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Erfahrungsbericht: Zwei Semester Ljubljana Vincent K. // Erasmus+ 2015/16 Vorab Es hat Vorteile, bereits Anfang September in Ljubljana zu sein. Zum einen startet zu diesem Zeitpunkt der Sprachkurs für internationale Studierende, der eine gute Möglichkeit darstellt, schon einmal mit den sprachlichen Basics vertraut zu werden und ein paar erste Leute kennenzulernen, des Weiteren bietet sich eine frühe Anreise an, um dem allgemeinen Rush auf (studentischen) Wohnraum zuvorzukommen. Die Anreise über München ist meist die günstigste, von dort fährt für 19 Euro ein DB Bus direkt nach Ljubljana. Auch gibt es manchmal Sparangebote für den Zug, meist so um die 50 Euro. Wohnungssuche Die Zimmerpreise in Ljubljana können sehr unterschiedlich sein, je nachdem wo und wie mensch gerne leben möchte. Es kommt aber auch darauf an, wer vermietet. Die billigste Möglichkeit, nämlich in einem der Wohnheime unterzukommen, ist meistens damit verbunden sich für die Zeit des eigenen Aufenthalts ein Zimmer zu teilen. Die Wohnheime sind dabei sehr unterschiedlich, sowohl in ihrer Nähe zum Zentrum als auch in ihrer Ausstattung und ihrem Zustand. Ein Doppelzimmer (Dvoposteljna soba) kostet meist 100 bis maximal 200 Euro. Wohnheimplätze für Erasmus+-Studierende sind allerdings begrenzt, Zimmer werden bevorzugt an slowenische Studierende vergeben. Ich selbst habe nicht im Wohnheim gelebt, sondern habe mir privat eine WG gesucht. Dazu gibt es verschiedene Anlaufpunkte. Das International Office in Ljubljana vermittelt auf Anfrage gern den Kontakt zu Vermieter*innen, die schon länger an ausländische Studierende vermieten. Jedoch solltest du bei diesen Angeboten aufpassen, oft wird dort zu überhöhten Preisen in viel zu abgelegenen Gegenden vermietet. Deshalb empfiehlt es sich, auf slowenischen Portalen auf Wohnungssuche zu gehen und sich mit viel Geduld und einem glücklichen Translator-Händchen durch die Anzeigen zu klicken. Am besten du besuchst dafür die offene Facebook-Gruppe Stanovanjce, stanovanjce, kje si. Auch bei der privaten Wohnungssuche gibt es in Ljubljana die Tendenz Doppelzimmer zu vermieten. Wer ein Einzelzimmer sucht, sucht nach einem Enoposteljna soba. Die durchschnittliche Preisspanne bewegt sich zwischen 200 und 250 Euro, wobei jeweils noch einmal Expenses dazukommen (ca. 50 Euro). Generell kann ich nur empfehlen, über Couchsurfing erst einmal bei Locals unterzukommen und von dort aus ein Zimmer zu suchen. Oft kommt mensch so auch an Kontakte und zu WGs, die internationalen Studierenden sonst nicht zugänglich sind - in meinem Fall hat es auf jeden Fall so funktioniert. Außerdem würde ich dir empfehlen, nach Möglichkeit ein Zimmer im Zentrum zu suchen.

Erfahrungsbericht: Zwei Semester · PDF fileleider kürzlich verstorbenen, charismatischen Dozenten und Schriftsteller Aleš Debeljak und seiner

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Erfahrungsbericht: Zwei Semester Ljubljana

Vincent K. // Erasmus+ 2015/16

Vorab

Es hat Vorteile, bereits Anfang September in Ljubljana zu sein. Zum einen startet zu diesem Zeitpunkt der Sprachkurs für internationale Studierende, der eine gute Möglichkeit darstellt, schon einmal mit den sprachlichen Basics vertraut zu werden und ein paar erste Leute kennenzulernen, des Weiteren bietet sich eine frühe Anreise an, um dem allgemeinen Rush auf (studentischen) Wohnraum zuvorzukommen.

Die Anreise über München ist meist die günstigste, von dort fährt für 19 Euro ein DB Bus direkt nach Ljubljana. Auch gibt es manchmal Sparangebote für den Zug, meist so um die 50 Euro.

Wohnungssuche

Die Zimmerpreise in Ljubljana können sehr unterschiedlich sein, je nachdem wo und wie mensch gerne leben möchte. Es kommt aber auch darauf an, wer vermietet.

Die billigste Möglichkeit, nämlich in einem der Wohnheime unterzukommen, ist meistens damit verbunden sich für die Zeit des eigenen Aufenthalts ein Zimmer zu teilen. Die Wohnheime sind dabei sehr unterschiedlich, sowohl in ihrer Nähe zum Zentrum als auch in ihrer Ausstattung und ihrem Zustand. Ein Doppelzimmer (Dvoposteljna soba) kostet meist 100 bis maximal 200 Euro. Wohnheimplätze für Erasmus+-Studierende sind allerdings begrenzt, Zimmer werden bevorzugt an slowenische Studierende vergeben.

Ich selbst habe nicht im Wohnheim gelebt, sondern habe mir privat eine WG gesucht. Dazu gibt es verschiedene Anlaufpunkte. Das International Office in Ljubljana vermittelt auf Anfrage gern den Kontakt zu Vermieter*innen, die schon länger an ausländische Studierende vermieten. Jedoch solltest du bei diesen Angeboten aufpassen, oft wird dort zu überhöhten Preisen in viel zu abgelegenen Gegenden vermietet. Deshalb empfiehlt es sich, auf slowenischen Portalen auf Wohnungssuche zu gehen und sich mit viel Geduld und einem glücklichen Translator-Händchen durch die Anzeigen zu klicken. Am besten du besuchst dafür die offene Facebook-Gruppe Stanovanjce, stanovanjce, kje si. Auch bei der privaten Wohnungssuche gibt es in Ljubljana die Tendenz Doppelzimmer zu vermieten. Wer ein Einzelzimmer sucht, sucht nach einem Enoposteljna soba. Die durchschnittliche Preisspanne bewegt sich zwischen 200 und 250 Euro, wobei jeweils noch einmal Expenses dazukommen (ca. 50 Euro).

Generell kann ich nur empfehlen, über Couchsurfing erst einmal bei Locals unterzukommen und von dort aus ein Zimmer zu suchen. Oft kommt mensch so auch an Kontakte und zu WGs, die internationalen Studierenden sonst nicht zugänglich sind - in meinem Fall hat es auf jeden Fall so funktioniert. Außerdem würde ich dir empfehlen, nach Möglichkeit ein Zimmer im Zentrum zu suchen.

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Universität und Studium

Die Fakulteta za družbene  vede (FDV) liegt in Bežigrad,  im  Norden  Ljubljanas.  Mit  dem  Fahrrad als auch mit dem Bus dauert es ca. 10-15 Minuten von der Stadtmitte aus dorthin zu gelangen.

Das Angebot an englischsprachigen Kursen, die an der FDV angeboten werden, ist groß. Generell ist das sprachliche Niveau des Englisch, sowohl bei Lehrenden als auch bei Studierenden, sehr hoch; die allermeisten Texte in Vorlesungen und Seminaren sind zudem englische wie auch die allermeisten Monografien in der Bibliothek. Das Studieren für Erasmus+-Studierende ist zudem nicht beschränkt auf Module des jeweiligen Kernfachs, vielmehr wählst du aus einem breiten Spektrum an verschiedensten sozial- und geisteswissenschaftlichen Modulen (http://www.fdv.uni-lj.si/en/study/exchange-programmes/international-office/subjects/name/1/all/all/15/all).

Während meiner zwei Semester an der FDV habe ich die irritierende Erfahrung gemacht, dass mensch sich auf die Kursbeschreibung als auch die jeweilige Literaturliste der einzelnen Module leider nicht wirklich verlassen kann. So kommt es manchmal vor, dass schon bei Anlauf des aktuellen Semesters noch Grundlegendes verändert wird, Themen anders ausgerichtet, Literatur ausgetauscht. In solchen Fällen ist es hilfreich einen guten Draht zu Frau Cerjak vom International Office an der FDV zu haben, die dann noch einmal Kursänderungen vornehmen kann und einer*m mit Rat und Tat zur Seite steht.

Die Modulwahl für internationale Studierende ist in Ljubljana sehr frei. Als Bachelorstudent konnte ich sowohl Angebote im Undergraduate-, als auch im Master-Program wahrnehmen. Die generelle Modulstruktur setzt sich, wie in Leipzig, aus wöchentlich zwei Stunden Vorlesung und zwei Stunden Seminar zusammen - meist werden beide hintereinander abgehalten. Ein Bachelor-Modul bringt dabei 5 ECTS ein, ein Master-Modul 6 Leistungspunkte. Art und Aufwand der Prüfungsleistungen variieren dabei sehr stark und sind leider ebenfalls nicht immer von Anfang an auszumachen. Von einem Essay plus Museumsbericht als Prüfungsleistung bis zu einer Präsentation plus zwei Tests plus einem Essay war in den zwei Semestern wirklich alles dabei. Ich habe allerdings die Erfahrung gemacht, dass aktives Einmischen und Widersprechen dabei durchaus zu konstruktiven Ergebnissen und Kompromissen, sowohl Umfang als auch Abgabefristen betreffend, führen kann. Generell habe ich den Arbeitsaufwand als höher als in Leipzig wahrgenommen.

Das Lern- und Arbeitsklima an der FDV ist sehr angenehm. Jede*r an der Fakultät redet sich beim Vornamen an und die Hierarchien sind sehr flach. Die Bibliothek, die zwar die größte sozial- und geisteswissenschaftliche des Landes, jedoch trotzdem sehr klein ist, hat nicht immer alles da - dafür gibt es in der Innenstadt die Nationalbibliothek NUK, zu der auch ein wirklich sehenswerter Lesesaal mit ausgeklügelter Sitzverteilungstechnik gehört.

Eine Empfehlung für einzelne Module kann ich nur bedingt aussprechen. Ein guter Kontext, um sich selbst neue Themenfelder zu erarbeiten und diese in einem universitären Rahmen vorzustellen und zu präsentieren, sind die Kurse bei Andrej Kurnik. Die Qualität der Seminare hängt allerdings in hohem Maße von der Eigeninitiative der Teilnehmenden ab. Eine gut

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gegliederte, interessante Vorlesung findest du bei Alenka  Švab,  die  vor  allem  im  Bereich  der  Familiensoziologie bzw. der Soziologie der privaten Lebensformen forscht und lehrt. Zudem gibt es die Möglichkeit sich an der Philosophischen Fakultät (Folosofska Fakulteta) oder auch an anderen Fakultäten für slowenische Kurse einzuschreiben und dann in Individual Consultations mit dem*r Professor*in Lehrinhalte und Literatur zu besprechen.

Stadtleben

Ljubljana ist eine kleine Großstadt, die sich dadurch auszeichnet, dass alles ziemlich nah beieinander ist. Dafür ist aber auch ganz schön viel los und mensch kann sich ziemlich austoben auf ganz unterschiedliche Weise. Ljubljana ist ziemlich vielseitig und bietet mehr als nur den schönen Ausblick von der über der Stadt thronenden Burg auf das Panorama der Alpen oder die zahlreichen Brücken, die sich die Altstadt entlang über die Ljubljanica spannen. Zum Leben in Ljubljana gehören auch Metelkova und Rog, die zwei autonomen und selbstverwalteten Zentren der Stadt oder die millionenfachen Graffities, die sich von der Trubarjeva cesta über die ganze Stadt ziehen. Im Sommer lädt die zentrale Lage Ljubljanas auch mal zu Trips ins Umland oder ans Meer ein, im Winter besticht Ljubljana durch geheimnisvoll anmutenden Dauernebel. Aber das findest du auch ganz schnell raus, wenn du erstmal da bist…

Einige Basics seien hier noch einmal vermerkt:

Ein Fahrrad sichert dir grenzenlose Mobilität und ist die einfachste Variante von A nach B zu kommen. Auch wenn ein Busticket mit 1,20 Euro vergleichsweise billig ist (eine Monatskarte kostet 20 Euro als Studierende*r), ist der Fahrplan nicht immer ganz ersichtlich und Routen nicht immer die schnellsten. Bei Bolha (http://www.bolha.com/) gibt es gebrauchte Räder schon ab 10-20 Euro. Ein gutes Schloss dazu ist ebenfalls eine sehr lohnenswerte Investition.

Mensa war gestern, in Ljubljana zahlt der studierende Mensch mit študentski  boni. In zahlreichen Restaurants und Imbissen bekommst du damit ein vergünstigtes Studierenden-Menü oder gar ein Essen umsonst. Das Ganze funktioniert über das Mobiltelefon, eine entsprechende slowenische SIM-Karte bekommst du in der Einführungswoche kostenlos zur Verfügung gestellt. Študentski boni bekommst du so viele wie es reguläre Arbeitstage im Monat gibt.

Insgesamt ist Ljubljana eine sehr lebenswerte Stadt und bietet viele Möglichkeiten sich einzumischen, aktiv zu sein und mitzumachen. Beinahe alle Menschen reden gut und gerne Englisch, falls dein slowenisch dann doch nicht reichen sollte für so manche Dinge, und für beinahe alles finden sich Menschen und Strukturen, die eine*n bereitwillig miteinbeziehen. Für mich ist es tatsächlich vielmehr die Stadt und ihre Kontexte, die in Erinnerung bleiben als die Universität oder dieses anscheinend ganz spezielle Erasmus-Gefühl, das mich in seinen verschiedenen Ausformungen dann doch ganz schön abgeschreckt hat.

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Erfahrungsbericht: ein Erasmussemester in Ljubljana

Almuth Richter, Erasmusstudentin in Ljubljana (WS 15/16)

Vorbereitung

Das Wintersemester beginnt auch in Ljubljana im Oktober und geht bis Anfang Februar, somit ergeben sich zeitlich schon mal keine großen Schwierigkeiten, wenn man in Ljubljana studieren möchte. Der organisatorische Aufwand ist gering und die Universität in Ljubljana bei Fragen hilfreich, wenn auch ein bisschen langsam. Bis Mai muss man sich in Ljubljana über die Webseite der Uni beworben haben.

Es wird von der Uni ein dreiwöchiger Slowenisch-Kurs im September angeboten. Dort wird auch auf die Vorkenntnisse der Teilnehmer*innen geachtet, dementsprechend werden kleine Gruppen gebildet, in denen man dann gemeinsam unterrichtet wird. Es ist auch möglich, im Semester weiterführende Sprachkurse zu belegen. Generell ist der Sprachkurs zu empfehlen, darüber lernt man schon die ersten Menschen kennen, kann sich schon anfangen einzuleben und den noch fälligen Organisationskram erledigen, bevor der Semestertrubel losgeht. Außerdem hat man meiner Erfahrung nach im Semester nicht mehr unbedingt Zeit und Lust, eine neue Sprache zu lernen.

Wohnen

Einen Wohnplatz in Ljubljana zu finden ist nicht so schwer. Es gibt viele Erasmusstudent*innen und die Vermieter*innen sind dementsprechend auch auf diese ausgerichtet. Man kann sich auch auf einen Wohnheimplatz (geteiltes Zimmer!) bewerben, das ist auf jeden Fall die billigste Möglichkeit. Die Wohnheime sind allerdings, was Sauberkeit, Entfernung zum Stadtzentrum und Lautstärke betrifft, sehr  unterschiedlich:  in  Bežigrad  ist  es  eher  ruhig  und  sauber,  es  ist  außerdem direkt neben der sozialwissenschaftlichen Fakultät (FDV). Das Wohnheim in Rožna Dolina ist dagegen DAS Partywohnheim, dementsprechend laut und weniger sauber. Und es ist am Rand der Stadt. Ich konnte mich nie so ganz für das Wohnheim begeistern, aber es gibt durchaus ziemlich viele Rožna-Fans. Für einen Wohnheimplatz muss man sich bis Anfang /Mitte Mai beworben haben.

Ich kam ein paar Tage vor Beginn des Sprachkurses nach Ljubljana, habe mich für die ersten Tage in einem Hostel einquartiert und dann vor Ort nach Wohnungen gesucht. Schon am ersten Tag fand ich eine möblierte Wohnung, die ich mir mit einem anderen Erasmusstudenten teilte. Ich hatte keine Probleme mit meinen Vermieter*innen, weiß aber von anderen Student*innen, dass manche Vermieter*innen keinen Besuch erlauben, der über Nacht bleibt bzw. dass Besucher*innen vorher angemeldet werden sollen. Die Zimmer sind teurer als in Leipzig, man sollte mit Mietkosten zwischen 250 und 350 Euro für ein Einzelzimmer rechnen, für ein geteiltes Zimmer 100 bis 200 Euro.

In Ljubljana kann man durchaus bezahlbare Zimmer im Stadtzentrum finden. Ich habe in Bežigrad  gewohnt, das ist neben der sozialwissenschaftlichen Fakultät und mit dem Fahrrad etwa 10 Minuten vom Zentrum entfernt.

Universität und Studium

Als Studentin der Kulturwissenschaften und der Politikwissenschaft habe ich an der Fakulteta za družbene  vede,  kurz  FDV,  studiert und durfte dort auch soziologische, medienwissenschaftliche u.a. Kurse belegen. Ein Überblick der englischen Kurse findet sich hier: http://www.fdv.uni-lj.si/en/study/exchange-programmes/international-office/subjects/name/1/all/all/15/all

Man kann aber auch anscheinend relativ problemlos Kurse an anderen Fakultäten belegen, spannend sollen für Sozialwissenschaftler*innen wohl auch die Kurse der Fakultät für soziale Arbeit sein.

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Die Bachelorkurse bringen 5 Leistungspunkte, die Masterkurse, die man ebenfalls unproblematisch belegen kann, 6 Leistungspunkte. Der Arbeitsaufwand ist allerdings eindeutig höher als in Leipzig. In einem Modul werden oft zwei Hausarbeiten erwartet oder eine Hausarbeit, eine Klausur und zwei Referate. Ich habe nur drei Module belegt, die mir in Leipzig alle problemlos angerechnet wurden. Die Kurse werden auf Englisch gehalten, sie werden sowohl von Erasmusstudent*innen als auch von regulären Student*innen besucht. Es gibt offiziell eine Anwesenheitspflicht, die aber sehr unterschiedlich gehandhabt wird.

Die  Kurse  fielen  je  nach  Dozent*in  sehr  unterschiedlich  aus.  Der  Kurs  „Politics  on  the  territory  of  the  former  Yugoslavia“  war  dabei  der organisierteste Kurs, samt Exkursion und allem – zumindest am Anfang, mit der Zeit lief es leider auf ziemlich planlose Gruppendiskussionen und auf Präsentationen der Hausarbeitsthemen hinaus. Der Kurs „Cultural  Construction  of  Europe“  wurde  vor  allem  von dem leider kürzlich verstorbenen, charismatischen Dozenten und Schriftsteller Aleš Debeljak und seiner Begeisterung  für  historische  und  literarische  Themen  getragen.  In  „New  political  character  and  global  social  movements“  wurde  am  ehesten  auch über aktuelle Themen diskutiert, dafür wurde sonst nicht so viel seitens des Dozenten vorbereitet. Generell gab es in allen Kursen immer mal wieder sehr planlose Sitzungen, aus denen man nicht viel Neues mitnehmen konnte. Den größten Lerneffekt hatte ich persönlich beim Schreiben meiner Hausarbeiten.

Leben

Es lebt sich sehr gut in Ljubljana! Die Stadt ist nicht besonders groß, bietet dafür aber trotzdem einiges an Unternehmungen. Falls einen Menschen am Wochenende besuchen, kann man ihnen die Innenstadt mit Burg, Brücken und den wichtigsten Museen zeigen und hat dann trotzdem noch genug Zeit für anderes. Ljubljana ist auch ein ganz guter Startpunkt für Tagesausflüge und Wochenendtrips: man kommt schnell nach Italien, Österreich und Kroatien, kann aber auch in Slowenien einiges entdecken. Einige Erasmusstudent*innen haben in Slowenien angefangen sich fürs Klettern und Wandern zu begeistern, dafür bietet Slowenien tolle Bedingungen. Auch eine längere Reise durch das für viele ja noch unbekannte Südosteuropa bietet sich an! Es reist sich gut per Bus, für größere Gruppen kann es sich auch sehr schnell lohnen, ein Auto zu mieten, das geht sehr unkompliziert.

Ein paar Empfehlungen für das Leben in der Stadt:

Ein Fahrrad ist eine lohnende Investition! Ljubljana ist nicht besonders hügelig und die Entfernungen sind auch überschaubar. Man kann auch eine ermäßigte Monatskarte für die Busse kaufen, die sind allerdings nicht besonders zuverlässig. Ich habe das Bussystem bis zum Ende nicht ganz durchschaut. Ein Fahrrad kann man leicht bei bolha.com, dem slowenischen Ebay-Kleinanzeigen, finden und wahrscheinlich ebenso leicht dort an die nächste Erasmusgeneration loswerden.

Es gibt keine Mensa in Ljubljana, dafür etwas viel besseres: študentski boni. Mit diesen Coupons, für die man sich Anfang des Semesters mit der Handynummer registrieren muss, kann man zweimal am Tag vergünstigt in Restaurants essen. An manchen Imbissen kriegt man sogar umsonst Essen, wobei das dann auch meist dementsprechend schmeckt (hier sei noch eine Warnung vor der 50ct-Pizza in der Fakultät ausgesprochen).  In  Restaurants  zahlt  man  meist  zwischen  2,50  und  5€.

Dann wäre da noch Metelkova. Metelkova ist ein autonomes Kulturzentrum auf dem Gebiet einer ehemaligen Kaserne, die in den Neunziger Jahren von Aktivist*innen besetzt wurde. Metelkova ist längst kein Geheimtipp mehr, die bunten Gebäude sind inzwischen in den Reiseführern angekommen. Ljubljana ohne Metelkova wäre eine sehr andere, weniger spannende Stadt. In den Gebäuden, die zu Metelkova gehören, finden sich Clubs und Galerien. Von normalen Clubabenden über Konzerte, Filmfestivals und VoKü passiert in Metelkova etwa alles. Man kann dort aber auch

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viele Abende gut damit zubringen auf dem Hof herumzustehen, Menschen kennenzulernen und Dosenbier zu trinken. Ähnlich und eigentlich noch ein bisschen toller, weil unbekannter, ist Rog, eine alte Fahrradfabrik, samt Skatepark und Zirkus und etwas geheimeren Veranstaltungen. Leider soll Rog im Sommer geschlossen werden, aber vielleicht können die zahlreichen zurzeit laufenden Protestaktionen ja doch noch was an dieser Entscheidung ändern.

Sonst habe ich in der Stadt viel Zeit auf kleinen Filmfestivals zugebracht, im Park, in Cafés und Bars, und auf Konzerten. Auch die üblichen organisierten Erasmusevents, von denen gefühlt drei pro Woche stattfinden, können sehr witzig sein. Generell fand ich es aber toll, wie leicht es einem die Stadt macht, sich aus den klassischen Erasmus-Sphären raus zu bewegen und Neues zu entdecken.

Ich hatte eine tolle Zeit in Slowenien und würde ein oder auch zwei Erasmussemester dort weiterempfehlen! Ich habe die Grundlagen einer neuen Sprache gelernt, ein anderes Universitätssystem kennengelernt, meine Englischkenntnisse verbessert und ein trotzdem noch entspanntes, aufregendes und sehr lustiges Semester in einer tollen Stadt verlebt. Weitere Fragen beantworte ich auch gerne per Mail: [email protected].

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Erasmuserfahrungsbericht0–0Leonhard0Riep0

Universität0Ljubljana,0Wintersemester02012/130und0Sommersemester020130

Studium0

Das$Wintersemester$startet,$wie$in$Deutschland,$auch$im$Oktober.$Mensch$hat$die$Möglichkeit,$im$September$über$das$EILCBProgramm$einen$SlowenischBSprachkurs$zu$belegen,$um$die$grundBlegendsten$Dinge$zu$lernen.$Ich$würde$den$Sprachkurs$prinzipiell$empfehlen,$einerseits,$da$die$Grundlagen$(besonders$ im$Supermarkt)$gut$zu$gebrauchen$sind,$andererseits,$da$mehr$als$100$Leute$an$diesem$Kurs$teilnehmen$und$mensch$sich$bereits$gut$einleben$kann,$bevor$das$SemesBter$startet.$Außerdem$ist$mensch$bereits$einen$Monat$früher$in$Ljubljana$und$hat$dementspreBchend$einen$Vorteil$bei$der$Wohnungssuche$(dazu$mehr$bei$„Unterkunft“).$$

Die$Unterrichtssprache$an$der$„Fakulteta$za$družbene$vede“$(Fakultät$für$Sozialwissenschaften),$kurz$FDV,$ist$für$die$ErasmusBStudierenden$Englisch;$vereinzelt$gibt$es$auch$Kurse$auf$Deutsch.$Die$Kurse$sind$jedoch$nicht$extra$für$ErasmusBStudis$konzipiert,$sondern$sind$Teil$des$regulären$Studiums$der$slowenischen$Kommilitoninnen.$Dadurch$hat$mensch$die$Möglichkeit,$mit$SloweBninnen$in$Kontakt$zu$kommen$und$hängt$nicht$nur$mit$ErasmusBLeuten$rum.$Die$SprachkenntBnisse$der$meisten$Dozierenden$ sind$auf$einem$guten$bis$ exzellenten$Niveau.$Mensch$ studiert$jedoch$ nicht$ nur$ Module$ des$ eigenen$ Faches,$ bspw.$ Politikwissenschaft,$ sondern$ muss$ auf$Grund$der$begrenzten$Auswahl$auch$Kurse$der$anderen$Institute$wählen.$Es$ist$außerdem$mögBlich$Masterkurse$zu$wählen$(was$ich$nur$empfehlen$kann,$da$diese$meist$von$Gastdozentinnen$aus$ dem$Ausland$ gehalten$werden).$ Eine$Übersicht$ über$ die$ Kurse,$ die$ in$ den$ letzten$ Jahren$angeboten$wurden,$findet$ihr$hier:$http://old.fdv.uniBlj.si/English/Office_IC/Programs.asp$

Die$Anforderungen$sind$meiner$Erfahrung$nach$höher$als$ in$Leipzig.$Damit$meine$ich$nicht$die$Anforderungen$ in$den$Prüfungen,$ sondern$die$ Prüfungslast$ ist$ eindeutig$ höher.$Die$BachelorBkurse$haben$prinzipiell$5LP,$die$Masterkurse$6LP.$Außerdem$gibt$es$keine$richtigen$Regularien,$wie$die$Prüfungen$auszusehen$haben.$Dies$kann$dazu$ führen,$dass$mensch$ in$einem$Kurs$nur$eine$mündliche$Prüfung$hat,$ in$ einem$anderen$ jedoch$eine$Präsentation,$ ein$Kurzpaper,$ zwei$Zwischenprüfung$ sowie$ eine$ Endprüfung$ (so$ geschehen$ in$ International$ Economic$ Relations),$obwohl$mensch$ für$ beide$ 5LP$ bekommt.$Mensch$ sollte$ sich$ davon$ jedoch$ nicht$ abschrecken$lassen,$da$die$Noten$im$Endeffekt$trotzdem$gut$bis$sehr$gut$sind.$Es$ist$nicht$unbedingt$schwieBriger,$jedoch$aufwändiger.$

Der$Umgang$mit$den$Dozentinnen$war$sehr$gut.$Mensch$wurde$herzlich$aufgenommen,$mit$den$meisten$ konnte$mensch$ auch$mal$ Kaffee$ oder$ Bier$ trinken$ gehen$ (das$ gemeinsame$ Rauchen$brauche$ich$gar$nicht$zu$erwähnen);$es$gab$sogar$Lehrpersonal,$dass$mensch$bis$morgens$um$6$Uhr$ sehr$ verstrahlt$ in$Metelkova$ (dazu$mehr$ bei$ „Leben“)$ antreffen$ konnte.$ An$ der$ Fakultät$herrschte$also$eine$sehr$gute$Atmosphäre.$

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Aus$ meiner$ persönlichen$ Erfahrung$ würde$ ich$ besonders$ Kurse$ bei$ Aleš$ Debeljak$(http://www.fdv.uniBlj.si/en/newsBandBinformation/contacts/teachers/info/alesBdebeljak)$ und$Andrej$ Kurnik$ (http://www.fdv.uniBlj.si/en/newsBandBinformation/contacts/teachers/info/andrejBkurnik)$ empfehlen.$ Ersterer$ hat$ ein$ unglaubliches$Wissen,$ gepaart$ mit$ nahezu$ perfektem$ Englisch.$ Auch$ seine$ Bücher$ sind$ sehr$ zu$ empfehlen.$Letzterer$ist$nicht$nur$Professor,$sondern$Aktivist$und$hat$uns$viel$in$Ljubljana$und$Maribor$geBzeigt.$Er$ist$besonders$aktiv$in$der$Flüchtlingsbewegung.$$

Die$FDV$befindet$sich$im$Norden$von$Ljubljana,$im$Stadtteil$„Bežigrad“,$mit$dem$Rad$ca.$10$MiBnuten$von$der$Innenstadt$entfernt.$

$

Anreise0

Eine$der$günstigsten$Möglichkeiten,$nach$Ljubljana$zu$kommen,$ist$per$Zug.$Da$es$die$sog.$„EuBropaBSpezial“BTickets$ der$ Deutschen$ Bahn$ gibt,$ kostet$ eine$ Fahrt$ zwischen$ 69$ und$ 89€$ (mit$BahnCard$25$entsprechend$weniger),$dauert$ jedoch$um$die$11$Stunden$von$Leipzig$aus.$Da$es$nur$ein$begrenztes$Kontingent$an$diesen$vergünstigten$Tickets$gibt,$ sollte$mensch$ früh$genug$buchen.$$

Eine$weitere$Möglichkeit$ist$nach$Wien$oder$Venedig$zu$fliegen,$und$von$dort$ShuttleBBusse$zu$nehmen.$Die$Firma,$die$diesen$Direkttransport$zu$den$meisten$Flughäfen$rings$um$Ljubljana$anBbietet,$heißt$„GoOpti“$(http://www.goopti.com/).$Der$Preis$für$Flug$und$Bus$zusammen$liegt$–$wenn$früh$genug$gebucht$–$um$die$90€$aufwärts.$Theoretisch$ist$auch$ein$Flug$direkt$nach$LjublBjana$möglich.$ Da$ jedoch$ keine$ Billigairline$ von$ Deutschland$ aus$ Direktverbindungen$ anbietet,$findet$mensch$Flüge$normalerweise$nicht$unter$150€.$

Die$wahrscheinlich$günstigste$und$zugleich$am$längsten$dauernde$Möglichkeit$ist,$eine$MitfahrBgelegenheit$ bis$ München$ zu$ nehmen$ und$ von$ dort$ mit$ dem$ Bus$ weiter$ zu$ fahren$(http://www.eurolines.de/de/internationaleBfernbusse/staedte/?city=Ljubljana&direction=to).$$

Manchmal$hat$mensch$auch$Glück$und$findet$auf$der$Seite$„Prevoz“$(https://prevoz.org/),$dem$Pendant$zu$Mitfahrgelegenheit$in$der$Region,$Leute,$die$von/über$Leipzig$nach$Ljubljana$fahren.$

$

Unterkunft0

Es$gibt$eigentlich$nur$zwei$Möglichkeiten:$Studentenwohnheim$oder$private$Unterkunft.$

Falls$mensch$sich$entscheidet$ ins$Studentenwohnheim$zu$gehen,$muss$mensch$dies$ im$Voraus$der$Uni$mit$dem$restlichen$bürokratischen$Prozedere$mitteilen.$Die$Unterkünfte$sind$sehr$günsBtig$(um$die$90€),$es$gibt$jedoch$nur$Doppelzimmer.$Das$größte$Areal$heißt$„Rožna$dolina“$mit$14$

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Studentenwohnheimen.$Es$ist$jedoch$auf$der$anderen$Seite$der$Stadt,$d.h.$mit$dem$Rad$zur$FDV$benötigt$mensch$30B40$Minuten.$Legt$mensch$jedoch$weniger$Wert$auf$das$Studium,$ist$dieser$Ort$ absolut$ zu$ empfehlen.$ Es$ ist$das$ Partywohnheim$ (bzw.$war;$während$meiner$ Zeit$wurde$dort$ein$Wachschutz$eingeführt;$oftmals$gab$es$ saftige$Strafen$um$die$500€).$Mag$mensch$es$etwas$ruhiger,$empfehlen$sich$die$Wohnheime$im$Stadtteil$„Bežigrad“,$in$dem$sich$auch$die$FDV$befindet.$ Alle$ Informationen$ zu$ den$ Wohnheimen$ findest$ du$ hier:$ http://www.studBdomBlj.si/residenceBhalls/locations/topniskaBhall.$$

Ich$habe$während$meines$Aufenthalts$in$Ljubljana$in$privaten$Unterkünften$gewohnt.$EntscheiBdet$mensch$sich$dafür,$ ist$es$am$einfachsten$vor$Ort$zu$suchen.$ Ich$hatte$mir$eine$Woche$vor$Beginn$des$Sprachkurses$eine$CouchsurfingBUnterkunft$gesucht$und$bin$dann$auf$die$Suche$geBgangen.$Andere$haben$anfangs$in$Hostels$gewohnt.$Die$Studienorganisation$„ŠOU$international$office“$ (https://www.facebook.com/souinternationaloffice)$ schickt$ einem$ auf$ Nachfrage$ eine$Datei$ mit$ aktuellen$ Wohnungsanzeigen$ und$ einer$ Übersicht$ der$ gängigen$ Webseiten.$ Falls$mensch$gar$nicht$fündig$wird,$helfen$sie$einem$auch$direkt.$Auf$Grund$des$Wohnungsmangels$in$Ljubljana$sind$Unterkünfte$B$besonders$im$Vergleich$zu$Leipzig$–$sehr$teuer.$Die$meisten$sloweBnischen$Kommilitoninnen$wohnen$daher$im$Studentenwohnheim$$oder$teilen$sich$ein$Zimmer$in$einer$WG.$Ein$Einzelzimmer$in$einer$WG$kostet$(mit$Nebenkosten)$ungefähr$zwischen$250B300€.$Die$Zimmer$sind$zwar$möbliert,$aber$nicht$sehr$komfortabel.$Sie$sehen$meist$aus$wie$ein$ZimBmer$im$Studentenwohnheim$und$sind$auch$nicht$größer$(ich$hatte$ca.$10m²$für$280€).$Am$einBfachsten$ist$es,$sich$anfangs$mit$ein$paar$ErasmusBStudis$bekannt$zu$machen$und$gemeinsam$zu$suchen.$Außerdem$sollte$mensch$sich$darauf$einstellen,$dass$mensch$nicht$ immer$einen$MietBvertrag$bekommt$und$die$Miete$bar$bezahlt$wird.$Falls$mensch$–$wie$ich$–$einen$Vertrag$bzw.$Quittungen$ fürs$ BafögBAmt$ benötigt,$muss$mensch$ unter$ Umständen$ ein$ bisschen$ länger$ suBchen.$Am$besten$(aber$auch$teuersten)$ist$es,$direkt$im$Zentrum$zu$wohnen.$Für$Studierende$an$der$ FDV$ ist$ es$ auch$ gut,$ in$ „Bežigrad“$ zu$wohnen.$Die$Außenbezirke$ von$ Ljubljana$würde$ ich$nicht$ empfehlen,$ da$ mensch$ immer$ eine$ halbe$ Ewigkeit$ bis$ zur$ Uni$ bzw.$ in$ die$ Innenstadt$braucht.$$

$

Leben$

Etwas$sehr$wichtiges$zum$Anfang:$Ein$Fahrrad.$Der$Nahverkehr$ ist$nicht$der$beste,$es$gibt$nur$Busse.$Ein$Ticket$kostet$1,20€.$Dafür$muss$mensch$sich$eine$sogenannte$„Urbana$Card“$besorBgen,$da$die$Bezahlung$nur$noch$bargeldlos$funktioniert.$Mensch$bekommt$die$„Urbana$Card“$an$jedem$Kiosk$für$2€.$Mit$dieser$„Urbana$Card“$kann$mensch$sich$auch$bei$dem$öffentlichen$FahrBradleihsystem$ „Bicikelj“$ (http://en.bicikelj.si/$ )$ registrieren.$ Im$ Gegensatz$ zum$ Bussystem$ ist$dieses$ziemlich$gut.$Und$der$Vorteil:$Es$kostet$pro$Jahr$nur$3€.$Mensch$kann$nämlich$das$FahrBrad$ für$ eine$ Stunde$ kostenlos$nutzen.$Möchte$mensch$ länger$ fahren,$muss$mmensch$nur$ zur$nächsten$Station$fahren$und$es$abgeben.$Nach$5$Minuten,$kann$mensch$sich$wieder$ein$Fahrrad$

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für$ eine$ Stunde$ kostenlos$ leihen$ usw.$ Dies$ ist$ besonders$ praktisch,$ wenn$mensch$weggehen$möchte.$Ist$mensch$betrunken,$sollte$mensch$das$Fahrrad$nämlich$lieber$stehen$lassen.$Die$PoliBzeikontrollen$ sind$ sehr$ häufig$ und$ die$ Strafen$ exorbitant,$ normalerweise$ zwischen$ 200€$ und$300€$(wenn$mensch$Pech$hat$bis$zu$1200€,$da$mensch$ab$einem$bestimmte$Pegel$mit$auf$die$Wache$genommen$wird$und$Transport,$„Unterkunft“$etc.$zahlen$muss).$$

Sehr$ günstig$ sind$Taxis.$Der$ Startpreis$ liegt$bei$um$die$80$Cent,$mensch$ zahlt$ selten$über$6€.$Besonders$in$einer$Gruppe$ist$Taxi$also$immer$billiger$als$Bus.$

Ein$weiteres$Plus$ in$ Ljubljana$sind$die$„študentski$boni“.$Es$gibt$keine$öffentlichen$Mensen$ in$Ljubljana,$dafür$gibt$es$Coupons,$die$mensch$in$vielen$Restaurants$einlösen$kann.$Der$Staat$subBventioniert$quasi$ dein$Essen.$Die$Preise$betragen$87Cent$ (Falafel)$ bis$ 4,33€$ (beim$Mexikaner,$Thai$etc.).$Mensch$bekommt$immer$eine$Suppe,$einen$Salat,$einen$Hauptgang$und$ein$Dessert;$Leitungswasser$ ist$ prinzipiell$ kostenlos.$Mensch$ kann$ sich$diese$ subventionierten$ Essen$ sogar$liefern$lassen,$besonders$gut$an$Sonntagen,$an$denen$mensch$nicht$in$der$Lage$ist,$dass$Haus$zu$verlassen.$$

Und$nun$das$(wirklich)$wichtigste:$Die$Weggehmöglichkeiten$in$Ljubljana.$Anfangs$lässt$mensch$sich$noch$dazu$hinreißen,$zu$den$ganzen$ErasmusBPartys$zu$gehen.$Mit$der$Zeit$wird$das$jedoch$ziemlich$ anstrengend$und$mensch$ sucht$nach$Alternativen.$Die$ eindeutig$Beste$ ist$Metelkova$(http://de.wikipedia.org/wiki/Metelkova),$ein$altes$Militärgelände,$dass$Mitte$der$90er$besetzt$wurde$und$ein$alternatives$Zentrum$ist.$Es$gibt$6$Clubs:$3$ im$„kommerziellen“$Part,$bei$denen$der$Eintritt$zwischen$3B5€$kostet;$die$andern$3$im$„nichtBkommerziellen“,$bei$denen$der$Eintritt$meist$frei$ist$(oder$einen$symbolischen$Betrag$kostet).$Absolut$zu$empfehlen!$Die$VeranstaltunBgen$ findet$mensch$hier:$ http://www.metelkovamesto.org/.$Auch$ tagsüber$ gibt$ es$Workshops.$Einmal$pro$Woche$auch$veganes$Abendbrot,$organisiert$von$den$Anarchisten,$die$in$Metelkova$wohnen.$

Die$andere$Alternative$ (und$ein$Geheimtipp)$ ist$das$„Social$Center$Rog“$ (http://tovarna.org/),$eine$alte$Fahrradfabrik,$ebenfalls$besetzt$und$vor$allem$bewohnt$von$Künstlerinnen$und$AktivisBtinnen.$ Im$Gegensatz$zu$Metelkova$(Metelkova$ist$ institutionalisiert,$es$gibt$ein$kommerzielles$Hostel$auf$dem$Gelände,$die$Clubs$haben$Verträge$mit$der$Stadt)$ist$dies$eine$wirklich$autonoBme$Zone.$Die$Veranstaltungen$sind$nicht$immer$öffentlich$bekannt$gemacht,$hört$euch$am$besBten$ein$bisschen$um.$Silvester$ist$ziemlich$viel$los.$$

Gewöhnungsbedürftig$ist$auf$jeden$Fall$das$Wetter.$Es$regnet$ziemlich$viel,$der$Winter$ging$ewig$(selbst$im$April$gab$es$noch$Schnee).$Dafür$hat$mensch$die$nächsten$Skigebiete$gleich$nebenan,$die$Adria$ist$mit$dem$Auto$auch$nur$2$Stunden$entfernt.$Mensch$kann$sehr$günstig$Autos$oder$Kleinbusse$mieten$und$Trips/Urlaube$in$die$umliegenden$Länder$machen.$$

$

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Bei$Fragen$kannst$du$dich$sehr$gern$an$mich$wenden:[email protected]$

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Rebecca Beerheide – Ljubljana

Erfahrungsbericht ERASMUS Studium

„Wie ein Ersti im ersten Semester ... nur im Ausland“

Vorweg: Ljubljana ist eine kleine, tolle Stadt, die sich noch im leichten Dornrösschenschlaf

befindet und in der es viel gegensätzliches zu entdecken gibt.

Vorbereitung:

Das wichtigste ist die Wohnungssuche. Selbst Slowenen haben in Ljubljana ein großes

Problem, günstigen Wohnraum zu finden. Man sollte sich entweder irgendwie selbst auf die

Suche machen, oder einplanen, die ersten Nächte in einem Jugendhotel zu verbringen. Da ich

zum Sommersemester ankam, war die Situation nicht mehr so schlimm, zum Wintersemester

soll es schwieriger gewesen sein. Wohnungspreise in Ljubljana sind recht hoch für das, was

man dafür bekommt. Landesüblich ist es, sich ein Zimmer (das nicht größer als 10 qm² ist) zu

teilen. Das ist in allen Wohnheimen so und auch oft in privaten Unterkünften. Dort allerdings

lebt man meist in einer „Zweckwohngemeinschaft“ zusammen.

Zur weiteren Vorbereitung habe ich einen Slowenischkurs am Fachsprachenzentrum der

Leipziger Uni besucht.

Studium:

Bevor das eigentliche Semester begann, gab es einen vierwöchigen Sprachkurs. Man lernt in

sehr hohem Tempo die Grundbausteine und einfache Dinge wie z.B. Namen für Lebensmittel

und nach dem Weg fragen. Allerdings ist man in den ersten Wochen mit vielen anderen

Dingen beschäftigt (z.B. der etwas schwierigen Wohnungssuche oder dem „Sich zurecht

finden“), dass man kaum Zeit hat, sich intensiv mit den Inhalten des Kurses auseinander zu

setzen. Allerdings ist dieser Kurs die erste Möglichkeit, andere Studenten kennen zulernen.

An der Universität war ich an der „Fakulteta za družbene vede“, die Fakultät für

Sozialwissenschaften, an der die Politikwissenschaft sowie die Journalistik beheimatet ist,

eingeschrieben. Die Universität in Slowenien ist dezentral organisiert, die Fakultäten haben

ihren eigenen Haushalt und können selbst Lehrpersonal einstellen.

Die Fakultät hat sehr viel dafür getan, dass ausländische Studenten kommen und versuchte

alles mögliche, um den Start und das Leben dort zu erleichtern. Als Austauschstudent konnte

man an allen englischsprachigen Vorlesungen und Seminaren teilnehmen, die oftmals extra

und ausschließlich für ERASMUS-Studenten angeboten wurden. Die Fakultät an sich ist recht

gut ausgestattet, Internetzugänge sind einfach zu erreichen. Wenn man allerdings etwas

ausdrucken wollte und keinen eigenen Drucker dabei hatte, wurde es komplizierter. Die Uni

bot keinen Drucker an, obwohl es gerüchteweise einen Öffentlichen gibt. So musste man sich

immer wieder im einzigen Copy-Shop an der Fakultät anstellen, und mit Diskette, CD oder

USB-Stick bewaffnet hoffen, dass die Computer das Speichermedium erkennen und dass die

Schlange davor nicht zu lang war. Leider war die Bibliothek nicht sehr gut ausgestattet, hatte

aber unerwartet auch viele deutschsprachige (Fach-)Zeitschriften.

An der Fakultät habe ich insgesamt fünf Kurse belegt, vier davon wurden auf Englisch

angeboten. Zwei aus dem Bereich „Politische Theorie / Ideengeschichte“, die sich

„Contemporary Problems of Political Theory“ und „History of Political Thought“ nannten.

Beide wurden vom gleichen Dozenten geleitet. „History of Political Thought“ wurde nur für

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ERASMUS-Studenten angeboten, der andere Kurs war auch mit slowenischen Studenten zusammen. Der dritte Kurs war aus dem Bereich Journalistik hieß „Television“. Dies war ein hauptsächlich praktischer Fernsehjournalismuskurs. Hier sollten die Studenten einen TV-Beitrag von Anfang bis Ende planen, drehen und schneiden. Am Ende gab es eine mündliche Prüfung, die für die drei ERASMUS-Studenten auf Englisch gemacht wurde. Ebenso habe ich an einem Kurs an der „Ekonomska fakulteta“, der Fakultät für Wirtschaftwissenschaften, teilgenommen. An diesem Kurs („Globalization and International Trade“) konnten auch Slowenen teilnehmen, allerdings war er fast voll besetzt mit weiteren ERASMUS-Studenten. Der Kurs wurde von einem amerikanischen Professor geleitet, mit dem es immer wieder kontroverse und leider manchmal einseitige Diskussionen über den Unterschied zwischen Europa und Amerika gab. Inhaltlich hat der Kurs Kenntnisse über den internationalen Handel weiter vertieft, die Vorkenntnisse konnte ich mir recht schnell anlesen. Der weitaus interessanteste Kurs war auch gleichzeitig mein schwerster, und arbeitsaufwendiger Kurs, aber ich nun in der Rückschau bereue ihn überhaupt nicht (mehr). Hinter dem recht schwammigen Namen „Contemporary Issues of the International Community“ verbarg sich ein Seminar mit acht (!) Wochenstunden. Sechs davon waren mit einer Professorin, zwei mit einem Professor mit dem Schwerpunkt kleine Staaten in der EU in Vergleich mit den großen Staaten der EU. In dem Teil der sechs Stunden haben wir sämtliche weltpolitischen Themen in einem sehr hohen Tempo besprochen (d.h. zu fast jeder Sitzung bereitete jeder Teilnehmer ein Kurzreferat vor); von der Frage, ob es in Dafur einen Genozid gab, über den Nordirlandkonflikt bis hin zum weltweiten Terrorismus und weiteren zukünftigen Bedrohungen. Innerhalb dieses Kurses haben wir Bewerbungen für Mater-Programme geübt sowie eine Konferenz mit Studenten aus Graz organisiert. Mit denen zusammen wurde eine zweitägige Sitzung des Sicherheitsrats simuliert. Der Kurs war auch interessant, weil in dem Kurs hauptsächlich slowenische Studenten waren und so wenigstens einige Slowenen kennen gelernt werden konnten. Dies war mein praxisorientiertester Kurs, da die Fragestellungen zu den oben genannten Themen oft als Briefings für den Außenminister, Pressekonferenzen oder Oxford-Debattten behandelt wurden. Leben: Man kommt gut durchs Leben, auch wenn man nicht Slowenisch spricht. Durch mehrere Sprachkurse kann man zwar seine Kenntnisse aufbessern. Im Endeffekt spricht man aber viel Englisch, in der Uni und mit vielen anderen ERASMUS-Studenten. Auch auf der Straße spricht man viel Englisch, da viele Slowenen mit einem sofort Englisch (oder auch Deutsch) sprechen, wenn sie merken, dass man ihre Sprache nicht spricht. Ljubljana ist eine kleine Stadt, mit etwa 270 000 Einwohnern etwa halb so groß wie Leipzig. Aber dennoch gibt es recht viel zu tun in der Freizeit. Zum einen organisiert die Studentenorganisation sehr viel für die internationalen Studenten. Im speziellen „international office“ ist jeden Tag jemand, der einem bei fast allem helfen kann. Die organisieren jede Woche ein Programm, u.a. Filmabende, Ausflüge, Reisen (z.B. Sarajevo) und natürlich eine wöchentliche Party. Auch sonst bietet das Nachtleben in Ljubljana für ihre Größe recht viel, von den typischen Discos bis zu einem Alternativ-Zentrum, ansonsten bestimmen die Studenten das junge Nachtleben, besonders unter der Woche. Am Wochenende selbst ist oftmals nicht so viel los und man trifft in vielen Kneipen und Bars eher Touristen als Slowenen. Gewöhnen muss man sich an das Bussystem, da alle Busse ganz ohne Fahrplan fahren. Es gibt zwar angegebene Intervalle, in denen sie fahren könnten, doch das wird oft auch nicht eingehalten. Außerdem ist die Stadt am Wochenende besonders in den Winter- und Frühjahrsmonaten fast ausgestorben. Viele Studenten fahren am Wochenende nach Hause, auch viele andere Bewohner fahren in die Berge oder ans Meer – je nach Jahreszeit.

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Besonders toll ist das Mensa-System in Slowenien. Es gibt keine Zentralmensa. Jeder Student kann jeden Monat zwischen 18 und 22 Coupons kaufen, für jeden Werktag einen. Mit diesen Coupons kann man in vielen regulären Restaurants zu speziellen Zeiten die so genannten Studentenmenüs (Vorspeise, Hauptgang, Nachtisch) essen. So kann man mexikanisch, chinesisch oder auch viel Pizza essen. Die Restaurants müssen darauf achten, dass die Mahlzeiten gesund sind, daher gibt es oft Salat dazu. Auch sonst ist die Gastronomie in Slowenien zu empfehlen. Selbst kochen ist recht teuer, da die größte Supermarktkette des Landes („Mercator“) die Preise hoch hält. Es gibt sehr viele Kaffees, die auch sehr gute Kuchen anbieten, die oft in eigenen Konditoreien hergestellt werden. Ljubljana hat eine sehr wunderbare geographische Lage, woran ich zu Anfang gar nicht gedacht hatte. Man ist schnell an der slowenischen sowie kroatischen Adriaküste, innerhalb von etwa 3 Stunden in Venedig, Bologna erreicht man in 4. In etwa 5 Stunden (alle Zeit mit dem Auto) in Belgrad. Nach Zagreb fährt ein Zug 2,5 Stunden. Auch nach Sarajevo, Budapest, Bratislava sowie Wien kann man mit dem Auto erreichen. Ganz zu schweigen von Graz. Und natürlich kann man auch in Slowenien viel erleben: Neben der Küste gibt es gute Skigebiete sowie Wander- und Klettermöglichkeiten. Tipps: Bis 2007 hat Slowenien noch nicht den Euro, die Landeswährung heißt Tolar. Da die Banken in Deutschland Tolar zu einem sehr schlechten Kurs verkaufen, sollte man sich Euros mitnehmen und die vor Ort umtauschen. Etwas teurer ist es, Geld mit der deutschen EC-Karte abzuheben, da man für jede Abbuchung 4,50 Euro bezahlt. Ein slowenisches Konto bekommt man als Ausländer nicht.

Rebecca Beerheide ERASMUS - Ljubljana SoSe 2005

[email protected]

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Dobrodošli! 10 Monate in Ljubljana Ljubljana ist keine kalte Stadt in Russland. Und Slowenien (http://www.slovenia-tourism.si/intro/), das ist weder Slawonien noch die Slowakei. Ljubljana, das sind ca. 280,000 Einwohner, ca. 55,000 Studenten, eine Burg, ein Fluss, wunderbare Alpensicht bei klarem Wetter, eine schöne Stadtmitte, eine Nationalhymne die eigentlich ein Trinklied ist, viele Straßencafés, Stau zur „Rushhour“, ein wunderbarer Markt mit frischem Obst und viel Grün, Lieblingsplätze, Übersichtlichkeit (das liege an meiner Berliner Arroganz, wirft man mir vor…), Gemütlichkeit, die „Drei-Brücken“, ein riesiges Einkaufszentrum am Ende der Stadt, Kinofestivals, Schrebergärten zwischen Hochhäusern, der Tivoli-Park, Nebel im Herbst und Regen am Freitag, ein grandioser Ausgangspunkt um durch Reisen das östliche Europa kennen zu lernen und gleichzeitig eine Stadt, die zum Verweilen einlädt. Es war das erste Jahr, in dem sich so viele ausländische Studenten für einen akademischen Aufenthalt in Slowenien entschieden haben, so dass sich die Wohnungssuche für viele als nicht einfach dargestellt hat - aber am Ende waren alle versorgt. Viele slowenische Studenten (und dementsprechend auch ausländische Studenten) teilen sich zu zweit ein Zimmer. Es gab leider zu wenig Wohnheimplätze (die Miete beträgt 60 Euro pro Person, zwei Studenten teilen sich ein Zimmer) für ausländische Studenten, da insgesamt Wohnungsknappheit in Ljubljana herrscht. Ich habe mit zwei Slowenen zusammen in einer Wohnung ein bisschen außerhalb vom Zentrum gewohnt, aber Ljubljana ist nicht so groß und alles ist gut mit dem Fahrrad erreichbar (wenn man den Autofahrern entkommt…). Da ich privat gewohnt habe und ein eigenes, möbliertes Zimmer mit Internet hatte, habe ich 175 Euro inklusive Nebenkosten (die hier sehr hoch sind) bezahlt. Es gibt eine internationale Studentenorganisation ([email protected]), die wöchentlich per Newsletters darüber informiert, was man in der Woche tun könnte (Partys, Konzerte, Kneipenbesuche, Tagesausflüge am Wochenende, Filmabende…) und die bei der Lösung von allerlei Problemen hilfreich ist, zum Beispiel bei der Zimmersuche. An der FDV (Fakulteta za družbene vede; http://www.fdv.uni-lj.si/anglescina/default.htm) habe ich vor allem Kurse aus der Politikwissenschaft belegt, aber auch Kurse für meine Nebenfächer (Soziologie und Religionswissenschaft). Die Wirtschaftsfakultät bietet ebenfalls eine Menge Kurse an (http://www.ef.uni-lj.si/en/), da hier die meisten Austauschies studieren. Meine Seminare waren alle auf Englisch. Englische Kurse werden an der FDV vor allem in den Bereichen „Internationale Beziehungen“ und „Politische Theorie“ angeboten. Das englischsprachige Kursangebot wird sich weiter vergrößern, da es immer mehr ausländische Studenten nach Ljubljana zieht; dann wird es u.a. in dem Bereich „Verteidigungsstudien“ Kurse auf Englisch geben. Die Dozenten sind meist sehr entgegenkommend gegenüber den internationalen Studenten. Es gibt selten ein „Nein“, wenn man sie um etwas bittet. Man schaut sich das riesige Vorlesungsverzeichnis an und redet dann mit den Dozenten, ob sie entweder das Seminar auf Englisch anbieten können/wollen oder ob man eine spezielle Vereinbarung treffen könnte (z.B. das Schreiben einer Hausarbeit plus Diskussion über die Arbeit mit dem Dozenten oder das Abhalten von extra Stunden für Erasmus-Studenten). Während die slowenischen Studenten in ihrem Studienablauf kaum Flexibilität kennen, kann der Austauschstudent aus fast allen angebotenen Kursen wählen, soweit die Dozenten dem zustimmen. Die Universität ist fordernd, vielfältig und interessant, wenn man das möchte! Besonders die Kurse im Bereich „Internationale Beziehungen“ sind sehr arbeitsintensiv und bieten einen ganz anderen Einblick im Vergleich zu den Veranstaltungen in Leipzig. So haben

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wir beispielsweise im Seminar „Internationale Organisationen“ über mehrere Monate hinweg eine UN Simulation durchgeführt. Auch wenn die Seminare auf Englisch sind, heißt das nicht, dass nur Ausländer sie belegen, was ich als großen Vorteil empfand, da man so slowenische Studenten kennen lernt und deren Meinungen und Perspektiven erfährt. Ich kann nicht sagen, ob es besonders einfach oder schwer ist, slowenische Kommilitonen kennen zu lernen. Dadurch, dass die Uni-Kurse für alle sind, ist der Kontakt schon mal einfacher möglich. Man muss jedenfalls nicht nur in der Erasmusblase leben, wenn man nicht möchte. Slowenisch ist eine ziemlich schwierige Sprache, dank einer „interessanten“ Grammatik, die neben sechs Fällen und drei Genera, auch noch den Dual kennt. Und trotz eigener Motivation die Sprache zu lernen und drei Sprachkursen ist das Ergebnis ernüchternd. Die Kurse an der Uni sind auf Englisch und fürs Einkaufen reichen leider auch ein paar slowenische Vokabeln aus. Viele Slowenen können Englisch, viele auch perfekt Deutsch. Für intensives Sprachenlernen fehlt die Zeit. Wenn man versucht sich auf Slowenisch zu unterhalten, wird man schnell zu Englisch oder Deutsch gewechselt… Das Land bietet trotz kleiner Größe viel Abwechslung: Man kann Skifahren, Wandern und an der Adria sitzen. Und da es mitten in Europa liegt, bietet es sich auch als Ausgangspunkt für Reisen in den Balkan, nach Budapest usw. an und für die ganz Verrückten gibt’s noch einen Zug nach Thessaloniki! Bei Rückfragen: [email protected]

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Erasmusbericht: Arslan Deichsel Slowenien Wintersemester 2008/2009

Ein Volk vom Regenschrimträgern – 6 Monate Ljubljana Durch Berichte von Bekannten und eigene Nachforschungen hatten sich meine Erwartungen vor meiner Ankunft schon etwas geformt. Mit dem Ergebnis, Slowenen seien relativ reserviert, die „Deutschen des Balkans“ und leiden an einem markanten Minderwertigkeitskomplex. Ich kann von Glück reden, dass ich dies nicht wirklich so erlebte. Außer vielleicht die Reserviertheit, doch das kann auch an dem nicht zu unterschätzenden Punkt liegen, dass wir Erasmus-Studenten waren. Einerseits wussten die „einheimischen“ Studenten, dass wir bald wieder an unseren Heimatuniversitäten sein werden, andererseits war die Erasmusgruppe durch Vorbesprechungen, gemeinsamen Sprachkurs und oft selbes Wohnheim schon untereinander bekannt und stark vernetzt. Aber trotz dieser widrigen Umstände habe ich die Bekanntschaft von vielen ausgesprochen freundlichen Slowenen gemacht. Das Erasmussemester war eine wirkliche Erfahrung für mich, nicht weil ich Land, Leute, Sprache und Kultur kennen gelernt habe, sondern auch einiges über mich selbst erfahren konnte. Wie lange dauert es, bis ich mich der neuen Umgebung angepasst habe? Reicht mein Gepäck oder ist es viel zuviel? (es war viel zuviel) Hab ich überhaupt die Zeit, die mitgebrachten Bücher zu lesen? (Hatte ich kaum) Aber dafür habe ich sie wertvoller verbracht, mit Ausflügen, Besichtigungen und schönen gemeinsamen Abenden. Hier ist mein Erasmusbericht. Es fiel mir erst nach einigen Wochen auf. Aber bis dahin war noch Spätsommer gewesen und die Stadt versprüht ihren K. u. K. -Charme. Es war die Zeit der Ankunft, des Neuen und des Kennenslernens. Alles war aufregend; vor allem das Ausprobieren der Studentencoupons. Doch dann kam der Herbst und mit ihm der Regen. Zu diesem Zeitpunkt wurde uns von der geographischen Lage Ljubljanas erzählt. Im Schatten der mächtigen Alpen im Norden und auch im Süden flankiert durch das Karstgebirge, befand sich die Stadt in einem Talkessel. Im Sommer staute sich warme Luft aus der Adria oder gar der Sahara und verbreitet einen wundervollen Dauersommer, doch ab Herbst können die Alpen die an ihnen gestauten Luftmassen nicht mehr halten und diese regnen sich dann „hinter“ ihnen aus und bleiben im Tal buchstäblich hängen. Ein Kommilitone aus Großbritannien meinte, er kenne solchen Regen sonst nur aus den schottischen Highlands. Plötzlich war die Stadt voll von Regenschirmen. Jeder trug einen, Frauen sowieso zum Schutz von Haar und Gesicht, doch insbesondere die Männer. Es war ein richtiges modisches Accessoire für Männer. Mir drängte sich gar der absurde Gedanke auf, dass es sich bei dem Regenschirm um ein phallisches Initiationsobjekt handeln könnte. Auch habe ich in Geschäften noch nie eine solche Auswahl an Regenschirmmodellen gesehen, überall gab es bestimmte Ablagen und Ständer. Dies war vielleicht der einzige Umstand, an den ich mich in meiner Zeit in Slowenien nicht gewöhnen konnte, ständig fiel es mir auf und belustigte und verwirrte mich gleichermaßen. Doch nun zum eigentlichen Bericht. Mein Hauptziel für das Auslandssemester war, nach 3 langen Jahren des Studierens und des Erlangens der Scheinfreiheit, abzuschalten und für die Abschlussarbeiten Kraft zu tanken. Diese Aufgabe ist mir voll und ganz gelungen. (glaube ich)

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Über meine Universität in Leipzig kannte ich schon jemanden, der ebenfalls nach Ljubljana gehen wollte. Wir trafen uns vorab und verstanden uns auf anhieb. Aber insbesondere über eine Internetplattform konnte man sich schon im Voraus mit Einigen Kontakt aufnehmen. So kam man in der Stadt an und kannte schon einige Leute. Im Gegensatz zu vielen anderen kam ich relativ spät in Ljubljana an, so konnte ich von ihrem Rat und Hinweisen bzgl. Wohnen, Essen, Unternehmungen etwas profitieren. Hervorzuheben sind die Studentencoupons, die als Mensaäquivalent fungieren. Viele über die gesamte Stadt verteilte Restaurants bieten ein oder mehrere Studentenmenüs an. Dabei erstreckt sich das Niveau von Designer Lounges über McDonalds bis zur Dönerbude. Es ist kaum möglich alle zu besuchen. Man bekommt für seine Coupons, die sich auch preislich unterscheiden und nach ca. einem Monat verfallen, eine wirklich gute Portion, oft bestehend aus Suppe oder Dessert, Salat und Hauptgericht. Meist reicht eine Mahlzeit für den gesamten Tag, daher veränderte sich mein Essrhythmus deutlich. Morgens reichte ein Apfel vollkommen und abends vielleicht nur etwas kleines. Nur ohne die Coupons wäre es auf Dauer recht teuer. Ebenso teuer wie der Wohnungsmarkt, doch dazu später. Der Chronologie folgend kam ich etwas spät in Ljubljana an. Einige hatten schon Ausflüge ans Meer und malerische Wandertouren gemacht, während ich mich noch auf dem Weg befand. Es lag nicht an meinem mangelnden Interesse, sondern daran, dass ich vorher noch bei einer vierwöchigen Sommerschule in Russland war. Nach 3 Tagen Aufenthalt in Deutschland, der Fahrt von Berlin nach Leipzig, inklusive kurzem Wiedersehen von Freundin und Familie, machte ich mich auch schon auf den Weg nach Slowenien. Einen Zwischenmieter für mein WG-Zimmer hatte ich mir schon vor der Sommerschule gesucht. Meine für Ljubljana gepackten Koffer warteten die gesamte Zeit mitnahmebereit in meiner WG. Dass ich viele dieser Sachen in Slowenien kaum brauchte, wusste ich zu diesem Zeitpunkt natürlich noch nicht. Ich wollte auf alles vorbereitet sein. Schon in Russland bekam ich eine Email von meinem Leipziger Bekannten aus Slowenien, dass wenn ich in Ljubljana ankomme und einen Hostelplatz haben möchte, ihn mindestens zwei Wochen zuvor buchen müsste, da die Nachfrage enorm sei; die Preise ebenfalls. Nach kurzer Internetrecherche buchte ich mich in einem beschaulich aussehenden Hostel in Innenstadtnähe ein. Ich würde jedem empfehlen, es ebenso zu machen. So hatte ich nach meiner 14-stündigen Fahrt sofort eine Unterkunft. Die Wohnsituation in Ljubljana war katastrophal, nicht wegen dem Wohnstandard, sondern wegen der Preise. Es ist einfach zu teuer, denn Wohnraum ist rar. Nur langsam werden neue Wohnungen nachgebaut. Mein WG-Zimmer fand ich über ŠOU, die Studentenorganisation. Dort kümmerten sich zwei Sloweninnen drei bis vier Stunden am Tag, mit einem Telefon um die gesamte Flut der wohnungssuchenden Erasmusstudenten. Da ich mich nicht nur auf diesen Weg verlassen wollte, suchte ich nebenbei auf eigene Faust und besichtigte nach ca. 80 Anrufen bloße 4 Zimmer. Man merkte schnell, dass insbesondere Einheimische und wenn Ausländer, dann Studentinnen, bevorzugt wurden. So saßen meist hauptsächlich männliche Erasmus-Studenten im ŠOU. Diese Warterei hatte in vielen Fällen aber auch ihr Gutes, da man(n) sich so untereinander kennen lernen konnte. Viele sind auch auf diesem Weg nicht nur Freunde und sportliche Mitspieler, sondern auch Mitbewohner geworden. Zwischenzeitlich hatte das Warten in diesem Büro auch etwas von einem Börsenparkett. Die „ŠOU-Mädels“ telefonierten hauptsächlich und versuchten etwas für denjenigen zu finden, der grade an ihrem Schreibtisch saß. Hatte sie am Telefon ein Angebot, dass der Wartende nicht wollte, fragten sie laut in die Runde, wer ein solches Zimmer haben möchte. Und dann begann das kurze, aber heftige Verhandeln unter den Interessierten. Meist mit sehr erheiternden Ergebnissen.

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Ich kam aber nicht umhin, mich zusätzlich selbst kümmern. Auf der Suche nach einer Telefonkarte, half mir eine hilfsbereite Angestellte in einem leeren Handy-Shop. Sie zeigte mir einige Webseiten, die ich von ŠOU noch nicht kannte, rief einige der Angebote an und gab mir einen Zettel mit den neuen Web-Adressen mit. Als ich am nächsten Morgen vor Beginn meines Sprachkurses einmal wieder bei ŠOU war, gab ich der einen Mitarbeiterin die neuen Web-Adressen. Sie kannte diese noch nicht und war von dem neuen Angebot ganz begeistert. Dann entdeckte sie einen 15 Minuten vorher reingestellten Eintrag, der ganz in der Nähe war. Ich hatte wirklich Glück, die Wohnung war zentral, hatte Internet, eine Waschmaschine und Balkon, alles war zu Fuß und mit Bus zu reichen. Sie rief an, vereinbarte, dass ich gleich vorbeikommen würde, um mir das Zimmer anzuschauen, was ich sogleich tat. 4 Stunden und einen Sprachkurs später zog ich aus dem Hostel in mein Erasmus-Zimmer. Das Zimmer selbst war nicht sehr groß, hatte aber Bett, Schreibtisch und einen Wandschrank. Nur die Heizung war elektronisch, was im Winter einige Probleme am Sicherungskasten erzeugte. Im Nachhinein denke ich, wäre ein Wohnheimzimmer vielleicht besser gewesen. Dort war mehr los und insbesondere die internationalen Studenten zu finden. Die slowenische Wohnheimmehrheit fährt am Wochenende meist zu ihren Familien und die Wohnheime bleiben relativ leer. Es war natürlich auch eine Preisfrage, da die Wohnheime um einiges günstiger sind. Nur muss man sich ein Zimmer zu zweit teilen. Manche die ich kannte, hatten mit ihren Mitbewohnern Glück, andere wiederum keines. Hinzukommt der rege Verkehr auf den Fluren, der eventuelles Lernen drastisch erschwert. Ich selbst wohnte mit 5 Slowenen zusammen. Es war angenehm ruhig und ich konnte mich gut auf meine Prüfungen in Deutschland vorbereiten. Auch die Wohnheimparties waren nicht weit entfernt. Auf Grund der zentralen Wohnungslage entschied ich mich auch gegen ein Fahrrad, das ich im Winter für nicht so nötig empfand. Insbesondere weil man mir erzählte, dass auch viele geklaut werden und das regnerische Winterwetter einem den Spaß schon ziemlich vermiesen kann. Der Sprachkurs begann noch vor Semesterbeginn und lief in den ersten Tagen parallel zu Wohnungssuche und konnte mit einem EILC Zertifikat abgeschlossen werden. Er war vor allem wichtig für den Aufbau sozialer Kontakte und das Kennen lernen der Stadt. Einen großen Nachteil gab es aber, denn die Kurse wurden in Sprachgemeinschaften eingeteilt. Also Deutsche, Österreicher und Schweizer zusammen. Die einzigen „Ausnahmen“ waren eine Kroatin aus Deutschland und ein Türke, der sein Deutsch verbessern wollte. Zwar macht eine solche Einteilung schon Sinn, nur ist dabei zu bedenken, dass die Lehrerin kein Deutsch sprach und wir auf Englisch Slowenisch lernten, wie alle anderen auch. So fand man seine ersten Freunde auch gleich in der eigenen Muttersprache. Ein Grund ein anderes Land zu besuchen, ist doch dessen Sprache zu erlernen. Viele der anfängliche Freundeskreisbildung hatten meist das gesamte Semester und darüber hinaus Bestand. Aber mit der Sprache selbst, hatte ich keine Probleme, denn mit meinen Vorkenntnissen in Russisch gab es viele „AHA-Effekte“ und bekannte grammatische Konstruktionen waren wiederzuerkennen, obwohl auch auf einige „false friends“ geachtet werden musste. Insbesondere Tschechen fiel es leicht Slowenisch zu lernen, wie einige von ihnen mir sagten, da die Sprachen sehr ähnlich wären. Polen hatten dagegen etwas mehr Probleme, aber nicht zu vergleichen mit Portugiesen, Franzosen, Briten und auch Deutschen (obwohl bei letzteren einige Russisch konnten). Vom GO-EAST Programm gab es beim Bestehen des Sprachkurses dankenswerterweise auch etwas Extrageld.

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Zum Universitären Ich studiere Politikwissenschaft, das in Ljubljana an der FDV angeboten wird, aber uns standen als Erasmus-Studierende alle Fakultäten offen. So belegte ich auch einen Kurs an der Wirtschaftsfakultät. Meine Kurse waren der Sprachkurs Slowenisch, Politics of Globlization, Slovenian History and Contemporary Slovenia, Slovenian Parlament and Policy Making, North-South Relations und zu Beginn auch den sehr interessanten Kurs History of Documentary Photography. Zu Beginn war eine eher chaotische Organisation zu beobachten, die besser hätte sein können. So gab es nur eine begrenzte Fächerauswahl in englischer Sprache, auf deren Zusammenstellung wir keinerlei Einfluss hatten, da sie schon vorher festgelegt wurden. An meiner Heimatuni hieß es noch, dass alle Fächer auf Englisch angeboten werden sollten. Aber zumindest war die geisteswissenschaftliche Fakultät sehr modern ausgestattet und das derzeit neustes Gebäude der gesamten Universität. Auch die Professoren waren recht fit in ihren Gebieten, ebenso die slowenischen Studenten (v.a. in Englisch, Ausdruck und Korrektheit). Doch was die Inhalte angeht, hatte ich oft den Eindruck, dass (mit einer Ausnahme) Vorlesungen zur Vermittlung von Basiswissen und Mainstream-Meinung dienten. Diskussionen oder Fragen aus dem Kurs gab es in den Seminaren nur vereinzelt. Die Seminare waren eine Mischung aus Vorlesung zu Beginn und klassischem Seminar gegen Ende. Das kannte ich aus Leipzig anders, wo eher versucht wurde kontrovers zu hinterfragen und mehrere grundsätzlich unterschiedliche Perspektiven aufzuzeigen und zu diskutieren. Professoren, die ich darauf ansprach, meinten, dass doch andere Meinungen gäbe und genau diese würden auch gelehrt, nur nicht in diesem Kurs, da müsste man sich für andere Kurse anmelden, die jedoch leider nicht in Englisch angeboten wurden. Die allgemeinen Anforderungen waren nicht zu leicht, aber auch lange nicht zu schwer. So hatte ich Zeit, mich nebenbei auf meine ersten Abschlussprüfungen vorzubereiten, die ich gleich im Anschluss an Ljubljana schreiben wollte. Aus dem Nachhinein erfolgreich. Die einige der schönsten Erlebnisse hatte ich auf den zahlreichen Ausflügen. So ging es noch im Spätsommer an die slowenische Adriaküste nach Koper und gleich „nebenan“ ins italienische Triest. Beide Städte sind äußerst sehenswert. Auch die zweit- und drittgrößten Städte Sloweniens Maribor und Celje, die ebenfalls einiges neben einer schönen Innenstadt, Kirchen und Burgen zu bieten haben, besuchten wir. In der Vorweihnachtszeit fuhren wir nach Bratislava und Wien, als die Weihnachtsmärkte gerade eröffneten. Schön war es auch in Budapest, Sarajevo, Belgrad, Mostar, aber auch Salzburg, Venedig und auch Zagreb. Jede Stadt hatte ihren eigenen Charakter und ein eigenes Flair. So war es für mich die geographische Lage Sloweniens ein enormer Vorteil, weil man von Ljubljana aus relativ unkompliziert in die genannten Städte kommt, ob nun von ŠOU oder selbst organisiert. Mir hat das Erasmussemester, trotz aller kleinen Problemchen, sehr gut gefallen, so dass mit ich wieder für längere Zeit hin fahren werde. Vor Ort in Ljubljana habe ich mir einen Praktikumsplatz organisiert und werde von Herbst 2009 bis Februar 2010 wieder für 6 Monate in Ljubljana sein. Nur diesmal kenn ich mich aus, kann mich verständlich machen und weiß, wie ich von Anfang an zurecht komme. Ich habe dort nette Leute getroffen, aus vielen Ländern Europas, mit denen ich teilweise immer noch Kontakt halte. Und in Ljubljana selbst gibt es viele hilfsbereite Leute. Dies ist vor allem bei der jungen Generation zu beobachten, die sich freut ihr Englisch oder teilweise auch Deutsch gebrauchen zu können. Und dann werde ich auch einen Regenschirm mitnehmen.