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Fritz & Fertig – das Abenteuer Schach Ein Lern-Adventure für Kinder »Papa, ich hab ihn umgeschubst!«, ruft die viereinhalbjährige Lisa aufge- regt, nur zehn Minuten, nachdem sie das erste Mal eine Computermaus be- dient hat. Auf dem Bildschirm liegt ein Sumo-Ringer auf dem Rücken und strampelt. Lisa strahlt, denn der von ihr bediente Fettkloß hat den Gegner vom Spielfeld gedrängelt. Die Trick- film-Sumos bewegen sich auf ihrer karierten Matte »zufällig« wie die Kö- nige im Schach. Zwischen ihnen muss immer ein Feld Platz sein, weil sie so dick sind. Nach ein paar Versuchen ist Sumo keine Herausforderung mehr. Egal, in Fritz & Fertig gibt es noch so viel Spannendes zu entdecken, weiter geht’s. Erste Schritte Fritz & Fertig fängt an wie ein lustiger Trickfilm und ist zuerst ein Abenteuerspiel, das mit Schach nur am Rande zu tun hat. Ein dürrer Lakai hält eine gereimte Rede und schon steht man in einem Thronsaal. Auf sprachlich bedenkliche Weise (»Ein weiser König, ... er war so weise, weißer geht’s gar nicht. Darum wurde er König Weiß ge- nannt.«) führt das Pro- gramm in die Story. Der weise König Weiß hat Langeweile und fliegt in den Urlaub. Die Regierungsge- schäfte, viel ist da an- geblich nicht zu tun, soll derweil sein Sohn erledigen, der kleine Fritz. Zum Glück hat dieser seine Freundin Bianca dabei, die meint, das sei leicht zu schaffen. Biancas Rol- le entspricht im Spiel der einer guten Ehe- frau – danebenstehen und Fragen stel- len, die man sich selber nicht zu stellen traut. Kaum ist König Weiß davon gedüst, überbringt der Lakai dem klei- nen Fritz eine Herausforderung zum Schachduell von König Schwarz. Dummerweise hat Fritz gar keine Ah- nung von dem Spiel, dennoch machen sich die Kinder auf den Weg zur Are- na, in der das Duell stattfinden soll. Lisa folgt dem Geschehen, ohne den Blick abzuwenden; Kunststück, Trickfilme sind für sie so spannend wie die Planeten für Astrologen. Jetzt ist erstmals Interaktion gefordert; nach wenigen Sekunden hat sie ver- standen, was mit der Maus zu tun ist und sie lotst die Königskinder aus dem Thronsaal. Im Garten treffen sie einen freund- lichen Dicken, der angezogen ist wie Jürgen von der Lippe: König Bunt, ein alter Bekannter der Familie. Er weiß eine Menge zu berichten über die langjährige Fehde des dunklen Herr- schers mit der weißen Königsfamilie. Der Letzte, der den Fiesling vom Brett putzte, war nämlich der Opa von Fritz. Die entscheidende Partie bekommen die Königskinder auch gleich vorge- führt; sie gleicht erstaunlich der Un- sterblichen von Anderssen gegen Kie- seritzky. Lisa hat schon manchmal mit Papa sowas Ähnliches wie Schach gespielt und findet die Vorführung kein biss- chen langweilig, zumal die Figuren viel lustiger aussehen als auf einem Welcher Schachspieler träumt nicht mehr oder weniger heimlich davon, dass gerade sein Kind einmal Großes leisten wird in der schwarz-weißen Welt der Könige und Bauern? Doch die wenigsten Kinder neigen dazu, sich die Spielregeln durch bloßes Zuschauen anzueignen, wie Capablanca und Kasparov es angeblich taten. Den Kleinen die Spielregeln beizubringen erfordert schon pädagogisches Talent und vor allem Geduld. Wenn Sie kein wiedergeborener Pestalozzi sind, kann das neue Lernprogramm vielleicht über die Anfangsschwierigkeiten hinweghelfen. Sven-Christian Graf hat mit diesem neuen Programm experimentiert. Kaum aus dem Thronsaal treffen die Königskinder den freundlichen König Bunt, der weiß, wie’s weitergeht. Navigation freihändig – wo man schon gewesen ist, darf man auch wieder hin. Software CSS 5/02 1

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Page 1: Fritz & Fertig – das Abenteuer Schachmustrum.de/artikel/fritzfer.pdfFritz & Fertig – das Abenteuer Schach Ein Lern-Adventure für Kinder »Papa, ich hab i hn u mgeschubst!«, ruft

Fritz & Fertig – das Abenteuer SchachEin Lern-Adventure für Kinder

»Papa, ich hab ihn umgeschubst!«,ruft die viereinhalbjährige Lisa aufge-regt, nur zehn Minuten, nachdem siedas erste Mal eine Computermaus be-dient hat. Auf dem Bildschirm liegtein Sumo-Ringer auf dem Rücken undstrampelt. Lisa strahlt, denn der vonihr bediente Fettkloß hat den Gegnervom Spielfeld gedrängelt. Die Trick-film-Sumos bewegen sich auf ihrerkarierten Matte »zufällig« wie die Kö-nige im Schach. Zwischen ihnen mussimmer ein Feld Platz sein, weil sie sodick sind. Nach ein paar Versuchen istSumo keine Herausforderung mehr.Egal, in Fritz & Fertig gibt es noch soviel Spannendes zu entdecken, weitergeht’s.

Erste SchritteFritz & Fertig fängt an wie ein

lustiger Trickfilm und ist zuerst einAbenteuerspiel, das mit Schach nuram Rande zu tun hat. Ein dürrer Lakaihält eine gereimte Rede und schonsteht man in einem Thronsaal. Aufsprachlich bedenkliche Weise (»Einweiser König, ... er war so weise,weißer geht’s gar nicht. Darum wurde

er König Weiß ge-nannt.«) führt das Pro-gramm in die Story.Der weise König Weißhat Langeweile undfliegt in den Urlaub.Die Regierungsge-schäfte, viel ist da an-geblich nicht zu tun,soll derweil sein Sohnerledigen, der kleineFritz. Zum Glück hatdieser seine FreundinBianca dabei, diemeint, das sei leicht zuschaffen. Biancas Rol-le entspricht im Spielder einer guten Ehe-

frau – danebenstehen und Fragen stel-len, die man sich selber nicht zu stellentraut. Kaum ist König Weiß davongedüst, überbringt der Lakai dem klei-nen Fritz eine Herausforderung zum

Schachduell von König Schwarz.Dummerweise hat Fritz gar keine Ah-nung von dem Spiel, dennoch machensich die Kinder auf den Weg zur Are-na, in der das Duell stattfinden soll.

Lisa folgt dem Geschehen, ohneden Blick abzuwenden; Kunststück,Trickfilme sind für sie so spannendwie die Planeten für Astrologen. Jetztist erstmals Interaktion gefordert;nach wenigen Sekunden hat sie ver-standen, was mit der Maus zu tun istund sie lotst die Königskinder aus demThronsaal.

Im Garten treffen sie einen freund-lichen Dicken, der angezogen ist wieJürgen von der Lippe: König Bunt, einalter Bekannter der Familie. Er weißeine Menge zu berichten über dielangjährige Fehde des dunklen Herr-schers mit der weißen Königsfamilie.Der Letzte, der den Fiesling vom Brettputzte, war nämlich der Opa von Fritz.Die entscheidende Partie bekommendie Königskinder auch gleich vorge-führt; sie gleicht erstaunlich der Un-sterblichen von Anderssen gegen Kie-seritzky.

Lisa hat schon manchmal mit Papasowas Ähnliches wie Schach gespieltund findet die Vorführung kein biss-chen langweilig, zumal die Figurenviel lustiger aussehen als auf einem

Welcher Schachspieler träumt nicht mehr oder weniger heimlich davon,dass gerade sein Kind einmal Großes leisten wird in der schwarz-weißenWelt der Könige und Bauern? Doch die wenigsten Kinder neigen dazu, sichdie Spielregeln durch bloßes Zuschauen anzueignen, wie Capablanca undKasparov es angeblich taten. Den Kleinen die Spielregeln beizubringenerfordert schon pädagogisches Talent und vor allem Geduld. Wenn Sie keinwiedergeborener Pestalozzi sind, kann das neue Lernprogramm vielleichtüber die Anfangsschwierigkeiten hinweghelfen. Sven-Christian Graf hatmit diesem neuen Programm experimentiert.

Kaum aus dem Thronsaal treffen die Königskinder denfreundlichen König Bunt, der weiß, wie’s weitergeht.

Navigation freihändig – wo man schon gewesen ist, darf man auch wieder hin.

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realen Brett. Die umfangreiche Hüb-ner-Analyse aus der Megabase hatChessBase aber weggelassen; sicherist das in Lisas Sinn. Vielleicht inter-essiert sie sich in ein paar Jahren maldafür.

Danach gibt’s wieder leichtereKost: Sumo-Ringen. Das ist witzig,aber auch kleine Kinder halten sichnicht allzu lange dabei auf. KönigBunt hat eine Menge guter Tipps fürFritz und Bianca und erzählt ihnen vonder Muckibude für Hirngymnastik, inder man seinen Denkmuskel trainieren

könne. Alle drei machen sich auf dieaberteuerliche Reise dorthin

Die nächste Station ist ein alterTurm. Hier wohnt Zitterlind McSpar-pfennig, die das brüchige Gemäuer ge-braucht erstanden hat und sich nunvon den dort zahlreich hausendenSpinnen terrorisieren lassen muss.

Bei einem kleinen PacMan-Spielsollen die Kinder die Gangart der Tür-me verstehen. Zitterlind steht in einemLabyrinth aus horizontalen und verti-kalen Gängen, in denen Geldstückeverstreut herumliegen, die es einzu-

sammeln gilt. Dummer-weise verfolgen eine mitden Levels steigendeZahl von Spinnen diefurchtsame Alte. Lisa hatdas sofort kapiert undsteuert die Figur auf An-hieb gekonnt durch dasLabyrinth. Jedenfalls solange, bis eine SpinneZitterlind erwischt. Diewirft die Arme hoch undkreischt markerschüt-ternd (an dieser Stelle dieEmpfehlung für einen se-paraten Verstärker undDrei-Wege-Boxen, IhreKinder wis-

sen fetten Sound hier wirk-lich zu schätzen). LisaszweieinhalbjährigeSchwester, die immer zu-sieht, kichert los. Lisaauch. Damit hat der ge-plante pädagogische Ef-fekt gewissermaßen eineNebenlösung; Lisa ver-sucht, sich so schnell wiemöglich von einer Spinneerwischen zu lassen, ohnesich um die herumliegen-

den Geld-stücke zukümmern.Bloßes Ab-warten dauertzu lange, damuss man den Tierchenschon entgegenlaufen –und so die Gangart derTürme lernen.

Als Nächstes kom-men die kleinen Fast-Schachspieler am trautenHeim des Königs Buntvorbei. Die kindgerechteBenutzerführung beginntsich auszu-wirken,denn kaum

sieht Lisa das Gartentor,ruft sie »Ich will da rein!«und wird ärgerlich, weildie drei erst nochschnacken müssen unddarum kein Mauszeigererscheint, mit dem sieaufs Tor klicken kann.Drinnen ist sie aber ent-täuscht, denn das Blu-menpflücken mit DameBunt findet sie langwei-lig. Vielleicht, weil sie esnicht auf Anhieb ver-

steht; die Gangart der Dame ist ja auchganz schön schwierig und immer denkürzesten Weg zu finden, wie es dasProgramm verlangt, nicht leicht. Je-denfalls mosert Lisa ungeduldig: »Ichwill endlich König Schwarz sehen.«Kein Problem, gehen wir eben weiter,die nächsten Stationen kühn am We-gesrand zurücklassend.

König SchwarzAn der Kampfarena lauert der Bö-

sewicht und beschimpft die drei Hel-den erstmal ein bisschen. Nur, wenndie Sprache auf seine Niederlage ge-gen Fritz’ Opa kommt, wird er etwas

ruhiger. Als König Schwarz zu Endelamentiert hat, geht’s weiter zurMuckibude. Aber das Tor lässt sichnicht öffnen, wir müssen zurück unddie fehlenden Übungen nachholen.»Ich will nicht noch mal KönigSchwarz sehen!«, sagt Lisa ängstlich,aber Papa ist ja dabei. Überhaupt ist esbei sehr kleinen Kindern nötig, dabei-zustehen und ihnen Tipps zu geben.

Beim Sumo gehts darum, den gegnerischen Fettkloßvon der Matte zu schubsen. Zum Glück stellt der sichnicht allzu clever an.

Der Trainingsraum von König Schwarz: Kloschüsselnzerdeppern macht süchtig.

PacMan in Zitterlinds Spinnenturm

Hier geht’s zum Schockemöhle-Parcours.

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Aber Fritz & Fertig dient ja ohnehinnicht dazu, die Kids stressfrei zu par-ken. Es ist sehr spannend, die Reaktio-nen der Kleinen zu beobachten, wiesie an die Probleme herangehen, wassie wie schnell begreifen.

Auf dem Weg zurück kommt Lisaam Bärental vorbei, wo die Bauern-kloppe zum Dorfalltag gehört. Jeweilsvier Bauern stehen sich auf einemMini-Brett gegenüber. Ziel ist es, ei-

nen der eigenen Heugabelträger bisauf die gegnerische Grundreihe zubringen. Hier muss man schon auf enpassant und Doppelschritt achten.Lisa versteht es nicht gleich, klicktaber schon von sich aus auf die Bau-ernhäuser, aus denen deren Bewohnerherausschauen und in lustigen Mund-arten bestimmte Teilaspekte erklären.

Die Bärentaler Bauernkloppe for-dert von Lisa eine kleine Umgewöh-nung – sie muss die Figuren mit derMaus greifen, auf das Zielfeld ziehenund erst dort die Maustaste loslassen.Das ist ein Problem, weil handelsübli-che Computermäuse für Kinderhände

viel zu groß sind. Lisamuss da mit beiden Hän-den zufassen. Ziehen perKlick aufs Startfeld undKlick aufs Zielfeld wärehier sicher kindgerechtergewesen. Abhilfe könnteeine spezielle Kinder-maus schaffen, die klei-ner ist, dazu hübsch bunt,aber im Ver-sand min-destens 19Euro kostet.Ergonomi-scher für dieKinder ist esallemal.

An König Schwarz’Trainingscamp kommendie Kinder auch vorbei,hier gilt es, die Bewe-gung der Läufer zu erler-nen. Eine Kugel rollt dia-gonal über ein Schach-brett und zerdeppert zu-fällig auftauchende Klo-schüsseln. Mit der Maussoll Lisa einen Blocker

bewegen, der die Kugelin eine andere Richtunglenkt, aber das Spiel istnoch etwas zu schnell fürsie, so dass sie keinenrechten Spaß dran hat.Ganz im Gegensatz zu ih-rem Papa, der zwei Stun-den lang Kloschüsselnkaputtmacht.

Der Reitplatz ist eineandere Geschichte. Klei-ne Mädchen lieben Pfer-de. Diese hier scheinenaber sehr störrisch zu seinund hopsen nur auf ganzbestimmte Weise überdie Hinder-

nisse. Lisa braucht eineWeile, dann aber schafftsie die leichteren Aufga-ben. Am Ende wird’saber schwierig, denn keinZug darf verschenkt wer-den. Die vielen Barrierenverwirren Lisa und siespielt lieber wieder Bau-ernkloppe.

Das Schöne an die-sem Adventure ist, dasssich die Kinder frei darinbewegen können undnicht an eine starre Rei-henfolge gebunden sind.

Lisa guckt sich zuerst mal alles an undspielt nur, was ihr gerade Spaß macht.Der Rest wird schon noch kommen,schließlich haben wir Fritz & Fertigerst eine Woche und Lisa ist noch soklein. Dafür hat sie schon eine ganzeMenge entdeckt und ist begeistert. Nurin die Muckibude darf sie erst, wennalle Aufgaben gelöst sind.

Die Muckibude

Haben Sie jemals einen asiatischenPrügelfilm gesehen? Ein reicher Fies-ling tötet den Vater des Helden, verge-waltigt die Mutter und verschwindetdann hämisch lachend. Van Damme,Eric Roberts oder wer auch immerbesucht dann ein Dojo, das einem al-ten Kampfsportmeister gehört (der mitdem betreffenden Fiesling auch nocheine Rechnung offen hat), trainierenjahrelang hart, bis das Blut zu denOhren herausfließt und nimmt grausa-me Rache an dem Bösewicht, wobeiim Vorfeld meist noch einige hundertzufällig im Weg Stehende über dieKlinge springen müssen.

Im Bärental kloppen sich die Bauern.

In der Muckibude geht’s nicht so martialisch zu – dieKanalratte Fred trainiert Grundwissen an.

Das Schwergewicht ist die letzte Station vor demgroßen Show-down.

Schlägt die Gripswaage bis ganz oben aus, hat KönigSchwarz bald ausgespielt.

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Diesem Konzept folgt in etwassublimierter Form auch Fritz & Fer-tig. Beim Schach geht’s allerdingsnicht so blutig zu, das Dojo ist eine ArtTurnhalle (aber mit Boxring) und derweise Meister die Kanalratte Fred Fer-tig. Der hat König Schwarz schon malbesiegt, darum hat dieser auch überallin seinem Schloss Rattenfallen aufge-stellt.

Nach all den kleinen Spielchenwird’s jetzt ernst. In der Muckibudegeht es um Schach. In drei Gewichts-klassen trainieren die Königskinder.Zuerst, im Leichtgewicht, erklärt FredFertig die Gangart der einzelnen Figu-ren. Dann folgen ein paar Aufgabenzum gerade geübten Thema, deren Lö-sung einen hübschen Pokal einbringt.Wurden alle Figuren behandelt, geht’sauf die Gripswaage und die Kanalrattestellt fest, dass nun das Mittelgewichtansteht. Hier wird’s schon komplizier -ter, es geht um Remis-Regeln, Eröff-nungsstrategie, Rochade und ganzeinfache Mattaufgaben.

Im Schwergewichtsollte man dann schonrichtig fit sein. ImSchlagtraining sind invorgegebenen Stellun-gen alle Schlagzügeherauszufinden. Nacheiner Minute istSchluss. Um hier denHighscore zu knacken,muss man sich richtigMühe geben. Mattauf-gaben gibts im Schwer-gewicht auch, es gehtum typische Mattbilder,die das Auge der zu-künftigen Tals schulensollen. Wie viel die ein-zelnenFiguren

wert sind, bekommendie Lernenden aucherklärt, dann gehtszum Spielautomaten.Der zeigt eine be-stimmte Zahl an, fürdie der Übende Figu-ren entsprechend ihrerWertigkeit »kaufen«kann – allerdings nichtmehrere Damen oderdrei Türme, nurGrundmaterial. DerComputer stellt sichebenso seine Mann-schaft zusammen undes gibt ein richtigesSpiel.

Um in der Muckibude bestehen zukönnen, sollten die Kinder lesen undrechnen können, sonst wird’s trotz derverbalen Erläuterungen von Fred Fer-tig schwer. Schlägt die Gripswaage bisoben aus, sind die Königskinder zumDuell bereit, Fred hat ihnen alles bei-gebracht, was sie wissen müssen, um

König Schwarz gegen-überzutreten.

Das DuellIn der Arena geht’s

feierlich zu. Der Lakaikündigt das Match an,König Schwarz lässtnoch ein paar Sprüchevom Stapel, dann mussFritz (beziehungsweisesein Bediener) zeigen,was er gelernt hat. WerKönig Schwarz schla-gen will, sollte abermindestens 1000 DWZ-Punkte haben, denn

ganz doof ist der finstere Rattenjägernicht. Die Kommentare beim Spiel ge-ben schon mal einen kleinen Ausblickauf die Geräuschkulisse der späterenBlitzturniere im Schachklub (»Habich dich!«, »Schach, du Nase!«).

Nachdem König Schwarz die ver-diente Niederlage erlitten hat, dürfendie Königskinder auf einem Podeststehen, der Lakai hält eine Laudatiound das Spiel ist zu Ende. Na ja, nichtwirklich, denn jederzeit kann weiter-gespielt werden. Aber wer KönigSchwarz regelmäßig besiegt, kannauch schon mit in den Schachklub ge-hen. Und sei es nur um zu lernen, dassman auch mit den schwarzen SteinenSchach spielen kann.

Nüchtern betrachtetEntwickelt hat das Programm der

Terzio-Verlag in Zusammenarbeit mitChessBase. Geliefert wird es auf einerkopiergeschützten CD, die leider im-mer im Laufwerk liegen muss, wenndie Kinder spielen wollen, weil dasInstallationsprogramm nicht alle Da-teien auf die Platte kopiert und diesedaher von CD nachgeladen werdenmüssen.

Das Schachprogramm ist ein spe-ziell angepasster Fritz mit aktivierter»Ich-mache-Fehler«-Option, um denKindern auch Erfolgserlebnisse zugönnen. Drei Gegner unterschiedli-cher Stärke warten darauf, herausge-fordert zu werden: König Schwarz,Fred Fertig und König Bunt. Letztererlässt auch mal die Dame stehen, wäh-rend man sich gegen König Schwarzetwas mehr Mühe geben muss. DieSpielstärke von Fred Fertig ist in zehnStufen regelbar und wenn man denMaximalwert einstellt, spielt die Ratte

An der Slotmachine sucht man sich eine Hand vollFiguren zusammen und spielt damit schon richtigSchach.

High Noon – dieses Schachbrett ist nicht groß genug füruns beide!

Die verspielten Comic-Figuren kann man auf Knopfdruckin »richtige« umtauschen.

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stärker als König Schwarz. KönigSchwarz und König Bunt kann man inder Spielstärke nicht verändern.

Wenn den Kindern die Comic-Schachfiguren nicht mehr gefallen,können sie mit einem Mausklick»richtige« Figuren aufs Brett zaubern,die aussehen wie der 2-D-Figurensatzvon Fritz.

Zu Fritz & Fertig gehört auch einZugang zum ChessBase-Server, aufdem die Kinder jeden Monat in einemspeziellen Raum ein neues Rätsel vor-gesetzt bekommen.

Die Highscores der einzelnenSpiele liegen als Text-Dateien im In-stallationsverzeichnis. Mit nur einemkleinen bisschen krimineller Energieausgestattete Kinder werden also insämtlichen Spielen immer Fabelre-korde erzielen können. Auch alle an-deren Daten landen schön übersicht-lich im Klartext auf der Platte. DasPraktische daran ist, dass man seineSpielstände durch simples Kopierenauf einen anderen Rechner übertragenkann. Lisa spielt jedenfalls auch beiOma und Opa auf Papas Laptop Fritz& Fertig.

FazitLisa verzichtet für Fritz & Fertig

manchmal sogar auf ihre geliebte Se-samstraße. Das Programm macht ein-fach mächtig Spaß. Nicht nur denKleinen, auch den Eltern, die sich beiZitterlind McSparpfennigs Spinnenla-byrinth vielleicht an ihre Jugend amPacMan-Automaten erinnert fühlenoder stundenlang Kloschüsseln zer-deppern. Kinder ab vier werden spie-lerisch an das Schachspiel herange-führt und merken gar nicht, wie kom-pliziert die Regeln eigentlich sind.Lisa ist vielleicht noch zu klein, umalle Feinheiten zu durchschauen, abersie spielt mit Begeisterung. In einemJahr wird sie wahrscheinlich den fie-sen König Schwarz schlagen. Undwenn nicht, dann doch wenigstens ihreMutter, wenn die nicht auch heimlichin der Muckibude trainiert.

Bevor Sie Ihre Kinder in die aben-teuerliche Welt von Fritz & Fertigschicken, sollten Sie aber für ein ent-sprechendes Umfeld sorgen. GuterSound ist zwingend erforderlich undeine kindgerecht dimensionierte Maus

sollte das Budget auch noch hergeben.Geben Sie sich bitte nicht der Illusionhin, die Kinder würden still und fried-fertig spielen und Sie könnten sichderweil ausruhen. Gerade kleinerenKindern sollte ein Elternteil über dieSchulter sehen, Lob verteilen und Hin-weise geben. Ansonsten wird ohnehinjede Menge ruhestörendes Jubelge-schrei erschallen.

Eine Langzeitwirkung dürfte sein,dass spielstarke Kinder die Schach-vereine stürmen, denn Schach zu ler-nen ist mit Fritz & Fertig viel einfa-cher und unterhaltsamer als je zuvor.Dummerweise kann man nur mitWeiß spielen, sodass also noch Hand-arbeit erforderlich ist, um den Kleinenbeizubringen, dass man auch mal mitSchwarz spielen muss.

Weitere Spätfolgen sind nochnicht abzusehen – ob sich die heutestaunenden Knirpse später zu freund-lichen Spielern mit König-Bunt-Lä-cheln entwickeln oder zu hochmoti-vierten Mini-Russen, die in jedemGegner König Schwarz vernichtenwollen, werden wir erst in ein paarJahren wissen.

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