Einfhrung in Die Soziologie I Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche Und Forschungsstraditionen

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Marlis Buchmann

    Lernziele

    - Einfhrung in die soziologische Denkweise, und das soziologische Hand-werk.

    - Siehe Beilage/Internet Epochaler Wandel westlicher Gesellschaft

    - Man beachte auch das genauere Programm (Beilage/Internet)

    Diese fnf Wendepunkte der Gesellschaftsentwicklung werden jeweils theo-retisch als auch anhand empirischer Daten betrachtet.

    Wie auch aus dem Programm ersichtlich ist, befassen sich viele Themen mitdem sozialen Wandel und Vernderung. Diese stetige Vernderung ist wohleines der wichtigsten Probleme der Gesellschaftsforschung.

    Organisatorisches

    Vorlesung: Einfhrung ins Thema, theoretische Grundlagen

    Kolloquium: Empirischer Illustrationen um verschiedenen Theorien zu ver-tiefen.

    Folien sind erhltlich unter www.socio.ethz.ch

    Auswhlen: Lehre

    Auswhlen: Einfhrung in die Soziologie I 851-583 (erste aufgelistete Lehr-veranstaltung)

    Auswhlen: Unterlagen Datum in Pdf-Format

    Eingabe: Benutzername: socio_ein

    Passwort: beginn

    Die Vorlesungsdokumentation kann jeweils am Dienstag ab 12:00 Uhr her-untergeladen werden.

    Siehe Beilage/Internet Ttigkeitsschwerpunkte der Erwerbsttigen

    Industrie Gesellschaft Dienstleistungsgesellschaft

    Produktion von Gtern Produktion von Dienstleistungen, Wis-sen

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    Arbeitsgesellschaft Freizeit- und Erlebnisgesellschaft

    Zunehmenden Mglichkeit das Leben zu gestallten, verringern den Wert derArbeit(-szeit).

    Siehe Beilage/Internet Anteil der Lebensbereiche

    Moderne Postmoderne

    Verwissenschaftlichung der Welt, nicht nur in der Wissenschaft, sondernauch die normalen Personen, die kritischer werdeb. Ausserdem hinterfragtsich auch die Wissenschaft selbst immer mehr.

    Versicherungsgesellschaft Risikogesellschaft

    (Francois Ewald) In der zweiten Hlfte des 20ten Jahrhunderts wurden viele

    gesellschaftlichen Risiken wie zum Beispiel die Altersvorsorge oder Arbeitslo-senversicherung eingefhrt. Laut Ewald werden viele Aspekte des Lebensnicht mehr versicherbar (Bsp. Atomkraftwerke).

    Was ist Soziologie?

    Ausgewhlte Definitionen von Soziologie

    Der Begriff wurde von Comte, Auguste1907 in seinem Buch Soziologie.Hrsg. E. Waentig, Bd. 1. S. 185 eingefhrt.

    Soziologie: Lehre von der Gesellschaft; Lehre vom Zusammenleben derMenschen.

    Soziologie: Lateinisch: socius (gemeinsam, verbunden; Gefhrte, Teilnehmer,Mitmensch)Griechisch: logos (sprachliche Darstellung, Wort, Lehre von einem Gegens-

    tand)

    Die Soziologie als Wissenschaft, die sich ... auf das positive Studium dersmtlichen, den sozialen Erscheinungen zugrunde liegenden Gesetze bezieht.

    Elias, Norbert. 1970. Was ist Soziologie? Mnchen: Juventa.

    Die Frage danach, wie sich die Zwnge und Widersprche des gesellschaftli-chen Lebens erklren lassen, ohne dass man diese Zwnge und Widersprcheals Folge des Waltens blinder Naturgesetze oder als Resultat etwa der Ver-schwrung dunkler Mchte deuten msste.

    (zitiert nach H. Esser, Soziologie: Allgemeine Grundlagen. Frankfurt a.M.:Campus, S.8).

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    Nachdenken der Gesellschaft ber die eigenen Existenzbedingungen.

    Grundannahme der Soziologie ist, dass eine Gesellschaft als eigene Identittexistiert, die sich nicht direkt auf die Existenz der Individuen zurck bezie-hen lassen.

    Weber, Max. 1972. Wirtschaft und Gesellschaft: Grundriss einer verstehen-den Soziologie. 5. Auflage, Tbingen, S. 1.

    Soziologie ....... soll heissen: eine Wissenschaft, welche soziales Handelndeutend verstehen und dadurch in seinem Ablauf und in seinen Wirkungenurschlich verstehen will.

    Die Gesellschaft setzt sich also trotzdem aus den Handlungen der einzelnenIndividuen zusammen. Die Normen der Gesellschaft existieren zwar als sol-ches aber nur so lange als sie auch von den Individuen getragen werden.

    Durkheim, Emile. 1991. Die Regeln der soziologischen Methode. Frankfurtam Main: Suhrkamp.

    Die kollektiven Handlungs- und Denkweisen (...) sind Dinge, die eine Eigen-existenz fhren. (...) Tatschlich kann man (...) alle Glaubensvorstellungen unddurch die Gesellschaft festgesetzten Verhaltensweisen Institutionen nennen;die Soziologie kann also definiert werden als die Wissenschaft von den Institu-tionen, deren Entstehung und Wirkungsart.

    Die Leitfragen der Soziologie

    Erste Perspektive:

    1. Wie ist soziale Ordnung mglich?

    2. Wie ist die Vielfalt sozialer Ordnungen mglich?

    3. Wie ist der Wandel sozialer Ordnungen zu erklren?

    Zweite Perspektive nach Zapf (1995)

    1. Wie wird gesellschaftliche Ordnung aufrechterhalten und wie findet den-noch Wandel statt?

    2. Wie erwirtschaften die Gesellschaftsmitglieder die Ressourcen fr ihr Ue-berleben?

    3. Wie gestalten sie die innere und ussere Sicherheit durch politische Herr-

    schaft?

    4. Wie organisieren sie die Sozialisation der kommenden Generationen?

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    (Wolfgang Zapf, in Hermann Korte und Bernhard Schfers (Hrsg.), Pp. 181-193, 1995)

    Soziologische Arbeitsweise

    Allgemeine Vorgehensweise:Theorien Hypothesen berprfung anhandvon Daten.

    Daten: Statistiken, Umfragedaten, Texte, Daten aus teilnehmender Beobach-tung, Experimente.

    Methoden: Einfache und komplexe statistische Verfahren, Inhaltsanalyseund andere Methoden der Textanalyse.

    Fragestellungen

    Theoretische Annahmen

    Hypothesen

    Daten

    berprfung Hypothese

    Diskussion Ergebnisse

    Schlussfolgerungen

    Die Modernisierung moderner Gesellschaften

    Modernisierung als Metapherfr die Wandlungsfhigkeit moderner Gesell-schaften: Das einzig Bestndige ist der Wandel. Moderne Gesellschaftensind auf fortwhrenden Wandel angelegte Gesellschaften.

    Fragen:

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    (a) Wie kann die beraus hohe Wandelbarkeit und Anpassungsfhigkeit dermodernen Gesellschaft begriffen werden?

    (b) Worauf ist die hohe Wandlungsfhigkeit der modernen Gesellschaft zu-rckzufhren?

    Antworten:

    Die hohe Dynamik der modernen Gesellschaft kann aus ihren grundlegen-den Prinzipien sozialer Organisation erklrt werden.

    Es gibt verschiedene Theorien, wie die grundlegenden Prinzipien der sozialenOrganisation der modernen Gesellschaft aufzufassen sind. Drei Theorienwerden vorgestellt, welche die Dynamik der modernen Gesellschaft auf un-terschiedlichen Ebenen ansiedelt: Handeln Handlungsorientierung; Struk-tur Gliederungsprinzip; Kultur Dominante Leitbilder

    Frage: Worauf ist die hohe Wandlungsfhigkeit der modernen Gesellschaftzurckzufhren.

    Antwort: Die hohe Dynamik der modernen Gesellschaft kann aus ihrengrundlegenden Prinzipien sozialer Organisation erklrt werden.

    Verschiedene Theorien

    Handeln:

    Handlungslogik (Bewertungskriterien) Gesellschaftliche Handlungsorien-tierung

    Struktur:Gliederungsprinzip Funktionale Differenzierung (Luhmann)

    Kultur:Leitbilder (Sinnangebote: z.B. Menschenbild) Individualisierung (Marshall,Inkeles)

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    Modernisierung von Gesellschaftenals funktionale Ausdifferenzierung vongesellschaftlichen Teilsystemen (Luhmann 1984).

    Struktureller Wandel in der Entstehung moderner Gesellschaften

    Vormodern Gesellschaft Moderne Gesellschaft

    Segmentre Differenzierung Funktionale Differenzierung

    Hierarchische Gliederung

    Stabile Ein- und Unterordnung derTeile in das Ganze

    Arbeitsteilung

    Quasi-autonome, nach eigener Logikoperierende Teilsysteme

    Zentrum der Steuerung Kein Zentrum der Steurerung

    Zentrum

    T2

    T1

    T3

    T2T1 T3 T4

    Statische Gesellschaft Dynamische Gesellschaft

    Ewige Wiederkehr des Gleichen Fortschritt

    Im Mittelpunkt der berlegungen steht das Verhltnis der gesellschaftlichenTeilbereiche zu einander. Es geht also um deren Anordnung. Zwei Anord-nungsprinzipien: Segmentre undfunktionale Differenzierung. Moderne Ge-sellschaften als funktional differenzierte Gesellschaften, deren Teilsystemequasi autonom sind und nach ihrer eigenen Logik funktionieren. Unter-schiedliche Prinzipen der Gliederung sind verbunden mit verschiedenartigen

    Mustern der gesellschaftlichen Integration.Illustration Dynamik der modernen Gesellschaft: Technischer Fortschritt

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    Es gibt keine Grenzen fr den Zuwachs an Wisse, fr die Entstehung neuertechnischer Optionen und fr die Erfindung und das Ausprobieren neuerVerhaltensformen.

    Quelle: van Daele, Wolfgang. 1991.

    Bekannt ist etwa, dass Textilmaschinen, die das sehr differenzierte Gleich-gewicht der in diesem Bereich ttigen Znfte zerstrt htte, vielfach nichterlaubt waren...

    In der modernen Gesellschaft, wird das Individuum nicht mehr als ganzesgefordert, sondern nur noch ein Teil davon, der Beruf eines Individuum istim Restaurant nicht von Bedeutung.

    Modernisierungstheorie: Modernisierung als zielgerichteter gesellschaftli-cher Entwicklungsprozess mit einer universellen Entwicklungslogik (Par-sons, 1951; Inkeles et al. 1974).

    Die Kriterien an der sich die moderne Gesellschaft orientiert bevorzugen In-novation und Erneuerungen.

    Entstehung und Entwicklung neuartiger Institutionen (Markt, Demokra-tie; industrielle Produktionsweise) und Organisationsformen (Brokratie).

    Indikatoren der Modernisierung: Zunahme des Bruttosozialprodukts (vgl.Illustration: Schweiz), Industrialisierung, Brokratisierung, Urbanisierung,Demokratisierung.

    Typische Orientierungsformen des sozialen Handelns: Zunehmende Be-deutung gesellschaftliche Orientierungsformen.

    Mehr gemeinschaftliche Orientie-rungsformen sozialen Handelns

    Mehr gesellschaftliche Orientie-rungsformen Sozialen Handelns

    Am Gemeinwohl, an persnlichenund zugeschriebenen Kriterien undunspezifischen Interessen orientierte

    Handlungskalkle

    Individualisierte, an allgemeinen undleistungsbezogenenKriterien undspezifischen Zwecken orientierte

    Handlungskalkle

    Vormoderne Gemeinschaft Moderne Gesellschaft

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    Orientierungsformen des Sozialen Handelns

    (Pattern Variables nach Parson)

    Affektivitt

    Gefhlsorientieres Handeln (Famili-re Beziehungen)

    Affektive Neutralitt

    Sachliches Handeln(Handeln im Beruf)

    Kollektivorientierung

    Gemeinwohl(Dominanz kollektiv-gruppenhafterInteressen)

    Selbstorientierung

    Eigennutz(Dominanz privat-individualistischerInteressen)

    Partikularismus

    Orientierung an Persnlich-Einmaligem

    Universalismus

    Orientierung an Unpersnlich-Allgemeinem

    Zuschreibung

    Orientierung an Eigenschaften, Qua-litten

    Leistung

    Orientierung an Performanz

    Diffusitt

    Dominanz unspezifischer, vielschich-tiger Interessen

    Spezifitt

    Dominanz besonderer, spezifischerZwecksetzung

    Gemeinschaftlichorientiert Gesellschaftlichorientiert

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    Modernisierung als Individualisierung

    Entwicklung von Individualrechten

    18. Jahrhundert: Zivile Recht;19. Jahrhundert: Politische Rechte;20. Jahrhundert: Soziale Rechte

    Auflsung traditioneller Vergesellschaftungsformen

    Bedeutungsverlust von Grosskollektiven

    Transformation des Menschenbildes

    Strkere Bedeutung von Autonomie, Reflexion und Selbstverwirklichung

    - Entwicklung von Individualrechten. 18. Jahrhundert: Zivile Rechte; 19.Jahrhundert: Politische Rechte; 20. Jahrhundert: Soziale Rechte (Marshall,1964)

    - Partielle Auflsung traditioneller Vergesellschaftungsformen: Zuwachs anindividueller Gestaltbarkeit von Zugehrigkeiten und Identifikationen (Beck

    und Beck-Gernsheim, 1994)

    - Transformation des Menschenbildes in Richtung auf strkere Betonungvon Autonomie, Reflexion und Selbstverwirklichung (Buchmann and Eisner,1997; Giddens, 1991)

    Erste empirische Illustration: Selbstdarstellung von Frauen und Mnnernin Heirats- und Bekanntschaftsinseraten in der Schweiz im 20. Jahrhundert:Die inneren Qualitten und Tugenden (vgl. Erstes Kolloquium vom 29. Okto-ber 2003)

    Zweite empirische Illustration: Klaus Hurrelmann in Neue Zrcher Zeitung,25./26. Januar 1997

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    Beispiel fr eine extreme Form der Individualisierung ist die Individualisie-

    rung der Kinder, zum Beispiel in einem Scheidungsfall, kann das Kind selberentscheiden, wer das Erziehungsrecht erhalten soll.

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    Soziale Gliederung der Gesellschaft

    Soziale Ungleichheit: Fragen und Antworten.

    Anknpfungspunkt an das Thema Modernisierung moderner Gesellschaften:Individualisierung der Mitgliedschaften in Gruppen/Kollektiven Die Zuge-schriebenheitder gesellschaftlichen Verortung des einzelnen nimmt ab.

    Verknpfung dieses Gedankens mit sozialer Ungleichheit Einige Frage-stellungen:

    Wie stark ist der eigene Platz in der Gesellschaft durch die Herkunft be-stimmt?

    Wie mobil sind Individuen in sozialer Hinsicht ber den Lebenslauf?

    Welches sind die zentralen Kriterien der Ungleichheit in der modernen Ge-sellschaft?

    Nimmt die soziale Ungleichheit in der modernen Gesellschaft zu, nimmt sieab oder bleibt sie ber den Zeitverlauf mehr oder weniger stabil?

    Aktualitt dieser Fragestellung

    Verschrfung der sozialen Ungleichheit in westlichen Industrielndern

    Beispiel: Entwicklung der Einkommensungleichheit in der Schweiz 1978und 1988.

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Anzeichen fr eine Entwicklung in Richtung Zweidrittelsgesellschaftinwestlichen Industrielndern.

    Beispiel: Arbeitslosigkeit in der Schweiz 1991-2000.

    Beispiel: Vernderung der Einkommensungleichheit 1949-1991.

    Unterscheidung zwischen strukturellerund konjunkturellerArbeitslosigkeit:

    Strukturell: Mismatch zwischen angebotenen und nachgefragten beruflichenQualifikationen;

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    Konjunkturell: schlechter Wirtschaftsgang (Auftragslage der Betriebe; Ab-satzschwierigkeiten, stagnierender Konsum etc.) Informationen zu lang-fristigen Trends in der betrieblichen Qualifikationsnachfrage im schweizeri-schen Arbeitsmarkt finden sich auf www.arbeitsmarktforschung.ch

    Grnde fr die weitere Zunahme der Einkommensungleichheit seit den 90erJahren

    Anhaltende Arbeitslosigkeit unter den Unqualifizierten

    Individualisierung der Lohnerhhungen

    Verschrfung der Lohndifferenzen zwischen den Branchen

    Starkes Wachstum der Kapitaleinkommen dank Brsenentwicklung

    Fazit: Indizien fr die neunziger Jahre deuten auf eine Tendenz hin zu einerZweidrittelsgesellschaft, einer wachsenden Marginalisierung und Verarmungder untersten sozialen Schichten. (Siehe Beilage/Internet Artikel von Buch-mann und Sacchi in NZZ 9./10.1.1999)

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    Das soziale Ungleichheitsgefge der modernen Gesellschaft

    Definition sozialer Ungleichheit:

    Soziale Ungleichheit bezeichnet bestimmte vorteilhafte und nachteilige Le-bensbedingungen von Menschen, die ihnen gemss ihren sozialen Positionenim gesellschaftlichen Beziehungsgefge zukommen.(vgl. Hradil in Korte und Schfers 1993:147).

    Grundbegriffe der Soziologie: Soziale Struktur und soziale Position

    1. Struktur als Anordnungvon Elementen

    2.

    Soziale Positionen als Elementeder sozialen Struktur

    3. Soziale Struktur als Anordnung von sozialen Positionen

    4. Anordnung von sozialen Positionen Zwei Dimensionen

    (a) Horizontale Differenzierung: Arbeitsteilung Ungleichartigkeit

    (b) Vertikale Differenzierung: Hierarchie Ungleichwertigkeit

    5. Betrachtung von sozialer Position hinsichtlich horizontaler Differenzie-rung Soziale Rolle

    6. Betrachtung von sozialer Position hinsichtlich vertikaler Differenzie-rung Sozialer Status

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Schematische Darstellung der begrifflichen Bestimmungen

    Soziale Struktur und soziale Position

    Soziale Positionals Element der

    Soziale Struk-tur

    SozialeRolle

    Sozialstruktur(Anordnung der Elemente)

    Horizontale Differenzie-rung

    ArbeitsteilungUngleichheit

    VertikaleDifferenzierung

    StatusUngleichwertigkeit

    Worauf beruht Ungleichwertigkeit (Ungleichheit)?Sie beruht auf knappen, in der jeweiligen Gesellschaft hochbewerteten G-tern.

    Welches sind in der modernen Gesellschaft die hochbewerteten Gter?Bildung, Beruf und Einkommensind die hochbewerteten Gter in der moder-nen Gesellschaft, da deren Ungleichheitsstruktur auf dem Arbeitsplatzsys-tem beruht, auf dem Erwerbssystem also.

    Die berufliche Hierarchie bildet das Rckgrat des Ungleichheitsgefges.

    Hinzu kommen die Ungleichheitsdimensionen, welche den Zugang zu beruf-lichen Positionen bestimmen, wie auch die Dimensionen, die durch die be-rufliche Position beeinflusst werden.

    Fazit: Bildung (Qualifikation), Beruf (Wertschtzung des Berufs, beruflichesAnsehen) und Einkommen sind die drei wichtigsten Dimensionen sozialerUngleichheit in der modernen Gesellschaft

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    Worauf basiert soziale Ungleichheit? (Kriterien)

    Soziale Ungleichheit basiert auf knappen, in der jeweiligen Gesellschaft als

    erstrebenswert erachteten GternUngleichheitsstruktur der modernen Gesellschaft beruht auf dem Erwerb-

    system: Die berufliche Hierarchie bildet das Rckgrat.

    Bildung

    Beruf

    Einkommen

    Bildung kann man als Investitionsstatus fr den Beruf und das Einkommenals Gratifikation des Berufs sehen.

    Wie wird der Platz des einzelnen im Ungleichheitsgefges bestimmt?

    Wie wird Soziale Gliederung geordnet, das heisst wer bekommt welche Posi-tion in der Gesellschaft? Natrlich mchte niemand die schlechteren Pltzeeinnehmen.

    Die soziale Verortung wird ermittelt anhand einer Kombination von Merkma-len, zu denen vor allem Bildung, Beruf und Einkommen zhlen. Die Kombina-tion dieser Merkmale wird als Statuskonfiguration bezeichnet.

    Die Statuskonfiguration stellt also die Verknpfung zwischen verschiedenenStatusdimensionen dar. Verschiedene Typen von Verknpfungen:

    Statuskonsistenz:

    Verknpfung, die den gesellschaftlichen Vorstellungen entspricht.

    Statusinkonsistenz:

    Verknpfung, die von den gesellschaftlichen Vorstellungen abweicht.

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    Schichtungs-dimension

    Bildung Beruf Einkommen

    Operational-

    isierung

    Schuljahre Berufsprestige Franken pro Mo-

    nat

    N: Vorstellungskonforme Verknpfung

    A: Statusinkonsistenz: zu hohes Einkommen

    A: Statusinkonsistenz: zu tiefes Einkommen

    Anknpfung an die eingefhrten Begriffe der Sozialstruktur und deren Ele-mente: Elemente der Sozialstruktur sind Positionen und nicht Individuen

    Die Ungleichheitsstruktur ist wie ein Hotel, das immer besetzt ist, aber immer

    von anderen Personen. (Joseph Schumpeter 1883-1950)

    Mit anderen Worten: Die Ungleichheitsstruktur ist eine Eigenschaft des Sys-tems und Individuen verteilen sich in dieser Struktur nach bestimmten Re-geln.

    Mit dieser analytischen Betrachtungsweise sind zwei Fragen verknpft, diees zu beantworten gilt:

    1. Wie werden hochbewertete Gter auf Positionen verteilt?

    2. Wie erfolgt die Zuteilung von Individuen auf Positionen?

    ad 1: Die Zuordnung von Gtern zu Positionen

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    ad 1: Die Zuordnung von Gtern zu Positionen

    Die Frage nach der Zuordnung von Gtern zu Positionen wirft das grund-stzliche Problem auf, weshalb hochbewertete Gter berhaupt ungleichverteilt sind? Und dies ist die Frage nach den Ursachen, nach den Grndensozialer Ungleichheit.

    Dieses Problem ist von erheblicher Bedeutsamkeit angesichts des Selbstver-stndnisses der modernen Gesellschaft: Prinzipielle Gleichheit der Men-schen.

    Zwei klassische theoretische Perspektiven zur Erklrung sozialer Ungleich-heit

    Funktionalistische Perspektive:(Klassischer Aufsatz: Davis, Kingsley and Wilbert E. Moore. 1945. "SomePrinciples of Stratification." American Sociological Review 10:242-249.)

    Belohnung gemss sozialem BeitragUngleiche Verteilung von Belohnungen sind notwendig, um Menschen zumotivieren, wichtige soziale Rollen zu bernehmen: Hheres Einkommenund Prestige motiviert die qualifiziertesten Leute, die sozial bedeutsamstenund anspruchsvollsten Rollen zu bernehmen.

    Ungleiche Entscheidungsbefugnisse zur Koordination von Aktivitten inarbeitsteiliger Gesellschaft

    Kritikpunkte an der funktionalistischen Begrndung von Ungleichheit

    1. Motivation fr die Ausbung von Rollen ist in allen Rollen erforderlich

    2. Hhere Belohnung als Kompensation von erbrachten Opfern -berkompensation

    3. Vernachlssigung intrinsischer Werte in der Ausbung von wichtigenRollen

    4. Evidenz: Ungleiche Belohnung von Mnnern und Frauen mit gleicherBildung/Beruf

    5. Vernachlssigung von Disfunktionen: Konflikte als Resultat von Un-gleichheit

    6. Umgekehrte Kausalrichtung

    Konfliktperspektive(Klassische Publikation: Lenksi, Gerhard E. 1966. Power and Privilege. NewYork: McGraw-Hill.)

    Motto: To Each According to the Ability to Take.Sobald eine ungleiche Verteilung hochbewerteter Gter besteht, haben Per-sonen in privilegierten Positionen ein Interesse daran, ihre Privilegien auf-

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    rechtzuerhalten, die Ungleichheit zu stabilisieren. Schichtung ist nicht einesoziale Notwendigkeit, sondern Resultat des Kampfes um Herrschaft.

    Und wie lsst sich Ungleichheit aufrechterhalten? Ein wichtiger Mechanis-mus ist die zumindest teilweise Akzeptanz von Ungleichheit durch die Ge-sellschaftsmitglieder (Legitimation von Ungleichheit). Dies ist der Fall wenndie Chancengleichheit gewhrleistet ist. Die Zuweisung von hochbewertetenGtern basiert dann auf der Leistung des einzelnen.

    ad 2: Die Zuteilung von Individuen auf Positionen

    Es bestehen kulturelle Vorstellungen und soziale Verteilmechanismen, nachdenen Individuen auf verschiedene Positionen verteilt werden. Systemati-sche Sortierprozesse. Zum Beispiel: Rechtliche Regelungen fr die Ausbungvon Berufen. Bildungszertifikate als Zugangsbedingung fr berufliche Positi-onen. So gibt es rzte die Jahrelang ohne die das ntige Zertifikat medizini-sche Analysen gemacht haben und dann, obwohl sie offensichtlich die nti-gen Fhigkeiten zur Ausbung der entsprechenden Rolle, gesellschaftlichsanktioniert werden, da sie dieses Zertifikat nicht erworben haben.

    Gefge sozialer Ungleichheit: Schichten, Klassen oder soziale Milieus?

    Gesamtgefge sozialer Ungleichheit in der Moderne: Bndeln sich soziale

    Status zu Grossgruppen?

    Und wie sind diese Gruppen zu charakterisieren?

    Geschichtete Gesellschaften: Graduelle Verteilung hochbewerteter Gter.(Soziale Schichten)

    Gespaltene Gesellschaften: Diskrete Verteilung solcher Gter (Klassenge-sellschaft)

    Geschichtete Gesellschaften erheben den Anspruch offene Gesellschaf-ten zu sein. Das heisst:

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    1. Sie erheben den Anspruch durchlssig zu sein;

    2. Ihre Mitglieder sollen die zentralen, gesellschaftlich vermittelten Bevorzu-gungen und Benachteiligungen nach dem Mass ihrer Leistungsfhigkeit undLeistungswilligkeit in stets korrigierbarer Weise erwerben.

    - Typologie: Sozialer Status

    Erworbener sozialer Status (z.B. Bildung, Beruf, Einkommen): Die durchindividuelle Leistung erfahrene Wertschtzung

    Zugeschriebener sozialer Status (z.B. Geschlecht, Nationalitt): Unabhn-gig von Leistungen oder Fhigkeiten des einzelnen zugewiesene Wertscht-zung auf der Basis meist vererbter Eigenschaften

    - Grad der Offenheit bzw. Geschlossenheit: Empirische Frage. Zum Bei-spiel:

    1. Ausmass der intra- und intergenerationellen bertragung vorteilhafterPositionen: Wie stark ist die soziale Stellung durch die soziale Herkunft be-stimmt?

    2. Offenheit bzw. Geschlossenheit im Bewusstsein der Bevlkerung: Wovonhngt es ab, dass es jemand zu etwas bringt? (Von der eigenen Leistung?von der Familie, von den Beziehungen?)

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Bildung von Grossgruppen entlang der sozialen Hierarchie

    Schichten Klassen

    Statusgruppen

    (Gruppen von Menschen mit hnli-chen Statuskonfigurationen)

    bilden Schichten, wenn

    (a) Statusgruppen relativ stark be-setzt sind

    (b) Statusgruppen bereinander lie-gen

    Mobilittsbarrieren

    Kriterien zur Abgrenzung von Klas-sen:

    Produktionsmittelbesitz

    Autoritt

    Bildungszertifikat

    Stamm und Lamprecht 1996 Wright in Grusky 1994

    Abgrenzung sozialer Schichten

    Zentrale Dimensionen sozialer Ungleichheit in der modernen Gesellschaft:Graduell verteilte hochbewertete Gter. Daher: Keine eindeutigen Abgren-zungskriterien.

    Statusgruppe: Personen mit gleichen bzw. hnlichen Statuskonfiguratio-nen. Solche Statusgruppen knnen soziale Schichten reprsentieren, wenn(1) die entsprechenden Statuskonfigurationen in gengend grosser Anzahlbesetzt sind und wenn (2) die verschiedenen Statusgruppen bereinander

    liegen.

    Neueres empirisches Beispiel fr die Schweiz: Stamm, Hanspeter und Mar-kus Lamprecht.1996.

    Soziale Lage, Lebensstil und Freizeitaktivitten von Erwerbsttigen in derSchweiz. Schweizerische Zeitschrift fr Soziologie 22:509-535.

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Abgrenzung sozialer Klassen

    Gegeneinander abgeschottete Grossgruppen

    Zentrale Ungleichheitsdimension: Stellung zu den Produktionsmitteln: Be-sitz und Nicht-Besitz (Marxsche Klassentheorie: Eindimensionale Ungleich-heitstheorie) Bourgeoisie und Proletariat

    Verschiedene Klassenmodelle fr fortgeschrittene Industriegesellschaften:Anreicherung mit weiteren Dimensionen Wright: (1) Besitz von Produkti-onsmitteln; (2) Verfgung ber formale Autoritt; (3) Besitz von (knappen)Bildungszertifikaten. Die zentrale Unterscheidung bleibt jedoch die Verf-gung ber Produktionsmittel.

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Die Webersche Konzeption von Klasse und Stand

    (Weber, Max. 1922. Klasse, Stand, Parteien. ders. in Wirtschaft und Gesell-schaft.)

    Klasse Klassenlage beinhaltet gleiche oder hnliche typische Interes-senlagen, die sich aus den Beziehungen zur Produktion und zumErwerb von Gtern ergeben.

    Klassenlage als typische Chance der Gterversorgung. -konomische Macht

    Soziale Ungleichheit beruht auf Marktungleichheit. Klassen-

    lage ist MarktlageStand Stndische Lage sind jene typischen Komponenten des Lebens-

    schicksals, die durch die Ehre gegeben ist, die sich an irgend einegemeinsame Eigenschaft vieler knpft.

    Stndische Lage als typisches Prinzip des Gterkonsums. Kulturelle Macht

    Soziale Ungleichheit beruht auf spezifisch gearteter Lebensfh-rung Kulturell- symbolische Dimension der Ungleichheit:

    Wertschtzung, Ansehen.

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

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    Mittels einer standesgemssen Lebensfhrung anerkennen sichIndividuen gegenseitig und grenzen sich gleichzeitig von Individu-en mit anderer Stilisierung des Lebens ab. Verbundenheitund Zugehrigkeit nach innen, Abgrenzung nach aussen.

    Neuere Theorien ber die soziale Gliederung der Gesellschaft knpfen in ver-schiedener Weise an die klassischen Vorstellungen von Max Weber an. ZumBeispiel:

    Bourdieu. (La distinction; Die feinen Unterschiede): Klassen, deren objekti-ven Lebensbedingungen durch verschiedene Sorten von Kapitalien bestimmtsind [konomisches Kapital (Eigentum, Einkommen), kulturelles Kapital(Bildung, Wissen, sthetisches Empfinden) und soziales Kapital (soziale Be-ziehungen, soziale Netze)] unterscheiden sich durch Habitus, Geschmackund Lebensstil. ber bestimmte Vorlieben, ber Geschmack und Art der Le-

    bensfhrung fhlen sich Individuen einander zugehrig und grenzen sichgleichzeitig gegenber allen jenen ab, die andere Vorlieben haben.

    Schulze (Die Erlebnisgesellschaft) und Hradil (Soziale Ungleichheit inDeutschland) konzipieren die soziale Gliederung der modernen Gesellschaftdes spten 20. Jahrhunderts als Teilungen entlang von sozialen Milieus.Kennzeichnend fr soziale Milieus sind spezifische Koppelungen von objekti-ven Lebensbedingungen und subjektiver Lebensfhrung. Im Unterschied zusozialen Schichten lassen sich soziale Milieus nicht mehr eindeutig berein-ander anordnen, so dass keine eindeutige soziale Hierarchie vorhanden ist.

    Wandel der Ungleichheitsstruktur: Entstrukturierung oder Umstrukturierung?

    Auflsung von Grossgruppen in den letzten Jahrzehnten? (Entstrukturie-rungsprozesse)

    Triebkrfte fr Entstrukturierungsprozesse:

    Wohlstandsanstieg

    Mit steigendem materiellem Wohlstand entstehen grssere Freirume indi-viduellen Handelns: Handeln gehorcht je lnger je weniger dem Prinzip derNot, sondern es gehorcht je lnger je mehr dem Prinzip der Wahl. Je mehrWahlmglichkeiten Menschen haben, desto weniger fhlen sie sich an einenbestimmten Platz in der Gesellschaft gebunden.

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

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    Ausbau des Wohlfahrtsstaates

    Dieser Prozess half wesentlich mit, Lebensrisiken abzufedern und ermglich-te dadurch ein sicheres und stabileres Leben. Dadurch nimmt die Vielfalt der

    Handlungsmglichkeiten zu, was den Eindruck einer hheren Gestaltbarkeitdes eigenen Lebens entstehen lsst.

    Bildungsexpansion

    Die Bildungsexpansion der sechziger Jahre erffnete dem grsseren Teil derentsprechenden Altersgruppen den Zugang zu mittlerer und hherer Bil-dung. Mit der Bildungsexpansion verstrkt sich die Bedeutung reflexiver Kom-petenzen und die damit einhergehende Tendenz zur strkeren Individualisie-rung.

    Kombinierte Wirkung dieser Prozesse: Fahrstuhleffekt

    Worin liegt die Bedeutung solcher Prozesse?

    Sie stellen eine fr Schichtenmodelle und insbesondere fr Klassentheorienzentrale Prmisse in Frage, nmlich die Annahme eines engen Zusammen-hangs von usseren, objektiven Lebens- und Handlungsbedingungen undder lebensweltlichen Wahrnehmung und Interpretation dieser Umweltbedin-gungen, den zentralen Werten, Normen und Handlungszielen sowie denpraktischen Handlungen selbst. Pp. 16 in Stefan Hradil (Hrsg.). 1992. Zwi-schen Bewusstsein und Sein: Die Vermittlung objektiver Lebensbedingungen

    und subjektiver Lebensweisen. Opladen: Leske+Budrich.

    Eine Gegenthese: Spreizung der Sozialstruktur oder die Zweidrittelsge-sellschaft (Umstrukturierungsprozesse)

    Zwei Drittel der Bevlkerung ist in die Gesellschaft integriert; ein Drittel lebtan deren Rndern. Mit anderen Worten: Ein Teil der Bevlkerung partizipiertan den zentralen Werten der Gesellschaft, der andere Teil ist davon mehr oderweniger ausgeschlossen.

    Triebkrfte fr Umstrukturierungsprozesse in den letzten Jahrzehnten:

    Globalisierung (Verschrfte internationale Konkurrenz)

    Wandel des Arbeitsmarktes (Problem der unqualifizierten Arbeitskrfte: Be-schftigungsfhigkeit (employability); rasche Vernderung beruflicher Quali-fikationen; Arbeitslosigkeit)

    Tendenzieller Abbau des Wohlfahrtstaates

    Wandel der Familienstrukturen

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Soziale Ungleichheit nach Geschlecht

    Die geschlechtsbezogene Ungleichheit bezeichnet die ungleiche Verteilungvon hochbewerteten Gtern, die auf dem zugeschriebenen Status der Ge-

    schlechtszugehrigkeit beruht.

    Indikatoren der geschlechtsspezifischen Ungleichheit:

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Erwerbsbeteiligung: Relativ starke Trennung zwischen huslichen undausserhuslichen Rollen (Aufgabenteilung)

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    Zugang zu Berufen: Frauen arbeiten in weniger Berufen und in anderenBerufen als Mnner.

    Geschlechtsspezifische Berufssegregation. Sie stellt eine der stabilsten Di-mensionen sozialer Ungleichheit in den meisten westlichen Industrielnderndar. Die Schweiz gehrt zu den Lndern mit einer ausgesprochen hohen ge-schlechtsspezifischen Berufssegregation.

    Die geschlechtsspezifische Berufssegregation hat zwei wichtige Folgewirkun-gen:

    A. Frauen erzielen auf dem Arbeitsmarkt geringere Ergebnisse Wirtschaftli-che Folgen der Segregation

    Frauenberufe sind gegenber vergleichbaren Mnnerberufen gekennzeichnetdurch

    (a) tiefere Lhne

    (b) geringere berufliche Aufstiegsmglichkeiten

    (c) geringere Mglichkeiten zu on-the-job training

    (d) schlechtere Arbeitsbedingungen

    B. die Verstrkung der traditionellen Rollenverteilung zwischen den Ge-schlechtern und der traditionellen Geschlechterstereotypen

    Kulturelle Folgen der Segregation

    (a) Verstrkung der traditionellen Rollenverteilung in der Familie (BeruflicheBenachteiligung von Frauen frdert die Tendenz, dass Frauen die Versorgungvon Haushalt und Kindern bernehmen, Mnner hingegen die finanzielle Ver-sorgung der Familie.)

    (b) Verstrkung des Stereotyps der Unterlegenheit von Frauen bzw. der -berlegenheit von Mnnern (Eingeschrnkter Zugang von Frauen zu Kaderposi-tionen fhrt dazu, dass im Regelfall Mnner Vorgesetzte, Frauen Untergebenesind.)

    Soziale Ungleichheit und soziales Bewusstsein

    Interessierende Fragen:

    Wie wird die ungleiche Verteilung hochbewerteter Gter (z.B. Einkommen)wahrgenommen?

    Von welchen sozialen Faktoren wird die Wahrnehmung der sozialen Un-gleichheit bestimmt?

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Welche Bedeutung spielt dabei die soziale Lage (d.h. die soziale Position inder Sozialstruktur)?

    Lsst sich eine abnehmende Bedeutung der sozialen Lage fr die Wahr-nehmung von Ungleichheit feststellen, wie dies aufgrund der These von denEntstrukturierungsprozessen der Sozialstruktur (d.h. tendenzielle Auflsungvon Grossgruppen [z.B. Schichten] entlang der sozialen Hierarchie) erwartetwerden msste?

    Einige empirische Befunde zur Illustration der aufgeworfenen Fragen:

    Schweiz: Soziale Position (gemessen anhand der Berufsposition) und Unge-rechtigkeitswahrnehmung

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Schweiz: Entwicklung der Parteisympathie 1980/81-1996/97; (1) gesamt-haft

    und (2) in Abhngigkeit verschiedener sozialer Merkmale

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

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    Grundlegende Annahme in der Soziologie:

    Die obigen empirischen Illustrationen belegen die Affinitt zwischen sozialenMerkmalen und Wahrnehmungs- bzw. Bewertungsdimensionen.

    Eine grundlegende Annahme der Soziologie ist es auch, dass das Bewusst-sein die Gesamtheit der Wahrnehmungen, Vorstellungen, Erwartungenund Bewertungen gesellschaftlich geformt ist. Daher ist zu erwarten, dassdie sozialen Merkmale eines Individuums (z.B. Geschlecht, Alter, Bildung,familire Herkunft und eigene soziale Lage) mit seinem Bewusstsein mehroder weniger engverknpft sind.

    Wie weit die Korrespondenz zwischen beispielsweise dem Merkmal der sozia-len Lage und dem sozialem Bewusstsein veranschlagt werden kann, ist eineFrage

    (a) der theoretischen Orientierung und

    (b) der empirischen Evidenz.

    ad (a):

    Annahme einer weitgehenden Korrespondenz in der marxistischen Theorie(Es ist nicht das Bewusstsein der Menschen, das ihr Sein, sondern umge-kehrt ihr gesellschaftliches Sein, das ihr Bewusstsein bestimmt Karl Marx,Zur Kritik der politischen konomie, Vorwort).

    Modifizierte theoretische Annahmen: Neben der sozialen Position im Un-gleichheitsgefge bestimmen verschiedene andere soziale Faktoren (z.B. Ge-schlecht, Alter, Region) und kulturelle Faktoren (z.B. religise Zugehrigkeit,politische Ideologien, Wertorientierungen) das Bewusstsein. SynoptischeDarstellung

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    ad (b):Siehe obige empirische Illustrationen.

    Kulturelle Leitbilder: Werte und Wertewandel

    Einordnung dieses thematischen Schwerpunktes in denGesamtzusammenhang der Vorlesung:

    Soziologische Grundannahmen: Individuelles Handeln wird sowohl durch dieChancen und Zwnge angeleitet, welche die strukturelle Ausgestaltung desHandlungskontextes (Arbeitsteilung, Hierarchie) vorgibt wie auch durch mo-ralische Vorstellungen ber die Angemessenheit und Richtigkeit des Verhal-tens (in der Kultur verankerte Werte und Normen).

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Soziologische Grundannahmen zum sozialen Handeln

    Definition Kultur

    Der kollektiv geteilte Sinn einer Gesellschaft

    Die raum-zeitlich eingrenzbare symbolische Realitt einer Gesellschaft(Ernst Cassirer (1960):Kultur ist das symbolische Universum)

    Die symbolische Realitt in ihrer Gesamtheit umfasst Weltbilder und Weltan-schauungen, Sinndeutungen, Werte und Normen, aber auch Musik, Malereiund Literatur sowie weitere Sparten der so genannt hohen Kultur.

    Definition Symbol

    Ein Vorgang oder Gegenstand, der als Sinnbild auf etwas anderes verweistoder fr etwas anderes steht.

    Im weitesten Sinn sind Symbole Zeichen, mit denen einem Vorgang oder ei-nem Gegenstand Bedeutung zugeordnet wird.

    Symbole enthalten kollektive Bedeutungen; sie stellen sozial geteilte Be-deutungen dar.

    Sprache ist das fundamentale Symbolsystem einer Gesellschaft.

    Kultur bildet die Grundlage fr

    Grundlegende Anschauungen und berzeugungen (z.B. Weltbild des Fort-schritts)

    Werte (z. B. Freiheit, Gleichheit, Gerechtigkeit, Effizienz)

    Normen (z.B. Du sollst nicht stehlen; Du sollst nicht lgen)

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Einstellungen (z.B. Meinungen zu Umweltproblemen; Arbeitsteilung zwi-schen Mann und Frau; Arbeit)

    Anwendung auf die moderne Gesellschaft:

    Kultur (kollektiv geteilter Sinn)

    Definition von kulturellen Werten

    Allgemeine kulturelle Vorstellungen ber das Wnschenswerte.

    Werte definieren Ziele: Sie leiten deshalb das Handeln an und ermglichenEntscheidungen ber Handlungsalternativen. Werte als relative dauerhafteWegweiser des Handelns.

    Die Werte einer Gesellschaft sind in einem Wertesystem organisiert undber eine Wertehierarchie aufeinander bezogen. Werte tieferer Ordnung stel-len Konkretisierungen von Grund- oder Leitwerten in einzelnen gesellschaft-lichen Bereichen dar.

    Beispiele:

    (1) Leitwert der Gleichheit konkretisiert sich als Chancengleichheit imBildungssystem.

    (2) Grundwert der Selbstentfaltung konkretisiert sich in Familie undSchule als Erziehungsstil zur Selbstndigkeit.

    Fr moderne Gesellschaften ist ein Wertepluralismus charakteristisch:Nach sozialer Lage, Alter, Geschlecht finden sich unterschiedliche Interpre-

    tationen von Werten. Dies ist auch eine wichtige Quelle von Wertkonfliktenin der modernen Gesellschaft.

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    Als allgemein verbindliche Werte anerkannt leisten diese einen wichtigenBeitrag zur Legitimation der gesellschaftlichen Ordnung.

    Forschungsbeispiel: Wandel von Erziehungszielen in Deutschland(Helmut Klages und Thomas Gensicke, 1994)

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    Entstehung und Vernderung von kulturellen Werten

    Knappheitshypothese:

    Der grsste Wert wird denjenigen Dingen zugemessen, die knapp sind. Theo-rie von Maslow ber Bedrfnishierarchien: Zuerst Befriedigung von Grund-bedrfnissen (materielle Versorgung, Sicherheit), dann erst Befriedigung vonBedrfnissen auf hheren Hierarchiestufen (Selbstentfaltung).

    Sozialisationshypothese:

    Werte werden im Sozialisationsprozess in Familie (primre Sozialisation) undSchule (sekundre Sozialisation) erworben. Theorie von Karl Mannheim berGenerationen: Wertorientierungen werden vor allem in der Jugendphase er-worben und bleiben danach relativ stabil. Daher finden sich relativ stabile

    Unterschiede in den Wertorientierungen nach Altersgruppen (Generationen). Funktionalittshypothese:

    Werte sind allgemeine Zielvorstellungen, die sich aufgrund gesellschaftlicherEigenheiten und der individuellen sozialen Lage herausbilden. In diesen Zie-len drcken sich somit die Erfordernisse und Kompetenzen aus, die in einerGesellschaft wichtig sind. Offenheit, Leistung, Flexibilitt stellen zum Bei-spiel Wertvorstellungen dar, die in einer rasch sich wandelnden Gesellschaftfunktional sind.

    Zentrale Aussagen

    Jede Gesellschaft verfgt ber eine Kultur, welche in ihrer Gesamtheit denkollektiv geteiltenSinn umfasst.

    Der gemeinsame Sinnhorizont stellt sich dar in Weltbildern, Werten, Normenund Einstellungen.

    Wertewandel und Wertekonflikte

    Zwei Fragen stehen im Mittelpunkt:

    1. Wertewandel: Wie entstehen Werte und wie verndern sie sich?

    2. Wertekonflikte: Wie ergeben sich Konflikte um Werte und welche Auswir-kungen haben sie?

    ad 1: Wertewandel

    Spannungsverhltnis zwischen verschiedenen Grundwerten und den dar-aus abgeleiteten Werten (Wertehierarchie) in der modernen Gesellschaft:

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    Der Leitwert der Effizienz konkretisiert sich in der Wirtschaft in denWerten des wirtschaftlichen Wachstums, der Leistung oder der Innova-tion.

    Der Grundwert der Gleichheit konkretisiert sich beispielsweise imBildungssystem im Wert der Chancengleichheit.

    Diese beiden Leitwerte stehen in einem gewissen Spannungsverhlt-nis zueinander, was eine Quelle fr Konflikte, Vernderungen dar-stellt:

    Effizienz ist ausgerichtet auf Differenzierung; Gleichheit hingegen istausgerichtet auf Egalisierung.

    Verschiedene Hypothesen zur Entstehung und Wandel von Werten:

    Knappheitshypothese )Knappe Gter haben den grssten Wert Maslowsche Bedrfnishie-rarchie

    Sozialisationshypothese ) Siehe auch obenStabile Werte bilden sich in der Jugendphase Mannheims Genera-tionen

    Funktionalittshypothese )Werte reflektieren zentrale Kompetenzen

    ad 2: Wertekonflikte

    Modell des Wertkonflikts Verhltnis von institutionalisierten und subjekti-ven Werten

    Institutionalisierte Werte objektivierte kollektive WerteIn den gesellschaftlichen Institutionen sind die zentralen Werte derGesellschaft verankert, gleichsam geronnen kurz: objektiviert. Dieimplementierten Werte leiten die soziale Praxis von Institutionen an.

    Subjektive Werte Wertprferenzen von IndividuenAls individuelle Vorstellungen des Wnschenswerten leiten subjektiveWerte das individuelle Handeln an.

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    Werte

    Institutionen Individuen

    Ojektivierte,kollektive

    Werte

    Individuelle,subjektive

    Werte

    IndividuelleWertprferenzen

    Im Bildungssystem, imStaat, in der Wirtschaft

    verankerte Werte

    Hohe bereinstimmung

    Geringe bereinstimmung

    Wertkonsens

    Wertkonflikt

    Wandel vonInstitutionen

    Anpassung anindividuelleWertorientierungen

    Verstrkte sozialeKontrolle

    Vermerte Durch-setzung institutio-nalisierter Werte

    Vergleich von institutionalisierten und subjektiven Werten:

    O Hohe bereinstimmung: Die Mitglieder einer Gesellschaft anerken-nen die institutionalisierten Werte als bedeutsam. Zustand desWertkonsens.

    Wenn institutionalisierte Werte als allgemein verbindlich anerkanntwerden, leisten sie einen wichtigen Beitrag zur Legitimation und Sta-bilisierung der Gesellschaftsordnung.

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    n.

    O Tiefe bereinstimmung: Ein Teil der Mitglieder einer Gesellschaft an-erkennt die institutionalisierten Werte nur bedingt als bedeutsam.ber die Wichtigkeit von Werten herrscht also keine bereinstim-mung. Zustand des Wertkonflikts oder Wertedissens.

    Ein solcher Zustand kann die Legitimitt und Stabilitt der Gesell-schaftsordnung bedrohen. Zwei Anpassungsstrategien:

    (1) Wandel von Institutionen: Die Institutionen passen sich denvernderten subjektiven Wertorientierungen a

    (2) Verstrkte soziale Kontrolle: Dadurch soll den institutionalisiertenWerten mehr Geltung verschafft werden.

    Wertekonflikte sehr typisch fr westliche Industrielnder in den letzten Jahr-zehnten des 20. Jahrhunderts. In frheren Jahrzehnten waren Verteilungs-

    konflikte massgebend. Wertekonflikt:

    Konflikt um die Bedeutsamkeit von Werten, um die Art der Verwirkli-chung.

    Verteilungskonflikt:Konflikt um die Art der Verteilung von hochbewerteten Gtern (Konsensber die Wichtigkeit des Wertes).

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Normen, Rollen und soziale Kontrolle

    Nachtrag zum Thema: Wertekonsens und Wertedissens und ihre Auswir-kungen

    Die allgemein verbindliche Anerkennung von institutionalisierten Werten wichtiges Mittel fr die soziale Integration.

    Die (partielle) Aberkennung von institutionalisierten Werten Erschei-nungsform der sozialen Desintegration

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    Soziale Integration

    Es geht um die Frage des sozialen Zusammenhalts einer Gesellschaft, also umdas, was die Gesellschaft im Innern zusammenhlt. Zur Definition von sozialer Integ-ration / Desintegration

    Verschiedene Dimensionen sozialer Integration / Desintegration (siehe u.a.Eisner, 2000)

    Wirtschaftliche Integration / Desintegration (z.B. Desintegrationserscheinung:Hohe Arbeitslosenquote)

    Politische Integration / Desintegration (z.B. Desintegrationserscheinung: HoheStimm- und Wahlabstinenz)

    Gemeinschaftliche Integration / Desintegration (z.B. Desintegrationserschei-nung: Gering ausgeprgte Solidarittsbeziehungen im Alltag)

    Normative Integration / Desintegration (siehe Folie oben)

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Gesellschaftliche Auswirkungen von Wertekonflikten

    Unterschiedliche Konfliktlsungsmglichkeiten:

    (1) Anpassung der institutionalisierten Werte an die gewandelten individuel-

    len Werteprferenzen (Wertewandel);

    (2) verstrkte soziale Kontrolle, um den institutionalisierten Werten mehrGeltung zu verschaffen (zur Definition von sozialer Kontrolle, siehe unten)

    Typisch fr westliche Industrielnder der letzten Jahrzehnte ist, dass Werte-konflikte stark an Bedeutung gewonnen haben.

    Beispiele fr Wertekonflikte.

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

    Wertekonflikte unterscheiden sich grundlegend von Verteilungskonflikten

    Zur Typologie von Konflikten

    Verhltnis von Werten und Normen

    Normen stellen Przisierungen und Konkretisierungen von Werten im Hinblick aufbestimmte Interaktionen dar.

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    Definition Normen

    Verbindliche Regeln des zwischenmenschlichen Verhaltens in bestimmtenInteraktionen: Verbindliche Verhaltenserwartungen der an bestimmten In-teraktionen beteiligten Akteure.

    Normen stellen Konkretisierungen und Przisierungen von Werten in Hin-blick auf bestimmte Interaktionen dar.

    In modernen Gesellschaften sind viele Normen formell festgelegt (Gesetze,Vorschriften etc.).

    Definition soziale Kontrolle

    Gesellschaftlicher Mechanismus zur Einhaltung von Verhaltenserwartun-gen und Sanktionierung von Abweichungen.

    Soziale Kontrolle beinhaltet, dass Abweichungen von Verhaltenserwartun-gen mit Sanktionen belegt werden. Unterscheidung zwischen informellenSanktionen (z.B. Missbilligung) und formellen Sanktionen (z.B. Vergehen undderen Bestrafung, die im Strafgesetzbuch festgehalten sind)

    Definition soziale Rolle

    Sie ist die Summe der Erwartungen, die einem Inhaber oder einer Inhabe-rin einer sozialen Position ber sein bzw. ihr Verhalten entgegengebrachtwird. Beispiele sozialer Rollen sind: Berufsrolle, Rolle als Vater, Rolle alsStudentin etc.

    Menschenbilder

    Homo sociologicus: Der rollenspielende Mensch

    Homo oeconomicus: Rational handelnder Mensch, der seinen Eigennutzmaximiert.

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    Einfhrung in die Soziologie I: Grundbegriffe, Gegenstandsbereiche und Forschungstraditionen

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    Literatur Zur Einfhrung in die Soziologie: Grundbegriffe, Gegenstandsbereich und

    Forschungstraditionen

    Einfhrungen in die Soziologie

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    Soziale Ungleichheit und soziales Bewusstsein

    Die Literatur zu diesen Bereichen ist immens. Untenstehend einige wenigeausgewhlte Beispiele fr die Bedeutung kultureller Leitbilder, der Klassenla-ge, des Geschlechts und weiterer soziale Merkmale fr Wahrnehmungen undBewertungen, unter anderem auch im internationalen Vergleich.

    Haller, Max, Bogdan Mach und Heinrich Zwicky. 1995. Egalitarismus undAntiegalitarismus zwischen gesellschaftlichen Interessen und kulturellenLeitbildern: Ergebnisse einer internationalen Vergleichs. Pp.221-264 inHans-Peter Mller und Bernd Wegener (Hrsg.) Soziale Ungleichheit und sozi-ale Gerechtigkeit. Opladen: Leske und Budrich.

    Mller, Walter. 1998. Klassenstruktur und Parteiensystem: Zum Wandelder Kassenspaltung im Wahlverhalten. Klner Zeitschrift fr Soziologie undSozialpsychologie 50,1:3-46.

    Sgi, Matild. 1999. Perception and Legitimization of Income Inequalities in17 Countries. Pp. 141-170 in Niko Tos, Peter Ph. Mohler, Brina Malnar(eds.), Modern Society and Values: A Comparative Analysis Based on ISSPProject. Mannheim: ZUMA.

    Senti, Martin. 1998. Geschlecht als einheitsstiftende Kategorie: Das Ab-stimmungsverhalten von Frauen in gleichstellungspolitisch relevanten Sach-

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    Werte und Wertewandel

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    Buchmann, Marlis and Manuel Eisner. 1997. The Transition from the Utili-tarian to the Expressive Self: 1900-1992. Poetics 25: 157-175.

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