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DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER 6 2015 | 16 Juni, Juli Ballett-Uraufführung „Turangalîla“ von John Neumeier mit Kent Nagano Ballettschule „Yondering“ mit Ballettschülern aus aller Welt Premiere Telemanns „Orpheus“ als Produktion des Internationalen Opernstudios 42. Hamburger Ballett-Tage | 3. Juli bis 17. Juli 2016

Ballett-Uraufführung „Turangalîla“ von John Neumeier mit ... · DAS MAGAZIN DER HAMBURGISCHEN STAATSOPER 6 2015 | 16 Juni, Juli Ballett-Uraufführung „Turangalîla“ von

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DA S M AG A Z I N D E R H A M B U R G I S C H E N S TA AT S O P E R

6 2015 | 16 Juni, Juli

Ballett-Uraufführung „Turangalîla“ von John Neumeier mit Kent Nagano

Ballettschule „Yondering“ mit Ballettschülern aus aller Welt

Premiere Telemanns „Orpheus“ als Produktion des Internationalen Opernstudios

4 2 . H a m b u r g e r B a l l e t t - T a g e | 3 . J u l i b i s 1 7 . J u l i 2 0 1 6

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Wolfgang Amadeus MozartDie ZauberflötePremiere: 23. September 2016Weitere Vorstellungen: 25., 27., 29. September; 3., 6., 12. Oktober

NijinskyBallett von John NeumeierWiederaufnahme: 24. SeptemberWeitere Vorstellungen: 28., 30. September; 2. Oktober

Gioachino RossiniLa Cenerentola1., 5., 8., 14., 18. Oktober

Christoph Willibald GluckIphigénie en Tauride9., 11., 13., 15. Oktober

Massimiliano MatesicKatze IvancaPremiere: 15. Okober (opera stabile)Weitere Vorstellungen: 16., 18., 19. Oktober

Peter I. TschaikowskyPique Dame16., 19., 23., 28. Oktober

Jetzt den Herbst in der Staatsoper planen!Der Vorverkauf für September und Oktober läuft.

Olivier MessiaenTurangalîlaBallett von John Neumeier20., 22., 29. Oktober

Giuseppe VerdiRigoletto21., 27., 30. Oktober

Tel. (040) 35 68 68www.staatsoper-hamburg.de

Nijinsky (Foto: Holger Badekow)

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Unser Titelbild

ist das Plakatmotiv zu

John Neumeiers Ballett

Turangalîla

O P E R

20 Premiere: Orpheus. Fast 300 Jahre nach der Erstaufführung ander Hamburger Gänsemarktoper ist Orpheus von Georg Phi -lipp Telemann wieder in der Hansestadt zu sehen. Eine Pro-duktion des Internationalen Opernstudios, die Inszenierungliegt in den Händen von den jungen Regisseurinnen FranziskaKronfoth und Julia Lwowski, die in ihren Arbeiten nach einemgrenz- und genreübergreifenden Musiktheater streben.

24 Repertoire: Zum Ende der Saison stehen zwei Einakter vonRichard Strauss auf dem Spielplan. Daphne, eine Inszenierung,die erst kürzlich ihre Hamburger Premiere feierte sowie dasMusikdrama Elektra, letzteres dirigiert von Generalmusikdi-rektor Kent Nagano, der in einem Interview erklärt, warumihm die Werke des Garmischer Meisters am Herzen liegen:„Richard Strauss hat uns großartige, um nicht zu sagen ge-niale Opern, Musikdramen und Tondichtungen hinterlassen.Sie sind aus unserer Musikpraxis nicht wegzudenken.“

R U B R I K E N

35 Sommergastspiele: Mit Gershwins Porgy and Bess und demHamburger Pianosommer präsentiert sich die Staatsoper auchin den Sommerferien als attraktiver Veranstaltungsort.

31 Balletträtsel

36 Leute: Operndinner

38 Spielplan

40 Finale Impressum

B A L L E T T

04 Uraufführung: Turangalîla. Mit seiner Choreografie zu OlivierMessiaens epochemachender Turangalîla-Symphonie setzt JohnNeumeier ein lang geplantes Vorhaben in die Tat um. Nach-dem er über Jahrzehnte zahlreiche Erfolgsballette u. a. mit denSinfonien Gustav Mahlers realisiert hat, kreiert er nun mit denTänzern des Hamburg Ballett ein neues sinfonisches Ballettmit der berühmten Partitur des französischen Komponisten.

14 Aspekte der Kreativität: Unter diesem Titel ermöglicht JohnNeumeier den Tänzern seiner Compagnie und den hochtalen-tierten Absolventen der Ballettschule den „großen“ Auftrittauf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper. An zwei Aben-den der Ballett-Tage tanzen sie eigene Choreografien, die JohnNeumeier zu einem thematisch ausgerichteten Gesamtwerkzusammengestellt hat.

28 Ensemble: Seit 1998 ist er Erster Solist, nun steht er an derSchwelle zu neuen Aufgaben beim Hamburg Ballett: IvanUrban wird ab der kommenden Saison als Ballettmeister undSonderdarsteller sein immenses Können für John NeumeiersCompagnie einsetzen.

P H I L H A R M O N I S C H E S S TA AT S O R C H E S T E R

32 Konzerte 2016/17: Ein Ausblick auf die Saison 2016/17 mitKonzerten des Philharmonischen Staatsorchesters in der ab Januar 2017 eröffneten Elbphilharmonie.

Juni bis Juli 2016Inhalt

T I T E L B I L D : K I R A N W E S T

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Oper Momentaufnahme

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La PassioneJohann Sebastian Bach

Premiere am 21. April 2016 in den Deichtorhallen Hamburg

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42. Hamburger Ballett-Tage

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Editorial

42. Hamburger Ballett-Tage Das Programm im Überblick

eitdem John Neumeier 1973 in HamburgBallettchef wurde, gibt es eine gute Tradi-tion: die Hamburger Ballett-Tage, ein Festi-val vor der Sommerpause, bei dem dieschönsten Produktionen der zu Ende ge-

henden Saison zu erleben sind.Neue Kreationen von John Neumeier sind das Mar-

kenzeichen des Hamburg Ballett. In dieser Hinsicht istdie Saison 2015/16 ein Glanzpunkt, denn John Neumeierkonnte mit seiner Compagnie zwei Uraufführungen rea-lisieren: Die Dezember-Premiere Duse. ChoreografischePhantasien über Eleonora Duse war ein voller Erfolg –nicht zuletzt dank der charismatischen Gast tänzerinAlessandra Ferri, die auch bei der Aufführung währendder Ballett-Tage in der Titelrolle auftritt.

Nach diesem Ballett über eine historische Persönlich-keit wird mit Spannung die Eröffnungspremiere derHamburger Ballett-Tage erwartet. Mit Turangalîla prä-sentiert John Neumeier ein sinfonisches Ballett zu derberühmten Partitur des französischen Komponisten Oli-vier Messiaen. Ähnlich wie bei seinen Balletten mitMusik von Gustav Mahler, bildet allein die Musik denAusgangspunkt für John Neumeiers choreografische Ge-staltung. Am Ende seiner ersten Spielzeit als Hamburgi-scher Generalmusikdirektor lässt Kent Nagano es sich alsMessiaen-Spezialist nicht nehmen, diese Ballettpremiereauch musikalisch auf höchstem Niveau zu begleiten.

Neben den beiden Premierenproduktionen dieserSaison zeigt das Hamburg Ballett die aktuellen Wieder-aufnahmen. A Cinderella Story ist John NeumeiersDeutung des Aschenputtel-Märchens zur berühmtenBallettmusik von Sergej Prokofjew. Ganz andere Assozia-tionen birgt John Neumeiers Matthäus-Passion, eineeinfühlsame Choreografie mit dem Bach’schen Orato-rium. 35 Jahre nach der Uraufführung hat John Neu-meier das international vielfach gefeierte Ballett in die-sem Frühjahr mit einer jungen Tänzergeneration neueinstudiert.

Ein vergleichsweise neues Ballett von John Neumeierist auch die zweite Fassung von Peer Gynt, die bei denletzten Ballett-Tagen Premiere hatte und in dieser Saisonunter anderem an fünf aufeinanderfolgenden Abendenvom Hamburg Ballett im ausverkauften Bolschoi-Thea-ter präsentiert wurde.

In aller Welt wurde dieses Jahr das 400. Todesjahr vonWilliam Shakespeare gefeiert. Aus der Vielzahl seinerShakespeare-Choreografien, die das Hamburg Ballett indieser Saison auch international gezeigt hat, hat JohnNeumeier Othello als Bestandteil der Ballett-Tage vor-gesehen.

Romantischen Geist atmen die beiden Ballette Gi-

selle und Winterreise, in denen John Neumeier den„heutigen“ Betrachter an die historischen Meisterwerkeheranführt: In Giselle mit einer behutsamen Erneuerungder traditionellen Choreografie, in der Winterreise auchdurch die Orchesterfassung des berühmten Schu-bert’schen Liederzyklus von Hans Zender.

Einen besonderen Akzent setzt John Neumeier in die-sem Jahr mit dem Programm Aspekte der Kreativi-

tät. Gezeigt werden Choreografien von Tänzern desHamburg Ballett und seiner Schule, die John Neumeiereigens für diesen Anlass zusammengestellt hat, um da -raus einen zweiteiligen Abend mit den thematischenSchwerpunkten „Beziehungen“ und „Ballette des Ab-schieds“ zu entwickeln. Die diesjährige Produktion derBallettschule Erste Schritte zeigt als Höhepunkt JohnNeumeiers Jubiläums-Choreografie Yondering in einergemeinsamen Aufführung von sechs international re-nommierten Ballettschulen.

Den glänzenden Höhepunkt der 42. Hamburger Bal-lett-Tage bildet die traditionelle Nijinsky-Gala, mit in-ternationalen Ballett-Stars und den Weltklasse-Tänze-rinnen und -Tänzern des Hamburg Ballett – eingroßartiger Abschluss für eine mitreißende Ballett-Sai-son!

| Jörn Rieckhoff

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Ballett Uraufführung

Edvin Revazov und Florencia Chinellatorechte Seite: EnsembleF

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Turangalîla – eine EntdeckungsreiseGedanken zur Uraufführung von John Neumeier

Ein Ballett mit der großartigen Musik von Olivier Messiaens Turan-galîla-Symphonie zu kreieren, ist ein lang gehegter Wunschtraum vonmir.

Was das Thema des Balletts anbelangt, ist es mir nicht möglich,ein Libretto anzubieten. Ich betrachte die Kreation als sinfonischesBallett, das heißt für mich, dass die Musik selbst die Inspiration – denKern des Balletts bildet. Als Choreograf setze ich mir das Ziel, meinepersönlichen Eindrücke mit Bewegungen darzustellen. Keinesfallsmöchte ich – und dies gilt besonders für den Beginn meiner Arbeit– der musikalischen und emotionalen Struktur des Werkes einHandlungsgerüst überstülpen.

Gerade die praktische Arbeit mit meinen Tänzern im Ballettsaalermöglicht es mir, ein getanztes „Drama“ zu entwickeln. Meine in-stinktiv vorüberziehenden Gedanken zur choreografischen Strukturdes Werkes sind derzeit nur für mich persönlich verwertbar und kei-nesfalls für Außenstehende bestimmt. Diese Gedanken folgen keinererzählerischen Struktur und sie ergeben auch keine „Geschichte“.Wenn ich mein Ballett fertiggestellt habe, wird es vielleicht möglichsein, das Geschehen auf der Bühne in Worte zu fassen; es kann aberauch sein, dass keine „Wörter“ dafür existieren – wie es auch keineWörter gibt, um Musik angemessen zu beschreiben.

An diese Grundsätze habe ich mich in der Vergangenheit gehalten,beispielsweise als ich mehrere (im Ganzen neun!) Sinfonien vonGus tav Mahler choreografiert habe.

Introduktion

Um mich in die Turangalîla-Symphonie hineinzudenken, bin ichimmer wieder auf die Kommentare von Olivier Messiaen zurückge-kommen. Seine Beschreibungen der Musik sind besonders klar, ge-rade auch im Vergleich zu musikwissenschaftlichen Analysen. Mes-siaen spricht von vier verschiedenen zyklischen Themen, die in der

Musikalische Leitung

Kent Nagano

Choreografie

John Neumeier

Bühnenbild

Heinrich Tröger

Kostüme

Albert Kriemler-AKRIS

Premiere A

3. Juli 2016

18.00 Uhr

Premiere B

5. Juli 2016

19.30 Uhr

Aufführung

8. Juli 2016

19.30 Uhr

Unterstützt durch die Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper

Turangalîla

Sinfonie immer wieder vorkommen, so auch das „Statuen-Thema“.Diese Bezeichnung hat mich zunächst befremdet, bis ich seine Erklä-rung gelesen habe: Das Thema erinnert ihn an „altmexikanische Mo-numente“ und „das Bild einer furchtbaren, unheilvollen Statue“. Die-ser Gedanke hat mich im Unterbewusstsein beeinflusst, als ich amersten Satz der Turangalîla-Symphonie gearbeitet habe.

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Liebeslied 2

Die musikalische Beschreibung von Liebe empfinde ich hier alsnahezu humoristisch, zuweilen als jazzartig; und auch die lyrischenTeile erinnern stark an George Gershwin. Ich habe dazu zwei Paarekonzipiert: das eine Paar viel souveräner, viel mondäner, viel gefühls-intensiver als das andere. Die Binnenbeziehung ist naiv und hat auchetwas Verrücktes an sich. Bei einem „amourösen“ Thema kommensie zueinander – und trennen sich dann ohne äußeren Anlass.

Messiaen hat diesen ausgedehnten Satz mit musikalischen „Über-raschungen“ ausgestattet. Wenn die Musik ein Ziel anzusteuernscheint, stellt er einen „Störfaktor“ hin und führt abrupt eine völligandere, aber durchaus attraktive Klangfarbe ein. Ich stelle mir dazudas Bild einer Safari vor. Der Hauptfokus liegt auf zwei Menschen,aber auf einmal zieht eine Reihe von Tigern, Giraffen oder exotischenVögeln vorüber – ein ganz fremdes, aber für sich genommen schönesElement.

Liebeslied 1

Messiaen hat seine Sinfonie durch den Titel „Turangalîla“, aberauch durch sprechende Satzüberschriften mit vielschichtigen Bedeu-tungsebenen aufgeladen. Die vielleicht wichtigste Bedeutung des Ti-tels ist: ein Lied über die Freude, vor allem über die Freude an derLiebe. Üblicherweise wird Messiaen mit tief religiösen Gefühlen undGedanken assoziiert; hier aber hat er ausgesprochen sinnliche Musikgeschrieben.

Fünf Sätze haben zu tun mit Liebesbeziehungen: Es sind die drei„Liebeslieder“ sowie „Garten des Liebesschlafes“ und „Entfaltung derLiebe“. Ich versuche, diese verschiedenen Aspekte, Stufen oder For-men der Liebe mit menschlichen Beziehungen darzustellen, haupt-sächlich zwischen einem Mann und einer Frau. Wie so oft bin ichüberrascht, dass die Choreografie im Verlauf der Kreation eine Ei-gendynamik gewinnt. Es war eine Freude, diesen 2. Satz mit HélèneBouchet und Carsten Jung zu erarbeiten, weil sie auf besondere Weisephysisch miteinander korrespondieren.

Turangalîla

In den Sätzen Turangalîla 1, 2 und 3 bin ich ausschließlich von derMusik ausgegangen, von den sehr unterschiedlichen Stimmungen,die diese Sätze ausdrücken. Grundsätzlich assoziiere ich meine Arbeitmit Messiaens Musik mit einer Form von Abenteuer: naiv gesagt, alsob ich durch einen Dschungel gehe und exotischen Pflanzen, unge-wöhnlichen Menschen und wunderschönen Tieren begegne. Dieserintuitive, keinesfalls intellektuelle Ausgangspunkt ist für mich imganzen Werk von Bedeutung.

Ballett Uraufführung

Carsten Jung und Hélène Bouchet

Alexandr Trusch

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Freude des Sternenblutes

Dieser Satz lässt sich nicht mit Worten erfassen. Ich spüre eineendlose Energie. Trotz der komplexen musikalischen Strukturenwirkt sie auf mich befreiend. Man merkt es auch an den Tänzern: Diemusikalische Energie zeigt sich in ihren Bewegungen – und wird soauf einmal im Ballett sichtbar.

Zehn Sätze – ein Ballett

Messiaen hat die Turangalîla-Symphonie mit zyklischen Themenausgestattet, die dem Werk eine gewisse Einheitlichkeit verleihen.Zurzeit spiele ich mit der Form: wie ich diese Perlenkette von zehnSätzen zusammenbinde, oder ob es interessant ist, dass sie in Frag-mente zerspringt. Eine interessante Möglichkeit wären getanzte Ver-bindungselemente zwischen einzelnen Sätzen. Der Zuschauer hättedie Gelegenheit, die vorhergehende Musik auf sich wirken zu lassen,während die Tänzer – auch im Bewegungsvokabular – von einemSatz zum nächsten überleiten. Zusätzlich habe ich mit Albert Kriem-ler eine Abfolge von Kostümfarben und Schnitten entwickelt, diedem Ballett durch Wiederholungen eine weitere Struktur geben. DieKostüme spiegeln die scheinbare Zeitlosigkeit von Messiaens Musik,indem sie Gegensätzliches zusammenbringen: Archaisches, Exoti-sches, Einfaches – und etwas absolut Gegenwärtiges.

Turangalîla

Matias Oberlin

John Neumeier probt mit Christopher Evans und Karen Azatyan

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Begegnungen mit Olivier Messiaen

Meine Beziehung zu Olivier Messiaen reicht weit zurück. In den1960er-Jahren habe ich in John Crankos Ballett Oiseaux exotiques zuMessiaens Musik eine Hauptrolle getanzt und auch die Kostüme unddas Bühnenbild entworfen. Ich war ein großer Fan von seiner Musikund wollte daher meine erste Premiere in Hamburg dazu nutzen, dasRequiem von Mozart mit einem Werk von Messiaen zu kombinieren(Trois Petites Liturgies de la Présence Divine). Leider gab Messiaen seineKomposition für dieses Projekt nicht frei, weil er es als sakrales Werknicht vertanzt sehen wollte. Viele Jahre später plante ich ein gemein-sames Projekt mit Herbert von Karajan bei den Salzburger Festspie-len und erneuerte dafür meinen Vorschlag. Messiaen besuchte eineAufführung meiner Matthäus-Passion, aber anders als erwartet be-harrte er auf seinem bisherigen Standpunkt.

Auch das mit Ingo Metzmacher entwickelte Vorhaben, die Turan-galîla-Symphonie zu choreografieren, scheiterte an der fehlenden Ge-nehmigung. Messiaens Witwe Yvonne Loriod war zwar sehr char-mant, sah sich aber dem Willen ihres verstorbenen Mannesverpflichtet, der – nach einem verlorenen Gerichtsprozess um dieAutorenrechte an einem Ballettlibretto – jede weitere Tanzauffüh-rung ausgeschlossen hatte. Ich habe diesen Wunsch, die Turangalîla-Symphonie zu choreografieren, lange mit mir herumgetragen. Erst alsich bei meinem ersten Gespräch mit Kent Nagano Turangalîla er-wähnte, rückte das Projekt in greifbare Nähe, weil er eine persönlicheBeziehung zu Messiaens Familie hat. Ich bin ihm dankbar, dass ersich dafür eingesetzt hat und die Genehmigung für die Kreation vonTurangalîla hier in Hamburg erlangt hat.

Marcelino Libao

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Albert Kriemler

(Kostüme)

ist Kreativdirektor von Akrisund entwirft alle Kollektio-nen von Akris und Akris Accessoires. 1960 als Enkelder Firmengründerin Alice

Kriemler-Schoch geboren, trat er mit 19 Jahren indas Unternehmen ein, das er seit1987 gemeinsammit seinem für die wirtschaftliche Seite zuständi-gen Bruder Peter leitet. Seit 2004 zeigt Albert Kriemler seine Kollektionenim Rahmen der Fashion Week Paris. 2012 er-schien bei Assouline das Buch Akris der New Yor-ker Kuratorin Valerie Steele, das dem Schaffenvon Albert Kriemler gewidmet ist. Albert Kriem-ler wurde unter anderem mit dem Schweizer De-sign-Preis „Merit of the Year” und dem StarAward der Fashion Group International NewYork ausgezeichnet.

Heinrich Tröger

(Bühnenbild)

ist Diplom-Ingenieur für Architektur und Bühnenbild-ner, der seit vielen Jahren ge-meinsame Produktionen mitJohn Neumeier realisiert hat.

Nach dem Architekturstudium war er als Techni-scher Assistent unter Max von Vequel an derOper Frankfurt engagiert. Nach Jahren als frei-schaffender Bühnenbildner übernahm er die Lei-tung der Werkstätten am Nationaltheater Mann-heim und später an den Städtischen BühnenFrankfurt. Weitere Karrierestationen bildeten dieTechnische Leitung mehrerer Produktionen beiden Salzburger Festspielen sowie die Leitung derDekorationswerkstätten an der HamburgischenStaatsoper. Daneben war Heinrich Tröger alsLehrbeauftragter und Funktioneller Assistent des Lehrstuhlinhabers der Bühnenbildklasse amMozarteum Salzburg tätig.

Kent Nagano

(Musikalische Leitung)

gilt als einer der herausragen-den Dirigenten sowohl fürdas Opern- als auch das Kon-zertrepertoire. Seit der Spiel-zeit 2015/16 ist er Hamburgi-

scher Generalmusikdirektor. Zudem ist er seit2006 Music Director des Orchestre symphoniquede Montréal und seit 2013 Artistic Advisor undPrincipal Guest Conductor der Göteborger Sym-phoniker. Im Bewusstsein der bedeutenden Tradition derHamburgischen Staatsoper und des Philharmoni-schen Staatsorchesters möchte Kent Nagano ge-meinsam mit Opern- und OrchesterintendantGeorges Delnon im Spannungsfeld zwischensorgsamer Pflege eines breiten Repertoires undmarkanter Leidenschaft für das Neue ein eigenesProfil für die Musikstadt Hamburg entwickeln.Als vielgefragter Gastdirigent arbeitet Kent Na-gano weltweit mit den führenden Orchestern.Unter seiner künstlerischen Leitung findet von2014 bis 2016 das Vorsprung-Festival im Rahmender AUDI-Sommerkonzerte statt.

John Neumeier

(Choreografie)

studierte in seiner Heimat-stadt Milwaukee/Wisconsin,USA sowie in Chicago, Ko-penhagen und London. 1963engagierte John Cranko ihn

ans Stuttgarter Ballett, wo er zum Solisten avan-cierte. John Neumeier wechselte 1969 als Ballett-direktor nach Frankfurt am Main. Seit 1973 ent-wickelte er das Hamburg Ballett zu einer derführenden deutschen Ballettcompagnien, derenProduktionen bald auch internationale Anerken-nung erlangten.Bis heute gilt John Neumeiers Hauptinteressedem abendfüllenden Ballett, sei es zu sinfonischeroder geistlicher Musik: Auf überzeugende Weiseversteht er es, die klassische Ballett-Traditionfortzuführen und sie um zeitgenössische Aus-drucksformen zu bereichern. Seine neuestenKreationen für das Hamburg Ballett sind PeerGynt und Duse (2015). John Neumeier wurde international mit höchstenAuszeichnungen für sein Lebenswerk geehrt: inDeutschland mit dem Bundesverdienstkreuz, inFrankreich mit der Ernennung zum Ritter derEhrenlegion, in Japan mit dem Kyoto-Preis undzuletzt im Mai 2016 mit dem Prix Benois de laDanse.

Biografien

Turangalîla

Carsten Jung und Hélène Bouchet

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Hintergrund Turangalîla

Turangalîla als TanzStationen eines Meisterwerks

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iebzig Jahre ist es her, dass Olivier Messiaen den Grund-stein für eines der sinfonischen Meisterwerke des 20. Jahrhunderts legte: Am 10. Juli 1946 begann er mitder Arbeit an seiner Turangalîla-Symphonie. Ermöglichtwurde dieses schillernde und mit zahlreichen Bedeu-

tungsebenen aufgeladene Werk durch einen Kompositionsauftragaus den USA. Der damalige Chefdirigent des Boston Symphony Orchestra, SergejKussewitzky, hatte nach dem Tod seiner Frau im Jahr 1942 eine Stif-tung ins Leben gerufen, deren Mittel er dafür einsetzte, Kompositi-onsaufträge an renommierte Komponisten zu vergeben. Neben derTurangalîla-Symphonie entstanden allein in den 1940er-Jahren aufInitiative Kussewitzkys so berühmte Kompositionen wie Béla Bar-tóks Konzert für Orchester und Ein Überlebender aus Warschau von Ar-nold Schönberg.Im Rückblick würdigte Messiaen die großen künstlerischen Freihei-ten, die Kussewitzky ihm bei der Ausgestaltung seiner Auftragskom-position ließ: „Sergej Kussewitzky sagte zu mir: ‚Schreiben Sie mir einWerk ganz nach Ihrem Willen, in der von Ihnen gewünschten Stil-richtung, Länge und Instrumentalbesetzung. Ich setze Ihnen keiner-lei Frist für die Abgabe Ihrer Arbeit.‘ Diese freundschaftlichen Be-dingungen habe ich zunächst ausgiebig genutzt.“

Die Sinfonie

Ein Blick in die Partitur macht deutlich, inwiefern Messiaen den ein-geräumten Gestaltungsspielraum „ausgiebig genutzt“ hat. Sie um-fasst 429 größtenteils eng bedruckte Partiturseiten, deren Auffüh-rung rund 80 Minuten einnehmen. Diese monumentale Länge warin der Nachkriegszeit einzigartig und übertraf selbst die SinfonienNr. 7 und Nr. 8 von Dmitri Schostakowitsch, die im gleichen Jahr-zehnt entstanden. Das von Messiaen eingesetzte Instrumentariumentspricht ebenfalls diesem raumgreifenden Anspruch: Neben drei-fache Holzbläser, Blechbläser und einen immensen Streicherapparattreten eine große Vielfalt von Schlaginstrumenten sowie die solistischeingesetzten Instrumente Klavier und Ondes Martenot. Bei Letzte-rem handelt es sich um ein frühes elektronisches Instrument, desseneindringliche Klangfarben Messiaen auch in weiteren Kompositio-nen effektvoll einsetzen sollte. Darüber hinaus wirkt die Turangalîla-Symphonie so besonders, weil Messiaen das Werk in zehn relativ kur-zen Sätzen anlegte, anstatt sich an der Gattungskonvention einerviersätzigen Sinfonie zu orientieren.Die große zeitliche Ausdehnung und die Besetzung sind nur die äu-ßere Seite einer höchst individuellen Werkkonzeption. Die Turanga-lîla-Symphonie war Messiaens erstes abendfüllendes Orchesterwerk,in dem zahlreiche Stilmerkmale seiner Musiksprache eine repräsen-tative Form gewinnen. Dreh- und Angelpunkt ist der katholischeGlaube des Komponisten, der alle seine künstlerischen Äußerungenbeeinflusste. Auch wenn die Turangalîla-Symphonie zu den Werken

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zählt, die keinen explizit religiösen Bezug zeigen, steht er doch alsfundamentale Basis im Raum. Wie sonst hätte Messiaen ein derartausdrucksstarkes Werk in der unmittelbaren Nachkriegszeit schrei-ben können? Während es in dieser Zeit starke Tendenzen gab, sichvon der Tradition loszusagen, „vertraut“ Messiaens Musik gleichsamauf eine Heilsperspektive jenseits der menschlichen Vernunft. Dies könnte leicht kitschig wirken – und diesem Vorwurf sah sichMessiaen auch ausgesetzt –, aber die Ernsthaftigkeit seiner Haltungin Kombination mit avancierten Kompositionstechniken verleiht derMusik eine unhinterfragbare Authentizität. Mit seinem KlavierstückMode de valeurs et d’intensités aus dem Jahr 1949 öffnete Messiaen bei-spielsweise die Tür zu seriellen Kompositionsverfahren; andererseitsverweigerte er sich stets der Alternative von tonaler und atonalerMusik. Wichtig waren für ihn differenzierte Klangfarben, deren Effekte er – unabhängig von der verwendeten Harmonik – auch mitHilfe von Akkordspreizungen oder komplexen rhythmischen Mus -tern erzielte.So ist es kein Zufall, dass der Werktitel „Turangalîla“ sich aus Mes-siaens Begeisterung und Beschäftigung mit der indischen Musikkul-tur speist. Der Name des Werkes entspricht einem viergliedrigenrhythmischen Muster, das Messiaen in einer Sammlung von 120 Rhyth musformeln fand, der so genannten deçî-tâla. Im erstenSatz der Sinfonie dominiert dieser „Turangalîla“-Rhythmus den ge-samten Mittelteil. Neben diesem eher kompositionstechnischenBezug nutzte Messiaen den Titel, um seine Sinfonie mit außermusi-kalischen Assoziationen aufzuladen: „Turangalîla: das Wort stammtaus dem Sanskrit … Wie alle Vokabeln der alten orientalischen Spra-chen ist auch dieser Begriff reich an Bedeutungen. Lîla heißt wört-lich: Spiel. Gemeint ist aber Spiel im Sinne eines göttlichen Einwir-kens auf das kosmische Geschehen … Lîla heißt auch: Liebe.Turanga: das ist die Zeit, die davoneilt … Turangalîla schließt somitgleichzeitig die Bedeutung Liebesgesang, Freudenhymne, Zeit, Bewe-gung, Rhythmus, Leben und Tod ein.“Messiaen hat zusätzlich darauf hingewiesen, dass die Turangalîla-Symphonie auch von dem Mythos um Tristan und Isolde inspiriertist. Gemeint sei aber gerade keine programmatische „Nacherzäh-lung“ des Stoffes, inspiriert etwa von Wagners berühmter Oper. Viel-mehr gehe es schlicht um eine „schicksalhafte Liebesbeziehung …,die ihrer Natur nach zum Tod führt“. Diese literarische Anspielungist demnach nur auf einer abstrakten Ebene angesiedelt. Für den Zu-hörer bedeutet das – wie so oft auch bei romantischer „Programm-Musik“ –, dass er den Assoziationsrahmen selbst ausfüllen muss.

Ur- und Erstaufführungen

Die ersten Aufführungen der Turangalîla-Symphonie waren ein regel-rechtes Großereignis in der internationalen Musikwelt. Schon vorder offiziellen Uraufführung in Boston ließ Messiaen die Sätze 3 bis5 unter dem Titel Trois Tâla aufführen: am 15. Februar 1948 in Paris– also noch vor der Fertigstellung des Gesamtwerks – und ein knap-pes Jahr später in Baden-Baden, wo das Symphonieorchester desSWR sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem wichtigen Pfeilerder internationalen Messiaen-Pflege entwickeln sollte. Die Uraufführung der Turangalîla-Symphonie fand am 2. Dezember1949 in Boston statt: in Anwesenheit des Komponisten und – auf Ver-mittlung von Kussewitzky – mit Messiaens späterer Ehefrau Yvonne

Loriod als Solistin des Klavierparts. Kussewitzky selbst konnte krank-heitsbedingt nicht dirigieren, sodass sein junger Assistent LeonardBernstein diese keineswegs leichte Aufgabe übertragen bekam. Auchwenn das Werk freundlich aufgenommen wurde, löste es bei Publi-kum und Presse zunächst keineswegs euphorische Reaktionen aus.Rudolph Ellie veröffentlichte im Boston Herald eine skeptische Kri-tik, in der er eine „erschreckende melodische Abgeschmacktheit“ derzyklischen Themen diagnostizierte: „Denn beim ersten handelt essich um ein sechstöniges Motto, wie Gershwin es sich besser ausge-dacht hätte. Das zweite wäre dazu tauglich, von Dorothy Lamour[amerikanische Filmschauspielerin] … geträllert zu werden. Und dasdritte, das Freudentanz-Thema, ließe sich indischen Hinterwäldlernzuschreiben, wenn es solche gibt.“

Choreografien

Bereits ein Jahr nach der Europa-Premiere der Turangalîla-Sympho-nie (25. Juli 1950 in Aix-en-Provence) wurde Messiaen auf eine Rea-lisierung als Ballett angesprochen. Hubert Devillez, ein Steuerbeam-ter, sollte diese Idee in den folgenden Jahren immer wiederweiterverfolgen. Auch wenn das Projekt zunächst scheiterte, gab es1952 immerhin eine offizielle Besprechung, an der außer Messiaenund dem damaligen Operndirektor Maurice Lehman Geis tesgrößenwie Jacques Ibert und Marc Chagall teilnahmen. Auch wurde derMitschnitt aus Aix-en-Provence auf Schallplatten transferiert, umfür eine mögliche Kreation als Tondokument zur Verfügung zu ste-hen. Unter der Intendanz von Rolf Liebermann sollte das Ballett derHamburgischen Staatsoper 1960 eine wichtige Wegmarke für dieVertanzung der Turangalîla-Symphonie bilden. Peter van Dyk, Tänzeram Ballett der Opéra de Paris und ab 1962 Ballettdirektor in Ham-burg, präsentierte eine Choreografie zu den Trois Tâla, den Sätzen 3bis 5, die Messiaen noch in der Erstausgabe der Partitur von 1953 alsOption für eine auszugsweise Aufführung angegeben hatte.In den Folgejahren wurde Messiaen mehrfach um die Erlaubnis füreine Choreografie zur Turangalîla-Symphonie gebeten, unter ande-rem von Janine Charrat für geplante Produktionen in Braunschweigund Wien. Letztlich erhielt ihr ehemaliger Tanzpartner Roland Petitfür das Ballett der Opéra de Paris den Zuschlag. Die Produktion, dieam 21. Juni 1968 Premiere feierte, stand aber unter keinem gutenStern. Hubert Devillez meldete Urheberrechtsansprüche am Librettoan und gewann in dieser Angelegenheit 1972 sogar einen Rechtsstreitgegen den Komponisten. Die Aufführungen wurden daraufhin ge-stoppt, und Messiaen wollte zu Lebzeiten keine weitere Choreografiezur Turangalîla-Symphonie freigeben.Die Uraufführung durch das Hamburg Ballett am 3. Juli 2016 vonTurangalîla in der Choreografie von John Neumeier ist insofern einhistorischer Meilenstein: Erstmals seit der Pariser Produktion von1968 wird das sinfonische Glanzstück Messiaens mit einer Choreo-grafie zu erleben sein. Initiiert von John Neumeier und ermöglichtdurch eine Sondererlaubnis der Erben, die Kent Nagano als Mes-siaen-Spezialist vermitteln konnte, treffen hier in der Hamburgi-schen Staatsoper Tanz- und Musikgeschichte auf Weltniveau aufei -nander.

| Jörn Rieckhoff

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Yun-Su Park (Choreografie: Kristina Borbélyová)

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Matthäus-Passion

„Aspekte der Kreativität“Choreografien aus dem Hamburg Ballett und seiner Schule

„Als Ballettintendant ist es mir von jeher einAnliegen, dass die Tänzer meiner Compa-gnie ihre kreativen Energien voll entfaltenkönnen.“ John Neumeier ist nicht nur eininternational mit höchsten Ehrungen ausge-zeichneter Choreograf. Als Ballettintendanthält er seit über vier Jahrzehnten dem Ham-burg Ballett die Treue – und fördert seineTänzer, wo es nur geht. Bereits in seiner ers -ten Hamburger Spielzeit rief er das Pro-grammformat „Junge Choreografen“ insLeben.

Seitdem begeistern die Compagnie-Mit-glieder mit eigenen Choreografien, die inaller Regel von den Kollegen getanzt werden,an unterschiedlichen Orten der Stadt: in Bal-lett-Werkstätten, auf Kampnagel, im Deut-schen Schauspielhaus und – wie auch in die-sem Jahr – in der opera stabile. Bei denBallett-Tagen waren sie in der Vergangenheitebenfalls vertreten, besonders prominent imRahmen des choreografischen Wettbewerbs„Prix Dom Pérignon“, der zwischen 1999und 2003 mit einer international besetztenJury durchgeführt wurde.

Die Ballettschule als Sprungbrett

In der Ballettschule des Hamburg Ballettwerden junge Nachwuchstalente umfassendauf den Beruf als Tänzer vorbereitet. Be-wusst hat John Neumeier die doppelte Ver-antwortung als Intendant der Compagniesowie als Direktor der Schule übernommen.Die enge Verzahnung beider Institutionen

Hamburger Publikum während der Ballett-Tage eine gewisse Abwechslung und aucheine Vergleichsmöglichkeit zu den Auftrittender eigenen Compagnie. In diesem Jahr hater sich dafür entschieden, als „Impresario“einen Ballettabend aus den Arbeiten derletzten Jahre zusammenzustellen – sowohlvon Tänzern des Hamburg Ballett als auchvon den diesjährigen Absolventen der Bal-lettschule – und es als vollwertiges Pro-gramm auf die Bühne zu bringen. John Neu-meier erläutert sein Konzept mit denWorten: „Wenn die Arbeiten in der operastabile eine Art von choreografischem Skiz-zenbuch waren, sollen diese Werke jetzt einAquarell oder Ölgemälde in Vollkommen-heit darstellen.“ Das Programm enthält zweiTeile mit jeweils einem inhaltlichen Schwer-punkt: Der Erste Teil thematisiert Aspektevon Beziehungen, im Zweiten Teil sind Bal-lette des Abschieds zu erleben.

John Neumeier ist davon überzeugt, dass„seine“ Tänzer ihrem Publikum an den bei-den Abenden ein mitreißendes Programmbieten werden: „Ausgewählt habe ich dieje-nigen Werke, die es verdienen, weiterentwi -ckelt zu werden. Den Nachwuchskünstlernbiete ich damit eine Plattform an, auf der siedie nächste ‚Stufe‘ der Kreativität erklimmenkönnen. Ich persönlich bin sehr neugierigauf das Resultat – ich hoffe, unser treues Pu-blikum auch!“

| Jörn Rieckhoff

Vorstellungen 12. und 13. Juli, 19.30 Uhr

ist im Alltag jederzeit spürbar. Das Ballett-zentrum in Hamm bildet das gemeinsamegenutzte Gebäude für Training und Proben.Außerdem treten Ballettschüler unter-schiedlicher Ausbildungsklassen regelmäßigin den Ballettaufführungen der Compagnieauf, in Hamburg genauso wie auf den reprä-sentativen Tourneen.

Die Entwicklung und auch die Wert-schätzung der Kreativität ist in Hamburg einselbstverständlicher Teil der Ballettschulaus-bildung. Das beginnt bei kleinen Improvisa-tionen in den ersten Ausbildungsklassen undreicht bis hin zu eigenständigen Kreationenals Teil der Abschlussprüfung, die jedes Jahrals „Werkstatt der Kreativität“ im ErnstDeutsch Theater öffentlich aufgeführt wer-den.

John Neumeier als „Impresario“

In der aktuellen Spielzeit knüpft JohnNeumeier an die kreativen Programmfor-mate des Hamburg Ballett und seiner Bal-lettschule an, indem er den Tänzern ein ei-genes abendfüllendes Programm auf derBühne der Hamburgischen Staatsoper er-möglicht: Aspekte der Kreativität. Als beson-ders wirkungsvolle Plattform vertraut erihnen die beiden Aufführungstermine wäh-rend der Ballett-Tage an, die üblicherweisefür eine externe Gastcompagnie vorgesehensind.

Mit den Gastcompagnien bot John Neu-meier in den vergangenen Jahren seinem

Yaiza Coll, Marc Jubete (Choreografie: Marc Jubete)rechts: Florencia Chinellato und Sasha Riva (Choreografie: Florencia Chinellato)

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Wenn renommierte Ballettschulen auf Reisen gehen, um sich inter-national zu begegnen, ist oft ein Jubiläum im Spiel. Gefeiert wirddann die Geschichte der Institution (wie 2013 in Paris) oder dieAmtszeit eines Intendanten (wie in diesem Jahr in Stuttgart). Andersin Hamburg: Am 4. Juli 2016 stehen die Ballettschüler von sechs derweltweit renommiertesten Ballettschulen auf der Bühne, um das Ju-biläum einer Erfolgschoreografie zu feiern: Yondering von John Neu-meier. Mit Stolz blickt die Ballettschule des Hamburg Ballett auf ihren Di-rektor, der nicht nur als weltweit prägender Choreograf des abend-füllenden Handlungsballetts gilt, sondern seine kreativen Energienauch für „seine“ Ballettschule einsetzt: In der Vergangenheit schuf erChoreografien zu Benjamin Brittens Young Person’s Guide to the Or-chestra und Eine Reise durch die Jahreszeiten mit Musik von AlexanderGlazunov, die ebenfalls am 4. Juli zur Aufführung kommt.

Internationale Aufführungen von Yondering

Yondering wurde vor 20 Jahren von John Neumeier für die NationalBallet School of Canada kreiert. Im Rückblick beschreibt der Ham-burger Ballettintendant und Chefchoreograf die Bedeutung dieserChoreografie: „Der Titel meines Balletts Yondering bezieht sich aufein altes amerikanisches Wort, mit dem man ausdrückt, eine Grenzezu überschreiten und sich auf Abenteuer, auf das Unbekannte ein-zulassen. Das Ballett ist ein Bindeglied zwischen der kanadischenSchule und unserer Ballettschule des Hamburg Ballett, da es unsereSchüler noch vor der Premiere in Toronto ebenfalls getanzt haben.Der große Erfolg des Balletts geht, denke ich, auf seine Interpretationdurch enthusiastische, energetische und idealistische junge Eleven

zurück. Daher sollte dieses Ballett nur von Tanzschülern getanzt wer-den: von Eleven aus den besten Schulen.“

Das Jubiläum

Dieser Wunsch sollte in Erfüllung gehen. Neben Schülern der Bal-lettschulen aus Hamburg und Canada werden am 4. Juli weitereSchüler der großen Ballettschulen aus Paris, Amsterdam, Houstonund San Francisco auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper zuerleben sein: mit kurzen eigenen Programmpunkten und als krönen-dem Abschluss mit einer gemeinsamen Aufführung des Jubiläums-werks Yondering. | Jörn Rieckhoff

Vorstellung

Erste Schritte am 4. Juli 2016, 19.00 Uhr

Ballettschule des Hamburg BallettBallettschulen als Gast: De Nationale Balletacademie Amsterdam, SanFrancisco Ballet School, Houston Ballet Academy, L’École de danse del’Opéra national de Paris, National Ballet School of CanadaEinstudierung: Kevin Haigen, Marianne Kruse, Yohan Stegli, CarolinaBorrajo, Ann Drower, Leslie Hughes, Gigi Hyatt, Janusz Mazon, Christian Schön

20 Jahre „Yondering“ von John NeumeierJubiläumsaufführung mit 150 Ballettschülern

42. Hamburger Ballett-Tage

Yondering Fotos von Holger Badekow 2003 (links) und Kiran West 2016

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Ballett-Stipendium

ie ist 12 Jahre alt und stammtaus einer Kleinstadt in der Tos-kana. Mit Begeisterung erzähltAlice Lemmetti von ihren er-sten Monaten an der Ballett-

schule des Hamburg Ballett – auf Deutsch.Obwohl sie erst seit August in Deutschlandlebt, kann sie sich bereits gewandt in derSprache ihrer neuen Heimat ausdrücken.„Meine Ballettschule in Italien war wirklichklein, es gab nur ein Ballettstudio. Aber ge-nauso wie dort werde ich von meinen Leh-rern hier sehr unterstützt!“

Für die Ausbildung an der Ballettschuleist Alice Lemmetti eigens von Italien nachHamburg gezogen. Gelassen beschreibt siedie Eindrücke von ihrer neuen Umgebung:„Hamburg ist viel größer als meine Stadt inItalien, allerdings ist es kälter. Es ist wirklicheine schöne Stadt und ich mag es hier.“ Auchwenn sie erst kurz dabei ist, hat sie schonmehrere Auftritte in Hamburg absolviert:Bei der Intermezzo-Gala im Hamburger Rat-haus stand sie ebenso auf der Bühne wiebeim Gastspiel der Ballettschule in Poppen-büttel. Zurzeit ist sie an den Proben für ErsteSchritte beteiligt, dem Programm der Ballett-schule auf der großen Bühne der Hambur-gischen Staatsoper. Ihren Alltag fasst sie inkurzen Worten zusammen: „Morgens binich in der Schule, aber zwei Stunden Ballett-Training gibt es immer. Und jetzt mit denProben ist es noch viel mehr!“

Nachwuchsförderung

Als Intendant der Ballettschule betontJohn Neumeier immer wieder, dass er seineEntscheidung über die Aufnahme und dau-erhafte Ausbildung von Ballettschülern al-lein aufgrund ihres Talents treffen möchte –und keinesfalls aufgrund des finanziellenSpielraums der Eltern. Daher ist er allen För-dervereinen und Stiftungen besondersdankbar, die im Bedarfsfall einspringen, umdie Auswahl der Schüler allein aus künstleri-schen Gesichtspunkten zu ermöglichen.Dieses Sys tem hebt nicht nur das Niveau der

Ballettschülerin und StipendiatinAlice Lemmettis erstes Jahr an der Ballettschule des Hamburg Ballett

Ballettschule des Hamburg Ballett, sondernhat auch dazu geführt, dass die Compagnieseit Jahren ungefähr zu 80 % aus Absolven-ten der Ballettschule besteht. Seit vielen Jah-ren sammeln die Freunde des Ballettzen-trums Hamburg e.V., die BallettfreundeHamburg und die Charlotte Uhse-Stiftungexklusiv für die Schüler und ihre Belange, seies für ihr Schulgeld, ihren Lebensunterhaltoder auch für ihre Krankenversicherung.

Auch Alice Lemmetti profitiert von demFörderspektrum im Umfeld der Ballett-schule. Sie bestand eine Aufnahmeprüfungin Hamburg und wird zurzeit von der Char-

lotte Uhse-Stiftung gefördert. Bereits zuLebzeiten hatte die Stifterin sich in derNachwuchsförderung engagiert. Inzwischenvergibt ihre Stiftung regelmäßig Stipendienan talentierte Schülerinnen und Schüler derBallettschule. Bei Alice Lemmetti hat diesesEngagement seine volle Berechtigung. Be-fragt nach der Bedeutung des Tanzens für ihrLeben, antwortet sie mit einem Strahlen imGesicht: „Wenn ich Ballett tanze, fühle ichmich frei! Alle Probleme sind weit weg undich denke nur an Tanzen und Bewegung.Dann ist alles so schön!“| Jörn Rieckhoff

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Alice Lemmetti

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„Der Raum zwischen den Welten“Zum Auftakt der 42. Hamburger Ballett-Tage präsentiert das Bundesjugendballett den Erarbeitungsprozess zu John Neumeiers Bach Suite 3 und die Hamburger Premiere von Ein kleiner Prinz. Ein Gespräch mit dem Künstlerischen Leiter Kevin Haigen

Was erwartet das Publikum bei Im Aufschwung VII?

Wir zeigen einen zweiteiligen Abend. Zum einen möchten wir demHamburger Publikum endlich unser neues Tanz- und MusiktheaterEin kleiner Prinz vorstellen, welches ein vielfältiges Gesamtkunst-werk mit Live-Musik ist. Der Abend beginnt mit einem öffentli-chen Training und einer Probe zu John Neumeiers ChoreografieBach Suite 3, einem technisch anspruchsvollen Werk, insbesonderefür junge Tänzer.

Wie kam es zu dieser Programmgestaltung?

Das Publikum erlebt meist nur die fertige Vorstellung auf derBühne. Viele äußern den Wunsch, auch den Weg dorthin kennen-zulernen, ein Verständnis zu entwickeln für die Arbeit, die hinterder Aufführung steht. Deshalb möchten wir gerne die Türen zuunserem Alltag öffnen, ein bisschen so, wie es John Neumeier inseinen Ballett-Werkstätten tut – von ihm stammt auch die Ideeeiner öffentlichen Probensituation auf der Bühne des ErnstDeutsch Theaters.

Wie kam es zu der Idee von Ein kleiner Prinz?

2014 tanzten wir im Rahmen eines Workshops mit dem integrati-ven Sportverein TV Schiefbahn in Willich bei Mönchengladbach.Die Kinder und Jugendlichen, insbesondere der heute 17-JährigeJulius Winkelsträter, waren für mich der Inbegriff der Botschaftvon Saint-Exupérys Roman: „Man sieht nur mit dem Herzen gut,das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ In Julius sah ich mitseiner erfrischenden Natürlichkeit und Hingabe den idealen Prota-gonisten für ein künstlerisches Projekt zum kleinen Prinzen.Wobei es uns nicht um die Übersetzung des Romans in Tanz geht.Die Produktion heißt deshalb auch ganz bewusst „Ein“ kleinerPrinz, weil wir die Kernbotschaft des Buches als Ausgangspunkt füreine eigene Reise durch die Planeten nehmen – denn in jedem Ein-zelnen von uns steckt ein kleiner Prinz.

Wie haben Sie das Stück im Einzelnen erarbeitet?

Ich bin sehr dankbar, dass die Choreografen John Neumeier, Nata-

lia Horecna und Zhang Disha uns ihre Werke für das Projekt zurVerfügung gestellt und zur weiteren Bearbeitung freigegebenhaben. Dafür habe ich mir die Choreografin Yuka Oishi und unse-ren Tänzer Pascal Schmidt zur Unterstützung an die Seite geholt.Wir kreierten auch ganz neue Passagen, erfanden gewissermaßenden Raum zwischen den Welten. Einige Choreografien ließen wirso wie sie sind, weil wir uns für dieses Stück nichts Passendereswünschen könnten, andere tanzen wir z.B. auf komplett andereMusik oder bringen die Schritte in eine neue Reihenfolge. Wirhaben das Vertrauen der Choreografen, mit ihrem Material völligfrei umzugehen, es kreativ wiederzuverwerten – was sehr großzü-gig von ihnen ist.

Das Stück entstand als Kooperationsprojekt mit dem Lucerne

Festival und dem Podium Festival Esslingen. Wie haben Sie

die Zusammenarbeit empfunden?

Es herrschte eine Atmosphäre großer Offenheit, Kreativität undgegenseitiger Unterstützung zwischen Musikern und Tänzern. Wirhaben das Stück gemeinsam entwickelt und jeder Einzelne über-nahm zusätzlich zu seiner „offiziellen“ Funktion freiwillig weitereAufgaben. Für das Bundesjugendballett ist das normal, wir arbei-ten immer so. Es war eine große Bereicherung, dass die Musikerebenfalls dazu bereit waren. Wir entwickelten gemeinsam Über-gänge zwischen den einzelnen Musikstücken mit gesprochenemText und eigenen klanglichen Farbtönen. Außerdem sind die Musi-ker in der Inszenierung Teil des Ensembles, sie sind Darsteller, diemit den Tänzern und mit Julius in Interaktion treten. Die Musikist keine Begleitung, sondern visuell erfahrbar.

Interview: Daniela Rothensee

Das Bundesjugendballett im Ernst Deutsch Theater

28. Juni bis 2. Juli 2016, jeweils 19.30 Uhr (öffentliches Training um 19.00 Uhr)Karten 20,00 € bis 36,00 €, inkl. HVV T 040. 22 70 14 20 | [email protected]

42. Hamburger Ballett-Tage

Kevin Haigen (links), Szene aus Ein kleiner Prinz

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hail Fokine ein Bewegungsvokabular ge-schaffen, das sich in den Kunstwerken soforterkennbar wiederfindet. Die Stiftung JohnNeumeier betreut unterschiedliche Werke zudiesem Motiv. In Paris waren es u. a. GeorgesLepape sowie Valentine Hugo, die sich mitden ersten Jahren der Ballets Russes ausein-andersetzten. Von Georges Lepape sind seineZeichnungen mit Vorzeichnungen bekannt.Valentine Hugo schuf zudem Druckgrafikund teils auch Ölgemälde, aber einzigartigwar sicher ihr Enthusiasmus, in den Vorstel-lungen kleine Skizzen und Notizen anzufer-tigen, die sie später in ihre Zeichnungenübertrug.

Im vergangenen Jahr konnte eine Kos -tümzeichnung erworben werden, die Nijin-sky umgeben von Bleistifthinweisen, Notenund choreographischen Skizzen zeigt. DieseZeichnung war von dem AuktionshausGeorges Lepape zugeschrieben, aber vielesspricht dafür, dass es sich um eine Zeich-

enn im September dasBallett Nijnsky seineWieder aufnahme er-lebt, kehrt eines der gro-ßen Schlüsselwerke von

John Neumeier zurück, das seine Nähe zumTänzer-Choreografen Vaslaw Nijinsky ver-deutlicht. Das Ballett zeigt auf eindrücklicheWeise, welche Bedeutung die unterschiedli-chen Kunstgattungen in der Tanzgeschichteeinnehmen, denn ohne Gemälde, Zeichnun-gen und Photographien wäre eine neue vi-suelle Umsetzung kaum denkbar. Neben vie-len Balletten der Ballets Russes ist Petrushka,am 13. Juni 1911 mit der Musik von IgorStrawinsky und Entwürfen von AlexandreBenois in Paris uraufgeführt, eines derWerke, das verschiedenste Künstler inspi-riert hat. Für Nijinsky war Petrushka einetänzerische Herausforderung, die ihm be-sonders entsprach. Mit der teils wilden undabrupt agierenden Gliederpuppe hatte Mik-

Petrushka und Variationen Zur Wiederaufnahme von Nijinsky in der kommenden Spielzeit

nung von Valentine Hugo handelt. Die Lini-enführung entspricht wenig dem weichenStil Lepapes und es ist bekannt, dass Valen-tine Hugo mit Sequenzen aus Noten undchoreografischen Momenten arbeitete – soauch bei Werken zu Nijinskys Ballett Jeux inunserem Bestand. Hier zeigt sie nun mit derMusik ein paar der wohlbekannten Bewe-gungsabläufe und beschreibt zudem Hut,Gürtel, Schuhe und Handschuhe. Es ist in-teressant zu sehen, wie unterschiedlichKünstler das Gesehene interpretierten,wobei Valentine Hugo am ehesten doku-mentarisch vorging. Gerade die Interpreta-tion eines Balletts, auch nur in Andeutungvon Bühnenbild oder Kostüm – und die dar-aus resultierende Wiedererkennung des Ori-ginals, ist wie in John Neumeiers Nijinsky nurdann möglich, wenn unterschiedliche Quel-len die Grundlage für eine kreative Fortfüh-rung ermöglichen. Das ist lebendige Tanzge-schichte! | Hans-Michael Schäfer

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Nijinsky in Petrushka, Fotografie

von Elliott & Fry, London ca. 1913 |

Lloyd Riggins in Petruschka (Foto:

Holger Badekow 2000) | Nijinsky

in Petrushka, Zeichnung von

Georges Lepape, Paris ca. 1911 |

Nijinsky in Petrushka, Zeichnung

von Valentine Hugo, Paris ca. 1911

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Oper Premiere

Franziska Kronfoth, Julia Lwowski

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Agneta Eichenholz als Daphne FO

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Ihr arbeitet seit 2012 mit einer Gruppe von Künst-

lern als Musiktheaterkollektiv zusammen. Wie ist

das Kollektiv entstanden?

JULIA LWOWSKI Franziska und ich haben uns 2011/12bei einem Projekt in Stuttgart kennengelernt. Wirkamen frisch aus dem Studium und wollten nicht indie ewigen Abgründe des Nicht-Regie-Führens hinab-fallen. Deshalb haben wir die Sache selbst in die Handgenommen und angefangen, in einer Berliner Galeriekleine Projekte gemeinsam zu verwirklichen. Zuerstwaren wir zu zweit und mit der Zeit sind immer mehrKünstler dazugekommen. FRANZISKA KRONFOTH Das Netzwerk, das unser Kollektivspeist, ist aber schon älter. Mit Martin arbeiten wir seit2006 zusammen, Christina und Julia haben auch schonvorher zusammengearbeitet.

Das Problem als Regisseur einen Einstieg zu

finden, kennen viele Berufsanfänger im Theater.

Wo seht ihr die größten Schwierigkeiten?

JULIA LWOWSKI In unserem Fall ist die Theatersprache,die wir anstreben sehr interdisziplinär und experimen-tell – für große Opernhäuser oft zu experimentell. Und

Musikalische Leitung

Volker Krafft

Inszenierung

Franziska Kronfoth,

Julia Lwowski

Bühnenbild

und Kostüme

Christina Schmitt

Video

Martin Mallon

Dramaturgie

Janina Zell

Einführungsmatinee

mit Mitwirkenden

der Produktion

Moderation:

Janina Zell

3. Juli 2016

um 11.00 Uhr

Probebühne 1

Orpheus Zak Kariithi

EurydiceMaria Chabounia

OrasiaGabriele Rossmanith

IsmeneDaniel Todd

Eurymedes/Echo/GeistSunghyun Kim

Premiere

8. Juli 2016

20.00 Uhr

Aufführungen

9., 12., 13., 15.,

16. Juli 2016,

20.00 Uhr;

10. Juli 2016,

17.00 Uhr

opera stabile

Cephisia/AscalaxMarta Świderska

Pluto I Stanislav Sergeev

Pluto II Bruno Vargas

Kunst als Waffe: Mini-Anarchie in der StaatsoperEin Gespräch mit dem Lwowski•Kronfoth•Musiktheaterkollektiv über Telemanns Orpheus

Eine Produktion des Internationalen Opernstudios | Partner des Internationalen Opernstudios sind die Körber-Stiftung und die Stiftung zur Förderung der HamburgischenStaatsoper sowie die J. J. Ganzer Stiftung

das Off-Theater kommt recht selten mit dem Musik-theater in Berührung. Deshalb bleibt unser experimen-telles Musiktheater oft beiden Polen fremd und wirhatten Sorge, dass wir keinen geeigneten Raum dafürfinden würden. Davon wollten wir uns emanzipieren. FRANZISKA KRONFOTH Uns wurde im Studium sehr krassvermittelt, dass für diese Art von Theater kein Platz sei.Die Off-Theater waren aber schon interessiert, bloßmuss man in diese Strukturen erst einmal hineinfin-den; Anträge stellen und Gelder bewilligt bekommen.Das dauert am Anfang ziemlich lang. Wir wollten eineandere Struktur, um unabhängig von Geldern künstle-risch zu arbeiten.

Was sind für euch als Kollektiv die entscheidenden

Unterschiede zu einem „normalen“ Regieteam, das

regelmäßig zusammenarbeitet?

MARTIN MALLON Der Gedanke bei der kollektiven Zu-sammenarbeit ist, dass es zwar zugeordnete Perspekti-ven gibt (Personenführung, Musik, Video usw.), sichaber jeder möglichst gleichberechtigt einbringt. DieArbeit entsteht nicht aus dem Kopf eines Einzelnen,dem andere zuarbeiten, sondern aus einem Gesamtor-ganismus.

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Oper Wiederaufnahme

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Eure offene und hierarchielose Arbeitsstruktur fin-

det sich auch inhaltlich in euren Musiktheaterpro-

duktionen wieder. Geht es euch bei euren Auffüh-

rungen auch darum, diejenigen zu erreichen, die

sonst nicht in die Oper gehen?

FRANZISKA KRONFOTH Absolut. Ich habe oft mit Leutengesprochen, denen es total peinlich war, dass sie nochnie in der Oper waren. Uns ist es wichtig, diese Bar-riere abzubauen. Das passiert zum Beispiel durch dieAufführung an anderen Orten als dem Opernhaus. CHRISTINA SCHMITT Wir laden die Menschen auch gernemit einer großen Geste zu Beginn ein, sich unsere Auf-führungen anzusehen und selbst Teil davon zu sein. Esgibt überhaupt keine räumliche Distanz zwischen Zu-schauern und Mitwirkenden: Bühne und Zuschauer-raum sind für mich ein einziger Raum, der als Ganzesgestaltet und belebt wird. Wir entwickeln für Bühneund Kostüme gerne eine schräge Opulenz, um auch vi-suell zu einem richtigen Spektakel einzuladen. JULIA LWOWSKI Die Opulenz drückt für uns die Lust zurVerschwendung und Grenzüberschreitung aus – eineLust, sich dem Geschehen hinzugeben, sich darin auf-zulösen und eine permanente, wunderschöne Überfor-derung zuzulassen. FRANZISKA KRONFOTH Was wir anstreben, ist die Verfüh-rung des Zuschauers. Wir möchten kein hermetischesKonzept entwickeln, das angeschaut und als „hoheKunst“ angehimmelt wird, sondern durch visuelle Mit-tel und einen direkten Dialog mit dem Zuschauer ver-führen. Bei uns stehen die Opernstoffe nicht für sich,sondern werden szenisch diskutiert. Historische Hin-tergründe, verschiedene Interpretationen – all das, wassonst nur im Programmheft steht, fließt bei uns direktins Spiel mit ein.

Eine weitere Besonderheit eures Kollektivs ist der

Funktionswechsel Regisseurin/Performerin und

das Einbeziehen des Produktionsteams in die Auf-

führungen. Wie fühlt es sich an, als Videokünstler

Teil des Bühnengeschehens zu sein?

MARTIN MALLON Es ist wunderschön, dass man nach derKonzeptions- und Probenphase nicht nur Zuschauerist, sondern am Leben des Stückes weiter aktiv teil-nimmt. Mich interessiert vor allem die körperliche Per-formativität der Videoebene. Der Film soll nicht ein-fach wie im Kino abgespielt werden, deshalb passt esauch, wenn ich selbst mit auf der Bühne stehe.

Eure Inszenierungen entstehen oft an ungewöhnli-

chen Orten wie der Galerie „Galerina Steiner“ in

Berlin, wo ihr neben dem Ausstellungsraum auch

Kellergewölbe, Privatwohnung und Umgebung be-

spielt. Im Vergleich dazu ist die opera stabile als

Blackbox fast schon traditionell. Wie geht ihr mit

diesem Theaterraum um?

CHRISTINA SCHMITT Der Raum ist uns in dem Sinne nichtfremd. Es ist keine Guckkasten-Bühne und die Nähezwischen Zuschauer und Darsteller ist gegeben. DasSystem dahinter mit großem Regelwerk verändert dasArbeiten aber natürlich. Wir haben versucht, denRaum zu verstehen – was bringt er mit, wie wirkt er? –,um im nächsten Schritt seine Besonderheiten zu ver-wenden, statt sie zu kaschieren. Das ist zum einen diebesondere Form des Raumes (ein Parallelogramm)und zum anderen gibt es die Beleuchtungsgalerie mitder Ton- und Lichtloge.

Welche Rolle spielt dabei der Einsatz von Video-

projektionen?

MARTIN MALLON Durch das Video vergrößern wir denRaum visuell, in dem wir Nebenräume live hinzuschal-ten. Diese Öffnung überträgt sich wiederrum auf diegedankliche und inhaltliche Ebene.JULIA LWOWSKI Dabei geht es uns auch um Grenzüber-schreitung, nicht bloß räumlich, sondern auch poli-tisch. Wir werden auf den Probebühnen spielen, drau-ßen und im Foyer. Inhaltlich hängt das eng mit demOrpheus-Stoff zusammen; der Grenze zwischen Lebenund Tod, der Frage, was hinter der Grenze ist und wieman sich Freiheiten erkämpfen kann. Es ist eine Formvon Mini-Anarchie, die wir versuchen, in die Staats-oper zu bringen, … FRANZISKA KRONFOTH … eine Herausforderung und Ein-ladung an das etablierte System, sich auf Neues einzu-lassen: auf die Lust, die Freiheit, die Kreativität.

Im Unterschied zu zeitgenössischen Opernproduk-

tionen, bei denen die Inszenierung modern ist, der

musikalische Part aber oftmals traditionell umge-

setzt wird, vergegenwärtigt ihr die Opernstoffe auf

allen Ebenen.

FRANZISKA KRONFOTH Das Orchester ist bei uns immerTeil der szenischen Situation. Die Musiker tragen Kos -tüme, sie sind sichtbar und werden auch zu Theaterfi-guren. Außerdem arbeiten wir häufig mit Sonderin-strumenten. In Telemanns Orpheus werden dieMusiker neben ihren klassischen Instrumenten auchverschiedene Schlaginstrumente spielen.

Telemanns Orpheus wurde 1726 hier in Hamburg

an der Gänsemarktoper uraufgeführt. Inwieweit

hat das Barockzeitalter Einfluss auf eure Inszenie-

rung?

Oper Premiere

Volker Krafft

Zak Kariithi

Maria Chabounia

Gabriele Rossmanith

Daniel Todd

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6 . 2 0 1 5 / 1 6 J O U R N A L 2 3

Orpheus

Das LWOWSKI•KRONFOTH•MUSIKTHEATERKOLLEKTIV wurde von den

Musiktheaterregisseurinnen Franziska Kronfoth und Julia Lwowski und

dem Fotografen und Galeristen Thilo Mössner gegründet, die seit 2012

unter diesem Namen künstlerisch und strategisch zusammenarbeiten.

Kronfoth und Lwowski studierten Opernregie an der Hochschule für Musik

„Hanns Eisler“ in Berlin und streben ein grenz- und genreübergreifendes

Musiktheater an.

Das Kollektiv präsentiert seit 2012 die Performancereihe „Hauen und Ste-

chen“ in den verschiedenen Räumlichkeiten der Berliner Galerina Steiner.

Die enge gemeinsame Arbeit mit den Bühnen- und KostümbildnerInnen

Christina Schmitt, Yassu Yabara und Günter Lemke, dem Videokünstler

Martin Mallon sowie einem dichten Netzwerk von Musikern, Opernsänge-

rInnen und SchauspielerInnen führte zur Entwicklung einer eigenen, wil-

den, performativen und unverwechselbaren Theatersprache.

Inszenierungen des LWOWSKI•KRONFOTH•MUSIKTHEATERKOLLEKTIV

spielten im Berliner HAU, in den Sophiensaelen, im Ballhaus Ost, in der

Neuköllner Oper und an der Akademie der Künste, sowie im Münchner

Schwere Reiter und theater werkmünchen. Das Kollektiv arbeitet häufig

ortsspezifisch, mit dem Ziel, die Besonderheit der Orte durch das Setting

der Aufführung zur Geltung kommen zu lassen, aber sie durch die Arbeit

der Bühnenbildner auch zu verwandeln. Auf diese Weise bespielt wurden

die öffentlichen Räume der Berliner Akademie der Künste am Hanseaten-

weg (Das Heer. Vier Operationen zu Wagners Ring), das Kasernengelände

des labor München (Der gute Mensch von Sezuan) und ein Garagenhof

des Sophiensaele-Festivals „Männer in Garagen“. In Vorbereitung ist ein

Abend über Othmar Schoeck in dessen Geburtshaus am Vierwaldstätter-

see. Mit Projekten zu Puccinis Turandot und Beethovens Fidelio wird das

Kollektiv ab Herbst 2016 im Fonds Doppelpass der Kulturstiftung des

Bundes gefördert.

JULIA LWOWSKI Eine ganz tolle Bereicherung ist aufjeden Fall die Da-capo-Arie. Viele Regisseure beißensich an den barocken Wiederholungen die Zähne ausund erkennen nicht ihre Schönheit. Für uns ist dieserkreative Prozess aber ganz wichtig und durch die Re-gieführung mit zwei Personen unglaublich passend. Sokönnen wir immer zwei Sichtweisen auf eine Situationoder einen Charakter zeigen. FRANZISKA KRONFOTH Der Luxus, der Zeit zu entfliehenund Dinge noch einmal machen zu können, ist etwasganz Besonderes und zeigt, wie fremd und zugleich fas-zinierend dieses vergangene Zeitalter für uns heute ist. JULIA LWOWSKI Das Wort „Barock“ kommt ja ursprüng-lich von unregelmäßig geformten Perlen, steht also fürdas Ungeschliffene, nicht Perfekte und dessen Schön-heit. Der Mut, zu diesem Ungeschliffenen und manch-mal auch Schroffen zu stehen und weiter zu denken,macht für mich den Reiz aus. CHRISTINA SCHMITT Inspirierend für unsere Arbeitsweiseist auch, dass Telemanns Orpheus wie ein großes Puzzleaus verschiedenen Sprachen, Musikstücken, Hand-lungssträngen usw. zusammengesetzt ist.

Der Orpheus-Mythos gehört zu den meistverton-

ten Stoffen der Operngeschichte. Er erzählt von

einem Sänger, der in die Unterwelt hinabsteigt, um

seine geliebte Eurydice zurückzuholen. Telemann

macht daraus eine Dreiecksgeschichte: Zwischen

Orpheus und Eurydice stellt sich Königin Orasia,

die sich auch in den Sänger verliebt hat. Auf wel-

che Aspekte der Handlung konzentriert Ihr euch?

FRANZISKA KRONFOTH Uns geht es vor allem um die Be-schäftigung mit dem Tod, auch dem symbolischenTod. In unserer Gesellschaft kreist alles um das Leben:Es wird verlängert und verschönert und verjüngt – undder Tod wird komplett ausgeschlossen. Im Orpheus-Mythos aber steht der Tod dem Leben gegenüber undgibt ihm seinen Wert. Die Orpheus-Trilogie von JeanCocteau, die uns stark beeinflusst hat, zeigt einen ganzregen Verkehr zwischen diesen beiden Welten. JULIA LWOWSKI Das Theater zu nutzen, um die Grenzezwischen verschiedenen Welten oder Lebensrealitätenzu übertreten, das ist das Entscheidende. Es geht alsonicht nur um den körperlichen Tod, sondern die Be-grenztheit des Lebens und die Möglichkeit es durchKunst zu erweitern und zu bereichern. Gezeigt wirddas Streben nach Freiheit, was auch immer das für denEinzelnen bedeutet: Lust, Liebe, das Entdecken der ei-genen Angst. FRANZISKA KRONFOTH Das bedeutet, sich selbst zurückzu-lassen; die Individualität, Beschränkung und eigeneOrdnung. Wenn man sich das traut, wagt man, symbo-lisch gesprochen, den Tod.

Neben der Todesthematik spielt die Macht der

Musik in diesem Werk eine zentrale Rolle. Für was

kann sie in unserer heutigen Zeit stehen?

MARTIN MALLON Wir haben uns viel über die Rolle desKünstlers Gedanken gemacht. Von Orpheus sagt man,dass er mit seiner Musik Natur und Götter besänftigenkonnte. Da stellt sich die Frage, wie viel Macht Künst-ler heute haben. Wir können nicht wie Orpheus Steinezum Leben erwecken und Mauern einreißen. Undtrotzdem braucht es das. JULIA LWOWSKI Die Orpheus-Legende zeigt, wie Kunstals Waffe verwendet werden kann: Orpheus hat mitseinem Gesang die Gegner außer Gefecht gesetzt. SeineKunst hat ihre Kampfhaltung verändert und sie dieWaffen niederlegen lassen. Dass wir mit unserer Kunstnicht etwas ganz Konkretes ändern können, ist klar.Aber vielleicht regt man dazu an, sich Gedanken zumachen und stößt so eine Veränderung an.

Interview: Janina Zell

Stanislav Sergeev

Bruno Vargas

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Oper Repertoire

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Atemberaubend moderne Archaiknoch zwei Mal ist Strauss’ Musiktragödie Elektra unter der musikalischen Leitung von Generalmusikdirektor Kent Nagano an der Staatsoper zu erleben.

Herr Nagano, Ihre erste Repertoirevorstellung am Hamburger

Haus, war Strauss’ Elektra im Oktober des letzten Jahres, die im

Juni noch zwei Mal auf dem Spielplan steht, wiederum unter

Ihrer musikalischen Leitung.

Elektra, zur Entstehungszeit als Schocker und Zumutung ver-

schrien, zählt heute zu den Kernstücken jedes großen Reper-

toires. Was macht diese Musiktragödie für Sie so einzigartig?

Warum haben Sie sich für dieses Werk entschieden?

KENT NAGANO Von meiner ersten Begegnung an war ich fasziniertvon dem Einakter Elektra von Richard Strauss. Ich erlebte da eineDramatik, wie sie unerbittlicher und grausamer eigentlich nichtsein kann. Vor allem ist es diese Verschränkung des archaisch-grie-chischen Mythos mit einer Musik, die sich in dem kompositori-schen Denksys tem der tonalen Harmonik bewegt, doch dieses per-manent über seine Grenzen hinaus ausreizt und damit schon ineine moderne Archaik vorstößt, die atemberaubend ist. DieseSpannung ist es, die mich seit jeher anspricht und mich immerwieder antreibt, als Interpret zusammen mit den Sängern auf derBühne und dem Orchester eine Darstellung zu suchen, die das zu-tiefst Menschliche und Menschlich-Abgründige aufdeckt.

Richard Strauss spricht selbst von seinem Stolz auf die „Nerven-

kontrapunktik“ in dieser Oper. Und davon, dass nur ein „Sinfoni-

sches Orchester“ im Unterschied zu einem reinen Opernorchester

den „Kern des dramatischen Inhalts“ herausarbeiten kann.

Sie leiten in Hamburg bewusst ein Orchester, das beide Sparten

gleichberechtigt vertritt. Kommt das einer Aufführung von

Elektra zugute?

KENT NAGANO Elektra knüpft sicher an große Szenen und Monologean, in denen sich die menschliche beziehungsweise vornehmlichdie weibliche Psyche geradezu in einem symphonischen Formatoder besser gesagt „Erguss“ offenbart. Wir denken an WagnersSchlussszenen im Tristan oder in der Götterdämmerung. Tatsächlichempfinde ich Elektra ganz anders als Strauss’ Salome als eine Ver-schränkung von Dramatik und Symphonik. Dieser Zusammen-hang hat Strauss ja auch in seinen Tondichtungen beschäftigt, inDon Juan, Till Eulenspiegel, Ein Heldenleben, Zarathustra und ande-ren. Man kann diese Werke alle als imaginäre Dramen verstehen.Elektra erscheint mir diesbezüglich einerseits als konsequent fol-gende Station, andererseits aber auch als eine Art Gegenbild. Das

sichtbare Drama in Form des Bühnengeschehens wird für mich inein symphonisches Drama verwandelt, in ein Geschehen, in demdie menschlichen Gefühle, Beweggründe, Stimmungen und Emp-findungen in musikalisches Geschehen transformiert wurden.Genau dieser Ansatz treibt den Komponisten dann zwangsläufig indie Extreme und in diese irrlichternden oder auch brutal manifestgemachten Grenzbereiche der Komposition. Ich empfinde deshalbauch Elektra als eine Art von großer dramatischer Symphonie imRahmen einer theatralischen Bühnenhandlung. Ein paralleles Bei-spiel aus der Zeit ist Arnold Schönbergs Erwartung. Ich denke, dendamit verbundenen Ansprüchen kommen sicher die Erfahrungenaus der Gestaltung von großen symphonischen Werken zugute.

Gleich in der ersten vom Intendanten Georges Delnon und Ihnen

verantworteten Saison gab es mit Daphne die Premiere einer

Strauss-Oper. In der nächsten Spielzeit wird mit Ihnen am Pult

Die Frau ohne Schatten neu inszeniert. Zudem dirigieren Sie im

November 2016 Salome und im ersten Konzert des Philharmoni-

schen Staatsorchesters Don Quixote.

Warum wählen Sie für Hamburg Richard Strauss´ Werke als

einen markanten Kernpunkt Ihrer Arbeit als Dirigent aus?

KENT NAGANO Richard Strauss hat uns großartige, um nicht zu sagengeniale Opern, Musikdramen und Tondichtungen hinterlassen. Siesind aus unserer Musikpraxis nicht wegzudenken, auch wenn poli-tische Implikationen so manches in seinem Schaffen beziehungs-weise in seiner Biografie fragwürdig machen. Doch in Strauss’ mu-sikalischem Werk manifestiert sich eine musikalische Kultur, diefür die Musiker ebenso wie für die Hörer Anspruch und Erfüllungbedeutet. Strauss hat eine Musik komponiert, die adäquat die Be-deutung der Orchesterkultur spiegelt und zum Ausdruck bringt.Die Werke von Strauss sind unverzichtbar, erstens weil es sich umhinreißende Kompositionen handelt, welche die Musiker fordern,aber auch mit Genugtuung und Freude belohnen; zweitens aberauch, weil sie auf eine einzigartige Weise in die psychischen Reali-täten menschlichen Seins eindringen und sie in klingende Spracheumsetzen; weil sie auf so deutliche Weise von einer Zeit künden,die letzte Blüten hervorbrachte, bevor sie in Katastrophen undmenschlich verheerende Verhältnisse abstürzte und uns immerwieder vor Fragen nach dem Drama des Menschen stellt.

Das Gespräch führte Annedore Cordes.

Elektra

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Oper Repertoire

Richard Strauss

Daphne

Musikalische Leitung Michael Boder

Inszenierung Christof Loy

Bühnenbild Annette Kurz

Kostüme Ursula Renzenbrink

Licht Roland Edrich

Choreografie Thomas Wilhelm

Dramaturgie Thomas Jonigk/

Simon Berger

Chor Eberhard Friedrich

Spiel leitung Anja Krietsch

Apollo Eric Cutler

Peneios Wilhelm Schwinghammer

Gaea Hanna Schwarz

Daphne Agneta Eichenholz

Leukippos Peter Lodahl

1. Magd Raffaela Lintl

2. Magd Dorottya Láng

1. Schäfer Roger Smeets

2. Schäfer Sergiu Saplacan

3. Schäfer Simon Schnorr

4. Schäfer Bruno Vargas

Eine Übernahme vom Theater Basel

Unterstützt durch die Stiftung zur

Förderung der Hamburgischen Staatsoper.

Aufführungen 16., 23. Juni, 19.30 Uhr

19. Juni, 18.00 Uhr

Richard Strauss

Elektra

Musikalische Leitung: Kent Nagano

Inszenierung: August Everding

Bühnenbild und Kostüme:

Andreas Majewski

Choreografie: Rolf Warter

Chor: Christian Günther

Spiel leitung: Holger Liebig

Klytämnestra Mihoko Fujimura

Elektra Linda Watson

Chrysothemis Ricarda Merbeth

Aegisth Peter Galliard

Orest Wilhelm Schwinghammer

Pfleger des Orest Stanislav Sergeev

Junger Diener Daniel Todd

Alter Diener Bruno Vargas

Aufseherin Katja Pieweck

Fünf Mägde Renate Spingler, Dorottya Láng,

Nadezhda Karyazina, Gabriele Rossmanith,

Hellen Kwon

Aufführungen

25., 29. Juni, 19.30 Uhr

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Giacomo Puccini

La Fanciulla del West

Musikalische Leitung

Josep Caballé-Domenech

Inszenierung Vincent Boussard

Bühnenbild Vincent Lemaire

Kostüme Christian Lacroix,

Vincent Boussard

Licht Guido Levi

Chor Eberhard Friedrich

Spielleitung Heiko Hentschel

Minnie Amarilli Nizza

Jack Rance Claudio Sgura

Dick Johnson José Cura

Nick Jürgen Sacher

Ashby Tigran Martirossian

Sonora Kartal Karagedik

Trin Joshua Stewart

Sid Alexey Bogdanchikov

Bello Viktor Rud

Harry Benjamin Popson

Joe Daniel Todd

Happy Zak Kariithi

Larkens Alin Anca

Billy Jackrabbit Bruno Vargas

Wowkle Marta Świderska

Jake Wallace Stanislav Sergeev

José Castro Christoph Rausch

Postillon Sergiu Saplacan

Unterstützt durch die Stiftung zur

Förderung der Hamburgischen Staatsoper.

Aufführungen

15., 24. Juni, 19.30 Uhr

Gaetano Donizetti

L’Elisir d’Amore (Der Liebestrank)

Musikalische Leitung

Nathan Brock

Inszenierung und Bühnenbild

nach Jean-Pierre Ponnelle

Kostüme Pet Halmen

Chor Christian Günther

Spiel leitung Anja Krietsch

Adina Hayoung Lee

Nemorino Norman Reinhardt

Belcore Alexey Bogdanchikov

Dulcamara Tigran Martirossian

Giannetta Maria Chabounia

Aufführungen

22., 28., 30. Juni, 19.30 Uhr

26. Juni, 18.00 Uhr

Norman Reinhardt

singt häufig an den gro-

ßen amerikanischen Häu-

sern wie der Grand

Houston Opera oder der

San Francisco Opera.

Stationen seiner Lauf-

bahn waren außerdem

das Theater Basel, die

Bregenzer Festspiele und

die Oper Leipzig, wo er

sich ein umfangreiches

Repertoire erarbeitete.

Als Nemorino in L’Elisird’Amore gibt der ameri-

kanische Tenor sein Debüt

an der Staatsoper.

Elektra, Daphne, L’Elisir d’Amore, La Fanciulla del West

Am 26. Juni gibt es um 17.15 Uhr eine Familieneinführungzu Donizettis „L’Elisir d’Amore“ im Chorsaal der StaatsoperEintritt frei

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as macht ein Ballettsolist, der übersAufhören und die Zeit danach nach-denken soll? Ivan Urban, 1994 ausWeißrussland gekommen und seit1998 Erster Solist im Hamburg Bal-

lett, ist inzwischen 41 Jahre alt. Mit 35 hat er das zum er-sten Mal versucht. „Man geht dem gern aus dem Weg.Die Karriere von Tänzern ist kurz, kaum hat man richtigangefangen, soll man schon an das Ende denken? Manhat doch so hart gearbeitet, jahrelang nach Perfektion ge-strebt.“ Irgendwann kam auch John Neumeier behutsamauf das Thema zu sprechen. Was macht man dann?

„Man könnte sich bei der ‚Stiftung TANZ – TransitionZentrum Deutschland’ in Berlin beraten lassen. Diekümmern sich darum, Tänzerinnen und Tänzern beimÜbergang ins Leben danach zu helfen. Aber ich wollteimmer beim Hamburg Ballett bleiben, ich habe das Ge-fühl, dass hier mein Platz ist.“

Ernst wurde es, als ihm im Sommer 2013 passierte,wovor sich alle Tänzer fürchten. Eine Verletzung wäh-rend Préludes CV, Kreuzbänder im rechten Knie gerissen.Operation, Rehabilitation: „Ich hatte noch Glück im Un-glück. Weil es so spät in meiner Karriere passierte undich schon sehr viele wunderbare Rollen getanzt hatte.Aber nun musste ich herausfinden, wie es weitergeht.“

Er wusste es bald: „Obwohl ich auch darüber nachge-dacht hatte, aus meinem Hobby und Interesse an Foto-grafie einen Beruf zu machen, wünschte ich mir ammeis ten, meinen Rat an andere, junge Tänzer weiter -zugeben.“ Immer hatte er durch kraftvolle, makelloseTechnik fasziniert, aber auch durch eine hohe und sel-tene darstellerische Intensität. Jüngst konnte er noch ein-mal den Intriganten Jago in Othello tanzen, eine seinergroßen Lieblingsrollen – neben der Prinz in A CinderellaStory, Armand Duval in Die Kameliendame, Kostja in DieMöwe oder Peer Gynt und Ludwig II in Illusionen – wieSchwanensee. „Dass ich noch einmal den Jago tanzenwürde, hatte ich nicht mehr für möglich gehalten. Ich ar-beitete mit jungen Besetzungen daran, versuchte denjungen Menschen die Rolle beizubringen. Im Frühjahrin Chicago hat mich John Neumeier überraschend ge-fragt, ob ich an dem Abend tanzen würde. Ich habe dieseChance ergriffen, getanzt und bin sehr glücklich, da-

durch die letzten Ängste nach meiner Verletzung über-wunden zu haben.“

So kam wenigstens die Hoffnung zurück, auch nochein Karriere-Ende als Erster Solist zu erleben. Für ihngeht es nun nahtlos weiter: Als könne er Gedanken lesen,bot ihm John Neumeier an, Ballettmeister-Assistent zuwerden. Das bedeutet: Bei Proben dabei sein. Beobach-ten, wie die Tänzer ihre Rolle angehen, Fehler sehen, kor-rigieren, Ratschläge geben, organische Übergänge zwi-schen Bewegungen finden. Aufpassen, dass sich keinerverletzt. Psychologisches Feintuning, um einen Charak-ter stimmiger zu erfassen. Ganz so, wie Kevin Haigenihm am Anfang seiner Karriere geholfen hatte. „Viel-leicht kann ich jüngeren Tänzern das Verstehen von Rol-len nahebringen. Als John mich fragte, habe ich michsehr gefreut – was für ein Geschenk, dass er mich an seineSeite holt. Ich kann so vieles von ihm lernen!“

Die zweite Hälfte seines neuen Jobs heißt „Sonderdar-steller“: „Bühnenpräsenz in Rollen, die ich physisch be-wältigen kann. Für manche Rollen braucht man ein ge-wisses Alter. Selbst wenn man das als Jüngerer physischperfekt tanzen könnte – es geht da um mehr, um Lebens-erfahrung und Seele, Charisma, Präsenz, Gewicht, in vie-len Nuancen.“

Sein großer Traum ist also erfüllt, manche andere wer-den nicht mehr zu realisieren sein. Zum Beispiel? „Gernehätte ich noch einmal die Kameliendame getanzt.“ Einkleiner Seufzer ist nicht zu überhören. „Aber ich weiß,dass es nach meiner Verletzung utopisch wäre“.

Ivan Urban steckt mitten drin in großen Veränderun-gen. Was bedeuten die fürs Private? „Ich versuche, alleszu nehmen, wie es kommt, ich mache wenig Pläne.Meine Frau Anna Polikarpova, heute Urban, unterrichtetseit ihrem Abschied von der Bühne im Jahr 2014 an derBallettschule des Hamburg Ballett. Ich sehe, wie unserkleiner Sohn wächst und älter wird. Ich will mich am Leben freuen. Und ich fühle eine großeDankbarkeit, weiterhin die Chance zu haben kreativ tätigzu sein, mich immer wieder neu zu entwickeln.“

„Hier ist mein Platz.“Ivan Urban ist seit 1998 Erster Solist beim Hamburg Ballett John Neumeier, nun steht er ander Schwelle zu neuen Aufgaben: Ab der kommenden Saison wird er als Ballettmeister undSonderdarsteller sein immenses Können für John Neumeiers Compagnie einsetzen.

Hans-Juergen Fink war viele Jahre Kulturchef beimHamburger Abendblatt, er schreibt heute u.a. für das Online-Feuilleton www.kultur-port.de.

Ballett Ensemble

W

Fotos Seite 29:Kiran West | Fotosoben (1./2. von links)und Foto Mitte (2. von links): HolgerBadekow

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3 0 J O U R N A L | 6 . 2 0 1 5 / 1 6

jung

Auf der Reeperbahn abends um halb sechs …

Bevor die Nachtschwärmer den Kiez eroberten, trafen sich EndeApril Mitglieder des Internationalen Opernstudios (IOS) und dasSolisten-Ensemble von The Young ClassX im legendären MOJOCLUB, um im Rahmen der neuen Reihe „opera stabile berührt“ ihrenFans die Ergebnisse eines mehrtätigen Workshops zu präsentieren. Zum Thema Freundschaft konnten die jungen Musiker mit Dozen-ten wie Gerold Huber, Miki Kekenj und Annette Marquard im Vor-feld des Auftritts Kunstlieder und Songs erarbeiten, eigene Texte ver-fassen und selbst komponieren. Dabei stand im Vordergrund, dievermeintlichen Gegensätze beider Welten, Kunstlied versus Pop-Musik, aufzulösen, um im gemeinsamen Musizieren die Schnittmen-gen der beiden Genres leb- und hörbar zu machen. Mehr als 400 Gäste waren in den MOJO CLUB gekommen: treueOpernfans und Liebhaber der Songs von Udo Lindenberg oder Adelegenossen in entspannter und ungezwungener Atmosphäre die Per-formance. Für Intendant Georges Delnon eine gelungene Premieredes Vermittlungsprojekts „opera stabile – a Living Lab“, das gemein-sam mit jung, dem Kinder- und Jugendprogramm der Hamburgi-schen Staatsoper diesen erfolgreichen Ausflug auf Hamburgs sündigeMeile initiierte. Kooperationspartner der opera stabile sind: Körber-Stiftung, Deut-sche Bank Stiftung, Hapag-Lloyd Stiftung und Stiftung zur Förde-rung der Hamburgischen Staatsoper

Ballett im Club: Ein Kultevent im Feldstraßen-Bunker

Seit 2012 hat sich doppel::punkt, die Clubreihe von Bundesjugend-ballett und The Young ClassX, zu einem „Kultevent in HamburgsSzeneclub Uebel & Gefährlich“ (Die Welt) entwickelt. Ein bis zweiMal in der Spielzeit präsentieren die achtköpfige Ballettcompagnieund die jungen Instrumentalisten und Sänger in immer neuen En-sembleformationen regelmäßig neue Programme, die Tanz undMusik in einen kreativen Austausch setzen. Ballett auch mal aufFunk, Jazz oder Pop und klassische Musik im Club – am 15. Juni 2016bereits zum achten Mal. Gebannt und hochkonzentriert verfolgt dasPublikum bei doppel::punkt im Stehen oder auf umgedrehten Bier-kästen sitzend das Programm. Bei der jüngsten Ausgabe bestand diesu. a. aus einem Pas de deux von John Neumeier zum zweiten Satz ausJohann Sebastian Bachs Orchestersuite Nr. 3 in D-Dur. Immer wie-der kreieren auch die Tänzer selbst eigene, anlassbezogene Stücke,wie zuletzt Pascal Schmidt ein Stück für vier Tänzer mit Musik vonGabriel Fauré. Im Unterschied zu vergangenen Events wurde diesesMal noch mehr auf die Interaktion gesetzt – Musiker und Sängerwurden als Akteure in die Inszenierung eingebunden. Frucht einesgemeinsamen, ganztägigen Workshops Ende Mai im Ballettzentrum.So wird mit jeder Ausgabe mehr an dem Event geschraubt, gefeiltund weiterentwickelt. Ballett ist szenetauglich. Punkt. Doppelpunkt.Jetzt schon vormerken: am 12. Juli 2017 wird die Reihe doppel::punktmit neuem Programm fortgesetzt.

AuswärtsspielImmer häufiger entstehen Projekte in theaterfremden Räumen und Kontexten, die auf dieNähe zum Publikum und eine lockere Atmosphäre setzen. Auch die Hamburgische Staats-oper nimmt mit ihren Sparten Kurs auf Hamburgs Clubszene.

Das Internationale Opernstudio (Stanislav Sergeev) im Mojo Club und das Bundesjugendballett im Feldstraßenbunker

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Das Balletträtsel Nr. 2

Final Curtain

Das war beim letzten Mal die richtige Antwort:

>>> Giuseppe Verdi (Re Lear) / Richard Wagner (Wielandder Schmied) Die Gewinner werden von uns schriftlich benachrichtigt.

Ob er wohl schon gehört hatte, von ihrem Zusammen-bruch bei der letzten Vorstellung, von der Lungenent-zündung? Zwei Jahre war es nun her, dass sie sich zu-fällig noch einmal in Mailand begegnet waren, nach 18 Jahren des Schweigens. Einen Blumenstrauß hatteFiglio, mittlerweile mehr Politiker denn Poet, seinerConsolazione damals schicken lassen, „wie haben Siemich geliebt!“ zum Abschied geschwärmt. Seine Stückehatte sie produzieren lassen, Hauptrollen übernom-men, sich seinetwegen überschuldet, von einem Fest-spielhaus für ihn und seine Gesamtkunstwerke ge-träumt. Und er? Breitete ihr Verhältnis in seinemRoman vor der Weltöffentlichkeit aus. Seine Rollenhatte sie all dem zum Trotze weiterhin gespielt – ohnedass hier auch nur ein Zuschauer der Texte wegen ge-kommen wäre. Als sie schließlich krank wurde, hatte erdie Premiere seines neuen Stücks nicht verschiebenwollen, sie kurzerhand umbesetzt und die von ihr be-zahlten Kostüme in ihrem Hotelzimmer in Genua ab-holen lassen. Am Premierenabend: Fieber, auf demKrankenbett hatte sie jede Phrase mitdeklamiert – ein„überwältigender Triumph“, hatte er sie wissen lassen.27 Jahre und Witwe sei die Neue an seiner Seite gewe-sen, hatten die Gazetten damals getitelt. Nun also letz-ter Akt: Pittsburgh, Schenley Hotel, Suite 524. SeineBriefe, so war es in ihrem Testament verfügt, solltenverbrannt werden. Sie hatte alles verziehen.

FRAGE

Wie heißt das beschriebene Liebespaar, dasauch im Zentrum eines Balletts steht?

Senden Sie die Lösung bitte bis zum 27. Juni 2016 andie Redaktion „Jour nal“, Ham bur gische Staats oper,Postfach, 20308 Hamburg. Mitar beiter der Hambur -gischen Staats oper und ihre Ange hörigen sind leidernicht teilnahmeberechtigt. Der Rechts weg ist ausge-schlossen.

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Philharmonisches Staatsorchester

6. Kammerkonzert

Berwald, Françaix, Schäfer, Thieriot

Franz Berwald Grand Septett B-Dur

Jean Françaix Oktett

Stefan Schäfer Transit

Ferdinand Thieriot Oktett B-Dur op. 62

Violine Hibiki Oshima

Violine Mette Tjærby Korneliusen

Viola Naomi Seiler

Violoncello Brigitte Maaß

Kontrabass Stefan Schäfer

Klarinette Rupert Wachter

Fagott Olivia Comparot

Horn Bernd Künkele

3. Juli 2016,

11.00 Uhr | Laeiszhalle (Kleiner Saal)

Klang zu erleben. Das Philharmonische Staatsorchesterwird von Januar 2017 an seine Abonnement-Konzerte inder Elbphilharmonie veranstalten. Der neue Saal als Raumgestalt ist etwas Neues in Ham-burg. Er stellt ein weites Rund aus Zuhörer-Terrassendar, von denen aus das musikalische Geschehen tiefunten im Grund und in der Mitte des Raums von jedemZuhörer ohne jede Sicht- und Hörbeschränkung wahr-genommen und erlebt werden kann. Wir sind aufs Äu-ßerste gespannt, wie besonders und eindrücklich dieserKonzertraum in Schwingung gerät und dem Klang un-seres Orchesters die besondere Qualität verleihen wird.Die zurückliegende Saison 2015/16 – es ist die erste derZusammenarbeit des Philharmonischen Staatsorche-sters mit seinem neuen Chefdirigenten Kent Nagano –haben wir dem Geist und der Form der „Symphonie“ ge-widmet. Dieser Werktypus war es, dem wir prinzipiellunsere symphonische Konzertkultur zu danken habenund aus der eine großartige Tradition hervorgegangenist. Wir setzen in der kommenden Spielzeit 2016/17 dieseLinie fort. Wir orientieren sie allerdings an Werken, diein Grenzbereiche der Dimensionen, aber eben damit ver-knüpft, auch der inhaltlichen und thematischen Bestim-mungen vorstoßen. Daraus wird deutlich, wie stark dasStruktur- und Formgerüst der „Symphonie“ war und ist,welche Beanspruchungen und Herausforderungen sienicht nur aushielt, sondern auch sinnvoll verarbeitenkonnte. Doch zugleich wird an solchen Werken auch er-kennbar, welche abgründige Gratwanderung es bedeu-tete, Inhalt über Inhalt, sowie immer wieder neue Welt-und Lebens-Erfahrungen in die Form der Symphonie zubringen und sie damit auch einer Zerreißprobe auszu-setzen.Von Beethovens 1., 2. und 3. Symphonie („Eroica“) bishin zu Brahms’ 1. und 4. Symphonie, Bruckners 8. undMahlers 8. führt der Stationenweg unserer Konzerte.Wahrlich eine Gipfelwanderung, die bewusst den neuenSaal auf die Probe stellen will. Was in Hamburg so nichtmöglich war und Wirklichkeit werden konnte, weil dieräumlichen Voraussetzungen nicht gegeben waren – hierin der Elbphilharmonie soll es Ereignis werden!Es gibt einen weiteren programmatischen Aspekt, derwie ein roter Faden die Saison durchzieht. Das ist die un-verhüllte Orientierung der musikalischen Kompositionan Bildern und Erzählungen, an Geschichten und Träu-men, an Gedanken und Gefühlen, die unsere große Kon-zert- und Orchesterkultur ganz maßgeblich geprägt undbestimmt hat. Don Quixote, eine Elektra-Rhapsodie von

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Die Konzertspielzeit 2016/17 wird in die Musik-AnnalenHamburgs eingehen. In der Mitte dieser Saison, zugleichdirekt zu Beginn des neuen Jahres 2017, wird der Kon-zertsaal der Elbphilharmonie seiner Bestimmung über-geben. Hamburg wird dann großartige Konzertsaalver-hältnisse ausweisen – mit der nach wie vor wunderbaren Laeiszhalle und eben der neuen Elbphilharmonie. DieMusik-Liebe und -Begeisterung des Publikums in dieserStadt an Elbe und Alster wird neue Nahrung erhaltenund viele Menschen aus Nah und Fern neugierig ma-chen, in unsere Stadt zu kommen, um selbst den Wun-derbau der Elbphilharmonie und ihren spezifischen

Mit Kent Nagano in die ElbphilharmonieDie Philharmonische Spielzeit 2016/17

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Richard Strauss, Scheherazade von Rimski-Korsakow,Schönbergs spätromatisch-jugendstilistisch gehalteneGurre-Lieder und schließlich als GattungsverschnittMahlers einzigartige und unübertreffliche 8. Sympho-nie, der man die Bezeichnung „Symphonie der Tausend“gegeben hat, stehen für dieses bedeutende Segment inunserem Konzertrepertoire. Das erste Konzert des Philharmonischen Staatsorche-sters in der neuen Elbphilharmonie wird am Freitag,dem 13. Januar 2017 stattfinden. Ein besonderes Datum!Ein besonderes Programm! Ein symphonisches State-ment und gewiss eine Herausforderung, die wir ganz imZeichen unserer kulturellen Entwicklung in die Zukunftsehen wollen. Auf dem Programm steht e i n Werk – eineUraufführung, Musik von Jörg Widmann, einem Kom-ponisten aus unserer Zeit, einem begnadeten Musikerund einzigartigen Künstler. Wir sind mehr als gespannt,was der Komponist Jörg Widmann uns und dem Ham-

burger Publikum sagen bzw. musikalisch erzählen wirdmit seiner oratorischen Musik.Besonders hingewiesen sei auf die „PhilharmonischeAkademie“, die Kent Nagano mit Beginn seiner Amtszeitins Leben gerufen hat. Artist in Residence bei diesemEin-Tages-Projekt ist die junge und überaus strahlungs-kräftige Geigerin Veronika Eberle. Die „PhilharmonischeAkademie“ wird am 3. September 2016 in der Laeiszhalledie neue Spielzeit festlich einstimmen. Wir wünschenIhnen und uns: toi toi toi …!| Dieter Rexroth

Karten für die Spielzeit 2016/2017 für Konzerte in der Laeiszhalle sind ab sofort erhältlich. Der Karten-Vorver-kauf für Konzerte in der Elbphilharmonie beginnt am 20. Juni 2016.

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Ballett Namen und Nachrichten

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Auf der historischen Bühne des Moskauer Bolshoi-Theaters sindanlässlich des Prix Benois de la Danse am 17. Mai 2016 John Neu-meier und der Erste Solist des Hamburg Ballett Alexandre Riabkoausgezeichnet worden. John Neumeier nahm als Höhepunkt derPreiszeremonie den sogenannten „Tanz-Oscar“ für sein Lebenswerkentgegen. 1992 hatte er den Prix Benois als erster Choreograf fürFenster zu Mozart erhalten. Die jüngst überreichte Auszeichnung fürsein Lebenswerk wurde ihm bereits 2013 anlässlich seines 40.Dienstjubiläums als Direktor und Chefchoreograf des HamburgBallett angekündigt. Damals äußerte er sich mit dem Worten: „Ichnehme den Preis als Impuls und Inspiration für meine zukünftigeArbeit und die nächsten Kreationen gerne an.“

Alexandre Riabko ist der erste Preisträger der in diesem Jahr neugeschaffenen Sonderkategorie „Die hohe Kunst als Tanzpartner“.Gemeinsam mit Silvia Azzoni tanzte er einen Pas de deux aus John Neumeiers Ballett Dritte Sinfonie von Gustav Mahler.Am 18. Mai 2016 präsentierte ein weiterer Gala-Abend internatio-nale Stars der Ballettwelt, die in der Vergangenheit mit dem pres -tigeträchtigen Preis ausgezeichnet worden sind. Passend zumdiesjährigen Shakespeare-Schwerpunkt zeigten Silvia Azzoni(„Beste Tänzerin“ 2008) und Alexandre Riabko zwei Pas de deuxaus Hamlet und VIVALDI oder Was ihr wollt von John Neumeier.Carsten Jung („Bester Tänzer“ 2012) und Anna Laudere tanzteneinen Auszug aus Neumeiers Othello.

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Benefiz-Golftunier

Das diesjährige Benefiz-Golfturnier der Freunde des Ballettzentrums e.V. findet am 16. September 2016 statt. Bereits zum fünften Mal veranstaltet der Verein das Turnierzugunsten der Schülerinnen und Schüler der Ballettschule des Hamburg Ballett. Austra-gungsort ist wie immer der Golfclub Walddörfer. Nach dem Turnier gibt es für alle Be-teiligten, aber auch alle Nicht-Golfer, ein gemeinsames Abendessen, bei dem auch einigeBallettschüler von ihrer Ausbildung und ihrem Alltag erzählen. Außerdem gibt es dieGelegenheit, Gigi Hyatt – ehemalige Erste Solistin und heute Pädagogische Leiterin undstellvertretende Direktorin der Ballettschule – kennenzulernen. Die Einnahmen desTurniers werden verwendet, um den jungen Tänzerinnen und Tänzern der beidenTheaterklassen Deutschkurse des Goethe-Instituts zu ermöglichen.

Interessierte finden weitere Informationen und Anmeldebedingungen auf der Website des Freundeskreises: www.freunde-des-ballettzentrums.de

Höchste Auszeichnungen der Tanzwelt in Moskau verliehenJohn Neumeier und Alexandre Riabko beim Prix Benois de la Danse geehrt

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Gershwins Meisterwerk endlich wieder in Hamburg:

Wenige Werke nehmen einen so schillernden Platz in der Opernweltein wie George Gershwins Meisterwerk um die schicksalhafte Liebedes Bettlers Porgy zu der leichtlebigen Bess. Als eine der ersten Opernkompositionen in den USA war sie 1935ein Meilenstein auf dem Weg zu einem amerikanischen Musikthea-ter. Wie niemand zuvor kombinierte Gershwin für sein ambitionier-tes Projekt große spätromantische Opernklänge mit dem flirrendenNew Yorker Blues- und Swing-Sound der 30er Jahre. Vom 16. bis 28.August 2016 ist die weltweit gefeierte Inszenierung mit nahezu 50stimmgewaltigen Darstellern und klangstarkem großen Orchester inHamburg zu erleben. Botschafter eines Meisterwerks: das New YorkHarlem Theatre.

Bühnenbild, Kostüme und Ausstattung sorgen für eine Atmo-sphäre voller Esprit und Farbe, die den Zuschauer in das Universumder zwanziger und dreißiger Jahre versetzt. Auch die über 100 Mit-wirkenden erweisen sich bis in die kleinsten Rolle hinein sowohlstimmlich als auch darstellerisch als Gershwin-Experten. Mit leiden-schaftlichem Spiel, eindrucksvoller Vitalität und packender Drama-tik entfachen sie das emotionale Feuer und die unwiderstehliche Sog-kraft der Oper.

Porgy and Bess

16. August 2016 bis 28. August 2016, Di-Fr 19.30 Uhr (außer Di., 16.08. 21.00 Uhr)Sa 14.30 und 19.30 Uhr, So 14.00 und 19.00 UhrTickets: Tel. 040-35 68 68 oder 040-450 118 676, 01806–101011 im Internet unter: www.staatsoper-hamburg.dewww.bb-promotion.comund an allen bekannten VorverkaufsstellenInformationen: www.porgy-and-bess.de

Hamburger Pianosommer 2016

Der Hamburger Pianosommer bringt in der Staatsoper die FaszinationKlavier erstmals in ihrer gesamten Bandbreite auf die Bühne, in einemgemeinsamen Konzert von vier in Hamburg ansässigen Pianisten, diesich mit ihrer jeweils ureigenen musikalischen Vision längst über dieGrenzen Deutschlands hinaus einen Ruf als herausragende Könnerihres Genres erspielt haben:

Sebastian Knauer, ein gefragter Interpret der klassischen Musikund Virtuose mit entschiedener Bühnenpräsenz, der sich mit höchs -ter technischer Finesse und Musikalität als einer der wenigen Deut-schen trotz der enormen Konkurrenz im internationalen Konzert-Geschäft etabliert hat.

Joja Wendt hat als Liebhaber der alten Jazzmusik begonnen undsein Repertoire kontinuierlich auf viele andere Musikrichtungen er-weitert. Er hat sich seinen großen internationalen Erfolg mit blen-dender Technik, mit virtuosen Interpretationen und nicht zuletzt alscharismatischer Präsentator seiner ganz eigenen Musik erspielt.

Martin Tingvall, gebürtiger Schwede und dreifacher Echo Jazz-Preisträger, komponierte mit großem Erfolg Hits für den Tatort oderauch das Comeback von Udo Lindenberg und hat sich mit seinemhinreißenden melodisch-energetischen Jazzstil, mit dem er seinemInstrument ungehörte Farben entlockt, einen Namen gemacht.

Axel Zwingenberger ist bereits seit einigen Jahrzehnten hochspe-zialisierter Weltmarktführer in Sachen Boogie-Woogie. Er steht füreine aus der Tastatur geborene Musik. Mit enormem Drive und Ge-spür für den Aufbau von Atmosphäre repräsentiert er den Gipfel dereuropäischen Boogie-Woogie-Renaissance.

Hamburger Pianosommer

29., 30. und 31. August 2016, jeweils 20.00 UhrTickets: Tel. 040-35 68 68 oder 040-450 118 676,im Internet unter: www.staatsoper-hamburg.dewww.funke-ticket.de und an allen bekannten Vorverkaufsstellen.

„Summertime“ und PianoklängePorgy and Bess und der Hamburger Pianosommer gastieren im August an der Hamburgischen Staatsoper

Sommergastspiele

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Leute

Bereits zum fünfzigsten Mal wurde der Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preis und derEduard Söring-Preis verliehen. Seit fünfund-zwanzig Jahren im Rahmen eines festlichenOperndinners. Und ebenfalls 25-jähriges Ju-biläum konnte Geschäftsführer Dr. h.c.

Hans-Heinrich Bruns als Mitglied derStiftung feiern. Die Redaktion gratuliertherzlich zu diesen drei Jubiläen!

Die Sopranistin und Mitglied des Inter-nationalen Opernstudios der Hamburgi-schen Staatsoper Christina Gansch undder Tänzer des Hamburg Ballett Marc Ju-

bete Bascompte sind die diesjährigenTräger des Dr. Wilhelm Oberdörffer-Preises.Der Eduard Söring-Preis geht in diesem Jahran den Solo-Trompeter Andre Schoch. Diemit je 8.000 Euro dotierten Auszeichnungenwurden am 15. April 2016 im Rahmen desOperndinners von der Stiftung zur Förde-rung der Hamburgischen Staatsoper verge-ben. Bei der Wahl der Preisträger folgt dieOpernstiftung der Empfehlung des Opern-intendanten Georges Delnon, des Ballett-intendanten Professor John Neumeier

sowie des Hamburgischen Generalmusikdi-rektors Kent Nagano.

Für die Bereitstellung der Preisgelder vonje 8.000 Euro konnte die Opernstiftung drei

Förderer gewinnen: Den Dr. Wilhelm Ober-dörffer-Preis für die Sparte Oper stiften Ian

K. und Barbara Karan, das Preisgeld fürden tänzerischen Nachwuchs stellt ein För-derer, der nicht genannt werden möchte.Den Eduard Söring-Preis stiftet die Hypo-

Vereinsbank. „Wir gratulieren diesen drei herausra-

genden jungen Künstlern“, sagt Geschäfts-führer Dr. h.c. Hans-Heinrich Bruns. „Wirsehen es als unsere Aufgabe an, in jedem JahrBeiträge zur Förderung junger Sänger, Tän-zer und Solisten zu leisten. Die Nachwuchs-arbeit ist seit der Gründung der Opernstif-tung ein Schwerpunkt unserer Förderarbeit– und wir sind stolz und glücklich, den Er-folg der jungen Künstlerinnen und Künstlermiterleben zu dürfen.“

Opernintendant Georges Delnon gratu-liert den jungen Preisträgern ebenfalls:„Christina Gansch ist eine äußerst vielseitigejunge Sängerin, die mit ihrer bezauberndenStimme unsere Produktionen bereichert. InLes Troyens war sie berührend als Ascagne zusehen, in Stefans Herheims NeuproduktionLe Nozze di Figaro bezirzte sie nicht nur Che-rubino, sondern auch Publikum und Pressegleichermaßen. Und zuletzt war sie alsGemmy in Guillaume Tell zu sehen.“

Ballettintendant und ChefchoreografJohn Neumeier lobt den diesjährigen Ober-dörffer-Preisträger: „Marc Jubete Bascompteist Absolvent unserer Ballettschule und hatsich als Tänzer in der Compagnie in kurzerZeit zu einem ausgezeichneten Künstler ent-wickelt – in technischer, aber vor allem indarstellerischer Hinsicht. Er tanzt jede Vor-stellung mit einer unbeirrbaren Konstanz,formt jede Rolle durch seine persönliche In-terpretation wesentlich mit und entwickeltsie kontinuierlich weiter.“

Als sehr engagiertes Mitglied des Orches -ters hat der Hamburgische Generalmusikdi-rektor Kent Nagano den diesjährigen Edu-ard-Söring-Preisträger kennen gelernt:„Unser junger Solo-Trompeter AndreSchoch ist ein hochtalentierter Musiker, derschon nach kürzester Zeit eine starke undeindrückliche Präsenz im Orchester errun-gen hat. Besonders freut mich, dass er alsMitglied der Orchesterakademie seinen Wegbis zur Stelle des Solo-Trompeters gemachthat.“

| Michael Bellgardt

Informationen über die Stiftung zur Förde-rung der Hamburgischen Staatsoper:www.opernstiftung-hamburg.de

Ein Abend – drei JubiläenIm Rahmen des festlich-eleganten Operndinners der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper wurde am 15. April 2016 der künstlerische Spitzennachwuchsausgezeichnet.

Begrüßung durch Wolf Jürgen Wünsche; rechtes Bild: John Neumeier, Marc Jubete, Christina Gansch, Georges Delnon, Andre Schoch, Kent Nagano

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Wolf-Jürgen Wünsche (Kuratoriumsvorsitzender der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper) und Christa Wünsche mit Ursula

und Dr. Hans-Heinrich Bruns (Geschäftführer der Stiftung zur Förderung der Hamburgischen Staatsoper) (1) Prof. Dr. Klaus-Michael und

Christine Kühne (2) Detlef Meierjohann mit Gaby Bethge und Lutz Bethge (Aufsichtsratsvorsitzender Montblanc International) (3) Gabriele

Wöhlke und Cord Wöhlke (Budnikowski) (4) Rita Feldmann (Hoffmann am Neuen Wall) und Harald Feldmann mit Else Schnabel (5) Sonja Lahnstein

und Engelke Schümann mit Undine Baum (6) Jürgen Klindworth und Chippi Roesing-Klindworth mit Lui Ming Diehl und Heribert Diehl (7)

Gabriele und Peter Schwarzkopff (8) Annette Hoyer-Glasmacher und Dr. Peter Glasmacher mit Martina Hoyer (9) Barbara und Ian K. Karan (10)

Maria und Frank Schriever (Deutsche Bank Hamburg ) (11)

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Spielplan

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Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett –John Neumeier Turangalîla Olivier Messiaen19:30 Uhr│€ 5,– bis 98,–│B

Orpheus Georg Philipp Telemann 20:00 Uhr│€ 25,– erm. 18,–Premiere│Einf. 19:30 Uhr (Pro-beb. 3)│opera stabile (ausverkauft)

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett –John Neumeier Othello Arvo Pärt, AlfredSchnittke, Naná Vasconcelos u.a.19:30 - 22:15 Uhr│€ 6,– bis107,–│A│Hamburger Sympho-niker

Orpheus Georg Philipp Telemann 20:00 Uhr│€ 25,– erm. 18,– Ein-führung 19:30 Uhr (Probebühne3)│opera stabile (ausverkauft)

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett –John Neumeier Matthäus-PassionJohann Sebastian Bach17:00 - 21:00 Uhr│€ 5,– bis 98,–B│Musik vom TonträgerVTg3, Serie 69

Orpheus Georg Philipp Telemann 17:00 Uhr│€ 25,– erm. 18,–Einf. 16:30 Uhr (Probebühne 3)opera stabile (ausverkauft)

Ballett Aspekte der Kreativität19:30 Uhr│€ 5,– bis 98,–B│Musik vom Tonträger | Bal 1

Orpheus Georg Philipp Telemann 20:00 Uhr│€ 25,– erm. 18,–Einführung 19:30 Uhr (Probe-bühne 3)│opera stabile

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett Aspekte der Kreativität19:30│€ 5,– bis 98,–B│Bal 2

Orpheus Georg Philipp Telemann 20:00 Uhr│€ 25,– erm. 18,–Einführung 19:30 Uhr (Probe-bühne 3)│opera stabile

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett –John Neumeier A Cinderella StorySergej Prokofjew19:30 - 22:15 Uhr│€ 5,– bis 98,–B│Do2

Juni

10. Philharmonisches Konzert20:00 Uhr | € 10,– bis 48,– | Ein-führung 19:15 Uhr im KleinenSaal | Laeiszhalle, Großer Saal Vorkonzert 18:45 (Kl. Saal)

jung: Spielplatz MusikDie chinesische Nachtigall 9:30 und 11:00 Uhr│täglich bis17. Juni│Veranstaltung fürSchulklassen opera stabile

Ballettschule John NeumeierErste Schritte 19:00 Uhr│€ 5,– bis 74,–D│Ball Jug

La Fanciulla del West Giacomo Puccini19:30 - 22:10 Uhr│€ 5,– bis 87,–C│Einführung 18:50 Uhr (Stif-ter-Lounge)│Di1

Daphne Richard Strauss19:30 Uhr | € 5,– bis 87,–C│Ein-führung 18:50 Uhr (Stifter-Lounge)│Oper kl.3, VTg1

Ballett – John Neumeier Tatjana Lera Auerbach 19:30 - 22:30 Uhr│€ 5,– bis98,–│B│Bal 3

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett – John Neumeier Tatjana Lera Auerbach19:30 - 22:30 Uhr│€ 6,– bis107,–│A│BalKl1

Daphne Richard Strauss18:00 Uhr│€ 5,– bis 98,– | BEinführung 17:20 Uhr (Stifter-Lounge)│VTg3, Serie 69

L'Elisir d'AmoreGaetano Donizetti 19:30 - 22:00 Uhr│€ 5,– bis87,–│C│Mi1

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitDaphne Richard Strauss 19:30 - 21:15 Uhr│€ 5,– bis 87,–C│Einführung 18:50 Uhr (Stif-ter-Lounge)│Fr1

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitLa Fanciulla del West Giacomo Puccini 19:30 - 22:10 Uhr│€ 5,– bis98,–│B│Einführung 18:50 Uhr(Stifter-Lounge)│Fr2

Elektra Richard Strauss 19:30 - 21:30 Uhr│€ 6,– bis107,–│A│ Einführung 18:50 Uhr(Stifter-Lounge)│Sa2

L'Elisir d'Amore Gaetano Donizetti 18:00 - 20:30 Uhr€ 5,– bis 98,–│BFamilien-Einführung 17:15 Uhr(Chorsaal)│S49, So2

L'Elisir d'AmoreGaetano Donizetti 19:30 - 22:00 Uhr€ 5,– bis 87,–│C│Di2 / Oper kl.1

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitElektra Richard Strauss 19:30 - 21:30 Uhr│€ 5,– bis 87,–C│Einführung 18:50 Uhr (Stif-ter-Lounge)│Mi2

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitL'Elisir d'AmoreGaetano Donizetti 19:30 - 22:00 Uhr│€ 5,– bis87,–│C│Do1

Juli

Einführungsmatinee „Orpheus“11:00 - 12:30 Uhr│€ 7,–│Probe-bühne 1

6. Kammerkonzert11:00 Uhr│€ 9,– bis 20,–Laeiszhalle, Kleiner Saal

Ballett –John Neumeier Turangalîla Olivier Messiaen18:00 Uhr│Premiere A | € 7,– bis176,–│P│PrA

Ballettschule des Hamburg Ballett John NeumeierErste Schritte 19:00 Uhr│€ 5,– bis 87,–C│Gesch Ball

Ballett –John Neumeier Turangalîla Olivier Messiaen19:30 Uhr│Premiere B | € 5,–bis 98,–│B│PrB

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett –John Neumeier Peer Gynt Alfred Schnittke19:00 - 22:00 Uhr│€ 5,– bis98,–│B│VTg1 (ausverkauft)

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett –John Neumeier Winterreise Zender, Schubert19:30 - 21:15 Uhr│€ 5,– bis 98B│Bal 3

13 Mo

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17 Fr

18 Sa

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24 Fr

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Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett –John Neumeier Duse Benjamin Britten, Arvo Pärt19:30 - 22:15 Uhr│€ 5,– bis 98,–B│VTg4

OrpheusGeorg Philipp Telemann 20:00 Uhr│€ 25,– erm. 18,–Einführung 19:30 Uhr (Probe-bühne 3)│opera stabile

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitBallett –John Neumeier Giselle Adolphe Adam20:00 - 22:30 Uhr│€ 6,– bis107,– | A

Zum letzten Mal in dieser SpielzeitOrpheusGeorg Philipp Telemann 20:00 Uhr│€ 25,– erm. 18,–Einführung 19:30 Uhr (Probe-bühne 3)│opera stabile

Ballett –John Neumeier Nijinsky-Gala XLII 18:00 Uhr│€ 6,– bis 107,–│Bal 1(ausverkauft)

Alle Opernvorstellungen – außer„Orpheus“ – mit deutschenÜbertexten.„Daphne“ mit deutschen undenglischen Übertexten.

Die Produktionen „La Fanciulladel West“, „Daphne“, „Tatjana“,„Turangalîla“ und „Duse“ werdenunterstützt durch die Stiftungzur Förderung der Hamburgi-schen Staatsoper.„Daphne“ ist eine Übernahmedes Theater Basel.„Orpheus“ ist eine Produktiondes Internationalen Opernstu-dios. Partner des InternationalenOpernstudios sind die Körber-Stiftung und die Stiftung zur Förderung der HamburgischenStaatsoper sowie die J. J. Ganzer Stiftung.

Öffentliche Führung durch dieStaatsoper am 15. und 23. Juniund am 5. Juli, jeweils 13.30 Uhr.Treffpunkt ist der Bühnenein-gang. Karten (€ 6.-) erhältlichbeim Kartenservice der Staats-oper.

15 Fr

16 Sa

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Kassenpreise

Pre

isg

rup

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Platzgruppe

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11*

F € 25,– 23,– 21,– 18,– 15,– 11,– 9,– 8,– 6,– 3,– 5,–

D € 74,– 68,– 62,– 54,– 42,– 29,– 22,– 13,– 10,– 5,– 10,–

C € 87,– 78,– 69,– 61,– 51,– 41,– 28,– 14,– 11,– 5,– 10,–

B € 98,– 87,– 77,– 67,– 57,– 45,– 31,– 17,– 11,– 5,– 10,–

A € 107,– 95,– 85,– 75,– 64,– 54,– 34,– 19,– 12,– 6,– 10,–

S € 132,– 122,– 109,– 98,– 87,– 62,– 37,– 20,– 12,– 6,– 10,–

P € 176,– 162,– 147,– 129,– 107,– 77,– 48,– 26,– 13,– 7,– 10,–

L € 38,– 29,– 18,– 9,– (abweichende Platzaufteilung) 5,–

* Vier Plätze für Rollstuhlfahrer (bei Ballettveranstaltungen zwei)

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Rückblick

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Hamburgs neuer Opernintendant Georges Delnon liebt zeitgenössischeKunst. So hat er bereits an seiner vorherigen Wirkungsstätte in Basel denKontakt zum Kunstbetrieb gesucht und mit Romeo Castellucci ein szeni-sches Projekt in Kooperation mit der Art Basel initiiert, weiß DagmarPenzlin und berichtet auf taz.de.Castellucci suchte nach einem neuen Sinn von Offenbarung. Indem er dieLogik des Illustrativen und des Figurativen verweigerte, die nichts anderesals stereotype Tröstungen für den Zuschauer bedeutet, war es diesem mög-lich, durch eine Anzahl von hergestellten Situationen eine eigene Haltungzu finden, während er die Worte des Evangeliums vernimmt.

Werner Theurich, Spiegel online, dazu: Das hat Würde, denn es ist au-thentisch. […] Leiden als das „Anstössige“ (Skandalon), als existentielle,individuelle Erfahrung, die nur im Ritus – vielleicht – nachvollziehbargestaltet werden kann.

Und Elisabeth Richter bemerkte im Deutschlandfunk Kultur: Einesder stärksten Bilder liefert Castellucci zum Abschnitt „Kreuzigung“: 14Personen von 9 bis 83 Jahren hängen sich – das Bild des gekreuzigten Jesusnachahmend – mit nach oben ausgebreiteten Armen nacheinander solange an ein heruntergelassenes Trapez, wie sie können.

Die Legende von der Steineiche, die als einziger Baum ihr hartes Holz fürden Bau des Kreuzes hergab, wird visualisiert in einer aufwendigen Ak-tion: Einer wie Jesus bei seinem Tod 35 Jahre alten Waldkiefer aus der„Großen Heide“ werden die Zweige entfernt. Den aufgerichteten Stammschmücken zwei Hamburger Polizisten mit Lilien, bevor der erste Teil derMatthäus-Passion in den Deichtorhallen zu Ende geht, so Klaus Kalch-schmidt auf KlassikInfo.de

Die musikalische Leitung durch den Hamburgischen Generalmusik-direktor Kent Naganon stand ebenfalls im Fokus der Berichterstat-tung: Ein überzeugendes Konzept von großer Innerlichkeit, die ja auch inden reflektierenden Arien angelegt ist, berichtet Hans-Jürgen Fink aufKultur-Port.de.

Kent Nagano hatte ein wunderbares Gespür für das Rhetorisch-Drama-tische in Bachs Musik, er wählte fließende Tempi, betonte das Tänzeri-sche, sorgte für einen ausgewogenen Klang des Orchesters und für span-nungsvolle dynamische Abstufungen. Dazu kam ein sehr gutesSänger-Sextett, voran Ian Bostridge als Evangelist und Philippe Sly alsJesus, berichtet Elisabeth Richter auf NDR Kultur, Aktuell.

Die Akustik in dem ganz mit weißem Tuch verhängten Museum, das nunwie eine Kathedrale wirkt, bietet für die exquisite musikalische Gestaltungoptimale Rahmenbedingungen, so Sören Ingwersen in der HamburgerMorgenpost.

Das Konzept ist dem Spielort angemessen. Castellucci inszeniert ein Stückin Nachbarschaft zur Installation, der Abend ist der Bildenden Kunstnäher als dem Musiktheater, vermeldet Falk Schreiber auf Nachtkri-tik.de

Joachim Mischke vom Hamburger Abendblatt fasst am Ende seinerKritik zusammen: …Castelluccis Ur-Absicht: Tief verunsichern, Per-spektiven verunklaren. Einiges an diesem nachdenkwürdigen Abendmisslang. Was gelang, bleibt unvergesslich.

„La Passione“ im Spiegel der PresseZum Auftakt des Internationalen Musikfestes Hamburg brachte die Staatsoper am 21. Aprilin Zusammenarbeit mit den Deichtorhallen in der Inszenierung von Romeo Castellucci undunter dem Dirigat von Kent Nagano Bachs Matthäus-Passion auf die Bühne.

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