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DOKUMENTATION BUCHKURS Prof. GERTRUD NOLTE SOMMERSEMESTER 2011

»Das Andere Buch« Kursdokumentation

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Kursdokumentation zur LV »Das Andere Buch« bei Prof. Gertrud Nolte im SS11.

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Page 1: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

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Page 3: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Alex Amborn...................... 4 Benjamin Asher................... 12Merlin Barfuß.................... 20Johannes Breidenbach............. 28Olga Chernosikow................. 36Johannes Friedrich............... 44Christian Fuß.................... 52Sarah Haaf....................... 60Alex Haas........................ 68Suse Hagelauer................... 76Eva Herre........................ 84Philipp Koch..................... 92Regina Rüttiger.................. 100Felix Volkheimer................. 108Magdalena Wirkert................ 116

Impressum........................ 124

Dokuteam:

Benjamin Asher

Felix Volkheimer

(www.bureauagenturatelier.de)

»Das Andere Buch«, Prof. Gertrud NolteINHALTSVERZEICHNIS

Page 4: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 4Sommersemester 2011

Laufwege im Thüringer Wald.erlaufen

Es ist wichtig zu wissen woher man kommt. Eben-so wichtig ist es auch, zu erfahren welche Möglichkeiten die Umwelt eines Jeden zu bieten hat. Daher zeigt und analysiert „Erlaufen“ dem Leser verschiedene Laufwege im Thüringer Wald innerhalb der Region von Schmalkalden. Die Mo-tivation zur Gestaltung dieses Buches liegt in der Liebe zu meiner Heimat und zu der dort bestehenden Natur. Mein Ziel ist deshalb, mehr Menschen davon zu begeistern, sich aufmerksam, mit Spaß und vor allem aktiv, in ihrer Umge-bung bewegen zu wollen. Alle Wege sind selbst erlaufen, alle Fotos sind selbst geschossen und fast alle Texte eigens geschrieben. Jeder Laufweg ist nach Distanz, Schwierigkeitsgrad, Höhenmeter, Streckenverlauf und der Beschaf-fenheit des Bodens analysiert. Damit der Leser die Anhaltspunkte jeder Strecke finden kann, ist auf der Innenseite des Umschlags eine Kar-te abgebildet, welche die Strecken deutlich markiert. Die horizontale Einteilung in zwei Ebenen innerhalb des Buches, soll den Eindruck eines Filmbandes hinterlassen und dem Leser das Gefühl eines Rundgangs durch die einzel-nen Strecken vermitteln. Das Papier ist nur leicht behandelt und creme-farben. Somit hat das Papier die Aufgabe, dem Leser ein na-turnahes Gefühl zu vermitteln. Die Schrift Minion Pro ist für jegliche Art von Text vorgese-hen, Ausnahme ist das Profil aller Strecken, hierfür findet die Calibri Verwendung.

Umfang: 85 Seiten

Titel: Erlaufen

Subtitel: Laufwege im Thüringer Wald

Maße: 170mmx230mm

Papier: 150g/m2

naturbelassenes Creme-Papier

Druckerei: Genheimer Lohr

Bindung: Klebebindung

Schriftarten:

Minion Pro (Brotschrift)

Calibri (Streckenprofile)

4. SemesterAlexAmborn

Page 5: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Laufwege im Thüringer Wald.erlaufen

Page 6: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Zeichenerklärung

Grundschrift: Minion Pro

Streckenprofil/analyse: Calibri

Erfahrungen des Autors (Minion Pro braun)

Besondere Hervorhebungen

Schwierigkeitsgrad der Laufstrecke

Anfänger

Fortgeschrittene

Semiprofi

Profi

Maßstab

Laufrichtung

Start

Ziel

Start/Ziel

Streckenverlauf

Page 7: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Zeichenerklärung

Grundschrift: Minion Pro

Streckenprofil/analyse: Calibri

Erfahrungen des Autors (Minion Pro braun)

Besondere Hervorhebungen

Schwierigkeitsgrad der Laufstrecke

Anfänger

Fortgeschrittene

Semiprofi

Profi

Maßstab

Laufrichtung

Start

Ziel

Start/Ziel

Streckenverlauf

Page 8: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Über den Windenteich „... zieh besser eine Badehose an.“ 1

Page 9: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Über den Windenteich „... zieh besser eine Badehose an.“ 1

Page 10: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Über den Windenteich

Zwischen Th üringer Wald und Rhön, eingebettet in das malerische Werratal, liegt die Gemeinde Schwallungen. 788 n.Chr. urkundlich zum ersten Mal erwähnt, gehört die Gemeinde zu den ältes-ten Orten des Freistaates Th üringen. Vieles gibt es zu erkunden, so befi nden wir uns zum Beispiel im Ortsteil Zillbach auf den Spuren von Heinrich Cotta, dem bedeutendsten Forstwissenschaft ler seiner Zeit, oder fi nden im Ortskern von Schwal-lungen eines der ältesten Zeugnisse unserer Geschichte, die 1375 erbaute Kemenate.Für Erholung sorgt neben der schönen Natur der Windenteich. Diesen fi ndet man auf dem Radweg zwischen Wernshausen und Schwallungen. Frü-her galt er offi ziell als Badeteich, inzwischen dient er dem Anglersport und wird als Aufzuchtsort für verschiedene Fischarten genutzt. Jedoch ist an heißen Sommertagen auch ganz inoffi ziell eine Badehose stets zu empfehlen.

„Über den Windenteich“ ist für mich per-sönlich eine sehr angenehme Strecke zum Laufen. Sie führt den Werra-Radweg entlang durch den grünen Hühn. Der Weg ist größ-tenteils schattig, so kann man auch an heißen Sommertagen seine Kilometer laufen. Mein absolutes Highlight ist der Windenteich nach 4km. Eine ideale Gelegenheit sich abkühlen zu können oder um sich abseits des Laufens mit Freunden zu verabreden.Die mäßigen 2-3 Steigungen innerhalb des Laufweges hinterlassen nur einen geringfügi-gen Trainingseffekt, daher lässt sich die Stre-cke für Fortgeschrittene eingliedern, welche sich für anspruchsvollere Strecken vorbereiten möchten.Die Laufstrecke an sich bietet im Hühn jede Menge Anschlüssmöglichkeiten an weitere Laufwege, die sich gut kombinieren lassen.

Streckenpro l:

Ausgangspunkt: Wernshausen, Alexander-Puschkinstraße Richtung Hühn

Streckenverlauf: Wernshausen dem Werra-Radweg entlang Richtung Schwallungen

Kilometer: ca. 7km

Bodenpro l: weitestgehend weicher Waldboden. Wenig Asphalt sowie Scho erbelag

Schwierigkeitsgrad: Fortgeschri ene

Laufzeit (ca.): ca. 30-40min

Höhenmeter: ca. 90m Unterschiede

Page 11: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Über den Windenteich

Zwischen Th üringer Wald und Rhön, eingebettet in das malerische Werratal, liegt die Gemeinde Schwallungen. 788 n.Chr. urkundlich zum ersten Mal erwähnt, gehört die Gemeinde zu den ältes-ten Orten des Freistaates Th üringen. Vieles gibt es zu erkunden, so befi nden wir uns zum Beispiel im Ortsteil Zillbach auf den Spuren von Heinrich Cotta, dem bedeutendsten Forstwissenschaft ler seiner Zeit, oder fi nden im Ortskern von Schwal-lungen eines der ältesten Zeugnisse unserer Geschichte, die 1375 erbaute Kemenate.Für Erholung sorgt neben der schönen Natur der Windenteich. Diesen fi ndet man auf dem Radweg zwischen Wernshausen und Schwallungen. Frü-her galt er offi ziell als Badeteich, inzwischen dient er dem Anglersport und wird als Aufzuchtsort für verschiedene Fischarten genutzt. Jedoch ist an heißen Sommertagen auch ganz inoffi ziell eine Badehose stets zu empfehlen.

„Über den Windenteich“ ist für mich per-sönlich eine sehr angenehme Strecke zum Laufen. Sie führt den Werra-Radweg entlang durch den grünen Hühn. Der Weg ist größ-tenteils schattig, so kann man auch an heißen Sommertagen seine Kilometer laufen. Mein absolutes Highlight ist der Windenteich nach 4km. Eine ideale Gelegenheit sich abkühlen zu können oder um sich abseits des Laufens mit Freunden zu verabreden.Die mäßigen 2-3 Steigungen innerhalb des Laufweges hinterlassen nur einen geringfügi-gen Trainingseffekt, daher lässt sich die Stre-cke für Fortgeschrittene eingliedern, welche sich für anspruchsvollere Strecken vorbereiten möchten.Die Laufstrecke an sich bietet im Hühn jede Menge Anschlüssmöglichkeiten an weitere Laufwege, die sich gut kombinieren lassen.

Streckenpro l:

Ausgangspunkt: Wernshausen, Alexander-Puschkinstraße Richtung Hühn

Streckenverlauf: Wernshausen dem Werra-Radweg entlang Richtung Schwallungen

Kilometer: ca. 7km

Bodenpro l: weitestgehend weicher Waldboden. Wenig Asphalt sowie Scho erbelag

Schwierigkeitsgrad: Fortgeschri ene

Laufzeit (ca.): ca. 30-40min

Höhenmeter: ca. 90m Unterschiede

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 12Sommersemester 2011

Lob des Schattens – Entwurf einer japanischen Ästhetik (jap. 陰翳礼讃, In’ei Raisan) ist ein langer Essay von Tanizaki Jun’ichiro. Er wur-de 1933 in der Zeitschrift Keizai Orai (経済往来) veröffentlicht. Er besteht aus 16 Abschnitten, die in der japanischen Textfassung Überschrif-ten tragen. An der Überschrift lässt sich meist der inhaltliche Schwerpunkt des Abschnittes ablesen.

Das Werk »Lob des Schattens« setzt sich mit dem japanischen Ästhetizismus und dem Sensualis-mus Tanizakis auseinander. Tanizaki stellt das traditionell japanischen Ästhetikempfinden dem europäischen gegenüber und demonstriert dabei exemplarisch die Unvereinbarkeit beider.

„Das, was man als schön bezeichnet, entsteht in der Regel aus der Praxis des täglichen Lebens. So entdeckten unsere Vorfahren, die wohl oder übel in dunklen Räumen wohnen mussten, irgendwann die dem Schatten innewoh-nende Schönheit.“

Titel: Lob des Schattens

Untertitel: Entwurf einer

japanischen Ästhetik

(jap. 陰翳礼讃, In’ei Raisan)

Umfang: 126 Seiten

Maße: 195x220mm

Papier: Munken Pocket Cream

Druckerei: Scheiner, Würzburg

Schriftarten:

Adobe Jenson Pro

Adobe Kaiti Std

4. SemesterBenjaminAsher

谷崎

潤一郎

陰翳礼讃

谷崎

潤一郎

陰翳礼讃

T A N I Z A K I J U N ’ I C H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S

Page 13: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

谷崎

潤一郎

陰翳礼讃

T A N I Z A K I J U N ’ I C H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S

Page 14: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

A RC H I T E K TO N I S C H E L I E B H A B E R E I

D I E T E M PE L I N K YŌ TO U N D N A R A

L E U C H T KÖ R PE R I N F O R M VO N PA PI E R L AT E R N E N

FA N TA S I E E I N E S S C H R I F T S T E L L E R S

PA PI E R

R E S TAU R A N T WA R A N J I-YA

H Ö L Z E R N E S U PPE N S C H A L E N

A RC H I T E K TO N I S C H E S

J A PA N I S C H E R WO H N R AU M

DA S L I C H T D E S G O L D E S I N D E R D U N K E L H E I T

D I E D U N K E L H E I T D E R N Ō - B Ü H N E

D I E F R AU E N DA M A L S

DA S S C H Ö N E I N D E R D U N K E L H E I T

D I E W E LT D E S S C H AT T E N S

D I E N AC H T I N TŌ K YŌ U N D Ō S A K A

D I E K L AG E N D E R Ä LT E R E N

Z U M AU TO R

I M P R E S S U M

普請道楽

京都や奈良の寺院

行燈式の電燈

小説家の空想

わらんじや

吸い物椀

建築のこと

日本座敷

暗がりの中にある金色の光

能舞台の暗さ

昔の女

暗がりの中の美

陰翳の世界

東京や大阪の夜

年寄りの愚痴

715212731455157677381859197103111

121123

T A N I Z A K I J U N ’ I C H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S

Page 15: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

A RC H I T E K TO N I S C H E L I E B H A B E R E I

D I E T E M PE L I N K YŌ TO U N D N A R A

L E U C H T KÖ R PE R I N F O R M VO N PA PI E R L AT E R N E N

FA N TA S I E E I N E S S C H R I F T S T E L L E R S

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H Ö L Z E R N E S U PPE N S C H A L E N

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J A PA N I S C H E R WO H N R AU M

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D I E N AC H T I N TŌ K YŌ U N D Ō S A K A

D I E K L AG E N D E R Ä LT E R E N

Z U M AU TO R

I M P R E S S U M

普請道楽

京都や奈良の寺院

行燈式の電燈

小説家の空想

わらんじや

吸い物椀

建築のこと

日本座敷

暗がりの中にある金色の光

能舞台の暗さ

昔の女

暗がりの中の美

陰翳の世界

東京や大阪の夜

年寄りの愚痴

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T A N I Z A K I J U N ’ I C H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S

Page 16: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Nach den Aussagen von Takebayashi Musōan, der vor ein paar Jahren vorübergehend aus Paris zurückkehrte, seien Tokio und Osaka im Vergleich zu den europäischen Städten nachts viel hel-ler beleuchtet. Selbst mitten auf den Champs-Elysées in Paris gebe es Häuser, wo man Petroleumlampen benütze, während man in Japan schon in sehr abgelegene Berggegenden gehen muß, um noch ein solches Haus zu finden. Vermutlich seien Amerika und Japan die beiden Länder auf der Welt, die am verschwende-rischsten mit dem elektrischen Licht umgehen. Musōan stellte fest, Japan versuche eben in jeder Beziehung, Amerika nachzu-ahmen. Seine Aussagen liegen nun schon vier, fünf Jahre zurück, als das Neonlicht noch nicht in Mode gekommen war. Wenn er also das nächste Mal zurückkehrt, wird seine Verwunderung über die erneut angewachsene Lichtflut noch größer sein. Das Folgende ist eine Anekdote, die mir Herr Yamamoto, der Verle-ger der Zeitschrift »Kaizō«, mitgeteilt hat: Als er einst den Pro-fessor Einstein in die Gegend von Kyoto-Osaka begleitete und der Zug gerade Ishiyama passierte, rief der Professor, der durch das Fenster die Landschaft anschaute, plötzlich aus: »Ah, das ist ja im höchsten Grad unwirtschaftlich!« Auf die Frage warum, zeigte Einstein auf die Lichter, die dort herum am hellichten Tag an den Masten brannten. Herr Yamamoto gab dazu den Kom-mentar: »Einstein ist Jude und darum wohl so kleinlich in sol-chen Dingen.« Aber es scheint eine Tatsache zu sein, daß man – Amerika einmal ausgeklammert – in Japan viel verschwenderi-scher mit dem elektrischen Licht umgeht als in Europa. Da gera-de von Ishiyama die Rede ist, sei noch eine weitere komische Begebenheit angefügt. Dieses Jahr hatte ich mir lange den Kopf zerbrochen, wo ich im Herbst den Vollmond betrachten wolle, und mich schließlich für den Ishiyama-Tempel entschieden.

Doch am Vortag des Fünfzehnten stand in der Zeitung, man habe beim Ishiyama-Tempel Lautsprecher zwischen den Bäumen installiert und werde eine Aufnahme der Mondschein-Sonate abspielen, um zur Unterhaltung des Mondschau-Publikums bei-zutragen. Als ich das las, verzichtete ich auf der Stelle auf mei-nen Ishiyama-Ausflug. Und zwar nicht nur, weil ich mich an den Lautsprechern stieß, sondern auch, weil ich fast sicher war, daß man unter diesen Umständen den gesamten Tempelbezirk mit Lichtern und Illuminationen ausstaffieren und einen lebhaften Festbetrieb in Gang setzen würde. Man hatte mir schon einmal auf diese Art die Mondschau verdorben. In einem früheren Jahr gedachte ich nämlich, die fünfzehnte Nacht mit einem Boot auf dem Teich des Suma-Tempels zu verbringen; als wir dann, ich und einige Freunde, mit Eßkästchen ausgerüstet von Land stie-ßen, leuchteten rings um den Teich prunkvolle Lichtgirlanden in allen Farben, und obwohl der Mond am Himmel stand, war es, als gäbe es ihn gar nicht. Wir scheinen, wenn man dies alles be-denkt, in letzter Zeit wie betäubt vom elektrischen Licht und haben offenbar in erstaunlichem Ausmaß unsere Sensibilität verloren gegenüber den Nachteilen, die eine übertriebene Be-leuchtung mit sich bringt. Nun ja, in einem Fall wie der Mond-schau mag man das auf die leichte Schulter nehmen; aber in Versammlungsräumen, Restaurants, Hotels und Herbergen ja-panischen Stils geht die Lichtverschwendung im allgemeinen über jegliches Maß hinaus. Ein gewisser Aufwand mag ja not-wendig sein, um die Gäste anzuziehen; aber wozu ist es zum Bei-spiel im Sommer gut, schon bei Taghelle die Lichter anzuzünden? Was nicht nur eine Vergeudung ist, sondern zusätzlich noch ein Ansteigen der Hitze zur Folge hat. Wohin ich auch im Sommer gehe, bringt mich diese Unsitte aus der Fassung. Wenn es drau-ßen zwar kühl, drinnen aber scheußlich heiß ist, so hängt das

Takebayashi Musōan (1880–1962): Schriftsteller und Übersetzer, lebte zwischen 1922 und 1934 hauptsächlich in Frankreich.

Ishiyama: Tempel östlich von Kyoto am Ausfluß des Biwa-Sees. Einer legendenhaften Überlieferung zufolge hat Murasaki Shikibu, die Verfasserin der ›Geschichte vom Prinzen Genji‹, hier zwei Kapitel ihres Werks niedergeschrieben, indem sie den Mondschein betrachtete. Der Tempel gilt deshalb als für die Mondschau geeigneter Ort.

Der Fünfzehnte: Zu den vielen festlichen Anlässen des japani-schen Jahreslaufs gehört die Mondschau. Und

zwar gilt nach der Überlieferung der . Tag des . Monats nach altem Kalender (entspricht

etwa Mitte September nach unserer Zeitrech-nung) als besonders geeignet. Der ›Fünfzehnte Abend‹ ( jūgoya) ist daher in der Dichtung ein Jahreszeitenwort für den Herbst und kann mit

›Vollmond‹ gleichgesetzt werden.

Die Küste von Suma, im westlichen Teil der heutigen Stadt Kōbe

gelegen, ist ein in der klassischen Litera-tur vielzitierter Ort. Die Sitte, sich zur

Mondschau dorthin zu begeben, geht zurück auf das 12. Kapitel (Suma) des »Genji

monogatari«. Siehe: ›Genji monogatari – Die Geschichte vom Prinzen Genji‹, 2 Bde.

Manesse Verlag, Zürich 1966.

Page 17: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Nach den Aussagen von Takebayashi Musōan, der vor ein paar Jahren vorübergehend aus Paris zurückkehrte, seien Tokio und Osaka im Vergleich zu den europäischen Städten nachts viel hel-ler beleuchtet. Selbst mitten auf den Champs-Elysées in Paris gebe es Häuser, wo man Petroleumlampen benütze, während man in Japan schon in sehr abgelegene Berggegenden gehen muß, um noch ein solches Haus zu finden. Vermutlich seien Amerika und Japan die beiden Länder auf der Welt, die am verschwende-rischsten mit dem elektrischen Licht umgehen. Musōan stellte fest, Japan versuche eben in jeder Beziehung, Amerika nachzu-ahmen. Seine Aussagen liegen nun schon vier, fünf Jahre zurück, als das Neonlicht noch nicht in Mode gekommen war. Wenn er also das nächste Mal zurückkehrt, wird seine Verwunderung über die erneut angewachsene Lichtflut noch größer sein. Das Folgende ist eine Anekdote, die mir Herr Yamamoto, der Verle-ger der Zeitschrift »Kaizō«, mitgeteilt hat: Als er einst den Pro-fessor Einstein in die Gegend von Kyoto-Osaka begleitete und der Zug gerade Ishiyama passierte, rief der Professor, der durch das Fenster die Landschaft anschaute, plötzlich aus: »Ah, das ist ja im höchsten Grad unwirtschaftlich!« Auf die Frage warum, zeigte Einstein auf die Lichter, die dort herum am hellichten Tag an den Masten brannten. Herr Yamamoto gab dazu den Kom-mentar: »Einstein ist Jude und darum wohl so kleinlich in sol-chen Dingen.« Aber es scheint eine Tatsache zu sein, daß man – Amerika einmal ausgeklammert – in Japan viel verschwenderi-scher mit dem elektrischen Licht umgeht als in Europa. Da gera-de von Ishiyama die Rede ist, sei noch eine weitere komische Begebenheit angefügt. Dieses Jahr hatte ich mir lange den Kopf zerbrochen, wo ich im Herbst den Vollmond betrachten wolle, und mich schließlich für den Ishiyama-Tempel entschieden.

Doch am Vortag des Fünfzehnten stand in der Zeitung, man habe beim Ishiyama-Tempel Lautsprecher zwischen den Bäumen installiert und werde eine Aufnahme der Mondschein-Sonate abspielen, um zur Unterhaltung des Mondschau-Publikums bei-zutragen. Als ich das las, verzichtete ich auf der Stelle auf mei-nen Ishiyama-Ausflug. Und zwar nicht nur, weil ich mich an den Lautsprechern stieß, sondern auch, weil ich fast sicher war, daß man unter diesen Umständen den gesamten Tempelbezirk mit Lichtern und Illuminationen ausstaffieren und einen lebhaften Festbetrieb in Gang setzen würde. Man hatte mir schon einmal auf diese Art die Mondschau verdorben. In einem früheren Jahr gedachte ich nämlich, die fünfzehnte Nacht mit einem Boot auf dem Teich des Suma-Tempels zu verbringen; als wir dann, ich und einige Freunde, mit Eßkästchen ausgerüstet von Land stie-ßen, leuchteten rings um den Teich prunkvolle Lichtgirlanden in allen Farben, und obwohl der Mond am Himmel stand, war es, als gäbe es ihn gar nicht. Wir scheinen, wenn man dies alles be-denkt, in letzter Zeit wie betäubt vom elektrischen Licht und haben offenbar in erstaunlichem Ausmaß unsere Sensibilität verloren gegenüber den Nachteilen, die eine übertriebene Be-leuchtung mit sich bringt. Nun ja, in einem Fall wie der Mond-schau mag man das auf die leichte Schulter nehmen; aber in Versammlungsräumen, Restaurants, Hotels und Herbergen ja-panischen Stils geht die Lichtverschwendung im allgemeinen über jegliches Maß hinaus. Ein gewisser Aufwand mag ja not-wendig sein, um die Gäste anzuziehen; aber wozu ist es zum Bei-spiel im Sommer gut, schon bei Taghelle die Lichter anzuzünden? Was nicht nur eine Vergeudung ist, sondern zusätzlich noch ein Ansteigen der Hitze zur Folge hat. Wohin ich auch im Sommer gehe, bringt mich diese Unsitte aus der Fassung. Wenn es drau-ßen zwar kühl, drinnen aber scheußlich heiß ist, so hängt das

Takebayashi Musōan (1880–1962): Schriftsteller und Übersetzer, lebte zwischen 1922 und 1934 hauptsächlich in Frankreich.

Ishiyama: Tempel östlich von Kyoto am Ausfluß des Biwa-Sees. Einer legendenhaften Überlieferung zufolge hat Murasaki Shikibu, die Verfasserin der ›Geschichte vom Prinzen Genji‹, hier zwei Kapitel ihres Werks niedergeschrieben, indem sie den Mondschein betrachtete. Der Tempel gilt deshalb als für die Mondschau geeigneter Ort.

Der Fünfzehnte: Zu den vielen festlichen Anlässen des japani-schen Jahreslaufs gehört die Mondschau. Und

zwar gilt nach der Überlieferung der . Tag des . Monats nach altem Kalender (entspricht

etwa Mitte September nach unserer Zeitrech-nung) als besonders geeignet. Der ›Fünfzehnte Abend‹ ( jūgoya) ist daher in der Dichtung ein Jahreszeitenwort für den Herbst und kann mit

›Vollmond‹ gleichgesetzt werden.

Die Küste von Suma, im westlichen Teil der heutigen Stadt Kōbe

gelegen, ist ein in der klassischen Litera-tur vielzitierter Ort. Die Sitte, sich zur

Mondschau dorthin zu begeben, geht zurück auf das 12. Kapitel (Suma) des »Genji

monogatari«. Siehe: ›Genji monogatari – Die Geschichte vom Prinzen Genji‹, 2 Bde.

Manesse Verlag, Zürich 1966.

Page 18: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

O R I G I N A L

Autor: Tanizaki Jun’ichirõTitel: 陰翳礼讃, In’ei raisan Jahr: 1933 Sprache: japanisch

VO R L AG E

Übersetzung: Eduard Klopfenstein aus dem Japanischen, 1987 Verlag: Manesse Verlag Zürich,5. Auflage 1990 ISBN: 3-7175-8109-0

E N T W U R F & L AYO U T

Benjamin Asher im Sommersemester 2011www.benjamin-asher.de

Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt Lehrveranstaltung: »Das andere Buch«, Prof. Gertrud Nolte

Schrift: Adobe Jenson Pro, Papier: Munken

Das Buch enstand 2011 zu Studienzwecken und ohne kommerzielle Absicht.

T A N I Z A K I J U N ’ I C H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S

谷崎

潤一郎

陰翳礼讃

Page 19: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

O R I G I N A L

Autor: Tanizaki Jun’ichirõTitel: 陰翳礼讃, In’ei raisan Jahr: 1933 Sprache: japanisch

VO R L AG E

Übersetzung: Eduard Klopfenstein aus dem Japanischen, 1987 Verlag: Manesse Verlag Zürich,5. Auflage 1990 ISBN: 3-7175-8109-0

E N T W U R F & L AYO U T

Benjamin Asher im Sommersemester 2011www.benjamin-asher.de

Hochschule für angewandte Wissenschaften Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt Lehrveranstaltung: »Das andere Buch«, Prof. Gertrud Nolte

Schrift: Adobe Jenson Pro, Papier: Munken

Das Buch enstand 2011 zu Studienzwecken und ohne kommerzielle Absicht.

T A N I Z A K I J U N ’ I C H I RŌ

L O B D E S S C H AT T E N S

谷崎

潤一郎

陰翳礼讃

Page 20: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 20Sommersemester 2011

Als Designprojekt gestalte ich Uwe Timms „Am Beispiel meines Bruders“ neu. Die einzelnen Fragmente, die sich zu dem essayistischen In-halt zusammensetzen, wecken mein Interesse. Das Buch ist ein bewegender Versuch über den Bruder, über Schuld und Erinnerung zu schrei-ben. Gleichzeitig ist es auch ein Portrait der eigenen Familie und eine Studie darüber, wel-che Haltungen den Nationalsozialismus und den Krieg möglich machten, was das mit uns zu tun hat und wie man darüber sprechen kann.An einer Stelle schreibt der Autor über seinen Bruder: „Er selbst, sein Leben, spricht nur aus den wenigen erhaltenen Briefen und aus dem Tagebuch. Das ist die festgeschriebene Erinne-rung.“Dieses Zitat veranlasst mich dazu die Brie-fe und Tagebucheinträge des Bruders, die den Grundbaustein für das gesamte Buch bilden, handschriftlich darzustellen, damit der auto-biografische Teil des Buches noch authenti-scher wahrgenommen werden kann.Ein weiteres Zitat aus dem Buch lautet: „Die Briefe meines Bruders, die Orden, sein Tagebuch hat die Mutter in der kleinen Pappschachtel aufgehoben. Die Schachtel lag fünf-zig Jahre in der Schublade ihres Fri-siertischs.“ und „ein kleines Papp-kästchen, mit Briefen, den Orden, ein paar Fotos, einer Zahnpastatube und einem Kamm. Diesen Inhalt und die da-zugehörigen Erinnerungen, verarbeitet Uwe Timm zu einem Buch. Das bringt mich auf die Idee, das Buch selbst in eine Schachtel zu legen. So wie die Pappschachtel von der Mutter an Uwe Timm weitergegeben wurde, gibt er die Schachtel in einem anderen Medium an den Leser weiter.

Titel: Am Beispiel meines Bruder von

Uwe Timm

Format: 132 mm x 200 mm

Handschrift von Merlin Barfuß

Papier: Munken Pure 120g/m2

Druck: Genheimer Druck

Bindung: Herr Jöst

Schriftarten:

Bembo Regular

Bembo Italic

4. SemesterMerlinBarfuß

Page 21: »Das Andere Buch« Kursdokumentation
Page 22: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

10 11

Es war eine dieser Stellen, an denen ich früher innehielt, beim Weiterlesen zögerte. Könnte mit Läusejagd nicht auch etwas ganz anderes gemeint sein, nicht einfach das Entlausen der Uniform? Andererseits würde dann nicht dastehen 1 Tag Ruhe. Aber dann dieses: Viel Beute!

Was verbirgt sich dahinter? Waffen? Warum dieses Ausrufe-zeichen, das sich sonst selten in seinen Notizen findet?

Die Eintragungen in seinem Tagebuch beginnen im Frühjahr 1943, am 14. Februar, und enden am 6.8.43, sechs Wochen vor seiner Verwundung, zehn Wochen vor seinem Tod. Kein Tag ist ausgelassen. Dann, plötz lich, brechen sie ab. Warum? Was ist am 7.8. passiert? Danach gibt es nur noch eine undatierte Ein-tragung, aber davon soll später die Rede sein.

So geht es weiter, Tag für Tag. Dann heißt es mal wie der war-ten, dann der alte Trott oder Appelle steigen.

Page 23: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

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Es war eine dieser Stellen, an denen ich früher innehielt, beim Weiterlesen zögerte. Könnte mit Läusejagd nicht auch etwas ganz anderes gemeint sein, nicht einfach das Entlausen der Uniform? Andererseits würde dann nicht dastehen 1 Tag Ruhe. Aber dann dieses: Viel Beute!

Was verbirgt sich dahinter? Waffen? Warum dieses Ausrufe-zeichen, das sich sonst selten in seinen Notizen findet?

Die Eintragungen in seinem Tagebuch beginnen im Frühjahr 1943, am 14. Februar, und enden am 6.8.43, sechs Wochen vor seiner Verwundung, zehn Wochen vor seinem Tod. Kein Tag ist ausgelassen. Dann, plötz lich, brechen sie ab. Warum? Was ist am 7.8. passiert? Danach gibt es nur noch eine undatierte Ein-tragung, aber davon soll später die Rede sein.

So geht es weiter, Tag für Tag. Dann heißt es mal wie der war-ten, dann der alte Trott oder Appelle steigen.

Page 24: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

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Der Wunsch des Heranwachsenden war, dort eine Zeitlang zu leben, wenn nicht gar ganz auszuwandern. Ein Land, so stellte es sich in dem Amerikahaus dar, in dem fast immer die Sonne schien, in dem Milch und Honig flossen. Alles schien praktisch, einfach und solide zu sein. Was die beiden Hemden belegten, die mein Vater in dem Carepaket fand. Sie waren von einer Qualität, die von der Wäscherin, die auch bügelte, gelobt wurde. Die Manschetten hatten Knöpfe, keine Doppelmanschetten, die mit Manschettenknöpfen zugeknöpft werden mußten, eine Fummelarbeit, die meine Mutter oder ich dem Vater abnahm.

Den Karton hob meine Mutter auf, diesen besonders stabi-len Pappkarton mit der Aufschrift: C. A. R. E. In ihm verwahrte sie die Christbaumkugeln, die bei der Ausbombung 1943 ge-rettet worden waren. Und nur nach und nach und über die Jahre, beim Ein- und Auspacken, gingen einige zu Bruch, bis die letzten und mit ihnen auch der Karton uns bei einem Wohnungsbrand im Jahr 1999 verlorengingen.

Die formelhafte Zusammenfassung der Eltern für das Gesche-hen war der Schicksalsschlag, ein Schicksal, worauf man persön-lich keinen Einfluß hatte nehmen können. Den Jungen verloren und das Heim, das war einer der Sätze, mit denen man sich aus dem Nachdenken über die Gründe entzog. Man glaubte mit diesem Leid seinen Teil an der allgemeinen Sühne geleistet zu haben. Fürchterlich war eben alles, schon weil man selbst Opfer geworden war, Opfer eines unerklärlichen kollektiven Schick-sals. Es waren dämonische Kräfte, die entweder außerhalb der Geschichte walteten oder Teil der menschlichen Natur waren, auf jeden Fall waren sie katastrophisch und unabwendbar. Ent-scheidungen, in die man sich nur schicken konnte. Und man fühlte sich vom Schicksal ungerecht behandelt.

Wie sah der Bruder sich selbst? Welche Empfindungen hatte er? Erkannte er etwas wie Täterschaft, Schuldigwerden, Unrecht?

Was für ein Pfusch, sagte er, sieh dir das an, die Haare eingenäht, sieht man ganz deutlich, und die Streifen schief und krumm. Er stand vor dem Schaufenster und sagte, man muß klagen, das ist unlauterer Wettbewerb. Die ruinieren das Handwerk. Er war, so wie er dastand, das, was er nie hatte sein wollen und wie er andere verächtlich nannte, ein kleiner Krauter.

Wenn der Karl-Heinz da wäre.

Der Bruder hatte sich Schnürstiefel gewünscht, wie sie damals Piloten trugen, Motorradfahrer, SA-Männer. Er sparte sein Taschengeld, bis er sich die Stiefel kaufen konnte. Ein Bild zeigt ihn in HJ-Uniform mit diesen Stiefeln, die hoch über die Waden reichten. Die Senkel wurden über die beidseitigen Ha-ken geschnürt. Er wollte nach Afrika. Aber Rommel konnte man sich nicht aussuchen.

Ich habe meine ersten Jeans, ich war 12 Jahre alt, nach einem monatelangen zähen Kampf kaufen dürfen, unterstützt von der Mutter und von Massa. In diesen Jeans ging ich in die Stadt, und das Gehen war ein anderes, langsamer, eben das lässige Ge-hen, das der Vater, der den deutschen Infanterieschritt lobte, nicht mochte. Ich ging in das Amerikahaus, das damals an der Binnenalster lag. Dort wurden Filme gezeigt und Bücher aus-geliehen. Bildbände, so lernte ich die USA kennen. Fotos von den Wäldern, den Hochhäusern, den Seen, den Farmbetrieben, den Küsten: ein Land, das Weite versprach, Ferne ahnen ließ. Eine Gegenwelt zu dem Trümmerland, mit seiner quetschenden Enge, seinen Vorschriften und Anordnungen. Ich las Heming-way, kaufte mir zu den Jeans ein Kordhemd. Und ein in roten Kunststoff eingebundenes Buch, mit der Aufschrift Tagebuch. Es zeigt beim Durchblättern eine Tintenschrift, die ich entfernt als meine erkenne, klein und eigentümlich eckig versucht sie die Tagträume zur Sprache zu bringen: Büffelherden, Wasser-fälle, Baumriesen. Dieses Wort: Wolkenkratzer.

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Der Wunsch des Heranwachsenden war, dort eine Zeitlang zu leben, wenn nicht gar ganz auszuwandern. Ein Land, so stellte es sich in dem Amerikahaus dar, in dem fast immer die Sonne schien, in dem Milch und Honig flossen. Alles schien praktisch, einfach und solide zu sein. Was die beiden Hemden belegten, die mein Vater in dem Carepaket fand. Sie waren von einer Qualität, die von der Wäscherin, die auch bügelte, gelobt wurde. Die Manschetten hatten Knöpfe, keine Doppelmanschetten, die mit Manschettenknöpfen zugeknöpft werden mußten, eine Fummelarbeit, die meine Mutter oder ich dem Vater abnahm.

Den Karton hob meine Mutter auf, diesen besonders stabi-len Pappkarton mit der Aufschrift: C. A. R. E. In ihm verwahrte sie die Christbaumkugeln, die bei der Ausbombung 1943 ge-rettet worden waren. Und nur nach und nach und über die Jahre, beim Ein- und Auspacken, gingen einige zu Bruch, bis die letzten und mit ihnen auch der Karton uns bei einem Wohnungsbrand im Jahr 1999 verlorengingen.

Die formelhafte Zusammenfassung der Eltern für das Gesche-hen war der Schicksalsschlag, ein Schicksal, worauf man persön-lich keinen Einfluß hatte nehmen können. Den Jungen verloren und das Heim, das war einer der Sätze, mit denen man sich aus dem Nachdenken über die Gründe entzog. Man glaubte mit diesem Leid seinen Teil an der allgemeinen Sühne geleistet zu haben. Fürchterlich war eben alles, schon weil man selbst Opfer geworden war, Opfer eines unerklärlichen kollektiven Schick-sals. Es waren dämonische Kräfte, die entweder außerhalb der Geschichte walteten oder Teil der menschlichen Natur waren, auf jeden Fall waren sie katastrophisch und unabwendbar. Ent-scheidungen, in die man sich nur schicken konnte. Und man fühlte sich vom Schicksal ungerecht behandelt.

Wie sah der Bruder sich selbst? Welche Empfindungen hatte er? Erkannte er etwas wie Täterschaft, Schuldigwerden, Unrecht?

Was für ein Pfusch, sagte er, sieh dir das an, die Haare eingenäht, sieht man ganz deutlich, und die Streifen schief und krumm. Er stand vor dem Schaufenster und sagte, man muß klagen, das ist unlauterer Wettbewerb. Die ruinieren das Handwerk. Er war, so wie er dastand, das, was er nie hatte sein wollen und wie er andere verächtlich nannte, ein kleiner Krauter.

Wenn der Karl-Heinz da wäre.

Der Bruder hatte sich Schnürstiefel gewünscht, wie sie damals Piloten trugen, Motorradfahrer, SA-Männer. Er sparte sein Taschengeld, bis er sich die Stiefel kaufen konnte. Ein Bild zeigt ihn in HJ-Uniform mit diesen Stiefeln, die hoch über die Waden reichten. Die Senkel wurden über die beidseitigen Ha-ken geschnürt. Er wollte nach Afrika. Aber Rommel konnte man sich nicht aussuchen.

Ich habe meine ersten Jeans, ich war 12 Jahre alt, nach einem monatelangen zähen Kampf kaufen dürfen, unterstützt von der Mutter und von Massa. In diesen Jeans ging ich in die Stadt, und das Gehen war ein anderes, langsamer, eben das lässige Ge-hen, das der Vater, der den deutschen Infanterieschritt lobte, nicht mochte. Ich ging in das Amerikahaus, das damals an der Binnenalster lag. Dort wurden Filme gezeigt und Bücher aus-geliehen. Bildbände, so lernte ich die USA kennen. Fotos von den Wäldern, den Hochhäusern, den Seen, den Farmbetrieben, den Küsten: ein Land, das Weite versprach, Ferne ahnen ließ. Eine Gegenwelt zu dem Trümmerland, mit seiner quetschenden Enge, seinen Vorschriften und Anordnungen. Ich las Heming-way, kaufte mir zu den Jeans ein Kordhemd. Und ein in roten Kunststoff eingebundenes Buch, mit der Aufschrift Tagebuch. Es zeigt beim Durchblättern eine Tintenschrift, die ich entfernt als meine erkenne, klein und eigentümlich eckig versucht sie die Tagträume zur Sprache zu bringen: Büffelherden, Wasser-fälle, Baumriesen. Dieses Wort: Wolkenkratzer.

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machte. Es hieß, er habe sich tatsächlich freiwillig gemeldet, der Vater hätte nicht zugeredet. Aber dessen bedurfte es auch nicht. Es war nur die wortlose Ausführung von dem, was der Vater im Einklang mit der Gesellschaft wünschte. Ich hinge-gen hatte eigene Worte finden können, Widerworte, das Fra-gen und Nachfragen. Und Worte, mit denen sich Traurigsein und Angst ausdrücken ließen – im Erzählen. Der Junge träumt und tünt. Tünen hieß lügen, flunkern. Das plattdeutsche Wort kommt, und trifft es recht gut, von flechten. Tatsächlich war es für den Jungen ein Zusammenflechten von Gehörtem und Gesehenem, um sich selbst und den Dingen eine ganz eigene Bedeutung zu geben.

Der ängstliche Junge. Der tapfere Junge.

Brief an den Vater 20.7.43

Wie kommt ein dreijähriges Kind dazu, alle Russen totschießen zu wollen? Es war die selbstverständliche Rede. Es könnte aber auch eine höchst indirekte mütterliche Aufforderung gewesen sein, zu desertieren, die, wegen der Briefzensur, einem Kind in den Mund gelegt worden war. Denn das ergibt keinen Sinn, wenn man alle Russen totschießt, muß man nicht mehr türmen.

Die Lüneburger Heide. Der Totengrund. Schleswig-Holstein. Bad Segeberg. Sonntagnachmittag. Das Spazierengehen um den See. Der Vater mit Hut und im leichten Sommermantel, in der Hand die Lederhandschuhe, die Mutter im Kostüm, einem hel-len Staubmantel, Garnhandschuhe, das Kind in hellen Hosen, weißen Kniestrümpfen, so gingen wir am Seeufer spazieren. Die Erinnerung daran ist Lähmung, eine Lähmung beim Atmen, eine Lähmung beim Denken, eine Lähmung der Erinnerung. Und noch etwas, oft wurde auf diesen Sonntagsausflügen von ihm geredet, oder ist dieses oft eine starke Übertreibung dessen, was wirklich war, nämlich ein hin und wieder, und hatte es sich nur mir so eingeprägt, weil es immer auch ein Reden, zumal wenn es sich nicht an mich richtete, war, das mich in Frage stellte? Es war auch ein Infragestellen des Lebens beider, der Eltern. Was wäre, wenn. Eine ganz überflüssige Frage, die aber immer auch auf den Fragenden zielt, inwieweit ihm die Dinge als veränderbar, dem Zugriff rationalen Handelns ausgesetzt erschienen. Wobei die Mutter dem Vater nie einen Vorwurf

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machte. Es hieß, er habe sich tatsächlich freiwillig gemeldet, der Vater hätte nicht zugeredet. Aber dessen bedurfte es auch nicht. Es war nur die wortlose Ausführung von dem, was der Vater im Einklang mit der Gesellschaft wünschte. Ich hinge-gen hatte eigene Worte finden können, Widerworte, das Fra-gen und Nachfragen. Und Worte, mit denen sich Traurigsein und Angst ausdrücken ließen – im Erzählen. Der Junge träumt und tünt. Tünen hieß lügen, flunkern. Das plattdeutsche Wort kommt, und trifft es recht gut, von flechten. Tatsächlich war es für den Jungen ein Zusammenflechten von Gehörtem und Gesehenem, um sich selbst und den Dingen eine ganz eigene Bedeutung zu geben.

Der ängstliche Junge. Der tapfere Junge.

Brief an den Vater 20.7.43

Wie kommt ein dreijähriges Kind dazu, alle Russen totschießen zu wollen? Es war die selbstverständliche Rede. Es könnte aber auch eine höchst indirekte mütterliche Aufforderung gewesen sein, zu desertieren, die, wegen der Briefzensur, einem Kind in den Mund gelegt worden war. Denn das ergibt keinen Sinn, wenn man alle Russen totschießt, muß man nicht mehr türmen.

Die Lüneburger Heide. Der Totengrund. Schleswig-Holstein. Bad Segeberg. Sonntagnachmittag. Das Spazierengehen um den See. Der Vater mit Hut und im leichten Sommermantel, in der Hand die Lederhandschuhe, die Mutter im Kostüm, einem hel-len Staubmantel, Garnhandschuhe, das Kind in hellen Hosen, weißen Kniestrümpfen, so gingen wir am Seeufer spazieren. Die Erinnerung daran ist Lähmung, eine Lähmung beim Atmen, eine Lähmung beim Denken, eine Lähmung der Erinnerung. Und noch etwas, oft wurde auf diesen Sonntagsausflügen von ihm geredet, oder ist dieses oft eine starke Übertreibung dessen, was wirklich war, nämlich ein hin und wieder, und hatte es sich nur mir so eingeprägt, weil es immer auch ein Reden, zumal wenn es sich nicht an mich richtete, war, das mich in Frage stellte? Es war auch ein Infragestellen des Lebens beider, der Eltern. Was wäre, wenn. Eine ganz überflüssige Frage, die aber immer auch auf den Fragenden zielt, inwieweit ihm die Dinge als veränderbar, dem Zugriff rationalen Handelns ausgesetzt erschienen. Wobei die Mutter dem Vater nie einen Vorwurf

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 28Sommersemester 2011

Dieses Buch beschäftigt sich mit der Aufberei-tung des Sammelwerkes Würzburger Straßennamen Band I von Bruno Rottenbach aus dem Jahr 1965. Statuen auf altem Kopfsteinpflaster, Madonnen-Figuren an schiefen bröckligen oder auch frisch restaurierten Hausfassaden oder Gedenk- und Erinnerungstafeln von denen einem Namen wie Riemenschneider, Röntgen, Goethe oder Napoleon ins Auge springen erinnern an eine längst ver-gangene Zeit. Die manchmal nur kleinen Über-bleibsel machten mich immer wieder neugierig auf die Geschichte dahinter und so wurde ich auf der Suche nach einem Buch auf meine Vorlage aufmerksam. Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themengebiete und Epochen, Würzbur-ger Straßennamen jedoch befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte historisch interes-santer Straßen, Gassen und Plätzen in Würzburg. Ursprünglich handelte es sich hierbei um eine Artikel-Serie im Fränkischen Volksblatt wel-che immer eine weitere Straße aufgriff. Später wurden diese bebildert und in zwei Bänden zu-sammengefasst. Band I fiel mir in die Hände und ich war sofort von der Thematik angetan. Bruno Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger Straßen und Gassen Streiflich-ter, ich hoffe diese hiermit zu neuem Leuchten zu bringen und das Interesse auch in jüngeren Generationen für die Geschichte unserer Stadt zu wecken.

Titel: Würzburger Straßennamen

Umfang: 196 Seiten

Format: 195mm x 210mm

Papier: 120g matt

Druck: Hinckel druck GmbH (Wert-

heim), Bindung: Fadenheftung

Eigene Kartografie und karte auf

Ausklapperseite

Schriftarten:

itc officina sans & serif

6. SemesterJohannes Breidenbach

StraßennamenWürzburgerStraßennamenWürzburger

Wür

zbur

ger

Stra

ßen

nam

en

Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themen-

gebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch

befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte

historisch interessanter Straßen, Gassen und Plätzen in

Würzburg. Ursprünglich handelte es sich hierbei um

eine Artikel-Serie im Fränkischen Volksblatt welche jeweils

eine weitere Straße aufgriff. Später wurden diese

bebildert und in zwei Bänden zusammengefasst. Bruno

Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger Straßen

und Gassen „Streifl ichter“, ich hoffe diese hiermit zu

neuem Leuchten zu bringen und das Interesse auch in

jüngeren Generationen für die Geschichte unserer Stadt

zu wecken.

Dieses Buch, über die historischen Hintergründe der

Würzburger Straßen und Gassen nach der

Vorlage von Bruno Rottenbach aus dem Jahr 1965,

wurde in einer Semesterarbeit nach eben dieser

Vorlage neu gestaltet und durch Fotografi en und

Kartenillustrationen erweitert.

Enstanden 2011 im Buchkurs Das andere Buch.

von Johannes Breidenbach im 6. Fachsemester

bei Frau Prof. Gertrud Nolte, Fakultät Gestaltung,

FH-Würzburg Schweinfurt.

„Das Gefühl beglückender Geborgenheit fällt einem nicht von ungefähr in den Schoß. Man muß um eine Stadt werben wie um eine Geliebte.So schreibt Ober-bürgermeister Dr. Helmuth Zimmerer im „Willkommensbuch“ der Stadt Würzburg, welches jeder neue Bürger bei seiner Anmeldung vom Städtischen Einwohnermeldeamt erhält. Zu diesem Werben und dem damit verbundenen Kennenlernen einer Stadt gehört auch die Kenntnis seiner Straßennamen. Die Geschichte der Straßen einer Stadt ist Stadtgeschichte. Ein Gang durch die Straßen unserer Stadt ist, wie es schon Thomas Memminger treffend ausdrückte, eine Wanderung durch eine mehr als tausendjährige Entwicklung und damit die beste Heimatkunde, die einem Bürger, vor allem aber den angehenden Bürgerinnen und Bürgern, vermittelt werden kann …“

Bruno Rottenbach (1965)

WürzburgerStraßennamen

WürzburgerStraßennamen

StraßennamenWürzburgerStraßennamenWürzburger

Wür

zbur

ger

Stra

ßen

nam

en

Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themen-

gebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch

befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte

historisch interessanter Straßen, Gassen und Plätzen in

Würzburg. Ursprünglich handelte es sich hierbei um

eine Artikel-Serie im Fränkischen Volksblatt welche jeweils

eine weitere Straße aufgriff. Später wurden diese

bebildert und in zwei Bänden zusammengefasst. Bruno

Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger Straßen

und Gassen „Streifl ichter“, ich hoffe diese hiermit zu

neuem Leuchten zu bringen und das Interesse auch in

jüngeren Generationen für die Geschichte unserer Stadt

zu wecken.

Dieses Buch, über die historischen Hintergründe der

Würzburger Straßen und Gassen nach der

Vorlage von Bruno Rottenbach aus dem Jahr 1965,

wurde in einer Semesterarbeit nach eben dieser

Vorlage neu gestaltet und durch Fotografi en und

Kartenillustrationen erweitert.

Enstanden 2011 im Buchkurs Das andere Buch.

von Johannes Breidenbach im 6. Fachsemester

bei Frau Prof. Gertrud Nolte, Fakultät Gestaltung,

FH-Würzburg Schweinfurt.

„Das Gefühl beglückender Geborgenheit fällt einem nicht von ungefähr in den Schoß. Man muß um eine Stadt werben wie um eine Geliebte.So schreibt Ober-bürgermeister Dr. Helmuth Zimmerer im „Willkommensbuch“ der Stadt Würzburg, welches jeder neue Bürger bei seiner Anmeldung vom Städtischen Einwohnermeldeamt erhält. Zu diesem Werben und dem damit verbundenen Kennenlernen einer Stadt gehört auch die Kenntnis seiner Straßennamen. Die Geschichte der Straßen einer Stadt ist Stadtgeschichte. Ein Gang durch die Straßen unserer Stadt ist, wie es schon Thomas Memminger treffend ausdrückte, eine Wanderung durch eine mehr als tausendjährige Entwicklung und damit die beste Heimatkunde, die einem Bürger, vor allem aber den angehenden Bürgerinnen und Bürgern, vermittelt werden kann …“

Bruno Rottenbach (1965)

WürzburgerStraßennamen

WürzburgerStraßennamen

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StraßennamenWürzburgerStraßennamenWürzburger

Wür

zbur

ger

Stra

ßen

nam

en

Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themen-

gebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch

befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte

historisch interessanter Straßen, Gassen und Plätzen in

Würzburg. Ursprünglich handelte es sich hierbei um

eine Artikel-Serie im Fränkischen Volksblatt welche jeweils

eine weitere Straße aufgriff. Später wurden diese

bebildert und in zwei Bänden zusammengefasst. Bruno

Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger Straßen

und Gassen „Streifl ichter“, ich hoffe diese hiermit zu

neuem Leuchten zu bringen und das Interesse auch in

jüngeren Generationen für die Geschichte unserer Stadt

zu wecken.

Dieses Buch, über die historischen Hintergründe der

Würzburger Straßen und Gassen nach der

Vorlage von Bruno Rottenbach aus dem Jahr 1965,

wurde in einer Semesterarbeit nach eben dieser

Vorlage neu gestaltet und durch Fotografi en und

Kartenillustrationen erweitert.

Enstanden 2011 im Buchkurs Das andere Buch.

von Johannes Breidenbach im 6. Fachsemester

bei Frau Prof. Gertrud Nolte, Fakultät Gestaltung,

FH-Würzburg Schweinfurt.

„Das Gefühl beglückender Geborgenheit fällt einem nicht von ungefähr in den Schoß. Man muß um eine Stadt werben wie um eine Geliebte.So schreibt Ober-bürgermeister Dr. Helmuth Zimmerer im „Willkommensbuch“ der Stadt Würzburg, welches jeder neue Bürger bei seiner Anmeldung vom Städtischen Einwohnermeldeamt erhält. Zu diesem Werben und dem damit verbundenen Kennenlernen einer Stadt gehört auch die Kenntnis seiner Straßennamen. Die Geschichte der Straßen einer Stadt ist Stadtgeschichte. Ein Gang durch die Straßen unserer Stadt ist, wie es schon Thomas Memminger treffend ausdrückte, eine Wanderung durch eine mehr als tausendjährige Entwicklung und damit die beste Heimatkunde, die einem Bürger, vor allem aber den angehenden Bürgerinnen und Bürgern, vermittelt werden kann …“

Bruno Rottenbach (1965)

WürzburgerStraßennamen

WürzburgerStraßennamen

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Dieses Buch beschäftigt sich mit der Aufbereitung des Sammelwerkes Würzburger Straßennamen Band I von Bruno Rottenbach aus dem Jahr 1965. Wenn man als zugezogener Würzburger noch keine drei Jahre in dieser Stadt lebt, kennt man noch nicht jeden Winkel. Natürlich ist Würzburg im Vergleich zu Deutschlands Metropolen keine große Stadt, dennoch geschieht es nur selten dass man sich in die verworrenen Winkel der zahlreichen Gassen rund um den Würzburger Marktplatz verläuft. Passiert es aber doch, so findet man sich in einer durch die verschiedensten Jahrhun-derte und Epochen geprägten Welt wieder. Statuen auf altem Kopfsteinpflaster, Madonnen-Figuren an schiefen bröckligen oder auch frisch restaurierten Hausfassaden oder Gedenk- und Erinnerungstafeln von denen einem Namen wie Riemenschneider, Röntgen, Goethe oder Napoleon ins Auge springen erinnern an eine längst vergangene Zeit. Die manchmal nur kleinen Überbleibsel machten mich immer wieder neugierig auf die Geschichte dahinter und so wurde ich auf der Suche nach einem Buch auf meine Vorlage aufmerksam. Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themengebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte historisch interessanter Straßen, Gassen und Plätzen in Würzburg. Ursprünglich handelte es sich hierbei um eine Artikel-Serie im Fränkischen Volksblatt welche immer eine weitere Straße aufgriff. Später wurden diese bebildert und in zwei Bänden zusammengefasst. Band I fiel mir in die Hände und ich war sofort von der Thematik angetan. Bruno Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger Straßen und Gassen Streiflichter, ich hoffe diese hiermit zu neuem Leuchten zu bringen und das Interesse auch in jüngeren Generationen für die Geschichte unserer Stadt zu wecken.

Das Wort vor dem Buch

Hans von Keler (*1925), deutscher Theologe

ist nicht nur Geschehenes,

„GeschichteGeschichtetes –

der Boden,wir stehen und bauen.“

sondern

also

auf dem

Page 31: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

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Dieses Buch beschäftigt sich mit der Aufbereitung des Sammelwerkes Würzburger Straßennamen Band I von Bruno Rottenbach aus dem Jahr 1965. Wenn man als zugezogener Würzburger noch keine drei Jahre in dieser Stadt lebt, kennt man noch nicht jeden Winkel. Natürlich ist Würzburg im Vergleich zu Deutschlands Metropolen keine große Stadt, dennoch geschieht es nur selten dass man sich in die verworrenen Winkel der zahlreichen Gassen rund um den Würzburger Marktplatz verläuft. Passiert es aber doch, so findet man sich in einer durch die verschiedensten Jahrhun-derte und Epochen geprägten Welt wieder. Statuen auf altem Kopfsteinpflaster, Madonnen-Figuren an schiefen bröckligen oder auch frisch restaurierten Hausfassaden oder Gedenk- und Erinnerungstafeln von denen einem Namen wie Riemenschneider, Röntgen, Goethe oder Napoleon ins Auge springen erinnern an eine längst vergangene Zeit. Die manchmal nur kleinen Überbleibsel machten mich immer wieder neugierig auf die Geschichte dahinter und so wurde ich auf der Suche nach einem Buch auf meine Vorlage aufmerksam. Viele Geschichtsbücher behandeln bestimmte Themengebiete und Epochen, Würzburger Straßennamen jedoch befasste sich mit der Aufarbeitung der Geschichte historisch interessanter Straßen, Gassen und Plätzen in Würzburg. Ursprünglich handelte es sich hierbei um eine Artikel-Serie im Fränkischen Volksblatt welche immer eine weitere Straße aufgriff. Später wurden diese bebildert und in zwei Bänden zusammengefasst. Band I fiel mir in die Hände und ich war sofort von der Thematik angetan. Bruno Rottenbach nennt seine Artikel über Würzburger Straßen und Gassen Streiflichter, ich hoffe diese hiermit zu neuem Leuchten zu bringen und das Interesse auch in jüngeren Generationen für die Geschichte unserer Stadt zu wecken.

Das Wort vor dem Buch

Hans von Keler (*1925), deutscher Theologe

ist nicht nur Geschehenes,

„GeschichteGeschichtetes –

der Boden,wir stehen und bauen.“

sondern

also

auf dem

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Die interessante Geschichte des Kartoffeldenkmals auf dem Galgenberg ist zugleich die Geschichte Prof. Philipp Adam Ulrichs, an den auch die Ulrichstraße im Frauenland von der Seinsheimstraße südwärts bis zur Schlörstraße erinnert. Das Kartoffeldenkmal auf dem Galgenberg ist eine Pieta aus der Werkstatt Jakob van der Auveras. Gestiftet wurde dieses Marienbildnis mit dem Leichnam Jesu im Schoße von Universitätsprofessor, Hofrat und Lehrer der Rechte, Dr. Philipp Adam Ulrich. Ihm, dessen Name auch in einer Straße für die Nachwelt besonders geehrt wurde, verdankt das Frankenland die Einführung des Kartoffel- und Kleeanbaues und der Seidenzucht. An der Straße nach Rottendorf, etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, besaß Prof. Ulrich teils als Pacht, teils als Eigentum, mehrere Felder, die im Volksmund die Professorenäcker genannt wurden. Außerdem hatte er den Wöllriederhof gepachtet. Hier wie dort machte Ulrich seine ersten Versuche zur Verbesserung der Landwirtschaft durch Anbau von Klee (Luzerne), Kartoffeln und die Verwendung land-wirtschaftlicher Maschinen. Die öden Ellern an der Rottendorfer Straße verwandelte er in fruchtbares Land. Einige Schritte von der Straße entfernt ließ der fromme

Ulrichstraße

Das Kartoffeldenkmal steht auf dem Flugplatz. Auf einer Sockelseite steht geschrieben: 1737 zu Ehren des um die Landwirtschaft und im besonde-ren um den Kartoffelanbau in Franken hochverdienten Professors Philipp Adam Ulrich.

und gläubige Professor Ulrich im Jahre 1736 die Pieta errichten. Er pfl egte vor dem Bild der Gottesmutter zu beten, wenn er seine Felder und den Hof besuchte, um für sein Unternehmen den Segen des Himmels zu erfl ehen. Zwölf Jahre nach Errichtung dieses Bildstocks beschloß Professor Ulrich sein tatenreiches Leben. Er wurde in der St.-Peters-Kirche, hinter der Rokoko-kanzel, die in ihrer alten Gestalt wiedererstehen soll, begraben. Erst 1818 wurde das Andenken Ulrichs durch ein Denkmal auf der Südseite der Kirche, gegenüber einer Grabstätte, geehrt. Professor Franz Oberthür war es, der die fränkischen Landwirte damals zu einer Spendensammlung für das zu errichtende Denkmal aufrief. Die Neigung Ulrichs zur Landwirtschaft war mittlerweile so stark geworden, daß er sich teilweise von seinem Lehramt zurückzog und sich von dem Lizentiaten Georg Anton Behr, dem späteren Professor des Naturrechtes und der juristischen Praxis, vertreten ließ. Außer dem Wöllriederhof pachtete Ulrich auch den bei Herletsheim gelegenen und zur Pfarrei Kolitzheim gehörigen Herletshof. Auf diesen Pachtgütern und auf seinem Eigenbesitz betrieb Ulrich nun rationelle Land-wirtschaft, nicht ohne sich dadurch dem Spott seiner

Das Kartoffeldenkmal auf dem Galgenberg

Das Denkmal in der St. Adalbero-Kirche

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Die interessante Geschichte des Kartoffeldenkmals auf dem Galgenberg ist zugleich die Geschichte Prof. Philipp Adam Ulrichs, an den auch die Ulrichstraße im Frauenland von der Seinsheimstraße südwärts bis zur Schlörstraße erinnert. Das Kartoffeldenkmal auf dem Galgenberg ist eine Pieta aus der Werkstatt Jakob van der Auveras. Gestiftet wurde dieses Marienbildnis mit dem Leichnam Jesu im Schoße von Universitätsprofessor, Hofrat und Lehrer der Rechte, Dr. Philipp Adam Ulrich. Ihm, dessen Name auch in einer Straße für die Nachwelt besonders geehrt wurde, verdankt das Frankenland die Einführung des Kartoffel- und Kleeanbaues und der Seidenzucht. An der Straße nach Rottendorf, etwa eine halbe Stunde von der Stadt entfernt, besaß Prof. Ulrich teils als Pacht, teils als Eigentum, mehrere Felder, die im Volksmund die Professorenäcker genannt wurden. Außerdem hatte er den Wöllriederhof gepachtet. Hier wie dort machte Ulrich seine ersten Versuche zur Verbesserung der Landwirtschaft durch Anbau von Klee (Luzerne), Kartoffeln und die Verwendung land-wirtschaftlicher Maschinen. Die öden Ellern an der Rottendorfer Straße verwandelte er in fruchtbares Land. Einige Schritte von der Straße entfernt ließ der fromme

Ulrichstraße

Das Kartoffeldenkmal steht auf dem Flugplatz. Auf einer Sockelseite steht geschrieben: 1737 zu Ehren des um die Landwirtschaft und im besonde-ren um den Kartoffelanbau in Franken hochverdienten Professors Philipp Adam Ulrich.

und gläubige Professor Ulrich im Jahre 1736 die Pieta errichten. Er pfl egte vor dem Bild der Gottesmutter zu beten, wenn er seine Felder und den Hof besuchte, um für sein Unternehmen den Segen des Himmels zu erfl ehen. Zwölf Jahre nach Errichtung dieses Bildstocks beschloß Professor Ulrich sein tatenreiches Leben. Er wurde in der St.-Peters-Kirche, hinter der Rokoko-kanzel, die in ihrer alten Gestalt wiedererstehen soll, begraben. Erst 1818 wurde das Andenken Ulrichs durch ein Denkmal auf der Südseite der Kirche, gegenüber einer Grabstätte, geehrt. Professor Franz Oberthür war es, der die fränkischen Landwirte damals zu einer Spendensammlung für das zu errichtende Denkmal aufrief. Die Neigung Ulrichs zur Landwirtschaft war mittlerweile so stark geworden, daß er sich teilweise von seinem Lehramt zurückzog und sich von dem Lizentiaten Georg Anton Behr, dem späteren Professor des Naturrechtes und der juristischen Praxis, vertreten ließ. Außer dem Wöllriederhof pachtete Ulrich auch den bei Herletsheim gelegenen und zur Pfarrei Kolitzheim gehörigen Herletshof. Auf diesen Pachtgütern und auf seinem Eigenbesitz betrieb Ulrich nun rationelle Land-wirtschaft, nicht ohne sich dadurch dem Spott seiner

Das Kartoffeldenkmal auf dem Galgenberg

Das Denkmal in der St. Adalbero-Kirche

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104 105104 105

Festung Marienberg und neue Promenade am Mainkai

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Festung Marienberg und neue Promenade am Mainkai

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 36Sommersemester 2011

Das Buch ist eine Art Ratgeber für alle, die einen Einblick in die Kräuter- und Naturkunde bekommen möchten. „Der Kräuterkalender“ möchte verständlich machen, dass sich jeder die Natur und ihre Pflanzen für seine eigene Gesundheit zu Nutzen machen kann.Neben Tipps zur allgemeinen Gesundheit und Er-nährung, enthält das Buch Anleitungen zur Her-stellung eigener Naturheilmittel. Des weite-ren werden die vierzehn wichtigsten heimischen Kräuter genau vorgestellt, beschrieben und mit Fotografien unterstützt. Im Kapitel „Kräuter-kalender“ wird aufgezeigt wie man sich, mit Hilfe der Kräuter, in den entsprechenden Mo-naten fit und gesund halten kann. Zuletzt gibt es eine Auflistung von Krankheiten, die durch die Verwendung von Kräutern und Naturheilmit-tel gelindert werden können.Ich wählte das Buch, da es mir die Gestaltung darin nicht gefiel. Es wirkte auf mich bieder und veraltet. Mein Ziel war es das Buch im all-gemeinen moderner zu gestalten, allerdings nur soweit, wie es zum Thema passte. Einen Schwer-punkte legte ich dabei auf die Darstellung der Kräuter in Form von Fotografien.

Papier: munken print white,

115g / m2

Druck: Druckerei Scheinet, Würzburg

Bindung: Fadenbindung

Cover aus Leinen,

mit zusätzlichem Schutzumschlag

Schriftarten:

Corporate A, light

Corporate A, regular

Corporate A, light kursiv

Melbourne, light

4. SemesterOlga Chernoisikow

Gesund und fit durch das ganze Jahr, mit vielen Tipps und Tricks der Kräuterexpertin Anne Suppelt.

Anne Suppelt ist gelernte Kosmetikerin und Drogistin. Schon immer galt ihre Liebe den Kräutern und der Natur-heilkunde.Nach dreijährigem Aufenthalt in Südafrika begann sie, ihr Wissen bei der Heilkräuter-expertin Gisela Schmidtlein in Tecklenburg zu vertiefen.Sie ist Inhaberin eines Kräuter- lädchens, hält Vorträge und bietet regelmäßig Seminare an.

fit und gesund durch das ganze Jahr

Der Kräuterkalender

Der

Krä

uter

kale

nder

Gesund und fit durch das ganze Jahr, mit vielen Tipps und Tricks der Kräuterexpertin Anne Suppelt.

Anne Suppelt ist gelernte Kosmetikerin und Drogistin. Schon immer galt ihre Liebe den Kräutern und der Natur-heilkunde.Nach dreijährigem Aufenthalt in Südafrika begann sie, ihr Wissen bei der Heilkräuter-expertin Gisela Schmidtlein in Tecklenburg zu vertiefen.Sie ist Inhaberin eines Kräuter- lädchens, hält Vorträge und bietet regelmäßig Seminare an.

fit und gesund durch das ganze Jahr

Der Kräuterkalender

Der

Krä

uter

kale

nder

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Gesund und fit durch das ganze Jahr, mit vielen Tipps und Tricks der Kräuterexpertin Anne Suppelt.

Anne Suppelt ist gelernte Kosmetikerin und Drogistin. Schon immer galt ihre Liebe den Kräutern und der Natur-heilkunde.Nach dreijährigem Aufenthalt in Südafrika begann sie, ihr Wissen bei der Heilkräuter-expertin Gisela Schmidtlein in Tecklenburg zu vertiefen.Sie ist Inhaberin eines Kräuter- lädchens, hält Vorträge und bietet regelmäßig Seminare an.

fit und gesund durch das ganze Jahr

Der Kräuterkalender

Der

Krä

uter

kale

nder

Page 38: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

2726

Frauenmänteli, Frauenhilf, Marienkraut,

Taublatt, Tauschüsselchen,Tränenschön, Weiberkittel

Volksmund

Der Frauenmanteltee ist ein ausgesprochener Frauentee, der besonders bei Erkrankungen des Unterleibes getrunken werden sollte. DerTee besitzt eine große Heilkraft.

FrauenmantelAlchemilla vulgaris

Page 39: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

2726

Frauenmänteli, Frauenhilf, Marienkraut,

Taublatt, Tauschüsselchen,Tränenschön, Weiberkittel

Volksmund

Der Frauenmanteltee ist ein ausgesprochener Frauentee, der besonders bei Erkrankungen des Unterleibes getrunken werden sollte. DerTee besitzt eine große Heilkraft.

FrauenmantelAlchemilla vulgaris

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1110

Ob frisch oder getrocknet, wie man Heilkräuter einsetzen möchte, hängt von der Jahreszeit und der jeweiligen Verfügbarkeit der Pflanze ab. Getrocknete Kräuter verlieren für die Dauer eines Jahres nichts von ihrer Wirksamkeit. Man darf sich getrost ihrer bedienen. Viel wichtiger ist der sachgerechte Umgang, und der beginnt schon beim Sammeln.

Vom Umgang mit Kräutern

Wenn man sich nur die Zeit nicht reuen ließe, bei Spaziergängen oder ähnlichen Gelegenheiten die Kräuter zu sammeln.Sebastian Kneipp

Sammeln, Trocknen und Aufbewahren

Herstellen, Anwenden eigener Heilmittel

Wer seine Naturheilmittel nicht in Spezialgeschäften, Apotheken, oder Drogerien einkaufen möchte, den versorgt die Natur kostenlos mit wertvollen Kräutern. Doch Vorsicht: In der Nähe von Straßen und Industrieanlagen, sowie intensiv genutzten und damit auch oft gespritzten landwirtschaftlichen Flächen wie Weinbergen oder Feldern sollte man nicht auf die Suche gehen. Denn solche Pflanzen könnten schadstoffbelastet sein.

Luftdurchlässige Körbe oder Baumwollsäckchen eignen sich gut zum Transport der, möglichst mit einer Schere oder dem Messer frisch geschnittenen, Kräuter. Plastiktüten sind ungeeignet. Darin verderben die Pflanzen rasch.

Zum Sammeln sollte man sich einen trockenen, sonnigen Tag wählen. Regen- oder taunasse Blätter und Blüten sind nicht geeignet Denn nur an trockenen Tagen ziehen die Wirkstoffe durch das Son-nenlicht von der Wurzel in Blätter und Blüten. Wertvolle Hilfe beim Erkennen der Pflanzen kann ein Bestimmungsbuch leisten.

Die frisch gesammelten Pflanzen nicht waschen, weil die darin enthaltenen wasserlöslichen Bestandteile sonst verloren gehen. In einem mit Küchenkrepp ausgelegten Holz- oder Pappbehälter werden die Pflanzenteile ausgebreitet und anschließend an einem luftigen, schattigen Ort langsam getrocknet. Es ist wichtig, dass die Pflanzen langsam und natürlich trocknen, meiden Sie deshalb elektrische Geräte. Es dauert in etwa zwei bis vier Wochen, bis die Kräuter und Blüten brechen, sobald man sie zwischen den Fingern reibt. Nun sind sie etwa ein Jahr haltbar.

In lichtgeschützten Glasgefäßen, in Pappkartons und Papiertüten lassen sich die Heilkräuter am besten aufbewahren. Das Beschriften der Behälter ist wichtig. Auch das Datum der Ernte sollte nicht fehlen.

In bestimmten Fällen ist der sogenannte Kaltansatz zu empfehlen. Die in kaltem Wasser eingeweichten Kräuter bleiben zehn bis zwölf Stunden stehen. Den durchgesiebten Sud trinkt man am besten

Man befüllt ein Weithalsglas beliebiger Größe locker mit frischen Kräutern und gießt es randvoll mit 38-prozentigem Alkohol auf. Am besten entzieht Kornschnaps den Pflanzen ihre Wirkstoffe. Auf keinen Fall sollte man sie mit Obstler ansetzen. Bei Zimmertemperatur bleibt die Mischung etwa drei Wochen lang stehen. Dann siebt und filtert man die Tinktur, Kaffeefilter eignen sich gut dazu. Dann füllt man sie in dunklen Falschen und beschriftet diese. Alle Tinkturen sind unbegrenzt haltbar.

Anwendung: 10 bis 15 Tropfen werden dreimal täglich mit etwa einem Schnapsglas voll Wasser oder Tee verdünnt und getrunken.Verwendet werden sie innerlich bei allen nervösen, krampfartigen Beschwerden. Wichtig ist dabei, dass man sie immer nur verdünnt zu sich nimmt. Äußerlich verwendet man sie zum Einreiben bei Ver-stauchungen, Blutergüssen, Verrenkungen usw. unverdünnt.

Bei Schmerzen und Krämpfen tränkt man einen Baumwolllappen mit der entsprechenden Tinktur. Man legt ihn auf den betroffenen Teil des Körpers und deckt ihn mit einem Stück Plastikfolie ab, damit der Alkohol nicht verfliegt. Ein zusätzlich darüber gebreitetes Tuch hält den Körper an dieser Stelle warm.

Tinkturen

TeekurBei einer kurähnlichen Anwendung empfiehlt es sich, vier bis sechs Wochen lang täglich einen Liter des gewünschten Tees über den Tag verteilt zu trinken. Das fördert Reinigung, Entschlackung und Ent- giftung des Körpers.

ÖleAuch hier werden wieder frische Kräuter locker in ein Weithalsglas schichtet. Dann füllt man das Gefäß randvoll mit hochwertigem kaltgepressten Pflanzenöl auf, zum Beispiel Distelöl oder Olivenöl. Bei gleichmäßig warmer Temperatur bleibt das Glas acht Wochen lang gut verschlossen stehen. Dann wird das Öl gesiebt, gefiltert und in dunkle Flaschen gefüllt.

Am besten bewahrt man Öle in kühlen Räumen, aber nicht im Kühlschrank auf. Sie sind etwa ein Jahr haltbar. Eine Ausnahme macht lediglich das Johanniskrautöl. Es kann bis zu zwei Jahre lang aufbewahrt werden.

Anwendung: Vor allem äußerlich werden Kräuteröle verwendet. Man reibt zum Beispiel bei Muskelverspannungen die schmerzenden Körperstellen ein. Je nach Krautzusatz wirken die Öle beruhigend

ungesüßt, da Zucker dem Tee einen Teil seiner Wirkung nimmt. Wer dennoch auf das Süßen nicht verzichten möchte, sollte nur mit Honig süßen.

Page 41: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

1110

Ob frisch oder getrocknet, wie man Heilkräuter einsetzen möchte, hängt von der Jahreszeit und der jeweiligen Verfügbarkeit der Pflanze ab. Getrocknete Kräuter verlieren für die Dauer eines Jahres nichts von ihrer Wirksamkeit. Man darf sich getrost ihrer bedienen. Viel wichtiger ist der sachgerechte Umgang, und der beginnt schon beim Sammeln.

Vom Umgang mit Kräutern

Wenn man sich nur die Zeit nicht reuen ließe, bei Spaziergängen oder ähnlichen Gelegenheiten die Kräuter zu sammeln.Sebastian Kneipp

Sammeln, Trocknen und Aufbewahren

Herstellen, Anwenden eigener Heilmittel

Wer seine Naturheilmittel nicht in Spezialgeschäften, Apotheken, oder Drogerien einkaufen möchte, den versorgt die Natur kostenlos mit wertvollen Kräutern. Doch Vorsicht: In der Nähe von Straßen und Industrieanlagen, sowie intensiv genutzten und damit auch oft gespritzten landwirtschaftlichen Flächen wie Weinbergen oder Feldern sollte man nicht auf die Suche gehen. Denn solche Pflanzen könnten schadstoffbelastet sein.

Luftdurchlässige Körbe oder Baumwollsäckchen eignen sich gut zum Transport der, möglichst mit einer Schere oder dem Messer frisch geschnittenen, Kräuter. Plastiktüten sind ungeeignet. Darin verderben die Pflanzen rasch.

Zum Sammeln sollte man sich einen trockenen, sonnigen Tag wählen. Regen- oder taunasse Blätter und Blüten sind nicht geeignet Denn nur an trockenen Tagen ziehen die Wirkstoffe durch das Son-nenlicht von der Wurzel in Blätter und Blüten. Wertvolle Hilfe beim Erkennen der Pflanzen kann ein Bestimmungsbuch leisten.

Die frisch gesammelten Pflanzen nicht waschen, weil die darin enthaltenen wasserlöslichen Bestandteile sonst verloren gehen. In einem mit Küchenkrepp ausgelegten Holz- oder Pappbehälter werden die Pflanzenteile ausgebreitet und anschließend an einem luftigen, schattigen Ort langsam getrocknet. Es ist wichtig, dass die Pflanzen langsam und natürlich trocknen, meiden Sie deshalb elektrische Geräte. Es dauert in etwa zwei bis vier Wochen, bis die Kräuter und Blüten brechen, sobald man sie zwischen den Fingern reibt. Nun sind sie etwa ein Jahr haltbar.

In lichtgeschützten Glasgefäßen, in Pappkartons und Papiertüten lassen sich die Heilkräuter am besten aufbewahren. Das Beschriften der Behälter ist wichtig. Auch das Datum der Ernte sollte nicht fehlen.

In bestimmten Fällen ist der sogenannte Kaltansatz zu empfehlen. Die in kaltem Wasser eingeweichten Kräuter bleiben zehn bis zwölf Stunden stehen. Den durchgesiebten Sud trinkt man am besten

Man befüllt ein Weithalsglas beliebiger Größe locker mit frischen Kräutern und gießt es randvoll mit 38-prozentigem Alkohol auf. Am besten entzieht Kornschnaps den Pflanzen ihre Wirkstoffe. Auf keinen Fall sollte man sie mit Obstler ansetzen. Bei Zimmertemperatur bleibt die Mischung etwa drei Wochen lang stehen. Dann siebt und filtert man die Tinktur, Kaffeefilter eignen sich gut dazu. Dann füllt man sie in dunklen Falschen und beschriftet diese. Alle Tinkturen sind unbegrenzt haltbar.

Anwendung: 10 bis 15 Tropfen werden dreimal täglich mit etwa einem Schnapsglas voll Wasser oder Tee verdünnt und getrunken.Verwendet werden sie innerlich bei allen nervösen, krampfartigen Beschwerden. Wichtig ist dabei, dass man sie immer nur verdünnt zu sich nimmt. Äußerlich verwendet man sie zum Einreiben bei Ver-stauchungen, Blutergüssen, Verrenkungen usw. unverdünnt.

Bei Schmerzen und Krämpfen tränkt man einen Baumwolllappen mit der entsprechenden Tinktur. Man legt ihn auf den betroffenen Teil des Körpers und deckt ihn mit einem Stück Plastikfolie ab, damit der Alkohol nicht verfliegt. Ein zusätzlich darüber gebreitetes Tuch hält den Körper an dieser Stelle warm.

Tinkturen

TeekurBei einer kurähnlichen Anwendung empfiehlt es sich, vier bis sechs Wochen lang täglich einen Liter des gewünschten Tees über den Tag verteilt zu trinken. Das fördert Reinigung, Entschlackung und Ent- giftung des Körpers.

ÖleAuch hier werden wieder frische Kräuter locker in ein Weithalsglas schichtet. Dann füllt man das Gefäß randvoll mit hochwertigem kaltgepressten Pflanzenöl auf, zum Beispiel Distelöl oder Olivenöl. Bei gleichmäßig warmer Temperatur bleibt das Glas acht Wochen lang gut verschlossen stehen. Dann wird das Öl gesiebt, gefiltert und in dunkle Flaschen gefüllt.

Am besten bewahrt man Öle in kühlen Räumen, aber nicht im Kühlschrank auf. Sie sind etwa ein Jahr haltbar. Eine Ausnahme macht lediglich das Johanniskrautöl. Es kann bis zu zwei Jahre lang aufbewahrt werden.

Anwendung: Vor allem äußerlich werden Kräuteröle verwendet. Man reibt zum Beispiel bei Muskelverspannungen die schmerzenden Körperstellen ein. Je nach Krautzusatz wirken die Öle beruhigend

ungesüßt, da Zucker dem Tee einen Teil seiner Wirkung nimmt. Wer dennoch auf das Süßen nicht verzichten möchte, sollte nur mit Honig süßen.

Page 42: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

2928

Standort

Zubereitungen

Sammeln

Tee

Inhaltsstoffe

Teekur

Wirkung

Anwendung

Tinktur

Kräuterbad

Kräuterdunst-auflagen

Das Kraut mit seiner gelben, unscheinbaren Blüte wächst überall in Europa, bevorzugt auf mageren Wiesen, Weiden und an Wegrändern.

In der Blütezeit von Mai bis Juni sammeln wir das obere blühende Drittel der Pflanze, ansonsten nehmen wir nur die Blätter.

Einen Teelöffel getrocknete oder eine lockere Handvoll frischer Kräuter in einer Teetasse mit einem Liter Wasser überbrühen, drei bis fünf Minuten ziehen lassen. Davon trinken Sie zwei Tassen täglich.

Ätherische Öle, Gerbstoffe

Einen Liter Tee täglich vier bis sechs Wochen lang über den Tag verteilt trinken.

Entzündungshemmend und krampflösend

Bei allen Beschwerden, die mit dem Unterleib zusammenhängen, wie in den Wechsel-jahren Menstruationsbeschwerden, Weißfluß Eierstockentzündungen, Problemen mit der Gebärmutter.

Die Herstellung der Tinktur finden Sie im vorherigen Kapitel.

Die Zubereitung finden Sie im Kapitel davor.

Eine genauere Beschreibung zur Herstellung von Dunstauflagen steht im vorhergehenden Kapitel.

Page 43: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

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Standort

Zubereitungen

Sammeln

Tee

Inhaltsstoffe

Teekur

Wirkung

Anwendung

Tinktur

Kräuterbad

Kräuterdunst-auflagen

Das Kraut mit seiner gelben, unscheinbaren Blüte wächst überall in Europa, bevorzugt auf mageren Wiesen, Weiden und an Wegrändern.

In der Blütezeit von Mai bis Juni sammeln wir das obere blühende Drittel der Pflanze, ansonsten nehmen wir nur die Blätter.

Einen Teelöffel getrocknete oder eine lockere Handvoll frischer Kräuter in einer Teetasse mit einem Liter Wasser überbrühen, drei bis fünf Minuten ziehen lassen. Davon trinken Sie zwei Tassen täglich.

Ätherische Öle, Gerbstoffe

Einen Liter Tee täglich vier bis sechs Wochen lang über den Tag verteilt trinken.

Entzündungshemmend und krampflösend

Bei allen Beschwerden, die mit dem Unterleib zusammenhängen, wie in den Wechsel-jahren Menstruationsbeschwerden, Weißfluß Eierstockentzündungen, Problemen mit der Gebärmutter.

Die Herstellung der Tinktur finden Sie im vorherigen Kapitel.

Die Zubereitung finden Sie im Kapitel davor.

Eine genauere Beschreibung zur Herstellung von Dunstauflagen steht im vorhergehenden Kapitel.

Page 44: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 44Sommersemester 2011

Der Klimawandel ist in aller Munde. Fernsehen, Zeitungen und Internet überschütten uns tagein tagaus mit mehr oder weniger neuen Thesen und Fragen, Ansichten und Meinungen, Kommentaren und Behauptungen. Längst ist der Klimawandel zu einem Politikum geworden – mit dem man noch dazu sehr viel Geld verdienen kann. An Interes-sengruppen mangelt es jedenfalls nicht.

Die Branche »Forst und Holz« machte im Jahr 2009 in Deutschland einen Umsatz von 33 Mrd. Euro. Doch gerade hier wird der Klimawandel gravierende Veränderungen bewirken. Bäume wachsen aber nicht von heute auf morgen. Grund genug sich besser gestern als heute mit den zukünftigen Bedürfnissen des Waldes auseinan-derzusetzen. Florian Hacker hat dies mit seiner Zulassungsarbeit zum Staatsexamen an der Uni-versität Würzburg getan. Der Reiz seiner Arbeit ist aber nicht nur im Thema selbst begründet. Die Erkenntnisse über den Einfluss des Klima-wandels auf den Wald waren bisher nur in ver-schiedenen Fachzeitschriften zu lesen.

Grund genug diese Arbeit nun in Buchform dar-zubieten. Die Bestandteile TEXT – STATISTIK – BILD werden durch verkürzte Sei-ten kombiniert. So ermöglicht sich ein störungsfreier Text-fluss. Statistiken bekommen ih-ren eigenen Raum und Fotografien bewirken eine Attraktivierung und gleichzeitig lockern sie den wissenschaftlichen Charak-ter auf. Der Text wird am Boden „aufgehängt“, so wie auch Pflan-zen von unten nach oben wachsen.

Papier: Munken Print white,

115g / m2

Druck: Druckerei Scheinet, Würzburg

Bindung: Fadenbindung

Cover aus Leinen,

mit zusätzlichem Schutzumschlag

Schriftarten:

Corporate A, light

Corporate A, regular

Corporate A, light kursiv

Melbourne, light

6. SemesterJohannesFriedrich

Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen Wälder

ein ausblick mit fokus auf den waldbau,

im speziellen dem der fichte.

Florian Hacker

Die Branche »Forst und Holz« machte im Jahr 2009 in Deutschland

einen Umsatz von 33 Mrd. Euro. Doch wegen des Klimawandels stehen

dem Waldbau große Veränderungen bevor. Zeit sich mit den zukünftigen

Bedürfnissen des Waldes auseinanderzusetzen.

Florian Hacker hat dies an der Universität Würzburg getan. Was bisher

nur in verschiedenen Fachzeitschriften zu lesen war, liegt nun gebündelt

und aufbereitet als Buch vor.Fl

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Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen Wälder

ein ausblick mit fokus auf den waldbau,

im speziellen dem der fichte.

Florian Hacker

Die Branche »Forst und Holz« machte im Jahr 2009 in Deutschland

einen Umsatz von 33 Mrd. Euro. Doch wegen des Klimawandels stehen

dem Waldbau große Veränderungen bevor. Zeit sich mit den zukünftigen

Bedürfnissen des Waldes auseinanderzusetzen.

Florian Hacker hat dies an der Universität Würzburg getan. Was bisher

nur in verschiedenen Fachzeitschriften zu lesen war, liegt nun gebündelt

und aufbereitet als Buch vor.

Flor

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Hac

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Der

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flus

s de

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auf

die

Bay

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Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen Wälder

ein ausblick mit fokus auf den waldbau,

im speziellen dem der fichte.

Florian Hacker

Die Branche »Forst und Holz« machte im Jahr 2009 in Deutschland

einen Umsatz von 33 Mrd. Euro. Doch wegen des Klimawandels stehen

dem Waldbau große Veränderungen bevor. Zeit sich mit den zukünftigen

Bedürfnissen des Waldes auseinanderzusetzen.

Florian Hacker hat dies an der Universität Würzburg getan. Was bisher

nur in verschiedenen Fachzeitschriften zu lesen war, liegt nun gebündelt

und aufbereitet als Buch vor.

Flor

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Hac

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Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen Wälder

ein ausblick mit fokus auf den waldbau,

im speziellen dem der fichte.

Florian Hacker

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Der Einfluss des Klimawandels auf die Bayerischen Wälder

ein ausblick mit fokus auf den waldbau,

im speziellen dem der fichte.

Florian Hacker

Page 48: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

21

20 Hinführung

hinführung

Die Lebensräume aller Tiere und Pflanzen sind von verschiedenen Standort­

faktoren abhängig, von denen das Klima die wichtigste Rolle einnimmt. Der

ganze Globus unterteilt sich in verschiedene Klima­ und Vegetationszonen, die

von jeweils sehr verschiedenen Tier­ und Pflanzenarten besiedelt werden. Diese

Großeinheiten untergliedern sich wiederum in kleinere klimatische Einheiten.

Selbst Bayern ist infolge seiner natürlichen Struktur lage­ und reliefbedingt in

zahlreiche Untereinheiten unterteilt, die sich in ihrer Ausstattung mit Tier­ und

Pflanzengesellschaften deutlich unterscheiden. Betrachtet man die Klimabedin­

gungen dieser Lebensräume, so kann – neben den anderen standörtlichen Ge­

gebenheiten – ein Unterschied der Jahresdurchschnittstemperatur um nur ein

Grad bereits gravierende Auswirkungen bewirken. Die Klimabedingungen in

Bayern änderten sich in den letzten 100 Jahren sowohl natürlich, als auch durch

die Wirkung des Menschen verursacht, kontinuierlich und müssen in einem glo­

balen Kontext und Wandel, dessen Ausmaß von Ursache und Wirkung nur schwer

einzuschätzen ist, gesehen werden.

Um die zukünftige Entwicklung des Klimas, die allgemein auch mit dem

Schlagwort »Klimawandel« belegt wird, abzuschätzen zu können, gibt es zahllose

wissenschaftliche Untersuchungen, die auf Grund unterschiedlicher Ansätze und

oft auch hintergründig subjektiver Ausrichtungen zu oft unterschiedlichen und

teilweise verwirrenden Ergebnissen kommen. Als inzwischen wissenschaftlich

gesichert und weltweit anerkannt kann gelten, dass der Klimawandel zwar ein

durchaus natürliches Phänomen ist, das aber durch den Menschen und seine

kumulierende Emission von Treibhausgasen stark beschleunigt wird und zu ei­

nem schleichenden Anstieg der globalen Oberflächentemperatur geführt hat.

Page 49: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

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20 Hinführung

hinführung

Die Lebensräume aller Tiere und Pflanzen sind von verschiedenen Standort­

faktoren abhängig, von denen das Klima die wichtigste Rolle einnimmt. Der

ganze Globus unterteilt sich in verschiedene Klima­ und Vegetationszonen, die

von jeweils sehr verschiedenen Tier­ und Pflanzenarten besiedelt werden. Diese

Großeinheiten untergliedern sich wiederum in kleinere klimatische Einheiten.

Selbst Bayern ist infolge seiner natürlichen Struktur lage­ und reliefbedingt in

zahlreiche Untereinheiten unterteilt, die sich in ihrer Ausstattung mit Tier­ und

Pflanzengesellschaften deutlich unterscheiden. Betrachtet man die Klimabedin­

gungen dieser Lebensräume, so kann – neben den anderen standörtlichen Ge­

gebenheiten – ein Unterschied der Jahresdurchschnittstemperatur um nur ein

Grad bereits gravierende Auswirkungen bewirken. Die Klimabedingungen in

Bayern änderten sich in den letzten 100 Jahren sowohl natürlich, als auch durch

die Wirkung des Menschen verursacht, kontinuierlich und müssen in einem glo­

balen Kontext und Wandel, dessen Ausmaß von Ursache und Wirkung nur schwer

einzuschätzen ist, gesehen werden.

Um die zukünftige Entwicklung des Klimas, die allgemein auch mit dem

Schlagwort »Klimawandel« belegt wird, abzuschätzen zu können, gibt es zahllose

wissenschaftliche Untersuchungen, die auf Grund unterschiedlicher Ansätze und

oft auch hintergründig subjektiver Ausrichtungen zu oft unterschiedlichen und

teilweise verwirrenden Ergebnissen kommen. Als inzwischen wissenschaftlich

gesichert und weltweit anerkannt kann gelten, dass der Klimawandel zwar ein

durchaus natürliches Phänomen ist, das aber durch den Menschen und seine

kumulierende Emission von Treibhausgasen stark beschleunigt wird und zu ei­

nem schleichenden Anstieg der globalen Oberflächentemperatur geführt hat.

Page 50: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Abbildung 16Altersklassenverteilung im Deutschen Reich im Jahr 1910 nach Baumarten in Prozent (schmidt-vogt, 1977).

65

Mit ein Grund für die starke Förderung des Fichtenanbaus war, dass sich Fichten­

holz im Gegensatz zu den schwereren Buchen und Eichen flößen ließ und somit

auf Main und Rhein leicht in die Niederlande gebracht werden konnte, wo vom

15. bis 18. Jahrhundert ein dringender Holzbedarf zum Schiffbau bestand.

anbau der fichte im 19. und 20. jahrhundert Im 18. Jahrhundert fand ein großer Umschwung statt. Der steigende Bedarf an

Brenn­ und Nutzholz führte zu einem wachsenden Interesse an der Waldbewirt­

schaftung. Daraus folgte eine grundlegende Änderung der allgemeinen Stellung

des Waldes. Er wird nun als Wirtschaftsfaktor betrachtet, dessen geregelte Be­

wirtschaftung ein dringendes Erfordernis darstellt. Der Schwerpunkt der forst­

wirtschaftlichen Zielstellung verlagerte sich von Brennholzerzeugung hin zur

Nutzholzgewinnung. Hier kam es zu einer starken Bevorzugung von Nadelhölzern

gegenüber den Laubhölzern. Zu diesem Zeitpunkt wurden gezielt Forstpersonal

geschult und neue Pflanzungen von Fichten durchgeführt. Die Neugründungen

von reinen Fichtenbeständen erfolgten bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts

durch Saat. Jedoch waren die Ergebnisse unbefriedigend und wurden durch die

Anpflanzung von Setzlingen in den darauffolgenden Jahren ersetzt. Dieses Ver­

fahren ist bis heute das wirtschaftliche Verfahren zur künstlichen Verjüngung

der Fichte geblieben.

Anhand der nebenstehenden Abbildung kann man gut erkennen, dass die

Anzahl der Neupflanzungen von Fichten und Kiefern zu Ungunsten der Buche

als eigentliche und natürliche Hauptbaumart Zentraleuropas stark zugenommen

hat. Buchen wurden immer weniger gepflanzt, wobei erwähnt werden muss,

dass sich die Buche über natürliche Verjüngungsverfahren leichter nachziehen

lässt als viele andere Baumarten. Diese Entwicklung ist ab Mitte des 19. Jahr­

hunderts zu verzeichnen. Bereits um 1900 waren bereits über ein Viertel der

gepflanzten Bäume Fichten. Somit stellten alleine die Kiefer und die Fichte in

diesem Zeitraum die Hälfte aller Pflanzungen dar. Schon in der Mitte des 20. Jahr­

hunderts fielen 45,3 % der Waldflächen unter 10 ha auf die Fichte (mantel, 1967).

Bereits damals wurden Stimmen laut, die von Nadelholzreinkulturen weg wollten

und Mischwälder mit der natürlichen Hauptbaumart Mitteleuropas, der Buche,

bevorzugten. Gegenwärtig stellt sich die Baumartenverteilung in Deutschland

wie folgt dar:

12

28

10

26

16

8

24

6

22

2

18

14

%

21 – 40jährig

1873 / 92

bis 20jährig

1893 / 1913

41 – 60jährig

1853 / 72

61 – 80jährig

1833 / 52

81 – 100jährig

1813 / 32

101 – 120jährig

1793 / 1812

über 120jährig

Begründet vor 1793

Fichte Kiefer Buche

4

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0

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Abbildung 16Altersklassenverteilung im Deutschen Reich im Jahr 1910 nach Baumarten in Prozent (schmidt-vogt, 1977).

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Mit ein Grund für die starke Förderung des Fichtenanbaus war, dass sich Fichten­

holz im Gegensatz zu den schwereren Buchen und Eichen flößen ließ und somit

auf Main und Rhein leicht in die Niederlande gebracht werden konnte, wo vom

15. bis 18. Jahrhundert ein dringender Holzbedarf zum Schiffbau bestand.

anbau der fichte im 19. und 20. jahrhundert Im 18. Jahrhundert fand ein großer Umschwung statt. Der steigende Bedarf an

Brenn­ und Nutzholz führte zu einem wachsenden Interesse an der Waldbewirt­

schaftung. Daraus folgte eine grundlegende Änderung der allgemeinen Stellung

des Waldes. Er wird nun als Wirtschaftsfaktor betrachtet, dessen geregelte Be­

wirtschaftung ein dringendes Erfordernis darstellt. Der Schwerpunkt der forst­

wirtschaftlichen Zielstellung verlagerte sich von Brennholzerzeugung hin zur

Nutzholzgewinnung. Hier kam es zu einer starken Bevorzugung von Nadelhölzern

gegenüber den Laubhölzern. Zu diesem Zeitpunkt wurden gezielt Forstpersonal

geschult und neue Pflanzungen von Fichten durchgeführt. Die Neugründungen

von reinen Fichtenbeständen erfolgten bis ins erste Drittel des 19. Jahrhunderts

durch Saat. Jedoch waren die Ergebnisse unbefriedigend und wurden durch die

Anpflanzung von Setzlingen in den darauffolgenden Jahren ersetzt. Dieses Ver­

fahren ist bis heute das wirtschaftliche Verfahren zur künstlichen Verjüngung

der Fichte geblieben.

Anhand der nebenstehenden Abbildung kann man gut erkennen, dass die

Anzahl der Neupflanzungen von Fichten und Kiefern zu Ungunsten der Buche

als eigentliche und natürliche Hauptbaumart Zentraleuropas stark zugenommen

hat. Buchen wurden immer weniger gepflanzt, wobei erwähnt werden muss,

dass sich die Buche über natürliche Verjüngungsverfahren leichter nachziehen

lässt als viele andere Baumarten. Diese Entwicklung ist ab Mitte des 19. Jahr­

hunderts zu verzeichnen. Bereits um 1900 waren bereits über ein Viertel der

gepflanzten Bäume Fichten. Somit stellten alleine die Kiefer und die Fichte in

diesem Zeitraum die Hälfte aller Pflanzungen dar. Schon in der Mitte des 20. Jahr­

hunderts fielen 45,3 % der Waldflächen unter 10 ha auf die Fichte (mantel, 1967).

Bereits damals wurden Stimmen laut, die von Nadelholzreinkulturen weg wollten

und Mischwälder mit der natürlichen Hauptbaumart Mitteleuropas, der Buche,

bevorzugten. Gegenwärtig stellt sich die Baumartenverteilung in Deutschland

wie folgt dar:

12

28

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16

8

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%

21 – 40jährig

1873 / 92

bis 20jährig

1893 / 1913

41 – 60jährig

1853 / 72

61 – 80jährig

1833 / 52

81 – 100jährig

1813 / 32

101 – 120jährig

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über 120jährig

Begründet vor 1793

Fichte Kiefer Buche

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Page 52: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 52Sommersemester 2011

BlickeStille

EinE REisE duRchWuERzbuRgs kiRchEn

Am Semesteranfang hatte ich mir 2 Themen aus-gedacht von denen ich eines dann in Buchform bringen würde. Das erste war ein Buch über die Würzburg Skateszene zu machen, in der dann Fo-tostrecken, Interviews, Vorstellung von guten Skatespots und die Geschichte der Szene ent-halten sein würden. Ich entschied mich dann für das zweite Thema: Ein Buch über die Würzbur-ger Kirchen. Grundstein dafür war ein Fotopro-jekt, das ich letztes Semester schon in Angriff nehmen wollte. Hierbei wollte ich von Kirchen jeweils ein HDR-Panorama erstellen. Der Grund-gedanke für das Buch war, eine Art Kirchenfüh-rer zu machen, der vor allem auch junge Leute anspricht und Ihnen das Interesse an sakralen Bauten näher bringen soll. Jede der 16 enthal-tenen Kirchen wird mit einem 360° HDR-Panorama vorgestellt, ergänzt wird das ganze durch viele Detailfotos, um ein Feeling für die Kirche zu bekommen. Der Textteil ist eher kurz gehalten und beschränkt sich auf wichtige Fakten wie die Geschichte oder die Zerstörung im Krieg. Da wir uns im Zeitalter der modernen Medien befinden, liegt dem Buch auch noch eine DVD bei, mit der man jede Kirche interaktiv begehen kann.

Titel: Würzburg and the contrasty chur-

ches

Subtitel: Eine Reise durch die Kirchen

der Stadt

Seiten: 200 Seiten

Maße: 205x260mm

Druckerei: Digital Print Group Nürnberg

Bindung: Fadenheftung

Cover: Hardcover mit Einband

Schriftarten:

SabonNext LT

LTUnivers

XXII DONT-MESS-WITH-VIKINGS

Extras: 16 HDR-Panoramen auf 3er Seite

zum ausklappen, DVD mit allen Kugelpa-

noramen zum interaktiven begehen der

Kirchen

4. SemesterChristianFuß

BlickeStille

EinE REisE duRchWuERzbuRgs kiRchEn

Page 53: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

BlickeStille

EinE REisE duRchWuERzbuRgs kiRchEn

Page 54: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 54Sommersemester 2011

Page 55: »Das Andere Buch« Kursdokumentation
Page 56: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 56Sommersemester 2011

Auf einem vor den Mauern Würzburg liegendem Hügel

wurde um das Jahre 1000 der Chorherrenstift „St Johannis in Haug“ von Bischof Heinrich gegründet, welcher Johannes dem Täufer und dem Evangelisten Johannes geweiht wurde Die erstmalige urkundliche Erwähnug ist auf das Jahr 1002 datiert Im Jahre 1657 wurde die Stiftskirche mit allen dazugehörigen Gebäu-den abgerissen um Platz für die geplante Mau-erbefestigung Würzburgs zu machen Der Neu-bau begann, durch die Grundsteinlegung von

Johann Philipp von Schönborn, am 26 April unter der Leitung von Antonio Betrink Durch Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg findet dann nach vielerlei Problemen und der 20 jährigen Bauzeit am 5 August die Einwei-hung statt Die Hauger Stiftskirche gilt als der erste große barocke Kirchenbau in Franken

GESCHICHTE

Stift Haug

Page 57: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Auf einem vor den Mauern Würzburg liegendem Hügel

wurde um das Jahre 1000 der Chorherrenstift „St Johannis in Haug“ von Bischof Heinrich gegründet, welcher Johannes dem Täufer und dem Evangelisten Johannes geweiht wurde Die erstmalige urkundliche Erwähnug ist auf das Jahr 1002 datiert Im Jahre 1657 wurde die Stiftskirche mit allen dazugehörigen Gebäu-den abgerissen um Platz für die geplante Mau-erbefestigung Würzburgs zu machen Der Neu-bau begann, durch die Grundsteinlegung von

Johann Philipp von Schönborn, am 26 April unter der Leitung von Antonio Betrink Durch Fürstbischof Johann Gottfried von Guttenberg findet dann nach vielerlei Problemen und der 20 jährigen Bauzeit am 5 August die Einwei-hung statt Die Hauger Stiftskirche gilt als der erste große barocke Kirchenbau in Franken

GESCHICHTE

Stift Haug

Page 58: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 58Sommersemester 2011

In den Jahren 2002-2005 wurde Stift Haug einer

großen Innenrenovierung unterzogen, die nach den Vorschlägen des Kunstreferenten der Diözese Würzburgs, Dr Jürgen Lenzen, umge-setzt wurde Diese sollte der Rückläufigen Zahl der Gottesdienstteilnehmer Rechnung tragen, aber vor allem dem Wunsch der Kirchenge-meinde nachkommen, sich näher um den Ze-lebrationsaltar versammeln zu können Die Gestaltungselemente des Osterkerzenständers, Taufbeckensockels, Gemeindealtars sowie Ambosses wurde den Auskehlungen des Rah-mens um das Tintorettobild entnommen Der gesamte Raum erhielt eine nach den Vorgaben Petrinis entsprechende Weisstonung, wobei die leichten Vergoldungen an den Vierungskapitel-len eine unhistorische Zugabe sind Sie sollen diesen Raumteil betonen, da dieser durch den nun mittig aufgestellten Altar und die halb-rund verlaufenden Bänken die liturgische Mit-te der Kirche darstellt

RENOVIERUNG

Stift Haug

2928

Page 59: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

In den Jahren 2002-2005 wurde Stift Haug einer

großen Innenrenovierung unterzogen, die nach den Vorschlägen des Kunstreferenten der Diözese Würzburgs, Dr Jürgen Lenzen, umge-setzt wurde Diese sollte der Rückläufigen Zahl der Gottesdienstteilnehmer Rechnung tragen, aber vor allem dem Wunsch der Kirchenge-meinde nachkommen, sich näher um den Ze-lebrationsaltar versammeln zu können Die Gestaltungselemente des Osterkerzenständers, Taufbeckensockels, Gemeindealtars sowie Ambosses wurde den Auskehlungen des Rah-mens um das Tintorettobild entnommen Der gesamte Raum erhielt eine nach den Vorgaben Petrinis entsprechende Weisstonung, wobei die leichten Vergoldungen an den Vierungskapitel-len eine unhistorische Zugabe sind Sie sollen diesen Raumteil betonen, da dieser durch den nun mittig aufgestellten Altar und die halb-rund verlaufenden Bänken die liturgische Mit-te der Kirche darstellt

RENOVIERUNG

Stift Haug

2928

Page 60: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 60Sommersemester 2011

Die Entscheidung das Buch von Sabine Letuwnik neu zu gestalten hat in meinem Fall der Kurs getroffen, da sich alle einig waren, dass der veraltete und retro wirkende 80er Jahre Look des Buches unbedingt an unsere Zeit angepasst werden muss. Das ursprüngliche Format des Bu-ches habe ich ein wenig vergrößert, da ich dar-auf verzichten wollte zwei Fotos auf eine Seite zu bringen, sondern lieber für eine Übung zwei Seiten in Anspruch nehme um so die Fotos größer abbilden zu können, denn sie sind schließlich der Kern des Buches und an ihnen soll die Übung auch korrekt nachgemacht werden können.Auch die Gliederung des Buches habe ich etwas verändert. Es besteht jetzt aus einer klaren Teilung zwischen Theorie zu Beginn, dem Trai-ningsteil im Anschluss und zuletzt den Übungsprogrammen. Ich halte dies für sinnvoll da das Buch zum täglichen Trai-nieren gedacht ist und die Leser und Nutzer die Theorie nach einmal lesen verstanden haben und sich später fast ausschließlich dem Trainingsteil wid-men. Deshalb soll dieser nicht durch störende Textseiten unterbrochen werden. Der Aufbau der Seiten des Theorieteils greift sich auch im Trainingsteil wieder auf. Die Beschreibungen sind in Brei-te, Schriftart und Schriftgröße sowie Zeilenabstand deckungsgleich mit dem Fließtext der Theorie. Nur die Tabelle die angibt wie oft und lange die Übung wiederholt werden muss ent-zieht sich dem Fließtextraster, schließt sich aber linksbündig unten an. Die Seitenzahlen orientieren sich an der Fließtexthöhe nach ei-ner Überschrift. Im Trainingsteil setzen die Seitenzahlen aus und werden durch die Übungs-nummer ersetzt. Damit diese nicht mit den Sei-tenzahlen verwechselt werden unterscheiden sie sich in Position und Farbe.

Buchtitel: Bodytrainer

Bauch, Taille, Hüfte

Subtitel: Das 10 Minuten-Programm für eine

tolle Figur

Umfang: 120 Seiten

Format: 150mm x 200mm

Druck: Druckerei Scheiner in Würzburg,

Papier: Munken Pure Matt Bilderdruck, 130 g/m2

Schriftart: Flama

4. SemesterSarahHaaf

Dieses Buch ist Ihr Trainer und bietet Ihnen ein Übungspro-

gramm, mit dem Sie in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand Ihre

Figur verbessern werden. Mit den tollen Fotos können Sie alle

Übungen sehr leicht nachvollziehen, und die Programme helfen

Ihnen, auf sanfte Weise in Form zu kommen oder vital zu bleiben.

Bei rororo sport außerdem lieferbar: »Bodytrainer Brust und

Arme« (9408) und «Bodytrainer Po und Beine« (9409).

Sabine LetuwnikBodytrainer Bauch, Taille, Hüfte

FÜR EINE TOLLE FIGURDas 10-Minuten-Programm

Bodytrainer

Bauch, Taille, Hüfte

Sab

ine

Letu

wni

k

Bod

ytra

iner

Bau

ch, T

aill

e, H

üfte

Dieses Buch ist Ihr Trainer und bietet Ihnen ein Übungspro-

gramm, mit dem Sie in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand Ihre

Figur verbessern werden. Mit den tollen Fotos können Sie alle

Übungen sehr leicht nachvollziehen, und die Programme helfen

Ihnen, auf sanfte Weise in Form zu kommen oder vital zu bleiben.

Bei rororo sport außerdem lieferbar: »Bodytrainer Brust und

Arme« (9408) und «Bodytrainer Po und Beine« (9409).

Sabine LetuwnikBodytrainer Bauch, Taille, Hüfte

FÜR EINE TOLLE FIGURDas 10-Minuten-Programm

Bodytrainer

Bauch, Taille, Hüfte

Sab

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Letu

wni

k

Bod

ytra

iner

Bau

ch, T

aill

e, H

üfte

Page 61: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Dieses Buch ist Ihr Trainer und bietet Ihnen ein Übungspro-

gramm, mit dem Sie in kurzer Zeit und mit wenig Aufwand Ihre

Figur verbessern werden. Mit den tollen Fotos können Sie alle

Übungen sehr leicht nachvollziehen, und die Programme helfen

Ihnen, auf sanfte Weise in Form zu kommen oder vital zu bleiben.

Bei rororo sport außerdem lieferbar: »Bodytrainer Brust und

Arme« (9408) und «Bodytrainer Po und Beine« (9409).

Sabine LetuwnikBodytrainer Bauch, Taille, Hüfte

FÜR EINE TOLLE FIGURDas 10-Minuten-Programm

Bodytrainer

Bauch, Taille, Hüfte

Sab

ine

Letu

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Bod

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Bau

ch, T

aill

e, H

üfte

Page 62: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

So können Sie Ihre Erfolge prüfen

12 13

1

2

34

5

6

7

Messpunkte

1. Oberarm

2. Brustumfang

3. Taille

4. Bauchnabel

5. Hüfte (ink Gesäß)

6. Oberschenkel

7. Wade

Ansatz des Deltamuskels (alternativ Bizeps)

bei nach vorne angehobenem Arm

In Höhe der Brustwarze Maßband korrekt

um den Körper legen.

Am unteren Rippenbogen

Drei Zentimeter unterhalb des Bauchnabels

wird der Bauchumfang gemessen

Am Punkt des Größten Umfangs

Fünf Zentimeter unterhalb des Schambeins

Maßband korrekt um das Bein legen

Am Punkt des größten Umfangs

Page 63: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

So können Sie Ihre Erfolge prüfen

12 13

1

2

34

5

6

7

Messpunkte

1. Oberarm

2. Brustumfang

3. Taille

4. Bauchnabel

5. Hüfte (ink Gesäß)

6. Oberschenkel

7. Wade

Ansatz des Deltamuskels (alternativ Bizeps)

bei nach vorne angehobenem Arm

In Höhe der Brustwarze Maßband korrekt

um den Körper legen.

Am unteren Rippenbogen

Drei Zentimeter unterhalb des Bauchnabels

wird der Bauchumfang gemessen

Am Punkt des Größten Umfangs

Fünf Zentimeter unterhalb des Schambeins

Maßband korrekt um das Bein legen

Am Punkt des größten Umfangs

Page 64: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Bauch, Hüfte, Taille

Halten Sie mit dem gestreckten linken Arm das Gleichgewicht. Nähern Sie den

gestreckten rechten Arm durch ein seitliches Auf¬richten des Oberkörpers

dem rechten Fuß an. Der linke Arm bleibt immer gestreckt.

Bauch, Hüfte, Taille

Beugen Sie das rechte Bein im Knie leicht und schlagen Sie es über das linke

Bein. Beide Arme sind in Richtung des Fußes gestreckt. Heben Sie Ihren Ober-

körper leicht an und senken ihn wieder ab.

15 16

Stufe 1

Stufe 2

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

Stufe 1

Stufe 2

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

Page 65: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Bauch, Hüfte, Taille

Halten Sie mit dem gestreckten linken Arm das Gleichgewicht. Nähern Sie den

gestreckten rechten Arm durch ein seitliches Auf¬richten des Oberkörpers

dem rechten Fuß an. Der linke Arm bleibt immer gestreckt.

Bauch, Hüfte, Taille

Beugen Sie das rechte Bein im Knie leicht und schlagen Sie es über das linke

Bein. Beide Arme sind in Richtung des Fußes gestreckt. Heben Sie Ihren Ober-

körper leicht an und senken ihn wieder ab.

15 16

Stufe 1

Stufe 2

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

Stufe 1

Stufe 2

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

8–10 Wdh. + 15 Sek. Pause

Page 66: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Cool-down

Senken Sie die Knie abwechselnd nach links und rechts. Behalten Sie während

der gesamten Übung mit den Schultern Kontakt zum Boden.

5

Übungsdauer: 3× 30 Sek.+ 20 Sek. Pause

Page 67: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Cool-down

Senken Sie die Knie abwechselnd nach links und rechts. Behalten Sie während

der gesamten Übung mit den Schultern Kontakt zum Boden.

5

Übungsdauer: 3× 30 Sek.+ 20 Sek. Pause

Page 68: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 68Sommersemester 2011

In meiner Ausgabe von „Leichter als Luft“ habe ich Enzensberger Gedichte mit eigenen Fotogra-fien bebildert, neu strukturiert und in ein frischeres Layout gesteckt. Als erstes habe ich alle Gedichte gelesen und interpretiert. Die 78 Gedichte waren zwar in vier Kapitel aufgeteilt, da mir aber eine thematische Strukturierung nicht ersichtlich war, habe ich sie nach meinen eigenen Interpretationen neu gegliedert. Die Bilder sollen eine Hilfe für den Leser sein, um den Einstieg in die Welt von Enzensberger gesellschaftskritischer Lyrik zu vereinfachen. Ich habe mich für eine Gestaltung in schwarz/weiß für das gesamte Buch entschieden, um von der tiefer liegenden Ernsthaftigkeit und Kri-tik von Enzensberger an die Gesellschaft, bzw. an den Menschen, nicht abzulenken. Die größte Schwierigkeit bestand darin, überhaupt erstmal die Gedichte zu interpretieren. Die Bildideen, die vom Lesen gekommen sind, sollten auch nicht zu engstirnig verstanden werden. Da es sehr viele Gedichte in einem Buch sind, um sie in einem Semester zu verarbeiten, war es leider nicht möglich zu jedem Einzelnen ein Foto zu fertigen, was mich mit Sicherheit auch gereizt hätte, noch etwas konkreter daran zu gehen.

Titel: Leichter als Luft (Moralische

Gedichte)

Autor: Hans Magnus Enzensberger

Format: 145 x 190mm

6. SemesterAlexanderHaas

Page 69: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Leichter als Luft

Moralische Gedichte

Hans Magnus Enzensberger

Page 70: »Das Andere Buch« Kursdokumentation
Page 71: »Das Andere Buch« Kursdokumentation
Page 72: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

1716

Die große Göttin

Sie flickt und flickt,über ihr zerbrochenes Stopfei gebeugt,ein Fadenende zwischen den Lippen.Tag und Nacht flickt sie.Immer neue Laufmaschen, neue Löcher.

Manchmal nickt sie ein,nur einen Augenblick,ein Jahrhundert lang.Mit einem Ruck wacht sie aufund flickt und flickt.

Wie klein sie geworden ist,klein, blind und runzlig!Mit ihrem Fingerhut tastet sienach den Löchern der Weltund flickt und flickt.

Equisetum

Mit dem Schachtelhalm ist es so:er war auch schon größer, damals,vor paar hundert Millionen Jahren.Devon, Perm, Keuper -das waren noch Zeiten!

Später dienten der Großmutterseine zierlichen Triebe,die schmutzigen Töpfe zu putzen.Jetzt wird er nicht mehr gebraucht,nur seine Voreltern, aus der Tiefegekratzt, verfeuern wir noch.

Der Schachtelhalm ignoriert uns,benötigt uns nicht, vermehrt sich diskret.Im sumpfigen Straßengrabenwartet er ab, einfacher als wirund somit unbesiegbar.Ruhig wartet die riesige Zukunftauf seine herrliche Geometrie.

Page 73: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

1716

Die große Göttin

Sie flickt und flickt,über ihr zerbrochenes Stopfei gebeugt,ein Fadenende zwischen den Lippen.Tag und Nacht flickt sie.Immer neue Laufmaschen, neue Löcher.

Manchmal nickt sie ein,nur einen Augenblick,ein Jahrhundert lang.Mit einem Ruck wacht sie aufund flickt und flickt.

Wie klein sie geworden ist,klein, blind und runzlig!Mit ihrem Fingerhut tastet sienach den Löchern der Weltund flickt und flickt.

Equisetum

Mit dem Schachtelhalm ist es so:er war auch schon größer, damals,vor paar hundert Millionen Jahren.Devon, Perm, Keuper -das waren noch Zeiten!

Später dienten der Großmutterseine zierlichen Triebe,die schmutzigen Töpfe zu putzen.Jetzt wird er nicht mehr gebraucht,nur seine Voreltern, aus der Tiefegekratzt, verfeuern wir noch.

Der Schachtelhalm ignoriert uns,benötigt uns nicht, vermehrt sich diskret.Im sumpfigen Straßengrabenwartet er ab, einfacher als wirund somit unbesiegbar.Ruhig wartet die riesige Zukunftauf seine herrliche Geometrie.

Page 74: »Das Andere Buch« Kursdokumentation
Page 75: »Das Andere Buch« Kursdokumentation
Page 76: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 76Sommersemester 2011

Ich entschied mich, eine Neuauflage des Buches „Gaffenberg – Heilbronns Vorhof zum Paradies“ zu machen. Es handelt von Europas größtem Wal-derholungsheim, dem „Gaffenberg“. Mir lag das Thema sehr am Herzen, da ich selber dort schon viele Sommer verbracht habe und als Betreuerin tätig bin.  

Das 1992 veröffentlichte Buch hat inhaltlich einen Albumcharakter, da 55 unterschiedliche Autoren über den Gaffenberg berichten und die Texte stark von Erinnerungen geprägt sind. Und so ähnelt auch das Format des Buches einem Fo-toalbum.

Es ist ein bodenständiger, strukturierter, ro-buster, toleranter Ort und er ist weltoffen und bietet Platz zur Selbstverwirklichung.  Er ist also sehr facettenreich. Ich entschied mich, bei der Gestaltung das Leben auf dem Gaffenberg aufzugreifen. Der Gaffenberg hat einen festen Rahmen mit unendlichen Freiräumen, welche erst die Voraussetzungen für ein geordnetes Chaos schaffen. Das strenge Raster und Layout gibt dem Buch den Rahmen und die Regeln vor.

Der gestalterische Inhalt des alten Buches war sehr chao-tisch. In dem Buch waren die Seiten überfüllt mit Texten, Skizzen, Zeichnungen, Bildern und Gedichten. In dem neuen Buch habe ich das Ganze über-arbeitet und geordnet. Das Stadtarchiv Heilbronn gab mir die Möglichkeit, alte Archiv-fotografien zu verwenden. Hin-zu kommen aktuelle Fotografi-en aus den letzten Jahren von mir.

Titel: Gaffenberg

Subtitel: Heilbronns Vorhof zum

Paradies

Seiten: 100

Format: 250x285mm

Druck: X-Press Digital Media

Papier: Conqueror Textur gerippt,

100g/m2, 1,15 Volumen

Umschlag: Leder

Cover: Leinen orange

Schriftarten:

Swiss 721 Condensed BT

Lido STF CE

4. SemesterSuseHagelauer

Heilbronns Vorhof zum ParadiesGAFFENBERG

Ganz oben auf dem Heilbronner Gaffenberg steht Europas größtes Ferienwaldheim. Es ist eine Welt für sich – über das ganze Jahr hinweg. Ein Ort der Lebensfreude und Toleranz. Hauptakteure sind die Kinder. Zehntausende von ihnen sind seit 1927 der Stadtluft entflohen und haben im Schweinsberg wald viele unvergessliche Abenteuer erlebt.

Ein Zauberwort war und ist »Gaffenberg« auch für die Betr euer- schaft, die Onkel und Tanten. Ihre oft merkwürdigen Rituale haben alle Zeitenwenden überlebt, ohne aber in Tradition zu erstarren.

55 Autoren schildern die facettenreiche Gaffenberg-Geschichte in Geschichten voller Authentizität und Witz. Da werden nicht nur Erinnerungen geweckt, sondern auch Geheimnisse gelüftet.40, meist erstmals veröffentlichte Fotos runden das Buch ab und machen es zu einem Dokument Heilbronner Lebens in diesem Jahrhundert.

Herausgegeben von Otto Friedrich und Harry Mergel

GAFF

ENBE

RG

Heilb

ronn

s Vo

rhof

zum

Par

adie

s

Heilbronns Vorhof zum ParadiesGAFFENBERG

Ganz oben auf dem Heilbronner Gaffenberg steht Europas größtes Ferienwaldheim. Es ist eine Welt für sich – über das ganze Jahr hinweg. Ein Ort der Lebensfreude und Toleranz. Hauptakteure sind die Kinder. Zehntausende von ihnen sind seit 1927 der Stadtluft entflohen und haben im Schweinsberg wald viele unvergessliche Abenteuer erlebt.

Ein Zauberwort war und ist »Gaffenberg« auch für die Betr euer- schaft, die Onkel und Tanten. Ihre oft merkwürdigen Rituale haben alle Zeitenwenden überlebt, ohne aber in Tradition zu erstarren.

55 Autoren schildern die facettenreiche Gaffenberg-Geschichte in Geschichten voller Authentizität und Witz. Da werden nicht nur Erinnerungen geweckt, sondern auch Geheimnisse gelüftet.40, meist erstmals veröffentlichte Fotos runden das Buch ab und machen es zu einem Dokument Heilbronner Lebens in diesem Jahrhundert.

Herausgegeben von Otto Friedrich und Harry Mergel

GAFF

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Heilb

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Par

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Page 77: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Heilbronns Vorhof zum ParadiesGAFFENBERG

Ganz oben auf dem Heilbronner Gaffenberg steht Europas größtes Ferienwaldheim. Es ist eine Welt für sich – über das ganze Jahr hinweg. Ein Ort der Lebensfreude und Toleranz. Hauptakteure sind die Kinder. Zehntausende von ihnen sind seit 1927 der Stadtluft entflohen und haben im Schweinsberg wald viele unvergessliche Abenteuer erlebt.

Ein Zauberwort war und ist »Gaffenberg« auch für die Betr euer- schaft, die Onkel und Tanten. Ihre oft merkwürdigen Rituale haben alle Zeitenwenden überlebt, ohne aber in Tradition zu erstarren.

55 Autoren schildern die facettenreiche Gaffenberg-Geschichte in Geschichten voller Authentizität und Witz. Da werden nicht nur Erinnerungen geweckt, sondern auch Geheimnisse gelüftet.40, meist erstmals veröffentlichte Fotos runden das Buch ab und machen es zu einem Dokument Heilbronner Lebens in diesem Jahrhundert.

Herausgegeben von Otto Friedrich und Harry Mergel

GAFF

ENBE

RG

Heilb

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rhof

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Par

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Page 78: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Lustig sind die Onkel Tanten

26 27

DEN SHERIFF SPIELENWerner Lutz

»Üben, üben...« – Wieder einmal tut Kindermund Wahrheit kund, beson­

ders wenn sie lautstark aus mehreren hundert Kehlen gleich zeitig

erschallt. Das vorher wieder instand gesetzte und von Bigga Weiggel auf

Hochglanz polierte Waldhorn gibt allen heimlichen Übungen zum

Trotz anstatt lieblicher Melodien nur gequälte Stümperlaute von sich.

Welche Teufel hatten mich damals geritten, diesen Kindern nach

lediglich zwei Freizeiten als Betreuer den Sheriff spielen zu wollen! Sehr

schnell wurde mir nämlich bewusst, dass die sich täglich wiederhol en­

den Rituale innerhalb des streng festgelegten Kindertagesablaufs, wie das

Läuten zur Andacht oder das »Hupen« zu jedem Gang der Mahlzeiten,

noch zu den angenehmen Seiten der Pflichtübung des Sheriffdaseins ge -

hören.

Bedeutend anstrengender gestaltet sich zum Beispiel das all morgendliche

Wecken der rund fünfzig Betreuer, die im Neubau – formal streng

nach Männlein und Weiblein getrennt – während der Freizeiten nächtigen.

Zwanzig Minuten vor sechs Uhr morgens ist für viele eben verdammt

früh und unter Missachtung sämtlicher pädagogischer Erkenntnisse ist

spätestens beim dritten Weckdurchgang körper licher Einsatz ange ­

sagt, um die letzten Schläfer dann schon etwas unsanft aus dem Reich der

Träume zu holen. Doch die zweitausend Brötchen für das Frühstück

der Kinder warten darauf geschmiert zu werden und nicht selten klingen

die »Üben, üben« Rufe während des Frühstücks nach lautstarker

Kritik an den »Streichqualitäten« der Betreuer.

Überhaupt wird dieses »Üben« zu einem Schlüsselwort für viele Be­

reiche des Gaffenberglebens: während Vorbereitungs­ und Aufbauwochen

üben wir uns in pädagogischen Grundregeln, nach außen üben alle

Solidarität, nach innen – besonders gegenüber dem Stab – übt man die

Grenzen der eigenen Freiheit, und gegenüber den einzwängenden

organisatorischen Gegebenheiten übt man eben gelegentlich den Aufstand.

Besonders für den Sheriff bedeutet letzteres ein erhöhtes Maß an

Wachsamkeit, das sich jedoch oft in so erbaulichen Aktivitäten wie Wecken

(s.o.), Aufspüren von Drückebergern beim Brötchenschmieren (s.o.)

sowie heimlichen Rauchern oder anderen »Abseilern« er schöpft. Es ist

anstrengend, als personifiziertes schlechtes Gewissen hinter jeden

Busch zu schielen, nur um die Rauchzeichen am Fluchtpunkt Indianerdorf

nicht zur stehenden Einrichtung werden zu lassen.

Andererseits haben die Betreueraktivitäten, die auch in solchen kreativen

Schaffenspausen entstanden sind, teilweise einen hohen Unterhalt­

ungswert: Da erfährt das Leiterzimmer im Neubau, das währ end der Frei ­

zeiten mein Schlafzimmer ist – durch eine Vielzahl von ineinander ver­

keilten Leitern unbegehbar gemacht – eine ganz neue Begriffsdefinition,

meine CV­Ente steht eines Morgens buchstäblich geleimt und mit

dem Inhalt mehrerer Decken gefedert im Hof oder als Frühstückstisch liebe ­

voll dekoriert in der Mitten der neuen Halle, und das komplette Büro

findet sich samt dem hundert Kilo schweren Safe auf dem »Stabsrasen«

wieder. Solche Leistungen entschädigen für mancherlei endlose Aus­

einandersetzung über Disziplin und Ordnung des strengen Tagesablaufs

und machen eines immer wieder deutlich: bei aller Fremdheit und

Eigenwilligkeit dieses Mikrokosmos Gaffenberg, eine Übung für das

»richtige« Leben ist er allemal!

Page 79: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Lustig sind die Onkel Tanten

26 27

DEN SHERIFF SPIELENWerner Lutz

»Üben, üben...« – Wieder einmal tut Kindermund Wahrheit kund, beson­

ders wenn sie lautstark aus mehreren hundert Kehlen gleich zeitig

erschallt. Das vorher wieder instand gesetzte und von Bigga Weiggel auf

Hochglanz polierte Waldhorn gibt allen heimlichen Übungen zum

Trotz anstatt lieblicher Melodien nur gequälte Stümperlaute von sich.

Welche Teufel hatten mich damals geritten, diesen Kindern nach

lediglich zwei Freizeiten als Betreuer den Sheriff spielen zu wollen! Sehr

schnell wurde mir nämlich bewusst, dass die sich täglich wiederhol en­

den Rituale innerhalb des streng festgelegten Kindertagesablaufs, wie das

Läuten zur Andacht oder das »Hupen« zu jedem Gang der Mahlzeiten,

noch zu den angenehmen Seiten der Pflichtübung des Sheriffdaseins ge -

hören.

Bedeutend anstrengender gestaltet sich zum Beispiel das all morgendliche

Wecken der rund fünfzig Betreuer, die im Neubau – formal streng

nach Männlein und Weiblein getrennt – während der Freizeiten nächtigen.

Zwanzig Minuten vor sechs Uhr morgens ist für viele eben verdammt

früh und unter Missachtung sämtlicher pädagogischer Erkenntnisse ist

spätestens beim dritten Weckdurchgang körper licher Einsatz ange ­

sagt, um die letzten Schläfer dann schon etwas unsanft aus dem Reich der

Träume zu holen. Doch die zweitausend Brötchen für das Frühstück

der Kinder warten darauf geschmiert zu werden und nicht selten klingen

die »Üben, üben« Rufe während des Frühstücks nach lautstarker

Kritik an den »Streichqualitäten« der Betreuer.

Überhaupt wird dieses »Üben« zu einem Schlüsselwort für viele Be­

reiche des Gaffenberglebens: während Vorbereitungs­ und Aufbauwochen

üben wir uns in pädagogischen Grundregeln, nach außen üben alle

Solidarität, nach innen – besonders gegenüber dem Stab – übt man die

Grenzen der eigenen Freiheit, und gegenüber den einzwängenden

organisatorischen Gegebenheiten übt man eben gelegentlich den Aufstand.

Besonders für den Sheriff bedeutet letzteres ein erhöhtes Maß an

Wachsamkeit, das sich jedoch oft in so erbaulichen Aktivitäten wie Wecken

(s.o.), Aufspüren von Drückebergern beim Brötchenschmieren (s.o.)

sowie heimlichen Rauchern oder anderen »Abseilern« er schöpft. Es ist

anstrengend, als personifiziertes schlechtes Gewissen hinter jeden

Busch zu schielen, nur um die Rauchzeichen am Fluchtpunkt Indianerdorf

nicht zur stehenden Einrichtung werden zu lassen.

Andererseits haben die Betreueraktivitäten, die auch in solchen kreativen

Schaffenspausen entstanden sind, teilweise einen hohen Unterhalt­

ungswert: Da erfährt das Leiterzimmer im Neubau, das währ end der Frei ­

zeiten mein Schlafzimmer ist – durch eine Vielzahl von ineinander ver­

keilten Leitern unbegehbar gemacht – eine ganz neue Begriffsdefinition,

meine CV­Ente steht eines Morgens buchstäblich geleimt und mit

dem Inhalt mehrerer Decken gefedert im Hof oder als Frühstückstisch liebe ­

voll dekoriert in der Mitten der neuen Halle, und das komplette Büro

findet sich samt dem hundert Kilo schweren Safe auf dem »Stabsrasen«

wieder. Solche Leistungen entschädigen für mancherlei endlose Aus­

einandersetzung über Disziplin und Ordnung des strengen Tagesablaufs

und machen eines immer wieder deutlich: bei aller Fremdheit und

Eigenwilligkeit dieses Mikrokosmos Gaffenberg, eine Übung für das

»richtige« Leben ist er allemal!

Page 80: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Lustig ist´s beim Dämmebauen

44 45

1965 ist Beziers die Partnerstadt von Heilbronn geworden. Für mich war

es kein großes Ereignis – bis die Einladung des Gaffen bergs kam.

Damit fing das Abenteuer mit den Heilbronnern und mit Deutsch land für

mich an.

Als erste französische Tante aus Beziers war es für mich, die einzige

volljährige Betreuerin der Gruppe, eine große Verantwortung, die

zwanzig Kinder nach Heilbronn zu begleiten. Nach einer langen Reise

waren wir alle müde und ängstlich, als wir aus dem Zug in Heilbronn

ausstiegen. Das große »Schauspiel« beim Empfang auf dem Bahnhofs­

vorplatz war die erste schöne Überraschung.

Am nächsten Morgen fing der erste Tag auf dem Gaffenberg an. Andacht

im Stadion, Frühstück auf den Bänken, Spiele, Schlafen im Wald,

Kaffee trinken, Singen in der Halle, biblische Geschichten, Bus-Ballett

vorm Tor... Der Tag war voll von interessanten neuen Dingen.

Die ersten Kinder aus Beziers entdeckten eine Stätte, wo sie frei, schmut­

zig und dreckig sein konnten, ohne dass jemand etwas dagegen sagte.

»Gaffe« heißt auf französisch »Dummheit, Blödsinn«. Und sofort erzähl­

ten unsere Kinder: »Nous sommes sur la montagne des Gaff es« –

wir sind auf dem Berg der Dummheiten. Ja sicher, hier war es famos und

wunderbar, bestimmt ein Paradies!

Die Kinder fanden dort oben etwas anderes als ein gewöhnliches Wald-

heim. Die wunderbare, wohlüberlegte Organisation, die Stimmung,

die Atmosphäre, die weit zurück reichenden Traditionen, das Ziel des

Gaffenbergs, alles war den Kindern dienlich.

Wir spielten und schrien dabei ungehemmt, wir bastelten bei Regen,

wir bauten Häusle im Wald oder Dämme im Köpfer, wir sangen laut

in den Hallen, wir bereiteten ein Garderobenfest vor... Alles war für das

Vergnügen der Kinder gemacht. Jeden Abend kamen sie nach Hause,

müde, schmutzig, aber auch ganz glücklich und voll von Erlebnissen, wie

die Blumen eines Straußes, die sie den ganzen Tag ge pflückt hatten.

Auch für mich selbst war es ein wunderschöner Ort, wo ich viel für meinen

künftigen Beruf (Lehrerin) lernte: Spiele, Basteln, Organisation, Tole-

ranz, Päda gogik... Ich traf viele Leute auf dem Gaffenberg und in der Stadt;

Ideen und Gedanken auszutauschen war eine sehr große Bereicherung,

eine wertvolle Erfahrung.

Groß war die Rührung, die Tränen flossen, als wir in den Zug einstie­

gen. Nach dem letztem großem Winke-Winke fuhr der Zug langsam an.

Tschüss, bis nächstes Jahr! So habe ich diesen Satz viele Male gesagt,

von 1966 bis 1971. Ab 1972 galt meine Aufmerksamkeit dem Studium und

Beruf. Dann heiratete ich und bekam zwei Kinder: einen Buben, Kilian,

und ein Mädchen, Heloise (normal, nicht wahr?).

Erst im Mai 1985 war ich wieder in Heilbronn. Welch große Freude!

Endlich konnte ich meinem Mann den geliebten Gaffenberg zeigen. Seit-

dem treffen sich die Familien meiner Freunde und meine Familie regel­

mäßig: einmal in Paris, einmal in Heilbronn. Seit 1989 gehen Heloise und

jetzt auch Kilian jeden Sommer auf den Gaffenberg. Das ist eine gute

Übung für meine Kinder, die Deutsch in der Schule lernen und die sich so

ein bisschen auf Europa vorbereiten.

Meine eigene Begeisterung für alles, was den Gaffenberg betrifft, habe

ich auf viele Leute übertragen. Und dieses Netz von Freundschaft wird

sich noch ausweiten. Dies hat der Gaffenberg gemacht!

Garderobfest unter dem großen Zelt – Melchior hat Geburtstag

LA MONTAGNE DES GAFFESJosiane Poilbout (geb. Dellac)

Page 81: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Lustig ist´s beim Dämmebauen

44 45

1965 ist Beziers die Partnerstadt von Heilbronn geworden. Für mich war

es kein großes Ereignis – bis die Einladung des Gaffen bergs kam.

Damit fing das Abenteuer mit den Heilbronnern und mit Deutsch land für

mich an.

Als erste französische Tante aus Beziers war es für mich, die einzige

volljährige Betreuerin der Gruppe, eine große Verantwortung, die

zwanzig Kinder nach Heilbronn zu begleiten. Nach einer langen Reise

waren wir alle müde und ängstlich, als wir aus dem Zug in Heilbronn

ausstiegen. Das große »Schauspiel« beim Empfang auf dem Bahnhofs­

vorplatz war die erste schöne Überraschung.

Am nächsten Morgen fing der erste Tag auf dem Gaffenberg an. Andacht

im Stadion, Frühstück auf den Bänken, Spiele, Schlafen im Wald,

Kaffee trinken, Singen in der Halle, biblische Geschichten, Bus-Ballett

vorm Tor... Der Tag war voll von interessanten neuen Dingen.

Die ersten Kinder aus Beziers entdeckten eine Stätte, wo sie frei, schmut­

zig und dreckig sein konnten, ohne dass jemand etwas dagegen sagte.

»Gaffe« heißt auf französisch »Dummheit, Blödsinn«. Und sofort erzähl­

ten unsere Kinder: »Nous sommes sur la montagne des Gaff es« –

wir sind auf dem Berg der Dummheiten. Ja sicher, hier war es famos und

wunderbar, bestimmt ein Paradies!

Die Kinder fanden dort oben etwas anderes als ein gewöhnliches Wald-

heim. Die wunderbare, wohlüberlegte Organisation, die Stimmung,

die Atmosphäre, die weit zurück reichenden Traditionen, das Ziel des

Gaffenbergs, alles war den Kindern dienlich.

Wir spielten und schrien dabei ungehemmt, wir bastelten bei Regen,

wir bauten Häusle im Wald oder Dämme im Köpfer, wir sangen laut

in den Hallen, wir bereiteten ein Garderobenfest vor... Alles war für das

Vergnügen der Kinder gemacht. Jeden Abend kamen sie nach Hause,

müde, schmutzig, aber auch ganz glücklich und voll von Erlebnissen, wie

die Blumen eines Straußes, die sie den ganzen Tag ge pflückt hatten.

Auch für mich selbst war es ein wunderschöner Ort, wo ich viel für meinen

künftigen Beruf (Lehrerin) lernte: Spiele, Basteln, Organisation, Tole-

ranz, Päda gogik... Ich traf viele Leute auf dem Gaffenberg und in der Stadt;

Ideen und Gedanken auszutauschen war eine sehr große Bereicherung,

eine wertvolle Erfahrung.

Groß war die Rührung, die Tränen flossen, als wir in den Zug einstie­

gen. Nach dem letztem großem Winke-Winke fuhr der Zug langsam an.

Tschüss, bis nächstes Jahr! So habe ich diesen Satz viele Male gesagt,

von 1966 bis 1971. Ab 1972 galt meine Aufmerksamkeit dem Studium und

Beruf. Dann heiratete ich und bekam zwei Kinder: einen Buben, Kilian,

und ein Mädchen, Heloise (normal, nicht wahr?).

Erst im Mai 1985 war ich wieder in Heilbronn. Welch große Freude!

Endlich konnte ich meinem Mann den geliebten Gaffenberg zeigen. Seit-

dem treffen sich die Familien meiner Freunde und meine Familie regel­

mäßig: einmal in Paris, einmal in Heilbronn. Seit 1989 gehen Heloise und

jetzt auch Kilian jeden Sommer auf den Gaffenberg. Das ist eine gute

Übung für meine Kinder, die Deutsch in der Schule lernen und die sich so

ein bisschen auf Europa vorbereiten.

Meine eigene Begeisterung für alles, was den Gaffenberg betrifft, habe

ich auf viele Leute übertragen. Und dieses Netz von Freundschaft wird

sich noch ausweiten. Dies hat der Gaffenberg gemacht!

Garderobfest unter dem großen Zelt – Melchior hat Geburtstag

LA MONTAGNE DES GAFFESJosiane Poilbout (geb. Dellac)

Page 82: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

6160 61

Ja, auch wir von der Generation der Sechziger haben es nicht geschafft, die

Gaffenbergstruktur samt Muff, Staub und hierarchischem Gefüge aus

den Angeln zu heben. Obwohl wir revoluzerhaft jedes Jahr hoch zogen, an-

geheizt durch Kalten Krieg zwischen Ost und West, Studen tenunruhen,

Demos und Straßenschlachten, erreichten wir in stundenlangen Diskussi-

o nen lediglich einmal ein schwaches »Aufmüpfen«, als wir uns eines

Morgens weigerten, die Weckle zu schmieren. Doch eines Abends schlug

unsere große Stunde. Da griffen wir direkt und vehement ins Weltge-

schehen ein.

Den ganzen Tag über und auch schon die ganze Woche vorher hatten

die US-Truppen mit ohrenbetäubendem Schüßen auf dem Schießstand für

den Krieg geübt. Plötzlich hörten wir aus der Richtung der Waldkirche

Gewehrsalven und Kampfesrufe. Plötzlich zerriss unsere gerade beim Bier-

flaschenverteilen angelangte Abendstimmung. Mit lauten Beschwerd en

gegenüber den »Sch... Besatzern« wurde vom Obersheriff »Feuerfrei« und

das Kommando zum Bierflaschenschnalzen reihum gegeben. Doch

das »blobb« unserer Flaschen wurde durchlautere Gewehrsalven übertönt.

Einer schrie: »Auf, wir fangen einen Ami!« Und schon stürmten wir

in die Spülküche, schnappten dort Blechteller und Löffel und sammel ten

uns in demoerprobter Kampfformation am hinteren Gaffenbergtor.

Dort rückte unser Sturmfahrzeug vor. Tilman Meder, der Wirtschaftsonkel,

hatte seinen alten VW-Käfer gestartet, dessen Panzerung am Buckel

nur durch das kleine Brezelfenster unterbrochen war. Mit auf geblen deten

Scheinwerfern fuhr er schneisenreißend zwischen die Bäume. Die

Blechlöffelnifanterie, also die Betreuer, stürmte lärmend und »Ho-Ho-Ho-

Tschi-Minh« skandierend hinterher. Ein langer Ami in voller Montur,

mit ruß geschwärztem Gesicht und Zweigen am Helm getarnt, sprang mit

erhobenem Sturmgewehr aus einem Busch. Es war danach nicht mehr

klar nachvollziehbar, wer das verhängnisvolle Kommando gab: »Auf ihn!«

Plötzlich war der Ami mitten unter uns. Jeder versuchte, ihn irgendwo

zu fassen und einer schrie: »Ju mast go wiss ass!« Der Ami ließ sich abführ -

en, folgte zum Gaffenberggelände und sogar in die Neue Halle.

Dort angekommen, besannen wir uns der deutsch-amerikanischen Freund-

schaft, unserer guten Erziehung und der auf dem Gaffenberg walten-

den Völkerverständigung. Eine riesige Schüssel Müsli und eine volle Kan-

ne »Burzutschki Sirup« standen dort noch vom heutigen Abendessen.

Im breitem Englisch erklärten wir dem verdatterten Amerikaner, er wäre

unser Freund, wir wären die vom Gaffenberg, hätten mit Kindern zu

tun, und er müsse nur die Schüssel Müsli ausessen. Der Ami spielte mit, aß

die riesen Schüssel ratzeputz leer, trank den Burzutschki dazu und

freute sich mit uns.

Zum Schluss zogen wir mit ihm vors Haus, umringten ihn in und

sangen ihm ein lautes und für beide Seiten erleicht er ndes »Wahre Freund -

schaft« in die laue Nacht.

Beim letzten Vers feuerte er eine Salve in den Sternenhimmel, brach

dann stöhnend zusammen und wälzte sich auf dem Boden. Unser neuer

Freund hatte sein Gewehr zu steil gehalten, so dass ihm die leeren

Patronenhülsen in den Nacken fielen und ihm den Rücken versengten. In

der Julie wurde er mit Brandsalbe und Puder verarztet. Bevor ihm wei-

tere Unannehmlichkeiten folgen konnten, begleiteten wir ihn zu seinem

Busch und entließen ihn wie der in den »Krieg«.

Dass wir gegen die Weltmacht USA auch mit der kurzzeitigen Gefangen-

nahme eines einzigen Soldaten nichts auszurichten hatten, bemerkten

wir am nächsten Morgen. Ein parkender Militärkonvoi zwischen verhin-

derte die Auffahrt der Busse zum Berg. Mürrische Offiziere ließen sich

von unseren Englischkenntnissen und unserer fürsorglichen Kinderarbeit

nicht beeindrucken. Kein Fahrzeug bewegte sich.

Mit schlechtem Gewissen mussten wir uns der Übermacht beugen und die

Kinder an diesem Tag zu Fuß in der Rieslingstraße abholen und zum

Berg hinaufbeleiten – vorbei an breit grinsenden, lachenden US-Soldaten

bis zum rettenden Gaffenbergtor.

LUSTIG IST DAS VAKANZENLEBENKALTER KRIEGJustin Kubin

Page 83: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

6160 61

Ja, auch wir von der Generation der Sechziger haben es nicht geschafft, die

Gaffenbergstruktur samt Muff, Staub und hierarchischem Gefüge aus

den Angeln zu heben. Obwohl wir revoluzerhaft jedes Jahr hoch zogen, an-

geheizt durch Kalten Krieg zwischen Ost und West, Studen tenunruhen,

Demos und Straßenschlachten, erreichten wir in stundenlangen Diskussi-

o nen lediglich einmal ein schwaches »Aufmüpfen«, als wir uns eines

Morgens weigerten, die Weckle zu schmieren. Doch eines Abends schlug

unsere große Stunde. Da griffen wir direkt und vehement ins Weltge-

schehen ein.

Den ganzen Tag über und auch schon die ganze Woche vorher hatten

die US-Truppen mit ohrenbetäubendem Schüßen auf dem Schießstand für

den Krieg geübt. Plötzlich hörten wir aus der Richtung der Waldkirche

Gewehrsalven und Kampfesrufe. Plötzlich zerriss unsere gerade beim Bier-

flaschenverteilen angelangte Abendstimmung. Mit lauten Beschwerd en

gegenüber den »Sch... Besatzern« wurde vom Obersheriff »Feuerfrei« und

das Kommando zum Bierflaschenschnalzen reihum gegeben. Doch

das »blobb« unserer Flaschen wurde durchlautere Gewehrsalven übertönt.

Einer schrie: »Auf, wir fangen einen Ami!« Und schon stürmten wir

in die Spülküche, schnappten dort Blechteller und Löffel und sammel ten

uns in demoerprobter Kampfformation am hinteren Gaffenbergtor.

Dort rückte unser Sturmfahrzeug vor. Tilman Meder, der Wirtschaftsonkel,

hatte seinen alten VW-Käfer gestartet, dessen Panzerung am Buckel

nur durch das kleine Brezelfenster unterbrochen war. Mit auf geblen deten

Scheinwerfern fuhr er schneisenreißend zwischen die Bäume. Die

Blechlöffelnifanterie, also die Betreuer, stürmte lärmend und »Ho-Ho-Ho-

Tschi-Minh« skandierend hinterher. Ein langer Ami in voller Montur,

mit ruß geschwärztem Gesicht und Zweigen am Helm getarnt, sprang mit

erhobenem Sturmgewehr aus einem Busch. Es war danach nicht mehr

klar nachvollziehbar, wer das verhängnisvolle Kommando gab: »Auf ihn!«

Plötzlich war der Ami mitten unter uns. Jeder versuchte, ihn irgendwo

zu fassen und einer schrie: »Ju mast go wiss ass!« Der Ami ließ sich abführ -

en, folgte zum Gaffenberggelände und sogar in die Neue Halle.

Dort angekommen, besannen wir uns der deutsch-amerikanischen Freund-

schaft, unserer guten Erziehung und der auf dem Gaffenberg walten-

den Völkerverständigung. Eine riesige Schüssel Müsli und eine volle Kan-

ne »Burzutschki Sirup« standen dort noch vom heutigen Abendessen.

Im breitem Englisch erklärten wir dem verdatterten Amerikaner, er wäre

unser Freund, wir wären die vom Gaffenberg, hätten mit Kindern zu

tun, und er müsse nur die Schüssel Müsli ausessen. Der Ami spielte mit, aß

die riesen Schüssel ratzeputz leer, trank den Burzutschki dazu und

freute sich mit uns.

Zum Schluss zogen wir mit ihm vors Haus, umringten ihn in und

sangen ihm ein lautes und für beide Seiten erleicht er ndes »Wahre Freund -

schaft« in die laue Nacht.

Beim letzten Vers feuerte er eine Salve in den Sternenhimmel, brach

dann stöhnend zusammen und wälzte sich auf dem Boden. Unser neuer

Freund hatte sein Gewehr zu steil gehalten, so dass ihm die leeren

Patronenhülsen in den Nacken fielen und ihm den Rücken versengten. In

der Julie wurde er mit Brandsalbe und Puder verarztet. Bevor ihm wei-

tere Unannehmlichkeiten folgen konnten, begleiteten wir ihn zu seinem

Busch und entließen ihn wie der in den »Krieg«.

Dass wir gegen die Weltmacht USA auch mit der kurzzeitigen Gefangen-

nahme eines einzigen Soldaten nichts auszurichten hatten, bemerkten

wir am nächsten Morgen. Ein parkender Militärkonvoi zwischen verhin-

derte die Auffahrt der Busse zum Berg. Mürrische Offiziere ließen sich

von unseren Englischkenntnissen und unserer fürsorglichen Kinderarbeit

nicht beeindrucken. Kein Fahrzeug bewegte sich.

Mit schlechtem Gewissen mussten wir uns der Übermacht beugen und die

Kinder an diesem Tag zu Fuß in der Rieslingstraße abholen und zum

Berg hinaufbeleiten – vorbei an breit grinsenden, lachenden US-Soldaten

bis zum rettenden Gaffenbergtor.

LUSTIG IST DAS VAKANZENLEBENKALTER KRIEGJustin Kubin

Page 84: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 84Sommersemester 2011

Das Grundkonzept des Buches basiert auf dem der alten Freundschaftsbücher. Anfänglich bestand die Idee, einfach nur ein Freundschaftsbuch für Grafik Designer zu gestalten. Eine Sammlung also, in der Fragen wie „was ist deine Lieb-lingstypografie?“ und „wer ist dein Lieblings-gestalter?“ beantwortet werden. Letztendlich stand die Idee ein Doppelbuch zu gestalten. Das eine Buch, mit leeren Seiten gefüllt, die die Designer mit ihren Gedanken füllen können. Das andere Buch enthält Kurzbiografien, Bil-der und Antworten von den bedeutendsten Desi-gnern unserer Zeit. Ein Konzept für ein Buch zu entwickeln ist, wie ich dieses Semester be-merkt habe nicht so einfach wie gedacht. Zu-erst steht die Frage des Formats im Raum. Ich habe die Größe 150 x 210 mm gewählt. Da das Buch einerseits gut in der Hand liegen soll, sollte es nicht zu groß, man aber andererseits reinschreiben will, nicht zu klein werden. Das grelle Neon Orange des Einbands ergibt sich aus der Farblehre, laut der Orange die Kreativität anregen soll. Nur das Leerbuch ist im Umschlag Orange, da hier die Kreativi-tät des Leser geweckt werden soll. Um die Farbe im Buch zu wiederholen sind ausgewählte Seiten auf das gleiche Papier gedruckt.

Umfang: ca. 200 Seiten

Titel: „Lehrbuch | Leerbuch“

Subtitel: „Das Doppelnbuch

Format: 150mm x 210mm

Druck: Tim Bingnet

Bindung: Horst Jöst

Schriftarten:

Univers

Baskerville

4. SemesterEvaHerre

INNENSEITELehrbuchLehrbuch

Leh

rbuc

h

Lehrbuch

Lehrbuch

Lehrbuch

Inspiration?

Was stört im Design?

Was stört bei anderen Designern?

Bewunderung für?

Seit wann Design?

Was macht gutes Design aus?

Wie war der Werdegang?

Was ist die Aufgabe eines Designers?

Moralischer Aspekt im Design?

Was machst du im Jahr 2020?

Gibt es etwas, das den eigenen Stil bestimmt?

Wird ein Traum gelebt?

Unterschied Kunst und Design?

Ungewöhnlichster Job?

Was macht gutes Design aus?

Muss Design anecken?

Was soll sich in der Kreativbranche verändern?

Was soll unbedingt so bleiben?

Fehlt den heutigen Designern der nötige Mut?

Fehlt Ihnen der nötige Mut?

Die perfekte Entspannung?

Was ist Nachhaltigkeit im Design?

Wann ist Typografie gute Typografie?

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

bazonbrock

bazonbrock

INNENSEITELehrbuchLehrbuch

Leh

rbuc

h

Lehrbuch

Lehrbuch

Lehrbuch

Inspiration?

Was stört im Design?

Was stört bei anderen Designern?

Bewunderung für?

Seit wann Design?

Was macht gutes Design aus?

Wie war der Werdegang?

Was ist die Aufgabe eines Designers?

Moralischer Aspekt im Design?

Was machst du im Jahr 2020?

Gibt es etwas, das den eigenen Stil bestimmt?

Wird ein Traum gelebt?

Unterschied Kunst und Design?

Ungewöhnlichster Job?

Was macht gutes Design aus?

Muss Design anecken?

Was soll sich in der Kreativbranche verändern?

Was soll unbedingt so bleiben?

Fehlt den heutigen Designern der nötige Mut?

Fehlt Ihnen der nötige Mut?

Die perfekte Entspannung?

Was ist Nachhaltigkeit im Design?

Wann ist Typografie gute Typografie?

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

bazonbrock

bazonbrock

INNENSEITELeerbuchL rbuch

Lee

rbuc

h

Leerbuch

Leerbuch

Leerbuch

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

bazonbrock

bazonbrock

Inspiration?

Was stört im Design?

Was stört bei anderen Designern?

Bewunderung für?

Seit wann Design?

Was macht gutes Design aus?

Wie war der Werdegang?

Was ist die Aufgabe eines Designers?

Moralischer Aspekt im Design?

Was machst du im Jahr 2020?

Gibt es etwas, das den eigenen Stil bestimmt?

Wird ein Traum gelebt?

Unterschied Kunst und Design?

Ungewöhnlichster Job?

Was macht gutes Design aus?

Muss Design anecken?

Was soll sich in der Kreativbranche verändern?

Was soll unbedingt so bleiben?

Fehlt den heutigen Designern der nötige Mut?

Fehlt Ihnen der nötige Mut?

Die perfekte Entspannung?

Was ist Nachhaltigkeit im Design?

Wann ist Typografie gute Typografie?

Page 85: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

INNENSEITELehrbuchLehrbuch

Leh

rbuc

h

Lehrbuch

Lehrbuch

Lehrbuch

Inspiration?

Was stört im Design?

Was stört bei anderen Designern?

Bewunderung für?

Seit wann Design?

Was macht gutes Design aus?

Wie war der Werdegang?

Was ist die Aufgabe eines Designers?

Moralischer Aspekt im Design?

Was machst du im Jahr 2020?

Gibt es etwas, das den eigenen Stil bestimmt?

Wird ein Traum gelebt?

Unterschied Kunst und Design?

Ungewöhnlichster Job?

Was macht gutes Design aus?

Muss Design anecken?

Was soll sich in der Kreativbranche verändern?

Was soll unbedingt so bleiben?

Fehlt den heutigen Designern der nötige Mut?

Fehlt Ihnen der nötige Mut?

Die perfekte Entspannung?

Was ist Nachhaltigkeit im Design?

Wann ist Typografie gute Typografie?

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

bazonbrock

bazonbrock

Page 86: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

WILLY FLECKHAUS 71

Page 87: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

WILLY FLECKHAUS 71

Page 88: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

WILLYFLECKHAUS

kurzbiografie

*1925

1936

1944

1947

1952

1959

1960

1964

1969

1974

1972–1974

21. Dezember in Velbert

Fleckhaus wird zu Veranstaltungen der örtlichen Hitlerjugend gezwungen

wird als Soldat der Wehrmacht zum Luftnachrichten–Gefreiten eingesetzt

Arbeit als Korrespondent für die katholische Jugendzeitschrift »Der Fährmann«

Fleckhaus übernimmt die Gestaltung der Jugendzeitschrift »Aufwärts«

Übernahme des Layouts der Zeitschrift »Student im Bild«, es erscheint die »twen« als vorerst einmalige Sonder-nummer

Gestaltung der Bücher für den Suhrkamp Verlag

Art Director der »twen«

»twen« wird vom ADC, New York als erste deutsche Zeitschrift mit der Goldmedaille ausgezeichnet

Gründungsmitglied des Art Director Clubs

Präsident des Art Director Clubs,

Düsseldorf

1980

1981

†1983

Lehrstuhl Grafik Design, Universität Essen

Lehrstuhl Grafik Design, Universität Wuppertal

12. September, Toskana

Willy Fleckhaus war Buchgestalter, Zeitschrif-

tenmacher und vielgelobter, vielgepriesener Art

Director mit internationaler Vorbildfunktion.

Ihm ging es nicht nur um theoretisches Wissen

und praxisorientierte Kenntnisse, sondern auch

stets um Werte, um Ideen, um Utopien oder

Ideale, die er zunächst schreibend, später gestal-

tend mitzuteilen suchte. Er gestaltete unter ande-

rem für den Suhrkamp Verlag, das WDR, die

Tageszeitung »Die Welt« und war außerdem

Herausgeber und Art Director der Zeitschrift

»twen«.

72 73

Page 89: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

WILLYFLECKHAUS

kurzbiografie

*1925

1936

1944

1947

1952

1959

1960

1964

1969

1974

1972–1974

21. Dezember in Velbert

Fleckhaus wird zu Veranstaltungen der örtlichen Hitlerjugend gezwungen

wird als Soldat der Wehrmacht zum Luftnachrichten–Gefreiten eingesetzt

Arbeit als Korrespondent für die katholische Jugendzeitschrift »Der Fährmann«

Fleckhaus übernimmt die Gestaltung der Jugendzeitschrift »Aufwärts«

Übernahme des Layouts der Zeitschrift »Student im Bild«, es erscheint die »twen« als vorerst einmalige Sonder-nummer

Gestaltung der Bücher für den Suhrkamp Verlag

Art Director der »twen«

»twen« wird vom ADC, New York als erste deutsche Zeitschrift mit der Goldmedaille ausgezeichnet

Gründungsmitglied des Art Director Clubs

Präsident des Art Director Clubs,

Düsseldorf

1980

1981

†1983

Lehrstuhl Grafik Design, Universität Essen

Lehrstuhl Grafik Design, Universität Wuppertal

12. September, Toskana

Willy Fleckhaus war Buchgestalter, Zeitschrif-

tenmacher und vielgelobter, vielgepriesener Art

Director mit internationaler Vorbildfunktion.

Ihm ging es nicht nur um theoretisches Wissen

und praxisorientierte Kenntnisse, sondern auch

stets um Werte, um Ideen, um Utopien oder

Ideale, die er zunächst schreibend, später gestal-

tend mitzuteilen suchte. Er gestaltete unter ande-

rem für den Suhrkamp Verlag, das WDR, die

Tageszeitung »Die Welt« und war außerdem

Herausgeber und Art Director der Zeitschrift

»twen«.

72 73

Page 90: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

PRINZIPAnders als im Leerbuch hat der Leser im Lehrbuch keine Aufgabe

zu erfüllen. Das Lehrbuch bietet die Möglichkeit, nachzulesen

und zu entdecken, was berühmte Gestalter bereits auf die Fragen

geantwortet haben.

lehrbuch

Inspiration?

Was stört im Design?

Was stört bei anderen Designern?

Bewunderung für?

Seit wann Design?

Was macht gutes Design aus?

Wie war der Werdegang?

Was ist die Aufgabe eines Designers?

Moralischer Aspekt im Design?

Was machst du im Jahr 2020?

Gibt es etwas, das den eigenen Stil bestimmt?

Wird ein Traum gelebt?

Unterschied Kunst und Design?

Ungewöhnlichster Job?

Was macht gutes Design aus?

Muss Design anecken?

Was soll sich in der Kreativbranche verändern?

Was soll unbedingt so bleiben?

Fehlt den heutigen Designern der nötige Mut?

Fehlt Ihnen der nötige Mut?

Die perfekte Entspannung?

Was ist Nachhaltigkeit im Design?

Wann ist Typografie gute Typografie?

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

»AUTORITÄT DURCH AUTORSCHAFT«

bazonbrock

bazonbrock

Page 91: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

PRINZIPAnders als im Leerbuch hat der Leser im Lehrbuch keine Aufgabe

zu erfüllen. Das Lehrbuch bietet die Möglichkeit, nachzulesen

und zu entdecken, was berühmte Gestalter bereits auf die Fragen

geantwortet haben.

lehrbuch

Page 92: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 92Sommersemester 2011

Das „deutsche Kulturgut“ Bier ist jedem be-kannt, die meisten trinken es selbst. Diese Buch gewährt Grundwissen zum Thema Bier, be-leuchtet aktuelle und vergangene Entwicklungen und zeigt Menschen, die jeden Tag auf verschie-denste Art und Weise mit Bier zu tun haben. Es liefert Antworten auf brennende Fragen wie zum Beispiel: Wie wird eigentlich Bier gebraut? Was ist Malz und woher kommt der Hopfen? Welches Bier trinken die Deutschen am liebsten? Stimmt es, dass immer weniger Bier getrunken wird? Kann man Brauwesen studieren? Wie kommt man auf die Idee Bier-Etiketten zu sammeln? Und wie wird man eigentlich Bierkönigin?

Mit einem Bierdeckel auf dem Buchcover wird sofort ein Bezug zum Inhalt geschaffen und zum näheren betrachten und Fühlen des Buches ange-regt. Ein gelber Seitenschnitt und gelbe Seiten im Inneren des Buches spiegeln die Farbigkeit von Bier wider. In meinem Buch habe ich zwei Schriften verwendet: Für besonders markante und große Textzeilen kam die Schrift „Filo Pro“ von Saskia Noll zum Einsatz. Als moderne Interpre-tation der humanistischen Antiqua schien sie mir mit ihrer ausdrucksstarken, aber organi-schen und weichen Form und ihren dennoch nicht zu dominanten Serien sehr gut für Headlines in meinem Buch geeignet. Mit der zweiten Schrift, der Adobe Garamond Pro, die ich für Fließtext und kleinere Headlines benutzte, bildete sie zudem eine stimmige Mischung. Einerseits durch abwechslungsreiche Grafiken und Statistiken, andererseits durch längere Texte, Interviews und Bilder wird die spannende Vielseitigkeit des Themas gezeigt.

Titel: BIER

Untertitel: Übers Brauen und Trinken

Umfang: 170 Seiten

Maße: 205 x 265 mm

Papier: Munken Print White 15, 150g/m2

Druck: Genheimer Druck GmbH,

Lohr a. Main

Bindung: Horst Jöst

Prägung: Buchbinderei Gustav Bauer, Würzburg

Folienplott: Tim Bingnet

Schriftarten:

Filo Pro (von Saskia Noll)

Adobe Garamond Pro

4. SemesterPhilippKoch

Page 93: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

3

Ü b e r s

b r a u e n

u n d

T r i n k e n

Bier

Page 94: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

60 61

keinendurst

Jahr Verbrauch (in Mio. hl) * Gesamt pro-Kopf

1970 85,6 141,1

1980 89,8 145,9

1990 98,3 142,7

1991 ** 113,9 141,9

1992 114,4 142,0

1993 110,3 135,9

1994 112,4 138,0

1995 111,0 135,9

1996 108,0 131,9

1997 107,7 131,2

1998 104,6 127,5

1999 104,8 127,6

2000 103,3 125,6

2001 101,0 122,6

2002 100,6 121,9

2003 97,2 117,8

2004 95,7 116,0

2005 95,1 115,3

2006 95,5 116,0

2007 91,9 111,8

2008 91,1 111,1

2009 8 9,6 109,6

* Ohne alkoholfreies Bier und Malztrunk ** Bis 1991 Angaben nur für das frühere Bundesgebiet

1970

1980

1990

1992

1995

2000

2005

2009

85,6

89,8

98,3

114,4

111,0

103,3

95,1

89,6

bierverbrauch gesamt(in Mio. hl)

100

110

120

130

140

150

100

110

120

130

140

150

1990 1995 2000 2005 2009

bierverbrauch prO -KOpF(in l)

Page 95: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

60 61

keinendurst

Jahr Verbrauch (in Mio. hl) * Gesamt pro-Kopf

1970 85,6 141,1

1980 89,8 145,9

1990 98,3 142,7

1991 ** 113,9 141,9

1992 114,4 142,0

1993 110,3 135,9

1994 112,4 138,0

1995 111,0 135,9

1996 108,0 131,9

1997 107,7 131,2

1998 104,6 127,5

1999 104,8 127,6

2000 103,3 125,6

2001 101,0 122,6

2002 100,6 121,9

2003 97,2 117,8

2004 95,7 116,0

2005 95,1 115,3

2006 95,5 116,0

2007 91,9 111,8

2008 91,1 111,1

2009 8 9,6 109,6

* Ohne alkoholfreies Bier und Malztrunk ** Bis 1991 Angaben nur für das frühere Bundesgebiet

1970

1980

1990

1992

1995

2000

2005

2009

85,6

89,8

98,3

114,4

111,0

103,3

95,1

89,6

bierverbrauch gesamt(in Mio. hl)

100

110

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130

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150

100

110

120

130

140

150

1990 1995 2000 2005 2009

bierverbrauch prO -KOpF(in l)

Page 96: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

116 117

Joint Stock Company“ROKITNO GLASS FACTORY”

0,5l

520 10 ml380g

Longneck 0.5l MW

Longneck 0.5l MW

lonGnecK[0,5 l]

benennungLongneck

inhalt 0,5 l

höhe270 mm

Durchmesser68,3 mm

inh. randvoll520 ml

etiketten höhe116 mm

Gewicht380 g

Joint Stock Company“ROKITNO GLASS FACTORY”

0,5l

520 10 ml365g

NRW 0.5l MW

0,5 L 09 18

0,5l

NRW 0.5l MW

nrW[0,5 l]

benennung NRW

inhalt 0,5 l

höhe260,5 mm

Durchmesser67,6 mm

inh. randvoll520 ml

etiketten höhe104,5 mm

Gewicht365 g

Page 97: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

116 117

Joint Stock Company“ROKITNO GLASS FACTORY”

0,5l

520 10 ml380g

Longneck 0.5l MW

Longneck 0.5l MW

lonGnecK[0,5 l]

benennungLongneck

inhalt 0,5 l

höhe270 mm

Durchmesser68,3 mm

inh. randvoll520 ml

etiketten höhe116 mm

Gewicht380 g

Joint Stock Company“ROKITNO GLASS FACTORY”

0,5l

520 10 ml365g

NRW 0.5l MW

0,5 L 09 18

0,5l

NRW 0.5l MW

nrW[0,5 l]

benennung NRW

inhalt 0,5 l

höhe260,5 mm

Durchmesser67,6 mm

inh. randvoll520 ml

etiketten höhe104,5 mm

Gewicht365 g

Page 98: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

66 67

derhObby-brauer

gute dingegedeihen im

kleinen, haben aber

bestand

Page 99: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

66 67

derhObby-brauer

gute dingegedeihen im

kleinen, haben aber

bestand

Page 100: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 100Sommersemester 2011

Tee - Wie entsteht er, wo kommt er her und wie sieht er aus? Wer trinkt ihn auf welche Art und Weise? Diese Fragen beantwortet das Teebuch. 23 verschiedene Teesorten lernt man aus einem neuen Blickwinkel kennen. Was dieses Buch wirk-lich besonders macht, sind kleine Teebeutel, die jeweils mit den Tees eingefärbt wurden. So erfährt der Leser auch Geruch und Farbe.

Außerdem gibt es einen kleinen Einblick in ei-nige Teekulturen mit originalen Trinkgefäßen.

Titel: Kleine Teekunde

Maße: 148mm x 210mm

Druck: Rudolph Üchtelhausen

Fadenbindung

Extras: eingefärbte Teebeutel

Schriftart: Times

4. SemesterReginaRüttiger

Kleine Teekunde

Page 101: »Das Andere Buch« Kursdokumentation
Page 102: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

SENCHASencha ist die populärste Teesorte in Japan. Er besteht aus langen, grünen, gepressten Teeblättern. Sein Name be-deutet gedämpft, denn er wird nach der Ernte leicht gedämpft. Den Sencha gibt es in einer Fülle von unterschiedlichsten Qualitäten, von einfach bis edel. Hoch-wertiger Sencha duftet nach frischem Gras. Der Geschmack ist typisch leicht herb, aber mit einer überraschenden Süße. Sein Aroma entfaltet sich am bes-ten, wenn Sie das aufgekochte Wasser vor dem Aufgießen auf bis zu 70°C ab-kühlen lassen.

Grüner TeeJAPAN

Page 103: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

SENCHASencha ist die populärste Teesorte in Japan. Er besteht aus langen, grünen, gepressten Teeblättern. Sein Name be-deutet gedämpft, denn er wird nach der Ernte leicht gedämpft. Den Sencha gibt es in einer Fülle von unterschiedlichsten Qualitäten, von einfach bis edel. Hoch-wertiger Sencha duftet nach frischem Gras. Der Geschmack ist typisch leicht herb, aber mit einer überraschenden Süße. Sein Aroma entfaltet sich am bes-ten, wenn Sie das aufgekochte Wasser vor dem Aufgießen auf bis zu 70°C ab-kühlen lassen.

Grüner TeeJAPAN

Page 104: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

SüdamerikaIn Südamerika wird der Mate-Tee üblicherweise aus einer Calebasse getrunken, einer getrockneten Porongo-Kürbisschale. Der Tee wird lose aufgegossen und durch eine Bombilha, ein langes Saugröhrchen ge-schlürft. Damit wird der Tee gefiltert und umgerührt.Im allgemeinen wird der mit Zucker, oder auch mit Stevia gesüßte Mate mit sehr heißem Wasser im Landesinneren getrunken, der ungesüßte Mate mit mäßig heißem Wasser entlang der Küste.Wichtig ist, dass das Wasser bei der Vorbereitung nicht gekocht hat. Beim Sieden treten die im Wasser gelösten Gase aus, das Wasser nimmt hier-durch später umso mehr Geschmacksstoffe auf. Der Effekt wären wenige und bittere Aufgüsse, dann wäre die yerba ausgewaschen.Getrunken wird der Mate vor allem im Kreis von Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen; einem Gast einen Mate anzubieten, ist ein Zeichen der Höflichkeit und Gastfreundschaft. Sowohl die Zubereitung als auch die „richtige“ Art des Trinkens werden als Kunst zelebriert und mehr oder weniger streng von zahlreichen Regeln (meist in Form von münd-lich überlieferten Reimen und Redewendungen) vorgeschrieben. So gilt es als unhöflich, wenn die bombilla beim Überreichen nicht auf den Empfänger zeigt, oder der Trinker die Runde über Gebühr aufhält. Der Gastgeber trinkt für gewöhnlich den ersten Aufguss, denn dieser ist der bitterste (und den Gästen nicht zumutbar).

Page 105: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

SüdamerikaIn Südamerika wird der Mate-Tee üblicherweise aus einer Calebasse getrunken, einer getrockneten Porongo-Kürbisschale. Der Tee wird lose aufgegossen und durch eine Bombilha, ein langes Saugröhrchen ge-schlürft. Damit wird der Tee gefiltert und umgerührt.Im allgemeinen wird der mit Zucker, oder auch mit Stevia gesüßte Mate mit sehr heißem Wasser im Landesinneren getrunken, der ungesüßte Mate mit mäßig heißem Wasser entlang der Küste.Wichtig ist, dass das Wasser bei der Vorbereitung nicht gekocht hat. Beim Sieden treten die im Wasser gelösten Gase aus, das Wasser nimmt hier-durch später umso mehr Geschmacksstoffe auf. Der Effekt wären wenige und bittere Aufgüsse, dann wäre die yerba ausgewaschen.Getrunken wird der Mate vor allem im Kreis von Freunden, Verwandten und Arbeitskollegen; einem Gast einen Mate anzubieten, ist ein Zeichen der Höflichkeit und Gastfreundschaft. Sowohl die Zubereitung als auch die „richtige“ Art des Trinkens werden als Kunst zelebriert und mehr oder weniger streng von zahlreichen Regeln (meist in Form von münd-lich überlieferten Reimen und Redewendungen) vorgeschrieben. So gilt es als unhöflich, wenn die bombilla beim Überreichen nicht auf den Empfänger zeigt, oder der Trinker die Runde über Gebühr aufhält. Der Gastgeber trinkt für gewöhnlich den ersten Aufguss, denn dieser ist der bitterste (und den Gästen nicht zumutbar).

Page 106: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

TürkeiBesuchern eines türkischen Haushalts oder Teehauses wird vor oder nach dem Essen stets eine Tasse Tee angeboten. Am meisten bekannt dürfte sein, dass der Tee in dieser Kultur nicht aus Tassen sondern vielmehr aus Gläsern getrunken wird.Generell wird in der Türkei ausschließlich schwarzer Tee getrunken und dies zu jeder Tageszeit und Mahlzeit. Üblicher Weise wird zum Früh-stück Tee anstatt Kaffe zu sich genommen, dabei enthält türkischer Tee weniger Koffein als Kaffe.Man kann zwischen „acik Çay“, dem hellen, schwächeren Aufguss, und „koyu Çay“, dem wesentlich stärkeren Aufguss, wählen. Die Tasse wird am oberen Rand angefasst, da sich das Glas durch den brühend heißen Tee sehr erhitzt.Charakteristisch für den türkischen Tee ist seine mahagonibraune oder auch rote Färbung. Man gibt in die kleinen Teegläser zwei Zuckerwür-fel oder Teelöffel Zucker, was wiederum für fünf Aufgüsse genügt. Auf Milch wird vollkommen verzichtet, da diese den Geschmack des Tees verfälscht. Es wäre also eine Beleidigung auch nur nach Milch zu fragen.In den östlichen Landstrichen der Türkei werden bis zu 30 Tassen Tee mit nur einem Zuckerwürfel getrunken, der während des Trinkens unter die Zunge gelegt wird. Man nennt diese Art des Teetrinken „Kitlama Çay“.

Page 107: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

TürkeiBesuchern eines türkischen Haushalts oder Teehauses wird vor oder nach dem Essen stets eine Tasse Tee angeboten. Am meisten bekannt dürfte sein, dass der Tee in dieser Kultur nicht aus Tassen sondern vielmehr aus Gläsern getrunken wird.Generell wird in der Türkei ausschließlich schwarzer Tee getrunken und dies zu jeder Tageszeit und Mahlzeit. Üblicher Weise wird zum Früh-stück Tee anstatt Kaffe zu sich genommen, dabei enthält türkischer Tee weniger Koffein als Kaffe.Man kann zwischen „acik Çay“, dem hellen, schwächeren Aufguss, und „koyu Çay“, dem wesentlich stärkeren Aufguss, wählen. Die Tasse wird am oberen Rand angefasst, da sich das Glas durch den brühend heißen Tee sehr erhitzt.Charakteristisch für den türkischen Tee ist seine mahagonibraune oder auch rote Färbung. Man gibt in die kleinen Teegläser zwei Zuckerwür-fel oder Teelöffel Zucker, was wiederum für fünf Aufgüsse genügt. Auf Milch wird vollkommen verzichtet, da diese den Geschmack des Tees verfälscht. Es wäre also eine Beleidigung auch nur nach Milch zu fragen.In den östlichen Landstrichen der Türkei werden bis zu 30 Tassen Tee mit nur einem Zuckerwürfel getrunken, der während des Trinkens unter die Zunge gelegt wird. Man nennt diese Art des Teetrinken „Kitlama Çay“.

Page 108: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 108Sommersemester 2011

Mit seinem streitbaren Plädoyer »Die Kunst, recht zu behalten« lieferte Schopenhauer eine brillante Einführung in die Tricks und Knif-fe des erfolgreichen Argumentierens. Dabei ging es dem berühmten Philosophen sowohl um das rhetorische Vermögen, die eigenen Argu-mente geschickt zu vertreten, als auch darum, die Strategien der Gesprächspartner besser zu durchschauen. Höchst unterhaltsam und überzeu-gend erläutert er anhand von 38 Kunstgriffen auf welche Weise derjenige, der recht hat, am Ende auch tatsächlich recht behält.

Titel: Die Kunst, recht zu behalten

(Arthur Schopenhauer)

Untertitel: In achtunddreißig Kunst-

griffen dargestellt

Maße: 140 x 210 mm

Umfang: 104 Seiten

Papier: Munken

Druckerei: Scheiner, Würzburg

Schriftarten:

Akzidenz Grotesk-Next

Sabon Next Pro LT

6. SemesterFelixVolkheimer

Die Kunst, recht zu behalten

Arthur Schopenhauer

1

Die Kunst, recht zu behalten

Arthur Schopenhauer

Mit seinem streitbaren Plädoyer

»Die Kunst, recht zu behalten« lieferte

Schopenhauer eine brilliante Einführung

in die Tricks und Kniffe des erfolgrei-

chen Argumentierens. Dabei ging es dem

berühmten Philosophen sowohl um das

rhetorische Vermögen, die eigenen Argu-

mente geschickt zu vertreten, als auch

darum, die Strategien der Gesprächs-

partner besser zu durchschauen. Höchst

unterhaltsam und überzeugend erläutert

er anhand von 38 Kunstgriffen auf welche

Weise derjenige, der recht hat, am Ende

auch tatsächlich recht behält.

Page 109: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Die Kunst, recht zu behalten

Arthur Schopenhauer

1

Page 110: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

ausfiele: dies würde gleichgültig, oder wenigstens ganz und gar Nebensache sein. Aber jetzt ist es Hauptsache. Die angeborne Eitelkeit, die besonders hinsichtlich der Verstandeskräfte reizbar ist, will nicht haben, daß was wir zuerst aufgestellt, sich als falsch und das des Gegners als Recht ergebe. Hienach hätte nun zwar bloß jeder sich zu bemühen, nicht anders als richtig zu urteilen: wozu er erst denken und nachher sprechen müßte. Aber zur angebor-nen Eitelkeit gesellt sich bei den Meisten Geschwätzigkeit und angeborne Unredlichkeit. Sie reden, ehe sie gedacht haben, und wenn sie auch hinterher merken, daß ihre Behauptung falsch ist und sie Unrecht haben; so soll es doch scheinen, als wäre es umgekehrt. Das Interesse für die Wahrheit, welches wohl meistens bei Aufstellung des vermeintlich wahren Satzes das einzige Motiv gewesen, weicht jetzt ganz dem Interesse der Eitelkeit: wahr soll falsch und falsch soll wahr scheinen.

Jedoch hat selbst diese Unredlichkeit, das Beharren beieinem Satz, der uns selbst schon falsch scheint, noch eine Entschuldigung: oft sind wir anfangs von der Wahrheit unsrer Behauptung fest überzeugt, aber das Argument des Gegners scheint jetzt sie umzustoßen; geben wir jetzt ihre Sache gleich auf, so finden wir oft hinterher, daß wir doch Recht haben: unser Beweis war falsch; aber es konn-te für die Behauptung einen richtigen geben: das rettende Argument war uns nicht gleich beigefallen. Daher entsteht nun in uns die Maxime, selbst wann das Gegenargument richtig und schlagend scheint, doch noch dagegen anzu-kämpfen, im Glauben, daß dessen Richtigkeit selbst nur scheinbar sei, und uns während des Disputierens noch ein Argument, jenes umzustoßen, oder eines, unsre Wahr-heit anderweitig zu bestätigen, einfallen werde: hiedurch werden wir zur Unredlichkeit im Disputieren beinahe

genötigt, wenigstens leicht verführt. Diesergestalt unter-stützen sich wechselseitig die Schwäche unsers Verstandes und die Verkehrtheit unsers Willens. Daraus kommt es, daß wer disputiert, in der Regel nicht für die Wahrheit, sondern für seinen Satz kämpft, wie pro ara et focis [ für Heim & Herd ], und per fas et nefas verfährt, ja wie gezeigt nicht anders kann.

Jeder also wird in der Regel wollen seine Behauptung durch-etzen, selbst wann sie ihm für den Augenblick falsch oder zweifelhaft scheint [ 3 ]. Die Hilfsmittel hiezu gibt einem jeden seine eigne Schlauheit und Schlechtigkeit einiger-maßen an die Hand: dies lehrt die tägliche Erfahrung beim Disputieren; es hat also jeder seine natürliche Dialek-tik, so wie er seine natürliche Logik hat.

Allein jene leitet ihn lange nicht so sicher als diese. Gegen lo- gische Gesetze denken, oder schließen, wird so leicht kei-ner: falsche Urteile sind häufig, falsche Schlüsse höchst sel-ten. Also Mangel an natürlicher Logik zeigt ein Mensch nicht leicht; hingegen wohl Mangel an natürlicher Dia-lektik: sie ist eine ungleich ausgeteilte Naturgabe (hierin der Urteilskraft gleich, die sehr ungleich ausgeteilt ist, die Vernunft eigentlich gleich). Denn durch bloß scheinbare Argumentation sich konfundieren, sich refutieren las-sen, wo man eigentlich Recht hat, oder das umgekehrte,

[ 3 ] Machiavelli schreibt dem Fürsten vor, jeden Augen-blick der Schwäche seines Nachbarn zu benutzen, um ihn anzugreifen: weil sonst dieser einmal den Augen-blick benutzen kann, wo jener schwach ist. Herrschte Treue und Redlichkeit, so wäre es ein andres: weil man sich aber deren nicht zu versehn hat, so darf man sie nicht üben, weil sie schlecht bezahlt wird: – eben so ist es beim Disputieren: gebe ich dem Gegner Recht, sobald er es zu haben scheint, so wird er schwerlich das-selbe tun, wann der Fall sich umkehrt; er wird vielmehr

per nefas verfahren: also muß ich’s auch. Es ist leicht gesagt, man soll nur der Wahrheit nachgehn ohne Vor-liebe für seinen Satz; aber man darf nicht voraussetzen, daß der Andre es tun werde: also darf man’s auch nicht. Zudem, wollte ich, sobald es mir scheint, er habe Recht, meinen Satz aufgeben, den ich doch vorher durchdacht habe; so kann es leicht kommen, daß ich, durch einen augenblicklichen Eindruck verleitet, die Wahrheit aufge-be, um den Irrtum anzunehmen.

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–Er

istis

che

Dia

lekt

ik

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ausfiele: dies würde gleichgültig, oder wenigstens ganz und gar Nebensache sein. Aber jetzt ist es Hauptsache. Die angeborne Eitelkeit, die besonders hinsichtlich der Verstandeskräfte reizbar ist, will nicht haben, daß was wir zuerst aufgestellt, sich als falsch und das des Gegners als Recht ergebe. Hienach hätte nun zwar bloß jeder sich zu bemühen, nicht anders als richtig zu urteilen: wozu er erst denken und nachher sprechen müßte. Aber zur angebor-nen Eitelkeit gesellt sich bei den Meisten Geschwätzigkeit und angeborne Unredlichkeit. Sie reden, ehe sie gedacht haben, und wenn sie auch hinterher merken, daß ihre Behauptung falsch ist und sie Unrecht haben; so soll es doch scheinen, als wäre es umgekehrt. Das Interesse für die Wahrheit, welches wohl meistens bei Aufstellung des vermeintlich wahren Satzes das einzige Motiv gewesen, weicht jetzt ganz dem Interesse der Eitelkeit: wahr soll falsch und falsch soll wahr scheinen.

Jedoch hat selbst diese Unredlichkeit, das Beharren beieinem Satz, der uns selbst schon falsch scheint, noch eine Entschuldigung: oft sind wir anfangs von der Wahrheit unsrer Behauptung fest überzeugt, aber das Argument des Gegners scheint jetzt sie umzustoßen; geben wir jetzt ihre Sache gleich auf, so finden wir oft hinterher, daß wir doch Recht haben: unser Beweis war falsch; aber es konn-te für die Behauptung einen richtigen geben: das rettende Argument war uns nicht gleich beigefallen. Daher entsteht nun in uns die Maxime, selbst wann das Gegenargument richtig und schlagend scheint, doch noch dagegen anzu-kämpfen, im Glauben, daß dessen Richtigkeit selbst nur scheinbar sei, und uns während des Disputierens noch ein Argument, jenes umzustoßen, oder eines, unsre Wahr-heit anderweitig zu bestätigen, einfallen werde: hiedurch werden wir zur Unredlichkeit im Disputieren beinahe

genötigt, wenigstens leicht verführt. Diesergestalt unter-stützen sich wechselseitig die Schwäche unsers Verstandes und die Verkehrtheit unsers Willens. Daraus kommt es, daß wer disputiert, in der Regel nicht für die Wahrheit, sondern für seinen Satz kämpft, wie pro ara et focis [ für Heim & Herd ], und per fas et nefas verfährt, ja wie gezeigt nicht anders kann.

Jeder also wird in der Regel wollen seine Behauptung durch-etzen, selbst wann sie ihm für den Augenblick falsch oder zweifelhaft scheint [ 3 ]. Die Hilfsmittel hiezu gibt einem jeden seine eigne Schlauheit und Schlechtigkeit einiger-maßen an die Hand: dies lehrt die tägliche Erfahrung beim Disputieren; es hat also jeder seine natürliche Dialek-tik, so wie er seine natürliche Logik hat.

Allein jene leitet ihn lange nicht so sicher als diese. Gegen lo- gische Gesetze denken, oder schließen, wird so leicht kei-ner: falsche Urteile sind häufig, falsche Schlüsse höchst sel-ten. Also Mangel an natürlicher Logik zeigt ein Mensch nicht leicht; hingegen wohl Mangel an natürlicher Dia-lektik: sie ist eine ungleich ausgeteilte Naturgabe (hierin der Urteilskraft gleich, die sehr ungleich ausgeteilt ist, die Vernunft eigentlich gleich). Denn durch bloß scheinbare Argumentation sich konfundieren, sich refutieren las-sen, wo man eigentlich Recht hat, oder das umgekehrte,

[ 3 ] Machiavelli schreibt dem Fürsten vor, jeden Augen-blick der Schwäche seines Nachbarn zu benutzen, um ihn anzugreifen: weil sonst dieser einmal den Augen-blick benutzen kann, wo jener schwach ist. Herrschte Treue und Redlichkeit, so wäre es ein andres: weil man sich aber deren nicht zu versehn hat, so darf man sie nicht üben, weil sie schlecht bezahlt wird: – eben so ist es beim Disputieren: gebe ich dem Gegner Recht, sobald er es zu haben scheint, so wird er schwerlich das-selbe tun, wann der Fall sich umkehrt; er wird vielmehr

per nefas verfahren: also muß ich’s auch. Es ist leicht gesagt, man soll nur der Wahrheit nachgehn ohne Vor-liebe für seinen Satz; aber man darf nicht voraussetzen, daß der Andre es tun werde: also darf man’s auch nicht. Zudem, wollte ich, sobald es mir scheint, er habe Recht, meinen Satz aufgeben, den ich doch vorher durchdacht habe; so kann es leicht kommen, daß ich, durch einen augenblicklichen Eindruck verleitet, die Wahrheit aufge-be, um den Irrtum anzunehmen.

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–Er

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» Die Homonymie «

Die Homonymie benutzen, um die aufgestellte Behauptung auch auf das auszudehnen, was außer dem gleichen Wort wenig oder nichts mit der in Rede stehenden Sache gemein hat, dies dann lukulent widerlegen, und so sich das Ansehn geben, als habe man die Behauptung widerlegt.

Anmerkung. Synonyma sind zwei Worte für denselben Begriff: – Homonyma zwei Begriffe, die durch dasselbe Wort bezeichnet werden. Siehe Aristoteles, Topik, I, 13. Tief, Schneidend, Hoch, bald von Körpern bald von Tönen gebraucht sind homonyma. Ehrlich und Redlich synonyma.

Man kann diesen Kunstgriff als identisch mit demSophisma ex homonymia [ anhand einer Ho-monymie ] betrachten: jedoch das offenbare Sophisma der Homonymie wird nicht im Ernst täuschen.

Omne lumen potest extinguiIntellectus est lumen Intellectus potest extingui.[ Jedes Licht kann ausgelöscht werdenDer Verstand ist ein Licht Der Verstand kann ausgelöscht werden. ]

E x E M p E L 1 [11]

A. Sie sind noch nicht eingeweiht in die Mysterien der Kantischen philosophie.

B. Ach, wo Mysterien sind, davon will ich nichts wissen.

E x E M p E L 2

Ich tadelte das prinzip der Ehre, nach welchem man durch eine erhaltene Beleidigung ehrlos wird, es sei denn, daß man sie durch eine größere Beleidigung erwidere, oder durch Blut, das des Gegners oder sein eigenes, abwasche, als unverständig; als Grund führte ich an, die wahre Ehre könne nicht verletzt werden durch das, was man litte, sondern ganz allein durch das, was man täte; denn widerfahren könne jedem jedes. – Der Gegner machte den direkten Angriff auf den Grund: er zeigte mir lukulent, daß wenn einem Kaufmann Betrug oder Unrechtlichkeit, oder Nachlässigkeit in seinem Gewerbe fälschlich nachgesagt würde, dies ein Angriff auf seine Ehre sei, die hier verletzt würde, lediglich durch das, was er leide, und die er nur herstellen könne, indem er solchen Angreifer zur Strafe und Widerruf brächte.

Hier schob er also, durch die Homonymie, die Bürgerliche Ehre, welche sonst Guter Name heißt und deren Verletzung durch Verleumdung geschieht, dem Begriff der ritterlichen Ehre unter, die sonst auch point d’honneur heißt und deren Verletzung durch Belei-digungen geschieht. Und weil ein Angriff auf erstere nicht unbeach-tet zu lassen ist, sondern durch öffentliche Widerlegung abgewehrt werden muß; so müßte mit demselben Recht ein Angriff auf letztere auch nicht unbeachtet bleiben, sondern abgewehrt [werden] durch stärkere Beleidigung und Duell. – Also ein Vermengen zwei wesentlich verschiedener Dinge durch die Homonymie des Wortes Ehre: und dadurch eine mutatio controversiae [ Verschiebung der Streitfrage ], zu Wege gebracht durch die Homonymie.

Hier merkt man gleich, daß vier termini sind: lumen eigentlich und lumen bildlich verstanden. Aber bei feinen Fällen täuscht es allerdings, na-mentlich wo die Begriffe, die durch denselben Ausdruck bezeichnet werden, verwandt sind und in einander übergehn.

3031

–2.

Kun

stgr

iff

Page 113: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

» Die Homonymie «

Die Homonymie benutzen, um die aufgestellte Behauptung auch auf das auszudehnen, was außer dem gleichen Wort wenig oder nichts mit der in Rede stehenden Sache gemein hat, dies dann lukulent widerlegen, und so sich das Ansehn geben, als habe man die Behauptung widerlegt.

Anmerkung. Synonyma sind zwei Worte für denselben Begriff: – Homonyma zwei Begriffe, die durch dasselbe Wort bezeichnet werden. Siehe Aristoteles, Topik, I, 13. Tief, Schneidend, Hoch, bald von Körpern bald von Tönen gebraucht sind homonyma. Ehrlich und Redlich synonyma.

Man kann diesen Kunstgriff als identisch mit demSophisma ex homonymia [ anhand einer Ho-monymie ] betrachten: jedoch das offenbare Sophisma der Homonymie wird nicht im Ernst täuschen.

Omne lumen potest extinguiIntellectus est lumen Intellectus potest extingui.[ Jedes Licht kann ausgelöscht werdenDer Verstand ist ein Licht Der Verstand kann ausgelöscht werden. ]

E x E M p E L 1 [11]

A. Sie sind noch nicht eingeweiht in die Mysterien der Kantischen philosophie.

B. Ach, wo Mysterien sind, davon will ich nichts wissen.

E x E M p E L 2

Ich tadelte das prinzip der Ehre, nach welchem man durch eine erhaltene Beleidigung ehrlos wird, es sei denn, daß man sie durch eine größere Beleidigung erwidere, oder durch Blut, das des Gegners oder sein eigenes, abwasche, als unverständig; als Grund führte ich an, die wahre Ehre könne nicht verletzt werden durch das, was man litte, sondern ganz allein durch das, was man täte; denn widerfahren könne jedem jedes. – Der Gegner machte den direkten Angriff auf den Grund: er zeigte mir lukulent, daß wenn einem Kaufmann Betrug oder Unrechtlichkeit, oder Nachlässigkeit in seinem Gewerbe fälschlich nachgesagt würde, dies ein Angriff auf seine Ehre sei, die hier verletzt würde, lediglich durch das, was er leide, und die er nur herstellen könne, indem er solchen Angreifer zur Strafe und Widerruf brächte.

Hier schob er also, durch die Homonymie, die Bürgerliche Ehre, welche sonst Guter Name heißt und deren Verletzung durch Verleumdung geschieht, dem Begriff der ritterlichen Ehre unter, die sonst auch point d’honneur heißt und deren Verletzung durch Belei-digungen geschieht. Und weil ein Angriff auf erstere nicht unbeach-tet zu lassen ist, sondern durch öffentliche Widerlegung abgewehrt werden muß; so müßte mit demselben Recht ein Angriff auf letztere auch nicht unbeachtet bleiben, sondern abgewehrt [werden] durch stärkere Beleidigung und Duell. – Also ein Vermengen zwei wesentlich verschiedener Dinge durch die Homonymie des Wortes Ehre: und dadurch eine mutatio controversiae [ Verschiebung der Streitfrage ], zu Wege gebracht durch die Homonymie.

Hier merkt man gleich, daß vier termini sind: lumen eigentlich und lumen bildlich verstanden. Aber bei feinen Fällen täuscht es allerdings, na-mentlich wo die Begriffe, die durch denselben Ausdruck bezeichnet werden, verwandt sind und in einander übergehn.

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–2.

Kun

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Page 114: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

» Argument als petitio ausgeben «

Fordert er, daß wir etwas zugeben, daraus dasin Streit stehende Problem unmittelbar fol-gen würde; so lehnen wir es ab, indem wir es für eine petitio principii ausgeben; denn er und die Zuhörer werden einen dem Problem nahe verwandten Satz leicht als mit dem Problem identisch ansehn: und so entziehn wir ihm sein bestes Argument.

Kunstgriffe 23 – 26

Diese Kunstgriffe sollen den Gegner dazu bringen, sich selbst zu widerlegen.

5859

–22

. Kun

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Page 115: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

» Argument als petitio ausgeben «

Fordert er, daß wir etwas zugeben, daraus dasin Streit stehende Problem unmittelbar fol-gen würde; so lehnen wir es ab, indem wir es für eine petitio principii ausgeben; denn er und die Zuhörer werden einen dem Problem nahe verwandten Satz leicht als mit dem Problem identisch ansehn: und so entziehn wir ihm sein bestes Argument.

Kunstgriffe 23 – 26

Diese Kunstgriffe sollen den Gegner dazu bringen, sich selbst zu widerlegen.

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Page 116: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 116Sommersemester 2011

Eine Reise im Rollstuhl verlangt viel Kraft und Ausdauer. Wer ohne Hindernisse reisen will, muss vorher viel Zeit investieren, um ausrei-chend informiert zu sein.Der Reiseführer durch Würzburg hat es sich zur Aufgabe gemacht auch Reisenden im Rollstuhl einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Informationen über die Zugänglichkeit von Ho-tels, Sehenswürdigkeiten, Toiletten und vielem mehr wurden gesammelt und ermöglichen dem Rei-senden somit, sich bequem und ohne Hindernisse fort zu bewegen.

Konzeption:Der erste Teil des Reiseführers beschäftigt sich mit den Sehenswürdigkeiten Würzburgs. Je-weils auf der ersten Seite eines jeden Ab-schnitts wird kurz und übersichtlich über alle wichtigen Informationen zur Zugänglichkeit in-formiert. Piktogramme unterstützen dabei die schnelle Wahrnehmung der Begebenheiten am je-weiligen Ort.

Im zweiten Teil, hinten im Buch wurden aus-schließlich Informationen zur Zugänglichkeit oder anderen Hilfestellungen gesammelt (Fort-bewegung, Ansprechpartner, Res-taurants, etc.). Dieser Teil des Reiseführers ist als eine Art schnelles Nachschlagewerk gedacht. Jede Kategorie wird dabei mit einem im zugeordneten Piktogramm einge-leitet.

Format, Schrift und Besonderheiten:Das Buch besitzt ein handliches Format, so dass es in einer Tasche Platz hat. Dabei ist es etwas grö-ßer als bei gewöhnlichen Reisefüh-rern, um den Inhalt mehr Raum zu geben.

Titel: Würzburg - Der Reiseführer

für Rollstuhlfahrer

Umfang: 94 Seiten

Format: 150 x 215 mm

Papier: Papyrus MultiArt Silk 135 g

Druck: Genehmer Druck GmbH, Lohr

Bindung: Horst Jöst

Abgerundete Buchkanten

Schriftarten:

Yanone Kaffeesatz

Quay Sans

4. SemesterMagdalenaWirkert

11WÜRZBURG

eine

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Der Reiseführer für Rollstuhlfahrer9494

Eine Reise im Rolli verlangt viel Kraft und Ausdauer. Wer ohne Hindernisse reisen will, muss vorher viel Zeit investieren, sich gut informieren und eine Reise bis ins kleinste Detail planen. Dieser Reiseführer hat es sich zur Aufgabe gemacht auch Reisenden im Rollstuhl einen angenehmen Aufenthalt zu ermöglichen. Informationen über die Zugänglichkeit von Hotels, Sehenswürdigkeiten, Toiletten und vielem mehr machen eine Reise auch im Rolli zu einem schönen Erlebnis.

WÜRZBURGDer Reiseführer für Rollstuhlfahrer

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11WÜRZBURG

eine

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Der Reiseführer für Rollstuhlfahrer

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Die ResidenzDie Würzburger Residenz ist, in einer Reihe mit Schönbrunn in Wien und Schloss Versailles in Paris, als eine der bedeutensten Residenz-bauten des Spätbarocks anzusehen.

Informationen zur Zugänglichkeit• schwer befahrbares Kopfsteinpflaster• Museumsräume ebenerdig zugänglich• Behindertentoilette im Erdgeschoss • Parkplätze direkt vor Residenz• Aufzug vorhanden• Hofkeller wegen Treppen unzugänglich

Die Würzburger Residenz

PWC

Page 119: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

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Die ResidenzDie Würzburger Residenz ist, in einer Reihe mit Schönbrunn in Wien und Schloss Versailles in Paris, als eine der bedeutensten Residenz-bauten des Spätbarocks anzusehen.

Informationen zur Zugänglichkeit• schwer befahrbares Kopfsteinpflaster• Museumsräume ebenerdig zugänglich• Behindertentoilette im Erdgeschoss • Parkplätze direkt vor Residenz• Aufzug vorhanden• Hofkeller wegen Treppen unzugänglich

Die Würzburger Residenz

PWC

Page 120: »Das Andere Buch« Kursdokumentation

2322

Bewusst zurückhaltend gibt sich dieser Raum. Weiß herrscht vor, hinzu kommt ein dezentes Grau und an wenigen Stellen ein lichtes Gelb. Dennoch ist der Saal alles an-dere als langweilig. Er lebt von den fanta-sievollen Stuckaturen Antonio Bossis, die in züngelnden Rocailleformen nach oben stre-ben. Auf den ursprünglichen Zweck des Saals als „Salle des Gardes“, also als Aufent-haltsraum der Wache, verweisen die kriege-rischen Motive an der Decke.

Das Treppenhaus ist eine bauliche Meister-leistung Balthasar Neumanns. Das fl ache Muldengewölbe kommt gänzlich ohne Stüt-zen aus und hielt im Zweiten Weltkrieg sogar den abgefeuerten Bomben stand. Der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo schuf das nahezu 600 m² große Deckenfres-ko. Es zeigt die vier Erdteile Europa, Asien, Amerika und Afrika, die jeweils durch eine fürstliche Frauengestalt personifi ziert wer-den. Vorhandenes Wissen über ferne Konti-nente mischt sich mit abenteurlichen Vor-stellungswelten, deren Detailreichtum die Betrachter immer aufs Neue verblüff t.

Treppenhaus Weißer Saal

Die Würzburger ResidenzWC P

Kaisersaal Spiegelkabinett

Höhepunkt der Raumfolge ist das Spiegel-kabinett, von dem am Ende des Zweiten Weltkriegs nur eine einzige Scherbe übrig geblieben war. Diese Scherbe aber war wich-tig, weil mit ihrer Hilfe die spezielle Technik der Hinterglasmalerei untersucht werden konnte, die im Würzburger Spiegelkabinett zum Einsatz gekommen war. Heute erstrahlt das Spiegelkabinett wieder in altem Glanz.

Den grandiosen Höhepunkt der Raumfolge bildet der anschließende Kaisersaal. Mit den drei großen Deckenfresken schuf Giovanni Battista Tiepolo hier sein zweites großes Werk in der Residenz. Tiepolo galt als Star-maler seiner Zeit und man holte ihn für ein fürstliches Gehalt aus Venedig, um die Würz-burger Residenz zu verzieren. Er hatte die Freiheit, die Motive mit dem ihm eigenen Witz und Esprit umzusetzen. Wenn man sich die Fresken genauer ansieht, entdeckt man überall kleine Nebenszenen und originelle, fast schon karikaturenhafte Einzelheiten.

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Bewusst zurückhaltend gibt sich dieser Raum. Weiß herrscht vor, hinzu kommt ein dezentes Grau und an wenigen Stellen ein lichtes Gelb. Dennoch ist der Saal alles an-dere als langweilig. Er lebt von den fanta-sievollen Stuckaturen Antonio Bossis, die in züngelnden Rocailleformen nach oben stre-ben. Auf den ursprünglichen Zweck des Saals als „Salle des Gardes“, also als Aufent-haltsraum der Wache, verweisen die kriege-rischen Motive an der Decke.

Das Treppenhaus ist eine bauliche Meister-leistung Balthasar Neumanns. Das fl ache Muldengewölbe kommt gänzlich ohne Stüt-zen aus und hielt im Zweiten Weltkrieg sogar den abgefeuerten Bomben stand. Der Venezianer Giovanni Battista Tiepolo schuf das nahezu 600 m² große Deckenfres-ko. Es zeigt die vier Erdteile Europa, Asien, Amerika und Afrika, die jeweils durch eine fürstliche Frauengestalt personifi ziert wer-den. Vorhandenes Wissen über ferne Konti-nente mischt sich mit abenteurlichen Vor-stellungswelten, deren Detailreichtum die Betrachter immer aufs Neue verblüff t.

Treppenhaus Weißer Saal

Die Würzburger ResidenzWC P

Kaisersaal Spiegelkabinett

Höhepunkt der Raumfolge ist das Spiegel-kabinett, von dem am Ende des Zweiten Weltkriegs nur eine einzige Scherbe übrig geblieben war. Diese Scherbe aber war wich-tig, weil mit ihrer Hilfe die spezielle Technik der Hinterglasmalerei untersucht werden konnte, die im Würzburger Spiegelkabinett zum Einsatz gekommen war. Heute erstrahlt das Spiegelkabinett wieder in altem Glanz.

Den grandiosen Höhepunkt der Raumfolge bildet der anschließende Kaisersaal. Mit den drei großen Deckenfresken schuf Giovanni Battista Tiepolo hier sein zweites großes Werk in der Residenz. Tiepolo galt als Star-maler seiner Zeit und man holte ihn für ein fürstliches Gehalt aus Venedig, um die Würz-burger Residenz zu verzieren. Er hatte die Freiheit, die Motive mit dem ihm eigenen Witz und Esprit umzusetzen. Wenn man sich die Fresken genauer ansieht, entdeckt man überall kleine Nebenszenen und originelle, fast schon karikaturenhafte Einzelheiten.

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NOVOTELDas Hotel Mercure ist sehr empfehlenswert. Es verfügt über eine rollstuhlgerechte Dusche und es ist ein weiteres Zimmer mit 3 Einzelbetten vorhanden.

Hotels

Eingangsbereich Tür Durchgangsbreite: 1,89m keine Türschwelle Aufzug Durchgangsbreite: 0,90m Breite: 1,08m Tiefe: 2,09 m

Zimmer (230) Bewegungsfläche: Tür Durchgangsbreite: 0,93m Bett 1 französisches Bett Höhe: 0,48m Platz rechts: 0,92m Platz links: 0,86m Schrank Platz davor: 3,00 x 0,89m Höhe Kleiderstange: 1,53m

Bad Tür Durchgangsbreite: 0,93m Platz hinter Tür: 1,18 x 1,10m Dusche Breite: 0,90m Tiefe: 1,82m Haltegriffe vorhanden Duschstuhl vorhanden WC Griffe vorhanden Platz vor WC: 1,94 x 1,40m Höhe Toilettensitz: 0,51m Waschbecken Höhe: 0,84m Platz darunter: 0,27m Spiegel in Sitzhöhe

Behinderten-WC/Wickelraum Tür Durchgangsbreite: 0,94m Platz hinter Tür: 1,75 x 1,30m WC Griffe links und rechts Platz vor WC: 0,94 x 1,55m Höhe Toilettensitz: 0,55m Waschbecken Höhe: 0,85m Platz darunter: 0,27m Spiegel in Sitzhöhe Wickeltisch Höhe: 1,55

Parkplatz Rampe Länge: 4,5m Breite: 1,18m Parkhaus 2 Stellplätze Breite: 5,30m Tiefe: 5,00

Speiseraum Tische 16 Plätze für Rollstuhlfahrer 3 Plätze an einem Tisch Bedienungselemente Höhe: 1,40m Speisen erreichbar

Tagungsraum Tür Durchgangsbreite: 1,68m Platz hinter Tür: 3,00 x 3,00m Bedienungselemente Höhe: 1,40m Plätze 4 Plätze für Rollstuhlfahrer

Kontakt: Dreikornstraße 27 97082 Würzburg Tel.: 0931/41930 E-Mail: [email protected] www.mercure.com

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NOVOTELDas Hotel Mercure ist sehr empfehlenswert. Es verfügt über eine rollstuhlgerechte Dusche und es ist ein weiteres Zimmer mit 3 Einzelbetten vorhanden.

Hotels

Eingangsbereich Tür Durchgangsbreite: 1,89m keine Türschwelle Aufzug Durchgangsbreite: 0,90m Breite: 1,08m Tiefe: 2,09 m

Zimmer (230) Bewegungsfläche: Tür Durchgangsbreite: 0,93m Bett 1 französisches Bett Höhe: 0,48m Platz rechts: 0,92m Platz links: 0,86m Schrank Platz davor: 3,00 x 0,89m Höhe Kleiderstange: 1,53m

Bad Tür Durchgangsbreite: 0,93m Platz hinter Tür: 1,18 x 1,10m Dusche Breite: 0,90m Tiefe: 1,82m Haltegriffe vorhanden Duschstuhl vorhanden WC Griffe vorhanden Platz vor WC: 1,94 x 1,40m Höhe Toilettensitz: 0,51m Waschbecken Höhe: 0,84m Platz darunter: 0,27m Spiegel in Sitzhöhe

Behinderten-WC/Wickelraum Tür Durchgangsbreite: 0,94m Platz hinter Tür: 1,75 x 1,30m WC Griffe links und rechts Platz vor WC: 0,94 x 1,55m Höhe Toilettensitz: 0,55m Waschbecken Höhe: 0,85m Platz darunter: 0,27m Spiegel in Sitzhöhe Wickeltisch Höhe: 1,55

Parkplatz Rampe Länge: 4,5m Breite: 1,18m Parkhaus 2 Stellplätze Breite: 5,30m Tiefe: 5,00

Speiseraum Tische 16 Plätze für Rollstuhlfahrer 3 Plätze an einem Tisch Bedienungselemente Höhe: 1,40m Speisen erreichbar

Tagungsraum Tür Durchgangsbreite: 1,68m Platz hinter Tür: 3,00 x 3,00m Bedienungselemente Höhe: 1,40m Plätze 4 Plätze für Rollstuhlfahrer

Kontakt: Dreikornstraße 27 97082 Würzburg Tel.: 0931/41930 E-Mail: [email protected] www.mercure.com

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Kursdokumentation Buchkurs, Prof. Gertrud Nolte

S. 124Sommersemester 2011

Dokuteam:Benjamin AsherFelix Volkheimer(www.bureauagenturatelier.de)

Kursteilnehmer:Alex AmbornBenjamin AsherMerlin BarfußJohannes BreidenbachOlga ChernosikowJohannes FriedrichChristian FußSarah HaafAlex HaasSuse HagelauerEva HerrePhilipp KochRegina RüttigerFelix VolkheimerMagdalena Wirkert

† Bernadette Zobel

Verwendete Schriften:OratorAkkurat

Projektdokumentation

Hochschule für angewandte Wissenschaften, Fakultät Gestaltung,

Prof. Gertrud Nolte im SS 2011

»Das Andere Buch«Impressum

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