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BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UNTERRICHT UND KULTUS Lehrpläne für die Berufsoberschule Ausbildungsrichtung Sozialwesen Unterrichtsfach: Pädagogik/Psychologie Jahrgangsstufen 12 und 13 Die Lehrpläne wurden mit KMBek vom 26. Juli 2002 Nr. VII/7-S 9410P1-6-7/32250 in Kraft gesetzt.

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BAYERISCHES STAATSMINISTERIUM FÜR UNTERRICHT UND KULTUS

Lehrpläne für die Berufsoberschule Ausbildungsrichtung Sozialwesen

Unterrichtsfach: Pädagogik/Psychologie

Jahrgangsstufen 12 und 13 Die Lehrpläne wurden mit KMBek vom 26. Juli 2002 Nr. VII/7-S 9410P1-6-7/32250 in Kraft gesetzt.

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INHALTSVERZEICHNIS Seite EINFÜHRUNG 1 Vorbemerkung zum Aufbau und zur Verbindlichkeit der Lehrpläne 1 2 Schulartprofil Berufsoberschule 2 3 Stundentafel 3 4 Übersicht über die Fächer und Lerngebiete LEHRPLÄNE Pädagogik/Psychologie 4 ANLAGE Mitglieder der Lehrplankommission 20

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Berufsoberschule, Ausbildungsrichtung Sozialwesen Pädagogik/Psychologie

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EINFÜHRUNG 1 Vorbemerkung zum Aufbau und zur Verbindlichkeit der Lehrpläne

Die folgenden Lehrpläne beschreiben die Bildungs- und Erziehungsaufgaben der Berufsoberschule auf drei Ebenen. Die erste Ebene umfasst das Schulartprofil und erläutert den Bildungsauftrag der Schulart allgemein. Die zweite Ebene ist die der Fachprofile. Das Fachprofil charakterisiert den Unterricht eines bestimmten Fachs im Ganzen, indem es übergeordnete Ziele beschreibt, didaktische Entscheidungen be-gründet und fachlich-organisatorische Hinweise (z. B. auf fachübergreifenden Unterricht) gibt. Die Fachlehrpläne bilden die dritte Ebene. Sie enthal-ten jeweils eine Übersicht über die Lerngebiete sowie eine nach Jahrgangsstufen geordnete Darstellung der Lernziele, Lerninhalte und Hinweise zum Unterricht. Die Lernziele geben Auskunft über die Art der personalen Entwicklung, die bei den Schülerinnen und Schülern gefördert wird. Die Lernziele sind frei formuliert. Die jeweils gewählte Formulierung will deutlich machen, mit welchen der vier didaktischen Schwerpunkte – Wissen, Können und Anwen-den, produktives Denken und Gestalten sowie Wertorientierung – die beschriebenen Entwicklungsprozesse in Verbindung stehen. Den Lernzielen sind Lerninhalte zugeordnet. Diese stellen die fachspezifischen Lerngegenstände des Unterrichts dar. Die in den drei Lehrplanebenen aufgeführten Ziele und Inhalte bilden zusammen mit fächerübergreifenden Bildungs- und Erziehungsaufgaben1, den einschlägigen Artikeln des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland, der Verfassung des Freistaates Bayern und des Bayerischen Gesetzes über das Erziehungs- und Unterrichtswesen die verbindliche Grundlage für den Unterricht und die Erziehungsarbeit. Die Fachlehrpläne stellen Lernziele und Lerninhalte systematisch dar. Ihre konkrete Abfolge im Unterricht ergibt sich aus dem jeweiligen Unterrichts-gegenstand, für den u. U. verschiedene Lernziele des Lehrplans kombiniert werden, aus der gewählten Unterrichtsmethode und der Absprache der Lehrkräfte. Die Hinweise zum Unterricht sowie die Zeitrichtwerte dienen der Orientierung oder Abgrenzung und sind nicht verbindlich. Die Freiheit der Metho-denwahl im Rahmen der durch die Lernziele ausgedrückten didaktischen Absichten ist dadurch nicht eingeschränkt. Die Lehrpläne sind grundsätzlich so angelegt, dass ein ausreichender pädagogischer Freiraum bleibt, damit spezifische Interessen der Schülerinnen und Schüler, aktuelle Themen sowie öffentliche bzw. regionale Gegebenheiten aufgegriffen werden können.

1 Z. B. dargestellt in: Staatsinstitut für Schulpädagogik und Bildungsforschung, Abt. Berufliche Schulen (Hrsg.), Bildungs- und Erziehungsaufgaben an Berufsschulen und Berufs- fachschulen, München 1996

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2 Schulartprofil Die Berufsoberschule führt Schülerinnen und Schüler mit mittlerem Schulabschluss und Berufsausbildung oder einschlägiger Berufserfahrung in zwei Jahren zur fachgebundenen Hochschulreife, mit dem Nachweis ausreichender Kenntnisse in einer zweiten Fremdsprache (auf dem Niveau der 10. Klas-se des Gymnasiums) zur allgemeinen Hochschulreife. Durch die erfolgreiche Teilnahme an der fakultativen Fachhochschulreifeprüfung können sie nach einem Jahr die Fachhochschulreife erwerben. Entsprechend ihrer beruflichen Qualifikation werden die Schülerinnen und Schüler vier Ausbil-dungsrichtungen zugeordnet: Technik, Wirtschaft, Sozialwesen, Agrarwirtschaft. Zum Erwerb der Studierfähigkeit werden die Schülerinnen und Schüler in die Lage versetzt, anspruchsvolle theoretische Erkenntnisse nachzuvollzie-hen, komplizierte Zusammenhänge zu durchschauen und verständlich darzustellen. Die Schülerinnen und Schüler erwerben hohe kommunikative Kompetenz in der deutschen Sprache, entwickeln ein hohes Sprach- und Literaturverständnis und beherrschen eine Fremdsprache auf anspruchsvollem Niveau. Sie besitzen geschichtliches Bewusstsein und soziale Reife und gehen sicher mit komplexen mathematischen und naturwissenschaftlichen Problemen um. Komplexe moderne Informations- und Kommunikationsmittel nutzen sie kompetent und verantwortungsvoll. Die Schüler und Schüle-rinnen sind in der Lage, sich mit tiefer gehenden Problemstellungen der jeweiligen Fächer auseinander zu setzen. Der Unterricht greift die im Berufsleben erworbenen Kenntnisse, Fähigkeiten und Erfahrungen der jungen Erwachsenen auf und erweitert sie – beste-hende Unterschiede ausgleichend – gemäß den Bildungszielen der Schulart. Die Lehrkräfte geben den Schülerinnen und Schülern Gelegenheit, im fä-cherübergreifenden und projektorientierten Arbeiten die bereits erworbenen Arbeitstugenden zu entfalten. Die Schülerinnen und Schüler werden zum selbstständigen Wissenserwerb und zum eigenständigen Urteilen angeleitet. Dies verlangt eigenverantwortliches Lösen komplexer Aufgaben und för-dert dadurch Flexibilität und Kreativität. Die Schülerinnen und Schüler bauen ihre fachlichen Kompetenzen aus, entwickeln ein umfassendes Problem-bewusstsein sowie Einstellungen und Haltungen, die auf verantwortliches Handeln in der Gemeinschaft ausgerichtet sind. Die Verwirklichung der Bildungsziele setzt bei den Schülerinnen und Schülern grundlegende Kenntnisse in den Fächern der jeweiligen Ausbildungs-richtung voraus. Für einen erfolgreichen Schulabschluss sind eine hohe Bereitschaft, sich auf geistige und ethische Herausforderungen einzulassen, eine hohe Lernmotivation, große Ausdauer, geistige Beweglichkeit und die Fähigkeit, selbstständig und mit anderen zu arbeiten, notwendig.

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3 Stundentafel

Den Lehrplänen liegt die Stundentafel der Schulordnung für die Berufsoberschulen in Bayern (BOSO) in der jeweils gültigen Fassung zugrunde. 4 Übersicht über die Lerngebiete

Die Zahlen in Klammern geben Zeitrichtwerte an, d. h. die für das betreffende Lerngebiet empfohlene Zahl von Unterrichtsstunden.

Jahrgangsstufe 12 Jahrgangsstufe 13

12.1 Einführung in die Pädagogik und Psychologie (12)12.2 Grundlagen des Erlebens, Ver- haltens und Handelns (28)12.3 Voraussetzungen und Merkmale von Erziehung (12)12.4 Lernen im Erziehungsprozess (37)12.5 Entwicklung und Erziehung aus der Sicht der Psychoanalyse (21)12.6 Entwicklung (11)12.7 Soziale Kommunikation und soziale Interaktion (18)12.8 Persönlichkeit (20)12.9 Sozialpädagogisches Handeln (25)12.10 Psychische Störungen ( 8) 192

13.1 Wissenschaftliche Grundlagen pädagogisch-psychologischer Forschung (32)13.2 Sonderpädagogik (35)13.3 Klinische Psychologie (35)13.4 Organisationspsychologie (30)13.5 Pädagogische und psychologische Handlungsfelder (28) 160

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LEHRPLÄNE Berufsoberschule Ausbildungsrichtung Sozialwesen PÄDAGOGIK/PSYCHOLOGIE Fachprofil: Der Unterricht im Fach Pädagogik/Psychologie soll den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in wissenschaftliche Sicht-

weisen des Menschen vermitteln, die Entwicklung von Schlüsselqualifikationen fördern und dadurch zu ihrer Persön-lichkeitsbildung beitragen.

Die Schülerinnen und Schüler sollen sich grundlegende Fachkenntnisse aneignen und mit wesentlichen sozialwissenschaftlichen Denk- und Arbeitsweisen vertraut werden. Dabei sollen besonders die Bereitschaft und Fähigkeit gefördert werden, das erwor-bene Wissen anzuwenden.

Sie sollen sich bewusst werden, dass innerpsychische, soziale und materielle Bedingungen grundsätzlich im ökologischen Sinn miteinander vernetzt sind. Mit Hilfe des Unterrichts sollen sie z. B. eigene Unsicherheiten reduzieren sowie Selbstvertrauen und Reflexionsbereitschaft erwerben können und bereit werden, anderen Menschen offen und sensibel gegenüberzutreten.

In einer Zeit raschen gesellschaftlichen Wandels ist es für die Schülerinnen und Schüler wichtig zu lernen, auf der Basis von Fachkenntnissen und Strategiewissen sich den mit diesen Veränderungen verbundenen Herausforderungen zu stellen. Eine be-sondere Bedeutung kommt dabei dem Einüben von Lern- und Studiertechniken sowie Möglichkeiten der Darstellung, Visuali-sierung und Präsentation zu. Da es sich hierbei um Unterrichtsprinzipien handelt, werden sie nicht als eigene Lerngebiete aus-gewiesen. Doch sollten – wo immer es möglich ist – gerade im Unterricht in Pädagogik/Psychologie diese Kompetenzen einge-übt werden.

Aus diesem Anforderungsprofil ergibt sich die Notwendigkeit, über die bloße Wissensvermittlung hinaus ganzheitlich und hand-lungsorientiert zu unterrichten, sodass die Schülerinnen und Schüler zu eigengesteuertem, kreativem Lernen befähigt werden. Dabei kommt der Lehrerpersönlichkeit als wertvermittelnder Instanz und als „Verhaltensmodell“ herausragende Bedeutung zu.

Möglichkeiten zu fächerübergreifender Zusammenarbeit sollten so oft wie möglich genutzt werden, um bei den Schülerinnen und Schülern das Bewusstsein für eine Vernetzung der Fachinhalte zu wecken. Die Erfahrungen aus der Berufsausbildung oder Berufstätigkeit stellen eine wichtige Quelle unterrichtlicher Arbeit dar.

Jahrgangsstufe 12

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Lerngebiete: 12.1 Einführung in die Pädagogik und Psychologie 12 Std. 12.2 Grundlagen des Erlebens, Verhaltens und Handelns 28 Std. 12.3 Voraussetzungen und Merkmale von Erziehung 12 Std. 12.4 Lernen im Erziehungsprozess 37 Std. 12.5 Entwicklung und Erziehung aus der Sicht der Psychoanalyse 21 Std. 12.6 Entwicklung 11 Std. 12.7 Soziale Kommunikation und soziale Interaktion 18 Std. 12.8 Persönlichkeit 20 Std. 12.9 Sozialpädagogisches Handeln 25 Std. 12.10 Psychische Störungen 8 Std. 192 Std. LERNZIELE LERNINHALTE HINWEISE ZUM UNTERRICHT 12.1 Einführung in die Pädagogik und Psychologie

12 Std.

Ausgehend von ihrem Vorwissen und ihren Erfahrungen, lernen die Schülerin-nen und Schüler, die Wesenszüge einer wissenschaftlichen Pädagogik und Psy-chologie im Unterschied zum alltäglichen Verständnis zu begreifen. Sie erarbeiten Ziele einer wissenschaftlichen Pädagogik und Psychologie.

Pädagogik und Psychologie als Wissenschaften Ziele der wissenschaftlichen Pädagogik und Psychologie

Vergleich von Beispielen aus der Alltagspsychologie und Alltagspädagogik mit Beispielen wissenschaftlicher Psychologie und Pädagogik, auch hinsichtlich der Spra-che (Umgangssprache, Fachsprache) Im Vorgriff auf LG 13.1 kann auch hier schon auf den Wissenschaftsbegriff eingegangen werden.

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12.2 Grundlagen des Erlebens, Verhal-

tens und Handelns

28 Std. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit den kognitiven Fähigkeiten und Funktionen des Menschen auseinander. Sie erarbeiten sich einen ersten Überblick über emotionale und motivationale Pro-zesse und werden sich der Wechsel-wirkung zwischen Emotionen, Kognitio-nen und Motivation bewusst.

Begriffsklärung: Kognition Wahrnehmung: – Wahrnehmungsprozess – Einfluss individueller und sozialer Fakto-

ren auf die Wahrnehmung Gedächtnis: Grundlegende Annahmen eines Ge-dächtnismodells, z. B. Mehrspeichermodell Gedächtnishemmungen Denken: Problemlösungs- und Entscheidungsprozesse Formen des Denkens, z. B. konvergentes, di-vergentes Denken Merkmale von Emotion und Motivation an-hand von Beispielen

Es bieten sich diverse praktische Übungen aus dem Be-reich der Wahrnehmungspsychologie an. Vgl. Biologie Der Einfluss und die Kontrolle individueller und sozialer Faktoren kann anhand der Systematischen Verhaltens-beobachtung verdeutlicht werden. Wo immer es möglich ist, sollten praktische Übungen zu Strategien effektiven Lernens und Arbeitens einbezogen werden. Da sinnvolles Lernen ein Thema aller Fächer ist, bietet sich im Zusammenhang mit diesem LG projektorientier-tes und fächerübergreifendes Arbeiten, z. B. in Form eines Studientags „Lernen lernen“, an.

Zusammenwirken von Emotionen, Ko-

gnitionen und Motivation anhand eines Bei-spiels

Auf Möglichkeiten zur Bewältigung von Angst und Stress (z. B. Entspannungsübungen, Phantasiereisen) kann eingegangen werden.

12.3 Voraussetzungen und Merkmale

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von Erziehung 12 Std. Die Schülerinnen und Schüler setzen sich mit Merkmalen von Erziehung auseinan-der und erwerben dadurch ein vertieftes Verständnis erzieherischer Prozesse. Es wird ihnen bewusst, dass man Ziel-setzungen braucht, um Erziehung erfolg-reich gestalten zu können. Sie lernen, pä-dagogische Mündigkeit als übergreifen-des Erziehungsziel genau zu beschreiben und zu begründen.

Wesentliche Merkmale von Erziehung: – Zielgerichtetheit und reflektiertes Handeln – Erziehung als dynamische soziale In-

teraktion und Kommunikation – emotionaler Bezug Pädagogische Mündigkeit als übergreifendes Erziehungsziel und seine Begründung

Hier sollte deutlich werden, dass Erziehung ein Ge-schehen ist, das den ganzen Menschen betrifft. Die einzelnen Merkmale sollten in ihren Wechselbezie-hungen dargestellt werden. Es bietet sich an, hier auf Schlüsselqualifikationen ein-zugehen.

12.4 Lernen im Erziehungsprozess

37 Std.

Die Schülerinnen und Schüler erwerben grundlegende Kenntnisse über Konditio-nierungstheorien und werden sich be-wusst, dass die behavioristischen Theo-rien im Rahmen kognitiver Modelle wei-terentwickelt wurden. Sie machen sich mit Annahmen und Grundgedanken der sozialkognitiven Theorie vertraut. Sie können alltägliche Situationen auf der Basis dieser Theorien erklären. Sie wer-den zunehmend fähig, Situationen mit Hilfe dieser Theorien zu analysieren. Die Schülerinnen und Schüler sollen auch den unterschiedlichen Erklärungswert der Lerntheorien verdeutlichen können.

Begriffsklärung: Lernen Klassisches Konditionieren: – Grundmodell – Konditionierung höherer Ordnung – Generalisierung – Löschung Operantes Konditionieren: – Kontingenzschema – Gesetze der Bereitschaft, des Effekts und

der Frequenz – Verstärkerarten – Relativität von Verstärkern – Löschung

Einfache Alltagssituationen aus dem Erfahrungsbereich der Schülerinnen und Schüler als Beispiele aufgreifen

Grundannahmen kognitiver Modelle: Bei den Grundannahmen der kognitiven Modelle soll

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– Wahrnehmung und gedankliche Verarbei-tung, Beurteilung und Bewertung von Um-weltereignissen

– kognitive Struktur als Grundlage für die Wahrnehmung und Beurteilung von Um-weltsituationen

– Beeinflussung des Erlebens und Verhaltens durch Veränderung der kognitiven Struktur

– Selbststeuerung des Individuums

herausgearbeitet werden, dass Lernen im Gegensatz zum Behaviorismus als aktiver, kognitiv gesteuerter Verar-beitungsprozess verstanden wird. Wichtig ist hervorzu-heben, dass das komplexe sozialkognitive Lernen sich wesentlich von dem einfachen Nachahmungslernen un-terscheidet. Eine der drei Lerntheorien kann im LG 12.10 zur Erklä-rung verwendet werden.

Grundlegende Aussagen der sozialkognitiven

Theorie (nach Bandura u. a.): – Teilprozesse: Aufmerksamkeit und deren

Bedingungen, Gedächtnis, Reproduktion, Motivation

– Effekte: Aneignung, Hemmung, Ent-hemmung, Auslösung

– Kompetenz- und Ergebniserwartung

Anwendung dieser Lerntheorien auf Alltags-

und Erziehungssituationen

Kritische Auseinandersetzung mit den genann-

ten Theorien: – Erklärungswert – Menschenbild

12.5 Entwicklung und Erziehung aus der

Sicht der Psychoanalyse

21 Std. In einer ersten Begegnung erwerben die Schülerinnen und Schüler grundlegende

Grundlegende Annahmen der klassischen psy-choanalytischen Theorie:

Hier wird auf die klassische psychoanalytische Theorie eingegangen, da sie die Grundlage für viele neuere The-

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Kenntnisse der klassischen psychoanaly-tischen Theorie. Dabei wird ihnen die Bedeutung der ersten Lebensjahre be-wusst. Sie werden in die Lage versetzt, die Auswirkungen von Erziehungsfehlern zu erklären und erzieherische Aufgaben abzuleiten. Sie lernen, die Psychoanalyse als ein Modell mit begrenzter Gültigkeit zu begreifen.

– Basisannahmen: psychische Determi-niertheit, das Unbewusste, Vorbewusste und Bewusste, Triebmodell

– Stadien der psychosexuellen Entwicklung – Instanzenmodell der Persönlichkeit – Abwehrmechanismen Erzieherische Aufgaben in den ersten Lebens-jahren

orien bildet. Es sollte den Schülerinnen und Schülern aber vermittelt werden, dass die Psychoanalyse seit den Jahren ihrer Entstehung auf vielfältige Weise weiterent-wickelt wurde. Die Stadien der psychosexuellen Entwicklung können im Lerngebiet 12.6 wieder aufgegriffen werden. Unter den „ersten Lebensjahren“ sollen die ersten drei Entwicklungsphasen verstanden werden. Die Psychoanalyse kann zur Erklärung in LG 12.10 he-rangezogen werden.

Auswirkungen bestimmter Erziehungsfehler,

z. B. Vernachlässigung des Kindes, Verlust von Bezugspersonen, Unterdrückung der Triebwünsche, Verwöhnung u. a.

Kritische Auseinandersetzung mit der psycho-

analytischen Theorie: – Erklärungswert – Menschenbild

12.6 Entwicklung

11 Std.

Die Schülerinnen und Schüler lernen, Entwicklungsmerkmale anhand von Bei-spielen zu beschreiben. Sie werden sich der Bedeutung verschiedener Entwick-lungsbedingungen bewusst. Sie lernen eine Entwicklungstheorie kennen und erklären auf dieser Grundlage Situationen in der Entwicklung eines Menschen.

Begriff: Entwicklung Differenzierung und Integration als Merkmale der Entwicklung anhand von Beispielen Wechselwirkungen von Entwicklungs-bedingungen: – Anlage – Umwelt

Die Beispiele sollten aus verschiedenen Entwicklungs-verläufen stammen. Die Gefahr einer Überbetonung einer Entwicklungsbe-dingung soll diskutiert werden. Hier kann auch ein Bezug zu einer ökologischen Theo-rie, LG 12.9, hergestellt werden.

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– Selbststeuerung Veranschaulichung dieser Wechselwirkungen an einem günstigen und ungünstigen Entwick-lungsgeschehen

Hier kann der Bezug zu LG 12.10 hergestellt werden.

Zentrale Annahmen einer psychoanalytischen

Theorie zur Entwicklung des Menschen Zur Auswahl stehen: Theorie von Freud oder Erikson

Anwendung dieser Theorie auf Situationen in

der Entwicklung

12.7 Soziale Kommunikation und soziale

Interaktion

18 Std. Die Schülerinnen und Schüler lernen die wesentlichen Annahmen einer Kommu-nikationstheorie kennen. Sie werden da-durch zunehmend fähig, Kommunikati-onsstörungen auf der Grundlage einer Theorie zu erklären und Möglichkeiten für erfolgreiche Kommunikation auszu-arbeiten.

Begriffsklärung: soziale Kommunikation und soziale Interaktion Grundlegende Annahmen einer Kom-munikationstheorie: – Theorie nach Watzlawick und Mitarbeitern:

. fünf Axiome der Kommunikation

. Kommunikationsstörungen

. gelungene Kommunikation oder – Theorie nach Schulz von Thun:

. vier Seiten und Ziele der Nachricht

. gestörte Kommunikation

. gelungene Kommunikation

An konkreten Beispielen aus dem Erfahrungsbereich der Schülerinnen und Schüler können kommunikations-theoretische Grundsätze erläutert und gleichzeitig Mög-lichkeiten besprochen werden, wie durch deren Anwen-dung Hilfen für eine bessere Kommunikation gewonnen werden können. Evtl. kann hier ein Projekt „Kommunikationstraining“ durchgeführt werden.

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Anwendung kommunikationstheoretischer Er-kenntnisse auf konkrete Situationen

12.8 Persönlichkeit

20 Std.

Die Schülerinnen und Schüler lernen die zentralen Annahmen und das Menschen-bild einer Persönlichkeitstheorie kennen. Sie werden zunehmend fähig, unter-schiedliche Prozesse und Situationen mit Hilfe der Theorie genauer zu beschreiben und zu erklären. Sie werden angeregt, über die eigene Person zu reflektieren.

Begriffsklärung: Persönlichkeit Zentrale Annahmen der personenzentrierten Theorie von Rogers: – Menschenbild – Selbstaktualisierung – Selbstkonzept

Anwendung dieser Theorie auf konkrete Bei-spiele

Im Zusammenhang mit dem Selbstkonzept kann auf sei-ne Bedeutung als zentrales Persönlichkeitsmerkmal ein-gegangen werden.

Bedeutung dieser Theorie für die Erziehung

Kritische Auseinandersetzung mit dieser Theo-rie

12.9 Sozialpädagogisches Handeln

25 Std.

Die Schülerinnen und Schüler lernen ein sozialpädagogisches Arbeitsfeld am Bei-spiel einer ausgewählten Institution ken-nen. Sie erarbeiten sich das methodische Vorgehen im Rahmen eines sozialpäda-gogischen Handlungskonzepts der Ein-zelhilfe. Schließlich setzen sie sich auf der Basis eines geeigneten Modells mit

Begriffsklärung: Sozialpädagogik, Sozialarbeit, Soziale Arbeit Ziele und Aufgaben einer ausgewählten Institu-tion, z. B. des Kindergartens, von Heimen, von Förderstätten Probleme der erzieherischen Arbeit in dieser Institution

Eine Absprache mit der Lehrkraft im Fach Rechtslehre ist erforderlich; vgl. Rechtslehre Hier kann an die unmittelbare Praxiserfahrung der Schü-lerinnen und Schüler angeknüpft werden. Gruppendiskussionen, themenzentrierte Konfliktgesprä-

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dem ökologischen Denken in der sozialen Arbeit auseinander. Dabei werden sie in die Lage versetzt, die ökologische Denk-weise an Beispielen zu verdeutlichen.

Ein konkretes Handlungskonzept der Sozialpä-dagogik im Sinne der Einzelhilfe Schritte des Vorgehens, z. B. Analyse, Pla-nung, Handlung, Bewertung

che, Fotocollagen oder Videoaufzeichnungen aus einer speziellen Einrichtung können zur Motivierung und Ver-tiefung beitragen. Vgl. Wirtschaftslehre Das Interesse der Schülerinnen und Schüler kann durch Einladung (z. B. zu Podiumsdiskussionen) von Fachkräf-ten, die in ihrer praktischen Sozialarbeit einen bestimm-ten Ansatz vertreten, geweckt und vertieft werden.

Grundlegende Annahmen und Begriffe ökolo-

gischer Sozialarbeit auf der Basis eines Mo-dells: Germain/Gitterman oder Wendt

Vgl. Biologie

Verdeutlichung dieses Modells an einem Bei-

spiel aus der sozialen Arbeit Kritische Auseinandersetzung mit diesem Mo-dell

12.10 Psychische Störungen

8 Std.

Die Schülerinnen und Schüler lernen, mit Hilfe grundlegender Begriffe und Annah-men einer Theorie die Entstehung einer Verhaltensstörung oder einer emotionalen Störung zu erklären.

Begriffsbestimmung: psychische Störung nach der Internationalen Klassifikation der Krank-heiten (ICD) Erklärung der Entstehung einer Verhal-tensstörung oder emotionalen Störung in der Kindheit oder Jugend mit Hilfe einer Theorie Zur Auswahl stehen – eine psychoanalytische Theorie – eine Lerntheorie – die personenzentrierte Theorie

Es ist sinnvoll, den Schülerinnen und Schülern einen Überblick über die internationale Klassifikation psychi-scher Störungen zu geben. Wichtig ist hier eine praxis-orientierte Einführung in die Thematik. Erklärungsmodelle erfassen immer nur einen Ausschnitt der Wirklichkeit. Deshalb sollte bei den Schülerinnen und Schülern gerade bei der Bearbeitung dieses Lern-gebiets immer ein Verständnis dafür geweckt werden, dass einzelne Theorien ein sehr unterschiedliches Spekt-

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rum einer Störung beleuchten und sich je nach Erklä-rungsmodell auch unterschiedliche therapeutische Stra-tegien der Störungsbewältigung ableiten.

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Berufsoberschule Ausbildungsrichtung Sozialwesen PÄDAGOGIK/PSYCHOLOGIE, Jahrgangsstufe 13 Lerngebiete: 13.1 Wissenschaftliche Grundlagen pädagogisch-psychologischer Forschung 32 Std. 13.2 Sonderpädagogik 35 Std. 13.3 Klinische Psychologie 35 Std. 13.4 Organisationspsychologie 30 Std. 13.5 Pädagogische und psychologische Handlungsfelder 28 Std. 160 Std. LERNZIELE LERNINHALTE HINWEISE ZUM UNTERRICHT 13.1 Wissenschaftliche Grundlagen pä-

dagogisch-psychologischer For-schung

32 Std.

Ausgehend von ihrem Vorwissen erarbei-ten die Schülerinnen und Schüler We-senszüge von Wissenschaften. Sie be-kommen einen Einblick in zwei Haupt-strömungen der wissenschaftlichen For-schung und erhalten einen Überblick über die Methoden der Datenerhebung. Sie lernen eine ausgewählte empirische Me-

Merkmale einer Wissenschaft anhand von Bei-spielen, wie – Erkenntnisobjekte – Methoden – Prinzipien und Gesetzmäßigkeiten – Theorien – Menschenbild

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thode kennen und entwickeln selbststän-dig Arbeitsschritte einer empirischen Un-tersuchung.

Auffassungen von Wissenschaft: – verstehende Position, z. B. bei Geis-

teswissenschaften – erklärende Position, z. B. bei Natur-

wissenschaften

Auf die Problematik der Abgrenzung dieser Auffassun-gen soll eingegangen werden.

Pädagogisch-psychologische Erkenntnisgewin-

nung am Beispiel einer empirischen Methode: Beobachtung oder Experiment Arbeitsschritte einer empirischen Untersu-chung: – Problemstellung, Theoriebindung und Hy-

pothesenbildung – Planung – Durchführung, Datenerhebung – Auswertung und Interpretation

Hier kann von den Schülerinnen und Schülern ein Teil-prozess einer empirischen Untersuchung selbstständig durchgeführt werden. Evtl. kann eine Auswertung in Zusammenarbeit mit der Lehrkraft im Fach Mathematik erfolgen.

13.2 Sonderpädagogik

35 Std.

Die Schülerinnen und Schüler problema-tisieren die Begriffe Sonderpädagogik/ Heilpädagogik und Behinderung und set-zen sich mit der Wertgebundenheit son-derpädagogischen Handelns sowie ihren eigenen Werthaltungen auseinander. Sie verschaffen sich einen Überblick über die Vielfalt von Behinderungen und deren Ursachen. Sie erwerben vertiefte Kennt-nisse über eine ausgewählte Behinderung. Sie lernen, zwei Konzepte zur Unterstüt-zung von Menschen mit Behinderungen anzuwenden, zu bewerten und miteinan-

Begriffe: Behinderung und Sonderpädagogik/ Heilpädagogik Problematik dieser Begriffe: Normproblematik, Stigmatisierung u. a. Grundlegende Wertorientierungen wie Würde des Menschen, Recht auf soziale Teilhabe, Recht auf Bildung, gerechte Verteilung mate-rieller und sozialer Güter Arten von Behinderungen Unterschiedliche Schädigungen als Ursache von Behinderungen

Vgl. Biologie

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der zu vergleichen. Ursachen und Erscheinungsformen einer aus-gewählten Behinderung, z. B. geistige Behin-derung

Zwei Konzepte zur Unterstützung von Men-

schen mit Behinderungen: – ein verhaltensorientiertes Konzept – ein ökologisches Konzept

Es kann eine Verbindung zum LG 12.9 hergestellt wer-den. Es ist notwendig das jeweilige Konzept, z. B. Verhal-tenstraining, Selbststeuerung, Case Management, diffe-renziert und vertieft zu entwickeln.

Vergleich und Bewertung der Konzepte 13.3 Klinische Psychologie

35 Std.

Die Schülerinnen und Schüler lernen den Gegenstand der klinischen Psychologie und deren wissenschaftliche Fundierung kennen. Sie setzen sich kritisch mit Merkmalen von Gesundheit und Krank-heit auseinander und können eine aus-gewählte Störung beschreiben. Sie erklä-ren die Entstehung der gewählten Störung und können zwei therapeutische Vorge-hensweisen darstellen und begründen so-wie diese miteinander vergleichen und bewerten.

Gegenstand der klinischen Psychologie: Diagnostik, Prävention und Behandlung psy-chischer Störungen Wissenschaftliche Fundierung der klinischen Psychologie in Abgrenzung zu spekulativen Erklärungs- und Vorgehensweisen Merkmale von Gesundheit und Krankheit: – Normabhängigkeit – individuelle und gesellschaftliche Be-

wertung – Teil der Identität einer Person – prozesshaftes Geschehen – Abhängigkeit von Person und Umwelt – Verfügbarkeit und Mobilisierung von Res-

sourcen

In diesem Zusammenhang kann auch auf Esoterik bzw. wissenschaftlich nicht fundierte Therapiemöglichkeiten eingegangen werden. Die Merkmale einer Psychischen Störung wurden in LG 12.10 bereits behandelt, sie können hier aber nochmals aufgenommen werden.

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u. a. Störungsbild einer Form der

Depression oder der Angststörung (z. B. Pho-bie, Zwangssyndrom)

Erklärung der Entstehung dieser Störung auf

der Grundlage zweier unterschiedlicher Theo-rien

Beschreibung und Begründung therapeutischer

Interventionen für die oben behandelte Störung auf der Basis zweier unterschiedlicher Ansätze:– ein kognitiver Ansatz, z. B. Selbstmanage-

menttherapie nach F. Kanfer, Rational emo-tive Therapie nach A. Ellis, Kognitive The-rapie nach A. T. Beck

– eine psychoanalytische Therapie

Bei der unterrichtlichen Behandlung therapeutischer Vorgehensweisen kann die Lehrkraft zum Teil auf die Grundannahmen kognitiver Modelle (LG 12.4) und die Psychoanalytische Theorie (LG 12.5) zurückgreifen

Vergleich und Bewertung der beiden therapeu-

tischen Vorgehensweisen

13.4 Organisationspsychologie

30 Std.

Die Schülerinnen und Schüler lernen Merkmale von Organisationen kennen. Sie setzen sich am Beispiel einer sozialen Organisation mit Kommunikations- und Entscheidungsstrukturen und ihren Aus-wirkungen auseinander und werden sich dabei des Charakters einer Organisation als System bewusst. Sie lernen, Möglich-keiten zur Verbesserung von Organisati-

Merkmale von Organisationen: – Organisation als System – Zielbezogenheit – Strukturiertheit: . formale und informale Organisation und

deren Wechselbeziehungen . Offenheit, Geschlossenheit des Systems – Kommunikationsstrukturen – Entscheidungsstrukturen

Anhand einer Organisation, die die Schülerinnen und Schüler während ihrer Berufsausbildung kennen gelernt haben, z. B. Kindergarten oder Krankenhaus, können allgemeine Merkmale von Organisationen herausgear-beitet und diese in ihrer Bedeutung für Kommunika-tions-, Entscheidungs- und Gruppenprozesse analysiert werden. Vgl. Wirtschaftslehre

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onsprozessen zu entwickeln. Am Beispiel einer Institution erarbeiten sie Vorschläge zur Verbesserung von Organisations-prozessen und begründen diese.

Kommunikations- und Entscheidungsstruktu-ren und ihre Auswirkungen auf – Individuum, z. B. Leistungsmotivation – Gruppenprozesse, z. B. Gruppenklima – Gesamtsystem, z. B. Transparenz, Kommu-

nikationsfluss

Hier können gruppendynamische Übungen, z. B. zur Untersuchung der Klassenstruktur, durchgeführt wer-den.

Möglichkeiten zur Beeinflussung von Organi-

sationsprozessen: Interventionsmöglichkeiten wie Supervision, Organisationsberatung, z. B. zur – Erhöhung der Transparenz von Ent-

scheidungen – Bewusstmachung von Gruppenprozessen – Förderung der Sozialkompetenz

13.5 Pädagogische und psychologische

Handlungsfelder

28 Std. Die Schülerinnen und Schüler lernen, Alltagssituationen, psychische Phänome-ne oder pädagogische Situationen mit Hilfe ausgewählter Theorien wissen-schaftlich zu bearbeiten. Weiter leiten sie für analysierte Phänomene oder die Situa-tionen Präventions- und Interventions-möglichkeiten ab. Sie sollen typische Aussagen wissenschaftlicher Theorien erkennen und kontroverse Positionen auf-zeigen können.

Beschreiben, Erklären, Analysieren, Begrün-den, Beurteilen, Bewerten von – psychischen Phänomenen – psychischen Störungen – Alltagssituationen – Erziehungssituationen mit Hilfe wissenschaftlicher Theorien: – einer behavioristischen Theorien – einer kognitiven Theorie – einer humanistischen Theorie – einer psychoanalytischen Theorie

Die Lehrkraft kann, ausgehend z. B. von Texten aus der Literatur, Ereignissen des Zeitgeschehens, Alltags- oder Erziehungssituationen, entsprechende Anlässe suchen. Hier können auch komplexe Themenstellungen, evtl. im Team, bearbeitet werden. Gerade hier bietet sich in Zusammenarbeit mit Lehr-kräften anderer Fächer das Üben von Möglichkeiten der Darstellung, Visualisierung und Präsentation an. Hier werden Theorien und damit verbundene Präventi-ons- und Interventionsmöglichkeiten aus bereits behan-delten Lerngebieten aufgegriffen. So ist es sinnvoll, als

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– einer Kommunikationstheorie – einer ökologischen Theorie

kognitive Theorie die sozialkognitive Theorie von Ban-dura u. a. zu verwenden.

Konzepte entwickeln:

– verhaltenstherapeutische Konzepte (traditi-onelle Verhaltenstherapie, kognitive Ver-haltenstherapie)

– psychoanalytisches Konzept – ökologisches Konzept

Vergleich und Bewertung oben genannter The-

orien und Konzepten

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ANLAGE Mitglieder der Lehrplankommission: Hermann Hobmair Ingolstadt Christian Michel Kitzingen Rosmaria Pöll München Claudia Romer ISB München