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FRAKTUREN Inhaltsverzeichnis FRAKTUREN ..................................................................................................................................... 1 Allgemeine Informationen rund um Knochen und Frakturen ........................................................ 2 Wichtige Grundsätze für Knochenheilung und Therapie............................................................2 Genesung nach einer Fraktur........................................................................................................... 3 Frakturarten......................................................................................................................................4 Heilungstypen.................................................................................................................................. 4 Frakturen und Therapie........................................................................................................................ 5 Frakturen der Phalangen.................................................................................................................. 5 Frakturen der Metacarpalia..............................................................................................................6 Frakturen der Carpometacarpalia.....................................................................................................8 Distale Radiusfrakturen................................................................................................................... 8 Distale Radiusfraktur mit K-Draht..............................................................................................9 Distale Radiusfraktur mit ORIF (open reduction intern fixation) ...........................................12 Literaturverzeichnis............................................................................................................................ 16 © Handtherapie Burgenland · Florentina Van Ginneken · 2015 1

FRAKTUREN - handtherapie-bgld.at · Frakturen des proximalen Phalanx Klassische Anzeichen einer Fraktur (rubor, calor, dolor, tumor, functio laesa) sind bei Handfrakturen nicht immer

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FRAKTUREN

InhaltsverzeichnisFRAKTUREN .....................................................................................................................................1

Allgemeine Informationen rund um Knochen und Frakturen ........................................................2Wichtige Grundsätze für Knochenheilung und Therapie............................................................2

Genesung nach einer Fraktur...........................................................................................................3Frakturarten......................................................................................................................................4Heilungstypen..................................................................................................................................4

Frakturen und Therapie........................................................................................................................5Frakturen der Phalangen..................................................................................................................5Frakturen der Metacarpalia..............................................................................................................6Frakturen der Carpometacarpalia.....................................................................................................8Distale Radiusfrakturen...................................................................................................................8

Distale Radiusfraktur mit K-Draht..............................................................................................9Distale Radiusfraktur mit ORIF (open reduction intern fixation) ...........................................12

Literaturverzeichnis............................................................................................................................16

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Allgemeine Informationen rund um Knochen und Frakturen

Wichtige Grundsätze für Knochenheilung und Therapie

1. Knochen passt sich durch Wachstum und Training an Belastung an.Spezielle Zellen, nämlich Osteoblasten (Aufbau) und Osteoklasten (Abbau) sorgen für die Anpassung aufgrund von mechanischer Belastung

2. Neben speziellen Reizen, sind auch Hormone wichtig beim Knochenaufbau.Wachstumshormone, Schilddrüsenhormone und Geschlechtshormone bestimmen mitunter die Form und die Belastbarkeit des Knochens:

• Somatotropisches Hormon (Hypophyse)• Insulin-like Growth Factor (Leber) Knochenwachstum• Thyroxin (Schilddrüse)

• Testosteron (Testis)• Östrogen (Ovarium, Plazenta) Geschlechtshormone• Androgene (Nebenniere)

• Calcitriol / Vitamin D3 (Leber / Niere)• Parathormon (Nebenniere) Calciumregulation• Calcitonine (Schilddrüsen-C-Zellen)

3. Knochen sind gut durchblutet.

4. Die Kombination aus Knochenkalk und Kollagenfasern gibt dem Knochen seine Konsistenz.Durch Verminderung von Kalk wird der Knochen biegsam, durch Verminderung von Kollagen wird Knochen brüchig.

5. Die Knochenstruktur ist abhängig von Ort und Funktion.Es wird zwischen dem massiven Knochenmaterial compacta und dem schwammartigen spongiosa unterschieden. Compacta bietet großen Wiederstand gegen Verformung bei Beuge- und Rotationskräften. Spongiosa hingegen hält große Druck- und Kompressionskräfte aus.

6. Immobilisation hat unweigerlich Knochenabbau zur Folge.Da die im inneren des Knochens umschlossenen Osteozyten keine Signale an die Osteoblasten senden (wozu mechanische Kräfte notwendig sind), werden die Osteokasten beim Zellabbau nicht mehr gehemmt. Spongiosa wird hierbei schneller abgebaut als Compacta.

7. Dynamische Knochenbelastung als AufbaureizStatische Belastung des Knochens hat nur wenig Effekt auf den Knochenaufbau, da beinah keine Flüssigkeitsströmung entsteht.Umso wechselnder die Bewegung (Druck-/Zugkräfte), umso effektiver der Knochenaufbau.

8. Ein Knochen steht nie für sich alleinUnsere Knochen haben keinen Schwebezustand innerhalb des Körpers. Bei der Therapie sind somit immer die umliegenden Weichteile mitzubedenken. Verklebungen der Sehnen sind möglichst zu vermeiden.

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Genesung nach einer Fraktur

Für das menschliche Überleben ist die Knochenheilung im allgemeinen wichter als die Heilung von Weichteilen, wodurch die Fähigkeit der Genesung auch gut entwickelt ist. Zentral bei dieser Knochenwiederherstellung ist die schnelle Überbrückung mittels callus, die zwei Knochenteile wieder mit einander verbindet.

• EntzündungsfaseDirekt nach dem Bruch blutet auch Knochen sehr stark, wodurch Schwellung entsteht undder Entzündungsprozess startet. Die Hämatombildung wird in der Literatur alsVorraussetzung für die weiteren Genesungsfasen gesehen.

Dauer: Abhängig von Schadensausmaß ungefähr 2 - 5 Tage.

• ProliferationsfaseIn dieser Fase findet die Callusbildung statt.

Die ersten Anzeichen von Reparatur sind histologisch schon nach einem Tag nachweisbar.Dann beginnen sich die ruhenden Aufbauzellen stark zu teilen. Nach zwei Tagen dringenkleine Aderchen aus dem Periost und dem Knochenmark in das Hämatom. Ab dem 4. Tagsind kleine Inseln aus Chondroblasten (knorpelbildende Zellen) und Osteoblasten sichtbar.Am Ende der ersten Woche ist ein callus sichtbar. Die Mineralisation geschieht erst später,was bei der röntgenologischen Kontrolle beachtet werden muss.

In Gebieten mit verminderter Durchblutung, wird hauptsächlich Knorpel gebildet, währendbei guter Durchblutung die Knochenbildung schnell startet. Dies ist vor allem bei instabielenFrakturen zu beachten.

Dauer: Abhängig von einer Vielzahl Faktoren und variieren dadurch von einigen Wochen biszu Monaten.

◦ Ernst der Fraktur◦ Knochenart◦ Durchblutung◦ Ernährungszustand des Patienten◦ Alter

• RemodellierungsfaseDer knöcherne Callus ist jetzt stark genug, um den verwundeten Körperteil wieder gebrauchen zu können. Durch die alltägliche Bewegung bekommt der Knochen erst den Input den er braucht, um die Struktur an diese Belastung anpassen zu können. Der Callus wird nun langsam wieder abgebaut. Bis der Knochen seine ursprüngliche Form hat, kann es jedoch Monate bis Jahre dauern. Der Abbau ist für eine reibungsfreie Funktion der umliegenden Muskeln unabdingbar.

Entzündungen von Muskeln oder Reizungen von Nerven können in Reibung mit dem Calluszu Stande kommen.

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Frakturarten

Für die Klassifikation der Frakturen gibt es verschiedene Möglichkeiten. Die hier beschriebenen sind für die Hand am häufigsten vorkommend. Eine deutliche Kommunikation mit dem jeweiligen Chirurgen ist jedoch unabdingbar.

Nach Art:

• Avulsionsfraktur (Abrissfraktur)• Querfraktur • Schrägfraktur• Spiralfraktur (Aufgrund von Rotationskräften)• Kompressionsfraktur (Kompression von spongiosem Knochen)• Komminutivfraktur (Trümmerfraktur)

nach Ort;• Intra- / Extraartikulär• Basis• Diaphyse• Subcapital• Caput

Integrität der bedeckenden Weichteile / Stellung der Frakturenden• offen / geschlossen • disloziert / nicht-disloziert

Heilungstypen

Die Art der Genesung ist abhängig von der jeweiligen Fixationsmethode.

Primäre Genesung

• Kompression (Verminderung des Gaps) und Stabilität (Bewegungsminimierung) sind die zwei Hauptpunkte bei diesem Typus.

• Wird auch contact healing, gap healing oder direct union genannt.• Schrauben, Platten oder Drähte bilden einen externen Callus.• Genesung dauert ca. 5-6 Wochen bevor neue Mineralisation stattfindet (CAVE: nicht stark!)

erst unter Belastung wird der Knochen auch stärker.Vorteile:

• Vermeidung von periferer Callusbildung• Frühe Mobilisation• Präzise anatomische Verkürzung möglich• Kontrolle über Wundgebied und Ödem

Sekundäre Genesung

• Wird auch callus healing, indirect healing oder enchondral ossification genannt.• Geordneter Heilungsprozess über die 3 Fasen der Wundheilung• natürliche Callusbildung• geschlossene Wundheilung oder durch semiregide Fixation (K-Draht, externe Fixation,

Bolzen)• Kompressionsfrei• schmaler Grad zwischen positiver Bewegung und negativer (zu viel) Bewegung.• Braucht immer Immobilisation

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Frakturen und TherapieIm Folgenden sind sowohl wichtige Frakturen als auch deren mögliche Therapie beschrieben. Das genaue Behandlungsprotokoll ist jedoch IMMER abhängig von der jeweiligen Gesamtsituation des Patienten (Arten / Anzahl der Frakturen, psychische Belastbarkeit, etc.) und der Anordnung des jeweiligen Chirurgen.

Frakturen der Phalangen

Die klassischen Kennzeichen (tumor, dolor, abweichender Stand, functio laesa)sind nicht immer anwesend bei Handfrakturen. Manchmal sind auch Krepitationen oder Instabilität feststellbar.

Rotationen und Abweichungen der Achse sind am besten festzustellen mit MCPs in 90° und IPs gestreckt. Hier sollten die Fingernägel ungefähr parallel zueinander sein.

Konservative Behandlung

Bei: • Extra-artikulären Fraktruen • niet-gedislozierten Frakturenden• Quer- oder Schrägfrakturen

Oder:• dislozierte Frakturen, die jedoch nach Reposition stabiel sind.

Hierbei muss jedoch eine Immobilisation im Intrinsic-Plus Stand möglich sein. (langfristige Immobilisation in einer anderen Haltung führt zu Kontrakturen!)

Nicht-dislozierte Frakturen der Phalangen können manchmal mittels living-splints oder buddy-taping behandelt werden.

Dauer: 2-3 WochenTraining: unbelastetCAVE: sekundäre Dislozierung durch Muskeltonus möglich! Röntgen nach 1 Woche!

Operative Behandlung

Jede Fraktur der Phalangen, welche nicht im Intrinsic-Plus Stand bleibt, muss operativ behandelt werden.

Weitere Indikationen:• Intra-Artikuläre Frakturen • Spiral- / Komminutive / Schrägfrakturen mit Verkürzung / offene Frakturen • begleitende Weichteilverletzungen; v.a. Sehnen oder neurovasculäre Verletzungen

Spezielle Frakturen

Condylfrakturen

Condylfrakturen werden oftmals unterschätzt. Eine perfekte Reposition ist notwendig um die Funktionalität des IP zu erhalten!

Avulsionsfraktur

Avulsionsfrakturen können ein Zeichen dafür sein, dass Extensorsehnen, die palmare Platte oder einkollaterales Ligament betroffen ist.

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Frakturen des proximalen Phalanx

Klassische Anzeichen einer Fraktur (rubor, calor, dolor, tumor, functio laesa) sind bei Handfrakturen nicht immer sichtbar.

Konservative Therapie• extra-artikuläre• nicht-dislozierte (können manchmal mit Buddy-taping behandelt werden → 2-3 Wochen)• Quer- oder Schrägfrakturen• dislozierte Frakturen die nach Reposition stabil sind und im intrinsic-plus immobilisiert

werden können. CAVE: Dislozierung durch Muskeltonus möglich! Röntgen nach 1 Woche.

Operative Behandlung• intra-artikuläre• Spiral- / Komminutivfrakturen• alle Frakturen die nicht im Intrinsic-Plus stabil immobilisiert werden können• Schrägfrakturen mit Verkürzungen • offene Frakturenden• begleitende Weichteilverletzungen (v.a. Nerven und / oder Sehnen)

Frakturen der Metacarpalia

Frakturen der Metacarpalia werden meistens durch direkte Traumata verursacht. Zu sehen sind meistens Schwellung, Schmerz, functio laesa und manchmal auch Höhenverlust des Knöchels (Metacarpalbogenverlust). Rotationsabweichungen müssen unbedingt korrigiert werden, da 5° Rotationsabweichung schon 1,5cm scheren der flektierten Finger ergeben kann. Diese Abweichungen werden hauptsächlich in MC II und V gesehen, da dort nur eine einseitige Fixation durch intermetacarpale Ligamenten anwesend ist.

Konservative Behandlung

Einfache Quer- oder Schrägfrakturen können, sofern sie nach Reposition stabil sind, konservativ behandelt werden. Rotationsabweichungen können, wie schon erwähnt, nicht akzeptiert werden.

Akzeptable Angulation: MC II und III max. 10°MC IV max. 20° MC V max. 30°subcapitale Frakturen (Boxerfraktur), dorsale Angulation von 40° akzeptabel

Therapie: Gips wobei Handgelenk in 20° Dorsalflexion und Finger in Instrinsic-Plus für 2-3 Wochen

Operative Behandlung

Operativ werden Quer- oder Schrägfrakturen mit Rotationsabweichungen, offene Frakturen, dislozierte-instabile und intra-artikuläre Frakturen behandelt, außerdem Frakturen mit schwerem Weichteilschaden.

Spezielle Frakturen

Bennett Fraktur

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= intra-artikuläre Luxationsfraktur der Basis von MC I. Durch Zug des APL subluxiert MC I nach proximal. Dies wird meistens operativ behandelt.

Reversed Bennett Fraktur

= Luxationsfraktur der Basis von MC V. Durch Zug des ECU luxiert MC V nach proximal. Auch diese Fraktur wird meistens operativ behandelt.

Rolando Fraktur

= Komminutive, intra-artikuläre Fraktur des MC I. Die Behandlung erfolgt operativ.

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Frakturen der Carpometacarpalia

Für alle Frakturen im Bereich des Carpus ist neben einer röntgenologischen Untersuchung auch ein CT notwendig, da eine Dislozierung auf Röntgenfotos nur schlecht zu erkennen ist.

Nicht-dislozierte und stabile Frakturen können mit Gipsimmobilisation (ca. 6 Wochen) behandelt werden.

Scaphoidfrakturen

Frakturen des Scaphoids werden häufig übersehen, weshalb es auch am Therapeuten liegt, bei umliegenden Frakturen auch eine Scaphoidfraktur so gut wie möglich durch Palpation auszuschließen.

In der Unfallgeschichte findet sich meistens ein Sturz auf die ausgestreckte Hand oder ein Schlag mit der Faust.

Untersuchung

Typisch für Scaphoidfrakturen sind eine starke Schwellung und Druckschmerz bei der tabatière anatomique. Schwellung des gesamten Handgelenks ist möglich, auch schwer zu lokalisierender Schmerz. Manchmal findet sich spezifischer Achsendruckschmerz am ersten Strahl.

BehandlungStabile Frakturen des Scaphoids sind nur inkomplette oder Frakturen des Tuberculum des distalen Drittels. Der distale Teil muss jedoch 8 Wochen immobilisiert werden. Zur Feststellung der Dislozierung muss unbedingt auf ein CT zurückgegriffen werden.

Distale Radiusfrakturen

15% aller Frakturen sind distale Radiusfrakturen. Auch hier ist meistens ein Sturz auf die ausgestreckte Hand grundlegend. Begleitverletzungen von Ellbogen und Schulter sollten unbedingt ausgeschlossen werden, ebenso wie Scaphoidfrakturen.

Typ I= extra-artikuläre Fraktur.

• < 5° Veränderung der normalen Gelenkoberfläche auf lateralem und auch des Neigungswinkels der AP-Röntgenaufnahme.

• 6 Wochen Unterarmgips

Typ 2= extra-artikuläre, dislozierte Fraktur

• < 2mm Verschiebung, < 5mm Verkürzung, 15° Angulation und wenig Komminution.• Radiocarpales Gelenk ist nicht betroffen• Ein machen Fällen mit Gipsimmobilisation zu behandeln. Oft jedoch operativ.

Typ 3:

= intra-artikuläre Fraktur• selten• 6 Wochen Unterarmgips

Typ 4:= intra-artikuläre, dislozierte Frakturarten

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• bei Instabilität nach Reposition muss oft spongioser Knochen zugefügt werden in Kombination mit interner und/oder externer Fixation.

Distale Radiusfraktur mit K-Draht

Direkt nach Trauma:K-Drähte werden mit einem Unterarmgips kombiniert, wobei die MCPs frei beweglich bleiben müssen.Instruktionen an den Patienten:

• Ödemprävention (Hochhalten)• Aktive Bewegung von Schulter, Ellbogen und Finger, wobei ein vollkommener Faustschluss

bzw. das Anspannen und Erhalten der Länge der intrinsischen Muskulatur im Vordergrund stehen.

• Hand darf nur bei leichten Aktivitäten (<0,5 kg) eingesetzt werden.• Vit. C (500mg/Tag 50 Tage lang) als CRPS-I Prävention wird angeraten. •

Kontrolle nach 1 Woche bei dislozierten Frakturen:Röntgenbild (PA + lateral)

Kontrolle nach 4 Wochen:sofern indiziert werden nochmals Röntgenbilder genommen (PA + lateral)Desweiteren wird der Gips abgenommen und ev. Die K-Drähte entfernt.Ein Großteil dieser Patienten braucht keine weitere Therapie. Eine Verweisung bei normaler Handfunktion ist somit nicht notwendig.Überweisungen sind indiziert bei:

• Mobilitätsproblemen von Schulter, Ellbogen und / oder Finger (in den ersten 4 Wochen) und/oder Handgelenk (nach 4 Wochen)

• Bei Problemen die Mobilität zu erhalten oder zu verbessern (auch psychische Komponente beachten!)

• Große Schmerzen und Ödem („Würstlfinger“)• Unpropotionale Schmerzen• CRPS I Symptome• Inadäquater Coping-Stil•

Therapie Woche 0-4 (Schutzphase)

Ziel:• Schutz der Fraktur • Voller Faustschluss• Ödemprävention /--bekämpfung• Mobilitätserhaltung der oberen Extremitäten

Übungen:• Aktive max. Flexion / Extension der Finger. Sofern notwendig passiv unterstützen.

(voller Faustschluss in der 1. Woche)• Aufmerksamkeit auch auf den Erhalt des 1. Web (Daumen) richten• Intrinsische Muskulatur trainieren• Sofern möglich Pro- / Supination (oft eingeschränkt bei Avulsionsfrakturen des proc.

styloideus ulnae, Verletzungen des TFCC und bei distalen antebrachii Frakturen,

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sowie bei einem dislozierten distalen Radius wodurch Reibung im DRU Gelenk entstehen kann.

• Aktive Flexion / Extension des Ellbogens.• Aktive Exorotation, Abduktion und Anteflexion der Schulter.

Ausführung:Kurze frequente Übungseinheiten (so möglich aktiv) mit erhobener Hand Patient direkt aktiv ausführen lassen und die Bewegung beurteilen.Bei Verwendung einer Mitella muss vermieden werden, dass der Patient den Arm zu passiv hält.

Funktionalität:Praktische Probleme im ADL müssen so möglich gelöst werden. CAVE: Bei Patienten mit Gehilfen muss kontrolliert werden ob diese ohne Belastungdes Handgelenks eingesetzt werden können.

Ödem:persistierende Ödeme sind die wichtigste Ursache für Schmerz und

Mobilitätsverlust! Geradezu fanatische Ödemreduzierung ausführen! (Elevation und aktive Übungen)Kontrolle der Handhalten bei Sitzen, Gehen, Liegen, Schlafen!Therapiemöglichkeiten: retrograde Massage, Coban, Druckhandschuh

Messung:• Goniometrie• VAS • Umfangsmessung

Komplikationen:Risikopatienten sind diejenigen die viel Schmerz, unproportionalen Schmerz erfahren, viel Ödem und schlechte Mobilität haben, Patienten die viele Einschränkungen erfahren und Probleme beim Coping haben.

Rücksprache mit dem Chirurg ist zu halten wenn:• persistierende Schmerzen und / oder Ödem • cyanose Finger • unproportionalen Schmerzen• CRPS I – Bild • Sensibilitätsprobleme: akute CTS oder n. radialis superficialis Störung bei K-

Drähten• Mögliche Sehnenverletzungen• Anzeichen von Tendinitis / Tenosynovitis

Woche 4 (Schutzphase)Ziel:

• Schutz der Fraktur • Voller Faustschluss• Ödemprävention /--bekämpfung• Mobilitätserhaltung der oberen Extremitäten• Aufbau Muskulatur und Kraft • ADL erhöhen bis vollkommene Einsetzbarkeit der Hand

Übungen:• Aktive max. Flexion / Extension der Finger. Sofern notwendig passiv unterstützen.

(voller Faustschluss in der 1. Woche)• Aufmerksamkeit auch auf den Erhalt des 1. Web (Daumen) richten

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• Intrinsische Muskulatur trainieren• Sofern möglich Pro- / Supination • Aktive Flexion / Extension des Ellbogens.• Aktive Exorotation, Abduktion und Anteflexion der Schulter• Aufbau der Kraft durch gezielten Übungsaufbau

Ausführung:Kurze frequente Übungseinheiten (so möglich aktiv) mit erhobener Hand Patient direkt aktiv ausführen lassen und die Bewegung beurteilen.Bei Verwendung einer Mitella muss vermieden werden, dass der Patient den Arm zu passiv hält.

Funktionalität:Praktische Probleme im ADL müssen so möglich gelöst werden. CAVE: Bei Patienten mit Gehilfen muss kontrolliert werden ob diese ohne Belastungdes Handgelenks eingesetzt werden können.

Ödem:persistierende Ödeme sind die wichtigste Ursache für Schmerz und

Mobilitätsverlust! Geradezu fanatische Ödemreduzierung ausführen! (Elevation und aktive Übungen)Kontrolle der Handhalten bei Sitzen, Gehen, Liegen, Schlafen!Therapiemöglichkeiten: retrograde Massage, Coban, Druckhandschuh

Schiene:Bei Neigung zur Flexion oder Deviation kann eine Cock-Up-Schiene erstellt werden.Meistens sind Konfektionsschienen ausreichend.Bei starken Ödemen oder nur schwer positionierbaren Händen ist eine custom-made-Schiene angebracht.

Messung:• Goniometrie• VAS • Umfangsmessung

Komplikationen:Sofern AROM und PROM, trotz Intensivierung des Übungsschemas, nach 2 Wochennicht zunehmen, muss ev. eine Redressionsschiene gemacht werden.

Im Prinzip ist das Handgelenk nach 2 Monaten wieder belastbar.

Externer Fixateur in Kombination mit K-DrähtenBei dieser Behandlungsmethode gelten die gleichen Richtlinien wie bei normaler Versorgung mit K-Drähten.Der Fixateur wird nach 4-6 Wochen entfernt. Durch den Fixateur entsteht oftmals eine zusätzliche Steifheit im radiocarpalen und den intercarpalen Gelenken. Manchmal wird auch eine Funktionseinschränkung des MCP II Gelenks sichtbarDer externe Fixateur verlangsamt in der Regel die Knochenheilung. Wichtig für den Patienten:

• Bei starker Sonneneinstrahlung kann der Fixateur sehr heiß werden (Metall)!• Der Patient darf mit dem Fixateur nicht schwimmen.• Erhöhung der Handhygiene• Versorgung wie vom Chirurgen vorgegeben mit dem Patienten wiederholen und

kontrollieren.• Nach der Entfernung des Fixateurs können die Wunden nachbluten. Nach 1 Tag

sollte die Blutung gestoppt sein.

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• Auto-/Motorradfahren, Sport, Haushalt und heben sind nicht erlaubt.

Komplikationen:• (Nach-)Blutungen, Infektionen, Thrombose, etc.• Infektionen rundum den Fixateur

Messung (1x/Woche in den ersten 6 Wochen):• Goniometrie• VAS • Umfangsmessung• Sensibilität

(1x/Woche in den ersten 6 Wochen)Messung nach 3, 6 und 12 Monaten:

• AROM und PROM• VAS / NRS• Kraft • DASH• Zufriedenheit• Return to work / hobbys• ev. Komplikationen

Distale Radiusfraktur mit ORIF (open reduction intern fixation)

Bei distalen Radiusfrakturen ist eine CRPS I Prävention mittels Vitamin C zu starten. (500mg / Tag, 50 Tage lang)

Präoperativ

Ein einmaliger Besuch bei einem Handtherapeuten ist wünschenswert, um Übungsinstruktionen zu geben. Diese beinhalten:

• Ödemreduzierende Maßnahmen (Hand hoch halten)• Bewegen der Finger, des Ellbogens und der Schulter• nicht belasten der Hand

Postoperativ

Sofern das Handgelenk mit einem Druckverband gestützt wird, muss bei Neigung zur Flexion oder Deviation erwägt werden eine Handgelenkschiene / Gips anzulegen.

Für die Therapie sind der OP-Bericht mit den Instruktionen des Chirurgen inklusive Belastbarkeit des Handgelenks und prä-und postoperative Röntgenbilder unerlässlich.

Sollte CRPS I bereits festgestellt sein, sind NSAID's, DMSO (Dimethylsulfoxid 50%) creme oder Spraybehandlung indiziert. Eine psychologische Betreuung sollte mit dem Patienten besprochen werden.

TherapieWoche 0-2

Ziel: • Schutz der Fraktur und Osteosynthese• vollkommener Faustschluss• Ödemreduzierung

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• Start Mobilisation des Handgelenks Übungen:• 1 Tag nach OP kann begonnen werden mit unbelasteten Übungen für das

Handgelenk• Aktive maximale Flexion / Extension der Finger; sofern notwendig passiv

unterstützen (vollkommener Faustschluss innerhalb 1 Woche)• Intrinsische Muskulatur anspannen und Länge behalten• Aktiv unbelastet Flexion / Extension, Pro-/Supination, radial und ulnär Flexion• Aktive Exorotation, Abduktion und Anteflexion der SchulterAusführung:Kurze frequente Übungseinheiten (so möglich aktiv) mit erhobener Hand Patient direkt aktiv ausführen lassen und die Bewegung beurteilen.Bei Verwendung einer Mitella muss vermieden werden, dass der Patient den Arm zu passiv hält.Schiene:Bei Neigung zur Flexion oder Deviation kann eine Cock-Up-Schiene erstellt werden.Meistens sind Konfektionsschienen ausreichend.Bei starken Ödemen oder nur schwer positionierbaren Händen ist eine custom-made-Schiene angebracht.Funktionalität:Praktische Probleme im ADL müssen so möglich gelöst werden. CAVE: Bei Patienten mit Gehilfen muss kontrolliert werden ob diese ohne Belastungdes Handgelenks einsetzt werden können.Ödem:persistierende Ödeme sind die wichtigste Ursache für Schmerz und

Mobilitätsverlust! Geradezu fanatische Ödemreduzierung ausführen! (Elevation und aktive Übungen)Kontrolle der Handhalten bei Sitzen, Gehen, Liegen, Schlafen!Therapiemöglichkeiten: retrograde Massage, Coban, DruckhandschuhMessung:• Goniometrie• VAS • UmfangsmessungKomplikationen:Risikopatienten sind diejenigen die viel Schmerz, unproportionalen Schmerz erfahren, viel Ödem und schlechte Mobilität haben, Patienten die viele Einschränkungen erfahren und Probleme beim Coping haben.

Rücksprache mit dem Chirurg ist zu halten wenn:• persistierende Schmerzen• unproportionaler Schmerz• CRPS I – Bild • Veränderung von Sensibilität oder Muskelkraft• Anzeichen von Tendinitis / Tenosynovitis

Woche 3-6Ziel:• Abbauen der Schiene (sofern eine getragen wurde)• Verbessern der Mobilität und der Belastbarkeit

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Übungen:• Aktive Flexion / Extension Handgelenk und Finger (Erhalt der vollkommenen

Extension P1)• Radial, Ulnär Flexion• Pro / Supination• Intrinsische Muskulation• Flexion / Extension Ellbogen• Exorotation, Abduktion, Anteflexion Schulter• Ödembekämpfung• Start Übungen mit leichten Dingen (festhalten, versetzen) (max. 0,5 kg!)Schiene (sofern angepasst):regelmäßig kontrollieren und anpassen.Extension des Handgelenks und Supination genesen am langsamsten!Wenn die Mobilität nach 2 Wochen, trotz Intensivierung der Übungen, nicht verbessert, muss eine statische oder dynamische Redressionsschiene in Erwägung gezogen werden.

Nach 6 Wochen:Durch Osteosynthesematerial verheilen Frakturen langsamer als normal. 6 Wochen postoperativ ist die Fraktur allerdings so weit gefestigt, dass die Belastbarkeit weiter aufgebaut werden kann. Der Schmerz sollte in dieser Fase rund VAS 3 sein und die Mobilität entsprechend verbessert.

Ziel:• Verbessern der Mobilitätsverlust• Kraftaufbau und Aufbau der Kondition• ADL verbessern bis zu vollkommener Einsetzbarkeit

Übungen:• Aufbau der Belastung • Funktionelle Aktivitäten üben (COPM)

Schiene:siehe Woche 3-6 Im Prinzip ist das Handgelenk nach 2 Monaten wieder voll belastbar.

EvaluationenWährend der ersten 6 Wochen: wöchentlich 1xnach 6 Wochen: min. 1x / 2 Wochenab 6 Wochen darf auch die passive Mobilität gemessen werden

Resultate nach 3, 6 und 12 Monaten:• AROM, PROM• Durchschnittswert pro Woche Schmerz (Lokalität und Art)• Kraft • DASH• Zufriedenheit• Return to Work / Hobbies

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LiteraturverzeichnisBoeckx et al. (2006). Handletsels (2de druk). Nijkerk: Van de Ridder

De Morree, J.J. (2009). Dynamiek van het menselijke bindweefsel (5de druk). Houten: Bohn Stafleu van Loghum.

Freeland A.E. et al. (2003). Rehabilitation for Proximal Phalangeal Fractures. Journal of Hand Therapy (April-June 2003),16.129-142.

LaStayo et al. (2003). Fracture Healing: Bone Healing, Fracture Mangement, and Current Concepts Related to the Hand. Journal of Hand Therapy (April-June 2003), 16. 81-93.

Waldner-Nilsson et al. (2013). Handrehabilitation (2. Auflage). Berlin Heidelberg: Springer.

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