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Die Doppelhelix als Ikone? Ikonisierung und Mythos der DNA-Struktur Sommersemester 2009 Hauptseminar: „Medienereignisse im 20. Jahrhundert“ Leitung: Prof. Dr. Trischler, Dr. Kehrt, Dr. Gall. von Georg Rehberger Historisches Seminar Ludwig-Maximilians-Universität München & Münchner Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte 5. Fachsemester Geschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Magister Artium. [email protected]

Die Doppelhelix als Ikone?

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Ikonisierung und Mythos der DNA-Struktur

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Die Doppelhelix als Ikone?

Ikonisierung und Mythos der DNA-Struktur

Sommersemester 2009Hauptseminar: „Medienereignisse im 20. Jahrhundert“

Leitung: Prof. Dr. Trischler, Dr. Kehrt, Dr. Gall.

von Georg Rehberger

Historisches Seminar Ludwig-Maximilians-Universität München&

Münchner Zentrum für Wissenschafts- und Technikgeschichte

5. FachsemesterGeschichte der Naturwissenschaften und der Technik, Magister Artium.

[email protected]

Inhaltsverzeichnis

Einleitung 3

1. Ikonen 6

1.1 Die Doppelhelix im Bilderkanon 6

1.2 Eine „kulturelle“ Ikone? 8

1.3 Medienikone und Medienereignis 15

2. Mythen 17

Fazit 25

Bibliographie 26

Abbildungsverzeichnnis 29

Appendix 30

Einleitung

Einige Bilder aus der Wissenschaft sind bekannter und weiter verbreitet als andere; einige wenige sind nicht nur bekannt, sondern werden sogar als „Popstars der Wissenschaft“ gefeiert. Das können Portraits von Wissenschaftlern sein, wie das Bild Albert Einsteins mit wirrem weißem Haarkranz oder auch wissenschaftliche Zeichnungen, etwa Strukturmodelle von Molekülen. Das Bild der schraubenförmigen Doppelhelix, die visuelle Gestalt des menschlichen Erbgutes, ist ein solch rarer Fall: Ein abstraktes wissenschaftliches Bild, das den Weg vom Labor zum Laien gefunden hat.

Das Bild der Doppelhelix selbst ist geprägt von ästhetischer Klarheit, die auch als Grund seiner weiten Verbreitung genannt wird. Mit den Begriffen jedoch wird zuweilen achtlos umgegangen. Es lohnt sich daher, kurz die Bedeutungen festzulegen: Die Trägerin der Erbsubstanz einer menschlichen, tierischen oder pflanzlichen Zelle bzw. des gesamten Individuums bezeichnet man als Desoxyribonukleinsäure (DNS oder DNA). Das Artefakt Doppelhelix, ein Modell, das wie eine verdrehte Leiter wirkt, wurde als Struktur der DNA konstruiert.1 Die Doppelhelix existierte nicht schon vor ihrer „Entdeckung“ im Jahr 1953, wie es manchmal suggeriert wird, sondern ist vielmehr eine Visualisierung eines wissenschaftlichen Objektes.

Laut dem Medienhistoriker Gerhard Paul handelt es sich bei der Darstellung der DNA-Struktur um eine „Medienikone“.2 Was eine solche Medienikone ist und was der Begriff mit dem Erbgut zu tun hat, werde ich im Folgenden erläutern. Die Doppelhelix sei aber nicht nur eine Medienikone, meint die Professorin für Technik- und Mediengeschichte Martina Heßler: es sei vielmehr eine „kulturelle Ikone“ des 20.

1 Im Folgenden werde ich daher die Begriffe „DNA-Struktur“ und „Doppelhelix“ synonym verwenden. Meistens geht es aber nicht um die Struktur selbst, sondern um Bilder derselben: Zeichnungen, Computergrafiken oder Fotografien der Modelle.

2 In Gerhard Pauls 2008 erschienenen Kanon „Das Jahrhundert der Bilder“ finden sich Aufsätze zu „Medienikonen“ aus allen Bereichen: Neben dem Musiker Jimi Hendrix und dem „Volkswagen“ Käfer stößt man dort auch auf das Strukturmodell des menschlichen Erbgutes.

Jahrhunderts, ja sogar die „Mona Lisa der Wissenschaften“.3 Ich werde mich im ersten Kapitel eingehend mit Martina Heßlers Aufsatz zu diesem Thema befassen und Heßlers Bewertung infrage stellen.

Obwohl auch andere Literatur zum Thema der enormen Aufladung des DNA-Begriffs existiert,4 ist Heßlers Aufsatz ein gutes Beispiel für die alleinige Fokussierung auf das Bild der Doppelhelix und die Probleme, die mit einer solchen Einschränkung verbunden sind: Während andere Historiker den DNA-Begriff als solchen untersuchen, damit verbunden auch den Begriff der „Gene“ und deren Bedeutung in Kultur und Wissenschaft, beschränkt sich Heßler auf die Rezeption des Bildes der DNA-Struktur und argumentiert mit den ihrer Meinung nach bildimmanenten Eigenschaften für eine „kulturelle Ikone DNA“.5 Auch die amerikanische Historikerin Soraya de Chadarevian verfährt ähnlich, sich selbst beschränkend auf die Verbreitung des DNA-Modells in der Wissenschaft.

Andere Forscher hingegen versuchen eine umfassendere Erklärung für die Rezeption der DNA-Bilder zu liefern, indem sie sich auch mit der Geschichte der Forschung zum menschlichen Erbgut beschäftigen, mit der Rolle der Molekularbiologie und schließlich dem Mythos, der sich um die Entdecker James Watson und Francis Crick gebildet hat. Hauptsächlich sind das die amerikanische Wissenschaftshistorikerin Pnina Abir-Am, der französische Molekularbiologie-Historiker Michel Morange und der ehemalige Wissenschaftler Erwin Chargaff, der einen Großteil der frühen DNA-Forschung geleistet hat.6

Man sieht also das Forschungsfeld gespalten: in diejenigen, die sich mit dem Bild der Doppelhelix befassen, und diejenigen, die zur Geschichte der DNA forschen. Diese Spaltung selbst ist sehr interessant, würde jedoch den Rahmen dieser Arbeit sprengen. An dieser Stelle sei nur auf die Wichtigkeit

3 Paul, Jahrhundert. Darin enthalten: Heßler, Doppelhelix als gekürzte Fassung ihres Aufsatzes „Die Doppelhelixstruktur als kulturelle Ikone“. Die ausführlichere Version findet sich in Alexander Gall, Konstruieren, Kommunizieren, Präsentieren. Im Folgenden untersuche ich hauptsächlich ihren Aufsatz in beiden Versionen.

4 vgl. etwa Dorothy Nelkin und Susan Lindee, The DNA Mystique.

5 Heßler, Mona Lisa, S. 293f.

6 Chargaff zählt zu den wenigen Naturwissenschaftlern, die sich überhaupt kritisch zur Molekularbiologie äußerten, insbesondere zu Watsons autobiographischen Buch The Double Helix. Vgl. Chargaff, Heraclitean Fire.

des Gesamtbildes hingewiesen, das zwar für ein Urteil über die Rezeption des DNA-Bildes und -Begriffs notwendig ist, scheinbar aber schwer zu überblicken ist. Die Forschung zur Geschichte der DNA bietet zahlreiche Hürden, beispielsweise die erwähnte falsche Darstellung der Ereignisse des Jahres 1953 als „Entdeckung“ der DNA-Struktur. Diese tradierte Erzählung mit den „Helden“ Watson und Crick ist offenbar so verfestigt, daß man sie nach Michel Morange heute fast unmöglich in Frage stellen kann:

„It seems that everything that could be said about it has been said, that there is no unknown element that could falsify this or that aspect of the story, or a the very least provide a new and original point of view.“ 7

Diese auffallende Einschränkung führt mich nach meiner Untersuchung der „Medienikone DNA“ und der „kulturellen Ikone DNA“ im ersten Kapitel dann zur genauen Betrachtung des „Mythos der Doppelhelix“ im zweiten Kapitel. Meine Untersuchungsfragen sind: (1) Ist die DNA-Struktur eine Ikone? Und (2) Warum ist die Geschichte der DNA so verfestigt?

7 Morange, History, S. 115.

1. Ikonen1.1 Die Doppelhelix im Bilderkanon

Der Historiker Gerhard Paul gab 2008 seinen zweibändigen Bilderkanon Das Jahrhundert der Bilder heraus.8 Darin sammelt er Aufsätze zu berühmten Bildern und Filmausschnitten des 20. Jahrhunderts und teilt diese vier Kategorien zu: den Medienikonen, Schlagbildern, Schlüsselbildern und ikonischen Bildclustern. Er argumentiert, visuelle Medien hätten den Bilderkanon des kulturellen Gedächtnisses durch Ikonen geformt.9 Der Begriff Ikone, früher lediglich eine Bezeichnung für Heiligenbilder, meint jetzt nach Paul alle möglichen Arten von Bildern, die überdurchschnittlich bekannt sind und bestimmte Kriterien erfüllen.10 Die Doppelhelixstruktur ist für Paul eine Medienikone, das heißt:

„[eines jener] Bilder, die aufgrund der Häufigkeit, der Dauer und der Streuung ihrer Publikation einen hohen Bekanntheitsgrad besitzen, sich aufgrund ihres ikonischen Potenzials und ihres Gebrauchswerts aus der medialen Bilderflut herausheben [Hervorherbung hinzugefügt], auf die Betrachter eine besondere emotionale Wirkung ausüben und zeitgenössisch national oder global als kognitive und/oder emotionale Leitbilder fungieren“ 11

Paul unterscheidet zudem zwischen acht verschiedenen Typen von Medienikonen: Superikonen, Ereignisikonen, politisch-personale, Pop-, Werbe-, soziale, Technik- und Fortschrittsikonen sowie Bildungs- und Wissenschaftsikonen. Die Wissenschaftsikonen formen nach Gerhard Paul

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8 Paul, Jahrhundert, S. 28f.

9 Paul, Jahrhundert, Vorwort.

10 Paul nennt mehrere „ikonische Qualitäten“, die ein Bild besitzen müsse, um zur Ikone zu werden. Das geschehe durch drei primäre und zwei sekundäre Kanonisierungsprozesse. Kernstück der These ist neben der Voraussetzung, dass das zu ikonisierende Bild eine klare Form haben muss, die weite Verbreitung, Rezeption und schließlich die Aneignung des Bildes durch eine breite Schicht der Gesellschaft. Vgl. Ibid., S. 33f. sowie Paul, Mushroom Clouds, S. 244f.

11 Definition von Reinhold Viehoff und Kathrin Fahlenbrach, zitiert nach Paul, Jahrhundert, S. 28f.

„unsere Vorstellung von nicht sichtbaren Prozessen“, Beispiele seien „die Doppelhelix-Struktur oder das Atommodell“.12

Martina Heßler stellt in ihrem Beitrag Doppelhelix. Die Karriere eines Wissenschaftsbildes in Gerhard Pauls Kanon nach dessen Systematik also eine Medienikone vor, und zwar den besonderen Typ der Wissenschaftsikone.13 Was definiert diesen Begriff genau? Weder Paul noch Heßler liefern eine Antwort. Für Martina Heßler ist die Doppelhelix jedenfalls mehr als ein Modell für nicht sichtbare Prozesse:

„die DNA-Darstellungen in den Wissenschaften [...] [wurden] Symbol des eigenen Erfolgs, eine Ikone, die die Beherrschbarkeit des Lebens verkörperte.“ 14

Heßler unterstützt Pauls Kategorisierung der DNA-Darstellungen als Medienikone durch ihren Versuch, eine Gleichwertigkeit von Doppelhelix und Atompilzwolke zu zeigen. Letztere scheint Gerhard Pauls Musterbeispiel einer Medienikone zu sein: In seinem Sammelband „Visual History“ zeigt er an den mushroom clouds, den Wolken einer atomaren Explosion, die „Entstehung, Struktur und Funktion einer Medienikone des 20 Jahrhunderts“. Die Wolkenmasse sei nicht nur eine Medienikone, sondern dazu eine Superikone.15 Zum Beweis listet er eine Reihe der Repräsentationen des Bildes vom Atompilz auf, sowie eine Reihe an Rezeptionen in den Medien: vom Art Director der New York Times über Kultur- und Kunsthistoriker, von Fotografen bis hin zu Titelblättern des Spiegel und verschiedenen politischen Plakaten aus mehreren Jahrzehnten: Paul verdeutlicht damit glaubhaft eine große Diffusion, Rezeption und Aneignung des gewählten Bildes in vielen Kontexten.

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12 Ibid., S. 30.

13 Hessler, Doppelhelix. In: Paul, Jahrhundert, S. 72–79. Heßlers Beitrag zu Jahrhundert der Bilder ist eine gekürzte Fassung ihres Aufsatzes Die „Mona Lisa der Wissenschaften“. Die Doppelhelixstruktur als kulturelle Ikone, der für mich im Folgenden die Basis meiner Untersuchungen bilden wird.

14 Ibid., S. 78.

15 Paul, Mushroom Clouds, S. 243f.

1.2 Eine „kulturelle“ Ikone?

Martina Heßler versucht in ihrem Aufsatz, eine Parallele zwischen mushroom clouds und Doppelhelix zu suggerieren: Sie zitiert die Definition ikonischer Qualitäten direkt von Gerhard Paul16, zieht den Atompilz als Beispiel einer kulturellen Ikone heran, sieht die „mushroom clouds als zentrales Element einer atomic culture“17, zu der sie dann vergleichend die „genetic culture“ setzt – deren zentrales Element demzufolge die Doppelhelix sei.18 Heßler statiert:

„Bilder der Doppelhelixstruktur, der DNA, gehören zweifellos zu den kulturellen Ikonen des 20. und auch des 21. Jahrhunderts“ 19

Wie kommt Heßler zu diesem Schluß? Sie listet eine Reihe von Argumenten, die einen Ikonenstatus der DNA-Struktur suggerieren sollen – hauptsächlich durch die Wirkung der Doppelhelixbilder „außerhalb des wissenschaftlichen Kontextes“ und ihre Rezeption als Symbol einer „genetic culture“.20 Ihr Postulat der Doppelhelix als Ikone lässt Heßler zu ihrer Untersuchungsfrage kommen:

„Im Folgenden geht es allerdings nicht um [die] künstlerische oder populärkulturelle Rezeption der DNA [...] Vielmehr stehen folgende zwei Aspekte im Mittelpunkt: Zum einen die Frage, wann und in welchem Kontext die DNA zu einer Ikone wurde. [...] Zum anderen wird der ästhetische Wandel der DNA betrachtet“ 21

Aus diesem Ansatz ergeben sich jedoch zwei offensichtliche Probleme, die Heßler nicht klären kann. Zuerst fragt sie zwar nach dem Wann und dem Wo, nicht aber nach dem Warum.

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16 Hessler, Mona Lisa, S. 293. Hier bezieht sie sich wie im Folgenden immer auf Gerhard Paul, Mushroom Clouds.

17 Ibid., S. 292.

18 Ibid., S. 294.

19 Ibid., S. 293. Direkt mit dieser Aussage referiert Heßler auf Harmke Kammingas Ausstellungskatalog, vgl. Kamminga, Representations.

20 Ibid., S. 294.

21 Ibid. (Hervorhebungen durch die Autorin selbst).

Warum ist die „DNA eine Ikone? Heßler umgeht diese Frage, indem sie den Ikonenstatus der Doppelhelix-Bilder zu Beginn als gegeben setzt und dann nur deren Verbreitung untersucht.22 Zum anderen klammert sie die Rezeption der Bilder in einer breiten Öffentlichkeit durch Konsum und Populärkultur für ihre Untersuchung aus. Gerade das ist aber von großer Wichtigkeit, denn:

„Erst die massenhafte und kontinuierliche Aneignung der Bilder [Hervorhebung hinzugefügt] durch die Rezipienten und die Nutzung der Bilder im alltäglichen sozialen, kulturellen oder politischen Leben als Gebrauchsgegenstände, Protestsymbole, Anschauungsobjekte in Ausstellungen, Schulbüchern und Museen“ 23

entscheidet nach Gerhard Paul darüber, ob ein Bild zur Medienikone wird. Statt nun diese wichtige Voraussetzung einer Ikone für die DNA zu beweisen, beharrt Heßler zwar auf der multikontextualen Rezeption der Doppelhelix, belegt dies aber nicht ausreichend, wie ich im Folgenden zeigen werde.

Ein weiteres Grundsatzproblem in Heßlers Aufsatz ist die Tatsache, dass sie ihre Begriffe nicht klar definiert: weder den Begriff „Ikone“ noch „DNA“ oder „Doppelhelix“. Heßler spricht von der „DNA als kultureller Ikone“: Bezieht sie sich auf das biologische Molekül oder spricht sie von der wissenschaftlichen Darstellung desselben? Oder nur von dessen Struktur, der Doppelhelix, ähnlich einer gedrehten Leiter, die in drei verschiedenen Varianten auftreten kann?24 Keine einzige dieser Fragen wird von Heßler geklärt. Und was definiert überhaupt eine „kulturelle“ Ikone?

Gerhard Paul arbeitet mit dem Begriff der Medienikone, ebenso andere Historiker mit Fokus auf Kunst- und Bildergeschichte wie Alfred Czech.25 Bei beiden findet man verschiedenste Typen von Ikonen, sucht eine „kulturelle“ Ikone aber vergeblich. Wenn es also ein von Heßler zu

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22 Meine Kritik bezieht sich nicht auf Heßlers These, wie das Bild respektive die Bilder der Doppelhelix sich verbreitet haben, sondern auf ihr fehlendes Hinterfragen des Ikonenstatus‘ der DNA-Struktur.

23 Paul, Jahrhundert, S. 34.

24 Die drei Varianten sind A-DNA, B-DNA und Z-DNA. Die meisten Repräsentationen der Doppelhelix zeigen die B-Form der DNA, diese Form schlugen Watson und Crick auch 1953 vor, vgl. Watson und Crick, Molecular Structure. Die anderen Formen wurden später entdeckt. Vgl. Calladine et. al., DNA – Das Molekül und seine Funktionsweise.

25 Czech, Bildkanon, S. 28f.

prägender Begriff sein sollte, warum übergeht sie dann seine Klärung?26 Angenommen, Heßler bezieht sich auf einen neuen, eigenen Typ einer Medienikone: Sind Heßlers Belege für den Ikonenstatus der Doppelhelix stichhaltig?

Der erste Gewährsmann dafür soll ein Ausstellungskatalog sein: Harmke Kammingas Representations of the Double Helix, der 1995 anlässlich einer Ausstellung in Cambridge erschienen war. Heßler vermerkt, dieser gebe „einen Überblick über DNA-Repräsentationen“ und suggeriert so eine weite Verbreitung von Bildern der Doppelhelix.

Zwar listet der Katalog in der Tat einige Bilder der DNA-Struktur auf: Genau 47 Abbildungen. Aber die angeblich weite Verbreitung über die Wissenschaft hinaus kann damit nicht belegt werden – nur sieben dieser Abbildungen sind aus einem Kontext, den man als „außerwissenschaftlich“ bezeichnen könnte. Sucht man nach Rezeptionen in Konsum- und Alltagskultur, bleiben nur noch derer zwei: eine schwedische Sondermarke und ein Parfümflakon.27

Als nächstes zieht Heßler den Kunsthistoriker Martin Kemp heran. Dieser argumentiert in seinem Beitrag zum 50. „Geburtstag“ der DNA in der Zeitschrift Nature für die Mona Lisa of modern science. Er spricht von der Doppelhelix als einem „Super-Image“, das in das visuelle Gedächtnis eingegraben sei, seinen ursprünglichen Laborkontext verlassen habe und nun Wirkung in vielen anderen Kontexten besäße. Die einzigen Kontexte, die Kemp außer der Wissenschaft zeigt, sind Kunst und Architektur. Die ausgewählten Kunstwerke erwecken überdies den Eindruck, eher speziell

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26 Man könnte noch weiter gehen und Unterscheidung fordern zwischen „DNA als Ikone“ und „Bildern von DNA als Ikone“, insofern man sich über den Abbild-Begriff streiten möchte, wie Sabine Flach demonstrierte: Flach, Eine kulturelle Ikone – Die Doppelhelix. Da auch Flach zu keinem klaren Ergebnis bei der Unterscheidung gelangt ist, klammere ich für diesen Aufsatz diese Unterscheidung aus und verwende „DNA“ und „Doppelhelix“ im Sinne von Abbildungen des Moleküls respektive seiner Struktur, um weitere Verwirrungen zu vermeiden.

27 Kamminga, Representations, S. 24 (Sondermarke), S. 25 (Flakon). Als „außerwissenschaftlich“ bezeichne ich hier diejenigen Bilder, die weder direkt in der Wissenschaft zirkulieren (grafische Erläuterungen in Lehrbüchern), noch im „halb-wissenschaftlichen“ Kontext stehen (Cover wissenschaftlicher oder populärwissenschaftlicher Publikationen, Zeitschriften, oder Logos von Firmen, die ihre Dienste hauptsächlich der Wissenschaft anbieten). Für weitere Bespiele siehe im Appendix „Representations“.

als weit verbreitet zu sein. Die architektonischen Beispiele beschränken sich größtenteils auf Bauten für wissenschaftliche Institutionen.28

Ihr nächstes Argument, die „Prägekraft der DNA für die gesamte Kultur“ fand Martina Heßler in einem Interview mit dem Kunsthistoriker Horst Bredekamp. Leider lässt sich daraus wenig lesen: weder definiert Bredekamp dort, was er mit „Prägekraft“ meint, noch mit „Kultur“.29 Auch bei den weiteren von Heßler zitierten Belegen finden sich keine Beweise für die geäußerten Behauptungen, weder für den „Link zwischen Labor und Gesellschaft“30, den die DNA darstelle, noch für das „Totem“ das die DNA für die Molekularbiologie angeblich sei.31 Immer wieder versucht Heßler zu zeigen, dass das Bild der Doppelhelix außerhalb der Wissenschaft weit verbreitet ist und für verschiedene Zwecke benutzt wird – und immer wieder scheitert sie daran. Das lässt sich an drei Beispielen vorführen:

Erstens sei die Doppelhelix, schreibt Heßler, das Symbol der Gentechnik und der gesamten Lebenswissenschaften. Dadurch habe ihr Bild eine weite Verbreitung innerhalb und außerhalb der Wissenschaft erfahren.32 Sollte das der Fall sein, so müsste man doch bei der massenmedialen Verbreitung auch im und durch das Internet annehmen, der Doppelhelix online zu begegnen, wenn man nach den „Lebenswissenschaften“ sucht.

Aber auch bei größeren Vertretungen der Disziplinen findet man überraschenderweise keine Spur der Doppelhelix. Dazu zwei Beispiele:

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28 Kemp, Mona Lisa, S. 416-420.

29 Schwarze Legenden, S. 18. Bredekamp benutzt offensichtlich den Begriff „Ikone“ anders als Heßler, er spricht eher von einem einfachen Bild als von einem „abstrakten Konzentrat“ wie Heßler (Heßler, Mona Lisa, S. 294.)

30 Vom Link spricht Harmke Kamminga in erwähntem Katalog, allerdings ohne ein Beispiel oder einen Beleg. Wenn man als „Gesellschaft“ den Teil der Öffentlichkeit definiert, der mit der Wissenschaft in regem Austausch steht, dann wird tatsächlich ein „Link“ sichtbar; wie ich bereits oben erwähne, sind von den Abbildungen im Katalog nur sehr wenige nicht-wissenschaftliche Rezeptionen zu erkennen und der „Link“ zu mehreren Teilen der Öffentlichkeit wird somit schwer zu erkennen. Zum Thema (Teil)Öffentlichkeiten siehe Peter Weingart, Die Öffentlichkeit der Wissenschaft sowie Ulrike Felt, Why should the Public understand Science?

31 Vgl. Dazu Strasser, Who cares?, S. 805. In diesem Aufsatz gibt Strasser allerdings keine Begründung an – Aus der Literatur zum Ursprung der Molekularbiologie wird diese These nicht ersichtlich. Vergleiche dazu Michel Morange, A history of molecular biology sowie Abir-Am, Deconstructing the Historiography of Molecular Biology.

32 Heßler, Mona Lisa, S. 294.

Weder weist das Logo der Online-Enzyklopädie der Lebenswissenschaften Ähnlichkeiten zur DNA auf (Abb.1), noch kann man bei der Gesellschaft für Biotechnologie und Molekularbiologie e.V. das angebliche Symbol erkennen (Abb.2).

Abb.1

Abb.2

Zweitens stützt sich Heßler auf die Rezeption der Doppelhelix in den Massenmedien. Wenn eine solch breite Diffusion des Bildes tatsächlich der Fall wäre, müsste die DNA-Struktur dann nicht in signifikanter Zahl und/oder an exponierter Stelle zu beobachten sein? Am Beispiel des Magazins Der Spiegel lässt sich gut demonstrieren, dass das eben nicht der Fall ist: Wann immer das Thema Gentechnik oder Lebenswissenschaften als Titel-Thema auftaucht glänzt die Doppelhelix durch Abwesenheit.

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Abb.3 Abb.4

Stattdessen wird eine andere Repräsentation der DNA sichtbar: Eine Visualisierung der Basensequenzen von Guanin, Adenin, Thymin und Cytosin. Ob nicht vielleicht diese Sequenz eher ein Symbol der Lebenswissenschaften ist? Darüber erfährt man jedoch nichts; weder bei weder bei Martina Heßler, noch bei anderen Historikern, die sich mit diesem Thema befassen.33

Wenn das Bild der Doppelhelix wirklich ein Symbol der Gentechnik wäre, müsste es dann drittens nicht auch bei einer kritische Bezugnahme zum Thema Gentechnik auftauchen, sobald es in Politik oder Gesellschaft zu einem Counter-Diskurs kommt?34

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33 Etwa Soraya de Chaderavian, Harmke Kamminga oder Sabine Flach. Diese Historikerinnen bilden für mich die Gruppe derer, die die Bilder der Doppelhelixstruktur und ihre Verbreitung untersuchen.

34 Counter-Diskurs heißt eine kritische Auseinandersetzung mit einem Thema in der Öffentlichkeit. Gerhard Paul zeigt, dass gerade auch Atom-Gegner zum Ikonenstatus der Atompilzwolke beigetragen haben. Siehe dazu Paul, Mushroom Clouds, S. 243f.

Abb.5 Abb.6

Abb.7 Abb.8

Aber auch im öffentlichen Diskurs um Gentechnik findet man keine Bilder der DNA-Struktur. Die private Gegnerschaft des „Genfood“ bezieht sich lieber auf Gemüse als auf die angebliche Ikone (Abb.8). Das aktuelle Wahlplakat der Grünen, das in anderer Ausführung bei Paul als Beispiel für die Rezeption der Atompilzwolke hervorragend dient, ist im Falle der Doppelhelix sogar ein negatives Beispiel, dass also das Bild der DNA-Struktur keine Aneignung durch eine breiten Öffentlichkeit erfährt (Abb.9). 35 Auch die Umweltschutzorganisation Greenpeace vertraut im Counter-Diskurs lieber auf das Biohazard-Zeichen (Abb.10).

Die Beispiele zeigen, dass Heßler die Gleichwertigkeit von Bildern des Atompilzes und der Doppelhelix in Bedeutung und Rezeption erfolglos zu konstruieren versucht und somit einen gleichwertigen Ikonenstatus von Atompilzwolke und DNA-Struktur nicht belegen kann. Heßlers These der Doppelhelix als „kulturelle“ Ikone ist wenig überzeugend. Sie zeigt zwar Wege und Chronologie der Bildverbreitung, aber weder erklärt sie, was eine kulturelle Ikone ist, noch kann sie beweisen, dass die Doppelhelix diese Bezeichnung verdient hätte.

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35 Gerade bei „Genfood? Nein Danke!“ lässt sich die Rückbeziehung des Logogestalters auf den Button „Atomkraft? Nein Danke!“ nicht leugnen. Wenn die Doppelhelix so präsent wäre, wie Heßler es suggeriert, warum wurde sie hier nicht benutzt?

Abb.9 Abb.10

1.3 Medienikone und Medienereignis

Trotzdem hat Gerhard Paul die DNA-Struktur in seinen Kanon aufgenommen und als Medienikone klassifiziert. Sollte also die Doppelhelix keine „kulturelle“ Ikone, dann doch vielleicht eine Medienikone sein? Paul liefert eine Reihe von Kriterien für Medienikonen.36 Die Atompilzwolke ist eine, denn sie ist nach Paul nicht nur weit verbreitet und wirksam in vielen Kontexten, sondern auch und vor allem ein „symbolisch kodiertes Schlüsselbild zu einer kollektiven Erinnerung“. Das Bild der mushroom clouds, so Paul, erfährt eine „symbolische Verallgemeinerung über das abgebildetes Ereignis hinaus“ und wird mit der ständigen Re-Inszenierung und massenmedialen Reproduktion in verschiedenen Kontexten zur Ikone.

Dass die Doppelhelix dagegen die Voraussetzung der weiten Verbreitung nur schwer erfüllt, habe ich im letzten Kapitel zu zeigen versucht: Sie wird weder in Konsum- noch in Alltagskultur in bedeutendem Maße rezipiert. Könnte die Doppelhelix dennoch ein anderes Kriterium der Medienikonen erfüllen? Könnte sie zu jenen Schlüsselbildern gehören, „die ein historisches Ereignis auf eine kurze Formel bringen und durch ihren hohen Wiedererkennungswert ikonische Qualität besitzen“?37

Ein historisches Ereignis mit solch drastischer Wirkung wie der Abwurf der ersten Atombombe kann die Doppelhelix aber kaum vorweisen; reicht die erste Publikation der Struktur in Nature 1953 als Ereignis aus? Wie muss ein Ereignis überhaupt beschaffen sein, damit ein Schlüsselbild es abbilden kann?

Nach Friedrich Lenger prägen die Massenmedien unsere kollektive Erinnerung.38 Welche Ereignisse in unserer kollektiver Erinnerung sind, lässt sich schwer definieren, man könnte aber davon ausgehen, es müssten Medienereignisse sein, also „Schlüsselereignisse, die einen Prozess

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36 In diesem Kapitel beziehe ich mich für alle Definitionen von Medienikone auf Paul, Mushroom Clouds, S. 243f. Die gleichen Definitionen finden sich entsprechend auch bei Paul, Jahrhundert, S. 29f.

37 Peter Ludes, zit. nach Paul, Jahrhundert, S. 31, Anm. 79.

38 Lenger, Medienereignisse, Vorwort.

gesamtgesellschaftlicher Kommunikation auslösten“39 Also hat die Publikation des Artikels in Nature einen gesamtgesellschaftlichen Kommunikationsprozess ausgelöst? Nein. Die damalige Rezeption des Watson-Crick-Artikels war extrem gering.40 Edward Yoxens Untersuchung zum Pressespiegel der 50er und 60er Jahre lässt vermuten: Zunächst war die Postulierung der DNA-Struktur für den Großteil der Gesellschaft nur ein weiterer Schritt in der Forschung.

Es gibt also kein abgebildetes historisches Ereignis für die Doppelhelix, das die gleiche Bedeutung hätte wie Hiroshima für den Atompilz. Das wirft die Frage auf: Warum feiert Nature 1974 den 21. „Geburtstag“ der DNA-Struktur, indem sie sich auf dieses unsensationelle Ereignis bezog? Gab es etwas, das an die Stelle eines Hiroshima trat und das fehlende Medienereignis ersetzte?

In der Zwischenzeit hatte tatsächlich etwas die fehlende Sensation erzeugt: 1968 erschien James Watsons autobiographisches Buch The Double Helix, ein Bestseller, der bis heute immer wieder neu aufgelegt wird. Das Buch erzeugte einen Skandal, noch ehe es erschienen war; es erregte so viel Aufmerksamkeit, dass Watson durch seine Erzählung seiner eigenen Entdeckung das fehlende Medienereignis von 1953 fünfzehn Jahre später rekonstruieren konnte – indem er einen Mythos schuf, der bis heute untrennbar mit der Doppelhelix verbunden ist.

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39 Lenger, S. 8.

40 Yoxen, S. 167.

2. Mythen

Die DNA-Struktur wird mit dem Atommodell als eines der bekanntesten wissenschaftlichen Modelle gesehen.41 Ein Grund dafür ist, daß sie anderen wissenschaftlichen Bildern etwas voraus hat: Eine eigene Mythologie.42 Die Meistererzählung von der „Entdeckung der Doppelhelix“ läßt sich überall wiederfinden. Zum 50. Jahrestag der wissenschaftlichen Publikation von Francis H. Crick und James D. Watson in der renommierten Wissenschaftszeitschrift Nature feierte der Sender 3sat 2003 „Die größte biologische Entdeckung – 50 Jahre DNA-Struktur“:

Sie wird als „die größte Entdeckung der Biologie“ bezeichnet: Die Aufklärung der DNA-Struktur durch Watson und Crick. Ein paar Pappschnipsel, ein wenig Draht und ein Geistesblitz am Samstagmorgen machten James Dewey Watson zu einem der renommiertesten Forscher der Gegenwart.43

Das ist ein extremes Beispiel für die Reduzierung auf einen Helden und seinen „Geniestreich“. Aber auch in historiographischer Literatur findet sich die verbreitete Ansicht, die Postulierung der DNA-Struktur habe 1953 eine Welle an Entwicklungen ausgelöst, die zur heutigen Molekularbiologie und Gentechnik geführt hätten.44 Plötzlich, so gewinnt man den Eindruck, sei das „Geheimnis des Lebens“ der Entschlüsselung nahe gewesen und die Wissenschaft habe unisono jubiliert.

So hört sich der Mythos an, die success story von der „Entdeckung der DNA-Struktur“. Dieser Zeitpunkt wird heute zumeist als Geburtsstunde der Molekularbiologie gewählt und als Wegbereiter des Human Genome Projects.45 Das Problem dabei ist nur: Die Darstellung ist nicht nur falsch, sondern verzerrt den Blick auf die Geschichte einer ganzen

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41 Paul, Jahrhundert, S. 30.

42 Morange, History, S. 115f.

43 http://www.3sat.de/dynamic/sitegen/bin/sitegen.php?tab=2&source=/nano/bstuecke/45640/index.html (11.10.09)

44 Morange zeigt: „this mythical vision has the tendency to concentrate the entire history of the discipline into a single discovery“.

45 Zur Molekularbiologie vgl. Morange, History, S. 115f. Zur Geschichte des HGP vgl. Strasser, Who cares, S. 804f. oder die Ursprungsgeschichte selbst in Science 291 (2001), S. 191.

wissenschaftlichen Disziplin, wie der Molekularbiologie-Historiker Michel Morange feststellt.

„In the case of molecular biology, this mythical vision has the tendency to concentrate the entire history of the discipline into a single discovery. Previous results were only ‘the paths to the double helix’, from which flowed all subsequent results, including the messenger RNA and the genetic code. This presentation of events is wrong: the discovery of the double helix was both a motor and a brake on the later developments of molecular biology.“ 46

Wie entstand dieser Ursprungsmythos? Wie wurde diese angeblich revolutionäre Entdeckung damals aufgenommen? Wie gingen die Menschen damit um, daß 1953 das „Geheimnis des Lebens“ entschlüsselt worden war? Der Historiker Edward Yoxen fand heraus: Gar nicht. Die Rezeption des Strukturpostulats 1953 war nicht nur extrem gering, es dauerte ganze 15 Jahre, bis die Doppelhelix erstmals mit dem Begriff „Geheimnis des Lebens“ in Verbindung gebracht wurde. Und das durch den Entdecker selbst – James Watson veröffentlichte 1968 The Double Helix, seine memoirenhafte Schilderung der Ereignisse. Dieses Buch bildet auch den Anfang der „Ikonisierung“ der Doppelhelixstruktur nach Martina Heßler. Deren Chronologisierung der „Karriere“ dieses wissenschaftlichen Bildes beginnt mit Watsons Buch.47 Aufgrund des enormen Erfolgs des Buches habe demnach auch die schematische Zeichnung der Struktur eine weite Verbreitung erfahren. Zusammen mit der ritualisierten Feier der Entdeckung in der Zeitschrift Nature ab 1974 bildete The Double Helix „den Beginn ihrer Ikonisierung“. Die Re-inszenierung der Entdeckung alle 10 Jahre in Nature und auf Konferenzen zu den Themen Gentechnik und Molekularbiologie habe, so Heßler, das Bild gefestigt und ihm so zu seinem Ikonenstatus verholfen. Vor allem aber das 1990 gestartete Human Genom Project habe der Doppelhelix dann eine „steile Karriere“ beschert.48

Interessant sind bei dieser Chronologisierung die langen Pausen zwischen der Publikation der Struktur 1953, Watsons Buch 1968 und dem Beginn der „Traditionsbildung“ in Nature 1974.

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46 Ibid.

47 Heßler, Mona Lisa, S. 297.

48 Heßler, Mona Lisa, S. 312f.

Der Traditionsbeginn in Nature ließe sich erklären dem Hinweis auf den Start der Gentechnologie 1974 durch das erstmals gelungene Rekombinieren von Sequenzen zu einer neuen r-DNA im selben Jahr. Aber was ist mit den 15 Jahren zwischen 1953 und 1968? Wie war die Rezeption der neuen Struktur? Welche Rolle spielte das Bild der Doppelhelix vor 1968? Heßler weist zwar bedeutungsvoll in ihrem Untertitel darauf hin:

„[Die DNA] wurde zu einer Ikone, allerdings einer Ikone, deren Werden erst ca. zwei Jahrzehnte nach ihrer Entdeckung begann.“ 49

Damit scheint diese Lücke in der Chronologie aber erklärt zu sein, denn Heßler gibt keine Erklärung für den Grund der Verzögerung ab. Was hielt Watson davon ab, sein Buch etwa schon 1963 zu publizieren, als er für die Entdeckung mit Crick und Wilkins den Nobelpreis für Chemie erhielt? Eine Antwort darauf findet sich weder in den Aufsätzen von Heßler, noch bei Soraya de Chaderavian. Letztere statierte aber: „Watson‘s book made the double-helix story“.50

The Double Helix startete also nicht nur die Verbreitung des Bildes, sondern auch die Verbreitung von Watsons ganz eigener Fassung der Geschichte von 1953.51 Die erste Fassung des Buches schrieb Watson 1966, zur gleichen Zeit, in der eine Gruppe von Wissenschaftlern in den USA sich als die Gründer der Molekularbiologie feierte.52 Die sogenannte Phage-Gruppe um den deutschen Immigranten Max Delbrück verfasste 1966 einen Sammelband mit dem Titel „Phage and the Origins of Molecular Biology“, Herausgegeben von Günther S. Stent, John Cairns und James D. Watson. Es sollte eine Festschrift sein für Delbrück – aber es ist eine komische Festschrift, denn Max Delbrück war zu diesem Zeitpunkt erst 60 Jahre alt und dachte noch nicht an den Ruhestand.

19

49 Heßler, Doppelhelix, S. 73.

50 de Chaderavian, Portrait, S. 101.

51 „Wie der 25-Jährige Wissenschaftler James D. Watson den Schlüssel des Lebens entdeckte“, Umschlagstitel der deutschen Übersetzung „Die Doppelhelix“, 1968.

52 Yoxen, Speaking Out, S. 171.

Der Biologe Richard Lewontin verweist in seiner Buchkritik auf die seltsamen Eigenarten dieser Festschrift.53 Eigentlich, so Lewontin, war bis dato die Geschichtsschreibung in der Wissenschaft von den Wissenschaftlern selbst nur als reine Auflistung des Fortschritts gesehen worden.54 Aber diese seltsame Festschrift ändert alles:

„Phage and the Origins of Molecular Biology is a unique work. It introduces into the literature of science, for the first time, a self-conscious historical element in which the participants in scientific discovery engage in writing their own chronicle.“ 55

Die Phage-Gruppe war Lewontin zufolge getrieben von der Suche nach dem „Paradoxon“. Die Hoffnung, man könne neue Gesetze der Physik entdecken durch Forschungen zum Gen, dadurch eine Revolution in der Biologie auslösend wie einst Heisenberg und Schrödinger mit der Quantenmechanik in der Physik.56 Von diesem Manifest der Phage-Gruppe bekommt man den Eindruck, hier habe man nicht nur eine Gruppe von Wissenschaftlern vor sich, sondern ein eingeschworenes Team, in dem sich jeder dem gemeinsamen Ideal unterordnet. Das spricht nach Lewontin für das Gefühl einer historischen Mission, das diese Wissenschaftler erfüllt haben muss.57 Die erstrebte Revolution sollte sich auch im Postulat der DNA-Struktur äußern. Für die Phage-Gruppe bedeutete dies einen Paradigmenwechsel: Determinierte biologische Vorgänge statt einer statistischen Wahrscheinlichkeit.58

Dieser Logik folgend, war die Berichterstattung über die Entdeckung der DNA-Struktur 1953 mehr als enttäuschend. Erst mehr als einen Monat nach

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53 Lewontin, Essay Review.

54 Wenn man nämlich annimmt, die Entwicklung wissenschaftlichen Wissens sei unvermeidlich, weil man ja Stück für Stück die Beziehung zwischen Objekten aufdecke, Beziehungen, die unabhängig von den untersuchten Objekten existierten, kommt man mit genug Anstrengung scheinbar zu wissenschaftlichen Wahrheiten. Daraus schließt der so denkende Wissenschaftler, dass Geschichte (für ihn) nichts nütze. „A knowledge of history cannot then illuminate the present or guide the future.“. Lewontin, S. 156.

55 Ibid., S. 157f. Auf Lewontin macht die Festschrift den Eindruck einer Saga, einer Mythologie, in der Helden mit Rüstung portraitiert werden, inclusive eines Watson, der mit der Lanze gegen den „Drachen“ DNA vorgeht.

56 Ibid.

57 Lewontin, S. 159: „This willing submission to party discipline on the part of ambitious, brilliant individualists testifies to the sense of historic mission they must have felt.“

58 Ibid., S. 160.

der Publikation erschienen die ersten Berichte in der Presse, hätten jedoch unsensationeller nicht sein können und sprachen lediglich von der Entdeckung, ohne etwas über die Wissenschaftler oder die Hintergründe zu erwähnen.59

Langsam aber stetig erscheinen mehr wissenschaftliche Publikationen: Meselson und Stahl wiesen 1958 die semi-konservative Replikation nach und bestätigten damit das Strukturmodell.60 1961 zitierten bereits alle universitären Lehrbücher die Publikation von Watson und Crick, 1965 erwähnten 100% der Schultexte ihre Arbeit.61

Trotz der Verbreitung ihrer wissenschaftlichen Leistung hielten die Medien es jedoch scheinbar nicht für nötig, über Watson und Crick zu berichten. 1962 erhielten Watson, Crick und Maurice Wilkins den Nobelpreis für Chemie. Das endlich nahmen die Sunday Times und der Observer zum Anlass, lange Artikel über die Wissenschaftler zu bringen. Die Berichterstattung war jedoch wieder alles andere als reißend. Man gewinnt den Eindruck, Watson und Crick hätten einfach plötzlich beschlossen, alle Puzzleteile zusammenzufügen und wären so zwangsweise auf die Struktur gestoßen. Über ihre eigentliche Arbeit wurde nicht im Detail berichtet, man erfuhr nichts darüber, wie denn diese Entdeckung eigentlich von statten gegangen war.62 Sogar der Wissenschaftler John Kendrew, der den Entdeckern näher stand als manch anderer, wusste nicht zu erklären, wie sie es geschafft hatten:

„I would find it very hard to explain just how they did solve it – indeed I think they would too. It is a good example of one of those intuitive jumps which happen in science from time to time. You may call it genius, you may call it inspiration, or what you will“ 63

Wie man sich leicht vorstellen kann, war diese Rezeption wenig befriedigend: weder für die Phage-Gruppe noch für Watson selbst. Er fand sich ungerecht behandelt, so Yoxen, und wollte mit The Double Helix den

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59 Yoxen, S. 167.

60 Mesesohn/Stahl, The Replication of DNA, 1958

61 Yoxen, S. 169.

62 Yoxen, S. 169.

63 John Kendrew, The Thread of Life (1966), zit. nach Yoxen, S. 170.

Mythos von der simplen und unschuldigen Wissenschaft durch seinen eigenen ersetzen.64 Watson demonstriert in seinem Buch eine neue Art, Wissenschaft zu betreiben. Weniger langweiliges fair play, mehr Wettbewerb, mehr Wettrennen, mehr Erleben und weniger Experimentieren.65 Watson stellt sich dar als Wissenschaftler, der erfolgreich ist aufgrund seines Geistes, nicht seiner Methode. Nach der Historikerin Pnina Abir-Am ist hier ein typischer Wissenschaftsmythos zu beobachten, der vom „Genius des Wissenschaftlers“:

„the scientist-hero making his discoveries as a result of personal genius, while trivializing the critical role of social institutions in properly constraining but also channeling the creative energy of the scientist-hero in specific directions.“ 66

Dieser Mythos verwischt also die wissenschaftlichen Spuren wie etwa die Theoriegebilde, die der Erkenntnis zugrunde lagen oder die Rolle der wissenschaftlichen Institutionen und beschränkt die Gründe für den Erfolg auf Schicksal und geniale Wissenschaftler mit überlegener Methode.

Neben der Entdeckergeschichte, die Watson mit seiner Monographie in die Welt setzt, prägt er auch erstmals die bekannten Schlüsselbegriffe: Das „Wettrennen“ der Forscher und die Entdeckung des „Geheimnis des Lebens“. Bis in die 1960er Jahre wäre es undenkbar gewesen, eine wissenschaftliche Entwicklung mit diesem religiösen Begriff zu verbinden.67 Erst nach 1968 waren die Begriffe Doppelhelix und „Secret of Life“ untrennbar verbunden.68

Diese ungewohnte Art, einen vermutlichen „ungefilterten“ Einblick in die Wissenschaft zu erhalten, faszinierte die Leser. Das Buch verursachte wegen des beleidigenden Stils einen Skandal, noch ehe es in den Druck

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64 Yoxen, S. 165. Die Berichterstattung vor The Double Helix spricht von der Entdeckung wie von einem Glücksfall und beschäftigt sich nicht eingehend mit Watson. In seiner Monographie ändert er das, in dem er mit dem „myth of modesty“ bricht: „„a scientist should never attempt to judge the value of his own achievements“. Vgl dazu Lewontin, S. 156.

65 The Double Helix beschreibt nach Yoxen das Gefühl, Wissenschaft zu treiben: „This is what it felt like, it is useless to pretend otherwise, and we won because we were less silly than everyone else.“ Dagegen ist keine Rede von wissenschaftlicher Forschung, etwa vom theoretischen Hinterbau der Entdeckung, der helical diffraction theory. Vgl. dazu Schindler, Model, theory and evidence, S. 650f.

66 Abir-Am, How Scientists, S. 286.

67 Yoxen, S. 167.

68 de Chaderavian, Helix überall, S. 71.

ging.69 The Double Helix war und ist ein voller Erfolg, mittlerweile in 18 Sprachen erhältlich und wird bis heute immer wieder neu aufgelegt.70

Das Buch erschien just zu einer Zeit, in der die Disziplin der Molekularbiologie nach ihren Wurzeln suchte. Die Aufmerksamkeit, die nun auf dem Buch und auf Watson lag, rückte auch die Geschehnisse um die Publikation 1953 wieder in den Blick. Auch und gerade medial präsente Projekte wie das Human Genome Project in den 90er Jahren haben wieder das öffentliche Interesse an Watsons Geschichte geweckt, die bereits zum Ursprungsmythos geworden war, und sie weiter in das kollektive Gedächtnis gebrannt.71

Aber nicht The Double Helix allein hat diese Entdeckungs- und Entdeckergeschichte verbreitet und verankert. Der von Watson kreierte Mythos wurde von anderen übernommen und verstärkt. Aber nicht, wie man annehmen könnte, durch die Massenmedien. Zuerst halfen Wissenschaftler aus Watsons Reihe dabei, seine Version der Geschichte zu tradieren; Dazu kamen Wissenschaftshistoriker, die selbst Wissenschaftler waren: Robert Olby und Horace Judson seien als Beispiele genannt:

„Robert Olby's monograph The Path to the Double Helix and [...] Horace Judson's more recent The Eigth Day of Creation. Both these books, impressive though they are in the kind of scholarly detail they supply, have helped to confirm the central status of the work on DNA, with narratives that lead either up to 1953 or away from it.“ 72

Olby erzählt nicht nur Watsons Geschichte teleologisch nach, sondern verwendet ebenfalls die von Watson geprägten Begriffe: Es soll ein „Wettrennen der Forscher“ und ein „Wettstreit verschiedener Schulen“ stattgefunden haben.73 Judsons The Eigth Day of Creation von 1979 verweist schon im Titel auf die Bewertung Watsons‘. Auch der Molekularbiologie-Historiker Horace Judson lässt nicht nur kritisches Hinterfragen schmerzlich vermissen, man könnte seine Monographie sogar

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69 de Chaderavian, Portrait, S. 97.

70 Ibid., S. 98f. Das Buch wird sogar im Biologieunterricht an Schulen eingesetzt und steht auf der Liste der „Bücher des Jahrhunderts“ der NYC Public Library.

71 Ibid., S.99f.

72 Yoxen, S. 166.

73 Abir-Am, Deconstructing, S. 82.

als Werbewerk deuten, speziell entworfen, um die Watsonsche Meistererzählung weiter zu verbreiten und eine gesamte Mythologie darum zu kompilieren, um sie zum Zielpublikum zu bringen:74

„[O]ne can only conclude that Judson's The eighth day of Creation was an accomplished work of mass mythology designed for the consumption of those whom the perpetuation of science depends, namely, potential recruits, junior scientists and the public at large.“ 75

Die Historikerin Pnina Abir-Am untersuchte vier Autoren, die über den Ursprung der Molekularbiologie schreiben, darunter auch Olby und Judson. Sie kommt zu dem Schluss, dass alle Autoren eine deutlich rekonstruktionistische Methodologie an den Tag legen, die alle vergangenen Ereignisse im Lichte der späteren success story erklärt.

„The success story, be it a ‘discovery’ such as the double helix or a theory such as the Central Dogma, is treated as an absolute standard of judgement and thus as a legitimate source of meaning for prior occurrences.“ 76

Nicht nur die Wissenschaftler selbst, sondern auch Historiographen verbreiten also die Erfolgsgeschichte als Ursprungsmythos. Das Problem dabei, erläutert Abir-Am, ist der scheinbare Abstand, den letztere von ersteren hätten. Nun sprechen nicht mehr die Akteure über ihre eigenen Aktionen, sondern Historiker erklären die Vergangenheit scheinbar objektiv, und schaffen so eine „Legitimation zweiter Ordnung“ für den Watsonschen Entdeckermythos.

„These apologetic efforts constitute a higher order of legitimation than the definitions generated by authoritative scientists, because they are perceived as capable of conferring further objectivity upon the latter's initially transparent and contestable announcements.“ 77

Damit haben nach Abir-Am auch Historiker dazu beigetragen, einen Schutzgürtel aus solchen second order legitimations um den offiziellen Mythos der Wissenschaft zu legen und ihn damit für innere und äußere Kritik schwer angreifbar gemacht.

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74 1996 erschien Judsons Buch als 25-Jährige Jubiläumsausgabe, herausgegeben von der Cold Springs Harbor Laboratory Press. James Watson war 35 Jahre lang Direktor dieser Forschungsinstitution.

75 Abir-Am, Deconstructing, S. 98.

76 Ibid., S. 106f.

77 Ibid.

FazitZu Beginn hatte Ich die Bekanntheit der DNA-Struktur und ihre

Vorstellung als Ikone diskutiert, war darauf gestoßen, dass die Geschichte von der Forschung zur DNA verdächtig verfestigt ist und stellte dann zwei Fragen: (1) Ist die Doppelhelix eine Ikone und (2) warum ist die Geschichte der DNA so verfestigt?

Die Doppelhelix ist ein sehr bekanntes und weit verbreitetes wissenschaftliches Bild. Dennoch gehören zu den Definitionen einer Medienikone nach Gerhard Paul eine breite Rezeption und Aneignung eines Bildes in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft. Paul selbst hat diese Voraussetzungen gemessen am populären Status der Atompilzwolke, deren ikonischen Status er nachvollziehbar dargelegt hat. Martina Heßler versuchte, eine Parallele zu konstruieren zwischen Atompilzwolke und Doppelhelix. Diese Nebeneinanderstellung ist ihr nicht überzeugend gelungen. Auch ihre Bewertung der Doppelhelix als „kulturelle Ikone“ ist fragwürdig und nicht ausreichend beweisbar. Aus meiner Untersuchung schließe ich: Die Doppelhelix ist keine klassische Heiligenbild-Ikone und auch keine Medienikone wie die Atompilzwolke. Vielleicht lässt sich ihr herausragender Status als „ikonengleich“ bezeichnen; Im Rahmen dieser Arbeit ist die DNA-Struktur jedoch nicht als Ikone zu bewerten.

Dennoch zieht sie viel Aufmerksamkeit auf sich. Das liegt aber auch an der heute verbreitete Version der „Entdeckergeschichte“ von James Watson, der als „24-jähriges Genie“ die Struktur des Erbgutes als erster „erkannte“. Dieser Mythos, von Watson selbst geschrieben, ist genauso falsch wie unabänderbar. Autoritäre Forscher wie Watson und die ehemalige „Phage-Gruppe“ schufen diesen Mythos und bewahren ihn bis heute. Ein Schutzgürtel aus scheinbar objektiven historiographischen Untersuchungen festigen und verbreiten bis heute die Meistererzählung. Solange die dominierende Figur Watsons nicht beiseite tritt, so die Wissenschaftshistorikerin Pnina Abir-Am, werden Historiker nicht an die Wahrheit hinter der Geschichte von der Doppelhelix kommen.78

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78 Interview von Henry Nicholis mit Pnina Abir-Am 2003. http://pgabiram.scientificlegacies.org/dna-at-50/biomednet-interview (26.09.09)

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Abbildungsverzeichnnis

Abb.1 http://www.els.net/ (08.10.09)

Abb.2 http://www.gbm-online.de (08.10.09)

Abb.3 Der Spiegel 15/1997.http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-8693991.html (27.09.09)

Abb.4 Der Spiegel 37/1998.http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-7972207.html (27.09.09)

Abb.5 Der Spiegel 26/2000. http://www.coverbrowser.com/covers/spiegel/7 (27.09.09)

Abb.6 Der Spiegel 20/2001. http://www.coverbrowser.com/covers/spiegel/7 (27.09.09)

Abb.7 http://www.merkur-online.de/bilder/2008/10/28/17658/900011167-gentechnik.9.jpg (27.09.09)

Abb.8 http://www.genfoodneindanke.de/ (27.09.09)

Abb.9 Wahlplakat Bundestagswahlkampf Bündnis 90/Die Grünen 2009.http://www.josef-rosner.de/bilder/wahlen-b/gen.jpg (27.09.09)

Abb.10 http://www.greenpeace.at/patentantrag0.html (27.09.09)

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Appendix

Darstellungen der DNA-Doppelhelix

Abbildungen in Harmke Kamminga: Representations of the Double Helix, Ausstellungskatalog, Cambridge 1995.

Anzahl Abbildungen: 47.

Davon wissenschaftlicher Kontext: 29Beispielsweise - Illustrationen in wissenschaftlichen Lehrbüchern - Labormodelle- Poster wissenschaftlicher Konferenzen

halbwissenschaftlicher Kontext: 11Beispielsweise- Illustrationen in populärwissenschaftlicher Literatur- Werbung für Biotech-Firmen und Laborausstatter

außerwissenschaftlicher Kontext: 7Beispielsweise- Illustrationen in politischer oder Unterhaltungsliteratur- Kunstwerke (Dalí)- Massenmedien (Guardian)

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