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Richtlinien und Lehrpläne zur Erprobung Fachschulen des Sozialwesens Fachrichtung Motopädie

Fachschulen des Sozialwesens - bkgl.de · 16 SchMG (BASS 1-3) für die Festsetzung der Richtlinien und Lehrpläne einzulei- ten. Mit Ablauf des 31.7.2004 treten die bisherigen Lehrpläne

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Richtlinien und Lehrpläne zur Erprobung

Fachschulendes Sozialwesens

Fachrichtung

Motopädie

Herausgegeben vom Ministerium für Schule, Jugend und Kinderdes Landes Nordrhein-Westfalen

Völklinger Straße 49, 40221 Düsseldorf

7604 / 2004

Motopädie

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Auszug aus dem Amtsblattdes Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder

des Landes Nordrhein-Westfalen

Nr. 6/04

Sekundarstufe II - Berufskolleg;Fachschulen des Sozialwesens; Lehrpläne zur Erprobung

RdErl. d. Ministeriums für Schule, Jugend und Kinder v. 4.5.2004 - 431.6.08.01.13

Für den Unterricht in den Fachschulen des Sozialwesens wurden unter verantwort-licher Leitung des Landesinstituts für Schule sowie unter Mitwirkung erfahrenerLehrkräfte für die in der Anlage 1 aufgeführten Bildungsgänge Lehrpläne zur Er-probung erarbeitet.

Die Lehrpläne zur Erprobung werden zum Schuljahr 2004/2005 für drei Durchgän-ge in Kraft gesetzt.

Den Berufskollegs, die die jeweiligen Bildungsgänge führen, gehen die Lehrplänemit je einem Exemplar in Papierform unmittelbar zu. Die Lehrpläne werden außer-dem im Internet im Bildungsportal des Ministeriums veröffentlicht. Eine Bestellungüber den Verlag ist nicht möglich. Rückfragen sind an das Landesinstitut für Schulezu richten.

Die Lehrpläne sind allen an der didaktischen Jahresplanung für den BildungsgangBeteiligten zur Verfügung zu stellen und zusätzlich in der Schulbibliothek u.a. fürdie Mitwirkungsberechtigten zur Einsichtnahme bzw. der Ausleihe verfügbar zu hal-ten.

Die zur Erprobung in Kraft gesetzten Lehrpläne sind in Lernfeldern strukturiert. DieBildungsgangkonferenzen sind aufgerufen, eine intensive didaktische Diskussionder Lehrpläne unter Einbeziehung des vom Landesinstitut für Schule entwickeltenKriterienkataloges zu führen.

Um eine kontinuierliche Evaluation sicherstellen zu können, wird um Vorlage einesErfahrungsberichtes nach jedem Schuljahr bis zum 30. Oktober an das Landesin-stitut für Schule gebeten. Hierzu wird das Landesinstitut für Schule einen Evaluie-rungsbogen erstellen und über learn-line bereitstellen. Nach Einarbeitung der Er-fahrungsberichte ist beabsichtigt, die erforderliche Verbändebeteiligung gemäß §16 SchMG (BASS 1-3) für die Festsetzung der Richtlinien und Lehrpläne einzulei-ten.

Mit Ablauf des 31.7.2004 treten die bisherigen Lehrpläne auslaufend außer Kraft.Für den Lehrplan "Fachschule für Sozialpädagogik" (Rd.Erl. vom 20.6.1996) geltendie Fächerrichtlinien für Religionslehre (Kapitel 5.3) bis auf weiteres fort. Die in denFächerlehrplänen enthaltenen Ziele und Themenbereiche der Religionslehre sindin die Lernfeldstruktur einzupassen.

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Anlage 1

neue Lehrpläne, die zum 1.8.2004 in Kraft treten:

Heftnr.__________________________________________________________________

7602 Fachschule des Sozialwesens, Fachrichtung Heilerziehungspflege7603 Fachschule des Sozialwesens, Fachrichtung Heilpädagogik7604 Fachschule des Sozialwesens, Fachrichtung Motopädie7605 Fachschule des Sozialwesens, Fachrichtung Sozialpädagogik

7623 Fachschule des Sozialwesens, Aufbaubildungsgang Medienkompetenz7624 Fachschule des Sozialwesens, Aufbaubildungsgang Musikförderung7627 Fachschule des Sozialwesens, Aufbaubildungsgang Sozialmanagement7628 Fachschule des Sozialwesens, Aufbaubildungsgang Sprachförderung

Anlage 2

Folgende Lehrpläne treten ab dem 31.7.2004 auslaufend außer Kraft:

Fachschule für Heilerziehungspflege, RdErl. vom 9.3.2000 (BASS 15-61 Nr. 602)Fachschule für Heilpädagogik, RdErl. vom 16.2.1998 (BASS 15-61 Nr. 401.11)Fachschule für Sozialpädagogik, RdErl. vom 20.6.1996 (BASS 15-61), mit Aus-nahme des Kapitels 5.3 Religionslehre

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Inhalt

Seite

1 Bildungsgänge der Fachschule 8

1.1 Intention der Bildungsgänge 81.2 Organisatorische Struktur 91.3 Didaktische Konzeption 101.4 Hinweise zum Erwerb der bundesweiten Fachhochschulreife 13

2 Fachschule für Motopädie 18

2.1 Berufsbild und Ausbildungsziel 182.2 Stundentafel der Fachschule für Motopädie 212.3 Fachrichtungsübergreifender Lernbereich 222.4 Differenzierungsbereich 222.5 Lernfelder 232.5.1 Übersicht zu den Lernfeldern 232.5.2 Beschreibung der Lernfelder 24

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1 Bildungsgänge der Fachschule

1.1 Intention der Bildungsgänge

Fachschulen sind Einrichtungen der beruflichen Weiterbildung

Fachschulen bauen auf der beruflichen Erstausbildung und Berufserfahrungen(postsekundare Ausbildung) auf: Sie bieten in Vollzeit- oder Teilzeitform (berufsbe-gleitend) eine berufliche Weiterbildung mit einem staatlich zertifizierten Berufsab-schluss. Fachschulen entwickeln sich entsprechend den wachsenden Qualifikati-onsanforderungen weiter. Sie vertiefen und erweitern die Fach- und Allgemeinbil-dung auf wissenschaftspropädeutischer Grundlage und ermöglichen damit denErwerb allgemein bildender Abschlüsse.

Fachschulen qualifizieren zur Übernahme erweiterter Verantwortung undFührungstätigkeit

Fachschulen vermitteln erweiterte berufliche Fähigkeiten und Kenntnisse für Fach-kräfte in der beruflichen Praxis.

Studierende qualifizieren sich für übergreifende oder spezielle Aufgaben koordinie-render, gestaltender, anleitender oder pädagogischer Art. Gelernt wird, komplexeArbeiten selbstständig zu bewältigen, Entscheidungen zu treffen, ihre Umsetzungzu planen, sie durchzuführen und zu reflektieren, verantwortlich in aufgaben- undprojektbezogenen Teams tätig zu werden, Führungsaufgaben in definierten Funk-tionsbereichen zu übernehmen.

Die erweiterte berufliche Handlungskompetenz, die an Fachschulen erworben wird,entfaltet sich in den Dimensionen Fachkompetenz, Human- und Sozialkompetenzsowie Methoden- und Lernkompetenz.

Durch Fachkompetenz werden die Studierenden befähigt, berufliche Aufgabenselbstständig, sachgerecht und methodengeleitet zu bearbeiten und die Ergeb-nisse zu beurteilen.

Human- und Sozialkompetenz zeigt sich in der Fähigkeit, in gesellschaftlichenwie beruflichen Situationen verantwortungsvoll zu handeln. Insbesondere imHinblick auf Teamarbeit bedeutet dies im beruflichen Kontext die Fähigkeit zurGestaltung von Kommunikationsprozessen.

Die Methodenkompetenz ermöglicht zielgerichtetes, planmäßiges Vorgehen beider Bearbeitung komplexer Aufgaben. Planungsverfahren, Arbeitstechniken undLösungsstrategien sollen zur Bewältigung von Aufgaben und Problemen selbst-ständig ausgewählt, angewandt und weiterentwickelt werden.

Lernkompetenz ist die Grundlage, um aktiv und eigenständig an den gesell-schaftlichen und beruflichen Veränderungen teilnehmen zu können. Zur Lern-kompetenz gehört insbesondere auch die Fähigkeit und Bereitschaft, im Berufund über den Beruf hinaus Lerntechniken und Lernstrategien zu entwickeln.

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Zu einer umfassenden Handlungskompetenz gehört auch die Sensibilisierung fürdie Wirkungen tradierter männlicher und weiblicher Rollenprägungen und die Ent-wicklung alternativer Verhaltensweisen zur Förderung der Gleichstellung vonFrauen und Männern (Gender Mainstreaming).

Fachschulen orientieren sich an den aktuellen Qualifikationsanforderungender Arbeitswelt

Unsere Arbeitswelt ist von Wandlungen und Umbrüchen in den Produktions-, Ver-waltungs- und Dienstleistungsbereichen geprägt. Berufliche Anforderungen undBerufsbilder ändern sich entsprechend. Fachschulen müssen rasch und flexibelauf neue Qualifikationsanforderungen reagieren können. Das wird durch curricula-re Grundlagen ermöglicht, die den Unterricht an der Bearbeitung beruflicher Auf-gaben orientieren. Sie bieten darüber hinaus Zusatzqualifikationen in Aufbaubil-dungsgängen an.

Fachschulen vermitteln Studierfähigkeit

Der Abschluss eines mindestens zweijährigen Fachschulbildungsgangs ermöglichtden zusätzlichen Erwerb einer durch Vereinbarung der Kultusministerkonferenzbundesweit anerkannten Fachhochschulreife. Damit werden gute Grundlagen fürein erfolgreiches Fachhochschulstudium gelegt.

Fachschulen qualifizieren zur beruflichen Selbstständigkeit

Der Abschluss der Fachschule befähigt zur beruflichen Selbstständigkeit und istz. B. anerkannt als Voraussetzung für die Eintragung in die Handwerksrolle.

(Beschluss des „Bund-Länder-Ausschusses Handwerksrecht“ zum Vollzug der Handwerksordnung vom 21. November 2000 und der Änderung der Verordnungüber die Anerkennung von Prüfungen bei der Eintragung in die Handwerksrolleund bei der Meisterprüfung im Handwerk vom 2. November 1982, § 1)

1.2 Organisatorische Struktur

Die Fachschulen sind in Fachrichtungen und Schwerpunkte gegliedert. Der Pflicht-unterricht für die Studierenden beträgt in einjährigen 1200, in zweijährigen 2400und in dreijährigen Bildungsgängen 3600 Unterrichtsstunden. Die Stundentafel istnach Lernbereichen und Fächern gegliedert. Sie umfasst den fachrichtungsüber-greifenden, den fachrichtungsbezogenen Lernbereich mit der Projektarbeit und denDifferenzierungsbereich. Diese sind aufeinander abzustimmen.

Für Absolventinnen und Absolventen der Fachschule können Aufbaubildungsgän-ge eingerichtet werden, die in der Regel 600 Unterrichtsstunden umfassen.

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1.3 Didaktische Konzeption

Handlungsorientierung

Die Entwicklung einer umfassenden Handlungskompetenz erfordert die Orientie-rung des Unterrichts an der Bearbeitung beruflicher Aufgaben. In diesem Zusam-menhang wird mit Handlungsorientierung das didaktische und lernorganisatorischeKonzept für die Gestaltung des Unterrichts bezeichnet. Der Unterricht soll die Stu-dierenden zunehmend in die Lage versetzen, die Verantwortung für ihren Lern-und Entwicklungsprozess zu übernehmen.

Handlungsorientierte Lernprozesse sind durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

Den Ausgangspunkt des Lernens bildet eine berufliche Aufgabe, die zum Han-deln auffordert.

Die Handlung knüpft an die Erfahrungen der Lernenden an.Die Handlung wird von den Lernenden selbstständig geplant, durchgeführt, kor-

rigiert und ausgewertet.Die Lernprozesse werden von sozialen und kooperativen Kommunikationspro-

zessen begleitet.Die Ergebnisse der Lernprozesse müssen hinsichtlich ihres Nutzens reflektiert

werden.

Handlungsfelder

Handlungsfelder sind zusammengehörige Aufgabenkomplexe mit beruflichen so-wie lebens- und gesellschaftsbedeutsamen Handlungssituationen, zu deren Bewäl-tigung befähigt werden soll. Handlungsfelder sind mehrdimensional, indem sie be-rufliche, gesellschaftliche und individuelle Problemstellungen miteinander verknüp-fen. Die Gewichtung der einzelnen Dimensionen kann dabei variieren.

Lernfelder

Lernfelder sind didaktisch begründete, schulisch aufbereitete Handlungsfelder. Siefassen komplexe Aufgabenstellungen zusammen, deren unterrichtliche Bearbei-tung in handlungsorientierten Lernsituationen erfolgt. Lernfelder sind durch Ziel-formulierungen im Sinne von Kompetenzbeschreibungen und durch Inhalte ausge-legt. Die Konkretisierung der Lernfelder durch Lernsituationen wird in Bildungs-gangkonferenzen geleistet.

Lernfelder sind mit Zeitrichtwerten versehen.

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Lernsituationen

Das Lernen in Lernfeldern wird über Lernsituationen organisiert und strukturiert.Lernsituationen sind didaktisch ausgewählte praxisrelevante Aufgaben. Sie werdendurch die Bildungsgangkonferenz entwickelt und festgelegt. Die Bildungsgangkon-ferenz muss sicherstellen, dass durch die Gesamtheit der Lernsituationen die In-tentionen des Lernfeldes insgesamt erfasst werden. Lernen in Lernsituationen isthandlungsorientiertes Lernen.

Fächer

Fächer sind landeseinheitlich inhaltlich-organisatorische Einheiten, die auf denZeugnissen ausgewiesen und benotet werden. Sie sind mit zugeordneten Jahres-stunden in den Stundentafeln für die Fachschulen festgelegt.

Inhalte, die aufgrund von KMK- Vereinbarungen ausgewiesen werden müssen,sind den Lernfeldern zugeordnet.

Projektarbeit

Die Projektarbeit hat aufgrund ihres Stellenwertes in der Stundentafel den Statuseines Faches und wird auf dem Zeugnis unter Angabe des Themas bzw. der The-men mit einer Note ausgewiesen. Die unterrichtliche Umsetzung erfolgt in derzweiten Hälfte des Bildungsgangs in der Regel zeitlich zusammenhängend (ge-blockt). Während der Projektarbeit findet kein weiterer Unterricht statt.

Die Projektarbeit liefert den lernorganisatorischen Rahmen, in dem, losgelöst vonZuordnungen zu anderen Fächern oder Lernfeldern, erworbene Kompetenzen beider Durchführung eines umfassenden berufsrelevanten Projektes angewandt undweiterentwickelt werden können.

Für die Projektarbeit werden keine inhaltlichen Vorgaben gemacht. Die Themender Projekte können durch die Arbeitsgruppen selbst gewählt werden. Dabei ste-hen die Lehrenden beratend zur Seite, um zu gewährleisten, dass die Projekte so-wohl realisierbar sind als auch dem der Kompetenzentwicklung entsprechendenAnforderungsniveau gerecht werden. Die Projekte werden in Arbeitsgruppen team-orientiert durchgeführt. Die Gestaltung und der Verlauf des Arbeitsprozesses istneben der Erstellung und Präsentation eines Arbeitsproduktes als Ergebnis derProjektarbeit anzusehen.

Die Lehrenden haben während der Umsetzung des Projektes die Aufgabe, durchihre moderierende und beratende Unterstützung adäquate Rahmenbedingungenzu schaffen.

In der Projektarbeit werden die Leistungen der einzelnen Studierenden bewertet.Dabei sind sowohl prozess- als auch situationsorientierte Formen der Lernerfolgs-überprüfung vorzusehen.

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Bildungsgangarbeit

Die zentrale didaktische Arbeit wird in den Bildungsgangkonferenzen geleistet; hierfinden die nach APO-BK notwendigen Festlegungen und Absprachen sowie diewesentlichen pädagogischen Beratungen und Abstimmungen zur Leistungsbewer-tung statt. Die Umsetzung der in den vorherigen Abschnitten beschriebenen didak-tischen Konzeption erfolgt in einer didaktischen Jahresplanung durch die Bildungs-gangkonferenz.

Die Bildungsgangkonferenz hat im Rahmen der Umsetzung des Lehrplans folgen-de Aufgaben:

Konkretisierung der Lernfelder durch Lernsituationen, wobei zu beachten ist,dass die im Lehrplan enthaltenen Kompetenzbeschreibungen, Inhaltsangabenund Zeitrichtwerte verbindlich sind

ggf. weitere Festlegung/Änderung der Zuordnung von FHR-Standards. DieFHR-Standards sind Bestandteil des Lehrplans

Planung der LernorganisationPlanung der ProjektarbeitLeistungsbewertungPlanung des FachschulexamensEvaluation.

Die genannten Aufgaben sind in der didaktischen Jahresplanung zu dokumentieren.

Selbstlernphase

Von den Unterrichtsstunden des fachrichtungsübergreifenden und des fachrich-tungsbezogenen Lernbereichs können nach Maßgabe der Richtlinien und Lehrplä-ne bis zu 20 v.H., jedoch nicht mehr als 480 Unterrichtsstunden, als betreute unddurch Lehrkräfte vor- und nachbereitete andere Lernformen (Selbstlernphasen) or-ganisiert werden.

KMK-FHR- Standards

Die im Beschluss der Kultusministerkonferenz festgelegten Standards (siehe 1.4)sind im Kapitel „2.5.2 Beschreibung der Lernfelder“ den Fächern bzw. den Inhaltenzugeordnet. Für eine vereinfachte Darstellung der Zuordnung sind dort nur die imfolgenden Kapitel: IV Standards festgelegten Ziffern der Nummerierungen aufge-nommen.

Für die Fachschule Sozialwesen, Fachrichtung Sozialpädagogik entfällt die Aus-weisung der KMK-Standards im fachrichtungsbezogenen Lernbereich, da die ge-forderten Leistungen vollständig im fachrichtungsübergreifenden Lernbereich er-bracht werden (siehe Lernplan z. FS NRW –fachrichtungsübergreifender Lernbe-reich Stand 23.08.2000).

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1.4 Hinweise zum Erwerb der bundesweiten Fachhochschulreife

Vereinbarung über den Erwerb der Fachhochschulreife in beruflichen Bil-dungsgängen

(Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 05.06.1998 i.d.F. vom 09.03.2001)

I. Vorbemerkungen

Die Vereinbarung über den Erwerb der Fachhochschulreife in beruflichen Bil-dungsgängen geht davon aus, dass berufliche Bildungsgänge in Abhängigkeit vonden jeweiligen Bildungszielen, -inhalten sowie ihrer Dauer Studierfähigkeit bewir-ken können.

Berufliche Bildungsgänge fördern fachpraktische und fachtheoretische Kenntnissesowie Leistungsbereitschaft, Selbstständigkeit, Kooperationsfähigkeit, Verantwor-tungsbewusstsein und kreatives Problemlöseverhalten. Dabei werden auch die fürein Fachhochschulstudium erforderlichen Lern- und Arbeitstechniken vermittelt.

II. Voraussetzungen für den Erwerb der Fachhochschulreife nach dieserVereinbarung

Die Fachhochschulreife nach dieser Vereinbarung kann erworben werden in Ver-bindung mit dem

[...]

Abschluss einer Fachschule/Fachakademie

Der Erwerb der Fachhochschulreife über einen beruflichen Bildungsgang setzt indiesem Bildungsgang den mittleren Bildungsabschluss voraus. Der Nachweis desmittleren Bildungsabschlusses muss vor dem Eintritt in die Abschlussprüfung er-bracht werden.

Die Fachhochschulreife wird ausgesprochen, wenn in den einzelnen originären be-ruflichen Bildungsgängen die zeitlichen und inhaltlichen Rahmenvorgaben ein-gehalten werden. Außerdem muss die Erfüllung der in dieser Vereinbarung festge-legten inhaltlichen Standards über eine Prüfung (vgl. Ziff. V) nachgewiesen wer-den. Diese kann entweder in die originäre Abschlussprüfung integriert oder eineZusatzprüfung sein.

[...]

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III. Rahmenvorgaben

Folgende zeitliche Rahmenvorgaben müssen erfüllt werden:

1. Sprachlicher Bereich 240 StundenDavon müssen jeweils mindestens 80 Stunden auf Mutter-sprachliche Kommunikation/Deutsch und auf eine Fremd-sprache entfallen.

2. Mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Bereich 240 Stunden3. Gesellschaftswissenschaftlicher Bereich mindestens 80 Stunden

(einschließlich wirtschaftswissenschaftlicher Inhalte)

Diese Stunden können jeweils auch im berufsbezogenen Bereich erfüllt werden,wenn es sich um entsprechende Unterrichtsangebote handelt, die in den Lehrplä-nen ausgewiesen sind. Die Schulaufsichtsbehörde legt für jeden Bildungsgangfest, wo die für die einzelnen Bereiche geforderten Leistungen zu erbringen sind.

IV. Standards

1. Muttersprachliche Kommunikation/Deutsch

Der Lernbereich „Mündlicher Sprachgebrauch“ vermittelt und festigt wesentliche Techniken situationsgerechten, erfolgreichen Kommunizierens in Alltag, Studiumund Beruf.

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Fähigkeiten erwerben,

1.1 unterschiedliche Rede- und Gesprächsformen zu analysieren, sachgerechteund manipulierende Elemente der Rhetorik zu erkennen,

1.2 den eigenen Standpunkt in verschiedenen mündlichen Kommunikationssituati-onen zu vertreten,

1.3 Referate zu halten, dabei Techniken der Präsentation anzuwenden und sicheiner anschließenden Diskussion zu stellen.

Im Lernbereich „Schriftlicher Sprachgebrauch“ stehen vor allem die Techniken derpräzisen Informationswiedergabe und der schlüssigen Argumentation –auch imZusammenhang mit beruflichen Erfordernissen und Anforderungen des Studiums–im Mittelpunkt.

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Fähigkeit erwerben,

1.4 komplexe Sachtexte über politische, kulturelle, wirtschaftliche, soziale und be-rufsbezogene Themen zu analysieren (geraffte Wiedergabe des Inhalts, Ana-lyse der Struktur und wesentlicher sprachlicher Mittel, Erkennen und Bewer-tung der Wirkungsabsicht, Erläuterung von Einzelaussagen, Stellungnahme)und

1.5 Kommentare, Interpretationen, Stellungnahmen oder Problemerörterungen –ausgehend von Texten oder vorgegebenen Situationen –zu verfassen (sach-lich richtige und schlüssige Argumentation, folgerichtiger Aufbau, sprachlicheAngemessenheit, Adressaten- und Situationsbezug) oder

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1.6 literarische Texte mit eingegrenzter Aufgabenstellung zu interpretieren (Analy-se von inhaltlichen Motiven und Aspekten der Thematik, der Raum- und Zeit-struktur, ggf. der Erzählsituation, wichtiger sprachlicher und ggf. weiterer Ges-taltungselemente).

2. Fremdsprache

Das Hauptziel des Unterrichts in der fortgeführten Fremdsprache ist eine im Ver-gleich zum Mittleren Schulabschluss gehobene Kommunikationsfähigkeit in derFremdsprache für Alltag, Studium und Beruf. Dazu ist es erforderlich, den allge-meinsprachlichen Wortschatz zu festigen und zu erweitern, einen spezifischenFachwortschatz zu erwerben sowie komplexe grammatikalische Strukturen gebrau-chen zu lernen.

Verstehen (Rezeption)

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Fähigkeit erwerben,

2.1 anspruchsvollere allgemeinsprachliche und fachsprachliche Äußerungen undunterschiedliche Textsorten (insbesondere Gebrauchs- und Sachtexte) –ggf.unter Verwendung von fremdsprachigen Hilfsmitteln–im Ganzen zu verstehenund im Einzelnen auszuwerten.

Sprechen und Schreiben (Produktion)

Die Schülerinnen und Schüler sollen die Fähigkeit erwerben,

2.2 Gesprächssituationen des Alltags sowie in berufsbezogenen Zusammenhän-gen in der Fremdsprache sicher zu bewältigen und dabei auch die Gesprächs-initiative zu ergreifen,

2.3 auf schriftliche Mitteilungen komplexer Art situationsgerecht und mit angemes-senem Ausdrucksvermögen in der Fremdsprache zu reagieren,

2.4 komplexe fremdsprachige Sachverhalte und Problemstellungen unter Verwen-dung von Hilfsmitteln auf Deutsch wiederzugeben und entsprechende inDeutsch dargestellte Inhalte in der Fremdsprache zu umschreiben.

3. Mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Bereich

Die Schülerinnen und Schüler sollen ausgehend von fachrichtungsbezogenenProblemstellungen grundlegende Fach- und Methodenkompetenzen in der Ma-thematik und in Naturwissenschaften bzw. Technik erwerben.

Dazu sollen sie

3.1 Einblick in grundlegende Arbeits- und Denkweisen der Mathematik und min-destens einer Naturwissenschaft bzw. Technik gewinnen,

3.2 erkennen, dass die Entwicklung klarer Begriffe, eine folgerichtige Gedanken-führung und systematisches, induktives und deduktives, gelegentlich auchheuristisches Vorgehen Kennzeichen mathematisch- naturwissenschaftlich-technischen Arbeitens sind,

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3.3 Vertrautheit mit der mathematischen und naturwissenschaftlich-technischenFachsprache und Symbolik erwerben und erkennen, dass Eindeutigkeit, Wi-derspruchsfreiheit und Vollständigkeit beim Verbalisieren von mathematischenbzw. naturwissenschaftlich-technischen Sachverhalten vor allem in Anwen-dungsbereichen für deren gedankliche Durchdringung unerlässlich sind,

3.4 befähigt werden, fachrichtungsbezogene bzw. naturwissenschaftlich-techni-sche Aufgaben mit Hilfe geeigneter Methoden zu lösen,

3.5 mathematische Methoden anwenden können sowie Kenntnisse und Fähigkei-ten zur Auswahl geeigneter Verfahren und Methoden mindestens aus einemder weiteren Bereiche besitzen:3.5.1 Analysis (Differential- und Integralrechnung),3.5.2 Beschreibung und Berechnung von Zufallsexperiment, einfacher

Wahrscheinlichkeit, Häufigkeitsverteilung sowie einfache Anwendungenaus der beurteilenden Statistik,

3.5.3 Lineare Gleichungssysteme und Matrizenrechnung,3.6 reale Sachverhalte modellieren können (Realität–Modell–Lösung–Realität),3.7 grundlegende physikalische, chemische, biologische oder technische Gesetz-

mäßigkeiten kennen, auf fachrichtungsspezifische Aufgabenfelder übertragenund zur Problemlösung anwenden können,

3.8 selbstständig einfache naturwissenschaftliche bzw. technische Experimentenach vorgegebener Aufgabenstellung planen und durchführen,

3.9 Ergebnisse ihrer Tätigkeit begründen, präsentieren, interpretieren und bewer-ten können.

V. Prüfung

1. Allgemeine Grundsätze

Für die Zuerkennung der Fachhochschulreife ist jeweils eine schriftliche Prüfung inden drei Bereichen –muttersprachliche Kommunikation/Deutsch, Fremdsprache,mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer Bereich –abzulegen, in der die indieser Vereinbarung festgelegten Standards nachzuweisen sind. Für die Zuerken-nung der Fachhochschulreife für Absolventinnen und Absolventen der mindestenszweijährigen Fachschulen kann der Nachweis der geforderten Standards in zweider drei Bereiche auch durch kontinuierliche Leistungsnachweise erbracht werden.Soweit die zeitlichen und inhaltlichen Rahmenvorgaben dieser Vereinbarung durchdie Stundentafeln und Lehrpläne der genannten beruflichen Bildungsgänge abge-deckt und durch die Abschlussprüfung des jeweiligen Bildungsgangs oder eine Zu-satzprüfung nachgewiesen werden, gelten die Bedingungen dieser Rahmenver-einbarung als erfüllt.

Die Prüfung ist bestanden, wenn mindestens ausreichende Leistungen in allen Fä-chern erreicht sind (§ 16, Abs. 4 der Anlage E zur APO-BK).

Die schriftliche Prüfung kann in einem Bereich durch eine schriftliche Facharbeitmit anschließender Präsentation der Ergebnisse im Rahmen eines Kolloquiumsunter prüfungsgemäßen Bedingungen ersetzt werden.

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2. Festlegungen für die einzelnen Bereiche

a) Muttersprachliche Kommunikation/DeutschIn der schriftlichen Prüfung mit einer Dauer von mindestens 3 Stunden ist eineder folgenden Aufgabenarten zu berücksichtigen:

(textgestützte) Problemerörterung,Analyse nichtliterarischer Texte mit Erläuterung oder StellungnahmeInterpretation literarischer Texte.

b) Fremdsprachlicher BereichIn der schriftlichen Prüfung mit einer Dauer von mindestens 1 1/2 Stunden, derein oder mehrere Texte, ggf. auch andere Materialien zu Grunde gelegt wer-den, sind Sach- und Problemfragen zu beantworten und persönliche Stellung-nahmen zu verfassen. Zusätzlich können Übertragungen in die Mutterspracheoder in die Fremdsprache verlangt werden.

c) Mathematisch-naturwissenschaftlich-technischer BereichIn der schriftlichen Prüfung mit einer Dauer von mindestens zwei Stunden sollnachgewiesen werden, dass die Schülerinnen und Schüler in der Lage sind,komplexe Aufgabenstellungen selbstständig zu strukturieren, zu lösen und zubewerten, die dabei erforderlichen mathematischen oder naturwissenschaft-lich-technischen Methoden und Verfahren auszuwählen und sachgerecht an-zuwenden.

Vl. Schlussbestimmungen

[...]

Mit dem erfolgreichen Abschluss eines mindestens zweijährigen Fachschulbil-dungsganges (in Vollzeitform) erwerben die Absolventinnen und Absolventen dieFachhochschulreife.

Die Fächer, in denen durch den Unterricht die vorgegebenen Standards erfülltwerden, sind in den Stundentafeln ebenso festgelegt wie die Fächer für die Fach-hochschulreifeprüfung.

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2 Fachschule für Motopädie

2.1 Berufsbild und Ausbildungsziel

Beruf

Aufgabe von Staatlich anerkannten Motopädinnen und Motopäden ist es, Men-schen, die in Wahrnehmungs- und Bewegungsfunktionen eingeschränkt oder be-hindert sind, in ihren Lern- und Entwicklungsprozessen zu begleiten und zu för-dern. Treten aufgrund dieser eingeschränkten Funktionen Beeinträchtigungen inder Persönlichkeitsentwicklung, im emotionalen Erleben und im sozialen Lebenauf, können Motopädinnen und Motopäden über das Medium Bewegung alternati-ve Anpassungs- und Bewältigungsstrategien anbahnen. Sie arbeiten mit Men-schen aller Altersstufen, vorrangig mit Kindern und Jugendlichen. Ausgehend vonpersönlichen und entwicklungspsychologischen Bedingungen entscheiden sichMotopädinnen und Motopäden für Einzel- oder Gruppenförderung. Sie beraten dasfamiliäre und soziale System. Dabei können sie Mitglied eines Teams sein, leitendtätig werden oder als Selbstständige eine eigene Praxis führen. Sie arbeiten nachErmittlung des motopädischen Förderbedarfs in der jeweiligen Einrichtungund/oder ärztlicher Verordnung.

Das Tätigkeitsfeld von Motopädinnen und Motopäden erstreckt sich auf Einrichtun-gen und Institutionen, die entweder präventiv entwicklungsfördernde oder sozial-und heilpädagogische bzw. sonderpädagogische, aber auch klinisch-therapeu-tische Aufgaben erfüllen. Präventiv leisten sie eine umfassende und ganzheitlicheEntwicklungsförderung; sie werden auch behandelnd und rehabilitativ tätig. Moto-pädinnen und Motopäden kooperieren als Teil von Netzwerken mit anderen Be-rufsgruppen in klinischen oder (sonder-) pädagogischen Einrichtungen, Beratungs-diensten, Vereinen, Kindergärten und Schulen sowie Einrichtungen der Aus-, Fort-und Weiterbildung.

Als besondere Qualifikation von Motopädinnen und Motopäden erweist sich –ne-ben Kenntnissen funktionaler und neurophysiologischer Zusammenhänge –derpsycho-motorische verstehende Zugang zu den Elementen Körper, Bewegung undSymbolhandlungen. Voraussetzung hierfür ist die personale Kompetenz, Kontaktund Begegnung auf der Leibebene zu ermöglichen und der Bezugsperson das Ge-fühl von Achtung entgegen zu bringen. Diese Haltung ist geprägt von der Über-zeugung, dass die Bewegung sowohl Grundlage von Entwicklungs- und Lernpro-zessen als auch individueller Ausdruck ist.

Familienstrukturen und die Lebensumwelt von Kindern und Jugendlichen habensich stark verändert. Das hat Auswirkungen auf das Wahrnehmungs- und Bewe-gungsverhalten sowie das Körpererleben. Bewegungsverarmung, verminderteKörperwahrnehmung und zunehmende Beschleunigung des Lebensalltags beein-flussen auch emotionale und kognitive Prozessen. So wird motopädische Arbeit infrühen Jahren als Prävention, aber auch als Unterstützung für die Persönlichkeits-entfaltung immer notwendiger.

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Zunehmende Tendenzen, Auffälligkeiten mithilfe einseitiger Ansätze zu lösen, er-fordern eine klare Positionierung zugunsten einer beziehungsorientierten Bewe-gungs- und Wahrnehmungsförderung.

Die neuen Erkenntnisse der Neurophysiologie, der Psychologie und der Sportwis-senschaft finden in der motopädischen Ausbildung und Praxis Berücksichtigung.Daraus ergeben sich neue inhaltliche Anforderungen an die Weiterbildung von Mo-topädinnen und Motopäden, aber auch an die Weiterentwicklung motopädischerPraxis. Die Unterstützung selbstbestimmter Lernprozesse zieht sich durch die ge-samte Weiterbildung. So besteht der Anspruch, die Qualität der Ausbildung undder motopädischen Praxis zu evaluieren und zu steigern.

Ausbildungsziel

Ziel der Ausbildung ist die Befähigung, eine berufliche Handlungskompetenz fürdie Planung, Durchführung und Auswertung von Diagnose-, Förderungs- und Bera-tungsprozessen zu entwickeln. Dies erfordert ein hohes Maß an Human-, Sach-und Sozialkompetenz.

Grundlage des motopädischen Handelns ist eine offene, wertschätzende Hal-tung gegenüber dem menschlichen Leben in all seinen Formen und Bezügen.

Motopädinnen und Motopäden müssen die Fähigkeit haben, eigene Körperreak-tionen und Bewegungen sowie den Einfluss der Bewegung auf andere Men-schen wahrzunehmen, um auf der Basis reflektierter Selbst- und Fremdwahr-nehmung ein differenziertes Bewegungsangebot möglich zu machen.

Sie sollen die Kompetenz haben– diagnostische Erkenntnisse zu gewinnen, auszuwerten, mitzuteilen (z. B. in

Form von Gutachten und Beratungsgesprächen)– ein individualisierendes, bedürfnisorientiertes, erlebnisbetontes Bewegungs-

angebot mit den Betroffenen vorrangig in Gruppen zu gestalten–Familie in Erziehungsfragen zu beraten und im Familienalltag mehr Bewe-

gungshandlungen zu ermöglichen sowie auf das soziale Umfeld Einfluss zunehmen

– ihre eigene Arbeit zu evaluieren.

Grundsätze der Weiterbildung

Der Fachlehrplan orientiert sich an der Lernfelddidaktik.

Lernfelder

Die Weiterbildung der Studierenden geschieht im Rahmen von vier Lernfeldern, diesich auf zentrale berufliche Aufgaben von Motopädinnen und Motopäden beziehen.Lernfelder erschließen zentrale Handlungsfelder durch Kompetenzbeschreibungenund Zuordnungen von Fachinhalten. Der Berufsbezug ist strukturelles Leitkriteriumder Weiterbildung und die Abfolge der Lernfelder bilden eine verbindliche Bil-dungsgangstruktur.

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Lernsituationen

Lernsituationen erschließen das jeweilige Lernfeld für den Kompetenzerwerb derStudierenden. Sie greifen beispielhafte berufliche Aufgabenstellungen auf. Grund-legende Kriterien für die Entwicklung von Lernsituationen durch die Bildungsgang-konferenz sind die Nähe zur Berufswirklichkeit und die Förderung des Entwick-lungsprozesses der Studierenden. Es ist sicherzustellen, dass berufliche Hand-lungserfordernisse fachwissenschaftlich durchdrungen und Theorie und Praxisverbunden werden. Lernsituationen ermöglichen vollständige Handlungen (Infor-mation, Analyse, Planung, Ausführung, Reflexion und Evaluation). Besondereschulische und regionale Bedingungen sind zu berücksichtigen.

Lernortkooperation

Motopädinnen und Motopäden werden in der Fachschule und durch Praktika inEinrichtungen ausgebildet. Die Studierenden werden in den Praxiseinrichtungendurch Fachkräfte angeleitet und von Fachschullehrerinnen und Fachschullehrernbetreut. Die Bildungsgangkonferenz legt Art und Umfang der Betreuung fest. DieBetreuung erfolgt im Rahmen der nach Schulfinanzgesetz zur Verfügung stehen-den Unterrichtsstunden. In der Regel finden während der Praktikumzeit mindes-tens 2 Besuche statt, die mit 3,5 Unterrichtsstunden pro Praxisbesuch angerechnetwerden.

Die Weiterbildung vermittelt einen Überblick über unterschiedliche Arbeitsfeldervon Motopädinnen und Motopäden. Eine Vertiefung von mindestens einem berufs-spezifischen Arbeitsfeld erfolgt in den Praktika und ggf. im Differenzierungsbereich.Zur weitergehenden Beschäftigung mit einzelnen Arbeitsfeldern wird auch die Pro-jektarbeit genutzt. Sie kann mit Praktika in entsprechenden Einrichtungen verbun-den werden.

Selbstlernphase

Von den Gesamtstunden des Bildungsganges können bis zu 240 Unterrichtsstun-den als betreute und durch Lehrkräfte vor- und nachbereitete andere Lernformenorganisiert werden. Mit anderen Lernformen im Sinne dieser Regelung sind For-men von selbstgesteuertem und eigenverantwortlichem Lernen angesprochen. DieBildungsgangkonferenz entscheidet über den Einsatz und die Organisation vonSelbstlernphasen.

In Selbstlernphasen setzen sich die Studierenden eigenständig mit beruflichenHandlungsaufgaben auseinander. Angemessenes berufliches Handeln wird selbst-ständig geplant, durchgeführt, korrigiert und ausgewertet. Die notwendigen Infor-mationen und Hilfsmittel werden selbst beschafft. Selbstlernphasen können in un-terschiedlichen Sozialformen angeboten werden. Sie eignen sich besonders fürdas Lernen und Arbeiten im Team.

Selbstlernphasen sind im Fach Projektarbeit und in verschiedenen Lernsituationeneingebaut. Die entsprechenden Unterrichtsstunden sind in diesem Fall von den be-teiligten Unterrichtsfächern anzurechnen.

Motopädie

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2.2 Stundentafel der Fachschule für Motopädie

Unterrichtsstunden

Fachrichtungsübergreifender LernbereichDeutsch/KommunikationFremdsprachePolitik/GesellschaftslehreMedizinisch-psychologische Grundlagen

200 –30040– 6040– 6040– 6080–140

Fachrichtungsbezogener LernbereichPraxis der Motopädie1

Motopädische Arbeitsweisen und Konzepte2

MotodiagnostikProjektarbeitPraxis im motopädischen Berufsfeld

900 –1000400–440280–320140–180

80–160–3

Differenzierungsbereich 0 –100

Insgesamt mindestens 12004

1 Das Unterrichtsfach umfasst Inhalte aus Psychomotorik, Sensomotorik, Soziomotorik, Rhythmik,Entspannung.

2 Das Unterrichtsfach umfasst Inhalte aus Didaktik/Methodik, Sonderpädagogik, AngewandterPsychologie, Angeleiteter motopädischer Praxis.

3 Das Unterrichtsfach bezieht sich auf insgesamt 5 Wochen Praktikum in Form eines Block- undausbildungsbegleitenden Praktikums. Die Praktika werden durch die Fachschule vorbereitet, be-treut und durch die Fachkräfte vor Ort angeleitet.

4 Von den Gesamtstunden können bis zu 280 Unterrichtsstunden als betreute und durch Lehrkräf-te vor- und nachbereitete andere Lernformen organisiert werden.

Motopädie

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2.3 Fachrichtungsübergreifender Lernbereich

Der fachrichtungsübergreifende Bereich ist Bestandteil des handlungsorientiertenLernens an Fachschulen. Besonders zu berücksichtigen sind:LerntechnikenPräsentationstechnikenProjekt- und Gruppenarbeitstechnikenmoderne Kommunikationstechniken.

Die Konzeption der jeweiligen Lernsituation ist so vorzunehmen, dass der fachrich-tungsübergreifende Bereich in die didaktische Planung einzubeziehen ist. Dies istbei den vorliegenden Lernfeldbeschreibungen berücksichtigt. Zu den Fächern desfachrichtungsübergreifenden Bereichs liegt ein getrennt veröffentlichter Lehrplanvor. (Lehrplan zur Erprobung für die Fachschule in Nordrhein-Westfalen–fachrich-tungsübergreifender Lernbereich–Stand: 23.08.2000)5

Die Fächer des fachrichtungsübergreifenden Bereichs sind:

Fach

1 Deutsch/Kommunikation

2 Fremdsprache

3 Politik/Gesellschaftslehre

4 Medizinisch-psychologische Grundlagen

2.4 Differenzierungsbereich

Nach der Verordnung über die Ausbildung und Prüfung in der APO-BK vom 29.Juni 2003, wird der Differenzierungsbereich im Rahmen der Anlage E1 –E3 ange-boten. Dieses Angebot ist von den Studierenden bis zu einem Gesamtstundenvo-lumen von1200 Unterrichtsstunden bei einjährigen Fachschulen2400 Unterrichtsstunden bei zweijährigen Fachschulen und3600 Unterrichtsstunden bei dreijährigen Fachschulenverpflichtend wahrzunehmen.

Im Differenzierungsbereich können Ergänzungs-, Erweiterungs- und Vertiefungs-angebote nach den individuellen Fähigkeiten und Neigungen bzw. Eingangsvor-aussetzungen der Studierenden eingerichtet werden. Das Angebot muss entspre-chend den individuellen Bedürfnislagen gestreut sein, d. h. eine Wahl grundsätzlichermöglichen. Der auf das Individuum bezogene Differenzierungsunterricht findetaußerhalb des Klassenverbandes statt. Die Unterrichtsbelegung ergibt sich ausdem Wahlverhalten der Studierenden.

5 Dieser Lehrplan weist die Standards zur Erlangung der Fachhochschulreife gemäß Vereinba-rung über den Erwerb der Fachhochschulreife in beruflichen Bildungsgängen, Beschluss derKultusministerkonferenz vom 05.06.1998 i.d.F. vom 09.03.2001 aus.

Motopädie

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2.5 Lernfelder

2.5.1 Übersicht zu den Lernfeldern

Lernfelder Zeitrichtwerte

1

Den eigenen Körper in Bewegung und Ruhebewusst erleben. Seine Signale in der Be-ziehung zu anderen Menschen und zumRaum verstehen

mindestens 180 Stunden

2

Beziehung zu Menschen mit beeinträchtig-tem Wahrnehmungs- und Bewegungsverhal-ten aufnehmen und sie in ihren Lebenswel-ten verstehen

mindestens 240 Stunden

3

Menschen mit Beeinträchtigung in der Ent-wicklung ihrer Wahrnehmungs- und Bewe-gungsfähigkeiten fördern und ihre kognitivenund sozial-emotionalen Kompetenzen erwei-tern

mindestens 400 Stunden

4Im Team, mit Angehörigen und anderenFachdiensten kooperieren und beratend tä-tig werden

mindestens 120 Stunden

Motopädie

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2.5.2 Beschreibung der Lernfelder

Lernfeld 1: Den eigenen Körper in Bewegung und Ruhe bewusst erleben.Seine Signale in der Beziehung zu anderen Menschen und zumRaum verstehen

Zeitrichtwert: mindestens 180 Stunden

Die Studierenden verfügen über eine mindestens dreijährige Berufsausbildung und ent-sprechende Berufserfahrung. Unterschiedliche Voraussetzungen aufgrund der Erstaus-bildungen bestimmen das Lernen in der neuen Gruppe. Viele entdecken Bewegung alsMittel für Lernprozesse und erleben neue Möglichkeiten der Kontaktaufnahme in derGruppe über Körper und Bewegung, um dies in ihrer motopädischen Praxis zu berück-sichtigen.

Menschen zu Bewegungs- und Wahrnehmungsaktivitäten anzuregen sowie die Verstän-digung über den körperlichen Ausdruck erfordern eine permanente Auseinandersetzungmit der eigenen Körper- und Bewegungsbiographie.

Die Studierenden müssen bereit sei, sich spielerisch einzubringen und zu experimentie-ren, eigene Grenzen zu erfahren und die jeweilige Auswirkung auf die Befindlichkeit zureflektieren. Die Studierenden vertiefen ihre Fähigkeit zur Bewegungsbeobachtung undzum Bewegungsdialog. Durch den Austausch mit Anderen wird deren Mehrdeutigkeit er-kannt und bezogen auf kindliche oder erwachsene Erlebnisweisen (auch geschlechter-differenziert) reflektiert. So können in der Arbeit Bewegungs- und Körpersignale in einenpersönlichen und biographisch bedingten Sinnzusammenhang gestellt werden. Men-schen in Bewegung zeigen viel von ihrer Persönlichkeit. Über Bewegung zu kommuni-zieren erfordert Offenheit, aber auch Respekt vor dem individuellen Ausdruck.

Selbststeuerung, Selbstorganisation und Handlungsorientierung werden als Prinzipienmotopädischen Arbeitens erlebt und gleichzeitig als Strukturelemente der Ausbildung er-fahren.

Bewegungs- und Wahrnehmungsaspekte werden durch neue Erkenntnisse der Medizinund Psychologie erweitert. Die Studierenden bedienen sich verschiedenster Medien zurDifferenzierung ihrer Kenntnisse.

Das neue Berufsfeld mit seiner institutionellen und konzeptionellen Vielfalt wird zwischenden Polen Pädagogik und Therapie sowie den pädagogischen Einrichtungen und demGesundheitswesen erkundet.

Kompetenzen

Verschiedene motopädische Arbeitsweisen erfassen, vergleichen und theoretischeHintergründe beleuchten.

Die Bedeutung der Bewegung im Entwicklungs- und Lernprozess erfahren.Experimentier-, Bewegungs- und Spielfreude entwickeln und eigene Körper- und Be-

wegungssignale vertieft wahrnehmen.Anderen offen begegnen–wertschätzende Haltung bewusst machen.Über Bewegung kommunizieren, sich ausdrücken und die Signale anderer verstehen.Verschiedene Aspekte von Bewegung in unterschiedlichen Situationen herausarbei-

ten.Bewegungsformen und–abläufe analysieren.Den eigenen Lernprozess organisieren.

Motopädie

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Inhaltliche Beiträge der Fächer

Fachrichtungsbezogener Lernbereich

Fächer Inhalte

Praxis derMotopädie

Wahrnehmung und erster Eindruck/(Spiel-) Formen desKennen lernens

Selbst- und FremdwahrnehmungExperimentieren mit eigenen AusdrucksmöglichkeitenKörper-Raum, Bewegungs-Raum, MaterialerkundungKörpererleben und KörperbewusstseinEigene Körper- und BewegungsbiographieBasissinne erfahren/die eigene sensorische Geschichte(eigene) Spielentwicklung und Spielfähigkeit, Merkmale des

SpielsRhythmen in Bewegung, Gruppenrhythmus, Raum, Zeit,

Dynamik, FormSpannungsregulation über Atmung und Muskulatur

MotopädischeArbeitsweisenund Konzepte

Wurzeln und Entstehungsgeschichte der PsychomotorikKonstituierende Merkmale/Entwicklungen in der MotopädieGrundlegende Konzepte der motopädischen FörderungPrinzipien der motopädischen Arbeit mit behinderten Men-

schenAufbau von Bindungen/BindungstheorienWahrnehmungspsychologieBehinderung (Begrifflichkeiten, Definitionen, Formen, Re-

flexion bisheriger Erfahrungen)Berufsfelderkundung (Institutionen/Arbeitsweise von Moto-

pädinnen und Motopäden)Vorbereitung auf die Hospitation/das Praktikum

Motodiagnostik Reflexion eigener (moto-) diagnostischer KonzepteGrundlagen der MotodiagnostikEinführung in die Motoskopie

Motopädie

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Fachrichtungsübergreifender Lernbereich

Fächer Inhalte

Deutsch/Kommunikation

Grundlagen der Kommunikation, KommunikationsmodelleNutzung von Fachliteratur, Bibliothek, InternetWissenschaftliches Arbeiten: Zitieren, Erstellen von Exzerp-

ten, LiteraturlistenTechniken zur Erstellung von Referaten, Präsentationstech-

niken

Fremdsprache situation tasks– growing up,–movements, body language, body scheme– self concept / identity

grammar and skills

situations– agrandissement–mouvements, image du corps– identité

grammaire et communication

Politik/Gesell-schaftslehre

Ausbildungslandschaft der Psychomotorik/Motopädie in derBundesrepublik

Berufsfelder für Motopädinnen und MotopädenMotopädie im Spannungsfeld von Pädagogik und MedizinPersönlichkeitsprofil der Motopädinnen/MotopädenIntegration heute

Medizinisch-psychologischeGrundlagen

Grundlagen der Anatomie und PhysiologieSensomotorische Entwicklung und Evoluti-

on/sensomotorische RegulationVorgeburtliche Entwicklung der Wahrnehmung, Bewegung

und EmotionalitätMotorische Entwicklung nach der GeburtBedeutung der Reflexmotorik/Pathologie der Reflexe

Motopädie

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Lernfeld 2: Beziehung zu Menschen mit beeinträchtigtem Wahrneh-mungs- und Bewegungsverhalten aufnehmen und sie in ih-ren Lebenswelten verstehen

Zeitrichtwert: mindestens 240 Stunden

Auf der Grundlage einer tieferen Selbstwahrnehmung geht es in diesem Lernfelddarum, eine größere Sensibilität für - auch geschlechtspezifisch unterschiedlichgeprägte - Bedürfnisse und Empfindungen von Menschen zu entwickeln, die in ih-rer Wahrnehmungsverarbeitung, ihrem Bewegungsverhalten und ihrem Erlebenbeeinträchtigt sind.

Die Studierenden verstehen Verhaltensweisen als individuelle Reaktionen, abhän-gig vom sozialen und materialen Kontext und der jeweiligen sozialen Rolle. Sievollziehen ihre Analyse in einem offenen, hypothesengeleiteten Dialog, der in eintieferes Verständnis für grundlegende Bedürfnisse, individuelle Ausdrucksformenund persönliche Lebensweisen mündet.

Auf der Grundlage von medizinischem, psychologischem und pädagogischemWissen werden Diagnosemöglichkeiten geschaffen und eine fördernde Begleitungeingeleitet.

Motopädinnen und Motopäden müssen über eine breite kommunikative Kompe-tenz, ein gutes Einfühlungsvermögen und kreative Fähigkeiten verfügen, um res-sourcenorientierte individualisierende Erfahrungsräume zu gestalten.

Kompetenzen

Wertschätzende Haltung gegenüber dem menschlichen Leben in seinen be-sonderen Formen und Bezügen im Kontakt festigen und vertiefen

Grundbedürfnisse der Menschen mit Beeinträchtigungen differenziert wahr-nehmen (Anerkennung, Ansprache, Verlässlichkeit) und als Bezugspunkt derpraktischen Arbeit begreifen

Sich mit Formen der Annahme und Ablehnung verschiedener Körperempfin-dungen auseinandersetzen und begleitend reflektieren

Menschen mit Beeinträchtigungen in Grenzsituationen unterstützen und eigeneGrenzen erkennen

Eine Atmosphäre schaffen, die Leiberfahrung fördert und eine kreative Ausei-nandersetzung mit der Beeinträchtigung möglich macht.

Motopädie

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Inhaltliche Beiträge der Fächer

Fachrichtungsbezogener Lernbereich

Fächer Inhalte

Praxis derMotopädie

Beziehungsaufbau unter entwicklungsorientierten Ge-sichtspunkten

Körperschema und Körperbild/KörperimagoWahrnehmungseinschränkungen in verschiedenen Sin-

nesbereichenGruppen-, umgebungs- und situationsbezogene Spiel-

formenAtem, Stimme, SpracheHandhabung und Wirkweisen verschiedener Instrumen-

tarienKlassische Entspannungsverfahren in Selbsterfahrung/

Anwendung auf verschiedene Adressaten

Motopädische Ar-beitsweisen undKonzepte

Planung und Durchführung motopädischer Praxisange-bote: Datenanalyse, Zielformulierung, Themenfindung

Entwicklungsbedingungen von Menschen mit Behinde-rungen

Arbeit mit Eltern von Säuglingen und KleinkindernTrauerarbeitAngst/AngststörungenVerhaltensanalyse und -modifikation

Motodiagnostik Pränatale DiagnostikHypothesenbildung /ProzessdiagnostikEntwicklung spezifischer BeobachtungsinventareErprobung und Reflexion moto-, wahrnehmungs- und

entwicklungsdiagnostischer VerfahrenQualitätskriterien (moto-)diagnostischer Strategien

Motopädie

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Fachrichtungsübergreifender Lernbereich

Fächer Inhalte

Deutsch/Kommu-nikation

Grundlagen der GesprächsführungReflexion des eigenen kommunikativen Handelns

situation tasks– disorders in perception, movement and development– basic needs and relationships

grammar and skills

Fremdsprache

situations– troubles de perception, mouvements et developments– besoins de base, relations

grammaire et communication

Politik/Gesell-schaftslehre

Veränderte LebensweltenSchwierigkeiten behinderter MenschenGelungene Integration im öffentlichen RaumSport und Behinderung

Medizinisch-PsychologischeGrundlagen

Motorische Entwicklung bis zum Schulalter (geschlech-terdifferenziert)

Die Nervensysteme des Menschen (ZNS, VNS)Störungen der BasissinneNeurophysiologisch begründete Störungen der sensomo-

torischen EntwicklungUrsachen und Erscheinungsformen der cerebralen Be-

wegungsstörungenGefühle–Emotionen

Motopädie

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Lernfeld 3 Menschen mit Beeinträchtigung in der Entwicklung ihrerWahrnehmungs- und Bewegungsfähigkeiten fördern und ih-re kognitiven und sozial-emotionalen Kompetenzen erwei-tern

Zeitrichtwert: mindestens 400 Stunden

In diesem Lernfeld wird der Focus auf die Gestaltung von Wahrnehmungs- undBewegungssituationen gerichtet, um neue Entwicklungsmöglichkeiten zu erschlie-ßen.

Die Studierenden sind aufgefordert, ein eigenes motopädisches Handlungskon-zept zu entwerfen. Zunehmende Praxiserfahrung und die Auseinandersetzung miteiner wachsenden Anzahl theoretischer Konzepte und wissenschaftlicher Erkennt-nisse erfordern neue Orientierung und die Reflexion eigener Handlungsstrategien.Auf der Basis einer eigenen Position sind personenspezifische und entwicklungs-adäquate Angebote zu planen, durchzuführen und zu evaluieren.

Die Kenntnis perzeptiver und motorischer Störungsbilder und ihrer medizinisch-psychologischen Ursachen ist notwendig, um gezielt zu fördern und zu begleiten.Außerdem müssen individuelle und systemisch-dynamische Störungsmuster er-kannt werden, um auf verschiedenen Ebenen Lösungswege eröffnen zu können.Motopädinnen und Motopäden müssen diagnostische Instrumentarien verantwort-lich einsetzen, auswerten und Befunde adressatengerecht mitteilen.

Sie berücksichtigen die Selbstentwicklungspotentiale des beeinträchtigten Men-schen und zeigen neue Lernstrategien auf, die in den Alltag übertragen werdenkönnen. Die Lebensqualität wird so langfristig verbessert. Die vorhandenen indivi-duellen Ressourcen sind jeweils Ausgangspunkt von Förderprozessen und neh-men in Planungen einen wichtigen Stellenwert ein.

Kompetenzen

Eigene Gefühle und die Gefühle des Gegenüber achten; Erwartungen und Ent-täuschungen selbstkritisch hinterfragen

Reaktionen und Gefühle verbalisierenSich eigener Wertvorstellungen bewusst werdenPersonenspezifisch motopädische Wahrnehmungs- und Bewegungssituationen

planen, durchführen und evaluierenBewegungsdialoge mit beeinträchtigten Menschen führenStrukturierte Beobachtungen vornehmen, Tests reflektiert einsetzenBefunde sprachlich angemessen mitteilenAngemessene Kommunikationstechniken in Konfliktsituationen einsetzenPsychologische und medizinische Erkenntnisse in die Planung, Durchführung

und Reflexion motopädischer Angebote einbeziehenKomplexe Störungsbilder analysieren und schwerpunktorientierte Lösungswege

initiieren.

Motopädie

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Inhaltliche Beiträge der Fächer

Fachrichtungsbezogener Lernbereich

Fächer Inhalte

Praxis derMotopädie

Fördermöglichkeiten bei Körperschema- und Raumorientie-rungsstörungen

Behandlungsstrategien und Förderkonzepte für Auffälligkeitenund Retardierungen

Bewegungsangebote für psychomotorisch gehemmte und ent-hemmte Kinder

(Gefühls-)AusdrucksförderungBewegungsdialoge ohne und mit verschiedenen MaterialienWahrnehmungseinschränkungen /WahrnehmungsstörungenFördermöglichkeiten bei Sensorischen IntegrationsstörungenSpiel- und Integrationsangebote für unterschiedliche Entwick-

lungsstufen anbieten und Spielverhalten reflektierenMusik- und tanztherapeutische AnsätzeEntspannung über Bilder und Gedankeninduktion

MotopädischeArbeitsweisenund Konzepte

Wert- und Normvorstellungen konzeptioneller EntwürfeReflexion praktischer Erfahrungen durch Hinzuziehen hilfrei-

cher konzeptioneller ModellePrinzipien der motopädischen Arbeit mit behinderten Men-

schenEntwicklung eigener multifaktorieller HandlungskonzepteEntwicklung von BewältigungsstrategienKörpertherapeutischer Umgang mit psychischen Störungen

Moto-diagnostik

Motometrische Verfahren, Entwicklungs- und FörderdiagnostikInterpretation und Klassifikation von ErgebnissenTesttheorie und TestkritikQualitative BeobachtungenInitiierung diagnostischer Prozesse/Entwicklung von individuel-

len FörderplänenBefunderhebung und Bewertung

Motopädie

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Fachrichtungsübergreifender Lernbereich

Fächer Inhalte

Deutsch/Kommunikati-on

Erstellen von Gutachten: Aufbau, Inhalt, SpracheElterngesprächeFachspracheKonzeptpräsentationBewerbungstraining

Fremdsprache situation tasks–Relationships, social life–Aggression and conflict–Behaviour conflict management

grammar and skills

Situations– les relations, la vie sociale– agression et conflit

Grammaire et communication

Politik/Gesell-schaftslehre

Berufsfelder und Arbeitsplätze in der BRDBerufsverbandsarbeitGesellschaftliche Gestaltungsmöglichkeiten

Medizinisch-psychologi-sche Grundla-gen

Neurophysiologisch begründete Störungen des Denkens,Sprechens und Handelns (Agnosie, Aphasie, Ataxie)

Neurophysiologisch begründete psychomotorische Hem-mungs- und Enthemmungssyndrome

Symbolischer Ausdruck im Spiel und Konzepte der Begegnungim Spiel (z. B. Spieltherapie)

Aggression–Umgang mit Konfliktsituationen–Gewaltpräven-tion

Konzept der Lebensthemen und seine Anwendung in der Mo-topädie

Motopädie

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Lernfeld 4: Im Team, mit Angehörigen und anderen Fachdiensten ko-operieren und beratend tätig werden

Zeitrichtwert: mindestens 120 Stunden

Im Verlauf der Weiterbildung erwarben die Studierenden im Fachunterricht und inden Praktika an unterschiedlichen Lernorten eine differenzierte Handlungskompe-tenz. Sie konnten Einblicke in die Zusammenarbeit mit anderen Fachdiensten ge-winnen und mit Angehörigen Kontakt aufnehmen.

Zu verstehen, welche Entwicklungsthemen und -aufgaben sich den Betroffenen inunterschiedlichen Lebensbereichen stellen und von ihnen bewältigt werden müs-sen und ein begleitendes Beratungskonzept zu entwickeln, entspricht den Anforde-rungen an eine umfassende und effektive Förderung.

Es ist wichtig, mit Kolleginnen und Kollegen anderer Berufsgruppen Kontakt auf-zunehmen, sich auszutauschen, gegebenenfalls Fördermaßnahmen abzustimmenund ein Netzwerk von Kooperationspartnern aufzubauen. Dazu müssen Ergebnis-se und Verläufe der motopädischen Arbeit strukturiert und präsentiert werden.Umgekehrt sollen Motopädinnen und Motopäden unterschiedliche Sichtweisen undFachsprachen verstehen und eine sachorientierte und wertschätzende Kommuni-kationsweise praktizieren.

Die Beratung von Angehörigen setzt Kenntnisse von Strukturen und sozialer Dy-namik in Systemen voraus. Belastungsgrenzen und Regulationsmöglichkeitenmüssen realistisch eingeschätzt werden, um Ressourcen zur Unterstützung vonVeränderungsprozessen zu aktivieren und gemeinsame Lösungen zu entwickeln.

Kompetenzen

Unterschiedliche Sichtweisen und Standpunkte wahrnehmen und verstehen.Um eine sachorientierte und wertschätzende Kooperation bemüht sein.Soziale Prozesse und Rollen (auch geschlechterspezifisch) in Gruppen verste-

hen und die eigene Position einnehmen können.Lösungsorientierte Fach- und Beratungsgespräche professionell führen.Sich um Professionalität bemühen und qualitätssichernd arbeiten.

Motopädie

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Inhaltliche Beiträge der Fächer

Fachrichtungsbezogener Lernbereich

Fächer Inhalte

Praxis derMotopädie

Verständnis im Umfeld für besondere sensorische Ein-schränkungen und deren Auswirkungen initiieren

Problemlösestrategien in GruppenErlebnispädagogikKlang- und Bewegungsimprovisationen in GruppenKreative Wege zur EntspannungKörpertherapeutische Angebote für Erwachsene

MotopädischeArbeitsweise undKonzepte

Motopädie mit verschiedenen ZielgruppenEntwicklung und Präsentation eines eigenen Konzepts

motopädischen HandelnsSystemische Sicht- und ArbeitsweiseFamilie gemeinsam in Bewegung

Motodiagnostik Entwicklung von Screeningverfahren für unterschiedlicheZielgruppen

Systemische DiagnostikGutachtenerstellung

Fachrichtungsübergreifender Lernbereich

Fächer Inhalte

Deutsch/Kommuni-kation

Lösungsorientierte ressourcenaktivierende Ge-sprächsführung

Öffentlichkeitsarbeit

Fremdsprache Situation task– family–family types–working together with medicines, psychologists,physiotherapists…

– consultinggrammar and skills

Situations– la famille–types de familles– coopération avec médecins, psychologues, phy-

siothérapeutesgrammaire et communication

Politik/Gesell-schaftslehre

Vereinsgründungwohnortnahe FörderangeboteFinanzierungsmodelle

Motopädie

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Medizisch-psycholo-gische Grundlagen

Blick zu ergo- und physiotherapeutischen Verfahren,zu anderen Medizinsystemen

Motopädierelevante Daten in med. Berichten,Beratung von FamiliensystemenGruppendynamik, Krisen und Konflikte