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Stand Juni 2014 Fachverband Mütter-und Väterberatung Elternbildung CH Elisabethenstrasse 16 Steinwiesstrasse 2 8036 Zürich 8032 Zürich Tel. 044 382 30 33 Tel. 044 253 60 62 [email protected] [email protected] www.sf-mvb.ch www.elternbildung.ch Eltern-Kind-Gruppen als Angebot der Frühen Förderung Empfehlungen für Gemeinden und Städte

Eltern-Kind-Gruppen als Angebot der Frühen Förderung · Besonders Eltern aus Risikogruppen, wie von Armut bedrohte Familien oder hoch belastete Fami-lien, benötigen Unterstützung,

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Stand Juni 2014

Fachverband Mütter-und Väterberatung Elternbildung CH

Elisabethenstrasse 16 Steinwiesstrasse 2

8036 Zürich 8032 Zürich

Tel. 044 382 30 33 Tel. 044 253 60 62

[email protected] [email protected]

www.sf-mvb.ch www.elternbildung.ch

Eltern-Kind-Gruppen als Angebot der Frühen Förderung

Empfehlungen für Gemeinden und Städte

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 2 von 23

Einleitung .............................................................................................................................................. 3

Ausgangslage ...................................................................................................................................... 4

Unterstützungsangebote für Eltern und – Anbieter im Frühbereich ............................ 5

1. Grundlagen ............................................................................................................................... 7

1.1. Die Bindung ist massgeblich für den Lernerfolg ................................................... 7

1.2. So entsteht eine sichere Bindung, die Grundlage für Bildung .......................... 7

1.3. Das Spiel als wichtigste Form frühkindlicher Bildungsförderung .................... 8

1.4. Die Elternbildung und frühkindliche Bildung ......................................................... 9

2. Definitionen .............................................................................................................................. 9

3. Eltern –Kind-Gruppen mit pädagogischer Grundlage ................................................ 10

3.1. Der pädagogischer Ansatz bei den Eltern-Kind-Gruppen ................................. 11

3.2. Die Leitung der Eltern-Kind-Gruppen ..................................................................... 12

3.3. Zielgruppen .................................................................................................................... 12

3.4. Motivation der Eltern zur Teilnahme ....................................................................... 13

4. Herausforderungen - Stolpersteine - Lösungsansätze .............................................. 13

5. Eltern-Kind-Angebote im Frühbereich –......................................................................... 15

Versuch einer Systematik .......................................................................................................... 15

5.1 Beispiele von Eltern-Kind-Gruppen mit pädagogischem Ansatz = integrierte

Elternbildung (die Liste ist nicht vollständig) ........................................................................ 16

6. Rahmenbedingungen für Eltern-Kind-Gruppen ........................................................... 18

6.1 Setting ............................................................................................................................. 18

6.2 Elternbildungsthemen ................................................................................................. 19

6.3 Kompetenzen der Kursleitung .................................................................................. 19

6.4 Kooperationen ............................................................................................................... 20

7. Eltern-Kind-Gruppen im Pilot ............................................................................................ 20

7.1 Rahmenbedingungen (eine Annahme) ................................................................... 20

8. Literatur .................................................................................................................................. 22

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 3 von 23

Einleitung

Die Frühkindliche Phase im Leben eines Menschen ist für seine Entwicklung von entscheidender Be-

deutung. Jedes Kind hat ein verbrieftes Recht auf Bildung und Förderung von Anfang an. In Fachkrei-

sen ist der Stellenwert der frühen Kindheit für die Bildungsbiografie eines Menschen längst erkannt.

Frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung kann bei entsprechender Qualität die Chancen-

gleichheit verbessern. Sie kann Kinder mit unterschiedlichen individuellen und sozialen Vorausset-

zungen darin unterstützen, ihren Weg in die Gesellschaft zu finden und ihr persönliches Potential zu

entfalten. In der Regel ist die Familie der bedeutsame Lebens- und Entwicklungsort kleiner Kinder.

Aufgrund des gesellschaftlichen Wandels sind jedoch familienergänzende Angebote aus unterschied-

lichen Gründen wichtig und wertvoll. (Zitat Wustmann /Simoni aus „Orientierungsrahmen“).

Im Rahmen des Unterleistungsvertrages mit Pro Familia Schweiz, wurden Elternbildung CH und der

Fachverband Mütter-und Väterberatung beauftragt, niederschwellige Elternbildungsangebote für Mig-

ranten- und sozialbenachteiligte Eltern zu lancieren. Nach eingehender Prüfung und Abklärung der

Situationen vor Ort, musste festgestellt werden, dass es viele Angebote gibt, deren Vernetzung und

Koordination in den Fachkreisen aber mangelhaft ist. Deshalb wurde der Auftrag umformuliert in die

Vernetzung der Angebote vor Ort durch die Unterstützung von Austauschplattformen.

Gleichzeitig kommen Elternbildung CH und der Fachverband Mütter-und Väterberatung der Forderung

der Fachpersonen vor Ort nach, bestehende etablierte Elternbildungs-Angebote im Frühbereich zu

stärken und allenfalls mit einem neuen Angebot wie Eltern-Kind-Gruppen zu ergänzen.

Die vorliegen Empfehlungen basieren auf praktischen Erfahrungen und internationalen Studien sowie

dem von der Schweizerische UNESCO-Kommission und dem Netzwerk Kinderbetreuung

Schweiz lancierten Orientierungsrahmen für die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung

(FBBE) in der Schweiz.

Ziele

Städte, Gemeinden und Organisationen steht eine Orientierungshilfe bei der Definition von Eltern-

bildungsangeboten im Frühbereich zur Verfügung.

Die bestehenden niederschwelligen Angebote im Frühbereich – Mütter-und Väterberatung und

Elternbildung - erhalten Unterstützung bei der Weiterentwicklung und Etablierung ihrer Angebote.

Eltern-Kind-Gruppen werden als niederschwelliges Angebot für Eltern mit Kinder von 0 bis 4 Jah-

ren wahrgenommen.

Die Angebote berücksichtigen insbesondere Bedürfnisse von sozialbenachteiligten- und Migran-

ten- Familien

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Ausgangslage

Es braucht mehr gesellschaftliche Wertschätzung der Arbeit, die innerhalb und ausserhalb von Fami-

lien mit Kindern geleistet wird. Und diese Arbeit muss auf unterschiedliche Weise und mit entspre-

chend politischen Entscheidungen gestärkt werden. Familien müssen bei der Bewältigung ihrer an-

spruchsvollen Aufgabe bedürfnisorientiert unterstützt werden, damit die Kinder in der frühesten Phase

ihres Lebens schon gesundheits- und entwicklungsfördernde Rahmenbedingungen zur Verfügung

haben1.

Mütter-und Väterberatung ist das niederschwelligste Angebot für Eltern mit Kindern, ab Geburt bis 5

Jahre, im schweizerischen Versorgungsnetz. Kompetent ausgebildete Fachleute unterstützen Eltern in

der Frühen Kindheit, in der für die Entwicklung des Kindes Weichen gestellt werden. Sie sind Spezia-

listinnen für die körperliche, seelische und geistige Entwicklung des Säuglings und Kleinkindes. Sie

beraten in psychosozialen Fragen, unterstützen die Eltern ihre Rolle zu finden und klären Beziehungs-

fragen in der Familie.

Elternbildung vermittelt Erziehenden Kenntnisse und Fähigkeiten, die ihre Erziehungskompetenz för-

dert und stärkt. Dabei berücksichtigt sie die Ressourcen der Erziehenden und strebt einen achtsamen

und respektvollen Umgang an. Die Elternbildung richtet sich an alle Formen von Familien in den ver-

schiedenen Lebensphasen und berücksichtigt persönliche, kulturelle, soziale und sprachliche Voraus-

setzungen.

Mit den Kampagnen „Stark durch Beziehung“ und „Stark durch Erziehung“ konnte Elternbildung CH

eine breite Elternschaft ansprechen. Die Broschüre „Stark durch Beziehung“ wird seit 2010 durch die

Mütterberaterinnen und Hebammen im persönlichen Kontakt abgegeben. Die Eltern mit Kleinkindern

kennen die Bedeutung der Zuwendung, Feinfühligkeit, einer sicheren Bindung, von Nähe und Verläss-

lichkeit etc. für das gesunde Aufwachsen ihrer Kinder.

Zu diesen und anderen bestehenden Angebote im Frühbereich soll ein ergänzendes Angebot – Eltern-

Kind-Gruppen empfohlen werden. Dieses berücksichtigt insbesondere die Bedürfnisse von sozialbe-

nachteiligten- und Migrantenfamilien. Die vorliegende Empfehlung zur Installierung von Eltern – Kind –

Gruppen mit pädagogischem Konzept berücksichtigt das Wissen, das heute zu den Themen frühkind-

liche Bildung und Familie verfügbar ist. Es fasst Erfahrungen zusammen, die in der Schweiz, in

Deutschland und in Österreich bezüglich der Eltern-Kind-Gruppen als niederschwelligem Angebot der

1 S. dazu: Wustmann Seiler, C. & Simoni, H. (2012): Orientierungsrahmen für frühkindliche Bildung,

Betreuung und Erziehung in der Schweiz. Erarbeitet vom Marie Meierhofer Institut für das Kind, er-

stellt im Auftrag der Schweizerischen UNESCO-Kommission und des Netzwerks Kinderbetreuung

Schweiz. Zürich; Leitprinzip 1

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 5 von 23

Elternbildung gemacht worden sind und stellt eine Empfehlung zur Verankerung der Eltern-Kind-

Gruppen zur Diskussion.

Das vorliegende Dokument basiert auf folgenden Fragen:

- Was ist frühkindliche Bildung und wie können Eltern-Kind-Gruppen einen Beitrag dazu

leisten?

- Was versteht man unter Eltern-Kind-Gruppen? Welche Settings sind bekannt?

- Welche Anforderungen sollen an Kursleitende gestellt werden?

- Welche Motivation haben Eltern für ihre Teilnahme?

- Was sind die Herausforderungen für die verschiedenen Akteure?

- Welche Rahmenbedingungen haben sich bewährt?

- Welche Bedingungen braucht es, um Pilotversuche in Gemeinden zu unterstützen und die

Angebote zu evaluieren?

Unterstützungsangebote für Eltern und – Anbieter im Frühbereich

Elternbildung ist Teil der Bildungslandschaften. Eltern haben unterschiedliches Wissen, vielfältige

Erwartungen und Bedürfnisse. Um diese abdecken zu können braucht es verschiedene Angebote. Der

Zugang zu den Eltern kann über diverse Fachstelle erfolgen. Wichtig ist, dass Eltern teilnehmen,

durch die Fachpersonen abgeholt und bei Bedarf an ein besser geeignetes Angebot verwiesen wer-

den. Dabei stellt die Mütter- und Väterberatung das zentrale Angebot dar.

Mögliche Begegnungsorte und Anbieter im Frühbereich:

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 6 von 23

Nutzen - Mehrwert - Nachhaltigkeit

Eltern-Kind-Gruppen bieten niederschwellige Begegnungsmöglichkeiten. Eltern-Kind-Gruppen mit

fachlicher Leitung und pädagogischem Konzept im Sinne der integrierten Elternbildung bieten eine

Möglichkeit, Eltern frühzeitig in ihrer Erziehungsaufgabe zu stärken.

Dadurch sollen die Entwicklungsbedingungen speziell von Kindern aus sozialbenachteiligten und Risi-

kofamilien verbessert werden.

Die Vernetzung der bestehenden Angebote untereinander, speziell die enge Zusammenarbeit mit der

Mütter-Väterberatung soll dazu beitragen, dass Eltern früher erreicht und bei Bedarf spezifisch beglei-

tet werden können.

Das Angebot spricht alle Eltern an und führt so nicht zum Voraus zu Stigmatisierungen.

Es ist wünschenswert, dass eine begleitende Studie in Auftrag gegeben werden könnte, die zeigen

würde, dass Investitionen in der Frühen Kindheit sich kostensparend auswirken auf die Sozialausga-

ben auswirken und die Chancengerechtigkeit für Kinder aus benachteiligten Milieus positiv beeinflus-

sen können.

Die Vernetzung und enge Zusammenarbeit der Angebote in der Frühen Kindheit sind Teil einer politi-

schen Strategie zur Förderung der Kinder und ein Aspekt der Qualitätsentwicklung der Angebote.

Bisherigen Studien kann entnommen werden, dass Programme zur Elternberatung und –bildung fol-

gende Aspekte aufzeigen:

Eltern fühlen sich sicherer in den Interaktionen mit Ihren Kindern, sie agieren sensibler mit dem

Blick auf deren Wohlergehen und fördern ihre Kinder (Diamond und Hyde, 2000; Scott, 2003; Sylva

et al., 2004)

Eltern haben ein höheres Selbstvertrauen darin, eine gute Erziehung leisten zu können, dies gilt

insbesondere für Familien mit einem niedrigen sozioökonomischen Status (Epstein, 2001).

Eltern führen häufiger Gespräche mit den pädagogischen Fachkräften und sind somit besser in der

Lage. Ihren Kinder beim Lernen und bei den Hausaufgaben zu Hause zu unterstützen (Corter et al.

2006)

Nach ihren Erfahrungen mit oder in den Programmen waren die Teilnehmenden eher in der Lage

ihre Abhängigkeit von sozialstaatliche Unterstützungsleistungen zu reduzieren, eine Erwerbsarbeit

zu finden, Studienleitungen zu erbringen bzw. Abschlüsse zu erreichen und Eigenheime zu erwer-

ben (Halgunseth und Peterson, 2009).

Besonders Eltern aus Risikogruppen, wie von Armut bedrohte Familien oder hoch belastete Fami-

lien, benötigen Unterstützung, um das Lernen ihrer Kinder zu fördern. Verfügen Eltern über einen

niedrigen Bildungs- und Sozialstatus, sind sie oftmals weniger gut in der Lage, Lernaktivitäten ihrer

Kinder anzuregen, (Ermisch, 2008; Feinstein et al. 2007, 2008)

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 7 von 23

1. Grundlagen

1.1. Die Bindung ist massgeblich für den Lernerfolg

Für eine gute frühe Bildung sind drei Grundvoraussetzungen unabdingbar: (Stamm 2013)

1. Die physischen Grundbedürfnisse müssen gestillt und das Kind muss gesund sein.

2. Die soziale Interaktion muss stimmen, d.h. das Kind muss wissen, dass seine Bezugsperson

verfügbar ist und auf seine Bedürfnisse reagiert.

3. Bezugspersonen müssen sich aktiv in die Lernprozesse einbringen und mit dem Kind intera-

gieren, ihm jedoch nicht einfach Fakten vermitteln oder es belehren. Für Eltern und andere

Bezugspersonen erfordert dies ein bestimmtes Ausmass an Intuition.

Frühe Bildungsanstrengungen müssen in tragende Beziehungen eingebettet sein. Nur eine sichere

Bindung gibt dem Kind das Gefühl, aktivhandelnd und selbstwirksam zu sein und zu werden. Daraus

folgt, dass Kinder eine soziale Umgebung brauchen, welche herausfordernd und befähigend ist. Jün-

gere Kinder sind davon stärker abhängig als ältere Kinder. Frühe Bildung kommt somit nicht allein

durch anregungsreiche Umgebungen zustande, sondern durch Menschen in Interaktion und durch

emotionale Beziehungen. Das Bindungskonzept betont diese soziale Angewiesenheit des Kindes von

seiner Umgebung. Entscheidend sind die soziale Vermittlung und die sichere Unterstützung der Erfah-

rungen durch die Bezugsperson2.

Für den Schuleintritt ist zudem die Entwicklungsdynamik der kindlichen Beziehungserfahrungen zwi-

schen innerfamiliären Bezugspersonen (Mutter, Vater) und familienergänzenden Bezugspersonen

wichtig. Ein erfolgreicher Schuleintritt wird nicht allein durch die kognitiven Fähigkeiten, die sprachliche

und mathematische Förderung vorbereitet, sondern ebenso durch die Bereitstellung emotionaler und

motivationaler Grundlagen. Ihr Erwerb basiert auf Bindungsbeziehungen. Sie prägen Lernfreude und

Anstrengungsbereitschaft, welche zu den grundlegenden Kompetenzen für eine erfolgreiche Schul-

laufbahn gehören3.

1.2. So entsteht eine sichere Bindung, die Grundlage für Bildung

Bindung ist eine wichtige Grundlage für Bildung. Bildung kommt nicht allein durch frühe Förderung

oder ausserfamiliär organisierte Kurse zustande, sondern in erster Linie dann, wenn emotionale, si-

cherheitsgebende Beziehungen zu nahestehenden Personen vorhanden sind4.

Feinfühligkeit gilt als zentrales Konzept einer sicheren Bindung. Feinfühlige Bezugspersonen sind

deshalb für die kleinen Kinder zugänglich, bemerken ihre Signale, Bedürfnisse und Stimmungen und

beantworten diese auch verlässlich und angemessen. Feinfühligkeit basiert auf einem gewissen Mass

an Intuition, weshalb diese als ein wichtiger Aspekt der Beziehungsgestaltung gilt. Intuition spielt

deshalb eine wichtige Rolle in der Bindungsgestaltung und im Fürsorgeverhalten der Eltern. Obwohl

heute vor allem die Unsicherheiten der Eltern dominieren, sind intuitive und feinfühlige Verhaltensbe-

2 S. ebd. Fundament: 2 & 4, Leitprinzipien: 1, 3 & 4, Pädagogisches Handeln: 2 3 S. ebd. Fundament: 4, Leitprinzipien: 1 & 4 4 S. ebd. Fundament: 2 & 4, Leitprinzipien: 1 & 3

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reitschaften bei allen Menschen vorhanden, auch ohne Ausbildung. Wird Intuition jedoch nicht ge-

pflegt, bildet sie sich zurück und es fällt den Eltern und sekundären Bezugspersonen immer schwerer,

sich intuitiv feinfühlig und kompetent aufs Kind einlassen zu können. Allerdings können es auch Signa-

le seitens des Kindes sein, welche die elterliche Intuition hemmen können.

Wie Eltern mit ihrem Kind umgehen, bestimmt schon ab dem ersten Lebenstag die Qualität der kindli-

chen Bindungserfahrungen. Eine innige, emotionale Bindungserfahrung entsteht, wenn das Kind mit

Personen, die ihm nahestehen, gute Erfahrungen macht, d.h., seine Bedürfnisse befriedigt werden, es

mit ihnen zusammen sein kann und sie sich ihm zuwenden5.

Feinfühligkeit meint, dass die Mutter resp. Bindungsperson

- die kindlichen Signale wahrnimmt,

- ihnen gegenüber aufmerksam und offen ist,

- die Signale des Kindes richtig deutet, sie prompt und angemessen beantwortet.

1.3. Das Spiel als wichtigste Form frühkindlicher Bildungsförderung

Der Schlüssel frühkindlicher Bildung liegt in der ganzheitlichen und umfassenden Anregung

aller Sinne des Kindes. Das Spiel ist dabei der «zentrale Modus des Lernens»6.

Gemäss Bernhard Hauser (2013) oder Miriam Leuchter (2013) gilt das Spiel als früheste Form des

Erkundungsdrangs und jeglicher frühkindlicher Bildungsprozesse. Alle Kinder spielen fürs Leben gern,

aber ihre Erfahrungen sind sehr unterschiedlich. Kinder spielen in der Regel nicht zu wenig, aber – so

Bernhard Hauser – oft zu banal. Damit das kindliche Spiel zu einem Entwicklungsmotor für das Lernen

werden und damit einen Bildungswert jenseits früher Förderprogramme bekommen kann, sollten Kin-

der zu entwicklungsförderlichem Spiel angeleitet werden und dafür genug Zeit bekommen. In einem

entwickelten Spiel wird, lustbetont und mit geringem Anstrengungsempfinden, auch das Lernen der

viel beachteten sprachlichen und mathematischen Vorläuferkompetenzen möglich. Wichtig ist dabei,

dass Kinder in den Genuss vielfältiger Spielformen kommen. Dazu gehören:

- Bewegungsspiele (Herumrennen, Fangis etc.)

- Funktionsspiele (‚psychomotorisches Spiel‘: früheste Spielform mit lustvollem Erproben der ei-

genen körperlichen Fähigkeiten bis zur bewussten Steuerung der Bewegungen)

- Rollenspiele

- Regelspiele (z.B. Eile mit Weile, Schnipp-Schnapp)

- Objekt-/Konstruktionsspiele (Bauen mit Lego, Bilden von Mustern mit farbigen Klötzen etc.)

- Fantasiespiele/Symbolspiele (Tun als ob; neue Bedeutungen für Gegenstände erfinden etc.)

Auch hier gilt wiederum: Die wesentlichste Voraussetzung für das Spiel ist die sichere Bindung. Sie

ermöglicht, dass ein Kind motiviert seine Umgebung erkunden und bei Risiken in den sicheren Hafen

der Bezugsperson zurückkehren kann. 7

Erkundung geht dem Spiel in der Entwicklung voraus. Sicher gebundene Kinder können sich auch

besser ins Spiel einlassen, was so viel bedeutet wie sich vertiefen und sich konzentrieren können.

Eltern und weitere Bezugspersonen sollten kleinen Kindern deshalb ein anregendes Umfeld schaffen,

5 S. ebd. Fundament: 3 & 4, Leitprinzipien 1 & 3 6 S. ebd. Fundament: 3 & 4, Leitprinzip: 6 7 S. ebd. Leitsatz/Motto (S. 64), Fundament: 2 & 4, Leitprinzipien: 1 & 4

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das ihnen ermöglicht, sich auf das Spiel einzulassen und Unterbrechungen zu vermeiden8. Dabei ist

zu beachten, dass je kleiner das Kind ist, desto mehr bestimmen die Eltern das Umfeld und sein Spiel.

Es macht einen Unterschied, ob das Kind daliegt oder sitzt, und welche Gegenstände und Spielsa-

chen in Reichweite sind9. Deshalb wird Spielen oft mit blossem Zeitvertreib, mit Langeweile oder gar

mit unnützem Tun, verbunden. Dies ist grundsätzlich falsch, denn Spielen und Lernen gehören immer

zusammen10. Je spielhaltiger das Lernen im Vorschulalter ist, desto nachhaltiger ist es. Engagiertheit

im Spiel ist Voraussetzung für gelingende Bildungsprozesse11. Bei Eltern – und oft auch in der institu-

tionellen Vorschulpraxis – viel zu wenig bekannt ist die Tatsache, dass Spielen durch Impulse der

Erwachsenen angeregt werden kann.

Erwachsene sind für die Entwicklung der kindlichen Spielfähigkeit bis zum Schuleintritt uner-

setzlich. Notwendig sind dabei

- eine förderliche Umgebung

- genügend Zeit, Musse und Raum

- vielseitige Materialien

- Spiel- und Gesprächspartner

- Entscheidungsfreiheit12

1.4. Die Elternbildung und frühkindliche Bildung

Die Elternbildung wird immer wieder aufgefordert niederschwellige Angebote für Eltern zu entwickeln,

die eine breite Elternschaft möglichst früh erreichen.

Die von Elternbildung CH entwickelten Materialien und die erprobten Unterlagen und Konzepte des

Programms Femmes-Tische können als hilfreiche Grundlage genutzt werden.

Elternbildung CH informierte an der Mitgliederversammlung 2013 über die Erfahrungen der Stadt Graz

mit den Eltern-Kind-Gruppen.

Im Mai 2013 wurde ein Round Table mit Expertinnen und Experten aus der Schweiz durchgeführt.

Das vorliegende Papier soll die Erfahrungen zusammenfassen und als Basis für nächste Schritte die-

nen.

Es muss darauf hingewiesen werden, dass Eltern-Kind-Angebote im Frühbereich sowohl in der Ro-

mandie als auch im Tessin eine lange Tradition haben.

2. Definitionen

Elternbildung

8 S. ebd. Pädagogisches Handeln : 2 9 S. ebd. Pädagogisches Handeln : 2 10 S. ebd. Fundament : 3 11 S. ebd. Leitprinzip: 3, Pädagogisches Handeln: 2 12 S. ebd. Fundament: 3 & 4, Leitprinzipien: 1 & 4, Pädagogisches Handeln: 2

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 10 von 23

Elternbildung vermittelt Erziehenden Kenntnisse und Fähigkeiten, die ihre Erziehungskompetenz för-

dern und stärken. Dabei berücksichtigt sie die Ressourcen der Erziehenden und strebt einen achtsa-

men und respektvollen Umgang an. Die Elternbildung richtet sich an alle Formen von Familien in den

verschiedenen Lebensphasen und berücksichtigt persönliche, kulturelle, soziale und sprachliche Vo-

raussetzungen. Sie setzt unter fachlicher Leitung vorwiegend in Gruppen Prozesse in Gang, in denen

sich Erziehende mit Beziehungs- und Erziehungsaufgaben auseinandersetzen. Elternbildung reflek-

tiert zudem die politischen und sozialen Rahmenbedingungen, die den Familienalltag prägen.

Die Elternbildung grenzt sich sowohl von der Unterhaltung und Erholung als auch gegenüber thera-

peutischen Behandlungen von Störungen und Krankheiten ab.

(Definition MV 6)

Integrierte Elternbildung

Elternbildungsangebote, an denen Eltern gemeinsam mit ihren Kindern teilnehmen, werden als inte-

grierte Elternbildung bezeichnet. Die Aktivitäten der Kinder sind ebenfalls von einer Fachperson be-

gleitet und grenzen sich klar von einem Hüteangebot ab.

Eltern-Kind-Gruppen als Angebot der Elternbildung

Eltern-Kind-Gruppen dienen den Kindern zum Spiel mit anderen Kindern und den Eltern zur Begeg-

nung und dem Austausch untereinander.

Eltern-Kind-Gruppen, die auf einen pädagogischen Konzept basieren und durch entsprechend ausge-

bildete Fachpersonen geleitet werden, werden zur integrierten Elternbildung gezählt Im Zentrum steht

die Stärkung der Erziehungskompetenz der teilnehmenden Eltern oder Grosseltern. Wir verweisen auf

die Übersicht auf Seite 15 dieser Empfehlung.

3. Eltern –Kind-Gruppen mit pädagogischer Grundlage

Die Eltern-Kind-Gruppen mit pädagogischer Grundlagen nehmen die Bedingungen für gelingende

frühkindliche Bildung in idealer Weise auf.

- Eltern spielen mit ihren Kinder, werden angeleitet, ihre Kinder zu beobachten und erfahren,

wie eine anregende Umgebung gestaltet werden kann. Sie erkennen den Sinn des Spiels als

Teil des Lernens13.

- Sie lernen die Signale ihrer Kinder zu verstehen und feinfühlig zu reagieren.

- Die Bindung zwischen Eltern und Kind wird gestärkt. Eltern haben aber auch die Möglichkeit,

das Kind Erfahrungen mit anderen Kindern und Bezugspersonen machen zu lassen.

- Die Kursleiterin wirkt als Vorbild im Umgang mit den Kindern, informiert über Entwicklungs-

schritte, Gesundheitsaspekte, Lernangebote etc.

13 S. ebd. Fundament: 2 & 3, Leitprinzipien: 1 & 6, Pädagogisches Handeln: 1 + 2

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 11 von 23

- Sie unterstützt Eltern darin, vermehrt auf ihre Intuition zu hören.

- Eltern vernetzen sich, erleben Entlastung und Unterstützung. Sie nehmen sich Zeit für sich

und ihre Kinder und schaffen so eine ideale Basis für das Lernen.

Um 1980 sind im Kanton Basel-Landschaft erste Angebote von Mutter-Kind-Kontaktgruppen entwi-

ckelt worden (F-Netz 2013 a). Sie boten Müttern und/oder Vätern mit ihren Kindern ab 1 1/2 Jahren

bis zum Eintritt in den Kindergarten Gelegenheit, gemeinsam neue Erfahrungen zu sammeln

- beim ungezwungenen Erfahrungs- und Gedankenaustausch mit anderen Müttern und Vätern,

- beim Zusammensein und der Auseinandersetzung mit anderen Kindern,

- beim Spielen, Singen und erlebnisreichen Werken mit verschiedenen Materialien.

Eine Kontaktgruppe setzte sich aus sieben bis acht Müttern (Vätern) mit ihren Kleinkindern zusammen

und traf sich allwöchentlich während eineinhalb Stunden. Ergänzend zu den Treffen mit den Kindern

fanden Elternabende und/oder Gesprächsrunden für die Eltern am Abend statt.

Diese Form der Elternbildung erwies sich als ein Erfolgsmodell. Fachpersonen wurden speziell aus-

gebildet, Materialien wurden entwickelt, das Angebot wurde evaluiert. Daraus haben sich zahlreiche

Angebote entwickelt, die in der Schweiz umgesetzt werden. Dabei muss beachtet werden, dass nicht

alle Angebote zur Elternbildung gezählt werden können.

In der Romandie sind Eltern-Kind-Angebote weit verbreitet und sehr beliebt. Im Tessin werden die

Angebote ebenfalls sehr geschätzt.

In Deutschland und Österreich sind die Eltern-Kind-Gruppen oftmals Teil der Angebote in den Famili-

enzentren. Sie haben lange Tradition und sind aus der Elternbildung nicht mehr wegzudenken.

3.1. Der pädagogischer Ansatz bei den Eltern-Kind-Gruppen

Elternbildung CH begrüsst die an vielen Orten stattfindenden Eltern-Kind-Treffen, Krabbelgruppen etc.

als Orte der Begegnung, der sozialen Vernetzung und des Austauschs.

Damit die Eltern-Kind-Gruppen zum Elternbildungsangebot gezählt werden können, muss ein päda-

gogischer Ansatz definiert und ein fachliche Leitung garantiert sein. Das besondere Gruppensetting,

die Anwesenheit der Kursleitung, sowie verbindliche Regeln, Abläufe und Rituale verleihen den Eltern-

Kind-Gruppen den Charakter eines alternativen Erlebnisraums ausserhalb der Familie und stellen

daher auch einen Übergang vom privaten Raum in einen institutionellen öffentlichen Raum dar. Die

Angebote unterscheiden sich von Elternkursangeboten und Trainings dadurch, dass ein grosser Teil

der Bildung während den gemeinsamen Aktivitäten erfolgt und verknüpft ist mit dem Erleben im Alltag.

Fünf zentrale Aspekte stehen im Zentrum:

- Informationsaustausch

- Gemeinschaftserlebnisse

- Handlungsanregungen für Eltern und Kinder

- Entlastung im Familienalltag

- Vernetzung mit anderen Eltern, im Quartier

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 12 von 23

Erika Reinhard unterscheidet vier Möglichkeiten des pädagogischen Ansatzes (Reinhard 1995):

- Situativer Ansatz: die konkrete, aktuellen Fragen und Anliegen der Teilnehmenden stehen im

Zentrum

- Rahmenplan: Ziele und Inhalte der einzelnen Stunden sind von Beginn an bekannt und wer-

den abgearbeitet.

- Projekt-Ansatz: Die Planung erfolgt durch die Leiterin und orientiert sind an bestimmten Situ-

ationen und Ereignissen, sowie dem Entwicklungsstand der Kinder.

- Selbstorgansierte Gruppen: sie entwickeln sich oft aus „traditionellen „Eltern-Kind-Treffen“,

die sich nach einem festen Rhythmus treffen. Nicht bei jedem Treffen ist eine Fachperson an-

wesend. Sie kommen bei Bedarf hinzu, wenn Fragen auftauchen.

3.2. Die Leitung der Eltern-Kind-Gruppen

Der Kursleitung kommt eine speziell herausfordernde Rolle zu, ist sie doch gleichzeitig Expert/-in und

Vertrauensperson. Oftmals sind sie die ersten Fachpersonen, mit denen die Eltern über längere Zeit in

Kontakt kommen. Diese Kontakte sind mit entscheidend, ob Eltern sich künftig vertrauensvoll auf

Fachpersonen und Stellen einlassen können. Diese Aufgabe bedingt:

- breites Fachwissen in Bereichen der kindlichen Entwicklung, Erziehungsthemen und Erwach-

senenbildung

- Kenntnisse von entwicklungsfördernden Spielanregungen

- Empathie

- Reflexionsbereitschaft

- Kenntnisse der Gruppenprozesse und zwischenmenschlichen Beziehungen

- die Fähigkeit sich abgrenzen zu können

- Flexibilität

- Kenntnisse der Angebote für Familien in Bereich der Frühen Kindheit

- eine wertschätzende Haltung den Eltern gegenüber

In Interviews geben Eltern an, die Kursleitung als Fachperson zu schätzen, diese aber auch auf Au-

genhöhe, d.h. nicht belehrend zu erleben.)

3.3. Zielgruppen

In der Literatur finden sich sowohl Konzepte, die auf die Kinder als Zielgruppe ausgerichtet sind, wie

auch Konzepte, die sich an den Erwachsenen orientieren. Gemeinsam ist den Konzepten, dass Er-

wachsene mit ihren Kindern teilnehmen. Die Eltern-Kind-Beziehung, das gemeinsame Spiel und die

Kommunikation zwischen Eltern und Kind stehen im Zentrum.

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3.4. Motivation der Eltern zur Teilnahme

Anne Zipfel (Zipfel 2008) fasst die Ergebnisse ihrer Befragung in 42 Eltern-Kind-Gruppen in sechs

Familienbildungsstätten wie folgt zusammen:

Eltern geben an, dass ihnen Folgendes wichtig ist:

- Ort ist nahe beim Wohnort

- Termin ist günstig

- Kinder können mit Gleichaltrigen spielen

- Entwicklung des Kindes wird gefördert

- das Kind erhält in der Gruppe Spiel- und Bewegungsangebote, die zu Hause nicht stattfinden

- Eltern wollen in der Gemeinschaft mit anderen singen, spielen und kreativ sein

Die Eltern-spezifischen Aspekte scheinen für die Teilnahme ebenfalls wichtig. Rund 50% geben an,

- sie möchten ihre Kompetenz als Mutter oder Vater erweitern,

- Anregungen bekommen, wie sie sich mit ihrem Kind sinnvoll beschäftigen können.

- Etwas erfahren über die Entwicklung und Erziehung von Kindern.

Migrant/-innen schätzen die Zeit in der Eltern-Kind-Gruppen, weil sie oftmals wenig Kontakte aus-

serhalb der Familie haben, zudem erleben sie es als Wertschätzung, wenn die Gespräche in der Mut-

tersprache stattfinden und übersetztes Material abgegeben wird. (Elternbildung CH, Evaluation „Stark

durch Beziehung“, 2012

Zusätzliche klassische Elternbildungsangebote werden nur von ca. 28% der Eltern besucht.

Motivation der Väter

Die Väter haben andere Bedürfnisse. Sie benötigen weniger Spielzeug, sind gerne selbst körperlich

aktiv, erfinden neue Spiele und bieten dem Kind einen Wechseln zwischen Ruhe und Aufregung. Sie

fördern die Neugier und das Durchhaltevermögen des Kindes und ermutigen es, ungewohnte, neue

Sachen auszuprobieren (Meinecke 2001). Das bedeutet, dass die Väter-Kind-Gruppen diesen Bedürf-

nissen vermehr Rechnung tragen sollten.

Der Aspekt der Entlastung

Eltern schätzen es, temporärer von der Aufgabe der kindgerechten Beschäftigung entbunden zu sein

und Verantwortung kurzfristig abgeben zu können. Sie müssen keine Aktivitäten planen. Die Erfah-

rung, dass andere Eltern sich in ähnlichen Lebensphasen befinden, nicht weiter wissen, nicht perfekt

sind, ist sehr entlastend.

4. Herausforderungen - Stolpersteine - Lösungsansätze

Für Kinder und Eltern

Oftmals bieten die Eltern-Kind-Gruppen den Kindern erstmals die Gelegenheit mit anderen Kindern zu

spielen. Sie lernen von den Eltern getrennt zu spielen und Konflikte auch selbst auszutragen.

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 14 von 23

Soziale Kontakte müssen geübt werden können14.

Für Eltern ist es interessant, die eigenen Kinder beobachten zu können, gelegentlich aber auch

schwierig zu erleben, dass das eigene Kind sich anders verhält als andere Kinder. Die Eltern-Kind-

Gruppen geben Eltern viele Gelegenheiten, ihre Kinder zu beobachten ohne zu werten und zu verglei-

chen. Dazu müssen die Eltern sorgfältig angeleitet werden.

Für Kursleitende

Eltern-Kind-Gruppen als Teil der integrierten Elternbildung sind noch zu wenig bekannt. Die Angebote

werden in ihrer ganzen Fachlichkeit und Komplexität zu wenig erkannt und wertgeschätzt. Das wirkt

sich auf die Bereitschaft der Kommunen aus, geeignete Räume möglichst kostenlos zur Verfügung zu

stellen und Angebote zu subventionieren. Die Anstellungsbedingungen der Fachpersonen sind un-

günstig. Niederschwellige Angebote sollen für Eltern kostengünstig sein, dabei darf bei den Löhnen,

der sowie der Aus-und Weiterbildung der Leitungspersonen nicht gespart werden.

Kursleitende benötigen:

- Weiterbildungen

- Hospitationsmöglichkeiten eventuell Kollegiale Beratung

- Supervisions- und Intervisionsangebote

- Vernetzungsplattformen mit Angeboten der Frühen Förderung

- Attraktive Rahmenbedingungen und Wertschätzung der anspruchsvollen Tätigkeit

Für Elternbildung CH

Elternbildung CH ist als Dach- und Fachverband gefordert. Es wird darum gehen, die Eltern-Kind-

Gruppen als wertvolle Angebote im Rahmen von lokalen Bildungslandschaften speziell im Bereich der

frühen Kindheit zu positionieren. Die Angebote sollen vermehrt in den Frühförderungskonzepten der

Städte und Gemeinden berücksichtigt werden.

Um die Akzeptanz dieser niederschwelligen Angebote steigern zu können, braucht es Forschungser-

gebnisse, welche folgende Themen beinhalten könnten: Phasen der Frühkindliche Entwicklung und

Veränderungen der Rollen in der Familie; Wie lernen Familien im Rahmen von Eltern-Kind-Gruppen,

Einfluss der Eltern-Kind-Gruppen auf den Besuch von weiteren Angeboten der frühen Förderung,

Einfluss der Eltern-Kind-Gruppen auf den Schuleintritt, Auswirkungen auf das spielerische Lernen in

der Familie und die Sprachförderung, Spielformen in niederschwelligen Familien; Umgang von Fami-

lien mit neue Bildtechnologien im Frühbereich, usw.

Elternbildung CH ist bereit,

- die Angebot zu unterstützen,

- den Austausch unter den Kursleitenden zu fördern,

- Material zur Verfügung zu stellen

- und Weiterbildung, qualitätsfördernde Angebot sowie Forschungsprojekte zu unterstützen.

14 S. ebd. Fundament: 4, Leitprinizipien: (1), 3 & 5

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 15 von 23

Für Gemeinden und Städte

Die Angebote in den Gemeinden und Städten unterscheiden sich bezüglich der Inhalte und Zielgrup-

pen, sowie bezüglich der Finanzierung und der Leitungsstrukturen. Kantonal resp. durch die Gemein-

de finanzierte Angebote stehen Angeboten von Vereinen gegenüber, die zudem oftmals durch ehren-

amtlich Tätige geleitet werden. Die Elternbildung ist nur im Kanton Zürich durch Kontaktpersonen ver-

treten. Oftmals werden im Frühbereich wenig Angebote gemacht. In diesen Strukturen stellen die Ver-

netzung der Fachpersonen und die Qualitätsentwicklung eine grosse Herausforderung dar.

Es ist hilfreich, wenn die Gemeinden auf strategische Entscheide und ein Frühförderungskonzept zu-

rückgreifen können. Eltern sollen über die Angebote informiert und der Zugang soll allenfalls durch

Bildungsgutscheine oder ähnlichem für sozialbenachteiligte Familien erleichtert werden. Die Erreich-

barkeit der Eltern stellt hohe Anforderungen an die Gemeinden.

Damit die Angebote längerfristig sichergestellt, Qualitätskriterien entwickelt und umgesetzt werden

können, ist eine Verankerung anzustreben.

Das Angebot ist Teil des Frühförderungskonzeptes resp. der Strategieplanung der Gemeinde

oder der Stadt und wird durch diese finanziell unterstützt.

- Das Angebot ist Teil des Auftrags an die Mütter- und Väterberatung.

- Das Angebot ist Teil des Auftrags an ein Gemeinschafts- oder Familienzentrums.

5. Eltern-Kind-Angebote im Frühbereich –

Versuch einer Systematik

Kategorie Merkmale Beispiele Leitung

Informelle Eltern-Kind-Gruppen und Treffs

Offene Treffen für El-tern ohne sichtbare Strukturen und ohne pädagogisches Kon-zept. Eltern können jederzeit teilnehmen. Oft selbstorganisiert.

La philosophie de Françoise Dolto est à la base du concept com-mun aux Maisons vertes

- Krabbelgruppen

- Eltern-Kind-Gruppen, GZ Stadt Zürich

- Progetto Genitori, Tessin, www.assoziationeprogettogenitori.ch

Lieux d’accueil type «Maison verte» (sous divers noms, d’après l’exemple de Dolto) en Suisse ro-mande

Meist ohne Fach-begleitung

Les accueillant-e-s des Maisons vertes sont des profes-sionnels (psy- édu-ca- social…) spéci-fiquement formés et supervisés

Integrierte Eltern-bildung

Eltern nehmen ge-meinsam mit ihren Kindern an einem El-ternbildungsangebot teil. Die Aktivitäten der Kinder sind ebenfalls von einer Fachperson begleitet und grenzen

Ateliers et Cafés parents-enfants d‘Education familiale Fribourg (AEF)

Fachperson: El-ternbilder/-in Müt-terberaterin, ev. Co-Leitung mit Spielgruppenleiter/-in, Fachpersonen Gesundheit et al.

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 16 von 23

5.1 Beispiele von Eltern-Kind-Gruppen mit pädagogischem Ansatz = integrierte El-

ternbildung (die Liste ist nicht vollständig)

- Buschigruppen Kanton BL

- Eltern-Kind-Kontaktgruppen Kanton BL

- kleinkinderkurse®, www.kleinkinderkurse.ch

- interkultureller Krabbeltreff plus, Zug, www.punkto-zug.ch

- „Spielraum“ Gruppe nach Pikler, Grabs, http://www.spielraum-lebensraum.ch

sich klar von einem Hüteangebot ab.

AEF: Pédagogues curatives, en colla-boration avec d’autres profes-sionnels

Kurse integrierter Elternbildung

Mehrteilige Angebote in gleicher Zusammen-setzung.

Beispiele sind im Anschluss an die Tabelle zusammengestellt

Fachperson: El-ternbilder/-in Müt-terberaterin, ev. Co-Leitung mit Spielgruppenleiter/-in, Fachpersonen Gesundheit, Inter-kulturelle Vermitt-ler/-in et al.

Elternbildungskurse Mehrteilige Elternbil-dungsangebote mit definiertem Inhalt und Setting

Eventuell mit einem Kinderhüteangebot

- ElternLehre®, www.elternlehre.ch

- Spielgruppen Lead Winterthur, www.spielgruppenlead.ch

- Entre-Parents, www.entre-parents.ch

Leitung durch Fachperson

Aufsuchende El-tern-Kind-Förderung mit El-ternbildung

Über längeren Zeit-raum (18 Monate bis 3 Jahre) regelmässige Hausbesuche ergänzt mit Gruppentreffen zur sozialen Vernetzung und Integration der Familien

- schritt:weise; www.a:primo.ch

- PAT Parent as Teacher

Fachpersonen, je nach Programm unterstützt durch spezifisch geschul-te Laiinen gleicher Muttersprache

Elternbegleitung / Elternberatung

Information- und Bera-tungsangebote für El-tern. Kinder können teilnehmen, werden nicht explizit angespro-chen

Eventuell Kinderhüte-angebot

Education familiale,

www.educationfamilale.ch

Ateliers et Cafés parents-enfants d‘Education familiale Fribourg (AEF)

Die Fadenspule Zürich, www.fadenspule.ch

Marte meo, www.marteo.ch

durch Fachperso-nen

AEF: Pédagogues curatives, en colla-boration avec d’autres profes-sionnels

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 17 von 23

- Eltern-Kind-Gruppe im Spielraum, Adliswil, www.wachse-werde-sei.ch

- „Mit Kindern wachsen“ Deutschland

- Eltern-Kind-Gruppe Frauenfeld, www.infomig.ch

- Elterntisch Frühbereich, Zürich: www.bildungs-cafe.ch

- Interkulturelle Eltern-Kind-Spielgruppe Winterthur, www.familienstärken.ch

- PEKiP, Prager Eltern Kind Programm, www.pekip.ch

- Edulina, Heks beider Basel, www.heks.ch

- Eltern-Kind-Gruppen in Steiner-Schulen, www.steiner-schulen.ch

- Bewegter Lebensstart, www.bewegter-lebensstart.ch, Kantone AG, BS, BL, LU, SZ, SO, VS

- Aufsuchende Eltern-Kind-Förderung Manesse, Lokale Eltern-Kind-Förderung Kollerwiese „EKF“

- PEEDALO, Stadt St. Gallen, www.pedalo-rotmonten.ch/

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6. Rahmenbedingungen für Eltern-Kind-Gruppen

6.1 Setting

Das Setting nimmt lokale Rahmenbedingungen auf und basiert auf definierten Zielen, die eine länger-

fristige Etablierung des Eltern-Kind-Gruppen Angebotes als Teil des Angebotes der Gemeinde oder

Stadt im Bereich der Frühen Kindheit zum Fokus haben.

Folgende Punkte sind zu überlegen:

- Was sind die Ziele der Gruppenangebote? Entwicklungsförderung der Kinder, Gesundheitsför-

derung für die Familie, Integration etc.?

- Wer leitet die Gruppe?

- Gibt es Kooperationen mit Fachstellen? wenn ja, mit welchen?

- Ist die Gruppe offen, die Teilnahme freiwillig, oder handelt es sich um ein festes Kursangebot

mit gleichbleibender Zusammensetzung?

- Ist das Angebot fokussiert auf eine bestimmte Zielgruppe?

- An welches Alter der Kinder richtet sich das Angebot? Altersgetrennt: 6 Monate bis 1 Jahr und

1-3 Jahre oder Gruppen gemischt 0 bis 3?

- Wie ist das Elternbildungsangebot eingebunden? Eltern-Kind-Gruppen mit integrierter Elternbil-

dung oder Eltern-Kind-Treffen mit separater Elternbildung?

- Welche Inhalte werden angeboten? Elternbildungsthemen sind fest geplant oder werden bei

Bedarf angeboten?

- Finanzierung? Beiträge der Eltern?

- Wie werden die Eltern eingebunden? Gibt es gemeinsame Aktivitäten mit den Kindern, Zeit für

Beobachtungen und Reflexion, Zeit für soziale Kontakte?

-

- Die Räumlichkeiten sollen idealerweise im Wohnquartier liegen und mit dem Kinderwagen gut

zugänglich sein. Gut geeignet sind Räume in Siedlungen, im Quartiertreff, in Einkaufszentren,

kirchlichen Zentren, in Familienzentren mit anderen Angeboten, in der Nähe einer Kita von Kin-

derärzt/-innen und im Kontakt mit der Mütter-und Väterberatung. Kinder sollen draussen spielen

und Räume erkunden könne, die ihnen in den Wohnung nicht zur Verfügung stehen.

- Die Räume sollen kostengünstig, sind hell und freundlich sein, über Tageslicht, fliessendes

Wasser, WC und ein Kochnische verfügen.

Eltern-Kind-Gruppen für spezifische Zielgruppen

Eltern-Kind-Gruppen, die sich spezifisch an belastete Familien aus sozialbenachteiligten oder

Migrationsmilieus richten, müssen die Ausgangssituation berücksichtigen.

Der Vertrauensaufbau braucht Zeit. Die Kursleitenden sollen offen sein, für die belastete Situa-

tion der Familie. Die Fokussierung auf die Ressourcen der Familie ist zentral. Neben den übli-

chen Inhalten sind Themen wie Sprachentwicklung und Spielen und Lernen wichtige Inhalte.

Nachhaltigkeit kann eher erreicht werden, wenn die Intensität und Dauer der Angebote erhöht

wird. Erfahrungen zeigen, dass die Angebote über ca. 18 Monate gehen sollten.

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 19 von 23

6.2 Elternbildungsthemen

Erfahrungen zeigen, dass nachfolgende Elternbildungsthemen im Frühbereich aktuell sind:

- Bindung

- Erziehung- und Alltagsfragen: Entwicklung, Schlafen, Essen, Alltagsbewältigung, Spielen, Part-

nerschaft, Beziehung pflegen, Sexualität, Umgang mit dem Baby, gewaltfreier Umgang mit

Stress)

- Väter-Themen

- Werte und Normen

- Begleitung der ersten sozialen Kontakte der Kinder

- Signale der Kinder – Feinfühligkeit

- Alleinerziehende

- Paarbeziehung, Trennungsfragen

- Geschwister „Streit“

- Orientierungshilfe im Elternratgeberdschungel

- Trotzphase

- Sterben (Kinder, Grosseltern etc.)

- Vorbeugung / Stärkung kein Opfer zu werden

6.3 Kompetenzen der Kursleitung

Die Eltern-Kind-Gruppen-Leiterinnen verfügen über eine adäquate Fachausbildung als Elternbilderin,

Mütterberaterin oder Kleinkinderzieherin und Kenntnisse der Erwachsenenbildung idealerweise mit

SVEB-Zertifikat, sowie Erfahrung mit der Arbeit mit Eltern

- Entwicklungsanregende Umgebung in Eltern-Kind-Gruppen in Theorie und Praxis

- Begleiten von Gruppenprozessen, Kenntnisse der Gruppendynamik

- Dialog, Gesprächsführung

- Ressourcen-, lösungs- und kompetenzenorientierte Haltung und Beratung

- Entwicklungspsychologie Frühe Kindheit, Entwicklungsbiologie

- Praxisbegleitung

- Sprachentwicklung, Literacy, speziell auch im multikulturellen Umfeld

- Gestaltung einer altersgerechten, entwicklungsfördernden Umgebung: Arbeiten mit allen Sin-

nen: Geschichten erzählen, Musik machen und hören, Märchen, Basteln, speilend Lernen

- Kenntnisse der Angebote im Sozialraum der Gemeinde resp. der Stadt

Wichtig für die erfolgreiche Arbeit mit den Eltern ist die Haltungen der Kursleitung:

- Einfühlungsvermögen und Offenheit, sich auf Prozesse einzulassen und allgemeingültige und

eigene Vorstellungen zu hinterfragen sowie den Blick auf die Ressourcen der Eltern

- Bereitschaft zur Weiterbildung

- „Herzblut“, Interesse

- Prozessorientierung

- Teamfähigkeit, Zusammenarbeit in einer Gruppe

- Eigene Betroffenheit und Reflexion der Mutter-/Vaterschaft, Rollenkonflikte

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- Distanz zur Phase Frühbereich der eigenen Kinder

- Flexibilität aktuelle Themen aufnehmen zu können. Situativ und neue Angebote entwickeln

- Organisationstalent

6.4 Kooperationen

Die Vernetzung mit Angeboten im Sozialraum ist sinnvoll. Der Beizug von Fachpersonen kann die

Eltern in der Kontaktaufnahme zu anderen Angeboten unterstützen. Ein regelmässiger Austausch

unter den Fachpersonen trägt zur Akzeptanz und Qualität der Angebote bei.

- Elternbilder/-innen

- Kleinkindererzieher/-innen

- Hebammen

- Kinderärzt/-innen

- Mütter- und Väterberaterinnen

- Interkulturelle Vermittler/-innen

- Spielgruppenleiter/-innen

- Fachpersonen: Zahnpflege, Ernährung

- Fachpersonen Gemeinwesen

- Andere Bildungsanbieter

7. Eltern-Kind-Gruppen im Pilot

Elternbildung CH plant die Durchführung von Eltern-Kind-Gruppen- Angeboten im Rahmen der inte-

grierten Elternbildung in fünf Pilotgemeinden. Die Finanzierung durch Dritte muss gewährleistet sein.

Die Ergebnisse der Evaluation der Angebote in den Pilotgemeinden sollen in eine Empfehlung für

Städte, Gemeinden und Elternbildungsanbieter einfliessen.

7.1 Rahmenbedingungen (eine Annahme)

Eltern-Kind-Gruppen als Angebot der integrierten Elternbildung ergänzen bestehende, in der Gemein-

de etablierte Angebote. Eine enge Zusammenarbeit mit der Mütter- und Väterberatung wird ange-

strebt. Die gezielte Vernetzung der bestehenden Angebote trägt dazu bei, dass Fachpersonen, Fami-

lien mit speziellen Bedürfnissen beraten und an ein passendes Angebot weiterleiten können. Mit den

Eltern-Kind-Gruppen soll ein Angebot geschaffen werden, das Eltern frühzeitig und niederschwellig

über den spielerischen Zugang zum Kind erreicht.

- Projektleitung: Elternbildung CH

- Kooperation mit dem Schweizerischen Fachverband der Mütter- und Väterberatung

- fünf Pilotgemeinden verteilt auf die deutschsprachige Schweiz: Angebot in Kooperation mit der

Mütter- und Väterberatung, in einem Gemeinschaftszentrum in städtischer und ländlicher Umge-

bung

- Jede Gemeinde führt je drei Angebote pro Altersstufe durch

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Konzept- Empfehlung Eltern-Kind-Gruppen Mai 2014 Seite 21 von 23

- Ein Angebot umfasst 6 – 8 Treffen, vierzehntäglich, Dauer 1.5 h, mit Präsenzzeit für individuelle

Fragen

- Altersstufen: 6 Mt. bis 15 Mt. und 16 Mt. bis ca. 2 Jahre

- Inhalte: Sprachförderung, Entwicklungsförderung, Budget et al.

- Die Angebote unterstützen die Vernetzung bestehender Akteure wie Gemeinschaftszentren, Müt-

ter-und Väterberatung, Mutter-Kind-Zentren, Femmes-Tische, Kita etc.

- Die Trägerschaft / die Gemeinde verpflichtet sich, mind. zwei weitere Runden pro Altersstufe zu

finanzieren und bei positiven Evaluationsergebnissen die Eltern-Kind-Gruppen fest im Angebot

für Eltern mit Kleinkindern zu etablieren und während mind. drei Jahren finanziell zu unterstützen.

- Die Gruppenleitenden, Fachpersonen mit Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern und Eltern, wer-

den in einer ein-tägigen Einführung auf die Arbeit vorbereitet.

- Die Gruppenleitenden treffen sich zwei Mal während dem Pilot zum Austausch und der Weiter-

entwicklung der Eltern-Kind-Gruppen.

- Optional: drei Mitglieder der Projektleitung informieren sind in Graz und nehmen an Eltern-Kind-

Gruppen teil.

Kosten

Beschreibung Kosten einzeln Fr. Kosten total Fr.

Projektleitung

Koordination, Dokumentation, Q-Entwicklung, Betreuung Gruppenlei-tende

100 h à 160.- 16‘000.-

Entwicklung der Inhalte 10‘000.-

Gruppenleitende

Einführung der Gruppenleitenden 3‘000.-

Entschädigung Gruppenleitung, inkl. Vor- und Nachbereitung

3 Runden x 2 Altersstufen x 8 Anläs-se

500.00 pro Anlass

5 Gemeinden

à 24‘000.-

120‘000.-

Treffen Gruppenleitende

Leitung, Organisation, Räume, etc. 2‘000.-

Entschädigung

350.- pro Anlass inkl. Spesen

2 Treffen x 2 Grup-penleitende x 5

Gemeinden

7‘000.-

Berichterstattung

Erfahrungsbericht pro Gemeinde und Alterststufe erstellt durch die Grup-penleitenden

Pauschal Fr. 600.-

2 Altersgruppen x 5 Gemeinden

6‘000.-

Optional

Besuch in Graz, 3 Personen 1‘500.- 4‘500.-

Total Kosten Pilote 168‘500.-

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8. Literatur

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