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.32 Vegan und fair produziert: Die Boxhandschuhe des Berliner Labels Vehement 43 Verkannt, aber wichtig: Die Hummel, das pelzige Bestäubungsgenie 52 Gesattelt und mobil: Die Packliste für eine erfolgreiche Radwanderung 64 DIE NACHT Vom Recht auf Dunkelheit AUSGABE 32 — AUGUST / SEPTEMBER 2014. WWW.BIORAMA.EU KOSTENLOS — ABER ABONNIERBAR P.B.B. — 11Z038861 M — 1040 WIEN —— WWW.FACEBOOK.COM/BIORAMA

BIORAMA 32

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Die Nacht. Vom Recht auf Dunkelheit. Außerdem: Vegan und fair produziert – die Boxhandschuhe des Berliner Labels Vehement. Verkannt aber wichtig – die Hummel, das pelzige Bestäubungsgenie. Gesattelt und mobil – Packliste für eine erfolgreiche Radwanderung.

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Vegan und fair produziert: Die Boxhandschuhe des Berliner Labels Vehement — 43 Verkannt, aber wichtig: Die Hummel, das pelzige Bestäubungsgenie — 52 Gesattelt und mobil: Die Packliste für eine erfolgreiche Radwanderung — 64

DIE NACHT Vom Recht auf Dunkelheit

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Voller Eifer tragen Isabella und Julia den fertig gegan-genen Brotteig im Trog aus

Pappelholz zum Tisch vor dem neu aufgemauerten Holz-Back-ofen und beginnen zu kneten. Behagliche Wärme strahlt den beiden Kindern entgegen, als die Biobäuerin Anni Gumpold das schmiedeeiserne Türl des Ofens öffnet. Am Bauernbräuhof in Hal-lein wird nach alter Tradition Brot gebacken. Anni und Sepp geben ihr Wissen und ihre Begeisterung gerne an eine Gruppe staunender

Bio direkt am Hof erfahren

Kinder und Erwachsenen weiter. Sie betreiben einen von über hundert BIO AUSTRIA-Höfen, die als Schaubauernhof Bio für alle „begreifbar“ machen.Dann wird fleißig geknetet, der Teig in die Körbe gefüllt. Daneben gibt es viel Wissenswertes über den Anbau von Bio-Getreide, handwerkliches Brotbacken, Lebensmittelzusatzstoffe und den Stellenwert des Brotes in früherer Zeit. Um diesen zu unterstreichen, hat sich Sepp Gumpold Zeit genommen, denn

Schau zum Biobauernhof!

Am Bio-Betrieb der Familie Gumpold in Hallein erleben Besucher den Bio-Landbau mit einem Blick aufs Ganze.

auf dem Bauernbräuhof war es immer Sache der Männer, das Brot in den Ofen einzuschießen. „Bei meinem Großvater hatte das immer etwas Feierliches, Brot war heilig“, erinnert er sich und wischt die Glut mit einem Kehr-besen aus frischem Tannenreisig heraus.

Mehr als WissenWährend das Brot bäckt, wird die Zeit fürs Stoffdrucken genutzt. Schwiegertochter Magdalena leitet die Teilnehmerinnen an,

ihr eigenes „Brotdeckerl“ zu gestalten. Da ergeben sich natürlich Gespräche rund um die Bio-Landwirtschaft, die sie und Jungbauer Dominik bald übernehmen. Über die Vielfalt am Mutterkuhbetrieb, die Land-wirtschaft heute, die wirtschaft-lichen Zusammenhänge in dieser Welt und warum Produkte an Wert verlieren oder nicht mehr hergestellt werden, nur weil sie woanders billiger sind.An diesem vergnüglichen Nach-mittag wird mehr als Brot geba-

cken: es wird Bio-Landbau im wörtlichen Sinn begriffen und zeitgemäß vermittelt.

Bio-Landwirtschaft begreifen und erleben Mit dem Angebot »Schau zum Bio-bauernhof « bietet BIO AUSTRIA gemeinsam mit ausgewählten Bio-Höfen die Möglichkeit, die Leistungen der biologischen Landwirtschaft für das »Ganze« vor Ort im Detail zu begreifen. Die Biobäuerinnen und Biobau-ern vermitteln ihr Erfahrungs-

wissen und geben Einblick in ihre Arbeit in all ihren Facetten und Zusammenhängen. Das Angebot richtet sich an Gruppen interessierter Men-schen, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Landwirt-schaft und unserer Umwelt auf spannende Art und Weise erleben wollen. Darüber hinaus gibt es je nach Biohof viele nützliche Tipps für das Verarbeiten von Bio-Lebensmitteln oder den eigenen Anbau von Kräutern und Gemüse im Garten.

Erleben Sie „Bio“ hautnah und authentisch auf über hundert BIO AUSTRIA-Höfen. Fernab von Werbeklischees zeigen Ihnen engagierte Biobäuerinnen und –bauern, wie sie ihre Höfe bewirtschaften, ihre Tiere halten und ihren Boden pflegen. Ihr Wissen reicht von Kräuterkunde, Käse und –Broterzeugung bis hin zu den vielfältigen Zusammenhängen „des Ganzen“ auf ihren Höfen.

Weitere Informationen:www.bio-austria.at/schaubauernhof

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Voller Eifer tragen Isabella und Julia den fertig gegan-genen Brotteig im Trog aus

Pappelholz zum Tisch vor dem neu aufgemauerten Holz-Back-ofen und beginnen zu kneten. Behagliche Wärme strahlt den beiden Kindern entgegen, als die Biobäuerin Anni Gumpold das schmiedeeiserne Türl des Ofens öffnet. Am Bauernbräuhof in Hal-lein wird nach alter Tradition Brot gebacken. Anni und Sepp geben ihr Wissen und ihre Begeisterung gerne an eine Gruppe staunender

Bio direkt am Hof erfahren

Kinder und Erwachsenen weiter. Sie betreiben einen von über hundert BIO AUSTRIA-Höfen, die als Schaubauernhof Bio für alle „begreifbar“ machen.Dann wird fleißig geknetet, der Teig in die Körbe gefüllt. Daneben gibt es viel Wissenswertes über den Anbau von Bio-Getreide, handwerkliches Brotbacken, Lebensmittelzusatzstoffe und den Stellenwert des Brotes in früherer Zeit. Um diesen zu unterstreichen, hat sich Sepp Gumpold Zeit genommen, denn

Schau zum Biobauernhof!

Am Bio-Betrieb der Familie Gumpold in Hallein erleben Besucher den Bio-Landbau mit einem Blick aufs Ganze.

auf dem Bauernbräuhof war es immer Sache der Männer, das Brot in den Ofen einzuschießen. „Bei meinem Großvater hatte das immer etwas Feierliches, Brot war heilig“, erinnert er sich und wischt die Glut mit einem Kehr-besen aus frischem Tannenreisig heraus.

Mehr als WissenWährend das Brot bäckt, wird die Zeit fürs Stoffdrucken genutzt. Schwiegertochter Magdalena leitet die Teilnehmerinnen an,

ihr eigenes „Brotdeckerl“ zu gestalten. Da ergeben sich natürlich Gespräche rund um die Bio-Landwirtschaft, die sie und Jungbauer Dominik bald übernehmen. Über die Vielfalt am Mutterkuhbetrieb, die Land-wirtschaft heute, die wirtschaft-lichen Zusammenhänge in dieser Welt und warum Produkte an Wert verlieren oder nicht mehr hergestellt werden, nur weil sie woanders billiger sind.An diesem vergnüglichen Nach-mittag wird mehr als Brot geba-

cken: es wird Bio-Landbau im wörtlichen Sinn begriffen und zeitgemäß vermittelt.

Bio-Landwirtschaft begreifen und erleben Mit dem Angebot »Schau zum Bio-bauernhof « bietet BIO AUSTRIA gemeinsam mit ausgewählten Bio-Höfen die Möglichkeit, die Leistungen der biologischen Landwirtschaft für das »Ganze« vor Ort im Detail zu begreifen. Die Biobäuerinnen und Biobau-ern vermitteln ihr Erfahrungs-

wissen und geben Einblick in ihre Arbeit in all ihren Facetten und Zusammenhängen. Das Angebot richtet sich an Gruppen interessierter Men-schen, die Zusammenhänge zwischen Ernährung, Landwirt-schaft und unserer Umwelt auf spannende Art und Weise erleben wollen. Darüber hinaus gibt es je nach Biohof viele nützliche Tipps für das Verarbeiten von Bio-Lebensmitteln oder den eigenen Anbau von Kräutern und Gemüse im Garten.

Erleben Sie „Bio“ hautnah und authentisch auf über hundert BIO AUSTRIA-Höfen. Fernab von Werbeklischees zeigen Ihnen engagierte Biobäuerinnen und –bauern, wie sie ihre Höfe bewirtschaften, ihre Tiere halten und ihren Boden pflegen. Ihr Wissen reicht von Kräuterkunde, Käse und –Broterzeugung bis hin zu den vielfältigen Zusammenhängen „des Ganzen“ auf ihren Höfen.

Weitere Informationen:www.bio-austria.at/schaubauernhof

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INHALT

BIORAMA Nº. 32 AUFTAKT

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07 Editorial08 Global Village

Die Welt im Großen & Kleinen

Schwerpunkt: Die Nacht24 Vom Recht auf Dunkelheit Lichtverschmutzung und die Folgen für Mensch und Tier28 Stars – they shine for you

Die Sternenlichtoase Großmugl31 Mondsüchtig

Fakt oder Fiktion? Wissen rund um den Mond

Magazin34 Falsch Reisen Reisejournalist Martin Amans- hauser über sein neues Buch 37 Gesunde Selbsteinschätzung Sängerin Y’akoto über Körperge- fühl und Veganismus43 Im Ring mit Vehement Fair produzierte Boxhandschuhe52 Verkanntes Bestäubungsgenie

Alles über die Hummel56 Street Is Murder

Roadkill und Citizen Science60 Das Anziehende an der Natur

Nationalpark trifft Mode64 Packliste Material-Fibel für Radwanderer66 Spuren in der Seife Was haben Seife und Tierfährten gemeinsam?70 Milchmädchenrechnung

Die Ökobilanz von Milch

Marktplatz74 No Ketchup Dinge, die von Innen wärmen76 DIY-Rezept

Marshmallows80 Lost in Transpiration

Wirksame Naturkosmetik-Deos

Kolumnen40 Elternalltag46 Die Welt, die wir uns wünschen68 Glasgeflüster82 Und hinter mir die Sintflut

na dann, gute nacht!Nachts gehen die Lichter … an. Die Finsternis zwischen Unter- und Aufgang der Sonne hat etliche Jahrtausende lang eine große Rolle für die Entwick-lung des Menschen gespielt – und nun ist sie binnen weniger Jahrzehnte fast verschwunden. Lichtverschmutzung ist ein großes Thema geworden. Wo leuchten noch Sterne? Und was sagt eigentlich der Mann im Mond dazu?

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ViennaOpen 2014

16.10.14 – 02.11.14

Festival für Open Design,

postdigitale Strategien und

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Mobiles Stadtlabor

Karlsplatz / 1040 Wien

3DUDGRFNVMarxergasse 24 / 1030 Wien

viennaopen.net

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spuren in der seifeWas haben Seife und Tierfährten gemeinsam? Kristiina Nevakivi ver-bindet beides in ihrer kleinen Seifen-manufaktur im finnischen Espoo zu zauberhaften kleinen Kunstwerken.

gesunde selbsteinschätzungY’akoto, Sängerin aus Hamburg, lebt seit einigen Jahren vegan. Wir haben sie bei Happen Pappen, dem veganen Lieblingsrestaurant der Hamburger Redaktion, zum Interview getroffen.

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die hummel, das pelzige bestäubungsgenieTief drinnen in Lippenblütlern sammeln langrüsselige Hummeln Pollen und Nektar. Was die wilden Bienenschwestern noch so alles drauf haben, wissen meist nur Eingeweihte. Laut der Weltnaturschutzunion IUCN wird ihr wirt-schaftlicher Wert für die Landwirtschaft in Europa auf 22 Milliarden Euro pro Jahr geschätzt. Zeit, sich die Hummel einmal näher anzuschaun.

37

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H A U P T S P O N S O R

M I T F R E U N D L I C H E R U N T E R S T Ü T Z U N G V O N EINE VERANSTALTUNG VON

S T R E E T - A R T + S T R E E T - S P O R TU R B A N G A R D E N I N G

R E D B U L L E V E N T C A RS L A C K L I N I N G

W I E N X T R A S O U N D B A S EK I N D E R P R O G R A M M

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Das Festival für Stadtmenschen!

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07BIORAMA Nº. 32 EDITORIAL, IMPRESSUM

Nachts aber strahlen die Städte. Ein geiles GlitzernDringt aus den Ballungszentren durch alle Sphären,Daß die Sterne verblassen, der Mond ergraut.«Es ist ein wenig gewagt, anno 2014 ein Buch dem Mond zu widmen. Keine Kratervermessung der

Welt, keinen Bildband, sondern einen Zyklus mit Ge-dichten, die allesamt um den Mond kreisen – wie unse-re Fantasie, die der Himmelskörper über alle Zeitalter hinweg erregt hat, wie sonst nur die Sterne. Viele von ihnen sind für uns verschwunden und heute nur noch für Astronomen sichtbar.

»Sie nennen es Lichtschmutz, und meinen den Dunst,Der die Erde umschleiert. Von ihrer RaumstationSchaut die Crew voller Wehmut herab auf das Fest.«Durs Grünbein schreibt das. In »Cyrano oder die

Rückkehr vom Mond« (soeben erschienen bei Suhr-kamp) hat er die Kulturgeschichte des Mondes und damit der Nacht lyrisch verdichtet. In ihrer Gesamt-heit sind viele seiner 84 Gedichte auch ein Abgesang aufs Abendland, der sich wohl niemandem zur Gänze erschließt. Viel zu lückenhaft ist unsere Bildung. Was wissen wir schon von den Denkern und Philosophen, nach denen die Mondkrater und wiederum Grünbeins Gedichte heißen? Die Namen haben wir alle schon ge-hört. Aber wer kennt schon wirklich die Wissenschafts-geschichte des Alls? Den Reiz mindern diese blinden Flecken dennoch nicht. Nähren sie doch – paradox – die Lust, Licht ins Dunkel des eigenen Unwissens zu brin-gen. Nicht zu letzt ist Grünbein dabei, natürlich, auch romantisch, wenn er vom »Gevatter Mond« erzählt oder »Woher kam luna, diese Kugel, feminin?« sinniert.

»Weithin sind die Urstromtäler erhellt, elektrifiziertDie Küsten, in den Wüsten die Casino-Oasen.Tritt ein, Cyrano, in den Kristallpalast Erde.«

Es ist – sind wir uns ehrlich – ganz und gar nicht gewagt, eine biorama-Ausgabe der Nacht und damit auch dem Mond zu widmen. Denn sie sind Projektionsfläche für viele unserer Begierden und Sehnsüchte. Dass wir die-sen öfter einmal nachkommen, das wünschen wir uns und euch nach der Lektüre der folgenden Seiten. Geht nachts in den Wald. Wagt euch ins Ungesicherte hinaus. Macht auch einmal das Licht aus. Carpe noctem.

HYMNEN AN DIE NACHT

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Thomas Weber, [email protected]@th_weber

IMPRESSUM

HERAUSGEBER Thomas Weber CHEFREDAKTEURIN Johanna Stögmüller AUTOREN Mirjam Bromundt, Sylvia Buchacher, Iwona Dullinger, Anne Erwand, Juliane Fischer, Doris Fröhlich, Thomas Friedrich, Miriam Frühstück, Tina Gallach, Yannick Gotthardt, Katharina Grabner, Christa Grünberg, Susanna Hagen, Micky Klemsch, Franz Knipp, Gabriele Kovacs, Sarah Krobath, Astrid Kuffner, Martin Mühl, Ursel Nendzig, Dannie Quilitzsch, Sebastian Rahs, Theres Rathmanner, Parvin Razavi, Werner Reiter, Teresa Reiter, Matthias Schickhofer, Jürgen Schmücking, Mara Simperler, Wolfgang Smejkal, Sarah Stamatiou, Thomas Stollenwerk, Werner Sturmberger, Katharina Wiesler, Fredericke Winkler, Jörg Wipplinger PRAKTIKUM Stefanie Eisl, Astrid Dober, Isabell Wiedle COVERBILD plainpicture/photocake.de FOTOGRAFIE Elisabeth Els, Michèle Pauty, Arnold Pöschl ILLUSTRATIONEN Katharina Hüttler / agentazur.com GESTALTUNG Elisabeth Els, Annemarie Sauerbier, Thomas Wieflingseder LEKTORAT Wolfgang Smejkal, Adalbert Gratzer ANZEIGENVERKAUF Herwig Bauer, Wolfgang Hoffer, Micky Klemsch (Leitung), Thomas Weber WEB Super-Fi, m-otion DRUCK Druckerei Janetschek, Gußhausstraße 24–26, 1040 Wien PRODUKTION & MEDIENINHABERIN Biorama GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien GESCHÄFTSFÜHRUNG Martin Mühl KONTAKT Biorama GmbH, Favoritenstraße 4–6 / III, 1040 Wien; Tel. +43 1 9076766; www.biorama.eu, [email protected] BANKVERBINDUNG Biorama GmbH, Bank Austria, IBAN AT44 12000 10005177968, BIC BKAUATWW ABONNEMENT siehe Website: www.biorama.eu ERSCHEINUNGSWEISE 6 Ausgaben pro Jahr ERSCHEINUNGSORT Wien VERLAGSPOSTAMT 1040 Wien

BLATTLINIE Biorama ist ein unabhängiges, kritisches Magazin, das sich einem nachhaltigen Lebensstil verschreibt. Die Reportagen, Interviews, Essays und Kolumnen sind in Deutschland, Österreich und der ganzen Welt angesiedelt. Sie zeigen Möglichkeiten für ein Leben mit Qualität für Mensch und den Planeten Erde. Ohne dabei den Zeigefinger zu erheben. Biorama erscheint sechsmal im Jahr.

Biorama wird nach den Vorgaben des Österreichischen Umweltzeichens in der Druckerei Janetschek auf Lenza Top Recycling gedruckt. 100 % Recycling-Papier. Eh klar.

N SAVE THE DATE!CRAFT BIER FEST WIEN 21.–22. NOVEMBER 2014WWW.CRAFTBIERFEST.AT

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BIORAMA Nº. 32 BILD DER AUSGABE

Es kommt ja nicht alle Tage vor, dass sich biorama dem europäischen Hochadel widmet. Allerdings ist der königlichste aller Bio-Bauern, His Royal Highness Charles Philip Arthur George, Prince of Wales und Duke of Cornwall, auch Patron der britischen »Campaign for Wool« und hat zu einem besonderen Event geladen: In einem Blumenbeet im Garten von Clarence House, der offiziellen Residenz des bri-tischen Thronfolgers, hat er zwei Pullover vergraben – einen aus Wolle und einen aus synthetischem Material. Wolle sei eine »vergessene Faser«, sie sei »belastbar, umweltverträglich und nachhaltig«, sagte Charles, der sich seit Jahren für den Umweltschutz einsetzt. Immerhin: Jeder Mensch produ-ziert im Jahr bis zu 500 kg Müll, 25 kg davon sind Textilien. Bis zur »Wool Week« im Oktober werden die Pullis jetzt im königlichen Gartenbeet um die Wette verrotten. Hoch die Schaufel!

CAMPAIGN FOR WOOL

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Die Bio-Bengelchen Produkte sind echte Glücks-kinder in der Sonnentor Familie! Naschereienund Tees, die das Beste mitbekommen haben, was Mutter Natur zu bieten hat: feinste biologischeZutaten, sonnigen Geschmack,spaßige Verpackungen ... Einelustige Vielfalt an leckerenSachen, die nicht nur denKleinen schmecken! Das komplette Sortiment finden Sie in Ihrem gut sortierten Bioladen! Da wächst die Freude.www.sonnentor.com

Nur das Beste kommt in die Schultüte!

d.signwerk.com

Die globalen Herausforderungen dieses Jahrhunderts mo-tivieren uns zum Handeln. Wir brauchen eine neue Art des Umgangs mit der Natur, mit der Gestaltung des sozi-alen Zusammenlebens und des Wirtschaftens, um eine ökologisch verträgliche, soziale und lebendige Zukunft zu sichern. Die Werkstatt der Nachhaltigkeit, die aus der im Jahr 2007 gegründeten Plattform »Mission Sustainability« hervorging, gibt einen Überblick über die besten Nachhal-tigkeitsansätze. Viermal wurde das Qualitätssiegel »Werk-statt N-Projekt« bzw. »Werkstatt N-Impuls« für jeweils ein Jahr bereits vergeben. Spannendes, Vorbildliches und Innovatives findet hier Anerkennung und Aufmerksamkeit und fördert den öffentlichen Diskurs. Die Online-Plattform regt zum Stöbern an und dazu, sich inspirieren zu lassen. Sie macht Nachhaltigkeit erlebbar. Teilnehmen können sowohl Privatpersonen als auch gemeinnützige oder öffentliche Or-ganisationen, Kommunen und Unternehmen weltweit, die Bewerbungssprache ist Deutsch. www.werkstatt-n.de

Der Rat für nachhaltige Entwicklung kürt bis 30. September die 100 innovativsten Ideen und Pro-jekte für eine lebenswerte Zukunft.

PROJEKTE UND IMPULSE

AN ALLE, DIE’S TUN

BIORAMA Nº. 32 GLOBAL VILLAGE

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Christine, 28, Riesenseifen- blasenmacherin »Ich bin in der Nacht und tagsüber sehr aktiv, bei Vollmond schla-fe ich schlechter. Bei Vollmond sollte man die Mondphasen beachten, genauso wie beim Ernten und Einpflanzen.«

Marek20, Student»Night. It’s not so hot at night and you can do a lot more things at night, go clubbing and so on.«

Kay,68, Personal Assistant»That’s a rather obscure question. Day I would assume. Because of the brightness, you see.«

» TAG ODER NACHT? «

STREET TALK WIR FRAGEN, FÜNF FRÜHAUFSTEHER UND NACHT-MENSCHEN ANTWORTEN.

»In der Nacht ist der Mensch ja bekanntlich nicht gern allein«

Stimme aus dem Off

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Alexander,30, Marken- und Kommunikationskonzepter»Tag. Nacht heißt teilweise entspannen und teilweise Gas geben, Tag ist eigentlich meistens Gas geben, würde ich sagen.«

Petja, 25, Studentin »Eher Tag, aber der spätere Tag. Wenns schön langsam in den Abend übergeht. Es ist auch ein Unterschied, ob du arbeitest oder Freizeit hast bzw. was du gerade tust.«

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12BIORAMA Nº. 32 GLOBAL VILLAGE

Cosmopolit Home ist eine Wohnungstausch-Plattform mit derzeit über 6.000 Unterkünften in 54 Ländern. Und so funktioniert’s: Registrieren, Unterkunft vorstellen und Tauschfreudige nächtigen lassen. Alle User starten mit einem Kontingent von sieben Nächten, mit jeder Nächti-gung sammelt der Gastgeber oder die Gastgeberin Punkte, die dann gegen Nächtigungen in anderen Unterkünften getauscht werden können. Ein Algorithmus vergleicht und bewertet die Unterkünfte nach Typ, Größe, Stan-dard und touristischer Attraktivität (in den Kategorien 1 bis 7). Cosmopolit Home garantiert für Sicherheit, in-dem jedes Inserat überprüft wird, Kommentare der Rei-senden erweitern die Bewertung, ein Kundenservice per Mail, Telefon oder Online-Chat steht in vielen Sprachen zur Verfügung und ein Vertrag sichert den Tausch ab. Die Vermittlungsgebühr beträgt 9,90 Euro, egal wie lange der Aufenthalt dauert. Cosmopolit Home erhielt von der E-Tourismus-Plattform »Next Tourisme« übrigens die Aus-zeichnung »Start-up of the Year 2014«. www.cosmopolithome.com

Du willst weg? Raus aus der Routine? Tausch deine vier Wände und erlebe Neues – von den Schweizer Alpen bis zur City von Buenos Aires.

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Was kann Design im professionellen Gestaltungsprozess bewegen? Und wie gestaltet man eigentlich ökologische Produkte? Was auf den ersten Blick als Stapel rechtecki-ger Karten daherkommt, ist ein Tool für Produktgestal-tung und Produktentwicklung mit dem Ziel, einen Beitrag für eine nachhaltige Zukunft durch bessere Produkte zu leisten. Das Eco-Design-Tool besteht aus 40 Karten, die jeweils für einen ökologisch relevanten Aspekt stehen und entsprechende Anregungen im Designprozess geben.Im Rahmen des Ökorausch-Symposiums am 29. Septem-ber in Köln stellen Nikolaus Marbach und Malte Koslow-ski das von ihnen und ihrem Kollegen Georg Dwalischwili entwickelte Eco-Design-Tool vor. Im Workshop werden mit Hilfe des Tools ausgewählte Produkte anhand von 40 Kriterien auf ihre ökologische Nachhaltigkeit hin unter-sucht und Verbesserungspotenziale entwickelt. Das Öko-rausch-Symposium findet zum dritten Mal als Highlight während der Ökorausch-Festivalwoche (28. September bis 5. Oktober) statt.

Das Ökorausch-Festival in Köln rückt unter dem Titel »Create« die kreativen Seiten des The-mas Nachhaltigkeit ins Rampenlicht.

ÖKORAUSCH FESTIVAL

DAS KREATIVE POTENZIAL DER ÖKOLOGIE

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BIORAMA Nº. 32 SNEAKER

biorama: Veja wurde vor zehn Jahren gegründet. Was war damals die Idee?amandine chiron: Veja ist ein französisches Unter-nehmen, unsere Zentrale ist in Paris. Wir arbeiten mit verschiedenen kleinen, über Brasilien verteilten Pro-duzenten und nutzen nur nachhaltige Materialien wie Bio-Baumwolle, wilden Amazonas-Gummi und natür-lich gefärbtes Leder, um modische Sneaker und Acces-soires herzustellen. Vom Start weg bauen wir dabei auf drei Grundprinzipien: wir verwenden nur nachhaltiges Material, arbeiten unter Fair-Trade-Bedingungen und re-spektieren die Rechte und Würde unserer Arbeiter. Warum produziert ihr in Brasilien und wie kontrol-liert ihr die Bedingungen vor Ort?

Sébastien Koop und François-Ghislain Morillion ha-ben in Brasilien schnell Produzenten für biologische Baumwolle gefunden und Menschen, die wilden Gum-mi ernten – und so begonnen, an den ersten 5.000 Paar Sneakern zu arbeiten. Zertifikate sind nicht unser Ziel, aber wir halten ein Minimum an Kontrolle durch Dritte für absolut notwendig. Die von uns verwendete Baum-wolle ist von IBD (Nachhaltigkeit) und Flo-Cert (Fair Trade) zertifiziert. Veja hat ein Büro mit zehn Personen

Die französische Marke Veja feiert ihr zehnjähriges Jubiläum und hört nicht auf, die Geschichte von nachhaltigen Sneakern zu erzählen.

VEJA

KEINE WERBUNG FÜR SNEAKER

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in Südbrasilien und Ghislain Morillion, einer der Grün-der, lebt und arbeitet mittlerweile dort. Was beeinflusst eure Designer?

Mode ist ein bewegtes Umfeld. Nachhaltige Produkte müssen bei Stil, Design, Komfort und Qualität den glei-chen Standards entsprechen. Wir haben zweimal im Jahr neue Kollektionen, die unsere beiden Gründer entwerfen. Sie lassen sich dabei von ihren vielen Reisen rund um den Globus inspirieren. Veja macht keine Werbung. Wie kommuniziert ihr mit euren Konsumenten?

Die Herstellung unserer Schuhe kostet rund fünfmal so viel wie bei anderen Marken. Unsere »Keine Werbung«-Strategie macht es uns möglich, die Schuhe trotzdem zu ei-nem vergleichbaren Preis in den Handel zu bringen. Selbst-verständlich sind Internet und Social Media hier besonders wichtig. Es ist eine gute Möglichkeit, transparent zu sein und direkt mit unserer Community in Kontakt zu treten.

www.veja-store.com Eine längere Version dieses Interviews gibt’s auf www.biorama.eu

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Geheimnis Holz

Vom Dachwerk zum Mountainbike 05. 04. 2014 – 31. 10. 2015 Schlossplatz 1, 8510 Stainz April bis Oktober: Di–So 10-17 Uhr www.museum-joanneum.at

Kunsthaus Graz

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BIORAMA Nº. 32 GLOBAL VILLAGE

Auch auf WWW.BIORAMA.EU gibt es Interessantes zu entdecken. Hier eine Auswahl aktueller Interviews, Artikel und Videos unserer Online-Dependance:

Yamuna Valenta hat einen Hühnerstall für den Balkon designed und gebaut. Mit ihrem Urban-Chicken-Projekt holt sie das Huhn in die Stadt Wien. www.biorama.eu/huhn-in-der-stadt

Das kürzlich veröffentlichte computeranimierte Video »It’s a Plastic World« zeigt die Auswirkungen unseres Plastikkonsums auf das Ökosystem Erde. www.biorama.eu/plastic-world

»Welches Produkt ist in der kulinarischen Welt überschätzt?« – wir haben Kennerinnen der Ku-linarik und Gourmets um Antwort gebeten. www.biorama.eu/ueberschaetztes-produkt

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In der letzten Ausgabe haben BIORAMA und die Triodos Bank zur ersten Runde des Social Startup Voting aufgerufen. Nun stellen wir euch den ersten Gewinner vor: Ecotastic.

SOCIAL STARTUP VOTING

DIGITALES BELOHNUNGSSYSTEM

Zwischen Theorie und Praxis liegen manchmal Wel-ten. Das betrifft auch unser ökologisches Bewusstsein und die tatsächlichen Konsequenzen, die wir daraus im Alltag ziehen. Zu dieser Erkenntnis sind auch Fabian Lindenberg, Ralf Gehrer und Anna Yukiko Bickenbach gekommen. Auch wenn es mittlerweile den meisten Menschen bewusst ist, dass man lieber zum Stoffbeutel anstatt zur Plastiktüte greifen oder den Weg zur Arbeit am besten mit dem öffentlichen Nahverkehr oder dem Rad bestreiten könnte – oft gewinnt die Macht der Ge-wohnheit oder schlicht die Faulheit.

ein nachhaltiger lebensstil muss gelernt werden

An diesem Punkt wollen die drei Jungunternehmer mit ihrer App Ecotastic ansetzen. Die Idee: mit spiele-rischem Charakter und der Aussicht auf Belohnungen sollen User ihre umweltfreundlichen Handlungen doku-mentieren. Als Belohnung gibt es Punkte, die gesammelt als Gutschein bei den Ecotastic-Partnerunternehmen eingelöst werden können. Wenn der Jute-Beutel beim Gang in den Supermarkt mitgenommen und somit auf eine Plastiktüte verzichtet wird, macht man davon ein Foto mit der App und sammelt damit Punkte. Genauso, wer den eigenen Thermobecher mit Kaffee befüllen lässt anstatt einen Pappbecher zu nutzen. Alltägliche Hand-lungen sollen dadurch bewusster werden und durch das

Punktesystem erfährt man sofort eine positive Bestäti-gung. Das Belohnungssystem setzt zusätzlich Anreize und durch das gegenseitige Bewerten in der Communi-ty sollen weitere Ideen für umweltgerechtes Verhalten ausgetauscht werden.

eine win-win-win-situationNicht nur für den Endverbraucher ist diese App inter-

essant – auch für Unternehmen aus der Nachhaltigkeits-branche will Ecotastic einen Vorteil bieten. Gegen eine Gebühr, mit der sich das Ecotastic-Team finanzieren will, können Unternehmen zu Partnern werden und mit »Be-lohnungen« auf ihr Produkt oder ihren Laden aufmerksam machen. Momentan umfasst das Gutschein-Sortiment Be-lohnungen von einem gratis Heißgetränk bis hin zu Car-sharing- oder Fairtrade-Shop-Gutscheinen.

Wenn man so will ist Ecotastic ein Nachhaltigkeits-Instagram mit Paybacksystem – und das ist durchaus positiv gemeint. Denn in einer Zeit, in der das Smart-phone ein ständiger Begleiter in der vernetzten Welt ist, macht es durchaus Sinn, die reale Welt und nachhaltiges Handeln mit den Vorteilen des Web 2.0 zu verknüpfen.

Wir gratulieren Ecotastic herzlich zur Fördersumme von 2.000 Euro zur Verfügung gestellt von der Triodos Bank.

mehr infos unter: www.ecotastic.de

Fahrgemeinschaft statt Blechlawine: Dafür gibt’s bei Ecotastic Punkte.

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Kalnciema KvartalsJeden Samstag findet dort ein ganz besonderer Markt statt. Eine wunderbare bunte Mischung aus Bauernmarkt, Kunsthandwerk und Tradition. Slow-Food-Mitgliedsbe-triebe bieten Brot, Käse, Gemüse zum Verkosten und Kaufen an. Ein toller Betrieb ist die Käserei Soira, die be-sonderen Wert auf die Verwendung von Milch der alten lettischen Rinderrasse Lettische Braune legt.www.telliskivi.eu

restaurant mãjaDas Restorans Maja im Viertel Kalnciema Kvartals ist bekannt dafür, dass hauptsächlich Ökoprodukte von lettischen Bauernhöfen der Umgebung verwendet werden. Fisch, Gemüse, Pilze, Fleisch und Gewürz-kraut – alles Typische für die regionale Küche steht hier auf der abwechslungsreichen Karte. Maja heißt übersetzt Haus und steht für die häusliche Atmosphä-re des Lokals.www.restoransmaja.lv

BIORAMA Nº. 32 MEINE STADT

Jaqueline Pölzer betreibt mit ih-rem Mann Tino – Honorarkonsul von Lettland – die Bio-Essigma-nufaktur Pölzer im steirischen Brodingberg. Die beiden reisen sehr oft in die baltische Metro-pole Riga. Bei einem Treffen in der heurigen Kulturhauptstadt zeigte Jaqueline BIORAMA-Redakteur Micky Klemsch ihre Lieblingsplätze.www.essigkultur.at

VON JAQUELINE PÖLZER

MEINE STADT:RIGALIEBLINGSPLÄTZE UND ECO-HOTSPOTS

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Konditorei KukotavaSehr zentral, in der Terbatas Iela 12, einer der großen Straßen der Rigaer Neustadt, liegt diese nette Kondito-rei. Oft muss man hier in der Schlange stehend auf sei-ne Köstlichkeiten warten, kann dabei aber entspannt zusehen, wie die Torten und Kuchen handwerklich gefertigt werden.www.kukotava.lv

RiijaGleich neben der Konditorei Kukotava findet sich der Shop Riija. Hier werden lokales modernes Kunsthand-werk und Souvenirartikel abseits gängiger Klischees an-geboten. Von Holzspielzeug über modische Accessoires bis zu Designermöbeln reicht das breite Sortiment.www.riija.lv

pieneneDas grüne Studio Pienene im Herzen der Altstadt ist so-wohl Shop als auch gemütliches Kaffeehaus. Nachhaltige Mode oder Up- und Recycling-Gegenstände von lettischen Künstlern werden hier ebenso verkauft wie Naturkosme-tik und regionale Food-Spezialitäten. Im angeschlossenen Café kann man die Seele bei kleinen Speisen oder Kuchen abseits der Touristenströme baumeln lassen.www.studijapienene.lv

Page 18: BIORAMA 32

Unser Team freut sich über 6.000 Besucher im Wiener MuseumsQuartier. Danke fürs Dabeisein!

18BIORAMA Nº. 32 BIORAMA FAIR FAIR

»Erde schmeckt, wie Regen riecht« – das stand in diesem Jahr auf den äußerst beliebten biorama fair fair Goodie-Taschen (produziert aus 60% Bio-Baumwolle und 40% Recycling-Poly-ester). Vom Regen verschont blieb der Markt für nachhaltige Produkte zwar nicht, trotzdem sorgten über 50 aus-gewählte Aussteller im Indoor-Bereich und vielfältige Köstlichkeiten regiona-ler Bio-Produzenten für abwechslungs-reiche kulinarische Genüsse und ein öko-faires Shopping-Erlebnis.

Zur Nachlese auf Twitter: #fairfair14www.fairfair.at

BILDJürgen Schmücking & BIORAMA

Page 19: BIORAMA 32

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Unikate für die Füße aus pflanzlich gegerbtem Leder: Bei Kerschbaumers konnte so manche Sommergarderobe komplettiert werden.

Das Iss-mich-Team versorgte die Besucherinnen und Besucher nicht nur mit Bio-Lammwurst-Burger – ein freundliches Lächeln gab’s nämlich auch dazu.

Selbstgemachtes und Eingelegtes gab’s unter anderem vom Biohof Adamah, der auch heuer wieder den Foodmarket auf der biorama fair fair organisierte.

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20BIORAMA Nº. 31 ECO-FASHION-TRENDS

Zu mir oder zu dir?

Das bin ich.BioHof

Das bin ich.

Genieße einen entspannten Tag am ADAMAH BioHof mit Musik, Kinder- programm und vielfältigen BioGenüssen. Wir freuen uns auf dich!www.adamah.at // 02248 2224 BioProdukte mit Biographie

ADAMAH BioHof FestSa.6. & So.7. Sept.

Besuch uns am

. . . ist nicht die Frage.

Page 21: BIORAMA 32

211 Slow-Food deluxe: Echte Genießer suchen sich ein ruhiges Platzerl und nehmen sich Zeit, um das Bio-Eis von Hansinger zu kosten.

2 Sarah und Maggy hatten die gleiche Vision: Fair zu leben, also sich auch fair zu kleiden. Herausgekom-men ist dabei ihr veganes Label Gary Mash.

3 »Kann Bio die Welt ernähren?« Über das Potenzi-al der biologischen Landwirtschaft diskutierte u.a. Michaela Theurl (FIBL / Institut für Soziale Ökolo-gie, Universität Klagenfurt).

Page 22: BIORAMA 32

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Kochbuch »Vollwertküche für jeden Tag« von Johanna Wolfsberger

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231 Moderator Andreas Schindler (FM4) fragte: Dür-fen wir Tiere nutzen und wie? Antworten bekam er

unter anderem vom Roland Düringer (im Bild links).

2 Foodbloggerin Lisa Vockenhuber meinte auf Twitter: »Kenne übrigens sonst kaum Veranstal-

tungen, wo sich Leute im Freien i.d. Regen stellen, um einer Podiumsdiskussion zuzuhören.« Zusatz:

»Also kaum andere, als die #fairfair14.«

3 Treffen sich ein ehemaliger Pudding-Vegetarier, eine Bio-Verfechterin, eine Vegan-Fashionstore-

Besitzerin, ein Mangalitza-Schweinezüchter und ein prominenter Selbstversorger in spe … eine spannende Runde diskutierte auf der biorama

fair fair zum Thema »Sinn und Unsinn des Vegetarismus«.

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Page 25: BIORAMA 32

Zugegeben: Es gibt Angenehmeres als Dunkelheit. Wenn das Licht im Keller oder Stiegenhaus überra-schend erlischt, jemand zum Spaß den Lichtschalter drückt, während man unter der Dusche steht, oder man aus Interesse oder Unvernunft während einer nächt-lichen Autofahrt kurz die Scheinwerfer ausschaltet, dann verspürt man einen Moment lang das ungute Gefühl, etwas Unsichtbarem ziemlich schutzlos ausge-liefert zu sein. In der Dunkelheit wird der alltäglichste Gegenstand zur Stolperfalle, die Natur zur Fallgrube. Zum Glück ist man ziemlich selten in der Dunkelheit, schließlich gibt es die kaum noch. Brauchen tun wir sie dennoch.

Die Finsternis zwischen Unter- und Aufgang der Sonne hat etliche Jahrtausende lang eine große Rolle für die Entwicklung des Menschen gespielt – und nun ist sie fast verschwunden, binnen weniger Jahrzehnte. Das ist allzu verständlich. Wer möchte sich schon vom Stand der Sonne vorschreiben lassen, wann der Tag zu Ende geht? Es gibt ziemlich plausible Erklärungen dafür, dass wir mit immer weniger Dunkelheit leben. Inzwi-schen gibt es allerdings auch einige Erkenntnisse darü-ber, was das Verschwinden der nächtlichen Dunkelheit für gesundheitliche Folgen hat, für manche stärker, für manche weniger stark, doch letztlich für alle von uns.

Nicht nur, wer nachts arbeitet oder eine Neigung zum exzessiven Feiern hat, weiß, wie anstrengend es ist, in einen Tag-und-Nacht-Rhythmus zu geraten, der mit dem natürlichen Wechsel von hell und dunkel wenig zu tun hat. Die Medizin verbindet mittlerweile eine ganze Men-ge von typischen Zivilisations-Krankheitsbildern mit der Verschiebung von Tag und Nacht, mit dem Verschwinden der natürlichen Dunkelheit. Schließlich dient der Schlaf der körperlichen Produktion von Melatonin, das wich-tig für unser Immunsystem ist. Den ärztlichen Rat, sich Ruhe zu gönnen, kann man zwar auch im Hellen befol-gen. Doch wirklich erholsamer Schlaf findet in Dunkel-heit statt, ohne Ablenkung durch visuelle Reize, die auch durch geschlossene Augenlider wahrgenommen werden.

AUCH TIEREN IST ES ZU HELLAuswirkungen hat das Verschwinden der Nacht nicht

nur für Menschen. Schließlich teilen wir uns die Umwelt mit allerhand Getier und Pflanzen, und so haben auch die einen Lebensraum, der nachts von beleuchteten Tankstellen, Fast-Food-Restaurants, Straßenlaternen, Werbetafeln und anderen Lichtern, Leuchten, Lampen erhellt wird. Die ökologischen Folgen sind längst keine Vermutungen mehr. Desorientierung, Beeinträchtigung der Futtersuche, gestörte soziale Interaktion, einge-

Wenn es Nacht wird, gehen allerorts die Lichter an. Das erscheint uns selbstverständlich, dabei hat es nicht nur Vorteile. Lichtverschmut-

zung könnte noch ein großes Thema werden.

VOM RECHT AUF DUNKELHEIT

25BIORAMA Nº. 32 DIE NACHT

TEXTThomas Stollenwerk

ILLUSTRATIONKatharina Hüttler/agentazur.com

Page 26: BIORAMA 32

schränkte Aktionsradien, gestörte Ruhephasen durch Licht: das alles sind vielfach beschriebene Phänomene in der Biologie. Katharina Mahr ist Wissenschaftlerin an der Veterinärmedizinischen Uni in Wien und be-schäftigt sich mit den Folgen von Lichtverschmutzung im Tierreich: »Wir gehen davon aus, dass sich Licht in der Nacht negativ auf die Partnerwahl weiblicher Vö-gel auswirkt. Die Vögel sind weniger wählerisch. Das wirkt sich wiederum auf den Reproduktionserfolg aus. Die Nachkommen sind dann weniger robust, das Im-munsystem weniger gut ausgebildet, das Überleben ge-fährdet.« Die Verhaltens-Ökologin sorgt drei Wochen lang für künstliche Beleuchtung in der Nähe von Blau-meisen-Nestern im Wienerwald. Morgens und abends verkürzt sie die Nacht der Vögel durch Licht. Sie er-hebt Daten über die Frequenz der Futtergabe, die Qua-lität des Futters, darüber, zu welchen Zeitpunkten die Vögel mit der Paarung beginnen, über Stresshormone und die Verwandtschaftsgrade der Nachkommen. Die gleichen Untersuchungen führt sie zum Vergleich mit Blaumeisen durch, die Nächte ohne künstliche led-Be-leuchtung erleben. Das ganze passiert natürlich nicht zum Spaß. »Ist das Fortpflanzungsverhalten gestört, hätte das langfristige Konsequenzen für Wildvögel, die momentan wenig sichtbar sind, aber in Zukunft verhee-rende Folgen haben könnten.«

Verzicht auf Licht zum Vogelschutz, das klingt einmal mehr nach einer umweltpolitischen Forderung mit über-schaubaren Erfolgsaussichten. Das weiß auch Katharina Mahr: »Städtische Beleuchtung ist natürlich wichtig für unsere Sicherheit und unseren Komfort, dennoch sollte berücksichtigt werden, wo Lichtquellen wirklich nötig sind. Auf beleuchtete Werbetafeln kann man möglicher-weise verzichten. Die Studie soll Entscheidungsträger ermutigen, sich über das Thema Gedanken zu machen.« Lichtverschmutzung wird erst langsam ein großes The-ma. Umweltbeeinträchtigungen durch Lärm sind längst anerkannt, und wo immer Nachtflugverbote, Autobahn-Neubauten oder anderes diskutiert wird, das mit Lärm zu tun hat, sind die Menschen sensibel. Wer über einem Lokal wohnt, in dem es nachts laut ist, der verleiht sei-nen Ansprüchen auf geruhsamen Schlaf nicht selten juristischen Nachdruck. Laternen, Schaufenster, Autos, die einen der nächtlichen Dunkelheit berauben, sind sel-tener die Ursache von Zwist in der Nachbarschaft.

ES WIRD RASANT HELLERDer historische Weg von der Petroleum-Fackel über

Gaslaterne, Bogenlicht, Glühfadenlampe, Hochdruck-Na-triumdampflampe bis hin zur modernen Light-Emitting-Diode ist kaum 200 Jahre lang. Die Kosten für Beleuch-tung sind gleichzeitig gesunken und die optimale Nutzung von Licht blieb angesichts sinkender Preise und wachsen-der Möglichkeiten eher ein Randaspekt. Sich über Licht-verschwendung aufzuregen, das hat fast etwas Puritani-sches. Allein die Stadt Wien strahlt Nacht für Nacht zwei Megawatt Lichtleistung in den Himmel. Und durch neue, energiesparende Technologien wie led-Beleuchtung bedeutet das immer mehr Helligkeit. Die durchschnitt-liche Effizienz von Lichtkörpern hat sich allein seit 1960 jährlich um etwa fünf Prozent erhöht. Das ist ein rasanter technischer Fortschritt. In Europa und Amerika leben et-was mehr als hundert Jahre nach Beginn des elektrifizier-ten Dauerleuchtens bereits zwei Drittel der Menschen in Gegenden, die als lichtverschmutzt gelten, schreibt der amerikanische Literatur- und Umweltwissenschaftler Paul Bogard in seinem kürzlich auf Deutsch erschienenen Buch »Die Nacht – Reise in eine verschwindende Welt«. Darin, nun ja, »beleuchtet« er die Kulturgeschichte des künstlichen Lichts und dessen Folgen. Die alljährliche Verschwendung durch überflüssige Außenbeleuchtung allein in der EU versieht er darin mit einem Preisschild. 1,7 Milliarden Euro könnte sich Europa danach pro Jahr sparen, wenn es auf unnützes Licht verzichtete. Doch welches Licht ist unnötig? Wo ist Beleuchtung angemes-sen, wo soll der Lichtverzicht beginnen? Viele unserer nächtlichen Lichtquellen dienen schließlich der Sicher-heit. Noch im 19. Jahrhundert wurden in Paris Abend für Abend Seile durch die Seine gespannt, um jene, die in den damals noch dunklen Nächten das Ufer nicht rechtzeitig ausmachen konnten und in den Fluss fielen, aufzuhalten.

BIORAMA Nº. 32 DIE NACHT

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LICHT PER SMSKönnten vielleicht Bewe-

gungsmelder Teil einer Lösung des Problems der Licht-verschmutzung sein, oder rigorose Verbote beleuchteter Werbung, viel-leicht Zeitschaltuhren? Schon heute gibt es einige smarte Ansätze, die Lichtverschmut-zung zu reduzieren. An einigen Flecken der Erde lässt sich die Beleuchtung im Bedarfsfall per SMS aktivieren. Argumentiert wird der Schritt in die Dunkelheit meist ökonomisch. Einen anderen Weg hat Großmugl in Nie-derösterreich vor vier Jahren gewählt. 2010 beantragte die Marktgemeinde den Schutz ihres Sternenhimmels durch die unesco (mehr dazu auf Seite 28). Viele Orte, an denen man einen ungetrübten Blick auf die Milchstraße werfen kann, gibt es inzwischen nicht mehr – zumindest nicht in den hochindustrialisierten Gegenden der Welt. An politischen Regelungen werden wir vermutlich nicht vorbeikommen.

LICHT-POLITIKDie grundsätzliche Entscheidung der UNESCO,

von Lichtverschmutzung wenig betroffene Gegenden zu schützen, lässt den Verdacht zu, dass die Verteidi-gung der natürlichen Dunkelheit bald auch ein größe-res politisches Thema wird. Schließlich geht es dabei nicht nur um Nachbarschaftsstreitigkeiten betreffend Gartenbeleuchtung, sondern um Ökologie, Gesundheit und Energieeffizienz. Naturwissenschaftler, Umwelt-schützer, Mediziner benennen das Problem und umweltpolitisch Engagierte denken über Maßnahmen zur Lösung des Problems nach. Diese laufen auf eines hinaus: den Verzicht auf Licht, zumindest an der einen oder anderen Stelle. Solche Selbstbeschränkungen fin-

den in der Politik bekanntlich selten eine Mehrheit. Immer wieder gab es in den vergangenen Jahren an den Deutschen Bundestag gerichtete Petitionen gegen Lichtverschmutzung. Erfolgreich war keine. Bei der Lichtverschmutzung ist es wie bei so vielen Themen: Als in Hannover, einer mutmaßlich ebenfalls mehr als ausreichend illuminierten Stadt, vor einiger Zeit über nächtliche Helligkeit diskutiert wurde und ein Antrag zur Reduktion der Lichtverschmutzung zur Debat-te stand, zeigte sich, dass die Sensibilisierung für die Folgen der Lichtverschmutzung noch nicht sehr weit gediehen ist. »Das ist der dümmste Antrag, den ich je gelesen habe. Er zeigt die ideologische Regulierungs-wut«, schäumte ein Konservativer. »Die Sicherheit der Bürger wird aufs Spiel gesetzt«, befürchtete ein Libera-ler und Vertreter des Einzelhandels gaben zu bedenken: »Eine Verdunkelung zu fordern ist weltfremd. Licht lockt Leute und steigert den Umsatz.« Ein Recht auf Dunkelheit ist schwierig zu realisieren. Eine Debatte ist es trotzdem wert.

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Page 28: BIORAMA 32

Die kleine niederösterreichische Gemeinde Großmuglwill die erste europäische UNESCO-Sternenlichtoase und

somit Weltkulturerbe werden.

THEY SHINE FOR YOU

STARS BIORAMA Nº. 32 STERNLICHTRESERVATE

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Page 29: BIORAMA 32

Obwohl sich die Gemeinde Großmugl ganz in der Nähe von Wien befindet, liegt sie doch geschützt in einer Senke – umgeben von Wald (dem Ernstbrunner Wald) und Hügeln (dem Bisamberg), und ist somit abgeschirmt vom Licht der Großstadt. Deshalb ist die 1.900-Seelen-Gemeinde im Weinviertel aus astronomischer Sicht etwas Besonderes: »In einer perfekten Nacht in Wien sieht man vielleicht 100 Sterne – aber in Großmugl sind es in derselben Nacht 5.000«, so Günther Wuchterl, Leiter der Sternwarte des Vereins Kuffner-Sternwarte in Wien. Wuchterl war es, der vor Jahren auf Satelli-tenbildern einen kleinen schwarzen Fleck von wenigen Quadratmetern Größe über Großmugl entdeckt hatte. Der Fleck bedeutete, dass hier keinerlei Lichtquellen aus der Umgebung hinstrahlen.

So ist das »dunkle« Großmugl und vor allem dessen Wahrzeichen, der Leeberg – mit seinen 16 Metern der größte Hallstattkultur-Grabhügel Mitteleuropas – zu einem idealen Beobachtungsplatz für viele (Hobby-)Astronomen geworden.

GROSSMUGL MACHT DUNKELGroßmugl hat selbst dafür gesorgt, dass die Bedin-

gungen noch besser und dunkler werden: Die Kirche wird nur noch bis 22 Uhr beleuchtet und die Straßen-Kugellaternen wurden gegen Natriumdampflampen ausgetauscht. Laut Bürgermeister Karl Lehner sorgen diese dafür, dass das Licht nur dorthin kommt, wo es hingehört, nämlich runter – auf die Straßen. Fassaden oder Fenster hingegen würden nicht ausgeleuchtet. Die angenehmen Nebeneffekte der Natriumdampflampen: Weil weniger Energie verbraucht wird, wird das Klima geschützt und Geld gespart.

EIN RECHT AUF STERNENLICHTIm August 2010 hat die UNESCO das Welterbe für

den Schutz des Nachthimmels geöffnet: Eine Studie, die den Schutz des Nachthimmels im Rahmen des Welter-bes erstmals ermöglichen sollte und an der Astronomen aus aller Welt beteiligt waren, wurde bestätigt. Drei Arten von Sternenhimmeln werden in dieser Studie anhand von 45 Fallbeispielen näher betrachtet: Orte, die zwar jetzt schon zum Weltkulturerbe zählen, aber einen astronomischen Bezug haben, wie zum Beispiel Stonehenge in England oder »Fenster zum Universum« wie die Atacama-Wüste in Nordchile, von wo aus etwa 8.000 Sterne zu sehen sind, »Sternenlichtoasen«, die für Menschen leicht erreichbar sind und einen beson-deren Blick in den Sternenhimmel bieten, wie eben Großmugl. Auch herausragende Beobachtungsorte wie zum Beispiel das Königliche Observatorium von Green-

wich oder der Einstein Turm in Potsdam fanden Ein-zug. Die Bestätigung der Studie ist ein Meilenstein auf dem Weg zum Schutz des Nachhimmels und der nächt-lichen Umwelt, denn diese Entscheidung bietet die Möglichkeit, den Sternenhimmel selbst unter Schutz zu stellen. Aber ist der Sternenhimmel wirklich »Weltkul-turerbe«? »Es ist sehr wohl ein Kulturgut, seinen Blick gen Himmel zu erheben«, meint etwa das österreichi-sche Kulturministerium. Und so möchte sich Großmugl als erste österreichische Gemeinde um den Status einer unesco-Sternenlichtoase bewerben.

GENERATION STERNENLOSUnd warum das Ganze? Wozu brauchen wir Ster-

nenlichtreservate? »Zu viel Licht zur falschen Zeit ge-fährdet Pflanzen und Tiere, beeinflusst Ökosysteme, lässt Sternenhimmel verschwinden und beeinträchtigt möglicherweise die Gesundheit«, heißt es in der Wis-senschaftsdokumentation »Verlust der Nacht«. Man sagt sogar, wir seien die erste Generation ohne Milch-straße. Schuld daran ist die Lichtverschmutzung. Dar-unter versteht man die Verschmutzung des natürlichen Lichts (Mond, Sterne) und der kompletten Dunkelheit durch künstliches Licht in der Nacht, mit negativen Auswirkungen auf Mensch und Natur.

Es ist an der Zeit, Dunkelheit als ein wichtiges Gut wertzuschätzen – nicht nur für den Tourismus, sondern auch für Erholung, Bildung und Gesundheit von Tier und Mensch.

29TEXTIwona Dullinger

BILDwww.projekt–nightlight.net

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BIORAMA Nº. 31 SURFMODE-FOTOSTRECKE

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AZ_Biorama_167x240+3mm.indd 1 03.07.14 16:55

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Wann nur ist der richtige Zeitpunkt, um diesen Artikel zu schreiben? Der Blick in den Mondkalender von Tageszeitungen und Frauen-Magazinen hält dazu nur wenige Informationen bereit. Es ist ein guter Tag zum Putzen, Waschen und Blumen gießen. Aber ein schlechter, um Haare zu schneiden. Für schlankere Fesseln soll ich die Waden heute mit Entschlackungsöl ein-reiben und beim Laufen auf die Sprunggelenke achten. Feiern ist heute auch eher ungünstig – das könnte aber auch daran liegen, dass es mitten unter der Woche ist. Und überhaupt: »Wie man am angegriffenen Nervenkostüm so vieler Zeitgenossen ablesen kann, ist Vitamin-B-Mangel heute schon fast trauriger Normalzustand.« Abhilfe verspricht aber, »Sellerie über längere Zeit im Speiseplan willkommen zu heißen.«

Fakt oder Fiktion? Um den Mond und seine Wirkung ranken sich viele Geschichten und Vorstellungen. Wirklich unstrittig sind neben seiner

Existenz nur Ebbe und Flut.

MONDSÜCHTIG

TEXTWerner Sturmberger

BIORAMA Nº. 32 MOND

Page 32: BIORAMA 32

32BIORAMA Nº. 32 MOND

JAHRHUNDERTEALTES WISSEN?Mondkalender bauen vor allem auf vier Erklärungs-

ansätzen auf:Der Mond wirkt auf die Flüssigkeiten in Zellen von

Menschen, Tier und Pflanzen wie auf das Wasser der Ozeane. Würde das so stimmen, könnte man in der Wan-ne ganz gut Ebbe und Flut beobachten. In den Ozeanen funktioniert das auch nur aufgrund der riesigen Was-sermengen. Selbst die Wassermenge der meisten Seen ist nicht ausreichend.

Abnehmender Mond wird allgemein mit Entfernen gleichgesetzt – egal ob Bauch, Haare, Mitesser, Schmutz oder Früchte vom Baum. Alles, was mehr werden soll, hat im zunehmenden Mond zu passieren. Der Mond verändert das Magnetfeld der Erde und das

wirkt ja auf alles – wie genau ist nebensächlich. Man spricht überhaupt nur vage von Energien und hält

sich erst gar nicht mit Erklärungsversuchen über deren Beschaffenheit auf.

Der Hinweis darauf, dass es sich dabei um jahrhun-dertealtes Wissen handelt, das die Moderne Welt nur allzu gern verdrängen würde, reicht, um den einschlägi-gen Lebensratgebern Glaubwürdigkeit zu verleihen. Die suggerierte Kontinuität dieses Wissens ist aber faktisch falsch: »Das in den heutigen Mondkalendern vermittelte Wissen ist kein uraltes, empirisches Bauernwissen, wie in den Kalendern zur Legitimation der Regeln behaup-tet wird. Vielmehr sind es die Versatzstücke ehemals elitekultureller Welterklärungssysteme, die mehrmals aus dem jeweiligen Zusammenhang genommen und neu kontextualisiert wurden«, schreibt Helmut Groschwitz, Kulturwissenschaftler der Universität Regensburg.

GESICHERTE MONDEFFEKTEDer Mond hat keinen Einfluss auf die Geburtenhäu-

figkeit, das Wachstum von Pilzen oder die Qualität des Holzes. Interessant ist aber, dass erste Studien zu letz-terem Thema aus dem frühen 18. Jahrhundert stammen. Auch zu diesem Zeitpunkt konnte kein Effekt nachge-wiesen werden. Und um das etwas zu beschleunigen: Edgar Wunder, Geschäftsführer der Gesellschaft für Anomalistik e.V. in Heidelberg, hat mehr als 600 Studien über die Zusammenhänge von Mond und menschlichem Alltag untersucht. Ergebnis: Sie existieren nicht oder basieren auf unwissenschaftlicher Methodik. Auch die meisten Vollmond-Alltags-Anekdoten lassen sich durch »selektive Wahrnehmung« und »bestätigende Erwar-tung« erklären. Einzelne Phänomene wie Schlafstörun-gen bei Vollmond können sich gar zu »selbsterfüllenden Prophezeiungen« auswachsen.

Als gesicherte Effekte des Mondes können nur die Gezeiten und der Einfluss des Mondlichts auf nachtak-tive Spezies gelten. Neben diesen beiden ist der sicherste Effekt des Mondes der auf das Kaufverhalten der Kon-sumenten. Das allerdings mit wechselndem Erfolg. Das Buch »Vom richtigen Zeitpunkt« von Johanna Paungger und Thomas Poppe wurde in 22 Sprachen übersetzt und verkaufte sich mehr als 2,5 Mio. Mal. Auch nach dem Mondkalender geschlagene Christbäume verkaufen sich recht gut, ebenso wie Demeter-zertifizierte Nahrungs-mittel. Das kann aber auch einfach daran liegen, dass deren Herstellung nicht nur einem anthroposophischen Kalender folgt, der »irdische und kosmische Lebenszu-sammenhänge und Rhythmen berücksichtigt«, sondern gleichzeitig eben biozertifiziert ist. Weniger Glück ist dagegen Red Bulls »Lunaqua«-Wasser beschieden, das nur bei Vollmond abgefüllt wird. »Wissenschaftliche Messungen belegen, dass die bioenergetischen Qualitä-ten des Wassers bei Vollmond die stärkste Ausprägung erfahren.« Die Studien dazu sucht man genauso verge-bens wie die offizielle Website, auf der dieser Satz noch vor einiger Zeit zu lesen stand. Abgefüllt wird das Mond-Wasser aber nach wie vor.

Und zum Ende noch die unumstößlichen Fakten über den Mond: Erstens – er existiert. Zweitens – er besteht aus Material der Erde und drittens – die Ame-rikaner haben ihn wirklich besucht. So, jetzt ist es Zeit für Entschlackungsöl und Vitamin B für das angegrif-fene Nervenkostüm.

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Ivan Kelly, James Rotton und Roger Culven haben in »The Moon was full – and nothing happened« mehr als hundert Studien unter-sucht und fanden keinerlei signifikante Effekte des Vollmonds. Hier eine Liste von Dingen, die

der Mond nicht beeinflusst:

Migra-zijayeahyeah

Kunst, Kultur und AktionÄsthetisch, kämpferisch,kontrovers, lustig, politisch, radikal, sozial …12.–28. September2014

www.wienwoche.orgfacebook.com/wienwochetwitter.com/wienwoche

biorama_8_Layout 1 21.07.14 13:30 Seite 1

M

OND - M Y THEN

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34BIORAMA Nº. 32 REISEN

34

FALSCH

AD PERSONAMMARTIN AMANSHAUSER

geboren 1968 in Salzburg, lebt in Wien und Berlin. Er ist Autor, Überset-zer aus dem Portugiesischen und Reisejournalist, u.a. für die Süddeutsche Zeitung. Er ist ständig unterwegs, schreibt dazwischen aber Romane und Sachbücher und jeden Freitag die Reisekolumne »Amanshausers Welt« in

der Tageszeitung Die Presse. Bücher u.a.: »Alles klappt nie«, Roman (2005); »Logbuch Welt. 52 Reisegeschichten« (2007); »Viel Genuss für wenig Geld«

(2009). »Falsch reisen« ist 2014 im Picus Verlag erschienen.www.amanshauser.at

REISEN

TEXTSarah Krobath

BILDElisabeth Els

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Koffer packen und reisen – aber richtig!

Seit 15 Jahren ist Martin Amanshauser beruflich ständig rund um den Globus unterwegs. Dass dabei nicht immer alles nach Plan verläuft, ist klar. In seinem Buch »Falsch reisen« hat er 100 Geschichten über die Mühen des Reisens zusammengetragen. Schonungslos ehrlich, aber genauso charmant und selbstironisch erzählt der Autor von landestypischen Phänomenen und skurrilen Begegnungen, reflektiert über das »Kurzzeitgefängnis« Flughafen und klärt über die Kapitalfehler beim Buchen auf. Statt vom Reisen abzuschrecken, machen Amans-hausers Erzählungen regelrecht Lust darauf. Schließlich gäbe es ohne derartige Ausrutscher weder amüsante Anekdoten für die Zuhausegebliebenen noch ein Buch wie dieses.

biorama: Es gibt zahlreiche Reiseführer mit Emp-fehlungen, wie wir auf Reisen am besten einkaufen, essen, wohnen, Orte erkunden sollen. Was ist das Reizvolle an einem Buch, das uns sagt, was wir dabei alles falsch machen?

martin amanshauser: Sagt es doch gar nicht. Das Buch handelt vor allem von mei-nen persönlichen Fehlern. Und jeder Fehler impliziert sein Gegenteil. Anders gesagt, wer meine Fehler kennt – und sich darüber in die-sem Buch eventuell sogar amüsiert – zieht ja unwillkürlich einen Schluss für sich selbst. Ich befürchte, es ist mein lehrreichstes Buch geworden!Würden Sie sagen, je mehr man reist, des-to mehr ist man auch in der Lage, falsch zu machen? Oder werden die Fehler mit jeder Reise weniger?

Stimmt beides. Man könnte Reisen mit Tetris vergleichen, man spart sich einige Fehler und Blamagen, aber bald ist man auf dem nächsten Level, wo alles schneller wird. Ein Beispiel: Für einen Seltenflieger mag es in Ordnung sein, ein Flugzeugessen zu sich zu nehmen. Mal was anderes. Ich kenne aber keinen einzigen Vielflieger, der Flugzeugessen anrührt. Diese Chicken-oder-Beef-Rechnung geht auf Dauer einfach nicht auf. Und wer reist Ihrer Meinung nach besser? Der, der sich penibel vorbereitet, oder jener, der alles auf sich zukommen lässt?

Wer sich zu genau vorbereitet, hat seine Reisen mit Theorien und Vorstellungen aufgeladen, egal ob sie nun interessant, richtig, zutreffend sind oder nicht. Insofern erleben Leute mehr, die alles auf sich zukommen lassen. Aber andererseits reist es sich als völlig Ahnungsloser schlecht. Man sollte schon ungefähr wissen, in welcher Welt man sich befindet. Das Interesse ist die Grundvor-aussetzung – nicht das angelesene Wissen.Der Entdeckungsdrang eines leidenschaftlich Reisenden und das fremdbestimmte inszenierte

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Programm einer Pressereise – prallen da nicht zwei Welten aufeinander?

Klar. Wenn ich Pressereisen mit Gruppen mache, wird mir definitionsgemäß fast alles von einem Land entgehen. Ich muss diese Problematik mitdenken, und das sickert logischerweise in meine Geschichte ein. Organisierte Fahrten haben auch Vorteile. Ich begegne Menschen, die ich sonst nicht getroffen hätte. Bei Grup-peneinladungen versuche ich natürlich, wo es möglich ist, meine eigenen Wege zu gehen. Die Kolleginnen und Kollegen halten mich oft für total verschroben. Aber ich mache das ja nicht, um sozial beliebt zu sein, ich will gute Geschichten schreiben.Worauf verlasse ich mich am besten, wenn ich un-terwegs möglichst viel richtig machen will? Von Guidebooks raten Sie im Buch ja eindeutig ab.

Auf den eigenen Forschergeist. Und dazu passt halt keine Stadtführung. Ich bin nicht gegen Guidebooks an

sich, ich besitze selbst sehr viele, vor allem für Kurzaufenthalte. Aber man kann einen Ort nur entdecken, wenn man selbst auf die Reise geht. Ich will doch nicht in einem Lo-kal sitzen, wo auf jedem Tisch der »Lonely Planet« liegt. Und mit einer Gruppe durchs Nationalmuseum schlendern – das möchte ja in Wirklichkeit auch niemand.Was machen Sie grundlegend anders, wenn Sie privat und nicht beruflich verreisen?

Ich nehme billige Hotels, meistens buche ich aber etwas über Airbnb, ich wohne viel lieber in wirklichen Wohnungen. Ich gehe privat auch nie in Top-Restaurants und ich meide fast jede Sehenswürdigkeit, außer, ich wollte sie schon längst sehen. Ich betrete Museen nur in Ausnahmefällen.

Kennen Sie als Berufsreisender überhaupt noch Fernweh oder überwiegt das Heimweh?

Fernweh nein, und Heimweh hab ich auch kaum. Eine gewisse Verzweiflung überkommt mich aber schon, wenn ich wieder einmal frühmorgens zum Flughafen Schwechat fahre. Wieso so früh? Wieso jetzt? Wieso al-leine? Wieso wieder ich? Aber spätestens am Ziel gibt sich das. Ich bin immer noch neugierig. Naja, wenn ich genauer darüber nachdenke, habe ich doch Fernweh, ich will einfach überall hin. Ich sehne mich nach etwas Unbestimmtem, das wohl nirgends zu finden ist.Gibt es eine narrensichere Destination, bei der man als Reisender so gut wie gar nichts falsch ma-chen kann?

Hongkong. Asien ist der leichteste Kontinent. Und Österreicher fühlen sich in Neuseeland wohl, das ist ein kollektiver Erfahrungswert. Ich kenne in unserem Land niemanden, der enttäuscht war von Neuseeland.

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Für den Schnittlauchkäse wird Almschnittlauch verwendet.

Sebastian Danzl, Käsermeister Schwendt

BIO aus den Tiroler Bergen

www.biovomberg.at

Spezialitäten aus bester Tiroler Bio-Heumilch – dafür stehen unsere Käsermeister mit ihrem Namen. Schließlich sind nach-

haltige Berglandwirtschaft, kontrolliert biologische Produk-tion und achtsame Verarbeitung der Lebensmittel nicht nur Geschmacksfrage, sondern auch Lebensphilosophie. Für den

Tiroler Ursprung bürgt das Gütesiegel „Qualität Tirol“.

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» EINE GESUNDE SELBSTEINSCHÄTZUNG

IST WICHTIG « Y’akoto, Sängerin aus Hamburg, lebt seit einigen Jahren vegan. Wir haben sie bei Happen Pappen, dem veganen Lieblingsrestaurant

unserer Hamburger Redaktion, zum Interview getroffen.

BIORAMA Nº. 32 INTERVIEW MIT Y’AKOTO

INTERVIEWDannie Quilitzsch

BILDNina Struve

Page 38: BIORAMA 32

biorama: Du kommst gerade aus dem Senegal zu-rück. Erzähl doch mal, was hast du da genau ge-macht?

y‘akoto: Ich arbeite mit dem Choreografen Helge Letonja an seiner neuen Kreation »Boxom«. Es ist ein zeitgenössisches Tanzstück mit europäischen und afrikanischen Bühnentänzern. Ich habe die Proben im Choreografischen Institut in der Nähe von Dakar begleitet. Das Stück wird im Oktober uraufgeführt. Du bist ja ausgebildete Tänzerin und gibst auch Tanzunterricht für Kinder. Wie wichtig ist dir der körperliche Ausdruck?

Mir macht die Arbeit mit dem Körper Spaß. Als Kin-der verspüren wir alle einen starken Bewegungsdrang, und als Erwachsener geht das manchmal etwas unter. Ich glaube daran, dass es eine schöne Erfahrung ist, sei-nen Körper kennenzulernen. Und das gelingt einem am besten, wenn man ihn bewegt.Was an der Arbeit mit Kindern begeistert dich am meisten?

Generell begeistert mich an der Arbeit mit Menschen, dass man Ergebnisse wahrnehmen und sehen kann. Ich bin im direkten Kontakt mit ihnen und kann ihnen etwas Positives mitgeben. Als Sängerin braucht man eine gewisse Selbstsi-cherheit, um auf der Bühne zu stehen. Hat dir das Tanzen dabei geholfen?

Als Musikerin braucht man viel Ausdauer und viel Disziplin. Da ist einmal das Körperliche, das Singen, aber dann auch das Musikmachen, zum Beispiel Klavierüben und -spielen, und das Texteschreiben. Das erfordert sehr viel Konzentration und Willenskraft. Ich schreibe jede Woche Songs. Einfach so, weil es Spaß macht, und weil ich besser werden will. Mittlerweile schreibe ich auch für andere Künstler. Selbstsicherheit ist dabei gut, aber eine gesunde Selbsteinschätzung ist dabei noch wichtiger. Dabei hilft mir der Tanz definitiv. Wenn du keine Angst davor hättest, was wäre et-was, was du gerne tun würdest?

Aus einem Flugzeug in die Wolken springen – mit Fallschirm natürlich!In deinen Liedern singst du auch von Unsicher-heiten. Sich seinen Unsicherheiten und Ängsten zu stellen, in der Öffentlichkeit zu sprechen oder sich in seinen Songtexten mitzuteilen, erfordert oft noch mehr Mut, als auf die Bühne zu gehen. Woher holst du dir Kraft, damit so umzugehen?

Ich hole mir die Kraft, indem ich einfach zu mir selber stehe. Ich frage nach, wenn ich etwas nicht verstehe oder spreche es an, wenn ich mich mit einer Situation unwohl fühle. Ich kann nicht jedem gefallen, alles richtig machen schon gar nicht ... und es ist auch nicht mein Ziel.

Seit vielen Jahren lebst du vegan. Was genau hat dich dazu bewogen?

Ich habe mich mit meiner Ernährungsumstellung nie unter Druck gesetzt. Als ich mit der tanzpädagogischen Ausbildung an der Lola Rogge-Schule begann, hatten wir viel Anatomie-Unterricht. Ich fing an, meinen Körper auch anatomisch wahrzunehmen und bekam ein Gefühl dafür, wie viel Arbeit mein Körper auf sich nehmen muss, um zu meinen Gunsten zu funktionieren. Ich aß ab dann kein Fleisch mehr und merkte, dass es meinem Stoffwechsel besser ging. Wenn man im künstlerischen Bereich arbeitet ist es schlimm, über lange Zeit krank zu sein. Wenn man eine Woche von einer Choreografie verpasst, kommt man schwer wieder rein. Ich hatte oft Erkältungen und Mandelentzündungen. Eine Freundin riet mir dann mal, die Milch-Produkte wegzulassen. Seit sechs Jahren habe ich keine ernsthafte Erkältung oder Grippe erlitten. Was ist dir besonders schwer gefallen bei der Um-stellung? Auf was sollte man als Neu-Einsteiger achten?

Mir ist nichts schwer gefallen. Es gab einfach zu viele leckere Alternativen. Auf diese habe ich mich konzen-triert und mit ihnen herumexperimentiert. Ich bin ein offener Mensch. Das betrifft auch meine Ernährung.Kannst du uns deine Tricks verraten, wie du es ge-schafft hast, konsequent zu bleiben?

Ich habe keine Tricks. Man muss sich Zeit lassen und darf sich nicht quälen. Ich war einfach kein Fleisch- und Milchprodukte-Typ. Meinem Körper ging es nach dem Weglassen schlagartig besser. Mittlerweile habe ich auch keinen Appetit mehr drauf. Fleischgeruch

oder Käse-Fondue ist mir schlichtweg egal. Ich bin nicht dogmatisch vegan. Im Senegal zum Beispiel gab es selbst-gemachten Ziegenkäse. Ich habe ihn

gegessen und mich danach auch nicht schlecht gefühlt. Worauf fällt es dir besonders schwer zu verzichten?

Manchmal hab ich schon Lust auf Eis oder Vollmilch-Schokolade. Aber dann denk ich daran, wie es meinem Magen danach gehen wird und lass es bleiben.Was hat sich verändert, wo merkst du einen Unter-schied? Hat sich die Umstellung auch auf das kör-perliche Gefühl ausgewirkt, das ja auch als Tänze-rin und Sängerin so wichtig ist?

Als Tänzerin und Musikerin produziert man aus sich heraus. Dafür muss man ein gutes Körpergefühl haben, seitdem ich darauf achte, was mein Körper braucht, habe ich definitiv ein besseres Körpergefühl.Und was ist dein veganes Lieblingsgericht?

Thai Curry-Kokos-Suppe. Ich kann sie zu jeder Tages-zeit essen.

Y’akotos neues Album »Moody Blues« erscheint am 22. August. Im Dezember geht sie dann auf Tour. Alle Termine gibt’s auf www.yakoto.de

38BIORAMA Nº. 32 INTERVIEW MIT Y’AKOTO

Page 39: BIORAMA 32

»Ich kann nicht jedem gefallen, alles richtig machen schon gar nicht ...

und es ist auch nicht mein Ziel.«

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Auch so ein Ding, das mit dem Muttidasein kommt: das Kreisen von Sackerln. Mutti A gibt Mutti B eine Hose von Kind a mit, die Kind b zwar noch zu groß ist aber Kind

c schon passen könnte und deshalb von Mutti B an Mutti C weitergegeben werden soll. Dafür wandert das Faschingskostüm (Tiger) von Mutti C über B an Kind b. Mutti D vergisst den Pulli, den Kind d beim Kindergeburtstag von Kind a nass gemacht hat, ebendort und bekommt ihn von Mutti C, die bei dieser Gelegenheit die Hose von a wieder an Mut-ti C zurückgibt. Jede dieser Transaktionen bein-haltet natürlich erstens die Ware und zweitens die sie umgebende Hülle in Form eines Sackerls.

Erst dachte ich mir nicht viel beim Sackerl hin- und hergeben. Aber mittlerweile kann ich sagen: Ich hab ihn geknackt, den Sackerl-Code. Erst vor Kurzem habe ich zum Beispiel von meiner ehemaligen Klassenkameradin S. ein Sackerl in Empfang genommen. S. ist erst seit Kurzem Mutter des kleinen V., aber sie scheint schon eine ganz Große zu sein in Sackerl. Erhielt ich meine Lieferung doch in einem Papiersackerl von Herr und Frau Klein, einem wunderschönen, wenn auch absolut boboesken Kindersächelchenla-den in Wien. »Ha!«, sagte das Sackerl zu mir. »Ich bin zwar noch nicht lange dabei, aber ich kenne schon die guten Läden.« Und: »Ich bin aus Papier. Mir kannst du nix vorwerfen.«

TOTAL UNVERFÄNGLICHE SACKERL

A. gab mir eine Zeit lang alles in kleinen, schicken Papiertäsch-chen mit Henkeln aus Seiden-bändern von »Jacadi« und »Le petit bateau«, zwei ultrateure

Kinderboutiquen. Ich hielt standhaft mit Sackerln vom Biomarkt dagegen.

Neulich antwortete sie mir mit einem »Tchibo«-Plastiksack. Daran grüble ich noch. Vielleicht muss ich mit einem Apo-

thekensackerl kontern.Freundin B. musste sich mal von mir eine

Hose meines Sohnes leihen. Zurück kam sie in einem Sackerl aus Plastik von »Wild Repu-blic«, dem Souvenirshop im Zoo. Ich wusste

gar nicht, dass sie denkt, ich fühle mich nicht alternativ genug für sie. Interessant. Aber lieb

von ihr, irgendwie.Manchen Muttis, zum Beispiel der sehr

ängstlichen G., gebe ich alles nur in total unver-fänglichen Sackerln, entweder vom Buchladen

(Plastik) oder ganz ohne Aufdruck (Papier), um ihr nicht das Gefühl zu geben, ich würde den-

ken, sie mache irgendwas falsch. Wäre dies mein Ziel, würde ich natürlich zu einem Sackerl vom

»Stoffsalon« greifen, einem Stoffgeschäft, das vie-le Biostoffe führt. »Ich kaufe nicht nur korrekt ein,

ich nähe sogar selber. Und du?« würde es sagen. (Es wartet noch auf seinen Einsatz).

Erst am vergangenen Wochenende empfing ich eine Ladung zu kleiner T-Shirts von meinen Neffen.

Meine Schwägerin verpackte sie in einem pinken Rie-sen-Sack, darauf ein Herz und ein graues Schaf, das zu einem weißen sagt: »Schön, dass es dich gibt.« Ich

habe verstanden.

040 »MITTLERWEILE KANN ICH SAGEN: ICH HAB IHN GEKNACKT, DEN SACKERL-CODE.«

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BIORAMA Nº. 32 ELTERNALLTAG / Ursel Nendzig

Page 41: BIORAMA 32

Lässt sich das Bienensterben aufhalten? Ja! Natürlich.

Mit dem Kauf eines Produkts aus biologischer Landwirtschaft fördern Sie als KonsumentIn die Erhaltung

des Lebensraumes unserer Bienen. Ein besonderes Anliegen Österreichs führender Bio Marke Ja! Natürlich.

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Page 43: BIORAMA 32

Wer glaubt, dass sich harte Jungs und Mädels keine Gedanken um Mensch, Tier und Umwelt machen, denkt auch nicht weiter, als das Klischee zulässt. Als ob Wut nicht lenkbar wäre und eine martialische Ästhetik gegen gute Absichten spräche. Davon abgesehen: Woher kommt wohl die Stärke von Kampfsportlern? Gerade in den kom-binierten Disziplinen besteht diese nicht nur aus Muskel-kraft, sondern ebenso aus Kondition und Technik. Und die kann man sich nicht über Nahrungsergänzung zuführen. Dazu benötigt man einen klaren Geist, einen gesunden Lebensstil und viel Disziplin. Von da ist der Weg hin zu veganer Ernährung und einem nachhaltigen Lifestyle dann gar nicht mehr so weit. So gesehen ist es fast ein Wunder, dass Jan Lenarz erst jetzt mit seiner Geschäftsidee für

Vehement rausrückt und vegane Kampfsportartikel her-stellt. Ähnlich sieht es die Szene, die die erste Hunderter-Charge des Boxhandschuhs »Wolfheart X1« über Nacht fast vollständig wegkonsumiert hat. Den Rest hat sich der größte Online-Fachhändler Boxhaus unter den Nagel gerissen, der damit dem Markt ein klares Signal zugunsten des kleinen Start-ups setzte.

DIE RADIKALITÄT DES KAMPFSPORTS ALS INITIALZÜNDUNG

Jan Lenarz ist selbst seit etwa zehn Jahren Thaiboxer. Begonnen hat alles in der Roten Flora, Hamburgs Wahr-zeichen des linksradikalen Widerstands. »Anfangs war ich öfters im Krankenhaus, aber das hat nachgelassen,

43BIORAMA Nº. 32 KAMPFSPORT VEGAN

TEXTFredericke Winkler

BILDVehement

DESTROY YOUR ENEMIES,

NOT YOUR PLANETDas Label Vehement aus Berlin ist weltweit der erste Anbieter

von veganen Kampfsportartikeln. Damit stellen sie von vornherein klar, gegen wen sie in den Ring steigen.

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nachdem ich den Verein gewechselt habe und das Trai-ning kontrollierter wurde.« Es sei eben ein ganzheitli-cher Sport. Einer, in den man eintaucht, jeden Muskel bewegt, der auspowert und die Sinne schärft. Einer, für den man sein angeborenes Aggressionspotenzial kana-lisiert. »Vor allem verliert man seine Angst. Erst vor Schmerzen, dann vor anderen Bedrohungen.« So kam es zu dem Slogan »Destroy our enemies, not your pla-net«, den Lenarz heute für Vehement verwendet. »Es geht weniger um echte Feinde, sondern um die eige-nen Dämonen. Ängste und Zweifel. Wenn man nicht für etwas einsteht, ändert sich auch nichts.« Die Radikalität des Kampfsports als Initialzündung, durch die man das eigene Wertesystem prüft? Ganz klar: Veganismus ist auf seine Weise auch radikal.

Als Lenarz auf der Suche nach einer Alternative zu Lederboxhandschuhen war, fand er nur minderwertige Plastikexemplare. Er hatte eine Nische entdeckt: hoch-wertige Kunstledervarianten, fair und vegan. Er machte sich auf die Suche nach einem Produzenten, der seine Idee versteht. »Die Farben und die Nähte sind gar nicht so einfach ohne tierische Komponenten umzusetzen«, erklärt er. Eine kleine Fertigungsstätte in Pakistan hat es dennoch geschafft. Das Ergebnis konnte von Vegan Society zertifiziert werden. Lenarz raffte sein Erspar-

tes zusammen und löste die Produktion aus. Er hatte Vertrauen in den Produzenten, der ihm Bilder schick-te und bereitwillig einen Vertrag unterschrieb, der auf den ilo-Kernarbeitsnormen basierte. Von Beruf Grafik-Designer war es für Lenarz ein Leichtes, einen Webshop aufzubauen. Die Ware kam an, war von bester Qualität und verkaufte sich über Nacht. Mit dem frisch verdien-ten Geld bestellte er gleich die doppelte Menge. »Die zweite Charge sah dann wie die Raubkopie der ersten aus. Schlechte Verarbeitung, übelriechendes Material, der Druck war minderwertig.« Lenarz verlor den Mut und legte das Projekt auf Eis. Nur dass Vehement zu die-sem Zeitpunkt schon ein Selbstläufer war. Einschlägige Foren hypen den Handschuh, der durch seine Qualität neue Zeichen setzt. Das Kunstleder wird im Gegensatz zu Leder nicht rau, müffelt nicht und ist abwaschbar: ein Aspekt, der bei häufigem Körperkontakt klar von Vorteil ist. Profiboxer sprechen sich für das Produkt aus, andere Prominente freuen sich über das nachhaltige Label, das ganz ohne Ringelpiez mit Anfassen auskommt. Letzt-lich war es ein weiterer sehr eindringlicher Impuls von außen, der Lenarz wieder auf Kurs brachte.

Maria Gross lernte den Unternehmer im Social Impact Lab in Berlin kennen, ein Coworking-Space, in dem sich Social Entrepreneurs zum Arbeiten, Netzwerken und

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Jan Lenarz

BIORAMA Nº. 32 KAMPFSPORT VEGAN

Page 45: BIORAMA 32

Der Wolfheart - X1

45Kooperieren treffen. Die Betriebswirtin und Non-Profit-Managerin leitet die Dependance in der Hauptstadt und war von Anfang an begeistert von Vehement. Sie über-zeugte Lenarz davon, sich für »Social Impact Start« zu bewerben, ein von sap und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend finanziertes Sti-pendium. Und tatsächlich setzte sich Vehement durch und wurde acht Monate lang mit Coaching durch sap-Mitarbeiter gefördert. Gross fühlte ihre Ahnung bestä-tigt und bot an, einzusteigen. Heute kümmert sie sich um die wirtschaftlichen Belange, den Kontakt zu den Stakeholdern und den Vertrieb des Unternehmens. Ihre erster Arbeitsschritt war jedoch der Gang in ein Boxstu-dio. Sie wollte den Sport kennenlernen und wurde regel-recht überrannt davon, was das mit ihr machte. »Nach meinem ersten Training war ich körperlich völlig aus-gepowert und mein Verstand war angeschaltet wie noch nie.« Inzwischen ist sie regelmäßig dort. »Kampfsport hat mich verändert. Ich gehe sicherer auf Leute zu und sie reagieren anders auf mich.«

GEMEINSAM KÄMPFENGemeinsam arbeiten Lenarz und Gross nun dar-

an, Vehement auf die nächste sozialunternehmerische Stufe zu heben. Die Nachfrage ist vor allem in den usa groß. Daher haben die beiden dort eine Niederlassung gegründet und kooperieren mit einem Logistikdienst-leister in Los Angeles. Durch eine Kickstarter-Kam-pagne im kommenden Oktober möchten sie weitere Produkte finanzieren. Mit einigen prominenten Für-sprechern wie etwa dem Profiboxer Mac Danzig oder der Punkband Boysetsfire sind sie enge Kooperationen eingegangen. Den härtesten Kampf wird Vehement

allerdings zugunsten der Sozialverantwortung und des Umweltschutzes fechten. Die pakistanische Produktion haben sie bisher nicht besucht. Die Kontrolle der Sozial- standards ist auf die Distanz und mit den geringen finanziellen Mitteln schwer. Daher überlegen sie die Produktion nach Holland zu holen. »Mein Ziel ist, Vehe-ment nach Fairtrade zertifizieren zu lassen. Aus tiefer Überzeugung und weil so ein Angebot im Sportartikel-bereich dringend notwendig ist. Die Verbraucher sind bereit«, so Lenarz. Zum anderen schneidet ihr Kunst-leder aus Polyurethan in der Ökobilanz zwar besser ab als konventionelles Leder, aber es basiert dennoch auf Erdöl. »Das übliche Recycling-Material kommt wegen der hohen Belastung der Boxhandschuhe nicht infrage. Daher konzentrieren wir uns momentan auf Post-Con-sumer-Recycling und denken an ein Rücknahmesystem und suchen nach Ideen, was man aus benutzten Hand-schuhen machen kann«, so Gross. »Wir beobachten hoff-nungsvoll die Entwicklung der ganzen neuen Kunstle-derarten: Kork oder Kunstleder auf Pflanzenbasis. Wir wollen lieber einen 100 % pflanzlichen Handschuh als eine Recyclingprodukt«, so Lenarz. Solche Meilenstei-ne erreicht das Unternehmen jedoch nur langfristig und mit starken Partnern. »Wer weiß, vielleicht meldet sich ja auf diesen Artikel jemand.« Gross grinst verschmitzt. Passen würde es ja zu der Geschichte von Vehement. Und wenn Gross und Lenarz eines wissen, dann die

Erkenntnis, dass sie ihren Gegner nur im Auge behalten können, wenn sie aus

der Deckung kommen.

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Duisburg geht für 2014 lediglich von 11.000 neu zugelas-senen Elektrofahrzeugen in Deutschland aus. Es fehle nach wie vor an einer geeigneten Infrastruktur und die Autobauer erreichten die neuen Verbrauchs- und Abgas-bestimmungen auch ohne E-Modelle. Der internationa-le Biotreibstoff-Handel wiederum reißt riesige Wunden ins Ökosystem und Umweltverbände fragen längst kri-tisch nach, wie viel Pflanzen-Treibstoff die Erde noch verträgt. Trotzdem sollen laut Grünbuch der EU-Kom-mission 20 Prozent der konventionellen Treibstoffe bis 2020 durch alternative Kraftstoffe ersetzt werden.

TANKBARE WASSERSTOFF-PELLETSDiese Kritik ist ein triftiger Grund für internationale

Forschergruppen, sich einer anderen aussichtsreichen Sparte alternativer Energiekonzepte zuzuwenden – dem Antrieb mit Wasserstoff. Prinzipiell lassen sich hier zwei Varianten unterscheiden: die direkte Nutzung in einem Verbrennungsmotor und indirekt durch die Nut-zung einer Brennstoffzelle. Wasserstoff lässt sich durch Elektrolyse von Wasser mittels Solarenergie, Wind- oder Wasserkraft gewinnen und wird in der Brennstoffzel-le in chemisch gebundener Form zur Stromproduktion genutzt. Dabei werden nur Wärme und Wasserdampf freigesetzt. Die technischen Probleme bei der Speiche-rung von Wasserstoff galten bisher als größtes Hinder-nis für die breite Anwendung von Wasserstoffantrieben. Ein erfolgreiches Konzept zur einfachen Betankung von Fahrzeugen mit Wasserstoff wurde nun im staatlich-britischen Rutherford Appleton Laboratory (ral) bei Oxford entwickelt. Die Forscher haben ein Verfahren

Warum nicht Alkohol tanken? Oder Rapsöl in den Tank gießen? Der Gedanke, vom Erdöl unabhängig zu werden, ließ Forscher in den vergangenen Jahren immer größe-re Anstrengungen unternehmen, Alternativen zum fos-silen Treibstoff zu entwickeln. Inzwischen gibt es sie ja auch, die Autos die Kraftstoffe auf Pflanzenbasis tanken, mit Biogas fahren oder Energie aus der Steckdose bezie-hen. Doch die anfängliche Euphorie über Bioethanol und die flächendeckende Einführung der Elektromobi-lität hat heute einer Ernüchterung Platz gemacht. Das Center for Automotive Research (car) der Universität

wasserstoff wäre als benzinersatz gut geeig-net, aber eine kostengünstige infrastruktur für die speicherung und betankung war bis-her nicht in sicht. das will eine britische for-schungsinitiative nun ändern.

WASSERSTOFF – DER TRAUM VOM

ABGASFREIEN KRAFTSTOFF

von wolfgang smejkal

46BIORAMA Nº. 32 DIE WELT, DIE WIR UNS WÜNSCHEN

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aus der Nanotechnologie zum Patent angemeldet, das Amminboran – ein Wasserstoffhydrid – chemisch in nanoskalige Polymerfasern einbindet. Die Fasern wer-den in millimetergroße Mikro-Pellets zerlegt und die Hydride bei einer Temperatur von etwa 85°C chemisch daran gebunden. Für die kommerzielle Verwertung des Patents wurde 2011 die Firma Cella Energy gegründet.

Der Physiker und Projektleiter Stephen Bennington erklärt: »Nach dem Abkühlen verhalten sich diese Pel-lets wie eine Flüssigkeit. Sie ist ungiftig, nicht aggres-siv und kann bei Umgebungstemperatur gepumpt, in normalen Tanks gelagert und mit den gleichen Tank-wagen wie denen für Benzin oder Diesel zu den Tank-stellen gebracht werden.« Von dort pumpt man sie in den Tank der Fahrzeuge. Vom Tank gelangen sie in eine Wärmezelle, die mit der Abwärme der Brennstoffzelle eine Temperatur von etwa 85° C bereitstellt. Der Was-serstoff verliert in diesem Temperaturbereich seine Bindung an die Pellets und strömt in einen Vorratsbe-hälter. Mit dieser Gasmenge lässt sich nun eine nachge-schaltete Brennstoffzelle oder ein Verbrennungsmotor starten und mit dem freigesetzten Wasserstoff betrei-ben. Zurück bleiben die wasserstofffreien Pellets, die in einem zweiten Tank gesammelt werden. Sie müssen bei der nächsten Tankfüllung abgepumpt, mit den Nach-schub liefernden Tankwagen wieder in die Produkti-onsanlage zurückgebracht und erneut mit Wasserstoff angereichert werden. Bennington: »Wir nutzen für die Pellets die bestehende Infrastruktur für Benzin- oder Dieselkraftstoff, die dafür mit relativ geringem Aufwand zu modifizieren ist.« Der Wasserstoff muss so nicht

mehr in Hochdrucktanks oder extrem gekühlt gespei-chert werden. Cella arbeitet auch an einer Modifikation herkömmlicher Fahrzeugtanks, in dem die Wasserstoff enthaltenden Pellets durch eine Membran von den ver-brauchten Pellets getrennt werden. »Borhydride haben die höchsten Wasserstoffkapazitäten aller bekann-ten Hydrid-Speichermaterialien«, so Bennington. »In einem Behälter von 50 Litern, was dem Tank eines Mit-telklassewagens entspricht, ließen sich mit den neuarti-gen Materialien rund fünf Kilogramm Wasserstoff spei-chern. Dies würde für circa 400 bis 500 Kilometer Fahrt ausreichen. Und das bei zukünftig angestrebten Her-stellungskosten der Wasserstoff-Tankfüllung von rund zehn Euro.«

Das hört sich nach einem Durchbruch an, mit dem einige gravierende Probleme einer auf Wasserstoff basierenden Mobilität gelöst werden könnten. Bei Cel-la Energy ist man jedenfalls optimistisch, mit der Ein-bindung von Hydriden in Pellets einen gangbaren Weg für die großtechnische Speicherung von Wasserstoff gefunden zu haben. Die Vision vom einfach tankba-ren Treibstoff ohne jegliche Emissionen scheint damit einen großen Schritt näher gerückt. Bereits jetzt haben Wasserstoffautos eine um 300 Prozent höhere Reich-weite im Vergleich zu Elektroautos. Und die Gewin-nung von Wasserstoff per Elektrolyse aus Wasser wäre eine nachhaltige und unbegrenzte Alternative zu fos-silen Energiequellen. Als nächstes sind die Autoher-steller am Zug: Nach Jahrzehnten von Prototypen und Testmodellen sollen 2015 die ersten Serienmodelle auf unsere Straßen kommen.

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Jedes dritte Lebensmittel gibt es nur dank Bienen,

aber durch verschiedene Umwelteinflüsse sind die klei-nen Tiere akut bedroht. Da diese Situation auch für den Lebensmittelhandel bedenklich ist, hat Hofer im Rahmen seiner Nachhaltigkeitsinitiative Projekt 2020 bereits im April 2013 gemeinsam mit seinem Koopera-tionspartner Naturschutzbund einen Bienenschutzfonds ins Leben gerufen. Im Rahmen dessen werden jährlich ausgewählte, lokale Projekte in Österreich umgesetzt, die sich mit dem Schutz von Wildbienen und der Bewusst-seinsbildung beschäftigen. Nach dem letztjährigen Ein-satz für blühende Wegränder im Burgenland, widmen sich Hofer und der Naturschutzbund im Rahmen ihres mit 100.000 Euro dotierten Bienenschutz-fonds heuer zwei weiteren Projekten: der Pflege von Streuobstwiesen im oberösterreichischen Naturpark Obst-Hügel-Land und dem Schutz der Hummeln in der Steiermark.

DIE HUMMEL UND DER KÜRBIS – EIN PERFEKTES PAAR

In der Steiermark dreht sich alles um die Hummel, denn diese leistet einen sehr wichtigen Beitrag zur Bestäubung von Kürbissen: Hummeln bestäuben näm-lich fünfmal mehr Blüten pro Tag als Bienen. Das macht sie zu wichtigen Helfern auf steirischen Kürbisfeldern. Unsere ausgeräumte Landschaft macht den Hummeln das Leben jedoch schwerer und schwerer. Denn insbe-sondere in landwirtschaftlich intensiv genutzten Tei-len der Steiermark werden ökologisch intakte Flächen immer weniger und mit ihnen die Bestände von Hum-

meln und anderen Wildbienen. Langfristig bedeutet das verminderte Ernteerträge bei Kürbiskernen. Hofer star-tet daher als Teil seiner Nachhaltigkeitsinitiative Projekt 2020 gemeinsam mit den Hummelexperten des Natur-schutzbundes ein einzigartiges Forschungsprojekt, um den geflügelten Brummern in der Ost-Steiermark unter die Flügel zu greifen.

FORSCHEN FÜR EINE SUMMENDE ZUKUNFTBeim Projekt „Hummeln im Kürbisanbau“ wird unter-

sucht, wie wichtig Hummeln für die Kürbisernte sind. Dazu erhielten Ende Mai fünf Kürbisbauern aus ver-

schiedenen Ecken der Ost-Steiermark je zwei Nist-kästen mit Hummelvölkern. Insgesamt kamen

fünf verschiedene Hummelarten zum Einsatz. In den ersten Wochen der Blütezeit im Juni unter-suchten die Forscher, wie viele der eingesetzten Hummeln auch tatsächlich Blüten besuchten.

Die Gartenhummel überraschte dabei als beson-ders fleißige und zuverlässige Kürbis-Bestäuberin.

Zur besseren Vergleichbarkeit wurde eine „Kontroll-gruppe“ mit drei weiteren Kürbisbauern eingerichtet: Zwei davon mussten ohne Hummelstöcke auskommen, der dritte hat seine Felder in einer ökologisch günstigen Lage, in der ohnehin zahlreiche Hummeln und nützliche Insekten vorkommen. Nach der Kürbisernte im Herbst werden die Experten gemeinsam mit den acht Bauern den Ertrag an Kürbiskernen auswerten. Um eine fundierte wissenschaftliche Aussage zur Bedeutung von Hummeln treffen zu können, ist daher eine Fortsetzung des Projekts im nächsten Jahr geplant.

Nach der Rettung der Bienen schwärmen Hofer und der Naturschutzbund nun aus, um den Hummeln zu helfen. Das freut auch zahlreiche steirische Kürbisbauern, die besonders

auf die Mithilfe der fleißigen Bestäubungshelferinnen angewiesen sind.

Hofer greift den Hummeln unter die Flügel

Die Erdhummel ist besonders fleißig: Sie bestäubt neben Lavendel- auch viele weitere, wie z.B. Kürbisblüten.

Übergabe eines Hummelnistkastens von Projektinitiator und Leiter Bernd Strauß (links) an Kürbisbauer Rupert Hütter. Seine Kürbis-felder liegen nahe Wollsdorf in der Oststeiermark.

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Der Naturschutzbund Deutschland, der Landes-bund für Vogelschutz in Bayern, der Naturschutzbund Österreich und Bird Life Österreich haben ihn allesamt zum Vogel des Jahres 2014 gekürt: den Grünspecht. Er ist auf Brachen, in Kleingartenanlagen, auf Friedhöfen oder auf Streuobstwiesen zu Hause. Hier findet er alles, was sein Vogelherz begehrt: alte Bäume, in die er seine Bruthöhlen bauen kann und Ameisen, seine Hauptnah-rungsquelle. Von ihnen verputzt er täglich etwa 2.000 Stück. Mit seinem Schnabel und seiner klebrigen Zun-

DER GRÜNSPECHT HAT GUT LACHEN

ge, die bis zu zehn Zentimeter lang werden kann, spürt der Grünspecht seine Leibspeise auch in den hintersten Ecken auf. Und manchmal nimmt er sogar ein Bad in seinem Essen, um mit der Ameisensäure Parasiten im Gefieder loszuwerden – Ameisen dürften somit kein großer Fan von ihm sein. Vogelforscher hingegen fin-den Gefallen am Grünspecht und nennen ihn liebevoll Zorro, wegen seiner roten Kappe und der schwarzen Augenmaske, oder Lachvogel, weil sein Gesang wie ein schrilles Lachen klingt.

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BIORAMA Nº. 32 WILDLIFE GLOBAL VILLAGE

Der Germanist und Redakteur Ralf Stork, dessen Kin-dertraum es war, Tierfilmer zu werden, nimmt uns mit auf Reisen in die Tierwelt. Auf 250 lebendig und hu-morvoll gestalteten Seiten lockt er uns in »Deutschland Safari« nach draußen zu »15 Reisen zu wilden Tieren«. Gleichzeitig gibt er den Leserinnen und Lesern das Ge-fühl, bereits mitten im Geschehen zu sein: In der feucht-dunklen Kalkberghöhle in Bad Segeberg, wo uns die Fle-dermäuse um die Ohren fliegen, oder beim Beobachten von seltenen Wildrindern und Przewalski-Pferden in der Döberitzer Heide, einem riesigen ehemaligen Mili-tärgelände. Gut recherchiert und kompakt erzählt erfah-ren wir Informatives und Kurioses von der Ernährung bis zum Sexualleben von beinahe 20 Arten. Wann ist die beste Zeit zu reisen und wie die Versorgungslage vor Ort? Wo ist der richtige Platz für das Basislager? Diese sowie Fragen zur richtigen Vorbereitung und Anfahrt beantwortet das Buch. Erschienen in der Reihe »Cool Camping« im Haffmans & Tolkemitt Verlag.

Tiere in freier Wildbahn sind in Europa rar geworden. Naturbegeisterte werden auch hierzulande fündig, ein Reiseführer zeigt wo.

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VHS Wien startet kostenfreie Reihe zum Thema Ernährung! Von September 2014 bis Februar 2015 gibt es eine Vielzahl an Veran staltungen. Die ersten Highlights im September und Oktober an der VHS Wiener Urania (1., Uraniastraße 1, Dachsaal):

Freitag, 26. 9. 2014, 18.30 Uhr: „Food & Ethics“: Vortrag von Prof. Dr. Melanie Joy

Bestseller-Autorin Melanie Joy von der University of Massachusetts wird in ihrem englischsprachigen Vortrag das Konzept des „Karnismus“ vorstellen und dabei der Frage nachgehen, wieso wir manche Tiere lieben und andere essen. Im Anschluss gibt es die Möglichkeit für Fragen und ein veganes Buffet.

Montag, 13. 10. 2014, 18.30 Uhr: „Genug für 9 Milliarden? Nahrung für das 21. Jahrhundert“

Anlässlich des Welternährungstages (16.10.) präsentiert FIAN aktuelle Zahlen zur globalen Ressourcenverteilung. Anschließend Podiumsdiskussion mit: Helmut Schüller (Fairtrade Österreich), Martin Haiderer (Wiener Tafel) und Joe Taucher (Ökosoziales Forum Wien), Moderation von Johanna Stögmüller (Biorama). Im Anschluss veganes Buffet.

Anmeldung unter [email protected]

www.vhs.at/nachhaltiginwien

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Es klingt verlockend einfach: In das handgroße Gerät wird Wasser eingefüllt, ein runder Puck eingelegt, und schon kann das Mobiltelefon geladen werden. Das ist dort praktisch, wo Steckdosen rar sind. Preiswert ist diese Form der Energieerzeugung nicht. Für 6 Euro ist bei aktuellen Smartphones gerade einmal die Hälfte des Akkus aufgeladen. Zum Umweltschutz schweigt sich der schwedische Hersteller weitgehend aus, es wird nur darauf hingewiesen, dass der verbrauchte Puck dem Metallrecycling zugeführt werden kann. Er enthält 12 Gramm Aluminium, für deren Herstellung schon 30-mal so viel Energie verbraucht wurde als damit erzeugt wird. Das Laden des Mobiltelefons an der Steckdose kostet unter einem Euro pro Jahr. Um diese günstige Quelle zu nutzen, lässt sich der Akku des Geräts über einen usb-Anschluss laden. Allerdings kann man sich um den Kaufpreis auch schon ein Solar-panel mit derselben Funktionalität zulegen, die Sonne scheint dann gratis. www.powertrekk.com

Brennstoffzellen stellen auch an abgelegenen Orten Energie zur Verfügung. Eine Kurz-Kritik unseres Green-IT-Experten.

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Mensch & Umwelt!

Ein Projekt der Druckerei

Janetschek GmbH gemeinsam

mit den Biobauern Nördliches

Waldviertel und der

Ökoregion Kaindorf.

Doppelsieg für

www.janetschek.atMehr dazu unter:

CO2-Bindungdurch Humusaufbau

Page 52: BIORAMA 32

VERKANNTES BESTÄUBUNGSGENIE

Tief drinnen in Lippenblütlern sammeln langrüsselige Hummeln Pollen und Nektar. Was die wilden Bienenschwestern

noch so alles drauf haben, wissen meist nur Eingeweihte.

Es ist März. Noch liegt Schnee auf Wiesen und Feldern. Doch die ersten Sonnenstrahlen erwärmen bereits Luft und Boden. Mit den ansteigenden Plusgraden beginnt der Schnee langsam zu schmelzen. Etwas regt sich da unten im ausgedienten Mäuseloch und brummt schlaftrunken vor sich hin. Eine junge Erdhummel-Königin erwacht aus ihrem sechsmonatigen Winterschlaf. Sie hat überlebt, ihr Volk ist im vergangenen Herbst zugrunde gegangen. Noch etwas träge, fliegt das schwarz-gelbe, pelzige Wildbienen-exemplar nach draußen und geht, entkräftet und hungrig, auf die Suche nach Blüten mit energiereichem Nektar. Den braucht die Königin jetzt, denn sie muss ein geeignetes Nest finden und ein neues Volk gründen. Der einjährige Hummel-Zyklus hat begonnen. Nach der Eierablage und dem Schlüpfen der Larven steht deren Fütterung mit Pol-len an. Auch dafür muss die Hummelkönigin wieder von Blüte zu Blüte trudeln, damit die Brut möglichst zahlreich zu helfenden Arbeiterinnen und paarungsbereiten Droh-nen und Jungköniginnen heranwachsen kann. Schließlich, nachdem das Volk auf bis zu 500 Hummeln angewachsen ist, wird das Jahr im frühen Herbst zu Ende gehen – mit dem Sterben von Arbeiterinnen und Drohnen und der Vorbereitung der ausgeflogenen und begatteten Jung-königinnen auf die Winterruhe.

BESTÄUBER-QUALITÄTENBumblebee oder Bombus, der englische bzw. lateini-

sche Name der Gattung Hummel, passen gut zu ihrer putzigen, rundlichen Gestalt, verraten aber nichts über ihre reiche Artenvielfalt, ihre unschlagbaren Fähigkei-ten – beispielsweise ihre Anpassung an große Höhen und niedrige Temperaturen – und vor allem ihre wirtschaftli-che Bedeutung. Denn womit die weltweit rund 250 und 45 einheimischen Hummelarten die meiste Zeit verbrin-gen, ist neben der Aufnahme von Nektar vor allem das Sammeln von Pollen bzw. Blütenstaub. Das darin ent-haltene pflanzliche Erbgut wird während des Flugs von einer Blütentankstelle zur nächsten verteilt, die Pflan-zen »bestäubt« und ihre Vermehrung gesichert. Zwar ist die vom Menschen domestizierte Honigbiene – als wich-tiger Bestäuber für rund 80 Prozent unserer heimischen Nutz- und Wildpflanzen – schon lange in aller Munde. Wenige wissen allerdings, dass auch Hummeln als Nutz-tiere vor den Karren gespannt werden. Laut der Weltna-turschutzunion iucn wird ihr wirtschaftlicher Wert für die Landwirtschaft in Europa auf 22 Mrd. Euro pro Jahr geschätzt. Hummeln bilden zwar wesentlich kleinere Völker als etwa Honigbienen, ein einzelnes Tier bestäubt aber nicht nur bis zu fünfmal mehr Blüten täglich, son-

52BIORAMA Nº. 32 HUMMEL

TEXTChrista Grünberg

ILLUSTRATIONHatschepsut Huss

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dern tut das auch noch gleich-mäßiger und effektiver.

Womit wir wieder bei der Erd-hummel wären. In den vergan-genen 30 Jahren leistete sie als Bestäuber für Tomaten in Glas-häusern unschätzbare Dienste. Weil die Pollenkörner bei den Nachtschattengewächsen rela-tiv fest verpackt in Kapseln sit-zen, können sie nur durch eine spezielle Technik daraus befreit werden – und diese beherr-schen Erdhummeln ganz famos: Sie beißen sich am Blütenstem-pel fest und erzeugen mit Hilfe ihrer Brustmuskulatur Vibrati-onen, um den Pollen herauszu-schütteln. Der verfängt sich im Hummel‘schen Haarkleid, wird ordentlich herausgebürstet und in eigens dafür ausgestat-teten Bein-»Höschen« ins Nest abtransportiert. So ganz neben-bei erfolgt beim Vibrieren auch gleich die Bestäubung.

SIEGESZUG MIT FOLGENTomatenblüten sind zwar selbstbefruchtend, das

Blüten-Schütteln ist jedoch unerlässlich. Es funktio-niert im garteneigenen Folientunnel auch, indem man selbst Hand anlegt. Im erwerbsmäßigen Tomatenanbau unter Glas ist man allerdings seit Langem auf die profes-sionelle Hummelunterstützung angewiesen. Zu diesem Zweck werden die kleinen Brummer in den Niederlan-den, in Belgien und Deutschland kommerziell gezüch-tet und in die ganze Welt exportiert. Und damit fängt das eigentliche Unheil an, meinen manche Entomolo-gen und Naturschützer. Während solche Tomatenpflan-zen um 25 Prozent höhere Erträge liefern als manuell gerüttelte und die Tomaten-Industrie aufblüht, ver-

breitet sich die importierte Erdhummel in einigen Län-dern ziemlich rasant – mit noch wenig erforschten Fol-gen. »Oft werden zur Zucht Nachfahren der türkischen Erdhummel verwendet, weil sie in Gefangenschaft am kostengünstigsten gezüchtet werden kann und die größten Völker bildet. Neben vielen generellen Positi-va solch einer Hummelbestäubung wie z.B. der Vermei-dung von Spritzmitteln wird diese türkische Unterart der Erdhummel aber auch in Regionen verschickt, wo

die Erdhummel nicht natürlich vorkommt, zum Beispiel nach Japan, Tasmanien oder Süd-amerika.« Für den Salzburger Hummelspezialisten Johann Neumayer, Entomologe und Umweltbeauftragter der Diö-zese Salzburg, ist vor allem der globalisierte Versand proble-matisch. Einige Länder wie die usa haben daher auch bereits Einfuhrverbote ausgesprochen und züchten einheimische Hummeln.

Wenn etwa die fremden Jung-königinnen des importierten Hummelvolks in die freie Natur entfliegen – was sich praktisch nicht vermeiden lässt – kreuzen sie sich mit heimischen Hum-meln, die genetische Struktur der jeweiligen Hummelart ver-ändert sich. Diese sogenannte Faunenverfälschung wird auch von Naturschützern wie dem oberösterreichischen Entomo-logen Martin Schwarz kritisch gesehen: »Unser Anliegen ist die Wahrung der Arten- und innerartlichen Vielfalt. Letz-tere ist bei der Vermischung bedroht.« Wie genau sich die

Faunenverfälschung auf die Überlebensfähigkeit der Hummelbestände auswirkt, ist allerdings noch gar nicht geklärt – wie übrigens auch nicht die Einschleppung potenzieller Krankheitserreger.

PARTNERSCHAFT MIT ZUKUNFTAn kühlen Apriltagen bestäuben Hummeln Apfelblü-

ten, zu früher Morgenstunde auch die von Kürbissen. Die steirische Traditionspflanze stellt zwar besonders in landwirtschaftlich intensiv genutzten Teilen der Region eine wichtige Einnahmequelle der Bauern dar. Gerade dort werden allerdings ökologisch intakte Flächen und die Bestände von Hummeln und anderen Wildbienen

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weniger. Grund genug für den Bienenschutzfonds, den die Lebensmittelkette Hofer und der Naturschutzbund gegründet haben, sich der Partnerschaft von Hum-mel und Kürbis anzunehmen. Das Forschungsprojekt »Hummeln im Kürbisanbau« in der Ost-Steiermark will bis nächsten Herbst die große Bedeutung verschiedener Hummelarten für die Kürbisbestäubung belegen. Von den acht teilnehmenden Kürbisbauern erhielten daher sechs schon vor Wochen Nistkästen mit je zwei Völ-kern verschiedener Hummelarten. »Bei der Auswahl der Landwirte haben wir bewusst darauf geachtet, dass es sich um intensiv bewirtschaftete, monokulturell geführ-te Betriebe handelt. Gerade hier mangelt es an Bestäu-bern, weshalb wir ideale Bedingungen für unser Projekt vorfinden. Die Ergebnisse werden klarer und aussage-kräftiger sein«, glaubt Projektleiter Bernd Strauss. Als Vergleichsfeld wurde der in ökologisch günstiger Umge-bung liegende Kürbisacker von »Hummelbauer« Franz Schmidlechner unter die Lupe genommen. Er engagiert sich für Arten- und Biotopschutz und zeigt Interessier-ten, wie man Hummelköniginnen mit der hohlen Hand fängt. Mit der Bestäubung seiner Kürbisse hat er kei-ne Probleme: »Wichtig sind genügend Sonnenstunden,

dann gibt es Bienen und viele andere Bestäuber, auch Wespen oder Käfer. Natürlich ist es ideal, wenn Hum-meln fliegen, weil sie auch an bewölkten Tagen ihre Stärke ausspielen.«

Entomologen wie Neumayer und Artenschützer wie Schmidlechner sind überzeugt, dass die Bestäubung nur dann eine Gratisdienstleistung der Natur bleibt, wenn der Mensch für geeignete Bedingungen sorgt – mit einem vielfältigen Blütenangebot über die ganze Saison, auf Wiesen, in Gärten, an Weg- und Waldrändern und zwischen Ackerflächen.

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54BIORAMA Nº. 32 HUMMELBIORAMA Nº. 32 HUMMEL

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Schlupfwespen sind flinke Insekten mit einem lang-gestreckten, schlanken Körper. Es gibt viele Arten, von denen die kleinsten nur zwei Millimeter groß sind und die größten stattliche fünf Zentimeter erreichen. Sie parasitieren verschiedenste Insekten wie bestimmte Schmetterlingsraupen, Käferlarven und Blattläuse und helfen so, das Gleichgewicht in der Natur zu erhalten. Die Weibchen besitzen einen Legebohrer, mit dem sie gewisse Insekten anstechen, um in ihnen ihre Eier abzulegen. Die Larven entwickeln sich dann im Kör-per des Wirts, der durch den Befall immer inaktiver wird. Zum Schluss werden auch die lebenswichtigsten Organe aufgefressen. Nachdem die junge Schlupfwespe geschlüpft ist, bleibt vom Wirt nur eine leer gefressene Hülle übrig. Ein Schlupfwespenweibchen kann in seiner Lebenszeit 200–1.000 Blattläuse mit Eiern belegen. Die erwachsenen Tiere ernähren sich vom Blütenstaub und Nektar der Dolden- und Korbblütler. Sie überwintern in Bodennähe unter Grasbüscheln, Mulchschichten, in der Bodenstreu oder in Moos. Ein vielfältiger Garten mit einem ruhigen, naturbelassenen Eck fördert die nütz-lichen Schlupfwespen. www.naturimgarten.at

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Die Schlupfwespe hat Hunger auf Läuse, Käfer und auch Motten. Damit ist sie einer der wirkungs-

vollsten Helfer in Landwirtschaft, Garten und Küche.

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BIORAMA Nº. 32 SCHLUPFWESPE

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STREET IS MURDER

56BILD / ILLUSTRATIONJohann G. Zaller, Horst Hellmeier

TEXT Iwona Dullinger

BIORAMA Nº. 32 ROADKILL

Page 57: BIORAMA 32

Ein Projekt an der Universität für Bodenkultur in Wien forscht zu tierischen Straßenopfern. BIORAMA hat mit dem Doktoranden

Florian Heigl über das innovative Vorhaben gesprochen.

biorama: Euer Projekt ist eine wissenschaftliche Arbeit zum Thema Roadkill. Was bedeutet denn »Roadkill« eigentlich?

florian heigl: Roadkills sind Tiere, die auf Straßen getötet wurden, meistens durch Autos und lkws. Auch »vehicle collision« ist ein häufig verwendeter Ausdruck dafür. Es gibt keine passende deutsche Übersetzung, denn der Begriff »Wildunfall« beschreibt nur Unfälle mit jagdbarem Wild.Gab es schon Daten zu Roadkills in Österreich?

Ja, es gibt verschiedene Daten. Die offiziellen Daten der Statistik Austria werden durch Jäger, Polizei usw. erhoben, betreffen aber nur jagdbares Wild. Das heißt, diese Daten schließen zum Beispiel keine Igel oder Amphibien mit ein. Andere Daten beziehen sich nur auf einzelne Tiergruppen oder kleinräumige Untersu-chungsgebiete. Flächendeckende Daten für alle Wirbel-tiere gab es also bisher noch nicht.Wie und warum kommt es denn zu Roadkills? War-um laufen die Tiere überhaupt über die Straße?

Das Zerschneiden von Lebensräumen – auch Habitat-fragmentierung genannt – ist in der Ökologie ein wichti-ges Thema und ein großes Forschungsfeld. Anhand der eigenen Wohnung kann man sich das am besten vorstel-len: Man ist abends zu Hause, liest gemütlich ein Buch auf der Couch im Wohnzimmer und bekommt plötzlich Hunger. Man steht auf und möchte in die Küche gehen, die durch einen Gang vom Wohnzimmer getrennt ist. Man geht also Richtung Küche und plötzlich rauscht ein lkw durch den Gang. Wenn man Glück hat, ist man nur geschockt, wenn man Pech hat, ist man aber über-fahren worden. So ungefähr ist das auch für Tiere: Jeden Tag müssen sie von ihren Schlafplätzen zu ihren Futter-plätzen wandern und müssen dabei eventuell Straßen überqueren. Bei Amphibien ist es überhaupt so, dass sie oft zwei Mal im Jahr eine Straße überqueren müssen, wenn sie vom Winter- ins Sommerquartier übersiedeln, also zum Laichplatz und wieder zurück. Daher ist die Menge an Roadkills gerade bei Amphibienwanderungen dann durchaus massiv.Wie seid ihr auf die Idee gekommen, daraus ein Bür-gerbeteiligungsprojekt zu machen?

Wir sind im Rahmen einer sehr gut besuchten Lehr-veranstaltung an der Uni auf die Idee gekommen. In die-

ser Lehrveranstaltung sind über 400 Studierende pro Semester sinnvoll und praktisch beschäftigt. Für die Studentinnen und Studenten hat die Teilnahme an dem Projekt im Zuge der Lehrveranstaltung den Vorteil, dass sie bereits sehr bald im Studium einen Vorgeschmack auf Freilandarbeit und somit Forschungsalltag bekom-men. Wir haben das dann also einfach ausprobiert – und die Studierenden waren begeistert!

Nach einer Laufzeit von drei Monaten haben wir gese-hen, dass es wirklich großen Bedarf gibt und man sehr viele tote Tiere auf den Straßen findet – da waren wir selbst überrascht. Deshalb haben wir die Teilnahme an diesem Projekt dann für eine breitere Masse zugänglich gemacht. Jetzt kann jeder mitmachen.Inwiefern kann jeder bei eurem Projekt mitmachen?

Wir bedienen uns einer Arbeitsmethode der Wissen-schaft – Citizen Science genannt –, mit der Projekte unter Mithilfe oder komplett von interessierten Ama-teurinnen und Amateuren durchgeführt werden. Sie melden Beobachtungen, führen Messungen durch oder werten Daten aus. Den Begriff Citizen Science gibt es erst seit 1995, die Methode selbst ist nicht neu und gab es schon, bevor Wissenschaft zur Profession wurde. Charles Darwin war zum Beispiel ein Citizen Scientist.Aber nicht jedes Forschungsfeld ist geeignet für die-se Arbeitsmethode. Warum ist gerade das Thema Roadkill besonders tauglich?

Vor allem dadurch, weil es jeden betrifft: Jeder, der irgendwie auf der Straße unterwegs ist, sei es jetzt mit dem Fahrrad, mit dem Auto oder zu Fuß, hat schon ein-mal einen Roadkill gesehen. Es gibt wenige Leute, die keine Assoziation dazu haben, deswegen eignet es sich so gut. Es ist zwar kein schönes Thema, bei dem man mit schönen Tierbildern Werbung machen könnte, aber es hat einen sehr hohen nützlichen Aspekt.Welchen?

Vor allem für den Naturschutz ist dieses Projekt sehr wichtig, denn man kann die Tiere schützen, wenn man weiß, welche Faktoren Roadkills beeinflussen. Aber auch für den Menschen sind Roadkills relevant, denn Tiere auf der Fahrbahn stellen für Autofahrer eine gro-ße Gefahr und auch eine ethische Belastung dar. Nicht nur Zusammenstöße mit großen Wildtieren wie Hirsch oder Wildschwein verursachen jährlich hohe Personen-

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Page 58: BIORAMA 32

und Sachschäden – auch kleine Tiere wie Igel und Kröte können schon Schäden verursachen, da durch Ausweich- und Bremsmanöver häufig Unfälle passieren.Und wie kann man diesen Gefahren für Tier und Mensch konkret entgegenwirken?

Zum einen hat das Projekt – neben dem wissenschaft-lichen Erkenntnisgewinn – auch das Ziel, Leute, die mit-machen, für die Roadkill-Problematik zu sensibilisieren.

Zum anderen streben wir eine Zusammenarbeit mit Behörden an, um gemeinsam die Hotspots, die wir durch unsere Analyse identifizieren können, zu entschärfen – mit Tunnels oder Grünbrücken für die Tiere zum Bei-spiel. Und zuletzt ist unsere Vision, die gesammelten Daten auch in Navigationsgeräte einzuspeisen: Wenn man dann mit dem Auto unterwegs ist und diese Funk-tion verwendet, wird man gezielt gewarnt, sollte man in die Nähe eines solchen Roadkill-Hotspots kommen. Wir wollen also nicht nur das Problem sehen, sondern auch wirklich zu dessen Lösung beitragen.

GRÜNBRÜCKENEine Grün- oder Wildbrücke dient wildlebenden Tieren als Hilfsmittel, stark befahrene Verkehrswege wie Autobahnen, Bundesstraßen oder Schienen gefahrlos zu queren. Grün-brücken verbinden somit Lebensräume und versuchen, die Folgen der zunehmenden Landschaftszerschneidung zu mil-dern. Nicht jede Brücke und jeder Übergang, der von Tieren benutzt wird, ist eine Grünbrücke. Um eine Grünbrücke als solche zu deklarieren, muss diese außerhalb des Siedlungs-gebietes liegen und nicht als Fußgängerquerung oder Weg gedacht sein. Damit Grünbrücken dann auch wirklich von den Tieren genutzt werden, müssen sie entsprechend be-pflanzt sein. Hierfür werden Experten aus der Landschafts-planung zum Einsatz gebracht. Auch seitliche Lärm- und Blendschutzeinrichtungen sind wichtig, damit die Tiere weitgehend ungestört sind.Ein bekanntes österreichisches Beispiel für eine Grünbrü-cke liegt im Natura 2000-Gebiet Schütt-Graschelitzen an der A2 Süd-Autobahn in Kärnten, östlich der Autobahnrast-stätte Arnoldstein. Diese Brücke dient unter anderem den heimischen Braunbären als Querung und wird daher auch Bärentunnel genannt.

Igel

Feldhase

unbestimmtes Säugetier

Marder

Katze

Eichhörnchen

Kurzschwanzmaus

Reh

Ratte

Ziesel

Dachs

Fuchs

Hamster

Langschwanzmaus

Hirsch

Wildschwein

SÄUGETIERE

so groß wie Amsel

so groß wie Taube

so groß wie Sperling

größer als Taube

unbestimmer Vogel

VÖGEL

Schlange

Eidechse

Blindschleiche

unbestimmtes Reptil

REPTILIEN

unbestimmte Amphibie

Schwanzlurch

Froschlurch

AMPHIBIEN

CITIZEN-SCIENCE-PROJEKT ROADKILL Daten von 5. März bis 7. Juli 2014

BIORAMA Nº. 32 ROADKILL

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Page 59: BIORAMA 32

WER? Smartphone-Besitzer können via mobiler Version von www.citizen-science.at mitmachen (eine App ist in Planung). Kein Smartphone- bzw. kein Internet-Empfang in der Pampa: Notiere einfach die wichtigsten Fakten (Ort – je genauer, desto besser, Datum und Uhrzeit) und fotografiere den Roadkill mit deinem Handy oder deiner Digitalkamera – zu Hause dann erst ran an die Tasten.

WO? Registriere dich auf www.citizen-science.at. Ein frei wählbarer Benutzername und eine aktive Mail-Adresse ist alles, was du brauchst. Und dann kann’s schon los-gehen!

WIE? Wenn du genau weißt, was für ein Tier es ist, kannst du die genaue Bezeichnung aus dem Menü auswählen. Zusätzlich noch Foto hochladen und angeben, wie sicher du dir mit deiner Bestimmung bist und voilà – fertig ist die Eintragung.Trage nur »Amphibie«, »Säugetier« oder »Vogel« ein, wenn du nicht genau weißt, was es ist – kein Problem, denn andere Citizen Scientists können anhand deines hoch-geladenen Fotos bestimmen, um welches Tier es sich dabei handelt. Als Teil der Community lernst du somit von anderen.

www.citizen-science.atwww.facebook.com/projekt.roadkill

so groß wie Amsel

so groß wie Taube

so groß wie Sperling

größer als Taube

unbestimmer Vogel

VÖGEL

Schlange

Eidechse

Blindschleiche

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MACH MIT! Das Citizen-Science-Projekt lebt

von deiner Teilnahme. Anfang Dezember 2014 werden im Rah-men einer Abschluss-Gala alle Unternehmen / Produkte / Dienstleister geehrt, die das anspruchsvolle Verfahren erfolgreich bestan-den haben und von der Jury bestätigt wurden.

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60BIORAMA Nº. 32 NATIONALPARKS AUSTRIA FASHION SHOW

2014 widmet sich biorama in regelmäßigen Abständen den österreichischen Nationalparks.www.nationalparksaustria.at

DAS ANZIEHENDE AN DER NATUR

Das österreichische Designer-Duo km/a setzt die hei-mischen Nationalparks modisch in Szene.

Willkommen am Catwalk der Schutzgebiete.

Page 61: BIORAMA 32

biorama: Ihr habt euch mit km/a auf Upcycling-Mode spezialisiert. Was sind die Dinge, auf die ihr bei euren Kollektionen besonders Wert legt?

michael ellinger: Wichtig sind die Oberflächen-beschaffenheit und die Geschichte der Materialien. Bei den Fallschirmen und Zelten, mit denen wir arbeiten, sind bereits Nähte drinnen, Ösen, Nummern draufge-druckt. Das macht jedes Ausgangsmaterial zu etwas Besonderem.

katha harrer: Die Besonderheit jedes Materials wird ins Kleidungsstück transportiert und ich glaub das spürt man auch, wenn die Stü-cke an der Stange hängen. Es gibt dann zwar gleiche Schnitte, aber jedes Teil hat einen ande-ren Charakter.Was haben eure Mode und die Natur gemeinsam?

michael ellinger: Gemein-sam haben sie sicher das Aus-gangsmaterial. Unsere Roh-stoffe kommen aus der Natur. Die Strukturen unserer Kleider kann man vielleicht auch mit der Natur vergleichen und ich denke, dass auch der Alterungs-prozess eine Gemeinsamkeit ist.Sind nicht High-Fashion und Natur oftmals Dinge, die sich irgendwie ausschließen?

katha harrer: Unsere Sachen dürfen auf jeden Fall »mitleben«.

michael ellinger: Ich den-ke, dass die Natur der Mode übergeordnet ist, denn wir ent-nehmen der Natur ja nur die Materie. Die Natur füttert uns mit Material und mit Ideen. Ich glaub also nicht, dass ich Natur und Mode vergleichen oder sie auf eine Stufe stellen kann. Das wäre so, als ob ich das Werkzeug mit dem fertigen Produkt vergleichen würde.Für eure Upcycling-Kollektionen macht ihr euch normalerweise selbst auf die Suche nach Materiali-en. Im Rahmen des Projektes mit den Nationalparks arbeitet ihr nun mit Materialien, die in und rund um die Nationalparks gefunden wurden?

katha harrer: Genau. Aus den Nationalparks darf ja eigentlich kein Material entwendet werden. Nur »totes« Material. Deshalb wurde auch rund um die National-parks gesammelt. Alle Materialien spiegeln aber etwas Typisches des jeweiligen Nationalparks wider. Wir sind selber gespannt, was dabei rauskommt! Ob und in wel-cher Form wir es schaffen, daraus etwas zu kreieren.

TEXTJohanna Stögmüller

BILDMichèle Pauty

Die Materialsammlung ist bereits hier bei euch im Ateli-er. Wie ist euer erstes Gefühl? Kann man Natur überhaupt anziehen?

michael ellinger: Ja, das wird funktionieren. Inwie-fern man die Materialien dann nachbehandeln muss, werden wir noch sehen. Je roher man die Materialien lässt, desto schwieriger wird es, sie alltäg-lich zu tragen. Das Material zerfällt ganz einfach auch. Die Rinde zerbröckelt irgendwann

– spätestens wahrscheinlich am Laufsteg (lacht). Je mehr man es verkleinert, einbettet, mit anderen Materialien wie z.B. Leim zusammenbringt oder konserviert, kann es wieder

tragbarer werden. Horn oder Stein sind wieder Mate-rialien mit einer ganz anderen Beschaffenheit, die sich nicht verändert. Was ist im Zuge der Kreationen der Nationalpark Signature-Outfits etwas Neues für euch?

katha harrer: In erster Linie sind das praktische Fragen: Wie bekommt man gewisse Materialien an den Stoff? usw.

michael ellinger: Und auch die Schwierigkeit, das Ganze so natürlich wie möglich zu belassen. Wir wollen ja nicht ins Kostümhafte übergehen, sondern schon im Bereich des Tragbaren bleiben. Das ist eine Herausforderung.

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Katha Harrer und Michael Ellinger inmitten ihres »Rohmaterials« aus den Nationalparks.

Page 62: BIORAMA 32

katha harrer: Es wird Stücke geben, die man auch im Nachhinein noch tragen kann, und Stücke, die nur für die Performance kreiert werden. Da kann es eben auch sein, dass etwas direkt am Laufsteg zerfällt.Ist das nicht die Horror-Vor-stellung eines jeden Designers, dass am Laufsteg die eigenen Kreationen zerfallen?

katha harrer: Nein, ich finde das spannend. Wenn man es vor-her in voller Perfektion hat und bei der Show, am Höhepunkt zerfällt es … eine schöne Idee.

michael ellinger: Der Zer-fall liegt ja auch in der Natur. Das eine wird zerstört, um Platz zu machen für etwas Neu-es. Mode ist ja vom Prinzip her auch etwas Morbides. Jede Sai-son, der Sale ist ja im Prinzip ein permanentes Zerstören. Die alte Kollektion wird ausverkauft, um Platz für Neues zu schaffen. Apropos Sale: Ihr sagt ja »Wir lieben langsam«. Ist das euer Statement gegen Fast-Fashion?

katha harrer: Ja, auf jeden Fall. Die Rhythmen der Mode-welt sind einfach viel zu schnell geworden. Da können wir nicht mit und wollen auch nicht mit, weil wir Produkte erschaffen, die einen längeren Wert haben und länger tragbar sein dürfen. Unseren Namen km/a haben wir auch als »Kilometer im Jahr« interpretiert, also: langsam. Was ist denn das Anziehende an der Natur, an den Nationalparks?

katha harrer: Dass einfach alles so bleiben darf, wie es ist. Dass Sachen zerfallen dürfen. Das komplett Natur-belassene, das spürt man einfach.

michael ellinger: Wir erschaffen ja eigentlich auf künstliche Weise einen Nationalpark. Deswegen sind die Nationalparks ja auch so absurd faszinierend. Wir haben so viel Natur in Österreich und müssen trotzdem diese Inseln schaffen und einwirken drauf, dass dieser Zyklus erhalten bleibt. Es ist heute nichts Selbstver-ständliches, diese natürlichen Verläufe zu haben, weil

das Rundherum auf einen Nationalpark einwirkt. Das Schöne und Anziehende ist, dass man diesen Zyklus bzw. die sich selbst regulierende Natur sieht. Das ist ein Juwel. Das ist ein Naturschatz, den wir pflegen müssen. Modebewusstsein ist so etwas wie ein angesehenes gesellschaftliches Attribut. Kann Umweltbewusst-sein zu etwas Ähnlichem werden?

katha harrer: Das ist es glaube ich schon. Ich habe das Gefühl, dass das stark im Kommen ist.

michael ellinger: Und Mode wird verwendet, um dieses Bewusstsein an die Leute heranzutragen.

katha harrer: Auch über das Thema Essen wird viel gesprochen. Der Urban-Gar-dening-Trend beweist das auch ganz gut. Es ist cool, seinen eigenen Acker zu haben. Man geht dann nicht gemeinsam in den Biergarten, sondern sein Gemüse gießen.

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»Es geht um die Sichtbarmachung der Schnittstelle von Natur und Kultur«, sagt Diana Gregor, Projekt-leiterin von »Nationalparks Austria Öffentlichkeitsarbeit 2012 - 2014«. In der vergangenen Monaten hat sie gemeinsam mit ihrem Team des Umweltdachverbands, den Nationalparkverwaltungen und dem Ministerium für ein lebenswertes Österreich zahlreiche Projekte initiiert und umgesetzt, die die österreichischen Nationalparks, die Natur, die Bewohner, Gerüche und Geräusche ins Rampenlicht gestellt haben. Im Rahmen der MQ Vienna Fashion Week 2014 findet nun – quasi als krönender Abschluss der Projek-

treihe – die »Nationalparks Austria Fashion Show« statt. Das Upcycling-Designerduo km/a alias Katha Harrer und Michael Ellinger präsentieren dort die Schönheit der heimischen Nationalparks in Form exquisiter Haute Couture. Zusätzlich zur Nationalparks-Austria-Kollektion kreiert km/a zu jedem der sechs österreichischen Nationalparks ein extravagantes, avantgardistisches und charakteristisch einzigartiges »Signature«-Outfit aus Naturmaterialien. Die modischen Designs werden von audiovisueller Untermalung Aus den Schutzgebieten begleitet.

»Nationalparks Austria Fashion Show«10. September 2014Wien, MuseumsQuartier www.nationalparksaustria.at

BIORAMA Nº. 32 NATIONALPARKS AUSTRIA FASHION SHOW

Natur wird Haute Couture – und widerspiegelt auch das Morbide an der Mode.

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64BIORAMA Nº. 32 RADWANDERN

PACKLISTEWas auf der Radwanderung unter keinen Umständen fehlen sollte, erliest sich aus dieser kleinen Material-Fibel.

VOLLKOFFER – Packtaschen 1Der moderne Rucksack – als

Hülle aller Habseligkeiten und Symbol für ein Leben im Freien – hat auf der Fahrradtour nur wenig Berechtigung. Die Investition in einen Gepäckträger samt passen-der Packtaschen macht ein Fahrrad erst zum Tourer und die Tour erst zur Freud. Front-Gepäckträger sind Geschmacksfrage, auf keinen Fall fehlen sollte eine Sattel- und/oder Oberrohrtasche für den schnellen Zugriff zu Müsliriegel, Kamera und Taschentüchern.

BERÜHRUNGSPUNKTE – Sattel und Pedale 2Neben der Lenkstange stellen der Sattel und die

Pedale die restlichen Berührungspunkte zum Fahrrad dar und sollten demnach mit gleicher Beachtung ver-sehen werden. Weiche, breite Sättel scheinen auf den ersten Kilometern die bessere Wahl, beginnen jedoch ob ihrer größeren Auflagefläche schnell den Wolf zu reiben. Um einer stichprobenartigen Sattelwahl aus-zuweichen, lohnt es sich, einen Kernledersattel in der richtigen Breite passend einzureiten.

DURSTSTRECKE – Trinkflaschen 6

Klassische Outdoor-Gebinde mit Format – à la Sigg oder Nal-gene – passen nicht in herkömm-liche Flaschenkörbe und führen demnach ein Stiefkinder-Dasein im Fahrrad-Mikrokosmos. Wer den-noch nicht auf geschmacksneutrales Wasser und schadstofffreie Flaschen verzichten möchte, findet beim österreichischen Spezialisten Isybe Abhilfe.

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65GEWEIHBILDUNG – Lenkeraufsätze 3

Dem Lenker als identitätsstiftendem Element am Tourenrad sollte man besondere Aufmerk-samkeit zukommen lassen. Vielfältige Griffposi-tionen sind auf Langstrecken Pflicht und somit jeder weitere Spross am Geweih relevant. Oft machen Versuche mit günstigen »Hörnchen« am Brezel-Lenker ein nicht hundertprozentig pas-sendes Rad auf langen Strecken erst fahrbar.

KRAFTWERK – Lichtanlage, Radcomputer 5

Batterielichter sind – Dank der Viel-zahl an Nabendynamos mit hohen Wir-kungsgraden – längst passé. Und auch der alte Radl-Tacho darf dank ausge-zeichneter Tacho-Apps fürs Smartpho-ne zu Hause bleiben. Das Telefon lässt sich per usb-Ladegerät (z.B. Tout Ter-rain The Plug III) am Nabendynamo mit selbstproduzierter Energie laden.

KLEINVIEH – Pumpe, Schloss, Diverses 4

Neben dem Standard-Reparatur-Equipment wie Pickzeug, Reifenhe-bern und Mini-Tool sollte besonders auf längeren Fahrten noch ein Set an Ersatzspeichen inklusive Nippel-Span-ner ins Gepäck. Das mitgenommene Schloss sollte – um die Nerven zu scho-nen – klackerfrei und stabil am Rahmen befestigt sein.

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TEXTSebastian Rahs

BILDElisabeth Els

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BIORAMA Nº. 32 LABELPORTRÄT AAMUMAA

TEXT Tina Gallach

BILD Aamumaa

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SPUREN IN DER SEIFEWas haben Seife und Tierfährten gemeinsam? Ganz einfach:

Kristiina Nevakivi verbindet beides in ihrer kleinen Seifenmanufaktur im finnischen Espoo zu zauberhaften kleinen Kunstwerken.

Es ist ein ständiges Geben und Nehmen: Die Natur gibt ihre Schätze, wir Menschen nutzen sie. Oft, weil wir sie sogar brauchen. Aber was wir dann daraus machen, ist in den meisten Fällen nichts Gutes: Raubbau, Weg-werfartikel, Giftstoffe, Verpackungsmüll, Umweltver-schmutzung. Wir geben nichts zurück, sondern wir lassen zurück. Im Abflussrohr, im Wald, auf der Straße oder auf den großen Deponien.

Bei Kristiina Nevakivi ist das anders: Sie nimmt, sie nutzt, sie liebt, was die Natur für sie bereithält. Und dann gibt sie ihr etwas zurück. Nämlich Respekt und ihr Wissen um Produkte, die gut sind. Gut für uns Men-schen – und gut für die Umwelt. Sie lebt nach diesem Prinzip und lässt ihr Wissen jeden Tag in ihre Arbeit

fließen, wenn sie unter ihrem Label Aamumaa handge-machte Naturseifen herstellt, die schön aussehen und gut riechen. Es sind Produkte, die von der ersten Idee bis zum letzten Klecks Schaum auf der Hand an den Umweltschutz verschrieben sind. In ihnen ist nichts zu finden, was das ökologische Gleichgewicht stören könnte, denn das ist etwas, was Kristiina Nevakivi nicht ertragen würde. »Wir leben nur einmal, aber nach uns wird es weitere Generationen geben«, sagt sie. »Was für eine Welt wollen wir ihnen hinterlassen?« Eine Frage, die ihre Motivation genau auf den Punkt bringt.

Vielleicht war es der kleine Fuchs, den sie als Kind von ihrem Vater bekommen hatte, der in ihr das Gefühl weckte, etwas zurückgeben zu können. »Seine Mutter

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lässt Ideen zu. Nach der Uni hat sie aber erstmal im Internetbusiness gearbeitet, doch der Gedanke, tolles Design mit Nachhaltigkeit zu verbinden, gärte auch damals schon in ihr. »Es war schon lange mein Traum, schöne Dinge zu kreieren, die langanhaltend Gutes tun und nicht nur ein kurzlebiger Trend sind.«

Den Traum hat sie sich 2010 erfüllt. Zuerst in der heimischen Küche, später im Wohnzimmer, inzwi-schen in eigenen Produktionsräumen in Espoo. Trotz der Expansion wird bis heute aber jedes einzelne Stück liebevoll von Hand hergestellt; immer nach ihren stren-gen nachhaltigen Richtlinien. »Der ökologische Fuß-abdruck des Menschen ist grauenhaft groß«, sagt sie. »Wir vergessen meist, dass alles, was wir brauchen, aus der Natur kommt. Aber dagegen kann man etwas tun.« Darum geht sie auch noch einen Schritt weiter: Vom Er-lös jeder Seife gehen 50 Cent an den World Wide Fund (wwf). Und neuerdings hat sie übrigens auch Kerzen im Angebot. Gleiches Prinzip, gleiche Optik: Schön, wohlriechend und eine wirklich gute Sache!

67war getötet worden und wir haben den Kleinen zuhau-se aufgepäppelt«, erzählt sie. »Aber irgendwann kam der Moment, als wir ihn wieder in die Freiheit lassen mussten.« Sie hat ihn später noch einmal im Wald ge-troffen. Sie standen 20 Meter entfernt voneinander und sahen sich an. Dann ging der Fuchs seiner Wege. »Das hat mir gezeigt, dass Tiere frei und wild leben wollen und müssen.«

DER GERUCH DES WALDESKristiina Nevakivi liebt es, draußen zu sein. Sie mag

den Geruch des Waldes, die Farben, die Geräusche und die Stimmung, die sie überkommt, wenn sie all das auf sich wirken lässt. Dieses Verstehen, dass da mehr ist als nur der eigene Weg. Die Überzeugung, dass es ein großes Ganzes gibt. »Ich bin im Norden Finnlands auf-gewachsen, sehr ländlich, rund 80 Kilometer von Oulu entfernt. Die Natur war schon immer ein Teil meines Lebens.« Sie sei Ski gefahren, als sie klein war, erzählt sie, und erinnert sich an schneebedeckte Bäume, die im Sonnenlicht wie glänzende Zuckerhüte in die Höhe ragten. Aber was noch viel beeindruckender war: »Die Fußspuren der Tiere, die aus dem Wald kamen, um Fut-ter zu finden.«

Genau diese Fußspuren sind es, die heute die von ihr entwickelten und designten Seifen zieren: Tatzen-Abdrücke von Bären, Luchsen, Wölfen, Flughörnchen oder Vögeln. Dazu der sanfte Duft von Wacholder, Fichte oder Sanddorn. Wer sich mit Aamumaa die Hän-de wäscht, drückt im übertragenen Sinn der Natur die Pfote – ein Bild, das sich Kristiina Nevakivi gerne vor-stellt, wenn sie sich Neues ausdenkt. Das Design und die Fertigung stammen überwiegend aus ihrer Hand, und auch in die Auswahl der Zutaten legt sie natürlich besondere Aufmerksamkeit. Sie benutzt nur zertifizier-te, ökologisch reine, pflanzliche Rohstoffe wie Oliven-öl aus Griechenland, Kokosnuss- und Sheabutter aus Afrika, Bienenwachs und Kernöle direkt aus Finnland. Allesamt den EU-Anforderungen an Naturprodukte entsprechend. Sie enthalten weder tierische Fette noch Palmöl. Auch die Verpackungen entsprechen diesen Kriterien: fsc-zertifiziertes Material für wunderschö-ne Seifen.

LANGANHALTEND GUTES STATT KURZLEBIGER TREND

Inspiration für das alles findet sie mit geschultem Blick – natürlich – in der Natur: »Es gibt draußen so wahnsinnig viel zu sehen, dass die Ideen fast aus mir heraus ploppen wie Pilze nach einem Regen aus dem Boden«, sagt sie. »Ich probiere Neues natürlich immer erst selbst aus. Die meiner Meinung nach besten Pro-dukte gebe ich dann noch anderen Naturvernarrten, bevor ich in Produktion gehe.« Vielleicht liegt diese Kreativität in ihrer Ausbildung begründet: Kunst, Mode und Design hat sie studiert, das schärft den Blick und

Aamumaa-Produkte gibt es im Internet über Hilla-Naturkos-metik, ein Vertrieb, der sich auf nachhaltige Kosmetik aus Skandinavien spezialisiert hat:

www.hillanaturkosmetik.dewww.aamumaa.com

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sarah:Mondkonstellationen, hausgemachte Kräuterpräparate und vergrabene Kuhhörner – klingt nach exzentrischer Gartenparty. Als solche ließe sich auch bezeichnen, was sich im Weingarten von Werner Michlits abspielt. Auf 55 Hektar wachsen in Pamhagen östlich des Neu-siedlersees neben Reben Blumen und Wildkräuter, tummeln sich Schmetterlinge, Vögel und Insekten. Mit im Team ist auch eine Herde Angusrinder, deren Mist, in einem Kuhhorn verkompostiert, als Dünger ausge-bracht wird. Der Name sagt es bereits: Auf dem größten Bio-Weingut Österreichs wird im Einklang mit der Na-tur nach Demeter-Richtlinien gewirtschaftet. Dabei ist der richtige Moment entscheidend. So wie die Gezeiten beeinflusst der Mondzyklus auch den Saftstrom in der Rebe und gibt den Zeitpunkt für den Rebschnitt vor. Für Hobbygärtner mit Mondkalender nichts Neues, für manchen Skeptiker total esoterisch. Die erfrischend leichte Cuvée burgenlandweiß 2013 aus Welschries-ling, Grünem Veltliner und Muskat Ottonel dürfte beiden munden. Pfirsich- und Holunderblüten-Noten, die spritzige Säure und eigene Gärungskohlensäure machen sie zum gern gesehenen Gast auf jeder Garten- und Mondscheinparty. Bei 11 Volumenprozent kann die ruhig auch länger dauern.

Woraus: einem Weißweinglas, das Sie zur Hand habenWozu: Blumenkleid und Chino-Shorts. Und einem Sommersalat, am besten mit eigenem GemüseMit wem: allen, die in den Garten oder auf die Terrasse passen

jürgen:Ich musste es der Chefredakteurin Stein und Bein schwören. Mondphasen-Weine ok, aber keine Esote-rik. Bitte keine Esoterik! Eh nicht. Das Wissen um die besonderen Eigenschaften bestimmter Tage ist ural-tes Bauernwissen. Niedergeschrieben in ebenso alten Bauernkalendern und von den Biodynamikern unter den Winzern genutzt. Manche mehr, manche weni-ger. Einer derer, die sehr genau darauf achten, wie der Mond beim Schneiden oder Ernten steht, ist Alois Lageder. Lageder ist so etwas wie eine Lichtgestalt der Südtiroler Bio-Szene, und was er und sein Team in Magreid auf die Beine gestellt haben, ist überaus beeindruckend. Entsprechend groß die Freude, als ich Sarahs Empfehlung las: Pinot Grigio Porer 2013. Jetzt ist es mit dem Pinot Grigio so eine Sache. Die Weine, die diesen Namen prägten, werden viel zu früh gele-sen, kommen meist aus Mittelitalien in enormer Men-ge auf unseren Markt und sind entsprechend günstig zu haben. Sie schmecken auch so. Der Porer ist das pure Gegenteil davon. Straffe Mineralik, kristallklare Frucht und dezenter Rauchigkeit. Ein bodengeprägter, sehr geradliniger Wein, der seine Herkunft, die steini-gen und kalkhaltigen Böden der Magreider Lage Porer, nicht leugnet.

Woraus: Zalto Universal (keine Experimente)Wozu: Ziegenfrischkäse oder Labneh mit OlivenölMit wem: Mit dem Winzer. Der Lichtgestalt.

DIESE BIODYNAMISCHEN WINZER LEBEN NICHT HINTER DEM MOND, SIE ORIENTIEREN SICH LEDIGLICH DARAN.

VOLL MOND

BIORAMA Nº. 32 GLASGEFLÜSTER / Sarah Krobath und Jürgen Schmücking

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70BIORAMA Nº. 32 MILCH UND MILCHERSATZ

TEXTWerner Sturmberger

ILLUSTRATIONBarbara Anna Husar

Barbara Anna Husar, Tausendfüssler / aus der Serie: Milchflüsse, 2008Aquarell und Bleistift auf Papier

Sieben Jahre lang hat Barbara Anna Husar die Datenstränge ihrer eigenen Herde im Urgestein gesammelt. Aktuell verbindet sie Ziegennabelschnüre aus der Wüste Sinai zu einer Hängematte. Ab September wird die Mündungswiege in der Zuckerlfabrik in Wien Brigittenau zu sehen sein.

www.husar.tk

Kuhglocken und Almrauschen im Einklang mit der Natur. Der Realität der Milchwirtschaft wird diese oft bemühte

mediale Repräsentation aus ökologischer und tierethischer Sicht aber nicht gerecht.

UNSCHULDIG, NAHRHAFT UND

NATÜRLICH?

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Ein Blick auf das Leben einer Milchkuh macht deut-lich, dass sich im Bereich des menschenverschuldeten Leids einiges zum Besseren wenden ließe. »Ich halte es für eine Illusion zu glauben, dass es eine Milchviehhal-tung ohne Tierleid geben kann. Auch ohne menschliches Zutun können Tiere krank werden oder sich verletzen. Die Frage ist, welches Leid ist menschenverschuldet. Dafür müssen wir Verantwortung übernehmen«, sagt Herwig Grimm, Tierethiker am Messerli Forschungs-institut an der Veterinärmedizinischen Universität in Wien. Wenige Tage nach der Geburt werden die Kälber von ihren Müttern getrennt. Muttermilch erhalten sie meist nur in den ersten Tagen, das oft aus Nuckeleimern. Später werden sie mit Milchaustauscher, eine Art Mil-chersatz, gefüttert. Diese mutterlose Aufzucht der Käl-ber führt häufig zu Verhaltensstörungen. Bis zum Alter von zwei Wochen ist das Ausbrennen der Hornanalagen ohne Betäubung erlaubt. Die Enthornung spart Platz und reduziert das Verletzungsrisiko für Bauern und die restlichen Rinder. Stierkälber werden in Gruppen gehal-ten, gemästet und nach wenigen Monaten geschlach-tet. Die weiblichen Kälber werden in der Regel zur Milchproduktion herangezogen. Sobald sie um das 18. Lebensmonat die Geschlechtsreife erlangen, werden sie besamt. Nach neunmonatiger Trächtigkeit kommt das Kalb zur Welt. Die Kuh wird dann zur Milchproduktion eingesetzt. Kühe müssen, um Milch geben zu können, Kälber gebären. Sie führen ein Leben in Trächtigkeit, das aber nicht allzu lang. Sie werden kaum älter als sechs Jahre. Viele werden aus gesundheitlichen Grün-den geschlachtet. Mit der Milchleistung steigt auch die Anfälligkeit für Erkrankungen an Eutern und Klauen. Ihr Leben verbringen Milchkühe immer noch häufig in Anbindehaltung, Laufställe sind aber im Vormarsch. Die Weidehaltung, wie sie die mediale Repräsentation der Milchwirtschaft dominiert, ist dagegen die Ausnahme.

»Im Framework der Milchwirtschaft gibt die Kuh die Milch nicht für das Kalb, sondern für andere. Dabei richtet sich die landwirtschaftliche Praxis nicht selten am Produktionsparadigma und nicht an den Tieren aus. Dies zeigt sich auch daran, dass Tiere zu Produktions-einheiten werden und als solche behandelt werden«, konstatiert Herwig Grimm.

EFFIZIENZ GEHT VOREs gilt, mit so wenig Kühen wie möglich so viel Milch

wie möglich zu produzieren. Die intensiven Haltungs-systeme, die sich aus dieser Prämisse ableiten, sind aus tierethischer Perspektive kritikwürdig. Für sie spricht die hohe Jahresmilchleistung. In Österreich liegt sie bei 6.500, in Deutschland bei 7.400 Kilogramm je Kuh – Spitzenleistungen liegen gar bei 14.000 Kilogramm. Da Kühe unabhängig von der Milchabgabe Futter zu sich nehmen und dieses auch wieder verdauen und damit Emissionen, allen voran das klimaschädliche Methan produzieren, hat eine hohe Milchleistung zwei positive Effekte. Aus betriebswirtschaftlicher Sicht verbessert sich das Verhältnis von Futter- zu Milchmenge und aus ökologischer jenes von Emissions- zu Milchmenge. Um solch hohe Milchmengen zu produzieren, müssen gro-ße Mengen Kraftfutter eingesetzt werden. Die Emissi-onsbilanz der Milchwirtschaft wächst so noch um jene Mengen, die bei Anbau, Transport und Lagerung dieser Futtermittel anfallen. Trotz Kraftfuttereinsatz kommen in Westeuropa auf einen Liter Milch 1–2 Kilogramm Treibhausgase gemessen in CO2-Äquivalenten. In Sub-sahara-Afrika, wo die Milchmengen besonders niedrig sind, liegt dieser Wert mehr als dreimal, in den sich ent-wickelnden Ländern mehr als doppelt so hoch.

Problematisch am Kraftfuttereinsatz ist die Tatsache, dass es sich um Nahrungsmittel handelt, die auch für den menschlichen Verzehr geeignet sind. »Das Tolle an Wiederkäuern ist, dass sie das Nahrungsangebot für den Menschen erweitern, indem sie Unverdauliches in Nahrung umwandeln – im Fall der Milchkuh: Gras zu Milch«, sagt Werner Zollitsch vom Institut für Nutz-tierwissenschaften der Universität für Bodenkultur in Wien. Bei Kraftfuttereinsatz wird dieser Vorteil deut-lich abgeschwächt und es entsteht eine Situation der Nahrungsmittelkonkurrenz. Zollitsch weiter: »Für den österreichischen Durchschnitt wäre eine Leistung von 6.000 Kilogramm sinnvoll. Das ist eine Menge, die man bei gutem Boden ohne zusätzliches Kraftfutter hinkrie-

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gen könnte.« Aus betriebswirtschaftlicher Sicht sei die-se Menge aber in vielen Fällen nicht ausreichend. Wie eine betriebswirtschaftlich rentable Nutztierhaltung mit einer möglichst guten Ökobilanz und daher einem möglichst geringen Impact für die Natur aussieht, lässt sich nicht allgemein bestimmen. Das ist an die konkre-ten Umwelt- und Fütterungsbedingungen gekoppelt: »Für Biobetriebe im Salzburger Flachgau haben wir in einem Betriebsmodell eine ideale Milchleistung im Be-reich von 7.000 Kilogramm errechnet. Darüber steigen die Emissionen wegen zunehmendem Kraftfutterein-satz wieder an«, erklärt Zollitsch.

AUF MILCH VERZICHTEN?Was aus der Realität der Milchwirtschaft deutlich

wird: Milch- und Fleischproduktion sind untrennbar miteinander verbunden. Wer das Essen von Tieren ablehnt, müsste konsequenterweise auch auf Milch-produkte verzichten. Einer der Gründe, warum Kurt Schmidinger, Geophysiker, Lebensmittelwissenschaft-ler und Leiter der ngo Future Food, sich vegan ernährt: »Es gibt keine ethischen, gesundheitlichen oder um-welt- und ernährungsrelevanten Argumente dagegen. Im Gegenteil, es spricht alles dafür.« Es kommen zwar auch beim Anbau veganer Lebensmittel Tiere zu Scha-den, doch das gilt genauso beim Anbau der Futtermittel für die Tiermast oder Milchwirtschaft. Eindeutig beleg-bar ist auch die bessere Ökobilanz veganer Ernährung. Sie geht mit den geringsten Emissionen und dem ge-ringsten Ressourcenverbrauch einher.

Vegane Produkte sind mittlerweile auch deutlich vielfältiger als Sprühsahne aus der Dose, Margarine oder Analogkäse auf Fertigpizzas. Auch im norma-len Verbrauchsalltag gibt es zusehends Alternativen aus Soja, Reis, Mandeln und Getreide. Ökologisch be-trachtet ist Soja- der Kuhmilch überlegen. Im Schnitt verursacht die Herstellung von Sojamilch nur einen Bruchteil der Treibhausgasemissionen normaler Milch. Aus der Menge an Getreide oder Soja, die an Kühe ver-füttert wird, um einen Liter Milch zu produzieren, lässt sich bereits selbst ein Liter Hafer- oder Sojamilch her-stellen. Auch gesundheitlich betrachtet schneidet Soja besser ab. Beide Produkte enthalten in etwa gleich viel, gleich wertvolles Protein. Sojamilch enthält kein Cho-lesterin, dafür viele ungesättigte Fettsäuren und zeich-net sich durch einen höheren Vitamingehalt aus. Vita-min B12, das nur in tierischen Produkten enthalten ist, wird oft zusätzlich gemeinsam mit Kalzium zugesetzt. »Milch enthält zwar sehr viel Kalzium, vor allem aber die schwefelhältigen Aminosäuren in der Milch wirken im Körper sauer und entziehen ihm Kalzium zur Säure-neutralisierung. Milch ist daher effektiv eher ein Kalzi-umräuber«, erklärt Schmidinger.

Auch auf andere Milchprodukte muss man nicht verzichten. Es gibt Joghurt und Rahm aus Soja, Hafer oder Reis, Topfen aus Sojafrischcreme oder zerdrück-tem Tofu. Veganer Käse besteht zumeist aus Mischun-gen aus Soja- oder Erbsenprotein, Tofu, Kartoffel- oder Reisstärke und unterschiedlichen pflanzlichen Fetten. Mandelmilch, die in den usa bereits Soja über-holt hat, ist aufgrund des wasserintensiven Anbaus in Kalifornien, woher vier Fünftel der Weltproduktion stammen, nicht zu empfehlen. Der Wasserverbrauch pro Mandel beträgt ca. vier Liter. Neuer Stern am Mil-chersatzhimmel ist Hanfsamenmilch – garantiert Lak-tose- und thc-frei.

REDUKTION TIERISCHER PROTEINEIST UNUMGÄNGLICH

»Es gibt eine gesellschaftliche Verantwortung und die heißt Tierschutz. Die wichtigste Baustelle sind nicht neue Ställe sondern die Köpfe«, sagt Grimm. Die gegenwärtige Debatte sieht er in einem »Zentimeter-Tierschutz« gefangen. Die Verhandlungen über einige wenige Zentimeter mehr oder weniger in Stallungs-systemen führe auf allen Seiten zu Frustrationen. Nachhaltige Lösungen könne es nur geben, wenn man die Bäuerinnen und Bauern ins Boot hole und den Handel an seine Verantwortung bei der Gestaltung des Angebots erinnere. Mit der Idee, vollkommen auf Nutztierhaltung zu verzichten, kann er sich, anders als Schmidinger, nicht anfreunden: »Das kommt einer Bankrotterklärung gleich und heißt, dass wir es nicht geschafft haben, vertretbare Haltungssysteme zur Verfügung zu stellen. Das scheint mir eine zu harte Lösung zu sein«, sagt er.

Unstrittig ist aber, dass es eine drastische Reduktion tierischer Proteine in der Ernährung braucht. »Wir es-sen zumindest doppelt so viel tierisches Protein, wie aus ernährungswissenschaftlicher Sicht sinnvoll wäre. Das betrifft v.a. Fleisch und Milchprodukte«, erklärt Zollitsch. Abgesehen von gesundheitlichen würden sich massive ökologische Effekte einstellen: weniger Treibhausgasemissionen, weniger Flächenverbrauch für den Anbau von Tierfutter und die Nutztierhaltung selber, allgemein geringere Umweltbelastung durch Gülle und Antibiotika-Einsatz, wie sie intensive Tier-haltung mit sich bringt. Das dann niedrigere Niveau würde es auch erlauben, auf die tiergerechtere Wei-dehaltung zu setzen. Ein Bruch mit gängigen Konsum-mustern würde auch zu mehr Ressourcengerechtigkeit beitragen. »Die Ungleichheit der Ressourcennutzung kann nur durch Macht aufrechterhalten werden. Mir scheint es sinnvoller, durch Einsicht umzustellen, als durch Krisensituationen sozialer oder ökologischer Natur«, sagt Zollitsch.

BIORAMA Nº. 32 MILCH UND MILCHERSATZ

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MILCHFAKTEN Die Milchwirtschaft ist für knapp drei, die gesamte

Viehzucht für 18 Prozent aller menschenverurs-achter Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Davon macht Methan in etwa die Hälfte aus.

85 Prozent der Milchproduktion entfallen auf Kühe. Sie sind die effizientesten Milchlieferanten. Bei Ziegen schlägt der hohe Kraftfuttereinsatz negativ zu Buche, bei Schafen das starke Wollwachstum.

Rund ein Viertel der 2012 weltweit produzierten 630 Mio. Tonnen Kuhmilch stammen aus der EU. Es folgen USA, Indien, China, Russland und Brasilien. In Deutschland wurden ca. 31 Mio., in Österreich 3,4 Mio. Tonnen hergestellt.

Die Michleistung einer Kuh hängt stark von den Gegebenheiten ab. In Afghanistan, Bangladesch, Ethiopien und Nigeria liegt sie bei ca. 500 kg je Kuh und Jahr. Im Iran, Peru und Vietnam bei ca. 2.000. In Österreich liegt sie bei 6.500 und in Deutschland bei 7.400. Den höchsten Ertrag liefern Milchkühe in den USA mit fast 10.000 kg pro Jahr und Tier.

Unterschiede zwischen konventioneller und Bio-Produktion sind nicht allzu groß. Haltungs-bedingungen und Umweltbilanz der Bio-Betriebe sind tendenziell besser, Anbindehaltung wird nur in Ausnahmefällen gestattet, Kraftfuttereinsatz hingegen ist erlaubt. Die durchschnittliche Milch-jahresleistung liegt um ca. zehn Prozent niedriger. Spitzenleistungen können aber auch bei Bio bis zu 10.000 kg erreichen.

Nur rund ein Viertel der Weltbevölkerung kann Laktose überhaupt verdauen. In Europa sind etwa ein Achtel aller Erwachsenen laktoseintolerant. In Afrika und Südamerika sind es etwa zwei Drittel der Bevölkerung, in Südostasien sogar 95 Prozent. Bis 2030 wird sich dort der Konsum von Milchprodukten mehr als verdoppeln.

BIORAMA-Autorin Sarah Krobath hat ein Buch über Käse geschrieben. In „Who the f*** is Heidi?“ erzählt sie über ihre Leidenschaft für richtig guten Käse. www.biorama.eu/heidi

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Page 74: BIORAMA 32

1 // BETT AUS ROSENDas wärmt zwar nicht, kommt aber aus einer der hei-ßesten Gegenden des Planeten, der persischen Wüste Lut. Das Rosen-Gewürzsalz macht jedes Lammkote-lett zum Erlebnis. Achtung: die Rosenblätter verbrennen auch schnell. www.lukashof.at

2 // HOT HOT HEATGleich vorweg: Der Chili-Sirup ist ein Hammer. Mit Sekt oder Soda sowieso. Aber auch für die feine Klinge am Grill. Zu dezent angegrillten Kürbis- oder Zucchini-Blüten zum Beispiel. Bewunderung garantiert!www.herrbrenner.at

3 // GOLDENE MITTEDie Produktpalette »Zum Essen dazu« kann alles. Von Kuschel-Chili bis Hardcore-Sado-Maso-Chili. Die Ja-lapeno-Chilipaste grün ist die Sauce für die goldene Mitte. Trotzdem über die Maßen fruchtig und enorm würzig. Vor allem zu Rib-Eye. www.dazu.at

BIORAMA Nº. 32 MARKTPLATZ FOOD

Beim Grillen geht es um heißer, größer, besser. Män-nerzeug halt. Dabei ist der grillbedingte Holzkohlever-brauch alles andere als irrelevant. Über 12.000 Tonnen verglühen wir jährlich beim bbq. Die Holzkohle kommt dabei entweder aus Serbien, Bosnien-Herzegowina oder aus Südamerika. Wir wissen aber auch, dass unsere Lebensmittelproduktion klimarelevant ist und fordern Bio, saisonale Küche, regionale Rezepte und CO2-neu-trales Catering. Nur beim Grillen – da kennen wir kei-nen Spaß. Es ist höchste Eisenbahn, sich bei den guten Dingen umzusehen. Beim Grillen kommt außer Steaks, Gemüse, Fisch und Würstel noch jede Menge anderes Zeug auf den Teller. Köstliche Saucen, Chutneys und andere Exoten, bei denen die Bio-Versionen zu den besten überhaupt gehören. Ausprobieren, genießen und inspirieren lassen. Die meisten der hier vorgestell-ten Produzenten haben ein unglaublich umfangreiches Angebot.

NO KETCHUPNoch glühen die Kohlen, die Grillsaison ist noch nicht vorbei.

Aber wir merken, dass die Abende kühler werden und haben uns bei ein paar Zutaten umgesehen, die von innen wärmen.

4 // GESCHMACKS-FREUNDETino Pölzer macht Essig. Grandiosen Essig. Und jetzt konsequenterweise auch Chutneys, das Rote Zwiebel-Chutney hier auf Basis von Zwiebel und Zweigelt. Zwei-gelt-Essig natürlich. Macht vor allem zur Wurstpartie eine gute Figur. www.essigkultur.at

5 // HOLLYWOOD TRIFFT BOLLYWOODEndlich eine Curry Sauce – nämlich Dirty Harry Hot Curry Sauce –, die einerseits schön scharf ist (Dirty Har-ry lässt grüßen) und die andererseits auf einer Gewürzmi-schung basiert, die den Zauber Indiens auf den Grillteller holt. Huhn, Lamm, Rind. Egal. Namasté.www.muenchner-kindl-senf.com

6 // TOSKANA-FEELING PURHier haben wir das perfekte Confit – Confit di Pepero-ni e Cipolle – für die letzten Züge eines ausgedehnten Grillabends. Wenn der Käse kommt, hat diese süß-saure Köstlichkeit ihren großen Moment.www.laselva-bio.eu

DIY-TIPP (JETZT DOCH DAS KETCHUP)

Für alle Puristen, die (zurecht) Fertig-Ketchup verweigern: Selbstge-macht von reifen Ochsenherzen und

Ribiseln. Entweder so oder gar nicht. Unbeschreiblich aromatisch. Einen

halben Liter Essig mit 3 Zwiebeln, 5 Knoblauchzehen, Gewürznelken,

Piment, Salz, Pfeffer, Rosmarin und Zi-tronenschalen etwa eine halbe Stunde

kochen. Dann Paradeiser mitkochen und pürieren. In der Zwischenzeit 3 kg

(plusminus) Ribisel aufkochen und passieren und am Schluss Ribisel,

2 kg Tomatenmark, 1 kg Gelierzucker und die Tomatenwürzmischung vom

Anfang zusammenrühen und ein paar Minuten kochen lassen. Mit Wein-

brand abschmecken, abfüllen.

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TEXTJürgen Schmücking

BILDElisabeth Els

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BIORAMA Nº. 32 DIY REZEPT

DAS REZEPT IM BILD:

MARSHMALLOWS - EINE ZUCKERSÜSSE VERFÜHRUNG

TEXTParvin Razavi

BILDArnold Pöschl

76TEXT

Parvin RazaviBILD

Arnold Pöschl

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Agartine in 100 ml Wasser auflösen, langsam aufkochen lassen und vom Herd nehmen.

Staubzucker in die Küchenmaschine geben, Agartine-Flüssigkeit zufügen und mit dem Schneebesen-Aufsatz sieben Minuten auf höchster Stufe schön fest aufschlagen.

In der Zwischenzeit die rote Rübe fein reiben und in einem feinmaschigen Sieb den Saft aus-pressen.

Rübensaft, Kardamom und Rosenwasser in die Zuckermasse geben und nochmals 1–2 Minuten in der Küchenmaschine aufschlagen. Die Mi-schung sollte sehr dick und glänzend sein.

Eine Ofenform mit Alsan fetten und mit einer Mischung aus Maisstärke und Staubzucker mehlen. Die Masse in die Form geben, glatt streichen und eine Stunde bei Zimmertempera-tur fest werden lassen. Fest gewordene Masse mit einem Messer portionieren und jedes Stück ebenfalls in der Maisstärke-Staubzuckermi-schung wälzen.

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ZUTATEN für eine Ofenform

» 100 ml Wasser

» 250 g Staubzucker

» 1 Rote Rübe

» 1 Prise Kardamom

» 2–3 EL Rosenwasser

» 1 EL Asan Bio-Pflanzenmargarine

» Maisstärke und Staubzucker zum Bemehlen

» 1 Beutel Agartine (entspricht 6 Blatt Gelatine)

Nicht nur in Amerika, wo sie ja schon einen gewissen Kultstatus haben und im Sommer in Zeltlagern mit viel Vergnügen auf offenem Feuer geschmort werden, auch bei uns erfreuen sich Marshmallows immer größerer Beliebtheit. Ursprünglich stammen Marshmallows aus dem alten Ägypten und wurden aus den Wurzeln des Ei-bisch als Medizin hergestellt. In Frankreich kam später Eiklar und irgendwann Gelatine hinzu. Der Eibisch, der in England Sumpf-Malve (marsh mallow) genannt wur-de, verschwand bald ganz aus der Süßigkeit, bei uns wird aber nach wie vor Eibisch als hustenreizmilderndes Mit-tel verwendet. Mein Marshmallow-Rezept kommt ganz ohne Gelatine und Lebensmittelfarbe aus.

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Museumsdorf Niedersulz

Weinviertel

13. September 2014Naturgartenfest

27. September 2014Pferdekraft

Niederösterreichs größtes Freilichtmuseum

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MORGEN

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Eröffnung der Mitmachausstellung DRUCKWERKSTATT

24. September, 17 Uhr im ZOOM

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Page 79: BIORAMA 32

BIORAMA Nº. 32 SPEIS UND TRANK

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DIE SACHE MIT DER

MILCHNoch nie war in den Verkaufsregalen

die Auswahl an Milchprodukten so groß wie heute. Aber auch

Intoleranzen gegenüber Milchzucker steigen. Ist das normal?

In meiner Kindheit war Milch für uns Kinder der unverzichtbare Energydrink. Die weiß-blauen Packun-gen waren das Red Bull der 70er Jahre. Neben der nor-malen Milch gab es damals noch Babymilch in rosa Packungen und Variationen als Kakao- oder Vanille-milch. Ohne Milch wäre ich wohl nie so groß geworden, das hat uns die Werbung schon damals suggeriert. Als sportlicher Teenager hab ich dann mit Sicherheit auch mindestens zwei Liter Milch am Tag getrunken. Als ich heimkam von der Fußballwiese, führte mein erster Weg zum Kühlschrank und wenn ich gleich direkt aus der Packung getrunken habe, dann hab ich sie erst leer wieder abgesetzt.

20 Jahre später – die Regale waren mittlerweile mit zig Packungen mit verschiedenen Fettstufen, Haltbar-keitsdauer und aus den unterschiedlichsten Regionen prall gefüllt – machte ich im Rahmen einer Untersu-chung einen Unverträglichkeitstest. Ergebnis: Mein Körper verträgt keine Milch (mehr). Milchproduk-te sollten laut einer Diätologin vermieden werden. Der Yorktest war unter Medizinern aber auch etwas umstritten, weshalb ich mich selber mit einem Ernäh-rungstagebuch austestete. Reine Milch habe ich dann ab 35 gar nicht mehr konsumiert. Aber auf Produkte wie Butter oder Käse wollte ich auf keinen Fall ver-zichten. Beim Verzehr kann ich keine Symptome einer Unverträglichkeit feststelllen und verzichte daher bis heute nicht auf Käse.

GENAUER HINSCHAUENDabei wollen mir Tierschützer immer wieder den

Genuss verleiden. Zum Teil mit gar nicht so schlechten Argumenten: Eine Milchkuh muss tatsächlich laufend schwanger sein, um bis zu 350 Tagen im Jahr Milch zu liefern. So wird sie bereits zwei bis drei Monate nach der Geburt des Kalbes erneut künstlich besamt, um permanent Milchleistung geben zu können. Außer-dem ist der Mensch im Kreis der Säugetiere das einzige Lebewesen, das Milch von anderen Säugern bewusst verwendet. Trotzdem mag ich auf Milchprodukte nicht gänzlich verzichten. Ich möchte nun nur etwas genau-er hinschauen: Woher die Produkte kommen und wie mit den Tieren umgegangen wird. Da führt der Weg klarerweise zu Produkten von biologisch gehaltenen Tieren. Im besten Fall sogar in alpinen Bergregionen mit saftigen Wiesen.

Vor einigen Jahren wurde dann auch bei meiner Mutter Unverträglichkeit von Milchzucker festge-stellt. Nach fast 70 Lebensjahren war eine Umstellung ob vieler lange gepflegter Konsumgewohnheiten noch schwieriger, wenngleich die Anzahl von Ersatzproduk-ten heute schon enorm ist. Aber der Vergleich mit Soja-, Reis- oder Hafermilch lässt mich doch immer auf die Kuhmilch zurückgreifen – wenn man sie denn verträgt und es ethisch vertreten kann. Weil: So normal ist das Milchtrinken auf unserem Planeten nämlich gar nicht. Über 75 Prozent der Weltbevölkerung, speziell in Asi-en, kann Milchzucker nicht verdauen. Gerade mal in Nordamerika, Europa, Russland und Australien ist der Verzehr von Milch bei Erwachsenen normal. Und das gibt mir auch wieder zu denken.

TEXTMicky Klemsch

ILLUSTRATIONKatharina Hüttler/

agentazur.com

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SALBEI-TEE-KURSalbei hilft dabei, die Schweißprodukti-on von innen zu regulieren. Für die Kur soll zwei Wochen lang jeden Tag 1 Liter Salbeitee getrunken werden: 3 EL Sal-beiblätter mit 1 Liter Wasser aufkochen, 3 Minuten ziehen und dann abkühlen lassen. Bereits nach dem Aufstehen 1/4 Liter des Tees trinken, den Rest über den Tag verteilt.

80BIORAMA Nº. 32 MARKTPLATZ KOSMETIK

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2 // KRAFT DER NATURDer Deostick von Susanne Kaufmann ist ein effekti-ves Deodorant auf Basis eines mineralischen Wirk-stoffkomplexes, der die geruchsbildenden Bakterien neutralisiert, ohne dabei die Poren zu verstopfen. Perfekt für unterwegs! www.susannekaufmann.com

3 // FRISCHE-KICKEin Roll-On-Deo sowohl für Sie als auch für Ihn ist das energetisierende Frischedeo Ingwer-Limette von Primavera. Kalamansiextrakt wirkt antibakteriell, Sal-beiwasser hemmt die Bildung geruchsverursachender Bakterien, Aloe Vera beruhigt, Hamameliswasser klärt und erfrischt. www.primvaveralife.com

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Durchschnittlich verlieren wir bis zu zwei Liter Flüssigkeit pro Tag. Verantwortlich dafür sind unsere Schweißdrüsen, die bei einer zu starken Blutzirkula-tion unsere Körpertemperatur regulieren. Eine gute Sache, da durch die Transpiration auch viele Giftstoffe ausgeschwemmt werden. Weniger schön wird es, wenn die schweißzersetzenden Bakterien unangenehmen Körpergeruch verursachen. Der in konventionellen Deodorants eingesetzte Wirkstoff und »Geruchsblo-cker« Tricolosan kann jedoch zu Antibiotikaresistenzen führen und schädigt die natürliche Bakterienflora der Haut. Naturkosmetik setzt auf sanfte Alternativen, die Gerüche binden und den Schweißfluss in Schach hal-ten. In der Achselhöhle befindet sich außerdem eines der wichtigsten Lymphzentren unseres Körpers, des-wegen haben Aluminiumsalze, die zurzeit heftig disku-tiert werden und die Schweißproduktion unterdrücken, an dieser Körperstelle nichts verloren.

LOST IN TRANSPIRATIONSchwitzen ist die natürlichste Klimaanlage der Welt und kühlt

unseren Körper. Um aber unangenehmen Gerüchen vorzubeugen, stellen wir die wirksamsten Deodorants aus der Naturkosmetik vor.

TEXTSylvia Buchacher

BILDElisabeth Els

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5 // HITZEFREIDas Body Lind Natural Deo Spray von Annemarie Börlind hat uns mit seinem angenehm dezenten Duft (Feigenextrakt und Kamelienöl) und seiner starken Wirksamkeit überzeugt. www.boerlind.com

6 // CREMEVERGNÜGENNicht umsonst sind die Wolkenseifen Deocremes innerhalb kürzester Zeit zu absoluten Kultproduk-ten geworden. Eine Fingerspitze der Wolkenseifen Deocreme genügt, um sich den ganzen Tag frisch und gepflegt zu fühlen. www.wolkenseifen.de

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Ein Batik-T-Shirt, gegen Atomkraftwerke protestieren, Müsli essen, Altpapier sam-meln und seine Kinder auf eine Waldorf-Schule schicken, damit sie lernen, ihre

Namen zu tanzen – war ja alles mal ganz einfach, das mit dem Öko-Sein.

Heute ist irgendwie alles komplizierter: Denn das Batik-Shirt gibt’s auch bei Primark und es kostet 4 Euro. Batik ist eben wieder in und die machen doch eh irgendwas mit Bio-Baumwolle

– oder war das der Textilriese aus Schweden? Die Energiewende ist jedenfalls halbwegs auf Schiene. Protestiert wird jetzt per Like-Button und Atomkatastrophen passieren sowieso woanders auf der Welt. Aber hey, die Japaner haben uns versichert, dass der Bio-Grüntee, den sie nach Europa schicken, echt nicht verstrahlt ist.

Nur damit wir uns hier einig sind: Nur beim Haarewaschen das Wasser unter der Dusche und nach Büroschluss alle Lichter auszumachen – sorry, das wäre echt zu einfach. Wir brauchen die dicken Studi-en, die Sekundäranalysen der Analysen und alle bisherigen Publikationen des Club of Rome, um dann unter Berück-sichtigung aller möglichen Außen-einwirkungen eine noch nicht veri-fizierte Annahme darüber treffen zu können, ob die 70 Kilometer vor der Stadtgrenze konventionell gewach-sene Kartoffel – ganzheitlich gese-hen – vielleicht doch besser wäre

als die Bio-Kartoffel aus Ägypten. Aber vielleicht wurde Erstere in der Slowa-kei gewaschen und in Italien verpackt?

Das kann der Knolle aus Ägypten aber auch passiert sein. Besser mal den QR-

Code scannen und via Track-Back-Sys-tem alle Informationen laden. Und wird einem eigentlich schwindlig, wenn man

rechtsdrehendes Wasser trinkt? Sagen tun sie ja das Gegenteil, aber die halten uns ja

auch für blöd. Reicht es, die Online-Petition gegen TTIP zu unterschreiben oder sollten

wir uns vor dem EU-Parlament anketten? Ist Bio-Plastik die Lösung oder verrottet es nur ein bisschen schneller im Magen des Wals?

Wollen wir sauberen Strom oder beklagen wir die vielen Vögel, deren Blut an den Flügeln der

Windräder klebt? Vertrauen wir den Labels, Sie-geln und Zertifikaten oder graben wir uns die

Karotten selber aus? Garantiert uns jemand, dass dort, wo Bio draufsteht, auch ein Filet drinnen

ist, das ein kurzes aber glückliches Leben hatte? Oder verzichtet man lieber auf das Tier am Teller

und rettet damit die Welt? Dürfen wir dieses Maga-zin eigentlich noch auf Papier drucken, wenn doch

Holz eine gefährdete Ressource ist? Oder würden Sie es lieber auf ihrem in China hergestellten iPad lesen?

Haben Sie überhaupt genug Zeit, Geld oder Lust, sich mit solchen Themen zu beschäftigen?

Oder sollten wir am Ende dieser Fragen mal mit et-was Leichtem beginnen? Können Sie schon ihren Na-men tanzen? Ich hab gelesen, das heißt jetzt »Bokwa«.

Stand zumindest in dieser Fitness-Studie … ILLU

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082 »KÖNNTE JA SEIN, DASS SIE GLAUBEN, DIE WELT SEI GANZ IN ORDNUNG.«

BIORAMA Nº. 32 UND HINTER MIR DIE SINTFLUT / Johanna Stögmüller

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