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ie Nieren spielen im Körper der Katze, wie beim Menschen und anderen Tieren, eine zentrale Rolle bei der Ausscheidung von Stoff- wechselprodukten, bei der Regulation des Wasserhaushaltes, des Blut-pH- Wertes und des Blutdrucks sowie bei der Bildung von Blutkörperchen und Vitamin D. Die chronische Niereninsuffizienz (CNI) ist eine der häufigsten Erkran- kungen bei Katzen über acht Jahren. Die Krankheit schreitet in der Regel mehr oder weniger schnell voran und ist unheilbar. Allerdings können betroffene Katzen bei rechtzeitigem Erkennen und unverzüglichem Beginn der erapie durchaus noch einige Jahre bei guter Lebensqualität leben. Nach der Diagnose sollte die betrof- fene Katze so bald wie möglich auf eine entsprechende Diät umgestellt wer- den, um die Nieren zu entlasten und eine weitere Schädigung zu verzögern. Dadurch können nachweislich eine verbesserte Lebensqualität und eine deutlich verlängerte Überlebenszeit erzielt werden. Es gibt verschiedene kommerzielle Nierendiäten, die zum größten Teil über den Tierarzt erhält- lich sind. Diätprinzipien bei Nierenerkrankung Leider verweigern manche Katzen diese Diäten – egal ob als Trocken- oder Nassfutter. In einem solchen Fall sind auch selbst gekochte Nierendiäten oder Rationen auf der Basis von rohem Fleisch möglich. Sie sollten aber unbe- dingt von einem auf Tierernährung spe- zialisierten Tierarzt unter Berücksichti- gung der Laborwerte genau berechnet werden. Derartige Rezepte basieren in der Regel auf fettreichem Fleisch, etwa (gekochtem) Schweinefleisch oder Rindfleisch. Eine Nierendiät sollte folgende Eigen- schaften aufweisen: Reduzierter Phosphorgehalt Reduzierte Eiweißmenge Deckung des Energiebedarfs Eventuell erhöhter Anteil an fermen- tierbaren Fasern GELIEBTE KATZE 09/2012 Wenn die Nieren nachlassen Chronische Niereninsuffizienz ist eine der häufigsten Erkrankungen von Katzen über acht Jahren. Die richtige Ernährung wird dann überlebenswichtig D Diät-Fertigfutter tut der Katze zwar gut, nur schmeckt es nicht jeder Von Priv. Doz. Dr. Petra Kölle, Medizinische Kleintierklinik der LMU München ERNÄHRUNG

Ernährung GELIEBTE KATZE 09/...Die Chancen einer Katze mit CNI auf ein Leben mit guter Lebensqualität sind umso besser, je eher ihre Erkrankung entdeckt wird, zum Beispiel bei einer

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Page 1: Ernährung GELIEBTE KATZE 09/...Die Chancen einer Katze mit CNI auf ein Leben mit guter Lebensqualität sind umso besser, je eher ihre Erkrankung entdeckt wird, zum Beispiel bei einer

ie Nieren spielen im Körper der Katze, wie beim Menschen und anderen Tieren, eine zentrale

Rolle bei der Ausscheidung von Stoff-wechselprodukten, bei der Regulation des Wasserhaushaltes, des Blut-pH-Wertes und des Blutdrucks sowie bei der Bildung von Blutkörperchen und Vitamin D.

Die chronische Niereninsuffizienz (CNI) ist eine der häufigsten Erkran-kungen bei Katzen über acht Jahren. Die Krankheit schreitet in der Regel mehr oder weniger schnell voran und ist unheilbar. Allerdings können betroffene Katzen bei rechtzeitigem Erkennen und unverzüglichem Beginn der Therapie durchaus noch einige Jahre bei guter Lebensqualität leben.

Nach der Diagnose sollte die betrof-fene Katze so bald wie möglich auf eine entsprechende Diät umgestellt wer-den, um die Nieren zu entlasten und eine weitere Schädigung zu verzögern. Dadurch können nachweislich eine verbesserte Lebensqualität und eine deutlich verlängerte Überlebenszeit erzielt werden. Es gibt verschiedene kommerzielle Nierendiäten, die zum größten Teil über den Tierarzt erhält-lich sind.

Diätprinzipien beiNierenerkrankung

Leider verweigern manche Katzen diese Diäten – egal ob als Trocken- oder Nassfutter. In einem solchen Fall sind auch selbst gekochte Nierendiäten oder Rationen auf der Basis von rohem Fleisch möglich. Sie sollten aber unbe-dingt von einem auf Tierernährung spe-zialisierten Tierarzt unter Berücksichti-gung der Laborwerte genau berechnet werden. Derartige Rezepte basieren in der Regel auf fettreichem Fleisch, etwa (gekochtem) Schweinefleisch oder Rindfleisch. Eine Nierendiät sollte folgende Eigen-schaften aufweisen:● Reduzierter Phosphorgehalt● Reduzierte Eiweißmenge● Deckung des Energiebedarfs● Eventuell erhöhter Anteil an fermen-

tierbaren Fasern

GELIEBTE KATZE 09/2012

Wenn die Nieren

nachlassenChronische Niereninsuffizienz ist eine der häufigsten Erkrankungen von Katzen über acht Jahren. Die richtige Ernährung wird dann überlebenswichtig

DDiät-Fertigfutter

tut der Katze zwar gut, nur schmeckt

es nicht jeder

Von Priv. Doz. Dr. Petra Kölle, Medizinische Kleintierklinik der LMU München

Ernährung

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Frischwasser, das ihr schmeckt, sollte für jede Katze immer ausrei-chend vorhan-den sein – das gilt ganz beson-ders auch für eine Katze mit Nieren- problemen

Das Fortschreiten einer Nierenerkran-kung kann insbesondere durch die Verminderung des Phosphorgehaltes in der Nahrung verzögert werden. Stark phosphorhaltig sind Fleisch (insbe-sondere Geflügelfleisch oder mageres Muskelfleisch), Fisch und Milchpro-dukte. Sollte eine Katze stark auf ein be-stimmtes Futter fixiert sein und jegliche Nierendiät verweigern, so kann auch versucht werden, beim Tierarzt erhält-liche Phosphatbinder dem gewohnten Futter beizugeben. Diese Medikamente verringern die Phosphataufnahme durch die Katze, indem sie einen Großteil des in der Nahrung enthaltenen Phosphats in unlöslichen Komplexen binden, die nicht über die Darmwand aufgenom-men werden können.

Trinken ist wichtigWasser sollte – wie bei gesunden Katzen auch – einer nierenkranken Katze immer zur Verfügung stehen. Es ist wichtig für sie, dass sie ausreichend trinkt!Auf keinen Fall dürfen bei einer vermehrten Urinausscheidung der Zugang zum Trinkwasser oder die Wassermenge eingeschränkt werden, um die Urinmenge zu reduzieren.

Extra-tippGeliebte

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Durch eine Verminderung der Protein-zufuhr wird die Niere entlastet – es fällt unter anderem auch weniger Harnstoff an. Dadurch werden die Krankheits-symptome bei der Katze, zum Beispiel Übelkeit infolge der Urämie (Auftreten harnpflichtiger Substanzen im Blut), vermindert oder sogar beseitigt. Allerdings kann Protein nicht unbe-

grenzt reduziert werden, da Katzen einen relativ hohen Proteinbedarf haben und eine Unterversorgung in einem Abbau von Muskeleiweiß resultiert. Dies ist genauso schädlich wie eine übermäßige Eiweißzufuhr.

Jedes Detail des Futters muss sorgfältig ausgewählt sein

Die zufuhr von Protein sollte sich an den Laborwerten orientieren, aber auf jeden Fall unter dem Proteingehalt kommerzieller Alleinfutter für Katzen liegen. Es sollte auch nur hochwertiges Eiweiß mit einer hohen biologischen Wertigkeit verfüttert werden. Stark

bindegewebehaltige Futtermittel wie Innereien sind wegen der Bildung von ungünstig wirkenden Substanzen im Darm, beispielsweise biogenen Ami-nen oder Ammoniak, vom Futterplan zu streichen.

Der Energiebedarf sollte auf jeden Fall gedeckt werden, das heißt, die Kalorienzufuhr sollte so hoch sein, dass das Tier auf keinen Fall abnimmt beziehungsweise, falls es bereits zu schlank ist, wieder etwas zunimmt.

Die Energie kommt in einer Nieren-diät vor allem aus dem relativ hohen Fettanteil. Fett ist zum einen Ge-schmacks- träger und wird von Katzen sehr gern aufgenommen. zum anderen muss der Fettanteil der Ration durch die begrenzte Proteinzufuhr und dem bei Katzen nur relativ geringen mög-lichen Anteil an Kohlenhydraten relativ hoch ausfallen, da Fett im Vergleich zu Kohlenhydraten und Proteinen pro Gramm die meisten Kalorien aufweist.

Butter sollte gemieden werden, da die reichlich vorhandenen mittel-kettigen Fettsäuren eine eventuell vorhandene Übelkeit noch verstärken können. Ein Teil des Fettes sollte in Form von ungesättigten Fettsäuren, wie sie in Pflanzenöl und insbesonde-re in Lachsöl vorkommen, zugeführt werden. Diesen Fettsäuren wird auch eine entzündungshemmende Wirkung zugeschrieben.

In kommerziellen Diäten enthal-ten oder auch separat zusetzbar sind fermentierbare Fasern wie Pektin oder

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Leckerlis sind für nierenkranke Katzen absolut verboten

Richtige Diät sichert Lebensqualität

Ein vereinfachter Blick auf die Lage der Organe im Körper einer Katze: 1. Rechte Niere, 2. Leber,3. Harnblase, 4. Milz,5. Magen 6. Herz

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Guar oder fermentierbare Kohlenhy-drate wie Laktulose, die das Darmmili-eu insofern beeinflussen, dass weniger Ammoniak und andere für nierenkran-ke Katzen ungünstige Substanzen im Darm gebildet werden. Diese können in einer Menge bis zu ein Gramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Tag gegeben werden. Allerdings sollte man mit geringeren Mengen beginnen und diese langsam steigern, um Durchfall zu vermeiden.

Je früher die Therapie startet,desto besser das Leben

Die Chancen einer Katze mit CNI auf ein Leben mit guter Lebensqualität sind umso besser, je eher ihre Erkrankung entdeckt wird, zum Beispiel bei einer Blutuntersuchung im Rahmen der jähr-lichen Gesundheitsvorsorge.

Schlechter ist die Prognose, wenn bereits Symptome wie Erbrechen, Abmagerung, Durchfall, Apathie, ver-mehrtes Trinken und/oder gesteigerte Urinausscheidung auftreten.

Da in der Niere die stoffwechselaktive Form von Vitamin D aufgebaut wird und dieser Prozess bei nierenkranken Katzen gestört sein kann, sollte auf eine ausreichende Versorgung mit Vitamin D geachtet werden. Sollte die Katze eine erhöhte Urinaus-scheidung zeigen, benötigt sie wasser-lösliche Vitamine, etwa B-Vitamine. Die Menge sollte deutlich über dem Bedarf einer gesunden Katze liegen.Eine Zufuhr von Antioxidantien, etwa Ascorbinsäure (Vitamin C), Vitamin E und Karotine, ist in Absprache mit dem Tierarzt empfehlenswert, da oxidativer Stress im Nierengewebe zum Fortschrei-ten der Nierenerkrankung beitragen kann. Sollte die Katze häufig erbrechen, steigt auch der Bedarf an Chlorid an. Gege-benenfalls muss die Ration dann mit etwas Kochsalz (NaCl) oder Kaliumchlo-

rid (KCl) ergänzt werden. Im Zweifelsfall sollten vom Tierarzt eine Blutuntersu-chung durchgeführt und die Labor-werte herangezogen werden, um die Versorgung des Tieres mit bestimmten Nährstoffen zu kontrollieren und wenn nötig zu korrigieren.Wichtig: Eine Nierendiät muss in der Regel lebenslang verfüttert werden. Ein Mischen mit anderen Futtermitteln (auch wenn es Alleinfuttermittel für Katzen sind) oder die Gabe von Leckerlis ist in den meisten Fällen nicht mit dem Therapieziel zu vereinbaren. Bei Freigängern sollten auch Nachbarn, die eventuell die Katze füttern, aufgeklärt werden, dass ein handelsübliches Alleinfutter oder Leckerbissen jeglicher Art zu einer Verschlechterung der Krank-heit und Verkürzung der Lebensdauer führen können.

Vitamine und andere Zusätze

Das ist wichtig Geliebte