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Buchbesprechungen 315 Der Band ist vor allem deshalb bedeutend, weil er auLler Vortragen von Fachleuten aus der VR Polen und der DDR auch solche von Experten aus Frankreich, Osterreich, der Schweiz und lIngarn bringt, also durchaus einen Ansatz zur Internationalitat erkennen laLlt. Drucktechnisch vorzliglich, auch in der Wiedergabe der Farbabbildungen, stellt er eine Informationsquelle dar, die jeden Histochemiker angeht. DeI' Preis ist als sehr glinstig zu bewerten. JOACHIM·HERMANN SCHARF (Halle) Ergebnisse der experimentellen Medizin, Bd. 34: Zellhybridisierung und Mutagenese bei somatischen tierischen und pflanzlichen Zellen in vitro. 141 Seiten, mit zahlreichen Abbildun- gen und Tabellen. VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1979. Preis: Broschur 15,60 M. Del' vorliegende Band enthiiJt Beitrage zur Induktion und Selektion von Mutanten in Zell- kulturen. In insgesamt 15 Arbeiten werden die Fortsehl'itte der induzierten Zellfusion von soma· tischen pflanzlichen, tierischen uncl menschliehen Zellen clargestellt. Die Incluktion der Zellfusion durch Viren ermoglicht nicht nUl" eine gl'ciLlere Zahl von Fusions· pl"odukten sondern auch die Kombination systematisch weit entfernter Zellen. Dadureh werden die Erkenntnisse liber die Genregulation und die Lokalis1ltion der Gene auf den Chromosomen er- weitert. Zellhybride konnen zur Analyse von Differenzierungsprozessen und auf verschiedenen Gebieten der Krebsforsehung eingesetzt werden. AuLlerclem werden Probleme der Physiologie del" Zellhybride, insbesondere solcher pflanzlichen Ursprungs, behandelt. Von besonderer Bedeutung ist die Erkenntnis, daLl die Fusion von pflanzlichen Protopl1lsten dllrch Eins"tz von Polyethylen- glykol (PEG) gelingt. Somit wire! der erste Schritt del' somatischen Zellhybrie!isierung bei belie- bigen Pflanzenarten und in verschiedenen Kombinationen moglich. Die :Vlethoden del' Zell- und Gewebezlichtung finden besondere Beachtung in del' Ziiehtungs- forschung und Ziichtung selbst. lInter Verwendung von Kalluskulturen werden Bedingungen geschaffen, die c1ie Hegenoration von Pflanzen aus Protoplasten ermogliehen. Diese Unter- suchungen sind jecloch noeh mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, da die molekularen Vor- gange bei der Steuerung von Entwicklungs- und Differenziel'ungsprozessen bei Eukaryonten noeh "u wenig bekannt sind. Besonclercr Dank gebiihrt dem Hel"itusgeber des Bandes :34, daLl or dieses Gebiet in seiner Vielfalt (largestellt hat. HUBALD (Karlsburg) BOLL, I., Zytologisehe Knoehenmarkdiagnostik. Ein Leitfaden. 2., neubearb. Auf I. (Die 1. Auf!. erschien 1973 beirn Lehmanns Verlag unter dem Titel BOLL, 1., Leitfaden del' Zytologisehen Knochenmark-Diagnostik). XI, 84 Seiten, 4 Abbildungen, 5 Tabellen. Springer- Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1980. Preis: Geheftet 45 DM; approx. US $ 26.60. Das jetzt in zweiter, neubea,rbeiteter Aufhtge vorliegende Bueh der renommierten Hamatologin gibt eine praktische Einflihrung in die klinische Befundung von Knochenmarkausstriehen. Von der Technik der Materialentnahrne, liber die speziellen Farbemethoden, bis hin zur Systematik der Benrteilung wird eine zusammenhangende Anleitung vermittelt, die in dieser Form einmalig ist. n,b8i ist bewllLlt auf einen Atlas-Teil verziehtet worden. Diesbezliglich wird auf Standard- vVerke verwiesen, was der Rezensent als etwas bedauerlich ernpfindet, wlirde doeh eine bildliche Darstellung del' etwa 30 moglie-hen Knoehenmarkdiagnosen zumindest dem Anfangor oinen zusatzlichen Informationsgewinn vermitteln und den vorzliglichen Gesamteindruck des Buches abrunden. So werden nul' kurze Hinweise auf dio normale Zusammensetzung des Knochenmarks und textliche Beschreibungen der verschiedenen Zellarten gegoben. Die verschiedenen Moglich- keiten del' krankhafton Entartung, die Fortschritte in der Erkenntnis von der hamatopoetischen Proliferationskinetik und die charakteristischen Anzeichen fur die versehiedenen, ,m8 dem Kno- chenmark diagnostizierbaron Erkrankungen sind ausflihrlich dargelegt worden. Besonderes Interesse verdient das Konzept del' Autorin tiber dio normale hamatopoetische Proliferation,

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Buchbesprechungen 315

Der Band ist vor allem deshalb bedeutend, weil er auLler Vortragen von Fachleuten aus der

VR Polen und der DDR auch solche von Experten aus Frankreich, Osterreich, der Schweiz und

lIngarn bringt, also durchaus einen Ansatz zur Internationalitat erkennen laLlt. Drucktechnisch

vorzliglich, auch in der Wiedergabe der Farbabbildungen, stellt er eine Informationsquelle dar,

die jeden Histochemiker angeht. DeI' Preis ist als sehr glinstig zu bewerten. JOACHIM·HERMANN SCHARF (Halle)

Ergebnisse der experimentellen Medizin, Bd. 34: Zellhybridisierung und Mutagenese bei

somatischen tierischen und pflanzlichen Zellen in vitro. 141 Seiten, mit zahlreichen Abbildun­

gen und Tabellen. VEB Verlag Volk und Gesundheit, Berlin 1979. Preis: Broschur 15,60 M.

Del' vorliegende Band enthiiJt Beitrage zur Induktion und Selektion von Mutanten in Zell­

kulturen. In insgesamt 15 Arbeiten werden die Fortsehl'itte der induzierten Zellfusion von soma·

tischen pflanzlichen, tierischen uncl menschliehen Zellen clargestellt.

Die Incluktion der Zellfusion durch Viren ermoglicht nicht nUl" eine gl'ciLlere Zahl von Fusions·

pl"odukten sondern auch die Kombination systematisch weit entfernter Zellen. Dadureh werden die

Erkenntnisse liber die Genregulation und die Lokalis1ltion der Gene auf den Chromosomen er­

weitert. Zellhybride konnen zur Analyse von Differenzierungsprozessen und auf verschiedenen

Gebieten der Krebsforsehung eingesetzt werden. AuLlerclem werden Probleme der Physiologie del"

Zellhybride, insbesondere solcher pflanzlichen Ursprungs, behandelt. Von besonderer Bedeutung

ist die Erkenntnis, daLl die Fusion von pflanzlichen Protopl1lsten dllrch Eins"tz von Polyethylen­

glykol (PEG) gelingt. Somit wire! der erste Schritt del' somatischen Zellhybrie!isierung bei belie­

bigen Pflanzenarten und in verschiedenen Kombinationen moglich.

Die :Vlethoden del' Zell- und Gewebezlichtung finden besondere Beachtung in del' Ziiehtungs­

forschung und Ziichtung selbst. lInter Verwendung von Kalluskulturen werden Bedingungen

geschaffen, die c1ie Hegenoration von Pflanzen aus Protoplasten ermogliehen. Diese Unter­

suchungen sind jecloch noeh mit erheblichen Schwierigkeiten verbunden, da die molekularen Vor­

gange bei der Steuerung von Entwicklungs- und Differenziel'ungsprozessen bei Eukaryonten noeh

"u wenig bekannt sind. Besonclercr Dank gebiihrt dem Hel"itusgeber des Bandes :34, daLl or dieses

Gebiet in seiner Vielfalt (largestellt hat. HUBALD (Karlsburg)

BOLL, I., Zytologisehe Knoehenmarkdiagnostik. Ein Leitfaden. 2., neubearb. Auf I.

(Die 1. Auf!. erschien 1973 beirn Lehmanns Verlag unter dem Titel BOLL, 1., Leitfaden del' Zytologisehen Knochenmark-Diagnostik). XI, 84 Seiten, 4 Abbildungen, 5 Tabellen. Springer­

Verlag, Berlin-Heidelberg-New York 1980. Preis: Geheftet 45 DM; approx. US $ 26.60.

Das jetzt in zweiter, neubea,rbeiteter Aufhtge vorliegende Bueh der renommierten Hamatologin gibt eine praktische Einflihrung in die klinische Befundung von Knochenmarkausstriehen.

Von der Technik der Materialentnahrne, liber die speziellen Farbemethoden, bis hin zur Systematik

der Benrteilung wird eine zusammenhangende Anleitung vermittelt, die in dieser Form einmalig

ist. n,b8i ist bewllLlt auf einen Atlas-Teil verziehtet worden. Diesbezliglich wird auf Standard­

vVerke verwiesen, was der Rezensent als etwas bedauerlich ernpfindet, wlirde doeh eine bildliche

Darstellung del' etwa 30 moglie-hen Knoehenmarkdiagnosen zumindest dem Anfangor oinen

zusatzlichen Informationsgewinn vermitteln und den vorzliglichen Gesamteindruck des Buches

abrunden. So werden nul' kurze Hinweise auf dio normale Zusammensetzung des Knochenmarks

und textliche Beschreibungen der verschiedenen Zellarten gegoben. Die verschiedenen Moglich­

keiten del' krankhafton Entartung, die Fortschritte in der Erkenntnis von der hamatopoetischen Proliferationskinetik und die charakteristischen Anzeichen fur die versehiedenen, ,m8 dem Kno­chenmark diagnostizierbaron Erkrankungen sind ausflihrlich dargelegt worden. Besonderes Interesse verdient das Konzept del' Autorin tiber dio normale hamatopoetische Proliferation,

316 Buchbesprechungen

das auf der Auswertung mikrokinematographischer Dokumentationen beruht. Nach Boll wiichst

die kleine pluripotente Stamm zelle (O·Zelle) zum achtmal so grol3en Histiozyten an, wobei sie

die Stadien der determinierton Stammzellen nacheimmder durchliiuft: Basophiloblast - Myelo­

blast - Monoblast - Proerythroblast - Hiimozytoblast. Die kleineren determinierten Stnmm­

zellen wnchsen nnch ihrer Stimulation auch woiter zum achtmal so grol3en Promyelozyten bzw_

Promonozyten. Weiterhin kiinnen kleine sowie auch griil3ere Stammzellen endomitotisch, amitotisch

odeI' durch postmitotische Zytoplnsma-Fusion zu Megakaryoblasten werden. Innerhalb einer

Woehe entsteht aus einer hiimatopoetischen Stammzelle, die in Griil3e und Morphe dem Lympho­

zyten ZUlli Verwechseln iihnelt, eine bunte Palette von 60-100 Blutzellen und mehr als 4000

Pliittehen. Das Flie13g1eichgewieht dieses Systems wird durch eine Reihe von stimulierenden und

inhibierondon Faktoren (Chalone) aufreeht OJ'halten. Die Histiozyten stellen mwh Boll das Ende

del' Stammzellreihe dar und nicht, wie noch von vielen anderen Autoren angenommen, clio Ur­

sprungszellon des hiimatopoetischen Systems. Aktuelle Nomonklatllren z. B. fUr die akuten Leuk­

iimien odeI' fiir die 1 ymphatisehen Systemel'krankungen sind in clem Gesamtkonzopt beriicksichtigt.

Als besonders praxiswiehtig wird vom Rezensenten ein Diagnostikschoma im Sinne eines sog.

Entscheidungsbaumes ompfunden, welches die Diagnosestellung aul3erordentlieh erleichtert. Ein

umfangreiches Sachrogiste,' gesbtttet claR rasche Auffinclen spezieller Einzelheiten. Insgesamt

gibt das Buch dem in do,' Praxis tiitigen Hiimatologen und Zytologen eine wert volle diagnostische

Hilfe an die Ham!. :\lEY (Magdeburg)

Acta histochemica Supplementband 24. Neurozytochemie/Farbstoffe und Fiirbungen

in der Histochemie. Vcrhcmdlungen del' Gesellschaft fUr Histochemie auf dem 21. Symposion,

Gargellen, Montafon (Osterreich) 19. bis 22. September 1979. CR. PILGRIX!, Hrsg. 345 Seiten,

188 Abbildungen, 28 Tabellen. VEB Gustav Fischer Verlag, .Tcna. Preis: Broschur 115 M.

Das 21. Symposion del' Gesellsch'Lft fUr Histochemie mit zahlreichen namhaften Fachwisscn­

sch"ftlern aus mehreren europiiischen und aul3ereuropiiischen Staaten verhandelte 2 thematische

Schwel'punkte, die im Titel dicses Bandes ihren Nieclerschlag fan den - Neurozytochemie sowie

Farbstoffe und Farbungen in del' Histoehernie. Um es gleich vorwegzunehmen - siimtliche publi­

zierte Beitriigc sind gut redigiert, interessant und lesenswert. 1m ersten Thernenkomplcx wird

eindrllcksvoll VOl' Augen gefiihrt, welchen enorrnen Beitrag histochemische (und ganz besonders

immunhistochemische) Arbeitsteehniken zum Verstiindnis neurobiologischer Sachvcrhalte

geliefert haben unci noch immer liefern. In diesem Zusammenhang lobend erwiihnt werden miissen

die Zllm Teil bestcchend schiinen und instruktiven Abbildungen zu einigen Beitriigen (VAX LEEU­

WE~ et aI., SOFROXIEW et aI., PICKEL et aI., STEIXBUSOR et aI., KREUTZBERG und SORCBERT).

WeI' allerdings beirn Lesen diesel' Arbeiten absolute Neuheiten (besonders zur Frage del'

Lokalisation von Neul'opeptiden) zu erfahren hofft, sicht sich ctwas getiiuscht. Das war sichel'

mwh nicht das prim are Anliegen del' zu diesem Themonkomplex gehaltencn Vortriige, die cher

tTbersiehtscharakter ha tten.

Allen Boitriigen Zllm zweiten Schwerpunkt gemeinsarn ist das Anliegen, die Mechanismen del'

Wechselwirkung zwischen biologischem Substrat und 1<'arbstoff zu entschliisseln, um wegzu­

kommen von del' rein empirischen Anwendung bestimmter Fiirbeverfahren. Eine solche Ent­

wicklung ist riickhaltlos zu begriil3en, da sie weitere ::\Iliiglichkeiten auf dem Weg zu einer quanti­

tativen Histochemie er6ffnet.

Unter den freien Vortriigen hervorzuheben ist der Beitrag von GRUBE und AEBERT zu "Spezifi­

tiitskontrollen in del' Immunhistochemie enteraler Peptidhormone". Diese Arbeit sollte jeder

gelesen haben, del' heute oder in Zukunft Immunhistochemie betreibt bzw. zu betreiben beab­

Hichtigt. Insgosamt wird anch (licsel' Verhandlungsband del' verpflichtcnden Tradition hUherer J·ahre voll gerecht und sollte auf breites Interesse stof3en.

BERXSTEIN (Magdeburg)