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Die Broschüre Jugendbegleiter.Schule.Technik. wurde parallel zum Fachtag erstellt und enthält einige Praxisbeispiele und Fachberichte.
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Umsetzung naturwissen schaft licher und technischer Kompetenzen in der Ganztagsbildung
Jugendbegleiter. Schule.Technik.
Sersheim 2010
Redaktion: Stefanie Wichmann
Grafik: Oliver Müller – Visuelle Kommunikation, Mainz
Druck: Printmedien Karl-Heinz Sprenger, Vaihingen/Enz
Fotos: Projektfotos Jugendstiftung Baden-Württemberg
sowie Laurence Gough (Titel), Izaokas Sapiro (S. 70), Gina Sanders (S. 70), Lisa F. Young (S. 70), allesamt Fotolia.com
© Alle Rechte vorbehalten
Jugendstiftung Baden-Württemberg
Jugendstiftung Baden-Württemberg
Abteilung Servicestelle Jugend und Schule
Postfach 11 62
74370 Sersheim
Im Auftrag des Ministeriums
für Kultus, Jugend und Sport
Für ein exportorientiertes Land, dessen Hauptressource im
Wissen seiner Bürgerinnen und Bürger liegt, ist es von größter
Bedeutung, das Interesse an Naturwissenschaft und Technik
frühzeitig und auf breiter Ebene zu fördern. Die Zusammen-
arbeit von Wirtschaft, Schule und Einrichtungen der Kinder-
und Jugendhilfe bietet optimale Voraussetzungen, entdecken-
des und forschendes Lernen zu ermöglichen.
Eine kontinuierliche Förderung naturwissenschaftlich-techni-
scher Bildung für die Jugend braucht die Zusammenarbeit und
Abstimmung zwischen schulischen und außerschulischen Bil-
dungseinrichtungen auf der einen und den Ausbildungseinrich-
tungen der Wirtschaft auf der anderen Seite. Neue Bildungs-
konzepte in diesem Bereich müssen lernorientierte und lebens-
weltbezogene innovative Konzepte einschließen.
Die Broschüre „Jugendbegleiter. Schule. Technik.“ stellt be-
währte Kooperationen zwischen Schule, Unternehmen und
Jugendeinrichtungen vor und gibt Anregungen für weitere
Projektvorhaben.
Die Stärkung der technischen Bildung bei Kindern und Ju-
gendlichen ist ein elementares Ziel vieler Einrichtungen. Neben
diversen Ansatzmöglichkeiten für die Umsetzung können Sie
sich über Wege informieren, wie technische Bildung auch über
den Schulalltag hinaus Kompetenzen vermittelt.
Die hilfreichen Links informieren Sie über spezielle Praxis-
beispiele.
Stefanie Wichmann
Jugendstiftung Baden-Württemberg
Diese Broschüre ist im Zusammenhang des gleichnamigen
Fachtags am 02.12.2010 in Stuttgart entstanden. Wir möch-
ten uns an dieser Stelle herzlich bei allen bedanken, die den
Fachtag mitgestaltet haben. Ein besonderer Dank gilt den Re-
ferenten für die wichtigen fachlichen Impulse. Ganz herzlichen
Dank auch an die einzelnen Schulen und Projektpartner! Ohne
sie hätte es diese Broschüre mit ihren vielfältigen Darstellungen
nicht gegeben.
Kompetenzen entwickeln – Kooperationen fördern
1
Vorwort
Inhaltsübersicht
Technik-Begeisterung wecken
Prof. Dr. Rainer Schmolz, Martina Forstreuter-Klug
Seite 16
‚Bildungsstandards Technik’
des Vereins Deutscher Ingenieure
Prof. Dr. Wilfried Schlagenhauf
Seite 20
Die Technikschule Esslingen
Susanne Deß, Dr. Hermann Klinger
Seite 32
Ideenwerkstadt Stuttgart
Terje Lange
Seite 36
Die IHK Ulm engagiert sich für den Fachkräftenachwuchs –
„Faszination Technik“ begeistert für Naturwissenschaften
und Technik
Sandra Rau
Seite 43
Vorwort
Kompetenzen entwickeln – Kooperationen fördern
Stefanie Wichmann
Seite 1
Grußwort
„Das Jugendbegleiter-Programm ist eine ideale Plattform,
um gerade im Bereich Technik und Naturwissenschaften
schulische und außerschulische Angebote miteinander zu
vernetzen.“
Staatssekretär Georg Wacker MdL
Seite 4
Einführung in die technische Jugendbildung
Dr. Hermann Klinger
Seite 6
TecStatt: Technik entdecken – Zukunft gewinnen
Sieglinde Kurz
Seite 12
2
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Praxisbeispiele:
Technische Bildung mit außerschulischen Partnern an der
Kirbachschule Sachsenheim-Hohenhaslach
Seite 47
Von der Schulbank zur Werkbank
Gutenbergschule Karlsruhe
Seite 53
Grundschule am Tannenplatz, Ulm:
KiTec – Kinder entdecken Technik
Seite 57
Überflieger am Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen
Hubschrauberfliegen in der Schule
Seite 61
Technische Bildung an der Ganztagsschule
der Ludwig-Uhland-Schule Birkenfeld
Seite 65
Angebote für Schulen
Seite 71
Einblicke in die Technikwelt – Kommentierte Links
Seite 79
3
Inhaltsübersicht
Das Jugendbegleiter-Programm wächst auch in diesem
Schuljahr mit unverminderter Dynamik. Mittlerweile nehmen
fast 1.300 Schulen daran teil. Schulen schätzen das Jugend-
begleiter-Programm als willkommenes Instrument zur Profil-
bildung.
Das Jugendbegleiter-Programm erfüllt eine wichtige Brü-
ckenfunktion zwischen Schulen und ihrem lokalen Umfeld.
Mit seinen unkomplizierten Rahmenbedingungen ermöglicht
es interessierten Menschen und Unternehmen an der Gestal-
tung der Schule vor Ort mitzuwirken. Dank der Bereitschaft zu
ehrenamtlichem Engagement, die in unserem Land besonders
stark ausgeprägt und traditionell verankert ist, wird eine Fülle
außerunterrichtlicher Angebote möglich.
Das Programm ist auch deshalb so erfolgreich, weil sich
mit ihm aktuelle Tendenzen der Schulentwicklung besonders
gut umsetzen lassen. Das Jugendbegleiter-Programm ist ein
ideales Unterstützungsinstrument für Schulen auf dem Weg
zu mehr Selbständigkeit und Eigenverantwortung und den
damit verbundenen erweiterten Gestaltungsspielräumen.
Staatssekretär Georg Wacker:
„Das Jugendbegleiter-Programm
ist eine ideale Plattform, um
gerade im Bereich Technik und
Naturwissenschaften schulische
und außerschulische Angebote
miteinander zu vernetzen.“
4
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Technische und naturwissenschaftliche Bildung im Rahmen
des Jugendbegleiter-Programms stärker ins Blickfeld zu neh-
men ist dabei für Schulen eine besonders interessante und
wichtige Möglichkeit, diese erweiterten Gestaltungsspiel-
räume zu nutzen. Denn bereits heute ist absehbar, dass in
Zukunft großer Bedarf an entsprechenden Fachkräften beste-
hen wird und junge Menschen mit technischer oder naturwis-
senschaftlicher Qualifikation glänzende Berufsaussichten ha-
ben.
Konzeption des Fachtags „Jugendbegleiter. Schule. Technik.“
ist es, Möglichkeiten der Auseinandersetzung mit Technik au-
ßerhalb des traditionellen Unterrichts vorzustellen. Die Zusam-
menarbeit von Schulen, Unternehmen und Einrichtungen der
Kinder- und Jugendarbeit bietet ideale Voraussetzungen für
entdeckendes und forschendes Lernen.
Ich lade alle Beteiligten, schulische und außerschulische
Partner, Verbände, Unternehmen und Betriebe ein, diesen Pro-
zess mitzugestalten. Er kommt unseren Jugendlichen ebenso
zugute wie dem Wirtschaftsstandort Baden-Württemberg.
Mein Dank gilt allen, die sich im Jugendbegleiter-Programm
engagieren und durch ihren Beitrag mithelfen, das Programm
so erfolgreich zu machen.
Er gilt der Jugendstiftung für die Vorbereitung und Organisa-
tion des Fachtags und ganz besonders allen Referentinnen und
Referenten, Schulen, Unternehmen und Jugendlichen, die ihre
Projekte präsentieren und dadurch mithelfen, den Wirkungs-
kreis des Jugendbegleiter-Programms ständig zu erweitern.
Ich wünsche allen, die am Jugendbegleiter-Programm betei-
ligt sind, weiterhin viel Freude und Erfolg bei der Umsetzung.
Staatssekretär Georg Wacker MdL
Ministerium für Kultus, Jugend und Sport
des Landes Baden-Württemberg
5
Grußwort
Einleitung
Laut Einschätzung des Deutschen Industrie- und Handelskammer-
tags DIHT fehlen der Wirtschaft 2010 rund 400.000 Ingenieure,
Meister und gut ausgebildete Facharbeiter. Der Präsident des DIHT
stellt fest, dass aufgrund dieses Fachkräftemangels in diesem Jahr
Projekte im Wert von 25 Milliarden Euro nicht realisiert werden
können. Dies entspricht etwa einem Prozent Wirtschaftswachs-
tum. Dies ist die volkswirtschaftliche Perspektive der Situation.
Ein Großteil dieses Betrags von 25 Mrd. Euro wäre Gehalt und
Lohn für Menschen, die jetzt vielleicht in Berufen arbeiten, die sie
nicht zufriedenstellen oder die gar arbeitslos sind. Dies ist die in-
dividuelle Perspektive.
Enthalten in dieser Summe sind ebenfalls nicht angefallene
Steuern und Abgaben, mit denen dringende gesellschaftliche
Probleme finanziert werden könnten, die gesellschaftliche Pers-
pektive des Fachkräftemangels.
Dr. Hermann Klinger
Einführung in die technische Jugendbildung
Im Folgenden soll auf drei Fragestellungen eingegangen
werden:
1. Welche Bedeutung hat der Fachkräftemangel?
2. Wie könnte eine innovative MINT Didaktik aussehen?
3. Welche Erfahrungen zur Umsetzung liegen vor?
Welche Bedeutung hat der
Fachkräftemangel?
Oft wird behauptet, der Fachkräftemangel sei ein konjunk-
turbedingtes Phänomen: gute Konjunktur, hoher Bedarf und
umgekehrt. Die Aussage ist zwar richtig, trifft aber den Kern
des Problems nicht. Die Abb. 1 zeigt, dass selbst in tiefen
Abschwungphasen der letzten 10 Jahre der Bedarf an Men-
schen in MINT Berufen deutlich höher ist als das Angebot.
Der Mangel ist also strukturbedingt.
Die MINT Fachkräftelücke
in Deutschland, aggregierte
Differenz aus offenen Stel-
len (Quelle: Bundesagentur
für Arbeit, Institut der deut-
schen Wirtschaft Köln)
6
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Fortschreibungen lassen erwarten, dass der Mangel weiter
steigen wird. Die Zahl der Ingenieure zwischen 25 und 34
Jahren ist heute kleiner als die Zahl der Ingenieure zwischen
55 und 64. D.h., dass schon jetzt der reine Ersatzbedarf
nicht mehr zu decken ist. Der Bedarf für Innovation ist dabei
noch nicht berücksichtigt. Der Einfluss des demographischen
Wandels verschärft die Lage weiter.
Auch im internationalen Vergleich liegt Deutschland sowohl bei
den Naturwissenschaftlern als auch den Ingenieuren auf den
letzten Plätzen!
Als mögliche Ursachen dieser bedrohlichen Lage werden im
Bildungsmonitor 2010 aufgeführt:
> Zu geringes Interesse an Mathematik und naturwissen-
schaftlichem Unterricht in der Schule
> Zu großer Schwund in MINT Studiengängen an den Hoch-
schulen
> Zu geringer Frauenanteil in MINT Berufen
Akademikernachwuchs im internationalen Vergleich (Quelle: Wirtschafts Woche Globalisierung vom 26.01.2009, Handelsblatt GmbH)
7
Einführung in die technische Jugendbildung
Wie wichtig frühzeitiges Interesse an MINT für die spätere Be-
rufswahl ist – dies gilt selbstverständlich für alle Fächer – zeigt
die Tabelle: 71% der Studienanfänger in Mathematik, 57%
Zusammenfassend kann man sagen, dass der Fachkräfte-
mangel in MINT Berufen durch die Struktur der Ausbildung in
Schule und Hochschule verursacht wird. Auch im internationa-
len Vergleich wird deutlich, dass Deutschland in MINT Berufen
seine führende Stellung zu verlieren droht.
Wie könnte eine innovative MINT Didaktik aussehen?
Der Bildungsauftrag für alle öffentlichen Schulen ergibt sich
aus dem Schulgesetzt für Baden-Württemberg, der Landes-
verfassung und dem Grundgesetz.
Das Schulgesetz sagt in § 1, Absatz 2
… Über die Vermittlung von Wissen, Fähigkeiten und Fertigkei-
ten hinaus ist die Schule insbesondere gehalten, die Schüler …
– auf die Mannigfaltigkeit der Lebensaufgaben und auf die
Anforderungen der Berufs- und Arbeitswelt mit ihren unter-
schiedlichen Aufgaben und Entwicklungen vorzubereiten.
Der Bildungsauftrag verpflichtet nach dieser Formulierung alle
öffentlichen Schulen dazu, sich ständig an sich ändernde Be-
dingungen der Berufs- und Arbeitswelt anzupassen. Die Aus-
führungen zum Fachkräftemangel legen nahe, dass der Bil-
dungsauftrag zumindest in dieser Hinsicht nicht hinreichend
umgesetzt wird.
Der didaktische Vorteil aller Fächer zu den Naturwissenschaf-
ten und Technik liegt darin, dass ihre Lerninhalte uns ständig
umgeben und wir unvermeidlich praktische Erfahrungen und
Erkenntnisse erwerben. Diese Aussage trifft für Mathematik
und Informatik nur insofern zu, als beide Fächer die konstruktive
Basis für die Funktion von Technik darstellen und wir in unserem
Lebensumfeld ständig implizite Erfahrung auch zu M und I er-
werben. Für eine innovative MINT Didaktik muss diese Wissens-
basis der Lerner als wertvolle Grundlage genutzt werden, die
durch weiteres Entdecken und Forschen weiter differenziert
sowie inhaltlich und anwendungsbezogen vernetzt wird.
Neurowissenschaftliche Forschungen weisen darauf hin,
dass Verstärkung und Abschwächung, sog. Inhibition, von
Vernetzung im neuronalen Netz die Nachhaltigkeit des Lernens
erreichen lässt, die notwendig ist, um die weiterführende, auf-
wendige und streckenweise mühsame Beschäftigung der Kin-
der und Jugendlichen mit MINT sicherstellt. Selbstevaluierter
der Maschinenbaus, 65% der Informatik und 65% der Elekt-
rotechnik hatten schon in der Schule Mathematik als Interes-
senschwerpunkt. Ein ähnliches Bild zeigt sich für Physik.
Schulische Prägung und
Wahl des Studiengangs
(Quelle: Institut der deut-
schen Wirtschaft Köln)
8
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Erfolg im Lernprozess schafft auf Dauer das Selbstvertrauen
in die eigenen MINT Kompetenzen, das wiederum die Voraus-
setzung darstellt für die sachgerechte Auseinandersetzung
mit MINT Themen von der Ebene des „gesunden Menschen-
verstands“ bis zur wissenschaftlich-technischen Professiona-
lität.
Die gezielte Organisation von Lernprozessen einer großen
Bandbreite von Lernern in einer Gruppe stürzt den Organisa-
tor/Lehrer regelmäßig in den Konflikt, abzuwägen zwischen
der Ermöglichung von Vielfalt und Diversität auf der einen und
Effizienz der Prozesse auf der anderen Seite. Die Bildung von
„Klassen“ von Lernern, in der Schule sehr formal nach Alter
gebildet, geht in der Grundannahme davon aus, dass die Mit-
glieder dieser Klassen so gut vergleichbare Voraussetzungen
und Interessen mitbringen, dass sie mit denselben Wissens-
angeboten, bezogen sowohl auf Inhalte und Umfang als auch
zeitliche Reihenfolge, Dauer und Zeitpunkt, effizient bedient
werden können. Die Erfahrung zeigt, dass diese Annahme,
wenn überhaupt, dann nur für einen kleinen Teil der Lerner ei-
ner Klasse erfüllt ist. „Randgruppen“ der Verteilung „stimmen
mit den Füssen ab“ und lassen vor allem die als schwierig ver-
schrienen MINT Fächer möglichst „ergebnisunschädlich“ be-
züglich des Abschlusses hinter sich.
Ein Modell für die Lösung des Diversitäts-Effizienz-Dilem-
mas in der Organisation können wir heute schon in vielen In-
dustrien finden. Auch dort werden Kundenwünsche immer indi-
vidueller, der Wettbewerb zwingt gleichzeitig zu kostengünsti-
gen und hochwertigen Angeboten. Ein erfolgreicher Ansatz ver-
bindet die Kosten- und Qualitätsvorteile von Massenproduktion
mit der Individualisierung in kundenspezifischer Anpassung,
genannt MassCustomization MC (siehe http://de.wikipedia.org/
wiki/Mass_Customization). MC auf den Punkt gebracht: Kun-
den werden mit geeigneten Hilfsmitteln, die im Wesentlichen
auf gezielter Modularisierung des Angebots basieren, aktiv in
den Abwicklungs- und Fertigungsprozess eingebunden. Bei-
spiele dafür sind Online-Angebote für Reisen oder die Konfigu-
ratoren für PKWs.
Der Transfer dieses erfolgreichen Organisationskonzepts in
Schule und Unterricht wird derzeit in 4 Ländern in einem EU
Leonardo Projekt erprobt. Die mögliche Umsetzung in die tech-
nische Jugendbildung soll am Beispiel des Pilotprojekts der
Technikschule an der VHS Esslingen skizziert werden.
Welche Erfahrungen zur Umsetzung liegen vor?
Das Konzept der Technikschule Esslingen (TSE) geht von der
These aus, dass MINT Inhalte „zuverlässig“ sind und damit
prädestiniert für selbstorganisiertes Lernen. Der Prozess des
selbstorganisierten Lernens wird in der TSE in Wissensmodule
aufgeteilt, die den Phasen entdecken – erleben – erkennen
zugeordnet sind (siehe Abb.).
Selbstorganisiertes Lernen
am Beispiel Solarenergie
Wie ist das Thema mit der Schule verbunden? Fachinhalte, Projekte, Personen
Dokumentation
Vernetzungen
Solarzellen, Funktionsprinzip, Aufbau und wer hat sie erfunden?
Versuche und Messungen
Gesetzmäßigkeiten
Was fällt uns spontan noch ein? Worüber wird im Zusammenhang gesprochen?
Inbetriebnahme und Fehlersuche
Naturwissenschaft-liche Konzepte
Was wird gebraucht, um Solarstrom einsetzen zu können?
Montage von Bau-gruppen, Funktion beschreiben, Funktionsprüfung durchführen
Bauteile und Maschinen-elemente
Wo kommt die Sonnenenergie her und wie wird sie für Menschen nutzbar?
Bauteile benennen und identifizieren, Stückliste verstehen
Wirkprinzipien
Erle
ben
Erke
nnen
Wir bauen ein Solarmodul auf und nehmen es in Betrieb
Prinzipien, Konzepte, Gesetzmäßigkeiten, erweiterte Anwendung
Entd
ecke
n
9
Einführung in die technische Jugendbildung
Die Lerner können innerhalb einer Unterrichtseinheit Module aus-
wählen, die sie in kleinen Teams von 3-4 Teilnehmern bearbeiten.
In der experimentellen Phase „erleben“ ergibt sich häufig ein
Ablauf, der von der Sachlogik her bestimmt ist.
In der Phase „erkennen“ werden zielführende Wissensbau-
steine aus Büchern, Lehrervortrag, e-learning etc herange-
zogen.
Im Kompetenzzentrum Energie und Umwelt der TSE
(siehe Abb.) werden Module zusammengefasst, die unter-
einander kombiniert werden können und damit neue, thema-
tisch verknüpfte Themenfelder experimentell, erschließbar,
d.h. „entdeckbar“ machen.
Die Inhalte des Kompetenzzentrums
Energie und Umwelt
Die caseKits des Kompetenzzentrums
Energie & Umwelt
Die Hardware für die Experimente ist so abgestimmt, dass den
Modulen zugeordneten „caseKits“ funktional sinnvoll zu neuen
Anordnungen kombiniert werden können. Z. B. wird die mecha-
nische Windkraftanlage mit den Modulen „Getriebetechnik“ und
„Mechanische Energie“ zur Windkraftanlage für elektrische
Energie „umfunktioniert“.
Mit dem Modul „Wasserstofftechnologie“ lässt sich dann
auch Energiespeicherung und – Transport realisieren, d.h.
die Prozesskette entdecken – erleben – erkennen beginnt
ständig neu.
Solarenergie Der Elektromotor
Mechanische Energie
Einfacher Roboter
EnergieWandlung, Erzeugung, Formen, Erhaltung Arbeit, Kraft Umwelt, Gesellschaft
WärmelehreVerbrennungsmotor, Wärmekraftmaschine, Kraftwärmemaschine, Kreisprozess, 2. Hauptsatz
MechatronikEnergieSpeichern, Transportieren
StirlingmotorGetriebetechnikWasserstoff-technologie
Energieerzeugung mit Windkraft
+ + +
10
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Die individuellen Lernfortschritte werden im Lernportfolio fest-
gehalten. Die vom Lerner selbständig zu führende Dokumenta-
tion kann als Kompetenznachweis für Bewerbungen oder auch
als Nachweis für Leistungen für Schulprojekten benutzt werden.
Die Technikschule an der VHS Esslingen soll eine Plattform für
Kinder und Jugendliche sein, auf der sie „Lust auf Kompetenz
in Technik“ entwickeln und festigen können. Letztlich müssen
wir Erwachsene umdenken, damit Kinder und Jugendliche sich
sagen können: „MINT gehört mir!“
Quellen und weiterführende Literatur
Vera Erdmann, Axel Plünnecke, Ilona Riesen, Oliver Stettes:
Bildungsmonitor 2010
http://www.insm-bildungsmonitor.de/files/downloads/
bildungsmonitor_2010.pdf
Hermann Klinger, Alexander Benz:
MassCustomization for Individualized Life-long Learning:
Needs, Design, and Implementation, in Handbook of Research
in MassCustomization and Personalization, S 698-716, World
Scientific 2009
http://media.applied-knowing.org/downloads/MC_080324.pdf
EU Leonardo Program:
MassCustomization in der beruflichen Bildung
www.MC4VED.org
Zur Durchführung der Programme an der TSE wurde ein Pro-
gramm zur Ausbildung von „Zertifizierten Lernbegleitern Tech-
nik“ ZLT entwickelt:
Fragen: Was wollen wir erreichen? Aus der Leitfrage entwickeln alle Beteiligten gemeinsam die Aufgabenstellung, die Zielstellung
Informieren: Wir suchen gezielt nach Informationen und setzen passende Techniken ein, z.B. Brainstorming im Team, Interviews mit Experten, Internetrecherche …
Bearbeiten: Wir strukturieren und vernetzen die gesammelten Informatio-nen zur zielführenden Bearbeitung der Aufgabenstellung. Wir präsentieren die Ergebnisse und stellen sie zur Diskussion.
Zusammenfassen: Was habe ich dabei gelernt?
Ziele> Einrichtung eines Weiterbildungsprogramms zum „Zertifi-
zierten Lernbegleiter/in Technik“ ZLT mit dem Schwerpunkt Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik MINT für den Altersbereich 10-19 Jahre
> Qualitätssicherung von formalen und informellen MINT Bildungsangeboten
> Realisierung von Portfoliolernen für den Übergang in Studium und Beruf
> Nachhaltige Förderung von Lebenslangem Lernen durch Individualisiertes Lernen
> Lösung des Efficiency-Diversity Dilemmas durch Transfer einschlägiger Erfahrungen der Wirtschaft in Bildungs-angebote (siehe EU Programm MC4VED)
Adressaten> Ausgewählte Fachkräfte der Wirtschaft> Fachlehrkräfte aller Schularten der Sekundarstufe
Einsatzfelder> Ganztagsschulprogramme> Integrations- und Berufsorientierungsprogramme> Außerschulische Bildungs- und Freizeiteinrichtungen> Schülerforschungszentren> Betriebliche Aus- und Weiterbildung> Technikschulen
Das fiBz Lernportfolio
Ziele, Adressaten und Einsatzfelder des/der ZLTin
KoNTAKT:
Dr. Hermann Klinger
Direktor F.PAK
Ludwig-Maximilians-Universität München
Bildungsberatung
Paradiesweg 24
73733 Esslingen
E-Mail: [email protected]
www.applied-knowing.org
11
Einführung in die technische Jugendbildung
Technik trägt in verschiedenster Weise zur Gestaltung fast aller
unserer Lebensbereiche bei. Obwohl wir daraus großen Nutzen
ziehen, wird Technik dabei vielfach nicht bewusst wahrgenom-
men. Vor diesem Hintergrund ist es dem VDI Verein Deutscher
Ingenieure e. V., dem größten und ältesten technisch-wissen-
schaftlichen Verein Deutschlands, ein wichtiges Anliegen, tech-
nische Bildung als Element der Allgemeinbildung zu stärken und
Kinder und Jugendliche für die Technik zu begeistern. Technik
bietet hierbei Perspektiven für ihre persönliche Zukunftsgestal-
tung in der Phase Berufsorientierung. Jugendliche angesichts
der glänzenden Berufsaussichten auf dem Arbeitsmarkt für ein
Ingenieurstudium zu motivieren, ist ein wichtiges Ziel des VDI.
Obwohl eine positive Entwicklung zu beobachten ist, wird in
Baden-Württemberg nach wie vor dem Technikunterricht, der
frühen technischen Bildung sowie der technischen Weiterbil-
dung ein zu geringer Stellenwert eingeräumt. Aufgrund der
derzeitigen Situation in den Schulen halten wir Bildungsange-
bote außerhalb der Schule für wichtig.
TecStatt – Technikbegegnung mit Zielen
Technische Bildung ist uns ein wichtiges gesellschaftspoliti-
sches Anliegen. Hierzu wird ein örtlicher Rahmen geschaffen,
in dem Modelle der Begegnung zwischen Jugend und Tech-
nik auf verschiedenste Weise erprobt werden können. Der WIV*
plant die Umnutzung eines rund 130 m² großen Raumes für
die Vereinsarbeit im Bereich Jugend und Technik. Es soll ein
Mehrzweck-Werkraum als Technik-Werkstatt, die TecStatt, ent-
stehen für die technische Bildung von Kindern, Jugendlichen
und jungen Erwachsenen sowie Weiterbildungsmaßnahmen
von Erziehern und Lehrkräften. Unser Hauptanliegen ist es den
Umgang mit Technik und das Interesse an technischen Phä-
nomenen bei Kindern ab 4 Jahren, Jugendlichen und jungen
Sieglinde Kurz
TecStatt: Technik entdecken – Zukunft gewinnen
Erwachsenen zu stärken und zu fördern sowie die Weiterbil-
dung von Erziehern und Pädagogen zu unterstützen.
Mit dem Konzept der TecStatt sollen für die einzelnen Ziel-
gruppen jeweils unterschiedliche Ziele erreicht werden.
Für die Kinder und Jugendlichen:
> Entwicklung von technischen Kernkompetenzen
> Selbstvertrauen in MINT Inhalte
> Förderung informellen Lernens
Für die Eltern:
> Plattform für eine aktive Beteiligung
Für die Schulen:
> Erprobung von Lehr- und Lernmodulen für den Technik-
unterricht
> Vermittlung von erprobten Lehr- und Lernmodulen an Lehrer
im Rahmen der Fortbildung
Für die Gesellschaft:
> dem Fachkräftemangel entgegenwirken
> dem demographischen Wandel entgegenwirken
> attraktives Angebot für Schulen in Fächern mit Lehrermangel
> attraktive Lernangebote für Kinder und Jugendliche in der
Region
Für die Wirtschaft der Region:
> Standortvorteile sichern und ausbauen
> Fachkräftemangel bearbeiten
> Plattform für Corporate Social Responsibility Aktivitäten
Hierzu dienen in der TecStatt im Einzelnen:
> Raum zum Experimentieren, Entdecken, Erleben und Er-
kennen
> Raum zur Entfaltung von Kreativität
> nachhaltige Begeisterung der Kinder und Jugend für Technik
> technische Grundbildung ermöglichen
> Allgemeinbildung Technik stärken
* Württembergischer Ingenieurverein e.V. (WIV)
12
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
> Vermittlung von grundlegendem Verständnis und Zusam-
menhängen
> Technikmündigkeit im Umgang mit Alltagstechnologien und
in der Auseinandersetzung mit neuen Technologien
> Möglichkeiten der Technik aufzeigen
> persönliche Möglichkeiten und Chancen aufzeigen
> Wissen in außerschulischen Situationen nutzen zu können
> Entwicklung der eigenen Urteilsfähigkeit
> Unterstützung in der Berufswahl
> Bewerben des Ingenieurberufs
Ferner sollen als Gesichtspunkte unterstützt werden:
> Die Entwicklung von Lehr- und Lernmodulen im Fach Technik
> Eine Multiplikationsplattform für technische Inhalte
> Die Fort- und Weiterbildung für Lehrerinnen und Lehrer, Er-
zieherinnen und Erzieher
> Eine Vernetzung von an Bildung und Erziehung beteiligten
Einrichtungen und Funktionsträgern im Raum Stuttgart
TecStatt – Zielgruppenorientierte Vermittlung
von Technik
Grundlage unseres Vorhabens sind die Dokumentation und
Analyse zu ‚Technik und Bildung in Deutschland’(s. VDI-Report
38) sowie das ‚Nachwuchsbarometer Technikwissenschaften’
(Ergebnisbericht der Deutschen Akademie der Technikwissen-
schaften und des VDI).
Unser Motto ist „Freude an Technik“! TecStatt will indivi-
duelle Erfahrungen ermöglichen. Wichtig ist die aktive selbst-
ständige Auseinandersetzung mit Inhalt und Thema. Wir grei-
fen Aufgabenstellungen aus dem privaten, beruflichen und öf-
fentlichen Leben auf. Experimente werden selbst durch geführt
und sowohl Fehler als auch Umwege als wichtiger Bestandteil
des Lernprozesses zugelassen. Wirkliches individuelles Ver-
stehen soll ermöglicht werden. Interesse zu wecken ist ein ers-
tes, wichtiges Ziel. Langfristig ist die Aufrechterhaltung des In-
teresses unser Ziel durch Kontinuität der Maßnahmen. Auch
Foto: VDI – Württembergischer Ingenieurverein e.V. (WIV)
13
TecStatt: Technik entdecken – Zukunft gewinnen
einzelne Aktionen und „Events“ sind bedeutsam, weil es bei
Schülerinnen und Schülern Schlüsselerlebnisse auslösen kann.
Wir wollen nachhaltig Raum schaffen, um Kinder und Jugend-
liche an Technikthemen heranzuführen, sie zu motivieren und zu
begeistern. Die TecStatt soll Plattform sein, wo experimentiert
werden kann, Neugierde und Staunen geweckt und erhalten
wird und spielerisches Lernen unterstützt wird. Technik muss
unmittelbar erfahrbar werden. Kinder und Jugendliche sollen
Entdecken, Erleben, Erkennen und Verstehen:
> Aufgaben aus dem privaten Leben
> Experimente selbst durchführen
> Individuelle Erfahrungen ermöglichen
> Fehler und Umwege sind erwünscht
> Aktive Auseinandersetzung mit Inhalt und Thema
> Technik unmittelbar erfahrbar machen
> Neugierde und Staunen wecken und erhalten
TecStatt konkret
Die Begegnung mit Technik wird in der TecStatt konkret.
Sie findet statt in Experimenten und Workshops zu techni-
schen Inhalten z.B. Festo CaseKits©, Kosmos©-Baukästen,
LPE©-Materialien, Conrad Elektronik©. Es werden einerseits
Baukästen eingesetzt, die bereits existieren; andere Expe-
rimente werden selbst entwickelt. Die Brauchbarkeit dieser
Lehr- und Lernmodule wird dabei durch VDI-Ingenieure ge-
testet und durch PPT-Folien oder Animationen inhaltlich er-
gänzt.
Nachfolgend einige Experimente anhand von konkreten
Bausätzen:
> Verbrennungsmotor (2-Takter, 4-Takter)
> Getriebetechnik
> Elektromotor
> Wasserstofftechnologie
> Elektronikexperimente
> Dampfmaschine/Kraftwerk
> Solare Energie
> Der einfache Roboter
> Mechanische Energie
> Energieerzeugung durch Windkraft
Die Bausätze enthalten alle zum Experimentieren notwendigen
Materialien werden altersgruppengerecht eingesetzt, im An-
schluss wieder in Einzelteile zerlegt und immer wieder erneut
angewendet. Eine Anleitung und Betreuung erfolgt durch er-
fahrene VDI-Ingenieure, die von Pädagogen unterstützt wer-
den. Experimente und Workshops werden laufend überprüft
und ergänzt.
TecStatt – eingebettet in Technik-Netzwerke
Der VDI-Württembergischer Ingenieurverein e. V. verfügt über
ein breit gefächertes, jahrelang gepflegtes Netzwerk, bestehend
aus persönlichen Kontakten zu Vertretern von Firmen, Schu-
len, Universitäten, Vereinen, Verbänden sowie zu Ministerien
im Großraum Stuttgart. Dieses Netzwerk nutzen wir, um unsere
Inhalte weiteren Multiplikatoren zugänglich zu machen und
damit nachhaltige Wirkung über den örtlichen und zeitlichen
Rahmen hinaus zu erzielen. Als Multiplikatoren sind zu nennen:
> Schulleitungen, Lehrerinnen und Lehrer, Eltern, Erzieherinnen
und Erzieher, Lernhelfer, Professoren
> Vertreter von Vereinen, Verbänden und Ministerien
Geplant ist die Zusammenarbeit mit Lehrerausbildungsstätten
sowie Kooperationen mit Bildungsträgern. Es sollen Fortbildun-
gen und Beratungsmöglichkeiten für Pädagoginnen und Pä-
dagogen angeboten werden. Schulmaterialien können prak-
tisch erprobt werden. Materialien und Werkzeuge können aus-
geliehen werden.
TecStatt – gezielte Wirkung
Das Projekt TecStatt richtet sich mit seinem Angebot an ver-
schiedene Zielgruppen. Den Schwerpunkt legen wir dabei auf
den gesamtheitlich zu betrachtenden Bildungsweg in Richtung
Befähigung zur Hochschulreife.
Primäre Zielgruppe:
> Kinder und Jugendliche im Alter von 4 bis 19 Jahren zu-
nächst im Umkreis des VDI-Hauses (Bezirk Vaihingen, Rohr,
Kaltental, Büsnau), später im Großraum Stuttgart
14
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
> Schulen, Kitas, Kindergärten. Im direkten Umkreis des VDI-
Hauses Stuttgart befinden sich
> 10 Kitas und Kindergärten, 4 Grund- und Hauptschulen,
2 selbständige Grundschulen, 2 Gymnasien, 1 Realschule,
2 Privatschulen, 1 berufliche Schule
Im Einzelnen wollen wir mit dem TecStatt-Angebot folgende
Teilgruppen erreichen:
Kinder im Alter von 4-12 Jahren
Mädchen und Jungen im Alter von 4 bis 12 Jahren lernen ge-
meinschaftlich die Welt der Technik kennen – auf unterhaltsame
und spielerische Weise. Die Angebote sollen
> Basiswissen für technische und naturwissenschaftliche
Themen aufbauen.
> Verständnis für grundsätzliche Phänomene und technische
Abläufe erzeugen.
> zeigen, welche Alltagsgegenstände mit welcher Technik
funktionieren.
> jede Menge Spaß machen!
Jugendliche und junge Erwachsene
Zielgruppen sind Jugendliche und junge Erwachsene im Alter
von 13-18 Jahren.
> Hier geht es v. a. darum, das kreative und gestalterische
Element von Technik kennenzulernen. Es geht darum, aus
Basiselementen die Gestaltung von Lösungsansätzen er-
fahrbar zu machen.
Weitere Zielgruppen (Weiterbildung/Dienstleistung):
> Schulleitungen, Lehrer, Erzieher/-nnen, Eltern
Angaben zur Institution
Der Verein Deutscher Ingenieure (VDI)
Der VDI versteht sich national und international als Dienstleister
und Sprecher von Ingenieuren und Technik. Er ist eine gemein-
nützige, von wirtschaftlichen und parteipolitischen Interessen
unabhängige Organisation und mit rund 136.500 Mitgliedern
der größte technisch-wissenschaftliche Verein Deutschlands.
Der VDI umfasst 45 Bezirksvereine und 15 Landesverbände.
National und international ist der VDI bekannt für seine Stärken
und Rollen als inter- und transdisziplinärer Netzwerker, Spre-
cher der Ingenieure und der Technik sowie Wissenspool und
-vermittler. Sein enormes technisches Wissen in den verschie-
densten Branchen und branchenübergreifenden Bereichen so-
wie in der Ingenieurförderung generiert er aus dem Netzwerk
seiner Mitglieder und Kooperationspartner sowie in Zusammen-
arbeit mit Wirtschaft und Wissenschaft. Dieses Wissen stellt
er diesen Zielgruppen sowie anderen Technikinteressierten in
Form von Beratungsleistungen, Broschüren, Seminaren, Tagun-
gen, VDI-Richtlinien, Messen u.v.m. wiederum zur Verfügung.
Dieses duale Netzwerk (Nukleus des Wissens) – einerseits mit
einem enormen Wissen und andererseits einer Vielzahl interes-
santester, persönlicher Beziehungsgeflechte – steht im Vorder-
grund aller Aktivitäten des VDI.
Der Württembergische Ingenieurverein e.V. (WIV)
ist mit knapp 14.000 Mitgliedern der mitgliederstärkste Bezirks-
verein des Verein Deutscher Ingenieure. Im WIV werden Veran-
staltungen, Betriebsbesichtigungen, Vorträge, Diskussionen,
Seminare und Exkursionen von zahlreichen Arbeitskreisen ver-
anstaltet.
KoNTAKT:
VDI-Württembergischer Ingenieurverein e.V.
Dipl.-Wirt.-Ing. (FH) Sieglinde Kurz
Referentin Jugend und Technik
Hamletstr. 11
70563 Stuttgart
Telefon: 07 11 / 131 63 18
Telefax: 07 11 / 131 63 60
E-Mail: [email protected]
www.vdi.de/wiv
15
TecStatt: Technik entdecken – Zukunft gewinnen
In der Region Heilbronn-Franken versucht das Netzwerk
„faszinationtechnik“, Kinder und Jugendliche für die Natur-
wissenschaften zu begeistern.
Die Technik hat unsere Welt stärker beeinflusst, als wir zu-
weilen wahrhaben wollen. Lässt man in einer ruhigen Minute
nur die letzten 100 Jahre Revue passieren und stellt sich vor,
was – allein in unserem Alltag – fehlen würde, wenn findige
Ingenieure und Techniker nicht so erfolgreich gewesen wären,
wird der hohe Stellenwert der Technik schlagartig klar. Dabei
geht es nicht um eine unkritische „Technik-Verehrung“, son-
dern um die realistische Einschätzung der Bedeutung techni-
scher Prozesse und Mittel.
Das Netzwerk „faszinationtechnik“ will Kinder und Jugend-
liche an Technik heranführen, die Möglichkeiten und Grenzen
Prof. Dr. Rainer Schmolz, Martina Forstreuter-Klug
Technik-Begeisterung wecken
von Technik sowie deren enge Verbindung zu den (Natur-)
Wissenschaften deutlich machen. Auch Spaß und Freude
beim Experimentieren und handwerklichen Arbeiten zu we-
cken – dieses Anliegen stand bei der Gründung des Vereins
im Dezember 2004 in Heilbronn Pate. Dahinter steht ein Netz-
werk von Unternehmen wie beispielsweise Bosch, EnBW,
Audi, Wittenstein u.v.m. und Institutionen aus der Region Heil-
bronn-Franken, das den Verein ideell und finanziell unterstützt.
Technik erleben
Die Grundlage der Arbeit des Vereins wird vom praktischen
Erleben von Technik bestimmt. Daraus leiten sich die gene-
16
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
rellen Ziele ab. Diese sind: Kinder und Jugendliche nachhaltig
für Technik begeistern, vermehrt Mädchen an die Technik her-
anführen, Berufs- und Studiermöglichkeiten aufzeigen und lang-
fristig dem Facharbeiter- und Ingenieurmangel entgegenwirken.
Technik begreifen hat – im übertragenen Sinne – etwas mit den
Händen zu tun. Wenn ein Kind beim praktischen Tun heraus-
findet, „aha, so funktioniert das“, dann wird die altersgruppen-
angepasste Vermittlung von Theorie wesentlich erleichtert. Die
Kinder und Jugendlichen müssen sagen können: „Das hab ich
gemacht!“ Und sie müssen ihr Werk mit nach Hause nehmen –
und es Freunden, Eltern und Bekannten präsentieren können.
Der Verein Faszination Technik e.V. hat hierzu eine Reihe von In-
itiativen aufgenommen, Bewährtes weiterentwickelt und Neues
geschaffen.
Seit Anfang Februar 2006 bietet der Verein an der Hoch-
schule Heilbronn „TeCdays for Kids“, Workshops für Kinder im
Alter zwischen acht und zwölf Jahren, an. In Gruppen können
die Kinder unter sachkundiger Anleitung selbstständig verschie-
dene Objekte wie kleine Elektromotoren, solarbetriebene Fahr-
zeuge, Luftkissenfahrzeuge, Kaleidoskope oder Fernrohre auf-
bauen. Weit über tausend begeisterter Kinder haben bisher an
den TeCdays teilgenommen. Ein noch unerfüllter Wunsch ist es,
in Heilbronn eine Jugend-Technik-Akademie einzurichten.
Auf Anfrage geht der Verein auch in Schulen, bevorzugt
Grundschulen, aber auch Realschulen und Gymnasien. Mit
den Klassen werden dann vor Ort ähnliche Geräte und Ob-
jekte wie an der Hochschule Heilbronn gebaut. Daneben
erhalten Schulen Beratung und Hilfe beim Aufbau und der
Durchführung von Workshop-Reihen und bei der Einrichtung
von professionellen Werkräumen für die Technik (Tekpoints).
Für seine Mitgliedsfirmen führt faszinationtechnik im Un-
ternehmen vor Ort Workshops für Mitarbeiterkinder, für Mit-
arbeiter mit Kindern oder Kinder aus kooperierenden Schulen
durch. Dabei werden die Objekte auf die Firmen abgestimmt.
Bei Audi in Neckarsulm wird beispielsweise ein Solarfahr-
zeug gebaut, bei der Firma Dieffenbacher in Eppingen ein
17
Technik-Begeisterung wecken
Elektromotor und beim Bauunternehmen Leonhard Weiss in
Satteldorf und Göppingen ein pneumatischer Radlader.
Steigende Nachfrage
Die Resonanz auf diese Aktionen ist groß und die Nachfrage
steigt. Bei Tagen der offenen Tür von Firmen und Institutionen
wie der Firma Marbach, BOSCH GmbH, ZEAG AG und der
experimenta Heilbronn bietet der Verein Technik-Workshops
für Kinder an. Zunehmend ist er auch in Kommunen wie zum
Beispiel Abstatt, Untergruppenbach, Leingarten und Neckar-
westheim (Landkreis Heilbronn) im Rahmen von Kinderferien-
programmen oder sonstigen Veranstaltungen aktiv.
Der 2007 gegründete TeClub hat bereits über 200 Mitglie-
der. In diesem Club erhalten Kinder und Jugendliche attrak-
tive Angebote wie die Teilnahme an Workshops zu vergüns-
tigten Konditionen oder gemeinsame Exkursionen in Technik-
museen, Sternwarten und Radiostationen und zum DLR-Rake-
tenversuchsgelände nach Lampoldshausen, wo eine Druckluft-
Wasser-Rakete gebaut wird.
Unter dem Kürzel GET – Generationen erleben Technik – hat
sich zusammen mit der Hauptschule und der Gemeinde Unter-
gruppenbach eine Initiative entwickelt, in der Hauptschüler mit
technikbegeisterten Senioren und Kindergarten-Kindern bauen
und basteln. Die Kinder sollen so frühzeitig an Technik heran-
geführt werden, bei den Hauptschülern soll das Selbstwertge-
fühl gesteigert werden.
Im Raum Heilbronn gibt es an drei Grundschulen eine Kin-
derakademie, die sich der besonderen Förderung begabter
Schüler widmet. Die Technikkurse dieser Kinderakademie wer-
den zum großen Teil durch den Verein betreut. Hier erfahren die
Kinder Wissenswertes über Roboter und Magnetismus, Solar-
energie und andere interessante Felder aus Naturwissenschaft
Bilder von Ausstellungen und Workshops
vom Verein Faszination Technik e.V.
18
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
und Technik, wobei der sehr enge Praxisbezug die besondere
Attraktivität dieser Kurse ausmacht.
Für die Region Heilbronn-Franken hat faszinationtechnik
2005 eine erste Girls’ Day-Konferenz durchgeführt, um Unter-
nehmen und Institutionen mit Schulen an einen Tisch zu brin-
gen. Im Rahmen der Girls’ Day-Akademien im Heilbronner und
Ludwigsburger Raum gestaltet der Verein technische Work-
shops, in denen beispielsweise pneumatisch gesteuerte Robo-
terarme, Seifenblasenautomaten, Solarfahrzeuge und Elektro-
motoren gebaut werden.
Mit der Gründung der Girls’ Day Akademie in Kooperation
mit der BBQ – SÜDWESTMETALL und der Agentur für Arbeit in
Heilbronn ist es gelungen, interessierten Mädchen aus Gymna-
sien und Realschulen ein nachhaltiges Bildungskonzept rund
um Technik anzubieten und damit eine nachhaltige Auseinan-
dersetzung mit Technik zu ermöglichen.
Auch das TeClub-Junior-Ingenieur Projekt (TJI), das von No-
vember 2010 bis März 2011 läuft, wird von dem Verein durch-
geführt. An der Hochschule Heilbronn werden für Kinder im
Alter von 10-13 Jahren Technik-Workshops angeboten, die die
Themen Pneumatik, Elektronik, Kinematik und Solarenergie
ansprechen.
Ebenfalls in einer Gemeinschaftsaktion mit der Hochschule
wurde der Tek-Point, ein Konzept für die Einrichtung von Tech-
nik-Lehrräumen an Grundschulen, entwickelt.
Bei allen Aktivitäten ist der Verein ständig bemüht seine
Konzeption zu verbessern, Erfolgreiches ausbauen, Neues zu
entwickeln und weniger Erfolgreiches auf den Prüfstand zu
stellen. Dabei bleibt faszinationtechnik weiterhin der außer-
schulischen Bildung verpflichtet, weil sie optimale Voraus-
setzungen für entdeckendes und forschendes Lernen ohne
schulischen Leistungsdruck und ohne enges Zeitlimit bietet.
KoNTAKT:
Faszination Technik e.V.
Prof. Dr. Rainer Schmolz
Martina Forstreuter-Klug
E-Mail: [email protected]
www.faszinationtechnik-bw.de
19
Technik-Begeisterung wecken
1. Hintergrund
Seit einigen Jahren werden grundlegende Änderungen am
deutschen Bildungswesen vollzogen. Insbesondere geht es da-
bei um den Paradigmenwechsel weg von der bisherigen Input-
Steuerung der Bildungsinstitutionenen (z.B. durch Lehrpläne,
Prüfungsordnungen usw.) hin zur Output-Steuerung im Sinne
der Erfassung der tatsächlich erbrachten Lernleistungen (vgl.
Klieme 2003, S. 6).
Das Datum Oktober 1997 markiert mit dem ‚Konstanzer Be-
schluss’ (vgl. Internetquelle 1) der Kultusministerkonferenz den
Zeitpunkt des Einstiegs in bundesweit länderübergreifende Ver-
gleichsuntersuchungen zum Leistungsstand der Schülerinnen
und Schüler im allgemeinbildenden Schulwesen. Die Publizität
verschiedener internationaler Schulleistungsstudien1 gab dieser
bis dahin wenig beachteten Initiative starken Auftrieb, so dass
dann seit 2003 die Arbeit an nationalen Bildungsstandards
erheblich intensiviert wurde und zu einer breiten Palette von
Standards im Primarbereich, für den Hauptschul- und für den
mittleren Bildungsabschluss geführt hat (vgl. KMK 2004).
Es gibt unterschiedliche Arten und Varianten von Bildungs-
standards. Die auf Veranlassung des Bundesministeriums für
Bildung und Forschung erstellte und der Arbeit an den natio-
nalen Bildungsstandards dann auch zugrunde gelegte Schrift
„Zur Entwicklung nationaler Bildungsstandards – Eine Exper-
tise“ (im folgenden kurz ‚Klieme-Expertise’ genannt) schlägt
ergebnisorientierte Bildungsstandards vor, die festlegen, „wel-
che Kompetenzen die Kinder oder Jugendlichen bis zu einer
bestimmten Jahrgangsstufe mindestens erworben haben sol-
len“ (vgl. Klieme 2003, S. 4).
Diese unspektakulär erscheinende Formulierung reißt große
pädagogisch-didaktische Fragezusammenhänge auf, insbeson-
Prof. Dr. Wilfried Schlagenhauf
,Bildungsstandards Technik‘ des Vereins Deutscher Ingenieure
dere diejenige nach dem Zusammenhang von Zielen und Inhal-
ten des Lehrens und Lernens, nach der Operationalisierbarkeit
von Bildungszielen und nicht zuletzt nach dem zugrunde ge-
legten Bildungsbegriff.
Die Verortung von Bildungsstandards in diesem Feld kann wie
folgt skizziert werden:
Erziehung und Unterricht sind grundsätzlich intentional ge-
spannt, sie richten sich auf bewusst gesetzte Ziele mit unter-
schiedlichen Abstraktionsgraden, Reichweiten und Dimensi-
onen; diese erstrecken sich von allgemeinen Bildungszielen
bis hin zu Unterrichtszielen, die für eine ganz konkrete Unter-
richtssituation und Lerngruppe gelten. Bildungsstandards sind
strukturell zwischen diesen beiden Polen angesiedelt: Es han-
delt sich um Zielformulierungen einer mittleren Abstraktions-
ebene, einerseits konkret genug, um die spätere Unterzielset-
zung, Präzisierung, Ausformung und Operationalisierung zu
erleichtern und andererseits offen und allgemein genug, um
für einen möglichst großen Bereich unterschiedlicher adres-
satenspezifischer und pädagogisch-didaktischer Bedingun-
gen und Schwerpunktsetzungen aussagekräftig und anwend-
bar zu sein.
Die Art und Dimensionierung der durch Bildungsstandards
zu erfassenden Fähigkeiten hängt von dem in Anschlag ge-
brachten Kompetenzmodell ab.
Kompetenzmodelle
Die nationalen Bildungsstandards der Kultusministerkonferenz
orientieren sich an dem von Franz E. Weinert erarbeiteten und
auch der ‚Klieme-Expertise’ zugrunde liegenden Kompetenz-
begriff. Dieser fokussiert „die bei Individuen verfügbaren oder
durch sie erlernbaren kognitiven Fähigkeiten und Fertigkeiten,
1 Insbesondere: TIMSS: Third International Mathematics and Science Study, seit 1993; PISA: Programme for International Student Assessment, seit 2000.
20
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
um bestimmte Probleme zu lösen, sowie die damit verbunde-
nen motivationalen, volitionalen und sozialen Bereitschaften
und Fähigkeiten, um die Problemlösungen in variablen Situa-
tionen erfolgreich und verantwortungsvoll nutzen zu können“
(Weinert 2001, S. 27).2
Kompetenzen sind diesem Verständnis folgend als Dispo-
sitionen zu verstehen, die eine Person befähigen, bestimmte
Arten von Problemen erfolgreich zu lösen, also konkrete An-
forderungssituationen eines bestimmten Typs zu bewältigen
(vgl. Klieme 2003, S. 72).
Dieses Kompetenzmodell ist als domänenspezifisches zu
kennzeichnen: Es geht davon aus, dass der Aufbau von Wis-
sen und Können in ganz spezifischen Problemkontexten und
Gegenstandsbereichen, den ‚Domänen’, stattfindet, also in
kognitiv kohärenten Einheiten, deren Elemente durch gemein-
same Regeln, Methoden und inhaltlichen Sinn verbunden sind.
Die Domänenstruktur kann im Einzelfall mit der Fächerstruktur
übereinstimmen, muss dies aber nicht. Entscheidend ist nicht
die disziplinäre Zuordnung, sondern die Eigenart der geistigen
Struktur des Bereiches, die dem lernenden Individuum abver-
langt, dazu passende Wissens- und Könnensstrukturen aufzu-
bauen.
Diesem Kompetenzmodell folgend, setzt also die Entwick-
lung fächerübergreifender Kompetenzen das Vorhandensein
domänenbezogener Kompetenzen voraus. Damit setzt sich
dieses Modell von dem aus der Berufspädagogik stammen-
den, mit dem Konzept der Schlüsselqualifikationen verknüpf-
ten Kompetenzmodell ab, welches Fach-, Methoden-, Perso-
nal- und Sozialkompetenzen unterscheidet und als Teilkom-
petenzen eines umfassenden Handlungskompetenzkonzepts
einordnet.
Betrachtet man das domänenspezifische Kompetenzmodell
näher, so werden verschiedene Merkmale deutlich:
Merkmal ‚Fachlichkeit’
Das Merkmal der Fachlichkeit, im Sinne der Domänenspezifik,
untermauert die seit langem vorgetragene und immer wieder
betonte Einsicht, dass die Anbahnung und Entwicklung kogni-
tiver Netze auf die Ausbildung von ‚Bedeutungsknoten’ ange-
wiesen ist, die dann Zug um Zug zu ‚Bedeutungsnetzen’ ver-
knüpft werden können. Damit erfährt auch die Kritik an weit
gespannten Fächerverbünden oder Integrationsbereichen eine
kognitionstheoretische Unterstützung und Ergänzung.
Die Bestimmung der Ausdehnung und der Grenzen einzel-
ner Domänen ist durchaus schwierig; dies schon deshalb, weil
es sich um Bereiche kognitiver Netze handelt, die interindivi-
duell unterschiedlich ausfallen. Man kann jedoch davon ausge-
hen, dass innerhalb der Grenzen der Fächer einzelne Bereiche
zu unterscheiden sind, in denen jeweils spezifische Sachstruk-
turen vorfindbar und jeweils ganz bestimmte Regeln, Methoden
und Problemlösungsmuster wirksam sind.
Im Bereich der Technik zeigt sich dies in besonderer Deut-
lichkeit: Hier geht die strukturelle Eigenart der einzelnen Dis-
ziplinen so weit, dass das Gemeinsame nur noch schwer zu
identifizieren ist. Die Bemühungen um Auf- und Ausbau der
Allgemeinen Technologie sind ja gerade auch dadurch moti-
viert, diese Zentrifugal- und Zersplitterungstendenzen durch
eine allen technischen Einzelphänomenen und -bereichen un-
terlegbare gemeinsame Deutungsstruktur aufzufangen.
2 Die mit dieser Formulierung nahegelegte Verengung auf kognitive Fähigkeiten wird durch die Angabe von Kompetenz-Facetten (Fähigkeit, Wissen, Ver-
stehen, Können, Handeln, Erfahrung, Motivation) wieder aufgeweitet (vgl. Klieme 2003, S. 73).
Die Anbahnung und Entwicklung kognitiver Netze ist auf die Ausbildung
von ‚Bedeutungsknoten’ angewiesen, die dann Zug um Zug zu ‚Bedeutungsnetzen’
verknüpft werden können.
21
‚Bildungsstandards Technik’ des Vereins Deutscher Ingenieure
Sicherlich ziehen sich manche Domänen (etwa ‚Gesundheits-
schutz’, ‚Verkehr’ oder ‚Freizeit’) auch über Fächergrenzen hin-
weg. Es handelt sich hierbei aber um umfassende Wissens-
und Handlungsbereiche, die wiederum auf einzelfachlichen
Verständniselementen aufbauen. So setzt etwa die Fähigkeit
zur fundierten Bewertung und Beurteilung von Verkehrssyste-
men grundlegende Einsichten in maschinentechnische (und
andere!) Sachverhalte voraus.
Bedeutung der Inhalte
Man kann erwarten, dass das domänenspezifische Kompe-
tenzmodell eine gute Grundlage für eine angemessene Würdi-
gung und Entfaltung fach- bzw. domänenspezifischer Inhalts-
bereiche im Rahmen der Konstruktion von Bildungsstandards
darstellt, verortet dieser Ansatz doch gerade hier den Aus-
gangspunkt des kognitiven Strukturaufbaus. Die Vertreter des
domänenspezifischen Kompetenzmodells verweisen auf eine
Fülle von Forschungsbefunden, die die Unumgänglichkeit in-
haltsspezifischen Lernens belegen (vgl. z.B. Weinert 2000,
Weinert/Schrader 1997).
Die nicht selten vorgenommene Gegenüberstellung und da-
mit Trennung von Kompetenzen einerseits und Inhalten ande-
rerseits lässt sich bei genauerer Betrachtung nicht aufrecht
erhalten: Bei Kompetenzbeschreibungen handelt es sich um
nichts anderes als um Lernzielformulierungen einer mittleren
Abstraktionsebene. Als solche enthalten sie notwendig nicht
nur einen operational-formalen (Aktivitätskomponente), sondern
auch einen inhaltlich-materialen Aussagenteil (Inhaltskompo-
nente). Es ist unmöglich, ein angestrebtes Verhalten anzugeben,
ohne zugleich auch den ‚Gegenstand’, das ‚Material’ zu nennen,
auf das sich das Lernen bezieht (vgl. Meyer 1976, S. 22 ff.). Es
sind also generell die Fachdidaktiken und hier speziell die Tech-
nikdidaktik aufgerufen, der Entfaltung fachinhaltlicher Aspekte
Gewicht und Geltung zu verschaffen. Dazu sind die grundlegen-
den Zentralideen und -begriffe, die Strukturen, Prinzipien, Inva-
rianten des Bildungsbereichs zu klären und auf die einzelnen
Kompetenzbereiche und Kompetenzformulierungen auszudiffe-
renzieren. Für diese Aufgabe ist der Zugriff auf eine Vielfalt von
wissenschaftlichen Disziplinen notwendig, insbesondere auf
die speziellen Technikwissenschaften und die Allgemeine Tech-
nologie.
Allerdings ist hier Folgendes zu bedenken: Wenn die Domäne
nicht nur Ausdruck einer fachdisziplinären, sondern ebenso ei-
ner subjektiven Weltsicht ist (im Sinne dessen, was als ‚Dop-
pelseitigkeit der exemplarischen Relation’ bezeichnet wird: al-
les Exemplarische ist zugleich exemplarisch für jemanden und
für etwas (Scheuerl 1969, S. 82)), dann darf das als Domäne
modellierte Gebiet nicht darauf reduziert werden, was aus der
Perspektive wissenschaftlicher Kategorien erkennbar ist. Ge-
rade für Aspekte, die den laienhaften Technikumgang beson-
ders stark prägen, gibt es in der wissenschaftlichen Sicht wenig
Raum: Emotionen, Biografisches, ästhetische Anmutungen, For-
men symbolischen Ausdrucks und Eindrucks sind mit wissen-
schaftlichem Instrumentarium nur schwer, mit ingenieurwissen-
schaftlichem gar nicht zu erfassen. Die technikbezogene Kom-
petenz des Techniklaien muss sich außer bei der Kaufentschei-
dung vor allem bei der Verwendung von Sachsystemen bewäh-
ren. Gerade hier spielt aber technisches Wissen vom Typus des
technologischen Gesetzeswissens kaum eine Rolle (vgl. Rop-
ohl 2009, S. 213). Diesem Gesichtspunkt Rechnung tragend
muss allgemeinbildender Technikunterricht allen Formen tech-
nikbezogenen Wissens, Handelns angemessenen Raum geben
und dabei auch alltagsweltliche Erfahrungsfelder und subjek-
tive Deutungsmuster mit einbeziehen.
Problem: Außer- und überfachliche Ziele
Mit der Entscheidung für ein ‚domänenspezifisches’ und ge-
gen ein ‚schlüsselqualifikatorisches’ Kompetenzmodell ist aller-
dings das Problem noch nicht gelöst, wie mit denjenigen Zie-
len verfahren werden soll, die nicht domänenspezifisch zu fas-
sen sind.
‚Sozialkompetenz’ oder ‚Personalkompetenz’ etwa werden
zwar auch in fachlichen Handlungssituationen gebraucht, ha-
ben dort aber nicht ihren Ursprung. Es handelt sich vielmehr
um Erziehungs-, Sozialisations- und Enkulturationsergebnisse,
genauer: um entfaltete personale Identität, um entwickelte
moralische Urteilsfähigkeit, aber ebenso um Einfühlungsver-
mögen und um die Befähigung zu verbal- wie körpersprachli-
cher Kommunikation.
Die ‚Klieme-Expertise’ betont zu Recht, dass sich „die ‚Ba-
sisfähigkeiten’, die man von allgemeiner Bildung heute erwar-
ten darf“ nicht nur auf kognitive, sondern auch auf moralische,
22
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
soziale und individuelle Dimensionen beziehen (S. 66). Es bleibt
aber die Kluft bestehen, die sich zwischen der begrenzten
Reichweite des domänenspezifischen Kompetenzmodells und
einem umfassenden Allgemeinbildungsanspruch auftut. Die
Gefahr ist zu gewärtigen, dass wichtige personale und sozial-
ethische Ziele auf das Abstellgleis von Bildungsplanpräambeln
und feiertagsdidaktischen Postulaten abgeschoben werden.3
Der hier noch zurückzulegende Weg kann an dieser Stelle
nur angedeutet werden: Der hauptsächliche Hinderungsgrund
für die Aufnahme von Sozial- und Personalkompetenzen in das
Kompetenzmodell wird nicht in der prinzipiellen Unmöglichkeit
gesehen, das Erreichen solcher Ziele festzustellen, sondern
darin, einen Konsens über die Angemessenheit der jeweiligen
Operationalisierung herzustellen.
Allerdings wäre es verfehlt, das Problem widersprüchlicher
Ziele, Interessen oder Werte nur in erzieherischen, nicht aber in
fachlich-fachdidaktischen Zusammenhängen zu verorten. Ziel-
konflikte sind ein Kennzeichen allen Handelns. Im Falle techni-
schen Handelns treten sie entlang aller Stadien des Lebenszy-
klus technischer Produkte auf: Ob im Rahmen von Produktge-
staltung, Kauf, Nutzung oder Außerbetriebnahme – immer er-
fordert der Handlungsvorgang die Bestimmung von Zielen, die
Entscheidung zwischen Handlungsalternativen, die Durchfüh-
rung der Handlung und die Bewertung von Handlungsergebnis-
sen, allesamt Akte, die nur mit Bezug auf Werte(systeme) von-
statten gehen können.
Wie die öffentliche Diskussion technikbezogener Großthe-
men wie ‚Handystrahlung’ oder ‚Kernkraftnutzung’ zeigt, ist
die Bandbreite der vertretenen Auffassungen nicht geringer,
als dies bei erzieherischen Fragen der Fall ist. Insofern trügt
die Hoffnung durchaus, das Konsensproblem bei der Aufstel-
lung von Bildungsstandards lasse sich durch Rekurs auf das
vermeintlich weniger umstrittene Gebiet der fachlich bestimm-
ten Domänen lösen. Für die technische Domäne gilt jeden-
falls, dass die Konsenszonen nicht leichter zu finden sind, als
dies im Bereich überfachlicher sozialer und personaler Ziele
der Fall ist. Hier wie dort geht es einerseits darum, unbescha-
det aller Konflikte einen konsensualen Bereich zu umreißen,
dessen Ziele verbindlich sind und deren Erreichen kontrolliert
wird. Auf der anderen Seite erfordert das in der Idee einer all-
gemeinen Bildung enthaltene Zentralpostulat der Mündigkeit
die Freisetzung zu eigenem Urteil und selbstbestimmtem Han-
deln. Dementsprechend ist es notwendig, bei der Setzung von
Standards auch ihre Begrenztheit mitzusehen und zu berück-
sichtigen.
2. Entwicklung Nationaler Bildungsstandards für
das Fach Technik durch den Verein Deutscher
Ingenieure (VDI)
Der VDI setzt sich seit langem und nachdrücklich für einen all-
gemeinbildenden Unterricht über Technik in allen Schularten
und auf allen Schulstufen ein. Konsequenterweise fasste der
VDI im Jahre 2003 den Beschluss, sich an der Entwicklung na-
tionaler Bildungsstandards zu beteiligen und rief hierzu einen
Ausschuss zur Erarbeitung von Bildungsstandards für eine all-
gemeine technische Bildung ins Leben, in dem Hochschulver-
treter (so auch der Verfasser) und Techniklehrer mitwirkten.
Vor dem Hintergrund der damaligen (und bis heute bestehen-
den) bildungspolitischen Umbruchssituation ging das Bestreben
in die Richtung, die Position des Technikunterrichts durch Ar-
tikulation seines Grundanliegens und seines Beitrags zur all-
gemeinen Bildung zu stärken. Dazu war es notwendig, die Es-
senz der Ziele und Inhalte des technikbezogenen Unterrichts
3 Beispiel: Der baden-württembergische Realschulbildungsplan ‚Technik’ listet unter ‚Leitgedanken zum Kompetenzerwerb’ nicht nur Fach- (Anzahl: 6),
sondern auch Methoden- (4), Personal- (6) und Sozialkompetenzen (5) auf. Unter „Kompetenzen und Inhalte“ werden aber nur noch Fachkompetenzen
genannt. Auch die sogenannten ‚Niveaukonkretisierungen’ beschreiben ausschließlich fachspezifische Ziele.
Bei der Setzung von Standards ist es notwendig auch ihre Begrenztheit mitzusehen und zu berücksichtigen.
23
‚Bildungsstandards Technik’ des Vereins Deutscher Ingenieure
(in welcher bundeslandspezifischen Konzeption und unter wel-
cher Bezeichnung auch immer), wie sie sich aus Sicht der be-
teiligten Technikdidaktiker darstellt, zu bestimmen und in eine
Form zu bringen, die den Vorgaben der Kultusministerkonfe-
renz für nationale Bildungsstandards entspricht.
Der VDI-Bildungsstandards-Entwurf von 2004
(vgl. Internetquelle 2)
Der erste Entwurf wurde 2004 der Öffentlichkeit vorgestellt
und diskutiert.4 Der inhaltliche Kernbereich der Arbeit an die-
sem Papier lag in der Erarbeitung und Bestimmung eines ge-
eigneten Kompetenzmodells. Grundsätzlich soll sich dieses
an allgemeinen Bildungszielen orientieren und durch Ausweis
von Kompetenzbereichen einen strukturellen Rahmen für die
Erfassung, Gliederung und Stufung der Einzelkompetenzen
bieten. Die so gefassten Kompetenzbeschreibungen stellen
dann, verbunden mit der Festlegung, bis zu welcher Klassen-
stufe sie erreicht werden sollen, die Bildungsstandards dar.
Der Entwurf von 2004 ging bezüglich der in den Kompetenz-
beschreibungen zu verknüpfenden Komponenten folgender-
maßen vor: Für die Aktivitätskomponente (Fähigkeiten, Fertig-
keiten) wurden die kognitive, die aktionale und die evaluative
Dimension unterschieden. Man folgte damit weitgehend dem
mehrperspektivischen Technikdidaktikansatz (vgl. Sachs 1979).
Diese Gliederung der Zieldimension erscheint sinnvoll, weil sie
den Gesamtrahmen von Befähigungszielen abzustecken hilft.
In der konkreten Beschreibung einer Kompetenz allerdings, die
sich ja funktional, als Lösung eines technischen Problems, als
Bewältigung einer technikgeprägten Situation zeigt, verbinden
sich Befähigungselemente aller drei Dimensionen: Handeln,
Wissen, Bewerten bilden im realen Problemlösungsablauf eine
vielfach verflochtene Einheit: Handlungsfähigkeit in Bezug auf
technische Problemstellungen setzt technisches Sachwissen
einerseits voraus und erweitert dieses andererseits auch. Da es
in aller Regel Handlungsalternativen gibt, müssen Bewertungen
vorgenommen und Entscheidungen getroffen werden.
Ebenfalls mit Bezug auf den mehrperspektivischen Ansatz
zieht die Gliederung der Inhaltskomponente den von Sachs
(1979, S. 71 ff.) aufgespannten ‚inhaltlichen Orientierungsrah-
men’ heran. Die dort vorgelegte Strukturierung verbindet fach-
lich-inhaltliche und situativ-lebensweltliche Momente zu einem
Spektrum individuell und gesellschaftlich bedeutsamer Prob-
lem- und Handlungsfelder, einer Strukturierung, die sich seit
Jahrzehnten vielfältig bewährt hat. Der VDI-Ausschuss über-
nahm diese Struktur weitgehend und erweiterte sie um den
Bereich ‚Haushalt und Freizeit’.5
Das Handlungsfeld ‚Haushalt und Freizeit’
Diese Ergänzung vervollständigt das Inhaltsspektrum dahinge-
hend, dass dem vor allem auf die Herstellungsseite der Technik
bezogenen Handlungsfeld ‚Arbeit und Produktion’ ein auf die
Spezifika der Technikverwendung im privaten Situationsfeld
gerichtetes an die Seite gestellt wird.
Es geht also um technikgeprägte Situationen des privaten
Lebensbereichs, um technische Systeme und Verfahren häus-
licher Arbeit (einschließlich des Heimwerkens), aber auch um
Güter des nichtproduktiven Gebrauchs (z.B. Spiel- und Sport-
geräte, Unterhaltungselektronik usw.) und deren Verwendung.
Kompetentes technisches Handeln zeigt sich hier vor allem
bei Auswahl, Bedienung, Reinigung, Wartung, Pflege, Außer-
betriebnahme der Produkte.
Dieser alltagstechnische Bereich hebt sich, als Haus-, Un-
terhaltungs- oder Freizeittechnik, anhand spezifischer Bestim-
mungsmomente von anderen Erkenntnis- und Handlungsfel-
dern ab:
> Es herrschen besondere, nämlich laienhafte Wissens- und
Handlungsformen vor. Diese Formen sind organisatorisch
und institutionell schwächer verfestigt und formalisiert, als
dies für berufliche gilt (vgl. Joerges 1988).
> Gegenstände und Systeme der Alltagstechnik sind Träger
expressiver Bedeutung. Dies betrifft keineswegs nur die Äs-
thetik ihrer Warenform; vielmehr unterliegt gerade auch der
4 VDI-Tagung „Kompetent durch Technikunterricht: Bildungsstandards Technische Bildung“, Berlin, 17.9.2004
5 Es gibt also sechs Handlungsfelder: Arbeit und Produktion, Bauen und Wohnen, Transport und Verkehr, Versorgung und Entsorgung, Information und
Kommunikation, Haushalt und Freizeit.
24
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
technische Nutzen einer symbolischen Inanspruchnahme
und Überformung.6
> Alltagstechnik ist ubiquitär: innerhalb bestimmter soziokul-
tureller Grenzen ist jeder von ihr regelmäßig, überall und
in relativ gleichartiger Weise betroffen (vgl. Ropohl 1988,
S. 121). Insofern damit das Klafkische Allgemeinbildungs-
kriterium der „Aneignung der die Menschen gemeinsam
angehenden Frage- und Problemstellungen“ (Klafki 1993,
S. 53) angesprochen ist, rückt dieser Bereich an eine didak-
tisch zentral wichtige Position.
> Der Gebrauch von Alltagstechnik unterliegt in geringerem
Maße der Arbeitszerlegung als dies etwa in einem Produk-
tionsbetrieb der Fall ist. Generell gilt, dass auf Alltagstech-
nik bezogene Handlungskompetenz im Prinzip allen Gesell-
schaftsmitgliedern, also auch dem technischen ‚Laien’ zu-
gemutet wird (vgl. Joerges 1988, S. 33).
Die hier erforderlichen Technikkompetenzen müssen in Zeiten
beschleunigter Produktlebenszyklen und trotz des teilweise
erheblichen Gefährdungspotentials der technischen Produkte
dieses Bereichs weitgehend autodidaktisch und immer wieder
neu erworben werden. Dementsprechend groß ist hier die Be-
deutung flexibel übertragbarer Struktureinsichten und Hand-
lungskompetenzen.
Der VDI-Bildungsstandards-Entwurf von 2007
(vgl. Internetquelle 3)
Nach der öffentlichen Präsentation des ersten Bildungsstan-
dards-Entwurfs wurde der bisher verfolgte Ansatz innerhalb
des VDI-Ausschusses nochmals grundlegend diskutiert. Im
Anschluss daran wurde eine Vielzahl von Änderungen vorge-
nommen, an wesentlicher Stelle wurde neu angesetzt. Dieser
Neuausrichtungsprozess vollzog sich im Spannungsfeld der in
die Ausschussarbeit eingebrachten unterschiedlichen technik-
didaktischen Positionen. Die Arbeit des Ausschusses musste
nun darauf abzielen, konsensfähige Kernbereiche technischer
Allgemeinbildung zu bestimmen und dabei die innere Schlüs-
sigkeit des Papiers ebenso zu gewährleisten wie die struk-
turelle Kompatibilität mit dem Gesamtprojekt nationaler Bil-
dungsstandards der Kultusministerkonferenz.
Aufbau und Gliederung der Bildungsstandards des VDI
Die VDI-Bildungsstandards (vgl. VDI 2007) folgen der von der
KMK gegebenen Struktur.7 Dementsprechend wird 1. der Bei-
trag des Fachs Technik zu einer allgemeinen Bildung umris-
sen, 2. die Gliederung der Kompetenzbereiche dargestellt.
Diese werden dann 3. als einzelne Bildungsstandards ausfor-
muliert und 4. in Aufgabenbeispielen veranschaulicht.
Technik – Technische Bildung
Der VDI-Ausschuss sieht Technik als Wirklichkeitsbereich im
Spannungsfeld zwischen Natur und Gesellschaft. Technik macht
sich einerseits naturale Wirkzusammenhänge in technischen
Systemen und Verfahren zunutze und ist zugleich integraler
Bestandteil individueller und gesellschaftlicher Lebenspraxis.
Allgemeine technische Bildung trägt dazu bei, sich in diesem
schnell verändernden und komplexer werdenden Kulturbereich
6 „Nützlichkeit von Technik ist immer auch etwas kulturell Interpretiertes.“ (Hörning 1988, S. 87). „Autos, Heimcomputer und Photoapparate dienen im
Normalfall selbstverständlich dem Transport und der Textverarbeitung sowie dem Dingfestmachen von Erinnerungen, und sie werden gebrauchsanwei-
sungsgemäß eingesetzt. Aber die Werbesprache verrät, daß nicht nur ästhetische, sondern gerade auch funktionelle Merkmale, welche die technische
Überlegenheit dieser Dinge anzeigen, im Alltag vor allem expressive Bedeutung haben.“ (Joerges 1988, S. 32)
7 Vereinbarung über Bildungsstandards für den Mittleren Schulabschluss (Beschluss der Kultusministerkonferenz vom 04.12.2003) –
vgl. http://www.kmk.org/schul/Bildungsstandards/Argumentationspapier308KMK.pdf
http://www.kmk.org/schul/Bildungsstandards/Rahmenvereinbarung_MSA_BS_04-12-2003.pdf
Erforderliche Technikkompetenzen müssen in Zeiten beschleunigter Produktlebenszyklen weitgehend autodidaktisch und immer wieder
neu erworben werden.
25
‚Bildungsstandards Technik’ des Vereins Deutscher Ingenieure
zu orientieren, in Bezug auf Technik sachverständig und ver-
nünftig zu handeln, ihre Voraussetzungen und Auswirkungen
einschätzen, beurteilen und bewerten zu können.
Technische Bildung zielt aber nicht nur auf die Erweiterung
des verfügbaren Wissens- und Handlungsspektrums (durch
Erwerb technikstrukturellen Wissens und technikspezifischer
Problemlösungsverfahren und Methoden) im Sinne der Aneig-
nung des sachlich-objektiv Gegebenen, sondern setzt gleich-
zeitig auf Persönlichkeitsentwicklung durch Entfaltung aller
basalen Fähigkeitsdimensionen (und damit eben auch tech-
Die Gliederungsstruktur orientiert sich zunächst an den Lebens-
zyklusphasen technischer Produkte (von der Konstruktion bis
zur Entsorgung), hebt aber zusätzlich verschiedene Erkennt-
nis- und Handlungsbereiche aufgrund ihrer besonderen Be-
deutung heraus: Die Fähigkeit, Technik verstehen, kommuni-
zieren und bewerten zu können ist nicht nur für die Bewälti-
gung konkreter technischer Problemsituationen notwendig,
sondern hat darüber hinaus große Bedeutung für technikbezo-
gene Mündigkeit im Sinne einer allgemeinen, auf technische
Phänomene gerichteten Orientierungs-, Beurteilungs- und Be-
wertungsfähigkeit.
Der Kompetenzbereich Technik verstehen zielt einerseits auf
Kenntnis und Verständnis konstruktiver und funktionaler Merk-
male technischer Sachsysteme (einschließlich der durch diese
realisierten Prozesse). Darüber hinaus aber versucht er, das All-
gemeine, „das Ganze der Technik“ (Schmayl 1989, S. 328) in
den Blick zu nehmen; er umfasst dementsprechend grundle-
gende begriffliche Klärungen (Technik-, Technologiebegriff) wie
auch technikgeschichtliche, soziale und personale Momente
und entspricht damit der fundamentalen, an jede allgemeinbil-
dende Gegenstandserschließung zu stellenden Forderung nach
einem nicht partikularen, sondern generalistischen Zugriff.
Ein solcher kann sich der Perspektiven unterschiedlicher
Wissenschaftsbereiche bedienen; im vorliegenden Dokument
stehen allerdings weniger kulturtheoretische, technikphiloso-
phische oder soziologische Kategorien und Gesichtspunkte
im Vordergrund als vielmehr systemtheoretische Modellierun-
gen der Allgemeinen Technologie.
nischer Kreativität und Produktivität) und darüber hinaus auf
die Herausbildung eines differenzierten, erfahrungsfundierten
technikbezogenen Selbstkonzepts, dessen Bedeutung über
Berufs- und Studienorientierung hinausgeht.
Kompetenzbereiche – das Kompetenzmodell
Das hier herangezogene Kompetenzmodell ist ein domänen-
spezifisches. Es geht von technischem Handeln als Kern der
Technik aus und entfaltet von hier aus die Kompetenzberei-
che.
Bereich
Technik verstehen
Technik konstruieren und herstellen
Technik nutzen
Technik bewerten
Technik kommunizieren
Kurzzeichen
V
H
V
B
K
Inhalt
Zielorientierung und Funktionen, Begriffe, Strukturen, Prinzipien der Technik kennen und anwenden
Technische Lösungen planen, entwerfen, fertigen, optimieren, prüfen und testen
Technische Lösungen auswählen, fach- und sicherheitsgerecht anwenden sowie entsorgen
Technik unter historischer, ökologischer, wirtschaftlicher, sozialer sowie humaner Perspektive einschätzen
Technikrelevante Informationen sach-, fach- und adressaten-bezogen erschließen und austauschen
KoMPETENZBEREIcHE FÜR DAS FAcH TEcHNIK
(vgl. VDI 2007, S. 8)
26
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Beispiel eines Kompetenzbereichs: Technik nutzen
In technikdidaktischem Zusammenhang wird die Bedeutung
der Techniknutzung häufig erheblich unterschätzt. Die Sich-
tung von Schulbüchern für Technikunterricht etwa zeigt deut-
lich, dass Gesichtspunkte der Technikentstehung, und hier
wiederum besonders diejenigen der Fertigung, im Vordergrund
stehen. Diese Einschätzung bestätigt sich durch Betrachtung
der im Technikunterricht verwendeten Unterrichtsmethoden:
Die dazu durchgeführte Untersuchung von Werner Bleher kon-
statierte Dominanz der Konstruktions- und Fertigungsaufgabe
und nachrangige Bedeutung der übrigen Unterrichtsmethoden
(vgl. Bleher 2001, S. 294 ff.). Techniknutzung wird häufig zwar
als Zieldimension des Technikunterrichts gesehen, aber fast
ausschließlich im Sinne sachgerechten Werkzeug-, Maschinen-
und Gerätegebrauchs im Rahmen der Fertigung!
Verdeutlicht man sich demgegenüber, dass jedes techni-
sche Denken und Handeln erst durch das Vorhandensein eines
Bedürfnisses in Gang gesetzt wird, von dem der Nutzer hofft,
dass es durch Einsatz eines technischen Artefakts befriedigt
werden kann, dann rückt die Nutzungsphase technischen Han-
delns in ein anderes Licht. Selbst im Falle der mitteldominan-
ten Variante technischen Handelns (vgl. Ropohl, 2009, S. 169),
dann nämlich, wenn Bedürfnisse durch vorgefundene techni-
sche Mittel erst provoziert werden, muss der Ausgangspunkt
technischen Handelns im Gebrauch gesucht werden. Auch in
diesem Fall setzt ja die Konstruktion und Produktion das nut-
zungsbezogene Bedürfnis voraus – wenn auch zunächst nur
als ein antizipiertes.
Darüber hinaus bezieht die Techniknutzung ihre technikkon-
stitutive Bedeutung aus der Tatsache, dass die Art und Qua-
lität technischer Produkte nicht, wie der vordergründige Blick
suggeriert, vor allem durch gleichsam souveräne Entscheidun-
gen in den Herstellerfirmen bestimmt wird. Diese Sichtweise
ignoriert den Einfluss, den Käufer und Nutzerverhalten mit-
tels des Instruments der Nachfrage am Markt auf die Herstel-
lerseite ausübt und zwar eben nicht nur auf den Preis, son-
dern auch auf die Produktgestalt in allen ihren Merkmalen. In-
sofern kann der vorfindbare Zustand der technisch geprägten
Welt auch als Indikator für die Qualität des technikbezogenen
Nachfrage- und Verwendungsverhaltens der jeweiligen Käufer-
und Nutzergruppen gelesen werden. Untersuchungen zeigen,
dass die alltagstechnische Kompetenz nur schwach ausge-
prägt ist (vgl. Hany/Heller 1991). Dementsprechend besteht
gerade hier Handlungsbedarf für eine technische Allgemein-
bildung.
Das VDI-Papier hebt in seiner Begründung dieses Kompe-
tenzbereichs insbesondere auf den Aspekt der Ubiquität ab
(„Nicht jeder Mensch ist mit der Konstruktion und Herstellung
von Technik befasst, aber alle Menschen verwenden Technik
zur Existenzsicherung und zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse.“
(S. 9)) und nennt die angezielten Kompetenzen, die oben in
Bezug auf das Handlungsfeld ‚Haushalt und Freizeit’ bereits
aufgeführt wurden.
Bildungsstandards und Anforderungsniveaus
Die einzelnen Standards sind als Regelstandards konzipiert,
sie enthalten Erwartungen, die ‚im Durchschnitt’ und ‚in der
Regel’ von Schülern einer bestimmten Schulstufe (hier: Mitt-
lerer Schulabschluss) erreicht werden sollten. Die Anforderun-
gen sind den Kriterien ‚Aufgabenkomplexität’ und ‚Selbstän-
digkeit der Aufgabenbearbeitung’ folgend in drei Niveaus ge-
stuft, deren Schwierigkeitsgrad von rezeptiv-reproduktiven bis
zu problemlösend-produktiven Aktivitäten ansteigt.
Der Bereich ‚Technik bewerten’ stellt sich zum Beispiel wie
folgt dar:
Kompetenzbereich
Technik bewerten
Anforderungsniveaus I
Vorgegebene Bewertungen von Technik und deren Kriterien nachvollziehen
Anforderungsniveau II
Vorgegebene Bewertungen von Technik beurteilen und eigene Entscheidungen treffen
Anforderungsniveau III
Eigene Bewertungen von Technik durch Auswahl geeig-neter Verfahren und Kriterien treffen und begründen
(vgl. VDI 2007, S. 11)
27
‚Bildungsstandards Technik’ des Vereins Deutscher Ingenieure
In jedem der oben aufgelisteten Kompetenzbereiche wer-
den sechs bis acht Standards aufgestellt. Dabei kommen
Operatoren zur Anwendung, also Signalwörter, die die je-
weilige durchzuführende Handlung charakterisieren und
sie gleichzeitig einer der drei Anforderungsniveaus zuord-
nen.8
Einige Beispiele für Bildungsstandards:
8 Die Operatorenliste ist in Kap. 6 des Dokuments vollständig aufgeführt.
Kurzzeichen
N 1
N 2
N 3
Anforderungsniveau
II
II, III
II
Standard
Die Schülerinnen und Schüler können …
Produktinformationen für Kauf- und Nutzungsentscheidungen selbständig auswählen (A II)
die Gebrauchseigenschaften eines technischen Gegenstands anhand ausgewiese-ner Kriterien (Funktionalität, Zuverlässigkeit, Umweltverträglichkeit, Design, Hand-habbarkeit, Wartungsfreiheit) analysieren (A II) und beurteilen (A III)
ein technisches Sachsystem mit Hilfe der Gebrauchsanleitung in Betrieb nehmen, gebrauchen und warten (A II)
KoMPETENZBEREIcH TEcHNIK NUTZEN
Kurzzeichen
B 1
B 2
B 5
Anforderungsniveau
I, III
II, III
I, III
Standard
Den Zielkonflikt im technischen Handeln bei sich selbst und bei anderen erkennen (A I) und Konsequenzen daraus beurteilen (A III)
Ambivalente Auswirkungen von Großtechnologien und Alltagstechnik analysieren (A II), Handlungsspielräume auswerten (A II) und begründet Stellung nehmen (A III)
vorgegebene Bewertungen von Technik und deren Kriterien nachvollziehen (A I) und aus der Perspektive des Produzenten, Anwenders und des indirekt Betroffenen beurteilen (A III)
KoMPETENZBEREIcH TEcHNIK BEWERTEN
Kurzzeichen
V 1
V 3
V 7
Anforderungsniveau
II
I, II
II
Standard
Technik und Technikwissenschaften nach Zielen, Zweck und Merkmalen erklären (A II)
technische Sachsysteme und Prozesse nach Stoffumsatz, Energieumsatz oder Informationsumsatz beschreiben (A I) und analysieren (A II)
den Zusammenhang von Technikentwicklung und der Veränderung in der Berufs-, Arbeits- und Lebenswelt aus historischer Sicht erläutern (A II)
KoMPETENZBEREIcH TEcHNIK VERSTEHEN
(vgl. VDI 2007, S. 12 ff)
28
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Wie die Beispiele zeigen, können die einzelnen Standards unter-
schiedliche Anforderungsniveaus enthalten. Dementsprechend
ist es möglich, dass ein Standard nur teilweise, nämlich etwa
auf Stufe I, nicht aber auf höheren Stufen erfüllt wird.
Aufgabenbeispiele (vgl. VDI 2007, S. 15 ff.)
Im Anschluss an die Bildungsstandards werden Aufgaben-
beispiele dargestellt.
Für diese gilt Folgendes:
> Weder der Lösungsweg noch die Art der Lösung sind fest-
gelegt. Dies bringt das Zentralcharakteristikum der Technik,
nämlich die Offenheit für Problemlösungsalternativen zur
Geltung. Der Maßstab ‚richtig – falsch’ wäre für technische
Lösungen allgemein unangebracht und er kann auch hier
nicht angewandt werden.
> Entscheidend ist das Erreichen einer mit Blick auf den vor-
gegebenen Zweck und unter Berücksichtigung der imma-
nenten Zielwidersprüche optimierten, möglichst eigenstän-
digen Lösung.
> Die Aufgabenbeispiele sind als komplexe alltagsnahe Pro-
blemstellungen konzipiert. Als solche enthalten sie Aspekte
unterschiedlicher Handlungsfelder (z.B. aus den Feldern
‚Information-Kommunikation’ und ‚Arbeit-Produktion’ oder
‚Versorgung-Entsorgung’ und ‚Haushalt-Freizeit’) und sie for-
dern Leistungen aus verschiedenen Kompetenzbereichen.
> Des Weiteren wird auch keine Zuordnung zu Anforderungsni-
veaus vorgenommen. Die Wahl eines bestimmten Lösungs-
wegs beeinflusst auch den zu meisternden Schwierigkeitsgrad.
In der vorliegenden Form können die Aufgabenbeispiele nicht
zu einer Kompetenzmessung herangezogen werden, die wis-
senschaftlichen Maßstäben genügt. Sie dienen lediglich der
Konkretisierung und Illustration dessen, was mit den Bildungs-
standards gemeint ist.
3. Zusammenfassende Einschätzung
In Bezug auf das beschriebene Projekt der ‚Bildungsstandards
Technik’ lassen sich bedeutsame Chancen erkennen:
In der aktuellen bildungspolitischen Umbruchssituation bie-
tet sich die seltene Gelegenheit, über die verschiedenen Ge-
gebenheiten der einzelnen Bundesländer und über die unter-
schiedlichen Auffassungen und Positionen der fachdidaktischen
Ansätze hinweg, sich des Kerns einer allgemeinen technischen
Bildung im Diskurs zu vergewissern. Dabei übt das Konzept der
Bildungsstandards einen durchaus auch heilsamen Zwang in
verschiedene Richtungen aus:
> Es ist zu gewährleisten, dass die aufgestellten Ziele und In-
halte an allgemeine Bildungsziele anschließen und diese
fach-/domänenspezifisch entfalten. Hierfür ist der Gegen-
standsbereich zu bestimmen, abzugrenzen und in seiner
Bildungsbedeutung zu reflektieren.
> Die Erstellung eines Kompetenzmodells und die Ausdiffe-
renzierung von Kompetenzbereichen können nicht ohne
Rückbezug auf zugrundeliegende bildungstheoretische und
fachdidaktische Annahmen und Positionen erfolgen und
setzen deshalb Reflexion und Klärung voraus.
> Die dem Konzept der Bildungsstandards inhärente Forde-
rung der Überprüfbarkeit zwingt zu Konkretisierung, ver-
hindert also Ausweichbewegungen in Richtung auf allzu
interpretationsoffene Zielformulierungen. Wichtige Prüf-
kriterien sind insbesondere, dass die gesetzten Ziele im
real existierenden Technikunterricht tatsächlich erreichbar
sind und dass sie in ihrer Gesamtheit wirklich den Kern-
bereich technischer Basiskenntnisse und -fähigkeiten ab-
decken.
Auf der anderen Seite werden aber auch Begrenzungen in
mehrfacher Hinsicht deutlich:
> Mit der verbalen Formulierung von Bildungsstandards und
illustrierenden Aufgabenbeispielen ist lediglich ein erster
Einzelne Standards können unterschiedliche Anforderungsniveaus
enthalten. Dementsprechend ist es möglich, dass ein Standard nur teilweise,
nämlich etwa auf Stufe I, nicht aber auf höheren Stufen erfüllt wird.
29
‚Bildungsstandards Technik’ des Vereins Deutscher Ingenieure
Schritt getan. Die empirische Überprüfung der Kompetenz-
dimensionen und Niveaustufen, die Testentwicklung und
-validierung steht noch aus und erfordert die Zusammen-
arbeit der Fachdidaktiker mit Schulpraktikern und mit Ex-
perten der empirischen Bildungsforschung.
> Das Erreichen gerade der besonders anspruchsvollen fachli-
chen Lern- und Bildungsziele ist nicht leicht zu überprüfen.
Dies ist insbesondere dann der Fall, wenn die angestrebte
Fähigkeit darin besteht, das Konventionelle und Vorhersag-
bare hinter sich zu lassen und eigene, bisher so nicht be-
kannte und möglicherweise den Erwartungen widerspre-
chende Lösungen zu finden, oder gar das zu lösende Prob-
lem selbst erst zu bestimmen. Solcherart technische Kreati-
vität gerät im Rahmen von Prozessen der Messung an vorab
vereinbarten Ziel-Inhaltsbeschreibungen in Gefahr, als uner-
wünscht, weil Kategorien sprengend abgewertet oder aus-
geblendet zu werden. Hier ist sicherlich die regelmäßige
Prüfung und gegebenenfalls Revision der Beurteilungskrite-
rien am Maßstab übergeordneter Bildungsziele notwendig
und hilfreich.
> Man muss sich der oben näher dargestellten Tatsache be-
wusst sein, dass das hier in Anschlag gebrachte Kompe-
tenzmodell als ein domänenspezifisches zwar gut geeignet
ist, den fachlichen Lernprozess zu fokussieren, aber außer-
und überfachliche Kompetenzen nicht erfassen kann. In der
Schulpraxis zeigen sich häufig aber gerade die (außerfach-
lichen) Bereiche des Sozialverhaltens und der Persönlich-
keitsentwicklung als besonders förderungsbedürftig.
> Es besteht die Gefahr, dass die Bildungsinhalte, ihre Aus-
wahl und Legitimation, ihre Strukturierung und Anordnung
unter ihrer Bedeutung für den Lern- und Bildungsprozess
behandelt und insgesamt ‚vergleichgültigt’ (Schmayl 2007,
S. 11) werden. Unter diesem Aspekt erscheint besonders
der frühere (2004) Bildungsstandardsentwurf des VDI bes-
ser substantiiert, weil dort die Kompetenzbereiche auch in-
haltlich (und zwar durch die Handlungsfelder als Struktur
gebende Kategorie) gegliedert waren.
Insgesamt ist zu betonen, dass das vorliegende Bildungsstan-
dards-Papier vor allem dem Zweck dient, „mit detaillierten Vor-
schlägen und Anregungen die bildungspolitische und fachdi-
daktische Entwicklung der technischen Bildung und des Tech-
nikunterrichts zu befördern“ (VDI 2007, S. 5). Insofern versteht
es sich als Diskussionsbeitrag und Gesprächsangebot für alle
an der Weiterentwicklung der technischen Bildung Interessier-
ten. Es stellt sicherlich keinen Endzustand dar, sondern einen
Markstein auf einem vermutlich noch weiten Weg hin zu einer
konsolidierten und gesellschaftlich anerkannten technischen
Bildung als selbstverständlichem Teil der Allgemeinbildung.
Internetquellen
1. http://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_
beschluesse/1997/1997_10_24-Konstanzer-Beschluss.pdf
(19.10.2010)
2. http://www.vdi-bb.de/bvbb/projekte/bildung/
VDIBildungsstandardsTechnik.pdf (19.10.2010)
3. http://www.vdi-jutec.de/medienarchiv/ablage/original/
bildungsstandards_2007.pdf (19.10.2010)
Literatur
1. Bleher, Werner (2001): Das Methodenrepertoire von Leh-
rerinnen und Lehrern des Faches Technik. Eine empirische
Untersuchung an Hauptschulen in Baden-Württemberg.
Hamburg
2. Hany, Ernst; Heller, Kurt A. (1991): Freizeitgebundene
Technikerfahrungen von Kindern und Jugendlichen als
Vorbedingung für technische Kreativität. In: Baron, Wal-
demar (Hg.): Technikfolgenabschätzung. Projektpräsen-
tationen zum Förderschwerpunkt Wechselwirkungen
zwischen Arbeit Technik und Freizeit des Bundesminis-
ters für Forschung und Technologie. Düsseldorf, S. 23-
27
3. Hörning, Karl Heinz. (1988): Technik im Alltag und die Wi-
dersprüche des Alltäglichen. In: Joerges 1988, S. 51-94
4. Joerges, Bernward (Hg.) (1988): Technik im Alltag. Frankfurt
am Main
30
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
5. Joerges, Bernward (1988): Gerätetechnik und Alltagshan-
deln, Vorschläge zur Analyse der Technisierung alltäglicher
Handlungsstrukturen. In: Joerges 1988, S. 20-50
6. Klafki, Wolfgang (Hg.) (1993): Neue Studien zur Bildungs-
theorie und Didaktik. Zeitgemäße Allgemeinbildung und
kritisch-konstruktive Didaktik. 3. Aufl. Weinheim; Basel
7. Klieme, Eckhard; Deutsches Institut für Internationale Päda-
gogische Forschung (2003): Zur Entwicklung nationaler Bil-
dungsstandards. Eine Expertise. Bonn (http://www.bmbf.
de/pub/zur_entwicklung_nationaler_bildungsstandards.pdf)
8. Meyer, Hilbert (1976): Trainingsprogramm zur Lernzielana-
lyse. 5. Aufl. Königstein/Ts.
9. Ropohl, Günter (1988): Zum gesellschaftstheoretischen
Verständnis soziotechnischen Handelns im privaten Be-
reich. In: Joerges 1988, S. 120-144
10. Ropohl, Günter (2009): Allgemeine Technologie. Eine Sys-
temtheorie der Technik, 3. Aufl., Karlsruhe
11. Sachs, Burkhard (1979): Skizzen und Anmerkungen zur
Didaktik eines mehrperspektivischen Technikunterrichts.
In: Deutsches Institut für Fernstudien an der Universität
Tübingen (Hg.): Technik – Ansätze für eine Didaktik des
Lernbereichs Technik. Fernstudienlehrgang Arbeitslehre.
Studienbrief zum Fachgebiet Technik. Tübingen, S. 41-80
12. Scheuerl, Hans (1969): Die exemplarische Lehre. Sinn und
Grenzen eines didaktischen Prinzips. 3. Aufl., Tübingen
13. Schmayl, Winfried (1989): Pädagogik und Technik. Unter-
suchungen zum Problem technischer Bildung. Bad Heil-
brunn
14. Ständige Konferenz der Kultusminister der Länder in der
Bundesrepublik Deutschland (KMK) (2004): Bildungsstan-
dards im Fach Mathematik/im Fach Deutsch für den Mittle-
ren Schulabschluss. [Beschluss vom 4.12.2003]. Neuwied.
Vgl. http://www.kmk.org/schul/home1.htm
15. VDI Verein Deutscher Ingenieure (Hg.) (2004): Bildungsstan-
dards Technik für den mittleren Schulabschluss. Düsseldorf.
16. VDI Verein Deutscher Ingenieure (Hg.) (2007): Bildungsstan-
dards Technik für den mittleren Schulabschluss. Düsseldorf.
17. Weinert, Franz E. (2000): Lehren und Lernen für die Zukunft –
Ansprüche an das Lernen in der Schule. In: Pädagogische
Nachrichten Rheinland-Pfalz, H. 2.
18. Weinert, Franz E. (2001): Vergleichende Leistungsmessung
in Schulen – eine umstrittene Selbstverständlichkeit. In:
Weinert, Franz E. (Hg.): Leistungsmessungen in Schulen.
Weinheim ; Basel, S. 17-31
19. Weinert, Franz E.; Schrader, Friedrich-Wilhelm (1997): Lernen
lernen als psychologisches Problem. In: Weinert, Franz E.
(Hg.): Psychologie der Erwachsenenbildung. Göttingen,
S. 295-335
31
‚Bildungsstandards Technik’ des Vereins Deutscher Ingenieure
Das Kompetenzzentrum
Energie & Umwelt
Die in diesem Jahr aus der Taufe gehobene Technikschule
(TSE) bildet einen weiteren Fachbereich der Volkshochschule
Esslingen neben
> Gesellschaft und Leben
> Beruf und Karriere
> Sprachen und Verständigung
> Gesundheit und Fitness
> Kultur und Gestalten
und den fachbereichsübergreifenden Programmen für Frauen,
der jungen vhs und dem Abendgymasium.
Die VHS Esslingen ist mit einem Budget von 3,2 Mio. Euro,
ca. 50.000 Unterrichtseinheiten, 25.500 Teilnehmern, 2400
Events, 600 Freelancern und 200 Schülern im Gymnasium
eine der größten Volkshochschulen in Baden–Württemberg.
Mit der Technikschule soll ein neues Kapitel für die vhs
geschrieben werden:
> Vertiefter und verbreiterter Zugang der vhs zu Technik und
Naturwissenschaften
> Erschließung neuer, vor allem jüngerer Teilnehmergruppen
ab ca. 10 Jahren.
Susanne Deß, Dr. Hermann Klinger
Die Technikschule Esslingen
Der Aufbau der Technikschule TSE fällt mit dem Umbau und
Umzug der vhs zusammen. So lassen sich Räumlichkeiten
schaffen, die die Nachhaltigkeit des Projekts unterstreichen:
> Feste Labore und Praxisräume für Mentoren und Teilnehmer
> Feste Dachflächen für Umwelt und Energieprojekte
Der Betrieb der Technikschule begann in den Pfingstferien
2010 mit zwei ASURO-Roboterbaukursen, die schon kurz
nach Ankündigung überbucht waren und sehr erfolgreich ab-
geschlossen wurden. Ferienprogramme für Jugendliche am
Standort Esslingen und mit der Partnerschule Berchtesgaden
werden ein neuer Schwerpunkt der TSE und der vhs.
Die TSE wird in 2011 mit fünf Kompetenzzentren an die
Öffentlichkeit gehen:
> Energie & Umwelt
> Messen – Steuern – Regeln
> Robotik und Formel 1
> Industrieprojekte
> Jugend forscht
Das Kompetenzzentrum Energie & Umwelt (Abb.1) wurde be-
reits in der Einführung vorgestellt.
Solarenergie Der Elektromotor
Mechanische Energie
Einfacher Roboter
EnergieWandlung, Erzeugung, Formen, Erhaltung Arbeit, Kraft Umwelt, Gesellschaft
WärmelehreVerbrennungsmotor, Wärmekraftmaschine, Kraftwärmemaschine, Kreisprozess, 2. Hauptsatz
MechatronikEnergieSpeichern, Transportieren
StirlingmotorGetriebetechnikWasserstoff-technologie
Energieerzeugung mit Windkraft
+ + +
32
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Für das Kompetenzzentrum Robotik und Formel 1 gibt es die
Projekte zu „einfache Roboter“ als Einstieg ab 10 Jahren, den
Selbstbau des ASURO Roboters ab 12 mit Erweiterung zu
Das gleichermaßen modular aufgebaute Programm für Messen – Steuern – Regeln ist der Abb. 2 zu entnehmen.
Tuning (Programmierung in C) und Pit-Stop (Hardware Erwei-
terung mit Ultraschall, Infrarot etc.)
Das Kompetenzzentrum
Messen-Steuern-Regeln
Der ASURO Roboter
Messen Umwelt
Regeln Kommunikation
Information, Daten, Erfas-sung mit PC, Auswertung, Simulation, Systeme, Kopplung, Naturwissen-schaft-Technik
Schlüsselkompetenzen, Realerfahrung, Teamarbeit, Komplexität, Nachhaltigkeit, Selbstvertrauen
Zusammenhänge erkunden und erkennen, Veränderungen initiieren und begleiten, Praxis, Selbstvertrauen, Emotion
Steuern und Regeln, Vernetzung, Prozessorik, Sensorik, Aktuatorik, Technik, Produktion, War-tung und Instandsetzung
ProjekteMedizinAutomatisierenSteuern
+ + +
33
Die Technikschule Esslingen
Formel1 in der Schule ist ein weltweites Projekt mit jährlichen
Wettbewerben. Es umfasst inhaltlich modernste Technologie
wie CAD, CNC und Windkanalsimulation, erfordert aber auch
Fertigkeiten zum Projektmanagement, Teamarbeit, Präsentation
und Kommunikation auf hohem Niveau. Die TSE wird ein F1-
Kompetenzzentrum für die Region aufbauen, um interessierte
Jugendliche und erwachsene Begleiter in ihren Projekten tech-
nisch und personell zu unterstützen.
Die innovative Technikdidaktik, die in der Einführung beschrie-
ben wurde, muss von gut vorbereiteten Personen getragen und
umgesetzt werden. Wir haben, aufbauend auf unseren Erfah-
rungen in der allgemeinen Jugendbegleiterschulung, den Lehr-
gang zum „Zertifizierten Jugendbegleiter Technik“ ZLT entwi-
ckelt. Die Ausrichtung des Programms ist in der Tabelle zu-
sammengestellt.
DIE AUSRIcHTUNG DES ZLT-AUSBILDUNGS PRoGRAMMS
Ziele
> Einrichtung eines Weiterbildungsprogramms zum „Zertifizierten Lernbegleiter/in Technik“ ZLT mit dem Schwerpunkt Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik MINT für den Altersbereich 10-19 Jahre
> Qualitätssicherung von formalen und informellen MINT Bildungsangeboten
> Realisierung von Portfoliolernen für den Übergang in Studium und Beruf
> Nachhaltige Förderung von Lebenslangem Lernen durch Individualisiertes Lernen
> Lösung des Efficiency-Diversity Dilemmas durch Transfer einschlägiger Erfahrungen der Wirtschaft in Bildungsangebote (siehe EU Programm MC4VED)
Adressaten
> Ausgewählte Fachkräfte der Wirtschaft
> Fachlehrkräfte aller Schularten der Sekundarstufe
Einsatzfelder
> Ganztagsschulprogramme
> Integrations- und Berufsorientierungsprogramme
> Außerschulische Bildungs- und Freizeiteinrichtungen
> Schülerforschungszentren
> Betriebliche Aus- und Weiterbildung
> Technikschulen
F1 in der Schule
34
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
In der Abbildung sind die Basismodule des ZLT-Programms in
der Übersicht dargestellt. Die Struktur folgt den Rahmenbedin-
gungen der Jugendbegleiterausbildung. Die Inhalte sind auf
die Kompetenzzentren Energie und Umwelt sowie Messen –
Steuern – Regeln abgestimmt.
Die Durchführung der Kurse ist nicht an den Standort der vhs
Esslingen gebunden, alle Materialien sind im Klassensatz für
20 Teilnehmer noch im MiniVan oder Kombi transportierbar.
Der modulare Aufbau gestattet die zeitliche Aufteilung in ein-
zelne kürzere Unterrichtseinheiten oder ganze Unterrichtsblö-
cke, z.B. für Ferienprogramme, Workshops oder Projekte.
Die „Dachprojekte“ der Technikschule werden den Einstieg
in weitgehend selbstorganisierte Projekte von Jugendlichen
darstellen. Zum Start sind die in der Tabelle zusammengefass-
ten Themen vorgesehen, die finanzielle Unterstützung durch
den Förderverein ist zugesagt.
Die Eröffnung der TSE wird in enger Verzahnung mit dem
Baufortschritt stufenweise bis September 2011 erfolgen. Auf
dem Weg dahin sind bereits Kurse und Events geplant, wie
z.B. eine Regionalausscheidung in F1 und ein ASURO Hinder-
nislauf für alle 200 bisherigen ASURO BauerInnen.
Wir sind davon überzeugt, dass die vhs mit der neuen Tech-
nikschule ihr Profil als bester öffentlicher Dienstleister für Wei-
terbildung in der Stadt und der Region schärfen kann und
gleichermaßen einen erheblichen Beitrag zur technischen Ju-
gendbildung leisten wird.
Das ZLT Basis-Programm
in der Übersicht
DIE „DAcHPRoJEKTE“ IN DER ÜBERSIcHT
1. Umwelt beobachten
> Wetter: Messstation Meteomedia
> Verkehr: flightradar 24
> Weltall: skyview
> Webcam: Veränderungen kommunizieren
2. Regenerative Energien erzeugen
> Elektrizität
– Photovoltaik
– Windkraft
> Wärme
– Sonnenkollektor
Schule
10 UE: Formale, organisatorische und rechtliche
Bedingungen des Systems
Pädagogik
5 UE: E-Psychologie und Neurowissenschaft des LernensTeams bilden und leiten, Rollen
verstehen und handhaben, Wissensfluss gestalten und
steuern, Medien gezielt einsetzen, Komplexitätsmanagement
5 UE: Forschend entwickelndes Lernen, Elektromotor
ZeitmanagementMethodik und Didaktik
Die MaterialienEvaluation
Supervision
5 UE: Forschend entwickelndes Lernen, Solarenergie
ZeitmanagementMethodik und Didaktik
Die MaterialienEvaluation
Supervision
Praxis
5 UE: Forschend entwickelndes Lernen, Wasserstofftechnologie
ZeitmanagementMethodik und Didaktik
Die MaterialienEvaluation
Supervision
5 UE: Forschend entwickelndes Lernen, Wahlmodul 1
ZeitmanagementMethodik und Didaktik
Die MaterialienEvaluation
Supervision
5 UE: Forschend entwickelndes Lernen, Wahlmodul 2
ZeitmanagementMethodik und Didaktik
Die MaterialienEvaluation
Supervision
35
Die Technikschule Esslingen
Wieso besitzt Julia mit 14 Jahren schon ihr eigenes Mode-
Label?
Warum beschäftigt sich Ömer im Kinder- und Jugendhaus
Ostend seit neuestem mit der Windströmung?
Wie kann ein 12-jähriger Junge einen Roboter programmieren?
Wie kann man mit einem Lötkolben, ein paar Reisnägeln
und einigen Elektrobauteilen in 30 Minuten eine Alarmanlage
bauen?
Was hat ein Staubsauger mit dem Karosseriebau zu tun?
Seit 2008 hat die Stuttgarter Jugendhaus Gesellschaft (STJG)
in bislang sechs Jugendeinrichtungen die sogenannten Ideen-
werkstätten eingerichtet und mit hochmodernen Werkzeugen
und Gerätschaften ausgestattet. Daraus entstand die Ideen-
werkstadt Stuttgart (IWS). Die Angebote der Ideenwerkstadt
Stuttgart stehen allen Kindern und Jugendlichen in Stuttgart
zur Verfügung. So finden Kinder und Jugendliche mit und ohne
Vorkenntnisse einen einfachen Zugang zu innovativen naturwis-
senschaftlich- und technikorientierten Angeboten, die es bis-
lang noch nicht gab. Mit zahlreichen Kooperationspartnern wird
das Angebot der Ideenwerkstadt Stuttgart ständig aktuali-
siert und erweitert.
Zusätzlich wird das Angebot von Kooperationsschulen an-
gewendet. In enger Zusammenarbeit mit den kooperierenden
Schulen besteht die Anpassung der Programmangebote an
die bestehenden Bildungspläne.
Kern des Ideenwerkstadt-Lernkonzepts in unserer außer-
schulischen Jugendbildung ist ein moderner Begriff der „Werk-
statt“ – als ein Ort, an dem Kinder und Jugendliche Bildung
erfahren, in dem sie interessante Produkte kreieren, verwirk-
lichen oder ihre individuellen kreativen und schöpferischen
Ziele verfolgen.
Die Ideenwerkstadt Stuttgart stellt in einer anregenden Um-
gebung unterschiedliche Werkzeuge, Maschinen und Materia-
lien bereit, mit denen Jugendliche kreativ und produktiv experi-
mentieren und entdecken können. In den mit modernster Tech-
nik ausgestatteten Werkstätten können Kinder und Jugendli-
che sowohl in Eigenregie als auch unter Anleitung Technik er-
leben, Wissen aufbauen und hochinteressante Produkte entwi-
ckeln und fertigen. Am Ende dieses Prozesses steht also im-
mer ein konkretes Ergebnis, welches für die Lernenden einen
persönlichen Nutzen bietet.
Beispielsweise können Jugendliche:
> mit dem Lasercutter verschiedene Materialien gravieren oder
schneiden,
> mit dem Plotter Folien, Kartons und Textilien ausschneiden,
> mit Lötkolben und Elektrobauteilen komplexe elektronische
Geräte löten,
> Roboter bauen und am Computer selbst programmieren,
> eigene Filme planen, drehen, am PC schneiden und vertonen,
> interessante naturwissenschaftliche Experimente machen,
> und vieles mehr … !
Die Angebotsformen der Ideenwerkstadt Stuttgart in den ver-
schiedenen Jugendeinrichtungen lassen sich in vier Teilberei-
che unterteilen:
1. offene Ideenwerkstadt
In der „offenen Ideenwerkstadt“ entscheidet jeder Teilneh-
mer für sich, was und wo gelernt wird, ob allein oder in der
Gruppe, – im eigenen Tempo und nach eigenen Interessen holt
sich jede/r das ab, was er/sie zum Weiterkommen benötigt. Es
findet ein reger Austausch mit anderen Kindern, Jugendlichen
und jungen Erwachsenen statt, die Lernumgebung zeichnet sich
durch Teamarbeit, gegenseitige Hilfe und Inspiration für zukünf-
tige Projekte aus. Außerdem stehen den Jugendlichen neben
den pädagogischen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Ein-
Terje Lange
Ideenwerkstadt Stuttgart
36
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
richtungen auch ehrenamtliche Fachkräfte, Honorarkräfte aus
den verschiedensten Fachbereichen, sowie Experten aus ko-
operierenden Institutionen und Unternehmen unterstützend
zur Seite.
2. Kurse, Workshops, Ferienprogramme
Die Ideenwerkstadt bietet darüber hinaus in allen beteiligten
Einrichtungen eine Vielzahl von wöchentlichen Kursen, Block-
kursen und Workshops an, in denen Kinder und Jugendliche
zu den verschiedensten technikorientierten Themen interes-
sante Sachverhalte erleben und begreifen und tolle Produkte
fertigen können.
Selbstverständlich gibt es auch in den Ferien einiges zu er-
leben, denn die Ideenwerkstadt bietet in allen Schulferien an
mehreren Orten Ferienprogramme zu verschiedenen techni-
schen und naturwissenschaftlichen Themen an.
3. Jugendfirma
Die Ideenwerkstadt unterstützt interessierte Kinder und Ju-
gendliche bei der Gründung von Jugendfirmen, und steht den
Jungunternehmerinnen und Jungunternehmern bei Konzeption,
Produktion, Werbung und Vertrieb der eigenen Produkte bera-
tend zur Seite.
4. Ideenwerkstadt Stuttgart und Schule
Durch die Konzeption der Ideenwerkstadt als offene Lern-
werkstadt gibt es vielfältige Synergien im Bereich der Koope-
ration zwischen schulischer und außerschulischer Jugendbil-
dung. Die Ideenwerkstätten an den verschiedenen Standorten
können vielfältig mit Unterricht und anderen schulischen An-
geboten wie Projekten und AG’s verzahnt werden. Dabei ist es
ebenso möglich Inhalte des Bildungsplans fachspezifisch in
Ideenwerkstadt: Mode-Label
37
Ideenwerkstadt Stuttgart
das Angebot der IWS einfließen zu lassen, als auch umgekehrt
die Möglichkeiten der IWS für neue und individuellere Vertie-
fungen einzelner Themen zu nutzen. Vorteilhaft sind die inhalt-
lichen Affinitäten zwischen Bildungsplänen einerseits und den
Möglichkeiten der außerschulischen Jugendbildung anderer-
seits. Eigene Ideen und Interessen der Schüler werden als in-
nerer Motor eines individuellen Lernprozesses optimaler ge-
nutzt. Durch die Kooperation zwischen Jugendhausmitarbei-
tern und Lehrkräften, sowie ehernamtlichen Fachleuten inner-
halb des Settings der IWS entsteht für die Jugendlichen ein
motiviertes und intensives ‚Lernerlebnis’.
Die Ideenwerkstadt Stuttgart betreibt eine Website unter
www.ideenwerkstadt.net, auf der neben Berichten, Fotos und
Videos vergangener Aktionen auch sämtliche Angebote einseh-
bar und buchbar sind.
Diese Seite stellt darüber hinaus für die beteiligten Einrichtun-
gen, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Lehrerinnen und Lehrer
der öffentlichen Schulen und Unterstützerinnen und Unterstüt-
zer eine Kommunikations- und Austauschplattform, ein eigenes
Forum und einen Datei-Downloadbereich zur Verfügung.
Erstmals zum Winterhalbjahr 2010 erscheint zweimal jähr-
lich eine Ideenwerkstadt Stuttgart Programmzeitung, die
über alle Angebote für Kinder, Jugendliche und Familien infor-
miert. Außerdem werden interessante Produkte, Projekte und
Aktionen präsentiert und Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Ex-
pertinnen und Experten, Lehrerinnen und Lehrer, Schülerinnen
und Schüler/Jugendliche stellen ihr eigenes Schaffen vor. In-
teraktive Elemente wie Umfragen, Abstimmungen, Foto- und
Videowettbewerbe oder Preisausschreiben laden die Leserin-
nen und Leser zum Mitmachen ein.
Beteiligte Einrichtungen
Angebote der Ideenwerkstadt Stuttgart gibt es in folgenden Kinder- und Jugendhäusern in Stuttgart
> Degerloch
> Giebel
> Zuffenhausen
> Ostend
> Heslach
> Mitte
> Birkach
> Möhringen
> Untertürkheim
> West
> Feuerbach
> Hallschlag
> Vaihingen
> Sillenbuch
> Werkstatthaus Ost
Kooperationsschulen
Verschiedene Schulen (im lokalen Umfeld der jeweiligen Einrichtungen)
> Rappachschule Weilimdorf
> Porsche Gymnasium Zuffenhausen
> Schickhard-Realschule Heslach
> Schickardt-Gymnasium Heslach
> Neckarrealschule Stuttgart Mitte
> Rosenschule Zuffenhausen
> Wilhelmsgymnasium Degerloch
> Fritz-Leonhard-Realschule Degerloch
Kooperationsschulen
Unternehmen und Institutionen
> Festo/FabCom
> Telekom
> VDI
WEITERE INFoRMATIoNEN
38
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Ideenwerkstadt 1
im Kinder- und Jugendhaus Degerloch
Die Schwerpunkte der Arbeit in der Ideenwerkstadt Deger-
loch sind vielschichtig. Sie reichen von offenen Lernwerk-
stattangeboten über Workshops und Kurse bis hin zu Feri-
enangeboten und Kooperationsprojekten. Zwei Kooperati-
onen mit lokalen Schulen wollen wir hier näher erläutern.
1. Kooperation Fritz-Leonhard-Realschule (FLR)
Seit dem zweiten Halbjahr 2008 kooperiert die Ideen-
werkstadt Degerloch mit der FLR in unterschiedlicher
Weise. Zum einen besuchen regelmäßig Mädchen der
achten Klassenstufe an den Vormittagen die Ideenwerk-
stadt, um technische und naturwissenschaftliche Projekte
durchzuführen.
Des Weiteren besucht die Ideenwerkstadt Degerloch regel-
mäßig die Schule, um im AG-Block, immer dienstags von 13 bis
15 Uhr, technische und naturwissenschaftliche Angebote zu
machen. Dabei orientiert sich die Programmplanung an den
Interessen der Schülerinnen und Schüler. Hier wird selbstinitiier-
tes und freiwilliges Lernen erprobt und gefördert. Je nach Fähig-
keiten der Kinder stehen die eigenen Interessen und der eigene
Forschergeist im Vordergrund. Eigenverantwortlich strukturieren
die Kinder in Absprache mit den Mitarbeitern ihre Lern- und For-
schungsinhalte. Da in diesem Angebot kein Zensur- oder Lern-
druck besteht, können die Kinder und Jugendlichen individuell
den Freiraum für eigene Ideen und Problemlösungen nutzen.
Vertieft und erweitert wird das Angebot durch die offene
Ideenwerkstadt im Jugendhaus, die die sinnvolle Fortführung
der Bildungsarbeit an der FLR bildet. So entstand im zweiten
Halbjahr 2009 das E-Go-Team, in dem Jugendliche mit Un-
terstützung des Künstlers und Technikers Richard Merkle die
Entwicklung und den Bau verschiedener hochmoderner Seifen-
kisten betreibt. Das E-Go-Team trifft sich jeden Samstag im
Jugendhaus, um an ihren Fahrzeugen zu basteln und zu ex-
perimentieren.
2. Kooperation mit dem Wilhelmsgymnasium (WG)
Seit dem zweiten Halbjahr 2009 finden verschiedene AG’s des
WG im Jugendhaus Degerloch statt. Das Angebot umfasst eine
Logo- und Design-AG sowie eine Technik-AG unter der Kon-
zeption der Ideenwerkstadt Stuttgart. Anders als bei der Ko-
operation mit der FLR kommen in diesem Fall die Schüler di-
rekt ins Jugendhaus, um hier an den beiden AG’s teilzunehmen.
Nach Ende der regulären AG-Zeit haben die Teilnehmer noch
die Möglichkeit weiter die Werkstatt zu nutzen. Die Teilnahme
am Angebot wird außerdem als außerschulische Bildungsleis-
tung der Schüler im Zeugnis benannt.
Aus dem Materialpool und den technischen Möglichkeiten
des Jugendhauses ergibt sich ein breites Spektrum an Mög-
lichkeiten in den Bereichen Technik, Naturwissenschaft, Umwelt
und Medien. Wichtig erscheint in diesem Zusammenhang die
altersgerechte Umsetzung der Projekte und ihre Einbindung und
Verknüpfung mit anderen Angeboten im Haus. Die Jugendlichen
der Logo-AG erhielten beispielsweise einen „richtigen Auftrag“:
sie entwickelten für ein lokales Kooperationsprojekt zwischen
dem Jugendhaus und dem Haus des Waldes in Degerloch ein
Projektlogo und realisierten einen Info-Folder. Dabei durchlief
das Designteam vom Kontakt mit den Projektpartnern bis zur
Erstellung einer druckfertigen Flyervorlage alle wesentlichen
Arbeitsschritte und konnte damit auch praxisnahe Bildungsin-
halte im Feld der persönlichen Berufsorientierung erhalten.
Beide o.g. Kooperationsprojekte nutzen die Ausstattung des
Jugendhauses mit ihren beiden Werkstatttagen. Die Unterstüt-
zung durch Lehrkräfte aus den beiden Schulen, die im Tandem
Ideenwerkstadt: Degerloch
39
Ideenwerkstadt Stuttgart
mit den pädagogischen Mitarbeitern des Jugendhauses zu-
sammenarbeiten, werden von ehrenamtlichen Fachkräften un-
terstützt und können individuell auf die Jugendlichen eingehen.
Ideenwerkstadt 2
Jugendhaus Heslach
Zwei Wege zwischen Jugendhaus und Schule
Wissensvermittlung von Technik muss nicht trocken und pra-
xisfern sein. Ganz im Gegenteil! Zwei Projekte zwischen der
Schickhardt – Realschule und dem Jugendhaus Heslach
in Stuttgart zeigen eine gelungene Verknüpfung von schu-
lischen Inhalten mit Freizeitinteressen der Schüler. Einmal
spielen T-Shirts für Ehrenamtliche eine Rolle, das andere Mal
ein Computer in einer Getränkekiste.
Von der Schule in die Freizeit: Helfershirts für den ersten
Schickhardt-Realschule-Sponsorenlauf
Kurz zur Vorgeschichte: Für einen ehrenamtlich betriebenen
Mittagstisch veranstaltete die Schickhardt–Realschule zusam-
men mit Eltern und dem Jugendhaus Heslach einen Sponso-
renlauf. Für jede Runde der Schüler bezahlten Firmen im Stadt-
teil einen kleinen Obolus. Dafür brauchte es viele Helfer, die
auch als solche erkannt werden mussten. Was wäre dafür bes-
ser geeignet als gleichfarbige T–Shirts mit einem entsprechen-
den Aufdruck?
Im Projektfach „Mensch und Umwelt“ stellten sich die Schü-
ler der 7. Klasse dieser Aufgabe. In der Ideenwerkstadt des Ju-
gendhauses Heslach konnten sie dann in zwei Unterrichtseinhei-
ten mit ihrem Lehrer die Motive für die T–Shirts gestalten und für
den Druck vorbereiten. Nachmittags kamen dann einige Schüler
und bedruckten die kompletten T–Shirts mit dem ausgewählten
Motiv. Bei dieser Gelegenheit fertigten sie sich gleichzeitig ein
individuelles T–Shirt. Durch die Erfahrungen, die sie in den Un-
terrichtseinheiten sammeln konnten, war dies kein Problem.
Von der Freizeit in die Schule – Ein computer wandert in
eine Getränkekiste
Maichol und Sascha basteln gerne. In der Ideenwerkstadt hat-
ten sie die Möglichkeit, einen Rechner aus einzelnen Teilen zu-
sammen zu bauen. Aber in ein ganz normales Gehäuse? „Das
ist doch viel zu langweilig!“, meinte Sascha. Sie entschlossen
sich eine Getränkekiste als Gehäuse zu nutzen. Hilfe bekamen
sie von einem ehemaligen Schreiner und einem pensionierten
Techniker, die ehrenamtlich in der Ideenwerkstadt mitarbeiten.
Das Projekt erstreckte sich über 3 Monate. „Es ist ja gar
nicht so einfach!“, bemerkte Maichol. Immer wieder traten
Schwierigkeiten bei der Anpassung der Technik an das unge-
wohnte Äußere auf, die aber alle gemeistert werden konnten.
Am Ende stand ein voll funktionsfähiger Rechner. Dass beide
„Forscher“ bei dem Projekt eine ganze Menge gelernt haben,
wussten sie schon irgendwie. So richtig bewusst wurde es ih-
nen aber erst, als sie ihr Lehrer, der den PC bei einem Besuch
entdeckte, sie bat, das Projekt im Technikunterricht vorzustel-
len. Dort referierten sie dann über die verwendete Hardware,
die mechanischen und elektronischen Anpassungen der Kom-
ponenten und die installierte Software. Als Fazit zog Sascha:
„Es hat uns Spaß gemacht. Wir haben viel gelernt. Erstaunt hat
mich, wie gut man Technik an Alltagsgegenstände anpassen
kann.“
Ideenwerkstadt 3
Kinder- und Jugendhaus Weilimdorf
Solarauto-Bau
Konstruieren und entwickeln hieß es für 17 „junge Ingenieure“
der Realschule Weilimdorf. In einem 8-wöchigen Projekt der
Schule und der Ideenwerkstadt Giebel entwickelten die
Schülerinnen und Schüler der Klasse 9 eigene Bausätze für
Solarauto-Modelle. Vorab wurde das Thema Solarkraft be-
reits im Technikunterricht behandelt und beispielsweise auf
die Vorteile der Leichtbauweise eingegangen. Bei den wö-
chentlichen Treffen wurden in Kleinteams Karosserien entwi-
ckelt, Radaufhängungen sowie die Übersetzung des Antriebs
konstruiert und Chassis für ihre Modelle designt. Umgesetzt
wurden die Planungen digital am PC – zur Serienherstellung
stand ein Lasercutter zur Verfügung, mit dem die Teilnehmer
die Einzelteile aus Acrylglas erstellten. Als Tippgeber und Ex-
perten standen während des gesamten Entwicklungsprozes-
ses eine Ingenieurin, ein Pädagoge des Kinder- und Jugend-
40
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
hauses und der Techniklehrer für die kniffligen Fragen zur
Seite.
Für die Schüler eröffnete sich im Projekt ein praxisnaher
Entwicklungsprozess, der von der Entwurfsplanung über die
digitale Umsetzung bis hin zur PC-gesteuerten Fertigung ei-
nen nachvollziehbaren Bogen spannt und dabei Einblicke in
verschiedenste technische Arbeitsbereiche eröffnet. Ein be-
sonderer Nebeneffekt der Kooperation zwischen der Schule
und der Ideenwerkstadt im Kinder- und Jugendhaus ist die
Vorstellung eines weiteren Bildungsortes im Stadtteil. Das Pro-
jekt ist eine Einführung in die Ideenwerkstadt, welche die Ju-
gendlichen für die Entwicklung und Umsetzung eigener Ideen
außerhalb der Schule für sich nutzen können. Durch die kon-
tinuierliche Kooperation entsteht ein bildungsfreundliches Ge-
samtkonzept im Stadtteil: Schule als Ort der Wissensvermitt-
lung wird ergänzt durch einen freizeitlichen und betreuten
Raum zum Experimentieren und Ideen entwickeln.
Unique Touch
Selbermachen ist bei der Jugendfirma „Unique Touch“ ange-
sagt. Drei Mädchen nutzen die Möglichkeit der Ideenwerk-
stadt Giebel voll aus und haben ihre eigene Firma gegründet.
Mit kreativen Designideen haben sie anfangs eigene Klamot-
ten „aufgehübscht“ oder ganz neu hergestellt. Für die Herstel-
lung stehen in der Ideenwerkstadt neben Nähmaschinen auch
modernste, computergestützte Lasergeräte und Schneideplot-
ter zur Verfügung. Die guten Ideen zeigten im eigenen Freun-
deskreis und bei Mitschülern schnell Wirkung und die Mädchen
nutzen diese Nachfrage, um weitere kreative Ideen umzusetzen
und um das Taschengeld etwas aufzubessern.
Mit ihrer Firma entwickeln die drei kreativen Köpfe Ideen für
T-Shirt- und Taschendesigns und setzten diese in Eigenregie
um. Zum Abnehmerkreis zählen mittlerweile nicht nur Freunde
und Bekannte sondern auch andere Auftraggeber. Pünktlich
zum Schuljahresende stehen dann die Produktionslinien kaum
Ideenwerkstadt: Solarauto-Bau
41
Ideenwerkstadt Stuttgart
mehr still wenn die Abschlussklassen der umliegenden Schu-
len von „Unique Touch“ ihre Klassen-Shirts produzieren lassen.
Und auch SMV’s zählen zu regelmäßigen „Kunden“.
Die Sozialpädagogin Julia Steffen, welche die Mädchen-
firma betreut, ist von dem Konzept der Ideenwerkstadt über-
zeugt: „Nach nun einjähriger Laufzeit kann ich auf ein sehr ge-
lungenes Projekt der Mädchenfirmen zurückblicken. Mir ist es
dabei besonders wichtig, dass mit den Angeboten Jugendli-
che erreicht werden, die bislang noch nicht mit technischen
Themen in Berührung gekommen waren. Die professionelle
Ausstattung mit unterschiedlichsten Geräten in den Werkstät-
ten bedingt diesen Erfolg. Besonders freue ich mich, dass es
uns gelingt, Jugendliche nach ihren individuellen Bedürfnissen
mit Angeboten abholen zu können. Das Projekt eröffnet neue
Blickwinkel in Berufe, welche die Jugendlichen davor nicht
kannten, oder mit denen sie kein konkretes Berufsbild verbun-
den haben“.
Ellen:
„Für mich persönlich heißt das Arbeiten in der Mädchen-
firma kreativ zu sein, die technische Welt ein Stück weit zu
erkunden und andere Kinder und Jugendliche mit unseren
Produkten anzustecken. Dank unserer erworbenen Kennt-
nisse können wir diese Produkte alle selbständig herstellen.
Es freut mich sehr zu sehen, dass immer mehr Mädchen In-
teresse zeigen und merken, dass das Arbeiten in der Tech-
nikwerkstatt nicht nur reine „Jungensache“ ist, sondern
die Möglichkeit bietet, eigene kreativen Ideen zu verwirkli-
chen.“
Vanessa:
„Seit wir „Unique Touch“ gegründet haben, habe ich endlich
ein tolles Hobby gefunden. Es bedeutet mir sehr viel in der
Mädchenfirma zu arbeiten, da man viel Spaß hat und viel
lernen kann. Ich kann mir gut vorstellen, dass mein späterer
Beruf auch mit modernen Maschinen und Technik zu tun ha-
ben wird. Das gefällt mir.“
Mary:
„Ich finde es toll bei Unique Touch ein Mitglied zu sein. Es
ist super zu sehen, wie viel wir hinkriegen und was wir alles
gelernt haben. Das Schönste ist aber, wenn dich Leute auf
der Straße ansprechen und fragen, woher man dieses oder
jenes hat, und man ganz stolz sagen kann: „Das habe ich
selbst gemacht“. Nach so einem Kompliment fühlt man sich
immer so wie ein Designer.“
KoNTAKT:
‚Helene P.‘
Kinder- und Jugendhaus Degerloch
Obere Weinsteige 9
70597 Stuttgart
Telefon: 07 11 / 674 77 13
Telefax: 07 11 / 719 42 10
E-Mail: [email protected]
www.jugendhaus.net/degerloch
42
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Auf Initiative der IHK Darmstadt haben die IHK Ulm, 40 weitere
Industrie- und Handelskammern sowie der Deutsche Indus trie-
und Handelskammertag (DIHK) das MI[N]T-mach-Portal „Tec-
nopedia“ entwickelt (MINT = Mathematik, Informatik, Naturwis-
senschaft, Technik). Das Ziel von Tecnopedia: Eine Plattform für
Unternehmen und Schulen zu schaffen, die vielfältige Informa-
tionen zu Naturwissenschaft und Technik in den jeweiligen Re-
gionen bündelt und Kooperationen zwischen den beiden Bil-
dungs-Akteuren im Mint-Bereich fördert. Tecnopedia soll helfen,
Jugendliche für Berufe in Forschung und Technik zu begeistern
und damit ein breites Fachkräftepotenzial sichern. Tecnopedia
unterscheidet sich vor allem durch seinen Mitmach-Charakter
von anderen Internetseiten. Es ist ein Portal für alle, die sich
mit Naturwissenschaften und Technik beschäftigen und bietet
zahlreiche Informationen und Möglichkeiten für Schüler, Lehrer
und Unternehmen.
Die Wirtschaft benötigt dringend Nachwuchskräfte im natur-
wissenschaftlich-technischen Bereich. Schon heute können
die Unternehmen freie Stellen und Ausbildungsplätze nicht
besetzen, denn immer weniger junge Menschen entscheiden
sich für naturwissenschaftliche oder technische Ausbildungs-
und Studiengänge.
Die abnehmenden Schul-
abgängerzahlen der nächs-
ten Jahre und die demo-
grafische Entwicklung wer-
den die Problematik weiter
verschärfen.
Um Kinder und Jugend-
liche für Naturwissen-
schaften und Technik zu
begeistern und ihre natur-
wissenschaftlich-techni-
schen Bildungschancen zu
verbessern, hat die IHK
Ulm die Initiative „Faszi-
nation Technik“ gegrün-
det. Mit der Initiative sol-
len über alle Alters- und
Schulstufen hinweg, An-
gebote für die naturwis-
senschaftliche und tech-
nische Bildung unter-
stützt werden. Ein Ange-
bot, das die IHK Ulm im
Rahmen ihrer Initiative
fördert, ist das Internet-
portal Tecnopedia.
Sandra Rau
Die IHK Ulm engagiert sich für den
Fachkräftenachwuchs – „Faszination Technik“
begeistert für Naturwissenschaften und Technik
Tecnopedia: Das MI[N]T-mach-Portal der
Industrie- und Handelskammern zur Förderung
von Naturwissenschaft und Technik in der Schule
43
Die IHK Ulm engagiert sich für den Fachkräftenachwuchs – „Faszination Technik“ begeistert für Naturwissenschaften und Technik
Tecnopedia: Informationen zu Naturwissen-
schaften und Technik unter einem Dach mit
regionalem Fokus
tecnopediα für Schüler
Technik und Naturwissenschaften spielerisch entdecken – das
bietet Tecnopedia für Schülerinnen und Schüler. Die Plattform
bietet spannende Experimente und Themen-Specials mit Infor-
mationen und Anregungen z.B. für eine Projektarbeit. Tecnope-
dia unterstützt auch bei der Berufswahl. Sie zeigt Ausbildungs-
möglichkeiten sowie Karrieren und Lebensläufe von Naturwis-
senschaftlern und Technikern auf.
Schülerinnen und Schüler können zudem nach MINT-Ange-
boten in ihrer Region recherchieren. Zum Beispiel nach Schü-
lerlaboren, Wettbewerbe, Ausstellungen und Veranstaltungen.
Für junge Forscher, die ihre Arbeiten veröffentlichen wollen,
gibt es die Online-Zeitschrift „Papermint“.
tecnopediα für Lehrkräfte
Tecnopedia stellt Lehrkräften ein umfassendes Angebot zur
Verfügung, wie sie ihren Unterricht in Naturwissenschaften und
Technik von der Grundschule bis zum Gymnasium praxisnah
und experimentierfreudig gestalten können. „Warum platzen
Würste immer längs auf?“ – „Was ist schwerer Cola light oder
Cola normal“ – „Warum schwimmen Teigtaschen auf, wenn Sie
gar sind“? Das Portal bietet erprobte Experimente und Unter-
richtseinheiten an. Mit Hilfe der Plattform können Lehrkräfte
auch Lehrmaterialien für den Einsatz im Unterricht finden. In-
zwischen können bereits mehr als 300 Experimente sowie
Lehrmaterialien und Lehrfilme abgerufen werden. Die Suche ist
einfach: Über den Experiment-Finder kann nach Themengebiet,
Fächer, Klassenstufe oder Zeitumfang gesucht werden. Darü-
ber hinaus gibt es MINT-Angebote von Unternehmen der Region
und Informationen außerschulischer Lernorte wie Schülerlabore
und Science Center
Flyer Tecnopedia
44
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
tecnopediα für Unternehmen
Unternehmen können bei Tecnopedia für ihre MINT-Veranstal-
tungen werben. Zum Beispiel für den Girls Day, für einen Tag
der offenen Tür, für Schnupper- und Projekttage oder für Werks-
führungen. Tecnopedia bietet zudem die Möglichkeit, Kontakte
zu Schulen aufzubauen und sie bei der naturwissenschaftlich-
technischen Bildung zu unterstützen. Unternehmen können
dadurch früh ihren potenziellen Nachwuchs für Berufe in For-
schung und Technik begeistern.
Papermint – Die online-Zeitschrift für junge Forscher
Forschung und Wissenschaft leben vom Dialog zwischen den
Beteiligten. Über wissenschaftliche Artikel werden die For-
schungsergebnisse in der Fachwelt vorgestellt und diskutiert.
In Papermint können speziell jugendliche Forscherinnen und
Forscher ihre Arbeitsergebnisse einem breiten Publikum vor-
stellen. Es können alle jungen Leute mitmachen, die sich ent-
weder für einen Jugend-forscht-Landeswettbewerb qualifiziert
haben, die ein entspre-
chendes Votum einer
Jury aus einem Regional-
wettbewerb vorweisen
können oder für die der
Jugend-forscht-Betreuer
vor Ort ein positives Gut-
achten ausgestellt hat.
Die Erstellung eines
Artikels ist unkompliziert:
Bereits fertig formatierte
Dateien stehen auf der
Tecnopedia-Website als
Download zur Verfügung,
so dass Artikel schnell und unkompliziert in das richtige Lay-
out eingefügt werden können. Ein wissenschaftlicher Beirat un-
terstützt die Redaktion und die jungen Autorinnen und Autoren
auf dem Weg zu ihrer häufig ersten wissenschaftlichen Publi-
kation. Papermint erscheint dreimal pro Jahr und ist kostenfrei
ausschließlich online erhältlich.
TEcNoPEDIA BIETET:
> Experimente aus Naturwissenschaft und Technik vom Kindergarten bis zur Oberstufe zum Einsatz im Unterricht
> Angebote zu Technik und Technologie, vom Unternehmensbesuch bis zum Schülerlabor
> Informationen zu Karrieren in naturwissen-schaftlichen und technischen Berufen
> Verzeichnisse und Kalender zu regionalen Angeboten und Veranstaltungen zum spieleri-schen Entdecken von Naturwissenschaft und Technik
> Foren zum Erfahrungsaustausch
45
Die IHK Ulm engagiert sich für den Fachkräftenachwuchs – „Faszination Technik“ begeistert für Naturwissenschaften und Technik
Experiment für den Unterricht
Brücken aus Münzen
Als Vorbereitung zu einer NWT-Einheit
Brücken (projektartig) bauen Gruppen
zu je maximal 3 Teilnehmern Brücken
und brückenähnliche Gebilde.
Am besten geeignet sind 10Cent-Münzen. Es werden sehr
viele (bis 100 je Gruppe) benötigt. Schnell finden die Teilnehmer
Strategien, um Brücken zu bauen und möglichst große Stre-
cken ohne Pfeiler zu überwinden. Wichtig ist eine stabile er-
schütterungsfreie Unterlage (z.B. Fensterbänke).
Papierflieger-Special
Die Faszination der Papierflieger besteht in ihrer Einfachheit: Für
den Bau bedarf es eines Blattes Papier, sonst nichts. Kein Kleber,
keine Schere und schon gar keine aufwendigeren Werkstoffe.
Im Papierflieger-Special gibt es Informationen z.B. zu Luft-
fahrtberufen oder zur Flugphysik. Die Experimente laden ein
zum Ausprobieren und Nachmachen!
KoNTAKT:
IHK Ulm
Sandra Rau
Projektleitung
Faszination Technik I Bildungsmesse
Olgastr. 97-101
89073 Ulm
Telefon: 07 31 / 173-109
Telefax: 07 31 / 173-5109
E-Mail: [email protected]
www.tecnopedia.de
46
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Kooperationsprojekt der Kirbachschule und des Lichtenstern-Gymnasiums zur Förderung der „Technischen Bildung“ mit Partnern aus der Wirtschaft und den Hochschulen.
Grundgedanken: Kinder sind von Natur aus neugierig. Diese kind-
liche Neugier wollen wir fördern. Der kindliche Forschergeist soll
Fragen stellen und selber entdecken können, wie die Welt funk-
tioniert. Begeisterte, neugierige Jungtechniker sind vielleicht die
großen Erfinder von morgen. Unser Land braucht diesen Geist.
Umsetzung: Die Grundschüler der Klassen 3 und 4 arbeiten
intensiv in einem von 12 Workshops. Die Workshops wurden
von Firmen, Hochschulen, der Hauptschule und dem Lichten-
stern-Gymnasium angeboten. Gemeinsam wurde gearbeitet,
experimentiert, entdeckt und geforscht.
Technische Bildung mit außerschulischen Partnern an der Kirbachschule Sachsenheim-Hohenhaslach
> Schüler gesamt: 300> Schule im Jugendbegleiter-
Programm seit 2006
> Kooperation mit …– PH Ludwigsburg– Südwest Metall– BBQ Heilbronn– Technische Hochschule Heilbronn– Faszination Technik e.V.– Örtlichen Weingärtnern– Jugendbegleitern– Firma Fontanis Mineralbrunnen GmbH– Örtlichen Handwerksbetrieben– VR-Bank– Beratungsfirma MTO– Ausbildungsbetrieben (Bosch)– Wirtschaftsjunioren im Kreis Ludwigsburg
> Wettbewerbe: – „Starke Schule“ (Platz 4 – 2009)– „Die Durchstarter – Der Teamwettbewerb für Hauptschüler“ (Platz 2 - 2009)– Würth – Bildungspreis zur Förderung der ökonomischen Bildung (Platz 1 – 2007)– „Computer-Lotsen“
47
Workshop
Beim Strom
geht’s rund
Die Schüler lernen die wesentlichen Bauteile eines Strom-
kreises kennen.
Ausgehend vom einfachen Stromkreis, bei dem sie eine
Glühlampe ein- und ausschalten können, meistern sie auch
schwierigere Probleme wie beispielsweise eine Fußgänger-
ampel.
Workshop
Chemie macht
Spaß
1. Für die Experimente stellen die Schüler einen
eigenen Reagenzglasständer aus Gips her.
2. Sie versuchen 1-cent Münzen zu „versilbern“
und zu „vergolden“.
3. Sie weisen Inhaltsstoffe wie Stärke und Vita-
min C in verschiedenen Lebensmitteln nach.
Schüler des Lichtenstern-Gymnasiums haben mit ihren Lehrern vier Workshops gestaltet und umgesetzt. Die Hauptschüler waren an zwei Workshops beteiligt und waren Helfer und Ansprechpartner für alle Workshops.
Technik-Tag: Kirbachschule – Lichtenstern-Gymnasium
48
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Workshop
Ein Fahrrad
entsteht
An dieser Station sollen die Schülerinnen und Schüler zwei
Jugendfahrräder aus seinen einzelnen Bestandteilen unter An-
leitung zusammenbauen. Sie lernen den Umgang mit Werkzeug
und müssen dabei auf das korrekte Anzugsdrehmoment von
Schrauben achten.
Die Kinder lernen das Aufziehen eines Schlauchs sowie ei-
nes Mantels und können sich am Flicken eines Reifens versu-
chen. Sie vernieten eine Kette und stellen ein Schaltwerk ein.
Workshop
Roboter bauen und
programmieren
Mit Hilfe des Fischertechnik-Baukastens „Computing Starter“
sollen zwei Modelle gebaut und anschließend programmiert
werden: eine Fußgängerampel und ein Schweißroboter.
Workshop
Bau der
Kirbachrätsche
Die Hauptschüler beraten und helfen Grundschülern bei tech-
nischen Fragestellungen und Problemen.
Workshop
Programmierung
einer CNC-Fräs-
maschine und
Herstellung eines
„Solitär-Spiels“
49
Technische Bildung mit außerschulischen Partnern an der Kirbachschule Sachsenheim-Hohenhaslach
Kooperationsprojekt mit der Firma Robert Bosch GmbH zur Förderung der technischen Bildung in der Grundschule und der Berufswege-planung in der Hauptschule
Neugier auf Technik wecken und die Jugend fördern
Kernidee der Initiative
Erfahrungs- und handlungsorientiertes Lernen durch
technische Phänomene
Das Konzept richtet sich bewusst an Grundschulkinder im Alter
zwischen 7 und 10 Jahren. Das vorurteilsfreie Verhalten dieser
Kinder öffnet den Blick auf bisher unentdeckte Fähigkeiten und
Talente. Dies ermöglicht den beteiligten Lehrern als auch den
Ausbildern neue Beobachtungspunkte sowie Erkenntnisse, die
sie in einer reinen schulischen Veranstaltung nicht in diesem
Umfang erkennen könnten.
Die Ziele der Initiative sind,
> Projekt zur Förderung der technischen Bildung in der
Grundschule
> Zusätzliche Erfahrungsfelder sowohl für die Schüler, Lehrer
als auch für Auszubildende und Ausbilder des Industrie-
betriebs
> Fachliche Anleitung durch Auszubildende, Selbständigkeit
erhöhen
> Ausbildung von Schülern der 8.Klasse zu technischen Multi-
plikatoren
> Förderung der Ausbildungsreife bei Hauptschülern
> Entwicklung neuer Lehr und Lernkonzepte für den Grund-
schulbereich
50
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Durchführung und Beschreibung der Initiative
Die Kooperation wird seit einigen Jahren zwischen der Aus-
bildungsabteilung der Robert Bosch GmbH in Stuttgart Feuer-
bach und der Kirbachschule in Sachsenheim durchgeführt.
Technik ist ein bedeutender Bestandteil des Lebens und der
Kultur und hat einen hohen Stellenwert für die gesellschaft-
liche, kulturelle und wirtschaftliche Entwicklung. Technische
Bildung soll ein Bestandteil der Allgemeinbildung sein, weil er
Kompetenzen anbahnt, die zur Bewältigung technisch gepräg-
ter Lebenssituationen erforderlich sind. Sie schafft dadurch
wesentliche Voraussetzungen für persönliche Lebensgestal-
tung und gesellschaftliches Mitwirken.
In Gesprächen mit dem Kooperationspartner Robert Bosch
GmbH wird diese Problematik erörtert und Konzepte für ein
umfassendes Projekt für Schülerinnen und Schüler im Grund-
schulalter entwickelt. Die Projekte sind zeitlich begrenzt und
die Schüler sollen ein funktionierendes Gerät mit nach Hause
nehmen können. Unmittelbar zum Abschluss jedes Projekts
findet eine Reflexionsrunde statt.
Projektschritte:
Informationsphase: Hier lernen die Kinder die grundlegende
Eigenschaft des technischen Projekts kennen. In einem an-
schließenden Lückentext müssen zur Erfolgskontrolle Fach-
begriffe eingetragen werden. Bereits in dieser frühen Projekt-
phase übertragen die Kinder gelernten schulischen Unterrichts-
stoff auf eine anwendungsorientierte, praxisnahe Lernsituation.
Planungsphase: Sicherer Umgang mit den Werkzeugen und
Vermeidung von Verletzungen stehen hier im Vordergrund. In
dieser Phase wird den Kindern verdeutlicht, wie wichtig es ist,
konzentriert und verantwortungsbewusst zu arbeiten.
Durchführung: Die Kinder lernen mit Besuch der Fachräume
in der Schule ein neues schulisches Umfeld kennen, das in
der Regel von den höheren Klassenstufen genutzt wird. Die
Praxis phase wird wesentlich unterstützt von Hauptschülern
der 8. Klassenstufe. Sie werden nachstehend als technische
Multiplikatoren bezeichnet. Die Multiplikatoren waren zuvor
für eine Woche zu einem Praktikum im Ausbildungsbetrieb der
Firma Bosch in Stuttgart Feuerbach.
Fertigung eines Durchgangsprüfers
Durchführungsschritte:
1. Informationen zum Durchgangsprüfer
Durch die praktische Anwendung wird die Motivation zu
diesem technischen Objekt geweckt – Zielbeschreibung
2. Werkzeugliste
Die Schüler erarbeiten sich Informationen zu den Werkzeu-
gen (Funktion, Handhabung) und bekommen Sicherheits-
hinweise (Unfallverhütung)
3. Bauteile werden benannt und zugeordnet
Bauteile werden in Bezug zum Schaltplan und der Stückliste
gebracht
4. Vorbereitung der Platine (Reduzierung auf eine Ebene mit der
„Reißnageltechnik – methodischer Zwischenschritt zur Platine)
5. Lötübungen am technischen Objekt unter Sicherheits-
aspekten (Einsatz der Mentoren und der Auszubildenden)
6. Bestücken der Platine
Strukturiertes Arbeiten anhand der Aufbauanleitung
7. Funktionsprüfung nach Prüfblatt
8. Inbetriebnahme
9. Versuchsreihe
Experimentelles Arbeiten über eine Versuchsreihe
10. Rückmeldung – Evaluierung
Rückmeldebogen
Blitzlicht
Gespräch über das Projekt
51
Technische Bildung mit außerschulischen Partnern an der Kirbachschule Sachsenheim-Hohenhaslach
Einbettung in die
Berufswegeplanung –
Einbindung in das Schulprofil
Ausgehend von der Situation und
Persönlichkeit der Schülerinnen und
Schüler haben wir Wege und Partner
gesucht, mit denen wir das Ziel der
Verbesserung der Ausbildungsreife
und die Steigerung der Chancen auf
dem Arbeitsmarkt verwirklichen kön-
nen. Vielfältige Aktivitäten kennzeich-
nen diesen Prozess. Sie sind lang-
fristig angelegt und fester Bestandteil
des Schulprofils der Kirbachschule.
> Projekte mit unserer Partnerfirma Robert Bosch GmbH
> Mädchen lernen einen Industriebetrieb kennen.
> Mädchentage zur Berufswahl
> Förderung der Schülerpersönlichkeiten durch eigenver-
antwortliches Lernen in unserer Schüler-Lernwerkstatt –
jahrgangsübergreifendes Lernen in Themeneinheiten
> Schülerweinberg – Bearbeiten unseres Schulweinbergs –
Kooperation mit den örtlichen Weingärtnern
> Schülerfirma KIS – Vermarktung der Produkte aus dem
Weinberg
> „Stufen zum Erfolg“ – Projekt mit den Wirtschaftsjunioren
Ludwigsburg
> Förderung von selbständigem Lernen und Übernahme
von Verantwortung
> Begleitung beim Übergangsmanagement, intern durch
Lehrkräfte, extern durch „ASS – Arbeit statt Stütze“
> Runder Tisch mit den örtlichen Partnern und der Stadt
Sachsenheim (Bürgermeister)
> Teilnahme an Wettbewerben – „Computer-Lotsen“, „Würth-
Bildungspreis zur Förderung der ökonomischen Bildung“
> Kooperation mit örtlichen Partnern – Handwerksbetrieben,
Weingärtner
> „Verantwortungslernen“
– Hauptschüler bereiten Sprachförderung für Grundschüler
vor und führen sie durch
– Sport- und Tanzangebote von älteren Schülern für jüngere
Schüler
> Weinberghaus – wir lernen Berufe kennen, die zum Bau
eines Weinberghauses notwendig sind
> Sozialprojekte – Kooperation mit einer Schule für Geistes-
behinderte
> „Fit am Pc“ – Bewerbungen, Online-Bewerbungen, Präsen-
tation, Multimedia, Moodle
> Präsentationsübungen in zwei Lernwerkstätten (Klasse 5/6
und Klassen 7/8/9)
> Einbindung von Jugendbegleitern
> Ganztagsschulkonzept
KoNTAKT:
Grund- und Hauptschule mit Werkrealschule
Klingenstr.35
74343 Sachsenheim-Hohenhaslach
Telefon: 0 71 47 / 921 07-0
Telefax: 0 71 47 / 921 07-30
E-Mail: [email protected]
www.ksh.lb.schule-bw.de
52
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
> Schulart: Grund- und Werkrealschule
> Schülerzahl: ca. 450
> Anzahl der teilnehmenden Schüler: 20 Schülerinnen und Schüler
> Besonderheiten: – Schule im sozialen Brennpunkt– Schülerinnen und Schüler aus
über 20 verschiedenen Nationen
> Kooperationen im Bereich Technik mit …– der Firma b.i.g.– der Jugend- und Kunstschule Karlsruhe– Studenten der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe, die als Jugendbegleiter fungieren
> Schule im Jugendbegleiter-Programm seit 2006
Die Gutenbergschule hat sich zur Aufgabe gemacht ein tragfähiges Konzept zu entwi-ckeln, um die Schülerinnen und Schüler bis in den Nachmittag zu beschulen und zu be-treuen, und Eltern die Möglichkeit zu geben, Familie und Beruf aktiv leben zu können.
Seit September 2007 ist die Gutenbergschule eine offene
Ganztagsschule, die immer bedacht ist, ein wohlrhythmisiertes
Umfeld zu schaffen. Im Nachmittagsbereich stehen sportliche,
künstlerische und handwerkliche Angebote neben Hausauf-
gabenbetreuung, Lernzeiten und Mittagessen.
Dem Jugendbegleiter-Programm kommt dabei eine zentrale
Bedeutung zu.
Von der Schulbank zur Werkbank Gutenbergschule Karlsruhe
53
In der Säule Qualifizierung werden individuelle Neigungen ge-
fördert. Hier findet das Jugendbegleiter-Programm seinen Wir-
kungsbereich.
Sportliche Neigungen werden insbesondere durch die Inliner-
AG, Schulmannschaften „Fußball“, Projekt „Wilde Spiele“, Judo
und Gorodki gefördert.
Musische Begabungen finden ihren Ausdruck im Schul-
orchester, Schulchor, musischer Einzelförderung oder der
Schulband.
Handwerkliches Geschick und künstlerisches Herangehen
wird in den Projekten „Von der Schulbank zur Werkbank“, „Trick-
film; Mangas, eine japanische Ausdrucksform“ und „Die Eisen-
bahn; Modellbau ohne Grenzen“ geschult.
Am Beispiel des Projekts: Von der Schulbank zur Werkbank
unter der Leitung von Denise Herrmann möchten wir exempla-
risch Einblicke in die Arbeit von Jugendbegleitern geben.
Das Projekt
Die Rahmenbedingungen
Das Projekt startete mit acht Schülerinnen und Schülern aus
den Jahrgängen der Klasse 5, 6 und 7. Die Vorkenntnisse wa-
ren gemäß ihres Altersunterschieds heterogen. Eine Zeitstunde
stand den Schülerinnen und Schülern in jeder Woche zur Ver-
fügung.
Qualifizierung
– Berufsfindungs-begleitung
– Ziel mittlerer Bidungsabschluss
– Förderung indivi-dueller Neigungen
Aktive Schule
– Klassenfahrten
– Exkursionen
Beispiel: Waldklassenzimmer, Drogenberatung, Jugendgericht, Ge-wässererkundung …
Miteinander Leben
– Schulsozialarbeit
– Kooperationen
– Soziales Lernen
Unser Leitbild: „Miteinander Leben“
Das pädagogische SchulhausG U T E N B E R G S c H U L E
Miteinander leben
54
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Die Idee
Nach anstrengendem Schulvormittag und anschließenden
Hausaufgaben sollte der Fokus auf handwerkliche Tätigkeiten
gerichtet werden. Ein Werkstück musste gefunden werden,
dass wenig Zeit in Anspruch nahm, unterschiedliche Kennt-
nisstände im Bereich des Umgangs mit den Werkzeugen und
den Materialien berücksichtigt.
Werkstoff Holz lässt sich gut verarbeiten und montieren.
Die Wahl fiel auf einen Notiz- und Stifte-LKW.
Dieser ermöglichte allen Rahmenbedingungen gerecht zu
werden. Darüber hinaus konnten die Grundtechniken des Ar-
beitens mit Holz erworben oder vertieft werden.
Die Phasen
Die Grundlage eines jeden Arbeitens in einem Fachraum erfor-
dert eine gründliche Einweisung in die Fachräume und deren
Sicherheitsbestimmungen.
Danach erfolgte eine Anfertigung der individuellen Skizze
mit einer Material- und Stückliste. Das darauf folgende Mal
wurde der örtliche Baumarkt erkundet und Materialien gemäß
den Aufzeichnungen eingekauft.
Beim nächsten Mal begannen die Arbeiten im Werkraum.
Anreißen und sägen standen im Vordergrund. Genaues Arbei-
ten zwang die Schüler zu Höchstleistungen. Praktische Mathe-
matik im Umgang mit dem Lineal und dem Anschlagwinkel
ließen uns schwitzen (Schüler und Jugendbegleiter).
Die Handhabung der Ständerbohrmaschine mit Bohrführer-
schein folgte nach dem Beenden der Sägearbeiten. Hier stand
die Sicherheit wieder im Zentrum.
Grundtechniken der Oberflächenbehandlung wurden erarbei-
tet. Schleifen mit verschiedenen Körnungen. Besonders schnelle
Schüler veredelten ihr Werkstück durch Beize und Acryllack.
Bei der Montage lernte die Projektgruppe den Umgang mit
Holzleim, Schraubzwingen und Schraubendreher.
Das Resumée
Durch die Vielschichtigkeit des Werkstücks und der Arbeits-
schritte konnte die Motivation der Schüler über den gesamten
55
Von der Schulbank zur Werkbank – Gutenbergschule Karlsruhe
Zeitraum hoch gehalten werden. Sie erwarben ein umfassen-
des Wissen über die Verarbeitung mit Holz. Das Werkstück ist
Zeugnis ihrer eigenen Leistung und erfüllte die Schülerinnen
und Schüler mit Stolz.
Die Leitung des Ganztagsbereichs legt großen Wert auf
kompetente und engagierte Jugendbegleiter. Die Nähe zur
Pädagogischen Hochschule Karlsruhe ermöglicht uns qualifi-
zierte und in pädagogischer Ausbildung stehende Studenten
für unsere Projekte zu gewinnen. Als Schule im sozialen Brenn-
punkt kann und darf die erzieherische Arbeit nicht in den Hin-
tergrund treten. Das Jugendbegleiter-Programm ermöglicht
uns die Einstellung optimaler Kräfte, die ihren Fokus auch auf
erzieherische Bereiche legen können.
Die Verbindung zwischen Studenten und Schule hat sym-
biotischen Charakter zum beiderseitigen Vorteil. Sie bekom-
men Grundlagen des Unterrichtens und Erziehens und können
diese mit der Theorie im Studium verbinden. Im Dschungel der
pädagogischen Theorien schlagen sie sich dann ihren eigenen
Weg frei. Fazit von Denise Herrmann, unserer aktiven Studen-
tin und Jugendbegleiterin in der Gutenbergschule im Bereich
Mittag essen, Lernzeit und Betreuerin des Projekts „Von der
Schulbank zur Werkbank“: „Jetzt habe ich ein dickeres Fell
und kann ins Referendariat gehen.“
KoNTAKT:
Gutenbergschule
Grund- und Werkrealschule
Goethestr. 34
76135 Karlsruhe
Telefon: 07 21 / 133-46 74
E-Mail: [email protected]
www.gutenbergschule-karlsruhe.de
Fotos: Gutenbergschule Karlsruhe
56
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
> Lehrer: 28> Schüler: 317> Klassen: 17> Schule im Jugendbegleiter-Programm seit Schuljahr 2008/2009
> Besonderheiten:– Grundschule mit bewegungserzieherischem Schwerpunkt– Computer AG– Koch AG– Bilderbuch AG– Flöten AG
– LRS Förderung– Computer– Netzwerk– KiTeC– Verlässliche Grundschule– Nachmittagsbetreuung– Mittagessen möglich
> Im Rahmen des Jugendbegleiter-Programms finden folgende Angebote statt:– Kitec – Pferde-Kurs– Kunst- AG– Hausaufgabenbetreuung
An der Grundschule am Tannenplatz wird KiTec seit zwei Jahren als Projekt der Wis-sensfabrik Deutschland e.V. in Zusammen-arbeit mit der Siemens-Stiftung umgesetzt, in dessen Verlauf die Kinder einen Werkzeug-
führerschein sowie Grundkenntnisse in unter-schiedlichen Technikbereichen erwerben.
Mit aus dem Alltag bekannten Werkzeugen und Materialien
können Dinge des täglichen Lebens gebaut werden. Die
Grundschule am Tannenplatz, Ulm: KiTec – Kinder entdecken Technik
57
Grundschulkinder arbeiten in Teams an verschiedenen Auf-
gabenstellungen aus den Bereichen der Bau-, Fahrzeug- und
Elektrotechnik.
Unsere Grundschullehrerinnen und Jugendbegleiter haben
an Schulungsveranstaltungen teilgenommen und den Umgang
mit dem Kistenset kennengelernt. Die Kurse und auch das an-
schließend den Schulen zur Verfügung gestellte Kistenset so-
wie das Ersetzen von Werkzeugen sind kostenlos. Die Firma
Wieland ist diesbezüglich unser Ansprechpartner. KiTec wird
an der Grundschule sowohl im Unterricht als auch in einer AG
im Rahmen des Jugendbegleiter-Programms eingesetzt. Die
Kitec-Einheiten sind in einem Lehrplan festgehalten und wer-
den entsprechend umgesetzt. Kinder, die an der AG teilgenom-
men haben, können im Klassenverband als „Techniker“ (Team-
leiter) eingesetzt werden.
KoNTAKT:
Grundschule am Tannenplatz
Wiblinger Ring 11
89079 Ulm
Telefon: 07 31/ 161 35 36
E-Mail: [email protected]
www.gatw.schule.ulm.de
Fotos: Grundschule
am Tannenplatz
58
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
24 Unternehmen, 41 Standorte, über 200 Bildungspartnerschaften, 11.000 erreichte Schüler
KiTec – Kinder entdecken Technik ist das erfolgreichste Mitmacher-Projekt der Wissensfabrik.
Die Situation
Warum fällt der Eiffelturm nicht um, wenn ein Sturm kommt?
Was macht eine Brücke so stabil, dass sogar schwere Last-
wagen darüber fahren können? Wie funktioniert die Lenkung
im Auto? Fragen über Fragen, scheinbar zusammenhanglos
gestellt und endlos in der Themenvielfalt, lassen erahnen, wie
sehr sich Kinder mit ihrer Umwelt beschäftigen. Sie wollen
wissen, ausprobieren, entdecken, auseinandernehmen und
zusammensetzen. Dieses Interesse ist der Motor für erfolg-
reiches Lernen.
Das Projekt
Mit „KiTec – Kinder entdecken Technik“ möchte die Wissens-
fabrik den Wissensdurst und den Forscherdrang der Kinder
unterstützen. Dazu wurden vom Transferzentrum für Neuro-
wissenschaften und Lernen (ZNL) in Ulm zusammen mit einem
Lehrstuhl für Technik und Didaktik eigens KiTec- Kisten mit
diversen Werkzeugen und Materialien entwickelt und können
problemlos in jedem Klassenzimmer eingesetzt werden. Nach
dem Prinzip der strukturierten Offenheit arbeiten die Kinder in
Teams an verschiedenen Aufgabenstellungen aus den Berei-
chen der Bau-, Fahrzeug- und Elektrotechnik.
Vorher machen sie sich mit dem Inhalt der Kisten vertraut
und erwerben einen „Werkzeugführerschein“.
59
Grundschule am Tannenplatz, Ulm: KiTec – Kinder entdecken Technik
Ablauf
> Ein Unternehmen schließt mit Grundschulen in seiner Region
eine Kooperationsvereinbarung über eine Bildungspartner-
schaft ab.
> Der Projektverantwortliche des Unternehmens besucht eine
dreitägige Multiplikatorenschulung , die von unseren wissen-
schaftlichen Kooperationspartnern organisiert wird.
> Die Partner-Grundschulen erhalten KiTec-Kisten mit Werk-
zeugen und Materialien im Klassensatz sowie ein Lehrer-
Handbuch.
> In einer Schulung bereitet der Projektverantwortliche die
Grundschullehrkräfte darauf vor, das KiTec-Projekt im Unter-
richt umzusetzen.
> Ziel ist es, dass Technik zum festen Bestandteil des Sach-
unterrichts an den Grundschulen wird.
> Nach etwa sechs Monaten bietet das Unternehmen den
Grundschulen an, Ergebnisse und Erfahrungen aus dem
Projekt in einer Veranstaltung zu präsentieren. Zusätzlich
erfolgt eine wissenschaftliche Evaluation.
Die Wissensfabrik weckt frühzeitig Interesse für
Technik – mehr Wissen, mehr Können, mehr Zukunft.
Quelle: www.wissensfabrik-deutschland.de
KoNTAKT:
Wissensfabrik – Unternehmen für Deutschland e.V.
Geschäftsstelle:
4. Gartenweg 4b, Gebäude Z17
67063 Ludwigshafen
Telefon: 06 21 / 604 07 94
E-Mail: [email protected]
www.wissensfabrik-deutschland.de
Fotos: KiTec – Kinder entdecken Technik
Ausgangspunkt ist die Geschichte von der KiTec-Insel: sie
entführt in eine Fantasiewelt, in der die Kinder auf technische
Herausforderungen stoßen, die es zu bewältigen gilt. Dabei
werden sie ermuntert, ausgetretene Pfade zu verlassen, eigene
Ideen zu verfolgen und Materialien vielfältig einzusetzen – im-
mer auf der Suche nach der besten Lösung. Jedes Kind besitzt
ein eigenes Forschertagebuch, in dem alle Arbeitsschritte do-
kumentiert und die Ergebnisse festgehalten werden. In Klein-
gruppen werden sowohl Teamarbeit als auch selbstständiges
Arbeiten und die Übernahme von Verantwortung geübt. So fällt
es leichter, ein positives Bewusstsein für die eigenen techni-
schen Fähigkeiten zu entwickeln und die eigene Kreativität zu
entdecken.
Das aus dem Alltag bekannte Werkzeug und Material sowie
der schnell sichtbare Erfolg ihrer Bautätigkeit sorgen dafür,
dass die Kinder mit Begeisterung an ihren Aufgaben arbeiten.
Bauen, Tüfteln und Entdecken werden zu festen Bestandtei-
len ihres Spiel- und Lebensalltags. Und ganz nebenbei erwer-
ben sie Grundkenntnisse in den unterschiedlichen Technik-
bereichen. Die Arbeit mit der Technikkiste macht so aus neu-
gierigen Kindern Techniker und Ingenieure von morgen.
Das Projekt ist im Herbst 2007 gestartet.
60
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
> Schülerzahl: 819> Klassen: 37> Lehrkräfte: 70
> Sprachen:1. Fremdsprache:
Englisch (bilingualer Zug)2. Fremdsprache:
Französisch oder Latein3. Fremdsprache:
Spanisch oder Russisch
> Partner-Schule für Europa seit 2008
> Versuchsschule für das Fach Wirtschaft
> Bildungspartnerschaften mit der HS Esslingen und sieben Firmen der Region im Rahmen der Schüler-Ingenieur-Akademie (SIA)
> Schule im Jugendbegleiter-Programm seit 2008
Am Hohenstaufen-Gymnasium in Göppin-gen – kurz „HoGy“ – wird die Sporthalle frei-tags von Indoor-Hubschraubern beherrscht, denn „Helifliegen“ wird dort im Rahmen des baden-württembergischen Jugendbegleiter-
Programms als freiwilliges Betreuungsange-bot durchgeführt.
Gestartet ist das Projekt im oktober 2008. Insgesamt
siebzehn Schüler zwischen 11 und 13 Jahren hatten sich am
Überflieger am Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen Hubschrauberfliegen in der Schule
61
schwarzen Brett als Interessenten für eine Hallenflug AG ein-
getragen und zwölf von ihnen waren zum Starttermin dann
auch erschienen. Eigene Flugmodelle hatten sie allerdings
nicht dabei und Modellflugerfahrung brachten nur zwei der
Schüler mit. Zum Glück hatte Ikarus Modellsport auf Anfrage
zwei Koax-Helis für die geplante Hallenflug AG gestiftet. Mit
denen sollten jetzt zehn Schüler das "wahre Fliegen" erlernen.
„Kein Problem!“, brüsteten sich einige der Einsteiger, „Spiel-
zeughelis fliegen kann doch jeder!“ Doch weit gefehlt – auch
die oft als „Spielzeug“ betrachteten Koax-Helis wollen erst
einmal gemeistert werden und eignen sich dabei wunderbar
zum Erlernen und Trainieren der erforderlichen Steuergriffe
beim Helifliegen. Dass dem auch wirklich so ist, haben inzwi-
schen schon drei der HoGy-Flugschüler bewiesen: Sie fliegen
inzwischen „richtige“ Modellhelis – nämlich pitch-gesteuerte
Modelle 450er-Klasse! Aus Sicherheitsgründen jedoch nicht
im Rahmen der Hallenflug AG, sondern in ihrer Freizeit. In der
Halle haben wir uns freiwillig auf maximal 500 Gramm Abflug-
gewicht beschränkt und dieses wird bisher nur von einem Twis-
ter SkyLift ausgenutzt.
Aller Anfang ist schwer
Da zunächst zwei Fluglehrer zur Verfügung standen, reichten
die beiden gesponserten Ikarus Koax-Helis zum konzentrier-
ten Training vollkommen aus. Lediglich die Anzahl der Akkus
setzte hierbei Grenzen. Erfreulicherweise konnte die Schul-
leitung unterstützen, indem sie die Anschaffung von zusätz-
lichen Akkus und Ersatzteilen finanzierte.
Nach und nach engagierten sich weitere Modellflieger bei
der Hallenflug AG und so konnten die Flugschüler in drei klei-
nere Gruppen aufgeteilt werden, nämlich zwei „Basic Teams“
und ein „Advanced Team“. Während die Einsteiger nach wie
vor grundlegende Manöver mit den beiden Schulungshelis
trainierten, verwendete die Fortgeschrittenen-Gruppe auch
andere Helis, die von befreundeten Modellpiloten zur Verfü-
gung gestellt wurden. Ein perfekter Motivationsschub für die
jungen Piloten!
Bei allen Nachwuchspiloten bestand das ehrgeizige Ziel
nun darin, den Koax-Heli bis Weihnachten perfekt zu beherr-
schen, denn ein eigener Heli stand nun ganz oben auf dem
Wunschzettel. Im neuen Jahr brachte dann fast jeder Teilneh-
62
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
an Ideen mangelt es den ehrenamtlichen Fluglehrern dabei
nicht. Während in einer Ecke das bekannte Graupner-Office-
Cup Equipment aufgebaut wird, bereitet ein anderer Modell-
flieger eine Power Point Präsentation zum Thema „richtiger
Umgang mit Lipo-Akkus“ vor - eine perfekte Mischung aus
Profis, Fortgeschrittenen und Nachwuchs.
Debüt beim „Tag der offenen Tür“
Der Wunsch unserer Schulleiterin, eine Flugschau für den ge-
planten „Tag der offenen Tür“ zu organisieren, war ein weite-
rer Ansporn für die Piloten der Hallenflug AG. Doch zunächst
einmal mussten sich die Piloten dafür qualifizieren. Zu den
dabei geforderten Aufgaben gehörten beispielsweise präzise
Punktlandungen oder auch das Aufnehmen und Absetzten
von Außenlasten. Alles gar nicht so einfach - auch nicht mit
Koax-Helis!
Unser eigentliches Flugprogramm sah wie folgt aus: Wäh-
rend unser Außenlast-Spezialist Jonathan mit seiner Micro 47G
die Pylonen aus dem Office Cup Spiel von einem Landeplatz
zum anderen umsetzte, sorgten drei weitere Helis für Dynamik,
indem sie darüber schöne, weite Kreise flogen. Quasi als „Sah-
nehäubchen“ wurden die dabei eingesetzten Helis von den
Schülern mit selbstgelöteten LED-Beleuchtungen ausgestattet.
mer der HoGy Hallenflug AG seinen eigenen Heli
mit – und damit konnte es dann richtig losgehen!
Das Piloten-Briefing mit Frequenzabsprache und
die Einteilung von Flugsektoren ist seitdem obliga-
torisch. Die Hallenflug AG war so richtig in Fahrt
gekommen!
Mehr „Lehrer“ als Schüler
Auch an freiwilligen „Fluglehrern“ mangelt es der
HoGy-Hallenflug AG inzwischen nicht mehr und
der Deal sieht so aus: Wer dazu bereit ist, den
Flugschülern etwas beizubringen, darf zwischen-
durch auch mal sein eigenes Flugmodell in der
Halle (vor-)fliegen. Dieses Konzept kommt an und
Da es beim Training doch hin und wieder zu „Crashs“ gekom-
men war, stand während der offiziellen Flugschau dann eine
Twister SkyLift für den „Notfall“ bereit. Dieser Tandem-Koax-
heli sollte im Falle eines Absturzes sofort starten und die Zu-
schauer durch seine imposante Größe vom Geschehen ablen-
ken, während unten die Trümmer weggeräumt würden. Um
die Spannung weiter zu erhöhen, kündigten sich zum Tag der
offenen Tür zwei Damen eines wissenschaftlichen Instituts an,
um die Vorführung der Hallenflug AG im Rahmen des Jugend-
begleiter-Programms mit der Videokamera zu dokumentieren.
Endlich war es dann soweit. Während die anderen AGs am
Morgen des Events noch kräftig trainierten, waren die einge-
teilten Piloten der Hallenflug AG damit beschäftigt, ihre He-
lis zu checken und Akkus zu laden. Weiteres Training schien
nicht erforderlich und hätte nur die Modelle gefährdet. Als es
dann endlich losging, klappte wirklich alles „wie am Schnür-
chen“. Die beleuchteten Mini-Helis schwirrten durch die Halle
63
Überflieger am Hohenstaufen-Gymnasium in Göppingen – Hubschrauberfliegen in der Schule
und begeisterten Jung und Alt. Der bereitstehende SkyLift
musste nicht zum „Rettungseinsatz“ starten, sondern drehte
lediglich eine Ehrenrunde zum Abschluss der Flugschau. Aus
den ehemaligen Flugschülern waren routinierte Modellpiloten
geworden!
Nicht ganz unerwartet haben inzwischen auch zwei Schüler
der 7. Klasse das Thema „Hubschrauber“ für ihre GFS („Gleich-
wertige Feststellung von Schülerleistungen“) gewählt. Diese Art
des Leistungsnachweises ist neu im Schulsystem und besteht
beispielsweise im Fach Physik aus einem Fachvortrag mit einer
praktischen Vorführung – im Physiksaal des HoGy hoverte da-
bei ein Mikroheli und in diesem Fall gab es die Note 1 für das
„wahre Fliegen“!
Fotos: Hubschrauberfliegen
in der Schule
KoNTAKT:
Hohenstaufen-Gymnasium
Hohenstaufenstraße 39
73033 Göppingen
Telefon: 0 71 61 / 96 29 60
Telefax: 0 71 61 / 96 29 627
E-Mail: [email protected]
www.hogy-gp.de
64
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
> Verbundschule mit– einer 2-zügigen
Grundschule (teilgebundene GTS)
– einer 1-zügigen Hauptschule (gebundene GTS)
– einer 2 bis 3-zügigen Realschule> Anzahl Schüler: 594> Lehrkräfte und schulische Mitarbeiter: 54> Schule im Jugendbegleiter-Programm seit 2006 32 Jugendbegleiter (Schuljahr 2010/2011)> Profile:
– Technisches Profil– Integratives Konzept der persönlichkeitsbildenden und berufsvorbereitenden Maßnahmen– Sport– Musik
> Kooperationen mit …– BBQ – HWK Karlsruhe– IHK – Kommunale Wirtschaft– DGB – DLRG– AfA – Turnverein u.v.m.
Wettbewerbe: – BoriS-Berufswahlsiegel 2009– 2009: 3. Landessieger „Starke Schule“ (Deutschlands beste Schulen, die zur Ausbildungsreife führen)– 2001: 5. Bundessieger „Starke Schule“– 1999: 5. Bundessieger „Starke Schule“
Wenn sich eine Gesellschaft verändert, darf sich Schule nicht abschotten und dem Pro-zess des Wandels verschließen. Das System Schule darf keine Insel in der sich wandeln-den Gesellschaft sein. Sie ist vielmehr – ob
sie es will oder nicht – ein Spiegelbild der-selben.
Die Aufgabe von Schule ist es dann, im Interesse ihrer Schüler
und in der Verantwortung für die Gesellschaft aktiv und er-
Technische Bildung an der Ganztagsschule der Ludwig-Uhland-Schule Birkenfeld
65
zieherisch wirksam in diesen Prozess
der Veränderung einzugreifen. Verän-
derung im Sinne von Schulentwick-
lung und Profilbildung kann nicht nur
intern, sondern muss auch nach au-
ßen gerichtet erfolgen und ein nach
außen wirksamer Vorgang sein.
Das Konzept der Technischen Bil-
dung ist ein Beispiel für die Öffnung
von Schule in das gesellschaftliche
Umfeld hinein.
Konstruieren mit
Lego-Technik (rechts)
Elektrotechnik (oben)
Löten einer
Schaltung (oben)
Ein Erstklässler
beim Herstellen
eines Namens-
schilds (rechts)
66
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Das Einzugsgebiet der Ludwig-Uhland-Schule (LUS) ist ge-
kennzeichnet durch eine ausdifferenzierte, mittelständische
Wirtschaft. Die Relation 10.500 Einwohner bei ca. 5.000 Ar-
beitsplätzen ist ein Indiz für die Stärke der kommunalen Wirt-
schaft. Die größeren Handwerks- und Industriebetriebe sind
stark exportorientiert. Aufgrund der wirtschaftlichen Ausrich-
tung (technologisch- und exportorientierte Unternehmen) ist
das Anforderungsniveau der Birkenfelder Betriebe bezogen
auf potentielle Auszubildende sehr hoch. So werden gerade
im gewerblich-technischen Bereich hohe Erwartungen bezüg-
lich Mathematik-, Deutsch-, Fremdsprachen- und IT-Kennt-
nisse an die zukünftigen Auszubildenden gestellt. Aber auch
technisches Verständnis, technisch-naturwissenschaftliches
Wissen und Interesse am Lösen technischer Probleme sind
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Berufswahl.
Die Wurzeln der Birkenfelder Ganztagsschul-Konzeption mit
Schwerpunkt Technische Bildung liegen in den 90er Jahren
des letzten Jahrhunderts. Im Rahmen der verstärkten Koopera-
tion mit der regionalen Wirtschaft wurden der Ludwig-Uhland-
Schule immer stärker der Bedarf und die steigenden Anforde-
rungen an Auszubildenden im gewerblich-technischen Bereich
rückgemeldet. Die wirtschaftliche Umstrukturierung der gesam-
ten Region Nördlicher Schwarzwald verstärkte diesen Trend
hin zu hochqualifizierten Facharbeitern im industriellen und
handwerklichen Bereich.
Im Rahmen der zu planenden Ganztagsschule ergab sich
2003/2004 für die Schulleitung der Ludwig-Uhland-Schule die
Notwendigkeit ein spezifisches Profil zu entwickeln. Seitens
der Schule wurde die Entscheidung getroffen, eine Ganztags-
schule mit Technischer Hauptschule aufzubauen.
WAG-Technik3 WStd/1 Schulhalbjahr
■ Metall
Evtl. kurze Wiederholung:
Theorie: Halbzeuge, Metalle und deren Eigenschaften
kennen lernen
Einführung
Technische Zeichnung am PC
Einfache Arbeitstechniken
der Oberflächenbehandlung und des Sägens,
Bohrens, Fräsens, Treiben
Produkt: Kerzenständer, …
■ Informatik
Techn. Zeichnen, Word, Einführung PC, Grundlagen,
Hardware, Tastatur, Desktop
Wechsel mit WAG-HTW
GTS-Technik 1/22 WStd/2x1 Schulhalbjahr
■ Projekt
„Weihnachtsmarkt“ in beiden Gruppen im 1. Hj
(Marktanalyse, Kostenermittlung, Produktentwicklung,
Produkterstellung, Werbung, Verkauf)
ev. aus Holz oder Metall
■ Holz
Techniken der Verbindungen
Holzleim, Nagel, Schraube, Zapfen, Dübel, Nut und Feder,
Produkt:
Bau einfacher Fluggeräte
Rennwagen mit Gummimotor, Flugzeug/Schiff mit
Antriebstechnik
in beiden Gruppen im 2. Hj
Alternative:
Produkt:
Theater, Schulhausgestaltung, Schulmöbelbau
(Barbecue-Garnitur)
GTS-Technik 3/42 WStd/2x1 Schulhalbjahr
■ Elektronik
Einführung Cosy: Steuern und regeln,
Steuern von Geräten und Maschinen, mit dem PC
steuern
Technische Zeichnung am PC
in Verbindung mit Cosy
Einfaches Produkt: Namensschild aus Kunststoff,
Holz, Mühlespiel aus Holz ev. von Hand fertigstellen
■ Mechanik
Evtl. kurze Wiederholung Knex, Lego-Technik
Ordnungssysteme kennen lernen
1. freies Arbeiten,
2. Arbeiten nach Bauplänen,
3. freies Arbeiten und Erstellen von einfachen
Bauplänen
4. Arbeiten nach Bauplänen des Mitschülers
TEcHNIK-cURRIcULUM KLASSE 7
1. H
alb
jahr
2. H
alb
jahr
67
Technische Bildung an der Ganztagsschule der Ludwig-Uhland-Schule Birkenfeld
NWE – Technolino (GS)/WRS – Profil (HS)
GTS-Technik (Wahl/Pflicht)2 Wochstd.
Wechsel zum Halbjahr
GTS-Technik (Pflicht)2 Wochstd.
Themenwechsel zum Halbjahr
WAG3 Wochstd.
im Wechsel mit HTWKlasse
Naturwissenschaftliches
Experimentieren
Naturwissenschaftliches
Experimentieren
Naturwissenschaftliches
Experimentieren
Naturwissenschaftliches
Experimentieren
Holz Mechanik
Holz Mechanik
Holz Mechanik
Holz Mechanik
Ton/Kunststoffe Mechanik
Holz/Elektronik (Vorb. Weihnachtsmarkt)
Mechanik
2. Hj Holz 2. Hj Mechanik
div. Materialien Mechanik
Serienfertigung Metall
1. Hj Alle Weihnachtsmarkt +
Verkaufstraining
1a
2a
3a
4a
Natur und Technik
Natur und Technik
In der Berufsfachschule
Informatik
Elektronik
Informatik
Cosy – Arbeiten mit Holz
In Planung
Holz
Metall
Metall
Elektronik
Elektronik
In Planung In Planung
5a
6a
7a
8a
9a
10a
cURRIcULUM TEcHNIScHE BILDUNG – GRUND- UND HAUPTScHULE/WERKREALScHULE – ScHULJAHR 2010/2011
68
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Hierbei wurde aus folgenden handlungsleitenden Intentionen
eine Konzeption der Technischen Bildung an der Ludwig-
Uhland-Schule entwickelt:
> Das Wecken und Fördern des Interesses am Bereich Tech-
nik bei Jungs und Mädchen.
> Das spielerische Einüben in naturwissenschaftlich-techni-
sches Denken.
> Die Förderung der Feinmotorik ab der Grundschule.
> Die Ausbildung technischer Fertigkeiten bei Kindern und
Jugendlichen.
> Das Wecken des Interesses an naturwissenschaftlich-tech-
nischen Berufen.
> Die optimale Vorbereitung der Schulabgänger auf das Berufs-
leben.
> Die Schaffung eines Standortvorteils für die Absolventen
der LUS.
> Die Erhöhung des Fähigkeits- und Fertigkeitsprofils unserer
Schüler im technischen Bereich analog zu den Anforderun-
gen im ersten Ausbildungsjahr.
Die organisatorische und inhaltliche Struktur dieser Konzeption
der Technischen Bildung umfasst die Klassen 1 bis 9 und glie-
dert sich in zwei Teile: Grundschule und Hauptschule.
Die Arbeit in der Grundschule orientiert sich dabei an
folgenden Merkmalen:
> Pro Klassenstufe 2 Wochenstunden Technik.
> Technikunterricht in Kleingruppen mit höchstens 12 Schülern.
> Die Themenbereiche sind Holztechnik und Mechanik.
> Mechanik beinhaltet die Arbeit mit Baufix, Knex und Lego-
Technik.
> Die Arbeit in Mechanik gliedert sich vier Phasen.
– freies Arbeiten mit den Baukästen.
– Produktanfertigung nach ausgewiesenen technischen
Zeichnungen.
– freies Gestalten und anschließend Erstellen einer techni-
schen Zeichnung.
– Produktanfertigung nach der technischen Zeichnung von
Mitschülern.
69
Technische Bildung an der Ganztagsschule der Ludwig-Uhland-Schule Birkenfeld
Mit dieser Konzeption der Technischen Bildung leistet die
Ludwig-Uhland-Schule nicht nur einen Beitrag für die regi-
onale Wirtschaft. Da die LUS die einzige allgemeinbildende
Schule in Baden-Württemberg ist, welche den Gedanken der
Technischen Bildung konsequent von Klasse 1 bis Klasse 9
mit eigenen Bildungsplänen umsetzt, leistet sie gleichzeitig
einen Beitrag für die bildungspolitische Diskussion in Baden-
Württemberg.
KoNTAKT:
Grund- Haupt- und Realschule
Kirchgartenstr. 20
75217 Birkenfeld
Telefon: 0 72 31/ 48 52 01
Telefax: 0 72 31/ 47 20 54
E-Mail: [email protected]
www.lus-birkenfeld.de
Für die Arbeit in der Haupt-
schule gelten folgende Eck-
punkte:
> In den Klassen 5/6 pro Klas-
senstufe 2 Wochenstunden
Technik zusätzlich zu WAG.
> Ab der Klassenstufe 7 pro
Klassenstufe 2 Stunden
Technik als Pflichtbereich
und 2 Wochenstunden als
Wahl-Pflicht bereich.
> Die Themenbereiche sind
Holztechnik, Metalltechnik,
Mechanik, Statik, Elektro-
technik.
> Die Arbeitsphasen in Me-
chanik und Statik orientie-
ren sich an der Arbeitsweise
der Grundschule – variieren
jedoch je nach Thema und
Schwierigkeitsgrad.
70
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Die Jugendstiftung unterstützt Schulen bei der Durchführung
von Interview-Filmprojekten durch Information und Beratung bis
hin zur Begleitung durch einen Mitarbeiter der Jugendstiftung. Je
nach Umfang und Zeitaufwand entstehen für die Schule Kosten
in Höhe von 400 bis 500 Euro. Im Rahmen spezieller Förder-
programme können die Filmprojekte eventuell auch kostenfrei
angeboten werden.
Berufsbilder medial entdecken
Was macht eigentlich eine Ergotherapeutin? Und welche
Voraussetzungen muss ein Hörgeräteakustiker mitbringen?
Ist Metallbaupraktiker ein zukunftssicherer Beruf?
Solchen und anderen Fragen können Jugendliche auf den
Grund gehen, wenn sie ein Berufsbild-Projekt durchführen. Ihre
Aufgabe ist es, mit einer Vertreterin bzw. einem Vertreter eines
Berufs ein Interview zu führen, in dem sie all das fragen, was
sie über diesen Beruf, den Ausbildungsweg und die Zukunfts-
chancen wissen möchten. Am Ende steht auch hier wieder ein
Film, der mehr über den Beruf verrät.
Während die Jugendlichen das Interview vorbereiten, holen
sie weitere Berufsinformationen ein, informieren sich, welche
Ausbildungsplätze es in der Region gibt und setzen sich mit
der Bewerbungssituation in Rollenspielen auseinander. Die Be-
schäftigung mit verschiedenen Berufen, die nicht zu den zehn
meist gewählten Ausbildungsberufen gehören, sollen helfen,
Alternativen zu finden. Gleichzeitig haben die Jugendlichen die
Möglichkeit, Entscheidungskriterien zu erarbeiten und eigene
Kompetenzen besser einschätzen zu lernen.
Damit bietet der Berufsbild-Interviewfilm die Möglichkeit,
Jugendliche am Übergang von der Schule in den Beruf zu un-
terstützen. Sie erweitern dabei ihre Medien- und Sozialkom-
petenzen und gewinnen konkretere Vorstellungen vom Berufs-
alltag. Das Projekt ist insbesondere für Haupt- und Realschulen
ab Klasse 7/8 geeignet.
Angebote für Schulen
KoNTAKT:
Angelika Vogt
Jugendstiftung Baden-Württemberg
Schlossstraße 23
74372 Sersheim
Telefon: 07 11 / 835 09 52
Telefax: 07 11 / 835 09 49
E-Mail: [email protected]
71
Angebote für Schulen
Einbindung in die Plattform
Fit für den job im Jugendnetz
Baden-Württemberg
Im Jugendnetz gibt es seit dem Schuljahr 2010/2011 die Platt-
form Jobfit, die Orientierung und viele Tipps für den Übergang
von der Schule in den Beruf bietet.
Das neue Jugendportal der Jugendstiftung Baden-Württem-
berg wurde im Rahmen des Projekts KommLern! entwickelt,
das vom Land Baden-Württemberg und aus Mitteln des Euro-
päischen Sozialfonds gefördert wird.
Auf der Seite www.jobfit-bw.de finden Jugendliche sowohl
bewährte Bausteine des Jugendnetzes wie z.B. Informationen
zum Qualipass oder zur Bewerbung als auch neue Inhalte.
Das Kapitel „Hilfe und Überbrücker“ richtet sich an Jugendli-
chen, die nicht direkt einen Ausbildungsplatz gefunden haben
oder noch Zeit für die Berufsorientierung brauchen und zeigt
verschiedenste Möglichkeiten und Angebote auf. Dazu gehö-
ren das FSJ plus, bei dem der Realschulabschluss nachgeholt
werden kann, genauso wie die Einstiegsqualifizierung oder In-
formationen zu zweijährigen Ausbildungen. Neben kompakten
und gleichzeitig leicht verständlichen Informationen finden Ju-
gendlichen hier Adressen von Beratungsstellen und konkrete
Angebote vor Ort.
Besonders interessant ist der Schwerpunkt Technik & Wissen-
schaft. Neben Einblicken in die Jobwelt der MINT-Berufe gibt es
Experimente zum Nachmachen, den Science-Kalender und die
Reihe „Starke Frauen“. Experimentieren-bw stellt Technikan-
gebote, -werkstätten und Science-Häuser in Baden-Württem-
berg vor.
Im Jobfit-Magazin können Jugendliche selbst mitschreiben.
Neben Reportagen und Interviews gibt es auch Videoclips
über Berufe wie etwa das Berufsbildportrait Kosmetikerin von
Schülerinnen und Schüler der Gerbersruhschule in Wiesloch.
Aktuell erstellt die Jugendstiftung zusammen mit einer Klasse
der Pestalozzischule Ettlingen zwei weitere Porträts. Dabei
lernen die Jugendlichen nicht nur Berufsbilder und Ausbil-
dungswege kennen, sondern setzen sich auch mit der eigenen
Berufswahl auseinander und üben das Vorstellungsgespräch
vor der Videokamera.
Die Seite richtet sich an Jugendliche wie auch an Eltern,
Lehrkräfte und alle, die Jugendliche beim Übergang von der
Schule in den Beruf begleiten und unterstützen wollen.
KoNTAKT:
Birgit Schiffers
Jugendstiftung Baden-Württemberg
Schlossstraße 23
74372 Sersheim
Telefon: 0 70 42 / 83 17 32
E-Mail: [email protected]
72
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Redax – Das Redaktionssystem
Redax, das Redaktionssystem des Jugendnetzes Baden-
Württemberg, bietet Schüler- und Jugendgruppen die Mög-
lichkeit auf einfachem Wege eine eigene online-Zeitung
herauszugeben. Es bedarf dabei keinerlei Programmierkennt-
nisse. Mit ein paar Klicks lässt sich ein eigenes Magazin erstel-
len, das auf dem Server des Jugendnetzes verwaltet wird und
dort unter einer Subdomain magazinname.jnbw.de abrufbar ist.
Rollen und Rechte
Redax erlaubt es, einen echten Redaktionsalltag zu erleben.
Das System unterscheidet zwischen den Rollen Autor, Redak-
teur und Chefredakteur, die jeweils mit unterschiedlichen Rech-
ten ausgestattet sind. Der Autor darf beispielsweise Artikel er-
stellen und sie bei der Redaktion einreichen, der Redakteur
darf Artikel von Autoren bearbeiten und den Autoren Feedback
geben, der Chefredakteur koordiniert das gesamte Magazin,
d.h. er bestimmt die Magazingestaltung und entscheidet darü-
ber, welcher Artikel wann online gehen kann.
Layout
Für die Magazine stehen verschiedene Layouts (Skins) zur
Verfügung, aus denen sich die Jugendlichen eines aussuchen.
Diese Skins lassen sich in Schriftart, Schriftgröße und -farbe
nachgestalten. Alles nach dem Baukastenprinzip. Schnell sind
neue Rubriken angelegt oder interne Dokumente erstellt, wie
ein Impressum, ein Text über die Redaktion oder ein Hinweis,
wie man sich beteiligen kann. Und schon kann das Magazin
ans Netz gehen.
Einfache Artikelerstellung
Jeder angemeldete User des Jugendnetzes kann über sein
Login auf die Funktion „Artikel verfassen“ klicken und auf ein-
fachstem Wege einen Artikel erstellen und bei der Redaktion
einreichen. Wer Word oder ein anderes Textverarbeitungspro-
gramm beherrscht, kommt auch mit Redax zurecht. Bilder
können in jedweder Größe direkt von der Festplatte hochgela-
den werden und werden automatisch im Magazin in der richti-
gen Größe dargestellt. D.h. auch hier bedarf es keiner weiteren
Bildbearbeitungskenntnisse oder gar Software, um die Bilder
„web-tauglich“ zu bekommen.
Vernetzt
Der Clou: Die verschiedenen Magazine sind untereinander
vernetzt. Ein Autor kann seinen Artikel nur bei seinem Schul-
magazin einreichen oder auch bei jeder anderen an Redax an-
geschlossenen Redaktion. So können Artikel ausgetauscht
werden oder die Arbeiten verschiedener Redaktionen über Re-
dax koordiniert werden. Auf diese Weise entstehen schul- und
gegebenenfalls auch schulartenübergreifende Schüler- und Re-
daktionsnetzwerke.
73
Angebote für Schulen
Darstellung in der eigenen Website
Betreibt eine Schule oder ein Jugendhaus bereits eine eigene
Homepage und möchte die Artikel aus dem Magazin dort inte-
grieren, so geht das bequem per RSS- oder Atom-Feeds. Sie
wählt, wie viele Artikel sie jeweils anzeigen möchte, mit Bildern
oder ohne, nach einzelnen Rubriken sortiert oder jeweils die ak-
tuellsten Artikel aller Rubriken. Das Jugendhaus oder die Schule
gestaltet auch hier nach den eigenen Vorstellungen.
Beispielseiten für Redax-gestützte online-Magazine:
– f79.jnbw.de:
Schülermagazin für Freiburg und Umgebung
– rso-news.jnbw.de:
Schülerzeitung an der Ralschule Obrigheim
– ghr-magazine.jnbw.de:
Schülerzeitung der Gerhart-Hauptmann-Realschule Leonberg
Schreibworkshops für Schulklassen und Jugendgruppen
Im Unterricht werden ständig Aufsätze verfasst, die in der Re-
gel nie jemand außerhalb der Klasse zu lesen bekommt. Mit
„thema macht Schule“ haben Schüler die Möglichkeit, die The-
men ihres Unterrichts oder ihrer Projektgruppe produktorien-
tiert zu erarbeiten. Durch eine Veröffentlichung in thema, dem
Online-Magazin im Jugendnetz, sowie anderen an das Jugend-
netz-Redaktionssystem Redax angeschlossenen Magazinen
kann eine breite Öffentlichkeit erreicht werden. Die Arbeiten er-
fahren bei täglich über 15.000 Besuchern im Jugendnetz eine
sehr hohe Aufmerksamkeit. Dies steigert die Motivation der
Schüler sich dem Thema „Medien machen“ anzunähern.
Variante 1: Das thema-Redaktionsteam kommt vor Ort und
führt mit einer Klasse oder Projektgruppe einen Schreibwork-
shop durch.
Die Schülerinnen und Schüler erhalten von Experten Tipps
und praktische Hilfen, wie sie es schaffen, dass ihr Artikel als
spannende Lektüre verschlungen wird und wie sie knackige
Überschriften und fesselnde Einstiege texten. Was macht ei-
nen guten Text aus und worin unterscheiden sich die unter-
schiedlichen Textformen? Wie führt man ein Interview und wie
wird der Bericht zur Reportage?
Dies alles wird in praktischen Übungen erarbeitet und nach-
her in unterschiedlichen Textformen umgesetzt und online ge-
stellt.
Dauer: 1-2 Tage – in Absprache mit den betreuenden Lehrern
Variante 2: Die betreuenden Lehrerinnen und Lehrer erhalten
einen Ordner „thema macht Schule“, mit dem sie selbst den
Unterricht gestalten. Das thema-Team kommt zum Ende der
Unterrichtseinheit vor Ort, korrigiert die Texte, gibt Feedback
und stellt mit den Schülern die Artikel ins Netz.
Der Ordner „thema macht Schule“ wurde eigens für das Pro-
jekt entwickelt. Er beinhaltet Unterrichtsmaterial, wodurch die
sprachfördernden und medienpädagogischen Lerninhalte in
den Unterricht bzw. die verschiedenen Unterrichtseinheiten in-
tegriert werden können. Dieses Lehrmaterial orientiert sich an
den Vorgaben des Bildungsplans und beinhaltet sowohl didak-
tische und methodische Hinweise für Lehrkräfte als auch zahl-
reiche Handreichungen, Arbeitsblätter und Kopiervorlagen für
die konkrete Arbeit in der Lerngruppe. Neben klassischen me-
dienpädagogischen Inhalten liegt ein Schwerpunkt in der Be-
sonderheit der Kommunikation im Internet (Lesen und Schrei-
ben im Netz, Wandel der Kommunikationsstruktur etc.).
74
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Die Klasse oder Gruppe lernt im Laufe des Projekts das Jugend-
netz in seiner Vielfalt und besonders das Online-Magazin thema
neben anderen Medien als wichtige Informationsquelle und
Austauschplattform kennen. Durch die aktive Beschäftigung
mit thema erfahren die Jugendlichen, wie ein Online-Magazin
aufgebaut ist und wie es strukturell funktioniert. Sie schreiben
und lesen im Onlinemagazin thema und vertiefen so ihre Lese-
und Schreibkompetenz. Sie erlernen den Umgang mit Medien
durch die eigene praktische Erfahrung. Sie setzen sich kritisch
mit den Medieninhalten auseinander und werden selbst pro-
duktiv. Die Schülerinnen und Schüler lernen dabei, sich in der
täglich wachsenden Informationsflut (des Internets) zu orien-
tieren, Texte zu lesen, zu erfassen, zu bewerten sowie Hinter-
grundinformationen zu recherchieren und zu persönlich nutz-
barem Wissen in Form von Artikeln umzuwandeln.
Sind die fertigen Texte erstellt und gegenseitig korrigiert,
kommt das Redaktionsteam von thema vor Ort. Die Schüle-
rinnen und Schüler erhalten ergänzende Hinweise, Vorschläge
und Anregungen zu ihren Artikeln. Nach einer Einführung in das
Jugendnetz-Redaktionssystem, stellen sie selbst die fertig über-
arbeiteten Artikel ins Netz.
Dauer: ein Vormittag
Wer kann mitmachen?
Mitmachen können Schülerinnen und Schüler der Mittel- und
Oberstufe aller weiterführenden Schulen Baden-Württembergs
zusammen mit ihren Lehrern (unabhängig von der Fachrich-
tung) bzw. Jugendbegleiter und Gruppenleiter, die mit jeweils
einer Klasse/Gruppe am Projekt teilnehmen möchten.
KoNTAKT:
Eva Rothfuß
Servicestelle Jugend und Schule
der Jugendstiftung Baden-Württemberg
Schlossstraße 23
74372 Sersheim
Telefon: 0 71 41 / 507 23 05
E-Mail: [email protected]
75
Angebote für Schulen
Die eigene Schulhomepage
Eine Homepage signalisiert, dass eine Schule dem informati-
onstechnischen Fortschritt gegenüber aufgeschlossen ist und
ist die erste Anlaufstelle für viele, die Informationen über eine
Schule suchen: Eltern, Praktikanten, Referendare oder neue
Lehrer, die sich evtl. bewerben möchten, Kooperationspartner
aus den örtlichen Vereinen oder der Wirtschaft.
Aus pädagogischer Sicht ist eine Schulhomepage in erster
Linie ein Medium, an dem sich – im Unterricht ebenso wie au-
ßerunterrichtlich, etwa im Rahmen eines Jugendbegleiter- An-
gebots – hervorragend mit Schülern arbeitet lässt.
Die folgenden medienpädagogischen Impulse rund um das
Thema SchuIhomepage können auch einzeln aufgegriffen
werden, je nachdem, in welchen Bereichen Know-how bei
Jugendbegleitern, in der Lehrer- oder Elternschaft vorhanden
ist bzw. aus dem Umfeld der Schule, z.B. über Honorarkräfte
oder Dienstleister, erschlossen werden kann.
Inhaltliche Planung und technische Weichenstellung
Am Anfang des Homepageaufbaus steht die Frage, was, ab-
gesehen von den unabdingbaren Informationen über Bildungs-
wege, Fachbereiche oder Kontaktdaten, überhaupt alles auf
der Homepage eingestellt werden soll. Dabei müssen die un-
terschiedlichen Zielgruppen der Homepage mit bedacht wer-
den. Mit Schülern können Fragen erörtert werden wie: Was
kann man an unserer Schule alles machen – innerhalb und
außerhalb des Unterrichts? Wo liegen die Stärken unserer
Schule? Was unterscheidet unsere Schule von anderen Schu-
len? Wer sind die Menschen, die unsere Schule in besonderer
Weise prägen?
Eine erste medienspezifische Fragestellung könnte die nach
der unterschiedlichen Gestaltung von Texten in Print- bzw. On-
linemedien sein: Was funktioniert bei der Komposition von On-
line-Texten anders als bei gedruckten? Wie unterscheidet sich
das Leseverhalten beim Online-Lesen vom Lesen gedruckter
Texte? Wie gliedere ich eine Homepage übersichtlich? Wie
führe ich unterschiedliche Lesergruppen durch meine Seite?
Gleichzeitig stellt sich die technische Frage, wie Seiten on-
line gestellt werden. Sollen Schüler in diese Tätigkeit mit einbe-
zogen werden, bietet sich die Erstellung der Webseite auf Basis
eines nutzerfreundlichen Content-Management-Systems, wie
etwa Typo 3, an. In einem Content-Management-System kön-
nen Inhalte ohne jegliche Programmierkenntnisse eingestellt
werden. Bei Typo 3 besteht zudem die Möglichkeit, einzelne
Unterseiten für bestimmte Nutzergruppen zur Bearbeitung frei-
zugeben und zugleich deren Rechte individuell anzupassen.
So können z.B. die SMV oder die Theatergruppe ihren Bereich
selbst bearbeiten.
Integration verschiedener Medien in die Homepage
Wenn das grobe Konzept steht, man sich auf Inhalte verstän-
digt hat und die Teilnehmer Einblicke in das gewählte Content-
Management-System erhalten haben, wird überlegt, wie die
verschiedenen Inhalte medial aufbereitet werden sollen: Welche
Formate eignen sich abgesehen von Texten dafür, bestimmte
Inhalte lebendig zu vermitteln?
Einige Beispiele:
Zentral für eine interessante Homepage sind aussagekräftige
Fotos. Gemeinsam wird erarbeitet, wie Veranstaltungen an der
76
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Schule oder charakteristische Orte des Schulgeländes ins rechte
Licht gerückt werden. Daran kann sich ein Workshop anschlie-
ßen, der über Möglichkeiten der digitalen Bildbearbeitung infor-
miert, bevor die Fotos passend angeordnet, mit aussagekräfti-
gen Bildunterschriften versehen und online gestellt werden. Ein
wichtiger Punkt in diesem Zusammenhang ist die Auseinan-
dersetzung mit Bildrechten. Wann darf ich ein Foto verwenden,
wann muss ich nachfragen, welche Möglichkeiten habe ich?
Neben klassischen Reportagen über das aktuelle Schulleben
bereichern Interviews mit zentralen Personen des Schullebens,
etwa dem Schulleiter, dem Hausmeister oder dem SMV-Team,
die Webseite.
Einen Video-Film zu drehen ist wohl die aufwändigste Form
der medialen Aufbereitung, aber auch eine für Jugendliche be-
sonders attraktive. Außergewöhnliche Veranstaltungen oder
Porträts über herausgehobene Persönlichkeiten des Schul-
lebens sind prädestiniert für eine filmische Aufbereitung. Ne-
ben einer Einführung in den Umgang mit einer Kamera gehö-
ren die Entwicklung eines Storyboards, die Dreharbeiten und
schließlich der Schnitt zu den zentralen Elementen eines Film-
vorhabens.
Weniger aufwändig ist das Drehen von Handyclips, was den
Vorteil hat, dass alle Schüler parallel aktiv sein können und am
Ende jeder ein eigenes kleines Produkt zur Internetseite beisteu-
ern kann.
Auch reine Textformate bieten selbstverständlich eine Viel-
zahl von Möglichkeiten, wie sich Schüler kreativ betätigen und
Informationen spielerisch aufbereitet werden können: Gedichte
aus dem Deutschunterricht, Kurzgeschichten aus dem Schul-
alltag, Dokumentationen, ein Quiz – der Fantasie sind keine
Grenzen gesetzt.
Daneben bieten Wettbewerbe einen Anreiz, sich zu beteili-
gen: Die schönsten Textbeiträge, Fotos, Fotostories oder Han-
dyclips zum Thema Schulalltag werden prämiert und auf der
Schulhomepage veröffentlicht. Nicht zuletzt ist es möglich,
beispielsweise mit Hilfe des Redaktionssystems „Redax“ der
Jugendstiftung, eine Online-Schülerzeitung über die Home-
page der Schule zu veröffentlichen.
Je stärker die Schüler am Gesamtprojekt Schulhomepage
beteiligt sind, desto größer ist der Anreiz für sie, immer wieder
dort vorbeischauen.
77
Angebote für Schulen
Die Schulhomepage als Gemeinschaftsprojekt
Viele Aspekte rund um eine Schulhomepage lassen sich mühe-
los mit dem Fachunterricht verbinden: Im ITG-Unterricht kann
an der technischen Umsetzung der Homepage mitgearbei-
tet werden, der Kunstunterricht unterstützt beim Design, der
Deutschunterricht vertieft die Kenntnisse zum Schreiben an-
hand von internetspezifischen und jugendgerechten Textsorten.
Die Schulhomepage bietet Ansatzpunkte für Kooperationen in-
nerhalb der Schule (zwischen verschiedenen Fächern, Arbeits-
gemeinschaften und Projektgruppen) sowie mit außerschuli-
schen Partnern. Sie kann so nicht nur einen lebendigen Ein-
druck vom Leben einer Schule vermitteln, sondern selbst ein
Gemeinschaftsprojekt aller sein, die an einer Schule leben und
wirken.
Homepage-Förderung der Jugendstiftung Baden-
Württemberg
Die Jugendstiftung fördert den Aufbau von Schulhomepages
auf Basis von Typo 3, beispielsweise im Rahmen des Jugend-
begleiter-Programms. Auf den von der Jugendstiftung geför-
derten Webseiten wird das Jugendnetz Baden-Württemberg
eingebunden, das Schülern eine Vielzahl von Informationen
bietet und zu selbstgesteuertem Lernen im Netz motiviert. Der
Schulhompepage stehen dadurch immer aktuelle und jugend-
gerechte Inhalte zur Verfügung.
KoNTAKT:
Tanja Kreuzinger
Schlossstraße 23
74372 Sersheim
Telefon: 0 70 42 / 376 95 44
E-Mail: kreuzinger @jugendnetz.de
78
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Deutsche Gesellschaft für Technische Bildung e.V.
Der Verein beschäftigt sich mit der Förderung eines qualifizier-
ten Technikunterrichts für alle Schülerinnen und Schüler der
allgemeinbildenden Schulen. Zudem werden Ihnen fachdidak-
tische und unterrichtspraktische Informationen bereitgestellt.
www.dgtb.de
faszinationtechnik – Die Zukunftsoffensive für junge
Menschen
Die Plattform will Jugendliche an Technik heranführen. Neben
Projektideen, Tipps zur Umsetzung von Experimenten und der
Darstellung bereits durchgeführter Projekte berät der Verein
Schulen und bietet Workshops für Kinder an der Hochschule
Heilbronn an.
www.faszinationtechnik-bw.de
IdeenWerkstadt Stuttgart
Selbermachen ist hier angesagt. Mit modernster Technik kön-
nen Kinder und Jugendliche in verschiedenen Stuttgarter Ju-
gendhäusern kreativ werden. Egal ob mit dem Lasercutter, dem
Mindstorm-Roboter oder im Filmstudio. Auf der Internetseite
stehen neben Projektberichten, Fotos und Videos vergangener
Aktionen auch sämtliche Angebote zum Buchen zur Verfügung.
www.ideenwerkstadt.net
Initiative Jugend und Wissenschaft Region Rhein-Neckar
Die Initiative Jugend und Wissenschaft fördert junge Forscher-
talente aller Altersstufen im Bereich Naturwissenschaft und
Technik. In der Datenbank werden Angebote, Einrichtungen
und Experimente in der Metropolregion Rhein-Neckar zum
Schwerpunkt Naturwissenschaft und Technik vorgestellt.
www.ju-wi.net
Planet Schule
Das Gemeinschaftsprojekt von SWR und WDR bietet moder-
nes, mediengestütztes Lernen und Unterrichten – für Lehrer, für
Schüler und Bildungsinteressierte. Vertiefende Informationen
und Arbeitsblätter für eine kreative Unterrichtsgestaltung sind
im Wissenspool bereitgestellt. Interaktives Lernen und Erkun-
den ist im Bereich Multimedia mit vielen Lernspielen und Ani-
mationen möglich.
www.planet-schule.de
Schülerinnen forschen – Einblicke in Naturwissenschaft
und Technik
Hochschulen und Studentinnen öffnen ihre Labore für Schü-
lerinnen der Klasse 7-10 aus Baden-Württemberg und bieten
spannende Kurse, Feriencamps und Studienberatung an.
www.schuelerinnen-forschen.de
Technik-bw
Südwestmetall bietet Fortbildungen für Lehrkräfte in Natur-
wissenschaft und Technik, die Girls'Day Akademie oder bei-
spielsweise den TeClub für 6-14-Jährige. Mit den Projekten
will der Verband mehr Jugendliche für Ingenieurwissenschaf-
ten und Berufe in der Metall- und Elektroindustrie begeistern.
www.start2000plus.de
Technikschule Esslingen
Hier erhalten Sie interessante Einblicke in das Projekt Technik-
schule Esslingen. Die Technikschule an der Volkshochschule in
Esslingen dient als Plattform für Kinder und Jugendliche und
soll Kompetenzen im Bereich Technik entwickeln und festigen.
www.vhs-esslingen.de/Technikschule
www.applied-knowing.org
Einblicke in die TechnikweltKommentierte Links
79
Einblicke in die Technikwelt – Kommentierte Links
tecnopedia – Technik macht Schule
tecnopedia ist die Mitmach-Plattform der IHKs für Unterneh-
mer, für Schüler, Lehrer und Eltern, für Hochschulen und For-
schungseinrichtungen im Bereich der Förderung von Mathe-
matik, Informationstechnologie, Naturwissenschaft und Tech-
nik (MINT).
Hier können Angebote in einer Datenbank veröffentlicht und
Experimente zur Verfügung gestellt werden. Andere können an
den Ideen, Hinweisen, Materialien und Angeboten teilhaben.
www.tecnopedia.de
VDI – Württembergischer Ingenieurverein e.V.
Das Netzwerk bietet Ihnen interessante Vorträge, Diskussionen,
Seminare, Exkursionen und veranstaltet verschiedene Arbeits-
kreise. Sie werden informiert über Fachbereiche wie beispiels-
weise Energie und Umwelt, Mikroelektronik oder auch Fahr-
zeug- und Verkehrstechnik.
www.vdi.de/wiv
VDI – jutec: Jugend und Technik – Die Initiative des VDI
Diese Seite will Interesse an Technik wecken, über neue Tech-
nologien informieren, Chancen im Ingenieurberuf und in der
Informatik aufzeigen und Lehrern Unterstützung beim Unter-
richt über Technik anbieten.
Speziell für Schülerinnen und Schüler, die sich für den Inge-
nieurberuf und neue Technologien interessieren, wurden vieler-
lei Informationen zusammengestellt. Sie sollen Spaß auf Tech-
nik und den Ingenieurberuf machen.
www.vdi-jutec.de
Wissensfabrik Deutschland
Die Wissensfabrik basiert auf einem Netzwerk von über 70
Unternehmen, die gemeinsam den Standort Deutschland zu-
kunftsfähiger machen möchten. Zentrale Aufgabenfelder die-
ses Vereins sind die Bildung und das Unternehmertum. In Bil-
dungspartnerschaften mit Schulen werden Kinder und Jugend-
liche spielerisch an die Themenfelder Technik, Wirtschaft und
Natur herangeführt.
www.wissensfabrik-deutschland.de
Wissenswerkstatt Friedrichshafen
Der Verein will bei Jugendlichen das Interesse für Technik we-
cken und fördern. In der Wissenswerkstatt steht das „selber
machen“ im Vordergrund. Auf 450 m2 Labor- und Werkstatt-
räumen können Gruppen, Schulklassen aber auch einzelne
Kinder und Jugendliche experimentieren und zusammen mit
Profis konkrete Projekte angehen und eigene Ideen umsetzen.
Auch Betriebsbesichtigungen stehen auf dem Programm.
www.wissenswerkstatt-fn.de
80
Jugendbegleiter. Schule. Technik.
Postfach 11 62
74370 Sersheim
Im Auftrag des Ministeriums
für Kultus, Jugend und Sport