und Lehrer an der Grtnerlehranstalt am

    Wildpark, 1871/73 Lehrzeit in der Anstalt, Kgl. Gartenbaudirektor, 1883/94, 1894 Vorstand Frstlicher Garten Verwaltung in Wernigerorde (ebd.) 22

    vgl.: Wimmer, C.A. / v. Buttlar, F. / Plessen, M.L.: Berlin durch die Blume, Berlin 1987; Harksen und Gnther P.J.Lenn Katalog der Zeichnungen, Berlin 1993; Beitrag Echtermeyer (s.u.) 23

    gemeint hier: Gartenkunst, Gartenbau 24

    Das Kuratorium war das Verwaltungsgremium der Anstalt; im Gremium waren u.a. Lenn, Bouch, Zhlke, Hampel, Fintelmann. Auf der nchsten Stufe standen die Direktoren und nachfolgend die Garteninspektoren z.B. Bouch, Teichert, Lauche, Koopmann, Echtermeyer.

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    beispielsweise ein rztliches Attest ber den Gesundheitszustand desselben, in welchem auer anderem zu bescheinigen ist, da der Inhaber des Attestes nicht farbenblind ist (S. 71). Das Lehrspektrum umfate unter anderem Gemsebau, Baumschnittlehre, Theorie der Landschaftsgrtnerei, Plan- und Landschaftszeichnen, Projektions- und Schattenlehre und vieles mehr. Im angefhrtem Stundenplan ist der Wechsel von Unterricht und praktischer Arbeit klar erkennbar. Im sechsten und siebten Kapitel werden die Fcher nebst Prfungsaufgaben der Jahre 1893 bis 1899 aufgefhrt. Das Fach Zeichnen und Projektionslehre wird wie folgt beschrieben: Der Zeichenunterricht soll den Schler dazu heranbilden, technisch richtige und flott gezeichnete Gartenplne mit Profilen, Schnitten usw. in verschieden Methoden anfertigen und eine Landschaftsscene nach der Natur oder nach eigener Erfindung in einfachster Technik darstellen zu knnen(S. 99).26 Schriftliche Prfungen wurden in den Fchern Landschaftsgrtnerei, Obstbau, Botanik, Boden- und Dngerlehre, Chemie und Mathematik abgenommen. Im achten Kapitel wird die Prfungsordnung zum Obergrtner angefhrt und zum Abschlu durch die Vereinigung ehemaliger Schler der Potsdamer Kniglichen Grtnerlehranstalt ein Verzeichnis ehemaliger Schler der Jahrgnge 1824 bis 1897 angefgt. Von den 800 Abgngern dieses Zeitraumes waren 71 an kaiserlichen, kniglichen oder an frstlichen Stellen, 77 bei Stdten und Kreisen und 166 als Selbststndige bis 1899 ttig. Betrachtet man die Vielzahl der Grtnerlehranstalten zu Beginn des 20. Jahrhunderts27, so verdeutlichen diese Zahlen den Stellenwert und das Ansehen der Kniglichen Grtnerlehranstalt am Wildpark bei Potsdam zur damaligen Zeit. Die Grtnerlehranstalt kann als frher Grundstein fr die Ausbildung von Fach- und Fhrungskrften im Gartenbau angesehen werden. Auch im Vergleich zu heute bestehenden Fakultten des Gartenbaus und der Landespflege wrden die Ziele und das Fcherspektrum der Grtnerlehranstalt bestehen und einen Respekt vor den Leistungen ehemaliger Anstaltslehrer und -schler bzw. spterer aus dieser Anstalt hervorgegangener Grtnerpersnlichkeiten abverlangen.

    25 In der Lehrerschaft waren u.a. vertreten Bouch, Legeler, G. Meyer, Koeber,

    Maillard, Encke usw. 26

    Zit. v. Encke, Fritz (1861 1931), Kgl. Garteninspektor, 1880/82 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark, 1885/86 Stdtische Gartenverwaltung zu Berlin, 1890 Lehrer fr Gartenkunst in der Anstalt am Wildpark, Stadtgartendirektor in Kln; s.a.: Grning Gert / Wolschke Bulmahn Joachim, Grne Biographien, Hannover 1997, S.79-81 27

    so z.B. in Proskau, Greifenheim, Eldena, Dresden, Kstritz, Wittstock, Hannover-Ahlem usw.

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    Theodor Echtermeyer (1863 1932)

    100 Jahre Hhere Grtnerlehranstalt Berlin Dahlem frher Wildpark, Denkschrift zum hundertjhrigen Bestehen bearbeitet von Theodor Echtermeyer, Professor und Direktor der Kgl. Grtnerlehranstalt in Wildpark Potsdam und Berlin Dahlem, Honorarprofessor und Mitglied des Senats der Kgl. Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, Frankfurt (Oder): Trowitzsch & Sohn, 1924, 307 Seiten (Quart), incl. zahlreicher Abbildungen. Roter Pappeinband mit Titelornamentik, im Anhang: Plan der Hheren Grtnerlehranstalt zu Berlin - Dahlem. Inv.Nr.: 13649/99

    Am 8. Februar 1909 wurde Theodor Echtermeyer zum Direktor der hheren Grtnerlehranstalt Berlin - Dahlem ernannt, deren Verlegung von Potsdam nach Dahlem 1903 vollendet wurde und unter mageblicher Beteiligung von ihm erfolgte28. Das erste Kapitel des Buches ist auch deshalb der wechselhaften hundertjhrigen Geschichte dieser Lehranstalt gewidmet und beschreibt neben der Grndung der Anstalt am Wildpark und in Schneberg durch Friedrich Wilhelm III. von Preuen auf Drngen Lenns 1823/1824, auch die Umstrukturierungen der Grtnerlehranstalt am Wildpark zu Potsdam bis 1903. Zum Abschlu des Kapitels wird auf die Verlegung der Grtnerlehranstalt nach Berlin Dahlem, den Einflu des Weltkrieges und das Bestreben, die Anstalt in eine staatliche Hochschule umzuwandeln, eingegangen. Bei der Beschreibung der Anstalt im zweiten Kapitel zeigt sich die enge Verflechtung der Gebude und Flchen mit dem im dritten Kapitel aufgefhrten Lehrplan. Neben zahlreichen Versuchseinrichtungen und Laboratorien sind vor allem die Gewchshuser und die ausgedehnten Obstanbauflchen nennenswert. Es wird aber auch die besondere Lage der Anstalt betont, in deren Umfeld sich neben dem Botanischen Garten auch Lehranstalten, wie beispielsweise die Landwirtschaftliche Hochschule und deren Versuchsfelder befinden. Zudem wurden die ehemaligen kniglichen Grten zu Potsdam wie auch die Berliner Anlagen und Bauten als Anschauungsobjekte genutzt. Neben einem obligatorischen allgemeinem Lehrgang im ersten Jahr des Anstaltsbesuches konnte im zweiten Jahr aus den Fchern der Lehrgnge Gartenkunst, Obstbau und grtnerischer Pflanzenbau frei gewhlt werden. Der Allgemeine Lehrgang setzte sich unter anderen aus den Fchern Baukunde, Physik, Bodenkunde, Botanik, Chemie, Feldmessen,

    28 Klein, Martin: Die ehemalige Knigliche Lehranstalt Dahlem und ihre Auenanlagen,

    TU Berlin 1994; Echtermeyer, Theodor: Grtnerlehranstalt Berlin Dahlem 1913 1923, Berlin 1923

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    Freihandzeichnen, Obstbau, Planzeichen und anderen zusammen und vermittelte grtnerische Grundlagen. Im den Lehrgngen Gartenkunst, Obstbau und Pflanzenbau wurde hingegen Aufbau- und Spezialwissen vermittelt. Im dritten Abschnitt der Denkschrift wurden Beitrge aus Fachkreisen angefhrt, von denen der Beitrag von Hellmut Spth29 Die Aufgaben einer deutschen Gartenbau Hochschule fr die Dahlemer Lehranstalt von besonderer Bedeutung war. In diesem Beitrag wird der dringende Grndungsbedarf einer Gartenbau-Hochschule30, welcher schon im ersten Abschnitt der Denkschrift durch Echtermeyer errtert wurde, begrndet. Spth zeigt Forschungslcken in vielen Gebieten des Gartenbaus auf, stellt das wachsende Interesse an wissenschaftlicher Bearbeitung von grtnerischen Fragen, auch der Siedlungsfragen sowie der Gartenkunst heraus und beschreibt die Wichtigkeit der Hochschullehre fr den Zweig des Gartenbaus. Damit beweist er die Notwendigkeit der Errichtung einer Hochschule fr Gartenbau und bekrftigt dies abschlieend: Mit vollkommener Berechtigung verlangt der deutsche Gartenbau eine Hochschule, welche sich in Forschung und Lehre durchaus nach dem Mae unserer anderen Hochschulen richtet; die Hhere Grtnerlehranstalt in Dahlem ist nach dieser Richtung hin auszubauen, sei es als selbstndige Hochschule, sei es als Gartenfakultt einer Landbauhochschule.(S. 184) Im Zusammenhang mit der Hochschulproblematik wurde damals auch ein Anschlu an die Landwirtschaftliche Hochschule Dahlem erwogen, welcher von Spth mit der Begrndung, es kann nur ein Notbehelf sein(S.184), abgelehnt wurde. Aber schon mit der Ernennung von Echtermeyer zum Honorarprofessor an der Landwirtschaftlichen Hochschule 1924 wurde ein erster Schritt in diese Richtung vollzogen. Neben Lange, Encke, Barth und Maa31 schreiben auch andere wichtige Persnlichkeiten des Gartenbaus32 vom Anfang des 20. Jahrhunderts ber

    29Spth, Hellmut (1885 1945), Baumschulbesitzer, Absolvent der Universitten Cambridge und Berlin, Mitglied im Kuratorium der Versuchs- und Forschungsanstalt fr Gartenbau Berlin Dahlem, Mitglied im BdB, 1945 im KZ umgebracht, s. Beitrag zum Spth-Buch 30

    um 1924 gab es in Berlin noch keine Gartenbauhochschule 31

    Lange, Willy (1864 - 1941), kgl. Gartenbaudirektor a.D., 1884/86 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark, Lehrer Grtnerlehranstalt Berlin - Dahlem, korrespondierendes Mitglied der k.k. Gartenbaugesellschaft Wien; Encke, Fritz (1861 1931), Kgl. Garteninspektor, 1880/82 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark, 1885/86 Stdtische Gartenverwaltung zu Berlin, 1890 Lehrer fr Gartenkunst in der Anstalt am Wildpark Beitrag Ein Volkspark Kln Raderthal; Barth, Erwin (1880 - 1933), stdt. Gartendirektor Charlottenburg, 1900/02 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark 1911 Stadtgrtner von Lbeck, 1927 Professor TH Charlottenburg, Freitod 1933; Maasz, Harry (1880 -1946), Gartenarchitekt, 1901/03 Lehrzeit in der Anstalt am Wildpark, 1909 Obergrtnerexamen, Garteninspektor in Lbeck, Beitrag Einiges vom

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    aktuelle Themen der Gartenbauwissenschaft und die Grtnerlehranstalt Berlin Dahlem. Die nachfolgenden Abschnitte des Buches fhren zum einem die Verwaltung und den Lehrkrper der Anstalt und zum anderem den Zweck und die Aufnahmebedingungen an. Der letzte Abschnitt der Denkschrift enthlt ein Verzeichnis ehemaliger Schler und Hospitanten der hundert Jahrgnge der Anstalt. Dem ausfhrlichen Katalog der Aufnahmebedingungen ist der Zweck der Anstalt vorangestellt, hier heit es u.a.: Sie hat die Aufgabe, den Gartenbau in allen seinen Zweigen zu frdern. Sie ist in erster Linie Unterrichtsanstalt und hat auerdem die Aufgabe, die Technik des Gartenbaues durch Anstellung praktischer Versuche und wissenschaftlicher Untersuchung zu vervollkommnen. (S. 300) In diesem Sinn erwarb sich die hhere Grtnerlehranstalt Berlin Dahlem groe Verdienste bei der Ausbildung von Grtnern, Gartenbautechnikern- und Garteninspektoren, aber auch bei der wissenschaftlichen Frderung des Gartenbaus. Die Bedeutung dieser Anstalt wird durch die Vielzahl ihrer bekannten Abgnger wie Maasz, Encke, Smend oder Echtermeyer bekrftigt. Das Ziel der Errichtung einer deutschen Hochschule fr Gartenbau wurde durch Initiierung der Grtnerlehranstalt und der mit ihr in Beziehung stehenden Persnlichkeiten vorangetrieben und bekrftigt, wodurch die hhere Grtnerlehranstalt Berlin Dahlem zum Vorreiter dieses Hochschulgedankens in Deutschland erwuchs und damit an Ansehen und Bedeutung in den Fachkreisen des Gartenbaus gewann. Bis in die heutige Zeit wurden an der Grtnerlehranstalt Berlin - Dahlem, spter Forschungs- und Versuchsanstalt und zuletzt TU Berlin Gartenfachkrfte und -ingenieure ausgebildet. Diese Tradition wrde durch die beabsichtigte Schlieung der Gartenbaufakultt Berlin - Dahlem gebrochen werden, wodurch eine groe Ausbildungssttte des deutschen Gartenbaus verloren ginge. (T.B.)

    Wesentlichen im Garten, von Raum und Pflanze; Quelle: Grning, Gert / Wolschke Bulmahn, Joachim: Grne Biographien, Hannover 1997 32

    Kuphaldt, Kochs, Hendemann, Graebner, Dermer, Wei

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    Karl Effner (1820-1884)

    Bericht ber die Thtigkeit der bayrischen Gartenbaugesellschaft im Jahre 1863, erstattet von dem I. Schriftfhrer Karl Effner, Mnchen: J.G. Wei, 1864, 67 Seiten, sowie daran angehngt: I. Vortrge aus dem Gebiete des praktsichen Gartenbaues, II. Vortrge aus dem Gebiete der Hlfswissenschaften fr den Gartenbau, 120 Seiten insgesamt, Papiereinband mit der Wiederholung des Titelbildes: Engel ber blhender Landschaft mit arbeitenden Zwergen und Mnchner / bayrischen Wappenfeld, lithographiert von P. Hermegen33, Inv.-Nr. 13660/99

    In der ersten Hlfte des 19. Jahrhunderts entstehen in Deutschland eine ganze Reihe von Gartenbauvereinen, die grtenteils in Zusammenhang mit den Verschnerungen und Umgestaltungen zu sehen sind, die durch die Schleiffung der Wallanlagen vorgenommen wurden. In Mnchen ist besonders die Maximiliansvorstadt mit der Sckellschen Planung zu nennen, welche einen starken Impuls auf die grtnerische Gestaltung von Villen und Hausgrten hatte. Als die Gartenbaugesellschaft sich in den 1850er Jahren formierte, ist nicht nur der Knig sehr interessiert, sondern es melden sich Gartenliebhaber, Grtner und Wissenschaftler. Dabei sind es nicht nur wie in anderen Stdten vornehmlich brgerliche Familien, die in den Berichten auftauchen, sondern vor allem auch Adelige, die in enger Verbindung mit dem Hof stehen.34 Als Mittelsfigur kann Karl Effner gelten, der nicht nur als Hofgrtner, sondern auch als Gartengestalter vieler privater Anlagen sich einen Namen gemacht hat.35 Als Ziel formuliert der Jahresbericht: Und noch ein Schritt weiter wird gethan, wenn wir Alle, Jeder nach seinen Krften, durch Rath, Beiwirkung, Aneiferung uns an der groen und edlen Aufgabe der Landesverschnerung betheiligen. Jedes Hausgrtchen in den Stdten ist gewissermaen ein ffentliches Gut, an dem sich Sinn und Herz des Vorbergehenden weiden und erquicken kann. (S.10) In dem vorliegenden Jahresbericht werden die Aktivitten der Gesellschaft beschrieben, die sehr vielfltig sind, angefangen mit der vom botanischen Hofgrtner Kolb geleiteten Frhjahrsausstellung im Glaspalast, der

    33 der Maler Hermegen war ebenfalls Mitglied im Gartenbauverein

    34 hierzu S. 11f.: Ausschumitglieder werden in Gartenfreunde und Grtner unterteilt,

    ebenso werden Referenten fr Fachthemen gewhlt, so ist z.B. der Grtner Kolb Ansprechpartner fr Landschaftsgrtnerei. 35

    Zur Biographie: Bauer, Christian, in: Das Gartenamt 9/1964, S. 275f., Neuberts Deutsches Garten Magazin 38/Stuttgart 1885, S. 145-155; lernte bei H.W. Schott in Schnbrunn, bei P.J. Lenn und van Houtte in Belgien. Maximilian II. von Bayern berief ihn nach Mnchen, Anlagen in Mnchen, Regensburg, Castell, Feldafing, Linderhof, Herrenchiemsee (fr Ludiwg II.), Basel, Zrich, Brssel, 1877 Adelsstand, 1886 Denkmalerrichtung.

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    Sommerausstellung, der Obstausstellung im Oktober sowie 19 Vortrgen. Hinzukommen zahlreiche Exkursionen in Grtnereibetriebe und Privat-grten, in denen vornehmlich die Grtner fhren (S. 8f.), sowie einem Lesezirkel. Darber hinaus wird von lebhaften Samen- und Pflanzen-austausch gesprochen.36 Im Jahresbericht werden die diversen Aktivitten ausgiebig beschrieben, wobei ein paar Tatsachen bemerkenswert sind, wie etwa der Beschlu zur Anschaffung von Mustergerten und Modellen, sowie ein Verzeichnis exotischer Nutzpflanzen und ihrer Verwendung (S. 30-36). Die im zweiten Teil aufgelisteten Vortrge umfassen zahlreiche Themen wie Spargelbau, Baumschnitt, Palmen, Pflanzenphysiologie, Schdlinge, Alpenpflanzen und Fragen der Pomologie. Von der Versammlung der deutschen Pomologen wird berichtet, auf der sich auch Graf Schlippenbach und Grtner Mschen aus Mecklenburg zu Wort melden (S.15 ff.). Seltsam erscheint der Vortrag des Botanikers A. W. Eichler ber Bewegung im Pflanzereich (S. 70-95). Gemeint sind dabei Beobachtungen, wie z.B. durch Sonneneinstrahlung vernderte Blattstellungen u.. Auch Korrespondenten bestimmen das Bild, wie etwa der Kunstgrtner L. Wallis aus Para ber die Natur am Rio Branco in Brasilien (S. 67-70). Interessant ist, da zu den aufgefhrten korrespondierenden Mitgliedern Koryphen wie E. Regel, der Direktor des kaiserlichen botanischen Gartens zu St. Petersburg, Hofgrtner Mayer aus Karlsruhe sowie Eduard Lucas, Garteninspektor und Besitzer des pomologischen Institutes in Reutlingen, gehren. Der Jahresbericht drckt deutlich den Stellenwert aus, den der Gartenbau in allen seinen Zweigen in der Mitte und im ausgehenden 19. Jahrhundert hatte: Es handelt sich hier nicht um einzelne, versprengte Mitglieder, die einer gemeinsamen Freizeitbeschftigung nachgehen, sondern einer Interessengemeinschaft, die standesbergreifend die Gartenkultur ver-bessern wollte. Die meisten dieser Gesellschaften, die mit einem groen Elan gegrndet wurden, lsten sich gegen Ende des Jahrhunderts auf oder gingen in andere Vereinigungen unter. Dies hngt zum einen mit der strkeren Konkurrenz innerhalb der Handelsgrtnerschaft zusammen, zum anderen wurden Grten zunehmend standardisiert, was eine Spezialisierung und damit Separierung einzelner Gruppe hervorrief. Als Tatsache darf jedoch gelten, da die entsprechenden Gartenbauvereine innerhalb der Gartengeschichte des 19. Jahrhunderts eine entscheidende Rolle gespielt haben, wobei die soziale Struktur der aufstrebenden Stadt Mnchen einen der aktivsten Vereine hervorgebracht hat. (M.K.)

    36 Die besuchten Grten werden auf den Seiten 13 bis 24 beschrieben, wobei nicht nur

    die Anlagen, sondern vor allem auch Fragen des praktischen Gartenbaus (Pflanzenzucht, Glashuser, Bodenverhltnisse etc.) besprochen werden. Als Quelle fr historische Gartenbeschreibungen sind diese Ausfhrungen noch nher zu untersuchen.

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    Encke, Fritz (1861-1931)

    Der Hausgarten, Jena: Verlag Eugen Diederichs, 1907, 177 Seiten, Papierband mit Blumenvignette, handschriftlich: E. Bentinger, Architekt, Inv. Nr. 13659 /99, (zweites Exemplar mit identischem Leineneinband Inv. Nr. 12117/99)

    Der Klner Stadtgartendirektor Fritz Encke gehrt zu den fhrenden deutschen Grtnern der Jahrhundertwende. Wie kaum ein anderer kennzeichnet sein Schaffen den Umbruch zwischen traditioneller und moderner Landschaftsgestaltung und Gartenarchitektur. Am 5. April 1861 wurde er in Oberstedten bei Bad Homburg v. der Hhe geboren und starb am 12. Mrz 1931 in Herborn. In der Zeit von 18771879 absolvierte er eine Lehre in der Handelsgrtnerei von Julius Fischer in Homburg und erweiterte danach sein grtnerisches Wissen in der Grtnerlehranstalt Wildpark Potsdam (1880/82). 1879 wurde Encke kniglicher preuischer Garteninspektor und war von 19031926 stdtischer Gartendirektor in Kln. Zu seinen Arbeiten zhlten stdtische Freirume, die Ausgestaltung von Parks und die Planung von Hausgrten hauptschlich in Berlin und im Rheinland. 37 In dem Vorwort zu seinem weitverbreiteten Buch Der Hausgarten schlgt er den Grundtenor seines Schaffens an: Es ist eine erfreuliche Eigentmlichkeit der Gegenwart, das Leben, wo irgend angngig, mit Schnheit zu durchdringen. Besonders bei dem Wohnhausbau und dessen Inneneinrichtung ist dies bemerkbar. Am einfachsten Gebrauchsgegenstand schtzt man neben der Brauchbarkeit die Schnheit. Auch den Garten beginnt man wieder einfach praktisch uns schn zu gestalten unter Vermeidung gedankenlos bernommener, geschmackloser Mode-erscheinungen. (Seite 6). Der Inhalt gliedert sich folgendermaen: Nach dem Kapitel Allgemeines, wie nachfolgend nher beschrieben, geht Encke auf die Bepflanzung und die Gartenbaulichkeiten ein. Neben dem Pfarrgarten beschreibt er eigene Hausgartenplanungen und geht abschlieend auch auf Vorgrten und Gartenhfe ein. Encke beginnt mit der Begriffsbestimmung des Hausgartens, indem er diesen von anderen Gartenformen, wie beispielsweise den Park oder den Landschaftsgarten abgrenzt. Er sieht in dem Garten sowohl eine erweiterte Wohnung, als auch eine architektonische Einteilung. Der alte Pfarrgarten wird in diesem Zusammenhang als ein Beispiel fr den architektonischen Hausgarten angefhrt. Encke stellt darber hinaus die Kontrastwirkungen zwischen dem natrlichen Pflanzenwuchs und den

    37 Siehe Grne Biographien, Seite 79-81; Nachruf und Lebensbeschreibung auch in:

    Gartenkunst 44. Jg., Nr. 4, April 1931, S. 51-52 (von Max Brommer)

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    streng architektonischen Elementen wie beispielsweise Alleen, Hecken, Laubengnge und Einfriedungen heraus. Er erwhnt die fr die Garten-architektur und Gartenbauten magebenden groe Vorbilder, wie Ludwig XIV. oder Motive aus den Renaissancegrten. Laut Encke hat der Hausherr oder die Hausfrau und nicht der Grtner fr die oben angefhrten Divergenzwirkungen zu sorgen. Dieser ist auerdem fr die Gartengestaltung und die grtnerischen Ttigkeiten verantwortlich. Der Hausherr sollte dem Garten die individuelle Eigenart verleihen. Das Auge des Besitzers mu fr das Schne im Garten geschrft sein. Dem Architekten obliegt die lediglich Aufgabe, Vorschlge fr die Planung und Gestaltung zu geben, diese jedoch nicht dem Bauherrn aufzuoktroyieren. Entscheidenden Einflu auf die Gestaltung durch den Gartenarchitekten hat die Gre des Grundstcks, die Gestalt seiner Oberflche, die Umschlieung durch Gebude oder Mauern, den Grad der Besonnung, die Lage des Hauses, seine Eingnge, Fenster, die innere Raumeinteilung, Stil und Charakter der Gesamtanlage, vorhandene Objekte, alte Bume, Baulichkeiten oder Baureste. Encke betrachtet den Garten als Teil der Wohnung: Wenn der Garten erst wieder als Teil der Wohnung angesehen wird, in welchen man sich zu manchen Zeiten gerade so behaglich aufhalten kann als in den Rumen des Hauses... (Seite 15). Die Gre und Parzellierung von Grten und die Raumeinteilung des Hauses ist daher besonders wichtig. So sollte beispielsweise die Kche und die Wirtschaftsrume durch Beschattung und damit durch Gehlz verdeckt und khl gehalten werden. Der Charakter des Gartens mu dem Charakter des Hauses entsprechen. Ein alter Baum ist schnell gefllt und ein frisch gepflanzter Baum erreicht seine volle Entwicklung erst nach Generationen. Insbesondere die Kosten sollten bei der Neuanlage bercksichtigt werden, da unter Umstnden der Hausbau so viel kostet, da nur noch wenig Geld fr den Garten verbleibt. Das Geld wird gewissermaen in die Erde gesteckt. (Seite 31). Nach dem Kostenanschlag wird meist der billigste Anbieter von dem Hausherrn und nicht der beste Architekt gewhlt. Das Resultat ist ein vielfach unzureichendes Pflanzenwachstum. In diesem Zusammenhang drfen nach Encke die Kosten fr die Unterhaltung nicht auer Acht gelassen werden. Der Hausgarten ist eine auch in heutiger Zeit keineswegs unmoderne Anleitung zur Anlage und Gestaltung von Grten. Die im Kapitel Allgemeines durch Encke angefhrten grnplanerischen Ansichten, so beispielsweise die Ausgestaltung und Miteinbeziehung des Auftraggebers, wie auch die Kostenfrage bei der Neuanlage und Unterhaltung von Hausgrten, haben nichts an ihrer Aktualitt eingebt und sind daher auch fr den jetzigen Landschaftsarchitekten besonders wichtig. Diese Zielrichtung kennzeichnet die zahlreichen Schriften Enckes, der nicht nur seine eigenen Planungen zu verffentlichen versuchte, sondern sich auch

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    durch praktische Beitrge, die von Bepflanzungen bis hin zum Spielplatzbau gehen, sich einen Namen machte. (J.F.)

    Rudolf Goethe (1841-1911)

    Aepfel und Birnen. Die wichtigsten deutschen Kernobstsorten. Herausgegeben im engen Anschlusse an die Statistik der deutschen Kernobstsorten von R. Goethe, H. Degenkolb und R. Mertens und unter der Leitung der Obst- und Weinbau-Abteilung der Deutschen Landwirthschafts-Gesellschaft, 104 Farbendrucktafeln nebst Text, Berlin: Paul Parey, 1894, Eigentumsstempel von Heinr. Kelle, zeitgensssicher Pappeinband mit Titel und Bildmotiv obstpflckende Putte, Quart, Inv.-Nr. 13673/99

    In dem als Bilderbuch zu bezeichnenden unpaginierten Werk werden insgesamt 53 Apfelsorten und 51 Birnensorten vorgestellt, wobei einer allgemein verstndlichen Beschreibung ber Wuchsform und Unterhaltung der Bume Ausfhrungen zum Aussehen und Verwendung der Frchte folgen. Die anschlieenden Farblithographien, die allesamt von W. Mller

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    nach der Natur gezeichnet und bei A. Nugel in Gera gedruckt wurden, zeigen ein bis zwei Frchte mit Laub sowie eine aufgeschnittene Hlfte. Eine Blankoseite ist fr Notizen reserviert.38 Die Texte sind nicht besonders ausfhrlich, teilweise werden den Bezeichnungen noch weitere Vulgrnamen hinzugefgt; dem Leserkreis angepat nimmt man von Fachtermini oder lateinischen Bezeichnungen Abstand. Im Schluwort wird deutlich, da das Buch in verschiedenen Lieferungen zugestellt wurde und damit dem im gleichen Verlag erschienen Sammelband des Potsdamer Garteninspektors W. Lauche Deutsche Pomologie von 1882 hnelt.39 Auch wird das Ziel beschrieben, nmlich da pomologische Kenntnisse in weite Kreis hinausgetragen werden.40 Eine zehnseitige Zusammenstellung der in dem Werke abgebildeten Kernobstsorten, nach ihren Ansprchen an Boden, Klima, Lage und Standort, sowie nach Reifezeit und den Verwendungsarten der Frchte schliet das Werk ab. Goethe gehrt zu den fhrenden deutschen Pomologen des ausgehenden 19. Jahrhunderts, der sich vor allem in der Lehre und durch Verffentlichungen einen Namen gemacht hat. Als einer der ersten Schler von Eduard Lucas tritt er 1860 in das Pomologische Institut in Reutlingen ein41, lernt spter bei F.C. Heinemann in Erfurt und bei Eduard Petzold in Muskau. Dieser stellt ihn auf seinem eigenen Gut Wilhelmsdorf bei Bunzlau an. 1867 fhrt ihn eine Studienreise nach Frankreich, Oberitalien und die Schweiz. Nach der Erffnung einer eigenen Baumschule in Cannstatt 1868/69 und dem Frankreich-Feldzug 1870 macht er sich, untersttzt von dem Karlsruher Gartendirektor Meyer, einen Namen in der Anlage vieler Grten in Freiburg (Baden) und Bern.42 Er wird 1875 Leiter der Obst- und Gartenbauschule Grafenburg bei Brumath im Unterelsass und kommt schlielich 1879 als Leiter in die Knigliche

    38 So z.B. hinter der Champagner Reinette bezeichnet Notizen

    39 Lauche, W.: Deutsche Pomologie. Chromolithographische Abbildungen, Beschrei-

    bung und Kulturanweisung der empfehlenswerthesten Sorten Aepfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen, Apricosen, Pfirsiche und Weintrauben, Berlin 1882. Darauf weist auch die bei Goethe auf dem hinteren Umschlag verwendete Vignette Das Mdchen mit der Fruchtschale (nach Tizian) hin, die bereits von Lauche im Titelblatt verwendet wurde. Alle diese Bcher gehen im wesentlichen auf Henri Louis Duhamel Du Monceaus (1700-1782) Trait des arbres fruiteres (2. Bde., Paris 1768) zurck, welches bis in die erste Hlfte des 19. Jahrhunderts hinein in mehrere Sprachen bersetzt mit aus-fhrlichen Texten und Abbildungen die Obstbaume und deren Frchte vorstellte. 40

    Schluwort, S. 1 41

    zur Bedeutung siehe: Buchloh, Gnther: Eduard Lucas (1816-1882), in: Franz, Gnther / Haushofer, Heinz (Hg.): Groe Landwirtschaft, Frankfurt / Main 1970, S. 168-176 42

    Wittmack, L.: Rudolf Goethe, in: Gartenflora, Jg. 60, 1911, S. 66-71, hier S. 68. Siehe auch zum goldenen Berufsjubilum: Heicke: Personalnachrichten, in: Gartenkunst XII/5, 1910, S. 85f. (mit Foto), dort Geb.-Datum 1843

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    Lehranstalt fr Wein-, Obst- und Gartenbau nach Geissenheim, wo er bis zu seiner Pensionierung 1903 bleibt.43 Er macht nicht nur zahlreiche Reisen, die ihn u.a. nach Ungarn, Belgien und sterreich fhren, sondern verfat in dieser Stellung zahlreiche Schriften zu Baumkrankheiten, Weinbau u.. Grundlage fr das vorliegende Werk waren Die Kernobstsorten des deutschen Obstbaues44 und Die wichtigsten deutschen Kernobstsorten. Die ttige Mitarbeit vor allem in Vereinen zur Pomologie und der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft machten ihn zu einem beliebten Kollegen.45 Einer seiner Schler, der seinen Unterricht beurteilen konnte, schrieb im Nachruf: Es sind ausser Goethe nur ganz wenige Verfasser grtnerischer Werke, die sich zu dieser Hhe emporgeschwungen und auch das erforderliche wissenschaftliche Rstzeug zu dieser doppelten Aufgabe mitgebracht haben, nmlich Praktiker und Gelehrter im gleichen Mae zu sein.46 (M.K.)

    Edmund Goeze

    Pflanzengeographie fr Grtner und Freunde des Gartenbaus. Bibliothek fr wissenschaftliche Gartencultur VII. Band, Stuttgart: Eugen Ulmer, 1882, 478 Seiten (inkl. Maass-Tabellen), Oktav, Pappeinband, Dublette des Deutschen Pomologen Vereins (Stempel), Sign.: 75:VPA 101

    Goeze, der als Leiter des 1763 gegrndeten Botanischen Gartens in Greifs-wald arbeitete, bersetze einige magebliche Werke ins Deutsche. Darunter ist Alphonse de Candolles Der Ursprung der Culturpflanzen" (1884) zu zhlen, ebenso Ferdinand von Mllers "Auswahl von aussertropischen Pflanzen" (Berlin / Kassel 1883).47 Dem Baron Ferdinand von Mueller ist auch die Pflanzengeographie gewidmet. Dies hngt nicht nur mit der Ver-bindung zusammen, die der Rostocker Mller in sein Heimatland pflegte, sondern auch mit der herausragenden Stellung, die Mller seit seiner Um-

    43 Festschrift zu 50jhrigen Jubilum der Hheren Lehranstalt fr Wein-, Obst- und

    Gartenbau zu Geissenheim a. Rhein, Mainz 1922, S. 574-733: historischer Abri 44

    zusammen mit H. Degenhart und R. Mertens, in: Jahrbuch der Deutschen Landwirt-schaftsgesellschaft, Bd. 4, 1890 45

    Hansen, J. / Fischer, G.: Geschichte der Deutschen Landwirtschafts-Gesellschaft, Berlin 1936, S. 307ff. 46

    Dnhardt, Walter: Kgl. konomierat Rudolf Goethe, in: Mllers Deutsche Grtner-Zeitung, Jg. 26 / Nr. 5, 1911, S. 44-48, darin Auflistung der Publikationen (zu Dnhardt siehe auch Katalogteil) 47

    Das ist im Original: Select Plants (exclusive of timber trees) readily elegible for Victorian industrial culture, with indications of their native countries and some of thir uses, Victoria 1872; 2. dt. Ed. 1885

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    siedlung 1847 fr die Entwicklung der australischen Botanik insgesamt einnahm, nicht zuletzt durch die Publikation der Flora Australensis zusammen mit George Bentham 1863-78.48 Da die Pflanzengeographie auch auf Australien eingeht, ist die Hommage an den bedeutendsten For-scher jenes Kontinents auch augenscheinlich. Darber hinaus machte sich Goeze einen Namen durch seine Beschftigung im Forstbereich, den er jedoch nicht nur aus der Sicht des Botanikers be-trachtete, sondern auch den gartenknstlerischen Aspekt herausstellte. Einige Publikationen beweisen dies; man kann sogar vermuten, da einige mecklenburgische Anlagen, die eine reichhaltige Ausstattung an Bumen haben, auf seinen Einflu hin entstanden (Gro Helle, Putbus, Blcher-hof).49 Bedenkt man zudem die Erfahrung, die Goeze als "Dirigent der botanischen Grten in Coimbra und Lissabon" sammelte, wird klar, da er als erfahrener Botaniker, als Forst- und Gartenfachmann und konom zu einer geschtzten Kapazitt seiner Zeit zu zhlen ist. Sein Buch ber Pflanzengeographie nimmt sich zudem eines Themas an welches erst seit dieser Zeit eine wissenschaftliche Wrdigung erhielt. (M.K.)

    Hampel: Die deutsche Gartenkunst, S. 121, Fig. 11: Villengarten

    E. Haeberle und A. Neumeister

    Deutsche Konkurrenzen, Volksgarten Dsseldorf, Listerturm - Hannover und Flora Kln, herausgegeben von Ernst Haeberle, Architekt und Professor und Albert Neumeister, Reg. Baumeister und Professor, Leipzig: Verlag E.A. Seemann, 1896, V. Band, Heft II. Nr. 59, Titelvignette von Ernst Haeberle, Inv. Nr.: 13653/99

    Im Januar 1892 erschien das erste Heft derDeutsche Konkurrenzen, in denen bis zur letztem Ausgabe 1924 hauptschlich Entwrfe aus damaligen Architekturwettbewerben beschrieben wurden. Das vorliegende zweite Heft des Jahres 1896 beinhaltet Ausfhrungen zu den Wettbewerben Volksgarten Dsseldorf, Listerturm Hannover und

    48 Jahn, Ilse / Schmidt, Isolde: Ferdinand Jacob Heinrich von Mller (1825-1896). Ein

    Australienforscher und die Universitt Rostock, Rostock 1996; Briefe aus den Jahren 1840-59 sind ediert. 49

    Literatur von Goeze u.a.: Liste der seit dem 16. Jahrhundert bis auf die Gegenwart in die Grten und Parks Europas eingefhrten Bume und Strucher, in: Mitteilungen der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft, 1916 / 25, S. 129-201; Die Parks und Arboreten, in: versch. Nrr. der sterreichischen Gartenzeitung 1909/10; Der Putbuser Park, in: Die Gartenwelt, Jg. 11/Nr. 45, 1907, S. 529-534; Tabellarische bersicht be die wichtigsten Nutzflanzen nach ihrer Anwendung und geographisch wie systematisch geordnet, Stuttgart: Enke, 1883.

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    Flora - Kln. Wettbewerbe auf den Gebieten der Architektur, der Gartengestaltung und der Kunst erfreuten sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts wachsender Beliebtheit in Fachkreisen und der Gesellschaft. Es wurden verstrkt Wettbewerbe ausgeschrieben, Preisgerichte namhafter Fachleute gebildet und die Preise in der ffentlichkeit ausgelobt, weshalb sich kritische Betrachungen und Gedanken verstrkt auf die Teilnehmer auswirkten. Die Deutschen Konkurrenzen beinhalten berwiegend Architektur-wettbewerbe, whrend die Wettbewerbe der Gartengestaltung bzw. Landschaftsarchitektur vom Anfang des 20. Jahrhunderts unter anderem in der Zeitschrift Gartenkunst beschrieben werden. Bei den Wettbewerben des vorliegenden Heftes handelt es sich um Restaurations- bzw. Wintergartengebude fr groe Parkanlagen der Stdte Dsseldorf, Hannover und Kln. Die vermehrte Errichtung von groen ffentlichen Parkanlagen, wie Volkspark, Waldpark oder Botanischer Garten bedingte die Errichtung von Vergngungs-, Erholungs- und Restaurationsgebuden. Der Besuch des Stadtparks am Wochenende oder nach Feierabend kam zunehmend in Mode, man ging mit der Familie oder mit Freunden in den Biergarten, an die Badestelle oder vertrieb sich mit anderen Vergngungen die Zeit im Park. Aber auch die erstarkte Vereinsbildung sowie die gewachsene Beliebtheit von Turn- und Musikvorfhrungen, Ausstellungen u.. seit Mitte des 19. Jahrhunderts verlangte groe Fest- und Versammlungssttten, im Freien wie in Gebuden. Oft untermalten hohe Palmen und Agaven, Oleander auch andere nicht winterharte z.T. exotische Pflanzen die Parkszenerie, weshalb groe Wintergrten und Orangerien zumeist in Kombination mit den Restaurationsgebuden errichtet wurden. Der Volksgarten - Dsseldorf wurde vom Stadtgrtner Hillebrecht50 angelegt, nachdem die Stadt dieses Gelnde am Oberbilk 1891 unter der Verpflichtung einen Park anzulegen erworben hatte. Hillebrecht plante einen weitlufigen Garten mit einem von der Dssel gespeisten Teich und ein auf einer Anhhe liegendes Restaurationsgebude. Es wurde ein Wettbewerb zur Ausarbeitung eines Entwurfes und Kostenberschlages fr das im neuen Volksgarten zu Dsseldorf zu errichtende Restaurations-gebude (S.1) ausgelobt.51 In Abschnitt Aus dem Ausschreiben sind die vorgegebenen Planungsbedingungen, das Preisgericht und die festgesetzten Preisgelder,

    50 Hillebrecht, Friedrich (1846- ?), ab 1876 Stadtgrtner in Dsseldorf, Umgestaltung

    mehrerer Dsseldorfer Park- und Gartenanlagen, s.a.: Grning, Gert / Wolschke Bulmahn, Joachim: Grne Biographien, Hannover 1997, S. 147/148 51

    Preistrger /Architekten: 2. Platz: P.P. Fuchs Populr (Dsseldorf); Kuder und Mller Meiner Vaterstadt (Straburg); 3. Platz: L. Fettweiss Deutsch (Dsseldorf); A. Lierz Und so befehl... (Dsseldorf)

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    hier beispielsweise fr den ersten Preis 750 Mark, aufgefhrt. Der nchste Abschnitt zeigt die Entscheidung des Preisgerichtes auf, so wurde fr das angefhrte Projekt Volksgarten - Dsseldorf kein erster Preis vergeben. Im letzten Abschnitt werden die fr die Bauausfhrung in Frage kommenden Entwrfe genannt, fr den Volksgarten Dsseldorf der Entwurf Populr des Architekten P.P. Fuchs. Die preisgekrnten Entwrfe sind samt Beschreibungen wiedergegeben. Die Gebude sind jeweils in Seiten-ansichten, im Grundri und im Lageplan mastblich zu sehen. Der zweite beschriebene Wettbewerb behandelt den Neubau Wald-wirtschaft Lister Turm in Hannover52. Stadtgrtner Julius Trip53 wandelte den vorderen Teil des Stadtwaldes Eilenriede 1894 in eine Waldparkanlage um, weshalb der genannte Wettbewerb zum Neubau einer Wirtschaft aus der ehemaligen hannoverschen Wehranlage Lister- Turm ausgeschrieben wurde. Trip schreibt dazu in der Gartenkunst, da an Stelle der alten bauflligen Waldwirtschaft zum Listerturm jenes malerische mchtige Restaurationsgebude errichtet (wurde), welches als ein musterhaftes Wahrzeichen der Wiederbelebung niederschsischer Baukunst den dortigen wrdigen Eingang in den Stadtwald bezeichnet. Nach der Darstellung der Planungsbedingungen, Anfhrung der Mitglieder des Preisgerichtes und der Festsetzung des Preisgeldes wurden auch bei der Beschreibung dieses Wettbewerbes Aussagen zum Urteil des Prei