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Ehrenamt Fachmagazin der Landjugend Ausgabe 2/2014 Es geht nicht ohne Ehrenamt

bdl-spezial 2/2014

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Das ist euer Landjugendmagazin. Es geht um euch. Wir alle wissen, dass ohne Ehrenamt, ohne euer Engagement kein Staat zu machen ist. Ist es die Sahne auf der Erdbeertorte oder das Salz in der Suppe? Wen macht es reich? Wie sieht seine Zukunft aus? Diese Fragen und noch viel mehr beantwortet unser Ehrenamtsheft. Schaut einfach mal rein.

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Es geht nicht ohne Ehrenamt

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Wir haben jemanden gesucht, der mit analytischem Blick auf die Entwicklung des Ehrenamts schaut und ihn in Prof. Dr. Sebastian Braun gefunden. Der Leiter des Forschungszentrums für Bürger-schaftliches Engagement ist ein routinierter Über-den-Tellerrand-Blicker, der nicht mit erhobenem Zeigefinger durchs Leben geht, sondern sein Wissen gern mit uns teilt.

Von unbequemen „Neuen“ und selbstlosen „Alten“

Seite 9Jede/r Dritte in Deutschland ist ehrenamtlich aktiv. Auch die Landjugend lebt vom Engagement ihrer Mitglieder. Auf Ortsebene läuft das oft „einfach nebenher“, auf Landes- oder Bundesebene ist es oft gar nicht so einfach, alles unter den Hut zu bekommen. Trotzdem will keine/r der Landjugendlichen, die bei dieser Umfrage zu Wort kommen, Abstriche machen. Ehrenamt lohnt sich – für den Einzelnen und fürs Land.

Editorial 3Sahne oder Salz für die Gesellschaft? 4Engagement fordern und fördern 6„Keiner zwingt einen dazu“ 9Gesund durchs Ehrenamt 10Erst eine, jetzt mehr als 30 11 Öffentliche Würdigung ist nicht genug 12Weiterdenken erwünscht 14

Neu im BDL-Bundesvorstand 15EWGWDDB bringt Wertschätzung 16Bürokratisches Ungetüm fürs Ehrenamt 17Ohne Ehrenamt ist kein Staat zu machen 18Eure Wette gilt 18Gesucht: Frische Ideen fürs Land 19Was war? Was wird? 20Termine / Impressum 23

Inhalt

Seite 15

Bundesvorstand hin oder her. Berührungsängste? Blödsinn. Vorstandsmitglieder sind auch nur Land-jugendliche. Der ländliche Raum ist Heimat für sie – der Ort zum Leben. Das treibt sie. Das gilt auch für Julia Müller und Henrik Schweder, die Ende April von der Bundesmitgliederversammlung neu in das BDL-Führungsgremium gewählt wurden. Die etwas andere Vorstellungsrunde.

Neu im BDL-Bundesvorstand

„Keiner zwingt einen dazu“

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Das gilt für uns, die wir auf dem Land leben und leben wollen, das gilt für Vereine und Verbände wie die Landjugend. Immer wieder wird das Aussterben der ländlichen Räume und das Aus für die deutsche Vereinsmeierei beschworen. Doch allen Unkenrufen zum Trotz werden noch immer zwei Drittel der Frei-willigenarbeit hierzulande in Vereinen geleistet. Allen Unkenrufen zum Trotz gibt es uns als Landjugend mit rund 100.000 Aktiven.

Vor mehr als 60 Jahren haben junge Männer und Frauen die Landjugend gegründet. Sie haben die Grup-pen vor Ort und die übergeordneten Ebenen aufgebaut – freiwillig, aus eigenem Antrieb, weil sie der Meinung waren, dass in den Dörfern eine Kraft fehlt, die sich für die jungen Menschen in den ländlichen Räumen einsetzt. Dieser Gedanke und dieses Handeln trägt die Landjugend bis heute.

Wir sind ein Verband, der von unten bis oben ehrenamtlich aufgebaut ist. Das macht uns als Verband stolz, aber auch stark, weil wir authentisch sind und genau wissen, was die Aufgaben und Probleme vor Ort sind, da wir sie aus eigenem Erleben kennen.

Angesichts dessen lassen wir uns nicht klein kriegen und widmen dieses bdl-spezial dem Ehrenamt. Dabei sind wir auch über den ersten Engagementbericht der Bundesregierung gestolpert und mit Prof. Braun, dem stellv. Vorsitzenden der neunköpfigen Sachverständigenkommission, die den Bericht erstellt hat, ins Gespräch gekommen – über die Engagementquote, die in den ländlichen Räumen höher ist als in den Großstädten, über die Veränderungen in der Engagementkultur (S.6ff).

Selbstverständlich gibt es auch in unserem Ehrenamtsheft eine Landjugendumfrage (S.9ff), in der Lajus nicht nur ihre Motive fürs eigene Engagement verraten, sondern auch wie sie ihr Engagement mit an-deren Verpflichtungen unter einen Hut bekommen. Es kommen „alte“ Hasen zu Wort sowie ganz junge Mitglieder, die gerade in Rheinland-Nassau eine Ortsgruppe gegründet haben (S.11).

Für sie, für mich – für uns als Landjugend, aber auch für die Bundeskanzlerin ist klar, dass „das Leben sehr viel mehr Spaß macht, wenn man sich nicht nur einseitig in Richtung der Ökonomie ausrichtet". Das Zitat stammt aus ihrem Video-Podcast von Ende Mai. Darin sagt Angela Merkel auch, dass Deutschland ein sehr reiches Land sei, da sehr, sehr viele Menschen ehrenamtlich tätig sind. Wie das wohl gemeint ist?

Soziales Engagement schafft eine beachtliche Wertschöpfung für unsere Volkswirtschaft. Allerdings sollten Freiwillige nicht als preiswerter Ersatz für bezahlte Kräfte herhalten. Denkanstöße in dieser Hinsicht gibt es auf Seite 14. Einen anderen gibt die Westfälisch-Lippische Landjugend: Sie hat sich gefragt, ob man nicht für die Jugendverbandsarbeit genauso werben kann wie für einen Schokoriegel (S. 16.)

Bei allem Lob fürs Ehrenamt gibt es auch immer wieder Vorschriften, die das Engagement behindern. Die Bayerische Jungbauernschaft geht auf ein besonders bürokratisches Ungetüm ein (S.17) und im Interview der Hes-sen (S.18) wird deutlich, dass „ohne Ehrenamt kein Staat zu machen ist“.

Weiter so!! im Ehrenamt!

Und nun wünsche ich euch viel Freude bei der Lektüre.

Matthias Daun

Typisch Ehrenamt! Matthias Daun ist der Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend. Angefangen hat alles in einer Ortsgruppe in Rheinland-Nassau mit einem "Schau doch mal vorbei".

EditorialTotgesagte leben länger.

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Ausgabe 2/2014

Außerhalb der Landjugend ist das Erstaunen oft groß. Wie jetzt? Du bist für die Bundesvor-standsarbeit nicht von der Arbeit freigestellt? Nein. Weder meine VorstandskollegInnen noch ich. Wir sind gut organisiert, aber ohne den guten Willen von ArbeitgeberInnen und -kolle-gInnen, von Familie und ProfessorInnen geht es nicht. Denn es gibt nur wenige Wochen im Jahr, an denen man nicht für den Verband un-terwegs ist. Doch uns allen ist klar: Ehrenamt ist gut angelegte Zeit - für jede/n persönlich, für den Verband und die Gesellschaft.

Aber wem erzähle ich das. Die meisten Lajus werden sich schon mal gefragt haben, warum sie tun, was sie tun. Ob sie einfach reinge-rutscht sind oder sich bewusst für ein Ehren-amt entschieden haben, ist da eigentlich egal. Denn was zählt, sind der Spaß, den man dabei hat, der Sinn, den man im eigenen Engage-ment erkennt, und die Menschen, die achten und wertschätzen, was man so tut. Das ist bei uns – im größten Jugendverband im länd-lichen Raum – nicht anders als bei anderen Formen des Engagements.

Nach allem, was ich über bürgerschaftliches Engagement in Deutschland weiß, fehlt es nicht an Forschung über und Modellen für die Zukunft des Ehrenamts. Aber es ist nicht

ganz klar, welche Rolle das freiwillige Engage-ment in unserer Gesellschaft spielt. Sind wir die Sahne auf der Erdbeertorte oder das Salz in der Suppe? Ist unsere Mitwirkung bei der Gesellschaft eine wertvolle Ausprägung der Mitbestimmung oder ist die Mitbestimmung nur notwendiges Übel unserer Mitwirkung? Gelten die „Streicheleinheiten“, die wir als Landjugend parteiübergreifend von den po-litisch Verantwortlichen bekommen, unserer politischen Einmischung oder geht es nur um das schöne Foto?

Der Bundespräsident hat im letzten Sommer gesagt: „Bürgergesellschaft ist mehr als die Summe aller Ehrenämter. In einer Bürgerge-sellschaft muss es neben hörbarer Anerken-nung auch partnerschaftliche Beteiligung geben. Über Formen, Mittel und Wege der Par-tizipation wird zwar viel diskutiert, aber wie wir Beteiligung zur selbstverständlichen All-tagserfahrung entwickeln könnten, bleibt doch eher vage.“ Man muss kein Fan von Joachim Gauck sein, um dieser Analyse zuzustimmen.

Es gibt unzählige Verbünde, die sich diesem Problem widmen. Das fängt beim Bundesnetz-werk Bürgerschaftliches Engagement an und reicht bis zum Forschungszentrum für Bürger-schaftliches Engagement (ein Gespräch mit dessen Leiter, Prof. Dr. Sebastian Braun, gibt’s auf S. 6). Auch der Bundestags-Unteraus-schuss „Bürgerschaftliches Engagement“ wird da kein Allheilmittel sein können. Aber er hat sich die Verbesserung der „engagementfreund-lichen Rahmenbedingungen“ auf die Fahnen geschrieben und dürfte auf Parlamentsebene dahin wirken, dass Menschen aller Lebens-lagen entsprechend ihrer Möglichkeiten Ver-antwortung für die Gesellschaft übernehmen können. Vielleicht gelingt es in der nächsten Legislaturperiode, ihn wieder in einen eigen-ständigen Ausschuss zu verwandeln.

Denn außerhalb von traditionellen Verbänden, in denen sich für jede/n ein Platz findet, ist das Engagement ungleich verteilt. Soziale Herkunft und Bildungsstand entscheiden mehr darüber, wer sich freiwillig engagiert, als die Zeit, die ein Einzelner hat. Das zu ändern ist eine gesellschaftliche Aufgabe. Denn letztlich ist bürgerschaftliches Engagement auch ein Stück gesellschaftlicher Teilhabe. Es gehört nach Landjugendverständnis zur Demokratie.

Die Menschen müssen auf allen Ebenen - egal ob in der Gemeinde oder in der EU - die poli-tischen Entscheidungen mitgestalten können. Ihr Engagement macht die demokratische Ge-sellschaft stark.

Gemeinsam müssen wir Räume schaffen, damit Ehrenämter ausgeübt werden können. Dazu gehört zumindest ein Grundverständnis dafür, dass man nicht immer mehr Verbandstermi-ne innerhalb der Arbeitswoche wahrnehmen kann, weil wir uns eben neben dem eigent-lichen Beruf oder Studium engagieren. Doch auch mehr Akzeptanz ist gefragt, die sich in einem vereinfachten Zugang zu flexiblen Ar-beits-, Unterrichts- und Studienzeiten äußern sollte. Das ist kein Plädoyer für eine große Lösung, sondern für einen Rahmen, der indi-viduelle Lösungen erlaubt, um Ehrenamt und Beruf besser miteinander zu verbinden.

In diesem Zusammen-hang steht nicht nur die Nachwuchs-problematik, sondern sind auch die Schwierigkeiten vieler Vereine bei der Besetzung ehrenamtlicher Vor-standsämter zu sehen. Ohne eine Veränderung der staatlichen Rahmenbe-dingungen kommen wir da nicht weiter, denn die Gründe für die Scheu, sich auf ein Vorstandsamt einzulassen, liegen auch in der ständig wachsenden Verantwortung, dem hohen Arbeitsaufwand und nicht zuletzt dem großen Haftungsrisiko von Vereinsvor-ständen (vgl. S. 17).

Es erscheint mir unbenommen, dass sich da etwas ändern muss. Mindestens genauso wichtig ist zu wissen, warum ehrenamtliche Erfahrungen für einen selbst so sinnvoll wie wichtig sind. Da sind zum einen die so genannten soft Skills, die so ein Amt mit

Sahne oder Salz für die Gesellschaft?Gute Gründe und Herausforderungen fürs Engagement

Ehrenamtlich beim Bundespräsidenten: BDL-Vorsitzende Kathrin Funk.

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sich bringt. Für mich heißt das: Verantwor-tung für sich und andere übernehmen. Auf

den oder die Vorsitzende/n wird gebaut; sie sind wichtig für die Gruppe.

Verlässlichkeit ist da eine entscheidende Größe. Das ist ein gutes Gefühl, selbst wenn der Druck auf eine/n manchmal groß wird, weil Dinge mal nicht wie ge-plant laufen.

Zugleich wird das eige-ne Organisationstalent gestärkt. Man ist ohne weiteres in der Lage, eine Veranstaltung für mehrere Hundert Leute auszurichten, während andere im gleichen Alter schon mal an der Organisation ihres Ge-burtstagsfestes mit den fünf besten Freunden scheitern.

In unserem Positions-papier „Jungunterneh-merInnen und Jugend-verbände auf ihrem Weg in die Zukunft unterstützen“ bringt der BDL genau auf den Punkt, was eh-

renamtliches Engagement bei der Landjugend einem/r selbst bringt: „Neben den Fertigkei-ten und dem methodischen Können trägt das Engagement in Jugendverbänden auch dazu bei, dass psychische und soziale Fähigkeiten entwickelt werden, die junge Menschen aktiv, unternehmerisch, neugierig und kreativ wer-den lassen. Jugendverbände prägen Attribute wie z.B. Selbständigkeit, Selbstbewusstsein, Mut, Durchsetzungsfähigkeit, Initiative und Verantwortungsbewusstsein aus und stellen so die Grundlage für gesellschaftliches und unter-nehmerisches Engagement dar.“

Ehrenamt bringt einen dazu, über den eige-nen Horizont hinauszuschauen und sich mit Themen und Dingen zu beschäftigen, an die man ohne das Engagement nie gedacht hätte. Dazu gehört auch strategische Planung und nicht zuletzt die Personalführung (Details im li.g. Positionspapier auf www.landjugend.de). Bisher habe ich mehr Bewerbungsgespräche auf der Seite des Arbeitgebers geführt als auf der Seite des Arbeitnehmers. Und das ist nur ein kleiner Teil der Personalführung, denn „partnerschaftliche Führung von Jugendgrup-pen und Menschen wird als spezialisiertes Expertenwissen in Jugendverbänden von der Ortsgruppe bis zum Bundesverband gelernt.“

Nicht zuletzt haben wir in der Landjugend eine gesunde Streitkultur entwickelt. Streiten, diskutieren, die Meinungen bündeln… - das gehört zu einem Verband und ist unentbehr-

lich für unsere Demokratie. Darum ist es wich-tig, richtig diskutieren zu lernen und hitzige Debatten so zu gestalten, dass sie den Ver-band und die Gruppe nach vorn bringen.

Das Gute an dem Ehrenamt in Jugendverbän-den wie dem unsrigen ist, dass man mit sei-nen Aufgaben wachsen kann. Man kann aus-probieren, was einem liegt und wie man die Aufgaben am besten bewältigt. Und: Fehler werden einem nur nach mehrmaliger Wieder-holung übelgenommen.

Bei alledem ist die Freude am Amt und an der Sache das Wichtigste. Egal ob man im Verband was erlebt, ob eine selbstorganisierte Fahrt zum Erfolg oder man zu einer spannen-den Konferenz eingeladen wird, ohne diese Freude wird Ehrenamt zur Farce. Die größte Freude, da spreche ich jetzt mal von mir, ist es aber, wenn die Gruppe, der Verband oder die Öffentlichkeit die Arbeit des Ehrenamtes wertschätzen und sie nicht als selbstverständ-lich wahrnehmen. Es geht nicht darum, dass alle Entscheidungen des Vorstandes automa-tisch gut gefunden werden, sondern dass sie bewegen, dass sie kritisiert und diskutiert werden.

Lasst mich an dieser Stelle Danke sagen: Danke für euer Engagement fürs Land.

Matthias DaunBDL-Bundesvorsitzender

Auch so kann Engagement aussehen: Landes- und Bundesvorstände der Landjugend auf der Zugspitze.

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Engagement fordern und fördernVon unbequemen „Neuen“ und selbstlosen „Alten“ – ein Gespräch

Sind Sie ehrenamtlich tätig?Ja, ich engagiere mich in unterschiedlichen Funktionen in verschiedenen Einrichtungen.

Neben Ihrem Professorendasein? Alle Achtung. Auch für Ihre Tätigkeit als stellv. Vorsitzender der Sachverständigenkommission, die den Ersten Engagementbericht der Bundesregie-rung erstellt hat. Wofür braucht es so einen Bericht? Es ging um eine Bestandsaufnahme zur Lage und Situation des bürgerschaftlichen Enga-gements in Deutschland. Die Ergebnisse der Analysen sollten u.a. Perspektiven für engage-mentpolitisches Handeln der Bundesregierung eröffnen.

Der Bericht trägt den Titel „Für eine Kultur der Mitverantwortung“. Das ist schon ein deutli-ches Statement. Was haben Sie noch heraus-gefunden?Wir haben weitgehend Konsens darüber er-zielen können, dass die zukünftige Entwick-lung des bürgerschaftlichen Engagements in Deutschland im engen Zusammenhang mit dem dynamischen Struktur- und Funktionswan-del des Nonprofit-Sektors mit seinen vielen Vereinen und Verbänden stehen wird.

Lässt sich das genauer erklären?Der Struktur- und Funktionswandel intermediä-rer Großorganisationen in der Gesellschaft be-schreibt eine demokratie- und sozialpolitisch so bedeutsame Entwicklung, dass die Kom-mission diesen Wandel als thematisches Kern-anliegen und als strukturelle Herausforderung für eine Engagementpolitik in Deutschland herausgestellt hat. Ohne rückwärtsgewandte normative Weltversionen revitalisieren zu wol-

len, so erscheint die These zumindest nicht unbegründet, dass die kurzfristigen, spontane-ren und flexibleren Formen zivilgesellschaft-licher Selbstorganisation, die immer mehr an Bedeutung gewinnen, die grundlegenden Vergemeinschaftungs- und Vergesellschafts-funktionen des traditionellen Vereinswesens unter dem Dach der Verbände nicht so ohne weiteres übernehmen können.

Das ist nicht wirklich neu. Auffallend sind das Interesse an dieser Entwicklung und die mög-lichen Konsequenzen.Ja, die Kommission empfiehlt auch einen brei-ten öffentlichen Diskurs über die Bedeutung, Bedingungen und Herausforderungen der Bür-gergesellschaft in Deutschland. Dieser Diskurs muss vorurteilsfrei geführt werden und offen sein für etablierte und neue Formen bürger-schaftlichen Engagements. In diesem Kontext empfiehlt die Kommission beispielsweise die Einsetzung einer Enquete-Kommission auf Bundesebene. Sie könnte sich an der orien-tieren, die der Landtag Rheinland-Pfalz unter dem Titel „Aktive Bürgerbeteiligung für eine starke Demokratie“ eingesetzt hat.

So etwas wie der Bundestags-Unterausschuss "Bürgerschaftliches Engagement" wird es nicht richten.Die Kommission betont auch die Relevanz ei-ner Politik, in der der Staat fruchtbare Voraus-setzungen schafft, um zivilgesellschaftliche Infrastruktur und bürgerschaftliches Engage-ment zu ermöglichen.Im Sinne subsidiaritätspolitischer Leitgedan-ken wird dabei die institutionelle und dau-erhafte Förderung der zivilgesellschaftlichen und Engagement ermöglichenden Infrastruktur ebenso hervorgehoben wie staatliche Unter-stützung durch eine tätigkeits- und projekt-bezogene Förderung, um auf diese Weise u.a. erfolgreiche engagementförderliche (Modell-)Projekte erproben und dann auch verstetigen zu können.

Ein Beispiel?Exemplarisch dafür steht speziell mit Blick auf Nonprofit-Organisationen einerseits die Empfehlung, systematisch die Herausforderungen des „ehrenamtlichen Engage-ments“ im mannigfaltigen Vereinswesen in Deutsch-land zu erforschen, um u.a. Modellprojekte zu Strategien und Verfahren der Gewinnung und Bin-dung von Ehrenamtlich-keit zu initiieren, wie sie derzeit etwa im Sport-verbands- und -vereins-wesen gewinnbringend entwickelt werden. Andererseits empfiehlt die Kommission, die Diskussionen über bürgerschaftliches Engagement und Möglichkeiten staat-licher Engagement-förderung enger mit den Debatten über individuelle Teilha-bechancen zu verbin-den; denn eine zen-trale Herausforderung von Staat und Politik sieht die Kommission darin, das bisherige wohlfahrtsstaatliche

Ohne Ehrenamt läuft bei der Landjugend – nix. Doch das macht eine/n nicht gleich zum Experten für all die Veränderungen, die das Engagement beeinflussen. Darum haben wir jemanden gesucht, der mit analytischem Blick auf die Entwicklung des Ehrenamts schaut und ihn in Prof. Dr. Sebastian Braun gefunden. Der Leiter des Forschungszentrums für Bürgerschaftliches Engagement ist ein routinierter Über-den-Tellerrand-Blicker, der nicht mit erhobenem Zeigefinger durchs Leben geht, sondern sein Wissen gern mit uns teilt.

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Prof. Dr. Sebastian Braun (Jg. 1971) ist Uni-versitätsprofessor an der Humboldt-Universität zu Berlin, dort u.a. Direktor des Berliner Instituts für empirische Integrations- und Migrationsforschung (BIM), Professor für Sportsoziologie am Institut für Sportwissen-schaft und Leiter des Forschungszentrums für Bürgerschaftliches Engagement.

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Engagement fordern und fördernVon unbequemen „Neuen“ und selbstlosen „Alten“ – ein Gespräch

Arrangement so weiterzuentwickeln, dass der individuelle Anspruch auf bürgerschaftliche Teilhabe an den Lebensmöglichkeiten der Ge-sellschaft garantiert werden kann. Innovative Modellprogramme speziell auch in Kooperation mit Verbänden und Vereinen als mögliches Korrektiv zu wachsenden sozialen Ungleichhei-ten in der Gesellschaft erscheinen in diesem Kontext zweckmäßig und sinnvoll.

Gibt es auch beim Engagement einen Struk-turwandel?Ja, das kann man so sagen. Und in diesem Kontext sorgen sich auch viele Verantwortliche von Verbänden und Ortsvereinen immer nach-drücklicher um einen potenziellen und gege-benenfalls sogar verschärfenden Mangel an

ehrenamtlich und freiwillig

Engagierten spe-ziell aus den Reihen

der nachwachsenden Gene-ration.

Auch eine Folge des demografi-schen Wandels?

Auf jeden Fall auch eine Folge des gesell-schaftlichen Wertewandels, auf den viele Organisationen bislang nur unzureichend mit entsprechenden Rahmenbedingungen für en-gagierte und potenziell engagementbereite Personen reagiert haben. Dieser Wertewandel beschreibt die Abwendung von materiellen Werten bei gleichzeitiger Hinwendung zu post-materiellen Werten wie Freiheit, Selbstverwirk-lichung, Selbsterleben oder Glück als Produkt der Sozialisation in modernen Gesellschaften.

Woran machen Sie diesen Wertewandel fest?Die zentralen Merkmale, die diesen Wandel vom „alten“ zum „neuen Ehrenamt“ kenn-zeichnen, lassen sich idealtypisch wie folgt beschreiben: Typisch für das „alte“ Ehrenamt

ist eine langfristige und verpflichtende eh-renamtliche Tätigkeit, die aus dem sozialen Herkunftsmilieu heraus gewachsen ist. Sie ist verbunden mit der Mitarbeit in einer ganz spezifischen Trägerorganisation.

Einem Landjugendverband zum Beispiel.Genau. Doch an die Stelle dieses frühzeitig sozialisierten Engagements tritt heute immer

mehr das Prinzip der „biografischen Passung“. Menschen engagieren sich zunehmend unter ganz bestimmten zeitlichen und organisatori-schen Gesichtspunkten, die mit ihren biografi-schen Erfahrungen und individuellen Zukunfts-planungen zusammenhängen. Es geht also um die jeweils passende Abstimmung von Motiv, Anlass und Gelegenheit in neuen Organisati-onsformen und Bereichen. Charakteristisch für das „alte“ Ehrenamt ist selbstloses Handeln und eine spezifische Form der Aufopferung für andere. Dieses Selbstverständnis wird beim „neuen“ Ehrenamt zunehmend ersetzt durch die Norm der Gegenseitigkeit von Geben und Nehmen. Darüber hinaus gewinnt der Wunsch nach Selbstverwirklichung und Selbstentfal-tung zunehmend an Bedeutung, insofern als dem Engagement ein ganz persönlicher Sinn zugewiesen wird, der zugleich einen wesent-lichen Motor für die eigene Bereitschaft zu Engagement und Partizipation darstellt.

Wie sieht es mit der Bezahlung aus? Da schei-den sich die Geister.Das „alte“ Ehrenamt wird üblicherweise als ein unentgeltlicher Dienst für die Sache aus-geübt. Das „neue“ Ehrenamt sucht hingegen auch nach materiellen Gegenleistungen im Sinne von Aufwandsentschädigungen oder Honoraren. Das „alte“ Ehrenamt basiert ty-pischerweise auf „Laientätigkeiten“. Die je-weiligen Aufgaben wurden durch die eigenen lebensweltlichen Erfahrungen und mit geringer Spezialisierung aus einem spezifischen Inter-esse heraus bearbeitet. Demgegenüber erhebt das „neue“ Ehrenamt nicht nur den Anspruch, die übernommenen Aufgaben mit funktional spezialisierten Kenntnissen adäquat lösen zu wollen. Vor allem soll das Engagement auch dazu beitragen, (beruflich) verwertbare Qua-lifikationen zu erwerben, zum Beispiel durch Fort- und Weiterbildungen oder durch die Su-che nach spezifischen Engagementfeldern, in denen informelle Lernprozesse möglich sind.

In unserem Verband gibt es das „alte“ und „neue“ Ehrenamt in dieser Ausprägung kaum. Bei dieser polarisierenden Gegenüberstellung handelt es sich selbstverständlich um Ide-altypen, die in dieser Eindeutigkeit in der sozialen Wirklichkeit nicht vorzufinden sind. Vielmehr mischen sich Merkmale des „alten“ und „neuen“ Ehrenamts bei den freiwillig En-gagierten oder potenziell Engagementbereiten. Gleichwohl: Untersuchungen weisen darauf hin, dass typische Merkmale des „neuen“ Eh-renamts immer breiteren Raum vor allem bei den gut ausgebildeten, jüngeren Generationen einnehmen, die unter Bedingungen eines weit-reichenden Wohlstands aufgewachsen sind.

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Hauptsache, die Menschen engagieren sich. Wie sie ihr Ehrenamt ausfüllen, ist doch ihr Ding.Trotzdem dürfte dieser Wandel vom „alten“ zum „neuen“ Ehrenamt gerade in den jünge-ren Generationen Folgen für die Vereine und Verbände haben – vorausgesetzt, dass die Verbandsgliederungen speziell auch Personen für ein freiwilliges Engagement gewinnen wollen, die eher die Merkmale des „neuen“ Ehrenamtlichen aufweisen. Denn dieser Typus ist aus der Perspektive der Organisationen „unbequemer“.

Warum denn das?Der „neue“ Ehrenamtliche fragt immer wie-der nach dem persönlichen Sinn und Nutzen seines freiwilligen Engagements. Er handelt weitaus seltener als der „alte“ Ehrenamtliche aus einer selbstverständlichen, eingelebten Gewohnheit heraus. Dieses selbstreflexive und sinnhafte, nicht zuletzt auch rational moti-vierte Handeln macht den „neuen“ Ehrenamt-lichen voraussetzungsvoller, um ihn an eine Organisation zu binden. Inwieweit eine solche längerfristige Bindung erreicht wird, hängt maßgeblich davon ab, ob entsprechende Strukturen vorhanden sind, die für das „neue“ Ehrenamt attraktiv sind.

Wie sehen denn solche attraktiven Strukturen aus?Lassen Sie mich diese exemplarisch mit fol-genden Fragen umreißen, die die Verantwort-lichen in den sehr unterschiedlichen Vereins- und Verbandsstrukturen am besten beantwor-ten können: Werden Mitgliedern und an einer Mitgliedschaft Interessierten anspruchsvolle Aufgabenfelder übertragen, in denen sie mit einer gewissen Eigenständigkeit agieren kön-nen? Gibt es Strukturen, in denen sie ihre besonderen Interessen und Vorstellungen aushandeln und in die praktische Arbeit einbringen können? Werden ihnen zeitlich begrenzte, projektorientierte Engagements ermöglicht, die mit ihrer Lebenslage und spezifischen Situation korrespondieren? Werden ihnen zur Umsetzung ihrer Aufga-ben Möglichkeiten zur Fort- und Weiter-bildung eröffnet, um ihr Kompetenzprofil zu erweitern? Und gibt es vielleicht sogar Möglichkeiten, sich freiwillig übernom-mene Tätigkeiten zertifizieren zu lassen und für die spätere berufliche Laufbahn zu nutzen? Die Liste dieser Fragen ließe sich problemlos verlängern. Was bleibt, ist die Tatsache, dass der „neue“ Ehren-amtliche eben ein „unbequemerer“, weil anspruchsvollerer Akteur im Gefüge einer Organisation darstellt.

Wirken sich die neuen Medien, die sozialen Netzwerke auf die ehrenamtlichen Tätigkeiten aus?Das ist sicherlich der Fall. Und es ist erstaun-lich, wie vergleichsweise wenig erforscht dieses bedeutsame Thema bislang noch ist. Denn die strukturellen Probleme traditioneller Verbände und Vereine bei der Mobilisierung in den sozial-moralischen Milieus sind nicht nur mit erheblichen Herausforderungen verbunden, Mitglieder und bürgerschaftlich Engagierte zu gewinnen und zu binden. Sie scheinen gleichermaßen den Humus für vielfältige neue und wenig formalisierte Beteiligungs- und En-gagementformate zu bilden.

Habe ich Sie richtig verstanden: Die gewach-senen Strukturen großer Verbände sind der Nährboden für neue Formen der Teilhabe bzw. des Engagements?Nicht in dieser direkten Form. Aber insbeson-dere die sozialen Bewegungen im politischen Raum, die ihre wachsende Mobilisierungskraft aus neuen Kommunikationsmedien und vir-tuellen Netzwerken moderner Medienvielfalt zu ziehen scheinen, lassen sich durchaus

als Reaktion darauf verstehen, dass

quer durch die gesellschaft-lichen Groß-gruppen die Loyalität gegenüber

verbandlich organisierten Großorganisationen abgenommen hat. Zugleich dürfte das Selbstorganisationspoten-zial von Bürgerinnen und Bürgern an Effekti-vität und Effizienz sowie an gesellschaftspoli-tischem Einfluss gewinnen. „Stuttgart 21“ ist bestenfalls das medial inszenierte Großereig-nis, an der sich diese Entwicklung festmachen lässt, denn auch in den vermeintlich „unpoli-tischeren“ Handlungsfeldern lassen sich ähnli-che Entwicklungen beobachten.

Wo denn?Beispielsweise expandierte die Sport- und Bewegungskultur jenseits des – einst zutiefst milieugebundenen – verbands- und vereinsor-ganisierten Sports in den letzten Jahrzehnten so dynamisch, dass längst eine Vielfalt von Sportformen in loseren, spontaneren, flexible-ren und kurzlebigeren Produzenten-Konsumen-ten-Zusammenschlüssen ausgeübt werden. Die neuen Medien und sozialen Netzwerke sind vielfacher Wegbegleiter zur Mobilisierung und Aufrechterhaltung dieser selbstorganisierten Zusammenschlüsse.

Landjugend lebt vom Gestalten und Machen. Sie engagiert sich fürs Land, damit junge Menschen auch künftig auf dem Land leben können. Welche Bedeutung messen sie ihrem Engagement bei? Die Engagementquote ist in ländlichen Räu-men deutlich höher als in den Großstädten. Das gilt für das gesamte Bundesgebiet. Das-selbe gilt auch für Mitgliedschaften in den Vereinen, die nach wie vor einen zentralen sozialen Rahmen für bürgerschaftliches Enga-gement darstellen. Traditionen, Brauchtum, frühzeitiges Hineinwachsen in die regionale Vereinskultur spielen in ländlichen Regionen eine größere Rolle als in Großstädten.

Das Engagement in den zivilgesellschaftli-chen Strukturen hat bedeutsame Folgen für das Individuum und den ländlichen Raum: Es werden Leistungen und Angebote für die Bevölkerung geschaffen, es kann Gemein-schaft und Zugehörigkeit hergestellt werden, Engagement kann Räume für individuelles Lernen schaffen und es bietet Möglichkei-ten, im Zusammenwirken mit Anderen selbst Einfluss auf die gesellschaftliche Entwicklung zu nehmen. Weitere Aspekte ließen sich hinzufügen. Ich denke, all dies sind Dimensi-onen, für die sich das bürgerschaftliche Enga-gement in der Demokratie lohnt, die ihrerseits auf das Engagement der Bürgerinnen und Bürger angewiesen ist.

Für das Gespräch bedankt sich Carina Gräschke

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Silke WillenbockelIch engagiere mich, weil Landjugendarbeit für mich Herzblut ist und ganz viel Spaß macht. Was man hier lernt und gemeinsam im länd-lichen Raum bewegen und gestalten kann, ist der Oberhammer! Und es ist toll, wenn eigene Ideen gut ankommen. Der größte Lohn sind fröhliche Gesichter.

Zeit fürs Ehrenamt: In der Woche bin ich ca. 30 bis 35 Stunden für die Landjugend aktiv. Meine letzte Woche sah zum Beispiel so aus: Montag habe ich mit meinem politischen Ehemann Dierk zusammen gesessen und die Bundesmitgliederversammlung vorbereitet und besprochen. Am Dienstag waren wir zum Orts-gruppenbesuch. - Mir ist es ganz wichtig, dass ein enger und regelmäßiger Kontakt zu den Untergliederungen hergestellt und gehalten

wird. Mittwoch ging es zu einer Veranstaltung in den Landtag. Donnerstag hieß es dann packen, denn von Freitag bis Sonntag ging es zur Bundesmitgliederversammlung nach Grainau. Täglich lese und beantworte ich viele Mails, telefoniere unter anderem mit unseren BildungsreferentInnen und stehe in engem Kontakt zu der Geschäftsstelle der Niedersäch-sischen Landjugend (NLJ).

Mein Rezept: Ich arbeite 35 Stunden in der Woche bei der Lebenshilfe Walsrode in der Verwaltung. Bevor ich mich im letzten Dezem-ber zur Wahl der Landesvorsitzenden gestellt habe, habe ich die ins Auge gefasste Verän-derung und auf mich zukommenden Aufgaben mit meinen Chefs besprochen. Es war mir wichtig, dass sie wissen, warum ich vermehrt tage- oder stundenweise Urlaub brauche. Auch - damit das Verständnis für mein großes Ehrenamt bleibt. Trotzdem ist es teilweise nicht ganz einfach, aber machbar! Ich mache es auch manchmal so, dass ich einen Tag länger arbeite, so dass ich am nächsten Tag eher gehen kann. Es wird mir schon sehr viel möglich gemacht und dafür bin ich unserer Geschäftsführung und meinen Bereichsleitun-gen dankbar.

Silke ist seit Dezember NLJ-Landesvorsitzende. Mehr als die Hälfte ihres Lebens hat sie in und mit der Landjugend verbracht. Die ausgebildete Rechtsanwalts- und Notarfachangestellte aus Walsrode ist 29 Jahre jung.

Florian BaabEhrenamtlich bin ich bei der Landjugend Birk-land. Weil ich da schon einer der Älteren bin, wird‘s bei der Landjugend immer weniger. Da-für wird‘s dann bei der Feuerwehr halt a bissl mehr - ich bin dort Atemschutzträger.

Wie ich so was unter einen Hut bringe, ist schwer zu sagen. Das läuft einfach nebenher. Man nimmt sich die Zeit – ich nehme mir die Zeit. Es macht auch Spaß, weil bei uns, wenn‘s um was geht wie zum Beispiel bei un-serer „Grand Canyon Fete“ auf- oder abzubau-en, immer Leute da sind. Bei unserer 60-Jahr -Feier letztes Jahr hat das ganze Dorf mit obackt (angepackt). Da ist man immer gern mit dabei! Auch weil man sieht, dass es fürs Dorf und Land ist.

Florian kommt aus Birkland, einem bayerischen Dorf in der Nähe von Peiting. Der 28-Jährige arbeitet als Konstrukteur.

Stefanie MergenthalerIch engagiere mich ehrenamtlich, weil es mir in erster Linie Spaß macht und eine tolle Erfahrung ist. Man kann dabei viel für sich persönlich lernen. Es ist eine sinnvolle Frei-zeitgestaltung und ein toller Ausgleich zum Beruf. - Auch, weil es freiwillig ist. Keiner zwingt einen dazu. Natürlich gibt es Zeiten, in denen es viel Arbeit ist und man an seine Grenzen kommt. Allerdings überwiegen hier die positiven Erfahrungen, die stets dazu motivieren, mich weiter einzubringen. Zum Beispiel lernt man vieles für das eigene Le-

„Keiner zwingt einen dazu“Die Landjugendumfrage zum Ehrenamt und der Zeit dafür

Jede/r Dritte in Deutschland engagiert sich ehrenamtlich. Auch die Landjugend lebt vom Engagement ihrer Mitglieder – auf allen Ebenen. Daheim läuft das oft „einfach nebenher“, auf Landes- oder Bundesebe-ne ist es oft gar nicht so einfach, alles unter den Hut zu bekommen. Trotzdem will keine/r der Landjugendlichen, die bei dieser Umfrage zu Wort kommen, Abstriche machen. Ehrenamt lohnt sich – für den Einzelnen und fürs Land.

Wir haben gefragt: Warum engagierst du dich? Wie kriegst du Ehrenamt und Arbeit/Studium/Ausbildung unter einen Hut?

Silke Willenbockel

Florian Baab

Stefanie Mergenthaler

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ben, was man im Beruf so nicht mitnehmen könnte. Man knüpft viele Kontakte und lernt gleichgesinnte Menschen kennen. Man kann seine eigenen Fähigkeiten zwanglos einsetzen und austesten und sich dadurch persönlich weiterentwickeln. Ich möchte die Erfahrungen, die ich bisher gesammelt habe, nicht missen. Außerdem ist es natürlich auch toll, wenn man Aktionen auf die Beine stellt, von denen alle profitieren können. Man arbeitet Hand in Hand mit anderen Leuten zusammen und sieht, was gemeinsam bewegt werden kann. Das ist ein gutes Gefühl.

Zeit fürs Ehrenamt: Es ist manchmal nicht ein-fach, dies mit der Arbeit zu vereinbaren. Aber wenn man es will, dann bekommt man es auch hin. Ich muss am Wochenende nicht arbeiten. Das macht vieles leichter. Es erfordert für mich zeitliches und terminliches Management und oftmals Kompromisse. Aber ich habe immer meinen Terminkalender zur Hand und meistens findet sich für alles einen Platz.

Steffi kommt aus Weinstadt im Rems-Murr-Kreis. Die Vorsitzende der Landjugend Württemberg-Baden ist 25 Jahre und Physiotherapeutin.

Torsten KrauseSeit 16 Jahren bin ich in der Landjugend aktiv. Zuerst hatte ich vor allen Dingen Spaß daran, die Angebote zu nutzen und mich ein-zubringen. Heute bereitet es mir viel Freude, mich mit jungen Menschen für ihre Interessen einzusetzen. Ich finde es wichtig, Jugendliche auf ihre Rechte aufmerksam zu machen, damit sie sich aktiv in die Entwicklung ihrer Kommu-ne einbringen können. Gleichzeitig diskutiere ich auch gern mit Verantwortlichen darüber, dass es sich lohnt, Kinder und Jugendliche mit einzubeziehen und sie zu beteiligen. Ich bin

der Meinung, dass dann ein Mehrwert für die Kommune entsteht. Gemeinsam mit den Frei-zeitangeboten für Kinder und junge Menschen ist dies ein wichtiger Beitrag für die Attrakti-vität unserer Dörfer und Kleinstädte. Ein gutes Beispiel dafür ist auch unsere Kooperation mit der Bildungsstätte Schloß Trebnitz. Mir macht es unheimlich viel Spaß etwas Neues zu ent-wickeln. Im pädagogischen Beirat diskutieren wir darüber, wie die Zusammenarbeit vertieft werden kann und was das für die inhaltliche Ausrichtung unserer Vereine bedeutet.

Zeit fürs Ehrenamt: Ich habe großes Glück, dass ich durch meine Tätigkeit als Landtagsab-geordneter sehr frei in der Gestaltung meiner Zeit bin. Bei mir gibt es keinen Vorgesetzten, der darauf besteht, dass ich von 9 bis 18 Uhr im Büro bin. Für mich ist es unproblematisch an Gremiensitzungen teilzunehmen, weil ich mir die Zeit dafür nehmen kann. Schwierig wird es immer nur dann, wenn festgesetzte Termine aus unterschiedlichen Gründen ver-schoben werden. Da ich sehr viel zu tun habe, wird es meistens sehr kompliziert, kurzfristig eine andere Lösung zu finden.Unterstützung bietet aber auch meine Frau, die sehr viel Verständnis für mein Engagement aufbringt und mich auch an den Wochenenden ziehen lässt. Sie weiß, dass mir dies wichtig ist und ermöglicht es auch durch ihre Einstel-lung. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.

Ehrenamtlich Engagierte bringen sich ein. Sie packen mit an, haben Ideen und sind dabei, wenn es etwas zu tun gibt. Ich bin nicht der Typ, der sich ärgert und dann bleibt alles, wie es ist. Ich möchte, dass sich was verändert. Das ist meine Motivation. Ich bin gern mit Menschen zusammen, die für dasselbe Ziel ar-beiten und Freude daran haben. Das ist ja das Tolle am Ehrenamt – niemand ist da, weil er muss. Alle kommen freiwillig zusammen. Jeder kann das tun, was ihm liegt und gemeinsam erreichen wir dann etwas, von dem am Anfang niemand dachte, dass es möglich wäre. Seit vielen Jahren organisiert die Berlin-Branden-burgische Landjugend die 48-Stunden-Aktion. An einem Frühlingswochenende arbeiten im ganzen Land hunderte Jugendliche, um etwas für ihr Dorf zu schaffen und wenn ich heute durch die Orte fahre und z.B. in Wusterhausen die Skaterbahn sehe, dann bin ich stolz dar-auf, was wir befördert haben.

Torsten war lange Landesvorsitzender der Berlin-Brandenburgischen Landjugend. Der 32-jährige Politikwissenschaftler ist seit 2004 Landtagsabgeordneter und will demnächst pro-movieren.

Johanna KinastIch engagiere mich ehrenamtlich, weil ich was bewegen will und andere begeistern möchte mitzuwirken. Mich für andere einzusetzen, anderen zu helfen, etwas – nicht nur für mich – zu erreichen, macht einfach Spaß und hilft mir auch, mich persönlich weiterzuentwickeln.

Zeit fürs Ehrenamt: Es ist schwer, das ehren-amtliche Engagement mit Beruf, Schule oder Familie zu verbinden, gerade weil es scheint, als ob es an Wichtigkeit in der Bevölkerung abnimmt. Dabei schafft die ehrenamtliche Tätigkeit einen Mehrwert für die Gesellschaft. Ich halte es daher für wichtig, dass der Staat – ideell und finanziell - mehr in Vereine inves-tiert und dafür sorgt, dass Ehrenämter stärker anerkannt und gefördert werden.

Die 22-Jährige ist nicht nur stellv. NLJ-Vorsit-zende, sondern auch Landwirtin und nieder-sächsische Landesmeisterin im Wettmelken. Die junge Frau kommt aus Bülstedt (nahe Hameln) und wird ab Sommer wieder die Schulbank drü-cken, um staatlich geprüfte Agrarbetriebswirtin und Meisterin der Landwirtschaft zu werden.

Torsten Krause

Johanna Kinast

Wer sich freiwillig engagiert, tut etwas für seine Gesundheit. Das zeigt eine jüngst veröf-fentlichte kanadische Untersuchung. Für die-se wurden Jugendliche in zwei Gruppen ein-geteilt. Während die eine Grundschulkindern bei den Hausaufgaben half und sie in ihrer Freizeit betreute, war die Kontrollgruppe nur auf einer Reserveliste fürs Ehrenamt vermerkt. Nach zehn Wochen war der Cholesterin-Spiegel der engagierten Jugendlichen deutlich niedriger als der Wert derer auf der Wartelis-te. In dem wissenschaftlichen Fachmagazin

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Gesund durchs Ehrenamt

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Warum engagiert ihr euch? Katharina: Weil es schön ist, etwas errei-chen und bewegen zu können… Es ist mehr Arbeit, als ich am Anfang bei der Idee „Wir gründen eine Landjugend“ dachte, aber bisher funktioniert das ganz gut! Ich war ja bei den Vorbereitungen nicht alleine – wir sind sechs Initiatoren und ein ganz tolles Team – und jetzt sind wir ja ganz viele!!Maria: Ich kann mich Katharina nur anschlie-ßen. Es macht Spaß, mit jungen Menschen etwas zu entwickeln. Vor allem wenn es gelingt – und das sehe ich an unserer neu gegründeten Kreisgruppe. Es motiviert mich, weiter ehrenamtlich tätig zu sein und diesen Enthusiasmus auch an andere Menschen wei-terzugeben. Für mich ist die ehrenamtliche Arbeit eine super Abwechslung zum stressigen Büroalltag.

Wie kam es zur Gründung der Landjugend Ahr-weiler? Katharina: Da war noch eine Lücke auf der Karte ;-)Maria: Ich habe im letzten Sommer ein Praktikum im Bauern- und Winzerverband Rheinland-Nassau e.V. gemacht und war dabei auch ein paar Tage in der Geschäftsstelle der

Landjugend. Dort habe ich festgestellt, dass im nördlichen Rheinland-Pfalz keine Kreis-gruppe existiert und es an der Zeit ist, das zu ändern. Leider konnte ich mich zu dem Zeitpunkt noch nicht damit befassen, da ich in den letzten Zügen meiner Ausbildung in Aachen war. Unabhängig davon haben sich Peter Münch und Stefan Schopp, zwei Teilneh-mer des Top-Kurses 2014, ähnliche Gedanken gemacht und so kam das Ganze ins Rollen. Es fanden erste Treffen statt und siehe da, sechs junge Menschen waren bereit, die Kreisgruppe Ahrweiler zu gründen.

Wie seid ihr vorgegangen? Was wollt ihr damit langfristig erreichen?Katharina: Zuerst haben wir überlegt: Wen sprechen wir an, welches Einzugsgebiet gibt es und was genau wollen wir eigentlich? Dann haben wir eine Infoveranstaltung geplant,

in der Landjugendarbeit generell vorgestellt wurde und wir haben die Interessenten - um einige mehr als wir zu wünschen wagten - gefragt, was sie sich denn so vorstellen und was sie machen wollen. Wir möchten ja gern mit den ganzen Leuten was machen und eine große Gemeinschaft schaffen, die bestehen bleibt, weiter wächst und sich sozial enga-giert! Was ist für euch das dringendste Projekt, das es unbedingt anzupacken gilt?Katharina: Das dringendste Projekt ist unsere Landjugendgruppe mit allem, was dazu gehört. Wir wollen uns erstmal untereinander besser kennenlernen. Als Nächstes planen wir einen Infostand zum Thema Landwirtschaft / Land-jugend an den „Tagen der offenen Höfe“ in Grafschaft-Gelsdorf.

In einem Jahr möchten wir mit unserer Kreis-gruppe erreicht haben …?Maria: Eine Kreisgruppe mit engagierten Mit-gliedern, die definitiv noch besteht und sich als Gruppe gefestigt hat. Sie soll auch von jungen Menschen wahrgenommen werden, die nicht aus der Landwirtschaft oder dem Wein-bau kommen. Natürlich soll dabei auch der Spaß nicht zu kurz kommen ;-)

Katharina Fuchs (23) stammt aus Grafschaft-Eckendorf und ist Studentin der Agrarwissen-schaft an der Uni Bonn. Maria Schäfer (24), ebenfalls aus Grafschaft-Eckendorf, ist Fachan-gestellte für Arbeitsförderung bei der Agentur für Arbeit in Brühl.

Erst eine, jetzt mehr als 30Ehrenamtlich. Oder: Die Gründung der Kreisgruppe Ahrweiler

Seit Ende April hat die Landjugend Rhein-land-Nassau mit der Landjugend Ahrweiler eine Ortsgruppe mehr. Die ist mit über 30 Gründungsmitgliedern gar nicht so klein. Fürs bdl-spezial haben wir mit Katharina Fuchs und Maria Schäfer (Vorsitzende) übers Ehrenamt und die Gründung ihrer Landjugendgruppe gesprochen.

Maria Schäfer und Katharina Fuchs

Gesund durchs Ehrenamt JAMA Pediatrics berichten die Forscherinnen auch von weniger Entzündungsanzeichen und einem geringeren Body-Mass-Index. Dabei verringerten die jungen Ehrenamtlichen, deren Hilfsbereitschaft und Einfühlungsvermögen am größten war, ihr Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen am stärksten, heißt es in der Studie von Hannah M.C. Schreier, Kimberly A. Schonert-Reichl und Edith Chen.

Sie bestätigten damit u.a. die Studie von Da-vid Mellor aus Australien, der 2009 mit seinem Team nachwies, dass freiwilliges Helfen das eigene Wohlbefinden erhöht, oder die briti-

sche Studie von 2003, wonach die eigene so-ziale Unterstützung für andere Menschen das eigene Sterblichkeitsrisiko signifikant senkt. Interessant dabei: Das Empfangen von Hilfe hatte in der Studie von Stephanie Brown kei-nen Effekt auf die Mortalität.

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Landjugend ist gelebtes Ehrenamt in Reinkul-tur. In der Landjugend bedeutet Ehrenamt: Ich mache mich für die Interessen der Ju-gendlichen in den ländlichen Regionen, der JunglandwirtInnen und JungwinzerInnen stark und mische mich ein. Vor Ort. Bei mir im Dorf – aber auch in der Politik auf Kreis- oder Be-zirks-, auf Landes- oder Bundesebene.

Das fängt im Kleinen an: Schon in der Orts-gruppe sagt jemand: „Ja, ich mach’s.“ Als Gruppenleiterin oder Gruppenleiter geht es meist mit der Ehrenamtskarriere los. Eine übernimmt die Kasse, einer sorgt sich um die Versorgung, die anderen beiden sprechen mit dem Landwirt um die Ecke wegen des kommenden Scheunenfestes oder mit dem Bürgermeister, weil der Bürokratieaufwand so hoch ist. Und es findet sich jemand für die Vertretung auf der Bezirks- oder Landesebene. Ehrenamt wie aus dem Lehrbuch. Denn worum geht es beim Ehrenamt?

Die Enquete-Kommission des Bundes zur „Zu-kunft des bürgerschaftlichen Engagements“ hat 2002 definiert, es sei freiwillig, nicht monetär motiviert, diene dem Gemeinwohl, würde von Bürgerinnen und Bürgern und eben nicht der Verwaltung oder dem Staat geleistet und habe gemeinsame Ziele im Blick. Fragt man unsere Landjugendlichen, geht es vor allem um zwei Dinge: Gemeinsam was unter-nehmen und Spaß haben. Und das ist genau richtig. Ja, wir dürfen Spaß beim Ehrenamt haben.

Bürgerschaftliches Engagement und Ehren-amt – in manchen Fachdebatten wurden die Begriffe heiß diskutiert. Das gilt auch für die Frage, wo da die Trennlinie liegt. Untersu-chungen zu dem Themenfeld gibt es inzwi-schen wahrlich viele. Am bekanntesten ist der Frewilligensurvey, der 1999 erstmals aufgelegt, über 2004 und 2009 bereits auf eine Zeitreihe zurückblicken kann. Der belegt: Das Engage-ment in Deutschland ist stark ausgeprägt und bleibt auch stark. Über ein Drittel der Men-schen in Deutschland engagiert sich freiwillig. Weitere 35 Prozent sind öffentlich aktiv, be-teiligen sich also zumindest projektorientiert an der Ausgestaltung ihrer Umwelt. Insgesamt liegt die Engagementquote in Deutschland (Zahlen aus dem Hauptbericht des Freiwilli-gensurveys 2009) bei 71 Prozent. Rund zwei

Drittel des bürgerschaftlichen Engagements finden in Vereinen statt. Davon gibt es laut der ZiviZ-Untersuchung 580.300 in Deutsch-land. Wiederum Dreiviertel davon werden rein ehrenamtlich „betrieben“.

Zwar kommt es dann nicht zu hohen Personal-kosten, dennoch entstehen Kosten für Raum, Internet, Telefonie oder eben Projektkosten. Dafür erhält ein Drittel der Vereine öffentliche Mittel, zumeist über die Kommune. Die meis-ten verzichten jedoch auf die Förderung durch öffentliche Mittel und finden individuelle Lösungen.

Diese großartige Leistung wissen die Länder zu schätzen. Alle haben inzwischen eine Unfall- und Haftpflichtversicherung für ihre Ehrenamtlichen abgeschlossen.

Doch beim Stichwort Ehrenamt haben viele erstmal nur silberne Häupter vor ihrem geis-tigen Auge. Engagierte Jugendliche? Ja, und ob. Allerdings ist deren Engagement weniger angepasst, weniger brav, weniger ruhig. Bei der Landjugend wird es eben auch mal laut. Sei es, weil der Schlepper bei der 48-Stunden-Aktion rund um die Uhr ackert oder weil das Scheunenfest gut besucht ist. Auf das einzig wichtige Fazit kommen leider nur wenige: Das ist gut für die Region. Denn die Landjugend bringt Leben und Farbe ins Dorf. Sie packt an, mischt mit und setzt Ideen in die Tat um. Dafür braucht sie Möglichkeiten, Raum und auch wohlwollende UnterstützerInnen – für den Alltag genauso wie für presseträchtige Benefizaktionen.

Eine Ehrenamtskarte, die es in vielen Bundes-ländern bereits gibt, ist als Anerkennung ein schönes Symbol. Dahinter verbirgt sich ein Bonusheft für Ehrenamtliche, die keine Auf-wandsentschädigung erhalten (Mehr dazu un-ter www.engagement-macht-stark.de). Auch der Internationale Tag des Ehrenamts am 5. Dezember wird inzwischen stärker wahrgenom-men. Neben der Verleihung der Verdienstorden durch den Bundespräsidenten finden rund um diesen Tag viele weitere Festveranstaltungen statt.

In der seit 2004 durchgeführten „Woche des bürgerschaftlichen Engagements“ mit zuletzt 2.600 Veranstaltungen werden unter dem Mot-

to „Engagement macht stark“ die Leistungen der zahlreichen Engagierten in Deutschland gewürdigt. Und doch. Es ist nicht genug.

In der Diskussion um den strukturellen Wandel unserer Gesellschaft kommt immer wieder auch das Ehrenamt ins Spiel. Sind diejenigen, die einen Bundesfreiwilligendienst leisten auch Engagierte? Sind Lesepaten oder Ausbildungs-lotsen, Oma-auf-Zeit und Mentoren Ausfall-bürgen für eine Gesellschaft, deren familiäre Bindungen bröckeln? Ab wann driftet eine Aufwandsentschädigung in eine Form der Ent-lohnung ab? Wenn eine Schule sich die Rei-nigung nicht mehr leisten kann, ist es dann richtig, dass die Eltern einspringen?

Jede und jeder Einzelne sollte vor allem Spaß bei seinem Engagement haben. Und er oder sie sollte sich selbst aussuchen können, für

Öffentliche Würdigung ist nicht genugFreiwilliges Engagement wächst nicht „von allein“

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oder gegen was oder wen er oder sie sich engagieren möchte. Und erlaubt ist auch, ein-fach nur mitzumachen, weil die Freunde dabei sind. Meist fängt es nämlich genauso an: Man geht mal mit und guckt sich das an. So liest sich auch das Ergebnis im Freiwilligensurvey: Das Gros der Engagierten erwartet „dass die Tätig-keit Spaß macht“ und „dass man mit sympa-thischen Menschen zusammenkommt“.

Da kommt - nicht nur - bei jungen Menschen ein wichtiger Aspekt ins Spiel: Ehrenamt braucht Zeit. Und genau die ist zunehmend mehr durchgetaktet - in Schule und Ausbil-dung, aber auch beim Studium. Gerade bei der Besetzung von Leitungspositionen führt das zu einem Rückgang des Engagements: Waren 1999 noch 31 Prozent der 14- bis 30-jährigen Engagierten aktiv, sank die Zahl innerhalb von zehn Jahren auf 28 Prozent. Dennoch: Das ist eine beeindruckende Zahl an jungen Leuten, die sich verpflichten, langfristig verantwor-tungsvolle Positionen zu besetzen und ihr Amt auszufüllen.

Entscheidend ist beim Engagement auch, ob ‚ich‘ überhaupt den Eindruck habe, tatsächlich mitgestalten zu können. Laut Freiwilligensur-vey hatten 1999 noch 71% diesen Eindruck. Zehn Jahre später stimmen nur noch 64 Pro-zent der Engagierten zwischen 14 und 30 Jah-ren dieser Aussage zu. Was ist also zu tun?

Engagement findet, wie schon festgestellt, vor allem lokal statt. Daher ist jede einzelne Kommune gefragt, die Bedingungen für das Engagement junger Leute gut zu gestalten. Sich einzumischen erlernt der junge Mensch nicht plötzlich mit dem 18. Geburtstag. Ge-rade in der Schule – dort wo alle Jugendlichen einen großen Teil ihrer Zeit verbringen – gilt es, Beteiligung zu ermög-lichen. Das fängt ebenso klein an wie es richtig groß werden kann: bei der Wahl des oder der KlassensprecherIn, beim Thema des nächsten Projekt-tags, der Ko-

operation mit außerschulischen Bildungsein-richtungen oder der Organisation der nächsten Klassenfahrt. Wieviel Entscheidungs-Macht sind Kommune, Schulleitung, Lehrerschaft und Eltern bereit abzugeben? Wieviel Vertrauen schenken sie der Schülerschaft und jedem und jeder Einzelnen?

Aber die Kommune kann auch noch mehr tun: Sie kann als Moderator in einem großen Engagement-Netzwerk auftreten, gebündelt Qualifikationsangebote machen und Anerken-nungsformen realisieren und bei alledem die Ansprüche und Vorstellungen junger Menschen besonders im Blick halten. Sitzungen sollten so stattfinden, dass SchülerInnen auch tat-sächlich daran teilnehmen können.

Speziell im ländlichen Raum ist die Mobilität da eine entscheidende Frage, die sehr wohl über das Engagement entscheiden kann.

Gelange ich rechtzeitig zur Sitzung des Gemeinderats und vor allem: Komme ich

auch wieder nach Hause? Jugendliche haben ein feines Gespür dafür, wie-viel Ernsthaftigkeit ihnen entgegen gebracht wird und honorieren ent-sprechende Signale.

Die Landjugend ist eine Demokratie-Schule. Und das

ganz nebenbei. Was junge Menschen im Engagement ‚von allein‘ lernen – von Prozessen der Entschei-dungsfindung, Projekt-management, Verwal-tung von Finanzmitteln über die gute Präsenta-tion von Ideen und das Einbringen in politische

Prozesse – ist meist erst auf den zweiten Blick zu entdecken. Um dorthin zu kommen, braucht es

AnsprechpartnerInnen in jeder Kommune, die den Ju-gendlichen genau bei diesen Prozessen beratend, vermit-telnd, informierend und wenn gewollt auch schulend zur Seite stehen. Gute Ansätze dafür gibt es vielerorts. Wie sieht es bei euch aus?

Sandra SchleeBDL-Grundsatzreferentin für Ju-gendpolitik und Bildung

Entscheidend ist beim Engagement auch, ob ‚ich‘ überhaupt den Eindruck habe, tatsächlich mitgestalten zu können. Laut Freiwilligensurvey hatten 1999 noch

71% diesen Eindruck. Zehn Jahre später stimmen nur noch 64 Prozent der Engagierten zwischen 14 und 30 Jahren dieser Aussage zu.

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Weiterdenken erwünscht„Freiwillig zu Diensten“ – ein Ehrenamts-DilemmaJe nach Art der Berechnung und Quelle wird die Wertschöpfung des sozialen Engagements in Deutschland auf Zahlen zwischen 35 Milliar-den Euro (Engagementatlas 2009) und 89 Mil-liarden Euro (ING DiBa Studie 2011) jährlich beziffert. Denn ehrenamtliches Engagement macht nicht nur Sinn für den/die Einzelne/n, sondern schafft Mehrwert für die Gesellschaft. Trotzdem sollte es kein preiswerter Ersatz für nicht mehr finanzierbare staatliche Leistungen sein.

Doch wo ist da die Grenze? Hierzulande ist etwa ein Drittel der sozial Engagierten in Be-reichen aktiv, die vor Jahren noch zur öffent-lichen Daseinsvorsorge zählten. Vereine, die Schwimmbäder und Kulturhäuser betreiben, Ehrenamtliche, die nach dem Jahreswechsel die Tannenbäume von der Straße holen oder Kinder mit dem Bürgerbus zur Schule fahren, sind längst keine Seltenheit mehr. Es ist zur Selbstverständlichkeit geworden, dass Eltern Klassenräume streichen oder zweimal jährlich den Spielkastensand in Kitas austauschen, dass sie sich im Förderverein engagieren, um die Ausstattung und Angebote von Bildungs-einrichtungen zu verbessern. Mal werden

Lesepaten für den Unterricht gesucht, mal engagierte Personen, die Abwechslung in den Nachmittag bringen…

„Unter Kostendruck geratene Krankenhäuser und Altenheime setzen ebenso auf Ehren-amtliche, wie die Lebensmittelausgaben der Tafeln“, so Claudia Pinl, Autorin des Buches „Freiwillig zu Diensten? Über die Ausbeutung von Ehrenamt und Gratisarbeit". Sie fragt: „Besitzt ehrenamtliche Arbeit an und mit Menschen eine ganz besondere Qualität, die professionelle Sozialarbeiter, Jugend- , Kran-ken- oder Altenpfleger, Erzieher oder Lehrer so nicht einbringen können?“ und spricht von einer „Abqualifizierung aller einschlägig Er-werbstätigen, die diese Berufe ja auch einmal gewählt haben, um mit Menschen zu tun zu haben, die aber die Unverfrorenheit besitzen, für ihre Arbeit die Zahlung eines Gehaltes zu erwarten.“

Sie berührt damit ein gesellschaftspolitisches Spannungsfeld, das viele Ehrenamtliche nicht sehen (wollen oder müssen), weil für sie der Spaß an der Tätigkeit, das Etwas-fürs-Gemeinwohl-Tun, das Anderen-Helfen und

Andere-Treffen im Vordergrund steht. Klar ist, freiwilliges Engagement galt bereits in der An-tike als unverzichtbarer Beitrag zum Gemein-wohl, der zum sinnerfüllten Leben gehört, und findet sich auch in der christlichen Tradition der Wohltätigkeit und Hilfe wieder. Das sollte jedoch keine Rechtfertigung sein, wenn frei-willige Engagierte unter dem Deckmäntelchen des Gemeinwesens als preiswerter Ersatz für bezahlte Kräfte herhalten.

Ein kleiner Denkanstoß am Beispiel der Ta-feln: Nach Auskunft des Bundesverbands Deutsche Tafel e.V. versorgen rund 50.000 ehrenamtliche Helfer und Helferinnen bun-desweit rund 1,5 Millionen Menschen regel-mäßig mit Lebensmitteln. „Wir beobachten schon seit längerem die Tendenz, dass neben ALG-II-Empfängern auch Menschen zu uns kommen, die Arbeit haben. Das sind vor al-lem Alleinerziehende und ihre Kinder, prekär Beschäftigte und Teilzeitkräfte“, berichtet der Verbandsvorsitzende Jochen Brühl bei seiner Jahrespressekonferenz Ende Mai. Vermehrt nutzten auch StudentInnen die Tafeln und die Zahl der AsylbewerberInnen und der EU-ZuwandererInnen steige.

Contra: Die Tafeln füllen eine Lücke der staatlichen Versorgung und setzen somit auf private Wohltätigkeit statt staatliche Verantwortung. Sie bekämpfen die Symptome der Armut und nicht die Wurzel: Das eigentli-che Problem bleibt bestehen. Damit zementieren sich die Tafeln gewissermaßen. Sie sind unentbehrlich, denn so-lange die Armut bleibt, müs-sen auch sie bleiben. Das hat angesichts der Größe (mehr als 900 Tafeln bundesweit) zu einer Institutionalisierung geführt, die anderen Initiati-ven auf diesem Gebiet wenig Raum lässt und dem Staat Kosten spart.

Pro: Lebensmittel werden nicht weggeworfen, sondern sinn-voll genutzt. Damit gelangt gerade leicht verderbliche und frische Ware in arme Haushalte, die sich Bedürfti-ge andernfalls nicht leisten könnten. Die Tafeln verschaf-fen Menschen mit geringem oder keinem Einkommen Zugang zu preiswerten Le-bensmitteln. Sie ermutigen zu ehrenamtlichen Engagement und Spenden. Damit sorgen sie nicht nur für eine Milde-rung der Armut, sondern sind für alle Beteiligten durchaus sinnstiftend.

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Weiterdenken ist erwünscht. Über eine Lösung dieses Dilemmas freut sich nicht nur die Redaktion des bdl-spezials. (cg)

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Julia MüllerSie kann viel aushalten – viel Arbeit, viel Nörgelei, viel Spaß… Aber Ungerechtigkeiten gehen ihr nun einmal gegen den Strich. Da kann sie auf Dauer nicht an sich halten. Zwar lässt Julia Müller ihr Gegenüber ausreden, bevor sie so ruhig wie sachlich eine Diskussion beginnt, aber dann lässt sie nicht mehr locker, egal wie viel ihr an sich an einer harmonischen Atmosphäre liegt. Das gilt nicht nur daheim in Württemberg-Ba-den, sondern auch im BDL-Vorstand. Denn die 22-Jäh-rige aus Weinstadt liebt das Leben auf dem Land. Das ist zu spüren. Dabei scheint sie zu den Men-schen zu gehören, die vorurteilsfrei durch die Welt laufen. Sie will nicht bekehren, sondern versucht zu verstehen, warum nicht alle ihre Leidenschaft fürs Land teilen. Sachlich und kompromissbereit, mit Fingerspitzengefühl und Zielstrebigkeit geht sie durchs Leben. Doch manchmal reicht das nicht. Dann hilft ihr das Akkordeon, Julia spielt im Orchester, oder sie dreht das Radio laut. Das beruhigt sie genauso wie das Backen. Am liebsten leckere Plätzchen und kunstvolle Kuchen. Ihr Rhabarberkuchen soll eine Versuchung sein.

Und egal wie andere ticken, die Hilfsbereit-schaft der jungen Frau kennt bestenfalls zeit-liche Grenzen. Denn neben dem Full-Time-Job - die Dipl.-Verwaltungswirtin arbeitet jetzt als Unfallsachbearbeiterin in Stuttgart – ist sie jetzt auch als stellv. BDL-Vorsitzende un-terwegs. Da ist es von Vorteil, wenn man wie Jule selbstdiszipliniert und gut organisiert ist, wenn man sich, seit man denken kann, für Geschichte und Landwirtschaft, für Politik und vor allem für Menschen interessiert.

Aufgewachsen auf dem landwirtschaftlichen Betrieb ihrer Eltern in Backnang lebt die junge Frau mit dem klaren Blick Landjugend. Sie packt gern an und organisiert, sie zieht viel

Kraft aus dieser Gemeinschaft. Damit ist sie eine erfrischende Botschafterin für die Land-jugend, für die ländliche Heimat mit fester Meinung. Der liegt ihr Wunsch zugrunde, auch in 20 Jahren noch in einem demokratischen Deutschland leben und arbeiten zu können. – In einem Land, das sich der Bedeutung der Jugend für die Gesellschaft bewusster ist als heute und das nicht versucht auf Kosten der

Jugend den Wohlstand der Gesellschaft zu mehren.

Dann wird sie 40 sein und ihren Teil dazu beigetragen haben. Sie wird auf dem Land leben – mit ihrer Fa-milie – und sich weiter für die Menschen engagieren. Sicher wird sie noch gern Fahrrad und Inliner fahren. Eines Tages vielleicht so-gar mit ihren Enkeln und Enkelinnen. Wie das Le-ben dann aussieht? Keine

Ahnung, aber „meine Enkel sollen mir nicht vorwerfen können, dass meine Generation nicht verantwortungsbewusst mit der Umwelt umgegangen ist, dass wir nicht versucht ha-ben, nachhaltig mit den vorhandenen Ressour-cen umzugehen und durch Innovation immer Ressourcen schonender zu leben. Sie dürfen mir nicht vorwerfen, dass ich - um die Situ-ation für mich und meine Generation zu verbessern - ihnen Schulden vermacht hätte“, sagt sie. Mit ihrer Kraft und ihrem Engage-ment macht sie sich dafür stark, dass nicht für zehn Euro mehr Rente Milliarden von Schulden gemacht wer-den, die eine immer kleiner werdende nachkommende arbeitende Gesellschaft be-zahlen muss.

Henrik SchwederHalbe Sachen macht Henrik nicht. Ganz oder gar nicht. Darauf kann man sich bei dem 28-Jährigen verlassen. Dabei ist Aufbrausen nicht sein Ding. Vielmehr ist der breitschult-rige Winzer einer, der zuhören kann und nicht mit schnellen Lösungen punkten will, sondern

geduldig sein Ziel verfolgt. Das gilt nicht nur in der Landjugend, sondern auch auf dem Familien-Weingut Schweder.

Eigentlich ist der stellv. BDL-Bundesvorsit-zende ja ausgebildeter Sozialversicherungs-fachangestellter. Aber irgendwie war es das dann doch nicht und er hat den Job bei der Rentenversicherung sein lassen und eine zwei-te Lehre begonnen: zum Winzer. Danach war es nur noch ein kleiner Schritt zum Weinbau-Oenologie-Bachelor-Studium in Neustadt an der Weinstraße. Und jetzt ist der große Kerl, der auf keinem Foto zu übersehen ist, eben Winzer – daheim bei den Schweders in Hoch-stadt - und außerdem Arbeitskreisleiter in Sachen Wein bei der Landjugend Rheinhessen-Pfalz und dem BDL.

Bodenständig nennen ihn die einen, aufge-schlossen die anderen. Henrik beweist, dass das kein Gegensatz sein muss. So viel Wert er auch auf Tradition und Familie legt, so offen steht er Neuem gegenüber. Denn er gehört zu den Menschen, die keine Vorbehalte kennen und deren Neugierde auf Land und Leute so erfrischend wie ehrlich ist.

Kein Berg ist ihm zu hoch, wenn es ums Skifahren geht, kein Wasser zu tief, wenn er darin schwimmen kann, kein Weg zu weit, wenn es Unbekanntes zu entdecken gilt. Doch Hobbys brauchen Zeit wie das Ehrenamt und der zur Berufung gewordene Beruf. Das ist für ihn schon eine Herausforderung, gerade weil er, wenn er von einer Sache überzeugt ist, gern einfach anfängt. Doch was chaotisch und unstrukturiert beginnt, endet bei Henrik, wie

er selbst sagt, „meist in einem geordneten Chaos“. Das gehört zu ihm wie seine Leitsprüche „Just do it!” und „Carpe diem“.

Und in 20 Jahren? Da sieht er sich mit seiner Familie auf dem eigenen Weingut, wo er Weine schafft, die nicht nur ihm Spaß ma-chen, vor allem aber mit-tendrin in der Gesellschaft. „Ich will ehrenamtlich aktiv bleiben – ob im Be-

rufsstand oder anderswo wird sich zeigen“, so der junge Mann, der etwas fürs Land bewegen will, auch für die Enkel. Denn eins werden die ihm nicht vorwerfen können, ist er heute überzeugt, „dass sie nicht aufs Leben vor-bereitet sind und ich nie Zeit für sie gehabt hätte.“ (cg)

Neu im BDL-BundesvorstandDie etwas andere Vorstellungsrunde

Bundesvorstand hin oder her. Berührungs-ängste? Nicht nach unserer etwas anderen Vorstellungsrunde der beiden Neuen.

Julia Müller

Henrik Schweder

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Ausgabe 2/2014Aus den Landesverbänden

Lässt sich für einen Jugendverband genauso werben wie für einen Schokoriegel? Kriegt man es hin, dass Landjugend-Engagement den gleichen Bekanntheitsgrad erlangt wie ein namhaftes Konsumprodukt? Fragen wie diese hatte die Westfälisch-Lippische Landjugend (WLL) im Hinterkopf, als sie sich für Mittel aus dem Innovationsfonds des Bundesjugend-ministeriums bewarb.

Die Antwort auf diese Fragen ist EWGWDDB. Der Zungenbrecher steht für: „Es wird gut, weil du dabei bist. – Eigenständiges, jugend-politisches, ehrenamtliches Engagement pla-kativ!“ Bei dem geförderten WLL-Innovations-projekt ging es am Anfang darum, politischen EntscheiderInnen und MultiplikatorInnen im Rahmen einer groß angelegten Imagekampag-ne deutlich zu machen, welche Bedeutung die Landjugend mit ihrer ehrenamtlichen Arbeit im gesellschaftlichen Umfeld hat.

Wie für die Bewerbung eines Schokoriegels wurde eine Agentur beauftragt, die gemein-sam mit dem Ehrenamtsteam und anderen AkteurInnen der WLL eine multimediale Kam-pagne konzipierte. Dabei setzte die WLL auf eine der Zielgruppe angepasste Bildsprache

und Werbeträger. Ehemalige Landju-gendliche, die mit ihren

Berufen als Ver-

trauenspersonen erscheinen, schlugen plakativ den Bogen von ihrer Landjugendzeit zu ihrer heutigen Tätigkeit. Der Schornsteinfegermeis-ter, der sich jahrelang bei der Landjugend Pelkum engagiert hatte, wird mit den Worten zitiert: „Vor Ort aktiv sein, das ist typisch Landjugend.“ Ein Richter und auch ein Spar-kassen-Filialleiter kommen zu Wort.

Neben Imagemotiven, die in politischen Magazinen geschaltet wurden, entstand eine Roadshow, die in Form einer Videodo-kumentation die Bedeutung des Landjugend-Engagements vor Ort verdeutlicht. Als großes Finale wurde zum 5. Dezember 2013, dem in-ternationalen Tag des Ehrenamtes, ein Mailing mit diesem Videomaterial an die politischen EntscheiderInnen in und aus NRW verschickt. Die Projektaktivitäten richteten sich explizit nicht an potentielle Mitglieder der WLL, son-dern vorrangig an EntscheiderInnen, die z.B. mit ihren politischen Entscheidungen über Fördermittel, Räumlichkeiten uvm. und somit über die Rahmenbedingungen für gelingende jugendpolitische Ehrenamtsarbeit auf dem Land entscheiden. Die Kampagne sollte ihnen anhand von gestandenen ehemaligen Landju-gendlichen aus unterschiedlichen Berufsgrup-pen aufzeigen, dass das soziale Engagement der Landjugend keine reine Fetenkultur ist. Landjugend ist weitaus mehr: gelebte, ge-

sellschaftliche Verantwortung, die für die eigene Entwicklung und

die spätere Verantwortung in der Gesellschaft enorm wichtig ist.

„Die Zusammenarbeit mit der Werbeagentur hat eine ganz neue Sichtweise der jugendpo-litischen Öffentlichkeitsarbeit des Jugendver-bandes aufgemacht“, schätzt Sebastian Jakobs, einer der ehrenamtlichen WLL-Projektbegleiter ein. Dazu gehört auch die überraschende Er-kenntnis, dass die Vielseitigkeit der Landjugend sehr gut, aber für die gezielte Imagearbeit durchaus schwierig ist. „Das ist paradox!“, sagt der junge Mann. Ihm ist klar geworden, dass die gezielte Ansprache von Zielgruppen in de-ren „Sprache“ wichtig ist. Ein Fakt, der in der Vergangenheit oft unterschätzt wurde.

„Toll sind die neuen Möglichkeiten, Projekte, Kooperationen und Ideen, die das Projekt dem Verband und vielen Jugendverbandsakteuren gebracht hat“, so der Beisitzer im WLL-Vorstand. Denn EWGWDDB ist längst mehr als eine reine Imagekampagne und wird 2014 im Rahmen der Ortsgruppenarbeit weitergeführt. Es wird hier speziell um die jugendpolitische Arbeit in den WLL-Regionen gehen – mit viel Spaß und ganz neuen Projektideen, kündigt der Landjugendverband an.

Zwei Jahre nach den Fragen, die zur Projek-tidee führten, steht die Antwort fest: Auch wenn die gute Arbeit der Landjugend kein Schokoprodukt ist, kann für ihr jugendliches ehrenamtliches Engagement genauso gewor-ben werden. Die Wirkung bleibt allerdings beschränkt, solange die Marketingaktivi-täten nicht langfristig, professionell und zielgruppengenau angelegt werden können. Mit diesem Manko hat die Jugendverbandsar-beit weiter zu kämpfen. Wenn die politische Wertschätzung in die Finanzierung derartiger Kampagnen umgemünzt werden könnte, wäre viel gewonnen. Denn mit der Wahrnehmung ihrer Arbeit wächst auch die Anerkennung der Menschen, die dabei sind.

Die WLL stellt ihre Erfahrungen aus dem Pro-jektverlauf gerne anderen Jugendverbänden zur Verfügung. Weitere Informationen und Filme gibt es jetzt und zukünftig auf www.WLL.de oder der Projektseite www.ewgwddb.de. Und noch was: Es wird gut, weil du dabei bist.

WLL/BDL

EWGWDDB bringt WertschätzungLandjugend ist kein Schokoriegel. Oder doch?

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Ausgabe 2/2014 Aus den Landesverbänden

„Bürokratie kann man nicht beschreiben, Bürokratie muss man erleben.“ Zu diesem Schluss kommt die Landjugend Oberfranken angesichts der Regelungen zur Umsetzung des Bundeskinderschutzgesetzes (BKiSchG) an der Verbandsbasis. Beim jährlichen Grup-penleiterInnen-Treffen hatte sich der Verband diese genauer angeschaut. Wen betrifft das BKiSchG? In welchem Umfang? Wie sollen wir als Landjugend der Pflicht nach Einsichtnahme von Führungszeugnissen nachkommen? Welche Schwierigkeiten sind mit der praktischen Um-setzung verbunden? Das waren nur einige der Fragen, die unbedingt Antworten brauchten. Trotzdem konnte Christian Porsch vom Kreisju-gendring Bayreuth, der als Referent für dieses Thema gekommen war, nicht alle beantworten.

Das liegt daran, dass es noch viele Grauzonen gibt und Begrifflichkeiten nur schwammig for-muliert sind. Dazu gehören zum Beispiel die Bestimmung des betreffenden Personenkreises, die Haftungsfrage des Vorsitzenden bei Nicht-einsichtnahme, der Handlungsbedarf bei der Verweigerung, die Vereinbarung zu unterzeich-

nen bzw. ein erweitertes Führungszeugnis zu erbringen, die Kontrolle der

Einsichtnahme und die Handhabung

von häu-figen

Vorstandswechseln, wie in der Landjugend eher die Regel. Der Experte ging darüber hinaus auch auf den Sinn und Zweck sowie die Bewertungskriteri-en, Knackpunkte und Umsetzungsherausforde-rungen ein. Um die Umsetzung des Gesetzes an der Basis für die rund 80 anwesenden ehrenamtlich tätigen Vorstandsmitglieder greifbarer zu machen, führte Porsch praxisna-he Beispiele an. Dabei veranschaulichte er die Beurteilungskriterien wie z.B. Intensität, Dau-er und Regelmäßigkeit der Kontakte zu Min-derjährigen. Sie dienen dazu abzuschätzen, ob ein Gefährdungspotential besteht oder nicht. Diese Kriterien werden vom Jugendamt bzw. Kreisjugendring im Einzelfall zugrunde gelegt, um zu prüfen, ob das Einholen eines erweiter-ten Führungszeugnisses notwendig wird.

Die Auslegung des Gesetzes macht vieles mög-lich. Sie reicht von „Niemand muss…“ über „Nur die Vorstandschaft muss…“ bis hin zu: „Alle Mitglieder müssen ein Führungszeugnis einreichen“. In dem Fall muss sich jede/r Be-troffene auf den Weg zur Gemeinde machen und es beantragen. Der Vorstand muss eine Liste anlegen, um die Einsichtnahme zu do-kumentieren. Oder der Vorstand holt das Ein-verständnis der Betroffenen per Unterschrift ein und übergibt es zur Abwicklung an die Ge-meinde, sofern diese sich drauf einlässt. Wohl der Landjugendgruppe, die nur eine Handvoll

Mitglieder hat. Klein ist dann wohl das neue Fein.

Nicht zu vergessen darf dabei das Papier werden, das die ehrenamtliche Tätigkeit im gemeinnützigen Verein bestätigt. Papier über Papier also, das ein ehrenamtlich Engagierter erbringen, besorgen bzw. prüfen muss. Bleibt da noch Zeit für Jugendarbeit im eigentlichen Sinne?

Der Meinungsaustausch unter den anwesenden Vorstandsmitgliedern verdeutlichte besonders die Schwierigkeiten, die nicht nur die Landju-gendgruppen bei der Unterzeichnung der Ver-einbarung zur Umsetzung des § 72a SGBVIII haben werden. Trotzdem blieb die Diskussion und Beteiligung der Ehrenamtlichen rege, sachlich und lösungsorientiert. Denn jede und jeder ist daran interessiert, z.B. vorbestrafte SexualtäterInnen aus der Kinder- und Jugend-arbeit fernzuhalten.

Doch egal welcher Umsetzungsansatz angedacht wurde, beim GruppenleiterInnen-Treffen der Oberfranken kam man immer wieder zu der Er-kenntnis, dass Aufwand und Risiko für den Vor-stand beachtlich wachsen. „Wer will sich denn da noch freiwillig ehrenamtlich engagieren?“ Diese Frage einer Landjugendlichen muss wohl jede und jeder für sich selbst beantworten.

Landjugend Oberfranken

Bürokratisches Ungetüm fürs EhrenamtProblematisch: Die Umsetzung des BKiSchG

Die GruppenleiterInnen der Landjugend Oberfranken wollen sich . ehrenamtlich engagieren. Mit dem BKischG wird das nicht einfacher..

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Ausgabe 2/2014Aus den Landesverbänden

Der Duden definiert Ehrenamt als „[ehren-volles] (besonders öffentliches) Amt, das überwiegend unentgeltlich ausgeübt wird“ und Engagement als „[persönlicher] Einsatz aus [weltanschaulicher] Verbundenheit; Gefühl des Verpflichtet seins zu etwas.“ Doch steckt hinter diesen beiden Begriffen nicht mehr als diese neutrale und oberflächliche Beschrei-bung? Das wollte die Hessische Landjugend von Henrik Schmidtke wissen.

Henrik, was bedeutet Engagement für dich persönlich? Verantwortung übernehmen, gemeinsam etwas bewegen und Spaß haben. Das ist eine Berei-cherung für mich. Wenn sich jeder ehrenamt-lich engagieren würde, gäbe es ein besseres Miteinander.

Deine Landjugendkarriere begann als Kassen-wart. Kein dankbarer Job, aber du bist dabei geblieben. Warum?Das Engagement in meiner Ortsgruppe machte Spaß. Ich lernte andere Lajus kennen. Da war es nur noch ein kleiner Schritt zum Kreisver-band. Neue Heraus forderungen habe ich dann im Landesverband gefunden. Mehr Verantwor-tung, andere Themenschwerpunkte und neue kreative wie innovative Arbeits prozesse för-

derten mein Engagement.

Ist die ehrenamtliche Arbeit wichtig für un-sere Gesellschaft?

Ja. Durch eh-renamtlichen Einsatz können neue Ideen und Konzepte

entstehen.

Wir bewegen uns da außerhalb von wirtschaft-lichen Zwängen und sehen bei der Entwicklung neuer Wege erst einmal nicht auf die Kosten und die Realisierbarkeit. Das kommt erst im nächsten Schritt.

Der Tag hat nur 24 Stunden. Das spüren Ver-bände zunehmend. Vor welchen Herausforde-rungen steht das Ehrenamt noch?Zum einen fehlt die Zeit, weil die Arbeitsstelle weit entfernt vom Wohnort ist oder der Arbeit-geber nur ein bedingtes Verständnis für das außerberufliche Engagement seiner Angestell-ten hat. Zum anderen werden Ehrenamtlichen immer mehr Auflagen gemacht, wenn sie sich engagieren wollen. Verpflichtende Führungs-zeugnisse für alle Vorstandsmitglieder eines Vereins oder immer mehr bürokratische Vor-gaben sind aus meiner Sicht hier der falsche Weg. Auch die Vermischung von staatlichen Aufgaben mit Ehrenamt ist aus meiner Sicht ein Hinderungsgrund sich zu engagieren.

Wie sieht es mit der Unterstützung des Ehren-amts aus.Politisch wird an der einen oder anderen Stel-

le intensiver übers Ehrenamt nachgedacht, es stärker beachtet. Die Einführung der Ehren-amtskarte war da ein kleiner Schritt gewesen, die Anhebung der Ehrenamtspauschale ein anderer. Hier bedarf es aus meiner Sicht ei-ne Gleichstellung von Verbandsvorständen mit Übungsleitern, die eine Aufwandsent-schädigung für ihre Tätigkeit bekommen. Und noch etwas: Nicht alle haben verstanden, dass ohne Ehrenamt ein großer Teil unseres Sozialstaates nicht funktioniert. So sind ge-rade wohltätige Verbände wichtig für unsere Gesellschaft. Auch Jugendverbände sind für die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen unentbehrlich. Dort finden sie die Freiräume, die sie brauchen, um soziale Kompetenzen zu erwerben und durch Versuch und Irrtum ihren persönlichen Horizont zu erweitern.

Ist das Ehrenamt fit für die Zukunft?Ja, aber nur wenn das Verständnis für ehren-amtliches Engagement vonseiten der Wirt-schaft, Politik, Gesellschaft… - einfach allen - nicht abnimmt. Wichtig ist dabei, dass es Verbände wie z.B. den BDL gibt, die regelmä-ßig auf das Ehrenamt aufmerksam machen.

Lars Rüddenklau von der Hessischen Landjugend bedankt sich für das Gespräch.

Ohne Ehrenamt ist kein Staat zu machenHesse trifft Hesse – ein Landjugendgespräch

Henrik ist seit 22 Jahren Mitglied der Hes-sischen Landjugend e.V., war zehn Jahre auf Kreisebene tätig und elf Jahre im Landesvor-stand, davon sechs als Vorsitzender. Nach wie vor engagiert er sich im erweiterten Vorstand des Hessischen Jugendrings und ist jetzt Vor-sitzender des Fördervereins Hessische Landju-gend e.V.

Der Bundesvorstand wirbt für jugend.macht.land.

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Ausgabe 2/2014

Eure Aktionen und Projekte können bares Geld in eure Kasse bringen. Denn die R+V-Versicherung und der Bund der Deutschen Landjugend belohnen frische Ideen und zukunfts-trächtige Projekte fürs Land mit dem Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis und 10.000 Euro. Bis Mitte Oktober können junge Menschen und Jugend-organisationen aus den ländlichen Räumen ihre Bewerbungen einrei-chen.

Ganz unkompliziert geht das auf der Internetseite www.ernst-en-gelbrecht-greve-preis.de. Ohne viel Aufwand lassen sich dort Projekt-beschreibungen und Bilder hoch-laden. Diese Chance auf 10.000 Euro sollte sich keine Ortsgrup-pe entgehen lassen, wenn sie von ihrer Aktion überzeugt ist. Eine fachkundige Jury wird die Bewerbungen sichten und die auswählen, die am kreativsten oder nach-haltigsten den ländlichen

Raum aktivierten.

Bereits zum siebten Mal schreiben die beiden Initiatoren den nach dem früheren BDL-Vorsitzenden und langjährigen Landwirtschafts minister Schleswig-Holsteins benannten Preis aus. R+V-Versicherung und BDL wollen damit Mut machen, wollen anstiften und belohnen. Sie wollen zukunftsweisenden Projekten, Aktionen und Maßnahmen, die Heimat schaffen, ein Podium bieten. „Es geht nicht unbedingt darum, das Rad neu zu erfinden, sondern um die kleinen Projekte und Akti-onen, die das Land beleben“, so die BDL-Bundesvorsitzende Kathrin Funk.

„Wir suchen Initiativen, in denen ein hohes Maß an Originali-tät und Kreativität steckt, Projekte, die den ländlichen Raum voran bringen“, so Harald Krummenauer von der R+V Versi-cherung. Es gehe um das große Potenzial, das in den jungen Leuten auf dem Land steckt. „Das wollen wir nicht nur sicht-bar machen, sondern auch würdigen“, sagt er.

Die Zeit läuft. Einsendeschluss ist der 15. Oktober 2014. Der Preis selbst wird im Rahmen der Internationalen Grünen Wo-che 2015 übergeben.

Details zum Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis finden sich im Netz unter www.ernst-engelbrecht-greve-preis.de. Auf der Internetseite kann man sich direkt bewerben oder die Bewer-bungsunterlagen herunterladen. Weitere Informationen gibt es direkt beim BDL - Tel.: 030 - 31904 258, E-Mail: [email protected].

Wetten, dass „jugend.macht.land.“ genau euer Ding ist? Dass „jugend.macht.land.“ die Landjugend-Antwort sein kann, wenn es um Strukturwandel, Werteverlust, Verödung oder rechte Sprüche geht? Denn mit dem Projekt wollen wir gemeinsam - von Orts- bis Bundes-ebene - das Land bewegen.

Wie? Mit einer Wette. Wenn Landjugend im ganzen Land darum wettet, dass sie was auf die Beine stellt, schafft sie ein Stück Heimat, belebt Land und Leute.

Wie geht‘s? Jede Ortsgruppe, jeder Bezirks- und Landes-verband nimmt jemanden ins Visier, der in der Verantwortung steht, und handelt mit ihr oder ihm eine Wette aus:

• Lieber Bürgermeister, wetten, der Gemein-desaal erstrahlt in acht Stunden in neuem Glanz?

• Liebe Landrätin, wetten, wir binden die größte Erntekrone im Landkreis?

• Lieber Firmenchef, wetten, wir buddeln 250 Meter Breitbandschacht an einem Tag?

• Liebe Försterin, wetten, wir kriegen den Dorfteich in 24 Stunden sauber?

• Lieber Seniorenbeirat, wetten, wir bauen in zwölf Stunden eine Bank rund um die Dorf-linde?…

Ihr habt bessere Ideen, wollt mit dem DRK wetten, dass ihr an einem Wochenende für ei-ne 100-Liter-Blutspende sorgt oder…

Ihr macht die Landjugendarbeit vor Ort. Ihr wisst, was gebraucht wird und welche Aktionen ihr stemmen könnt. Sucht euch jemanden aus, mit dem ihr schon immer mal reden wolltet und kreiert eure „jugend.macht.land.“-Wette.

Was bringt‘s?Das typische Landjugendgefühl: dieses Gefühl von Stärke und Zusammenhalt, das man spürt, wenn die Gruppe an einem Strang zieht und man gemeinsam was reißen kann. Eure Wette verspricht neue Kontakte und: Ihr werdet auch zum (Dorf)Gespräch. Macht euren Wettpart-nerInnen klar, dass ihr im Gegenzug Unter-stützung braucht und dass es für Jugendliche Raum und Zeit für freie Gestaltung geben muss.

Wenn das überall in Deutschland wahrgenom-men wird, denkt man bei „Wetten, dass…“ künftig nicht mehr an ein abgesetztes Show-format, sondern an das kreative und breite Engagement der Landjugend.

Weitere Infos zu „jugend.macht.land.“ im nächsten Fachmagazin oder unter

http://jml.landjugend.info.

Gesucht: Frische Ideen fürs Land10.000 Euro und der Ernst-Engelbrecht-Greve-Preis

Eure Wette giltFit für „jugend.macht.land.“

Der Bundesvorstand wirbt für jugend.macht.land.

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Grüne Woche: Begeisternde BDL-Jugendveranstaltung Ein Ruck ging durch die gut 3000 jungen Menschen, die zur BDL-Jugendveranstaltung auf der Grünen Woche gekommen waren. Dann stand der ganze Saal. Die beiden Bundesvor-sitzenden Magdalena Zelder und Matthias Daun hatten darum gebeten, dass sich erhebt, wer fürs Land - für die Landwirtschaft und die ländlichen Räume - steht. Auch der neue Bun-deslandwirtschaftsminister war aufgestanden. „Ich habe es satt, dass andere unsere Arbeit satt haben. Ich habe es satt, dass wir täglich verunglimpft werden – als Mörder, Tierquäler, Kapitalisten. Wir sind bereit für Diskussionen und akzeptieren andere Gedanken und Über-zeugungen, aber bei Hetzkampagnen, die auf Nichtwissen beruhen, geht mir die Hutschnur hoch“, so Magdalena Zelder in ihrer Anspra-che. „Ihnen doch auch?“ fragte sie den da-maligen Minister Dr. Hans-Peter Friedrich. Der kündigte an, gemeinsam mit den Verbänden daran arbeiten zu wollen, „dass die Wert-schätzung, die unsere Landwirtschaft verdient, sich auch durchsetzt“. Für ihn stehe fest, dass „engagierte junge Menschen der Schlüssel für eine lebenswerte Zukunft auf dem Land“ sind. „Menschen wie ihr!“ ergänzte der DBV-Präsident mit Blick in den vollen Saal des Berliner ICC.

Wie engagiert, kreativ und zielstrebig Landjugend ist, bewies der Landesverband Württemberg-Hohenzollern (WüHo) gleich im Anschluss. Über ein Jahr hatten die Landju-gendlichen daran gearbeitet, ein rundum ge-lungenes Theaterstück auf die Bühne des Ber-liner ICC zu bringen. „Wir haben darin unsere

Erfahrungen vom Leben auf dem Land verar-beitet“, sagten die Landesvorsitzenden Chris-tian Kornmayer und Karin Dengler nach der gelungenen Premiere von „Operation Wärmo-mix“. An dem Theaterstück, das zeigt, welches Potenzial in einer Gemeinschaft steckt, die die Fähigkeiten jedes Einzelnen schätzt, haben fast 80 Aktive mitgewirkt. Live begleitet vom Musikverein Karsee verwoben die WüHos eine Wikinger-Geschichte mit der Gegenwart.

Grüne Woche: BDL-Resümee „Danke für diesen grandiosen Landjugend-auftritt auf der Grünen Woche. Der war gut, weil ihr alle dabei wart und Landjugend nach Berlin gebracht habt.“ Der Zusammenhalt und auch die geballte politische Kraft der Landju-gend haben nicht nur Magdalena Zelder und

Matthias Daun begeistert. Die beiden BDL-Bundesvorsitzenden sind sich einig – nach dieser Grünen Woche kommt auch politisch keiner mehr an der Landjugend vorbei. Los ging es mit dem Eröffnungsmorgen, an dem der BDL-Bundesvorstand – getarnt als Kanz-lerin, Bundeslandwirtschaftsminister und Bauernpräsident – den ErlebnisBauernhof besuchte. Am Landjugendstand forderten sie mehr öffentliche Mobilität fürs Land, bevor sie dort selbst prominente Gäste begrüßten. Obwohl der kleinste Stand in Halle 3.2 - der Landjugend-Treffpunkt mit dem Haltestellen-schild war nicht zu übersehen. Die Landju-gendverbände aus Mecklenburg-Vorpommern und Berlin-Brandenburg hatten unter dem Motto „Ich steh‘ fürs Land“ einen Anziehungs-punkt geschaffen. Sehtest und Fotoshooting, Landjugend-Führerschein und Mobilitätsland-karte machten Eindruck, wie auch der Satz des Staatssekretärs Dr. Robert Kloos bei der Eröff-nung des Zukunftforums des Bundesministeri-ums für Landwirtschaft und Ernährung zeigte: „Die Landjugend macht auf fehlende Mobilität mit einer interaktiven Karte aufmerksam."

Dass auf die Landjugend Verlass ist, bewies sie auch bei der Eröffnungsveranstaltung des ErlebnisBauernhofes, bei der selbst ernannte Tierschützer den Tiertransporter am Stand ge-genüber erklettert hatten. Couragiert griffen die Landjugendlichen ein und schnitten den StörerInnen mit dem Spontan-Medley „Ihr könnt nach Hause gehen“ immer wieder das Wort ab. Die Gesprächs- und Besuchsangebote der JunglandwirtInnen nahmen die Kletterer allerdings nicht an.

Was war? Was wird?Ausgabe 2/2014

In diesen Wellen kentert Wickis Schiff: Bei der „Operation Wärmomix“. der WüHos auf der BDL-Jugendveranstaltung ging es hoch her..

Der BDL-Bundesvorstand doubelt Super-Promis wie die Kanzlerin oder. Berlins Bürgermeister und lässt sich gern mit den StandbetreuerInnen.

aus Mecklenburg-Vorpommern und Berlin-Brandenburg ablichten..

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Ausgabe 2/2014

„Auch das schmiedet zusammen“, so die bei-den BDL-Bundesvorsitzenden. Ihr Grüne-Wo-che-Resümee: Intensive Gespräche, spannende Veranstaltungen, ein gemeinsames Landju-gend-Gefühl, das seinesgleichen sucht. „Der Krach, den rund 3000 Klatschpappen machen, wenn sie zeigen, dass wir gemeinsam für die Zukunft der Landwirtschaft und der ländlichen Räume einstehen, haben wir noch heute im Ohr“, so die BDL-Doppelspitze.

Februar: BDL bemängelt Fairness der Regierungspolitik„Wer nur einen Monat braucht, um die Rente zu reformieren, darf sich über das Ergebnis nicht wundern." Sebastian Schaller aus dem BDL-Bundesvorstand ist über die Renten-pläne der Bundesregierung entsetzt. Es sei ein Unding, wenn die Umsetzungskosten der Wahlversprechen auf die junge Generation abgewälzt werden. „Zukunftsfähige Politik sieht anders aus“, so der stellvertretende BDL-Bundesvorsitzende. Die vollen Rentenkassen sollen genutzt werden, um die heutigen Rent-nerInnen bei Laune zu halten. Schaller ist klar warum: Fast 43 Prozent der CDU-WählerInnen sind 60 Jahre und älter, rund 40 Prozent sind es bei CSU und SPD. „Der Einfluss der Älteren ist genauso deutlich wie die Wahlgeschenke der großen Koalition“, stellt Schaller nüchtern fest. Die summieren sich nach dem bisherigen Gesetzentwurf allein für die geplanten Ren-tenvorhaben bis 2030 auf 160 Milliarden Euro. Natürlich sei es eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die Altersarmut zu bekämpfen. Aller-dings sollten auch alle dazu beitragen, heißt es im größten Jugendverband im ländlichen Raum. „Das Signal, das die derzeitigen Vorha-ben und Gesetzesentwürfe der jungen Gene-ration senden, ist deutlich: Eure Belange und

eure Zukunft interessieren uns nicht“, fasst der stellv. BDL-Bundesvorsitzende zusammen.

Februar: Landjugendtreffen der neuen Bundesländer Bei allen Unterschieden steht eins fest: Die Landjugendverbände in den neuen Bundeslän-dern unterstützen die ländliche Entwicklung und bilden mit anderen strukturerhaltenden Vereinen das gesellschaftliche Rückgrat der ländlichen Räume. „Wo Landjugend aktiv ist, lebt der ländliche Raum“, fasst Sebastian Schaller, der stellvertretende BDL-Bundes-vorsitzende, die Ergebnisse des Arbeitswo-chenendes zusammen. Das hatten die fünf Landeslandjugendverbände auf Einladung des BDL zu einem ertragreichen Austausch in Ber-lin genutzt. Dazu gehörte auch ein intensives Fachgespräch mit Dr. Heinrich Becker vom Thünen-Institut zur Situation der Jugendli-chen in ländlichen Regionen. Die Landesland-jugendverbände aus Brandenburg, Mecklen-burg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen verfolgen unterschiedliche Strategien. Während in Sachsen die haupt-amtliche Struktur wieder aufgebaut wird, liegt in Brandenburg ein besonderer Schwerpunkt in der Jugendhilfe... Doch überall engagieren sich junge Menschen im Ehrenamt fürs Land. Darüber und über die Verknüpfungen, die untereinander und im BDL möglich sind, dis-kutierten die TeilnehmerInnen aus Haupt- und Ehrenamt motiviert. „Es geht darum, die Her-ausforderungen der ländlichen Räume in Chan-cen für die Jugend im Land umzugestalten“, so Sebastian Schaller. Das sei gerade in den neuen Bundesländern eine gewaltige Aufgabe, weil die Landjugendstruktur und -tradition dort noch immer weniger fest verankert sei als in den alten Bundesländern, heißt es im größ-ten Jugendverband im ländlichen Raum.

Februar: Ak Agrarpolitik in Kiel Der ständige Flächenverbrauch muss verlang-samt werden. Darin sind sich die Jungland-wirtInnen im BDL mit den agrarpolitischen SprecherInnen und VertreterInnen von CDU, SPD und Bündnis90/ Grüne in Schleswig-Hol-stein einig. Denn allen ist klar: Der Boden ist knapp. Das ist ein Problem für die Landwirt-schaft und erschwert jungen Menschen den Berufseinstieg. Aus ganz Deutschland waren die Fachleute der Landeslandjugendverbände nach Kiel gekommen, um im Bundesarbeits-kreis die aktuelle Agrarpolitik zu diskutieren. Zu den großen Streitpunkten gehörten weder Flächenverbrauch noch Breitbandausbau – hier war man sich schnell einig. Stattdessen er-hitzten sich am Strukturwandel der Landwirt-schaft die Gemüter. Denn für die Nachwuchs-AgrarierInnen im BDL-Arbeitskreis Agrarpolitik ist der eine unumstößliche Tatsache. Sie sind sich sicher: Stillstand gibt es genauso wenig wie den einen richtigen Weg für alle landwirt-schaftlichen Betriebe. Nach den Betriebsbesu-chen in Kiel Rönne, Pohnsdorf und Großbarkau war unmissverständlich klar: Strukturwandel heißt nicht, dass nur die Größten überleben können. Damit die JunglandwirtInnen selbst über die Ausrichtung ihrer Betriebe entschei-den können, ist allerdings eine rechtzeitige Hofübergabe entscheidend. Die Delegierten des BDL-Arbeitskreises, der sich etwa viermal im Jahr trifft, begrüßten daher das Statement des Bundeslandwirtschaftsministeriums zur Hofabgabeklausel, wonach diese nicht abge-schafft werde.

Februar: BDL mit Saatgut und Forderungen im Bundestag Viele kleine Gläser voller Körner standen im Bundestagsausschuss für Ernährung und Land-wirtschaft (EL) auf dem runden Sitzungstisch. Die BDL-Delegation hatte die Gläschen mit Sa-men, guten Wünschen und Hoffnungen gefüllt, jedem ein agrarpolitisches Thema zugeordnet und mit in die vierte Ausschuss-Sitzung ge-bracht. „Die Landwirtschaft ist keine Branche, in der kurzfristige Entscheidungen getroffen werden. Oft sind die für Generationen prä-gend. Darum brauchen wir verlässliche politi-sche Rahmenbedingungen - kurz: Planungssi-cherheit“, fasste der BDL-Bundesvorsitzende Matthias Daun im Ausschuss die Forderung an die politisch Verantwortlichen zusammen. Zugleich appellierte er an sie, gemeinsam für mehr Wertschätzung der Landwirtschaft einzu-treten. Die Ausschuss-Vorsitzende Gitta Con-nemann lobte das Engagement der Landjugend und die unideologische, sachliche und faire Auseinandersetzung. „Sie werden in uns immer AnsprechpartnerInnen finden“, versprach die

Die Obleute und die Vorsitzende des Bundestagsausschusses für Ernährung. und Landwirtschaft nahmen sich gern Zeit für die Landjugenddelegation,. bevor diese im großen Rahmen ihre symbolische Erntekrone überbrachte..

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Ausgabe 2/2014

Politikerin stellvertretend für den EL-Aus-schuss. Die Samen, die der BDL dem Ausschuss auf seiner Sitzung übergab, stehen symbolisch für die Erntekrone, die die Landjugend sonst jährlich überreicht. Durch die Bundestagswah-len trat das Gremium erst Mitte Januar - Mo-nate nach der Erntezeit 2013 - zusammen.

März: Brief nach Russland: Gemeinsam für den Frieden „Aus Freundschaft entsteht Verantwortung. Darum ist es uns so wichtig, dass wir - der BDL und die Russische Landjugend - uns weiterhin gemeinsam für den Frieden und die freundschaftliche Entwicklung internationaler Beziehungen einsetzen“, so die stellv. BDL-Bundesvorsitzende Kathrin Funk angesichts der aus der Ukraine und Russland kommenden Informationen. In einem Brief an die Russi-sche Landjugend (RSSM) macht der größte Jugendverband im ländlichen Raum deutlich, dass allein Frieden zu besseren Bedingungen der ländlichen Räume und einem besseren Zusammenleben unserer Völker führt. „Das ist das gemeinsame Verständnis der Jugend unse-rer Länder. Dazu gehört es, Brücken zu bauen. Und das erwarten wir auch von allen anderen in unserer Gesellschaft“, stellt Kathrin Funk klar. Den BDL verbindet seit Jahren eine enge Freundschaft mit der RSSM. „Dieses Vertrauen, diese Freundschaft ist ein solides Fundament, um Brücken zu bauen und sich gemeinsam für den Frieden stark zu machen“, so Kathrin Funk: „Am besten gemeinsam!“

März: Parlamentarischer Abend mit Schrippen Eine Eieruhr, knapp 30 Bundestagesabgeord-nete und 50 Landjugendliche. – So sieht das Erfolgsrezept für den Parlamentarischen Abend

des BDL aus. Mitte März erprobt, sorgte diese Mischung für eine intensive und hochpoliti-sche Auseinandersetzung in Berlin. Die Land-jugend hatte sich unter dem Motto „Ich steh‘ fürs Land“ acht Themen ausgesucht, die von B wie Breitband bis T wie Tierwohl teils heftig diskutiert wurden. Dazu gehört unbedingt der Zugang zu schnellem Internet. Der zählt für die jungen Leute zur Daseinsvorsorge wie die Versorgung der Haushalte mit Wasser und Strom und muss gesetzlich verankert werden. Sie machten den ParlamentarierInnen auch deutlich, dass ein Anbieter jeden Haushalt – egal ob im Ballungsgebiet oder auf dem Land – zu gleichen Bedingungen und Preisen versorgen müsse: Was für die Strompreise gilt, muss auch für die Internettarife gelten.Trockene Brötchen stifteten in den Diskussi-onsrunden zur Förderung der Jugendverbands-arbeit Verwirrung. „Jedes dieser Brötchen

kostet 28 Cent“, klärte Sebastian Schaller schließlich auf. Der stellv. BDL-Vorsitzende rechnete völlig wertfrei vor, dass die von BDL und Deutschem Bundesjugendring (DBJR) geforderte Erhöhung der Mittel für die Ju-gendverbandsarbeit genau 28 Cent für jeden Jugendlichen entspricht. Caren Marks, die Parlamentarische Staatssekretärin im Bundes-jugendministerium, hätte das Brötchen gern geschmiert gesehen, verwies die Landjugend-lichen aber an Finanzminister Schäuble. In ihrem Grußwort beim Parlamentarischen Abend des BDL zeigte sie sich beeindruckt vom Enga-gement der Landjugend fürs Land.

April: Kathrin Funk ist neue BDL-Vorsitzende Die neue BDL-Bundesvorsitzende heißt Kathrin Funk. Die 28-jährige Schleswig-Holsteinerin tritt in die Fußstapfen von Magdalena Zelder, die nicht mehr kandidierte. Nach Jahren als stellvertretende BDL-Vorsitzende wird die Biochemie-Studentin den Verband an der Seite von Matthias Daun führen. „Landjugend hat mich zu dem gemacht, was ich heute bin. Das möchte ich weitergeben und für Jugendver-bände einstehen. Mit euch möchte ich den Verband voranbringen und mich weiter dafür stark machen, dass junge Menschen auch in Zukunft auf dem Land leben können und wol-len“, versprach die junge Frau den Delegierten der Bundesmitgliederversammlung in Bayern. Es gibt zwei neue Gesichter im Vorstand des größten Jugendverbandes im ländlichen Raum. Julia Müller aus Württemberg-Baden will sich dafür einsetzen, dass die Jugend in Politik und Gesellschaft stärker gefördert wird. Und Henrik Schweder:Der 28-Jährige war bereits seit Januar für den Bereich Weinbau in den Bundesvorstand kooptiert. Jetzt wurde

Der direkte Kontakt zu den Abgeordneten entsteht beim Parlamentarischen Abend des BDL. quasi nebenbei. Hier die niedersächsische Delegation im Gespräch mit MdB Gitta Connemann..

Trotzt jedem Wetter – der neue Bundesvorstand des BDL.(v.l.n.r. Kathrin Funk,. Matthias Daun, Henrik Schweder, Julia Müller, Sebastian Schaller und Katrin Fischer)..

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BDL-TermineJuni 201427. - 29.6. Deutscher Landjugendtag in Bad Dürkheim

Juli12. - 29.7. Tandem-Sprachkurse in Villard de Lans und Grainau19. - 28.7. Gruppendolmetscherkurs in Eckernförde19. - 28.7. Gruppendolmetscherkurs in Narbonne

Juli/August22.7. - 5.8. Binationaler Tandemsprachkurs in St. Bonnet-des-Quarts (Zentralmassiv) und Grainau

September11. - 13.9. Bundesarbeitskreis Agrarpolitik

Oktober7. - 12.10. Bildungswoche (Biwo)

der Leiter des BDL-Arbeitskreises „Deutsche JungwinzerInnen“ von den Delegierten der Mitgliederversammlung ordentlich in den Bun-desvorstand gewählt. Die Delegierten aus dem gesamten Bundesgebiet waren mit der Arbeit ihres Vorstands zufrieden. Nicht anders lassen sich die Wahlergebnisse für die alten neuen BDL-Vorstandsmitglieder erklären. Wiederge-wählt wurden Matthias Daun als Bundesvor-sitzender, Sebastian Schaller als Stellvertreter sowie Katrin Fischer als Stellvertreterin.

Mai: Spannende Rundreise des „Projekts JunglandwirtInnen“ beendet „Mit dem schwindenden Bezug zur Landwirt-schaft lässt auch das Verständnis für unsere Arbeit nach. Das stellt uns überall im Land vor die gleiche Herausforderung: Wir müssen uns mit unseren Junglandwirten und Jungland-wirtinnen für die moderne Landwirtschaft stark machen. Das hat unsere Rundtour ganz deutlich gezeigt“, nimmt Katrin Fischer ein Er-gebnis der Rundreise des „Projekts Jungland-

wirtInnen“ vorweg. Die stellv. BDL-Bundes-vorsitzende hätte auch schlicht die Tour be-schreiben können: „Zwölf Tage, 18 Verbände, mehr als 7500 zurückgelegte Kilometer.“ Aber für den BDL, der im Rahmen des „Projekts JunglandwirtInnen“ die Arbeit vor Ort stärken will, ist das eher nebensächlich. Wichtiger war, dass die Bundesebene zu den jungen AgrarierInnen und in die Landeslandjugend-verbände gekommen ist, um sich gemeinsam mit ihnen über die Erfolgsrezepte für wirksame JunglandwirtInnen-Arbeit auszutauschen. Was läuft gut, welche Themen ziehen, wie kann das Projekt die Arbeit vor Ort unterstützen - darum ging es bei der Rundtour, die im Mai mit einem Besuch in Thüringen ausklang.

Mai: Gespräche mit MdB Bundesjugendministerin „Die Ministerin macht ernst: Sie will Jugend wieder stärker ins Blickfeld der Öffentlichkeit rücken.“ Darin sind sich die BDL-Bundesvorsit-zenden einig. Kathrin Funk und Matthias Daun

werten das Gespräch mit Bundesjugendminis-terin Manuela Schwesig als deutliches Signal - sowohl für die Unterstützung der Jugendver-bandsarbeit als auch für die Anerkennung des Engagements junger Menschen. Gemeinsam mit anderen Jugendverbänden hat der BDL in dem ersten Ministerinnengespräch – weitere sollen folgen - die Vielfalt der Jugendverbände verdeutlicht. „Für Jugendliche im ländlichen Raum gelten andere Spielregeln als in der Stadt“, betonte die Bundesvorsitzende. Wer sich beteiligen wolle, müsse auch die Möglich-keit dazu haben. Auf die besondere Lebenssi-tuation junger Menschen auf dem Land ging auch der stellv. BDL-Bundesvorsitzende Sebas-tian Schaller im Gespräch mit der Bundestags-abgeordneten Svenja Stadler ein und machte deutlich, dass eine pragmatische Hilfestellung gefordert sei, damit das Engagement der jun-gen Leute durch die strikte Auslegung von Vorschriften nicht ausgebremst werde. „Ermes-sensspielräume müssen vor Ort stärker genutzt werden“, so Schaller.

Impressum

bdl-spezial Ausgabe 2/2014Fachmagazin der Landjugend

Herausgeber: Bund der Deutschen Landjugend (BDL)Claire-Waldoff-Str. 7, 10117 BerlinTel.: 030 - 31904-253; Fax: -206eMail: [email protected] Internet: www.landjugend.de, www.junglandwirte.de

Redaktion: Carina Gräschke

Erscheinungsform: dreimal jährlich

Auflage: 2000 Stück

Titelfoto: © Martina Berg - Fotolia.com (Hintergrund)

Grafik Figuren: SEQUENZ nach © Rob Byron (S. 3),

Roman Milert (S. 5), imstock (s. 6), juniart (S. 8),

auremar (S. 13), iko (S. 17), PictureArt (S. 18)

jeweils Fotolia.com

Graphische Gestaltung: SEQUENZ, Berlin

Druck: altmann-druck GmbH

Der Umwelt zuliebe auf Recyclingpapier gedruckt.

Nicht gekennzeichnete Beiträge/Fotos: Carina Gräs-

chke. Die Inhalte der Artikel spiegeln nicht zwangs-

läufig die Meinung der Redaktion wider.

Das bdl-spezial wird gefördert durch das Bundesmi-

nisterium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend.

Eure Beiträge fürs bdl-spezial 3/2014Netzwerkst du schon oder schmorst du noch? Die Frage ist ernst gemeint, denn beim nächsten Fachmagazin der Landjugend will die Redaktion nicht im eigenen Saft schmoren, sondern sich mit dem bzw. den Netzwerken auseinandersetzen. Netz und Werken klingt oberflächlich betrachtet ja nach einer durchaus löchrigen Angelegenheit und viel Arbeit. Aber natür-lich steckt der Teufel im Detail. Wir wollen von euch wissen, welche Netz-werke ihr wofür nutzt, wie ihr eure Fäden spinnt oder was ihr unter dem Begriff versteht. Gehört das Land und Netzwerken zusammen oder ist das eine neumodische Erscheinung? Ihr bestimmt, was zum Thema Netzwerk ins nächste bdl-spezial kommt! Redaktionsschluss ist am 2. September. Bitte schickt bis dahin eure Beiträge - egal ob grafischer oder journalis-tischer Natur - einfach an [email protected].

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Page 24: bdl-spezial 2/2014

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