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] [ Leuphana Universität Lüneburg Konferenzwochenzeitung zum Tag des Umbruchs Ausgabe 2 ¡ 27. Februar 2013 Hörsaalgang nachhaltig: Die Konferenzwoche ist im vollen Gange Auf dem Campus ist wieder Leben eingekehrt. Die Erstis sind zurück! © Henriette Schuls Wer hat es noch nicht gehört? Laute Bässe vibrieren auf dem Cam- pus. Doch wo spielt die Musik? Erfahrt es hier. Seite 4/5 Sind wir in eine nach- haltige Universität? Die Kräne am Himmel geben Anlass zu einer kriti- schen Auseinanderset- zung. Seite 3 Wollen wir zusammen Lebensmitteltauchen ge- hen? Dann zeig’ ich dir, wie Verschwenderisch unsere Gesellschaft ist! Seite 2 Ann-Katrin Mävers Wechselseitige Erfahrung – der Gallery Walk Der Gallery Walk. Das Herz der Konfe- renzwoche 2013. Nach einigen Mona- ten forschenden Lernens präsentieren die Studierenden des ersten Semesters endlich ihre Ergebnisse. Nebenbei liefern sie ihre mündliche Prüfungs- leistung ab. Es ist eine heiße Phase, die durch Aufregung, Spannung und große Erwartungen geprägt ist. Doch Erwartungen von welcher Seite? Set- zen sich die Studierende selber unter Druck oder kommt dieser von „oben“? Es sind die Resultate der ersten wis- senschaftlichen Arbeiten der Erstse- mester und diese werden gleich ins Rampenlicht gesetzt. Das könnte man durchaus als Motivationsfaktor verste- hen. Garantiert war das die Intention von „oben“... Denn es ist erwiesen, dass das durch die Körper strömende Adrenalin uns Menschen zur Hochleistung antreibt und uns in kollektive Verzückung ver- setzt! Wenn man durch den Gang fla- niert, nimmt man eine positive Span- nung auf, die sich auf alle überträgt. Es ist ein Umbruch von der Vorberei- tung in die Tat! Das Publikum – Kommilitonen_innen, Lehrende und Referenten – trifft an diesem interaktiven Ort auf die Prä- sentierenden und wird in die aufge- führte Thematik aufgesogen. Es geht darum, von ihnen aktiv in Diskussio- nen verwickelt zu werden. Selbstsicher – zumindest mehr oder weniger – erzählen die Erstsemester von dem eigenen Spezialisierungsge- biet, dass sie schon viel Schweiß und Nerven gekostet hat. Nun geht es um das Auskosten der Expertise und um Anerkennung dafür! Auf dem Gallery Walk gibt es künstle- rische Ausdrucksformen für politische, praktische und philosophische Inhalte. Kritisches Denken ist gefragt. Denn das ist es, was das wissenschaftliche Arbeiten ausmacht. Wie werden wohl alle auf diese be- sondere Art der Präsentation zurück blicken? Die Eindrücke, die man durch Plakate, Filme und Installationen ge- winnt, sind vielseitig. Vor allem sind sie ein Anstoß. Ein Anstoß zum Nach- denken, welches Bewusstsein für kom- plexe Problematiken schafft. Eine Galerie der wechselseitigen Er- fahrungen. Der Umbruch geschieht vor deinen Augen!

CHA[LLE]NGE Ausgabe 2

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Das zweite Exemplar der CHA[LLE]NGE. Der Zeitung zur Konferenzwoche [AUF]BRUCH der Leuphana Universität Lüneburg. Alles weitere zur Konferenzwoche online unter: www.leuphana.de/konferenzwoche-2013.

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Page 1: CHA[LLE]NGE Ausgabe 2

][Leuphana Universität Lüneburg Konferenzwochenzeitung zum Tag des Umbruchs Ausgabe 2 ¡ 27. Februar 2013

Hörsaalgang nachhaltig: Die Konferenzwoche ist im vollen Gange

Auf dem Campus ist wieder Leben eingekehrt. Die Erstis sind zurück!

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Wer hat es noch nicht gehört? Laute Bässe vibrieren auf dem Cam-pus. Doch wo spielt die Musik? Erfahrt es hier.

Seite 4/5

Sind wir in eine nach-haltige Universität? Die Kräne am Himmel geben Anlass zu einer kriti-schen Auseinanderset-zung. Seite 3

Wollen wir zusammen Lebensmitteltauchen ge-hen? Dann zeig’ ich dir, wie Verschwenderisch unsere Gesellschaft ist! Seite 2

Ann-Katrin Mävers

Wechselseitige Erfahrung – der Gallery Walk

Der Gallery Walk. Das Herz der Konfe-renzwoche 2013. Nach einigen Mona-ten forschenden Lernens präsentieren die Studierenden des ersten Semesters endlich ihre Ergebnisse. Nebenbei liefern sie ihre mündliche Prüfungs-leistung ab. Es ist eine heiße Phase, die durch Aufregung, Spannung und große Erwartungen geprägt ist. Doch Erwartungen von welcher Seite? Set-zen sich die Studierende selber unter Druck oder kommt dieser von „oben“? Es sind die Resultate der ersten wis-senschaftlichen Arbeiten der Erstse-mester und diese werden gleich ins

Rampenlicht gesetzt. Das könnte man durchaus als Motivationsfaktor verste-hen. Garantiert war das die Intention von „oben“...Denn es ist erwiesen, dass das durch die Körper strömende Adrenalin uns Menschen zur Hochleistung antreibt und uns in kollektive Verzückung ver-setzt! Wenn man durch den Gang fl a-niert, nimmt man eine positive Span-nung auf, die sich auf alle überträgt. Es ist ein Umbruch von der Vorberei-tung in die Tat!Das Publikum – Kommilitonen_innen, Lehrende und Referenten – trifft an

diesem interaktiven Ort auf die Prä-sentierenden und wird in die aufge-führte Thematik aufgesogen. Es geht darum, von ihnen aktiv in Diskussio-nen verwickelt zu werden.Selbstsicher – zumindest mehr oder weniger – erzählen die Erstsemester von dem eigenen Spezialisierungsge-biet, dass sie schon viel Schweiß und Nerven gekostet hat. Nun geht es um das Auskosten der Expertise und um Anerkennung dafür!Auf dem Gallery Walk gibt es künstle-rische Ausdrucksformen für politische, praktische und philosophische Inhalte.

Kritisches Denken ist gefragt. Denn das ist es, was das wissenschaftliche Arbeiten ausmacht. Wie werden wohl alle auf diese be-sondere Art der Präsentation zurück blicken? Die Eindrücke, die man durch Plakate, Filme und Installationen ge-winnt, sind vielseitig. Vor allem sind sie ein Anstoß. Ein Anstoß zum Nach-denken, welches Bewusstsein für kom-plexe Problematiken schafft. Eine Galerie der wechselseitigen Er-fahrungen. Der Umbruch geschieht vor deinen Augen!

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[PERSPECTIVES]2 Cha[lle]nge Ausgabe 2 ¡ 27. Februar 2013

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Milena Scipio

Dein Mitbewohner lässt regelmäßig seine Lebensmittel vergammeln. Was tust du? „Sie schon vorher wegessen.“ [Adele] ¡ „Ich sag´ ihm Bescheid!“ [Lena] ¡ „Ich stelle es unter sein Bett, bis er es riecht.“ [Gül] ¡ „Ich würde sie kompostieren.“ [Flora] ¡ „Nix, ich kann nix dagegen tun!“ [Leo]

Zu gut für die Tonne!Containern: gut für den Geldbeutel, ethisch vertretbar, Zeitmanagement erforderlich

Supermärkte, Discounter, Bioläden – sie alle haben eine Tonne, von der sie un-unterbrochen Gebrauch machen. Fragt euch mal, wer von uns für Bananen mit braunen Streifen Geld ausgäbe oder für Joghurt, das in zwei Tagen abläuft!

Mir ist das verhasst, drum ging ich vor nicht allzu langer Zeit das erste Mal con-tainern (auch dumpstern). Ausgestattet mit Taschenlampe, Handschuhen und einem Einkaufskorb plus Jutebeutel. Ich kletterte über den Zaun. Draußen fühl-

te ich mich noch beobachtet. Immerhin kann man wegen Hausfriedensbruch angezeigt werden. Ich warf gefühlt alle zehn Sekunden den Kopf über die Schul-ter. Als mich das Dunkel des „Tonnen-gehege“ umfi ng, fühlte ich mich sicher. Außerdem bewegte ich mich nun nicht mehr auf dem Territorium der Konsum- und Wegwerfgesellschaft. Also eigent-lich schon, denn hier war all das wahr, wovor alle die Augen verschlossen. Doch durch die Präsenz anderer Mülltaucher erwuchs aus diesem Tonnengehege ein eigener kleiner Kosmos, der Kritik übt und boykottiert. Ich war mir nicht ganz sicher, an welche der vielen Tonnen ich mich heranwagen sollte. Ich knöpfte mir die linke Biotonne vor. Rechts von mir kramte ein Mädchen im Müll. Wir merkten schnell, dass es beim Containern keinen „Futterneid“ gibt. Wir erleuchteten uns gegenseitig die Tiefen des Gemüse-/ Obst-/ Kräuter-müll und sammelten alles. In meinem Kopf ging es zu wie in einer Rezept-manufaktur. Ich sah dies Gemüse und dann jenes, versuchte sie miteinander in der Pfanne zu kombinieren und mich an Rezepte von Oma zu erinnern. Nach einer viertel Stunde schwangen wir uns wieder zurück über den Zaun. Die Para-noia kam zurück. Dabei mussten wir uns

noch irgendwo niederlassen, um unsere Gemüse-/ Obst-/ Kräuterbeute aufzutei-len. Wir wählten „um die Ecke gehen“ und sortierten im Schein einer Laterne und von Schneefl ocken umweht das Farbenprächtige Grün- und Buntzeugs. Es wurde halbiert, gedrittelt, man durfte Präferenzen setzen. Wir schmunzelten alle zufrieden vor uns hin, wandten uns schon dem Heimweg zu. Da erblickten wir zwei Schemen. Die hatten nach uns den Zaun erklommen und waren nun zu-rück. Sie stoppten bei uns. Meine Hypo-these wurde bestätigt:Egal der wievielte man dort drinnen ist, es ist immer noch etwas da. Mit dem Tonnengehege ver-hält es sich wie mit der Tasche von Mary Poppins – sie ist so unscheinbar und fasst doch ein so großes Volumen, man kann immer noch etwas fi nden. Jeden-falls hatten die Zwei noch eine Menge Käse gefunden, von dem sie uns einen ganzen Batzen überließen - im Gegen-zug gab es Möhren.Die Gemüsefächer im Kühlschrank sind randvoll, nachdem ich das Gemüse nach einer gründlichen Reinigung unterm Wasserhahn dorthin gepackt hatte. Vor dem Schlafengehen klebte ich noch ei-nige Post-its mit Rezeptvorschlägen an die Küchentür.

Es ist eine perverse Realität, die in unserer Gesellschaft von den meisten verdrängt wird bzw. wollen die meis-ten Menschen nichts davon wissen. Wer weiterhin sein Fleisch und seine Milch usw. konsumieren möchte - ohne schlechtes Gewissen - liest jetzt nicht weiter.„Blind, taub und regungslos und unfä-hig zu leiden: Mittels Gentechnik könn-te es bald solche viehischen Maschi-nen geben, die Fleisch und Milch im Akkord produzieren. Darf der Mensch Tiere so ausbeuten?“, fragte die Welt vor einigen Monaten in einem Artikel.NEIN! In meinen Augen ist es pervers, wie mit den Tieren in dieser Welt um-gegangen wird. In so einer Welt will ich nicht leben. Ich will in einer Welt leben, in der respektvoll mit Tieren umge-gangen wird und man ihnen auch ein Recht auf ein artgerechtes Leben bie-tet. Mit Landwirtschaft hat das alles

nichts mehr zu tun. Es ist eine kranke Widerspiegelung unserer Gesellschaft, die immer mehr tierische Produkte produzieren und konsumieren möchte und das so billig wie möglich. Die Tiere sind dabei keine Lebewesen mehr, son-dern Maschinen. Leider fühle ich mich machtlos etwas zu ändern. Ich ver-zichte auf Fleischkonsum, mittlerweile auch generell auf tierische Produkte, aber mit diesem guten Vorsatz wird es uns in unserer Gesellschaft leider sehr schwer gemacht. Tierische Produkte sind überall drin!Und nun auch noch die Vorstellung, eine Art Zombie zu züchten. Eine Kuh, die unfähig ist zu leiden, zu empfi n-den, zu denken. Eine Kuh im Koma. Die Perversion der Ausbeutung der Tiere hat scheinbar keine Grenzen. Es klingt nach einem Horrorfi lm, doch man ist mittendrin. Ein Albtraum, aus dem ich gerne erwachen würde.

Meiner Meinung nach werden bei uns in der Mensa zu viele tierische und zu wenige vegane Gerichte angeboten. Selbst im vegetarischen Nudelaufl auf ist Ei etc. mit drin, obwohl man es weglassen könnte. Man würde doch keinen Unterschied schmecken! Ich wünsche mir mehr vegane Alternativen in der Mensa. Die heutige Realität aus der Perspekti-ve einer Kuh, erschienen in der „Welt“:„Eigentlich mag ich den Bauern, er ist gut zu mir, ich mag es, wenn er mich melkt, manchmal schießt mir die Milch schon in die Zitzen, wenn die Stall-tür geht, Milch fl ießt aus mir, selbst wenn ich Fieber habe, ich kann nicht anders, aber einmal, da war ich noch Kalb, vielleicht drei Wochen alt, als zwei Männer mich in eine Ecke trieben, ein dritter, der Bauer, stellte sich über mich, als wollte er mich reiten, packt mich am rechten Ohr und drückt mei-

nen Kopf an seinen Bauch, dann setzt er den Thermokauter an, ein heißes Ge-rät, das einem Lötkolben gleicht, hält es auf meinen Schädel, dreht den Kol-ben ins Lebendige, bis dort, wo vorhin noch Horn war, ein rundes Loch klafft, ich winde mich vor Schmerz. Dann brennen sie auch das linke Horn aus.“Und das alles, damit die Menschen die Milch trinken können, die eigentlich für das Kalb gedacht ist. Sind ja bloß Tie-re, denken sie vielleicht… Aber dabei verdrängen die meisten, dass Men-schen auch nur Tiere sind.

Kühe im KomaBest of blogN: Den Eintrag von Jasmin kürten wir zu einem der originellsten

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Unglaublich, aber wahr: All dieses Gemüse wäre in der Tonne gelandet

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[PERSPECTIVES]Ausgabe 2 ¡ 27. Februar 2013 3Cha[lle]nge

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© Arne Hansen

K o l u m n e

John Paxson

Marie-Sophie Vorbrodt

Verschlafen liegt sie da, die Uni, ebenso verschlafen, wie auch ich es noch bin. Schön würde der Campus aussehen, wenn jetzt Frühling wäre, und am Him-mel statt grauer Suppe schon die Son-ne stehen würde, um ihre Strahlen auf die Mensawiese, die Gebäude und die Glasfassaden von Bib und Mensa, Hör-saalgang und Hörsälen zu werfen. Diese glasreiche Architektur, die unsere Unige-bäude mit Licht durchfl utet und hell und modern erscheinen lässt, gefällt. Modernität: Ein Prädikat, mit dem sich die Leuphana generell gut assoziieren lässt. Vom Konzept über die Ausstat-tung bis hin zu den Menschen ist alles irgendwie modern. Nur die Leute sehen ab und an ein bisschen „vintage“ aus. Vor dem Hörsaalgang stehend, richte ich meinen Blick gen Himmel. Statt Morgensonne jedoch: Baukräne. „Wofür noch grad?“, drängt sich die Frage in meinem verschlafenen Kopf auf. Ach ja. Da gab es doch mal diesen erfolgrei-chen Architekten, Daniel Libeskind sein Name, den man als Gastprofessor an Land ziehen konnte und der dann ein neues Gebäude entwarf. Ein Gebäu-de, das unserem Campus den letzten Schliff verpasse. Schließlich entwickle die Uni sich. Man benötige ein neues Zentralgebäude, um den Anforderun-gen, die mit der zunehmenden Popu-larität der Uni einhergehen, gerecht zu werden. Schön und gut. Aber es ist eben auch ein Bauvorhaben, dessen Kosten – so wurde kalkuliert – knapp 60 Millionen Euro verbrauchen werden. Ein Gebäude, das schlussendlich un-

Ein Campus im Umbruch?Mit wachen Augen übers Unigelände: Ist die Leuphana so nachhaltig wie sie tut?

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Dein Mitbewohner lässt regelmäßig seine Lebensmittel vergammeln. Was tust du? „Sie schon vorher wegessen.“ [Adele] ¡ „Ich sag´ ihm Bescheid!“ [Lena] ¡ „Ich stelle es unter sein Bett, bis er es riecht.“ [Gül] ¡ „Ich würde sie kompostieren.“ [Flora] ¡ „Nix, ich kann nix dagegen tun!“ [Leo]

In der letzten Ausgabe habe ich euch gesagt: Aufbruch fällt oft schwer! Heute sage ich euch: Umbruch kann auch ganz schön kompliziert sein!Umbruch bedeutet Veränderung. Doch der Mensch im Allgemeinen ist eher ein „Gewohnheitstier“. Ob man umzieht und sich erst an die neue Wohnung gewöhnen muss, ob man einen neuen Job oder ein Studium in ungewohnter Umgebung antritt, ob man einen wichtigen Menschen leider verliert und ihn vermisst, jeder braucht Zeit, um sich an Verände-rungen zu gewöhnen. Zeit und den Willen, sich an eine neue Situation anzupassen. Das gilt für die großen Dinge genau so, wie für die kleinen!Natürlich kann man auch die Augen davor verschließen, aus Angst, feh-lender Energie oder auch einfach nur aus mangelndem Bewusstsein oder purer Arroganz. Aber wäre das nicht Stillstand? Und bedeutet Stillstand nicht Rückschritt? Ganz sicher, aber kann Stillstand niemals Fortschritt bedeuten. Und weitergehen muss es doch irgendwie, oder? Und dann kann man es doch eigentlich auch gleich richtig machen!Ich wünsche euch allen, dass ihr dafür durch das Nachhaltigkeitsmo-dul ein paar gute Ansätze und Ideen vermittelt bekommen habt, damit ihr euch vielleicht einfach mal euren eigenen kleinen Nachhaltigkeits-Umbruch sucht und meistert. (Falls dies noch nicht der Fall sein sollte: Da draußen fi ndet gerade eine Kon-ferenz statt!!!)Dafür braucht man wie gesagt ei-gentlich nur etwas Zeit und den nöti-gen Willen. Mögen wir beides immer in ausreichendem Maße fi nden, für die kleinen und die großen Umbrüche im Leben! Auf geht’s!

Viviana Kneiske

Jeder Deutsche produziert rund 450 Kilo Müll im Jahr. Durchschnittlich 107 Kilo davon sind Bioabfälle, u.a. Früchte aller Art! Damit will Evelina Lundqvist mit ihrem Projekt „Zero Waste Jam“ Schluss machen. Der Titel spielt mit der Doppelbedeutung des Wortes „waste“: Auf der einen Seite kann es Abfall hei-ßen, aber auf der anderen Seite bedeutet es auch Verschwendung. Gegen beides soll dieses Produkt rebellieren. Deswe-gen besteht die Marmelade aus Früch-ten, die sonst im Abfall gelandet wären. 2012 startete das Projekt. Evelina und ihre vier Geschäftspartner kochten rund

sechzig Kilo Obst in der eigenen Küche ein, ganz ohne Zusatzstoffe, und füllten sie in Einmachgläser mit Etiketten aus Recyclingpapier, um sie bei einer Bio-Messe in Wien zu verkaufen. Außerdem basiert sie auf bereits vorhan-denen Ressourcen. Diese sollen nämlich aus Kleingärten, Parkanlagen und zweit-klassiger Ware aus der Landwirtschaft kommen. Des Weiteren wird die Mar-melade möglichst nahe bei Produzenten und Endverbrauchern hergestellt, damit keine aufwendigen Transporte und da-mit umweltschädigende Gase anfallen.Ihre Idee zieht viele Interessenten an.

Ihre Testgläser waren, trotz eines rela-tiv hohen Preises von 1,80 € pro 100g, schon nach zwei Tagen ausverkauft.2013 will das Unternehmen den regu-lären Geschäftsbetrieb aufnehmen, mit anfangs zehn Partnern in und um Wien. Doch wenn das Interesse weiter so stark bleibt, dann ist eine Erweiterung in die Schweiz oder auch nach Deutschland möglich.Vielleicht können wir dann in einigen Jahren Marmelade essen und gleichzei-tig die Gewohnheiten der Wegwerfgesell-schaft verändern!

Abfall kann man auch anders nutzen!Zero Waste Jam: ein Projekt gegen die Wegwerfgesellschaft

glaublich viele Materialen verschlin-gen wird. Aber ist es ein Gebäude, das wir wirklich brauchen? Oder geht es nur darum, dass man sich mit dem Libeskind-Bau ganz schon profi lieren können wird. Allein mit dem Namen des Architekten.Nachdenklich betrete ich den Hör-saalgang. Er ist noch menschenleer. Ich schlendere an Hörsaal 2 vorbei und gucke für eine Sekunde auf den Monitor über der Eingangstür. Das [AUF]BRUCH-Logo wird eingeblendet. Heute startet die Konferenzwoche.Doch wozu muss dieser Flachbild-schirm mir das, wie auch hundert an-dere auf dem Campus verteilte analoge

Medien, mitteilen? Ist dieser Energie-verbrauch nötig? Guckt da überhaupt jemand drauf? 8 Uhr. Gemeinsam mit den anderen fang ich an die CHA[LLE]NGE zum Tag des Aufbruchs zu verteilen. Gleichzeitig habe ich große Lust, weitere Widersprü-che zwischen Nachhaltigkeitskonzept und Realität aufzudecken.Einmal die Nachhaltigkeitsbrille auf-gesetzt, fällt einem auf, was vielleicht noch umgebrochen werden müsste. Und das ist ja auch gut so. Denn ist das schlussendlich nicht auch das An-liegen des Verantwortungsmoduls?

Vor dem Himmel ragen sie auf und schwingen ihre Arme – die Kräne vom Libeskind-Bau

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[[[Projects]4 Cha[lle]nge Ausgabe 2 ¡ 27. Februar 2013

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Auch Männer können basteln! Auf der Spielwiese werden aus Müll Kleider, Taschen oder Dekomaterial

„Ich spreche ihn darauf an, dass ich keine Tiere und unangenehme Gerüche wegen seiner vergammelnden Lebensmittel in der Küche haben möchte.“ [Lorenz] ¡ „Nichts, ist ja sein Geld.“ [Philipp] ¡ „Da werde ich fuchsteufelswild.“ [Dennis] ¡ „

Grauer Himmel, bunte Wiese

Max Rauer

Von der Elbe nichts NeuesMontag Morgen: Man sieht den Fisch vor lauter Krabben nicht mehr

7.53 Uhr. Jan Fiete Börnsen schippert schon seit einigen Stunden so über die Elbe. Eine steife Briese weht ihm durch’s fettige Haar, während die ersten Son-nenstrahlen von seinem nassgetränkten Fischerhemd zurückgeworfen werden. Das hatte schon Jan Fietes Opa getra-gen, das Hemd. Der war nämlich auch Elbefi scher. „Alte Fischer sterben nie-mals, sie stinken nur so, als ob“, hat er immer gesagt. Unweigerlich steckt Jan Fiete die Nase ins Hemd und nimmt einen tiefen Zug. Muss wohl was dran sein, an dem Sprichwort. 8 Uhr: Zeit, die Netze einzuholen. Pure Routine für Fischer Börnsen. Jeder Hand-griff sitzt, jede Masche ist da, wo sie sein soll. Nur eines fehlt: der Fisch. Stattdes-sen überall Krabben, Krabben und noch mehr Krabben. „Schiet di wat!“, fl ucht Börnsen. „Nu’ is dat so bestimmt seit Hundert Jahren schon so!“. Und Recht hat er. Die Wollhandkrabbe ist vor unge-fähr einem Jahrhundert durch das Bal-lastwasser von Transportschiffen aus China nach Deutschland gekommen. Und da sie hier keine natürlichen Fein-de hat, fühlt sie sich, zum Leidwesen

der Fischer, pudelwohl. „Die freeten mi noch die Haare von Kopp“, ruft Börnsen dem Fluss entgegen. Und schon wieder hat er recht: Wollhandkrabben sind Al-lesfresser. Das wird für die Fischer be-sonders dann zum Problem, wenn mal wieder Fischernetz auf dem Speiseplan der Krabbe steht. Die Reparaturkosten erhöhen sich und da die Netze so in immer kürzeren Abständen eingeholt werden, wird das Fischergeschäft auf Dauer unrentabel. Die Wollhandkrabbe hat sich also vom harmlosen Einwande-rer zum echten Problemfall gemausert. Und die Leuphana wäre ja nicht die Leuphana, wenn sie sich nicht echter Problemfälle annehmen würde. Die Vor-stellung, dass sich fünf furchtlose und unerschrockene Studenten zwei Stunden in der Woche mit einer kleinen, zierlichen Krabbe beschäftigen, zaubert den meis-ten Menschen ein Lächeln aufs Gesicht. Zu Unrecht! Denn wenn uns das ganze eines lehren kann, dann die Erkenntnis, das auch den kleinen Dingen große Be-achtung geschenkt werden sollte.

Laut und verspielt: ein bisschen „Lunatic“ liegt in der Luft!

Die Spielwiese – manche wissen nicht was das ist, andere haben schon davon gehört, einige halten sie für das Highlight der Konferenzwoche. Malerisch wurde sie uns im Magazin der Konferenzwoche als der Ort zum „Luft schnappen“ präsentiert, an den uns ein Mix aus Musik, Kunst und kre-ativen Angeboten lockt. Klingt aufre-gend, macht Lust auf mehr. Am Montag geht es noch weniger bunt auf der Spielwiese zu. Es ist kalt und nass, der Himmel ist grau, zertrampel-tes Gras, matschige Schuhe. Lachen im Hintergrund, leere Bionadefl aschen auf Bierkästen. Alles ein bisschen cha-os aber am Dienstag soll es losgehen. „Lunatic Festival 2013 – Konzeption eines nachhaltigen Kulturareals im Rahmen des Musikfestivals“ – das ist der Name des Projektseminares, das

sich um die Organisation, PR und Gestaltung der Spielwiese küm-

mert. Die Teilnehmer sind vollständig anwesend, und auch ein paar andere

Studenten, die sich auf den ersten Tag morgen vorbereiten, schnuppern schon neugierig vorbei. Im Hintergrund laufen die Backstreet Boys. Noch – ab morgen werden hier die angesagtesten DJ´s aus der Region aufl egen. Um 13 Uhr starte-te das Programm gestern mit Funk and Soul, Herb´n Hancock stand hier hinter dem DJ-Pult und legte auf. Dann um 15 Uhr ging es weiter bis 18 Uhr mit Deep House und Hip Hop, aufgelegt von Zoo#Clique. Nach 18 Uhr stand im Programmplan „Open End“. „Dann drehen wir die Musik auch etwas lauter auf“, sagt einer der Projektteilnehmer und ergänzt, „Ich bin wirklich mal ge-spannt, wie das wird und wie lange die Leute wirklich hier bleiben!“.Es ist kurz vor drei am Montag vor Beginn der Konferenzwoche. Alle sind mit den letzten Vorbereitungen für die Spielwiese beschäftigt. In rot-gelben Farben leuchtet das Zirkuszelt vor dem grauen Himmel. Die Fackeln, die noch heute und morgen Abend fl ackernd die

Die Hauptbibliothek der Universität in Indiana sinkt durch das Gewicht der Bücher jedes Jahr einige Zentimeter ab.

Die Hälfte der Weltbevölkerung hat noch nie telefoniert.

+++ Burn-Out - Freiwillige Selbstausbeutung +++ Du bist was Du trinkst +++ Tod durch Globalisierung? Eine Diskussion zum Ballastwasser +++ Ein Strudel aus Plastik +++ „More than Honey“ – Warum geht das Bienensterben weiter? +++ Bio vs. Konventionell +++ Coffeelution – Taste Without Waste +++

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L e x i k o n N

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Auch Männer können basteln! Auf der Spielwiese werden aus Müll Kleider, Taschen oder Dekomaterial

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„Ich spreche ihn darauf an, dass ich keine Tiere und unangenehme Gerüche wegen seiner vergammelnden Lebensmittel in der Küche haben möchte.“ [Lorenz] ¡ „Nichts, ist ja sein Geld.“ [Philipp] ¡ „Da werde ich fuchsteufelswild.“ [Dennis] ¡ „

Grauer Himmel, bunte Wiese

Corinna Thölke

Laut und verspielt: ein bisschen „Lunatic“ liegt in der Luft!

ChariTea Kästen bis an die Decke des Weißen Partyzeltes. Aber morgen sieht die Welt und die Wiese bestimmt schon ganz anders aus, da sind sich hier alle sicher. Am Ersten Tag der Spielwiese zeigt sich al-lerdings, dass diese Sorge unbegründet war. Die Stimmung, die Leute, der hei-ße dampfende Tee und die pinkfarbe-ne Fleecedecken heizen die Stimmung zwischen den Zelten deutlich auf. „Wir wollen mit euch ein Kunstwerk erstel-len“, heißt es in dem Programmheft der Spielwiese. In der Konferenzwoche geht es hektisch zu, und an vielen von uns rauscht das Verantwortungsmodul, der Vortrag, die Woche nur so vorbei. Genau dem wollen die Projektteilnehmer ent-gegenwirken. Das Kunstprojekt Refl e-xion und Redesign bietet Freiraum, zur Ruhe zu kommen, und sich den eigenen Gedanken zur Konferenzwoche zu stel-len. Neben der Refl exion geht es aber auch um Redesign. Wer sich künstle-risch und kreativ austoben will, sollte

Spielwiese erhellen liegen unbeach-tet in einer roten Getränkebox neben den Sofas. Der gelungene Aufbau der Spielwiese und die Organisation haben den Studenten und Studentinnen in der Vorbereitungszeit viel Mühe abverlangt. Zu Beginn des Seminars wurden die Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Gruppen aufgeteilt. Projektmanage-ment, künstlerische Leitung, Organi-sation der DJ´s, das Wiesenforum und die Koordination der Initiativen konnte das Team so bewältigen. Aber wer hat-te eigentlich die Idee zur Spielwiese? „Ursprünglich gehörte sie nur zum Lu-naticfestival und seit 2012 ist sie auf der Konferenzwoche eine Art Kultura-real“ erklärt eine der Teilnehmerinnen des Seminars. Im vergangenen Jahr steckte die Spielwiese noch in den Kinderschuhen. Es gab eine kleinere Bühne, ein wenig Kunstdesign hing in den Bäumen. Dieses Jahr ist die Wiese gewachsen und hat mehr zu bieten. Es gibt das Wiesenforum, ein großes bun-

tes Zirkuszelt in dem Podiumsdiskus-sionen, und andere Veranstaltungen stattfi nden. Christoph Christopher-sen ist Mitglied in der PR-Gruppe des Projektseminars. In den vergangenen Monaten gibt er zu, habe er mehr für die Spielwiese getan, als für irgendwas sonst an der Uni. Auch heute war er den ganzen Tag unterwegs und half bei den letzten Vorbereitungen. Endspurt. Gegenüber der Sofaecke steht der „Umbau-Wagen“. Das ist ein ehemali-ger Bauwagen, den eine der Initiativen in eine Bühne umgewandelt hat. Ein bisschen bunte Farbe, ein DJ Pult und schon steht ein wenig Festival auf dem nassen Gras. Neben Spaß und Entspan-nung von dem anspruchsvollen Input der Konferenz lässt die Spielwiese die Erstis „Lunatic“-Atmosphäre spüren. „Sorgen macht uns noch, dass wir hier keine Heizstrahler haben werden, dass könnte etwas ungemütlich werden“, kritisiert einer der Seminarteilnehmer. Noch stapeln sich die Lemonaid und

auf jeden Fall heute und morgen auf der Spielwiese vorbeischauen. Die Idee: Aus alten CD´s wird ein Banner erstellt, auf dem später der Lunatic-Slogan zu sehen sein wird. Die spiegelnden Ton-träger zwischen zwei Bäumen auf der Spielwiese aufgehangen, visualisieren die Idee der Refl exion. Noch bis morgen Abend gibt es viel auf der Spielwiese zu entdecken.

Drei-Säulen-Modell der Nach-haltigkeit: gleichberechtigtes Umsetzen von umweltbezogenen, wirt-schaftlichen und sozialen Zie-len

+++ Burn-Out - Freiwillige Selbstausbeutung +++ Du bist was Du trinkst +++ Tod durch Globalisierung? Eine Diskussion zum Ballastwasser +++ Ein Strudel aus Plastik +++ „More than Honey“ – Warum geht das Bienensterben weiter? +++ Bio vs. Konventionell +++ Coffeelution – Taste Without Waste +++

Frauenprojekt: „Greenwashing“ mal anders

Mit Seife gegen die Armut

Produzenten gewährleistet. Die unter-stützte Frauenkooperative wird aus dem Samen der Jatropha Pfl anze Jatro-phaöl gewinnen und daraus Naturseife mit dem Namen „Babadi“ herstellen. Den Frauen in dieser Gegend soll damit ein verlässliches Einkommen gegeben werden. Ziel ist es, die Seife, in fester und in fl üssiger Form, zu exportieren und hier in Deutschland zu verkaufen (sowohl in Bio- oder Fairtrade-Läden, als auch in Seifenspendern in Unis oder Büros). Wessen Aufmerksamkeit jetzt geweckt ist, der kann sich gerne wei-ter informieren und natürlich spenden auf der Internetseite www.babadi.bet-terplace.org. Ebenfalls ist es möglich dieses Projekt im nächsten Semester im Komplementärstudium weiterzuent-wickeln, denn die Umsetzung erfolgt weiterhin als Uniprojekt. Engagierte Studenten sind immer erwünscht!Das Team ist morgen von 14:30 bis 18:30 auf dem Gallery Walk und prä-sentiert sein Projekt: Es wird Bilder und Informationen aus Togo geben und das Team hat Jatrophaseife selbst herge-stellt. Dann könnt ihr selbst die Seife testen.

Die Leuphana Universität bietet eine Vielzahl an verschiedenen Seminaren an, doch dabei bauen wohl die meis-ten eher auf theoretischen Grund-lagen auf. Allerdings gibt es einige Seminare, die wirklich ein Projekt starten, das auf praktische Weise Menschen in anderen Ländern helfen wollen. Ein Beispiel dafür ist „Social Entrepreneurship und Sozialunterneh-mung in Entwicklungsländern: Unter-stützung einer globalen Nachhaltig-keit“ (Dozent: Dr. jur. ök. Jorge Guerra González). Auch wenn der sperrige Titel im ersten Moment ein wenig abschre-ckend wirkt, bringt es etwas, sich wei-ter mit dem Thema zu befassen. Eine Kleingruppe aus diesem Seminar hat ein Projekt gestartet, das Frauen in Yobo- Sedzro, Togo fördert (unterstützt vom International Non-Profi t Network e.V.). Es handelt sich um die Produkti-on eines essenziellen Gutes, das man jeden Tag benutzt: Seife. Doch weiß man wirklich immer, woher sie stammt, welche Inhaltsstoffe sie enthält oder ob die Arbeiter gerechte Löhne bekom-men? Leider ist das nur selten der Fall. Dafür setzt sich dieses Projekt ein: Durch gute Transparenz wird die faire Bezahlung aller Arbeiter, Bauern und Viviana Kneiske

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[People]6 Cha[lle]nge Ausgabe 2 ¡ 27. Februar 2013

Falk Schacht im Gespräch mit der im letzten Jahr verstorbenen Lüneburger Graffi ti-Legende Trica186

Kati Jovic, John Paxson

Wasser, Beats und Graffi ti – Falk Schacht aka Hawkeye spricht auf der Podiumsdiskussion am Mittwoch, 27. Februar, 14.00 Uhr, auf der lunatic Spielwiese

Falk Schacht ist einer der bekanntes-ten Musikjournalisten Deutschlands und das Gesicht der Internet-TV-Sen-dung Mixery Raw Deluxe. Der 34-Jäh-rige kommt ursprünglich aus Hanno-ver, lebt und arbeitet inzwischen aber in Hamburg. Seit einigen Jahren enga-giert er sich für den gemeinnützigen Verein Viva Con Agua und tritt im Zuge dessen am Mittwoch gemeinsam mit Michael Fritz (Gründungsmitglied) als Redner in einer Podiumsdiskussion auf der Konferenzwoche auf. Wir ha-ben den wortgewandten Moderator auf einen Kaffee getroffen.

? Falk, du stehst neben Rüdiger Neh-berg ganz oben auf unserer Liste der Wunsch-Interviewpartner. Wie fühlt man sich auf einer Fame-Stufe mit dem deut-schen Godfather of Survival?Falk: Sehr gut, da wir dieselben Läden besuchen. (lacht) Im Grindel gibt es ei-nen Laden – Pappnase und Co – und ich war dort, um Percussionsinstrumente zu kaufen, um sie in Funk-Produktionen einzubauen. Und während ich in diesem Laden war, habe ich Rüdiger Nehberg gesehen und später sogar hinter ihm an der Kasse gestanden. Die Verkäufe-rin hat ihn auch erkannt und gefragt, was er mit den Zaubertricks will, die er da gerade kauft. Rüdiger Nehberg hat geantwortet: Ja, wissen Sie, die Nächte in Afrika am Lagerfeuer können sehr lang werden.

? Du hast dich in deinem Leben ja schon in vielen verschiedenen Gebieten betätigt. Kannst du unseren Lesern ein-mal skizzieren, wie du heute hier gelan-det bist?Falk: Also... Ich habe getanzt als Brea-ker, gemalt als Writer, gerappt, als DJ aufgelegt, ich habe vor 20 Jahren ange-fangen, für das intro Musikmagazin zu schreiben, dann habe ich 5 Jahre Radio gemacht, die letzten 12 Jahre habe ich Fernsehen gemacht, parallel aber auch für Zeitungen geschrieben, ich habe Leute beraten und genetzwerkt, ich habe Wäsche gewaschen und gekocht – das muss reichen. Zur Zeit produziere und moderiere ich Mixery Raw Deluxe, ein wöchentliches Format, in dem mein Team und ich Hip Hop-Künstler intervie-wen.

? Du nimmst auf der Leuphana Konfe-renzwoche an einer Podiumsdiskussion teil, die ja sehr interessante, aber auch

komplexe Themen behandelt. Wollen wir die einmal Punkt für Punkt durchgehen? Losgehen würde es mit der Frage „Was hat Hip Hop mit Entwicklungsarbeit zu tun?“Falk: Erstmal nichts, weil es ja im Grunde eine Kulturform ist, die neben vielen anderen existiert und da geht es in erster Linie darum, Kultur zu er-schaffen. Aber in einem übertragenen Sinne ist Hip Hop selber natürlich auch eine Art Entwicklungsarbeit, weil es Leute befähigt, sich auszudrücken, de-nen bisher nicht die Möglichkeit dazu gegeben wurde.

? Street Art im Gängeviertel – wie kann das zum ökologischen, sozialen und ge-sellschaftlichen Bewusstsein beitragen?Falk: Sagen wir mal so: Es kann na-türlich etwas dazu beitragen, wenn man sich zum Beispiel die Arbeiten von Banksy anguckt, die sind hoch-politisch. Banksy ist auf seine Art ein Genie und das nicht nur durch seine Kulturtechnik, sondern vor allem durch sein Vermögen, Punchlines in einem einzigen Bild zu verpacken. Und genau das ist der Punkt: Es kommt nicht auf die Street Art an sich an, sondern auf den Künstler dahinter und was er damit transportieren will – aber das gilt wie-derum für alle Formen der Kunst.

? Und zuletzt die Frage, ob Musik und Kunst die Kraft haben, für die globalen Probleme des 21. Jahrhunderts zu sen-sibilisieren?Falk: Also, wenn es schon die Politik und der Rest der Gesellschaft nicht hinbekommen und wir alle uns mit Händen und Füßen dagegen wehren, vernünftige Dinge zu tun, dann müssen wir ja jemandem die Verantwortung dafür zuschieben und da bleiben eben einfach nur noch diese Künstler, diese Hallodris, die nicht richtig arbeiten. (lacht) Nee, aber mal im Ernst: Die Menschheit sagt ganz offensichtlich „Ja, richtig! Wer, wenn nicht sie?“

? Wie sieht’s denn privat mit der geleb-ten Nachhaltigkeit aus? Du kochst zum Beispiel sehr gern – wie viel Wert legst du auf die Herkunft deiner Lebensmittel? Kaufst du nach einem bestimmt Schema ein?Falk: Ich bin ja lernfähig und bin be-reit, mir alles beibringen zu lassen, bin aber leider selbst noch nicht an dem Punkt angekommen und kaufe des-halb einfach ein, was im Rezept steht – meist im Supermarkt um die Ecke. Es gibt aber auch Dinge, die ich ändern würde – wenn mich die Stadt dabei unterstützen würde. Hier in Hamburg kann ich momentan zum Beispiel nur

zwischen Müll und Altpapier trennen – richtiges Trennen wird mir aber gar nicht angeboten.

? Was ist dran an dem Gerücht, dass du im kommenden Jahr eventuell ein Semi-nar an der Leuphana übernimmst?Falk: Ganz offensichtlich sollte ich das tun, damit ich noch mehr über Nach-haltigkeit lerne! (lacht)Aber tatsächlich ist es so, dass zwar Gespräche geführt werden, ich aber noch gar nichts Konkretes sagen kann.

? Wie sieht’s aus mit letzten Worten? Gibt es irgendetwas, was du unseren Le-sern mit auf den Weg geben möchtest? Zum Beispiel, warum sie die Podiums-diskussion besuchen sollten und was du dir davon versprichst?Falk: Die letzten Worte: Ich freue mich über so viel Verantwortung und bin froh, dass ich meinen Beitrag dazu leisten kann, dass so ein bisschen mehr Nach-haltigkeitsbewusstsein in die Köpfe von so vielen jungen Menschen gelangt.

Danke, Falk.

PS: Wir Chabos wissen, wer das Baba Ganoush gemacht hat!

Nachhaltigkeit aus den Augen des Falken

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Page 7: CHA[LLE]NGE Ausgabe 2

[People] 7Cha[lle]nge

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IMPRESSUM

Herausgeberin: Leuphana Konfe-renz 2013 ¡ Chefredaktion: Max Rauer und Marie-Sophie Vorbrodt ¡ Text-Redaktion: Wolff-Rüdiger Gevert, Kati Jovic, Viviana Kneiske, Ann-Katrin Mävers, Milena Scipio, Corinna Thölke ¡ Foto-Redaktion: Anna-Lena Blank, Jacqueline Krebs, Julian Mann, Khaled Nahiz, Svenja Pape, Jytte Rohland, Henriette Schulz ¡ Grafi k + Layout: Katrin Eismann, Leslie Aliza Grosch ¡ Dozentinnen: Katrin Eismann, Angela Franz-Bal-sen, Eva Rahe ¡ Druck: nordland-druck GmbH ¡ Aufl age: 1100 Stück

Ausgabe 2 ¡ 27. Februar 2013

Kati Jovic

Back to the roots: Ersti Milena zeigt wie´s geht

Kleine Heldin des Alltags

Viviana Kneiske

Sie fährt seit Jahren fast ausschließlich Rad, trägt mit Vorliebe Secondhand-kleidung und geht „containern“.UWi-Ersti Milena Scipio ist der Inbegriff des Umbruchs, um den es heute geht und dabei unheimlich sympathisch. Als wir uns zum Interview treffen, grinst sie mich über den Rand ihrer Thermo-skanne breit an. Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll, also unterstelle ich ihr direkt zu Anfang, dass sie mehr Gewissen hat, als manch ein anderer, aber das lässt sie so nicht stehen: „Ich glaube, es ist eher Mut und Leiden-schaft.“ Und genau das ist der Grund, aus dem ich sie interviewe: Milena ist unglaublich moderat, wenn es um ihr nachhaltiges-grünes-gesellschafts-freundliches-vorbildliches Leben geht und das beeindruckt mich. Sie sagt: „Stell’ dir das wie eine Leiter vor, die an einer Wand lehnt, an der du jeden Tag vorbeigehst. Irgendwann fragst du dich, was die Leiter da überhaupt macht und später, ob es oben auf der Leiter nicht vielleicht schöner ist und dann fängst du an, hinauf zu klettern – Stück für Stück.“ Ich denke kurz darüber nach. Eine schö-ne Metapher, fi nde ich. Aber ob ich auch für so einen Wandel gemacht bin? Muss man ein bestimmter Schlag Mensch sein oder beruht das alles auf einer aktiven Entscheidung? Ich frage besser Milena. „Ich denke, dass es manchen Menschen auf jeden Fall leichter fällt,

als anderen. Aber letztendlich ist der Mensch ja ein Vernunftstier mit Ratio und allem, also kann man wahrschein-lich auch über Erkenntnisse eine Ent-scheidung treffen.“ Sie lacht, das be-ruhigt mich – ich habe also noch eine Chance, ein besserer Mensch zu sein! Aber wie? Milena sagt, dass man erst-mal ein persönliches Bewusstsein für die Probleme der Welt schaffen müsse und inwieweit diese einen selbst betref-fen, damit einem Kompromisse im ei-genen Leben leichter fallen. Das klingt logisch.Trotzdem: Wenn ich an all die Dinge denke, die Milena anders – nein, bes-ser – macht, als ich, dann sehe ich ein großes Ganzes, dem jede Menge Aner-kennung gebührt, was aber auch nach einem Haufen Arbeit klingt. Wie kann sie also so entspannt dasitzen und grinsen, als ob es das Einfachste der Welt wäre? „Der Gedanke an ein großes

Ganzes schränkt ein. Ich habe ja auch klein angefangen: Beim Radfahren ist mir damals ja auch noch nicht die Idee gekommen, dass ich irgendwann mei-ne komplette Ernährung umstelle und containern gehe. Solche Überlegungen kommen nach und nach, da darf man sich nicht stressen lassen.“ Sie meint die Leiter-Metapher, ich habe gut auf-gepasst.Milena erzählt mit so viel Begeisterung von ihrer „Sache“, dass man am liebs-ten sofort selbst in den nächsten Con-tainer springen will.Aber es muss doch einen Haken geben. Verpasst sie nicht etwas? Es sei eine Bereicherung, entgegnet sie, und wenn man das Glänzen in ihren Augen sieht, glaubt man ihr das auch. Fühlt es sich nicht trotzdem manchmal unfair an, sich so viel Mühe zu geben, während andere sich keine Gedanken darum machen? Milena denkt kurz nach. „Ich

stelle fest, dass ich von diesem gan-zen Überfl uss ein bisschen angewidert bin... aber dann wiederum weiß ich ja, wie ich die Dinge handhabe und das erfüllt mich und macht mich glück-lich. Jeder muss ja schließlich bei sich selbst anfangen, egal, worum es geht.“Es ist so weit, sie hat mich rumgekriegt. Ich fühle mich nicht unter Druck ge-setzt, Milena lässt mir Zeit, ein besserer Mensch zu werden, das gefällt mir.Zum Abschluss sage ich, dass ich sie für ein sehr gutes Vorbild halte und fra-ge, ob ihr der Gedanke gefällt. Wie nicht anders zu erwarten, bleibt sie beschei-den: „Ich fände es schön, wenn sich die Menschen eine Scheibe von dem Grundgedanken abschneiden würden. Aber jeder nur so dick, wie er möchte.“

Ach, Milenchen..

David gegen Goliath: Eine kleine Gemeinde gegen einen großen Stromkonzern

Für einen Wandel braucht es nur Mut!

Heimatort Schönau im Schwarzwald auf erneuerbare Energien umzustellen, um komplett ohne Atomenergie zu leben.Zunächst gründeten sie die Bürgeriniti-ative „Eltern für eine atomfreie Zukunft“ und wollten sich so für das Stromsparen einsetzen. Doch das reichte ihnen nicht. 1991 sollte der Versorgungsvertrag für die Stadt Schönau verlängert werden, der damalige Stromanbieter bezog aber zu Teilen Atomstrom. Deshalb machten sie ein Gegenangebot und wollten als autarker Stromanbieter das Stromnetz von Schönau nutzen. Sie sammelten binnen sechs Wochen 25000 Mark von den Bewohnern der Gemeinde und konn-ten so das geforderte Geld für das erste Jahr aufbringen. 1997 übernahm ihre

Heutzutage ist Nachhaltigkeit in aller Munde, doch noch vor einem Viertel-jahrhundert haben sich nicht so viele Unternehmen, die Politik oder auch Privatpersonen um eine ökologische Lebensweise bemüht. Doch auch da-mals gab es schon einige Menschen, die einen umweltschonenden Umgang mit unserer Erde erreichen wollten – und deswegen den Kampf aufnahmen! Eine davon ist Ursula Sladek. Vielen ist sie vielleicht unbekannt, doch sie und ihr Mann Michael leiten heute den drittgrößten Ökostromanbieter Deutsch-lands. Dabei begann alles vor 25 Jahren ganz klein. Geschockt durch die Atom-katastrophe in Tschernobyl 1986 woll-ten die beiden einen Weg fi nden, ihren

Firma „Elektrizitätswerke Schönau“ die Stromnetze. Heute verkaufen die EWS atom-und kohlefreien Strom in die ganze Republik. Die Geschichte von Ursula und Michael Sladek zeigt, dass es für eine nachhaltigere Zukunft oft nur Selbst-bewusstsein, Mut und Durchhaltever-mögen braucht. Doch selbst nach dem großen Erfolg weiß Ursula Sladek auch heute, dass die „umweltfreundlichste Kilowattstunde die gesparte“ ist, wie sie in einem Interview vom National Geo-graphic Deutschland zitiert wird. Das sollte sich jeder zu Herzen nehmen, denn jedes Jahr etwas Strom zu sparen, nützt nicht nur der Umwelt, sondern auch dem Geldbeutel.

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Page 8: CHA[LLE]NGE Ausgabe 2

K o mm e n t a r

[Post Scriptum: Für einen Perspektivwechsel]8 Cha[lle]nge Ausgabe 2 ¡ 27. Februar 2013

Bio nicht gleich Bio: Die versteckten Lügen auf Produkten

Gönn‘ dir einen Perspektiv- wechsel!

Milena Scipio

„Verändern Sie die Welt durch Le-sen.“ Na, das hört sich ja nett an, aber wie soll das denn funktionieren?Dieser Slogan, der ausnahmsweise mal nicht auf Englisch ist, dient den Wer-bezwecken der Global Marshall Plan Initiative, die sich mit dem Buch von Al Gore „Earth in Balance: Ecology and Human Spirit“ in den 1990er Jahren entwickelte. Die Initiative, die übrigens auch mit dem Club of Rome verbandelt ist, hat bis heute die Entwicklung einer ökologisch-sozialen Marktwirtschaft auf dem Plan. Unterstützt wird die Initiative auf der ganzen Welt, bspw. von Staaten, EU-Politikern und Hoch-schulgruppen in Freiburg/Tübingen/Karlsruhe.Was aber eine viel simplere Methode ist, die guten Leute von der Initiative zu unterstützen, die, wie wir alle, die Welt retten wollen, wäre den oben angeführ-

ten Werbeslogan ernst zu nehmen bzw. das Angebot, welches sich dahinter versteckt. Damit ihr das nicht extra recherchieren müsst: Es geht um ein „Bücherabo“! Für eigentlich 16 Euro monatlich – ihr bekommt natürlich den Studentenrabatt – also für sagen-hafte 10 Euro monatlich, bekommt ihr ein Riesenpaket von der Post mit allen lieferbaren Titel der sogenannten Zu-kunftsbibliothek (dort fi nden sich die Bücher, die in Verbindung mit dieser Initiative publiziert wurden). Das sind über 40 Titel (der Geldwert liegt wohl insgesamt bei rund 600 Euro). Und dann bekommt ihr frei Haus mehrmals im Jahr neu erscheinende Literatur zugeschickt. Und letztlich unterstützt ihr mit diesem Beitrag die ganze Wis-senschaftsszene, die sich dort mit der Weltrettung beschäftigt!

Crème de la Crème der AbosBÜCHERABO: Wissen stiftende Literatur zum studentenfreundlichen Spottpreis

Viviana Kneiske

Produkte, die in irgendeiner Weise als ökologisch angepriesen werden, genießen weitestgehend einen guten Ruf. Wenn man sich diese (häufi g teu-reren) Produkte kauft, dann will man der Umwelt etwas Gutes tun und teil-weise vielleicht auch sein Gewissen erleichtern.Doch halten diese Produkte wirklich immer das, was sie versprechen? Grei-fen wir mal ein Beispiel heraus: Das Waschmittel Terra aktiv von Henkel. Ein nachhaltiges Produkt – oder? Es ist ja schließlich „mit BIO-Aktivatoren“ und die Herstellung erfolgt aus nachwach-

senden Inhaltsstoffen. Also ein großer Vorteil gegenüber endlichen Ressourcen wie Erdöl. Doch stimmt das wirklich? Dieses Reinigungsmittel besteht aus dem nachwachsenden Rohstoff Palmöl. Dieser wird in Monokulturen angebaut und mit Herbiziden eingenebelt. Die Monokultur sorgt für eine Minimierung des Tierlebens auf dem Anbaugebiet. Der benötigte Boden für die Palmöl-Plantagen wird auf Kosten gerodeten Regenwaldes bereitgestellt. In den letz-ten 15 Jahren wurden rund 5 Millionen Hektar Palmöl-Plantagen in den Haup-terzeugerländern Malaysia und Indo-nesien angelegt, rund die Hälfte davon auf Kosten des Regenwaldes. Also leider nicht wirklich hilfreich für die Umwelt.

Doch natürlich heißt das nicht, dass alle Öko-Produkte schlecht sind. Man sollte nur nicht alles glauben, was ei-nem die Verpackung vormachen will.Außerdem sollte man auf die geschütz-ten Siegel achten. Zum Beispiel das Bio-Siegel, mit dem Erzeugnisse aus ökologischem Landbau gekennzeichnet werden. Die Genehmigung zur Verwen-dung eines Siegels ist an die Einhaltung gewisser Standards und Aufl agen ge-knüpft. Bei diesen Produkten kann man also ziemlich sicher sein, dass man auch wirklich etwas „Ökologisches“ kauft.

Öko-Schummel bei großen Unternehmen

Max Rauer

Nehmen wir an, ich möchte heutzuta-ge einen Text über Lehrer schreiben. Dann hätte ich jetzt schon den ersten Fehler gemacht! Sind denn alle Lehrer männlich? Natürlich nicht. Ich möch-te also über Lehrer-/innen schreiben. Denkste! Was ist denn mit Menschen, die inter- oder transsexuell sind? Gut, bauen wir die auch noch mit ein. Ich schreibe also einen Text über der/die/das Lehrer_innen und in der Lücke fühlen sich dann alle zu Hause, die weder männlich, noch weiblich sind. Wobei es schon ziemlich fi es ist, dass sich beide geschlechtslosen Ge-schlechter eine Lücke teilen müssen. Dann nehmen wir doch lieber einen Stern: Lehrer*innen. Der hat ganz viele tolle Zacken und jeder kann sich einen aussuchen, der ihm ganz alleine gehört. Im gendergerechten Schreiben kommt es so mitunter zu aberwitzigen Wortkonstruktionen wie J(u*ü)den*innen. Liebe Leute, hört doch auf unsere schöne Sprache derart zu vergewalti-gen! Das soll kein Angriff auf die Ar-beit von Gleichstellungsbeauftragten sein, sondern vielmehr ein Appell an die Kreativität. Die deutsche Sprache muss sich doch nicht der Sonderzei-chen bedienen, um Gleichstellung zu erreichen! Sie hat ein enormes Potenzial, das wir nicht durch Gaps oder Sternchen verkümmern lassen sollten. Wir können von Lehrenden reden, von jüdisch gläubigen Men-schen, aber nicht von irgendwelchen abstrusen Konstruktionen, die man nicht einmal aussprechen kann. Und in einem Sonderzeichen abgebildet zu werden ist meinem Empfi nden nach deutlich unwürdiger als sich gar nicht wiederzufi nden. Wir sollten unseren Kopf beim Gendern wieder einschalten, das hilft nicht zuletzt der deutschen Sprache.