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John K. Chen Tina T. Chen Chinesische Pharmakologie I 523 Arzneimonographien Autoren John K. Chen, PhD, PharmD, OMD, LAc Tina T. Chen, MS, LAc in Zusammenarbeit mit Laraine Crampton, MPW, MATCM, LAc Beitragsautoren Christian DellaCorte, PhD Joerg Fritschi, MD Steve Given, LAc, Dipl Ac Glenn Grossman, MS, LAc, Dipl Ac & CH Steve Jarsky, LAc Jing-Lih Lily Ko, LAc Anita Chen Marshall, PharmD, MS, Dipl Ac, LAc Cathy McNease, Dipl CH Larry Miller, LAc William R. Morris, DOM, LAc Daoshing Ni, LAc, DOM, PhD Ray Rubio, LAc Copyright © 2012 Verlag Systemische Medizin AG Chen, Chinesische Pharmakologie I

Chinesische Pharmakologie I - verlag-systemische …...Laraine Crampton, MPW, MATCM, LAc Beitragsautoren Christian DellaCorte, PhD Joerg Fritschi, MD Steve Given, LAc, Dipl Ac Glenn

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Page 1: Chinesische Pharmakologie I - verlag-systemische …...Laraine Crampton, MPW, MATCM, LAc Beitragsautoren Christian DellaCorte, PhD Joerg Fritschi, MD Steve Given, LAc, Dipl Ac Glenn

John K. ChenTina T. Chen

Chinesische Pharmakologie I

523 Arzneimonographien

AutorenJohn K. Chen, PhD, PharmD, OMD, LAc Tina T. Chen, MS, LAc

in Zusammenarbeit mitLaraine Crampton, MPW, MATCM, LAc

BeitragsautorenChristian DellaCorte, PhDJoerg Fritschi, MDSteve Given, LAc, Dipl AcGlenn Grossman, MS, LAc, Dipl Ac & CHSteve Jarsky, LAcJing-Lih Lily Ko, LAcAnita Chen Marshall, PharmD, MS, Dipl Ac, LAcCathy McNease, Dipl CHLarry Miller, LAc William R. Morris, DOM, LAcDaoshing Ni, LAc, DOM, PhDRay Rubio, LAc

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Chen, Chinesische Pharmakologie I

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Peer ReviewSubhuti Dharmananda, PhDSusan Diva, RNJake Paul Fratkin, OMD, LAcJing-Lih Lily Ko, LAcDavid Karaba, LAcRichard Ko, PharmD, PhDCheri Levine, LAc, RN, CENFrederick Obey, LAcKevin Park, PharmD

Eric Rhim, PharmDMarc Ryan, LAcTierney Tully, MSOM, Dipl Ac Roy Upton, HerbalistRonda Wimmer, LAc

Wissenschaftliche MitarbeitMeng-Chau (Victor) Jang, LAcDelicia Liu, LAc

Zuschriften, Verbesserungsvorschläge und KritikVerlag Systemische Medizin AG Müllerstraße 7 – 93444 Bad Kötzting [email protected]

Titel der Originalausgabe: Chinese Medical Herbology and Pharmacology © John K. Chen und Tina T. Chen (2001) © Art of Medicine Press, Inc. (2004, 2012)

Wichtiger Hinweis für den LeserDurch Forschung und klinische Erfahrungen unterliegen die Erkenntnisse in Medizin und Naturwissenschaften einem beständigen Wan-del. Die Autoren haben sorgfältig geprüft, dass die in diesem Werk getroffenen therapierelevanten Aussagen und Angaben dem derzeiti-gen Wissensstand entsprechen. Hierdurch wird der Leser dieses Werkes jedoch nicht von der Verpflichtung entbunden, ggf. auch anhand anderer Werke zu diesem Thema zu prüfen, ob die dort getroffenen Aussagen und Angaben von denen in diesem Werk abweichen. Der Leser trifft seine Therapieentscheidung in eigener Verantwortung. Ggf. erwähnte Produktnamen sind geschützte Marken oder eingetrage-ne Markenzeichen der jeweiligen Eigentümer, Unternehmen oder Organisationen, auch wenn sie im Einzelnen nicht ausdrücklich als sol-che gekennzeichnet wurden.

Bibliografische Information der Deutschen NationalbibliothekDie Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über <http://dnb.ddb.de> abrufbar.

Alle Rechte vorbehalten1. Auflage 2012© der deutschen Ausgabe: Verlag Systemische Medizin AG, Bad Kötzting und München

Das Werk ist, einschließlich aller seiner Teile, urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der durch das Urheberrechtsgesetz gesetzten Grenzen ist ohne ausdrückliche und schriftliche Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in digitalen On- und Offlinemedien bzw. -systemen.

Deutsche Übersetzung: Barbara Kirschbaum, Hamburg; Dr. Hartwig Lahrmann, Münster; Regine MacKenzie, Mountlake Terrace; Bärbel Panholzer, Freiburg/Br.; Elisabeth Pitzenbauer, Regensburg; Dr. Birgitta Rathke, St. Gallen

Lektorat und Projektmanagement: Renate Gütersloh, Bad Kötzting; Lisa Lorz, Bayreuth

Redaktion: Hildegard Gröger, Ravensburg; Mona Hager, Bad Kötzting; Dr. Gabi Schmid, München; Doris Schultze-Naumburg, Übersee; Isolde Seidel, Nürnberg; Christian Yehoash, Jerusalem

Fotos: John Chen, City of Industry, CA

Grafiken: Stefan Dangl, München

Satz und Herstellung: Mitterweger & Partner, Plankstadt; SZ Publishing Support, München

Druck und Bindung: Appl Druck GmbH, Wemding

Umschlaggestaltung: Mogwitz Schwarz Rusitschka, München, Leipzig

ISBN 978-3-86401-002-6Aktuelle Informationen finden Sie im Internet unter www.verlag-systemische-medizin.de

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Vorwort viiDanksagung viiiZum Gebrauch des Buchs ix

Teil I | Überblick 1Kapitel 1 | Geschichte der Chinesischen Arzneimedizin 3Kapitel 2 | Nomenklatur der chinesischen Arzneien 7Kapitel 3 | Klassifikation chinesischer Arzneidrogen 13Kapitel 4 | Anbau und Ernte chinesischer Arzneipflanzen 17Kapitel 5 | Vorbereitung und Verarbeitung chinesischer Arzneidrogen 21Kapitel 6 | Charakteristika der Chinesischen Arzneimedizin 25Kapitel 7 | Klinische Anwendung Chinesischer Arzneimedizin 31Kapitel 8 | Zeitgenössische Verwendung von Arzneimedizin und Pharma zeutika 39

Teil II | Arznei monographien 45Kapitel 1 | Arzneien zur Entlastung des Äußeren 47Kapitel 2 | Hitze klärende Arzneien 121Kapitel 3 | Nach unten ableitende Arzneien 287Kapitel 4 | Wind-Feuchtigkeit vertreibende Arzneien 323Kapitel 5 | Aromatische, Feuchtigkeit auflösende Arzneien 383Kapitel 6 | Wasser regulierende und Feuchtigkeit ausleitende Arzneien 403Kapitel 7 | Arzneien zur Erwärmung des Inneren 457Kapitel 8 | Qi regulierende Arzneien 497Kapitel 9 | Verdauungs fördernde Arzneien 545Kapitel 10 | Antiparasitär wirkende Arzneien 563Kapitel 11 | Blutungen stoppende Arzneien 585Kapitel 12 | Blut belebende und Stase auflösende Arzneien 635Kapitel 13 | Schleim vumwandelnde sowie Husten und Keuchatmung stillende Arzneien 707Kapitel 14 | Shen (Geist) besänftigende Arzneien 781Kapitel 15 | Leber besänftigende und Wind eliminierende Arzneien 807Kapitel 16 | Arzneien zur Öffnung der Sinne 843Kapitel 17 | Tonisierende Arzneien 857Kapitel 18 | Adstringierende Arzneien 1019Kapitel 19 | Erbrechen auslösende Arzneien 1063Kapitel 20 | Substanzen für die äußerliche Anwendung 1071

Teil III | Anhang 1113Kapitel 1 | Arzneiverweise nach TCM-Diagnose 1115Kapitel 2 | Arzneiverweise nach westlicher Diagnose 1139Kapitel 3 | Arzneiverweise nach pharma kologischen Wirkungen 1159Kapitel 4 | Einzelarzneien 1179Kapitel 5 | Arzneirezepturen 1215Kapitel 6 | Arzneien, die einen günstigen Einfluss auf die Schwangerschaft haben 1223Kapitel 7 | Warnhinweise und Kontraindi kationen für die Arzneitherapie während der Schwangerschaft 1225Kapitel 8 | Dosierungsricht linien 1229Kapitel 9 | Gewichte und Maßeinheiten 1231Kapitel 10 | „Washingtoner Artenschutzübereinkommen“ 1233Kapitel 11 | Bibliographie klassischer Texte 1235Kapitel 12 | Bibliographie zeitgenössischer Quellen 1239Kapitel 13 | Glossar 1253Kapitel 14 | Über die Autoren und Mitarbeiter 1271

Index 1275

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VorwortAls Therapeut der chinesischen Arzneimedizin und Phar-mazeut war es immer mein Ziel, ein Lehrbuch über Arz-neitherapie zu schreiben, das die Konzepte der Traditio-nellen Chinesischen Medizin mit den Konzepten der westlichen Medizin vereint. In meiner langjährigen Praxis-tätigkeit wurde ich immer wieder gefragt, wie diese beiden Medizinsysteme integriert und interpretiert werden kön-nen. Therapeuten der Chinesischen Arzneimedizin fragen häufig, ob angesichts möglicher Wechselwirkungen mit konventionellen Medikamenten bestimmte Arzneidrogen für spezielle Patienten verschrieben werden können. Auf der anderen Seite sind westliche Therapeuten der pharma-zeutischen Medizin häufig skeptisch, ob die Behandlung mit chinesischen Arzneidrogen eine zuverlässige Therapie ist, da sie keine Kenntnisse darüber besitzen, „ob und wie die Arzneidrogen tatsächlich wirken“. Weil hilfreiche Ant-worten nicht immer sofort zur Verfügung stehen, liegt die Aufgabe klar und deutlich auf der Hand: Es fehlt dringend ein Werk, das die beiden Medizinsysteme vereint. Es war unser Hauptanliegen, mit der Chinesischen Phar-makologie einen informativen und nützlichen Text über

Chinesische Arzneimedizin vorzulegen, zu dem alle, die im Gesundheitswesen tätig sind, einen Zugang finden. Für Therapeuten der Chinesischen Arzneimedizin stellt er um-fassende Informationen über den traditionellen Gebrauch und die Anwendung der Arzneidrogen zur Verfügung. Für Angehörige anderer Gesundheitsberufe bietet das Buch ei-ne detaillierte Erörterung der Pharmakologie und klini-schen Anwendung von Arzneidrogen. Wer in einer inte-grativ orientierten Einrichtung arbeitet, wird von den aktuellen Erkenntnissen zu möglichen Wechselwirkungen zwischen Arzneidrogen und pharmazeutischen Medika-menten und von den toxikologischen Informationen profi-tieren. Dieses Buch ist für Therapeuten und Studierende geschrieben. Die ideale Voraussetzung für das Textver-ständnis sind Basiskenntnisse in Traditioneller Chinesi-scher Medizin und in westlicher Medizin.Die Chinesische Pharmakologie ist allen gewidmet, die an die heilende Kraft der Arzneidrogen glauben und fest da-von überzeugt sind, dass das naheliegendste Heilmittel in der Natur gefunden werden kann.

John K. Chen, Ph.D., Pharm.D., O.M.D, L.Ac. Tina T. Chen, M.S., L.Ac. June 2003

Das Schreiben eines Lehrbuchs erfordert Engagement und Selbstaufopferung. Das Schreiben, Übersetzen und Zu-sammenstellen eines fachspezifischen und detaillierten Werks kann nur von sorgfältig ausgewählten Personen übernommen werden, die viel Energie und ein breites Wissen haben, und die gewillt sind, viele Stunden diszipli-nierter Arbeit und Geduld zu investieren, um unzählige Details zusammenzutragen und über viele hundert Seiten hinweg Übereinstimmung zu schaffen und Dutzende von Vorabdrucken zu verfassen. Um sicherzustellen, dass das gesamte Material für ein breites Fachpublikum unter-schiedlicher Disziplinen zugänglich und verständlich ist, wird ein beharrlicher Perfektionismus benötigt, der sogar noch mehr Geduld erfordert.

Ich war über die Maßen glücklich, als ich eingeladen wur-de, an dem Vollendungsprozess der Chinesischen Pharma-kologie von John  Chen und Tina  Chen teilzuhaben. Sie verfügten nicht nur über die oben erwähnten Qualitäten, sondern zeigten große Toleranz gegenüber meinem stren-gen Vorgehen bei der Bearbeitung des Manuskripts und stets wohlwollende Offenheit gegenüber meinen Ideen. Besonders John war überaus nachsichtig, wenn ich beharr-lich Tausende Details besprechen wollte. Ich schließe mich John und Tina an in der Hoffnung, dass die Veröffentli-chung dieses Buchs, die Jahre, die wir in dieses Werk in-vestiert haben, ein echter Gewinn für unseren Beruf sein wird, und dass es dazu beitragen wird, das Gesundheitswe-sen ständig zu verbessern, zum Wohl aller Menschen, die Vitalität und Wohlbefinden zurückerlangen wollen.

Laraine Crampton, MPW, MATCM, L.Ac. Juni 2003

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Zum Gebrauch des Buchs Die Chinesische Pharmakologie wurde für den Gebrauch in Klinik und Praxis, im Seminarraum und in der Forschung konzipiert – und dafür, wertvolle historische Informatio-nen zu erhalten und vermitteln, die möglicherweise auch künftig von Bedeutung sein werden. Dieses Buch wurde geschrieben, damit Therapeuten bessere Kliniker werden können. Es bietet detaillierte Erörterungen zu folgenden Themen: traditionelle Anwendung, Dosierung und Zube-reitung von Arzneidrogen, Sicherheitshinweise und/oder Kontraindikationen, Überdosierung und ihre Behandlung sowie als zeitgemäße Erweiterung der klinischen Lehre mögliche Wechselwirkungen von Arzneidrogen und phar-mazeutischen Medikamenten. Diese Informationen sind auch für Studierende und akademische Fakultäten nütz-lich. Wissenschaftler werden chemische Strukturen und Komponenten finden, In-vitro-Informationen über phar-makologische Wirkungen und Toxikologie sowie In-vivo-Informationen aus klinischen Studien. Einige seltene Subs-tanzen oder Substanzen mit potentiell tödlicher Wirkung, die heute nicht mehr verwendet werden, sind mit aufge-führt und werden genau besprochen, um wichtige Kon-zepte oder ihren historischen Nutzen in der Traditionellen Chinesischen Medizin darzustellen. Zu ihnen gehören ge-fährdete Arten [z.B. Hu Gu (Tigris Os) und Xi Jiao (Rhino-cerotis Cornu)] und gefährliche Schwermetalle [z.B. Shui Yin (Hydrargyrum) und Qian Dan (Minium)]. Ihre Er-wähnung bedeutet keinesfalls die Befürwortung einer er-neuten Verwendung oder einer weiteren Vernichtung der Arten oder Ressourcen.Obwohl die besprochenen Arzneidrogen in Geschichte, Praxis und Forschung der Chinesischen Arzneimedizin re-levant sind, sind nicht alle Arzneidrogen käuflich, die in diesem Buch besprochen werden. Einige sind als illegale Substanzen [z.B. Ying Su Ke (Papaveris Pericarpium)] ver-boten, einige haben – wie bereits erwähnt – ein hohes Toxi-zitätspotential [z.B. Zhu Sha (Cinnabaris)] oder sind auf-grund ihres gefährdeten Status nur begrenzt verfügbar [z.B. Xi Jiao (Rhinocerotis Cornu)]. Diese Substanzen werden in diesem Buch besprochen, um die bedeutende Geschichte ihres Gebrauchs in der traditionellen Arzneimedizin genau aufzuzeigen und um ein Modell für den Gebrauch von wir-kungsvollen Ersatzsubstanzen vorzustellen. Wir ermutigen die Leser dazu, sich über die Bestimmungen und Vorschrif-ten zu diesen Substanzen in ihren eigenen Ländern und/oder Bundesländern zu informieren.

Abbildungen

Da die meisten Leser die Arzeindrogen nicht direkt in der Natur sammeln werden, haben wir uns entschlossen, Ab-bildungen der geernteten und verarbeiteten Substanzen zu zeigen, so wie die Leser sie beim Kauf und in der Praxis antreffen.

NomenklaturTraditionelle und vereinfachte chinesische Schriftzei-chen tragen dazu bei, dass jede Arzneimonographie den genauesten chinesischen Namen verwendet und das Ver-ständnis für die erörterte Arznei erleichtert wird. Verein-fachte Schriftzeichen dienen als Standard, falls die traditio-nellen und die vereinfachten Schriftzeichen identisch sind.Arzneidrogen und Rezepturen: Unser Ziel ist es, so um-fassend und präzise wie möglich zu sein. Die traditionelle Nomenklatur der Arzneidrogen ist oft ungenau: Eine Arz-neidroge kann mehrere unterschiedliche Namen haben und gegen Ersatzpflanzen unterschiedlichen Ursprungs, unterschiedlicher Arten oder Gattungen ausgetauscht wer-den. Daher haben wir im Steckbrief jeder Arzneimonogra-phie folgende Informationen gebündelt: chinesische Schriftzeichen, Pinyin-Name, alternative Pinyin-Namen, wörtliche Übersetzung, gängiger deutscher Name, botani-scher bzw. zoologischer Name und pharmazeutischer Name . Stammt eine Arzneidroge von mehr als einer na-türlichen Quelle ab, wird sie über den Pinyin-, den phar-mazeutischen und den botanischen Namen identifiziert. Da Unterschiede in den therapeutischen Wirkungen oft über die Namen zum Ausdruck kommen, sind diese Un-terschiede besonders verdeutlicht. Beispielsweise wird im Fall von Sha Shen (Glehniae seu Adenophorae Radix) möglichst spezifiziert, ob es sich um Nan Sha Shen (Ade-nophorae Radix) oder Bei Sha Shen (Glehniae Radix) han-delt. Diese Unterscheidung ist erforderlich aufgrund der einzigartigen klinischen Anwendung jeder einzelnen Arz-neidroge. Entsprechend wird Mu Tong in Mu Tong (Akebi-ae Caulis), Guan Mu Tong (Aristolochiae Manshuriensis Caulis), San Ye Mu Tong (Akebia Trifoliata Caulis), Wu Ye Mu Tong (Akebia Quinata Caulis) und Bai Mu Tong (Ake-bia Trifoliata Australis Caulis) differenziert, weil diese Pflanzen nicht nur von unterschiedlichen Gattungen und Arten stammen, sondern auch unterschiedliche therapeu-tische Wirkungen und Sicherheitsaspekte aufweisen.Im Folgenden sind die Primärquellen aufgführt, auf die sich die Autoren bei der Nomenklatur der Arzneidrogen und der Rezepturen bezogen haben: ❚ Zhong Hua Ren Min Gong He Guo Yao Dian (Pharma-

copoeia of People’s Republic of China), 2005. Unser Standard-Referenzwerk für die Nomenklatur der Pin-yin- und pharmazeutischen Namen. Es bietet die präzi-seste, genaueste und aktuellste Information zur Identifi-kation chinesischer Arzneidrogen und anderer medizinischer Substanzen.

❚ Xian Dai Zhong Yao Yao Li Xue (Contemporary Phar-macology of Chinese Herbs) von Wang Ben-Yang, Ti-anjing Science and Technology Press, 1999.

❚ Chinese Herbal Medicine Materia Medica, von Dan Bensky und Andrew Gamble, Eastland Press, 1993.

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❚ Chinese Herbal Medicine Formulas & Strategies, von Dan Bensky und Randall Barolet, Eastland Press, 1990 (deutsche Ausgabe: Chinesische Arzneimittelrezepte und Behandlungsstrategien, Verlag für Ganzheitliche Medi-zin Dr. Erich Wühr GmbH, 1996).

❚ A Practical Dictionary of Chinese Medicine, 2nd Edition, von Nigel Wiseman und Feng Ye, Paradigm Publica-tions, 1998.

Chinesische therapeutische Wirkungen ❚ Terminologie der Traditionellen Chinesischen Me-

dizin (TCM): Da die Traditionelle Chinesische Medizin und die westliche Medizin auf unterschiedliche kultu-relle und philosophische Traditionen zurückgehen, be-deutet es eine Herausforderung, bestimmte TCM-Be-griffe und -Konzepte genau in die deutsche oder allopathische klinische Sprache zu übertragen. Wir ha-ben ernsthafte Anstrengungen unternommen, um für die Begriffe und Konzepte übereinstimmende Stan-dards zu schaffen, um diese Kluft zu überbrücken. Da-bei sind wir folgendermaßen vorgegangen:

–Fachbegriffe, die primär von TCM-Therapeuten ver-standen werden, sind kursiv gesetzt in Pinyin ge-schrieben, und wurden übersetzt, z.B. Bi Zheng (schmerzhaftes Blockade-Syndrom), Xiao Ke (Aus-zehrung und Dürsten) oder Lin Zheng (Dysurie-Syn-drom). –Begriffe, die klar erkennbar zur Arzneimedizin gehö-ren, sind in Groß- und Kleinschreibung und kursiv gesetzt und ebenfalls übersetzt wie z.B. Ren Shen (Ginseng Radix et Rhizoma) und Bu Zhong Yi Qi Tang (Dekokt, das die Mitte tonisiert und das Qi ver-mehrt). –Die Übersetzungen der Arzneinamen werden nach dem ersten vollständigen Gebrauch eines Begriffes in einer Monographie oder in einem Segment der Mo-nographie weggelassen, es sei denn, die Wiederho-lung ist notwendig für die Klarheit und für die Un-terscheidung von Substanzen. –Um Verwechslungen zu vermeiden, werden Arz-neidrogen, die zusätzlich zur Titelarznei einer Mono-graphie erwähnt werden, jedes Mal mit ihren voll-ständigen Pinyin- sowie mit ihrem pharmazeutischen Namen aufgelistet, es sei denn, sie werden innerhalb eines Absatzes mehrfach erwähnt. –In einigen Fällen kamen die Autoren zu dem Schluss, dass eine detailgenaue Übersetzung eines chinesi-schen Begriffs der allgemein gültigen Bedeutung im Praxisalltag nicht entspricht. In diesen Fällen wurde im Text der gängige Begriff gewählt, die genaue Übersetzung des Begriffs ist im Glossar zu finden (▶ III/Kap. 13).

–Das Glossar bietet zusätzliche Informationen zu be-stimmten Begriffen und Definitionen. Querverweise auf die englische Terminologie, die Wiseman und Ye gewählt haben, sind dort ebenfalls aufgelistet.

❚ Rezepturen und Zusammensetzungen: Beispiele für chinesische Arzneirezepturen werden durchgängig im ganzen Text aufgeführt, um das Verständnis für die Qualitäten der jeweiligen Arzneidrogen und ihre An-wendungen zu schärfen. Eine Liste mit allen erwähnten Rezepturnamen ist im Anhang zu finden (▶ III/Kap. 5).

Dem aufmerksamen Leser wird auffallen, dass die Bestand-teile, die in einigen Beispiel-Rezepturen aufgelistet sind, un-ter Umständen leicht von denen der klassischen Standard-rezepturen abweichen. Wir erwähnen die klassischen Rezepturen, um die beabsichtigte und zugrunde liegende Strategie der Rezeptur für die klinische Anwendung aufzu-zeigen, nicht aber um die exakte Zusammensetzung der Be-standteile aufzuzählen. Daher können in einigen Beispiel-Rezepturen zusätzliche Arzneidrogen (als Modifikation) genannt sein, um die Behandlung situationsabhängig zu op-timieren.

Dosierung

❚ Standarddosierung: Soweit nicht anders vermerkt, wird in diesem Buch die Standarddosierung einer ge-trockneten Arzneidroge verwendet, die für die Zube-reitung als Dekokt für einen durchschnittlichen Er-wachsenen bestimmt ist. Änderungen werden erforderlich, wenn die Arzneidroge in einer anderen Form verwendet wird: eine höhere Dosierung (ge-wöhnlich das Doppelte), wenn die frische Arzneidroge verwendet wird, eine niedrigere Dosierung bei Einnah-me in Pulver- oder Pillenform. Der durchschnittliche Erwachsene ist zwischen 18 und 60 Jahre alt und wiegt ungefähr 75 kg. Daher muss die Dosierung den indivi-duellen Merkmalen präzise angepasst werden. Zusätzli-che Informationen und Richtlinien können im Anhang nachgelesen werden (▶ III/Kap. 8).

❚ Maße und Gewichte: Die Maßeinheiten wurden vom traditionellen chinesischen System in das metrische Maßsystem übertragen. Zusätzliche Informationen da-rüber sowie Umrechnungstabellen sind im Anhang zu finden (▶ III/Kap. 9).

❚ Zustand der Arzneidrogen: Die Arzneidrogen wer-den in unterschiedlichen Zustandsformen besprochen, entsprechend ihrem Vorkommen in Handel und Praxis alltag.

–Frische Arzneidrogen zeichnen sich dadurch aus, dass sie erst vor Kurzem geerntet wurden. Sie sind die wirkungsvollsten Substanzen, da die aktiven Be-

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standteile vollständig oder zum größten Teil intakt und verfügbar sind. Paradoxerweise ist die Dosie-rung für frische Arzneidrogen gewöhnlich höher, da sie eine große Menge Wasser enthalten. –Getrocknete Arzneidrogen werden normalerweise in der Sonne getrocknet und sind somit von Wasser befreit. Das Trocknen ist ein wesentlicher Prozess, der es ermöglicht, die Arzneidrogen über einen län-geren Zeitraum zu lagern, ohne dass sie verderben. Getrocknete Arzneidrogen werden trotzdem häufig als „rohe“ Arzneidrogen bezeichnet, damit sie nicht mit frischen Arzneidrogen verwechselt werden. –Unverarbeitete Arzneidrogen wurden nicht be-handelt, um ihre Eigenschaften zu verändern. Wenn nicht anders vermerkt, wird davon ausgegangen, dass die Arzneidrogen unverarbeitet sind. Der Begriff „unverarbeitet“ wird in diesem Buch verwendet, um Funktion und Eigenschaft von „unverarbeiteten“ und „verarbeiteten“ Arzneidrogen zu unterscheiden. –Verarbeitete Arzneidrogen wurden behandelt, um bestimmte Eigenschaften und Funktionen zu verän-dern oder zu verstärken. Es gibt viele Möglichkeiten, eine Arzneidroge zu „verarbeiten“, z.B. Trocken-Bra-ten, zu Asche Verkohlen, Kalzifizieren, Rösten, Ko-chen, Dämpfen, Löschen und Sieden. –Arzneidrogen werden in der Regel getrocknet und unverarbeitet gelagert und verkauft. Daher handelt es sich bei den Arzneidrogen, die in diesem Buch be-sprochen werden, um getrocknete und unverarbeite-te Arzneidrogen, sofern es nicht anders angegeben ist. Handelt es sich um frische Arzneidrogen, ist dies im Gegensatz zu getrockneten Arzneidrogen aus-drücklich angegeben. Ist die Rede von verarbeiteten Arzneidrogen, wird die genaue Art der Verarbeitung angegeben, um das Produkt von unverarbeiteten Substanzen zu unterscheiden.

Zubereitung und Verarbeitung von Arzneidrogen: Die Verarbeitung verstärkt oder verändert die therapeutische Wirkung der Substanzen und reduziert Nebenwirkungen und/oder Toxizität. Strategien und Modalitäten für die Zu-bereitung und Verarbeitung werden in Teil  I (▶  I/Kap. 5) beschrieben. Die Wirkrichtung und endgültigen Wirkun-gen der Zubereitung und Verarbeitung der Arzneidrogen ist in jeder Monographie im Abschnitt über die Dosierung aufgeführt.

Sicherheitshinweise, Kontraindikationen

Während es für erfahrene Therapeuten der Traditionellen Chinesischen Medizin offensichtlich sein mag, werden Studienanfänger und Forscher oder Beschäftigte, die in andere n Bereichen des Gesundheitswesens arbeiten, be-sonders daran interessiert sein zu erfahren, welche Sicher-

heitshinweise oder Kontraindikationen bei jeder bespro-chenen Arzneidroge zu beachten sind (sind keine bekannt, sind auch keine aufgeführt). In einigen Fällen ist dies auf die Beobachtungen zurückzuführen, die TCM-Therapeu-ten in den vergangenen Jahrhunderten oder sogar Jahrtau-senden gemacht haben. Die sorgfältige und genau e Weiter-gabe dieser Informationen von einer Generation von Arzneiexperten zur nächsten ist einer der Faktoren, der zu der langen Tradition sicherer und effektiver Praxis Chine-sischer Arzneimedizin mit einem Minimum an ungewoll-ten Nebenwirkungen beigetragen hat.

Überdosierung und Behandlung

Wird die Arzneimedizin von erfahrenen Therapeuten kor-rekt angewendet, gilt sie allgemein als sicher und wir-kungsvoll. Zahlreiche Beispiele für Überdosierungen, die im Buch aufgeführt sind, gehen auf die versehentliche Ein-nahme und nicht auf die beabsichtigte Verwendung der Arzneidrogen durch Therapeuten zurück. Dennoch ist die Dosierung oft die kritische Trennlinie zwischen „Medizin“ und „Gift“. Die Informationen zur Überdosierung und zur Behandlung einer eventuellen Überdosierung stammen aus einer Vielzahl zitierter Referenzen. Obwohl die meis-ten Fälle von Überdosierungen mit den aufgelisteten tradi-tionellen Methoden behandelt werden können, ist es wichtig , daran zu denken, dass in akuten und lebensbe-drohlichen Fällen die Notfallmedizin eingreifen muss, da die traditionellen Methoden in einigen modernen Klini-ken wegen des Zeitaufwands und/oder der speziellen Me-thoden, die für die Zubereitung und Verarbeitung der Mit-tel benötigt werden, unzureichend sein können.

Chemische Zusammensetzung

Die chemische Zusammensetzung der Arzneidrogen ist extrem komplex. Die Autoren haben für die Zusammen-stellung dieses Abschnitts der Monographien auf viele Quellen zurückgegriffen. Für die gängigen Arzneidrogen wurden die aktiven Hauptkomponenten ausführlich stu-diert und gründlich nachvollzogen. Dennoch ist für das vollständige „Verstehen“ von Arzneidrogen, die nicht so häufig verwendet werden, noch viel Forschungsarbeit er-forderlich.Die chemischen Strukturen der Hauptbestandteile sind, sofern sie relevant und verfügbar sind, in den Arzneimo-nographien graphisch dargestellt.

Westliche Forschung

❚ Referenzen: Unsere Absicht war es, möglichst aus Ori-ginaltexten und glaubwürdigen Publikationen zu zitie-ren. Die Auswahl der Referenzen wurde auf der Basis folgender Kriterien getroffen: Relevanz, aussagekräfti-ger Studienentwurf, englische Sprache, möglichst Men-

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schen als Probanden, Vorrang von kontrollierten, randomisierte n Blindstudien gegenüber Beo bach-tungsberichten. Dennoch entsprechen nicht alle Refe-renzen unseren Selektionskriterien, da die meisten Stu-dien über chinesische Arzneidrogen vorwiegend in China durchgeführt und auf Chinesisch abgefasst wur-den. Anstatt uns und die Leser auf eine begrenzte Infor-mationsmenge zu beschränken, was durch die Einhal-tung dieser strengen Kriterien gegeben wäre, haben wir uns dazu entschlossen, nach eingehender Prüfung rele-vante Informationen aus glaubwürdigen Quellen in den Text mit aufzunehmen. Eine weitere Einschränkung, auf die wir während der Abfassung des Buchs gestoßen sind, ist die Nichtverfügbarkeit einiger Originalartikel, Texte und Referenzen: Einige werden nicht mehr ge-druckt, andere sind nicht ausfindig zu machen. Obwohl die Quellen nicht immer so vollständig, detailliert und aktuell sind, wie die Autoren es sich wünschen, haben wir unser Bestes gegeben, um möglichst viele Informa-tionen aus Originalquellen zu übermitteln. Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass auch eingeschränkte In-formationen wertvoll sind.

❚ Wissenschaftliche und medizinische Terminolo-gie: Zum Verständnis für die gelegentlich auftauchen-den allopathischen Begriffe im Text empfehlen wir ein allopathisches medizinisches Standardwerk (s. nächster Punkt). Da es nicht notwendig ist, diese Begriffe zu übersetzen oder zu interpretieren, sind wir zu dem Schluss gekommen, dass es unnötig und hinderlich ist, diese Begriffe ins Glossar mit aufzunehmen.

❚ Medizinische Abkürzungen und Symbole werden in Übereinstimmung mit Pschyrembel Klinisches Wörter-buch (261.  Auflage, Walter de Gruyter, 2007) verwen-det.

❚ Medikamentennamen: In diesem Buch werden die Namen von Wirkstoffen genannt.

❚ Pharmakologische Wirkungen: Die meisten pharma-kologischen Studien haben ihren Fokus auf die anato-mischen und physiologischen Wirkungen von Arz-neidrogen gerichtet: 1.  auf den Körper oder 2.  gegen Pathogene. Beispielsweise werden bei vielen Arzneidro-gen die antihypertensiven Wirkungen beschrieben, da die Einnahme der Arzneidrogen unmittelbar zu einer Senkung des Blutdrucks führt. Bei anderen wird von antibakteriellen Wirkungen gesprochen, da die Einnah-me der Arzneidroge Bakterien abtötet oder ihre Ver-mehrung hemmt. Dennoch sind die exakten Wirk-mechanismen vieler Arzneidrogen bislang noch nicht genau bekannt.

❚ Klinische Studien und Forschung. Chinesische Arz-neidrogen werden in Viel-Arzneien-Rezepturen ver-wendet. Daher beinhalten die meisten zitierten klini-schen Studien und die Forschung die Anwendung vieler Arzneidrogen und nicht nur die einer einzelnen Substanz. Obwohl dies die Anzahl der Variablen er-

höht, die das Ergebnis beeinflussen, entspricht es der aktuellen Praxis der Chinesischen Arzneimedizin sowie der Basis, auf der diese Medizin über Jahrhunderte ver-feinert wurde.

Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten

Die Interaktion von chinesischen Arzneidrogen und pharmazeutischen Medikamenten ist ein kritisches, wichtiges Thema, zu dem es bislang kaum umfangreiche und maßgebliche Information gibt. Grundkenntnisse zu diesem Thema werden in Teil 1 (▶ I/Kap. 8) vermittelt. Do-kumentierte und potentielle Wechselwirkungen (basierend auf unseren Kenntnissen über Arzneidrogen und pharma-zeutische Medikamente) werden je nach Relevanz in jeder Arzneimonographie erörtert. Arzneimonographien, die keine Informationen über Wechselwirkungen enthalten, lassen darauf schließen, dass zur Zeit der Veröffentlichung keine Informationen über bekannte oder dokumentierte Wechselwirkungen zur Verfügung standen. Dennoch wer-den die Leser dazu ermutigt, auf dem neuesten Stand zu bleiben, da regelmäßig neue Informationen über Wider-sprüche und Ergänzungen zu den Wechselwirkungen zwi-schen Arzneidrogen und pharmazeutischen Medikamen-ten veröffentlicht werden.

Toxikologie

Berichte über die Toxikologie einzelner Arzneidrogen oder ihrer Bestandteile basieren auf In-vitro-Studien. Die Leser werden dazu aufgefordert, Kontext, Ausmaß und kli-nische Anwendung mit derselbe Aufmerksamkeit zu prü-fen und nachzuvollziehen wie bei anderen Toxikologie- und In-vitro-Studien, die mit irgendeinem Medikament oder Zusatzstoff durchgeführt wurden.

Ergänzung

Häufig haben ergänzende Arzneidrogen Namen und/oder Funktionen, die der Primärsubstanz, die in einer Mono-graphie besprochen wird, ähnlich sind. Dies wird in dem Abschnitt über Ergänzungen besprochen, besonders wenn sie als Ersatzmittel eingesetzt werden können oder unge-eignete Ersatzmittel sind. Viele Arzneidrogen, die in die-sem Abschnitt besprochen werden, haben denselben bota-nischen Ursprung wie die Hauptarznei der Monographie und werden besprochen, um sie auf einen Blick verglei-chen zu können.

Kommentar der Autoren

Im Kommentar der Autoren werden weiterführende Infor-mationen besprochen, die für die Praxis relevant sind, je-doch nicht in eine andere Kategorie fallen. Außerdem er-

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Chen, Chinesische Pharmakologie I

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wähnen die Autoren an dieser Stelle vertiefende Erkenntnisse über eine spezielle Arznei, deren Anwen-dung oder ein verwandtes Thema. Oder sie geben ab-schließend klinische Erfahrungen weiter, die ihre Lehrer von sich aus zur Verfügung gestellt haben.

Referenzen

Die Referenzen sind im Text als Fußnoten in jeder Mono-graphie vermerkt, sodass ein leichter Zugang möglich ist. Die Schlüsselinformationen aller Fußnoten wurden sorg-fältig in zwei umfassenden bibliographischen Kapiteln in Teil III zusammengefasst (▶ III/Kap. 11, III/Kap. 12). Die vollständigen Namen der Klassiker (Pinyin-Namen, deut-sche Übersetzung und chinesische Schriftzeichen) sind in Kapitel 11 zu finden. Die vollständigen Namen der zeitge-nössischen Zeitschriften, Artikel und Bücher (Pinyin-Na-men, englische Übersetzung) sind in Kapitel 12 aufgelistet.

Anhang

Im Falle eines Werks wie der Chinesischen Pharmakologie, für das unzählige Informationen zusammengetragen wur-den, ist es unvermeidbar, dass der Leser auf irgendeiner Seite Informationen findet, die seine Neugier für spezielle Details wecken, die in dieser bestimmten Monographie nicht aufgeführt sind. Die Autoren möchten so viele Infor-mationen wie möglich zur Verfügung stellen, aber auch vermeiden, dass Studierende und Therapeuten von häufi-gen Wiederholungen oder zu starker Komplexität erdrückt

werden. Dies lässt die Schlüsselkonzepte undeutlich wer-den und beeinträchtigt das Vorankommen im Haupttext. Aus diesem Grund findet der Leser in Teil  III einen An-hang mit 13  Abschnitten zu speziellen Themen, die ihm dort kompakt zur Verfügung gestellt werden. Abgerundet wird das Buch durch die beiden bereits erwähnten Biblio-graphien (▶ III/Kap. 11, III/Kap. 12) und ein umfassendes Glossar (▶ Teil III, Kap. 13). Jeder Teil ist auch für sich ge-nommen unmittelbar verständlich.Die Autoren sind stolz und dankbar, dass sie ein derart ex-zellentes Team von kompetenten und erfahrenen Fachleu-ten zur Seite hatten, die Beiträge zu diesem Buch geliefert und den Inhalt weiterentwickelt haben. Wir laden die Le-ser dazu ein, den Reichtum an Wissen und Erfahrung zu schätzen, den dieses Team bei der Arbeit an der Chine-sischen Pharmakologie eingebracht hat (▶  Teil  III/„Über die Autoren“). Den Schlusspunkt des Buchs setzt am Ende von Teil III ein umfangreicher Index, der unterteilt ist in ein Stichwortver-zeichnis, ein Arzneidrogenverzeichnis nach Pinyin-Na-men, ein Arzneidrogenverzeichnis nach pharmazeuti-schen Namen und ein Rezepturverzeichnis.Wir hoffen, dass die beschriebene Struktur des Anhangs dieses Werk bestmöglich zugänglich macht und zur opti-malen Zweckmäßigkeit beiträgt. Es ist unsere Absicht, den Text kontinuierlich zu aktuali-sieren und zu verbessern, um seine Nützlickeit zu bewah-ren und zu steigern. Wir freuen uns über Ihre Kommenta-re und Vorschläge und möchten Sie ausdrücklich dazu ermutigen, uns Ihre Anregungen zukommen zu lassen.

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桂枝 桂枝Pinyin-Name Guì ZhīWörtliche Übersetzung „Zimtzweige“ Andere chinesische Namen Liu Gui Originalquelle Shen Nong Ben Cao Jing (Die Materia Medica des göttlichen Landmannes), vermutlich Östliche Han-DynastieDeutscher Name Cassia-ZimtzweigeBotanischer Name Cinnamomum cassia Presl. Pharmazeutischer Name Cinnamomi RamulusEigenschaften Scharf, süß, warmLeitbahnen Herz, Lunge, Blase

Chinesische therapeutische Wirkungen

Entlastet das Äußere durch Diaphorese

Äußere Fülle und Wind-Kälte: Das scharfe, süße und warme Gui Zhi (Cinnamomi Ramulus) hat eine diaphore-tische Funktion und entlastet das Äußere. Es leitet Schwit-zen ein, entlastet das Äußere und wärmt das Yang. Gui Zhi wird bei Beschwerden durch äußere Fülle eingesetzt. Sie manifestieren sich durch Abwesenheit von Schwitzen, weil Wind-Kälte die Poren der Haut schließt und kein Schwit-zen zulässt. Diese Arznei kann auch bei äußeren Mangel-Zuständen verwendet werden, bei denen es zu Schwitzen kommt, wenn aufgrund einer Schwäche des Wei-(Abwehr-)Qi das Öffnen und Schließen der Poren nicht mehr kontrolliert werden kann.

❚ Äußere Fülle sowie Wind-Kälte-Erkrankungen bei Ab-wesenheit von Schwitzen: in Kombination mit Ma Huang (Ephedrae Herba). Beispiel-Rezeptur: Ma Huang Tang (Ephedrae Herba Dekokt).

❚ Wind-Kälte, äußere Mangel-Zustände mit Schwitzen und Abneigung gegen Wind: Kombination mit Bai Shao (Paeoniae Radix Alba). Beispiel-Rezeptur: Gui Zhi Tang (Cinnamomi Ramulus Dekokt).

Wärmt und macht die Leitbahnen und Kollateralen frei

Bi Zheng (schmerzhaftes Blockade-Syndrom): Gui Zhi ist scharf und warm. Es wird häufig zur Behandlung von Bi Zheng angewendet, das durch Wind, Kälte und Feuchtig-keit verursacht wird. Gui Zhi wirkt auf die oberflächlichen Schichten des Körpers, wärmt die Muskeln und öffnet die Leitbahnen und Kollateralen und hat dadurch eine schmerzlindernde Wirkung.

❚ Bi Zheng: Gui Zhi in Kombination mit Zhi Chuan Wu (Aconiti Radix Praeparata) und Zhi Cao Wu (Aconiti Kusnezoffii Radix Praeparata), um Kälte und Feuchtig-keit zu vertreiben, die Kanäle und Kollaterale zu öffnen und Schmerzen zu lindern.

❚ Bi Zheng im Oberkörper, besonders in den Schultern: mit Jiang Huang (Curcumae Longae Rhizoma) und Fang Feng (Saposhnikoviae Radix).

❚ Rheumatoide Arthritis: mit Qiang Huo (Notopterygii Rhizoma seu Radix), Du Huo (Angelicae Pubescentis Radix), Fang Feng (Saposhnikoviae Radix) und Wei Ling Xian (Clematidis Radix et Rhizoma) kombinieren.

Wärmt Yang, um Stagnation durch Wasser oder Schleim zu beseitigen

Ödeme und Dysurie: Yang-Mangel beeinträchtigt den normalen Transport und die Transformation von Körper-flüssigkeiten. Diese Störung führt zu einer anormalen Zir-kulation von Wasser und zu einer Akkumulation von Was-ser, was durch Ödeme und Dysurie gekennzeichnet ist.

❚ Ödeme und Dysurie durch Yang-Mangel: Kombination mit Fu Ling (Poria), Zhu Ling (Polyporus), Ze Xie (Alis-matis Rhizoma) und Bai Zhu (Atractylodis Macroce-phalae Rhizoma). Beispiel-Rezeptur: Wu Ling San (Fünf Bestandteile Pulver mit Poria).

Tan Yin (Schleimretention): Gui Zhi behandelt Akkumu-lation von Schleim aufgrund eines Yang-Mangels mit fol-genden Symptomen: Völlegefühl in der Brust und im Hy-pochondrium, Schwindel, Gleichgewichtsstörungen und Herzklopfen. Eine übermäßige Akkumulation im Oberen Jiao (Erwärmer) beeinträchtigt die normalen Funktionen des Transports und der Transformation.

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66 Kapitel 1 Arzneien zur Entlastung des Äußeren

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❚ Akkumulation von Schleim mit Völlegefühl in der Brust und im Hypochondrium, Schwindel, Gleichge-wichtsstörungen und Herzklopfen: Kombination mit Fu Ling (Poria), Bai Zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhizoma) und Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et Rhizo-ma), um Yang zu kräftigen und eine Stagnation von Schleim aufzulösen. Beispiel-Rezeptur: Ling Gui Zhu Gan Tang (Poria, Cinnamomi Ramulus, Atractylodis Macrocephalae Rhizoma und Glycyrrhizeae Radix De-kokt).

Wärmt Yang in der Brust

Xiong Bi (schmerzhafte Blockade in der Brust): Gui Zhi wärmt Yang-Qi in der Brust und eliminiert Stagnation von Kälte oder Schleim. Kälte und Schleim können bei Yang-Mangel in die Brust eindringen und folgende Symp-tome verursachen: Xiong Bi, Husten, Brustschmerzen, die bis zur Schulter ausstrahlen können, Kurzatmigkeit und ähnliche Beschwerden. Gui Zhi wird heutzutage oft einge-setzt, um einen Herzinfarkt, eine Angina pectoris und Herzschwäche aufgrund eines Yang-Mangels ohne gleich-zeitige Hitze-Zeichen zu behandeln.

❚ Xiong Bi aufgrund eines Yang-Mangels: Kombination mit Gua Lou (Trichosanthis Fructus) und Xie Bai (Allii Macrostemi Bulbus), um das Yang in der Brust zu wär-men, die Zirkulation von Qi zu aktivieren und Stagnati-on zu beseitigen.

❚ Herzklopfen und intermittierender Puls aufgrund eines Herz-Yin- und Yang-Mangels: mit Zhi Gan Cao (Gly-cyrrhizae Radix et Rhizoma Praeparata cum Melle), Ren Shen (Ginseng Radix et Rhizoma) und E Jiao (Asi-ni Corii Colla) kombinieren, um Herz-Yin und -Yang zu stärken und einen normalen Puls wiederherzustel-len. Beispiel-Rezeptur: Zhi Gan Cao Tang (In Honig gebratene Glycyrrhizae Radix Dekokt).

Wärmt Yang im Chong Mai (Durch dringungs-gefäß) und Ren Mai (Konzeptionsgefäß) zur Wiederherstellung einer normalen Menstruation

In der Traditionellen Chinesischen Medizin wird der Chong Mai (Durchdringungsgefäß) als See des Blutes be-zeichnet, der Ren Mai (Konzeptionsgefäß) herrscht über den Uterus. Ein Yang-Mangel der Chong- und Ren-Gefäße in Kombination mit einer Qi-Stagnation verursacht einen anormalen Blutfluss mit folgenden Manifestationen: unre-gelmäßige Menstruation, Dysmenorrhö, Amenorrhö und andere gynäkologische Störungen. Gui Zhi wärmt den Chong Mai (Durchdringungsgefäß) und Ren Mai (Konzep-tionsgefäß) und zerstreut Stagnation, indem es die Blutzir-kulation in den Gefäßen ermöglicht.

❚ Unregelmäßige Menstruation aufgrund eines Yang-Mangels und Stagnation von Kälte: mit Dang Gui (An-

gelicae Sinensis Radix) und Chuan Xiong (Chuanxiong Rhizoma) kombinieren, um die Kanäle zu wärmen, Sta-gnation durch Kälte zu eliminieren und das Blut zu nähren. Beispiel-Rezeptur: Wen Jing Tang (Wärme die Menses Dekokt).

❚ Blut-Stase und Schwellung im unteren Abdomen: zu-sammen mit Mu Dan Pi (Moutan Cortex) und Tao Ren (Persicae Semen), um Blut-Stase zu zerstreuen. Bei-spiel-Rezeptur: Gui Zhi Fu Ling Wan (Cinnamomi Ra-mulus und Poria Pille).

Dosierung

5–10 g. Die Höchstdosis für Gui Zhi beträgt 30 g. Es kann in Dekokten sowie in Pillen- oder Tablettenform verwen-det werden.

Sicherheitshinweise, Kontraindikationen ❚ Gui Zhi sollte bei Patienten mit hohem Blutungsrisiko,

bei Schwangeren oder bei Frauen, die an einer Hyper-menorrhö leiden, mit Vorsicht angewendet werden, weil es die Blutzirkulation anregt.

❚ Gui Zhi ist scharf und warm und kann daher bei un-sachgemäßer Anwendung das Yin schädigen. Deshalb ist diese Arznei bei Patienten mit fieberhaften Erkran-kungen, Yang-Fülle in Verbindung mit einem Yin-Man-gel, Hitze im Blut oder anderen, durch Hitze dominier-ten Störungen kontraindiziert.

Chemische Zusammensetzung

Ätherische Öle 0,43-1,35% (Cinnamaldehyd, Benzylben-zoat, Cinnamylacetat, Calamenen, β-Cadinen, Terpinon-4-ol), trans-Zimtsäure, Cumarin, Protocatechusäure.1

Pharmakologische Wirkungen

❚ Antibiotisch: Gui Zhi wirkt sowohl antibakteriell als auch antiviral. Es hemmt Staphylococcus aureus, Salmo-nella typhi, einigen Dermatophyten sowie Influenzavi-ren.2

❚ Diuretisch: Das ätherische Öl von Gui Zhi hat eine milde diuretische Wirkung und reduziert Ödeme.3

❚ Diaphoretisch und fiebersenkend: Das ätherische Öl von Gui Zhi leitet Schwitzen ein und senkt die Körper-temperatur durch die Erweiterung der Blutgefäße in den peripheren Körperregionen.4

❚ Schmerzlindernd: Es übt eine schmerzlindernde Funktion aus.5

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❚ Zirkulatorisch: Gui Zhi erweitert die Blutgefäße und fördert die Blutzirkulation in Richtung Uterus.6

❚ Weitere Wirkungen: Gui Zhi hat eine herzstärkende, beruhigende und hypnotische sowie eine hustenlin-dernde Wirkung.7

Klinische und wissenschaftliche Studien ❚ Frostbeulen: Einem Bericht zufolge wurden sechs Pa-

tienten mit Frostbeulen mit einem Dekokt behandelt. Es wurde zweimal täglich über einen Zeitraum von fünf bis zehn Tagen mit zufriedenstellenden Resultaten ver-abreicht. Die Rezeptur enthielt Gui Zhi, Chi Shao (Pae-oniae Radix Rubra), Dang Gui (Angelicae Sinensis Ra-dix), Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et Rhizoma), Sheng Jiang (Zingiberis Rhizoma Recens) und Da Zao (Juju-bae Fructus).8 Im Rahmen einer anderen Studie wurde Gui Zhi äußerlich auf die Frostbeule mit sehr guten Er-folgen aufgetragen. Das Dekokt wurde wie folgt zube-reitet: 60  g Gui Zhi wurden für zehn Minuten in 1000  ml Wasser gekocht. Das Dekokt wurde zweimal täglich für 10 bis 15 Minuten auf die betroffene Region aufgebracht. Die Behandlungsdauer variierte zwischen einer einmaligen und sechs lokalen Anwendungen.9

❚ Taubheitsgefühl des Gesichts: 30  Patienten, die an einem Taubheitsgefühl des Gesichts litten, wurden mit einer lokalen Arzneianwendung behandelt. Die Studie berichtet von der vollständigen Genesung von 26 Pati-enten und einer moderaten Besserung bei drei Patien-ten. Ein Patient reagierte nicht auf die Behandlung. Die Behandlungsdauer lag zwischen 6  und 15  Tagen. Die Rezeptur enthielt Gui Zhi 30 g, Fang Feng (Saposhniko-viae Radix) 20 g und Chi Shao (Paeoniae Radix Rubra) 15 g. Das Behandlungsprotokoll sah vor, die Arzneidro-gen zu dekoktieren und das Dekokt zweimal täglich für ca. 20  Minuten in die betroffene Region einzumassie-ren. Nach jeder Behandlung sollte sich ein Gefühl von milder Wärme und Rötung in der behandelten Region einstellen.10

❚ Hypotonie: Eine Studie berichtet von 117  Patienten mit niedrigem Blutdruck, die mit einem Dekokt behan-delt wurden. Bei allen Patienten stellte sich innerhalb von zwei bis drei Tagen eine spürbare Wirkung ein. Die Rezeptur bestand aus Gui Zhi 40 g, Rou Gui (Cinnamo-mi Cortex) 40  g und Gan Cao (Glycyrrhizae Radix et Rhizoma) 20  g. Die Arzneidrogen wurden als Dekokt zubereitet und zu drei gleichen Teilen täglich verab-reicht.11

❚ Arthritis: Eine Studie berichtet von der Verwendung von Arzneirezepturen bei der Behandlung von 30 Pati-enten mit Arthritis. 15  Patienten wurden vollständig gesund, bei sechs Patienten stellte sich eine deutliche Besserung ein, bei fünf Probanden konnte eine mode-rate Wirkung und bei vier Patienten keine Besserung

festgestellt werden. Den Patienten wurde das Dekokt einmal täglich verabreicht. Die Behandlungsdauer wur-de nicht angegeben. Die Rezeptur enthielt Gui Zhi 15 g, Bai Shao (Paeoniae Radix Alba) 15 g, Gan Cao (Glycyr-rhizae Radix et Rhizoma) 6  g, Ma Huang (Ephedrae Herba) 6 g, Bai Zhu (Atractylodis Macrocephalae Rhi-zoma) 12  g, Zhi Mu (Anemarrhenae Rhizoma) 10  g, Fang Feng (Saposhnikoviae Radix) 10 g, Fu Zi (Aconiti Radix Lateralis Praeparata) 30 bis 60 g und Sheng Jiang (Zingiberis Rhizoma Recens) 5  g. Patienten, die an chronischer und hartnäckiger Arthritis litten, wurde zusätzlich Quan Xie (Scorpio) 10  g, Wu Gong (Scolo-pendra) 10 g, Wu Shao She (Zaocys) 10 g und Chuan Shan Jia (Manitis Squama) 10 g verschrieben.12

Wechselwirkung mit anderen MedikamentenDiuretika: Gui Zhi hat eine milde diuretische Wirkung. Obwohl von potentiellen Wechselwirkungen noch nicht berichtet wurde, kann die gleichzeitige Anwendung von Diuretika zu einer erhöhten Ausscheidung von Wasser und/oder Elektrolyten führen.13 (Hinweis: Beispiele für Di-uretika sind Chlorothiazid, Hydrochlorothiazid, Furose-mid, Bumetanid und Torasemid.)

Toxikologie

Die LD50 für Zimtaldehyd betrug bei Mäusen bei intrave-nöser Injektion 132 mg/kg, 610 mg/kg bei intraperitonea-ler Injektion und 2,225 mg/kg bei oraler Einnahme. Inter-essanterweise kam es tagsüber häufiger zu toxischen Reaktionen und Todesfällen als nachts.14

Referenzen 1. Xian Dai Zhong Yao Yao Li Xue (Contemporary Pharmacology

of Chinese Herbs), 1997; 46 2. Zhong Yao Xue (Chinese Herbology), 1998; 65:67 3. Ibid. 4. Ibid. 5. Ibid. 6. Ibid. 7. Ibid. 8. Zhong Hua Yi Xue Za Zhi (Chinese Journal of Medicine), 1956;

10:978 9. Xin Zhong Yi (New Chinese Medicine), 1980; 1610. Hu Nan Zhong Yi Za Zhi (Hunan Journal of Chinese Medicine),

1987; 8(2):411. Zhong Guo Nong Cun Yi Xue (Chinese Agricultural Medicine),

1985; (5):1112. Shi Zhen Guo Yao Yan Jiu (Research of Shizhen Herbs), 1991;

5(4):3613. Chen, J. Recognition and prevention of herb-drug interactions,

Medical Acupuncture, Fall/Winter 1998/1999; 10(2); 9–1314. Chang Yong Zhong Yao Xian Dai Yan Jiu Yu Lin Chuang (Recent

Study and Clinical Application of Common Traditional Chinese Medicine), 1995; 6:8

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68 Kapitel 1 Arzneien zur Entlastung des Äußeren

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雞香藤 鸡香藤Pinyin-Name Jī Xiāng TéngAndere chinesische Namen Ji Shi Teng, Wu De Teng, Chou Xing Teng, Niu Pi DongDeutscher Name StinkweinstängelBotanischer Name Paederia scandens (Lour.) Merr.Pharmazeutischer Name Paederiae CaulisEigenschaften Süß, neutral bis leicht warmLeitbahnen Lunge, Leber

Chinesische therapeutische Wirkungen

Vertreibt Wind-Kälte

Körperschmerzen in Verbindung mit einer Störung, die durch einen äußeren pathogenen Faktor verur-sacht wird: Charakteristischerweise lindert Ji Xiang Teng (Paederiae Caulis) Körper- und Gelenkschmerzen, die durch das Eindringen von Wind-Kälte verursacht werden.

Es ist die Arzneidroge der Wahl, wenn Schmerzen in Ver-bindung mit einer Erkältung auftreten. Es wird als Einzel-arznei zur Linderung von Schmerzen oder in Kombination mit anderen warmen, diaphoretischen Arzneidrogen ver-wendet. Weitere klinische Manifestationen sind Nasen-fluss, Schleim und Abneigung gegen Kälte.

❚ Gelenk- und Schmerzen im gesamten Körper aufgrund von Wind-Kälte: Ji Xiang Teng in Kombination mit Fang Feng (Saposhnikoviae Radix), Hong Gu She (Kadsura Japonicae Radix) und Dao Di Wu Gong (Heli-minthostachytis Rhizoma) verwenden.

❚ Husten mit viel Schleim: zusammen mit Wu Tian (Viti-cis Quinatae Radix et Folium) und Fu Rong (Hibisci Radix) verwenden.

Vertreibt Kälte und Feuchtigkeit

Bi Zheng (schmerzhaftes Blockade-Syndrom) auf-grund von Kälte und Feuchtigkeit: Aufgrund seiner Wind, Kälte und Feuchtigkeit zerstreuenden Wirkung lin-dert Ji Xiang Teng Schmerzen. Es behandelt Bi Zheng, das durch Kälte und Feuchtigkeit verursacht wird, mit fest um-schriebenen Schmerzen, die sich bei Kälte verschlimmern.

❚ Bi Zheng: Ji Xiang Teng zusammen mit Yi Tiao Gen (Moghaniae Radix), Chuan Shan Long (Dioscoreae Nipponicae Rhizoma) und Du Huo (Angelicae Pube-scentis Radix) verwenden.

Eliminiert Toxine

❚ Neurodermitis: Ji Xiang Teng äußerlich anwenden. ❚ Organophosphor-Pestizidvergiftung: mit Lu Dou (Pha-

seoli Radiati Semen) kombinieren. Treten nach Ein-nahme der Arzneidrogen Übelkeit und Erbrechen auf, ist dies als Entgiftungsprozess zu bewerten.

Dosierung

5–30 g im Dekokt.

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350 Kapitel 4 Wind-Feuchtigkeit vertreibende Arzneien

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海風藤 海风藤Pinyin-Name Hăi Fēng TéngWörtliche Übersetzung „Seewindrebe“Originalquelle Ben Cao Zai Xin (Erneuerte Materia Me-dica)Deutscher Name Futokadsura-Pfeffer-StängelBotanischer Name Piper futokadsura Sieb. et Zucc. (Feng Teng); Piper wallichii (Miq); Piper kadsura (choisy) OhwiPharmazeutischer Name Piperis Kadsurae CaulisEigenschaften Scharf, bitter, etwas warmLeitbahnen Leber

Chinesische therapeutische Wirkungen

Zerstreut Wind-Feuchtigkeit, öffnet Leitbahnen und Kollateralen

Bi Zheng (schmerzhaftes Blockade-Syndrom), Trau-mata: Hai Feng Teng (Piperis Kadsurae Caulis) ist scharf, warm und zerstreuend und wird bei der Behandlung von schmerzenden Gelenken sowie Spasmen und Schmerzen im unteren Rücken und in den Knien eingesetzt. Außer-dem lindert es verletzungsbedingte Schmerzen.

❚ Bi Zheng: Hai Feng Teng zusammen mit Gui Zhi (Cin-namomi Ramulus), Qin Jiao (Gentianae Macrophyllae

Radix), Dang Gui (Angelicae Sinensis Radix) und ande-ren Blut belebenden Arzneien verwenden.

Dosierung

5–10 g.

Chemische Zusammensetzung

Futoenon, Futoamid, Futoguinol, α-Pinen, β-Pinen, Limo-nen.1

Pharmakologische Wirkungen

Kardiovaskulär: Bei der Gabe von Hai Feng Teng wurden ein verringerter Gefäßwiderstand, eine gesteigerte Durch-blutung der Koronararterien und der Körperperipherie so-wie ein erniedrigter Blutdruck beobachtet. Die Arznei ist vielversprechend bei der Behandlung von Erkrankungen der Koronararterien und von zerebraler Thrombose.2

Klinische und wissenschaftliche Studien ❚ Koronare Herzkrankheit (KHK) und Angina pecto-

ris: Bei 56  Patienten mit KHK und Angina pectoris wurden einmal täglich 250  ml einer 10-prozentigen Glukoselösung mit einem Hai-Feng-Teng-Präparat int-ravenös eingespritzt. Die Untersuchung verzeichnete gute Erfolge.3

❚ Zerebrale Thrombose: 87  Patienten mit zerbraler Thrombose erhielten einmal täglich eine intravenöse Injektion mit 500  ml einer 10-prozentigen Glukoselö-sung mit einem Hai-Feng-Teng-Präparat. Hierbei ergab sich eine Gesamtwirksamkeitsrate von 83,9%.4 In einer anderen Untersuchung wurden 50 Patienten mit zereb-raler Thrombose bzw. Embolie mit Hai Feng Teng be-handelt. Die Wirksamkeitsrate betrug 86,1%.5

Referenzen 1. Xian Dai Zhong Yao Yao Li Xue (Contemporary Pharmacology

of Chinese Herbs), 1997; 440–441 2. Zhong Guo Zhong Yao Za Zhi (People’s Republic of China

Journal of Chinese Herbology), 1989; 14(11):43 3. Zhong Xi Yi Jie He Za Zhi (Journal of Integrated Chinese and

Western Medicine), 1983; 5:271 4. Zhong Yao Xue (Chinese Herbology), 1998; 3:180 5. Zhong Hua Shen Jing Jing Shen Ke Za Zhi (Chinese Journal of

Neurology and Psychiatry), 1979; 3:160

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������� �Erythrinae Cortex

海桐皮Pinyin-Name Hăi Tóng PíOriginalquelle Hai Yao Ben Cao (Materia Medica der Kräuter von [über] den Meeren), verfasst zwischen 907 und 960 von Li XunDeutscher Name Korallenstrauchrinde, Korallenbaum-rinde, Erythrina-Rinde Botanischer Name Erythrina variegata L. var. orientalis (L.) Merr. (Ci Tong)Pharmazeutischer Name Erythrinae CortexEigenschaften Bitter, scharf, neutralLeitbahnen Leber

Chinesische therapeutische Wirkungen

Zerstreut Wind und Feuchtigkeit, öffnet Leitbahnen und Kollateralen

Bi Zheng (schmerzhaftes Blockade-Syndrom): Hai Tong Pi (Erythrinae Cortex) ist scharf, bitter und hat eine trocknende, zerstreuende Wirkung. Es zerstreut Wind und Feuchtigkeit und öffnet periphere Leitbahnen und Kollate-ralen. Es wird bei der Behandlung von unterschiedlichen Erkrankungen des Bewegungsapparats eingesetzt, z.B. bei Muskelschmerzen, Spasmen und Krämpfen sowie bei Schmerzen im unteren Rücken. Es hat eine mäßig schmerz-lindernde Wirkung und muss mit anderen Arzneien kom-biniert werden, um seine volle Wirksamkeit zu entfalten.

❚ Schmerzen in der unteren Körperhälfte mit Feuchtig-keit- und Hitze-Zeichen: Hai Tong Pi zusammen mit

Fen Bi Xie (Dioscoreae Hypoglaucae Rhizoma) und Mu Tong (Akebiae Caulis) verwenden.

❚ Chronische Gelenkschmerzen durch Wind, Kälte und Feuchtigkeit: Hai Tong Pi zusammen mit Niu Xi (Achyranthis Radix) und Qiang Huo (Notopterygii Rhi-zoma seu Radix) einsetzen.

❚ Schmerzhafte, geschwollene Gelenke: Gui Zhi (Cinna-momi Ramulus) hinzufügen.

Tötet Parasiten ab und lindert Juckreiz

Bei äußerlicher Anwendung tötet Hai Tong Pi Parasiten ab und lindert Juckreiz. Es wirkt bei juckenden Hautwunden und Infektionen.

❚ Juckende Hautwunden und Infektionen: Hai Tong Pi zusammen mit She Chuang Zi (Cnidii Fructus) und Da Huang (Rhei Radix et Rhizoma) verwenden. Die Arz-neien im Dekokt kochen und dann äußerlich als Waschlösung verwenden. Oder die Arzneidrogen in Alkohol einweichen und die Tinktur auf die betroffene Hautstelle auftragen.

Dosierung

6–12 g. Hai Tong Pi wird häufig innerlich als Dekokt ver-wendet. Bei äußerlicher Anwendung wird die pulverisierte Arzneidroge mit Wasser zu einer Paste verrührt und dann auf die betroffene Körperstelle aufgetragen.

Sicherheitshinweise, KontraindikationenHai Tong Pi sollte bei Patienten mit Blut-Mangel mit Vor-sicht verwendet werden.

Chemische Zusammensetzung

Erythralin, Aminosäuren, organische Säuren.1

Pharmakologische Wirkungen

Antibiotisch: Hai Tong Pi hemmt die Vermehrung von Staphylococcus aureus, einigen pathogenen Pilzen und Dermatophyten.2

Referenzen 1. Chang Yong Zhong Yao Xian Dai Yan Jiu Yu Lin Chuang (Recent

Study and Clinical Application of Common Traditional Chinese Medicine), 1995; 238

2. Ibid.

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