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Chasing Max Mustermann hrsg. zweintopf

Chasing Max Mustermann

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Any Street, Any City, Any State – dank Shopping und Urban Entertainment finden wir uns in immer gleicheren Innenstädten wieder. Wo man sich an Konsumenten und Touristen orientiert, wo Sicherheit und Ordentlichkeit herrschen, wo private Sicherheitsdienste walten, macht Stadtluft längst nicht mehr frei. Es gibt kaum eine Grenze, die so beharrlich neu verhandelt werden muss, wie die Schnittstelle vom Öffentlichen zum Privaten, zwischen Individuum und Gesellschaft. 16 KünstlerInnen werden an dieser Sollbruchkante tätig – ihre Eingriffe und Analysen im und über das Private im öffentlichen Raum werden in einer gemeinsamen Ausstellung präsentiert. mit: Brad Downey, Eva Engelbert & Christian Hoffelner, Anne Glassner, Reinhard Gupfinger, Andreas Heller, Katharina Lackner & Sam Bunn, Wolfgang Lehrner, Michail Michailov, Tomáš Moravec, Erwin Polanc, Harald Saiko, we are visual, Roswitha Weingrill, zweintopf

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Chasing Max Mustermann

hrsg. zweintopf

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Interventionen und Analysen zwischen öffentlich und privat

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Index

Vorwort, zweintopf /4

Einführung, Elisabeth Fiedler /8

//////////////////////////////////

Brad Downey /14

Eva Engelbert & Christian Hoffelner /18

Anne Glassner /22

Reinhard Gupfinger /26

Andreas Heller /30

Katharina Lackner & Sam Bunn /34

Wolfgang Lehrner /38

Michail Michailov /42

Tomáš Moravec /46

Erwin Polanc /50

Harald Saiko /54

we are visual /58

Roswitha Weingrill /62

zweintopf /66

//////////////////////////////////

Biografien /70

Impressum /72

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Vorwort

Wo kämen wir denn hin, wenn...

Was ist was? So heißt eine beliebte Wissens-Buchreihe für Kinder. Einfach, bunt und

strukturiert wird hier erklärt, wie die Dinge und Phänomene ihrem Wesen nach sind und

aneinander hängen, welches Detail wichtig ist und welches nebensächlich. Ein ähnliches

Nachschlagewerk wäre oft auch für die Belange des Öffentlichen, des Demokratischen

oder Zwischenmenschlichen praktikabel. Aber es ist das Wesen des öffentlichen Raumes,

dass hier vieles fraglich bleiben muss. Dehn- und verhandelbar. Immer wieder neu

auszuloten.

Was ist öffentlich? Was privat? Wie erkennt man die Merkmale des einen und des

anderen? Gibt es fassbare Übergänge und wo und wann zeichnen sie sich ab? Wie im

alltäglichen Zusammenleben äußern sich diese Grenzen und wie positioniert sich der

Einzelne dazu? Was erlaubt man sich und was ist tatsächlich erlaubt? Und wer erlaubt

sich zu erlauben? Wo kann man sich einbringen und wo regiert das Von-oben-herab?

Oder ist ohnehin alles längst virtuell und den Bedingtheiten eines persönlichen wie

örtlichen Interagierens entwachsen?

Das Thema, öffentlich und privat, mit dem wir zu Beginn des Jahres 17 KünstlerInnen

und Kollektive konfrontiert haben, beinhaltet viele Ws und Abers. Den öffentlichen Raum

miteinander zu teilen, ist ein immerwährender Prozess und die Beschaffenheit jener Orte,

die dafür gewidmet sind, bleibt in ständiger Diskussion. Während die verantwortlichen

Touristiker gerne alles durch eine Brille Marke blauer Himmel und Sonnenschein

vermarkten, haben andere längst ihre beweglichen Kameras ausgerichtet und stöbern

BettlerInnen und angebliche Asoziale aus ihren Nischen auf. Ist doch gut und im

allgemeinen Interesse, wenn alles möglichst sauber sicher und gefällig wird?

Wo kämen wir denn hin, wenn...

Auch Kunst kann sich in diesem Zusammenhang im öffentlichen Raum gut und gern

instrumentieren lassen. Ob zur zeitweiligen Bespaßung der PassantInnen oder um

wiedererkennbare Monumente und interessante Oberflächen innerhalb des Städtischen

zu schaffen. Viele bunte Pins im Stadtplan. Must sees. Einstige Subkulturen wie Graffiti

und Street Art dienen unter anderem dazu ein urbanes Lebensgefühl zu applizieren.

Offen kritische Positionen, Hinweise auf eine unbequeme Vergangenheit werden nach

einem entsprechenden Zeitraum von Empathie und Empören gerne wieder verräumt -

aus Gründen einer angeblichen öffentlichen Sicherheit, die wohl eher im Aufstören der

Gedanken, als an tatsächlich entstandenen Hindernissen zu suchen ist.

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Die Gestaltung des öffentlichen Raumes, die Formulierung der Botschaften nur jenen zu

überlassen, die sich auf den zahlreichen Werbeflächen mit ihren Slogans einschreiben,

die ihre Produkte, Events und Wohlfühlschablonen auf alles projizieren, was irgendwie

verwertbar erscheint, kommt nicht Frage. Zumindest nicht für uns.

Die Idee zu Chasing Max Mustermann ist nicht zuletzt auch dem überbordenden

Angebot des Massenkonsums geschuldet: Jenen Dingen, mit denen wir unsere Räume,

die öffentlichen wie die privaten gestalten, die Moden und Standards unterliegen, ob aus

dem Baumarkt stammend oder aus dem Fundus der Lifestyle-Blogs. Auf der Suche nach

dem, was uns antreibt, stoßen wir am Ende immer auf diesen Bodensatz an materiellen

Stellvertretern, der uns bereichert und belastet gleichermaßen. Neben den Möglichkeiten,

die er uns angeblich verschafft, verlangt er uns nämlich auch einiges ab, weil er finanziert,

gewartet und in immer schneller werdenden Rhythmus erneuert werden will. Der

Name Max Mustermann dient uns dabei als Platzhalter oder besser Phantom eines

Durchschnitts, zu dem schlussendlich niemand gehören will.

Die Art der Herangehensweise, die wir für unsere Fragen gesucht haben, ist eine

möglichst subtile, eine temporäre, eine invasive. Wir haben die KünstlerInnen gebeten,

auf ihre Weise tätig zu werden. Fragen zu stellen und nicht um Erlaubnis zu fragen,

Äußerungen ganz selbstverständlich zu positionieren, Dinge zu extrahieren, Muster zu

entdecken, zu überzeichnen, zu unterstreichen, die Gegebenheiten und Oberflächen durch

ihre Setzungen umzuarbeiten bzw. neu zu deuten. Wir wissen, dass unser Publikum

dabei ein rein zufälliges ist, umso mehr wiegt die Dokumentation, die diese Aus- bzw.

Einschnitte über bzw. in den öffentlichen Raum zugänglich macht:

Die Ausstellung, der Katalog sind verbindende Elemente auf der Suche nach einem

Erklärungs- respektive Annäherungsversuch: Chasing Max Mustermann ist das dritte

einer losen Reihe von unabhängigen Interventions- und Ausstellungsprojekten, an denen

wir uns in den vergangenen 7 Jahren in Graz versucht haben. Das bedeutet keinesfalls

das Ende unserer Auseinandersetzung mit dem Öffentlichen. Dazu haben wir uns zu sehr

verstrickt, zu viele Brachen und Leerstellen aufgetan. Dazu werfen wir nur zu gerne kleine

Steinchen ins Getriebe der allumfassenden Sehnsuchtsproduktionsmaschinerie, die uns

alle angeblich bei Laune halten soll.

zweintopf

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Where might we end up if...

Was ist was? - literally, What is what? – is the name of a popular German-language

series of non-fiction books for children. Simple, colourful and clearly laid out, they

explain the essential nature of things and phenomena and how these are related to one

another, clarifying which details are important and which details not so important. A

similar kind of reference work would come in useful when analysing public, democratic

or interpersonal issues. Yet the very essence of public space is that many aspects must

remain doubtful. Pliable and variable. In constant need of evaluation.

What is public? What is private? How do you distinguish the characteristics of one

from the other? Do tangible transitions exist, and if so, where and when do they

emerge? Within the context of everyday coexistence, how do these boundaries manifest

themselves, and where does the individual stand in relation to them? Where can you

take liberties, what is actually permitted? Just who is it who takes the liberty to do this

permitting?Where can you become part of the process, and where is it decided from on

high? Or is it anyway the case that everything has long since arrived at a virtual level, and

that the relativities of personal and local interaction have already been left behind?

At the beginning of the year we confronted 17 artists and collectives with the theme of

public and private, and with its many ifs and buts. Sharing public space with one another

is a never-ending process, and the nature of those places allocated to it remains under

constant discussion. The tourism industry would like to market everything through a

pair of glasses from the blue-sky and sunshine brand. Others have long since set up their

moving cameras and are busy flushing out beggars and ‘asocial’ types from their nooks

and crannies. Is it really good and in the general interest if everything is made as clean,

safe and pleasant as possible? Where might we end up if…

Within this context, art can also serve as an effective and appropriate tool in public space.

Whether it is to create temporary amusement for passers-by, or recognisable monuments

and interesting surfaces within the urban environment. Lots of brightly coloured pins

on the city map. Must-sees. Former subcultures such as graffiti and street art now serve

partly to provide an ‘urban’posture. After a seemly interval of empathy and horror, openly

critical positions and references to an uncomfortable past are now being cleared away

again – supposedly for reasons of public safety, although these clearly have more to do

with the disturbance of people’s thoughts than with actual obstacles.

Prologue

Page 9: Chasing Max Mustermann

We leave the design of public space and the formulation of messages entirely up to those

who inscribe their slogans across the numerous advertising surfaces, who project their

products, events and feel-good templates onto anything they can use.This should not be

tolerated - at least as far as we are concerned.

The concept of Chasing Max Mustermann arose mainly due to the excessive range of

mass consumerism: the things we use in order to design our spaces, both public and

private, that are subject to fashions and standards, whether they come from the DIY store

or from the selection of the lifestyle blog. In the search for what drives us, we ultimately

always come up against this sedimentary layer of material substitutes that both enriches

and encumbers us. Alongside the possibilities that it supposedly creates for us, this is

very demanding: it needs to be financed,maintained and renewed in an ever-accelerating

rhythm. The name Max Mustermann acts as a place marker or rather the phantom of an

average mainstream - to which no one actually wants to belong.

The kind of approach we sought for our questions is as subtle as possible, temporary

and invasive. We asked artists to work in their usual way. To ask questions and not ask

for permission, quite naturally to position statements, to extract things, to discover

patterns, to overdraw, to underline, to translate and reinterpret situations and surfaces

with their actions. We are aware that our audience is completely random, meaning that

the documentation that opens up accessibility to these sections - or insections - in public

space becomes all the more significant.

The exhibition and the catalogue are connecting elements in the search for an attempt

at an explanation or an approach: Chasing Max Mustermannis the third in a series of

independent intervention and exhibition projects that we have attempted in the past 7

years in Graz. This by no means signifies an end to our investigations into public space.

We have become too entangled in the subject, and have opened up too many wastelands

and gaps, to give up now. We will continue to enjoy throwing small stones into the vast

machinery that produces the consumer cravings intended to keep us amused.

zweintopf

Page 10: Chasing Max Mustermann

Fragen nach dem öffentlichen Raum, seinem Wesen, Fragen danach, wodurch er sich

ausweist, wem er gehört, von wem er wie genutzt wird, welche Bedeutung er hat, wo

er sich befindet, beschäftigen nicht nur das Institut für Kunst im öffentlichen Raum,

sondern sind von eminenter allgemeiner demokratiepolitischer Bedeutung.

In einzelnen Staaten unterschiedlich interpretiert ist öffentlicher Raum grundsätzlich

jener, der frei zugänglich ist. Dazu zählen nicht nur öffentliche Verkehrs- und

Grünflächen, die einer Gemeinde oder einer Körperschaft öffentlichen Rechts gehören,

der öffentliche Raum erweitert sich auch auf virtueller Ebene über soziale oder andere

digitale Netzwerke. Dass deren Nutzungsberechtigung durch Übereinkünfte oder

Bewilligungen öffentlicher Ämter bestimmt wird, ist sich der Großteil der Bevölkerung oft

nicht bewusst.

Dennoch sind die Grenzen zwischen Öffentlichkeit und Privatheit verschwimmend.

Während die Einvernahme des öffentlichen Raumes durch ökonomische Interessen

und politische Willensbildung zunehmend über dessen Nutzung entscheidet, gibt es

gleichermaßen Vorstöße und Verschiebungen in Richtung privater oder tatsächlich

allgemeiner Verwendung bzw. Inanspruchnahme desselben Raumes. Zwischenbereichen,

die nicht eindeutig kategorisierbar sind, kommt eine zusätzliche Bedeutung zu

Das Künstlerduo zweintopf beschäftigt sich seit Jahren mit diesen Thematiken und

legt mit seinem Projekt Chasing Max Mustermann den dritten und finalen Teil einer

kuratierten Reihe dar.

Mit Imagineering wählten sie im Jahr 2009 Shoppingwelten als Performance-Räume,

innerhalb derer sie die Konstruktion von Scheinöffentlichkeit untersuchten. Sie entlarvten

scheinbar öffentliche Zugänglichkeit und Verfügbarkeit, indem sie 16 KünstlerInnen,

ArchitektInnen und Kollektive einluden, ohne Erlaubnis einer Shoppingcenterleitung

künstlerisch tätig zu werden. Fragen zu Stadtentwicklung, Imagebildung, Konsum,

der Verödung gewachsener Stadtzentren oder der gesellschaftlichen Relevanz und

Veränderung durch die Einführung von Shopping Malls wurden innerhalb dieses

Projektes untersucht. Subversiv und jenes Konsumverhalten verunsichernd, das

nicht mehr notwendige Dinge, sondern Gefühlswelten erstrebt, wurden die damals

existierenden Einkaufszentren der und um die Stadt Graz, Murpark, Seiersberg und

Citypark mit künstlerischen Mitteln befragt.

Einführung

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2012 widmeten sich zweintopf mit 13 anderen KünstlerInnen in Verkehrsräumen und

Parkhausarchitekturen dem Problem des städtischen Individualverkehrs und damit

einer Facette urbaner Planungsstrategien und deren Auswirkungen. In transitorischen

Räumen von Graz wurden die Fragen Was bedeutet Mobilität für den öffentlichen Raum,

wo gibt es Reibungsflächen mit anderen Nutzungen, wo Brachen und Problemzonen

und wie könnten wir mit der Monofunktionalität, die Verkehrs- und Parkflächen für sich

einfordern, umgehen? unter dem Titel PARK & PRIDE/ (NO) STANDING ANYTIME mit

künstlerischen Mitteln und Strategien untersucht und bearbeitet.

Mit dem diesjährigen Projekt mit dem Titel Chasing Max Mustermann hinterfragen 17

KünstlerInnen Grenzen und Schnittstellen zwischen Privatheit und Öffentlichkeit, die

immer wieder neu ausgelotet, deren Dehnbarkeit untersucht werden muss.

Entsprechend diesen oft ungewissen Grenzen wird keine Dauerhaftigkeit von

Kunstwerken angestrebt. Temporär wird interventionistisch agiert, um die Fragilität

des Dazwischen zu verdeutlichen. Damit wird einerseits Öffentlichkeit in Frage gestellt,

andererseits wird sie stabilisiert und in ihrem demokratisch verstandenen Wert durch

neue Zugänglichkeiten betont.

Anonymität und Zuschreibung innerhalb unserer Gesellschaft sind Themen, die im Titel

deutlich angesprochen werden. Max Mustermann, das deutsche Synonym einer fiktiven

Durchschnittsperson, die imaginär bleibt und keinerlei Individualität in sich trägt, ist

Gleichschaltungsprogramm ohne Differenzierung. Mit Chasing Max Mustermann, also

einem Nacheifern dieses Normativs werden jene gesellschaftspolitischen Mechanismen

angesprochen, die notwendige Diversitäten oder Polyvalenzen innerhalb demokratischer

Systeme einfachen Kategorisierungen gegenüberstellen.

Folglich wird auch kein spezifisches Publikum angesprochen, es wird nicht adressiert,

sondern mittels ephemerer Aktionen stellen sich Irritationen ein, die das einheitliche

Geflecht normierter Bedingungen fraglich erscheinen lassen und bewusst perforieren.

Dr. Elisabeth FiedlerLeiterin Abteilung Kunst im Außenraum, Chefkuratorin des Österreichischen

Skulpturenparks und des Instituts für Kunst im öffentlichen Raum Steiermark am

Universalmuseum Jonneum

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Questions about public space, its nature, what its defining characteristics are, who it

belongs to, who uses it and how they use it, what significance it has, where it is located

– these issues are not just a concern for the Institute for Art in Public Space, but also of

great importance generally in the context of democratic politics.

Although it is subject to varying interpretations in different countries, public space is

basically space that is freely accessible. It includes the public traffic areas and green

spaces that belong to a municipality or a public corporation, but also, on a virtual level,

extends via social or other digital networks. Often, the majority of the population is not

aware of the fact that the authorisation of its usage is defined by agreements and licences

issued by public offices.

The boundaries between what constitutes public and private are, however, blurred.While

the assessment of public space increasingly determines its use in line with economic

interests and political purposes, there are equally inroads and shifts being made in the

direction of private, or in effect general, use of and/or claims to the same space. Grey

areas that cannot clearly be categorised acquire an additional significance.

For several years now, the artist duo zweintopf have focused on these themes. Their

project Chasing Max Mustermann is the third and final part of a curated series.

In 2009, for Imagineering, zweintopf selected shopping environments as performance

spaces within which they investigated the construct offake ‘publicness’. Inviting 16 artists,

architects and collectives to create artworks without permission from the management of

a shopping centre, they debunked the myth ofits public accessibility and availability. The

project examined the issues around urban development, image creation, consumption,

the desolation of organically grown town centres or around social relevance and changes

due to the introduction of shopping malls. Subversively and unnervingly, the project

aimed its sights at the kind of consumer behaviour that is no longer about buying the

things you need but instead strives to satisfy emotions, employing artistic methods to

examine the shopping centres that existed at that time in and around Graz, the Murpark,

Seiersberg and Citypark malls.

Introduction

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In 2012, zweintopf and 13 other artists looked at the problem of private transport in

the city in traffic zones and multi-storey car parks, also as a facet of urban planning

strategies and their consequences. In transitory spaces in Graz, the PARK & PRIDE/

(NO) STANDING ANYTIME project used art methods and strategies to examine and

address questions such as What does mobility mean for public space?, Where do sources

of friction with other usages arise?, Where do we find wastelands and problem zones? and

How could we deal with the monofunctionality that traffic and parking areas demand?

This year’s project, Chasing Max Mustermann, invites 17 artists to investigate those

boundaries and interfaces between private and public spheres that need to be constantly

readjusted, their elasticity tested.

In line with the nature of these frequently uncertain boundaries, there is no attempt

here to make the artworks permanent. These are temporary interventions that serve to

highlight the fragility of the in-between. On the one hand, the essence of what is public

is called into question; on the other, it is stabilised, thus emphasising new accessibilities

through its democratically understood value.

Anonymity and attribution within our society are themes that are clearly addressed

in the title. Max Mustermann, the German synonym for a fictitious average person, a

Joe Bloggs who remains imaginary and possesses no traces of individuality, exists as a

Gleichschaltung programme without differentiation.

Chasing Max Mustermann –an emulation of this normative –addresses the socio-political

mechanisms that place those necessary diversities or polyvalences within democratic

systems in opposition to simple categorisations.

Hence it does not aim to appeal to a specific public, but rather uses ephemeral actions

to create irritations that cast doubt on the uniform network of standardised conditions,

deliberately perforating it.

Dr. Elisabeth FiedlerDirector of the Outdoor Art section, Chief Curator of the Austrian Sculpture Park and the

Institute of Art in Public Space Styria at Universalmuseum Joanneum

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Arbeiten / Works

Page 16: Chasing Max Mustermann

Brad Downey

Auto-Created

Anonymous installation with tape2008

Es ist ein stetes Kreisen, das die banalen,

aufkaschierten Botschaften auf jenen modernen

Litfaßsäulen im öffentlichen Raum vollführen.

Bloße Präsenz wird nicht mehr nachgefragt. Es

muss schon auch Bewegung rein, wo Bewegung

möglich ist. Dynamik als Eigenschaft bedeutet

einen höheren Tarif. Denn das Auge des

Konsumenten dreht mit, es staunt, kauft.

Brad Downey macht sich diesen simplen Effekt

zunutze. Ausgerüstet mit verschiedenen,

bunten Klebebändern rückt er aus, um ein Stück

öffentlichen Raum zurückzuerobern und um neue

Relationen herzustellen. Einige wenige Kniffe

reichen aus und die Säule beginnt sich selbst zu

demaskieren. Sie zieht an den Bändern, sie spult

auf was an Material da ist, sie beginnt ihre Slogans

zu fragmentieren. Jemanden einwickeln meint, ihn

so zu verstricken, dass er gar nicht mehr anders

kann. Während unser Blick darauf programmiert

scheint, nur ständig Neues zu sehen, geht es in

Wahrheit letztlich darum, über das, was man sieht,

etwas Neues zu denken. Kleine Hilfestellungen

seitens der Kunst werden dazu dankbar

angenommen.

Page 17: Chasing Max Mustermann

The banal, laminated messages on the modern

advertising pillars in public space perform a

constant circuit. Mere presence is no longer

required. There needs to be movement, wherever

movement is possible. Dynamics as a property

equal a higher tariff. So that the consumer’s eye

also turns, is amazed, and buys.

Brad Downey makes use of this simple effect.

Equipped with various brightly coloured adhesive

tapes he sets out to recapture a piece of public

space and produce new relations. Just a few

tricks are enough to make the column start to

unmask itself. It pulls on the bands, winds onto

whatever material is there, begins to fragment

its slogans. Wrapping someone up, stringing

them along, means entrapping them so that they

can do nothing else. While our gaze seems to be

programmed only to see what is constantly new,

ultimately the important thing in reality isthinking

something new about what you see. A little

help from art to make this possible is gratefully

received.

Seiten 14/15

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Brad Downey, Auto-Created, VideostillsSeiten 16/17

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Eva Engelbert & Christian Hoffelner

Saft(sucus ex horto concluso)

Glas, Stahl, Sirup, Wasservariable Dimensionen

2015

Die Essenz der Dinge meint einen Auszug aus

ihrem Wesen: Das Wesentliche, das auf das Ganze

schließen lässt. Oder eben schmecken. „Hier

nimmt nun das Kochen in den Kunstgattungen

eine ganz besondere Form ein, weil ja in den

anderen Disziplinen wie Dichtung, Malerei,

Musik nicht tatsächlich Wirklichkeit eingebracht

wird, sondern nur Bilder oder Assoziationen zur

Wirklichkeit gegeben werden.“*

Der Inhalt der trinkbaren Skulptur von Eva

Engelbert und Christian Hoffelner ist Saft,

Sirup gemischt mit Wasser. Sammeln, Kochen,

Destillieren und Haltbarmachen schöpft

dabei aus dem Erfahrungsschatz archaischer

Kulturtechniken. Die Bezugsquellen der Blüten

und Kräuter beschränkten sich auf eine für Graz

typische Bebauungsform: die gründerzeitliche

Blockrandbebauung rund um die Innenstadt

mit großen Innenhöfen und teils bepflanzten

Vorgärten. Das Ritual des Trinkens im

Ausstellungsraum stellt nun einen direkten Bezug

zu diesem öffentlichen bzw. halböffentlichen Raum

her. Der Saft steht als Metapher einen Ort zu

verflüssigen und für alternative Möglichkeiten der

unmittelbaren Aneignung einer Stadtlandschaft.

*Peter Kubelka, Essen als Kunstgattung, in

François Burkhardt, Cibi e Riti – Essen und Ritual,

Alessi SpA, Crusinallo, 1981, S. 20

Page 21: Chasing Max Mustermann

The essence of things means an extract of their

character: the substance that implies the whole.

Or tastes like it, indeed. “Cooking in the genres

of art takes on a very special form, since in other

disciplines such as poetry, painting and music

reality is not actually included, but instead images

or associations with reality are produced.”*

The content of the drinkable sculpture by Eva

Engelbert and Christian Hoffelner is a cordial,

syrup mixed with water. Picking, cooking, distilling

and preserving is created from the wealth of

experience found in archaic cultural techniques.

The references sources of flowers and herbs were

limited to a form of urban development typically

found in Graz: the late 19th-century Gründerzeit

block perimeter structures around the city centre,

with large inner courtyards and in part planted

front gardens. The ritual of drinking in the

exhibition space provides a direct reference to

this public or semi-public space. The cordial is a

metaphor for diluting and liquefying a place and

for alternative ways to directly approach the urban

environment.

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Eva Engelbert & Christian Hoffelner, Rosensirup in Produktion / Detail Installation (re.)Seiten 20/21

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Anne Glassner

Besitzstörung

Video 1‘47‘‘2015

An den blank polierten Scheiben der

Shoppingarchitekturen prallt ab, was das Leben im

öffentlichen Raum letztlich ausmacht: Alltägliches,

Menschliches, Bedürfnisse, Kritik - hermetisch

heißt das Wort, das in diesem Zusammenhang

gerne bemüht wird. Auch mit künstlerischen

Ideen steht man in rein dem Konsum

gewidmeten Zonen vor den gut gepolsterten

Türen der Immobilienverwalter, die sich durch

Gleichgültigkeit gegen jedwede Infragestellung

wappnen.

Weil ihre geplante Performance, in einem der

zahllosen leer stehenden Geschäfte in der Grazer

Annenpassage zu schlafen, an der Zugänglichkeit

und Ignoranz seitens des Zuständigen scheiterte,

trat eine lebensgroße Stellvertreterin auf

Fotopapier an die Stelle von Anne Glassner.

Wo man einst noch einzelne ungenutzte

Schaufenster mit fröhlich konsumierenden

Menschen verklebt und oberflächlich belebt

hat, klaffen längst lauter einsehbare Leerstellen

auf. Und die zweidimensionale Schlafende lässt

sich gar wunderbar durch die verbotenen Ritzen

zwängen: im Format des Sehnsüchte eröffnenden

Werbeposters kann die Künstlerin dann doch noch

ihren Platz einnehmen.

Page 25: Chasing Max Mustermann

The brightly polished windows of shops reflect

what life in public space ultimately comes down

to: the everyday, the human, needs, criticism – the

word hermetic is used extensively in this context.

Even with artistic concepts, one stands in zones

entirely devoted to consumerism before the well-

padded doors of the property managers, who in

their indifference steel themselves against any kind

of challenge.

For her performance, Anne Glassner originally

planned to sleep in one of the countless empty

shops in the Graz Annenpassage. Since this could

not happen due to a lack of accessibility and

ignorance on the part of those responsible, she

was instead represented by a life-size substitute

on photo paper. Where once upon a time the odd

unused shop window was superficially brightened

up and covered with images of happy shoppers,

for a long while now yawning gaps have been

appearing.The two-dimensional sleeper forced

herself through the forbidden cracks in a wonderful

way: in the form of the advertising posters that

serve to arouse the consumer’s appetite, the artist

is still able to take up her place.

Seiten 22/23

Page 26: Chasing Max Mustermann

Anne Glassner, Besitzstörung, Videostills / Foto (re.), Seiten 24/25

Page 27: Chasing Max Mustermann
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Reinhard Gupfinger

Kuckuck

Sound Intervention / Random LoopSchlossbergstollen Graz

2015

Videoüberwachung ist nicht das einzige mediale

Instrument, das die Freiheiten des öffentlichen

Raumes zurechtschneidet. Es gibt ähnlich subtile

Methoden auf akustischer Basis. Der „Dom im

Berg“ ist Grazern vor allem als Veranstaltungsraum

bekannt, der zugehörige Stollen bzw. der Lift dient

als öffentliche Verkehrsfläche durch bzw. auf den

Schlossberg. Mozart und Bach in Dauerschleife

sollten herumlungernde Jugendlichen, die Schutz

vor der Witterung suchen, davon überzeugen, dass

es hier für sie dennoch ungemütlich ist.

Reinhard Gupfinger hat den Strom, der für dieses

Abschreckungssystem installiert wurde, für

seine Sound-Intervention angezapft. Sie klingt

zunächst ähnlich harmlos: der Ruf des Kuckucks

schallte für einige Tage nicht aus dem Wald,

sondern aus historischen Radioaufnahmen durch

eben jenen Stollen, der während des zweiten

Weltkriegs tausenden Menschen Schutzbunker

und Notquartier war. Sie alle lernten den Kuckuck

fürchten, der keinen Frühling zu verkünden hatte,

sondern feindliche Flugzeuge – mit diesem Signal

wurde stets das reguläre Radioprogramm beendet.

Um den Bombern die Orientierung zu erschweren,

wurde via Drahtfunk weiter gesendet.

Page 29: Chasing Max Mustermann

Video surveillance is not the only media tool that is

currently curtailing the freedoms of public space.

Similar methods exist based on acoustics. The

“Dom im Berg” is known to Graz residents mainly

as a venue for events, while the tunnels around it

and the lift serve as public transport through and

onto the Schlossberg. Mozart and Bach played in

a continuous loop are intended to persuade the

young people who loiter here to shelter from the

weather that this is, in fact, not a comfortable place

to stay.

Reinhard Gupfinger tapped into the power supply

installed for this deterrent system and used it for

his sound intervention. At first it sounds similarly

inoffensive: for a few days, the call of the cuckoo

resounded not from the woods but from historic

radio recordings through the very tunnels that

provided protective bunkers and emergency

accommodation for thousands during the Second

World War. They had all learned to fear the

cuckoo, since it was not broadcast to signal the

arrival of spring, but rather the arrival of enemy

planes – this was always the signal that the regular

radio programme had been stopped. In order to

disorientate the bombers, broadcasting continued

via wired radio.

Seiten 26/27

Page 30: Chasing Max Mustermann

Reinhard Gupfinger, Kuckuck, Sound InterventionSeiten 28/29

Page 31: Chasing Max Mustermann
Page 32: Chasing Max Mustermann

Andreas Heller

100 x 3 Plakate

50 x 70 cm2015

Mit Stadtluft atmet man zugleich auch Freiheit,

man streift das enge Soziotop des Dorfes ab an

der Masse an Menschen – so zumindest einer

historischen Phrase zufolge. Umgekehrt scheint

Freiheit und Unabhängigkeit ebenso mit der Flucht

in die totale Wildnis verknüpft. Anonymität vs.

Einsamkeit.

Die drei Plakate, die Andreas Heller im Stadtraum

auftauchen lässt, wirken unangebracht neben all

der augenfälligen Markt- und Markenschreierei

entlang der kostenpflichtigen Plakatwände. Mit

dezenten schwarz-weißen Grafiken zielen sie kaum

auf flüchtige Blicke. Wer genauer hinsieht, findet

hier Anleitungen. Präzise gezeichnet und erläutert,

umkreisen sie dieses Verhältnis des Einzelnen

zu seiner Umwelt. Wie baut man sich einfache

Behausungen, wie schützt, wie tarnt man sich?

Wie konstruiert man verschiedenste Fallen? Jetzt

mag das Erlernen von Wildnisfähigkeit in der

Stadt kaum von Nutzen sein. Oder doch? „Tarnen

bedeutet sich der Umgebung anzupassen.“ Und

Umgebungen gibt es viele: Real abweisende, wo

man am liebsten unsichtbar bleiben möchte oder

virtuell freundschaftliche, in denen es wichtig ist,

permanent möglichst sichtbar zu bleiben.

Page 33: Chasing Max Mustermann

To breathe the air of a city is also to breathe

freedom, to leave behind the narrow sociotope

of the village for the mass of people – at least

according to a historic phrase. Conversely, freedom

and independence seem to be linked equally with

escaping into complete wilderness. Anonymity vs.

solitude.

The three posters that Andreas Heller puts up

around the city look out of place alongside all

the bold marketing and brand hype that covers

the paid billboards. In subtle black-and-white

graphics, they are clearly not aimed at capturing

fleeting glances. Closer inspection reveals

instructions. Meticulously drawn and explained,

these revolve around the individual’s relationship

with their surroundings. How can one build

simple dwellings, how does one protect oneself,

camouflage oneself? How does one construct a

wide range of traps? Surely learning how to survive

in the wild can be of little use nowadays in the

city – or perhaps it is after all? “Camouflage means

fitting in with your environment.” And there are

many different environments: tangibly forbidding

ones, where one would ideally choose to remain

invisible, or virtually friendly ones, in which it is

important to remain as visible as possible all the

time.

Seiten 30/31

Page 34: Chasing Max Mustermann

F a l l e n Der Erfolg einer Falle ist abhängig vom Platz auf dem sie aufgestellt wird, der Stabilität ihrer Konstruk-tion und dem Köder. Es ist dabei auf Wildwechsel, Futterplätze, Wasserstellen, Tierbauten und damit zusammenhängende Engstellen in der Umgebung zu achten. Die Falle muss der zu fangenden Tierart an-gepasst werden. Fallen können je nach Bedarf vom Wild oder vom Jäger ausgelöst werden. Eine hier nicht gezeigte Möglichkeit bietet der Bau von Fallgru-ben. Fallen müssen immer getarnt werden und dürfen keinen menschlichen Eigengeruch haben. Dieser ist sehr schwierig und nur durch Hitze und Rauch sowie durch Waschen zu beseitigen.

Schlingfalle mit Auslöser

Steinschlagfalle

Fischfalle

Speerfalle

Schlagfalle

Drahtschlingfalle

Andreas Heller, 100 x 3 Plakate, Grafik im Detail / Intervention (re.)Seiten 32/33

Page 35: Chasing Max Mustermann
Page 36: Chasing Max Mustermann

Katharina Lackner & Sam Bunn

Wilde Hockles

2015

Nichtstun, Daumendrehen, Schauen – kann man

sich das erlauben? Vielmehr gilt: zielstrebig von

A nach B, stets geschäftig und auf Nachfrage

beschäftigt: erledigen, besorgen, versorgen.

Abschweifen vom rechten Weg der/des Tätigen

ist verpönt. Auch die Freizeit gehört entsprechend

genutzt. Man gönnt sich ja sonst nichts. Die

öffentliche Bank als verdinglichter Müßiggang wird

nicht selten mit Verachtung gestraft.

Die Raulinge aber, die hier den Asphalt bevölkern,

sind anders. Sie haben so gar nichts mit den

wohlgestalteten Objekten zu tun, die sonst eine

angebliche Aufenthaltsqualität verbessern sollen.

Auf plumpen Beinen finden sie dennoch leichtfüßig

ihren Weg durch die Stadt. Für Katharina Lackner

und Sam Bunn fallen diese kleinen Hocker

ganz selbstverständlich direkt vom Baum in

ein Schlaraffenland, wo das Herum hocken im

öffentlichen Raum noch zelebriert wird: Niemand

käme auf die absurde Idee, dass das Beobachten,

Sinnieren und Löcher in die Luft Starren mit

Faulheit in Verbindung zu bringen wäre. Man

hockt, entspannt die Wirbelsäule. Und schafft neue

Perspektiven.

Page 37: Chasing Max Mustermann

Doing nothing, twiddling your thumbs, looking

around –is this something we allow ourselves to

do? Far more likely is that we are purposefully

rushing from A to B, always busy and occupied

with demands: dealing with things, seeing to

things, tending to things. Deviations from the

straight path of the active citizen are frowned upon.

Leisure time should also be used appropriately.

After all, you’ve got to spoil yourself sometimes.

As an embodiment of idleness, the public bench is

often treated with contempt.

However, the rough wooden stools that populate

the tarmac here are different. They have absolutely

nothing to do with the well-designed objects

that are intended to improve the quality of a rest

elsewhere. Despite their ungraceful, cloddish legs

they find their way light-footedly through the city.

For Katharina Lackner and Sam Bunn, it is obvious

that these squat little seats fell directly from the

tree into the land of Cockaigne, where sitting

around in public space is still celebrated: no one

would dream of thinking that observing, pondering

and staring into space had anything to do with

laziness. Sitting around relaxes the spine. And

creates new perspectives.

Seiten 34/35

Page 38: Chasing Max Mustermann

Katharina Lackner & Sam Bunn, Wilde Hockles, InstallationsansichtenSeiten 36/37

Page 39: Chasing Max Mustermann
Page 40: Chasing Max Mustermann

Wolfgang Lehrner

INFINITE MOBILITY

ongoing project2015

Where do we go – where do we come from?

Wolfgang Lehrner´s work explores the ideology of

traveling, the quest for pure, authentic and unique

discovery.

In these times of a world without distance and

limitations, as well as captivity and privation, the

dream of absolute freedom is assuming a growing

importance. At this point, travel and global

migration intersect – choice and necessity

co-occur.

The image of an old camper van – the legendary

first VW California comes to mind – could stand

for a life of choice or one of inevitable impasse, a

vehicle of limitless freedom or shattered dreams.

INFINITE MOBILITY mediates the outcome of

dreams and questions their implications. Values

such as liberty, independence and individuality

can easily become fragmented and encounter

resistance. Liberty ends at borders, independence

relies on local rules and individuality meets

conformity.

Page 41: Chasing Max Mustermann

Furthermore, freedom on four wheels has to cope

with the drawbacks of reality. Indeed,in several

countries the freedom to roam is considered a

general right to access certain areas of public or

privately owned land for recreation and exercise.

Whereas camping is not, and may only be practised

with the landowner’s permission.

When it comes to travel in terms of exploring

the unknown, one has to cross the same roads

migrants wander to survive – heading in a

diametrical direction

Text: Dajana Dorfmayr

Seiten 38/39

Page 42: Chasing Max Mustermann
Page 43: Chasing Max Mustermann
Page 44: Chasing Max Mustermann

Michail Michailov

period of reflection / Zeit der Besinnung

Intervention im öffentlichen Raum, Graz 2015

Skulpturen als gezielte Setzungen im

öffentlichen Raum haben nicht nur künstlerische

Bedeutung, ihre Referenzen und Relationen

innerhalb des Systems. Sie dienen auch der

Wiedererkennbarkeit, der Markierung des

Städtischen. Kein Wunder also, dass die Werbung

mit kunstähnlichen Objekten kokettiert. Und

während die Künstlerin Marina Abramovic für

Salzburg einen 15 Meter hohen Stuhl entwickelt,

der zu Besinnung und Meditation auffordern

soll, lotsen einen irgendwo in Österreich und

Deutschland längst bis zu 25 Meter hohe Stühle

hin zu Gleichförmigkeit und Massenproduktion:

als weithin sichtbare „Leuchttürme“ für jenen

Möbeldiskonter der Superlative, der sich damit

auch ins Buch der Rekorde einschreiben möchte.

Diese Überschneidung von Kunst und Kommerz,

von Sinn und Unsinn, erhabenen Botschaften und

plumpen Slogans inspirierte Michail Michailov

zu seiner Intervention. Der Künstler tritt mit dem

mächtigen roten Stuhl in Graz in Dialog, indem er

sich auf nahezu gleiche Höhe begibt, um dort zu

reflektieren: Vom Hausdach vis-a-vis, das er zur

monumentalen Sitzgelegenheit umdeutet, schaut

er auf ein imaginäres Gegenüber. Ein kleines

weißes Männchen und ein roter Riese. Und ein

ungleiches Kräftemessen.

künstlerische Mitarbeit: Hannes Anderle

spezieller Dank an Christoph Schwarz

Page 45: Chasing Max Mustermann

Sculptures as deliberate statements in public space

not only possess artistic meaning, references and

relations within the system. They also provide

recognisability, the designation of what is urban.

It is therefore no surprise that the advertising

industry flirts with art-like objects. And while

the artist Marina Abramovic is developing a

15-metre high chair for Salzburg intended to

evoke contemplation and meditation, in Austria

and Germany chairs of up to 25 metres in height

have long since achieved uniformity and mass

production: as highly visible “lighthouses” for the

discount furniture store of superlatives, which

is also using them to seek a place in the book of

records.

It is this overlap between art and commerce,

between sense and nonsense, noble subtexts and

crude slogans that inspired Michail Michailov’s

intervention. The artist enters into a dialogue

with the huge red chair in Graz by raising himself

up to the same height in order to reflectup there:

from the roof of the building opposite, which he

reinterprets as a monumental seat, he looks at an

imaginary counterpart. A small white figure and a

red giant. And an unequal trial of strength.

Seiten 42/43

Page 46: Chasing Max Mustermann

Michail Michailov, period of reflection / Zeit der BesinnungSeiten 44/45

Page 47: Chasing Max Mustermann
Page 48: Chasing Max Mustermann

Tomáš Moravec

Obscure projectUnderstanding the city through the backyard

2015

Passageways, corridors, gateways and transits. All

those places of unceasing movement and shifting,

places determined by displacement. Vibrant

and bright streets on one side, and calm, shady,

dirty backyards on the other – the determining

quotation marks of what we call “passageways”.

One cannot say for sure what still belongs to the

street and what is part of the backyard. But one

thing is clear – it connects two different places.

We can say that the passageway is a little pinhole,

stretched and extended in three-dimensional

space. It leads from one place to another, while it

mingles the visual characteristics of both places.

As we walk through, two different realities slowly

blend.

Phase1:

I have been walking randomly through various

passageways. Entering the hallway from the street,

disappearing into the darker tangle of transits and

emerging again at a different place. Leaving the

light of my previous surroundings behind, while

heading towards the light of the approaching

destination. I have felt like the beam of light

itself. Like a single photon roving wherever the

matter allows it. The passageway as a metaphor

for thecamera obscura. The camera obscura as an

abstraction of passageways.

Page 49: Chasing Max Mustermann

Seiten 46/47

Page 50: Chasing Max Mustermann

Phase2:

The backyard, very often the destination of

passageways, usually contains garbage bins.

Hidden in a shady appendix, containing the city’s

digestion. This very pragmatic constellation of

keeping the leftovers of the city out of sight for the

city gave me the impulse to convert a garbage bin

into a simple camera obscura.

Look into the garbage bin to see the city. The image

of our surroundings penetrates everywhere, even

into the places we would least expect. Thus we also

see the reflection of the daily routine under the lid,

which ought otherwise to keep it separated.

The image of a city travels like the Möbius strip,

allowing us to stand on both sides.

Text: Tomáš Moravec

Tomáš Moravec, Obscure ProjectSeiten 48/49

Page 51: Chasing Max Mustermann
Page 52: Chasing Max Mustermann

Erwin Polanc

Privatvorstellung

7 Farbfotografien, 42 x 56 cm, gerahmtPigment-Inkjet auf Hahnemühle Baryta FB

2015

In der Archäologie würde man von Spuren

menschlicher Besiedelung sprechen: Topfpalmen

mit Leuchtschlangen, bepflanzte Tröge, gestutzte

Bäume, staubige Besen, kaputte Mikrowellen.

Architektur bleibt selten spröde, leer und für

sich. Sie verdinglicht. Oft auch mit einer Portion

Hilflosigkeit. Schließlich ist die Auswahl an

Möglichem kaum mehr zu bewältigen. Was es

da alles gibt. Wohnen ist wechseln: Schuhe,

Kleider, Dinge. Hineintragen, heraustragen.

Zwischenlagern. Aber auf der Schwelle streift man

auch etwas ab und das ist nicht nur der Schmutz

von den Sohlen.

Die Fotografien zur Serie wurden vom Gehsteig

aus aufgenommen. Es ist der Blick, der hier die

Grenze zwischen öffentlichem Durchzugs- und

privatem Rückzugsraum auslotet: der diese Spuren

aufliest, der uns zurückhält auf der Straße, der

sich aber trotzdem nicht abwimmeln lässt, der

die Matte ins Bild bringt, die ihm bereitwillig die

Tür aufhält. Es ist Erwin Polanc, der sich hier auf

eine „Privatvorstellung“ einlässt. Von poetisch bis

befremdlich scheint hier alles für ihn komponiert.

Der junge BMX-Fahrer spürt es auch. Alles nur

Show.

Page 53: Chasing Max Mustermann

In archaeology you would call them traces of

human settlement: potted palms with light strips,

planted troughs, cropped trees, dusty brooms,

broken microwaves. Architecture rarely remains

highbrow, empty and separate. It becomes a real

thing, often acquiring a certain vulnerability.

Eventually, the scope of what is possible becomes

scarcely manageable. What isn’t there? Living is

about changing: shoes, clothes, things. Bringing

them in, taking them out. Storing them in between.

But at the threshold you wipe something off, and it

is not just the dirt from the soles of your shoes.

The photographs in the series were taken from the

pavement. It is a view that examines the boundary

between the public space of passageways and the

private space of withdrawal: a view that picks up

these traces, that keeps us on the street, but which

nonetheless cannot be got rid of, that features the

mat that keeps the door ajar. It is Erwin Polanc

who engages in a “private viewing” here. From the

poetic to the disconcerting, everything here seems

to be composed for him. The young BMX rider

senses it too. Everything is just for show.

Seiten 50/51

Page 54: Chasing Max Mustermann

Erwin Polanc, Privatvorstellung, FotoserieSeiten 52/53

Page 55: Chasing Max Mustermann
Page 56: Chasing Max Mustermann

Harald Saiko

heimlich Nach dem Traum vom eigenen Haus

1995/2015

„Das Einfamilienhaus, ein Vorbote des

Unheils, den man immer weiter draußen in der

Landschaft antrifft, ist der Inbegriff städtischer

Verantwortungslosigkeit und der Manifestation

des privaten Egoismus.“ steht es in Alexander

Mitscherlichs „Die Unwirtlichkeit unserer

Städte“ von 1965 nachzulesen. „Menschen

bauen sich ihr Haus“ schreibt Harald Saiko

1995 als er gemeinsam mit Jànos Kàràsz

„fernab akademischer Überheblichkeit und

Gartenzwergideologie“ quer durch ein Europa der

Einfamilienhäuser unterwegs war – auf der Suche

nach den jeweiligen lokalen Besonderheiten.

Im Jahre 2015 sind die ehemaligen Peripherien

der Einfamilienhäuser und die Kernstädte

längst zu ausgedehnten Stadtagglomerationen

verschmolzen. Manche würden sagen: zu 100%

Stadt. Der Bilderfundus hat, wie wir finden, nichts

an Aktualität eingebüßt. Nur die Fassaden sind

eine Spur bunter geworden. Manche würden

sagen: mutiger.

Page 57: Chasing Max Mustermann

Seiten 54/55

Rund 20 Jahre später möchten wir daher einer

Auswahl aus der damals zusammengetragenen,

multimedialen Sammlung erneut Raum geben:

Einerseits um die unerreichte, ästhetische

Wirkmächtigkeit aufzuzeigen, die der Typus des

Einfamilienhauses innerhalb des öffentlichen

Raumes besitzt, andererseits als Konfrontation

mit allen für einen betont städtischen Raum

entstandenen Arbeiten: ein Seitenblick auf die

Eigenheiten des Eigenheims hat uns in der

Beschäftigung mit jenen Grenzbereichen zwischen

öffentlich und privat gefehlt, eine Lücke, die das

Projekt „heimlich“ facettenreich auffüllt.

heimlich

Eine Forschungsreise nach dem Traum vom eigenen Haus,

Harald Saiko und Jànos Kàràsz, Dia-Ton-Text-Installation,

steirischer herbst 1995

Katalog ISBN 3-901174-17-6 © 1995 beim Autor

Page 58: Chasing Max Mustermann

Harald Saiko, heimlich, 1995Seiten 56/57

“The detached house, a harbinger of doom that

one always encounters out in the countryside,

is the epitome of urban irresponsibility and

the manifestation of private selfishness,”

Alexander Mitscherlich states in his 1965 essay

“The Inhospitality of our Cities”. “People build

themselves a house,” wrote Harald Saiko in 1995

as he travelled with Jànos Kàràsz “far away from

academic arrogance and garden gnome ideology,”

across a Europe full of detached houses – in the

search for unique local features.

In 2015, the former suburbs of detached houses

and the urban cores have long since merged into

extended urban agglomerations. Some would say:

100% city. The pool of images, we find, is still

completely current. The facades have perhaps got a

little brighter. Some would say: braver.

Around 20 years later, we would therefore like to

show again a selection of the multimedia collection

compiled at that time:

On the one hand in order to demonstrate the

unparalleled aesthetic effect that the detached

house as a type possesses within public space;

on the other, as a contrast with all of the works

produced and their emphasis on urban space.

An oblique glance at the features of the detached

home was missing in our focus on the border areas

between public and private, a shortcoming that is

amply satisfied by the project “heimlich”.

Page 59: Chasing Max Mustermann
Page 60: Chasing Max Mustermann

we are visual - Felix Jung & Marc Einsiedel

Blauer Sack

Installation: ca 3 x 8 Meter, Plastik, Stoff, Mixed Media2015

„Hausen“, also unter den denkbar schlechtesten

Bedingungen wohnen, impliziert zumindest

noch irgendein Dach und vier Wände. Wer im

öffentlichen Raum Unterschlupf finden muss, hat

ohne sie auszukommen. Dort kehrt sich das private

Leben mit einem Mal nach außen, denn städtische

Nischen schützen selten vor dem Einblick der

betriebsam vorüberziehenden Passanten. Im

Gegenteil: oft wirken sie wie eine inszenierte

Bühne, allerdings ohne den finalen Vorhang, hinter

den sich der Einzelne zurückziehen könnte.

Das Künstlerduo we are visual operiert mit

Formen und Dingen, die um diese ausgesetzte,

menschliche Präsenz arrangiert sind. Eine

Ansammlung, ästhetisch und abstoßend zugleich,

aus Müll und Verpackungen. Staffagematerial

eines Elends, das nicht näher definiert wird, nicht

näher definiert werden will. Es handelt sich um ein

vorgefundenes Szenario, das dokumentiert und

für die Ausstellung nachgebaut wurde. Mittendrin

ein rotes Tuch: Umrisse, Bewegung. Starren,

Wegschauen. Wechselseitiges Unsichtbar-werden-

wollen auf beiden Seiten.

Page 61: Chasing Max Mustermann

The German verb “hausen”, meaning to doss

down in the worst conditions imaginable, at least

bears the implication of a roof and four walls

of some kind. Those who have to find a place to

sleep in public space must do without these even.

Suddenly private life is turned outwards: urban

alcoves rarely offer protection from the glances of

passers-by as they hurry past. Quite the opposite,

in fact: they often have the effect of a staged scene,

although without the final curtain behind which

one could withdraw.

The artist duo we are visual work with shapes and

objects, creating a staged scene that is arranged

around this exposed human presence. A collection

of rubbish and packaging that is both aesthetic and

repulsive at the same time. The accessories of a

misery that is not closely defined, which does not

wish to be more closely defined. This is a found

scenario that was documented and recreated for

the exhibition. At its centre lies a red rag: contours,

movement. Staring, looking away. On both sides,

the mutual wish to become invisible.

Seiten 58/59

Page 62: Chasing Max Mustermann

we are visual, Blauer SackSeiten 60/61

Page 63: Chasing Max Mustermann
Page 64: Chasing Max Mustermann

Roswitha Weingrill

Test

Universalindikatoren auf Balsaholz2015

Städtische Brunnen haben an Einfluss verloren –

sie sind kein lebensnotwendiger Treffpunkt mehr

für Menschen und Tiere, deren Durst hier gestillt

werden will. Dank der Verlegung weitreichender

Wasserleitungssysteme wurde die einst elementare

Entnahmequelle für Trinkwasser in der Folge

zum Wasserspiel umgedeutet: die Becken und

ihre gestalterische Ausformung sind reiner Dekor,

automatische Umwälzpumpen simulieren ein

munteres Plätschern. „Kein Trinkwasser“ ist am

Beckenrand oft zu lesen, denn das Wasser ist hier

selten frisch, es zirkuliert.

In Zeiten wo allerorten ständig Daten

gesammelt werden, umfangreiche automatische

Aufzeichnungen und sensorische Messungen

passieren, wo jede Linie, jede Abstandsbreite

gesetzlichen Normen gereichen muss, propagiert

Roswitha Weingrill eine noch lückenlosere

Vermessung der städtischen Umwelt – allein die

Werte, die sie von sich aus sammelt, haben andere

Qualitäten: Es geht um alternative Möglichkeiten

in der Malerei, um Farben und Nuancen.

Denn hier wird nicht mit Palette und Pinsel

gemischt, sondern mit Teststreifen, die je nach

Wasserqualität eines Brunnens in unterschiedliche

Farbrichtungen reagieren und dabei feinsinnige,

abstrakte Bilder liefern.

Page 65: Chasing Max Mustermann

City fountains are not as important as they once

were. They are no longer a vital meeting-point for

people and animals seeking to quench their thirst.

Thanks to the laying of extensive water supply

systems, this source of drinking water – once

essential – has been transformed into a water

feature: the basin’s shape and form are purely

decorative, while automatic circulation pumps

simulate a lively babble. Often there is a sign on the

side of the basin saying “Not for drinking” – the

water here is usually recirculated and rarely fresh.

In an age when data is constantly being collected

everywhere, where wide-ranging recordings and

sensory measurements are made, where any line

and any distance must meet legal standards,

Roswitha Weingrill propagates an even tighter

measurement of the urban environment. However,

the values that she chooses to gather have different

qualities: they are alternative possibilities in

painting, colours and shades. Mixing with a palette

and brush does not come into it: instead, test

strips react in various colour schemes according to

the water quality of a fountain, producing subtle,

abstract pictures.

Seiten 62/63

Page 66: Chasing Max Mustermann

Roswitha Weingrill, Test, Foto (re. by Carina Hutter)Seiten 64/65

Page 67: Chasing Max Mustermann
Page 68: Chasing Max Mustermann

zweintopf

e23051: Endless Sea

Standardphototapete, KleisterEuroshopping Graz

2015

Wo sich ein Zentrum am Rande der Peripherie

nicht behaupten kann, entsteht plötzlich Weite

– Räume, die niemand mehr je mit Image wird

auffüllen können, wenn die Diskonter und Ein-

Euro-Shops als letzte Hyänen alles ausgeweidet

haben. Das Euroshopping ist eine so genannte

Dead Mall. Und das erste Center in Graz, das

demnächst wieder von der Bildfläche verschwinden

wird. Dem Erdboden gleich. Was nicht heißt,

dass hier kapitalistische Entwicklungen begraben

würden, dass die Geiz-ist-geil-Mentalität

überwunden wäre. Es heißt nur, dass andere mehr,

größer, besser, billiger sind.

Krisenräume überall, ob Stadtplan oder Globus.

So man sie überhaupt sehen will innerhalb einer

rein eurozentrischen Perspektive. Dazwischen

irgendwo das Meer. Ein Sehnsuchtsbild, das die

einen auf kurzzeitiger Flucht vor den Mühlen des

Alltags aufsuchen, für die anderen der einzige

Weg, die vage Chance auf eine Zukunft. Über

den geografischen Ausgangspunkt eines Lebens

entscheidet immer noch die Zufälligkeit der

Geburt. Sie befinden sich hier. Ein roter Punkt.

Ein Pass. Aber wo die Grenzen, die Zäune, die

Wegweiser errichtet werden, wo das Mitgefühl

beginnt, das entscheiden wir.

Page 69: Chasing Max Mustermann

Where a centre cannot hold its ground at the edge

of the periphery, an expanse suddenly emerges

– spaces that no one can top up with image

any more, when the discount stores and one-

euro shops – the last hyenas – have eviscerated

everything. Euroshopping is a “Dead Mall”. And

the first centre in Graz that will soon vanish from

the picture again. Razed to the ground. Which

does not mean that capitalist developments would

be buried here, that the “cheap and cheerful”

mentality will have been conquered. It only means

that others are more, larger, better and cheaper.

Crisis areas everywhere, whether on the city map

or on the globe. So that one only wants to see them

from a purely Eurocentric perspective. Somewhere

in between comes the sea. An image of yearning

that is sought out by those escaping for a short

time from the everyday grind, for others the only

way, the slim chance of a future. The coincidence

of birth still decides the geographical starting-point

of a life. You are here. A red dot. A passport. But

where the borders, the fences, the signposts are

set up – where empathy begins – that is for us to

decide.

Seiten 66/67

Page 70: Chasing Max Mustermann

zweintopf, e23051: Endless Sea, Videostills / Foto (re.)Seiten 68/69

Page 71: Chasing Max Mustermann

zweintopf

Page 72: Chasing Max Mustermann

Biografien/Biographies

Sam Bunn

*1978 in Northampton, UK, 2011 PGDip Fine Art, Chelsea School of Art and Design, 2009 BA Fine Art (p/t),

Sheffield Hallam University, lives and works in Linz

http://problemsinspace.blogspot.co.at/

Brad Downey

2003- 2005 Slade School of Art - MFA Painting - London / UK, 1998-2003 Pratt Institute - BFA, Film -

Brooklyn / NY, lives and works in Berlin/Germany

http://www.braddowney.com/

Eva Engelbert

* 1983, 2004–2010 University of Applied Arts Vienna / AT, 2008/09 Ecole Nationale Supérieure des Arts

Décoratifs Paris / F, lives and works in Vienna

http://www.evaengelbert.com/

Anne Glassner

* 1984 in Wien, 2010-2015 Studium Bildende Kunst (Malerei) an der Universität für Angewandte Kunst Wien,

2013-2014 Studium Transmediale Kunst (Brigitte Kowanz), 2008 Diplom der Kunstpädagogik an der Akademie

der bildenden Künste, lebt und arbeitet in Wien

http://www.anneglassner.at/

Reinhard Gupfinger

*1977 in Linz, 2008 – 2012 M.A. Program Interface Cultures, University for Art and Design Linz, 2002 – 2008

Mag.art. Degree, Sculpture – Transmedial Space, University for Art and Design Linz, lives and works in Linz

http://www.gupfinger.net/

Andreas Heller

*1978 in Graz, 2003-2007 Academy of Fine Arts, Vienna, 2008 MA, Academy of Fine Arts, Vienna, lives and

works in Graz and Vienna

http://andreasheller.at/

Christian Hoffelner

*1983 in Leoben, 2014 Meisterschülerabschluss, Hochschule für Grafik und Buchkunst, Leipzig, DE, 2011

Diplom Architektur am Institut für Zeitgenössische Kunst bei Hans Kupelwieser, Technische Universität, Graz,

2009 Gründung von CH Studio – Werkstatt für grafische Gestaltung, lebt und arbeitet in Wien

http://www.ch-studio.net/

Katharina Lackner

* 1981 in Austria, 2001-2007 University of Art in Linz | sculpture-transmedial space, since 2006 assistant

curator, OK Offenes Kulturhaus, Linz, lives and works in Linz

http://www.kathilackner.net/

Page 73: Chasing Max Mustermann

Wolfgang Lehrner

* 1980, lives and works in Vienna

http://www.wolfganglehrner.com/

Michail Michailov

*1978 in Veliko Tarnovo, Bulgaria, 2007 Sommerakademie “Situation and Spectacle” at the Paul Klee Centre

Switzerland, Bern, 2002-2007 Studies of Art History at the University of Vienna, Austria, Vienna, 1999-2004

Studies in Fine Arts at the Faculty of Visual Arts, Bulgaria, Veliko Tarnovo, lives and works in Vienna

http://www.michailmichailov.com/

Tomáš Moravec

* 1985 in Prague, 2010-2012 MgA. – Academy of Arts (AVU), Prague – Intermedia department, 2005-2010 BcA.

– Institute of Art and Design (UUD), Pilsen – Multimedia design, lives and works in Prague

http://www.tomasmoravec.cz/

Erwin Polanc

* 1982, MA in Bildwissenschaften, Donau-Universität, Krems; BA in Informationsdesign, FH-Joanneum, Graz;

Kolleg für Fotografie & Multimedia art, Ortweinschule, Graz; lives and works in Graz

http://www.erwinpolanc.com/

Harald Saiko

Studium der Architektur in Graz und Paris, Diplom bei Günther Domenig, 1999 Gründung eines eigenen Büros

für Architektur, Stadt, Kultur, lebt und arbeitet in Graz und Wien

http://www.saiko.at/

we are visual

artist duo: Felix Jung (* 1985 in Stade) and Marc Einsiedel (* 1983 in Flensburg), live and work in Hamburg/

Germany

http://www.wearevisual.org/

Roswitha Weingrill

* 1984 in Graz, since 2010 PhD Program University of Applied Arts, Vienna

2003 - 2010 University of Applied Arts, Vienna: „Art and Communication“ (Erwin Wurm, Barbara Putz-Plecko,

James Skone), lives and works in Vienna

http://roswithaweingrill.com/

zweintopf

artist duo (founded 2006): Eva Pichler (*1981) und Gerhard Pichler (*1980) ,

live and work in Oberweissenbach

http://www.zweintopf.net/

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Page 74: Chasing Max Mustermann

Impressum/Imprint

Dieser Katalog erscheint im Rahmen des Projekts Chasing Max Mustermann,

das von zweintopf 2015 in Graz initiiert und gemeinsam mit 17 Künstlerinnen und

Künstlern umgesetzt werden konnte. / This catalogue is published within the context of

the Chasing Max Mustermann project, which was initiated by zweintopf in Graz in 2015

and implemented together with 17 artists.

Die einzelnen Werke wurden auch in einer Ausstellung präsentiert, die von

04. September bis 17. September 2015 in der ehemaligen Designhalle am

Lazarettgürtel 62 in Graz stattgefunden hat. / The individual works were presented in an

exhibition that took place at the former Designhalle at Lazarettgürtel 62 in Graz from

September 4th to September 17th 2015.

Texte – wenn nicht anders angegeben / Texts – unless otherwise indicated: Eva Pichler

Übersetzung / translation: Kate Howlett-Jones

Konzept & Organisation / concept and organisation: zweintopf

Gestaltung & Layout / design and layout: zweintopf

1.Auflage 2015, 250 Stück / 1st edition 2015, 250 copies

herausgegeben von / published by: zweintopf

www.zweintopf.net

Katalogbestellungen bitte an / Please send orders for catalogues to:

[email protected]

Alle Rechte vorbehalten. Jede Art der Vervielfältigung, insbesondere die elektronische

Bearbeitung von Texten oder der Gesamtheit der Publikation, bedarf der vorherigen

schriftlichen Zustimmung durch die Urheber. / All rights reserved. Any form of

reproduction, particularly the electronic processing of texts or the publication in its

entirety, requires prior written consent from the authors.

© 2015 zweintopf

wir danken unseren Projektpartnern und unserem Fördergeber

Page 75: Chasing Max Mustermann

Brad Downey

Eva Engelbert & Christian Hoffelner

Anne Glassner

Reinhard Gupffinger

Andreas Heller

Katharina Lackner & Sam Bunn

Wolfgang Lehrner

Michail Michailov

Tomas Moravec

Erwin Polanc

Harald Saiko

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Roswitha Weingrill

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