8
] [ Leuphana Universität Lüneburg Konferenzwochenzeitung zum Tag des Durchbruchs Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013 Konferenzwoche 2013: Hat sie uns verändert? Zarte Pflanzen machen es vor: Der Durchbruch ist möglich! © Julian Mann Was das Leben des Dr. Reinhard Loske, “Welt- verbesserer aus Berlin“, in den letzten 54 Jahren so bewegte ... Seite 7 Wenn du ein wenig Aus- dauer hast und richtig was bewirken willst, dann ab in den Start- block! Seite 4/5 Wetten, der 13-jährige Felix hat 12.610.582.600 mehr Bäume gepflanzt als du? Wie und warum erklären wir! Seite 3 Viviana Kneiske Ein Durchbruch in der Nachhaltigkeit? Der dritte Tag der Konferenzwoche. Viele Studenten haben ihre Prä- sentation schon hinter sich, einige noch vor sich. Der Trubel nimmt aber trotzdem nicht ab. Es gibt heute noch viele interessante Vorträge von Do- zenten oder Gästen, Workshops und Präsentationen von Studenten, Are- nen und Podiumsdiskussionen. Doch am letzten Tag lohnt es sich, einen Blick zurückzuwerfen. Gemäß unserem heutigen Motto [DURCH]BRUCH stellt sich die Frage: Hat die Konferenzwoche einen Beitrag zu einem metaphori- schen Durchbruch geleistet? Haben wir uns geändert? Erst mal muss man in dieser Hinsicht „Durchbruch“ definie- ren. Die offensichtliche Bedeutung ist für uns Studenten vielleicht gar nicht so bedeutend: Sind wir durch etwas durchgestoßen, haben es zerbrochen? Eher nicht. Wir haben uns vielmehr mühevoll einen Erfolg erarbeitet. Wie eine kleine Knospe, die sich durch eine dicke Schicht aus Steinen hervorhebt. Gegen jegliche Hindernisse hat sie sich durchgekämpft, und dasselbe haben die Erstis das ganze Semester über ge- macht. Monatelang haben Kleingrup- pen aus Seminaren hart geschuftet. Sie mussten eine Themenfrage finden, sich für eine Präsentationsform ent- scheiden, die jeweiligen Redeanteile koordinieren, die Länge der Präsenta- tion abgrenzen. Dies lief häufig nicht ohne Hürden und Komplikationen ab. In manchen Gruppen gab es Probleme zwischen den Mitgliedern („Ich arbei- te viel mehr als du!“), in anderen war das angestrebte Engagement etwas zu hochgesteckt, später mussten die Er- wartungen wieder heruntergeschraubt werden. Aus diesem Prozess kommt man am Ende mit einer Note heraus. Schließt man das Thema damit ab? Hoffentlich nicht! Das Modul hat eigentlich genau das Gegenteil zum Ziel: Man soll sich mit der Nachhaltigkeit beschäftigen, um in der Zukunft eigene Veränderun- gen zu erreichen. Wie schon in unserer ersten Ausgabe gesagt: Wir packen unseren Koffer mit Wissen – aber ein wirklicher Durchbruch ist es erst, wenn wir dieses Wissen praktisch umsetzen. We accepted that change is a challen- ge. Doch sind wir der Herausforderung gewachsen? Das kann und muss jeder für sich entscheiden!

CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

Embed Size (px)

DESCRIPTION

Das dritte Exemplar der CHA[LLE]NGE. Der Zeitung zur Konferenzwoche [AUF]BRUCH der Leuphana Universität Lüneburg. Alles weitere zur Konferenzwoche online unter: www.leuphana.de/konferenzwoche-2013.

Citation preview

Page 1: CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

][Leuphana Universität Lüneburg Konferenzwochenzeitung zum Tag des Durchbruchs Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013

Konferenzwoche 2013: Hat sie uns verändert?

Zarte Pflanzen machen es vor: Der Durchbruch ist möglich!

© Ju

lian

Man

n

Was das Leben des Dr. Reinhard Loske, “Welt-verbesserer aus Berlin“, in den letzten 54 Jahren so bewegte ...

Seite 7

Wenn du ein wenig Aus-dauer hast und richtig was bewirken willst, dann ab in den Start-block!

Seite 4/5

Wetten, der 13-jährige Felix hat 12.610.582.600 mehr Bäume gepflanzt als du? Wie und warum erklären wir! Seite 3

Viviana Kneiske

Ein Durchbruch in der Nachhaltigkeit?

Der dritte Tag der Konferenzwoche. Viele Studenten haben ihre Prä-sentation schon hinter sich, einige noch vor sich. Der Trubel nimmt aber trotzdem nicht ab. Es gibt heute noch viele interessante Vorträge von Do-zenten oder Gästen, Workshops und Präsentationen von Studenten, Are-nen und Podiumsdiskussionen. Doch am letzten Tag lohnt es sich, einen Blick zurückzuwerfen. Gemäß unserem heutigen Motto [DURCH]BRUCH stellt sich die Frage: Hat die Konferenzwoche einen Beitrag zu einem metaphori-schen Durchbruch geleistet? Haben wir

uns geändert? Erst mal muss man in dieser Hinsicht „Durchbruch“ definie-ren. Die offensichtliche Bedeutung ist für uns Studenten vielleicht gar nicht so bedeutend: Sind wir durch etwas durchgestoßen, haben es zerbrochen? Eher nicht. Wir haben uns vielmehr mühevoll einen Erfolg erarbeitet. Wie eine kleine Knospe, die sich durch eine dicke Schicht aus Steinen hervorhebt. Gegen jegliche Hindernisse hat sie sich durchgekämpft, und dasselbe haben die Erstis das ganze Semester über ge-macht. Monatelang haben Kleingrup-pen aus Seminaren hart geschuftet.

Sie mussten eine Themenfrage finden, sich für eine Präsentationsform ent-scheiden, die jeweiligen Redeanteile koordinieren, die Länge der Präsenta-tion abgrenzen. Dies lief häufig nicht ohne Hürden und Komplikationen ab. In manchen Gruppen gab es Probleme zwischen den Mitgliedern („Ich arbei-te viel mehr als du!“), in anderen war das angestrebte Engagement etwas zu hochgesteckt, später mussten die Er-wartungen wieder heruntergeschraubt werden.Aus diesem Prozess kommt man am Ende mit einer Note heraus. Schließt

man das Thema damit ab? Hoffentlich nicht! Das Modul hat eigentlich genau das Gegenteil zum Ziel: Man soll sich mit der Nachhaltigkeit beschäftigen, um in der Zukunft eigene Veränderun-gen zu erreichen. Wie schon in unserer ersten Ausgabe gesagt: Wir packen unseren Koffer mit Wissen – aber ein wirklicher Durchbruch ist es erst, wenn wir dieses Wissen praktisch umsetzen. We accepted that change is a challen-ge. Doch sind wir der Herausforderung gewachsen? Das kann und muss jeder für sich entscheiden!

Page 2: CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

[PERSPECTIVES]2 Cha[lle]nge

?

Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013

Wir leben im Utopia der Nachhaltigkeit. Was würdest du an deinem alten Leben vermissen? „Morgens aufzustehen und verkatert Tiefkühlpizza von Aldi essen.“ [Paul] ¡ „Langstreckenflüge!“ [Charlotte] ¡ „Die Diversität unserer Gesellschaft.“ [Maximilian] ¡ „Den Müll nicht zu trennen ...“ [Ralf]

Finger schmutzig machen? Auch was für Prinzessinnen!Urban Gardening – Wie das Grün das Grau bezwang

Stadtmenschen als Gärtner? Dafür muss man kein spießiger Kleingarten-siedler mehr sein. In den vergangenen Jahren hat sich ein neues Phänomen entwickelt: Urban Gardening. Dabei

gestalten Freiwillige für jedermann zu-gängliche Areale zu Nutzgärten voller Obst, Gemüse und Kräutern. Alles be-gann – wie es mit Trends in Deutsch-land so oft der Fall ist – in Berlin mit

dem Prinzessinnengarten. Marco Clau-sen und Robert Shaw verwandelten hier 2009 mit vielen Helfern eine Brachflä-che in Kreuzberg in einen Garten und schufen damit einen Freiraum mitten in der Stadt. Mit der Petition „Wachsen lassen“ kämpften 30.000 Berliner im letzten Jahr für den Erhalt des Prinzes-sinnengartens – siegreich. Alles ande-re wäre auch katastrophal, schließlich ist der mittlerweile aus Berlin nicht mehr wegzudenkende Prinzessinnen-garten seitdem nicht nur für weitere Projekte in der Hauptstadt zum Modell geworden, sondern deutschlandweit. Zurecht, denn produktives Gärtnern bedeutet nicht nur, eigene Lebens-mittel ökologisch anzubauen, sondern schafft ein in unserer schnelllebigen und globalisierten Welt ungeheuer wichtiges Bewusstsein: Man muss sich Zeit nehmen, um die Pflanzen zu säen und zu pflegen, sie wachsen zu lassen. Man lernt schätzen, was man nach der Ernte in Händen hält. Man muss gedul-dig dafür sein und, einmal begonnen, genießen die Stadtgärtner genau dies. Außerdem sind die Gärten ein Ort, an dem man gemeinsam etwas kreiert. Das Urban Gardening lässt sich so als Plattform und durchaus auch als

gesellschaftspolitische Aktivität und alternative Lebensform bezeichnen.Die Idee des Eigenanbaus kommt an bei den gestressten Großstädtern und hat sich – im doppelten Sinne – als nachhaltiger Trend etablieren können. In den vergangenen Jahren sind in den Großstädten viele Gärten entstanden und haben dabei ungenutzten Raum verdrängt und das Grau der Städte durchbrochen, wie in Hamburg das Gartendeck oder die Keimzelle. Sogar im beschaulichen Lüneburg gibt es am Kalkberg einen offenen Garten, den Zickengarten. Dem Projektseminar „LEUFARM – Ein studentischer Gemein-schaftsgarten an der Leuphana“ reicht das aber noch nicht. Sie haben über-legt, ob und wie man an der Uni einen Garten begründen könnte. Das Feed-back der befragten Studenten: Über 50 % empfänden das als Bereicherung, und viele könnten sich vorstellen, hier selbst aktiv zu werden.Super, denn auch wenn es hier nicht wirklich städtisch ist, geht es um die Ideen, die hinter dem Urban Gardening stehen und definitiv ein Durchbruch in eine nachhaltige Zukunft sind.

Können wir die Technik überhaupt noch kontrollieren – oder kontrolliert sie mitt-lerweile uns? DAMALSZur Entwicklung des Internets ist zu sagen, dass es aus einem Chaos von Ideen und zufälligen Entstehungen her-vorging. Vielleicht daher wurde es von Einigen (!) unterschätzt. Beispielsweise sagte Robert Metcalfe, der Entwickler des Ethernets voraus, dass sich das In-ternet bald zu einer Supernova aufbläht und 1996 katastrophal kollabieren wird. HEUTEHeute ist das Internet zum allgegenwär-tigen Massenmedium geworden. (Fast) Jeder nutzt die ‚Eisenbahngleise’ der Infrastruktur Internet. Sei es zum Trans-port von Dateien oder zum Austausch von Rechnern. Sei es zur (trans-) nati-onalen Kommunikation in der Globali-sierung. Skype. Facebook. XING. Studivz. Schülervz. Icq. Msn. Und. Viele. Andere.

Mehr. Kommunikation über alle Gren-zen hinweg. Weniger Hindernisse. Mehr Freunde. Mehr Kontakte. Freundschaft als Ware! Als Mittel zu sozialer Bestäti-gung. Was sind eigentlich Freunde? Fa-cebook gibt eine Antwort auf die Frage von ET: „Ist da draußen jemand?“ Denn ohne Internet und ohne Facebook bist du ein niemand. Du hast keine Freunde. Du bekommst keine Nachrichten, keine Einladungen und du wirst nicht ange-stupst. Alle anderen schon – aber du nicht. Es scheint fast als würden sich die Werte unserer Gesellschaft drastisch verändern. Es fehlt noch das neben dem ‚Poke Me’ Button bald ein neuer ‚Kiss Me’ Button auftaucht. In zehn Jahren sitzen wir uns mit Laptops, Smartphones und Tablets gebenüber und drücken Knöpfe. Und das finden wir auch noch toll! Oder eben Emil. E-Mail. Briefartige Nachrichten, die über Computernetzwer-ke übertragen werden. E-Mails werden

über Netzwerke im Internet gesendet. Das Internet – das sind verschiedene, vernetzte Server! Wir müssen uns fra-gen: WO sind meine Daten eigentlich gespeichert? WER hat Zugriff auf mei-ne Daten? Wissen wir wer HINTER den ‚fremden’ Servern sitzt? Vermutlich Nein. Das im Internet zugängliche Wissen wird auch (!) über Netzwerke ausge-tauscht. Beispiel Wikipedia. Heutzutage muss man kein Buch mehr aufschlagen, um etwas zu erfahren. Man muss nie-manden mehr fragen. Ja man macht sich sogar keine Gedanken mehr dazu. Man verdummt. Man rennt wie ein Ro-boter zum Laptop, ausgestreckte Arme nach vorne, öffnet die gewünschte Suchmaschine, tippt das Suchwort ein – und wartet auf die Erleuchtung. Tada! Vornehme, schwarz auf weiß den Bild-schirm erfüllende Wörter sind zu sehen. 100prozentiges Wissen. 100prozentige

Wahrheit. Wir impfen uns die Wörter ein. Den Text ein. Seine Sicht ein. Aber heißt es wirklich: Wikipedia & Wahrheit?Die oben genannten Anbieter – sie bieten uns ihre Netzwerke an. Sie sind Dienstleister. Sie bezahlen Mieten für riesige Hallen, gefüllt mit Servern. Nor-malerweise bezahlen wir für Dienstleis-tungen. Für diese nicht. Sie sind alle kostenlos! Wie bezahlen wir dann? Be-zahlen wir etwa alle mit unserer Freiheit dafür? Wir scrollen die AGBs immerhin in einer Sekunde herunter – nur um zum ‚Weiter’ Button zu gelangen ...

Über Emil Best of blogN: Den Eintrag von Julia Choutka kürten wir zu einem der originellsten

© A

nna

Lena

Bla

nk

© H

VN

Julia Choutka

Immer mehr Menschen gründen ihre ganz eigenen urbanen Gärten, hier in Hamburg

Marie-Sophie Vorbrodt

Page 3: CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

[PERSPECTIVES] 3Cha[lle]nge

?

© Arne Hansen

K o l u m n e

John Paxson

Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013

Kati Jovic

Als der damals 9-jährige Felix Fink-beier 2007 ein Schulreferat über die Klimakrise gehalten hat, machte er ab-schließend folgenden Vorschlag: Kinder auf der ganzen Welt sollten in ihrem Heimatland jeweils eine Million Bäume Pflanzen, um für einen angemessenen CO2-Ausgleich zu sorgen.

Das könnte man als jugendlichen Leichtsinn oder Naivität bezeichnen, oder aber auch als Vision. Denn Felix war schon damals klar: Es geht hier vor allem um die Zukunft seiner Generation. Und dann? Tja, dann hat er’s einfach gemacht.Frei nach dem Motto „Stop talking. Start planting.“ hat seine eigens für diesen Zweck gegründete Plant For The Planet Foundation die Welt Stück für Stück um-gekrempelt und drauf losgepflanzt. Und es wurden mit der Zeit nicht nur immer mehr Bäume, sondern auch Mitglieder. Mit der Unterstützung von Prominenten wie Model Gisele Bündchen, Schauspie-ler Til Schweiger und sogar Prinz Albert II von Monaco hat Felix es mit einer ein-drucksvollen Kampagne in die Presse

Klein, aber Oho!Felix Finkbeier, oder auch: Der beste Beweis, dass Kinder wirklich unsere Zukunft sind

© V

N

Wir leben im Utopia der Nachhaltigkeit. Was würdest du an deinem alten Leben vermissen? „Morgens aufzustehen und verkatert Tiefkühlpizza von Aldi essen.“ [Paul] ¡ „Langstreckenflüge!“ [Charlotte] ¡ „Die Diversität unserer Gesellschaft.“ [Maximilian] ¡ „Den Müll nicht zu trennen ...“ [Ralf]

Der Moment des Durchbruchs, der süße Duft des Erfolgs! Die Freude darüber, einen Prozess mit einem positiven Ergebnis abschließen zu können. Das erste Bild, das mir bei dem Begriff „Durchbruch“ in den Sinn kam, war das des Kandidaten, der im letzten Jahr gegen Stefan Raab die Rekordsumme von 3,5 Millionen Euro gewonnen hat. Wie der sich mit dieser kleinen Schaufel und vollem Körpereinsatz durch diesen Klotz aus Steckmoos gearbeitet hat, und dann: Durchbruch! 3,5 Millionen Euro! Und wer hat’s ihm nicht ge-gönnt?Mit ziemlicher Sicherheit wird kein Nachhaltigkeitsseminar in diesem Semester einen Durchbruch im Wert von 3,5 Millionen Euro erarbeitet haben. (Falls doch, call me! Der Job hier ist morgen vorbei!) Und doch ist am Ende ist jeder noch so kleine Durchbruch ein Fortschritt. Viele kleine ergeben vielleicht sogar irgendwann einen großen, durch den dann der Strom des Fortschritts fließen kann, der dann an anderer Stelle...naja, you get the point!Jeder von uns hat aus dem Leupha-na-Semester etwas mitgenommen, und wenn es nur Credit Points wa-ren. Wenn es doch mehr war, umso besser! Wir von Cha[lle]nge haben auf jeden Fall versucht, euren Blick auf viele Dinge zu lenken, die wir nicht nur als wichtig, sondern auch als interessant erachtet haben. Wir haben uns gestritten, uns lieb ge-habt, wir haben teilweise verdammt gute Arbeit geleistet, hier und da sicher aber auch geschludert. Ich freue mich darauf, unsere Ausga-ben in ein paar Wochen noch einmal mit einem gewissen Abstand lesen zu können.

John Paxson

Die meisten von euch kennen sicher die klassische Variante von Graffiti. Sprühdosen, Farbspritzer, das Klackern der Kugel, a smell of fresh paint in the air. Doch es geht auch anders! Das sogenannte „Moos-Graffiti“ ist eine umweltfreundliche Kreuzung aus „Guerilla Gardening“ und Streetart. Dafür braucht man nur , ihr ahnt es bestimmt schon, schönes grünes Moos und eine Art Öko-Kleber, der biologisch abbaubar ist. Um diesen zu mischen existieren im Internet verschiedene Anleitungen. Eine davon beinhaltet sogar Bier. Selbstverständlich stellen wir euch hier keine Anleitung zur Ver-

fügung, denn auch Bio-Kunst dürft ihr nicht einfach überall draufklatschen, wo es euch gefällt!Wir wollen aber auch nicht verschwei-gen, dass sich Moos-Graffitis durch-aus positiv auf ihre Umwelt auswirken, nicht nur optisch. So bekämpfen sie aktiv die Feinstaubbelastung, indem sie große Mengen der gefährlichen Luftpartikel aufnehmen. Bestimmte Abgas-Bestandteile dienen dem Moos sogar als Nahrung, und andere wer-den durch Bakterien abgebaut, die auf dem Moos leben. Doch wie stehen klassische Graffiti-Sprüher zu dieser Variante? Gibt es Vorurteile oder Be-

rührungsängste? Wir haben den Lüne-burger Graffiti-Sprüher Björn Lindner aka „jayn“ dazu befragt:„Eine interessante Gestaltungsart, aber eher was für Gärtner und Desi-gner. Ausprobiert habe ich es auch schon, allerdings mit mäßigem Erfolg. Wird aber bestimmt mal wiederholt. Mit Graffiti hat es wie ich finde nur wenig gemeinsam. Es gibt ja quasi nur eine Farbe und eine Technik. Man kann sich ziemlich sicher sein, dass nie Moos-Trains rollen werden!“

Ohne Moos nix los! Auf zur Moos-Ernte in den Wald – für mehr Grün in der Stadt!

geschafft – man nimmt ihn und sein Anliegen ernst.Plant For The Planet hat inzwischen ei-nen Weltvorstand, der aus 14 Kindern aus 8 verschiedenen Ländern besteht und mit einigen von ihnen ist Felix vor einiger Zeit einfach so in eine UN-Konfe-renz zum „International year of forests“

marschiert, um den ganzen schlauen Leuten dort mal (auf Englisch!) zu er-klären, was eigentlich Sache ist. Neben-bei vergleicht er alle Erwachsenen mit Affen. Klasse Typ!Und auf einmal ist es 2013 und Felix und seine Crew haben Folgendes vor-zuweisen: 12.610.582.600 bereits ge-pflanzte Bäume weltweit. Hut ab, oder was?Und genau das ist die Einstellung, die uns leider immer noch fehlt: Nicht so viel nachdenken und verkomplizieren, sondern einfach mal machen! Viele gebildete Experten sitzen ständig überall auf der Welt zusammen und diskutieren mögliche Lösungen für gleichzeitig immer schlimmer werdende Klima-Probleme, die Nachrichten geben

uns zu verstehen, dass es eigentlich schon zu spät ist, um etwas zu ändern, sie uns aber trotzdem netterweise auf dem Laufenden halten und man selbst zieht sich den Schuh ja meist eher un-gern an und dann werden auf einmal alle von einem 9-Jährigen vorgeführt, der – vielleicht eben doch in seinem

jugendlichen Leichtsinn – kein Nein akzeptiert.Das Wort „Klimagerechtigkeit“ be-schreibt ganz wunderbar, worum es Plant For The Planet geht: Durch ak-tuellen Egoismus zerstören wir die Zu-kunft kommender Generationen. Das ist unfair, sowas macht man nicht. Was man allerdings ganz unbedingt machen sollte, ist sich an Felix Finkbeier ein Bei-spiel zu nehmen.Und wer immer noch nicht ganz davon überzeugt ist, dem empfehle ich einen Besuch auf der Homepage von Plant For The Planet: www.plant-for-the-planet.org. Ach und wenn ihr eh schon da seid: Spenden geht auch!

Page 4: CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

[[Projects]4 Cha[lle]nge Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013

!

Du musst kein Marathonlaüfer sein, um etwas bewegen zu können.

„Eigentlich glaube ich nichts, aber nichts ganz ganz fernen Länder der Erden mal eben mit dem Flugzeug bereisen zu können.“ [Milena] ¡ „Externer Datenspeicherplatz. “ [Anna] ¡ „Autofahren, da fühlt man sich selbstständiger und freier als mit Bus und Bahn. “ [Viviana]

Keine falsche Scheu – deine Schritte sind Gold wert!

Ann-Katrin Mävers

MEATingFleischhunger: Sind wir noch zu retten?

Isst du gerecht? Oder hast du dir über-haupt schon einmal darüber Gedanken gemacht, was gerecht wäre? Wie sehr beschäftigt sich unsere Gesellschaft mit dem Konsumverhalten?! Herzlich wenig ist anzunehmen, denn sonst sähe die Lage nicht wie folgt aus:Die deutsche Massentierhaltung um-fasst momentan rund 14 Millionen Rinder, 23 Millionen Schweine, eine Million Schafe und über 40 Millionen Stück Geflügel. Die Menge des dafür notwendigen Futters stellt den Zwie-spalt dar. Soja wird als Futtermittel in der Massentierhaltung verwendet, doch in Deutschland gibt es dafür nicht aus-reichend Anbaufläche. Deshalb wird Soja, beispielsweise aus Brasilien, im-portiert. Dort muss jedoch Regenwald für die Anbauflächen abgeholzt werden.Eine Projektgruppe des Seminars Food Justice befasst sich tiefgreifend mit den Auswirkungen auf die Guaraní-Kaiowa (indigene Bevölkerungsgruppe in Brasilien) und deren Lebenssitua-tion. Ihren Nachforschungen zu Folge wurden im Jahr 2007 nur durch den So-jaanbau vier Millionen Menschen ver-trieben. Kleinbauer haben keinen Platz mehr und fliehen samt Familien in die

Städte, auf der Suche nach Arbeit. Doch dort leben sie an der Armutsgrenze!Die Auswirkungen beschränken sich aber nicht nur aus den sozialen Be-reich. Die Ökologie der betroffenen Regionen gerät vollkommen aus dem Gleichgewicht. Monokulturen laugen den Boden aus, und die Abholzung verringert die Niederschlagsbildung drastisch. Dürren und verheerendere Waldbrände sind die Folgen in einer eigentlich feuchten Zone.Dabei bleibt es jedoch nicht. Die Men-schen in der Region leiden an gesund-heitlichen Problemen durch die Dün-gemittel, Kinderarbeit breitet sich aus etc. Global gesehen: Der Amazonasre-genwald schluckt einen Großteil des weltweiten Kohlendioxid und dämpft dadurch den Klimawandel. Wenn aber weiterhin abgeholzt wird..?!Am Donnerstag, den 28.02.2013 von 12-16 Uhr auf dem Gallery Walk, er-fahrt ihr mehr! Fragt einfach nach, bei Linda Ertl, Lena Greßmann, Alina Dietz, Margarita Mikhaltsova und Caroline Ständer.

Verbrechen an der Menschenwürde: Sponsorenlauf gegen weibliche Genitalverstümmlung

Knapp 150 Zusagen bei Facebook hat die Veranstaltung „Deine Schritte sind Gold wert!“ schon. Wenn alle kommen, werden es zwar viele, aber längst nicht genügend Teilnehmer sein, denn bei diesem Projekt gilt wahrlich: Je mehr kommen, desto besser! Doch für was genau soll ich auf „teilnehmen“ kli-cken? Studierende des Projektsemi-nars „Soziale Aspekte der Nachhaltig-keit“ haben in Zusammenarbeit mit der Amnesty International Hochschu-linitiative Lüneburg einen Sponsoren-lauf auf die Beine gestellt, der es sich zum Ziel macht, auf das unglaubliche, in Afrika noch viel zu weit verbreitete Verbrechen der weiblichen Genitalver-stümmlung aufmerksam zu machen und aktiv dagegen anzukämpfen. Heute um 11 Uhr auf der Mensawiese wird der Spendenlauf statt finden. Je-der kann teilnehmen und mitmachen! Es geht darum, eine symbolische Run-de um die Mensawiese zu drehen – ob man diese rennt, läuft, tanzt oder

schleicht sei jedem selbst überlassen. Was zählt ist das Engagement. Der Lauf ermöglicht es so jedem Ambitio-nierten, durch seinen Einsatz ein Zei-chen für die Menschenwürde zu setzen und Spenden für den Verein TARGET e.V. zu sammeln, welcher konkrete Projekte, unter anderem in Guinea-Bissau, unterstützt.Für jeden Läufer spenden verschiedene Klein- und Großsponsoren an den Ver-ein, welcher von Rüdiger Nehberg (sie-he auch S. 6) ins Leben gerufen wurde. „Ihr Ziel ist es, auf internationaler Ebene aufzuklären über weibliche Ge-nitalverstümmlung und auf Augenhö-he mit den Menschen in den Ländern eine Lösung zu finden“, erklärt Cons-tantin Sinn, Teilnehmer des Seminars.Bereits gestern begann der „Sir Vival“ Rüdiger Nehberg in seinem spannen-den Dia-Vortrag „Querschnitt durch ein aufregendes Leben“ für das häufig tabuisierte Thema und sein aktuelles Großprojekt zu sensibilisieren.

+++ Burn-Out - Freiwillige Selbstausbeutung +++ Du bist was Du trinkst +++ Tod durch Globalisierung? Eine Diskussion zum Ballastwasser +++ Ein Strudel aus Plastik +++ „More than Honey“ – Warum geht das Bienensterben weiter? +++ Bio vs. Konventionell +++ Coffeelution – Taste Without Waste +++

L e x i k o n N

Greenwashing: durch PR-Methoden ein grünes Image erlangen ohne, dass entsprechende Maßnahmen getroffen werden

Nachhaltigkeitsgedanke “to go”Auch Erfahrungen müssen nachhaltig sein

In Universitäten wird oft und gerne ge-redet. Und das ist auch gut so. Doch das viel prägnantere Erlebnis ist der persönliche Eindruck. Das haben sich auch die sechs Studierenden aus dem Seminar “Togo: Ein Nachhaltigkeitsge-danke zum Mitnehmen” gedacht. Sie haben ein Projekt ins Leben gerufen, welches Menschen für eine gewisse Zeit in eine Familie nach Togo schickt. Fernab von überflüssigem Luxus, wo der kranke Gedanke unserer Konsum-

gesellschaft noch nicht das tägliche Leben bestimmt. Dort kann man erfah-ren, was es wirklich bedeutet, glück-lich zu sein. Und wenn man dann mit dieser Erfahrung im Gepäck zurück nach Deutschland reist, hat man et-was mitgenommen, was einem an der Uni niemand erzählen kann. Denn auch Erfahrungen müssen nachhaltig sein. Was nützt es uns zu reden, wenn das Gesprochene auf der einen Seite vom Kopf rein-, und auf der anderen gleich wieder rausgeht. Diesen Gedanken fasst das Togo-Projekt sehr gekonnt auf und macht uns dieses Problem bewusst. Außerdem zeigt es uns, dass die Konferenzwoche eben nicht nur eine große Blase aus theoretischen Überle-gungen ist, sondern wirklich Projekte hervorbringt, die das Potenzial haben, etwas in der Welt zu verändern. Hier wird nicht nur „geredet“, sondern ge-handelt.

Max Rauer

Page 5: CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

] [Projects]Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013 5Cha[lle]nge

!

Du musst kein Marathonlaüfer sein, um etwas bewegen zu können.

© S

venj

a Pa

pe

„Eigentlich glaube ich nichts, aber nichts ganz ganz fernen Länder der Erden mal eben mit dem Flugzeug bereisen zu können.“ [Milena] ¡ „Externer Datenspeicherplatz. “ [Anna] ¡ „Autofahren, da fühlt man sich selbstständiger und freier als mit Bus und Bahn. “ [Viviana]

Keine falsche Scheu – deine Schritte sind Gold wert!Verbrechen an der Menschenwürde: Sponsorenlauf gegen weibliche Genitalverstümmlung

Heute gibt er den Startschuss für den Spendenlauf. Für uns gilt es nun, sich von seinem Engagement und seiner Courage eine Scheibe abzuschneiden und selbst aktiv zu werden! Auf der Konferenzwoche haben wir bis dato unglaublich viel Input von ver-schiedensten Menschen bekommen, die einen Aufbruch, einen Umbruch oder gar einen Durchbruch geschafft haben. Rüdiger Nehberg gehört defini-tiv der letzten Fraktion an. Die meisten von uns sind sicherlich gerade erst in ihrem persönlichen Aufbruch begrif-fen. Das ist auch gar kein Problem, sondern ist schon viel wert. Aber wir wissen auch: Wir können alle etwas tun. Dazu wurden uns in diesen Tagen und im ganzen vergangenen Semester genügend Anregungen gegeben. Aber zusätzlich zu unserem persönlichen Aufbruch können wir Menschen un-terstützen, die mit ihrem Einsatz und ihrer Lebensphilosophie bereits einen wahren Durchbruch erzielen konnten

– für sich und für andere. So wie Rüdi-ger Nehberg und sein Verein. Mit einer einfachen Tat, wie einer kleinen Runde um unsere Mensawiese, für die es ihrer symbolischen Natur wegen nicht ein-mal Laufschuhe und –sachen braucht, können wir uns an einem Durchbruch beteiligen! Können Menschenleben durch die Unterstützung eines tatkräf-tigen Vereins verbessern. Können dazu beitragen, etwas zu verändern.Können beweisen, dass wir etwas ge-lernt und mitgenommen haben aus dieser Konferenz und einen persönli-chen Aufbruch wahrhaftig geschafft haben. In diesem Sinne bleibt nur zu sagen: Bis nachher um 11 Uhr auf der Men-sawiese!

+++ Burn-Out - Freiwillige Selbstausbeutung +++ Du bist was Du trinkst +++ Tod durch Globalisierung? Eine Diskussion zum Ballastwasser +++ Ein Strudel aus Plastik +++ „More than Honey“ – Warum geht das Bienensterben weiter? +++ Bio vs. Konventionell +++ Coffeelution – Taste Without Waste +++

Aktionskunst: Das Produkt der Gesellschaft

Jeder Mensch ist ein Künstlergefunden hat, was es ist und wie man sich dabei gefühlt hat. Es geht nicht um das spezielle Wissen, was für ein Blatt es genau ist oder von welchem Baum die Rinde stammt, sondern um die emotionale Verbindung zu eben diesem Stück Natur! So wird es in weiteren Runden fortgeführt und im-mer tiefgreifender über die Verbindung geredet. Shelly Sacks ist neben der leitenden Position an der University Of The Trees auch Professorin für “Soziale Plastik” an der Oxford Brookes University. Das Konzept, das sie dort vermittelt, bildet den theoretischen Unterbau für das Earth Forum.Shelly Sacks war Schülerin des Akti-onskünstlers Joseph Beuys und wurde von seinen Ansichten sehr geprägt. Der Leitgedanke ist weg von dem Materi-ellen zu kommen, da das eigentliche Kunstobjekt die Gesellschaft ist und diese geformt werden muss, indem man die eigene Einstellung zur Natur verändert. Wie kann man nun eine Veränderung anstoßen? Nach dem Prinzip von Shel-ly Sacks nicht mit rationalem Wissen, sondern mit einem kulturellen Wandel!

Wie lässt sich Veränderung wirklich anstoßen? Anja Humburg, Programm-verantwortliche der Konferenzwoche 2013, hat im vergangenen Jahr an dem Workshop von Shelly Sacks teilgenom-men, der einem hilft die Verbindung zwischen sich und der Natur wieder herzustellen. Dieses Jahr wurde eben dieser Workshop erneut angeboten, und wir erfahren welche Intention da-hinter steht. Shelly Sacks, geboren 1950, lebt und arbeitet in Oxford. Sie leitet die „Uni-versity of the Trees“, welche das in Lüneburg vorgestellte Earth Forum be-inhaltet. Es steht der Gedanke im Vor-dergrund, der Natur und den Menschen anders gegenüber zu treten, wobei eine intensive, emotionale Verbindung auf-genommen wird. Die Veranstaltung ist kein Vortrag im eigentlichen Sinne, sondern eher eine kollektive Erfahrung, bei der Shelly Sacks ihre Einschätzun-gen abgibt. Der Workshop beginnt, indem sich die Teilnehmer und Shelly Sacks in einem Stuhlkreis zusammensetzen und sich vorstellen. Anschließend wird jeder gebeten, für einige Zeit nach draußen zu gehen und ein „Stück Natur“ wieder mitzubringen. Keinerlei Vorgaben. Man guckt, was einen anspricht und zurück in der Runde wird erzählt, wo man es Ann-Katrin Mävers

Mehr Menschen ertrinken in der Wüste, als dass sie

verdursten.

Gitarrensaiten wurden früher aus Katzendarm hergestellt.

Marie-Sophie Vorbrodt

Page 6: CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

[People]6 Cha[lle]nge Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013

Corinna Thölke

Rüdiger Nehberg im Portrait

„Tag des Durchbruchs“- das ist das Mot-to der dritten und auch letzten Ausgabe der Konferenzwochenzeitung. Aufbruch – Umbruch – Durchbruch, in diesem Kontext präsentiert sich die diesjährige Konferenzwoche. Veränderung lautet der Anspruch. Heute am letzten Tag – dem Tag des Durchbruchs – stellt sich die Frage, ob Veränderung gelingen konn-te. Sind wir aufgebrochen, um etwas zu ändern? Studenten und Studentinnen schlendern den Hörsaalgang entlang mit „Cafe 9“ Pappbechern in der Hand, als wäre nichts geschehen. Während der Vorträge folgen manche aufmerksam, andere checken ihren Facebookstatus. Schleicht sich auch hier der ganz nor-male Uni-Alltag ein?Es ist dieser Alltag, den Rüdiger Neh-berg aus seinem Leben verbannt hat.

Sein Lebenslauf liest sich wie eine rasante Achterbahnfahrt, in der viele scheinbar festgelegte Grenzen durch-brochen wurden. 1970 entschloss sich der 1935 geborene Bielefelder zu seiner ersten großen Entdeckungsreise. Zu-sammen mit Hinrich Finck fasste er den Entschluss, den Blauen Nil in Äthiopien zu befahren. Auch wenn dieser Versuch misslang, sollte es nicht bei dieser ers-ten Bekanntschaft mit den Gewässern des Nils bleiben. Es folgen zwei weitere abenteuerliche Überfahrten. Zehn Jah-re später begann für Rüdiger Nehberg ein weiterer Lebensabschnitt mit dem Studium des bedrohten Indianervolkes der Yanomami. Um auf das Problem aufmerksam zu machen, beschloss der „Sir Vival“ einen Alleinmarsch durch den Dschungel zu den Yanomami Indianern zu unternehmen. Ein Jahr zuvor trainier-te er sein Vorhaben auf einem 100-Ki-lometer langen Deutschlandmarsch, auf dem er durchweg nur von dem, was die Natur ihm zu bieten hatte, überlebte. Die Bedrohung des Indianervolkes war weiterhin aktuell. Doch der Aufbruch war gelungen. Es bedurfte erst eines weiteren Bittmarsch, der Konsultation von UNO und Weltbank und der waghal-sigen Überquerung des Atlantiks – mit Hilfe eines Bambusfloßes und eines

Baumstammes – bis der „Durchbruch“ schließlich in Sicht war. Im Jahr 2000 er-langen die Yanomami-Indianer schließ-lich staatlichen Schutz und Frieden. Wie kann ein Mensch das schaffen? Es scheint ein Gemisch aus unglaublichem Durchhaltevermögen, Disziplin und vor allem Willen zu sein, das diese Biogra-phie ermöglicht hat. Einen wichtigen Grundsatz, den der Träger des Bundes-verdienstkreuzes den Erstsemestern vor diesem Hintergrund mitgeben möchte, lautet deswegen: „Niemand sollte sich für zu gering halten, etwas, das ihn stört, zu verändern“. Auch bei seinem Engagement für die Yanomami-Indianer musste er viele Hindernisse überwinden, gibt Nehberg zu. Trotzdem sei es letztlich gelungen mit Beständigkeit und natür-lich auch mit Glück, eine Öffentlichkeit zu schaffen und Politiker in die Knie zu zwingen. „Da habe ich als kleiner Bürger gelernt, dass manches eben doch ver-änderbar ist, dass Visionen realisierbar sind, wenn man eine gute Strategie und Ausdauer hat.“Doch noch lange sind nicht alle Ziele erreicht. TARGET lautet der passende Name der von Nehberg im Jahr 2000 ge-gründeten Menschenrechtsorganisation, die den Kampf gegen „weibliche Geni-talverstümmelung“ aufnimmt.

Veränderung: Step By Step

Stimmen der KonferenzwocheKay Oberbeck

BWL- und Kuwi-Studium an der Leu-phana, und zack! ist man Unterneh-menssprecher von Google Nordeuropa, oder wie? Ganz genau! Bestes (und einziges) Beispiel: Kay Oberbeck. Ganz so einfach war es aber natürlich nicht: Zwischenstationen als Unternehmens-sprecher gab es u.a. bei Lycos und der Axel-Springer-AG. Glaubt man seinem Google+-Profil, dann mag Kay Oberbeck Chips mit Currywurst-Geschmack, ist St. Pauli Fan und hat schon mal Smudo ge-troffen – klingt gut, oder?Kay Oberbeck schlägt heute um 11.30 Uhr mit seinem Vortrag zum Thema „Change im World Wide Web“ auf und bezieht Google-Posi-tion. Wer immer schon mal mit einem er-fahrenen dot.commer diskutieren wollte (oder wissen will, wie Currywurst-Chips schmecken), sollte also unbedingt vor-beischauen!

Behnam Moghaddam

Dieser Spruch ziert die Homepage des im Iran geborenen Hamburger Musikers Behnam Moghaddam. Er hört auch auf den Namen Banshee LeStrange. Als die-ser fusionierte er mit drei Kollegen, auch alles lyrische „Allroundrhytmiker“, zu der Band MokkaExpress.Nach meiner Recherche, da hatte er mich: bescheiden scheint er zu sein, doch nicht schüchtern. Widmet seinem Blog „New to the Zoo“ (nttz.org/word-press/) ein bisschen Aufmerksamkeit: wunderbare Texte, herrliche Gedanken. Der Mann kann nicht nur Songtexte sch-reiben. Doch diese geben auch ordent-lich was her, dat fetzt! Erwartet keine Schmusekuschelgitarrensongs! Gönnt euch sein Konzert auf der Spielwiese, heute um 13 Uhr. Um 14h geht’s dann weiter mit ihm zum Wiesenforum!

Peter Unfried

Den, 1963 geborenen, Peter Unfried zog es 1994 zur Sportredaktion der taz, wo er zu Beginn gleich für Aufruhr sorgte. Wegen seiner Wenigkeit wurde einfach mal der Quotierungsbeschluss aufge-hoben. Das nenne ich einen Einstieg! 2006 ernannte sich der Journalist und Autor selbst zu einem „neuen Öko“ und hat sich jeher das Ziel gesetzt eine ge-sellschaftliche Klimakultur zum Leben zu erwecken, die es schafft den Klima-wandel in den Griff zu bekommen. Seit 2009 ist Peter Unfried Chefreporter der taz, während er nebenher Dozent an der FH KUNST Arnstadt ist. Am Donnerstag, den 28. Febraur 2013 führt er ein Streit-gespräch im HS 3 von 11:30-13:00 Uhr! Hört euch an, welche Meinung er zu dem Thema „Alles öko, oder was? Zwischen Ökofimmel und Transformation“ hat!

© R

einh

ard

Losk

e

Es gehe darum, eine Strategie zu entwi-ckeln, gegen die der Gegner keine Alter-native hat, erklärt Nehberg sein Vorge-hen. In diesem Fall seien dies die Bilder vom Verbrechen der weiblichen Genital-verstümmelung auf der einen Seite und auf der anderen Seite der Koran, der so etwas verbietet. Das Problem in den betroffenen Ländern sei das Schweige-gebot, die fehlende Bildung, und die tief verwurzelte Tradition. Über die Religion jedoch seien diese Strukturen zu durch-brechen.Der von den Medien geadelte Überle-benskünstler hat auch auf diesem Ge-biet den Umbruch angestoßen. Bei der Betrachtung seiner Biographie entsteht Hoffnung, dass auch die im Kontext der Konferenzwoche vorgestellten Ziele irgendwann erreicht werden können. Mit Rü-diger Nehberg als Vorbild fällt uns das viel-l e i c h t a l l e n ein wenig leichter!

„Die Heizung bis zum Anschlag aufdrehen und im Winter barfuß durch die Wohnung laufen.“ [Tom] ¡ „Meine Zigarettenstummel auf den Boden schmeißen, wenn keine hinsieht. “ [Gunnar] ¡ „Die Diversität unserer Gesellschaft.“ [Viviana] ¡ „24 h air conditioning in meinem Amerikaurlaub.“ [Svenja]

Kati Jovic Milena Scipio Ann-Katrin Mävers

Page 7: CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

[People] 7Cha[lle]nge

!

Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013

Wir müssen nicht alle in Sack und Asche gehen

Der Krumm- und Querdenker Dein Gesicht zur Konferenzwoche

Ganz ehrlich, liebe Leute. Ich habe keinen Plan, wo ich anfangen soll. Ich möchte hier einen Visionär vorstellen, denn heute ist der Tag des Durchbruchs. In meinen Augen ist da unter unseren Gästen fast keiner besser geeignet als Dr. Reinhard Loske. Ich möchte euch gerne etwas aus dem Leben dieses be-wundernswerten Mannes erzählen, doch muss euch dabei klar sein, dass es sich nur um Bruchteile handelt.Gehen wir chronologisch vor: Loske studierte Wirtschafts- und Politikwis-senschaften in Paderborn (aus dieser Gegend stammt er), Nottingham und Bonn. In den 1990ern blieb er der Wis-senschaft erst mal treu, arbeitete an unzähligen Forschungsprojekten, u.a. am Wuppertal Institut für Klima, Um-welt und Energie. Nach seiner Arbeit dort erschien ein Buch mit dem Titel „Zukunftsfähiges Deutschland“. Doch Loske blieb im Rahmen seiner For-schungsprojekte nicht nur in Deutsch-land. Es verschlug ihn praktisch einmal auf alle Kontinente der Erde: Er war in den USA, in Brasilien, China und Süd-afrika.Gesellschaftspolitisch aktiv war Loske schon in seinen jungen Jahren – u.a. in der Ökobewegung und in einer Friedens-initiative. Er war auch in den 1980ern für fünf Jahre Fraktionsvorsitzender der Grünen in Geseke. Mit der Jahrhundert-wende wandte er sich noch mehr der Po-litik zu: Von 1998 – 2007 war er Mitglied im Deutschen Bundestag. Von 2007 – 2011 brachte er als Senator für Umwelt, Bau, Verkehr und Europa in Bremen so einiges in Gang. Um einige Beispiele zu nennen: breite, mit einem Grünstrei-fen von Straßen getrennte Radwege/ein engmaschiges Straßenbahnnetz/Subventionierung von Erdgasautos/Citymaut (Straßenbenutzungsgebüh-ren)/Ausweitung des Tempolimits/Car Sharing. Mit folgender Postkartenauf-schrift punkteten sie ordentlich, bei

Jung und Alt: „Wozu ein eigenes Auto? Sie kaufen ja auch keine Kuh, wenn Sie ein Glas Milch trinken wollen.“Heute geht er einer freiberuflichen Bera-tungstätigkeit nach, bei der GIZ (Gesell-schaft für Internationale Zusammenar-beit) in Südafrika und Libyen und bei der GLS Bank (Bochum). Und sonst hat Los-ke nebenbei verschiedene Ehrenämter inne und publiziert eine erschlagende Menge an Büchern, Essays, Artikeln und und und. Als ich sein Buch „Wie weiter mit der Wachstumsfrage“ las, leuchtete jedes Mal, wenn mein Hirn einen Satz verarbeitet hatte, ein grünes Lichtlein auf. Kennt ihr das Gefühl, wenn man etwas liest und es fühlt sich so an, als würde dir jemand aus der tiefsten Seele sprechen? Deshalb das grüne Lämp-chen. Ich bewundere Loske für sein un-gemein breit gefächertes Wissen, seinen Aktivismus und seine Zuversicht.Genau deshalb schien er der Richtige zu sein für den Posten des Transformati-onsexperten. Weil ich ihn sehen wollte, wie er leibt und lebt, besuchte ich am Dienstag die Veranstaltung „Slam of Change – Mein Plan B fängt heute an“. Die Gewinner des Slam of Change saßen unten, in schwarzen, todschicken Leder-sesseln, Loske in ihrer Mitte.Ein Plan-B stammte von Frerk, der sich für den Gemeinschaftsgarten „Leuf-arm“ einsetzt, der nun in naher Zukunft im Biotop entstehen wird. Ein weiterer stammte von Luise & Dör-te, die die „Tagesthemen aus Utopia“ vortrugen, in welchen Konzepte von Leihsystemen, verpackungsfreien Ein-kaufsläden und Glücksunterricht auf-tauchten.Den ersten Plan-B stellte Johanna vor. In einem Essay mit dem Titel „I can´t get no satisfaction“. plädierte sie für mehr Empathie, Gemeinschaft und Zi-vilcourage. Das beste Medium, solche Werte zu transportieren, sei Spaß, denn Spaß könne Synonym für Zugänglichkeit sein. Loske ergänzte die für Nachhal-tigkeit notwendige Empathie um die unbedingte Selbstliebe, es sollte eine intrinsische Motivation für gelingendes nachhaltiges Handeln bestehen. Des weiteren erklärte er die drei Wege der Transformation: Das Leiden an den Ver-hältnissen, das Gezwungen werden oder dass es etwas Besseres gibt, das führt zu Veränderung!

© Ju

lian

Man

n

Milena Scipio

„Die Heizung bis zum Anschlag aufdrehen und im Winter barfuß durch die Wohnung laufen.“ [Tom] ¡ „Meine Zigarettenstummel auf den Boden schmeißen, wenn keine hinsieht. “ [Gunnar] ¡ „Die Diversität unserer Gesellschaft.“ [Viviana] ¡ „24 h air conditioning in meinem Amerikaurlaub.“ [Svenja]

Page 8: CHA[LLE]NGE Ausgabe 3

[Post Scriptum: Für einen Perspektivwechsel]8 Cha[lle]nge Ausgabe 3 ¡ 28. Februar 2013

posteo.de: wirklich „grüner“ als andere Anbieter?dolorem nat.

Am Sande 33 – von Montag bis Freitag, am besten Punkt 18 Uhr – the place to be. Ich stehe vor der Bäckerei Völsch, mi-nus fünf Grad, ich bibbere, genauso wie

die fünf anderen Kunden, die vor mir in der Schlange außerhalb des Geschäfts warten. Hinter mir steht noch ein älterer Herr und es kommt vom Sande her noch eine Dame angerannt, die ich von mei-nen letzten Besuchen wiedererkenne.Nach drinnen, direkt vor die Theke, haben

es immerhin schon drei Leute geschafft. Die Verkäuferin schaut gestresst nach draußen, die Leute drinnen lassen sich Zeit. Immerhin sind die Regale und Körbe

noch fast voll. Wenn alle Backwaren zum halben Preis über die Theke gehen, will gut überlegt sein, mit was man sich für heute Abend und die kommenden Tage eindeckt. Natürlich steckt hinter diesem Angebot auch Marketing. „Die Leute, die abends vorbeischauen und etwas

„Wir sind Brot – Widerstand ist zwecklos“Wie eine Bäckerei unabsichtlich nachhaltig wird

Auf dem Markt gibt es zahlreiche E-Mailanbieter, die ihre Dienste zu ähn-lichen Konditionen anbieten. Doch es gibt auch einige Projekte, die etwas verändern wollen. Ein Beispiel dafür ist posteo.de. Das ist ein unabhängiger E-Mailanbieter aus Berlin, der seinen Fokus auf Nachhaltigkeit legt, dabei aber auch Werbefreiheit und anonymes Mailen durch verschlüsselte Daten an-bietet.Während die großen E-Mailanbieter sich meist durch Werbung finanzieren, hält sich posteo durch geringe Mitgliedsbei-träge (1 Euro pro Monat) auf dem Markt.

Die durchgängig laufenden Server von E-Mailanbietern haben einen sehr hohen Strombedarf. Um dabei Umweltschutz zu praktizieren, werden bei posteo so-wohl die Server, als auch die Geschäfts-räume ausschließlich mit Ökostrom von Greenpeace Energy versorgt. Ebenfalls wird in dem Vierer-Team von posteo Recyclingpapier verwendet, die Wege werden mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder dem Fahrrad zurückgelegt.Also überlegt euch, ob ihr für die Unter-stützung dieses Projektes 1€ pro Monat entbehren könnt!

Nachhaltiges Mailen

Drei Tage gehen zu Ende, wie auch das heiße Wasser unter der Dusche irgend-wann kalt ist. Es war aufregend, belus-tigend, informativ und manchmal auch schweißtreibend! Liebe Leute, unsere Konferenzwoche war ein Ereignis, das wir hoffentlich nicht sofort im Monat Nummer 3 schon wieder vergessen ha-ben!Innerhalb der Redaktion gab es Tur-bulenzen und schlimmeres, aber alles easy peasy! Wir haben es gemeistert und unseren herumschweifenden Bli-cken nach zu urteilen, IHR AUCH! Auf in das neue Semester – nach den restlichen Semesterferien, versteht sich! Prost!

IMPRESSUM

Herausgeberin: Leuphana Konfe-renz 2013 ¡ Chefredaktion: Max Rauer und Marie-Sophie Vorbrodt ¡ Text-Redaktion: Wolff-Rüdiger Gevert, Kati Jovic, Viviana Kneiske, Ann-Katrin Mävers, Milena Scipio, Corinna Thölke ¡ Foto-Redaktion: Anna-Lena Blank, Jacqueline Krebs, Julian Mann, Khaled Nahiz, Svenja Pape, Jytte Rohland, Henriette Schulz ¡ Grafik + Layout: Katrin Eismann, Leslie Aliza Grosch ¡ Dozentinnen: Katrin Eismann, Angela Franz-Bal-sen, Eva Rahe ¡ Druck: nordland-druck GmbH ¡ Auflage: 1100 Stück

Gönn‘ dir einen Perspektiv-

wechsel!

K K 1 R a d i o g r u p p e

Heute um 19 Uhr heißt es noch einmal einschalten auf ZuSa! Unsere Radiogruppe wollte von euch wissen, wie ihr die Konfe-renzwoche erlebt habt. Neben musikalischer Unterhaltung hört ihr Sven Prien-Ribcke mit einem Abschlusswort und Bei-träge zu drei weiteren Projekt-seminaren. Einschalten auf 95,5 MHZ!

Milena Scipio

Viviana Kneiske

kaufen, können sich von der Qualität der Produkte überzeugen und kommen dann auch mal zu einer anderen Tageszeit vorbei.“, sagte der Besitzer Siegfried Völsch. Zudem sei so die gute Qualität und Frische der Backwaren am nächsten Morgen gesichert. Ein finanzielles Plus würde dadurch nicht verzeichnet, aber gut. Der Kunde ist König! Anscheinend unbeabsichtigt ist sein Betrieb dadurch nachhaltig geworden, da die Brote nicht weggeworfen werden. Herr Völsch mein-te, das tue ohnehin keine deutsche Bä-ckerei, der Film „taste the waste“ zeigt jedoch andere Szenen – riesige Lager-hallen voll mit altem Brot. Also, bald ist´s ja wieder wärmer, reiht euch ein in die Völsch-Schlange, schont euer Portemon-naie und gönnt euch was; ich empfehle das vollkörnige Bernd-das-Brot-Brot!

© E

va R

ahe

© A

nna

Lena

Bla

nk