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362 Trereiizszeitutig. 9. Das Quecksilber, der Mercurius der Alten. Vortrag gehalten zu Utbeck am 6. September 1854 von Dr. Gei- sel er, Apotheker zu Xk'gsberg i. d. Nearnark. - Den alten Persern galt das Feuer als einziger Urstoff, den Aegyptern das Wasser. Aristotcles von Stagira, der grieehisehe Philosoph, der Stifter der peripathetischen Schule, geb. 384 v. Chr., nahm vier Elemente an: Feuer, Wasser, Luft und Erde, und seine Ansicht hat sich bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt unter denen, die sich um die E'ortschritte der Naturwissenscliaften nicht bekiim- mern. Liegt nun gleich in des Aristotcles Ansicht eine Walirheit, in so fern durch seine Elcmente besonders ausgezeiclinete Grund- eigenschaften der Iiorper bezeichnet werden, so machte man doch schon im achten Jalirhundert Versuclie mehr die wirklichen Ele- mentarbestandthcile der IiGrper aufzudnden, und ale solche Ele- mente nenut uns Geber das Quecksilber und den Schwefel. Seit dieser Zeit spielt das Quccksilber (Mercurius Argentiim viuum, Hy- draryyrum), Allen bckannt als das einzige Lei gewolinlicher Tem- peratur stets fliissige Metall, das fast 14mal schwerer ist als das Wasser, eine bedcutende Rolle in der Chemie. Die Geschielitc dieses Mcrcurs ist die Geschichte der Chemie selbst; im engen Rahmen fiihiz sie uns fast alle Pliasen vor, welclle die Wisscnschaft selbst durclilaufen hat. Von Uasilius Valeiitinus wurden im 15tcn Jahrhundert neben Quecksilber iind Schwefel noch Salz als Element betrachtct. In seiner Wicderholung des grosscn Steines der uraltcn Weiscu sagt er: ,Ich habe Meldung gctlian uiid angezeigt, dass alle Dinge nus dreien Wesen zusaminengesetzt und gcmacht sind, als aus Mercurio, Suipl~ureet Sale, und das ist wahr, was icli gelchrt habe.= Der geniale Paracelsus, der im leten Jahrhundert lebte, glaubte eben- falls an diese Urstoffe, dell11 in seinem ersten Tractat von den Mineralibiis sagt er : $isen, Stahl, Blei, Smaragd, Saphir, Iiies- ling, sind niclits anderes, deiin Sehwefel, Salz und Mercurius, und in seincm Manualn heisst es: ,,Sol1 aber zulor melden, wie der Mensch aus Sdplticre, Sale et Mercurio gleich den Metallen seinen Ursprung nehme.' Das Quecksilber fiir eincn Bestandtlieil des Menschen anzu- sehen, dazu mag wohl den Paracelsus seine eigene Quecksilber- natur veranlasst haben, die ihn nirgcnds ruhen und rasten liess; miiditen doch auch wir fur quecksilbern halten unsere gewandtm Tanzer uiid Tanzerinnen, die sich, aiif einem Beinc stehend, gleich dem Leidenfi.ost'schcn Tropfen, hundertmal in ciner Secunde um ihre eigene Axe drehen! Aus den angefuhrten Worten dcs Para- celsus aber llsst sich aucli entnchmcn, dass das Quecksilber nieht fur ein Aletall, wohl abcr fiir eincn Bestandtheil aller Metallc ge- lialten wurde. Deutliclier geht dieses noch hervor aus den hinter- 1:usenen Scbriften der &en Chemiker. Albcrtus Magiius sagt, dass aus dein Aufeiiiaiidcrwirlreii des Schwefels und Mercurius die hletalle nllmalig in der Erde sich bilden, uiid Hasilius Valeutinus spricht: der Gcist der Mctalle stcckt im Mercurio, die Farbc der- sclben suche im Schwcfcl nnd die Coagulation (d. 11. den festen Aggregatzustand) iin Salzc. Fur cin Metal1 sclbst wurde das Queck- silber nicht gehalten, weil es nicht schinclzbar, indem es schon fliiasig ist uiid bei srincr Fliissigkcit nicht dehnbar, was es seiii

Das Quecksilber, der Mercurius der Alten

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Page 1: Das Quecksilber, der Mercurius der Alten

362 Trereiizszeitutig.

9. Das Quecksilber, der Mercurius der Alten. Vortrag gehalten zu Utbeck am 6. September 1854 von Dr. G e i -

sel er, Apotheker zu Xk'gsberg i. d. Nearnark. -

Den alten Persern galt das Feuer als einziger Urstoff, den Aegyptern das Wasser. Aristotcles von Stagira, der grieehisehe Philosoph, der Stifter der peripathetischen Schule, geb. 384 v. Chr., nahm vier Elemente an: Feuer, Wasser, Luft und Erde, und seine Ansicht hat sich bis auf den heutigen Tag fortgepflanzt unter denen, die sich um die E'ortschritte der Naturwissenscliaften nicht bekiim- mern. Liegt nun gleich in des Aristotcles Ansicht eine Walirheit, in so fern durch seine Elcmente besonders ausgezeiclinete Grund- eigenschaften der Iiorper bezeichnet werden, so machte man doch schon im achten Jalirhundert Versuclie mehr die wirklichen Ele- mentarbestandthcile der IiGrper aufzudnden, und ale solche Ele- mente nenut uns G e b e r das Quecksilber und den Schwefel. Seit dieser Zeit spielt das Quccksilber (Mercurius Argentiim viuum, Hy- draryyrum), Allen bckannt als das einzige Lei gewolinlicher Tem- peratur stets fliissige Metall, das fast 14mal schwerer ist als das Wasser, eine bedcutende Rolle in der Chemie.

Die Geschielitc dieses Mcrcurs ist die Geschichte der Chemie selbst; im engen Rahmen fiihiz sie uns fast alle Pliasen vor, welclle die Wisscnschaft selbst durclilaufen hat.

Von Uasilius Valeiitinus wurden im 15tcn Jahrhundert neben Quecksilber iind Schwefel noch Salz als Element betrachtct. In seiner Wicderholung des grosscn Steines der uraltcn Weiscu sagt er: ,Ich habe Meldung gctlian uiid angezeigt, dass alle Dinge nus dreien Wesen zusaminengesetzt und gcmacht sind, als aus Mercurio, Suipl~ure et Sale, und das ist wahr, was icli gelchrt habe.= Der geniale Paracelsus, der im leten Jahrhundert lebte, glaubte eben- falls an diese Urstoffe, dell11 in seinem ersten Tractat von den Mineralibiis sagt er : $isen, Stahl, Blei, Smaragd, Saphir, Iiies- ling, sind niclits anderes, deiin Sehwefel, Salz und Mercurius, und in seincm Manualn heisst es: ,,Sol1 aber zulor melden, wie der Mensch aus Sdplticre, Sale et Mercurio gleich den Metallen seinen Ursprung nehme.'

Das Quecksilber fiir eincn Bestandtlieil des Menschen anzu- sehen, dazu mag wohl den Paracelsus seine eigene Quecksilber- natur veranlasst haben, die ihn nirgcnds ruhen und rasten liess; miiditen doch auch wir fur quecksilbern halten unsere gewandtm Tanzer uiid Tanzerinnen, die sich, aiif einem Beinc stehend, gleich dem Leidenfi.ost'schcn Tropfen, hundertmal in ciner Secunde um ihre eigene Axe drehen! Aus den angefuhrten Worten dcs Para- celsus aber llsst sich aucli entnchmcn, dass das Quecksilber nieht fur ein Aletall, wohl abcr fiir eincn Bestandtheil aller Metallc ge- lialten wurde. Deutliclier geht dieses noch hervor aus den hinter- 1:usenen Scbriften der &en Chemiker. Albcrtus Magiius sagt, dass aus dein Aufeiiiaiidcrwirlreii des Schwefels und Mercurius die hletalle nllmalig in der Erde sich bilden, uiid Hasilius Valeutinus spricht: der Gcist der Mctalle stcckt im Mercurio, die Farbc der- sclben suche im Schwcfcl nnd die Coagulation (d. 11. den festen Aggregatzustand) iin Salzc. Fur cin Metal1 sclbst wurde das Queck- silber nicht gehalten, weil es nicht schinclzbar, indem es schon fliiasig ist uiid bei srincr Fliissigkcit nicht dehnbar, was es seiii

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miisste, wenn e5 der yon Geber aufgestellteii Definition fiir die Mctalle entsprechen sollte. Die voii Ge b e r angegcbenen Kenn- zeichen der Metalle: Schmelzbarkeit uiid Dehnbarkeit, blieben lange Zeit die allein beriicksichtigten. Boerhave rechnet den Mercur (173%) weder zii den wahren, nocli zu den sogenannten Halbmetal- len, welchen die Dehnbarkcit abgeheii sollte. Brandt nennt (1 735) das Quecksilbcr zwar schon ein Halbmetall, aber noch Vogel spricht ihm (1755), eben so wie Buffoon (1785), den Charakter der Metalle nb. Die spater gemachte Entdeckung, dass die Fliissigkeit des Quecksilbers keine wesentliche Eigenschaft ist, sondei-n dass es durcli strenge Kalte (40oC.) fest und dehnbar gemacht werden kann, licss es erst den wahren Metallen zurechncn.

In Bezug auf die wichtigste Lehre der Chemie, auf die Lehre von den Elementen und von den Metallen, hat also das Queck- silber, der Mercurius, seit den altesten Zciten eiiie grosse Bedeu- tung gehabt; aber man bezcichnete mit dem Namen Merczirius im Mittelalter auch uberhaupt dcnjcnigen hypothetischen Bestandtheil der Kiirper, welcher in der Hitze sich unveriindert verfliichtigt. In diesem Sinne wird von Raymund Lull der Wcingeist Argenturn viuum vegetabile, und das bei der Destillation des Harm gewoiinene Ammoniak Mercurius animalis genannt, ja man hatte cinen Mercu- Tius vitae, das Antimonoxyd, und eincn Mercurius terrestris, das Poly onum Hydropiper, so dass Basilius Valentinns, den Begriff des hercnrius erweiternd, sagcn musste : Es sind vielerlei Artcn des Quecksilbers; der Mercurius aus dem Animalisclien und Vege- tnbilischen ist nur ein Fumus oder Rauch, unbegreifliches Wesen, es werde dann solcher Haucli gefangen und zu Oel gebracht. Man kann hieraus schliessen auf die grosse Anzahl von che- mischen Arbeiten , zu denen der Mercurius Veranlassung gab, und die mindestens doch zur Permehrung chemischer Erfah- rungen beitragen niussten, auf welche allcin alle cliemischen Theorien sich stiitzen konnten. Erwagt man weiter, dass spiiter auch die I’hysikcr das Quecksilber zur Herstellung physikalischer liistrumente, des Araometers, dcs Tliermometcrs und Barometers, anwandten, so ist auch hieraus scin Einfluss auf chemische und physikalische Arbeiten ersichtlich.

Das Quecksilbermetall scheint spater, als Gold, Silber, Kupfer, Zinn, Blci und Eisen bekaiint geworden zu seiii. Zuerst s richt von demselben Theophrast (300 v. Chr.) in seiner Schrift iiber kine- ralicn (aeplhi8wv). Dioscorides (im 1 steii Jahrhundert n. Chr.) sagt, Quccksilber (i8pdpyupov) von L8wp und d yupiov (Wasser und Silber) werde bereitet aus Zinnober, und Pfinius (ebenfalls im lsten Jahrhundert ii. Chr. lebend) nennt das iiatiirlich vorkominende Quecksilber Ar entunz viuum, das kiinstlieh aus dem Zinnober dargestelltc Hyc&rgyrum. Den abcndliindischen Chemikern war das Quecksilbcr stets bekannt, und der schon yon mir hervor- gehobene Umstand, dass man es Jahrhunderte hindurch fur einen ganz eigcnthiimlichen Urstoff hielt, ist als der Crund anzusehen, aus welchem es immer ein Anhaltspunct war fiir die herrschenden chemischen Bestrebungen. I>ic Alchemisten beschaftigten sicli vor- zngsweise damit, weil sie diesen Korper oder einen ilim alinlicheii und auch ebenso bczeichneten fiir einen Restandtheil der Metalle hielten, und glaubten, dass auf der Abanderuiig des Gehalts eines Metalles an diesem Bestandtheil die Metallvwwandlung, das Ziel ihrer Wuiische beruhe, Fur die medicinischen Chemiker aber, denen dir Aufsuchnng kraftig wirkender eliemischer Heilmittel ein Haupt-

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punct cherniseher Arbeiten wurde, hatten die Untersuchungen der Quecksilberverbindungen stets eine grosse Wichtigkeit; besonders seitdem Paracelsus die innerliche Anwendung der Mercurialprapa- rate angepriesen und selbst seine Gegner von der Wirksamkeit die- ser Heilmittel, namentlich in der Syphilis, uberzeugt hatte. So ver- einigte sich Alles zur BefGrderung der chemischen Kenntniss von dem Quecksilber und scinen Verbindungen.

Das Quecksilberoxyd erwahnt zuerst G e b e r im 8ten Jahrhun- dert. Raymund Lull stellte es schon durch Erhitzeii des salpeter- sauren Quecksilbers dar, und bcide Bcreitungsweisen dcsselben, durch blosses Feuer und durch Calcinircn des salpetersauren Queck- silbers, sind allen spiitercn Chemikern bekannt.

Das Quecksilberoxydul. kernit Lemrnery schon im Jahre 16i.5; ein Jallrhundert spiiter zeigte Schef f er, dass die Aufliisung des Quecksilbert in kalter SalpeteisHure unter geringerem, in heisser unter grosscrem Verlust yon sogenanntem Phlogiston erfolge.

Dcr Zinnober, eine Verbindung des Quecksilbers mit Schwefel, war schon den Alten zu Theophrast’s Zeiten bekannt. Man wusste, class es naturlichen und kiinstlichen Zinnober gebe, kannte also die Darstcllungsweisc des letzteren. Dioscorides (im I sten Jahrhundert n. Chr.) wusste, dass aus dern Zinnober Quecksilber dargestellt wer- den konnte, und Geber, Libavius, Kunkel, Stahl, Boerhave suchten die Uestandtheile des Zinnobers bestimmter zii ermitteh.

Das schwarze Schwefelquecksilbcr kannte man bereits im 1 ?ten Jahrhundertc unter dem Namen Aethiops merciirialis als Arznei- mittcl.

Schwefelsaures Quecksilberoxyd bereitete Rocquetaillade im 1 &en Jahrhuuderte.

Das Quecksilberchlorid (Merccrriics sirblinaalirs corrosiuus) lehrte Gcber darstellen, fcrner Albertus ?tIagnus, ISasilius Valentinus, Le- mcry, Kunkel, Monnet.

Das rcpulinische Quecksilber uud dns Quecksilbersublimat wurde als iCfercurTus viui~9 u k l ;l.iercicr.iira sctbIii&tu.s unterschieden, aber die verworrcne Sprache der Alchemistcn bezeichnete den letzteren oft niit den1 Nanicn M. viuics sic7dii~~tiis, nannte ihn wegen seiner heftigen, giftigen Wirkungen auch Uraco und Mors M e t d m u m .

Nach den iilteren Bereitungsweisen dcs Quecksilbersublimats erhielt man gewiss oft Gemenge von Queeksilberchlorur und Queck- bilberchlorid, oft auch a k i n das crste, das schon im l6ten Jahr- hundert unter den Namen A( I d a a h , U r a c o mitigatics, Manna ilIettcUorzrm, Mercztriiu diilci.q, baloinel, als Arzneimittel angewendet wurde. Eine gensucre Darstellungsweise dcs Quecksilberchlorids und Queclrsilberchloriir~ lehrtc zuerst Le Mort im Jahre 1696, auf nasseni Wege stellte den Calomel Scheele dar im Jahre 1778. Man sah die Vcrbiiidunyeu des Quecksilbers mit Chlor seit diescr Zcit als salzsaure an, indeni man spiiter den Sublimat f i r salzsaures Quecksilberoxyd und den Calomel fur salzsaures Quecksilberoxydul hielt, bis endlich Davy’s Lelire uber die Verbindungen des Chlors mit Metallen, clic auch an unserm Merci~rius studirt war, allgemein angenommen wurde.

Die Verbindung des Quecksill,erclilorids mit dern Salmiak war ah Aleiubrothsalz schon dem Paracelsus bekannt, hiess auch Salz der Kunst, Weisheit oder Wissenschaft. Das durch FIllen aus der Aufliisung dieses Salzcs mittclst Alkalien entstehende sogenannte weisse Pracipitat kannten bereits Kaymnnd Lull und Lemery. Er war Gegenstand vieler Untersuchungen und fdrderte die Kenntniss

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der Amidtheorie so, dass wir in ihm jetzt eine Verbindung vom Quecksilberamid und Quecksilbcrchlorid schen.

Dem salpetersauren Quechsilberoxyd und Orydul deren e e l - fache Formen und Abanderungen durch unzahlige qersuche erst erkannt werden konnten, widnicte im 15ten Jahrhunderte Basilius Valentinus seine ganze Aufmerksamkcit. b u s der von ihm ange- gebenen Bereitungsweise erkennt iiian die Sorgfalt und Weit- liiuftigkeit in den damaligen cliemischen Arbeiten. 13ei H. Valcn- tinus lesen wir: Vitriolum Mercztrii wird leiehtlich gemaeht mit einem Aqua fortis aus Salpeter und Alaun destillirt ana; so er darinnen solviret wird, so schiessen Krystallen, einem Vitriol ganz gleich: dasselbe wieder abluiret und mit Spiritu Vini, so zuvor mit seinem Sale Tartari rectificiret, alsdann purificirt und zum siis- sen Oel gemacht, ist eine edle Medicin ad limn gallicam, kuiiret alle Schaden, Schwindsucht, Harnkrankheit, die Gicht und viele Krankheiten jagt sie ILUS dem menschlichen Leibe.=

,,Optinze pargat a u ~ u m . ~ Weitlauftiger noch sprieht sich dariiber Vitruv aus. Den Alten war also schon die Eigenschaft des Mercurius, mit andern Metallen Amalgame zu bilden, bekannt.

Wir wissen, seitdem in Bezug auf die Verquickung unzahlige Versuche gcmacht, wie wichtig sie fiii die Hutten- und Metall- arbeiter geworden ist; wir verdanken ihr die Reinigung und Dar- stellung vieler Metalle, das Ueberzichen des cinen mit dem andern; wir verdanken ihr den Spicgel, die Veriollkommnung der Elek- trisirmaschine und so viele nutzliche Erfindungen.

Wollte ich mehr noch von den Arbeiten mit deni Mercurius s rechen, die jetzt nicht mehr nach Jahrhundei-ten, soudcrn nach Lhrtausenden zahlen, ich wiirde errnuden; aus dem Angefuhrten schon geht hervor, wie um ihn die verschiedensten chemischcn An- sichten sich drehen und wie er zur Vervollkommnung der chemi- schen Experimentirkunst unendlich vie1 beigetragen. Wir miissen erstaunen uber daa Heer von Namen, die nach den verschiedenen X3ereitungsweie.cn und Theorien eiuzelne Quecksilberpraparate fuh- ren. Adiquartium, Aquilu alba, Uraco nzitigatus, Mercurius dulcis, Hydrargyrum muriaticum mite, Calomelm, Manna Metalloium, Pan. chimagogum minerale, Submurias Hydrargyri, Panacea mercurialis, sind nur einige wenige von den Benennungen, die im Laufe der Zeit dem QuecksilberehlorE beigelegt sind, und auch sie beweisen wiederum, wie gross die Aufmerksamkeit gewesen ist, die dem Mer- curius von jeher zugewandt ist, und wie durch ihn die chemischen Kenntnisse in experimenteller und theoretischer Hiusicht vermehrt, j a in den meisten Fdllen allein erworben sind. Besonders wichtig Fur die Ausbildung der Chemie als Wissenschaft aber ist uns das Quecksilberoxyd der -4fercurius praecipitatus ruber. Mit den Ver- suchen zur Ermittelung der ndheren Bestandtheile dessclben waren i n den 70er Jahren des vorigen Jahrhunderts faat zu gleicherzeit drei hochberumte Chomiker beschiiftigt.

Der eine yon ihnen, Lavoisier, ein Weltmann, reich, uingeben von den beruhmtesten Gelehrtcn und an ihrer Spitze stehend, erhob sich uber den Ruhni aller seiner Zeitgenosscn; der zweite, Priest- ley, ein Geistlicher, ein fanatischcr Theolog, ein Politiker durch seinr Stellung, ohne Glucksgiiter, abcr durch Freunde unterstutzt, warf eineu lebhaften doch nur vorubergehenden Glanz von sich: der dritte, Scheele, e'in Apothckergehiilfe, durftig und bescheiden, Allen und fast sich selbst unbekannt, tiefcr als der mste, jedoch

Plinius sagt von dem Queeksilber:

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hohrr als der zweite stehcnd beherrschte die Natur durcli die Macht dcr Geduld und des denies, entriss ihr ihre Gelieimnisse nnd griindete sich eincn .unsterblichcn Namen. Allc drei entdcclr- ten fast zu gleicher Zeit den Saucrstoff in dcni Mwmcrizcs pracci- pitatics mrber.

Wiihrend aber Scheele und Pricstlcy ihrc Uiitersuchungcn und Priifungcn mchr qualitativ anstellten, und also nur die Eigenschaf- ten des von ihnen Lebenslufi, dephlogistisirte Luft, genanntcn Sauer- stoffs feststellteii, arbeitetc Lavoisier rnit der Wage in der Hand. Nach der phlogistischen Thcorie wareii die Oxyde einfache Ki5rper und aus ihrer Verbindung mit Clem Phlogiston entstanden die Me- ta lk; diese mussten folglich Phlogibtoii enthalten. Aber anch jeder Rorpcr , der verbrannte, entledigte sich nach der phlogistischen Theorie seines Phlogistons, und machtc sich um so bcsscr dnvon los, jc entziindlicher er war.

Lavoisicr wies nach, dass dcr Mercurius, weiin er durch Hitze ospdii-t wurde, an Gewicht zunehme, wcnn er durch griissere Hitze reducirt wurde, an Gewicht abnehnie, und dass der Gewichtsverlust im letzten Falle genau in dcm erhaltencn Sauerstoff wiedcrgefunden wurde. Lavoisier faiid da cine Zcrsetzung, wo man bisher eine Verbindung gesehen hattc. Seit dicscr Zeit wurde ihm seine Wage das trcue Reagens, desscn er sich forCwLhrend bediente. Sein Wahlspruch war: Nichts gcht vcrloren, nichts wird urspriinglich erzeugt, alle chemischen Ersclieinungeii griindeii sich auf Verande- rung der Materie, auf Verbindung oder Treunnng der Korper. So konntc er denn nach Anstellung der gcnauesten Versuche die ein- fachen und feierlichen Worte aussprechen : ,,Das Phlogiston existii-t nicht. Die Feuerluft, die phlogistisirte Luft ist ein einfacher Kor- per. Er ist es, der sich mit den Metallen wrbindet, wenii lh r sie ealcinirt; er ist es, dcr den Schwcfcl, den Phosphor, die Kohle in Sauren veiwandelt ; er niacht den wirksamen Bestanatheil der Luft aus: er nahrt die Flamme, wclche uns leuchtet, den Hecrd, welcher die Speisen uns liefert. Er verwandelt bcim Athmcn dcr Menschen und Thiere ihr venoses Blnt in arterielles, indem er gleichzeitig die WLrme entwickelt, welche jenein cigenthiimlich ist; er bildet einen wesentlichen Bestandtheil der ganzen Erdoberfliiche, dcs Was- sers, der Pflanzeii und Thiere. Bei allen Naturerscheinungen gegen- wartig, unaufhorlich in Bewegung, nimmt er tausend verschiedene Gestalten an, aber dcnnoch verliere ich ihn nie am dem Gesichte und kann ihn stets nach Gefallen wieder erscheinen lassen, so ver- borgen er auch sei. In diesein ewigen unveriiiiderlichen Sein, wel- ches seine Rolle verandcrn, aber nichts geminnen, nichts verlieren kann, welches meine Wage verfolgt und immer als dasselbe wieder- findet, muss man das Bild der Matcrie im Allgemeiiien erblicken. Denn alle Arten der Materie theilen mit ilim diese Grundeigen- schaftcn und sind gleich wie er ewig unvergsnglich: sie koiinen wie er ihren Platz veriindern, nicht aber ihr Gewicht, und die Wage folgt ihneii lcicht durch alle, selbst die iiberraschendsten Modificationen.' Diese Worte konnte Lavoisier aussprcchcn, nach- dem er die Grundbestandthcile des Meicurizm piaecipitatw rubev gcfunden, damit den Process der Oxydation der Metalle erklart und die wciteren Eigenschaften des Sauerstoffs kcnnen gelernt hatte. Die wahren Elemente warcii gcfunden, die Anleitungen zur Auf- findung dcr Elementarbcstandthcile aller Korper gcgeben. Die Ein- bildungen, womit die Eitclkeit der philosophischen Schiilen sich seit 2000 Jallren eingewicgt hattc, warcn vcriiichtct : die falschen Leh-

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Vereinszeitung. 367 ren zerstart, welche unvollkommenc Erfahruiigcn cingcgcbcn hatten. Oeleitet von den Fingerzeigen, die der Mcrcurins ihm gcgeben, zeigte Lavoisier, dass die ganzc Chemie auf Uewichtsanalysen be- ruht, und dass die Wagc es ist, welche die chcmischcn Theorien bildet oder vernichtet.

Lavoisier's Methode, Lavoisier's Theorie ist die allein richtige ; kein Zeitalter kann sie vernichten, kein's sie schwiichen, kein's sie verandern: und wenn man sngt, Lavoisier's Theorie sei modificirt, sei eingestiirzt? so ist das ein Irrthum. Lavoisier ist unangreifbar, undnrchdringllch : seine stiihlerne Rustung, in der Untersuchung des Mercurius praecipitatus ncber geschmiedet, ist niemals verletzt worden. Xr hat die Monograpliie dcs Sanerstoffs geliefert ; spiiter hat man die des Chlors. des Scliwefels und allmiilig die aller ana- logen Korper danach copirt, uiid z.B. in Uezug auf die Salzbild- ner nur so lange geirrt, als man sich ihm nicht anschloss. Zu der Theorie der chemischen Proportionen, der atomistischen Theorie, hat allein Lavoisier gefiihrt, und hatte er gleich die durch sie dar- gelegten Gesetze noch nieht erkannt, man musstc dahin gefuhrt werden durch die fortgesetzte Anweudung der Wage, die die Ver- suche ubcr den Mercurius dem Lavoisier in die Hand gegeben hatte.

Wie man aber seit den iiltesten Zeiten an dem Mercurius sich in philosophischen Hetrachtnngen und theoretischen Anschaunngen geubt und zur Unterstutzung derselben an ihm, dcm Quecksilbei; in der dusfiihrung chemischer Operationen sich vervollkommnet hatte, wie seine Benntzung und Verwendnng zu den mannigfaltig- sten Zwecken Gewinn brachte fur Wissensehaft und Leben, wie er die wechsclnden chemischen Theorien stutzte oder umwarf, wie er endlich dic nnnmstossliche Lavoisier'sche Theorie begriinden half, so sehen wir ihn auch weiter bei den meisten nencnEntdeckungen in der Chemie als nothwendigen Cehulfen. Waren ohne ihn die Erd- und Alkalimetalle, die zuerst als Amalgame dargcstellt wur- den, gefunden worden? Warcn ohne seine Hulfe die nen entdeck- ten Salzbildiier ihrem Wesen und ihrem Eigenschaftcii nach erkannt worden? Hatte man die in Wasser aufloslichen Gabe ohne daa Quecksilber isoliren, die Elementaranalyse organischer Korper, na- mentlich stickstofialtiger, ohne den Mercurius ausfuhren, die Elek- trisirmaschine ohne die Arnalgamreibzeuge vervollkommnen kannen ? Ja, uberall miissen wir in der Chcmie dankeiid seinen Beistand preisen, ihn und seine Geschichte als einen sicheren Fuhrcr durch das weite Gebiet der Chemie betrachten. Und sehcn wir dann weiter, was die Erkenntniss seiner Eigenschaften Fir Physik, Mecha- nik, Technik, Heilkunde und die gesammte Naturwissenschaft ge- leistet, wie durch ihn die Beobachtungsmittel vermehrt, die Arbei- ten erleichtert, die Krankheiten entfenit sind, dann mussen wir wohl erkennen, dass die Beherrschung der Naturkrlifte, so weit der Menschengeist dazu bestimmt scheint, in nicht geringem Maasse auch dem Quecksilber ZII verdanken ist.

Die iiltestcn Alchemisten vereinigten sich dahin, aus Aegypten den Ursprung ihrer Kunst herzuleiten und als ihren Vorganger und Lehrer erkennen sie einstimmig den Hermes trimeghtos oder den dreifach machtigen Mercvriics. Nach Seleucus hat. wie die Neuplatoniker hehaupten, Heme8 trismegistas 20,000 Bande uber die allgemeinen Principien geschricben. Tertnllian (in1 2ten Jahrh. n. Chr.) behauptet von demselben Aehnliches: ihm ist er ?cft-veurius iUe trimeggistirs. mngistrr omnium physicorarm. Wcr war nun der Mmn, wrlchen die spatercii (hirehen als I Iwmes uird die sp" atcren

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368 Vieiwzeihng . Lateiner als Mercltrius bezeichneten? Eine genugende Antwort ist &her hierauf nicht ertheilt; wir wissen nur, dass nach ihm die Chemie auch hermetische Kunst, und ein luftdichter Verscliluss ein hemetischer genannt wird. So miissen wir die Person des Hermes oder Merkur f i i eine mythische halten und weiter noch zuriick-

Den Gott Merkur, von den Eriechen Hermes genannt, stellten die Alten dar als eincn schonen, in die niannlichen Jahre iibergehenden Jiingling, mit keimendcm narte Fliigelschuhen nnd einem Stabe in der Hand, als Herold und besandter der Gotter. Die Fliigel tragt er oft auch an dem Reisehute um den schncllen Wanderer zu bczcichncn; der Stab in der Hand mit Lorbeeren umkleidet, ist das Symbol des Friedens, den er bringt und vcrkundet: an beiner ganzen Gestalt wird der Hesonnene, Schlaue, Freundliche erkannt, dem es leicht wird, Alles zu unterhandeln, Alles mit Behendigkeit zu vollfiihren. Iu seinem I3ilde ist das Gleichmaass korperlicher Schonheit und geistiger Ge- wandtheit wuiidersam vereinigt, iind wenn die Sage von ilim ver- kiindet, dass er schon iii dcr vierten Stunde nach seiner Geburt eine SchildkrtSte getSdtet und mit Bcnutzung ihrer Schale die Lyra erfunden, so sol1 damit wohl seiii Erfindungsgeist bezeichnet wer- den. Die Entdeckung der Lyra wird aber auch dem agyptischen Hermes beini Ansstossen einer am Nil gefundenen SchildkrGten- whale zugescllrieben, und es ist daher leicht moglich, dass der Erfindungsgcist im Allgcmciiicn gleich den Natiirkrlften den alten Griechen und Honiern der Gott Merkur, den Alchemisten der Mer- curius oder Hermes triwmegistos gewesen.

Wie dem aber auch seiii mag, mag man geahnt oder gewusst liabcn, was das Quecksilber zu lcistcn im Stande sei, kein passen- derer Name konnte ihm, dessen Einfluss auf die Naturlehre ich hier nur in wenigen Ziigcn zu scliildern versucht habe gegeben werden, als der Name des ei&clungsrcichen, gewandten hoten der Gotter, der Name Mercurius.

Willst Du den Saueistoff, die reinc Lebensluft, athrnen, das Quecksilber giebt sie Dir aus sciiiem Oxyd ; willst Du aus den Erzen, die Du aus dem Schoossc der Erde zu Tage gefordert, das edle Metall, willst Du aus Californiens goldreicheni Sande daa Gold ab- scheiden, das Quecksilber lrringt es Dir als ilmalgain. Willst nu als Bergmann die Ticfe Deines Schachtes ergriinclcn, willst Du als Naturforscher die Hohe des Berges, den Du ersticgen, die Entfer- nung von der miitterlichen Erde, die Du als Luftschiffer erreicht, mcssen, im Barometer zeigt Alles das Quecksilber Dir an. Ob Regen, ob Sonnenschein, ob Sturm, ob Gewitter Dich bedrolien: prophetisch sagt es Dir das Quecksilber am Barometer vorlier; cs giebt Dir Gewisslieit, ob schwer, ob leicht die Luftslule sei, die auf Dich driickt. Das Quecksilber frage, und es antwortet Dir genau, bestimmt, zuverllssig im Thermometer, ob die Tempemtur die angemessenc zur Ilercitung Ueiner Speisen und Getrlnke, Dei- ner pharmaccutischen und cheniischen Prlparate, ob heilkriiftig die Wiirme Deines l3ades, ob in Deinem Treibhause die Gewachse fremder Zonen Dir gedeiheii konnen. Ob D e b Wohnximmer zu heizen oder zu kiihlen, ob warm, ob leicht I h Dich kleiden sollst, dcr hIesser der Wlrme und Ktilte, das Quecksilber, sagt’s Dir. Von ihm auch kannst am Hygrometer Du Dir verkiinden lassen, ob feucht die Luft sei oder trocken, und wehc Dir, wenn D u bei me- teorologischen Beobachtungen auf das Quecksilber nicht zugleich Dein Auge, an das Quecksilbcr nicht zugleich die Frage nach Uruck und Temperatur der Luft gerichtet : alle Dcinc Beobachtun-

ehen auf die Mythologie der Alten.

Page 8: Das Quecksilber, der Mercurius der Alten

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gen sind dann triiglich. Das Quecksilber im Alkoholometer ent- scheidet, ob der Dir unentbehrlich gewordene Weingeist auch bren- nen, die Harze und Oele aueh aufliisen werdc, denn im Araometer abgeschickt erforscht es Dir aller Flksigkeiten specifische Sehwere. Der Dampfinaschine Druekkraft willst Du erproben, die Kraft der Maschine regeln, die tausend Hande Dir ersetzt, die auf Schienen- wegen zu Lande, auf Schiffen zu Wasser, widrigen Winden und schaumenden Wogen zum Trotz, Dich rnit Sturmescile dahin fiihrt: Du kannst es nur rnit des Quecksilbers Hiilfe. Sicher und fest hilft es Dir ein Metal1 rnit dem andern iiberziehen, und die vergoldete Metallspitze die den ziindenden Blitz von Deinem Haupte, Deinem Hause ableitet, dem Quecksilber verdankst Du sic. Mit des Queek- silbers Hiilfe bereitest Du Dir das Amalgam, das Deine Elektrisir- maschine in Thatigkeit setzt, welclie die wunderbarsten Erseheinun- gen hervorruft, ein neues Licht in den physikalischcn Wissenschaften angeziindet hat; in die rnit Quecksilber gefiillten Ngpfchen des ein- fachen galvanischen Elements tauchst Du aber auch die Drahte, die das weiche Eisen zum Magneten machen, die als Herold auf die weitesten Entfernungen hin Deine Befehle, Deine Beriehte brin- g e n Willst Du am mannjgfaltigsten Farbenspiel Dich ergotzen, in seinen verschiedenen Verbindungen bietet solches das Quecksilber Dir dar ; die schone Farbe des alten Purpurs findest Du wieder im Quecksilberjodid. Das Licht ist uns ein Maler, ein treuer Zeiehner geworden, doch ohne des Querksilbers Hiilfe kannst weder Photo- graphie noch Daguerreotypie Du ausfGhrcn.

Besuche die Werkstatten der Maschinenbauer, der Meehaniker, der Metallarbeiter, ja aller Instrumenteiimacher und Kiinstler, immer wirst Du dort das Quecksilber als mlchtiges Agens finden, und betrittst Du des Chemikers Laboratorium, des Physikers Studir- und Beobachtungszimmer, des Pharmaceuten Officin: das Queck- silber tritt Dir stets in den verschiedensten Formen entgegen. Der Astronom bedarf desselben in seineni Spiegelteleskop, der Botaniker, der Anatom im Mikroskop; die Welt im Grossen und im Kleinen lernst Du durch das Quecksilberbennen, ja Dich selbst findest am besten D u in dem mit Quecksilberanialgam belegten Spiegcl, der in den Prunksalen des Reichen die WLnde bedeckt und die abend- liehe Kerzencrlcuchtung tausendfach strahleiid vermehrt, der aber auch in der Wohnung des Aermsten als winziges Scherblein nicht fehlt. In dem Quecksilber sichst Du den Schwerpunet der Ver- derben bringenden Kugel ermitteln, damit sie um so sicherer das fcindliche Lager zerstore, mit der Quecksilberlosung triinkst Du aber auch das Hauholz, damit es der zersetzenden FLulniss wider- stehe. Als Mors Metallorum bringt das Queeksilber Verderbcn Menschen und Thieren, in heilkraftiger Gabe schiekst Du es in Deinen Korpcr und es giebt die verlorene Gesundheit Dir wieder. Immer ist es Dir dieustbar, beimvernichten hilft es Dir, wie beim Sehaffen !

Kannst Du noch zweifeln? Der Rote der alten Gotter, der Merkurius, in1 Quecksilber ist er D e i n Bote, in ihm D e i n Helfer zur Behemchung der Naturkrlfte geworden ! Wie der Merkurius einst den Jupiter befreite von dcr Herrsehaft des grausigen Typhon, so hat Dich das Quecksilber befreien helfen von des Aberglaubens und des Irrweges bindenden Fesseln, es hat Dich kennen gelehrt ewige, unabanderliche Naturgesetze! Auch dcr Hemnes trismegistos der alten Alchemisten, er ist kein Nebelbild mchr, als Quechilber ist er der Chemie aller Zeiten Lehrer und sicherer Fuhrer geworden.

Arch, d. Pharm. CXXXI.Bds. 3. Hft. 25