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34 _ results _ Deutsche Bank Ein Ort für junge Talente Im April eröffnet die Deutsche Bank Unter den Linden in Berlin die Deutsche Bank KunstHalle. Das Ziel: aktueller internationaler Kunst eine Plattform bieten Ab April mit neuem Namen und neuem Konzept: die KunstHalle in Berlin FOTOS: DAVID HEALD/SOLOMON R. GUGGENHEIM FOUNDATION; IMRAN QURESHI/CORVI-MORA, LONDON

Ein Ort für junge TalenteKünstler des Jahres 2013: Der Pakistaner Imran Qureshi schuf die blauen Blüten am Lüftungsschacht für die Kunstbiennale in Singapur FOTOS: IMRAN QURESHI/CORVI-MORA,

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Page 1: Ein Ort für junge TalenteKünstler des Jahres 2013: Der Pakistaner Imran Qureshi schuf die blauen Blüten am Lüftungsschacht für die Kunstbiennale in Singapur FOTOS: IMRAN QURESHI/CORVI-MORA,

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Ein Ort für junge TalenteIm April eröffnet die Deutsche Bank Unter den Linden in Berlin die Deutsche Bank KunstHalle. Das Ziel: aktueller internationaler Kunst eine Plattform bieten

Ab April mit neuem Namen und neuem Konzept: die KunstHalle in Berlin

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 Blut, überall Blut. Das ist jedoch nur der erste Ein-

druck. Denn es ist rote Farbe, die Imran Qureshi

kübelweise auf Böden, Plätze und Wände schüt-

tet. Auf dem fl eckigen Grund zeichnet er winzig kleine

Blüten und Blätter, die wie zarte Hoffnungsschimmer

emporwachsen. „Ich suche den Dialog zwischen Leben

und der Zerstörung von Leben“, sagt der pakistanische

Maler, der zu den wichtigsten Kulturbotschaftern der

islamischen Welt zählt.

Die Deutsche Bank hat Imran Qureshi zum „Künstler

des Jahres“ 2013 gewählt. Nach Wangechi Mutu 2010,

Yto Barrada 2011 und Roman Ondák 2012 ist er der Vier-

te, der diese Auszeichnung erhält. Seine Ausstellung

Blut oder Blumen? Imran Qureshi verbindet in seiner Kunst Gewalt und Friedenshoffnung

schlägt jedoch ein neues Kapitel auf: Sie eröffnet die

Deutsche Bank KunstHalle, eine global ausgerichtete

Plattform für zeitgenössische Kunst.

Neuer Name, neues Konzept, nur der Ort ist der alte

geblieben. Die Deutsche Bank KunstHalle hat die Räu-

me bezogen, in denen bislang das Deutsche Guggen-

heim zu fi nden war – im historischen Stammsitz der

Deutschen Bank Unter den Linden.

Es schien zunächst wie ein Verlust für die Kunst-

metropole Berlin, als die Deutsche Bank und die US-

amerikanische Solomon R. Guggenheim Foundation

bekanntgaben, die Zusammenarbeit zum Jahresende

2012 auslaufen zu lassen. Mit mehr als 60 Aus-

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stellungen und rund zwei Millionen Besuchern

hatte sich die Institution fest in der Kunstmetropole

Berlin positioniert. Doch mit ihrer eigenen KunstHalle

knüpft die Deutsche Bank nun nahtlos an die 15-jährige

Erfolgs geschichte an. „Wir setzen die Zusammenarbeit

mit renommierten Museen, Institutionen und Samm-

lungen fort – aber mit einem noch internationaleren,

jüngeren und facettenreichen Programm“, so Stefan

Krause, im Vorstand der Deutschen Bank auch für das

Kunst engagement zuständig. „Die KunstHalle soll der

Ort sein, wo junge, vielversprechende Talente zuerst zu

sehen sein werden.“

„Stand bislang die Achse New York–Berlin im

Fokus, so setzen wir nun auch auf den Austausch mit

Museen in Rio de Janeiro, London, Warschau oder

Johannesburg“, sagt Friedhelm Hütte, der als Leiter der

Kunstabteilung der Bank das Programm der Kunsthalle

prägt. Das entspricht auch dem Profi l der hauseigenen

Sammlung, die künftig stärker ins Rampenlicht rücken

soll: „In den vergangenen 15 Jahren hat sich die Samm-

lung Deutsche Bank erheblich weiterentwickelt. Wir

haben tolle neue Werke dazubekommen, die wir den

Menschen nahebringen wollen. Berlin bietet dafür ein

perfektes Schaufenster.“

Vier Ausstellungen pro Jahr will die Deutsche Bank

KunstHalle Unter den Linden künftig zeigen. Zwei kom-

men jeweils aus dem eigenen Haus, zwei entstehen in

Zusammenarbeit mit anderen Museen. Als externe

Berater steht der Bank nach wie vor das bewährte

Kuratoren team, bestehend aus Okwui Enwezor, Hou

Hanru und Udo Kittelmann, zur Seite. Neu in den Kreis

stößt Victoria Noorthoorn, die 2011 die Biennale von

Lyon kuratierte und im Herbst die Schau „Internationa-

le Zeichnungen nach 1945 – Sammlung Deutsche Bank“

betreuen wird.

Auf der Karte internationaler Gegenwartskunst war

Pakistan bis vor wenigen Jahren ein weißer Fleck. In-

zwischen rückt das Land – auch dank des „Künstlers

der Jahres“ Imran Qureshi – zunehmend in den Fokus.

Qureshi wurde 1972 in Hyderabad geboren und stu-

dierte Miniaturmalerei am National College of Arts in

Lahore – an der Hochschule, an der er heute selbst un-

„Berlin bietet ein perfektes Schaufenster“

Blutiges Gefängnis vor Ikonengold: Das Bild von 2011 trägt den Titel „Segenswünsche für das Land meiner Liebe“

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Weitere Informationen

Kontakt

p Deutsche Bank KunstHalle,

Unter den Linden 13/15, 10117 Berlin

www.deutsche-bank-kunsthalle.de

Ausstellung

p „Künstler des Jahres“: 19. April bis 4. August 2013,

geöffnet täglich 10 bis 20 Uhr

Junge Kunst aus 40 LändernSeit mehr als 30 Jahren setzt die

Deutsche Bank auf die kreative

Kraft der Kunst am Arbeitsplatz.

Begründet von Herbert Zapp

(Vorstandsmitglied 1977–94),

entwickelte sich die hauseigene

Sammlung rasch zu der größ-

ten Unternehmenskollek tion

weltweit. Mit der immer stärke-

ren Globalität der Bank verän-

derte sich Anfang der 90er Jahre

auch das Sammlungskonzept.

In der Frankfurter Zentrale doku-

mentieren heute Arbeiten

auf Papier und Fotografi en von

mehr als 100 jungen Künstlern

aus 40 Ländern das inter-

nationale Kunst engagement

der Deutschen Bank.

terrichtet. Anfang der 90er Jahre gehörte er zur ersten

Generation pakistanischer Künstler, die das Vokabular

(westlicher) Gegenwartskunst mit Motiven, Symbolik

und Ornamenten der 400 Jahre alten Moghul-Schule

verbanden, um die Möglichkeiten einer zeitgenössi-

schen Miniaturmalerei auszuloten.

Qureshi ist ausgesprochen vielseitig: Er malt en

miniature, experimentiert mit Körperabdrücken auf

Papier (die er dann wieder übermalt) und schafft be-

eindruckende, raumgreifende Wand-und-Boden-Instal-

lationen. In allen drei Bereichen greift der 40-jährige

Künstler die virulenten Themen der globalisierten Ge-

sellschaft auf: Identität, Religiosität, der Zusammen-

stoß von Kulturen.

Immer wieder sind die Probleme Pakistans ein

Thema, doch dem Künstler geht es nicht allein um

die Zustände im eigenen Land. Seine Kunst richtet

sich generell gegen Zensur und Unterdrückung. Sie

wirkt sanft, melancholisch und poetisch – und birgt

dabei doch eine erstaunlich subversive Kraft. Bestes

Beispiel ist „Moderate Enlightenment“, eine Serie von

idyllisch anmutenden Miniaturporträts, deren Titel die

Forderung des ehemaligen pakistanischen Präsidenten

Pervez Musharraf zitiert. Vordergründig wirken die vir-

tuos gezeichneten Figuren – Männer und Frauen vor

Ideallandschaften und/oder Blattgold – ganz in ihrer

Tradition und Spiritualität verhaftet, dabei machen

modische Accessoires wie Kuriertaschen, Jeans und

Laufschuhe deutlich, dass die Fetische globaler Frei-

zeitkultur längt auch den Islam erobert haben.

Unter dem Eindruck von Bombenattentaten in sei-

ner unmittelbaren Nachbarschaft schuf Qureshi für

die Biennalen in Shariqah (Vereinte Arabische Emira-

te, 2011) und Sydney (2012) die bislang wohl schönsten

und erschreckendsten Installationen. In der Manier des

Action-Painting verwandelte er zwei ganz unterschied-

liche Schauplätze – einen arabischen Innenhof und die

Trockendocks auf Cockatoo Island – mit roter Farbe in

Schlachtfelder. Erst bei genauerem Hinsehen bemerkt

man die fi ligrane Binnenstruktur mit den wunderschö-

nen Blütenornamenten, die als Symbol des Lebens

über den Tod triumphieren.

Westliche Medien zeigen Pakistan fast ausschließ-

lich als ein von Auseinandersetzungen zerrissenes

Land. Imran Qureshi jedoch steht für ein anderes Pa-

kistan. Seine Kunst zeigt, dass die Menschen am Indus

die Hoffnung auf Frieden nicht aufgegeben haben.

ISABELLE HOFMANN

RUBRIK_Thema Blindtext

Künstler des Jahres 2013: Der Pakistaner Imran Qureshi schuf die blauen Blüten am Lüftungsschacht für die Kunstbiennale in Singapur

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