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1 Einleitung 1.1 Problemstellung Es klingt schon ein wenig nach einer schi- zophrenen Situation, wenn in einer Phase der Harmonisierung von Rechnungs- legungsstandards der Vergleich und die Vergleichbarkeit von Informationen der fi- nanziellen Gescha ¨ftsberichterstattung zu einem wachsenden Problem werden. Fragt man nach den Hauptgru ¨ nden, die zu der internationalen XBRL-Initiative gefu ¨ hrt haben, so sind es in erster Linie aber genau diese Defizite, die neben Ineffizienzen im Austausch von Daten zwischen Anwen- dungssystemen genannt werden [MeGr02, 46; XBRL02d]. Dass es fu ¨r eine verbesserte Vergleichbar- keit von Informationen der finanziellen Ge- scha ¨ftsberichterstattung einen zunehmen- den Bedarf gibt, zeigt die in Abschnitt 2.1 dieses Artikels dargestellte Diskussion zum Business Reporting. Tatsa ¨chlich zwingt die steigende Bedeutung internationaler Kapi- talma ¨rkte fu ¨ r die Eigenkapitalbeschaffung Unternehmen dazu, ihr Reporting sta ¨rker als bisher an den (inhaltlichen und tech- nischen) Bedu ¨ rfnissen der Investoren aus- zurichten. Diese Bedu ¨ rfnisse beinhalten in zunehmendem Maße die (internetbasierte) Bereitstellung zukunftsorientierter, ent- scheidungsrelevanter und international ver- gleichbarer Informationen in einem ma- schinell auswertbaren Format. Das Problem der Ineffizienzen im Prozess des Datenaustauschs zwischen betriebli- chen Anwendungssystemen ist grundsa ¨tz- lich fu ¨ r alle nach dem erwerbswirtschaftli- chen Prinzip arbeitenden Unternehmer relevant. Insbesondere im Rahmen des in- ternen (Konzern-) Reportings oder bei der Bereitstellung von Informationen an exter- ne Adressaten wie Analysten, Finanz- dienstleister, Wirtschaftspru ¨ fer und in zu- nehmendem Maße an Finanzbeho ¨ rden, stellen Ineffizienzen des Datenaustauschs ein beachtenswertes Problem dar. In vielen Bereichen, in denen eine elektronische Weiterverarbeitung von Informationen er- folgt, ist sogar noch immer die Mehrfacher- fassung von Informationen der Gescha ¨fts- berichterstattung anzutreffen. XBRL ist mit dem Anspruch angetreten, diese Lu ¨ cken in technischer und inhaltlicher Hinsicht zu schließen. Bei dem gegenwa ¨rtig diskutierten Lo ¨ sungsansatz wird XBRL als eine frei verfu ¨ gbare, auf der eXtensible Markup Language (XML) basierende Spra- che zum software- und technologieun- abha ¨ngigen Austausch von Finanzdaten er- wogen. Ziel der XBRL-Initiative ist es, verschiedenen Interessengruppen ein stan- dardisiertes Format fu ¨ r die Bereitstellung, Verbreitung und (automatische) Auswer- tung von Daten der finanziellen Gescha ¨fts- berichterstattung an die Hand zu geben [XBRL02]. 1.2 Zielsetzung Dieser Beitrag verfolgt zwei Ziele. Erstens werden die Gru ¨ nde, die zu der Entwick- lung von XBRL gefu ¨ hrt haben, sowie des- sen technische, XML-basierte Grundlage und Konzeption dargestellt. Zweitens er- folgt auf der Basis von șberlegungen zu WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 447 457 Die Autoren Andreas Nutz Markus Strauß MSc Andreas Nutz, Dipl.-Kfm. Markus Strauß, Ernst & Young Deutsche Allgemeine Treuhand AG, Mittlerer Pfad 15, D-70499 Stuttgart, Tel. (07 11) 9 88-56 76 bzw. -46 63, Fax (07 11) 9 88-51 99, E-Mail: {Andreas.Nutz | Markus.Strauss}@ernst-young.de eXtensible Business Reporting Language (XBRL) Konzept und praktischer Einsatz WI – Schwerpunktaufsatz

eXtensible Business Reporting Language (XBRL); Concept and practical implementation of the eXtensible Business Reporting Language (XBRL);

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1 Einleitung

1.1 Problemstellung

Es klingt schon ein wenig nach einer schi-zophrenen Situation, wenn in einer Phaseder Harmonisierung von Rechnungs-legungsstandards der Vergleich und dieVergleichbarkeit von Informationen der fi-nanziellen Geschaftsberichterstattung zueinem wachsenden Problem werden. Fragtman nach den Hauptgrunden, die zu derinternationalen XBRL-Initiative gefuhrthaben, so sind es in erster Linie aber genaudiese Defizite, die neben Ineffizienzen imAustausch von Daten zwischen Anwen-dungssystemen genannt werden [MeGr02,46; XBRL02d].

Dass es fur eine verbesserte Vergleichbar-keit von Informationen der finanziellen Ge-schaftsberichterstattung einen zunehmen-den Bedarf gibt, zeigt die in Abschnitt 2.1dieses Artikels dargestellte Diskussion zumBusiness Reporting. Tatsachlich zwingt diesteigende Bedeutung internationaler Kapi-talmarkte fur die EigenkapitalbeschaffungUnternehmen dazu, ihr Reporting starkerals bisher an den (inhaltlichen und tech-nischen) Bedurfnissen der Investoren aus-zurichten. Diese Bedurfnisse beinhalten inzunehmendem Maße die (internetbasierte)Bereitstellung zukunftsorientierter, ent-scheidungsrelevanter und international ver-gleichbarer Informationen in einem ma-schinell auswertbaren Format.

Das Problem der Ineffizienzen im Prozessdes Datenaustauschs zwischen betriebli-chen Anwendungssystemen ist grundsatz-

lich fur alle nach dem erwerbswirtschaftli-chen Prinzip arbeitenden Unternehmerrelevant. Insbesondere im Rahmen des in-ternen (Konzern-) Reportings oder bei derBereitstellung von Informationen an exter-ne Adressaten wie Analysten, Finanz-dienstleister, Wirtschaftsprufer und in zu-nehmendem Maße an Finanzbehorden,stellen Ineffizienzen des Datenaustauschsein beachtenswertes Problem dar. In vielenBereichen, in denen eine elektronischeWeiterverarbeitung von Informationen er-folgt, ist sogar noch immer die Mehrfacher-fassung von Informationen der Geschafts-berichterstattung anzutreffen.

XBRL ist mit dem Anspruch angetreten,diese Lucken in technischer und inhaltlicherHinsicht zu schließen. Bei dem gegenwartigdiskutierten Losungsansatz wird XBRL alseine frei verfugbare, auf der eXtensibleMarkup Language (XML) basierende Spra-che zum software- und technologieun-abhangigen Austausch von Finanzdaten er-wogen. Ziel der XBRL-Initiative ist es,verschiedenen Interessengruppen ein stan-dardisiertes Format fur die Bereitstellung,Verbreitung und (automatische) Auswer-tung von Daten der finanziellen Geschafts-berichterstattung an die Hand zu geben[XBRL02].

1.2 Zielsetzung

Dieser Beitrag verfolgt zwei Ziele. Erstenswerden die Grunde, die zu der Entwick-lung von XBRL gefuhrt haben, sowie des-sen technische, XML-basierte Grundlageund Konzeption dargestellt. Zweitens er-folgt auf der Basis von �berlegungen zu

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 447–457

Die Autoren

Andreas NutzMarkus Strauß

MSc Andreas Nutz,Dipl.-Kfm. Markus Strauß,Ernst & Young Deutsche AllgemeineTreuhand AG,Mittlerer Pfad 15,D-70499 Stuttgart,Tel. (07 11) 9 88-56 76 bzw. -46 63,Fax (07 11) 9 88-51 99,E-Mail: {Andreas.Nutz |Markus.Strauss}@ernst-young.de

eXtensible Business ReportingLanguage (XBRL)Konzept und praktischer Einsatz

WI – Schwerpunktaufsatz

Starken und Schwachen sowie Moglichkei-ten und Risiken des praktischen Einsatzesvon XBRL eine kritische Evaluierung desKonzepts und Einschatzung von dessenZukunftsaussichten.

2 Grunde, die zu XBRLgefuhrt haben

2.1 Mangelnde Vergleichbarkeitvon Abschlussinformationen

Die steigende Bedeutung internationalerKapitalmarkte fur die Eigenkapitalbeschaf-fung zwingt Unternehmen verstarkt dazu,die inhaltliche und technische Gestaltungihres Reporting starker als bisher an den In-teressen der Kapitalgeber (Investoren) aus-zurichten1 [Nutz01, 91]. Deren Informa-tionsbedurfnisse gehen uber die weitgehendvergangenheitsorientierte, an nationalenNormen ausgerichtete Finanzberichterstat-tung im Einzel- oder Konzernabschluss hi-naus. Gefordert wird vielmehr eine Be-richterstattung, die zukunftsorientierte,entscheidungsrelevante und internationalvergleichbare Informationen bereitstellt[Bock98, 18ff.].

Nun sind Bilanzierungsregeln „Sprach-regeln, die (. . .) im Zeitablauf sich wan-delnde Interessenlagen und Zwecksetzun-gen reflektieren“ [Coen95, 2077]. Sounterschiedlich wie die Sprachen der tag-lichen Verstandigung verschiedener Kul-turraume sind, so unterscheiden sich auchdie „Sprachregeln“ der Rechnungslegungin Form nationaler Rechnungslegungsstan-dards (z. B. HGB, US-GAAP, IAS). DieVergleichbarkeit der Jahresabschlussezweier Unternehmen, die nach unter-schiedlichen Rechnungslegungsnormen bi-lanzieren, ist daher nur eingeschrankt undnach (aufwandigen, manuellen) Transfor-mationsschritten moglich.

Um die geforderte Vergleichbarkeit zu ge-wahrleisten, findet seit geraumer Zeit eineintensive Diskussion statt, ob und wie einedafur notwendige Harmonisierung derRechnungslegungsnormen erreicht werdenkann. Die anfanglich als Losungsansatz er-wogenen �bergangsrechnungen, die dieVergleichbarkeit eines nach deutschemRecht aufgestellten Abschlusses durch�berleitung in das Normensystem des je-weils angestrebten Finanzplatzes sicher-stellen sollten, konnten sich aufgrund

& der damit verbundenen (erheblichen)Mehrkosten und

& des Befremdens, das die zum Teil starkdivergierenden Bilder der Vermogens-,Finanz- und Ertragslage bei den Adres-saten ausloste,

nicht durchsetzen [Pell98, 460 ff.]. Auchdie so genannten „dualen Abschlusse“, diesowohl nationalen als auch internationalenNormen entsprechen sollten, haben sichals kaum rechtlich durchfuhrbar heraus-gestellt [IDW98, 70 ff.], wie Untersuchun-gen zu den Unterschieden zwischen einzel-nen Rechnungslegungsnormen ergaben[Glau97, 1625 ff.; Wust96, 421 ff.].

Impliziter Nachteil dieser (aller) Losungs-ansatze ist, dass eine direkte (maschinelle)Vergleichbarkeit immer nur mit Abschlus-sen derselben Rechnungslegungsnorm be-steht. Eine echte Losung hat somit letztlichin der Erstellung, Implementierung undDurchsetzung einer zentralen, weltweit ein-heitlichen Rechnungslegungsnorm zu be-stehen. Dies findet auch Ausdruck in derveranderten Aufgabenstellung des Interna-tional Accounting Standards Board (IASB).Seit April 2001 besteht dessen Aufgabe vorallem darin, auf eine Konvergenz der unter-schiedlichen Rechnungslegungssysteme mitder Zielsetzung der Schaffung einer welt-weit einheitlichen Rechnungslegung hin-zuwirken [Brun01, 69]. Mittlerweile ist da-von auszugehen, dass zumindest fur dieAufstellung des (allein der Informations-funktion dienenden) Konzernabschlusseskapitalmarktorientierter Mutterunterneh-men die Anwendung der International Ac-counting Standards (IAS) ab 2005 im euro-paischen Raum verpflichtend sein wird.Begrundet wird dies mit einem allgemeinanerkannten positiven Beitrag zur Ver-gleichbarkeit der Unternehmensinforma-tionen [Scho01, 78].

Die obigen Ausfuhrungen zeigen, dass diegeforderte Vergleichbarkeit von Jahres-abschlussinformationen von der Harmoni-sierung der angewendeten Rechnungs-legungsnormen abhangt. In Abschnitt 4 desArtikels wird kritisch hinterfragt, ob undwie von einem eher technisch gepragtenStandard wie XBRL dazu der propagierteBeitrag geleistet werden kann.

2.2 Ineffizienzen bei Datenzugriffund -analyse

Ineffizienzen im Prozess des Austauschsvon Daten zwischen Anwendungssyste-

men, u. a. sogar als Mehrfacherfassungvon Daten der internen und externen(Geschafts-) Berichterstattung, stellen ins-besondere fur Konzerne, Verbande, Ana-lysten und Finanzinstitute ein beachtens-wertes Problem dar [MeGr02, 45]. Auchdie �bermittlung der Daten in Dateien un-terschiedlichster technischer Formate undauf unterschiedlichen Datentragern ver-ursachen in der Praxis seit langem Effi-zienzverluste. Die Erfassung der Daten ineinem zentralen Berichtssystem (z. B. zurKonzernkonsolidierung, der Ermittlunginterner Leistungsverrechnungen, der Er-mittlung von Branchenstatistiken oder zurBestimmung von Bonitatsratings etc.) ver-ursacht neben potenziellen Folgeschadendurch Auswertung fehlerhaft erfasster Da-ten erhebliche Zusatzaufwendungen.

Erschwert wird dieses Problem durch sichstandig andernde (Konzern-) Strukturen,die oft nicht lange genug bestehen, um ei-nen technischen und inhaltlichen Repor-tingstandard zu definieren und durchzuset-zen. Die Bedeutung dieser Problematikwird nochmals durch den zunehmendenZeitdruck auf die Informationsbereitstel-lung („time to information“) verscharft[HoKu97, 49], der durch die Erwartungs-haltungen an ein internetbasiertes, kon-tinuierliches Business Reporting noch ge-steigert wird [Nutz01, 91].

Die von XBRL adressierten Ineffizienzensind auch im Prozess des Einsatzes vonPrufsoftware im Rahmen der Jahres-abschlussprufung gegeben. Der Ab-schlussprufer fordert aus den haufig hete-rogenen operativen EDV-Systemen Datenbei einem IT-Mitarbeiter des Mandantenan, der entsprechend der Vorgaben Extrak-tionsroutinen zumDownload der Daten er-stellt. Nach der physischen �bernahme derDaten auf die Pruferhardware kommt es inder Praxis haufig dazu, dass aufgrund tech-nisch nicht verarbeitbarer oder inhaltlichnicht aussagefahiger Datenextrakte kor-rigierte Datenanforderungen iterativ durch-zufuhren sind. Der dafur aufzuwendendeRessourcenverbrauch mindert unmittelbardie Prufungseffizienz [Nutz01, 96].

Bei der Durchfuhrung von Datenanalysenim Rahmen von Betriebsprufungen ist dieSituation faktisch vergleichbar zu der inder Wirtschaftsprufung. Abgesehen vonder gesetzlichen Codifizierung des Zu-griffsrechts des Betriebsprufers auf maschi-nenlesbare, „steuerlich relevante Daten“ in§ 147 Abs. 6 AO, unterscheidet sich dessen

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 447–457

448 Andreas Nutz, Markus Strauß

Situation bei der in erster Linie erwartetenZugriffsart der Datentrageruberlassungnicht von der oben beschriebenen des Ab-schlussprufers. Auch die in dem „konkreti-sierenden“ BMF-Schreiben vom 16. Juli2001 formulierten „Grundsatze zum Da-tenzugriff und zur Prufbarkeit digitalerUnterlagen“ (GDPdU) [BMF01] werdendie fur die Wirtschaftsprufung beschriebe-nen Ineffizienzen kaum vermeiden konnen.Sie regeln zwar das gesetzlich verankerteRecht des Zugriffs auf maschinenlesbare,steuerlich relevante Daten, enthalten aller-dings keine spezifischen Aussagen zur tech-nischen Beschaffenheit der Dat(ei)en, diefur einen problemlosen Datenimport vonvordringlicher Bedeutung waren. Ferner istkeine inhaltliche Spezifikation dazu enthal-ten, welche Daten als „steuerlich relevant“gelten und somit bereitzustellen sind.

Somit ist damit zu rechnen, dass fur denAustausch von Daten zwischen Anwen-dungssystemen des Unternehmens und derFinanzbehorden Mehraufwand

& beim Steuerpflichtigen durch die Pro-grammierung von Extraktions- undDownloadroutinen zur Generierungund Bereitstellung der Pruferdateien ingenau zu spezifizierenden Formaten und

& bei den Finanzbehorden aufgrund itera-tiv durchzufuhrender Datenanforderun-gen entstehen.

Große Teile dieser Mehrkosten sollen laut„XBRL International Steering Committee“durch die Weitergabe und Veroffentlichungvon Informationen der Geschaftsbericht-erstattung in XML-basierten XBRL-In-stanzen vermeidbar sein [XBRL02].

3 Technische Grundlageund Konzeption von XBRLam Beispiel derSegmentberichterstattung

Im Folgenden wird nach einem kurzen�berblick uber die Entstehung und den ak-tuellen Stand der XBRL-Entwicklungensowohl aus betriebswirtschaftlicher als auchaus technischer Sicht der Grundgedankevon XBRL am Beispiel der Segmentbe-richterstattung dargestellt2. Tabelle 1 zeigteinen Ausschnitt aus dem Entwurf der In-ternational Accounting Standards Com-mittee Foundation (IASCF) zur Abbildungeiner auf IAS 14 basierenden Segmentbe-richterstattung.

3.1 XML als technischeGrundlage von XBRL

Die technische Grundlage von XBRL bil-det XML. XML ist eine vom WorldWide-Web Consortium (W3C) standardisierteMetasprache zur Definition von Auszeich-nungssprachen. Sie stellt eine Teilmenge derStandard Generalized Markup Language

(SGML) dar. Ebenso wie die HypertextMarkup Language (HTML) setzt sichXML im Wesentlichen aus so genanntenTags und Attributen zusammen. Ein Nach-teil von HTML als reine Dokument-beschreibungssprache liegt in der Beschran-kung auf die in der W3C-Spezifikationdefinierten Elemente und Attribute. XMLerlaubt durch den Einsatz selbst definierter

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 447–457

Kernpunkte fur das Management

XBRL bietet auf Basis von XML eine frei verfugbare Sprache fur den technisch und inhaltlichstandardisierten Austausch von Informationen der Geschaftsberichterstattung. Ziel von XBRList es, Ineffizienzen im Prozess des Datenaustauschs und der -analyse zu reduzieren sowieden Vergleich und die Vergleichbarkeit von Informationen zu erleichtern.Erste XBRL-basierte Taxonomien

& lassen erhebliches Effizienzsteigerungspotenzial bei dem Austausch und der automati-sierten (Kennzahlen-) Analyse erkennen,

& tragen aber nicht zu einem erleichterten Vergleich oder gar inhaltlicher Vergleichbarkeitvon Informationen der Geschaftsberichterstattung bei.

Stichworte: XBRL, XML, Datenaustausch und -analyse, Harmonisierung/Internationalisie-rung der Rechnungslegung

Tabelle 1 Auszug der aus IAS 14 abgeleiteten Elemente einer XBRL-basierten Segmentbericht-erstattung [XBRL02c]

Segment Information

Business Segments

Business Segments Balance Sheet

Business Segments Income Statement

Business Segments Cash Flows

Geographical Segments (By Net Assets)

Geographical Segments Balance Sheet (By Net Assets)

Geographical Segments Income Statement (By Net Assets)

Geographical Segments Cash Flows (By Net Assets)

Geographical Segments (By Customer)

Geographical Segments Balance Sheet (By Customer)

Geographical Segments Income Statement (By Customer)

Geographical Segments Cash Flows (By Customer)

Significant Items Revenue Expense

Significant Non-Cash Expenses

Significant Non-Cash Expenses Business Segment 1

Significant Non-Cash Expenses Geographical Segment 1 (By Net Assets)

eXtensible Business Reporting Language (XBRL) – Konzept und praktischer Einsatz 449

Elemente sowohl den Inhalt als auch dieStruktur einer Datei (beispielsweise fur dieSegmentberichterstattung nach IAS 14) in-dividuell abbilden zu konnen. Dies ist furdie eingangs umrissenen Problemfelder derGeschaftsberichterstattung von besondererBedeutung, da es durch die strikte Tren-nung von Inhalt, Struktur und Darstel-lungsform bei Kenntnis der Dateistrukturmoglich ist, benotigte Informationen zwi-schen betrieblichen Anwendungssystemenauszutauschen und fur einen automatisier-ten Import und zugehorige Analyse zunutzen.

Dafur sind die benotigten Elemente undAttribute in einer so genannten Doku-menttyp-Deklaration zu beschreiben. Diesekann im Prolog einer XML-Datei erfolgen,wird aber, vor allem bei komplexerenStrukturen, in der Regel in einer (mehre-ren) externen Datei(en) abgelegt. Die furdie Dokumenttyp-Beschreibung in derPraxis bisher eingesetzte „document typedefinition“ (DTD) verwendet eine von derXML-Syntax abweichende Notation undverliert seit der Standardisierung des XML-Schema-Konzepts durch das W3C immermehr an Bedeutung. Diese Entwicklunghat auch vor der XBRL-Initiative nichtHalt gemacht. Wahrend die erste tech-nische XBRL-Spezifikation noch auf demDTD-Ansatz basierte, verwendet die aktu-elle Version fur die Definition der Taxono-mie XML-Schemata (fur die Definition ei-ner XBRL- Taxonomie vgl. Abschnitt 3.3).

�ber die beim DTD-Konzept fur die Do-kumenttyp-Deklaration gegebenen Mog-lichkeiten hinaus bieten XML-Schematau. a. folgende Erweiterungen:

& Einsatz von komplexen Datentypen,d. h., ein Datentyp kann aus mehrerenbenutzerdefinierten Elementen gebildetwerden,

& Vergabe von schreibgeschutzten odereditierbaren Standardwerten fur Attri-bute,

& Verwendung eines dem NULL-Value inDatenbanken entsprechenden Werts.

Zusatzlich unterstutzen XML-Schemataweitere Komponenten der XML-Familie.An dieser Stelle sei insbesondere das eben-falls vom W3C standardisierte XML Lin-king erwahnt [W3C02]. Damit sind in ei-nem Element Verweise auf ausgelagerteElementdefinitionen (z. B. fur die unter-schiedliche Bezeichnung des Element-inhalts in der jeweiligen Landesspracheoder fur den Verweis auf einen IAS-Stan-dard, der die Grundlage fur das entspre-chende Element bildet) oder die Darstel-lung von Beziehungen innerhalb einesDokuments moglich.

Unabhangig davon, ob die Dokumenttyp-Deklaration als DTD oder XML-Schemaerfolgte, muss diese beim Aufruf einesXML-Dokuments vorliegen. Ein XML-Dokument setzt sich folglich aus einemProlog, der u. a. die Dokumenttyp-Dekla-ration bzw. einen Verweis auf die entspre-chende Datei enthalt, und einem Hauptteilzusammen. In Letzterem werden die ver-wendeten Elemente und ihre Attribute mitInhalten gefullt dargestellt.

Die Speicherung von Inhalt und Strukturin einem (Text-)Dokument ermoglicht eineAnwendungsbandbreite von der einfachenEinsicht mittels Texteditoren bis hin zuautomatisiertem Import und Analyse desDokuments. Die Erweiterbarkeit derSprachelemente von XML erlaubt es Ver-anderungen des abzubildenden Inhaltsund/oder dessen Struktur nachzuvollzie-hen, eine Eigenschaft, die fur den Einsatzim Financial und Business Reporting auf-grund sich standig verandernder Rech-nungslegungsnormen von besonderer Be-

deutung ist. Die Plattform- und System-unabhangigkeit von XML-Dokumentenund die Unterstutzung des Internets als(nicht ausschließliche) Kommunikations-plattform sind weitere Eigenschaften, diezu deren Verwendung als Basis fur XBRLgefuhrt haben.

3.2 Idee und Entwicklungvon XBRL

Der Ursprung von XBRL liegt bei einerInitiative des American Institute of Certi-fied Public Accountants (AICPA), demamerikanischen Institut der Wirtschafts-prufer. Hier entstand 1998 die Idee, eineXML-basierte, frei verfugbare Datenstruk-tur (Sprache) fur den effizienten Austauschvon Daten des Financial Reporting zuentwickeln. Die ursprungliche Zielsetzungder Entwicklung eines Prototypen einer„eXtensible Financial Reporting MarkupLanguage“ (XFRML) erhielt schon imRahmen der Weiterentwicklung dieses Pro-totypen eine (erhebliche) inhaltliche Aus-weitung. Diese bestand ab 1999 darin, ei-nen weltweit anerkannten, technischenStandard fur den Datenaustausch entlangder Business Reporting Supply-Chain aus-zuarbeiten. Dieser inhaltlichen Erweite-rung verlieh man Ausdruck durch die Um-benennung des zu erarbeitenden Standardsin eXtended Business Reporting Language(XBRL). Dessen Erarbeitung ist seitdemAufgabe verschiedener XBRL WorkingGroups [XBRL02a].

Bild 1 verdeutlicht, dass XBRL fur die Fi-nanzberichterstattung nur ein erster Schritthin zu einem umfassenden XML-basiertenDatenaustausch sein soll. Mittel- bis lang-fristig ist geplant, XBRL-Taxonomien nachden Bedurfnissen unterschiedlichsterAdressatengruppen der Unternehmens-publizitat fur ein standardisiertes externesund internes Reporting zu definieren undbereitzustellen. Sollte fur die Befriedigungder Informationsbedurfnisse einer Adressa-tengruppe die Bereitstellung von Informa-tionen auf Transaktionsebene notwendigsein, so sollte auch dies von speziellenXBRL-Taxonomien unterstutzt werden.

Die geplanten Standards sollen unter Mit-wirkung der jeweils involvierten Parteienauf die spezifischen Informationsbedurf-nisse der jeweiligen Adressatengruppen ab-gestellt werden. Die weit gefacherten In-halte der XBRL-Taxonomie begrunden dasgroße Spektrum und die illustre Zusam-

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 447–457

Geschäfts -prozesse

Internes Investmentund Kredit

Geschäfts-prozesse

InternesBerichtswesen

KapitalmarktorientierteGeschäftsberichterstattung

Prozesse

XBRL für gesetzliche

Berichtspflichten

(z.B. Meldewesen etc.)

In der Entwicklung:

XBRL für

Finanzberichterstattung

XBRL für

(Abschluss-) Prüfungs-

verfahren

XBRL für Steuer-

erklärungen

ExterneFinanzberichterstattung

XBRL für

Reporting zu

Leistungsindikatoren

XBRL/GL für

Reporting auf

Transaktionsebene

Bild 1 Geplante Einsatzbereiche von XBRL in der Unternehmensberichterstattung[in Anlehnung an Coff00, 21]

450 Andreas Nutz, Markus Strauß

mensetzung der Mitgliederliste des VereinsXBRL-Deutschland e.V. mit Unternehmenund Organisationen aus allen Bereichender Versorgungskette von Finanzinforma-tionen. Vertreten sind Mitglieder aus denBereichen der Wirtschaftsprufung (u. a.Ernst & Young, KPMG, PwC), der Fi-nanzdienstleistungsunternehmen (u. a.Deutsche Bank, Deutsche Bundesbank,Hypo Vereinsbank), der Softwarebranche(u. a. Audicon, MIS, SAP, Software AG)sowie Vereine und Verbande (u. a. Deut-sches Rechnungslegungs Standards Com-mittee, Institut der Wirtschaftsprufer inDeutschland)3.

Gegenwartig liegen (nur) erste XBRL-Ta-xonomie-Versionen zu nationalen und in-ternationalen Rechnungslegungsstandardsder externen Finanzberichterstattung vor.Unter Mitwirkung verschiedener Unter-nehmen wurde die erste Taxonomie „Fi-nancial Reporting for Commercial and In-dustrial Companies“ auf der Basis derUS-amerikanischen Rechnungslegungs-norm US-GAAP entworfen und im Juli2000 veroffentlicht [XBRL02b]. Parallelzur Weiterentwicklung der ursprunglichenbzw. Neuentwicklung weiterer branchen-spezifischer Taxonomien nach US-GAAPentstanden in mehreren Landern Initiativenzur Entwicklung und Einfuhrung vonXBRL auf Basis der jeweiligen landerspezi-fischen Rechnungslegungsnormen. Fur dieRechnungslegung nach deutschen Stan-dards ist seit Februar 2002 eine erste offi-zielle Taxonomie „German AP V1.0“ unter[XBRL02d] zum freien Download verfug-bar. Aufgrund seiner Internationalitat isthier besonders auf den Entwurf einer lander-ubergreifenden Taxonomie des IASCF hin-zuweisen. Dieser liegt unter der Bezeich-nung „IAS GAAP CI Core Taxonomie“ ineiner a–Version zur Diskussion vor[XBRL02b]. Daruber hinaus wurde mit derArbeit an einer XBRL-General-Ledger-Ta-xonomie auf Transaktionsebene (XBRL/GL) begonnen [vgl. XBRL02b]. Bevor dastechnische Konzept von XBRL naher dar-gestellt wird, skizziert Bild 2 den beabsich-tigten Datenfluss (Erstellung und Bereit-stellung) von XBRL-Instanzen an unter-schiedliche Anwendergruppen.

3.3 Der XML-Schema-basierteXBRL-Ansatz

Nach der Veroffentlichung der ersten (undeinzigen) auf dem DTD-Konzept basieren-

den XBRL-Taxonomie setzt das XBRL In-ternational Steering Committee inzwischenauf die Fahigkeiten von XML-Schemata.Die erste als XML-Schema veroffentlichteVersion ist die „IAS GAAP CI CoreTaxonomy“. Im Gegensatz zum DTD-ba-sierten Losungsweg wird bei dem XML-Schema-basierten Ansatz fur jede abzubil-dende (Jahresabschluss-) Position einElement definiert, welches sich wiederumaus anderen Elementen zusammensetzenkann. Der Vorteil dieser Vorgehensweiseliegt darin, dass mittels eines Parsers die Se-mantik eines vorliegenden XML-Doku-ments automatisch uberpruft werden kann.Jede XML-Schema-Datei ist aus tech-nischer Sicht identisch mit einer XML-Da-tei und kann folglich auch mit XML-Werk-zeugen bearbeitet werden.

Eine wichtige Neuerung des XML-Sche-ma-Ansatzes ist die Moglichkeit, nebenden allgemein bekannten Datentypen (z. B.numeric, character, . . .) eigene Datentypenzu definieren. Der Inhalt eines Elementskann damit wie bisher aus reinem Text be-stehen und/oder weitere Elemente beinhal-ten, die ihrerseits wieder andere Elementebeinhalten konnen. Damit lassen sich auchkomplexe Strukturen (wie beispielsweiseeine Segmentberichterstattung) abbilden.Der auf XML-Schemata basierende Ansatzverwendet die nachfolgenden, vom W3Czertifizierten Standards:

& XML Schema fur die Erstellung derXBRL-Taxonomie,

& XML Linking, um innerhalb einerXBRL-Taxonomie auf Labels, Refe-rences und Rollups zu verweisen,

& Cascading Style Sheets fur die grafischeDarstellung der Ergebnisse (z. B. in ei-nem Browser).

Das Zusammenspiel der verschiedenenElemente veranschaulicht Bild 3.

Zentrales Dokument ist die XBRL-In-stanz. Diese wird entsprechend der durcheine XBRL-Taxonomie vorgegebenenStruktur von einer ERP-Applikation er-stellt und beinhaltet neben den Struktur-informationen die zu veroffentlichenden(Finanz-)Informationen. Innerhalb derXBRL-Instanz muss ein Verweis auf dieverwendete XBRL-Taxonomie erfolgen.Die XBRL-Taxonomie enthalt alle fur dieentsprechende Rechnungslegungsnorm be-notigten Elemente mit eindeutiger Bezeich-nung. Sie stellt damit das zulassige Vokabu-lar der jeweiligen „Sprache“ zur Verfugung.Fur die Beziehungen der Elemente unter-einander, aber auch fur Verweise auf exter-ne Quellen wird XML Linking eingesetzt.In der so genannten XBRL-Linkbase sindfur jedes Element (bei Bedarf) folgendeVerweise enthalten:

& Bezeichnung des Elements in einer odermehreren Sprachen (Labels)

& Abschnitt im verwendeten Rechnungs-legungsstandard, der die Grundlage furdas Element bildet (References)

& Darstellung der Beziehung des Elementszu anderen Elementen hinsichtlich Ag-gregation und Prasentation (Calculationand Presentation, allgemein als Rollupsbezeichnet).

Diese Verweise werden nicht innerhalb ei-nes Elements der XBRL-Taxonomie abge-legt, sondern in separaten Dateien. DieZuordnung erfolgt uber den eindeutigdefinierten Elementnamen. Durch dieAusgliederung soll die XBRL-Taxonomielesbarer gemacht werden und die ausge-lagerten Informationen konnen zentral ge-pflegt und fur mehrere Instanzen verwen-det werden. Bild 4 veranschaulicht bei-spielhaft die (vereinfachte) Definition eineseinzigen Elements der Segmentbericht-erstattung.

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 447–457

Excel,

ASCII etc.

HostSAP

Navision

Institutionen

und VerbändeXBRL

Instanz

(Daten)

ERP

XSD

Wirtschafts-

prüfer

Finanzverwaltung

und Behörden

Kreditinstitute

und Analysten

XBRL

Taxonomie(n)

A

P

P

L

I

K

A

T

I

O

N

E

N

Excel,

ASCII etc.

HostSAP

Navision

Institutionen

und VerbändeXBRL

Instanz

(Daten)

ERP

XSD

Wirtschafts-

prüfer

Finanzverwaltung

und Behörden

Kreditinstitute

und Analysten

XBRL

Taxonomie(n)

A

P

P

L

I

K

A

T

I

O

N

E

N

Bild 2 XBRL-Datenfluss und -Anwendergruppen

eXtensible Business Reporting Language (XBRL) – Konzept und praktischer Einsatz 451

Soll daruber hinaus der Inhalt grafisch dar-gestellt werden, so wird zusatzlich z. B. einCascading Style Sheet (CSS) benotigt. Einsolches Style Sheet beschreibt fur jedes Ele-ment, in welcher Form (Schriftart, -große,Position, Farbe etc.) es dargestellt werdensoll. Ferner konnen unternehmensspezi-

fische Elemente (z. B. Logos) mit einbezo-gen werden.

Eine XBRL-Instanz kann von jeder Soft-ware automatisiert importiert werden,wenn die verwendete XBRL-Taxonomieund alle von dieser referenzierten Dateien

vorliegen sowie die Software uber eine ent-sprechende Importschnittstelle verfugt.Soll der Inhalt ebenfalls automatisiert ana-lysiert werden, so ist es erforderlich, dassdie Software daruber hinaus die jeweiligeXBRL-Taxonomie-Version unterstutzt.

4 Starken/Chancen undSchwachen/Risikendes XBRL-Konzepts

4.1 Starken und Chancen

Sowohl auf Erstellerseite als auch auf Emp-fangerseite existieren durch XBRL reali-sierbare Nutzenpotenziale, die im Weiterenkurz charakterisiert werden.

& Vereinfachter technischer Datenim-port

Derzeit wird der Einsatz computergestutz-ter Analysewerkzeuge fur die Auswertungvon Daten der Geschaftsberichterstattungdurch die Heterogenitat technischer Datei-formate erschwert. Die in Abschnitt 2.2 be-schriebenen Schwachen konnten im Ex-tremfall die maschinelle Analyse ganzlichverhindern. XBRL konnte als plattform-unabhangiges Datenformat beide Problem-stellungen durch die kombinierte Speiche-rung von Inhalt und Struktur reduzieren.

WIRTSCHAFTSINFORMATIK 44 (2002) 5, S. 447–457

Style Sheet

XBRL-Taxonomie(GAAP-spezifisch)

XBRL-Instanz

XBRLLinkbase

Labels References Rollups

SchnittstelleAnalyse-

applikation

Browser

Finanz-applikation

Finanz-daten

AnalyseapplikationXBRLERP-Applikation

Bild 3 Bestandteile der XBRL-Spezifikation I

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XBRL-Taxonomie

Bild 4 Bestandteile der XBRL-Spezifikation II

452 Andreas Nutz, Markus Strauß

& Automatisierte (Benchmark-) Ana-lysen durch inhaltliche und technischeStandardisierung

Eine XBRL-Taxonomie stellt neben dertechnischen auch den Versuch einer inhalt-lichen Standardisierung dar. Die Einheitvon (vordefinierter) Struktur und Inhalt ei-ner XBRL-Instanz konnte so beispielswei-se ein automatisiertes Benchmarking ver-gleichbarer Unternehmen, die die gleicheTaxonomie(version) anwenden, erlauben.Voraussetzung ist, dass die Analysesoftwa-re entweder auf mehrere XBRL-Instanzengleichzeitig zugreift oder diese in eine eige-ne Datenhaltung importieren kann.

Die Verfugbarkeit standardisierter Infor-mationen der Geschaftsberichterstattungkonnte es ferner erlauben, taxonomiespezi-fische Standardauswertungen zu definierenund diese auf jede XBRL-Instanz dieserTaxonomie automatisiert anzuwenden.Dies konnte insbesondere fur Kreditinsti-tute und Finanzanalysten den erhofftenwirtschaftlichen Vorteil bringen, da die ho-hen Erfassungskosten nachhaltig reduziertwerden konnten. Ferner konnte durch An-wendung adaquat gestalteter Standardaus-wertungen die Einhaltung qualitativerMindestanforderungen an bereitzustellen-de Informationen sichergestellt werden.

& Beschleunigte Bereitstellung von Fi-nanzinformationen

Langfristig konnte ein von ERP-Software-herstellern unterstutztes XBRL-Formatdazu fuhren, dass die Bereitstellung vonweiterverarbeitbaren Finanzinformationenweiter beschleunigt wird. Neben dem mog-lichen Zeit- und Informationsvorsprunggegenuber Wettbewerbern im Rahmen derexternen Berichterstattung konnten sich furdie interne Unternehmenssteuerung eineerhebliche Kostenreduktion im Vergleichzum heutigen Ad-hoc-Reporting ergeben.

& Unterstutzung der kontinuierlichen�berwachung internetbasierter Be-richterstattung

Fur den Berufsstand der Wirtschaftspruferist die kontinuierliche �berwachung vonUnternehmens-Websites, auf denen testier-te Informationen der Geschaftsbericht-erstattung und untestierte Informationendes Business Reporting zusammenhangendKapitalmarktteilnehmern bereitgestelltwerden, aus Risikogesichtspunkten vonBedeutung [DiNu02, Sp. 478]. Risiken ent-stehen, wenn zwischen den Informationender testierten Geschaftsberichterstattung

und den untestierten Business-Reporting-Aussagen gravierende Unterschiede beste-hen, ohne dass fur den Adressaten dieGrenzen beider, moglicherweise per Hy-perlink verbundener Bereiche klar ersicht-lich sind. Dieser Effekt ist derzeit kaum zuverhindern. Die gelegentlich diskutierteZertifizierung des Inhalts solcher Web-seiten mittels so genannter WebTrust-Sie-gel durch den Wirtschaftsprufer konntegar kontraproduktiv wirken, da diese der-zeit fur einen vergleichsweise langen Zeit-raum von einem Jahr gewahrt werden undihr Hauptaugenmerk auf den technischenProzess und nicht den Inhalt der Websitelegen [NuHa02, Sp. 1710 u. 1720; DrGr00,1051 ff.].

Ein Losungsansatz konnte in der kontinu-ierlichen, automatisierten �berwachungder im XBRL-Format bereitgestellten In-formationen liegen. Diese konnten es imGegensatz zu dem bislang gangigen PDF-Format erlauben, nach zeit- oder ereignis-gesteuertem Download automatische Pru-fungshandlungen vorzunehmen.

4.2 Schwachen und Risiken

Bei der Entwicklung der ersten XBRL-Ta-xonomien sind Probleme sowohl auf tech-nischer als auch auf konzeptioneller Ebeneaufgetreten.

& Wartungsintensitat

Jede XBRL-Taxonomie bildet einen Rech-nungslegungsstandard zu einem bestimm-ten Zeitpunkt ab. Wie bereits gesagt, unter-liegen Rechnungslegungsnormen �nde-rungen im Zeitablauf, die sich im Aufbauder Taxonomien wiederspiegeln mussen.Aus diesem Grund mussen diese in regel-maßigen Abstanden an die geanderten Vor-schriften angepasst werden, was langfristigzu einer Vielzahl von Taxonomie-Versio-nen (ggf. inklusive aller von dieser referen-zierten Dateien) pro Rechnungslegungs-norm fuhren wird. Dies verursacht kon-tinuierlichen (Wartungs-) Aufwand fur dieAktualisierung/Neuerstellung von XBRL-Taxonomien. Daruber hinaus ist es not-wendig, uber einen langeren Zeitraum dieVergleichbarkeit der Instanzen aller Taxo-nomie-Versionen einer Rechnungslegungs-norm zu gewahrleisten. Dazu mussenXBRL-Instanzen alterer Taxonomie-Ver-sionen in die Datenstrukturen der aktuel-len Taxonomie-Version migrierbar seinund gehalten werden.

& Limitierte Migrationsfahigkeit

Die Migration von XBRL-Instanzen wirdnicht in erster Linie ein technisches als viel-mehr ein inhaltliches Problem darstellen.Fur jede Erhohung des Aggregations-niveaus der Abschlussinformationen in ei-ner neuen Taxonomie-Version ist die Fragezu beantworten, welche Informationen ei-ner alteren XBRL-Instanz in welchen star-ker aggregierten Positonen der neuen Ta-xonomie-Version zusammenzufassen sind.Jede Senkung des Aggregationsniveauskann dazu fuhren, dass die Informationenalterer, hoher verdichteter XBRL-Instan-zen nicht fachlich richtig aufgesplittet wer-den konnen (insbesondere nicht automati-siert). Selbst falls diese in großtmoglichemDetaillierungsgrad (Transaktionslevel) vor-gehalten werden, was aufgrund der enor-men Große der Dateien unwahrscheinlichist, wird die fachlich korrekte Umglie-derung komplex und teuer sein.

& Limitierung bilanzpolitischer Spielrau-me

Jede Standardisierung bringt gewisse Ein-schrankungen fur die Ausubung von Frei-heitsgraden mit sich. Der XBRL-Standardwird diese Einschrankungen sehr wahr-scheinlich auf rechtlich zulassige (Bilanzie-rungs-) Wahlrechte legen, um das Ziel derHarmonisierung und Vergleichbarkeit ingroßerem Maße zu erreichen. Die Freirau-me der Bilanzierungswahlrechte werdengegenwartig von Unternehmen aus okono-mischen �berlegungen heraus in vielfaltigerWeise zur Erreichung (bilanzpolitischer)Unternehmensziele genutzt. Die Ein-schrankung dieser Moglichkeit konnte dieVerbreitung des XBRL-Standards hemmen.

Entscheidender Faktor fur die Ausubungvon Bilanzierungswahlrechten ist die Un-terstutzung der (materiellen) Unterneh-mensziele und nicht die Einhaltung eines(formalen) Standards fur die Veroffent-lichung von Informationen der Geschafts-berichterstattung. Ein solcher Standardwird folglich nur dann berucksichtigt wer-den, wenn er mit den Unternehmenszielenvereinbar ist. Mit anderen Worten wirdXBRL immer dann ignoriert werden, wenndie Erreichung der wirtschaftlichen Zielset-zung des Unternehmens behindert wurde.Die Umkehrung dieser Logik, also dieNichtausubung vorteilhafter Wahlrechtezugunsten der Veroffentlichung von Infor-mationen der Geschaftsberichterstattungim XBRL-Format, wurde neben wirt-schaftlichen Nachteilen wahrscheinlich

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auch einen Informationsverlust fur dieAdressaten zur Folge haben, da die Aus-ubung des Wahlrechts in der Vergangenheitja nicht ohne Grund erfolgte. Es kann nichtZiel sein, effizientere Auswertungen auf ei-ner weniger aussagefahigen Datenbasisdurchfuhren zu konnen.

& Spezifische Taxonomien relativierenStandardisierungsvorteile

Ebenso wie die Fortentwicklung der zu-grunde liegenden Rechnungslegungsnor-men eine standige Anpassung der XBRL-Taxonomien erfordert und somit zu einerVielzahl von Versionen fuhrt, entsteht einsolcher Versionierungsbedarf auch aus in-dividuellen, beispielsweise branchenspezi-fischen, Anforderungen an die Strukturder bereitzustellenden Informationen. Diegegenwartig entwickelten „Core“-Taxo-nomien werden nur der kleinste gemein-same Nenner fur individuelle (Branchen-)Losungen sein. Ausgehend von diesengrundlegenden Core-Taxonomien (diebeispielsweise branchenubergreifende Un-ternehmensvergleiche zulassen), werdenso genannte „Industry“-Taxonomien zurErfullung vielfaltiger, (branchen-) spezi-fischer Informationsbedurfnisse entwickeltwerden. Folglich wird die Anzahl der ins-gesamt existierenden Taxonomie-Versionenmindestens das Produkt aus zeit- und(branchen-) spezifischen Taxonomien sein.Die Vielzahl der Taxonomie-Versionen ge-fahrdet die durch die Standardisierung an-gestrebten Ziele, da eine Vielzahl von Stan-dards kein Standard ist.

5 Praktischer Einsatzvon XBRL

Zum Zeitpunkt der Entstehung dieses Ar-tikels existieren noch keine marktreifenProdukte zur Erstellung oder Verarbeitungvon XBRL-Instanzen. Allerdings arbeitenmehrere Unternehmen an Losungen, zudenen teilweise bereits Prototypen oderBeta-Versionen verfugbar sind.

Die Einsatzbereiche zukunftiger XBRL-Software lassen sich grob in die Bereiche„Erstellung“ und „Verwendung“ vonXBRL-Dokumenten einteilen.

5.1 Erstellung von XBRL-Instanzen

Im Bereich der Erstellung von XBRL-In-stanzen konnen momentan zwei Losungs-

ansatze unterschieden werden. Unter„Mapping” wird hier die Konvertierungvon Daten in ein vom Empfanger erwarte-tes und von diesem verwertbares Formatverstanden.

– Explizites MappingDie Berichtsdaten werden aus einemERP-System in einem gangigen Datei-format (z. B. MS-Access, dBaseIV etc.)ausgegeben. Der Dateiinhalt ist anschlie-ßend mit einer gultigen XBRL-Taxono-mie zu mappen, d. h. die Datensatze derextrahierten Datei sind manuell einemElement der XBRL-Taxonomie zuzu-ordnen. Anhand dieser Zuordnungwird die XBRL-Instanz erstellt. DieseVorgehensweise wird z. B. fur das„XBRL Center“ von enumerate verfolgt[Enum02]. Nachteil ist der sehr hoheAufwand des manuellen Mappings.

– Implizites MappingBei dem zweiten Losungskonzept findetdas Mapping automatisch wahrend derExtraktion der Daten aus dem ERP-System statt. Beispielsweise werden dieKonten des Hauptbuchs einmalig mitden entsprechenden Elementen derXBRL-Taxonomie verbunden und, beiunverandertem Kontenplan, regelmaßigin die Elemente der XBRL-Instanzenubergeleitet. Dieser Losungsansatz er-spart somit die Erstellung der beim ex-pliziten Mapping erforderlichen Zwi-schendatei und das aufwandige manuelleMapping.Naturgemaß findet sich dieser Ansatzbei den Anbietern von Finanzbuchhal-tungssoftware oder ERP-Systemen wiez. B. „Navision Attain 3.10“ [Navi02]Einen ahnlichen Weg hat auch die SAPAG mit „mySAPFinancials, StrategicEnterprise Management“ eingeschlagen[SAP02].

5.2 Verwendungvon XBRL-Instanzen

Auf der Verwendungsseite befinden sicheinige Produkte in der Entwicklung. Bei-spielhaft seien hier genannt die „XBRLApplication Suite“ von Semansys [Sema02]und der „MultiMartTM Web financials“von Newtec [NewT02]. UnterschiedlicheAnsatze werden gegenwartig in Bezug aufdie Datenhaltung der (Analyse-) Softwareverfolgt. Die Speicherung in einer relatio-nalen Datenbank erfordert eine technischeAufbereitung der XBRL-Instanzen, er-laubt aber den (automatisierten) Einsatz

herkommlicher, oft bereits implementierterAnalysewerkzeuge. Ein anderer Ansatz istdie Speicherung von XBRL-Instanzen ineiner XML-Datenbank. Dieser z. B. vonder Software AG mit ihrem Produkt „Ta-mino“ [Soft02] verfolgte Weg hat den Vor-teil, dass die XBRL-Instanzen in ihrerursprunglichen Form ohne Konvertie-rungsaufwand gespeichert und (automati-siert) ausgewertet werden konnen. Das Po-tenzial von XBRL konnte u. U. so ambesten ausgeschopft werden. Es bleibt ab-zuwarten, ob die moglichen Datenvolumi-na von XBRL-Instanzen, insbesondere beiIntegration von Informationen auf Trans-aktionsebene (XBRL-GL), zu Performan-ceproblemen fuhren wird.

6 Diskussion der Erfolgs-aussichten von XBRL

Um XBRL zum angestrebten technischen(und damit inhaltlichen) Reporting-Stan-dard zu machen, muss von diesem ein gro-ßer Verbreitungsgrad erreicht werden. Da-zu ist die generelle Verfugbarkeit vonXBRL-Taxonomien und adaquater Soft-ware zur Erstellung und Verarbeitung vonXBRL-Instanzen Voraussetzung.

Die Verfugbarkeit der XBRL-Taxonomienwird durch die internetbasierte, frei zu-gangliche Bereitstellung erreicht. Ein we-sentliches Hemmnis liegt in dem Fehlenmarktreifer Anwendungen zur Erstellungund Verarbeitung von XBRL-Instanzen.Auf Erstellerseite sind die zur Publikationverpflichteten Unternehmen derzeit nichtin der Lage, aus ihren ERP-Systemen aufder Basis zumeist relationaler Datenbankeneine XBRL-Datei zu generieren. Das Pos-tulat der Wirtschaftlichkeit verbietet jedochdie „manuelle“ Erstellung von XBRL-Da-teien.

Auf Empfangerseite außert sich das gleicheProblem, indem Analyseapplikationennoch keine adaquaten Importschnittstellenfur das XBRL-Format bieten und somitdie Nachfrage nach XBRL-Instanzen prak-tisch gleich Null ist. Die einzige Moglich-keit einer sinnvollen Verarbeitung bestehtzum Zeitpunkt der Erstellung dieses Bei-trags darin, eine XBRL-Instanz im Rah-men einer prozeduralen Routine zu zer-legen, in eine (relationale) Datenbankeinzulesen und mit den so gewonnenen Ta-bellen weiter zu arbeiten. Im Extremfallwurde das bedeuten, dass ein Unterneh-

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men die relevanten Daten aus einer (rela-tionalen) Datenbank ausliest, sie in dasXBRL-Format uberfuhrt, und der Adres-sat die XBRL-Instanz wieder in eine (rela-tionale) Datenbank einliest. In dieser Si-tuation erscheint es deshalb sinnvoller, dieDatei in einem momentan noch besser un-terstutzten Format (z. B. dBase oder MS-Access) anzufordern. Diese Situationkonnte sich in absehbarer Zeit grund-legend andern, berucksichtigt man die um-fangreichen Aktivitaten der marktfuhren-den ERP-Hersteller sowie die großeResonanz auf das erste deutsche und zu-gleich 4. internationale XBRL-Symposiumvom 4. bis 8. Marz 2002 in Berlin.

Eine Unbekannte fur die Etablierung vonXBRL ist die bislang mangelnde Stetigkeitin der technischen Umsetzung der XBRL-Spezifikation. So waren aufgrund der Um-stellung vom DTD-Konzept auf XML-Schemata alle fur die Verarbeitung vonXBRL-Instanzen der ersten Generationausgelegten Analysetools grundlegend zuuberarbeiten. Die dadurch entstandene In-vestitionsunsicherheit hat den uberwiegen-den Teil der fuhrenden Softwareherstellerdavon abgehalten, XBRL in ihrer Softwarezu unterstutzen. Es kann aber davon aus-gegangen werden, dass sich diese Situationaufgrund der zunehmenden Marktnachfra-ge bald andern wird. So haben beispiels-weise die in Deutschland marktfuhrendenAnbieter von Prufsoftware (ACL undAudicon) auf dem oben erwahnten Sym-posium die Realisierung entsprechenderImportschnittstellen angekundigt. Fernernimmt die Zahl spezifischer Auswertungs-software zumindest im Stadium von Beta-Versionen zu. Die Voraussetzung einerbreiten technischen Unterstutzung desXBRL-Formats scheint damit zumindestmittelfristig wahrscheinlich.

Fur die Realisierung eines erleichtertenVergleichs von Informationen der Ge-schaftsberichterstattung ist, wie in Ab-schnitt 1 gezeigt wurde, vorwiegend dieVerfugbarkeit und Durchsetzung einer har-monisierten, international anerkannten undmoglichst weltweit angewendeten Rech-nungslegungsnorm entscheidend. VonXBRL als einer technischen Abbildung in-haltlicher Rechnungslegungsnormen ist da-zu kaum ein Beitrag zu leisten. Allerdingseroffnet XBRL erhebliche Effizienzsteige-rungspotenziale durch Automation desVergleichsprozesses zweier XBRL-Instan-zen derselben Taxonomie-Version. DieserVorteil wird aber kaum auf den Vergleich

zweier XBRL-Instanzen unterschiedlicherTaxonomien ubertragbar sein, da die not-wendige �berleitungsrechnung und dieVergleiche aufgrund ihrer individuellen,fachlichen Fragestellungen letztlich nichtautomatisierbar sind [KuDH01, 51].

Die Realisierung eines universellenXBRL-Standards wurde die Definitionund Codierung vieler (hundert) �berlei-tungsrechnungen zwischen den denkbarenTaxonomien bedeuten, was zum gegen-wartigen Zeitpunkt unwahrscheinlich bisausgeschlossen erscheint. Jede dieser�berleitungsrechnungen oder Vergleichs-analysen ware inhaltlich zu definieren undin Form von Parameterwerten zu codie-ren. Die Anzahl benotigter Parameter wa-re unuberschaubar groß und enorm war-tungsaufwandig. Ferner ist besondershervorzuheben, dass in der Praxis letztlichdoch individuelle Anpassungen im Rah-men eines Unternehmensvergleichs unum-ganglich sein werden. Dies gilt insbeson-dere, wenn aggregierte Zahlen aufgesplittetwerden mussen, erforderliche Detaildatennicht im XBRL-Dokument enthalten sindoder die Parametrisierung der XBRL-In-stanzen unvollstandig ware. Der Aufwandeiner generellen Parametrisierung wirdkaum zu rechtfertigen sein.

Es ist daher damit zu rechnen, dass XBRLkeinen wesentlichen Beitrag fur die Losungdes Problems der Vergleichbarkeit von In-formationen der Geschaftsberichterstat-tung, wohl aber zur Effizienzsteigerungvon Vergleichen innerhalb einer Taxono-mie beisteuern kann.

Es scheint mehr als unwahrscheinlich, dassein Unternehmen sich zur Wahrnehmungeines wirtschaftlich ungunstigeren Bilan-zierungswahlrechts drangen lasst, weil die-ses von einer existierenden XBRL-Taxono-mie unterstutzt wird, wahrend dies fur einewirtschaftlich vorteilhaftere Bilanzierungs-variante nicht der Fall ist. Eine XBRL-Ta-xonomie wird in diesen Fallen wohl so lan-ge ignoriert werden, bis ein Unternehmenaufgrund von Marktdruck zur Veroffentli-chung von Informationen der Geschafts-berichterstattung (und ggf. des BusinessReporting) im XBRL-Format gezwungenwird. Fur die Durchsetzung von XBRLkommt den Adressaten so eine Schlussel-rolle zu, weil sie durch ihren direkten Ein-fluss uber das Instrumentarium des Kapi-talmarkts in der Lage sein sollten, ein vonihnen gewunschtes Datenformat durch-zusetzen.

In einer solchen Situation wird ein Unter-nehmen wahrscheinlich auf eine der nach-folgend beschriebenen Arten reagieren:Entweder es passt die Jahresabschlusszah-len auf eine bestehende Taxonomie an(und nimmt damit wirtschaftliche Nachtei-le in Kauf) oder es drangt auf die Ent-wicklung einer Taxonomie, die die Abbil-dung der fraglichen Bilanzierungswahl-rechte erlaubt. Letztgenannte Alternativewird fruher oder spater zur Existenz vielerTaxonomien bzw. Standards fuhren. Viele„Standards“ verlieren an Charme, da siezwar noch in technischem Sinn (fur auto-matisierten Import und Analyse), nichtaber mehr in inhaltlichem Sinne (fur denautomatisierten Vergleich mit hinreichendvielen Unternehmen, die die gleiche Taxo-nomie verwenden,) einen Standard darstel-len.

Letztlich wird der Einsatz von XBRL aufder Basis von Wirtschaftlichkeitsbetrach-tungen entschieden werden. Fur ein Unter-nehmen entstehen bei der Erstellung einesXBRL-Dokuments zusatzliche Kosten.Diese wird es nur in Kauf nehmen, wennder damit verbundene Nutzen mindestensebenso groß ist. Betrachtet man die anfangsdargestellten Ineffizienzen im Datenaus-tausch zwischen Unternehmen und diver-sen Informationsempfangern, so erkenntman das große Potenzial der Anwendungeines kombinierten, inhaltlichen und tech-nischen Standards. Dieser konnte durchVereinfachung der Kommunikation zwi-schen Unternehmen und Informations-empfanger den Aufwand der Datenanfor-derung erheblich reduzieren, indem eineVielzahl potenzieller, inhaltlicher und tech-nischer Fehlerquellen vermieden werdenkonnten.

Weitere Kosteneinsparungen konnen sichaus der Verkurzung der Reaktions- undBerichterstellungszeiten durch eine ein-fache und zeitnahe Erstellung der XBRL-Instanzen und deren automatisierte, mogli-cherweise mit Monitoringfunktionalitatgesteuerte Auswertung ergeben.

Unabhangig von Wirtschaftlichkeitsuber-legungen ist es nicht auszuschließen, dasspsychologisch begrundeter Druck von Ka-pitalmarktteilnehmern auf Erfullung vonInformationsbedurfnissen, gepaart mit derNotwendigkeit des Kapitalmarktzugangsfur Unternehmen, diese dazu zwingenwird, ihre Abschlussinformation imXBRL-Format zu erstellen.

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7 Zusammenfassung

XBRL ist unter anderem angetreten, umden Vergleich und die Vergleichbarkeit vonInformationen der Geschaftsberichterstat-tung zu erleichtern und effizienter zu ge-stalten. Einen Beitrag zur inhaltlichen Ver-gleichbarkeit von Informationen derGeschaftsberichterstattung kann XBRL alstechnischer Standard kaum bieten. Davonunabhangig wird XBRL sehr wahrschein-lich große Effizienzvorteile durch die Au-tomation des Vergleichs zweier Jahres-abschlusse derselben Taxonomie (-Version)bieten konnen.

Der potenzielle Beitrag von XBRL zur Ef-fizienzsteigerung in den Bereichen:

– Datenubernahme (insbesondere fur un-ternehmensexterne Adressaten wie Ab-schlussprufer und Finanzbehorden)

– Automatisierter Kennzahlenanalysen(insbesondere fur Finanzanalysten, Ban-ken, Versicherungen, Wirtschaftspruferund Aufsichtsrat)

– Automatisierte Vergleiche von XBRL-Instanzen einer identischen Taxonomie(insbesondere fur Finanzanalysten, Ban-ken, Versicherungen, Unternehmens-management und Aufsichtsrat)

ist enorm. Da in der Praxis fur die Durch-setzung einer Neuerung haufig der Wirt-schaftlichkeitsaspekt den Ausschlag gibt,raumen die Autoren XBRL gute Chancenein, als Standard fur den Austausch von In-formationen der Geschaftsberichterstat-tung realisiert zu werden. Die Realisie-rungschancen werden durch die Vielzahlder in den XBRL-Gremien mitarbeitendenUnternehmen und Vereine unterschied-licher Branchen weiter gesteigert.

Anmerkungen

1 Rechnungslegung wird als ein Instru-ment verstanden, mit dessen Hilfe die Un-ternehmen ihre Beziehungen zum Kapital-markt gestalten – verandern sich dieKapitalmarktstrukturen, dann hat sich dasPublizitatsverhalten anzupassen [Baum01,6 f.].

2 Unter Segmentberichterstattung verstehtHaller „die i. d. R. im Zusammenhang mitder periodischen Berichterstattung (Jahres-bzw. Konzernabschluss, Zwischenbericht,Borsenbericht etc.) von Unternehmen

stattfindende Informationsgewahrung ubereinzelne, als Segmente bezeichnete Teil-bereiche ihrer unternehmerischen Aktivita-ten“ [Hall02]. Die Segmentierung erfolgtbei dem in IAS 14 vertretenen „Manage-ment Approach“ in Anlehnung an die Re-portingstruktur des von der Unterneh-mensfuhrung fur Entscheidungszweckeverwendeten betrieblichen Informations-systems (beispielsweise anhand von Struk-turelementen wie Produktgruppen, geogra-fische Regionen etc.) [FeMu99, 263].

3 Die vollstandige Liste ist unter[XBRLD02] einsehbar. Es uberrascht, dassbis zum Zeitpunkt der Erstellung diesesBeitrags keine Finanzbehorde der Mit-gliederliste angehorte. Dies ist erstaunlich,da die Verfugbarkeit einer Taxonomie„steuerlich relevanter“ Informationen (bei-spielsweise fur die als Primarbereiche be-zeichneten Finanz-, Anlage- und Lohn-buchhaltung) den Betriebsprufer in dieLage versetzen wurde, im Verfahren derDatentrageruberlassung gem. § 147 Abs. 6AO die Datenanforderung vom steuer-pflichtigen Unternehmen hoch effizient ab-wickeln zu konnen. Die Abwesenheit derFinanzbehorden ist daher wohl eher aufdie Jugend der XBRL-Initiative als auf eineAblehnung dessen Potenzials zuruck-zufuhren.

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Abstract

Concept and practical implementation of the eXtensible Business Reporting Language(XBRL)

The eXtensible Business Reporting Language, or XBRL, is a royalty-free language based onXML that provides for a standardization of method and content in the exchange of businessinformation. XBRL aims to reduce inefficiencies in data exchange and analysis, coupled withan improved comparability of information.

The first taxonomies based on XBRL have:� identified opportunities for significant improvement in the efficiency of data exchange

and automated analysis.� shown that comparisons between and the compatibility of information within business

reports have not improved due to XBRL.

Keywords: XBRL, XML,data exchange, data analysis, harmonization of accounting meth-ods and regulations across international borders

eXtensible Business Reporting Language (XBRL) – Konzept und praktischer Einsatz 457