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ERIK ZIMEN Der Hund

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ERIK ZIMEN

Der Hund

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Buch

Seit 13 000 Jahren schon ist der Mensch auf den Hund gekommen.

Bereits in der Altsteinzeit begannen unsere Vorfahren den Wolf, den

Ur vater des Hundes, zu domestizieren. Erik Zimen verfolgte die Do-

mes tizierung des Hundes von den Anfängen bis in die Gegenwart.

Die Kulturgeschichte des Hundes ist auch eine Kulturgeschichte der

Beziehung Mensch – Hund: Die sozialen Gegebenheiten der mensch-

li chen Gesellschaft spiegeln sich auch in der Entwicklung der Hunde-

rassen wider. Breiter Raum wird der Erforschung des Hundever haltens

eingeräumt.

Besonders faszinierend sind Zimens vergleichende Studien zwischen

Wolf und Hund, die uns einen tiefen Einblick in die Arbeit des Ver hal-

tensforschers geben und darüber hinaus zeigen, wie durch bewusste, se-

lektive Züchtung Charakter und Gestalt des Hundes verändert werden.

Autor

Dr. E rik Zimen wurde in Schweden geboren und lebte seit 1971 in

Deutschland. Er war Mitarbeiter des Kieler Haustierspezialisten Dr.

Wolf Herre und von Prof. Konrad Lorenz. Im Bayerischen Wald und in

den Abruzzen betreute Zimen Forschungsprojekte mit Wölfen. Neben

seinen Buchveröffentlichungen (1978 erschien sein Standardwerk »Der

Wolf«) ist er durch seine großen Dokumentarfilme bekannt geworden.

Erik Zimen verstarb im Mai 2003.

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Erik Zimen

Der HundAbstammung – Verhalten –

Mensch und Hund

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Der Titel erschien 1992 erstmals

als Taschenbuch im Goldmann Verlag (12397).

Verlagsgruppe Random House FSC-DEU-0100

Das FSC-zertifizierte Papier Zanto für dieses Buch

liefert M-real Zanders, Gohrsmühle, Bergisch Gladbach.

1. Auflage

Taschenbuchausgabe August 2010

Wilhelm Goldmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Copyright © der Originalausgabe 1988

by C. Bertelsmann Verlag, München,

in der Verlagsgruppe Random House GmbH

Umschlaggestaltung: UNO Werbeagentur, München

Umschlagfoto: Mauritius Images/Alamy (15289028)

GJ · Herstellung: Str.

Satz: Uhl + Massopust, Aalen

Druck und Bindung: CPI – Clausen & Bosse, Leck

Printed in Germany

ISBN: 978-3-442-15627-6

www.goldmann-verlag.de

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Inhalt

Prolog: Auf den Hund gekommen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13

1 Der Stammvater . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23

Die Hypothesen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24

Abstammungsfrage und Evolutionstheorie . . . . . . . . . . . . . . . 31

Die Suche nach dem Urhund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 35

Die drei Anwärter: Wolf, Kojote, Schakal . . . . . . . . . . . . . . . . . 39

Kreuzungsexperimente in Gefangenschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . 50

Bastardierungen in freier Wildbahn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53

Die Entscheidung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 60

2 Der Hund, die Frau und die Anfänge der Zivilisation . . . . . 67

Die Turkana . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69

Der Hundebandwurm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 72

Die Besitzverhältnisse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 74

Die möglichen Beweggründe für die Wolfszähmung . . . . . . . . . 76

Vom Nutzen des gezähmten Wolfes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79

Die Funktion des Hundes bei den Turkana . . . . . . . . . . . . . . . . . 84

Der Hund als Babysitter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 85

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6 Inhalt

Der Hund als Kotvertilger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 86

Der Hund als Informant . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 88

Der Stammeskrieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 89

Altvergessenes oder Neuentwicklung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . 92

Weitere Funktionen des Hundes in Afrika . . . . . . . . . . . . . . . . . . 96

Der Jagdbegleiter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 97

Canophagie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 99

Der mögliche Anfang . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 100

3 Vom Hauswolf zum Haushund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 103

Das Jungpaläolithikum: Von der Umweltabhängigkeit

zur ersten Umweltbeherrschung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 106

Die Vereisung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 107

Weitere Funde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 108

Technik und Kultur . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 110

Die frühe Ausbreitung des Hundes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116

Der Dingo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 117

Das Mesolithikum: Vom Großwildjäger

zum Breitspektrumjäger und Sammler . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 122

Die erste Differenzierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 124

Die ersten Abbildungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 127

Der Hund und die neolithische Revolution . . . . . . . . . . . . . . . . . 132

4 Vom Hofhund zum Rassehund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 139

Was ist eine Rasse? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 140

Die fünf »Urrassen« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 145

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7Inhalt

Die Rassenbildung des Hundes . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 147

Die Hunde der ersten Hochkulturen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 149

Hundezucht und Kulturentwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159

Hunde in Hellas und Rom . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 160

Hunde in Peru und China . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 164

Hunde im Mittelalter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 166

Hunde im 18. Jahrhundert . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 171

Die moderne Hundezucht . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 173

Die Hundezucht in England . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174

Die Hundezucht in Deutschland . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 178

Die Entstehung einzelner Rassen:

Hütehunde und Schäferhunde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 180

Neue Rassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 183

Die Einteilung der Rassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 184

Die Nationalität der Rassen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 187

Hundezucht und Zeitgeist:

der Deutsche Schäferhund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 191

Bastard, Rassehund und Kulturgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . 198

5 Evolution, Domestikation, Degeneration . . . . . . . . . . . . . . . . 201

Domestikation und Pseudospeziation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 205

Nahrungskonkurrenz und Haustierisolation . . . . . . . . . . . . . 207

Die genetische Isolation von Wolf und Hund . . . . . . . . . . . . . 209

Verhalten als Trennungsmechanismus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 211

Domestikation und Variabilität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 215

Wuchsform und Temperament . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 216

Neotenie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 218

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8 Inhalt

Domestikation und Verhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 221

Das Ethogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 223

Der Verhaltensvergleich . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 225

Domestikation und Anpassungsleistung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 233

Das Sexualverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234

Fressverhalten und Futterverbrauch . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 234

Verhaltensveränderungen und Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . 236

Domestikation und Degeneration . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 239

6 Angst, Prägung und das

Phänomen der doppelten Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 245

Verhaltensgenetik bei Hunden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 247

Entwicklung von Flucht- und Annäherungsverhalten . . . . . . . . 253

Prägung oder Sozialisation? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 254

Die Methode . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 256

Die ersten Versuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 257

Die Wölfe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 259

Die natürliche Entwicklung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 260

Die Sozialisation bei handaufgezogenen Wölfen . . . . . . . . . . 262

Flucht und Sozialisation beim Fuchs . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 265

Flucht und Sozialisation bei Wildhunden . . . . . . . . . . . . . . . . 266

Die Pudel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 268

Die Puwos . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 271

Schlussfolgerung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 274

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9Inhalt

7 Verjugendlichung, Bindung und Selbstständigkeit . . . . . . 279

Die Entwicklung des Verhaltens . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 283

Aktivitätsrhythmus . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 284

Jagdverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 285

Der Kotplatz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 289

Aggression gegen Fremde . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 290

Die Individualdistanz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 293

Geschlechtsreife und soziale Umwelt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 296

Frühe Erfahrung und Bindung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 298

Bindung und soziales Umfeld . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 301

Der Zusammenhalt im Wolfsrudel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 302

Der Zusammenhalt in der Pudelgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . 304

Bindungsfaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 308

Bindung und die Form der sozialen Beziehung . . . . . . . . . . . 311

Bindung und sozialer Status des Menschen . . . . . . . . . . . . . . 313

Bindung und sozialer Status des Hundes . . . . . . . . . . . . . . . . 315

Bindung und Rangbeziehung zwischen Mensch

und Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 316

Bindung und sozial bedingte Kindlichkeit . . . . . . . . . . . . . . . . 319

Verwilderte Hunde in den Abruzzen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 319

8 Rangordnung und Aggressivität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 327

Die objektbezogene und die soziale Rangfolge . . . . . . . . . . . . . . 329

Die Futterrangordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 330

Die soziale Rangordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 331

Beißhemmung, Kampf und Unterwerfung . . . . . . . . . . . . . . . . . 333

Arterhaltung oder Gesamteignung? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 335

Beiß- und Tötungshemmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 339

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10 Inhalt

Die Entwicklung der Beißhemmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 342

Beißhemmung gegen Weibchen und Welpen . . . . . . . . . . . . . 343

Beißhemmung gegen fremde Welpen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 345

Die Demutsgeste . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 347

Der Kampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 350

Ausdruck von Angst und Aggression . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 353

Die Rangordnung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 355

Die Dynamik einer Rangbeziehung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356

Die Unterdrückung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 356

Das stabile Rangverhältnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 358

Die Expansionstendenz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 359

Der Ernstkampf . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 360

Das Finale . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 361

Expansionstendenz und »Super-ct« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 363

Spiel als soziale Strategie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 365

Die Vermischung der Antriebe beim Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . 368

Futterrangordnung und soziale Hierarchie . . . . . . . . . . . . . . . . . 371

Das Wolfsrudel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 372

Die Pudelgruppe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 374

Rangordnung und Domestikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 379

Ein Hundepsychogramm . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 381

Der aggressive Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 382

Aggression und Jagdverhalten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 384

Angriffe auf Menschen: jagdlich motiviert . . . . . . . . . . . . . . . 388

Angriffe auf Menschen: territorial motiviert . . . . . . . . . . . . . . 391

Angriffe auf Menschen: sozial motiviert . . . . . . . . . . . . . . . . . 396

Die Abwehr . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 402

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11Inhalt

9 Mensch und Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 405

Das Phänomen der unterrichteten Tiere . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 406

Die »Rechenkünste« der Elefanten . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 408

Eine Airedalehündin namens Lola . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 410

Die »Sprache des Hundes« . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 412

Die umgekehrte Identifikation . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 414

Lernfähigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 416

Die Führerhundeschule in Alschwil . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 417

Dressur und Selbstständigkeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 422

Dressurversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 424

Lernversuche . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 428

Formbarkeit und Identität . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 432

Die sieben Sünden der Hundehaltung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 437

Der degenerierte Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 439

Der Hund als Ware . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 441

Der falsche Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 442

Der vernachlässigte Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 443

Der verhätschelte Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 445

Der unerzogene Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 447

Der aggressive Hund . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 449

Die Motivation des Menschen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 451

Zum Schluss . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 455

Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 459

Abbildungsverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 467

Personen- und Sachregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 469

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Prolog:Auf den Hund gekommen

Ostern 1986 – draußen regnet und stürmt es wie lange nicht mehr.

Flicka, unsere Haflingerstute, sollte schon längst ihr Fohlen haben.

Ich will wieder in den Stall runter und ziehe Regenjacke und Stiefel

an. Die Hunde, die seit Stunden unter meinem Schreibtisch auf die-

sen Moment warten, springen hoch und toben durch die Halle. Piff,

der sieben Jahre alte Jagdterrier, bellt und beißt ins Fell von Raas,

der an mir hochspringt. Raas ist ein drei Jahre alter Deutscher Lang-

haar, dem viel kleineren Piff jedoch in der Rangordnung deutlich

unterlegen. Er wehrt die immer wilderen Angriffe von Piff durch

Spielaufforderungen ab. Dieser aber beißt sich im Hals des Größe-

ren fest, der schließlich vor Schmerz schreit. Kasuko, der Graupapa-

gei, schreit mit, pfeift, wie ich die Hunde pfeife, und schreit: »Hunde

raauus!« Die Stimmung ist großartig. Nur ich bin schlecht gelaunt.

Nicht wegen des Regens. Daran muss man sich hier im Saarland

gewöhnen. Nein, ich bin verärgert über meine Hunde, weil sie er-

neut angefangen haben, wegzulaufen. Wir wohnen mitten auf dem

Land, und mein Verhältnis zu einigen der Jagdpächter in der Umge-

bung ist seit unserer Arbeit über die Ökologie des Fuchses hier nicht

das beste. Damals mussten meine Mitarbeiter und ich immer wie-

der durch ihre Reviere fahren, um unsere radiomarkierten Füchse

zu suchen. Wir würden das Wild stören, behaupteten die Jäger, aber

das war wohl nur eine Ausrede. Vielleicht sollten wir nicht mitbe-

kommen, was so alles im Revier passierte und der deutschen Waid-

gerechtigkeit nicht entsprach. Aber das ist eine andere Geschichte.

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14 Prolog

Auf jeden Fall erschossen sie eines Abends Flow, meinen bisher

besten Hund. Er war schon zehn Jahre alt, hatte meine ganze Ar-

beit mit den Wölfen mitgemacht, unsere Kinder als Babys bewacht

und als Dank dafür später all die kleinen Quälereien, die sich nur

Menschenkinder ausdenken können, stoisch überstanden. Auch wir

beide hatten seit Langem so eine Art Gentleman’s Agreement ge-

schlossen, wonach jeder die Grenzen der Duldsamkeit des anderen

kannte. Konflikte gab es kaum noch.

Inzwischen hatte Flow auch das Wildern weitgehend aufgegeben.

Im Bayerischen Wald, wo ich in den Siebzigerjahren in einem gro-

ßen Gehege im Nationalpark das soziale Verhalten von Wölfen stu-

diert hatte und täglich mit ihm zu den Wölfen durch den Wald ritt,

hatte er sich diese Unart angewöhnt. Doch nur selten, glaube ich,

gelang es ihm auch tatsächlich, ein Reh zu erbeuten; das erste Mal

im verharschten, nassen Schnee des Spätfrühlings. Zu dem anschlie-

ßenden Rehessen luden wir die für die Jagd im Nationalpark zu-

ständigen Forstleute ein. Es wurde ein sehr netter Abend, bei dem

unsere Gäste wohl zumindest ahnten, woher der Braten stammte.

Doch damals war man gerade zu der Überzeugung gelangt, im In-

teresse des Waldes die große Zahl der Rehe und Hirsche zu reduzie-

ren. Auf jeden Fall erfolgte ein gelegentlicher Fehltritt meines Hun-

des damals im Rahmen des Akzeptablen.

Ins Saarland übersiedelt, musste ich angesichts der unfreundli-

cher gesinnten Jägernachbarschaft die traditionellen Rechte Flows

auf freie Jagd drastisch einschränken. Erleichtert wurde dies durch

sein zunehmendes Alter, das ihn wohl langsam zu der Einsicht

in die Sinnlosigkeit des nur Nachhetzens von Hasen und Rehen

brachte. Dafür schien ihn, wie es wohl für ältere Rüden typisch ist,

ein anderer Duft zunehmend aufzuregen: der läufiger Hündinnen.

Kein Duft einer paarungsbereiten Hündin der umliegenden Dörfer,

der ihm entging. Das erinnert mich an meinen ersten Hund Bonzo,

einen Airedaleterrier. Nach jahrelangem Drängen hatte ich im Alter

von 13 Jahren endlich die Genehmigung von meinen Eltern bekom-

men, einen Hund von meinem dafür ersparten Geld zu kaufen. Die

Wahl fiel auf Bonzo. Ich entsinne mich noch, wie ich ihn anfangs

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15Auf den Hund gekommen

über die Treppen in unserem Haus in Schweden tragen musste, als

seine Beine dafür noch zu kurz waren; wie ich in Nachbars Gar-

ten später seine Kothaufen immer wieder wegschaufeln musste, an

unsere ersten gemeinsamen Ausflüge und an das warme Gefühl

im Bauch bei seiner Pflege. Damit es aber nicht nur bei diesem Ge-

fühl bleiben sollte, schenkten mir meine Eltern zum selbstgekauften

Hund das Buch: Människan och Hunden, dessen deutscher Titel So kam der Mensch auf den Hund lautet. Der Verfasser war ein damals

zumindest in Schweden noch weithin unbekannter Wissenschaftler

namens Konrad Lorenz.

Kaum ein Ereignis hat mich in meinem Leben wohl stärker beein-

flusst als diese erste Beziehung zum eigenen Hund und die gleich-

zeitige Lektüre von Lorenz’ herrlichem Hundebuch. Vielleicht wer-

den die damaligen Ereignisse von mir jetzt im Nachhinein etwas

hochstilisiert. Doch ich erinnere mich noch sehr gut, wie ich da-

von träumte, auch einmal so mit Tieren arbeiten zu können, wie es

Lorenz beschrieb; ein Traum, den sicher nicht ich allein geträumt

habe. Doch ich hatte das Glück, dass dieser Traum tatsächlich in

Erfüllung ging, ja sogar das Privileg, bei Lorenz selbst arbeiten zu

können. Damals in Schweden ahnte ich natürlich noch nichts da-

von. Nur dass ich Biologie studieren wollte, das stand für mich

schon fest. Doch ich schweife wieder ab. Bonzo erging es wie so vie-

len anderen von Jungen und Mädchen in diesem Alter erbettelten

Haustieren. Das Kind wächst heran, beendet die Schule, studiert in

der Ferne, während der Hund von den Eltern weiter versorgt wer-

den muss. Nur in den Ferien lief ich noch mit Bonzo auf alten und

neuen Wegen. Er war schon sehr alt, nierenkrank und steifbeinig,

als ich ihn leichtsinnigerweise auf eine Tagestour in die französi-

schen Seealpen mitnahm. Die heiße Sonne und wohl mehr noch die

scharfen Kalksteine ließen seine Kräfte bald schwinden. So trug ich

ihn auf den Schultern wieder den Berg hinunter. Unterwegs dachte

ich mehrmals, er würde sterben, so stöhnte er und rang nach Luft.

Müde und traurig kam ich endlich in dem kleinen Dorf Saint-Jean-

net an. Am Brunnen ließ ich ihn runter. Er trank in langen Zügen

und legte sich schließlich auf den Bauch ins flache Wasser.

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16 Prolog

Ich sah ihm eine Zeit lang zu und setzte mich dann in den Schat-

ten der Waschhalle. Als ich wieder aufstand, war er verschwunden.

Ich rief ihn, aber kein Bonzo kam mir entgegengehumpelt. Schon

das Schlimmste befürchtend, suchte ich ihn im Dorf und fand ihn

schließlich auch: In einer Rotte von vielleicht zehn Dorfkötern hing

er an einer läufigen Hündin. Kaum zu glauben. Hatte er wenige Mi-

nuten zuvor nicht mehr stehen können, war er jetzt mit dem Ziel

alles Lebendigen beschäftigt.

Mir blieb nichts anderes übrig, als zu warten. Ganz still standen

die beiden Hunde mit hängenden Zungen im grellen Sonnenlicht.

Die anderen Hunde legten sich in den Schatten. Einige alte Frauen

schimpften. Und dann war das Ganze schon wieder vorbei. Kaum

eines Schrittes fähig, lief mir Bonzo durch die Gassen nach. Ich hob

ihn ins Auto, und wir fuhren nach Hause. Wenige Wochen später

war er tot.

Jetzt machte Flow ähnliche Anstalten. Kein Duft einer läufigen

Hündin der umliegenden Dörfer, der ihm entging. Alles Ermahnen,

Schimpfen und Einsperren war nutzlos. Er fand immer ein Schlupf-

loch. Außerdem fiel seine Freiheitsnahme wohl in den Rahmen un-

serer stillschweigenden Abmachung gegenseitiger Toleranz. Aller-

dings blieb ihm der Erfolg seiner Bemühungen meistens versagt,

denn anders als die südfranzösischen gaben die saarländischen

Hündinnenbesitzer gut acht auf ihre fortpflanzungswilligen Rasse-

hunde. So saß er, vom damals noch jungen Piff begleitet, der nichts

von alledem verstand, aber jede Möglichkeit eines Ausflugs wahr-

nahm, still vor dem Haus der temporär Angebeteten und wartete.

Irgendeinmal wurde ihm dann das Warten wohl zu langweilig, die

Sehnsucht nach Futtertrog und Schlafplatz – in meiner Abwesen-

heit am liebsten das verbotene Sofa in meinem Arbeitszimmer  –

wurde zu groß, und er kam unverrichteter Dinge zurück auf den

Hof. Keine zehn Stunden später jedoch lief er wieder auf dem Weg

durch den Wald demselben süßen Duft entgegen; wie immer mit

dem guten Piff im Schlepptau.

Unheilahnend machte ich den Jagdpächter auf die wahren Ab-

sichten des streunenden Hundes aufmerksam. Er zeigte volles Ver-

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17Auf den Hund gekommen

ständnis für diese elementarste aller Lebensäußerungen und ver-

sprach, »den Finger gerade zu lassen«. Was er wohl auch tat, einer

seiner Mitpächter aber nicht. Und so kam eines Abends Piff allein

nach Hause. Eine sofortige Nachfrage beim Besitzer der diesmal

von Flow Ersehnten ergab, dass er dort gar nicht angekommen war.

Nur Piff hätte ein paarmal gebellt und sei dann wieder verschwun-

den. Ich ahnte gleich, was passiert war. Tagelang suchte ich im Wald

nach dem Körper von Flow, fand aber nichts. Vermutlich war er, wie

bei Jägern in solchen Fällen zur Beseitigung aller Folgeprobleme üb-

lich, gleich tief vergraben worden. Die Kinder fragten nach ihrem

Flow, meine Frau war bedrückt, und mir selbst verschlug eine ohn-

mächtige Wut die Sprache. Am schlimmsten war es, nicht genau zu

wissen, was passiert war.

Vielleicht ist diese Bindung an einen Hund, sind diese Gefühle

für ein artfremdes Wesen nichts als eine der vielen sozialen Perver-

sionen in unserer immer unpersönlicheren Gesellschaft und dena-

turierten Umwelt, vielleicht nur Ersatz für verlorengegangene Be-

ziehungen zum Mitmenschen. Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass

solche Gefühle zu einem Tier heute eine weitverbreitete Realität

sind. Deshalb ist es mir unbegreiflich, wie viele meiner Kollegen der

jagenden Zunft, die ja wie kaum eine andere Gruppe von Menschen

Verständnis für die enge Beziehung zwischen Mensch und Hund

haben müssten, trotzdem so roh und gefühllos ihren Herrschaftsan-

spruch über Revier und Wild durchsetzen.

Draußen stürmt es immer noch. Der Regen schlägt hart gegen die

Fensterscheiben. Die Hunde wollen trotzdem raus, und ich muss

zu meinem Pferd. Ich lade mein Luftgewehr, überlege dann aber

kurz und entlade es wieder. Es regnet einfach zu stark. Das Gewehr

würde völlig durchnässt anschließend längerer Pflege bedürfen. So

stelle ich es wieder in den Gewehrschrank, während die Hunde un-

geduldig warten.

Ihretwegen trage ich seit Kurzem das Gewehr bei mir, wenn wir

rausgehen. Als Raas, der langhaarige Vorstehhund, zuerst mit etwa

zehn Monaten ins Alter des Fortlaufens kam, versuchte ich, mir mit

einem Teletaktgerät zu helfen. Vorher hatte er vorschriftsgemäß ei-

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18 Prolog

nige Wochen lang eine Attrappe getragen und sich so an das Ge-

wicht um seinen Hals gewöhnt. Dann bekam er das wirkliche Gerät

umgeschnallt. Schon beim ersten versuchten Weglaufen drückte ich

auf den in meiner Tasche versteckten Radiosender. Der elektrische

Schlag an seinem Hals ließ ihn stark zusammenzucken. Laut jau-

lend lief er zu seinem vermeintlich so gütigen Herrn zurück, wurde

getröstet und beruhigt.

Danach dauerte es etwa ein halbes Jahr, bis die Hunde wieder zur

wilden Jagd im Wald ausbrachen. In diesem Buch wird noch viel

über das Verhalten einzelner, zu zweit oder gar zu mehreren gehal-

tener Hunde zu erfahren sein, auch über die Bedeutung der sozia-

len Hierarchie im Zusammenhang mit Freiheitsdrang und Bindung.

Jetzt sei nur darauf hingewiesen, dass zwei gemeinsam gehaltenen

Hunden das Weglaufen viel schwerer abzugewöhnen ist als einem

einzelnen Hund. Piff, der Jagdterrier, ist zudem gegen jeden Versuch

der Einschränkung seiner Triebe völlig immun. Nur braucht er wohl

aus alter Gewohnheit, aus den Zeiten zusammen mit Flow, die Kum-

panei beim Ausbrechen. Den entsprechenden Aufforderungen dazu

unterlag jedenfalls der gutmütige Raas immer wieder aufs Neue.

Solange Raas das Teletaktgerät trug, blieb er der allerbravste

Hund und ließ sich auch durch meine demonstrative Unaufmerk-

samkeit nicht zum Weglaufen animieren: Ich konnte stundenlang

mit Freunden auf dem Hof sprechen – eine Chance, die er sich sonst

kaum entgehen ließ, sich meiner Ablenkung in solchen Situationen

sehr wohl bewusst – oder lange im Pferdestall arbeiten: Mit dem

Teletaktgerät um den Hals blieb Raas wie befohlen bei mir.

Nach diesen Erfolgen mit dem für teures Geld gemieteten Ge-

rät hoffte ich, mit einer für die Hunde vermeintlich identischen

Attrappe auszukommen. Doch nichts dergleichen geschah. Vor

Wut schäumend musste ich mehrfach miterleben, wie er und da-

mit auch Piff meine kleinste Unaufmerksamkeit ausnutzten und

im Wald verschwanden. War dieser erst einmal erreicht, blieben

meine Schreie und Pfiffe wirkungslos, ebenso natürlich auch meine

schlechte Laune, wenn sie mit jedem für sie erfolgreichen Ausriss

immer später durchnässt und müde nach Hause kamen.

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19Auf den Hund gekommen

So kam es, wie es kommen musste. Zuerst wurde Raas, dann

Piff angeschossen, diesmal allerdings von schlechteren Schützen

als (hoffentlich) zuvor Flow. Raas schleppte sich mit einem Magen-

durchschuss wieder nach Hause und Piff mit einer Ladung Schrot,

Kaliber 3,5 mm, im Hintern. Der letzte Schuss fiel sogar in unmittel-

barer Nähe des Hofes, weniger als jene 200 m entfernt, die vom Ge-

setz Hunden und Katzen als Freiraum zugebilligt werden. Davon

abgesehen, dass das Erschießen von Jagdhunden ohnehin nicht er-

laubt ist. Unser »Fuchskrieg« aber hatte seinen Höhepunkt erreicht,

und einigen Jägern waren wohl inzwischen alle Mittel recht.

Lange blieb der Freiheitsdrang der Hunde dadurch nicht ge-

dämpft. Als er sich erneut meldete, empfahl mir ein Freund und

guter Hundeführer das Luftgewehr: Leise, treffsicher und auf einen

Abstand von 50 m völlig ungefährlich, würde es wahre Wunder be-

wirken. Probeschüsse auf ein Holzbrett zeigten, dass er zumindest

im Hinblick auf mögliche Verletzungen beim Einhalten dieses Ab-

standes recht hatte. Und der erste Treffer ins Hinterteil des durch

eine gespielte Unaufmerksamkeit meinerseits zum Weglaufen pro-

vozierten Raas hatte auch durchaus günstige Folgen. Einige Wochen

lang war wieder Ruhe.

Danach konnte ich am hellen Bellen von Piff bestenfalls noch die

Richtung ihres Weglaufens erkennen. Ansonsten blieben mir wie-

der nur die Wut und das Warten – und die Angst natürlich, sie wür-

den wieder einem schießwütigen Jäger ins Visier laufen. Jetzt in der

Oster zeit ist die Wahrscheinlichkeit dafür zwar gering. Es gibt bis

auf den Fuchs keine Tierart, die man im Frühjahr bejagen darf. Mit

dem Anfang der Bockjagd am 16. Mai sind die Hochsitze jedoch

wieder voll besetzt. Und spätestens bis dahin muss ich die Hunde

wieder unter Kontrolle bekommen.

So trage ich stets das Luftgewehr bei mir, wenn ich mit den Hun-

den auf dem Hofgelände unterwegs bin. Und solange ich das Ge-

wehr trage, bleiben sie auch dicht bei mir. Sogar wenn ich es, für

die Hunde unbemerkt, im Heu verstecke, laufen sie nicht weg. Ich

kann den Stall entmisten, mit den Pferden sprechen, ihnen Heu ge-

ben und mich so verhalten, als ob ich die Hunde völlig vergessen

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20 Prolog

hätte: Raas und Piff scheinen genau zu wissen, dass ich dieses Gerät

in der Nähe habe, bei dessen Knall manchmal solch ein stechender

Schmerz im Hintern zu spüren ist.

Sollten wir tatsächlich jetzt wieder eine Phase des Nicht-Weglau-

fens der Hunde erleben? Ich wage es nicht zu glauben und nehme

daher sicherheitshalber immer wieder diese Wunderwaffe mit. Ich

brauche sie gar nicht zu laden, ja nicht einmal den Hunden zu zei-

gen. Ob im Heu versteckt oder offen im Arm getragen, die Hunde

jagen höchstens auf dem Hof einer Katze nach. Den verlockenden

Wald jedoch ignorieren sie. Bislang.

So riskiere ich es, an diesem verregneten zweiten Ostertag, ein-

mal ohne Gewehr mit den Hunden rauszugehen. Sie toben davon.

Ich rufe, und sie kommen durch Pfützen angerannt, fröhlichwild

wie immer. Unten bei den Pferden setzen sie sich in der Nässe vor

dem Stall hin, während ich die Stute erneut untersuche, den Stall

saubermache und den Pferden Hafer und Heu gebe. Sie spielen et-

was auf dem Misthaufen herum. Ich beachte aus den Augenwinkeln

heraus jede ihrer Bewegungen. Nichts deutet auf irgendwelche An-

sätze zum Weglaufen hin. Alles läuft genauso ab, als ob im Heu das

Gewehr versteckt oder an der Stalltür angelehnt wäre. Erneut un-

tersuche ich das mit Milch prall gefüllte Euter von Flicka, stehe wie-

der auf und … die Hunde sind weg. Ich renne aus dem Stall, rufe,

folge ihren Spuren im Matsch, schreie. Nichts. Sie sind weg. Schnur-

stracks führt die Spur über den Acker in den Wald. Erneut höre ich

Minuten später weit weg ihr Gebell. Jedes Nachlaufen ist sinnlos.

Meine Wut ist unbändig, nicht nur auf die Hunde, sondern vor

allem auf mich selbst, weil ich mich überlisten ließ. Diese Sch…-

hunde! Sollen sie doch erschossen werden! Und wenn sie nach

Hause kommen, kriegen sie nichts zu fressen, ich sperre sie in den

Zwinger ein, ich nehme sie überhaupt nicht mehr ohne Leine aus

dem Zwinger. Sollen sie doch sehen, wie sie jetzt zurechtkommen!

Doch wie stets zuvor, vergeht auch diese Wut bald. Natürlich be-

kommen sie was zu fressen, wenn sie wieder da sind. Und natürlich

werde ich sie wieder frei laufen lassen, wie es Hundewunsch ist.

Nur das Weglaufen muss aufhören. Vielleicht wirkt eine 2-mm-

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21Auf den Hund gekommen

Schrotladung besser als der nur beißende Schmerz der Luftge-

wehrkugel. Wir werden sehen. Jedenfalls muss ich meine Hunde

auch bewundern, mit welch unverfrorener Raffinesse sie jede mei-

ner kleinsten Regungen beobachten und den geeigneten Augen-

blick ausnutzen. Wie nur wussten sie, dass in den letzten Wochen

das Gewehr im Heu versteckt war, heute aber im Schrank blieb? Ir-

gendetwas in meinem Verhalten muss ihnen dies mitteilen, genauso

wie sie, bereits lange bevor ich zu packen beginne, genau wissen,

dass ich wieder verreisen muss. Dann liegen sie stundenlang vor

dem Auto und sorgen dafür, dass ich meinen Vorsatz, sie dieses

Mal nicht mitzunehmen, zuletzt doch wieder aufgebe. Mit einem

Sprung sind sie im Wagen und rollen sich mit einem lauten Brum-

men der Zufriedenheit zum Weiterschlafen ein. Irgendwann wird

die Tür schon wieder aufgehen, und sie können in unbekanntem

Gelände neuen Entdeckungen nachgehen.

Das ist es, was mich so am Hund fasziniert: seine zugleich große

Abhängigkeit vom Menschen und seine Selbstständigkeit, seine Le-

bensfreude und seine Fähigkeit, Herrchen oder Frauchen so gründ-

lich zu durchschauen. Ich bin oft wütend über meine Hunde und

habe Angst um sie, aber ich freue mich auch, wenn sie wieder etwas

Verrücktes anstellen, werde zornig, wenn sie nicht hören, und ge-

nieße es, wenn sie still unter meinem Schreibtisch schlafen. Vor allem

bewundere ich ihre Anpassungsfähigkeit. Trotzdem sind es für mich

keine »vierbeinigen Menschen«, keine Artgenossen, sondern eben

Hunde, Tiere.

Gerade über diese zwiespältigen Empfindungen in wohl unser

aller Einstellung zum Hund möchte ich dieses Buch schreiben, über

den Hund als Sozialpartner einerseits und als Nutzobjekt für den

Menschen andererseits. Es soll ein Buch werden über die biologi-

schen Wurzeln des Hundes und darüber, was sich alles bei ihm im

Laufe seines Zusammenlebens mit dem Menschen verändert hat.

Es soll zugleich meine subjektive Sicht vom Hund darstellen und

von nachprüfbaren wissenschaftlichen Erkenntnissen über seine

Abstammung, seine Entwicklung und sein Verhalten berichten. Ei-

nen Teil dieser Arbeiten habe ich selber im Rahmen meiner Doktor-

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22 Prolog

arbeit an der Universität in Kiel durchgeführt, wo meine Frau und

ich einige Jahre lang inmitten eines Wolfsrudels und einer Pudel-

gruppe lebten und ich auch die Bastarde zwischen Pudel und Wolf

studierte, die wir Puwos nannten. Andere Ergebnisse entstammen

der Literatur oder langen Diskussionen mit Freunden und Kollegen.

Dem Verlag ist das Manuskript schon seit Langem versprochen

worden, und die Ungeduld des Lektors wächst bedrohlich. Ob es

aber so schnell gehen wird, wie er es sich erhofft (und ich ihm leicht-

sinnigerweise zusagte), weiß ich nicht. Bald werden meine Fami-

lie und ich zurück nach Niederbayern ziehen, um ein altes Schloss-

gemäuer wieder auf feste Fundamente zu stellen. Doch ich habe

mir vorgenommen, zumindest zwischendurch immer wieder zu

schrei ben. Auch wovon das Buch genau handeln wird, übersehe ich

noch nicht so richtig. Vor mir liegt zwar eine Gliederung, aber neue

Ideen werden bei der Arbeit kommen. Nur was ich nicht schreiben

möchte, weiß ich. Es soll kein Ratgeber mit detaillierten Anleitun-

gen für Kauf, Aufzucht, Fütterung oder Erziehung und auch kein

enzyklopädisches Werk werden. Vielmehr möchte ich mich auf das

konzentrieren, was mich am Hund am meisten interessiert: auf die

ganze Vielfalt der Beziehungen zwischen Mensch und Hund im

Laufe unserer gemeinsamen Geschichte.

Von Zarathustra, der der Legende nach König Vischtaspa von

Baktra und dem iranischen Volk um 600 v. Chr. eine neue Religion

verkündete, heißt es, die Welt bestehe seiner Meinung nach durch

den Verstand des Hundes. Auf den ersten Blick scheint das eine

absurde Aussage zu sein; wenn, dann schon durch Verstand und

Unverstand des Menschen. Doch stellen wir uns einmal vor, wie

anders die Welt wohl heute aussehen würde, hätten unsere stein-

zeitlichen Vorfahren vor vielleicht 15 000 Jahren den Hund nicht als

erstes Haustier domestiziert.

Wie eng unsere Geschichte und unsere Kultur mit dem Hund ver-

bunden sind, wie eng auch heute noch unsere Beziehung zu ihm ist,

aber auch wie gestört sie leider sein kann, darüber will ich berich-

ten und manchmal auch etwas spekulieren. Ich freue mich darauf.

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1Der Stammvater

Vor mir auf meinem Schreibtisch türmen sich Bücher, Sonderdru-

cke und Zettel. Alles, was ich im Laufe der Jahre zur Frage der Ab-

stammung des Hundes gesammelt habe, ist dabei. Arbeiten, die vor

über 200 Jahren geschrieben wurden, und ganz neue. Auch meine

eigenen Tagebuchnotizen über viele Gespräche, die ich mit Kolle-

gen zum Thema geführt habe, liegen auf einem Stapel. Manche Sei-

ten sind schon ganz vergilbt und brüchig. Ich blättere sie durch, und

langsam erinnere ich mich wieder an längst vergessene Einzelhei-

ten. Es ist verblüffend, welches Interesse diese Frage gefunden hat

und findet.

Eigentlich kenne ich all diese vielen Thesen ja schon. Und doch

komme ich jetzt, wo ich sie so konzentriert vor mir liegen habe, aus

dem Staunen nicht heraus. Widerspiegelt die Geschichte der vie-

len Spekulationen und Arbeiten über die Abstammung unseres

vermutlich ersten Haustieres womöglich allgemein den Prozess

wissenschaftlicher Erkenntnisgewinnung? Wenn ja, muss ich zu-

mindest meine Vorstellung von der Geschwindigkeit wissenschaft-

lichen Fortschritts neu überdenken.

Es gibt große wissenschaftliche Fragen, die, seit Langem erforscht

und diskutiert, noch immer keine allgemein akzeptierte Lösung er-

fahren haben. Viele Grenzfragen der Philosophie und der Theologie

gehören naturgemäß dazu, wie auch naturwissenschaftliche Prob-

leme im Bereich des unendlich Großen und unendlich Kleinen. Im-

mer noch wird, wenn auch fast ausschließlich von Nichtbiologen,

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Page 24: ERIK ZIMEN Der Hundmedia.libri.de/shop/coverscans/941/9412922_lprob.pdfBuch Seit 13 000 Jahren schon ist der Mensch auf den Hund gekommen. Bereits in der Altsteinzeit begannen unsere

UNVERKÄUFLICHE LESEPROBE

Erik Zimen

Der HundAbstammung - Verhalten - Mensch und Hund

Taschenbuch, Broschur, 480 Seiten, 12,5 x 18,7 cmISBN: 978-3-442-15627-6

Goldmann

Erscheinungstermin: Juli 2010

Der renommierte Verhaltensforscher gewährt faszinierende Einblicke in das Wesen der Hunde Seit der ausgehenden Eiszeit ist der Hund der Gefährte des Menschen. Kein anderes Haustierist je eine derart enge Bindung zum Menschen eingegangen und weist eine solche Vielzahlvon Rassen auf. Eric Zimen, bekannt geworden durch sein Wolfsgehege im NationalparkBayerischer Wald und durch eigene Forschungsarbeiten mit Hunden, beschreibt in diesem Buchdie Abstammung, Domestizierung, das Verhalten und die Kulturgeschichte des Hundes.