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Deutsches Schiffahrtsmuseum Die Bremer Kogge von 1380 Die Kogge von 1380 ist das größte und das wichtigste Schiff unserer Mittelalterflotte. Niemand wußte, wie das berühmteste Schiff der Hansekaufleute genau aussah, ehe es in einem Hafen- becken in Bremen aus der Weser auftauchte. Die Bergung der Kogge und der Beschluss, sie zu konservieren und dann auszustellen, waren Anlass zur Gründung des Deutschen Schiff- fahrtsmuseums. Heute befahren drei Nachbauten der Kogge die Nord- und Ostsee, hier die UBENA VON BREMEN.

Die Bremer Kogge von 1380 DSM kl - Die Kieler Hansekogge · 2012. 12. 9. · Die Bremer Kogge von 1380 Die Kogge von 1380 ist das größte und das wichtigste Schiff unserer Mittelalterflotte

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  • Deutsches Schiffahrtsmuseum

    Die Bremer Kogge von 1380

    Die Kogge von 1380 ist dasgrößte und das wichtigste Schiff unserer Mittelalterflotte. Niemand wußte, wie das berühmteste Schiff der Hansekaufleute genau aussah, ehe es in einem Hafen-becken in Bremen aus der Weser auftauchte. Die Bergung der Kogge und der Beschluss,sie zu konservieren und dann auszustellen, waren Anlass zurGründung des Deutschen Schiff-fahrtsmuseums.Heute befahren drei Nachbauten der Kogge die Nord- und Ostsee, hier die UBENA VON BREMEN.

  • Ein großes hölzernes Wrack tauchte am 9. Oktober 1962 beim Ausbaggern eines Hafenbeckens in Bremen auf. Niemals hatte der Baggerführer ein seltsameres Schiff gesehen. Auch der herbeitelefonierte Historiker desBremer Landesmuseums, Siegfried Fliedner, traute seinen Augen nicht:Dies war eine Sensation – eine Hansekogge. Er kannte Koggen von mittel-alterlichen Stadtsiegeln, die – wie das Siegel von Elbing um 1350 – Schiffe mit genau denselben Merkmalen zeigen, die das Wrack im Sand der Uferböschung hatte: ein geräumiger Rumpf aus enorm breiten Planken in Klinkerbauweise, dazu vorn und achtern gerade Steven auf einer flachen Kielplanke und ein Achterkastell.Mit großen Mühen gelang es Fliedner, Geld für die Rettung dieses einmaligen Schiffsfundes zu beschaffen.

  • Eine Bergung des Schiffes im Ganzen war nicht möglich. Berührte Fliedner Eisennägel und Holzdübel an der Bordwand, fielen sie ihm in die Hand. Die Schiffshölzer hielten nicht mehr zusammen.Er ließ alle Balken und Planken,die bei Ebbe aus der Weser ragten, nummerieren und ver-messen. Ein Helmtaucher holte sie einzeln heraus. Der Taucher konnte im trüben Weserwasser nur tasten. Schwere Teile hob ein Schwimmkran auf einen Ponton. Der erste Eisgang auf der Weser kam 1962 schon im Dezember. Doch da lagen die meisten Hölzer schon in einem Hafenschuppen in vielen großen Wasserbecken.

    Zwei Jahre später, 1965, stand Fliedner vier Wochen lang auf der Brücke des Taucherglocken-schiffs CARL STRAAT. Unten inder Taucherglocke auf dem Grund der Weser suchte seine Kollegin Rosemarie Pohl-Weber mit Männern der Besatzung dasFlussbett nach weiteren Teilen der Kogge ab.

    Sie durchsuchten eine Flächevon 1400 m² aus Schlick und Sand bis in 5 Meter Tiefe – der Kapitän setzte die Glocke 274 mal um.

  • Der Aufbau der Bremer Kogge dauerte sieben Jahre. Zu Anfang breiteten Holzschiffbauer Werner Lahn und seine Helfer die Teile des Puzzles in der Koggehalle aus.

    Ein Binnenschiff hatte die 45Tonnen Koggehölzer oder 2000 Holzteile die Weser hinab in dasDeutsche Schiffahrtsmuseum nach Bremerhaven gebracht.

    Mehrere Rasensprenger hielten die Koggehölzer nass, damit sie nicht trockneten und dabei schrumpften. Düsen unter der Decke der Halle versprühtenkünstlichen Nebel.

  • Die wassergesättigten großen Hölzer waren außerordentlichschwer. Nur mit einem fahrbaren und leicht manövrierfähigen Kran konnten die Schiffbauer sie bewegen und in die wachsendeKogge einpassen.

    Die Arbeit von Leitern und

    Manche Bruchstücke von

    mer davon überzeugt,

    Baugerüsten aus war mühevoll. Die Männer litten unter Erkäl-tungen und Rheuma, denn dieLuftfeuchtigkeit in der Kogge-halle lag bei 97%.

    Planken konnte Werner Lahn erst nach langem Betrachten und wiederholtem Probieren anihre richtige Stelle im Schiffbringen.Er war im„dass sich die Differenz derwieder aufgebauten Koggegegenüber dem Koggebau von1380 nur im Millimeter-Bereichbewegt.“

  • Die Bremer Kogge war ein ungewöhnlich großer archäologischer Fund ausnassem Holz. Seit Archäologen hölzerne Gegenstände vergangener Zeiten aus Mooren, Seen und Flüssen ausgraben, haben sie erfahren müssen, dass nasses Holz an der Luft schrumpft, sich verwirft und reißt, selbst wenn es gut erhalten ist und nicht verändert zu sein scheint.

    Zwei Bootsmodelle aus nassem archäologischem Holz: Das linke ist ohne Konservierung getrock-net, das rechte nach einemTränkbad in Polyethylenglykol. Stahlbauer schieben die Boden-platten des Konservierungs-beckens unter die Kogge.Für die Kogge haben wir ein neues Konservierungsverfahrenentwickelt. Es besteht aus zwei Tauchbädern: Zuerst kam die Kogge in ein Bad mit PEG 200, danach in ein Bad mit PEG3000.

    Das Becken in Zahlen: 800 000 Liter Inhalt, 110 t Stahl, davon 37 t Edelstahl, 11,5 cm Stärke der Sichtscheiben, durch die Museumsbesucher die Kogge inihrem Becken sehen konnten.

  • Winter 1995/96 je 20 Tonnen 100 °C heißes, geschmolzenesPEG 3000 von der Fabrik inBayern in das Deutsche Schiff-fahrtsmuseum an der Weser. Im Museum setzen wir Wasser zu: Die heiße Mischung für das zweite Tauchbad sollte 60%ig werden.

    1999 ist die Konservierungbeendet – nach 19 Jahren. Die Kogge sieht aus wie ein Schiff in der Arktis.

    Nach dem zweiten Bad: Die Bodenplanken sind gefähr-lich glatt.

    Im Laderaum der Kogge:Das erste Bad ist abgepumpt.

    13 Tanklaster brachten im

  • Stahlarbeiter der Motorenwerkes

    h glühende

    Wir spannten neue Stahlstangen ein.

    Die Bremer Kogge ist ein besonders großes und weitgehend erhaltenes Schiff aus dem Mittelalter. Sie 23,27 m lang, 7,62 m breit und bis zurWinde auf dem Kastelldeck 7,02 m hoch. Ihre Laderaumgröße beträgtetwa 160 m³. Seit die Kogge wieder aufgebaut und wissenschaftlich beschrieben ist, haben Archäologen in Nordeuropa etwa zwanzig Überreste von Schiffen als ehemalige Koggen identifizieren können. Die Bremer Kogge ist dievollständigste und bis jetzt die einzige, die Museumsbesucher besichtigen können.

    Bremerhaven zerschnitten da

    Mit Spateln und Messern,Dampfstrahler, Heißluftföhn und Schwämmen entfernten wir dasüberschüssige PEG.

    Konservierungsbecken in hand-liche Stücke. Dabei durften weder Stahlteile nocStahltropfen von den Plasma-brennern auf das kostbare Koggeholz fallen.

  • Im Deutschen Schiffahrts-museum bereiten wir ein kleinesForschungsprojekt vor: Wirwollen zeitgenössische Dar-stellungen von Koggen – abge-sehen von den Siegelbildern – sammeln und untersuchen, in welchen Zusammenhängen die Koggen gezeigt wurden. Bei orientierenden Recherchen fan-den wir bislang Koggen in Dar-

    Dr. Per Hoffmann Deutsches Schiffahrtsmuseum

    stellungen der Olavslegende,der W

    27568 Bremerhaven Fax: 0471 – 48 20 755 Email: [email protected]

    Fotos: Deutsches Schiffahrtsmuseum, Hans-Jürgen Darlison, Gabriele Hoffmann, Per Hoffmann, Egbert Laska Text: Per Hoffmann, Redaktion: Gabriele Hoffmann und Erik Hoops

    ettfahrt der Brüder Harald und Olav um die Krone Nor-wegens, und in Darstellungen des Heiligen Nikolaus, Schutz-heiliger der Seeleute. Sollten Sie ein Koggebild ausdem Mittelalter kennen oder finden, dann bitten wir Sie sehr,uns davon zu berichten:

  • Bücher zum Schiff:

    hter auf eine aufregende, farbige Zeit, auf

    Städte wuchsen, die Reichen und Mächtigen

    holz für Kriegsschiffe und Waffen für den Kampf,

    ausreichend Brotgetreide, Fisch und Bier zu

    nten sie alle.

    ich die Kogge vorgenommen.

    Gabriele Hoffmann / Uwe Schnall (Hrsg.

    Die Kogge – Sternstunde der

    deutschen Schiffsarchäologie

    Schriften des DSM, Band 60

    Hamburg: Convent Verlag 2003

    288 S., 364 Abb., meist farbig, in

    Kunstleinen gebunden

    EUR 39,90 ISBN 978-3-934613-50-8

    Wissenschaftler werfen spannende Schlag

    das ausgehende 14. Jahrhundert, als die

    nach Pracht und Luxus gierten, nach Bau

    und die Vielen darauf sehen mußten,

    bekommen. Die Koggen der Hansen bedie

    lic

    Experten verschiedenster Fächer haben s

    Herausgekommen sind

    xx Segeleigenschaften un

    neue Vorstellungen vom Wissen un

    d

    d Können mittelalterlicher Schiffbauer, von den

    der Leistungsfähigkeit ihrer Koggen, von Navigation und

    Alltagsleben an Bord,

    xx Macht und Einfluß,

    Bilder vom Fluß und der Stadt, v

    Informationen über Handels

    taufnahmen aus dem Innern des Koggeholzes mit modernsten Ras

    nenmikroskopen.

    )

    on Konflikten und Kämpfen der Kaufleute um Geld,

    xx

    routen, über Luxusgüter und Massenfrachten und, als

    große Besonderheiten,

    xx

    jahrhundertealte Bilder von Koggen in Kirchen und Büchern und sensationelle

    Momen ter-

    elektro

  • INHALTSVERZEICHNIS

    VORWORT 8 Wie dieses Buch entstand

    1. TEIL 10 SEGELN MIT KOGGEN

    PER HOFFMANN 12 Ein Schiff mit vielen Gesichtern

    ALBRECHT SAUER 18 Segeln mit einem Rahsegel

    UWE SCHNALL 34 Navigation nach Sicht und Sand

    2. TEIL 42 GESCHICHTE EINES FUNDES

    SIEGFRIED FLIEDNER 44 Ein Jahrhundertfund in der Weser

    ROSEMARIE POHL-WEBER 52 Unterwasserarchäologie im Strom

    GABRIELE HOFFMANN 60 Was nicht in den Berichten steht

    MICHAEL SCHIRMER 64 Den Fluß hinab und zur See – Weserfahrt vor

    0 Jahren

    66 Eine Kogge-Werft im 20. Jahrhundert

    73 Die Kogge hängt

    76 NATURWISSENSCHAFTLER ZUR KOGGE

    78 I. Die Konservierung der Bremer Kogge

    MANN 106 II. Das Konservierungslabor – Forschung

    und Service

    CHARLOTTE BJÖRDAL 114 Bakterien in der Kogge

    ROLAND W. ANIOL 140 Was die Kogge mitbrachte:

    Die Eisenteile

    CHAFTLER ZUR KOGGE

    DETLEV ELLMERS 162 Alltag auf Koggen – nach Bildern, Funden

    ANN 194 Handelswaren und Hansekontore

    KONRAD ELMSHÄUSER 206 Bremen und seine Kaufleute – Konflikte

    N 250 Jagd nach Koggen

    SEN 256 Die Bremer Kogge – ein Schlüssel zur

    272 Warum wurde die Kogge das erfolgreichste Schiff

    ALBRECHT SAUER 280 Bibliographie

    60

    WERNER LAHN

    WOLF-DIETER HOHEISEL

    3. TEIL

    PER HOFFMANN

    PER HOFF

    GÜTHA KLONK 146 Der Schuh

    PER HOFFMANN 150 Das Faß und der Teer

    PETER KLEIN 154 Dendrochronologie – die Kogge und die Kunst

    4. TEIL 160 GEISTESWISSENS

    und Texten

    GABRIELE HOFFM

    und Kämpfe

    MANFRED RECH 234 Der Archäologe und die Stadt – Bremen um 1380

    GABRIELE HOFFMAN

    5. TEIL 254 DER SCHIFFSTYP KOGGE

    OLE CRUMLIN-PEDER

    Geschichte des Schiffbaus im Mittelalter

    GABRIELE HOFFMANN

    UND UWE SCHNALL im 14. Jahrhundert?

    KLAUS-PETER KIEDEL 276 Von Koggen zu Kümos – auf alten Handelsrouten

  • D en

    Band I: Werner Lahn

    Bauteile und Bauablauf

    Schriften des DSM

    Hamburg: Verlag Die Hanse 1992

    Rekonstruktionszeichn nd

    Begleitschrift me

    fassung) in rach

    kassette

    250 S., 161 Abbildungen

    Vergriffen.

    Das Deu useum l der

    wissenschaftlichen Bearbeitung des Fu emer Kogge vor. Die Prachtkassette

    enthält 37 Ko nung ( chiffes und

    seine 1:2 d ausführliche Begleitschrift über

    den Bauablauf im Mittelalter mit genauer Beschreibung und Fotos der einzelnen Bauteile,

    Listen der wichtigsten it M n sungen. Die

    Bedeutung di ftlich A -

    und Schiffahr res n

    Klaus )

    The Ha

    History

    Reco

    Breme 198

    80 S.

    ie Kogge von Brem

    , Band 30

    ungen u

    (inkl. engl. Zusam n-

    leinenbezogener P t-

    3

    tsche Schiffahrtsm egt mit dieser Publikation das Ergebnis

    ndes der Br

    nstruktionszeich en bis zu 120 cm lang) des gesamten S

    r Einzelteile im Maßstab 0 un 1:10, ferner eine

    Teile m aßa gaben und englischen Zusammenfas

    eser wissenscha en usgabe für alle im weitesten Sinne an Schiffbau

    tsgeschichte Inte sierte kann kaum überschätzt werden.

    eter Kiedel / Uwe Schn (Eds.

    covery – Salvag

    truction – Preservati

    S 5

    ,00

    Zurück zur Mittelalterflotte

    -P all

    nse Cog of 1380

    – Dis e –

    ns on

    rhaven: Selbstverlag D M

    , 70 Abb., EUR 5