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IOO2 KLINISCHE WOCHENSCHRIFT. 2. JAHRGANG. Nr. 21 2L MAI I923 bose zum Tod durch Verblutung fiihrte. Der histotogische Befund der Leber l~.13t an ausgeheilte Schwammvergiftung denken. Ausspraehe: SCHNITZLEIt. -- STERNBERG. H. SCHIPPER demonstriert 3 F/ille mit auff/illigen Gef/iB- ger~iuschen an den Karotiden. In einem Fall yon Hyperthyreoidis- mus ein lautes systolisch-diastolisehes Ger/~usch mit dem Maximum an der Gabehng der Carotis interna und externa. Annahme einer ~randverdickuug an dieser Stelle. Hinweis auf die diesbezfiglichen Befunde von BENNEKE. Ferner bei einem Morbus Basedow ein Schwirren an fast allen der Auskultation zug/~nglichen Gefgl3en als ein Beispiel von Gef~Bger/~usehen ohne anatomische Wand- ver/~nderungen, endlich ein Aneurysma der Carotis communis ohne Ger/iusche. K. BENESCH: Ein Fall von postencephalitischer Hyperpnoe mit angeborener Isthmusstenose der Aorta. Ein ii j/~hr. Knabe, der vor 3 Jahren eine Encephalitis lethargies durchgemacht hatte, zeigt oft pl6tzlich ohne besondere Veranlassung ein tiefes keuchendes beschleunigtes Atmen mit besonderer Forcierung der Exspiration, worauf eine Atempause von mehreren Sekunden ohne subjektive Atemnot folgt. Mit HAPP und MANSON wird eine Sch~digung der das Atemzentrum normalerweise hemmenden supranucle~ren Bahnen angenommen. AuBerdem zeigt der Patient starken Speichel- fluB, das Sekret zeigt den Charakter des Chordaspeichels. Es wird ein Herd in der Medulla oblongata angenommen, der Hyperpnoe und Salivation erMgrt. \u STARLINGER: 0bet die klinische Bedeutung der physi- kalisch-chemischen Struktur der EiweigkSrper des Blutplasmas und eine einfache Methode zu ihrer Bestimmung. Das normale mensch- liche Blutplasma zeigt sich in bezug auf die fiberwiegende MehrzahI seiner gelSsten Eiweii3kolloide als stabil, bei pathologischen Zu- st~nden mit gesteigertem Zellzerfall als labil. Im ersteren Falle /iberwiegen die Albumine fiber die Globuline, im zweiten Falle liegen die Dinge umgekehrt. Aus dem verschiedenen quantitativen VerhMten Albumin zu Globulin ergeben sich alle Kombinationen, so dab ein fast ebenso mannigs Bild entsteht, wie bei der Be- trachtung der morphologischen Elemente des Blutes, weshalb KOLLI~RT und STARLINGiER den Begriff des BluteiweiBbildes ge- prggt haben. Um Einblick in dieses zu gewinnen, hat sich eine vom Vortragenden ausgearbeitete Methode gut bew~hrt. Beschrei- bung der Methode, die im wesentlichen darin besteht, dab ver- dfinntes Citratplasma tropfenweise bis zum Auftreten der ersten Trfibung (Ausfallen des Fibrinogens) mit gesMtigter Ammonsulfat- 16sung versetzt wird. Nach Abzentrifugieren des Fibrinogen- niederschlages wird wieder mit Ammonsulfat bis zur Globulin- trfibung titriert und dann abzentrifugiert, endlich wird mit gepul- vertem Salz dutch Ganzss alles Albumin niedergeschlagen. Durch Titration werden so die 3 Hauptfraktionen des Plasma- eiwefl3es erhalten. Hochstabile Plasmen lassen erst auf Zusatz einer grofJen Menge yon Ammonsulfat die erste schwache Opalescenz erkennen, ja lassen sic sogar fiberhaupt vermissen, w~hrend hoch- labile Plasmen schon nach Zusatz einer geringen Menge der Salz- 16sung die erste Trfibung und alsbald dichte F~illung aufweisen. LAUDA. Gesellschaft fiir innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien. Padiatrische Sektion. Si~zung vom 22. Februar 1923. ADA HIRSCH: Krankenvorstellung. 26 Monate ares Kind; nach eitriger Otitis Streptokokkencystitis von sehr chronischem Verlauf mit geringen Beschwerden. Als Nebenbefund am selben Kind angeborener Knoehen- und Muskelde/ekt am ventralen Anteil der vier untersten Rippen. Ausspraehe: NEURATH. -- LEINER. E. POPPER: Krankenvorstellung. 7 ~Vochen ares Kind mit tells vernarbten, tells noch granulierenden Hautdefekten an KopI, Brust, Rficken und oberen Extremiffiten nach amniotischen Verwachsungen. ROSENBLUTH: Bericht fiber Krankheitsverlauf und Ob- duktionsbeflmd bei einem 2j/~hr. Kind mit faustgroBem Teratom im vorderen Mediastinum. KARL KASSOWITZ: Cerebrospinalmeningitis. Ausspraehe: MAUTNE~. - - KASSOWtTZ. - - NOBEL. - - L(3Wu EDMUND NOBEL: Gonorrhoische Rhinitis. Ausspraehe: H. STRANSKY. KARL KUNDRATITZ: 0ber Masernprophylaxe mit Masern- rekonvaleszentenserum nach Degkwitz. Die Erfahrungen aus dem Mautner-Markhofschen Kinderspital best~tigen vollauf den Weft und die Bedeutung dieser Prophylaxe. Ausspraehe: KASSOWITZ. -- J. REISS berichtet fiber gute Er- fahrungen bei einem dem Degkwitzschen Verfahren analogen Vorgehen bei Varicellen. -- LSwu - - ABELS. - - L]~INER. - - ZAP- PERT. -- KUNDRATITZ: Eine Einschr/inkung f fir die Verwendbar- keit der Methode ist die Tuberkulose; doch kann bei vollkommen negativem tdinischen Befund trotz positiver Tuberkulinreaktion des Spenders das Serum mit Zusatz von 1% Yatren gefahrlos ver- wendet werden. HELMREICH. DIAGNOSTISCHE UND THERAPEUTISCHE NOTIZEN. BEITRAG ZUR BEKAMPFUNG DER LAUSE. Von Dr. WALTHER SCHULTZE. Aus der Universit~ts-Hautklinik in GieBen (Direktor: Prof. JESIONEK). Zur Frage der L/~usebek/impfung ist in letzter Zeit vielfach Stellung genommen worden. W/ihrend des Krieges handelte es sich vor allem um die Bekgmpfung der Kleiderlaus, jetzt scheint die Bek~mpfung der Kopflaus in den Vordergrund zu treten. Die Not der Zeit, der Mangel an Reinigungsmitteln und Wgsche, das Eingehen vieler B/ider, Krankenanstalten und sonstigen Wohl- fahrtseinrichtungen und die Wohnungsnot bringen es mit sich, dab der Verseuchung durch meuschliche Parasiten T fir und Tor geSffnet ist. Die Vergasungsmethoden yon LENz-und SCHNELL sind nur an solchen KSrperstellen verwendbar, die genfigend gasdicht abge- schlossen werden k6nnen; auBerdem bedarf es der entsprechenden Apparatur und geschulten Personals. Mit Naehdrucl~ mdchte ieh darau/ hinweisen, daft die Kleider- liiuse ihre Eier nlcht nur in den Kleidern, sondern such an der Lanugo- behaarung und vor aUem in den Sehamhaaren niederlegen. Die all- gemein iibliche Hitzedesin/ektion der Kleider beseitigt nur die in den Kleidern ha/tenden Nissen. Der gefibte Untersucher kann schon an den Eiern die beiden Arten unterscheiden: Pediculus vestimenti legt die Eier ,,un- ordentlich" ab, d. h. die Deckel sind nach verschiedenen Seiten gerichtet. Der hintere Eipol ist vielfach nicht mit eingekittet. Der Deckel des Eies selbst ist flach. Im Gegensatz dazu legt Phthirius inguinalis seine mehr birnf6rmigen Eier regelm~Big, d. h. mit gleichgerichteten Deckeln, ab. Die Deckel selbst sind wesentlieh hSher, mehr spitz zulaufend und haben vielfaeh eine Schnfirfurche. Angesichts der verschiedenen Unzul/~nglichkeiten tier L~use- bek/~mpfung babe ich, angeregt durch Mitteilungen der Firms Merck, ]Darmstadt, bei der Behandlung yon Verlausten verschiedene Kupferpr/~parate-erprobt. ]:)avon hat sich ein Prgparat gut be- w/~hrt, das die Firma E. Merck in Darmstadt unter dem Namen Cuprex (D. R: P. a) in den Handel bringt. Dieses Kupferprgparat ist eine blaugrfine, Mare Flfissigkeit, die eine in organischen L6- sungsmitteln gel6ste Kupferverbindung darstellt. Das Mittel ist reizlos und unschgdlich, jedoch vor oftener Flamme zu schfitzen. Man war bisher der Meinung, dab Metallverbindungen nur dann Ms parasitent6tende und desinfizierende Mittel zu betrachten w/~ren, wenn sic wasserl6slich sind. Im Gegensatz zu der bisherigen Anschauung wurde nun im Cuprex ein Mittel gefunden, das gerade dank seiner Wasserunl6slichkeit imstande ist, nicht nur die L~use, sondern such deren Nissen rasch abzut6ten. Diese auffallende Wirkung ist offenbar der hohen Oberflgchenspannung und auBer- ordentlich leichten Benetzungsfghigkeit des Mittels zuzuschreiben. Die antiparasit~re Wirkung der Kupfersalze beruht auf der starken chemischen AffinitM des Kupfers zu Eiweil3. Ausgesprochen parasitotrop sind die gew6hnlichen Kupfersalze ganz und gar nicht. Zellen slier Art werden in gleicher Weise vergiftet. Die im Cuprex enthaltene Kupferverbindung macht hiervon insofern eine Ausnahme, als sie in ganz spezifischer Weise die Parasiten und Eier, nicht aber die Hautzellen oder Haare sch/idigt ; sie ist also in der Tat streng parasitotrop. Angewandt wurde das Mittel bei: Pediculus capitis; Pediculus vestimenti; Phthirius (inguinalis); Pulex irritans. Die N/~he des Pr~parates tuft bei den Tieren Unruhe hervor. Die Tiere wurden bei der geringsten Berfihrung mit der Flfissigkeit sofort yon ihr umflossen. Innerhalb I-- 3 Minuten werden die Kopflguse betgubt, die Bewegungen werden langsamer, schlieB- lieh zuckend. Die Darmperistaltik wird zuerst langsam und h6rt nach durchschnittlich 4--6 Minuten ganz auf. Tiere, die 1/inger Ms 5 Minuten mit der Flfissigkeit in Berfihrung gekommen sind, erholen sich such nach grfindlicher gul3erer Reinigung nicht mehr. War dagegen die Berfihrung weniger sis 5 Minnten, so erholten sicb einige Tiere wieder ffir kurze Zeit. Die Darmperistaltik lebte wieder auf, kam abet nach 1/ingstens 1/2 Stunde zum Stillstand.

Beitrag zur Bekämpfung der Läuse

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IOO2 K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr . 21 2L MAI I923

bose zum Tod durch Verblutung fiihrte. Der histotogische Befund der Leber l~.13t an ausgeheilte Schwammvergiftung denken. Ausspraehe: SCHNITZLEIt. - - STERNBERG.

H. SCHIPPER demonstriert 3 F/ille mit auff/illigen Gef/iB- ger~iuschen an den Karotiden. In einem Fall yon Hyperthyreoidis- mus ein lautes systolisch-diastolisehes Ger/~usch mit dem Maximum an der Gabehng der Carotis interna und externa. Annahme einer ~randverdickuug an dieser Stelle. Hinweis auf die diesbezfiglichen Befunde von BENNEKE. Ferner bei einem Morbus Basedow ein Schwirren an fast allen der Auskultation zug/~nglichen Gefgl3en als ein Beispiel von Gef~Bger/~usehen ohne anatomische Wand- ver/~nderungen, endlich ein Aneurysma der Carotis communis ohne Ger/iusche.

K. BENESCH: Ein Fall von postencephalitischer Hyperpnoe mit angeborener Isthmusstenose der Aorta. Ein i i j/~hr. Knabe, der vor 3 Jahren eine Encephalitis lethargies durchgemacht hatte, zeigt oft pl6tzlich ohne besondere Veranlassung ein tiefes keuchendes beschleunigtes Atmen mit besonderer Forcierung der Exspiration, worauf eine Atempause von mehreren Sekunden ohne subjektive Atemnot folgt. M i t HAPP und MANSON wird eine Sch~digung der das Atemzentrum normalerweise hemmenden supranucle~ren Bahnen angenommen. AuBerdem zeigt der Patient starken Speichel- fluB, das Sekret zeigt den Charakter des Chordaspeichels. Es wird ein Herd in der Medulla oblongata angenommen, der Hyperpnoe und Salivation erMgrt.

\u STARLINGER: 0bet die klinische Bedeutung der physi- kalisch-chemischen Struktur der EiweigkSrper des Blutplasmas und eine einfache Methode zu ihrer Bestimmung. Das normale mensch- liche Blutplasma zeigt sich in bezug auf die fiberwiegende MehrzahI seiner gelSsten Eiweii3kolloide als stabil, bei pathologischen Zu- st~nden mit gesteigertem Zellzerfall als labil. Im ersteren Falle /iberwiegen die Albumine fiber die Globuline, im zweiten Falle liegen die Dinge umgekehrt. Aus dem verschiedenen quantitativen VerhMten Albumin zu Globulin ergeben sich alle Kombinationen, so dab ein fast ebenso mannigs Bild entsteht, wie bei der Be- trachtung der morphologischen Elemente des Blutes, weshalb KOLLI~RT und STARLINGiER den Begriff des BluteiweiBbildes ge- prggt haben. Um Einblick in dieses zu gewinnen, hat sich eine vom Vortragenden ausgearbeitete Methode gut bew~hrt. Beschrei- bung der Methode, die im wesentlichen darin besteht, dab ver- dfinntes Citratplasma tropfenweise bis zum Auftreten der ersten Trfibung (Ausfallen des Fibrinogens) mit gesMtigter Ammonsulfat- 16sung versetzt wird. Nach Abzentrifugieren des Fibrinogen- niederschlages wird wieder mit Ammonsulfat bis zur Globulin-

trfibung titriert und dann abzentrifugiert, endlich wird mit gepul- vertem Salz dutch Ganzss alles Albumin niedergeschlagen. Durch Titration werden so die 3 Hauptfraktionen des Plasma- eiwefl3es erhalten. Hochstabile Plasmen lassen erst auf Zusatz einer grofJen Menge yon Ammonsulfat die erste schwache Opalescenz erkennen, ja lassen sic sogar fiberhaupt vermissen, w~hrend hoch- labile Plasmen schon nach Zusatz einer geringen Menge der Salz- 16sung die erste Trfibung und alsbald dichte F~illung aufweisen.

L A U D A .

Gesellschaft fiir innere Medizin und Kinderheilkunde in Wien.

Padiatrische Sektion.

Si~zung v o m 22. F e b r u a r 1923. ADA HIRSCH: Krankenvorstellung. 26 Monate a r e s Kind;

nach eitriger Otitis Streptokokkencystitis von sehr chronischem Verlauf mit geringen Beschwerden. Als Nebenbefund am selben Kind angeborener Knoehen- und Muskelde/ekt am ventralen Anteil der vier untersten Rippen. Ausspraehe: NEURATH. - - LEINER.

E. PO PPE R: Krankenvorstellung. 7 ~Vochen a re s Kind mit tells vernarbten, tells noch granulierenden Hautdefekten an KopI, Brust, Rficken und oberen Extremiffiten nach amniotischen Verwachsungen.

ROSENBLUTH: Bericht fiber Krankheitsverlauf und Ob- duktionsbeflmd bei einem 2j/~hr. Kind mit faustgroBem Teratom im vorderen Mediastinum.

KARL KASSOWITZ: Cerebrospinalmeningitis. Ausspraehe: MAUTNE~. - - KASSOWtTZ. - - NOBEL. - - L(3Wu

EDMUND NOBEL: Gonorrhoische Rhinitis. Ausspraehe: H. STRANSKY.

KARL KUNDRATITZ: 0ber Masernprophylaxe mit Masern- rekonvaleszentenserum nach Degkwitz. Die Erfahrungen aus dem Mautner-Markhofschen Kinderspital best~tigen vollauf den Weft und die Bedeutung dieser Prophylaxe. Ausspraehe: KASSOWITZ. - - J. REISS berichtet fiber gute Er- fahrungen bei einem dem Degkwitzschen Verfahren analogen Vorgehen bei Varicellen. - - LSwu - - ABELS. - - L]~INER. - - ZAP- PERT. - - KUNDRATITZ: Eine Einschr/inkung f fir die Verwendbar- keit der Methode ist die Tuberkulose; doch kann bei vollkommen negativem tdinischen Befund trotz positiver Tuberkulinreaktion des Spenders das Serum mit Zusatz von 1% Yatren gefahrlos ver- wendet werden. HELMREICH.

DIAGNOSTISCHE UND THERAPEUTISCHE NOTIZEN.

B E I T R A G Z U R B E K A M P F U N G D E R LAUSE.

Von

Dr. WALTHER SCHULTZE. Aus der Universit~ts-Hautklinik in GieBen (Direktor: Prof. JESIONEK).

Zur Frage der L/~usebek/impfung ist in letzter Zeit vielfach Stellung genommen worden. W/ihrend des Krieges handelte es sich vor allem um die Bekgmpfung der Kleiderlaus, jetzt scheint die Bek~mpfung der Kopflaus in den Vordergrund zu treten. Die Not der Zeit, der Mangel an Reinigungsmitteln und Wgsche, das Eingehen vieler B/ider, Krankenanstalten und sonstigen Wohl- fahrtseinrichtungen und die Wohnungsnot bringen es mit sich, dab der Verseuchung durch meuschliche Parasiten T fir und Tor geSffnet ist.

Die Vergasungsmethoden yon LENz-und SCHNELL sind nur an solchen KSrperstellen verwendbar, die genfigend gasdicht abge- schlossen werden k6nnen; auBerdem bedarf es der entsprechenden Apparatur und geschulten Personals.

Mit Naehdrucl~ mdchte ieh darau/ hinweisen, daft die Kleider- liiuse ihre Eier nlcht nur in den Kleidern, sondern such an der Lanugo- behaarung und vor aUem in den Sehamhaaren niederlegen. Die all- gemein iibliche Hitzedesin/ektion der Kleider beseitigt nur die in den Kleidern ha/tenden Nissen.

Der gefibte Untersucher kann schon an den Eiern die beiden Arten unterscheiden: Pediculus vestimenti legt die Eier ,,un- ordentlich" ab, d. h. die Deckel sind nach verschiedenen Seiten gerichtet. Der hintere Eipol ist vielfach nicht mit eingekittet. Der Deckel des Eies selbst ist flach. Im Gegensatz dazu legt Phthirius inguinalis seine mehr birnf6rmigen Eier regelm~Big, d. h. mit gleichgerichteten Deckeln, ab. Die Deckel selbst sind wesentlieh hSher, mehr spitz zulaufend und haben vielfaeh eine Schnfirfurche.

Angesichts der verschiedenen Unzul/~nglichkeiten tier L~use- bek/~mpfung babe ich, angeregt durch Mitteilungen der Fi rms Merck, ]Darmstadt, bei der Behandlung yon Verlausten verschiedene

Kupferpr/~parate-erprobt. ]:)avon hat sich ein Prgparat gut be- w/~hrt, das die Firma E. Merck in Darmstadt unter dem Namen Cuprex (D. R: P. a) in den Handel bringt. Dieses Kupferprgparat ist eine blaugrfine, Mare Flfissigkeit, die eine in organischen L6- sungsmitteln gel6ste Kupferverbindung darstellt. Das Mittel ist reizlos und unschgdlich, jedoch vor oftener Flamme zu schfitzen.

Man war bisher der Meinung, dab Metallverbindungen nur dann Ms parasitent6tende und desinfizierende Mittel zu betrachten w/~ren, wenn sic wasserl6slich sind. Im Gegensatz zu der bisherigen Anschauung wurde nun im Cuprex ein Mittel gefunden, das gerade dank seiner Wasserunl6slichkeit imstande ist, nicht nur die L~use, sondern such deren Nissen rasch abzut6ten. Diese auffallende Wirkung ist offenbar der hohen Oberflgchenspannung und auBer- ordentlich leichten Benetzungsfghigkeit des Mittels zuzuschreiben.

Die antiparasit~re Wirkung der Kupfersalze beruht auf der starken chemischen AffinitM des Kupfers zu Eiweil3. Ausgesprochen parasitotrop sind die gew6hnlichen Kupfersalze ganz und gar nicht. Zellen slier Art werden in gleicher Weise vergiftet.

Die im Cuprex enthaltene Kupferverbindung macht hiervon insofern eine Ausnahme, als sie in ganz spezifischer Weise die Parasiten und Eier, nicht aber die Hautzellen oder Haare sch/idigt ; sie ist also in der Tat streng parasitotrop.

Angewandt wurde das Mittel bei: Pediculus capitis; Pediculus vestimenti; Phthirius (inguinalis); Pulex irritans.

Die N/~he des Pr~parates tuft bei den Tieren Unruhe hervor. Die Tiere wurden bei der geringsten Berfihrung mit der Flfissigkeit sofort yon ihr umflossen. Innerhalb I - - 3 Minuten werden die Kopflguse betgubt, die Bewegungen werden langsamer, schlieB- lieh zuckend. Die Darmperistaltik wird zuerst langsam und h6rt nach durchschnittlich 4- -6 Minuten ganz auf. Tiere, die 1/inger Ms 5 Minuten mit der Flfissigkeit in Berfihrung gekommen sind, erholen sich such nach grfindlicher gul3erer Reinigung nicht mehr. War dagegen die Berfihrung weniger sis 5 Minnten, so erholten sicb einige Tiere wieder ffir kurze Zeit. Die Darmperistaltik lebte wieder auf, kam abet nach 1/ingstens 1/2 Stunde zum Stillstand.

Page 2: Beitrag zur Bekämpfung der Läuse

21. MAI 1923

Die Kontrolltiere blleben durchschnittlich bei einer Tempera tur von 17--25 ~ C 2 - - 3 Tag 9 a m Leben.

Kleiderls zeigen s i c h meistens widerstandsis Sie werden ]angsamer bets und zeigen eine gr6Bere Lebhaftigkeit bei de r Berfhrung mit der Flflssigkeit. Die Agonie dauert bei ihnen meist 5--8 Minuten. Sonst verhMten sie sich &hnlich wie die Kopfl/iuse.

Auf Phthirii war die Wirkung sehr prompt. Die Zeit in der sie bet/iubt bzw. abget6tet wurden, verlief meist rascher als bei Pediculi capitis.

Bei Pulex irritans trat die L$hmung bzw. Abt6tung fast augen- blicklich ein. Bei den F16hen wird allerdings die klinische An- wendung des Prs kaum in ])'rage kommen.

Bei der Prfifung der Wirkung auf die Nissen galt es, sicher festzustellen, ob die Nissen in der EntwicMung gehemmt waren. Es wurde die Entwicklung des Eies yon einem zum anderen Sta- dium_ verfolgt, abet zur Sicherheit noch welter his zum 20. Tage bei Zimmertemperatur uuter Beobachtung gehalten. Bei Ein- wirkung der Fltissigkeit von l~nger als 3 Minuten konnte niemals eine Weiterentwicklung der Larven oder ein Ausschlfipfen beobach- tet werden. Bei Einwirkung yon 1--2 Minuten wurde eine stark verz6gerte Wei terentwickhng des Eies beobachtet.

Die Einwirkung auf die Eier der verschiedenen L/iusearten war ziemlich ~hnlich; bei allen konnte man die Einwirkung deut- lich an der F/irbung des Eideckels erkennen. Die Mikropyl- zellen erscheinen nach kurzer Zeit deutlich grfin gef~rbt, w~hrend die flbrige Eihiille sich erst nach 1/ingerer Zeit f~rbt. Es scheint, als wenn gerade die Wirksamkeit auf die Nissen in der raschen Durchtr~Lnkung obengenannter Zellen best/inde. Offenbar wird den Larven durch das Kupferpr/iparat der Gasstoffwechsd unter- brochen. Jedenfalls schl/ipfen aus Nissen mit gering gef~rbten Mikropylen niemals mehr Larven aus. Nach etwa einstflndiger Einwirkung erkennt man auch, dab eine Durchtr&nkung der Kitt- substanz stattgefunden hat; vor allem am unteren Eipol, wo die Nisse an das Haar angeklebt isL

Die Therapie vollzieht sich folgendermaBen: Die verlausten Kopfhaare werden tfichtig mit Cuprex eingerieben und ebenso die Kopfhaut, bis alles vollkommen durchtrs ist, denn durch den lipoidaffinen Charakter l&Bt sich die Verteilung auch auf sehr fetten Haaren leicht vornehmen. Die Flflssigkeit ist sparsam im Gebrauch. Ffir mittelstarken Haarwuchs werden bei Frauen nur 5o ccm verbraucht. Auch Kranke, bei denen ein st~rkeres Kopfel~zem oder sonst Reizerscheinungen bestanden, wurden mit dem Mittel behandelt. Bei gr6Beren Oberhautdefekten ruff das Mittel ganz leichtes Brennen hervor. Reizerscheinungen ins- besondere Nierensch~Ldiguugen wurden i nicht beobachtet. Die grflndlich durchtr&nkten Haare werden nun 1--2 Stunden unter

K L I N I S C H E W O C H E N S C H R I F T . 2. J A H R G A N G . Nr . 21 lOO3 der"Einwirkung des Kupfers gelassen. Um ein Verschmutzen der Ws Verlaufen der Flfissigkeit und Abwandern der Lguse zu verhindern, wird eine Kopfhaube aus Billrotbatist oder zur Not aus Zelistoff gemacht. Sehr bews haben sich bei uns die yon A, HAASE empfohlenen Lix-Hauben, die v o n d e r Auer-Gesellsehaft, Berlin, vertrieben Werden. Die Anwendung dieser Papierhaube ist ~Lul3erst einfach, und der Preis ist im Vergleieh zum sonst nStigen Verbandsmaterial sehr billig. Nach Gebrauch wird die Haube, die auch ffir Cuprex ulldurchl~ssig ist, verbrannt. Nach der oben genannten Zeit wird das Haar grflndlich mit warmen Wasser und Seife ausgewaschen, was keine Schwierigkeiten macht, da sich das Mittel leicht entfernen l~Bt. Die Haare werden kurz abgetrock- net und in feuchtem Zustande mit dem sog. , ,NiBka"-Kamm (erh~ilttich bei Mfickenhaupt in Nfirnberg) durchgek~mmt. Die eigenartige Konstruktion dieses Metallkammes, erm6glicht es, die Nissen leicht yon den Haaren abzuziehen, zumal die Kittsub- stanz durch Cuprex vorher gut gel6st ist. Vor allem empfinden die Kranken beim Ausk~Lmmen keine Schmerzen und k6nnen dies auch selbst vornehmen. Hierdurch sind vor allem alleinstehende Personen in der Lage, sich ohne fremde Hilfe sicher zu entlausen. Auffallend ist, daB die Haare nach der Cuprex-Behandlung sch6n gl&nzend und weich sind. Stark verlauste K6pfe k6nnen binnen weniger Stunden l~use- und nissefrei sein.

Die Behandlung der Kleiderl/iuse vollzieht sich so, daB erstens die Kleider grfindlichst mit Hitze oder Gas in der bisher fiblichen Weise desinfiziert werden. Die 1XTissen, die an den K6rperhaaren haften, werden abget6tet, indem man die Stelleu, an denen sie sich befinden, mehrmals kurz hintereinander mit Cuprex einreibt; dann das Mittel IO Minuten einwirken 1/iBt, die Haare abseiit und badet; danach k~mmt man mit dem NiBkakamm oder einem Staubkamm aus.

Ebenso vollzieht sich auch die Behandlung d e r Phthirii. Die Ls selbst, die soust sich fest an den Haaren anktammern ~, lassen bei der Berfihrung mit Cuprex sofort los. Bei der Unter- suchung ist darauf zu achten, dab der Phthirius seine Eier nicht nur in die Schamhaare, sondern auch in die gesamte Lanugo- behaarung ablegt. Ob alle Nissen benetzt sind, kann man daran erkennen, dab die nun dunkelgrfin gewordenen Eier sich von der Haut deutlich abheben.

Es ist also ira Cuprex-Merck ein Mittel ge/unden, das leicht, raseh and slcher sich bei allen Ldiusearten mit gutem Er]olg anwenden liiflt. Vor allem lassen sich nach seiner Anwendung alle Nissen leicht auskammen, so dab Rezidive vermieden werden, und der kosmetische Erfolg gut wird. Im Gebrauch ist es sparsam und die Kranken empfinden den Geruch als nicht unangenehm im Gegensatz zu Petroleum, Sabadillessig und den Gasen. Evtl. auftretende grfine Flecken in der W/ische lassen sich mit warmen Wasser und Seife gut entfernen.

NEUE SPEZIALITATEN (einschl. Niihrpriiparate und Geheimmittel). (Die Angaben fiber ZusammensetzUng und Indikation stammen unmittelbar oder mittelbm, yon den produzierenden Firmen, soweit nicht

ausdriicklich ein Autor oder ein Institut genannt ist.)

7trsidan: Eisen-Mangan-Liqu0r mit 0,oi % As~O~. D. Labora- torium Sirach, Dres4en-A. 28. •trocal: Atropin-Calcium-Tabletten (gegen Schnupfen): D. Chem. pharm. Laboratorium der Rathaus:Apotheke, Wien I, Stadion- gasse' lol). Cholap in , Mischung aus Pfianzenextrakten (Enzian, Erdrauch, Sch611kraut, L6wenzahnkraut und -wurzel, Benediktendistel, Seharfgarbenkraut, Faulbaumrinde, Bitterklee je lO,O). Anwendung als Gallensteinmittel. D. Gr/ine Apotheke, Erfurt. Duleiaan. Zuckersirup, in dem Eisensalze und Phosphate gel6st sind. D. Chemische Fabr ik Schmolz, G. In. b. H., Schmolz b. Breslau. Extoral-Tableften enthalten Ipecacuanha, Ammonium chlo- ratum, Liquiritia und Eucalyptus . D. F. Trenka, Wien XVIII , Gentzgasse 121). Heyden 456 ist eine L6sung von 0,05 % Eisen, o,o25 % Arsen und o,o4% Kresol. Von Heyden 346 unterscheidet es sich dadurch, dab dieses kein Kresol enths In beiden F~illen ist das Eisen in elektrokolloidaler Form vorhanden. Anwendung bei Blutarmut und Bleichsucht. D. Chemische Fabrik von Heyden, A.-G., Rade- beul b. Dresden. Isoneurin ist Alphamonobromiso:calerylcafbamid (als0 gleich Bromurall). D. Dr. R. Heisler, Chras• b. Chrudiml),

~) Pizarro. Zentralhalle 1923, S. 137/8.

Kreosil wird angegeben als Methylenkreosot. D. Dr. R. Heisler, Chrast b. Chrudiml).

Novoealeiurn ist guajacolphosphorsaures Calcium. D. Gedeon Richter, Budapest X. Novol ist guajacolphosphorsaures Natrimn. D. ~Gedeon Richter, Budapest XI).

Ossoden t werden Tabletteu genannt, die als wirksame Stoffe 0,04 Calcium lactophosphoricum, 0,04 Calcium phosphoricum nnd Extr. Fuci vesiculosi enthalten. (,,Heil- und Vorbeugungsmittel gegen Rachitis, Skrofulose usw., sowie zum Erleichtern des Zahnens der S~iuglinge"!I). D. Orbis-Werke, A.-G., Braun schweigX).

Paracodin-Sirup besteht aus o,2g Paracodin bitar%ar., 1,5 g Extr. Grindd, i g Extr. Senegae, I g Extr. Althaeae, 0,2 g Ac. benzoic., 8,4g Sir. simpl., Aq. dest. ad I00,o. D. Knoll & Co., Ludwigshafen a. Rheim

Pentanervirt: Kombination von Pyramidon, Antipyrin, Phena- cetin, Lactophenin und Coffein. D. Hygiea-Apotheke, Breslau2). •soriasal: 2oproz. sterile L6sung von Natrium salicylicum (zur intravenSsen Behandlung yon Psoriasis). D. Chem.-pharm. Fabrik Dr. Alb. Bernard Nachf., Berlin C 198).

1) Pharm. ZentralhaUe x923, S. I37]8. ~) Med. Klinik I923, S. 350. 8) Dtsch. reed. Wochenschr. x923, S. 348.