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Officia poreium quiatus aut fuga. Nimagnam volupta- tem sum. SEITE XX Automatisch Melken für Profis Soll ein Automatisches Melk- system (AMS) auch unsere Kühe melken? Investitionen in die Melktechnik sollte man gut überlegen und sorgfältig planen, denn sie beeinflussen Arbeitsab- läufe und Wirtschaftlichkeit des Betriebs für viele Jahre. Herden- größe, Platz, Arbeitszeit, persön- liche Neigungen, Wirtschaftlich- keit und Erweiterungsmöglich- keiten muss man berücksichti- gen. Meist sprechen eingesparte Arbeitszeit, mehr Flexibilität und eine verbesserte Arbeitsqualität für das AMS. Man muss aber auch noch wei- tere Dinge vor der Entscheidung für oder gegen ein AMS beden- ken. Ein hohes Maß an techni- schem Verständnis und Freu- de an der Arbeit mit dem PC sind notwendig. Zwei Personen sollten mit der Herdengrößen und Arbeitsbelastung steigen – deshalb sind viele Familienbetriebe auf der Suche nach Lö- sungen, um die täglichen Routinearbeiten im Milchviehstall zu automatisieren und die Arbeitsbelastung zu verringern. Bevor das AMS in den Milchviehstall einzieht, gilt es einige Dinge zu beachten. AUTOMATISCHE MELKSYSTEME – AMS Was ist beim Umstieg zu beachten? STUDIE KÜHE 50+ Steigt die Lebensqualität? SEITE 44 REPORTAGE KAINZ Begeistert vom Robotermelken SEITE 46 KOSTENVERGLEICH Melkstand versus Melkroboter SEITE 48 Technik vertraut sein, eine muss immer erreichbar sein, um Störungen zu beheben. Ein verlässlicher Servicetech- niker der Firma ist notwendig. Die Platzierung im Stall und die Gestaltung des Tierum- triebs entscheiden über die Akzeptanz der Melkbox. Ein AMS beeinflusst auch die FREUDE AN DER ARBEIT MIT DEM PC und ein hohes Maß an technischem Ver- ständnis sind zwei Voraussetzungen, die man für den Umstieg auf ein Automati- sches Melksystem mitbringen sollte. Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel Der erste niederösterreichi- sche Melkroboter ging 2000 in Betrieb. Im Dezember 2015 haben Roboter auf 81 nieder- österreichischen Milchvieh- betrieben knapp 4.100 Kühe gemolken. Österreichweit erledigen Automatische Melk- systeme bereits in knapp 500 Betrieben die Melkarbeit. AMS in Zahlen ARBEITSROUTINE Flexibel aber ständig rufbereit SEITE 45 ROBOTERAUSLASTUNG Worauf beim Füttern achten? SEITE 50 GESUNDE EUTER AMS sind besser als ihr Ruf SEITE 52 EINSTELLUNGEN OPTIMIEREN So hilft das LKV-Tool SEITE 54 ÜBERBLICK BEHALTEN Checkliste für den Umstieg SEITE 56

Automatisch - lko.at Hersteller Boumatic Robotics DeLaval Lely Lemmer Fullwood GEA Happel Modell MR S1 VMS Astronaut 4 Merlin M2 MIone Aktiv Puls Abmessungen (LxBxH) und Ge-

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Officia poreium quiatus aut fuga. Nimagnam volupta-tem sum. SEITE XX

Automatisch Melken für Profis

Soll ein Automatisches Melk-system (AMS) auch unsere Kühe melken? Investitionen in die Melktechnik sollte man gut überlegen und sorgfältig planen, denn sie beeinflussen Arbeitsab-läufe und Wirtschaftlichkeit des Betriebs für viele Jahre. Herden-größe, Platz, Arbeitszeit, persön-liche Neigungen, Wirtschaftlich-keit und Erweiterungsmöglich-keiten muss man berücksichti-gen. Meist sprechen eingesparte Arbeitszeit, mehr Flexibilität und eine verbesserte Arbeitsqualität für das AMS.Man muss aber auch noch wei-tere Dinge vor der Entscheidung für oder gegen ein AMS beden-ken. Ein hohes Maß an techni-

schem Verständnis und Freu-de an der Arbeit mit dem PC sind notwendig.

Zwei Personen sollten mit der

Herdengrößen und Arbeitsbelastung steigen – deshalb sind viele Familienbetriebe auf der Suche nach Lö-sungen, um die täglichen Routinearbeiten im Milchviehstall zu automatisieren und die Arbeitsbelastung zu verringern. Bevor das AMS in den Milchviehstall einzieht, gilt es einige Dinge zu beachten.

AUTOMATISCHE MELKSYSTEME – AMS

Was ist beim Umstieg zu beachten?

STUDIE KÜHE 50+

Steigt dieLebensqualität? SEITE 44

REPORTAGE KAINZ

Begeistert vom Robotermelken SEITE 46

KOSTENVERGLEICH

Melkstand versusMelkroboter SEITE 48

Technik vertraut sein, eine muss immer erreichbar sein, um Störungen zu beheben.

Ein verlässlicher Servicetech-niker der Firma ist notwendig.

Die Platzierung im Stall und die Gestaltung des Tierum-triebs entscheiden über die Akzeptanz der Melkbox.

Ein AMS beeinflusst auch die

FREUDE AN DER ARBEIT MIT DEM PC und ein hohes Maß an technischem Ver-ständnis sind zwei Voraussetzungen, die man für den Umstieg auf ein Automati-sches Melksystem mitbringen sollte. Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel

Der erste niederösterreichi-sche Melkroboter ging 2000 in Betrieb. Im Dezember 2015 haben Roboter auf 81 nieder-österreichischen Milchvieh-betrieben knapp 4.100 Kühe gemolken. Österreichweit erledigen Automatische Melk-systeme bereits in knapp 500 Betrieben die Melkarbeit.

AMS in Zahlen

ARBEITSROUTINE

Flexibel aberständig rufbereit SEITE 45

ROBOTERAUSLASTUNGWorauf beim Füttern achten? SEITE 50

GESUNDE EUTERAMS sind besser als ihr Ruf SEITE 52

EINSTELLUNGEN OPTIMIERENSo hilft das LKV-Tool SEITE 54

ÜBERBLICK BEHALTENCheckliste für den Umstieg SEITE 56

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den Firmen selbst. Man sollte im-mer Angebote mehrerer Firmen einholen und auf die Vergleich-barkeit der Angebote achten. So können zum Beispiel die Zwi-schendesinfektion des Melkzeugs oder ein Servicevertrag in einem Angebot bereits inkludiert sein,

zukünftigen Betriebserweite-rungsmöglichkeiten.

Die Arbeitszeit verschiebt sich vom Melken in Richtung Datenkontrolle, Tierbeobach-tung und Pflege.

Ration und Futtervorlage sind anzupassen.

| 42 | Die Landwirtschaft

Automatische Melksysteme Mai 2016

Welches AMS für meinen Betrieb?

Derzeit melken in niederöster-reichischen Milchviehbetrieben Roboter von sechs verschiede-nen Firmen. Tabelle 1 gibt einen Überblick über die aktuellen Mo-delle. Die Angaben stammen von

während dies bei einem anderen nicht der Fall ist und dafür noch zusätzlich Kosten anfallen.Wesentlich für die Kaufentschei-dung sollte auch der regionale Service des Herstellers sein. Da auf einem AMS Betrieb die Kühe fast rund um die Uhr gemolken

Übersicht über aktuelle AMS-Modelle (Firmenangaben)Hersteller Boumatic Robotics DeLaval Lely Lemmer Fullwood GEA HappelModell MR S1 VMS Astronaut 4 Merlin M2 MIone Aktiv Puls

A b m e s s u n g e n (LxBxH) und Ge-wicht

560x220x240 cm, 2.600 kg

335x255x228 cm, 950 kg

Robotereinheit 334x227x237 cm,

650 kgZentraleinheit

123x102x206 cm, 320 kg

369x228x244 cm, 1.200 kg

335x155x215 cm, 1.300 kg

Einzelbox: 460x350x207 cm,

2.090 kg, Zentraleinheit:

1.450 kg,Melkbox: 585 kg

Max. Melkungen/Tag

ca. 190 ca. 200210, kann je nach Mil-chleisutng und Melk-

barkeit auch höher sein

Abhängig von Milch-leistung und Minuten-

gemelk

Abhängig von Milch-leistung und Minuten-

gemelk

Abhängig von Milch-leistung und Minuten-

gemelk

Steuerung des Kuhverkehrs

Empfehlung freier Kuhverkehr

Frei oder gelenkt, Feed First ab 55-60 melken-

den Kühen zu emp-fehlen

Freier Kuhverkehr Je nach BedarfFreier oder gelenkter

TierverkehrFreier Kuhverkehr, Option auf gelenkt

Steuerung des An-setzarmes

Hydraulisch HydraulischElektrisch und Pneu-

matischElektrisch und Pneu-

matischElektrisch Elektrisch

Positionierungshil-fe für die Kuh

Bewegl. Futtertrog, schwenkende Kotrinne

Bewegl. Futtertrog, schwenkende Kot-

platte

Keine Positionierung der Kuh

Keine Positionierung der Kuh

Bewegl. FuttertrogKeine Positionierung

der Kuh

Erkennung der Zit-zenposition

3D-Kamera mit Laser und Positionen aus der

Datenbank

2 Laser & Digitalka-mera

3D-Laser3D-Laser und Compu-

ter-Koordinaten3D-Kamera Laser & IP Kamera

Min. Bodenfreiheit 27 cm (optional 22 cm) 24 cm 27 cm 24 cm 30 cm 27 cm

Daten die auf Vier-telsebene erfasst werden

Milchfluss, Melkdauer und Leitfähigkeit

Milchfluss, unvollstän-dige Melkung, Euter-

gesundheitsindex. Milchmenge, Milchfar-

be, Leitfähigkeit

Milchfarbe, Leitfähig-keit, Milchmenge,

Anmelkzeit, Ausmelk-zeit, Fett- und Protein-

gehalt

Milchfluss, Melkdauer, Milchmenge, Leitfähig-

keit und Temperatur

Milchfluss, Milchmen-ge, Leitwert tempera-turkorrigiert, Farbe,

Milchtemperatur

Milchfluss, Melkdauer und Leitfähigkeit,

Bluterkennung

Einmelken Kalbin-nen

Mit Hand möglich, nach einlernen auch automatisch möglich

Manuelles Ansetzen oder automatisch

automatisch automatischautomatisch, bei Be-darf manuelles Ein-

greifen möglich

Anlernprogramm, schrittweises Anlernen u. mit Hand möglich

Fütterung 4 KF Sorten 3 KF Sorten 4 KF Sorten 4 KF Sorten 3 KF Sorten 3 KF SortenFlüssigfütterung möglich

ja ja ja ja ja ja

Euterreinigung Vorbereitungsbecher Vorbereitungsbecher Gegenläufige Bürsten Gegenläufige Bürsten Im Melkbecher Vormelkbecher

Reinigung des Melkzeuges

Zwischenspülung in-nen und außen, Zwi-

schendesinfektion mit Peressigsäure oder

Dampf

Zwischenspülung außen und innen; Zwi-schendesinfektion mit

Peressigsäure oder Dampf optional

Reinigung mit Wasser innen und außen, op-tional Zwischendesin-

fektion mit Dampf

Mit Wasser und Druck-luft, Zwischendes-

infektion mit Peres-sigsäure oder Dampf

optional

Außenreinigung der Melkbecher mit Was-

ser, Zwischendesinfek-tion mit Peressigsäure,

Zwischenspülung mit Wasser, Zwischendes-infektion mit Dampf

Energie (kWh) und Wasser (l) pro Melkung

0,147 kWh/2,6 l0,24 kWh/4,64 l (je

nach Auslastungsgrad)

Mit Dampfzwischen-desinfektion

0,34 kWh/2,9 l0,29 kWh/2,6 l Keine Angabe Keine Angabe

Besonderheiten

Ansetzen von hinten, sicheres Ansetzen von Hand möglich, Ein- u. Austritt von 2 Seiten - einfache Kuhselektion in bis zu 4 Richtungen,

optional Waage

Ansetzen von Hand möglich, MDi Mastitis Erkennungsindex, vier-telindividuelle Milch-

mengenmessung

Ansetzen von Hand möglich, Aktivitäts-

messung (Bewegung und Wiederkauen),

Waage

Automatisierte Tier-beobachtung, Inline-Milch-Analyse (Fett-, Eiweiß- und Laktose-

gehalt), Handansetzen möglich

Die gesamte Melkrou-tine (Reinigen – Sti-

mulieren – Vormelken – Melken – Dippen) geschieht in einem

Arbeitsgang in den ein-zelnen Melkbechern

Ansetzen von Hand möglich, Realtime-Aktivitätsmessung,

selbstlernendes System, kein einler-nen der Kühe not-

wendig, industrieller Roboterarm

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Mai 2016 Automatische Melksysteme

Die Landwirtschaft | 43 |

werden, sind die Erreichbar-keit des Kundenservices und die schnelle Behebung von Störun-gen besonders wichtig.Auch das Gespräch mit Betrie-ben, die bereits mit einem AMS melken, kann wertvolle Infos für die Entscheidung liefern. Von Vorteil ist, wenn mehrere benach-barte Betriebe auf das gleiche Fa-brikat setzen. Dadurch sind meh-rere Personen in der Umgebung mit der Technik vertraut. Sie kön-nen sich bei Störungen des Robo-ters gegenseitig helfen oder sich im Krankheitsfall oder im Urlaub vertreten.

Positionierung des AMS im Stall

Die Position des Automatischen Melksystems im Stall beeinflusst den Kuhverkehr und die Arbeits-abläufe. Im Vergleich zu einem Melkstand braucht die Melk-box wenig Platz. Deshalb ist man beim Positionieren des AMS fle-xibel und es ist für den Umbau bestehender Stallungen und für Neubaulösungen geeignet. Ge-rade bei Umbaulösungen muss der ehemalige Melkstand nicht zwangsläufig der beste Platz für den Roboter sein. Bei der Pla-nung im Stall sollte man unab-hängig von Um- oder Neubau fol-gende Punkte beachten.

Die Kühe sollten die Melkbox möglichst leicht und gerad-linig betreten und verlassen können. Deshalb darf man keine Ecken, Engstellen oder Sackgassen einplanen. Ab-weisbügel helfen den Kühen, die Melkbox stressfrei zu be-treten und zu verlassen. Sie sollten in Richtung Futtertisch aus der Melkbox gehen.

Rund um die Melkbox sollte genügend Platz sein. Ein Vor-warteplatz minimiert den Zeit-aufwand, wenn Nachtreiben notwendig ist. Der Vorwarte-bereich sollte zehn Prozent der melkenden Kühe Platz bie-ten und auf Spalten ausgeführt sein, da hier Schieber nicht arbeiten können. Ideal wären drei Quadratmeter pro war-tender Kuh, zum Beispiel sollte der Vorwarteplatz für 60 mel-kende Kühe 18 Quadratmeter (6x3) groß sein. Nach der Melk-box kann man Tiere zum Be-samen, Klauenpflegen, Unter-suchen oder Behandeln in eine Selektionsbucht sortieren.

Tränke, Bürste oder Kraftfut-terstation sollten sich nicht in unmittelbarer Nähe des Robo-ters befinden, um den Tierver-kehr nicht zu stören und Staus rund um die Melkbox zu ver-meiden.

Man sollte das Automatische Melksystem trockenen Fußes erreichen, das erleichtert War-tungs- und Kontrolltätigkei-ten.

Da für Roboterbetriebe die Tierbeobachtung besonders wichtig ist, sollten das AMS und der Vorwartebereich gut einsehbar sein, zum Beispiel aus dem Stallbüro, ohne dabei den Melkablauf zu stören.

Die Melkbox muss man für einen störungsfreien Winter-betrieb frostfrei halten. Im Sommer suchen die Tiere die Melkbox aufgrund von Hitze und Fliegen weniger oft auf. Hier kann ein Ventilator Ab-hilfe schaffen.

Umtriebsformen bei AMS

Bei den Umtriebsformen unter-scheidet man zwischen freiem, gelenktem und selektiv gelenk-tem Kuhverkehr.Der freie Kuhverkehr lässt sich in allen Stallbauformen verwirk-lichen und ist die einfachste und kostengünstigste Lösung. Die Tiere haben jederzeit freien Zu-gang zu Futtergang, Roboter und Liegebereich. Bei freiem Kuhverkehr kann es notwendig sein, niederlaktieren-de oder nicht fitte Kühe nachzu-treiben.

Beim gelenkten Kuhverkehr und selektiv gelenkten Kuhverkehr müssen Fress- und Liegebereich klar voneinander getrennt sein. Daher lassen sich diese Um-triebsformen nur bei einer gera-den Anzahl von Liegeboxenrei-hen sinnvoll umsetzen.Beim gelenkten Kuhverkehr ge-langen die Kühe nur über die Melkbox auf den Futtergang. Die Tiere nehmen deshalb oft weni-ger Futter auf als bei freiem Kuh-verkehr.Beim selektiv gelenkten Kuhver-kehr, zum Beispiel „Feed First“, können die Tiere über ein Ein-wegtor jederzeit zum Futtergang. Auf dem Rückweg sortiert sie ein Selektionstor je nach Melk-anrecht in den Vorwartebereich des AMS oder in den Liegebe-reich. Sowohl bei gelenktem als auch bei selektiv gelenktem Kuh-verkehr ist der Aufwand für das Nachtreiben geringer. Allerdings sind auch die Investitionskosten höher.

DR. MARCO HORN, BEd Ref. Milchwirtschaft Tel. 05 0259 23304 [email protected]

Freier Kuhverkehr

Liegebereich

Futtertisch

Futtergang

Selektiv gelenkter Umtrieb mit Selektion nach dem Fressen

Liegebereich

Futtertisch

Futtergang

Abbildungen:Quelle ÖKL 2013

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Der jeweils obere Balken kennzeichnet die Betriebe mit AMS, der untere jene ohne AMS. Grafik: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik

| 44 | Die Landwirtschaft

Automatische Melksysteme Mai 2016

Der Einsatz von AMS beschleu-nigt das betriebliche Wachs-tum in den Milchviehbetrieben. Darüber hinaus bestätigt diese Studie ein Potenzial für Arbeitseinsparungen und mehr Lebensqualität durch AMS in größeren Milchviehbetrieben. Betriebsleiter mit AMS konnten die tägliche Stallarbeitszeit trotz beträchtlichem Wachs-tum in den vergangenen zehn Jahren etwas senken.Damit diese Potenziale in der Praxis ausgeschöpft werden können, muss das gesamte Management auf dieses Sys-tem bestens abgestimmt sein.

Der Beitrag ist eine Zusam-menfassung aus „Milchvieh-betriebe 50+: weniger Arbeit und mehr Lebensqualität mit AMS?“ der oben genannten Autoren.

Bereits ein Viertel der 815 Milch-viehbetriebe mit 50 und mehr Kühen in Österreich hatte 2014 ein Automatisches Melksystem (AMS). Eine verringerte Arbeits-zeit wird am häufigsten als Argu-ment für die Anschaffung eines solchen Systems genannt.

Reine Stallarbeitszeit verringerte sich

Laut der Befragungsstudie bei 252 Betrieben verringerte sich die reine tägliche Stallarbeits-zeit in Betrieben mit AMS zwi-schen 2004 und 2014 um 13 Pro-zent. Dies geschah trotz Aufsto-cken von rund 39 auf 74 Kühe je Betrieb. Dadurch sank die Stall-arbeitszeit je Kuh und Jahr laut den Angaben der Betriebsleiter in diesem Zeitraum von 70 auf 32 Stunden. Das ist ein Minus von 54 Prozent.

Das gilt nicht für alle Betriebe und vor allem nicht in der Um-stellungsphase, die ein professio-nelles Management im Umgang mit dieser Technik benötigt.In Betrieben ohne AMS erhöh-te sich laut Angaben der Befrag-ten im Untersuchungszeitraum die tägliche Stallarbeitszeit von 8,4 auf 9,2 Stunden, ein Plus von zehn Prozent.

Die durchschnittliche Stall-arbeitszeit je Kuh und Jahr ver-ringerte sich um knapp ein Drit-tel bei Betrieben ohne AMS. Zu berücksichtigen gilt, dass gesonderte Wartungsarbeiten oder zusätzliche Arbeitszeiten aufgrund der Rufbereitschaft für AMS in den hier aufgeliste-ten Arbeitszeiten nicht enthal-ten sind.

Ob der Melkroboter Zeit spart, hat die Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik untersucht. Leopold Kirner, Matthias Hedegger und Stefan Ludhammer fassen hier die Ergebnisse der Studie „Milchviehbetriebe 50+“ zusammen.

MILCHVIEHBETRIEBE MIT 50 KÜHEN UND MEHR

Steigt die Lebensqualität?

Mehr Freizeit mit AMS?

Die Milchviehbetriebe mit 50 und mehr Milchkühen sind stark gewachsen. Daher wurden auch die Folgen des Wachstums in der Befragung thematisiert. Besonders ausgeprägt war der Unterschied zur Einschätzung der Freizeit.

Betriebsleiter mit Automati-schem Melksystem äußerten häufiger, dass sie nach dem Wachstum mehr Freizeit hätten als zuvor; Zustimmung von 49 Prozent gegenüber 29 Prozent in Betrieben ohne Melkroboter.

Zudem sei die Arbeit laut Aus-kunft der Befragten in Betrie-ben mit Automatischem Melk-system bei einem höheren An-teil der Betriebe interessanter und abwechslungsreicher ge-worden. Generell wird bekun-

det, dass die Ausweitung in der Milchproduktion der richtige Schritt war, insbesondere bei den AMS-Betrieben.

Kurz gefasst

Betrieb ohne AMS Betrieb mit AMS

+10 %

8,4

69

49

2004 2014 2004 2014

tägliche Stallarbeit (AKh)

(AKh) je Kuhund Jahr

9,2

-30 %

-13 %

-54 %

7,4

70

32

6,4

04 14

tägliche Stallarbeit (AKh)

(AKh) je Kuhund Jahr

04 14

28 30 24 15 2

15 33 24 18 3

39 27 25 8

15 19 15 28 13 9

5 19 18 32 16 24

Wir haben mehr Freizeitals zuvor

Die Arbeit ist interessanter und abwechslungsreicher

geworden

Die Ausweitung in der Milchwirtschaft war der

richtige Schritt

Zustimmung in Prozent

Stimme voll zu (1) lehne ich voll ab (6)2 3 4 5

48 37 11 22

Grafik: Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik

Einschätzung Befragter zu den Auswirkungen des Wachstums

Einschätzung Arbeitszeit für Stallarbeit ohne und mit AMS

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Mai 2016 Automatische Melksysteme

Die Landwirtschaft | 45 |

DIE TECHNIK DES AMS muss man regelmäßig kontrollieren und warten. Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel

Anstatt zwei Mal täglich, wird jetzt rund um die Uhr gemolken. Das bedeutet mehr Flexibilität, weil man nicht mehr zu zwei fi-xen Tageszeiten im Melkstand stehen muss. Andererseits muss man aber bei Störungen rund um die Uhr erreichbar sein und diese rasch beheben. Deshalb ist es ein enormer Vorteil, wenn nicht nur eine Person am Betrieb mit der Technik vertraut ist.

Tierbeobachtung darf nicht zu kurz kommen

Beim Melken in Anbindehaltung oder im Melkstand gibt die Kuh nicht nur Milch; man kann sie zu-gleich beobachten. Man hat jede Kuh zweimal täglich vor Augen, und es fällt sofort auf, wenn ein Tier humpelnd in den Melkstand kommt oder das Euter leicht ge-rötet ist. Im Roboter-Betrieb ist es daher enorm wichtig, dass die Tierbeobachtung ein fixer Be-standteil der täglichen Arbeits-routine ist. Das AMS liefert viele Einzeltier-daten, wie zum Beispiel Milch-leistung, Leitfähigkeit, Milch-temperatur, Farbveränderung, Boxenbesuche, misslungene Melkungen und Aktivität. Diese Daten sind für das Herdenma-

die Kamera und den Ansetz-arm reinigen

den Milchfilter tauschen die Zitzengummis und Eu-

terbürsten, das Dippen und die Zuteilung des Kraftfutters überprüfen und

das Reinigungs-, Desinfekti-ons- und Dippmittel kontrol-lieren.

Es hat sich auch bewährt, die kor-rekte Funktion der Reinigung und Zwischendesinfektion in regel-mäßigen Abständen zu überprü-fen und nicht erst, wenn die Zell- oder Keimzahlen steigen.

Checklisten helfen, den Überblick zu behalten

Gerade zu Beginn macht es Sinn, sich eine Checkliste mit den Rou-tinearbeiten anzufertigen und diese gewissenhaft abzuarbeiten. Doch auch für Arbeiten, die man wöchentlich oder monatlich erle-digen soll, ist eine solche Check-liste sehr hilfreich, damit man nichts übersieht.

Technik kann Kontrolle vor Ort nicht ersetzen

Alle Technik kann die Tierkont-rolle vor Ort nicht ersetzen. Auch auf AMS-Betrieben sind regel-mäßige Kontrollgänge außerhalb der Hauptstallzeiten notwendig und sinnvoll. Ein gut ausgestat-tetes Stallbüro mit Blick auf die Herde hilft hier, den Überblick zu behalten. So hat man die Her-de zum Beispiel beim Kontrollie-ren der AMS-Listen, beim Melden einer Geburt oder beim Erledigen der betriebswirtschaftlichen Auf-zeichnungen stets im Blick.

Auch die tägliche Pflege der Lie-geboxen und das Reinigen der Laufgänge sind für AMS-Betrie-be wichtig. Die Kühe sind sauber, und man kann dabei die Herde hervorragend beobachten.

Regelmäßige Wartung sichert Funktion und Tiergesundheit

Die Technik des AMS muss man regelmäßig kontrollieren und warten. Jeder Hersteller hat eige-ne Vorgaben, welche Wartungs-arbeiten man täglich, wöchent-lich oder monatlich durchführen muss. Unabhängig vom Fabrikat muss man täglich die Melkbox, den Laser oder

Mit der Umstellung auf Automatisches Melken ändern sich das Management und die Arbeitsroutine. Worauf dabei besonders zu achten ist, weiß LK-Experte Marco Horn.

nagement und das frühe Erken-nen von gesundheitlichen Stö-rungen entscheidend. Deshalb muss die Kontrolle der AMS-Da-ten und Listen ein fixer Bestand-teil der täglichen Arbeitsroutine sein und nicht nur dazu dienen, überfällige Tiere zum Melken zu holen. AMS Betriebe müssen ler-nen, die Informationen aus den AMS Daten und Alarmlisten rich-tig zu deuten.So können zum Beispiel ein Rückgang der Milchleistung, eine Zunahme der misslunge-nen Melkungen und ein gestie-gener Leitwert auf ein Problem bei der Eutergesundheit hinwei-sen. Dieses Tier muss man rasch mittels Schalmtest kontrollieren. Auch technische Störungen las-sen sich aus den AMS-Daten ab-lesen. Steigende Melkzeiten auf immer demselben Viertel kön-nen zum Beispiel darauf hinwei-sen, dass Luft durch einen defek-ten Schlauch eintritt.Die Daten und Listen können di-rekt am AMS, im Stallbüro oder auch bequem über Smartphone oder Tablet kontrolliert werden. Wichtig ist, daraus die richtigen Schlüsse zu ziehen und die Infor-mationen zum Herdenmanage-ment zu nutzen.

ARBEITSROUTINE IM AMS-BETRIEB

Flexibel aber ständig rufbereit

DR. MARCO HORN, BEd Ref. Milchwirtschaft Tel. 05 0259 23304 [email protected]

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alarmiert“, erklären die beiden. Sie sind bei allen frisch gekalbten Kü-hen etwa fünf Tage lang beim Mel-ken dabei. Die Kalbinnen lernen sie anfangs zu zweit an. Das kann, je nach Charakter des Tieres, zwei Tage bis zu einer Woche dauern. „Wir nehmen uns für sie beson-ders am Abend viel Zeit. Das lohnt sich, weil sie das Melken mit dem Roboter schneller akzeptieren und rasch alleine ohne Aufsicht mel-ken gehen können“, haben die bei-den beobachtet. Der Roboter ist so programmiert, dass diese Tie-re nur unter ihrer Aufsicht melken

Stunden gedauert.“ Dabei ist die Milchleistung nicht gesunken. Bis auf zwei Tiere haben alle Kühe ihre Milch problemlos hergegeben. In der Anfangszeit wollten sie sicher gehen, dass wirklich jedes Tier in die Melkbox geht. Deshalb haben sie sich ein Leitsystem zurechtge-legt und die Kühe in drei Gruppen geteilt. „Damals war uns das ganz wichtig“, erinnern sich die beiden. „Heute werden wir bei einer alt-melkenden Kuh nicht mal nervös, wenn sie 15 Stunden lang nicht in die Box geht.“ Insgesamt hat das Umstellen vierzehn Tage gedau-ert und einigen Schlaf gekostet. „Aber damit muss man in dieser Zeit rechnen“, betonen Johann und Karin.

Selektieren auf Robotertauglichkeit

Kühe mit tief liegendem Euter ha-ben sie vor der Umstellung selek-tiert. Vier Tiere verließen aufgrund von Melkproblemen die Herde. Kalbinnen laufen zwei bis drei Wo-chen und Trockensteher bis zu zwei Wochen vor dem Geburts-termin in der laktierenden Herde mit. Die Kalbinnen brauchen etwa eine Woche lang die Unterstützung einer Person, damit sie in die Melk-box gehen. „Alle kalben in der Her-de ab, meist problemlos“, berich-ten Johann und Karin. „Nach einer Stunde bei der Mutter kommen die Kälber in ein Iglu.“ Den Roboter haben sie so programmiert, dass er die Biestmilch fünf Tage lang in einen eigenen Behälter melkt. „Vier Eimer stehen dafür parat. Sind alle voll, werden wir über das Handy

bei der Milchproduktion gut drauf sind. Das hat unser Selbstvertrau-en für den Umstieg auf den Melk-roboter gestärkt.“

Melkstand sofort außer Betrieb genommen

Die Kühe besuchten Morgens noch den Melkstand und Nachmit-tags stellten sie sich bereits vor der Melkbox an. „Wir haben den Tieren schon vierzehn Tage davor Kraft-futter in der Melkbox angeboten, während der Roboter eingeschaltet war und die typischen Geräusche von sich gegeben hat“, erklären Jo-hann und Karin das Trockentrai-ning. „Die Kühe holten sich am ers-ten Melktag ihr Kraftfutter wie ge-wohnt im Roboter, nur wurden sie diesmal dabei gemolken. Für sie ist das Kraftfutter wichtig, das Melken ist nur eine positive Nebenerschei-nung.“ Die beiden haben deshalb das Kraftfutternivau am Trog von 26 auf 22 Kilogramm Milchleis-tung verringert. Das Kraftfutter für die fehlenden vier Kilogramm be-kommen die Kühe in der Melkbox. Sinkt die Milchleistung, passt der Roboter automatisch die Kraftfut-termenge an.

Gute Einschulung

Mit dem Mitarbeiter der Firma ha-ben sie um 16 Uhr mit dem Ein-melken begonnen und um halb zwei morgens hat das automati-sche Melksystem die letzte Kuh ge-molken. Um sechs Uhr ging es wie-der von vorne los. „Der Firmenmit-arbeiter war so lange bei uns, bis jede Kuh zweimal gemolken war“, erzählen die beiden. „Das hat 24

Als mit den Flächen die Kühe mehr wurden, steigerte sich die Melk-zeit auf je zwei Stunden morgens und abends. „Das sollte so nicht mehr weitergehen, denn die Kin-der brauchen in der Früh Betreu-ung und unsere Oma sollte auch nicht ständig im Einsatz sein“, be-tont Karin. Zuerst wollten sie und ihr Mann den Melkstand, einen Sechser-Side-by-Side, vergrößern. Doch dafür fehlte der Platz im Stall. Da bot sich der Umstieg auf einen Melkroboter an. „Er braucht wenig Platz, wir mussten nur eine Wand wegreißen“, erklärt Johann. „Der frei gewordene Raum reichte auch für die Werkstatt unseres Sohnes und die Kühe bekamen drei wei-tere Fressplätze.“ Besonderen Wert legten sie auf einen großen Vor-warteplatz vor der Melkbox.

Melkroboter neu gekauft

Sie haben sich für einen Astronaut der Firma Lely entschieden, weil er der meist verkaufte in Österreich ist und zwei Kollegen in der Um-gebung ebenfalls ihre Kühe damit melken. So können sich die Milch-viehhalter gegenseitig vertreten.R-und 154.000 Euro haben sie für den neuen Melkroboter mit Puf-fertank und Kompressor ausgelegt. Der Milchtank mit Robotersteue-rung kostete 6.000 Euro und in Umbauten haben sie rund 20.000 Euro investiert. „Das war für uns auch ohne Investitionsförderung zu schaffen“, betonen die beiden, die seit 2009 Mitglied im Arbeits-kreis Milch sind. „Wir wollten wis-sen, was pro Kuh übrig bleibt. Die Auswertungen zeigen uns, dass wir

Sie haben von der Rohrmelkanlage über den Melkstand bis zum Roboter viel Erfahrung beim Melken von Kühen gesammelt. Warum Karin und Johann gerade vom automatischen Melksystem so begeistert sind, was sie für einen reibungslosen Ablauf leisten müssen und wie die Umstellungszeit verlaufen ist, darüber haben uns die Tief-bautechnikerin und der Landwirtschaftsmeister kürzlich informiert.

| 46 | Die Landwirtschaft

Automatische Melksysteme Mai 2016

JOHANN UND KARIN KAINZ, BIOBAUERN IN GROSS-RADISCHEN

„Nie mehr vier Stunden im Melkstand stehen“

BetriebsspiegelBetriebsführer Tiefbauingenieurin Karin (39) und LW-Meister Johann (43) KainzFamilienmitglieder am Betrieb Kinder Helene (12), Paul (11), Thomas (7) und Anna (3)Eltern Johann (75) und Maria (69) KainzFlächenbewirtschaftung 30 ha mehrmähdiges Grün-land, 50 ha Acker, davon 15 ha Wechselwiesen, 9 ha Triticale, 4 ha Silomais, 4 ha Peluschken, 18 ha mit jährlich wechselnden Anteilen an Hafer und Roggen.Tierhaltung 60 FV-Kühe mit 60 Stück Jung-vieh; 6 Mastschweine für Di-rektvermarktung

Biobetrieb mit 7.900 Kilogramm Stalldurchschnitt;Milch wird an Bergland geliefert

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steigt, werden die Tiere homoöpat-hisch behandelt“, berichtet Johann. „Wir haben auf ein eigenes Büro für den Roboter verzichtet, denn wer putzt den Raum, den man schnell mal mit den Stallstiefeln betritt?“, schmunzelt Karin. Der Stall-PC steht in einem Büroschrank neben dem Melkraum. Er ist mit dem PC in der Wohnung verbunden. Des-halb kann sie neben dem Kochen und Beaufsichtigen der Kinder im-mer wieder einen Blick auf die Ro-boterdaten werfen.

In zehn Minuten ausgewertet

Die Daten wertet meist Johann aus. Dafür benötigt er am Abend zehn Minuten. „Anfangs überfordern einen die vielen Zahlen und Lis-ten“, so der Landwirt. „Aber man merkt rasch, worauf es ankommt.“ Er kontrolliert die Aufzeichnungen über die Leitfähigkeit der Milch, die Brunstwahrscheinlichkeit, die Melkungen je Viertel und die Zwischenmelkzeit. Die Aktivität der Kühe misst der Roboter über Schrittzähler und Wiederkautätig-keit. „Am Bildschirm zeigt mir der Computer überfällige Kühe. Da der Büroschrank am Gang zum Stall steht, sehe ich sie oft im Vorbeige-hen“, so Johann.

LKV kommt mit dem Shuttle

Einfach und zeitsparend läuft auch die LKV-Kontrolle ab. Der Kontroll-assistent hängt eine Entnahmevor-richtung, das Shuttle, in das Melk-robotersystem. Das Shuttle zweigt nach programmierten Vorgaben

gehen können. „Das machen wir während der Stallarbeit zwei mal pro Tag, bei den Kalbinnen drei mal täglich zum Angewöhnen“, so die beiden. „Auf jeden Fall sollte die Kuh in der Hauptlaktation bei drei Melkungen je zehn Liter errei-chen, denn mehr Melkungen kos-ten Geld und sind nicht gut für die Eutergesundheit.“

Eine unbegründete Sorge

Größere Bedenken beim Umstieg waren, dass die Zellzahl ansteigen wird“, erinnern sich Johann und Karin. Sie lag vor dem Umstieg bei rund 100.000 und scherte nach dem Wechsel auf den Roboter kurz nach oben aus. Sie ist aber rasch wieder gesunken. Heute schwankt die Zellzahl zwischen 80.000 und 115.000. „Entscheidend sind Füt-terung und Stallhygiene, damit die Zellzahlen unten bleiben“, wissen die beiden.

Spaltenroboter

Ein Roboter reinigt die Spalten, um Klauenproblemen vorzubeu-gen und damit die Kühe so sauber wie möglich in die Melkbox kom-men. „Das automatische Melksys-tem kriegt die Kühe nicht zu hun-dert Prozent sauber“, beobachten Johann und Karin. Das Melkzeug reinigen sie mehrmals am Tag mit Spülwasser und Schwamm, eben-falls das Scannerglas. „Wenn 50 Kühe dreimal am Tag den selben Platz aufsuchen, heißt das, dass sie die Melkbox mindestens 150 mal betreten“, geben die beiden zu be-denken. „Deshalb reinigen wir den Standplatz auch entsprechend.“Im Sommer schaltet sich die Hauptreinigung des Melksystems drei mal am Tag ein, im Winter zwei mal täglich. Im Roboterstand wird jedes Euter nach dem Melken automatisch mit einem Jodmittel besprüht. Nach jeder Melkung folgt eine Zwischendesinfektion mit Dampf. Diese Hygienemaßnah-men tragen auch dazu bei, dass seit der Umstellung auf das automati-sche Melksystem keine der Kühe an einer akuten Euterentzündung gelitten hat. „Sobald der Roboter anzeigt, dass die Leitfähigkeit an-

Mai 2016 Automatische Melksysteme

Die Landwirtschaft | 47 |

von jeder Kuh Milch in Proberöhr-chen ab. Am nächsten Tag kommt der Kontrollassistent, nimmt die Probeflaschen mit und spielt die Daten vom Roboter auf den LKV-PC.

Nach einem Jahr kommt die Routine

Ein Jahr braucht es, dass das Mel-ken mit dem Roboter zur Routine wird. Der Roboter ist 24 Stunden bereit, Kühe zu melken, das heißt für die beiden, dass auch sie im Notfall 24 Stunden für ihn einsatz-bereit sind. „Das muss einem auf jedenfalls bewusst sein. Zwei Leu-te am Betrieb sollten sich mit der Technik unbedingt auskennen“, betont Karin, die als Tiefbauinge-nieurin schon viel technisches Wis-sen und Interesse mitbringt. Auf je-den Fall darf man keine Angst vor dem PC und der Technik haben. „Ein gutes Service ist das Um und Auf, vor allem die Gewissheit, dass man zu jeder Tages- und Nacht-zeit jemanden erreichen kann“, ist Johann überzeugt. „Wenn wir ein Problem haben, kann in zwei Stun-den ein Techniker vor Ort sein.“ Im Servicevertrag mit der Firma ist vereinbart, dass viermal im Jahr ein Mitarbeiter kommt, die Anlage überprüft und Servicearbeiten er-ledigt. Dafür zahlen sie 2.400 Euro im Jahr.

Die Arbeitskreisergebnisse zeigen, dass sie und ihre Milchviehherde die Umstellung auf das automa-tische Melksystem gut gemeistert

haben. 2013 lag die durchschnitt-liche Milchleistung bei 7.450 Ki-logramm, steigerte sich 2014 auf 7.750 Kilogramm und legte im Vor-jahr auf 7.900 Kilogramm zu. Nur die Inhaltsstoffe liegen mit 4,25 Prozent Fett und 3,33 Prozent Ei-weiss etwas niedriger als zuvor im Melkstand.

Mehr Zeit und kein schlechtes Gewissen

Der ständige Melkstress ist für Mensch und Tier auf einen Schlag vorbei“, betonen Johann und Ka-rin. „Die allgemeine Ruhe in der Herde trägt dazu bei, dass sich unsere Tiere sichtbar wohl fühlen.“ Der Gewinn an Lebensqualität ist durch nichts zu ersetzen. Johann genießt es, statt um fünf jetzt um sechs Uhr morgens in den Stall zu gehen. Haben sie zuvor zu zweit allein vier Stunden mit dem Mel-ken verbracht, benötigt jetzt einer fürs Füttern, die Boxenpflege, das Besamen, das Füttern der Kälber und für Kontrollen im Milchvieh-stall insgesamt rund drei Stunden täglich. „Da jetzt zwei Kollegen mit dem baugleichen Fabrikat ihre Kühe melken, können wir ohne Bauchweh mit unseren Kindern zwei mal im Jahr auf Urlaub fahren und auch mal gemeinsam etwas unternehmen“, freuen sie sich und Karin hat kein schlechtes Gewis-sen mehr, wenn sie in der Früh bei ihren Kindern ist und nicht in den Stall geht.

PAULA PÖCHLAUER-KOZEL

VON 17 KÜHEN IM ANBINDESTALL stockten sie im Jahr 2000 auf 30 Tiere im Laufstall auf, die sie in einem Sechser-Side-by-Side-Melkstand gemolken haben. Mit dem Melkroboter, einem A4 von Lely, melken Johann und Karin seit 2014 rund 60 Kühe, davon stehen in der Regel etwa zehn trocken. Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel

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Neben neuen Automatischen Melksystemen sind mittlerweile auch gebrauchte Roboter am Markt. Ob der neue oder der gebrauchte Automat für den eigenen Betrieb interessant ist oder ob es doch der Melkstand bleiben soll – bei dieser Entscheidung hilft der Kostenvergleich von LK-Mitarbeiter Gerald Biedermann.

Um ein Kilogramm Milch mit möglichst geringen Kosten zu belasten, sollte man die An-schaffungskosten der Melktech-nik so niedrig wie möglich hal-ten. Allerdings ist in den meis-ten Betrieben Arbeitszeit knapp und damit Arbeit teuer. Da-durch werden gerade bei her-kömmlichen Melkständen bei der Dimensionierung Kompro-misse notwendig. Auch die Er-weiterbarkeit des Systems ist ein wesentlicher Faktor und verur-sacht zusätzliche Kosten.Die Übersicht zeigt einen Ver-gleich verschiedener Melksyste-me hinsichtlich der anfallenden

Kosten. Die Arbeitszeit ist nicht berücksichtigt.

Kosten im Verhältnis zur verkauften Milch

Es werden verschiedene Melk-stände plakativ mit Automa-tischen Melksystemen vergli-chen. Wichtig ist, dass man die Kosten im Verhältnis mit der verkauften Milch sieht. Nur so kann man eine Aussage zur Wirtschaftlichkeit des jeweili-gen Systems treffen.Beim Einbau von neuen auto-matischen Melksystemen ist ge-nauso wie bei konventionellen Melkständen auf die Erweiter-

barkeit zu achten. Mittlerweile gibt es Systeme, die man relativ einfach um zusätzliche Melkbo-xen erweitern kann. Aufgrund der Kosten ist mittelfristig eine Auslastung von mindestens 500.000 Kilogramm verkaufter Milch pro Melkbox anzustre-ben. Das neue AMS kostet bei 300.000 Kilogramm verkaufter Milch zirka 6,5 Cent pro Kilo-gramm Milch, bei 400.000 Kilo-gramm Milch etwa 5,2 Cent und bei 500.000 Kilogramm 4,4 Cent. Gut ausgelastete Melkstände kommen ohne Bewertung der Arbeitszeit auf Kosten um drei Cent pro Kilogramm Milch.

Vorsicht bei gebrauchter Technik

Betriebe, die mit weniger als 60 Kühen auf das automatisierte Melken umstellen wollen, zie-hen auch gebrauchte Anlagen in Erwägung. Genauso wie beim Kauf eines gebrauchten Trak-tors kostet bewährte Technik entsprechend mehr. Vom Kauf sehr günstiger gebrauchter Sys-teme muss abgeraten werden. Der günstige Preis beruht häu-fig auf einem höheren Ausfall-risiko, was gerade bei täglich eingesetzter Technik problema-tisch ist.Bei der Kostenkalkulation muss man berücksichtigen, dass neben der geringeren Leistung mit weniger Melkungen pro Tag mit höheren variablen Kosten (Reparaturkosten) und mit ver-gleichsweise hohen fixen Kos-ten kalkuliert werden muss. Die Systeme weisen aufgrund des kürzeren Restnutzungszeitrau-mes beträchtliche Abschreibun-gen auf.Wird ein neues System mit An-schaffungskosten von 140.000 Euro auf 15 Jahre abgeschrie-ben, beträgt die jährliche AfA 9.330 Euro. Schreibt man ein gebrauchtes System um 60.000 Euro Anschaffungskosten in acht Jahren ab, beträgt die jähr-liche AfA mit 7.500 Euro nur un-wesentlich weniger. Diese Ab-schreibungsbeiträge spiegeln aus heutiger Sicht den tatsäch-lichen Wertverlust wider.Ein großer Vorteil eines ge-brauchten Gerätes ist der gerin-gere Kapitalbedarf und die ge-ringeren Kapitalkosten. Gerade für Betriebe mit ausgelasteter

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Automatische Melksysteme Mai 2016

MELKSTAND VERSUS MELKROBOTER

Kostenvergleich „Melken“

Tabelle: unterstellte Annahmen beim Vergleich der Melktechnik, angelehnt an Kalkulation Franz Hunger, LK OÖAMS = Automatisches Melksystem; Melkstände: SBS = Side by Side; FG = Fischgrät

1x6 SBS 2x4 FG 2x8 FG 2x12 FGAMS neu

AMS gebr.

AMS 2 Boxen

Melktechnik(ohne Kühltechnik)

€ 34.000 50.000 100.000 135.000 140.000 55.000 210.000

Gebäudehülle € 35.000 50.000 85.000 120.000 35.000 35.000 50.000

Investitionssumme € 69.000 100.000 185.000 255.000 175.000 90.000 290.000

Nutzungsdauer Technik Jahre 18 18 18 18 15 8 15

Nutzungsdauer Gebäudehülle

Jahre 30 30 30 30 30 30 30

Abschreibung Technik €/Jahr 1.889 2.778 5.556 7.500 9.333 6.875 14.000

Abschreibung Gebäudehülle €/Jahr 1.167 1.667 2.833 4.000 1.167 1.167 1.667

Zinsansatz (3 %, halbes Kapital)

€/Jahr 1.035 1.500 2.775 3.825 2.625 1.350 3.900

Servicekosten extra €/Jahr 2.500 1.000 4.000

Fixkosten pro Jahr €/Jahr 4.091 5.944 11.164 15.325 15.625 10.392 23.567

Stromkosten Ct/kg Milch 0,5 0,5 0,5 0,5 0,7 0,8 0,7

Wasserkosten Ct/kg Milch 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1 0,1

Reparatur + Instandhaltung Ct/kg Milch 0,55 0,5 0,42 0,4 0,5 0,9 0,5

variable Kosten Ct/kg Milch 1,15 1,1 1,02 1 1,3 1,8 1,3

Kostenvergleich verschiedener Melksysteme

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Kreditlinie kann dies ein Krite-rium sein.

Wann ist gebrauchter Roboter unwirtschaftlich?

In der Kalkulation bedeutet dies, dass das gebrauchte Sys-tem dem neuen in einem Leis-tungsbereich von 300.000 bis 450.000 Kilogramm Milch über-legen ist, die Kosten aber trotz-dem um zirka zwei Cent über einem konventionellen Melk-

system liegen. Ab ca. 450.000 Ki-logramm Milch pro Box ist das neue System auf Grund der ähn-lichen Kosten und des geringe-ren Ausfallrisikos der gebrauch-ten Alternative vorzuziehen. Unter 300.000 Kilogramm Milch ist auch ein gebrauchter Melk-roboter unwirtschaftlich.Zieht man die Arbeitszeit mit ein, hängt die Rechnung sehr stark von den betrieblichen Rahmenbedingen ab. Hier

Mai 2016 Automatische Melksysteme

Die Landwirtschaft | 49 |

DI GERALD BIEDERMAN Ref. Betriebswirtschaft Tel. 05 0259 25104 [email protected]

Kurz gefasstEin gut ausgelastetes AMS macht eine Milchproduktion mit flexibleren Arbeitszeiten mög-lich. Der gewonnenen Flexibilität stehen höhere Kosten gegen-über. Sind am Betrieb Arbeits-ressourcen verfügbar, können diese durch konventionelle Melksysteme entsprechend ent-lohnt werden.

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

9,0

10,0

100

.000

200

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.000

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.000

700

.000

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900

.000

Cent

pro

kg

Milc

h

gelieferte Milch (kg pro Jahr)

1x6 SBS 2x4 FG 2x8 FG

AMS neu AMS 2 Boxen2x12 FG AMS gebr.

stellen sich Fragen wie: Sind Arbeitskräfte verfügbar? Wie gerne wird gemolken?Eine Arbeitskraftstunde pro Tag bedeutet bei einem Lohn-ansatz von zehn Euro pro Akh 1,8 Cent Arbeitsbelastung pro Kilogramm Milch bei 200.000 Kilogramm verkaufter Milch, 1,2 Cent bei 300.000, 0,9 Cent bei 400.000 und 0,7 Cent bei 500.000 Kilogramm Milch. Setzt man diesen Faktor in Relation

Kosten für das Melken ohne Lohnansatz

mit den Kosten der Milchgewin-nung, so ist weniger die schwer zu beziffernde Einsparung von Arbeitszeit, sondern primär die gewonnene Flexibilität ein be-triebswirtschaftliches Kriterium für die Entscheidung für ein AMS.Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass am Betrieb vorhande-ne Arbeitskräfte beim effizien-ten Einsatz von konventionel-len Melkständen gute Stunden-entlohnungen und in der Folge Einkommensbeiträge erwirt-schaften können.

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NACH DER VORLAGE des Grundfutters steigt die Auslastung des Melkroboters generell an. Häufiges Futternachschieben sorgt für gleichmäßige Auslastung des Automatischen Melksystems. Foto: LK NÖ/Horn

mittel die Wirkung und Aufnah-me des Futters verbessern.

Kraftfutter in der Melkbox

Die empfohlene Kraftfuttermen-ge pro Melkung liegt bei 1,5 Ki-logramm. Größere Mengen kann die Kuh kaum fressen und weni-ger hat zu wenig Lockeffekt. Die empfohlene Menge von 1,5 Ki-logramm darf man mit pansen-schonenden Komponenten wie Körnermais und Trockenschnit-zel sowie bei hoher Eiweißer-gänzung auf bis zu zwei Kilo-gramm erhöhen. Dieses Futter

Herdenniveau entsprechen, soll-ten mittelfristig aus der Herde ausscheiden. Altmelkende Kühe auf niedrigem Leistungsniveau sollte man früher trockenstellen, damit sie nicht verfetten.

Aufgewertete Mischration auf sehr hohem Niveau

Eine große Herausforderung bei der Fütterung mit dem Misch-wagen oder einem Fütterungsro-boter ist die Einstellung der auf-gewerteten Grundfutterration (AGR). Stellt man das Kraftfut-terniveau sehr hoch ein, werden die Kühe auf hohem Leistungs-niveau besser versorgt und man beugt damit Stoffwechselprob-lemen vor. Allerdings kann man altmelkenden Kühen und Kühen auf niedrigem Leistungsniveau nur sehr wenig Kraftfutter am Melkroboter verabreichen. Da-durch sinkt der Lockeffekt und die Attraktivität, den Melkro-

Bringen AMS-Betriebe die Kühe durch häufiges Nachschieben des Grundfutters und mit Lock-futter dazu, öfters an den Barn zu kommen, werden die Tiere auch die Melkbox häufiger besuchen und sie so gleichmäßiger auslas-ten. Wird das Futter nur zu den Hauptmahlzeiten angeschoben, sind alle Kühe gleichzeitig in Be-wegung, und es kommt zu einem Gedränge vor dem Melkroboter. Nach der Grundfuttervorlage steigt die Auslastung des Melk-roboters generell an.

Grundfutterleistung

Je nach Qualität des Grundfut-ters, der Zusammensetzung, dem Kraftfutteranteil sowie der Futteraufnahme kann eine Kuh aus den Gras- und Maissilagen zwischen fünf und 20 Kilogramm Milch produzieren. Aufgrund dieser enormen Spreizung der möglichen Grundfutterleistung erkennt man schon, wie wichtig die Rationsberechnung auf Basis von Grundfutteranalysen ist.

Mischrationen

Die sinnvollste Art der Mischra-tion ist die aufgewertete Grund-futterration (AGR), wo ein Teil des Kraftfutters ins Grundfut-ter eingemischt wird. Die totale Mischration ist bei AMS-Betrie-ben nicht möglich, weil Kraft-futter als Lockmittel zum Besuch der Melkstation dient. Deshalb muss man Kraftfutter aus der Mischration nehmen und in der Melkbox anbieten.

Eine große Bedeutung bei der Fütterung von Mischrationen haben das Milchleistungsniveau und die Persistenz. Leistungs-schwache Kühe, die nicht dem

boter zu besuchen, leidet. Ein häufiges Nachtreiben ist die Fol-ge. Daneben besteht das Risiko, dass diese Kühe durch Überver-sorgung mit Energie verfetten.

Aufgewertete Mischration auf sehr niedrigem Niveau

Setzt man das Kraftfutterniveau in der aufgewerteten Mischra-tion sehr niedrig an, muss man hochleistenden Kühen sehr viel Kraftfutter in der Melkbox geben. Das Pansenmilieu leidet durch die hohe Anflutung von Säuren und Ammoniak. Die Kuh kann womöglich auch nicht das ganze Kraftfutter in der Melkzeit fres-sen und sie blockiert die Melkbox unnötig. Ist es unbedingt not-wendig, hohe Kraftfuttermengen über den Melkroboter zu geben, kann man durch pansenscho-nende Komponenten wie Kör-nermais und Trockenschnitzel sowie durch pelletierte Futter-

Wie Roboterbetriebe mit ausgefeilter Ration und geschickter Futtervorlage die Auslastung des Automati-schen Melksystems optimieren können, weiß LK-Experte Gerald Stögmüller.

FUTTERVORLAGE REGULIERT DIE AUSLASTUNG DES ROBOTERS

Worauf beim Füttern achten?

| 50 | Die Landwirtschaft

Automatische Melksysteme Mai 2016

Kraftfutter ist das ideale Lock-mittel, das die Kühe in die Melkbox holt. Es muss deshalb nicht nur die richtigen Nähr-stoffe enthalten, sondern den Tieren auch schmecken. Das ist gerade bei aufgewerteten Grundfutterrationen eine He-rausforderung, genauso wie die leistungsbezogene Nähr-stoff- und Energieversorgung. Besonders der Energiebedarf schwankt zwischen einer gerin-gen und hohen Milchleistung um bis zum fünffachen Bedarf.

Der Fokus in der Nährstoff-versorgung liegt meist auf der Hochleistungskuh. Eine Unterversorgung zeigt sich rasch durch Stoffwechseler-krankungen und eingeschränkte Fruchtbarkeit. Die größeren und verhängnisvolleren Fehler wer-den aber im letzten Laktations-drittel durch Überversorgung gemacht. Eine verfettete Kuh ist die Problemkuh in der nächsten Laktation.

Kurz gefasst

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Mai 2016 Automatische Melksysteme

Die Landwirtschaft | 51 |

Zusätzlicher Transponder ja oder nein?

Falls ein Transponder installiert wird, muss dieser unbedingt mit dem Melkroboter in Verbindung stehen. Andernfalls könnte es vorkommen, dass eine Kuh nach dem Verlassen des AMS gleich zum Transponder geht und dort noch eine Portion Kraftfutter abholt und dabei eine sehr hohe Menge in kurzer Zeit aufnimmt. Ein Transponder ist dann sinn-voll, wenn keine Mischration sondern eine getrennte Vorla-ge durchgeführt wird, wenn das Milchleistungsniveau der Herde stark schwankt oder wenn die Melkbox an der Kapazitätsgren-ze betrieben wird.

soll bei so hohen Mengen pelle-tiert sein, damit die Kuh es aus-reichend schnell frisst.

Niveau der AGR

Zieht man vom Bedarf die Kraft-futtermenge über die Melkbox ab, ergibt sich ein sinnvolles Niveau der aufgewerteten Misch-ration von zirka sechs bis acht Kilogramm unter dem durch-schnittlichen Tagesgemelk. Hier ist es günstig, zwei Leistungs-gruppen zu bilden. Damit kann man AGR und Kraftfutterergän-zung besser abstimmen.Diese Gruppentrennung fordert aber Selektionstore oder einen Melkroboter mit zwei Ausgän-gen.

DI GERALD STÖGMÜLLER Futtermittellabor Rosenau Tel. 05 0259 23601 [email protected]

Gesamtenergiebedarf Kuh

200

140

180

160

120

60

100

80

0

40

20

Erhaltungsbedarf

15 kg Milch

25 kg Milch

35 kg Milch

45 Kg Milch

W K AGNER ARL3300 Amstetten07472/64529 ~ 0664/28 23 [email protected]

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Man kann hier die Kraftfutterer-gänzung nur in einem geringen Umfang durchführen, weshalb Kühe auf einem hohen Milch-leistungsniveau nicht ausrei-chend versorgt werden können.Ein Transponder ermöglicht auch das Erstellen einer güns-tigeren Ration. Über den Melk-roboter kann man die billige-ren Basisfuttermittel für Ener-gie, Eiweiß und Mineralfutter geben und über den Transpon-der ergänzt man mit speziellem Hochleistungsfutter.

Die Fütterungsreferenten der LK NÖ helfen gerne bei der Ra-tionsgestaltung. Hierzu stehen folgende Beratungsprodukte zur Verfügung. Grundberatung Rationsbe-

rechnung für Rinder Einstellung des Futtermisch-

wagens

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des LKV täglich zu überwachen. Wichtige Parameter sind Leit-fähigkeit, Zellzahl, Milchtem-peratur und -farbe, Anmelkzeit, misslungene Melkungen und die Veränderung der Milchleistung. Bei Auffälligkeiten muss man das Tier sofort mittels Schalm-test kontrollieren, bei Bedarf eine bakteriologische Milchpro-be einschicken und darauf auf-bauend behandeln.

Melkanrechte richtig einstellen

Mit mehr als 16 Stunden zu lange und mit weniger als sieben Stun-den zu kurze Zwischenmelkzei-ten sind ein Risiko für die Euter-gesundheit. Das Ziel sind zehn Kilogramm Milch pro Melkung. Unnötige Melkungen belasten das Euter. Hier beugt man mit der richtigen Einstellung der Melkanrechte vor.Zu häufiges Melken im Verhält-nis zur Milchleistung schädigt Zitzengewebe und Schließmus-kel. Erreger können leichter in das Euter eindringen. Kommt es zu sehr langen Zwischenmelk-zeiten von mehr als 16 Stunden, können sich die Erreger durch die mangelnde Ausschwemmung im Euter stark vermehren. Hier muss man klären, warum die Tie-re nicht melken gehen. Um die Einstellung der Melkanrechte zu optimieren, hat sich das LKV-Tool für AMS Betriebe bewährt. Das LKV-Tool verknüpft die tat-

ZWISCHENDESINFEKTION beugt der Übertragung von euterassoziierten Mastitiserregern* vor. Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel

korrekte Funktion der Technik sind umso entscheidender.

Vorteile und Risiken

Erfolgreiche AMS-Betriebe be-herrschen die Risiken durch regelmäßige Überwachung der Eutergesundheit und kon-sequente Vorbeugemaßnah-men. Dies beginnt bereits vor dem Umstieg auf ein Automa-tisches Melksystem. In Herden, die bereits vor der Umstellung auf automatisches Melken hohe Zellzahlen hatten, treten auch nach der Umstellung vermehrt Probleme auf. Die Herde muss man daher vor dem Umstieg sa-nieren.

Eutergesundheit konsequent überwachen

Anders als beim herkömmli-chen Melken hat man die Tiere und Euter nicht zweimal am Tag vor sich. Umso wichtiger ist es, die Eutergesundheit mittels der Daten und Listen des AMS und

GESUNDE EUTER MIT AUTOMATISCHEN MELKSYSTEMEN

Von der Zellzahl bis zu den Melkanrechten

Vergleicht man anhand des Jah-resabschluss des LKV NÖ den Durchschnitt aller niederöster-reichischen LKV-Betriebe mit dem Durchschnitt der AMS-Be-triebe hatten letztere eine um 34.000 höhere Zellzahl. Im Ver-gleich mit Betrieben mit ähnli-cher Herdengröße mit mehr als 40 Kühen war die Zellzahl der AMS-Betriebe lediglich 23.000 Zellen höher.

54 Prozent der AMS Betriebe schafften einen Jahresschnitt von unter 200.000 Zellen und 23 Prozent der AMS Betriebe er-reichten im Jahresmittel eine Zellzahl von unter 150.000.

Zellzahl steigt nicht bei allen

Alle niederösterreichischen Be-triebe, die innerhalb der letz-ten fünf Jahre auf automatisches Melken umstellten, wurden aus-gewertet. Die Ergebnisse zei-gen, dass die Zellzahl im Jahr nach der Umstellung im Schnitt um 12.700 Zellen höher war, als

In der Praxis haben Automatische Melksysteme bezüglich Eutergesundheit einen schlechten Ruf. Ist das begründet und worauf kommt es an, um automati-sches Melken und Eutergesundheit zu vereinen?

| 52 | Die Landwirtschaft

Automatische Melksysteme Mai 2016

im Jahr vor der Umstellung. Die Zellzahl stieg allerdings nicht bei allen AMS-Umstellern an. 43 Prozent der Betriebe hatten nach der Umstellung auf AMS sogar eine niedrigere Zellzahl als vor der Umstellung. Diese Zahlen belegen, dass AMS Be-triebe nicht zwangsläufig hö-here Zellzahlen haben müssen, der Eutergesundheit im AMS Betrieb aber besondere Auf-merksamkeit gewidmet werden muss. Management sowie die

Vergleich der Zellzahlen im NÖ LKV Abschluss 2015

0

50

100

150

200

250

alle Betriebe Betriebe > 40 Kühe AMS Betriebe

184 195218

MIT SAUBEREN LIEGBOXEN und Laufgängen beginnt die gute Eutergesundheit. Foto: LK NÖ/Horn

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MEHRMALS PRO TAG sollte man den Melkplatz kontrollieren und Laser, Kamera und Melkzeug reinigen. Foto: LK NÖ/Pöchlauer-Kozel

dass ihre Fähigkeit das Euter zu reinigen, begrenzt ist. Daher ist wichtig, dass erst gar keine stark verschmutzten Tiere die Melk-box betreten. Deshalb müssen AMS Betriebe alles tun, damit die Tieren sauber bleiben.Dabei ist die Liegeboxenpflege entscheidend. Die Boxen müs-sen immer sauber und trocken sein. Gleiches gilt für die Lauf-gänge. Auch das Scheren von Euter und des Schwanz kann helfen, die Tiere sauber zu hal-ten. Hygiene ist aber nicht nur aufgrund der begrenzten Euter-reinigung wichtig. Da der Robo-ter die Tiere in der Regel häu-figer melkt, ist auch der Strich-kanal länger geöffnet. Dadurch steigt das Risiko der Tiere, sich in der Liegebox mit Umwelt-keimen zu infizieren. Dazuzäh-len zum Beispiel Streptococ-cus uberis, Escherichia coli und Klebsiella.Deshalb sollte beim Sprühdip-pen nicht gespart werden. Das Dippmittel muss gleichmäßig auf den Zitzen haften bleiben und an der Zitzenspitze einen Tropfen bilden.Auch die Hygiene der Melkbox selbst trägt zu einer guten Eu-tergesundheit bei. Der Melk-platz sollte mehrmals täglich mit Wasser gereinigt werden,

sächlichen Zwischenmelkzeiten und Gemelksmengen und stellt sie übersichtlich dar.

Ein Melkzeug für die gesamte Herde

Beim automatischen Melken wird die gesamte Herde mit einem Melkzeug gemolken und man kann keine Melkreihen-folge einhalten. Deshalb ist das Übertragungsrisiko euterasso-ziierten Mastitiserregern* be-sonders hoch. Dazu zählen zum Beispiel Staphylococcus aureus und Streptococcus agalactiae.Die einzige wirksame Maßnah-me, um das Übertragungsrisiko zu minimieren, ist eine funktio-nierende Zwischendesinfektion des Melkzeugs und der Euterrei-nigungseinrichtung mit Bürsten oder Bechern. Wer bei der Zwi-schendesinfektion am Automa-tischen Melksystem spart, spart an der falschen Stelle. Die kor-rekte Funktion dieser Zwischen-desinfektion sollte man regel-mäßig überprüfen. Hier kann man zum Beispiel die Konzen-tration der Peressigsäurelösung mit Teststreifen oder die Keim-belastung der Melkbecher mit Tupferproben überprüfen.

Kühe und AMS müssen sauber sein

Je nach Fabrikat reinigen AMS die Zitzen entweder mit gegen-läufigen Bürsten, einem eige-nen Vorbereitungsbecher oder direkt im Melkbecher. All die-se Systeme haben gemeinsam,

Mai 2016 Automatische Melksysteme

Die Landwirtschaft | 53 |

um zu starke Verschmutzung der Melkbox mit Kot zu verhin-dern. Im Winter sollten mindes-tens zwei, im Sommer mindes-tens drei Hauptreinigungen pro Tag durchgeführt werden.

Euterform für AMS Betriebe besonders wichtig

AMS stellen höhere Ansprü-che an die Euterform und Zit-zenstellung als konventionelles Melken. Bei zu tiefen Eutern, sehr ungleichmäßigen Eutern, stark gewinkelten Zitzen oder

zusammenstehenden Zitzen kann es Probleme mit dem An-setzen des Melkzeuges, abge-brochenen Melkungen und dem Ausmelkgrad geben. AMS Be-triebe müssen daher in der Zucht besonders auf funktionelle Euter achten.

Knackpunkte der Eutergesundheit am AMS-BetriebDie Umstellung von konventionellem auf automatisches Melken bringt

Vorteile für die Eutergesundheit, birgt aber auch Risiken

VorteileDurch höhere Melkfrequenz werden Keime öfter ausgeschwemmt.Weniger Blindmelken durch milchflussgesteuerte Abnahme auf

Viertelebene.Keine Kreuzkontamination zwischen Vierteln weil eine Milchableitung

pro Viertel.

Nachteile Kein zweimaliger direkter Kontakt zwischen Mensch und Tier pro Tag. Höhere Belastung des Eutergewebes durch häufigeres Melken. Unregelmäßige Zwischenmelkzeiten. Euterassoziierte Mastitiserreger*: nur ein Melkzeug für die gesamte

Herde und keine Melkreihenfolge. Umweltkeime: standardisierte Euterreinigung kann nicht auf Ver-

schmutzungsgrad eingehen; Euter werden mit Wasser beziehungs-weise Bürsten gereinigt und der Strichkanal ist durch die höhere Melkfrequenz länger offen.

Vorteile und Risiken

MELKSTÄNDE

MELKROBOTER

MELKKARUSSELLE

MILCHMENGENMESSUNG

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DR. MARCO HORN, BEd Ref. Milchwirtschaft Tel. 05 0259 23304 [email protected]

* Euterassoziierte Mastitiserreger: das infizierte

Euterviertel ist die Infektionsquelle, von wo die

Erreger während des Melkens auf ein anderes

Viertel übertragen werden können.

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Bei den vielen Einstellmöglichkeiten kommt es vor allem auf die Einstellung von Melkberechtigungen und Kraftfutterzuteilung an. Wie man die Einstellungen regelmäßig überprüft und anpasst und dabei die Daten aus AMS und der Leistungskontrolle sowie der Tierbeobachtung im Stall miteinbezieht, zeigen Marco Horn von der LK NÖ und Martin Gehringer vom LKV NÖ.

Aus Gründen der Eutergesund-heit und Milchhygiene sollte jede Kuh mindestens zweimal täglich gemolken werden.

Zehn Kilogramm Milch pro Melkung ist das Ziel

Mit dem Automatischen Melk-system können Kühe auch deut-lich öfter gemolken werden. Dies macht nur bei entspre-chender Milchleistung Sinn. Jede Melkung kostet Arbeits-zeit des AMS, verbraucht Was-ser, Strom, Reinigungs- und Dippmittel und belastet das Eu-ter. Es sollten daher nur Kühe mit einer gewissen erwarteten Milchmenge gemolken werden. Der Zielwert lautet zehn Kilo-gramm Milch pro Melkung.

In der Praxis hat eine Kuh dann ein Melkanrecht, wenn sie die eingestellte Gemelksmenge oder die Zwischenmelkzeit er-reicht. Da die Kühe die Melk-box in der Regel freiwillig aufsu-chen sollen, wird die Zwischen-melkzeit oft deutlich kürzer als eigentlich sinnvoll eingestellt. Dies führt dazu, dass einzelne Kühe deutlich zu früh und bei

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Automatische Melksysteme Mai 2016

DIE EINSTELLUNGEN DES AMS OPTIMIEREN

So hilft das LKV-Tool

zu geringer Gemelksmenge ge-molken werden.Eine Kuh mit 30 Kilogramm Milch kann problemlos dreimal täglich gemolken werden. Be-

sitzt eine Kuh mit 15 Kilogramm Tagesleistung aber das glei-che Melkanrecht, erreicht sie nur noch fünf Kilogramm pro Melkung. Kühe die zu früh und

bei zu geringer Euterfüllung ge-molken werden, haben keine oder wenig Zisternenmilch. Die Zisternenmilch ist aber wichtig, um die Zeit vom Melkbeginn, bis zum Einschießen der Milch zu überbrücken. Gleichzeitig dau-ert es länger als normal bis die Milch einschießt, im Extremfall bis zu drei Minuten. In der Re-gel vergeht aber von Beginn des Anrüstens bis zum Ansetzen des ersten Melkbechers im AMS we-niger als eine Minute. Bei Melk-beginn sind die Zitzen also leer, das Melkzeug haftet schlecht. Das Vakuum im Zitzengummi-kopf steigt und das Melkzeug beginnt zu klettern. Das Blind-melken zu Beginn des Melkvor-gangs belastet das Zitzengewe-be stark und verschlechtert den Ausmelkgrad. Das Zitzengewe-be wird nachhaltig geschädigt und der Strichkanal ist länger geöffnet. Dadurch können Mas-titiserreger wiederum leichter ins Euter eindringen.Gerade was die Melkanrech-te betrifft, liefern die Standard-auswertungen der Hersteller keinen ausreichenden Über-blick über das Zusammenspiel

ABBILDUNG 2 Ansicht Modul Einzeltier Grafik: LKV NÖ ABBILDUNG 3 Ansicht Modul Tagesverlauf Grafik: LKV NÖ

ABBILDUNG 1 Ansicht Modul Betrieb Grafik: LKV NÖ

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Farbe Interpretation ZMZ kurz (< 7 h) &

Gemelksmenge niedrig (< 8 kg)

ZMZ kurz (< 7 h) & Gemelksmenge noch nicht zu niedrig (> 8 kg)

ZMZ in Ordnung

ZMZ zu lang (> 16 h) & Gemelkmenge noch nicht zu hoch (< 14 kg)

ZMZ zu lang (> 16 h) & Gemelkmenge zu hoch (> 14 kg)

Mai 2016 Automatische Melksysteme

Die Landwirtschaft | 55 |

von Zwischenmelkzeit und Ge-melksmenge. Hier hilft die das neue LKV-Tool für AMS Betrie-be.

LKV Tool für AMS Betriebe

Im Zuge der Milchleistungsprü-fung liest der Kontrollassistent am AMS standardisierte Daten aus und stellt sie den AMS Be-trieben grafisch aufbereitet im RDV4M zur Verfügung.Die Daten werden für den ge-samten Betrieb und für das Ein-zeltier leicht verständlich in fünf farblich unterschiedliche Kate-gorien eingeteilt. Dunkelblau sind Melkungen gekennzeich-net, die bei zu kurzer Zwischen-melkzeit und zu geringer Ge-melksmenge stattgefunden ha-ben. Bei hellblauen Melkungen war zwar die Zwischenmelkzeit zu kurz, aber die Gemelksmen-ge noch nicht zu niedrig. Grü-ne Melkungen fanden innerhalb des anzustrebenden Fensters von sieben bis 16 Stunden Zwi-schenmelkzeit statt.

Bei hellroten Melkungen war zwar die Zwischenmelkzeit zu lang, die Gemelksmenge aber

noch nicht zu hoch, wobei bei dunkelroten Melkungen sowohl Zwischenmelkzeit als auch Ge-melksmenge zu hoch waren.Als Einteilung für die Kategorien werden bei der Zwischenmelk-zeit sieben bis 14 Stunden und bei der Gemelkmenge acht bis 14 Kilogramm vom Programm vorgegeben. Der Benutzer kann die Einstellungen aber ändern.

Modul Betrieb

In diesem Modul erhält man rasch einen Überblick über die prozentuelle Aufteilung der Kühe je Kategorie und Tag und die Anzahl der Tagesgemelke (schwarze Linie). Startdatum ist immer die letzte Milchleistungs-kontrolle. Der Betrachtungszeit-raum kann zwischen zehn und 100 Tagen gewählt werden. In Abbildung 1 fällt auf, dass der Beispielbetrieb so gut wie kein Problem mit zu langen Zwi-schenmelkzeiten hat, gekenn-zeichnet durch hell und dun-kelrote Kategorien. Es finden aber annähernd 25 Prozent der Melkungen nach weniger als sie-ben Stunden und bei unter acht Kilogramm Milch statt.

Bei einem AMS wie im Beispiel mit rund 150 Melkungen am Tag würde eine optimierte Einstellung nicht nur Ka-pazität am AMS schaffen, son-dern auch die Euter schonen.

Modul Einzeltier

Dieses Modul stellt alle Kühe im ausgewählten Betrachtungszeit-raum einzeln dar. Neben dem Anteil der Melkungen je Kate-gorie werden auch Laktations-tag, misslungene Melkungen, Anzahl der Gemelke und Tages-milchleistung angezeigt.Nach diesen Kriterien kann man die Tiere durch einen Klick in die Kopfzeile der Tabelle auch ord-nen. Dadurch lassen sich Tiere rasch finden, die zum Beispiel re-gelmäßig zu früh und bei zu we-nig Milch (dunkelblau) oder zu spät und bei zu viel Milch (dun-kelrot) melken gehen. Man kann auch analysieren, ob die Proble-me zum Beispiel vordergründig bei Frischmelkern, Altmelkern oder Kalbinnen auftreten.Durch einen Klick auf die Le-bensnummer gelangt man zu einer chronologischen Auflis-tung aller Probemelkergebnisse.

Modul Tagesverlauf

Das Modul Tagesverlauf zeigt die Anzahl der Gemelke im einge-stellten Zeitraum über den Tag verteilt. Diese sind wieder in die fünf Kategorien unterteilt, sodass man sieht, wann die unterschied-lichen Tiergruppen zum Melken kommen.Erreichen die Balken im Tages-verlauf fast immer die gleiche Höhe, ist dies ein Indiz dafür, dass die Melkbox fast ausgelas-tet ist. In Abbildung 3 sieht man, dass die Melkungen im Tages-verlauf deutlich schwanken. Das deutet darauf hin, dass die Melk-box noch freie Kapazitäten für mehr Tiere hätte. Aus der Be-trachtung des Tagesverlaufs kann man auch die Zeit der Futtervor-lage und des Futteranschiebens oder des Nachtreibens überfälli-ger Kühe herauslesen.

Modul Zwischenmelkzeiten

Das Modul Zwischenmelkzeit zeigt die Verteilung der Anzahl der Gemelke im ausgewählten Zeitraum über die Zwischen-melkzeiten. Bei unserem Bei-spielbetrieb finden die meisten Melkungen bei einer Zwischen-melkzeit von unter sieben Stun-den, nämlich nach nur fünf bis sechs Stunden statt. Bei mehr als der Hälfte dieser frühzeiti-gen Melkungen lag die Gemelks-menge auch noch unter acht Ki-logramm (dunkelblau).

Im Verhältnis zur Milchleistung erhalten die Tiere also zu früh wieder ein Melkanrecht. Die Einstellungen müssen daher da-hingehend optimiert werden, diese frühzeitigen milcharmen Melkungen zu reduzieren, um eine optimale Auslastung des AMS zu erreichen und die Euter der Tiere zu schonen.

ING. MARTIN GEHRINGER LKV NIEDERÖSTERREICH

DR. MARCO HORN, BEd Ref. Milchwirtschaft Tel. 05 0259 23304 [email protected]

ABBILDUNG 4 Ansicht Modul Zwischenmelkzeiten Grafik:LKV NÖ

DATEN werden in fünf Kategorien eingeteilt. Grafik: LKV NÖ

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Automatische Melksysteme Mai 2016

Die Checkliste enthält einige wichtige Punkte, die man unabhängig von Fabrikat, Stallgrundriss oder Um-triebsform beim Umstieg von herkömmlichen Melken auf ein AMS berücksichtigen sollte.

DEN ÜBERBLICK BEHALTEN

Checkliste für den Umstieg

Eutergesundheit sicherstellenMan darf nur mit einer eutergesunden Herde auf ein Automatisches Melksystem umstei-gen. Deshalb sollte man ein Jahr vor der Um-stellung die gesamte Herde mittels bakteriolo-gischer Milchprobe untersuchen lassen. An-schließend kann man in der noch verbleiben-den Zeit erkrankte Tiere in Abstimmung mit dem Tierarzt behandeln. Den Behandlungs-erfolg muss man überprüfen, um therapiere-sistente Tiere zu merzen.

Klauengesundheit optimierenAMS Kühe müssen gerne laufen, ansonsten gehen sie nicht melken. Daher sollte man die Klauengesundheit rechtzeitig vor der Umstel-lung überprüfen und korrigieren.

Tiere frühzeitig an die Melkbox gewöhnenIdeal wäre es, wenn die Tiere die Melkbox ei-nige Wochen vor der Umstellung aufsuchen können und dort etwas Lockfutter erhalten. Dabei lernen sie, die Box stressfrei zu betre-ten und zu verlassen. Einige Hersteller bieten „Lernprogramme“ an. Dabei fährt der Ansetz-arm unter die Kuh, ohne die Zitzenbecher an-zusetzen. So gewöhnt sie sich an die Bewe-gungen und Geräusche.

Genügend Zeit für den Umstieg einplanenDie Umstellung auf automatisches Melken dauert meist einige Wochen. In dieser Zeit muss die Herde intensiv betreut und kont-rolliert werden. Die Umstellung sollte daher nicht mit Arbeitsspitzen wie der Ernte zu-sammenfallen. Gerade das Einmelken ist sehr arbeitsintensiv. In dieser Zeit sollten genü-gend Helfer zur Verfügung stehen.

Saubere Kühe erleichtern das EinmelkenBei verschmutzten Eutern findet der Roboter die Zitzen nur schwer. Ansetzversuche schla-gen fehl und damit auch Melkungen. Gerade

am Anfang bedeutet das Stress für die Kühe. Deshalb ist von Anfang an dafür zu sorgen, dass Liegeflächen und Laufgänge sauber sind, damit nur saubere Tiere das AMS betreten. Das Scheren von Schwanz und Euter kann hier von Vorteil sein. Außerdem sind schmut-zige Kühe ein Risiko für die Eutergesundheit. Fütterung frühzeitig planen

Bei automatischem Melken muss man auch die Fütterung umstellen. Das richtige Lock-futter und der Unterschied zwischen am Trog angebotener Energie und Gesamtenergie-bedarf entscheiden mit, ob die Kühe die ge-wünschte Melkfrequenz erreichen. Auch der Zeitpunkt der Futtervorlage am Futtertisch und des Nachschiebens beeinflusst wesent-lich die Auslastung der Melkbox. Vor der Um-stellung sollte man daher eine Rationsberech-nung durchführen.

Checkliste erleichtert den EinstiegBeim automatischen Melken ändern sich die Arbeitsabläufe am Betrieb grundlegend. Eine Checkliste hilft am Anfang den Überblick zu behalten und nichts zu übersehen.