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8/8/2019 Die Burg – ein Ort der Freimaurer http://slidepdf.com/reader/full/die-burg-ein-ort-der-freimaurer 1/21 1 Die Burg – ein Ort der Freimaurer?  Verschw•rung, Mythos oder Hofkamarilla der politischen Macht Einleitung Die j€dische Kultusgemeinde 1 der Republik Tschechien beklagte sich schon mehrmals seit der Samte- nen Revolution von 1989 in der •ffentlichkeit dar€ber, dass die Demokratisierung der tschechischen Gesellschaft die Schleusen f€r Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus unter dem Deck- mantel der Meinungs- und Pressefreiheit weit ge‚ffnet hat 2 . Nach der politischen Wende entstanden zahlreiche Verlage, die regelmƒ„ig rechtsradikale Zeitschriften wie die Politika , Republiku oder Spigl publizieren. In diesen Zeitschriften wurde nach Meinung der Prager Kultusgemeinde eine antisemiti- sche Kampagne gegen Juden gestartet. So schrieb etwa der Spigl €ber angebliche „j€disch- freimaurerische Finanzverschw‚rungen“ in Tschechien. Diese verbale Form der antisemitischen Ag- gressivitt lehnt sich sehr stark an die Argumentationsmuster an, wie sie in der Tschechoslowakei auch schon in der ersten Hlfte des 20. Jahrhunderts gebraucht wurden. Die oben angef€hrten Ver- balradikalismen gegen Juden und Freimaurer scheinen kein modernes Phnomen der postkommunisti- schen Gesellschaft der Republik Tschechien zu sein, das die Unzufriedenheit und Frustration von Mit- gliedern sozialer und politischer Randgruppe reflektiert, sondern die Fortsetzung einer geistigen Tra- dition, die eng mit der Geschichte der b‚hmischen Lnder verbunden ist. Der Wirkungskreis und das politische Umfeld tschechischer Freimaurer vor dem Ersten Weltkrieg l…t sich nur sehr l€ckenhaft rekonstruieren, weil die Mehrzahl von ihnen in Logen au…erhalb von B‚hmen und Mhren in reichsdeutschen oder in Wiener Grenzlogen wie der Humanitas vertreten war. Nur der kleinere Teil geh‚rte den in B‚hmen ansƒssigen deutschen Logen an, die seit 1870 in Prag und Br€nn oder in den deutschen Stƒdten West- und Nordb‚hmens wie Karlsbad, Reichenberg, Saaz, Eger oder Asch aktiv waren. Zu den bekanntesten Logen zƒhlte damals die Prager Loge Wahrheit und Ei- nigkeit zu den drei gekr€nten S•ulen , der Pers‚nlichkeiten wie Gerstner Franz, Mitbegr€nder des er- sten polytechnischen Instituts in Prag, N…prestek Vojta, Gr€nder des Prager Gewerbemuseums, Pro- ch…zka Georg, Anatom, Physiologe und Professor f€r Augenheilkunde an der Universitƒt Prag, Strnad  Anton, Astronom und Mathematiker an der Sternwarte des Prager Klementinums, und der bekannte Kirchenhistoriker Royko Kaspar angeh‚rten. 1908 wurde in Prag die Loge Hiram zu den drei Sternen gegr€ndet, die ihre Rituale in Pre„burg abhielt und der Symbolischen Gro‚loge von Ungarn unter- stand. Der Hiram traten wenige Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs auch Pers‚nlichkeiten aus Kreisen der tschechischen und tschechisch-j€dischen Intelligenz bei. Die Anfƒnge der Freimaurerei in der Tschechoslowakei hƒngen eng mit dem Zusammenbruch der Habsburgermonarchie und der Gr€ndung der Ersten Tschechoslowakischen Republik zusammen. Zwei Tage vor dem Umbruch gr€ndeten 15 Freimaurer der Hiram am 26. Oktober 1918 die Loge Jan  Amos Komenskƒ , die dem Grand Orient de France unterstand. Am 27. Oktober 1923 gr€ndeten die italienische Gro„loge ge- meinsam mit der franz‚sischen in Prag die Gro„loge N„rodn… Velik„ Lože Československ„“, die Logen im mƒhrischen Br€nn und im slowakischen Pre„burg und Kaschau einsetzte. Damit wurde eine Entwicklung eingeleitet, die den Verschw‚rungstheoretikern bis heute ein breites Spielfeld f€r ihre Thesen offen lƒ„t. So war die Tschechoslowakei von 1918 nach ihrer Auffassung ein von Juden und Freimaurern gegƒngeltes“ 3 Staatswesen, dem die historische Legitimitƒt fehlte. Das von Thomas G. Masaryk, dem ersten Prƒsidenten der Tschechoslowakischen Republik, und seinem 1 vgl. mehr dazu www. hagalil.com 2 Die kommunistische Partei der Tschechoslowakei hatte in den ersten Jahren nach ihrer Macht€bernahme von 1948 unter dem Druck des „sowjetischen Antizionismus“ Juden in mehreren „Sƒuberungswellen“ aus den eige- nen Parteikadern entfernt und unter dem Vorwand einer „zionistischen Verschwrung“ den Prozess gemacht, obwohl zahlreiche Juden im Zweiten Weltkrieg dem tschechischen Widerstand, den Partisanen in der Heimat- front und der Exilregierung in London angehrt hatten. Den Hhepunkt bildete 1952 der Schauprozess gegen Rudolf Slansky. 3 Dieser Vorwurf wurde vor allem von den tschechischen Nationaldemokraten nach den ersten Auseinanderset- zungen mit Masaryk erhoben und von den Tschechischen Nationalen Sozialisten €bernommen und fand schnell im Dunstkreis der deutschen Verschwrungstheoretiker eine rasche Verbreitung.

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Die Burg – ein Ort der Freimaurer? Verschw•rung, Mythos oder Hofkamarilla der politischen Macht

Einleitung

Die j€dische Kultusgemeinde1 der Republik Tschechien beklagte sich schon mehrmals seit der Samte-nen Revolution von 1989 in der •ffentlichkeit dar€ber, dass die Demokratisierung der tschechischenGesellschaft die Schleusen f€r Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Antisemitismus unter dem Deck-mantel der Meinungs- und Pressefreiheit weit ge‚ffnet hat2. Nach der politischen Wende entstandenzahlreiche Verlage, die regelmƒ„ig rechtsradikale Zeitschriften wie die Politika , Republiku  oder Spigl publizieren. In diesen Zeitschriften wurde nach Meinung der Prager Kultusgemeinde eine antisemiti-sche Kampagne gegen Juden gestartet. So schrieb etwa der Spigl  €ber angebliche „j€disch-freimaurerische Finanzverschw‚rungen“ in Tschechien. Diese verbale Form der antisemitischen Ag-gressivitt lehnt sich sehr stark an die Argumentationsmuster an, wie sie in der Tschechoslowakeiauch schon in der ersten Hlfte des 20. Jahrhunderts gebraucht wurden. Die oben angef€hrten Ver-balradikalismen gegen Juden und Freimaurer scheinen kein modernes Phnomen der postkommunisti-schen Gesellschaft der Republik Tschechien zu sein, das die Unzufriedenheit und Frustration von Mit-gliedern sozialer und politischer Randgruppe reflektiert, sondern die Fortsetzung einer geistigen Tra-

dition, die eng mit der Geschichte der b‚hmischen Lnder verbunden ist.

Der Wirkungskreis und das politische Umfeld tschechischer Freimaurer vor dem Ersten Weltkrieg l…tsich nur sehr l€ckenhaft rekonstruieren, weil die Mehrzahl von ihnen in Logen au…erhalb von B‚hmenund Mhren in reichsdeutschen oder in Wiener Grenzlogen wie der Humanitas vertreten war. Nur derkleinere Teil geh‚rte den in B‚hmen ansƒssigen deutschen Logen an, die seit 1870 in Prag undBr€nn oder in den deutschen Stƒdten West- und Nordb‚hmens wie Karlsbad, Reichenberg, Saaz, Egeroder Asch aktiv waren. Zu den bekanntesten Logen zƒhlte damals die Prager Loge Wahrheit und Ei- nigkeit zu den drei gekr€nten S•ulen , der Pers‚nlichkeiten wie Gerstner Franz, Mitbegr€nder des er-sten polytechnischen Instituts in Prag, N…prestek Vojta, Gr€nder des Prager Gewerbemuseums, Pro-ch…zka Georg, Anatom, Physiologe und Professor f€r Augenheilkunde an der Universitƒt Prag, Strnad

 Anton, Astronom und Mathematiker an der Sternwarte des Prager Klementinums, und der bekannte

Kirchenhistoriker Royko Kaspar angeh‚rten. 1908 wurde in Prag die Loge Hiram zu den drei Sternen gegr€ndet, die ihre Rituale in Pre„burg abhielt und der Symbolischen Gro‚loge von Ungarn  unter-stand. Der Hiram traten wenige Jahre vor dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs auch Pers‚nlichkeitenaus Kreisen der tschechischen und tschechisch-j€dischen Intelligenz bei.

Die Anfƒnge der Freimaurerei in der Tschechoslowakei hƒngen eng mit dem Zusammenbruch derHabsburgermonarchie und der Gr€ndung der Ersten Tschechoslowakischen Republik zusammen. ZweiTage vor dem Umbruch gr€ndeten 15 Freimaurer der Hiram  am 26. Oktober 1918 die Loge Jan

 Amos Komenskƒ , die demGrand Orient de France  unterstand. Am 27. Oktober 1923 gr€ndeten die italienische Gro„loge ge-meinsam mit der franz‚sischen in Prag die Gro„loge N„rodn… Velik„ Lože Československ„“, die Logenim mƒhrischen Br€nn und im slowakischen Pre„burg und Kaschau einsetzte.

Damit wurde eine Entwicklung eingeleitet, die den Verschw‚rungstheoretikern bis heute ein breitesSpielfeld f€r ihre Thesen offen lƒ„t. So war die Tschechoslowakei von 1918 nach ihrer Auffassung einvon Juden und Freimaurern gegƒngeltes“3 Staatswesen, dem die historische Legitimitƒt fehlte. Dasvon Thomas G. Masaryk, dem ersten Prƒsidenten der Tschechoslowakischen Republik, und seinem

1 vgl. mehr dazu www. hagalil.com2 Die kommunistische Partei der Tschechoslowakei hatte in den ersten Jahren nach ihrer Macht€bernahme von1948 unter dem Druck des „sowjetischen Antizionismus“ Juden in mehreren „Sƒuberungswellen“ aus den eige-nen Parteikadern entfernt und unter dem Vorwand einer „zionistischen Verschwrung“ den Prozess gemacht,obwohl zahlreiche Juden im Zweiten Weltkrieg dem tschechischen Widerstand, den Partisanen in der Heimat-front und der Exilregierung in London angehrt hatten. Den Hhepunkt bildete 1952 der Schauprozess gegen

Rudolf Slansky.3 Dieser Vorwurf wurde vor allem von den tschechischen Nationaldemokraten nach den ersten Auseinanderset-zungen mit Masaryk erhoben und von den Tschechischen Nationalen Sozialisten €bernommen und fand schnellim Dunstkreis der deutschen Verschwrungstheoretiker eine rasche Verbreitung.

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ersten Ministerprƒsidenten, Karel Kramař, propagierte historische Staatsrecht“4 galt unter den Geg-nern Prags als Schwindel und wurde abgelehnt. Wie tief diese Ablehnung im kollektiven Bewusstseinder Kritiker der tschechoslowakischen Eigenstaatlichkeit verhaftet blieb, bewies der deutsche Reichs-kanzler Adolf Hitler, der am 19. September 1938 in einem Interview mit dem britischen Daily Mail erklrte: „Die Tschechen haben nichts, was sie als Nation kennzeichnet, weder in ethnologischer,strategischer, wirtschaftlicher noch sprachlicher Hinsicht. Eine geistig minderwertige Handvoll Tsche-

chen in die Herrschaft €ber Minderheiten von V‚lkern mit einer tausendjhrigen Kultur, wie Deutsche,Polen und Ungarn, einzusetzen, war ein Werk der Narrheit und Unwissenheit.“5

Der Weg zur Unabh€ngigkeit der TschechoslowakeiDie Geschichte der Tschechoslowakei wurde vor allem in den Anfangsjahren von der politischen Agi-tation ihrer beiden Gr€ndervƒter, Masaryk und Eduard Beneš, bestimmt. Masaryk 6 und Beneš7 warenim Unterschied zu vielen ihrer politischen Weggefƒhrten als Gelehrte und ohne festen parteipolitischenR€ckhalt mit der Politik in Ber€hrung gekommen - Masaryk vier Jahrzehnte fr€her als Beneš. Beidestanden in der geistigen Tradition der Jungtschechen8 und beschƒftigten sich in ihrer wissenschaftli-chen Arbeit mit der Stellung der Tschechen in der Habsburgermonarchie9, die sie vor dem ErstenWeltkrieg als integrativen Faktor f€r eine ostmittel- und s€dosteuropƒische Ordnungsmacht akzep-

tierten und in dieser Form nicht in Frage stellten.10

Der eigentliche Wendepunkt kam f€r beide mitdem Ersten Weltkrieg.

Im Dezember 1914 reiste Masaryk nach Italien und in die Schweiz. Eine R€ckkehr nach Prag waraber nicht mehr m‚glich, weil ihm in der Heimat die Verhaftung wegen Hochverrates drohte. Damitbegann eine Šra in der tschechischen Gr€ndungsgeschichte, die unter dem Begriff  Auslandsaktion zumindest auf der Ebene der internationalen Diplomatie den Grundstein f€r die staatliche Unabhƒn-gigkeit der Tschechoslowakei legte. Zu den engsten Weggefƒhrten Masaryks zƒhlte Eduard Beneš, der1915 Masaryk ins Genfer Exil nachgefolgte und mit ihm die  Auslandsaktion aufbaute. Am 4. Juli 1915hielt Masaryk in Z€rich einen Vortag vor Auslandstschechen, in dem er die staatliche Unabhƒngigkeitder Tschechen au„erhalb des Staatsverbandes mit •sterreich-Ungarn forderte. Genf und Z€rich waren

 jedoch nur die erste Zwischenstation. Die eigentlichen Zentren der Auslandsaktion waren London undParis, die Hauptstƒdte der europƒischen Ententemƒchte. Von dort aus baute sich Masaryk in der er-

4 Das historische Staatsrecht besagte, dass Bhmen und Mƒhren bis zur Macht€bernahme der Habsburger nachder Schlacht am Wei…en Berg immer ein souverƒnes Staatsgebilde war und auch wƒhrend der 300-jƒhrigen Herr-schaft der Habsburger die Souverƒnitƒt nie verloren hatte.5 zit. aus Peter Wassertheurer, Sudetendeutsche und Tschechen. Geschichte und Fakten. Hrsg. v. Bundesministe-rium f€r Bildung, Wissenschaft und Kultur. Wien 2002, S. 36.6 Tomaš G. Masaryk wurde 1850 in der s•dm‚hrischen Ortschaft Gƒding (tsch. Hodon„n) als Sohn eines slowa-kischen Kutschers geboren. Nach einer Schmiedelehre besuchte Masaryk das deutsche Gymnasium in Br•nn. Nach der Matura •bersiedelte Masaryk nach Wien und studierte Philosophie. Masaryk entschied sich f•r einewissenschaftliche Laufbahn, promovierte 1876 und habilitierte 1879 zum Thema Der Selbstmord als sozialeMassenerscheinung der modernen Zivilisation.“7 Eduard Beneš wurde 1884 im westbƒhmischen Kožlany geboren. Seine Eltern waren tiefgl‚ubige Bauern, die

M•he hatten, ihre sechs Kinder zu ern‚hren. Beneš sollte nach dem Wunsch der Mutter katholischer Priester werden. 1896 •bersiedelte er nach Prag, wo er das Gymnasium besuchte. 1905 ging Beneš nach Paris und dis-sertierte 1908 in Dijon: Das ƒsterreichische Problem und die tschechische Frage.“8 1874 kam es im konservativen tschechischen Parteienspektrum zur Emanzipation einer nationalen Bewegung,die unter der Bezeichnung „Freisinnige Nationalpartei“ ( Narodni strana svobodomyslna) das geistige Erbe destschechischen Liberalismus seit 1848/49 €bernahm und in Anlehnung an die deutschen Parteienverhƒltnisseschon bald unter dem Terminus  Jungtschechen das politische Pendante zu den  Alttschechen   bildete. Aus demRepertoire der jungtschechischen Bewegung entwickelte sich in den letzten beiden Jahrzehnten des 19. Jahrhun-derts ein breites Spektrum an Parteien, deren Vertreter im Ersten Weltkrieg die  Heimatfront  bildeten und nachdem Krieg die Basis f€r die ersten Koalitionsregierungen waren.9 Beneš, Dˆtruisez l’Autriche-Hongrie! Le martyre des Tchˆco-Slovaques Š traves l’histoire“, 1916.10 Masaryk und Beneš standen bis zum Zeitpunkt ihres Exils in der Tradition des tschechischen Nationalhistori-kers František Palack‹ (Vater der Nation“), der in seinem ber•hmten Antwortschreiben an die Frankfurter Ab-

geordneten von 1848 meinte, dass sich die bƒhmischen L‚nder letztlich nur im Verband der Habsburgermonar-chie sozial und national zu mehr Eigenst‚ndigkeit entwickeln kƒnnen: Wahrlich, existierte der ƒsterreichischeKaiserstaat nicht schon l‚ngst, man m•sste im Interesse Europas, im Interesse der Humanit‚t selbst sich beeilen,ihn zu schaffen.“

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sten Phase ein dichtes Netzwerk an Kontakten zu tschechischen Auslandsorganisationen in Frankreich,England, der Schweiz und den USA auf. Neben Masaryks Aktivitƒten organisierte Beneš in Paris ge-heime Zusammenk€nfte mit Vertretern aus den verschiedensten politischen Kreisen. Aufgrund dersystematischen Institutionalisierung dieser Treffen entwickelte sich rasch eine Struktur, die unter demBegriff Maffia  bekannt wurde.

Masaryk verlie„ Anfang September 1915 die Schweiz und reiste €ber Paris nach London, wo er amInstitut f€r slawische Studien eine Professur erhielt. Im Oktober 1915 stellte Masaryk bei seiner An-trittsvorlesung die konzeptionellen Grundlinien f€r eine Neuordnung Mitteleuropas vor: die Unabhƒn-gigkeit der Nationen in Mittel- und Osteuropa sollte €ber die Aufl‚sung •sterreich-Ungarns erreichtwerden. Im Herbst 1915 schlossen sich in Paris die auslandstschechischen Organisationen unter slo-wakischer Beteiligung zum Comit‰ d‘action tch‰que ‹ ľ‰tranger zusammen. Bereits am 14. November1915 ver‚ffentlichte Masaryk in Paris ein Manifest, in dem das Streben nach einer staatlich unabhƒn-gigen Tschechoslowakei erstmals als Ziel der Auslandsaktion  formuliert wurde: „Deshalb entstand das

 Auslandskomitee der tschechischen Emigration, um das Ausland €ber den wahren Stand der Dinge zuinformieren und den Staatsmnnern, Politikern und der Publizistik der Verb€ndeten und der neutralenStaaten das Verlangen des tschechischen Volkes vorzutragen und das tschechische Programm zuverfechten. Bisher strebten alle tschechischen Parteien nur im Rahmen †sterreich-Ungarns nach Selb-

stndigkeit f€r das Volk; der Verlauf des Bruderkrieges und die r€cksichtslose Gewalt Wiens zwingenuns, die Selbstndigkeit ohne R€cksicht auf †sterreich-Ungarn zu fordern. Wir streben einen selbstn-digen tschechoslowakischen Staat an.“11

•ber Vermittlung von Milan Štefƒnik 12, dem wichtigsten slowakischen Exponenten der Auslandsaktion ,der als Offizier in der franz‚sischen Armee diente und als Freimaurer beste Kontakte zur franz‚sischenInnenpolitik pflegte, erhielt Masaryk am 3. Februar 1916 eine Audienz beim franz‚sischen Ministerprƒ-sidenten Aristide Briand. Von dieser Unterredung existiert eine handschriftliche Notiz Masaryks, nachder Briand zu den Ausf€hrungen Masaryks wie folgt antwortete: Sehr interessant, sehr interessant -ich selbst habe bereits €ber einige Sachen nachgedacht. Wir Franzosen haben uns stets eine lebendi-ge Sympathie f€r die tschechische Nation erhalten; das ist so und hat sich im Krieg (noch) verstƒrkt.Ich versichere Ihnen, dass Frankreich Ihre Aspiration nicht vergessen wird. Wir teilen diese und wer-den alles tun, damit die Tschechen die Selbstƒndigkeit bekommen. Wir werden jetzt nicht €ber Detailssprechen, mit Ihrer Hauptforderung sind wir vollkommen eins.“13

In Paris etablierte sich auch der Tschechoslowakische Nationalrat (n…rodna r…da) als politisches In-strument der Auslandsaktion , den Masaryk als Vorsitzender leitete und Beneš als Sekretƒr administra-tiv betreute. Zu Masaryks Stellvertreter wurden M‹lan tefan‹k und Josef D€rich gewƒhlt. DerKriegseintritt der USA von 1917 brachte Masaryk in Kontakt mit der amerikanischen Politik, die dasnationale Selbstbestimmungsrecht als Ordnungsprinzip f€r die Neugestaltung Ostmittel- und S€dost-europas und als Alternative zur dynastischen Staatsform verk€ndeten. Am 8. Januar 1918 brachte US-Prƒsident Woodrow Wilson sein Programm f€r einen Weltfrieden vor den Kongress, das er zuvor mitdem britischen Premierminister David Llyod George besprochen hatte. Wilson trat zwar f€r eine F‚-deralisierung der Habsburgermonarchie ein, nicht aber f€r ihre Zerschlagung.

 Am 29. Juni 1918 anerkannte der franz‚sische Au„enminister Stephen Pichon in einem Schreiben anBeneš die Forderungen des n„rodna r„da nach nationaler Unabhƒngigkeit f€r berechtigt und versi-cherte ihm, dass Frankreich bestrebt sein wird, im gegebenen Augenblick Ihre W€nsche nach Selb-stƒndigkeit in den historischen Grenzen Ihrer endlich vom Bedr€ckerjoch •sterreich-Ungarns befreitenLƒnder durchzusetzen.“ Der Entschluss der franz‚sischen Regierung zur Unterst€tzung der tschecho-slowakischen Souverƒnitƒt kamen einer Anerkennung der Plƒne Masaryks gleich, der die tschechoslo-wakische Eigenstaatlichkeit als unverzichtbaren Teil der europƒischen Nachkriegsordnung zur Stabili-sierung Mitteleuropas darstellte. Die Tschechoslowakei sollte dabei nach den Worten Pichons durch

11 zit. aus Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen. M€nchen 2000, S. 445.12 tefanik wurde am 21. Juli 1880 im slowakischen Kosariška, das damals zum ungarischen Kƒnigreich gehƒrte,geboren. 1898 studierte er an der Prager Universit‚t Maschinenbau. Nach der Dissertation •bersiedelte er nachFrankreich und wurde 1912 franzƒsischer Staatsb•rger. tefanik lernte im Dezember 1915 Masaryk und Beneš

kennen. tefanik schloss sich der  Auslandsaktion an und €bernahm die Organisation tschechischer Legionen inRu…land. Er sollte nach der Republiksgr€ndung das Amt des Verteidigungsministers €bernehmen, kam aber am4. Mai 1919 bei einem Flugzeugabsturz in Italien ums Leben.13 Odsun, S. 449.

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die gemeinsamen Bestrebungen aller Alliierten in enger Verbindung mit Polen und dem jugoslawi-schen Staate der un€berschreitbare Wall gegen germanische Angriffe und ein Friedensfaktor in demauf der Grundlage der Gerechtigkeit und der Rechte der Nationen neu aufgebauten Europa werden.“14

F€r Masaryk war diese Proklamation der franz‚sischen Regierung ein Auftrag zur Zerschlagung•sterreich-Ungarns und die Beschrƒnkung des deutschen Machtbereichs auf seine territorialen Gren-

zen. Die unabhƒngige Tschechoslowakei wird die Vereinigung und die Freiheit der Polen und Jugo-slawen und Ruthenen mit sich bringen“ und ein entscheidender Schlag, der das pangermanische ZielBerlin-Badgag begrƒbt“ sein, weil der antigermanische Wall, der durch den tschechoslowakischenStaat, Polen, Jugoslawien, Rumƒnien und Italien gebildet wird“, den alldeutschen Einfluss“15 im OstenEuropas endg€ltig einschrƒnken wird. Damit waren die Kriegsziele der Entente mit den nationalenInteressen der slawischen Exilorganisationen gegen die Mittelmƒchte abgestimmt worden. Masaryk,der sich am 14. Oktober 1918 selbst zum Prƒsidenten der Ersten Tschechoslowakischen Republik er-klƒrt hatte, kehrte am 21. Dezember 1918 unter gro„em Beifall der Bev‚lkerung aus seinem Exil nachPrag zur€ck und wurde als Befreier der Tschechen und Slowaken euphorisch gefeiert.

Die Heimatfront der Parteien

Parallel zur  Auslandsaktion wurde in B‚hmen und Mƒhren eine Heimatfront  aufgebaut, die €ber denTschechischen Nationalausschuss  (česky n…rodny vybor) von den tschechischen Parteien getragenwurde. Im Mƒrz 1915 kam es in Prag zu einem Treffen zwischen Beneš und wichtigen Vertretern derHeimatfront , nƒmlich Karel Kramař, Alois Rašin, Josef Schreiner und Přemysl …mal. Das Ziel war die

  Anerkennung des n„rodna r„da  als tschechoslowakische Vertretungsinstanz im Ausland durch dieHeimatfront und die Einbindung von Vertretern der Heimatfront in die Maffia , um eine Akkordierungund einen Austausch wichtiger Informationen zu erm‚glichen. Die Voraussetzungen f€r den nationalenUnabhƒngigkeitskampf waren jedoch f€r die Heimatfront  aufgrund der Kriegssituation ungemeinschwieriger und auch gefƒhrlicher. So lie„ Feldmarschall und k.u.k. Generalstabschef Conrad vonH‚tzendorf, nachdem es etwa im Anschluss an die dritte Karpatenschlacht im Fr€hjahr 1915 zu De-sertionen und zur Dislozierung tschechischer Ersatzformationen gekommen war, am 21. Mai 1915ohne Wissen der Regierung Karel Kramař16 und den F€hrer der b‚hmischen Sokol (tschechische Tur-

nerschaft), Josef Schreiner, verhaften. Das Armeeoberkommando warf Kramař Hochverrat vor, weil ermit dem italienischen Konsulat in Prag Kontakt aufgenommen hatte. Wƒhrend Schreiner bereits wie-der im Juni 1915 aus der Haft entlassen wurde, konnte Kramař im Hochverratsprozess von Anfang1916 nur in einigen Punkten der Anklage verurteilt werden, gegen die er aber erfolgreich eine Nichtig-keitsbeschwerde anstrengte und schlie„lich eine vollstƒndige Amnestierung durch Kaiser Karl erreich-te. Es war den ‚sterreichischen Beh‚rden nƒmlich nicht m‚glich, beiden ihre Kontakte zur tschecho-slowakischen Auslandsaktion und ihre F€hrerschaft in der tschechischen Widerstandsbewegung nach-zuweisen. Die Spannungen zwischen Wien und Prag, die unter den negativen Vorzeichen der zuneh-menden Kriegslasten das gegenseitige Misstrauen bis an die Grenze der offenen Auseinandersetzungaufschaukelte, erzwang von der Heimatfront eine Doppelstrategie, die gleichsam offene Loyalitƒt undgeheimen Widerstand verk‚rperte.

 Am 19. November 1916 gr€ndeten die tschechischen Vertreter von neun Parteien den Tschechischen Verband (česk• svaz ), der nach dem Tod von Kaiser Franz Joseph eine Loyalitƒtserklƒrung f€r dasHaus Habsburg abgab. Zuvor hatte Kaiser Karl den seit Kriegsausbruch geschlossenen Reichsrat wie-der er‚ffnet. Die tschechischen Vertreter erklƒrten feierlich, dass sie nicht nur den Willen des ge-samten, heute mehr denn je nach Einheit rufenden Volkes erf€llen und... gleichzeitig im Interesse deraltehrw€rdigen Dynastie und der gro„en historischen Sendung des Reiches handeln, die vor allem in

14 Ebenda, S. 48415 Ebenda, S. 485.16 Karel Kramař wurde 27. Dezember 1860 im nordbhmischen Hochstadt (Vysok‡) geboren. Kramař studiertenach seiner Prager Schulzeit in Berlin und Stra…burg Nationalkonomie und dissertierte 1884 in Prag. Dort kamer auch mit dem bekannten ˆkonomieprofessor und Finanzminister Josef Kaizl zusammen. Gemeinsam mit

Masaryk war er als Jungtscheche bei den Realisten politisch aktiv. Kramař war im Ersten Weltkrieg einer der f€hrenden Kpfe der  Heimatfront und sprach sich f€r eine russische Annƒherung aus. Nach dem Ersten Welt-krieg wurde Kramař Vorsitzender der Nationaldemokraten, die unter seiner F€hrung einen betont tschechisch-nationalen Kurs verfolgte.

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Die Burg und die JudenUntersucht man den direkten Einfluss der Juden auf die Entscheidungskompetenzen und politischen

 Aktionsradien der Burg , ergeben sich zahlreiche Ber€hrungspunkte, die teilweise weit in die j€discheGeschichte B‚hmens und Mƒhrens hinein reichen. •sterreichs letzter Kaiser nannte die Erste Tsche-choslowakische Republik eine j€dische Sch‚pfung.“26 Diese Charakterisierung des historischen Ent-wicklungsprozesses der Tschechoslowakei suggeriert Affinitƒten zwischen Auslandsaktion und Juden-

tum. Den Wechselwirkungsprozess gab es €ber Masary27   jedoch schon viel fr€her, nƒmlich schon in-nerhalb der jungtschechischen Nationalbewegung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts. Nach demgro„en Wahlerfolg von 1891 sympathisierte vor allem die j€dische Landbev‚lkerung mit den Jungt-schechen. Dabei fand das j€dische Kleinb€rgertum im Unterschied zum j€disch-deutschen Bildungs-und Besitzb€rgertum viel leichter den Zugang zur tschechischen Identitƒt. Zu den negativen Begleiter-scheinungen dieser tschecho-j€dischen Symbiose geh‚rte das Erbe des b‚hmischen Antisemitismus,der seinen Ableger auch in der jungtschechischen Partei hatte. Masaryk distanzierte sich vom antise-mitischen Fl€gel bei den Jungtschechen, der gegen die wirtschaftliche Hegemonie der Juden undDeutschen in der b‚hmischen Wirtschaft ankƒmpfte und daf€r eine nationale Widerstandsbewegungnamens N„rodn… listy gr€ndeten, die sogar zum Boykott j€discher Geschƒfte aufrief. Es ist deshalbkein Zufall, dass Masaryks Realistenpartei, die sich wie viele andere von den Jungtschechen emanzi-piert hatte, zahlreiche Juden aus dem akademischen Umfeld angeh‚rten. Der aus der Slowakei stam-

mende j€dische Arzt Edvard Lederer war sogar Gr€ndungsmitglied dieser Partei. Das erste ‚ffentliche Auftreten Masaryks f€r die Juden war im legendƒren Prozess gegen Leopold Hilsner, dem ein j€discherRitualmord an einer jungen Frau zum Vorwurf gemacht wurde. Der medial mit gefƒhrlichen Emotio-nen aus der antisemitischen Seele breiter tschechischer Bev‚lkerungsschichten beladene Prozess wur-de von pogromartigen Ausschreitungen gegen Juden begleitet. Nicht selten €berlappten dabei diesozialen Gegensƒtze zwischen Juden und Tschechen das religi‚s motivierte Aggressionspotential. Seitdiesem Engagement galt Masaryk im rechten Spektrum der tschechischen Gesellschaft bis zu seinerExilzeit als national unzuverlƒssig und seine Realistenpartei als verjudet“, was zu einer Marginalisie-rung der Partei in der politischen Diskussion f€hrte. Masaryks Sympathien bei den Juden war nichtzuletzt ein Resultat seiner bis zum Ersten Weltkrieg vorgetragenen positiven Haltung zu •sterreich,die zwar das System, nicht aber den Staat in Frage stellte. Die Habsburgermonarchie war als mul-tiethnisches Staatsgebilde f€r viele Juden ein Pendant zum Konzept des ethnisch homogenen Natio-nalstaates. Die b‚hmischen Juden standen im Ersten Weltkrieg entweder als ‚sterreichische Patriotenauf der Seite der Habsburger, was ihnen vom j€dischen Journalisten Moritz Bloch28 nach dem FranzJoseph-Manifest An meine V‚lker“ auch ans Herz gelegt worden war, oder sie traten der zionisti-schen Bewegung in B‚hmen bei, die als j€dische Nationalbewegung gegen€ber der tschechischensehr positiv eingestellt war und ab 1917 Kontakte zu den tschechischen Parteien suchte, um ihreLoyalitƒt zu bekunden. Die Schwierigkeiten bei dieser Gratwanderung beschrieb 1918 die Selbstwehr ,das zionistische Sprachrohr in B‚hmen, in Form eines feurigen Appells an seine Mitglieder, in dem auf den unertrƒglichen Hass gegen die Nationaljuden aufmerksam gemacht wurde, der ihnen in Prag ent-gegen gebracht wird, obwohl die Zionisten volles Verstƒndnis f€r den Emanzipationskampf eines Vol-kes hegen.“29

  Angesicht des antisemitisch eingefƒrbten Konfliktpotentials darf der tschechoslowakische Beitrag derJuden wƒhrend des Ersten Weltkriegs in B‚hmen und Mƒhren nicht €berbewertet werden. Eine gƒnz-

lich andere Situation ergab sich f€r die  Auslandsaktion . Wieder war es Masaryk, der durch seine fr€-heren Kontakte zu j€disch-amerikanischen Kreisen j€dische F‚rderer f€r seine Arbeit finden konnte.Dazu zƒhlten der in London tƒtige Anf€hrer der Zionisten, Nahum Sokolow, dem es gelang, den Zio-nismus seit der Balfour-Deklaration von 2. November 1917 als globale Bewegung zu etablieren. In derBalfour-Deklaration sprach sich die britische Regierung f€r die j€disch-zionistischen Bestrebungen aus

26 Christoph Stlzl, Die Burg und die Juden. In: Die Burg. Einflussreiche Krƒfte um Masaryk und Beneš. Bd. 2,S. 77.27 Stefan Schwarz weist auf die zahlreichen Kontakte hin, die Masaryk in Wien als Hauslehrer zu vielen j€di-schen Familien der Wiener Gesellschaft hatte. Masaryks finanzielle Unabhƒngigkeit ging auf ein Erbe zur€ck,das ihm ein j€discher Sch€ler vermacht hatte. Spƒter waren es wieder j€dische Kollegen an Prager Universitƒt,die Masaryks Berufung wohlwollend frderten. Vgl. dazu Stefan Schwarz, Masaryk. Der Staatsgr€nder, Wissen-

schafter und Wahrheitssucher in seiner Einstellung zum Judentum. N€rnberg 1949, S. 19.28 Bloch wurde spƒter in der Tschechoslowakei Pressesprecher von Antonin Svehla, der 1926 tschechoslowaki-scher Ministerprƒsident wurde und zu den populƒrsten Politikern der Ersten Republik zƒhlte.29 Stlzl; S. 88 f.

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und brachte „mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimsttte f€r das j€dische Volk in Pal-stina“ zum Ausdruck und versicherte sich zu bem€hen, „die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern,wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die b€rgerlichen und religi‚sen Rechte der beste-henden nicht-j€dischen Gemeinschaften in Palstina oder die Rechte und den politischen Statuts derJuden in anderen Lndern in Frage stellen k‚nnten.“30 Diese Erklƒrung wurde vom britischen Au„en-minister Lord Balfour dem Vorsitzenden der zionistischen Bewegung Lord Rothschild €berreicht. Der

eigentliche Verfasser der Erklƒrung war ein enger Vertrauter von Winston Churchill, Leopold Amery.Balfour und Amery waren j€discher Abstammung, verschleierten aber ihre religi‚se Herkunft. Ameryspielte au„erdem bei der Gr€ndung der J€dischen Legion“ in Palƒstina eine gewichtige Rolle. An die-ser Stelle drƒngt sich ein Vergleich zum Aufbau der tschechischen Legionƒre in Ru„land auf. Man wirddemnach die tschechische Unabhƒngigkeitsbewegung nicht als singulƒres, mitteleuropƒisches Phƒ-nomen des Ersten Weltkriegs ansehen d€rfen, sondern nur im Kontext der nationalen Autonomiefor-derungen der Zionisten, Polen und der s€dslawischen V‚lker auf s€dosteuropƒischem Boden.In den USA waren es dann namhafte j€dische Journalisten, die Masaryk seit der Zeit des Hilsner-Prozesses kannten und nun eifrig unterst€tzten, indem sie den nationalen Unabhƒngigkeitskampf derTschechen und Slowaken in der amerikanischen •ffentlichkeit verbreiteten. Die entscheidendeSchlacht stand Masaryk aber noch bevor. Wilson galt als Bef€rworter der staatlichen Integritƒt •ster-reichs. In dieser Situation waren es das j€dische US-Kongressmitglied Adolph J. Sabath und der Vor-

sitzende der amerikanischen Zionisten Louis D. Brandeis31

, die Masaryk die T€ren im Wei„en Haus zuWilson ‚ffneten, um den Prƒsidenten von der Notwendigkeit der Zerschlagung der Habsburgermonar-chie als Grundstein f€r eine gerechte Nachkriegsordnung zu €berzeugen. Die tschechoslowakischeSouverƒnitƒt sollte auf Grundlage des nationalen Selbstbestimmungsrechtes errichtet werden. Masa-ryks nationaler Staatskonzeptionalismus basierte auf der evolutionƒren Entwicklung eines national-pƒdagogischen Ideals, das sich historisch vom geistigen Fundament der Franz‚sischen Revolution undder amerikanischen Unabhƒngigkeit ableitete und gesellschaftspolitisch zur sittlichen Erneuerung derstaatlichen Gemeinschaft beitragen sollte.

Masaryk stellte vom 7. Oktober 1918 im New York Tribune seine staatsphilosophische Programmatik der amerikanischen Nation vor und nahm dabei auch zur zionistischen Bewegung und zur Rolle der

 j€dischen Minderheit Stellung: Unseren zuk€nftigen Staat stellen wir uns so vor, dass er den ganzenKomplex innerhalb der gegebenen historischen Grenzen umfasst; dies bedeutet, dass es einige natio-nale Minoritƒten geben wird. Die Vermischung der Nationalitƒten, die in B‚hmen und Mƒhren leben,ist so eng, dass eine wirkliche territoriale Abgrenzung unm‚glich ist, denn wir k‚nnen es uns nichtleisten, Tausende und Abertausende unseres Volkes zu verlieren, und wir w€nschen nicht, die Minori-tƒten anderer V‚lker zu unterdr€cken. Es bleibt nur eine gerechte Anordnung €brig, den Minoritƒtendie gleichen Rechte im ‚ffentlichen Leben und in den Schulen zu gewƒhren (...) Nat€rlich bezieht sichdas gleiche Programm auch auf die j€dische Minoritƒt. Die Juden werden dieselbe Gleichberechtigunggenie„en wie die €brigen B€rger unseres Staates. Ferner muss ich betonen, dass wir das unmorali-sche und tyrannische ‚sterreichische System der Staatskirchen beseitigen werden, welches die Religi-on und die Kirche zu politischen Zwecken missbrauchte. Was die zionistische Bewegung betrifft, sokann ich nur meine Sympathie f€r die und die nationale Bewegung im j€dischen Volke im Allgemeinenausdr€cken, weil sie von gro„em moralischen Wert ist. Ich beobachte die zionistische und die natio-nalj€dische Bewegung in Europa und in unserem Lande und ich wei„, dass sie keine Bewegung des

politischen Chauvinismus ist, sondern die moralische Wiedergeburt Ihres Volkes.“32

Die realpolitischen Verhƒltnisse in der Tschechoslowakei waren aber von ganz anderen Str‚mungenund Wertvorstellungen geprƒgt. Im ersten Rausch der nationalen Begeisterung wurden antisemitischeKlischees und ein €berhitzter Chauvinismus, der sich vornehmlich gegen Deutsche und Magyarenrichtete, ohne sonderliche Abstriche in das Erscheinungsbild der neuen Republik hineingetragen undpropagandistisch ausgeschlachtet. Vor allem die Nationalen Sozialisten unter V…clav Klof…č zeigtensich als verlƒngerter Arm des b‚hmischen Antisemitismus. Die Trag‚dien und Ereignisse des Erste

30 http://de.wikipedia.org/wiki/Balfour-Deklaration.31 Brandeis galt zu seiner Zeit in den USA als wichtigster Sozialpolitiker und genoss als Prƒsidentenberater gro-…es Ansehen. Brandeis war Sohn eines j€dischen Prager Textilindustriellen, der 1848 als Revolutionƒr nach

Amerika emigrierte. Der Schwiegervater von Louis Brandeis war der legendƒre Wiener Revolutionsf€hrer Jo-seph Goldmark, der mit Moritz Hartmann eng befreundet war. Hartmanns Witwe wiederum war Masaryks Fr-derin aus seinen Wiener Tagen.32 Stlzl, S. 91.

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Weltkriegs lieferten die Motive f€r neue antij€dische Stereotype. Klof…č etwa prangerte die vielen Ver-brechen an, die viele Juden... wƒhrend des Krieges“ ver€bt hatten. Gleichzeitig warnte Klof…č voreiner Generalisierung der j€dischen Schuld und machte darauf aufmerksam, dass die Juden sehreinflussreiche Ratgeber der Ententestaatsmƒnner wie Wilson sind.“ Klof…č warnte deshalb seine Leutevor €bertriebener Hƒrte gegen die Juden, weil jedes r€cksichtsloses Vorgehen in dieser Frage... einenR€ckschlag zur Folge haben“33 k‚nnte. Gemeinsam mit den Nationalen Sozialisten und Nationaldemo-

kraten unterstellten die tschechischen Agrarier den Juden eine Nƒhe zum Bolschewismus und folglicheine Mitverantwortung f€r den kommunistischen Umsturz in Ru„land. Die Agrarier warten die Judendavor, die Freiheit... zur Ersch€tterung der Verhƒltnisse und zum Hervorrufen blutiger Ereignisse“ zumissbrauchen. In einem solchen Fall m€ssten sie darauf vorbereitet sein, dass sich das unser Volk nicht gefallen lƒsst. Wir warnen noch im letzten Augenblick die Juden, ihre auswƒrtigen Glaubensge-nossen nicht nachzuahmen und sich nicht an die Spitze des Bolschewismus zu stellen.“ Andernfalls

 werden sie sich ihr Schicksal selbst bereiten.“34  Auf der anderen Seite des ideologischen Spektrumsgab sich die tschechische Linke in der Auseinandersetzung mit den Juden betont klassenkƒmpferisch.1920 rief die Rud‰ pr„vo zu Pogromen auf und empfahl diese so durchzuf€hren, „dass man den

  j€dischen Kapitalisten, Gro…grundbesitzern und Gro…kaufleuten ihr ganzes Verm‚gen konfisziert.“Damit die Enteignung des Gro…grundbesitzes in der Republik „sympathischer und plausibler wird, kannman entschieden bei den reichen Juden beginnen.“35

Neben den klassischen antisemitischen Motiven der Linken und Rechten fand die offen artikulierte‚sterreichische Loyalitƒt vieler Juden im Krieg Eingang in die ‚ffentliche Diskussion. Masaryk warnte indiesem Zusammenhang ausdr€cklich vor einer Verallgemeinerung. Der tschechische SozialdemokratJaromir Nečas griff Masaryks Einwƒnde auf und thematisierte die j€dische Frage 1922 in der Zeit-schrift Služba . Nečas Argumentationslinie darf als signifikant f€r die ambivalente Haltung der tsche-choslowakischen Nachkriegsgesellschaft gegen€ber ihren j€dischen Mitb€rgern betrachtet werden:

 Von dem edlen Max Brod bis zu den j€dischen Ausbeutern und Bedr€ckern des slowakischen Volkes,von Dr. Lederer zu den madjarisch-nationalen und deutsch-radikalen j€dischen Politikern, von demKohlenbaron Weinmann zu den j€dischen Tagl‚hnern und Proletariern Karpatoru„lands, von denatheistischen und religi‚s laxen Westjuden zu den strengen und bigotten, bis zum Mystizismus hinnei-genden Chassidim der ‚stlichen Gebiete der Republik (...) finden wir in unserer Republik Juden desverschiedensten politischen und religi‚sen Bekenntnisses und sozialer Stellung und auch verschieden-sten Naturells. Der gr‚„te Fehler ist es daher, wenn man gewisse Erscheinungen des j€dischen Le-bens in unserer •ffentlichkeit generalisiert. Es sind nicht alle Juden Feinde der Selbstƒndigkeit unsererRepublik, weil sich unter ihnen wƒhrend des Krieges einige Einzelpersonen und Zeitungen fanden,welche zu Zeiten •sterreichs in den Krieg hetzten und Tschechen denunzierten. Es sind auch nicht alleJuden in der Slowakei und Karpatoru„land Blutsauger des slowakischen Volkes und der ruthenischenMušiks, sondern den Gro„teil bilden die kleinen Juden, welche unter den Verhƒltnissen genauso littenwie die Slowaken und Ruthenen und welche durch die gewesene madjarische Regierung in Finsternisgehalten wurden.“36

Die Burg und die PresseMasaryk hatte bereits vor dem Ersten Weltkrieg beste Kontakte zu j€dischen Journalisten in Wien undPrag. Um die Mitte der 1890er Jahre arbeitete er sogar als Journalist bei der Wiener Zeitschrift Die Zeit (Čas), die nach der 1848er Revolution gegr€ndet und vom j€dischen Verleger Adolf Fischhof her-ausgebracht wurde. Nach dem Zusammenbruch der Donaumonarchie ging der Gro„teil der tschecho-slowakischen Tageszeitungen in den Besitz der politischen Parteien €ber, die neben der inhaltlichenGestaltung die finanziellen Belastungen zu tragen hatten, was sich in den Budgets der Parteien deut-lich sp€rbar machte. Zu den wichtigsten Parteizeitungen zƒhlten die Česke listy , das Organ der Natio-naldemokraten, die Česke slovo der tschechischen Nationalsozialisten37 und das sozialdemokratische

33 Ebenda, S. 96.34 Ebenda, S. 99.35 zit. nach Stlzl, S. 94.36 zit. nach Stlzl, S. 98.37 Die Česke slovo wurde im Prager Pressehaus Melantrich hergestellt und war die einzige politische Tageszei-tung in der Tschechoslowakei, die mit Gewinn arbeitete.

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Organ Pravo lidu  . Zur gr‚„ten €berparteilichen Tageszeitung in der Tschechoslowakei entwickeltesich die Lidove Noviny 38, die als Sprachrohr der Burg-Gruppe um Prƒsident Masaryk galt.

Einen noch stƒrkeren Einfluss als die Lidove Noviny €bte auf die Burg die Zeitschrift Přitomnost aus,die eine Initiative Masaryks war. Masaryk, der mit seinem Privatverm‚gen die finanzielle Grundlage f€rdie Neugr€ndung erm‚glichte, wollte eine kritische, von der parteipolitischen Alltƒglichkeit unabhƒngi-

ge Zeitschrift gr€nden, die als intellektuelle, vor allem aber €berparteiliche Plattform zu allen wichtigenThemen des gesellschaftlichen Lebens innerhalb und au„erhalb der Republik Stellung nehmen sollte:

 Das Verhƒltnis der Politik zum Journalismus ist so intim, dass beide gleichsam ineinander €bergehen;aber es liegt im Interesse der Politik, sich des Unterschiedes gut bewusst zu werden. Die Zeitungen,vor allem die Tagesblƒtter, werden zu Kristallisationszentren von Richtungen, Fraktionen und Parteienund pflegen €berdies ihre besonderen wirtschaftlichen Interessen zu haben; es fragt sich, ob und wieweit das Interesse einer Partei, einer Richtung, einer Fraktion auch das Interesse des Staates bildet.Das Verlangen nach Verbreitung des eigenen Blattes f€hrt leicht zu Demagogie und Parteilichkeit...“ 39

Masaryk setzte mit der Gr€ndung dieser Zeitschrift eine Tradition fort, die er bereits vor dem ErstenWeltkrieg mit der Gr€ndung seiner Realistenpartei  eingeleitet hatte. Zu den Realisten geh‚rten eineReihe tschechischer Juden, die f€r die Herausgabe der Zeitschrift Rozvoj  verantwortlich waren, die

sich bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs zu einem avantgardistischen Sammelbecken der tsche-chischen Intelligenz entfalten konnte. Masaryks Verhƒltnis zur Journalistik war von der berzeugunggeprƒgt, dass die freie ‚ffentliche Meinung – praktisch die Journalistik und insbesondere die Tages-presse – die Fortsetzung und der Ersatz der parlamentarischen Kontrolle“ darstellt. Die Freiheit derPresse war f€r Masaryk der sicherste Garant f€r das Recht der Kritik am ganzen staatlichen und ‚f-fentlichen Apparat und auch an Personen.“40

Die redaktionelle Leitung des Přitomnost €bernahm 1923 der erst 29-jƒhrige Ferdinand Peroutka, dersich auch an der Gr€ndung dieser Wochenzeitschrift beteiligte. Peroutka war j€discher Abstammung 41

und vor seinen Engagement beim Přitomnost Redakteur bei der Prager Tribuna , in der er die KolumeJaci jsme  (Wie wir eigentlich sind) betreute. Zu Peroutkas prominentesten Journalistenkollegen ge-h‚rten die j€dischen Schriftsteller Karel Čapek und Karel Polaček sowie der j€dische Redakteur undInhaber der Lidove Noviny , Jaroslav Str…nsky, der 1919 die Zeitschrift von seinem Vater Adolf €ber-nommen hatte. Str…nsky war auch Eigent€mer des Borov‘-Verlages, der den Přitomnost herausgab.Zum intellektuellen Mitarbeiterkreis des Lidove Noviny zƒhlten neben Arnošt Heinrich und Karel Kli-ma auch zahlreiche j€dische Schriftsteller und Journalisten wie Arne Nov…k, Richard Weiner, Rudolf Těsnohl‹dek, Karel elepa, Pavel V…ša, Bedřich Golombek und Evard Valenta. Peroutka pflegte alsprofunder Kenner der russischen Literaturgeschichte beste Kontakte zum Kreis der deutsch-j€dischenSchriftsteller im Prager Cafe Arco, wo sich Franz Kafka, Franz Werfel, Max Brod und Egon Kisch auf-hielten. Alle diese Verbindungen wusste Peroutka als leitender Chefredakteur des Přitomnost zu nut-zen, der am 17. Januar 1924 mit seiner ersten Nummer erschien. In den ersten Jahren konzentriertesich der Přitomnost auf die Auseinandersetzung zwischen Masaryk und Kramaš, der seine Aversionengegen die Burg deutlich zum Ausdruck brachte. Peroutka lenkte seine Kritik auf den panslawistischeingefƒrbten Chauvinismus der Nationaldemokraten unter Kramaš. In diesen Anfangsjahren schriebauch Masaryk als Prƒsident so lange in der Presse, bis ihm vehla dies ausredete. Dann schrieb ermanchmal unter verschiedenen Pseudonymen.“42 Die produktivste Phase des Přitomnost dauert von

1930 bis 1938. In diesen 8 Jahren gelang es Peroutka nach dem Vorbild der Lidove Noviny Mitarbeiteraus allen intellektuellen und politischen Kreisen der Tschechoslowakei zu gewinnen. Nach der Macht-ergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland fanden zahlreiche politische Gegner des NS-Regimesund Juden Aufnahme in der Tschechoslowakei. Peroutka nutzte dieses geistige Potential und bot vie-len der deutschen Emigranten die M‚glichkeit zur freien Mitarbeit beim Přitomnost an. Zwischen 1930und 1938 schrieben f€r den Přitomnost  Rudolf Bechyně, Paul Eisner, Karel und Josef Čapek, Karel

38 Die Lidove Noviny wurde vom j€disch stƒmmigen Anwalt und Verleger Adolf Str‰nsky gegr€ndet. Str‰nskywar als Mitglied der Nationaldemokraten Handelsminister im Kabinett von Kramař. Trotz seiner parteipoliti-schen Bindungen galt die Lidove Noviny als parteiunabhƒngig.39 Julius Flirt, Die Burg und die Zeitschrift PřŠtomnost. In: Die Burg. Einflussreiche politische Krƒfte um Masa-ryk und Beneš. Bd. 2., S. 112.40 Ebenda41 Ferdinand Peroutka wurde 1895 in der Prager Vorstadt Kr‰lovsk‡-Vinohrady geboren. Peroutkas Mutter ent-stammte einer deutsch-tschechischen Ehe und kam stammte aus Wegstƒdtl (tětŠ).42 Flirt, S. 121.

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Engliš, Emil Franzel, Evžen Fuchs, Willy Haas, Gustav Hacker, Konrad Weiden, Wenzel Jaksch, JanKallab, Arthur Koestler, Kamil Krofta, František Langer, Heinrich Mann, Jaromir Nečas, Jaroslav Preiss,Hubert Ripka, Willy Schlamm, Adolf und Jaroslav Strƒnsk‹, Josef Šusta, Vavro Šrobar, Johannes Urzi-dil, Jaroslav Werstadt, Gustav Winter und František Weyr.

Die Burg, die Wirtschaft und die Banken1923 ver‚ffentlichte die Deutsche Sozialdemokratische Arbeiterpartei in der Tschechoslowakischen Republik  im Anschluss an den internationalen Sozialistenkongress in Hamburg eine Denkschrift, inwelcher der Erste Weltkrieg als imperialistischer Wettstreit der hochkapitalistischen Nationen zugun-sten des weststaatlichen Imperialismus“ verurteilt wurde. Die Tschechoslowakei war das Produkt derDiktatoren des Friedens, die sich in Paris vereinigten, um Europa neu zu vermessen.“ Das Ziel derNachkriegsordnung war im Osten einen Imperialismus der Kleinv‚lker aufzurichten zur St€tzung desImperialismus der gro„en im Westen.“ Der tschechischen Bruderpartei warf man in deutlich klassen-kƒmpferischer Diktion vor, die Macht der herrschenden Kapitalistenklasse“, die Alleinherrschaft dertschechischen Bourgeoisie“, die b€rgerlichen-kapitalistischen Parteien“, die imperialistische Bour-geoisie“ und die kapitalistische Reaktion“43 zu unterst€tzen.Die Angriffe der deutschen Sozialdemokratie in der Tschechoslowakei deckten sich im Wesentlichen

mit denen der tschechischen Kommunisten. 1930 verfasste Klement Gottwald, erster Prƒsident derTschechoslowakei nach dem Zweiten Weltkrieg, eine programmatische Resolution des Zentralkomi-tees der Kommunistischen Partei der Tschechoslowakei (KPČ) unter dem Titel ber die Situation,€ber die Partei und €ber die nƒchsten Aufgaben.“ Darin wurden die Burg , die Sozialfaschisten - damitwaren die Sozialdemokraten gemeint - und der nationale Faschismus als die drei Sƒulen des politi-schen Establishments, das damals au„erhalb der KPČ bestand, aufgezƒhlt und wie folgt charakteri-sierte: Im Prozess der Konzentration der b€rgerlichen Krƒfte spielte eine immer bedeutendere Rolledie s.g. Burg und ihr Haupt, Prƒsident Masaryk. Die Burg ist der politische Exponent des Finanzkapi-tals, das mit ihrer Hilfe seinen politischen Einfluss in allen b€rgerlichen Parteien geltend macht, vorallem in den sozialfaschistischen. Die Burg zerr€ttelt die alten traditionellen politischen Formationenund gruppiert die politischen Krƒfte der Bourgeoisie nach den gegenwƒrtigen Bed€rfnissen des jungentschechoslowakischen Kapitals (Beherrschung der tschechoslowakischen National-Sozialistischen Parteidurch die Burg-Cterie um Str…nsk‘ und Beneš, die berschwemmung der Spitzen der Tschechoslo-wakischen Sozialdemokratie durch Burg-Theoretiker und Burg-National‚konomen, die Beherrschungder Agrarpartei durch den Burg-Fl€gel Udržal-Viškovsk‘, die Kandidatur des Burg-Mannes Dr. Hod…čf€r die Nationaldemokratie).“43

Gottwald kanalisierte in seinem kritischen Kommentar die wirtschaftliche Entwicklung der Tschecho-slowakei auf einige wenige Exponenten der tschechoslowakischen Finanzwelt, die sich im Gleichklangmit den b€rgerlichen Parteien nach dem Ersten Weltkrieg an vorderster Stelle der Staatsmacht be-haupten konnten. In der kommunistischen Propaganda war die Burg eine Kamarilla der internationa-len Hochfinanz, die als Neue Maffia den Staat heimlich kontrollierte und sich dabei der Macht der bei-den Burgherrn bediente. In Wirklichkeit gab es nach den soziologischen Untersuchung Bachsteinsnur 11 Personen aus den Bereichen Industrie, Finanz und Wirtschaft an, die man der Burg zurechnenkann44. Nach 1918 war die tschechoslowakische Wirtschaft vor allem „von der deutschen Wirtschaft

abhngig und auf enge Kooperation mit dieser angewiesen.“45 Das Ziel der Regierung war die ber-nahme der wirtschaftlichen Kontrolle und die Befreiung aus der Umklammerung der deutschen Wirt-schaft im eigenen Land, die einen Gro„teil der tschechoslowakischen Volkswirtschaft kontrollierte: um1925 waren nur ein Sechstel der Montanindustrie, ein Achtel der Textilindustrie und lediglich einF€nftzehntel der Glasindustrie im tschechischen Besitz.

43 Mehr dazu: Denkschrift der Deutschen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in der TschechoslowakischenRepublik an den Internationalen Sozialistenkongress in Hamburg Mai 1923 €ber den politischen und sozialenStand der Arbeiterbewegung in diesem Staate und das Verhalten der Tschechoslowakischen Sozialdemokratiegegen die €brigen sozialistischen Parteien des Landes.43 Hans Lemberg, Mit unbestechlichem Blick. Studien zur Geschichte der bhmischen Lƒnder und der Tschecho-

slowakei. M€nchen 1998, S. 269.44 Martin K. Bachstein, Die Burg. Einflussreiche politische Kr‚fte um Masaryk und Beneš. Bd.1. S. 63 ff.45 Christoph Boyer, Nationale Kontrahenten oder Partner?, Studien zu den Beziehungen zwischen Tschechenund Deutschen in der Wirtschaft der ČSR (1918-1938). M€nchen 1999, S. 1.

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Die Grundlage f€r den Nationalisierungsprozess der tschechoslowakischen Wirtschaft war die Neuor-ganisation und Umstrukturierung des bereits 1916 gegr€ndeten Zentralverband der tschechoslowaki- schen Industriellen (středn‹ československ‘ch průmysln‹ku – SČP). Bei der Vollversammlung am 10.Mai 1919 erklƒrte sich der SČP zum Vertreter der gesamten tschechoslowakischen Industrie, um, soverk€ndete es Gr€ndungsprƒsident František Malinsk‘, die tschechoslowakische Wirtschaft nach drei-hundert Jahren Knechtschaft“46 von der deutschen Vorherrschaft zu befreien. Von weitreichender Be-

deutung war die •ffnung des SČP gegen€ber j€dischen Wirtschaftstreibenden in der Tschechoslo-wakei. Damit konnte der SČP zahlreiche deutsche bzw. deutsch-j€dische Unternehmer in B‚hmenund Mƒhren sowie das j€dische Kleingewerbe in der Slowakei und in der Karpato-Ukraine als Mitglie-der gewinnen. Die deutsch-j€dischen Mitglieder im SČP nahmen eine wichtige Br€ckenfunktion zwi-schen der deutschen und tschechischen Industrie ein. Zu den prominentesten Pers‚nlichkeiten zƒhltendabei der Reichenberger Textilindustrielle Theodor Liebig.47

Das deutsche Pendant zum ŒSČP war der Deutsche Hauptverband der Industrie  (DHI), der am Tagder Republiksgr€ndung eingerichtet wurde. Der DHI gliederte sich in mehrere Fachbereiche und Tei-lorganisationen, wobei der  Allgemeine Deutsche Textilverband (ADTV) der stƒrkste Verband innerhalbdes DHI war. Die Gr€ndungsversammlung fand erst am 19. November 1919 statt, wof€r wohl dieallgemeine politische Lage und die Unsicherheit €ber die Zukunft der deutschen Gebiete B‚hmens

und Mƒhrens verantwortlich waren. Obwohl die deutschen Industriellen in den ersten Wochen nachder Ausrufung der Unabhƒngigkeit dem politischen Programm nach einem raschen Anschluss derdeutschen Randgebiete an Deutsch-•sterreich zugestimmt hatten, legte Beneš bei den Pariser Frie-densverhandlungen sein ber€hmt ber€chtigtes M—moire III vor, in dem er sich gegen die Abtretungder deutschen Gebiete aussprach, weil damit der tschechoslowakische Staat in seinem wirtschaftli-chen Leben ungemein getroffen“48 werden w€rde. Im Unterschied zu den deutschen Parteien setztebegann sich ein Teil der deutschen Industrie in der Tschechoslowakei bereits 1919 mit der M‚glich-keit eines Verbleibes der deutsch-b‚hmischen Industriegebiete in der ČSR zu beschƒftigen. Die deut-sche Industrie konnte im Gegensatz zur Politik auf ihre hegemoniale Stellung in der Tschechoslowakeiverweisen und ihre wirtschaftliche Potenz gegen€ber den tschechischen Stellen selbstbewusst aus-spielen. Im Unterschied zur Wirtschaft hatten die b‚hmischen Deutschen in der Politik ihre Vormacht-stellung eingeb€„t. F€r die tschechoslowakische L‚sung“ sprachen die stabile Wƒhrung und die ge-sch€tzte Marktposition gegen€ber der reichsdeutschen Konkurrenz. Anderseits sorgten die Ank€ndi-gungen von Handelsminister Adolf Stransk‘ f€r Verunsicherungen in den F€hrungskreisen des DHI,der angek€ndigt hatte, die tschechische Industrie bevorzugt zu f‚rdern, um die berlegenheit derdeutschen Industrie“49 einzuebnen.

Eine ƒhnliche Entwicklung vollzog sich auf dem Sektor der Banken, wo es im Zuge der Nostrifizierungder auslƒndischen Unternehmen zu bernahmen und kartellartigen Zusammenschl€ssen von Geldin-stituten kam. 1919 wurden zehn Filialen und Exposituren der •sterreichischen Creditanstalt der B‚h-mischen Escompte-Bank in Prag angeschlossen, die 1924 auch die Mƒhrische Escompte-Bank €ber-nahm. Parallel dazu gingen die Filialen der Merkurbank in den Besitz der B‚hmischen Kommerzialbank €ber, die des Wiener Bankvereins in den Allgemeinen B‚hmischen Bankverein (Jednota), an dessenGr€ndung auch belgisches Kapital und die Mƒhrische Agrar- und Industriebank beteiligt waren. Zumeinflussreichsten Geldinstitut entwickelte sich die Prager Živnostensk… Banka (Gewerbebank), die 1868

im Zuge der Industrialisierung B‚hmens als eine der vielen neuen Bankhƒusern als Genossenschaftli- ches Tschechisches Kreditinsitut gegr…ndet wurde. Die Živnostenskƒ Banka war als Zentrale der bh-mischen und m„hrischen Vorschusskassen und als Kreditgeberin vornehmlich in der bhmischen Indu-strie t„tig. In den ersten Jahren nach der Jahrhundertwende begann die Živnostenskƒ Banka als da-mals einzige bhmische Gro†bank auf dem Prager Kapitalmarkt ihren T„tigkeitsbereich auf die Le-bensmittel-,Textil- und Maschinenbauindustrie auszuweiten.

46 Ebenda, S. 33.47 Das Textilunternehmen Johann Liebig & Co wurde 1828 von Johann Liebig gegr€ndet und kontinuierlich zueinem Gro…unternehmen ausgebaut. Unter der F€hrung von Theodor Liebig beschƒftigte das Unternehmen

knapp 5000 Mitarbeiter.48 Odsun. Die Vertreibung der Sudetendeutschen. Dokumentation. Hrsg. v. Sudetendeutschen Archiv. M€nchen2000, S. 555.49 Boyer, S. 61.

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ber den Geschƒftscharakter dieser Bank schreibt Adalbert Worliczek, dass die Živnostensk… Bankaaufgrund ihrer engen Kontakte mit der Politik - was f€r sie in der Vorkriegszeit mitunter eine nichtgeringe Hemmung bedeutete – nach dem Umsturz die Fr€chte ihrer politischen Beziehungen ernten“konnte. Immerhin, so Worliczek, hatten zwei ihrer Verwaltungsmitglieder Jahre hindurch das Finanz-ressort verwaltet (...), unter ihnen Rašin50, der Organisator des tschechischen Geldwesens und dertschechoslowakischen Finanzen. Bedenkt man, dass bis vor kurzem auch die gesamte Wƒhrungspolitik 

durch dieses Staatsamt betreut wurde, das €berdies noch zur unbestrittenen Domƒne jener politi-schen Partei geh‚rte, zu der sich auch die Živnostensk… Banka bekannte (Nationaldemokraten), dannist ihre Entwicklung zur Staatsbank, welche Funktion sie jahrelang versah, nicht verwunderlich. Sie hatbei der Neuaufteilung der Finanzierung und der finanziellen Kontrolle der Industrie den gr‚„ten Teil ansich gezogen. Sie €bernahm die Verbindung mit dem tschechoslowakischen Industriekonzern der•sterreichischen Boden-Credit-Anstalt und gliederte sich €berdies manche andere Unternehmungenan, so dass sie heute nicht nur die gesamte Schwerindustrie, sondern auch die Mehrzahl der f€hren-den Unternehmungen der verschiedensten Branchen kontrolliert. Auch sonst hat die Živnostensk…Banka aus ihrer engen Beziehung zu der Finanzverwaltung gro„e Vorteile gezogen, die erst ihren bei-spiellosen raschen Aufschwung erm‚glichten.“51

Hinter diesem Erfolg stand der tschechische Gro„industrielle und Bankmanager Ferdinand Preiss52, der

als Oberdirektor der Živnostensk… Banka zum engsten Beraterkreis Masaryks zƒhlte. Preiss geh‚rte alsMitglied der Nationaldemokraten der F€hrungsebene des politischen Establishments an, das in denersten Jahren wirtschaftspolitisch von den Nationaldemokraten, nƒmlich von Finanzminister AloisRašin, selbst Mitglied des Verwaltungsrates der Živnostensk… Banka, und dem Br€nner National‚ko-nomen Karel Engliš, der das Finanzressort insgesamt sechsmal leitete, ma„geblich bestimmt wurde.Engliš war au„erdem Prƒsident der Tschechischen Nationalbank.Die gegenseitige Verflechtung von Politik und Bankenkapital f‚rderte den direkten Einfluss von Ferdi-nand Preiss auf die Burg , die Preiss mit Vollmachten zur Reorganisation und Umstrukturierung destschechischen Finanzmarktes ausstattete. Beneš soll gegen€ber Finanzminister Rašin die Empfehlungabgegeben haben, dass es gut sei, wenn man unsere Leute vorsorglich anweisen w€rde, sich allerWertpapiere von ‚sterreichischen und deutschen Banken zu entledigen.“53   Anstelle des deutschenKapitals sollten nach den Plƒnen der Burg verstƒrkt westliche Investoren gewonnen werden, um dendeutschen Druck auf die tschechoslowakische Wirtschaft zu entschƒrfen. Unter diesen g€nstigen Vor-aussetzungen stieg die Živnostensk… Banka unter Preiss zu einem in der europƒischen Finanzwelt hochangesehenen Bankhaus auf, das vom internationalen Ansehen Masarys und Benešs profitierte. BeiWessely findet sich ein recht interessanter Beleg aus der Sammlung von Dokumenten“54, die eineZusammenfassung der Schriften Gottwalds darstellt und in den 1950er Jahren erschienen ist. Darinwurde die Behauptung aufgestellt, dass Masaryk und Beneš f€r die j€dische Finanzlobby eine wert-vollere Garantie als aktive Handelsbilanzen“55 waren. Freilich wird man eine solche Behauptung zu-nƒchst im Kontext des Klassenkampfes und der kommunistischen Historiographie kritisch beurteilen

50 Alois Rašin (1867-1923) war Mitglied der Jungtschechen, wurde 1916 mit Kramař zum Tode verurteilt undgehrte nach dem Umbruch dem Nationalausschuss an. Rašin war Finanzminister und fiel 1923 einem Attentatzum Opfer.51 In den Geschƒftsjahre 1918-1938 stieg der Gesamtumsatz von 1779,3 Millionen Kronen f€r 1918 auf 5362,3

Millionen Kronen bis zum Jahr 1937 an. Das bedeutete eine Verdoppelung des Gewinns, der im Gr€ndungsjahr der Republik 10,4 Millionen Kronen und 1937 knapp 24 Millionen Kronen betrug.52 Um die Verfilzung zwischen politischer und wirtschaftlicher Macht in der Ersten Tschechoslowakischen Re- publik zu dokumentieren, sei auf eine Darstellung der vielen Funktionen von Preiss verwiesen. Preiss war amEnde der 1920er Jahre neben seiner Funktion als Generaldirektor der ivnostensk‰ banka u.a. auch Vizeprƒsi-dent des ’SČP, Prƒsident der Bhmischen Aktien-Hypothekar-Anstalt, Mitglied des Direktoriums der Jugosla-wischen Bank A.-G., Vizeprƒsident der Bhmischen Handelsgesellschaft, Prƒsident der Prager Nov‰k&JahnMaschinenfabrik A.-G., Vorstandsmitglied der Assicurazioni Generali in Triest und Prager Securitas Versiche-rungs A.-G., Vizeprƒsident des Aussiger Vereins f€r chemische und metallurgische Produktion, Prƒsident der Kaliwerke A.-G. in Kolin, Vizeprƒsident der Pilsner kodawerke A.-G. sowie Direktoriumsmitglied der Br€nner Berg- und H€ttenwerkgesellschaft. Vgl. dazu: Kurt Wessely, Burg und Banken. Die Burg. Einflussreiche politi-sche Krƒfte um Masaryk und Beneš. Bd. 2, S. 133.53 Wessely, S. 138.54 Dazu gehren die Bƒnde SbornŠk Dokumentů k I. svazku – Spisů Klementa Gottwalda (1925-1929); SbornŠk Dokumentů k II.,III.,IV. a V. svazku (1930-1933); SbornŠk Dokumentů k dějin‰m KSČ v letech 1934-1938 a k VI., VII. a VIII. svazku - Spisů Klementa Gottwalda.55 zit. nach Wessely, S. 145.

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m€ssen, die in den 1950er Jahren gegen das politische Establishment der Ersten Republik zu Feldezog56. Zieht man aber das au„enpolitische Kalk€l der Burg mit in Betracht, so kann die Anlehnung dertschechoslowakischen Finanzwelt an die Kapitalmƒrkte der Entente als logische Konsequent interpre-tiert werden.

 Au•enpolitik der Republik unter BenešDie provisorische Regierung der Tschechoslowakei legte am 18. Oktober 1918 in einem Aufruf an die Welt ihre Grundlinien ihrer Au…enpolitik fest, nach der „das tschechoslowakische Volk sein volles Ma…an Verantwortlichkeit in dem Wiederaufbau Ost-Europas €bernehmen“ wird. „Es €bernimmt vollstn-dig die demokratischen und sozialen Grundstze des Nationalismus und unterwirft sich der Anschau-ung, dass alle Vertrge offen und frei und ohne geheime Diplomatie abgeschlossen werden sollen.“57

Die Au„enpolitik wurde in den Jahren 1918-1935 kontinuierlich und in Eigenregie von Beneš gestaltet.Beneš ergƒnzte zwar Masaryk programmatisch in der au„enpolitischen Zielsetzung der Republik, derenstaatliche Ordnung nach Masaryk ein Teil der Neuorganisation ganz Europas und der gesamtenMenschheit sein sollte, handelte aber weitgehend autonom. Beneš galt als souverƒner Pragmatikerund war €beraus flei„ig. Gegen€ber seinen Mitmenschen pflegte Beneš einen h‚flichen, aber nichts-

destoweniger reservierten Umgang, der ihn in den Augen seiner Mitarbeiter als arrogant und trockenerscheinen lie„. F€r den €berzeugten Abstinenzler geh‚rten achtzehn Arbeitsstunden zum Alltag. Be-neš liebte die Verschwiegenheit und baute sich in seinem Ministerium einen Stab an heimlichen Zutrƒ-gern auf, der sich aus allen gesellschaftlichen Kreisen rekrutierte und Beneš mit Informationen belie-ferte. Diesen Arbeitsstil pflegte Beneš bereits im Pariser Exil. F€r Beneš war der Erfolg der Ausland-saktion m‚glich geworden, weil er und Masaryk die Unabhƒngigkeitsbewegung richtig in den geopo-litischen Rahmen des Weltgeschehens f€gten. J‚rg Hoensch schreibt ganz richtig, dass man Beneš alspolitische Pers‚nlichkeit und seiner auf einen n€chternden, analytischen Pragmatismus ausgerichtetenIntellektualitƒt nicht gerecht wird, wenn man in ihm nur den Epigonen Masaryks sieht, der sich alsopportunistischer Ehrgeizling den philosophischen Grundkonzeptionen und dem politischen Aktivismuseines charismatischen F€hrers unterordnete.“58 ber Beneš meinte Masaryk einmal, dass er der einzi-ge ist, der die Sache in meinen Intentionen f€hren k‚nnte. Er hat mit mir im Ausland gearbeitet undwir haben immer in der gleichen Weise gedacht. Er wei„, wie es in Paris und London zugeht und erkennt die ma„gebenden Leute im Ausland.“59

ber die gemeinsame Arbeit mit Masaryk schrieb Beneš in einem seiner zahlreichen Aufsƒtze: Wirhaben konsequent unseren Kampf mit dem Kampf der europƒischen und der Weltdemokratie verbun-den, ohne R€cksicht darauf, wo das bergewicht an Zahl und Kraft lag. Wir haben die Entwicklungs-m‚glichkeiten und die Krƒfte, die in den einzelnen Lagern f€r uns oder gegen uns arbeiteten, richtigeingeschƒtzt. Wir haben nicht je nach der Konjunktur bald mit dem, bald mit jenem gerechnet, undwir haben niemals unsere Grundlinien geƒndert. Und trotzdem war unsere Politik keine Hasardeur-und Phantasiepolitik, sondern eine Politik, die gewissenhaft mit der Wirklichkeit rechnete, angestrengtTag f€r Tag arbeitete, Schritt f€r Schritt ihre Erfolge aufbaute."60 In diesem Zitat artikulierte Benešdas Grundmuster seines analytischen Denkverm‚gens, das seiner Politik den Nimbus einer logischenRationalitƒt und methodischen Wissenschaftlichkeit verlieh. Diese Begabung befƒhigte Beneš dazu,Entwicklungen und M‚glichkeiten viel fr€her als seine unmittelbaren Kontrahenten zu erkennen undrichtig einzuschƒtzen. F€r Beneš ben‚tigt die Au„enpolitik vor allem feste ideologische Grundlagen,eine feste Weltanschauung, die zu jedem Beginnen ein festes, ideelles Programm und damit das Zei-chen der Ruhe, Sicherheit, sch‚pferischen Tuns und Zielbewusstheit, sittlicher Festigkeit und Kraftgibt.“61

56 Zu den bekanntesten Schriften gegen den Masarykismus geh€rten die beiden Schriften „Dokumente ‚ber dievolksfeindliche und antinationale Politik Masaryks“ und „Dokumente ‚ber die sowjetfeindlichen Komplotte der 

tschechoslowakischen Reaktion.“57 Odsun, S. 492.58 Jrg K. Hoensch, Die Burg und das au…enpolitische Kalk€l. In: Die Burg. Einflussreiche politische Krƒfte um

Masaryk und Beneš. Bd. 2, S. 37.59 Ebenda, S. 33.60 Ebenda, S.44.61 Ebenda, S.

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Beneš war sich mit Masaryk dar…ber einig, dass die Tschechoslowakei nur mit einer internationalen  Ausrichtung ihre nationalen Interessen erfolgreich vertreten kann. Beneš sah im Vlkerbund und inder gro†r„umigen Zusammenarbeit mit den tschechoslowakischen Nachbarstaaten taugliche Instru-mente zur Konsolidierung und Stabilisierung Ostmittel- und S…dosteuropas. F…r Beneš war das Kon-zept des Vlkerbundes, das auf dem Prinzip der Gleichberechtigung der Staaten aufbaute, das von derinternationalen Staatengemeinschaft im Glauben, k…nftig Konflikte auf diplomatischer Ebene austra-

gen zu knnen, gegr…ndet wurde und das in einer aktiven Abr…stungspolitik den Garanten f…r einefriedliche Koexistenz der Staaten sah, jenes Modell, das der Tschechoslowakei Sicherheit garantierenkonnte. In Ankn…pfung an diese Maxime der tschechoslowakischen Au†enpolitik erkl„rte Beneš, dassdie intime, treue und konsequente, alle politischen Bereiche umfassende Zusammenarbeit, Freund-schaft und Allianz mit der gro†en demokratischen Republik Frankreich“ die Grundlage f…r Prag bleibt.61

Diesen Grundsatz wiederholte Beneš in seinem Nachruf an den 1937 verstorbenen Prƒsidenten. BeiMasaryks politischer Arbeit handelte es sich nach Beneš um den Kampf zweier politischer Systeme,des theokratisch-monarchistischen und b€rokratischen gegen das demokratische System. Es geht umden Kampf gegen das theokratische und b€rokratische Preu„en und •sterreich-Ungarn, aber auch umRu„land, um die T€rkei, um die neuen politischen Konzeptionen, um den Fall des Absolutismus.“ Esging Masaryk darum, den Kampf f€r die tschechoslowakische nationale Befreiung in die philoso-

phisch-politische Konzeption des ganzen Europa einzuordnen“, weshalb sich Masaryk nach Englandwandte, weil er €berzeugt war, dass West-Europa und die angelsƒchsische moderne Demokratie ad-ministrativ und politisch stƒrker seien als Mitteleuropa (Deutschland, •sterreich-Ungarn) und Osteuro-pa (Ru„land).“62

Beneš, die Entente und die FreimaurerDie Umsetzung der Eigenstaatlichkeit setzte aber die Zerst‚rung der dynastischen Ordnungsmachtvoraus. Anstelle der multinationalen Regime autokratischer Prƒgung sollte in Mittel- und Osteuropadie parlamentarische Demokratie das Recht auf nationale Selbstbestimmung garantieren. Die Konzep-tion des modernen Demokratismus war f€r Masaryk und Beneš die politische Basis f€r einen nationa-len Humanismus, der nationale und humanitƒre Ideale auf der Ebene eines lebendigen, gegen jedeForm des nationalen Chauvinismus gerichteten Patriotismus vereint. Beneš machte kein Hell daraus,dass er sich die Niederlage der Mittelmƒchte im Interesse einer besseren Zukunft Europas und derWelt“ w€nschte, damit sie selber und die ganze Welt einen unwiderlegbaren Beweis erhielten, dassder Wille, die Zukunft einer Nation und eines Staates nur auf den Grundsatz der Macht und der mate-riellen Kraft aufzubauen, unvermeidlich zur Vernichtung dieser Macht, zur moralischen Katastropheund zur schweren S€hne der begangenen und nicht begangenen Fehler f€hrt.“63

 Am 10. Oktober 1918 erschien in Z€rich Karl Heises Entente – Freimaurerei und Weltkrieg.“ Das Bucherlebte 1920 eine zweite Auflage, die 1982 als Faksimile-Ausgabe neu gedruckt wurde. Heise be-schreibt darin den Weg, wie gewisse Geheimgesellschaften der Ententelƒnder und deren Logen eineurspr€nglich und im Kern gute und notwendige Sache in den Dienst des V‚lker-Egoismus und dereigens€chtigen Interessen einzelner Menschengruppen stellten.“ Die Erkenntnisse der modernen Zivili-sation wurde nach Heise durch die Geheimgesellschaften der Ententelƒnder zu Antrieben einer die

Weltkatastrophe vorbereitenden politischen Gesinnung und Beeinflussung der Weltereignisse.“ Hinterdem Zerfall der Habsburgermonarchie standen die Logen, und wo deren Br€der nicht selber sch€r-ten, da zersetzten sie durch gro„kapitalistisch-hinterwƒldliche Transaktionen verschiedener Art dieDonaumonarchie. •sterreich-Ungarn (und auch Deutschland) waren die Werkzeuge f€r gewisse vonden Ententelogen unsichtbar geschobene gro„finanzielle Spekulationen, deren Ergebnis der Weltkriegwurde mit all seinen Unsummen von Betrug und Verrat.“64

In diesem Absatz verpackte Heise geschickt die zentralen Thesen der Verschw‚rungstheoretiker, dieein in sich geschlossenes und durchaus schl€ssiges Gesamtbild ergeben. Dabei wird die kausale Kom-plexitƒt historischer Ereignisse auf den Wirkungskreis einer elitƒren Gemeinschaft reduziert, deren

 Absichten f€r den Einzelnen €berschaubar und nachvollziehbar bleibt. Es ist letztlich der Anspruch auf 

61 zit nach Kamil Krofta, Aus der Zeit unserer Ersten Republik, Prag 1939, S. 169.62 Hoensch, S. 30.63 Ebenda, S. 43.64 Dazu vgl. Karl Heise, Entente-Freimaurerei und Weltkrieg. Ein Beitrag zur Geschichte des Weltkrieges undzum Verstƒndnis der wahren Freimaurerei. Faksimile der 3. Aufl.Wobbenb€ll 1982.

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die absolute Wahrheit, der eine wissenschaftlich-methodische Diskussion nicht zulƒ„t. Sekundƒr bisnahezu belanglos sind bei allen diesen Gedankenkonstruktionen die Erkenntnisse der historischenForschung. Ein kritisches Quellenstudium, der historische Vergleich oder gar ein kritisches Hinterfra-gen der eigenen Positionen sind nicht zulƒssig. An ihre Stelle tritt die feste berzeugung, im alleinigenBesitz der Wahrheit zu sein. Der globale Wahrheitsanspruch des Verschw‚rungstheoretikers ist dasspiegelverkehrte Pendant zu den globalen Machtanspr€che der Verschw‚rer. In dieses Bild der globa-

lisierten Geschichtsbetrachtung, in der die Singularitƒt ausschlie„lich als Teil des Ganzen interpretiertwerden kann, kommt dem Kapital als Synonym f€r ein weltumspannendes Netzwerk eine wichtigeRolle zu. Die Weltgeschichte konzentriert sich in ihrer eigentlichen Zweckmƒ„igkeit auf die bipolareKonfrontation zwischen einer imaginƒren j€disch-boschewistisch-freimaurerischen Verschw‚rerge-meinschaft und der deutschen Volksgemeinschaft. Auch Heise projiziert die tschechische Nationalbe-wegung auf die Weltb€hne der Logen und j€dischen Bankhƒuser.

  Als Grundlage diente Heise eine Brosch€re von Friedrich Wichtl, die ebenfalls im Herbst 1918 unterdem Titel Der wahre Anstifter des Weltkrieges“ erschienen ist. In dieser Publikation wird Kramař alsder Drahtzieher der Zerschlagung der Donaumonarchie dargestellt65. Auch bei Wichtl waren es die

 Hƒupter der neuslawischen Bewegung, die sowohl den Balkankrieg als auch den Weltkrieg, der sichunmittelbar daran anschlie„en sollte, verschuldet haben.“ So nimmt es kaum Wunder, dass sich in

dem von Wichtl beschriebenen Umfeld Kramařs in erster Linie gl€hende Hasser der Mittelmƒchte“befanden, die der tschechischrevolutionƒren Bewegung in Frankreich“, der Tschechischen National-vereinigung in Amerika“ oder der Redaktionsstube des tschechisch-revolutionƒren Hetzblatte(s)L’Ind•pendence Tch•que  “ angeh‚rten. Kramař, der nach Angaben von Heise als Freimaurer dem fran-z‚sischen Gro‚orient angeh‚rte, war ein feuriger Anhƒnger des Panslawismus, dessen Ziel die Befrei-ung aller unterjochten Slawen... und die Errichtung neuer, bezw. die Vergr‚„erung bestehender slawi-scher Staatswesen, aber unter russischer Hegemonie“ war.66

Neben den Arbeiten von Karl Heise und Friedrich Wichtl erschienen in den ersten Nachkriegsjahreneine Reihe von Druckwerken, die vom Hilfsverein fr Deutschb€hmen und die Sudetenl•nder , vomDeutschen Klub , vom Deutschen Schulverein  oder von der Deutschen Mittelstelle  heraus gegebenwurden. Zu den bekanntesten politischen Pamphleten geh‚rten die von Alfred H‚lder gedrucktenFlugbl•tter fr Deutsch€sterreichs Recht . Zu den eifrigsten Verfechtern der sudetendeutschen Anlie-gen zƒhlte der Hilfsverein fr Deutschb€hmen und die Sudetenl•nder , der auch publizistisch tƒtig warund in Wien eine eigenen Vereinszeitung herausbrachte. Die Ziele des Vereins waren die Befreiung der

 deutschen Heimaterde und die Vereinigung des ganzen deutschen Volkes in einem Vaterlande.“67 DieZeitschrift des Hilfsvereins fr Deutschb€hmen und die Sudetenl•nder  wurde als politisches Kampf-blatt gegen die tschechische Tyrannis“ und zur berwindung der tschechischen L€genpropaganda“konzipiert und arbeitete mit antislawischen Klischees und Ressentiments.

  Alle diese Pamphlete zeigen in sprachlicher und argumentativer Hinsicht deutliche Parallelen zu denGedankengebƒuden von Heise oder Wichtl. So wird permanent von der Errichtung der Tschechoslo-wakei auf Kosten des Deutschtums“, von den hohen westlichen G‚nnern der Tschechei“, davon,dass die tschechische Politik nach 1918 alle Welt belogen und betrogen hat, um nur die deutschenRandgebiete unter ihre Herrschaft zu bekommen“ und von der Absicht, deutsches Wesen, deutsche

Sprache, deutsche Sitte... im tschechischen Staat“ auszumerzen, gesprochen. Ebenso ist von hussiti-schen Raubz€gen“, von der Belohnung f€r Verrƒterdienste“, von der politische(n) Charakterlosigkeitund Ohnmacht der tschechischen Regierung“, vom erlogene(n) und erschwindelte(n) Tschechen-staat“, von der Vorhut des panslawistischen Ungeheuers“ oder davon die Rede, dass hassverblen-dete Diplomaten der gegnerischen Staaten einen politischen Zustand in Europa geschaffen haben, derauf Gewalt und L€ge aufgebaut ist“. Denn schlie„lich ist neben der Frechheit der tschechoslowaki-schen Staats- und Geschƒftspropaganda“ ein kolossales Netz von Spitzeln, Agenten und Profitma-chern ausgespannt“, die das Mƒrchen der tschechischen L€genpropaganda im Auslande von der ge-rechten, modernen Tschecho-Slowakei“ verbreiten sollen, damit verschwiegen wird, wie das deutsche

65 Friedrich Wichtl, Dr. Kramarsch der Anstifter des Weltkrieges. 3. Aufl. Wien 1918.66 Ebenda67 Der Verein war in der Wiener Fuhrmanngasse 18 untergebracht. Dort befindet sich heute noch die ˆsterreichi-sche Landsmannschaft als Nachfolgeorganisation des Deutschen Schulvereins.

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 Volk in Versailles und Saint Germain schƒndlich getƒuscht und betrogen“ wurde.68 Die Arbeiten j€n-gerer Verschw‚rungstheoretiker wie von Josef Kofler Die falsche Rolle mit Deutschland“, Jean Boyer

 Die schlimmsten Feinde unserer V‚lker“ oder Hans Werner Woltersdorf Hinter den Kulissen“ schrei-ben in ihren Beitrƒgen zum Ersten Weltkrieg und zur Gr€ndung der Tschechoslowakei nichts Neues,sondern beziehen ihre Argumente aus den zuvor genannten Ver‚ffentlichungen. In Summe entstehtein v‚llig verzerrtes Bild von der historischen Realitƒt, die lediglich zum Abbild dunkler Mƒchte und

deren Machenschaften verklƒrt wird.

Was die Verbindungen der Burg mit den Logen der Freimaurer angeht, so zeigt die Untersuchung beiBachstein69 ein eher ern€chterndes Ergebnis. Nach Bachstein geh‚rten dem Kreis der Burg nur insge-samt acht Personen an, die Freimaurer waren, aber eine gro„e Rolle in der Ersten Republik spielten.Freimaurer waren Prƒsident Masaryk und sein Sohn Jan, Au„enminister Beneš sein Nachfolger KamilKrofta, der Staatsminister im Au„enministerium der tschechoslowakischen Exilregierung Hubert Ripka(1940-1945), der Journalist Leo Sychrava, der tschechische Diplomat Jan Jina und der tschechischePolitiker Vaclav Kvapil. Unabhƒngig von der personellen Stƒrke freimaurerischer Prominenz in und umdie Burg ist die Frage nach den Einflussm‚glichkeiten zu stellen. Diese Frage impliziert aber eine wei-tere, nƒmlich die Frage, ob die Freimaurerei €berhaupt eine Relevanz im politischen Alltag der ErstenRepublik hatte. Die berlegungen dazu wird man je nach Betrachtung unterschiedlich beurteilen m€s-

sen. Einerseits waren die Ideale der tschechischen Logen programmatisch auf die innerethnischenSpannungsfelder in der Republik ausgerichtet, weshalb eine deutliche Affinitƒt gegeben war. NachEugen Lennhoff vollzog die Freimaurerei in der Tschechoslowakischen Republik die ihr in den  Alten Pflichten gesetzte Aufgabe, indem sie Menschen, die das Land ansonst getrennt hƒtte, einander nƒherbringt. Diese vielversprechenden Anfƒnge einer nationalen Verstƒndigungstƒtigkeit werden von denFreimaurern beider Gruppen mit besondere Aufmerksamkeit verfolgt und haben um so gr‚„ere Be-deutung, als diese Beziehungen im Gegensatz zu bestehenden internationalen Berufsgruppen von reinideellen Beweggr€nden geleitet wird.“70   Anderseits war der H‚hepunkt des direkten Einflusses derinternationalen Freimaurerei auf die tschechoslowakischen Agenden zum Wirkungszeitpunkt der Burg in den 1920er und 1930er Jahren bereits €berschritten. Am stƒrksten war er ohne Zweifel in denletzten beiden Jahren des Ersten Weltkriegs und in den Monaten der Friedensverhandlungen in Paris.In dieser Phase war die  Auslandsaktion  in Paris, London und Washington in ein politisches Umfeldeingetreten, dass von den wichtigen Reprƒsentanten der Entente geprƒgt war, die zu einem nichtunerheblichen Teil Freimaurer waren. Dazu zƒhlten Winston Churchill, Lloyd George, Woodrow Wilson,Franklin Roosevelt oder Georges Clemenceau. Auch an dieser Stelle stellt sich der bereits oben aktua-lisierte Fragenkomplex nach den Zusammenhƒngen zwischen pers‚nlichen Wertvorstellungen undfreimaurerischen Humanitƒtsidealen im Kontext der Kriegssituation. Dabei ist es oft schwierig, dieexakte Trennlinie zwischen den freimaurerischen Einfƒrbungen in die wichtigsten Eckpunkte der euro-pƒischen Nachkriegskonzeption und den machtpolitischen Anspr€chen der Siegermƒchte zu ziehen.Sehr deutlich tritt diese Parallelitƒt im Werk Masaryks zu Tage, indem er die Synthese von Humanis-mus und Nationalismus als ideale Form der Staatlichkeit und Ausgangspunkt f€r eine sittliche Er-neuerung der eigenen Gesellschaft thematisierte.

Resƒmee

Masaryk wurde am Ende seiner politischen Laufbahn von Karel Čapek €ber das eigentliche Wesen derBurg befragt und stellte dabei in Abrede, dass es jemals eine Burg-Poltik gab, die neben der Verfas-sung und dem Parlament“ bestand. Ich habe meine politische berzeugung wie jeder B€rger, und alsPrƒsident haben ich meine von der Verfassung bemessenen Pflichten. Nie habe ich meine berzeu-gung verheimlicht, und meine Pflichten habe ich stets so verstanden, dass ich offen mit der Regierungund den F€hrern der Parlamentsparteien dar€ber sprechen soll, was die gemeinsame Sorge unseraller ist. Manchmal haben sie mich €berzeugt, manchmal habe ich sie €berzeugt. Das ist die ganzeBurg-Politik. Auf der einen Seite imputiert man mir Absolutismus, auf der anderen wieder lese ichimmer wieder, dass ich ein Gefangener sei, dass ich nicht selbstƒndig handeln kann und so weiter –lauter politische Naivitƒten und eine unglaubliche Unkenntnis von Personen und der Situation im Lan-

68 Zit. aus Zeitschrift des Hilfsvereins f€r Deutschbhmen und die Sudetenlƒnder. Jahrgang 1, Folge 7 im Juli1920, Wien sowie Jahrgang 2, Folge 1 vom 1. Jƒnner 1921, Wien.69 Bachstein, Die Burg, Bd.1, S. 63 f.70 Eugen Lennhoff, Internationales Freimaurerlexikon. M€nchen 2000, S. 1600.

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de.“71 Trotz dieser Klarstellung haben sich bis heute zahlreiche Legenden um die Burg gehalten, die inder Burg  ein elitƒres Machtzentrum, das sich Masaryk und Beneš zur Umsetzung ihrer staatspoliti-schen Ziele errichtet hatten, sehen. Šhnlich divergierend fƒllt das Urteil namhafter Historiker aus, diesich in ihrem wissenschaftlichen Arbeiten ausf€hrlich mit der Burg auseinandersetzten.

F€r J‚rg H‚nsch war die Burg eine erlesene Hofkamarilla, der ausschlie„lich Intellektuelle, meist mit

atheistischer Grundkonzeption und weitgehender Geschichtsfremdheit“72 angeh‚rten. Hans Lemberghat die Burg-Gruppe in einem Soziogramm gegliedert und eine Unterteilung in Gruppen und Personenvorgenommen. Als Zentrum der Burg galt nach Lemberg Prƒsident Masaryk, der mit den Burg- Parteien stƒndig in Kontakt stand.73 Emil Franzl hƒlt das Au„enministerium und die Freimaurer-Logenf€r das eigentliche Zentrum der Burg . Franzl Oswald €bernimmt damit eine These von Kostrba-Skalitzky, der meinte, die Burg habe die unheimlichen Z€ge einer auf Logenart arbeitenden Gesell-schaft von Verschw‚rern gehabt.“74 Friedrich Prinz beschrieb die Burg unter dem Aspekt einer „r€ck-verpflanzten Emigration“ und definierte sie deshalb als „institutionalisierte Fortdauer einer Emigrati-onsstruktur in der Heimat.“75 Reiht man diesen kurzen Analysen zur Burg die Darstellungen der kom-munistischen Antiburg-Klischees hinzu, ergibt sich eine deutliche Trennung von zwei Gruppen, die sichchronologisch voneinander unterscheiden lassen. Das Meinungsspektrum zur Burg  war in den Jahr-zehnten der Zwischenkriegszeit und in den Jahrzehnten der kommunistischen Šra nach dem Zweiten

Weltkrieg deutlich negativer eingefƒrbt als in der kurzen Phase des Prager Fr€hlings von 1968 undnach der politischen Wende von 1989.

In der neueren Forschung herrscht Einstimmigkeit dar€ber, dass die Burg  sicherlich kein institutiona-lisiertes, au„erparlamentarisches Machtzentrum war, das sich am Rand des Verfassungsbogen be-wegte. Die Burg  um Masaryk und Beneš war zwar ein Teil des politischen Establishment, das Ent-scheidungen und Entwicklungen mitbestimmen konnte, der Spielraum der Burg war aber keine auto-nomer. Auch wenn Beneš als f€hrende Kopf der tschechoslowakischen Au„enpolitik die Zielrichtungund den Kurs f€r das Parlament und die Parteien vorgab, so bewegte auch er sich immer im Rahmender ihm zustehenden Parameter. Selbstverstƒndlich war die Burg f€r die Gegner der tschechoslowaki-schen Souverƒnitƒt ein heimlicher Sammelplatz f€r internationale Krƒfte, die f€r die europƒischeNachkriegsordnung die Verantwortung trugen. Die Tschechoslowakei war Teil dieser Ordnung. Die

 Auslandsaktion hatte sich in ihrer pragmatischen Haltung den Plƒnen der Entente f€r die Zeit nachdem Krieg angepasst und damit die Unabhƒngigkeit zum Gegenstand der Verhandlungen zwischenParis, London und Washington gemacht. Beneš hatte als Freimaurer eifrig am Aufbau eines dichtenNetzwerkes an Kontakten aufgebaut, die ihn in Europa den Zugang zu den h‚chsten politischen Ent-scheidungstrƒgern erm‚glichten. Davon profitierte auch Masaryk in den USA. Die Verbindungen derExilzeit wurden von Masaryk und Beneš als Sicherheitsgarantie gegen den deutschen Nachbarn wei-ter gepflegt und ausgebaut. Es kann kein Geheimnis, dass beide in ihrem Umfeld laufend mit Frei-maurern und Juden zu tun hatten. Masaryks Popularitƒt in den USA wƒre ohne j€dische F‚rderer nichtm‚glich gewesen. Dasselbe galt auch f€r die Arbeit von Beneš in Paris und London.

Es ist sicherlich falsch, die Burg als logenartig zu bezeichnen.

71 Dazu Karel Čapek: Gesprƒche mit T.G. Masaryk. •bersetzung Camill Hoffmann. M€nchen 1969.72 Hoensch, S.73 Lemberg, S. 273 f.74 zit. nach Lemberg, Mit unbestechlichem Blick, S. 269.75 Friedrich Prinz, Die Burg. Ihre Entstehung und Struktur als Forschungsaufgabe. In: Die Burg. Einflussreiche politische Krƒfte um Masaryk und Beneš. Bd 1. S, 11.

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Literaturverzeichnis

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